Kurzinfo FFH-Libellen - Vegetationskunde und Naturschutz
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Artenhilfsprogramme für die <strong>FFH</strong>-<strong>Libellen</strong>arten Aeshna viridis, Coenagrion mercuriale<br />
<strong>und</strong> Coenagrion ornatum in NW-Deutschland – wissenschaftliche Gr<strong>und</strong>lagen sowie<br />
Maßnahmen zur Verbesserung der Habitatqualität <strong>und</strong> des Habitatverb<strong>und</strong>es.<br />
Anlass <strong>und</strong> Ziele<br />
Zerschneidung, Isolation <strong>und</strong> Verlust geeigneter Lebensräume führen zu starken<br />
Rückgängen von Pflanzen- <strong>und</strong> Tierarten in Mitteleuropa. Um gefährdete Arten<br />
dauerhaft zu erhalten, sind Maßnahmen zur Lebensraumverbesserung ein<br />
wichtiges Element von Artenhilfsprogrammen.<br />
Ziel des DBU-Projektes ist die Zustandsanalyse der aktuellen Vorkommen<br />
dreier gefährdeter <strong>und</strong> nach Europarecht (<strong>FFH</strong>-Richtlinie) geschützter<br />
<strong>Libellen</strong>arten. Darauf aufbauend findet im Projekt eine Planung <strong>und</strong> Erprobung<br />
von Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensraumqualität <strong>und</strong> des<br />
Lebensraumverb<strong>und</strong>es statt. Die drei Zielarten Grüne Mosaikjungfer (Aeshna<br />
viridis), Helm-Azurjungfer (Coenagrion mercuriale) <strong>und</strong> Vogel-Azurjungfer<br />
(Coenagrion ornatum) sind kennzeichnende Arten von Grabensystemen<br />
Nordwest-Deutschlands.<br />
Das Gesamtsystem Graben als Lebensraum für Tier- <strong>und</strong> Pflanzenarten soll<br />
genauso wie ihre netzartige Struktur als Basis eines Verb<strong>und</strong>systems<br />
berücksichtigt werden. Ebenso beachtet wird die Funktion des Grabens als<br />
Entwässerungs- oder Bewässerungssystem landwirtschaftlicher Nutzflächen.<br />
Das Projekt wird in Kooperation mit den unteren <strong>Naturschutz</strong>behörden sowie<br />
den jeweiligen Unterhaltungsverbänden <strong>und</strong> Landwirten, die für die<br />
Grabenunterhaltung zuständig sind, durchgeführt.<br />
Die Projektlaufzeit ist vom 01.04.2012 bis zum 30.09.2014.<br />
Grüne Mosaikjungfer Helm-Azurjungfer Vogel-Azurjungfer<br />
Projektgebiet<br />
Das Projektgebiet für die Grüne Mosaikjungfer befindet sich in Grünland-<br />
Grabensystemen der Hunte- <strong>und</strong> Wesermarsch in den Landkreisen<br />
Wesermarsch <strong>und</strong> Oldenburg sowie der Stadt Oldenburg (Niedersachsen).<br />
Das Projektgebiet für die Helm-Azurjungfer <strong>und</strong> Vogel-Azurjungfer befindet sich<br />
in Grabensystemen des Mindener Flachlands im Kreis Minden-Lübbecke<br />
(Nordrhein-Westfalen).<br />
Maßnahmen<br />
Als Maßnahmen der Artenhilfsprogramme sind geplant:<br />
• Anpassung der Grabenunterhaltung an die Lebenszyklen <strong>und</strong> ökologischen<br />
Ansprüche der Zielarten.<br />
• Wiederansiedlung der Wasserpflanze Krebsschere in potenziell geeigneten<br />
Gewässern um so neue Lebensräume für die Grüne Mosaikjungfer zu schaffen.<br />
• Reduzierung von Ufergehölzen in ausgewählten Grabenabschnitten um eine<br />
Beeinträchtigung durch Gehölzbeschattung auf die Vorkommen von Helm- <strong>und</strong><br />
Vogel-Azurjungfer zu verringern.<br />
• Renaturierung / Wiederherstellung von Gräben als Wanderkorridor oder<br />
zeitweiliges / dauerhaftes Fortpflanzungshabitat<br />
