Der (bislang) Letzte Grosse Ruck (LGR1) vor ~650 Jahren, in der ...
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Der (bislang) Letzte Grosse Ruck (LGR1) vor ~650 Jahren, in der ...
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<strong>Der</strong> (<strong>bislang</strong>) <strong>Letzte</strong> <strong>Grosse</strong> <strong>Ruck</strong> (LGR 1 )<br />
<strong>vor</strong> <strong>~650</strong> <strong>Jahren</strong>, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mitte des Trecento, <strong>der</strong><br />
letzte e<strong>in</strong>er Serie exoterrestrisch verursachter<br />
Kataklysmen<br />
<strong>in</strong>fo@paf.li - www.paf.li<br />
DER (BISLANG) LETZTE GROSSE RUCK (LGR) 1<br />
<strong>Der</strong> (<strong>bislang</strong>) letzte »<strong>Grosse</strong> <strong>Ruck</strong>« – Die Schwelle vom Mittelalter zur Neuzeit 2<br />
<strong>Der</strong> Anlass zur Gregorianischen Kalen<strong>der</strong>reform (GKR) 2<br />
<strong>Der</strong> Erregungsh<strong>in</strong>tergrund 4<br />
Zum (<strong>bislang</strong>) letzten »<strong>Grosse</strong>n <strong>Ruck</strong>« 6<br />
Noch e<strong>in</strong>mal: zum »(Bislang) <strong>Letzte</strong>n <strong>Grosse</strong>n <strong>Ruck</strong>« 8<br />
Ursachen. Verbreitung. 8<br />
RMNG: Wie weiter bis zur Neuzeit? 15<br />
Zwischen Altzeit & Neuzeit: Wahnzeit 18<br />
Weiteres zur Abfolge Wahnzeit – LGR – Neuzeit 24<br />
Häresie: Ursprung <strong>der</strong> Inquisition 24<br />
Hexenwahn: Fortsetzung <strong>der</strong> Inquisition 24<br />
Die Entdeckung <strong>der</strong> Mittelalterlichen Stadtplanung 26<br />
1 Akronyme<br />
LGR = <strong>Letzte</strong>r <strong>Grosse</strong>r <strong>Ruck</strong><br />
XK = christlicher Kalen<strong>der</strong><br />
UK = Universal Kalen<strong>der</strong> (Epoche ist die Frühl<strong>in</strong>gsnachtgleiche 1945 XK)<br />
GKR = Gregorianische Kalen<strong>der</strong>-Reform -370/-363 UK (1577/1582 XK)<br />
KKR = Kanopus Kalen<strong>der</strong>-Reform (="Julianische" Kalen<strong>der</strong>-Reform), im Rahmen <strong>der</strong> sRMNG um -950 UK (1000<br />
XK)<br />
EVU = Elektrisches Vortex Universum<br />
RMNG = Rekonstruktion <strong>der</strong> Menschheits- & Naturgeschichte<br />
PRW(-Komb<strong>in</strong>at) = Gesamtheit <strong>der</strong> Kollektivdenksysteme <strong>der</strong> Philosophien, Religionen & [exo- & esoterischen]<br />
Wissenschaften (Verdrängungsapparat) mit dem<br />
KREDO = "Was BEOBACHTET wird, ist NICHT WAHRzunehmen & was zu GLAUBEN ist, ist NICHT zu<br />
beobACHTEN"<br />
— 1 —
<strong>Der</strong> (<strong>bislang</strong>) letzte »<strong>Grosse</strong> <strong>Ruck</strong>« – Die Schwelle vom<br />
Mittelalter zur Neuzeit<br />
<strong>Der</strong> Anlass zur Gregorianischen Kalen<strong>der</strong>reform (GKR)<br />
ARTHUR KOESTLER, <strong>der</strong> Allesversteher und Vielerklärer, <strong>der</strong> mir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er persönlichen<br />
Mitteilung erklärte: „Ich beschäftige mich mit Velikovsky nicht, weil ich se<strong>in</strong>e Theorien nicht<br />
verstehe“, veröffentlichte 1959 se<strong>in</strong> köstliches Buch: Die Nachtwandler – Das Bild des Universums<br />
im Wandel <strong>der</strong> Zeit, welches er <strong>in</strong> den drei Menschheitsperioden Antike, Mittelalter und Neuzeit<br />
jeweils vom Werk gewissermassen – im Fortschrittlichen geradeso wie im Reaktionären –<br />
traumwandeln<strong>der</strong> Genies signiert sieht. Gleichsam als Kurve sichtbar werdend zeichnet<br />
KOESTLER von Pythagoras bis Aristarchos den Fortschritt, über Platon, Archimedes bis h<strong>in</strong> zu<br />
den Scholastikern den Verfall, und von Kopernikus bis Newton den Wie<strong>der</strong>aufschwung e<strong>in</strong>es<br />
wirklichkeitsbezogenen Weltbildes nach. Mit <strong>der</strong> sprichwörtlichen Sicherheit des Schlafwandlers<br />
setzen se<strong>in</strong>e Helden ihre Befunde und Wahrheiten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Welt, <strong>der</strong>en jeweiliger Zeitgeist danach<br />
verlangt. Das absolute Tief erreicht die Menschheit im Zenit des Mittelalters <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em „geistigen<br />
Klima <strong>der</strong> Hoffnungslosigkeit“ 2 , geschürt durch die „als Symptome e<strong>in</strong>er Massenhysterie“<br />
auftretende „regelmässig wie<strong>der</strong>kehrende schreckliche Erwartung des Weltunterganges, die<br />
Ausbrüche <strong>der</strong> Tanz- und Geisselwut“; e<strong>in</strong>em „H<strong>in</strong>tergrund“ zumal, auf welchem „das Weltbild des<br />
ummauerten Universums von den Platonikern übernommen wurde als Schutz gegen die Pest <strong>der</strong><br />
Verän<strong>der</strong>ung – starr, statisch, hierarchisch, verste<strong>in</strong>t“; und zwar, so KOESTLER zum Schluss, weil<br />
„trotzdem die Alternative noch schlimmer war: –<br />
... wenn die Planeten<br />
In schlimmer Mischung irren ohne Regel,<br />
Welch Schrecknis! Welche Plag’ und Meuterei!<br />
Welch Stürmen auf <strong>der</strong> See; wie bebt die Erde!<br />
Wie rast <strong>der</strong> W<strong>in</strong>d! Furcht, Umsturz, Grau’n und Zwiespalt<br />
Reisst nie<strong>der</strong>, wühlt, zerschmettert und entwurzelt<br />
Die E<strong>in</strong>tracht und vermählte Ruh <strong>der</strong> Staaten<br />
Ganz aus den Fugen ...!<br />
Tilg Abstufung, verstimme de<strong>in</strong>e Saite,<br />
Und höre dann den Missklang! Alles träf’<br />
Auf offnen Wi<strong>der</strong>stand. Empört dem Ufer<br />
Erschwöllen die Gewässer übers Land,<br />
Dass sich im Schlamm die feste Erde löste.“ – :<br />
Ohne <strong>in</strong>dessen an dieser o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>er Stelle zu erklären, warum die Zeitgenossen zwischen<br />
regellosen Planetenlauf und irdischen KatAstrophen überhaupt e<strong>in</strong>en Zusammenhang feststellten.<br />
Aber bereits 30 Jahre <strong>vor</strong> Arthur Koestler hält e<strong>in</strong> späterer Schlafwandler von Format – Egon<br />
FRIEDELL – diese Erklärung bereit, wenn er <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Kulturgeschichte <strong>der</strong> Neuzeit den<br />
Erregungsh<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong> „Symptome <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en Psychose“ 3 – Geisslerfahrten, Veitstanz,<br />
Judenverfolgungen – nicht e<strong>in</strong>er Massenhysterie son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>em „grossen Trauma“ geschuldet<br />
sieht und nachzeichnet, wie auch „...Himmel und Erde <strong>in</strong> Aufruhr waren. Unheildrohende Kometen<br />
erschienen, <strong>in</strong> England wüteten furchtbare Stürme, wie sie nie <strong>vor</strong>her und nie nachher erlebt worden<br />
s<strong>in</strong>d, riesige Heuschreckenschwärme suchten die Fel<strong>der</strong> heim, Erdbeben verheerten das Land:<br />
Villach wurde mit dreissig umliegenden Ortschaften verschüttet. <strong>Der</strong> Boden verweigerte se<strong>in</strong>e<br />
Gaben: Misswachs und Dürre verdarben allenthalben die Ernte. Es handelte sich bei diesen<br />
Ersche<strong>in</strong>ungen we<strong>der</strong> um „zufällige Naturspiele“ noch um „abergläubische Auslegungen“ <strong>der</strong><br />
Zeitgenossen. Wenn es wahr ist, dass damals e<strong>in</strong> grosser <strong>Ruck</strong>, e<strong>in</strong>e geheimnisvolle Erschütterung,<br />
2 Arthur Koestler Die Nachtwandler (Bern 1959) 2. Teil II<br />
3 Egon Friedell Kulturgeschichte <strong>der</strong> Neuzeit (1927/31 München 1976) I 3. Kap. (m/Her<strong>vor</strong>hebung)<br />
— 2 —
e<strong>in</strong> tiefer Konzeptionsschauer durch die Menschheit g<strong>in</strong>g, so muss auch die Erde irgend etwas<br />
Ähnliches durchgemacht haben, und nicht bloss die Erde, son<strong>der</strong>n auch die Nachbarplaneten, ja<br />
das ganze Sonnensystem. Die Zeichen und Wun<strong>der</strong>, die die „beschränkte Leichtgläubigkeit“ jener<br />
Zeit erblickte, waren wirkliche Zeichen, deutliche Äusserungen e<strong>in</strong>es wun<strong>der</strong>baren<br />
Zusammenhanges des gesamten kosmischen Geschehens.“<br />
Friedell sieht, dass <strong>der</strong>artige Symptome „zu jener Zeit auch unabhängig von <strong>der</strong> Pest auftraten“<br />
(nämlich auch schon <strong>vor</strong>her) und deshalb ke<strong>in</strong>e Folgeersche<strong>in</strong>ungen waren, wie etwa Koestler<br />
andeutet. Für Friedell bleibt es vielmehr „völlig unenträtselt, unter welchen näheren Umständen die<br />
Pest von Europa plötzlich Besitz ergriff“. Aber er durchschaut ihr Auftreten im Jahre 1348XK 4 im<br />
Kontext mit dem „<strong>Grosse</strong>n <strong>Ruck</strong>“ als e<strong>in</strong>en <strong>der</strong>art fundamentalen Wendepunkt, dass er mit diesem<br />
exakten Stichdatum das Ende des Mittelalters und den Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Neuzeit ansetzt: e<strong>in</strong> <strong>in</strong>tuitiv<br />
glücklicher Griff, dem wir uns nur anschliessen können. Mit „Inkubationszeit“ bezeichnet Friedell<br />
ebenso treffend die folgenden e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>halb Jahrhun<strong>der</strong>te, „<strong>in</strong> denen das Neue im Schosse <strong>der</strong><br />
Menschheit wächst, reift, ausgetragen wird, bis es schliesslich stark und gross genug geworden ist,<br />
um ans Licht treten zu können“ – zunächst begnügen wir uns, mit dem Tag <strong>der</strong> Gregorianischen<br />
Kalen<strong>der</strong>reform (15. Oktober 1582XK) diese Inkubationszeit als vollendet zu erklären — <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
also, bezüglich des sich völlig wandelnden Universumbildes, die ersten Sternwarten entstehen, <strong>der</strong><br />
kuriose Kopernikus 5 (1473-1543) wirkt, welche Galilei (1564-1642) als junger Mann, Kepler als<br />
Knabe (1571-1630) noch erleben. E<strong>in</strong>e gewaltige Periode im übrigen, vom Schwarzen Tod bis h<strong>in</strong><br />
zum Feurigen Leben – Henry VIII & Carlos V; Kolumbus; Erasmus, Luther & Savonarola; die<br />
Borgias; Machiavelli & Paracelsus; Leonardo et al. – sich umwälzend: und auch ke<strong>in</strong> Wun<strong>der</strong>,<br />
wenn wir für diese Inkubationszeit (vermutlich <strong>in</strong> Verbundenheit mit dem Gesellen Friedell…) den<br />
Inkubus 6 als namengebenden Partner begehren.<br />
Die Gregorianische Kalen<strong>der</strong>reform rückte den Frühl<strong>in</strong>gspunkt wie<strong>der</strong> auf den 21. März zurecht. 7<br />
Nun ist es albern, die Menschen selbst des Mittelalters für so beschränkt zu halten, dass sie acht<br />
Jahrhun<strong>der</strong>te lang o<strong>der</strong> gar über e<strong>in</strong> volles Jahrtausend h<strong>in</strong>weg es verdusselt hätten, den<br />
Frühl<strong>in</strong>gspunkt zu beobachten und ihn im Kalen<strong>der</strong> regelmässig zu korrigieren, obschon es sich<br />
dann zugleich um e<strong>in</strong>e ihnen <strong>der</strong>art wichtig ersche<strong>in</strong>ende Tradition handelte, dass sie nach <strong>der</strong>art<br />
überlanger Zeit nicht etwa begraben gewesen wäre, son<strong>der</strong>n (dazu ohne jeden ersichtlichen<br />
praktischen Bedarf) ganz plötzlich wie<strong>der</strong> hätte e<strong>in</strong>geführt werden müssen! Dass die<br />
Kalen<strong>der</strong>reform sich e<strong>in</strong>zig als Folge verän<strong>der</strong>ter Erdbewegungsdaten aufdrängte, wird dadurch nur<br />
abermals unterstrichen: Das Jahr war von 365,25 auf 365,2425 um 0,0075 Tage kürzer geworden,<br />
d. h. entwe<strong>der</strong> wurde die Erde auf e<strong>in</strong>e etwas kle<strong>in</strong>ere Umlaufbahn geworfen, o<strong>der</strong> ihre<br />
Rotationsgeschw<strong>in</strong>digkeit hat sich verr<strong>in</strong>gert, o<strong>der</strong> letztere nahm zu und die Erde geriet zugleich auf<br />
e<strong>in</strong>e noch engere Umlaufbahn, o<strong>der</strong> das Gegenteil – noch weiterer Sonnenabstand und noch<br />
4 „X“, „x“ steht für alles „Christliche“ – hier also „christlicher“, „Christen“-Kalen<strong>der</strong>.<br />
5<br />
Koestler a. a. O.: „Mit Ausnahme <strong>der</strong> 27 eigenen Beobachtungen basierte das gesamte kopernikanische System auf<br />
Angaben bei Ptolemäus, Hipparchos und an<strong>der</strong>en griechischen, bzw. arabischen Astronomen, <strong>der</strong>en Behauptungen<br />
er kritiklos wie e<strong>in</strong> Evangelium h<strong>in</strong>nahm. Es wäre ihm nie <strong>in</strong> den S<strong>in</strong>n gekommen, Irrtümer könnten durch<br />
gewissenlose Abschreiber und Übersetzer <strong>in</strong> die bekanntermassen entstellten Texte geraten o<strong>der</strong> die Exaktheit und<br />
Ehrlichkeit <strong>der</strong> antiken Beobachter zu bezweifeln se<strong>in</strong>.“ (3. Teil II ) Indessen könnte gerade dadurch e<strong>in</strong>e<br />
Beobachtung gerettet worden se<strong>in</strong>, die durch das von Andreas Osian<strong>der</strong> (dem Theologen und Mitbegrün<strong>der</strong> des<br />
lutherischen Bekenntnisses <strong>in</strong> Nürnberg, <strong>der</strong> zuletzt die Herausgabe von Kopernikus’ De revolutionibus orbium<br />
coelestium besorgte) anonym den Umdrehungen – „zur Besänftigung <strong>der</strong> Aristoteliker und <strong>der</strong> Theologen“, so<br />
Osian<strong>der</strong> <strong>in</strong> Briefen – beigegebene Vorwort auf uns kommt: Das Vorwort beg<strong>in</strong>nt mit <strong>der</strong> Erklärung, die Gedanken<br />
des Buches brauchten nicht allzu ernst genommen zu werden und verdeutlicht dies mit <strong>der</strong> Unwahrsche<strong>in</strong>lichkeit,<br />
dass die <strong>der</strong> Venus zugeschriebene Bahn den Planeten <strong>in</strong> nächster Erdnähe sechzehnmal grösser ersche<strong>in</strong>en<br />
lassen würde als bei dem <strong>der</strong> Erde am weitesten entferntesten Stand, „was <strong>der</strong> Erfahrung aller Zeiten<br />
wi<strong>der</strong>spricht“. [wie könnte es an<strong>der</strong>s se<strong>in</strong>…] (3. Teil I, u/Her<strong>vor</strong>hebung)<br />
6<br />
<strong>Der</strong> Teufel als Sexualpartner<br />
7<br />
Ziehen Sie VFG 3-4/93: „Datieren <strong>vor</strong> <strong>der</strong> Gregorianischen Kalen<strong>der</strong>reform“ zu Rate.<br />
— 3 —
langsamere Rotation – war <strong>der</strong> Fall. 8 Auf jeden Fall aber ist für den <strong>Grosse</strong>n <strong>Ruck</strong> e<strong>in</strong><br />
Energieverlust e<strong>in</strong>zukalkulieren, denn aus eigener Kraft konnte die Erde e<strong>in</strong>e <strong>der</strong>artige Modifikation<br />
nie & nimmer leisten: wie<strong>der</strong>um – wie bei den früheren Vorgängen – müssen extraterrestrische<br />
Kräfte e<strong>in</strong>gewirkt haben, ausgehend von mächtigen, allen Menschen sichtbaren, erfahrbaren<br />
Himmelsphänomenen.<br />
<strong>Der</strong> Erregungsh<strong>in</strong>tergrund<br />
DER AKTUELL HERRSCHENDE HIMMEL wird von den Menschen stets als normal und<br />
ke<strong>in</strong>eswegs als Sensation aufgefasst — das uns umgebende Alltagsuniversum „ist halt e<strong>in</strong>fach so“<br />
und wenn se<strong>in</strong>e Inhalte je nach Zeitgeist auch so o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>s gedeutet werden, sie s<strong>in</strong>d dem<br />
Zeitgenossen nicht wie<strong>der</strong>käuend immer wie<strong>der</strong> neu zu eröffnen. Das Auftreten e<strong>in</strong>es von vielen<br />
Kometen, wenn sie jahraus & jahre<strong>in</strong> <strong>vor</strong>kommen, ist ke<strong>in</strong> „Jahrhun<strong>der</strong>tereignis“, so wie etwa <strong>der</strong><br />
Shoemaker/Levy 9-Sturz von 1994 <strong>in</strong> den Jupiter (<strong>der</strong> allerd<strong>in</strong>gs dem Volk ebenso wenig<br />
augensche<strong>in</strong>lich blieb wie <strong>der</strong> verbrauchte Halley seit zwei Jahrhun<strong>der</strong>ten). Auch e<strong>in</strong><br />
