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Traumberuf Schäfchenzählen verwirklicht - Diehirtin.ch

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Samstag, 26. Juli 2008<br />

AZ 6460 Altdorf | Nr. 58 | Fr. 2.–<br />

Ab 22.00 Uhr brennt<br />

das Höhenfeuer<br />

1. August. Höhenfeuer gehören zum<br />

Nationalfeiertag. Au<strong>ch</strong> in diesem Jahr<br />

werden sie wieder auf einigen Urner<br />

Gipfeln zu sehen sein – zum Beispiel<br />

auf dem S<strong>ch</strong>warzgrat. «Der s<strong>ch</strong>önste<br />

Platz für ein Höhenfeuer», meint<br />

Dan iel Jau<strong>ch</strong>, der seit vielen Jahren<br />

mit dabei ist. Seite 4<br />

.<br />

Heute finden Sie:<br />

Anzeigen<br />

Feuerstelle<br />

Todesanzeigen ...................... 6<br />

Gemeinden ........................... 7<br />

Inland .................................... 13<br />

Kultur .................................... 18<br />

Der soziale Weg ................... 19<br />

Sport ........................................ 21<br />

Na<strong>ch</strong>rufe ................................ 26<br />

Ihr Heizöl- und Treibstofflieferant<br />

aus dem Kanton Uri<br />

S<strong>ch</strong>on lange träumte Felix Püntener<br />

von einer Feuerstelle in<br />

der Waldna<strong>ch</strong>t. Nun hat si<strong>ch</strong><br />

der Traum erfüllt. Seite 7<br />

HUBROL AG - Kornmattstrasse - 6460 Altdorf - 041 874 20 10<br />

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Redaktion: Tel. 041 874 16 77 Abonnemente: Tel. 041 874 16 16 Inserate: Tel. 041 874 16 66<br />

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Segeln<br />

Anspru<strong>ch</strong>svolle Sportart auf<br />

dem Wasser. Ein Augens<strong>ch</strong>ein<br />

im Juniorenlager des Segelclubs<br />

Uri. Seite 17<br />

Podestplatz<br />

Sensationelle Leistung. Der SC<br />

Unters<strong>ch</strong>ä<strong>ch</strong>en erkämpfte si<strong>ch</strong><br />

am Alpinathlon den ausgezei<strong>ch</strong>neten<br />

2. Platz. Seite 21<br />

<strong>Traumberuf</strong> <strong>S<strong>ch</strong>äf<strong>ch</strong>enzählen</strong> <strong>verwirkli<strong>ch</strong>t</strong><br />

Sittlisalp | Auf 700 S<strong>ch</strong>afe aufpassen und ganz nebenbei no<strong>ch</strong> ein Blog führen: gaby Oswald kennt keine Langeweile<br />

Man<strong>ch</strong>mal würde sie gerne<br />

eine Pizza essen oder ein<br />

s<strong>ch</strong>önes Bad nehmen. Aber<br />

eigentli<strong>ch</strong> ist Gaby Oswald<br />

genau dort, wo sie sein<br />

mö<strong>ch</strong>te: auf der Sittlisalp<br />

am S<strong>ch</strong>afehüten.<br />

«I<strong>ch</strong> bin Hirt-Anfängerin und beri<strong>ch</strong>te<br />

online über meine Erfahrungen.»<br />

Gaby Oswald glaubt, damit das Verständnis<br />

zwis<strong>ch</strong>en Stadt und Land,<br />

Berg und Tal fördern zu können. «Für<br />

meine Freunde aus Züri<strong>ch</strong> öffnet si<strong>ch</strong><br />

dur<strong>ch</strong> das Anklicken meiner Internetseite<br />

eine ganz neue Welt.» Auf der<br />

Sittlisalp hält im Gegenzug die Te<strong>ch</strong>nik<br />

mit grossen S<strong>ch</strong>ritten Einzug:<br />

«Viele Sittlisälpler haben mir erzählt,<br />

dass sie meine Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten mitverfolgen.»<br />

