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Protokoll über den Vortrag von B. Döner zum

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<strong>Protokoll</strong> <strong>zum</strong> Rhetorik-Workshop „Argumentieren im<br />

Studium und in <strong>den</strong> Interessenvertretungen“<br />

vom 17. – 19.07.2009 in Stuttgart<br />

Referent: Bülent <strong>Döner</strong>, Stu<strong>den</strong>t der Rechtswissenschaften an der Uni Köln<br />

Ziel: Der Workshop soll die Teilnehmer im <strong>Vortrag</strong>en sicherer machen.<br />

1) Rhetorik<br />

- sehr alte Kunst der Kommunikation und Artikulation (Redekunst)<br />

- auch im Studium sehr wichtig und im späteren Berufsleben<br />

(Vorträge, Kolloquien, Bewerbung, Präsentationen, …)<br />

- richtige Wortwahl mit dem Ziel: - Missverständnisse zu vermei<strong>den</strong>,<br />

- die Zuhörer zu <strong>über</strong>zeugen und<br />

- sie zu bestimmten Handlungen zu bewegen<br />

- Rhetorik heißt, die Worte wie ein Zauberer aus dem Hut ziehen<br />

2) Anwendungsbeispiel: <strong>Vortrag</strong>en eines Themas vor einer Gruppe<br />

Vorbereitung:<br />

1. Adressat Wer ist mein Adressat? Vor wem spreche ich?<br />

2. Ziel Was will ich erreichen?<br />

3. Mittel Wie transportiere ich mein Thema? (vorteilhaft trotz Behinderung)<br />

Wie erhalte ich die Aufmerksamkeit der Zuhörer? Wie kleide ich mich?<br />

Welche (technische) Mittel setze ich ein? (Gestik, …)<br />

4. Ort Wo spreche ich? Welche Mittel stehen dort zur Verfügung?<br />

- bei der Recherche nicht zu viel Material sammeln, sondern gezielt das aktuellste Werk<br />

<strong>zum</strong> Thema organisieren<br />

- Einleitung und Gliederung vorbereiten<br />

- Fremdwörter bzw. Fachbegriffe ebenfalls (ein Handout mit <strong>den</strong> Fachbegriffen ist möglich,<br />

macht aber keinen Sinn, wenn es zu viele Fremdwörter sind und alle Zuhörer nachschauen<br />

müssen, dann sind alle abgelenkt während des <strong>Vortrag</strong>es)<br />

- verschie<strong>den</strong>e Ausdrucksweisen und Formulierungen vorher <strong>über</strong>legen, damit man nicht<br />

immer dasselbe sagt und um bestimmte Situationen, die beim <strong>Vortrag</strong> entstehen,<br />

meistern zu können<br />

Allgemein:<br />

Entschei<strong>den</strong>d ist, dass das Publikum sich angesprochen fühlt und das Gefühle hat, der<br />

Referent ist für das Publikum da.<br />

� Grundregel: Immer positive Formulierungen verwen<strong>den</strong> (Verneinungen vermei<strong>den</strong>)<br />

Beginn:<br />

- zu Beginn ist es sinnvoll, sein Thema vorzustellen (eventl. auch sich selbst)<br />

- empfehlenswert ist auch, am Anfang einen Kurz<strong>über</strong>blick <strong>über</strong> <strong>den</strong> <strong>Vortrag</strong> zu geben,<br />

damit das Publikum weiß, was es zu erwarten hat<br />

Kleidung:<br />

- der Situation angemessen<br />

- Kompetenz und Glaubwürdigkeit ausstrahlen<br />

- aber auch nicht <strong>über</strong>treiben<br />

- vor allem so, dass man sich selbst wohl und sicher fühlt<br />

1


Rückverbindung <strong>zum</strong> Publikum aufbauen / Publikum einbin<strong>den</strong><br />

- zwischendrin mal erkundigen, ob jemand Fragen hat oder Anmerkungen<br />

- z.B. „Ihr dürft gern Zwischenfragen stellen“<br />

- sinnvoll, wenn man einen bestimmten Abschnitt abgeschlossen hat<br />

- beim Interagieren mit dem Publikum stets an <strong>den</strong> Zeitrahmen <strong>den</strong>ken<br />

- Fragen können auch zurückgestellt und später beantwortet wer<strong>den</strong>,<br />

um das <strong>Vortrag</strong>sziel zu erreichen<br />

Was mache ich wenn ich <strong>den</strong> Fa<strong>den</strong> verliere? (z.B. Blackout)<br />

- sobald die Zuhörer merken, dass der Referent <strong>den</strong> Fa<strong>den</strong> verloren hat, verliert er die<br />

Glaubwürdigkeit und das Interesse der Zuhörer<br />

- möglichst geschickt kaschieren, so dass es keiner merkt oder so, dass es nicht als<br />

Unterbrechung wahrgenommen wird<br />

- z.B. Jacke ausziehen, einen Schluck Wasser trinken, …<br />

- je nach Situation (z.B. Hustenanfall) ist es manchmal auch authentischer, wenn man sagt<br />