herumschwirren<strong>der</strong> Planet – schon <strong>der</strong> namengebende homergriechische Begriff „planos“ bedeutet<br />
ja nichts an<strong>der</strong>es als das betrügerisch-irrende Wan<strong>der</strong>n des Odysseus! – wird zwar auf das Interesse<br />
<strong>der</strong> Gefährdeten stossen und zu allerlei Spekulationen über se<strong>in</strong>e Persönlich- resp. Göttlichkeit<br />
Anlass bieten, von den Zeitgenossen aber nicht als nicht-zur-Welt-gehörendes ausgefallenes<br />
Phänomen aufgefasst werden. Erschreckend s<strong>in</strong>d gegebenenfalls dann nur die davon ausgehenden<br />
Bedrohungen, allenfalls verehrt werden beobachtete Spektakel, und dies herumgeboten immer <strong>in</strong><br />
den zeitgenössisch e<strong>in</strong>gebürgerten Sprach- & Bildbegriffen: Wenn dann etwa Stationen <strong>der</strong><br />
Himmelfahrt Marias, <strong>der</strong> Himmelskönig<strong>in</strong>, gefeiert werden, wird halt ganz e<strong>in</strong>fach bei diesen<br />
sichtbaren Aufenthalten des Venusplaneten gejubelt & getanzt, ohne dass das astronomische<br />
Naturereignis verdiente, geson<strong>der</strong>t festgehalten zu werden – im Kalen<strong>der</strong> ist <strong>der</strong> Zeitpunkt ja<br />
notiert. Wenn dieselben Menschen den Sohn des Herrn, se<strong>in</strong>en Boten, se<strong>in</strong>en Messias Jesus zur<br />
Apokalypse heranbrausen sehen, dann ist das zwar viel gefährlicher, gehört <strong>in</strong>dessen gleichwohl zu<br />
ihrer real existierenden Welt und drückt sich nur <strong>in</strong> den Festivitäten an<strong>der</strong>s aus als das Marienfest:<br />
Anstatt Jubel Geheul, anstatt Reigen Veitstanz, und mag Gottes „Mittler“ letztlich auch<br />
<strong>vor</strong>beiziehen, nebst enormen Natur-DesAstern brachte er auch noch das <strong>Grosse</strong> Sterben und<br />
schlechth<strong>in</strong> ganz entsetzliche Strafen über die Welt. Entsprechend riesig war die Erleichterung, als<br />
nach Jahrhun<strong>der</strong>ten wie<strong>der</strong>kehren<strong>der</strong> apokalyptischer Gottesdrohungen so gut wie unverhofft e<strong>in</strong><br />
nicht mehr zu fürchten<strong>der</strong>, friedlicher, vielleicht sogar auf absehbare Zeit stabil bleiben<strong>der</strong> Himmel<br />
e<strong>in</strong>kehrte. Die er<strong>in</strong>nerte Macht allerd<strong>in</strong>gs blieb <strong>der</strong> Gottheit erhalten, denn allzu oft war diese<br />
geschäftige Figur, die nicht nur e<strong>in</strong> „tausendjähriges Friedensreich“ <strong>in</strong>stallieren sollte son<strong>der</strong>n<br />
sichtlich auch sich selbst unermessliche Weltleiden aufgebürdet hatte und sogar e<strong>in</strong>mal im Himmel<br />
ans Marterholz, ans Kreuz 9 geschlagen worden war, ja wie<strong>der</strong> auferstanden und zurück <strong>in</strong> den<br />
Himmel gefahren.<br />
Doch mit welchem Himmelskörper haben wir es nun zu tun, <strong>der</strong> den <strong>Grosse</strong>n <strong>Ruck</strong> auslöste und<br />
e<strong>in</strong>en bald schon sieben Jahrhun<strong>der</strong>te andauernden friedlichen Himmel heraufführte? Wer ist dieses<br />
K<strong>in</strong>d, dieser Jungfrauensohn <strong>der</strong> Himmelskönig<strong>in</strong> = Isis = Madonna = Venusplanet, unbefleckt<br />
empfangen von Horus = Gott-(eben:)“Vater„ = Zeus = Jupiterplanet? Wer dieser Messias, dieser<br />
Heiland, Retter, Richter, Hüter, Mittler, Freund & Erlöser <strong>der</strong> Welt? Dies „Wort“ als Überbr<strong>in</strong>ger<br />
<strong>der</strong> Offenbarung, <strong>der</strong> Stellvertreter, Dolmetscher, Gesandte, Erzengel Michael <strong>der</strong> Gottheit? Jener<br />
leidende, sterbende und doch wie<strong>der</strong> auferstehende Jesus, Tammuz, Mithra, Attis, Melkart, Adonis,<br />
Dionysos?<br />
8 So käme <strong>der</strong> – auch bei Friedell – beliebte Zeitreisende <strong>in</strong> arge Schwierigkeiten, würde er se<strong>in</strong>e Masch<strong>in</strong>e auf Grund<br />
e<strong>in</strong>es xKalen<strong>der</strong>s über Papst Gregor des XIII Reform h<strong>in</strong>aus <strong>in</strong> die Vergangenheit zu lenken versuchen: um nur<br />
rechtzeitig auf e<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zukunft vielleicht wichtig werdendes Problem aufmerksam zu machen.<br />
9 In den Orion (daher auch die – missgedeuteten – Siebengestirnmythen): <strong>der</strong> hängt mit ausgestreckten Armen,<br />
„umkreist von e<strong>in</strong>er Rotte von Bösewichtern“, am „Weltbaum“, <strong>der</strong> Milchstrasse. Auch das was folgt zumeist bei<br />
Arthur Drews Die Christusmythe (Jena 1910), dem stärksten Exponenten <strong>der</strong> se<strong>in</strong>erzeitigen Diskussion über die<br />
Historizität des X.<br />
— 4 —
Im Pr<strong>in</strong>zip 10 : Es ist Thot = Nabu = Hermes = <strong>der</strong> Merkurplanet; und e<strong>in</strong> früherer Jupitermond,<br />
darf gemutmasst werden.<br />
Es bleibt, die MA-Reportagen im Klartext zu lesen, wie weiland Velikovsky es mit den Berichten<br />
aus <strong>der</strong> Antike zu tun wusste. Geschriebenes wie Kunst erzählen unermüdlich von offenbar für die<br />
zeitgenössischen Menschen real existierenden Gottheiten. Warum sollten die Berichterstatter des<br />
MA an<strong>der</strong>sartig erzählen, se<strong>in</strong>e Künstler an<strong>der</strong>sartig anthropomorphisieren als die Kollegen aus<br />
dem Altertum es gewohnt waren? Wie<strong>der</strong>um wäre es töricht, e<strong>in</strong>er für jene Zeit aktualistisch real<br />
mit ihren Hörnern dargestellten und um ihren Sohn klagenden schönen Madonna aus heutiger<br />
aktualistischer Sicht ihre Identität mit dem Venusplaneten, ihrem K<strong>in</strong>d se<strong>in</strong>e Wesense<strong>in</strong>heit mit<br />
dem Merkurplaneten zu rauben und an das Berichtete – wegen mittelalterlicher „beschränkter<br />
Leichtgläubigkeit“ womöglich noch sarkastische – Spekulationen nach heutigem<br />
„wissenschaftlichem Verständnis“ zu heften. O<strong>der</strong> wo nehmen wir die Gewissheit her, dass e<strong>in</strong><br />
Purgatorium nicht als Himmelsphänomen beobachtet wurde und entsprechend starke E<strong>in</strong>drücke<br />
h<strong>in</strong>terliess? Ist es den Beobachtern zu verargen, wenn sie ihre desaströse Welt im Rahmen ihres<br />
eigenen Aktualismus – denn <strong>der</strong> Mensch wird sich <strong>in</strong> Existenzfragen nie mit ihm abstrakt<br />
ersche<strong>in</strong>enden Vorstellungen ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzen, wenn se<strong>in</strong>e Phantasie dazu denn überhaupt <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Lage wäre – beurteilten?<br />
Aus denselben Gründen schliesslich müssen wir uns auch <strong>vor</strong> allzu eilfertig o<strong>der</strong> modischpsychologisierelnd<br />
unterstellten Motiven für die „Fälschungen“ des MA an sich und für die danach<br />
auftretenden – zugestandenerweise ja happigen – Fälschungen hüten, wie sie beson<strong>der</strong>s auch von<br />
den Kompilatoren des Spätmittelalters gepflegt wurden. Solche Motive mögen doch zunächst<br />
e<strong>in</strong>mal bei uns selbst erforscht werden, wo <strong>in</strong> nächster Nähe, überall wo es gilt, kollektive<br />
Verdrängung zu leisten, <strong>in</strong> noch weitaus horren<strong>der</strong>em Masse als <strong>in</strong> <strong>der</strong> Folge zu den<br />
Himmels<strong>vor</strong>gängen im MA gefälscht, entstellt, manipuliert, gelogen & geschw<strong>in</strong>delt wird, ja: wo<br />
seit Generationen ganze Denksysteme alle<strong>in</strong> zu diesem Zweck – und verbunden mit immensen<br />
Kosten für das Kollektiv – <strong>in</strong>stalliert ersche<strong>in</strong>en. Was wird da nicht wi<strong>der</strong>s<strong>in</strong>nig zur Realität<br />
unermüdlich von Treibhauseffekt, Ozonloch, Umwelt- o<strong>der</strong> Klimazerstörung geschwafelt. Warum<br />
münzt e<strong>in</strong> Carl Sagan <strong>in</strong> voller Kenntnis <strong>der</strong> Messungen (=Tatsachen) die Venushitze zu e<strong>in</strong>em<br />
„Treibhauseffekt“ um, <strong>der</strong> dann prompt auf die Erde exportiert wird? Weshalb wehrt sich e<strong>in</strong> Erik<br />
Hornung (Ägyptologieord<strong>in</strong>arius <strong>in</strong> Basel), <strong>vor</strong>behaltlos unterstützt von e<strong>in</strong>er Horde honoriger<br />
Universitätsbestallter, <strong>in</strong> klarer Kenntnis <strong>der</strong> völlig konträren Sachlage bis <strong>vor</strong> die höchsten<br />
Gerichte für die Chronologiefälschungen se<strong>in</strong>er Gilde?–: Um Beispiele nur pünktchenweise<br />
anzutippen. Persönliche Böswilligkeit lässt sich diesen braven und irgendwie sogar von ihrer<br />
<strong>in</strong>tellektuellen Redlichkeit durchaus überzeugten Männ- & Weible<strong>in</strong> ja nun wirklich nicht<br />
unterstellen, und zwar ebensowenig, wie es ihren Ahnen unterschoben werden darf. Sie alle –<br />
vermöge ihres Werdegangs durch die kollektiv-anonymen Methodenmühlen unserer<br />
Grossdenksysteme aufgerüstet mit dem Mandat, gesellschaftswirksam für das Kollektiv sprechen zu<br />
können/müssen – haben e<strong>in</strong>zig & alle<strong>in</strong> für des letzteren Wohlergehen Sorge zu tragen. Dies<br />
wie<strong>der</strong>um ist nur möglich mit dem Ersatz des <strong>in</strong>dividuellen durch das Gewissen für das Kollektiv;<br />
was bedeutet, dass die Traumaverarbeitung ohne Ende weiterh<strong>in</strong> durch zwangsneurotisches<br />
Verhalten, gesteuert vom entsprechenden Handeln se<strong>in</strong>er Wortführer, zum Ausdruck kommt. Zu<br />
än<strong>der</strong>n ist dies letztlich alle<strong>in</strong>e durch e<strong>in</strong>e Befreiung des Individualgewissens vom<br />
erregungsh<strong>in</strong>tergrundmanipulierten Kollektivgewissen — was nicht nur den Untergang <strong>der</strong><br />
Wissenschaftlichen Methode (Ausschliesslichkeitsanspruch <strong>der</strong> Diszipl<strong>in</strong>en), <strong>der</strong> religiösen Gebilde<br />
(Glaubensanspruch) sowie <strong>der</strong> philosophischen Konstruktionen (Offenbarungsanspruch) e<strong>in</strong>leiten,<br />
son<strong>der</strong>n zugleich die Menschheit zu e<strong>in</strong>em dr<strong>in</strong>glich erwünschten Zeitalter <strong>der</strong> Verständigkeit und<br />
des Aufbruchs dirigieren & motivieren sollte.<br />
10 Es kann durchaus offen bleiben, ob im Altertum noch e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>er Himmelskörper, e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> tatsächlich zertrümmert<br />
wurde, e<strong>in</strong>e mit den Rollen des Merkur später verschmolzene Partie gespielt hat: hier geht es zunächst um den<br />
Auslöser des <strong>Grosse</strong>n <strong>Ruck</strong>s.<br />
— 5 —
Zum (<strong>bislang</strong>) letzten »<strong>Grosse</strong>n <strong>Ruck</strong>«<br />
WIR HABEN SCHON FRÜHER 11 auf die E<strong>in</strong>sicht von Egon FRIEDELL <strong>in</strong> dessen<br />
Kulturgeschichte <strong>der</strong> Neuzeit verwiesen, die er als Arthur KOESTLER’scher Nachtwandler mit<br />
somnambuler Sicherheit für das Jahr 1348 XK als Knotenpunkt zwischen Mittelalter und<br />
„Inkubationszeit“ – dem Auftakt zur Neuzeit – vertritt: „Wenn es wahr ist, dass damals e<strong>in</strong> grosser<br />
<strong>Ruck</strong>, e<strong>in</strong>e geheimnisvolle Erschütterung, e<strong>in</strong> tiefer Konzeptionsschauer durch die Menschheit<br />
g<strong>in</strong>g, so muss auch die Erde irgend etwas Ähnliches durchgemacht haben, und nicht bloss die Erde,<br />
son<strong>der</strong>n auch die Nachbarplaneten, ja das ganze Sonnensystem. Die Zeichen und Wun<strong>der</strong>, die<br />
die „beschränkte Leichtgläubigkeit“ jener Zeit erblickte, waren wirkliche Zeichen, deutliche<br />
Äusserungen e<strong>in</strong>es wun<strong>der</strong>baren Zusammenhanges des gesamten kosmischen Geschehens.“ 12<br />
Diese E<strong>in</strong>sicht erhält heute Unterstützung durch die Ergebnisse <strong>der</strong> statistischen Analyse von<br />
Claudius Ptolemäus’ Almagest, wie sie von Anatoly T. FOMENKO, Vladimir V. KALASHNIKOV<br />
und Gleb V. NOSOVSKY 13 <strong>vor</strong>gestellt wird.<br />
Zum e<strong>in</strong>en zeigt <strong>der</strong> Vergleich <strong>der</strong> F<strong>in</strong>sternissequenzen mit retrokalkulierten astronomischen Daten<br />
auf jeden Fall, dass sie <strong>der</strong> <strong>vor</strong>geblichen Entstehungszeit des Almagest im 2. XK-Jh überhaupt nicht<br />
entsprechen (wobei übrigens – es sei beiläufig angemerkt – „Das Verbrechen des Claudius<br />
Ptolemäus“ 14 durchaus so aufgefasst wird, wie wir es bei Ersche<strong>in</strong>en des Buches <strong>vor</strong> 1½<br />
Jahrzehnten selber schon beurteilt haben: <strong>der</strong> Astronom R. R. Newton me<strong>in</strong>t zu Unrecht, <strong>der</strong> Autor<br />
des Almagest habe <strong>in</strong> böswilliger Absicht se<strong>in</strong>e Beobachtungen nur <strong>vor</strong>getäuscht und aber<br />
eigentlich errechnet; dass es sich also vielmehr um – wenn auch auf e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Epoche<br />
umgerechnete – echte, aber unter an<strong>der</strong>en Verhältnissen angestellte Beobachtungen handelt, was<br />
sich dann aufgrund <strong>der</strong> statistischen Vergleiche im übrigen auch nachweisen lässt). Die<br />
F<strong>in</strong>sternissequenzen passen vielmehr <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Zeitspanne zwischen dem 9. bis 12. XK-Jh und die<br />
Erstveröffentlichung des Almagest sehen wir schliesslich <strong>in</strong>s 16. XK-Jh verlegt. Gegenüber den<br />
astronomischen Computerkalkulationen noch ger<strong>in</strong>gfügige Abweichungen und e<strong>in</strong>ige – im<br />
Zusammenhang mit <strong>der</strong> an sich bekannten Problematik <strong>der</strong> Identifikation <strong>der</strong> Gestirne im Katalog<br />
des Ptolemäus mit Sternen unserer mo<strong>der</strong>nen Listen – gerade auch durch die statistische Evaluation<br />
her<strong>vor</strong>tretende Ausnahmegrössen könnten <strong>vor</strong>aussichtlich sogar e<strong>in</strong>er Lösung im Rahmen <strong>der</strong><br />
REKONSTRUKTION DER MENSCHHEITS- & NATURGESCHICHTE (RMNG) zugeführt<br />
werden, wenn e<strong>in</strong>mal das aktualistische Axiom aufgegeben ist, wonach sich <strong>vor</strong> unserer Gegenwart<br />
im Sonnensystem (und das ja im Wi<strong>der</strong>spruch zu Allem, was wir <strong>in</strong> unseren Bibliotheken<br />
überliefert f<strong>in</strong>den!) niemals an<strong>der</strong>e Vorgänge ereignet haben als die, welche heute zu beobachten<br />
s<strong>in</strong>d…<br />
Zum an<strong>der</strong>n bestätigen die Statistikmethoden von Fomenko et al. – unabhängig davon, ob wir ihrer<br />
Neuzeitdatierung des Almagest nun folgen wollen o<strong>der</strong> nicht! – deutlich her<strong>vor</strong>, dass letztendlich<br />
die Lage <strong>der</strong> Ekliptikebene niemals mit den heute gemessenen Werten zur Übere<strong>in</strong>stimmung<br />
zu br<strong>in</strong>gen ist. Hier stossen die Autoren an die vom Aktualismus gesetzten Grenzen. Ke<strong>in</strong>e noch so<br />
scharfs<strong>in</strong>nige Ideenkette, ke<strong>in</strong> noch so subtil verfolgtes Kalkül, nichts führt daran <strong>vor</strong>bei, dass die<br />
Erde – halten wir uns frei von uniform-evolutionistischen o<strong>der</strong> glaubensbed<strong>in</strong>gten Interpretationen<br />
– auf ihrer Bahn um die Sonne e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Lage, e<strong>in</strong>e gegenüber <strong>der</strong> heutigen an<strong>der</strong>e Position<br />
e<strong>in</strong>nahm, als <strong>der</strong> Autor des Almagest-Sternkataloges se<strong>in</strong>e Himmelsbeobachtungen anstellte. Die<br />
11<br />
Von Astern & Des… [Mitteilungen an das ZeitenSprünge-Jahrestreffen 7./8. 3. 51UK <strong>in</strong> Gräfelf<strong>in</strong>g] (CH-4002<br />
Basel)<br />
12<br />