Das Blog hat Erfolg. Immer wieder<br />

bekommt Gaby Oswald die Meldung,<br />

auf einer Seite verlinkt worden<br />

zu sein. Ihr Blog heisst «sheep the<br />

limit» und verbindet für sie alles,<br />

was diese neue Erfahrung bedeutet:<br />

S<strong>ch</strong>afe und Grenzen. «Mir gefällt es,<br />

einmal ni<strong>ch</strong>t rund um die Uhr errei<strong>ch</strong>bar<br />

zu sein.»<br />

Ihre Leidens<strong>ch</strong>aft für S<strong>ch</strong>afe hat die<br />

Bloggerin s<strong>ch</strong>on lange entdeckt. Drei<br />

S<strong>ch</strong>afe weiden s<strong>ch</strong>on vor ihrem Zuhause<br />

im Zür<strong>ch</strong>er Weinland. «Im<br />

Herbst kommt ein Bock dazu. Und<br />

dann gibts hoffentli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> Na<strong>ch</strong>wu<strong>ch</strong>s.»<br />

Bis dahin verbleibt ihr aber<br />

no<strong>ch</strong> etwas Zeit: für si<strong>ch</strong>, die Hütehunde<br />

und die S<strong>ch</strong>afe. (ras) Seite 3 Weblog-Hirtin gaby Oswald fühlt si<strong>ch</strong> wohl mit ihren S<strong>ch</strong>afen. FOtO: RetO WidmeR<br />

Gold für Risi,<br />

Silber für Lauener<br />

Bruno Risi konnte am Dienstag, 22.<br />

Juli, seinen S<strong>ch</strong>weizermeistertitel im<br />

Punktefahren verteidigen. Lang sah es<br />

ni<strong>ch</strong>t dana<strong>ch</strong> aus,<br />

dass der Routinier<br />

gewinnen würde.<br />

Auf den letzten 10<br />

Kilometern konnten<br />

si<strong>ch</strong> Bruno Risi<br />

und Franco Marvulli<br />

vom Feld<br />

absetzen, und im<br />

Ziel hatte der Urner<br />

s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong><br />

1 Punkt mehr auf dem Konto als der<br />

Zür<strong>ch</strong>er. Alain Lauener sorgte für die<br />

zweite Urner Medaille. Im 10 Kilometer<br />

langen Scrat<strong>ch</strong>rennen zog Bruno<br />

Risi für Franco Marvulli den Spurt<br />

an. Aus dem Winds<strong>ch</strong>atten heraus<br />

konnte si<strong>ch</strong> dieser dur<strong>ch</strong>setzen und<br />

den Meistertitel gewinnen. Alain<br />

Lauener fuhr nahe an den Zür<strong>ch</strong>er<br />

heran und si<strong>ch</strong>erte si<strong>ch</strong> die Silbermedaille.<br />

(UW) Seite 21<br />

Winterhorn steht erneut vor dem Aus<br />

So ruhig könnte es um die Liftstation<br />

in Hospental au<strong>ch</strong> in der kommenden<br />

Wintersaison sein. Die Retter von<br />

2006 haben genug, einmal mehr stehen<br />

die Anlagen am Winterhorn vor<br />

dem Aus. Betriebsleiter Remo Chris-<br />

ten «tut es weh», do<strong>ch</strong> den Glauben<br />

an eine Weiterführung des Betriebs<br />

hat er verloren. Für Ges<strong>ch</strong>äftsführer<br />

Claus Dangel sind die vielen Auflagen<br />

nur einer von mehreren Gründen<br />

für sein Aufgeben. (sz) Seite 3<br />

Wildheupfad,<br />

ein Novum<br />

in der S<strong>ch</strong>weiz<br />

Mit dem Wildheuen lebt ein bei-<br />

nahe vergessenes Handwerk wie-<br />

der auf. Der Kanton Uri investiert<br />

1,5 Millionen Franken in das Grossprojekt<br />

«Wildheupfad». Bauern,<br />

wel<strong>ch</strong>e die Wildheuflä<strong>ch</strong>en bewirts<strong>ch</strong>aften,<br />

erhalten pro Hektare 2700<br />

Franken. Der neu eröffnete Wildlehrpfad<br />

ist für Regierungsrätin<br />

Heidi Z’graggen ein Beitrag zur<br />

Förderung des Tourismus. In fast<br />

drei Jahren konnte das Projekt<br />

«Wildheupfad» am Rophaien umgesetzt<br />

werden. «Der Wildheupfad<br />

ist kein gewöhnli<strong>ch</strong>er Lernpfad,<br />

wie man sie inzwis<strong>ch</strong>en überall findet»,<br />

erklärt die Initiantin, Regula<br />

Waldner. «Es ist ein Erlebnispfad<br />

mit vielen Aktivitäten, und zwar<br />

mitten in der ‹Wildi›.» Im Monat<br />

August dokumentiert «S<strong>ch</strong>weiz<br />

aktuell» das Leben der Urner Wildheuer.<br />

(UW) Seite 5<br />

.