„Kleinen Moment bitte es geht gleich weiter“ o.ä.<br />

Missgeschicke/Störungen<br />

- eventl. im Vorfeld ansprechen (z.B. wenn man sich bekleckert hat oder seine Unterlagen<br />

hat liegen lassen)<br />

- mögliche Situationen mit einem Freund durchspielen<br />

- nicht <strong>von</strong> unangemessenem Verhalten verwirren lassen<br />

Nervosität<br />

- Locker und Cool bleiben. Ruhe ausstrahlen. Humor.<br />

- Locker <strong>über</strong> das Thema sprechen und nicht so ernst und hochtrabend<br />

- vorher üben und vor dem Spiegel oder vor einem Freund vortragen,<br />

dem man vertraut, der auch Kritik übt und der <strong>den</strong> <strong>Vortrag</strong> nicht kennt<br />

- dabei auf die Uhr schauen und Zeitfenster im Auge behalten<br />

- üben, aber nicht stur einstudieren, <strong>den</strong>n dann wird der <strong>Vortrag</strong> schnell eintönig, verliert<br />

Lebendigkeit, und bei manchen Zuhörern provoziert man dadurch fiese Fragen<br />

- es kommt darauf an, was und wie man einstudiert<br />

- freies Sprechen trainieren!<br />

Tempo und Informationsmenge<br />

- <strong>Vortrag</strong> sollte in einem Tempo durchfließen<br />

- nicht aus Nervosität zu schnell re<strong>den</strong><br />

- keine Informationen quetschen! und dann hastig vortragen<br />

- man muss nicht alle Aspekte ansprechen, die möglich sind (das wird eventuell zu viel)<br />

Körperhaltung, Gestik, Mimik oder sprachliche Betonung<br />

und Umgang mit fehlen<strong>den</strong> Möglichkeiten durch Handicap bzw. Behinderung<br />

- Sprache und Körpersprache sind wichtig um <strong>den</strong> <strong>Vortrag</strong> lebendig zu gestalten<br />

- sind bei Behinderung möglicherweise begrenzt<br />

- deshalb auf die Fähigkeiten die man beherrscht konzentrieren und diese gezielt einsetzen<br />

- z.B. Konzentration auf die Sprache oder Überbrückungstechniken,<br />

wie visuelle Medien oder sprachliche Übersetzer<br />

- auflockernde Bemerkungen und anschauliche Beispiele können fehlende Möglichkeiten<br />

der Gestik und Mimik ersetzen<br />

� Hinweis: Es gibt trotz Handicap verschie<strong>den</strong>en Möglichkeiten, um <strong>den</strong> <strong>Vortrag</strong> zu<br />

meistern. Die sichtbare Behinderung ist meist nicht <strong>von</strong> Bedeutung, sondern<br />

vor allem das Inhaltliche<br />

- nicht die ganze Zeit rumzappeln beim <strong>Vortrag</strong>en und auch nicht die ganze Zeit <strong>den</strong> Laptop<br />

anstarren (lieber eine Fernbedienung benutzen und eventl. einen Pointer)<br />

Veranschaulichen<br />

- Beispiele einsetzen, um sein Thema bzw. seine Thesen zu veranschaulichen<br />

2


Räumliche und technische Gegebenheiten vor Ort abklären<br />

- Ist alles nötige vorhan<strong>den</strong> und funktionstüchtig?<br />

- Wie sind Stühle und Tische angeordnet? (eine „U“-Anordnung sollte<br />

nicht zu lang gezogen sein; die beste Bestuhlungsform ist der Halbkreis)<br />

- Ist die Akustik ausreichend?<br />

- Kann mich jeder gut sehen und verstehen?<br />

Publikum<br />

- welche Erwartungen hat das Publikum? (Daran scheitern viele Dozenten)<br />

- welchen Wissensstand kann ich beim Publikum voraussetzen?<br />

- Benötige ich einen Übersetzer? (z.B. bei fremdsprachigem Publikum)<br />

Was passiert wenn ich unvorhergesehen Referent bin?<br />

- z.B. wenn ein Freund kurzfristig an einen herantritt und man sich breitschlagen lässt<br />

- sollte man lieber nicht tun, vor allem bei Themen, mit <strong>den</strong>en man sich nicht auskennt,<br />

<strong>den</strong>n diese Unsicherheit spürt das Publikum<br />

- tut man es doch und verfügt aber nicht <strong>über</strong> das nötige Wissen, dann<br />

1. gibt man dem Publikum einen groben Überblick und<br />

2. dann 2-3 Teilaspekte herausgreifen und darauf konzentrieren<br />

- dies ruhig auch ansprechen, aber nicht sagen, womit man sich nicht beschäftigt hat,<br />

sondern womit man sich beschäftigt hat, d.h. nicht negativ formulieren sondern positiv<br />

- ruhig zu Beginn ansprechen, dass man für jemand eingesprungen ist (doch Vorsicht mit<br />

negativen Formulierungen, um die Aufmerksamkeit der Zuhörer nicht zu verlieren)<br />

