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Ansprache von Sr. Koleta am Kirchenfest des Hl - Waldkirch

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<strong>Ansprache</strong> zum Fest <strong>des</strong> Heiligen Blasius<br />

<strong>von</strong> Schwester <strong>Koleta</strong>,<br />

vom Orden der Schwestern der Barmherzigkeit aus Krakau<br />

3. FEBRUAR 2013 – HL. BLASIUS<br />

„Mein Jesus, durchdringe mich restlos, d<strong>am</strong>it ich Dich widerspiegeln kann in meinem<br />

ganzen Leben. Vergöttliche mich, auf dass meine Taten übernatürlichen Bestand haben.<br />

Bewirke, dass ich für jede Seele ausnahmslos Liebe, Güte und Erbarmen hege. O mein Jesus,<br />

jeden Deiner Heiligen prägt eine Deiner Eigenschaften. Ich will <strong>von</strong> Deinem gütigen,<br />

barmherzigsten Herzen geprägt sein und will es lobpreisen. Deine Barmherzigkeit, o Jesus,<br />

soll meinem Herzen und meiner Seele als Siegel aufgeprägt sein, als mein Zeichen in diesem<br />

und im künftigen Leben. Die einzige Aufgabe in meinem Leben ist das Rühmen Deiner<br />

Barmherzigkeit.“ (TB 1242)<br />

Diese Worte hat Schwester Faustina in ihr „Tagebuch“ geschrieben. In diesen Worten ist<br />

auch eine schöne Wahrheit enthalten – nämlich, wenn wir einen Heiligen möglichst gut<br />

kennen und verehren oder um seine Fürsprache bitten, können wir in ihm auch eine gewisse<br />

Eigenschaft Gottes erkennen. <strong>Sr</strong>. Faustina, als sie Gott und seine Barmherzigkeit tief erkannt<br />

und persönlich erfahren hatte und da<strong>von</strong> ganz fasziniert war, wollte diese Barmherzigkeit in<br />

ihrem Leben so gut wie nur möglich widerspiegeln. Sie wollte sich ganz in diese<br />

Barmherzigkeit umwandeln. Wenn wir also das Leben und Wirken <strong>von</strong> <strong>Sr</strong>. Faustina<br />

betrachten, können wir auch einiges über Gott erfahren, in ihrem Fall über Gott, der voll<br />

Erbarmen ist.<br />

Und wie ist der Gott <strong>von</strong> Faustina? Wie kommt seine Barmherzigkeit zum Ausdruck?<br />

<strong>Sr</strong>. Faustina hat im „Tagebuch“ geschrieben: Gott, Du bist das Glück in Dir selbst und<br />

brauchst keine Geschöpfe zu diesem Glück, denn Du bist die Fülle der Liebe. Doch aus Deiner<br />

unergründlichen Barmherzigkeit berufst Du Geschöpfe ins Dasein; Du hast das menschliche<br />

Geschlecht vom Nichts zum Sein berufen und hast es reichlich mit Gnaden beschenkt. Wie<br />

reichlich hat sich Deine Barmherzigkeit ergossen und das alles hast Du für den Menschen<br />

getan! O wie sehr musst Du diesen Menschen lieben, wenn Deine Liebe zu ihm so aktiv ist! O<br />

mein Schöpfer und Herr, überall sehe ich Spuren Deiner Hand und das Siegel Deiner<br />

Barmherzigkeit, die alles, was geschaffen ist, umschließt. Das war Deiner Güte noch nicht<br />

genug. In Deiner Barmherzigkeit schenkst Du uns das ewige Leben. Du hast uns nicht<br />

gebraucht, um glücklich zu sein, aber Du willst Dein eigenes Glück mit uns teilen. Der Mensch<br />

bestand jedoch seine Probe nicht. Du hättest ihn mit ewiger Verd<strong>am</strong>mnis bestrafen können,<br />

wie die Engel, aber hier trat Deine Barmherzigkeit hervor, Dein Inneres wurde <strong>von</strong> großem<br />