Egon Friedell Kulturgeschichte <strong>der</strong> Neuzeit (1927/31 München 1976) I 3. Kap. (m/Her<strong>vor</strong>hebung)<br />
13 Dazu: A. T. Fomenko Empirico-Statistical Analysis of Narrative Material and its Applications to Historical Dat<strong>in</strong>g<br />
I, II (Dordrecht et al. 1994); s. dort v. a. „Astronomical and Mathematical Analysis of the Almagest“ (I 113 ff),<br />
Appendix 2 & 3 (II 346 ff). Des weiteren <strong>in</strong> Anatoly T. Fomenko, V. V. Kalashnikov, G. V. Nosovsky Geometrical<br />
and Statistical Methods of Analysis of Star Configurations: Dat<strong>in</strong>g Ptolemy’s Almagest (Boca Raton FL/USA 1993).<br />
14 R. R. Newton The Crime of Claudius Ptolemy (Baltimore 1978)<br />
— 6 —
Erde muss – im Pr<strong>in</strong>zip <strong>vor</strong> <strong>der</strong> gregorianischen Kalen<strong>der</strong>reform – um e<strong>in</strong>e gegenüber <strong>der</strong> Ekliptik<br />
etwas stärker geneigte Achse rotiert haben.<br />
Nun kommen die Daten natürlich nicht auf diese Art als Klartext zur Geltung, son<strong>der</strong>n werden eben<br />
im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> herrschenden astronomischen Lehre aufgefasst und <strong>vor</strong>nehmlich als Mängel bei <strong>der</strong><br />
Beobachtung, als Ergebnis <strong>vor</strong>geblich ungenügen<strong>der</strong> Kenntnis <strong>der</strong> Himmelsmechanik o<strong>der</strong> dann als<br />
Kalkulationsfehler gewertet. Folgen wir <strong>in</strong>dessen direkt <strong>der</strong> überlieferten Auskunft, auch ihrer von<br />
mo<strong>der</strong>nen Interpretationen befreiten Tendenz, so lassen sich immerh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Anzahl früher schon<br />
<strong>vor</strong>gestellter Thesen erhärten und Vorgänge rekonstruieren.<br />
Die Skizze illustriert – natürlich <strong>in</strong> übertriebenem<br />
Massstab – das Kippen <strong>der</strong> Erdachse aus <strong>der</strong><br />
gestrichelt wie<strong>der</strong>gegebenen früheren <strong>in</strong> die heute<br />
gegenüber <strong>der</strong> Ekliptik steilere (ausgezogen<br />
gezeichnete) Position. Dargestellt ist auch, wie<br />
sich dabei die aktuell geltende – also niemals, was<br />
so manche gerne denken möchten, auf<br />
entsprechende Dauer e<strong>in</strong>gerichtete! – Präzession<br />
auf ihren <strong>der</strong>zeitigen Wert verkürzte. Wenn<br />
übrigens <strong>der</strong> frühere Frühl<strong>in</strong>gspunkt tatsächlich<br />
auf dem 21. März lag, so errechnet sich die<br />
Verr<strong>in</strong>gerung des W<strong>in</strong>kels zwischen Äquator- und<br />
Ekliptikebene direkt aus den 10 Tagen, um<br />
welche das Jahr anlässlich <strong>der</strong> gregorianischen<br />
Kalen<strong>der</strong>reform verkürzt werden musste,<br />
nachdem die Beobachtungen den neuen<br />
Schnittpunkt ergeben hatten.<br />
Nichts im Zusammenhang mit den sich bei<br />
Fomenko unter an<strong>der</strong>em abzeichnenden weiteren<br />
Chronologieverkürzungen wi<strong>der</strong>spricht auch<br />
unseren Vorstellungen von den Ursachen für das<br />
Achsenkippen. Im Gegenteil, e<strong>in</strong>e gewisse<br />
Ausweitung <strong>der</strong> Überlegungen im Rahmen <strong>der</strong> Elektromasch<strong>in</strong>erie des Sonnensystems legt nun<br />
nahe, dass <strong>der</strong> „<strong>bislang</strong> letzte grosse <strong>Ruck</strong>“ nicht nur von e<strong>in</strong>em relativ nahen Vorbeiflug des<br />
Merkur gekennzeichnet war, son<strong>der</strong>n überhaupt den letzten Ausgleich zwischen m<strong>in</strong>destens den<br />
<strong>in</strong>neren Planeten und Jupiter umfasste, d. h. dass zu diesem Zeitpunkt <strong>der</strong>en Abhängigkeiten<br />
vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> endgültig zum Ausgleich gelangten. Dannzumal, <strong>vor</strong> rund 700 <strong>Jahren</strong>, gelangten also<br />
Venus und Merkur auf ihre heutigen Umlaufbahnen, Erde und Mars passten sich den neuen<br />
elektrischen Umgebungsverhältnissen an und auch das Jupitersystem, zwischen Saturn und Sonne<br />
wohl nach wie <strong>vor</strong> e<strong>in</strong>e energetisch <strong>vor</strong>herrschende Rolle spielend, wird sich seit dann dem<br />
allgeme<strong>in</strong>en Gleichgewicht e<strong>in</strong>gefügt haben.<br />
Die Klimaforscher s<strong>in</strong>d nun e<strong>in</strong>geladen, anstelle <strong>der</strong> geliebten Treibhaus- und Ozonlochmodelle zu<br />
rekonstruieren, wie nach diesem Achsenkippen Grünland 15 recht schnell se<strong>in</strong>e kilometerdicke<br />
Eisdecke akquirieren konnte, <strong>in</strong>wiefern <strong>der</strong> Permafrost Sibirien zu dieser Zeit heimsuchte,<br />
an<strong>der</strong>erseits grosse Teile des nordamerikanischen Kont<strong>in</strong>entes vom Eis befreit wurden. Von den<br />
Geo- und Archäologen wie<strong>der</strong>um hätten wir jetzt gerne e<strong>in</strong>e brauchbare Schichtenabfolge zwischen<br />
Hellenismus und heute gültig für ganz Eurasien.<br />
Und die Psychoanalytiker seien wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>mal daran er<strong>in</strong>nert – und zur Abhilfe aufgefor<strong>der</strong>t –, dass<br />
zwar kranke Individuen allemal e<strong>in</strong> gewisses Mass an Betreuung verdienen, die<br />
15 Entgegen den grandiosen Behauptungen <strong>der</strong> Eiskernabenteurer werden bekanntlich ja nur (wenn überhaupt etwas)<br />
die e<strong>in</strong>zelnen Schneefall- und ke<strong>in</strong>eswegs „Jahres“-R<strong>in</strong>ge gezählt. S. zuletzt dazu Gunnar He<strong>in</strong>sohn „Für wieviele<br />
Jahre reicht das Grönlandeis“ <strong>in</strong> Vorzeit – Frühzeit – Gegenwart (Dez. 1994)<br />
— 7 —
zwangsneurotischen Veranstaltungen des Kollektivs aber mehr Unglück über erstere br<strong>in</strong>gen als es<br />
umgekehrt je <strong>der</strong> Fall se<strong>in</strong> kann. Die letzten Anpassungen im Sonnensystem, genau bekannt doch<br />
aus zeitgenössischen Quellen, s<strong>in</strong>d aber mitnichten bewältigt und „<strong>der</strong> Mensch“, wie FRIEDELL<br />
a. a. O. richtig vermerkt, „durch so viel Schlimmes und Wi<strong>der</strong>spruchsvolles an Gegenwart und<br />
Zukunft irre geworden, taumelte erschreckt umher und spähte nach etwas Festem“. Das aber tut er<br />
noch immer und <strong>in</strong>vestiert für diese Suche immense Mittel <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Philosophien, Religionen und<br />
Wissenschaften, allerd<strong>in</strong>gs nur um sich dafür die Verdrängung des traumatisierenden<br />
Erregungsh<strong>in</strong>tergrundes e<strong>in</strong>zuhandeln, die ihn ihrerseits wie<strong>der</strong>um – im Teufelskreis – <strong>in</strong>s<br />
irrationale Handeln zurückführt.<br />
Noch e<strong>in</strong>mal: zum »(Bislang) <strong>Letzte</strong>n <strong>Grosse</strong>n <strong>Ruck</strong>«<br />
Auch nach über e<strong>in</strong>em Jahr <strong>der</strong> H<strong>in</strong>weise auf die erst durch die Chronographen zu Beg<strong>in</strong>n<br />
<strong>der</strong> Neuzeit strukturierte mittelalterliche und da<strong>vor</strong>liegende Historiographie, nach den<br />
erstmals von VELIKOVSKY klar analysierten Vorgängen im Planetensystem <strong>in</strong> historischer<br />
Zeit und den Entdeckungen von HAPGOOD über die <strong>vor</strong>neuzeitlichen<br />
Geographiekenntnisse, dann nach <strong>der</strong> statistischen Rekonstruktion von FOMENKO sowie<br />
aber merkwürdigerweise auch nach <strong>der</strong> mehrjährigen Beschäftigung mit mittelalterlichen<br />
Quellen, bestehen offenbar noch immer Zweifel an den die Wahnzeit um -600WK (1345XK) mit<br />
enormen KatAstrophen beschliessenden extraterrestrischen Vorgängen, wie sie schon von<br />
FRIEDELL nachtwandlerisch sicher gewahrt wurden.<br />
Deshalb seien nachstehend mit dem Kapitelchen „Ursachen. Verbreitung“ aus J. F. C. HECKER<br />
<strong>Der</strong> schwarze Tod im vierzehnten Jahrhun<strong>der</strong>t (Berl<strong>in</strong> 1832) die <strong>der</strong> Pest <strong>vor</strong>ausgegangenen<br />
und sie zum Teil noch begleitenden weltweit beobachteten – und daher extraterrestrisch<br />
verursachten! – KatAstrophen zusammengefasst. Um das Vorstellungsvermögen anzuregen s<strong>in</strong>d<br />
e<strong>in</strong>zelne Stellen unterstrichen, damit nur ausnahmsweise zu ja sich meist selbstverständlich<br />
ergebenden Kommentaren gegriffen werden muss. Die genannte Schrift e<strong>in</strong>es Berl<strong>in</strong>er<br />
Mediz<strong>in</strong>professors befasst sich mit dem Schwarzen Tod aus ärztlicher Sicht und darf gerade<br />
deshalb als gewissermassen unabhängig von aktualistisch-historiographischen Interessen<br />
gesehen werden. —<br />
Ursachen. Verbreitung.<br />
Die Untersuchung <strong>der</strong> Ursachen des schwarzen Todes bleibt für die Lehre von den Weltseuchen<br />
nicht ohne wichtige Ergebnisse, wenngleich sie nicht über das Allgeme<strong>in</strong>e h<strong>in</strong>ausgehen kann, ohne<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong> durchaus unbekanntes und bis auf diese Stunde unbearbeitetes Gebiet zu gerathen. Mächtige<br />
Umwälzungen <strong>in</strong> dem Erdorganismus waren <strong>vor</strong>ausgegangen, wir haben von ihnen noch sichere<br />
Kunde: Von Ch<strong>in</strong>a bis an den atlantischen Ocean bebte <strong>der</strong> Erdboden, <strong>in</strong> ganz Asien und Europa<br />
gerieth <strong>der</strong> Luftkreis <strong>in</strong> Aufruhr, und gefährdete durch schädliche E<strong>in</strong>flüsse das Pflanzen- und<br />
Thierleben.<br />
Die Reihe dieser grossartigen Ereignisse begann schon im Jahre 1333, funfzehn Jahre <strong>vor</strong> dem<br />
Ausbruch <strong>der</strong> Pest <strong>in</strong> Europa; ihr erster Schauplatz war Ch<strong>in</strong>a. Hier entstand zuerst <strong>in</strong> den von den<br />
Flüssen Kiang und Hoai [16] durchströmten Län<strong>der</strong>strichen e<strong>in</strong>e versengende Dürre, begleitet von<br />
e<strong>in</strong>er Hungersnoth. Hierauf folgten <strong>in</strong> und um K<strong>in</strong>g-sai, <strong>der</strong> damaligen Hauptstadt des Reiches, so<br />
gewaltige Regengüsse, dass <strong>der</strong> Sage nach über 400'000 Menschen <strong>in</strong> den überfluthenden Wassern<br />
umkamen. Endlich stürzte <strong>der</strong> Berg Ts<strong>in</strong>cheou e<strong>in</strong>, und es entstanden grosse Erdrisse. Im folgenden<br />
Jahre (1334) wurde, mit Uebergehung fabelhafter Ueberlieferungen, die Umgegend von Canton von<br />
Ueberschwemmungen heimgesucht, während <strong>in</strong> Tche nach e<strong>in</strong>er beispiellosen Dürre e<strong>in</strong>e Pest<br />
entstand, die an fünf Millionen Menschen weggerafft haben soll. Wenige Monate darauf erfolgte <strong>in</strong><br />
und um K<strong>in</strong>g-sai e<strong>in</strong> Erdbeben, und nach dem E<strong>in</strong>sturz des Gebirges Ki-m<strong>in</strong>g-chan bildete sich e<strong>in</strong><br />
See von mehr als hun<strong>der</strong>t Stunden im Umfange, wobei wie<strong>der</strong>um Tausende ihr Grab fanden. In<br />
Hou-kouang und Honan währte e<strong>in</strong>e Dürre fünf Monate lang, unabsehbare Heuschreckenschwärme<br />
verheerten die Fel<strong>der</strong>, und Noth und Seuchen blieben nicht aus. Zusammenhängende Nachrichten<br />
— 8 —
über den Zustand Europa’s <strong>vor</strong> <strong>der</strong> grossen Katastrophe kann man vom vierzehnten Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
nicht erwarten, auffallend ist es aber, dass gleichzeitig mit e<strong>in</strong>er Dürre und neuen<br />
Ueberschwemmungen <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a im Jahre 1336 viele ungewöhnliche Luftersche<strong>in</strong>ungen und im<br />
W<strong>in</strong>ter häufige Gewitter im nördlichen Frankreich beobachtet wurden, und dass schon <strong>in</strong> dem<br />
verhängnissvollen Jahre 1333 <strong>der</strong> Aetna e<strong>in</strong>en Ausbruch machte 16 ). Nach ch<strong>in</strong>esischen Jahrbüchern<br />
sollen 1337 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gegend von Kiang vier Millionen Menschen durch e<strong>in</strong>e Hungersnoth<br />
umgekommen se<strong>in</strong>, und Ueberschwemmungen, Heuschreckenschwärme und e<strong>in</strong> sechstägiges<br />
Erdbeben [17] unglaubliche Verwüstungen bewirkt haben. In demselben Jahre erschienen <strong>in</strong> Franken<br />
die ersten Heuschreckenschwärme, denen <strong>in</strong> den nächsten <strong>Jahren</strong> unzählige folgten. 1338 wurde<br />
K<strong>in</strong>g-sai von e<strong>in</strong>em zehntägigen Erdbeben heimgesucht — zu gleicher Zeit litt Frankreich durch<br />
e<strong>in</strong>e Missernte — und von jetzt an bis 1342 wechselten <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a Ueberschwemmungen, Erdbeben<br />
und Hungersnoth mit e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> ab. Dasselbe Jahr zeichnete sich auch <strong>in</strong> den Rhe<strong>in</strong>gegenden und<br />
Frankreich durch grosse Ueberschwemmungen aus, die man nicht bloss dem Regen zuschreiben<br />
konnte; denn aller Orten, selbst auf den Gipfeln <strong>der</strong> Berge, sah man Quellen her<strong>vor</strong>rieseln, und<br />
trockene Gegenden wurden auf unerklärliche Weise unter Wasser gesetzt. Im folgenden Jahre<br />
stürzte <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a <strong>der</strong> Berg Hong-tchang zusammen, und es entstand danach e<strong>in</strong>e zerstörende<br />
Wasserfluth; auch folgten auf e<strong>in</strong>en dreimonatlichen Regen <strong>in</strong> Pien-tcheou und Leang-tcheou<br />
unerhörte Ueberschwemmungen, die sieben Städte verwüsteten. In Aegypten und Syrien entstanden<br />
gewaltige Erdbeben, und <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a wurden diese von jetzt an immer häufiger, denn sie wie<strong>der</strong>holten<br />
sich 1344 <strong>in</strong> Ven-tcheou, wo <strong>in</strong> Folge davon das Meer übertrat, 1345 <strong>in</strong> Ki-tcheou, und <strong>in</strong> den<br />
beiden folgenden <strong>Jahren</strong> <strong>in</strong> Canton mit unterirdischem Donner. Dazwischen kamen wie<strong>der</strong><br />
Ueberschwemmungen und Hungersnoth hier und da <strong>vor</strong>, nach 1347 aber beruhigte sich <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a<br />
das Toben <strong>der</strong> Elemente 17 ).<br />
Erst 1348 traten <strong>in</strong> Europa die Zeichen des tellurischen Aufruhrs e<strong>in</strong>, nachdem die<br />
zwischenliegenden Län<strong>der</strong>striche Asiens wahrsche<strong>in</strong>lich auf gleiche Weise heimgesucht worden<br />
waren. Auf <strong>der</strong> Insel Cypern war die Pest von Osten her schon here<strong>in</strong>gebrochen, als e<strong>in</strong> Erdbeben<br />
die Grundfesten <strong>der</strong> Insel erschütterte, begleitet von e<strong>in</strong>em so furchtbaren Orkan, dass die<br />
E<strong>in</strong>wohner, die ihre muhamedanischen Sklaven getödtet hatten, um [18] nicht von ihnen selbst<br />
unterjocht zu werden, <strong>in</strong> s<strong>in</strong>nlosem Schrecken hierh<strong>in</strong> und dorth<strong>in</strong> flohen. Das Meer fluthete über,<br />
die Schiffe zerschellten an den Felsen, und wenige überlebten das wun<strong>der</strong>bare Ereigniss, wodurch<br />
dies blühende Eiland e<strong>in</strong>er Wüste gleich verödet wurde. Vor dem Erdbeben hatte e<strong>in</strong> verpesteter<br />
W<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>en so giftigen Geruch verbreitet, dass viele E<strong>in</strong>wohner, davon überwältigt, zu Boden<br />
stürzten und <strong>in</strong> grausem Todeskampfe ihre Seele aushauchten 18 ).<br />
Diese Ersche<strong>in</strong>ung ist e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> seltensten, die je wahrgenommen worden, denn nichts ist<br />
beständiger, als die Mischung des Luftmeers, — von ke<strong>in</strong>er Seite hat die Natur das organische<br />
