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Der Okkultismus - Ursprung und Entwicklung aus biblischer Sicht - 1 ...

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<strong>Der</strong> <strong>Okkultismus</strong><br />

- <strong>Ursprung</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>aus</strong> <strong>biblischer</strong> <strong>Sicht</strong> -<br />

1. Die Folgen des Sündenfalls<br />

2. <strong>Okkultismus</strong> in den Religionen <strong>und</strong> in der Philosophie<br />

3. <strong>Der</strong> moderne <strong>Okkultismus</strong><br />

4. <strong>Okkultismus</strong> <strong>und</strong> Evolutionismus<br />

5. Die neue östliche Invasion<br />

6. New Age - das neue Zeitalter<br />

7. Wahrsagerei <strong>und</strong> Zauberei<br />

8. Charismatischer <strong>Okkultismus</strong><br />

9. Die Folgen okkulter Betätigung<br />

10. Die Befreiung <strong>aus</strong> okkulter Belastung<br />

1. <strong>Der</strong> <strong>Ursprung</strong> des <strong>Okkultismus</strong> – die Folgen des Sündenfalls<br />

Um die mystischen <strong>und</strong> okkulten Strömungen unserer Zeit zu verstehen, ist es notwen dig, auf<br />

die Heilige Schrift zurückzugreifen. Dort wird der Sündenfall beschrieben (1. Mose 3 ), <strong>und</strong> wir<br />

begegnen in diesem Kapi tel praktisch dem ersten okkulten Medium in der Bibel: der Schlange,<br />

die laut Offenbarung 12,9 eindeutig den Satan repräsentiert. Die Schlange gebrauchte dort in<br />

gewisser Hinsicht dieselben Methoden, die auch die heutigen Ok kultisten anwenden, <strong>und</strong><br />

empfahl Adam <strong>und</strong> Eva denselben Weg, den auch heute noch die Mystiker empfehlen: den Weg,<br />

auf dem der Mensch „Gott gleich“ sein könne, auf dem er „wie Gott“ sein könne <strong>und</strong> sich „mit Gott<br />

ver einigen" könne, so dass er wesentlich selbst „Gott“ würde. Das war das Wesentliche, das<br />

beim Sündenfall geschah. <strong>Der</strong> Mensch öffnete sich den feindlichen Mächten <strong>und</strong> kam unter ihre<br />

Einflüsse.<br />

Von Anfang an jedoch konnten Menschen durch die Gnade Gottes <strong>aus</strong> jener Finsternis befreit<br />

werden. Gott bot dem gefallenen Menschen un mittelbar nach dem Sündenfall aber nicht nur die<br />

Errettung der Seele an, sondern schützte den Menschen auch vor manchen dämonischen<br />

Einflüssen, indem Er ihm einige seiner ur sprünglichen Fähigkeiten fortnahm. Es ist nicht<br />

unwahrscheinlich, dass der Mensch vor dem Sündenfall große geistige Fähigkeiten hatte, mit<br />

denen er in größerem Maß, als es uns heute möglich ist, mit der unsichtbaren Welt Verbindung<br />

<strong>und</strong> Gemeinschaft haben konnte. In seinem ungefallenen Zustand konnte der Mensch<br />

offensichtlich mit Gott wandeln <strong>und</strong> täglich Gemeinschaft mit Ihm haben. Prediger 3,11 sagt, dass<br />

Gott die Ewigkeit in das Herz des Menschen gelegt hat.<br />

<strong>Der</strong> Mensch ist ein Ewigkeitswesen, <strong>und</strong> auch nach dem Sündenfall ist dieses Verlangen nach


ewigen <strong>und</strong> unsichtbaren Dingen in ihm vorhanden geblieben. Doch Gott hat diese Fähigkeiten<br />

stark eingeschränkt, weil der Mensch durch die Sünde von Gott getrennt war:<br />

„Eure Missetaten haben eine Scheidung gemacht zwischen euch <strong>und</strong> eurem Gott" (Jesaja 59,2).<br />

Wenn also der Mensch heute diese Fähigkeiten entwickelt, die nur als Reste in ihm vorhanden<br />

sind, kann er tatsächlich mit der höheren Welt in Verbindung kommen. Da aber der Weg zu Gott<br />

durch die Sünde verschlossen ist, bedeutet das, dass er nur mit der Gott feindlichen,<br />

dämonischen Welt in Verbindung treten kann.<br />

Das ist der Gr<strong>und</strong>, weshalb Gott in 5. Mose 18, als das Volk Gottes im Begriff stand, das<br />

verheißene Land zu betreten, jede Verbindung mit diesen okkulten Dingen absolut verbot. Diese<br />

Dinge waren Ihm ein Greuel. Die Völker, die vorher das Land bewohnten, übten diese Dinge in<br />

starkem Masse <strong>aus</strong>. Alle diese Völker sollten wegen ihres Götzendienstes <strong>aus</strong>gerottet werden,<br />

<strong>und</strong> das Volk Gottes sollte keine einzige Verbindung mit diesen Greueln haben.<br />

5. Mose 18, 9 f. „Wenn du in das Land kommst, dass der Herr, dein Gott dir gibt so sollst du nicht<br />

lernen nach den Greueln dieser Nationen zu tun. Es soll keiner unter dir gef<strong>und</strong>en werden, der<br />

seinen Sohn oder seiner Tochter durchs Feuer gehen läßt, keiner der Wahrsagerei treibt, kein<br />

Zauberer oder Beschwörer oder Magier oder Bannsprecher oder Totenbeschwörer oder<br />

Wahrsager oder der die Toten befragt. Denn ein Greuel für den Herrn ist ein jeder der diese<br />

Dinge tut <strong>und</strong> um dieser Greuel willen treibt der Herr, dein Gott sie vor dir <strong>aus</strong>. Du sollst<br />

vollkommen sein gegen den Herrn, deinen Gott. Denn diese Nationen, die du <strong>aus</strong>treiben wirst,<br />

hören auf Zauberer <strong>und</strong> auf Wahrsager; du aber - nicht also hat der Herr, dein Gott, dir gestattet.<br />

Einen Propheten <strong>aus</strong> deiner Mitte, <strong>aus</strong> deinen Brüdern, gleich mir, wird der Herr, dein Gott, dir<br />

erwecken, auf ihn sollt ihr hören.“<br />

2. <strong>Okkultismus</strong> in den Religionen <strong>und</strong> in der Philosophie<br />

<strong>Der</strong> Götzendienst<br />

Wenn wir die ersten Kapitel des ersten Buches Mose aufmerksam lesen, werden wir feststellen,<br />

dass der Götzendienst erst nach der Flut aufgeblüht ist. Götzendienst ist im Gr<strong>und</strong>e nichts<br />

anderes als die Preisgabe des wahren Schöpfers, indem man Ihn ersetzt durch Geschöpfe, also<br />

indem man Menschen oder Tiere oder Kräfte der Natur anbetet anstelle des Schöpfers. <strong>Der</strong><br />

Mensch fühlt sich nicht mit Gott, sondern mit dieser Schöpfung verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> erwartet sein Heil<br />

<strong>und</strong> seine Lebensführung von den Kräften dieser Schöpfung, z.B. von den Himmelskörpern oder<br />

von Bildern, die er sich selbst macht. So entwickelte der Mensch nach der Flut allmählich seine<br />

Fähigkeiten, mit dieser dämonischen Welt in Verbindung zu treten. Und diese Verbindung hatte<br />

Gott absolut verboten, nicht etwa, weil Er uns gering halten wollte, sondern weil Er wusste, dass<br />

der Mensch sich damit völlig in Unglück <strong>und</strong> Verderben stürzen würde. Das war der Gr<strong>und</strong>,<br />

weshalb Gott dem Volk <strong>aus</strong>drücklich gebot, sämtliche Völker in dem Land der Verheissung<br />

<strong>aus</strong>zurotten <strong>und</strong> alle ihre Greuel <strong>und</strong> ihre Altäre <strong>und</strong> Götzenbilder zu zerstören. Das ist eine gute<br />

Belehrung auch für uns heutzutage, die wir sehen, wie diese Greuel um uns herum immer mehr<br />

zunehmen <strong>und</strong> leider auch viele Gläubige verführt werden <strong>und</strong> in Verbindung zu diesen Greueln<br />

treten.<br />

Damit haben wir kurz die Entstehung des Göt zendienstes skizziert, <strong>aus</strong> dem im Lauf der Zeit die<br />

grossen Weltreligionen entstanden, durch die der Mensch immer tiefer in Finsternis ver fiel.<br />

Daneben sehen wir im Alten Testament das gnädige Handeln Gottes im Blick auf Sein irdi sches<br />

Volk Israel, obwohl auch von ihnen viele in Götzendienst <strong>und</strong> sexuelle Sünden (was oft gepaart<br />

ist), die Hurerei, gefallen sind. Und lei der ist es bei dem Volk Gottes im Neuen Testa ment auch<br />

so. Schon in seinem ersten Brief an die Korinther musste Paulus sie tadeln, dass viele durch<br />

dämonische Mächte in Götzendienst oder Hurerei oder andere Sünden geraten waren. Auch im<br />

Blick auf das Volk Gottes im Neuen Testament ist der Feind von Anfang an bemüht gewesen,<br />

Schaden anzurichten.


Die Macht der Dämonen in Religion <strong>und</strong> Philosophie<br />

Nun wollen wir uns kurz dem Westen zuwen den, um zu sehen, wie die finsteren Einflüsse des<br />

Heidentums wieder Eingang in unserem „christlichen Abendland" gef<strong>und</strong>en haben. Das geschieht<br />

nicht von heute auf morgen; tatsäch lich können wir die Ursprünge weit zurückver folgen. Aus der<br />

griechischen Philosophie ent wickelte sich eine rationalistische Linie, die im Mittelalter eine<br />

radikale Trennung zwischen dem Glauben <strong>und</strong> der Wissenschaft machte, die noch heute<br />

Schaden anrichtet. Aus dieser grie chischen Philosophie entstand aber auch noch eine andere<br />

Linie. Plato versuchte schon, den Menschen mit der höheren Welt in Verbindung zu bringen.<br />

Doch der Philosoph Plotinus, der im 3. Jahrh<strong>und</strong>ert nach Christus in Rom lebte <strong>und</strong> kein Christ<br />

war, entwickelte <strong>aus</strong> dem Platonis mus den Neoplatonismus. <strong>Der</strong> Neoplatonismus ist griechische<br />

Philosophie plus Mystik.<br />

Mystik <strong>und</strong> Mystizismus<br />

Mystizismus <strong>und</strong> Okkul tismus sind im Gr<strong>und</strong>e dasselbe. Okkul tismus ist die lateinische<br />

Bezeichnung <strong>und</strong> Mystizismus die griechische. Beide bezeichnen eine „Geheimwissenschaft", die<br />

sich mit den verbor genen Kräften der Natur befaßt. <strong>Der</strong> Mystiker benutzt diese geheimen<br />

Methoden, um sich da durch mit der Gottheit zu vereinigen, um hin aufzusteigen zu dem<br />

Weltgeist, dem höchsten Geist, der die ganze Natur durchzieht. Das ist also Anbetung der Natur.<br />

Im allgemeinen ist MystizismusPantheismus , in dem Gott nicht der Schöpfer der Natur ist,<br />

sondern die Natur selbst Gott ist. Es gibt natürlich Unterschiede, denn wir kennen auch einen<br />

„christlichen" Mystizis mus <strong>und</strong> einen jüdischen, aber im wesentlichen läuft er immer auf die<br />

Vereinigung mit der Gott heit hin<strong>aus</strong>. Er ist die Lüge Satans <strong>aus</strong> 1.Mose 3,4.5: „Ihr werdet sein<br />

wie Gott, erkennend Gu tes <strong>und</strong> Böses". Das ist sowohl die Lüge imHinduismus als auch im<br />

Buddhismus : Gott zu wer den. Das ist die Lüge jeder Art von Mystizis mus. Schon sehr früh<br />

drang durch den Neoplatonis mus der Mystizismus in das Christentum ein.<br />

Hier im Abendland entwickelte der Neoplatonismus sich zur gleichen Zeit wie auch die Kabbala,<br />

der jüdische Mystizismus, nämlich im Mittelalter. <strong>Der</strong> kabbalistische „Baum des Lebens" mit<br />

seinen zehn Sephiroth (den Attributen des „Göttlichen“) <strong>und</strong> seinen zwei<strong>und</strong>zwanzig Pfaden gibt<br />

ein raffiniertes okkultes <strong>und</strong> immer noch populäres mystisches System wieder. Durch dieses<br />

System können Menschen mystische Erfahrungen machen <strong>und</strong> in die übernatürliche, höhere,<br />

dämonische Welt eindringen. Es sind abscheuliche Erfahrungen, durch die diese Menschen mit<br />

dämonischen Kräften in Verbindung treten <strong>und</strong> lernen, sie zu benutzen <strong>und</strong> auf diese Weise auch<br />

mit dem Weltgeist, mit „Gott“ in Verbindung zu kommen.<br />

Eine andere Form des Mystizismus ist die Alchimie. Sie gehörte im Mittelalter zu der<br />

sogenannten Wissenschaft <strong>und</strong> war eine Vermischung vieler heidnischer Elemente der Griechen,<br />

Ägypter <strong>und</strong> Perser, zusammen mit christlichen Elementen. All das wurde in die Christenheit<br />

eingeführt <strong>und</strong> vermischte sich unter der Oberfläche allmählich mit dem Denken des Menschen.<br />

Gleichzeitig entwickelte sich ein durch<strong>aus</strong> „christlicher" Mystizismus.<br />

„Christliche" Mystik<br />

Im Mittelalter begann sich deutlich ein „christlicher" Mystizismus zu entwickeln. Unter „christlich"<br />

ist gemeint, daß sich inmitten der Kirche öffentlich ein Mystizismus entwickelte <strong>und</strong> die Kirche<br />

diese <strong>Entwicklung</strong> förderte. Wir finden das bei vielen der sogenannten katholischen Heiligen <strong>und</strong><br />

Mystiker, wie z.B. Bernard von Clairvaux.<br />

Das Büchlein „Imitatio Christi“ von Thomas a Kempis wird von vielen Christen für ein christliches<br />

Büchlein gehalten. Eine „Imitation“ Jesu Christi ist aber ganz <strong>und</strong> gar unbiblisch. Man kann das<br />

mit einem Soldaten vergleichen, der seinen General imitieren will. Wir werden nicht aufgefordert,<br />

unseren „General“ zu imitieren, sondern ihm zu gehorchen. Das sind zwei völlig verschiedene<br />

Dinge. Diese Imitation hängt jedoch mit der Einsmachung oder Vereinigung zusammen. In dem<br />

Büchlein von Thomas a Kempis (obwohl viel Gutes <strong>und</strong> Schönes darin steht) tritt dieser


Mystizismus deutlich zutage. Diese Mystiker selbst zogen sich in die Stille zurück, damit ihre fünf<br />

Sinne möglichst wenig Impulse empfingen <strong>und</strong> sich der sechste Sinn entwickeln könnte (mit<br />

diesem Zurückziehen in die Stille haben auch die Klosterordnungen zu tun).<br />

Im Gr<strong>und</strong>e sind das dieselben Methoden, die auch die Buddhisten anwenden: passive<br />

Meditation. Bei einer solchen passiven Haltung jedoch handelt es sich um unbiblische Meditation<br />

<strong>und</strong> Konzentration. Sie sind in all den verschiedenen Strömungen gleich, ob es sich nun um den<br />

Judaismus, den Islam, den Buddhismus oder auch um verirrtes Christentum handelt. Auch die<br />

Ergebnisse sind immer die gleichen, nicht in dem Sinn, daß ein Hindu jemals die Jungfrau Maria<br />

sehen würde oder daß ein katholischer Heiliger jemals Vishnu schauen würde. Nein, man sieht<br />

das, was man erwartet <strong>und</strong> worauf man sich einstellt. Aber die Meditationsmethoden <strong>und</strong> ihre<br />

Ergebnisse sowie die Erscheinungen sind immer die gleichen. Wenn diese Heiligen anfingen,<br />

sich vom Boden zu erheben, was öfters vorgekommen ist, so sind das dieselben Erscheinungen<br />

wie bei den Mönchen in Tibet oder auch bei spiritistischen Sitzungen. Da sie aber unter dem<br />

Deckmantel des Christentums geschahen, waren sie oft schwierig zu deuten oder zu erkennen.<br />

3. <strong>Der</strong> moderne <strong>Okkultismus</strong><br />

<strong>Der</strong> erste Angriff auf das Christentum in den ersten Jahrh<strong>und</strong>erten erfolgte durch den<br />

Neoplatonismus, den Gnostizismus <strong>und</strong> ähnliche mystische Einflüsse.<br />

<strong>Der</strong> zweite große Angriff geschah unmittelbar nach der Reformation. Immer, wo biblisches<br />

Christentum neu belebt wurde, startete auch Satan einen neuen Angriff. Nun traten Männer auf<br />

wie Paracelsus <strong>und</strong> andere okkulte Ärzte, die Europa bereisten <strong>und</strong> in neuer Form den<br />

<strong>Okkultismus</strong> predigten <strong>und</strong> verbreiteten.<br />

<strong>Der</strong> dritte Angriff erfolgte im vergangenen Jahrh<strong>und</strong>ert. Die Aufklärung hatte sich stark gegen das<br />

biblische Christentum gerichtet, doch zugleich gegen den <strong>Okkultismus</strong>. Letzteres war an sich ein<br />

Vorteil, doch zum Ende der Aufklärung (Ende des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts) wandten sich die Denker<br />

erneut dem <strong>Okkultismus</strong> zu. Und als sich zu Beginn des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts auf neue Weise ein<br />

biblisches Christentum verbreitete (denken wir nur an die Erweckungen die vielerorts<br />

stattfanden), erlebte zur gleichen Zeit auch der <strong>Okkultismus</strong> eine neue Blüte. Damit begann die<br />

Schlussphase, der endgültige Angriff, der in gewisser Hinsicht völlig gelungen ist. Ich muss dabei<br />

oft an das Gleichnis von den fünf klugen <strong>und</strong> den fünf törichten Jungfrauen in Matthäus 25<br />

denken. Das Erwachen der klugen Jungfrauen war ein großer Vorteil, doch der Nachteil war,<br />

dass gleichzeitig auch die törichten Jungfrauen wach wurden. Sie haben sich nie so gerührt wie<br />

in den letzten h<strong>und</strong>ert<strong>und</strong>fünfzig Jahren, <strong>und</strong> das gerade hier im Herzen der Christenheit.<br />

Ein Mann, der dabei eine große Rolle spielte war Johann Wolfgang von Goethe, dessen F<strong>aus</strong>t<br />

beispielsweise von Anfang bis Ende <strong>Okkultismus</strong> ist. Ähnliche Einflüsse sehen wir auch in<br />

seinem persönlichen Leben. Er hat sehr viel Denker unserer Zeit beeinflusst, ebenso wie ein<br />

anderer, sehr einflussreicher Philosoph des vergangenen Jahrh<strong>und</strong>erts: Arthur Schopenhauer.<br />

Dieser Mann ist in diesem Zusammenhang sehr bedeutend, denn er verstand, dass der<br />

<strong>Okkultismus</strong> hier im Westen einen neuen Impuls brauchte. Woher konnte der <strong>Okkultismus</strong> diesen<br />

Impuls bekommen? <strong>Der</strong> Westen, das Abendland, konnte in dieser Hinsicht nichts bieten, also<br />

musste man sich der reichen Tradition okkulter Religionen bedienen. Schopenhauer stellte sich<br />

als erster großer Denker hier im Westen deutlich positiv zum Buddhismus ein <strong>und</strong> wollte ihn bei<br />

uns einführen. Das war der Anlass, dass bereits im vergangenen Jahrh<strong>und</strong>ert einige Missionare<br />

<strong>aus</strong> dem Osten hierher kamen. Doch die richtige Zeit für sie war noch nicht gekommen.<br />

Theosophie <strong>und</strong> Anthroposophie<br />

Aber auch hier im Abendland selbst kamen starke okkulte Bewegungen auf, die viele ehe malige<br />

christliche Bekenner anzogen. So ent stand 1875 der theosophische Verein, gegründet von<br />

Oberst Olcott <strong>und</strong> Madame Blavatsky. Sie waren sehr stark okkult belastet <strong>und</strong> betätigten sich


okkultistisch. Madame Blavatsky hat dazu beigetragen, dass viele solcher magischer, ok kulter<br />

Orden entstanden, die unter der Oberflä che großen Schaden anrichteten. Als sie sich dem<br />

Osten zuwandte <strong>und</strong> Krishnamurti als ei nen reinkarnierten Christus betrachtete, wandte sich<br />

Rudolf Steiner von ihr ab <strong>und</strong> grün dete die Anthroposophie.Theosophie bedeutet noch „göttliche<br />

Weisheit", obwohl sie das ganz <strong>und</strong> gar nicht ist. Doch die Anthroposophie ist eine rein<br />

menschliche Weisheit, was dieser Be griff auch zu deutsch bedeutet. Bei der Anthro posophie<br />

steht der Mensch im Mittelpunkt. Die Anthroposophie ließ zwar den größten Unsinn der<br />

Theosophen hinter sich, aber in ihrem intel lektuellen Bereich entwickelte sich der Okkul tismus<br />

stark, zwar nicht wie die magischen Or den, die sich mit den groben Formen der Magie<br />

beschäftigen, sondern sie war eigentlich ein besonderer <strong>Okkultismus</strong> für Intellektuelle.<br />

Wenn wir den aufkommenden Evolutionismus untersuchen, entdecken wir wieder einen engen<br />

Zusammenhang mit dem <strong>Okkultismus</strong>. Russell Wallace, der zusammen mit Darwin die natürliche<br />

Auslese als Gr<strong>und</strong>begriff der vermeintlichen Evolution entdeckte <strong>und</strong> mit ihm zusammen den<br />

ersten Artikel über die natürliche Auslese veröffentlichte, war ein bedeutender Spiritist, der auch<br />

ein Buch über den Spiritismus geschrieben hat. Er ist ein typisches Beispiel des modernen<br />

Wissenschaftlers, der sehr deutlich die Bedeutung der Evolutionslehre für den <strong>Okkultismus</strong><br />

erkannte.<br />

Auch Madame Blavatsky war sich dieser Zusammenhänge bewusst <strong>und</strong> kritisierte den<br />

Darwinismus, da er nicht diese klaren Schlussfolgerungen im Blick auf den <strong>Okkultismus</strong> zog. Sie<br />

sah, wie auch Russell Wallace, deutlich die Verbindung zwischen dem <strong>Okkultismus</strong> <strong>und</strong> dem<br />

Evolutionismus. Evolutionismus ist ja eigentlich nichts anderes als die Annahme, dass der<br />

Mensch sich <strong>aus</strong> der Materie als eine besondere Form von Information entwickelt habe. <strong>Der</strong><br />

Evolutionismus besagt, Gott habe sich irgendwie in menschlicher Gestalt <strong>aus</strong> der Materie<br />

entwickelt. Damit war der Weg frei, dass ein konsequenter Evolutionist auch Okkultist <strong>und</strong><br />

Mystiker sein konnte, wie es viele geworden sind (Madame Blavatsky, Russell Wallace, Fechner<br />

u.a.).<br />

Das alles geschah in gewisser Hinsicht noch im intellektuellen Bereich. Die nächste Phase dieses<br />

teuflischen Programms war die Frage: Wie können wir jetzt die Jugend erreichen? Wenn man<br />

eine Änderung in der Gesellschaft durchführen möchte, gilt es nicht so sehr, die Älteren zu<br />

erreichen, die in einer gewissen Tradition stehen, sondern solche, die noch beweglich in ihren<br />

Gedanken <strong>und</strong> aufgeschlossen für neue Dinge sind; besonders, wenn sie von den Älteren<br />

enttäuscht sind. So bekamen z.B. C.G. Jung <strong>und</strong> besonders auch Aldous Huxley großen Einfluss<br />

auf die Jugend, auf die jungen Künstler in New York (Greenwich Village), wo die Beatniks<br />

entstanden, <strong>aus</strong> denen sich später in Amerika eine Jugendkultur entwickelte wie die Hippies usw.<br />

C.G. Jung hatte sich in seiner Jugend schon eingehend mit dem Spiritismus beschäftigt; er gab<br />

für viele psychische Phänomene okkulte Erklärungen <strong>und</strong> gebrauchte auch okkulte Mittel in<br />

seiner Praxis. Wer sich näher dafür interessiert, kann die vor einigen Jahren erschienene<br />

Biographie über Jung von Prof. Paul Stern lesen. Stern ist Professor an der Harvard Universität<br />

<strong>und</strong> hat sehr deutlich über den persönlichen <strong>und</strong> geistigen Kampf von Jung geschrieben, wie er<br />

unter diesen geistigen Mächten gefangen war.<br />

4. <strong>Okkultismus</strong> <strong>und</strong> Evolutionismus<br />

Ein bedeutende Rolle zur Ausbreitung des <strong>Okkultismus</strong> spielt die Evolutionslehre. Das ist um so<br />

bemerkenswerter, da die Okkultisten <strong>und</strong> die Materialisten einander völlig entgegengesetzte<br />

Auffassungen vertreten, doch das ist nur oberflächlich der Fall. Richard Wurmbrand hat in seinem<br />

Büchlein überKarl MarxSatanist , ein Okkultist war. Und das trotz der scheinbar großen<br />

Gegensätze zwischen dem Materialismus <strong>und</strong> dem <strong>Okkultismus</strong>. Die Materialisten glauben, dass<br />

alles Materie ist, <strong>und</strong> „beweisen" das durch die Evolutionslehre. Durch die Evolution sind ihrer<br />

Meinung nach Menschen mit Tieren <strong>und</strong> Pflanzen verwandt <strong>und</strong> dadurch schließlich auch mit der<br />

leblosen Materie. Menschen sind danach nichts anderes als eine besondere Form von Materie.


<strong>Der</strong> Okkultist argumentiert genau entgegengesetzt. Nach seiner Auffassung ist alles Geist. <strong>Der</strong><br />

Mensch ist die höchste Form geistiger Kräfte, einer geistigen Persönlichkeit, <strong>und</strong> dieser Geist hat<br />

sich allmählich <strong>aus</strong> der Materie entwickelt, so dass die Materie eigentlich eingefalteter Geist ist.<br />

darauf hingewiesen, dass Marx, der große Materialist, wahrscheinlich gleichzeitig ein<br />

Nach Auffassung der Okkultisten beweist also die Evolutionslehre, nach der sich ja alles <strong>aus</strong> der<br />

Materie entwickelt hat, dass der Geist bereits in der Materie vorhanden sein muss. Auf diese<br />

Weise ist der Mensch mit der ganzen Natur verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> verwoben. <strong>Der</strong> Mensch <strong>und</strong> die Natur<br />

bilden ein Ganzes. Das kommt sehr klar in dem Hauptsatz des <strong>Okkultismus</strong> zum Ausdruck,<br />

nämlich demKonformitätsprinzip oder der Mikro-Makrokosmoslehre, die nichts anderes besagt<br />

als dieses: der Mensch ist ein Mikrokosmos, <strong>und</strong> das Weltall ist der Makrokosmos; was im Weltall<br />

stattfindet, spiegelt sich im Menschen wider, <strong>und</strong> was in dem Menschen stattfindet, spiegelt sich<br />

im Weltall wider. Das bedeutet: wenn der Mensch das Weltall gut interpretieren kann, kann er<br />

damit sich selbst interpretieren. Genau das tut die Astrologie.<br />

Diese Aussagen der Astrologie werden verständlich durch das Konformitätsprinzip, denn danach<br />

ist der Mensch in evolutionistischer, geschichtlicher <strong>und</strong> organischer Hinsicht mit dem Weltall<br />

verb<strong>und</strong>en. Doch damit nicht genug. Die Okkultisten wenden dieses Prinzip weiter auf den<br />

Menschen an <strong>und</strong> sagen, dass bestimmte Körperteile wieder einen Mikrokosmos bilden, der dann<br />

den ganzen Menschen darstelle, wobei schließlich der Mensch in seiner Gesamtheit der<br />

Makrokosmos sei. So sagen die Okkultisten, dass man in den Handlinien den ganzen Menschen<br />

erkennen könne: seine Vergangenheit <strong>und</strong> seine Zukunft. Sehr häufig werden heute solche<br />

Erkenntnisse anhand der Iris, der Regenbogenhaut, gewonnen, also mit Hilfe der sogenannten<br />

Augendiagnose oder auch durch die Fußsohlendiagnose (womit auch die Reflexzonenmassage<br />

zusammenhängt). Gewisse Teile des Körpers sind also nach dieser Ansicht repräsentativ für den<br />

ganzen Körper. All diese Dinge werden <strong>aus</strong> dem Konformitätsprinzip gefolgert - man kann das<br />

geschichtlich nachweisen. In vielen okkulten Heilverfahren, Diagnostikmethoden <strong>und</strong> Therapien<br />

finden wir dieses Prinzip wieder. Diese Verfahren sind also sehr alt, wie auch die Augendiagnose<br />

seit langem mit der Astrologie eng verb<strong>und</strong>en ist. Die Leute, die am stärksten die Augendiagnose<br />

vertreten, sind entschiedene Anhänger der Astrologie <strong>und</strong> okkulter Heilverfahren.<br />

5. Drei Hauptverführungen <strong>und</strong> die neue östliche Invasion<br />

Wir müssen auch sehen, dass der Teufel in diesem satanischen Programm Menschen benutzt<br />

hat, um immer größeren Einfluss, besonders auf die Jugend, <strong>aus</strong>zuüben. In diesem<br />

Zusammenhang muss ich Aleister Crowley erwähnen. Merkwürdigerweise ist dieser Mann in<br />

einer orthodox-biblischen Familie aufgewachsen. Seine Mutter kam aber <strong>aus</strong> dem Osten, <strong>und</strong><br />

über sie hat er wahrscheinlich diese okkulten Fähigkeiten geerbt. Jedenfalls hatte er schon als<br />

Neunzehnjähriger dämonische Visionen <strong>und</strong> fühlte eine starke Berufung, sich dem <strong>Okkultismus</strong><br />

zu widmen, was er dann auch getan hat. Er selbst ist mehr oder weniger im Hintergr<strong>und</strong><br />

geblieben, hat aber durch seine Schüler starken Einfluss genommen <strong>und</strong> ist auf diese Weise<br />

wahrscheinlich sogar der einflussreichste Okkultist der ganzen vorigen Jahrh<strong>und</strong>erthälfte<br />

gewesen.<br />

Er empfahl seinen Schülern, die Jugend zu lehren, wie sie in Trance geraten <strong>und</strong> dadurch ihr<br />

Bewusstseinsniveau verändern könnte, um dann mit der höheren, dämonischen Welt in<br />

Verbindung zu treten.<br />

Popmusik, Sex <strong>und</strong> Drogen<br />

Dazu nannte er drei Methoden: erstens einen sehr starken Rhythmus, wie man ihn in manchen<br />

alten Religionen wiederfindet <strong>und</strong> er sich heute in der Popmusik entwickelt hat. Durch seinen<br />

Schüler Kenneth Angle war Crowley der geistige Führer der Rolling Stones <strong>und</strong> hat diese in die<br />

Dämonie eingeweiht. Bei den Beatles sieht man dasselbe, wie z.B. die Aussage John Lennons<br />

deutlich macht, der gesagt hat, dass die Beatles nicht nur erfolgreicher wären als Jesus Christus,


sondern dass ihr Erfolg auch dadurch zu verstehen wäre, dass sie ihre Seele dem Teufel verkauft<br />

hätten. Lennon hat das in den sechziger Jahren in Hamburg gesagt, <strong>und</strong> das wurde anschließend<br />

in der Zeitschrift der Popmusik veröffentlicht. Diese Leute haben das ganz offen <strong>aus</strong>gesprochen.<br />

Und wer die Texte zu ihrer Musik liest, sieht auch, was für eine Botschaft diese<br />

Satansevangelisten gepredigt haben. Aldous Huxley war der Meinung, dass kein Mensch, sei er<br />

auch noch so nüchtern, unberührt bleiben könnte von einem Rhythmus, wie man ihn z.B. bei den<br />

Wudu-Priestern in Haiti oder bei den Schamanen (Zauberpriester asiatischer <strong>und</strong> indianischer<br />

Naturvölker) findet. Tatsächlich würde eine Veränderung des Bewusstseins eintreten. Viele junge<br />

Leute haben das erfahren, die an solchen Popveranstaltungen teilgenommen haben.<br />

Die zweite Empfehlung, die Crowley gab, war eine absolut freie sexuelle Revolution. Das ist in<br />

jeder modernistischen Jugendbewegung die Gr<strong>und</strong>vor<strong>aus</strong>setzung: absolut freier Sex. Crowley<br />

hat zur Förderung dieser sexuellen Revolution eine gewisse Sex-Magie entwickelt, die einfach<br />

abscheulich ist.<br />

Drittens empfahl er Drogen als Mittel, um in Trance zu geraten, also genau die Mittel, die schon<br />

vor T<strong>aus</strong>enden von Jahren bei bestimmten östlichen Religionen bekannt waren <strong>und</strong> schon immer<br />

dabei behilflich waren, leichter mit dämonischen Mächten in Verbindung zu treten.<br />

Die neue östliche Invasion<br />

In Verbindung mit dieser neuen Kultur von Popmusik, Sex <strong>und</strong> Drogen, die alle eng miteinander<br />

zusammenhängen (es waren ja besonders die Popmusiker, die die sexuelle Revolution<br />

entfachten <strong>und</strong> auch die Drogen empfahlen), wurden nun zum zweitenmal dieöstlichen<br />

Missionare ins Abendland eingeführt, <strong>und</strong> zwar durch die Beatles . Im vorigen Jahrh<strong>und</strong>ert war<br />

das bereits einmal geschehen, aber da konnten diese Missionare sich nicht durchsetzen. Jetzt<br />

war die Zeit reif dafür, weil nun Millionen von Jugendlichen darauf vorbereitet waren, diese Dinge<br />

aufzunehmen. Im vergangenen Jahrh<strong>und</strong>ert war das noch nicht so. Da erschienen diese<br />

östlichen Religionsvertreter zwar auf dem Weltkongress der Weltreligionen, aber da spielte sich<br />

alles auf einer intellektuellen Ebene ab <strong>und</strong> wurden nicht die Massen erreicht, geschweige denn<br />

die Jugend. Doch nun waren es die Popmusiker selbst, die über die drei Elemente Crowleys,<br />

Popmusik, Sex <strong>und</strong> Drogen, diese Dinge hier einführten, <strong>und</strong> leider sind Millionen von Menschen<br />

dieser Bewegung zum Opfer gefallen.<br />

Die Drogen waren in den sechziger Jahren eine Ideologie. Sie spielten eine Zwischenrolle. Sie<br />

bereiteten die Jugend auf mystische Erfahrungen vor. Doch viele von ihnen entdeckten, dass es<br />

viel einfachere, leichtere <strong>und</strong> „gesündere" Methoden der Trance <strong>und</strong> der okkulten Erfahrungen<br />

gab, nämlich dieöstliche Mystik. Ein Beispiel (deren es viele gibt): Timothy Leary <strong>und</strong> Richard<br />

Alpert, zwei Psychologieprofessoren an der Harvard Universität, experimentierten in den fünfziger<br />

<strong>und</strong> sechziger Jahren eingehend mit LSD <strong>und</strong> empfahlen es als Mittel zu übernatürlichen,<br />

mystischen Erfahrungen. Sie selbst waren mit diesen Erfahrungen nicht völlig zufrieden <strong>und</strong><br />

reisten nach Indien. Richard Al pert entwickelte sich dort zu einem Guru, kam als solcher nach<br />

Amerika zurück <strong>und</strong> rief dort eine eigene Guru-Bewegung ins Leben.<br />

Die Drogen waren in diesem satanischen Programm die Vorbereitung für die Aufnahme der<br />

östlichen Mystik. Jetzt, wo viele Geschmack an okkulten Erfahrungen bekommen haben,<br />

gehorchen Millionen junger Menschennun diesen Leuten, nicht nur in der Hare-Krishna-<br />

Bewegung, sondern auch in der Hippie-Bewegung <strong>und</strong> in einer Bewegung, die weit gefährlicher<br />

ist, der Transzendentalen Meditation; <strong>und</strong> zwar ist sie deshalb weit<strong>aus</strong> gefährlicher, weil sie sich<br />

nicht so deutlich als eine Religion manifestiert.<br />

<strong>Der</strong> Maharishi Mahesh Yogi, der durch die Beatles hier eingeführt wurde, behauptete, dass die<br />

TM (Transzendentale Meditation) keine Religion, sondern eine Wissenschaft sei.<br />

Untersuchungen u.a. an der Stanford Universität haben bewiesen, dass die TM mit Wissenschaft<br />

absolut nichts zu tun hat. Soweit sie überhaupt positive Resultate hervorbringt (Ruhe, Erholung),<br />

so können diese ebenso gut durch aktive, ges<strong>und</strong>e Meditation erreicht werden. Im allgemeinen


sind die Folgen der TM negativ, <strong>und</strong> es ist eine Lüge, dass sie eine Wissenschaft <strong>und</strong> keine<br />

Religion sei. Jeder, der sich einmal mit der Einweihungszeremonie beschäftigt hat, stellt fest (wie<br />

ich das kürzlich noch in einem Interview mit einem bekannten Guru las, der von einem bekehrten<br />

TM-Jünger befragt wurde), dass diese Einweihungszeremonie in Wirklichkeit ein hinduistisches<br />

Verfahren ist: man nimmt Opfer mit, Früchte, weiße Tücher oder ähnliche Dinge <strong>und</strong> Blumen; sie<br />

werden dann dem Guru geopfert. Dann wird in Sanskrit (das nur wenige Menschen verstehen) zu<br />

den Götzen <strong>und</strong> dem Guru gebetet, <strong>und</strong> dadurch kommt man in diese Dämonie hinein, ohne dass<br />

die Menschen überhaupt eine Ahnung haben, was sie in Wirklichkeit tun. Durch diese<br />

schreckliche Lüge sind viele verfinstert worden. Wir müssen uns als Christen wirklich die Schuld<br />

daran geben, dass so viele Millionen Menschen, in deren Herzen Gott doch die Ewigkeit gelegt<br />

hat, sich nun diesen dämonischen Dingen zuwenden, um die Leere in ihren Herzen <strong>aus</strong>zufüllen.<br />

Christentum <strong>und</strong> Bibel sind für sie bedeutungslos geworden.<br />

6. Das neue Zeitalter – New Age<br />

Wie kommt es, dass heutzutage so viele Millionen von Menschen hier im Westen den<br />

verschiedenen Strömungen zum Opfer gefallen sind? Denken wir nur neben der Hare<br />

Krishna-Bewegung auch an die Transzendentale Meditation, an die Guru Maharaj-Strömung <strong>und</strong><br />

jetzt an die Bhagwan-Sekte <strong>und</strong> vieles andere. Wie ist dies möglich? Was sind die Ursachen<br />

dieser <strong>Entwicklung</strong>? Wenn wir die Okkultisten selbst fragen, geben sie eine klare Antwort, die<br />

sich auf die Astrologie gründet, einen äußerst wichtigen Teilbereich des <strong>Okkultismus</strong>. Ihre<br />

Antwort ist, dass wir im Begriff stünden, in ein völlig neues Zeitalter einzutreten. Bekanntlich habe<br />

in den letzten zweit<strong>aus</strong>end Jahren die Sonne am 21. März, dem Frühlingsbeginn, im Sternbild der<br />

Fische gestanden. Doch ungefähr in unserer Zeit, vielleicht etwas früher oder etwas später,<br />

beginne ein neues Zeitalter, nämlich das des Aquarius oder Wassermanns, d.h. also, dass die<br />

Sonne dann zum Frühlingsbeginn im Sternbild des Wassermanns steht. Nach Aussage der<br />

Okkultisten <strong>und</strong> Astrologen sei das Zeitalter des Wassermanns ein besonders wichtiger<br />

Zeitabschnitt.<br />

Die Zeit der Fische sei die christliche Zeit gewesen, denn der Fisch sei, wie die Okkultisten<br />

sagen, das Kennzeichen des Christentums. Die Jünger des Herrn Jesus waren Fischer, zuerst<br />

zum Teil in der wörtlichen Bedeutung <strong>und</strong> später Menschenfischer; auch sei der Fisch ein<br />

wichtiges Symbol bei den ersten Christen gewesen. Die christliche Zeit sei, nach Meinung der<br />

Okkultisten, eine finstere <strong>und</strong> tragische Zeit gewesen, eine Zeit von Kriegen, Unfrieden <strong>und</strong><br />

Zerstörung, weil die Menschen nicht ihre wahren geistigen Fähigkeiten benutzt hätten, d.h. ihre<br />

paranormalen, okkulten Fähigkeiten. Sie seien mit ihren Fähigkeiten innerhalb der sichtbaren<br />

Welt geblieben <strong>und</strong> hätten keinen Gebrauch von den hohen Kräften gemacht, durch die Frieden<br />

<strong>und</strong> Gerechtigkeit auf dieser Erde hätten gegründet werden können. Das würde sich jetzt ändern,<br />

da die Menschheit im Begriff stehe, das Christentum abzuwerfen.<br />

In gewisser Hinsicht ist das auch so. Wir leben in dem nachchristlichen Zeitalter, in der Endzeit,<br />

oder, wir könnten auch sagen, in einer Übergangszeit. Es ist auch richtig, dass wir eine Zeit von<br />

Frieden <strong>und</strong> Gerechtigkeit vor uns haben, aber die wird völlig anders sein, als diese Okkultisten<br />

sich das vorstellen. Und vor dieser Zeit des Friedens <strong>und</strong> der Gerechtigkeit wird eine ungeheure<br />

Verführung in dem „nachchristlichen Abendland" stattfinden, wo Millionen Menschen, die <strong>aus</strong><br />

christlichen Häusern stammen <strong>und</strong> christliche Vorfahren gehabt haben, sich dem <strong>Okkultismus</strong><br />

öffnen <strong>und</strong> Zeichen <strong>und</strong> W<strong>und</strong>ern nachrennen werden.<br />

All das ist die Vorbereitung zur Annahme des Antichristen, der in Offenbarung 13,11-18 als das<br />

Tier <strong>aus</strong> der Erde beschrieben wird <strong>und</strong> der als der größte Magier dieser Zeit durch Zeichen <strong>und</strong><br />

W<strong>und</strong>er die Menschheit verführen wird. Er wird der Stifter einer Weltreligion sein, auf die sich<br />

sehr viele „Christen" schon heute vorberei ten. Und wenn dann der Herr Jesus wieder kommt,<br />

wird Er den Antichristen vernichten (vgl. 2.Thessalonicher 2,8) <strong>und</strong> danach ein Reich des<br />

Friedens <strong>und</strong> der Gerechtigkeit auf dieser Erde errichten, <strong>und</strong> zwar nicht durch Zei chen <strong>und</strong><br />

W<strong>und</strong>er, sondern durch Gericht, wie der Prophet Jesaja geweissagt hat: „Denn wenn deine


Gerichte die Erde treffen, so lernen Ge rechtigkeit die Bewohner des Erdkreises" (Je saja 26,9).<br />

Das ist ein völlig anderes Zukunfts bild als das der Okkultisten.<br />

7. Wahrsagerei <strong>und</strong> Zauberei<br />

Ich habe bisher versucht, in der Darstellung dieser geschichtlichen <strong>Entwicklung</strong> nachzuweisen,<br />

womit wir es zu tun haben, <strong>und</strong> möchte nun noch auf einige Dinge besonders eingehen. Die<br />

Wahrsagerei kommt in zwei Hauptformen vor: erstens als Zeichendeuterei wie in der Astrologie<br />

<strong>und</strong> der Handlesek<strong>und</strong>e, zweitens als ein verändertes Bewusstseinsniveau. Auch das Pendeln ist<br />

eine Form dieser Wahrsagerei durch bestimmte okkulte Fähigkeiten. Ich habe schon von etlichen<br />

Christen gehört, die beunruhigt waren, dass sie solche Gaben besaßen, <strong>und</strong> viele von ihnen, die<br />

wirklich den Wunsch haben, mit dem Herrn zu leben, wollen diese „Gaben" nicht nutzen, weil sie<br />

deutlich spüren, dass es Gaben <strong>aus</strong> dem Bereich der Finsternis sind. Ungläubige bemerken<br />

diese Finsternis natürlich nicht, weil sie ja sowieso unter satanischer Macht stehen.<br />

Die zweite Hauptform der Wahrsagerei geschieht also aufgr<strong>und</strong> eines veränderten<br />

Bewusstseinsnive<strong>aus</strong>, wie wir das z.B. bei Kristallsehern finden. Auch da gibt es natürlich wieder<br />

viele Formen, <strong>und</strong> eine wichtige Form ist der Spiritismus, der, wie wir in 5. Mose 18 gelesen<br />

haben, für Gott ein Greuel ist. <strong>Der</strong> Spiritismus als Bewegung entstand im vergangenen<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert, <strong>und</strong> man rechnet heute mit vierh<strong>und</strong>ert Millionen Anhängern, <strong>und</strong> zwar in den<br />

verschiedensten Religionen. Das sind ungeheure Menschenmassen. Im Spiritismus befragen<br />

Menschen die Toten, wie sie meinen. In Wirklichkeit steckenhinter den Medien dämonische<br />

Mächte , die sehr gut imitieren <strong>und</strong> auch sehr gut Auskünfte über die Verstorbenen geben<br />

können. Auf diese Weise werden Menschen ganz massiv betrogen <strong>und</strong> geraten unter<br />

dämonische Einflüsse. Es ist unmöglich, an solchen spiritistischen Sitzungen teilzunehmen, ohne<br />

selbst unter dämonische Einflüsse zu geraten. Das wird in der Seelsorge immer wieder deutlich.<br />

In solchen Sitzungen findet man dieselben Phänomene wie bei katholischen Heiligen <strong>und</strong> den<br />

Mönchen in Tibet, die anfingen zu schweben. Von dem berühmten Medium Daniel D.Home wird<br />

berichtet, dass er im dritten Stockwerk <strong>aus</strong> einem offenen Fenster schwebte <strong>und</strong> durch das<br />

danebenliegende Fenster wieder hereinkam. Es handelt sich dabei immer um dieselben<br />

Erscheinungen. Darum ist es so sonderbar, dass die Menschen nicht erkennen, um was für eine<br />

Kraft es sich handelt. Satan gebraucht nur immer etwas andere Formen, um auf andere Weise<br />

Menschen irrezuführen.<br />

Wir begegnen dieser Dämonie bereits vor dem Mittelalter oder sogar noch früher, auch in der<br />

katholischen Kirche selbst. Ich betone nochmals <strong>aus</strong>drücklich, dass ich davon überzeugt bin,<br />

dass es in der katholischen Kirche wiedergeborene Christen gibt. Das steht außer Frage. Aber es<br />

gibt in der Geschichte dieser Kirche, außer den mystischen Heiligen, so viele okkulte<br />

Erscheinungen, dass wir nicht erstaunt zu sein brauchen, wenn solche, die <strong>aus</strong> dem<br />

Katholizismus zum Glauben kommen, häufig noch sehr viel Finsternis in sich tragen, wovon sie<br />

befreit werden müssen. Eine der Ursachen ist, dass sie zu den Heiligen gebetet haben, <strong>und</strong>hinter<br />

diesen Heiligen stehen dämonische Mächte, die dadurch, dass sie Menschen helfen, Anrechte an<br />

sie bekommen.<br />

Auf das Vorhandensein dämonischer Mächte hinter diesen katholischen Heiligen lassen sich<br />

viele Phänomene zurückführen, wie z.B. auch Marienerscheinungen (die nichts anderes sind als<br />

spiritistische Visionen) <strong>und</strong> Materialisationen. Denken wir auch an Therese Neumann, die an<br />

jedem Karfreitag die W<strong>und</strong>en des Herrn an ihrem Körper aufwies <strong>und</strong> stark <strong>aus</strong> der Seite <strong>und</strong> an<br />

den Händen <strong>und</strong> Füssen blutete. Das sind schreckliche Dinge, die ich nur ungern erwähne.<br />

T<strong>aus</strong>ende Menschen, die an jedem Karfreitag an ihr vorüberzogen, gerieten so in Finsternis,<br />

indem sie durch solche Zeichen <strong>und</strong> W<strong>und</strong>er stark beeindruckt wurden.<br />

Zauberei<br />

Ein weiterer umfangreicher Bereich ist die Magie. Bei der schwarzen Magie handelt es sich um


Zauberkraft, die andere töten oder ihnen Schaden zufügen kann. Sie ist für Christen vielleicht<br />

weniger eine Gefahr als die sogenannte weiße Magie. Das ist Zauberkraft, die angewandt wird,<br />

um Menschen zu heilen. Die alten Schamanen in Sibirien <strong>und</strong> Nordamerika haben sich ihrer<br />

schon seit Jahrh<strong>und</strong>erten bedient. Wir finden sie ebenfalls in Afrika wieder in den sogenannten<br />

primitiven Ländern, auch in Verbindung mit dem Götzendienst. Doch auch im Westen werden die<br />

Heilverfahren der weißen Magie immer populärer; denken wir nur an die „Streicher"<br />

(Magnetismus), die seit dem vergangenen Jahrh<strong>und</strong>ert bekannt geworden sind, wovon es zu<br />

meinem Bedauern nicht wenige auch in der Schweiz gibt. Wie viele Christen gibt es - man<br />

schämt sich, das sagen zu müssen -, die zu solchen Streichern gegangen sind, um von ihnen<br />

Heilung zu empfangen. Viele meinten, dass das etwas völlig Harmloses sei, doch mussten sie<br />

einen hohen Preis für ihre Genesung bezahlen, nämlich indem sie dämonischen Mächten<br />

Anrechte an sich selbst gaben <strong>und</strong> sich ihnen dadurch <strong>aus</strong>lieferten.<br />

Hexerei<br />

Wo das Christentum in unserem nachchristli chen Zeitalter aufgegeben wird, ist erstens räumlich<br />

eine Hinwendung zum Osten <strong>und</strong> zweitens zeitlich eine Hinwendung zur Vergangenheit<br />

festzustellen. Welch eine Verzweiflung muss die Menschen er griffen haben, die zu den alten,<br />

heidnischen Re ligionen zurückkehren, die vor der Zeit des Christentums hier im Abendland<br />

<strong>aus</strong>geübt wur den. Beispielsweise wurde bei Stonehenge in England der keltische Götzendienst<br />

wiederein geführt. Eigentlich hat diese Religion unter der Oberfläche immer in der<br />

Hexenbewegung fort bestanden, wenn auch viel Falsches über diese Bewegung verbreitet<br />

worden ist <strong>und</strong> häufig un schuldige Menschen umgebracht wurden. Trotzdem hat es immer<br />

wahre Hexen gegeben, auch breitet sich heutzutage diese Bewegung, besonders in den<br />

englischsprechenden Ländern, wieder stark <strong>aus</strong>. Zeitlich wendet man sich also zu den<br />

Götzendiensten zurück, die früher hier im Abendland geherrscht haben.<br />

8. Charismatischer <strong>Okkultismus</strong><br />

Aber das Schlimmste ist, <strong>und</strong> das ist wohl der größte Trick des Teufels, dass es ihm gelungen ist,<br />

eine Burg inmitten des evangelischen Christentums zu errichten. Eigentlich hätten wir das <strong>aus</strong><br />

der Bibel schon wissen müssen. Wir lesen im Neuen Testament, dass es zu Beginn des<br />

christlichen Zeitalters Zeichen <strong>und</strong> W<strong>und</strong>er gab. Es waren Zeichen <strong>und</strong> W<strong>und</strong>er der Apostel, wie<br />

wir deutlich in 2.Korinther 12,12 lesen: „Die Zeichen des Apostels sind ja unter euch vollbracht<br />

worden in allem Ausharren, in Zeichen <strong>und</strong> W<strong>und</strong>ern <strong>und</strong> mächtigen Taten", <strong>und</strong> das finden wir<br />

auch in Markus 16,17.18 bestätigt: „Diese Zeichen aber werden denen folgen, welche glauben: In<br />

meinem Namen werden sie Dämonen <strong>aus</strong>treiben; sie werden in neuen Sprachen reden, werden<br />

Schlangen aufnehmen, <strong>und</strong> wenn sie etwas Tödliches trinken, so wird es ihnen nicht schaden;<br />

Schwachen werden sie die Hände auflegen, <strong>und</strong> sie werden sich wohl befinden."<br />

Es war also eine Verheißung für die Apostel <strong>und</strong> für solche, die durch sie zum Glauben kommen<br />

würden. Aus Hebräer 2 wissen wir auch, dass der Herr Jesus den Dienst der Apostel durch diese<br />

Zeichen bestätigte, „indem Gott außerdem mitzeugte, sowohl durch Zeichen als durch W<strong>und</strong>er<br />

<strong>und</strong> mancherlei W<strong>und</strong>erwerke <strong>und</strong> Austeilungen des Heiligen Geistes nach seinem Willen" (V. 4).<br />

Zeichen <strong>und</strong> W<strong>und</strong>er waren also Merkmale der apostolischen Zeit.<br />

Doch das Neue Testament erwähnt in 2.Thessalonicher 2, 9 -10 noch einmal Zeichen <strong>und</strong><br />

W<strong>und</strong>er, <strong>und</strong> zwar für die Endzeit, das Ende des christlichen Zeitalters. Dort spricht der Apostel<br />

Paulus davon, dass in den letzten Tagen inmitten des Christentums ein großer Abfall stattfinden<br />

würde unter der Leitung des Antichristen, der durch Macht <strong>und</strong> Zeichen <strong>und</strong> W<strong>und</strong>er der Lüge<br />

viele christliche Bekenner verführen würde.<br />

Wir finden also hier dieselben Ausdrücke wieder: Zeichen <strong>und</strong> W<strong>und</strong>er. Es sind ähnliche<br />

Phänomene wie zu Beginn des christlichen Zeitalters, aber jetzt (nach 2.Thess.2) <strong>aus</strong><br />

dämonischen Quellen. Wir hätten Gr<strong>und</strong>, erstaunt zu sein, wenn wir inmitten des biblischen<br />

Christentums diese riesige Bewegung nicht finden würden, die begleitet ist von diesen Zeichen<br />

<strong>und</strong> W<strong>und</strong>ern <strong>aus</strong> der Quelle Satans.


Bei dieser Bewegung hier im Westen kann man zwei Phasen unterscheiden. Die erste Phase<br />

begann Anfang dieses Jahrh<strong>und</strong>erts in der Pfingstbewegung, wodurch außerhalb der<br />

bestehenden Kirchen viele Pfingstgemeinden entstanden. Weit<strong>aus</strong> bedeutsamer ist aber die<br />

zweite Phase, die in den sechziger Jahren <strong>aus</strong>gelöst wurde durch einen gewissen Bennett,<br />

nachdem er die sogenannte „Taufe mit dem Heiligen Geist" empfangen hatte. Schon die<br />

Beschreibung dieser Taufe macht deutlich, welche Kräfte am Werk waren. Als er nach Empfang<br />

dieser vermeintlichen „Taufe mit dem Heiligen Geist" nach H<strong>aus</strong>e kam, berührte er die<br />

H<strong>aus</strong>türklinke, <strong>und</strong> er beschreibt, dass dadurch unmittelbar ein Strom durch das ganze H<strong>aus</strong><br />

gegangen sei, der seine Frau geweckt habe. Das hat natürlich mit den Zeichen zu Beginn des<br />

Christentums nichts zu tun.Es sind genau dieselben Kräfte, wie wir sie im Spiritismus <strong>und</strong><br />

<strong>Okkultismus</strong> finden. Solche Erscheinungen sind altbekannt, sie haben absolut nichts mit dem<br />

Neuen Testament zu tun. Und solche Leute wie Bennett waren die großen Führer dieser<br />

sogenannten charismatischen Bewegung. Ich bin davon überzeugt, dass sich hierin auch viele<br />

wiedergeborene Christen befinden, aber der größte Teil von ihnen wurde verführt. Wir erheben<br />

unsere Stimme auch nicht gegen diese Menschen sondern gegen ihre Irrlehren; dazwischen<br />

müssen wir immer einen scharfen Unterschied machen.<br />

Als dann diese Bewegung auch die römisch-katholische Kirche erfasste, u. a. durch Bücher von<br />

David Wilkerson <strong>und</strong> die Bemühungen von David du Plessis, spielte das Evangelium gar keine<br />

große Rolle mehr. T<strong>aus</strong>ende Katholiken empfingen diese sogenannte „Taufe mit dem Heiligen<br />

Geist", ohne etwas von dem Evangelium <strong>und</strong> dem Blut des Herrn Jesus Christus gehört zu<br />

haben, ohne dass sie also Busse über ihre Sünden getan hatten <strong>und</strong> ohne wiedergeboren zu<br />

sein. Durch die „Taufe mit dem Heiligen Geist" fingen sie an,in Zungen zu reden, <strong>und</strong> verloren die<br />

Kontrolle über sich selbst.<br />

Mächtige ekstatische Bewegungen entstanden. Die ökumenische Bewegung ist in gewisser<br />

Hinsicht überholt. Das war eine Bewegung, in der Institutionen sich zusammenschließen wollten<br />

<strong>und</strong> sich bemühten, Glaubensbekenntnisse aufeinander abzustimmen. Diese Zeit ist vorüber.<br />

Man ist nicht mehr an Glaubensbekenntnissen interessiert. Die Menschen finden einander<br />

sowieso außerhalb der Kirche. David du Plessis, der früher als evangelischer Schriftsteller<br />

bekannt war, sagt heute, dass er nicht mehr wisse, ob er evangelisch oder katholisch sei. Für<br />

Menschen, die die „Taufe mit dem Heiligen Geist" empfangen haben, ist das einerlei. Sie<br />

kommen <strong>aus</strong> den verschiedensten Bekenntnissen <strong>und</strong> finden einander durch die Zeichen <strong>und</strong><br />

W<strong>und</strong>er. Sie werden so davon beeindruckt <strong>und</strong> erleben eine geistige Gemeinschaft miteinander,<br />

dass sie von nichts anderem mehr etwas wissen wollen.<br />

Ich glaube, dass dies insbesondere die Vorbereitung für die mächtige Weltreligion des<br />

Antichristen ist. <strong>Der</strong> Antichrist wird durch diese magischen Zeichen <strong>und</strong> W<strong>und</strong>er sowohl Christen<br />

als auch Juden verführen (Offenbarung 13,13.14; 1. Johannes 2,22), <strong>und</strong> ich habe den Eindruck,<br />

dass er auch die okkulten Kräfte im Islam mobilisieren wird, so dass wirklich eine massive<br />

Weltreligion zustande kommt.<br />

<strong>Der</strong> bekannte Prediger der Pfingstbewegung, William Branham, war von vielen solchen okkulten<br />

Phänomenen gekennzeichnet. Man hat ihn photographiert, als er während einer Predigt einen<br />

Strahlenkranz um den Kopf hatte. Solche „Heiligenscheine" sind uns bereits von katholischen<br />

Heiligen bekannt. Er selbst hielt diesen „Heiligenschein" für ein w<strong>und</strong>erbares Zeichen seiner<br />

göttlichen Berufung. In Wirklichkeit ist er eine okkulte Erscheinung, die wir <strong>aus</strong> anderen okkulten<br />

Strömungen kennen, <strong>und</strong> wir brauchen uns über ihr Auftreten bei Menschen wie Branham nicht<br />

zu w<strong>und</strong>ern.<br />

9. Die Folgen okkulter Betätigung<br />

Die Beobachtung der Seelsorge erhärtet die Tatsache, daß okkulte Betätigung das christliche<br />

Glaubensleben schwer schädigt. <strong>Der</strong> Glaube an Buddha oder an Mohammed oder an sonst eine


eligionsgeschichtliche Größe wird durch okkulte Praktiken nicht beeinträchtigt. Auch das läßt<br />

Hintergründe erkennen. <strong>Der</strong> <strong>Okkultismus</strong> macht immun gegen das Pneuma, das heißt, er stumpft<br />

ab gegen die Wirksamkeit des Heiligen Geistes. Das darf nicht falsch verstanden werden. Das<br />

allgemein religiöse Leben schädigt er nicht, im Gegenteil, der <strong>Okkultismus</strong> ist ja selbst zum<br />

großen Teil eine "religiöse" Bewegung. Ganz grob gesagt heißt das: der Teufel nimmt uns nicht<br />

unsere "Religiosität", aber er will unter allen Umständen verhindern, daß wir Jünger Jesu werden.<br />

Die Jüngerschaft Jesu <strong>und</strong> eine Wiedergeburt durch den Heiligen Geist ist aber etwas total<br />

anderes als Religiosität<br />

Die weitere Beobachtung der Seelsorge zeigt, daß in enorm vielen Fällen sich <strong>aus</strong> der okkulten<br />

Betätigung seelische Störungen entwickeln.<br />

Wir halten an allen diesen Stellen fest, daß der <strong>Okkultismus</strong> sowohl in wissenschaftlicher als<br />

auch in primitiver Form unter dem Gericht Gottes steht. Gott hat sie dahingegeben. Das ist der<br />

letzte Gr<strong>und</strong>, warum bei den vielen Formen okkulter Betätigung so viele schwere Schädigungen<br />

an Leib <strong>und</strong> Seele auftreten. Es sollen diese Folgen einmal kurz zusammengefaßt werden.<br />

Ausdrücklich wird darauf hingewiesen, daß die Zusammenstellung der Folgen nur die Angabe<br />

von Häufigkeitserscheinungen darstellen. Es handelt sich nicht um eine einfache K<strong>aus</strong>alität<br />

(Ursächlichkeit). Es zeigen sich bei okkult behafteten Menschen in großer Häufigkeit:<br />

In religiöser Hinsicht beim atheistischen Typ Widerstand gegen alles Göttliche, Verstockung,<br />

Zweifelsucht, Lästersucht, Unfähigkeit zum Glauben <strong>und</strong> Beten.<br />

Beim “frommen” Typ zeigen sich Selbstgerechtigkeit, geistlicher Hochmut, Pharisäismus,<br />

Heuchelei, Unempfindlichkeit gegen das Wirken des Heiligen Geistes.<br />

In charakterlicher Hinsicht finden sich abnormale Leidenschaftlichkeit, Hang zu Süchten,<br />

Haltlosigkeit (Nikotin, Alkohol, sexuelle Entgleisungen), Jähzorn, Geiz, Klatschsucht, Egoismus,<br />

Fluchgeist usw.<br />

In medizinischer Hinsicht finden sich in okkultbelasteten Familien in merkwürdiger Häufung<br />

nervöse Störungen, psychopathische <strong>und</strong> hysterische Erscheinungsbilder, Veitstanz,<br />

Lähmungserscheinungen, Fallsucht, Mißgeburten, Taubstummheit, mediumistische Psychosen,<br />

Neigung zu Gemüts- <strong>und</strong> Geisteskrankheiten usw.<br />

10. Die Befreiung <strong>aus</strong> okkulter Belastung<br />

Eine Befreiung <strong>aus</strong> dem Banne des <strong>Okkultismus</strong> ist nur durch Christus möglich. Jede<br />

medizinische oder psychologische Hilfe wird dem geistlichen Charakter dieses Phänomens nicht<br />

gerecht. Durch die Tat Christi am Kreuz <strong>und</strong> am Ostermorgen ist die Seelsorge an okkult<br />

Belasteten eine sieghafte Seelsorge ohne Furcht. Satan <strong>und</strong> alle seine Trabanten sind ein<br />

geschlagenes Heer. Alle okkulten Mächte sind durch Jesus entmächtigt. Das ist der<br />

Triumphgesang des Neuen Testaments:<br />

"Christus hat die Fürstentümer <strong>und</strong> die Gewalten völlig entwaffnet <strong>und</strong> hat sie öffentlich zur<br />

Schau gestellt <strong>und</strong> hat einen Triumph <strong>aus</strong> ihnen gemacht durch sich selbst" (Kol. 2,15). Was die<br />

alttestamentliche Gemeinde sang: "Die Rechte des Herrn behält den Sieg" (Psalm 118,15),<br />

erfüllte sich in Christus. <strong>Der</strong> Apostel Paulus jubiliert: "Gott sei Dank, der uns den Sieg gegeben<br />

hat durch unseren Herrn Jesus Christus" (1. Kor. 15, 57). Die Erlösung <strong>und</strong> der Sieg Jesu ist der<br />

Hintergr<strong>und</strong> einer hoffnungsvollen Seelsorge <strong>und</strong> Hilfe für den okkult Gebannten. Im einzelnen<br />

muß bei dieser seelsorgerlichen Beratung auf folgende Punkte geachtet werden:<br />

<strong>Der</strong> erste Schritt ist die Wiedergeburt, ein wahrhaftiger Glaube an den Herrn Jesus Christus, den<br />

Sohn Gottes, den Gott in diese Welt gesandt hat, damit Er die Sünden derer trüge, die an Ihn<br />

glauben würden. Sündenbekenntnis <strong>und</strong> Annahme des Herrn Jesus als Erlöser sind also das<br />

erste. Wer diesen ersten Schritt getan hat, wird Ihm dann sein Leben völlig anvertrauen <strong>und</strong> Ihm<br />

geweiht leben. Ohne diese Vor<strong>aus</strong>setzung gibt es keine Befreiung <strong>und</strong> werden Sie auch niemals


Ihre wirklichen okkulten Probleme sehen.<br />

Zweitens ist es absolut notwendig, ein geheiligtes, persönliches Glaubensleben zu führen.<br />

Andernfalls wird der Teufel immer wieder neue Anrechte an uns geltend machen. Durch<br />

Unterweisung <strong>aus</strong> der Schrift über diese Dinge oder auch durch die Hilfe eines Seelsorgers<br />

werden Sie sehen, welche Anrechte der Teufel möglicherweise in der Vergangenheit an Ihnen<br />

bekommen hat durch spiritistische <strong>und</strong> okkultistische Verbindungen, ob nun im Zusammenhang<br />

mit der charismatischen Bewegung, durch Zungengeister oder was auch immer.<br />

Aus der Seelsorge wissen wir, wie äußerst schwierig es häufig ist, dass Leute von diesen<br />

Zungengeistern befreit werden, wenn sie einmal durch Handauflegung unter diese Einflüsse<br />

gekommen sind. Jemand kann daher nur davon befreit werden, indem er <strong>aus</strong> der Schrift darüber<br />

aufgeklärt wird <strong>und</strong> wirklichfrei werden will. Man muss dazu kommen, persönlich vor Gott die<br />

Sünden, die in dieser Hinsicht in der Vergangenheit begangen worden sind, zu bekennen. Jede<br />

Verbindung mit dem <strong>Okkultismus</strong>, auch mit okkulten Heilverfahren, muss unter aufrichtiger<br />

Demütigung als Sünde bekannt werden. Satan wird alle Macht aufwenden, Menschen daran zu<br />

hindern, sich durch Gebet <strong>und</strong> Fasten über solche Verbindungen zu demütigen.<br />

Doch nur, wer solche Anrechte des Feindes zerbricht <strong>und</strong> sich deutlich davon lossagt <strong>und</strong> sich<br />

völlig dem Herrn Jesus Christus ergeben <strong>und</strong> sich Ihm weihen möchte, kann befreit werden. Für<br />

solche gibt es Hoffnung <strong>und</strong> auch die Hilfe <strong>biblischer</strong> Seelsorger, weil Menschen, die tief in dieser<br />

Finsternis gefangen waren, auch seelsorgerliche Hilfe brauchen. - <strong>Der</strong> bekannte Seelsorger<br />

Pfarrer Dr. Kurt Koch hat seine Erfahrungen diesbezüglich so formuliert:<br />

a) Wer frei werden will, muß sich rückhaltslos Jesus <strong>aus</strong>liefern. Hier gibt es keine<br />

Zwischenlösung <strong>und</strong> halbe Entscheidungen. Man kann nicht zwei Herren dienen.<br />

b) In fast allen Fällen zeigt sich, daß der Belastete ohne eine Generalbeichte nicht durchkommt.<br />

Die Beichte ist sonst im Neuen Testament eine freiwillige Sache. Ich erlebte es aber bei weit über<br />

t<strong>aus</strong>end okkulten Fällen noch nicht, daß einer ohne gründliche seelsorgerliche Aussprache frei<br />

wurde. Jakobus mußte ja wohl seine Erfahrungen gemacht haben, weil er riet: "Bekenne einer<br />

dem andern seine Sünden!" (Jak. 5,16).<br />

c) Es gibt schwierige Sonderfälle, bei denen ein Lossagegebet erforderlich ist. Okkulte Betätigung<br />

ist ja immer ein oft unbewußter Vertragsschluß mit der Finsternis. Dieser Vertrag wird in<br />

Gegenwart des Seelsorgers, der an dieser Stelle Zeuge ist, durch das Lossagegebet gekündigt.<br />

Diese Kündigung ist einmalig. Sie wird nicht wiederholt. Dieses Lossagen kann etwa in die Worte<br />

gefaßt werden: "Im Namen Jesu Christi sage ich mich von dir, Satan, los <strong>und</strong> verschreibe mich<br />

Jesus als meinem Herrn." - Auf den Wortlaut kommt es natürlich nicht an. In der Seelsorge gibt<br />

es keine magischen Formeln.<br />

d) Unter Umständen kommt von seiten des Seelsorgers auch das Gebieten im Namen Jesu in<br />

Frage. Es ist aber meistens große Sachkenntnis <strong>und</strong> die Gabe der Geisterunterscheidung nötig,<br />

daß hier mit dem Gebieten kein Unfug getrieben wird. Es wäre verfehlt, bei einem<br />

Gemütskranken oder Geisteskranken, also bei einem medizinischen Sachverhalt, zu gebieten.<br />

Hier können in der Seelsorge verhängnisvolle Fehler gemacht werden. Lieber große<br />

Zurückhaltung üben als in unklaren Fällen zu gebieten. Wer gebietet, muß ein Jünger Jesu sein<br />

<strong>und</strong> sich im Glauben bewußt unter den Schutz Jesu stellen. Es kann ihm sonst passieren, daß er<br />

schwere Anfechtungen erlebt. Bei okkult Belasteten wird im allgemeinen nicht unter<br />

Handauflegung gebetet. Jesus hat nur Kranken die Hände aufgelegt, bei Besessenen hat er<br />

geboten.<br />

e) <strong>Der</strong> Befreite muß fleißig die Gnadenmittel gebrauchen: Wort Gottes, Gemeinschaft der<br />

Gläubigen, Brotbrechen, Gebet (Apg. 2,42). Wenn Anfechtungen nach der seelsorgerlichen<br />

Betreuung wiederkommen, muß der Befreite sich täglich <strong>und</strong> stündlich unter den Schutz des<br />

Blutes Jesu stellen. Das ist keine gefühlsselige Blutsmystik, sondern biblische Realität. Mit


Gefühlsduselei läßt sich kein Kampf gegen die Finsternis führen. Lassen die Anfechtungen nicht<br />

nach, dann darf der Befreite selbst auch im Namen Jesu gebieten. Das Gebieten von Weltleuten<br />

ist völlig sinnlos, unter Umständen sogar gefährlich, wie z.B. Apg. 19,13 zeigt. Das Gebieten von<br />

Christen mit mangelnder Hingabe an Jesus hat keine Kraft. Da die vertriebenen Geister <strong>und</strong><br />

Mächte gern in ihre alte Beh<strong>aus</strong>ung zurückkehren (Luk. 11,24-26), muß der Befreite wachsam<br />

sein. Zur Abwehr ist die geistliche Waffenrüstung (Eph. 6,10-18) erforderlich. Die wichtigste<br />

Waffe ist der Schild des Glaubens <strong>und</strong> das Schwert des Geistes, welches ist das Wort Gottes.<br />

f) Es gibt schwierige Fälle, bei denen die Seelsorge nicht sofort zu einer ganzen Befreiung führt.<br />

Es gibt da zwei Möglichkeiten besonderer Hilfe. Meistens muß ein kleiner Gebetskreis von zwei<br />

oder drei Gläubigen gebildet werden, die wöchentlich mindestens zweimal zum Gebet <strong>und</strong> zur<br />

Fürbitte zusammenkommen. <strong>Der</strong> Belastete wird in diesen Kreis hineingenommen. Die Fürbitte<br />

wird solange fortgesetzt, bis eine Befreiung eintritt. Ein kleiner Gebetskreis hat eine größere<br />

geistliche Vollmacht als der Einzelseelsorger. Ihm gilt die Verheißung: "Wo zwei unter euch eins<br />

werden auf Erden, warum es ist, daß sie bitten wollen, das soll ihnen widerfahren von meinem<br />

Vater im Himmel" (Mt. 18,19.<br />

g) Es muß beachtet werden, daß bei psychiatrischen Krankheitssymptomen auch der Facharzt zu<br />

Rate gezogen wird. <strong>Der</strong> Seelsorger auf diesem Gebiet darf nicht zum psychiatrischen<br />

Kurpfuscher werden.<br />

Diese Darstellung der Gefahren des <strong>Okkultismus</strong> soll <strong>aus</strong>klingen mit der Frohbotschaft: das<br />

Evangelium ist die große Siegesnachricht vom erfolgreichsten Kampf der Weltgeschichte.<br />

Das Kreuz von Golgatha ist das große Mahnmal des Sieges <strong>und</strong> der Befreiung von allen Mächten<br />

der Finsternis. Wer zum Kreuz kommt, hat teil an diesem Sieg Jesu Christi.<br />

Dr. Willem J. Ouweneel ist Holländer, Jahrgang 1944. Er studierte Biologie an der<br />

Reichsuniversität Utrecht <strong>und</strong> promovierte 1970 über eine These auf dem Gebiet der<br />

<strong>Entwicklung</strong>sbiologie <strong>und</strong> Ver erbungslehre. Bis Ende 1976 war er bei der Königl. Niederl. Akade<br />

mie der Wissenschaften für Forschungsarbeiten angestellt. <strong>Der</strong> Autor hat sich darüber hin<strong>aus</strong><br />

intensiv mit der Bibel beschäftigt. Naturwissenschaftliche <strong>und</strong> biblische Vorträge sowie seine Ver<br />

öffentlichungen auf beiden Gebieten machten ihn im In- <strong>und</strong> Aus land bekannt. Über seine<br />

naturwissenschaftlichen Ergebnisse liegen 20 Veröffentlichungen vor. Zu seinen Hauptthemen<br />

gehören Evo lutionslehre, <strong>Okkultismus</strong> <strong>und</strong> Apologetik. Dr. Ouweneel doziert Philosophie an der<br />

Evangelischen Hochschule Amersfoort <strong>und</strong> ist Hauptredakteur der Zeitschrift „Bijbel en<br />

Wetenschap" (Bibel <strong>und</strong> Wissenschaft).<br />

Weitere Veröffentlichungen von Dr. Ouweneel bei info@horst-koch.de<br />

--<br />

Dr. Peter Beyerh<strong>aus</strong><br />

Die okkulte Welle<br />

Seit einigen Jahren bemerke ich in akademischen Kreisen einen geistigen Umbruch<br />

ohnegleichen. Viele, die zuvor jeden Glauben an eine übersinnliche Welt geleugnet haben, erfaßt<br />

eine ungewöhnliche Veränderung. Gleichgültige, Spötter <strong>und</strong> solche, die sich bisher voller Stolz


an das gehalten hatten, was sie mit ihren fünf Sinnen feststellen konnten, beschäftigen sich jetzt<br />

plötzlich mit Fragen des Übersinnlichen. Ein Zeitalter ist offensichtlich zu Ende gegangen: jene<br />

Zeit, da man sich ganz allein auf das verlassen hat, was durch die Vernunft zugänglich war. Nun<br />

beschäftigt man sich eifrig mit der Erforschung der menschlichen Seele, mit der Parapsychologie,<br />

mit mystischer Philosophie <strong>und</strong> den Religionen des Ostens. Alle möglichen Erscheinungen des<br />

Okkulten rücken mit einem Male neu in den Mittelpunkt des Interesses.<br />

Dieser <strong>Okkultismus</strong> begegnet uns mit ganz unterschiedlichen Gesichtern. Doch ordnet sich seine<br />

chaotische Mannigfaltigkeit schnell zu einem Ganzen, wenn man erkennt, daß wir es überall mit<br />

einem jähen Einbruch außersinnlicher Kräfte in den Bereich menschlicher Erfahrung zu tun<br />

haben. Hier gibt es keine Alters- oder Bildungsgruppe, die gr<strong>und</strong>sätzlich eine Ausnahme<br />

darstellte. Die okkulte Welle macht weder vor dem nobelpreisgekrönten Physiker halt, der durch<br />

Transzendentale Meditation seinen Körper zum Schweben bringt (C.F. von Weizsäcker) noch vor<br />

katholischen Klöstern oder evangelischen Pfarrhäusern, auch wenn einige der Betroffenen gegen<br />

den Begriff okkult protestieren würden.<br />

Ebenso überraschend ist das Ausmaß dieser Bewegung. In England schwoll die Zahl neuer<br />

Bücher, die sich mit den Themen Zauberei, Magie <strong>und</strong> <strong>Okkultismus</strong> beschäftigten, von nur 5 im<br />

Jahre 1966 auf 500 im Jahre 1972 an! -<br />

Was hier vor sich geht, ist schon rein geistesgeschichtlich von größter Beachtlichkeit.<br />

Leider steht aber unsere Generation diesem Einbruch des Jenseitigen geistlich weitgehend<br />

urteilslos gegenüber. Was dringend not tut, ist sachliche, theologische <strong>und</strong> seelsorgerliche<br />

Orientierung. Ich möchte deswegen in diesem Beitrag auf drei Fragen antworten:<br />

1. Wie zeigt sich die okkulte Welle?<br />

2. Wie erklärt die Bibel solche okkulte Welle?<br />

3. Wie begegnen Jünger Jesu dieser okkulten Welle?<br />

1. Wie zeigt sich die okkulte Welle?<br />

Wir wollen zunächst in grober Skizzierung auf fünf Richtungen eingehen, von denen der Sturm<br />

kommt:<br />

A. <strong>Der</strong> primitive <strong>Okkultismus</strong> von Magie <strong>und</strong> Mantik<br />

Hier handelt es sich meist um Praktiken, die als sogenannter Aberglaube im Untergr<strong>und</strong> seit<br />

heidnischer Vorzeit weiter betrieben worden sind. Durch die Kämpfe Blumhardts in Möttlingen<br />

wurde bekannt, wie tief ein großer Teil der ländlichen Bevölkerung noch im Bann von<br />

Wahrsagerei <strong>und</strong> Zauberei stecken. Männer wie Kurt Koch haben später enthüllt, daß es in den<br />

Großstädten kaum anders <strong>aus</strong>sieht. In Metropolen wie Hamburg <strong>und</strong> Frankfurt gibt es mehr<br />

Kartenlegerinnen <strong>und</strong> magische Heilpraktiker als Geistliche in allen Kirchen zusammen. Neu ist<br />

aber die Tatsache, daß dieser dunkle Bereich heute immer offener an die Oberfläche tritt. Eine<br />

wachsende Literatur gibt jedermann offen Auskunft über Gebiete, die bisher nur den<br />

Eingeweihten vorbehalten waren. Bestimmte Zeitungen <strong>und</strong> Illustrierte könnten sich ohne das<br />

regelmäßige Horoskop nicht mehr halten, denn viele ihrer Leser tun keinen Schritt, ohne ihren<br />

astrologischen Ratgeber zu befragen.<br />

B. <strong>Der</strong> Flug in die Ekstase<br />

Sehr viel unmittelbarer in die Welt des Außersinnlichen führt der geheimnisvolle Höhenflug <strong>aus</strong><br />

der Enge verstandesmäßigen Bewußtseins in die Ekstase.<br />

Leicht erreichbare Hilfe dazu bieten bestimmte Formen von Musik - insbesondere die harten<br />

Rhythmen von Beat <strong>und</strong> Rock - aber auch die sogenannte psychodelische Musik. Sie setzt die<br />

kritische Vernunft außer Funktion, spricht den Menschen nicht nur bewußt auf seinen Sexualtrieb


an, sondern bricht zugleich die unbewußten Tiefenschichten seiner Seele auf. So versetzt sie ihn,<br />

am liebsten in Gemeinschaft mit anderen, in ein r<strong>aus</strong>chhaftes Außersichsein. Wo aber landet er<br />

dabei? Die Rolling Stones haben es verraten, wenn sie eine ihrer Kompositionen „Sympathie für<br />

den Teufel" genannt haben. Zu ihren Klängen ermordeten in San Francisco die von ihnen als<br />

Wächter bestellten „Hell's Angels" einen Menschen!<br />

Ein noch unheilvollerer Weg in die Ekstase ist der Genuß von R<strong>aus</strong>chgift. Die Drogen führen<br />

keineswegs nur in eine Scheinwelt von Träumen <strong>und</strong> Wahnvorstellungen. Vielmehr eröffnen sie<br />

dem menschlichen Geiste den Ausbruch in ihm bisher verschlossene außersinnliche<br />

Wirklichkeitsbereiche. Jemand beschrieb mir seine Erfahrung mit LSD wie folgt: Ich habe durch<br />

mein Fleisch meine Knochen <strong>und</strong> die Wand hindurch das benachbarte Zimmer gesehen. Ich<br />

schwebte wie ein Feuerball, ein Kugelblitz, ein Bündel Energie in einem energiegeladenen All.<br />

Was konnte, so müssen wir fragen, einen großen Teil unserer westlichen Jugend, Kinder <strong>aus</strong><br />

bestsituierten Familien, auf diesen verhängnisvollen Weg bringen? Oft antworten sie so: Wir<br />

hatten die ganze materialistisch technisierte Wohlstandsgesellschaft satt. Weder Eltern noch<br />

Kirche vermochten es mehr, uns einen echten Lebenssinn zu vermitteln. Auch der politische<br />

Radikalismus brachte keinen Ausweg. Da drängte es uns, die unerforschten Kräfte unseres<br />

Inneren zu erschließen <strong>und</strong> das Tor zur außersinnlichen Wirklichkeit aufzustoßen.Einflußreiche<br />

Kulturphilosophen wie Aldous Huxley, Herbert Marcuse <strong>und</strong> sogar Ernst Jünger haben auf diesen<br />

Weg hingewiesen!<br />

C. <strong>Der</strong> Spiritismus<br />

Einen dritten Rutsch ins Okkulte bietet der Spiritismus an. Spiritisten suchen über sogenannte<br />

Medien Verbindung mit den Geistern der Toten, um Botschaften <strong>aus</strong> dem Jenseits zu<br />

bekommen, ihre verstorbenen Angehörigen wiederzusehen oder nervenkitzelnde Erlebnisse zu<br />

haben wie das Bewegen von Gegenständen durch Geisterhand. Die Möglichkeit solcher<br />

Wirkungen ist nicht zu bezweifeln, wohl aber, daß es die Toten sind, die sich hier regen. In jeder<br />

europäischen Großstadt schießen h<strong>und</strong>erte von spiritistischen Zirkeln <strong>aus</strong> der Erde.<br />

Im wesentlichen entfaltet sich der Spiritismus heute aber wieder als eine religiöse Bewegung. In<br />

ihr vermischen sich jetzt heidnischer Geister- <strong>und</strong> Ahnenkult mit christlichen<br />

Geistesvorstellungen. In Brasilien haben Macumba <strong>und</strong> Kardec-Spiritismus zusammen schon 40<br />

Millionen Anhänger. Aber auch England hat über 100 spiritistische Kirchen...<br />

<strong>Der</strong> als Spiritist elend umgekommene amerikanische Bischof Pike beweist, wie heute selbst<br />

führende Christen das strenge biblische Verbot, die Toten zu befragen (5. Mose 18,11; Jes. 8,19;<br />

1. Sam. 28 <strong>und</strong> 31), mißachten. -<br />

In seinem Buch „Glaube, Geist, Geister" tritt der bekannte ökumenische Theologe Walter<br />

Hollenweger gar dafür ein, Spiritismus, Parapsychologie, Gruppendynamik, Charismatische<br />

Bewegung <strong>und</strong> biblischen Geistesempfang als Ausdruck unserer gleichen seelischen<br />

Gr<strong>und</strong><strong>aus</strong>rüstung zu verstehen". Entscheidend sei nur, ob man sie gemeinschaftsfördernd oder -<br />

schädigend einsetze!<br />

D. Die Parapsychologie<br />

Eine vierte okkulte Richtung auf scheinbar wesentlich höherer Ebene bildet die eben erwähnte<br />

Parapsychologie. Sie will - manchmal unter dem Codewort „Faktor Psi" - wissenschaftlich<br />

experimentell jene Grenzbereiche menschlicher Seelenkräfte erforschen, die man volkstümlich<br />

bisher als Hellseherei <strong>und</strong> Spuk bezeichnete. Das klingt recht seriös, <strong>und</strong> so erstaunt es nicht,<br />

daß mehrere Universitäten Lehrstühle <strong>und</strong> Institute für parapsychologische Forschungen<br />

eingerichtet haben .<br />

Wir dürfen hierbei aber nicht übersehen, daß auch die Parapsychologie bei ihrer Suche nach<br />

Experimentierpersonen angewiesen ist auf spiritistische Medien. Und es ist ebenfalls<br />

nachgewiesen, daß mediale Veranlagung niemals auftritt, ohne daß der Betreffende selbst oder<br />

ein Vorfahre sich okkult betätigten. Wir befinden uns also keineswegs auf weltanschaulich<br />

neutralem Boden.


Ebenso beunruhigend wie diese okkulten Gr<strong>und</strong>lagen erscheinen mir aber die zukünftigen<br />

Anwendungsziele der Parapsychologie. Es fällt nämlich auf, daß sie heute invier wichtigen<br />

Zentren betrieben wird:<br />

1. Das größte parapsychologische Forschungsinstitut befindet sich unglaublicherweise in<br />

Leningrad. Allen materialistischen Vor<strong>aus</strong>setzungen der marxistischen Ideologie zum Trotz hat<br />

sich hier seit Stalins Tode ein ganzes Heer von Naturwissenschaftlern auf diesen Grenzbereich<br />

gestürzt. Wenn es nämlich wirklich gelänge, das menschliche Bewußtsein anzuzapfen oder sogar<br />

auf große Entfernung hin geheim zu beeinflussen, so ergäben sich dar<strong>aus</strong> für die Spionage <strong>und</strong><br />

künftige Kriegsführung erstaunliche Möglichkeiten!<br />

2. Ein zweites Zentrum bildet Israel. <strong>Der</strong> bekannte jüdische Laientheologe Schalom Ben-Chorin<br />

hat unter Hinweis auf Beispiele wie Uri Geller berichtet, daß sein Volk auch auf diesem Gebiet<br />

führend sei.<br />

3. Ein drittes Zentrum ist eine moderne Hochschule in dem kleinen westeuropäischen Staat<br />

Luxemburg . Hier soll von weltbekannten Wissenschaftlern die Führungselite der Europäischen<br />

Gemeinschaft in allen Zukunftswissenschaften <strong>aus</strong>gebildet werden, darunter entscheidend auch<br />

in Parapsychologie!<br />

4. Sensationell erschien mir ein Artikel im illustrierten Organ des Genfer Weltkirchenrates „One<br />

World". Er berichtet zunächst über die Anwendung parapsychologischer Forschungen in England<br />

<strong>und</strong> Amerika, woran dort Kirchenführer aller Konfessionen beteiligt seien. <strong>Der</strong> Artikel schließt mit<br />

der her<strong>aus</strong>fordernden Frage: Ist es jetzt nicht Zeit für das Chi Rho (die bekannte griechische<br />

Abkürzung des Christusnamens) des Christentums, das Psi der Parapsychologie erneut ernst zu<br />

nehmen? Kann der Weltkirchenrat dazu helfen, daß dies geschieht?<br />

Welche Perspektiven eröffnen sich hier für die Zukunft des Menschen? Die vier Mächte, die sich<br />

je in ihrer Weise politisch, ideologisch <strong>und</strong> religiös die Gestaltung der künftigen Weltgesellschaft<br />

vorgenommen haben, entdecken jetzt die dabei möglicherwiese entscheidende Bedeutung des<br />

Faktors Psi. Die okkulten Kräfte werden bewußt in den Dienst gestellt. Wer Ohren hat zu hören,<br />

der höre!<br />

E. Die neue religiöse Welle<br />

Als letzte Richtung außersinnlicher Erfahrung nennen wir die sogenannte religiöse Welle . Sie<br />

begegnet uns im wesentlichen in fünf Formen, ohne daß wir diese klar voneinander trennen<br />

könnten:<br />

1. Vom Spiritismus in seiner religiösen Gestalt war soeben die Rede.<br />

2. Zur neuen okkult-religiösen Welle müssen auch die schwarmgeistigen Bewegungen in der<br />

Christenheit gerechnet werden. Hier sucht eine spiritistisch-magische Religiosität scheinchristlich<br />

den biblischen Glauben zu ersetzen.<br />

3. Die Jugendreligionen<br />

Einen eher sektiererischen Eindruck erwecken die sogenannten Jugendreligionen. Sie sind<br />

entweder hinduistisch oder vermischen synkretistisch christliches mit fremdreligiösem<br />

Gedankengut. Meist richten sie sich auf eine unter ihnen weilende Messiasgestalt <strong>aus</strong> <strong>und</strong><br />

erhoffen von ihr das Heil der Welt. Das neue Handbuch religiöser Gemeinschaften zählt dazu die<br />

Hare Krishna-Gruppe, die Vereinigungskirche e.V. (Mun-Sekte), die Scientology-Kirche <strong>und</strong> die<br />

Kinder Gottes des falschen Messias David Berg. Wer in ihre Fänge gerät, der wird <strong>aus</strong> allen<br />

familiären Beziehungen her<strong>aus</strong>gerissen, gerät in den Bannkreis utopischer Hoffnungen <strong>und</strong><br />

okkulter Erfahrungen <strong>und</strong> verfällt oft auch krasser Unmoral.


4. Östliche Heilslehren<br />

Mit wesentlich seriöser erscheinendem Anspruch treten die im Hinduismus <strong>und</strong> Buddhismus<br />

verwurzelten Konzentrationstechniken von Yoga <strong>und</strong> Meditation auf. Sie versprechen dem vom<br />

naturwissenschaftlichen Rationalismus <strong>und</strong> Materialismus <strong>aus</strong>gedörrten Menschen neue<br />

spirituelle Erfahrung. <strong>Der</strong> in der Hektik seines westlich technisierten Lebensstils abgejagte,<br />

deprimierte <strong>und</strong> verkrampfte Zeitgenosse soll völlige körperliche <strong>und</strong> seelische Entspannung<br />

finden. Seine ungenutzten geistlichen Energien sollen ihm erschlossen <strong>und</strong> sein Bewußtsein sich<br />

ins kosmisch Grenzenlose <strong>aus</strong>weiten. Was geschieht aber wirklich? Auch hier wird der geistige<br />

Personenkern des Menschen künstlich aufgebrochen. Er macht in der Tat außersinnliche<br />

Erfahrungen, begegnet geistigen Wirklichkeiten jenseits seiner selbst <strong>und</strong> entfaltet w<strong>und</strong>erhafte<br />

Fähigkeiten, bis hin zum Schweben. Aber er gelangt dadurch keineswegs in die Lichtwelt Jesu<br />

Christi. Vielmehr gerät er in die Abhängigkeit der in den Religionen verehrten Mächte. So<br />

erleuchtend <strong>und</strong> emporhebend solche Erfahrung auch zunächst erscheinen mag: Es geht auch<br />

hier um nichts anderes als um dämonisches Erleben. Wir haben darüber warnende<br />

Erfahrungsberichte z.B. von Menschen, die sich der Transzendentalen Meditation hingegeben<br />

hatten. Ober der ständigen Wiederholung ihres Mantras, eines Zauberwortes, waren sie in den<br />

Bannkreis von Hindu-Gottheiten geraten, was zur geistlichen <strong>und</strong> seelischen Zerrüttung führte.<br />

5. Die kommende Weltreligion<br />

Die religiöse Welle äußert sich schließlich in den Bestrebungen von namhaften Seiten, das<br />

Potential der verschiedenen Religionen <strong>und</strong> auch Ideologien neu zu erschließen. Man will sie<br />

verschmelzen zu einer „Gemeinschaft der Spiritualität“, die bei der Lösung der<br />

Menschheitsprobleme in einer kommenden Weltgemeinschaft eine Quelle der Kraft bilden soll.<br />

Hier nimmt der Genfer Weltkirchenrat eine führende Stellung ein. Er leitet auf seinen Dialog-<br />

Tagungen Vertreter verschiedener Religionen dazu an, in einen geistlichen Aust<strong>aus</strong>ch zu treten.<br />

Diese Bewegung geht insbesondere von indischen Theologen <strong>aus</strong>. Zu befürchten ist dabei aber,<br />

daß die Christenheit schließlich von der Geisterwelt der asiatischen Religionen <strong>und</strong> des<br />

westlichen Spiritismus überrollt wird.<br />

II. Wie erklärt uns die Bibel eine solche okkulte Welle ?<br />

Es ist für uns heute unbedingt wichtig, auf den okkulten Bereich das helle Licht der biblischen<br />

Offenbarung fallen zu lassen. Sie erklärt uns zwar bewußt nicht die Einzelheiten der<br />

übersinnlichen Wirkungen; aber sie will uns lehren, die okkulten Strömungen im Zusammenhang<br />

des Heilsplanes Gottes zu verstehen.<br />

Was sich heute vor unseren Augen vollzieht, ist nichts geringeres als ein zielbewußter Einbruch<br />

der dämonischen Mächte in die Menschheit. Gott hat sie bisher gnädig voneinander getrennt<br />

dadurch, daß er die transzendentalen Wahrnehmungsorgane unseres Geistes durch die<br />

schützende Hülle der Leiblichkeit verschlossen hat. Auch hat er sowohl den Mächten (1. Mose 6,<br />

1 - 6) als auch uns (5. Mose 18, 9 ff.) streng untersagt, direkte Verbindung miteinander<br />

aufzunehmen. Nun aber wird diese Schranke beiderseitig durchbrochen. Viele wachsame<br />

Bibelleser erblicken darin einen endgeschichtlichen Vorgang, obwohl wir nicht wissen, wie lange<br />

Zeit er zu seiner vollen Entfaltung brauchen wird.<br />

Wir können die biblische Geschichte des Reiches Gottes als ein Drama mit 7 Akten beschreiben:<br />

Jeder Akt besteht in einer zielgerichteten Heilstat Gottes, der (in den ersten 6 Akten) jeweils ein<br />

Gegenschlag des Bösen folgt. Dieser scheint den Heilsplan Gottes zwar zu durchkreuzen, läßt<br />

aber seinen schließlichen Triumph nur um so herrlicher aufleuchten.<br />

<strong>Der</strong> erste Akt vollzieht sich in der Vorgeschichte, von der die Bibel nur sehr andeutend redet (z.B.


Hiob 38, 4 - 7). Gott schuf Himmel <strong>und</strong> Erde in einem doppelten Bereich der uns sichtbaren Welt<br />

<strong>und</strong> der sie steuernden unsichtbaren Geistermächte (Psalm 82, 6). Unter Anführung des Fürsten<br />

unter Gottes Engeln kam es aber gegen die Schöpfer zu einem Uraufruhr (Hes. 28, 11 = 15; Jes.<br />

14, 12 - 14). Er - Luzifer - riß einen Teil der Geistermächte mit sich (Judas 6) <strong>und</strong> brachte eine<br />

tiefgehende Störung in die ganze Schöpfung (Röm. 8, 19 - 22).<br />

Gott hält trotzdem an seinem ursprünglichen Plan fest, die Welt zum Schauplatz seiner<br />

Herrlichkeit zu machen. Darum erschuf er imzweiten Akt den Menschen (1. Mose 1, 27) nach<br />

seinem Bilde <strong>und</strong> bestimmte ihn dazu, mit ihm die Herrschaft über seine Schöpfung <strong>aus</strong>zuüben<br />

(1. Mose 1, 28; Psalm 8, 7; 2. Tim. 2, 12; Hebr. 2, 5 - 8) <strong>und</strong> sogar dereinst die gefallenen Engel<br />

zu richten (1. Kor. 6, 3) ! Zuvor sollte der Mensch allerdings in demütigem Dienst seinen<br />

Gehorsam gegen Gott bewähren (Micha 6, 8) -<br />

Diese Bestimmung sucht der Teufel zu vereiteln. Ihm gelingt die Verführung unseres ersten<br />

Elternpaares (1. Mose 3, 1 - 6). Dies ist sein erster dämonischer Einbruch in den menschlichen<br />

Lebensbereich, dem von nun an weitere folgen (1. Mose 6, 1 - 5).<br />

Durch die okkulten Kräfte der Religion <strong>und</strong> Magie, heute auch der Ideologien , verblendet er die<br />

Menschheit (2. Kor. 4, 3 - 4) <strong>und</strong> bringt sie unter seinen Einfluß.<br />

Gott aber beginnt im dritten Akt , d.h. in der alttestamentlichen Heilsgeschichte, damit, seine<br />

Schöpfung von ihrer satanischen Besetzung freizukämpfen. Israel wird durch Gottes Führung<br />

dem Machtbereich der heidnischen Götter entnommen (5. Mose 4, 19 - 20), durch strenge<br />

Einschärfung des ersten Gebotes von ihnen geschieden (5. Mose 6, 14 - 15) <strong>und</strong> in ein<br />

besonderes Vertrauens- <strong>und</strong> Dienstverhältnis zu Gott gestellt (2. Mose 19, 3 - 6).Israel bleibt<br />

seiner Berufung aber nicht treu, sondern verfällt dem dämonischen Götzendienst (2. Kön. 21, 5 -<br />

6). <strong>Der</strong> Herr vollzieht darum an seinem Volk das Verwerfungsgericht (2. Kön. 23, 26 f.),rettet aber<br />

einen heiligen Rest hindurch (Jes. 6, 13).<br />

Als Durchbruch der neutestamentlichen Heilsgeschichte erscheint im vierten Akt der, in dem<br />

Gottes Plan zur Erfüllung kommen soll: Jesus Christus, von Ewigkeit wahrer Sohn Gottes, ist<br />

zugleich der von der Jungfrau Maria geborene wahre Mensch, der Gott bis zur völligen<br />

Selbsthingabe Gehorsam leistet (Phil. 2, 5 f) Sein Kreuzestod, die scheinbare Niederlage unter<br />

Satan, führt in Wahrheit zum Siege über den „Fürsten dieser Welt" (Joh. 12, 31; 14, 30; 16, 11).<br />

Darum wird Christus durch seine Auferstehung <strong>und</strong> Himmelfahrt in die Statthalterschaft Gottes<br />

über alle Mächte im Himmel, auf Erden <strong>und</strong> unter der Erde eingesetzt (Matth. 28, 19; Eph. 1, 20<br />

f.; Hebr. 1, 6 ff.; Phil. 2, 10).<br />

Im fünften Akt setzt der erhöhte Christus durch seinen irdischen Leib (Eph. 1, 22 f.), d.h. durch<br />

die Mission seiner Kirche (Matth. 28, 19 - 20) die göttliche Wiederinbesitznahme der Erde fort.<br />

Dabei kommt es zu einer ständigen unsichtbaren Konfrontation zwischen der Gemeinde <strong>und</strong> den<br />

satanischen Geistern (Eph. 6, 10 f£). Denn sie wollen ja das von ihnen gehaltene Gebiet nicht<br />

preisgeben. Vor allem fürchten sie ihr endgültiges Strafurteil (Matth. 8, 29; 25, 41), das dann über<br />

sie ergehen wird, wenn die Vollzahl der Gemeinde Jesu <strong>aus</strong> allen Völkern versammelt sein wird<br />

(Offb. 12, 12). Wenn dies heilsgeschichtliche Ziel der Weltmission erreicht ist, wird das Ende<br />

kommen (Matth. 24, 14).<br />

Gerade dieser Ausblick veranlaßt den Teufel zu einer letzten Generalmobilmachung. Er<br />

entfesselt nun all seine übermenschlichen Kräfte, um nicht nur erneut die ganze Welt, sondern<br />

auch die Kirche seiner Herrschaft zu unterwerfen. Dabei spielen auch die okkulten Künste<br />

falscher Propheten eine fatale Rolle (Matth. 24, 24; Offb. 13, 11 ff.). Sie helfen mit ihren Zeichen<br />

<strong>und</strong> W<strong>und</strong>ern dazu, daß schließlich die Menschheit den Antichristen, das satanische Gegenbild<br />

Christi, anbeten wird (2.Thess. 2, 3 ff.; Offb. 13, 1 - 8). -<br />

Diese letzte Machtentfaltung würde ihm allerdings nicht ohne eine <strong>aus</strong>drückliche Zulassung<br />

Gottes (2. Thess. 2, 11) möglich werden. Warum aber läßt Gott den begonnenen großen Abfall<br />

<strong>und</strong> die kommende große Trübsal zu (Matth. 24, 10 - 22)? Sie sollen der letzten <strong>Sicht</strong>ung (Luk.<br />

22, 31) der <strong>aus</strong>erwählten Gemeinde Jesu für ihren bevorstehenden höheren Auftrag dienen (2.<br />

Tim. 2, 12).


Gerade im rechten Augenblick, im sechsten Akt, wird Christus selbst mit seinen heiligen Engeln<br />

vom Himmel her erscheinen (Mark. 8, 38) <strong>und</strong> den Antichristen durch den Hauch seines M<strong>und</strong>es<br />

töten (2. Thess. 2, 8). Dann wird der Teufel nach seinem letzten Aufruhr seiner ewigen<br />

Höllenstrafe übergeben werden (Offb. 20, 7 - 10).<br />

Das aber ist nur der dunkle Hintergr<strong>und</strong> für den siebenten Akt: Gott wird an die Stelle der ersten<br />

Schöpfung den neuen Himmel <strong>und</strong> die neue Erde setzen (Offb. 21, 1 - 5). Wenn Christus so alle<br />

gottfeindlichen Gewalten zunichte gemacht haben wird, dann wird Gott sein alles in allem (1. Kor.<br />

15, 24 - 28).<br />

Wenn diese sehr vereinfachte dramatische Darstellung dem biblischen Heilsplan Gottes<br />

entspricht, so können wir auch die okkulte Welle deuten; wir verstehen sie als die Eröffnung jener<br />

letzten Schlacht, die Satan vor Christi Wiederkunft gegen seine irdische Gemeinde entfesseln<br />

wird. Es leuchtet nicht nur unmittelbar ein, sondern wird vom prophetischen Wort der Schrift<br />

<strong>aus</strong>drücklich bestätigt, daß die Gegenangriffe des bisherigen Fürsten dieser Welt in dem Maße<br />

heftiger werden, wie sich der Heilsplan Gottes seiner Vollendung nähert; Frohlocket, ihr Himmel,<br />

<strong>und</strong> die ihr darin wohnet! Wehe der Erde <strong>und</strong> dem Meer; denn der Teufel ist zu euch<br />

herabgekommen, <strong>und</strong> er hat einen großen Zorn, da er weiß, daß er nur noch eine kurze Frist hat<br />

(Offb. 12, 12).<br />

So spielt der Teufel nacheinander <strong>und</strong> miteinander alle Mittel <strong>aus</strong>, die ihm als dem einst vollendet<br />

begabten Geschöpfe Gottes (Hes. 28, 12) zu Gebote stehen. In der Tat führte in den letzten 200<br />

Jahren seit der Französischen Revolution in Europa ein ideologischer, gottfeindlicher Angriff nach<br />

dem anderen zur Unterminierung des christlichen Glaubens. Alle diese Angriffe wiederholen sich<br />

in unseren Tagen in rasanter Abfolge mit weltweiter Wucht. Bemerkenswerterweise brachen viele<br />

dieser Bewegungen 1967 <strong>aus</strong>, dem Jahr des Sechs-Tage-Krieges, in demIsrael seine alte<br />

Hauptstadt Jerusalem zurückgewann (Luk. 21, 24)!<br />

Wir erlebten zuerst den Durchbruch radikaler Bibelkritik hinunter zur Basis der Gemeinde. Es<br />

folgte der globale Ausbruch der neomarxistischen Studentenrevolte. Die Sexwelle <strong>und</strong> die<br />

antiautoritäre Welle zerrütteten das Gefüge von Familie, Schule 2g <strong>und</strong> Staat 29 . Die moderne<br />

gruppendynamische Welle bereitet die Kollektivmentalität der kommenden Einheitsgesellschaft<br />

vor. Und nun brandet auch die okkulte Welle heran. Eine schaurige Vorwegnahme ihrer<br />

äußersten frevelhaften Zielsetzung fand sie schon bei ihrem Ausbruch 1967: Von San Francisco<br />

<strong>aus</strong>gehend bildeten sich Kirchen, in denen bereits jetzt das geschieht, was wir als zentralen<br />

Schlußakt der okkulten Entfesselung zu erwarten haben: die offene Anbetung des Satans (Offb.<br />

13, 4)!<br />

Angesichts dieser furchtbaren Bedrohung stellen wir nun unsere letzte Frage:<br />

III. Wie können Jünger Jesu der okkulten Welle begegnen?<br />

Fünf Leitsätze sollen darauf antworten:<br />

1. Wir dürfen die okkulte Welle in ihren verschiedenartigen Erscheinungen <strong>und</strong> ihrer satanischen<br />

Hintergründigkeit nicht verharmlosen.<br />

Das, was uns heute in den verschiedenen aufgezählten Bereichen begegnet, mag zwar in<br />

einzelnen Fällen bloßer Humbug sein. Von der Gesamterscheinung aber gilt, daß wir in ihr der<br />

Wirksamkeit unsichtbarer Geistermächte begegnen, denen der Mensch mit seiner natürlichen<br />

Ausrüstung nicht gewachsen ist (Eph. 6, 11). Dabei haben wir es nicht etwa zu tun mit einer<br />

bloßen Mode, einem gelegentlichen Rückfall in den Aberglauben, sondern mit einer Bewegung,<br />

die sich in ihrer Wucht noch erheblich steigern wird. Wir haben vor ihr auf das ernsteste zu<br />

warnen, ohne Scheu davor, uns dabei lächerlich zu machen. Satan selbst ist ja am meisten daran


interessiert, daß man seine Existenz leugnet, damit er unerkannt im Dunkeln operieren kann. Wer<br />

aber heute über die Warnung vor seiner Macht lacht, dem wird morgen das Lachen im Halse<br />

stecken bleiben!<br />

2. Zugleich gilt es, unseren Blick nicht etwa auf die okkulten Mächte zu richten, sondern vielmehr<br />

auf Jesus Christus: Er hat sie bereits entmächtigt (Kol. 2, 15) <strong>und</strong> wird sie in Bälde ganz unter<br />

seine Füße treten (Röm. 16, 20).<br />

Wir müssen im Blick auf die okkulten Mächte auch die entgegengesetzte Gefahr vermeiden, sie<br />

zu ernst zu nehmen. Wir dürfen ihnen nicht etwa eine Mächtigkeit zusprechen, die sie für den<br />

durch Christus Erlösten bereits verloren haben (Röm.8,38).<br />

So unglaublich es klingt: Das sich Aufbäumen der okkulten Mächte ist für den Gläubigen auch ein<br />

Gr<strong>und</strong> zur wachsenden Siegeszuversicht: Er erkennt nämlich gerade an der Heftigkeit dieser<br />

Angriffe, daß die Zeit der endgültigen Erlösung <strong>aus</strong> ihrem Banne nahegerückt sein muß (Luk. 21,<br />

28). Dann aber wird Christus in seiner ganzen Herrlichkeit erscheinen, um ihrem Treiben ein<br />

Ende zu setzen (Matth. 24, 36).<br />

3. Es gilt, der okkulten Welle größte Wachsamkeit im eigenen geistlichen Leben<br />

entgegenzusetzen.<br />

Unser Herz darf nicht zugleich ein Tempel des heiligen Geistes (1. Kor. 3, 16; 2. Kor. 6, 14 - 16)<br />

<strong>und</strong> eine Beh<strong>aus</strong>ung okkulter Geistesmächte (Luk. 11, 24 - 26) sein. Deswegen gilt es einerseits,<br />

ständig die innere Gemeinschaft mit unserem wahren Herrn im Gebet <strong>und</strong> im Hören auf sein<br />

heiliges Wort zu pflegen. Wir wollen unserem Taufb<strong>und</strong>e treu bleiben, die Stärkung des Heiligen<br />

Abendmahles regelmäßig empfangen (Apg. 2, 42) <strong>und</strong> auch die Glaubensgemeinschaft der<br />

Brüder nicht verlassen (Hebr. 10, 25). Andererseits aber gilt es, auch den leisesten, wenn auch<br />

nur spielerischen oder experimentellen Kontakt mit okkulter Geistermacht zu vermeiden. Jede<br />

magische Praxis, jedes angehängte Amulett, jeder Gang zum okkulten Heilpraktiker oder<br />

Hellseher, jedes parapsychologische Experiment, ja schon die Lektüre okkulter Literatur führt in<br />

den Bannkreis dieser Mächte. Am schlimmsten aber ist die Direkt<strong>aus</strong>lieferung an sie durch die<br />

aktive Teilnahme an einem fremdreligiösen Ritus oder gar am Satanismus.<br />

4. Wer durch eigene oder fremde Schuld in eine okkulte Behaftung geraten ist, suche zur Lö sung<br />

einen vollmächtigen Seelsorger auf.<br />

Jesus hat seinen Jüngern die Vollmacht gegeben, in seinem Namen auch den bösen Geistern zu<br />

gebieten (Matth. 10, 1; Luk. 10, 17) <strong>und</strong> Menschen <strong>aus</strong> ihrem Bann zu lösen. In früheren Zeiten,<br />

als die Kirche noch mehr von der Wirklichkeit der Dämonen gewußt hat, hat es solche<br />

kämpferische Seelsorge häu figer gegeben. Heute möchte man sie am liebsten ins Mittelalter<br />

verweisen oder gar strafrechtlich ver bieten. Aber es gibt noch Diener Christi, die okkult<br />

Belasteten vollmächtig helfen können. Es wird dabeiimmer um die gleichen fünf Gr<strong>und</strong>schritte<br />

gehen: <strong>Der</strong> okkult Behaftete muß als erstes seine Schuld erkennen, bereuen <strong>und</strong> bekennen, was<br />

ihn unter diesen Einfluß gebracht hat. -<br />

Er muß sich zweitens völlig trennen von dem, was ihn okkult belastet, seien, daß er sein Amulett<br />

<strong>aus</strong>liefert <strong>und</strong> vernichtet ,sei es, daß er das ihm in der TranszendentalenMeditation zuerteilte<br />

Mantra, das Zauberwort, preis gibt. -<br />

<strong>Der</strong> dritte Schritt ist die namentliche Ab sage an den Satan <strong>und</strong> die besondere Dämonische<br />

Macht; -<br />

der vierte Schritt ist die erneute Übergabe an Jesus Christus <strong>und</strong> die persönliche<br />

Inanspruchnahme eines Sühneopfers am Kreuz. -<br />

Daraufhin wird fünftens der Seelsorger das Lossagegebet sprechen, im Namen Jesu Christi dem<br />

dämonischen Geist gebieten, von dem Belasteten abzulassen, <strong>und</strong> ihm die Vergebung seiner<br />

Schuld zusagen.<br />

5. Angesichts der okkulten Welle werden lebendige Christen ihre Berufung noch gewissenhafter<br />

wahrnehmen, sich im geistlichen Kampf in das Heer des Lichtes einzureihen.


