Der dramatische Untergang des Seefahrers Lüderitz - Golf Dornseif

Nach dem Bericht des dortigen Hafenmeisters ist zwischen dem 6. Oktober und dem 3. November des
vorigen Jahres kein Schiff aus Port Nolloth abgegangen. Die Dampfer, welche Ende Oktober und
Anfang November jenen Abschnitt der Küste mit einem Abstand von mehr als 100 Seemeilen
passierten, haben längst ihre Bestimmungshäfen erreicht.
Nach Ansicht des Schiffers Biester, Führer der META, ist es wahrscheinlich, dass der Untergang des
Bootes bereits während der ersten 24 Stunden nach Abreise aus der Alexander Bay erfolgte. Der
Wind, der bis zum 20. Oktober aus Süd und Südost wehte, schlug an jenem Tag bei sehr hoher See
nach Norden um, sodass es einem kleinen Boot, gegen Wind und See ankämpfend, unmöglich gewesen
sein muss, seinen Kurs nach Norden fort zu setzen.
Heute ist hier der Schoner von Spence namens LILLA eingetroffen mit Nachrichten aus Walvis Bay
vom 22. Dezember, aus Sandwich Harbour vom 28. Dezember und aus Angra Pequena vom 18.
Dezember des vorigen Jahres, ohne dass bis dahin an einem dieser Plätze von den Vermissten etwas
gehört worden wäre.
Ein Schreiben des Herrn John Müller aus Port Nolloth, datiert vom 30. Dezember des vorigen Jahres
(mit beiliegender Abschrift), gelangte am 7. dieses Monats in meinen Besitz. Ich habe auf Herrn Müllers
Anfrage wegen der Entsendung eines Kriegsschiffs zur Unterstützung seiner Nachforschungen
erwidert, dass ich keinen Augenblick gezögert hätte, an Eure Durchlaucht telegraphisch einen diesbezüglichen
Antrag zu richten, wenn die geringsten Aussichten zur Rettung der Verunglückten noch
vorhanden gewesen wären.
(gezeichnet) Dr. Bieber
Fürst Bismarck während der Berliner Kongo-Konferenz