Beispiel:<br />

Referent wird nervös, konnte schon einige Fragen nicht beantworten und die Zuhörer sind<br />

gelangweilt. Wie kann er verhindern, sich selbst vor dem Auditorium „abzuschießen“.<br />

Möglichkeiten:<br />

- geschickt eine Frage in die Runde geben, z.B. „Weiß jemand <strong>von</strong> Ihnen eine Antwort<br />

darauf?“ � Wenn niemand eine Antwort weiß muss der Refernet sie selber beantworten<br />

oder ehrlich sagen, dass er sie selber ebenfalls nicht beantworten kann, weil ihm das<br />

Problem noch nicht begegnet ist, man sich das aber notiert.<br />

_______________________________________________________________________<br />

Pause und 4 Spontan-Vorträge <strong>von</strong> 4 ausgewählten Teilnehmern sowie deren Analyse *<br />

_______________________________________________________________________<br />

Stimme und Sprache<br />

- die Stimme ist das wichtigste Instrument<br />

- die Stimme so einsetzen, dass Interesse geweckt wird bei meinem Gegen<strong>über</strong><br />

- die Stimme darf nicht monoton klingen, aber auch nicht reinsteigern<br />

- ruhig bestimmte Worte betonen<br />

- Stimme heben und senken (leiser u. lauter)<br />

- es gibt verschie<strong>den</strong>e Erzählarten, Sprachtechniken, bestimmte Phrasen<br />

und Formulierungen<br />

- unnötige Worte, wie z.B. „eigentlich“, „ähm“, usw. begrenzen<br />

Stichpunkte<br />

- ein Notizzettel ist möglich, sollte aber keine ausformulierten Sätze beinhalten, sondern<br />

lediglich Hilfestellungen oder eine möglichst knappe Gliederung in Form <strong>von</strong> Stichworten<br />

bzw. Überschriften (z.B. um sich Zahlen oder schwierige Wörter zu merken, oder die<br />

Abfolge der Bilder bei einer PowerPoint-Präsentation)<br />

- Abschnitt oder Problem mit nur einem Wort oder Bild umschreiben und wenn man selbiges<br />

sieht, muss man seinen Text dazu vortragen können<br />

(weitere Mittel: Gedächtnishilfen, Eselsbrücken, MindMapping)<br />

- der Zettel sollte or<strong>den</strong>tlich aussehen und nicht völlig zerknittert (am besten eine Karteikarte<br />

benutzen und in eine Folie stecken)<br />

- nicht die ganze Zeit ablesen wie <strong>von</strong> einem Teleprompter<br />

3


3) *4 Spontan-Vorträge <strong>von</strong> 4 ausgewählten Teilnehmern sowie deren Analyse<br />

- schwierig sind emotionsgela<strong>den</strong>e aktuelle Themen<br />

- Formulierungen so wählen, dass sich niemand persönlich angegriffen fühlt<br />

- nicht vom Ziel, Informationen weiterzugeben, abbringen lassen<br />

- nicht reinsteigern<br />

- will man informieren oder polemisieren<br />

- Publikum direkt ansprechen und einbeziehen z.B. „Sicher stimmen Sie mir zu …“<br />

- nicht hinter Möbeln verstecken<br />

- Ziel des <strong>Vortrag</strong>s im Auge behalten<br />

- nicht um <strong>den</strong> heißen Brei herumre<strong>den</strong><br />

- während der Vorbereitung Argumentation <strong>über</strong>legen<br />

- Unterschei<strong>den</strong> zwischen Diskussion (Gespräch zwischen zwei oder mehreren Diskutanten)<br />

und <strong>Vortrag</strong> (Rede vor einem Publikum)<br />

Ergänzende Anmerkungen zu Kleidung und Erscheinung<br />

- Schweißflecken vermei<strong>den</strong><br />

(bei bestimmten Stoffen und Farben sieht man selbige besonders deutlich – solche<br />

Textilien vermei<strong>den</strong>; eventuell ein Shirt unter dem Hemd tragen)<br />

- Kleidung so wählen, dass sie nicht vom <strong>Vortrag</strong> ablenkt<br />

- Krawatte so wählen, dass sie zur Kleidung passt und nicht zu lang ist (lieber weglassen)<br />

- Kleidung sollte or<strong>den</strong>tlich und sauber sein, nicht zerknittert und sie sollte passen<br />

- ungewaschene und unfrisierte Haare vermei<strong>den</strong><br />

Ergänzende Tipps für Sehbehinderte<br />

- <strong>den</strong> Raum vorher einmal abgehen oder erklären lassen<br />

- Blickkontakt ist auch schwierig, wenn man auf der Bühne vom Rampenlicht geblendet wird<br />

- es genügt, wenn man in etwa die Richtung des Publikums schaut<br />

- wenn jemand eine Frage hat, dann hört man ja wo die Stimme herkommt<br />

- der gute Eindruck zählt<br />

4

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