Wir Christen sind nach Eph. 6, 10 f. in die Zone des Kampfes zwischen dem Reich des Lichtes<br />

<strong>und</strong> der Finsternis gestellt. Standhaft sollen wir jeder Ver lockung des Satans widerstehen <strong>und</strong><br />

dem Herrn dieTreue bewahren. Diese Treue bewährt sich aber ge rade auch darin, - daß wir<br />

selbst in jenen Geisterkampf eintreten. Es geht darum, gegen die dämonischen An griffe des<br />

Feindes auf die Gemeinde einen Schutzwall des Gebetes zu errichten. Ja, in der Kraft des<br />

Heiligen Geistes können wir dem Evangelium den Weg auch in dämonisch blockierte Herzen<br />

anderer Menschen bahnen. Solcher Kampf kann im äußersten Fall das Leben kosten (Offb. 13,<br />

7). Das lehren uns die Märtyrer Christi. Aber gerade sie haben auch teil an seinem Sieg über den<br />

Feind. Denn von ihnen heißt es:<br />

Und sie haben ihn überw<strong>und</strong>en durch des Lammes Blut <strong>und</strong> durch das Wort ihres Zeugnisses<br />

<strong>und</strong> haben ihr Leben nicht geliebt bis an den Tod(Offb. 12,11).<br />

Und der Herr selbst ruft uns zu: Sei getreu bis in den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens<br />

geben! (Offb. 2, 10)<br />

--<br />

- War Karl Marx ein Satanist ? -<br />

Von Richard Wurmbrand<br />

Bevor Marx Volkswirtschaftler <strong>und</strong> berühmter Kommu nist wurde, war er Humanist. Heute ist ein<br />

Drittel der Welt marxistisch. Auch viele kapitalistische Länder haben den Marxismus in der einen<br />

oder anderen Form übernommen. Es gibt sogar Christen <strong>und</strong> kirchliche Vertreter in hohen<br />

Stellungen, die der Meinung sind, daß Jesus zwar die richtige Antwort auf die Frage hatte, wie<br />

man in den Him mel kommt, aber daß Marx die Frage richtig löste, wie man den Hungrigen,<br />

Armen <strong>und</strong> Unterdrückten dieser Welt hel fen kann.<br />

Marx war sehr humanistisch. Eine Idee be herrschte ihn - wie man den <strong>aus</strong>gebeuteten Massen<br />

helfen könne. Er vertrat die Überzeugung, daß der Kapitalismus sie arm machte: Wäre dieses<br />

korrupte System einmal be seitigt, so bilde sich nach einer Übergangszeit der Diktatur des<br />

Proletariats eine Gesellschaft her<strong>aus</strong>, in der jeder seinen Fähigkeiten entsprechend in Fabriken<br />

<strong>und</strong> auf Höfen, die einem Kollektiv angehörten, arbeiten würde <strong>und</strong> seinen Bedürfnissen<br />

entsprechend entlohnt würde. Dann gäbe es keinen Staat, der über den Einzelnen herrscht,<br />

keine Kriege, keine Revolutionen - nur eine anhaltende, allgemeine Bruderschaft.<br />

Um die Massen glücklich zu machen, braucht es mehr als einen Sturz des Kapitalismus. Marx<br />

schreibt:<br />

„Die Aufhebung der Religion als des illusorischen Glücks des Volkes ist die Forderung seines<br />

wirklichen Glücks. Es muß die Illusion über seinen Zustand aufgeben, der der Illusion bedarf. Die<br />

Kritik der Religion ist also im Keim die Kritik des Jammertales, dessen Heiligenschein die Religion<br />

ist." (Einleitung zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie, Marx, Engels, Historisch-kritische<br />

Gesamt<strong>aus</strong>gabe, hrsg. von David Rjazanov, Marx-Engels -Archiv Verlagsgesellschaft,<br />

Frankfurt/Main, Abteilung I, Band 1. Halbband 1, Seiten 607-608.)<br />

Marx war gegen die Religion, weil die Religion die Er füllung des kommunistischen Ideals<br />

behindert, das er für die einzige Antwort auf die Probleme der Welt hielt.<br />

So erklären Marxisten ihre Einstellung. Es gibt auch Geistliche, die sich solcher Erklärungen<br />

bedienen. Pfarrer Österreicher (England) sagte in einer Predigt: „<strong>Der</strong> Kom munismus, wie auch<br />

immer seine gegenwärtigen Formen <strong>aus</strong>sehen mögen, ob gut oder schlecht, ist in seinem Ur<br />

sprung eine Bewegung zur Emanzipation des Menschen <strong>aus</strong> der Ausbeutung durch seine


Mitmenschen her<strong>aus</strong>. Soziolo gisch gesehen stand <strong>und</strong> steht die Kirche auch heute noch<br />

größtenteils auf der Seite der Ausbeuter der Welt. Karl Marx, dessen Theorien seine Leidenschaft<br />

für Gerechtigkeit <strong>und</strong> Brüderlichkeit kaum verbergen <strong>und</strong> die ihre Wurzel in den hebräischen<br />

Propheten hat, hasste die Religion, weil sie als Instrument zur Erhaltung eines Status quo<br />

eingesetzt wurde, in dem Kinder Sklaven waren <strong>und</strong> sich zu Tode arbeiteten, um andere hier in<br />

Großbritannien reich zu machen. Es war keine billige Redensart, wenn man vor hun dert Jahren<br />

sagte, daß Religion das Opium der Masse sei . . . Als Mitglied des Leibes Christi müssen wir zu<br />

ein facher Reue kommen <strong>und</strong> wissen, daß wir in tiefer Schuld eines jeden Kommunisten<br />

stehen"(Predigten, St. Mary's, Fontana, 1968.)<br />

Ich bin Christ. Auch ich liebe die Menschen <strong>und</strong> möchte ihr Wohl. Ohne Skrupel würde ich<br />

Anarchismus, Kommu nismus, Demokratie oder Faschismus annehmen, wenn das dem Glück<br />

der Menschen dienen würde. Ich habe eine Menge Zeit damit verbracht, die Denkweise von Marx<br />

zu studieren <strong>und</strong> zu verstehen, <strong>und</strong> habe ein paar überraschen de Dinge her<strong>aus</strong>gef<strong>und</strong>en, die ich<br />

dem Leser gerne über mitteln möchte.<br />

<strong>Der</strong> Marxismus macht Eindruck, weil er Erfolg hat, aber Erfolg beweist noch lange nichts. Auch<br />

Medizinmänner haben Erfolg. Erfolg bestätigt sowohl Irrtümer als auch Wahrheiten. Fehler sind<br />

unbezahlbar. Sie öffnen den Weg zu tiefer Wahrheit. So wollen wir einige Werke von Marx<br />

analysieren, ohne Rücksicht auf ihren Erfolg.<br />

In seiner frühen Jugend war Karl Marx Christ. Sein Reli gionsaufsatz im Abitur trägt den Titel „Die<br />

Vereinigung der Gläubigen mit Christo" (nach Joh. 15, 1-14) Darin lesen wir die herrlichen Worte:<br />

„So besteht die Vereinigung mit Christo <strong>aus</strong> der innig sten, lebendigsten Gemeinschaft mit ihm<br />

darin, daß wir so von Christi Liebe durchdrungen sind, daß wir unser Herz zugleich den Brüdern<br />

zuwenden, die er inniger mit uns ver b<strong>und</strong>en <strong>und</strong> für die er sich auch geopfert hat."(Marx <strong>und</strong><br />

Engels, Ges. Werke Teil I, Intern. Publishers, New York 1974)<br />

Also kannte Marx einen Weg, wie Menschen liebevolle Brüder werden konnten - durch das<br />

Christentum.<br />

Er fährt fort:<br />

„Also leiht die Vereinigung mit Christo innere Erhebung, Trost im Leiden, ruhige Zuversicht <strong>und</strong><br />

ein Herz, das der Menschenliebe, das allem Edlen, allem Großen, nicht <strong>aus</strong> Ehrgeiz, nicht <strong>aus</strong><br />

Ruhmsucht, sondern nur Christi wegen geöffnet ist. Ebenso gibt die Vereinigung mit Christo eine<br />

Freudigkeit, die der Epikuräer vergebens in seiner leicht fertigen Philosophie, der tiefere Denker<br />

in den verborgen sten Tiefen des Wissens zu erhaschen strebt. Eine Freudig keit, die das Leben<br />

schöner gestaltet <strong>und</strong> erhebt, die nur das unbefangene, kindliche, mit Christo <strong>und</strong> durch Gott<br />

verb<strong>und</strong>ene Gemüt kennt.“<br />

Zum selben Zeitpunkt erklärt er in seinem Aufsatz ’Betrachtungen eines Jünglings bei der Wahl<br />

seines Berufes’: „Die Religion selber lehrt uns, daß das Ideal, dem alle nachstreben, sich für die<br />

Menschheit ge opfert habe, <strong>und</strong> wer wagt solche Ansprüche zu vernich ten? Wenn wir den Stand<br />

gewählt, in dem wir am meisten für die Menschheit wirken können, dann können uns Lasten nicht<br />

niederbeugen, weil sie nur Opfer für alle sind."<br />

Keine Umkehr oder Abtrünnigkeit ändert den Men schen vollkommen. Es kommt manchmal nach<br />

einer derartigen Kehrtwendung in der Denkweise vor, daß sich der alte Glaube oder Unglaube<br />

wieder ins Bewußtsein drängt. Das beweist, daß sie nicht <strong>aus</strong> den Gedanken <strong>aus</strong>gelöscht, son<br />

dern nur ins Unterbewußtsein verdrängt wurden.<br />

<strong>Der</strong> alte Christus-Komplex taucht noch lange in Marx' Schriften auf, selbst dann noch, als er sich<br />

zum militanten Bekämpfer aller Religion aufwarf.<br />

Selbst in einem so schwer verständlichen Buch über poli tische Wirtschaft wie „Das Kapital“, in


denen Gedanken über die Religion nicht gerade üblich sind, schrieb der er wachsene,<br />

anti-religiöse Marx völlig zusammenhanglos: „Das Christentum mit seinem Kult des abstrakten<br />

Men schen <strong>und</strong> besonders in seiner bourgeoisen <strong>Entwicklung</strong>, dem Protestantismus, Deismus<br />

usw., ist die geeignetste Form der Religion." (Kapital I, Abs. IV)<br />

Vergessen wir nicht, daß Marx einmal gläubiger Christ war.<br />

In seinem letzten Zeugnis im Gymnasium stand folgen des unter „Religionserziehung": „Seine<br />

Kenntnis des christlichen Glaubens <strong>und</strong> der moralischen Gr<strong>und</strong>sätze ist klar <strong>und</strong> sehr f<strong>und</strong>iert. Er<br />

kennt sich auch ein wenig in der Geschichte der christlichen Kirche <strong>aus</strong>."(Archiv für die<br />

Geschichte des Sozialismus <strong>und</strong> der Arbeiterbewegung 1925 in Deutschland)<br />

Kurz nachdem er dieses Zeugnis erhielt, geschah etwas Mysteriöses in seinem Leben. Lange<br />

bevor Moses Hess ihn 1841 zur sozialistischen Überzeugung brachte, war er leidenschaftlich<br />

anti-religiös geworden.<br />

Schon während seiner Studentenjahre hatte sich ein ande rer Marx her<strong>aus</strong>gebildet. Er schreibt in<br />

einem Gedicht: „Ich möchte mich an dem Einen rächen, der dort oben herrscht." Er war also<br />

überzeugt, daß es einen im Himmel gibt, der herrscht. Er lag im Streit mit ihm. Aber der Eine dort<br />

oben hatte ihm nichts getan. Marx gehörte einer relativ wohlhabenden Familie an. Er hatte in<br />

seiner Kindheit nie gehungert. Er hatte es besser als viele Kommilitonen. Was erzeugte diesen<br />

entsetzlichen Haß gegen Gott? Über ein persönliches Motiv ist nichts bekannt. War Karl Marx mit<br />

dieser Erklärung nur das Sprachrohr eines anderen?<br />

In einem Alter, in dem jeder normale junge Mensch Träume hegt, anderen Gutes zu tun <strong>und</strong><br />

seine eigene Zukunft plant, schrieb er folgende Zeilen. Warum?<br />

„Einen Thron will ich mir auferbauen,<br />

kalt <strong>und</strong> riesig soll sein Gipfel sein,<br />

sein Bollwerk sei ihm übermenschlich Grauen,<br />

<strong>und</strong> sein Marschall sei die düst're Pein!"<br />

„Wer mit ges<strong>und</strong>em Auge darauf sieht,<br />

soll tödlich blaß <strong>und</strong> stumm sich wenden,<br />

von blinder, kalter Sterblichkeit ergriffen,<br />

soll das Glück sein Grab bereiten."<br />

(Zitat <strong>aus</strong> „Des Verzweifelnden Gebet", Karl Marx, Collected Works, Bd.I., International<br />

Publishers, 1974)<br />

Die Worte, „ich möchte mir einen Thron errichten", <strong>und</strong> das Bekenntnis, daß von dem, der auf<br />

diesem Thron sitzt, nur Furcht <strong>und</strong> Leid kommt, erinnert an die überhebliche Prahlerei Luzifers:<br />

„Ich will in den Himmel steigen <strong>und</strong> mei nen Stuhl über die Sterne Gottes erhöhen." (Jesaja 14,<br />

13)<br />

Wozu einen derartigen Thron? Die Antwort findet sich in einem Drama, das kaum bekannt ist,<br />

<strong>und</strong> das Marx ebenfalls während seiner Studienjahre verfasste. Es heißt „Oula nem". Zur<br />

Erklärung dieses Titels muß ich etwas abschwei fen.<br />

Es gibt eine Satanskirche. Zu ihren Ritualen gehört eine schwarze Messe, die ein Teufelspriester<br />

um Mitternacht hält. Die Kerzen werden verkehrt in den Kerzenhalter ge steckt. <strong>Der</strong> Priester trägt<br />

sein Gewand, aber mit der Innen seite nach außen. Alles, was in seinem Gebetbuch steht, sagt<br />

er von hinten nach vorne. Die Namen Gottes, Jesu <strong>und</strong> Maria werden verkehrt gelesen. Eine<br />

heilige Oblate, die <strong>aus</strong> einer Kirche gestohlen wurde, wird verhöhnt, wenn der Teufelspriester zu<br />

den Worten kommt, mit denen Jesus das heilige Abendmahl einsetzte: „Nehmet hin <strong>und</strong> esset.<br />

Das ist mein Leib, für euch dahingegeben. Nehmet hin <strong>und</strong> trinket, das ist mein Blut, das Blut des


Neuen Testaments, für euch vergossen." Ein Kruzifix wird umgekehrt aufge hängt oder es wird<br />

darauf herumgetreten. <strong>Der</strong> Körper einer nackten Frau dient als Altar. Eine Hostie, die in<br />

irgendeiner Kirche gestohlen wurde, wird mit dem Namen Satans versehen <strong>und</strong> für ein<br />

Verhöhnungsabendmahl ver wendet. Während der schwarzen Messe wird eine Bibel verbrannt.<br />

Alle Anwesenden versprechen, alle sieben Todsünden zu begehen, die im katholischen<br />

Katechismus stehen. Dann folgt eine Orgie.<br />

Die Satansverehrung ist schon sehr alt. In 5. Mose 32, 17 steht, daß das Volk den Teufeln<br />

opferte. König Jerobeam von Israel ließ den Teufeln später sogar Priester weihen. (2. Chronik 11,<br />

15)<br />

Es ist charakteristisch, daß es sich bei „Oulanem" um eine Verdrehung eines heiligen Namens<br />

handelt: Es ist ein Ana gramm vom Emanuel, dem biblischen Namen für Jesus, der auf<br />

Hebräisch „Gott mit uns" bedeutet.<br />

Solche Namensverdrehungen werden in der schwarzen Magie für wirksam gehalten.<br />

Und nun hören Sie sich zuerst das seltsame Geständnis an, das Marx in seinem Gedicht<br />

„Spielmann" macht:<br />

Was, was! Ich stech', stech' ohne Fehle<br />

Blutschwarz den Säbel in deine Seele,<br />

Gott kennt sie nicht, Gott acht't nicht die Kunst,<br />

die stieß in den Kopf <strong>aus</strong> Höllendurst,<br />

Bis das Hirn vernarrt, bis das Herz verwandelt,<br />

Die hab ich lebendig vom Schwarzen erhandelt!<br />

<strong>Der</strong> schlägt mir den Takt, der kreidet die Zeichen . . .<br />

Diese Zeilen werden bedeutungsvoll, wenn man weiß, daß in den Ritualen der höheren Weihe im<br />

Teufelskult dem Kandidaten ein verzaubertes Schwert verkauft wird, das Erfolg zusichert. Er<br />

bezahlt dafür, indem er mit Blut <strong>aus</strong> seinen Adern einen Schwur unterschreibt, daß seine Seele<br />

nach dem Tod dem Teufel gehört.<br />

Und jetzt zitiere ich <strong>aus</strong> dem Einakter „Oulanem":<br />

„Und mehr noch weiß ich, andere sind noch hier,<br />

die sind auch Oulanem, auch Oulanem!<br />

<strong>Der</strong> Name klingt, wie Tod, er klingt fort,<br />

bis er im schnöden Träger <strong>aus</strong>geklungen.<br />

Halt! hab' ich's jetzt! Es steigt <strong>aus</strong> meiner Seele,<br />

so klar wie Luft, so fest wie meine Knochen,<br />

geharnischt steht sein Schwur mir vor den Augen,<br />

Ich hab's gef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> ihn lass' ich's finden!<br />

(Erste Szene)<br />

Doch dich, dich personifizierte Menschheit, fassen meine Jugendarme,<br />

sie klammern krampfhaft sich um deine Brust,<br />

der Abgr<strong>und</strong> gähnt uns beiden Nacht herauf<br />

<strong>und</strong> sinkst du unter, lächelnd folg ich nach,<br />

<strong>und</strong> raun dir zu, hinab! komm mit, Genosse!<br />

(Zweite Szene)<br />

Die Bibel, die Marx in seiner Universitätszeit studiert hatte <strong>und</strong> die er in reifen Jahren sehr gut<br />

kannte, sagt <strong>aus</strong>, daß der Teufel von einem Engel geb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> in den Ab gr<strong>und</strong> der Hölle


geworfen wird. Marx will die ganze Menschheit in diesen Abgr<strong>und</strong> ziehen, der für den Teufel <strong>und</strong><br />

seine Engel reserviert ist.<br />

Wer spricht in diesem Drama <strong>aus</strong> Marx? Ist es vernünftig, von einem jungen Menschen zu<br />

erwarten, daß er als Lebens traum die Vision der Menschheit, die dem Abgr<strong>und</strong> der Finsternis<br />

entgegengeht, nährt (äußerste Finsternis ist ein <strong>biblischer</strong> Ausdruck für Hölle) <strong>und</strong> selbst lacht,<br />

wenn er denen folgt, die er in den Unglauben führte? Nirgends in der Welt wird dieses Ideal<br />

verkündigt, außer in den höchsten Weiheriten der Teufelsgemeinde.<br />

Dann kommt für Oulanem die Zeit des Todes. Seine Worte lauten:<br />

„Verfall'n! Die St<strong>und</strong>e, sie ist abgelaufen,<br />

Die Horen stehn, der Zwergbau stürzt zusammen!<br />

Bald preß ich Ewigkeit ans Herz <strong>und</strong> heule<br />

der Menschheit Riesenfluch in sie hinein."<br />

Marx liebte die Worte in Goethes F<strong>aus</strong>t: „Alles was besteht, ist wert, daß es zugr<strong>und</strong>e geht.<br />

Alles - einschließlich des Proletariats <strong>und</strong> der Genossen. Marx zitierte diese Worte in „<strong>Der</strong><br />

Achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte". Stalin handelte nach ihnen <strong>und</strong> zerstörte sogar seine<br />

eigene Familie.<br />

Die Teufelssekte ist nicht materialistisch. Sie glaubt an ein ewiges Leben. Oulanem, die Person,<br />

für die Marx spricht, ficht das ewige Leben nicht an. Er bestätigt es sogar, aber als ein Leben des<br />

Hasses, bis zum Extrem übertrieben. Es ist bemerkenswert, daß Ewigkeit für die Teufel „Qual" be<br />

deutet. Und so wurde auch Jesus von den Dämonen ge fragt: „Bist du hergekommen, um uns vor<br />

der Zeit zu quälen?" (Matth. 8, 29)<br />

Ebenso bei Marx:<br />

„Ha, Ewigkeit! Das ist ein ewiger Schmerz,<br />

ein un<strong>aus</strong>sprechlich unermeßlich Tod!<br />

Schnöd' Kunstwerk, blindmechanisch aufgezogen,<br />

des Zeitenraums Kalendernarr zu sein,<br />

zu sein, damit doch irgendwas geschieht,<br />

zerfall'n, damit doch irgendwas zerfällt!"<br />

Wir fangen an zu verstehen, was mit dem jungen Marx geschehen ist. Er hatte christliche<br />

Überzeugungen, aber kein Glaubensleben. Seine Korrespondenz mit seinem Vater zeugt von der<br />

Verschwendung großer Geldsummen für Vergnügungen <strong>und</strong> von seinem ständigen Streit mit der<br />

elterlichen Autorität über diese <strong>und</strong> andere Angelegen heiten. Dann kam er offensichtlich mit der<br />

geheimen Teufelsgemeinde in Berührung <strong>und</strong> empfing die Riten der Weihe. Satan, den seine<br />

Verehrer in halluzinatorischen Orgien sehen, spricht durch sie. So wird Marx nun zum Sprachrohr<br />

des Teufels, wenn er die Worte <strong>aus</strong>spricht:<br />

„Ich will mich an dem Einen rächen, der dort oben regiert."<br />

Hören wir uns doch das Ende von „Oulanem" an:<br />

„Gäb's außer ihr ein Etwas, das verschlänge,<br />

ich spräng' hinein, müßt' ich 'ne Welt zertrümmern,<br />

die zwischen ihr <strong>und</strong> mir sich aufgetürmt!<br />

Zerschell'n müßt sie am langgedehnten Fluche.<br />

Die Arme schlüg ich um das harte Sein,<br />

<strong>und</strong> mich umarmend müßt' es stumm vergehn,<br />

<strong>und</strong> dann hinab, versinken in dem Nichts,


ganz untergehn, nicht sein, es wäre Leben . . ."<br />

(Dietz-Verlag Berlin, 1975, Abteilung I, Band 1, Seiten 640-641, 651, 655, 660-661)<br />

In „Oulanem" tut Marx dasselbe wie der Teufel. Er schickt die ganze menschliche Rasse in die<br />

Verdammnis. Er will durch seinen Fluch die ganze Welt zertrümmern. „Oulanem" ist vielleicht das<br />

einzige Drama der Welt, in dem sich alle Personen ihrer eigenen Verderbtheit bewußt sind, sie<br />

offen zeigen <strong>und</strong> voller Überzeugung feiern. In diesem Drama gibt es kein schwarz <strong>und</strong> weiß. Es<br />

gibt keine Klaudius <strong>und</strong> Ophelia, Jago <strong>und</strong> Desdemona. Hier sind alle schwarz <strong>und</strong> alle erfüllen<br />

Aspekte des Mephisto. Alle sind satanisch, korrupt <strong>und</strong> verdammt.(Robert Payne, Marx, W. H.<br />

Allen, London, 1968)<br />

Damals war Marx 19. Er war jung, aber ein vorzeitiger Genius. Das Programm seines Lebens<br />

stand schon fest. Es war nicht die Rede vom Dienst an der Menschheit, am Proletariat oder<br />

Sozialismus. Er wollte die Welt ins Verderben bringen. Er wollte sich einen Thron errichten, des<br />

sen Bollwerk menschliches Schaudern sein sollte.<br />

In diesem Stadium finden wir ein paar rätselhafte Sätze in der Korrespondenz zwischen Karl<br />

Marx <strong>und</strong> seinem Vater. <strong>Der</strong> Sohn schreibt: „Ein Vorhang war gefallen, mein Allerheiligstes<br />

zerrissen, <strong>und</strong> es mußten neue Götter hin eingesetzt werden." Diese Worte wurden am 10.<br />

November 1837 von einem jungen Mann geschrieben, der bis dahin das Christentum bekannt<br />

hatte. Er hatte erklärt, daß Christus in seinem Herzen wohne. Nun war das nicht mehr der Fall.<br />

Wer sind die neuen Götter, die an seinen Platz getreten sind?<br />

<strong>Der</strong> Vater erwiderte am 10. Februar 1838:<br />

„Ich habe Dir hiervon bereits im ersten Jahr Deiner juristischen Laufbahn einen unwiderleglichen<br />

Beweis gegeben, indem ich über einen sehr dunklen Punkt nicht ein mal Aufklärung verlangte,<br />

ungeachtet er sehr problema tisch war."<br />

Worum handelte es sich bei dieser mysteriösen Sache? Bis heute hat noch kein einziger<br />

Biograph diese seltsamen Sätze erklärt.<br />

Am 2. März 1838 schrieb sein Vater: „Doch im Gr<strong>und</strong>e gehören diese Gefühle größtenteils dem<br />

schwachen Men schen <strong>und</strong> sind nicht rein von allen Schlacken, als da sind: Stolz, Eitelkeit,<br />

Egoismus usw. Aber ich kann Dich ver sichern, daß die Verwirklichung dieser Illusion mich nicht<br />

glücklich zu machen vermöchte. Nur wenn Dein Herz rein bleibt <strong>und</strong> rein menschlich schlägt <strong>und</strong><br />

kein dämonisches Genie imstande sein wird, Dein Herz den besseren Gefüh len zu entfremden -<br />

nur alsdann würde ich das Glück finden, das ich mir seit langen Jahren durch Dich träu me . . ." -<br />

Marx, Engels, Historisch-kritische Gesamt<strong>aus</strong> gabe, hrsg. von David Rjazanov,<br />

Marx-Engels-Verlagsge sellschaft, Berlin. 1929, Abt. 1, Band I, Halbband 2, Sei ten 186, 202-203,<br />

218-219)<br />

Was veranlaßte den Vater dazu, plötzlich der Angst vor dämonischen Einflüssen auf seinen<br />

jungen Sohn Ausdruck zu geben, der sich bis dahin als Christ bekannt hatte?<br />

Waren es die Gedichte, die er zu seinem 55. Geburts tag von seinem Sohn erhielt?<br />

Das folgende Zitat, ist Marx' Gedicht über Hegel ent nommen. „Die Worte, die ich lehre, sind in<br />

ein teuflisches Durcheinander gefaßt. So mag jeder denken, was er will."<br />

In seinem Gedicht „Die blasse Maid" schreibt er:<br />

„So hab ich den Himmel verscherzt,<br />

ich weiß es genau.<br />

Meine Seele, die einst Gott gehörte,<br />

ist nun für die Hölle bestimmt."


Diese Worte bedürfen keines Kommentars.<br />

Marx hatte mit künstlerischen Ambitionen begonnen. Seine Gedichte <strong>und</strong> Dramen sind wichtig,<br />

weil sie den Zu stand seines Herzens offenbaren, aber literarisch gesehen fehlt ihnen jeder Wert,<br />

<strong>und</strong> sie erregten auch keine Auf merksamkeit.<br />

<strong>Der</strong> Mangel an Erfolg im Zeichnen <strong>und</strong> in der Architektur bescherte uns Hitler, der Mangel an<br />

Erfolg beim Drama einen Goebbels <strong>und</strong> der Mangel an Erfolg in der Philosophie einen<br />

Rosenberg. Marx gab das Dichten zu gunsten einer Karriere der Revolution im Namen Satans<br />

auf, eine Revolution gegen die Gesellschaft, die für seine Dichtungen nichts übrig hatte. Das ist<br />

einer der Gründe seiner totalen Auflehnung <strong>und</strong> ein weiterer Gr<strong>und</strong> ist der, daß er als Jude<br />

verachtet wurde.<br />

Zwischen 1839 <strong>und</strong> 1841 schrieb Marx seine Dissertation, „Differenz der demokratischen <strong>und</strong><br />

epikureischen Naturphilosophie", in der er sich selbst der Erklärung des Äschylus' Prometheus<br />

anschließt:<br />

„Mit einem Wort, ganz haß' ich all' <strong>und</strong> jeden Gott" (Vorrede).<br />

Marx erklärt das näher durch die Äußerung, daß er gegen alle Götter auf Erden <strong>und</strong> im Himmel<br />

ist, die das menschliche Selbstbewusstsein nicht als oberste Gottheit anerkennen. (Ebenda, Abt.<br />

I, Band 1, Halbband 1, Seiten 10, 79-81, 110-120)<br />

Marx war ein geschworener Feind aller Götter, ein Mann, der sein Schwert an den Prinz der<br />

Finsternis verkauft hatte. Er hatte es zu seinem Ziel erklärt, die ganze Menschheit in den Abgr<strong>und</strong><br />

zu ziehen <strong>und</strong> lachend zu folgen.<br />

Hat Marx sein Schwert tatsächlich von Satan gekauft?<br />

Seine Tochter Eleonor schrieb ein Buch mit dem Titel „<strong>Der</strong> Mohr <strong>und</strong> der General, Erinnerungen<br />

an Marx <strong>und</strong> Engels". (Dietz, Berlin, 1964) Sie berichtet darin, daß Marx ihr <strong>und</strong> ihrer Schwester<br />

viele Geschichten erzählte, als sie noch klein waren. Eine Geschichte mit einem Hans Röckle<br />

gefiel ihr dabei am meisten. „Diese Geschichte dauerte viele Monate <strong>und</strong> hatte kein Ende. Hans<br />

Röckle war ein Zauberer, der ein Geschäft mit Spielsachen besaß, aber hohe Schulden hatte . . .<br />

Obwohl er ein Zauberer war, befand er sich ständig in Geldnot. So mußte er gegen seinen Willen<br />

all seine schönen Sachen nach <strong>und</strong> nach dem Teufel verkaufen. Manche dieser Abenteuer waren<br />

so gr<strong>aus</strong>ig, daß einem die Haare zu Berg standen..."<br />

Ist es normal, wenn ein Vater seinen kleinen Kindern so entsetzliche Geschichten erzählt, wie<br />

man sein Liebstes an den Teufel verkauft.Robert Payne geht auf diesen Vor fall <strong>aus</strong>führlich in<br />

seinem Buch „Marx" (Simon <strong>und</strong> Schu ster, New York, 1968) ein. Eleonor schildert, wie un<br />

glücklich Röckle, der Zauberer, nur widerstrebend seine Spielsachen verkaufte <strong>und</strong> sich bis<br />

zuletzt nicht von ihnen trennen konnte. Aber da er mit dem Teufel einen B<strong>und</strong> geschlossen hatte,<br />

gab es kein Entrinnen mehr.<br />

Payne schreibt: „Es besteht wohl kaum ein Zweifel daran, daß diese unvollendeten Geschichten<br />

autobiographisch waren . . . Er hatte die Weltanschauung des Teufels <strong>und</strong> auch dessen Arglist.<br />

Manchmal schien er zu wissen, daß er das Werk des Teufels <strong>aus</strong>führte."<br />

Als Marx „Oulanem" <strong>und</strong> seine anderen frühen Ge dichte beendet hatte, in denen er zum<br />

Ausdruck brachte, daß er mit dem Teufel im B<strong>und</strong> stand, dachte er mit keinem Gedanken an den<br />

Sozialismus. Er bekämpfte ihn sogar. Er war Redakteur einer Deutschen Zeitschrift, der<br />

Rheinischen Zeitung, die „den kommunistischen Ideen in ihrer jetzigen Gestalt nicht einmal<br />

theoretisch Gültigkeit zugesteht, also noch weniger ihre praktische Verwirklichung wünschen oder<br />

auch nur für möglich hält. Auf Versuche der Massen kommunistische Ideen durchzu führen, kann<br />

man, sobald sie gefährlich werden, durch Kanonen antworten. . ." (Ebenda, Abt. I, Band I, Halb<br />

band I, Seite 263)


In diesem Stadium trifft Marx Moses Hess, den Mann, der in seinem Leben die wichtigste Rolle<br />

spielt, derjenige, der ihn angeblich dazu brachte, das sozialistische Ideal anzu nehmen.<br />

Hess schrieb an Berthold Auerbach von Köln am 2. Sep tember 1841 wie folgt:<br />

„Dr. Marx, so heißt mein Abgott, ist noch ein ganz jugendlicher Mann (etwa 24 Jahre höch stens<br />

alt), der der mittelalterlichen Religion <strong>und</strong> Politik den letzten Stoß versetzen wird; er verbindet mit<br />

dem tiefsten philosophischen Ernst den schneidensten Witz...".<br />

Also ist der Tritt in den Rücken der Religion das erste Ziel, nicht Sozialismus! Georg Jung, ein<br />

weiterer Fre<strong>und</strong> von Marx zu jener Zeit, formulierte es noch klarer in einem Brief an Arnold Rege,<br />

18. Oktober 1941:<br />

„Dr. Marx, Dr. Bauer <strong>und</strong> L. Feuerbach assoziieren sich zu einer theologischen-philo sophischen<br />

Zeitschrift. Dann mögen alle Engel sich um den alten Herrgott scharen <strong>und</strong> er sich selber gnädig<br />

sein, denn diese drei schmeißen ihn gewiß <strong>aus</strong> seinem Himmel her<strong>aus</strong> <strong>und</strong> hängen ihm noch<br />

obendrein einen Prozeß an den Hals. Marx wenigstens nennt die christliche Religion eine der<br />

unsittlichsten. Übrigens ist er, obgleich ein ganz verzweifel ter Revolutionär, einer der schärfsten<br />

Köpfe, die ich kenne." (Marx, Engels, Historisch-kritische Gesamt<strong>aus</strong> gabe, hrsg. von David<br />

Rjazanov, Marx-Engels-Verlags gesellschaft, Berlin, 1929, Abt. I, Band I, Halbband 1, Sei ten 261<br />

bis 263).<br />

Die Vernichtung der Religion war also die Erwartung derer, die Marx in die Tiefen des<br />

Satanismus einführten. Es stimmte überhaupt nicht, daß Marx hochfliegende Ideale verfolgte, wie<br />

man der Menschheit helfen konnte, daß die Religion ein Hindernis für diese Ideale war <strong>und</strong> daß<br />

Marx <strong>aus</strong> diesem Gr<strong>und</strong>e eine anti-religiöse Haltung einnahm. Im Gegenteil. Marx hasste alle<br />

Götter, er hasste jede Vorstel lung von Gott. Er war gewillt, der Mensch zu sein, der Gott<br />

hin<strong>aus</strong>warf. <strong>Der</strong> Sozialismus war nur der Köder, um Proletarier <strong>und</strong> Intellektuelle zur Annahme<br />

eines teufli schen Ideals zu verführen.<br />

Als die Sowjets ganz am Anfang zu dem Slogan grif fen: „Wir wollen die Kapitalisten von der Erde<br />

<strong>und</strong> Gott <strong>aus</strong> dem Himmel vertreiben", erfüllten sie damit nur das Vermächtnis von Karl Marx.<br />

Schon an anderer Stelle erwähnte ich die Umkehrung von Namen als eine Besonderheit der<br />

schwarzen Magie. Diese Verdrehungen waren so in Marx' Denkweise ver ankert, daß er sie<br />

überall anwandte. Er beantwortete Proudhons Buch „Die Philosophie des Elends" mit einem<br />

anderen „Das Elend der Philosophie". Darin schrieb er: „Anstatt die Waffe der Kritik müssen wir<br />

die Kritik der Waffe anwenden."<br />

Haben Sie sich schon einmal über Marx' Frisur gew<strong>und</strong>ert? Männer pflegten zu seiner Zeit Bärte<br />

zu tragen, aber nicht von der Art, wie er ihn trug, <strong>und</strong> sie hatten auch keine langen Haare. Marx'<br />

Art sich zu geben, war charakte ristisch für die Jünger der Joana Southcott, einer Teufels<br />

priesterin, die sagte, sie stehe in Verbindung mit dem Dämon Siloh. (Gespräche mit Marx <strong>und</strong><br />

Engels, Insel Ver lag, Frankfurt/M., 1973, Seite 17)<br />

Es ist doch seltsam, daß etwa 60 Jahre nach ihrem Tod im Jahre 1814 „ein Soldat namens<br />

James White, der nach seiner Armeezeit in Indien nach H<strong>aus</strong>e zurückgekehrt war, der Chatham<br />

Gruppe der Southcottians beitrat, die dortige Führung übernahm <strong>und</strong> die Lehren Joanas... mit<br />

einem kommunistischen Anstrich weiterentwickelte." (James Hastings, Encyclopaedia of Religion<br />

and Ethics, New York, Charles Scribner's Sons, 1921)<br />

Marx sprach öffentlich nicht viel über Metaphysik, aber wir können seine Einstellung an den<br />

Männern ablesen, mit denen er zusammen war. Einer seiner Genossen bei der ersten<br />

Internationale war Bakunin, ein russischer Anar chist, der schrieb: „<strong>Der</strong> Teufel ist der erste<br />

Freidenker <strong>und</strong> Heiland der Welt. Er befreit Adam <strong>und</strong> drückt ihm das Sie gel der Menschlichkeit


<strong>und</strong> Freiheit auf die Stirn, indem er ihn ungehorsam macht." (Mikhail A. Bakunin, Oeuvres<br />

„Werke", Verlag von P. V. Stock, Paris 1895 Band I, Seite 270, „Gott <strong>und</strong> der Staat")<br />

Bakunin preist nicht nur Luzifer. Er hat ein festes Pro gramm der Revolution, aber nicht eines,<br />

das die Armen vor der Ausbeutung bewahren würde. Er schreibt:„In dieser Revolution werden wir<br />

den Teufel im Volk erwecken müssen, um die Leidenschaften zu entfesseln." (Zitat <strong>aus</strong><br />

Dzerjisnkii, R. Gul „Most" Publishing House, New York)<br />

Karl Marx bildete mit Bakunin die erste Internationale, der dieses Programm mittrug.<br />

Bakunin schreibt, daß Proudhon, ein weiterer bekannter sozialistischer Denker <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong> von<br />

Karl Marx, zu dieser Zeit ebenfalls den „Teufel verehrte". Hess hatte Marx mit Proudhon bekannt<br />

gemacht, der ebenfalls diese typische Frisur der Teufelssekte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts trug. (Gesprä<br />

che mit Marx <strong>und</strong> Engels, Insel Verlag, Frankfurt am Main, 1973, Seite 407)<br />

Proudhon erklärte in „Die Gerechtigkeit in der Revolu tion <strong>und</strong> der Kirche", (Otto Meissner,<br />

Hamburg, 1858), daß Gott der Prototyp der Ungerechtigkeit sei. „Wir erhalten trotz ihm Wissen,<br />

wir erreichen Wohlergehen trotz ihm <strong>und</strong> wir erreichen Gemeinschaft trotz ihm. Jeder Schritt vor<br />

wärts ist ein Sieg, mit dem wir das Göttliche überwinden."<br />

Er ruft <strong>aus</strong>: „Gott ist Dummheit <strong>und</strong> Feigheit, Gott ist Heuchelei <strong>und</strong> Falschheit, Gott ist Tyrannei<br />

<strong>und</strong> Armut, Gott ist schlecht. Wo immer der Mensch sich vor einem Altar verbeugt, wird die<br />

Menschheit, die Sklavin von Königen <strong>und</strong> Priestern, verdammt . . . Ich schwöre, Gott, mit meinen<br />

Händen gegen den Himmel <strong>aus</strong>gestreckt, daß du nicht mehr bist als der Vollstrecker meines<br />

Verstandes, das Zepter meines Gewissens . . . Gott ist im wesentlichen anti- zivilisiert, anti-liberal<br />

<strong>und</strong> anti-menschlich." Proudhon er klärt Gott für schlecht, weil seine Schöpfung schlecht ist.<br />

(Pierre J. Proudhon, Philosophie der Staatsökonomie oder Notwendigkeit des Elends, Scienta,<br />

Aalen, 1966, Kapi tel 8, 62)<br />

Diese Gedanken stammen nicht von ihm selbst. Sie sind der übliche Inhalt der Predigten bei der<br />

Teufelsverehrung.<br />

Marx stritt später mit Proudhon <strong>und</strong> schrieb ein Buch, um dem Werke zu widersprechen, <strong>aus</strong> dem<br />

die erwähnten Worte stammen. (Marx, Engels, Werke, Dietz Verlag, Ber lin, 1972, Band 4, „Das<br />

Elend der Philosophie", Seiten 63-182). Aber Marx widersprach nur unwichtigen wirt schaftlichen<br />

Lehren. Gegen Proudhons dämonische Anti -Gott-Rebellion hatte er nichts einzuwenden.<br />

Als 1871 in Paris die kommunistische Revolution <strong>aus</strong> brach, erklärte der Kommunarde Flourende:<br />

„Unser Feind ist Gott. Gotteshass ist der Anfang der Weisheit." („Philo sophy of Communism",<br />

Charles Boyer, FordhamUniver sity Press, New York, 1952)<br />

Marx rühmte die Kommunarden sehr, die dieses Ziel offen proklamierten. Aber was hat das mit<br />

einer gerechten Verteilung von Gütern <strong>und</strong> besseren sozialen Einrichtungen zu tun? Diese sind<br />

nur die äußerlichen Täuschungsmanöver zur Tarnung des wahren Ziels - die totale Abschaffung<br />

Gottes <strong>und</strong> seiner Verehrung. Heute haben wir den Beweis dafür in Ländern wie Rotchina,<br />

Albanien <strong>und</strong> Nordkorea, wo alle Kirchen, Moscheen <strong>und</strong> Pagoden geschlossen sind.<br />

Marx hat über dieses Thema sehr interessante Gedichte geschrieben. Sie werden einhellig als<br />

künstlerisch nicht sehr wertvoll angesehen, aber die Gedanken darin sind aufschlussreich. In<br />

seinem Gedicht „Des Verzweifelnden Ge bet" <strong>und</strong> „Menschlicher Stolz" ist das höchste Gebet<br />

des Menschen das für seine eigene Größe. Wenn der Mensch dazu verdammt ist, durch seine<br />

eigene Größe zugr<strong>und</strong>e zu gehen, so ist das eine kosmische Katastrophe, aber er wird als<br />

gottähnliches Wesen sterben, von Dämonen betrauert. Marx' Ballade „<strong>Der</strong> Spielmann" berichtet<br />

von den Klagen des Sängers gegen einen Gott, der seine Kunst weder kennt noch respektiert.<br />

Sie kommt <strong>aus</strong> dem finsteren Abgr<strong>und</strong> der Hölle, „verhext den Verstand <strong>und</strong> verzaubert das Herz<br />

<strong>und</strong> sein Tanz ist der Todestanz". <strong>Der</strong> Sänger zieht sein Schwert <strong>und</strong> stößt es in die Seele des


Dichters.<br />

Kunst, die <strong>aus</strong> dem finsteren Abgr<strong>und</strong> der Hölle stammt, die den Verstand verhext . . . Das<br />

erinnert an die Worte des amerikanischen Revolutionärs Jerry Rubin inDo it (Tue es):<br />

„Wir haben Jugend, Musik, Sex <strong>und</strong> Drogen <strong>und</strong> Rebellion mit Verrat kombiniert - <strong>und</strong> diese<br />

Kombi nation ist schwer zu schlagen."<br />

Ein weiteres Gedichtvon Marx, in dem er beweist, dass sein Ziel weder die Verbesserung noch<br />

die Reformierung oder Revolutionisierung der Welt ist, sondern einzig <strong>und</strong> allein, sie zu zerstören<br />

<strong>und</strong> sich an ihrer Zerstörung zu freuen, lautet so:<br />

"Mit Verachtung werf ich der Welt den Fehdehandschuh voll ins Gesicht,<br />

<strong>und</strong> beobachte den Zusammenbruch dieses Zwergriesen, dessen Fall meinen Hass nicht<br />

ersticken wird.<br />

Dann wandre ich gottgleich <strong>und</strong> siegreich durch die Trümmer der Welt,<br />

<strong>und</strong> indem ich meinen Worten tätige Macht verleihe, fühle ich mich dem Schöpfer gleich" - (Marx<br />

before Marxism, McMillan).<br />

Marx nahm den Satanismus nach einem inneren Kampf an. Die Gedichte wurden in einer Zeit<br />

schwerer Krankheit beendet, das Ergebnis des Kampfs, der in seinem Innern tobte. Er spricht zu<br />

diesem Zeitpunkt von seinem Ärger, ein Idol <strong>aus</strong> einer Einstellung machen zu müssen, die er<br />

verachtet. Er fühlt sich krank.<br />

Alle aktiven Teufelsanbeter haben ein wirres persön liches Leben, das gilt auch für Marx.<br />

Arnold Künzli erzählt in seinem Buch „Karl Marx: Eine Psychographie" (Europa Verlag Zürich,<br />

1966) von diesem Leben, das zum Selbstmord von zwei Töchtern <strong>und</strong> einem Schwiegersohn<br />

führte. Drei Kinder starben an Unterernäh rung. Seine Tochter Laura, die mit dem Sozialisten<br />

Lafor gue verheiratet war, verlor drei ihrer Kinder. Dann be gingen beide Selbstmord. Seine<br />

Tochter Eleonor beschloss ebenfalls, gemeinsam mit ihrem Mann <strong>aus</strong> dem Leben zu scheiden.<br />

Sie starb. Er machte in letzter Minute einen Rückzieher. Die Angehörigen von Satansverehrern<br />

stehen unter einem Fluch. Marx fühlte sich nicht verpflichtet, den Lebensunterhalt für seine<br />

Familie zu verdienen, ob wohl ihm das zumindest wegen seiner ungeheuren Sprach kenntnisse<br />

nicht schwergefallen wäre. Er lebte vom Bet teln bei Engels. Er hatte ein uneheliches Kind von<br />

seinem Dienstmädchen. Später schob er das Kind Engels zu, der diese Komödie mitspielte. Er<br />

war aber auch starker Trin ker. Rjazanow, der Direktor des Marx-Engels Instituts in Moskau, gibt<br />

diesen Punkt in seinem Buch zu.(Karl Marx als Denker, Mensch <strong>und</strong> Revolutionär, Verlag für<br />

Litera tur <strong>und</strong> Politik, Wien, 1928)<br />

Und weil wir gerade Engels erwähnten, will ich auch über ihn ein Wort sagen. Engels war in einer<br />

pietistischen Familie aufgewachsen. In seiner Jugend hatte er w<strong>und</strong>er bare christliche Gedichte<br />

geschrieben. Man weiß nicht, ge nau, durch welche Umstände er seinen Glauben verlor.<br />

Aber nach seiner Begegnung mit Marx schrieb er über diesen:<br />

Wer jaget hinterdrein mit wildem Ungestüm?<br />

Ein schwarzer Kerl <strong>aus</strong> Trier, ein markhaft Ungetüm.<br />

Er gehet, hüpft nicht, er springet auf den Hacken<br />

<strong>und</strong> raset voller Wut, <strong>und</strong> gleich, als wollt er's packen<br />

das weite Himmelszelt <strong>und</strong> zu der Erde ziehn,<br />

Streckt er die Arme sein weit in die Lüfte hin,<br />

geballt die böse F<strong>aus</strong>t, so tobt er sonder Rasten,<br />

als wenn ihn bei dem Schopf zehnt<strong>aus</strong>end Teufel faßten.<br />

(Engels „<strong>Der</strong> Triumpf des Glaubens", Marx, Engels, Historisch-kritische Gesamt<strong>aus</strong>gabe, von


David Rjazanov, Marx-Engels-Verlagsgesellschaft, Berlin 1930, Abt. 1; Band 2, Seiten 268-269)<br />

Nachdem Engels das Buch des liberalen Theologen Bruno Bauer gelesen hatte, begann er an<br />

seinem christlichen Glauben zu zweifeln. In seinem Herzen begann ein großer Kampf. Zu jener<br />

Zeit schrieb er:<br />

„Ich bete täglich, ja fast den ganzen Tag um Wahrheit, habe es getan, so bald ich anfing zu<br />

zweifeln, <strong>und</strong> komme doch nicht zu eurem Glauben zurück ... Die Tränen kommen mir in die<br />

Augen, indem ich dies schreibe, ich bin durch <strong>und</strong> durch bewegt, aber ich fühle es, ich werde zu<br />

Gott kommen, zu dem sich mein ganzes Herz sehnt. Und das ist auch ein Zeugnis des heiligen<br />

Geistes, darauf leb' ich <strong>und</strong> sterb' ich, ob auch zehnt<strong>aus</strong>endmal in der Bibel das Gegenteil steht."<br />

(Franz Mehring,Karl Marx Dietz Verlag, Ber lin, 1964, S.97)<br />

Engels fand den Weg zu Gottes Wort nicht mehr zurück <strong>und</strong> schloß sich demjenigen an, den er<br />

selbst als „Ungeheuer, das von T<strong>aus</strong>enden von Teufeln be sessen ist" bezeichnete. Er hatte eine<br />

Gegenbekeh rung erfahren.<br />

Was für ein Mensch war Bruno Bauer, der liberale Theologe, der eine so entscheidende Rolle bei<br />

der Zerstörung des christlichen Glaubens bei Engels spielte <strong>und</strong> der auch Marx in seinen neuen,<br />

anti christlichen Plänen unterstützte? Hatte er mit Dämonen zu tun? Hören Sie, was Bruno Bauer<br />

am 6. De zember 1841 an seinen Fre<strong>und</strong> Arnold Ruge schrieb, der auch ein Fre<strong>und</strong> von Marx<br />

<strong>und</strong> Engels war:<br />

„Ich halte hier an der Universität Vorlesungen vor einer großen Zuhörerschaft. Ich erkenne mich<br />

nicht mehr, wenn ich meine Lästerungen von der Kan zel herunterspreche. Sie sind so großartig,<br />

daß sich diesen Kindern, die niemand verletzen sollte, die Haare sträuben. Während ich diese<br />

Gotteslästerungen verkünde, denke ich daran, wie ich zu H<strong>aus</strong>e fromm dasitze <strong>und</strong> eine<br />

Rechtfertigung der heiligen Schrift <strong>und</strong> der Offenbarung schreibe. Jedenfalls ist es ein schlimmer<br />

Dämon, der mich immer dann befällt, wenn ich die Kanzel betrete, <strong>und</strong> ich bin so schwach, daß<br />

ich ihm nachgeben muß . . . Mein Geist der Lästerung ist erst zufrieden, wenn ich die Erlaubnis<br />

bekomme, öffentlich als Professor eines atheistischen Systems zu predigen."(Marx-Engels,<br />

historisch-kritische vollständige Ausgabe, ME Verlags gesellschaft, Frankfurt am Main, 1927, Bd.<br />

I, 1)<br />

<strong>Der</strong> Mann, der Engels überredete, Kommunist zu werden, war derselbe Moses Hess, der auch<br />

schon Marx überzeugt hatte. Hess schreibt nach einem Treffen mit Engels in Köln: „Er verließ<br />

mich als übereifriger Kommunist. So schaffe ich Verwüstung." (Moses Hess, Ausgewählte Werke,<br />

Joseph Melzer, Köln 1962)<br />

„Ich schaffe Verwüstung".<br />

War das das Hauptziel in Hess' Leben? Das ist auch das Hauptziel Luzifers.<br />

Die Spuren, die das Christsein bei Engels hinterlassen hatte, brachte er nie ganz <strong>aus</strong> seinen<br />

Gedanken weg. 1865 gibt er seiner Bew<strong>und</strong>erung für das Reformations lied „Ein feste Burg ist<br />

unser Gott" Ausdruck. Er nennt es eine triumphale Hymne, die zur Marseillaise des 16.<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts wurde." (Einführung in die Dialektik der Natur) Und das sind nicht Engels' einzige<br />

pro-christliche Aussagen.<br />

Engels Tragödie entwickelte sich fast noch packender als die von Marx. Hören Sie sich an, was<br />

dieser Mann in seiner Jugend schrieb, der später Marx' größter Komplize in der Zerstörung der<br />

Religion wurde.<br />

1. Herr Jesu Christe, Gottes Sohn,<br />

O steig herab von Deinem Thron, <strong>und</strong> rette meine Seele!<br />

O komm mit Deiner Seligkeit,


Du Glanz der Vaterherrlichkeit,<br />

Gib, daß ich Dich nur wähle!<br />

Lieblich, Herrlich, Ohne Leide ist die Freude,<br />

wenn dort oben,<br />

wir Dich, unsern Heiland loben!<br />

2. Gib, daß dereinst zu seiner Zeit,<br />

Wenn mich erfaßt des Todes Leid,<br />

Ich fest an Dir mich halte;<br />

Daß ich, wenn mir das Aug' vergeht,<br />

Des Herzens Pulsschlag stille steht,<br />

Ich froh in Dir erkalte!<br />

Fortan wird dann Dich dort oben<br />

Mein Geist loben, ohne Ende<br />

Denn er ist in Deinen Händen.<br />

3. O wäre sie da, die Zeit der Lust,<br />

wo ich an Deiner Liebesbrust<br />

vom Tode soll erwarmen!<br />

Dann seh' ich, Gott, ich dank es Dir,<br />

die all', die waren teuer mir,<br />

kann ewig sie umarmen!<br />

Ewig, ewig, ewiglebend, vor Dir stehend, Dich zu sehen<br />

Wird mein Leben neu erblühen.<br />

4. Du kamst, die Menschheit zu erlösen,<br />

vom Tod sie zu befrei’n <strong>und</strong> Bösen,<br />

zu bringen ihr Dein Glück <strong>und</strong> Heil.<br />

Kommst Du nun herab zur Erden,<br />

da wird durch Dich es anders werden,<br />

da teilst Du jedem zu sein Teil.<br />

(Marx-Engels Gesamt<strong>aus</strong>gabe, M-E Verlagsgesellschaft, Berlin 1930, Abt. 1, Bd. 2)<br />

Nachdem Bruno Bauer den Zweifel in Engels' Herz gesät hatte, schrieb Engels an Fre<strong>und</strong>e: „Es<br />

steht geschrieben: Bittet, so wird euch gegeben! Ich suche die Wahrheit, wo immer ich hoffe<br />

wenigstens einen Schatten von ihr zu finden. Aber ich kann eure Wahrheit noch nicht als die<br />

ewige Wahrheit erkennen. Und doch steht geschrieben: Suchet, so werdet ihr finden. Wer ist<br />

unter euch, der seinem Sohn einen Stein geben würde, wenn er um Brot bittet. Wie viel weniger<br />

wird Gott, euer himmlischer Vater also tun."<br />

„Tränen steigen mir in die Augen, während ich diese Worte schreibe. Ich bin zutiefst bewegt, aber<br />

ich fühle, daß ich nicht verloren bin. Ich werde zu Gott kommen, nach dem sich meine Seele<br />

sehnt. Auch das ist ein Zeugnis des heiligen Geistes. Damit lebe <strong>und</strong> damit sterbe ich . . . <strong>Der</strong><br />

Geist Gottes gibt meinem Geist Zeugnis, daß ich ein Kind Gottes bin."<br />

Er war sich der satanischen Gefahr durch<strong>aus</strong> bewußt. (Zu seinem Buch „Schelling, der Philosoph<br />

in Christo" schreibt Engels:<br />

„Seit der greulichen französischen Revolution ist ein ganz neuer, teuflischer Geist in einen<br />

großen Teil der Menschheit gefahren, <strong>und</strong> die Gottlosigkeit erhebt ihr freches Haupt so unver<br />

schämt <strong>und</strong> hoffärtig, daß man denken muß, es gingen jetzt die Weissagungen der Schrift in<br />

Erfüllung. Wir wollen aber einmal sehen, was die Schrift über die Gottlosigkeit der letzten Zeiten<br />

sagt. <strong>Der</strong> Herr Jesus sagt Matth. 24,11-13: Und es werden sich fal sche Propheten erheben <strong>und</strong><br />

werden viele verfüh ren, <strong>und</strong> dieweil die Ungerechtigkeit wird überhand nehmen, wird die Liebe in<br />

Vielen erkalten. Wer aber beharret bis an das Ende, der wird selig. Und es wird gepredigt werden


das Evangelium vom Reich in der gan zen Welt, zu einem Zeugnis über alle Völker <strong>und</strong> dann<br />

wird das Ende kommen. Und V. 21: Es werden falsche Christi <strong>und</strong> falsche Propheten aufstehen,<br />

<strong>und</strong> große Zei chen <strong>und</strong> W<strong>und</strong>er tun, daß verführet würden in den Irrtum, wo es möglich wäre,<br />

auch die Auserwählten. Und Paulus sagt, 2.Thess. 2: Es wird geoffenbart werden der Mensch der<br />

Sünde, <strong>und</strong> das Kind des Verderbens, der da ist ein Widerwärtiger <strong>und</strong> sich überhebt über Alles,<br />

das Gott oder Gottesdienst heißt; nach der Wirkung des Satans, mit allerlei lügenhaften Kräften<br />

<strong>und</strong> Zeichen <strong>und</strong> W<strong>und</strong>ern, <strong>und</strong> mit allerlei Verführung zur Ungerechtigkeit unter denen, die<br />

verloren werden, dafür, daß sie die Liebe zur Wahrheit nicht haben angenommen, daß sie selig<br />

würden. Darum wird ihnen Gott kräftige Irrtümer senden, daß sie glauben der Lüge; auf daß<br />

gerichtet werden alle, die der Wahrheit nicht glauben sondern haben Lust an der<br />

Ungerechtigkeit."<br />

Engels schreibt wie der gläubigste Theologe.<br />

Er setzt fort: „Es ist nicht mehr eine Gleichgültigkeit <strong>und</strong> Kälte gegen den Herrn, nein, es ist<br />

offene, erklärte Feindschaft, <strong>und</strong> anstatt aller Sekten <strong>und</strong> Parteien haben wir jetzt nur<br />

zwei:Christen <strong>und</strong> Antichristen.<br />

Sie ziehen umher in Deutschland <strong>und</strong> wollen sich über all einschleichen, sie predigen ihre<br />

satanischen Lehren auf den Märkten <strong>und</strong> tragen das Panier des Teufels von einer Stadt zur<br />

andern, die arme Jugend hinter sich herlockend, um sie in den tiefsten Schl<strong>und</strong> der Hölle <strong>und</strong> des<br />

Todes zu stürzen."<br />

Und er endet mit den Worten der Offenbarung,<br />

„Siehe, ich komme bald. Halte was Du hast, auf daß niemand deine Krone nehme. Amen."<br />

(Marx-Engels, historisch-kri tische vollständige Ausgabe)<br />

<strong>Der</strong> Mann, der solche Gedichte <strong>und</strong> solche Warnungen vor dem Satanismus schrieb, der Mann,<br />

der mit Tränen in den Augen betete, sich vor solcher Gefahr zu hüten, der Mann, der Marx als<br />

von t<strong>aus</strong>end Teufeln besessen erkannte, wird Marx' engster Mitarbeiter in dem teuflischen<br />

Kampf, „alle Religion <strong>und</strong> Moral abzuschaffen".<br />

(Das kommunistische Manifest, Marx <strong>und</strong> Engels)<br />

Das hat die liberale Theologie zustande gebracht. Sie teilt mit Marx <strong>und</strong> Engels die Schuld am<br />

Tod von vielen Millio nen Unschuldiger durch den Kommunismus.<br />

Nach diesem traurigen, aber unerlässlichen Intermezzo über Engels, wenden wir uns wieder<br />

Marx zu.<br />

Rolf Bauer beschreibt Marx' verheerendes Finanzleben in „Genie <strong>und</strong> Reichtum" (Bertelsmann,<br />

Gütersloh <strong>und</strong> Wien, 1971):<br />

„Als er Student in Berlin war, erhielt der Sohn von Papa Marx 700 Taler als jährliches Taschen<br />

geld." Dieser Betrag war enorm hoch, da zu jener Zeit nur 5 Prozent der Bevölkerung über ein<br />

größeres Einkommen als 300 Taler im Jahr verfügten. Zu seinen Lebzeiten er hielt Marx von<br />

Engels ungefähr 6 Millionen Franc (Zahl des Marx-Engels Instituts).<br />

Er war immer auf Erbschaft <strong>aus</strong>. Als einer seiner Onkel in großen Schmerzen lag, schrieb er:<br />

„Wenn der H<strong>und</strong> stirbt, bin ich <strong>aus</strong> dem Elend her<strong>aus</strong>." Darauf ant wortete Engels: „Ich gratuliere<br />

mir selbst zu der Krankheit des Verhinderers einer Erbschaft, <strong>und</strong> hoffe, daß die Katastrophe jetzt<br />

geschieht."<br />

Dann starb „der H<strong>und</strong>". Marx schreibt am 8. März 1855: „Ein sehr glückliches Ereignis. Gestern<br />

erhielten wir die Nachricht vom Tode des 90-jährigen Onkels meiner Frau. Meine Frau wird etwa<br />

100 Lst erben, sogar noch mehr, wenn der alte H<strong>und</strong> nicht einen Teil seines Geldes der Frau<br />

vermacht hat, die sein H<strong>aus</strong> verwaltet hat."


Auch Personen gegenüber, die ihm viel näher standen als sein Onkel, hegte er keine<br />

fre<strong>und</strong>lichen Gefühle. Er sprach nicht mit seiner Mutter. Im Dezember1863 schrieb er an Engels:<br />

„Vor zwei St<strong>und</strong>en kam ein Telegramm, um mir mitzuteilen, daß meine Mutter tot ist. Das<br />

Schicksal mußte ein Mitglied der Familie wegnehmen. Ich hatte schon einen Fuß im Grab. Unter<br />

den Umständen werde ich mehr gebraucht als die alte Frau. Ich muß wegen der Erbschaft nach<br />

Trier." Das war alles, was er zum Tode seiner Mutter zu sagen hatte.<br />

Marx verlor an der Börse viel Geld. Er, der Wirtschaftler, wußte nur, wie man verliert.<br />

Da die Teufelssekte äußerst geheim ist, haben wir nur Anzeichen für mögliche Verbindungen zu<br />

Marx. Sein unordentliches Leben ist vielleicht ein weiteres Glied in der Kette der schon<br />

angeführten Beweise.<br />

Marx war ein Intellektueller höchsten Ausmaßes. Engels ebenfalls. Aber ihre Korrespondenz<br />

wimmelt nur so von Obszönitäten, die in dieser Gesellschaftsklasse nicht üblich sind. Sie ist voll<br />

von schmutzigen Redensarten, aber es gibt keinen Brief, in dem man idealistische Reden über<br />

ihren humanistischen oder sozialistischen Traum findet.<br />

Marx' ganze Einstellung <strong>und</strong> Konversation waren satani scher Art. Obwohl selbst Jude, schrieb er<br />

ein bösarti ges anti-jüdisches Buch mit dem Titel „Die Judenfrage". Er hasste nicht nur die Juden.<br />

Sein Fre<strong>und</strong> Weitling schrieb: „Marx' gewöhnliche Konversation besteht <strong>aus</strong> Atheismus, der<br />

Guillotine, <strong>aus</strong> Gesprächen über Hegel, den Strang <strong>und</strong> den Dolch." Er hasste die Deutschen. Er<br />

schrieb: „Schläge sind das einzige Mittel, den Deutschen zum Leben zu er wecken." Er sprach<br />

von dem „dummen deutschen Volk". „Deutsche, Chinesen <strong>und</strong> Juden müssen mit H<strong>aus</strong>ierern <strong>und</strong><br />

Kleinkaufleuten verglichen werden." Er sprach von der „ekelhaften, nationalen Gründlichkeit der<br />

Deutschen". (Künzli, Psychographie)<br />

Er betrachtete die Russen als untermenschlich. (K. Marx über Rußland, Zaria Publishing House,<br />

Kanada) Die sla wischen Völker sind ein „ethnischer Dreck". (Zitat der New York Times vom 25.<br />

Juni 1963).<br />

Das sind Anhaltspunkte, die zu dem Schluß führen müssen, daß Marx Satanist war.<br />

Marx' Lieblingskind war Eleonor. Er nannte sie Tussy <strong>und</strong> sagte oft: „Tussy ist ich." Wir wollen<br />

nun sehen, was uns Tussy zu sagen hat!<br />

Mit der Zustimmung von Marx heiratete Eleonor Edward Aveling, einen Fre<strong>und</strong> von Frau Besant,<br />

eine Hauptperson der Theosophie. Er hielt Vorträge über Themen wie „Die Schlechtigkeit Gottes"<br />

(<strong>Der</strong> satanistische Gedanke. Sie leugnen nicht wie die Atheisten die Existenz Gottes, höch stens<br />

um jemand absichtlich zu täuschen. Sie wissen von seiner Existenz, beschreiben ihn jedoch als<br />

böse.) In seinen Vorträgen versuchte er zu beweisen, daß Gott ein „Befür worter der Polygamie<br />

<strong>und</strong> ein Anstifter zum Diebstahl sei". Er vertrat das Recht auf Blasphemie. (Das Leben der<br />

Eleonor Marx von Chiushichi Tsuzuki, Clarendon Press Oxford 1967, Seiten 85, 89, 340)<br />

Hören wir uns doch einmal das folgende theosophische Gedicht an, <strong>und</strong> erinnern wir uns daran,<br />

daß Marx' erwähl ter Schwiegersohn einer der Lehrer dieser Bewegung war. <strong>Der</strong>artige Gedichte<br />

wurden in Marx' H<strong>aus</strong> vorgetragen. Auf diese Weise erhalten wir einen Eindruck von der<br />

geistigen Atmosphäre dieses H<strong>aus</strong>es.<br />

Ungezügelt <strong>und</strong> verwegen sollen meine Verse aufsteigen<br />

Zu dir, oh Satan, König des Banketts,<br />

Hinweg mit deiner Besprengung, oh Priester, <strong>und</strong> dein Geleier,<br />

Denn nie soll Satan, oh Priester, hinter dir stehen.<br />

Dein Atem, oh Satan, inspiriert meine Verse,<br />

Wenn ich <strong>aus</strong> meiner Brust den Göttern trotze.


Von den priesterlichen Königen <strong>und</strong> unmenschlichen Königen,<br />

Dein ist der Blitz, der die Gemüter erzittern läßt.<br />

Oh Seele, die da wandert weit vom geraden Wege,<br />

Satan ist gnädig.<br />

Sieh Heloise!<br />

Wie der Wirbelwind seine Flügel entfaltet,<br />

Geht er vorüber, oh Volk, Satan der Große!<br />

Heil dem Verstande, dem großen Rechtfertiger!<br />

Geheiligt sollen aufsteigen zu dir Weihrauch <strong>und</strong> Schwüre!<br />

Du hast den Gott des Priesters entthront.<br />

(Zitat <strong>aus</strong> „<strong>Der</strong> Prinz der Dunkelheit" von Frederik A. Tatford - Bible and Advent Testimony<br />

Movement Eastbourn <strong>und</strong> Sussex, 1957.)<br />

Die Verbindung zwischen Marxismus <strong>und</strong> Theosophie kommt nicht von ungefähr. Die Theosophie<br />

hat im Westen die indische Lehre von der Nichtexistenz der Einzelseele verbreitet. Was die<br />

Theosophie durch ihre Überredungs kraft nicht erreichte, erreicht der Marxismus mit der Macht<br />

der Peitsche. Er entpersonalisiert die Menschen <strong>und</strong> ver wandelt sie in Roboter, die dem Staat<br />

dienlich sind.<br />

Noch eine interessante Tatsache. Kommandeur Riis war ein Schüler von Marx. Betrübt über die<br />

Nachricht von seinem Tode kam er nach London, um das H<strong>aus</strong> zu be suchen, in dem sein<br />

verehrter Lehrer gelebt hatte. Die Familie war weggezogen. Die einzige, die er befragen konnte,<br />

war ein ehemaliges Dienstmädchen von Marx. Sie äußerte über ihn die erstaunlichen Worte: „Er<br />

war ein gottesfürchtiger Mann. Als er sehr krank war, betete er allein in seinem Zimmer vor einer<br />

Reihe brennender Ker zen <strong>und</strong> band eine Art Meßband um seine Stirn." Das läßt auf<br />

Gebetsriemen schließen, wie sie die Juden während ihres Morgengebetes tragen. Aber Marx war<br />

in der christlichen Religion getauft. Er hatte nie das Judentum praktiziert. Dann wurde er Kämpfer<br />

gegen Gott. Er schrieb Bücher gegen die Religion <strong>und</strong> erzog alle seine Kinder zu Atheisten. Was<br />

war das für eine Zeremonie, die eine unwissende Magd für ein Gebet hielt? Wenn die Juden ihre<br />

Gebete verrichten, haben sie nie eine Reihe von Kerzen vor sich. Könnte es sich hier um eine<br />

magische Praktik ge handelt haben? (Sergius M. Riis, Karl Marx, Robert Spel ler, New York,<br />

1962, Seite 2)<br />

Einen weiteren Hinweis gibt ein Brief, der an Marx von seinem Sohn Edgar am 31. März 1954<br />

geschrie ben wurde. Er beginnt mit den verblüffenden Worten „Mein lieber Teufel". Wo hat man<br />

jemals gehört, daß ein Sohn seinen Vater auf solche Weise anspricht? Nur bei den Satanisten.<br />

War der Sohn auch eingeweiht?<br />

Es ist doch wirklich auffällig, daß Marx' Frau ihren Mann in einem Brief vom August 1844 mit<br />

folgenden Worten anspricht: „Dein letzter Hirtenbrief, Hohepriester <strong>und</strong> Bischof der Seelen, hat<br />

dein armes Schaf wieder mit Ruhe <strong>und</strong> Frieden erfüllt." (Marx <strong>und</strong> Engels, Voll ständige Werke,<br />

Ostberlin 1967-74, Zusatzband I, S. 654)<br />

Marx gibt in seinem „Kommunistischen Manifest" sei nem Wunsch Ausdruck, jede Religion<br />

<strong>aus</strong>zurotten. Man sollte meinen, daß auch der Teufelskult dazugehört. Aber seine Frau redet ihn<br />

als Hohepriester <strong>und</strong> Bischof an. Hohepriester <strong>und</strong> Bischof welcher Religion? Die einzige<br />

europäische Religion, die Hohepriester hat, ist die satani sche. Was für Hirtenbriefe schrieb der<br />

Mann, von dem man glaubte, er sei Atheist? Wo sind sie? Es gibt eine Zeitspanne in Marx'<br />

Leben, die unerforscht blieb.<br />

Manche Biographen, die über Marx geschrieben haben, spürten vielleicht etwas von der<br />

Verbindung zwischen dem Satanismus <strong>und</strong> dem Thema ihres Buches, aber sie hatten vielleicht<br />

auch nicht den nötigen geistlichen Hintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> konnten mit den Tatsachen, die sie vor Augen<br />

hatten, nichts anfangen. Aber ihr Zeugnis ist trotzdem interessant.


<strong>Der</strong> Marxist Franz Mehring schrieb in seinem Buch Karl Marx (Dietz Verlag, Berlin, 1964, Seiten<br />

8, 10): „<strong>Der</strong> Vater blickte manches Mal mit geheimer Angst auf den ,Dämon` in dem<br />

Lieblingssohne, obgleich er schon wenige Tage nach Karls zwanzigstem Geburtstage starb...<br />

Aber wie der Mensch niemals die letzten Folgen seines Tuns zu überblicken vermag, so hat<br />

Heinrich Marx nicht daran gedacht <strong>und</strong> nicht daran denken können, wie er durch das reiche Maß<br />

bürgerlicher Bildung, das er dem Sohn als kostbare Mitgift fürs Leben gab, doch nur den gefürch<br />

teten ,Dämon` entbinden half, von dem er zweifelte, ob er ,himmlischer` oder ,f<strong>aus</strong>tischer` Natur<br />

sei."<br />

Marx starb in Verzweiflung, wie alle Teufelsanbeter. Am 20. Mai 1882 schrieb er an Engels: „Wie<br />

unnütz <strong>und</strong> leer ist doch das Leben, aber wie begehrenswert."<br />

<strong>Der</strong> Marxismus birgt ein Geheimnis, das nur wenige Marxisten kennen. Lenin schrieb: „Nach<br />

einem halben Jahrh<strong>und</strong>ert hat noch kein einziger Marxist Marx begrif fen." - (Zitat <strong>aus</strong> Walter A.<br />

Kaufman, Hegel, Doubleday, Garden City, New York, 1965, Seite 289)<br />

Auch Lenins Leben birgt ein Geheimnis. Er schreibt über den sowjetischen Staat: „<strong>Der</strong> Staat<br />

funktioniert nicht wunschgemäß. Wie funktioniert er denn? <strong>Der</strong> Wagen gehorcht nicht. Es sitzt<br />

jemand am Steuer <strong>und</strong> es hat den Anschein, als lenke er, aber der Wagen fährt nicht in die<br />

gewünschte Richtung. Er fährt, wie eineandere Macht es will." (Lenins Werke in französischer<br />

Sprache, Bd. XXXIII, S. 284.) Welche geheimnisvolle andere Macht ist das, die sogar den Plänen<br />

der Bolschewikenführer überlegen ist? Haben sie sich einer Macht <strong>aus</strong>geliefert, die sie zu<br />

meistern hofften, die sich aber als übermächtig erwies <strong>und</strong> sie zum Verzweifeln brachte?<br />

In seinem Brief <strong>aus</strong> dem Jahr 1921 (Bd. XXXVI, S. 572) schreibt er: „Wir alle verdienen es, an<br />

einem stinkenden Strick aufgeknüpft zu werden. Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben,<br />

daß das auch geschieht, weil wir diese dreckige Bürokratie nicht verdammen können. Und sollte<br />

es eintreffen, dann ist es gut so."<br />

Das war Lenins letzte Hoffnung nach einem Leben des Kampfs für die Sache des Kommunismus<br />

- gerechterweise an einem stinkenden Strick aufgehängt zu werden. Diese Hoffnung erfüllte sich<br />

zu seinen Lebzeiten nicht, aber fast alle seine Mitarbeiter wurden nach <strong>und</strong> nach von Stalin<br />

umgebracht, nachdem sie öffentlich bekannt hatten, daß sie anderen Mächten als dem Proletariat<br />

gedient hatten, dem sie angeblich helfen wollten.<br />

Was für ein Bekenntnis, das Lenin hier <strong>aus</strong>spricht! „Ich hoffe, daß man uns an einem stinkenden<br />

Strick aufhängt!"<br />

Und was für einen Gegensatz zu einem anderen Kämpfer, dem Apostel Paulus, der am Ende<br />

seines Lebens schrieb: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet.<br />

Hinfort ist mir bereit die Krone der Gerechtigkeit, die der Herr der gerechte Richter, mir an jenem<br />

Tag geben wird." (2. Tim. 4, 7 <strong>und</strong> 8)<br />

Das Problem der Be ziehung zwischen Marxismus <strong>und</strong> Satanismus muß noch genauer<br />

untersucht werden. Wie alle Menschen, verfallen auch christliche Denker oft der Versuchung,<br />

vorgefaßte Ideen zu beweisen. Sie schreiben manchmal nicht nur Dinge, die sie kennen. Denker<br />

neigen dazu, manchmal die Unwahrheit zu sagen oder in ihren Argumenten zu übertreiben, um<br />

ihre Ansicht zu beweisen.<br />

Ich glaube, daß es genug Anhaltspunkte dafür gibt, daß Marx einer Teufelsanbetersekte an<br />

gehörte. Es fehlt zweifellos nicht an genügend Hinweisen, daß sein Leben <strong>und</strong> seine Lehre von<br />

satanischem Einfluß gekennzeichnet sind, aber ich muß auch zugeben, daß es Lücken in der<br />

Gedankenkette gibt, die einen endgültigen Schluß in dieser Sache nicht zulassen. Ich wollte hier<br />

einen Anstoß geben <strong>und</strong> möchte es anderen überlassen, dieser wichtigen Frage der Verbindung<br />

zwischen Marxismus <strong>und</strong> Satanismus weiter nachzugehen.


Ich kann es nicht; denn meine ganze Zeit wird von der Arbeit beansprucht, unschuldigen Opfern<br />

einer satanischen Verfol gung unter kommunistischer Herrschaft zu helfen.<br />

Außerdem bin ich auch nicht der Heilige, der man sein sollte, um weiter in diese Dinge<br />

vorzustoßen. Ich verfolgte die Geheimnisse der Teufelsanbetung so weit ich konnte.<br />

In der Zeremonie der dritten Stufe muß man den Eid ab legen: „Ich werde immer nur das tun, was<br />

Ich will." Das ist eine offene Absage an das Gebot Gottes: „Laßt euch nicht von eures Herzens<br />

Dünken noch von euren Augen umtreiben <strong>und</strong> werdet nicht abgöttisch." (4. Mose 15, 39) Wie ich<br />

schon erwähnte, ist der Satanskult sehr alt, älter als das Christentum. Vielleicht dachte der<br />

Prophet Jesaja an ihn, als er schrieb: „Wir gingen alle in die Irre wie die Schafe; ein jeglicher sah<br />

auf seinen Weg; aber der Herr warf unser aller Sünde auf ihn (den Erlöser)." (Jes. 53, 6)<br />

Wenn jemand in die siebte Stufe eingeführt wird, schwört er, sich zum Gr<strong>und</strong>satz zu machen:<br />

„Nichts ist wahr <strong>und</strong> alles ist erlaubt." Als Marx einen Frage bogen für seine Tochter <strong>aus</strong>füllte,<br />

beantwortete er die Frage „Was ist Dein Lieblingsgr<strong>und</strong>satz?" mit den Worten: „Bezweifle alles."<br />

(Erich Fromm, Marx's Concept of Man „Das Menschenbild bei Marx", Friedrich Unger, New York,<br />

1966, Seite 257)<br />

Im „Kommunistischen Manifest" schrieb er, er habe es sich zum Ziel gesetzt, nicht allein die<br />

Religion <strong>aus</strong>zurotten, sondern auch jegliche Moral, so daß alles erlaubt sei.<br />

Ich war entsetzt, als ich 1968 bei den Unruhen in Paris das Geheimnis der siebten Stufe des<br />

Satanismus auf einem Pla kat an der Universität von Paris entdeckte. Man hatte es auf die<br />

Formel gebracht: „Es ist verboten, etwas zu ver bieten", die normale Schlussfolgerung, wenn<br />

nichts wahr <strong>und</strong> alles erlaubt ist .. .<br />

Die Jugend hat die Unsinnigkeit dieser Formel nicht be merkt. Es ist verboten zu verbieten, es ist<br />

also auch verboten, das Verbieten zu verbieten. Wenn alles erlaubt ist, ist auch das Verbieten<br />

erlaubt. Die Jugend verwechselte Erlaubtsein mit Freiheit. Die Marxisten wissen es besser. In<br />

ihren Augen bedeutet „nichts ist verboten", daß es ver boten ist, eine gr<strong>aus</strong>ame Diktatur nach<br />

dem Muster Rotchinas <strong>und</strong> der Sowjetunion zu verbieten.<br />

Aber ich neige selbst dazu, eine herrschsüchtige Persön lichkeit zu sein. Als ich den Werdegang<br />

bekannter Persönlichkeiten der Geschichte studierte, die sich ohne Ein schränkung dem<br />

beherrschenden Einfluß des Teufels <strong>aus</strong> lieferten, spürte ich, wie satanische Neigungen in mir<br />

wuchsen. Darauf zog ich es vor, meine Nachforschungen zu beenden, auch wenn sie nur dem<br />

moralischen Zweck dienten, die Quelle des Bösen aufzudecken. Ich wollte das kostbare Juwel,<br />

meine Seele, nicht opfern.<br />

Satan ist ein gefallener Erzengel <strong>und</strong> besitzt die Fähig keiten eines solchen. Wir Menschen sind<br />

ihm nicht gewachsen. Ich hielt mich an den klugen Rat einer Charmeliterpriorin, die Finger vom<br />

Teufel zu lassen <strong>und</strong> nicht in seine Geheimnisse einzudringen.<br />

Weil ich genug von den Nachforschungen über die schändlichen Geheimnisse des Satanismus<br />

hatte, gab ich weitere Untersuchungen auf.<br />

So erinnerte ich mich an die Worte von Douglas Hunt, die er in seinem Buch „Researches in the<br />

Sphere of the Occult" niedergeschrieben hat: „Es ist nötig, jeden dringlich vor einer Teilnahme an<br />

der schwarzen Magie zu warnen, sei sie nun echt oder gefälscht. Lassen Sie die Finger von<br />

diesen Dingen <strong>und</strong> meiden Sie alle, die damit zu tun haben, wie die Pest. Selbst wenn es sich<br />

dabei um Tricks handelt - was oft der Fall ist - oder wenn es kindisch ist, ist es doch schmutzig<br />

<strong>und</strong> heidnisch. Diese Dinge führen nur zur Verzerrung <strong>und</strong> Abwertung der Seele. Und wenn<br />

wirkliche Kräfte in Erscheinung treten (wie im Falle des Marxismus) sind die Ergebnisse für die<br />

Beteiligten unbeschreiblich schlimm."


<strong>Der</strong> Kommunismus ist kollektive Dämonenbesessen heit. Solschenitsyn enthüllt in seinem<br />

„Archipel Gulag" einen Teil dessen entsetzlicher Ergebnisse in der Seele <strong>und</strong> im Leben der<br />

Menschen.<br />

Ich wiederhole, das Beweismaterial das ich hier gebe, ist unvollständig. Aber was ich hier<br />

geschrieben habe, genügt um zu zeigen, daß das,was Marxisten über Marx sagen, nichts weiter<br />

als ein Märchen ist. Er war nicht von der Armut des Proletariats betroffen, für welches die Revolu<br />

tion die einzige Lösung wäre. Er liebte die Proletarier nicht, sondern bezeichnete sie als Idioten.<br />

Ebenso wenig liebte er seine Genossen im Kampf für den Kommunismus. Er nannte Freiligrath<br />

„das Schwein", Lasalle „jüdischer Nigger", Genosse Liebknecht „Ochse" <strong>und</strong> Bakunin „eine<br />

theoretische Null". (Arnold Künzli, Karl Marx, Eine Psychographie, Europa-Verlag, Wien, 1966,<br />

Seite 341-389)<br />

Leutnant Tschechow, ein Kämpfer der Revolution von 1848, der nächtelang mit Marx trank,<br />

sagte, daß seine Selbstbew<strong>und</strong>erung alles Gute in ihm verschlungen habe.<br />

Marx liebte auch die Menschheit nicht. Mazzini, der ihn gut kannte, schrieb: „Er hat einen<br />

zerstörerischen Geist besessen. Sein Herz war mit Haß <strong>und</strong> nicht mit Liebe gegen die<br />

Menschheit erfüllt." (Fritz J. Raddatz, Karl Marx, Hoffmann <strong>und</strong> Campe, Hamburg, 1975, Seiten<br />

256-344)<br />

Ich kenne keine anderslautenden Aussagen von Marx' Zeitgenossen. Marx, der liebende<br />

Mensch, ist ein Mär chen, das nach seinem Tod erf<strong>und</strong>en wurde. Marx haßte auch die Religion<br />

nicht, weil sie dem Glück der Mensch heit im Wege stand, sondern er wollte die Menschheit hier<br />

<strong>und</strong> für alle Ewigkeit unglücklich machen. Das verkün dete er als sein Ideal. Sein Ziel war die<br />

Zerstörung der Religion. <strong>Der</strong> Sozialismus, als Sorge um das Proletariat <strong>und</strong> den Humanismus<br />

waren nur Vorwand.<br />

Als Marx Charles Darwin „Die Entstehung der Arten" gelesen hatte, schrieb er am 16. Januar<br />

1861 einen Brief an Ferdinand Lasalle, in dem er triumphierte, Gott sei - zumindest in der<br />

Naturwissenschaft - der Todesstoß ver setzt worden. (Marx, Engels, Werke, Dietz-Verlag, Berlin<br />

1972, Band 30, Seite 578)<br />

Welche war Marx' Hauptidee? War es die Sache des armen Proletariats? Wenn ja, wel chen Wert<br />

besaß dann Darwins Theorie? Oder aber war die Ausrottung der Religion sein Hauptziel?<br />

Das Wohl der Arbeiter war nur ein Vorwand. Wo Pro letarier nicht für ihre Ideale kämpfen,<br />

werden Marxisten die Rassen- oder Generationsprobleme voll <strong>aus</strong>nützen. Hauptsache ist die<br />

Religion zu vernichten.<br />

Marx glaubte an die Hölle, <strong>und</strong> sein Vorhaben bestand darin, die Menschen in den Abgr<strong>und</strong> zu<br />

bringen.<br />

Es wäre hier vielleicht interessant hinzuzufügen, daß in der Biographie Bucharins,<br />

Generalsekretär der kommu nistischen Internationale <strong>und</strong> einer der Hauptdoktrinäre des<br />

Marxismus in diesem Jahrh<strong>und</strong>ert, zu lesen ist, daß er im frühen Alter von 12 Jahren, nach der<br />

Lektüre der Offenbarung, der Anti-Christ werden wollte. Als er <strong>aus</strong> der Schrift erfuhr, daß der<br />

Anti-Christ Sohn der apoka lyptischen Hure sein mußte, bestand er darauf, daß seine Mutter<br />

zugeben solle, einmal Dirne gewesen zu sein.<br />

<strong>Der</strong>selbe Bucharin, der sich in solchen Angelegenheiten <strong>aus</strong>kannte, schrieb über Stalin: „Er ist<br />

kein Mensch, son dern ein Teufel." (G. Kafkov, „The Trial of Bukharin", Stein & Day, New York<br />

1969)<br />

Bucharin erkannte zu spät, in wessen Hände er gefallen war. In einem Brief, den er seine Frau<br />

vor seiner Verhaftung <strong>und</strong> Hinrichtung <strong>aus</strong>wendig lernen ließ, schreibt er: „Mein Leben geht zu<br />

Ende. Ich beuge mein Haupt unter das Beil des Henkers. Ich spüre meine ganze Machtlosig keit


angesichts dieses höllischen Apparats." Er hatte bei der Errichtung einer Guillotine - dem<br />

Sowjetstaat - ge holfen, der Millionen umbrachte, <strong>und</strong> mußte dann erken nen, daß der Plan dafür<br />

in der Hölle entstanden war. Er wollte der Antichrist sein <strong>und</strong> wurde statt dessen sein Opfer.<br />

Die ersten Pseudonyme, unter denen Stalin schrieb, lau teten „Demonoschwili", was in der<br />

georgischen Sprache „<strong>Der</strong> Dämonische" (Grani Nr. 90-4) <strong>und</strong> „Besoschwili" „<strong>Der</strong> Teuflische"<br />

bedeutet. (Abdurachman Autorchanov, Pro ischozdenie Partokratie, Possev-Verlag, Frankfurt/M.<br />

1973)<br />

Mao schrieb: „Schon im Alter von acht Jahren haßte ich den Konfuzius. In unserem Dorf befand<br />

sich ein Konfuzius tempel. Ich wünschte mir von ganzem Herzen, ihn bis auf die Gr<strong>und</strong>mauern zu<br />

zerstören." („Mao Tse-tung" von M. Zach, Bechtle Verlag, München)<br />

Ist Ihnen schon einmal ein Kind begegnet, das im Alter von acht Jahren keinen anderen<br />

Herzenswunsch als die Zerstörung seiner Religion hatte? Solche Gedanken tra gen dämonischen<br />

Charakter.<br />

Trotzki war ebenfalls ein entarteter Mensch. Im Alter von acht Jahren besaß er eine große<br />

Sammlung pornographischer Bilder (Bertram Wolfe, Three Who Made the Revolution, Dial Piess,<br />

New York, 1948).<br />

Im zaristischen Rußland war es nicht wie heute. Man konnte Pornographie nicht an jedem<br />

Zeitungsstand finden. Trotzki muß deshalb sehr leidenschaftlich gewesen sein <strong>und</strong> wohl seinen<br />

Eltern viel Geld gestohlen haben, um sich eine solche Sammlung anzuschaffen. Auch er war eine<br />

verwirrte Seele.<br />

Alexander Solschenizyn enthüllt in seinem Buch „<strong>Der</strong> Archipel Gulag" (M. Scherz, München,<br />

1974, Band 2), daß das Hobby des sowjetischen InnenministersJagoda darin bestand, auf Bilder<br />

von Jesus <strong>und</strong> der Heiligen zu schie ßen. Ein anderes satanisches Ritual, das in hohen Ämtern<br />

der Kommunisten praktiziert wird.<br />

Weshalb sollten Menschen, die angeblich das Proleta riat vertreten, auf Bilder von Jesu, einem<br />

Proletarier, oder von Maria, einer armen Jungfrau, schießen?<br />

Pfingstler berichteten von einem Ereignis, das sich im Zweiten Weltkrieg in Rußland zutrug. Einer<br />

ihrer Prediger hatte einen Teufel <strong>aus</strong>getrieben, der, als er <strong>aus</strong>fuhr, drohte: „Ich werde mich<br />

rächen." Jahre später wurde der Prediger wegen seines Glaubens erschossen. Vor der Exe<br />

kution sagte der zuständige Offizier: „Jetzt sind wir quitt." Sind sowjetische Offiziere manchmal<br />

vom Teufel besessen? Dienen sie vielleicht Satan als Instrumente um sich an Christen zu<br />

rächen, die versuchen, ihn von seinem Thron zu stürzen?<br />

Eine ihrer Übeltaten wurde am 13. März 1975 in der Zeitung „Russkaja Misl" berichtet. D.<br />

Profirewitsch hatte eine Tochter, die er im Glauben erzog. Sie mußte kommu nistische Schulen<br />

besuchen. Im Alter von zwölf Jahren kam sie eines Tages nach H<strong>aus</strong>e <strong>und</strong> sagte: „Religion ist<br />

kapitalistischer Aberglaube. Wir leben in einer anderen Zeit." Sie kehrte dem Christentum den<br />

Rücken. Später trat sie der Kommunistischen Partei bei <strong>und</strong> wurde Mit glied des Geheimdienstes,<br />

was ihren Eltern natürlich einen schweren Schlag versetzte.<br />

Nach einer Zeit wurde die Mutter verhaftet. Unter dem Kommunismus besitzt man nichts, weder<br />

die eigene Frau, noch die Kinder, noch die eigene Freiheit. <strong>Der</strong> Staat nimmt wann <strong>und</strong> was er<br />

will.<br />

<strong>Der</strong> Sohn weinte nach der Verhaftung der Mutter sehr viel. Ein Jahr danach erhängte er sich.<br />

Profirewitsch fand einen Brief, indem er schrieb: „Vater, wirst du mich rich ten? Als Mitglied der<br />

kommunistischen Jugendorganisa tion mußte ich unterschreiben, daß ich alles berichten werde,<br />

was gegen die sowjetischen Behörden unternom men wird. Eines Tages rief mich die Polizei <strong>und</strong>


Warja, meine Schwester, forderte mich auf, eine Anklage gegen meine Mutter zu unterschreiben,<br />

weil sie Christin war. Man hielt sie für eine Konterrevolutionärin. Ich habe unterschrieben. Ich bin<br />

schuld an ihrer Verhaftung. Dann befahlen sie mir, dich zu bespitzeln. Es wäre das Gleiche<br />

her<strong>aus</strong>gekommen. Verzeih mir, Vater, aber ich zog es vor, zu sterben." - Nach dem Selbstmord<br />

des Sohnes wurde dann auch der Vater verhaftet.<br />

Ein Regime, in dem solche Geschehnisse zum Alltag gehören, das Menschen, selbst Christen, in<br />

Mörder, Denunzianten oder unschuldige Opfer verwandelt, kann von Gottes Kindern nur<br />

verabscheut werden. „Schon wer sie grüßt, ist Teilhaber ihrer bösen Werke." (2. Joh.11)<br />

Die sowjetische Zeitung Sowjetskaja Molo diosch vom 14. 2. 1976 liefert einen neuen,<br />

schlagenden Beweis für die Verbindung zwischen den Marxisten <strong>und</strong> dem Satanismus. Sie<br />

berichtet, wie die militanten Kommu nisten unter zaristischer Herrschaft Kirchen zerstörten <strong>und</strong><br />

Gott verspotteten. Dazu benutzten die Kommunisten eine blasphemische Version des „Vater<br />

Unsers".<br />

„Unser Vater, der du bist in Petersburg (heute Leningrad), verflucht sei dein Name. Möge dein<br />

Reich zerbrechen. Möge dein Wille nirgends geschehen, nicht einmal in der Hölle. Gib uns das<br />

Brot, das du uns gestohlen hast, <strong>und</strong> bezahle unsere Schulden, wie wir bis jetzt die deinen<br />

bezahlt haben. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern befreie uns von dem Bösen - der<br />

Polizei Plehves (zaristischer Premier). Und setze dieser verfluchten Regierung ein Ende. Aber da<br />

du ja schwach <strong>und</strong> arm im Geiste bist, <strong>und</strong> auch an Macht <strong>und</strong> Autorität, nieder mit dir in<br />

Ewigkeit. Amen."<br />

Das eigentliche Ziel des Kommunismus bei der Erobe rung neuer Länder ist nicht, ein anderes<br />

soziales oder wirtschaftliches System zu errichten, sondern Gott zu ver höhnen <strong>und</strong> Satan zu<br />

preisen.<br />

<strong>Der</strong> deutsche sozialistische Studentenb<strong>und</strong> hat auch eine Parodie auf das Vaterunser<br />

her<strong>aus</strong>gebracht, die zeigen soll, daß das wahre Ziel dieses Gebets darin besteht, die Inter essen<br />

des Kapitalismus aufrechtzuerhalten. „Unser Kapital, das du im Westen bist, mögen deine<br />

Investitionen sicher sein. Mögest du Gewinn erzielen, mögen deine Aktien zunehmen, an der<br />

Wall Street wie auch in Europa. Unsere tägliche Verkaufsquote gib uns heute, <strong>und</strong> erweitere<br />

unseren Kredit, wie wir den unserer Schuldner erweitern. Und führe uns nicht in den Bankrott,<br />

sondern befreie uns von den Gewerkschaften. Denn dein ist die Hälfte der Welt <strong>und</strong> die Macht<br />

<strong>und</strong> der Reichtum, seit 2000 Jahren. Mammon." -(Rhein-Neckar-Zeitung, 2. Februar 1968)<br />

Die Gleichsetzung des Christentums mit den Interessen des Kapitalismus ist Verleumdung. Die<br />

Kirche weiß, daß der Kapitalismus mit Blut <strong>und</strong> Schmutz befleckt ist. Wir sind alle Sünder, <strong>und</strong><br />

jedes Wirtschaftssystem ist von Sünde ge zeichnet. Wir bekämpfen den Kommunismus nicht vom<br />

kapitalistischen Standpunkt, sondern vom Standpunkt des Reiches Gottes <strong>aus</strong>, das unser<br />

soziales Ideal darstellt.<br />

Diese Parodie ist eine teuflische Verhöhnung des hei ligsten Gebetes, ebenso wie das von den<br />

Sowjets veröffent lichte.<br />

Während des Generalstreiks, den 1974 die französischen Kommunisten organisierten, wurden<br />

die Arbeiter aufge fordert, durch die Straßen von Paris zu marschieren <strong>und</strong> das Schlagwort zu<br />

rufen:<br />

„Giscard d'Estaing s'est foutu; les demons sont dans la rue, «<br />

(„Giscard d'Estaing, Präsident von Frankreich, ist am Ende. Jetzt sind die Dämonen auf der<br />

Straße.")<br />

Warum die Dämonen? Weshalb nicht das Proletariat oder das Volk? Waren das<br />

Heraufbeschwörungen satanischer Kräfte? Was hat das mit legitimen Forderungen der


Arbeiterklasse nach besseren Löhnen zu tun?<br />

Ich kann verstehen, daß Kommunisten Priester <strong>und</strong> Pfarrer als Gegenrevolutionäre eingesperrt<br />

haben. Aber weshalb wurden Priester im rumänischen Gefängnis Piteschti von Marxisten<br />

gezwungen, über Kot <strong>und</strong> Urin die Messe zu sprechen? Weshalb wurden Christen gefoltert,<br />

damit sie die Kommunion mit diesen Dingen nahmen? Warum die obszöne Verhöhnung der<br />

Religion? (Cirja „Rückkehr <strong>aus</strong> der Hölle" <strong>und</strong> D. Bacu „Piteschti".)<br />

Weshalb wurden dem rumänischen orthodoxen Priester Roman Braga, einem ehemaligen<br />

Gefangenen der Kommunisten, sämtliche Zähne mit einer Stahlrute eingeschla gen, um ihn zur<br />

Gotteslästerung zu zwingen? Die Kom munisten hatten ihm <strong>und</strong> anderen erklärt: „Wenn wir euch<br />

Christen töten, kommt ihr in den Himmel. Aber wir wol len nicht, daß ihr zu Märtyrern gekrönt<br />

werdet. Ihr sollt zuerst Gott verfluchen <strong>und</strong> dann zur Hölle gehen."<br />

Marxi sten werden für Atheisten gehalten, die nicht an Himmel <strong>und</strong> Hölle glauben. Unter<br />

extremen Bedingungen hat der Marxismus seine atheistische Maske abgenommen <strong>und</strong> sein<br />

wahres Gesicht gezeigt - den Satanismus.<br />

<strong>Der</strong> rumänische Schriftsteller <strong>und</strong> Kommunist Paul Goma, der von seinen eigenen Genossen<br />

eingesperrt wurde, beschreibt in seinem Buch „Gherla" (Gallimard, Frank reich) Folterarten, die<br />

von den Kommunisten speziell für Christen erf<strong>und</strong>en wurden. Sie „tauften" einen religiösen<br />

Gefangenen täglich, indem sie seinen Kopf in einen Eimer tauchten, in den andere Gefangene<br />

ihre Notdurft verrich tet hatten, <strong>und</strong> die anderen Gefangenen mußten währenddessen den<br />

Taufgottesdienst singen.<br />

In Festzeiten <strong>und</strong> besonders während der Fastenzeit wur den gotteslästerliche Messen<br />

veranstaltet. „Ein Gefange ner wurde in ein Gewand gekleidet, das mit Kot be schmiert war.<br />

Anstelle des Kreuzes trug er um den Hals einen Phallus <strong>aus</strong> einer Mischung von Brot, Seife <strong>und</strong><br />

DDT. Alle Gefangenen mußten ihn küssen <strong>und</strong> dabei die Formel ;,Christus ist auferstanden"<br />

<strong>aus</strong>sprechen, die den Orthodoxen heilig ist.<br />

<strong>Der</strong>artige Dinge wurden mindestens zwei Jahre mit Wissen der Parteiführung getrieben.<br />

Was haben diese unwürdigen Vorgänge mit dem Sozialis mus <strong>und</strong> den Interessen des<br />

Proletariats zu tun? Sind diese Schlagwörter nicht nur ein Vorwand für satanische Läste rung <strong>und</strong><br />

Orgien?<br />

In der „Wetschernaja Moskwa", einer kommunistischen Zeitung, stand zu lesen: „Wir kämpfen<br />

nicht gegen die Gläubigen, auch nicht gegen die Geistlichkeit. Wir kämp fen gegen Gott, um die<br />

Gläubigen wegzuschnappen." (Zitat von Priester Dudko in „Über unser Vertrauen", CVJM Presse,<br />

Paris)<br />

„<strong>Der</strong> Kampf gegen Gott, um ihm seine Gläubigen weg zuschnappen", ist die einzige logische<br />

Erklärung für den Kampf des Kommunismus gegen die Taufe.<br />

In Albanien wurde der Priester Stephen Kurti zum Tode verurteilt, weil er ein Kind getauft hatte.<br />

Auch in China <strong>und</strong> Nordkorea kann nur heimlich getauft werden.<br />

In der Sowjetunion ist die Taufe nur möglich, wenn man sich vorher registrieren läßt. Wer sich<br />

oder seine Kinder taufen lassen will, muß der Kirchenbehörde den Personal<strong>aus</strong>weis vorlegen.<br />

Die Kirchenbehörde informiert ihrerseits die staatliche Behörde. Und das Ergebnis ist dann<br />

Verfolgung. Kolchosearbeiter besitzen keinen Perso nal<strong>aus</strong>weis <strong>und</strong> können ihre Kinder daher<br />

nur geheim tau fen lassen. (Igor Schafarewitsch, „Die Religionsgesetz gebung der UdSSR",<br />

Seuil, Frankreich, 1973)<br />

Viele protestantische Pfarrer wurden schon mit Gefäng nis bestraft, weil sie tauften.


<strong>Der</strong> kommunistische Kampf gegen die Taufe geht von der Vor<strong>aus</strong>setzung <strong>aus</strong>, daß der Glaube<br />

an die Taufe für eine Seele von Wert ist. Staaten, die auf eine bestimmte Reli gion gegründet<br />

sind, wie Israel, Pakistan oder Nepal, stel len sich im Namen einer anderen religiösen<br />

Überzeugung gegen die Taufe als äußerliches Zeichen der Aufnahme in das Christentum. Aber<br />

für Atheisten, wie sich die Kom munisten bezeichnen, bedeutet die Taufe doch nichts. Ihrer<br />

Einstellung nach dürfte sie dem Getauften ebenso wenig nützen wie schaden. Weshalb<br />

bekämpfen die Kom munisten dann die Taufe? Aus keinem anderen Gr<strong>und</strong> als diesem: „Sie<br />

kämpfen gegen Gott, um ihm die Gläubigen wegzuschnappen." Ihre Ideologie ist in Wirklichkeit<br />

nicht vom Atheismus inspiriert.<br />

Wer sich intensiver über die Verbindung zwischen Marxismus <strong>und</strong> dem Okkulten informieren<br />

möchte, sollte Scheila Ostrander <strong>und</strong> Lynn Schroeder, PSI (M. Scherz, München 1971) lesen. Er<br />

wird sich w<strong>und</strong>ern zu entdecken, daß der kommunistische Osten in der Erfor schung finsterer<br />

Mächte, die von Satan manipuliert werden, viel weiter ist als der Westen.<br />

In Moskau wurde ein Dr. Eduard Naumow verhaftet. Er ist Mitglied der Internationalen<br />

Vereinigung der Parapsychologen. <strong>Der</strong> Moskauer Physiker C. Regelsohn, ein Juden-Christ, der<br />

seine Verteidigung übernahm, nennt uns den Gr<strong>und</strong> der Verhaftung. Naumow hatte sich bemüht,<br />

die Sphäre psychischen Lebens von der Herrschaft übler Kräfte freizuhalten, die an der<br />

Parapsychologie nur als neue Waffe zur Unterdrückung der menschlichen Persön lichkeit<br />

interessiert sind.<br />

In der Tschechoslowakei <strong>und</strong> Bulgarien gab die Kom munistische Partei riesige Summen für die<br />

geheime Er forschung dieser Wissenschaft <strong>aus</strong>. Es gibt einen eisernen Vorhang, der den Westen<br />

davon abhält, zu erfahren, was in den zwanzig parapsychologischen Instituten der Sowjetunion<br />

vor sich geht.(„Nowoje Russkoje Slowo", 30. Juli 1975)<br />

Welchen besonderen Beitrag leistete Marx zum Plan des Teufels mit der Menschheit? Einen<br />

großen.<br />

Die Bibel lehrt, daß Gott den Menschen sich zum Bilde erschuf. (1. Mose 1,27) Bis zu Marx' Zeit<br />

wurde der Mensch als Krone der Schöpfung betrachtet. Marx war das erwählte Werkzeug des<br />

Satans, um den Men schen dazu zu bringen, seine Selbstachtung <strong>und</strong> seine Überzeugung zu<br />

verlieren, daß er von einem höheren Ort kommt <strong>und</strong> dazu bestimmt ist, auch wieder dahin<br />

zurückzukehren. <strong>Der</strong> Marxismus ist die erste systematische, de taillierte Philosophie, die den<br />

Begriff Mensch rigoros ein schränkte. Laut Marx besteht der Mensch hauptsächlich <strong>aus</strong> Bauch.<br />

Dieser Bauch muß ständig gefüllt werden. Die vorrangigsten Interessen des Menschen sind<br />

wirtschaftlicher Art. Er produziert für seine Bedürfnisse. In der Produktion tritt er in<br />

gesellschaftliche Verhältnisse. Das ist die Gr<strong>und</strong>lage der Gesellschaft, das, was Marx<br />

Infrastruktur bezeichnet. Liebe, Kunst, Wissenschaft, Religion, Philosophie <strong>und</strong> alles, was der<br />

Bauch nicht braucht, gehört zur Überstruktur, die in der letzten Analyse vom Zustand des<br />

Bauches bestimmt wird.<br />

Kein W<strong>und</strong>er, daß Marx so großes Gefallen an Darwins Buch fand, ein weiterer, meisterlicher<br />

Schlag, um den Menschen ihren göttlichen <strong>Ursprung</strong> <strong>und</strong> ihr göttliches Ziel vergessen zu<br />

machen. Darwin sagte, der Mensch stamme vom Affen ab <strong>und</strong> habe kein anderes Ziel als nur<br />

das Überleben.<br />

<strong>Der</strong> König der Natur wurde von diesen beiden entthront. Satan konnte Gott nicht entthronen,<br />

folglich entwertete er den Menschen. <strong>Der</strong> Mensch wurde als Sklave der Ein geweide <strong>und</strong><br />

Weiterentwicklung des Tieres dargestellt.<br />

Später vollendete Freud das Werk dieser beiden satani schen Giganten Darwin <strong>und</strong> Marx <strong>und</strong><br />

reduzierte den Menschen zum Geschlechtstrieb, der manchmal in der Politik, in der Kunst oder<br />

der Religion vergeistigt wird. Es war der Schweizer PsychologeC.G. Jung, der wieder zur


iblischen Lehre zurückkehrte, daß das religiöse Bedürfnis das Gr<strong>und</strong>legende im Menschen sei.<br />

Um das Bild abzur<strong>und</strong>en, noch ein paar Worte zu Moses Hess, dem Mann, der Marx <strong>und</strong> Engels<br />

zum sozialistischen Gedanken bekehrte. In Israel befindet sich ein Grab, auf dem die Worte zu<br />

lesen sind:„Moses Hess, Gründer der deutschen sozialdemokratischen Partei."<br />

In seinem „Roten Katechismus für das deutsche Volk" („Politischer Katechismus", 1966<br />

her<strong>aus</strong>gegeben von Karl M. Michel, Inselverlag Frankfurt/Main) schrieb er: „Was ist schwarz?<br />

Schwarz ist die Geistlichkeit. Diese Theologen sind die schlimmsten Aristokraten... <strong>Der</strong> Geist<br />

liche lehrt die Fürsten, das Volk im Namen Gottes zu unterdrücken. Zweitens lehrt er das Volk,<br />

sich im Namen Gottes unterdrücken <strong>und</strong> <strong>aus</strong>beuten zu lassen. Drittens <strong>und</strong> gr<strong>und</strong>sätzlich sorgt er<br />

mit Gottes Hilfe dafür, daß er ein herrliches Leben auf Erden führt, während er den Leuten rät,<br />

auf den Himmel zu warten..."<br />

„Die rote Fahne symbolisiert die anhaltende Revolu tion bis zum vollendeten Sieg der<br />

Arbeiterklassen aller zivilisierten Länder, die Rote Republik..., die sozialisti sche Revolution ist<br />

meine Religion... Wenn die Arbeiter ein Land erobert haben, müssen sie ihren Brüdern in der<br />

übrigen Welt helfen."<br />

Das war Hess' Religion, als er den Katechismus zum ersten Mal her<strong>aus</strong>gab. Bei der zweiten<br />

Auflage fügte er weitere Kapitel hinzu. Diesmal benützt er zurVerherr lichung derselben Religion,<br />

d. h. der sozialistischen Revolution, die christliche Sprache, um bei den Gläubigen bes ser<br />

anzukommen. Da stehen nun zusammen mit der Pro paganda der Revolution auch ein paar nette<br />

Worte über das Christentum als die Religion der Liebe <strong>und</strong> des Huma nismus zu lesen. Aber ihre<br />

Botschaft braucht noch eine Verdeutlichung: Ihre Hölle darf nicht auf Erden <strong>und</strong> ihr Himmel nicht<br />

im Jenseits sein! Die sozialistische Gesell schaft ist die wahre Erfüllung des Christentums. Auf<br />

diese Weise verstellte sich der Teufel als Engel des Lichts.<br />

Nachdem Hess Marx <strong>und</strong> Engels von der sozialistischen Idee überzeugt hatte, ihr von Anfang an<br />

zum Ziel setzend, „der mittelalterlichen Religion den letzten Stoß zu ver setzen" (sein Fre<strong>und</strong><br />

Jung drückte es sogar noch klarer <strong>aus</strong>: „Marx wird Gott sicherlich <strong>aus</strong> seinem Himmel ver<br />

treiben"), trat eine interessante <strong>Entwicklung</strong> in Hess' Le ben ein. Er, der Gründer des modernen<br />

Sozialismus, grün dete eine ganz andere Bewegung, eine besondere Art des Zionismus.<br />

Nun bin ich selbst Zionist. <strong>Der</strong> Staat Israel gehört den Juden auf Gr<strong>und</strong> des göttlichen Rechts.<br />

Gott, der Schöpfer der Welt, hat ihnen wiederholt durch die Propheten sagen lassen, daß er den<br />

Juden das Land Palästina gegeben hat. Das heißt aber nicht, daß ich alle Gedanken der<br />

Zionisten billige.<br />

Ich bin Christ, was auch nicht bedeutet, daß ich allem zustimme, was Christen lehren <strong>und</strong> tun. Es<br />

wäre unmöglich, weil sie geteilt sind <strong>und</strong> manchmal Widersprüch liches lehren. Dasselbe gilt für<br />

den Zionismus. Es gibt ver schiedene Arten von ihm: Einen sozialistischen, einen<br />

mosaisch-religiösen Zionismus, einen Zionismus jüdischer Christen, einen friedlichen <strong>und</strong> einen<br />

aggressiven Zionis mus. Ja, es gab sogar einen mörderischen, terroristischen Zionismus wie den<br />

der Sterngruppe, der viele unschuldige Menschen umbrachte.<br />

Im Christentum gibt es das, was von Gott kommt, dar über hin<strong>aus</strong> die Zusätze der Menschen <strong>und</strong><br />

die Unterwanderung des Teufels. Jesus nannte sogar einmal einen seiner Jünger einen Teufel.<br />

Ebenso ist der Zionismus eine Mischung zwischen Er füllung eines göttlichen Plans <strong>und</strong> einer<br />

menschlichen Bewegung mit aller Anfälligkeit für Sünde <strong>und</strong> Schwach heit. Es wurde sogar der<br />

Versuch unternommen, einen satanischen Zionismus zu gründen, was zum Glück fehl schlug.<br />

Herzl gab dann dem Zionismus eine ges<strong>und</strong>e Wende.<br />

Hess, der Gründer des modernen Sozialismus, eines Sozialismus mit dem Ziel, Gott <strong>aus</strong> dem<br />

Himmel zu vertreiben, war auch der Gründer eines satanischen Zionis mus, der den göttlichen


Zionismus, den Zionismus der Liebe, des Verständnisses <strong>und</strong> der Eintracht mit den um liegenden<br />

Staaten zerstören sollte.<br />

Er, der Marx die Bedeutung des Klassenkampfes lehrte, schrieb 1862 die erstaunlichen Worte:<br />

„<strong>Der</strong> Rassenkampf ist erstrangig, der Klassenkampf zweitrangig." (Moses Hess, „Rom <strong>und</strong><br />

Jerusalem", Ausgewählte Schriften Joseph Melzer, Köln, 1962.)<br />

Er hatte das Feuer des Klas senkampfes entzündet, ein Feuer, das nie gelöscht wurde, anstatt<br />

die sozialen Gruppen zu lehren, wie man für das allgemeine Wohl zusammenarbeitet. Dann<br />

brütete der selbe Hess eine Verzerrung des Zionismus <strong>aus</strong>, einen Zionismus des<br />

Rassenkampfes, einen Zionismus, der durch den Kampf gegen die Menschen erzwungen wurde,<br />

die der jüdischen Rasse nicht angehörten. Wie wir den satanischen Marxismus ablehnen, so muß<br />

auch jeder verantwortungsbewusste Jude oder Christ diese teuflische Verdrehung des Zionismus<br />

ablehnen.<br />

Hess beansprucht Jerusalem für die Juden, aber ohne Jesus, den König der Juden. Wozu<br />

braucht er Jesus? Er schreibt: „Jeder Jude hat die Veranlagung zu einem Mes sias, jede Jüdin<br />

die einer Mater Dolorosa in sich." Weshalb hat er dann den Juden Marx nicht zu einem Messias<br />

<strong>und</strong> einen von Gott gesalbten Menschen gemacht, son dern zu einem Hasser, der Gott <strong>aus</strong> dem<br />

Himmel ver treiben wollte? Für Hess ist Jesus „ein Jude, den die Heiden als ihren Erlöser<br />

vergöttern". Weder er, noch die Juden, scheinen ihn für sich selbst zu brauchen.<br />

Hess wollte nicht erlöst sein. Es sei indogermanisch, wenn ein Mensch eine persönliche<br />

Heiligung suche. Das Ziel der Juden muß, laut Hess, ein „messianischer Zu stand" sein, „der die<br />

Welt nach dem göttlichen Plan gestaltet". Das heißt, nach seinem roten Katechismus, die<br />

sozialistische Revolution mit Rassen- <strong>und</strong> Klassenkampf.<br />

Moses Hess, der sein Idol Marx mit der Aufgabe be traute, der mittelalterlichen Religion ein Ende<br />

zu setzen <strong>und</strong> sie durch die Religion der sozialistischen Revolution zu ersetzen, schreibt die<br />

erstaunlichen Worte: „Ich wurde stets durch hebräische Gebete aufgerichtet." Welche Ge bete<br />

müssen es wohl sein, die Menschen sprechen, die die Religion für das Opium des Volkes halten?<br />

Wir haben schon festgestellt, daß auch der Gründer des wissenschaft lichen Atheismus vor<br />

brennenden Kerzen betete. Jüdische Gebete können ebenso wie christliche Gebete bei satani<br />

schen Ritualen als Gotteslästerung mißbraucht werden.<br />

Hess hat Marx den Sozialismus gelehrt, der fest mit dem Internationalismus verb<strong>und</strong>en ist. Marx<br />

schreibt in seinem „Kommunistischen Manifest", daßdas Proletariat kein Vaterland besitzt. In<br />

seinem „Roten Katechismus" verspottet Hess die Vaterlandsvorstellung der Deutschen . Er hätte<br />

dasselbe mit dem Vaterlandsbegriff bei jeder anderen europäischen Nation getan. „Außerdem<br />

kriti sierte er das Erfurter Programm der Deutschen Sozial demokratischen Partei wegen der<br />

darin enthaltenen bedingungslosen Anerkennung des nationalen Gr<strong>und</strong>satzes."<br />

Aber Hess ist auch ein ungewöhnlicher Internationalist. <strong>Der</strong> jüdische Patriotismus muß bleiben.<br />

Er schreibt: „Wer immer den jüdischen Nationalismus leugnet, ist nicht nur ein Abtrünniger, ein<br />

Renegat im religiösen Sinn, son dern ein Verräter seines Volkes <strong>und</strong> seiner Angehörigen. Sollte<br />

es sich erweisen, daß die Emanzipation der Juden nicht mit dem jüdischen Nationalismus<br />

vereinbar ist, dann müssen die Juden die Emanzipation opfern..." „Jeder Jude muß an erster<br />

Stelle jüdischer Patriot sein..."<br />

Ich stimme diesem patriotischen Gedanken von Hess zu, aber was dem einen recht ist, ist auch<br />

dem anderen billig. Ich bin für jeden Patriotismus, für den der Juden, Araber, Deutschen,<br />

Franzosen <strong>und</strong> Amerikaner.Patriotis mus ist eine Tugend, solange er sich bemüht, wirtschaft lich,<br />

geistig <strong>und</strong> religiös das Wohl des eigenen Volkes zu fördern, vor<strong>aus</strong>gesetzt, daß dies in<br />

Fre<strong>und</strong>schaft <strong>und</strong> Zu sammenarbeit mit anderen Nationen geschieht.<br />

Aber der jüdische Patriotismus eines revolutionären Sozialisten, der allen anderen Nationen den<br />

Patriotismus verweigert, ist höchst verdächtig. Er erscheint mir eher als ein teuflischer Plan, die


Völker zum Judenhaß anzusta cheln. Wäre ich ein Nicht-Jude <strong>und</strong> bemerkte, daß die Juden<br />

diesen Irrsinnsplan eines einseitigen Patriotismus annehmen würden, stellte ich mich auch gegen<br />

sie. Zum Glück haben die Juden diesen teuflischen Plan nicht be folgt.<br />

<strong>Der</strong> Rassenkampf, wie Hess ihn darstellt, ist falsch, ebenso falsch wie der Klassenkampf, den er<br />

verbreitet.<br />

Hess gab den Sozialismus nicht zugunsten dieser Art Zionismus auf. Nachdem er „Rom <strong>und</strong><br />

Jerusalem" ver faßt hatte, war er weiter in der sozialistischen Bewegung tätig.<br />

Hess formuliert seine Gedanken nicht eindeutig, da her sind sie schwer einzuschätzen. Es<br />

genügt zu wissen, daß in seinen Augen „die christliche Welt Jesus für einen jüdi schen Heiligen<br />

hält, der Nichtjude wurde." Es genügt uns, bei ihm zu lesen: „Wir sehnen uns heute nach einer<br />

viel umfassenderen Erlösung als sie das Christentum uns bie tet." Vielleicht erinnern wir uns<br />

daran, daß im „Roten Katechismus" diese viel umfassendere Erlösung die soziale Revolution ist.<br />

Wir könnten hinzufügen, daß Hess nicht nur die Ur sprungsquelle des Marxismus <strong>und</strong> der Mann<br />

war, der versuchte, einen Anti-Gott-Zionismus zu gründen, sondern auch derVorläufer der<br />

Revolutionstheologie, die heute im Weltkirchenrat praktiziert wird, <strong>und</strong> der neuen Ten denzen im<br />

Katholizismus, die von einer „Erlösung heute" sprechen.<br />

Ein <strong>und</strong> derselbe Mann, der fast unbekannt ist, war das Sprachrohr dreier satanischer<br />

Bewegungen, des Kommunismus, des haßerfüllten Zionismus <strong>und</strong> der Re volutionstheologie.<br />

Niemand kann Christ sein, ohne die Juden zu lieben. Jesus, Jungfrau Maria <strong>und</strong> die Apostel<br />

waren Juden. Unsere Bibel ist jüdisch. <strong>Der</strong> Herr hat gesagt, „Das Heil kommt von den<br />

Juden."Dagegen erhebt Hess die Juden in einer Art, als wolle er absichtlich eine gewalttätige,<br />

anti-jüdische Reaktion erzwingen. Er behauptet, seine Religion sei die sozialistische Revolution.<br />

Die Geistlichkeit aller „anderen" Religionen sind Betrüger. Nur von der jüdischen Religion hatte<br />

Hess eine hohe Meinung. Er schreibt: „Unsere Religion (die jüdische) hat die Begeiste rung einer<br />

Rasse zum Ausgangspunkt, die vom ersten Auf tritt auf der Geschichtsbühne an das endgültige<br />

Ziel der Menschheit vor<strong>aus</strong>sah <strong>und</strong> die eine Vorahnung der messia nischen Zeit hatte, in der der<br />

Geist der Humanität erfüllt wird, nicht nur in diesem oder jenem Individuum oder auch nur<br />

teilweise, sondern in den sozialen Einrichtungen der ganzen Menschheit." (Alle Zitate <strong>aus</strong> „Moses<br />

Hess": Ge sammelte Werke, Bechtle Verlag. München.)<br />

Eine Zeit, die Hess als messianisch bezeichnet, ist die Zeit des Sieges der sozialistischen<br />

Weltrevolution. <strong>Der</strong> Gedanke, daß die jüdische Religion die Vorstellung einer gottlosen, soziali<br />

stischen Revolution zum Ausgangspunkt habe, ist ein häß licher Witz <strong>und</strong> eine Beleidigung des<br />

jüdischen Volkes.<br />

Hess bedient sich ständig der religiösen Sprache, aber er glaubt nicht an Gott. Er schreibt:<br />

„Unser Gott ist nichts weiter als die menschliche Rasse, die in Liebe vereint ist." <strong>Der</strong> Weg dahin<br />

ist die sozialistische Revolution, bei der Zehnt<strong>aus</strong>ende dieser geliebten Menschheit gequält <strong>und</strong><br />

ge tötet werden. Andererseits macht er keinen Hehl dar<strong>aus</strong>, daß er weder die Vorherrschaft des<br />

Himmels noch die einer irdischen Macht wünscht, denn er erklärt beide für tyrannisch. Keine<br />

Religion ist gut, mit Ausnahme der Re ligion der sozialistischen Revolution. „Es ist nutz- <strong>und</strong><br />

fruchtlos, den Menschen die wahre Freiheit zu geben <strong>und</strong> sie an den guten Dingen der Existenz<br />

zu beteiligen, ohne sie von der geistlichen Sklaverei. der Religion zu befreien." Er spricht in<br />

einem Atemzug vom „Absolutismus der himmlischen <strong>und</strong> irdischen Tyrannen über Sklaven“.<br />

Nur wenn man Moses Hess versteht, den Mann, der Marx, Engels <strong>und</strong> Bakunin - die drei Gründer<br />

der ersten Internationale, beeinflußte, wird es mög lich, die satanische Tiefe des Kommunismus<br />

zu ver stehen.<br />

Diese lange Abschweifung über Hess war nötig. denn ohne das Wissen über ihn ist Marx nicht


verständlich, weil es Hess war, der Marx zum Sozialismus brachte.<br />

Wir wollen uns an Marx' Epigramm über Hegel erinnern: „Ich lehre Worte, die in einem teuflischen<br />

Wirrwarr ver mischt sind. So mag nun jeder denken. was er will!" (Marx. Engels. Gesamt<strong>aus</strong>gabe,<br />

Dietz-Verlag. Berlin 1975. Abt. 1, Band 1. Seite 644)<br />

Marx schrieb so. Hess' Schriften sind ein noch viel teuf lischeres Durcheinander, in dem man sich<br />

nur schlecht zurechtfindet, die wir aber analysieren müssen, um die eventuellen Verbindungen<br />

zwischen Marx <strong>und</strong> dem Sata nismus einschätzen zu können.<br />

Hess' erstes Buch trug den Titel „Die heilige Geschichte der Menschheit", (Ausgewählte<br />

Schriften, Joseph Melzer, Köln, 1962. Seiten i5-80). Er behauptete, daß es „ein Werk des heiligen<br />

Geistes der Wahrheit" sei. Als das Buch her<strong>aus</strong>gegeben wurde, schrieb er in sein Tagebuch:<br />

„<strong>Der</strong> Sohn Gottes befreite die Menschen <strong>aus</strong> ihrer eigenen Sklaverei. Hess wird sie auch von der<br />

poli tischen Sklaverei befreien. ..Ich bin gerufen, für das Licht zu zeugen, wie Johannes der<br />

Täufer."<br />

Damals stand Marx dem Sozialismus noch ablehnend gegenüber <strong>und</strong> er hatte auch Hess noch<br />

nicht persönlich kennengelernt. Er schrieb sogar ein Buch gegen ihn. Aus unerklärlichen Gründen<br />

wurde dieses Buch nie zu Ende geschrieben. (Marx-Engels, vollständige Werke, Mos kau,<br />

1927-1935. Bd. 1) Dann wurde er Hess' Schüler.<br />

Wer ist dieser Hess, dieser selbsternannte Botschafter des heiligen Geistes?<br />

Wir erwähnten schon, daß er schwor der mittelalter lichen Religion den Todesstoß zu versetzen<br />

<strong>und</strong> Verwüstung anzurichten. In der Einleitung zu seinem Buch „Das letzte Gericht“ äußert er sich<br />

befriedigt darüber, daß der deutsche Philosoph Kant „den alten Vater Jehowah samt der ganzen<br />

heiligen Familie geköpft habe." (Hess schmückt seine eigenen Vorstellungen mit dem Namen des<br />

großen Philosophen. Kant hatte keine derartigen Absich ten. Er schrieb das Gegenteil: „Ich<br />

mußte das Wissen ein schränken, um dem Glauben Platz zu machen.")<br />

Hess erklärte sowohl die jüdische als auch die christ liche Religion für tot (La Revue, Nr. 1. S.<br />

288) was ihn aber nicht davon abhält, in seinem Buch Rom <strong>und</strong> Jeru salem über „unsere heiligen<br />

Schriften", die „heilige Sprache unserer Väter", „unseren Kult", „die göttlichen Ge setze", „die<br />

Wege der Vorsehung" <strong>und</strong> „göttliches Leben" zu schreiben.<br />

Er vertrat seine verschiedenen Meinungen keineswegs zu verschiedenen Zeiten. Als er das<br />

pseudo-zionistische Buch schrieb, erklärte er, daß er seine früheren, gottlosen Bemühungen<br />

nicht verleugne. (Niederrheinische Volks zeitung", 15. Juli 1862).Es ist ein beabsichtigtes teuf<br />

lisches Durcheinander.<br />

Hess war Jude <strong>und</strong> ein Vorläufer des Zionismus. Weil Hess, Marx <strong>und</strong> andere jüdischer<br />

Abstammung waren, hält man oft den Kommunismus für eine jüdische Verschwö rung. Man<br />

vergißt dabei, daß Marx ein anti-jüdisches Buch geschrieben hat. Auch darin folgte er Hess.<br />

Dieser „Zionist“, der das Judentum in den Himmel erhob, schrieb in „Über das Geldsystem"<br />

(Rheinische Jahrbücher, Bd. 1, 1845): „Die Juden, die in der Naturgeschichte der Welt des<br />

sozialen Tieres die Rolle hatten, die Menschheit in wilde Tiere zu verwandeln, haben diese, ihre<br />

professionelle Aufgabe erfüllt. Das Geheimnis des Juden- <strong>und</strong> Christen tums wurde in dem<br />

modernen Judäo-Christen enthüllt. Das Geheimnis des Blutes Christi erscheint hier, ebenso wie<br />

das Geheimnis der alten jüdischen Blutsverehrung, un verhüllt als das Geheimnis des<br />

Raubtieres."<br />

Es ist nicht tragisch, wenn Sie diese Worte nicht rich tig begreifen. Sie wurden in einem<br />

„teuflischen Durcheinander" geschrieben, aber der Haß gegen das Jüdische ist klar dar<strong>aus</strong> zu<br />

erkennen. Hess ist sowohl jüdischer als auch anti-jüdischer Rassist, je nach Bedarf des Geistes,<br />

den er „heilig“ nennt, <strong>und</strong> der seine Werke beeinflußte.


