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JOSEF BAUM TAGWACHE - Vereinigung Demokratischer Soldaten ...

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sind daran zugrunde gegangen. In Russland würde ich das ja verstehen, denn<br />

dort wollen die Leute mehr Demokratie. Aber bei uns kann ich das nicht<br />

verstehen.“ Auch die Friedensbewegung „jetzt in Deutschland“ - es ist gerade<br />

eine riesige Demonstration in Bonn im Gang sei sehr bedenklich. Das seien<br />

„kleine Gruppen von Leuten“, die „wie die Terroristen“ das Volk verunsichern<br />

und die Wehrkraft schwächen.<br />

Die Belehrungen über die Pflichten des <strong>Soldaten</strong> und die Strafen bei<br />

Pflichtverletzung nehmen Dutzende Stunden ein. Sie übertreffen die Zeit, in der<br />

wir etwas über unser Raumverteidigungskonzept und über das „Wofür“<br />

belehrt werden, mindestens um das Zehnfache! Während Liedl schon am<br />

zweiten Tag alle Strafen genau ausmalt, hören wir erst eine“ Woche später<br />

einiges über den Sinn der militärischen Verteidigung.<br />

Auch haben wir mehrere Tests auf den Gebieten ADV, Militärstrafgesetz<br />

und Heeresdisziplinargesetz mit Nachschulungen bei negativem Ergebnis.<br />

Keinen Test jedoch über Raumverteidigung oder staatsbürgerliche Rechte.<br />

Offenbar sind sich viele Ausbildner bei der Abfolge dieser Belehrungen und bei<br />

der Schwerpunktsetzung ihrer Ziele nicht sicher, sodass sie von Anfang an auf<br />

die abschreckende Drohung mit Strafen angewiesen sind, obwohl das den<br />

allgemeinten Beteuerungen und Erlässen des Verteidigungsministeriums sowie<br />

dem Wehrgesetz widerspricht: Ein Leutnant: „Alles ist verboten, was nicht<br />

ausdrücklich erlaubt ist“, während es im zivilen Leben bzw. im Rechtsstaat ja<br />

umgekehrt ist oder sein sollte. Zwar werden diese Gesetze heute nicht streng<br />

befolgt. Ganz klar ist der Zweck dieser Strafen, die, im Vergleich zu den Folgen<br />

von Ordnungsvergehen im sonstigen Leben, sehr drastisch sind: Erstens sollen<br />

die <strong>Soldaten</strong> eingeschüchtert werden, und zweitens soll im Bedarfsfall hart<br />

„durchgegriffen“ werden.<br />

Die jetzigen Militärstrafvorschriften dürften in manchen Punkten<br />

verfassungswidrig sein und würden auch für eine autoritäre Regierung ein<br />

brauchbares Instrumentarium abgeben. Letztlich äußert sich in diesen Gesetzen<br />

nur die Tatsache, dass der Präsenzdiener derzeit außer dem eher formellen<br />

Recht auf Beschwerde keine gesicherten demokratischen Rechte hat.<br />

„Anspruch haben Sie prinzipiell auf nichts“, informierte uns Oberstleutnant<br />

Schuster bei der <strong>Soldaten</strong>vertreterbelehrung darüber korrekt. Denn heute<br />

hängen die demokratischen Rechte des Präsenzdieners letztlich vom<br />

Wohlwollen der Vorgesetzten ab.<br />

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