Kontakt:<br />
AG <strong>Vegetationsk<strong>und</strong>e</strong> <strong>und</strong> <strong>Naturschutz</strong>; Institut für Biologie <strong>und</strong> Umweltwissenschaften (IBU);<br />
Carl von Ossietzky Universität; 26111 Oldenburg<br />
Dipl. Landschaftsökol. Friederike Kastner<br />
E-mail: friederike.kastner@uni-oldenburg.de<br />
www.vegetationsk<strong>und</strong>e.uni-oldenburg.de/57021.html<br />
Ein Kooperationsprojekt von:<br />
Wasserverband<br />
Große Aue<br />
Projektförderung:
Artenhilfsprogramme für die <strong>FFH</strong>-<strong>Libellen</strong>arten Aeshna viridis, Coenagrion mercuriale<br />
<strong>und</strong> Coenagrion ornatum in NW-Deutschland – wissenschaftliche Gr<strong>und</strong>lagen sowie<br />
Maßnahmen zur Verbesserung der Habitatqualität <strong>und</strong> des Habitatverb<strong>und</strong>es.<br />
Weibchen bei der Eiablage Frisch geschlüpftes Individuum Krebsscherengraben in der Huntemarsch<br />
Grüne Mosaikjungfer (Aeshna viridis ) <strong>FFH</strong>-Anhang IV; Rote Liste D: 1; Rote Liste Nds.: 1<br />
Ökologie<br />
Die Grüne Mosaikjungfer ist in Nord- <strong>und</strong> Mitteleuropa an Gewässer mit Vorkommen der Krebsschere<br />
(Stratiotes aloides, Rote Liste D: 3, Nds.: 3) geb<strong>und</strong>en. Die Eiablage findet ausschließlich in diese<br />
seltene Wasserpflanze statt. Dadurch gilt die Art als extremer Lebensraumspeziallist <strong>und</strong> kann als<br />
Charakterart von Krebsscheren-Gewässern bezeichnet werden. Die Grüne Mosaikjungfer besiedelt,<br />
sofern dichte Krebsscheren-Bestände vorhanden sind, Gräben, Fließgewässer mit geringer Strömung<br />
sowie Stillgewässer.<br />
Verbreitung<br />
In Deutschland ist die Grüne Mosaikjungfer auf das Norddeutsche Tiefland beschränkt. In<br />
Niedersachsen kommt die Art vor allem in den Flusstälern von Aller <strong>und</strong> Elbe, der Weserniederung um<br />
Bremen <strong>und</strong> der Emsniederung bei Leer vor.<br />
Im Projektgebiet kommt die <strong>Libellen</strong>art im <strong>Naturschutz</strong>gebiet „Bornhorster Huntewiesen“ (Stadt<br />
Oldenburg), im Bereich Iprump (LK Oldenburg) <strong>und</strong> im Bereich Berne (LK Wesermarsch) vor.<br />
Schutz<br />
Deutschland hat für den Schutz der Art eine hohe Verantwortung. Als Erhaltungsziele für<br />
Niedersachsen werden vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft Küsten <strong>und</strong><br />
<strong>Naturschutz</strong> die Wiederherstellung eines günstigen Zustands der Lebensräume, die Wiederherstellung<br />
stabiler, langfristig sich selbst tragender Populationen sowie die Ausdehnung des Verbreitungsgebietes<br />
der Art genannt.<br />
Aussehen<br />
Die Brustseiten der Grüne Mosaikjungfer sind einfarbig grün, die lediglich von sehr dünnen, braunen<br />
Nahtstreifen durchzogen sind. Die Männchen haben leuchtend blaue Augen, eine grüne Brust <strong>und</strong> auf<br />
dem dunklen Hinterleib deutliche blaue Flecken. Die Weibchen sind komplett grün, mit grünen Flecken<br />
auf dem dunklen Hinterleib.<br />
Weitere Informationen zur Grünen Mosaikjungfer finden Sie hier:<br />
- Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft Küsten <strong>und</strong> <strong>Naturschutz</strong><br />
www.nlwkn.niedersachsen.de/portal/live.php?navigation_id=8083&article_id=46103&_psmand=26#<br />
Wirbellose<br />