Leben sorgsamer gesichert; nie haben Naturforscher fremdartige Stoffe <strong>in</strong> <strong>der</strong> Atmosphäre<br />
aufgefunden, die, mit s<strong>in</strong>nlichen Merkmalen begabt und von W<strong>in</strong>den getragen, Krankheit erregend<br />
über ganze Welttheile, von Land zu Land sich verbreitet hätten, 19 ] wie vom Jahr 1348 erzählt wird.<br />
Um so mehr haben wir zu bedauern, dass <strong>in</strong> dieser ausserordentlichen Zeit, die bei tiefem Stande<br />
<strong>der</strong> Wissenschaften überaus arm an guten Beobachtern war, so wenig Zuverlässiges über jene<br />
ungewöhnlichen Vorgänge im Luftmeer aufgezeichnet worden ist. Doch sagen deutsche<br />
Nachrichten ausdrücklich, e<strong>in</strong> dicker, riechen<strong>der</strong> Nebel sei von Osten herangezogen und habe sich<br />
über Italien verbreitet 20 ); auch konnte man [19] sich wohl über e<strong>in</strong>e so handgreifliche Ersche<strong>in</strong>ung<br />
16<br />
v. Hoff, Geschichte <strong>der</strong> natürlichen Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Erdoberfläche. Bd. II. Gotha 1824. S. 264. — Diesem<br />
Ausbruch folgten <strong>in</strong> diesem Jahrhun<strong>der</strong>t ke<strong>in</strong>e spätern, we<strong>der</strong> vom Aetna noch vom Vesuv.<br />
17<br />
Deguignes a. a. O. p. 226; nach ch<strong>in</strong>esischen Quellen.<br />
18<br />
Ebend. p. 225.<br />
19<br />
Es ist klar, daß <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verdrängung dieser Beobachtung die gegenwärtige irrationale Angst <strong>vor</strong> <strong>der</strong> sog.<br />
antropomorphen Luftverschmutzung zu suchen ist (CM).<br />
20<br />
So waren auch viel Heuschrecken gewesen, die <strong>der</strong> W<strong>in</strong>d mit e<strong>in</strong>em Sturm <strong>in</strong>s Meer geworffen, und darnach das<br />
Wasser wi<strong>der</strong> todt aufgeschlagen hatte, davon e<strong>in</strong> böser fauler stanck entstanden, daher die Lufft sehr vergifftet<br />
— 9 —
nicht täuschen, — die Glaubwürdigkeit schlichter Ueberlieferungen, mögen sie auch physikalischer<br />
Forschung wenig genügen, kann bei Erwägung des Zusammenhanges <strong>der</strong> Ereignisse schwerlich <strong>in</strong><br />
Zweifel gezogen werden. Denn gerade jetzt war das Erdbeben allgeme<strong>in</strong>er, als je <strong>in</strong> historischen<br />
Zeiten; an tausend Stellen öffneten sich Abgründe, aus denen schädliche Dünste emporstiegen, und<br />
wie denn natürliche Vorgänge <strong>in</strong>s Wun<strong>der</strong>bare verkehrt werden, so g<strong>in</strong>g die Sage von e<strong>in</strong>er feurigen<br />
Dunstkugel, die im fernen Osten sich zur Erde herabgesenkt, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Umkreis von mehr als<br />
hun<strong>der</strong>t Stunden alles Lebende vernichtet und die Luft weit und breit verpestet habe 21 ). Hierzu<br />
kamen die Folgen unzählbarer Ueberschwemmungen; grosse Flussgebiete waren <strong>in</strong> Sümpfe<br />
verwandelt worden, aller Orten erhoben sich faule Dünste, verstärkt durch den Geruch verwesen<strong>der</strong><br />
Heuschrecken, die vielleicht nie <strong>in</strong> dichteren Schwärmen die Sonne verf<strong>in</strong>stert hatten 22 ), so wie<br />
zahlloser Leichen, die man selbst nicht <strong>in</strong> den wohlgeordneten Städten Europa’s dem Anblick <strong>der</strong><br />
Lebenden rasch genug zu entziehen wusste. Es ist also wahrsche<strong>in</strong>lich, dass die Atmosphäre <strong>in</strong><br />
grosser Ausdehnung fremdartige, s<strong>in</strong>nlich erkennbare Beimischungen erhielt, die wenigstens <strong>in</strong> den<br />
nie<strong>der</strong>en Regionen nicht zersetzt [20] o<strong>der</strong> bis zur Unwirksamkeit zertheilt werden konnten. Wenden<br />
wir uns aber zurück zu den Zufällen <strong>der</strong> Krankheit, so beweist die brandige Lungenentzündung,<br />
dass die Werkzeuge des Athmens dem Angriffe e<strong>in</strong>es atmosphärischen Giftes erlagen, e<strong>in</strong>es Giftes,<br />
das — geben wir die selbständige Entwicklung <strong>der</strong> schwarzen Pest an irgend e<strong>in</strong>er Stelle des<br />
Erdkreises zu, an welcher unter so ausserordentlichen Umständen schwerlich zu zweifeln se<strong>in</strong><br />
möchte — die Wege des Kreislaufes so fe<strong>in</strong>dlich ergriff, wie nur irgend das Milzbrandgift und<br />
an<strong>der</strong>e thierische Contagien, welche die Lympfdrüsen zur Anschwellung und Entzündung br<strong>in</strong>gen.<br />
Verfolgen wir nun den Gang <strong>der</strong> grossartigen Umwälzungen weiter, so erhalten wir Kunde von<br />
e<strong>in</strong>em Erdbeben ohne Beispiel, das am 25. Januar 1348 Griechenland, Italien und die angränzenden<br />
Län<strong>der</strong> erschütterte. Neapel, Rom, Pisa, Bologna, Padua, Venedig und viele an<strong>der</strong>e Städte litten<br />
bedeutend, ganze Ortschaften versanken, Burgen, Häuser und Kirchen stürzten zusammen, und<br />
Hun<strong>der</strong>te von Menschen wurden unter Trümmern begraben 23 ). In Kärnthen fielen dreissig<br />
Ortschaften und alle Kirchen zusammen, mehr als tausend Leichen wurden unter dem Schutt<br />
her<strong>vor</strong>gezogen, die Stadt Villach wurde so von Grund aus zerstört, dass nur wenige E<strong>in</strong>wohner sich<br />
retteten, und als <strong>der</strong> Boden aufhörte zu schwanken, sah man Berge von ihrer Stelle gerückt und<br />
viele Dörfer verschüttet 24 ) 25 ]. Bei diesem Erdbeben soll <strong>der</strong> We<strong>in</strong> <strong>in</strong> den Fässern trübe geworden<br />
se<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>e Angabe, die den Beweis stattgefundener entmischen<strong>der</strong> Luftverän<strong>der</strong>ungen darbietet;<br />
hätten wir aber auch ke<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Nachricht, aus <strong>der</strong> die Anregung wi<strong>der</strong>streiten<strong>der</strong> Naturkräfte<br />
während [21] dieser Erschütterungen her<strong>vor</strong>gehen könnte, so ist <strong>in</strong> neuerer Zeit durch<br />
wissenschaftliche Beobachtungen dargethan worden, dass das Verhältniss <strong>der</strong> Atmosphäre zum<br />
Erdkörper durch vulkanischen E<strong>in</strong>fluss sich än<strong>der</strong>t: wie sollte hieraus nicht auf jene<br />
ausserordentlichen Ereignisse zurückgeschlossen werden können? Wir wissen aber noch ausserdem,<br />
worden, und hat man klar am Himmel gesehen, wie sich e<strong>in</strong> grausamer, zu<strong>vor</strong> ungewöhnlicher Nebel, von Morgen<br />
am Himmel hergezogen, und <strong>in</strong> Welschland ni<strong>der</strong>gelassen. Mansfeldische Chronica, durch M. Cyriac. Spangenberg.<br />
Eisleben 1572. fol. Cap. 287. fol. 336 b. — Vergl. Sta<strong>in</strong>d. Chron. (?) bei Schnurrer: („Ingens vapor magnitud<strong>in</strong>e<br />
horribili boreali movens regionem, magno adspicientium terrore dilabitur.“), und Ad. v. Lebenwaldt, Land- Stadt<br />
und Hausarzneybuch, Nürnberg 1695. fol. S. 15., <strong>der</strong> von e<strong>in</strong>em schwarzen, dicken Dampfe spricht, welcher auch<br />
die Erde bedeckte. Chal<strong>in</strong> drückt sich hierüber folgen<strong>der</strong>massen aus: „Coelum <strong>in</strong>graveseit, aër impurus sentitur:<br />
nubes crassae ac multae lum<strong>in</strong>ibus coeli obstruunt, immundus ac ignavus tepor hom<strong>in</strong>um emollit corpora, exoriens<br />
sol pallescit.“ p. 50.<br />
21<br />
Mezeray, Histoire de France. Tom. II. (Paris 1685. fol.) p. 418. Vergl. Oudegheerst, Chroniques de Flandres. Anvers<br />
1571. 4. Chap. 175. fol. 297 b.<br />
22<br />
Sie verbreiteten sich über die meisten Län<strong>der</strong>, aus denen wir Nachrichten erhalten haben, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Richtung von Osten<br />
nach Westen. Anonym. Leobiens. Chron. a. a. O.<br />
23<br />
Giov. Villani, Istorie Fiorent<strong>in</strong>e, L. XII. c. 121. 22.; bei Muratori T. XIII. p. 1001. 2. — Vergl. Barnes a. a. O. p.<br />
430.<br />
24<br />
J. Vitoduran. Chronicon, bei Füssli. Thesaurus Histor. Helvet. Tigur. 1735. fol. p. 81.<br />
25<br />
Erst <strong>der</strong>artige Erdbeben erklären die – an sich durch heute aktuelle geologische und klimatische Bed<strong>in</strong>gungen<br />
ke<strong>in</strong>eswegs e<strong>in</strong>sichtige – starke Zerstörung <strong>der</strong> antiken Denkmäler überhaupt, und zwar auch <strong>in</strong> später Zeit, d. h.<br />
nach <strong>der</strong> Evidenz <strong>in</strong> obersten <strong>vor</strong>neuzeitlichen Schichten auch erst <strong>vor</strong> ≈7 Jahrhun<strong>der</strong>ten (CM).<br />
— 10 —
dass während dieses Erdbebens, dessen Dauer von e<strong>in</strong>igen auf acht, von an<strong>der</strong>en selbst auf vierzehn<br />
Tage angegeben wird, die Menschen e<strong>in</strong>e ungewöhnliche Betäubung und Kopfschmerz empfanden,<br />
viele sogar ohnmächtig wurden 26 ). Bis <strong>in</strong> die Gegend von Basel erstreckten sich die zerstörenden<br />
Er<strong>der</strong>schütterungen 27 ), und sie wie<strong>der</strong>holten sich bis gegen 1360 <strong>in</strong> ganz Deutschland, Frankreich,<br />
Schlesien, Polen, England und Dänemark, und weiter h<strong>in</strong>auf im hohen Norden 28 ). <strong>Grosse</strong> und<br />
seltene Meteore erschienen an vielen Orten, und wurden mit dem Grausen des Aberglaubens<br />
angestaunt; e<strong>in</strong>e Feuersäule, die am 20. December 1348 bei Sonnenaufgang e<strong>in</strong>e Stunde lang über<br />
dem Pallaste des Papstes <strong>in</strong> Avignon stand 29 ), und e<strong>in</strong>e Feuerkugel, die im August desselben Jahres<br />
bei Sonnenuntergang über Paris gesehen wurde, und sich <strong>vor</strong> ähnlichen Ersche<strong>in</strong>ungen durch<br />
längere Dauer auszeichnete 30 ), an<strong>der</strong>es nicht zu erwähnen, was die Chroniken [22] dieses<br />
Jahrhun<strong>der</strong>ts, vermischt mit wun<strong>der</strong>samen Sagen und Deutungen, darbieten.<br />
Schon 1345 und früher begannen <strong>in</strong> Europa die Vorzeichen dieser Erschütterungen: die Ordnung<br />
<strong>der</strong> Jahreszeiten schien verän<strong>der</strong>t, 31 ) Regen, Ueberschwemmungen, Misswachs waren so allgeme<strong>in</strong>,<br />
dass nur wenige Gegenden verschont blieben, und wenn e<strong>in</strong> Geschichtsschreiber dieses<br />
Jahrhun<strong>der</strong>ts versichert, es wäre Ueberfluss <strong>in</strong> den Scheunen und Vorrathskammern gewesen 32 ), so<br />
wi<strong>der</strong>streiten ihm e<strong>in</strong>stimmig alle Zeitgenossen. Bald wurden die Folgen des Misswachses fühlbar,<br />
beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong> Italien und den angränzenden Län<strong>der</strong>n, wo <strong>in</strong> dem genannten Jahre e<strong>in</strong> vier Monate<br />
anhalten<strong>der</strong> Regen die Saaten verdorben hatte. In den grösseren Städten musste man schon im<br />
Frühjahr 1347 zu Brotvertheilungen unter die Armen schreiten, namentlich <strong>in</strong> Florenz, wo man<br />
grosse Bäckereien e<strong>in</strong>richtete, aus denen im April täglich 94'000 Portionen Brot zu zwölf Unzen<br />
verabreicht wurden 33 ); aber es liegt am Tage, dass die Menschenliebe die allgeme<strong>in</strong>e Noth nur hier<br />
und da zu l<strong>in</strong><strong>der</strong>n, ihr aber nicht ganz zu steuern vermochte. Krankheiten, die unabwendbaren<br />
Folgen <strong>der</strong> Hungersnoth, brachen auf dem Lande wie <strong>in</strong> den Städten aus, K<strong>in</strong><strong>der</strong> starben <strong>vor</strong> Hunger<br />
<strong>in</strong> den Armen ihrer Mütter, Mangel, Elend, Verzweiflung waren allgeme<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> ganzen<br />
Christenheit 34 ).<br />
Dies s<strong>in</strong>d die Ereignisse <strong>vor</strong> dem Ausbruche <strong>der</strong> schwarzen Pest <strong>in</strong> Europa. Die Zeitgenossen haben<br />
sie nach ihrer Art gedeutet, und haben damit, wie unter ähnlichen Umständen ihre späten<br />
Nachkommen, den Beweis gegeben, dass den Sterblichen we<strong>der</strong> die S<strong>in</strong>ne noch h<strong>in</strong>reichende [23]<br />
Geistesschärfe zu Gebote stehen, die Regungen des Erdorganismus <strong>in</strong> ihren Ersche<strong>in</strong>ungen,<br />
geschweige denn <strong>in</strong> ihren Wirkungen wissenschaftlich zu erkennen. <strong>Der</strong> Aberglaube, die<br />
Selbstsucht <strong>in</strong> tausend Gestalten, <strong>der</strong> Dünkel <strong>der</strong> Schulen bemächtigten sich e<strong>in</strong>zelner<br />
Wahrnehmungen; sie wähnen <strong>in</strong> dem E<strong>in</strong>zelnen das Ganze zu erfassen, und ahnen nicht den<br />
Weltgeist, <strong>der</strong> die Triebfe<strong>der</strong>n alles Se<strong>in</strong>s <strong>in</strong> <strong>in</strong>nigem Vere<strong>in</strong> mächtiger Naturkräfte belebt, und<br />
ke<strong>in</strong>e Ersche<strong>in</strong>ung aus vere<strong>in</strong>zelten Ursachen entstehen lässt. Fünf Jahrhun<strong>der</strong>te nach jenem<br />
Zeitalter <strong>der</strong> Zerstörung die Ursachen e<strong>in</strong>es kosmischen Aufruhrs, <strong>der</strong> <strong>in</strong> gleicher Ausdehnung nie<br />
26<br />
Albert. Argent<strong>in</strong>iens. Chronic., bei Urstis. Scriptor. rer. Germanic. Francof. 1585. fol. P. II. p. 147. — Vergl. Chal<strong>in</strong><br />
a. a. O.<br />
27<br />
Petrarch. Opera. Basil. 1554. fol. p. 210. — Barnes a. a. O. p. 431.<br />
28 „Un tremblement de terre universel, mesme en France et aux pays septentrionaux, renversoit le villes toutes entières,<br />
dérac<strong>in</strong>oit les arbres et les montagnes, et remplissoit les campagnes d’abysmes si profondes, qu’il sembloit que<br />
l’enfer eût voulu engloutir le genre huma<strong>in</strong>.“ — Mezeray a. a. O. p. 418. — Barnes p. 431.<br />
29 Villani, a. a. O. c. 119. p. 1000.<br />
30 Guillelm de Nangis, Cont. alt. Chron. a. a. O. p. 109.<br />
31 Auch diese Beobachtung verweist auf die 1582XK nötig gewordene Gregorianische Kalen<strong>der</strong>reform, nachdem die<br />
neuen Erdbewegungsdaten erkennbar geworden waren; die Erklärung, drei Jahrhun<strong>der</strong>te im X-Kalen<strong>der</strong> seien von<br />
<strong>der</strong> Reform zusätzlich e<strong>in</strong>geschoben worden und das Beibehalten von XK-Konstrukten für die Historiographie <strong>vor</strong><br />
dem 14. XK-Jh. werden damit abermals entkräftet (CM).<br />
32 Ebend. p. 110.<br />
33<br />
Villani, a. a. O. c. 72. p. 954.<br />
34<br />
Anonym. Istorie Pistolesi, bei Muratori, T. XI. p. 524. „Ne gli anni di Chr. 1346 et 1347 su grandissima carestia <strong>in</strong><br />
tutta la christianità, <strong>in</strong> tanto che molta gente moria di fame e sue grande mortalità <strong>in</strong> ogni paese del monde.“<br />
— 11 —
wie<strong>der</strong>gekehrt ist, zu deuten, die E<strong>in</strong>flüsse wissenschaftlich zu bezeichnen, die <strong>in</strong> den Leibern <strong>der</strong><br />
Menschen und Thiere e<strong>in</strong> so furchtbares Gift her<strong>vor</strong>riefe, geht über menschliche E<strong>in</strong>sicht.<br />
Vermögen wir selbst jetzt nicht, mit allen Hülfsmitteln e<strong>in</strong>er vielseitigen Naturlehre, die Zustände<br />
<strong>der</strong> Atmosphäre anzugeben, durch welche Seuchen her<strong>vor</strong>gebracht werden, so dürfen wir um so<br />
weniger Rückschlüsse von dem neunzehnten auf das vierzehnte Jahrhun<strong>der</strong>t versuchen; betrachten<br />
wir aber die Vorgänge <strong>in</strong> ihrer Allgeme<strong>in</strong>heit, so giebt uns dieses Jahrhun<strong>der</strong>t gehaltvolle, für alle<br />
Zeiten hochwichtige Lehren. Deutlich offenbart sich <strong>in</strong> dem Fortschreiten zusammenhängen<strong>der</strong><br />
Naturwirkungen von Osten nach Westen jenes grosse Naturgesetz, das <strong>in</strong> dem Leben des<br />
Erdorganismus, wie <strong>in</strong> dem davon abhängigen Leben <strong>der</strong> Völker, schon oft und augenfällig<br />
