JOSEF BAUM TAGWACHE - Vereinigung Demokratischer Soldaten ...
JOSEF BAUM TAGWACHE - Vereinigung Demokratischer Soldaten ...
JOSEF BAUM TAGWACHE - Vereinigung Demokratischer Soldaten ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Einige Tage später: Nachdem die Schuhe auf Hochglanz gebracht sind, der<br />
Helm aufgesetzt, der Gürtel umgeschnallt und die Bekleidung tadellos<br />
hergerichtet ist, trete ich zum angeordneten Zeitpunkt neben der Reihe der<br />
Bittrapportgeher an. Die Befohlenen kommen immer zuletzt. Als ich in das<br />
Zimmer des Leutnant gerufen werde, mache ich vorschriftsmäßig eine<br />
Wendung und salutiere: „Herr Leutnant, Wehrmann Baum meldet sich zum<br />
Rapport, wie befohlen.“<br />
Auf die Vorhaltung der Bemerkung vom Exerzierplatz antworte ich: „Sie<br />
haben mir einige Male gesagt, man soll sich an den Vorgesetzten ein Beispiel<br />
nehmen.“ Damit hat er nicht gerechnet und kommt etwas aus der Fassung.<br />
„Nehmen Sie sich an mir ein Beispiel. Der Herr Oberst hat schon im 2.<br />
Weltkrieg für Sie .. , „<br />
Hier stockt er. Da ihm offenbar bewusst wird, dass er ins Schleudern<br />
kommt, wenn er mir erklären will, wie der Herr Oberst für mich im 2.<br />
Weltkrieg bei der Waffen-SS, der einschlägigen „Elite“Truppe, gekämpft haben<br />
soll. Nach einigen Sekunden setzt er erneut an: „Der Herr Oberst hat in<br />
seinem langen Dienst Sie und die Republik geschützt ... „ Das war natürlich sehr<br />
beeindruckend: Gerade ein Mann vom Schlag des Oberst hat mich<br />
jahrzehntelang geschützt, ohne dass ich es gewusst habe. Fast wäre mir ein<br />
„Danke“ entschlüpft. „Ich sehe noch einmal von einer Strafe ab, aber ermahne<br />
Sie, solche Bemerkungen in Zukunft zu unterlassen.“ Ich atme erleichtert auf.<br />
Doch dann fügt Vizeleutnant Schuster schlau hinzu: „Er meldet sich freiwillig.“<br />
Ich bin überrascht, weiß nicht, was das bedeutet, sage jedoch lieber nichts.<br />
Leutnant Liedl: „Ja, Sie melden sich freiwillig für einen Dienst.“ Ich trete ab, in<br />
der Meinung, mich irgendwann für einen freiwilligen Chargendienst melden zu<br />
können.<br />
Einige Tage später sehe ich auf der fixen Dienstliste, dass ich mich für<br />
einen „Samson“, einen Dienst von Samstag auf Sonntag, „freiwillig“ gemeldet<br />
habe. Ich gehe zu Schuster: „Da muss wohl ein Irrtum vorliegen, denn für einen<br />
Samson habe ich mich nicht gemeldet.“ Nach einer kurzen Abfertigung durch<br />
Schuster kapiere ich endlich, dass ich zwar keine Strafe, aber dafür einen<br />
„Freiwilligen“ als „erzieherische Maßnahme“ empfangen habe.<br />
34