Hitler hätte seinen Rassismus von Hess lernen können. Er, der Marx gelehrt hatte, daß das<br />

Entscheidende die Angehörigkeit zu einer sozialen Klasse sei, schrieb auch das Gegenteil. „Das<br />

Leben ist ein unmittelbares Ergebnis der Rasse." (Rom <strong>und</strong> Jerusalem) Soziale Einrichtungen<br />

<strong>und</strong> Vorstellungen sind ebenso wie die Religionen. typi sche, ursprüngliche Schöpfungen der<br />

Rasse. Das Rassen problem liegt hinter allen Problemen der Nationalität <strong>und</strong> Freiheit verborgen.<br />

„Die ganze Vergangenheit war ein ein ziger Kampf unter den Klassen <strong>und</strong> Rassen. <strong>Der</strong> Rassen<br />

kampf ist vorrangig. der Klassenkampf zweitrangig." (Rom <strong>und</strong> Jerusalem)<br />

Wie bringt Hess seine mannigfaltigen Widersprüchlich keiten zum Triumph? „Ich werde gegen<br />

alle Bürger das Schwert ziehen, die sich den Bemühungen des Proleta riats widersetzen." (Brief<br />

an Ferdinand Lasalle, 9. Dezember 1863. (Moses Hess, Briefwechsel. Moulton's Graven hage,<br />

1959) Dasselbe hören wir von Marx: „Gewalt ist die Hebamme, die die neue Gesellschaft <strong>aus</strong><br />

dem Schoß der alten her<strong>aus</strong>nimmt." (Das Kapital. Band 1)<br />

Marx' erster Lehrer war der Philosoph Hegel. Er pflaster te den Weg für Hess. Von Hegel hatte<br />

Marx auch Gift ge leckt. Für diesen Denker war das Christentum im Vergleich zum alles<br />

überragenden Griechenland total verdreht. Er schrieb: „<strong>Der</strong> Christ hat der leidenden Menschheit<br />

zum Besten von allen Enden <strong>und</strong> Orten her einen solchen Hau fen von Trostgründen, im Unglück<br />

zu gebrauchen, zusam mengeschafft, daß es einem am Ende leid tun könnte, nicht alle Tage<br />

einen Vater oder Mutter zu verlieren... Es möchte sehr interessant sein, den Glauben der<br />

Griechen damit zu vergleichen . ...Bei ihnen war Unglück Unglück, Schmerz war Schmerz ..." (G.<br />

W. F. Hegel, Fragment über Volksreligionen <strong>und</strong> Christentum, Suhrkamp Ver lag, Frankfurt/Main<br />

1971, Band 1, Seiten 35-36)<br />

Das Christentum wurde in Deutschland auch schon vor Hegel verspottet, aber er war der erste,<br />

der auch Jesus verspottete.<br />

Wir sind das, wovon wir leben. Marx lebte von satani schen Vorstellungen, daher verbreitete er<br />

auch eine satanische Lehre.<br />

Die Kommunisten haben die Gewohnheit, Frontorgani sationen zu gründen. Alles, was wir bisher<br />

ermittelten, legt die Möglichkeit nahe, daß diekommunistische Be wegung selbst<br />

Frontorganisation für den Satanismus ist. Das würde auch erklären, weshalb sich politische,<br />

wirtschaftliche, kulturelle <strong>und</strong> militärische Waf fen, die gegen den Kommunismus eingesetzt<br />

wurden, als wirkungslos erweisen. Die Mittel, den Satanismus zu bekämpfen, sind geistlicher,<br />

nicht menschlicher Art. Sonst kommt es dazu, daß zwar einesatanische Frontorganisa tion wie<br />

der Nazismus bezwungen wird, dafür aber eine andere einen noch größeren Sieg erringt.<br />

Himmler, der Innenminister des nazistischen Deutsch land, betrachtete sich als<br />

Wiederverleiblichung des Königs Heinrich der Vogler. Er hielt es für möglich, okkulte Kräfte in den<br />

Dienst der nazistischen Armee einzuspannen. Mehrere Naziführer hatten mit schwarzer Magie zu<br />

tun. (Trevor Ravenscroft, <strong>Der</strong> Speer des Schicksals, Econ Verlag, Düsseldorf, 1974, Kapitel 4, S,<br />

8, 17-20)<br />

Die Gründer des modernen Kommunismus <strong>und</strong> modernen Nazismus standen mit<br />

übernatürlichen, intelligenten Wesen in Verbindung, mit gefallenen Engeln, die keine ethischen<br />

Maßstäbe kennen. Sie gaben Marx das Ziel, alle Religionen <strong>und</strong> jegliche Moral <strong>aus</strong>zurotten.<br />

(Kom munistisches Manifest)<br />

Jetzt möchte ich mich an den gewöhnlichen Marxisten wenden. Er läßt sich nicht von dem Geist<br />

leiten, der Hess, Marx <strong>und</strong> Engels kontrollierte. Er liebt die Menschheit wirklich <strong>und</strong> glaubt für ihr<br />

Wohl zu kämpfen. Er hat nicht die Absicht, Werkzeug einer seltsamen satanischen Sekte zu sein.<br />

Für ihn könnten diese Zeilen nützlich sein.<br />

<strong>Der</strong> satanische Marxismus verbreitet eine materialistische Philosophie, die seine Anhänger für


geistliche Realitäten blind macht. Es gibt mehr als Materie. Es existiert eine gute Welt des<br />

Geistes, der Wahrheit, der Schönheit <strong>und</strong> der Ideale.<br />

Es gibt aber auch eine Welt böser Geister. Ihr Haupt ist der Satan. Er fiel durch seinen Stolz vom<br />

Himmel <strong>und</strong> zog eine Schar Engel mit sich hinab. Dann verführte er die Vorfahren der<br />

Menschheit. Seit dem Sündenfall hat er seine Täuschung nicht nur fortgesetzt, sondern durch<br />

alles Mögliche verstärkt, bis es soweit kam, daß die herrliche Schöpfung Gottes von Weltkriegen,<br />

blutigen Revolutionen <strong>und</strong> Gegenrevolutionen, Diktatu ren, Ausbeutung <strong>und</strong> alle Arten des<br />

Rassismus, falschen Religionen, Agnostizismus <strong>und</strong> Atheismus, Verbrechen <strong>und</strong> Betrug,<br />

Treulosigkeit in Liebe <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>schaft, zerbrochenen Ehen <strong>und</strong> rebellischen Kindern verwüstet<br />

wird.<br />

Die Menschheit hat die Vorstellung von Gott verloren, <strong>und</strong> was ist an die Stelle dieser Vorstellung<br />

getreten? Etwas Höheres?<br />

Eine anglikanische Untersuchungskommission für Ok kultismus, die sich in Australien bildete,<br />

veröffentlichte am 13. August 1975 einen Bericht. Sie stellte fest, daß die Hälfte der Schüler an<br />

den höheren Schulen Sydneys mit <strong>Okkultismus</strong> <strong>und</strong> Satanismus zu tun hatten. In anderen<br />

<strong>aus</strong>tralischen Städten ist es nicht anders. Die Hälfte der Jugendlichen ist in Zauberei <strong>und</strong><br />

schwarzen Messen ver wickelt. Vielleicht ist es in anderen Ländern der freien Welt nicht ganz so<br />

schlimm. Aber der Einzug des Marxis mus unter der Jugend verläuft parallel zum Einzug des<br />

Satanismus, auch wenn sich äußerlich keine Verbindung feststellen läßt.<br />

<strong>Der</strong> Mensch braucht ganz einfach die Religion. Gehört er nicht der Religion Jesu an, so ist er<br />

Anhänger der Religion des Satans <strong>und</strong> wird immer diejenigen verfolgen, die dem Satan nicht<br />

dienen.<br />

Nur wenige Spitzenführer des Kommunismus waren <strong>und</strong> sind bewußt Satanisten, aber es gibt<br />

einen unbewußten Satanismus, ebenso wie es auch Menschen gibt, die im Gr<strong>und</strong>e Christen sind,<br />

ohne daß sie wissen, daß ihre Reli gion die Religion Christi ist. Ein Mensch kann unbewußt<br />

Satanist sein, ohne daß er jemals vom Bestehen einer der artigen Religion gehört hat. Er gehört<br />

ihr an, wenn er die Vorstellung eines Gottes <strong>und</strong> den Namen Christus haßt, wenn er so lebt, als<br />

sei er nur Materie, <strong>und</strong> wenn er religiöse <strong>und</strong> moralische Prinzipien ablehnt.<br />

Geschöpfe haben Gott verlassen. Aber Gott hat seine Kreaturen nicht verlassen. Er schickte<br />

seinen eingeborenen Sohn Jesus Christus in die Welt. Die menschgewor dene Liebe <strong>und</strong> das<br />

Mitleid lebte auf Erden das Leben eines armen, jüdischen Kindes, dann das eines einfachen<br />

Zimmermanns <strong>und</strong> schließlich das Leben eines Lehrers der Gerechtigkeit. <strong>Der</strong> zertretene Mensch<br />

kann sich nicht selbst erretten, ebenso wenig wie sich ein Ertrinkender selbst <strong>aus</strong> dem Wasser<br />

ziehen kann. So nahm Jesus voller Verständnis für unsere innerlichen Konflikte all unsere<br />

Sünden auf sich, auch die Sünde von Marx <strong>und</strong> seinen An hängern, <strong>und</strong> trug die Strafe für das,<br />

was wir getan haben. Er büßte für unsere Sünde, indem er an einem Kreuz auf Golgatha starb,<br />

nachdem er Demütigungen der schlimm sten Art erlitten hatte.<br />

Wir haben sein Wort, daß derjenige der seinen Glauben auf ihn setzt, Vergebung erhält <strong>und</strong> im<br />

ewigen Paradies mit ihm leben wird.<br />

Sogar notorische Marxisten können errettet werden. Zwei sowjetische Nobelpreisträger -<br />

Pasternak <strong>und</strong> Solschenitsyn - haben ihren Glauben an Christus bekannt, nachdem sie die<br />

Extremitäten des Verbrechens beschrieben, zu denen der satanische Marxismus führt. Swetlana<br />

Stalina, die Tochter des schlimmsten Massenmörders, wurde ebenfalls Christin.<br />

Wir wollen nicht vergessen, daß es Marx' Ideal war, selbst in den Abgr<strong>und</strong> der Hölle<br />

hinabzusteigen <strong>und</strong> die ganze Menschheit mit sich zu reißen. Wir wollen ihm nicht auf diesem<br />

verderblichen Pfad folgen, sondern lieber Christus, der uns zu den Höhen des Lichts, der<br />

Weisheit <strong>und</strong> Liebe, in den Himmel un<strong>aus</strong>sprechlicher Herrlichkeit leitet.


Wir sind vor die Wahl gestellt, gr<strong>aus</strong>am zu werden wie der Teufel oder Menschen zu werden mit<br />

einer friedvollen Seele nach dem Vorbild Jesu.<br />

Und noch ein letztes Wort. Jesus sagte zu der Gemeinde in Pergamon (eine Stadt in Kleinasien)<br />

ein geheimnisvolles Wort: „Ich weiß, wo du wohnst, da des Satans Thron ist." (Offb. 2,13)<br />

Pergamon muß in alten Zeiten eine Hoch burg des Satankults gewesen sein. Im Baedeker, dem<br />

welt bekannten Berlinführer, stand bis 1944, daß sich im Insel museum in Berlin ein<br />

Pergamonaltar befand. Deutsche Archäologen hatten ihn <strong>aus</strong>gegraben. Er befand sich unter der<br />

satanischen Herrschaft Hitlers im Zentrum der Nazi-Hauptstadt.<br />

<strong>Der</strong> Architekt Stjusew, der das Lenin-M<strong>aus</strong>oleum baute, nahm den Pergamon-Altar beim Bau des<br />

Grabmals zum Vorbild, <strong>und</strong> das im Jahr 1924. Stjusew erhielt da mals die notwendigen<br />

Informationen von Frederik Poulsen, einer Autorität in archäologischen Kreisen.<br />

T<strong>aus</strong>ende von Sowjetbürgern stehen jeden Tag Schlan ge, um das Heiligtum des Satans zu<br />

besichtigen, in dem Lenins Mumie liegt. Führer von Staat <strong>und</strong> Kirche <strong>aus</strong> der ganzen Welt<br />

erweisen Lenin in diesem Wahrzeichen des Teufels die Ehre. Es vergeht kein Tag, ohne daß<br />

Blumen dorthin gebracht werden, aber die christlichen Kirchen an demselben Roten Platz wurden<br />

vor langer Zeit in Museen verwandelt.<br />

<strong>Der</strong> Satan herrscht sichtbar in der Sowjetunion.<br />

<strong>Der</strong> Satanstempel in Pergamon war einer von vielen sei ner Zeit. Weshalb hat Jesus gerade ihn<br />

<strong>aus</strong>gesondert? Wahrscheinlich nicht wegen seiner damaligen untergeord neten Rolle, sondern<br />

weil seine Worte prophetisch waren. Er sprach vom Nazismus <strong>und</strong> Kommunismus, die beide die<br />

sen Altar ehren würden.<br />

Im Kampf des Christentums gegen den Kommunismus kämpfen die Gläubigen nicht „mit Fleisch<br />

<strong>und</strong> Blut, sondern mit Mächtigen <strong>und</strong> Gewaltigen, mit den Herren der Welt, die in dieser<br />

Finsternis herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel". (Eph. 6,12)<br />

Wir wählen hier nicht zwischen abstraktem Gutem <strong>und</strong> abstraktem Bösem sondern zwischen Gott<br />

<strong>und</strong> Satan. Marx glaubte an Gott <strong>und</strong> hasste ihn. Er glaubte auch an Satan <strong>und</strong> verehrte ihn bis<br />

ins hohe Alter, wie <strong>aus</strong> dieser Schrift ersichtlich ist. <strong>Der</strong> Durchschnittsmarxist <strong>und</strong> die<br />

Sympathisanten des Marxismus sollten Marx nicht in dieser geistlichen Verwirrung folgen. Stellen<br />

wir uns auf die Seite des lichtbringenden Jesus, des Proletariers, gegen den bourgeoisen Marx,<br />

den Träger der Finsternis!<br />

Richard Wurmbrand<br />

Weitere Beiträge von Pfr. R. Wurmbrand:<br />

1. Prophezeiungen über das jüdische Volk<br />

2. Christus wird siegen, was immer geschieht (Biographie)<br />

3. Atheismus ein Weg ? – 35 Beweise der Existenz Gottes<br />

4. Wer ist Jesus Christus<br />

5. Marx and Satan (englisch)<br />

6. Vorbereitung auf die Untergr<strong>und</strong>kirche<br />

7. Warum bin ich Revolutionär?<br />

--<br />

Drogen <strong>und</strong> <strong>Okkultismus</strong> - Dave Hunt<br />

Unsere Reise hat es schon immer gegeben … Im ganzen Mittelalter gab es die Sufis, die


Kabbalisten, die Bruder- <strong>und</strong> Schwesternschaften <strong>und</strong> die Hexer gruppen <strong>und</strong> den Malteserorden<br />

<strong>und</strong> die Freimaurerlogen …<br />

Drogenguru Timothy Leary in einer Rede anlässlich der 22. Jahres versammlung der<br />

Gesellschaft für Humanistische Psychologie<br />

Ich vermute, wir werden beizeiten entdecken, dass die moderne Psychophar makologie – wie<br />

seinerzeit Freud – sich zu einem bestimmenden Faktor für das Stimmungsklima entwickelt hat,<br />

unter dem wir unsere verschiedenen Leben führen.<br />

Peter Kramer in seinem Bestseller Glück auf Rezept?<br />

Das Gehirn setzt sich zusammen <strong>aus</strong> mehreren H<strong>und</strong>ert Milliarden Neuro nen <strong>und</strong> Billionen von<br />

Synapsen. Jedes einzelne menschliche Gehirn ist kom plexer als das gesamte physikalische<br />

Universum mit all seinen Sternen <strong>und</strong> Planeten <strong>und</strong> … Kräften … die darin wirken.<br />

Anders als das physische Universum bleiben die biochemischen Vorgänge des Gehirns fast<br />

vollständig von einem Geheimnis umgeben. Wir haben z.B. keine Vorstellung, wie das Gehirn<br />

einen Gedanken oder eine Gefühlsregung hervorbringt …<br />

Psychopharmakologie spiegelt kein … Verständnis davon wider, wie das Gehirn <strong>und</strong> das Denken<br />

funktioniert. Zugr<strong>und</strong>e liegt die gefährliche Annah me, dass es unbedenklich <strong>und</strong> effektiv sei, an<br />

dem komplexesten Organ des Universums herumzuhantieren!<br />

Angesichts einer so großen psychiatrischen Sorge um die Gefahren eines Ungleichgewichts<br />

erscheint es seltsam, dass alle bekannten psychischen Me dikamente im Gehirn ein weitläufiges<br />

chemisches Ungleichgewicht verursa chen, das gewöhnlich mehrere Nervensysteme umfaßt.<br />

Fluctin ist da keine Ausnahme … Es scheint eine tollkühne Vorstellung, dass das Blockieren einer<br />

biochemischen Funktion des Gehirns irgendwie das Gehirn <strong>und</strong> das Denken verbessern soll.<br />

Peter R. Breggin, Dr. med.<br />

Ich danke dir, dass du mich w<strong>und</strong>erbar gemacht hast; w<strong>und</strong>erbar sind deine Werke, <strong>und</strong> meine<br />

Seele erkennt das wohl!<br />

Erforsche mich, o Gott, <strong>und</strong> erkenne mein Herz; prüfe mich <strong>und</strong> erkenne, wie ich es meine; <strong>und</strong><br />

siehe, ob ich auf bösem Wege bin, <strong>und</strong> leite mich auf ewigem Wege.<br />

Psalm 139,14.23-24;<br />

Dave Hunt<br />

DROGEN, FANTASIE UND DAS OKKULTE<br />

<strong>Der</strong> religiöse Gebrauch von bewußtseinserweiternden Drogen hat eine lange Geschichte, die bis<br />

auf das Orakel von Delphi <strong>und</strong> noch weiter zurück geht. Die Inkas verwendeten das Kokablatt für<br />

ihre religiösen Ri tuale, genau wie der »heilige Pilz« von anderen Naturvölkern für ihre Re ligion<br />

gebraucht wurde. Diese Substanzen versetzten in eine andere, von Geistern bevölkerte<br />

Dimension. Weil Peyotl den eingeborenen amerika nischen Indianern traditionell »heilig« war,<br />

hatten sie das Recht (unter dem amerikanisch-indianischen Vertrag für Religionsfreiheit) diese<br />

Dro ge zu religiösen Zwecken einzunehmen – es sei denn, sie stehen im akti ven Dienst für die<br />

Armee. Diese Einschränkung wurde jetzt aufgehoben, unter der Vor<strong>aus</strong>setzung, dass bestimmte<br />

Richtlinien befolgt werden.<br />

Mitte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts wurde das Kokablatt wegen seiner angeb lichen medizinischen


Eigenschaften in Europa populär. 1883 wurde in den USA von Parke-Davis für Kokain als Mittel<br />

gegen Alkoholismus <strong>und</strong> Schmerzmittel geworben. Sigm<strong>und</strong> Freud verwendete es zur<br />

Behandlung seiner immer wiederkehrenden Depression <strong>und</strong> verschrieb es einigen sei ner<br />

Patienten. Freuds Biograf Ernest Jones zitierte Freud, dass Kokain ein Gefühl der »Euphorie <strong>und</strong><br />

anhaltenden Hochstimmung produziere, das sich in keiner Weise von der normalen Euphorie<br />

einer ges<strong>und</strong>en Per son unterscheidet«. Er leugnete die Möglichkeit einer Sucht <strong>und</strong> konnte es<br />

offenbar gar nicht genug anpreisen. Bereits vor 1914 wurde Kokain als »Narkotikum« identifiziert<br />

<strong>und</strong> denselben Kontrollen unterstellt wie Morphium <strong>und</strong> Heroin.<br />

Ein wichtiger Brückenkopf für die okkulte Invasion<br />

In den 60er Jahren dieses Jahrh<strong>und</strong>erts führte Timothy Leary, der »Rat tenfänger von Harvard«,<br />

eine hypnotisierte Jugend in spirituelle Erfah rungen, von denen die materialistische<br />

Wissenschaft behauptet hatte, dass es sie nicht gäbe. Learys LSD (sowie andere psychedelische<br />

Drogen) wurden zu Sprungbrettern für mentale Trips jenseits des natürlichen Uni versums von<br />

Zeit, Raum <strong>und</strong> Materie in eine seltsame Dimension, wo es von ber<strong>aus</strong>chenden Säften strömte<br />

<strong>und</strong> exotische Abenteuer die Tages ordnung waren. Für Millionen war es eine »wahnsinnige«<br />

Erfahrung, die ihr Leben für immer veränderte.<br />

Rockmusiker haben eine Schlüsselrolle dabei gespielt, zwei Genera tionen von Jugendlichen in<br />

die Drogenwelt zu führen. Die Musik wurde oft unter dem Einfluß von psychedelischen Mitteln<br />

geschrieben <strong>und</strong> die Konzerte wurden zu einer großen Drogenparty. Leary nannte die Bea tles<br />

»die vier Evangelisten«. Als er ihr Album Sergeant Pepper’s Lonely Hearts Club Band hörte,<br />

sagte Leary: »Die Beatles haben meinen Platz eingenommen. Dieses neue Album – eine<br />

absolute Zelebration des LSD.«<br />

Die Drogenbewegung der 50er, 60er <strong>und</strong> 70er Jahre errichtete einen wichtigen Brückenkopf für<br />

die okkulte Invasion in der abendländischen Zivilisation. Alan Morrison schreibt:<br />

Zu dieser Zeit bildete sich die neue Gegenkultur, die die Jugend jener Epoche für eine massive<br />

Versuchung mit dämonischen Einflüssen <strong>und</strong> extrem sündigen Verhalten öffnete. Von zentraler<br />

Bedeutung war da bei der Gebrauch von halluzinogenen <strong>und</strong> bewußtseinserweiternden Drogen<br />

wie Marihuana, Cannabis-Ölen [Haschisch], Lysergsäure-Diäthylamid (LSD), Dimethyl-Tryptamin<br />

(DMT), Meskalin, Peyotl <strong>und</strong> anderen Pilzmixturen.<br />

Kurz darauf entdeckten Millionen, dass sie mittels verschiedener Techni ken <strong>aus</strong> dem<br />

fernöstlichen Mystizismus »high« oder sogar »higher« wer den konnten (TM <strong>und</strong> andere Formen<br />

des Yoga, der Visualisierung <strong>und</strong> Hypnose). So wurde etwas geboren, was sich »New Age«<br />

nannte. Hindui stischer <strong>und</strong> buddhistischer <strong>Okkultismus</strong> durchdrang jedes Gebiet der<br />

abendländischen Gesellschaft, von Psychologie <strong>und</strong> Medizin über das Bildungswesen bis hin zur<br />

Geschäftswelt. Zahlreiche Yogis <strong>und</strong> Gurus, wie z. B. Vivekanada, Yogananda, Maharaj Ji,<br />

Maharishi Mahesh Yogi, Baba Muktananda <strong>und</strong> andere erkannten alsbald, dass die Drogen das<br />

abendländische Denken für ihre Botschaft geöffnet hat <strong>und</strong> so fielen sie in einem Eroberungszug<br />

bei uns ein.<br />

Zauberer <strong>und</strong> Hexen werden im Alten Testament verurteilt (2.Mose 7; Jes 47; Jer. 27; Mal 3). Im<br />

Neuen Testament werden Zauberei <strong>und</strong> Hexe rei wiederum gebrandmarkt (Apg. 13,6.8; Offb.<br />

9,21; 18,23; 21,8; 22,15). Das heutige Wort für Zauberer ist Schamane; <strong>und</strong> das griechische<br />

Wort, das in der Bibel mit Zauberei übersetzt wird, ist pharmakeia. <strong>Der</strong> Scha mane muss einen<br />

erweiterten Bewußtseinszustand erlangen, um Kon takt mit seinem Leitgeist aufzunehmen <strong>und</strong><br />

seine Zauberei <strong>aus</strong>zuführen, <strong>und</strong> das Mittel dazu sind häufig bewusstseinserweiternde Drogen.<br />

<strong>Der</strong> populäre Gebrauch von psychedelischen Substanzen <strong>und</strong> der be gleitende Einzug<br />

fernöstlicher Religionen vollziehen derzeit die Trans formation der abendländischen Gesellschaft.<br />

Die Auswirkungen auf zwei Generationen wurde in der folgenden Geschichte zusammengefaßt:


Joyce [Lyke], Enkelin eines Baptistenpredigers, studiert in Berkeley Mystik unter einem Sufi. Ihr<br />

Ehemann [Brian], ein ehemaliger presby terianischer Geistlicher, bezeichnet sich selbst lachend<br />

als evangelika len Taoist. Brian verging das Lachen, als man ihn fragte, welche Reli gion er<br />

seinen Kindern weitergebe …<br />

Brian sagte: »Was die Kinder betrifft, weiß ich nicht so recht. Ich indoktriniere ihnen nichts,<br />

wirklich. Wir gehen nicht zur Kirche …«<br />

An der Carmel High School, wo Karina [Lyke] zur Schule geht, ha ben einige ihrer Fre<strong>und</strong>e<br />

begonnen, mit LSD <strong>und</strong> angeblich halluzino genen Psilocybin-Pilzen zu experimentieren. Ihre<br />

Eltern sehen psyche delische Drogen als Schlüssel zu ihrer eigenen spirituellen Erweckung an<br />

<strong>und</strong> können es sich nicht vorstellen, ihrer Tochter zu raten, »ein fach nein zu sagen«.<br />

Drogen auf Rezept<br />

<strong>Der</strong> medizinische Fortschritt hat die durchschnittliche Lebenserwartung drastisch gesteigert,<br />

wofür wir alle äußerst dankbar sind. Doch dieser Fortschritt kann sich nicht der Verantwortung für<br />

die Entdeckung, Ver breitung <strong>und</strong> Verschreibung von Drogen entziehen. Wir sind eine böse <strong>und</strong><br />

unbußfertige Gesellschaft <strong>und</strong> (wie die Bibel es für die letzten Tage vor<strong>aus</strong>sagt) ein großer Teil<br />

dieses Übels besteht in den Drogen: »Und sie taten nicht Buße von ihren Mordtaten<br />

[einschließlich Abtreibung], noch von ihren Zaubereien …« (Offb. 9,21).<br />

Sogar Kinder werden im Drogennetz gefangen. Wenn Philipp sich nicht benimmt, erhöht die<br />

Mutter seine Ritalin-Dosis, <strong>und</strong> um sich selbst auf recht zu halten, nimmt sie Fluctin (engl.<br />

»Prozac«). Ein hoher Prozentsatz der Amerikaner weiß heute nicht mehr mit Notlagen fertig zu<br />

werden <strong>und</strong> somit einen starken Charakter zu entwickeln. Anstatt sich ihren Proble men zu<br />

stellen <strong>und</strong> sich um eine Lösung zu bemühen, halten sie an einer W<strong>und</strong>erdroge fest, die ihnen<br />

<strong>aus</strong> jeder Schwierigkeit her<strong>aus</strong>helfen soll.<br />

Die US-Regierungsbehörde für rechtmäßigen Drogengebrauch (DEA) ordnet Ritalin in »Klasse<br />

II« ein, zusammen mit Kokain <strong>und</strong> anderen Suchtdrogen wie PCP. Ein Forschungszentrum warnt<br />

vor dem »Schnup fen oder Injizieren von Ritalin«, denn seine »kokainartige stimulierende<br />

Wirkung … ist der neueste Trend … der an die ›Speed-Freak‹-Ära der späten 60er erinnert«.<br />

Tatsächlich ist es so, dass »alle Einheiten der Ar mee potentielle Bewerber ablehnt, die Ritalin<br />

oder ein vergleichbares verhaltenveränderndes Medikament nehmen«. <strong>Der</strong> Marine-Ausbilder Se<br />

rgeant Cruz Tores sagt:<br />

Leider können wir nichts machen, wenn der Betreffende Ritalin ge nommen hat. Ritalin wird als<br />

bewusstseinserweiternde Droge angese hen. Deswegen betrachtet die Armee es als eine<br />

äußerst ernste Droge.<br />

Die einflußreiche Psychoanalytikerin Elizabeth Zetzel hält die Wider standskraft einer Person<br />

gegenüber Angst <strong>und</strong> Depression für notwen dig, um ein ges<strong>und</strong>es emotionales Wachstum zu<br />

gewährleisten. Sie warnt, eine künstliche Aufhellung der Stimmung mit Pillen könnte eine Person<br />

gerade um die stärkenden Erfahrungen bringen, die für eine reale Lö sung nötig wären. Wenn ein<br />

Christ mit einer Droge den Weg des gerings ten Widerstands wählt, verpaßt er die Lektion des<br />

Ausharrens <strong>und</strong> Glaubens, die Gott ihm erteilen möchte!<br />

<strong>Der</strong> Psychiater Peter Breggin, füh render Experte auf dem Gebiet psychoaktiver Drogen<br />

(Psychopharma ka), warnt:<br />

Die moralischen <strong>und</strong> psychischen Gefahren von Fluctin [<strong>und</strong> anderen vergleichbaren Drogen]<br />

sind letztlich bedrohlicher als seine körperli chen Wirkungen. Aber dies ist nicht das erste Mal,<br />

dass Amerika sich unbeeindruckt in ein verschreibungspflichtiges Medikament verliebt hat. Bis<br />

die Suchtgefahr erkannt wurde, erfreute Valium sich eines stei genden Rufes als »Mutters kleiner<br />

Gehilfe«. H<strong>aus</strong>frauen bewältigten ihre täglichen Pflichten, indem sie in einem von Drogen<br />

induzierten Nebel verharrten … (Peter R. Breggin, Talking Back to Prozac: What Doctors Aren't


Telling You About Today's Most Controversial Drug, St.Martin's Paperbacks, 1994)<br />

Im Gehirn gibt es mehr Zellen als Sterne im Universum; <strong>und</strong> diese Zel len bilden H<strong>und</strong>erte<br />

Millionen von Neuronen <strong>und</strong> Billionen von Synap sen, die in einem vollkommenen Gleichgewicht<br />

stehen. Darüber hin<strong>aus</strong> liegt die geheimnisvolle Verbindung zwischen dem Geist des Menschen<br />

(der nach Gottes Bild geschaffen ist) <strong>und</strong> seinem Gehirn <strong>und</strong> Körper für immer jenseits des<br />

Zugriffs der Wissenschaft. Doch an dieser Verbindung wird mit Drogen herumhantiert, in der<br />

Hoffnung, das Verhalten des Menschen regeln zu können. Wie könnte es aber eine chemische<br />

Lösung dafür geben? Doch Millionen nehmen solche als Psychopharmaka be zeichneten Drogen<br />

wie Fluctin, Effexor, Benzedrin, Dexedrin, Ritalin, Zoloft, Paxil u.a., um Stimmung <strong>und</strong> Verhalten<br />

passend einzustellen.<br />

Das Gehirn ist viel zu komplex, als dass es mit Drogen präzise »einge stellt« werden könnte. Im<br />

Gehirn gibt es über 500 verschiedene Neuro transmitter <strong>und</strong> niemand weiß genau, wie sie<br />

funktionieren oder was die Konsequenz ist, wenn man sie mit Hilfe von Drogen »regelt«. Die Zei<br />

tung Time (29.Sept.1997) stellte kürzlich in einem Forschungsbericht her<strong>aus</strong>:<br />

In soweit sind die Werkzeuge [Drogen], die zur Manipulation von Serotonin-Ausschüttung im<br />

Gehirn verwendet werden, eher mit phar makologischen Keulen vergleichbar als mit Skalpellen –<br />

im Groben wirksam, aber imstande, eine Menge zusätzlichen Schaden anzurich ten. Barry<br />

Jacobs, ein Neurochirurg an der Princeton Universität, sagt: »Wir wissen einfach nicht genug<br />

über die Funktionsweise des Gehirns.«<br />

Dr. Breggin erinnert uns: »Ob Depression … auf einer biologischen oder genetischen Gr<strong>und</strong>lage<br />

beruht, konnte wissenschaftlich noch nicht ge zeigt werden … Biopsychologische Theorien<br />

bleiben reine Spekulation <strong>und</strong> laufen einer beträchtlichen Menge an Forschungsergebnissen <strong>und</strong><br />

klinischen Erfahrungen zuwider, sowie dem ges<strong>und</strong>en Menschenverstand.« Breggin fährt fort:<br />

Die Theorie des biochemischen Ungleichgewichts hat als meistakzep tierte Erklärung für<br />

emotionalen Schmerz … Freuds psychologische Theorie ersetzt. Freuds Theorie wiederum war<br />

an die Stelle von eher religiös-philosophischen Erklärungen getreten, wie z. B. Erbsünde, Teu fel<br />

<strong>und</strong> moralischer Verfall … Die Theorie des biochemischen Ungleich gewichts ist lediglich die<br />

neueste biopsychologische Spekulation, die der Öffentlichkeit als wissenschaftliche Wahrheit<br />

präsentiert wird … Die ironische Wahrheit ist Folgende: Das einzige bekannte bioche mische<br />

Ungleichgewicht, das im Gehirn nahezu aller Psychatriepati enten bekannt ist, ist dasjenige, das<br />

durch die medikamentöse Be handlung verursacht wird. Die wenigen Ausnahmen, die unter<br />

bekann ten hormonellen Störungen leiden … werden fast immer als medizini sche – <strong>und</strong> nicht als<br />

psychiatrische – Patienten behandelt.<br />

Einige warnende Worte<br />

Die erschreckenden Folgen des Eingreifens in die Gehirnfunktion wer den von den<br />

professionellen Medizinern im Allgemeinen nicht wahrge nommen <strong>und</strong> auch vor der Öffentlichkeit<br />

verschwiegen. Alle Psychophar maka erzielen ihre Wirkung durch die Verursachung einer<br />

Gehirn-Fehlfunktion. Dasselbe Mittel, das amerikanische Psychiater für eine Behand lung<br />

verschreiben, wurde von sowjetischen Psychiatern zur Folter einge setzt. Manchmal wird der<br />

Eindruck vermittelt, dass die Einnahme von Drogen zur Beeinflussung der Gehirnfunktion im<br />

Gr<strong>und</strong>e nichts anderes sei als die Einnahme von Insulin. Doch dazwischen besteht ein großer<br />

Unterschied: Insulin wirkt unterhalb des Halses, während Psychophar maka im Gehirn wirken.<br />

Dabei müssen wir bedenken, dass niemand ge nau weiß, was diese Substanzen im Gehirn<br />

bewirken oder wie schädlich sie letztlich sind. Das kann möglicherweise sogar über die vielen<br />

Fälle von Gewalttaten hin<strong>aus</strong>gehen – einschließlich Selbstmord <strong>und</strong> Mord –, von denen<br />

gerichtliche Gutachten sagen, dass sie durch verschiedene auf Rezept erhältliche Drogen<br />

zurückzuführen seien.<br />

Ein warnendes Wort: Wir treten nicht dafür ein, dass jeder, der ir gendwelche Medikamente


nimmt, sofort damit aufhören sollte. Psycho pharmaka können süchtig machen <strong>und</strong> ein abruptes<br />

Absetzen kann schwerwiegende Konsequenzen haben. Jede Veränderung in der Einnah me von<br />

Medikamenten sollte unter der Aufsicht eines Arztes geschehen. Wir wollen lediglich<br />

her<strong>aus</strong>stellen, dass niemand wirklich weiß, wie Dro gen wirken oder ihr gesamtes<br />

Wirkungsspektrum kennt, einschließlich aller Nebenwirkungen. Viele von Ärzten verschriebene<br />

Drogen wurden jahrelang angepriesen, bis schließlich der Schaden, den sie verursachten, richtig<br />

eingeschätzt <strong>und</strong> das Präparat vom Markt entfernt wurde.<br />

Sogar LSD wurde von vielen Psychiatern als »W<strong>und</strong>erdroge« empfoh len <strong>und</strong> jahrelang von<br />

ihnen eingesetzt, bis es von der Regierung 1966 verboten wurde. Einige Ärzte treten immer noch<br />

für die Wiederzulas sung von LSD ein. Im April 1990 gab eine offizielle US-Behörde einen<br />

Überblick über alle vom FDA zwischen 1976 <strong>und</strong> 1985 zugelassenen Dro gen her<strong>aus</strong>:<br />

Es stellte sich her<strong>aus</strong>, dass 102 von 198 erlaubten Drogen erwiesener weise »Risiken<br />

schwerwiegender Spätfolgen« haben – negative Reak tionen, die zu … schweren oder<br />

dauerhaften Schädigungen oder zum Tod führen können.<br />

Bei Psychopharmaka lag die Quote sogar noch höher: 9 von 15 kürz lich genehmigten<br />

Medikamenten führten zum Risiko schwerer Spät folgen. Darunter war auch ein Mittel, das vom<br />

Markt genommen wer den mußte.<br />

Wenn ein Arzt Fluctin (oder Ritalin oder andere vergleichbare Psycho pharmaka) verschreibt,<br />

kann man das nicht mit einem Mechaniker ver gleichen, der einen Motor genau einstellt. Die<br />

Verschreibung basiert nicht auf einer Diagnose des Gehirns, sondern auf einem Verhaltensprofil.<br />

Fluc tin wird nicht verabreicht, um das Gehirn ins »Gleichgewicht« zu brin gen, sondern vielmehr<br />

zur künstlichen Verbesserung des Befindens des Patienten.<br />

Breggin ist nicht der einzige Psychiater, der Kritik an der »biologi schen Psychiatrie« übt, d. h.<br />

das Verwenden von Drogen zur Regulierung der Stimmung. Außer ihm gibt es noch viele weitere.<br />

In psychiatrischen <strong>und</strong> psychologischen Fachzeitschriften sind kritische Artikel erschienen. Die<br />

Wirksamkeit dieser Drogen wird offen in Frage gestellt <strong>und</strong> diese Frage konnte bisher nicht<br />

beantwortet werden.<br />

Wenn die Wissenschaft eine chemische Lösung anstrebt, ignoriert sie damit die eigentlich erste<br />

Priorität: durch Jesus Christus mit Gott ins Reine zu kommen. Seine Fleischwerdung vereinte<br />

Gott <strong>und</strong> Mensch in seiner eigenen Person; <strong>und</strong> wenn ein Mensch ihn als Herrn <strong>und</strong> Retter<br />

annimmt, empfängt er diese Versöhnung <strong>und</strong> Vereinigung in seinem eigenen, menschlichen<br />

Geist. <strong>Der</strong> christliche Glaube ist keine Sammlung von Re geln, die zu befolgen sind. Nur Christus<br />

selbst kann das christliche Leben <strong>aus</strong>leben, <strong>und</strong> er wird es in denen <strong>und</strong> durch die <strong>aus</strong>leben, die<br />

an ihn glauben. Paulus schrieb: »Als es aber [Gott] gefiel, seinen Sohn in mir zu offenbaren«<br />

(Gal. 1,15-16). Das Leben als Christ ist die Offenbarung Jesu Christi in unserem Leben durch die<br />

Macht Gottes!<br />

Wer ihm vertraut <strong>und</strong> seinem Wort gehorcht, für den wird Christus sein Ein <strong>und</strong> Alles, sein Leben.<br />

Paulus erklärte: »Ich bin mit Christus gekreuzigt, <strong>und</strong> nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in<br />

mir« (Gal. 2,20). <strong>Der</strong> Geist Christi in einem wiedergeborenen Christen braucht of fensichtlich<br />

keine Unterstützung durch Psychotherapie oder Psychophar maka. Jesus hat auch keinen<br />

einfachen Weg verheißen. Das Leben als Christ ist reich an Versuchungen <strong>und</strong> Erprobungen <strong>und</strong><br />

Konflikten, die Gott zuläßt, um uns zu prüfen <strong>und</strong> zu sehen, ob wir ihm wirklich vertrau en <strong>und</strong><br />

gehorchen.<br />

Zwei Generationen von Zauberern<br />

Die moralischen <strong>und</strong> spirituellen Konsequenzen von Eingriffen ins Ge hirn <strong>und</strong> das Nervensystem<br />

mittels Drogen können noch weit schlimmer sein als die natürlichen Gefahren. Wir sollten


edenken, dass das Gehirn »eine Maschine ist, die von einem Geist gesteuert werden kann«.<br />

Die normale Verbindung zwischen dem Gehirn <strong>und</strong> dem menschlichen Geist wird durch Drogen<br />

aufgelöst, was einem dämonischen Geist ermöglicht, das Steuer zu übernehmen. Diese<br />

Tatsache wird vom gesamten Gebiet der Psychopharmakologie völlig ignoriert.<br />

Schon zwei Generationen von jungen Leuten sind so unwissentlich in die Zauberei geführt<br />

worden. Sie meinten, sie würden nur etwas Spaß mit »Entspannungs«-Drogen haben <strong>und</strong><br />

wurden doch auf verführerische Weise in die Welt der Zauberei geleitet. Folglich entwickelten sie<br />

eine gr<strong>und</strong>sätzlich hinduistische Lebensphilosophie, die sie völlig transformiert hat.<br />

Wir haben bereits Terence McKenna zitiert, der sagte, dass die We sen, denen man auf<br />

Drogentrips begegnet, »versuchen uns etwas zu leh ren«.<br />

Brad Green ist nur einer von unzählig Vielen, der durch die psyche delische Tür in den<br />

<strong>Okkultismus</strong> hineinkam. Seine Erfahrung ist typisch für viele andere, die der Autor r<strong>und</strong> um die<br />

Welt interviewt hat:<br />

»Als ich zum ersten Mal Acid [LSD] nahm, dosierte ich so kleine Men gen, dass ich nur etwas<br />

Spaß hatte <strong>und</strong> Farben <strong>und</strong> psychedelische Mus ter sah … als ich aber anfing, wirklich heftige<br />

Dosen zu nehmen … bekam ich einen Leitgeist.<br />

Von da an wurde ich immer, wenn ich psychedelische Drogen nahm, von Geistwesen geführt. Ich<br />

hatte Lehrgeister, die mir Lektionen zeig ten <strong>und</strong> direkt vor mir Diagramme aufzeichneten … Bei<br />

einem der ersten Male, als ich eine hohe Dosis LSD nahm, erhielt ich eine Lekti on in Astrologie<br />

… Ich sah sämtliche Tierkreiszeichen … Das Ganze war in lebendigen Farben <strong>und</strong> großen<br />

Schaubildern <strong>aus</strong>gebreitet … Informationen, die direkt vor mir von Geistwesen <strong>aus</strong>gedruckt wur<br />

den … Ich hörte ihre Stimmen, aber zu der Zeit habe ich keinen von ihnen gesehen.<br />

Bei einem anderen LSD-Trip unterrichteten die Leitgeister mich im Hinduismus … Sie brachten<br />

mir die höchste Hindu-Vibration bei, OM. Ich sah, wie sich das ganze Universum in Vibrationen<br />

auflöste <strong>und</strong> begann, Energievibrationen <strong>aus</strong> Telefondrähten her<strong>aus</strong>kommen zu sehen … Und<br />

die Geister zeigten mir, dass alles letztlich auf eine gr<strong>und</strong>legende Vibration hin<strong>aus</strong>läuft, das OM.<br />

Ich sah »Vibrationen« in Menschen …<br />

Ich hatte die High School aufgegeben <strong>und</strong> widmete mein Leben den Drogen … Wenn Geister<br />

mich unterrichten, so dachte ich, habe ich wohl eine höhere Ausbildung angetreten … die<br />

lohnender ist als der trockene Stoff in der Schule.<br />

Einem meiner Fre<strong>und</strong>e wurde auf einem LSD-Trip von Geistern die Transzendentale Meditation<br />

beigebracht. Er hatte nie etwas von Maharishi gelernt. Als er 18 war, hatte er das kosmische<br />

Bewußtsein erlangt … nur durch Befolgung dessen, was die Geister ihm beige bracht hatten.<br />

Später wurden wir schwer von den Beatles beeinflußt. Sie hatten eine LP namens »Revolver«<br />

r<strong>aus</strong>gebracht, die ich zwar gehört, aber nicht verstanden hatte, bis ich sie nochmals hörte … als<br />

ich völlig high war. <strong>Der</strong> Song lehrte Meditation. <strong>Der</strong> Text war: »Schalte dein Denken ab,<br />

entspanne dich <strong>und</strong> lasse dich treiben, höre auf die Stimmen – spre chen sie nicht …?« Er<br />

handelte von Geistwesen, die dich in das kosmi sche Bewußtsein führen.<br />

Eine Menge Stoff, den die Beatles in ihre Alben steckten … ent hielt alle Arten von Verführung,<br />

um Kids zum LSD zu bringen … spä ter zogen sie dann Maharishi Mahesh Yogi zu Rate,<br />

nachdem sie … in die TM eingestiegen waren. Die Beatles, meine ich, waren zum gro ßen Teil<br />

dafür verantwortlich, dass H<strong>und</strong>ertt<strong>aus</strong>ende von Kids … in die fernöstliche Denkweise eingeführt<br />

wurden …<br />

Ich nahm alles an, was die Geister mich lehrten, weil es Wahrheit sein mußte, die vom<br />

»universalen Selbst« stammte. Ich begann zu glau ben, das sei Gott. Ich begann zu glauben,<br />

Gott sei das OM <strong>und</strong> das Universum nur Maya, eine Illusion … [Später] ist mir allmählich klar


geworden, dass die Geister mir Hinduismus beigebracht hatten. Ich nahm ihn als Wahrheit an –<br />

es war mir egal, wie es genannt wurde«.<br />

Solche Erfahrungen können nicht der Fantasie oder dem Zufall zugeschrie ben werden. Dahinter<br />

steht eine äußerst deutliche Absicht <strong>und</strong> eine Ein heitlichkeit dessen, was denen beigebracht<br />

wird, die in diese Zauberwelt einsteigen. In weltweit allen Kulturkreisen <strong>und</strong> zu allen Zeiten der<br />

Ge schichte finden wir dasselbe. Zweifellos wurde ein Kontakt zu nichtmensch lichen Wesen<br />

hergestellt, die einen streng durchdachten Plan verfolgen.<br />

Das moderne Wiedererwachen des Schamanismus<br />

McKenna hält sehr große Stücke auf Drogen. Er vermutet, dass sie von Außerirdischen auf die<br />

Erde gebracht wurden <strong>und</strong> sogar, dass der »heilige Pilz« selbst eine Intelligenz ist. Er ist<br />

überzeugt, dass eine Partnerschaft zwischen halluzinogenen Pflanzen <strong>und</strong> Menschen die Zukunft<br />

prägen wird:<br />

1975 haben wir so etwas wie eine zweite neolithische Revolution durch gemacht … [durch] die<br />

Erfindung von H<strong>aus</strong>-Pilzzucht. Plötzlich wa ren zwanzig oder dreißig Arten von psilocybinhaltigen<br />

Pilzen allge genwärtig geworden, die zuvor nur selten <strong>und</strong> in bestimmten Waldge bieten<br />

vorkamen … Stropharia cubensis … war vor der Erfindung des Anb<strong>aus</strong> durch Menschen ein<br />

seltener tropischer Pilz. Nun wächst er von Nome bis Tierra del Fuego auf jedem Speicher, in<br />

jedem Keller <strong>und</strong> in jeder Garage … Mein Bruder <strong>und</strong> ich haben 1975 ein Buch geschrieben:<br />

»Psilocybin: Magic Mushrooms Growers’ Guide (»Psilocy bin: Handbuch für Züchter des<br />

magischen Pilzes«). Mehr als 100.000 Exemplare wurden verkauft … Bob Harris … schrieb ein<br />

Buch mit dem Titel Growing Wild Mushrooms (»Aufzucht wilder Pilze«). Jo nathan Ott schrieb ein<br />

Buch. Ganze Firmen für Pilzsporen kamen auf … es ist kaum vorzustellen, wie viele Leute dies<br />

betreiben …<br />

Ich denke, dass sich zwischen Menschen <strong>und</strong> halluzinogenen Pflan zen eine wahre Symbiose<br />

vollzieht. LSD war eine Sache des Labors. Psilocybin ist ein Geschöpf <strong>aus</strong> Wäldern <strong>und</strong> Feldern.<br />

Wenn der Mensch es vermehrt, wenn wir es verbreiten, wenn es uns ber<strong>aus</strong>cht, kommt es zu<br />

einer Wechselbeziehung <strong>und</strong> einem Aust<strong>aus</strong>ch von Energie <strong>und</strong> Information …<br />

Welch lange, seltsame Reise war es, von den Höhlenmalereien in Alta Mira zum Eingang zu den<br />

Sternen! Und jetzt stehen wir auf die ser Schwelle, Hand in Hand mit diesem seltsamen neuen<br />

Partner… «<br />

McKenna spricht von einem »ungelösten botanischen Problem: Warum gibt es in der Neuen Welt<br />

eine solch ungeheure Konzentration von hallu zinogenen Pflanzen?« Das ist für ihn der Gr<strong>und</strong>,<br />

weshalb in Nord-, Mit tel- <strong>und</strong> Südamerika »halluzinogener Schamanismus so hoch entwickelt<br />

ist«. Mit der Bemerkung, dass »Millionen von Menschen von LSD be rührt wurden«, fügt er<br />

überraschenderweise hinzu: »Ich meine nicht, dass Drogenkonsum der Massen eine gute Idee<br />

wäre.« Dann macht er einen interessanten Vorschlag:<br />

Aber ich meine, dass wir eine stellvertretende Minderheit brauchen – eine professionelle<br />

Schamanenklasse … deren Aufgabe darin besteht … für unsere Kultur einige der kulturellen<br />

Funktionen <strong>aus</strong>zuüben, die in nicht alphabetisierten Kulturen von Schamanen <strong>aus</strong>geübt wurden.«<br />

Wenn er der Welt zuerst dargelegt hat, wie man die heiligen Pilze züchtet <strong>und</strong> so begeistert dafür<br />

eintrat, dass »jedermann« darin eingeführt wird, warum legt er dann nahe, dass nur eine<br />

»stellvertretende Minderheit – eine professionelle Schamanenklasse« diejenigen sein sollten,<br />

denen die neuen Offenbarungen offiziell erteilt werden? Man braucht überhaupt keine<br />

halluzinogenen Drogen zu nehmen, um Schamane zu werden – vie le Schamanen nehmen<br />

keine. Alles was dazu nötig ist, ist die Aktivierung der Imagination durch bestimmte Techniken,<br />

von denen die wirksamste die Visualisierung ist. In der Welt – <strong>und</strong> auch in der Christenheit – sind


weit mehr Menschen in diese »harmlose« Methode eingestiegen als in Drogenkonsum.<br />

Jean Houston erinnert uns: »In der ganzen Weltgeschichte haben Menschen viele Möglichkeiten<br />

erf<strong>und</strong>en oder entdeckt, wie man das Bewußtsein erweitern kann zu einem Tor zu subjektiven<br />

Wirklichkeiten, erhöhter Sinnesreize <strong>und</strong> ästhetischer, kreativer <strong>und</strong> religiöser Wahrneh mung.<br />

Rituelles Trommeln, Tanzen, Singen, Fasten, Einnahme bewußtseinserweiternder<br />

Pflanzenextrakte, Yoga <strong>und</strong> meditative Zustände – sol che Mittel haben geholfen, die<br />

strukturellen Gegebenheiten <strong>und</strong> kultu rellen Erwartungen eines bestimmten Gedankengebäudes<br />

der Realität – die konditionierte Gedankenwelt – vorübergehend <strong>aus</strong>zuschalten, sodass<br />

alternative Realitäten <strong>und</strong> Lösungen erkannt werden können.«<br />

Imagination <strong>und</strong> Visualisierung<br />

<strong>Okkultismus</strong> beinhaltete stets drei Techniken zur Veränderung <strong>und</strong> Er schaffung von Realität:<br />

Denken, Sprechen <strong>und</strong> Visualisierung.<br />

Die erste ist am bekanntesten; sie wurde in der Welt <strong>und</strong> in der Christenheit von Norman Vincent<br />

Peale als »Positives Denken« <strong>und</strong> von Robert Schuller als »Denken in Möglichkeiten« verbreitet.<br />

Die zweite ist vor allem unter Charismatikern bekannt, als »Positives Bekenntnis« (oder<br />

»Positives Spre chen«) der Glaubensbewegung, auf die wir bereits eingegangen waren.<br />

Die dritte Technik – Visualisierung – ist die wirksamste. Sie ist der schnellste Weg in die Welt des<br />

Okkulten <strong>und</strong> zu einem Leitgeist. Scha manen wenden sie seit T<strong>aus</strong>enden von Jahren an. Sie<br />

wurde Carl G. Jung von Geistwesen beigebracht, <strong>und</strong> durch ihn beeinflußte sie die humani<br />

stische <strong>und</strong> transpersonale Psychologie. Sie wurde Napoleon Hill von sei nen Leitgeistern<br />

beigebracht. Agnes Sanford, auf die wir später <strong>aus</strong>führ licher zurückkommen werden, war die<br />

erste, die diese Technik in die Christenheit einschleuste.<br />

Norman Vincent Peale war nicht weit hinter ihr zurück <strong>und</strong> sein Einfluß war wesentlich größer. Er<br />

schrieb:<br />

Stellen Sie sich vor, ein vertrauter Fre<strong>und</strong> … sagt: »Es gibt eine wirk same neu-alte Idee … ein<br />

für alle verfügbares Konzept, das unser aller Leben auf eine erstaunliche Weise zum Besseren<br />

gestalten <strong>und</strong> än dern kann …«<br />

Sie würden bestimmt antworten: »Sag mir mehr darüber!«<br />

Und das möchte ich mit diesem Buch: Ihnen mehr darüber sagen.<br />

Das Konzept ist eine Form von mentaler Aktivität, die »Imaging« (Verbildlichen) genannt wird.<br />

Sie besteht <strong>aus</strong> der lebhaften Vorstel lung eines ersehnten Ziels oder Objekts in Ihrem bewußten<br />

Denken <strong>und</strong> dem Festhalten dieses Bildes, bis es in Ihr unbewußtes Denken herabsinkt, wo es<br />

große, ungenutzte Energien freisetzt …<br />

Die Idee des Verbildlichens … steckte eigentlich schon in allen mei nen Reden <strong>und</strong> Schriften …<br />

doch erst kürzlich ist es allmählich … von Wissenschaftlern <strong>und</strong> medizinischen Kapazitäten<br />

entdeckt worden …<br />

Diese okkulte Technik ist tief in die Christenheit eingedrungen. Bestimmte Führungspersonen<br />

unterrichten seit Jahren Visualisierung. In seiner Bro schüre The Power of the Inner Eye (»Die<br />

Kraft des inneren Auges«) ver dreht Robert Schuller (wie auch Yonggi Cho <strong>und</strong> andere) die Bibel,<br />

in dem er behauptet, sie spreche sich selbst für die okkulte Technik der Visualisierung <strong>aus</strong>. Er<br />

schreibt:<br />

In der Psychology Today Ausgabe vom Mai 1985 war ein w<strong>und</strong>erbarer Artikel mit dem Titel »Im<br />

Auge des Geistes«. [Er] handelt von … Vi sualisierung … Das ist die Vision, von der die Bibel in


dem Vers spricht: »Wo keine Vision ist, verkommt ein Volk« … Ich habe die Kraft des inneren<br />

Auges angewendet <strong>und</strong> benutzt <strong>und</strong> es funktioniert … Vor dreißig Jahren fingen wir mit der Vision<br />

von einer Kirche an. Alles hat sich erfüllt.<br />

Salomo ermutigt in Sprüche 29,18 aber nicht zu der okkulten Praktik der Visualisierung, ganz im<br />

Gegenteil! Schreibt Schuller seine heutige Kir che wirklich der Anwendung der »Kraft des inneren<br />

Auges« mittels Vi sualisierung zu? Was sollte Gott damit tun? Und wenn Gott überhaupt etwas<br />

damit zu tun hat, ist der Gr<strong>und</strong> dafür etwa die richtige Ausführung der Visualisierung, die ihn<br />

irgendwie dazu gezwungen hat?<br />

Die Zerstörung des wahren Glaubens an Gott<br />

Michael Harner erklärt, dass in der abendländischen Welt der primitive Schamanismus durch die<br />

Verwendung antiker Okkulttechniken unter modernen Namen <strong>und</strong> für moderne Zwecke<br />

wiederbelebt wird: in Medi zin <strong>und</strong> Psychologie, in Kursen für Geisteskraft <strong>und</strong> im Motivationstrai<br />

ning in der Geschäftswelt. Eine Fachzeitschrift bemerkte: »Für den heu tigen Einsatz zur Heilung<br />

von Krankheiten werden gegenwärtig wieder antike schamanische Praktiken aufgegriffen.« Die<br />

bedeutendste schamanische Praktik ist natürlich Visualisierung.<br />

Heute gibt es eine »Amerikanische Gesellschaft für das Studium men taler Verbildlichung«<br />

(Visualisierung). Die »Erste Weltkonferenz über Verbildlichung«, die von der Marquette<br />

Universität <strong>und</strong> dem Medizini schen College von Wisconsin veranstaltet wurde, fand vom 20. –<br />

23. Juni 1985 in San Francisco statt. Weitere folgten. Auf diesen Konferenzen geht es um den<br />

Einsatz von Visualisierung in Medizin, Psychologie, Erziehung, Wirtschaft <strong>und</strong> anderen Gebieten.<br />

<strong>Der</strong> Professor für Medizin Bernie Sie gel sagte vor Jahren: »… angewendet auf eine körperliche<br />

Krankheit, war die am verbreitetsten eingesetzte <strong>und</strong> erfolgreichste [Technik] … Ver bildlichung<br />

bzw. Visualisierung.« Phil Jackson sagt: »Visualisierung ist für mich ein wichtiges Werkzeug.«<br />

Und auch unter Evangelikalen ist die Visualisierung ein wichtiges Werkzeug geworden –, was<br />

diese Technik noch lange nicht von ihrer ok kulten Kraft läutert. Yonggi Cho hat sie zum Zentrum<br />

seiner Lehre erho ben. Er erklärt sogar, dass niemand Glauben haben könne, wenn er nicht das,<br />

worum er betet, visualisiert. Doch die Bibel sagt, Glaube ist »das Überführtsein von Dingen, die<br />

man nicht sieht« (Hebr 11,1). Somit wür de Visualisierung als Versuch, die Erhörung des Gebets<br />

zu »sehen«, viel mehr gegen den Glauben wirken als ihn fördern! Doch Norman Vincent Peal<br />

erklärte: »Wenn jemand bewußt visualisiert, dass er bei Jesus ist, ist das die beste Garantie für<br />

Bewahrung des Glaubens, die ich kenne.«<br />

„Imagination steht immer noch ganz vorn in unserer Beziehung zu Chri stus … in meinem Dialog<br />

mit Christus … Ich trinke die Herrlichkeit seiner haselnußbraunen Augen … seines<br />

kastanienbraunen Haars … Was? Sie stimmen nicht zu? Seine Haare sind schwarz? Die Augen<br />

dunkel? Dann lassen Sie es dabei, es ist Ihre Weise … Sein Bild muss sowohl für mich wie auch<br />

für Sie real sein, selbst wenn unsere Bilder voneinander abweichen. <strong>Der</strong> Schlüssel zur<br />

Lebendigkeit ist jedoch das innerlich vorgestellte Bild.“<br />

Dieses Zitat von Calvin Miller, mit welchem er behauptet, wir müßten den einzigen Christus, den<br />

wir kennen können, in unserer Imagination erschaffen, ist reinste Gotteslästerung.<br />

Richard Foster <strong>und</strong> viele andere lehren gr<strong>und</strong>sätzlich denselben <strong>Okkultismus</strong>, mit dem wir uns in<br />

einem späteren Kapitel befassen werden.<br />

Auch dies steht im krassen Gegensatz zur Schrift. Petrus sagte von Chri stus:<br />

»Den ihr liebt, obgleich ihr ihn nicht gesehen habt; an den ihr glaubt, obwohl ihr ihn jetzt nicht<br />

seht, über den ihr mit un<strong>aus</strong>sprechlicher <strong>und</strong> verherrlichter Freude jubelt« (1.Petr 1,8).<br />

Im Vers davor spricht er von einer zukünftigen »Offenbarung Jesu Christi«. Ebenso spricht<br />

Johannes davon, dass er »offenbar werden wird« (1.Joh. 3,2), <strong>und</strong> auch Paulus spricht davon,<br />

dass Christen »sein [zukünftiges] Erscheinen lieb gewonnen« ha ben (2.Tim. 4,8).<br />

Die Visualisierung Jesu wäre ein un<strong>biblischer</strong> Versuch, ihn zu sehen, bevor er sich zu erkennen


gibt, es sei denn, man besteht darauf, dass alles nur Imagination sei. Doch die, die dies<br />

praktizieren, schreiben dieser Technik Resultate zu, die wohl kaum als Ergebnis von Fantasie-<br />

Selbstgesprächen erklärt werden können.<br />

Darüber hin<strong>aus</strong> ist ein »Jesus«, der jede mögliche Haar- oder Augen farbe <strong>und</strong> jede Gestalt<br />

annimmt, wie es dem Visualisierenden gerade ge fällt, sicherlich nicht der wirkliche Herr Jesus<br />

Christus der Bibel <strong>und</strong> Ge schichte.<br />

Wer aber ist dann dieses Wesen, das auf diese okkulte Technik hin erscheint <strong>und</strong> Christen<br />

verführt?<br />

Mehr als Imagination?<br />

Wie wir bereits mehrfach bemerkt haben, besteht ein wichtiges Indiz da für, dass bei diesen<br />

okkulten Phänomenen mehr als nur Imagination im Spiel ist, in der durchgängigen tragenden<br />

Philosophie, die von den visua lisierten Wesen vermittelt wird. Ein weiteres Indiz ist die Tatsache,<br />

dass dieselben Wesen immer wieder r<strong>und</strong> um die Welt <strong>und</strong> durch die ganze Geschichte mit<br />

Personen Kontakt aufnehmen, die niemals von ihnen ge hört haben <strong>und</strong> auch untereinander<br />

keinen Kontakt hatten. Außerdem suchen sie gerade den Kontakt zu solchen Menschen, die<br />

selbst keinen Kontakt durch Visualisierung suchten. Die häufigen Vorkommnisse, dass die Große<br />

Weiße Bruderschaft oder der tibetische Djwhal Khul oder ver schiedene »Heilige« <strong>und</strong> »Jesus«<br />

<strong>und</strong> »Maria« solchen erschienen, die dies überhaupt nicht bestrebten, können kein Zufall sein.<br />

Denken wir beispielsweise an den Fall von Will Baron. Verursacht durch die Evolutionslehre,<br />

hatte er auf der High School seinen Glauben an die Bibel verloren. Später wurde er durch Drogen<br />

<strong>und</strong> fernöstlichen Mysti zismus Anhänger der New-Age-Bewegung. Er wurde sogar leitendes Mit<br />

glied der New-Age-Sekte »Erleuchteter Weg«. An diesem besonderen Tag war Will erst wenige<br />

Minuten in seine allmorgendliche Meditation vertieft, als Folgendes geschah:<br />

Plötzlich schien eine nie gekannte physische Kraft über mich zu kom men. Strahlendes Licht<br />

erfüllte mein ganzes Wesen … <strong>und</strong> durchdrang jede Zelle meines Körpers. Besonders mein<br />

Gehirn wurde von Licht durchflutet, als ob eine T<strong>aus</strong>end-Watt-Birne in meinem Kopf einge<br />

schaltet worden wäre …<br />

Ich spürte das Gefühl eines tiefen Friedens … Mein Geist, mein rationales Denken funktionierte<br />

immer noch normal, mit klaren, präzisen <strong>und</strong> logischen Gedanken. Ich hatte keinerlei Drogen zu<br />

mir ge nommen.<br />

Plötzlich stand ein Mann vor mir, der ein intensives, gold-weißes Licht <strong>aus</strong>strahlte. Mein erster<br />

Eindruck war, dass diese geheimnisvol le, strahlende Gestalt wie Jesus Christus <strong>aus</strong>sah. Sofort<br />

tauchte ein starker intuitiver Gedanke auf … der mir sagte, dass diese Person Djwhal Khul ist,<br />

das hochrangige Mitglied der »Großen weißen Bru derschaft der Aufgestiegenen Meister« … der<br />

Alice Bailey den Inhalt der metaphysischen Bücher diktiert hatte, die sie veröffentlichte …<br />

Die Leiterin der New-Age-Sekte, der Will angehörte, war ein spiritisti sches Medium. Sie hatte ein<br />

ähnliches Erlebnis wie er gehabt, allerdings mit einem anderen Wesen. Zumindest nahm es eine<br />

andere Gestalt an. Will erinnert sich lebhaft an ihre Begeisterung, als sie es der Gruppe be<br />

richtete:<br />

»Ich wachte mitten in der Nacht auf. Zu meiner Verw<strong>und</strong>erung stand ein Mann genau in der Mitte<br />

meines Hotelzimmers. Ich war scho ckiert … Er war ungefähr eins-achtzig groß <strong>und</strong> strahlte eine<br />

würde volle, große Autorität <strong>aus</strong>. Er sagte zu mir: »Knie dich hin! … Ich bin Jesus Christus, <strong>und</strong><br />

ich werde dich heilen …«<br />

»Er ist so power-r-r-ful. Er berührte meinen Kopf … segnete mich <strong>und</strong> ging dann geradewegs<br />

durch die feste, verschlossene Tür meines Hotelzimmers …« (Will Baron, Deceiv ed by the New


Age, 1990)<br />

Wer die Bibel kennt, weiß, dass dies nicht Jesus gewesen sein kann. Au ßerdem braucht man<br />

nicht darauf zu warten, dass dieser »Jesus« sich ent schließt, auf einen Besuch<br />

vorbeizukommen. Angeblich kann er jederzeit dazu gebracht werden zu erscheinen. Diese Lehre<br />

wurde von Peale <strong>und</strong> Sanford eingeführt <strong>und</strong> hat die Christenheit seit über 50 Jahren verführt <strong>und</strong><br />

gewinnt immer noch an Einfluß. Genau wie Schamanen ihren Leit geist visualisieren, so<br />

visualisieren nun Christen zu Millionen »Jesus«, <strong>und</strong> er erscheint ihnen buchstäblich – so denken<br />

sie zumindest. Auf diese okkulte Invasion in die Christenheit werden wir in einem späteren Kapi<br />

tel zurückkommen, doch ein Beispiel soll bereits hier angeführt werden. Ein Gemeindeleiter<br />

berichtet von seinen ersten Erfahrungen mit der ok kulten Praktik der »Heilung der<br />

Erinnerungen«, die Agnes Sanford in die Christenheit eingeführt hat:<br />

Ich fing an, mich selbst als Junge von acht Jahren zu visualisieren … »Sehen Sie nun, ob Sie<br />

sich Jesus vorstellen können, wie er er scheint«, unterwies uns der Seminarleiter. »Lassen Sie<br />

ihn auf sich zugehen.«<br />

Zu meiner großen Verw<strong>und</strong>erung … bewegte sich Jesus <strong>aus</strong> diesem dunklen Hintergr<strong>und</strong><br />

langsam auf mich zu. Er streckte mir auf liebe volle, annehmende Weise seine Hände entgegen<br />

…<br />

Ich brauchte die Szenerie nicht länger zu kreieren. Die Gestalt Jesu beugte sich über mich <strong>und</strong><br />

nahm das Bündel von meinem Rücken. Und das tat er mit einer solchen Souveränität, dass es<br />

mich buchstäb lich nicht mehr auf dem Sitz hielt.«<br />

Es ist klar, dass es sich hier um mehr als bloße Imagination handelt. <strong>Der</strong> jenige, der ursprünglich<br />

das Bild von »Jesus« visualisiert hatte, war über rascht, als das Bild plötzlich einen<br />

eigenständigen Charakter annahm <strong>und</strong> ihm klar wurde, dass er dieses Bild nicht weiter selbst<br />

erschuf. Dieser »Jesus« hatte sein eigenes Leben <strong>und</strong> eine eigene Persönlichkeit. Es kann kein<br />

Zweifel daran bestehen, dass ein tatsächlicher Kontakt zur Welt der Geister hergestellt wurde.<br />

Ebenso sicher können wir sein, dass dieses Wesen nicht der wirkliche Jesus Christus war.<br />

Niemand kann ihn von der Rechten des Vaters im Himmel wegrufen <strong>und</strong> in eine persönliche Er<br />

scheinung versetzen. Bei dem Wesen kann es sich nur um einen dämoni schen Geist gehandelt<br />

haben, der sich als »Jesus« <strong>aus</strong>gab.<br />

<strong>Der</strong> klassische Fall von Napoleon Hill<br />

In Kapitel 1 haben wir kurz Napoleon Hill erwähnt. Er war nicht auf der Suche nach Kontakt mit<br />

Geistwesen, als er sich bei seinem Studium plötz lich einem unerwarteten <strong>und</strong> ungeladenen<br />

Eindringling gegenüber sah. Hill behauptet, ein Abgesandter sei über die Astralebene<br />

gekommen. Mit einer Stimme, die sich »anhörte wie Glockenklänge einer großartigen Musik«,<br />

erklärte dieser Besucher <strong>aus</strong> einer anderen Dimension: »Ich kom me von der Großen Schule der<br />

Meister. Ich bin einer <strong>aus</strong> dem Rat der 33, die der Großen Schule <strong>und</strong> ihren Eingeweihten auf der<br />

physischen Ebe ne dienen.«<br />

Hill wurde informiert, dass er sich seit Jahren »unter der Aufsicht der Großen Schule« befände<br />

<strong>und</strong> von ihnen <strong>aus</strong>erwählt worden sei, um der Welt die Formel des Erfolges, das »Höchste<br />

Geheimnis« zu überbringen: dass »alles, was der menschliche Geist glauben kann, er auch zu<br />

errei chen imstande ist«. (Napoleon Hill, Grow Rich with Peace of Mind, 1967)<br />

Hier haben wir wiederum dieselbe Lüge, die von Gott wegführt zur angeblichen Kraft des<br />

menschlichen Geistes. Peale <strong>und</strong> Schuller versuchen diese okkulte Kraft mit Gebet <strong>und</strong> Glauben<br />

zu ver binden. Hill betete jedoch nicht, sondern wurde in eine geheimnisvolle Quelle des<br />

»Beistands« eingeführt, die angeblich eine spirituelle Dimen sion bewohnt (»eine Region jenseits<br />

der Macht der Erkenntnis unserer fünf Sinne«), von der <strong>aus</strong> »unsichtbare, stille Kräfte uns ständig


eeinflussen«.<br />

Obwohl er viel über »Geisteskraft« <strong>und</strong> »positive Geisteshaltung« (ein Ausdruck, den diese<br />

Wesen ihm inspirierten) spricht <strong>und</strong> schreibt, ist Hill überzeugt, dass hinter diesen Kräften<br />

»unsichtbare Beobachter« stehen, die das Schicksal derer leiten, die bereit sind, sich ihrer<br />

Leitung zu unter werfen. <strong>Der</strong> Erfolg <strong>und</strong> Wohlstand, den diese angeblich höheren Wesen im<br />

Aust<strong>aus</strong>ch für das Befolgen ihrer Prinzipien versprachen, sollte unbe grenzt sein. Hill behauptet,<br />

diese Geheimnisse durch den Kontakt mit der »Großen Schule der Meister« erhalten zu haben,<br />

von der er schrieb:<br />

Bisweilen bekannt als »Ehrwürdige Bruderschaft des Alten Indien«, ist es das große<br />

Zentralreservoir des religiösen, philosophischen, mo ralischen, physikalischen, spirituellen <strong>und</strong><br />

übersinnlichen Wissens. Diese Schule strebt geduldig danach, die Menschheit von der spiritu<br />

ellen Unmündigkeit zur Reife der Seele <strong>und</strong> letzten Erleuchtung zu erheben.<br />

Hills bekanntes Buch Denke nach <strong>und</strong> werde reich ist auch nach 60 Jahren immer noch ein<br />

Bestseller. Diesem Werk wird nachgesagt, es habe bei einem hohen Prozentsatz der<br />

amerikanischen Topmanager das Leben verändert <strong>und</strong> ihre Karriere beeinflußt.<br />

Die Ausgabe von 1941 enthält Empfehlungen von den US-Präsidenten Roosevelt, Harding,<br />

Wilson <strong>und</strong> Taft sowie von einigen der bedeutendsten Wissenschaftler <strong>und</strong> Firmen gründer:<br />

Thomas A. Edison, Luther Burbank, John D. Rockefeller, F. W. Woolworth, William Wrigley Jr.,<br />

George Eastman (von Eastman Kodak), Robert Dollar (von den Dollar Steamship Lines) <strong>und</strong><br />

anderen.<br />

Die »Ehrwürdige Bruderschaft des Alten Indien« brachte Hill die Macht der Visualisierung bei. Auf<br />

ihren Rat hin visualisierte Hill neun berühmte Männer der Vergangenheit, die als seine<br />

»Ratgeber« um einen Tisch herum saßen. Und das Befolgen ihres Rates erwies sich für Hill als<br />

bemerkenswert förderlich <strong>und</strong> einträglich.<br />

Infolgedessen wurde Hill äußerst erfolgreich <strong>und</strong> Millionen weiterer Menschen (einschließlich<br />

vieler führende Geschäftsleute <strong>und</strong> Politiker) ergriffen <strong>und</strong> erprobten die erstaunliche Macht<br />

dieser antiken schamani schen Technik in jedem Lebensbereich. Er selbst hält zwar daran fest,<br />

dass alles nur Imagination sei, doch <strong>aus</strong> dem, was Hill schrieb, wird deut lich, dass Visualisierung<br />

die Tür in die Welt des Okkulten geöffnet hat:<br />

Diese neun Männer waren Emerson, Paine, Edison, Darwin, Lincoln, Burbank, Napoleon, Ford<br />

<strong>und</strong> Carnegie. In jeder Nacht … hielt ich eine imaginäre Ratssitzung mit dieser Gruppe, die ich<br />

meine »unsicht baren Berater« nannte.<br />

Bei diesen imaginären Ratssitzungen bat ich meine Kabinettmit glieder um das Wissen, das ich<br />

mir von jedem von ihnen erwünschte <strong>und</strong> sprach jeden Einzelnen an … Nach einigen Monaten<br />

dieser nächtlichen Prozedur stellte ich mit Erstaunen fest, dass diese imaginären Gestalten<br />

anscheinend real wur den. Jeder dieser neun Männer entwickelte individuelle Charakter<br />

merkmale, die mich überraschten … Diese Zusammenkünfte wurden derart realistisch, dass ich<br />

Angst vor ihren Konsequenzen bekam <strong>und</strong> sie für einige Monate <strong>aus</strong>setzte. Die Erlebnisse waren<br />

so unheimlich <strong>und</strong> ich befürchtete, wenn ich sie fortsetzte, würde ich die <strong>Sicht</strong> dafür verlieren,<br />

dass diese Sitzungen nichts als Erfahrungen meiner Imagination sind.<br />

Dies ist das erste Mal, dass ich den Mut habe, das überhaupt zu erwähnen … Ich erachte meine<br />

Kabinettsitzungen immer noch für rein imaginär, aber … sie haben mich auf glorreiche<br />

Abenteuerwege ge führt … Auf w<strong>und</strong>ersame Weise bin ich durch Unmengen von Schwie<br />

rigkeiten geführt worden … Jetzt wende ich mich mit jedem schwierigen Problem, das sich mir<br />

oder meinen Klienten stellt, an meine imaginären Berater. Die Ergeb nisse sind oftmals<br />

erstaunlich… Auch Carl Jung versuchte die Realität der Wesen zu leugnen, die ihn be suchten<br />

<strong>und</strong> leiteten. Jung wurde schließlich gezwungen, ihre objektive Realität einzugestehen. Hill<br />

konnte sicherlich nicht wirklich glauben, dass seine Imagination jedem seiner neun Ratgeber


»individuelle Charakter merkmale« verlieh, die ihn, wie er zugab, überraschten. Und woher<br />

stammt die Weisheit, die sich bei so vielen Gelegenheiten als so einträglich er wies, als er seinen<br />

»imaginären« Beratern Probleme vorlegte, deren Lö sung seine eigenen Fähigkeiten<br />

überforderte? Natürlich ist es viel beque mer, an die Macht der Imagination zu glauben, als die<br />

Tatsache zu akzeptieren, dass man Opfer einer okkulten Invasion geworden ist.<br />

Ein gefährliches Spiel<br />

Die Psychologin <strong>und</strong> Theologin Jean Houston <strong>und</strong> ihr Mann Robert Mas ters brachten den<br />

Schamanismus in unsere Wohnzimmer. In ihrem Buch Mind Games (»Geistesspiele«) erteilen<br />

sie detaillierte Anweisungen für einen »Leiter«, der eine Gruppe in »einen gemeinsamen<br />

erweiterten Bewußtseinszustand … eine immer tiefer werdende Trance« führen soll. (<strong>Der</strong> Leiter<br />

selbst soll darauf achten, dass er bei normalem Bewußtsein bleibt, für den Fall, dass es nötig<br />

wird, andere Spieler <strong>aus</strong> ihrem erweiterten Zu stand zu retten.) <strong>Der</strong> Höhepunkt kommt in Form<br />

einer Begegnung mit einer Wesenheit, die der »Gruppengeist« genannt wird <strong>und</strong> die der ge<br />

samten Gruppe sehr real vorkommt. Hier einige Anweisungen von Hous ton <strong>und</strong> Masters, die der<br />

Leiter der Gruppe vorlesen soll:<br />

Wir sind hier in diesem Kreis versammelt … um ein Bewußtseinsreservoir zu schaffen … Und wir<br />

werden nun <strong>aus</strong> diesem Reservoir her <strong>aus</strong> das Wesen hervorkommen lassen, das wir den<br />

Gruppengeist ge nannt haben … Ihr werdet euch über den Aufenthaltsort des Grup pengeistes<br />

[im Mittelpunkt des Kreises] bewußt sein … wir können <strong>und</strong> müssen den Gruppengeist<br />

materialisieren, indem wir diesem We sen ein <strong>aus</strong>reichend materielles Wesen verleihen, sodass<br />

es uns allen erscheinen kann … Wir werden … es sehen <strong>und</strong> hören können <strong>und</strong> es sogar<br />

berühren können, wenn es nicht nötig wäre, bestimmte Vorsichtsmaßnahmen zu beachten …<br />

»Vorsichtsmaßnahmen« wofür?, müssen wir fragen. Mag der »Gruppen geist« es nicht, wenn<br />

man ihn berührt, oder kann das irgendwie schädlich sein? Das hört sich sehr real an, <strong>und</strong> das<br />

muss es ja auch sein, wenn die Teilnehmer ihn wirklich »sehen <strong>und</strong> hören <strong>und</strong> sogar berühren«<br />

könnten, wenn das zulässig wäre.<br />

Mann muss sich keiner Gruppe anschließen, um sich einen Leitgeist zuzulegen. Die Schamanen<br />

haben das stets allein geschafft. Art Ulene, Arzt <strong>aus</strong> Los Angeles, bekannter Medizinratgeber im<br />

Fernsehen <strong>und</strong> TM- Graduierter, wurde in das »geleitete Verbildlichen« eingeführt, als er ge rade<br />

»einen Film über Entspannungstechniken mit dem Psychologen Dr. David Bresler« drehte.<br />

Ulene, der seinen eigenen Leitgeist hat, erklärt anderen, wie auch sie sich einen solchen<br />

Lebensbegleiter zulegen können. Er führt sie in einen erweiterten Bewußtseinszustand, läßt sie<br />

eine »entspannende Szene« visualisieren <strong>und</strong> sagt ihnen:<br />

Schaue langsam in deiner entspannenden Szene umher, bis du ein le bendes Wesen siehst. Sei<br />

nicht überrascht von dem, was du entdecken wirst … Gehe näher an das Wesen heran. Bitte es,<br />

etwas näher auf dich zuzukommen …<br />

Nun … ist es an der Zeit, dass ihr beiden euch bekannt macht … Sprich das Wesen an. Sag ihm<br />

deinen Namen. Frage nach seinem Na men. Ob du glaubst oder nicht, du wirst eine Antwort<br />

bekommen …<br />

Wenn du <strong>und</strong> dein Wesen euch alles gesagt habt, was zu sagen ist, wird es Zeit, wieder zu<br />

dieser Welt zurückzukehren. Sag auf Wieder sehen <strong>und</strong> versprich, dass du wiederkommen wirst.<br />

Dann öffne lang sam deine Augen … Wir alle haben diesen inneren Diagnostiker, der in Zeiten<br />

der Not zu uns kommen kann. Unsere Wesen haben zwar nicht die üblichen Doktorgrade, aber<br />

ihr medizinisches System funktioniert… (Art Ulene, Feeling Fine, 1977).<br />

Ist das Wahnsinn – oder gar etwas noch Heimtückischeres <strong>und</strong> Gefährli cheres? Wer sich darauf<br />

einläßt, tritt definitiv in Kontakt mit irgend etwas, das als Imagination begann, aber zu einem


Wesen wird mit eigener Persönlichkeit, das unabhängig von dem funktioniert, der es ursprüng<br />

lich visualisiert hat. Professor Dr. med. Bernie Siegel von der Yale-Universität war schockiert, als<br />

er dies erlebte. Er sagte:<br />

Ich habe nicht geglaubt, dass es funktioniert, aber als ich mich darauf einließ, erwartete ich,<br />

Jesus oder Mose zu sehen … Statt dessen traf ich George, einen bärtigen, langhaarigen jungen<br />

Mann mit einem un befleckten wallenden weißen Gewand <strong>und</strong> einem Scheitelkäppchen. Das war<br />

für mich ein unglaubliches Erwachen … George war spontan, kannte meine Gefühle <strong>und</strong> war ein<br />

exzellen ter Ratgeber (Siegel, Love, S.19-20).<br />

Vertrauen wirklich fehl am Platze!<br />

»Ein exzellenter Ratgeber«? Das hört sich wieder nach Napoleon Hill an. Und es überrascht uns<br />

nicht festzustellen, dass die Ratschläge, die »George« erteilte, exakt dieselben waren, wie Hill sie<br />

von seinen neun berühmten Männern erhielt. Einer der Hinweise darauf, dass es sich nicht um<br />

bloße »Imagination« handelt, findet sich in dem »Rat«, den der inne re Ratgeber oder Leitgeist<br />

gibt. Er bietet Wissen <strong>und</strong> Weisheit an, die dem Visualisierenden bisher unbekannt sind, <strong>und</strong><br />

dieser Ratschlag be inhaltet immer – <strong>und</strong> das können wir nicht oft genug betonen – in irgend<br />

einer leicht abgewandelten Form dieselben Lügen, mit der die Schlange im Garten Eden Eva<br />

verführte. Diese Tatsache liefert genug Beweisma terial, um darauf zu schließen, um wen oder<br />

was es sich bei der Quelle dieser »Ratschläge« handelt.<br />

Masters <strong>und</strong> Houston empfehlen den »erweiterten Bewußtseinszustand« als besten Weg zum<br />

Kontakt mit okkulten Wesen. Ihre Begrün dung dafür ist höchst interessant:<br />

»Vielleicht ist der bewußte Kontakt mit diesen anderen Lebensfor men innerhalb der Zustände,<br />

die wir als normal empfinden, aufgr<strong>und</strong> einer Art von Abschirmen davor unmöglich geworden …<br />

Durch die Erweiterung des Bewußtseins lassen wir manchmal das Schutzschild sinken <strong>und</strong> so<br />

wird der Kontakt möglich (Houston and Masters, Games,S.70).<br />

Tatsächlich scheint es, dass die verschiedenen okkulten Techniken zur Erweiterung des<br />

Bewußtseins, genau wie bewußtseinserweiternde Dro gen, speziell entworfen <strong>und</strong> entwickelt<br />

wurden, um jemanden für das Okkulte zu öffnen, indem ein »Schutzschild« entfernt wird. Kann es<br />

nicht sein, dass dieses »Schutzschild« von Gott an seinen Platz gestellt wurde <strong>und</strong> es eine<br />

Invasion dämonischer Wesen in die menschliche Persönlich keit verhindern soll? <strong>Der</strong> beste Rat<br />

wäre: »Lassen Sie dieses Schutzschild nicht sinken!«<br />

Doch genau die Techniken, die dieses Schutzschild entfernen, werden nicht nur von Masters <strong>und</strong><br />

Houston <strong>und</strong> anderen New-Age-Gurus ge lehrt <strong>und</strong> empfohlen, sondern werden auch in der<br />

Christenheit propa giert. Die Tür des menschlichen Geistes wird vorsätzlich einer okkulten<br />

Invasion geöffnet!<br />

Ein ehemaliger Führer der New-Age-Bewegung, der <strong>aus</strong> jahrelanger Erfahrung spricht, warnt<br />

uns:<br />

Nach langfristiger Beobachtung [intern, als Führungsperson] der ge samten New-Age-Szene bin<br />

ich überzeugt, dass diese Techniken (Re birthing, Yoga, TM, Visualisierung innerer Führer usw.)<br />

eine imma nente Kraft in sich selbst haben. Sie funktionieren, weil sie speziell darauf angelegt<br />

sind, Türen aufzustoßen <strong>und</strong> Barrieren niederzureißen, die Gott in den menschlichen Geist<br />

plaziert hat, damit eine Übernahme durch dämonische Wesen verhindert wird. Ich habe erlebt,<br />

wie real <strong>und</strong> äußerst zerstörerisch diese Wesen sind (Aus einem persönlich geführten Interview<br />

mit Doug Clover).<br />

Es handelt sich hier nicht um eine Repräsentation des »kollektiven Unbewußten« (eine der<br />

Lügen, die Carl G. Jung von diesen verführerischen Wesen übernahm), sondern die Mehrzahl<br />

der Indizien deutet darauf hin, dass es sich bei den Wesen, denen man durch schamanische<br />

Techniken begegnet, um Gestalten dämonischer Geister handelt, die die Mensch heit in den


Untergang verführen wollen. Doch Masters <strong>und</strong> Houston (<strong>und</strong> mit ihnen viele andere, die im<br />

<strong>Okkultismus</strong> verstrickt sind) versprechen: Wenn man »dem Leitgeist vertraut <strong>und</strong> ihm zutraut,<br />

dass er beschützen kann, wird man vor Schaden sicher sein«.<br />

Wie können wir wissen, was real ist?<br />

1996 belustigten sich die Medien über die Geschichte, dass die First Lady Hillary Clinton Kontakt<br />

zu der früheren First Lady Eleanor Roosevelt aufgenommen habe <strong>und</strong> mit ihr Gespräche führe.<br />

Hillary äußerte in Gegenerklärungen, dass die Gespräche »Imagination« seien. Hat sie dann nur<br />

Selbstgespräche geführt? Sicherlich war es mehr als das! Hillary ist tatsächlich von Jean Houston<br />

in die antike okkulte Technik der Visuali sierung eingeführt worden.<br />

Einerseits hört sich das alles lächerlich an, wenn man in der Vorstel lung irgendwelche<br />

geheimnisvollen Wesen heraufbeschwört, die dann anscheinend »real« werden, was immer das<br />

heißen mag. Andererseits wäre es beleidigend, wenn man all diese hochintelligenten <strong>und</strong><br />

gebildeten Per sonen eines allgemeinen Wahnsinns bezichtigt. Gerade der Umstand, dass so<br />

viele Menschen r<strong>und</strong> um die Welt zu allen Zeiten der Geschichte die selben Erfahrungen<br />

machten, drückt diesem Phänomen den Stempel der Realität auf. Doch die Tatsache, dass diese<br />

Wesen nicht stofflich sind, wirft die Frage auf, wie »real« diese Leitgeister sind – <strong>und</strong> hier stehen<br />

wir vor der Frage, was »real« überhaupt bedeutet.<br />

Eine Folge der Transformation, die sich in unserer Welt durch Drogen <strong>und</strong> andere schamanische<br />

Praktiken vollzieht, ist die Verwirrung über die »Realität«. Von dieser Verwirrung sind heute viele<br />

Menschen geplagt, die einst eine sichere Antwort auf die Frage nach der Realität geben konn<br />

ten. Sind die Erfahrungen auf Drogentrips oder im fernöstlich-mystisch erlangten »höheren<br />

Bewußtsein« der »reale« Stand der Dinge, oder fin det sich die Realität im normalen<br />

Bewußtsein? Die Behauptung ist po pulär geworden, dass wir uns mit unserem Geist unser<br />

eigenes Univer sum schaffen, sodass die Realität sich im Fluß befindet <strong>und</strong> von Person zu<br />

Person verschieden ist. Das ist offensichtlicher Unsinn, der <strong>aus</strong> der hinduistischen Auffassung<br />

stammt, alles sei Maya, eine Illusion.<br />

Die Tatsache, dass das Universum bereits existierte, bevor der Mensch kam <strong>und</strong> sich mit seiner<br />

Imagination seine Realität »erschaffen« konnte, sollte logischerweise alle Fantastereien<br />

beenden, die Jean Houston <strong>und</strong> andere mit ihr einer leichtgläubigen Anhängerschaft angedreht<br />

haben. Doch diese Theorie hat weiterhin Bestand. Sir James Jeans wartet mit Argumenten auf,<br />

mit denen er die Illusion entkräftet, wir würden alle einen gemeinsamen Traum träumen, den wir<br />

»Realität« nennen, <strong>und</strong> mit denen er die Tatsache eines realen Universums begründet, das<br />

unabhän gig von unserem Denken ist. Er zeigte auf, dass es drei Kriterien gibt, die für eine<br />

objektive Realität unbedingt notwendig sind: Überraschung, Kon tinuität <strong>und</strong> Veränderung.<br />

20 Millionen Menschen werden in Mexiko City plötzlich von einem Erdbeben <strong>aus</strong> dem Schlaf<br />

gerissen. Häuser <strong>und</strong> Wohnungen stürzen ein <strong>und</strong> viele Todesopfer sind zu verzeichnen. Die<br />

Tatsache, dass die Mexika ner von diesem Ereignis überrascht wurden – aufgeweckt vom<br />

Schütteln <strong>und</strong> Rütteln eines Erdbebens, das sie sicherlich nicht nur träumten – ist Beweis genug,<br />

dass eine objektive Realität ihre Opfer forderte. Es wäre Wahnsinn zu meinen, dass ein<br />

Wirbelsturm, der Häuser zertrümmert, oder eine Feuersbrunst, die ein Hotel in Schutt <strong>und</strong> Asche<br />

legt, nichts als Episoden eines gemeinsamen Traumes sind, mit dem die Opfer alle überein<br />

stimmen. Doch die so beliebten Gurus des neuen Bewußtseins fahren mit der Verbreitung von<br />

Techniken fort, die einen Ausstieg <strong>aus</strong> diesem »gewöhnlichen«, aber illusorischen<br />

Bewußtseinszustand <strong>und</strong> den Einstieg in eine neue Realität ermöglichen sollen, die mental in<br />

einem so genann ten »höheren Bewußtseinszustand« geschaffen wird. Das soll angeblich die<br />

reale Welt sein.<br />

Sir James Jeans’ zweites Kriterium für die Begründung einer objekti ven Realität, die Kontinuität,<br />

ist leicht nachvollziehbar. Nach 10 Jahren kehren Sie zu einem Klassentreffen an Ihre alte Schule<br />

zurück. Sie finden dort dieselben Räume wieder, in denen Sie einst Unterricht hatten, viel leicht


samt Tafel, Tischen, Stühlen <strong>und</strong> Rissen in der Decke. An all dies haben Sie während der letzten<br />

10 Jahre überhaupt nicht mehr gedacht. Alles blieb am selben Ort, ohne dass Sie auch nur einen<br />

Gedanken daran aufgewendet hätten. Die jungen Bäume auf dem Schulhof sind gewach sen,<br />

ohne dass Sie irgendwie mit Ihrem Geist nachgeholfen hätten.<br />

Offensichtlich sind Ihre alte Schule <strong>und</strong> deren Umgebung – wie der Rest der Welt <strong>und</strong> des<br />

Universums – kein Bestandteil eines Traumes, den Sie geträumt haben, sondern eine objektive<br />

Realität, die gänzlich unab hängig von Ihnen <strong>und</strong> der übrigen Menschheit existiert. Stellen Sie<br />

sich das Chaos vor, das resultieren würde, wenn die Realität tatsächlich das Produkt von<br />

Milliarden individueller Menschen mit unabhängigen <strong>und</strong> vergeßlichen (oder sogar kranken)<br />

Psychen wäre. Wessen »Realität« würde dominieren <strong>und</strong> wie oft würde die selbst geschaffene<br />

Realität ei ner Person plötzlich von der Realität einer anderen Person verdrängt, die sich<br />

durchsetzt? Und aufgr<strong>und</strong> welcher Logik wäre es vorstellbar, dass die Milliarden von Menschen<br />

auf dieser Erde sich irgendwie zusammen gerauft <strong>und</strong> gezielt das Universum geschaffen haben,<br />

das wir alle erfah ren, vom kleinsten Atom angefangen bis zur entlegensten Galaxie – wo doch<br />

dieses Universum existierte, bevor es überhaupt Menschen gab?<br />

Während Ihrer Abwesenheit hat es an Ihrer Schule natürlich auch Ver änderungen gegeben. Die<br />

alte Turnhalle mit dem Parkettboden wurde abgerissen <strong>und</strong> eine neue <strong>und</strong> viel größere steht nun<br />

an ihrem alten Platz. Änderungen wie diese, die sich ohne unser Wissen an Orten vollziehen, die<br />

wir vergessen haben, geschehen eindeutig ohne die kreative Beteiligung unseres Geistes. Auch<br />

dies ist ein Hinweis auf die Objektivität des physischen Universums, das uns umgibt. Diese drei<br />

Kriterien – Überraschung, Kontinuität <strong>und</strong> Veränderung beweisen außerdem <strong>aus</strong> denselben<br />

Gründen auch die Realität von okkulten Erfahrungen.<br />

Wenn Wissenschaftler wie Sir James Jeans sagen, dass das Universum »wie ein großartiger<br />

Gedanke« ist, meinen sie damit nicht einen Gedan ken in menschlichen Köpfen, sondern, wie<br />

Jeans sagte, »in den Gedan ken eines ewigen Geistes«, der allein der Schöpfer des Universums<br />

sein kann. Weit davon entfernt, eine mentale Realität zu erschaffen, ringt die Menschheit danach,<br />

eine Realität zu entdecken, die unabhängig von ih ren Gedanken <strong>und</strong> Vorstellungen existiert <strong>und</strong><br />

die offensichtlich von ei nem Geist erschaffen wurde, der ihre Vorstellungskraft <strong>und</strong> Fähigkeiten<br />

weit übersteigt. Das einzig Vernünftige, das wir tun können, ist, mit den Manipulationsversuchen<br />

an der Realität aufzuhören <strong>und</strong> dem Schöpfer seinen rechtmäßigen Platz einzuräumen, den er in<br />

unserem Leben bean sprucht.<br />

Aus dem Buch DIE OKKULTE INVASION, von Dave Hunt<br />

www.horst-koch.de<br />

info@horst-koch.de<br />

---<br />

Erich Sauer<br />

SATAN, DER FÜRST DIESER WELT<br />

- DER WIDERSACHER DES MENSCHEN -<br />

I. Gibt es einen persönlichen Teufel?


Die Bibel lehrt das Dasein eines persönlichen Teufels.<br />

Über diese Lehre ist viel gespottet worden, in ungezählten Fällen allerdings ohne eigenes,<br />

ernsthaftes Nachdenken. Gar zu oft ist »Freidenker«-sein nicht viel mehr als »frei« sein vom<br />

»Denken«. In Wahr heit aber erweist sich auch hier die biblische Weltanschauung als über die<br />

Kritik <strong>und</strong> Gedankenlosigkeit ihrer Gegner turmhoch erhaben Dies zeigt schon eine kurze<br />

naturphilosophische Überlegung.<br />

1. Das Zeugnis von Natur <strong>und</strong> Geschichte.<br />

Unleugbar ist die uns bekannte Naturordnung keine vollkommene. Eine absolute Welthar monie<br />

existiert nicht. Vielmehr bietet uns die Natur einen rätselhaften Zwitterzustand dar von Glück <strong>und</strong><br />

Unglück, Weisheit <strong>und</strong> Unver nunft, Zweckmäßigkeit <strong>und</strong> Zerrüttung. Jubel <strong>und</strong> Jammer, Güte<br />

<strong>und</strong> Gr<strong>aus</strong>amkeit, Lebensfreude <strong>und</strong> Todesweh - dies alles durchzuckt den Organismus der<br />

Erdwelt<br />

a. Die Disharmonie in der Welt. Diese beweist zunächst noch nicht das Vorhandensein<br />

gottfeindlicher Mächte. Denn Unvollkommenheit an sich braucht noch nicht notwendig eine Folge<br />

von Gottwidrigem zu sein. Es ist klar, daß zu den vom Schöpfer Selbst gegebenen Ge setzen der<br />

raum-zeitlichen Welt auch der Gr<strong>und</strong>satz der <strong>Entwicklung</strong> gehört. Die Welt, wie Gott sie will, muß<br />

werden. Im Begriff der Ent wicklung aber liegt es, daß das, was sich entwickelt, sich <strong>aus</strong> einem<br />

relativ niederen Zustand in einen höheren <strong>und</strong> vollkommeneren ent wickelt, bis zuletzt das<br />

Endziel des ganzen Werdeganges erreicht ist. Eine absolute Gleichheit des<br />

Vollkommenheitsgrades der einzelnen Stufen würde den Begriff der <strong>Entwicklung</strong> <strong>und</strong> des<br />

Werdens aufhe ben. Wenn es also nun einen Gradunterschied zwischen relativ un vollkommenen<br />

<strong>und</strong> relativ vollkommeneren Stadien in der Schöpfung gibt <strong>und</strong> geben muß, so ist, für eine auf ein<br />

Werden hin angelegte Welt, eine solche relative Unvollkommenheit etwas Gottgewolltes <strong>und</strong><br />

Gottgegebenes, solange die <strong>Entwicklung</strong> andauert.<br />

Dies ist aber nicht die Unvollkommenheit, welche die gegenwärtige Welt offensichtlich<br />

kennzeichnet. Allerdings zeigt sie auch zahlreiche solchenormalen Unvollkommenheiten, die mit<br />

dem Begriff jedes Wachstums notwendig gegeben sind. Vorherrschend ist aber eine andere<br />

Unvollkommenheit, eine anormale, die ein Prinzip der Hem mung in sich birgt. Niemand wird<br />

behaupten, daß Sterben nur ein geringerer Grad vom Leben, daß Lügen nur eine Vorstufe der<br />

Wahr heit, daß Mord ein Anfangsstadium der Nächstenliebe sei. Sinnlos <strong>und</strong> wirklichkeitsfremd<br />

ist darum die Idee des Pantheismus, daß al les, was wir als »Übel« empfinden - sogar das Böse<br />

<strong>und</strong> der Tod - keine unnormalen, sondern normale Unvollkommenheiten seien, d. h. notwendige<br />

Durchgangsstadien des Gottwelt-Evolutionsprozesses, etwa wie Kälte nicht ein Widerspruch zur<br />

Wärme, sondern nur ein geringerer Grad der Wärme sei.<br />

Nein, durch die Natur geht ein ganz anderer, viel gewaltigerer Riß! Hinter dem Kampf in der Natur<br />

steht offenbar irgendwie eine Revolution. <strong>Der</strong> unserer Erfahrung zugängliche kleine Ausschnitt<br />

<strong>aus</strong> dem Kosmos ist für jeden Beobachter in einer rätselhaften Verfas sung. »Auf der einen Seite<br />

zeigt er zuviel Vernunft, Weisheit <strong>und</strong> Glück, um die Gottesleugnung zu rechtfertigen; auf der<br />

andern Seite zeigt er zuviel Unvernunft, Bosheit <strong>und</strong> Unglück, um den Gottesglau ben<br />

wahrscheinlich zu machen. Er macht den Eindruck eines großar tigen Tempels in trümmerhaftem<br />

Zustande, dessen tiefsinnige In schriften von einem Unbekannten boshaft <strong>und</strong> geschickt karikiert<br />

worden sind« (Dr. von Gerdtell).<br />

Daß es Dinge in der Welt gibt, die wir als etwas Böses <strong>und</strong> Übles empfinden, ist zweifellos. So<br />

die Störungen des Gleichgewichts der Naturkräfte, die Leiden <strong>und</strong> der Tod bewußter, lebendiger<br />

Wesen. Fragen wir aber nach dem Woher, so ist ebenso sicher, daß das Vor handensein des<br />

Bösen <strong>und</strong> des Übels mit dem Begriff eines persön lichen, heiligen <strong>und</strong> vollkommenen Gottes im<br />

Widerspruch steht. Wohl ist das Gute im Weltenplan Gottes nicht möglich ohne die Mög lichkeit<br />

des Bösen; aber die Wirklichkeit des Bösen <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>enen, tatsächlichen<br />

Weltstörungen können nimmermehr als etwas Notwendiges von Gott gesetzt worden sein. Denn


wäre dies alles im Anfang nötig gewesen, so ist nicht einzusehen, warum es nicht immer so<br />

erforderlich sein sollte.<br />

b. Die Wirklichkeit des Dämonischen. Nein, will man mit dem Be griff der Schöpfung als einer<br />

Offenbarung des Wesens des Schöpfers <strong>und</strong> mit dem Begriff der Offenbarung als einer<br />

Sichselbstoffenbarung des heiligen <strong>und</strong> vollkommenen Gottes Ernst machen, so ist es restlos<br />

unmöglich, eine Welt, die vom Scheitel bis zur Zehe dem Verderben verfallen ist, unmittelbar, so<br />

wie sie ist, auf Ihn als den alleinigen <strong>Ursprung</strong> zurückzuführen. Dann aber können das Böse <strong>und</strong><br />

alle Übel auch nicht mehr als notwendige Durchgangsstadien der Weltentwick lung aufgefaßt<br />

werden, als ein bloßes Noch-nicht des Vollkommeneren, sondern sie müssen als wirkliche<br />

Hemmungen <strong>und</strong> Querwirkungen betrachtet werden <strong>und</strong> mithin als etwas Real-Konkret-Positives,<br />

das sich der gottgewollten Weltentwicklung entgegenstellt. Das aber heißt: das Vorhandensein<br />

des Weltleides <strong>und</strong> aller Übel beweist das Dasein einer transzendenten, von Gott nicht gewollten,<br />

realen, dynamischen Gegenmacht. Die se aber muß ihrerseits als eine Persönlichkeit gedacht<br />

werden, da Ethisches beziehungsweise Unethisches nur von bewußten, freien Wesen <strong>aus</strong>gesagt<br />

werden kann.<br />

Im Begriff eines absoluten <strong>und</strong> ewig vollkommenen Gottes liegt es, nur Einer zu sein <strong>und</strong> als<br />

solcher der <strong>Ursprung</strong> alles außer <strong>und</strong> neben Ihm Bestehenden. Folglich muß auch diese<br />

Gegenmacht, ihrer Exi stenz nach, auf Ihn zurückgeführt werden. Weil aber Gott zwar wohl etwas<br />

geschichtlich noch Unvollendetes, nicht aber etwas Seiner Welt idee stracks Widersprechendes<br />

schaffen kann, muß auch sie ursprüng lich rein <strong>und</strong> fleckenlos <strong>aus</strong> der Hand des Schöpfers<br />

hervorgegangen sein. So bleibt zur Erklärung ihres gegenwärtigen, gottfeindlichen Zustandes nur<br />

die Möglichkeit einesAbfalls übrig.<br />

Mit diesem Ganzen ist die Existenz des Teufels als eine naturphi losophische Denknotwendigkeit<br />

erwiesen.<br />

Auch naturwissenschaftlich lassen sich gar keine Gegengründe ge gen diesen Glauben<br />

einwenden. Die Naturwissenschaft lehrt, daß es in der Welt die allerverschìedensten Arten von<br />

Lebewesen gibt. Al lein auf unserer kleinen Erde gibt es weit über zwei Millionen Lebe arten. Es<br />

gibt Fische, die nur in der tiefsten Tiefe, <strong>und</strong> Vögel, die nur in der höchsten Gebirgsluft leben<br />

können. Es gibt Tiere, die nur in der Hitze der Tropen, <strong>und</strong> andere, die nur in der Kälte der Polar<br />

länder leben können. Aber alle sind wirkliche Lebewesen, so ver schieden auch ihre Natur ist. So<br />

kann es auch - schon vom rein naturphilosophischen Denken <strong>aus</strong> geredet - Wesen geben,<br />

dieohne stofflichen Leib sind, gleichwie die Lebewesen unserer Erdenwelt alle mit stofflichem<br />

Leib sein müssen. Von einem naturwissenschaftlichen Überholtsein des Glaubens an das Dasein<br />

guter oder böser Geist wesen kann darum überhaupt nicht die Rede sein.<br />

<strong>Der</strong> moderne Mensch steht der Teufelsidee meist nur schon des halb von vornherein ablehnend<br />

gegenüber, weil er dabei fast immer sofort an die derb-sinnliche <strong>und</strong> populär-schauerliche,<br />

lächerlich-gro teske <strong>und</strong> albern-phantastische Teufelsvorstellung des Mittelalters denkt. Richtig<br />

sagt Professor Dr. Ebrard: »Alle Einwände der Phi losophie gegen den Teufel gehen nicht gegen<br />

ihn, wie er in der Bibel geschildert wird, sondern gegen die falschen Ideen, die man sich zu vor<br />

über ihn ersonnen hat.« Und mit dem Tübinger Paläontologie- Professor Dr. Frhr. von Huene<br />

muß gesagt werden, »daß die komische Figur mit Hörnern <strong>und</strong> Pferdefuß, die man im Mittelalter<br />

<strong>und</strong> noch heute vielfach dem Teufel in Wort, Bild <strong>und</strong> Literatur gibt, mindestens ein Spielen mit<br />

dem Feuer, ja eine Frivolität genannt wer den muß. Die Gefahr ist viel ernster <strong>und</strong> seine, auch<br />

heutige Macht viel bedrohlicher, als die meisten Menschen es ahnen.« - »Gott mit der reinen<br />

Sache, die Er hat <strong>und</strong> vertritt,offenbart Sich; der Böse mit der entgegengesetzten verbirgt sich«<br />

(Professor Dr. Erich Schäder).<br />

In Wahrheit ist der Teufel ein mit höchster Intelligenz begabtes, zwar gefallenes, aber<br />

nichtsdestoweniger über<strong>aus</strong> machtvolles, per sönliches Geistwesen, dessen Existenz weder<br />

philosophisch noch na turwissenschaftlich in irgendeiner Weise angreifbar ist. Und da es gerade<br />

die Erde <strong>und</strong> der sie umgebende Teil des Weltalls ist, wo wir die Disharmonie, den Tod <strong>und</strong> das


Verderben beobachten, drängt sich schon der rein spekulativen Naturbetrachtung der Schluß auf,<br />

daß diese Erde <strong>und</strong> wohl auch das mit ihr verb<strong>und</strong>ene Sonnensystem die Domäne dieses<br />

weltenbeherrschenden Machtwesens sei.<br />

2. Biblischer Beweis.<br />

Alle diese Schlüsse finden nun auch durch die Heilige Schrift ihre Bestätigung. Zweifellos ist der<br />

Glaube an die Existenz eines persönlichen Teufels der Glaube Jesu <strong>und</strong> Seiner Apostel.<br />

a. Das Zeugnis Jesu <strong>und</strong> Seiner Apostel. Schon gleich zu Anfang Seines öffentlichen Dienstes<br />

weiß Jesu Sich in einen unmittelbaren Kampf mit Seinem Erzfeind, dem Teufel, gestellt. Die<br />

ganze Versu chungsgeschichte Jesu beweist über allen Zweifel, daß es sich hier um eine<br />

tatsächliche <strong>und</strong> ganz persönliche Auseinandersetzung zweier Hauptgegner handelt. Sowohl die<br />

Berichterstattung der Evangelisten wie auch die Art des Verhaltens Jesu <strong>und</strong> Seine Worte selbst<br />

zeigen klar, daß es sich hier nicht um ein bloßes »Prinzip« des Schlechten handelt, sondern um<br />

eine wirkliche, tatsächliche vorhandene, spre chende <strong>und</strong> handelnde Person, eben nicht nur<br />

»das« Böse, sondern »den Bösen«. »<strong>Der</strong> Versucher trat zu ihm hin <strong>und</strong> sprach« (Matth. 4, 3).<br />

»<strong>Der</strong> Teufel nimmt ihn ... <strong>und</strong> stellt ihn auf die Zinne <strong>und</strong> spricht« (V. 5). »Dann verläßt ihn der<br />

Teufel« (V. 11). »<strong>Der</strong> Teufel weicht von ihm« (Luk. 4, 13). Umgekehrt ebenso: »Jesus spricht<br />

zuihm« (V. 7). »Jesus antwortete ihm« (Luk. 4, 3;). »Jesus spricht zu ihm« (Matth. 4, 10).<br />

In gleicher Weise bezeugen auch andere Worte Jesu Seinen Glauben an die Existenz eines<br />

persönlichen Teufels. Er sagt, Satan habe ein »Königreich« (Matth. 12, 26). »Ich sah den<br />

Satanas herabfallen wie einen Blitz vom Himmel« (Luk. 10, 18). Er nennt ihn den »Für sten<br />

dieser Welt« (Joh. 12, 31; 14, 30; 16, 11). Die ungläubigen Juden seien seine Kindеr. »Ihr seid<br />

vom Vater, dem Teufel« (Joh. 8, 44). Golgatha ist für Ihn eine ganz persönliche<br />

Entscheidungsschlacht ge gen diese persönliche Feindesgewalt. »<strong>Der</strong> Fürst der Welt kommt.«<br />

»<strong>Der</strong> Fürst der Welt ist gerichtet.« »<strong>Der</strong> Fürst dieser Welt wird her <strong>aus</strong>geworfen werden.«<br />

Denselben Glauben teilen Seine Apostel. Darum spricht Paulus von dem »Fürsten über die<br />

Mächte der Luft« (Eph. 2, 2), der seine »Gedanken« (2. Kor. 2, 11), ja, seine »Diener« hat, die<br />

sich als Diener der Gerechtigkeit verstellen, gleichwie er selbst, der Satan, die Ge stalt eines<br />

Lichtengels annehme (2. Kor. 11, 14). <strong>Der</strong> Zweck seiner eigenen, missionarischen Sendung<br />

besteht für ihn darin, den Men schen »die Augen aufzutun, auf daß sie sich bekehren ... von der<br />

Gewalt (Obrigkeit) des Satans zu Gott« (Apg. 26, 18), <strong>und</strong> siegesgewiß erklärt er im Römerbrief:<br />

»<strong>Der</strong> Gott des Friedens aber wird in kurzem den Satan unter eure Füße zertreten« (Röm. 16, 20).<br />

Den gleichen Glauben bezeugt Johannes. »<strong>Der</strong> Teufel sündigt von Anfang« (1. Joh. 3, 8). »Die<br />

ganze Welt liegt in dem Argen« (1. Joh. 5, 19). »<strong>Der</strong> Sohn Gottes ist erschienen, daß er die<br />

Werke des Teufels zerstöre« (1. Joh. 3, 8). Ohne Schwierigkeit ließe sich die Zahl sol cher<br />

Beweise <strong>aus</strong> dem Evangelien <strong>und</strong> Apostelbriefen vermehren.<br />

Wer diesen urchristlichen Glauben nicht teilt, kann unmöglich Jesus <strong>und</strong> Seine Apostel<br />

verstehen. Es ist für den Glauben ein völlig unvollziehbarer Gedanke, daß Christus Sich in dieser<br />

Frage etwa geirrt <strong>und</strong> an gewissen, bloßen Zeitvorstellungen Seiner Umwelt teil genommen<br />

habe. Denn schon ganz abgesehen von der Tatsache, daß Christus, trotz Seiner<br />

Selbstentäußerung, als menschgewordener Gottessohn über jeden Irrtum erhaben war, wür de<br />

ein Irrtum in dieser Frage noch dazu bedeuten, daß Christus Sich über die Mächte, mit denen Er<br />

Selbst zu kämpfen <strong>und</strong> die Er zu überwinden hatte, also über den Hintergr<strong>und</strong>, die geschichtliche<br />

Vor <strong>aus</strong>setzung <strong>und</strong> das Ziel Seiner ganzen, eigenen Erlösertätigkeit ge täuscht habe! »Diese<br />

Annahme aber ist«, wie Professor Erich Schäder mit Recht sagt, »für den Glauben unerträglich,<br />

der mit Jesus als dem Erlöser <strong>und</strong> dem Bringer des Reiches Gottes im Geist verb<strong>und</strong>en ist ... Mit<br />

dem Gedanken an Gottes Gericht über »das« Böse, d. h. die Sünde, verbindet sich ihm der<br />

Glaube an das Gericht über »den« Bösen, der versucherisch <strong>und</strong> treibend hinter der<br />

menschlichen Sünde steht.«


. Weltuntergang <strong>und</strong> kosmische Revolution. Dazu kommt noch ein Weiteres. Nach der Bibel<br />

wird einmal nicht nur die Erde, sondern auch der ganze, mit ihr verb<strong>und</strong>ene Himmel in einer<br />

gewaltigen Ge richtskatastrophe vergehen. Die Himmel werden mit Krachen aufge löst <strong>und</strong> die<br />

Elementarstoffe in Flammenglut zerschmolzen werden. Die Erde wird mit all ihren Werken in<br />

Feuer aufgehen, so daß alles dem Untergang verfällt (2. Petr. 3, 10; Offb. 20, 11; Matth. 5, 18).<br />

Wenn aber nun die Schöpfung nur eine relative, aber sonst normale Unvollkommenheit eines<br />

stetig voranschreitenden Wachstums hätte, so wäre auf keinen Fall einzusehen, warum sie nicht<br />

ohne eine so furchtbare Katastrophe, nämlich in allmählicher Aufwärtsentwicklung ihrem Ziele<br />

entgegengehen könnte. Und da es ferner unmöglich ist, diese Gerichtskatastrophe in ihrem<br />

gesamten Umfang, auch in bezug auf die Himmel, als Folge des Sündenfalls der Menschen, der<br />

Be wohner der Erde, anzusehen, so bleibt auch von diesem Gesichtspunkt <strong>aus</strong> nichts weiter<br />

mehr übrig, als an eine übermenschliche Ursünde, eine kosmische Revolution zu denken, die im<br />

Reiche der Geister statt gef<strong>und</strong>en haben muß.<br />

c. Das Zeugnis der bibischen Urgeschichte. In diese Richtung scheint auch eine Andeutung der<br />

Heiligen Schrift zu weisen. <strong>Der</strong> Mensch sollte den Paradiesesgarten bebauen <strong>und</strong> »bewahren«<br />

(1. Mose 2, 15). Es muß also schon damals eine Gefahrenquelle vorhanden ge wesen sein, die<br />

eine »Bewahrung« erforderlich machte. Die spätere Versuchungsgeschichte der Bibel beweist,<br />

daß dieser Schlußfolgerung tatsächlich die Wirklichkeit entsprach. Es gab schon in jenen<br />

Anfangs tagen der Menschheitsentwicklung eine Macht des Bösen, die dem Reich des Guten<br />

entgegengesetzt war (1. Mose 3). Dabei muß diese gottfeindliche Gewalt in irgendeiner<br />

Beziehung zur Erdenwelt ge standen haben, da sie gerade auf dieser ihre Verführungskunst<br />

<strong>aus</strong>übt.<br />

d. Engelorganisationen im Reich des Lichts <strong>und</strong> im Reich der Fin sternis. Aus den Weissagungen<br />

Daniels erkennen wir, daß gewisse Gebiete der Schöpfung Gottes jeweilig bestimmten Engeln<br />

unter stellt sind. Ihre Aufgabe ist es, in diesen, ihnen von Gott zugewiese nen<br />

Schöpfungsbezirken im Namen Gottes die Herrschaft <strong>und</strong> Ver waltung <strong>aus</strong>zuüben. Darum sind<br />

sie zugleich »Wächter« <strong>und</strong> Hüter der Weltordnung Gottes (Dan. 4, 13). Auf ihre »Anordnung«<br />

hin kön nen Königreiche, ja, Weltreiche zerschmettert werden. »Siehe, ein Wächter <strong>und</strong> Heiliger<br />

stieg vom Himmel hernieder. Er rief mit Macht <strong>und</strong> sprach: Hauet den Baum (d. h. die<br />

Königsherrschaft Nebukad nezars) um ... Durch >Beschluß< der >Wächter< ist dieser Ausspruch,<br />

<strong>und</strong> ein >Befehl< der Heiligen ist diese Sache« (Dan. 4, 14; 17). So sagt auch Stephanus, daß<br />

das Volk Israel das Gesetz auf »Anordnungen von Engeln hin« empfangen habe (Apg. 7, 53).<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich ähnlich ist die äußere Form der Organisation im Reich der Finsternis. So spricht<br />

das Buch Daniel von einem »Engelfürsten von Griechenland« (Dan. 10, 20) <strong>und</strong> einem<br />

»Engelfürsten von Persien« (V. 13). Damit sind zweifellos dämonische Geistesmächte gemeint,<br />

die diese heidnischen Völker inspirieren <strong>und</strong> leiten. Auf der anderen Seite ist, in der Welt des<br />

Lichts, der Erzengel Michael der Engelfürst des Volkes Israel, »der große Fürst, der für die Kinder<br />

deines Volkes steht« (Dan. 12 ,1), »euer (Engel)fürst« (Dan. 10, 21).<br />

Die Offenbarung des Johannes läßt erkennen, daß es sowohl in der unsichtbaren Welt des Lichts<br />

als auch in der Welt der Finsternis geradezu Engelarmeen gibt, die je unter der Anführung eines<br />

beson ders hervorragenden Engelfürsten stehen. So hat Michael »seine« En gel, <strong>und</strong> so hat der<br />

Drache »seine« Engel: »Und es entstand ein Kampf in dem Himmel. Michael <strong>und</strong> >seine< Engel<br />

kämpften mit dem Drachen. Und der Drache kämpfte <strong>und</strong> >seine< Engel, <strong>und</strong> sie siegten nicht ob<br />

... Und es wurde geworfen der große Drache, die alte Schlange, welche Teufel <strong>und</strong> Satan<br />

genannt wird ... Geworfen wurde er auf die Erde, <strong>und</strong> >seine< Engel wurden mit ihr<br />

hinabgeworfen« (Off. 12, 7-9).<br />

Dies alles zeigt, daß es Engelorganisationen gibt, »Throne, Herrschaften, Fürstentümer <strong>und</strong><br />

Gewalten«, wie Paulus es <strong>aus</strong>drückt, nicht nur in der sichtbaren, sondern auch in der<br />

unsichtbaren Welt (Kol. 1, 16; Eph. 1, 21). Von hier <strong>aus</strong>, so scheint es, ergibt sich auch eine<br />

Möglichkeit, noch weitere Zusammenhänge des übergeschichtlichen Hintergr<strong>und</strong>s der<br />

Weltallgeschichte zu ahnen.


e. Satan als gefallener Engelfürst Gottes. In der Versuchungsge schichte Jesu bietet Satan dem<br />

Herrn alle Macht <strong>und</strong> Herrlichkeit der Reiche dieser Welt an, wenn Er nur niederfalle <strong>und</strong> ihn<br />

anbete. Die Möglichkeit <strong>und</strong> Durchführbarkeit dieses seines Angebots begründet er mit dem<br />

Hinweis darauf, daß ihm die Herrschaft über die Welt einst »übertragen« worden sei. »Mir ist<br />

sieverliehen worden, <strong>und</strong> ich kann sie geben, wem ich will« (Luk. 4,6).<br />

Dies ganze Angebot wäre aber für den Herrn als Versuchung von vornherein wesenlos gewesen,<br />

wenn nicht tatsächlich eine solche Rechtsgr<strong>und</strong>lage für Satans Herrschaft in der Welt bestanden<br />

hätte. In anderem Fall hätte Jesus nur einfach darauf hinzuweisen brauchen, daß für diesen<br />

Rechtanspruch <strong>und</strong> diese Verfügungsmöglichkeit Sa tans in Bezug auf die Herrlichkeit der Welt<br />

gar keine Vor<strong>aus</strong>setzun gen vorhanden seien. <strong>Der</strong> Herr läßt aber diese Behauptung Satans<br />

sachlichunwidersprochen <strong>und</strong> erklärt nur, daß man Gott allein an zubeten habe <strong>und</strong> Ihm allein<br />

dienen solle (Luk. 4, 8). Damit aber er kennt Er gr<strong>und</strong>sätzlich dem Versucher die Vollmacht an,<br />

über die Reiche dieser Welt gegenwärtig verfügen zu können.<br />

Das Gleiche liegt den verschiedenen Worten Jesu zugr<strong>und</strong>e, in de nen Er Satan den »Fürsten<br />

dieser Welt nennt (Joh. 12, 31; 14, 30; 16, 11).<br />

Mit diesem Ganzen verbindet sich das Zeugnis des Buches der Offenbarung. Denn wenn es dort<br />

für die Zeit des Endes des gegen wärtigen Zeitlaufs heißt: »Die Herrschaft über die Welt ist an<br />

unsern Herrn <strong>und</strong> seinen Gesalbten gekommen, <strong>und</strong> er wird als König in alle Ewigkeit herrschen«<br />