her<strong>vor</strong>getreten ist. Im <strong>in</strong>nersten Schoosse <strong>der</strong> Erde war im Jahre 1333 die Anregung gegeben, die <strong>in</strong><br />
unablässiger Aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong>folge sechsundzwanzig Jahre h<strong>in</strong>durch bis an die westlichen Meeresufer<br />
Europa’s die Erdoberfläche erschütterte. Gleich anfangs nahm <strong>der</strong> Luftkreis Theil an den<br />
tellurischen Erschütterungen: Atmosphärische Wasser überflutheten die Län<strong>der</strong>, o<strong>der</strong> versengen<strong>der</strong><br />
Brand liess Pflanzen und Thiere verschmachten. Die Insectenwelt wurde wun<strong>der</strong>bar belebt, es<br />
schien, als sollte das Lebende die Zerstörung vollenden, welche die [24] astralischen und tellurischen<br />
Kräfte begonnen hatten. So gewann dies grause Werk <strong>der</strong> Natur von Jahr zu Jahr grössere<br />
Ausdehnung, es war e<strong>in</strong>e fortschreitende Ansteckung <strong>der</strong> Zonen, die über und unter <strong>der</strong> Erde ihre<br />
mächtigen Schw<strong>in</strong>gen regte, und schon <strong>in</strong> den ersten <strong>Jahren</strong> des tellurischen Aufruhrs <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a,<br />
erkennbar an leichteren Vorbedeutungen, den ganzen Erdball durchzuckte.<br />
Die Natur <strong>der</strong> ersten Seuchen <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a ist unbekannt; wir haben erst sichere Kunde von <strong>der</strong><br />
Krankheit, nachdem sie schon <strong>in</strong> die westlichen Län<strong>der</strong>striche Asiens e<strong>in</strong>gedrungen war. Hier zeigte<br />
sie sich als die morgenländische Pest mit Lungenbrand, als welche sie vielleicht auch <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a<br />
begonnen haben mochte, d. h. als e<strong>in</strong> Uebel, welches sich mehr als irgend e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es durch<br />
Ansteckung verbreitet, e<strong>in</strong>e Ansteckung, die <strong>in</strong> gewöhnlichen Pestseuchen die unmittelbare<br />
Berührung, und nur unter seltenen ungünstigen Umständen die blosse Nähe des Kranken erfor<strong>der</strong>t.<br />
Gewiss war <strong>der</strong> Antheil dieser Ursache an <strong>der</strong> Verbreitung <strong>der</strong> Pest über den ganzen Erdkreis e<strong>in</strong><br />
überaus wichtiger, und die Vermuthung, <strong>der</strong> schwarze Tod hätte vom westlichen Europa durch gute<br />
Massregeln, ähnlich den jetzt erprobten, abgehalten werden können, würde alle Gründe <strong>der</strong> neuern<br />
Erfahrung für sich haben, wenn irgend zu beweisen wäre, dass diese Seuche wirklich aus dem<br />
Orient here<strong>in</strong>gebracht worden sei, o<strong>der</strong> dass die morgenländische Pest überhaupt, so oft sie <strong>in</strong><br />
Europa sich gezeigt, jedesmal <strong>in</strong> Asien o<strong>der</strong> Aegypten ihren Ursprung genommen habe. E<strong>in</strong> solcher<br />
Beweis kann aber auf ke<strong>in</strong>e Weise überzeugend geführt werden, denn er würde durch die<br />
unmögliche Voraussetzung bed<strong>in</strong>gt werden, dass entwe<strong>der</strong> <strong>in</strong> den Kulturverhältnissen <strong>der</strong><br />
europäischen Völker <strong>in</strong> den ältesten und <strong>in</strong> den neueren Zeiten ke<strong>in</strong> wesentlicher Unterschied statt<br />
f<strong>in</strong>de, o<strong>der</strong> dass Schädlichkeiten, die nur erst <strong>der</strong> Entwil<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> menschlichen Gesellschaft und<br />
dem regelmässigen Anbau <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> gewichen s<strong>in</strong>d, ehedem die Bubonenpest nicht unterhalten<br />
konnten. Die Pest war vielmehr <strong>in</strong> Europa, [25] be<strong>vor</strong> noch Handel und gesellschaftlicher Verkehr<br />
die Völker vere<strong>in</strong>te 35 ); es ist daher mit Grund zu vermuthen, dass sie sich durch rohe Lebensweise<br />
und die Unkultur des Bodens selbständig entwickelt hat, E<strong>in</strong>flüsse, welche die Entstehung schwerer<br />
Krankheiten recht eigentlich begünstigen. Nun brauchen wir nicht e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> die früheren<br />
Jahrhun<strong>der</strong>te zurückzugehen, denn das vierzehnte selbst zählte <strong>vor</strong> se<strong>in</strong>er Mitte bereits fünf o<strong>der</strong><br />
sechs Pestseuchen 36 ). Erwägen wir daher die Eigenthümlichkeit <strong>der</strong> Pest, dass sie <strong>in</strong> den Län<strong>der</strong>n,<br />
die sie e<strong>in</strong>mal heimgesucht hat, noch e<strong>in</strong>e längere Zeit <strong>in</strong> mil<strong>der</strong>en Formen fortdauert, und dass die<br />
epidemischen E<strong>in</strong>flüsse von 1342, wo sie sich zum letztenmale gezeigt hatte, bis 1348 ihrem stillen<br />
Fortwuchern überaus günstig waren, so ergiebt sich die Annahme, dass auch <strong>in</strong> diesem<br />
verhängnisvollen Jahre Keime <strong>der</strong> Pest im südlichen Europa <strong>vor</strong>handen waren, welche durch<br />
35<br />
Nach Papon verliert sich ihre Entstehung <strong>in</strong> den Urzeiten, und <strong>vor</strong> <strong>der</strong> christlichen Zeitrechnung haben schon viele<br />
nachweisbare Pestepidemien statt gefunden. De la peste, ou époques mémorables de ce fléau, et les moyens de s’en<br />
préserver. T. II. Paris, an 8 de la rép. 8.<br />
36<br />
1301 im südlichen Frankreich, 1311 <strong>in</strong> Italien, 1316 <strong>in</strong> Italien, Burgund und im nördlichen Europa; 1335, dem<br />
Heuschreckenjahre, im mittleren Europa, 1340 <strong>in</strong> Oberitalien, 1342 <strong>in</strong> Frankreich, und 1347 <strong>in</strong> Marseille und auf<br />
den meisten grossen Inseln des mittelländischen Meeres. Ebend. T. II. p. 273.<br />
— 12 —
atmosphärische Schädlichkeiten geweckt werden konnten, dass also <strong>der</strong> schwarze Tod, wenigstens<br />
zum Theil, <strong>in</strong> Europa selbst entstanden sei. Die Ver<strong>der</strong>bnis des Luftmeers kam von Osten, aber die<br />
Krankheit selbst kam nicht auf den Flügeln des W<strong>in</strong>des, son<strong>der</strong>n sie wurde von <strong>der</strong> Atmosphäre nur<br />
angeregt und vergrössert, wo sie schon <strong>vor</strong>handen war.<br />
Dieser Ursprung <strong>der</strong> schwarzen Pest war jedoch nicht <strong>der</strong> alle<strong>in</strong>ige. Denn noch viel mächtiger als<br />
die Anregung schon <strong>vor</strong>handener Pest durch atmosphärischen E<strong>in</strong>fluss wirkte die Ansteckung <strong>der</strong><br />
Völker unter e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> [26] auf den grossen Heerstrassen und <strong>in</strong> den Häfen des mittelländischen<br />
Meeres. Von Ch<strong>in</strong>a g<strong>in</strong>g <strong>der</strong> Zug <strong>der</strong> Karavanen durch Mittelasien im Norden des kaspischen<br />
Meeres bis nach Taurien; hier harreten Schiffe, um die Erzeugnisse des Orients nach<br />
Konstant<strong>in</strong>opel zu br<strong>in</strong>gen, <strong>der</strong> Hauptstadt des Handels und dem Mittelpunkt <strong>der</strong> Verb<strong>in</strong>dung von<br />
Asien, Europa und Afrika 37 ). An<strong>der</strong>e Züge g<strong>in</strong>gen aus Indien nach Kle<strong>in</strong>asien, und berührten die<br />
Städte im Süden des kaspischen Meeres, und endlich von Bagdad aus über Arabien nach Aegypten;<br />
auch war die Schifffahrt auf dem rothen Meere von Indien nach Arabien und Aegypten nicht<br />
unerheblich. In allen diesen Richtungen bahnte sich die Ansteckung ihre Wege, und ohne Zweifel<br />
s<strong>in</strong>d Konstant<strong>in</strong>opel und die kle<strong>in</strong>asiatischen Häfen als die Heerde <strong>der</strong> Verpestung anzusehen, von<br />
denen diese nach entfernten Hafenstädten und Inseln ausstrahlte. Nach Constant<strong>in</strong>opel war die Pest<br />
von den Nordküsten des schwarzen Meeres gebracht worden 38 ), nachdem sie bereits die Län<strong>der</strong><br />
zwischen jenen Handelsstrassen entvölkert hatte, und schon 1347 zeigte sie sich <strong>in</strong> Cypern, Sicilien,<br />
Marseille und e<strong>in</strong>igen Hafenstädten Italiens; die übrigen Inseln des mittelländischen Meeres,<br />
beson<strong>der</strong>s Sard<strong>in</strong>ien, Corsica und Majorca, wurden e<strong>in</strong>e nach <strong>der</strong> an<strong>der</strong>n heimgesucht. An <strong>der</strong><br />
ganzen Südküste Europa’s waren also Heerde <strong>der</strong> Ansteckung bereits <strong>in</strong> voller Wirksamkeit, als die<br />
Seuche im Januar 1348 <strong>in</strong> Avignon 39 ) und <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en südfranzösischen und norditalienischen<br />
Städten, so wie <strong>in</strong> Spanien erschien. Die Tage ihres Ausbruchs <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Ortschaften s<strong>in</strong>d<br />
nicht mehr auszumitteln; aber gleichzeitig war dieser nicht, denn <strong>in</strong> Florenz erschien die Krankheit<br />
zu Anfang April 40 ), [27] <strong>in</strong> Cesena den 1. Juni 41 ), und das ganze Jahr über wurde e<strong>in</strong> Ort nach dem<br />
an<strong>der</strong>n ergriffen, so dass die Seuche, nachdem sie ganz Frankreich und Deutschland, wo sie jedoch<br />
erst im folgenden Jahre ihre grössten Verheerungen machte, durchwan<strong>der</strong>t hatte, erst im August <strong>in</strong><br />
England ausbrach, wo sie denn auch nur so allmählig fortschritt, dass sie erst drei Monate später<br />
London erreichte 42 ). Die nordischen Reiche wurden von ihr 1349, und zwar Schweden erst im<br />
November dieses Jahres, befallen, also fast zwei Jahre nach ihrem Ausbruch <strong>in</strong> Avignon 43 ). Polen<br />
erhielt die Seuche im Jahre 1349 wahrsche<strong>in</strong>lich aus Deutschland 44 ), wo nicht aus den nordischen<br />
Län<strong>der</strong>n, <strong>in</strong> Russland aber zeigte sie sich erst 1351, länger als drei Jahre nach ihrem Ausbruch <strong>in</strong><br />
Konstant<strong>in</strong>opel. Anstatt von Taurien und vom kaspischen Meere nordwestlich <strong>vor</strong>zudr<strong>in</strong>gen, hatte<br />
sie also den grossen Umweg vom schwarzen Meere über Konstant<strong>in</strong>opel, das südliche und mittlere<br />
Europa, England, die nordischen Reiche und Polen gemacht, be<strong>vor</strong> sie die moskowitischen Gauen<br />
erreichte, e<strong>in</strong>e Ersche<strong>in</strong>ung, die bei späteren, aus Asien stammenden Weltseuchen nicht wie<strong>der</strong><br />
<strong>vor</strong>gekommen ist.<br />
Ob zwischen <strong>der</strong> <strong>vor</strong>handenen, durch atmosphärische E<strong>in</strong>wirkung angeregten, und <strong>der</strong> durch<br />
Ansteckung here<strong>in</strong>gebrachten Pest Unterschied statt gefunden haben, ist aus den Thatsachen nicht<br />
mehr zu ergründen; denn die Zeitgenossen, die überhaupt genaueren Untersuchungen dieser Art<br />
nicht gewachsen waren, haben darüber ke<strong>in</strong>e Angaben h<strong>in</strong>terlassen. E<strong>in</strong>e mil<strong>der</strong>e und e<strong>in</strong>e<br />
37<br />
Vergl. Deguignes a. a. O. p. 228.<br />
38<br />
Nach <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en byzant<strong>in</strong>ischen Bezeichnung „aus dem Lande <strong>der</strong> hyperboräischen Scythen.“ Kantakuzen.<br />
a. a. O.<br />
39<br />
Guid. Cauliac. a. a. O.<br />
40<br />
Matt. Villani, Istorie, bei Muratori, T. XIV. p. 14.<br />
41<br />
Annal. Caesenat. Ebend. p. 1179.<br />
42<br />
Barnes, a. a. O.<br />
43<br />
Olof Dal<strong>in</strong>’s Svea-Rikes historie. III Bnde. Stockholm 1747-61. 4. Bd. II. C. 12. S. 496.<br />
44 Dlugoss. Histor. Polon. L. IX. p. 1086. T. I. Lips. 1711. fol.<br />
— 13 —
ösartigere Form war allerd<strong>in</strong>gs <strong>vor</strong>handen, und jene hatte sich wohl [28] nicht immer aus dieser<br />
herausgebildet, wie daraus zu vermuthen ist, dass das Blutspeien, das untrügliche Merkmal <strong>der</strong><br />
letzten, bei dem ersten Ausbruche <strong>der</strong> Seuche nicht gleichmässig <strong>in</strong> allen Berichten erwähnt wird,<br />
und nun ist es wahrsche<strong>in</strong>lich, dass die mil<strong>der</strong>e <strong>der</strong> e<strong>in</strong>heimischen, die bösartige <strong>der</strong> durch<br />
Ansteckung here<strong>in</strong>gebrachten Pest angehöre. Die Ansteckung aber war an sich nur e<strong>in</strong>e von den<br />
vielen Ursachen, welche die schwarze Pest her<strong>vor</strong>riefen; diese Krankheit war, wenn irgend e<strong>in</strong>e,<br />
kosmischen Ursprungs, e<strong>in</strong>e Folge mächtiger Regungen des Erdorganismus. E<strong>in</strong>e Triebfe<strong>der</strong> setzte<br />
zur Vernichtung leben<strong>der</strong> Wesen tausend an<strong>der</strong>e <strong>in</strong> Bewegung, vergängliche o<strong>der</strong> nachhaltige, nah-<br />
o<strong>der</strong> fernwirkende; — die mächtigste von allen war die Ansteckung, denn <strong>in</strong> den fernsten Län<strong>der</strong>n,<br />
die kaum noch den Nachhall <strong>der</strong> ersten Erschütterung vernommen hatten, erlagen die Völker <strong>der</strong><br />
organischen Vergiftung, <strong>der</strong> Ausgeburt <strong>in</strong> Aufruhr gerathener Lebenskräfte.<br />
Die wissenschaftliche Diszipl<strong>in</strong>ierung, <strong>in</strong> <strong>der</strong> heutigen Forschung die Zusammenhänge schlicht<br />
unbeachtet zu lassen, bedrängt nicht zuletzt auch die RMNG-Arbeiten selbst. Bei <strong>der</strong> Abhandlung<br />
archäologischer Fragen hören wir ebenso wenig vom E<strong>in</strong>fluss dieser erdgeschichtlichen Vorgänge<br />
auf die Schichtenstruktur o<strong>der</strong> die Zerstörung <strong>der</strong> Monumente wie ihre Konsequenzen etwa auf die<br />
Baumr<strong>in</strong>gentwicklung o<strong>der</strong> für die C14-Produktion diskutiert werden.<br />
Aber bei <strong>der</strong> Beurteilung <strong>der</strong> Quellen darf auch nicht übersehen werden, dass die offenbar über<br />
Generationen im täglichen Leben anhaltenden Vorgänge am Himmel zur aktuellen Umwelt<br />
gehörten und eben (wie ja auch heute…) nur das Ausserordentliche Beachtung fand und des<br />
Aufzeichnens wert gefunden wurde. Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund des katAstrophistischen Alltags<br />
f<strong>in</strong>den wir nicht nur die Annalen reichlich gespickt mit solchen Anmerkungen, son<strong>der</strong>n auch<br />
zeitgenössische Dokumente bis h<strong>in</strong> zu Ablassbriefen sprechen deutlich, wenn z. B. <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
<strong>der</strong>selben „gegeben zu Rom, im Jahre des Herrn 1286 45 , am 10. März im ersten Jahre des<br />
Pontifikats Papst Honorius’ IV.“ gegen Almosen zur Instandhaltung <strong>der</strong> immer wie<strong>der</strong> von „<strong>der</strong><br />
Macht und Ungunst übergrosser Überschwemmung und durch den Stoss und die Bewegung <strong>der</strong><br />
ungeheuren Wassermassen nur allzu häufig e<strong>in</strong>stürzenden und <strong>in</strong> bestimmten Teilen sogar vom<br />
Untergang bedrohten“ Essl<strong>in</strong>ger Pliensau-Brücke (die heute noch steht) 40 Tage Busse erlassen<br />
werden: Diese Umstände dürfen uns also nie dazu verführen, den naturgeschichtlichen<br />
Erregungsh<strong>in</strong>tergrund ausser acht zu lassen!<br />
45 Es bleibt auch <strong>in</strong> diesem E<strong>in</strong>zelfall noch abzuklären, <strong>in</strong>wiefern es sich beim Vermerk „im Jahre des Herrn 1286“ um<br />
e<strong>in</strong>en Zusatz und somit um e<strong>in</strong>e nachträgliche Kalen<strong>der</strong>kalkulation handelt.<br />
— 14 —
RMNG: Wie weiter bis zur Neuzeit?<br />
Seit wir 1987 XK zum ersten Mal schüchtern fragten, ob mit dem Krönungsjahr „Karl des<br />
