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Einfluss des Englischen auf die Deutsche Sprache - johny7.de

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Nazarov Johannes 2008-02-08<br />

<strong>Einfluss</strong> <strong>des</strong> <strong>Englischen</strong> <strong>auf</strong> <strong>die</strong> <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Sprache</strong>


Inhaltsverzeichnis<br />

Inhaltsverzeichnis 2<br />

1. Einführung 3<br />

2. Bedeutung und <strong>Einfluss</strong> <strong>des</strong> <strong>Englischen</strong> in der <strong>Sprache</strong> <strong>des</strong> Berufsfel<strong>des</strong><br />

Elektrotechnik 3<br />

2<br />

Berufssprache 4<br />

Fachspezifische Bildungssprache 4<br />

Wirtschaftsorientierte Fachsprache 4<br />

3. Einflüsse <strong>des</strong> <strong>Englischen</strong> <strong>auf</strong> das deutsche Sprachsystem 5<br />

4. Gründe für <strong>die</strong> Einflüsse 5<br />

5. Pro und Kontra 6<br />

6. Anglizismen im Internet 8<br />

7. Erhaltung der deutschen <strong>Sprache</strong> 9<br />

8. Resümee 9<br />

Mist bleibt Mist 9<br />

Wert <strong>des</strong> <strong>Deutsche</strong>n 10


1. Einführung<br />

Haben Sie <strong>die</strong> Firewall Ihres Computers auch schon upgedatet? Oder war Ihr letztes Meeting<br />

nicht gut getimed? Dann haben Sie sich wahrscheinlich auch schon überlegt, in welcher<br />

<strong>Sprache</strong> Sie das nächste Angebot für Ihren neuen Kunden formulieren.<br />

Wer heute durch <strong>die</strong> Stadt oder in den Supermarkt geht, stößt immer häufiger <strong>auf</strong> englische<br />

Begriffe. In den Me<strong>die</strong>n sind Wortneubildungen und Verschmelzungen aus Wörtern der<br />

englischen und deutschen <strong>Sprache</strong>n schon lange in. Dieses neuartige Sprachgemisch wird<br />

umgangssprachlich Denglisch genannt, und ist genauso beliebt wie verachtet. Jugendliche, <strong>die</strong><br />

besonders cool erscheinen möchten, sprechen immer weniger deutsch. Der Technologievorsprung<br />

der letzten Jahre hat <strong>die</strong> Übernahme englischer Bezeichnungen in das <strong>Deutsche</strong><br />

enorm gefördert. Im Zuge der Globalisierung werden Anglizismen auch von Geschäftsleuten<br />

vermehrt eingesetzt. Ältere Menschen dagegen haben ernste Probleme beim Verständnis der<br />

Jugendlichen. Die Liebhaber der eigenen <strong>Sprache</strong> und Poeten warnen vor einer<br />

Überschwemmung der deutschen <strong>Sprache</strong> durch Anglizismen, <strong>die</strong> genauso gut oder sogar<br />

noch besser <strong>auf</strong> Deutsch ausgedrückt werden könnten.<br />

Die vorliegende Facharbeit will den <strong>Einfluss</strong> und <strong>die</strong> Bedeutung der englischen <strong>Sprache</strong><br />

sowohl allgemein im täglichen Sprachgebrauch als auch speziell im Berufsfeld der<br />

Elektrotechnik beleuchten. Dabei werden <strong>die</strong> Einflüsse aus der gesamten englischen <strong>Sprache</strong><br />

verschiedener Länder (England, USA, Australien etc.) in dem Begriff „Anglizismen“<br />

zusammengefasst. Es werden keine separaten Ausdrücke für „Amerikanismen“ etc.<br />

verwendet.<br />

2. Bedeutung und <strong>Einfluss</strong> <strong>des</strong> <strong>Englischen</strong> in der <strong>Sprache</strong> <strong>des</strong><br />

