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JOSEF BAUM TAGWACHE - Vereinigung Demokratischer Soldaten ...

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Einige Tage später: Nachdem die Schuhe auf Hochglanz gebracht sind, der<br />

Helm aufgesetzt, der Gürtel umgeschnallt und die Bekleidung tadellos<br />

hergerichtet ist, trete ich zum angeordneten Zeitpunkt neben der Reihe der<br />

Bittrapportgeher an. Die Befohlenen kommen immer zuletzt. Als ich in das<br />

Zimmer des Leutnant gerufen werde, mache ich vorschriftsmäßig eine<br />

Wendung und salutiere: „Herr Leutnant, Wehrmann Baum meldet sich zum<br />

Rapport, wie befohlen.“<br />

Auf die Vorhaltung der Bemerkung vom Exerzierplatz antworte ich: „Sie<br />

haben mir einige Male gesagt, man soll sich an den Vorgesetzten ein Beispiel<br />

nehmen.“ Damit hat er nicht gerechnet und kommt etwas aus der Fassung.<br />

„Nehmen Sie sich an mir ein Beispiel. Der Herr Oberst hat schon im 2.<br />

Weltkrieg für Sie .. , „<br />

Hier stockt er. Da ihm offenbar bewusst wird, dass er ins Schleudern<br />

kommt, wenn er mir erklären will, wie der Herr Oberst für mich im 2.<br />

Weltkrieg bei der Waffen-SS, der einschlägigen „Elite“Truppe, gekämpft haben<br />

soll. Nach einigen Sekunden setzt er erneut an: „Der Herr Oberst hat in<br />

seinem langen Dienst Sie und die Republik geschützt ... „ Das war natürlich sehr<br />

beeindruckend: Gerade ein Mann vom Schlag des Oberst hat mich<br />

jahrzehntelang geschützt, ohne dass ich es gewusst habe. Fast wäre mir ein<br />

„Danke“ entschlüpft. „Ich sehe noch einmal von einer Strafe ab, aber ermahne<br />

Sie, solche Bemerkungen in Zukunft zu unterlassen.“ Ich atme erleichtert auf.<br />

Doch dann fügt Vizeleutnant Schuster schlau hinzu: „Er meldet sich freiwillig.“<br />

Ich bin überrascht, weiß nicht, was das bedeutet, sage jedoch lieber nichts.<br />

Leutnant Liedl: „Ja, Sie melden sich freiwillig für einen Dienst.“ Ich trete ab, in<br />

der Meinung, mich irgendwann für einen freiwilligen Chargendienst melden zu<br />

können.<br />

Einige Tage später sehe ich auf der fixen Dienstliste, dass ich mich für<br />

einen „Samson“, einen Dienst von Samstag auf Sonntag, „freiwillig“ gemeldet<br />

habe. Ich gehe zu Schuster: „Da muss wohl ein Irrtum vorliegen, denn für einen<br />

Samson habe ich mich nicht gemeldet.“ Nach einer kurzen Abfertigung durch<br />

Schuster kapiere ich endlich, dass ich zwar keine Strafe, aber dafür einen<br />

„Freiwilligen“ als „erzieherische Maßnahme“ empfangen habe.<br />

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