(Offb. 11, 15 vgl. 19, 6), so liegt in diesen Worten ebenfalls die Andeutung, daß das Reich der<br />

Welt bis zu jenem Au genblick unter der Botmäßigkeit eines andern, eben des Fürsten die ser<br />

Welt, steht. Nun verstehen wir auch, warum der Erzengel Mi chael bei seinem Streit mit dem<br />

Satan um den Leib des Mose nicht wagte, ein lästerndes Urteil über ihn <strong>aus</strong>zusprechen, sondern<br />

nur sagte: »<strong>Der</strong> Неrr strafe dich« (Judas 9).<br />

Den Fall dieses gewaltigen Lichtfürsten scheint auch, wie schon die Rabbinen annahmen, die<br />

Schilderung des gestürzten Babels bei Je saja mit im Auge zu haben: »O, wie bist du vom<br />

Himmel gefallen, du Glanzgestirn, Sohn der Morgenröte« (Jes. 14, 12). Auch Hesekiel entlehnt<br />

offenbar die Bilder seiner Beschreibung des Falles von Ty rus jenem Urereignis: »Du warst ein<br />

gesalbter Cherub, der da schirmt; ich hatte dich dazu bestellt; auf dem heiligen Götterberge<br />

weiltest du; inmitten feuriger Steine wandeltest du. Unsträflich warst du in all deinem Tun von<br />

dem Tage deiner Erschaffung an, bis Verschuldung an dir gef<strong>und</strong>en wurde. Dein Sinn war<br />

hochfahrend ge worden infolge deiner Schönheit; du hattest deine Weisheit außer acht gelassen<br />

um deines Glanzes willen« (Hes. 28, 14-17).<br />

Zweifellos ist in diesen beiden Prophetenworten nicht unmittelbar vom Fall Satans die Rede!<br />

Offensichtlich ist das Wort Jesajas gegen den buchstäblichen, menschlichen König von Babylon<br />

<strong>und</strong> das Wort Hesekiels gegen den buchstäblichen, menschlichen König von Tyrus gerichtet.<br />

Darum können diese beiden Schriftabschnitte auch nicht als entscheIchnde, lehrhafte<br />

Gr<strong>und</strong>lagen für den Fall Satans angesehen werden. Aus bildhaften <strong>und</strong> dichterischen Worten<br />

lassen sich nicht ohne weiteres lehrhafte Folgerungen ziehen. Diese müssen vielmehr in<br />

bildlosen <strong>und</strong> unmittelbaren Schrift<strong>aus</strong>sagen begründet sein. Diе Bedeutung der bildhaften<br />

<strong>und</strong> dichterischen Schriftworte liegt vor nehmlich im Illustrativen <strong>und</strong> zwar, um der<br />

Botschaft für Herz <strong>und</strong> Empfinden des Lesers <strong>und</strong> Hörers vermehrten Eindruck zu verleihen.<br />

Dennoch ist unverkennbar, daß die Art <strong>und</strong> Weise der hier gegebe nen Schilderungen weit über<br />

den Rahmen des rein Menschlichen <strong>und</strong> bloß Dichterischen hin<strong>aus</strong>geht.<br />

Ähnlich wie König David ein Abbild seines himmlischen Ober herrn Christus ist, so sind hier diese<br />

beiden heidnischen Könige Abbilderihres dämonischen Oberherrn.<br />

Verschiedentlich in den Psalmen geht die Form der Schilderung von Erlebnissen Davids weit<br />

über den menschlichen Rahmen seiner irdischen Persönlichkeit hin<strong>aus</strong> (z.B. Ps. 16; 22) <strong>und</strong> wird<br />

mit der Geschichte des himmlischen »David« verflochten. So ähnlich - nur eben in umgekehrtem


Sinne - ist das Verhältnis der Könige von Babel <strong>und</strong> Tyrus zu Satan, ihrem Gebieter, der die<br />

Geschichte der heidnischen Weltreiche als ihr eigentlicher Oberherr lenkt <strong>und</strong> inspi riert.<br />

Darum kann der Sturz dieser heidnischen, irdischen Könige in sol chen poetischen Schilderungen<br />

zugleich mitgeschaut werden mit dem Sturz des Königs des Reichs der Finsternis, <strong>und</strong> sowohl<br />

Jesajas wie auch Hesekiel können die Bilder ihrer Beschreibung des Falles von Babel <strong>und</strong> Tyrus<br />

jenem erschütternden Urereignis entlehnen, das in Wahrheit aller menschlichen Sünde, allem<br />

menschlichen Aufruhr <strong>und</strong> auch allem menschlichen Zusammenbruch zugr<strong>und</strong>eliegt. Eine<br />

verborgene mystische Bedeutung ist in diesen Prophetenworten verwo ben mit ihrer mehr<br />

unmittelbaren, sofortigen Bezugnahme auf ört liche <strong>und</strong> historische Personen <strong>und</strong> Ereignisse. In<br />

diesem indirekten Sinn nennt ein englischer Schrift<strong>aus</strong>leger unserer Zeit, Dr. J. H. Bax ter, die<br />

Könige von Tyrus <strong>und</strong> Babylon mit Recht »Spiegelbilder der Majestät Satans in seinem Fall«.<br />

f. Die Verschwiegenheit der Bibel. Daß die Heilige Schrift über all diese Fragen nicht offenk<strong>und</strong>ig,<br />

<strong>aus</strong>führlich <strong>und</strong> unmittelbar redet, hängt mit ihrem ganzen Charakter <strong>und</strong> ihrer Zielsetzung<br />

zusammen. Sie will, als die Urk<strong>und</strong>e des Heils, dem Menschen, prophetisch-geschichtlich, den<br />

Weg zur Erlösung zeigen, ihr aber nicht, philoso phisch, das System einer Geschichts-, Welt-<br />

oder Ewigkeitsanschau ung vermitteln. Denn wenn sie das wollte, würde kein Mensch sie<br />

verstehen. Darum redet sie auch über den <strong>Ursprung</strong> des Bösen nur kurz <strong>und</strong> mittelbar, nur in<br />

gelegentlichen, bildhaften Andeutungen, niemals aber in direkten Belehrungen <strong>und</strong> nirgends in<br />

zusammenhän gender, unverhüllter Form. Sie will uns ja nicht die Geschichte der Engel, sondern<br />

die Heilsgeschichte der Menschen beschreiben. Sie will uns das sagen, was wir wissen müssen,<br />

um den Weg der Erlö sung zu finden.<br />

Offenbaren tut Gott eben immer nur Sich Selbst. Dabei hat Er die Absicht, durch Wort <strong>und</strong> Tat<br />

einen Heilsweg auf Erden zu ermög lichen, auf dem die sündige Menschheit zu Ihm<br />

zurückgeführt wer den kann. Das Ziel Seiner Offenbarung ist also nicht theoretisch, son dern<br />

praktisch. Darum bringt auch die Bibel keine denkmäßig-theolo gisch aufgebaute<br />

Zusammenfassung von religiösen Lehrsätzen, etwa in der Art eines Katechismus oder einer<br />

Dogmatik - so wertvoll solche Arbeiten in ihrem Aufgabenbereich auch sein mögen -, son dern<br />

ganz schlichte, geschichtlich-prophetische Urk<strong>und</strong>en über das Wirken <strong>und</strong> Walten des Höchsten<br />

im Leben hienieden. Dadurch sol len unsere Augen geöffnet werden, <strong>und</strong> eine neue Welt soll sich<br />

uns auftun, in der wir Gott Selbst leben sehen.<br />

Indem aber die Sonne der wahren Gottesidee am Firmament un seres Erkennens aufgeht, gießt<br />

sie die Tageshelle ihres ewigen Lichts zugleich auch über die ganze Welt in uns <strong>und</strong> um uns <strong>aus</strong>.<br />

Und da die göttliche Offenbarung ohne ihren übergeschichtlichen Hinter gr<strong>und</strong> schlechthin<br />

unbegreifbar wäre, muß die Heilige Schrift auch ihn kurz berühren, aber eben<br />

nurhintergr<strong>und</strong>artig. Und da zu die sem Hintergr<strong>und</strong> auch wesentlich die Entstehung <strong>und</strong><br />

Wirksamkeit des personhaft Bösen gehört, läßt sie ebenfalls sein Dasein <strong>und</strong> seine <strong>Entwicklung</strong>,<br />

wenigstens durch Andeutungen, in verhüllter Weise durchblicken.<br />

II. Ursünde <strong>und</strong> Weltgestalt<br />

Mit dem Fall Satans war aber auch, wie die spätere Ähnlichkeit des menschlichen Sündenfalls -<br />

nur diese in kleinerem Maße - zeigt (1. Mose 3, 18), ein Sturz seines Herrschaftsgebietes<br />

verb<strong>und</strong>en. Wie hernach der sündige Mensch, so zog zuerst Satan den ihm anvertrau ten<br />

Schöpfungsteil in den Bannkreis seines Falls mit hinein.<br />

Daher auch das Vorhandensein des Todes in den vormenschlichen, geologischen Perioden. Man<br />

mag den biblischen Schöpfungs bericht verschieden auffassen. Man mag ihn ansehen als Bericht<br />

über die eine, zusammenhängende, erstmalige Erschaffung der Erde, also als wirklichen<br />

»Schöpfungs«bericht, oder man mag ihn erklären als Bericht über eine »Wiederherstellung« der


Erde nach irgend einer Zerstörung infolge des Falls Satans; man mag ferner die geologi schen<br />

Perioden verschieden in den irdischen Schöpfungsbericht ein reihen: entweder in die Zeit vor<br />

oder während des Tohuwabohus von Vers 2 oder parallel mit den sechs Schöpfungs»tagen« als<br />

Perio den selbst; Tatsache ist, daß beide Erklärungsweisen sowohl miteinander wie auch mit<br />

dem Zeugnis der Naturwissenschaft darin über einstimmen, daß der Tod schon vor dem<br />

Auftreten des Menschen auf Erden vorhanden gewesen ist.<br />

Gerade diese Übereinstimmung ist in unserem Zusammenhang von entscheidendem Wert. <strong>Der</strong><br />

Tod in der Urwelt ist keine geologische Hypothese, sondern eine paläontologische Tatsache. Für<br />

jeden, der auch nur etwas von diesen Tatbeständen weiß, ist es völlig unbe streitbar, daß die<br />

bestimmt voradamitischen Versteinerungen (»Fos silien«) Spuren von Tod <strong>und</strong> Verderben, ja, oft<br />

gr<strong>aus</strong>amer Lebens vernichtung aufweisen.<br />

Gerade diese Tatsache hat der Unglaube in seinem Kampf gegen die biblische Offenbarung<br />

siegesgewiß <strong>aus</strong>gebeutet. Schon der Geo logieprofessor Karl Vogt, der materialistische<br />

Anhänger Darwins, triumphierte: »Da hilft kein Spreizen des Glaubens noch fromme Salto<br />

Mortales, um über diesen Stein hinwegzukommen, der in eurem Garten liegt. <strong>Der</strong> Tod hat von<br />

Anbeginn, <strong>und</strong> sagen wir gleich, in höchst gr<strong>aus</strong>amer Weise existiert. Es sind, im allgemeinen<br />

gesprochen, kaum schrecklichere Qualen von dem menschlichen Grübeln erf<strong>und</strong>en worden als<br />

die sind, durch welche die Natur ihre Geschöpfe um bringt.« Die Natur ist, wie ein anderes<br />

Anhänger Darwins es einmal <strong>aus</strong>gedrückt hat, »an Zähnen <strong>und</strong> Klauen geradezu rot von<br />

Blutgier«.<br />

Aber dies ganze Triumphgeschrei voreilig siegesgewisser Bibel feinde <strong>und</strong> ebenso alle ähnlichen<br />

Bedenken ernster Zweifler werden zum Schweigen gebracht, wenn wir erkennen: Es ist durch<strong>aus</strong><br />

mit der Schriftlehre vereinbar, daß es Tod <strong>und</strong> Verderben schon vor dem menschlichen<br />

Sündenfall auf der Erde gegeben hat. Nur muß dies eben alles auf den uranfänglichen Fall<br />

Satans zurückgeführt werden. Die Urwurzel alles Leids in der Kreatur ist jene kosmische Revolu<br />

tion, jener Aufruhr Satans gegen Gott, <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>ene Einführung von Disharmonie<br />

<strong>und</strong> Zerstörung in den Weltbezirk, der ihm als ursprünglichem Lichtfürsten Gottes vom Schöpfer<br />

zur Verwaltung anvertraut worden war.<br />

<strong>Der</strong> Mensch ist dann später, in seinem Fall, nicht der Urheber von Sünde <strong>und</strong> Tod im Weltall an<br />

sich, sondern das Eingangstor dieser schon vorher vorhandenen Sünde in die von ihm<br />

abstammende Men schenwelt. In seiner Erklärung von Römer 5 - besonders Vers 12 »Durch«<br />

den Menschen kam Sünde <strong>und</strong> Tod in die Welt - weist Prof. Karl Heim darauf hin, daß der<br />

Apostel hier das griechische Wort dia (»durch«) nicht mit dem Akkusativ (4. Fall), sondern mit<br />

dem Geni tiv (2. Fall) verbindet (griech. nicht: di' hena anthropon, sondern: di' henos anthropou).<br />

Während aber das griechische »durch« (dia) mit dem vierten Fall den Urheber <strong>und</strong><br />

Entstehungsgr<strong>und</strong> einer Sache be zeichnet, bedeutet griechisch »dia« mit dem zweiten Fall einen<br />

»Durch«gangspunkt, z. B. ein Eingangstor, »durch« das man in ein H<strong>aus</strong> eintritt. So ist, beim<br />

Sündenfall des Menschen, die schon vor seiner Erschaffung vorhandene, satanische Macht des<br />

Bösen wie »durch« einen »Durch«gangspunkt in die Menschenwelt eingedrungen. Das Wort<br />

kosmos »Welt« bedeutet bei Paulus häufig nicht Welt all, sondern Menschenwelt, z. B.1. Kor.<br />

1,20; 4,13.<br />

Das Böse, als satanische Macht, war also schon vor der Schöpfung des Menschen vorhanden.<br />

»Die Herrschaft, die der Tod schon in der vormenschlichen Urzeit in der ganzen Schöpfung<br />

<strong>aus</strong>geübt hat, hat ihren Gr<strong>und</strong> darin, daß die satanische Empörung gegen die Allgewalt Gottes<br />

schon vor der Entstehung des Menschen in der ganzen Krea tur in Kraft getreten war. Auf der<br />

ganzen Schöpfung liegt darum ein Bann, der von der satanischen Macht herrührt, die die<br />

lebendige Schöpfungswelt unter die Sklaverei der Vergänglichkeit gebracht hat.«<br />

Wann <strong>und</strong> wie dies verhängnisvolle Urereignis selbst stattgefun den hat, vermag niemand zu<br />

sagen. <strong>Der</strong> vorgeschichtliche äonische Zeitpunkt des Falles Satans bleibt uns völlig unerkennbar.<br />

Darum ist es auch nicht möglich, ihn mit Sicherheit genau in den biblischen Schöpfungsbericht


einzuordnen. Fand er in der Zwischenzeit zwi schen dem ersten <strong>und</strong> dem zweiten Vers der Bibel<br />

statt, wie die Ver treter der Restitutionsauffassung annehmen? Oder an irgend einem späteren<br />

Zeitpunkt der kosmischen Weiterentwicklung, etwa zwi schen der Weltschöpfung <strong>und</strong> dem<br />

Beginn der ersten pflanzlichen <strong>und</strong> tierischen Lebewelt, deren Fossilien (Versteinerungen) jetzt in<br />

den untersten Erdschichten zu finden sind, die also einst in jenen Urzeiten zugr<strong>und</strong>egegangen<br />

<strong>und</strong> erstorben ist? Das heißt - wenn die Perio denauffassung des Sechstagewerkes recht haben<br />

sollte - ganz allge mein irgendwann innerhalb der Zeitspanne zwischen Vers 1 <strong>und</strong> Vers 11 des<br />

mosaischen Berichts? Wer will diese Fragen mit Gewiß heit beantworten? Sicher ist nur - so<br />

dürfen wir wohl sagen -, daß sich der Fall Satans vor dem ersten Auftreten von Leid <strong>und</strong> Tod im<br />

Weltall ereignet hat.<br />

In jedem Fall ist die Geschichte der Erde von da ab durch den Widerstreit zwischen Verderben<br />

<strong>und</strong> Weiterentwicklung, Tod <strong>und</strong> Leben, Böse <strong>und</strong> Gut, Finsternis <strong>und</strong> Licht, Satan <strong>und</strong> Gott<br />

entscheidend beeinflußt.<br />

Auch nach der Erschaffung des Menschen blieben nicht unwesent liche Auswirkungen dieser<br />

Urkatastrophe bestehen. Das Reich der Finsternis behielt seinen Fortbestand. Auch wurde ihm<br />

der Zutritt zur Erde nicht verwehrt.<br />

Wie immer das Werk der sechs Schöpfungstage zu deuten ist <strong>und</strong> wie immer man die<br />

geologischen Perioden mit dem Schöpfungsbe richt verbinden mag: In jedem Fall ist auch nach<br />

den Andeutungen der Schrift klar erkennbar, daß die Erde durch ihre Zubereitung im<br />

Sechstagewerk noch nicht ohne weiteres dem Wirkungsbereich Satans entzogen worden war.<br />

Mit ihrer Zubereitung war noch nicht ihre ab solute Vollendung bewirkt. Mit der Beendigung des<br />

Sechstagewerkes war noch keine sofortige Verbannung der dämonischen Mächte <strong>aus</strong> ihrem<br />

Umkreis <strong>und</strong> Bereich verb<strong>und</strong>en. Auch in der Folgezeit hatten diese die Möglichkeit, irgendwie<br />

auf der Erde weiterzuwirken. Nur so erklärt sich der Auftrag Gottes an den Menschen, den<br />

Garten Eden nicht nur zu bearbeiten, sondern zu »bewahren« (1. Mose 2, 15). Nur so erklärt sich<br />

auch das Auftreten der »listigen« Schlange <strong>und</strong> die Versuchungsgeschichte überhaupt.<br />

Durch dies Ganze eröffnen sich zugleich gewaltige Perspektiven zur Beantwortung der Frage<br />

nach Zweck <strong>und</strong> Ziel der Menschenschöp fung im kosmischen Weltrahmen. Durch den Sieg des<br />

Menschen über den großen Widersacher Gottes sollte dieser Zustand überw<strong>und</strong>en werden. Hier<br />

lag eine hohe Aufgabe des neuen Herrn der irdischen Schöpfung.<br />

Damit aber erkennen wir zugleich einen Zusammenhang der Menschheitsgeschichte mit der<br />

Geschichte der unsichtbaren Welt <strong>und</strong> des Weltalls überhaupt. Die Geschichte der Natur<br />

verbindet sich mit der Heilsgeschichte. Die Vorgeschichte der Erde wird zu einem wich tigen<br />

Kommentar des Geschichtsziels der nachfolgenden Menschheit.<br />

Aus dem Buch von Erich Sauer: DER KÖNIG DER ERDE – vom Adel des Menschen,<br />

zusammengestellt von Horst Koch Herborn, im März 2006<br />

---<br />

KRANKHEIT ODER DÄMONIE<br />

Inhalt<br />

I. <strong>Der</strong> Wert der Unterscheidung von Krankheit <strong>und</strong> Dämonie


II. Was verstehen wir unter Dämonie?<br />

1. Die dämonische Geb<strong>und</strong>enheit - Ihre Ursachen - ihre Folgen - ihre Merkmale - die innere<br />

Zerrissenheit - das Verhalten gegenüber dem Seelsorger<br />

2. Die Besessenheit - Ihre Merkmale - die Befreiung – Rückfälle<br />

III. Die Unterscheidung von Krankheit <strong>und</strong> Dämonie<br />

1. Schizophrenie oder Dämonie? - <strong>Der</strong> Besessenheitswahn - Schizophrenie bei Gläubigen -<br />

Zusammentreffen von Geisteskrankheit <strong>und</strong> Dämonie - Stimmenhören<br />

2. Epilepsie oder Dämonie? - Anfälle – Verstimmungszustände<br />

3. Schwermut oder Dämonie? - Lästergedanken - Selbstmordgedanken - Das Problem des<br />

Selbstmordes - Die Schwierigkeit der Unterscheidung<br />

4. Neurose oder Dämonie? - Visionen - Dämmerzustände - Eingebildete Besessenheit<br />

5. Psychopathie oder Dämonie? - Merkmale zur Unterscheidung<br />

6. Alterserscheinungen oder Dämonie? - Verkalkung der Hirngefäße - Anfechtungen<br />

IV. Christenglaube <strong>und</strong> Dämonie<br />

Kann bei einem Christen eine Dämonie vorliegen? - Kann ein dämonisch Geb<strong>und</strong>ener freiwerden<br />

<strong>und</strong> wie geschieht dies? - Kann der Umgang mit dämonischen Menschen, besonders die Fürbitte<br />

für sie, irgendwelchen Schaden oder gar eine Krankheit verursachen?<br />

VORWORT<br />

Über den <strong>Ursprung</strong> <strong>und</strong> das Wesen der Dämonie habe ich mich in meiner Schrift "<strong>Der</strong> Dämon im<br />

Menschen“ näher <strong>aus</strong>gelassen. In der vorliegenden Arbeit liegt es mir in erster Linie daran, eine<br />

Trennung zwischen Dämonie <strong>und</strong> Krankheit vorzunehmen. Eine solche Unterscheidung erscheint<br />

mir besonders nötig infolge der auf diesem Gebiet noch immer herrschenden großen Unklarheit.<br />

Alfred Lechler<br />

I. <strong>Der</strong> Wert der Unterscheidung von Krankheit <strong>und</strong> Dämonie<br />

In unserer Umgebung begegnen wir häufig Menschen, die sich als seelisch abnorm erweisen <strong>und</strong><br />

durch ihr ganzes Verhalten abstoßend wirken. Wir wissen vielfach nicht, wie wir uns ihnen<br />

gegenüber verhalten sollen, <strong>und</strong> ringen um eine klare Beurteilung, damit wir ihnen nicht durch<br />

eine verkehrte Einstellung <strong>und</strong> Betreuung Schaden zufügen. Meist scheint uns eine krankhafte<br />

Störung bei ihnen vorzuliegen; in manchen Fällen aber stellen wir die berechtigte Frage, ob nicht<br />

eine Dämonie dahintersteckt. In der Tat die Frage: Krankheit oder Dämonie? ist nicht nur vom<br />

medizinischen, sondern auch vom seelsorgerlichen <strong>und</strong> rein menschlichen Standpunkt <strong>aus</strong><br />

äußerst dringend.<br />

Die Unterscheidung des dämonischen Menschen von dem seelisch Kranken stößt jedoch häufig<br />

auf erhebliche Schwierigkeiten. Denn einerseits sind viele Seelsorger geneigt, hinter den meisten


abnormen Erscheinungen des Seelenlebens dämonische Wirkungen zu sehen. Andererseits wird<br />

von zahlreichen Menschen, die mit seelisch Belasteten zu tun haben, das Vorliegen einer<br />

Dämonie gr<strong>und</strong>sätzlich abgelehnt mit der Begründung, die fraglichen Erscheinungen seien rein<br />

tiefenpsychologisch oder psychopathologisch zu erklären. Doch übersieht der wissenschaftlich<br />

Orientierte zu leicht, daß es auch eine unsichtbare Wirklichkeit gibt. Es gilt daher eine möglichst<br />

klare Trennung von Seelenkrankheit <strong>und</strong> Dämonie vorzunehmen.<br />

Ich glaube, daß der christliche Nervenarzt bei dieser Aufgabe einen wichtigen Beitrag zu leisten<br />

hat. Er befindet sich dabei jedoch in einer nicht leichten Lage. Denn auf der einen Seite ist es ihm<br />

nicht möglich, die Dämonie r<strong>und</strong>weg zu verneinen, wie es die psychiatrische Wissenschaft <strong>und</strong><br />

die moderne Theologie tun, die nicht selten schon denjenigen, der das Wort "Dämonie" in den<br />

M<strong>und</strong> nimmt, ohne weiteres als geistig abnorm bezeichnen. Auf der anderen Seite vermag der<br />

christliche Arzt der in gläubigen Kreisen meist verbreiteten Auffassung von der engen Beziehung<br />

der seelischen Erkrankungen zur Dämonie nicht uneingeschränkt zuzustimmen. Er hat sich daher<br />

von dem Bestreben leiten zu lassen, jeden einzelnen Fall von fraglicher Dämonie einer<br />

sachlichen, unvoreingenommenen Prüfung zu unterziehen.<br />

Ist es denn überhaupt begründet, von Dämonie zu reden? Zweifellos. Erkennen wir heutzutage<br />

nicht mehr <strong>und</strong> mehr, daß die Dämonie keineswegs ein veralteter <strong>biblischer</strong> Begriff ist? Seit den<br />

Tagen Jesu hat die Dämonie durch die Jahrh<strong>und</strong>erte hindurch bis in die Gegenwart hinein eine<br />

nicht geringe Rolle gespielt. Die katholische Kirche zeigt auch heute noch eine bemerkenswerte<br />

Aufgeschlossenheit auf diesem Gebiet <strong>und</strong> hat eine besondere Lehre über die Besessenheit <strong>und</strong><br />

den Exorzismus aufgestellt. Bei dem Wort "Dämonie", das heutzutage in vieler M<strong>und</strong>e ist, denken<br />

allerdings die meisten Menschen nur an eine unheimliche, böse Macht, unter der sie sich nichts<br />

Genaueres vorstellen können. Sie pflegen über den, der hinter dieser Macht ein durch<strong>aus</strong><br />

persönliches Wesen erkennt, zu lächeln. Und doch entpuppt sich dieses Wesen für diejenigen,<br />

die tiefer schauen als der Widersacher Gottes, der eine große Gewalt <strong>aus</strong>zuüben vermag. Für sie<br />

ist die Dämonie nicht ein überlebter Begriff, sondern eine furchtbare Wirklichkeit, mit der wir,<br />

zumal in der heutigen Zeit, unbedingt zu rechnen haben. Traten nicht bei manchen<br />

Persönlichkeiten des Zweiten Weltkrieges sehr deutliche dämonische Kräfte zutage, <strong>und</strong> ist es<br />

nicht angesichts der sich auffallend häufenden Erscheinungen der Gegenwart zur Genüge<br />

ersichtlich, daß es <strong>aus</strong>gesprochen dämonische Wirkungen gibt in Form von Gewalttaten, Mord<br />

<strong>und</strong> Raub, von Zuchtlosigkeit auf den verschiedensten Gebieten, von Haß <strong>und</strong> Streit? Bestätigen<br />

diese Wirkungen nicht die Wahrheit der biblischen Berichte? Es erscheint daher in keiner Weise<br />

angebracht, eine Entmythologisierung dieser Berichte vorzunehmen, die der Wirklichkeit<br />

keineswegs gerecht wird. Es ist auch nicht so, daß Jesus sich dem jüdischen Volksglauben nur<br />

angepaßt <strong>und</strong> so getan habe, als ob Er Teufel <strong>aus</strong>triebe. Wir dürfen vielmehr überzeugt sein, daß<br />

Jesus als der Sohn Gottes eine unfehlbare Menschenkenntnis besaß, <strong>und</strong> haben daher allen<br />

Gr<strong>und</strong>, das Handeln Jesu gegenüber dämonischen Menschen völlig ernstzunehmen.<br />

Die Bibel vermag uns in der Tat auf unsere Frage: Krankheit oder Dämonie? eine klare Antwort<br />

zu geben. So hat Jesus eine deutliche Trennung zwischen beiden Begriffen vorgenommen. Als<br />

Er Seine zwölf Jünger <strong>aus</strong>sandte, waren die wichtigsten Anweisungen, die Er ihnen gab, neben<br />

der Predigt vom Reich Gottes: "Machet die Kranken ges<strong>und</strong>, treibt die Teufel <strong>aus</strong>" (Matth. 10,<br />

1.8). Und in Markus 16, 17.18 führt Er die Zeichen an, die die an Ihn Glaubenden tun werden: In<br />

Meinem Namen werden sie Teufel <strong>aus</strong>treiben. . ., auf die Kranken werden sie die Hände legen,<br />

so wird es besser mit ihnen werden." Daß Jesus einen genauen Unterschied zwischen Kranken<br />

<strong>und</strong> Besessenen machte, zeigt die Heilung eines Taubstummen, indem Er die Finger in seine<br />

Ohren legte <strong>und</strong> seine Zunge berührte, betete <strong>und</strong> zu ihm sprach: "Tu dich auf!", wonach der<br />

Kranke sofort wieder hören <strong>und</strong> sprechen konnte (Mark. 7, 32 bis 35). Andererseits trieb Er bei<br />

einem taubstummen Knaben einen Teufel <strong>aus</strong> mit den Worten: Du sprachloser <strong>und</strong> tauber Geist,<br />

ich gebiete dir, daß du von ihm <strong>aus</strong>fahrest" (Mark. 9, 25). Und dem Herodes ließ Jesus sagen:<br />

"Ich treibe böse Geister <strong>aus</strong> <strong>und</strong> vollführe Heilungen" (Luk. 13, 32).<br />

Ebenso unterschieden die Apostel zwischen Kranken <strong>und</strong> Besessenen. Markus berichtet z. B. (1,<br />

32.34): "Sie brachten zu Jesus allerlei Kranke <strong>und</strong> Besessene <strong>und</strong> Er half vielen Kranken <strong>und</strong>


trieb viele Teufel <strong>aus</strong>." Und Markus 6, 13 lesen wir: "Sie trieben viele Teufel <strong>aus</strong> <strong>und</strong> salbten viele<br />

Sieche mit Öl <strong>und</strong> machten sie ges<strong>und</strong>" (vgl. Mark. 3, 10.11 <strong>und</strong> Luk. 7, 21). Aus diesen Gründen<br />

haben wir die Pflicht, gegenüber seelisch gestörten Menschen auf eine strenge Unterscheidung<br />

von Krankheit <strong>und</strong> Dämonie größten Wert zu legen.<br />

II. Was verstehen wir unter Dämonie?<br />

Doch zunächst haben wir die Frage zu klären, worin die Dämonie besteht. Wir verstehen unter<br />

dieser Bezeichnung eine Beeinflussung des Menschen durch Satan, der mitsamt seinen<br />

Untertanen, den Dämonen, alles darauf anlegt, den Menschen zur Sünde zu verführen <strong>und</strong> sein<br />

Seelenleben zu vergiften, um ihn dadurch in seine Gewalt zu bekommen. Diese Absicht erreicht<br />

Satan durch die dämonische Geb<strong>und</strong>enheit <strong>und</strong> die Besessenheit, in die er die Menschen<br />

geraten läßt, indem er ihnen besondere Merkmale aufdrückt <strong>und</strong> ihnen allerhand seelische<br />

Störungen beibringt.<br />

Aus den biblischen Berichten über Saul <strong>und</strong> Hiob ersehen wir, daß die Tätigkeit der Dämonen<br />

von Gott zugelassen, ja von Ihm gewirkt ist. Ebenso wie Gott dem Menschen, der Ihm gehorsam<br />

ist, Seinen Geist gibt, kann Er denjenigen, der sich hartnäckig Seiner Stimme widersetzt <strong>und</strong> sich<br />

schwer versündigt, in die Hand eines bösen Geistes geben, der den Menschen an sich bindet<br />

<strong>und</strong> beherrscht. So schickte Gott dem König Saul einen bösen Geist, der ihn mit innerer Unruhe<br />

<strong>und</strong> Angst, mit Raserei <strong>und</strong> Mordabsichten erfüllte (1. Sam. 16, 14.15; 18, 9 12). Gott kann aber<br />

auch im Menschen vorübergehende satanische Anfechtungen zulassen, wie dies bei Hiob der<br />

Fall war, um ihn auf seine Standhaftigkeit zu prüfen (Hiob 1, 12; 2, 5.6). Gott besitzt die Macht<br />

<strong>und</strong> Kontrolle über die Geister, über die bösen ebenso wie über die guten (Matth. 8, 16). Die<br />

Dämonen vermögen nichts gegen den Willen Gottes zu unternehmen, ihrer Macht sind von Gott<br />

Grenzen gesetzt (Hiob 2,6).<br />

Wenn von mancher Seite ein Beitrag der medizinischen Erfahrung gefordert wird, um der Frage<br />

einer Wirklichkeit der Dämonie näherzutreten, so glaube ich, im folgenden eine Reihe von<br />

typischen Merkmalen der Dämonie anführen zu können, die ein Licht auf den ganzen<br />

Fragenkomplex zu werfen geeignet sind. Im übrigen gilt das Wort von Bieneck: "Man erkennt die<br />

Dämonie nur, wenn man durch lebendigen Umgang mit der Bibel <strong>und</strong> durch die Nachfolge Jesu<br />

geübte Sinne dafür hat."<br />

1. Die dämonische Geb<strong>und</strong>enheit<br />

Diese ist außerordentlich häufig anzutreffen <strong>und</strong> nimmt heutzutage rapide zu. Wir verstehen<br />

darunter einen Zustand der Bindung des Menschen an Satan, so daß dieser ihn in seiner Gewalt<br />

hat. So sagte Jesus zu Seinen Jüngern: "Einer von euch ist ein Teufel", indem Er auf die<br />

Geb<strong>und</strong>enheit des Judas Ischarioth an Satan hinwies. Und Johannes schreibt von ihm (13, 2):<br />

Bei dem Abendessen, da schon der Teufel es dem Judas ins Herz gegeben hatte, daß er Ihn<br />

verriete . . ." Auch in Luk. 13,16 ist von einer Frau die Rede, die 18 Jahre lang von Satan mit<br />

Krankheitsfesseln geb<strong>und</strong>en war. Und von Ananias <strong>und</strong> Saphira wird erwähnt, daß der Teufel sie<br />

zur Geldliebe verführt hatte (Apg. 5, 3). Ebenso spricht Paulus 2. Tim. 2, 26 von Menschen, die<br />

sich von den Schlingen des Teufels haben einfangen lassen zur Ausführung seines Willens. Und<br />

Jesaja (61,1) spricht von der Befreiung der Gefangenen <strong>und</strong> der Entfesselung der Geb<strong>und</strong>enen.<br />

Aus diesen Stellen geht hervor, daß Satan einen Menschen an sich zu ketten vermag, indem er<br />

ihm seinen Willen aufzwingt oder ihn krank macht, so daß er zu einem Gefangenen Satans wird.<br />

Was aber gibt Satan das Recht dazu, den Menschen an sich zu binden? Mit anderen Worten:<br />

was sind die U r s a c h e n der dämonischen Geb<strong>und</strong>enheit? Sie kommt zustande, wenn der


Mensch in schweren, unvergebenen Sünden lebt <strong>und</strong> in völliger Verstocktheit dem Geiste Gottes<br />

andauernd widerstrebt, oder wenn er einen Mord, auch die Tötung des keimenden Lebens, auf<br />

dem Gewissen hat oder einen Meineid schwört. Besonders leicht gerät der Mensch in<br />

dämonische Geb<strong>und</strong>enheit, wenn er sich selbst bewußt in Berührung mit finsteren Mächten<br />

bringt, indem er sich mit okkulten Dingen abgibt. Dazu gehören Besuche bei einer Wahrsagerin,<br />

die mit dem Teufel im B<strong>und</strong>e steht, spiritistisches Totenbefragen, aktive oder passive<br />

Besprecherei. Aber auch schon die Benützung eines Zauberbuches oder eines Horoskopes,<br />

abergläubische Gebräuche, wie das Tragen von Amuletten oder das Schreiben von sogenannten<br />

Schutzbriefen, ferner Pendeln <strong>und</strong> Rutengehen können zu einer dämonischen Bindung führen.<br />

Dasselbe geschieht, wenn der Mensch seine Feinde oder das Kreuz <strong>und</strong> Jesus oder Gott <strong>und</strong><br />

den Heiligen Geist verflucht. Denn jeder Fluch ist ein Anruf an den Teufel <strong>und</strong> führt daher zu<br />

einer Bindung an ihn. Ebenso kann ein Mensch in dämonische Geb<strong>und</strong>enheit fallen, wenn er von<br />

einem dem Teufel hörigen Menschen verflucht wird.<br />

Vor allem hat eine bewußte Verschreibung an Satan, zumal mit dem eigenen Blut, eine schwere<br />

Geb<strong>und</strong>enheit zur Folge. Solch ein förmlicher Vertrag mit dem Teufel ist häufiger als man denkt,<br />

aber meist unbekannt, weil der Betreffende auf keinen Fall darüber etwas <strong>aus</strong>zusagen wagt. Eine<br />

solche Auslieferung an Satan mit Leib <strong>und</strong> Seele erfolgt meist zu dem Zweck, die Erfüllung<br />

besonderer Wünsche zu erreichen.<br />

Aber nicht nur derjenige, der die genannten Sünden begeht, gerät in dämonische Bindung,<br />

sondern, wie Dr. Koch seinem Buch Seelsorge <strong>und</strong> <strong>Okkultismus</strong> schreibt, nicht selten auch der<br />

Mensch, dessen Eltern oder Vorfahren sich mit Zauberei <strong>und</strong> anderen okkulten Dingen<br />

abgegeben haben. Starke Zauberer oder Medien suchen nämlich vor ihrem Tode <strong>aus</strong> ihrer<br />

Verwandtschaft oder Umgebung einem ihnen geeignet erscheinenden Erwachsenen oder Kind<br />

ihre okkulten Fähigkeiten zu übertragen. Diese entdecken dann eines Tages ihre merkwürdigen<br />

Gaben.<br />

Durch all die erwähnten Machenschaften beansprucht der Mensch die Dienste des Teufels. Er<br />

sucht entweder etwas zu erlangen, was ihm bisher versagt blieb, etwa Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> irdisches<br />

Glück, oder er sucht die Zukunft zu erfahren, die Gott ihm absichtlich verborgen hat. Satan aber<br />

gewährt ihm nur allzu gerne seine Hilfe. Doch diese Hilfe wirkt sich bald in verhängnisvollen F o l<br />

g e n <strong>aus</strong>. So werden die Menschen, die sich besprechen lassen, zwar meist ges<strong>und</strong>, <strong>und</strong> denen,<br />

die zur Wahrsagerin gehen, wird die Zukunft richtig vor<strong>aus</strong>gesagt, wenn die Helfer sich<br />

dämonischer Kräfte bedienen. Auch der mit dem Teufel geschlossene Vertrag geht in Erfüllung,<br />

wie auch der gegen einen Menschen <strong>aus</strong>gesprochene Fluch, falls der Verfluchte nicht ein Jünger<br />

Jesu ist. Aber der Teufel leistet seine Dienste nicht umsonst. Er bindet die Menschen, die sich an<br />

ihn wenden, mit schweren Ketten an sich, so daß sie ihm hörig werden. <strong>Der</strong> Mensch ist nicht<br />

mehr imstande, sich in eigener Kraft <strong>aus</strong> diesen Banden zu lösen. Gott hat sich von ihm<br />

zurückgezogen, Er hat ihn "dahingegeben" (Römer 1, 24.26.28). Und meist zeigen sich alsbald<br />

schwere Folgen in seinem Seelenleben.<br />

Damit kommen wir zu den M e r k m a l e n der dämonischen Geb<strong>und</strong>enheit, denen ich aufgr<strong>und</strong><br />

meiner langjährigen Tätigkeit immer wieder begegnet bin. Zwar vermag der Teufel auf die<br />

verschiedenste Weise seinen Einfluß auf den Menschen <strong>aus</strong>zuüben, so daß es nicht leicht ist,<br />

eine erschöpfende <strong>und</strong> zuverlässige Beschreibung der Kennzeichen seiner Bindung zu geben.<br />

Und doch können wir in vielen Fällen ein ziemlich klar umrissenes Symptomenbild beobachten,<br />

das vor allem das Gebiet des Seelenlebens betrifft.<br />

Zunächst gerät das ganze menschliche D e n k e n u n d F ü h l en unter den Einfluß des<br />

Teufels. Dementsprechend legt der Mensch eine völlige Gleichgültigkeit gegenüber göttlichen<br />

Einwirkungen, ja oft eine direkte Ablehnung des Glaubens an Gott an den Tag. Das Wort Gottes<br />

hat ihm nichts zu sagen, die Verheißungen der Bibel lassen ihn kalt. Bei religiösen<br />

Beeinflussungsversuchen hat er nur Hohn <strong>und</strong> Spott übrig oder er läuft voller Wut weg. Er kann<br />

nur noch Böses, nur gottwidrige Dinge denken. Die Sucht zu unreinen Gedanken <strong>und</strong> zur Lüge<br />

erfüllt ihn, er ist geradezu besessen von der Lust, Unwahres zu sagen. Vielfach lügt er, ohne sich


dessen bewußt zu sein. über seine Sünden empfindet er keinerlei Reue, <strong>und</strong> doch wird er von<br />

einer dauernden Unruhe, Friedelosigkeit <strong>und</strong> gedrückten Stimmung geplagt. Schon der Anblick<br />

eines Kruzifixes, eines Leuchtkreuzes oder eines Bildes von Jesus stört ihn. Nicht selten quält ihn<br />

eine furchtbare Angst, weil er sich Tag <strong>und</strong> Nacht verfolgt fühlt. Oft ist es ihm, als stehe jemand<br />

hinter ihm oder an seinem Bett.<br />

Aber nicht nur das Denken <strong>und</strong> Fühlen, sondern auch das W o l l e n des dämonisch<br />

Geb<strong>und</strong>enen wird von Satan regiert. Er will Gott auf keinen Fall Gehorsam leisten <strong>und</strong> begeht<br />

bewußt Sünde, obwohl er meist genau weiß, daß sie ein Unrecht ist. Aber er wird innerlich<br />

gezwungen zu tun, was der Teufel ihm einredet oder befiehlt. So neigt er zur Auflehnung <strong>und</strong><br />

Lästerung gegen Gott, zum Jähzorn <strong>und</strong> Trotz gegenüber seinen Nebenmenschen, zu Schikanen<br />

<strong>und</strong> Feindschaft, zu Erregtheit <strong>und</strong> Gewalttätigkeiten. Wenn er sich ärgert, verflucht er sich<br />

selbst; er verflucht <strong>und</strong> haßt die anderen, wenn sie ihm etwas angetan haben. Zu einer<br />

Aussöhnung ist er auf keinen Fall bereit. Selbst seine Angehörigen <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e kann er ohne<br />

besonderen Gr<strong>und</strong> oder bei einer geringen Auseinandersetzung verwünschen <strong>und</strong> schlagen oder<br />

gar Mordgedanken gegen sie hegen. Eine übermäßige Stärke des Geschlechtstriebes, die Sucht<br />

zu abnormen sexuellen Handlungen, zu Alkohol <strong>und</strong> Nikotin <strong>und</strong> anderen groben Leidenschaften<br />

kann ihn völlig beherrschen. Auch verspürt er oft einen unwiderstehlichen Drang, Hand an sich zu<br />

legen, <strong>und</strong> setzt seine Selbstmordgedanken vielfach mit vollem Bewußtsein in die Tat um. Häufig<br />

begeht er auch unbedachte Taten, die sich gegen Gott wenden. So kann er seine Bibel<br />

vernichten oder er reißt Seiten, die ihn anklagen, <strong>aus</strong> ihr her<strong>aus</strong>, er verbrennt religiöse Schriften,<br />

wirft das Gesangbuch in die Ecke, entfernt fromme Wandsprüche. Gibt man ihm ein christliches<br />

Blatt, so kann es geschehen, daß er gemeine Reden führt, lästert <strong>und</strong>, ohne hineinzuschauen,<br />

das Blatt zerreißt <strong>und</strong> es in den Papierkorb wirft oder sogar mit dem Fuß darauf trampelt. Auch<br />

ruft er oft den Teufel an, damit dieser ihm helfe.<br />

Ein sehr häufiges Merkmal der dämonischen Geb<strong>und</strong>enheit ist die Unfähigkeit, den Namen Jesu<br />

a u s z u s p r e c h e n oder zu schreiben. Nur mit größtem Widerstreben <strong>und</strong> nach innerer<br />

Überwindung vermag er dies schließlich, indem sich sein Gesicht entstellt oder wenn er den<br />

Namen mechanisch <strong>aus</strong>spricht. Satan will nicht an diesen Namen erinnert werden, denn es ist<br />

der Name dessen, der ihn am Kreuze besiegt hat.<br />

Wenn daher der Geb<strong>und</strong>ene ein Gebet oder einen Satz sagen soll, in dem das Wort "Jesus"<br />

vorkommt, so bleibt er gewöhnlich stumm. Schon wenn er diesen Namen hört, kann er in innere<br />

Erregung geraten, die Stirn runzeln, ja geradezu toben. Auch lehnt er es ab, ein Lied, das von<br />

Jesus handelt, zu singen oder ein Bild Jesu anzuschauen. Jedes Buch, in dem von Jesus die<br />

Rede ist, legt er beiseite. Eine Geb<strong>und</strong>ene, die brieflich den Namen Jesu erwähnen wollte,<br />

schrieb mir: “<strong>Der</strong>, der am Kreuz hängt ... Sie wissen, wen ich meine.“ Wird ein solcher Mensch<br />

aufgefordert, im Gebet sich an Jesus zu wenden, so wird ihm der Hals geradezu zugeschnürt<br />

oder es steigen ihm höhnische <strong>und</strong> lästerliche Gedanken auf, auch bringt er es nicht fertig, die<br />

Hände zu falten. Ebenso spürt er einen Widerwillen, wenn vom Teufel oder Satan, von Dämonen,<br />

von der Hölle die Rede ist. Bei jeglichem Versuch religiöser Beeinflussung wird er unruhig <strong>und</strong><br />

abweisend.<br />

Die Merkmale der dämonischen Geb<strong>und</strong>enheit, die mehr oder weniger den Eigenschaften des<br />

Bösen gleichen, können wie folgt zusammengefaßt werden:<br />

1. Da Satan der Vater der Lüge ist (1. Mose 3,4.5; Joh. 8,44; 1. Joh. 2,22), zeigen sich bei dem<br />

von ihm Geb<strong>und</strong>enen Lüge <strong>und</strong> Falschheit, Hinterlist <strong>und</strong> Betrügerei, Verleumdung <strong>und</strong> Irrlehre<br />

(Spr. 12, 5; Jer. 9, 5; Röm. 1, 33; 1. Tim. 4, 2).<br />

2. Da Satan ein Mörder von Anfang ist (Joh. 8, 44), flößt er den Menschen den Drang zum<br />

Selbst¬mord ein, dazu die Lust zum Töten, den Haß <strong>und</strong> Jähzorn, Zerstörungstrieb, Brutalität,<br />

Folterung, Rachsucht, Unversöhnlichkeit (l. Mose 4, 8; 1. Sam.18,11; Röm.1,29.31; Gal.5,20).<br />

3. Da Satan der Fürst der unreinen Geister ist (Matth. 10,1; Apg. 5,16 u. a.), verführt er zur Sucht,


zur Unkeuschheit, zu Hurerei <strong>und</strong> abnormen sexuellen Betätigungen (Röm. 1, 24; 1. Kor. 6,9;<br />

Gal. 6,19; 2. Tim. 3, 3).<br />

4. Da Satan der Widersacher Gottes ist (Matth. 13,19.25.39; Eph.2,2; 1. Petr.5,8; 1.Joh.3,8 a),<br />

wirkt er in den "Kindern des Unglaubens" den Widerwillen <strong>und</strong> die Spottsucht gegenüber allem<br />

Göttlichen, Fluchen <strong>und</strong> Lästern, Auflehnung gegen Gottes Gebote, die Freude am Sündigen,<br />

das Unvermögen zu glauben <strong>und</strong> zu beten, bewußten Atheismus (Apg. 13, 8.10; 2. Kor. 4, 4; 2.<br />

Thess. 2, 4; 2. Tim. 3, 2).<br />

5. Da Satan der Herr der friedelosen Geister ist (Luk. 11, 24), suchen diese auch im Menschen<br />

Unruhe, Friedelosigkeit, Unrast zu säen (l. Mos. 4, 12; Luk. 8, 29).<br />

6. Da Satan der Fürst der Finsternis ist, weil er das Licht haßt, das die Sünde aufdeckt (Luk. 22,<br />

53; Eph. 6,12; Kol. 1, 13), beobachten wir bei seinen Geb<strong>und</strong>enen oft ein finsteres,<br />

heimtückisches, <strong>und</strong>urchsichtiges, verschlossenes, unaufrichtiges, verräterisches Wesen sowie<br />

vielfach okkulte Betätigung (l. Mos. 4, 5; Spr. 2, 13; 1. Sam. 16, 14. 15; 18, 9; Matth. 6, 23; Joh. 3,<br />

19.20; Apg. 8, 21.22).<br />

7. Da Satan oft als getarnter "Engel des Lichts" auftritt (2. Kor. 11, 13.14; Offb. 13, 3.13),<br />

erweisen sich seine Anhänger häufig als falsche Propheten, die scheinheilig <strong>und</strong> heuchlerisch<br />

das Wort Gottes verfälschen, den Namen des Herrn im M<strong>und</strong>e führen, aber nicht Seinen Willen<br />

tun, die mit ihren Taten zu glänzen suchen <strong>und</strong> sich geradezu göttlich verehren lassen oder im<br />

Namen Gottes bewußt Falsches weissagen (Jer.14,14; 23,14; 29,8.9; Matth.7,15.21; Apg. 8,<br />

9.10; 2. Kor. 2, 17; Kol. 2, 18.23; 2. Thess. 2, 9; 1. Tim. 4, 3; 2. Tim. 3, 5; Offb. 2, 2 b; 3, 9).<br />

Eine besondere Art dämonischer Geb<strong>und</strong>enheit kann die m e d i a l e F ä h i g k e i t darstellen.<br />

Es gibt nämlich nach Dr. Kochs Erfahrungen Menschen, die von ihren okkult tätigen Vorfahren<br />

eine Medialität ererbt oder durch eigene okkulte Betätigung eine solche Fähigkeit erworben<br />

haben. Bei ihnen finden sich neben den erwähnten Merkmalen zuweilen Zustände von<br />

Bewußtlosigkeit (Selbsthypnose), Hellsehen, Telepathie, außergewöhnliche Memorierfähigkeit,<br />

Nachtwandeln, heilmagnetische Kräfte, Pendeln, Rutengehen. Hinzugefügt sei jedoch, daß diese<br />

Symptome in manchen Fällen nicht als dämonisch zu bezeichnen sind. Immerhin besteht auch<br />

hierbei die Gefahr der Einwirkung dämonischer Mächte.<br />

<strong>Der</strong> Grad der dämonischen Geb<strong>und</strong>enheit ist sehr verschieden, er ist abhängig von der Schwere<br />

der Schuld, die der Mensch auf sich geladen hat. Die leichteren Formen der Dämonie sind oft nur<br />

nach eingehendem Befragen erkennbar.<br />

Wenn nun ein Geb<strong>und</strong>ener Satans religiös angefaßt ist, was durch anhaltende, vollmächtige<br />

Seelsorge geschehen kann, kommt es bei ihm zu einer typischen inneren Zerrissenheit.<br />

Zeitweise hat er den ehrlichen Wunsch, an Gott <strong>und</strong> Jesus zu glauben <strong>und</strong> Ihm nachzufolgen;<br />

<strong>und</strong> doch vermag er den Glauben nicht zu fassen, weil eine innere Stimme ihn davon abhält. "Ich<br />

möchte ein Eigentum Jesu sein, aber kann es nicht, weil eine Mauer dazwischensteht", sagte mir<br />

solch ein Geb<strong>und</strong>ener. Vor allem ist es ihm, auch wenn er das Verlangen dazu hat, zunächst<br />

nicht möglich, die Liebe Gottes <strong>und</strong> die Vergebung seiner Sünden für sich zu nehmen, auch<br />

wenn er theoretisch an das Sühnopfer Jesu glauben kann. Wie oft klagt er: "Es gibt für mich<br />

keine Erlösung <strong>und</strong> keinen Frieden. Könnte ich mich nur <strong>aus</strong>weinen! Aber mein Herz ist wie<br />

Stein." Er empfindet einen starken Widerwillen, wenn er die Bibel lesen oder beten möchte. Und<br />

wenn er nach innerem Kampf es schließlich fertig bringt, Gottes Wort zu lesen <strong>und</strong> zu beten, ist<br />

er meist nicht imstande, sich zu konzentrieren, weil sofort andere Gedanken von ihm Besitz<br />

nehmen oder weil ihn eine auffallende Müdigkeit erfaßt. Hin <strong>und</strong> wieder vermag er seine Knie<br />

nicht zu beugen oder er steht während des Betens plötzlich auf <strong>und</strong> äußert voller Wut, alles<br />

Beten sei Lug <strong>und</strong> Trug. Unter seiner Zwiespältigkeit <strong>und</strong> Friedelosigkeit leidet er meist sehr. Er<br />

hört oft innere Stimmen <strong>und</strong> Eingebungen, ohne zu wissen, was sie zu bedeuten haben.<br />

Seine vielfache Schuld erkennt der Geb<strong>und</strong>ene, der innerlich zerrissen ist, meist, aber es fehlt


ihm zunächst an der echten Reue. Zwar will er von seiner Geb<strong>und</strong>enheit loskommen, <strong>und</strong> doch<br />

muß er immer wieder seiner Lieblingssünde nachgehen, weil er die Kraft zu ernstem Widerstand<br />

nicht aufbringt. Bald fühlt er sich zum Guten hingezogen <strong>und</strong> ist entschlossen, sein Leben Gott<br />

<strong>aus</strong>zuliefern; bald haßt er das Gute, hat Freude am Bösen <strong>und</strong> zweifelt an Gott <strong>und</strong> der Wahrheit<br />

der Bibel. Zu seinem Nebenmenschen kann er durch<strong>aus</strong> fre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong> hilfsbereit sein; doch<br />

unvermittelt gibt er ihm eine freche <strong>und</strong> gehässige Antwort, ja er kann ihn in unflätiger Weise<br />

beschimpfen. Einmal schreibt er dem anderen einen liebenswürdigen Brief, dann wieder sendet<br />

er ihm einen Wisch mit einem Inhalt voll von Unwahrheiten <strong>und</strong> Vorwürfen. Wenn er<br />

Gemeinschaft mit echten Christen aufsucht, fühlt er sich unter ihnen nicht wohl <strong>und</strong> kann sogar<br />

die "Frommen" verhöhnen. Wenn vom Teufel die Rede ist oder während des Gottesdienstes ist<br />

es ihm zuweilen kaum möglich, ein Lachen zu unterdrücken, er blättert gedankenlos im<br />

Gesangbuch oder er döst vor sich hin. Besucht er eine Evangelisationsversammlung, so gerät er<br />

nicht selten in starke Unruhe <strong>und</strong> Ablehnung oder in Anfechtungen <strong>und</strong> vermehrte Zweifel, so<br />

daß es ärger mit ihm wird, als es vorher war. Einmal ist er trotzig, verschlossen <strong>und</strong> verstockt,<br />

das andere Mal verzagt <strong>und</strong> reumütig <strong>und</strong> bittet Gott unter verzweifeltem Weinen, Er möge sich<br />

seiner erbarmen. Einmal verspricht er, das Trinken oder eine andere Leidenschaft aufzugeben,<br />

um kurz darauf sein Versprechen bewußt zu brechen. Einmal ist er von Selbstmordgedanken<br />

erfüllt, dann wieder plagt ihn die Furcht vor dem Tode <strong>und</strong> dem Gericht. An der Lüge hat er<br />

vielfach keine Lust mehr, doch wird er noch öfters von ihr überfallen. Auch vom Fluchen ist er<br />

noch nicht ganz frei. Die geheime Mordlust schwindet in manchen Fällen nur schwer. So schrieb<br />

mir eine Geb<strong>und</strong>ene: "Vielleicht muß ich erst zur Mörderin werden, bevor ich auf Gott höre. Ich<br />

will nichts Böses, aber ich werde dazu getrieben."<br />

Besonders bezeichnend für das Vorliegen dämonischer Geb<strong>und</strong>enheit ist das Verhalten des<br />

Geb<strong>und</strong>enen gegenüber dem Seelsorger. Während er zeitweise für dessen Betreuung durch<strong>aus</strong><br />

empfänglich ist <strong>und</strong> das Verlangen hat, seine Schuld zu bekennen, kann er plötzlich ein starkes<br />

Mißtrauen ihm gegenüber an den Tag legen, so daß er nicht zu bewegen ist, irgend etwas über<br />

seine bösen Gedanken <strong>und</strong> Taten <strong>aus</strong>zusagen. Er vermag den M<strong>und</strong> nicht zu öffnen oder es ist<br />

ihm plötzlich entfallen, wenn er etwas bekennen wollte. Und wenn er sich doch dazu aufschwingt,<br />

ein Sündenbekenntnis abzulegen, sucht er manche Sünde zu verheimlichen oder den Seelsorger<br />

bewußt zu belügen. So bat mich jemand: "Fragen Sie mich öfters, ob ich auch bestimmt die<br />

Wahrheit sage <strong>und</strong> ob ich alles bekannt habe." In manchen Fällen sucht der Geb<strong>und</strong>ene sich<br />

kurz vor der mit dem Seelsorger verabredeten Zeit zu drücken. Und wenn ihm seine Sünden<br />

vorgehalten werden, kann er dem Seelsorger einen bösen Blick zuwerfen <strong>und</strong> sich die Ohren<br />

zuhalten oder das Gespräch auf nebensächliche Dinge zu lenken suchen. Auch kann er dem<br />

Seelsorger den Vorwurf machen, was dieser sage, meine er gar nicht ernst, im Gr<strong>und</strong>e seines<br />

Herzens verachte <strong>und</strong> hasse der Seelsorger ihn; er solle doch zu¬geben, daß er ihn als eine Last<br />

empfinde. Es sei viel richtiger, man bete nicht mehr für ihn <strong>und</strong> unterlasse das Reden <strong>und</strong><br />

Schreiben, denn dies alles sei ja doch völlig zwecklos. Wenn er über seinen Zustand nicht reden<br />

wolle, schimpfe der Seelsorger; aber er lasse sich nicht erpressen, sonst würde er höchstens<br />

Unwahres <strong>aus</strong>sagen. Die Mühe des Seelsorgers sei nur Kraft <strong>und</strong> Zeitverschwendung, er könne<br />

ihm ja doch nicht helfen <strong>und</strong> solle sich daher lieber um andere Menschen kümmern. Auf solche<br />

<strong>und</strong> ähnliche Weise kann der Geb<strong>und</strong>ene dem Seelsorger völlig unbegründete, geradezu <strong>aus</strong> der<br />

Luft gegriffene Vorwürfe machen. Auch äußert er des öfteren, es gebe für ihn keine Hoffnung<br />

mehr, weil sein Verlangen nach der Welt zu stark sei; es sei viel schöner, ein Leben der Freiheit<br />

zu führen, statt Gottes Gebote zu erfüllen. Dies führe nur zu einer seelischen Verkrampfung. Mit<br />

dem Teufel habe er keineswegs zu tun; es habe daher keinen Sinn, dem Teufel zu gebieten. Er<br />

stecke nicht in der Sünde, Gott habe ihn so, wie er sei, geschaffen. Aber er gebe zu, daß er oft<br />

Dinge tun müsse, die er gar nicht wolle. Wenn der Seelsorger ein Absagegebet mit dem<br />

Geb<strong>und</strong>enen spricht, kann dieser es entweder gar nicht oder erst nach innerem Kampf<br />

nachsprechen. Ja, schon ein einfaches Gebet, das der Seelsorger mit ihm sprechen will, lehnt er<br />

oft ab. Und wenn es dennoch zu einem Gebet kommt, steigen leicht unreine Gedanken in ihm<br />

auf. Auch wenn er den ehrlichen Willen hat, den Namen Jesu zu sagen, gelingt ihm dies häufig<br />

nicht. Bezeichnend ist es auch, daß der Zustand des Geb<strong>und</strong>enen sich meist zunächst um so<br />

mehr verschlimmert, je mehr er seine inneren Qualen offenbart oder den Namen Jesu<br />

<strong>aus</strong>sprechen will.


All die erwähnten Angaben, die der Geb<strong>und</strong>ene macht, sind nichts anderes als die "listigen<br />

Anläufe" des Teufels (Eph. 6, 11), der, ohne sich zu erkennen zu geben, seine Gedanken <strong>und</strong><br />

Absichten dem Menschen eingibt <strong>und</strong> alle erdenklichen Lügen gebraucht in der Absicht, ihn von<br />

der Verbindung mit Gott <strong>und</strong> von der Vergebung seiner Schuld abzuhalten. Denn solange der<br />

Geb<strong>und</strong>ene keine Vergebung erhält, bleibt er in der Hand des Teufels.<br />

Ebenso ist es das Bestreben Satans, Zwietracht zwischen dem Geb<strong>und</strong>enen <strong>und</strong> dem<br />

Seelsorger zu säen. Es ist dem Teufel darum zu tun, auf jede Weise den Seelsorger in den<br />

Augen des Geb<strong>und</strong>enen herabzusetzen, damit dieser nicht auf die Stimme Gottes hört, sondern<br />

in der Gewalt des Teufels bleibt. Mancher Geb<strong>und</strong>ene erklärt denn auch offen, es komme ihm so<br />

vor, als sei er selbst es gar nicht, der solche Gedanken <strong>und</strong> Absichten liege, vielmehr rede <strong>und</strong><br />

handle ein ganz anderer <strong>aus</strong> ihm. Hinterher könne er nicht begreifen, daß er zu solchen<br />

Kurzschlußhandlungen <strong>und</strong> äußerungen fähig war.<br />

Die geschilderten Symptome, die besonders auf dem religiösen Gebiet sich zeigen, können<br />

psychologisch entweder gar nicht oder nur schwer <strong>und</strong> auf gekünstelte Weise erklärt werden. Es<br />

gibt in der Tat nur e i n e natürliche Deutung für das völlig widerspruchsvolle Wesen des<br />

Geb<strong>und</strong>enen, der innerlich hin <strong>und</strong> hergerissen ist: die Stimme Gottes <strong>und</strong> die Stimme des<br />

Teufels stehen bei ihm dauernd im Kampf miteinander. Weil dem Feinde alles daran gelegen ist,<br />

den Geb<strong>und</strong>enen am Glauben, am Beten, am Bibellesen zu hindern, kommt es meist zu einem<br />

langwierigen Ringen des Seelsorgers um dessen Befreiung.<br />

Zur Illustration sei einiges <strong>aus</strong> dem Brief einer dämonisch geb<strong>und</strong>enen Patientin angeführt, die<br />

nach längerer seelsorgerlicher Betreuung eine Zeitlang frei gewesen war, jedoch rückfällig wurde<br />

<strong>und</strong> sich nun im Stadium der inneren Zerrissenheit befindet:<br />

„Ich kann die Sünde nicht hassen, ich kann dem Bösen nicht Widerstand leisten, ich bin wieder in<br />

schlechte Filme gegangen. Ich wollte Ihnen alles verheimlichen, denn ich habe Angst vor Ihnen,<br />

weil ich nicht auf Sie gehört habe. Bitte verstoßen Sie mich nicht. Es macht mich traurig, daß ich<br />

Ihnen so viel Kummer bereite. Obwohl Sie mich immer mahnen <strong>und</strong> ich auch hören will, tue ich<br />

doch wieder das Böse. Es lockt mich so. Mich zieht es in die Bars <strong>und</strong> in die Filme. Deshalb<br />

lassen Sie lieber das Beten für mich sein, es hat doch keinen Wert mehr. <strong>Der</strong> Böse redet mir ein,<br />

daß es doch gar nicht so schlimm ist. Da gehen so viele hin <strong>und</strong> ich darf nicht so eng denken.<br />

Gott hat uns doch in diese Welt gestellt, warum muß ich denn alles meiden? Aber gleichzeitig<br />

weiß ich, daß ich da nicht hingehöre. Ich werde doch nicht besser, es ist immer ein Hin <strong>und</strong> Her.<br />

Und doch habe ich davor Angst, daß ich einmal auf der Straße lande. Ich weiß, daß ich dazu zu<br />

schade bin. Aber der Mensch ist zu allem fähig, auf jeden Fall ich. Wenn ich meine innere Unruhe<br />

nicht mehr <strong>aus</strong>halte, trinke ich Wein <strong>und</strong> rauche. Und ich möchte dies so gerne lieber lassen.<br />

Was soll ich nur tun? Ich bete nicht mehr <strong>und</strong> fasse auch die Bibel nicht mehr an. Warum, weiß<br />

ich nicht. Ich komme auch so durch. Sagen Sie, hat Gott mich dahingegeben? Ich finde allein<br />

nicht mehr den Weg zurück. Gibt es keine Hilfe mehr für mich? Ich möchte doch im Gr<strong>und</strong>e für<br />

Gott da sein <strong>und</strong> Ihm dienen. Aber immer versage ich. Bald gebe ich mich selbst auf, ich bin ja<br />

doch ein hoffnungsloser Fall. Weshalb mußte ich früher so viel Liebe entbehren, so daß ich zum<br />

Haß erzogen wurde? Helfen Sie mir doch bitte <strong>aus</strong> diesem Zustand wieder her<strong>aus</strong>!"<br />

2. Die Besessenheit<br />

Satan kann aber nicht nur eine Geb<strong>und</strong>enheit des Menschen an ihn hervorrufen, sondern auch<br />

wirklichen Besitz von ihm ergreifen. Die Besessenheit ist meist die Fortsetzung der<br />

Geb<strong>und</strong>enheit. Sie pflegt dann einzutreten, wenn der Geb<strong>und</strong>ene in völliger Verstocktheit noch<br />

weitere Schuld auf sich lädt, indem er z. B. sich mit seinem eigenen Blut dem Teufel verschreibt.<br />

Doch kann es auch vorkommen, daß der Geist eines Besessenen nach dessen Tode auf einen<br />

seiner ungläubigen Nachkommen übergeht, wodurch eine sofortige Besessenheit erfolgt.


Viele Menschen, die eine dämonische Geb<strong>und</strong>enheit gelten lassen, leugnen die Tatsache der<br />

Besessenheit. Die Heilige Schrift kennt jedoch beide Arten von Dämonie <strong>und</strong> unterscheidet sie<br />

deutlich voneinander. So lesen wir Johannes 13, 2, daß der Teufel dem Judas Ischarioth den<br />

Verrat Jesu eingeredet hatte, <strong>und</strong> im gleichen Kapitel Vers 27 heißt es: "Und nach dem Bissen<br />

fuhr der Satan in ihn." Für den Bibelgläubigen besteht kein Zweifel, daß es zu Jesu <strong>und</strong> der<br />

Apostel Zeiten Besessene gab. Auch das Wort Jesu: "Die Zeichen, die denen zuteil werden, die<br />

da glauben, sind die: In Meinem Namen werden sie Teufel <strong>aus</strong>treiben", spricht dafür, daß die<br />

Besessenheit heutzutage nicht aufgehört hat. In der Tat gibt es auch in der Gegenwart<br />

Menschen, deren Zustand mit der in der Bibel beschriebenen Besessenheit manche Ähnlichkeit<br />

hat <strong>und</strong> weder psychiatrisch noch psychologisch befriedigend erklärt werden kann. Allerdings<br />

das muß deutlich betont werden wird die Besessenheit, wenigstens bei den Kulturvölkern, viel<br />

seltener beobachtet als die dämonische Geb<strong>und</strong>enheit. Zahlreiche Zustände von vermeintlicher<br />

Besessenheit sind entweder als dämonische Geb<strong>und</strong>enheit oder als eine seelische Krankheit<br />

anzusehen.<br />

Welches sind nun die M e r k m a l e der Besessenheit? Da die dämonische Geb<strong>und</strong>enheit meist<br />

unmerklich in die Besessenheit übergeht, decken sich die Symptome der letzteren zum Teil mit<br />

den erwähnten Zeichen der dämonischen Geb<strong>und</strong>enheit oder sie finden sich in verstärktem<br />

Maße bei der Besessenheit wie die Abneigung gegen göttliche Dinge <strong>und</strong> die mediale Fähigkeit.<br />

Die Unterscheidung zwischen beiden Zuständen ist daher oft nicht leicht. Außer den Merkmalen<br />

der dämonischen Geb<strong>und</strong>enheit tritt jedoch bei der Besessenheit nicht selten eine<br />

<strong>aus</strong>gesprochene Tobsucht mit Schreien, Lästern, Zähneknirschen <strong>und</strong> der Neigung zu<br />

Gewalttaten <strong>und</strong> Verbrechen auf. In solchen Zuständen kann der Besessene Gegenstände<br />

beschädigen oder sich selbst Verletzungen beibringen, um sich das Leben zu nehmen. Auch fällt<br />

er beim Beten mit dem Seelsorger oder bei einer Predigt oft sofort in einen Dämmerzustand, so<br />

daß er nichts in sich aufnimmt. Ein "tauber Geist" sucht ihn vom Mitbeten <strong>und</strong> von religiöser<br />

Beeinflussung abzuhalten. Zuweilen wird ein höhnisches Lachen beobachtet, wenn in der<br />

Gegenwart des Besessenen vom Kreuz <strong>und</strong> Blut Jesu gesprochen wird. Vielfach hört er die laute<br />

oder flüsternde Stimme des Teufels, der ihm Dinge zu tun befiehlt oder verbietet. Manchmal sieht<br />

er auch dunkle Gestalten im Zimmer. Die Dämonen reden im allgemeinen nur wenig <strong>aus</strong> dem<br />

Besessenen, um möglichst unerkannt zu bleiben. Nur wenn der Zeitpunkt ihrer Austreibung<br />

gekommen ist, geben sie ihren Widerstand auf <strong>und</strong> können ihrer Verzweiflung <strong>und</strong> Angst vor dem<br />

Ausfahren Ausdruck geben.<br />

Außer diesen Merkmalen gibt es noch einige bemerkenswerte, aber selten auftretende<br />

Phänomene bei der Besessenheit: einmal Trancezustände, in denen ein anderer mit veränderter<br />

Stimme oder in einer fremden Sprache, die dem Besessenen selbst nicht geläufig ist, <strong>aus</strong> ihm<br />

redet. Hinterher weiß er nichts von alledem. Sodann eine außergewöhnliche Körperkraft, die der<br />

Besessene in tobsüchtigem Zustand an den Tag legen kann, wenn er gebändigt werden muß<br />

(Mark. 5, 4; Apg. 19, 16). Ferner kann Hellsehen beobachtet werden, indem der Besessene von<br />

Dingen spricht, die er auf natürlichem Wege nicht erfahren haben konnte. Er sieht einem anderen<br />

an, wes Geistes Kind er ist, welche unvergebenen Sünden er begangen hat <strong>und</strong> welche Zukunft<br />

ihm bevorsteht. Es zeigt sich, daß seine Aussagen zutreffen, wie dies auch bei dem Mädchen in<br />

Philippi der Fall war (Apg. 16,16).<br />

Bei diesen außergewöhnlichen Symptomen versagen alle Versuche einer medizinischen oder<br />

parapsychologischen Erklärung. Ausdrücklich muß jedoch bemerkt werden, daß das Hellsehen<br />

nicht nur bei Besessenen angetroffen wird, sondern auch von dazu veranlagten Menschen als<br />

eine besondere Gabe angesehen, aber öfters auch als eine schwere Last empf<strong>und</strong>en wird. Diese<br />

Art von Hellsehen ist wesentlich häufiger als die dämonisch bedingte. Beide Arten voneinander<br />

zu unterscheiden, ist ohne Schwierigkeit möglich.<br />

Ferner werden in der Umgebung eines Besessenen bei Nacht nicht selten schwere Schritte,<br />

Klopfen, Poltern <strong>und</strong> andere Geräusche gehört <strong>und</strong> zwar nicht nur von den Menschen, die für den


Besessenen beten - sie sollen durch die Geräusche in Angst versetzt <strong>und</strong> an der Fürbitte<br />

gehindert werden - , sondern auch von völlig unbeteiligten Personen.<br />

Häufig fällt der Besessene durch einen finsteren, haßerfüllten Gesichts<strong>aus</strong>druck auf. Dieser wird<br />

besonders dann offenbar, wenn in seiner Gegenwart geistliche Gespräche geführt werden oder<br />

wenn er auf dem Sterbebett liegt. Doch kann er bewußt eine Maske aufsetzen, so daß ihm von<br />

seinem inneren Zustand oft nichts anzumerken ist.<br />

Auch körperliche Symptome finden wir bei der Besessenheit. <strong>Der</strong> Teufel sucht sein Opfer zu<br />

quälen, indem er vorübergehende Schmerzen aller Art an den verschiedensten Körperstellen<br />

verursacht. Sie treten mit größter Willkürlichkeit auf, wie wir sie bei echten Krankheiten nicht<br />

beobachten. Besonders bei Nacht können Besessene geplagt werden, so daß an Schlaf kaum zu<br />

denken ist.<br />

Die B e f r e i u n g von der Besessenheit kann ohne besondere Zeichen vor sich gehen. Doch ist<br />

sie daran zu erkennen, daß der Befreite nach schwerem Gebetskampf plötzlich ein frohes <strong>und</strong><br />

gelöstes Wesen an den Tag legt <strong>und</strong> den Namen Jesu freudig <strong>aus</strong>sprechen kann. Er sagt sich<br />

auf Veranlassung des Seelsorgers oder auch spontan von allen finsteren Mächten los. Die<br />

krankhaften Störungen, auch die erwähnten, besonders auffallenden Zeichen schwinden nach<br />

der Befreiung schnell <strong>und</strong> völlig. So war die Wahrsagekunst des Mädchens in Philippi nach ihrer<br />

Befreiung schlagartig beseitigt (Apg. 16, 19).<br />

R ü c k f ä l l e, auf die schon Jesus hingewiesen hatte (Matth. 12, 43 45), sind allerdings<br />

ziemlich häufig. Deshalb befahl Jesus dem Dämon in dem besessenen Knaben <strong>aus</strong>drücklich:<br />

"Fahre <strong>aus</strong> <strong>und</strong> kehre nie mehr zurück!" Wenn der Befreite nicht weitere Seelsorge erfährt, wird<br />

sein Zustand entweder schlimmer als er zuvor gewesen war, oder er kann zum mindesten aufs<br />

neue in eine dämonische Geb<strong>und</strong>enheit geraten.<br />

Als Beispiel einer wahrscheinlichen B e s e s s e n h e i t sei das Wesentliche <strong>aus</strong> einem Brief<br />

angeführt, den ich von einer verheirateten Frau erhielt:<br />

"Meine Ehe ist keine glückliche. Mein Mann liebt mich nicht, <strong>und</strong> das, was ich ihm geben könnte,<br />

will er nicht. Er geht immer mehr seine eigenen Wege. Meine Ehe ist ein langer Leidensweg.<br />

Aber ich sehe ihn als eine Leidensgemeinschaft mit meinem Herrn an, so daß ich ihm auf diesem<br />

Wege näher sein darf, als wenn ich eine glückliche Ehe führen dürfte. Mein Mann ist fast immer<br />

von Unruhe <strong>und</strong> Friedelosigkeit erfüllt. jedes kleinste Mißgeschick bringt ihn außer sich. Unserem<br />

Kinde gegenüber ist er unbeherrscht, <strong>und</strong> nie ist dieses schwieriger, als wenn der Vater da ist.<br />

Oft ist mir seine Nähe eine Pein, da einfach etwas Böses von ihm <strong>aus</strong>geht, während auch er<br />

meine Nähe nicht ertragen kann. Es scheint mir oft, daß das Böse sich bei jeder Gelegenheit in<br />

ihm bemerkbar machen will. Er muß streiten, wo gar kein Gr<strong>und</strong> vorhanden ist. Er muß mit rauher<br />

Stimme bei jeder kleinsten Gelegenheit schreien, er muß die Türen zuschlagen, das Böse<br />

ständig in Schutz nehmen <strong>und</strong> sich über alles Gute lustig machen. Ich darf ihm kein Wort<br />

glauben, weil ich nie weiß, ob er die Wahrheit spricht. Oft ist sein Gesicht völlig kalt <strong>und</strong> finster,<br />

wenn er mich betrachtet, so finster, als wollte er mir etwas antun. Bei seinem Streiten<br />

widerspricht er sich ständig. Nach außen ist mein Mann von einer fast unnatürlichen Höflichkeit<br />

<strong>und</strong> Gefälligkeit. Er geht auch mit mir zur Kirche, aber er weiß hinterher nie, worüber gepredigt<br />

wurde. Und wenn er das Tischgebet spricht oder einen Choral mit uns singt, ist es, als ob ein<br />

Automat betete oder sänge; er selbst ist gar nicht dabei. Über die Gesangbuchlieder spottet er.<br />

Nie kann er bei sich eine Schuld finden, dagegen ist er voller Anklagen gegen seine<br />

Mitmenschen <strong>und</strong> unsere Lebensverhältnisse. Oft redet er bei anderen Schlechtes über mich. Ich<br />

bleibe aber dennoch im Frieden <strong>und</strong> schweige.<br />

Seit einiger Zeit spukt es in unserem H<strong>aus</strong>e. Auf dem Boden hört man nachts Schritte, Schleifen,<br />

Klopfen <strong>und</strong> andere Geräusche. Besonders wenn ich vor dem Schlafengehen zum Gebet<br />

niederknie, klopft es im Zimmer. Auch am Morgen während meiner stillen Zeit höre ich manchmal<br />

über mir Schritte <strong>und</strong> Klopfen. Unser Kind, das nichts von alledem weiß, wurde schon durch das


Klopfen bei Nacht gestört. Als ich einmal mein Gebetsbuch holen wollte, spürte ich deutlich, wie<br />

auf dem Sofa etwas saß <strong>und</strong> mich mit demselben bösen Blick ansah, wie mein Mann es<br />

manchmal tut. Doch betete ich nach meiner Gewohnheit laut <strong>und</strong> rief Jesu Siegernamen an über<br />

meinen Mann <strong>und</strong> mein Kind, über mich <strong>und</strong> unser ganzes H<strong>aus</strong>, bis alle Furcht wich <strong>und</strong> eine<br />

große Freudigkeit über mich kam. Seitdem ist es ruhiger geworden. <strong>Der</strong> "Geist" ist zwar noch<br />

hörbar, besonders dann, wenn mein Mann seine unruhigen Zustände hat <strong>und</strong> schimpft. Aber das<br />

darf mich nicht mehr schrecken. Wenn ich Jesus, den Sieger über alle dunklen Mächte, rühme,<br />

wird es totenstill auf dem Boden <strong>und</strong> in der Wohnung. Auch wenn ich während des Klopfens laut<br />

bete, verstummen die Geräusche vorübergehend. Als mein Mann verreist war, hörte das Klopfen<br />

ganz auf <strong>und</strong> erst nach seiner Rückkehr machte es sich wieder bemerkbar. Als ich einmal gerade<br />

im Gebet versunken war, wurde von unsichtbarer Hand in der Bibel, die neben mir lag, geblättert<br />

<strong>und</strong> ein kalter Hauch traf mich. Fenster <strong>und</strong> Türen waren alle geschlossen. Meine Tochter, die im<br />

Nebenzimmer schläft, hörte kürzlich jemand bei Nacht in meinem Zimmer hin <strong>und</strong> her gehen,<br />

während ich fest schlief ... Mein Mann tut mir in seiner dauernden Unruhe von Herzen leid, um so<br />

mehr als er auch von Selbstmordgedanken gequält wird..."<br />

Einige Jahre später erhielt ich von dieser Frau folgende Nachricht:<br />

“Einmal las ich ein Gebet von einem bekannten Evangelisten mit dem Hinweis, es vier Wochen<br />

lang zweimal täglich zu beten für den Menschen, der uns besonders am Herzen liegt. Ich betete<br />

dieses Gebet sehr ernstlich. Als ich es am zweiten Tag morgens betete, klopfte es zum ersten<br />

Mal seit langer Zeit wieder recht handfest. Es war das typische Klopfen zweimal hintereinander<br />

mit einem kurzen Abstand. Es kann auch immer noch vorkommen, daß ich nachts aufschrecke<br />

durch ein recht böses Klopfen an meine Tür. Zuerst meine ich immer, es sei mein Mann, aber<br />

draußen ist niemand. Sonst ist es ja Gottlob ruhig im H<strong>aus</strong>. Aber es geht immer noch etwas um.<br />

Kürzlich war ich einmal bis spät in die Nacht auf, da hörte ich über mir auf dem Boden deutliche<br />

Schritte ruhelos hin <strong>und</strong> hergehen. Später hörte ich vom Wohnzimmer <strong>aus</strong> im Nebenzimmer,<br />

dem Zimmer meiner Tochter, jemand hin <strong>und</strong> hergehen. Ich meinte zuerst, sie wäre es, aber sie<br />

lag in tiefem Schlaf im Bett. Ohne Zweifel ist im H<strong>aus</strong> immer noch ein ruheloser Geist, der keinen<br />

Frieden findet. . ."<br />

Während hier angesichts des auffallenden Verhaltens des Ehemannes eine Besessenheit als<br />

durch<strong>aus</strong> möglich angesehen werden kann, besteht aufgr<strong>und</strong> der begleitenden<br />

Spukerscheinungen die Wahrscheinlichkeit des Vorliegens von wirklicher Besessenheit.<br />

Zwar sucht die Parapsychologie mehrere Erklärungen für den Spuk zu geben. So stellt Professor<br />

Bender (Freiburg) die Hypothese auf, der Spuk sei als ein Aktivwerden unterbewußter seelischer<br />

Kräfte aufzufassen, die sich zu einer Masse verdichten. Indem diese psychischen Energien eine<br />

Sonderexistenz führen, verursachen sie den Spuk. Dabei handle es sich stets um psychisch<br />

kranke Menschen. Doch reichen sämtliche parapsychologischen Deutungsversuche zu einer<br />

befriedigenden Erklärung des Spukphänomens nicht <strong>aus</strong>, was auch von den Forschern<br />

zugegeben wird. Solange dies aber nicht der Fall ist, erhebt sich die Frage, ob die psychische<br />

Abnormität der Menschen, die den Spuk verursachen sollen, nicht mit einer dämonischen<br />

Bindung zusammenhängt, in die sie <strong>aus</strong> irgend welchen Gründen geraten sind. In solchem Falle<br />

würde der Spuk <strong>aus</strong> dem Bereich dämonischer Kräfte stammen, die die Fähigkeit zur<br />

Materialisierung besitzen. jedenfalls ist es auffallend, daß die meisten Spukfälle mit der<br />

Anwesenheit von Besessenen oder mit okkulter Betätigung von lebenden oder verstorbenen<br />

Bewohnern des betreffenden H<strong>aus</strong>es zusammenhängen. Auf eine metaphysische Ursache der<br />

Spukerscheinungen deutet auch die vom Seelsorger gemachte Erfahrung hin, daß der Spuk zu<br />

weichen pflegt, wenn die betreffenden Menschen zum Glauben an Christus kommen.<br />

Zwei Fälle von Besessenheit sind auch in meiner Schrift "<strong>Der</strong> Dämon im Menschen" geschildert.<br />

III. Die Unterscheidung von Krankheit <strong>und</strong> Dämonie


Nun aber erhebt sich die Frage: Worin besteht der Unterschied zwischen einer Dämonie <strong>und</strong><br />

einer Krankheit? Decken sich die erwähnten Merkmale der dämonischen Geb<strong>und</strong>enheit <strong>und</strong> der<br />

Besessenheit mit den verschiedenen klassischen Krankheitssymptomen der Psychiatrie oder<br />

können sie nicht bzw. nur teilweise in die üblichen psychiatrischen Krankheitsbilder eingereiht<br />

werden?<br />

1. Schizophrenie oder Dämonie?<br />

Sehen wir uns zunächst das Krankheitsbild der Schizophrenie an.<br />

Bei dieser Krankheit ist es, besonders im Beginn, oft nicht leicht, die Unterscheidung zwischen ihr<br />

<strong>und</strong> einer Dämonie vorzunehmen, weil die Dämonie einer Schizophrenie <strong>und</strong> diese einer<br />

Dämonie in mancher Hinsicht ähnlich sehen kann. Es ist dal ier erklärlich, daß Verwechslungen<br />

recht häufig sind, zumal nicht wenige Seelsorger nur zu rasch fast jede Geisteskrankheit als eine<br />

Besessenheit ansehen <strong>und</strong> andererseits der Psychiater jeden Besessenen für einen<br />

Geisteskranken zu halten pflegt. Und doch gibt es manche Fälle, bei denen es dem Psychiater<br />

nicht gelingt, sie in die üblichen Symptomenbilder der Schizophrenie unterzubringen, so daß<br />

diese Diagnose nur mit einem Fragezeichen versehen werden kann.<br />

Zunächst könnte der Unvoreingenommene bei der Schizophrenie eine Besessenheit vermuten,<br />

wenn ein bis dahin unauffälliger jugendlicher sich allmählich ohne besonderen Gr<strong>und</strong> gegen<br />

seine Eltern auflehnt, störrisch, bösartig, erregt <strong>und</strong> unverträglich wird, gegen seine Umgebung<br />

tätlich vorgeht oder allerlei unberechenbare Handlungen <strong>aus</strong>führt. Auch liegt es nahe, eine<br />

Dämonie anzunehmen, wenn ein junger Mann ohne erkennbaren Anlaß von Angstzuständen <strong>und</strong><br />

Depressionen überfallen wird, die nach seiner Aussage wie ein schwarzer Berg auf ihn<br />

zukommen, um ihn zu erdrücken; wenn er zeitweise meint, sich aufhängen zu müssen, oder<br />

wenn er bei unpassenden Gelegenheiten hinkniet <strong>und</strong> laut betet, um gegen den Feind, der ihn<br />

bedrohe, anzukämpfen. Oder muß man nicht geradezu an eine Besessenheit denken, wenn der<br />

Betreffende selbst von der Anwesenheit eines in ihm wohnenden Dämons felsenfest überzeugt<br />

ist <strong>und</strong> seine körperlichen Beschwerden mit einer Beeinflussung durch diesen Dämon in<br />

Verbindung bringt, sich von einem Dämon dauernd angesprochen, verhext, hypnotisiert fühlt <strong>und</strong><br />

seiner Umgebung immer wieder erzählt, er werde von einer feindlichen Macht zu seinen<br />

Gedanken <strong>und</strong> Taten veranlaßt?<br />

All diese Zeichen sind jedoch zumeist als typische Merkmale einer Schizophrenie anzusehen. So<br />

kann es nahezu als Regel gelten, daß derjenige, der fortgesetzt von vermeintlicher Besessenheit<br />

redet, nicht besessen, sondern krank ist. Eine Bestätigung für diese Auffassung bekommen wir,<br />

wenn in solchen Fällen häufig eine allmähliche Verschlimmerung mit zunehmenden<br />

Wahngedanken <strong>und</strong> einem langsamen Verfall der ganzen Persönlichkeit einsetzt. Dann liegt kein<br />

Zweifel mehr vor, daß die geschilderten Erscheinungen auf eine Schizophrenie <strong>und</strong> einen mit<br />

dieser verb<strong>und</strong>enen Besessenheitswahn zurückzuführen sind. Daß die Wahnideen dämonisch<br />

gefärbt sind, rührt meist daher, daß der Kranke vor oder zu Beginn seines Leidens manches über<br />

Dämonen <strong>und</strong> Besessenheit gehört oder gelesen hat. Selbst wenn ein solcher Mensch angibt,<br />

abnorme Geräusche zu hören <strong>und</strong> auffallende Erscheinungen zu sehen, muß man hierbei<br />

krankhafte Sinnestäuschungen annehmen, zumal wenn seine Umgebung nichts von solchen<br />

Erscheinungen wahrnimmt.<br />

<strong>Der</strong> Besessenheitswahn kann bei der Geisteskrankheit völlig im Vordergr<strong>und</strong> stehen. Da dieser<br />

Zustand verhältnismäßig häufig anzutreffen ist, sei ein solcher Fall näher beschrieben:<br />

>Eine dreißigjährige Kranke kam in meine Behandlung mit der Angabe, sie sei besessen. Sie<br />

führe dies auf die Behandlung durch einen Magnetopathen zurück, die vor vielen Jahren<br />

stattgef<strong>und</strong>en habe. Dieser Mann habe ihr einen unheimlichen Eindruck gemacht <strong>und</strong> ihr von<br />

spiritistischen Sitzungen erzählt. Sie habe von anderen gehört <strong>und</strong> auch in Büchern gelesen,<br />

welch schlimme Folgen eine solche Behandlung nach sich ziehen könne. Seit jener Zeit sei sie<br />

im Gemüt bedrückt <strong>und</strong> lebensüberdrüssig, auch habe sie bis vor einigen Jahren eine lähmende


Schwere <strong>und</strong> Unruhe in sich verspürt. Vor drei Jahren sei sie in eine freikirchliche Gemeinde<br />

aufgenommen worden. Seitdem habe sie eigenartige Empfindungen an ihrem Körper. Als sie auf<br />

Veranlassung des Predigers das Absagegebet gesprochen habe, sei etwas r<strong>und</strong>herum um ihren<br />

Kopf ges<strong>aus</strong>t wie ein Wirbelwind. Während sie bei der Taufe den Segen empfangen habe, sei ihr<br />

Leib vom Feind hin <strong>und</strong> her geworfen worden, so daß sie nicht still hinknien konnte. Bei dem<br />

Besuch eines <strong>aus</strong>wärtigen Predigers habe sie während des Gottesdienstes hin<strong>aus</strong>laufen <strong>und</strong><br />

schreien müssen. Deshalb habe dieser eine Teufels<strong>aus</strong>treibung bei ihr vorgenommen. Sie habe<br />

dabei eine Befreiung im Leibe gespürt. Weil es aber im rechten Arm stark geklopft habe, habe sie<br />

gemerkt, daß der Teufel nicht ganz weggegangen sei. In der darauffolgenden Nacht habe sich<br />

etwas Großes <strong>und</strong> Schweres auf ihre Brust gelegt. Durch Gebet sei diese Empfindung<br />

geschw<strong>und</strong>en, doch sei sie bald wieder eingetreten. In der nächsten Nacht sei etwas wie ein<br />

Schwarm von wilden Raben auf sie zugeflogen, auch habe sie schwarze Eulen gesehen. Sie<br />

habe immer Püffe <strong>und</strong> Stöße im Bett bekommen. In einer anderen Nacht habe sie einen Druck im<br />

Kopf von hinten nach vorn bemerkt. Dabei habe sie in völlig wachem Zustand das Bild eines<br />

Mannes gesehen, der hemdsärmelig mit finsterem Gesicht vor dem Bett gestanden sei.<br />

Besonders oft werde sie von dem Dämon sexuell belästigt. Sie spüre dies deutlich an einem<br />

Kribbeln bei Nacht, so daß sie nicht wisse, wie sie sich hinlegen solle, um sich gegen die<br />

feindlichen Angriffe zu schützen. Auch am Tage spüre sie manchmal das Kribbeln, besonders<br />

wenn sie beten wolle. <strong>Der</strong> Feind habe zu ihr gesagt: Du hast den Heiligen Geist gelästert! Liebe<br />

deinen Nächsten wie dich selbst! Gib den Geist auf! Es sei eine innere Stimme gewesen, die sie<br />

gehört habe, so wie man auch mit dem geistigen Auge etwas sehen könne. Einmal sei etwas von<br />

ihrem Kopf heruntergeflogen, dann sei etwas wie ein Kampf in ihr durcheinandergegangen.<br />

Plötzlich habe sie wieder Verbindung mit Gott gehabt. Man könnte <strong>aus</strong> ihren Worten schließen,<br />

sie sei nicht ganz normal; aber das sei nicht der Fall. Ihre Fre<strong>und</strong>e verstünden sie <strong>und</strong> wüßten,<br />

daß sie nicht geisteskrank sei. Eine Stimme habe ihr laut zugerufen: "Armes, gefesseltes<br />

Menschenkind!" Aber als sie daran dachte, daß Jesus bei ihr sei <strong>und</strong> für sie kämpfe, sei es ihr<br />

gewesen, als habe sie ein Lichtstrahl getroffen. Sie habe sofort gewußt, daß es ein Engel Gottes<br />

war, der mit dem Satan kämpfte. Als sie in der Bibel gelesen habe: Seine Barmherzigkeit hat kein<br />

Ende", habe es warm <strong>und</strong> hell in ihr aufgeleuchtet. Das sei Jesus gewesen. Es sei ihr<br />

vorgekommen, als würde eine Hand an ihr Herz greifen. In einer Nacht habe sie mit ihren inneren<br />

Augen gesehen, wie Jesus in den Wolken saß <strong>und</strong> auf sie herunter sah. Auf einmal leuchteten<br />

seine Augen sie ganz lieb an. Da habe sie gewußt, daß sie keine Angst zu haben brauchte. Sie<br />

habe öfters solche herrlichen Erscheinungen gehabt. Bei einer zweiten Teufels<strong>aus</strong>treibung, die<br />

eine gläubige Frau bei ihr vorgenommen habe, habe sie gemerkt, wie der Feind in ihr furchtbar<br />

gezappelt habe, wie wenn eine Hummel in ihr zappeln würde.<br />

Obwohl die Frau ihr erklärt habe, sie sei freigeworden, habe das Zappeln nicht aufgehört <strong>und</strong> sie<br />

sei von neuem belästigt worden. Im letzten Jahr habe alles in ihr zwei Monate lang pestartig<br />

gerochen. jetzt verspüre sie noch oft ein Zappeln <strong>und</strong> intensive Ströme an verschiedenen Stellen<br />

des Körpers sowie bei Nacht das Kribbeln, so daß sie nur wenig schlafen könne. Da sie noch<br />

nicht frei sei, könne sie sich nur schwer zum Beten konzentrieren. Einen Beruf könne sie nicht<br />

<strong>aus</strong>üben, weil sie vieles vergesse <strong>und</strong> dauernd müde sei. Manchmal höre sie, wenn sie beten<br />

wolle, Lästerworte. Den Namen Jesu könne sie oft nicht <strong>aus</strong>sprechen. Bei einer dritten<br />

Teufels<strong>aus</strong>treibung habe sich der elektrische Strom in ihrem Körper gesenkt, doch sei er hernach<br />

wieder heraufgestiegen. Einmal habe sie bei der Morgenandacht plötzlich ein Zittern im Körper<br />

gespürt. Es sei ihr gewesen, als wenn der Dämon in ihr sich vorbeugte <strong>und</strong> gegen den Sprecher<br />

wütende Handbewegungen machte. Das seien alles nüchterne Tatsachen. Daß die Gemeinde,<br />

zu der sie gehöre, in letzter Zeit bei ihr keine Besessenheit mehr annahm, bedrücke sie sehr.<br />

Aber es sei die Absicht des Feindes, daß man sie als geisteskrank ansehe, damit er auf diese<br />

Weise in Ruhe gelassen werde.<<br />

Diese Angaben der Patientin waren nur ein geringer Teil ihrer zahlreichen Beschwerden. Sie war<br />

unermüd¬lich im Erzählen ihrer abnormen Empfindungen. Wenn auch einige ihrer Äußerungen<br />

zunächst den Verdacht auf eine Dämonie erweckten, so bestand doch bald keinerlei Zweifel<br />

mehr daran, daß es sich um eine Schizophrenie handelte. Die unzusammenhängenden,<br />

absonderlichen <strong>und</strong> verschrobenen Vorstellungen <strong>und</strong> Empfindungen, die Gesichts <strong>und</strong><br />

Gehörstäuschungen, die ständigen Angaben über die Tätigkeit der in ihr wohnenden Dämonen


waren ohne Zweifel krankhafter Natur. Eine wirkliche Besessenheit geht ohne die erwähnten<br />

Vorstellungen <strong>und</strong> Empfindungen einher. Nicht ein Dämon oder Engel mit ihren Botschaften<br />

redeten zu ihr, wie die Patientin meinte, sondern <strong>aus</strong> ihrem kranken Gehirn kommende Stimmen.<br />

Es wäre daher verkehrt, alles, was ein solcher Mensch über in ihm h<strong>aus</strong>ende Dämonen <strong>aus</strong>sagt,<br />

für bare Münze zu halten. Dadurch würde er in seinen Wahnvorstellungen nur noch bestärkt<br />

werden.<br />

Bei G l ä u b i g e n tritt die Schizophrenie meist in fast rein religiösem Gewande auf. <strong>Der</strong> Kranke<br />

ist der Auffassung, sein Glaubensleben sei durch satanische Beeinflussung krank geworden, weil<br />

oft eine furchtbare Unruhe über ihn komme, die ihm den Frieden mit Gott, <strong>und</strong> die Freude am<br />

Gebet nehme <strong>und</strong> dem Heiligen Geist <strong>aus</strong> seinem Herzen reiße. Alles sei dunkel in ihm, will Gott<br />

ihn verlassen <strong>und</strong> eine finstere Macht von ihm Besitz ergriffen habe, könne die Stimme Jesu nicht<br />

mehr vernehmen <strong>und</strong> Seinen Geist nicht mehr verspüren. Es sei ihm nicht mehr möglich, den<br />

Namen Jesu <strong>aus</strong>zusprechen, so gerne er dies tun möchte. Er träumt unsinnige Dinge, <strong>aus</strong> denen<br />

er wichtige Schlüsse zieht.<br />

Für kürzere Zeit kann er überglücklich im Glauben sein <strong>und</strong> überschwengliche Äußerungen tun;<br />

aber bald bricht er in lautes Weinen <strong>aus</strong> <strong>und</strong> ist völlig verzweifelt. Er ist nicht mehr imstande, sich<br />

zu den einfachsten Verrichtungen zu konzentrieren, <strong>und</strong> deshalb bald gezwungen, seine Arbeit<br />

aufzugeben. Gegen die immer wiederholte Auffassung seiner Umgebung, sein Zustand beruhe<br />

auf einer Krankheit, wehrt er sich mit Entschiedenheit.<br />

So schrieb mir ein junger Mann:<br />

>Vor einem Jahr hatte ich an einem Abend in der Bibel gelesen <strong>und</strong> gebetet <strong>und</strong> wollte<br />

einschlafen. Da kam mir ganz plötzlich ein furchtbares Fluchwort in den Sinn. Es fuhr etwas <strong>aus</strong><br />

mir her<strong>aus</strong>, <strong>und</strong> ich glaubte sterben zu müssen. Ich sprang <strong>aus</strong> dem Bett <strong>und</strong> rannte durchs<br />

Zimmer, <strong>und</strong> noch einmal kam das Gefühl über mich, zu sterben. Ich fühlte, wie etwas, vielleicht<br />

der Heilige Geist, <strong>aus</strong> mir fuhr. Ich zitterte, nahm meine Bibel, ging auf die Knie <strong>und</strong> bat um<br />

Vergebung. Aber eine große innere Unruhe erfaßte mich, die bis heute nicht gewichen ist. Es<br />

ging mir von Tag zu Tag schlechter. Ich ging zum H<strong>aus</strong>arzt, von dort zum Nervenarzt <strong>und</strong> wurde<br />

von ihm in die Psychiatrische Klinik eingeliefert, wo ich viele Monate weilte <strong>und</strong> mit<br />

Medikamenten <strong>und</strong> Elektroschocks behandelt wurde. Ich bin überzeugt, daß ich verloren bin.<br />

Bitte, schreiben Sie mir, ob ich in die Hölle komme. Täglich, ja stündlich steigen die schlimmsten<br />

Fluchgedanken <strong>und</strong> Worte in mir hoch. (Er nannte mir über ein Dutzend von schweren Flüchen.)<br />

Ich habe an nichts mehr Freude, sondern nur noch Angst. <strong>Der</strong> leichten Arbeit, die ich tue, kann<br />

ich nur mit Mühe nachkommen. Mit okkulten Dingen haben weder ich noch meine Eltern zu tun<br />

gehabt. Ich war ein frohes Gotteskind. Nun habe ich allen Frieden <strong>und</strong> alle Heilsgewißheit<br />

verloren. Das Furchtbare ist, daß ich an allem schuld bin. Das Wort Hebräer 10, 26 31 trifft auf<br />

mich zu. Zwar haben mir viele erklärt, diese Stelle beziehe sich nicht auf mich; aber ich kann<br />

einfach nicht anders, ich muß sie für mich nehmen. In letzter Zeit habe ich auch<br />

Selbstmordgedanken. Kann ich wieder ges<strong>und</strong> werden? ...<<br />

Ein anderer Patient, der vor seiner Erkrankung in frohem Glauben an seinen Herrn gestanden<br />

hatte, war seit einiger Zeit öfters von entsetzlicher Furcht vor der ewigen Verdammnis erfüllt,<br />

dann wieder kam vorübergehend eine nie gekannte Freude über ihn. Einmal hörte er eine<br />

Stimme, die sich für Gott <strong>aus</strong>gab <strong>und</strong> ihm den Befehl erteilte, die Straßenbahn zu besteigen, um<br />

durch Gesang die frohe Botschaft zu verkünden. Ein anderes Mal sprang er bei Nacht <strong>aus</strong> dem<br />

Bett, warf sich auf die Knie <strong>und</strong> schrie voller Furcht zu Gott, weil er sich in die Hölle versetzt<br />

fühlte. Dann wieder hielt er sich für den Antichristen, bäumte sich gegen Gott auf <strong>und</strong> berief sich<br />

auf den Teufel. Oft fühlte er sich von bösen Geistern gequält. Auch im Leib spürte er die<br />

vermeintliche Einwirkung des Feindes: ein starkes Brennen sei der Beweis, daß die Dämonen in<br />

seinem Leibe sitzen. Harmlose Begebenheiten deutete er als dämonische Beeinflussungen <strong>und</strong><br />

okkulte Machenschaften, die die Menschen mit ihm treiben. In völliger Uneinsichtigkeit lehnte er<br />

jede ärztliche Hilfe ab. Er erklärte sich lediglich bereit, den Rat eines Seelsorgers anzunehmen,<br />

wenn dieser auf seine Besessenheit eingehe. Ein Austreibungsversuch, den ein Seelsorger<br />

vornahm, verschlimmerte den Zustand. Aufgr<strong>und</strong> seines ganzen Verhaltens war auch für den


Nichtarzt mehr <strong>und</strong> mehr zu erkennen, daß eine Geistesstörung vorlag.<br />

In manchen Fällen beobachten wir ein gleichzeitiges Zusammentreffen von Geisteskrankheit <strong>und</strong><br />

Dämonie. Auch hierfür sei ein Beispiel kurz erwähnt.<br />

Die Vorfahren des Patienten waren Besprecher, seine Mutter war Trinkerin, seine Schwester war<br />

geisteskrank <strong>und</strong> starb in einer Heilanstalt. Er selbst leidet an Trunksucht mäßigen Grades. Er ist<br />

Heilpraktiker <strong>und</strong> gibt durch Pendeln treffsichere Auskunft über Vermißte <strong>und</strong> Verstorbene. Mehr<br />

<strong>und</strong> mehr entwickelte sich bei ihm ein Verfolgungswahn, der nicht beeinflußt werden konnte,<br />

obwohl er völlig unbegründet war. Ein bevollmächtigter Evangelist löste vorübergehend den<br />

Bann, die Wahngedanken ließen jedoch nicht nach. Sie machten auf seine Angehörigen<br />

durch<strong>aus</strong> den Eindruck einer echten Geistesstörung.<br />

In diesem Falle handelt es sich offenbar um eine typische erblich bedingte Geisteskrankheit. Die<br />

daneben vorliegende dämonische Geb<strong>und</strong>enheit, die auf das Besprechen der Vorfahren<br />

zurückzuführen ist, zeigt sich in dem magischen Pendeln sowie in einem häufigen Fluchen <strong>und</strong><br />

Schimpfen auf alles Fromme.<br />

Aber nicht nur zahlreiche Fälle von Schizophrenie werden als Besessenheit angesehen, es muß<br />

auch mit der umgekehrten Möglichkeit gerechnet werden, daß nämlich ein wirklich Besessener<br />

für geisteskrank gehalten wird. Ein Mensch z. B., der die Symptome des in den Evangelien<br />

beschriebenen Gadareners aufweisen würde (Mark. 5,1 ff.), würde mit Bestimmtheit unter der<br />

Bezeichnung "geisteskrank" in ein psychiatrisches Krankenh<strong>aus</strong> eingewiesen werden. Sein<br />

Schreien <strong>und</strong> Toben, seine Nacktheit, seine Selbstbeschädigung, seine Gemeingefährlichkeit<br />

das alles trifft man in der Tat auch bei einer schweren Geisteskrankheit an. Daß aber dennoch<br />

hinter diesem Zustand eine Besessenheit steckte, ersehen wir nicht nur <strong>aus</strong> der raschen <strong>und</strong><br />

völligen Heilung nach der Austreibung durch Jesus, sondern auch <strong>aus</strong> der Tatsache, daß eine<br />

fremde Stimme sinnvolle Worte <strong>aus</strong> ihm sprach, wie: "Was habe ich mit dir zu schaffen, Jesu, du<br />

Sohn Gottes, ich beschwörei dich bei Gott, daß du mich nicht quälst!“ Ein unruhiger<br />

Geisteskranker dagegen redet unsinniges Zeug, kann st<strong>und</strong>enlang dieselben Worte oder Sätze<br />

sprechen <strong>und</strong> sich mit Gestalten unterhalten, die er zeitweise vor sich sieht. Er gebraucht vielfach<br />

eine absonderliche Ausdrucksweise <strong>und</strong> äußert ungereimte Ideen. All dieses widerspricht einer<br />

Besessenheit, bei der der Mensch völlig klar bleibt, auch wenn er zeitweise unruhig oder sogar<br />

tobsüchtig werden kann.<br />

So kann man sagen: ein Geisteskranker ist wirklich krank, auch wenn er manche der<br />

Besessenheit ähnliche Züge aufweisen sollte. Ein Besessener dagegen ist geistig ges<strong>und</strong>, auch<br />

wenn ihm zeitweise seelisch abnorme Zeichen anhaften sollten. Ferner spricht der Geisteskranke<br />

meist in lebhafter Weise von seinen Ideen, der Besessene dagegen redet vielfach nur stockend<br />

<strong>und</strong> erst dann, wenn man ihn unermüdlich <strong>aus</strong>fragt. Während ein Geisteskranker in<br />

phantastischer Art von in ihm wohnenden Dämonen spricht, scheut sich der Besessene, solange<br />

er religiös noch nicht angefaßt ist, von Dämonen etwas <strong>aus</strong>zusagen. Denn der Dämon sucht es<br />

zu verhindern, daß sein Opfer seine Existenz verrät.<br />

Das Vorliegen einer Geisteskrankheit ist auch dann wahrscheinlich, wenn der Mensch bis zu<br />

seiner Erkrankung in lebendiger Verbindung mit Gott gestanden hatte, ebenso wenn okkulte<br />

Bindungen nicht nachzuweisen sind, dagegen andere geistige oder seelische Störungen in der<br />

Familie des Betreffenden vorliegen. Wenn ferner bei religiöser Beeinflussung ein solcher Mensch<br />

sich nicht wehrt oder gleichgültig zuhört <strong>und</strong> auch bei dem Versuch der Austreibung nicht unruhig<br />

wird, oder wenn er den Namen Jesu ohne Widerstand <strong>aus</strong>sprechen kann, so spricht dies alles für<br />

eine Geisteskrankheit. Denn der Besessene sträubt sich gegen das Beten <strong>und</strong> gegen jede<br />

religiöse Einwirkung, weil der Dämon in ihm fürchtet, seine Beh<strong>aus</strong>ung verlassen zu müssen. Ein<br />

<strong>aus</strong>gesprochener Widerstand bei seelsorgerlicher Beeinflussung legt daher von vornherein den<br />

Verdacht auf Dämonie nahe.<br />

Ein besonderes Merkmal, das häufig zu verschiedenen Deutungen Anlaß gibt, ist das<br />

Stimmenhören. Dieses wird von Unk<strong>und</strong>igen meist in eine direkte Verbindung mit teuflischer


Einwirkung gebracht. Es wird jedoch bei Schizophrenie wesentlich häufiger beobachtet als bei<br />

Besessenen. Krankhaft sind die Stimmen, wenn der Betreffende meint, diese rührten von<br />

fremden Menschen her, die über reden, ihn beobachten, belästigen, verfolgen. Oft befiehlt ihm<br />

die Stimme etwas, das seiner Natur völlig zuwider ist, wie etwa: wegzulaufen, nichts mehr zu<br />

essen, sich das Leben zu nehmen; <strong>und</strong> doch muß er der Stimme folgen. Wenn er aber seinem<br />

eigenen Willen entsprechend handeln möchte, verwehrt ihm dies die Stimme. Vielfach sind es<br />

auch ganz unsinnige Worte, die der Geisteskranke hört. Besonders wenn das Stimmenhören mit<br />

Wahnvorstellungen verb<strong>und</strong>en ist, besteht kein Zweifel daran, daß eine Geistesstörung vorliegt.<br />

Ganz anders die satanischen Stimmen, die ein Besessener häufig hört. Sie sind psychologisch<br />

durch<strong>aus</strong> begreiflich, indem sie dem Menschen gottwidrige Dinge einreden. Er hört etwa eine<br />

Stimme, die ihm sagt: "Du bist zu Großem berufen. Glaube doch nicht, daß es einen Gott gibt!<br />

Was die Bibel <strong>und</strong> der Seelsorger sagen, ist Quatsch! Dein Beten hilft dir nichts, du kommst nicht<br />

frei von mir, du bist mein. Nimm dir doch das Leben!" Die Stimmen können von unheimlichen<br />

Gestalten herrühren, die der Besessene als anwesend empfindet oder gar sieht. Eine meiner<br />

Patientinnen, die sich früher okkult betätigt hatte, sah ihren Vater seit seinem Tode fast jede<br />

Nacht vor sich <strong>und</strong> hielt Zwiesprache mit ihm wie mit einem lebenden Menschen. Eine andere,<br />

die sich dem Teufel verschrieben hatte, hörte oft eine Stimme, welche ihr verbot, die<br />

Anweisungen des Seelsorgers zu befolgen, <strong>und</strong> ihr drohte, es würde ihr schlecht ergehen, wenn<br />

sie das Gehörte ihm weitersage. Auch sah sie oft den Teufel vor sich, der ihr gebot, sie solle ihm<br />

angehören; wenn sie sich Gott übergäbe, würde dieser sie ihres bisherigen Sündenlebens<br />

bestrafen. Im allgemeinen ist festzustellen: dämonische Stimmen sagen nur das, was den<br />

Menschen von Gott abbringen soll; krankhafte Stimmen dagegen reden unnatürliche <strong>und</strong><br />

unsinnige Dinge.<br />

Mit Vorsicht aufzunehmen sind die Angaben der Angehörigen von Schizophrenen, es sei früher<br />

mit dem Kranken Zauberei getrieben worden, weshalb mit Bestimmtheit eine Besessenheit<br />

vorliegen müsse, zumal er selbst sich von fremden Menschen beeinflußt fühle. Zweifellos kann<br />

durch eine früher <strong>aus</strong>geübte Zauberei eine seelische Störung hervorgerufen worden sein. Aber<br />

wesentlich häufiger sind die Fälle, in denen eine typische anlagebedingte Schizophrenie<br />

nachzuweisen ist, die nichts mit okkulter Behaftung zu tun hat.<br />

2. Epilepsie oder Dämonie?<br />

Können wir bei der mit Anfällen von Bewußtlosigkeit einhergehenden E p i l e p s i e zu einem<br />

klaren Urteil hinsichtlich der Entstehungsweise gelangen? Manche Seelsorger neigen zu der<br />

Auffassung, die Epilepsie sei, wie überhaupt die meisten A n f ä l l e von Bewußtlosigkeit, ein<br />

Kennzeichen der Dämonie. Sie stützen sich dabei auf den biblischen Bericht von dem von<br />

Anfällen geplagten "mondsüchtigen" Knaben, <strong>aus</strong> dem Jesus einen Teufel <strong>aus</strong>trieb. Wenn wir bei<br />

einem Epileptischen eine dämonische Einwirkung annehmen wollen, muß auch eine der<br />

eingangs erwähnten Ursachen vorliegen. Davon ist aber bei den meisten Epileptikern nichts<br />

nachzuweisen. Auch sind unter ihnen nicht wenige Gläubige, die in lebendiger Verbindung mit<br />

Gott stehen. Und ferner würde, wenn die Epilepsie dämonischen <strong>Ursprung</strong>s wäre, keine<br />

Besserung der Anfälle durch bestimmte Medikamente erfolgen, wie dies meist der Fall ist. Ich<br />

glaube vielmehr, daß der "mondsüchtige" Knabe von Jugend auf an einer Besessenheit litt, die in<br />

epilepsieähnlichen Erscheinungen sich äußerte. Seine Anfälle wurden von dem Dämon wohl zu<br />

dem Zweck verursacht, ihn <strong>aus</strong> dem Leben zu schaffen. Denn es ist stets das Endziel der<br />

Besitzergreifung finsterer Mächte, den Menschen zu töten, um ihn auf diese Weise an Satan<br />

<strong>aus</strong>zuliefern. So sagte der Vater des Knaben zu Jesus: "Oft hat er ihn in Feuer <strong>und</strong> Wasser<br />

geworfen, daß er ihn umbrächte" (Mark. 9, 22). Noch im letzten Augenblick, ehe er <strong>aus</strong>fahren<br />

mußte, hatte der Dämon einen solchen Versuch unternommen.<br />

Die Epilepsie ist aber nicht nur mit Anfällen von Bewußtlosigkeit verb<strong>und</strong>en, sondern sie kann<br />

statt ihrer auch unter dem Bilde von V e r s t i m m u n g e n verlaufen, die alle paar Wochen<br />

auftreten <strong>und</strong> ein bis zwei Tage dauern. Meist beginnt die psychische Veränderung beim<br />

Aufwachen am Morgen ohne erkennbare Ursache. <strong>Der</strong> Kranke ist mißmutig, finster, mürrisch,<br />

eigenwillig, abweisend, er nörgelt <strong>und</strong> schimpft leicht, ärgert sich über Kleinigkeiten, gebraucht


unflätige Ausdrücke, ist reiz¬bar, streitsüchtig <strong>und</strong> neigt zu Gewalttätigkeiten. Oder er ist<br />

lebensüberdrüssig <strong>und</strong> äußert Selbstmordgedanken. Das Bewußtsein ist dabei im allgemeinen<br />

klar, doch kann es zeitweise getrübt sein, ja, es können <strong>aus</strong>gesprochene Dämmerzustände<br />

eintreten, so daß der Kranke sich hinterher an sein Verhalten nicht erinnert. In ges<strong>und</strong>en Tagen<br />

ist ein solcher Mensch durch<strong>aus</strong> empfänglich <strong>und</strong> offen für alles Religiöse.<br />

Daß der beschriebene Zustand den Eindruck einer Dämonie erwecken kann, ist ohne weiteres<br />

begreiflich. Und doch wäre es in solchen Fällen unberechtigt, wollten wir eine Dämonie<br />

annehmen, zumal wenn die elektrische Hirnstromkurve auf das Vorliegen einer Epilepsie<br />

hinweist. Es ist daher verhängnisvoll <strong>und</strong> nicht zu verantworten, wenn manche Seelsorger<br />

nahezu jede Epilepsie <strong>und</strong> die meisten Zustände von Anfällen <strong>und</strong> Bewußtseinsstörungen als<br />

Folgen einer Dämonie ansehen.<br />

3. Schwermut oder Dämonie?<br />

Betrachten wir die S c h w e r m u t (Melancholie). Auch bei dieser Krankheit vertreten nicht<br />

wenige Seelsorger die Auffassung, daß ihre Merkmale für das Vorliegen einer dämonischen<br />

Geb<strong>und</strong>enheit oder einer Besessenheit sprechen. Eine solche scheint in der Tat besonders dann<br />

vorzuliegen, wenn der Schwermütige auf dem Höhepunkt seines Leidens nicht fähig ist, das Wort<br />

Gottes, die vergebende Gnade, die Gotteskindschaft, die Heilsgewißheit zu erfassen, wenn er<br />

sich für innerlich tot <strong>und</strong> verstockt hält, wenn er keine Liebe zu Gott empfindet oder sich des<br />

Mangels an Reue anklagt. Auch vermag er sich zum Beten <strong>und</strong> Bibellesen weder aufzuraffen<br />

noch zu konzentrieren, oder er sieht sich selbst als besessen an.<br />

Alle diese Merkmale sind jedoch keinerlei Zeichen einer tatsächlichen Gottentfremdung, sondern<br />

typische, auf krankhaften Hemmungen beruhende <strong>und</strong> im religiösem Gewand auftretende<br />

Symptome der Schwermut. Es wäre daher verkehrt, wollten wir dem Kranken, der von der<br />

Echtheit seiner Besessenheit überzeugt ist, Glauben schenken. Eine solche Meinung ist vielmehr<br />

als ein <strong>aus</strong>gesprochen krankhafter Wahngedanke anzusehen. Dies geht schon dar<strong>aus</strong> hervor,<br />

daß der Besessenheitsglaube oft mit anderen Wahnvorstellungen verb<strong>und</strong>en ist<br />

(Versündigungswahn, Verarmungswahn, Beziehungswahn, Unheilbarkeitswahn), Befürchtungen,<br />

die sich meist als völlig unbegründet erweisen. Auch lehrt, ebenso wie bei der Schizophrenie, die<br />

ärztlich seelsorgerliche Erfahrung, daß bei demjenigen, der immer wieder von Besessenheit<br />

redet, eine solche nicht vorliegt. Im Gegensatz dazu, denkt der wirklich Besessene gar nicht an<br />

eine Besessenheit, selbst wenn sein Zustand ihm unbegreiflich sein sollte. Denn Satan ist alles<br />

daran gelegen, möglichst unerkannt zu bleiben. Ferner handelt es sich bei den Schwermütigen,<br />

selbst bei denen, die sich, etwa infolge früher begangener Zaubereisünden, besessen wähnen,<br />

oft um Menschen, deren Vergangenheit vor Gott völlig geordnet ist <strong>und</strong> die bis zu ihrer<br />

Erkrankung in wahrem Glauben an Gott <strong>und</strong> Christus standen. Es ist daher nicht anzunehmen,<br />

daß sie nun plötzlich einem Dämon zum Opfer gefallen sind. Schon deshalb kann man bei einem<br />

Schwermütigen nicht von Dämonie reden, weil in seiner Seele Traurigkeit <strong>und</strong> Verzagtheit<br />

herrschen, nicht aber Finsternis <strong>und</strong> Haß.<br />

Nun wird aber von zahlreichen Seelsorgern der Standpunkt vertreten, das Vorhandensein von<br />

Lästergedanken sei bei der Schwermut das sichere Zeichen einer Dämonie. So ist in dem<br />

weitverbreiteten Buch eines bekannten Evangelisten zu lesen: Wer mit Lästergedanken zu tun<br />

hat, der kann dar<strong>aus</strong> mit Sicherheit schließen, daß er, vielleicht in früher Jugend, besprochen<br />

worden <strong>und</strong> nun unter einen Bann des Teufels geraten ist." Eine solche Schlußfolgerung ist<br />

jedoch bei Schwermütigen völlig unbegründet. Dies muß <strong>aus</strong>drücklich betont werden, damit nicht<br />

all den Schwermütigen, die von Lästergedanken geplagt sind, ein großes Unrecht angetan wird.<br />

Lästergedanken finden sich nämlich gerade bei gläubigen Schwermütigen recht häufig. Sie sind<br />

bei ihnen als krankhafte Zwangsgedanken anzusehen. Besonders bei der übergewissenhaften<br />

<strong>und</strong> ängstlichen Form der Schwermut entstehen solche Gedanken <strong>aus</strong> der Befürchtung des<br />

Kranken her<strong>aus</strong>, er könnte sich zu einer Lästerung gegen das Heilige hinreißen lassen.<br />

Hier gilt das psychologische Gesetz: was man befürchtet, tritt ein. Und weil eine solche Angst<br />

besonders leicht beim Bibellesen, beim Beten oder während des Gottesdienstes <strong>und</strong>


Abendmahls einsetzt, drängen sich gerade bei diesen Gelegenheiten die Lästergedanken oft mit<br />

stärkster Macht auf. Mit einer teuflischen Beeinflussung haben sie jedoch nichts zu tun. Dies geht<br />

schon dar<strong>aus</strong> hervor, daß sie gleichzeitig mit der Heilung der Schwermut schwinden. Auch wäre<br />

es bei der Annahme einer dämonischen Einwirkung unverständlich, daß die Lästergedanken oft<br />

allein durch eine fachärztliche Behandlung sich beseitigen lassen. Etwas anderes ist es dagegen,<br />

wenn bei einem gottfernen Menschen Lästergedanken zusammen mit häufigem Fluchen sich<br />

finden, wobei keine Anzeichen von Schwermut, wohl aber okkulte Machenschaften oder andere<br />

schwere Versündigungen vorliegen. Hier besteht kein Zweifel an einer dämonischen Ursache der<br />

Lästergedanken.<br />

So läßt sich geradezu die Regel aufstellen: wenn Lästergedanken <strong>aus</strong> dem Herzen kommen,<br />

bewußt <strong>aus</strong>gesprochen <strong>und</strong> nicht bereut werden, sind sie satanischer Art. Wenn sie dagegen<br />

ohne den Willen des Menschen zwanghaft auftreten <strong>und</strong> nicht <strong>aus</strong>gesprochen, vielmehr<br />

verabscheut <strong>und</strong> aufrichtig bereut werden, sind sie krankhafter Natur. <strong>Der</strong> dämonische Mensch<br />

macht sich <strong>aus</strong> seinen Lästerungen gar nichts, während der Schwermütige es aufs tiefste<br />

beklagt, daß er solcher Gedanken fähig ist. Auch kann letzterer manchmal den Namen Jesu nicht<br />

<strong>aus</strong>sprechen <strong>aus</strong> Angst, ihn lästern zu müssen oder seinen Namen zu beflecken. Bei Dämonie<br />

dagegen kann der Name Jesu nicht <strong>aus</strong>gesprochen werden, weil der Mensch diesen Namen<br />

verabscheut oder haßt.<br />

Ebenso muß zwischen den S e l b s t m o r d g e d a n k e n bei Schwermut <strong>und</strong> bei Dämonie<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich unterschieden werden. <strong>Der</strong> dämonische Mensch will nicht mehr leben, weil er<br />

Satan gehorchen muß, der ihn in den Selbstmord hineintreibt. Die Tat begeht er, wie schon oben<br />

erwähnt, bei klarem Bewußtsein, weshalb er die volle Verantwortung dafür trägt. Bei<br />

Schwermütigen dagegen ist es zunächst der ihn beherrschende krankhafte Gedanke, er könne<br />

nicht mehr leben, weil er sich zu schwer versündigt habe. Diesen Lebensüberdruß benützt Satan,<br />

um ihn zur Selbstmordabsicht zu verführen. Geht er in den Tod, so deshalb, weil zuletzt die<br />

Klarheit der Gedanken völlig <strong>aus</strong>geschaltet ist. Er ist daher für die Tat nicht verantwortlich zu<br />

machen.<br />

Nur zwei Beispiele seien <strong>aus</strong> der Vielzahl von Krankengeschichten depressiver gläubiger<br />

Menschen her<strong>aus</strong>gegriffen:<br />

>Ein unverheiratetes Mädchen in den dreißiger Jahren gibt an, ihre verstorbene Mutter sei<br />

äußerst verschlossen gewesen, ihre vier Geschwister seien seelisch ges<strong>und</strong>. Die ganze Familie<br />

sei gläubig. Okkulte Belastungen seien <strong>aus</strong>geschlossen. Sie selbst sei von jeher still <strong>und</strong> ernst<br />

gewesen <strong>und</strong> mit dem Leben nur schwer fertig geworden. Nach dem Tode der Mutter, mit der sie<br />

eng verb<strong>und</strong>en war, sei erstmals eine Schwermut über sie gekommen. Seitdem habe sie Angst<br />

vor dem Leben. Sie habe deshalb in ein Kloster gehen wollen, um sich geborgen zu fühlen <strong>und</strong><br />

ganz für Gott leben zu können.<br />

Mit zwanzig Jahren habe sie ein sehr schweres Erlebnis gehabt, über das sie sich niemals habe<br />

<strong>aus</strong>sprechen können. Seitdem sei sie nie mehr ganz frei von depressiven Verstimmungen<br />

gewesen <strong>und</strong> habe in den Jahren darnach an starkem Lebensüberdruß gelitten, so daß sie<br />

mehrmals Selbstmordversuche unternommen habe. Mit 21 Jahren sei sie in ein<br />

Diakonissenmutterh<strong>aus</strong> eingetreten, doch habe sie infolge eines Lungenleidens bald wieder<br />

<strong>aus</strong>treten müssen <strong>und</strong> habe seitdem nur leichtere Arbeiten tun können. Mehrere Versuche, eine<br />

ihren Kräften entsprechende Arbeit zu finden, seien gescheitert. Dies habe zu einer<br />

Verschlimmerung ihrer häufigen Depressionen geführt. Sie habe viel gegrübelt, doch sei eine<br />

Aussprache mit ihren Angehörigen nicht möglich gewesen, weil diese von ihrem Beruf zu sehr in<br />

Anspruch genommen waren.<br />

Das Glaubensleben der Patientin ist durch die Angst vor der Zukunft beeinträchtigt. Auch<br />

empfindet sie wegen des früheren Erlebnisses zeitweise einen Groll gegen Gott <strong>und</strong> sieht auch<br />

keinen Sinn mehr hinter dem Leben, zumal sie auch von schweren körperlichen Nöten befallen<br />

ist. Vielfach ist sie nicht imstande, ihre Grübeleien wegzulegen. Zeitweise hat sie den Eindruck,<br />

ihr Zustand sei eine Strafe Gottes für eine ihr vielleicht nicht bewußte Schuld. Doch hat sie<br />

ehrliche Bestreben, ihr körperliches <strong>und</strong> seelisches Leiden im Blick auf Gott zu tragen. Besonders<br />

am Morgen ist es ganz dunkel in ihrer Seele, so daß sie kaum zu beten <strong>und</strong> in der Bibel zu lesen<br />

vermag. Von ihren Geschwistern fühlt sie sich nicht verstanden <strong>und</strong> nicht für vollwertig<br />

angesehen, weil sie kein lebendiges Glaubensleben führen kann. Besonders bedrückend


empfindet sie die Unmöglichkeit einer Gebetsgemeinschaft. Es wird ihr vorgeworfen, sie gewähre<br />

dem Teufel noch zuviel Raum in ihrem Herzen, sonst müßte sie doch ihre Depressionen mehr<br />

<strong>und</strong> mehr überwinden können. Daß diese krankhafter Art sind, können ihre Angehörigen nicht<br />

begreifen. Sie sehen sie vielmehr als die Folge einer Bitterkeit gegen Gott oder einer anderen<br />

Schuld an. Falls eine gewisse Bitterkeit in ihr hochkommt, kann sie diese sofort Gott bekennen<br />

<strong>und</strong> sich vergeben lassen. <strong>Der</strong> innere Zwiespalt bringt sie oft in eine richtige Schwermut hinein,<br />

wobei sie viel weinen muß. Nur durch ihre Arbeit wird sie von ihren trüben Gedanken etwas<br />

abgelenkt.«<br />

Aufgr<strong>und</strong> zahlreicher Unterredungen, die mit der Patientin geführt wurden, unterliegt es keinem<br />

Zweifel, daß die Gemütsverstimmungen auf einer depressiven, von ihrer Mutter ererbten Anlage<br />

beruhen. Abgesehen von den früheren Selbstmordabsichten <strong>und</strong> der zeitweiligen Bitterkeit haben<br />

die Zustände mit einer teuflischen Einwirkung oder gar einer dämonischen Geb<strong>und</strong>enheit nichts<br />

zu tun.<br />

Das besondere Problem des Selbstmords schwermütiger Christen sei an einem weiteren Beispiel<br />

näher erörtert:<br />

>Ein in den vierziger Jahren stehender Pfarrer stammte <strong>aus</strong> belasteter Familie: seine Mutter <strong>und</strong><br />

zwei ihrer Brüder waren schwermütig wie auch einer seiner eigenen Brüder. Eine okkulte<br />

Vorgeschichte ist nicht nachweisbar. <strong>Der</strong> Patient selbst war von jeher schwernehmend, leicht<br />

gedrückt <strong>und</strong> viel allein. Er machte infolge strenger Erziehung eine freudlose Jugendzeit durch.<br />

Einen Fehltritt, den er mit 18 Jahren begangen hatte, konnte er nicht verwinden, obwohl er vor<br />

Gott <strong>und</strong> Menschen echte Buße getan hatte. Nach Abschluß seines Theologiestudiums befiel ihn<br />

erstmals eine richtige Depression, die mit großer Angst vor dem Predigen einherging, weil er sich<br />

nicht begabt genug <strong>und</strong> des Pfarrberufs nicht würdig fühlte. Er heiratete eine ges<strong>und</strong>e Frau, die<br />

seinem melancholischen Wesen liebevolles Verstehen entgegenbrachte <strong>und</strong> ihm zwei Kinder<br />

schenkte. Die Ausübung seines Berufes machte ihm große Not, er grübelte viel <strong>und</strong> hatte immer<br />

Schwierigkeiten bei der Vorbereitung seiner Predigten. Besonders wurde er von zahlreichen<br />

Selbstvorwürfen <strong>und</strong> Minderwertigkeitsgefühlen, von Apathie <strong>und</strong> Willenshemmungen wie auch<br />

von Selbstmordgedanken geplagt. Dazu kam die Sorge um seine schwer herzleidende Frau.<br />

Während einer Reihe von Jahren befand er sich mehrfach, monatelang wegen schwerer<br />

Depressionen in klinischer Behandlung. Er war überzeugt, diese furchtbare Krankheit niemals<br />

mehr zu verlieren, <strong>und</strong> geriet öfters in starke Anfechtungen. Dennoch wußte er sich als ein Kind<br />

Gottes <strong>und</strong> zweifelte nicht an der Macht seines Herrn, dessen Verheißungen er Ihm immer<br />

wieder vorhielt. Aber die Nichterhörung seiner Gebete rieb ihn nahezu auf. "Mein Schreien um<br />

Hilfe stößt auf verschlossene Türen; das ist ja auch so schwer, daß man sich in der Schwermut<br />

st<strong>und</strong>enlang mit Gottes Wort <strong>und</strong> Gebet befassen kann <strong>und</strong> daß nichts vorhält <strong>und</strong> Krafl gibt. Und<br />

doch hoffe ich, daß Gott mich nicht fahren läßt", schrieb er einmal. Eines Abends befiel ihn, wie<br />

so oft eine große innere Unruhe <strong>und</strong> Angst. Er suchte einen Seelsorger auf, mit dem er eine<br />

lange Aussprache hatte. Danach schrieb er mehrere Briefe, in denen er seine Angelegenheiten<br />

regelte. Bald darauf vollführte er die Tat, die zu einem raschen Tode führte. In seinem<br />

Arbeitszimmer landen sich die Briefe samt dem Gesangbuch, in welchem das Lied “Jesus nimmt<br />

die Sünder an“ aufgeschlagen war.<br />

Die Dorfbewohner konnten nicht verstehen, daß ein Pfarrer Selbstmord beging, <strong>und</strong> meinten,<br />

wenn man einen solchen Glauben habe, wie er ihn auf der Kanzel verkündigt hatte, müsse man<br />

doch aufsteigende Selbstmordgedanken abwehren können. Als nun vollends seine herzleidende<br />

Frau infolge ihres schweren Erlebens bald darauf ebenfalls vorübergehend gemütskrank wurde<br />

<strong>und</strong> Selbstmordgedanken äußerte, fragten sich die Gemeindeglieder, ob Schwermut denn<br />

ansteckend sei, ja sie erklärten zuallermeist r<strong>und</strong>weg, der böse Geist des Pfarrers sei in seine<br />

Frau gefahren; es könne nicht anders sein, als daß satanische Einflüsse den Selbstmord<br />

verursacht hätten. In ungläubigen Kreisen war zu hören, da könne man sehen, wie weit man<br />

komme, wenn man fromm sein wolle. Sowohl die Schwermut des Pfarrers als auch sein Tod<br />

wurden vom rein moralischen Standpunkt beurteilt. Besonders konnte man nicht begreifen, daß<br />

er noch kurz vor seinem Tode <strong>aus</strong>führliche Briefe schrieb; denn sie waren der Auffassung, dann<br />

müsse er doch bei klarem Bewußtsein die Tat begangen haben.