Berufsfel<strong>des</strong> Elektrotechnik<br />

Besonders in den Berufen der Elektrotechnik, Elektronik und Informatik, welche stark<br />

innovativ geprägt sind, ist mit einem starken Zuwachs an Einflüssen der englischen <strong>Sprache</strong><br />

zu rechnen. Das erklärt sich zum Einen dadurch, dass für neue Technologien und Produkte <strong>die</strong><br />

englischen Bezeichnungen ins <strong>Deutsche</strong> übernommen werden. Zum Anderen erzielt in<br />

Deutschland gerade <strong>die</strong> Elektronikbranche <strong>die</strong> größten Exporte. Deswegen wird <strong>die</strong> englische<br />

<strong>Sprache</strong> als Handelssprache für Berufe der Elektrotechnik zunehmend wichtig.<br />

Trotzdem sind der <strong>Einfluss</strong> und <strong>die</strong> Zunahme der Anglizismen nicht in allen Teilen der<br />

Branche gleich. Die Fachsprache der Elektrotechnik kann in mehrere Untermengen gegliedert<br />

werden, in denen <strong>die</strong> Entwicklung unterschiedlich verläuft.<br />

Abb. 1: Sprachbereiche einer Fachsprache<br />

3


Berufssprache<br />

Die Berufssprache stellt im Wesentlichen <strong>die</strong> Umgangssprache eines Berufsfel<strong>des</strong> dar. Es ist<br />

<strong>die</strong> gesprochene Fachsprache, <strong>die</strong> jedoch durch Begriffe aus dem „Marketing“ und durch viele<br />

umgangssprachliche „Fachbegriffe“ ergänzt wird. So wird zum Beispiel der Ausdruck<br />

„Glühbirne“ weder in einem Werbeprospekt der Vertriebsabteilung noch in einem Fachbuch<br />

der Technikerschule zu finden sein. Von einem berufsausübenden Elektriker bekommt man so<br />

etwas trotzdem zu hören.<br />

Der <strong>Einfluss</strong> <strong>des</strong> <strong>Englischen</strong> ist in <strong>die</strong>sem Bereich verhältnismäßig gering. Es sind<br />

vorwiegend Produktnamen, <strong>die</strong> aus der Ursprungssprache direkt übernommen und verwendet<br />

werden. Seltener werden Technologien mit englischen Begriffen bezeichnet – meist wird eine<br />

deutsche Variante gefunden. Das Handwerkzeug hört (fast) ausschließlich <strong>auf</strong> deutsche<br />

Namen. Ebenso verhält es sich mit den fachtheoretischen Grundlagen: Man wird kaum einen<br />

Elektroniker von Levels sprechen hören; es heißt immer noch Potential. Dagegen weigert sich<br />

<strong>die</strong> Hardware auch von einem Elektriker eingedeutscht zu werden.<br />

Als Verkehrssprache wird Englisch angesichts der vermehrten Zusammenarbeit von<br />

Fachleuten aus verschiedenen Herkunftsländern immer bedeutender. Oft werden Anlagen bei<br />

ausländischen Kunden oder Filialen der eigenen Firma installiert. Manchmal findet ein<br />

Austausch oder Schulungen von Facharbeitern statt. Deswegen wird in den Berufsschulen<br />

nicht nur <strong>auf</strong> technisches Englisch Wert gelegt – <strong>die</strong> Umgangssprache ist ebenso wichtig.<br />

Fachspezifische Bildungssprache<br />

Die fachspezifische Bildungssprache der Elektrotechnik verwendet ausschließlich deutsche<br />

Begriffe. Eine Sonderheit ergibt sich z.B. bei Tabellenbüchern, wo zur deutschen<br />

Bezeichnung <strong>die</strong> englische Übersetzung mit angegeben wird. Damit werden nur pädagogische<br />

Zwecke verfolgt – der Schüler lernt den englischen Ausdruck und versteht englische<br />

Dokumentationsunterlagen. Der eigentliche Text bleibt reines Deutsch. Alles, was in einer<br />

vernünftigen Weise <strong>auf</strong> Deutsch gesagt oder geschrieben werden kann, wird hier in deutscher<br />