<strong>Grosse</strong>n“ das Jahr „800“ christlicher Zeitrechnung – und damit diese selbst – überhaupt erst<br />
def<strong>in</strong>iert wurde, tritt die Wurmstichigkeit mittelalterlicher und antiker Historiographie<br />
punktweise stetig mehr zutage. Wo es <strong>bislang</strong> an Methodik und übergreifendem<br />
Zusammenhalt fehlte, ist die statistische Geschichtsrekonstruktion dabei, beides zu liefern.<br />
Attributvergleiche Grundlage<br />
(neben Ereignisvergleich)<br />
FOMENKO<br />
aktualistischnaturwissenschaftliches<br />
Weltverständnis; Berufung auf<br />
astronomisch falsch plazierten<br />
Almagest; Vernachlässigung<br />
archäologischer Schichtenevidenz<br />
RMNG-Vorbehalt: empirische<br />
astronomische Rekonstruktion<br />
VELIKOVSKY empirisch-naturwissenschaftliches<br />
Weltverständnis mit aktualistischer<br />
Weltbeschaffenheit erst seit 687-<br />
XK (letzte Mars-Katastrophe);<br />
Wahrnehmung geschichts- &<br />
naturarchäologischer<br />
Schichtenevidenz<br />
RMNG<br />
RMNG-Vorbehalt:<br />
Vor<strong>der</strong>asiatische & spätere<br />
astronomische Rekonstruktion<br />
aktualistische<br />
Weltbeschaffenheit erst seit<br />
≈650 <strong>Jahren</strong>; Wahrnehmung<br />
<strong>der</strong> Schichtenevidenz<br />
Vorbehalt: Statistische<br />
Rekonstruktion; neue<br />
kalendarische Grundlage (UK)<br />
— 15 —<br />
Ergebnis Erklärung<br />
für herrschende<br />
Irrlehre<br />
1. Almagest-Datierung <strong>in</strong>s 16. XK-Jh<br />
br<strong>in</strong>gt die Ära Nabonassar & damit<br />
das ganze Altertum um ≈1’200 Jahre<br />
von 747- nach ≈460+XK.<br />
2. Statistische Rekonstruktion zeigt<br />
Vermehrfachung e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zigen<br />
700jährigen Geschichtsperiode<br />
(≈900+ bis ≈1600+XK) um ≈2’500<br />
Jahre (≈1600- bis ≈900+).<br />
1. Rekonstruktion <strong>der</strong> kataklystischen<br />
Naturgeschichte <strong>in</strong> historischer Zeit<br />
von Saturn-Nova über Venus-<br />
Desaster zu Mars-Katastrophen<br />
2. Neu zu beurteilende <strong>in</strong>terplanetare<br />
Energetik<br />
3. Verkürzung <strong>der</strong> altägyptishen<br />
Geschichte um 500 Jahre; Auflösung<br />
des griechischen Dunklen Zeitalters.<br />
4. Nachweis <strong>der</strong> Traumatisierung &<br />
Amnesie des Menschheitskollektivs<br />
1. Rekonstruktion des<br />
Vor<strong>der</strong>asiatischen Altertums ergibt<br />
Verkürzung um ≈3 Jahrtausende<br />
2. Laufende Rekonstruktion <strong>der</strong><br />
Antike & des Mittelalters ergibt<br />
weitere Kürzung historischer<br />
Geschichtsräume um ≈500 Jahre<br />
seit <strong>der</strong><br />
Renaissance durch<br />
irrtümliches<br />
Quellenverständnis<br />
ausgelöstes<br />
fehlerhaftes<br />
(Morozov: bewusst<br />
gefälschtes)<br />
Geschichtsbild<br />
irrationales<br />
Verhalten <strong>in</strong>folge<br />
Verdrängung (ohne<br />
Erklärung <strong>der</strong><br />
Amnesieleistung)<br />
Amnesieleistung<br />
durch die PRW 46 -<br />
Grossdenksysteme<br />
Im Rückgriff auf das Werk von Nikolai Alexandrovich MOROZOV liefert Anatoly FOMENKO 47<br />
die mathematische Methodik zum Ereignisvergleich zwischen philologischen Geschichtsquellen,<br />
und zwar im Gegensatz zum bis heute ereigniskumulierenden Verfahren <strong>der</strong> Geschichtsschreibung<br />
seit den Chronologen <strong>der</strong> Neuzeit. Beiläufig werden damit auch <strong>der</strong> von Immanuel VELIKOVSKY<br />
<strong>in</strong>itialisierten REKONSTRUKTION DER MENSCHHEITS- & NATURGESCHICHTE (RMNG)<br />
nicht alle<strong>in</strong> das mo<strong>der</strong>ne Rekonstruktionswerkzeug, son<strong>der</strong>n darüber h<strong>in</strong>aus Ansätze für die weitere<br />
Arbeit zwischen Altertum und Neuzeit geliefert.<br />
Die Aufdeckung manipulierter und entstellter Geschichtsschreibung seit dem Mittelalter bis zur<br />
Gegenwart bricht nicht ab. Aber sie ersche<strong>in</strong>t bis heute, wie die Diskussion um e<strong>in</strong>e unabhängige<br />
46<br />
= „Philosophien, Religionen sowie (öffentliche & esoterische) Wissenschaften“. Es ist aber nicht zu übersehen, dass<br />
e<strong>in</strong>e Anzahl von RMNG-Autoren aktuelle <strong>in</strong>dividualpsychologisierelnde Massstäbe zur Motivationserklärung<br />
irreführen<strong>der</strong> Geschichtsschreibung be<strong>vor</strong>zugen.<br />
47<br />
A. T. Fomenko Empirico-Statistical Analysis of Narrative Material and its Applications to Historical Dat<strong>in</strong>g 2 Vol.<br />
(Dordrecht et al. 1994);<br />
A. T. Fomenko, V. V. Kalashnikov, G. V. Nosovsky Geometrical and Statistical Methods of Analysis of Star<br />
Configurations – Dat<strong>in</strong>g Ptolemy’s Almagest (Boca Raton 1993)
neue Kalen<strong>der</strong>skala demonstriert, beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t <strong>vor</strong> allem durch das Festhalten am XK (christlicher<br />
Kalen<strong>der</strong>), wo mit punktweise zu elim<strong>in</strong>ierenden, <strong>in</strong> unserer Zeitrechnung datierten Zeitabschnitten<br />
operiert werden muss, die dann allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geschichte verschiedener Völker nicht immer<br />
denselben Zeitraum umfassen 48 . Daher dreht sich die Diskussion verschiedener Geschichtsepochen<br />
dreht denn auch <strong>vor</strong>wiegend um die Suche nach Leerzeiten und archäologischen Fundlücken, also<br />
weniger um das Aufdecken synchroner Berichte <strong>in</strong> unabhängig vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> überlieferten Quellen,<br />
wie dies seit Velikovsky die Methode <strong>der</strong> Rekonstruktion <strong>der</strong> «Menschheits- & Naturgeschichte<br />
nach unabhängig vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> berichteten Ereignissen und nach Schichtenevidenz» für das<br />
Altertum immer <strong>der</strong> Fall war.<br />
Wir haben uns zwar daran gewöhnt, aus <strong>der</strong> Zeit „<strong>vor</strong> Christus“ ganze Jahrtausende zu entfernen.<br />
Im Alten Ägypten und Mesopotamien ficht es uns wenig an, e<strong>in</strong>en Ramses III o<strong>der</strong> Hammurabi um<br />
1’200 Jahre und noch mehr zu deplazieren, gar ganze Völker wie die Sumerer als Spuk zu<br />
dechiffrieren; wo wir aber <strong>in</strong> die Nähe unserer eigenen Geschichte rücken, sche<strong>in</strong>t <strong>der</strong> Blick<br />
plötzlich nicht mehr so weiträumig zu schweifen: er bleibt auf Wi<strong>der</strong>sprüche und Seltsamkeiten<br />
fixiert, f<strong>in</strong>det dann aber kaum über isolierte Aspekte h<strong>in</strong>aus <strong>in</strong> die grossen Zusammenhänge o<strong>der</strong><br />
gar bis zum naturgeschichtlichen Erregungsh<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong> Vorgänge am Himmel und ihrer<br />
Konsequenzen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Naturgeschichte. Wenden wir uns jetzt aber den statistisch signifikanten<br />
Ergebnissen Fomenko’s zu, geraten wir noch nicht e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> Jahrtausend <strong>vor</strong> unserer Gegenwart <strong>in</strong><br />
solch ungewöhnliche Dimensionen, wo das Alte Rom plötzlich <strong>in</strong>s 13., se<strong>in</strong>e Gründung <strong>in</strong>s 10.,<br />
Alexan<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Grosse</strong> <strong>in</strong>s 15. XK-Jh h<strong>in</strong>aufrückt, wo die Berichte des Alten Testamentes – weil<br />
ebenfalls statistisch signifikant mit den Herrschern des 10. bis 14. XK-Jh verwandt – bis zur<br />
Renaissance h<strong>in</strong>aufreichen, dann aber etwa auch die Zodiakkonstellationen von Den<strong>der</strong>ah (die gar<br />
das Ersche<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>es „grossen Kometen“ verzeichnen sollen) nicht auf die XK-Zeitenwende,<br />
son<strong>der</strong>n 600 Jahre danach frühestens im 6., besser sogar genau auf den 14. Mai 1394 und den 22.<br />
März 1422 datiert werden (II-302), und so zusammen mit dem Tempel das ganze späte Alte<br />
Ägypten fast zu unseren Zeitgenossen machen.<br />
Nun entscheiden wir hier nicht über die richtige Beschaffenheit von Fomenko’s Ergebnissen —<br />
nebst dem Ruf nach Ersatz <strong>der</strong> christlichen Zeitrechnung s<strong>in</strong>d ja auch die Vorbehalte bezüglich<br />
48 Da laut <strong>der</strong> statistischen Geschichtsrekonstruktion gleiche Quellen mehrere Male übere<strong>in</strong>an<strong>der</strong>geschoben und<br />
geklittert <strong>vor</strong>kommen können, s<strong>in</strong>d solche Probleme <strong>vor</strong>auszusehen.<br />
— 16 —
vernachlässigter Schichtenevidenz, aktualistischer astronomischer Kalkulationen und logischer<br />
Ereignisverkettungen schon angemeldet worden. Indessen führt ab heute aber ke<strong>in</strong> Weg mehr um<br />
die statistisch signifikanten Abhängigkeiten zwischen den Geschichtsperioden herum, auf<br />
welche Art auch immer diese Perioden diskutiert werden sollen. Das „Alte Rom“ des Livius –<br />
mit dem ihm zugeschriebenen archäologischen Quellen – darf nicht mehr isoliert für sich betrachtet<br />
werden, son<strong>der</strong>n ist <strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang zu br<strong>in</strong>gen mit den an<strong>der</strong>en „Römischen Reichen“, von denen es<br />
statistisch abhängig ersche<strong>in</strong>t. Von Datierungen auf Dokumenten o<strong>der</strong> Münzen etwa des Trecento<br />
o<strong>der</strong> Quattrocento ist zu erklären, warum e<strong>in</strong> I.300 „e<strong>in</strong>tausenddreihun<strong>der</strong>t“ und nicht Iesus und<br />
dreihun<strong>der</strong>t heissen soll, e<strong>in</strong> Datum aus dem 3. Jahr des Kaisers Maximilian I vom Ende des 15.<br />
XK-Jhs (1496) kann MCL.III (Maximus Caesar Leo) geschrieben, später als 1153 gelesen worden<br />
se<strong>in</strong> (1. Rückverschiebung, s. Tabelle; II-71 ff.). Und wenn <strong>der</strong> berühmte Trojanische Krieg (⇑<br />
zwischen E3 & C2) e<strong>in</strong>e Spiegelung <strong>der</strong> Anarchie und des Gothenkrieges <strong>in</strong> Italien (⇑ zwischen E &<br />
C) se<strong>in</strong> sollte, als „Orig<strong>in</strong>al“ gar <strong>der</strong> Krieg <strong>in</strong> Italien im 13. XK-Jh (⇑ zwischen B & A)<br />
<strong>vor</strong>geschlagen wird und darüber h<strong>in</strong>aus auch noch statistisch signifikante Abhängigkeiten mit AT-<br />
Begebenheiten (⇑ zwischen E4 & C3) aufweist, so können auch Überlegungen im Zusammenhang<br />
mit den zugehörigen <strong>in</strong>terplanetaren Ereignissen nicht mehr ausbleiben.<br />
Zwar gibt die Herkunft <strong>der</strong> statistischen Abhängigkeiten noch grosse Rätsel auf: falsch <strong>in</strong>terpretierte<br />
Datumsangaben mögen e<strong>in</strong>e Rolle spielen, das Vorliegen bei Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Neuzeit relativ weniger,<br />
aber <strong>in</strong> unterschiedlichen Sprachen verfasster und zudem mit leicht misszuverstehenden Namen<br />
versehenen Chroniken, e<strong>in</strong> gewisser Wille beim e<strong>in</strong>zelnen Autor o<strong>der</strong> Kopisten zur<br />
Geschichtsverlängerung auch mögen zunächst e<strong>in</strong>fach fassbare, gewissermassen rationale Gründe<br />
se<strong>in</strong>, sofern nichts an<strong>der</strong>es als das gängige aktualistische Weltverständnis uniformer Evolution als<br />
Beurteilungsmassstab angelegt werden kann. Sie vermögen <strong>in</strong>des nicht annähernd zu überzeugen<br />
und dazu die gewaltige psychische Energie zu erklären, welche für die Fabrikation e<strong>in</strong>er solchen<br />
Historiographie aufzuwenden war, wenn <strong>der</strong> Erregungsh<strong>in</strong>tergrund kataklystischer Evolution nicht<br />
als ursächliches Element mit berücksichtigt, allem <strong>vor</strong>an also nicht die Traumatisierung des<br />
Kollektivs durch die wahrhaft existenzgefährdenden Desaster <strong>in</strong> Rechnung gestellt wird.<br />
Nehmen wir nun <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ersten Gesamtschau alles zusammen – aus unserer bisherigen RMNG die<br />
<strong>vor</strong>mittelalterliche und die Ansätze zu e<strong>in</strong>er rekonstruierten MA-Historiographie, die<br />
Schichtenevidenz sowie die Szenarien <strong>in</strong>terplanetarer Naturereignisse und -prämissen ebenso wie<br />
aus <strong>der</strong> statistischen Rekonstruktion die auffallend be<strong>in</strong>ahe schon aus e<strong>in</strong>em Vakuum auftauchende<br />
Geschichte –, so ist (unter an<strong>der</strong>en allerd<strong>in</strong>gs) die Frage nicht mehr von <strong>der</strong> Hand zu weisen, ob<br />
etwa das grosse Venusdesaster nicht nach den Marskatastrophen über e<strong>in</strong>e bereits zivilisierte Welt<br />
here<strong>in</strong>brach? Auf den ersten Blick liessen sich damit durchaus besser erklären:<br />
• die Berichte über gut beschriebene und archäologisch nachweisbare prä-Exodus Kulturen;<br />
• die heute noch absolut <strong>vor</strong>rangige Bedeutung <strong>der</strong> Venusgottheit;<br />
• die nahe Verwandtschaft des Merkur/Venus-Paares;<br />
• die verworrene, „gefälschte“ Geschichtsschreibung & doch so starken Traditionen <strong>in</strong> so vielen<br />
Bereichen;<br />
• die <strong>in</strong> Arabien, <strong>der</strong> Sahara, Sibirien & Amerika <strong>vor</strong> ke<strong>in</strong>eswegs so sehr langer Zeit praktisch total<br />
verschütteten Kulturen.<br />
Es darf erwartet werden, dass mit dem Werk von Fomenko et al. e<strong>in</strong>erseits die Schwächen unserer<br />
bisherigen Methodik bewältigt und an<strong>der</strong>erseits die Impulse für die weiterführende RMNG-Arbeit<br />
kräftig vervielfältigt werden. Voraussetzung ist allerd<strong>in</strong>gs nicht nur e<strong>in</strong>e recht <strong>in</strong>tensive<br />
Beschäftigung mit und Aneignung <strong>der</strong> statistischen Vergleichsverfahren – wobei die drei <strong>bislang</strong> <strong>in</strong>s<br />
Englische übersetzten Bücher Fomenko’s <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er Weise Anspruch auf Vollständigkeit erheben<br />
können, vielmehr <strong>vor</strong> allem bezüglich E<strong>in</strong>zeldaten eigentlich breiter Ergänzung bedürften –,<br />
son<strong>der</strong>n auch e<strong>in</strong>e nicht immer leicht zu meisternde Abkehr von so vielen <strong>vor</strong>gefassten und letztlich<br />
immer zirkelschlüssigen Gedankenfolgen. Bis zur Neuzeit jedenfalls sche<strong>in</strong>t es nicht verfehlt, dem<br />
„Anyth<strong>in</strong>g goes“-Grundsatz e<strong>in</strong>e Chance zu geben.<br />
— 17 —
Zwischen Altzeit & Neuzeit: Wahnzeit<br />
Nach e<strong>in</strong>em halben Jahrhun<strong>der</strong>t RMNG (REKONSTRUKTION DER MENSCHHEITS- &<br />
NATURGESCHICHTE) ist es an <strong>der</strong> Zeit, sich über die Neue<strong>in</strong>teilung <strong>der</strong> Historiographie<br />
klar zu werden: Alle bisherigen Begriffe wie „Mittelalter“, „Altertum“, „Eisen-" o<strong>der</strong><br />
„Bronzezeit“ usw. stiften durch ihre Ambivalenz und auch ihre Fesselung an den absurden<br />
christlichen Kalen<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e nicht mehr zu behebende Verwirrung. In e<strong>in</strong>er unabhängigen<br />
Zeitrechnung ist e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> beobachteten Realität angepasste und aufs Nötige reduzierte<br />
Zeitenfolge e<strong>in</strong>zubetten.<br />
Die RMNG von VELIKOVSKY g<strong>in</strong>g von <strong>der</strong> psychoanalytischen Fragestellung nach<br />
dem Erregungsh<strong>in</strong>tergrund für irrationales Verhalten des Kollektivs aus und legte<br />
das Schwergewicht zunächst auf die Ereignisanalyse <strong>der</strong> auf Altägypten und se<strong>in</strong>er<br />
Umwelt gestützten Historiographie.<br />
ALS IMMANUEL VELIKOVSKY das Jahr 687 v. u. Z. als erstes sicheres Datum <strong>der</strong> Geschichte<br />
<strong>vor</strong>schlug hatte er übersehen, dass danach auftretende Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Erdbewegungsdaten e<strong>in</strong>e<br />
