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Inklusion in Werkstätten der Behindertenhilfe - GEW Landesverband ...

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Erlesenes ... Erlesenes ... Erlesenes ... Erlesenes ... Erlesenes ... Erlesenes<br />

Sprache und Schule Zu e<strong>in</strong>em Buch von Edgar Forster<br />

Die Umschlaggestaltung dieses Buches<br />

ist e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Kunstwerk. Dieser<br />

Gedanke kam mir, als ich den schmalen,<br />

fest kartonierten Band »Sprache und<br />

Schule« von Edgar Forster <strong>in</strong> den Händen<br />

hielt. Nur <strong>der</strong> Buchrücken ist weiß, ansonsten<br />

verführt e<strong>in</strong>en <strong>der</strong> <strong>in</strong> Burgun<strong>der</strong>rot<br />

gehaltene Umschlag des Buches fast<br />

unwillkürlich zum Blättern <strong>in</strong> den matt<br />

glänzenden Seiten, als könne man schon<br />

e<strong>in</strong> wenig von dem Inhalt mitbekommen,<br />

auf den <strong>der</strong> Titel e<strong>in</strong>en neugierig gemacht<br />

hat. Doch <strong>der</strong> eigentliche Blickfang ist das<br />

römische Mosaik, das die Vor<strong>der</strong>seite des<br />

Buches schmückt. Es zeigt den auguste-<br />

ischen Dichter Publius Vergilius Maro mit<br />

den Musen Klio zur L<strong>in</strong>ken und Melpomene<br />

zur Rechten. Und damit s<strong>in</strong>d wir<br />

beim Thema des Buches. Vergil ist e<strong>in</strong>er<br />

<strong>der</strong> Liebl<strong>in</strong>gsschriftsteller Alexan<strong>der</strong><br />

Forsters gewesen, des begeisterten Altphilologen,<br />

<strong>der</strong> 2006 verstorben ist, und<br />

für den Edgar Forster, <strong>der</strong> 24 Jahre jüngere<br />

Sohn, dieses Buch gemacht hat.<br />

E<strong>in</strong> Buch <strong>der</strong> Verbundenheit<br />

Auf <strong>der</strong> Rückseite des Buches f<strong>in</strong>det<br />

sich e<strong>in</strong> farbiges Foto: Vater und Sohn<br />

<strong>in</strong> frohen Lebenstagen. E<strong>in</strong>erseits s<strong>in</strong>d<br />

es Charakterbil<strong>der</strong> dieser beiden Männer,<br />

zum an<strong>der</strong>n ist »Sprache und Schule«<br />

im tieferen S<strong>in</strong>ne ja auch e<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>schaftsarbeit<br />

<strong>der</strong> beiden, denn ohne die<br />

vielen deutschen und late<strong>in</strong>ischen Texte<br />

des Vaters, die <strong>der</strong> Sohn <strong>in</strong> das Buch aufgenommen<br />

hat, wäre es schlicht unvollständig.<br />

Im Klappentext heißt es: » ›Sprache<br />

und Schule‹, geschrieben für Freunde<br />

humanistischer Bildung, ist e<strong>in</strong> Buch<br />

zum Lebensbild des Altphilologen Alexan<strong>der</strong><br />

Forster: Jugend im Humanistischen<br />

Gymnasium, Krieg, Studium, Schuldienst<br />

und Pension.« Was hier <strong>in</strong> e<strong>in</strong> paar knappe<br />

Worte gefasst ist, stellt im Buch mit se<strong>in</strong>en<br />

164 Seiten e<strong>in</strong> rundes Viertel dar. Es<br />

ist also e<strong>in</strong>e große Mühe, die <strong>der</strong> Sohn auf<br />

sich genommen hat, und es ist nicht möglich,<br />

im E<strong>in</strong>zelnen auf die Arbeit e<strong>in</strong>zugehen.<br />

Aber es lässt sich doch e<strong>in</strong>iges benennen.<br />

Erste Schulstationen<br />

Alexan<strong>der</strong> Forster wurde am 24. Juni<br />

1918 <strong>in</strong> R<strong>in</strong>gsee, Kreis Ingolstadt, gebo-<br />

23 DDS Oktober 2011<br />

ren. In Zwiesel, wo er 1924 e<strong>in</strong>geschult<br />

wurde, erkannten ihn die Lehrer bald als<br />

sehr begabten Schüler, <strong>der</strong> schließlich<br />

1930 <strong>in</strong> das Humanistische Gymnasium<br />

Passau aufgenommen wurde. Die alten<br />

Sprachen begeisterten ihn <strong>der</strong>art, dass er<br />

beispielsweise e<strong>in</strong> Gedicht über Passau <strong>in</strong><br />

late<strong>in</strong>ischer Sprache verfasste. Aber auch<br />

im Griechischen, Englischen und Französischen<br />

erzielte er ausgezeichnete Leistungen<br />

und se<strong>in</strong>e französische Arbeit <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Reifeprüfung »war als die beste zu bezeichnen«.<br />