<strong>Sprache</strong> formuliert. Eine Ausnahme bilden geschützte Markenzeichen (z.B. Styropor®) und<br />

fest etablierte Begriffe (z.B. Computer, Mikrocontroller etc).<br />

Die Bildungssprache erreicht eine sehr hohe „Reinheit“, weil sie sich mit der sehr präzise<br />

formulierten Wissenschaftssprache überschneidet. Es wird Wert gelegt <strong>auf</strong> korrekte,<br />

genormte, deutsche Begriffswahl, <strong>auf</strong> apodiktische (eindeutige) Aussageweise, <strong>auf</strong><br />

pädagogisch verwertbare und bildungsgerechte Formulierung. Bei <strong>die</strong>sen Regeln haben<br />

Anglizismen sehr wenig Raum.<br />

Diesen Sprachbereich trifft man vorwiegend in Büchern und technischen Dokumenten. Es ist<br />

auch <strong>die</strong> <strong>Sprache</strong>, <strong>die</strong> von Pädagogen gesprochen wird. In der breiten Masse der einfachen<br />

Facharbeiter (keine Techniker und Ingenieure) wird Englisch nicht <strong>auf</strong> dem Niveau der<br />

fachspezifischen Bildungssprache unterrichtet. Von einem ausgebildeten Elektroniker wird<br />

verlangt, in englischer Bildungssprache abgefasste technische Dokumentationen verstehen<br />

und <strong>auf</strong> dem Niveau der Berufssprache formulierte Dokumentationen verfassen zu können.<br />

Selten wird für <strong>die</strong> Beherrschung der englischen <strong>Sprache</strong> in Schrift ein so hohes Maß an<br />

Präzision und fachlicher Formulierung gefordert, welches der Beherrschung der eigenen<br />

(deutschen) Bildungssprache gleichen könnte.<br />

Wirtschaftsorientierte Fachsprache<br />

Wenn man in der Bildungssprache <strong>des</strong> Bereiches Elektrotechnik keine und in der<br />

Berufssprache nur wenige Anglizismen trifft, so nimmt ihre Anzahl im Bereich der Wirtschaft<br />

stark zu. Als Verkehrssprache ist hier Englisch im Zuge der Globalisierung und<br />

Konkurrenzfähigkeit <strong>auf</strong> dem Weltmarkt besonders wichtig. Deswegen wird von K<strong>auf</strong>leuten<br />

eine fließende, saubere <strong>Sprache</strong> erwartet. Aber auch im Wirtschaftsbereich der<br />

4


Elektrobranche werden englische Ausdrücke sehr häufig verwendet. So gibt es heute kaum<br />

einen Fachkatalog mehr, in dem keine Anglizismen vorkommen. Die meiste Werbung und<br />

auch <strong>die</strong> Firmendevisen (heute heißt das schon Slogan) ist von Anglisierung ergriffen. Das<br />

rührt vor allem daher, dass viele neue Produkte und Verfahren englische Bezeichnungen<br />

tragen, <strong>die</strong> in <strong>die</strong> Werbeschriften und Kataloge übernommen werden. Anderseits bezeichnen<br />

viele Unternehmen ihre Fabrikate mit englisch klingenden Namen, damit <strong>die</strong>se für <strong>die</strong><br />

Verwendung <strong>auf</strong> dem Weltmarkt nicht erst übersetzt werden müssen und „globalisch“<br />

klingen. Sie wecken dann in jeder <strong>Sprache</strong> an jedem Ort sofort Assoziationen zu <strong>die</strong>sem<br />

Produkt. Außerdem ist es leichter, solche Slogans und Labels markenrechtlich zu schützen,<br />

als Bezeichnungen und Mottos in deutscher <strong>Sprache</strong>. 1<br />

Durch den Gebrauch von Anglizismen wirken <strong>die</strong> Unternehmen wie Global-Player,<br />

international stark vertreten und modern. Aus dem Vertrieb wird eine Marketingabteilung, zu<br />

einem Kundengespräch werden Sie nun in ein Office eingeladen. Alles in Allem klingen dann<br />

solche Einladungen, Werbeprospekte und Kataloge wie schlecht übersetzte, ursprünglich<br />

englische Erzeugnisse. Das weckt bei dem Kunden den Eindruck, er habe es mit einem<br />

amerikanischen Großkonzern zu tun. Da <strong>die</strong> Globalisierung vorrangig durch <strong>die</strong> Vereinigten<br />