Urner Wo<strong>ch</strong>enblatt | 131. Jahrgang | Nr. 58 | Samstag, 26. Juli 2008<br />

Das Glück auf der Sittlisalp gefunden<br />

Moderne Hirtin | Gaby Oswald verbringt einen Sommer auf der Alp und bloggt über ihre Erfahrungen.<br />

Es war ihr Traum, und sie<br />

hat ihn si<strong>ch</strong> ermögli<strong>ch</strong>t.<br />

Gaby Oswald arbeitet einen<br />

Sommer lang als S<strong>ch</strong>afhirtin.<br />

Auf ihrem Blog kann<br />

jeder ihr neues Leben<br />

mitverfolgen.<br />

Rahel As<strong>ch</strong>wanden<br />

Eine Frau, 700 S<strong>ch</strong>afe: eine Herausforderung.<br />

Gaby Oswalds neue Adresse<br />

lautet s<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>t und einfa<strong>ch</strong>: S<strong>ch</strong>afhirtin,<br />

Sittlisalp, 6465 Unters<strong>ch</strong>ä<strong>ch</strong>en.<br />

Bekannter ist vielen jedo<strong>ch</strong> ihre virtuelle<br />

Adresse: www.diehirtin.<strong>ch</strong>. Tägli<strong>ch</strong><br />

finden si<strong>ch</strong> dort neue Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten und<br />

Erlebnisse aus dem Leben mit den<br />

S<strong>ch</strong>afen. Gaby Oswald weiss, dass ein<br />

Blog und das Leben auf der Alp ni<strong>ch</strong>t<br />

zusammenpassen. Aber das stört sie<br />

ni<strong>ch</strong>t. Sie hat s<strong>ch</strong>on einiges ausprobiert<br />

in ihrem Leben. Als S<strong>ch</strong>uhverkäuferin<br />

arbeitete sie. Später wurde sie<br />

Tierpflegerin, hat si<strong>ch</strong> dann zur Informatikerin<br />

ausbilden lassen. Nebenbei<br />

führt sie no<strong>ch</strong> eine kleine Hundes<strong>ch</strong>ule.<br />

Jetzt verbringt sie einen Sommer auf<br />

der Sittlisalp und hütet 700 S<strong>ch</strong>afe.<br />

«Die sehen s<strong>ch</strong>on alle sehr ähnli<strong>ch</strong><br />

aus!», la<strong>ch</strong>t sie. Aber ein Lieblingss<strong>ch</strong>af<br />

mö<strong>ch</strong>te sie ni<strong>ch</strong>t haben. «Es gibt ein<br />

paar, die fallen halt auf. Die erkenne<br />

i<strong>ch</strong> glei<strong>ch</strong> wieder. Zum Beispiel ein<br />

Geflecktes, das mag i<strong>ch</strong> sehr gerne.»<br />

Mit «google earth»<br />

auf der Sittlisalp<br />

Aufgewa<strong>ch</strong>sen im Zür<strong>ch</strong>er Weinland,<br />

ist ihr das Bauernleben ni<strong>ch</strong>t fremd.<br />

Auf den Höfen von Verwandten ist sie<br />

mit Tieren, zu Hause mit Hunden aufgewa<strong>ch</strong>sen.<br />

Jetzt hat sie selber drei:<br />

Nazca, Sina und Ocean sind ihre Begleiter<br />

privat und bei der Arbeit. «I<strong>ch</strong><br />

liebe alles, was vier Beine und ein Fell<br />

hat!», sagt die Hirtin. Deswegen lässt<br />

sie si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> von den Mäusen ni<strong>ch</strong>t<br />

beirren, die na<strong>ch</strong>ts dur<strong>ch</strong> die Berghütte<br />

rennen. Allgemein lässt si<strong>ch</strong> die<br />

Tierfreundin ni<strong>ch</strong>t so s<strong>ch</strong>nell eins<strong>ch</strong>ü<strong>ch</strong>tern.<br />