- B<strong>und</strong>esamt für <strong>Naturschutz</strong><br />
www.ffh-anhang4.bfn.de/ffh_anhang4-gruene-mosaikjungfer.html?&no_cache=1
Artenhilfsprogramme für die <strong>FFH</strong>-<strong>Libellen</strong>arten Aeshna viridis, Coenagrion mercuriale<br />
<strong>und</strong> Coenagrion ornatum in NW-Deutschland – wissenschaftliche Gr<strong>und</strong>lagen sowie<br />
Maßnahmen zur Verbesserung der Habitatqualität <strong>und</strong> des Habitatverb<strong>und</strong>es.<br />
Paarung der Helm-Azurjungfer<br />
Helm-Azurjungfer (Coenagrion mercuriale) <strong>FFH</strong>-Anhang II; Rote Liste D: 1; Rote Liste NRW: 2<br />
Vogel-Azurjungfer (Coenagrion ornatum) <strong>FFH</strong>-Anhang II; Rote Liste D: 1; Rote Liste NRW: 1<br />
Ökologie<br />
Von der Helm-Azurjungfer werden in Mitteleuropa am häufigsten kalkhaltige, sommerwarme, langsam<br />
fließende Gräben <strong>und</strong> Bäche besiedelt. Charakteristisch für die Fließgewässer ist eine Quellnähe<br />
<strong>und</strong>/oder Gr<strong>und</strong>wasserbeeinflussung, damit verb<strong>und</strong>en eine dauerhafte Wasserführung, eine geringe<br />
bis mittlere Fließgeschwindigkeit, Eisfreiheit im Winter <strong>und</strong> schnelles Erwärmen der Gewässer im<br />
Frühjahr, ein Mindestmaß an Gewässervegetation sowie geringe bis mittlere Nährstoff- <strong>und</strong> hohe<br />
Sauerstoffgehalte. Die Vogel-Azurjungfer besiedelt ähnliche Fließgewässer wie die Helm-Azurjungfer<br />
<strong>und</strong> beide Arten können häufig im gleichen Gewässer angetroffen werden.<br />
Verbreitung<br />
Ihren Verbreitungsschwerpunkt hat die Helm-Azurjungfer in Süddeutschland. In Nordrhein-Westfalen ist<br />
die Art ausschließlich im Tiefland im Einzugsgebiet der Flüsse Ems, Lippe <strong>und</strong> Weser verbreitet.<br />
Die Vogel-Azurjungfer ist als südosteuropäische Art in Deutschland schwerpunktmäßig in Bayern <strong>und</strong><br />
dem Grenzraum zwischen Thüringen <strong>und</strong> Sachsen-Anhalt verbreitet. In Nordrhein-Westfalen sind nur<br />
kleine Vorkommen der Vogel-Azurjungfer im Kreis Minden-Lübbecke bekannt.<br />
Schutz<br />
Deutschland trägt die Verantwortung für die Sicherung der nordöstlichen Vorkommen der Helm-<br />
Azurjungfer sowie der nordwestlichen Vorposten der Vogel-Azurjungfer.<br />
Als Schutzziele für Nordrhein-Westfalen werden von der LANUV der Schutz, die Erhaltung, Entwicklung<br />
<strong>und</strong> Verbesserung der Lebensräume der beiden Arten genannt.<br />
Aussehen<br />
Die Helm- <strong>und</strong> Vogel-Azurjungfer sind aufgr<strong>und</strong> ihrer blau-schwarzen Färbung leicht mit anderen<br />
Azurjungfern zu verwechseln. Die Unterscheidung findet anhand charakteristischer Zeichnungen auf<br />
dem Hinterleib statt.<br />
Weitere Informationen zur Helm- <strong>und</strong> Vogel-Azurjungfer finden Sie hier:<br />
- Landesamt für Natur, Umwelt <strong>und</strong> Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen<br />
www.naturschutzinformationen-nrw.de/artenschutz/de/arten/gruppe/libellen/kurzbeschreibung/6886<br />
www.naturschutzinformationen-nrw.de/ffh-arten/de/arten/gruppe/libellen/kurzbeschreibung/6887<br />
- B<strong>und</strong>esamt für <strong>Naturschutz</strong><br />
www.bfn.de/0316_vogel_azurjungfer.html<br />
www.bfn.de/0316_helm_azurjungfer.html<br />
Besiedelter Graben in Minden-Lübbecke<br />
Männchen der Vogel-Azurjungfer