Staaten gelenkt und angeschoben wird, wird dadurch <strong>die</strong> Impression <strong>des</strong> Internationalismus<br />

intensiviert.<br />

3. Einflüsse <strong>des</strong> <strong>Englischen</strong> <strong>auf</strong> das deutsche Sprachsystem<br />

Die äußere Verfärbung der deutschen <strong>Sprache</strong> durch englische Begriffe und Formen kann<br />

„echt“, „halbecht“ oder „unecht“ sein; sie dringt aber auch unbemerkt in das Innere der<br />

<strong>Sprache</strong> ein.<br />

Die äußere Anglisierung <strong>des</strong> <strong>Deutsche</strong>n durch <strong>die</strong> Einwanderung im <strong>Englischen</strong> tatsächlich<br />

gebräuchlicher Worte und Formulierungen, wird durch <strong>die</strong> „halb-„ und „unechten“<br />

Redeweisen noch verstärkt. Während es den Shop im <strong>Englischen</strong> noch gibt, ist <strong>die</strong> Bedeutung<br />

<strong>des</strong> Wortes Teenager verschoben. Da Handy gibt es in der Form in den USA oder<br />

Großbritannien überhaupt nicht. Bei vielen unserer „denglischen“ Ausdrucksweisen würden<br />

englischsprachige Gesprächspartner leicht verwirrt. Denn wenn das Mädchen seine Mutter als<br />

Power Woman preist, würde wohl freundlich nachgefragt werden, ob sie für ein<br />

Elektrizitätswerk <strong>die</strong> Zähler ablese. Sollte <strong>die</strong> Tochter dann noch anmerken, ihr Vater sei ein<br />

Streetworker, wäre das Gegenüber doch ein wenig verdattert. Und bei der Zeitungsüberschrift<br />

„Berichterstatter live vor Ort“ würden Englischsprachige besorgt bestätigt wissen, ob er lebt<br />

und fragen, wie viele denn gestorben seien.<br />

Neben den äußeren Einflüssen, gibt es noch <strong>die</strong> weniger bemerkte, innere Anglisierung der<br />

deutschen <strong>Sprache</strong>. So werden viele Ausdrücke und Redewendungen ins <strong>Deutsche</strong> übersetzt<br />

und <strong>die</strong> deutschen Begriffe erleben dabei eine Bedeutungsverschiebung. So heißt meinen jetzt<br />

auch bedeuten. Das Wort denken wird nunmehr nicht allein für <strong>die</strong> Hirntätigkeit eingesetzt,<br />

sondern auch für Meinungen. Wenn wir früher von immer mehr sprachen, so heißt es heute<br />

mehr und mehr. Die zunehmende Schreibweise <strong>des</strong> Genitivs mit Apostroph bereitet so<br />

manchem Linguisten Sorgen. 2<br />

4. Gründe für <strong>die</strong> Einflüsse<br />

Für <strong>die</strong> zunehmende Anglisierung der deutschen <strong>Sprache</strong> kann man einige Faktoren<br />

verantwortlich machen:<br />

(a) Vertreter der Me<strong>die</strong>n und der Werbung betonen immer wieder, Englisch sei<br />

grammatikalisch einfacher und nicht so umständlich im Ausdruck. Es erlaube eine<br />

wesentlich kürzere und einprägsamere Formulierung, welche bei Zeitmangel wichtig<br />

1 Doehlemann, Martin; Münster; Waxmann Verlag 2003; „Die deutsche <strong>Sprache</strong> in Not“, S. 5<br />

2 Doehlemann, Martin; Münster; Waxmann Verlag 2003; „Die deutsche <strong>Sprache</strong> in Not“, S. 2-4<br />

5


6<br />

ist. Die meisten englischen Übersetzungen sind wesentlich kürzer, als ihre deutschen<br />