<strong>der</strong>artige Behauptung gar nicht zulassen würden. Gleichwohl hielten sich <strong>in</strong> Ermangelung e<strong>in</strong>er<br />
besseren Zeitrechnung viele se<strong>in</strong>er Anhänger weiterh<strong>in</strong> an das von <strong>der</strong> Lehrme<strong>in</strong>ung <strong>vor</strong>gegebene<br />
Kalen<strong>der</strong>schema, <strong>in</strong>dem <strong>der</strong> für das Altertum nun verfügbare Zeitraum e<strong>in</strong>fach um die ca. 500 Jahre<br />
des griechischen Dunklen Zeitalters gekürzt wurde. Im anglikanischen Raum wurde teilweise sogar<br />
auf <strong>der</strong> Anpassung an die ägyptologische Sothis/Manetho-Chronologie beharrt, e<strong>in</strong>em Fehlgriff<br />
son<strong>der</strong>gleichen.<br />
In <strong>der</strong> Folge zur historiographischen Rekonstruktion des Alten Orients ausserhalb Ägyptens, wie sie<br />
v. a. im deutschsprachigen Raum aufgrund <strong>der</strong> archäologischen Schichtenevidenz <strong>vor</strong>angetrieben<br />
wurde, führte die beibehaltene B<strong>in</strong>dung an die herkömmlichen Zeiten<strong>vor</strong>stellungen immer häufiger<br />
zu recht komplexen tabellarischen Darstellungen. Die jetzt nicht nur – wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ägyptologie –<br />
zwiefach, son<strong>der</strong>n gleich bis zu viermal aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong>getürmten philologischen Quellen zogen für die<br />
Lehrme<strong>in</strong>ung auch nicht nur 500 Jahre, son<strong>der</strong>n sogar sich über mehrere Jahrtausende h<strong>in</strong>ziehende<br />
Phantomzeiten nach sich, was dem erstmals auf die RMNG Stossenden beträchtliche<br />
— 18 —
Verständnisschwierigkeiten bereitet. Weil aber auch diese chronographischen Korrekturen<br />
geme<strong>in</strong>h<strong>in</strong> noch <strong>vor</strong> unserer Zeitrechnung e<strong>in</strong>zuordnen waren, sich also nur <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verkürzung e<strong>in</strong>er<br />
von 0 – wenn auch <strong>in</strong> M<strong>in</strong>usrichtung – aufsteigenden Jahreszahl nie<strong>der</strong>schlugen, kam es bei<br />
Abstandsdaten – z. B. „ab heute“ – zunächst noch zu ke<strong>in</strong>en ernsthaften Konsequenzen, ausser<br />
allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> jenen E<strong>in</strong>zelfällen, wo technologische Methoden, wie etwa 14 C- und die damit<br />
verketteten Baumr<strong>in</strong>gdatierungen, zur Anwendung gelangten.<br />
Dies än<strong>der</strong>te sich <strong>in</strong>dessen sofort, nachdem zunächst die Datierung und bald darauf selbst die Figur<br />
„Karls des <strong>Grosse</strong>n“ und ähnliche historiographische Plattformen <strong>in</strong> Frage gestellt wurden. Freilich<br />
war deshalb schon <strong>vor</strong>her aufgrund etwa des Argwohns gegenüber Karls <strong>vor</strong>geblichem<br />
Krönungsdatum „800“ auch die von <strong>der</strong> christlichen nunmehr unabhängige Zeitrechnung im<br />
Rahmen des „UK“ (Universalkalen<strong>der</strong>) <strong>vor</strong>geschlagen worden, welche ihre Epoche – ihren 0-Punkt<br />
also – <strong>in</strong> unserer Gegenwart hat und somit von ihm <strong>in</strong> M<strong>in</strong>usrichtung aufsteigend wie<strong>der</strong>um<br />
beliebige Zeitverkürzungen zulässt. Wo aber – zwar sensationell ausschauende, <strong>in</strong> Wirklichkeit aber<br />
— 19 —
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em zu for<strong>der</strong>nden Gesamtrahmen störend und unbeholfen bleibende – Zeitverkürzungen (e sei<br />
z. B. an die im letzten Drittel des ersten christlichen Jahrtausends zu plazierenden ≈300 Jahre<br />
er<strong>in</strong>nert) <strong>vor</strong>zuschlagen waren, verbleibt ohne e<strong>in</strong>en die gesamte Historiographie strukturierenden<br />
und kont<strong>in</strong>uierlich brauchbaren Weltkalen<strong>der</strong> die akute Gefahr e<strong>in</strong>er Wirrsal undurchsichtig<br />
bleiben<strong>der</strong> Abhängigkeiten, die darüber h<strong>in</strong>aus Anlass zu enormen Missverständnissen geben.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus folgte diesen Ansätzen zur mittelalterlichen RMNG nun noch das Auftreten <strong>der</strong><br />
statistischen Geschichtsrekonstruktion von FOMENKO. Dessen Statistik zeigt signifikante<br />
philologische Abhängigkeiten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Welt- und auch „biblischen“ Geschichte von e<strong>in</strong>er im Grunde<br />
aus nur 5 Perioden bestehenden Historiographie, <strong>der</strong>en authentische Vorlage aber wie<strong>der</strong>um aus nur<br />
noch 2 – durch ambivalente Trennzeiten charakterisierte – Perioden besteht, die lediglich vom 10.<br />
bis zum 17. Jahrhun<strong>der</strong>t u. Z. reichen. Fomenko’s statistische Rekonstruktion stützt sich im<br />
weiteren darauf, dass die astronomischen Daten des Almagest von Claudius Ptolemäus des letzteren<br />
chronologische Plazierung erst im 16. Jh. u. Z. zulässt, wobei diese Daten allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>er Korrektur<br />
<strong>der</strong> Ekliptiklage – an<strong>der</strong>s ausgedrückt: <strong>der</strong> Erdachsenneigung also – bedürften. Dieser Umstand<br />
macht natürlich vollkommen klar, dass im Lichte <strong>der</strong> <strong>in</strong>terplanetaren KatAstrophen mit e<strong>in</strong>er erst<br />
kürzlich erfolgten Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Erdbewegungsdaten zu rechnen ist und dass obendre<strong>in</strong> die<br />
<strong>bislang</strong> nur philologischen statistischen Abhängigkeiten durch archäologische Schichtenevidenz<br />
noch zu konkretisieren se<strong>in</strong> werden.<br />
Diese Erwägungen schliessen nun –<br />
zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> geo-archäologischer<br />
H<strong>in</strong>sicht – den Kreis zu den Maps of<br />
the Ancient Sea K<strong>in</strong>gs (1966) von<br />
Charles H. HAPGOOD aus den<br />
späteren 50er und den 60er <strong>Jahren</strong><br />
über die Polwan<strong>der</strong>ung und die<br />
<strong>vor</strong>entdeckungszeitlichen Seekarten.<br />
Weil diese Karten – <strong>der</strong>en bekannteste<br />
jene des Piri Re’is ist –<br />
Vereisungszonen und eislose Gebiete<br />
<strong>der</strong> letzten sog. Eiszeit zeigen, wurden<br />
die Kopisten <strong>der</strong> als verschollen<br />
angenommenen Vorlagen von<br />
Hapgood nicht alle<strong>in</strong> wegen <strong>der</strong><br />
Lehrme<strong>in</strong>ung über die<br />
Eiszeitenchronologie um viele<br />
Jahrtausende <strong>in</strong> die Vergangenheit<br />
zurückversetzt, son<strong>der</strong>n auch als<br />
Belege für <strong>vor</strong> dieser langen Zeit<br />
untergegangene Hochkulturen<br />
<strong>vor</strong>gestellt. Neben den von den heutigen abweichenden Vereisungsgebieten stellen solche Karten<br />
aber auch glaubhaft dar, dass zwischen ihrer Entstehungszeit und den neuzeitlichen<br />
Entdeckungsreisen sowie <strong>der</strong> daraus dann folgenden allmählichen Neukartographierung <strong>der</strong> Erde<br />
auch an<strong>der</strong>e geologische Verän<strong>der</strong>ungen stattgefunden hatten: Insbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> Atlantik und<br />
Mittelmeer waren mittlerweile grosse Inseln – z. B. um Island – versunken o<strong>der</strong> die Inselpopulation<br />
– etwa <strong>der</strong> Ägäis – war stark reduziert worden. Darüber h<strong>in</strong>aus war auf solchen Karten aber auch<br />
<strong>der</strong> antarktische Kont<strong>in</strong>ent mit – wie <strong>in</strong> Grönland – weitgehend unvereisten Küstenstrichen<br />
aufgezeichnet worden, <strong>in</strong>des Nordamerika offenbar <strong>in</strong>folge totaler Vereisung <strong>in</strong> den Karten ke<strong>in</strong>e<br />
Beachtung gefunden hatte.<br />
Nun wissen wir alle<strong>in</strong> schon aus den Energiegesetzen, dass die Idee von „Eiszeiten“ im S<strong>in</strong>ne<br />
heutiger Lehrme<strong>in</strong>ung völlig absurd ist und wir wissen darüber h<strong>in</strong>aus aus <strong>der</strong> RMNG, dass es sich<br />
bei <strong>der</strong> Ursache für die beobachteten geologischen Spuren natürlich um Konsequenzen <strong>der</strong><br />
Verlagerung <strong>der</strong> Polargebiete als Folge verän<strong>der</strong>ter Erdbewegungsdaten – <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e verkippter<br />
— 20 —
Achsenneigung – handelt, dass diese Spuren aber ke<strong>in</strong>eswegs zur Hauptsache <strong>der</strong> Wirkung von<br />
Eisbewegungen, son<strong>der</strong>n sicherlich <strong>der</strong> E<strong>in</strong>wirkung von Wasser geschuldet s<strong>in</strong>d. Und wird die von<br />
Fomenko nahegelegte Korrektur <strong>der</strong> Ekliptikposition mit <strong>der</strong> von Hapgood nachvollzogenen<br />
Polwan<strong>der</strong>ung zusammengelegt, so ist nicht daran <strong>vor</strong>beizusehen, dass unsere Neuzeit auf e<strong>in</strong>e<br />
Periode von extraterrestrisch verursachten Naturkatastrophen folgt, welche von gewaltigen<br />
geologischen Umwälzungen begleitet war: Wir erkennen <strong>in</strong> den von Hapgood rekonstruierten<br />
Polpositionen also nicht etwa durch „Eiszeiten“ getrennte o<strong>der</strong> gekennzeichnete und<br />
Jahrzehntausende andauernde geologische Zeiträume, son<strong>der</strong>n jeweils extraterrestrisch bewirktes<br />
rasch erfolgendes Achsenkippen, das letzte <strong>vor</strong> etwa 7 Jahrhun<strong>der</strong>ten: Es war um -597 UK (1348<br />
XK) zu jenem (schon <strong>vor</strong> e<strong>in</strong>em Jahr zitierten) «(Bislang) „<strong>Letzte</strong>n <strong>Grosse</strong>n <strong>Ruck</strong>“» (LGR) –<br />
gekommen, den Egon FRIEDELL <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Kulturgeschichte <strong>der</strong> Neuzeit „nicht e<strong>in</strong>er<br />
Massenhysterie, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>em grossen Trauma“ geschuldet sieht, als „Himmel und Erde <strong>in</strong><br />
Aufruhr waren“, als „unheildrohende Kometen erschienen, <strong>in</strong> England furchtbare Stürme wüteten,<br />
wie sie nie <strong>vor</strong>her und nie nachher erlebt worden s<strong>in</strong>d, riesige Heuschreckenschwärme die Fel<strong>der</strong><br />
heimsuchten“ und „Erdbeben das Land verheerten: Villach wurde mit dreissig umliegenden<br />
Ortschaften verschüttet. <strong>Der</strong> Boden verweigerte se<strong>in</strong>e Gaben: Misswachs und Dürre verdarben<br />
allenthalben die Ernte.“ Friedell sieht ganz richtig, dass es sich „bei diesen Ersche<strong>in</strong>ungen we<strong>der</strong><br />
um ‘zufällige Naturspiele’ noch um ‘abergläubische Auslegungen’ <strong>der</strong> Zeitgenossen handelte“ und<br />
dass, wenn „damals e<strong>in</strong> grosser <strong>Ruck</strong>, e<strong>in</strong>e geheimnisvolle Erschütterung, e<strong>in</strong> tiefer<br />
Konzeptionsschauer durch die Menschheit g<strong>in</strong>g, auch die Erde irgend etwas Ähnliches<br />
durchgemacht haben muss, und nicht bloss die Erde, son<strong>der</strong>n auch die Nachbarplaneten, ja das<br />
ganze Sonnensystem. Die Zeichen und Wun<strong>der</strong>, die die ‘beschränkte Leichtgläubigkeit’ jener Zeit<br />
erblickte, waren wirkliche Zeichen, deutliche Äusserungen e<strong>in</strong>es wun<strong>der</strong>baren Zusammenhanges<br />
des gesamten kosmischen Geschehens.“<br />
Besser lassen sich die uns<br />
reichhaltigst erhaltenen Spuren dieser<br />
letzten katAstrophischen<br />
Zeitenwende nicht beschreiben. Dass<br />
ihrem Autor <strong>der</strong>en H<strong>in</strong>tergrund noch<br />
„geheimnisvoll“ o<strong>der</strong> gar<br />
„wun<strong>der</strong>bar“ <strong>vor</strong>kommt liegt nur<br />
daran, dass die philologischen<br />
Quellen des ausgehenden<br />
„Mittelalters“ und <strong>der</strong> frühen Neuzeit<br />
– wie allgeme<strong>in</strong> bekannt – praktisch<br />
von A bis Z als „gefälscht“<br />
wahrgenommen werden müssen,<br />
wobei allerd<strong>in</strong>gs das dah<strong>in</strong>terstehende<br />
„Unverfälschte“ durchwegs versteckt<br />
bleibt und sich unserer Analyse<br />
<strong>bislang</strong> entzog: Es ist <strong>in</strong>dessen klar,<br />
dass gerade dieser Umstand<br />
naturgemäss dem von Friedell gesehenen „grossen Trauma“ geschuldet ist, <strong>in</strong> welches die<br />
Naturkatastrophen das Menschheitskollektiv gestürzt hatten.<br />
Wenn also diese „Fälschungen“ im Lichte <strong>der</strong> RMNG-Erkenntnisse über die kollektive<br />
Verdrängung beleuchtet werden, so ersche<strong>in</strong>en sie durchwegs als methodisch vollkommen identisch<br />
mit <strong>der</strong> Fälschungstätigkeit <strong>der</strong> heutigen Wissenschaften. Was heutzutage als „Theorien“ zur<br />
Abwendung <strong>der</strong> Wahrheit über irgend e<strong>in</strong>e gemessene Tatsache etwa <strong>in</strong> <strong>der</strong> Raumforschung<br />
<strong>vor</strong>gestellt wird unterscheidet sich ja <strong>in</strong> nichts von den Erklärungen etwa <strong>der</strong> Chronographen zu<br />
ihren „Weltgeschichten“ o<strong>der</strong> von den Vortäuschungen e<strong>in</strong>zelner Mönche jeglicher Couleur zu<br />
ihren Steckenpferden. Entsprechend wäre es aber deshalb <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel verfehlt, <strong>in</strong> diesen Quellen,<br />
auf die wir uns nichtsdestoweniger angewiesen sehen, von ihren Urhebern <strong>in</strong> <strong>in</strong>dividuell bewusster<br />
— 21 —
Absicht gefälschte Darstellungen zu sehen und ihnen damit eigennützige Motive – anstelle<br />
kollektiver Neurosezwänge – zu unterstellen.<br />
Wenn es demzufolge nicht nötig ist, die durch Hapgood rekonstruierte Kartierungskunst<br />
„eiszeitlich“ weit entfernten Zivilisationen zuzuweisen, so steht an<strong>der</strong>seits <strong>in</strong>dessen doch fest, dass<br />
für die Zeitspanne, die zwischen den Vorkolumbuskarten und dem LGR liegt, <strong>vor</strong><strong>der</strong>hand ke<strong>in</strong>e<br />
chronologischen Angaben gemacht werden können. Astronomische Kalkulationen verbieten sich im<br />
<strong>vor</strong>nhere<strong>in</strong> <strong>in</strong>folge seither verän<strong>der</strong>ter Erdbewegungsdaten und für philologisch-historische<br />
Rekonstruktionen fehlt uns betreffs Fomenko’s signifikanten statistischen Abhängigkeiten noch <strong>der</strong><br />
Konnex zur archäologischen Schichtenevidenz.<br />
EINES IST HEUTE INDESSEN ganz sicher: Mit bisherigen historiographischen Auffassungen<br />
lässt sich nicht mehr operieren! Je deutlicher die katAstrophische Wende zur Neuzeit nun <strong>in</strong> den<br />
Vor<strong>der</strong>grund tritt, um so bestimmter müssen wir uns vom Katalog unterstellter und <strong>vor</strong>gefasster<br />
Bekenntnisse zugunsten verständiger Methoden verabschieden: –<br />
1. Die christliche Zeitrechnung mit ihren historischen Periodenbezeichnungen hat endgültig<br />
ausgedient. „Altertum“, „Mittelalter“ und wie immer die traditionellen Zeitabschnitte heissen<br />
mögen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> RMNG auszumerzen. An ihre Stelle hat e<strong>in</strong>e neue E<strong>in</strong>teilung zu treten: Wir<br />
kennen den Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Neuzeit – NZ – und e<strong>in</strong>ige relative und nach RMNG-Evidenz<br />
e<strong>in</strong>stufbare frühere Geschichtsabläufe im Rahmen e<strong>in</strong>er Altzeit – AZ –; was dazwischen liegt,<br />
lässt sich aus je<strong>der</strong> gegebenen Sichtweise nicht an<strong>der</strong>s denn als Wahnzeit – WZ – von zunächst<br />
unbestimmter, wenn auch auf wenige Jahrhun<strong>der</strong>te begrenzbare Dauer determ<strong>in</strong>ieren.<br />
2. Es ist nicht mehr zu vertreten, dass <strong>in</strong> absoluten XK-<strong>Jahren</strong> kalkulierte Perioden e<strong>in</strong>fach aus den<br />