Aus dem Verhalten der Dorfbewohner geht hervor, wie verbreitet die Unkenntnis über die<br />

Schwermut ist. Wir sahen oben, daß sie als eine Gemütskrankheit anzusehen ist, bei der in der<br />

Seele des Menschen sich oft ein furchtbares Ringen abspielt. Wenn die Krankheit stärkere Grade<br />

erreicht, wird der Mensch vielfach von lebhaften Wahngedanken befallen, die er sich in keiner<br />

Weise <strong>aus</strong>reden läßt. Sehr häufig sind es die Gedanken, Gott habe ihn wegen seiner Schuld, die<br />

er dauernd in krankhaft gesteigertem Maße vor sich sieht, verstoßen, so daß er ewig verloren sei.<br />

Er wird völlig von dem Gedanken beherrscht, nicht mehr leben zu können <strong>und</strong> nicht mehr leben<br />

zu dürfen, ja es sei Gottes Wille, daß er <strong>aus</strong> dem Leben gehe, um seine Schuld zu büßen. Alle<br />

vernünftigen Gedanken sind mehr <strong>und</strong> mehr <strong>aus</strong>gelöscht. Wenn er dann zur Tat schreitet, weiß<br />

er nicht mehr, was er tut. Er befindet sich in einem Zustand geistiger Verwirrtheit. Eine solche<br />

kann ganz plötzlich über ihn kommen, während er unter Umständen noch kurz vorher eine klare<br />

Unterhaltung hatte führen können. Ein Beweis für die Richtigkeit dieser Auffassung ist die<br />

Tatsache, daß der Kranke, falls ihm sein Vorhaben nicht gelang, oft keine Erklärung für sein<br />

Handeln geben kann, ja sich des Vorgangs nur dunkel zu erinnern weiß. Vor allem ist er sich<br />

dessen oft nicht bewußt, daß der Feind die Krankheit benützt, um ihn umzubringen. Wir müssen<br />

annehmen, daß Gott es dem Feinde erlaubt, den Kranken zu diesem Schritt zu veranlassen,<br />

diesem aber die Tat nicht als Schuld anrechnet. Gott urteilt <strong>und</strong> handelt oft ganz anders, als wir<br />

Menschen es tun <strong>und</strong> es begreifen können. Den Gr<strong>und</strong> dafür wissen wir nicht <strong>und</strong> brauchen ihn<br />

auch nicht zu wissen, Seine Wege sind unerforschlich. Nur das wissen wir: "Von Ihm <strong>und</strong> durch<br />

Ihn <strong>und</strong> zu Ihm sind alle Dinge" (Röm.11,32ff). Auf keinen Fall steht es uns daher zu, einen<br />

Menschen zu richten, wenn wir dessen Handeln nicht verstehen.<br />

Wenn aber der Feind der Meinung ist, er könne den gläubigen Schwermütigen, den er zum<br />

Selbstmord verführt hat, an seinen Herrn, den Satan, <strong>aus</strong>liefern, so täuscht er sich. Es ist für<br />

mich kein Zweifel, daß Gott eine solche Tat zuläßt, weil der Kranke nidit in Satans Hände,<br />

sondern in die offenen Arme Gottes fällt, zumal wenn er zuvor den Namen des Herrn anrief (Apg.<br />

2, 21). Wir dürfen es dem barmherzigen Gott unbedingt zutrauen, daß Er einen verzweifelten<br />

Schwermütigen, der für seine Tat nicht verantwortlich gemacht werden kann, aufgr<strong>und</strong> seines<br />

Glaubens in Sein Reich aufnimmt, wo es weder Tränen noch Leid noch Geschrei noch<br />

Schmerzen gibt. Wenn der Kranke vor Beginn seines Gemütsleidens in lebendiger Verbindung<br />

mit seinem Herrn stand, wird er, auch wenn er seinem Leben ein Ende machen zu müssen<br />

glaubte, nicht verloren gehen. Denn er wird von Gott nach dem Glauben beurteilt, den er vor<br />

seiner Erkrankung gehabt hatte. <strong>Der</strong> Selbstmord ist in diesem Fall nur ein Scheinsieg des Bösen,<br />

der eigentliche Sieger ist Jesus.<br />

Es sei <strong>aus</strong>drücklich betont: das Gesagte gilt nur für die erblich bedingte Schwermut, nicht für die<br />

reaktiven <strong>und</strong> psychopathischen Depressionen, bei denen der Kranke zwar auch häufig mit<br />

Selbstmordgedanken zu tun hat, jedoch bei klarem Bewußtsein bleibt, wenn er zur Tat schreitet.<br />

Er ist daher für sie voll verantwortlich zu machen.<br />

Nun kann das beschriebene Bild der reinen Melancholie vom Teufel als Einfallstor benutzt<br />

werden, weil die seelische Widerstandskraft des Schwermütigen naturgemäß stark herabgesetzt<br />

ist. In diesem Falle macht der Kranke nicht nur sich selbst, sondern auch seinen Angehörigen<br />

schwere Vorwürfe <strong>und</strong> gerät in heftiges Klagen <strong>und</strong> Murren gegen Gott, oder er ist überzeugt,<br />

seinem Leben ein Ende machen zu müssen, weil der Feind ihm einredet, er sei auf alle Fälle<br />

verloren, <strong>und</strong> ihn unablässig mit Selbstmordabsichten plagt, die er oft auch in die Tat umsetzt.<br />

Aber auch dieses Zustandsbild ist zu unterscheiden von dem Gemütsdruck des dämonischen<br />

Menschen. Ein solcher zeigt sich häufig, wenn der Mensch schwere Versündigungen begangen<br />

hat oder wenn okkulte Machenschaften seitens seiner Vorfahren erfolgt sind. Seine<br />

Depressionen gehen vor allem mit großer innerer Unruhe <strong>und</strong> Angst, mit Trotz <strong>und</strong> Jähzorn <strong>und</strong><br />

dem Widerwillen gegen alles Göttliche einher. Sie unterscheiden sich daher deutlich von den<br />

typischen endogenen Depressionen gläubiger Menschen. Jede Art von Gemütsdruck erfordert<br />

daher eine genaue Erforschung der Vorgeschichte des Betreffenden, auch hinsichtlich okkulter<br />

Einflüsse, sowie eine eingehende Aufdeckung der Symptome, um eine richtige Beurtelluii zu<br />

ermöglichen.


Zur Illustrierung diene ein Beispiel, bei dem die Frage: Schwermut oder Dämonie? schwierig zu<br />

beantworten ist.<br />

><strong>Der</strong> Urgroßvater einer älteren Patientin war zeitweise sehr depressiv <strong>und</strong> neigte zum<br />

Selbstmord. <strong>Der</strong> Großvater trank viel <strong>und</strong> erhängte sich im R<strong>aus</strong>ch. Ihr Vater plagte die ganze<br />

Familie durch wochenlang anhaltende Verstimmungen, wobei er oft kein Wort sprach oder die<br />

Drohung <strong>aus</strong>stieß, er werde sich eine Kugel durch den Kopf schießen. Im Kreise von Gästen war<br />

er äußerst gesellig <strong>und</strong> liebenswürdig. Die fast immer übliche Unterhaltung der Gäste bestand in<br />

Tisch <strong>und</strong> Gläserrücken, Pendeln, Kartenlegen <strong>und</strong> Befragen von Verstorbenen, die ihre Antwort<br />

durch verschiedenartiges Klopfen des Tisches k<strong>und</strong>gaben. An all diesen magischen Gebräuchen<br />

beteiligte sich auch die Patientin, ohne sich der Bedeutung ihres Tuns bewußt zu sein. Die Mutter<br />

ihres Vaters, eine Hebamme, besprach oft Tiere <strong>und</strong> Menschen. Die Patientin selbst wurde als<br />

Säugling bei einer schweren Hautkrankheit zuerst über ein Feuer, auf dem Kräuter verbrannten,<br />

gehalten; als dies nichts half, wurde sie von einer Frau mit bald einsetzendem Erfolg besprochen.<br />

Die Patientin legte schon als kleines Kind ein scheues <strong>und</strong> gedrücktes Wesen an den Tag <strong>und</strong><br />

fühlte sich von jeher einsam, wobei sie sich oft einschloß <strong>und</strong> mit sich selbst redete. Auch war sie<br />

sehr stark beeindruckbar. Als Halbwüchsige ging sie mit einer Kameradin zur Wahrsagerin. Diese<br />

erzählte ihr wahre Dinge, die sie auf natürlichem Wege nicht wissen konnte, <strong>und</strong> sagte ihr auch<br />

die Zukunfl richtig vor<strong>aus</strong>. Sie machte eine strenge Erziehung durch mit viel Schlägen seitens<br />

ihres Vaters. Einmal erlebte sie, wie ihre Mutter, als diese dazwischentrat, von dem Vater<br />

geschlagen <strong>und</strong>, ohnmächtig geworden, von ihm an den Haaren die Treppe heruntergezogen<br />

wurde. So wuchs in ihrem Herzen schon frühzeitig die Furcht vor ihrem Vater <strong>und</strong> später auch<br />

der Haß gegen ihn, besonders als er ihre Mutter in der Ehe betrog. Auch später litt sie viel unter<br />

Vereinsamung <strong>und</strong> unter dem Mangel einer Aussprachemöglichkeit mit ihren Eltern.<br />

Mit 25 Jahren versuchte sie das erste Mal, infolge beruflicher Schwierigkeiten <strong>aus</strong> dem Leben zu<br />

gehen, worauf sie in eine Nervenklinik verbracht wurde. Einige Jahre darauf erfolgte nach dem<br />

Tode ihrer Mutter der zweite ernsthafte Selbstmordversuch. Sie wurde in ein christliches<br />

Sanatorium aufgenommen, wo sie zum lebendigen Glauben an Jesus kam. Ihre Depressionen<br />

traten daraufhin, besonders auch durch den Umgang mit einer gläubigen Fre<strong>und</strong>in, weniger<br />

häufig auf. Dennoch empfand sie auch in der Folgezeit oft viel Bitterkeit <strong>und</strong> Murren gegen Gott<br />

<strong>und</strong> hatte schwere Depressionen durchzumachen, in denen ihr das Bewußtsein der Wirklichkeit<br />

Gottes <strong>und</strong> die Gewißheit der Sündenvergebung abhanden gingen. Von dem Gedanken <strong>und</strong> dem<br />

ernsten Willen, ihrem Leben selbst eine Ende zu machen, kam sie nicht los. Auch jetzt noch<br />

befällt sie zuweilen ein überstarker Drang, <strong>aus</strong> dem Leben zu gehen. Sehr schwer ist ihr in den<br />

depressiven Zeiten die Unfähigkeit zum Bibellesen <strong>und</strong> Beten, da sie sich von Gott wie durch<br />

eine dicke Mauer getrennt fühlt. Sie klagt dann in völliger Verzagtheit <strong>und</strong> Verzweiflung Gott an.<br />

Auch der Abgr<strong>und</strong>, der sich in solchen Zeiten zwischen ihr <strong>und</strong> ihren Mitmenschen auftut, ist<br />

äußerst quälend für sie, weil sie das Gefühl hat, von allen mißverstanden <strong>und</strong> alleingelassen oder<br />

gar abgelehnt <strong>und</strong> verachtet zu werden, so daß sie ihnen ein starkes Mißtrauen entgegenbringt.<br />

In den depressionsfreien Zeiten jedoch beseelt sie eine innige Liebe zu Gott. Sie ist überzeugt,<br />

daß all ihre Schuld vergeben ist, <strong>und</strong> kann dafür danken, daß Jesus sie rein <strong>und</strong> frei gemacht hat.<br />

Das Gebet <strong>und</strong> Bibellesen sowie die Teilnahme am Gottesdienst wie an jeglicher<br />

Wortverkündigung ist ihr ein tiefes Bedürfnis. Sie selbst hat dann, wenn auch nach Überwindung<br />

starker Anfechtungen, große Freudigkeit, für ihren Herrn zu wirken. Auffallend ist dabei: während<br />

sie in ihrem Beruf vor einer großen Schar von Anwesenden ohne jegliche Hemmung zu reden<br />

vermag, gerät sie, wenn sie von Gott den Auftrag zur Wortverkündigung bekommt, in das Gefühl<br />

völligen Unvermögens hinein, das nur auf seelsorgerlichen Zuspruch hin überw<strong>und</strong>en werden<br />

kann.<br />

Hier handelt es sich höchstwahrscheinlich um eine Melancholie auf der Gr<strong>und</strong>lage einer<br />

depressiven Veranlagung erheblichen Grades, die durch eine schwere okkulte Belastung eine<br />

besondere Färbung bekam. Im Glaubensleben bestand gleichzeitig jahrelang eine dämonische<br />

Geb<strong>und</strong>enheit. Diese ist jedoch infolge der Übergabe der Patientin an Jesus sowie der<br />

Lossagung von Satan <strong>und</strong> der Lösung von dem Bann der Vorfahren seitens des Seelsorgers als


nahezu überw<strong>und</strong>en anzusehen. Daß ein Rest von Geb<strong>und</strong>enheit noch vorliegt, zeigt ihr<br />

Unvermögen zur Wortverkündigung. Sie deutet dieses, wohl mit Recht, als eine Absicht des<br />

Feindes, sie von der Ausführung des göttlichen Auftrages abzuhalten.<br />

4. Neurose oder Dämonie?<br />

Gehen wir zu den erlebnisbedingten Seelenstörungen, den Neurosen, über. Es gibt zahlreiche<br />

seelisch empfindsame Menschen, die infolge schwerer Erlebnisse ihre Fassungskraft völlig<br />

verlieren <strong>und</strong> dadurch mit allerlei krankhaften Erscheinungen reagieren können: mit großer<br />

Unruhe <strong>und</strong> Angst, mit Weinkrämpfen <strong>und</strong> Jammern, Schreien <strong>und</strong> Davonlaufen,<br />

Dämmerzuständen <strong>und</strong> Visionen wie auch mit körperlichen Beschwerden der verschiedensten<br />

Art. Auch hierbei wird nicht selten allzu rasch eine dämonisdie Einwirkung angenommen. Aber<br />

eine eingehende Erforschung des Seelenlebens führt meist zu dem Ergebnis, daß ein vorher<br />

unerklärlicher oder als dämonisch beurteilter Zustand eine natürliche, psychologisch erklärbare<br />

Ursache aufweist.<br />

So entpuppen sich nicht selten V i s i o n e n des Teufels oder angebliche Erscheinungen von<br />

Jesus <strong>und</strong> von Engeln als psychisch bedingte Angst oder Wunschvisionen.<br />

Eine Patientin z. B., die sich immer den Tod wünschte, sah eines Nachts den Tod als<br />

skelettartige Gestalt an ihrem Bett stehen. Als sie infolge dieses Erlebnisses große Angst vor<br />

dem Teufel <strong>und</strong> dem jüngsten Gericht bekam, sah sie bei Nacht den Bösen vor sich, der sie<br />

holen wollte. Eine Dämonie lag hier nicht vor; denn als der Patientin diese Zusammenhänge<br />

aufgedeckt wurden, verschwanden die Visionen sofort <strong>und</strong> für immer.<br />

Es gibt also nicht nur satanische oder durch Geisteskrankheit hervorgerufene, sondern auch<br />

seelisch bedingte Visionen, die streng voneinander unterschieden werden müssen.<br />

Ein weiteres Beispiel seelisch bedingter Visionen:<br />

Ein gläubiges Mädchen litt an Angstzuständen, innerer Unruhe <strong>und</strong> dem Unvermögen, zu beten<br />

<strong>und</strong> die Bibel zu lesen. Auch sah sie oft finstere Geister vor sich, die sie verklagten. Sie hielt sich<br />

daher für besessen <strong>und</strong> war innerlich völlig verzweifelt. Ein psychologisch nicht geschulter<br />

Seelsorger hätte mit größter Wahrscheinlichkeit eine Besessenheit angenommen <strong>und</strong><br />

dementsprechend mit ihr verfahren. Die Aufdeckung des Unterbewußten ergab jedoch eindeutig,<br />

daß der Zustand von einem bestimmten Erlebnis herrührte. Das Mädchen hatte nämlich eine<br />

Frau kennengelernt, die ihr von bösen Geistern erzählt <strong>und</strong> ihr gesagt hatte, diese würden auf sie<br />

übergehen <strong>und</strong> ihr Unglück bringen. Sie wurde infolge ihrer abnormen Beeindruckbarkeit von<br />

diesen Worten tief betroffen <strong>und</strong> in Angst versetzt. Durch die Klärung der Zusammenhänge<br />

konnte sie jedoch völlig beruhigt werden <strong>und</strong> wurde frei von allen Beschwerden. Damit war<br />

zugleich erwiesen, daß ihre vermeintliche Besessenheit nur die Folge einer Angstidee gewesen<br />

war.<br />

Des öfteren wandten sich Menschen mit Depressionen, innerer Unruhe <strong>und</strong> Angst an mich. Sie<br />

fühlten sich durch angeblich besessene Menschen, mit denen sie zusammenkamen, stark<br />

belastet <strong>und</strong> waren von lebhafter Furcht vor einem Überspringen der feindlichen Mächte erfüllt.<br />

Manche von ihnen glaubten sogar, bereits selbst besessen zu sein. Da in sämtlichen Fällen<br />

festgestellt werden konnte, daß es sich bei den "Besessenen" nur um Neurosen handelte, konnte<br />

ihnen mit Bestimmtheit gesagt werden, daß ihre Befürchtungen unbegründet seien. Als sie sich<br />

davon überzeugen ließen, schwanden ihre Beschwerden sehr rasch.<br />

Auch Dämmerzustände sind in erster Linie auf seelische Ursachen zurückzuführen <strong>und</strong> als<br />

hysterisch anzusehen. <strong>Der</strong> Kranke versetzt sich hierbei bewußt oder unbewußt in eine Art<br />

Selbsthypnose zu dem Zweck, sich der rauhen Wirklichkeit zu entziehen <strong>und</strong> in eine Wunschwelt<br />

zu flüchten. Erfolgt die Aufdeckung des wahren Gr<strong>und</strong>es, können solche Zustände rasch zum<br />

Schwinden gebracht werden. Es ist mir jedoch kein Zweifel, daß es auch dämonisch gewirkte<br />

Dämmerzustände gibt. So beobachtete ich bei mehreren Besessenen Dämmerzustände, in


denen sie schrien <strong>und</strong> tobten, die Bibel zerrissen oder höhnisch lachten, wenn von dem Erlöser<br />

Jesus die Rede war. Wenn nach einiger Zeit das Erwachen erfolgte, wußten sie nichts oder nur<br />

wenig von dem, was vor sich gegangen war. Auch bei Gottliebin Dittus sowie bei dem<br />

philippinischen Besessenen, den Kurt Koch beschreibt, traten während der Gebetskämpfe immer<br />

wieder dämonische Dämmerzustände ein. Während also die psychogenen Dämmerzustände <strong>aus</strong><br />

dem Unterbewußtsein stammen <strong>und</strong> durch Einwirkung von außen abgebrochen werden können,<br />

werden die dämonischen Dämmerzustände vom Teufel zu seinen Zwecken benützt. Sie sind<br />

meist so tief, daß ein Aufwecken nicht möglich ist. Bei den spiritistischen Medien handelt es sich<br />

zum Teil um seelisch bedingte, zum Teil um dämonische Dämmerzustände.<br />

Sogar bei Klopfgeräuschen muß mit einem neurotischen <strong>Ursprung</strong> gerechnet werden, wenn sie<br />

von stark beeindruckbaren, ängstlichen Menschen gehört werden, denen von<br />

Spukerscheinungen erzählt wurde. So hörte eine neurotische Patientin immer dann<br />

Klopfgeräusche, wenn sie bei Nacht an ihren verstorbenen, ungläubigen Vater dachte; sie<br />

fürchtete nämlich, sein Geist könnte auf sie übergehen. Diese Furcht bewirkte in ihr das<br />

eingebildete Hören von allerlei Geräuschen. Von den anderen H<strong>aus</strong>bewohnern wurde das<br />

Klopfen nicht wahrgenommen.<br />

Wenn nun einerseits zahlreiche dämonisch erscheinende Zustände sich als rein neurotisch<br />

erweisen, so müssen andererseits auch manche scheinbaren Neurosen auf eine Dämonie<br />

zurückgeführt werden. Hierfür diene das folgende Beispiel:<br />

>Ein fünf<strong>und</strong>zwanzigjähriges Mädchen litt unter öfters auftretenden Zuständen von Gereiztheit,<br />

die sich zeitweise zu richtigen Erregungszuständen steigerten <strong>und</strong> auch mit Selbstmordgedanken<br />

einhergehen. Ihr Vater sei vor mehreren Jahren bei einem Unglücksfall tödlich verletzt worden.<br />

Von ihrer Mutter sei sie als kleines Kind wegen eines Haut<strong>aus</strong>schlags besprochen worden. Als<br />

Ursache ihres Zustandes gab sie das schlechte Verhältnis zu ihrer Mutter an, die sie auch jetzt<br />

noch wie ein Kind behandle <strong>und</strong> beaufsichtige, so daß sie sich völlig unfrei fühle. Sie habe schon<br />

oft Mordgedanken gegen sie gehabt. Auch stoße sie die christliche Einstellung ihrer Mutter völlig<br />

ab, so daß sie sich vorgenommen habe, niemals ihren Glauben anzunehmen. Sie habe dadurch<br />

einen Abscheu vor allen entschiedenen Christen bekommen, die sie geradezu hasse. Durch<br />

ihren Beruf sei sie mit einem Mann bekannt geworden, der sie schon mehrmals zu spiritistischen<br />

Sitzungen mitgenommen habe. Sie konnte dies bisher ihrer Mutter gegenüber verheimlichen.<br />

Auch mit ihren Fre<strong>und</strong>innen habe sie sich infolge ihrer Gereiztheit verkracht. In dieser Lage habe<br />

sie Gott mehrmals gelästert <strong>und</strong> ihre Mutter verflucht.<br />

<strong>Der</strong> Zustand der Patientin ging entschieden über eine neurotische Protesthaltung gegenüber ihrer<br />

Mutter hin¬<strong>aus</strong>. Auch hysterische Anzeichen waren nicht nachweisbar. Die Angaben wurden<br />

völlig sachlich <strong>und</strong> nüchtern vorgebracht. Eine kürzere therapeutische Behandlung wurde von ihr<br />

abgebrochen. Mit Wahrscheinlichkeit stand eine Dämonie leichten Grades im Vordergr<strong>und</strong>.<<br />

Auch die eigenartigen Erscheinungen, die Johann Christoph Blumhardt bei Gottliebin Dittus<br />

beobachtete, werden zumeist für eine schwere Hysterie, genauer für eine eingebildete<br />

Besessenheit gehalten. Dennoch glaube ich an eine wirkliche Besessenheit bei diesem<br />

Mädchen, <strong>und</strong> zwar einmal deshalb, weil mehrmals fremde Stimmen in höhnischer <strong>und</strong><br />

gotteslästerlicher Weise in verschiedenen Sprachen, die der Gottliebin selbst unbekannt waren,<br />

<strong>aus</strong> ihr redeten, <strong>und</strong> ferner, weil häufig Poltergeräusche von neutralen urteilsfähigen Personen<br />

festgestellt wurden. So hielten sich sowohl der behandelnde Arzt als auch mehrere<br />

Gemeinderäte von Möttlingen bei Nacht in der Wohnung auf, wobei sie Töne, Schläge, Klopfen<br />

der verschiedensten Art sowie Bewegungen des Tisches bemerkten. Alles wurde genau<br />

untersucht, ohne daß eine natürliche Erklärung dafür gef<strong>und</strong>en werden konnte. Gerade solche<br />

Spukerscheinungen trifft man, wie erwähnt, nicht selten in der Umgebung von Besessenen an.<br />

Zu den hysterischen Neurosen zählt auch die eingebildete Besessenheit, deren Verwechslung<br />

mit echter Besessenheit schon zu folgenschweren Irrtümern geführt hat. Ein geradezu<br />

erschütterndes Bei¬spiel <strong>aus</strong> neuester Zeit könnte angeführt werden. Ich habe bereits an<br />

anderen Stellen kurze Ausführungen über diese Zustände gemacht. Doch sei in diesem


Zusammenhang ebenfalls einiges über die Pseudobesessenheit erwähnt, die nach meiner<br />

Erfahrung die echte Besessenheit an Häufigkeit weit übertrifft. Sie hat auch in den Anfängen der<br />

Pfingstbewegung eine erhebliche Rolle gespielt, wenn auch damals wirkliche Besessenheitsfälle<br />

vorkamen. Auch im Raum der katholischen Kirche gibt es zahlreiche Fälle von hysterischer<br />

Besessenheit wohl <strong>aus</strong> dem Gr<strong>und</strong>e, weil sie dem Besessenheits Phänomen eine große<br />

Bedeutung beilegt, während die evangelische Kirche der Frage der Besessenheit nahezu völlig<br />

interesselos gegenübersteht.<br />

Wenn ein leicht beeindruckbarer Mensch besonders weiblichen Geschlechts in einer Umgebung<br />

lebt, in der viel über Teufel, Dämonen <strong>und</strong> Besessenheit gesprochen wird, oder gar wenn ein<br />

wirklich Besessener von sich reden macht, kann ein solcher Mensch von der Angst befallen<br />

werden, er könnte selbst vom Teufel besessen sein. Oder er kann in einem vermeintlichen<br />

Sendungsbewußtsein von dem unterbewußten Wunsch durchdrungen sein, sich besessen zu<br />

fühlen, um durch den M<strong>und</strong> der "Dämonen" wichtige Aussagen machen zu können. Dabei<br />

vermag er infolge seines lebhaften Vorstellungsvermögens oder seiner Nachahmungsfähigkeit<br />

sich vollkommen in die Rolle eines Besessenen zu ver¬setzen, so daß seine Umgebung keinen<br />

Zweifel an wirklicher Besessenheit hat. Er windet sich auf dem Boden, tobt, schreit, spricht<br />

Schimpfworte, ja sogar Lästerungen <strong>aus</strong> <strong>und</strong> spricht verächtlich über den Christenglauben, als<br />

wenn der Teufel <strong>aus</strong> ihm spräche. Wird der "Dämon" vom Exorzisten gefragt, warum er in den<br />

Menschen gefahren sei, wie er heiße, ob noch andere Dämonen anwesend seien, wann er<br />

<strong>aus</strong>fahren werde u. a., fällt seine Antwort so <strong>aus</strong>, wie sie nach seiner Vorstellung der in ihm<br />

wohnende "Geist" geben würde. Dabei läßt er meist eine klare Absicht seiner Worte erkennen.<br />

So bittet er etwa den Exorzisten, auf die Austreibung zu verzichten, oder er sagt den Termin<br />

seines Ausfahrens vor<strong>aus</strong>, oder er läßt den Teufel über seine Verdammnis <strong>und</strong> über seine Angst<br />

vor dem Gericht reden. All diese Aussagen erfolgen in dem Tonfall, der dem "Besessenen" im<br />

natürlichen Zustand eigen ist. Nach anhaltendem Gebet <strong>und</strong> Kampf der anwesenden Beter kann<br />

ein wiederholtes auffallendes Aushusten erfolgen, das das Ausfahren der "Dämonen"<br />

demonstrieren soll. Ein derartiges Gebaren wirkt in einer suggestiblen Umgebung hochgradig<br />

ansteckend. So ist es kein W<strong>und</strong>er, wenn ein solcher Mensch eine richtige<br />

Besessenheitsepidemie <strong>aus</strong>lösen kann.<br />

Bei einer derartigen Verhaltensweise eines vermeintlich Besessenen sind deutliche<br />

Unterscheidungsmerkmale gegenüber der echten Besessenheit festzustellen. Zunächst sind die<br />

Aussagen bei hysterischer Besessenheit durch<strong>aus</strong> menschlich gefärbt. Es kann nachgewiesen<br />

werden, daß der "Teufel" <strong>aus</strong> dem "Besessenen" solche Worte redet, die dessen eigener<br />

Vorstellungswelt entsprechen oder durch bestimmte Eindrücke von außen in sein<br />

Unterbewußtsein gelangt sind. Auch die <strong>aus</strong>führlichen Selbstgespräche oder die lebhafte<br />

Unterhaltung mit dem Seelsorger sprechen für eine Pseudobesessenheit, zumal wenn der<br />

Betreffende nicht in einer fremden Sprache redet, die ihm nicht geläufig ist. Nicht zuletzt deutet<br />

auf unechte Besessenheit auch der Umstand hin, daß der Betreffende außerhalb der<br />

Gebetskämpfe den Eindruck eines seelisch <strong>aus</strong>geglichenen, frohen Menschen macht.<br />

>Eine abnorm beeindruckbare <strong>und</strong> sehr suggestible Patientin fiel beim Beten <strong>und</strong> bei<br />

H<strong>aus</strong>andachten in einen Trancezustand, in dem sie in theatralischer Weise Aussagen des<br />

vermeintlich in ihr wohnenden Dämons machte. Dabei konnte festgestellt werden, daß die<br />

Trancezustände auf Autohypnose beruhten. Die Stimme, die <strong>aus</strong> ihr sprach, glich in der<br />

Klangfarbe <strong>und</strong> Sprechweise völlig ihrer eigenen Stimme. Auch der Inhalt ihrer Äußerungen<br />

entsprach den unterbewußten Erlebnissen, die nach eingehender Erforschung ihres<br />

Seelenlebens aufgedeckt worden waren. Bei ihren Trancezuständen handelte es sich daher nicht<br />

um eine dämonische Bewußtseinsstörung, sondern um eine unbewußt erfolgte Vortäuschung.<br />

Als die Patientin zur Erkenntnis dieser Zusammenhänge kam, schwanden die Trancezustände<br />

samt den "Geisterreden" sehr rasch.<<br />

5. Psychopathie oder Dämonie?


Was haben wir von den anomalen Charakterzügen seelisch abwegiger Menschen zu halten?<br />

Denken wir an die Erregungszustände <strong>und</strong> Wut<strong>aus</strong>brüche des reizbaren P s y c h o p a t h e n,<br />

die Roheiten des Gefühllosen, die Launen des Willensschwachen, die Intrigen <strong>und</strong><br />

Gehässigkeiten des Hysterischen, die Unwahrheiten des Lügensüchtigen, die sexuellen<br />

Verirrungen des sittlich Belasteten, die Gewalttätigkeiten des Alkoholsüchtigen, die Prahlereien<br />

des Geltungssüchtigen. Handelt es sich bei diesen Menschen um psychopathische Merkmale,<br />

die einer Dämonie ähnlich sehen, oder um eine dämonische Geb<strong>und</strong>enheit, die im Gewand einer<br />

Psychopathie auftritt?<br />

Zunächst kann angenommen werden, daß bei den erwähnten Zuständen mit Wahrscheinlichkeit<br />

erblich bedingte krankhafte Seelenstörungen vorliegen. Aber gerade seelisch labile <strong>und</strong> leicht<br />

versuchliche Menschen, wie es die Psychopathen sind, sucht der Teufel zu sündigen<br />

Handlungen zu verleiten <strong>und</strong> an sich zu ketten. Er benützt die krankhafte Anlage solcher<br />

Menschen als willkommenen Angriffspunkt. So kann ein Psychopath sich gewohnheitsmäßig<br />

solchen Sünden hingeben <strong>und</strong> dadurch in eine dämonische Bindung geraten. Aus diesem<br />

Gr<strong>und</strong>e finden wir die Psychopathie häufig in Verbindung mit Dämonie, so daß sich beide<br />

Zustände vielfach kaum voneinander trennen lassen. Wir sollten uns daher beim Vorliegen<br />

psychopathischer Symptome nicht mit der Annahme einer erblichen Belastung begnügen,<br />

sondern uns fragen, wieweit dämonische Einflüsse, etwa infolge einer okkulten Belastung,<br />

vorliegen.<br />

Wie schwierig die Frage: Psychopathie oder Dämonie? zu klären ist, soll das folgende Beispiel<br />

verdeutlichen:<br />

>Ein Kriegsversehrter in den fünfziger Jahren war von jeher leicht erregbar <strong>und</strong> depressiv. Sein<br />

Großvater war gedrückt <strong>und</strong> nahm sich das Leben. Sein Vater war ebenfalls leicht depressiv,<br />

dazu oft sehr aufbr<strong>aus</strong>end; er wurde in der Jugend wegen einer Krankheit besprochen. <strong>Der</strong><br />

Patient selbst war ein unerwünschtes Kind <strong>und</strong> litt sehr unter der Verachtung seiner Eltern <strong>und</strong><br />

der Ungerechtigkeit seiner Mitmenschen. Mit 22 Jahren bekam er seine erste Depression.<br />

Daraufhin ließ er sich durch eine Wahrsagerin die Zukunft deuten; die Vor<strong>aus</strong>sage traf ein. Eine<br />

zweite Depression erfolgte nach schwerem Erleben während des letzten Weltkrieges. Sobald er<br />

sich von seinen Nebenmenschen nicht verstanden oder ungerecht <strong>und</strong> lieblos behandelt fühlt,<br />

wird er laut <strong>und</strong> erregt <strong>und</strong> kann ihnen allerhand Unfre<strong>und</strong>lichkeiten an den Kopf werfen, so daß<br />

diese sich oft von ihm zurückziehen. Dadurch aber wird er noch empfindlicher, wobei er dazu<br />

neigt, den anderen die ganze Schuld an seiner Erregtheit zuzuschieben, <strong>und</strong> ihnen mißtraut,<br />

wenn sie sich versöhnlich zeigen. In erregungsfreien Zeiten ist der Patient dagegen ruhig <strong>und</strong><br />

kontaktfähig, er erkennt, daß er selbst auch schuld hat, bereut ehrlich, den anderen wehegetan<br />

zu haben, <strong>und</strong> sucht sich mit ihnen <strong>aus</strong>zusöhnen. Auch erweist er ihnen Liebe <strong>und</strong><br />

Hilfsbereitschaft <strong>und</strong> legt ein echtes christ¬liches Verhalten an den Tag, ja er kann anderen<br />

gegenüber öfters ein Zeugnis von seinem Glauben ablegen. Über kurz oder lang gerät er jedoch<br />

schon bei einem geringfügigen Anlaß aufs neue in Erregtheit, Ärger, Verzweiflungs<strong>aus</strong>brüche<br />

<strong>und</strong> Lebensüberdruß. Ist die <strong>aus</strong>lösende Ursache beseitigt oder erfährt er liebevollen Zuspruch,<br />

so beruhigt er sich rasch wieder.<<br />

Ob es sich hier um eine rein krankhafte Erbanlage (reizbare <strong>und</strong> depressive Psychopathie)<br />

handelt oder ob die okkulte Vorgeschichte eine ursächliche oder <strong>aus</strong>lösende Rolle spielt, ist nicht<br />

mit Sicherheit festzustellen.<br />

Einige Merkmale zur Unterscheidung von Psychopathie <strong>und</strong> Dämonie seien jedoch angeführt:<br />

Empfindet der Mensch immer wieder aufrichtige Reue über seine Erregungszustände, seine<br />

Unwahrheiten <strong>und</strong> Launenhaftigkeiten, kann von der Annahme einer Dämonie abgesehen<br />

werden. Ebensowenig sind Zwangsbefürchtungen <strong>und</strong> handlungen des Zwangskranken, die<br />

ängstliche Selbstbeobachtung des Hypochonders, die Menschenscheu <strong>und</strong> die<br />

Minderwertigkeitsgefühle des Selbstunsicheren, das hemmungslose Benehmen des<br />

hypomanischen Psychopathen auf eine Dämonie zurückzuführen. Eine Gewalttat dagegen, die<br />

der Patient im Jähzorn unter Fluchen vollbringt, oder eine <strong>aus</strong>gesprochene Sucht, von der er sich<br />

weder lösen kann noch will, ist ein Zeichen dafür, daß der Teufel ihn an sich geb<strong>und</strong>en hat.


Wenn ferner trotz intensiver Seelsorge keine oder eine nur vorübergehende Befreiung eintritt, ist<br />

an eine psychopathische Erbanlage zu denken. Erreicht diese ei¬nen stärkeren Grad, so brechen<br />

ihre Merkmale trotz guten Willens des Betroffenen immer wieder durch. Beim Vorliegen einer<br />

Dämonie jedoch tritt meist allmählich oder rasch eine befreiende Wirkung ein, wenn der Mensch<br />

den Mut aufbringt, in voller Offenheit alles zu bekennen, das Absagegebet zu sprechen <strong>und</strong> sich<br />

von seinen Bindungen zu lösen.<br />

6. Alterserscheinungen oder Dämonie?<br />

Auch bei alten Menschen wird die Frage der Dämonie oft aufgeworfen. Da die Verkalkung der<br />

Ge¬hirngefäße meist eine Erschwerung der Konzentrationsfähigkeit zur Folge hat, macht sich<br />

diese auch beim Beten <strong>und</strong> Bibellesen bemerkbar. So fehlt dem alten Menschen häufig die<br />

Freudigkeit zum Beten, wie sie vorher bestanden hatte. Er muß sich zum Beten zwingen, ja er<br />

bringt ein richtiges Gebet oft kaum mehr zustande, obwohl er weiß, wie wichtig das Beten für ihn<br />

ist, um die Verbindung mit Gott aufrecht zu erhalten. Er macht sich daher leicht schwere<br />

Vorwürfe, daß er nicht mehr richtig im Glauben stehe. Und doch haben solche Erscheinungen<br />

nichts mit Dämonie zu tun, sie sind vielmehr ohne Zweifel als krankhaft zu bewerten.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich zu unterscheiden von solchen krankhaften Erscheinungen sind die A n f e c h t u n<br />

g e n des Feindes, wie sie bei Gläubigen im Alter, zumal auf dem Kranken <strong>und</strong> Sterbebett, nicht<br />

selten auftreten. <strong>Der</strong> Teufel weiß, daß der alte Mensch oft genug in beson¬derem Maße für<br />

Versuchungen anfällig ist. Um ihn <strong>aus</strong> der Verbindung mit Gott zu lösen, sucht er ihm einen<br />

<strong>aus</strong>gesprochenen Widerwillen gegen das Beten, wie auch den Zweifel am Wort Gottes <strong>und</strong> am<br />

Glauben einzugeben. So kann den Bibellesenden plötzlich der Gedanke befallen, es sei alles<br />

Unsinn, was die Bibel sage. Auch kann der Teufel ihm einreden, er sei verloren, weil Gott ihn<br />

verstoßen habe. Oder er wird zu sexuellen Gedanken <strong>und</strong> Handlungen verführt, deren er sich nur<br />

schwer zu erwehren vermag, so daß er oft in Depressionen gerät. Auch können ihm unschöne<br />

Erinnerungen <strong>aus</strong> seinem früheren Leben zu schaffen machen, die das Gefühl der Gottesferne in<br />

ihm erwecken. Er selbst hat den Eindruck, als suche der Feind ihn durch all diese Gedanken der<br />

Verzweiflung <strong>und</strong> dem Selbstmord <strong>aus</strong>zuliefern. Doch handelt es sich in solchen Fällen weder um<br />

eine dämonische Geb<strong>und</strong>enheit noch um Besessenheit, da diese letzteren Zustände, wie<br />

eingangs besprochen, sich nur bei solchen Menschen finden, die sich bewußt von Gott entfernt<br />

haben. Deshalb darf der Gläubige sich im Alter durch solche Anfechtungen nicht bedrücken<br />

lassen. Wenn er immer wieder Gott um Hilfe anruft oder dem Feinde im Namen Jesu zu weichen<br />

gebietet, schwinden diese Versuchungen meist rasch.<br />

7. Vorsicht bei fraglicher Dämonie !<br />

Durch die bisherigen Ausführungen wurde zu zeigen versucht, wieviele Irrtümer uns unterlaufen<br />

können, wenn wir nicht größte Vorsicht bei der Beurteilung einer Dämonie walten lassen. Vorsicht<br />

ist daher auf diesem Gebiet ganz besonders erforderlich. Denn die Unterscheidung zwischen<br />

Krankheit <strong>und</strong> Dämonie ist vielfach nicht nur eine schwierige, sondern auch eine sehr<br />

verantwortungsvolle Aufgabe. Wenn es einerseits nötig ist, der Frage der Dämonie<br />

unvoreingenommen <strong>und</strong> aufgeschlossen gegenüberzutreten, so ist es andererseits dringend<br />

geboten, mit der Annahme einer dämonischen Geb<strong>und</strong>enheit <strong>und</strong> besonders einer echten<br />

Besessenheit größte Zurückhaltung zu üben. Dennoch besteht bedauerlicherweise, wie schon<br />

eingangs erwähnt, bei nicht wenigen Gläubigen die Neigung, in unklaren Fällen von seelischen<br />

Störungen ohne nähere Erforschung eine Dämonie anzunehmen. Mit dem Wort "besessen" wird<br />

vielfach geradezu Mißbrauch getrieben. Bei jedem Vorliegen einer seelischen Belastung wird nur<br />

allzu rasch der Verdacht auf Dämonie geäußert. Eine solche ist aber von vornherein fraglich,<br />

wenn keine der eingangs angeführten Ursachen nachzuweisen ist. Und selbst wenn deutliche<br />

okkulte Machenschaften bei den Vorfahren oder erhebliche Versündigungen bei dem seelisch<br />

Gestörten vorliegen, darf dennoch nicht ohne genauere Prüfung eine Dämonie angenommen<br />

werden. Entscheidend für diese Diagnose ist nach Ausschluß einer krankhaften Störung allein<br />

das Vorhandensein von mehreren der in Abschnitt I angeführten Merkmalen der dämonischen


Geb<strong>und</strong>enheit <strong>und</strong> der Besessenheit.<br />

Vorsicht bei der Beurteilung ist schon deshalb erforderlich, weil es sich bei den Menschen, bei<br />

denen eine Dämonie in Frage kommt, häufig um seelisch sehr empfindsame Naturen handelt.<br />

Wenn einem solchen Belasteten ohne eingehende Untersuchung vorgehalten wird, er sei ein<br />

Geb<strong>und</strong>ener Satans oder gar er sei besessen, kann dieser durch einen solchen Vorwurf derart<br />

stark beeindruckt werden, daß er in schwere innere Unruhe, Angst <strong>und</strong> Depression gerät.<br />

Besonders wenn einem Schwermütigen, dessen Glaubensleben infolge krankhafter Hemmungen<br />

erstarrt ist oder der von Lästergedanken geplagt ist, vom Seelsorger gesagt wird, es liege ein<br />

teuflischer Bann auf ihm, ist es verständlich, daß ein solcher Kranker nun erst recht sich ewig<br />

verloren glaubt, zumal wenn eine "Teufels<strong>aus</strong>treibung" zu keinem Erfolg führte. Ich habe in<br />

zahlreichen Fällen erlebt, welch ungünstige Wirkungen auf einen seelisch kranken Menschen<br />

<strong>aus</strong>gehen können, wenn er fälschlicherweise als dämonisch geb<strong>und</strong>en bezeichnet wird. Es ist ein<br />

großes Unrecht, wenn ein unter seinem Zustand leidender Gemüts oder Geisteskranker den<br />

Vorwurf hören muß, er sei in die Gewalt des Teufels geraten. Wer ohne Kenntnis des krankhaften<br />

Seelenlebens <strong>und</strong> dämonischer Zustände sich ein solches Urteil anmaßt, der handelt höchst<br />

voreilig, ja geradezu gr<strong>aus</strong>am. So berichtete mir eine Patientin, die in einem christlichen<br />

Erholungsheim geweilt hatte, daß während ihres dortigen Aufenthalts ein Gast mit den bekannten<br />

Zeichen der Schwermut aufgenommen wurde. <strong>Der</strong> H<strong>aus</strong>vater erklärte ihn nach kurzer<br />

Unterredung für dämonisch <strong>und</strong> schickte ihn, als die entsprechende Seelsorge keine Wirkung<br />

zeigte, nach wenigen Tagen nach H<strong>aus</strong>e zu¬rück. Ich selbst mußte oft ähnliche Erfahrungen<br />

machen.<br />

Während wir solchen Menschen, bei denen man eine Dämonie vermuten könnte, zunächst mit<br />

Zurückhaltung in der Beurteilung gegenüberzutreten haben, ist es erforderlich, einem einwandfrei<br />

dämonisch Belasteten mit aller Deutlichkeit, aber zugleich mit verständnisvoller Liebe zu sagen,<br />

daß Satan ihn an sich gekettet oder gar von ihm Besitz ergriffen hat. Selbst wenn er sich gegen<br />

eine solche Äußerung wehren oder darüber erschrecken sollte, ist es doch ein heilsames<br />

Erschrecken. Denn er muß nun den Feind seiner Seele klar erkennen lernen <strong>und</strong> gemeinsam mit<br />

dem Seelsorger <strong>und</strong>, wenn möglich, mit Hilfe eines Kreises von Betern ihm zu widerstehen<br />

suchen.<br />

Weil die Unterscheidung einer krankhaften Störung von einer Dämonie eine hohe Verantwortung<br />

in sich schließt, ist in allen fraglichen Fällen die Zuziehung eines gläubigen Nervenarztes oder<br />

eines auf diesem Gebiet k<strong>und</strong>igen <strong>und</strong> erfahrenen Seelsorgers dringend anzuraten. Aber<br />

daneben gilt es, ernstlich um die Gabe der Geisterunterscheidung zu bitten, die eine Gabe des<br />

Heiligen Geistes ist (1. Kor. 12, 10). Denn letztlich vermag der Geist Gottes allein uns die rechte<br />

Erkenntnis über die uns anbefohlenen Menschen zu vermitteln <strong>und</strong> uns vor verkehrten Worten<br />

<strong>und</strong> unbedachten Schritten zu bewahren.<br />

IV. Christenglaube <strong>und</strong> Dämonie<br />

Drei Fragen, die viele Gläubige stark beschäftigen, seien zum Schluß besprochen.<br />

1. Kann bei einem Christen eine Dämonie vorliegen?<br />

Wenn vielfach die Auffassung geäußert wird, der Teufel könne auch einen Jünger des Herrn an<br />

sich ketten, so ist zu sagen, daß in der Bibel kein Beispiel einer Dämonie bei einem an Jesus<br />

glaubenden <strong>und</strong> Ihm im Gehorsam treu bleibenden Menschen sich findet. So zeigt uns Maria<br />

Magdalena, die von sieben Teufeln besessen war (Mark. 16,9; Luk. 8,2), daß ein besessener<br />

Mensch durch die Verbindung mit jesus freiwerden kann. So wie in Ägypten jedes H<strong>aus</strong>, dessen<br />

Oberschwelle <strong>und</strong> Türpfosten mit dem Blut des Lammes besprengt war, den Vernichtungsengel<br />

nicht zu fürchten brauchte (2. Mose 12,13), so ist jeder, der im Glauben das Blut des


gekreuzigten Christus als Sühnopfer für seine Schuld in Anspruch nimmt, vor einer Bindung an<br />

Satan geschützt. Es ist kein Zweifel: der Feind kann den nicht antasten, der durch das Blut<br />

seines Herrn gedeckt ist. Wer unter der ständigen vergebenden Gnade Jesu lebt, kann nicht in<br />

die Macht Satans geraten (Kol. 1,13.14).<br />

Andererseits macht das Schicksal des Ananias <strong>und</strong> der Saphira wie auch der Fall des Judas<br />

Ischarioth deutlich, daß selbst Christen, die der Gemeinde Jesu angehören, oder daß ein von<br />

jesus erwählter <strong>und</strong> zum Dienst berufener jünger, wenn sie dem Geist Gottes bewußt<br />

Widerstreben <strong>und</strong> sich versündigen, ohne die Vergebung zu begehren, immer mehr unter den<br />

Einfluß Satans gelangen können, so daß dieser sie schließlich an sich kettet oder gar Besitz von<br />

ihnen ergreift. <strong>Der</strong> Anlaß hiezu war bei Ananias <strong>und</strong> Saphira ihre Lüge gegen den Heiligen Geist<br />

<strong>und</strong> gegen Gott (Apg. 5,3.4), bei Judas seine Geb<strong>und</strong>enheit an das Geld <strong>und</strong> sein wiederholter<br />

Diebstahl (Joh. 12, 6; Luk. 12, 3). Solche Menschen können zwar Buße tun wie Judas, der seine<br />

Schuld erkannte, bekannte, bereute <strong>und</strong> wiedergutzumachen suchte. Aber der Feind, der Gewalt<br />

über ihn hatte, redete ihm ein, seine Schuld sei zu groß, als daß er noch Vergebung finden<br />

könnte; es bleibe ihm daher nichts anderes übrig, als seinem Leben ein Ende zu machen. So<br />

unterließ er es, sich mit der Bitte um Vergebung an Gott zu wenden, <strong>und</strong> vollzog an sich selbst<br />

das göttliche Gericht.<br />

2. Kann ein dämonisch Geb<strong>und</strong>ener frei werden <strong>und</strong> wie geschieht dies.?<br />

Oft ist selbst von gläubigen Christen zu hören, Satan habe heutzutage eine solch große Gewalt<br />

über viele Menschen, daß sie für die Verkündigung des Evangeliums unempfänglich seien, weil<br />

er sie eingeschläfert oder gar zur Gegnerschaft gegen Gott verführt habe. Daher sei auch die<br />

Fürbitte für diese Menschen nahezu wertlos; sie seien von solch einer Menge von Dämonen<br />

umgeben, daß die Gebete der Christen kaum noch zu Gott empor dringen könnten. Diese<br />

Auffassung ist jedoch das Zeichen eines <strong>aus</strong>gesprochenen Glaubensmangels. Wer mit Vollmacht<br />

im Vertrauen auf Jesu Sieg dem Feind entgegentritt <strong>und</strong> in eindringlichem Ringen für die<br />

dämonisch Geb<strong>und</strong>enen verharrt, der darf mit der Erhörung seiner Gebete rechnen. Wenn der<br />

Mensch Jesus als seinen Erlöser <strong>und</strong> Herrn annimmt <strong>und</strong> ernstlich bemüht ist, Ihm nachzufolgen,<br />

kann er von jeglicher Dämonie gelöst werden. Bei noch nicht allzu starker Geb<strong>und</strong>enheit tritt die<br />

Befreiung oft schon nach einer einzigen oder nach wenigen seelsorgerlichen Unterredungen ein.<br />

Allerdings kann die Befreiung sich über eine längere Zeit hinziehen, wenn die Versündigung des<br />

Menschen besonders schwer ist oder wenn der Seelsorger sich nicht der ganzen geistlichen<br />

Waffenrüstung bedient <strong>und</strong> es an dem entschiedenen Glaubenskampf fehlen läßt. Ebenso kann<br />

eine vollständige Lösung <strong>aus</strong> den Ketten Satans zunächst <strong>aus</strong>bleiben, wenn der Geb<strong>und</strong>ene es<br />

mit der Übergabe an jesus nicht ganz ernst nimmt <strong>und</strong> dem Feinde, vielleicht unter dem Einfluß<br />

einer ungünstigen Erbanlage, weiterhin einen bestimmten Raum in seinem Herzen gewährt. Ein<br />

solcher Mensch kann zwar den Eindruck machen, wiedergeboren zu sein, weil in der Tat eine<br />

gewisse Wesensände¬rung bei ihm beobachtet werden kann. Und doch befindet er sich noch in<br />

Unkenntnis über die listigen Angriffe <strong>und</strong> betrügerischen Einflüsterungen des Teufels <strong>und</strong> erliegt<br />

ihnen zeitweise ohne seinen Willen. Er liebt zwar die Sünde nicht mehr, tut aber noch das Böse,<br />

das er nicht will. (Röm. 7, 15.19). In diesem Falle bleibt eine R e s t D ä m o n i e bestehen, d. h.<br />

der Mensch ist zwar nicht mehr an Satan geb<strong>und</strong>en, aber der Feind sucht ihn mit allen Mitteln<br />

aufs neue durch V e r f ü h r u n g e n an sich zu binden, was ihm noch manchmal gelingt. Die<br />

Verführung äußert sich darin, daß die Lieblingssünden des Geb<strong>und</strong>enen sich noch zeitweise<br />

bemerkbar machen. So können etwa Trotz oder Lüge, Unversöhnlichkeit <strong>und</strong> Bitterkeit, Groll<br />

gegen Gott <strong>und</strong> Menschen, unreine Gedanken <strong>und</strong> sinnliche Begierden, häufiges Fluchen oder<br />

eine abnorm starke Empfindlichkeit mit Kurzschlußhandlungen den Menschen befallen; auch<br />

mediale Fähigkeiten bleiben oft noch längere Zeit bestehen. Besonders häufig kommen, auch<br />

wenn er nicht depressiv veranlagt ist, Selbstmordgedanken <strong>und</strong> absichten über ihn.<br />

Solche Zustände von Rest Dämonie sind vielfach zu beobachten. Nur ein Beispiel sei angeführt:<br />

Eine Patientin hatte von Jugend auf mit schweren sexuellen Verirrungen zu tun. Jahrelang litt sie,<br />

besonders unter dem Einfluß ihres dämonischen Vaters, unter eindeutiger teuflischer<br />

Geb<strong>und</strong>enheit. Sie brachte es nicht fertig, sich mit eigener Kraft <strong>aus</strong> ihr zu lösen, bis schließlich


unter dem Einfluß eines Seelsorgers ihre Hingabe an Christus erfolgte <strong>und</strong> sie von ihren<br />

sünd¬lichen Neigungen frei wurde. Nach einiger Zeit jedoch band der Feind sie wiederum an<br />

sich, sie suchte bewußt die Sünde auf, an der sie Gefallen hatte. Dieser Zustand datierte<br />

mehrere Jahre. Endlich wurde sie durch die schriftliche Beeinflussung des Seelsorgers <strong>und</strong> das<br />

regelmäßige Hören des Evangeliums R<strong>und</strong>funks so stark beeindruckt, daß sie eine wesentliche<br />

Besserung erleben durfte, die seit Jahren anhält. Doch der Teufel läßt sie noch nicht völlig in<br />

Ruhe. Jeden Abend vor dem Einschlafen gaukelt er ihr sinnliche Bilder vor <strong>und</strong> redet ihr ohne<br />

besonderen Gr<strong>und</strong> Selbstmordgedanken <strong>und</strong> Angst ein. Sie aber wendet sich im Gebet zu Gott<br />

<strong>und</strong> gibt dem Teufel zu verstehen, daß sie nichts mehr mit ihm zu tun haben will. Die Sünde, die<br />

ihr jahrelang zum Fallstrick geworden war, verabscheut sie nun, <strong>und</strong> doch fällt sie ihr noch hin<br />

<strong>und</strong> wieder zum Opfer. Auch die Selbstmordgedanken <strong>und</strong> Ängste machen ihr immer wieder zu<br />

schaffen. Sie selbst ist der Überzeugung, daß der Teufel hinter diesen Gedanken <strong>und</strong> Rückfällen<br />

steht, um sie aufs neue in seine Gewalt zu bekommen.<br />

Je mehr jedoch der Geist Gottes in dem Glaubenden Raum gewinnt, um so mehr Siege darf er<br />

erleben. Zwar kann der Teufel, wenn er merkt, daß er seinen Einfluß völlig aufgeben muß, letzte<br />

schwere Angriffe unternehmen, indem er sein bisheriges Opfer auf jede erdenkliche Weise von<br />

dem entscheidenden Glaubensschritt abzuhalten sucht. Er kann dadurch eine erhebliche<br />

seelische Krise in dem Betreffenden <strong>aus</strong>lösen <strong>und</strong> so die Gefahr eines schweren Rückfalles<br />

heraufbeschwören. Aber wenn dieser im Verein mit dem Seelsorger die endgültige <strong>und</strong> völlige<br />

Hingabe an den Befreier vollzieht <strong>und</strong> wenn im Namen Jesu dein Feinde geboten wird zu<br />

weichen, trägt zuletzt Jesus den Endsieg davon.<br />

<strong>Der</strong> Glaubende wird allerdings auch weiterhin von dem Feind seiner Seele in Versuchung<br />

geführt; aber er behält dabei seinen freien Willen <strong>und</strong> kann nicht mehr, wie der Geb<strong>und</strong>ene, zur<br />

Sünde gezwungen werden. Vielmehr schenkt der Heilige Geist dem Jünger Jesu die Fähigkeit,<br />

Satan zu widerstehen <strong>und</strong> die Sünde zu hassen, so daß dieser schließlich seine ständigen<br />

Angriffe aufgeben <strong>und</strong> fliehen muß (Jak.4,7). Die "feurigen Pfeile des Bösewichtes" prallen an<br />

dem Glaubensschild des Wiedergeborenen ab. Denn dieser ist von dem Gesetz der Sünde<br />

freigemacht, weil seine aufsteigenden sündlichen Begierden immer wieder durch den Geist<br />

Gottes getötet werden (Röm. 8, 2.13). Und wenn er dennoch der Versuchung zum Opfer fällt,<br />

bedeutet dies nur eine Überrumpelung. Er hat kein Gefallen mehr an der Sünde, sondern bereut<br />

sofort von Herzen seine Schuld <strong>und</strong> darf der Vergebung gewiß sein, so daß keine unvergebenen<br />

Sünden mehr dem Feinde Macht über ihn einräumen können.<br />

Weil die Worte "Geb<strong>und</strong>enheit", "Verführung" <strong>und</strong> "Versuchung" häufig durcheinandergeworfen<br />

werden, ist eine klare Unterscheidung dieser Begriffe erforderlich. Während bei der<br />

Geb<strong>und</strong>enheit <strong>und</strong> in abgeschwächtem Maße bei der Verführung von Dämonie geredet werden<br />

muß, sollte bei der Versuchung das Wort "Dämonie" nicht gebraucht werden.<br />

3. Kann der Umgang mit dämonischen Menschen, besonders die Fürbitte für sie, irgendwelchen<br />

Schaden oder gar eine Krankheit verursachen?<br />

Diese Auffassung, die immer wieder geäußert wird, ist auf den Glauben an das überspringen<br />

finsterer Mächte zurückzuführen. Zum Beweis wird auf die Tatsache hingewiesen, daß manche<br />

Menschen bei der Fürbitte für dämonisch Belastete in Angstzustände <strong>und</strong> innere Unruhe oder in<br />

Depressionen <strong>und</strong> Anfechtungen geraten. In der Bibel wird jedoch an keiner Stelle von einem<br />

übergehen von Dämonen auf Gläubige berichtet. Bei der Geschichte von den Söhnen des<br />

Skevas (Apg. 19,13 ff.), die vielfach als Beleg für diese Auffassung herangezogen wird, handelt<br />

es sich zwar um eine schwere Schädigung dieser Menschen durch einen Dämon. Doch waren<br />

sie nicht an Jesus gläubig, sondern sie maßten sich als jüdische Teufelsbeschwörer an, im<br />

Namen Jesu die bösen Geister <strong>aus</strong> Besessenen <strong>aus</strong>zutreiben um ihrer Ehr- <strong>und</strong> Gewinnsucht<br />

willen. Von ihnen gilt das ernste Wort Jesu Matth. 7, 22.23.<br />

Ein echter Jünger Jesu braucht jedoch keine Schädigung durch den Teufel zu befürchten.<br />

Hiervon ist auch in der Heiligen Schrift nirgends die Rede. Vielmehr verheißt jesus <strong>aus</strong>drücklich<br />

den Seinen, daß niemand sie <strong>aus</strong> Seiner <strong>und</strong> Seines Vaters Hand reißen werde (Joh. 10, 28.29),


ferner, daß Er ihnen Macht gegeben habe über alle Gewalt des Feindes <strong>und</strong> daß nichts ihnen<br />

schaden könne (Luk. 10, 19). Auch Paulus schreibt, daß der treue Herr die an Ihn Glaubenden<br />

vor dem Bösen bewahren werde (2. Thess. 3, 3) <strong>und</strong> daß keine finsteren Mächte sie von der<br />

Liebe Gottes zu trennen vermögen (Röm. 8, 3 8.3 9).<br />

Auch die vielfach gehörte Warnung vor dem Beten für dämonische Menschen kann biblisch nicht<br />

begründet werden. Paulus ermahnt im Gegenteil, daß man vor allen Dingen zuerst tue Bitte,<br />

Gebet, Fürbitte <strong>und</strong> Danksagung für alle Menschen (l. Tim. 2, 1). Nur eine Ausnahme gibt es,<br />

nämlich bei dem, der eine "Sünde zum Tode" begangen hat, indem er jesus in bewußter<br />

Verstocktheit ablehnt. Bei einem solchen Sünder rät Johannes von der Fürbitte ab (l. Joh. 5, 16),<br />

weil es für diesen keine Vergebung gibt (Hebr. 10, 26 30), nicht aber weil ein solcher Sünder dem<br />

Fürbittenden Schaden antun könnte. Daher braucht ein Christ, der mit einem dämonischen<br />

Menschen in Berührung kommt oder für ihn betet, nicht in Angst vor Schädigungen zu geraten,<br />

falls er in lebendiger Gemeinschaft mit seinem Herrn steht, sich durch das Sühnopfer Jesu frei<br />

von Schuld <strong>und</strong> Bindung weiß <strong>und</strong> in vollem Vertrauen die erwähnten Schriftworte für sich in<br />

Anspruch nimmt.<br />

Immerhin ist es sehr wohl möglich, daß ein Christ, der okkult belastet ist oder sich in<br />

unvergebene Schuld verstrickt hat, vom Feind angegriffen <strong>und</strong> in seiner Arbeit für Gott gelähmt<br />

wird, wenn er sich in den Kampf um dämonisch geb<strong>und</strong>ene Menschen einläßt. Dafür sei ein<br />

Beispiel erwähnt:<br />

Ein Seelsorger, der von seinem Großvater her okkult belastet war <strong>und</strong> in seiner Jugend infolge<br />

Krankheit öfters besprochen wurde, war nach seiner Bekehrung nicht klar <strong>und</strong> vollständig von<br />

dämonischen Einflüssen gelöst worden. Als er sich nun an Geb<strong>und</strong>enen seelsorgerlich betätigte<br />

<strong>und</strong> dabei in Selbstsicherheit geriet, ließ er sich von dem Schmutz, dem er begegnete,<br />

beeinflussen, wodurch er in seinem Dienst beeinträchtigt wurde. Dadurch fand der Teufel<br />

Gelegenheit, sich an ihm zu rächen <strong>und</strong> ihn selbst in Geb<strong>und</strong>enheit zu versetzen. Diese äußerte<br />

sich darin, daß er in Groll <strong>und</strong> Bitterkeit, ja in unversöhnlichen Haß <strong>und</strong> in Mordgedanken gegen<br />

einen Menschen geriet, der ihm beruflich geschadet hatte. Auch wurde er oft von Jähzorn <strong>und</strong><br />

Rechthaberei befallen, so daß er manchen seiner Nebenmenschen zum Anstoß wurde. Seine<br />

Arbeit an den Geb<strong>und</strong>enen erfolgte ohne Vollmacht <strong>und</strong> wurde immer mehr gelähmt. Er bereute<br />

zwar seine Schuld <strong>und</strong> doch mußte er gegen seinen Willen dem Feind gehorchen. Jahrelang litt<br />

er stark unter dem Bewußtsein der klar erkannten dämonischen Bindung, Schließlich suchte er<br />

einen Seelsorger auf, vor dem er in echter Buße ein restloses Bekenntnis ablegte. Er erlangte<br />

alsbald die Gewißheit der Vergebung <strong>und</strong> konnte nach Lossprechung von seinen Bindungen<br />

befreit werden. Auch wurde ihm die Kraft geschenkt, den Groll gegen seinen Feind aufzugeben<br />

<strong>und</strong> ihn um Vergebung zu bitten, worauf dieser ihm alles verzieh. Seitdem darf er vollen Frieden<br />

<strong>und</strong> Freude in Gott erfahren <strong>und</strong> den Sieg Jesu rühmen. Auch wurde ihm neue Freudigkeit zur<br />

Arbeit für seinen Herrn geschenkt.<br />

Aber auch einen seelisch labilen Jünger Jesu, der im Gebet gegen Satan ankämpft, vermag<br />

dieser durch Spukerscheinungen in einen kurzdauernden Schrecken zu versetzen oder ihm<br />

Anfechtungen im Glaubensleben einzuflößen oder Zwietracht zwischen ihm <strong>und</strong> seinem<br />

Nächsten zu säen. Jeder, der um dämonische Menschen ringt, muß sich darauf gefaßt machen,<br />

daß der Feind sich zu rächen versucht. Aber wer seine heimtückischen Pläne <strong>und</strong><br />

Einflüsterungen sofort als satanisch erkennt, wird sie auch rasch im Glauben abwehren können.<br />

Es wäre für ihn ein Zeichen von mangelndem Gottvertrauen, würde er durch die teuflischen<br />

Angriffe sich ernsthaft einschüchtern lassen. Auf keinen Fall darf der Christ die Fürbitte für die<br />

Geb<strong>und</strong>enen fürchten. Dies wäre ein Beweis dafür, daß seine Sorge um das eigene<br />

Wohlbefinden größer ist als die Sorge um das Seelenheil des in Ketten Befindlichen. Es ist ihm<br />

vielmehr aufgetragen, angetan mit dem Schild des Glaubens, dem Helm des Heils <strong>und</strong> dein<br />

Schwert des Geistes den Kampf mit dem Feind aufzunehmen (Eph. 6,12 17).<br />

Wie ist es aber zu erklären, daß tatsächlich manchen Jüngern des Herrn, die für dämonisch<br />

Belastete Fürbitte tun oder in nähere Berührung mit ihnen kommen, Schädigungen in Form von<br />

schweren <strong>und</strong> längerdauernden Angstzuständen <strong>und</strong> Anfechtungen zustoßen? Es handelt sich


nach meiner Erfahrung in solchen Fällen um leicht beeindruckbare, ängstlich veranlagte<br />

Menschen. Wenn diese von einem Überspringen von Dämonen hören oder lesen <strong>und</strong> einen<br />

dämonischen Menschen vor sich zu haben glauben, oder wenn sie auf die angebliche Gefahr der<br />

Fürbitte für Geb<strong>und</strong>ene hingewiesen werden, befällt sie leicht eine lebhafte Unruhe <strong>und</strong> Angst, ja<br />

sie können sogar körperlich nervöse Beschwerden verspüren, die sie auf dämonische Einflüsse<br />

zurückführen. Solche Beschwerden sind jedoch nur durch die Angst vor Schädigungen durch die<br />

Feindesmacht hervorgerufen. Dies läßt sich deutlich daran erkennen, daß die Beschwerden nach<br />

eingehender Aufklärung <strong>und</strong> Beruhigung schwinden. Nur wenn der andere auf seiner Meinung<br />

beharrt, halten die Beschwerden an. Ein nervlich <strong>und</strong> seelisch ges<strong>und</strong>er, mit seinem Herrn<br />

verb<strong>und</strong>ener Christ bleibt beim Umgang mit dämonischen Menschen <strong>und</strong> bei der Fürbitte für sie<br />

von körperlichen <strong>und</strong> seelischen Störungen frei.<br />

So konnte Johann Christoph Blumhardt am Schluß seines Gebetskampfes um Gottliebin Dittus<br />

seiner Behörde berichten: "So groß auch meine Anstrengung war, so fühlbar war mir ein<br />

göttlicher Schutz, indem ich nicht die geringste Ermüdung <strong>und</strong> Angegriffenheit fühlte, selbst nicht<br />

nach vierzigstündigem Wachen, Fasten <strong>und</strong> Ringen." Ich selbst wie auch eine Anzahl von<br />

Mitkämpfern <strong>und</strong> Mitbetern durften dieselbe Bewahrung beim Kampf um Geb<strong>und</strong>ene <strong>und</strong><br />

Besessene erfahren. Es erweist sich als eine Tatsache, daß ein wahrhafter Jünger des Herrn,<br />

wie bereits erwähnt, vor den Angriffen des Bösen bewahrt bleibt (l. Joh. 5, 18.19). Jesus selbst<br />

bittet als der himmlische Hohepriester Seinen Vater, Er möge die Seinen vor dem Einfluß des<br />

Teufels bewahren (Joh. 17,15). Und Paulus war bis ins Alter hinein von dem zuversichtlichen<br />

Glauben erfüllt, daß der Herr ihn auch fernerhin allen Anschlägen des Bösen entreißen werde (2.<br />

Tim. 4, 18).<br />

Deshalb hat der Christ, der auf die bewahrende Macht seines Herrn vertraut, keinerlei Anlaß, den<br />

Umgang mit dämonischen Menschen zu scheuen <strong>und</strong> von der Fürbitte für sie Abstand zu<br />

nehmen. Gegen einen glaubensstarken Beter kann Satan keine ernstlichen Angriffe<br />

unternehmen. Wenn auch der Fürst dieser Welt schwerstes Unheil anzurichten vermag, darf der<br />

Jünger des Herrn in freudiger Zuversicht mit Martin Luther singen:<br />

Und wenn die Welt voll Teufel wär'<br />

<strong>und</strong> wollt' uns gar verschlingen,<br />

so fürchten wir uns nicht so sehr,<br />

es soll uns doch gelingen.<br />

<strong>Der</strong> Fürst dieser Welt, wie sau'r er sich stellt,<br />

tut er uns doch nicht;<br />

Das macht: er ist gericht',<br />

ein Wörtlein kann ihn fällen.<br />

Die Hervorhebungen sind von mir vorgenommen. Horst Koch, Herborn, 4. November 2008<br />

www.horst-koch.de<br />

info@horst-koch.de<br />

Dr. med. ALFRED LECHLER<br />

war viele Jahre lang ärztlicher Leiter einer Kuranstalt im Taunus. Durch seine zahlreichen<br />

Veröffentlichungen, in denen er akute Probleme <strong>und</strong> Nöte unserer Zeit aufzeigt <strong>und</strong> Mittel <strong>und</strong><br />

Wege zu ihrer Meisterung weist, ist er einem sehr großen Kreis von Menschen aller<br />

Lebensbereiche bekanntgeworden.<br />

Weitere Titel von Dr. med. Lechler - evtl. unter amazon.de oder booklooker.de<br />

Leg deine Nerven in Gottes Hand, 21. Auf l., 48 S.<br />

Frei von Angst, 6. Auflage, 32 Seiten.<br />

<strong>Der</strong> Dämon im Menschen, 4. Auflage, 84 S.<br />

Briefe an Angefochtene, 3. Auflage, 78 S.


Was sagt die Bibel über die Krankheit <strong>und</strong> ihre Heilung? 56 Seiten.<br />

Belastung <strong>und</strong> Befreiung –Die seelsorgerliche Behandlung der okkult Belasteten<br />

--<br />

Satanismus<br />

Antireligiöser Protest oder dämonische Verstrickung?<br />

Inhalt<br />

I. Was ist <strong>und</strong> woher kommt Satanismus<br />

Was ist Satanismus?<br />

Woher kommt der Satanismus?<br />

Aleister Crowley - der Ideologe des modernen Satanismus<br />

Eugen Grosche - der deutsche Großmeister<br />

Anton S. LaVey <strong>und</strong> Kirche des Satans<br />

II. Satanismus in Deutschland heute<br />

Okkulter Neo-Satanismus<br />

Synkretistischer Jugendsatanismus<br />

Sexualmagische Gruppen<br />

Künstlersatanismus<br />

III. Warum wird man Satanist?<br />

Machtdurst<br />

Wissensdurst<br />

Auf der Suche nach Geborgenheit<br />

Auf der Suche nach Identität<br />

Abenteuer- <strong>und</strong> Sensationslust<br />

Die alte Frage nach Gott<br />

IV. Verführer haben viele Gesichter<br />

Satanistische Kultur als Motivationsfaktor<br />

Mehr als nur Teenie-Spaß<br />

Rock my soul in die Hände Satans<br />

Erzieher als Verführer<br />

Ein Spiel mit dem Feuer<br />

V. Ein Vertrag mit dem Satan<br />

<strong>Der</strong> sanfte Einstieg in die Hölle


Mit gesteigerten Interesse zum Sinneswandel<br />

Jetzt gehörst Du zu uns<br />

Vertrag mit dem Satan<br />

VI. Was glauben Satanisten?<br />

Dogmatischer Anarchismus als Prinzip<br />

Ein Buch der Offenbarung gibt es nicht<br />

Gott ist ...<br />

Satan - ein Mittel zum Zweck<br />

Jesus - der Feind<br />

Sünde - die Erfindung der Christen<br />

Nicht alle Menschen sind gleich wertvoll<br />

Satanistische Feiertage<br />

SRA (Satanic Ritual Abuse)<br />

Im Käfig der Angst<br />

VII. Urteilen ohne zu verurteilen<br />

Unschlüssiges Weltbild<br />

Protest ohne Kenntnis<br />

Fehlende Gotteserkenntnis<br />

Satan als Objekt des Anbetung<br />

Christusfeindlichkeit<br />

Sündlosigkeit als Selbstbetrug<br />

Verantwortungslosigkeit<br />

Okkulte Abhängigkeit <strong>und</strong> Besessenheit<br />

VIII. Mission an der vordersten Frontlinie<br />

Den Auftrag ernst nehmen<br />

Christsein gibt es nur als Leben im Kampf<br />

Kämpfen - gewußt wie<br />

Kämpfen im Angesicht des Sieges<br />

Vorwort<br />

Seit Jahren überschlagen sich die Berichtserstatter im In- <strong>und</strong> Ausland. Eine Sensationsmeldung<br />

jagt die andere. Da wird von Schwarzen Messen auf den Friedhöfen, Gräberschändung, rituellem<br />

Missbrauch, Tier-, ja sogar Menschenopfern geredet. Ganze Schulen sollen von einer<br />

unheimlichen Welle okkulten Interesses ergriffen worden sein. Zeitungsüberschriften wie „Immer<br />

mehr Jugendliche gehen zum Teufel“ schockieren, ängstigen, rufen Fragen hervor.<br />

Als Pastor einer freikirchlichen Gemeinde kam ich zum ersten Mal mit dem Satanismus Mitte der<br />

Achtziger Jahre direkt in Berührung. Jemand hatte die Außenwand unseres Gemeindeh<strong>aus</strong>es mit<br />

antichristlichen Sprüchen <strong>und</strong> satanistischen Symbolen verschmiert. Meine Recherchen führten<br />

mich bald auf die Spur einer Gruppen von Jugendlichen die ab <strong>und</strong> zu in der Teestube der<br />

Gemeinde auftauchten. Sie fielen längst durch ihre auffällige Kleidung <strong>und</strong> her<strong>aus</strong>forderndes<br />

Benehmen auf. Ich sprach sie auf ihr Treiben an <strong>und</strong> sie überhäuften mich mit Hasstyraden.<br />

Satanisten seien sie <strong>und</strong> in unser Kirche nur, weil sie einen Auftrag haben unsere Kirche zu<br />

zerstören. Ein vernünftiges Gespräch schien unmöglich. Alarmiert durch dieses Gespräch schrieb<br />

ich den Jugendlichen einen Brief, indem ich sie auf die Konsequenzen eines Paktes mit dem<br />

Satan hinwies. Es dauerte nicht lange <strong>und</strong> zwei völlig schwarz gekleidete junge Männer tauchten<br />

eines Tages unangemeldet vor meiner Wohnungstür auf. Im Namen Luzifers verlangten sie von<br />

mir sie in die Wohnung zu lassen. Und ohne auf eine Antwort zu warten drängten sie sich in mein


H<strong>aus</strong>. Ich ging ihnen nach <strong>und</strong> als wir im Wohnzimmer angekommen waren, hatte ich mich<br />

wieder gefangen, hob meine Hand <strong>und</strong> befahl ihnen im Namen Jesu sich zu setzen. Dieser Name<br />

versetzte die noch eben so majestätisch erschienenen Herren in eine große Unruhe. Sie wollten<br />

wieder gehen, aber ich zwang sie zu bleiben <strong>und</strong> den Gr<strong>und</strong> ihres Kommens zu verraten. Alt<br />

bekannte Haß-Tyraden <strong>und</strong> persönliche Drohungen folgten. Später riefen mich jede Nacht<br />

irgendwelche Störer an <strong>und</strong> spülten über mich einen Fluch nach dem anderen. Meine persönliche<br />

Begegnung mit Satanisten begann.<br />

Viele Jahre sind seither vergangen. Aus dieser ersten Begegnung ist ein Dienst geworden. Denn<br />

Menschen, jung <strong>und</strong> alt, die sich zur Satansanbetung bekennen, begegnet man heute überall da<br />

wo man sich mit dem Thema paranormaler Erfahrungen in Vorträgen <strong>aus</strong>einandersetzt. Man muß<br />

nicht erst die Sensationsberichte in der Presse lesen, um zu verstehen, daß Satanismus zu einer<br />

festen Größe auf dem Markt religiöser Möglichkeiten in Deutschland geworden ist.<br />

Freilich sollte man sich nicht nur auf Gr<strong>und</strong> der Veröffentlichungen in den Boulevardblättern ein<br />

Bild über das Phänomen machen, wie Eckhard Türk mit Recht gefordert hat. Aber ob es sich<br />

hierbei nur um ein gesellschaftliches Randphänomen handelt, wie er es sieht, daß kann ebenso<br />

angezweifelt werden. Die Worte des Begründers der Kirche Satans Anton Szandor LaVey: „Das<br />

ist das Zeitalter des Satans! <strong>Der</strong> Satan regiert auf der Erde“ mögen übertrieben pathetisch<br />

klingen, sieht man sich jedoch die rapide Ausbreitung satanischer Kulte in der Welt an, so beginnt<br />

man sie ernst zu nehmen. Freilich muß ein solches Ernstsnehmen vor allem von einer<br />

weitestgehenden realistischen Beurteilung des Phänomens <strong>aus</strong>gehen. Beides, übertriebener<br />

Sensationismus wie gefährliche Verharmlosung helfen am Ende nicht weiter. Christen sollten sich<br />

um die Wahrheit bemühen, weil nur sie am Ende zur Freiheit führen kann (Joh. 8,32). Diese<br />

Broschüre ist von einem solchen Verlangen, so objektiv wie möglich das Phänomen Satanismus<br />

zu beschreiben, getragen.<br />

Doch wie gelangt man zu einem realistischen Bild einer in Geheimtuerei <strong>und</strong> unzähligen<br />

Geheimcodi operierenden Bewegung, die keineswegs zentral organisiert <strong>und</strong> deshalb sehr<br />

unterschiedlich auftritt? Die Gefahr der Verallgemeinerung ist kaum zu vermeiden. Hier ist nicht<br />

nur darauf zu achten, daß man nur authentisches Informationsmaterial zur Beurteilung heranzieht<br />

<strong>und</strong> sich prinzipiell von jeder Sensationsberichterstattung fernhält (allerdings ohne die Gefahr zu<br />

laufen, dieses Heft zu einer Quelle für esoterisch-okkulte Veröffentlichungen zu machen),<br />

sondern auch das sorgfältig selektierte Material „geistlich“ deutet. <strong>Der</strong> Gemeinde Jesu wurde<br />

dafür die Gabe der Geisterunterscheidung gegeben. Diese, heute leider so rar geworden Gabe<br />

des Heiligen Geistes ist bei der Beurteilung dämonischer Wirklichkeit unerlässlich.<br />

Es ist daher meine Bitte an jeden Christen, der diese Broschüre ließt, den Herrn um eine solche<br />

Gabe der Geisterunterscheidung zu bitten. Und natürlich erst recht dann, wenn einem<br />

Begegnungen mit Menschen, die satanischen Inhalten anhängen, zugemutet werden. Schnelle<br />

Beurteilungen können zu unzuläßlichen Verurteilungen führen. Das Ziel der christlichen Existenz<br />

in dieser Welt kann aber niemals Verurteilung der Welt sein, sondern die Erlösung der Menschen.<br />

Wer sich mit den Satanisten <strong>aus</strong> missionarischem Interesse beschäftigt, wird vom tiefen<br />

Verlangen, diesen verirrten Seelen zu helfen, getragen. Ein solches bewusstes, aufgeklärtes<br />

Vorgehen zu ermöglichen - dafür ist dieses Heft geschrieben worden. Es will aufklären <strong>und</strong><br />

ermutigen in den Kampf für Menschen zu ziehen, die im Sumpf der Finsternis stecken geblieben<br />

sind.<br />

I. Was ist <strong>und</strong> woher kommt Satanismus<br />

Was ist Satanismus?<br />

Es ist wahrlich nicht einfach das Phänomen Satanismus in wenigen Sätzen zu fassen. Zu<br />

unterschiedlich geben sich die verschiedenen Bewegungen, die diese Bezeichnung für sich<br />

wahrnehmen. Während die einen eine Anbetung Satans verneinen, sehen andere in Satan Gott,


dem jede Anbetung gebührt.<br />

Bob Passantino hat Satanismus wie folgt definiert:<br />

Moderner Satanismus ist eine Form religiösen Glaubens <strong>und</strong> Ausdrucks, die sich der Anbetung<br />

Satans bedient, wobei Satan als übernatürliche Person, Gottheit, Teufel, eine übernatürliche<br />

Macht, eine natürliche Kraft, oder auch meistens als das Selbst begriffen wird.<br />

Andere glauben, daß man den Satanismus viel enger fassen müsse <strong>und</strong> nur solche Kreise als<br />

satanisch verstehen, die den Satan als wahrnehmbare Realität begreifen <strong>und</strong> anbeten.<br />

Klöckner/Tworuschka schreiben:<br />

„Als Satanisten im engeren Sinne sind Menschen zu verstehen, die sich <strong>aus</strong>drücklich positiv auf<br />

Satan als eine individuelle religiöse Instanz beziehen.“ Die weitergefasste Definition Passantinos<br />

erscheint mir jedoch gerechtfertigt, auch wenn es dabei um einen „Satanismus mit <strong>und</strong> ohne<br />

Teufel" gehen kann.<br />

Sicher darf man dabei den Satanismus nicht einfach mit anderen okkulten Erscheinungen<br />

unserer Tage verwechseln: Heidentum, Götzendienst, Hexenkult oder die New - Age -<br />

Bewegung. Zweifelsohne sind in diesen Bewegungen okkulte Erscheinungen vorhanden, <strong>und</strong><br />

zum Teil sind sie fest im <strong>Okkultismus</strong> verankert, <strong>und</strong> sie stellen eine wahre Gefahr satanischer<br />

Beeinflussung dar. Auch funktionieren sie oft als Vorhöfe für den Satanismus. Zum Satanismus<br />

im engeren Sinne gehören sie dagegen nicht.<br />

Beim Satanismus geht es um unmittelbare Verehrung Satans, auch wenn Jugendliche, die den<br />

Satans - Kult praktizieren sich oft überhaupt nicht sicher sind, ob Satan in Wirklichkeit existiert.<br />

Aber ihr Kult funktioniert <strong>und</strong> deshalb gehen sie dem nach. Nur sehr wenige Satanisten<br />

praktizieren ihren Kult deswegen, weil sie bewußt von der Existenz Gottes <strong>und</strong> des Satans<br />

<strong>aus</strong>gehen <strong>und</strong> sich nun einmal für den Satan entschieden haben. Biblisch gesehen, ist<br />

Satanismus die Anbetung des gefallenen Engels namens Luzifer, der hebräisch satanas (Mr.<br />

1,13; Luk. 22,3), griechisch diabolos (Joh. 6,70; 8,44) genannt wird <strong>und</strong> als Widersacher Gottes<br />

<strong>und</strong> Verführer der Menschen gesehen wird. Er ist der Führer der von Gott abgefallenen Engel<br />

(Luk. 10,18) <strong>und</strong> „der Böse“ (Mt.5,37).<br />

Wer sich mit dem Satan einlässt <strong>und</strong> unter seine Kontrolle gerät, steht gr<strong>und</strong>sätzlich in<br />

Opposition zu Gott (Eph. 2,1-3).<br />

Woher kommt der Satanismus?<br />

Satanismus als organisierte Anbetung des Satans ist eine relativ moderne Erscheinung. Sie baut<br />

vor allem auf den anti-religiösen Gefühlen auf, die mit der Aufklärung ins Leben der europäischen<br />

Gesellschaft einzogen <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong> für eine Anti-Religion legten, die sich oft nicht nur atheistisch,<br />

sondern auch antikirchlich gab. Passantino formuliert richtig: „Die Anti-Religion der Aufklärung<br />

legte mit der säkulären Philosophie <strong>und</strong> der Ablehnung des Christentum den Gr<strong>und</strong> für den<br />

modernen Satanismus.“<br />

Inwieweit diese Anti-Religion mit dem Hexenwahn zu Beginn der Neuzeit zu tun hat, ist<br />

umstritten, <strong>und</strong> wird hier nicht behandelt. Dagegen ist der geheime Satanskult in den höchsten<br />

Gesellschaftsschichten in Paris der Zeit des Ludwig XIV. gut belegt. Hier versuchte man sich<br />

besondere Kräfte durch Schwarze Messen <strong>und</strong> blasphemisch - obszöne Riten anzueignen. Die<br />

Schwarze Messe ist bewußt der christlichen „weißen“, Römisch-Katholischen Messe,<br />

nachempf<strong>und</strong>en. Es fällt auf, daß die satanistische Anti-Religion sich vor allem gegen die Riten<br />

der Katholischen Kirche formierte. Haaks haben Recht wenn sie schreiben: „Einen<br />

´protestantischen Satanismus´ dieser Art hat es nicht gegeben.“ <strong>Der</strong> Gr<strong>und</strong> hierfür wird vor allem<br />

in der eher rationalistischen Glaubensweise der Protestanten liegen, deren schlichte <strong>und</strong><br />

„verkopfte“ Gottesdienste wenig Raum für Mystik <strong>und</strong> mystische Erfahrungen geben, während<br />

das in der Katholischen Messe eher der Fall ist.<br />

In den satanischen Messen wurden auch schwere Verbrechen begangen. So gilt als belegt, daß<br />

bei den Riten Blut von ermordeten neugeborenen Kindern verwendet wurde. Ein anschauliches<br />

Beispiel hierfür stellt die Geschichte von Madame de Montespan, Maitresse Ludwigs XIV, <strong>und</strong>


Mutter einer Reihe seiner Kinder. Vernachlässigt vom König, versuchte sie seine Gunst zurück zu<br />

gewinnen in dem sie zu schwarzmagischen Mitteln griff. Dabei wurden während der Schwarzen<br />

Messen auch Kinder geopfert. Es ist anzunehmen, daß dererlei Kulte nicht nur in Paris praktiziert<br />

wurden.<br />

Das der Teufelskult der Pariser Elite keine europäische Zufallserscheinung gewesen war, zeigt<br />

die Wiederbelebung des Interesses für den Satanismus im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert, hier vor allem in der<br />

Form literarischer Dichtung. Besonders wichtig scheinen die Satanslitaneien Charles Baudelaire<br />

<strong>und</strong> der 1889 in Paris erschienen Roman des Joris K. Huysmans „La-Bas“, einem Fre<strong>und</strong> des<br />

gewissen Abbe Boullan, der nachweislich Schwarze Messen, auch mit Menschenopfer abhielt.<br />

In Huysmans Roman wird eine Schwarze Messe beschrieben, die bedenkt man die Beziehung<br />

des Autors zu Boullan, wohl keine Ausgeburt seiner eigener Phantasien, sondern eine<br />

Beschreibung konkreten Geschehens, sein dürfte. Die Verherrlichung des Satans ist hier<br />

verb<strong>und</strong>en mit massiven Lästerungen des Herrn Jesus Christus. Es wird deutlich, daß hier das<br />

Interesse für den Satan auf dem Hintergr<strong>und</strong> einer gr<strong>und</strong>sätzlichen Protesthaltung dem<br />

Christentum, Gott <strong>und</strong> Jesus Christus gegenüber, begründet ist.<br />

Bernhard Wenisch spricht an dieser Stelle daher auch vom Protestsatanismus. Protest ist es<br />

auch bis heute was viele, besonders jungen Satansverehrer zu aller erst <strong>aus</strong>drücken wollen.<br />

Zwischen den historischen satanistischen Erscheinungen <strong>und</strong> dem modernen Satanismus gibt es<br />

allerdings nur wenige Verbindungen. <strong>Der</strong> Amerikaner J. Gordon Melton schreibt: „<strong>Der</strong><br />

Gegenwärtige Satanismus scheint wenig organisatorische Verbindung zum früheren Satanismus<br />

zu haben. Bücher über Schwarze Magie, Satanismus <strong>und</strong> das Psychische generell scheinen für<br />

ihn die Quelle zu sein <strong>und</strong> die gegenwärtige Psychoszene dient als Vorgabe für satanische<br />

Praktiken. Die magischen Schriften Aleister Crowleys haben in vielen Bereichen Einfluß<br />

gehabt ...“<br />

Aleister Crowley - der Ideologe des modernen Satanismus<br />

Oft als Vater des modernen Satanismus gepriesen, hat der Britte Aleister Crowley (1875 - 1947)<br />

wie kein anderer die verschiedenen Strömungen im modernen Satanismus beeinflußt. Crowley<br />

entstammte einem über<strong>aus</strong> frommen Elternh<strong>aus</strong>, das zu den Brüdergemeinden (Plymouth<br />

Brethren) in England gehörte. Gut gebildet, lehnte er bereits früh den Glauben seiner Eltern ab<br />

<strong>und</strong> benahm sich <strong>aus</strong>gesprochen antichristlich, was seine Mutter dazu bewegte, in ihm das<br />

„große Tier“ <strong>aus</strong> der Offenbarung zu sehen, was ihn nur noch dazu anstachelte, diese<br />

Bezeichnung für sich selbst in Anspruch zu nehmen.<br />

Mit 20 Jahren begann Crowley ein Studium der Geisteswissenschaften am angesehenen Trinity<br />

College in Cambridge, das er jedoch drei Jahre später 1898, ohne Abschluß wieder verließ. Noch<br />

im gleichen Jahr schloß sich Crowley einer okkulten Gruppe an, die sich Hermetic Order of<br />

Golden Dawn (HOGD - Hermetischer Orden der Goldenen Dämmerung) nannte, um hier sein<br />

Interesse für Magie <strong>und</strong> <strong>Okkultismus</strong> zu befriedigen. Er wurde in den Orden als Bruder Perdurabo<br />

aufgenommen. <strong>Der</strong> junge Mann war mittlerweile zur festen Meinung gelangt, eine besondere<br />

Lebensberufung zu haben: „... das Universum zu dem Zustand trunkener Unschuld <strong>und</strong><br />

spiritueller Sinnlichkeit zu erlösen.“<br />

Er ließ sich in London nieder <strong>und</strong> begann hier als Magier zu praktizieren, wobei er immer wieder<br />

zu Drogen, Haschisch <strong>und</strong> Kokain, zurückgriff, um so seine Visionen zu erhalten. Crowley reiste<br />

viel. Auf Reisen nach Mexiko, Hawaii, Japan <strong>und</strong> Ceylon wird er neben seiner Suche nach<br />

okkultem Wissen vor allem seiner R<strong>aus</strong>chgiftsucht gefrönt haben.<br />

Im Jahre 1903 heiratete der selbsternannte Magier Rose Kelly, die Tochter eines alten<br />

Studienfre<strong>und</strong>es. Die Hochzeitsreise führte das frischverheiratete Paar nach Ägypten. Hier erhielt<br />

Crowley am 8., 9. <strong>und</strong> 10. April des Jahres 1904 jeweils zwischen 12 <strong>und</strong> 13 Uhr Mittags seine<br />

berühmte Offenbarung durch ein <strong>aus</strong>serirdisches Wesen namens „Aiwaz“. Auf Gr<strong>und</strong> dieser<br />

Offenbarung formulierte Crowley sein legendäres Buch Liber Al Vel Legis (Das Buch des


Gesetzes). Darin proklamiert er das eingesetzte Ende der „christlichen Sklavenmoral“ <strong>und</strong> den<br />

Anbruch eines magischen Zeitalters das unter dem „Gesetz des Theleme“ (Tue was du willst -<br />

das ist das ganze Gesetz) durch die Einführung einer „Force and Fire“ Religion.<br />

Sein ganzes folgendes Leben trachtete Crowley nun danach die Anweisungen dieser<br />

Offenbarung im praktische Leben umzusetzen. Er verließ den HOGD wegen<br />

Meinungsverschiedenheiten mit deren Leiter Samuel Liddell Mathers <strong>und</strong> gründete 1907 einen<br />

eigenen Orden, den er Argenteum Astrum (Orden des Silbersterns) nannte. Die 90 Mitglieder<br />

dieses Ordens übten sich vor allem in der Sexualmagie, die in unvorstellbaren Orgien <strong>aus</strong>artete.<br />

Seine Frau Rose verfiel in Trunksucht <strong>und</strong> 1909 ließ der Magier sich von ihr scheiden. Zwei Jahre<br />

später wurde sie in eine Nervenklinik eingeliefert.<br />

Um die Jahrh<strong>und</strong>ertwende lernte er den in Deutschland von dem Wiener Fabrikanten Dr. Carl<br />

Kellner (1850-1905) <strong>und</strong> dem deutschen Theosophen Dr. Franz Hartmann (1838-1912)<br />

gegründeten Ordo Templi Orientis (O.T.O) kennen, einen Geheimorden, der eher gnostischen<br />

Vorstellungen anhing. Bekannt wurde der Orden vor allem unter dem Nachfolger Kellners<br />

Theodor Reuß (1855-1923), der sich intensiv mit der Sexual-Magie des Hinduismus beschäftigte.<br />

Reuß lud Crowley im Jahre 1910 ein sich dem O.T.O anzuschließen <strong>und</strong> bestellte ihn gar zu<br />

seinem Nachfolger. 1912 wurde der Britte zum „National Grand Master General“ bestellt. Er<br />

selbst nannte sich „Master Therion“ <strong>und</strong> verstand sich bald als „Bruder Baphomet“ als der<br />

eigentliche Führer des O.T.O.<br />

Während des Ersten Weltkrieges hielt Crowley sich in Nord Amerika auf <strong>und</strong> kehrte nach dem<br />

Ende des Krieges nach Europa zurück. 1920 zog er nach Sizilien. Hier in der nähe des<br />

Fischerdörfchens Gefalu gründete er die Abtei „Thelema“, eine Art Gegenkloster „der<br />

Lebensfreude <strong>und</strong> Lebensbejahung“. Es wurde zu einem Ort der grenzenlosen sexuellen<br />

Perversion. Sodomie, Homosexualität, sexuelle Magie <strong>und</strong> Gewalt jeder Art gehörten zum<br />

Tagesprogramm des „Klosters“. Das Schicksal der Frauen, die sich auf Crowleys Sexwahn<br />

einließen war immer wieder das gleiche: sie landeten in den Nervenanstalten, verfielen der<br />

Trunksucht oder begingen Selbstmord. Die Exzesse in der Abtei drangen nach außen <strong>und</strong> die<br />

italienische Regierung ließ Crowley 1923 <strong>aus</strong>weisen. Jetzt folgten Jahre der Wanderung durch<br />

Deutschland, wo er 1929 Maria Teresa Ferari heiratete, <strong>und</strong> England. Als die Nationalsozialisten<br />

1935 den O.T.O verboten, ließ Crowley sich im englischen Hastings als Gast eines exzentrischen<br />

Lords nieder. Hier starb der „gottloseste Mensch des Jahrh<strong>und</strong>erts“ am 1. September 1947. Sein<br />

geistiger Einfluß sollte aber erst jetzt an Kraft gewinnen.<br />

Die Philosophie Crowley ist gnostisch festgelegt. Er glaubt, daß der Mensch in seinem Kern mit<br />

dem Urprinzip identisch ist. Im Unterschied zu den fernöstlich beeinflussten Neugnostikern<br />

versteht er das Urprinzip nicht geistig, sondern als Lebensdrang, der sich in unendlicher Lust<br />

<strong>aus</strong>leben will. Daher seine schrankenlose Zügellosigkeit bei der Auslebung seiner<br />

Leidenschaften. Bald folgten bodenlose Experimente in allerlei Richtung, wobei sexuelle<br />

Ausschweifungen den wichtigsten Platz einnahmen.<br />

Crowley´s Philosophie ist gr<strong>und</strong>legend für den modernen Satanismus. Sie zeichnet sich durch<br />

drei wichtige Prinzipien <strong>aus</strong>:<br />

1. Radikale Ablehnung des Christentums;<br />

2. Annahme der absoluten Vorrangigkeit seines eigenen Selbst;<br />

3. Gebrauch der Magie im Interesse eigener Bedürfnisbefriedigung.<br />

Dabei spielt die Vergötterung Satans keine Rolle, was immer wieder dazu geführt hat, daß man in<br />

Crowley keinen Satanisten zu sehen vermochte. Crowley verehrte weniger Satan, sondern<br />

verstand sich selbst als Gott. Folgendes Zitat des Magiers spricht für sich: „Ich bin ebenfalls ein<br />

Stern im Raum, einzig <strong>und</strong> <strong>aus</strong> mir selbst lebend, eine individuelle, unzerstörbare Essenz;<br />

ebenfalls bin ich eine Seele, ich bin identisch mit allem <strong>und</strong> Nichts. Ich bin in Allem, <strong>und</strong> alles ist<br />

in mir. Ich bin getrennt von Allem <strong>und</strong> Herr von Allem <strong>und</strong> eins mit Allem. Ich bin ein Gott, Ich<br />

wahrer Gott vom wahren Gott; ich gehe meinen Weg, um meinen Willen zu tun ...“


Bezeichnend ist dabei, daß Crowley glaubte, diese seine Göttlichkeit der in ihm verwirklichten<br />

Inkarnation Satans zu verdanken. Im Anschluß an Off. 13 nannte er sich „das große Tier - 666“.<br />

Eckhard Türk bezeichnete die Glaubenswelt Crowley mit Recht einen „satanistischen<br />

Pantheismus“.<br />

Eine Reihe von miteinander konkurrierenden Organisationen sind <strong>aus</strong> dem O.T.O Crowley´s<br />

nach seinem Tod entstanden. Bis heute streitet man sich über seine rechtmäßige Nachfolge.<br />

Aber der Einfluß Crowley´s läßt sich sicher nicht mit den O.T.O. Spaltgruppen allein messen.<br />

Vielmehr trifft man überall im Satanismus heute auf Spuren seines Denkens. Das gilt sowohl für<br />

den organisierten Satanismus als auch für die populär-satanistische Szene.<br />

Eugen Grosche - der deutsche Großmeister<br />

Die Ideen Crowley´s wurden in Deutschland vor allem vom Berliner Buchhändler Eugen Grosche<br />

(1888-1964) alias Gregor A. Gregorius umgesetzt. Viele Gr<strong>und</strong>anschauungen, sowie liturgische<br />

Texte im heutigen Satanismus stammen von diesem selbsternannten Großmeister des Okkulten.<br />

Grosche, der sich schon früher in verschiedenen esoterischen, spiritistischen <strong>und</strong><br />

Freimaurerlogen umgetrieben hatte, traf Crowley im Sommer 1925 in Weida, Thüringen <strong>und</strong> war<br />

von dessen Gedankengut seither schwer beeinflußt. Am 8. Mai 1926 gründete er mit vier<br />

weiteren Gesinnungsgenossen die „Fraternitas Saturni“, eine Gesellschaft die „einen seltsamen<br />

Synkretismus <strong>aus</strong> vielfältigsten Quellen: Theosophie, Freimaurerei, Luziferianismus, Astrologie,<br />

Crowleyanismus, Sexualmagie des O.T.O., indisches Yoga <strong>und</strong> mittelalterliche Alchemie“ vertritt.<br />

Das Herzstück dieser Vorstellungen ist die Annahme, daß die materielle Welt nicht durch einen<br />

Gott des Lichtes, sondern einen Demiurgen, der als Abfall einer Weseneinheit von diesem Gott<br />

des Lichtes verstanden wird, geschaffen wurde. <strong>Der</strong> Mensch ist dabei ein Mischwesen, das sich<br />

durch Erkenntnis (Gnosis) von der Materie befreien kann <strong>und</strong> sich in ein Lichtwesen<br />

zurückentwickeln kann. <strong>Der</strong> Weg dahin ist mit 33 Weihestufen verb<strong>und</strong>en. Eine wesentliche Hilfe<br />

erhält er dabei vom Lichtträger, dem Luzifer-Saturn, der nicht als Gegengott, sondern als der <strong>aus</strong><br />

der Lichtsphäre kommende Lichtträger verstanden wird. Er ist darauf bedacht dem Menschen die<br />

befreiende Erkenntnis zu vermitteln.<br />

Unmissverständlich identifiziert Grosche Luzifer mit der biblischen Vorstellung des Satans. So<br />

wird die Schlange <strong>aus</strong> 1. Mose 3, die Eva versuchte, durchwegs positiv <strong>und</strong> als weiblicher Aspekt<br />

des Satans interpretiert, gab sie doch der Eva Wissen, während der biblische Gott, der hier als<br />

Demiurg verstanden wird, dieses Wissen zu verhindern suchte.<br />

So sucht Grosche auch im rituellen Akt der Weihen die Einheit zwischen dem Lichtträger, der<br />

Wissen zu geben vermag, <strong>und</strong> dem nach Erleuchtung trachtenden Menschen zu erzielen. Eine<br />

Reihe solcher Rituale orientieren sich an der Sexualmagie Crowley´s.<br />

Die Fraternitas Saturni ist seit ihrer Gründung ständig an Zahlen gewachsen. Eine Reihe von<br />

Logen operieren heute in Deutschland. Im Jahre 1980 spaltete sich ein Teil des Ordens ab. Die<br />

neue Organisation nennt sich Ordo Saturni <strong>und</strong> stellt sich in der Öffentlichkeit als bewußt nicht<br />

satanistisch dar. Lehrmäßig ist jedoch kaum ein Unterschied zu der Muttergesellschaft zu<br />

erkennen.<br />

Anton S. LaVey <strong>und</strong> Kirche des Satans<br />

So wichtig Crowley, Grosche <strong>und</strong> andere zum Verständnis des modernen Satanismus auch sind,<br />

eine konkret satanistische Bewegung haben sie nicht gegründet. Die Gründung der ersten Kirche<br />

Satans gebührt einem Amerikaner, Anton Szandor LaVey, der sich selbst als Hohepriester der<br />

Kirche Satans versteht. Geboren am 11. April 1930 erlebte LaVey bereits in seinen<br />

Teenagerjahren eine tiefe Enttäuschung mit der christlichen Kirche. Er reiste als Karnevalarbeiter<br />

durch die Lande <strong>und</strong> sah oft, wie Christen sich während der Woche an den Lüsten des Karnevals<br />

erfreuten, nur um dann am Sonntag im gleichen Zelt Gott anzubeten. Doch schon am nächsten


Samstag konnte er die gleichen Gesichter unter den sündigenden Karnevalgästen erblicken. Für<br />

ihn stand bald fest - das Christentum erzieht die Menschen zu Heuchlern. Bald verließ er für<br />

immer die Kirche. Er schloß sich für eine kurze Zeit den Teufelsanbetern, die zum Thelema-<br />

Orden der Nachfolger Aleister Crowley gehörten, an. Doch deren Ideen schienen ihn nicht zu<br />

befriedigen.<br />

In den 1950er Jahren versammelte LaVey in seinem H<strong>aus</strong> einen Kreis okkult interessierter<br />

Personen, die sich „Magic Circle“ nannten <strong>und</strong> in deren Mitte der Meister seine magischen<br />

Künste präsentierte. In den 1960ern wurden diese Vorlesungen <strong>und</strong> Akte in die Öffentlichkeit<br />

getragen. Und schließlich kam es zur Gründung der Satanskirche im Jahre 1966. Wichtig für das<br />

Leben der Kirche Satans ist das satanische Glaubensbekenntnis das <strong>aus</strong> 9<br />

Gr<strong>und</strong>überzeugungen besteht:<br />

1. Satan verkörpert Befriedigung von Begierden anstelle von Abstinenz.<br />

2. Satan verkörpert vitale Existenz anstelle von bloßen spirituellen Träumen.<br />

3. Satan verkörpert reine Weisheit anstelle von heuchlerischen Selbstbetrug.<br />

4. Satan verkörpert Zuneigung zu solchen die es verdienen anstelle einer Liebe die an<br />

Undankbare verschwendet wird.<br />

5. Satan verkörpert Rache anstelle des „auch die andere Wange Hinhaltens“.<br />

6. Satan verkörpert Verantwortung für die Verantwortungsbewusste anstelle der Sorge für<br />

psychische Vampire.<br />

7. Satan verkörpert den Menschen als einfach ein weiteres Tier - manchmal besser, viel öfter<br />

aber schlechter als solche die auf allen Vieren gehen.<br />

8. Satan verkörpert alle sogenannten Sünden, weil sie alle zur physischen, mentalen <strong>und</strong><br />

emotionalen Erfüllung führen.<br />

9. Satan ist der beste Fre<strong>und</strong>, den die Kirche je gehabt hat, weil er sie aktiv erhalten hat in allen<br />

diesen Jahren.<br />

LaVey <strong>und</strong> seine Kirche gibt sich zwar sehr rationalistisch <strong>und</strong> preist die eigene Philosophie als<br />

einen Weg gegen das Establishment, sonst aber völlig im Einklang mit dem Naturgesetz, aber<br />

die Verherrlichung der Sünde <strong>und</strong> der Gewalt läßt nur allzu leicht erkennen, woher hier der Wind<br />

weht. Es ist daher sehr bedenklich, wenn auch christliche Autoren LaVey <strong>und</strong> seine Ideen eher<br />

verharmlosen.<br />

Die Church of Satan von LaVey stand Pate zur Gründung einer Reihe weiterer Kirchen,<br />

Synagogen <strong>und</strong> Bewegungen, die sich zur Anbetung Satans bekennen. Die her<strong>aus</strong>ragendste<br />

dieser Gruppen ist der Temple of Set, geleitet vom früheren Mitarbeiter LaVeys Dr. Aquino.<br />

II. Satanismus in Deutschland heute<br />

Das wachsende Interesse für den Satan, Schwarze Messen, <strong>und</strong> was sonst alles mit Satanismus<br />

verb<strong>und</strong>en wird, kann überall in der Welt <strong>und</strong> Europa, ob West, Ost, Süd oder Nord beobachtet<br />

werden. <strong>Der</strong> bunte Teppich satanischer Gruppen <strong>und</strong> Bewegungen ist schwer zu greifen. Von<br />

einer organisierten <strong>und</strong> zentral gesteuerten Bewegung kann auf jeden Fall keine Rede sein.<br />

Folgende Übersicht satanistischer Gruppierungen in Deutschland ist keineswegs vollständig, da<br />

sich die Szene in ständiger Bewegung befindet.<br />

Eckhard Türk hat fünf Hauptströmungen des Satanismus im deutschsprachigen Raum<br />

festgemacht:<br />

Okkulter Neo-Satanismus<br />

Synkretistischer Jugendsatanismus<br />

Sexualmagische Gruppen<br />

Grufties<br />

Künstlersatanismus<br />

Okkulter Neo-Satanismus


Unter okkultem Neo-Satanismus versteht Türk die Wiederbelebung der konkreten Anbetung<br />

Satans, der dann auch als Widersacher Gottes verstanden wird. Andere sprechen hier auch vom<br />