Originale.<br />

(b) Wie im Abschnitt 2 bereits ausführlich behandelt, wirkt Englisch als Weltsprache<br />

besonders stark <strong>auf</strong> Bereiche, <strong>die</strong> von der Globalisierung betroffen sind.<br />

(c) Der „Mythos Amerika“, durch Me<strong>die</strong>n und Filme aus den Traumfabriken gefördert,<br />

welchem viele Menschen in vielen Erdteilen erlegen sind, stärkt das Prestige der USA.<br />

Es steht überall für „unbegrenzte Möglichkeiten“, Menschenrechte und Freiheit. Diese<br />

Dominanz der Vereinigten Staaten spiegelt sich auch in dem <strong>Einfluss</strong> <strong>auf</strong> <strong>die</strong> <strong>Sprache</strong><br />

wider.<br />

(d) Die deutsche Mentalität hat ein sehr schwaches Nationalbewusstsein. Die deutsche<br />

Geschichte vor dem Ende <strong>des</strong> Zweiten Weltkrieges hat uns mit einem Grundverdacht<br />

gegen alles ausgestattet, was deutsch klingt. Man möchte anderen gegenüber nicht „so<br />

deutsch“ dastehen. Deswegen wird <strong>die</strong> Pflege und das Interesse an der eigenen<br />

<strong>Sprache</strong> vernachlässigt. Man unterwirft sich teilweise der amerikanischen Leitkultur<br />

aus Wirtschaft und Unterhaltung. All das begünstigt <strong>die</strong> Anglisierung <strong>des</strong> <strong>Deutsche</strong>n. 3<br />

5. Pro und Kontra<br />

Natürlich gibt es viele Argumente für <strong>die</strong> Einführung von englischen Begriffen ins <strong>Deutsche</strong>.<br />

Für eine objektive Entscheidung müssen <strong>die</strong> Motive und <strong>die</strong> Nützlichkeit in Betracht gezogen<br />

werden. Manche Worte drücken den Sachverhalt kurz und präzise aus, so dass sich eine<br />

Übernahme in <strong>die</strong> deutsche <strong>Sprache</strong> lohnt. Manche Begriffe jedoch könnten durch<br />

prägnantere deutsche ersetzt werden. Im folgenden wird eine Seite <strong>auf</strong>geführt, welche 2005<br />

von der „Stiftung <strong>Deutsche</strong> <strong>Sprache</strong>“ <strong>auf</strong> der Website der „Aktion lebendiges Deutsch“ unter<br />

der Internet-Adresse http://www.aktionlebendigesdeutsch.de/gefaellt.php veröffentlicht<br />

wurde:<br />

A. DIE SCHÖNEN IMPORTE: kurz, treffend und von allen verstanden.<br />

1. Im Idealfall werden sie noch dazu wie deutsche Wörter geschrieben und<br />

gesprochen.<br />

Bar, Drops, Fit, Flop, Grill, Hit, Lift, Partner Sport, Spurt, Star, Start, Test, Tipp, Trip<br />

2. Oder unsere Ahnen haben sie rücksichtslos eingedeutscht:<br />

statt cakes<br />

cheque<br />

cokes<br />

shawl<br />

strike<br />

Keks<br />

Scheck<br />

Koks<br />

Schal<br />

Streik<br />

3. Auch wenn sie sich der deutschen Rechtschreibung oder der deutschen<br />

Aussprache nicht fügen, sind <strong>die</strong> kurzen, treffenden und allgemein<br />

verständlichen zu loben:<br />

clever, Clown, fair, Fan, Flirt, Job, Hobby Party, Sex, Slip, Steak, Team, Toast, Training<br />

3 Doehlemann, Martin; Münster; Waxmann Verlag 2003; „Die deutsche <strong>Sprache</strong> in Not“, S. 4-5


B. DIE ÜBERFLÜSSIGEN, HÄSSLICHEN ODER NICHT ALLGEMEIN<br />

VERSTÄNDLICHEN, für <strong>die</strong> wir <strong>die</strong> längst vorhandenen deutschen<br />

Wörter mobilisieren wollen:<br />

Zum Beispiel Zeitlupe statt „slow motion“ oder Sprühdose statt <strong>des</strong> Zwitters „Spraydose“<br />

