Die Heimat der Gauchos - Criollos

U Freizeit | Reiterreise Uruguay
Die Heimat der Gauchos
Uruguay vom Pferderücken aus kennenzulernen ist ein Erlebnis der
besonderen Art, geprägt von endlosen Ritten, fantastischen Ausblicken und
dem Gefühl grenzenloser Freiheit. Ein Reisebericht über ein spannendes
und traditionsreiches Pferdeland – von Pferdplus -Autor Martin Haller.

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Fotos:Martin Haller
Uruguay steht als Pferdeland häufig im
Schatten seines Nachbarn Argentinien
– dabei rühmen sich die Uruguayanos,
dass ihr Land die wahre Geburtsstätte des
klassischen Gauchos war. Vom hiesigen
Ufer des Rio de la Plata seien die berittenen
Viehhirten einst nach Westen und
Süden in die Argentinische Pampa und nach
Norden und Osten in das brasilianische Tiefland
ausgeschwärmt. Mit derartigen Ansagen
vergrätzt man bis heute die großen Nachbarn,
mit denen man früher endlose Kriege
um Land und Vieh führte, heute hat man da
wie dort andere Sorgen – und versucht, aus
seiner reichen Pferde-Tradition auch touristisches
Kapital zu schlagen.
Kleines Land – großer Stolz
In der Tat hat Uruguay als Pferdeland viel
zu bieten. Auch heute noch sind hier die
Weiden riesig, Zäune selten und die Pferde
in der ländlichen Kultur fest verankert.
Mit Sojabohne und Eukalyptus könnte
alles anders werden – darum unternimmt
man allerhand Anstrengungen, um das
agrotouristische Angebot zu optimieren.
Die Welt der Gauchos umfasst unterschiedliche
Möglich keiten für jeden Geschmack,
vom Ritt durch das offene Land
mit Nächtigung im Zelt und Asado über
ein einfaches Gästehaus auf einer Farm
mit unbegrenztem Reitangebot bis hin zu
Quartieren auf historischen Landsitzen
mit Familienanschluss und exzellentem
Dinner und Wein. In jedem Fall bekommt
man aber die herzliche Wärme und Gastfreundschaft
der Uruguayos zu spüren, die
weltoffen, wissbegierig und sehr „europäisch“
sind – haben sie doch alle Vorfahren
aus vielen Ländern der Alten Welt.
Criollos und Mestizos
Wir fuhren auf die Estancia La Quebrada,
wo man seit Jahrzehnten hervorragende
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Criollos züchtet, jene iberisch geprägten
Pferde Lateinamerikas, die seit etwa 20
Jahren auch in Europa immer populärer
werden. Alma Elorza, Grande Dame der
hiesigen Züchter, erklärt uns, worauf sie
stolz ist: „Seit rund 400 Jahren schätzt
man Ausdauer, gutes Temperament und
Trittsicherheit dieser Pferde beim Treiben
und Fangen der Rinder. Ein guter Criollo
ist unser ganzer Stolz, besonders ein „definitivo“,
ein eingetragenes Zuchttier mit
vier oder fünf Ahnenreihen. Reine Criollos
werden seit Langem in Zuchtbüchern
registriert und nur untereinander verpaart,
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um sie zu einer Rasse zu formen. Die vielversprechendsten
Tiere werden auf den
landesweiten Ausstellungen bewertet und
die besten gehen zum Finale im Prado von
Montevideo; dort einen Champion zu haben,
ist höchstes Ziel jedes Estancieros.“
Alle Tiere mit Fremdblut-Anteil werden
etwas abwertend als Mestizos bezeichnet.
Sie sind zwar als nützliche Arbeitspferde
beliebt, der wahre Criollo-Kenner schätzt
sie jedoch gering. Wie dem auch sei, das
Pferd ist nicht nur Arbeitsgerät, sondern
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auch Protagonist bei
den traditionellen Festen
und Reiterspielen,
welche in den einsamen
Weiten Südamerikas
eine willkommene
Abwechslung darstellen.
Dann wird mit
dem Pferd selbst, der
Reitkunst und vor allem der prächtigen
Ausrüstung geprahlt, die Statussymbol und
Sparstrumpf des Gauchos zugleich ist.
Das stabile Rindfleisch
Uruguay bietet verschiedenste Landschaften
auf einer Fläche, die zweimal jener
von Österreich entspricht, aber nur sehr
dünn besiedelt ist. Das Klima ist ganzjährig
mild und daher ideal fürs Wanderreiten
geeignet. Neben den Straßen werden in
beiden Richtungen ca. zehn Meter breite
Grünstreifen erhalten, die als Reitweg dienen
und das ganze Land durchziehen. Auf
ihnen traben die Gauchos in der Früh zur
Arbeit und sie werden vom Straßendienst
penibel gemäht – der Reiter zählt hier
noch was.
Derzeit wird ein nationales
System von
Naturschutzgebieten angelegt, deren Fauna
und Flora man zu Fuß oder Pferd erforschen
kann. Viele historische Siedlungen
oder Haziendas liegen im Dornröschenschlaf
weit abseits der Hauptstraßen,
weshalb sie die Schönheit und Romantik
vergangener Tage bewahren – und noch
immer Pferde zur Fortbewegung nutzen,
die man Gästen recht unbefangen anbietet.
