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spur 01 - TNW

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Das Interview.<br />

Herr Gysin, was bedeutet für Sie Mobilität?<br />

Für mich heisst Mobilität die Fähigkeit und die Möglichkeit, mich fortzubewegen. Zu Fuss,<br />

mit dem Velo, mit dem ÖV oder mit dem Auto – ich bewege mich mit allem fort. Es kommt<br />

ganz auf die Situation und die Umstände an. Irgendwann könnte aber auch bei mir der<br />

Punkt kommen, wo sich persönliche Einschränkungen bemerkbar machen und ich vermehrt<br />

auf den ÖV angewiesen sein werde.<br />

Sie sprechen es an: Ältere Leute sind auf den ÖV angewiesen. Die Grauen Panther setzen sich<br />

für deren Anliegen ein. Was sind die Ziele?<br />

Die Grauen Panther haben zum Ziel, gute Rahmenbedingungen für die Bedürfnisse älterer<br />

Menschen im gesellschaftlichen und sozialen Leben zu schaffen. Wichtig ist uns, rechtzeitig<br />

und systematisch in die Entscheidungsfindung und die Evaluation von Bereichen, welche<br />

ältere Generationen betreffen, einbezogen zu werden. Wir wollen aber nicht verschiedene<br />

Altersgruppen gegeneinander ausspielen, sondern verbindend und integrierend wirken.<br />

Ist sich nicht jede Generation selbst am nächsten?<br />

Gerade die ältere Generation denkt nicht nur in Eigenkategorien. Sie versteht die Bedürfnisse<br />

aller Alterskategorien. Warum? Weil sie auch die Erfahrung hat, was es heisst, jung zu sein.<br />

Bei den Grauen Panthern haben übrigens diejenigen Projekte am meisten Echo, welche<br />

generationenübergreifend sind.<br />

Was für konkrete Forderungen haben Sie an den ÖV?<br />

Fahrzeuge sollen möglichst ebenerdig betreten werden können. Es müssen genügend Sitz plätze<br />

und Festhaltemöglichkeiten vorhanden sein. Auch die Haltestellen sind ein Thema. Ältere Leute<br />

fragen sich oft: Sind diese ebenerdig, im Winter nicht rutschig oder gibt es einen Unterstand<br />

bei Regen? Gute Verbindungen und sichere Verkehrswege sind ebenfalls sehr wichtig.<br />

Können ältere Menschen in unserer Region mit dem ÖV zufrieden sein?<br />

Der ÖV als Gesamtsystem hat sich stark entwickelt. Denken wir zum Beispiel an den<br />

starken Angebotsausbau, die Fahrgastinformationen an Haltestellen, die Haltestellen<br />

selber oder eben neues Rollmaterial – da profitieren alle Fahrgäste, unabhängig des<br />

Alters. Mein Fazit: Es wurde schon viel gemacht, aber es gibt immer noch einiges zu tun<br />

– vor allem aus Optik der Seniorinnen und der Senioren.<br />

Kommen die Senioren denn mit dem ÖV nicht zurecht?<br />

Im Allgemeinen schon. Schwieriger wird es, wenn neue Systeme eingeführt werden, etwa<br />

die neuen Billettautomaten. Ich begrüsse in diesem Zusammenhang die entsprechenden<br />

Kurse von <strong>TNW</strong> und SBB, auch wenn es kaum möglich ist, auf diesem Weg alle abzuholen.<br />

Welche Veränderungen stellen Sie fest, wenn Sie den Verkehrsraum der Stadt Basel<br />

beobachten?<br />

Erfreulich finde ich, dass der ÖV im Aufwind ist und dass das Fahrrad wieder an Bedeutung<br />

gewinnt. Schwierig ist die zunehmende Konkurrenzlage der verschiedenen Verkehrsmittel,<br />

gerade auf grossen Plätzen. Nehmen wir den Aeschenplatz: Zwar werden dort alle Verkehrsmittel<br />

zusammengeführt, aber für keine der Verkehrsteilnehmer ist die Situation richtig<br />

zufriedenstellend. Eine mutige Entflechtung des ÖV und der Fussgänger würde eine komplette<br />

Neugestaltung erlauben. Das wiederum würde älteren Menschen helfen, welche<br />

auf überschaubare Situationen angewiesen sind.<br />

Und wie beurteilen Sie die Entwicklung unserer Region?<br />

Die Vergangenheit zeigt, dass sich «Stop and Go»-Phasen ablösen. Wenn ich einen Blick auf<br />

die aktuellen politischen Vorstösse werfe, sehe ich, dass jetzt Verkehrs- und Raumplanungsdiskussionen<br />

sowohl auf der grossen strategischen Ebene als auf der technischen Detailebene<br />

anlaufen. Darüber freue ich mich und erwarte einen quantitativen und qualitativen<br />

Ausbau des ÖV.<br />

«Gerade die ältere Generation<br />

denkt nicht nur in Eigenkategorien.<br />

Sie versteht die<br />

Bedürfnisse aller Alterskategorien.<br />

Warum? Weil<br />

sie auch die Erfahrung hat,<br />

was es heisst, jung zu sein.»<br />

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