C. DIESELBEN WIE B, bei denen wir aber eine deutsche Entsprechung<br />

suchen wollen, von all-inclusive über Downsizing bis running gag. Der<br />

Gipfel der Hässlichkeit: englische Verben in deutscher Konjugation.<br />

Ich cancle , du coverst , er downloadet, wir outsourcen, ihr relaxt, sie recyceln, ich relaunche,<br />

du updatest, er hat upgedated, wir haben geupdated<br />

D. Erfolgreiche Eindeutschungen<br />

Abstand<br />

Augenblick<br />

Ausflug<br />

Briefwechsel<br />

Oberfläche<br />

Tatsache<br />

Vertrag<br />

Zufall<br />

distance<br />

Moment<br />

Excursion<br />

Correspondance<br />

superficies<br />

matter of fact<br />

contract<br />

accidens<br />

Urheber der Eindeutschung, soweit bekannt:<br />

Jens Baggesen (1764-1826)<br />

Joachim Heinrich Campe (1746-1818)<br />

Georg Philipp Harsdörffer (1607-1658)<br />

Philipp von Zesen (1619-1689).<br />

1874 nahm <strong>die</strong> <strong>Deutsche</strong> Reichspost <strong>auf</strong> Weisung Bismarcks mit einem Schlag 760<br />

Eindeutschungen vor, bald dar<strong>auf</strong> auch <strong>die</strong> Reichsbahn und das Heer. 1903 veranstaltete eine<br />

Kuchenfabrik ein Preisausschreiben, wie das englische Wort cakes <strong>auf</strong> Deutsch heißen<br />

könnte; <strong>die</strong> Keks siegten vor dem Reschling und dem Knusperchen – ein mutig<br />

anverwandelter Anglizismus also über allzu viel Phantasie.<br />

33 Beispiele deutscher Kürze<br />

Dass englische Texte oft kürzer sind als ihre deutsche Entsprechung, ist unbestritten. Zum<br />

Teil liegt das am Satzbau: Den gloriosen Buchtitel “50 famous English poets we could do<br />

without“ müssen wir mit „ohne <strong>die</strong> wir leicht auskommen könnten“ übersetzen.<br />

Die deutschen Wörter sind überwiegend länger teils durch den größeren Buchstaben-Aufwand<br />

(zum Beispiel sch – aber auch nicht immer: Tod = death), teils durch <strong>die</strong> höhere Silbenzahl:<br />

Schreibtisch statt <strong>des</strong>k.<br />

Dies alles ist bekannt. Selten beredet aber wird der Umstand, dass viele deutsche Wörter<br />

kürzer, oft auch saftiger sind als ihr englisches Pendant. Unsere Anglizismen mit der<br />

angeblich überlegenen Kürze <strong>des</strong> englisches Wortes zu begründen ist weithin falsch.<br />