Als sie ihren Hirtinnen-<br />

Vertrag unters<strong>ch</strong>rieb, kannte sie die<br />

Sittlisalp ni<strong>ch</strong>t. Fast alle haben ihr von<br />

diesem S<strong>ch</strong>ritt abgeraten: «Es ist viel<br />

zu steil dort oben!», hatte ein Bekannter<br />

gemeint. «Du weisst ja ni<strong>ch</strong>t einmal,<br />

wie die Hütte aussieht!», warnte<br />

jemand anders. Gaby Oswald liessen<br />

diese Befür<strong>ch</strong>tungen kalt. Sie hat si<strong>ch</strong><br />

das Gebiet zusammen mit ihrem Partner<br />

auf «google earth» anges<strong>ch</strong>aut.<br />

Gut sah das aus, fand sie. Gut findet<br />

Gaby Oswald mit ihrer Hündin Sina vor der Hütte: «Am Anfang war es gar ni<strong>ch</strong>t so einfa<strong>ch</strong>, das Internet auf der Alp zu<br />

installieren.» Die Internetverbindung brau<strong>ch</strong>t die moderne Hirtin neben ihrem Blog vor allem für die Wetterprognosen.<br />

sie es au<strong>ch</strong> heute no<strong>ch</strong>. Wenn sie bei<br />

den S<strong>ch</strong>afen ist, in den wunders<strong>ch</strong>önen<br />

Gebieten rund um die Sittlisalp,<br />

dann ist sie glückli<strong>ch</strong>. «I<strong>ch</strong> habe ein<br />

paar Geheimtipps bekommen, unglaubli<strong>ch</strong><br />

s<strong>ch</strong>öne Plätz<strong>ch</strong>en!»<br />

Hirtenleben ist ni<strong>ch</strong>t einsam<br />

«I<strong>ch</strong> erfülle mir damit einen Traum!»,<br />

erklärt Gaby Oswald ihre Ents<strong>ch</strong>eidung.<br />

Ihr Hund Nazca ist ein Bordercollie,<br />

ein S<strong>ch</strong>äferhund aus Grossbritannien.<br />

Deswegen hat sie mit ihm die<br />

Hütehundausbildung gema<strong>ch</strong>t. Die<br />

beiden wurden ein eingespieltes Team<br />

im Umgang mit den Wollträgern. Und<br />

so hegte si<strong>ch</strong> im Herzen der Hundebesitzerin<br />

je länger desto mehr der<br />

Traum, Nazcas Können auf die Probe<br />

zu stellen. Der Zufall wollte es so, dass<br />

sie die Anzeige «Hirt/in gesu<strong>ch</strong>t!» gerade<br />

in der Zeit entdeckte, als sie si<strong>ch</strong><br />

berufli<strong>ch</strong> umorientieren wollte. «Jetzt<br />

oder nie. Wenn die mi<strong>ch</strong> nehmen,<br />

dann ma<strong>ch</strong> i<strong>ch</strong> das!» Und so hat sie<br />

si<strong>ch</strong> ins kalte Wasser gestürzt.<br />

Die Hütte bietet wenig Komfort. Zum<br />

Dus<strong>ch</strong>en geht die Hirtin zu den Na<strong>ch</strong>barn.<br />

Die haben heisses Wasser. «Das<br />

Hirtenleben ist ni<strong>ch</strong>t einsam!», ist si<strong>ch</strong><br />

Gaby Oswald si<strong>ch</strong>er. «Wenn i<strong>ch</strong> Gesells<strong>ch</strong>aft<br />