Mitleid ergriffen und Du versprachst, unsere Erlösung selbst zu vollbringen. Das ist der<br />

unbegreifliche Abgrund Deines Erbarmens; Du hast uns nicht bestraft, wie wir es verdient<br />

hätten. Nach dem Sündenfall hast Du den Menschen nicht vernichtet, vielmehr hast Du ihm<br />

1


in Deiner göttlichen Barmherzigkeit verziehen und ihm alle Gnade geschenkt. Durch Deine<br />

Barmherzigkeit bist Du zu uns herabgestiegen, um uns aus unserer Not zu erheben. Jetzt<br />

fürchtet sich niemand, zu Dir zu kommen. Du bist der Gott der Barmherzigkeit, Du erbarmst<br />

Dich über unserem Elend; Du könntest mit einem einzigen Wort abertausende Welten<br />

erlösen, ein einziger Seufzer Jesu könnte Deiner Gerechtigkeit genugtun; aber Du, o Jesus,<br />

hast ein so furchtbares Leiden auf Dich genommen, und das aus Liebe zu uns. Ein einziger<br />

Seufzer <strong>von</strong> Dir hätte die Gerechtigkeit Deines Vaters besänftigt; so bleibt Deine Erniedrigung<br />

einzig das Werk Deiner Barmherzigkeit und Deiner unbegreiflichen Liebe.<br />

So ist Gott, der voll Erbarmen ist - Gott, der uns das Leben schenkt; der für uns alles tut; uns<br />

nur Gutes wünscht und es gut mit uns meint; der uns reichlich beschenkt, d<strong>am</strong>it wir glücklich<br />

sein können; der uns rettet, wenn wir etwas falsch machen; sich um uns sorgt, uns mit seiner<br />

Gnade unterstützt und niemals alleine lässt; der uns die Sünden vergibt; der aus allem etwas<br />

Gutes herausbekommen kann, wenn es auch menschlich gesehen anders ist, u.s.w.…<br />

So ist der barmherzige Gott <strong>von</strong> <strong>Sr</strong>. Faustina.<br />

Papst Benedikt sagte einmal Worte, die sich auch auf uns beziehen: Manchmal haben wir<br />

Angst, Christus könnte uns etwas wegnehmen, wenn wir ihn einlassen und die Freiheit zum<br />

Glauben geben würden. Ja, er würde uns schon etwas wegnehmen: die Herrschaft der<br />

Schwäche, <strong>des</strong> Leidens, der Sünde. Aber er würde nichts wegnehmen <strong>von</strong> dem, was zur<br />

Freiheit <strong>des</strong> Menschen, zu seiner Würde, zum Aufbau einer rechten Gesellschaft gehört.<br />

Haben wir nicht alle irgendwie Angst, wenn wir Christus ganz herein lassen, uns ihm ganz<br />

öffnen, könnte uns etwas genommen werden <strong>von</strong> unserem Leben? Müssen wir dann nicht<br />

auf so vieles verzichten, was das Leben erst so richtig schön macht? Würden wir nicht<br />

eingeengt und unfrei? Und wiederum wollte der Papst sagen: Nein. Wer Christus einlässt,<br />

dem geht nichts, nichts – aber auch gar nichts verloren <strong>von</strong> dem, was das Leben frei, schön<br />

und groß macht. Nein, erst in seiner Barmherzigkeit öffnen sich die Türen <strong>des</strong> Lebens. Erst in<br />

seiner Barmherzigkeit gehen überhaupt die großen Möglichkeiten <strong>des</strong> Menschseins auf. Erst<br />

in seiner Barmherzigkeit erfahren wir, was schön und was befreiend ist. Vor Gott und seiner<br />

Barmherzigkeit sollen wir keine Angst haben! Er nimmt nichts, und er gibt alles. Wer sich ihm<br />

hingibt, der erhält alles hundertfach zurück. Erst dann können wir das wirkliche Leben<br />

finden. (Benedikt XVI. 2005)<br />

Heute feiern wir aber den hl. Blasius. Ich habe seit einigen Tagen überlegt, was der hl. Blasius<br />

mit Schwester Faustina zu tun hat? Sein Leben habe ich nicht so gut gekannt, ich musste<br />

etwas suchen, lesen und dann war ich sehr positiv überrascht.<br />

Der hl. Blasius war Bischof <strong>von</strong> Sebaste in Armenien und wurde im Jahre 316 enthauptet.<br />