DEUTSCHE EINSILBER<br />

Geld<br />

Mord<br />

Mut<br />

nichts<br />

ENGLISCHE ZWEISILBER<br />

money<br />

murder<br />

courage<br />

nothing<br />

7


weil<br />

Berg<br />

DEUTSCHE EINSILBER<br />

echt<br />

Trotz<br />

trotz<br />

vor<br />

Dom<br />

Glück<br />

Trost<br />

DEUTSCHE ZWEISILBER<br />

Neugier<br />

Mangel<br />

alles<br />

Technik<br />

Zufall<br />

bequem<br />

Umwelt<br />

peinlich<br />

Nachteil<br />

Bahnhof<br />

Fluchtpunkt<br />

Trödler<br />

DEUTSCHE DREISILBER<br />

irrtümlich<br />

vielsilbig<br />

Erwägung<br />

Notausgang<br />

Aufseher<br />

Staubsauger<br />

Verarmung<br />

vorgestern<br />

8<br />

because<br />

mountain<br />

ENGLISCHE DREI- und VIERSILBER<br />

genuine<br />

defiance<br />

in spite of<br />

in front of<br />

cathedral<br />

happiness<br />

consolation<br />

ENGLISCHE VIER- und FÜNFSILBER<br />

curiosity<br />

deficiency<br />

everything<br />

technology<br />

coincidence<br />

comfortable<br />

environment<br />

embarrassing<br />

disadvantage<br />

railway station<br />

vanishing point<br />

second-hand dealer<br />

ENGLISCHE FÜNF- bis SIEBENSILBER<br />

erroneously<br />

polysyllabic<br />

consideration<br />

emergency exit<br />

superintendent<br />

vacuum cleaner<br />

impoverishment<br />

the day before yesterday<br />

Gerade plastische und literarisch beliebte englische Wörter haben nicht selten viele Silben:<br />

bespectacled (bebrillt), flabbergasted (verblüfft), highfalutin (hochtrabend), tatterdemalion<br />

(zerlumpt), discombobulate (durcheinanderbringen).<br />

Soweit das Zitat. Zusammenfassend kann man sagen, dass Anglizismen, wenn sie angebracht<br />

sind, ihre Berechtigung haben. Trotzdem sollte man <strong>die</strong> deutschen Worte nicht vergessen.<br />

6. Anglizismen im Internet<br />

Einen kleinen Sonderbereich nehmen <strong>die</strong> im Internet verwendeten Anglizismen ein. Während<br />

<strong>die</strong> meisten Texte der Websites einem Sprachbereich (Berufs- Umgangs- Bildungssprache)<br />

zugewiesen werden können, sind <strong>die</strong> Texte, <strong>die</strong> in Foren und in elektronischen Briefen (E-<br />

Mails) formuliert werden etwas anders: Hier gibt es auch unabhängig von der Anglisierung<br />

eine besondere <strong>Sprache</strong>ntwicklung. Um <strong>die</strong> Gedanken möglichst kurz zu äußern, hat sich hier<br />

eine stark verkürzte und oft verunglimpfte <strong>Sprache</strong> entwickelt. Auf <strong>die</strong> Rechtschreibung und<br />

Grammatik wird weitestgehend nicht geachtet.


Hier sieht man durch den weltweiten Zugang von Menschen verschiedener Kulturen <strong>die</strong><br />

Internationalisierung besonders stark. Um möglichst vielen Lesern verständlich zu sein,<br />

steigen viele ganz <strong>auf</strong> Englisch um. Oft entsteht jedoch ein babylonisches Sprachgemisch aus<br />

englischem Vokabular in deutscher Grammatik. Viele Seiten bieten mittlerweile eine<br />

abgespeckte Version <strong>des</strong> <strong>Englischen</strong> an – Simple English. So hat z.B. das Online-Lexikon<br />

Wikipedia (http://de.wikipedia.org) neben Artikeln in traditionellem English <strong>die</strong>selben<br />

Themen in der SE-Version.<br />

7. Erhaltung der deutschen <strong>Sprache</strong><br />

Es gibt einige Organisationen und Aktionen, <strong>die</strong> es sich zur Aufgabe gemacht haben, <strong>die</strong><br />

deutsche <strong>Sprache</strong> zu erhalten und zu Fördern. Dazu gehören u.a.:<br />

Aktion lebendiges Deutsch www.aktionlebendigesdeutsch.de<br />

Haus der deutschen <strong>Sprache</strong> www.hausderdeutschensprache.eu<br />

Verein <strong>Deutsche</strong> <strong>Sprache</strong> e.V. vds-ev.de<br />

Es kann aber auch jeder persönlich dazu beitragen, dass <strong>die</strong> deutsche <strong>Sprache</strong> gefördert wird:<br />

� Sprechen Sie ein klares, richtiges, schönes Deutsch!<br />

� Benutzen Sie Anglizismen nur sinnvoll und setzten Sie <strong>die</strong>se sparsam ein!<br />