brau<strong>ch</strong>e, dann finde i<strong>ch</strong> immer<br />

jemanden, der mi<strong>ch</strong> auf einen Kaffee<br />

einlädt!» Für sie sind die Sittlisälpler<br />

eine grosse Familie. «I<strong>ch</strong> bin froh<br />

über die ganze Hilfe, die i<strong>ch</strong> hier be-<br />

FOtO: RAHEl AScHWAnDEn<br />

komme!» Oft kriegt sie Besu<strong>ch</strong>. Familie<br />

und Freunde sind dur<strong>ch</strong> das Blog<br />

«glus<strong>ch</strong>tig» auf die Region geworden<br />

und wollen sie auf eigene Faust erkunden.<br />

Dank des Besu<strong>ch</strong>s hat Gaby Oswald<br />

au<strong>ch</strong> immer genug fris<strong>ch</strong>e Frü<strong>ch</strong>te<br />

und fris<strong>ch</strong>es Gemüse. Mil<strong>ch</strong>produkte<br />

bezieht sie in der nahe gelegenen<br />

Alpkäserei.<br />

An die Grenzen gehen<br />

«Egal was passiert, ans Büro und die<br />

Arbeit hinter dem Computer denke i<strong>ch</strong><br />

nie!» Als Hirtin stapft sie dur<strong>ch</strong> den<br />

S<strong>ch</strong>nee, kraxelt steile Hänge empor<br />

und trotzt der Kälte in ihrer Hütte.<br />

Diese Extremsituationen nagen natürli<strong>ch</strong><br />

an der Konsistenz. «Jedes Mal<br />

Dem Winterhorn geht definitiv der S<strong>ch</strong>nauf aus<br />

Hospental | Die zwei Hauptgeldgeber haben genug<br />

Das Auf und Ab am Winterhorn<br />

s<strong>ch</strong>eint ein Ende zu<br />

finden. Die massgebli<strong>ch</strong>en<br />

Geldgeber haben genug.<br />

Neue Investoren sind derzeit<br />

ni<strong>ch</strong>t in Si<strong>ch</strong>t.<br />

luzia S<strong>ch</strong>uler-Arnold<br />

Der Hospentaler Landrat und Betriebsleiter<br />

der Skianlagen am Winterhorn,<br />

Remo Christen, ist enttäus<strong>ch</strong>t.<br />

Einmal mehr steht das Winterhorn<br />

vor dem Aus. «Die Zukunft sieht<br />

s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t aus». Die Geldgeber, Werner<br />

Gut und Claus Dangel, haben genug.<br />

Sie streben einen aussergeri<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en<br />

Verglei<strong>ch</strong> an, damit zurzeit no<strong>ch</strong> unbekannte<br />

Personen den Betrieb im<br />

Herbst weiterführen könnten. Dass<br />

das gelingt, glaubt Remo Christen<br />

aber ni<strong>ch</strong>t mehr. Zu viele Leute habe<br />

er s<strong>ch</strong>on darauf angespro<strong>ch</strong>en. «Alle<br />

bedauern, dass es fertig sein soll, sind<br />

aber ni<strong>ch</strong>t bereit, selber mitzutragen»,<br />

s<strong>ch</strong>ildert er die ausweglose Situation.<br />

Nun habe er den Glauben an eine Lösung<br />

verloren. «Es ist hart und tut<br />

wirkli<strong>ch</strong> weh», formuliert Remo<br />

Christen weiter, «mit dem Winter-<br />

horn wird Hospental au<strong>ch</strong> der Lebensnerv<br />

genommen».<br />

Zu viele Auflagen<br />

der Korporation Ursern<br />

Diverse Probleme mit der Korporation<br />

Ursern hätten die beiden führenden<br />

Personen zum Aufgeben bewogen.<br />

Bereits im Februar/März hätte<br />

ihm Werner Gut angekündigt, dass er<br />

nun genug habe. Do<strong>ch</strong> seither sei es<br />

bei S<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>tungsversu<strong>ch</strong>en geblieben.<br />

«Wir haben den Weg mit der Korporation<br />

einfa<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t gefunden. Die lange<br />

Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te mit dem Restaurant konnte<br />

no<strong>ch</strong> immer ni<strong>ch</strong>t zu Ende geführt<br />

werden.» – In der vergangenen Wo<strong>ch</strong>e<br />

wurde Material vom Snowboardpark<br />

hinuntergeflogen, «um so s<strong>ch</strong>nell als<br />

mögli<strong>ch</strong> verkauft zu werden», sagt Remo<br />

Christen und moniert, dass «die<br />

Bevölkerung von Hospental no<strong>ch</strong> immer<br />

ni<strong>ch</strong>t merke, was mit dem Einstellen<br />

des Betriebs verloren geht».<br />

«Die Basis ist denkbar gut»<br />

Ges<strong>ch</strong>äftsführer Claus Dangel aus Ennetbürgen<br />

bestätigt, dass er «genug<br />

hat». Die vielen Auflagen seien für<br />

ihn aber nur einer von mehreren<br />

Gründen. Als Hauptargument führt er<br />

die finanzielle Situation an, die ihn<br />

zum Ausstieg bewege. «Es stehen viel<br />

zu wenig Leute hinter dem Betrieb.<br />

Allem voran kritisiert Claus Dangel<br />

den Teil der Bevölkerung, der zwar<br />

«massiv profitieret, aber als Quers<strong>ch</strong>läger<br />

wirkt». Kurz und klar fasst<br />

Claus Dangel zusammen: «Es ist ein-<br />

fa<strong>ch</strong> sehr mühsam gewesen.» – Anders<br />

als Remo Christen s<strong>ch</strong>liesst Claus<br />

Dangel ni<strong>ch</strong>t aus, dass bis im Herbst<br />

neue Geldgeber gefunden werden<br />

könnten. «Es steht jeden Tag einer<br />

auf, der ni<strong>ch</strong>t weiss, was er mit dem<br />

Geld ma<strong>ch</strong>en soll», führt er la<strong>ch</strong>end<br />

an. «Vor zwei Jahren waren wir es, die<br />

Wird die Sommerpause am Winterhorn zur Dauerpause? Die tragenden Personen<br />

ziehen si<strong>ch</strong> zurück und wollen ni<strong>ch</strong>t mehr. FOtO: MARtInA REGlI<br />

KANTON URI | 3<br />

wenn du an deine Grenzen kommst,<br />

kannst du beim nä<strong>ch</strong>sten Mal no<strong>ch</strong> einen<br />

S<strong>ch</strong>ritt weitergehen!», lautet Gaby<br />

Oswalds mutige Devise. «Mittlerweile<br />

überquere i<strong>ch</strong> die steilen Hänge s<strong>ch</strong>on<br />

fast wie die Urner!», lä<strong>ch</strong>elt sie. Die<br />

Hirtin gehört ni<strong>ch</strong>t zu den Personen,<br />

die einfa<strong>ch</strong> so aufgeben. «Natürli<strong>ch</strong><br />

musst du gesund und fit sein, s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong><br />

läuft man als Hirte tagelang.» Sie<br />

hat die Bergluft immer s<strong>ch</strong>on genossen.<br />

Jetzt s<strong>ch</strong>ätzt sie ihre Mögli<strong>ch</strong>keit,<br />

die Gegend, in der ihre S<strong>ch</strong>afe grasen,<br />

ausführli<strong>ch</strong> zu erkunden. Bevor sie<br />

dieses Jahr in die Sittlisalp kam, kannte<br />

die Zür<strong>ch</strong>erin den Kanton Uri kaum.<br />

«Wilhelm Tell kannte i<strong>ch</strong> aus der<br />

S<strong>ch</strong>ule. Und ein paar Mal war i<strong>ch</strong><br />

s<strong>ch</strong>on in der Gegend zum Wandern.»<br />

Blog direkt von der Alp<br />

«Sheep the limit», heisst das Blog mit<br />

den Hirtinnenges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten. «Für mi<strong>ch</strong><br />

ist es ein Tagebu<strong>ch</strong> und meine Verbindung<br />

mit den Leuten im Unterland.»<br />

Gaby Oswald ist eine Informatikerin,<br />

die einen Sommer lang als Hirtin den<br />

Naturgefahren trotzt: «Sheep the limit»<br />

drückt diesen Widerspru<strong>ch</strong> aus.<br />

«I<strong>ch</strong> tanze au<strong>ch</strong> mit Hunden», la<strong>ch</strong>t<br />

die Hirtin: «I<strong>ch</strong> glaube, wir müssen<br />

mehr Neues wagen, um das zu finden,<br />

was uns glückli<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>t!» Ihr eigenes<br />