„Historischen Satanismus“. Besonders verbreitet ist der Neo-Satanismus in den USA, aber auch<br />

in Süd-Afrika. In Deutschland werden die Einflüsse okkulter Satanisten permanent herunter<br />

gespielt.<br />

Synkretistischer Jugendsatanismus<br />

Gemeint ist ein „Mix <strong>aus</strong> den verschiedensten okkult-magisch-spiritistischen Zusammenhängen“.<br />

Satanismus selbstgemacht, bedient sich allerlei okkulter Praktiken, die oft bunt gemischt <strong>und</strong><br />

lokal sehr unterschiedlich <strong>aus</strong>geprägt, vor allem in der alternativen Jugendszene praktiziert wird.<br />

Hier wird der Protest der Jugend gegen das vorherrschende „kirchlich-christliche“<br />

gesellschaftliche Ideal in geheime Rituale <strong>und</strong> Botschaften gekleidet, die nur selten von den<br />

Jugendlichen selbst verstanden oder nachvollzogen werden. Aber das mysteriöse zieht an. Es<br />

wird an bestimmten Symbolen, Musikrichtung (Black- <strong>und</strong> Heavy-Metal) <strong>und</strong> Ritualen, so zum<br />

Beispiel Tier- <strong>und</strong> Menschenopfer festgemacht. Haack spricht hier mit Recht vom „ambulanten<br />

oder latenten Satanismus“.<br />

Meist öffnen irgendwelche klassischen Methoden der Geisteranrufung wie Gläserrücken oder<br />

Pendeln den Jugendlichen die Tür in die geheimnisumwitterte übernatürliche Welt des<br />

Satanismus. Auch gewisse Subkulturen der Jugendszene stellen eine Ausgangsbasis für<br />

satanistische Experimente dar. Allen voran müssen hier die Grufties erwähnt werden, die an sich<br />

nicht zum Satanismus gerechnet werden dürfen, wenigstens nicht zum harten Kern. Aber der<br />

Protest gegen gesellschaftliches Angepasstsein wird hier bewußt mit einer Symbolik <strong>und</strong><br />

Verhaltensweise zum Ausdruck gebracht, das okkult-satanischen Hintergr<strong>und</strong> verrät.<br />

Sexualmagische Gruppen<br />

Als solche gelten alle auf Crowley, Grosche <strong>und</strong> andere zurückgehenden Gruppen, Logen <strong>und</strong><br />

Bewegungen, wie die weiter unten diskutierten O.T.O, Fraternitas Saturni <strong>und</strong> Ordo Saturni <strong>und</strong><br />

der 1972 in Berlin von Michael D. Eschner (geb. 1949), der sich als Inkarnation Aleister Crowley<br />

´s <strong>aus</strong>gibt, gegründeter Thelema Orden.<br />

Künstlersatanismus<br />

Satanistisches Gedankengut findet heute eine schnelle Verbreitung. Schuld daran haben weniger<br />

die sich zum Satanismus direkt bekennenden Gruppen, sondern eine von teuflischer Faszination<br />

getragene Kultur, vor allem in Film <strong>und</strong> Musik. Okkultes, esoterisches <strong>und</strong> <strong>aus</strong>gesprochen<br />

satanistisches Gedankengut gehört mittlerweile nahezu zu jeder Produktion Hollywoods <strong>und</strong><br />

anderer westlicher Filmstudios.<br />

Besonders im Jugendspiritismus <strong>und</strong> -satanismus stellt diese Kultur einen besonderen<br />

Einstiegpool für den Jugendlichen dar.<br />

III. Warum wird man Satanist?<br />

Machtdurst<br />

Warum werden Menschen Satanisten? Was bewegt sie sich in satanistisches Fahrwasser zu<br />

begeben? Was zieht sie im Satanismus an?<br />

Eckhard Türk glaubt, daß der angehende Satanist sich vor allem vom Verlangen nach Macht


treiben läßt, daß sich in rebellischer Haltung gegenüber der vorherrschenden Gesellschaft <strong>und</strong><br />

ihrer Moral, aber auch im Erlebnisdefizit äußert. <strong>Der</strong> Satanismus scheint auf eine schnelle Art <strong>und</strong><br />

Weise ein totales Ausleben seiner Selbst zu ermöglichen, wobei nahezu alle Tabus fallen. Das<br />

gilt vor allem für den Bereich der Sexualität.<br />

Immer wieder begegne ich Menschen, die sich mit dem Satanismus eingelassen haben, weil sie<br />

darin eine Quelle erblicken, schnell zu Bereicherung zu kommen. „Satan gibt mir halt alles“,<br />

dieser Satz ist Standart. Dann folgen Geschichten wie man zu Geld, zu Sex, zu Macht kommt.<br />

„Bei Gott da gibt es Bedingungen, bei Satan ist alles Gratis“, sagte mir ein Junger Mann, der seit<br />

Jahren in der Szene ist. „Wer will da nicht einem Herrn gehören, der einfach nur will, was ich<br />

will?“<br />

Nicht selten läßt man sich auch auf satanistische Experimente ein, weil man Rache üben will.<br />

Das ist besonders in der Gruppe von Menschen der Fall die selbst Leid zu ertragen hatten, oft<br />

missbraucht wurden <strong>und</strong> sich selbst nicht anders wehren können, als nur über die mystische<br />

Schiene. So werden dann schnell Opfer zu Tätern.<br />

Wissensdurst<br />

Ein anderes Motiv stellt das natürliche Verlangen des Menschen nach mehr Wissen dar. Wissen<br />

ist bekanntlich auch Macht. Und besonders schwerzugängliches, geheimes Wissen schafft<br />

schnell das Gefühl der Superiorität. Wenn dieses Wissen dann noch Themen abdeckt, die sich<br />

alle im Bereich des Übersinnlichen, Übernatürlichen befinden, dann glaubt der Wissende eine<br />

besonders hervorgehobene Lage gef<strong>und</strong>en zu haben. Das wenigstens ist das Fazit der heute in<br />

den Medien dargestellten Okkult-Möglichkeiten. Und sie machen neugierig. Und nicht selten<br />

verspricht dieses neugewonnene Wissen Probleme zu lösen, die sonst nicht zu lösen wären.<br />

Gerade im Westen mit seiner technisierten Zivilisation, stehen besonders junge Leute oft vor dem<br />

totalen Verlust der Geborgenheit, einer dadurch <strong>aus</strong>gelösten Angst vor der unsicheren Zukunft.<br />

Das Leben erscheint auf einmal völlig sinnlos. Okkultes Wissen scheint in dieser Sackgasse der<br />

Existenz eine willkommene Rettung zu bieten.<br />

Ein gutes Beispiel hierfür bietet der Fall Sandro Beyer, der im Mai 1993 in seiner thüringischen<br />

Heimatstadt Sondersh<strong>aus</strong>en von drei Jugendlichen, die sich selbst „Kinder Satans“ nannten,<br />

umgebracht wurde. Wie die Journalisten Guido <strong>und</strong> Michael Grandt in ihrer Dokumentation<br />

anschaulich beweisen, stand dieser Mord in direktem Zusammenhang mit den satanistischen<br />

Glaubensvorstellungen der Jugendlichen, die sich im Laufe der Jahre <strong>aus</strong> der Beschäftigung mit<br />

okkulten Praktiken formierten. <strong>Der</strong> Ortspfarrer von Sondersh<strong>aus</strong>en, der sich mit den Jugendlichen<br />

in seiner Stadt intensiv beschäftigte erzählt: „Damals waren sie Schüler der 6. Klasse. In diesen<br />

Jahren hat bei ihnen eine immer intensiver werdende Beschäftigung mit satanischer Literatur,<br />

satanischer Musik <strong>und</strong> satanischen Videos stattgef<strong>und</strong>en ... Begünstigt wurde diese <strong>Entwicklung</strong><br />

durch die Wende im Jahr 1989. Sie erleichterte den Zugang zu den Erzeugnissen dieser<br />

satanischer Subkultur. So tauchten in Sondersh<strong>aus</strong>en dann nach <strong>und</strong> nach satanische Symbole<br />

auf. Jugendliche trugen das Pentagramm oder das umgedrehte Kreuz (Nerokreuz), <strong>und</strong> oft<br />

wußten sie gar nicht um ihre Bedeutung. Geheimnisvolle Treffs auf Friedhöfen <strong>und</strong> Schwarze<br />

Messen folgten.“ Das Resultat dieser Beschäftigung war schrecklich - ein junger Mann mußte<br />

sterben.<br />

Auf der Suche nach Geborgenheit<br />

<strong>Der</strong> Fall von B. steht für viele andere. Ich lernte ihn am Rande einer evangelistischen Woche<br />

kennen. Das einzige Kind reicher Geschäftsleute, sah er sich von kleinauf mit Einsamkeit <strong>und</strong><br />

Sinnlosigkeit konfrontiert. Fre<strong>und</strong>e hatte er keine. Auch in der Schule nicht. Wenn es Menschen<br />

gab, die B. verstanden, so immer nur für eine kurze Weile. Oft dachte der Jugendliche über einen<br />

Ausstieg <strong>aus</strong> dem Leben. Wenn er bloß nicht so feige gewesen wäre ... Da tauchte auf einmal in<br />

seiner Schule M., ein sehr vitales <strong>und</strong> lebensfrohes <strong>und</strong> merkwürdig schwarz gekleidete Mädchen


auf. Irgendwie hatte sie es auf B. abgesehen. Sie verbrachten immer mehr Zeit zusammen. B.<br />

fühlte sich von ihr verstanden, auch wenn er nur wenig <strong>aus</strong> ihren vertraulichen Mitteilungen über<br />

die Powerquellen, kosmischen Energien, etc. verstand. Dann eines Tages folgte die Einladung zu<br />

ein „paar Fre<strong>und</strong>en“. <strong>Der</strong> Weg in den engeren Kreis der Satanisten begann. Satanistische<br />

Vorstellungen machten für B. wenig Sinn, aber die enge Gemeinschaft mit den anderen füllte<br />

einen Vakuum. Sein Leben schien auf einmal wieder Sinn zu machen <strong>und</strong> da lohnte es sich auf<br />

jeden Fall die Schattenseiten des Geheimkultes in Kauf zu nehmen. Aber Satanismus hinterließ<br />

auch bei B. bald dunkle Spuren. Er bekam Angst <strong>und</strong> landete auf unseren Evangelisation, wo wir<br />

dem jungen Mann helfen konnten.<br />

Werner Küching von der Schulpsychologischen Beratungsstelle in Essen hat Recht, wenn er<br />

feststellt, daß Jugendliche dann zu den Mitteln der Magie greifen „ ... wenn man sich mit üblichen<br />

Mitteln nicht mehr in der Lage glaubt, seines Lebens Herr zu werden. Die Jugendlichen leben in<br />

einer für sie unsicheren Zeit <strong>und</strong> versprechen sich durch diese Kulte Macht <strong>und</strong> Sicherheit.“<br />

Klassisch ist auch der Fall von Frau G. Ich lernte sie anläßlich einer Evangelisation in<br />

Westdeutschland kennen. Wie sie mir berichtete, hatte sie seit ihrer Kindheit ein sehr<br />

angespanntes Verhältnis zu ihrer Mutter. Zu allem Unglück hatte sie sich noch kurz vor dem Tod<br />

der Mutter mit dieser schwer gestritten <strong>und</strong> dann nicht mehr versöhnt. Die Mutter verstarb <strong>und</strong><br />

zurück blieben schwere Gewissensbisse, die schlussendlich zur Depression führten. In ihrer Not<br />

wandte sie sich an Ärzte, aber nichts schien zu helfen. Da hörte sie eines Tages von einer<br />

Bekannten, daß man ihr ja auch ein Treffen mit der verstorbenen Mutter arrangieren könne. Die<br />

Frau griff zu, erhielt dann auch eine vom entsprechenden Medium vermittelte Begegnung mit der<br />

Materialisation ihrer angeblichen Mutter, sprach sich <strong>aus</strong>, <strong>und</strong> ... war seither vom Spiritismus<br />

fasziniert. Es dauerte nicht lang <strong>und</strong> der Weg in den Dschungel des Satanismus begann. Nicht<br />

selten wird so <strong>und</strong> ähnlich das Interesse an okkulten Inhalten in der Schule <strong>und</strong> im Fre<strong>und</strong>eskreis<br />

geweckt.<br />

Das in Deutschland am weitesten bekanntgewordene Beispiel ist das der Ricarda S. Auch hier<br />

ist der Einstieg in den Satanismus durch die Sehnsucht nach Geborgenheit verursacht. Auch hier<br />

sind das die scheinbar harmlosen okkulte Spielchen, die das Interesse wecken <strong>und</strong> schließlich<br />

eine enorme Steigerung des gestörten Selbstwertgefühls verursachen, auch wenn dieses Gefühl<br />

von einer grenzenlosen Angst begleitet wird. Doch die Sehnsucht danach verstanden <strong>und</strong><br />

angenommen zu werden überwiegt. Das Ergebnis ist schrecklich.<br />

Auf der Suche nach Identität<br />

Wo Kindern Geborgenheit verweigert wird, ob bewußt oder unbewußt, da sind Zweifel an den<br />

eigenen Fähigkeiten vorprogrammiert. Folgerichtig stecken viele, wenn nicht die meisten<br />

Satanismus-Einsteiger in Identitätskrisen. Unfähig selbst Entscheidungen fürs Leben zu treffen<br />

<strong>und</strong> entsprechende Ziele zu setzen, greifen sie zu „höheren Kräften“, wobei Satan als das<br />

mächtigste Symbol für diese Kräfte steht.<br />

Wie wichtig die Identitätsfindung für den Prozeß der Okkultisierung der postmodernen<br />

Gesellschaften ist, kann vor allem im nachkommunistischen Osteuropa studiert werden. Gerade<br />

hier gewinnen die skurrilsten Kulte ihre Anhänger am leichtesten. Das durch den<br />

Zusammenbruch der kommunistischen Weltanschauung entstandene Vakuum wird rapide mit<br />

okkulten Inhalten gefüllt, weil man jedem rationalistisch anmutendem System mit großer Skepsis<br />

begegnet.<br />

<strong>Der</strong> Zusammenbruch der marxistischen Ideologie im Osten mit allen seinen Folgen kann im<br />

Westen nur mit dem massenhaften Misstrauen der Menschen den Kirchen gegenüber verglichen<br />

werden. Westeuropa lebt in einer nachchristlichen Zeit. Menschen jedes Alters, vor allem aber<br />

Jugendliche, verlassen die Kirche <strong>und</strong> das damit verb<strong>und</strong>ene Christentum, weil sie von hier<br />

keinerlei Antworten auf ihre existenziellen Fragen <strong>und</strong> Bedürfnisse mehr erwarten. Sie suchen<br />

diese vielfach <strong>aus</strong>serhalb ihrer natürlichen Möglichkeiten. Die offizielle Kirche hat aber wenig bis


gar nichts an solchen Möglichkeiten anzubieten. Jugendliche drücken das oft unverhüllt offen<br />

<strong>aus</strong>: „Beim Tischerücken kriege ich Antworten - beim Beten keine.“<br />

Hans-Jürgen Ruppert hat Recht, wenn er den Kirchen „eine gewisse Mitschuld“ gibt an der Flucht<br />

der Jugendlichen in die Welt des Okkulten. Anschaulich berichtet Ricarda S. von der völligen<br />

Hilflosigkeit der Pfarrer als sie sich ihnen mit ihrem Problem stellte. Sie versuchte einen dieser<br />

Pfarrer gar mit einer Pistole dazu zu zwingen Ihr zu helfen. Vergeblich. Wen w<strong>und</strong>ert es, wenn<br />

die junge Frau auch nach ihrem Ausbruch <strong>aus</strong> dem satanistischen Kult, keinen Zugang zur<br />

Kirche findet.<br />

Die Identitätskrise, die die Menschen in die Fangarme des Satanismus treibt, ist auch <strong>und</strong> vor<br />

allem eine Glaubenskrise. Harald Baer, der Referent für Sekten- <strong>und</strong> Weltanschauungsfragen der<br />

Katholischen Sozialethischen Beratungsstelle in Hamm folgert daher mit Recht: „Die<br />

Okkultexplosion ist ein Protestphänomen gegen ein erstarrtes Christentum.“<br />

Abenteuer- <strong>und</strong> Sensationslust<br />

Zu diesen eher „vernünftigen“ Motiven mischen sich eine Reihe von typischen zeitbedingten<br />

Erscheinungen. Wir leben in einer Welt, die unterhalten werden möchte. Sensation, Spannung,<br />

Geheimnis, Grusel am Laufband - das sind doch die Elemente <strong>aus</strong> denen die heutige<br />

Unterhaltungsindustrie ihre Produkte strickt. Was ist schon ein Film ohne Mord, ohne Horror,<br />

ohne Nervenkitzel? „Fließt da auch genug Blut?“ fragte mich neulich ein Jugendlicher dem ich<br />

einen Film empfahl. Wenn nicht, dann lohnt es sich kaum so viel Zeit zu verschwenden. Was<br />

aber wenn aber Krimi- <strong>und</strong> Horrorstreifen nicht mehr „anzutörnen“ vermögen? Wo holt man dann<br />

den gewohnten Nervenkitzel her? Bietet da die geheimnisvolle Welt des Übernatürlichen nicht in<br />

der Tat eine Lösung? Hat nicht gerade der okkulte Nervenkitzel Schauder zu bieten, der unter die<br />

Haut geht? Spannung, Unterhaltung, Mutproben <strong>und</strong> dann immer wieder Erfahrung, die<br />

nirgendwo zu kaufen geht. Eigene Erfahrung. Selbst konsumiert. Auch wenn dabei die Folgen<br />

nicht zu übersehen sind. Was macht es schon <strong>aus</strong> - gerade die Unberechenbarkeit des Okkulten<br />

macht den eigentlichen Reiz <strong>aus</strong>.<br />

Die alte Frage nach Gott<br />

Warum werden also Menschen Satanisten? Was motiviert sie dazu?<br />

Harald Wiesendanger fasst seine gut f<strong>und</strong>ierten Ausführungen dazu wie folgt zusammen: „Wieso<br />

ein Jugendlicher überhaupt für <strong>Okkultismus</strong> ´anfällig´ werden kann, ähnelt insofern der Frage,<br />

wieso einer der Durst hat, Wasser trinkt. Bestimmt hat´s ihm schon jemand vorgemacht, vielleicht<br />

sucht er darin Ersatz für eine andere Flüssigkeit, womöglich fasziniert ihn auch dieses<br />

durchsichtige kühle Nass. Doch in erster Linie trinkt er Wasser, weil er <strong>aus</strong> Erfahrung weiß, daß<br />

es den Durst löscht. Was einen Großteil der Jugendlichen in den <strong>Okkultismus</strong> treibt, ist<br />

Wissensdurst: Gibt es übersinnliche Kräfte <strong>und</strong> Mächte in <strong>und</strong> über mir? Kann ich sie<br />

beeinflussen? Kontrollieren? Nutzen?“<br />

In den Amtskirchen erhalten sie, wie übrigens auch viele Erwachsenen auf diese Fragen nur<br />

selten eine Antwort. Man spricht hier zwar über den Geist Gottes, behauptet sogar <strong>aus</strong> dem Geist<br />

zu sprechen, aber wie <strong>und</strong> was dieser Geist darstellt, darauf hat man nur sehr komplizierte<br />

theologische Formeln, die von den Menschen auf der Strasse nicht verstanden werden. Die<br />

einfachen Vorstellungen der Vertreter satanischer Kulte dagegen sind leicht zu verstehen. Und<br />

wenn sie dann noch funktionieren, dann ist die Verführung perfekt.<br />

IV. Verführer haben viele Gesichter<br />

Wie werden Menschen Satanisten? Was sind die Einfallstore des Satans in das Leben der<br />

Menschen im einst so christlichen Europa? Eine einfache Antwort ist hier sicher fehl am Platz.<br />

Und doch machen die Motive der Einsteiger, wie wir sie oben besprochen haben, deutlich, daß


Satanismus nur deshalb eine so schnelle Verbreitung findet, weil die Menschen auf der einen<br />

Seite ihre religiösen Sehnsüchte in der Familie <strong>und</strong> Kirche nicht gestillt bekommen. Wenigstens<br />

glauben sie das. Satanisten dagegen versprechen Taten, Action. Das ist es auch, was besonders<br />

jungen Leute am Ende den Einstieg in den Dunstkreis des Satanismus ermöglicht. Ricarda S.<br />

beschreibt ihre Erfahrungen mit Worten: „Die Meute hing mir an den Lippen, <strong>und</strong> die kriegten<br />

große Kinderaugen, wenn ich ihnen von den schwarzen Messen erzählte, was da alles passierte<br />

<strong>und</strong> schon passiert war. Wie Tische durch die Luft geflogen waren, das manchmal Blut <strong>aus</strong> der<br />

Wand lief <strong>und</strong> ER selbst unzweifelhaft anwesend gewesen war. Ich schmückte meine<br />

Erzählungen immer ein bisschen <strong>aus</strong>, <strong>und</strong> wenn ich wirklich gut war, wußte ich selbst nicht mehr<br />

genau, was tatsächlich passiert war <strong>und</strong> was dabei nur Ausschmückung war. Die Hauptsache<br />

war doch, die Meute war fasziniert, <strong>und</strong> man motivierte sie für die Dienste an SATAN.“<br />

An welchen Lippen hängen nun die Menschen in Europa? Wer sind die Verführer <strong>und</strong> welche<br />

Kanäle benutzen sie?<br />

Satanistische Kultur als Motivationsfaktor<br />

Satanistisches Gedankengut findet heute eine schnelle Verbreitung. Schuld daran haben weniger<br />

die sich zum Satanismus direkt bekennenden Gruppen, sondern eine von teuflischer Faszination<br />

getragene Kultur, vor allem in Film <strong>und</strong> Musik. Okkultes, esoterisches <strong>und</strong> <strong>aus</strong>gesprochen<br />

satanistisches Gedankengut gehört mittlerweile nahezu zu jeder Produktion Hollywoods <strong>und</strong><br />

anderer westlicher Filmstudios. Filme wie Ingmar Bergmanns Das Teufelsauge (1960), Roman<br />

Polanskis Rosemarys Baby (1968), Ken Russels <strong>Der</strong> Teufel (1970), William Friedkins <strong>Der</strong><br />

Exorzist (1973), Richard Donners Das Omen (1976), Kenneth Angers Angel Heart (1986) <strong>und</strong><br />

andere.<br />

Sicherlich ist nicht jeder Filmregisseur der satanistische Motive aufnimmt, Satanist. Ähnlich wie in<br />

der darstellenden Kunst, wird hier versucht das Prinzip des Bösen oder auch Rebellischen<br />

künstlerisch umzusetzen <strong>und</strong> findet im Satan das dafür am besten geeignete Symbol. Aber diese<br />

Darstellungen werden in der sonst so magisch-empfänglichen populären Kultur nicht immer<br />

intellektuell <strong>aus</strong>gedeutet, sondern konkret in den Erfahrungshorizont übertragen. So wird <strong>aus</strong> der<br />

Besinnung, magisches Experiment <strong>und</strong> <strong>aus</strong> der Kunst - Religion.<br />

Andere, allen voran Roman Polanski suchten mit ihrem Film bewußt satanistische Inhalte zu<br />

vermitteln. In Polanski´s Film Rosemary´s Baby spielte die Rolle des Satans nicht von ungefähr<br />

Anton LaVey selbst. Und die Gründung der Satanskirche am 30.04.1966 fiel auf den gleichen<br />

Monat in dem Polanski <strong>und</strong> Sharon Tate (spielte Rosemary) sich liierten. Ein Jahr später wurde<br />

Tate Opfer eines satanistischen Ritualmordes. Polanski´s Film verhalf dem Satanismus zur<br />

weltweiten Publizität.<br />

Auch Kenneth Anger, der seit seiner Jugend ein Schüler Aleister Crowley´s ist, vermittelt mit<br />

seinen Filmen ganz bewußt satanistische Inhalte.<br />

Die her<strong>aus</strong>ragende Bedeutung der Massenmedien für die Verbreitung okkulter <strong>und</strong> satanischer<br />

Vorstellungen ist seit Jahren bekannt. Schon 1988 wies das Landespresse- <strong>und</strong> Informationsamt<br />

der Landesregierung in Nordrhein-Westfallen darauf hin, daß die okkulte Medienschwemme vor<br />

allem für die wachsenden Probleme im Bereich des Jugendspiritismus verantwortlich gemacht<br />

werden muß. Nach Kultusminister Schwier scheuen einschlägige Verlage „weder Mittel noch<br />

Geld, um einen bedrohlichen Kampf gegen die Vernunft zu führen.“<br />

Die Warnungen des Ministers, so scheint es nach mehr als zehn Jahren, verhallten ungehört.<br />

Mehr denn je zuvor konzentrieren sich die Massenmedien heute auf mystische, okkulte, ja gar<br />

direkt satanische Inhalte.<br />

Nicht direkt satanisch, aber auf jeden Fall als ein wichtiges Vorzimmer für satanistische Lust an<br />

Gr<strong>aus</strong>amkeit stellen die Horrorfilme dar. Die in diesen Filmen gezeigte Bestialität senkt die<br />

Verachtung des Menschen vor Mord <strong>und</strong> Lust am Mord <strong>und</strong> gaukelt dem Zuschauer einen über<br />

jede Kreatur erhabenen Menschentypen vor, der sich zum Herren über Leben <strong>und</strong> Tod erhebt. In


der Regel fließt neben viel Blut in solchen Filmen auch eine unendliche Kette von übersinnlichen<br />

Ereignissen, die die abscheulichsten Verwandlungen von Personen <strong>und</strong> Tieren in Monster <strong>und</strong><br />

Drachen der übelsten Art ermöglicht. Dieses Gemisch von Blut, Angst <strong>und</strong> <strong>Okkultismus</strong> macht<br />

heute etwa 20% aller im Handel <strong>und</strong> Verleih verfügbaren Videos <strong>aus</strong>. <strong>Der</strong> Zusammenhang<br />

zwischen rituellem Missbrauch im Satanismus <strong>und</strong> der Horrorfilmindustrie liegt auf der Hand.<br />

Mehr als nur Teenie-Spaß<br />

Eine her<strong>aus</strong>ragende Rolle bei der Verbreitung satanistischer Inhalte unter Jugendlichen spielen<br />

die Jugendzeitschriften wie „Bravo“, „Mädchen“, „Bravo Girl“, „Coupe“ <strong>und</strong> andere. Seit Mitte<br />

Achtziger führen diese Zeitschriften eine regelrechte okkulte Aufklärung der Jugendlichen durch.<br />

So stellte die Zeitschrift „Mädchen“ in ihrer November 1986 dreizehn Okkultpraktiken vor. Und<br />

„Bravo“ versorgte ihre jungen Leser mit Themen wie „So empfangt ihr Botschaften <strong>aus</strong> dem<br />

Jenseits - Tischerücken“; „Das Pendel sagt die Wahrheit“; „Blitzkurs im Kartenlegen - Blickt in<br />

eure Zukunft.“ Als besonders raffinierte Masche erwiesen sich die hier veröffentlichten Foto-Love-<br />

Storys, obskure Pseudoreportagen, die <strong>aus</strong> dem Leben <strong>und</strong> der Praxis der Hexen, Kartenleger<br />

<strong>und</strong> sonstigen okkulten Praktikern berichten. Welche verheerende Wirkung solche<br />

Veröffentlichungen auf ihre jungen Leser haben, dokumentieren die Journalisten Grandt<br />

anschaulich. Immer wieder erlebe auch ich im Gespräch mit Jugendlichen, daß sie Ihr Interesse<br />

für okkulte Phänomene der Lektüre solcher Veröffentlichungen verdanken.<br />

Warum ziehen solche Darstellungen die Aufmerksamkeit der Jugendlichen auf sich? Es ist die<br />

Faszination des Übernatürlichen, des erfahrbaren Übernatürlichen, die hier am Werke ist.<br />

Weitergegeben wird sie nicht zuletzt von solchen Lebenserinnerungen, wie sie in den<br />

Zeitschriften veröffentlicht werden, auch dann wenn diese Veröffentlichungen auf authentische<br />

Erfahrungen zurückgreifen, wie es am Beispiel der Aussteigerin Ricarda S. deutlich wird. Man<br />

brauch nur einmal die Internetseiten konsultieren, um zusehen, wie hoch solche Berichte von den<br />

Satanisten gehandelt werden.<br />

Rock my soul in die Hände Satans<br />

Ähnliches muß auch von der seit den 60er Jahren die Jugendkultur dominierende Rockmusik<br />

gesagt werden. Hier waren es vor allem Mick Jagger <strong>und</strong> seine Rolling Stones, die beeinflußt von<br />

Kenneth Anger, 1967 mit dem Titel „Their Satanic Majestic Request“ <strong>und</strong> dem späteren<br />

„Sympathy for the Devil“ eine fatale <strong>Entwicklung</strong> anstießen. Viele Konzerte, vor allem im Bereich<br />

der Hardrocks sind seither zu okkulten <strong>und</strong> satanischen Happenings degradiert worden. Eigene<br />

Musikrichtungen, wie Black-, Trash-, <strong>und</strong> Death-Metal entwickelten sich. Musiker <strong>und</strong> Gruppen<br />

wie Black Sabbath, Black Widow, Ozzy Osborne, Living Death, Slayer, AC/DC, Demon Eyes,<br />

Iron Maiden, Alice Cooper, Venom <strong>und</strong> andere haben eine eigene okkult-satanische Kultur<br />

geschaffen, die heute kaum wegzudenken ist.<br />

Nicht immer sind die satanistischen Musiker auch wirklich Satanisten, wie das am Beispiel von<br />

den Musikern der Black-Metal Gruppe Slayer deutlich wird. Bob Larson berichtet von einer<br />

Konzerttournee der Gruppe durch Deutschland, die er als christlicher Journalist begleitete. Dabei<br />

fiel ihm die tiefe Kluft zwischen den dämonischgeladenen Konzerten <strong>und</strong> dem konzertfreien Alltag<br />

der Gruppe auf. Slayer-Musiker seien keine Satanisten, stellte der Journalist am Ende der<br />

Tournee fest. Die satanischen Inhalte ihrer Lieder ist für sie nur eine Antwort auf ein<br />

entsprechendes Interesse der Jugend heute <strong>und</strong> somit ein Weg gutes Geld zu verdienen. Klingt<br />

harmlos, die Folgen bei den so bedienten Jugendlichen, sind jedoch nicht zu übersehen.<br />

Bob Larson führt in seinem Buch Fälle von Jugendlichen an, die gerade über Slayer zur<br />

bewussten Satansverehrung gekommen sind.<br />

Oft verstehen sich die jeweiligen Musiker auch als Missionare einer bestimmten Satanismus-


Richtung wie folgendes Zitat eines Venom-Mitglieds anschaulich beweist. Auf die Frage, warum<br />

sie sich ein Satans-Image geben, antwortete er: „Unsere Texte sind vor allem beeinflußt durch<br />

ein Buch von Anton LaVey. Er gründete in Amerika die ´Church of Satan´ <strong>und</strong> das Buch heißt „In<br />

a Satanic Bible´ Dieses Buch ist mit Recht die Bibel des Satanismus. Wir verwenden keine Zitate<br />

<strong>aus</strong> diesem Buch, aber wir werden davon stark beeinflußt.“<br />

Besonders im Jugendspiritismus <strong>und</strong> -satanismus stellt diese Kultur einen besonderen<br />

Einstiegpool für den Jugendlichen dar.<br />

Erzieher als Verführer<br />

In seiner bereits oben erwähnten Presseerklärung warnte Minister Schwier die Lehrer in den<br />

Schulen davor, ihre Zöglinge leichtfertig mit okkulten Inhalten zu konfrontieren. <strong>Der</strong> Verdacht des<br />

Ministers war keineswegs <strong>aus</strong> der Luft gegriffen. Im Oktober 1987 berichtete <strong>Der</strong> Spiegel von<br />

einem spiritistischen Kreis im Raum Bielefeld, der nur <strong>aus</strong> Pädagogen bestand. Im gleichen<br />

Zeitraum kam es zu einer direkten Konfrontation zwischen eine Reihe von Eltern <strong>und</strong> einem<br />

Religionslehrer im Gymnasium Oerlingh<strong>aus</strong>en, in der Nähe Bielefelds, weil diese die Schüler im<br />

Unterricht zum Pendeln <strong>und</strong> anderen okkulten Praktiken anleitete. Als Pastor einer evangelischen<br />

Freikirche in der Gegend war ich damals unmittelbar in die Ereignisse involviert. Auch <strong>aus</strong><br />

anderen Orten wurden ähnliche Vorkommen bekannt.<br />

Ein Spiel mit dem Feuer<br />

Als eine der stärksten Verführungsmechanismen unter Jugendlichen erweisen sich heute die<br />

Fantasy-Rollenspiele, die seit der Amerikaner Gary Gygax Anfang der Siebziger Jahre das<br />

Prinzip erfand, heute den Spielemarkt überall in der westlichen Welt beherrschen. „Dungeons<br />

and Dragons“, ein Phantasiespiel für 2-6 Personen, daß die Teilnehmer durch eine Reihe von<br />

mystischen Erfahrungen leitet <strong>und</strong> dabei eine breite Palette okkulter Praktiken ganz nebenbei<br />

vorstellt, ist seit seiner Erscheinung im Frühjahr 1974 immer noch ein Hit unter den Jugendlichen.<br />

Und vor allem unter den Jugendlichen, wie entsprechende Studien in der B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland beweisen.<br />

Gerade diese Altersgruppe vermag noch nicht immer zwischen der Wirklichkeit <strong>und</strong> der Fantasy-<br />

Welt zu unterscheiden. Die übernommene Rolle wird hier immer wieder in der realen Welt<br />

weitergelebt. Bob Larson zitiert einen der vielen Jugendlichen, der seine Erfahrungen auf den<br />

Punkt bringt: „Es bereitete mir geradezu ein sadistisches Vergnügen, meine Gegner zu töten.<br />

Wenn mich eine böse Gestalt bedrohte, behandelte ich sie unbewußt so, wie mich einer dieser<br />

Yuppies in der Schule fertiggemacht hatte. Ich benutzte das Spiel, um meine wirklichen Probleme<br />

in der Fantasie zu lösen. In dieser Welt hatte ich die Möglichkeiten, die Ereignisse zu<br />

beeinflussen.“<br />

<strong>Der</strong> Versuch Fantasy-Rollenspiele solcher Machart als harmlose Freizeitbeschäftigung für Jung<br />

<strong>und</strong> Alt darzustellen muß entschieden zurückgewiesen werden. Gygax warnt die Spieler: „Die<br />

Beschwörungs- <strong>und</strong> Zauberformeln sind ein unverzichtbarer Bestandteil des Spiels. Sie müssen<br />

unbedingt laut gesprochen werden.“ Er rät sie daher <strong>aus</strong>wendig zu lernen. In der Tat „D & D läßt<br />

sich nur dann mit Erfolg spielen, wenn man den Spielern erlaubt, Gewalt <strong>und</strong> Magie<br />

anzuwenden.“<br />

Fantasy-Rollenspiele führen den Spieler in eine Faszination des Okkulten ein, stellen ohne<br />

weiterer Erklärung okkulte Praktiken vor <strong>und</strong> zwingen die Teilnehmer in ihrer Fantasie zum<br />

Mitmachen. Die scheinbar harmlosen Begegnungen mit Dämonen entpupen sich jedoch bald als<br />

Realitäten <strong>und</strong> das magische Instrumentarium als willkommenes Instrument sich solcher Kräfte<br />

auch in der Realität zu bedienen. <strong>Der</strong> Einstieg in eine Beziehung mit satanischen Mächten<br />

beginnt.<br />

Neben den Fantasyspielen werden seit längerem auch direkt spiritistische Utensilien in Form von


Spiel vermarktet. Das Ouija-Board ist dafür ein klassisches Beispiel. Aufgebaut auf dem Prinzip<br />

des Gläserrückens, werden hier Geister her<strong>aus</strong>gerufen <strong>und</strong> zu verschiedenen Themen befragt.<br />

Gerade über das Gläserrücken kommen heute viele Jugendlichen in den Dunstkreis des<br />

Satanismus.<br />

V. Ein Vertrag mit dem Satan<br />

Nicht jeder Mensch, der sich mit okkulten Inhalten <strong>aus</strong>einandersetzt, ja gar <strong>Okkultismus</strong><br />

praktiziert wird notwendigerweise zum Satanisten. Aber jeder der Satanist wird beschäftigt sich<br />

auch mit okkulten Praktiken. Was ist nun der Weg von bloßer Neugier zur Mitgliedschaft in<br />

schwarzen Kultgemeinschaften? Vereinfacht kann hierfür die berühmte Formel Marilyn<br />

Fergusons, der amerikanischen New-Age Prophetin angewandt werden. Die Einweihung<br />

geschieht, nach Ferguson, nach einem Vier-Stufen-Plan. Die einzelnen Stufen werden als<br />

EINSTIEG,<br />

ERFORSCHUNG,<br />

INTEGRATION,<br />

VERSCHWÖRUNG<br />

bezeichnet. Es ist eine Art Selbstheilungs- oder Selbsterlösungsweg. Ferguson schreibt dazu:<br />

"Während der transformativen <strong>Entwicklung</strong> werden wir zu den Künstlern unseres eigenen<br />

Lebens". Mit der vierten Stufe hat der Mensch dann die "Vollendung", oder auch die totale<br />

"Selbstverwirklichung" erreicht. Er wird durchströmt vom neuen, nie vorher gekannten<br />

Bewußtsein <strong>und</strong> Fähigkeit. Nach dem Willen der New-Age Propheten hat er nun seine<br />

"Göttlichkeit" wieder erreicht.<br />

Hier schließt sich der Kreis um die alte Lüge der Schlange im Paradies, mit der sie Eva <strong>und</strong><br />

Adam erfolgreich zu Fall brachte. Auch die Schlange hatte behauptet: "Ihr werdet sein wie<br />

Gott"(1.Mo.3,15).<br />

<strong>Der</strong> Weg der Transformation ist daher ein schlau <strong>aus</strong>geklüngelter Weg der Versuchung, der<br />

seine verführerische Schlagkraft bereits unzählige Male bewiesen hat. Ihn zu kennen, bedeutet<br />

die Gefahr rechtzeitig zu erkennen <strong>und</strong> somit fähig zu werden sich dagegen wehren.<br />

<strong>Der</strong> sanfte Einstieg in die Hölle<br />

In den seltensten Fällen beginnen Menschen ihre satanistische Karriere als Kinder von<br />

Satanisten. Natürlich gibt es diese Fälle auch, aber heute gilt immer noch, daß die große<br />

Mehrheit der praktizierenden Satanisten zum Satanismus konvertieren, sprich <strong>aus</strong> der grauen<br />

Masse der „Meute“, wie Ricarda S. sie nennt, dazugewonnen werden. Über Wege <strong>und</strong> Mittel der<br />

Verführung wurde bereits gesprochen. Nicht selten sind die ersten Erfahrungen eher harmlos.<br />

Wer aber dann Interesse an mehr Nervenkitzel zeigt, gerät bald in die geschickten Hände der<br />

Verführer <strong>und</strong> der Weg nach unten beginnt.<br />

Mit gesteigerten Interesse zum Sinneswandel<br />

Was mit Gläserrücken beginnt, weckt schnell Lust auf mehr. Wer einmal die übersinnlichen Kräfte<br />

gespürt hat, der wird ständig versucht sein, sie besser beherrschen zu können. Wer einmal mit<br />

dem Jenseits Kontakt hatte, hat einen Spalt im Fenster geöffnet, der immer weiter wird. So <strong>und</strong><br />

ähnlich beschreiben Menschen, die sich mit okkulten Phänomenen beschäftigen, ihre<br />

Erfahrungen. „Ich hatte immer wahnsinnige Angst vor den Begegnungen mit den Geistern, aber<br />

es ist wie eine Sucht“, sagte mir eine praktizierende Magierin, „je mehr du die von dort kennst,<br />

desto stärker wird der Zug.“ Und informieren kann man sich heute an jeder Ecke. Ein Meer an


okkulter <strong>und</strong> spiritistischer Literatur ist bereits offen zugänglich. Das Internet bringt durch einen<br />

M<strong>aus</strong>klick detallierte Anleitungen in die Einsamkeit der Wohnstuben. Viele der hier<br />

beschriebenen satanischen Gruppierungen sind offiziell registrierte religiöse Vereine, die offen<br />

<strong>und</strong> ungeschminkt ihre düstere Propaganda verbreiten dürfen. Interessierte Leute haben schnell<br />

Kontakt gef<strong>und</strong>en. Und der Weg nach unten setzt sich fort.<br />

Jetzt gehörst Du zu uns<br />

Okkulte Erfahrungen, intensiver Aust<strong>aus</strong>ch über satanische Verehrung, ermächtigt noch niemand<br />

zur Mitgliedschaft in einer satanistischen Gruppe. Im Fall Sandro Beyer handelte es sich<br />

offensichtlich um einen okkult interessierte jungen Mann, der jedoch keinen Zugang in die<br />

Gruppe fand. Je „satanistischer“ eine Gruppe, je mörderischer die Rituale, desto schwieriger der<br />

Zugang. Das bestätigen alle Berichte. In der Regel gelangt man nicht gleich auf eine schwarze<br />

Messe, sondern wird über eine Reihe von Erfahrungen dahin geführt. Erst wenn das Vertrauen<br />

hergestellt ist, gelangt man in den inneren Kreis der Gruppe. Die Aufklärungsjournalisten Guido<br />

<strong>und</strong> Michael Grandt weisen <strong>aus</strong>drücklich darauf hin, daß der Zugang zu den inneren Zirkeln des<br />

satanistischen Treibens sehr schwer ist <strong>und</strong> nur über Vertrauen gelingt. Ist aber ein solches<br />

Vertrauen aufgebaut, so beginnt der Weg nach innen, der über Satansweihen, verb<strong>und</strong>en mit<br />

rituellem Missbrauch, Altarsex, bis hin zum Blutvertrag mit Satan geht.<br />

Vertrag mit dem Satan<br />

Im Gespräch mit Menschen, die sich auf satanistische Rituale eingelassen haben, fällt mir seit<br />

einigen Jahren auf, daß diese Menschen eine Art Vertrag mit dem Teufel geschlossen haben, der<br />

ihnen den Einstieg in den Satanismus ermöglicht. Auch wenn die Vertragstexte in den<br />

Wortformulierungen variieren mögen, ihr Inhalt orientiert sich meist an <strong>aus</strong> dem Mittelalter<br />

stammenden Teufelspakten, wie die Haacks mit Recht bemerken. Folgende Gr<strong>und</strong>merkmale sind<br />

charakteristisch:<br />

<strong>Der</strong> Vertrag wird mit eigenem Blut geschrieben, oder wenigstens unterschrieben.<br />

<strong>Der</strong> Vertrag sieht vor, daß man Christus <strong>und</strong> seiner christlichen Kirche abschwört <strong>und</strong> sich<br />

bewußt von den sakramentalen Handlungen der Kirche, so z.B. der Taufe, lossagt.<br />

<strong>Der</strong> Unterzeichnende verspricht dem Satan blinden Gehorsam, wobei dieses Versprechen oft mit<br />

konkreten Verpflichtungen satanische Sabbate <strong>und</strong> Schwarze Messen zu besuchen, Opfergaben<br />

dem Satans zu bringen <strong>und</strong> anderes mehr, verb<strong>und</strong>en ist. In einigen dieser Verträge findet sich<br />

gar das Versprechen, jeden Monat ein Kind dem Satan zu opfern.<br />

<strong>Der</strong> Unterzeichnende verpflichtet sich so viele wie möglich Menschen dem Satansdienst zu<br />

zuführen.<br />

Als Zeichen der Unterordnung bringen Satans Vertragspartner gewisse Symbole an ihrem Körper<br />

an, an Augenlidern, in den Achselhöhlen, auf den Lippen, den Schultern oder auf dem Gesäß<br />

<strong>und</strong> bei den Frauen auf den Brüsten <strong>und</strong> den Schamlippen.<br />

Verträge dieser Art müssen sowohl in der Seelsorge als auch generell sehr ernst genommen<br />

werden, weil sie gegebenenfalls, besonders unter Einwirkung von Drogen <strong>und</strong> Alkohol zu<br />

Verbrechen führen können.<br />

VI. Was glauben Satanisten?<br />

Dogmatischer Anarchismus als Prinzip<br />

Was glauben Satanisten? Eine Antwort auf diese Frage würde Bücher füllen, da gemeinsame<br />

Glaubensvorstellungen dem Satanismus, der sich prinzipiell individualistisch <strong>und</strong> ikonoklastisch


gibt, fremd sind. Im Satanismus herrscht in der Tat so etwas wie ein dogmatischer Anarchismus,<br />

der sich nicht zuletzt <strong>aus</strong> Crowleys Gesetz des Teleme ergibt. Nur sehr wenige Ansichten der<br />

Satanisten können als Allgemeingut der meisten Vertreter des Teufelskults gelten. Andere<br />

Ansichten, die von führenden Satanisten wie LaVey <strong>und</strong> Manson vertreten werden, sind zwar<br />

nicht allgemein akzeptiert, finden aber große Verbreitung. Um diese wenigen Gr<strong>und</strong>sätze soll es<br />

nun hier gehen.<br />

Ein Buch der Offenbarung gibt es nicht<br />

Das Christentum so wie andere Weltreligionen sind Schriftreligionen, d.h. sie bauen ihre<br />

Vorstellungen auf einem Text, der als autoritative Basis allen Glaubens gesehen wird. Nicht so im<br />

Satanismus. Mit der Ablehnung Gottes als letztgültigen Autorität, lehnen sie auch jede<br />

Offenbarung ab, die eine solche Autorität beansprucht. Das gilt nicht nur im Bezug auf die Heilige<br />

Schrift, sondern auch im Bezug auf die von LaVey verfasste Satanische Bibel oder den in<br />

satanistischen Kreisen so verbreiteten Schriften Crowleys.<br />

Die Satanische Bibel wurde, ähnlich der in Rußland von J. Jaroslavskij verfassten Bibel für<br />

Gläubige <strong>und</strong> Ungläubige, vor allem geschrieben, um sich über das Christentum <strong>und</strong> seine<br />

Glaubensvorstellungen lustig zu machen. Erst an zweiter Stelle bietet die Satanische Bibel<br />

Gr<strong>und</strong>lagen zum Glauben <strong>und</strong> Leben eines Satanisten. Diese finden allesamt in der Förderung<br />

der Eigeninteressen des Einzelnen ihre Zuspitzung. Crowley´s Gr<strong>und</strong>gesetz wird hier in aller<br />

Schärfe angewandt. Wollte also jemand die Anweisung der Satansbibel ernstnehmen <strong>und</strong><br />

danach leben, so mußte er bald die Autorität dessen, was dieses Buch besagt, in Frage stellen<br />

<strong>und</strong> sich gegen diese <strong>und</strong> jede andere Autorität erheben.<br />

Gott ist ...<br />

Wer jede Offenbarung ablehnt, wer so anarchistisch denkt, kann sich natürlich auch kein Absolut<br />

vorstellen. Auch wenn die satanistischen Gottesverständnisse sehr unterschiedlich <strong>aus</strong>fallen, so<br />

scheinen sich doch vier Gr<strong>und</strong>tendenzen deutlich abzuzeichnen.<br />

1. Es gibt keinen Gott. Burton H. Wolfe schreibt: „Es gibt keinen Gott. Es gibt keine absolute,<br />

allmächtige Gottheit im Himmel die sich da um die Geschicke der Menschen kümmert. Da oben<br />

gibt es niemand der dir auch nur ein Stück Scheiße gäbe. <strong>Der</strong> Mensch ist der einzige Gott. <strong>Der</strong><br />

Mensch muß belehrt werden sich vor sich selbst <strong>und</strong> den anderen Menschen für seine Taten zu<br />

verantworten.“<br />

2. Gott ist die Macht der Natur, eine unpersönliche Urwirklichkeit. LaVey schreibt dazu: „Es ist ein<br />

weitverbreitetes Missverständnis, daß der Satanist nicht an Gott glaube. Die Vorstellung von<br />

einem ´Gott´, wie die Menschen es verstanden haben, hat sich im Laufe der Zeit so oft geändert,<br />

so daß der Satanist meist die Definition akzeptiert, die ihm am besten persönlich passt.<br />

Menschen haben immer ihre eigenen Götter geschaffen, viel eher als das ihre Götter sie gemacht<br />

hätten. ... Für einen Satanisten ist ´Gott´ - mit welchem Namen er auch immer genannt wird, oder<br />

auch überhaupt ohne jeglichen Namen - eine <strong>aus</strong>gleichenden Kraft in der Natur, <strong>und</strong> nicht ein<br />

Wesen daß sich mit dem Leid beschäftigt. Diese mächtige Kraft die das Universum durchzieht<br />

<strong>und</strong> <strong>aus</strong>gleicht ist viel zu unpersönlich um sich für das Glück oder Misere der <strong>aus</strong> Fleisch <strong>und</strong><br />

Blut bestehenden Kreaturen auf diesem Ball <strong>aus</strong> Dreck, auf dem wir leben, zu kümmern.“<br />

3. Gott ist das eigene Ich. LaVey schreibt: „Ich bin ein Satanist! Verbeuge dich, denn ich bin die<br />

höchste Verkörperung menschlichen Lebens.“ Unumw<strong>und</strong>en bekennt der Leiter der<br />

Satanskirche Gott zu sein. Hendrik M., einer der Mörder von Sandro Beyer <strong>aus</strong> Sondersh<strong>aus</strong>en,<br />

schrieb <strong>aus</strong> dem Gefängnis an seine Fre<strong>und</strong>e: „... Böse sein bedeutet noch viel mehr, als nur ein<br />

anderes Image zu haben. Es ist eine Lebenseinstellung ... was wäre dazu angebrachter als eine<br />

Religion. So viele Menschen bekennen sich zu irgendwelchen lächerlichen Religionen, warum<br />

nicht auch wir. Warum sich nicht zur stärksten Religion bekennen, eine Religion mit sich selbst


als Gott, eine Religion, die wirklich Macht <strong>und</strong> Kraft verleiht ...“<br />

4. Satan ist Gott. Diese Vorstellung findet sich so in den wenigsten Dokumenten der Satanisten<br />

wieder. Im Jugendsatanismus dagegen wird Satan oft göttliche Verehrung zuteil.<br />

Satan - ein Mittel zum Zweck<br />

Auch in ihrem Satansverständnis unterscheiden sich die Satanisten von einander. Vier<br />

Vorstellungen dominieren allerdings:<br />

1. Die einen stellen sich den Satan als eine natürliche, nicht-materielle Kraft oder Wirklichkeit vor,<br />

die entweder neutral, oder auch gr<strong>und</strong>sätzlich schwarz gedacht wird. Burton H. Wolfe beschreibt<br />

ihn „nicht als einen stereotypen Genossen, gekleidet in roten Überhang, mit Hörner, Schwanz<br />

<strong>und</strong> Mistgabel, sondern als schwarze Kräfte in der Natur, die die Menschen erst beginnen zu<br />

erfassen.“ Diese Kräfte lernen die Satanisten für sich zu instrumentalisieren, weil sie „ein<br />

Reservoir“ von Kraft darstellen, die bis jetzt der Menschheit verschlossen geblieben sind.<br />

2. Andere beziehen die Bezeichnung Satan auf sich selbst. So hat sich Aleister Crowley als die<br />

Inkarnation Satans verstanden, weil das die logische Folgerung seiner Philosophie der<br />

Selbstverwirklichung zu sein schien. Bob & Gretchen Passantino erwähnen einen Fall, wo ein<br />

Satanist, gefragt, ob er jemals zu Satan gesprochen habe, antwortete: „Sie sehen Satan gerade<br />

an <strong>und</strong> sprechen zu ihm“.<br />

3. Wieder andere, sehr oft Jugendliche, die mit dem Satanismus spielen, glauben an den Satan<br />

so wie er in der Bibel vorgestellt wird, jedoch mit der einen Ausnahme, daß sie ihm alle<br />

Qualitäten zuschreiben, die die Heilige Schrift Jesus zuerkennt. Ich erinnere mich noch gut, wie<br />

mich zwei völlig in Schwarz gekleidete Jugendliche besuchten <strong>und</strong> sich als Priester des Satans<br />

vorstellten. Gefragt, ob sie denn noch nie die Bibel gelesen haben <strong>und</strong> nicht wüssten, was die<br />

Heilige Schrift solchen Menschen in Aussicht stellt, die sich mit dem Teufel anlassen, antwortete<br />

sie: „Wir kennen die Bibel gut, aber alles, was sie darin vom Teufel lesen, ist Lüge. Jesus ist der<br />

Teufel <strong>und</strong> Satan ist Gott. Er ist unser Erlöser.“<br />

4. Wiederum andere, vor allem Jugendliche <strong>aus</strong> pietistischen Familien, wissen vom Satan als<br />

dem Widersacher Gottes, nehmen aber die biblische Androhung der Höllen-Strafe in Kauf, weil<br />

ihnen die Macht, die sie <strong>aus</strong> der Verehrung Satans erlangen, im Moment wichtiger erscheint.<br />

Andreas ist ein klassisches Beispiel dafür. Er rief mich eines Nachts an, weil er die Fratze, die er<br />

sah, sobald er in den Spiegel blickte, nicht mehr <strong>aus</strong>halten konnte. Gefragt warum er sich denn<br />

mit dem Satanskult eingelassen habe, sagte er: „Ich weiß, daß Gott mich für meine Taten<br />

verdammt, aber Satan gibt mir halt mehr. Wenn ich Geld, z.B. brauche, da muß ich ihn nur darum<br />

bitten. Ich gehe auf die Strasse, mich überkommt ein Drang einen bestimmten Typen um 50 DM<br />

zu bitten <strong>und</strong>, ob du es glaubst oder nicht, der gibt mir den Schein, ohne auch nur mit der Wimper<br />

zu zucken. Mit Gott funktioniert so was nicht.“<br />

Jesus - der Feind<br />

Ähnlich wie Satan, sehen die Satanisten auch Jesus. Steht Satan für die Quelle der<br />

Lustbefriedigung, so ist Jesus ein Symbol für das Gegenteil. „<strong>Der</strong> Jesus Christus des<br />

Christentums ist das Gegenteil von alledem, was die Satanisten sein wollen.“ Auch da wo man<br />

an die historische Existenz Jesu nicht glaubt, steht sein Name für den Feind an sich. Anton<br />

LaVey, der jegliche Historizität der Person Jesu ablehnt, wird obszön <strong>und</strong> abfällig, sobald es um<br />

diesen Namen geht. Er nennt unseren Herrn Jesus Christus einen „Wahren Prinzen des Bösen -<br />

den König der Sklaven.“ Einen Erlöser wie Jesus brauchen sie nicht. In den Worten LaVey´s:<br />

„Sag es zu deinem eigenen Herzen: ´Ich bin mein eigener Erlöser.“


Sünde - die Erfindung der Christen<br />

<strong>Der</strong> Satanist glaubt keinen Erlöser zu brauchen, weil er gr<strong>und</strong>sätzlich jede Vorstellung von der<br />

Sünde ablehnt. Sünde ist die Erfindung der Christen, weil sie auf diese Weise die Menschen <strong>und</strong><br />

ihre Wege zur Bedürfnisbefriedigung kontrollieren können. In dem bestimmte Verhaltensweise als<br />

Sünde bezeichnet werden, wird dem Menschen ein schlechtes Gewissen eingetrichtert, daß den<br />

Glauben an seine eigenen Möglichkeiten <strong>und</strong> seine eigene Kraft mindert. Das Resultat ist ein<br />

sklavisches Dasein, ein Leben in Komplexen, eine Existenz ohne Erfüllung. <strong>Der</strong> Satanist, der<br />

Selbstvergötterung zum eigentlichen Ziel seiner Religion macht, wird daher jede Minderung<br />

seiner eigenen Möglichkeiten als Angriff werten. Daher die exzessiven Ausfälle in Richtung<br />

christlichen Sündenverständnisses. Konsequenterweise bezeichnet LaVey das Kreuzsymbol der<br />

Christen abfällig: „Festgefahrene Inkompetenz, aufgehängt an einen Baum.“<br />

Nicht alle Menschen sind gleich wertvoll<br />

In der <strong>Sicht</strong> der Satanisten sind nicht alle Menschen gleich. Man unterscheidet gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

zwischen solchen, die erleuchtet worden sind (Satanisten) <strong>und</strong> solchen die sich jeder Erleuchtung<br />

verweigern. LaVey würde sich am liebsten all derjenigen die sich seiner Philosophie nicht beugen<br />

entledigen. Selbstbefriedigung auf Kosten anderer, minder einzustufender Personen, ist nicht nur<br />

akzeptiert, sondern geradezu geboten. Nur so kann eine gewisse Reinigung der Menschheit<br />

stattfinden.<br />

Satanistische Feiertage<br />

Das Leben eines Satanisten kennt besondere rituelle Höhepunkte, die sich meist um die<br />

besondere Feiertage gruppieren. So versammeln sich am 6. 6. jeweils um 6 Uhr morgens<br />

T<strong>aus</strong>ende von Satansjüngern an den Orten „geistlicher Energie“ um Luzifer Ehre zu erstatten.<br />

LaVey nennt fünf Hauptfeiertage seiner Kirche, die da wären:<br />

1. <strong>Der</strong> Geburtstag des jeweiligen Satanisten. LaVey sagt dazu: „<strong>Der</strong> wichtigste aller Feiertage in<br />

der satanistischen Religion ist das Datum des jeweils eigenen Geburtstags... <strong>Der</strong> Satanist<br />

empfindet: Warum nicht einfach ehrlich sein <strong>und</strong> wenn du schon einen Gott in dein eigenes<br />

Ebenbild schaffst, warum dann nicht diesen Gott als dich selbst schaffen. Jeder Mensch ist ein<br />

Gott, wenn er sich nur dafür entscheidet einer zu sein.“<br />

2. Frühlingsbeginn oder Walpurgisnacht.<br />

3. Herbstbeginn oder Halloween<br />

4. <strong>Der</strong> Sommer Solstice<br />

5. <strong>Der</strong> Winter Solstice.<br />

Es ist wichtig für einen Christen sich von der Teilnahme an solchen Feierlichkeiten, auch wenn<br />

sie mit einem Hauch des Spiels <strong>und</strong> Harmlosigkeit versehen werden, fernzuhalten.<br />

Ein Greuel vor Gott<br />

Die Heilige Schrift ist sehr klar, wenn es um okkult-satanistische Praktiken geht. Im Alten<br />

Testament findet sich in 5. Mo 18, 9ff der locus classicus in Sachen <strong>Okkultismus</strong>, der explizit drei<br />

wesentliche Elemente des modernen Satanismus als Greuel vor Gott verbietet: Wahrsagerei,<br />

Magie <strong>und</strong> Spiritismus.<br />

Es heißt hier:<br />

"Wenn du in das Land kommst, das dir der Herr, dein Gott, geben wird, so sollst du nicht lernen,<br />

die Greuel dieser Völker zu tun, <strong>und</strong> nicht jemand unter dir gef<strong>und</strong>en werde, der seinen Sohn


oder seine Tochter durchs Feuer gehen läßt oder Wahrsagerei, Hellseherei, geheime Künste<br />

oder Zauberei treibt oder Bannungen oder Geisterbeschwörungen oder Zeichendeuterei<br />

vornimmt oder die Toten befragt. Denn wer das tut, der ist dem Herrn ein Greuel, um solcher<br />

Greuel willen vertreibt der Herr, den Gott, die Völker vor dir."<br />

Wer sich also mit satanistischen Inhalten beschäftigt <strong>und</strong> entsprechenden Praktiken nachgeht,<br />

der macht sich zum Feind Gottes, eine über<strong>aus</strong> bedauernswerte Entscheidung.<br />

VIII. Wenn Spaß zum bitteren Ernst wird<br />

Die Folgen der Beschäftigung mit Satanismus sind vielfältig <strong>und</strong> hängen natürlich von der<br />

Intensität <strong>und</strong> der tiefe der Beziehung des Opfers zum Kult ab. Zu unterscheiden sind:<br />

Soziale Störungen<br />

Psychische <strong>und</strong> Körperliche Störungen<br />

Okkulte Abhängigkeit<br />

Besessenheit<br />

<strong>Der</strong> Weg in die gesellschaftliche Isolation<br />

Die oben vorgenommene Darstellung satanistischer Praktiken hat deutlich gemacht, wie die<br />

Opfer dieser Schwarzen Kulte auf der Suche nach Geborgenheit <strong>und</strong> Akzeptanz immer mehr in<br />

eine gefährliche Isolation von ihren Mitmenschen hineinmanövriert werden. In der Tat kann es im<br />

Satanismus keine Gemeinschaft geben. Ausdrücklich beschreibt Ricarda S. in ihrer Biographie<br />

wie die Gruppe sich gegen jede Versuchung der Nächstenliebe, ja Liebe überhaupt, zu Wehr<br />

setzt. Unter anderem beschreibt sie eine solche Situation mit folgenden Worten: „<strong>Der</strong> Haß hat mir<br />

gut geholfen gegen meine Angst. Aber ich merkte, daß mein Haß, mein wahrer Wille noch ganz<br />

schön löcherig war. Und nicht nur bei mir. Die anderen hatten immer noch ganz schön Angst.<br />

Gabi war mal nach einer Schwarzen Messe völlig außer sich. Krischan hatte diesmal unglaublich<br />

stark geblutet, <strong>und</strong> Gabi hatte Angst, daß er das nicht überlebt. Wir standen im Zimmer, sahen<br />

uns an, fingen beide an zu weinen <strong>und</strong> haben uns umarmt. Wir haben uns einander festgehalten.<br />

Das war nach den Regeln aber streng verboten, <strong>und</strong> als dann jemand ins Zimmer kam, ließen wir<br />

uns sofort los. Ich schrie Gabi gleich an, sie sollte sich nicht so anstellen. Michael, der<br />

hereingekommen war, grinste nur verächtlich.“<br />

Keine Schwächen, keine Liebe, keine Beziehung - wen w<strong>und</strong>ert’s dann, wenn Menschen, die sich<br />

mit satanistischen Inhalten <strong>und</strong> Gruppen beschäftigen, am Ende einsam, beziehungsunfähig,<br />

verhaltensgestört <strong>und</strong> sonst sozial gestört dastehen. Die Geschichten jener Frauen, die sich auf<br />

den Grandmaster des modernen Satanismus Aleister Crowley einließen, bieten alles, was man<br />

sich an sozialem Tod im Leben eines Menschen vorstellen kann.<br />

Im Käfig der Angst<br />

Die zunehmende persönliche Isolation, das Gefühl mit den eigenen Erfahrungen allein zu stehen<br />

<strong>und</strong> erstarrt auf eine übernatürliche Kraft zu blicken, ohne sie jedoch sehen zu können, löst bei<br />

den meisten satanistisch aktiven Menschen große Ängste <strong>aus</strong>. Ich kenne <strong>aus</strong> meiner<br />

seelsorgerlichen Praxis keinen Menschen der sich auf dem Satanismus einließ <strong>und</strong> dabei nicht<br />

durch kaum zu bewältigende Ängste gegangen ist. Man fühlt sich verfolgt, hört Stimmen <strong>und</strong><br />

Schritte; kann sich oft überhaupt nicht mehr konzentrieren <strong>und</strong> hat große Probleme beim Schlaf.<br />

Petra, eine junge Frau, die in den Bann okkulter Mächte geraten war <strong>und</strong> die in meine<br />

Seelsorgepraxis kam, bringt ihre Erfahrungen auf den Punkt: „Ich kann praktisch überhaupt nicht<br />

mehr allein in Räumen bleiben, ganz geschweige von dunklen Räumen. Spüre eine unsichtbare<br />

<strong>und</strong> mir angstmachende Gewalt um mich herum. Manchmal spüre ich körperliche, kalte<br />

Berührungen. Ich erstarre dann vor Angst. Ich höre Stimmen, sehe Fratzen in den Gegenständen<br />

<strong>und</strong> manchmal verwandeln sich diese Gegenstände in furcherregende Fratzen. Sehr, sehr oft


habe ich Mordgedanken. Es ist schrecklich. Mein Leben ist zu einer Hölle geworden.“<br />

Ähnliche Beispiele berichten auch andere Opfer satanistischer Kulte. Oft berichten sie davon,<br />

daß ihre H<strong>aus</strong>tiere die Anwesenheit des Geistes in den Räumen in denen sie sich aufhalten<br />

spüren.<br />

Wie immer diese Erfahrungen gedeutet werden, fest steht die erfahrene Angst ist real. <strong>Der</strong><br />

Versuch andere, als okkulte Phänomene <strong>und</strong> eventuell Störungen der Persönlichkeit für solche<br />

Ängste haftbar zu machen, wie das seitens der Psychiatrie immer wieder gemacht wird, mag in<br />

einzelnen Fällen berechtigt sein, die Masse der okkult belasteten Opfer des Satanismus haben<br />

es jedoch mit Ängsten zu tun, die tatsächlich <strong>aus</strong> der Begegnung mit Geistern herrühren. Das<br />

wird spätestens nach der Hinwendung des Menschen zu Christus <strong>und</strong> die Inanspruchnahme<br />

seiner Befreiung deutlich. In der Regel verschwinden solche Ängste sofort, was weniger auf<br />

psychische Störungen, sondern auf okkulte Einflüsse schließen läßt.<br />

Ist ein Mensch in die Klauen einer Satansgruppe geraten, so steht dieser Gruppe meist ein<br />

ganzes Arsenal von Mittel zur Verfügung, diese Person unter ihrer Kontrolle zu behalten. Viele<br />

Aussteiger berichten, daß sie in Kreis der satanistischen Rituale dank ihres Drogenkonsums<br />

geraten waren <strong>und</strong> daß sie den Eindruck hatten daß sie unter Drogen gesetzt wurden, weil sie so<br />

viel eher gefügig gemacht werden konnten. Drogen gehören besonders zu dem Erleben der<br />

satanischen Gottesdienste fest dazu.<br />

Eine andere Methode ist die Androhung der Veröffentlichung während der Sexorgien gemachten<br />

Aufnahmen. „Wenn du <strong>aus</strong>steigest, dann erfahren alle deine Fre<strong>und</strong>e, was du getan hast.“ Bei<br />

Kinder droht man oft den allernächsten, z.B. den Eltern Gewalt anzutun, wenn sie über ihre<br />

Erfahrungen reden. Sehr oft sind diese Drohungen verb<strong>und</strong>en mit der Veröffentlichung der von<br />

den Opfern begangenen kriminellen Akten. Zu diesen werden sie allerdings gezwungen. Nicht<br />

selten handelt es sich dabei um Mord.<br />

SRA (Satanic Ritual Abuse)<br />

Die schlimmsten seelischen <strong>und</strong> oft auch körperlichen Schäden bleiben bei Menschen zurück, die<br />

rituell missbraucht wurden. Eine der schrecklichsten Erscheinungen im modernen Satanismus ist<br />

der psychische, physische <strong>und</strong> sexuelle Missbrauch der in den Gottesdiensten vollbracht wird.<br />

Dieser Missbrauch wird in der Literatur als Ritueller Missbrauch bezeichnet, oder wie das heute<br />

weltweit gebrauchte Kürzel SRA vorschlägt, Satanic Ritual Abuse (Satanischer Ritueller<br />

Missbrauch). Ritueller Missbrauch ist keineswegs auf satanistische Kreise begrenzt, obwohl man<br />

hier die meisten Fälle feststellt. SRA wird auf Kindern wie Erwachsenen <strong>aus</strong>geübt, wobei Kinder<br />

<strong>und</strong> Teenager bevorzugt werden.<br />

Ich traf M. anläßlich eines evangelistischen Dienstes in Süd-Afrika. Sie wuchs in der Familie<br />

praktizierender Satanisten auf. „Ich wurde sehr früh zu Schwarzen Messen mitgenommen“, sagte<br />

sie mir. „Fürchterliches muß da passiert sein. Immer wieder stehen vor meinen Augen<br />

schreckliche Bilder von zerstückelten Tieren, abgerissenen Hühnerköpfen, schmerzverzerrten<br />

Gesichtern von Kindern, die sexuell auf einem Altar missbraucht wurden. Auch ich muß<br />

mehrmals missbraucht worden sein. Seit der frühesten Kindheit gerät jede Nacht für mich zur<br />

Höllenfahrt. Albträume sind meine schrecklichen Lebensbegleiter. Weder Alkohol, Drogen, noch<br />

psychologische Behandlungen haben bis jetzt vermocht, etwas daran zu ändern. Oft wurde alles<br />

nur noch schlimmer.“<br />

Die Geschichten, wie sie Opfer berichten, gleichen sich, ob sie nun in den USA, England, Süd-<br />

Afrika oder Deutschland registriert worden sind. Es handelt sich um Mord, sexuelle <strong>und</strong><br />

körperliche Gewalt, psychischen Terror. Menschen werden dabei vergewaltigt, gezwungen<br />

eigene oder fremde Exkremente <strong>und</strong> Menschenfleisch zu essen, Blut, oft vermischt mit Urin, zu<br />

trinken. Sehr oft werden die entsprechenden Opfer vor den Augen der jeweiligen Person, oder<br />

gar auf deren Körper, umgebracht. Fälle gemeldeten rituellen Missbrauchs haben sich


esonders in den USA seit dem Ende der 80er Jahre sprunghaft vermehrt.<br />

In einer Reihe von Fällen, wo Opfer über rituellen Missbrauch klagten, stellte sich her<strong>aus</strong>, daß es<br />

sich um einen vorgetäuschten Missbrauch handelte, besonders wenn es um den rituellen Mord<br />

ging. Diese Fälle dürfen allerdings nicht als Argument gegen die Tatsache als solche ins Feld<br />

geführt werden.<br />

Okkulte Abhängigkeit<br />

Wer sich auf das Spiel mit den Geistern einlässt, gerät immer in eine Abhängigkeit von diesen<br />

Mächten. Freilich muß es nicht immer gleich Besessenheit sein, sprich das Innewohnen eines<br />

Geistes im Körper des Menschen. In der Regel führen spiritistische Praktiken jedoch zu einer<br />

spürbaren Abhängigkeit des Menschen von den Geistern, die sie rufen. Das kann von massiven<br />

Ängsten, unkontrollierten Wut<strong>aus</strong>brüchen, Anklagen gegen Gott <strong>und</strong> Mitmenschen bis hin zur<br />

okkulten Belastung gehen. In seiner schwächsten Form äußert sich eine solche Belastung in<br />

einer Kette von Anfechtungen, in der stärksten wird der Mensch massiv fremdbestimmt. Man<br />

spricht in diesem Zusammenhang auch von Umsessenheit. Böse Geister üben ihren Einfluß auf<br />

die abhängig gemachten Menschen von außen <strong>aus</strong>, indem sie ihre Gedankenwelt <strong>und</strong> die<br />

Umgebung kontrollieren (Eph. 2,3).<br />

Besessenheit<br />

Die schlimmste Form okkulter Abhängigkeit ist Besessenheit. Dabei lebt ein oder mehrere<br />

Geister der Finsternis im Körper des Menschen. Das Denken, Fühlen <strong>und</strong> Wollen des Menschen<br />

stehen unter dem Einfluß des in ihm lebenden Dämonen (Lk. 22,3-6). Ein klassisches Beispiel<br />

der Besessenheit findet sich in Mt. 8,28-34. Die hier beschriebene Gadarener wurden in seinem<br />

Verhalten total vom Willen der in ihm lebenden Dämonen bestimmt. Sie sprechen zwar Jesus an,<br />

doch es wird schnell sichtbar, daß es nicht die Menschen, sondern, die in ihnen lebende<br />

Dämonen sind, die sprechen. Fremdbestimmt <strong>und</strong> unter ständigem Einfluß der „inneren<br />

Stimmen“ sind solche Menschen nur noch bedingt fähig in der Gesellschaft sinnvoll zu leben <strong>und</strong><br />

befinden sich, wie Neil T. Anderson richtig feststellt oft „in Rehabilitationszentren <strong>und</strong><br />

Nervenanstalten.“ Ihr destruktives Verhalten ist zu allererst auf die Zerstörung der eigenen<br />

Persönlichkeit <strong>aus</strong>gerichtet (1. Kor. 5,5). Die Bibel nennt eine Reihe von Krankheiten, die auf den<br />

Menschen infolge der Besessenheit kommen können: Geisteskrankheit (Mk. 5,1ff),<br />

Anfallskrankheit (Mk. 9,18ff), Rückgratverkrümmung (Lk.13,11), Stummheit (Mt.9,32),<br />

Taubstummheit (Mk. 9,25), Blindheit <strong>und</strong> Stummheit (Mt.12,22) <strong>und</strong> anderes.<br />

Besessene Menschen zeichnen sich durch Suchtverhalten, Konzentrationsunfähigkeit, fehlende<br />

Selbstkontrolle, ungezügelte Leidenschaft <strong>und</strong> allem voran, offen <strong>aus</strong>getragene Abneigung allem<br />

Göttlichen gegenüber, <strong>aus</strong>. Es sind hoffnungslos gefangene Menschen, die sich selbst nicht mehr<br />

<strong>aus</strong> den Ketten der sie kontrollierenden Mächte befreien können.<br />

Die einzige Hoffnung solcher Menschen liegt in Jesus Christus, der die Macht der Dämonen<br />

gebrochen hat <strong>und</strong> der sie deshalb in die Flucht schlagen kann. Er ist gekommen, um die Werke<br />

des Teufels zu zerstören (1. Joh. 3,8). So wie es im Fall der Gadarener passiert ist. Da verließen<br />

die Horden des Bösen die Männer auf den Befehl Jesu hin. Und mit der Befreiung des Menschen<br />

von den Dämonen geht ihre körperliche <strong>und</strong> geistige Wiederherstellung Hand in Hand. Jesus<br />

machte die Besessene ges<strong>und</strong> indem er die Dämonen <strong>aus</strong>trieb (Mt.4,24; 8,16; Apg.10,38; u.a.).<br />

VII. Urteilen ohne zu verurteilen<br />

<strong>Der</strong> kurze Überblick über das Phänomen <strong>und</strong> die Bewegung des Satanismus ist keineswegs<br />

vollständig. Das läßt nicht nur der Umfang dieser Broschüre, sondern auch das Phänomen selbst<br />

kaum zu. Und doch können <strong>und</strong> sollen wir als Christen gewisse Schlußfolgerungen auf dem


Hintergr<strong>und</strong> <strong>biblischer</strong> Offenbarung ziehen. Dazu ruft uns die Schrift auf, wenn es in Eph.5,10-13<br />

heißt:<br />

„Prüft, was dem Herrn wohlgefällig ist <strong>und</strong> habt nicht Gemeinschaft mit den unfruchtbaren<br />

Werken der Finsternis; deckt sie viel mehr auf. Denn was von ihnen heimlich getan wird, davon<br />

auch nur zu reden ist schändlich. Das alles aber wird offenbar, wenn´s vom Licht aufgedeckt<br />

wird.“<br />

Licht meint hier keineswegs das Licht unser eigenen Fähigkeit sich mit Konzepten kritisch<br />

<strong>aus</strong>einander zu setzen, sondern das Licht Gottes. Wir können deshalb nur urteilen auf dem<br />

Hintergr<strong>und</strong> dessen, was Er, unser Herr, für wahr <strong>und</strong> für richtig hält. Nicht mehr, aber bitte auch<br />

nicht weniger. Dazu verleiht uns der Herr seine Gabe der Unterscheidung der Geister<br />

(1.Kor.12,10).<br />

Was sollen wir Christen nun vom Satanismus halten? Handelt es sich hier um eine bewußt<br />

antichristliche Bewegung, die in gewisser Hinsicht das Ende einläuten soll? Oder geht es eher<br />

um einen Protest gegen die Zustände in der Christenheit, den wir nicht mit einer aufgesetzten<br />

„Teufelsbrille“ zu beurteilen haben? Sollten wir vor Dämonie warnen, oder eher getrost nach<br />

psychologischen <strong>und</strong> parapsychologischen Lösungen suchen? Ist der Satanismus „Bluff oder<br />

Realität“ ?<br />

Die Durchsicht der gängigen (bei weitem nicht allen) Gr<strong>und</strong>vorstellungen der Satanisten läßt<br />

schlussfolgern:<br />

Unschlüssiges Weltbild<br />

Die Satanisten haben ein widersprüchliches <strong>und</strong> in sich nicht schlüssiges Weltbild, daß zwar<br />

Sehnsüchte der Menschen nach Autonomie <strong>und</strong> Selbstverwirklichung <strong>aus</strong>drückt, jedoch als<br />

falsch <strong>und</strong> unbiblisch abzulehnen ist. Sie nehmen sich her<strong>aus</strong>, selbst den Kosmos ergründen zu<br />

können <strong>und</strong> die Wege der Erfüllung bestimmen zu können. Nichts anderes hat die Schlange der<br />

Eva im Paradies vorgeschlagen (1. Mose 3,1-7). Aber der Versuch des Menschen jene<br />

versprochene Autonomie von Gott zu erlangen, endete bekanntlich mit dem Verlust des<br />

Paradieses, jenseits von Eden. Die satanistische Erkenntnis <strong>und</strong> dar<strong>aus</strong> erwachsene Weltbild<br />

entpuppt sich auf diesem Hintergr<strong>und</strong> schnell als Betrug.<br />

Protest ohne Kenntnis<br />

Die Satanisten lehnen Gott, Kirche <strong>und</strong> Christus ab, weil sie von dem was sie in der Kirche<br />

gesehen <strong>und</strong> erlebt haben enttäuscht sind. Ihre Äußerungen <strong>und</strong> Stellungnahmen zu den<br />

wichtigsten Lehren des Christentums beweisen anschaulich, daß sie diese weder kennen noch<br />

verstehen. Sie sind anti-christlich, aber diese Antichristlichkeit ist im Gr<strong>und</strong>e eine Antikirchlichkeit.<br />

Satanismus ist in wesentlichen Zügen eine Protesterscheinung.<br />

Diese Tatsache darf uns allerdings nicht zur Schlussfolgerung verleiten, wie es Wenisch <strong>und</strong><br />

andere tun, daß damit eine teuflische Führung im Protestsatanismus <strong>aus</strong>zuschließen ist.<br />

Natürlich ist es falsch mit einer „Teufelsbrille“ jedes übernatürliche Phänomen an zusehen, aber<br />

es ist nicht weniger falsch anzunehmen, daß man sich auf den Teufel, ob bewußt oder unbewußt,<br />

gläubig oder ungläubig, einlassen kann, ohne dass der Satan Kontrolle <strong>aus</strong>übt. Eine solche <strong>Sicht</strong><br />

schlägt lediglich ein naives <strong>und</strong> entpersonalisiertes Bild des Bösen vor. Und dieses Bild ist der<br />

Heiligen Schrift fremd. Vielmehr ist das ein Bild des aufgeklärten Menschen der Moderne, daß<br />

längst nicht mehr den Anforderungen des postmodernen Zeitalters entspricht, ganz geschweige<br />

davon, was die Heilige Schrift darüber zu sagen hat.<br />

Fehlende Gotteserkenntnis


Satanisten kennen den Gott der Bibel nicht. Ihre Vorstellungen orientieren sich an gnostischen<br />

<strong>und</strong> fernöstlichen Konzepten, die eine persönliche Beziehung mit Gott unmöglich machen. Sie<br />

lehnen den biblischen Gottesbegriff ab, ohne sich die Mühe zu machen, ihn zu verstehen. Das<br />

Wort in Röm.1,18-20 ist daher ein Urteil auch gegen sie. Hier heißt es:<br />

“Denn Gottes Zorn wird vom Himmel her offenbart über alle gottlosen Wesen <strong>und</strong> alle<br />

Ungerechtigkeit der Menschen, die die Wahrheit durch Ungerechtigkeit niederhalten. Denn was<br />

man von Gott erkennen kann, ist unter ihnen offenbar; denn Gott hat es ihnen offenbart. Denn<br />

Gottes unsichtbares Wesen, das ist seine ewige Kraft <strong>und</strong> Gottheit, wird seit der Schöpfung der<br />

Welt ersehen <strong>aus</strong> seinen Werken, wenn man sie wahrnimmt, so das sie keine Entschuldigung<br />

haben.“<br />

Satan als Objekt des Anbetung<br />

Satanisten beten Satan an. Auch dann, wenn sie in ihm nur ein Symbol, eine unpersönliche Kraft,<br />

etc. sehen - sie suchen <strong>und</strong> finden in ihm eine Kraftquelle. „Er funktioniert“, wie man es von<br />

praktizierenden Satanisten immer wieder hören kann. „Man hat mir zwar gesagt, daß ich enorme<br />

Ängste <strong>aus</strong>zustehen haben werde <strong>und</strong> auch für immer den inneren Frieden verliere, aber dafür<br />

bekomme ich Zugang zu übernatürlichen Kräften. Ich bin den Handel eingegangen. Und es<br />

funktioniert. Das allein zählt für mich“, sagte mir eine Frau, die sich als Geistheilerin betätigt.<br />

Die Bibel aber läßt über diese Art von Aktivität keinen Zweifel übrig. Sie nennt jede paranormale<br />

Beschäftigung mit außersinnlichen Kraftquellen, die nicht unmittelbar mit Gott zu tun haben -<br />

Greuel (5. Mo 18, 9-13).<br />

Und Satan wird unmissverständlich als „der Böse“ (Math. 5,37), der Anführer der von Gott<br />

abgefallenen Engel (Lk. 10,18), der „Vater der Lüge“ (Joh. 8,44); der „Fürst dieser Welt“ (Eph.<br />

2,2), der Anführer der Hierarchie der bösen Geister (Eph. 6,12), der „von Anfang an sündigt“ (1.<br />

Joh. 3,8).<br />

Er hat gegen Gott gekämpft <strong>und</strong> verloren. Jesus Christus hat ihn besiegt (Lk. 10,18) <strong>und</strong> seine<br />

letztendliche Bestimmung ist der Feuersee (Mt. 25, 41; Off. 20,10).<br />

Doch bis zu seiner endgültigen Verurteilung läuft er durch die Welt wie ein brüllender Löwe <strong>und</strong><br />

sucht wen er verschlingen könne. Ständig versucht er die Gerechten vor Gott zu verleumden<br />

(Hiob 1, 6-12; Off.12,10). Wen soll es da w<strong>und</strong>ern, daß Menschen, die sich auf ein so<br />

<strong>aus</strong>gezeichnetes Wesen einlassen, Erfahrungen machen. Aber diese Erfahrungen sind von<br />

vorneherein qualitativ festgelegt: Sie tun, was ihr Vater tut (Joh. 8,44). Das Resultat ist ein Leben<br />

unter der Kontrolle des Teufels, wobei diese Kontrolle nach Eph. 2,3 durch den Zwang der<br />

Leidenschaftsbefriedigung <strong>und</strong> der Unfähigkeit eigene Gedanken zu kontrollieren gekennzeichnet<br />

ist. Und eine solche Kontrolle ist immer mit dem Prozeß der Dämonisierung verb<strong>und</strong>en, der bis<br />

zur Besessenheit führen kann. Damit ist nicht gesagt, daß jeder Satanist besessen ist, aber jeder<br />

Satanist lebt in der Gefahr von den Dämonen besetzt zu werden.<br />

Christusfeindlichkeit<br />

Satanisten lehnen Jesus Christus als Gottes Sohn <strong>und</strong> Erlöser nicht nur ab, sondern bekämpfen<br />

Ihn auch wo immer sie können. Unmissverständlich heißt es über solchen Menschen im 1. Joh.<br />

2, 22: „Wer ist ein Lügner, wenn nicht der, der leugnet, daß Jesus der Christus ist? Das ist der<br />

Antichristus, der den Vater <strong>und</strong> den Sohn leugnet.“<br />

Satanisten sind damit antichristlich tätig. Und sie können auch nicht anders, ist doch Jesus<br />

Christus „gekommen um die Werke des Teufels zu zerstören“ (1. Joh. 3, 8). Wo immer sie mit der<br />

Person Jesu Christi in Verbindung geraten, wird Kampf beginnen müssen. Gewinnen aber<br />

können sie diesen Kampf nicht, denn dieser ist längst gewonnen <strong>und</strong> zwar am Tag der<br />

Auferstehung Jesu von den Toten (1. Kor. 15, 55 ff).


Sündlosigkeit als Selbstbetrug<br />

Satanisten lehnen jede Sündhaftigkeit <strong>und</strong> deshalb auch Erlösung in Christus ab. Sie glauben<br />

sich selbst erlösen zu können. Damit widersprechen sie radikal der Schrift. „Wenn wir sagen, wir<br />

haben keine Sünde, so betrügen wir uns selbst <strong>und</strong> die Wahrheit ist nicht in uns“, heißt es dazu<br />

im 1. Joh.1,8. Nein alle Menschen haben gesündigt <strong>und</strong> ermangeln deshalb der Herrlichkeit<br />

Gottes (Röm.3,23). Das abzulehnen können nur Menschen, die die Dinge verkehren <strong>und</strong> auf den<br />

Kopf stellen. Und über solche sagt der Prophet Jesaja (5,20-21.24a):<br />

„Weh denen, die Böses gut <strong>und</strong> Gutes böse nennen, die <strong>aus</strong> Finsternis Licht <strong>und</strong> <strong>aus</strong> Licht<br />

Finsternis machen, die <strong>aus</strong> sauer süß <strong>und</strong> <strong>aus</strong> süß sauer machen. Weh denen, die weise sind in<br />

ihren eigenen Augen <strong>und</strong> halten sich selbst für klug! ... Darum, wie des Feuers Flamme Stroh<br />

verzehrt <strong>und</strong> Stoppeln vergehen in der Flamme, so wird ihre Wurzel verfaulen <strong>und</strong> ihre Blüte<br />

auffliegen wie Staub. Denn sie verachten die Weisung des Herrn ... „<br />

Nein, auch Satanisten brauchen Jesus <strong>und</strong> werden nur durch ihn das wahre Leben finden<br />

können (Eph.4,17f; Joh.11,25).<br />

Verantwortungslosigkeit<br />

Satanisten lehnen es ab, Gott oder auch ihren Mitmenschen gegenüber verantwortlich zu sein.<br />

Getreu dem Glaubenbekenntnis Aleister Crowley´s machen sie ihre eigene Lustbefriedigung zum<br />

Maßstab allen Handelns. Menschen werden gr<strong>und</strong>sätzlich in zwei Kategorien eingeteilt, solche,<br />

die sich dem Satan angeschlossen haben <strong>und</strong> deshalb würdig sind zu leben <strong>und</strong> solche, die<br />

schwach, zerbrechlich, hilfsbedürftig <strong>und</strong> daher auch nicht lebenswürdig sind. Wie wenig man im<br />

Satanismus vor dem Leben Respekt hat, zeigt vor allem die Praxis des rituellen Missbrauchs.<br />

Hier werden Menschen im Rahmen sogenannter Messen regelrecht aufs schrecklichste<br />

psychisch, physisch <strong>und</strong> vor allem sexuell missbraucht.<br />

Die Geschichten, wie sie Opfer berichten, gleichen sich, ob sie nun in den USA, England, Süd-<br />

Afrika oder Deutschland registriert worden sind. Es handelt sich um Mord, sexuelle <strong>und</strong><br />

körperliche Gewalt, psychischen Terror. Menschen werden dabei vergewaltigt, gezwungen<br />

eigene oder fremde Exkremente <strong>und</strong> Menschenfleisch zu essen, Blut, oft vermischt mit Urin, zu<br />

trinken. Sehr oft werden die entsprechenden Opfer vor den Augen der jeweiligen Person, oder<br />

gar auf deren Körper, umgebracht.<br />

Okkulte Abhängigkeit <strong>und</strong> Besessenheit<br />

Es wäre also falsch, den Satanismus auch in seinen experimentellen, künstlerischen <strong>und</strong><br />

sonstigen Initialphasen zu verharmlosen. Niemand wird sich ungestrafft auf ein Spiel mit dem<br />

Satan einlassen. Schon bald wird deutlich, daß ein solches Spiel lebensgefährlich ist. Es führt in<br />

okkulte Abhängigkeit, ja bis zur völligen Machtergreifung der bösen Mächte über die Person des<br />

Menschen. Nein, wir sollten niemals leichtfertig Menschen, die sich mit satanistischen Inhalten<br />

beschäftigen aburteilen, ist doch das Gericht über den Anderen unserer menschlichen Gewalt per<br />

Definition entzogen (Mt.7,1ff).<br />

Auf der anderen Seite sollten wir nicht blauäugig dem Treiben der Mächte des Bösen zusehen.<br />

Schließlich ist unser Kampf auf Erden nicht ein Kampf gegen Fleisch <strong>und</strong> Blut, „sondern mit<br />

Mächtigen <strong>und</strong> Gewaltigen, nämlich mit den Herren der Welt, die in dieser Finsternis herrschen,<br />

mit den bösen Geistern unter dem Himmel“ (Eph. 6,12). Im Satanismus äußern sich diese Kräfte<br />

offen <strong>und</strong> ungeniert. Sie müssen daher von uns erkannt <strong>und</strong> als solche auch benannt werden.<br />

Nur so kann man dann gegen einen Feind vorgehen. Dämonen wollen am liebsten unerkannt<br />

bleiben. Sie sind Schattengestalten, Mächte <strong>aus</strong> dem Bereich des Dunklen. Licht bedeutet für sie


Gefahr. Sie scheuen erkannt zu werden. Deshalb müssen wir sie entlarven <strong>und</strong> die Werke des<br />

Teufels ans Licht bringen. Wo das geschieht, da wird sich Widerstand formieren <strong>und</strong> wo man<br />

dem Teufel Widerstand leistet, da flieht er (Jak. 4,7).<br />

VIII. Mission an der vordersten Frontlinie<br />

Den Auftrag ernst nehmen<br />

Wie begegnen wir, Christen, Satanisten? Kann man unter ihnen gar Mission <strong>und</strong> Evangelisation<br />

betreiben? Ist es nicht viel zu gefährlich, begibt man sich da nicht in große Gefahr, wenn man<br />

sich auf eine Konfrontation mit den selbsternannten Dienern des Satans einlässt? Nun die<br />

Antwort auf all diese Fragen ist eindeutig: Wir müssen auch diesen Menschen das Evangelium<br />

von der Befreiung in Jesus Christus bringen! Nirgendwo im Neuen Testament werden Anhänger<br />

satanistischer Kulte von der Verkündigung des Evangeliums <strong>aus</strong>geschlossen. Geradezu<br />

umgekehrt. <strong>Der</strong> missionarische Auftrag unseres Herrn Jesus Christus schließt immer wieder den<br />

Befehl zur Dämonen<strong>aus</strong>treibung ein. In Lk.9,1-2 heißt es zum Beispiel:<br />

„Er rief die Zwölf zusammen <strong>und</strong> gab ihnen Gewalt <strong>und</strong> Macht über alle bösen Geister, <strong>und</strong> das<br />

sie Krankheiten heilen konnten, <strong>und</strong> sandte sie <strong>aus</strong>, zu predigen das Reich Gottes <strong>und</strong> die<br />

Kranken zu heilen ...“<br />

An einer anderen Stelle sagte Jesus zu seinen Jüngern: „Wie mich der Vater gesandt hat, so<br />

sende ich euch“ (Joh. 20,21). Und Er wurde gesandt: „... zu verkündigen das Evangelium den<br />

Armen; ... zu predigen den Gefangenen, daß sie frei sein sollen, <strong>und</strong> den Blinden, daß sie sehen<br />

sollen, <strong>und</strong> den Zerschlagenen, daß sie frei <strong>und</strong> ledig sein sollen, zu verkündigen das<br />

Gnadenjahr des Herrn.“ (Lk. 4,18-19). Gesandtsein wie Jesus gesandt wurde, bedeutet also,<br />

einen totalen Einsatz für Menschen, die gefangen, verführt, zerschlagen <strong>und</strong> blind sind. Wer<br />

wenn nicht die Satanisten gehören in diese Kategorie der Betrogenen. Ja, ihre Befreiung setzt<br />

einen Kampf vor<strong>aus</strong>, einen Kampf mit Mächten der Finsternis. Aber in diesem Kampf ist der Sieg<br />

bereits errungen.<br />

Ganz im Einklang mit diesem Auftrag stehen die Worte Jesu mit denen er die Arbeit seiner<br />

gesandten Missionare beschreibt:<br />

„Die Zeichen aber, die folgen werden denen, die da glauben, sind diese: in meinem Namen<br />

werden sie böse Geister <strong>aus</strong>treiben ...“ (Mk. 16,17)<br />

Wer also mit der Botschaft vom Reich Gottes betraut worden ist, der wird der Konfrontation mit<br />

den Mächten der Finsternis nicht <strong>aus</strong> dem Wege gehen können. Ja, der Missionsauftrag schließt<br />

den Befreiungsdienst ein.<br />

Christsein gibt es nur als Leben im Kampf<br />

Nicht nur das, sondern noch mehr - als Christen stehen wir von Anfang an in einer<br />

Kampfsituation mit den Mächten der Finsternis. Apostel Paulus schreibt in Eph. 6,12 richtig:<br />

„Denn wir haben nicht mit Fleisch <strong>und</strong> Blut zu kämpfen, sondern mit Mächtigen <strong>und</strong> Gewaltigen,<br />

nämlich mit den Herren der Welt, die in dieser Finsternis herrschen, mit den bösen Geistern unter<br />

dem Himmel.“<br />

Nicht Menschen, Ideen, Konzepte, Irrlehren, sondern reale Mächte der Finsternis sind es gegen<br />

die wir anzugehen haben. Und die sind nicht mal da <strong>und</strong> mal nicht. Sie sind nicht nur dann uns<br />

gegenüber, wenn wir es mit den Satanisten zu tun haben. Wir können ihnen nicht entfliehen,<br />

wenn wir uns <strong>aus</strong> dem Auftrag Jesu stehlen oder jedem Satanisten <strong>aus</strong> dem Weg gehen.<br />

Christsein bedeutet an sich schon eine Kampfansage. Angst vor diesem Kampf ist daher hier fehl<br />

am Platz. Und die Verheißung Jesu macht das deutlich: „Seht, ich habe euch Macht gegeben, zu<br />

treten auf Schlangen <strong>und</strong> Skorpione, <strong>und</strong> die Macht über alle Gewalt des Feindes; <strong>und</strong> nichts


wird euch schaden.“ Welch eine Versprechung! Da kann man nur mit Apostel Paulus voller<br />

Freude her<strong>aus</strong>rufen: „Gott aber sei Dank, der uns allezeit Sieg gibt in Christus ...“ (2. Kor.2,14).<br />

Kämpfen - gewußt wie<br />

Sicher, jeder Kampf ist schwer <strong>und</strong> wehe demjenigen, der die Regeln des Kampfes nicht kennt.<br />

Gewinnen wird er sicher nicht (2.Tim. 2,1ff). Wer kämpfen will, der sollte daher:<br />

dazu berufen sein;<br />

dafür begabt werden<br />

sich für den Kampf rüsten<br />

Gott hat hierfür Menschen in seine Gemeinde eingesetzt, die entsprechende Gaben erhalten<br />

haben: Apostel, Evangelisten, Propheten, Hirten <strong>und</strong> Lehrer (Eph.4,11). Sie sind es, die die<br />

Heiligen zurüsten sollen zum Werk des Dienstes (Eph.4,12 ff).<br />

Kämpfen im Angesicht des Sieges<br />

Und dann gilt - wer sich auf den Kampf für die in dämonischer Verstrickung befindenden Seelen<br />

einlässt, darf wissen: DER KAMPF IST LÄNGST GEWONNEN! Nichts befürchten die Dämonen<br />

mehr als den Namen Jesu Christi. Niemanden hassen Satanisten mehr als den Herrn Jesus<br />

Christus! Und doch liebt Jesus sie! Für sie ist er in die Welt gekommen, als Herrscher, der die<br />

Werke des Bösen zerstören WIRD, weil ER auf dem Kreuz von Golgatha dafür die Gr<strong>und</strong>lagen<br />

gelegt hat (1. Kor. 15, 55).<br />

Wer demnach im Namen Jesu in den Kampf zieht, zieht unter der Flagge des Siegers. Wer Jesus<br />

glaubt, darf wissen, daß „unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überw<strong>und</strong>en hat“ (1. Joh. 5,4).<br />

Nicht erst überwinden wird, sondern überw<strong>und</strong>en hat!<br />

Keine Angst also, Ihr Kämpfer Jesu Christi - der Sieg ist uns garantiert. Wir kämpfen nicht einfach<br />

gegen ein Phänomen, sondern für Menschen, die verirrt, gefangen <strong>und</strong> geknechtet werden. Wir<br />

erfüllen die Mission unseres Gottes. Und wenn ER mit uns ist, wer mag da gegen uns sein<br />

(Römer 8,31).<br />

Weitere Beiträge zum Thema Satanismus unter info@horst-koch.de - www.horst-koch.de<br />

1. Satanskulte - Dr. Kurt E. Koch<br />

2. Marx <strong>und</strong> Satan - Pfr. Richard Wurmbrand<br />

3. <strong>Der</strong> Fall Satans - Erich Sauer<br />

4. <strong>Der</strong> <strong>Ursprung</strong> des Bösen - Erich Sauer<br />

--<br />

Eine dunkle <strong>und</strong> helle Seite von Kraft?<br />

Dave Hunt<br />

Eine dunkle <strong>und</strong> eine helle Seite von Kraft?<br />

Die wichtigste Gr<strong>und</strong>lage des <strong>Okkultismus</strong> ist der Glaube, dass das Universum von einer


unendlichen Macht durchdrungen ist <strong>und</strong> wer in die entsprechenden Geheimnisse eingeweiht ist,<br />

sich diese Kraft zu seinen eigenen Zwecken nutzbar machen könne. Wie diese Kraft zu<br />

beherrschen ist, variiert unter den einzelnen Schulen des <strong>Okkultismus</strong>. Bei manchen kommt es<br />

vor allem darauf an, mit Geistwesen oder bestimmten Tieren in Kontakt zu treten, die als Hüter<br />

dieser Kraft fungieren <strong>und</strong> sie über oder an diejenigen vermitteln, die ihre Diener werden. Bei<br />

anderen reagiert diese Kraft (von der man außerdem glaubt, sie sei eine Quelle alles Wissens –<br />

<strong>aus</strong> Vergangenheit, Gegenwart <strong>und</strong> Zukunft) auf bestimmte Rituale, Zeremonien oder geheime<br />

Techniken, die erlernt werden können <strong>und</strong> an jede neue Generation von Eingeweihten<br />

weitergegeben werden.<br />

Die Vorstellung von einer unpersönlichen Kraft ist natürlich verlockend. Wie viel attraktiver ist es,<br />

durch Beherrschung dieser Kraft zu seinem eigenen Gott zu werden, als statt dessen einem<br />

persönlichen Schöpfer verantwortlich zu sein! <strong>Der</strong> persönliche Gott der Bibel verlangt Gehorsam<br />

– <strong>und</strong> Ungehorsam hat seine Konsequenzen. Vergebung muss auf gerechter Gr<strong>und</strong>lage<br />

geschehen, d. h. die Strafe für die Sünde muss gezahlt werden. Eine Kraft hingegen weiß nichts<br />

von Moral, da sie unpersönlich ist; sie steht allen zur Verfügung, die die Gesetze oder Rituale<br />

befolgen, aufgr<strong>und</strong> derer sie funktioniert. Man muss kein gerechter oder religiöser Mensch sein,<br />

um die Elektrizität zu benutzen; ebenso verhält es sich mit dieser imaginären »Kraft«. Sie erhebt<br />

keinen höheren moralischen Anspruch als die Gravitation, doch vermutlich ist sie der Schlüssel<br />

zu aller Macht <strong>und</strong> allem Wissen.<br />

Okkultisten jeder Couleur behaupten, es gäbe eine positive <strong>und</strong> eine negative Seite dieser<br />

»Kraft« – eine »helle« <strong>und</strong> eine »dunkle« Seite, wie Obi Wan in Krieg der Sterne sagt. In der<br />

Magie werden ganz ähnliche Begriffe gebraucht: »weiße« Magie <strong>und</strong> »schwarze« Magie. Und so<br />

ist es bei den Stammeskulten <strong>und</strong> -religionen von Eingeborenen r<strong>und</strong> um die Welt, in allen<br />

Kulturkreisen <strong>und</strong> zu allen Zeiten. <strong>Der</strong> berühmte Medizinmann der Lakota, Archie Fire Lame Deer<br />

(der vom Basketball-Trainer Phil Jackson <strong>und</strong> vielen anderen Prominenten hoch bew<strong>und</strong>ert wird),<br />

sagt im Zitat am Anfang dieses Kapitels genau das.<br />

Eine geheimnisvolle unsichtbare »Energiequelle«?<br />

Dass es im Universum geheimnisvolle Kräfte gibt, kann wohl niemand bestreiten. <strong>Der</strong> Atomkern<br />

wird von einer Kraft zusammengehalten, die das menschliche Begreifen übersteigt, doch<br />

irgendwie liefert sie die Energie für die Elektronen in der Atomhülle. Das Universum steckt voller<br />

Geheimnisse, die für die Wissenschaft unerklärlich sind.<br />

Obwohl wir wissen, dass es Gravitation <strong>und</strong> Elektrizität gibt <strong>und</strong> wir sie beobachten <strong>und</strong> messen<br />

<strong>und</strong> sogar zu unseren Zwecken nutzen können, weiß die Wissenschaft doch nicht, worin diese<br />

Kräfte eigentlich bestehen <strong>und</strong> wo sie herrühren. Die Wissenschaft sagt uns, dass alles <strong>aus</strong><br />

Energie entstanden ist <strong>und</strong> dass Energie weder geschaffen noch vernichtet werden kann, doch<br />

die Wissenschaft kann uns nicht sagen, was Energie an sich ist, wie sie entstanden ist, was die<br />

Quelle ihrer Kraft ist oder warum sie bestimmten Gesetzen folgt. <strong>Der</strong> Physiker Lambert Dolphin<br />

schreibt:<br />

<strong>Der</strong> Atomkern enthält positiv geladene <strong>und</strong> neutrale Teilchen … Die gegenseitige elektrostatische<br />

Abstoßung zwischen den gleichartigen positiven Protonen würde den Kern <strong>aus</strong>einander treiben<br />

…<br />

Somit gibt es eine aktive, dem Universum auferlegte Kraft, die die Gr<strong>und</strong>b<strong>aus</strong>teine der<br />

materiellen Welt aktiv in jedem Augenblick zusammenhält, Tag für Tag, Jahrh<strong>und</strong>ert um<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert.<br />

In ähnlicher Weise wäre zu erwarten, dass die angeregten Elektronen, die den Kern umgeben,<br />

ihre gesamte Energie schnell verstrahlen <strong>und</strong> in den Kern stürzen, wenn es nicht eine<br />

unsichtbare Energiequelle gibt, die dem entgegenwirkt.<br />

Was ist diese »unsichtbare Energiequelle«? Und welche »Intelligenz« steht dahinter?<br />

Offensichtlich hat keine Kraft irgendeine Intelligenz. Dass in der Natur mehrere Kräfte produktiv


zusammenwirken, ist ein starker Hinweis auf eine unendliche Intelligenz hinter allen Dingen.<br />

Die Tatsache, dass jede Kraft, sei es Gravitation oder Elektrizität, an bestimmte Gesetze<br />

geb<strong>und</strong>en ist (die wiederum alle miteinander kooperieren), ist ein hinreichender Beweis dafür,<br />

dass keine individuelle »Kraft« das Gesamtgeschehen beherrscht. Es ist eindeutig so, dass alle<br />

Kräfte einer vorrangigen Intelligenz unterworfen sind, die sie erschaffen hat. Ebenso wenig kann<br />

jemand die Behauptung aufrechterhalten, eine »Seite« der Kraft, entweder die »helle« oder die<br />

»dunkle«, sei stärker als die andere. Somit ist die Situation hoffnungslos, denn niemals wird eine<br />

der beiden Seiten triumphieren. »Gut« <strong>und</strong> »böse« wären so tatsächlich bedeutungslose Begriffe.<br />

Ein gr<strong>und</strong>sätzliches Problem: Macht korrumpiert<br />

Wenn außerdem allen Dingen <strong>und</strong> allen Lebewesen eine okkulte Kraft innewohnt, wie Archie Fire<br />

Lame Deer es behauptet, dann würde dies in keiner Weise Friede <strong>und</strong> Einigkeit für die<br />

Menschheit bedeuten, sondern das völlige Gegenteil.<br />

Wenn »Macht [Kraft] korrumpiert <strong>und</strong> absolute Macht absolut korrumpiert«, ist die Aussicht einer<br />

Menschheit, die eine unbegrenzte okkulte Macht entfaltet, eher erschreckend als ermutigend. Die<br />

Versuchung, nach immer größerer Macht zu streben, um den großen Wettstreit zu gewinnen,<br />

würde anscheinend bei jedem zu un<strong>aus</strong>weichlicher Korruption führen, sogar bei denjenigen, die<br />

angeblich die »helle Seite der Kraft« gebrauchen.<br />

Hier stehen wir vor einem gr<strong>und</strong>sätzlichen Problem des Okkulten: unbegrenzte Macht, die von<br />

»weißen Magiern« zu »guten Zwecken« eingesetzt wird <strong>und</strong> zum »Bösen« von »schwarzen<br />

Magiern«. Doch wer soll »gut« <strong>und</strong> »böse« definieren? Wer die Kraft beherrscht, kann sie zu<br />

seinen eigenen Zwecken verwenden, für das, was er in seinem Leben erreichen will, entgegen<br />

den Wünschen <strong>und</strong> Zielen aller anderen. Wenn es keinen persönlichen Gott der Liebe, Heiligkeit,<br />

Gerechtigkeit <strong>und</strong> Autorität gibt, der sich in Verantwortung um das Universum kümmert, kann<br />

eine »Kraft« oder »Macht« der Erde niemals Frieden bringen. Gleiches müßte von der ganzen<br />

»Human-Potential«-Bewegung zugegeben werden. Macht führt nicht zum Frieden, sondern nur<br />

zu größeren Konflikten.<br />

Die Bibel sagt, dass Gott ein persönliches Wesen von unendlicher Liebe, Weisheit <strong>und</strong> Macht ist,<br />

der den Menschen nach seinem eigenen moralischen <strong>und</strong> geistlichen Bild geschaffen hat <strong>und</strong><br />

demgegenüber der Mensch verantwortlich ist. Im Gegensatz dazu bietet der <strong>Okkultismus</strong> das<br />

Versprechen, jeder könne zu gottähnlicher Macht gelangen <strong>und</strong> so sein eigener Gott werden.<br />

Einige Okkultisten glauben natürlich, sie müßten sich an diese Geistwesen wenden, die<br />

angeblich all diese Kräfte unter Kontrolle haben. Aus dieser Vorstellung entwickelten sich<br />

komplexe Regelwerke, wie man die Gunst der Götter erlangen kann <strong>und</strong> diese Regeln wurden in<br />

Form okkulter Rituale von Initiation zu Initiation weitergegeben.<br />

Man kann leicht einsehen, dass die Lehre des Positiven Denkens in den Kreisen der<br />

Geschäftswelt, unter Akademikern <strong>und</strong> Psychologen ein Aufruf ist, sich an die »helle« Seite zu<br />

wenden <strong>und</strong> die »dunkle« Seite dieser Kraft zu meiden. Das gilt auch für das »Positive Denken«<br />

bzw. »Denken in Möglichkeiten«, das in der Christenheit von Norman Vincent Peale <strong>und</strong> seinem<br />

Hauptjünger Robert Schuller populär gemacht wurde. Und Gleiches gilt ebenso für das »Positive<br />

Bekenntnis« (das Aussprechen vom »Wort des Glaubens«) heutiger führender Charismatiker. Sie<br />

meinen, der Geist (oder die Zunge) jedes Menschen könne ein Kanal für diese Kraft werden, so<br />

dass alles, was man denkt oder laut <strong>aus</strong>spricht (»Positives« oder »Negatives«), geschehen wird.<br />

Gott wegerklären<br />

In gleicher Weise hat die Wissenschaft versucht, die Ordnung des Universums als Folge<br />

unpersönlicher Gesetze zu erklären. Doch es ist kein Naturgesetz bekannt, dem das Bewußtsein<br />

unterworfen wäre, <strong>und</strong> keine Gesetze der Physik können seine Existenz erklären. Um das


Eingeständnis einer »Intelligenz« hinter der Natur zu umgehen, vermuten f<strong>und</strong>amentalistische<br />

Evolutionisten hypothetisch ein »organisierendes Prinzip«, das dem Atom eigen ist.<br />

Organisation braucht intelligente Planung <strong>und</strong> Anweisung. Diesem »organisierenden Prinzip«<br />

werden alle Eigenschaften Gottes zugeschrieben, außer der Fähigkeit, die von ihm<br />

hervorgebrachten Geschöpfe gerecht zu richten. Diese Fähigkeit muss mit Vehemenz<br />

abgestritten werden, um ihren schrecklichen Konsequenzen zu entgehen. Tatsächlich wird diese<br />

unpersönliche Macht im Menschen personifiziert, wo sie geheimnisvoll verborgen wohnt als sein<br />

angeblich unendliches Potenzial.<br />

In gleicher Weise bestehen viele moderne Theologen auf »Wahrheit« ohne göttliche Inspiration.<br />

Sie bestreiten, dass die Bibel Gottes unfehlbares Wort ist <strong>und</strong> versprechen sich dennoch<br />

Lektionen von ihr über die »Mythen«, die sie enthalten soll. »Mythen« zu verehren verlangt aber<br />

anscheinend eine weit größere Leichtgläubigkeit als der Glaube an die von Gott geoffenbarte<br />

Wahrheit. <strong>Der</strong> bekannte Mythologe Joseph Campbell sagte:<br />

<strong>Der</strong> Mensch neigt dazu … Naturkräfte zu personifizieren. Unser westliches Denken sieht Gott als<br />

letztliche Quelle oder Ursache der Energien <strong>und</strong> W<strong>und</strong>er des Universums an. Aber im<br />

orientalischen Denken – <strong>und</strong> auch im Denken der Naturvölker – sind die Götter zumeist vielmehr<br />

Manifestationen <strong>und</strong> Übermittler der Energie, die letztlich unpersönlich ist. Sie selbst sind nicht ihr<br />

<strong>Ursprung</strong>.<br />

<strong>Der</strong> Gott ist der Kanal dieser Energie. Und die Kraft oder Qualität der vermittelten oder<br />

repräsentierten Energie bestimmt den Charakter <strong>und</strong> die Funktion des Gottes. Es gibt Götter der<br />

Gewalt, es gibt Götter des Mitleids … Personifizierungen der jeweiligen Energien …<br />

Und dann fragen Sie: »Nun, es muss doch jemanden geben, der diese Energie erzeugt?« Warum<br />

müssen Sie diese Frage stellen? Warum kann das höchste Geheimnis nicht unpersönlich sein?<br />

Die vier Lügen der Schlange<br />

Das höchste Geheimnis kann nicht unpersönlich sein, weil etwas Unpersönliches nicht denken,<br />

planen, organisieren oder kreieren kann. Doch derartige Fähigkeiten sind absolut notwendig, um<br />

das Universum <strong>und</strong> insbesondere intelligentes Leben ins Dasein zu rufen. Nur persönliche<br />

Wesen können erkennen, dass es ein Geheimnis gibt, <strong>und</strong> keine unpersönliche »Kraft« könnte<br />

persönliche Wesen hervorbringen. Die »Neigung des Menschen« das Unbelebte zu<br />

personifizieren, ist nicht, wie Campbell behauptet, eine rein menschliche Angewohnheit des<br />

Aberglaubens oder Wunschdenkens. Tatsache ist, dass das rationale Denken eine rationale<br />

Erklärung für das Universum verlangt, <strong>und</strong> rationales Denken muss persönlich sein.<br />

Darüber hin<strong>aus</strong> wird die Vorstellung einer Kraft mit heller <strong>und</strong> dunkler Seite dadurch entkräftet,<br />

dass die auf okkulte Weise empfangenen Offenbarungen, auf denen das Okkulte basiert,<br />

persönlicher Natur sind. Bei diesen manifestiert sich nicht nur eine bloße Kraft, sondern diese<br />

Kraft wird begleitet von einer in sich schlüssigen Philosophie, die un<strong>aus</strong>weichlich mit vermittelt<br />

wird. Zudem kann diese Philosophie auf eine persönliche Quelle zurückgeführt werden: die<br />

Schlange bzw. Satan. Eines der verblüffendsten Phänomene, die jeder feststellt, der das Okkulte<br />

untersucht, ist die erstaunliche Entsprechung zwischen einerseits den Lügen, mit denen der Bibel<br />

zufolge die Schlange im Garten Eden Eva betrog (1Mo 3,1-5) <strong>und</strong> andererseits der einstimmigen<br />

Philosophie, die allem <strong>Okkultismus</strong> zu Gr<strong>und</strong>e liegt. Dabei handelt es sich um die folgenden vier<br />

Punkte:<br />

1.) Gott ist keine Person, sondern eine Kraft. Diese Aussage wird zwar nicht direkt getroffen,<br />

doch eigentlich steckt sie in jedem Satz, den Satan von sich gibt. »Hat Gott wirklich gesagt?«, so<br />

stellt er den Glauben an einen persönlichen Gott in Frage, der Adam <strong>und</strong> Eva das Essen von<br />

einem bestimmten Baum untersagte. Die Logik war unbestreitbar. Warum sollte die Frucht eines<br />

speziellen Baumes schädlich sein, wenn doch die Früchte aller anderen Bäume das Leben<br />

erhielten? Sie alle wuchsen auf demselben Boden. In allen Dingen war dieselbe Kraft – im<br />

Erdboden, in den Bäumen, in der Frucht <strong>und</strong> auch im Menschen selbst.


2.) <strong>Der</strong> Tod ist nicht real; wir sterben in Wirklichkeit nicht. Weil die Kraft in allen Dingen auch in<br />

uns wohnt, können wir nicht sterben; wir betreten nur einen »neuen Zyklus«. Diese Lüge wurde<br />

natürlich als Re¬inkarnationslehre im östlichen Mystizismus <strong>und</strong> als Geisterglaube im westlichen<br />

Mystizismus weiterentwickelt. Das ist die Botschaft, mit der alle so genannten »klinisch Toten«<br />

zurückkommen: <strong>Der</strong> Tod ist nicht real <strong>und</strong> es gibt nichts zu befürchten – kein Gericht, nur Liebe<br />

<strong>und</strong> Annahme <strong>und</strong> eine fortgesetzte, stets aufwärts strebende Evolution.<br />

3.) Die Bestimmung des Menschen ist, einer der Götter zu werden. Wir evolvieren weiter zu<br />

immer höheren Wesen <strong>und</strong> werden schließlich den Gipfel der Evolution erreichen: die Gottheit.<br />

4.) Das Geheimnis ist Erkenntnis von Gut (die »helle Seite« der Kraft) <strong>und</strong> Böse (die »dunkle<br />

Seite« der Kraft). Das war sicherlich das überzeu¬gende Argument, mit dem Satan Eva<br />

überredete, von der verbotenen Frucht vom Baum der Erkenntnis von Gut <strong>und</strong> Böse zu essen.<br />

Mit uns ist alles bestens, abgesehen von unserer Denkweise. Die Kraft ist bereits in uns, nur<br />

wissen wir es nicht <strong>und</strong> müssen noch »erleuchtet« werden.<br />

<strong>Der</strong> Zusammenhang zwischen der Philosophie der Schlange <strong>und</strong> dem Okkulten ist leicht zu<br />

erkennen. Beispielsweise bietet die Ausgabe vom Januar 1931 der Zeitschrift The Occult Digest<br />

ein Buch an mit dem Titel Die Kraft der Schlange. <strong>Der</strong> Artikel verspricht 700 Seiten detaillierter<br />

Instruktionen für das Erreichen der »Schlangenkraft« mittels K<strong>und</strong>alini Yoga zusammen mit<br />

»Fotos von Yoga-Haltungen … <strong>und</strong> einer Erklärung der Schlangenkraft«.<br />

Dieselbe Ausgabe beinhaltet eine Werbung der Rosenkreuzer, die die <strong>Entwicklung</strong> eines<br />

»sechsten Sinnes« verspricht, »der Sie zum Meister Ihres Schicksals macht«. Ein anderer Artikel<br />

trägt die Überschrift »Ist der Tod notwendig?« <strong>und</strong> erklärt: »Jeder Denker stimmt zu, dass die alte<br />

Welt anscheinend am Rande einer ›mentalen‹ oder ›spirituellen‹ Entdeckung oder Erweckung<br />

steht, die womöglich ohne weiteres jede so genannte Tatsache bezüglich des Lebens <strong>und</strong> des<br />

Todes umstürzen kann.«<br />

Die offensichtliche Parallele zur biblischen Geschichte <strong>aus</strong> dem Garten Eden ist sicher zumindest<br />

faszinierend. Dieselbe 1931er Ausgabe von Occult Digest enthielt Artikel über Reinkarnation <strong>und</strong><br />

über den Empfang von Botschaften <strong>aus</strong> der Geisterwelt sowie Artikel, die versprachen, dass die<br />

<strong>Entwicklung</strong> dieser okkulten Kräfte zur Gottheit des Einzelnen führen würden – dasselbe<br />

Versprechen, mit dem die Schlange Eva verführte.<br />

Die Geschichte vom Garten Eden ist kein Mythos, sie ist historische Wahrheit. Wie sonst wäre es<br />

zu erklären, dass seit dem Sündenfall Evas Nachkommen genau denselben Lügen<br />

leidenschaftlich <strong>und</strong> leichtgläubig nachgelaufen sind, mit der der Bibel zufolge auch Eva selbst<br />

von der Schlange getäuscht wurde? Genau diese Lügen sind es, die die Gr<strong>und</strong>lage des Okkulten<br />

bilden.<br />

»Recht« <strong>und</strong> »Unrecht«<br />

Einige praktizierende Hexen behaupten, die von ihnen herangezogene Kraft könne nur auf<br />

wohltätige Weise gebraucht werden. Welche Kraft ziehen dann aber »schwarze Magier« heran?<br />

Außerdem schreibt diese Behauptung anscheinend einer unpersönlichen Kraft moralische<br />

Eigenschaften zu. Die trugschlüssige Vorstellung einer dem Kosmos innewohnenden Kraft mit<br />

einer »hellen« <strong>und</strong> einer »dunklen« Seite, die zu einer »weißen« <strong>und</strong> einer »schwarzen« Magie<br />

führen, hat viel Verwirrung gestiftet.<br />

Das ganze Konzept einer »dunklen« <strong>und</strong> einer »hellen« Seite der Kraft entstammt dem<br />

fernöstlichen Mystizismus. Es findet sich im Hinduismus, in dem es keine Sünde gibt, kein Recht<br />

<strong>und</strong> Unrecht <strong>und</strong> in dem das Dharma jedes Menschen individuell ist. Es findet sich im<br />

Buddhismus <strong>und</strong> Taoismus im Glauben, es gäbe eine übersinnliche Kraft oder ein Chi, das durch<br />

yin/yang <strong>aus</strong>gedrückt wird, von denen keines dem anderen überlegen ist <strong>und</strong> keines richtig oder<br />

falsch ist, sondern beide in Harmonie zueinander stehen müssen.