Sein N<strong>am</strong>e ist vermutlich eine Verstümmelung <strong>des</strong> griechischen "Basileus = der König, der<br />

königliche Mensch". Er war Arzt und machte bei der Ausübung seines Berufes keinen<br />

Unterschied zwischen reich und arm, zwischen Christen und Heiden. Jeden Patienten<br />

behandelte er wie einen Bruder oder wie eine Schwester. Ein Junge, der wegen einer<br />

Fischgräte zu ersticken drohte, wurde auf das Gebet <strong>des</strong> Bischofs hin sofort wieder gesund.<br />

2


Blasius gilt als Helfer in Halsleiden, bei Erstickungsgefahr und als Fürsprecher für<br />

Angstgeplagte.<br />

Blasius ist also der königliche Mensch und der Arzt. Er ist der freie Mensch und der heilende.<br />

Von ihm geht Heilung aus. Wer wie Blasius <strong>von</strong> Gottes Geist durchdrungen ist, in dem wird<br />

alles heil. Alles in ihm verwandelt sich in Heil.<br />

Blasius wird bei Halskrankheiten und bei Erstickungsgefahr angerufen. Bei<strong>des</strong> sind Nöte und<br />

Wunden, die wir alle zum Teil kennen. Der Hals ist ja ein sehr sensibler Bereich. Manchmal<br />

ist unser Hals vor Angst zugeschnürt. Wir können nicht richtig atmen und sprechen, weil uns<br />

die Angst die Kehle zudrückt. Wir bekommen keine Luft mehr. Wir fühlen uns eingeengt.<br />

Grund dieser atemraubenden Beklemmung ist eine Angst, die wir uns oft selbst nicht<br />

erklären können. Die Angst kann <strong>von</strong> verschiedenen negativen Erfahrungen im Leben<br />

herrühren. Sobald eine Bedrohung <strong>von</strong> außen kommt, steigt diese Angst in uns hoch und<br />

engt uns ein. Manche Menschen lösen in uns eine oft unerklärliche Angst aus.<br />

Der kranke Hals kann aber auch darauf hinweisen, dass wir etwas verschluckt haben. Wir<br />

haben zu viel „geschluckt“. Wir haben Tränen, Ängste, Niederlagen, Verletzungen, Sünden,<br />

heruntergeschluckt. Und dann werden wir krank.<br />

Manchmal äußert sich der kranke Hals im Husten. Der Husten zwingt uns, all das<br />

herauszulassen, was wir zu lange geschluckt haben. Jetzt endlich zwingt uns das Halsweh<br />

und der Husten, uns gegen das weitere Herunterschlucken zu wehren. Sonst würden wir an<br />

unserem inneren Kloß ersticken. Manchmal bekommen wir keine Luft mehr. Es gibt<br />

Menschen, die uns die Luft wegnehmen. In ihrer Nähe bleibt uns die Luft weg. Da können<br />

wir nicht mehr frei atmen. Irgendetwas krallt sich dann in uns fest, so wie die Fischgräte im<br />

Hals <strong>des</strong> Jungen, den Blasius geheilt hat. Wir können die Angst, die sich da in uns festkrallt,<br />

oft gar nicht benennen. Und vor allem können wir sie weder runterschlucken noch<br />

ausspucken. Sie sitzt fest und lässt uns fast ersticken.<br />

Der hl. Blasius lädt uns ein, uns mit unserer Enge und Angst, mit all dem Verdrängten und<br />

Unterdrückten, mit all dem Heruntergeschluckten und mit unserer Angst vor dem Ersticken<br />

vor Gott zu treten und es Gott hinzuhalten. Gerade im Hals will der Atem, will das Leben, will<br />

die Liebe fließen. Aber mit unserem Willen allein können wir den Atem nicht fließen lassen.<br />