Glück liegt im Moment auf der Sittlisalp.<br />

Keine Sekunde hat sie diese Ents<strong>ch</strong>eidung<br />

bereut. «Natürli<strong>ch</strong>, man<strong>ch</strong>mal<br />

ist es nass und kalt, und am Anfang<br />

hatte i<strong>ch</strong> nur ein Plumsklo ...»,<br />

aber dann sieht sie die Berge. Und Berge<br />

haben für die Frau aus dem Fla<strong>ch</strong>land<br />

immer s<strong>ch</strong>on Ferien bedeutet. Ferien<br />

und Freiheit.<br />

Was kommt, wenn der Sommer vorbei<br />

ist? Gaby Oswald hat si<strong>ch</strong> bereits wieder<br />

für Jobs im Informatikberei<strong>ch</strong> beworben.<br />

«Es sieht gut aus! I<strong>ch</strong> muss<br />

halt immer vorausdenken. Da bin i<strong>ch</strong><br />

typis<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>!» Ihren Traum<br />

vom Hirtenleben hat sie umgesetzt.<br />

S<strong>ch</strong>lummern in ihrem Innern viellei<strong>ch</strong>t<br />

no<strong>ch</strong> andere Träume? «I<strong>ch</strong> mö<strong>ch</strong>te<br />

von S<strong>ch</strong>afen leben können!» Sie malt<br />

si<strong>ch</strong> aus: Wollproduktion, Isolationsmethoden,<br />

ein eigener Bauernhof, Ausbildung<br />

zur Landwirtin, Bauernhof-<br />

Tourismus und viellei<strong>ch</strong>t ein Pony. Es<br />

s<strong>ch</strong>eint, als würde au<strong>ch</strong> dieser Traum<br />

langsam, aber si<strong>ch</strong>er Form annehmen.<br />

Gaby Oswald ist dur<strong>ch</strong> und dur<strong>ch</strong> zur<br />

Hirtin geworden: Ni<strong>ch</strong>t nur am Tag<br />

zählt die Hirtin S<strong>ch</strong>afe, die Wolltiere<br />

begleiten sie au<strong>ch</strong> beim Träumen.<br />

Auf www.diehirtin.<strong>ch</strong> können die neuesten Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten<br />

der Hirtin na<strong>ch</strong>gelesen werden.<br />

das Geld hingelegt haben. Das finanzielle<br />

Lo<strong>ch</strong> ist ni<strong>ch</strong>t riesig, der Betrag<br />

liegt im Kleininvestorenberei<strong>ch</strong>.»<br />

Übereinstimmend betonen Claus Dangel<br />

und Remo Christen, dass die Bahnen<br />

dank Investitionen der vergangenen<br />

zwei Jahre heute in Topzustand<br />

sind. Si<strong>ch</strong>erheitste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong>aus<br />

auf dem heute geforderten Stand. «Die<br />

Basis zum Weiterfahren wäre denkbar<br />

gut», bekräftigt Claus Dangel no<strong>ch</strong>mals.<br />

Die Auflagen vom BAV sind erfüllt,<br />

die Betriebsbewilligung, die aktuell<br />

bis 2011 gilt, hätte na<strong>ch</strong> Meinung<br />

von Remo Christen dur<strong>ch</strong>aus verlängert<br />

werden können.<br />

Die Aussage, dass bereits Material hinuntergeflogen<br />

wurde, wird von Claus<br />

Dangel bestätigt. «Dabei handelt es<br />

si<strong>ch</strong> ledigli<strong>ch</strong> um Material, das es für<br />

einen Fortbestand der Anlagen gar<br />

ni<strong>ch</strong>t brau<strong>ch</strong>t. Material, das anges<strong>ch</strong>afft<br />

wurde, obwohl man es gar<br />

ni<strong>ch</strong>t brau<strong>ch</strong>t.» Wann genau si<strong>ch</strong> Claus<br />

Dangel aus der GmbH zurückzieht,<br />

lässt er derzeit offen. Sollte es na<strong>ch</strong><br />

dem aussergeri<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Verglei<strong>ch</strong> am<br />

Winterhorn wider Erwarten do<strong>ch</strong> weitergehen,<br />

dann «ohne mi<strong>ch</strong>» – oder<br />

mindestens – «lieber ohne mi<strong>ch</strong>», gesteht<br />

Claus Dangel abs<strong>ch</strong>liessend.

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