� Schreiben Sie richtig, beachten Sie <strong>die</strong> Rechtschreibung und Grammatik<br />

unabhängig davon, ob Sie ein Geschäftsbrief oder eine Einladung per E-Mail<br />

schreiben!<br />

8. Resümee<br />

Über <strong>die</strong> Anglisierung der deutschen <strong>Sprache</strong> gibt es genug Karikaturen und witzige Texte. Es<br />

sei hier ein Gedicht von Wolfgang Günther angeführt, welches den Sachverhalt <strong>auf</strong><br />

humoristische Art recht gut <strong>auf</strong> den Punkt bringt:<br />

Mist bleibt Mist 4<br />

Die Leute haben einen Schplien,<br />

denn "sauber" heißt ein Ungeist klien,<br />

<strong>die</strong> Kinder aber nennt er Kids<br />

und Rundfunkschlager sind <strong>die</strong> Hits.<br />

Zur Moddern-Art zählt <strong>die</strong> Graffiti,<br />

ein Stadtzentrum wird schlicht zur Sitti,<br />

<strong>des</strong> Menschen Arbeit bloß zum Job,<br />

der große Reinfall nur ein Flop.<br />

Das Bier trinkt man in Zukunft leiht,<br />

geteimt heiß neudeutsch - gut in Zeit.<br />

man spricht von Logo, Expo, Disko,<br />

be<strong>die</strong>nt Kompjuter, zahlt mit Euro.<br />

Man sörft herum im Internet<br />

und fliegt davon im Superjet.<br />

Die Jugend sketet, beikt, ist in -<br />

und laaft nach Techno in Berlin.<br />

Wer einst Barbier ist nun Steilist...<br />

Dem Himmel Dank –<br />

der Mist bleibt Mist!<br />

4 http://vds-ev.de/literatur/humor/index.php; letzte Änderung 2008-02-01<br />

9


Wert <strong>des</strong> <strong>Deutsche</strong>n<br />

Wegen seiner Stellung als Weltsprache hat das Englische recht großen <strong>Einfluss</strong> <strong>auf</strong> andere<br />

<strong>Sprache</strong>n. Die sinnvolle Übernahme von Anglizismen ist zu befürworten. Trotzdem darf nicht<br />

das passieren, was Rudi Carrell 5 einmal ausgedrückt hat: „Als ich nach Deutschland kam,<br />

sprach ich nur Englisch - aber weil <strong>die</strong> deutsche <strong>Sprache</strong> inzwischen so viele englische<br />

Wörter hat, spreche ich jetzt fließend Deutsch!“ Oft wird mit der Benutzung englischer<br />

Begriffe Modernität verbunden. „Wer seine <strong>Sprache</strong> mit Englisch garniert, gibt sich<br />

weltgewandt und modern. Und kann sich abgrenzen gegen all jene, <strong>die</strong> ihn nicht verstehen<br />

sollen, weil er in Wahrheit gar nichts mitzuteilen hat.“ (Bastian Sick)<br />

Wir dürfen <strong>die</strong> Bedeutung der Muttersprache als Kulturgut nicht unterschätzen. Die deutsche<br />

<strong>Sprache</strong> hat einen großen Reichtum, der aber von den meisten <strong>Deutsche</strong>n noch nicht entdeckt<br />

worden ist. „Dinge, <strong>die</strong> 'schön', 'wunderbar', 'reizvoll', 'faszinierend', 'bezaubernd' oder<br />

'prächtig' sind, werden heute nur als 'cool' bezeichnet.“ (Prof. Wolfgang Frühwald, Präsident<br />

der Alexander-von-Humbold-Stiftung)<br />

Unser kolossales Kulturerbe, welches von so großen Meistern wie Goethe, Schiller, Heine,<br />

Kästner und vielen anderen hinterlassen wurde, bedarf einer sorgsamen Pflege. Die darinnen<br />

liegenden Schätze können erst mit gutem Beherrschen der deutschen <strong>Sprache</strong> für sich<br />

erschlossen werden.<br />

Uns außerdem: "Die Muttersprache ist <strong>die</strong> entscheidende Basis - auch für das Erlernen von<br />

Fremdsprachen." (Josef Kraus, Vorsitzender <strong>des</strong> <strong>Deutsche</strong>n Lehrerverbands)<br />

5 Zitate in <strong>die</strong>sem Abschnitt: http://www.vds-ev.de/literatur/promisprueche.php; letzte Änderung 2008-02-01<br />

10

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