Akupunktur beispielsweise ist der Versuch, yin <strong>und</strong> yang im Körper in Einklang zu bringen.<br />

William Devine, Vorsitzender der Kalifornischen Gesellschaft für Akupunktur, sagte:<br />

So ist orientalische Medizin. Man bringt einen Patienten; fünf verschiedene Ärzte sehen sich ihn<br />

an <strong>und</strong> kommen zu fünf verschiedenen Diagnosen <strong>und</strong> keine davon ist falsch.<br />

Den Aussagen von »Ramtha« zufolge (einem 30.000 Jahre alten Krieger, den J. Z. Knight<br />

channelt), können wir von der Vorstellung eines richtenden Gottes befreit werden, wenn wir<br />

verstehen, dass »es keine Sünde gibt <strong>und</strong> deshalb keinen Gr<strong>und</strong> für Schuld«. Wenn natürlich<br />

niemand Unrecht hat, dann hat auch niemand Recht. <strong>Der</strong> ganze Gedanke, dass jemand den<br />

Anspruch stellt, Recht zu haben, ist in der amoralischen Gesellschaft von heute<br />

verdammungswürdig. In einer bekannten Talkshow beharrte Wade Davis darauf: »So etwas wie<br />

Recht oder Unrecht in Sachen Religion gibt es nicht … das ist es, wor<strong>aus</strong> Kriege hervorgehen.«<br />

Doch Jesus Christus sagt: Wer ihn ablehnt, hat nicht nur Unrecht, sondern ist für ewig verloren.<br />

Zwischen Jesus Christus <strong>und</strong> der Welt des Okkulten muss eine klare Entscheidung getroffen<br />

werden.<br />

Die vorgetäuschte Toleranz<br />

Das Leugnen von Recht <strong>und</strong> Unrecht bringt die logische Konsequenz mit sich, dass jede<br />

Meinung in gleichem Maße gültig sein muss. Dieser Nonsens tarnt sich als Toleranz, ist aber in<br />

Wirklichkeit die schlimmste Form von Intoleranz, weil dadurch auf raffinierte Weise alle anderen<br />

Ansichten eliminiert werden. Ein anschauliches Beispiel ist jemand, der vorgibt, mit jedermann<br />

übereinzustimmen <strong>und</strong> darauf besteht, dass selbst die krassesten Unterschiede nur eine Frage<br />

der »Auslegung« sind. Diese angebliche Toleranz gegenüber anderen Ansichten entkräftet<br />

ironischerweise alle anderen Auffassungen – nicht durch einen Frontalangriff, aber durch die<br />

unhöfliche Weigerung, sie ernst zu nehmen. Ein Kontrahent, der eine andere Ansicht vertritt <strong>und</strong><br />

bereit ist, über die strittigen Fragen zu diskutieren, ist höher zu achten als jemand, der angeblich<br />

alles tole¬riert <strong>und</strong> nichts ablehnt <strong>und</strong> den eigentlichen Unterschied zwischen zwei<br />

opponierenden Meinungen leugnet.<br />

Für viele ist eine solche »Jeder-gewinnt«-Einstellung der einzig gangbare Weg <strong>und</strong> zum Schaden<br />

unserer Schüler hat sie auch an den öffentlichen Schulen Einzug gehalten. Aber wenn<br />

»Verlierer« <strong>aus</strong> unserem Wortschatz gestrichen wird, dann muss auch »Gewinner« weichen. Aus<br />

Ent¬täuschung über Psycho-Programme, die soziale Probleme lösen sollten, aber niemanden<br />

aufgr<strong>und</strong> seiner Fehler zur Verantwortung zogen, schrieb<br />

T. H. Fitzgerald in einer Psychologie-Zeitschrift:<br />

Bei AHP [Gesellschaft für humanistische Psychologie] habe ich immer noch den Eindruck …<br />

dass irgendwie jeder »<strong>aus</strong> seiner Perspektive« Recht hat, weil es keinen höchsten Gebieter<br />

geben kann. Dennis Jaffe schreibt … über die »Suche nach Vorzüglichkeit«, aber wenn es etwas<br />

Vorzügliches geben soll, dann muss es auch Unvorzügliches geben. Und was würden wir sagen,<br />

wenn wir es auf der Straße treffen …?<br />

Sogar die Sprache der Diskussion über Moralfragen ist durch die psychologische Heuchelei <strong>und</strong><br />

das Vokabular des positivistischen Scientismus verdorben worden.<br />

Eines der bekanntesten Beispiele für diese absolute Intoleranz, die sich geschickt als völlige<br />

Toleranz tarnt, findet sich in der verbreiteten Floskel: »Wir sind alle auf verschiedenen Wegen<br />

zum selben Ziel.« Diese Äußerung hört sich zwar an wie Toleranz gegenüber falschen<br />

Vorstellungen, doch sie repräsentiert eindeutig die höchste Form von Intoleranz. Obschon<br />

»verschiedene Wege« großzügig toleriert werden, wird auf keinen Fall zugestanden, dass sie zu<br />

unterschiedlichen Zielen führen, denn jeder – egal auf welchem Weg er sich befindet – muss zum<br />

selben Ziel gelangen.<br />

So räumt diese anscheinend tolerante Vorstellung von »verschiedenen Wegen« keine<br />

Möglichkeit eines anderen Zieles ein. Die Bibel sagt hingegen in wahrer Toleranz, dass es zwei<br />

Ziele gibt – Himmel <strong>und</strong> Hölle – <strong>und</strong> diese Ziele niemandem aufgezwungen werden. Jeder kann


sich persönlich entscheiden. Wer in den Himmel gelangen möchte, hat jedoch nur einen Weg zur<br />

Wahl: durch Jesus Christus <strong>und</strong> seinen Tod <strong>und</strong> seine Auferstehung, sein Erlösungswerk für die<br />

Sündenschuld, die Gottes unendliche Gerechtigkeit einfordert.<br />

Die erdrückende Umarmung<br />

Genau durch die philosophische Spitzfindigkeit der »Alle-Wege«-Theorie ist der Hinduismus an<br />

seinen Ruf als tolerant gegenüber allen Religionen gelangt. <strong>Der</strong> Hinduismus akzeptiert<br />

tatsächlich alle anderen religiösen Überzeugungen, doch dabei werden diese alle durch eine<br />

»erdrückende Umarmung« in den Hinduismus absorbiert. Was immer der Hindu in seiner<br />

sprichwörtlichen Toleranz scheinbar akzeptiert, verliert seine frühere Identität <strong>und</strong> wird in eine<br />

hinduistische Gestalt umgeformt. <strong>Der</strong> Hinduismus hat beispielsweise keine Probleme damit,<br />

Jesus Christus anzunehmen. Bei 330 Millionen Göttern ändert es schließlich nichts, wenn man<br />

noch einen weiteren hinzufügt. Und so kann es unter Hindus zu T<strong>aus</strong>enden von scheinbaren<br />

Bekehrungen kommen, bis in der christlichen Missionsarbeit deutlich her<strong>aus</strong>gestellt wird, was am<br />

Hinduismus falsch ist <strong>und</strong> die Einzigartigkeit Jesu verdeutlicht wird, die ihn von allen Hindugöttern<br />

unterscheidet.<br />

Wenn dieser Unterschied nicht absolut deutlich gemacht wird, kön¬nen Hindus scheinbar »Jesus<br />

annehmen«, aber sie nehmen nicht den Jesus der Bibel an, den Jesus, der Gott ist <strong>und</strong> Mensch<br />

wurde <strong>und</strong> der einzig <strong>und</strong> allein »der Weg, die Wahrheit <strong>und</strong> das Leben« ist. <strong>Der</strong> »Jesus«, den<br />

ein Hindu annimmt, ist nichts weiter als ein Avatar unter T<strong>aus</strong>enden. So nimmt der Hinduismus<br />

dadurch, dass er »Jesus annimmt«, den Jesus der Bibel weg <strong>und</strong> ersetzt ihn durch seinen<br />

eigenen falschen Christus.<br />

Eine solche Täuschung ist ein hauptsächliches Ziel von okkulten Wesen, die mit der Menschheit<br />

kommunizieren. Die Worte des »Jesus«, der Barbara Marx Hubbard ein »vollmächtiges<br />

Wiedergeburts-Erlebni« vemittelte, <strong>und</strong> des Jesus, der der Psychologin Helen Schucman Ein<br />

Kurs in W<strong>und</strong>ern diktierte, stellen eine sehr geschickte Perversion dessen dar, was der Jesus der<br />

Bibel zu sagen hat. Gleiches gilt für das Buch Urantia, das angeblich von einer »Kommission von<br />

24 spirituellen Administratoren im Einklang mit einem Auftrag, der von hohen göttlichen<br />

Autoritäten (den ›Alten an Tagen‹) erteilt wurde« <strong>und</strong> die Bibel völlig verdreht, insbesondere im<br />

Hinblick auf Jesus Christus. Bei allen solchen Mitteilungen von »höheren Wesen« findet sich eine<br />

Umdeutung von Aussagen, die den historischen christlichen Glauben entkräftet <strong>und</strong> ihn durch ein<br />

hinduistisch-buddhistisches Pseudochristentum ersetzt, das dem Okkulten in die Hände spielt.<br />

Mit der zunehmenden Ausbreitung dieser Auffassung werden wir Zeugen der Vorbereitung der<br />

künftigen Weltreligion.<br />

Diese vorgetäuschte Toleranz wird mitsamt ihrer Geringschätzung der Wahrheit vom heute<br />

bekanntesten Fernsehprediger Robert Schuller den Massen aufgetischt. In seiner scheinbaren<br />

Toleranz erklärt Schuller, dass »wir die gute Religion von der schlechten Religion daran<br />

unterscheiden können«, dass die gute »positiv« ist. Er hat die Religionsführer aufgerufen, »was<br />

immer ihre Theologie ist … ihren Glauben in positiven Begriffen <strong>aus</strong>zudrücken …<br />

Führungspersonen aller Religionen [sollen] vereint alle Kräfte mobilisieren … um die positive<br />

Kraft [zu verkünden] … von religiösen Werten, die die Weltgemeinschaft aufbauen«.<br />

Die Tatsache, dass die Lehren von Hinduismus, Buddhismus, Islam, Katholizismus <strong>und</strong><br />

Evangelikalismus in so entscheidenden Punkten einander widersprechen, ist offensichtlich nichts,<br />

worum man sich sorgen müßte, solange jeder Glaube »in positiven Begriffen« <strong>aus</strong>gedrückt wird.<br />

Alle Religionen, so denkt Schuller anscheinend, stellen ebenbürtig gültige Werte dar, »die die<br />

Weltgemeinschaft aufbauen«. <strong>Der</strong> Antichrist selbst hätte an einem solchen schwammigen New-<br />

Age-Trick nichts zu verbessern!


<strong>Okkultismus</strong> macht sich unter Evangelikalen breit<br />

Die Invasion des Okkulten in die evangelikalen Gemeinden hinein ist eine der schockierendsten<br />

Tatsachen unserer Zeit. Das Streben nach Ökumene <strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>ene Versuch, eine<br />

Unterscheidung zwischen Richtig <strong>und</strong> Falsch zu vermeiden <strong>und</strong> alle Auffassungen zu<br />

akzeptieren, ist dabei ein wesentlicher Faktor. Es sollte klar sein, dass die Idee der mentalen<br />

Kraft (die Vorstellung, positives oder negatives Denken würde eine eigene Realität erschaffen)<br />

nur eine andere Form von der »dunklen <strong>und</strong> hellen Seite der Kraft« sind. Einer der<br />

einflußreichsten Verfechter dieser Auffassung, der zudem einen großen Einfluß auf die<br />

evangelikale Christenheit <strong>aus</strong>übt, ist der bekannte <strong>und</strong> erfolgreiche Wall-Street-Manager Sir John<br />

Marks Templeton, Stifter des Templeton-Preises für den Fortschritt der Religionen.<br />

Templeton <strong>und</strong> seine neuheidnischen Ansichten wurden zuerst 1986 von Robert Schuller in die<br />

Christenheit eingeführt, der auch weiterhin für sie eintritt. Schullers Zeitschrift Possibilities<br />

(»Möglichkeiten«) plaziert Templeton auf sein Titelblatt <strong>und</strong> widmet sein Titelthema einem<br />

Interview mit Templeton. Darin gibt er seine von Einheit/Religiöse Wissenschaft/New Age<br />

geprägten Auffassungen zum Besten: »Ihre spirituellen Prinzipien haben Ihnen Wohlstand<br />

gebracht … materieller Erfolg kommt … wenn man mit dem Unendlichen in Einklang steht … <strong>Der</strong><br />

Geist Christi wohnt in jedem Menschen, ob derjenige es weiß oder nicht … nichts existiert außer<br />

Gott.« Diese Irrlehren wurden von Schuller an ein riesiges Publikum von Lesern verbreitet.<br />

<strong>Der</strong> pantheistische Glaube, dass »nichts existiert außer Gott«, ist die Gr<strong>und</strong>lage der »Mind-<br />

Science«-Sekten. Er besagt Folgendes: »Gott ist alles <strong>und</strong> Gott ist gut; deshalb ist alles gut.«<br />

Somit existiert Schmerz, Krankheit <strong>und</strong> Tod gar nicht. Sie sind nur Projektionen des negativen<br />

Denkens derer, die sich vorstellen, so etwas zu erfahren. Um von dieser Täuschung befreit zu<br />

werden, muss man sein Denken vom Negativen (der »dunklen Seite«) zum Positiven (der »hellen<br />

Seite«) ändern. Das ist die Theorie hinter dem Buch Die Kraft positiven Denkens, dem Bestseller<br />

von Norman Vincent Peale, das die evangelikale Christenheit jahrelang stark beeinflußt hat.<br />

Templeton ist Evolutionist, Pantheist, Universalist <strong>und</strong> Okkultist, der den Gott der Bibel <strong>und</strong><br />

Christus als einzigen Erretter ablehnt <strong>und</strong> behauptet, Himmel <strong>und</strong> Hölle seien<br />

Bewußtseinszustände, die wir hier auf der Erde erschaffen, Wahrheit sei relativ <strong>und</strong> der<br />

christliche Glaube habe keine Bedeutung mehr. Doch in evangelikalen Kreisen steht dieser Mann<br />

in hohem Ansehen. Er war Mitglied im Gremium des Theologischen Se¬minars von Princeton<br />

<strong>und</strong> gehörte 15 Jahre lang dem Leitungsgremium der Amerikanischen Bibelgesellschaft an,<br />

obwohl er die Bibel als Gottes Wort ablehnt. Norman Vincent Peale bezeichnete Templeton als<br />

»den bedeutendsten Laien der christlichen Kirche unserer Zeit«.<br />

Templetons Buch Discovering the Laws of Life (»Die Gesetze des Lebens entdecken«) <strong>aus</strong> dem<br />

Jahr 1994 ist reinster <strong>Okkultismus</strong>. Doch anstatt davor zu warnen, widmet Christianity Today<br />

diesem Buch die gesamte Rückseite seiner Ausgabe vom 24. April 1994 <strong>und</strong> hat sich bei seinen<br />

Lesern bis heute nicht dafür entschuldigt. Unter der Überschrift »Wird Millionen von Lesern<br />

inspirieren« enthielt diese Werbeanzeige die Empfehlung von fünf Prominenten, die im<br />

Klappentext des Buches genannt werden: Norman Vincent Peale (der auch das Vorwort schrieb),<br />

Robert Schuller, Billy Graham sowie zwei bekannte katholische New-Age-Vertreter. Hier einige<br />

beispielhafte Auszüge <strong>aus</strong> dem Buch:<br />

»Hinter diesem Buch steht mein Glaube, dass die gr<strong>und</strong>legenden Prinzipien zur Führung eines<br />

»edlen Lebens« … <strong>aus</strong> allen religiösen Traditionen abgeleitet werden können – <strong>aus</strong> der<br />

jüdischen, muslimischen, hinduistischen, buddhistischen <strong>und</strong> anderen ebenso wie <strong>aus</strong> der<br />

christlichen …<br />

Wir haben die Kraft, alles zu erschaffen, was wir in unserem Leben brauchen <strong>und</strong> diese Kraft in<br />

uns ist die Kraft des Geistes … Es gibt ein Gesetz des Lebens …: »Gedanken, die wir in<br />

unserem Geist hegen, werden sich in der äußeren Welt auf ihre eigene Weise reproduzieren …«


Astronauten sind in den Weltraum gereist … [<strong>und</strong>] haben keine Hinweise auf einen Himmel<br />

mitgebracht. Und wo Bohrungen in die Erde eindrangen, stießen sie nicht auf die Hölle, sondern<br />

auf Öl … spirituelle Theoretiker neigen dazu, [Himmel <strong>und</strong> Hölle] als Bewusstseinszustände<br />

aufzufassen …<br />

Mit unseren Entscheidungen <strong>und</strong> Einstellungen schaffen wir uns un¬seren eigenen Himmel <strong>und</strong><br />

unsere eigene Hölle hier auf der Erde … <strong>Der</strong> einzige Ort, wo wir den Himmel finden können, ist<br />

unser eigenes Herz … Unsere angeborene Güte ist ein essentielles Faktum unserer Existenz …<br />

Wenn wir diese Wahrheit erkennen, werden wir den Himmel auf Erden erleben … Wenn unser<br />

Handeln spontan <strong>aus</strong> der Güte unseres Wesens entspringt, finden wir Frieden in der Gegenwart<br />

Gottes in uns. Seien Sie ehrlich. Seien Sie wahrhaftig. Lieben Sie alle Teile Ihres Selbst … Die<br />

Gottheit in Ihnen … befindet sich auf dem Weg zur Vollkommenheit.<br />

Die Empfehlung seitens Peale <strong>und</strong> Schuller, die beide jahrelang dieselbe okkulte Philosophie<br />

verbreitet haben, überrascht uns nicht. Aber dass Christianity Today, Chuck Colson, Billy Graham<br />

<strong>und</strong> Bill Bright ebenfalls Templeton anpreisen, ist ein schockierendes Indiz für die kompromittive<br />

Haltung unter führenden Evangelikalen.<br />

Aufruf zur intellektuellen Redlichkeit<br />

Jeder hat das Recht, Christus persönlich abzulehnen, aber es ist intellektuelle Unredlichkeit der<br />

schlimmsten Art, darauf zu bestehen, Jesu Lehren seien völlig kompatibel mit hinduistischbuddhistischen<br />

pantheistischen Philosophien. Das muss so sein, folgert ein Autor, weil »alle New<br />

Ager, die ich getroffen habe, Jesus lieben <strong>und</strong> Buddha <strong>und</strong> Krishna <strong>und</strong> jeden, ungeachtet der<br />

Rasse oder Sprache oder religiösen Vorliebe«.<br />

Die Vorstellung, eine überzeugungslose »Liebe« (die zu schwach zum Korrigieren anderer ist)<br />

würde irgendwie die Frage nach Wahrheit, Recht <strong>und</strong> Unrecht <strong>und</strong> nach ges<strong>und</strong>er Lehre<br />

überflüssig machen, ist ein gr<strong>und</strong>legender Irrtum. Echte Liebe korrigiert vielmehr diejenigen, die<br />

einem schwerwiegenden <strong>und</strong> lebensbedrohlichen Irrtum zum Opfer gefallen sind.<br />

Die okkulte Unterwanderung der abendländischen Gesellschaft ist eine direkte Folge der<br />

»wissenschaftlichen« Erosion des Glaubens an das transzendente Wesen Gottes. In der<br />

westlichen Welt praktizieren heute Mil¬lionen Transzendentale Meditation. Dabei ist die<br />

Bezeichnung transzendental ein einziger Schwindel. TM ist pantheistisch <strong>und</strong> leugnet somit einen<br />

transzendenten Gott. TM führt tief ins Innere, um das »wahre Selbst« zu finden. Unsere<br />

Gesellschaft ist geradezu selbst-besessen geworden, besessen von einem Selbst, das angeblich<br />

zur Gottheit evolvieren soll.<br />

Eine wichtige Unterscheidung<br />

Man glaubt, die »Kraft« sei der leitende Faktor hinter der Evolution. Wir haben gesehen, dass<br />

Evolution mathematisch unmöglich ist. Außerdem kann sie niemals das menschliche Bewußtsein<br />

erklären. Ein Gespür für moralische Verantwortung kann nicht in physiologischen Begriffen erklärt<br />

werden. <strong>Der</strong> Mensch kann nicht einfach Produkt evolutionärer Kräfte sein, die auf die Materie<br />

eingewirkt haben. In der Natur gibt es keine Ethik <strong>und</strong> keine Moral. »Gut« <strong>und</strong> »Böse« läßt sich<br />

nicht auf Galaxien oder Atome oder Naturkräfte wie Gravitation oder Elektrizität oder<br />

übersinnliche Kräfte (sofern es solche gibt) anwenden.<br />

Eine Kraft mit hellen <strong>und</strong> dunklen Seiten läßt keine Unterscheidung zwischen einem<br />

physikalischen <strong>und</strong> einem moralischen Gesetz zu. Doch eine solche Unterscheidung ist äußerst<br />

wichtig. Ein moralisches Gesetz kann nicht zum eigenen Nutzen verwendet werden, ein<br />

Naturgesetz hingegen sehr wohl. Moralische Gesetze können nicht als Quelle persönlicher<br />

Bevollmächtigung herangezogen werden, was in der New-Age-Bewegung das hauptsächliche


Ziel ist. Allgemeingültige, für alle verbindliche moralische Gesetze können nur vom höchsten Gott<br />

des Supranaturahlen Monotheismus vorgeschrieben werden, der selbst <strong>und</strong> mit seinem eigenen<br />

Charakter den Maßstab für Gerechtigkeit, Liebe, Reinheit <strong>und</strong> Güte definiert.<br />

Im Gegensatz zum östlichen Mystizismus lehrt der christliche Glaube, dass die unendlich<br />

gerechten moralischen Gesetze Gottes verletzt wurden <strong>und</strong> dass der endliche Mensch die<br />

unendliche Schuld nicht bezahlen kann. Aufgr<strong>und</strong> seiner Rebellion verdient der Mensch die<br />

ewige Trennung vom Schöpfergott. Gott selbst könnte die von seiner Gerechtigkeit eingeforderte<br />

unendliche Schuld bezahlen, aber weil er keiner von uns ist, würde dies nicht geschehen.<br />

Deshalb wurde Gott in seiner unendlichen Liebe durch jungfräuliche Empfängnis Mensch, sodass<br />

er als Gott <strong>und</strong> Mensch in einer Person die volle Schuld bezahlen konnte, wie sein Gesetz sie<br />

einforderte. Dieses Werk vollbrachte er am Kreuz.<br />

<strong>Der</strong> triumphierende Ruf Jesu unmittelbar vor seinem Tod – »es ist vollbracht« – ist im<br />

griechischen Gr<strong>und</strong>text ein zuschreibender Ausdruck (teleo, eine Schuld löschen). Die<br />

unendliche Strafe für die Sünde ist be¬zahlt. <strong>Der</strong> Bibel zufolge ist alles, was dem Menschen noch<br />

zu tun übrig bleibt, zu bekennen, dass er als Sünder verdient, was Christus an seiner Stelle<br />

erlitten hat <strong>und</strong> die Vergebung anzunehmen, die als Geschenk von Gottes Gnade <strong>und</strong> Liebe<br />

angeboten wird.<br />

Das okkulte Evangelium ist dagegen von einer offensichtlichen Leere gekennzeichnet. Die<br />

einzige Errettung, die es anbietet, ist eine Kraft, um die Kontrolle über das eigene Leben zu<br />

erlangen <strong>und</strong> die eigenen Wünsche zu erfüllen. Gerechtigkeit <strong>und</strong> Wahrheit fehlen gänzlich. Mit<br />

Yogaübungen oder sonstigen Bemühungen um einen höheren Bewusstseinszustand <strong>und</strong> Zugang<br />

zu dieser Kraft kann man noch nicht einmal eine Busfahrkarte bezahlen, geschweige denn die<br />

ewige Schuld der Sünde. <strong>Der</strong> Kraft in der hinduistischen, buddhistischen oder New-Age-<br />

Philosophie fehlt die gerechte Gr<strong>und</strong>lage für die Vergebung, nach der sich jedes aufrichtige Herz<br />

sehnt. Sünde wird nicht anerkannt, <strong>und</strong> selbst wenn, dann gibt es weder einen Gott, gegen den<br />

gesündigt wurde, noch einen gerechten Weg für den Sünder zur Vergebung.<br />

Die Antwort der okkulten Philosophie auf die tiefsten Sehnsüchte <strong>und</strong> Bedürfnisse des Menschen<br />

ist eine Lüge. Anstatt mit Liebe gefüllt zu werden, der größten Tugend <strong>und</strong> höchsten Erfahrung,<br />

läßt die okkulte Lehre uns mit einem Vakuum zurück. Die Kraft des okkulten Magiers <strong>aus</strong> Krieg<br />

der Sterne ist kein besserer »Gott« als die unpersönlichen Kräfte, die im materialistischen<br />

Universum des Atheisten am Werk sind. Sir Arthur Eddington argumentiert:<br />

»Wenn <strong>aus</strong> dem Herz des Menschen, erstaunt über das Geheimnis der Existenz, der Schrei<br />

aufsteigt: »Was soll das alles?«, ist die Entgegnung … keine wahre Antwort: »Es geht um Atome<br />

<strong>und</strong> das Chaos; um ein Universum <strong>aus</strong> glühenden Kugeln, die auf die bevorstehende<br />

Verdammnis zurollen.«<br />

Ein Konflikt zwischen Gott <strong>und</strong> Satan<br />

In allen Einzelheiten stellt die Bibel den Einen vor, den sie als den wahren Gott bezeichnet, den<br />

Schöpfer des Universums. Sie spricht auch von Satan, dem Gegenspieler Gottes <strong>und</strong> des<br />

Menschen. Satan erscheint als Schlange, die Eva mit der Verheißung verführt, dass sie<br />

Unsterblichkeit <strong>und</strong> Göttlichkeit erlangen werde, wenn sie Gott ungehorsam ist <strong>und</strong> ihr folgt. Weil<br />

dieser Verführer zum Bösen der Drahtzieher hinter der falschen Religion dieser Welt ist, wird er<br />

der »Gott dieser Welt« genannt (2.Kor 4,4). In der ganzen Bibel ist er bekannt als »der große<br />

Drache, die alte Schlange, der Teufel <strong>und</strong> Satan genannt wird, der den ganzen Erd¬kreis<br />

verführt« (Offb 12,9).<br />

Heute halten sich viele als zu gebildet, als dass sie die Geschichte vom Garten Eden wörtlich<br />

nehmen. Evas Gespräch mit einer sprechenden Schlange kennzeichnet die Geschichte gewiß als<br />

Mythos. Ein solcher Aberglaube kann nur primitiven Menschen zugemutet werden. Jeder


Versuch, sie heute zu lehren, würde als Beleidigung des modernen Menschen aufgefaßt, so<br />

argumentiert man.<br />

Doch gerade die Skeptiker, die zu intelligent sind zu glauben, dass Satan durch eine Schlange zu<br />

Eva sprach, empfehlen die Spiritualität amerikanischer Indianer. Sie haben anscheinend kein<br />

Problem zu glauben, dass indianische Medizinmänner zu allen Arten von Tieren reden <strong>und</strong> sich<br />

manchmal sogar in eine solche Kreatur verwandeln. Und versuchen nicht sogar einige unserer<br />

führenden Wissenschaftler, sich mit Schimpansen <strong>und</strong> sogar Delphinen zu unterhalten? Hören<br />

wir noch einmal auf Dr. John Lilly:<br />

Delfine sind ein Beispiel für hohe fremde Intelligenz <strong>und</strong> dafür habe ich mit verschiedenen Leuten<br />

gekämpft, seit ich 1961 mein erstes Buch zu diesem Thema veröffentlichte: Mensch <strong>und</strong> Delphin.<br />

Aber jetzt kämpfe ich nicht mehr mit ihnen. Sie denken um; sie fangen an, kognitive Psychologie<br />

auf Delfine anzuwenden.<br />

Die Sioux-Indianer, die Phil Jackson als seine Lehrer verehrt <strong>und</strong> deren Religion er angenommen<br />

hat, lehren, dass ihnen vor Jahrh<strong>und</strong>erten von einer hübschen Frau die »heilige Pfeife« gegeben<br />

wurde. Diese Frau be¬nutzte Schlangen für ihre Zauberei <strong>und</strong> verwandelte sich vor ihren Au¬gen<br />

in ein »junges rotbraunes Büffelkalb«, dann in einen »weißen Büffel«, dann in einen »schwarzen<br />

Büffel«, bevor sie schließlich verschwand. Schwarzer Elch erklärt, diese Geschichte »sollte nicht<br />

nur als ein Ereig¬nis in der Zeit verstanden werden, sondern auch als ewige Wahrheit«. Jackson,<br />

der den christlichen Glauben verwarf <strong>und</strong> zur amerikanischen Eingeborenen-Religion wechselte,<br />

hat anscheinend kein Problem damit, diese Geschichte als wörtliche Wahrheit anzunehmen.<br />

Die Schlange <strong>und</strong> der Drache<br />

Die Schlange <strong>und</strong> der Drache (die in der Bibel mit Satan identifiziert werden) sind die<br />

hauptsächlichen segenbringenden Gestalten sowohl in den Mythologien wie auch in fast allen<br />

Religionen. In der haitianischen Voodoo-Tradition beispielsweise ist die »große Schlange« die<br />

Quelle aller Weisheit <strong>und</strong> der Schöpfer des Universums, der den Regenbogen zur Frau nahm<br />

<strong>und</strong> <strong>aus</strong> dieser Verbindung Blut <strong>und</strong> alle Geschöpfe hervorbrachte. »Und dann, als letzte Gabe,<br />

lehrten sie die Menschen das Blut als Sakrament zu sich zu nehmen, auf dass sie zum Geist<br />

würden <strong>und</strong> die Weisheit der Schlange empfingen.«<br />

<strong>Der</strong> Drache findet sich auf T<strong>aus</strong>enden von Tempeln in ganz Asien, während die Schlange die<br />

Religion von Indien beherrscht. Im Hinduismus sind in den Haaren Shivas, eines der drei<br />

Hauptgötter, Schlangen eingeflochten. Yoga wird symbolisiert als ein <strong>aus</strong> Kobras<br />

zusammengefügtes Floß, <strong>und</strong> sein Ziel ist es, die K<strong>und</strong>alini-Kraft zu erwecken, die sich<br />

zusammengerollt am unteren Ende der Wirbelsäule befindet. In den Tempeln im antiken Ägypten<br />

<strong>und</strong> Rom war der Körper des Gottes Serapis von den Windungen einer großen Schlange<br />

umwickelt. Zahlreiche weitere Beispiele könnten angeführt werden, von der gefiederten Schlange<br />

Quetzalcoatl, dem Retter-Gott der Mayas, bis zum alljährlichen Schlangentanz der Hopi-Indianer.<br />

Manly P. Hall, einer der besten Kenner des Okkulten (<strong>und</strong> selbst praktizierender Okkultist),<br />

schrieb:<br />

»Schlangenverehrung ist in irgendeiner Form in allen Teilen der Welt zu finden. Die<br />

Schlangenhügel der nordamerikanischen Indianer; die in Felsen geritzten Schlangen Mittel- <strong>und</strong><br />

Südamerikas; die verhüllte Kobra Indiens; Python, die große Schlange der Griechen; die heiligen<br />

Schlangen der Druiden; die Midgardschlange Skandinaviens; die Nagas von Burma, Siam <strong>und</strong><br />

Kambodscha … die mythische Schlange des Orpheus; die Schlangen vom Orakel von Delphi …<br />

die heiligen Schlangen in den Tempeln Ägyptens; die Uraeus auf den Stirnen der Pharaonen <strong>und</strong><br />

ihrer Priester – all diese zeugen von der universalen Verehrung der Schlange …<br />

Die Schlange ist … Symbol <strong>und</strong> Prototyp des universalen Retters, der die Welt erlöst, indem er<br />

der Schöpfung die Erkenntnis seiner selbst verleiht … Sie wurde lange Zeit als Emblem der<br />

Unmoral betrachtet. Sie ist das Symbol der Reinkarnation …<br />

In der griechischen Mythologie bildete eine um das orphische Ei gew<strong>und</strong>ene Schlange das


Symbol für den Kosmos. Ebenso waren in Delphi (jahrh<strong>und</strong>ertelang Sitz des meistbesuchten <strong>und</strong><br />

einflußreichsten Orakels der Antike, befragt von Machthabern so ferner Länder wie Nordafrika<br />

<strong>und</strong> Kleinasien) die drei Beine des oraklischen Dreifußes im inneren Heiligtum des Tempels mit<br />

Schlangen untereinander verknüpft. Oder denken wir als weiteres Beispiel an Äskulap, den<br />

griechischen <strong>und</strong> römischen Gott der Heilk<strong>und</strong>e, dessen Symbol ein von einer Schlange<br />

umw<strong>und</strong>ener Stab ist, von dem das Symbol der heutigen Medizin, der Äskulapstab, abgeleitet<br />

wurde.<br />

In seinen Tempeln wurde Äskulap aufgr<strong>und</strong> eines alten Mythos mit Schlangen verehrt. Dieser<br />

Mythos besagt, Äskulap habe <strong>aus</strong> dem M<strong>und</strong> einer Schlange ein heilendes Kraut erhalten. Hier<br />

liegt eindeutig eine Pervertierung der Geschichte der Genesis vor: Die Schlange ist nicht der<br />

Verführer <strong>und</strong> Zerstörer, sondern der Retter der Menschheit, <strong>und</strong> tritt damit an die Stelle Christi.<br />

Bei Abschlußfeiern an medizinischen Hochschulen r<strong>und</strong> um die Welt, bei denen Gebete zum Gott<br />

der Bibel bzw. zu Jesus Christus nicht erlaubt sind, wiederholen die Graduierten heute immer<br />

noch beim Empfang ihres Doktortitels gemeinsam den hippokratischen Eid. Dieser beginnt mit<br />

den Worten: »Ich schwöre bei Apollo, bei Äskulap, bei Hygieia <strong>und</strong> Panakeia <strong>und</strong> bei allen<br />

Göttern <strong>und</strong> Göttinnen …«<br />

In seinem Buch Halbzeit der Evolution stellt Ken Wilber her<strong>aus</strong>, dass die Schlange in Religionen<br />

in der ganzen Welt beständig als Symbol immer wiederkehrender Weisheit <strong>und</strong> ewigen Lebens<br />

dargestellt wurde. Zweifellos wird die Schlange, die einst zu Eva kam, überall mit dem Okkulten<br />

identifiziert <strong>und</strong> wird als Verkörperung der geheimnisvollen Kraft verehrt, die Okkultisten jeder Art<br />

gewinnen wollen. Die Bibel identifiziert hingegen die Schlange mit Satan <strong>und</strong> erklärt, dass<br />

diejenigen, die seine okkulten Kräfte suchen, schließlich feststellen werden, dass sie als seine<br />

Sklaven gefangen <strong>und</strong> ihre Seelen verloren sind.<br />

Es scheint, dass die Ehre, die der Schlange in allen Kulturkreisen <strong>und</strong> Religionen erwiesen wird,<br />

eigentlich ein Zugeständnis ist, dass die »Kraft« hinter diesem Universum tatsächlich sehr<br />

persönlich ist. Sowohl die Bi¬bel als auch die Welt des Okkulten stimmen darin überein, dass es<br />

die Schlange wirklich gibt; uneins sind sie nur darin, ob sie des Menschen Fre<strong>und</strong> oder Feind ist.<br />

--<br />

Hexenglaube<br />

Hexen<br />

Historische Wurzeln<br />

Schon immer rechneten Menschen mit der Möglichkeit eines übernatürlichen Einflusses auf ihr<br />

irdisches Leben. Einzelnen, meist ungewöhnlichen Menschen sprach man dabei eine besondere<br />

Nähe zu jenseitigen Mächten zu. Im Christentum wird der Teufel als Verursacher von Krankheit,<br />

Not, Tod <strong>und</strong> anderen Übeln angesehen. Wer mit ihm oder einem seiner >Dämonen Kontakt<br />

pflegte oder ein Bündnis mit ihnen einging, wurde als Hexe, Zauberer oder Magier bezeichnet.<br />

Als Urmutter aller europäischen Hexen wird gemeinhin die antike Hekate gehandelt, die<br />

gefürchtete Herrscherin über Wind <strong>und</strong> Wetter. Auch heidnische Priesterinnen, weise Frauen <strong>und</strong><br />

Kräuterweiber gelten als Stamm-Mütter späterer Hexen.<br />

<strong>Der</strong> Begriff Hexe taucht im deutschsprachigen Raum zuerst in Dokumenten des 9. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

auf, als „hagazussa” (Zaunweib = dämonisches Wesen, das über den Zaun in den Privatbereich<br />

der Menschen vordringt). Wenig später findet sich der bis heute geläufige Begriff „hexse” (1293).<br />

Ausgelöst durch das verstärkte Auftreten häretischer Gruppen (Katharer, Albigenser, Bogumilen)<br />

setzte zwischen 1230 <strong>und</strong> 1430 in Europa eine intensive Diskussion über Zauberei <strong>und</strong> Ketzerei<br />

ein. Tatsächlich tauchen in diesem Umfeld auch immer wieder vorchristliche keltische, antike


gnostische <strong>und</strong> magische Vorstellungen auf. Ausgehend von der Realität des Teufels <strong>und</strong> seiner<br />

Dämonen sah man sich unabwägbaren okkulten Gefahren <strong>aus</strong>gesetzt. Weltliche <strong>und</strong> kirchliche<br />

Gerichte gingen gegen Menschen vor, denen man vorwarf, einen B<strong>und</strong> mit dem Teufel<br />

geschlossen zu haben <strong>und</strong> Schadenszauber zu betreiben.<br />

Ab dem 13. Jahrh<strong>und</strong>ert galt Hexerei (im Zusammenhang mit Irrlehre) als todeswürdiges<br />

Vergehen. Im Laufe der nun intensiv einsetzenden Hexenverfolgung wurden r<strong>und</strong> 100 000<br />

Menschen getötet, zumeist verbrannt (90% Frauen). Gelegentlich trug der Kampf gegen Magie<br />

<strong>und</strong> Zauberei deutlich frauenfeindliche Züge. Damaligen Vorstellungen entsprechend wirkt die<br />

Hexenkunst am nachhaltigsten in der Walpurgis-, Oster- oder Johannisnacht. Mit einem<br />

Hexenbesen oder auf einem Ziegenbock durch die Luft reitend, versammelten sich die Hexen zu<br />

ihren schändlichen Festen auf bestimmten Bergen (z.B. dem Blocksberg = Brocken). Bei diesen<br />

Hexensabbaten huldigten sie dem Teufel in Bocksgestalt, mit dem sie sich sexuell vereinigten.<br />

Daneben war Schadenszauber aller Art ihre Hauptbeschäftigung. Sie verhexten Tier <strong>und</strong><br />

Mensch, waren für Unwetter <strong>und</strong> Mißernten verantwortlich (Hexenring, Hexenschuss). Hexen<br />

griffen bei ihrer Kunst auf den „bösen Blick”, magische Zaubersprüche oder geheimnisvolle<br />

Kräuterextrakte zurück.<br />

Den historischen Hexen ist Schadenszauber, Luftflug, Wahrsagerei, Liebesmagie, Ketzerei,<br />

Verwandlung in Tiere <strong>und</strong> Teufelsbuhlerschaft vorgeworfen worden. In Prozessen erhaltene<br />

Geständnisse verurteilter Hexen können sowohl auf den Druck der Folter als auch auf echte<br />

okkulte Erfahrungen zurückgehen. Einige mittelalterliche Heilk<strong>und</strong>ige u. Magier griffen für ihre<br />

Kontaktaufnahme mit der jenseitigen Welt auch auf Halluzinogene (z.B. Pilzgifte, Eisenhut,<br />

Schierling, Mohn) zurück, durch die tatsächlich Wahnzustände erreicht werden können, in denen<br />

der Betreffende meint zu fliegen, sich in ein Tier zu verwandeln oder mit der Natur sprechen zu<br />

können (vergleichbar mit Erfahrungen der Schamanen). Mangelndes Wissen über diese<br />

biochemischen Hintergründe bestärkte die Inquisitoren noch in ihrem Weltbild <strong>und</strong> erschwerte die<br />

Unterscheidung zwischen Betrug, R<strong>aus</strong>ch u. echtem <strong>Okkultismus</strong>.<br />

Neues Hexentum<br />

Seit den 70er Jahren des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts lässt sich eine Hexen-Renaissance in Europa<br />

beobachten. Deutschlands erster Hexenladen öffnete 1995 in München seine Türen.<br />

Zwischenzeitlich bieten zahllose Jugendzeitschriften, Ratgeber <strong>und</strong> Fachbücher, aber auch<br />

unterhaltende Medienmagazine zumeist positiv werbende Informationen über Hexerei <strong>und</strong><br />

Zauberhilfen für den Alltag. Eine unübersehbare Szene selbstbewusster „neuer Hexen“ hat sich<br />

etabliert, die insbesondere im esoterischen Umfeld ihre Dienste als Spezialistinnen für weiße<br />

>Magie, Kräuterk<strong>und</strong>e, sexuelle Fragen, >Reinkarnation <strong>und</strong> Lebensberatung anbieten. Die<br />

„neuen Hexen” fühlen sich keiner einheitlich strukturierten Gruppe zugehörig. Manche<br />

praktizieren ihre Überzeugungen lediglich im Privatleben, andere schließen sich zu Vereinen oder<br />

Hexenzirkeln (covens) mit maximal 13 Mitgliedern zusammen, die sich wiederum auf<br />

verschiedene Traditionen zurückführen (Dianer Kult, Druiden, Gardnerer, Odinismus, welsche,<br />

piktische oder nordische).<br />

Wenn sich die einzelnen Hexengruppen auch deutlich voneinander unterscheiden, finden sich<br />

andererseits auch einige gemeinsame Gr<strong>und</strong>überzeugungen: Heiligkeit der Natur, Verehrung der<br />

„Großen Göttin”, >Magie, >Astrologie <strong>und</strong> Wahrsagen. Historisch gesehen haben die „modernen<br />

Hexen” ihre Wurzeln im >Feminismus, dem Neuheidentum, der Esoterik <strong>und</strong> der<br />

Ökologiebewegung.<br />

In der Frauenbewegung wurde die Selbstbezeichnung Hexe in den 70er Jahren aufgegriffen.<br />

Damit wollte man an die weibliche Macht mittelalterlicher Hexen anknüpfen, die als Gegenbild der<br />

damaligen, als patriarchal empf<strong>und</strong>enen Welt verstanden wurden. Die Hexenverfolgung wurde<br />

als Vorläufer gegenwärtiger gesellschaftlicher Auseinandersetzung zwischen Patriarchat <strong>und</strong><br />

Matriarchat (Männer- <strong>und</strong> Frauenherrschaft) interpretiert. Hexen seien von Männern verfolgt<br />

worden, die sich durch weibliche Sexualität <strong>und</strong> vorchristliche matriarchale Glaubensformen


edroht sahen. Patriarchales Denken sei unfrei, unterdrücke Gefühle <strong>und</strong> Vielfalt <strong>und</strong> beute die<br />

Natur hemmungslos <strong>aus</strong>. Dieser Konflikt setze sich durch die Benachteiligung der Frauen in der<br />

Neuzeit fort.<br />

Die stärker religiöse Komponente „moderner Hexen” zeigt sich vor allem im „Wicca Kult”<br />

(altenglisch wicce = die Weise / Hexe). Angestoßen wurde die Hexenbewegung durch ein Buch<br />

des amerikanischen Ethnologen Charles Godfrey Leland (The Gospel of the Witches, 1899), in<br />

dem er vorgeblich uralte Hexenrituale vorstellt <strong>und</strong> bewirbt. Dieses Buch diente den Wicca-<br />

Gruppen als Vorbild für ihr „Book of Shadows”. Einflussreich für die „modernen Hexen“ war auch<br />

ein Buch der Ägyptologin Margaret Alice Murray (The Witch Cult in Western Europe, 1921), in<br />

dem sie behauptet, die Hexen stünden in direkter Tradition vorchristlicher Fruchtbarkeitskulte, in<br />

der die „Große Göttin“ <strong>und</strong> der „Gehörnte Gott” verehrt würden. Dieser Matriarchatskult sei die<br />

älteste <strong>und</strong> umfassendste Religion, die erst durch das patriarchale Christentum verdrängt worden<br />

sei. Organisatorisch geht der Wicca-Kult auf G. B. Gardner (1884-1964) <strong>und</strong> A. Sanders (1916-<br />

1988) zurück. Erste Wicca- Gruppen bildeten sich nach der Aufhebung des Hexenverbots in<br />

England (1951). Zwischenzeitlich geben Hexen- Vereinigungen eigene Mitteilungsblätter her<strong>aus</strong>,<br />

den „Wicca-Brief”, das „Magazin für Hexenglauben“ oder „Abraxas“, das Organ des „Yggdrasil-<br />

Kreis e.V.“, der als gemeinnützig vom Finanzamt anerkannt ist <strong>und</strong> in Wahrsagerei,<br />

Astralwandern <strong>und</strong> „Magia Sexualis“ einführt.<br />

Gelegentlich werden Hexenkulte auch von rechtsextremen Gruppen vereinnahmt, weil diese<br />

darin einen „arteigenen” germanisch- keltischen Glauben erkennen, den sie gegenüber Juden-<br />

<strong>und</strong> Christentum als „orientalischen Religionen” den Vorzug geben.<br />

„Moderne Hexen” kennen keinen personalen Gott <strong>und</strong> keine übernatürliche Offenbarung. Feste<br />

Dogmen, absolute ethische Ordnungen oder Glaubensregeln lehnen sie ab. Im Hexenglauben<br />

gibt es keinen eindeutigen Unterschied zwischen Diesseits <strong>und</strong> Jenseits, zwischen heilig <strong>und</strong><br />

profan (weltlich). Alles im Kosmos steht in Wechselbeziehung zueinander. Die Göttin wohnt im<br />

Menschen <strong>und</strong> in der Natur. Gleichzeitig verfügt sie über unbegrenzte kosmische Kraft, die<br />

Hexen sich mittels magischer Rituale nutzbar machen. Sie erstreben eine herrschaftsfreie<br />

Gesellschaft, in der die Menschen im Einklang mit der Natur <strong>und</strong> miteinander leben. Hexen feiern<br />

13 Mond- <strong>und</strong> acht Sonnenfeste.<br />

In ihren Ritualen wird die Göttin als Jungfrau, als Erwachsene <strong>und</strong> als weise Alte verehrt.<br />

Gelegentlich werden auch konkrete Göttinnen verehrt (Diana, Gaia, Mondgöttin), deren Namen<br />

meditativ gesprochen (gechantet) werden <strong>und</strong> deren Einheit man sucht. Die Welt wird vor allem<br />

<strong>aus</strong> ihrer Polarität (Mann - Frau / Geist - Materie / Hell - Dunkel usw.) gedeutet, die es zu<br />

überwinden gelte. In symbolischen Handlungen mit Kelch (weiblich) <strong>und</strong> Stab (männlich) wird<br />

diese Vereinigung symbolisch vollzogen. Andere Rituale sollen die Frauen in Einklang mit dem<br />

Kosmos bringen, Ges<strong>und</strong>heit, Glück oder Ausgeglichenheit bewirken oder negative Energien<br />

abbauen. Konkrete Verhaltenweisen, Amulette, magisch aufgeladene Substanzen (Edelsteine,<br />

Schmuck, Figuren ...) <strong>und</strong> heilige Worte sollen die Gegenwart <strong>und</strong> Hilfe der göttlichen Macht<br />

fördern. Einige engagierte Hexen sind der Überzeugung, ihre Rituale bewirkten die letztliche<br />

Rettung der Menschheit <strong>und</strong> der Natur. Die Hexe könne nicht nur sich selbst, sondern auch die<br />

ganze Welt erlösen. Dazu bedarf es <strong>aus</strong>schließlich der Aktivierung der in ihr selbst ruhenden<br />

Kräfte der Erkenntnis ihres eigenen, göttlichen Wollens.<br />

Beurteilung<br />

Sicher kann der moderne Hexenglaube als Reaktion auf kalte Rationalität, Globalisierung <strong>und</strong><br />

Naturbeherrschung verstanden werden. Andererseits füllt er das religiöse Vakuum, das durch<br />

den Bedeutungsverlust etablierter christlicher Kirchen entstanden ist. Kritische säkulare<br />

Auseinandersetzungen mit der „Modernen Hexerei” finden sich vor allem bei Will-Erich Peukert<br />

(1895-1969) <strong>und</strong> Johann Kruse (1889-1983). Das „Johann-Kruse-Archiv zur Bekämpfung des<br />

neuzeitlichen Hexenglaubens” hält bis heute in Hamburg regelmäßige Hexensprechst<strong>und</strong>en ab<br />

(www.rabenclan.de).


Hexenkulte stehen in deutlichem Widerspruch zu christlichen Gr<strong>und</strong>überzeugungen. Christen<br />

unterscheiden deutlich zwischen Gott <strong>und</strong> Mensch (Natur). Hexen vergöttlichen den Menschen<br />

<strong>und</strong> vermenschlichen Gott. Christen kennen Gott als personales Gegenüber. Hexen wenden sich<br />

an anonyme, kosmische Energien. Christen akzeptieren Gottes souveräne Entscheidungen <strong>und</strong><br />

seine ethischen Regeln. Hexen geben eigene Empfindungen als Reden Gottes <strong>aus</strong> <strong>und</strong><br />

versuchen, „göttliche“ Kraft zu eigenen Zwecken zu manipulieren. Christen wissen um die tief<br />

sitzende Schlechtigkeit des Menschen, die nur durch die liebende Erlösungstat Jesu überw<strong>und</strong>en<br />

werden kann. Hexen setzen auf eine rituelle Selbsterlösung <strong>und</strong> gehen davon <strong>aus</strong>, dass der<br />

Mensch (insbesondere die Frau) von Natur <strong>aus</strong> gut sei. Darüber hin<strong>aus</strong> verurteilt Gott in der Bibel<br />

jede Art von Hexerei <strong>und</strong> Magie (2Mo 22,17; 5Mo 18,10; 1Sam 28,9; Jes 2,6; Offb 21,8). In der<br />

Absicht, sich Gottes Macht zu vereinnahmen, stehen diese Bemühungen im deutlichen<br />

Gegensatz zum christlichen Glauben, der sich Gott vertrauensvoll <strong>aus</strong>liefert.<br />

Wer sich mit Hexerei <strong>und</strong> Magie beschäftigt, steht nicht nur in Gefahr, von einem unbiblischen<br />

Weltbild geprägt oder von zwielichtigen Scharlatanen betrogen zu werden. Christen wissen um<br />

die Gefahr okkulter Bindungen durch die intensive Beschäftigung mit Hexerei. Menschen werden<br />

innerlich unfrei <strong>und</strong> können geistlich von übernatürlichen dämonischen Mächten in Beschlag<br />

genommen werden (>Dämonen; Lk 8,26ff; 11,24-26; Apg 8,9ff; 19,19; Gal 5,20). Das kann sich in<br />

übernatürlichem Wissen bezüglich der Zukunft, Heilungsfähigkeiten, außerordentlicher Kraft,<br />

Selbstmordgedanken, Depression in Wahnvorstellungen, Angstzuständen, aber auch in<br />

körperlichen Phänomenen <strong>und</strong> einer generellen Ablehnung christlichen Gedankenguts<br />

niederschlagen.<br />

Lit.: D.Harmening Hrsg.: Hexen heute. Magische Traditionen <strong>und</strong> neue Zutaten, 1991 / R.Hauth:<br />

Hexen, Gurus, Seelenfänger, 1994 / J.Kruse: Hexen unter uns, 1951 / H.Sebald: Hexen damals -<br />

<strong>und</strong> heute?, 1990 / A.Schrupp: Die Neuheiden. Von neuen Heiden <strong>und</strong> alten Göttern, 1997<br />

---<br />

Mit dem Unsichtbaren leben<br />

- Unsichtbare Mächte <strong>und</strong> die Macht Jesu -<br />

Inhalt<br />

I. Einleitung: Ein Leben in Fülle<br />

1. Abschnitt: Die biblische <strong>Sicht</strong> von der Gesamtwirklichkeit<br />

1. Kapitel: Kritische Besinnung<br />

2. Kapitel: <strong>Sicht</strong>bares <strong>und</strong> Unsichtbares<br />

3. Kapitel: Augen, die sehen - Ohren, die hören<br />

4. Kapitel: Gliederung des Unsichtbaren<br />

II. Abschnitt: Bedrohung durch Mächte des Unsichtbaren<br />

5. Kapitel: Das Aas <strong>und</strong> die Geier


6. Kapitel: Vom Wesen des Bösen<br />

7. Kapitel: Die Geister im Unsichtbaren<br />

III. Abschnitt: Bewahrung durch die Macht Jesu<br />

8. Kapitel: Jesu Kampf <strong>und</strong> Sieg<br />

9. Kapitel: <strong>Der</strong> Mensch <strong>und</strong> sein Gewissen<br />

10. Kapitel: Entstehung von okkulter Belastung<br />

11. Kapitel: Befreiung von okkulter Belastung<br />

Vorwort<br />

Anlaß zu diesem Buch war der mehrfach geäußerte Wunsch, einen Vortrag von mir, den ich vor<br />

vielen Jahren über »Seelsorge an okkult Belasteten« gehalten habe, in einer erweiterten Form<br />

verfügbar zu haben. Diese seelsorgerliche Thematik wird im dritten Abschnitt behandelt.<br />

Da aber die Erscheinungen des Okkulten in der Gegenwart mehr <strong>und</strong> mehr um sich greifen <strong>und</strong><br />

auch Gläubige in Gefahr stehen, ohne Orientierung zu bleiben oder verführt zu werden, halte ich<br />

es für notwendig, das Thema weiter zu fassen <strong>und</strong> in der mir gegebenen <strong>Sicht</strong> von einem »Leben<br />

mit dem Unsichtbaren« zu sprechen. Damit soll zugleich her<strong>aus</strong>gestellt werden, daß bei dem<br />

Eingehen auf Okkultes diesem kein breiter Raum gegeben, sondern in erster Linie von der Macht<br />

<strong>und</strong> dem Sieg Jesu Zeugnis abgelegt wird. Denn Jesus hat alle seine Feinde überw<strong>und</strong>en, vor<br />

ihm können auch okkulte Mächte nicht bestehen.<br />

So möchte ich zunächst von dem Leben in Fülle <strong>und</strong> Freiheit reden, das in Jesus verheißen <strong>und</strong><br />

gegeben wird. Sodann will ich deutlich machen, daß auch alle Bedrohungen von Fülle <strong>und</strong><br />

Freiheit, die vom Widersacher Gottes <strong>und</strong> seinen Mächten kommen können, allein von Jesus her<br />

überw<strong>und</strong>en werden können. Dafür braucht es vollmächtige brüderliche Hilfe, von der als Drittem<br />

hier gesprochen werden soll.<br />

<strong>Der</strong> Begriff des Okkulten wird unterschiedlich verstanden. Das Sammelwerk »Die Religion in<br />

Geschichte <strong>und</strong> Gegenwart« begreift <strong>Okkultismus</strong> als ein »Sammelwort für die Fülle der<br />

geheimnisvollen Kräfte <strong>und</strong> Beziehungen, die im Bereich der Seele, im H<strong>aus</strong>halt der Natur <strong>und</strong><br />

zwischen diesen beiden Größen wirken«. <strong>Der</strong> so verstandene <strong>Okkultismus</strong> achtet nicht nur auf<br />

die Geheimnisse der menschlichen Seele, er ist überzeugt, daß auch die Natur in einem weiteren<br />

Sinn beseelt ist <strong>und</strong> daß darum innige Wechselbeziehungen zwischen der Natur <strong>und</strong> der Seele<br />

des Menschen möglich sind. Beobachtungen dieser Art wurden häufig in zivilisatorisch noch<br />

unerschlossenen Missionsgebieten gemacht, wo Christentum <strong>und</strong> Stammesreligionen einander<br />

begegneten. Man spricht hier sogar von »Okkultistischer Begabung«, die religionsgeschichtlich<br />

gesehen zur ursprünglichen Ausrüstung des Menschengeschlechts gehört habe, so daß man<br />

dem prähistorischen Menschen ungewöhnliche parapsychische <strong>und</strong> magische Fähigkeiten<br />

zuschreibt, die der moderne Mensch verloren habe. Immerhin ist so ein Ansatzpunkt gegeben,<br />

die (im genannten Sinne) okkulten Phänomene parapsychologisch zu erforschen, indem man<br />

Menschen auf ihre sogenannte »Psi Fähigkeit« testet. Praktisch wird dabei das Okkulte mit dem<br />

Forschungsbereich der Parapsychologie gleichgesetzt.<br />

Ich möchte diese Forschungen, die mit wissenschaftlichen Maßstäben, d.h. mit schärfster Kritik<br />

<strong>und</strong> Skepsis <strong>und</strong> mit strengstens abgesicherten Prüfungsmethoden an die Untersuchung solcher<br />

okkulten Phänomene herangehen, keineswegs abwerten. Doch muß deutlich sein, daß es bei<br />

diesen Forschungen um den Nachweis außer oder übersinnlicher Fähigkeiten der menschlichen<br />

Seele geht, nicht um den Nachweis von Einwirkungen unsichtbarer Mächte. Das muß betont<br />

werden. Nach meiner Überzeugung ist es nicht möglich, Einwirkungen <strong>aus</strong> der unsichtbaren in<br />

das <strong>Sicht</strong>bare hinein wissenschaftlich zu erfassen. Man kann in gewissem Umfang ihre Spuren<br />

im <strong>Sicht</strong>baren feststellen, nicht aber ihr Wesen oder ihren <strong>Ursprung</strong> erkennen. Diese


Unmöglichkeit liegt darin begründet, daß Gott nicht wissenschaftlich, d.h. mit den Mitteln<br />

menschlicher Vernunft, erkannt werden kann <strong>und</strong> ebensowenig eine Einwirkung guter oder böser<br />

Mächte, die auf Gottes Geheiß hin oder unter seiner Duldung tätig werden.<br />

Von der Bibel <strong>aus</strong>, die ich durchweg als Offenbarungsquelle verstehe, steht fest, daß wir in der<br />

sichtbaren, gegenständlichen Welt von einer unsichtbaren Welt umgeben sind, die wir zwar mit<br />

den Sinnen nicht wahrnehmen können, von der aber spürbare Einwirkungen auf den Menschen<br />

<strong>aus</strong>gehen. Des Näheren weiß die Bibel von guten <strong>und</strong> bösen Mächten in dieser anderen Welt; sie<br />

spricht von Engeln <strong>und</strong> von Dämonen, von Thronen <strong>und</strong> Herrschaften, von Mächtigen <strong>und</strong><br />

Gewaltigen, die auf Leib, Seele, Geist der Menschen Einfluß nehmen können <strong>und</strong> nehmen.<br />

Ursache <strong>und</strong> Urheber dieser Ein¬wirkungen bleiben verborgen. Menschliche Neugier aber sucht<br />

gern Verborgenes aufzuspüren. Da das seine Gefahren hat <strong>und</strong> sich für das ewige Leben<br />

schädlich <strong>aus</strong>wirken kann, warnt Gottes Wort vor dem Umgang mit verborgenen Mächten. Von<br />

ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, sind es gottwidrige Mächte, die auf menschliches<br />

Bemühen hin sich melden. Von dieser biblischen Warnung <strong>aus</strong> pflegt man die Begriffe »okkult«<br />

<strong>und</strong> »Okkultes« auf diejenigen Einwirkungen <strong>aus</strong> der unsichtbaren Welt zu beschränken, die von<br />

gottwidrigen Mächten <strong>aus</strong>gehen <strong>und</strong> Menschen nach Leib, Seele, Geist in Gefahr oder in<br />

schädliche Abhängigkeit bringen. Ich verstehe das »Okkulte« hier stets in diesem Sinn.<br />

Natürlich wird die Existenz von Mächten einer »anderen Welt« weithin bezweifelt, sogar<br />

abgestritten. Im wissenschaftlichen Bereich ist man viel mehr geneigt, die davon <strong>aus</strong>gelösten<br />

Erscheinungen <strong>und</strong> Auswirkungen rein innerweltlich, insbesondere innermenschlich zu erklären.<br />

Weder die eine noch die andere Auffassung läßt sich durch rationale Argumente stützen. Hier ist<br />

eine Entscheidung erforderlich, wie man glaubensmäßig zu dem lebendigen Gott steht <strong>und</strong> zu<br />

seiner in der Bibel überlieferten Offenbarung. Sie spricht von einem »geschichtlichen Prozeß«,<br />

den Gott begann, lenkt <strong>und</strong> einem Ende zuführt. In diesem Prozeß ist der Böse eine aktive<br />

geschichtsträchtige Figur.<br />

Es ist der Sinn der beiden ersten Abschnitte des vorliegenden Buches, die Aussagen der Bibel<br />

über die »andere Welt«, die sie als das Unsichtbare bezeichnet, zu einer Gesamtschau<br />

zusammenzufassen, damit von daher die Warnungen <strong>und</strong> die Verheißungen der Bibel neu<br />

verstanden <strong>und</strong> Zusammenhänge neu erkannt werden mögen, vor allem jedoch auch das<br />

Erlösungswerk Jesu von dieser <strong>Sicht</strong> her neu in den Blick kommen kann.<br />

Mainz, Februar 1976 Hans Rohrbach<br />

I. Einleitung: Ein Leben der Fülle<br />

Verheißung <strong>und</strong> Erfüllung<br />

»Ich bin gekommen, daß sie das Leben <strong>und</strong> volle Genüge haben sollen.« Dieses Wort Jesu (Joh.<br />

10,10) zeigt, was uns Menschen im Gr<strong>und</strong>e fehlt: ein Leben, das den Namen Leben verdient, <strong>und</strong><br />

eine Versorgung, die keinen Mangel kennt. Uns das zu bringen, ist Jesus gekommen, ist ein<br />

Anlaß unter vielen für sein Kommen auf die Erde.<br />

Hinsichtlich des Lebens hören wir von Jesus weiter (Joh. 14,19): »Ich lebe, <strong>und</strong> ihr sollt auch<br />

leben.« Man kann dieses Wort als ein Wort des Auferstandenen verstehen <strong>und</strong> auf das ewige<br />

Leben beziehen. Da es aber in den Abschiedsreden zu den Jüngern gesagt ist, kann es ebenso<br />

gut auf das irdische Leben bezogen werden. Dann gibt das »ich lebe« in Jesu M<strong>und</strong> einen<br />

Hinweis auf die ihm eigene Art des Lebens, auf die sein Denken, Reden <strong>und</strong> Tun bestimmende


völlige Abhängigkeit vom Vater im Himmel. Nach dem Willen des Schöpfers, der den Menschen<br />

bei der Erschaffung mit dem Einblasen seines Geistes in seine Gemeinschaft berufen hat, soll<br />

Leben mehr sein als Existenz, mehr als ein Dasein. Wie auch sonst in der Bibel bedeutet<br />

»Leben«, in den Worten Jesu ein »Leben in der Gemeinschaft mit Gott«. Leben ohne Gott ist im<br />

Sinne der Bibel gleichbedeutend mit Tod (Off. 3,1). Vor einem solchen geistlichen Tod will Jesus<br />

uns bewahren. Er will uns ein geistliches Leben geben, ein Leben, wie er es in sich gehabt hat.<br />

Daß es etwas Besonderes um dieses Leben ist, sagt uns die Bibel mehrfach. Petrus bekennt von<br />

Jesus (Joh. 6,69): »Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!« Und von diesem Gott<br />

wird <strong>aus</strong>gesagt (Joh. 5,26): »Wie der Vater das Leben hat in sich selber, so hat er auch dem<br />

Sohn gegeben, das Leben zu haben in sich selber«. Weiter bezeugt Johannes für die Jünger (1.<br />

Joh. 1,2): »Das Leben ist erschienen, <strong>und</strong> wir haben gesehen <strong>und</strong> bezeugen <strong>und</strong> verkündigen<br />

euch das Leben, das ewig ist, welches war bei dem Vater <strong>und</strong> ist uns erschienen.«<br />

An einem solchen Leben will Gott uns über das irdische Leben hin<strong>aus</strong> Anteil geben durch den<br />

Glauben an Jesus. Denn »der Sünde Sold ist Tod; Gottes Gabe aber ist ewiges Leben in<br />

Christus Jesus, unserem Herrn (Röm. 6,23). Es geht um höchste innere Gemeinschaft mit Gott,<br />

dem Vater, wie Jesus selbst sie kennzeichnet: »Das ist aber das ewige Leben, daß sie dich, der<br />

du allein wahrer Gott bist, <strong>und</strong> den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen« Joh. 17,3). Und<br />

ein Leben in der Erkenntnis Gottes erweist sich im irdischen Leben dadurch, daß wir nach dem<br />

Willen Gottes für unser Leben fragen, es danach führen lernen <strong>und</strong> Jesus in uns Herr sein<br />

lassen. Das besagen Worte wie: ». . . also sollen auch wir in einem neuen Leben wandeln«<br />

(Röm. 6,4b). »Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur« (2. Kor. 5,17). »Ich lebe; doch<br />

nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir. Denn was ich jetzt lebe im Fleisch, das lebe ich im<br />

Glauben an den Sohn Gottes« (Gal. 2,20).<br />

Doch nicht nur Leben, auch volle Genüge soll uns durch Jesus werden. Diese Zusage bezieht<br />

sich zunächst auf den täglichen Bedarf an Nahrung, Kleidung, Wohnung für jeden, den Jesus<br />

sich als Zeugen erwählt, Am Ende seines irdischen Wirkens fragt er seine Jünger (Luk. 22, 3):<br />

»Sooft ich euch <strong>aus</strong>gesandt habe, . . . , habt ihr je Mangel gehabt? Sie sprachen: Nie.« Aber die<br />

Zusage gilt vor allem für die geistigen <strong>und</strong> geistlichen Gaben derer, die an Jesus glauben. »Ihr<br />

seid durch ihn an allen Stücken reich gemacht, an aller Lehre <strong>und</strong> in aller Erkenntnis. Denn die<br />

Predigt von Christus ist in euch kräftig geworden, so daß ihr keinen Mangel habt an irgendeiner<br />

Gabe« (1.Kor.1,5-7). Das bezeugt Paulus auch in seinem Brief an die Epheser: »Gelobt sei Gott,<br />

der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit allerlei geistlichem Segen in<br />

himmlischen Gütern durch Christus« (Eph. 1,3).<br />

Was es um diese volle Genüge im einzelnen ist, hebt Paulus anschließend hervor: In ihm (Jesus<br />

Christus) hat Gott uns erwählt <strong>und</strong> dazu verordnet, daß wir seine Kinder seien (Eph. 1,4.5). In<br />

ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden, <strong>und</strong> Gott hat uns wissen<br />

lassen das Geheimnis seines Willens (Eph. 1,7,9). In ihm sind wir auch zum Erbteil gekommen,<br />

auf daß wir etwas seien zum Lobe seiner Herrlichkeit (Eph. 1,11-12). Und dies alles kommt<br />

jedem an Jesus Glaubenden zu, denn, so beschließt Paulus die Aufzählung der himmlischen<br />

Güter, »in ihm seid auch ihr, da ihr gläubig wurdet, versiegelt worden mit dem heiligen Geist, der<br />

verheißen ist, welcher ist das Unterpfand unseres Erbes zu unserer Erlösung, daß wir sein<br />

Eigentum würden zum Lob seiner Herrlichkeit« (Eph.1,13-14).<br />

Frage an uns<br />

Nachdem wir uns so Jesu Verheißung <strong>und</strong> ihre Erfüllung in den Urgemeinden vor Augen gestellt<br />

haben, erhebt sich die Frage: Haben wir, die wir heute an Jesus glauben, diese Fülle <strong>und</strong> volle<br />

Genüge? Oder begnügen wir uns mit wenigem an Frömmigkeit <strong>und</strong> Christlichkeit, obgleich wir<br />

<strong>aus</strong> Jesu Fülle nehmen könnten Gnade um Gnade? Gibt sein Geist Zeugnis unserem Geist, daß<br />

wir Gottes Kinder sind? Haben wir Heilsgewißheit? Haben wir Vergebung unserer Sünden? Deckt


uns sein Geist auf, was in unserem Leben noch zu bereinigen ist? Wissen wir von Ältesten in der<br />

Gemeinde, bei denen wir beichten können? Durch deren Zuspruch uns Jesu Vergebung erreicht<br />

<strong>und</strong> uns mit Freude <strong>und</strong> Seligkeit erfüllt? Haben wir Freude am Wort Gottes? Wissen wir um den<br />

Sinn von Anfechtungen? Um die Weisungen der Bibel zu deren Überwindung? Um die<br />

Möglichkeit von Seelsorge? Wollen wir immer noch allein mit unseren Sorgen <strong>und</strong> Problemen<br />

fertig werden, statt in Anspruch zu nehmen, was Jesus uns bietet? Finden wir uns zurecht in der<br />

Vielfalt von Bewegungen der Gegenwart, die Freude, Frieden, Liebe, Licht, Erkenntnis u.a. zu<br />

vermitteln versprechen <strong>und</strong> sich oft auf Gott <strong>und</strong> Christus berufen?<br />

Jesus hat gesagt: Ich bin gekommen, dag sie das Leben <strong>und</strong> volle Genüge haben. Und er fügt<br />

hinzu: »Ich bin der gute Hirte <strong>und</strong> kenne die Meinen <strong>und</strong> bin bekannt den Meinen. Ich lasse mein<br />

Leben für die Schafe.... Meine Schafe hören meine Stimme, <strong>und</strong> ich kenne sie, <strong>und</strong> sie folgen<br />

mir» (Joh. 10,14.15.27). Weiter warnt uns Jesus vor Fremden, die er mit Dieben, Räubern <strong>und</strong><br />

Mietlingen vergleicht. Er ist zwar gewiß: »Einem Fremden aber folgen sie nicht nach, sondern<br />

fliehen vor ihm; denn sie kennen der Fremden Stimme nicht« (Joh. 10,5). Aber sind wir uns<br />

dessen gewiß? Können wir unter den vielen Stimmen, die in der Gegenwart auf uns eindringen,<br />

eindeutig die Stimme Jesu her<strong>aus</strong>hören? Es gibt viele falsche Apostel <strong>und</strong> falsche Propheten!<br />

Paulus wird sehr deutlich, wenn er von ihnen redet: »Solche falschen Apostel <strong>und</strong> arglistigen<br />

Arbeiter verstellen sich zu Christi Aposteln. Und das ist auch kein W<strong>und</strong>er; denn er selbst, der<br />

Satan, verstellt sich zum Engel des Lichts. Darum ist es auch nichts Großes, wenn sich auch<br />

seine Diener verstellen als Diener der Gerechtigkeit« (2. Kor. 11,13 15).<br />

Wachsamkeit tut not<br />

Menschen, die an Jesus glauben, sind zu jeder Zeit, aber vielleicht noch niemals so stark wie<br />

jetzt, den Verführungen Satans <strong>aus</strong>gesetzt, der sich äußerst geschickt zu tarnen versteht <strong>und</strong><br />

seine Diener zurüstet <strong>und</strong> <strong>aus</strong>sendet, um Christen von Jesus abwendig zu machen. Sind wir<br />

wachsam? Greifen wir ständig zu dem, was Jesus uns bietet? Damit sein Wort für uns wahr<br />

bleibt: »Niemand wird sie <strong>aus</strong> meiner Hand reißen« (Joh. 10,28)? Schon Jesu Jünger, die wahren<br />

Apostel, mußten zu ihrer Zeit die Gemeinden warnen: »Seid nüchtern <strong>und</strong> wachet; denn euer<br />

Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe <strong>und</strong> sucht, wen er verschlinge.<br />

Dem widerstehet fest im Glauben <strong>und</strong> wisset, daß eben dieselben Leiden über eure Brüder in der<br />

Welt gehen« (1. Petr. 5,8.9). »Lasset euch von niemand verführen! Wer recht tut, der ist gerecht,<br />

gleichwie er (Jesus) gerecht ist. Wer Sünde tut, der ist vom Teufel; denn der Teufel sündigt von<br />

Anfang. Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, daß er die Werke des Teufels zerstöre« (1. Joh.<br />

3,7.8).<br />

Damit setzen die Jünger einen Kontrapunkt zu Jesu Wort vom Leben <strong>und</strong> voller Genüge. Denn<br />

diese Gaben sind bedroht. Es ist ein Widersacher da. <strong>Der</strong> Widersacher Gottes ist auch unser<br />

Widersacher, die wir an Jesus als unseren Herrn <strong>und</strong> Erlöser glauben. Und nur dadurch, dag<br />

Jesus der Stärkere <strong>und</strong> allein imstande ist, die Werke des Teufels damals wie heute zu<br />

zerstören, haben wir als Christen die Möglichkeit, mit Jesus im Kampf gegen Satan <strong>und</strong> seine<br />

(menschlichen <strong>und</strong> dämonischen) Diener zu bestehen.<br />

Beides, das Kommen Jesu als Sohn Gottes auf die Erde zur Erlösung für viele <strong>und</strong> das Bemühen<br />

Satans, Jesu Erlösungswerk zu vernichten, ist Realität. Von dieser Realität redet die Bibel sehr<br />

nüchtern – warnend im Wissen um die Macht der Finsternis, ermutigend im Wissen um den Sieg<br />

Jesu.<br />

Die Bibel in beidem ernst zu nehmen, ist wie eh <strong>und</strong> je lebensnotwendig für jeden, ob er schon<br />

glaubt oder noch nicht glaubt. Dieses Buch versucht, einiges an Zusammenhängen um Licht <strong>und</strong><br />

Finsternis in praktischer Seelsorge aufzudecken.<br />

Kapitel 1: Kritische Besinnung


Weltbild <strong>und</strong> Gottesbild<br />

Wir haben von Gott <strong>und</strong> von Jesus Christus, dem Auferstandenen, auch von dem Widersacher<br />

Gottes, dem Teufel, gesprochen als von Realitäten. Dabei haben wir uns an die Bibel gehalten<br />

<strong>und</strong> betont, daß es notwendig, sogar lebensnotwendig sei, sie in ihren Aussagen ernst zu<br />

nehmen, in ihren Verheißungen sowohl wie in ihren Warnungen. Darf man aber heute so noch<br />

reden ? Handelt es sich dabei nicht um längst überholte Vorstellungen? Haben nicht historische,<br />

naturwissenschaftliche, medizinische, psychologische Forschungen die Angaben der Bibel als<br />

zeitbedingt <strong>und</strong> mythologisch erkannt? Wo soll es in dieser Welt einen Himmel oder eine Hölle<br />

geben, wo soll man sich Gott <strong>und</strong> Jesus, den Auferstandenen, wo Engel, Teufel <strong>und</strong> Dämonen<br />

denken?<br />

Gewiß, das sogenannte »biblische Weltbild«, das sich die Wirklichkeit mit Himmel, Erde <strong>und</strong><br />

Hölle wie in drei Stockwerke gegliedert dachte, gehört zu den naiven, vorwissenschaftlichen<br />

Vorstellungen der Christenheit. Die Geschehnisse, von denen die Bibel berichtet, haben zwar<br />

durch die Jahrh<strong>und</strong>erte hindurch viele bedeutende Künstler zu großen Kunstwerken inspiriert, vor<br />

allem in Malerei <strong>und</strong> Dichtung. Aber auch diese Darstellungen müssen in vielerlei Hinsicht als<br />

naiv angesehen werden. Die Bilder Michelangelos in der Sixtinischen Kapelle nehmen zweifellos<br />

jeden Beschauer gefangen <strong>und</strong> geben ein überwältigendes Zeugnis für den Glauben des<br />

Künstlers. Sich Gott als Ehrfurcht gebietenden Mann mit wallendem Haupthaar <strong>und</strong> Bart<br />

vorzustellen, ist menschlich verständlich, entbehrt aber jeder biblischen Gr<strong>und</strong>lage. Denn dort<br />

wird uns gesagt (Joh. 1,18): »Niemand hat Gott je gesehen; der eingeborene Sohn, der in des<br />

Vaters Schoß ist, der hat ihn uns verkündigt.« Und dieser Sohn Gottes spricht: »Gott ist Geist,<br />

<strong>und</strong> die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist <strong>und</strong> in der Wahrheit anbeten« (Joh. 4,24).<br />

Jede bildhafte Darstellung Gottes geht an seiner Seinsweise vorbei. Nicht umsonst ist dem ersten<br />

Gebot die Weisung beigegeben: »Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen,<br />

weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was<br />

im Wasser unter der Erde ist: Bete sie nicht an <strong>und</strong> diene ihnen nicht« (2. Mo 20,4 5). In der<br />

Dreigliederung dieser Weisung scheint sich das naive Weltbild anzudeuten, doch trifft das nicht<br />

zu. Man muß die Gliederung tiefer verstehen, was später (Kapitel 4) <strong>aus</strong>geführt werden wird. Hier<br />

geht es in der Weisung darum, daß Menschen von Mächten im Himmel, auf der Erde, unter der<br />

Erde wissen <strong>und</strong> sich in dem Wunsche, sich an <strong>Sicht</strong>bares <strong>und</strong> Greifbares zu halten, Bildnisse<br />

von ihnen machen <strong>und</strong> diese Götzenbilder, wie die Bibel sie nennt, anbeten <strong>und</strong> sich ihnen<br />

unterwerfen. Ob gute oder böse Mächte so dargestellt <strong>und</strong> verehrt werden, Engel, Heilige, Teufel,<br />

Dämonen, ist Gott in gleicher Weise ein Greuel. Er schließt sich selbst in dieses Gebot ein; auch<br />

von ihm sollen wir uns kein Bild machen, wie etwa <strong>aus</strong> den Stellen 5. Mo 4,15 oder Jes. 40,18<br />

hervorgeht. Sehr deutlich greift Paulus darauf zurück, wenn er schreibt (Röm. 1,23): »Sie haben<br />

verwandelt die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes in ein Bild gleich dem eines<br />

vergänglichen Menschen.«<br />

Gott erwartet von uns, daß wir an ihn als den Unsichtbaren glauben. Das einzige »Bild«, das uns<br />

erlaubt ist, ist Jesus. Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes (Kol. 1, 15). An ihn allein<br />

sollen wir uns halten, zu ihm allein aufschauen (Hebr. 12,2). jede bildliche oder allegorische<br />

Darstellung Gottes entspringt menschlichem Denken <strong>und</strong> ist damit naiv. Gleiches gilt für<br />

Darstellungen des Auferstandenen oder von Engeln. Ihre Seinsweise ist mit menschlichen Mitteln<br />

nicht <strong>aus</strong>drückbar.<br />

Das Böse <strong>und</strong> der Teufel


Ebenso sind die mittelalterlichen Darstellungen vom Teufel <strong>und</strong> von Dämonen als naiv zu<br />

bezeichnen. Attribute wie Pferdefuß, Schwanz <strong>und</strong> Hörner sind Produkte menschlicher<br />

Phantasie, die mit der Realität des Teufels nichts zu tun haben. Solcherlei Darstellungen wurden<br />

seit der Aufklärung mit Recht als lächerlich empf<strong>und</strong>en <strong>und</strong> führten nur dazu, Teufel <strong>und</strong><br />

Dämonen als Kategorien des Aberglaubens anzusehen, von denen ein aufgeklärter Mensch sich<br />

mittels der Vernunft zu lösen habe. Hexenprozesse <strong>und</strong> andere inquisitorische Maßnahmen taten<br />

ein Übriges, die Glaubwürdigkeit <strong>biblischer</strong> Aussagen in Frage zu stellen. Mit dem Sich lösen von<br />

kirchlicher Lehre <strong>und</strong> naivem Volksglauben wurden die Mächte des Bösen mehr <strong>und</strong> mehr<br />

verharmlost, im Gr<strong>und</strong>e geleugnet.<br />

Aber das Böse in der Welt blieb <strong>und</strong> mehrte sich. Es macht sich in der Gegenwart in ungeahnter<br />

<strong>und</strong> erschreckender Weise bemerkbar. Um es zu erfassen, bedurfte es neuer Kategorien. So<br />

versteht man Teufel <strong>und</strong> Dämonen vielfach nur als Begriffe, als Personifikation des Bösen in der<br />

Welt <strong>und</strong> im Menschen. Damit ordnet man dieses ein in den Bereich von Ethik <strong>und</strong> Moral, von<br />

Philosophie, Weltanschauung oder Ideologie. Die darauf gegründeten Maßstäbe <strong>und</strong> Normen<br />

sind aber für den Großteil der Menschen unverbindlich, <strong>und</strong> es entsteht ein Leerraum, in den<br />

hinein Information <strong>und</strong> Orientierung gegeben werden sollten. Dazu werden die richtigen<br />

Kategorien noch gesucht.<br />

So ist es kein W<strong>und</strong>er, daß in der Gegenwart die Diskussion um den Teufel <strong>und</strong> das Böse, um ihr<br />

Wesen <strong>und</strong> ihre Realität erneut aufgegriffen wird, insbesondere von theologischer Seite. Einen<br />

Überblick über die hierbei vertretenen Ansichten verschafft die kürzlich erfolgte repräsentative<br />

Meinungsumfrage bei katholischen <strong>und</strong> evangelischen Theologen (A. J. Hammers <strong>und</strong> U. Rosin,<br />

Fragen über den Teufel, in Psi <strong>und</strong> Psyche, Stuttgart 1974). Ihnen wurden zahlreiche Thesen<br />

vorgelegt, zu denen sie sich zustimmend oder ablehnend äußern sollten. Beispiele für solche<br />

Thesen sind:<br />

* Die traditionelle Teufelslehre der Kirche ist ein Hindernis für den Kampf gegen den<br />

Aberglauben.<br />

* <strong>Der</strong> Teufel wird nur deswegen in der Bibel als Person dargestellt, weil die Bibel ganz allgemein<br />

die mythische Ausdrucksweise ihrer Zeit übernommen hat.<br />

* <strong>Der</strong> Teufel ist die Personifikation des Bösen in uns <strong>und</strong> in der Welt, nicht aber ein real<br />

existierendes personales Wesen.<br />

* <strong>Der</strong> Mensch ist zu den größten Untaten fähig, ohne daß der Teufel auch nur einen Finger<br />

rühren muß.<br />

* Leute, die den Teufel für ihre Anfechtungen verantwortlich machen wollen, versuchen, ihren<br />

innerseelischen Konflikten <strong>aus</strong>zuweichen .<br />

* Wenn wir das Böse als solches ernst nehmen <strong>und</strong> bekämpfen, ist die Intention der Bibel erfüllt,<br />

egal, ob wir an die personale Existenz des Teufels glauben oder nicht.<br />

Von den befragten Theologen haben evangelischerseits die meisten allen sechs Thesen<br />

zugestimmt, katholischerseits den ersten drei Thesen etwa ein Drittel, den letzten drei Thesen<br />

etwa zwei Drittel. So aufschlußreich dieses Ergebnis auch sein mag von Bedeutung ist in<br />

unserem Zusammenhang nur die Naivität, mit der die Thesen formuliert <strong>und</strong> angenommen<br />

wurden. Denn die Thesen setzen vor<strong>aus</strong>, daß sie gesicherte oder entscheidbare Aussagen<br />

machen. Dem gegenüber muß zurückgefragt werden: ist der Glaube an die Realität des Teufels<br />

wirklich Aberglaube? Ist die biblische Ausdrucksweise mythisch? Ist die Frage nach der<br />

Personalität des Teufels entscheidbar? Ist die Wurzel menschlicher Untaten letztlich erkennbar?<br />

Sind Anfechtungen nur psychologisch bedingt? Ist es möglich, das Böse zu bekämpfen ohne das<br />

biblische Zeugnis vom Sieg Jesu?


Wer meint, solche Rückfragen seien theologisch erledigt, hat Vorentscheidungen getroffen,<br />

besonders über das Verständnis der Bibel. Bei Diskussionen um den Teufel <strong>und</strong> das Böse<br />

kommen dann nur menschliche Vorstellungen <strong>und</strong> Erkenntnisse zum Zuge. Da nicht geprüft wird,<br />

ob das für das vorliegende Problem <strong>aus</strong>reicht, handelt es sich bei den gewonnenen Ergebnissen<br />

auch um Naivitäten.<br />

Vom Sein Gottes<br />

Aus zwei entgegengesetzten Richtungen sind wir auf Naivitäten gestoßen. Einmal von der Seite<br />

der Bibelgläubigen her, für die am traditionellen Verständnis <strong>biblischer</strong> Aussagen nichts geändert<br />

werden darf. Zum anderen von der Seite der Bibelkritiker her, für die die Bibel mehr oder weniger<br />

ein Buch wie jedes andere Buch ist.<br />

Die einen halten an der Stockwerksvorstellung fest, weil sie meinen, damit im Weltbild der Bibel<br />

zu leben. Würden sie die Vorstellung aufgeben, so fürchten sie, würden alle biblischen Worte von<br />

ei¬nem Oben <strong>und</strong> einem Unten, besonders die von der Höllen <strong>und</strong> der Himmelfahrt Jesu, von<br />

der Entrückung der Gemeinde <strong>und</strong> von der Wiederkunft Jesu hinfällig werden. Die anderen halten<br />

sich an wissenschaftliche Erkenntnisse <strong>und</strong> sehen in vielen biblischen Aussagen zeitbedingte<br />

Vorstellungen, die neu zu interpretieren sind. Die einen gehen von der Menschwerdung Gottes,<br />

von seiner Zuwendung zu den Menschen <strong>aus</strong> <strong>und</strong> haben ein nahes, anschauliches,<br />

menschliches Gottesbild. Die anderen betonen den Unterschied von Schöpfung <strong>und</strong> Schöpfer,<br />

kommen nach <strong>und</strong> nach zu einem fernen, abstrakten Gottesbild <strong>und</strong> können vom sogenannten<br />

naturwissenschaftlichen Weltbild her das biblische Zeugnis von einem persönlichen Gott nicht<br />

nachvollziehen, da ein Himmel in dieser Welt nicht existiert. Die einen verstehen mit dem<br />

Glauben an einen persönlichen Gott auch den Widersacher Gottes, den Teufel, als Person. Die<br />

anderen können, wenn sie Gott nur als innermenschliches Prinzip (das Wie meiner Existenz, das<br />

Warum meiner schlechthinnigen Abhängigkeit) oder als zwischenmenschliche Beziehung<br />

(Mitmenschlichkeit) verstehen, auch dem Teufel keine personale Existenz zuordnen.<br />

Mit diesen beiden nur angedeuteten Richtungen sind Extreme von Glaubenshaltungen skizziert,<br />

die zwar je in sich konsequent sind, aber doch als naiv gelten müssen. Denn sie meinen, über<br />

das Sein oder Nichtsein Gottes könne nach menschlichen Vorstellungen entschieden werden.<br />

Beide Richtungen werden die Worte kennen (Jes. 55,8.9):<br />

»Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, <strong>und</strong> eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der<br />

Herr, sondern so viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind auch meine Wege höher als eure<br />

Wege <strong>und</strong> meine Gedanken als eure Gedanken.«<br />

Aber sie beachten zu wenig oder gar nicht, daß wir damit auf das große Geheimnis hingewiesen<br />

werden, das über der Person Gottes liegt <strong>und</strong> das die Bibel nicht lüftet. Paulus beugt sich<br />

darunter, wenn er schreibt (1. Kor. 13,9.10.12): »Unser Wissen ist Stückwerk, <strong>und</strong> unser<br />

Weissagen ist Stückwerk. Wenn aber kommen wird das Vollkommene, so wird das Stückwerk<br />

aufhören. Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunklen Wort, dann aber von Angesicht<br />

zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, wie ich erkannt bin.«<br />

Wenn wir recht vom Sein Gottes reden wollen, müssen wir von allen wissenschaftlichen oder<br />

weltanschaulichen, allen philosophischen oder ideologischen Seinsvorstellungen absehen <strong>und</strong><br />

allein auf die Bibel hören. Sie gibt uns Zeugnisse von Menschen, zu denen Gott geredet hat. Sie<br />

stellt zunächst fest (Hebr.11,6):<br />

»Wer zu Gott kommen will, der muß glauben, daß er sei«, <strong>und</strong> bezeugt:<br />

»Nach dem vor Zeiten Gott manchmal <strong>und</strong> auf mancherlei Weise geredet hat zu den Vätern<br />

durch die Propheten, hat er in diesen letzten Tagen zu uns geredet durch den Sohn« (Hebr.1,1-


2).<br />

Nach diesem Gr<strong>und</strong>zeugnis der Bibel wissen wir: Gott ist. Aber nach eben diesem Gr<strong>und</strong>zeugnis<br />

ist Gott nicht wie wir Menschen oder die Dinge sind. Es ist nicht ohne Bedeutung, daß Gottes<br />

Offenbarung im Orient geschah <strong>und</strong> daß er sich ein Volk des Nahen Ostens <strong>aus</strong>gesucht hat, das<br />

alte Volk Israel, dem er die Offenbarung in seinem Wort schenkte. Dieses Volk hat sicher auch<br />

unter dem Einfluß der ihm gegebenen Offenbarung ein Denken entwickelt, das vom<br />

abendländischen Denken, etwa dem griechischen, gr<strong>und</strong>verschieden ist.<br />

Im Orient geht es um ein vor philosophisches Denken, das die Frage nach dem Sein nicht<br />

durchreflektiert hat. Es sieht auch keine Veranlassung, das zu tun. Denn die Beziehung ist<br />

wichtig, nicht das Sein. Frau <strong>und</strong> Kinder hat man, darauf kommt es an, nicht daß sie sind. Wird<br />

ein Kind <strong>aus</strong> der Familie <strong>aus</strong>gestoßen, etwa weil es einen anderen Glauben angenommen hat, so<br />

ist dieses Kind nicht mehr, weil die Beziehung zur Familie aufgehört hat. Auch das Selbstzeugnis<br />

Gottes im Alten Testament: »Ich bin der Ich bin« (2¬. Mose 3,14) ist keine metaphysische<br />

Seins<strong>aus</strong>sage, sondern setzt eine Beziehung, zeigt die Hinwendung Gottes zu seinem Volk:<br />

Mose soll vom Pharao fordern, daß der das Volk frei lasse, <strong>und</strong> dabei sagen: »<strong>Der</strong> ich bin schickt<br />

mich.«<br />

Wir pflegen zu fragen, ob Gott ist, wo er ist, wie er ist u.a. Darauf aber antwortet Gott nicht. Er will<br />

nicht unsere Logik befriedigen, sondern schafft durch Offenbarung sein Verhältnis zu uns<br />

Menschen <strong>und</strong> setzt damit auch unsere Beziehung zu ihm. Darum geht es der Bibel. Sie<br />

philosophiert nicht über das Sein Gottes. Sie spricht von seinen großen Taten <strong>und</strong> zeigt, was die<br />

Hinwendung Gottes zum Menschen für diesen bedeutet. Will man einen »Gottesbeweis«<br />

versuchen, so müßte er lauten: Gott ist, weil es Menschen gibt, die von ihm wissen <strong>und</strong> ihm<br />

vertrauen aufgr<strong>und</strong> einer Beziehung zu ihm, die durch sein Wort gewirkt wurde. Demgegenüber<br />

gilt: Ein Ding ist, weil jemand die Idee hatte, das Ding zu machen. Im griechischen,<br />

philosophischen Denken muß die Idee des Dinges da sein, im orientalischen der Mann, der das<br />

Ding gebrauchen will. Alle Abstraktionen sind der Bibel fremd. Gott ist keine Idee. Gott ist kein<br />

Prinzip. Die Argumente für die heute mancherorts modern gewordene Gott ist-tot Theologie<br />

beruhen auf einem philosophischen Seinsdenken, das an der Bibel völlig vorbeigeht.<br />

Personalität im Geist<br />

Was über das Sein Gottes <strong>aus</strong>geführt wurde, gilt für alle drei Personen der Gottheit, für den<br />

Vater, für den Sohn, für den Heiligen Geist. Während wir aber Gott Vater <strong>und</strong> Gott Sohn ohne<br />

Mühe personhaft denken können, fällt es bei Gott, dem Heiligen Geist, im allgemeinen schwer.<br />

Inwiefern ist auch er Person?<br />

Um zu einer Antwort zu kommen, bedenke man, ob die Schwierig¬keit nicht da herrührt, daß wir<br />

uns Gott Vater <strong>und</strong> Gott Sohn in fal¬scher Weise als Person vorstellen; daß wir Erfahrungen <strong>und</strong><br />

Begriffe unserer Welt auf die Welt Gottes übertragen, ohne zu überlegen, ob das sinnvoll ist. Gott<br />

ist nicht, wie wir Menschen sind.<br />

Das ist sogar gegenüber einem Gesicht zu beachten, das dem Propheten Daniel geschenkt<br />

wurde. Er berichtet (Daniel 7,9.13): »Ich sah, wie Throne aufgestellt wurden, <strong>und</strong> einer, der uralt<br />

war, setzte sich. Sein Kleid war weiß wie Schnee <strong>und</strong> das Haar auf seinem Haupte rein wie<br />

Wolle; Feuerflammen waren sein Thron, <strong>und</strong> dessen Räder loderndes Feuer ... Ich sah in diesem<br />

Gesichte in der Nacht <strong>und</strong> siehe, es kam einer mit den Wolken des Himmels wie eines Menschen<br />

Sohn <strong>und</strong> gelangte zu dem, der uralt war, <strong>und</strong> wurde vor ihn gebracht. <strong>Der</strong> gab ihm Macht, Ehre<br />

<strong>und</strong> Reich.«<br />

Hier sieht Daniel prophetisch die Erhöhung Jesu, nach dessen Entrückung ins Unsichtbare, zur<br />

Rechten des Vaters vor<strong>aus</strong>. Und Gott offenbart sich in diesem <strong>und</strong> anderen Gesichten <strong>und</strong><br />

Worten so, daß wir ihn, den Unermeßlichen, in unserer Begrenztheit erfassen können. Wie er


wirklich ist, können wir als endliche Wesen nicht erkennen, ebenso wie das ei¬gentliche Wort<br />

Gottes für uns un<strong>aus</strong>sprechlich ist (2. Kor. 12,4).<br />

Wir sollten uns daher, <strong>aus</strong> <strong>biblischer</strong> <strong>Sicht</strong>, von jeder anthropomorphen, uns noch so geläufigen<br />

Vorstellung trennen, d.h. von der Vaterfigur <strong>und</strong> von der Sohnsgestalt ganz absehen. Stattdessen<br />

sollten wir lernen, für Gott den Vater <strong>und</strong> Gott den Sohn <strong>und</strong> Gott den Heiligen Geist ein <strong>und</strong><br />

dasselbe pneumatische Sein anzunehmen <strong>und</strong> seine biblische Bedeutung darin zu sehen, daß es<br />

eine Beziehung zum Menschen setzt. <strong>Der</strong> Vater, der uns geschaffen hat, der Sohn, der uns erlöst<br />

hat, der Heilige Geist, der uns in alle Wahrheit leitet das ist jeweils die Beziehung, die uns mit<br />

dem Glauben gegeben ist, in der wir stehen <strong>und</strong> an die allein wir uns zu halten haben. Alle drei<br />

Personen der Gottheit sind in gleicher Weise unvorstellbar, alle drei sind Geist <strong>und</strong> im Geist <strong>und</strong><br />

in der Wahrheit anzubeten. Das Personhafte liegt allein in ihrem Wirken: im Wollen, im Reden, im<br />

Handeln, in der liebenden, rettenden oder richtenden Zuwendung zu uns Menschen. Nur hierin<br />

liegt das Personhafte, nicht in einem wie auch immer gearteten Gestalthaften.<br />

Jeder von ihnen ist Person, aber sie können als solche nicht erfaßt, sondern nur verkündigt<br />

werden (Joh. 1,18) <strong>und</strong> sind über ihrer Hinwendung zu den Menschen anzubeten. In der<br />

Richtung von uns zu ihnen: alle drei gleich unvorstellbar für unser Denken. In der Richtung von<br />

ihnen zu uns: alle drei ganz <strong>und</strong> gar Person in ihrem Wirken. Daß Gott sich in der Menschheit<br />

offenbart hat, daß er sich mit Zeichen <strong>und</strong> W<strong>und</strong>ern manifestiert hat, besonders durch seine<br />

Menschwerdung in Jesus, durch die Auferweckung Jesu vom Tode, durch die Sendung des<br />

Heiligen Geistes davon redet die Bibel. Aber das Geheimnis, das dahinter steht, bleibt davon<br />

unberührt <strong>und</strong> wird durch die Aussage des Personseins nicht getroffen (O. Michel <strong>und</strong> A. Fischer,<br />

Gestaltwandel des Bösen, Verlag R. Brockh<strong>aus</strong>).<br />

In gleicher Weise liegt auch über der Personhaftigkeit des Bösen, des Teufels, ein Geheimnis,<br />

das die Bibel nicht preisgibt. Auch er ist Geist, Macht <strong>und</strong> Person <strong>und</strong> wirkt deshalb personhaft<br />

auf den Menschen, weil er sich in konkreten Anläufen so manifestiert. In der Manifestation liegt<br />

das Personhafte. Es geht aber nicht an, wie C. G. Jung es formuliert hat, in Parallele zur Trinität<br />

Gottes unter Hinzunahme des Teufels von einer »Quaternität« zu sprechen. Denn man darf den<br />

gewaltigen Unterschied nicht übersehen, der zwischen Gott <strong>und</strong> dem Teufel besteht: Satan, der<br />

Teufel, der Widersacher, der Drache, die Schlange, wie immer die Bibel den Bösen bezeichnet,<br />

ist Kreatur, Geschöpf. Wie O. Michel es beschreibt: Das Satanische steht im Schatten Gottes,<br />

ohne selbst Schatten zu sein. Alles kommt auf den Scheidungsprozeß zwischen Gott <strong>und</strong> Satan<br />

an, den das Denken des Menschen vollziehen muß. Eine spannungslose Gotteslehre ist ständig<br />

in Gefahr, unbiblisch zu werden. Für den Menschen bedeutet das Satanische, daß er es biblisch<br />

zunächst als ein Geschehen im Schatten Gottes kennenlernt, daß er es aber ernstnehmen muß<br />

im konkreten Zusammenstoß, in der konkreten Versuchung <strong>und</strong> Gefährdung einer Situation. <strong>Der</strong><br />

Zusammenstoß in der Geschichte ist wichtig, nicht nur der Willensakt der Entscheidung (O.<br />

Michel).<br />

Weil trotz der personhaften Manifestation des Teufels das Geheimnis, das dahinter steht, von der<br />

Bibel nicht gelüftet, höchstens hier <strong>und</strong> da angedeutet wird, sind alle menschlichen Überlegungen<br />

über Existenz bzw. Person des Teufels zum Scheitern verurteilt. Aus diesem Gr<strong>und</strong>e wurde im<br />

Abschnitt über »Das Böse <strong>und</strong> der Teufel« von Naivitäten gesprochen.<br />

Kapitel 2: <strong>Sicht</strong>bares <strong>und</strong> Unsichtbares<br />

Eine gr<strong>und</strong>sätzliche Klärung<br />

Das vordergründige Stockwerksweltbild von Himmel, Erde <strong>und</strong> Hölle hatte durch<strong>aus</strong> den Vorzug,


anschaulich zu sein <strong>und</strong> einsichtige Relationen von »oben« <strong>und</strong> »unten« zu setzen. Aber es barg<br />

den unheilvollen Kern, daß viele Menschen ihren Glauben darauf stützten <strong>und</strong> ein so vom<br />

<strong>Sicht</strong>baren abhängiger Glaube mit einer Zerstörung des naiven Weltbildes schwer erschüttert<br />

werden konnte. Als es in der Neuzeit dazu kam., begann eine weitgehende Abkehr vom Glauben,<br />

die bis in die Gegenwart anhält <strong>und</strong> sich mehr <strong>und</strong> mehr <strong>aus</strong>breitet. Damit zeigt sich, wie wichtig<br />

die Warnung Gottes war, kein Bildnis noch Gleichnis zu machen (2.Mo.20, 4.5). Damals wie<br />

heute will er sein Volk vor einer Vergötzung natürlicher oder übernatürlicher Kräfte <strong>und</strong> Mächte<br />

bewahren. Zu solchen Mächten ist auch jedes anschauliche Weltbild zu rechnen, weil es von<br />

Menschen absolut gesetzt <strong>und</strong> damit vergötzt werden kann. Deshalb durfte menschliche Weisheit<br />

das naive Weltbild zerschlagen <strong>und</strong> ein neues, das naturwissenschaftliche Weltbild des 19.<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts, aufbauen. Doch auch dieses Weltbild war trotz seiner gewaltigen Dimensionen<br />

anschaulich, weil es einseitig war. Es umfaßte nur die sichtbare Wirklichkeit <strong>und</strong> hatte keinen<br />

Raum für den Himmel, für den lebendigen Gott, für Mächte <strong>und</strong> Gewalten, für übernatürliche<br />

Zeichen <strong>und</strong> W<strong>und</strong>er, auch nicht für die Hölle. Deshalb hat Gott dafür gesorgt, daß auch das<br />

naturwissenschaftliche Weltbild seine Geltung verlor. Es wurde in diesem Jahrh<strong>und</strong>ert, vielleicht<br />

dem letzten der menschlichen Geschichte, von der Naturwissenschaft selbst widerlegt (vgl. H.<br />

Rohrbach Naturwissenschaft, Weltbild, Glaube, R. Brockh<strong>aus</strong> Verlag, Wuppertal, 1967).<br />

Die gegenwärtige <strong>Sicht</strong> bezieht sich zwar auch nur auf das <strong>Sicht</strong>bare (denn anderes kann<br />

wissenschaftlich nicht erforscht <strong>und</strong> erkannt werden) <strong>und</strong> ist damit ein Naturbild <strong>und</strong> nicht mehr<br />

ein Weltbild. Es kennt aber seine Grenzen <strong>und</strong> läßt dem einzelnen, der danach verlangt, den<br />

Raum <strong>und</strong> die Freiheit, vom Naturbild her sein persönliches Weltbild zu gewinnen, d.h. eine<br />

weltanschauliche oder philosophische oder ideologische oder glaubensmäßige Gesamtschau, die<br />

dem wissenschaftlich begründeten Naturbild nicht widerspricht.<br />

Die Einseitigkeit des naturwissenschaftlichen Weltbildes des vergangenen Jahrh<strong>und</strong>erts, das das<br />

naive Weltbild nicht nur ablöste, sondern bewußt ablehnte, hat in diesem Jahrh<strong>und</strong>ert zu der<br />

schwerwiegenden Konsequenz geführt, daß auch im Raum der wissenschaftlichen Theologie<br />

weithin nur eine Wirklichkeit, die sichtbare, gegenständliche Welt, als allein denkbar<br />

angenommen wird. Das ist im Gr<strong>und</strong>e eine Vergötzung von Wissenschaft <strong>und</strong><br />

naturwissenschaftlichem Weltbild, die wiederum zur Folge hat, daß in weiten Bereichen der<br />

Christenheit an Gott als den persönlichen Gott der Bibel nicht mehr geglaubt <strong>und</strong> folglich die<br />

Realität des Teufels als absurd angesehen wird. Damit sind große Teile der Christenheit in der<br />

gegenwärtigen, gewiß schon endzeitlich geprägten Situation von ihren Hirten verlassen (Joh.<br />

10,12.13) <strong>und</strong> ohne seelsorgerliche Hilfe für eine Orientierung in den Wirren der Zeit.<br />

Im vorangehenden Kapitel war bereits die Rede von den beiden extremen Einstellungen, dem<br />

Festhalten am naiven Weltbild als dem vermeintlichen Weltbild der Bibel <strong>und</strong> dem Festhalten am<br />

naturwissenschaftlichen Weltbild als dem vermeintlichen Weltbild der Vernunft. Eine<br />

Entscheidung zwischen diesen beiden Einstellungen wird für viele Menschen, ob gläubig oder<br />

nicht, dadurch erschwert, daß die Verfasser der biblischen, insbesondere der neutestamentlichen<br />

Bücher im naiven Weltbild gelebt <strong>und</strong> von da her formuliert haben. Man denke etwa an Aussagen<br />

im zweiten Artikel des apostolischen Glaubensbekenntnisses <strong>und</strong> an zahlreiche Bibelstellen, die<br />

von einem »Oben« <strong>und</strong> von einem »Unten« sprechen. Vielen erscheint diese naive <strong>Sicht</strong> als die<br />

<strong>Sicht</strong> der Bibel. Wenn man aber weiß, daß die Bibel nicht menschliche Weisheit wiedergibt,<br />

sondern in ihr Gott selbst zum Menschen redet, muß man sich einerseits sagen, daß ein<br />

angeblich biblisches Weltbild das durch menschliche Erkenntnis die Ergebnisse der<br />

Naturwissenschaft widerlegt werden konnte, Gott die Ehre nimmt. Denn er, der Schöpfer, weiß,<br />

wie seine Welt <strong>aus</strong>sieht, <strong>und</strong> offenbart in seinem Wort keine falsche <strong>Sicht</strong>. Daher kann das naive<br />

Weltbild nicht auf göttlicher Offenbarung beruhen. Und man muß andererseits zur Kenntnis<br />

nehmen, daß Gott auch das naturwissenschaftliche Weltbild durch die Naturwissenschaft außer<br />

Kurs setzen ließ. In beiden Fällen zeigt sich, wie Gott über seinem Wort in 2. Mose 20,4.5 (Du<br />

sollst dir kein Bildnis ...machen) wacht.<br />

Beim Überdenken dieser Zusammenhänge erscheint die Frage berechtigt, ob die glaubende<br />

Gemeinde an der Stockwerksvorstellung als dem Weltbild der Bibel festhalten will, weil sie meint,


daß mit dessen Preisgabe eine biblische Wahrheit aufgegeben wird. Oder ob sie bereit ist, die<br />

Weisung Gottes von 2. Mo. 20,4.5 <strong>und</strong> sein Handeln an den Weltbildern zu beachten <strong>und</strong> sich<br />

von da her sagen zu lassen, daß die Bibel als offenbartes Wort Gottes die richtige Schau von der<br />

Gesamtwirklichkeit in einer tieferliegenden, verborgenen Weise hat <strong>und</strong> daß nach Gottes Plan<br />

jetzt die St<strong>und</strong>e gekommen ist, sie nach dieser Schau zu befragen <strong>und</strong> sich dazu auf ein Neues<br />

einzustellen (Jer, 4,3; Hos. 10,12).<br />

Das unbekannte Unsichtbare<br />

»«<br />

Die Bibel bezeugt nicht nur eine, sondern zwei Wirklichkeiten, das <strong>Sicht</strong>bare <strong>und</strong> das Unsichtbare<br />

(2. Kor. 4,18, Hebr. 11,3; Kol. 1, 15. 16). Diese ihre Schau umfaßt die gesamte Wirklichkeit, mit<br />

der es der Mensch zu tun hat, die ihn unbedingt angeht, von der er also wissen sollte.<br />

Die sichtbare Wirklichkeit ist die Welt des Menschen, in die hinein er geboren wird, in der er lebt<br />

<strong>und</strong> arbeitet, die er erforscht <strong>und</strong> sich nutzbar macht, die er verwaltet <strong>und</strong> zu beherrschen sucht,<br />

die er aber auch wieder verlassen muß.<br />

Das Unsichtbare als die Welt Gottes ist die Wirklichkeit, in der der Mensch als ein Gedanke<br />

Gottes entsteht (Ps. 139,15 16), von der er abhängig ist, vor der er sich zu bewähren hat <strong>und</strong> in<br />

die er zurückgerufen wird (Psalm 90,3), weil er sich dort für sein Leben im <strong>Sicht</strong>baren zu<br />

verantworten hat. Es ist daher eine der ärgsten Täuschungen, die dem heutigen Menschen von<br />

atheistischer oder von wissenschaftlicher Seite zugemutet wird, daß er es nur mit einer<br />

Wirklichkeit, dem <strong>Sicht</strong>baren, zu tun habe.<br />

<strong>Sicht</strong>bar im Sinne des biblischen Zeugnisses ist alles, was durch menschliches Bemühen<br />

erkennbar ist, sei es mit den scharfsinnigsten Überlegungen des menschlichen Verstandes, sei<br />

es mit den leistungsfähigsten Instrumenten <strong>und</strong> Geräten von Naturwissenschaft <strong>und</strong> Technik, sei<br />

es zurück in die tiefste Vergangenheit irdischer <strong>und</strong> kosmischer Geschichte, sei es, noch<br />

bevorstehend, in die Zukunft hin<strong>aus</strong>, also alles Raumzeitliche, alles rational Erfaßbare.<br />

Unsichtbar ist demgegenüber alles andersartige Sein, das Überraumzeitliche, das<br />

Transwissenschaftliche, das nie durch menschliche Bemühungen lind Fähigkeiten erkannt<br />

worden ist noch je erkannt werden wird.<br />

Vom Unsichtbaren wissen wir nur dadurch, daß dem Menschen von dort her K<strong>und</strong>e gegeben<br />

wurde, d.h. durch Offenbarung, durch Selbstmitteilung Gottes oder der Mächte <strong>und</strong> Gewalten <strong>aus</strong><br />

dem Unsichtbaren in das <strong>Sicht</strong>bare hinein. Daß das geschah <strong>und</strong> mehrfach geschehen ist (1. Mo.<br />

1,1ff.; Hebr. 1,1.2; Matth. 4,3ff.), wissen wir nur durch Bezeugungen von Menschen, denen eine<br />

Offenbarung zuteil wurde. Die Bibel nennt solche Menschen Propheten. Ihre Zeugnisse sind uns<br />

in der Bibel überliefert. Solche Zeugnisse erfordern Glauben, nicht Glauben im Sinne eines Für<br />

wahr haltens, sondern Glauben (im Sinne von Hebr. 11, 1) als »eine gewisse Zuversicht des, das<br />

man hofft, <strong>und</strong> ein Nichtzweifeln an dem, das man nicht sieht«.<br />

Es ist gut, hier auf die Reihenfolge in den beiden Kennzeichnungen des Glaubens zu achten: Als<br />

erstes wird die feste Zuversicht genannt, d.h. das Vertrauen in die Verheißungen Gottes (in das,<br />

das man hofft), <strong>und</strong> erst als zweites das Nichtzweifeln an dem Unsichtbaren (an dem, das man<br />

nicht sieht). Menschen, die noch nicht glauben oder meinen, nicht glauben zu können, sind meist<br />

auf den umgekehrten Weg <strong>aus</strong>. Sie wollen erst ihre Zweifel behoben haben, erst einen Beweis<br />

für die Existenz <strong>und</strong> Gerechtigkeit Gottes, ehe es ihnen möglich wäre zu glauben. Die Bibel<br />

verweist den Suchenden darauf, zuvor den Zuspruch <strong>und</strong> das Angebot Gottes zu hören <strong>und</strong> ihm<br />

Vertrauen zu schenken, um dann durch seinen Geist die Gewißheit zu empfangen, daß Gott ist<br />

<strong>und</strong> daß er so ist, wie ihn die Bibel bezeugt: ein liebender <strong>und</strong> ein gerechter Gott.<br />

Aber auch der Glaubende muß wissen, daß er bevor <strong>aus</strong> seinem Glauben ein Schauen wird


die Offenbarung Gottes nur nach <strong>und</strong> nach <strong>und</strong> nie in vollem Umfang erkennt. Manche Worte <strong>und</strong><br />

Aussa¬gen der Bibel sind dunkel für uns <strong>und</strong> bleiben es auch (1. Kor. 13,12).<br />

Aber die Erkenntnis wächst unter der Wirkung des Heiligen Geistes (Joh. 16,13). Sie wächst<br />

auch mit der geschichtlichen Erfahrung. Denn auch in ihr wirkt Gottes Geist, wie es besonders in<br />

der Geschichte des Volkes Israel deutlich wird. Um tiefere Erkenntnis der Offenbarung Gottes<br />

dürfen wir uns bemühen. Paulus betet für die Gemeinden, »daß ihr erfüllt werdet mit Erkenntnis<br />

seines Willens in aller geistlichen Weisheit <strong>und</strong> Einsicht« (Kol. 1,9), <strong>und</strong> er ermahnt sie: »wachset<br />

in der Erkenntnis Gottes« (Kol. 1, 11). Dazu darf auch wissenschaftliche Erkenntnis dienen; denn<br />

der Verstand, mit dem wir sie gewinnen, ist eine Gabe Gottes. Jedoch bedarf es beim<br />

Durchdenken der Ehrfurcht vor der Offenbarung, die Gott gegeben hat, <strong>und</strong> ebenso der Achtung<br />

vor den Menschen, denen sie gegeben würde. Denn sie waren von Gott dazu erwählt, <strong>und</strong> er hat<br />

sie zu rechten H<strong>aus</strong>haltern über seine Geheimnisse bestimmt.<br />

Das unanschauliche Ineinander<br />

In dieser Haltung gehe ich an die in der Bibel überlieferten Berichte heran <strong>und</strong> befrage sie nach<br />

ihrer <strong>Sicht</strong> von der Gesamtwirklichkeit, d.h. nach der <strong>Sicht</strong>, wie sie von der Offenbarung (nicht<br />

von der Menge der Zeugen) vermittelt wird. Als »Gesamtwirklichkeit« verstehe ich dabei die<br />

beiden Wirklichkeiten, von denen die Bibel spricht, das <strong>Sicht</strong>bare <strong>und</strong> das Unsichtbare in dem<br />

vorhin beschriebenen Sinne. Die Bezeichnung »Weltbild« ist unzureichend <strong>und</strong> irreführend, denn<br />

die <strong>Sicht</strong> der Bibel ist überzeitlich <strong>und</strong> bleibt von jedem Wechsel wissenschaftlicher <strong>und</strong><br />

ideologischer Weltbilder unberührt. (Damit distanziere ich mich von einer Redeweise, die ich<br />

selbst früher gebraucht habe. Vgl. H. Rohrbach, Naturwissenschaft, Weltbild, Glaube, 1967) Vor<br />

allem ist ihre <strong>Sicht</strong>, wie es sein muß, unanschaulich <strong>und</strong> von einem an die diskursive Logik<br />

gewohnten Denken nicht zu erfassen.<br />

Die Beziehung, in der die beiden Wirklichkeiten zueinander stehen, erweist sich, wie im nächsten<br />

Kapitel durch charakteristische Beispiele belegt werden soll, als ein eigentümliches Ineinander.<br />

Es geht weder um ein Übereinander wie bei Stockwerken noch um ein Umeinander wie bei Kern<br />

<strong>und</strong> Schale, sondern um ein Ineinander be¬sonderer Art: um ein gegenseitiges Sichdurchdringen<br />

. Das Unsichtbare durchdringt das <strong>Sicht</strong>bare in einer unanschaulichen, dem natürlichen Verstand<br />

unbegreifbaren, nur im Glauben erfaßbaren Weise.<br />

Um diese Aussage näher zu präzisieren, knüpfe ich an einen Sachverhalt an, der im Gr<strong>und</strong>e<br />

genau so unbegreifbar <strong>und</strong> unanschaulich ist. Er ist uns aber vertrauter, da er das Zentrum des<br />

christlichen Glaubens umfaßt. Es ist die Aussage im Glaubensbekenntnis von Chalzedon, in dem<br />

451 unsere Väter im Glauben von der Bibel her die Lehre von den zwei Naturen Jesu in Worte<br />

gefaßt haben. Vom Heiligen Geist geleitet haben sie die paradox klingende, aber zutreffende<br />

Formulierung gewagt, daß in der einen Person Jesus von Nazareth die wahre Menschheit <strong>und</strong><br />

die wahre Gottheit »unvermischt, unwandelbar, ungeschieden <strong>und</strong> ungetrennt« vereinigt sind.<br />

Diese Formulierung spiegelt in vollkommener Parallele das Ineinander von <strong>Sicht</strong>barem <strong>und</strong><br />

Unsichtbarem wider.<br />

Ich folge hier gern dem Theologen H. H. Schrey (Schrey, Weltbild <strong>und</strong> Glaube im 20.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert, Göttingen 1956), wenn er sagt, daß ein Dualismus, d.h. ein unverb<strong>und</strong>enes<br />

Nebeneinander von Weltbild <strong>und</strong> Glauben unzumutbar sei, da »es nicht zu unserem Schicksal<br />

gehöre, in zwei Bereichen leben zu müssen, zwischen denen es keine Brücke geben kann«.<br />

Weiter meint er, daß wir ebensowenig an die Stelle des Dualismus einen Monismus setzen<br />

dürfen, also Weltbild <strong>und</strong> Glauben zusammenfügen <strong>und</strong> damit gewaltsam einen Brückenschlag<br />

versuchen, weil »solche Syntheseversuche weder der Eigenständigkeit des Denkens noch der<br />

des Glaubens gerecht werden«.<br />

Wer noch im alternativen Denken des »entweder oder« (der diskursiven Logik) befangen ist, wird<br />

der Ansicht sein, sich nur zwischen diesen beiden Möglichkeiten eines Dualismus


(Auseinanderfallens) von Weltbild <strong>und</strong> Glauben oder eines Monismus (Zusammenfallens)<br />

entscheiden zu können, falls er sich überhaupt entscheiden will. Demgegenüber weist Schrey auf<br />

die dritte Möglichkeit hin, auf das in der Physik entwickelte komplementäre Denken, »das allein<br />

der Christologie des Credo Chalcedonense mit ihren für die diskursive Logik widerspruchsvollen<br />

Aussagen über das Zusammen von Menschheit <strong>und</strong> Gottheit in der Person Jesu angemessen«<br />

sei.<br />

Er schreibt: »Die wahre Gottheit <strong>und</strong> die wahre Menschheit können nur dann zusammen<br />

<strong>aus</strong>gesagt werden, wenn keiner von beiden etwas abgebrochen wird. Man kann hier von einer<br />

komplementären Einheit der beiden Naturen sprechen. Zum Wesen der Komplementarität gehört,<br />

daß erst das Zusammen von zwei scheinbar sich widersprechenden mögen das wahre Bild der<br />

Wirklichkeit ergibt. Christus ist dann nicht in seiner wahren Bedeutung umschrieben, wenn von<br />

ihm nur <strong>aus</strong>gesagt wird: wahrer Mensch. Er ist aber auch dann nicht in seiner wahren Bedeutung<br />

erfaßt, wenn von ihm nur <strong>aus</strong>gesagt wird: wahrer Gott. Erst im Zusammen der beiden Aussagen<br />

wird die Wahrheit Christi sichtbar.«<br />

Ebenso paradox, also unvermischt <strong>und</strong> ungetrennt, hat man sich das Ineinander von <strong>Sicht</strong>barem<br />

<strong>und</strong> Unsichtbarem zu denken (mit einem an der Komplementarität geschulten Denken): zwei<br />

unterschiedliche Wirklichkeiten <strong>und</strong> doch nur eine Gesamtwirklichkeit, beide ganz <strong>und</strong> gar ohne<br />

Bezug (unvermischt) <strong>und</strong> doch völlig miteinander verwoben (ungetrennt), zu unterscheiden, aber<br />

nicht zu scheiden, so daß man von da her das Geheimnis der zwei Naturen Jesu beschreiben<br />

darf: Jesus war im <strong>Sicht</strong>baren ganz <strong>und</strong> gar Mensch, im Unsichtbaren ganz <strong>und</strong> gar Gott <strong>und</strong><br />

doch nur Einer. Dieses unbegreifbare Geheimnis in der Person Jesus von Nazareth spiegelt das<br />

geheimnisvolle Ineinander der beiden Wirklichkeiten, von denen die Bibel spricht, treffend wider.<br />

Es wurde wohl erstmals Petrus offenbart, als er bekennen durfte (Luk.9,20): »Du bist der Christus<br />

Gottes.«<br />

Zwei wichtige Konsequenzen<br />

Aus dem Ineinander von <strong>Sicht</strong>barem <strong>und</strong> Unsichtbarem ergeben sich wichtige Konsequenzen für<br />

das Verständnis <strong>biblischer</strong> Aussagen, von denen ich zwei hervorheben möchte. Zum einen sind<br />

für Begriffe <strong>und</strong> Ereignisse in den verschiedenen Wirklichkeiten verschiedene Ausdrucksweisen<br />

notwendig. Im <strong>Sicht</strong>baren kommen wir mit der menschlichen Sprache <strong>aus</strong>. Für das Unsichtbare<br />

aber haben wir keine angemessene Ausdrucksweise, weil unsere Sprachen dort nicht angreifen.<br />