Hinter jahrhundertealten Mauern ihrer
riesigen Estancias oder in verschlafenen
Provinzstädtchen mit maurischer Architektur
träumen die Blancos (die konservativen
Grundbesitzer) von stabilen Fleischpreisen
– und dem perfekten Criollo. Hat
man ein würdiges Prachtstück gezüchtet,
so stellt man es im „Prado“ den Preisrichtern
vor. Das riesige Ausstellungsgelände
mitten in Montevideo beherbergt jeden
September die große Vieh-Ausstellung,
wo sich alles nur um Pferde und Rinder
dreht, die in prachtvollen Jugendstil-Hallen
um die Wette glänzen.
Ferien wie zuhause
Doch die Blancos haben auch renoviert
und modernisiert, machen etwas verschämt
Werbung für ihre Landsitze und
Naturschönheiten und bewahren respekt-
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voll ihre Traditionen. Ein Gast muss zum Familientisch
geladen werden und sich auf der Estancia
wie zuhause bewegen – und erfährt ganz
nebenbei, dass es sich in Uruguay hervorragend
leben lässt – besonders am Land und am Rücken
eines braven Pferdes. Auch wir sitzen schließlich
nach einem üppigen Asado um die Feuerstelle am
Ufer des Rio Uruguay und sind satt wie Riesenschlangen.
Dann fängt so ein alter Gaucho auch
noch mit rauer Stimme zur Gitarre zu singen an,
hinter uns stampfen die Criollos an ihren Seilen
und in der Abendsonne landen zwei silberweiße
Reiher am Tümpel gegenüber. Ich nehme mir fest
vor, daheim gleich zur Bank zu gehen, weil das
Geld ja sowieso bald nichts mehr wert ist und nur
Grund und Boden ihren Wert behalten…
Fotos:Martin Haller
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Fakten & Infos
Uruguay ist von Europa über Argentinien, Brasilien (ev.
Spanien direkt) anzufliegen; von Buenos Aires kann man
entweder mittels Binnenflug, Fähre oder über den Landweg
nach Uruguay einreisen. Die Flugpreise liegen bei ca. 900
bis 1300 € tour-retour.
Die deutsche Touristikerin Cornelia Häufele (Guata GmbH)
bietet maßgeschneiderte Pakete an, die Reit- und Erholungsurlaube
für jeden Anspruch bzw. Geldbeutel umfassen.
Sie arrangiert neben Aufenthalten in Städten wie z.B.
Montevideo oder Punta del Este auch das passende Rahmenprogramm.
Dazu gehören Polo-, Sprach-, Tango- oder
Reitunterricht genauso wie Ausflüge in die verschiedenen
Landesteile, zu großen Gestüten, Polo-Clubs oder großen
Agrarbetrieben und Weingütern. Kauf und Transport von
Polopferden oder Criollos sowie Sattelzeug können ebenfalls
auf Wunsch arrangiert werden.
Preisbeispiel: Pro Tag vor Ort muss je nach Art des Urlaubs
(z. B. unbegrenzt Reiten), gewünschtem Standard und
Rahmenprogramm in der Regel mit einem Inklusivpreis von
100,– bis 300,– Euro gerechnet werden.
Währung: Uruguayischer Peso; es werden aber auch
fast überall US-Dollars akzeptiert; Master und Visa werden
überall akzeptiert, andere Kreditkarten häufig.
Sprachen: Spanisch, doch mit Englisch kann
man sich meist gut verständigen; auf dem Land sind
Spanisch-Kenntnisse jedoch sehr nützlich.
Reiseformalitäten:
Einreise: Bis zu einer Aufenthaltsdauer von 90 Tagen
lediglich ein Reisepass, dessen Gültigkeit die Reisedauer
überschreitet. Bei der Einreise wird ein Einreisezettel ausgehändigt,
der sorgfältig aufgehoben werden sollte, da er bei
der Ausreise wieder abgegeben werden muss.
Mietwagen: Um in Uruguay ein Auto mieten zu können,
muss man über 23 Jahre alt und im Besitz eines gültigen
Führerscheines sein. Ein internationaler Führerschein ist
nicht notwendig. Die Mietpreise sind moderat.
Impfungen: Es sind keine besonderen gesundheitlichen
Vorsichtsmaßnahmen vor einer Reise nach Uruguay vorzunehmen.
Jedoch wird ein Basisimpfprogramm (Diphtherie,
Hepatitis A (bei Langzeitaufenthalten auch Hepatitis B), Tetanus,
Tollwut und Typhus) empfohlen. Die allgemeine gesundheitliche
Versorgung ist gut; Apotheken gibt es überall,
die wichtigsten Medikamente werden sogar in Tankstellen
verkauft. Dennoch ist wegen der hohen Behandlungskosten
eine internationale Krankenversicherung anzuraten. Weitere
Infos gibt’s auf der Website des österreichischen Außenministeriums
(genau unter: http://www.bmeia.gv.at/aussenministerium/buergerservice/reiseinformation/a-z-laender/
uruguay-de.html
Ein Reise-Spezialist für Uruguay und Argentinien ist u. a.
Guata GmbH (Cornelia Häufele), Robert Bosch-Straße 7,
89155 Erbach, Deutschland, www.guata.de
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