Zusammenhängen elim<strong>in</strong>iert werden, ohne gemäss Ereignisanalyse (Velikovsky) und<br />
statistischer Methode (Fomenko) die alter ego resp. Prototypen <strong>der</strong> sche<strong>in</strong>bar quellenlosen<br />
Ereignisse und Figuren zu erforschen.<br />
3. Es ist darüber h<strong>in</strong>aus ke<strong>in</strong>eswegs überflüssig zu wie<strong>der</strong>holen, dass jeglicher wissenschaftliche<br />
Lehrme<strong>in</strong>ungsaberwitz – von Eiszeiten über Baumr<strong>in</strong>g- und 14C-Datierungen bis h<strong>in</strong> zu<br />
astronomischen Chronologien o<strong>der</strong> philologischen Krittelungen – abseits gelassen und<br />
demgegenüber immer als solcher konfrontiert wird mit dem vollständigen und verständigen<br />
RMNG-Sachverhalt.<br />
4. Zusammenfassend ist dann zu betonen, dass an e<strong>in</strong>er katAstrophisch verursachten Zeitenwende<br />
<strong>vor</strong> ca. 600 <strong>Jahren</strong> ke<strong>in</strong> Zweifel mehr ist: –<br />
5. Vorkolumbuskarten mit ihren deutlichen und global greifbaren Abweichungen von heutigen<br />
Situationen weisen im Vere<strong>in</strong> mit den Achsenkippungen ohne jeden Zweifel nach, dass es bei<br />
den mit dem LGR endenden Vorgängen ke<strong>in</strong>eswegs um nur auf Europa beschränkte, sogar bloss<br />
lokale Naturereignisse geht.<br />
6. Da die prom<strong>in</strong>entesten aus <strong>der</strong> WZ <strong>in</strong> die NZ tradierten Gottheiten die Madonna- nebst <strong>der</strong><br />
Christusfigur s<strong>in</strong>d, ist die Ursache für die letzten extraterrestrisch verursachten Umwälzungen<br />
bis <strong>vor</strong> 600 <strong>Jahren</strong> bei den irregelaufenen Planeten Venus und Merkur zu suchen. Die von ihnen<br />
ausgegangenen DesAster haben weltweit archäologisch protokollierte Zerstörungsschichten und<br />
Trümmere<strong>in</strong>schläge h<strong>in</strong>terlassen, die es <strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang zu br<strong>in</strong>gen gilt.<br />
7. Mit dem Achsenkippen eng verbunden ist nicht nur die Verlagerung <strong>der</strong> Polarkappen und<br />
Klimazonen, son<strong>der</strong>n natürlich auch jene <strong>der</strong> Völker resp. ihrer Reste, die jeweils überlebt<br />
hatten. Die daraus geretteten Geschichtskenntnisse s<strong>in</strong>d die Ursache <strong>der</strong> signifikanten<br />
Abhängigkeiten zwischen <strong>bislang</strong> für unabhängig vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> aufgefassten Textquellen; auch<br />
sie s<strong>in</strong>d mit <strong>der</strong> archäologischen Evidenz <strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang zu br<strong>in</strong>gen.<br />
Die E<strong>in</strong>sicht, dass die ja dem vom Kollektiv unabhängigen Individuum durchaus e<strong>in</strong>sichtig<br />
nachweisbaren NaturkatAstrophen mit allen Mitteln verdrängt werden, erklärt die RMNG als<br />
„PRW-Amnesiemasch<strong>in</strong>e“, d. h. als die zeitlich aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong>folgend zwecks Verdrängungsleistung<br />
— 22 —
Sacrificium Intellectus<br />
Philosophien, Religionen und (öffentliche als auch esoterische) Wissenschaften – das PRW-<br />
Komb<strong>in</strong>at – leisten seit eh und je die Verdrängung <strong>der</strong> realen Menschheits- und<br />
Naturgeschichte durch Verfälschung historischer und gemessener Daten. Beson<strong>der</strong>s<br />
unverständige Theorien umfassen:<br />
• die pseudoastronomische Sothis/Manetho-Chronologie <strong>der</strong> Ägyptologie, die auch Europas<br />
Historiographie steuert;<br />
• die C14/Baumr<strong>in</strong>g-Datierungsmethoden;<br />
• die Theorie von Eiszeiten, <strong>der</strong> Umgang mit Eiskernbohrungen und <strong>der</strong>en Bezüge zu<br />
<strong>vor</strong>geblichen Klimaverän<strong>der</strong>ungen, Treibhauseffekt usw.;<br />
• die christliche Kalen<strong>der</strong>rechnung natürlich, mit <strong>der</strong> Historifizierung ihrer Epochenfigur und<br />
• letztlich das Axiom zum Aktualismus überhaupt.<br />
<strong>in</strong>stallierten Grossdenksysteme <strong>der</strong> Philosophien, Religionen sowie (öffentlichen und esoterischen)<br />
Wissenschaften, die es nun durch das Verständigkeitsdenken abzulösen gilt.<br />
— 23 —
Weiteres zur Abfolge Wahnzeit – LGR – Neuzeit<br />
Häresie: Ursprung <strong>der</strong> Inquisition 49<br />
Was war Häresie? Nicht an die dogmatische Behauptung <strong>der</strong> Kirche zu glauben, dass Maria<br />
Christus geboren habe & beide körperlich <strong>in</strong> den Himmel aufgefahren seien. "Glaubt ihr an Jesum<br />
Christum, geboren aus <strong>der</strong> Jungfrau, <strong>der</strong> gelitten hat und auferstanden und aufgefahren ist gegen<br />
Himmel?" 50 lautete die erste Frage des Inquisitors & schuldig war & konnte deshalb verbrannt<br />
werden, wer diesen Glauben nicht nachweisen konnte. <strong>Der</strong>art enorm wichtig war dieser Glaube,<br />
dass im Gegensatz zum Akkusations-Recht 51 das Inquisitions-Verfahren e<strong>in</strong>geführt werden musste,<br />
um ihn unter den denkbar schärfsten Strafandrohungen erzw<strong>in</strong>gen zu können. Woher aber dieser<br />
Terror?<br />
E<strong>in</strong>mal mehr ist an Egon Friedell's E<strong>in</strong>sicht <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Kulturgeschichte <strong>der</strong> Neuzeit zu er<strong>in</strong>nern, wo<br />
er den Erregungsh<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong> „Symptome <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en Psychose“ – Geisslerfahrten,<br />
Veitstanz, Judenverfolgungen [wozu wir ja auch die Inquisition zu zählen haben] – nicht e<strong>in</strong>er<br />
Massenhysterie son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>em „grossen Trauma“ geschuldet sieht und nachzeichnet, wie auch<br />
„...Himmel und Erde <strong>in</strong> Aufruhr waren [...], deutliche Äusserungen e<strong>in</strong>es wun<strong>der</strong>baren<br />
Zusammenhanges des gesamten kosmischen Geschehens.“ Dieses kosmische Geschehen haben<br />
wir aufgrund <strong>der</strong> <strong>der</strong> GKR <strong>in</strong>härenten Logik schon früher unwi<strong>der</strong>legbar als exoterrestrische<br />
Vorgänge dechiffriert, <strong>der</strong>en Hauptakteure angesichts <strong>der</strong> Religionsüberlieferungen {Isis mit dem<br />
K<strong>in</strong>d des Horus} = {Madonna mit dem K<strong>in</strong>d des Josef} = {Pentagramm & Hexagramm} = die<br />
Planeten {Venus & Merkur} waren. Die Er<strong>in</strong>nerung an diese Ereignisse quasi krampfhaft, mit allen<br />
nur greifbaren & auch den schrecklichsten Mitteln aufrechtzuerhalten, war offensichtlich Aufgabe<br />
<strong>der</strong> Inquisition: wie, laut (zB apokalyptischen) Er<strong>in</strong>nerungen die Himmelskönig<strong>in</strong> (Venus) e<strong>in</strong> von<br />
Gottvater (Jupiter) e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d Jesus (Merkur) empf<strong>in</strong>g gebar 52 , mit ihm wg Verfolgung (die<br />
begleitenden Himmelsphänomene) auf Reisen g<strong>in</strong>g, das K<strong>in</strong>d zunächst während e<strong>in</strong>er Generation <strong>in</strong><br />
die Nähe zurückkehrte, dann im (Sternbild) Kreuz hängenblieb & für e<strong>in</strong>e Weile (unter e<strong>in</strong>igen<br />
Begleitphänomenen) verschwand (Merkur ist von blossem Auge auch heute kaum sichtbar), um<br />
dann endgültig se<strong>in</strong>en Himmelfahrtsbummel anzutreten, dh se<strong>in</strong>en heutigen Orbit aufzusuchen –<br />
ebenso wie se<strong>in</strong>e Mutter auch schon als Istar <strong>in</strong> die "Unterwelt", eigentlich die "Welt <strong>der</strong><br />
Nichtwie<strong>der</strong>kehr" gereist war. So also <strong>in</strong> grossen Zügen das Szenario, welches dann verschiedene<br />
Bühnenstücke generierte, wie dasjenige von Seneca, "Iesus", dessen Kolportage schliesslich <strong>in</strong> den<br />
"Evangelien" endete.<br />
Hexenwahn: Fortsetzung <strong>der</strong> Inquisition 53<br />
In <strong>der</strong> Folge – nachdem das Kollektiv die zu er<strong>in</strong>nernden (weil <strong>vor</strong> kurzem noch beobachteten)<br />
Ereignisse erfolgreich <strong>in</strong> die apokalyptischen Prophezeiungen verdrängt hatte – verlagerte sich <strong>der</strong><br />
<strong>in</strong>quisitorische Wahn auf die Verfolgung <strong>der</strong> Hexen. Ihnen wurde das Paktieren mit dem Teufel zur<br />
Schädigung <strong>der</strong> Lebewesen durch herbeizaubern ausserordentliche Naturphänomene <strong>vor</strong>geworfen.<br />
Zur Erklärung dieser Untaten ist nie gefragt worden, weshalb sie <strong>in</strong> den Prozessen eigentlich nie<br />
bestritten wurden: worum immer es g<strong>in</strong>g, vom kataklystischen Unwetter über das<br />
Unfruchtbarmachen von Mensch & Tier bis h<strong>in</strong> zu Begleitersche<strong>in</strong>ungen wie den Ritten über den<br />
Himmel zum Teufel auf dem Blocksberg entstammten die Beweise offenbar allgeme<strong>in</strong> dem Volke<br />
49 Zur guten allgeme<strong>in</strong>en Information Geschichte <strong>der</strong> Inquisition im Mittelalter von Henry Charles Lea.<br />
50 Bernhard Guidonis practica<br />
51<br />
Die Verdrängung des römischen Akkusations-Rechtes & se<strong>in</strong>e spätere Wie<strong>der</strong>entdeckung – genau so wie an<strong>der</strong>e<br />
Kulturübergänge – im Verlaufe <strong>der</strong> Wahn- & Inkubationszeiten ist dadurch ebenfalls verständlich zu erklären.<br />
52<br />
Sogar die PRW-Astronomie kam zu e<strong>in</strong>er Theorie, wonach aufgrund se<strong>in</strong>er irregulären Bewegungsdaten Merkur<br />
von Venus stammen könnte: Thomas C. van Flan<strong>der</strong>n, Robert S. Harr<strong>in</strong>gton "A Dynamical Investigation of the<br />
Conjecture that Mercury is an Escaped Satellite of Venus" <strong>in</strong> Icarus 28:435-440 (1976)<br />
53 Zur guten allgeme<strong>in</strong>en Information Geschichte <strong>der</strong> Hexenprozesse von Soldan-Heppe, hgg von Max Bauer.<br />
— 24 —
so erklärlichen Beobachtungen. Weil nie gefragt wurde ist auch völlig übersehen worden, dass <strong>der</strong><br />
durch die GKR unwi<strong>der</strong>legbar nachgewiesene LGR mit se<strong>in</strong>er wenigstens <strong>in</strong> den Hauptl<strong>in</strong>ien<br />
rekonstruierbaren wahnzeitlichen Himmelsgeschichte sowie se<strong>in</strong>er Folgephänomene überhaupt<br />
nicht denkbar wäre: wie immer sich diese Phänomene darstellen mochten, ihre Beobachtung war<br />
auf jeden Fall durch die Hexentheorie erklärbar. Selbstverständlich gab es e<strong>in</strong>zelne Stimmen,<br />
welche schon früh die beobachteten Ereignisse natürlichen Ursachen zuschrieben, die sie allerd<strong>in</strong>gs<br />
we<strong>der</strong> nachzuvollziehen noch verständlich zu erklären vermochten – nach dem Abkl<strong>in</strong>gen <strong>der</strong><br />
Phänomene im Laufe <strong>der</strong> dem LGR folgenden Generationen entwickelten sich daraus die<br />
Naturwissenschaften.<br />
Die "mittelalterlichen" lokalen Chroniken (betrachtet man sie als E<strong>in</strong>heit) präsentieren im Übrigen<br />
e<strong>in</strong> deutliches Bild von dem praktisch pausenlos sich abspielenden Ungemach <strong>in</strong> <strong>der</strong> Natur & erst <strong>in</strong><br />
allerjüngster Zeit versucht auch die Wissenschaft (allerd<strong>in</strong>gs Diszipl<strong>in</strong> apokalyptische<br />
Klimawahrsagerei) diese Vorgänge <strong>in</strong> Datenbanken zu sammeln. Mit <strong>der</strong> nun gefundenen<br />
Gesamtschau – sie erstreckt sich über die geologischen, klimatischen & astronomischen Ereignisse<br />
ebenso wie über die gesellschaftlichen Vorgänge – erübrigen sich all die unzureichend schwachen<br />
Erklärungen für die <strong>bislang</strong> unverstandene enorme Motivierung <strong>der</strong> Häresieausrottung gleich wie<br />
für die "Vernichtung <strong>der</strong> weisen Frauen", dh für die Menschenbrennerei <strong>der</strong> Inquisition überhaupt<br />
(die, weil unmittelbar beobachtungsbezogen, vom Erregungsh<strong>in</strong>tergrund tradierter Judenholokausts<br />
unabhängig ist).<br />
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Die Entdeckung <strong>der</strong> Mittelalterlichen Stadtplanung:<br />
Das Ende vom Mythos <strong>der</strong> "gewachsenen Stadt"<br />
(Stuttgart 2001) ISBN 3-8062-1464-6: E<strong>in</strong>e herausragende Entdeckung <strong>der</strong> Autoren<br />
Humpert/Schenk bestätigt auf e<strong>in</strong>zigartige Weise den LGR: im Laufe von nur etwa 2 bis 3<br />
Jahrhun<strong>der</strong>ten wurden <strong>in</strong> Europa & allen bekannten angrenzenden Län<strong>der</strong>n mehr als 3'500 neue<br />
Städte gebaut, & zwar jeweils abseits älterer Siedlungen & nach e<strong>in</strong>er vollkommen neuartigen<br />
Planungstechnik auf jungfräulichem Boden. Im Gegensatz zu <strong>der</strong> <strong>vor</strong>angegangenen rechteckig<br />
orientierten (römischen) Planung zeichneten diese neuen Städte alle durch leicht gewundene –<br />
genauen Kreisbogen folgende – Strassen & kle<strong>in</strong>ere, engere Bauten aus, wie wir sie heute noch<br />
überall sehen: sie boten Schutz <strong>vor</strong> <strong>der</strong> damals here<strong>in</strong>brechenden "kle<strong>in</strong>en Eiszeit" & dem sie<br />
begleitenden stürmischen Klima mit schweren Stürmen, wie es durch die <strong>vor</strong>angegangene<br />
kantastrophische Verlagerung <strong>der</strong> Pole zu erwarten gewesen war. Veranlasst wurde diese<br />
Siedlungsentwicklung durch die Bevölkerungsströme aus den zerstörten Landstrichen im Norden<br />
Eurasiens, von den an Nord- & Ostsee versunkenen Län<strong>der</strong>n (wie etwa V<strong>in</strong>eta) bis h<strong>in</strong> zu den <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Folge im Permafrost erstarrenden, nicht mehr belebbaren riesigen Gebieten. Nach dieser<br />
Städtebauwelle s<strong>in</strong>d <strong>bislang</strong> seit dem 16. XJh kaum noch 3 Dutzend neue Städte angelegt worden<br />
(nach <strong>der</strong> chronologischen Lehrme<strong>in</strong>ung <strong>vor</strong>her während vieler Jhe überhaupt ke<strong>in</strong>e), & auch diese<br />
neuen Städte nicht mehr <strong>in</strong> <strong>der</strong> (mit dem E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> die Neuzeit & dem Untergang <strong>der</strong> nie schriftlich<br />
festgehaltenen Freimaurergeheimnisse verloren gegangenen) Stadtplanungstechnik.<br />
Dieser Bauboom, begleitet von immensem Innovationsdruck & gewaltigem Wirtschaftsaufschwung<br />
war offenkundig <strong>der</strong> <strong>vor</strong>ausgegangenen Zerschlagung <strong>der</strong> Alten Welt & ihrer<br />
Zivilisationsstrukturen durch e<strong>in</strong>e Serie von Weltkatastrophen geschuldet, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Folge durch<br />
die ebenfalls entstandenen neuen Grossgedankensysteme <strong>der</strong> Philosophien (Erklärung <strong>der</strong> tradierten<br />
Berichte zu "Mythen"), <strong>der</strong> Religionen (Erklärung <strong>der</strong> durch "Götter" herbeigeführten Kataklysmen<br />
zu transzendenten "Gottheiten" & kommenden Apokalypsen) & <strong>der</strong> Wissenschaften (Erklärung des<br />
Universums zu nicht mehr erlebbaren Unendlichkeiten) vom Kollektiv mit enormer Gewalt &<br />
riesigen Kosten durch dieses "PRW-Komb<strong>in</strong>at" verdrängt wurden — & werden! Indessen wird<br />
diese Verdrängung des traumatisierenden katastrophischen Erregungsh<strong>in</strong>tergrundes auch mit <strong>der</strong><br />
zwangsneurotischen Wie<strong>der</strong>holung des <strong>in</strong> Sprachen & Bil<strong>der</strong>n Gespeicherten bezahlt, also mit<br />
Holokaust, Krieg, Terrorismus & zerstörerischer Technik.<br />
<strong>in</strong>fo@paf.li - www.paf.li<br />
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