Kriegsjahre<br />

Wie viele Angehörige se<strong>in</strong>er Generation<br />

hat Alexan<strong>der</strong> Forster den Zweiten<br />

Weltkrieg von Anfang bis Ende mitgemacht.<br />

Er kämpfte sowohl <strong>in</strong> Polen als<br />

auch <strong>in</strong> Frankreich und Russland. Er hätte<br />

Berufsoffizier werden können, da er e<strong>in</strong>e<br />

Offiziersakademie mit Erfolg besucht<br />

hatte und auch e<strong>in</strong>ige bedeutende militärische<br />

Auszeichnungen erhielt, die ihm jedoch<br />

offensichtlich nicht viel bedeuteten.<br />

Indes verlor er das Berufsziel Altphilologe<br />

nie aus den Augen und erhielt sogar<br />

zweimal e<strong>in</strong>e Freistellung zum Studium<br />

an <strong>der</strong> Universität München, an <strong>der</strong> er seit<br />

dem W<strong>in</strong>terhalbjahr 1941/42 angemeldet<br />

war. Die Freistellung im W<strong>in</strong>tersemester<br />

1942/43 bewahrte ihn vor dem Schicksal<br />

se<strong>in</strong>er Bataillonskameraden, von denen<br />

nur wenige die nächsten E<strong>in</strong>sätze<br />

überlebten. E<strong>in</strong> bitteres Zitat von Alexan<strong>der</strong><br />

Forster zum Krieg überhaupt: »Ich<br />

hoffe, dass die Helden e<strong>in</strong>mal aussterben,<br />

weil die gefallenen Helden ke<strong>in</strong>en Nachwuchs<br />

mehr zeugen können. Die Menschheit<br />

hätte dann endlich Frieden.«<br />

Begegnung mit Vergil<br />

Es dauerte nach <strong>der</strong> »Stunde Null«<br />

noch fast e<strong>in</strong> ganzes Jahr, bis Alexan<strong>der</strong><br />

Forster mit se<strong>in</strong>em Studium beg<strong>in</strong>nen<br />

konnte. Er hatte <strong>in</strong>zwischen geheiratet,<br />

und im letzen Kriegsjahr war auch Edgar<br />

zur Welt gekommen. Alexan<strong>der</strong> Forster<br />

hatte im 6. Semester Professor Friedrich<br />

Kl<strong>in</strong>ger <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Vorlesung über »Römische<br />

Geschichtsschreiber bis Livius« und<br />

im 7. Semester mit e<strong>in</strong>er Veranstaltung<br />

über »Vergil« kennen und schätzen gelernt.<br />

Se<strong>in</strong> Sohn schreibt: »Vergil, <strong>der</strong> ers-<br />

Edgar Forster:<br />

Sprache und Schule –<br />

L<strong>in</strong>gua et schola.<br />

Das Lebensbild von<br />

Alexan<strong>der</strong> Forstner.<br />

Babel-Verlag<br />

Denkl<strong>in</strong>gen 2010<br />

165 Seiten,<br />

gebunden<br />

19,90 EUR<br />

ISBN: 978-3-928551-38-0<br />

te und brühmteste Dichter <strong>der</strong> augusteischen<br />

Zeit, ließ ihn das ganze Leben nicht<br />

mehr aus se<strong>in</strong>em Bann.« Man muss se<strong>in</strong>e<br />

begeisterten und begeisternden Arbeiten<br />

aus dieser Zeit e<strong>in</strong>fach selber lesen. Übrigens<br />

auch die erste deutsche Übersetzung<br />

von Vergils »Dirae« durch Dr. Wolfgang<br />

Beer.<br />

Der Pädagoge und Lehrer<br />

Forsters Begeisterung für die römische<br />

und griechische Antike übertrug sich<br />

auf se<strong>in</strong>e Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler. Das<br />

geht aus den vielen Selbstzeugnissen <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlichen hervor, die er<br />

unterrichtete. Nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ließ er sich<br />

nicht beirren. Da es ihm um den Lebenswert<br />

des Late<strong>in</strong>ischen g<strong>in</strong>g, also im wohlverstandenen<br />

S<strong>in</strong>ne um dessen Lebendigkeit,<br />

verließ er 1967 den Bayerischen Philologenverband,<br />

weil ihm dessen starrkonservative<br />

Haltung mißfiel. Stattdessen<br />

wurde er Mitglied <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gewerkschaft<br />

Erziehung und Wissenschaft.<br />

Der Pensionär.<br />

1980 trat <strong>der</strong> Alexan<strong>der</strong> Forster als<br />

<strong>der</strong> ständige Stellvertreter des Direktors<br />

des Gymnasiums Dachau <strong>in</strong> den Ruhestand.<br />

Se<strong>in</strong> Sohn zählt die vielen Reisen<br />

auf, die <strong>der</strong> Vater schon <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Aktivenzeit<br />

unternahm und die er nach <strong>der</strong> Pensionierung<br />

fortsetzte. E<strong>in</strong>e davon muss erwähnt<br />

werden: 1984 trat er <strong>in</strong> Russland als<br />

Dolmetscher für Pax Christi auf. Russisch<br />

war m<strong>in</strong>destens die fünfte Sprache, die er<br />

perfekt beherrschte und an se<strong>in</strong>er Schule<br />

auch unterrichtete. Edgar Forster: »Sprachen,<br />

das war se<strong>in</strong> Leben.«<br />

von Hannes Henjes<br />

Mitglied <strong>der</strong> DDS-Redaktion

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