Wir brauchen das Vertrauen, dass Gott uns liebevoll berührt gerade in unserer Ohnmacht,<br />

uns selbst loszulassen und durchlässig zu werden für das Leben und die Liebe. Gerade wenn<br />

wir nicht weiter kommen, kann uns der hl. Blasius darauf verweisen, dass wir uns mit<br />

unserer Angst und Enge, mit unserer Ohnmacht und mit unseren Erstickungsanfällen an Gott<br />

wenden und uns in Gottes heilende Liebe begeben, im Vertrauen, dass sie uns zu heilen<br />

vermag.<br />

Im Blasiussegen mit den brennenden Kerzen hält uns Gott seine liebende Wärme an unseren<br />

erkälteten und zugeschnürten Hals, um uns <strong>von</strong> allem zu befreien, was wir verschluckt<br />

haben, um die Fischgräte herauszuziehen, die sich nicht nur im Hals, sondern in unserer<br />

Seele festgekrallt hat. Hier geht es aber um Magie und Aberglauben, sondern um das<br />

3


Vertrauen, dass ich zu Gott mit meinen ganz konkreten Nöten kommen darf. Der Segen mit<br />

den überkreuzten Kerzen ist ja schon eine liebende Zuwendung.<br />

Indem ich Gottes Liebe an meinen zugeschnürten Hals halte, kann sich die Angst lösen. Der<br />

Kloß, der in mir stecken blieb, kann zergehen und ich kann wieder frei atmen, weil ich mich<br />

mit meiner tiefsten Sehnsucht angenommen und geliebt weiß. (vgl. A. Grün)<br />

So ist Gott <strong>von</strong> Blasius – Gott, der uns sagen möchte: In Verlassenheit, Finsternis und<br />

verschiedenen Zweifeln nimm Zuflucht zu Mir (…) schließe dich sofort in Meinem Herzen ein<br />

(1760).<br />

Vertraue Mir alles an … und du wirst, stets in großer Freiheit <strong>des</strong> Geistes bleiben; keine<br />

Umstände und Ereignisse vermögen sie zu trüben (1685)<br />

Sage Mir alles, sei ehrlich im Umgang mit Mir. Enthülle Mir alle Wunden deines Herzens, Ich<br />

werde sie heilen und deine Leiden werden zur Quelle deiner Heiligkeit (1487)<br />

Ich verstehe dich in allen deinen Sorgen und Nöten. (…) Deshalb bin Ich selbst auf der Erde<br />

geblieben, um dein wun<strong>des</strong> Herz zu trösten und deine Seele zu stärken … (1487)<br />

Fürchte dich nicht, denn du bist nicht allein. Ich stärke dich immer, stütze dich <strong>des</strong>halb auf<br />

meinen Arm und kämpfe, ohne dich zu fürchten. Nimm das Gefäß <strong>des</strong> Vertrauens und<br />

schöpfe aus der Quelle <strong>des</strong> Lebens (1488)<br />

Erlaube Meiner Barmherzigkeit, in dir zu wirken, in deiner armen Seele. Erlaube den Strahlen<br />

der Gnade, in deine Seele einzudringen; sie bringen Licht, Wärme und Leben (1486)<br />

Ich komme als Erster zu dir, denn Ich weiß, dass du aus dir selbst nicht fähig bist, dich zu Mir<br />

zu erheben. Fliehe nicht, beginne ein Gespräch ganz allein mit deinem Gott der<br />

Barmherzigkeit, der dir selbst, Seine Worte der Vergebung sagen und dich mit Seinen Gnaden<br />

überschütten will (1485)<br />

Du wirst nicht allein sein, denn Ich bin mit dir, immer und überall; an Meinem Herzen fürchte<br />

nichts. (…) Wisse, dass Mein Auge jede Bewegung deines Herzens mit großer Aufmerks<strong>am</strong>keit<br />

verfolgt (797)<br />

Wovor fürchtest du dich? Wer wagt es, dich anzurühren, wenn du mit Mir bist? Es freut mich<br />

aber außerordentlich, dass du Mir … deine Befürchtungen nennst; sage Mir alles so offen und<br />

menschlich; du bereitest Mir d<strong>am</strong>it große Freude; Ich verstehe dich, denn Ich bin Gott-<br />

Mensch (797)<br />

Was verbindet also den hl. Blasius mit der hl. Faustina? Es scheint, die beiden haben Gott,<br />

der voll Erbarmen ist, entdeckt.<br />

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