Auch Jesus, der von dort kam, verwendete Gleichnisse, wenn er vom Unsichtbaren sprach: Das<br />

Himmelreich ist gleich einem Senfkorn, einem Sauerteig, einem verborgenen Schatz im Acker,<br />

einem Kaufmann, der gute Perlen sucht, einem Menschen, der guten Samen säte, u.a. Er<br />

gebrauchte Worte des <strong>Sicht</strong>baren, um vom Unsichtbaren gleichnishaft reden zu können. Ebenso<br />

benutzte er Gleichnisworte, wenn er von sich selbst als dem Sohn Gottes sprach: Ich bin die Tür,<br />

der Weg, das lebendige Wasser, das Brot vom Himmel, der gute Hirte u.a.<br />

Man denke auch an ein Erlebnis, das Paulus widerfuhr (2.Kor.12,2ff.): Er sei entrückt worden bis<br />

in den dritten Himmel, bis ins Paradies (d.h. ins Unsichtbare) <strong>und</strong> habe dort un<strong>aus</strong>sprechliche<br />

Worte gehört, die ein Mensch nicht sagen darf, d.h. Worte, die <strong>aus</strong>zusprechen einem Menschen<br />

nicht zusteht! Das ist es: Wo Gott von den himmlischen Heerscharen angebetet wird, wo Jesus<br />

als der Auferstandene <strong>und</strong> Erhöhte ein unvergängliches Reich empfangen hat, wird eine<br />

besondere Sprache gesprochen. <strong>Der</strong>en Worte sind uns hier nicht erlaubt, weil wir Sünder, wenn<br />

auch begnadigte Sünder sind. Erst drüben, wenn wir im Kleid der Gerechtigkeit bei Ihm sind,<br />

dürfen wir mit solchen Worten einstimmen in den Lobpreis zur Ehre Gottes. Und weil uns im<br />

irdischen Leben die angemessenen Worte für das Unsichtbare abgehen, brauchen wir Ersatz.<br />

Deshalb gebraucht Jesus Gleichnisworte, Gleichniserzählungen <strong>und</strong> Gleichnishandlungen.<br />

Allgemein gilt: Um von der unsichtbaren Wirklichkeit im <strong>Sicht</strong>baren in rechter Weise reden zu


können, bedarf es der bildhaften Denkform <strong>und</strong> Sprache. Diese begegnen uns in der Bibel in der<br />

wahren <strong>und</strong> eigentlichen Form. Sobald man aber meint, es gäbe keine andere Wirklichkeit außer<br />

der sichtbaren, der Welt des Menschen, wird die bildhafte Rede inhaltslos, werden die großen<br />

Taten Gottes zu Fabeln, zu Legenden ohne wirkliche Ereignisse. Beginnt man dann, die Bibel zu<br />

»entmythologisieren«, so nimmt man dem Menschen die Möglichkeit, diese seine Welt richtig zu<br />

verstehen.<br />

W. Stählin sagt: »Indem die Wissenschaft uns denjenigen Teil der Welt, der der rationa¬len<br />

Forschung zugänglich ist, als die ganze Wirklichkeit vortäuscht, betrügt sie uns um die ganze<br />

Wahrheit. Und indem der Mythos uns in seinen Bildern die Fülle jener Wirklichkeit vor Augen<br />

stellt, in die wir selber verflochten sind, weitet er unseren Blick über die Grenzen der ratio hin<strong>aus</strong><br />

auf die größere <strong>und</strong> umfassendere Wirklichkeit«*. Damit weist auch Stählin auf die<br />

Gesamtwirklichkeit <strong>aus</strong> <strong>Sicht</strong>barem <strong>und</strong> Unsichtbarem hin.<br />

Zum anderen hat man zu beachten: Jedes Geschehen ereignet sich in beiden Wirklichkeiten<br />

zugleich. Weil beide sich durchdringen, läßt jeder Vorgang zwei Aspekte zu. Im <strong>Sicht</strong>baren, wo<br />

es Materie, Raum <strong>und</strong> Zeit gibt, erweist er sich als Ablauf in Raum <strong>und</strong> Zeit, also als ein Werden,<br />

ein Sich entwickeln, als Evolution. Im Unsichtbaren aber, wo es Raum <strong>und</strong> Zeit unserer Erfahrung<br />

nicht gibt, weil dort keine Materie ist, sondern Pneuma, hat derselbe Vorgang einen zeitlosen<br />

Charakter, ist ein zeitloses Setzen Gottes, ein Schaffen. Diese doppelte <strong>Sicht</strong> ist beim<br />

Durchdenken <strong>biblischer</strong> Berichte entscheidend. Es geht stets um einen Ablauf, um ein Werden in<br />

Raum <strong>und</strong> Zeit, <strong>und</strong> zugleich um ein Gesetztsein, um ein Handeln Gottes, frei von Raum <strong>und</strong><br />

Zeit. Das gilt besonders für den Schöpfungsbericht, der mit den Worten schließt (1. Mose 2,4a):<br />

»Also sind Himmel <strong>und</strong> Erde geworden, als sie geschaffen wurden«, Geworden <strong>und</strong> geschaffen<br />

beides trifft zu; beides gilt auch für den Menschen. Es geht nicht um ein »entweder oder«.<br />

Ferner gilt es für die W<strong>und</strong>erberichte. Sie beschreiben Abläufe im Naturgeschehen, in Raum <strong>und</strong><br />

Zeit, <strong>und</strong> sind zugleich Zeichen für ein Handeln Gottes <strong>aus</strong> dem Unsichtbaren in das <strong>Sicht</strong>bare<br />

hinein durch sein Wort.<br />

Das Ineinander der beiden Wirklichkeiten bedingt auch, daß jeder Mensch ob er es weiß <strong>und</strong><br />

wahrhaben, will oder nicht zugleich im <strong>Sicht</strong>baren <strong>und</strong> im Unsichtbaren lebt. Ein Glaubender<br />

wird <strong>aus</strong> seiner Glaubenserfahrung etwas davon erahnen. Ebenso jemand, der abergläubischen<br />

Vorstellungen anhängt oder magischen Praktiken nachgeht oder gar mit »Geistern« Verbindung<br />

aufzunehmen versucht. Auch die wissenschaftlichen Untersuchungen der Parapsychologie<br />

stoßen auf Phänomene, die als Auswirkungen des Unsichtbaren ver¬standen werden können.<br />

Wer sich jedoch ganz der ratio verpflichtet fühlt, weiß nur vom <strong>Sicht</strong>baren <strong>und</strong> sieht darin das<br />

Ganze der Wirklichkeit. Erst mit dem befreienden Glauben an Jesus, erst mit der Erweckung des<br />

»inwendigen Menschen« in uns (Röm. 7,22 Eph. 3,16) wird dem Glaubenden das Wissen um<br />

die Geborgenheit geschenkt, die er mitten im <strong>Sicht</strong>baren vom Unsichtbaren her empfängt. Er<br />

erfährt die Wahrheit der Schriftworte: »Ich gehe oder liege, so bist du um mich . . . Von allen<br />

Seiten umgibst du mich <strong>und</strong> hältst deine Hand über mir» (Psalm 139,3 5). »Wo zwei oder drei<br />

versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen« (Matth. 18,20). »Siehe,. ich<br />

bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende« (Matth. 28,20). »Wer in mir bleibt <strong>und</strong> ich in ihm,<br />

der bringt viel Frucht« (Joh.15,5). So lauten Zuspruch <strong>und</strong> Verheißungen an die Gläubigen. Und<br />

es ist immer das uns überall umgebende Unsichtbare, von dem Geborgenheit <strong>aus</strong>strahlt <strong>und</strong> von<br />

dem <strong>aus</strong> Jesus die Zusage erfüllt, daß er als der Unsichtbare um uns <strong>und</strong> bei uns oder in uns ist<br />

<strong>und</strong> wir in ihm sind.<br />

Kapitel 3: Augen, die sehen - Ohren, die hören<br />

Beispiele <strong>aus</strong> dem Alten Testament


Das unanschauliche, paradoxe, schwer zu fassende Sichdurchdringen von <strong>Sicht</strong>barem <strong>und</strong><br />

Unsichtbarem, als eigentliche <strong>Sicht</strong> der Bibel von der Wirklichkeit um uns soll noch an einigen<br />

markanten Beispielen <strong>aus</strong> dem Alten <strong>und</strong> dem Neuen Testament belegt werden.<br />

Ich beginne mit dem Schöpfungsbericht. Im ersten Vers der Bibel am Anfang schuf Gott die<br />

Himmel <strong>und</strong> die Erde ist mit den »Himmeln« gewiß nicht die Welt Gottes, das Unsichtbare,<br />

gemeint. Denn dieses ist nicht geschaffen, sondern ewig (2. Kor. 4,18), wie Gott selbst ewig <strong>und</strong><br />

nicht geschaffen ist. <strong>Der</strong> ewige Bestand, der einst dem <strong>Sicht</strong>baren, der Welt, zugeschrieben<br />

wurde, trifft für das Unsichtbare zu, nicht für die Schöpfung, das <strong>Sicht</strong>bare. Denn dieses ist<br />

zeitlich, d.h. hat Anfang <strong>und</strong> Ende. Dieser Anfang ist es, auf den der erste Vers hinweist. Mit den<br />

»Himmeln« sind wohl die zahllosen Galaxien im Weltall gemeint, deren eine unsere eigene<br />

Milchstraße ist. Nur ihre Gestirne sind es, die wir von der Erde <strong>aus</strong> mit dem bloßen Auge<br />

erkennen <strong>und</strong> als den »gestirnten Himmel über uns« (englisch: sky) ansehen. So darf man die<br />

anderen Galaxien ebenfalls als geschaffene »Himmel«, bezeichnen, die nach Jesu Wort (Mark.<br />

13,31) einmal vergehen werden. Selbstverständlich kommt in der Bibel auch das Wort Himmel<br />

(englisch: heaven) als Ausdruck für das Unsichtbare vor. Das kann man jeweils dem<br />

Zusammenhang entnehmen, z.B. wenn die Bibel vom Himmelreich oder von Himmelfahrt spricht.<br />

Wichtig ist nun, daß wir <strong>aus</strong> dem biblischen Schöpfungsbericht her<strong>aus</strong>hören: In die schon immer<br />

vorhandene Welt Gottes, das Unsichtbare, in dem Gott selbst <strong>und</strong> alle Wesen des Unsichtbaren<br />

zu denken sind, setzt Gott durch sein schöpferisches »Es werde« das <strong>Sicht</strong>bare hinein, ohne<br />

einen Raum dafür <strong>aus</strong>zusparen. Dadurch schafft er das unanschauliche Ineinander von seiner<br />

<strong>und</strong> der Menschen Welt. So kann er verborgen bleiben <strong>und</strong> doch den Menschen nahe sein (Jes.<br />

57, 15).<br />

Das Unsichtbare ist zweifellos umfassender als das <strong>Sicht</strong>bare, denn es heißt: »der Himmel <strong>und</strong><br />

aller Himmel Himmel können dich (Gott) nicht fassen« (1. Kön. 8,27). Man kann sich also dieses<br />

in jenes »eingebettet« denken. Aber jeder Versuch, sich das Unanschauliche irgendwie<br />

vorzustellen, ist vergeblich. Nur gleichnishaft kann davon gesprochen werden. Das ist im<br />

folgenden stets zu beachten.<br />

Zum Schöpfungsbericht gehört auch der Bericht vom Paradies. Durch das Einblasen des Odems<br />

Gottes erhielt der Mensch das ihm von Gott zugedachte geistliche Leben, d.h. die ungetrübte<br />

Gemeinschaft mit Gott davon war bereits in der Einleitung die Rede, <strong>und</strong> in Kapitel 9 komme ich<br />

noch einmal darauf zurück <strong>und</strong> dadurch geöffnete Augen <strong>und</strong> Ohren für das Unsichtbare. Er sah<br />

Gott, hörte ihn, sprach zu ihm, bekam von ihm den Auftrag, den Garten zu bebauen <strong>und</strong> zu<br />

bewahren, d.h. Mitstreiter Gottes gegen den Bösen zu sein. Er lebte mit seinem Weibe frei auf<br />

der Erde <strong>und</strong> in gleicher Weise frei im Unsichtbaren. Sie hatten Zugang zum Baum des Lebens.<br />

An allem ließ Gott sie teilhaben. Auch daß dieses kostbare Geschenk der ungetrübten<br />

Gemeinschaft mit Gott bedroht <strong>und</strong> von ihnen zu bewahren war, wußten sie. Dennoch versagten<br />

sie.<br />

Mit dem Ungehorsam gegen Gottes Gebot ging alles verloren. Die ungetrübte Gemeinschaft, die<br />

geöffneten Augen, Ohren <strong>und</strong> Sinne wurden genommen, der Weg zurück versperrt. So endete ihr<br />

geistliches Leben mit dem geistlichen Tod, wie es Gott für das übertreten des Gebots<br />

angekündigt hatte. <strong>Der</strong> Sünde Sold ist Tod (Röm. 6,23).<br />

Von da an erfaßten ihre Augen <strong>und</strong> Ohren nur das <strong>Sicht</strong>bare, <strong>und</strong> seitdem haben alle Menschen<br />

nur Erkenntnisfähigkeit für das <strong>Sicht</strong>bare. Das Unsichtbare, in dem sie jederzeit <strong>und</strong> überall sind,<br />

bleibt ihrem natürlichen Wesen <strong>und</strong> Wollen verschlossen. Wiederherstellung der guten<br />

Gemeinschaft mit Gott ist möglich, jedoch nur durch Buße, nur über Jesus <strong>und</strong> nur im Glauben,<br />

nicht im Schauen (2. Kor. 5,7), aber mit der Verheißung (Off. 2,7): »Wer überwindet, dem will ich<br />

zu essen geben von dem Baum des Lebens, der im Paradiese Gottes ist.«<br />

Gott hat auch nicht aufgehört, zu <strong>und</strong> mit den Menschen zu reden (Hebr.1,1) <strong>und</strong> uns Weisungen


zu geben. Aber nicht jeder hört ihn. Sein Wort ist zugleich nah <strong>und</strong> fern (5. Mose ¬30,11-14):<br />

»Das Gebot, das ich dir heute gebiete, ist dir nicht zu hoch <strong>und</strong> nicht zu fern. Es ist nicht im<br />

Himmel, daß du sagen müßtest: Wer will für uns in den Himmel fahren <strong>und</strong> es uns holen, daß<br />

wir's hören <strong>und</strong> tun? ... Denn es ist das Wort ganz nahe bei dir, in deinem M<strong>und</strong>e <strong>und</strong> in deinem<br />

Herzen, daß du es tust«.<br />

Damit bringt die Bibel in ihrer bildhaften Sprache nur zum Ausdruck, daß Gottes Welt, das<br />

Unsichtbare, uns bis ins Innerste durchdringt.<br />

In 2. Kön. 6,15ff. wird von dem Propheten Elisa berichtet, der mit seinem Diener in der Stadt<br />

Dothan eingeschlossen ist. <strong>Der</strong> Diener bangt um sein Leben, aber Elisa beruhigt ihn mit den<br />

Worten: »Fürchte dich nicht, denn derer sind mehr, die bei uns sind, als derer, die bei ihnen<br />

sind«. <strong>Der</strong> Diener jedoch sieht nichts <strong>und</strong> kann seinem Herrn nicht glauben. Da betet Elisa:<br />

»Herr, öffne ihm die Augen, daß er sehe!« Und Gott erhört das Gebet. Er öffnet dem Diener die<br />

Augen, <strong>und</strong> »der sah, <strong>und</strong> siehe, da war der Berg voll feuriger Rosse <strong>und</strong> Wagen um Elisa her«.<br />

Was war geschehen? Nichts anderes, als daß das <strong>Sicht</strong>bare für die Augen des Dieners<br />

sozusagen durchsichtig, transparent wurde. Er schaut mit »geöffneten Augen« durch das<br />

<strong>Sicht</strong>bare in das Unsichtbare hinein <strong>und</strong> sieht die himmlischen Heerscharen vom Licht, das dort<br />

herrscht, überstrahlt als feurige Rosse <strong>und</strong> Wagen.<br />

In Jes. 6 berichtet der Prophet Jesaja von seiner Berufung. Auch ihm werden geöffnete Augen<br />

<strong>und</strong> eine überwältigende Schau in das Unsichtbare geschenkt. Ähnliches widerfuhr dem<br />

Propheten Hesekiel bei seiner Berufung (Hes. 1 <strong>und</strong> 2). Man spürt es ihren Berichten ab, wie<br />

unfaßbar das ist, was sie schauen dürfen, <strong>und</strong> wie sie nur mit unzureichenden Worten <strong>und</strong><br />

Bildern das Geschaute beschreiben können.<br />

In Dan 3, l9ff. wird geschildert, wie drei jüdische Männer auf Be¬fehl des Königs Nebukadnezar<br />

in einen glühenden Ofen (eine Art Hochofen zum Schmelzen von Eisenerz) geworfen werden,<br />

weil sie das goldene Standbild nicht anbeten wollten, das der König hatte errichten lassen.<br />

Nebukadnezar überwacht persönlich die Exekution <strong>und</strong> erschrickt aufs heftigste, als er vier<br />

Männer frei <strong>und</strong> unversehrt im Feuer umhergehen sieht. Und der vierte sah <strong>aus</strong> »wie ein Sohn<br />

der Götter«. Hier hat Gott sogar dem Heiden Nebukadnezar geöffnete Augen für das Unsichtbare<br />

geschenkt, so daß er schauen mußte, wie Gott die drei auf ihn vertrauenden Männer <strong>aus</strong> dem<br />

<strong>Sicht</strong>baren in das Unsichtbare hineingenommen <strong>und</strong> ihnen einen Engel zur Seite gegeben hat.<br />

Als der König Weisung erteilt, die Männer her<strong>aus</strong>zulassen, hat man nicht einmal Brandgeruch an<br />

ihnen wahrgenommen. So vollständig waren sie dem <strong>Sicht</strong>baren entnommen!<br />

Beispiele <strong>aus</strong> dem Neuen Testament<br />

In Luk. 2,8ff. wird von der Verkündigung der Geburt Jesu an die Hirten berichtet, die des Nachts<br />

ihre Herden hüten. »Und siehe, des Herrn Engel trat zu ihnen, <strong>und</strong> die Klarheit des Herrn<br />

umleuchtete sie; <strong>und</strong> sie fürchteten sich sehr.« Mit seinem hellen Glanz bricht das Unsichtbare in<br />

das <strong>Sicht</strong>bare ein, <strong>und</strong> des Herrn Engel tritt <strong>aus</strong> dem Unsichtbaren zu den Hirten. Ihm folgen viele<br />

weitere Engel: »Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen.«<br />

Hier geschieht es, daß die Hirten mit ihren natürlichen Augen die Engel sehen, die als Boten<br />

Gottes <strong>aus</strong> dem Unsichtbaren zu ihnen in das <strong>Sicht</strong>bare treten. Ebenso erging es Maria, als der<br />

Engel Gabriel zu ihr in ihr Zimmer trat (Luk. 1,28), um ihr die Geburt ihres Sohnes Jesus<br />

anzukündigen.<br />

In Luk. 9,28ff. wird die Verklärung Jesu geschildert. Drei seiner Jünger erleben, wie Jesu<br />

Gesichts<strong>aus</strong>druck, während er betet, sich verändert <strong>und</strong> seine Kleidung weiß <strong>und</strong> glänzend wird.<br />

Sie sehen, wie zwei Männer, Mose <strong>und</strong> Elia, in gleicher Weise verklärt erscheinen <strong>und</strong> mit Jesus<br />

reden. Auch hier dringt überirdisches Licht <strong>aus</strong> dem Unsichtbaren ins <strong>Sicht</strong>bare <strong>und</strong> überstrahlt


Jesus. Mose <strong>und</strong> Elia treten als Boten Gottes <strong>aus</strong> dem Unsichtbaren in das <strong>Sicht</strong>bare, ebenfalls<br />

überstrahlt von dem »unerschaffenen Lichte«. Die Begleiter Jesu dürfen das alles schauen! Ganz<br />

verwirrt er wußte nicht, was er redete - schlägt Petrus vor, dazubleiben <strong>und</strong> Hütten zu errichten.<br />

Da aber überschattet sie eine Wolke, <strong>aus</strong> der Gott, der Vater, zu ihnen redet <strong>und</strong> sie an den Sohn<br />

verweist, <strong>und</strong> »sie sahen niemand als Jesus allein«. Einen Blick auf die Herrlichkeit des<br />

Unsichtbaren durften sie tun, aber sie festzuhalten, war ihnen nicht gewährt.<br />

Manchmal als Parallele dazu verstanden, wird in Joh. 12, 28 ff. von einer Weisung Gottes an<br />

Jesus berichtet, sogar vor vielen Zuhörern. Jesus betet: »Vater, verherrliche deinen Namen!« Als<br />

die Stimme vom Himmel es zusagt, heißt es: »Da sprach das Volk, das dabei stand <strong>und</strong> zuhörte:<br />

Es donnerte. Die anderen sprachen: Es redete ein Engel mit ihm.« Hier geht es nicht um<br />

geöffnete Augen, sondern um geöffnete Ohren, <strong>und</strong>, was besonders zu beachten ist, um<br />

unterschiedlich geöffnete Ohren! Das Volk, das dabei stand, hörte nur ein starkes Geräusch <strong>und</strong><br />

legte es als Donner <strong>aus</strong>. Andere, offenbar mit den Jüngern solche, die an Jesus glaubten, hörten<br />

so viel, daß sie meinen, ein Engel habe geredet. Jesus allein hat den Vorgang voll<br />

wahrgenommen, die Stimme des Vaters <strong>und</strong> den Inhalt der Botschaft.<br />

Auch der Bericht über die Steinigung des Stephanus (Apg. 7,54 ff.) liefert ein eindrucksvolles<br />

Beispiel für das Ineinander der beiden Wirklichkeiten. Im Bezeugen sieht er, vom heiligen Geist<br />

erfüllt, »den Himmel offen <strong>und</strong> des Menschen Sohn zur Rechten Gottes stehen«. Ganz nahe über<br />

sich erblickt er Jesus, der sich erhoben hat, um ihm, dem ersten Märtyrer der Christenheit,<br />

entgegenzugehen <strong>und</strong> ihn heimzuholen in das ewige Leben. Geöffnete Augen für das<br />

Unsichtbare <strong>und</strong> Erfüllung der Zusage Jesu (Joh. 17,24): »Vater, ich will, daß, wo ich bin, auch<br />

die bei mir seien, die du mir gegeben hast.« Für Stephanus hat sich damit diese Verheißung Jesu<br />

erfüllt.<br />

<strong>Sicht</strong>barmachungen besonderer Art<br />

Geöffnete Augen für das Unsichtbare oder das Her<strong>aus</strong>treten von Boten Gottes <strong>aus</strong> dem<br />

Unsichtbaren in das <strong>Sicht</strong>bare, was mit natürlichen Augen wahrgenommen werden kann, wie bei<br />

der Ankündigung der Geburt Jesu an Maria oder vor den Hirten, sind zwei gr<strong>und</strong>verschiedene<br />

Gaben Gottes, durch die er Menschen etwas vom Unsichtbaren erfahren läßt. Immer geht es<br />

dabei um Wesen des Lichts, die im Unsichtbaren einen völlig andersartigen (pneumatischen, d.h.<br />

geistlichen) Leib haben als bei ihrem Erscheinen im <strong>Sicht</strong>baren. Von diesem Sichöffnen des<br />

Unsichtbaren, wie es sich beim Erscheinen von Engeln oder anderen Boten Gottes ereignet,<br />

komme ich jetzt zu dem wichtigsten Geschehen dieser Art, zu den Erscheinungen des<br />

Auferstandenen. Seine Andersartigkeit wird besonders deutlich an der Art, wie er nach seiner<br />

Auferstehung den Frauen <strong>und</strong> den Jüngern <strong>und</strong> später vor Damaskus dem Saulus erschien.<br />

Diesem wird Jesus ganz kurz im Glanz seines Herrlichkeitsleibes sichtbar, den er im<br />

Unsichtbaren hat: »Und als er (Saulus) nahe an Damaskus kam, umleuchtete ihn plötzlich ein<br />

Licht vom Himmel« (Apg. 9,3). Als Paulus einige Jahre später davon berichtet, sagt er: »Es<br />

umleuchtete mich plötzlich um den Mittag ein großes Licht vom Himmel« (Apg. 22,6). »Mitten am<br />

Tage sah ich auf dem Wege ein Licht vom Himmel, heller als der Sonne Glanz, das mich <strong>und</strong> die<br />

mit mir reisten umleuchtete« (Apg. 26,1 3). Die Folge dieser gewaltigen Lichtfülle war, daß<br />

Saulus zu Boden stürzte <strong>und</strong> blind wurde; erst nach drei Tagen des Gebets wurde er durch<br />

Ananias davon geheilt (Apg.9,8 19). Gott schauen durfte er nicht. Wer Gott sieht, muß sterben.<br />

Die Begleiter des Saulus sahen niemand (Apg. 9,7); einige sahen ein Licht, andere hörten eine<br />

Stimme, einige fielen nieder, andere standen erstarrt (Apg. 9,7; 22,9; 26,14). So unterschiedlich<br />

war die Offenbarung <strong>aus</strong> dem Unsichtbaren bei diesem Ereignis, ähnlich unterschiedlich wie bei<br />

der Offenbarung, die Joh. 12,27ff. geschildert wird. Nur Saulus empfing die Fülle der Offenbarung<br />

an Erscheinung, Worten <strong>und</strong> Berufung. Die Begleiter konnten das Geschehen nur eingeschränkt<br />

wahrnehmen.


Den biblischen Berichten ist zu entnehmen, daß Jesus den Frauen <strong>und</strong> Jüngern in anderer Weise<br />

als Auferstandener erschien, nicht mit dem für Menschen unertragbaren Herrlichkeitsleib (mit<br />

dem er z.B. als der Unsichtbare gegenwärtig ist, wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt<br />

sind), sondern mit einem Leib <strong>aus</strong> Fleisch <strong>und</strong> Bein, d.h. <strong>aus</strong> Materie. Er weist selbst seine<br />

Jünger darauf hin, als sie bei seinem Geschehen aufs heftigste erschrecken <strong>und</strong> meinen, einen<br />

Geist zu sehen (Luk. 24,39): »Fühlet mich an <strong>und</strong> sehet; denn ein Geist hat nicht Fleisch <strong>und</strong><br />

Bein, wie ihr sehet, daß ich habe.« Wäre Jesus ihnen in seinem Auferstehungsleib erschienen<br />

(dem Herrlichkeitsleib, den Saulus ganz kurz erlebte), so wären sie wie dieser erblindet <strong>und</strong> zu<br />

nichts fähig gewesen es sei denn, Jesus hätte ihnen jemand senden können wie Ananias, der<br />

sie in seinem Auftrag geheilt hätte. Nie hätten sie seine sichtbare Gegenwart ertragen, nie hätte<br />

er ihnen die Schriften <strong>aus</strong>legen können. Darauf aber kam es Jesus an.<br />

Jetzt erst, in den vierzig Tagen zwischen Auferstehung <strong>und</strong> Himmelfahrt Jesu, als er den Jüngern<br />

die Schriften öffnete, lernten sie verstehen, was sie früher nicht verstanden hatten. Jetzt erst ging<br />

ihnen auf, was es um Jesus von Nazareth <strong>und</strong> sein Kommen gewesen war, was sein Leiden <strong>und</strong><br />

sein Sterben am Kreuz bedeuteten. Jetzt erst erhielten sie die eigentliche Zurüstung für ihren<br />

Dienst an Menschen <strong>und</strong> Völkern, zu denen Jesus sie senden wollte. Deshalb war es notwendig,<br />

daß er ihnen in einer Weise erschien, daß sie seine Gottheit ertragen <strong>und</strong> intensiv mit ihm<br />

zusammen sein konnten.<br />

Bei solchen Erscheinungen, wie auch bei denen von Engeln oder anderen Boten Gottes an die<br />

Menschen, geht es um <strong>Sicht</strong>barmachungen im eigentlichen Sinne des Wortes, In 1. Kor.15, 5 8<br />

bezeugt Paulus, daß der Auferstandene von vielen gesehen worden ist. Im griechischen<br />

Gr<strong>und</strong>text steht für »gesehen« das Wort oophthä , das bedeutet, wörtlich übersetzt: er wurde<br />

sichtbar gemacht. Und »sichtbar gemacht« meint »zu Materie geworden«. <strong>Der</strong> unsichtbare<br />

geistliche Leib des Auferstandenen wird in sichtbare <strong>und</strong> fühlbare Materie, in Fleisch <strong>und</strong> Bein<br />

verwandelt entsprechend zur Verwandlung der Leiber derer, die bei der Wiederkunft Jesu noch<br />

leben <strong>und</strong> im Nu einen geistlichen, verklärten <strong>und</strong> unverweslichen Leib »anziehen« werden (1.<br />

Kor. 15, 5l 54). So wurde - nun umgekehrter Richtung Jesu geistlicher Herrlichkeitsleib in einen<br />

<strong>aus</strong> Fleisch <strong>und</strong> Bein verwandelt. Das geschah bei jedem Erscheinen neu <strong>und</strong> in anderer Gestalt,<br />

wie es in Mark. 16,12 bezeugt wird: »Danach offenbarte er sich unter einer anderen Gestalt<br />

zweien von ihnen unterwegs, da sie über Land gingen.« Dies bezieht sich auf die Jünger, die<br />

nach Emm<strong>aus</strong> gingen <strong>und</strong> dem Auferstandenen begegneten (Luk. 24,15), ohne ihn zu erkennen,<br />

<strong>und</strong> von deren Begegnung abschließend berichtet wird: »Da wurden ihre Augen geöffnet, <strong>und</strong> sie<br />

erkannten ihn. Und er verschwand vor ihnen« (Luk. 24, 31). Wohin? Zurück in das Unsichtbare,<br />

<strong>aus</strong> dem er zuvor gekommen war. Ebenso zeigt das unterschiedliche Verhalten Jesu gegenüber<br />

Maria Magdalena, die ihn nicht anrühren durfte, <strong>und</strong> gegenüber dem Zweifler Thomas, dem<br />

zuliebe er mit den W<strong>und</strong>malen erschien, damit sie betastet werden konnten, <strong>und</strong> gegenüber den<br />

Jüngern am See Tiberias, die nicht zu fragen wagten, wer es sei (obwohl sie es wußten), alles<br />

dies zeigt, daß seine Erscheinungsweise als Auferstandener immer wieder anders war. Unser<br />

Gott ist ein reicher Gott <strong>und</strong> unbegreiflich seine Werke. Er hat unzählige Möglichkeiten der<br />

<strong>Sicht</strong>barmachung (1. Kor. 15,38ff).<br />

Himmelfahrt <strong>und</strong> Wiederkunft<br />

Die Himmelfahrt Jesu ist über viele Jahrh<strong>und</strong>erte hinweg, in unmittelbarer Anlehnung an das<br />

naive Weltbild der frühen Christenheit, als ein Auffahren durch den Weltraum verstanden <strong>und</strong><br />

geglaubt worden. Mit dem Wegfall des Weltbilds war dieser Glaube für viele Christen nicht mehr<br />

vollziehbar. Wie anders aber ist der Vorgang zu verstehen, wenn man bereit ist, die eigentliche<br />

Wirklichkeitsschau der Bibel, das Ineinander von <strong>Sicht</strong>barem <strong>und</strong> Unsichtbarem,<br />

zugr<strong>und</strong>ezulegen. Dann erkennt man, daß die Himmelfahrt Jesu wie die des Elia biblisch als eine<br />

Entrückung in das Unsichtbare verstanden werden darf. <strong>Der</strong> Unterschied der Entrückung Jesu<br />

gegenüber den Entrückungen, von denen die Bibel sonst berichtet der des Henoch (1. Mos.<br />

5,24), der des Elia (2. Kön. 2,11) <strong>und</strong> der noch bevorstehenden Entrückung der Brautgemeinde


(1. Thess. 4,17) liegt nur darin, daß Jesus dabei der Handelnde ist. Die anderen Entrückungen<br />

geschehen an den Betroffenen ohne deren Zutun, während Jesus seine Entrückung wie alles<br />

auf seinem irdischen Lebens- <strong>und</strong> Leidensweg nicht nur erleidet, sondern bestimmend gestaltet.<br />

Denn er geht, wie es der Gr<strong>und</strong>text <strong>aus</strong>drückt, in das Unsichtbare hinüber (Apg. 1,11).<br />

Viele Male war Jesus in den Tagen zuvor seinen Jüngern erschienen, <strong>aus</strong> dem Unsichtbaren in<br />

das <strong>Sicht</strong>bare kommend <strong>und</strong> dabei anders als bei seiner Zeugung <strong>und</strong> Geburt, aber ebenso<br />

durch ein W<strong>und</strong>er des allmächtigen Gottes eine Fleischwerdung erfahrend <strong>und</strong> vollziehend. Im<br />

Unsichtbaren geht er als der Unsichtbare in den Raum, in dem die Jünger zusammen sind (das<br />

Unsichtbare durchdringt diesen Raum, so daß verschlossene Türen für Jesus kein Hindernis<br />

sind, wird unter ihnen plötzlich sichtbar, so daß sie sehr erschrecken, spricht mit ihnen <strong>und</strong><br />

verschwindet ebenso plötzlich, wieder zurück in das Unsichtbare gehend. Um nun die Jünger<br />

wissen zu lassen, daß die Periode solchen Erscheinens abgeschlos¬sen <strong>und</strong> damit seine<br />

Ankündigung <strong>aus</strong> den Abschiedsreden erfüllt wird (Joh. 16,7), läßt Jesus sie Zeugen seiner<br />

Entrückung werden. Von dieser heißt es im griechischen Gr<strong>und</strong>text: »Dieser Jesus, der von euch<br />

aufgenommen ist in den Himmel, wird so kommen, wie ihr ihn habt in den Himmel gehen sehen«<br />

(Apg. 1,11). Das hier benutzte griechische Wort poreuomai für >gehen< meint ein Gehen zu<br />

einem Ziel. Dieses Ziel ist <strong>aus</strong> der Prophetie des Alten Testaments bekannt. In Dan. 7,13 14<br />

heißt es: »Siehe, es kam einer mit den Wolken des Himmels wie eines Menschen Sohn <strong>und</strong><br />

gelangte zu dem, der uralt war, <strong>und</strong> wurde vor ihn gebracht. <strong>Der</strong> gab ihm Macht, Ehre <strong>und</strong> Reich,<br />

daß ihm alle Völker dienen sollten ... « Hier hat Daniel prophetisch vor<strong>aus</strong>gesehen, was die<br />

Wolke den Jüngern verbarg (Apg.1,9): den Weg Jesu im Unsichtbaren zum Thron des Vaters <strong>und</strong><br />

seine Erhöhung zur Rechten des Vaters.<br />

Wenn Jesus wiederkommen wird zum Gericht, so daß »ihn sehen werden alle Augen <strong>und</strong> alle,<br />

die ihn durchbohrt haben« (Off. 1,7) <strong>und</strong> »sich beugen aller derer Knie, die im Himmel <strong>und</strong> auf<br />

Erden <strong>und</strong> unter der Erde sind, <strong>und</strong> alle Zungen bekennen, daß Jesus Christus der Herr sei, zur<br />

Ehre Gottes des Vaters« (Phil. 2,10 11), dann wird das <strong>Sicht</strong>bare transparent werden für alle<br />

Menschen, aller Augen werden geöffnet werden <strong>und</strong> werden hineinschauen müssen in das<br />

Unsichtbare, <strong>und</strong> sie werden Jesus sehen in seiner Herrlichkeit <strong>und</strong> vor ihm niederfallen <strong>und</strong> ihn<br />

bekennen als den einen, der Herr ist über alle <strong>und</strong> alles. Dann wird das <strong>Sicht</strong>bare vergehen, <strong>und</strong><br />

nur das Unsichtbare wird sein wie es einst war vor Erschaffung der Welt. Und die zu Jesus<br />

gehören, werden ihn sehen, wie er wirklich ist, <strong>und</strong> werden ewig bei ihm sein im Unsichtbaren,<br />

das dann nicht mehr unsichtbar, sondern ihre Heimat ist.<br />

Diesen Ausführungen muß als wesentliche Ergänzung der Hinweis angefügt werden, daß bei den<br />

als Beispielen gewählten biblischen Berichten jeweils nur der eine Aspekt des Sichdurchdringens<br />

von <strong>Sicht</strong>barem <strong>und</strong> Unsichtbarem her<strong>aus</strong>gestellt wurde. Selbstverständlich hat dieser Aspekt<br />

gegenüber der inhaltlichen Bedeutung der Berichte völlig zurückzutreten. Er stellt nur den<br />

Hintergr<strong>und</strong> des Geschehens dar. Bei der Auslegung <strong>und</strong> Verkündigung steht die inhaltliche<br />

Bedeutung des Bibeltextes als das Eigentliche im Vordergr<strong>und</strong>.<br />

Kapitel 4: Gliederung des Unsichtbaren<br />

Gottes Sein <strong>und</strong> Wirklichkeit<br />

Bisher war vom Unsichtbaren nur als Ganzem die Rede, als Gegensatz zum <strong>Sicht</strong>baren, <strong>und</strong> vor<br />

allem von der biblischen Schau des Ineinanders, des gegenseitigen Sichdurchdringens beider<br />

Wirklichkeiten. Es lag mir daran aufzuzeigen, daß es bei dem Unsichtbaren nicht um eine


mythische oder gar mythologische Redeweise geht, sondern um eine entscheidende Realität,<br />

von der nur nicht anders als bildhaft (mythisch im Sinne von W. Stählin) gesprochen werden<br />

kann. Im Gr<strong>und</strong>e kann nicht ernst genug betont werden, daß das Unsichtbare die wahre, die<br />

eigentliche Realität ist, von der das <strong>Sicht</strong>bare (<strong>und</strong> damit auch der Mensch ) erst Existenz <strong>und</strong><br />

Struktur erhalten hat: Durch Glauben erkennen wir, daß die Welten durch Gottes Wort gestaltet<br />

sind, damit das <strong>Sicht</strong>bare nicht <strong>aus</strong> Wahrnehmbaren hervorgegangen sei« (Hebr. 11 3). Zu<br />

beachten aber ist, daß, Gott, der Schöpfer, nicht mit dem Unsichtbaren in eins gesetzt werden<br />

darf. Die Bibel unterscheidet sehr genau das Unsichtbare <strong>und</strong> den Unsichtbaren.<br />

Auch wenn ich gleichbedeutend für das Unsichtbare die Worte unsichtbare Wirklichkeit, Gottes<br />

Welt, Gottes Wirklichkeit, benutzt habe, geht es mir mit alledem stets um die (räumlich<br />

<strong>aus</strong>gedehnte) Wirklichkeit, in der Gott lebt, der Ewige <strong>und</strong> Allmächtige. Die Tatsache" daß das<br />

Unsichtbare das <strong>Sicht</strong>bare überall durchdringt, bezeugt zwar Gottes Allgegenwart, besagt aber<br />

nicht, daß Gott <strong>und</strong> das Unsichtbare übereinstimmen. Und wenn sich das Unsichtbare für<br />

Menschen im <strong>Sicht</strong>baren öffnet, so erweist sich dabei Gottes Macht <strong>und</strong> Herrlichkeit in<br />

mannigfacher Weise; aber er selbst bleibt ungesehen <strong>und</strong> unzugänglich. So muß es sein, denn<br />

Gott »wohnt in einem Lichte, da niemand zukommen kann" (1. Tim. 6,16).<br />

Gottes Sein <strong>und</strong> Wirken ist im Gr<strong>und</strong>e unvorstellbar <strong>und</strong> unbegreiflich. Und doch hat er sich<br />

Menschen k<strong>und</strong>getan, <strong>und</strong> Menschen, vom heiligen Geist getrieben, haben die großen Taten<br />

Gottes verkün¬det. Davon spricht die Bibel, <strong>und</strong> sie allein ist die Gr<strong>und</strong>lage für ein<br />

angemessenes Reden von Gott. Daß dennoch Mißverständnisse entstehen können, liegt an der<br />

menschlichen Unzulänglichkeit. Es sei daher einmal hervorgehoben: Wenn ich von Gottes<br />

Wirklichkeit spreche, so meine ich damit nicht Gottes Sein <strong>und</strong> Wirken, sondern nur die<br />

Wirklichkeit in der er lebt. Und in allem, was ich <strong>aus</strong>führe, bemühe ich mich um eine Auslegung<br />

<strong>biblischer</strong> Aussagen, die vor meinem Herrn Jesus Christus bestehen kann. Da ich mich dabei<br />

sicher nicht in allem verständlich genug <strong>aus</strong>drücke, bitte ich für jedes Mißverständnis um<br />

Vergebung.<br />

In diesem Sinne wage ich jetzt, von einer Gliederung des Unsichtbaren zu reden <strong>und</strong> die wenigen<br />

strukturellen Angaben, die die Bibel vom Unsichtbaren macht, zu einer Schau<br />

zusammenzufassen. Das kann nur mit großer Behutsamkeit geschehen <strong>und</strong> nur in groben<br />

Umrissen. Und bei der ganzen Darlegung muß beachtet werden, daß die Gliederung nur ein<br />

Abbild, ein Modell, darstellt, nicht die Wirklichkeit des Unsichtbaren selbst. Denn dieses ist <strong>und</strong><br />

bleibt für uns unanschaulich. Die Bibel gibt uns aber Hinweise, die wir aufgreifen dürfen. Doch ist,<br />

was ich hier <strong>aus</strong>führe, meine persönliche Deutung <strong>biblischer</strong> Aussagen, wie auch die Beispiele im<br />

vorangehenden Kapitel gr<strong>und</strong>sätzlich auf eigener Auslegung beruhen,<br />

Himmel <strong>und</strong> Hölle<br />

In Matthäus 4, 1-11 wird von der Versuchung Jesu berichtet. <strong>Der</strong> Geist (Gottes) führt ihn in die<br />

Wüste, auf daß er vom Teufel versucht würde. Das tut der Versucher mit viel List <strong>und</strong> Geschick.<br />

Doch vor der Hoheit Jesu kann er nicht bestehen <strong>und</strong> gibt sein Vorhaben auf. Zum Abschluß<br />

heißt es: Da verließ ihn der Teufel. Uns siehe, da traten die Engel zu ihm <strong>und</strong> dienten ihm.<br />

Dieser Bericht zeigt, daß der Teufel wie auch die Engel <strong>aus</strong> dem Unsichtbaren in das <strong>Sicht</strong>bare<br />

treten <strong>und</strong> dorthin zurückgehen. Den Widersacher Gottes <strong>und</strong> die Boten Gottes birgt das<br />

Unsichtbare in gleicher Weise!<br />

Weiter entnehmen wir dem apostolischen Glaubensbekenntnis die Aussagen, Jesus sei<br />

»niedergefahren zu Hölle« <strong>und</strong> »aufgefahren gen Himmel«. Das Bekenntnis unterscheidet also,<br />

mit <strong>biblischer</strong> Begründung, die beiden Bereiche »Himmel« <strong>und</strong> »Hölle«. Dabei hat man aber zu<br />

beachten, daß die Bezeichnung »Hölle« aufgr<strong>und</strong> einer nicht richtigen Übersetzung im Luthertext<br />

der Bibel in das Glaubensbekenntnis hineingekommen ist. Die neue Fassung des Bekenntnisses,<br />

die von der römisch katholischen <strong>und</strong> der evangelischen Kirche gemeinsam erarbeitet <strong>und</strong><br />

angenommen ist, sagt richtiger: »hinabgestiegen in das Reich des Todes« <strong>und</strong> »aufgefahren in<br />

den Himmel«. Es ist im Hebräischen (Altes Testament) zwischen Scheol (Totenreich) <strong>und</strong><br />

Gehenna (Hölle), im Griechischen (Neues Testament) zwischen Hades (Totenreich) <strong>und</strong> Geenna<br />

(Hölle) zu unterscheiden. Luther hat im allgemeinen beides mit »Hölle« wiedergegeben. Wie aber<br />

die Sprachen zeigen, weiß die Bibel von beiden Bezirken, vom Totenreich <strong>und</strong> von der Hölle.<br />

Beide gehören zum Unsichtbaren, da sie sich der wissenschaftlichen Forschung entziehen.


Um die mit manchem Mißverständnis belasteten Worte Himmel <strong>und</strong> Hölle zu vermeiden, wähle<br />

ich stattdessen die Bezeichnungen »Reich des Lichts« <strong>und</strong> »Reich der Finsternis«. Dabei<br />

verstehe ich »Licht« <strong>und</strong> »Finsternis« ohne nähere Erklärung im Sinne des Wortes Jesu (Joh.<br />

8,12): »Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht wandeln in der Finsternis,<br />

sondern wird das Licht des Lebens haben.« Mit dieser Unterscheidung in »Reich des Lichts« <strong>und</strong><br />

»Reich der Finsternis« ist eine erste Gliederung des Unsichtbaren gegeben, <strong>und</strong> man sieht, daß<br />

die Beispiele des vorangehenden Kapitels nur von Wechselwirkungen zwischen dem <strong>Sicht</strong>baren<br />

<strong>und</strong> dem Reich des Lichts im Unsichtbaren berichteten. Erst im Bericht von der Versuchung Jesu<br />

kommen beide Bezirke des Unsichtbaren zur Geltung.<br />

Deutlicher tritt das hervor in der Erzählung Jesu vom reichen Mann <strong>und</strong> armen Lazarus (Luk.<br />

16,19ff): Die Seele des Armen wurde nach seinem Tod von Engeln in »Abrahams Schoß« (zum<br />

Reich des Lichts gehörend) getragen. <strong>Der</strong> Reiche kam, als er starb, an den Ort der Qual, in das<br />

Totenreich (zum Reich der Finsternis gehörend); der Gr<strong>und</strong>text hat das Wort Hades (Totenreich).<br />

Entscheidend ist die große Kluft zwischen beiden Bezirken, über die keiner hinüber kann. Beider<br />

Männer Seelen können sich sehen, können empfinden <strong>und</strong> miteinander reden, aber ein<br />

Zueinander ist nicht möglich.<br />

Mit dieser Erzählung, die kein Gleichnis sein soll, sondern Verkündigungs <strong>und</strong><br />

Offenbarungscharakter hat, läßt uns Jesus einen Blick in die »andere Welt« tun, d.h. er offenbart<br />

uns etwas über ein »Leben nach dem Tod«. Wir erfahren, daß das menschliche Leben mit dem<br />

Tode nicht aufhört, sondern in anderer Form <strong>und</strong> an anderem Ort weitergeht, ferner, daß der<br />

andere Ort davon abhängt, ob wir bei Lebzeiten auf »Mose <strong>und</strong> die Propheten«, für uns Heutige<br />

also auf Jesus <strong>und</strong> sein Wort, gehört haben oder nicht, im Zusammenhang dieses Textes<br />

besonders darauf, was er über unser Verhalten zu den Mitmenschen unter der Verantwortung vor<br />

Gott sagt (Matth. 25,40 45).<br />

Dreigliederung im Reich des Lichts<br />

Sodann gibt die Bibel für das Reich des Lichts eine weitere Gliederung an. In Hebr. 8,5 heißt es:<br />

»Sie, die Priester im Tempel, dienen nur dem Abbild <strong>und</strong> Schatten des Himmlischen: wie Gottes<br />

Stimme zu Mose sprach, als er die Stiftshütte vollenden sollte: Schaue zu, sprach er, daß du<br />

machest alles nach dein Bilde, das dir auf dem Berge gezeigt ist«. Als Gott auf dem Berge Horeb<br />

mit Mose redete, ihm die Gebote <strong>und</strong> die Anordnungen für das Volk Israel k<strong>und</strong>tat, hat er<br />

besonders auch geboten, wie die Stiftshütte <strong>und</strong> die Geräte für den priesterlichen Dienst gestaltet<br />

werden sollten (2. Mos. 25,9.40; 26,30; Apg. 7,44). Die Stiftshütte begleitete das Volk auf der<br />

Wanderung zum verheißenen Land <strong>und</strong> diente später als Modell für den Tempel. Diese Weisung<br />

Gottes an Mose ein »Abbild des Himmlischen« herzustellen, widerspricht nicht dem Gebot in 2.<br />

Mos. 20,4, da dieses Gebot nur dem Menschen verwehrt, sich nach eigenem Entwurf ein Abbild<br />

oder Gleichnis des Himmlischen zu machen. Wenn Gott ein Abbild des Himmlischen als Modell<br />

vorgibt oder Jesus in Gleichnissen vom Himmelreich spricht, so handelt es sich um offenbarte<br />

Wahrheit im Gegensatz zu Spekulationen, die Menschen sich aufgr<strong>und</strong> eigener Gedanken <strong>und</strong><br />

Vorstellungen machen.<br />

Aus der Art, wie Mose die Stiftshütte <strong>aus</strong>führen ließ, kann man mit Behutsamkeit rückschließen<br />

auf eine Gliederung im Reich des Lichts. Die Stiftshütte hatte drei Bezirke: den äußeren Vorhof<br />

mit dem Brandopferaltar für das Volk, sodann die eigentliche Stiftshütte, die unterteilt war in das<br />

Heiligtum, in dem die Priester dienten, <strong>und</strong> das Allerheiligste mit der B<strong>und</strong>eslade, das nur der<br />

Hohepriester betreten durfte <strong>und</strong> zwar nur einmal im Jahr, am großen Versöhnungstag (Hebr. 9,2<br />

7). Dementsprechend darf man eine dieser Aufteilung in Vorhof, Heiligtum <strong>und</strong> Allerheiligstes<br />

analoge Gliederung für das Reich des Lichts annehmen. Doch geht es dabei nur um eine<br />

Gliederung der Funktion nach, nicht nach Form, Größe, Aussehen usw. Über solche Einzelheiten<br />

denke ich nicht nach. Darüber ist uns nichts gesagt, <strong>und</strong> das liefe dem Gebot in 2.Mose 20,4<br />

zuwider.<br />

Die von der Stiftshütte als Abbild des Himmlischen nahegelegte Gliederung im Reiche des Lichts


möchte ich dahin verstehen, daß dem Vorhof das Paradies, auch Abrahams Schoß genannt,<br />

entspricht. Dorthin bringen Engel die Seelen derjenigen Sterbenden, die Jesus als die Seinen<br />

anerkennt, z.B. die Seele des armen Lazarus (Luk. 16,22) <strong>und</strong> die Seele des bußfertigen<br />

Schächers neben dem Gekreuzigten, dem Jesus verheißt: »Heute wirst du mit mir im Paradies<br />

sein« (Luk. 23,4.3). Dem Heiligtum, so meine ich, entspricht das himmlische Jerusalem (Off. 21),<br />

dem Allerheiligsten die Stätte des Thrones Gottes, zu der niemand Zugang hat außer Jesus,<br />

unserem ewigen Hohenpriester. Dort ist er zur Rechten des Vaters erhöht <strong>und</strong> dient am<br />

Heiligtum, d.h. tritt ständig vor dem Vater für uns ein (Hebr.8,1 2; Röm. 8,34).<br />

Dreigliederung im Reich der Finsternis<br />

Vom Reich der Finsternis wissen wir bereits, daß Hölle <strong>und</strong> Totenreich dort zu denken sind. Denn<br />

die Bibel bestätigt diese Bezirke als Teil des Unsichtbaren, <strong>und</strong> da Hölle <strong>und</strong> Totenreich nicht<br />

Licht noch Leben sind, können sie nicht zum Reich des Lichts gehören. Dem entspricht es auch,<br />

daß Satan als Nachahmer Gottes (so hat Luther ihn genannt) für das Reich der Finsternis, soweit<br />

es ihm zugelassen wird, nachmacht, was Gott für das Reich des Lichts als Ordnung festgesetzt<br />

hat. Letzten Endes erfüllt er aber damit nur Gottes Willen, wie er in allem Gottes Werkzeug ist. So<br />

dürfen wir vermuten, dag das Totenreich als Vorhof <strong>und</strong> die Hölle als Unheiliges zum Reich der<br />

Finsternis gehören <strong>und</strong> daß auch ein Allerunheiligstes da sein wird, vielleicht der Abgr<strong>und</strong> (Off.<br />

9,1 2; 20,1 3) oder der feurige Pfuhl (Off. 20,14 15). Darüber wollen wir nicht weiter nachdenken;<br />

wir sollen nicht die >Tiefen des Satans< erforschen wollen (Off. 2,24).<br />

Ich erwähne die Gliederung des Reiches der Finsternis nur, um auf den Unterschied von<br />

Totenreich <strong>und</strong> Hölle hinzuweisen. <strong>Der</strong> reiche Mann (Luk. 16,23) kam ins Totenreich<br />

(griechischer Gr<strong>und</strong>text: hades), das bereits ein Ort der Qual <strong>und</strong> der Flammen ist (Luk. 16,23<br />

24). Mit diesem reichen Mann werden die Seelen aller der Sterbenden ins Totenreich kommen,<br />

die Jesus nicht als die Seinen anerkennt (vgl. Matth. 7,21 23). Es wird auch eintreten, daß Gott<br />

die Seele eines Sterbenden bis in die Hölle verstößt. Davon spricht Jesus z. B. in Mark. 9,43 48,<br />

ebenso in Luk. 12,5. An diesen Stellen hat der griechische Gr<strong>und</strong>text das Wort geenna.<br />

Im übrigen dürfen wir Satan nicht die Ehre antun, ihn etwa als Herrn im Reich der Finsternis zu<br />

denken. Herr ist allein der Dreieinige Gott. Er ist Herr über alles <strong>Sicht</strong>bare <strong>und</strong> Unsichtbare,<br />

entsprechend dem Worte Jesu: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel <strong>und</strong> auf Erden (Matth.<br />

28,18). Satan ist bestenfalls als Verwalter anzusehen <strong>und</strong> in jedem Fall an Gottes Weisung<br />

geb<strong>und</strong>en (Hiob 1,12; 2,6). Insbesondere kann Satan niemand in die Hölle verstoßen. Dieses<br />

Urteil steht allein Jesus zu, dem Gott das Gericht übergeben hat (Joh. 5,22).<br />

Das zeigt auch ein Wort Jesu an seine Fre<strong>und</strong>e: »Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib<br />

töten <strong>und</strong> danach nichts mehr tun können ... Fürchtet euch aber vor dem, der, nachdem er<br />

getötet hat, auch Macht hat, zu werfen in die Hölle« (Luk. 12,4 5). Es ist Gott, der die Menschen<br />

sterben läßt (Ps. 90,3), <strong>und</strong> er ist es, der dem Gestorbenen durch Jesus den Platz im<br />

Unsichtbaren zuweist (Matth. 25,34.41.46). Und Jesus, dem der Vater alle Gewalt <strong>und</strong> das<br />

Gericht übergeben hat, hat die Schlüsselgewalt auch über das Totenreich (Off. 1,18), den Vorhof<br />

zum Reich der Finsternis, <strong>und</strong> damit zu diesem Reich als Ganzem. Er ist es, »der auftut, <strong>und</strong><br />

niemand schließt zu, der zuschließt, <strong>und</strong> niemand tut auf« (Off. 3,7).<br />

Das biblische Oben <strong>und</strong> Unten<br />

Zur Gliederung des Unsichtbaren gehört auch eine Angabe, wo in dem uns überall umgebenden<br />

Unsichtbaren das Licht <strong>und</strong> wo die Finsternis gedacht werden darf, genauer: wo die »Grenze«<br />

zwischen beiden Reichen, die große Kluft liegt, von der Jesus spricht (Luk. 16,26). Ich will auch<br />

dazu einige Hinweise der Bibel <strong>aus</strong>legen, betone aber, daß es nicht um einer Anschaulichkeit


willen geschieht (die gar nicht möglich ist), sondern um deutlich zu machen, daß biblische<br />

Ausdrucksweisen auch dann als zuverlässig erkannt werden können, wenn man sie nur<br />

vordergründig sieht <strong>und</strong> als naiv oder falsch hinstellt. Was offenbart ist, ist wahr. Daran haben wir<br />

uns zu halten. In meiner <strong>Sicht</strong>, die ich gleich biblisch begründen werde, gehört das Reich der<br />

Finsternis zu dem Teil des Unsichtbaren, der die Erdkugel durchdringt, wobei die niedere Schicht<br />

der Erdatmosphäre noch dazu gehört. Darüber von einem beliebigen Punkt der Erdoberfläche<br />

<strong>aus</strong> gesehen dürfen wir uns in allen Richtungen das Reich des Lichtes denken, ohne dag wir die<br />

Lage der Grenze zwischen beiden Reichen kennzeichnen können. In dieser <strong>Sicht</strong> bleibt das<br />

biblische »oben« <strong>und</strong> »unten« in neuem Verständnis voll erhalten.<br />

Diese beiden Begriffe haben relativen Charakter, gelten für uns als Bewohner der Erde <strong>und</strong><br />

lassen sich von der Erde <strong>aus</strong> leicht definieren. Die Richtung nach unten ist die mit der<br />

Erdanziehungskraft gleich laufende Richtung, die nach oben ist die dazu entgegengesetzte<br />

Richtung. Diese Definition ist unabhängig von der Drehung der Erde <strong>und</strong> ihrer Bewegung im<br />

Weltall, als Planet im Sonnensystem am Rande der Milchstraße. Überall von der Erde weg ist<br />

»oben«, überall in sie hinein ist »unten«. Denkt man sich diese Definition vom <strong>Sicht</strong>baren auf das<br />

Unsichtbare übertragen, so macht sie keine Aussage mehr für das uns umgebende Weltall,<br />

sondern eine mit Begriffen des <strong>Sicht</strong>baren gleichnishaft formulierte Aussage für das Unsichtbare,<br />

das Weltall <strong>und</strong> Erde durchdringt. Von da her ergibt sich ein neues Verständnis für manche als<br />

naiv geltende Redeweise der Bibel.<br />

Ich gebe dazu einige Beispiele, die zugleich die von mir gegebene <strong>Sicht</strong> begründen sollen. Da<br />

sind zunächst die Bibelstellen, die von Jesu Aufenthalt im Totenreich sprechen. In Matth. 12,39<br />

40 antwortet Jesus auf die Zeichenforderung der Schriftgelehrten <strong>und</strong> Pharisäer: »Das böse <strong>und</strong><br />

abtrünnige Geschlecht sucht ein Zeichen; <strong>und</strong> es wird ihm kein Zeichen gegeben werden denn<br />

das Zeichen des Propheten Jona. Denn gleichwie Jona drei Tage <strong>und</strong> drei Nächte in des Fisches<br />

Bauch war, so wird des Menschen Sohn drei Tage <strong>und</strong> drei Nächte im Schoß der Erde sein.«<br />

Damit hat Jesus nicht ein Liegen im Grabe gemeint, denn dort hat er allenfalls zwei Nächte <strong>und</strong><br />

einen Tag verbracht. Man hat Jesu Angabe auf seinen Aufenthalt im Totenreich zu beziehen. Das<br />

besagt auch Eph. 4,9: »Daß er aber aufgefahren ist, was ist das anderes, als daß er auch<br />

hinuntergefahren ist in die untersten Örter der Erde.« Ebenso 1.Petr. 3,19-20: »In demselben<br />

(Geist) ist er auch hingegangen <strong>und</strong> hat gepredigt den Geistern im Gefängnis, die vorzeiten nicht<br />

glaubten, da Gott harrte <strong>und</strong> Geduld hatte zu den Zeiten Noahs, da man die Arche zurüstete.«<br />

Wenn hier vom »Schoß der Erde« <strong>und</strong> von den »untersten Örtern der Erde« gesprochen wird, so<br />

ist dabei nicht an die physische Erdkugel gedacht. Es wird vom Unsichtbaren geredet, vor allem<br />

vom Totenreich als Teil des Reiches der Finsternis; ebenso bei dem »Gefängnis«, in dem die<br />

Seelen der in der Sintflut Umgekommenen von Jesus aufgesucht werden. Nach dem Tod am<br />

Kreuz war Jesus in allen »Schichten« des Totenreichs <strong>und</strong> hat sich dort als der Herr erwiesen,<br />

über den der Tod keine Macht hat (Röm. 6,9; 2. Tim. 1,10).<br />

Daß auch die untere Erdatmosphäre noch zum Reich der Finsternis gehört, ist mehrfach<br />

angedeutet. In Dan. 10,13.20 wird von »Engelfürsten« des Perserreichs <strong>und</strong> Griechenlands<br />

berichtet, die dem Engel widerstanden, der Daniel das ihm offenbarte Gesicht deuten sollte. Aber<br />

Engelfürsten über Länder der Erde, die Boten Gottes bekämpfen, können nur dem »Fürsten der<br />

Welt« unterstehen, den die Bibel auch als einen »Mächtigen, der in der Luft herrscht« (Eph. 2,2),<br />

kennzeichnet. Sie sind als gefallene Engel anzusehen, die mit Satan von Gott abgefallen sind.<br />

Auch der Sturz Satans auf die Erde (Hes. 28, 16; Luk. 10,18, Off. 12,9) <strong>und</strong> sein Wandern über<br />

die Erde (Hiob 1,7; 2,2) machen deutlich, daß der Luftbereich über der Erde dem Reich der<br />

Finsternis zugehört nicht die physische Luft oder Atmosphäre, sondern der diese<br />

durchdringende Teil des Unsichtbaren!<br />

Kapitel 5: Das Aas <strong>und</strong> die Geier<br />

Die Menschheit im Bann der Finsternis


Wenn es vom biblischen Bef<strong>und</strong> her zutrifft, daß das Unsichtbare das <strong>Sicht</strong>bare überall<br />

durchdringt, <strong>und</strong> wenn weiter in diesem Ineinander das Reich der Finsternis unsere Erde <strong>und</strong><br />

ihren Luftraum erfüllt, so bedeutet das nichts anderes, als daß die Menschheit trotz aller<br />

natürlichen <strong>und</strong> künstlichen Lichtquellen im Herrschaftsbereich der Finsternismächte lebt. Sie<br />

weiß es nur nicht oder will nichts davon wissen. Jesus aber kam als Licht der Welt in unsere<br />

Finsternis, um uns davon zu erlösen. Das bezeugen vor allem die Verheißungen auf das<br />

Kommen des Erlösers, die uns zur Advents <strong>und</strong> Weihnachtszeit in Erinnerung gerufen werden.<br />

Da heißt es: »Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, <strong>und</strong> über denen, die da<br />

wohnen im finstern Lande, da scheint es hell« (Jes. 9,1). »Ich, der Herr, habe dich gerufen ... <strong>und</strong><br />

mache dich zum B<strong>und</strong> für das Volk, zum Licht der Heiden, daß du die Augen der Blinden öffnen<br />

sollst <strong>und</strong> die Gefangenen <strong>aus</strong> dem Gefängnis führen <strong>und</strong>, die da sitzen in der Finsternis, <strong>aus</strong><br />

dem Kerker« (Jes. 42,6 7). »Denn, siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich <strong>und</strong> Dunkel die Völker;<br />

aber über dir geht auf der Herr, <strong>und</strong> seine Herrlichkeit erscheint über dir« (Jes. 60,2).<br />

Was im Alten Testament verheißen ist, wird im Neuen Testament bestätigt bzw. als erfüllt<br />

verkündet. »Und das Licht scheint in der Finsternis, <strong>und</strong> die Finsternis hat's nicht ergriffen« (Joh.<br />

1,5). »Das aber ist das Gericht, daß das Licht in die Welt gekommen ist, <strong>und</strong> die Menschen<br />

liebten die Finsternis mehr als das Licht, denn ihre Werke waren böse« (Joh. 3,19). Und Jesus<br />

spricht: »Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht wandeln in der Finsternis,<br />

sondern wird das Licht des Lebens haben« (Joh. 8, 12).<br />

Paulus erhält den Auftrag, »aufzutun ihre Augen, daß sie sich bekehren von der Finsternis zum<br />

Licht <strong>und</strong> von der Gewalt des Satans zu Gott, um zu empfangen Vergebung der Sünden« (Apg.<br />

26, 18). Er warnt die Gläubigen: »Wir haben nicht mit Fleisch <strong>und</strong> Blut zu kämpfen, sondern mit<br />

Mächtigen <strong>und</strong> Gewaltigen, nämlich mit den Herren der Welt, die in dieser Finsternis herrschen,<br />

mit den bösen Geistern unter dem Himmel« (Eph. 6,12) . Er bezeugt aber auch den Sieg Jesu<br />

<strong>und</strong> dankt dafür dem Vater, »der uns errettet hat von der Macht der Finsternis <strong>und</strong> hat uns<br />

versetzt in das Reich seines lieben Sohnes« (Kol. 1,13). Und Johannes bezeugt: »Die Finsternis<br />

vergeht, <strong>und</strong> das wahre Licht scheint jetzt« (1.Joh. 2,8).<br />

Diese Stellen, die keineswegs von geistiger Finsternis reden, d.h. von mangelhaftem<br />

Bildungsstand oder fehlender Aufklärung, machen noch einmal deutlich, wie unanschaulich das<br />

Ineinander von <strong>Sicht</strong>barem <strong>und</strong> Unsichtbarem ist. Nicht nur, daß sich diese beiden Wirklichkeiten<br />

in paradoxer Weise (ungetrennt <strong>und</strong> unvermischt) durchdringen, auch im Unsichtbaren für sich ist<br />

das Übergangsfeld von der Finsternis zum Licht ein merkwürdiges Ineinander. Wer an Jesus<br />

glaubt, ist versetzt <strong>aus</strong> dem Reich der Finsternis in das Reich des Sohnes, ins Licht, wie Kol. 1,13<br />

bezeugt. Er bleibt aber auf der Erde, ist also noch überall von Finsternis umgeben. Er ist wie ein<br />

Licht im Dunkeln, wie Jesus als Licht in die Finsternis gekommen ist. Er ist nicht mehr von der<br />

Welt, wie Jesus nicht von der Welt war <strong>und</strong> ist, wird aber in der Welt belassen, sogar in die Welt<br />

gesandt (Joh. 17,15 18). <strong>Der</strong> Glaubende soll das Licht von Gottes Liebe, Frieden <strong>und</strong> Freude,<br />

das er hat <strong>und</strong> ist, in sich leuchten lassen <strong>und</strong> wie mit einem Spiegel die Herrlichkeit Gottes im<br />

Dunkel der Welt widerspiegeln, auf daß andere davon erreicht werden können.<br />

Und dennoch bleibt es richtig, daß das Licht keine Gemeinschaft mit der Finsternis hat (2. Kor.<br />

6,14). Auf dieser Gr<strong>und</strong>situation des an Jesus Glaubenden, daß er <strong>aus</strong> der Macht der Finsternis<br />

errettet <strong>und</strong> zum Licht geworden ist, aber sich von einem Meer von Finsternis umgeben wissen<br />

muß, beruhen alle Anfechtungen. Deshalb haben wir zu kämpfen, nicht mit Fleisch <strong>und</strong> Blut, <strong>und</strong><br />

zu laufen mit Geduld der uns verordnet ist (Hebr. 12,1), haben aber zugleich aufzusehen auf<br />

Jesus, den Anfänger <strong>und</strong> Vollender des Glaubens (Hebr. 12,2). Nicht <strong>aus</strong> eigener, nur mit seiner<br />

Kraft können wir den Kampf bestehen. Deshalb auch hat Jesus die Gemeinde geschaffen, daß<br />

wir Gemeinschaft haben mit Brüdern <strong>und</strong> Schwestern <strong>und</strong> seelsorgerliche Hilfe finden bei<br />

Ältesten, die in seiner Vollmacht stehen.<br />

Das Vordringen der Finsternis


Die Tatsache, daß die Erde im Machtbereich der Finsternis liegt, hat überall auf der Erde zur<br />

Folge, daß die Mächte der Finsternis sich vordrängen. Sie wissen, sie haben nur noch wenig Zeit<br />

(Off. 12,12). Die Mächte des Lichts halten sich dagegen zurück. Sie können, ja, sie sollen warten,<br />

bis Jesus in Macht <strong>und</strong> Herrlichkeit erscheint <strong>und</strong> mit dem Hauch seines M<strong>und</strong>es umbringt <strong>und</strong><br />

mit Feuer verzehrt, was an Widersachern aufgestanden ist (2. Thess, 2,8; Off. 19, 2 1 ; 20,9).<br />

Diese Aktivität des Feindes <strong>und</strong> das Sichzurückhalten der Engel hat Jesus bereits im Gleichnis<br />

vom Unkraut unter dem Weizen vor<strong>aus</strong>gesagt (Matth. 13,30).<br />

Die Lage der Gemeinde Jesu jetzt kann mit Jesu Gefangennahme in Gethsemane verglichen<br />

werden. Damals sagte Jesus zu Petrus, der ihn mit seinem Schwert verteidigen wollte: »Meinst<br />

du, daß ich nicht könnte meinen Vater bitten, daß er mir zuschickte alsbald mehr als zwölf<br />

Legionen Engel?« <strong>und</strong> zu seinen Häschern: »Dies ist eure St<strong>und</strong>e <strong>und</strong> die Macht der<br />

Finsternis« (Matth. 26,53; Luk. 22,53). In der Endzeit geht es um die Gefangennahme der<br />

Gemeinde als Leib Jesu. Denn vom Antichristen wird vor<strong>aus</strong>gesagt: »Ihm ward gegeben, zu<br />

streiten wider die Heiligen <strong>und</strong> sie zu überwinden« (Off. 13,7). Wir sollen uns nicht <strong>aus</strong> Eigenem<br />

wehren, sondern wachen <strong>und</strong> beten, daß wir in Jesus bleiben, <strong>und</strong> mit Paulus wünschen, daß<br />

Christus hoch gepriesen werde an unserem Leibe, es sei durch Leben oder durch Tod (Phil.<br />

1,20). Ein Zeichen dafür, wie weit die Mächte der Finsternis ihre bedrohlichen Positionen unter<br />

der Menschheit bereits bezogen haben, ist die immer mehr um sich greifende, <strong>aus</strong> der früheren<br />

Heimlichkeit her<strong>aus</strong>getretene Bewegung des aktiven <strong>Okkultismus</strong>: der zahlenmäßig ungeheuer<br />

angewachsenen Menge der Wahrsager <strong>und</strong> Zauberer, der Astrologen <strong>und</strong> Spiritisten, auch derer,<br />

die sich als Geistheiler, Magier, Hexer <strong>und</strong> Hexen, ja sogar als Satanspriester bezeichnen <strong>und</strong><br />

ihre Dienste <strong>und</strong> Hilfen anbieten. »Die okkulte Explosion ist <strong>aus</strong>gebrochen«, schrieb vor einigen<br />

Jahren ein amerikanisches Magazin. Und vor kurzem hat Dr. Kurt Hutten* in einem<br />

erschütternden Bericht einige Tatbestände darüber zusammengestellt, in welchem Ausmaß<br />

okkulte Praktiken angeboten <strong>und</strong> in Anspruch genommen werden <strong>und</strong> internationale<br />

Vereinigungen, Institute, Kongresse sich damit befassen. Er stellt fest: »Wenn die Schätzungen<br />

zutreffen, nach denen ein Drittel der Menschheit die Sterne befragt oder ihren Einfluß auf das<br />

Menschenschicksal für möglich hält, dann hat die Astrologie mehr Anhänger <strong>und</strong> Mitläufer als<br />

jede Weltreligion <strong>und</strong> jede politische Ideologie . . . « »Die Anhängerzahl des Spiritismus wird auf<br />

über 100 Millionen geschätzt . . . <strong>Der</strong> Spiritismus hat Schwerpunkte in England, Nordamerika <strong>und</strong><br />

Brasilien; er hat eine feste Position im öffentlichen Bewußtsein gewonnen, eigene Organisationen<br />

<strong>und</strong> Kirchen ins Leben gerufen, alte Kulte neu belebt <strong>und</strong> geprägt. Eine demoskopische<br />

Erhebung in der B<strong>und</strong>esrepublik 1958 ergab, daß mehr als die Hälfte der Befragten bereit war, an<br />

die Realität paranormaler Erscheinungen zu glauben, <strong>und</strong> ferner, daß diese Bereitschaft sich auf<br />

höherer Bildungsstufe nicht etwa verringert, sondern im Gegenteil noch verstärkt.« (K.Hutten,<br />

Überweltpropheten <strong>und</strong> Diesseitigkeitsapostel, in: E. Bauer (Hrsg.),Psi <strong>und</strong> Psyche, Stuttgart<br />

1974).<br />

Hutten untersucht anschließend die Gründe für einen solchen Einbruch des Okkulten in die<br />

moderne Welt. Sein Ergebnis ist, daß der passive <strong>Okkultismus</strong>, das verzweifelte Suchen <strong>und</strong><br />

vertrauensvolle Annehmen okkulter Hilfen, nur »<strong>aus</strong> dem lebensgefährlichen Verlust der großen<br />

>vertikalen< Hoffnung zu erklären« ist, der Hoffnung auf des guten Gottes Hilfe in einer<br />

überschaubaren Welt. »Dieser vertikalen Hoffnung«, so sagt Hutten mit Recht, »wurde die<br />

Daseinsberechtigung völlig entzogen. Sie wurde als rückständig, unwissenschaftlich <strong>und</strong> zudem<br />

noch fortschrittsfeindlich verschrien. In allen vergangenen Epochen hatte sie dem unter<br />

Bedrängnissen seiner Zeit stöhnenden Menschen geholfen, durch die Verheißungen von Frieden<br />

<strong>und</strong> Geborgenheit in der oberen Welt seine Tage im >irdischen Jammertal< zu ertragen. Nun<br />

wurde sie zum Tode verurteilt.« Wer für die menschlichen Probleme heute Antworten sucht, muß<br />

sich wieder der Vertikalen zuwenden. »Das geschah denn auch«, fährt Hutten fort, »vorab in der<br />

Jugend. . . . Die Sehnsucht nach der >heilen Welt< wandelte sich in die Sehnsucht nach der<br />

>anderen Weltanderen Welt< vorlegen, sondern zeigen auch Wege, um mit


den Mächten dieser Welt in Verbindung zu treten <strong>und</strong> sich von ihnen begleiten zu lassen. Es ist<br />

nicht verw<strong>und</strong>erlich, daß gerade in den Kreisen der frustrierten Jugend okkulte Lehrelemente <strong>und</strong><br />

Praktiken in sporadischer oder kompakter Form weite Verbreitung gef<strong>und</strong>en haben.«<br />

Und die Gemeinde Jesu<br />

Als Gemeinde Jesu müssen wir die Tatsachen, wie sie in dem Bericht von K. Hutten aufgezählt<br />

werden, nüchtern zur Kenntnis nehmen. <strong>Der</strong> <strong>Okkultismus</strong> als eine Bewegung, die Angebot <strong>und</strong><br />

Nachfrage von Hilfeleistungen <strong>aus</strong> einer »anderen Welt« regelt, ist zu einer internationalen<br />

Großmacht geworden, wie es schon 1962 einer ihrer Vertreter formulierte. Auf der anderen Seite<br />

weiß die Gemeinde Jesu, daß dieser Weg zur »Hilfe <strong>aus</strong> einer anderen Welt« ein Irrweg ist, der<br />

als Ersatz für den rechten Weg weil der Glaube an den lebendigen Gott verloren ging gesucht<br />

<strong>und</strong> gegangen wird. Während die meisten Menschen, die sich dem Irrweg verschreiben, meinen,<br />

auf diesem Weg zu Gott zu finden, weiß die Gemeinde, daß diese »andere Welt« weithin unter<br />

der Herrschaft der Finsternis steht. Denn das Sichvordrängen der Mächte, die sich anbieten <strong>und</strong><br />

Hilfe versprechen, sei es direkt, sei es über Menschen <strong>und</strong> Organisationen, ist ein<br />

charakteristisches Kennzeichen für den, der da »hat einen großen Zorn <strong>und</strong> weiß, daß er wenig<br />

Zeit hat« (Off. 12,12). Um aber im Einzelfall zu erkennen, ob <strong>und</strong> wie weit wirklich<br />

Finsternismächte am Werke sind, bedarf es der Gabe, die Geister zu unterscheiden (1. Kor.<br />

1,10).<br />

Die Gemeinde Jesu darf weiter wissen, daß auch die explosive ok¬kulte <strong>Entwicklung</strong> am Plan<br />

Gottes mit der Menschheit nichts ändern oder gar hindern kann, ja, daß sie im Gr<strong>und</strong>e in diesen<br />

Plan einbeschlossen ist (Röm. 11,32). Er hat den Mächten der Finsternis ihre St<strong>und</strong>e gegeben,<br />

zugleich aber auch »ihnen Zeit <strong>und</strong> St<strong>und</strong>e bestimmt, wie lange ein jedes leben sollte« (Dan. 7,<br />

12). Er läßt das Böse, das der Feind gesät hat, <strong>aus</strong>reifen bis zur Ernte, dem Ende der Welt. Dann<br />

wird »des Menschen Sohn seine Engel senden, <strong>und</strong> sie werden sammeln <strong>aus</strong> seinem Reich alle,<br />

die Ärgernis geben <strong>und</strong> die da Unrecht tun, <strong>und</strong> werden sie in den Feuerofen werfen« (Matth.<br />

13,41).<br />

Was zur Zeit an Schandbarem, Greuelvollem <strong>und</strong> Gotteslästerlichem auf der Erde vorgeht, fällt<br />

unter das Wort Jesu vom endzeitlichen Geschehen: »Wo das Aas ist, da sammeln sich die<br />

Geier« (Math. 24,28). Aber er hat auch verheißen: »Wenn diese Tage nicht verkürzt würden, so<br />

würde kein Mensch selig; aber um der Auserwählten willen werden die Tage verkürzt« (Matth.<br />

24,22).<br />

Als Glieder der Gemeinde Jesu dürfen wir festhalten: So erschreckend auch die weltweite<br />

Verbreitung der Finsternis für viele sein mögen die okkulte Explosion, der sittliche Abstieg, die<br />

politischen <strong>und</strong> wirtschaftlichen Spannungen, der Terrorismus, die Rohstoffvergeudung, die<br />

Umweltverschmutzung <strong>und</strong> manches andere , die an Jesus Glaubenden <strong>und</strong> auf ihn<br />

Vertrauenden brauchen sich dadurch in kei¬ner Weise beeindrucken zu lassen. Denn das hieße,<br />

Satan Ehre zu geben. Wir brauchen keine Angst zu haben vor dem, was kommen mag, weil es<br />

sich um besiegte Feinde handelt, um ein letztes Aufbäumen. Das Wort Jesu gilt: » In der Welt<br />

habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überw<strong>und</strong>en« (Joh. 16,33). Wir haben »zu<br />

wachen <strong>und</strong> zu beten, dag wir nicht in Anfechtung fallen« (Mark. 14,38), <strong>und</strong> auch darum zu<br />

beten, daß noch viele Menschen gerettet werden <strong>und</strong> viele Gläubige bewahrt bleiben, ehe Jesus<br />

wiederkommt. Im übrigen haben wir zu laufen in dem Kampf, der uns verordnet ist. <strong>Der</strong> Sieg Jesu<br />

steht fest. Satan ist gerichtet, das Urteil ist gefällt <strong>und</strong> wird als Vernichtung im Feuersee zu der<br />

St<strong>und</strong>e vollstreckt werden, die der Vater im Himmel dafür bestimmt hat.


Kapitel 6: Vom Wesen des Bösen<br />

Verdunkelung der Sinne<br />

Ich beginne mit einer Gleichnishandlung Jesu: seinem Wandeln auf dem Meer nach der<br />

Speisung der Fünft<strong>aus</strong>end. Er treibt seine Jünger an, daß sie allein mit dem Schiff über das Meer<br />

fahren. Dann heißt es (Mark. 6,46ff.): »Und da er sie von sich gelassen hatte, ging er hin auf<br />

einen Berg, zu beten. Und am Abend war das Schiff mitten auf dem Meer <strong>und</strong> er allein auf dem<br />

Berg. Und er sah, daß sie Not litten beim Rudern, denn der Wind war ihnen entgegen.« Das<br />

damalige Geschehen kann man gleichnishaft für die Gemeinde heute verstehen: Jesus entrückt<br />

in den Himmel, die Gemeinde am Abend der Geschichte allein auf dem Meer des Geschehens.<br />

Man denke etwa an das Lied: »Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt, fährt durch das Meer der<br />

Zeit; das Ziel, das ihm die Richtung weist, ist Gottes Ewigkeit.«<br />

Jesus aber betet; er sieht die Not der Seinen, er weiß um die widrigen Winde. So sorgt er auch<br />

heute als der Auferstandene allezeit <strong>und</strong> überall für die Seinen. »Und um die vierte Nachtwache<br />

kam er zu ihnen <strong>und</strong> wandelte auf dem Meer <strong>und</strong> wollte an ihnen vorübergehen. Und da sie ihn<br />

sahen auf dem Meer wandeln, meinten sie, es wäre ein Gespenst, <strong>und</strong> schrien; denn sie sahen<br />

ihn alle <strong>und</strong> erschraken.«<br />

Am Ende der Zeit wird Jesus über das aufgewühlte Völkermeer (Kriege, Radikalismus,<br />

Revolutionen, Terror, Natur <strong>und</strong> Wirtschaftskatastrophen) zu uns kommen. Die Gemeinde aber<br />

meint, sie sähe ein Gespenst, etwas Furchterregendes, <strong>und</strong> schreit <strong>und</strong> erschrickt! »Aber alsbald<br />

redete er mit ihnen <strong>und</strong> sprach zu ihnen: Seid getrost, ich bin's; fürchtet euch nicht <strong>und</strong> trat zu<br />

ihnen ins Schiff, <strong>und</strong> der Wind legte sich.«<br />

Als Gemeinde Jesu dürfen <strong>und</strong> sollen wir das gesamte Zeitgeschehen, auch mit seinen<br />

bedrohlichen <strong>und</strong> okkulten Äußerungen, in seinem aufgewühlten Zustand wie ein Meer ansehen,<br />

über das Jesus wandelt. Ihm kann es nichts anhaben, er hat das alles unter seinen Füßen,<br />

insbesondere sollen wir über dem, was uns verzagt <strong>und</strong> hilflos machen will, die klare Aussicht auf<br />

das Kommen Jesu nicht verlieren.<br />

Wir brauchen vor den Mächten <strong>und</strong> Gewalten nicht zu erschrecken. Denn alles das geschieht ja<br />

gerade deshalb, weil Jesus wiederkommt. Es ist ein letztes Aufbäumen Satans mit all seinen<br />

finsteren Mächten gegen den Herrn, der ihn überw<strong>und</strong>en hat. Jesus hat bereits seine Jünger<br />

darauf hingewiesen <strong>und</strong> sagt es dadurch auch uns: »Wenn dieses anfängt zu geschehen, so<br />

sehet auf <strong>und</strong> erhebet eure Häupter, denn eure Erlösung naht« (Luk. 21,28). Darum wollen wir<br />

ihn ganz getrost <strong>und</strong> mit großer Freude erwarten, kein Gespenst in ihm sehen, sondern auf ihn,<br />

unseren getreuen Herrn, schauen auch wenn er den natürlichen Augen noch nicht sichtbar ist<br />

<strong>und</strong> nicht (wie der sinkende Petrus) auf das sich vordrängende, bedrohliche Meer von Politik,<br />

Wirtschaft, Katastrophen <strong>und</strong> Okkultem.<br />

Es ist doch erstaunlich, daß die Jünger damals, weil sie so sehr mit sich <strong>und</strong> ihrer Notlage<br />

beschäftigt waren, in dem zu ihnen kommenden Herrn nicht ihren Meister erkannten, sondern ein<br />

Gespenst zu sehen meinten! So sehr vermag Satan die Sinne zu verdunkeln, auch unsere. Auch<br />

wir stehen in Gefahr, vor all dem bedrückenden, finsteren, gottwidrigen Geschehen um uns<br />

herum zu vergessen, daß dies genau so im Plan Gottes mit der Menschheit beschlossen liegt,<br />

daß es Gottes, nicht Satans Weg ist <strong>und</strong> wir bei allem, was geschieht, in Gottes Hand sind, <strong>aus</strong><br />

der uns niemand her<strong>aus</strong>reißen kann (Joh. 10,29).<br />

Satan als Werkzeug Gottes<br />

In diesem Zusammenhang sei auf ein Wort von Martin Luther hingewiesen, der die Feststellung<br />

gewagt hat: Gott ist auch im Teufel gegenwärtig. <strong>Der</strong> Teufel ist allein Gottes Teufel, sein<br />

Werkzeug.<br />

Hinweise darauf, daß <strong>und</strong> wie Satan von Gott als Werkzeug benutzt wird, geben die drei großen<br />

Versuchungsberichte der Bibel: der Sündenfall im Paradies nach der Gehorsamsprobe für Adam<br />

<strong>und</strong> Eva, die Freigabe des frommen Hiob zur Versuchung durch Satan <strong>und</strong> die Versuchung Jesu<br />

vor Beginn seines Wirkens. Weitere Beispiele stehen in 1. Kön. 22,20 22 (Gott schickt einen<br />

Lügengeist in falsche Propheten, damit sie den König Ahab betören <strong>und</strong> so seinen Tod


herbeiführen) <strong>und</strong> in 2. Sam. 24,1 zusammen mit 1. Chron. 21,1 (einmal wird Gott, der Herr, das<br />

andere Mal Satan als der angegeben, der David zur Volkszählung reizt). Aber auf jeden Fall darf<br />

Satan nur so weit tätig werden, wie Gott es will. Satan <strong>und</strong> seine Helfer, die Gewaltigen <strong>und</strong><br />

Dämonen, liegen an Ketten, <strong>und</strong> wenn die Ketten auch lang sein mögen Gott hat die Ketten in<br />

der Hand <strong>und</strong> bestimmt den Spielraum für die Mächte der Finsternis.<br />

Gutes <strong>und</strong> Böses von Gott<br />

Aber wenn es auch schwer fallen mag, wir wollen uns dem her<strong>aus</strong>fordernden Worte Luthers<br />

stellen, daß Gott auch im Teufel gegenwärtig sei. Das Wesen des Bösen in seiner Auflehnung<br />

gegen Gott <strong>und</strong> in seiner Abhängigkeit von Gott erschließt sich erst, wenn man bereit ist, auf die<br />

doppelte Aussage der Bibel zu hören: Gott ist es, der alles tut. Gutes <strong>und</strong> Böses kommt von ihm.<br />

Gott selbst hat es in seiner Offenbarung an Israel so bezeugt. Darauf weisen schon Mose <strong>und</strong><br />

Josua als Führer des Volkes in ihren Ermahnungen hin, die sie den Israeliten zum Abschied<br />

mitgeben.<br />

Es gilt das eine: »Er ist ein Fels. Seine Werke sind vollkommen; denn alles, was er tut, das ist<br />

recht. Treu ist Gott <strong>und</strong> kein Böses an ihm, gerecht <strong>und</strong> wahrhaftig ist er« (5. Mo 32,4). Es gilt<br />

aber auch das andere: »Ich will alles Unglück über sie häufen, ich will alle meine Pfeile auf sie<br />

schießen« (5. Mo. 32,23). Ebenso: »Wie nun all das gute Wort gekommen ist, das der Herr, euer<br />

Gott, euch verkündigt hat, so wird der Herr auch über euch kommen lassen all das böse Wort, bis<br />

er euch vertilgt hat <strong>aus</strong> diesem guten Lande, das euch der Herr, euer Gott, gegeben hat« (Jes.<br />

23,15). Weiter heißt es: »Ich bin der Herr, der alles schafft« (Jes. 44,24). »Ich bin der Herr <strong>und</strong><br />

sonst keiner mehr, der ich das Licht mache <strong>und</strong> schaffe die Finsternis, der ich Frieden gebe <strong>und</strong><br />

schaffe Unheil. Ich bin der Herr, der dies alles tut« (Jes. 45,6 7). »<strong>Der</strong> Geist des Herrn aber wich<br />

von Saul, <strong>und</strong> ein böser Geist vom Herrn ängstigte ihn« (1. Sam. 16,14). »Wer darf denn sagen,<br />

daß solches geschieht ohne des Herrn Befehl <strong>und</strong> daß nicht Böses <strong>und</strong> Gutes kommt <strong>aus</strong> dem<br />

M<strong>und</strong>e des Allerhöchsten?« (Klag. 3,37 38). »Ist etwa ein Unglück in der Stadt, das der Herr nicht<br />

tut?« (Amos 3,6). Und als David vor Absalom flieht <strong>und</strong> Simei ihm flucht (2. Sam. 16,10), sagt<br />

David zu seinen Begleitern: »Laßt ihn fluchen; denn der Herr hat ihm geboten: Fluche David! Wer<br />

darf dann sagen: Warum tust du das?«<br />

Alle diese Stellen machen deutlich, daß Gott hinter allem, auch hinter dem, was an Bösem<br />

geschieht, steht. Was die Bibel uns damit sagen will, ist außerordentlich wichtig: <strong>Der</strong> Böse ist<br />

keine selbständige Macht neben Gott; er kann nur wirken, wann <strong>und</strong> was ihm Gott gebietet. »Auf<br />

daß du wissest, daß der Herr allein Gott ist <strong>und</strong> sonst keiner« (5. Mo. 4,35). Gott ist es, der alles<br />

wirkt, auch wenn er Satan <strong>und</strong> seine Dämonen als Werkzeuge benutzt. Und wenn sich diese<br />

Werkzeuge aufs heftigste gottwidrig gebärden, so liegt das daran, daß sie lebendige Wesen mit<br />

einem bösen Eigenwillen sind. Gott aber hat sie an der Kette <strong>und</strong> bringt durch das Böse hindurch<br />

seinen Willen zum Ziel <strong>und</strong> zur Vollendung.<br />

Zum besseren Verstehen dieser sehr schwierigen Zusammenhänge bedenke man: Als<br />

Menschen haben wir keinen Einblick in Gottes Plan, haben nicht das richtige Wissen um Gut <strong>und</strong><br />

Böse. Dieses Wissen steht allein Gott zu. Durch den Sündenfall ist eine unvollkommene,<br />

verfälschte Kenntnis auf uns gekommen. Deshalb bewerten wir nach recht subjektiven<br />

Maßstäben <strong>und</strong> Vorstellungen, was gut sei <strong>und</strong> was böse sei. Gott aber bleibt bei seinem allein<br />

gültigen Maßstab. Das hindert ihn nicht, Menschen gegenüber von unseren Maßstäben<br />

<strong>aus</strong>zugehen oder sich darauf zu beziehen. Was in menschlicher <strong>Sicht</strong> Unglück, Unheil, Böses ist,<br />

kann von Gott her gesehen Mittel der Zucht <strong>und</strong> des Zurechtbringens sein <strong>und</strong> damit Gutes<br />

bewirken. Wo er einen Bann vollstrecken läßt, wie beim Einzug Israels in das verheißene Land,<br />

geht es meistens um ein Gerichtshandeln Gottes.<br />

Er allein hat das Recht, ein Urteil zu sprechen <strong>und</strong> es zu vollziehen oder vollziehen zu lassen.<br />

Gut ist allein das, was dem Willen Gottes entspricht. Böse ist allein das, was dem Willen Gottes<br />

entgegensteht. Und da seine Gedanken höher sind als unsere Gedanken, ist es unsere Sache<br />

einzusehen, daß wir Gottes Handeln selten verstehen. Er übernimmt <strong>und</strong> trägt die Verantwortung<br />

für alles Geschehen, auch für das, was uns als böse erscheint, weil er uns davor bewahren will,<br />

Satan als dem Bösen eine selbständige Macht zuzubilligen. In diesem Sinne sind die Bibelstellen<br />

zu verstehen, in denen Gott sich alles Böse zuschreibt.


Komplementarität als Verstehenshilfe<br />

Für eine tiefergehende Durchdringung der Schwierigkeit stelle ich zwei Thesen auf, die sich<br />

ergänzen, indem sie sich widersprechen. Damit wende ich einen Gedanken von H. H. Schrey an,<br />

das Prinzip der Komplementarität für die Erhellung <strong>biblischer</strong> Zusammenhänge fruchtbar zu<br />

machen.<br />

1. Gott wirkt alles in allem. Er allein ist Gott. Er allein ist Herr. Er ist allmächtig. Neben ihm kann<br />

keine andere Macht bestehen.<br />

Folgerung: Gott wirkt auch in Satan.<br />

2. Es ist eine Macht in der Welt wirksam, die sich unentwegt gegen Gott stellt, sich immer stärker<br />

entfaltet <strong>und</strong> Gott entmachten will. Sie gibt sich als nicht überw<strong>und</strong>en. Diese Macht ist Satan.<br />

Folgerung: Satan wirkt <strong>aus</strong> sich selbst.<br />

Zur Begründung von These 1 brauche ich nichts weiter anzuführen. Diese Aussagen über Gott<br />

sind jedem Bibelgläubigen zur Genüge bekannt. Die Folgerung dar<strong>aus</strong> ist Luthers Aussage von<br />

Satan als Gottes Kettenh<strong>und</strong>.<br />

Zur Begründung von These 2 verweise ich auf Jesus, der Satan den »Fürsten dieser Welt« nennt<br />

(Joh. 12,31; 14,30; 16,11), ferner auf Mark. 4,15 (Satan kommt <strong>und</strong> nimmt das <strong>aus</strong>gesäte Wort<br />

Gottes weg) <strong>und</strong> auf Eph. 2,2 (der Mächtige, der in der Luft herrscht; der Geist der sein Werk hat<br />

in den Kindern des Unglaubens), Eph. 6,12 (Mächtige <strong>und</strong> Gewaltige, die Herren der Welt), Of f.<br />

13,7 (Macht, zu streiten wider die Heiligen <strong>und</strong> sie zu überwinden). Obige Folgerung ergibt sich<br />

dar<strong>aus</strong> leicht; sie ist in gewisser Hinsicht auch von Jesus in Joh. 8,44 <strong>aus</strong>gesprochen.<br />

Daß beide Thesen notwendig sind, um die schwierige Problematik des Bösen gedanklich zu<br />

fassen, zeigt folgende Zusatzüberlegung. Ließe man nur These 1 gelten, so würde das bedeuten,<br />

daß Gott das Gute <strong>und</strong> das Böse in sich vereine. Dem widerspricht die Bibel: »Das ist die<br />

Botschaft, die wir von ihm gehört haben <strong>und</strong> euch verkündigen, daß Gott Licht ist <strong>und</strong> in ihm ist<br />

keine Finsternis« (1. Joh. 1,5).<br />

Wenn jedoch allein These 2 gelten sollte, so liefe das darauf hin<strong>aus</strong>, daß Gott <strong>und</strong> Satan<br />

rivalisierende Mächte seien. Dem widerspricht die Bibel ebenfalls: »Du aber hast es gesehen<br />

(was Gott für dich getan hat), auf daß du wissest, daß der Herr allein Gott ist <strong>und</strong> sonst keiner«<br />

(5. Mos. 4,35). »Gott hat die Reiche <strong>und</strong> die Gewalten ihrer Macht entkleidet <strong>und</strong> hat sie öffentlich<br />

zur Schau gestellt <strong>und</strong> hat einen Triumph <strong>aus</strong> ihnen gemacht in Christus« (Kol. 2,15).<br />

Ähnlich wie die beiden hier gegebenen Thesen formuliert auch Karl Heim. Er sagt: »Gott ist auch<br />

im Teufel der Wirksame. Gott hat selbst keine diabolischen Züge. Keine der beiden Aussagen<br />

darf zugunsten der anderen an Gewicht verlieren. Unser Denken muß an diesem Punkt eine<br />

Notlage durchhalten. Wir fühlen die unergründlichen Tiefen Gottes, aber auch die Tiefen<br />

Satans.« So wollen auch wir beide Thesen gelten lassen <strong>und</strong> die Spannung <strong>aus</strong>halten, die in<br />

ihrem Gegeneinander liegt. Damit gestehen wir im Gr<strong>und</strong>e nur ein, daß Gott unbegreiflich ist (Ps.<br />

147,5; Röm. 11,33). <strong>Der</strong> Gute <strong>und</strong> der Böse sind unergründliches Geheimnis für uns, vor dem<br />

jedes menschliche Denkvermögen versagt. Gott allein ist gut (Mark. I1018). Er ist darüber<br />

anzubeten, seinem Willen gebührt Gehorsam. Satan ist der Böse, der Mörder von Anfang, der<br />

Vater der Lüge (Joh. 8,44). Ihm ist zu widerstehen (Jak. 4,7), was nur in der Waffenrüstung<br />

Gottes (Eph. 6,14 17) möglich ist.<br />

Missionarische Erfahrung als Verstehenshilfe<br />

Die hier gegebene Deutung des Bösen wird auch von W. Freytag in einer treffenden<br />

Formulierung bestätigt. Er kennzeichnet das Wesen des Dämonischen u.a. dahin, daß es <strong>aus</strong><br />

Gottes Kraft gegen Gott lebt. Seine Erfahrungen <strong>aus</strong> Missionsgebieten sind so interessant <strong>und</strong><br />

lehrreich, daß ich sie im Auszug hier anfüge. (W. Freytag, Reden <strong>und</strong> Aufsätze, München 1961).<br />

Er schreibt:<br />

»Was ist das eigentlich, das Dämonische? Es ist seinem Wesen nach eine übermenschliche<br />

Gewalt, die im pervertierten Verhältnis zur Gottheit steht. Es ist ein Wille, aber ein böser,<br />

zerstörerischer Wille. Es ist, als ob in allen Religionen dieser Wille als ständige Gefahr nicht nur


im Hintergr<strong>und</strong>e steht, sondern auch Wirklichkeit wird. Man kann dieses Dämonische näher<br />

charakterisieren mit vier Aussagen:<br />

1. Es gehört zu seinem Wesen, daß es den Menschen mit Beschlag be¬legt. Wir dürfen an den<br />

Religionen das nicht übersehen. Nicht nur die auffälligen Erscheinungen, in denen uns das zu<br />

Tage tritt, etwa die Erscheinung von Besessenheit, sprechen davon, sondern auch die Religion<br />

an sich belegt den Menschen mit Beschlag, ist eine andere Herrschaft über den Menschen als<br />

die Christusherrschaft ...<br />

2. Das zweite am Dämonischen ist, daß es den Schein des Guten hat <strong>und</strong> doch festhält am<br />

Bösen. Wir haben in allen Religionen Wahrheiten. In den primitiven Religionen ist vor allem ihr<br />

Sprichwortgut voll von moralischer Weisheit, von Wissen um das Gute. Und erst recht na¬türlich<br />

in den Hochreligionen gibt es eine Fülle von Aussagen über das, was recht ist <strong>und</strong> was von<br />

jedem menschlichen Gewissen <strong>und</strong> auch christlichen Gewissen bestätigt werden könnte. Aber es<br />

ist merkwürdig, daß dieses Gute, um das man weiß, zu nichts anderem benutzt wird, als daß der<br />

Mensch sich selbst bestätigt; ja noch mehr, daß er unter dem Wissen um das Gute sein eigenes<br />

Nichttun dieses Guten versteckt . . .<br />

Ich glaube, damit ist es deutlich, was ich meine, nämlich daß in den Religionen immer die Gefahr<br />

da ist, daß die Menschen ihr Wissen um das Gute benutzen, um die Unordnung im eigenen<br />

Herzen zu verschleiern, um sich selbst zu behaupten, damit sie nicht anders zu werden<br />

brauchen. Man redet um so lauter vom Guten, je tiefer man im Schlechten gefangen ist.<br />

3. Das dritte Merkmal am Dämonischen ist, daß es göttliche Trium¬phe feiern kann. Es ist<br />

wirklich eine Kraft da. Hier kommen wir auf das Faktum der Zauberei <strong>und</strong> der Magie. Es ist eine<br />

merkwürdige Tatsache, daß die Menschen in Europa <strong>und</strong> Amerika die Zauberei vielfach für<br />

Betrug halten, jedenfalls nicht für eine wirkliche Kraft. Nun, selbstverständlich kann bei der<br />

Zauberei viel Betrug sein. Aber schon die einfache Tatsache, die viele Pioniermissionare<br />

berichten, daß etwa Zauberer äußerten: »Seitdem die Missionare im Lande sind, hat unsere<br />

Zauberei keine Kraft mehr« diese Tatsache ist vielleicht doch mehr als etwas, was man nur<br />

psychologisch erklären kann . . .<br />

Jedenfalls eins ist gewiß: daß eine Kraft da ist <strong>und</strong> eine Kraft wirkt <strong>und</strong> eine Kraft Triumphe feiert,<br />

die man nicht leugnen sollte. Dies ist ja auch die Erklärung dafür, daß in den Erstlingsgemeinden<br />

draußen, in denen es moralisch manchmal nicht so ganz in Ordnung ist, die Sünde des Rückfalls<br />

in die Zauberei am ernstesten genommen wird; denn die Christenheit der ersten Generation weiß<br />

um die wirkliche Kraft des Dämonischen.<br />

4. Was ist das eigentlich für eine Kraft? Gibt es denn eine Kraft, die als solche nicht in der Hand<br />

Gottes ist, nicht von ihm kommt? Mir scheint das Wesen des Dämonischen gerade darin zu<br />

liegen, daß es <strong>aus</strong> Gottes Kraft gegen Gott lebt. Das ist der tiefste Wesenszug des<br />

Dämonischen. Es lebt <strong>aus</strong> Gottes Kraft gegen Gott, wirklich <strong>aus</strong> Gottes Kraft; denn die Erkenntnis<br />

des Guten, mit der der Mensch das Böse deckt, kommt ihm von Gott. Und auch die Magie, ist sie<br />

nicht im tiefsten Gr<strong>und</strong>e die gottgegebene Möglichkeit <strong>und</strong> Fähigkeit des Menschen zu gestalten,<br />

zu beherrschen, sich untertan zu machen? Beides wird gebraucht, das Wissen um das Gute <strong>und</strong><br />

diese Fähigkeit, gebraucht gegen Gott. Und das ist ein sehr menschliches Phänomen; denn es ist<br />

ja das Wesen der Sünde diese Sünde, die im Gleichnis vom verlorenen Sohn beschrieben wird<br />

mit der Tat des Sohnes, der sich das Erbteil vom Vater geben läßt, um es allein, fern vom Vater,<br />

zu verprassen.<br />

Es ist dasselbe Phänomen, das wir in der Seelsorge vor uns haben, wenn vor uns einer sitzt, der<br />

wohl seine Sünde erkennt <strong>und</strong> nicht davon lassen kann etwa ein verheirateter Mann, der<br />

bekennt, daß er mit einem Mädchen eine Beziehung hat, <strong>und</strong> sagt: »Ich kann sie nicht lassen,<br />

denn es ist doch wirklich Liebe.« Dieses Nicht lassen können beruht ja darauf, daß hier eine<br />

gottgeschenkte Möglichkeit zwischen zwei Menschen in aller Kraft sich <strong>aus</strong>wirkt, <strong>und</strong> die Sünde<br />

darin, daß diese von Gott geschenkte Kraft gegen Gott gelebt wird. Dieser Wesenszug des<br />

Dämonischen sieht fast <strong>aus</strong> wie eine satanische Inkarnation, wie ein Tat geworden-sein des<br />

antichristlichen Willens. Hier versteht man das Wort von 1. Joh. 3,8: »Dazu ist erschienen der<br />

Sohn Gottes, daß er die Werke des Teufels zerstöre.«<br />

Jeder, der bis hier gefolgt ist, wird unwillkürlich den Gedanken gehabt haben, daß alles das, was<br />

wir als den dämonischen Hintergr<strong>und</strong> der Religionen beschrieben haben, ja auch im Christentum<br />

vorhanden ist, zumindest als Bedrohung. Oder stimmt das etwa nicht? Gibt es nicht ein<br />

christliches Leben, das uns mit Beschlag belegt gegen Gott? Wir wissen das alle, wie es zum


Beispiel im liturgischen Leben möglich ist, daß wir den Ritus miterleben <strong>und</strong> so stark darin<br />

stehen, daß er uns niemals ein Anruf von Gott her werden kann. In einem Christentum zum<br />

Beispiel, das das Kirchenjahr feiert, haben wir doch immer die Gefahr, daß wir von Station zu<br />

Station mitgehen, ohne sie ernst zu nehmen. Es kommt ja wieder Weihnachten, wieder Ostern,<br />

wieder Pfingsten. Und wir bewegen uns in einem Kreislauf, der niemals zur Entscheidung führt.<br />

Wir sind mit Beschlag belegt gegen Gott. Und gibt es das nicht auch bei uns, daß wir den Schein<br />

des Guten tragen, aber festhalten an der Lüge? Daß wir dann am christlichsten reden, wenn wir<br />

am wenigsten christlich handeln? Daß wir uns flüchten in das Wort Gottes, nicht um den Heiligen<br />

Geist zu empfangen, sondern um uns der Gnade zu vergewissern ohne Buße? Gibt es das nicht<br />

auch bei uns, daß wir <strong>aus</strong> Gottes Kraft gegen Gott leben? Wenn wir etwa denken an das<br />

magische Gebet gibt es nicht ein Gebet, das um Erhörung bittet <strong>und</strong> tatsächlich auch erhört wird<br />

<strong>und</strong> das doch eigentlich nichts anderes ist als die magische Handlung des Christen, weil es im<br />

innersten gar nicht Gott meint, gar nicht sagt: »Dein Wille geschehe«, sondern: mein Wille<br />

geschehe? Hier haben wir in dieser ständigen Bedrohung durch das Dämonische wirklich eine<br />

Gemeinsamkeit zwischen dem Christentum <strong>und</strong> den Religionen, <strong>und</strong> ganz gewiß keine<br />

Überlegenheit des Christentums.<br />

Haben wir das gesehen, dann wird aber auch deutlich, was das Christentum nun von den<br />

Religionen unterscheidet. Es ist nicht das, was es sieht, sondern das, was es glaubt <strong>und</strong><br />

verkündigt. Was kann uns retten vor dieser ständigen Gefahr, daß wir uns beschlagnahmen<br />

lassen durch unser Christentum gegen Gott? Daß wir den Schein des Guten annehmen <strong>und</strong> am<br />

Bösen festhalten? Daß wir <strong>aus</strong> Gottes Kraft gegen Gott leben? Nichts anderes als das, was Gott<br />

getan hat <strong>und</strong> was Er tut; oder noch konkreter: kein anderer als Christus selbst. Nur in Ihm ist<br />

diese Gefahr überw<strong>und</strong>en. Nur Er selbst ist unsere Rettung. Wenn wir Ihn meinen, sind wir<br />

bewahrt vor der Liturgie, die uns gegen ihn mit Beschlag belegte. Wenn wir Ihn meinen, dann<br />

kommt es zur Buße. Wenn wir Ihn meinen <strong>und</strong> uns an Ihn halten, dann leben wir <strong>aus</strong> Seiner Kraft<br />

ein neues Leben nach seinem Willen.« - Soweit W. Freytag.<br />

Wie das praktisch vollzogen werden kann, bedarf zuweilen einer tiefergehenden Seelsorge.<br />

Darauf gehe ich im letzten Kapitel dieses Buches ein.<br />

Kapitel 7: Die Geister im Unsichtbaren<br />

Gott über allem <strong>und</strong> allen<br />

Wem der Glaube an den lebendigen Gott geschenkt ist, der hält sich an ihn als den verborgenen,<br />

unsichtbaren Gott. Er weiß, »wir wandeln im Glauben <strong>und</strong> nicht im Schauen« (2. Kor. 5,7). Aber<br />

auch der noch nicht an den Gott der Bibel Glaubende sollte sich von den Worten mahnen lassen<br />

(Röm. 1,20): »Denn Gottes unsichtbares Wesen, das ist seine ewige Kraft <strong>und</strong> Gottheit, wird<br />

ersehen seit der Schöpfung der Welt <strong>und</strong> wahrgenommen an seinen Werken, so daß sie (die<br />

Menschen) keine Entschuldigung haben.« Gott hat sich nicht unbezeugt gelassen. Sein Wesen<br />

nicht ihn selbst kann man in Natur <strong>und</strong> Geschichte an seinem Wirken wahrnehmen. Dieses<br />

merkwürdige, zur Entscheidung her<strong>aus</strong>fordernde Verhalten Gottes, sich so zu offenbaren, daß er<br />

dennoch der verborgene bleibt, hat B. Pascal in prachtvoll formulierten Sätzen gekennzeichnet.<br />

In seinen Pensées schreibt er:<br />

»Weil so viele Menschen sich Gottes Milde unwürdig machen, hat er sie in der Entbehrung eines<br />

Gutes belassen wollen, nach dem sie nicht verlangten. Es war also nicht gerecht, in einer Weise<br />

zu erscheinen, die mit ihrer unverhüllten Göttlichkeit unbedingt fähig gewesen wäre, alle<br />

Menschen zu überzeugen. Es war aber auch nicht gerecht, auf eine so verborgene Weise zu<br />

erscheinen, daß er von denen, die ihn aufrichtig suchten, nicht erkannt werden konnte. Da er also<br />

unverhüllt denen erscheinen wollte, die ihn von ganzem Herzen suchen, <strong>und</strong> da er denen<br />

verborgen bleiben wollte, die ihn von ganzem Herzen fliehen, setzt er seine Erkennbarkeit in der<br />

Weise herab, daß er Zeichen seiner selbst gibt, sichtbar denen, die ihn suchen, aber nicht<br />

sichtbar denen, die ihn nicht suchen. Es gibt Licht genug für die, die nichts anderes wollen als<br />

sehen, <strong>und</strong> es gibt Finsternis genug für die anderen, die nicht sehen wollen.«<br />

Diese Sätze geben einen tiefen Einblick in Gottes Wesen: in seine absolute Souveränität, daß er<br />

allein entscheidet, wie <strong>und</strong> wem er sich offenbaren will; in seine unbedingte Anerkennung des


menschlichen freien Willens, daß er sich nicht aufdrängt; in seine wahre Gerechtigkeit, daß er<br />

sich dem ihn Suchenden zu erkennen gibt, dem ihn Ablehnenden aber nicht.<br />

Mit dem lebendigen Gott sind aber auch unsichtbar, d.h. für natürliche Sinne nicht wahrnehmbar,<br />

alle anderen Mächte der unsichtbaren Welt. Alle anderen sind geschaffen, alle anderen sind dem<br />

Dreieinigen Gott untergeordnet. Die Bibel spricht das deutlich <strong>aus</strong>: »Denn in ihm (in Jesus) ist<br />

alles erschaffen, was im Himmel <strong>und</strong> auf Erden ist, das <strong>Sicht</strong>bare <strong>und</strong> das Unsichtbare, es seien<br />

Throne oder Herrschaften oder Reiche oder Gewalten; es ist alles durch ihn <strong>und</strong> zu ihm<br />

geschaffen« (Kol. 1,16).<br />

Viele Arten von Geistern<br />

Das Wort »Geister« verwendet die Bibel als Sammelbezeichnung für alle Wesen des<br />

Unsichtbaren, <strong>aus</strong>genommen den Dreieinigen Gott, dem alle Geister untergeordnet sind. Die<br />

zusammenfassende Bezeichnung erstreckt sich von den »abgeschiedenen Seelen« im<br />

Totenreich über die »bösen Geister« <strong>und</strong> die »unsauberen Geister« bis hin zu den Engeln, die<br />

als »dienstbare Geister« vorgestellt werden, <strong>und</strong> zu den hohen Geistern vor Gottes Thron.<br />

Nachfolgend einige Belege <strong>aus</strong> dem Alten <strong>und</strong> dem Neuen Testament.<br />

»<strong>Der</strong> Geist des Herrn aber wich von Saul, <strong>und</strong> ein böser Geist vom Herrn ängstigte ihn« (1. Sam.<br />

16,14.23). »Und der Herr sprach: Wer will Ahab betören, daß er hinaufzieht <strong>und</strong> vor Ramoth in<br />

Gilead fällt? Und einer sagte dies, der andere das. Da trat ein Geist vor <strong>und</strong> stellte sich vor den<br />

Herrn <strong>und</strong> sprach: ich will ihn betören. <strong>Der</strong> Herr sprach zu ihm: Womit? Er sprach: Ich will<br />

<strong>aus</strong>gehen <strong>und</strong> will ein Lügengeist sein im M<strong>und</strong>e aller seiner Propheten. Er sprach: Du sollst ihn<br />

betören <strong>und</strong> sollst es <strong>aus</strong>richten; gehe <strong>aus</strong> <strong>und</strong> tue das!« (1. Kön. 22,20 22). »Zu der Zeit, spricht<br />

der Herr Zebaoth, will ich die Namen der Götzen <strong>aus</strong>rotten <strong>aus</strong> dem Lande, daß man ihrer nicht<br />

mehr gedenken soll; dazu will ich auch die Propheten <strong>und</strong> allen Geist der Unreinheit <strong>aus</strong> dem<br />

Lande treiben« (Sach. 13,2).<br />

»Jesus rief seine zwölf Jünger zu sich <strong>und</strong> gab ihnen Vollmacht über die unsauberen Geister,<br />

daß sie sie <strong>aus</strong>trieben <strong>und</strong> heilten alle Krankheit <strong>und</strong> alle Gebrechen« (Matth. 10,1). »Dann geht<br />

er (ein böser Geist) hin <strong>und</strong> nimmt zu sich sieben andere Geister, die ärger sind als er selbst; <strong>und</strong><br />

wenn sie hineinkommen, wohnen sie allda«, (Matth. 12,45). »Und wenn ihn die unsauberen<br />

Geister sahen, fielen sie vor ihm nieder, schrien <strong>und</strong> sprachen: Du bist Gottes Sohn!« (Mark<br />

3,11). »Doch darüber freuet euch nicht, daß euch die Geister untertan sind. Freuet euch aber,<br />

daß eure Namen im Himmel geschrieben sind« (Luk. 10,20). Das Austreiben böser oder<br />

unsauberer Geister durch die Apostel wird in Apg. 5,16; 8,7; 16,18 <strong>und</strong> 19,12 13 bezeugt.<br />

Leiblichkeit <strong>und</strong> Rangordnung<br />

Die Einheitlichkeit in der Bezeichnung »Geister« besagt aber nur, daß sie als Geschöpfe Gottes,<br />

von seinem Wort geschaffen, einerlei pneumatische, geistliche Leiblichkeit haben. Diese ist für<br />

uns Menschen auf natürliche Weise unvorstellbar <strong>und</strong> nicht wahrnehmbar. Doch sagt die<br />

einheitliche Bezeichnung nicht <strong>aus</strong>, daß die Geister einander gleichen. Sie unterscheiden sich<br />

sehr nach ihrer Wesensart <strong>und</strong> ihren Aufträgen, ebenso nach ihrer Rangordnung in der<br />

Hierarchie der Geister. Eine solche Rangordnung besteht. Die Bibel spricht von Thronen <strong>und</strong><br />

Herrschaften, von Mächtigen <strong>und</strong> Gewaltigen, von guten <strong>und</strong> von bösen Geistern, ferner von<br />

Engeln Gottes <strong>und</strong> von Engeln des Teufels. Jakob schaut im Traum die Himmelsleiter <strong>und</strong> sieht,<br />

»die Engel Gottes stiegen daran auf <strong>und</strong> nieder« (l. Mose 28,12). Auf dem Weg zur Versöhnung<br />

mit Esau »begegneten ihm die Engel Gottes« (l. Mo. 32,2). Jesus wird im Gericht verkünden:<br />

»Gehet hin von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel <strong>und</strong> seinen<br />

Engeln!« (Matth. 25,41). Und vom Streit im Himmel heißt es: »Michael <strong>und</strong> seine Engel stritten<br />

wider den Drachen. Und der Drache stritt <strong>und</strong> seine Engel <strong>und</strong> siegten nicht, auch ward ihre<br />

Stätte nicht mehr gef<strong>und</strong>en im Himmel« (Off. 12,7). Des Teufels Engel werden im griechischen<br />

Gr<strong>und</strong>text des Neuen Testaments auch als Dämonen bezeichnet, von Luther mit Teufeln<br />

(Mehrzahl) übersetzt, ferner der Teufel als Dämonenfürst (Matth. 12, 24 28, Mark. 3,22).<br />

Es ist müßig <strong>und</strong> bringt nichts, <strong>aus</strong> den Angaben der Bibel eine Rangordnung der Geister zu


konstruieren. Sie sagt darüber zu wenig, also brauchen wir davon nichts. Es genügt zu wissen,<br />

daß gute Geister sind von den hohen Geistern vor Gottes Thron bis zu den Engeln als Boten<br />

Gottes <strong>und</strong> daß böse Geister sind von Satan <strong>und</strong> seinen Gewaltigen bis zu den<br />

abgeschiedenen Seelen im Totenreich. Alle diese Geister haben im Unsichtbaren ihr geistliches<br />

Sein, für natürliche Augen <strong>und</strong> Ohren nicht wahrnehmbar es sei denn, Gott habe Menschen<br />

Augen oder Ohren geöffnet oder Geistern erlaubt zu erscheinen (vgl. 1. Kön. 22, 20 22).<br />

Erscheinen von Geistern<br />

Für ein solches Erscheinen von Wesen, die im Unsichtbaren leben, also für ein<br />

»Gesehenwerden« oder »Gehörtwerden«, hat das Neue Testament zwei unterschiedliche Worte.<br />

Wenn es sich um Jesus oder um Geister <strong>aus</strong> dem Reich des Lichts handelt, steht im<br />

griechischen Gr<strong>und</strong>text das Wort horao = sehen oder eine davon abgeleitete Form (das Futur<br />

opsomai oder der Aorist Passiv oophthän). Die Wendung »er erschien = er wurde gesehen«<br />

(griechisch: oophthä) beschreibt ein <strong>Sicht</strong>barwerden, verb<strong>und</strong>en mit einem echten Hervortreten<br />

<strong>aus</strong> dem Unsichtbaren in das <strong>Sicht</strong>bare, teils mit einem materiellen, teils mit einem verklärten<br />

Leib.<br />

Den Geistern <strong>aus</strong> dem Reich der Finsternis ist diese Art des Erscheinens offensichtlich nicht<br />

gestattet. Ihr »Erscheinen« spielt sich anders ab. Es heißt (2. Kor. 11,13 15): »Denn solche<br />

falschen Apostel <strong>und</strong> arglistigen Arbeiter verstellen sich zu Christi Aposteln. Und das ist auch<br />

kein W<strong>und</strong>er; denn er selbst, der Satan, verstellt sich zum Engel des Lichts. Darum ist es nichts<br />

Großes, wenn sich auch seine Diener verstellen als Diener der Gerechtigkeit; deren Ende wird<br />

sein nach ihren Werken.«<br />

Das griechische Wort, das hier für »sich verstellen« benutzt wird, heißt metaschematizein = »eine<br />

andere Gestalt annehmen, sich mit einem andern identifizieren«. Satan <strong>und</strong> seinen Engeln, den<br />

Dämonen, gelingt das Hervortreten <strong>aus</strong> dem Unsichtbaren, d.h. die volle <strong>Sicht</strong>barmachung nicht.<br />

In besonderen Fällen können sie Augen <strong>und</strong> Ohren von Menschen mit ihrer Existenz<br />

»beeindrucken« <strong>und</strong> so mancherlei Gestalten formen, sowie Worte hervorbringen, bleiben aber<br />

im Unsichtbaren. Das liegt in dem Wort »sich verstellen«. Um einen Leib von »Fleisch <strong>und</strong> Bein«<br />

zu haben, müssen sie in Menschen fahren. So fahren Lügengeister in falsche Propheten, so fuhr<br />

Satan in Judas, zuvor sogar in Petrus. So sind wir, als wir noch in unseren Sünden waren,<br />

»gewandelt nach dem Geist, der zu dieser Zeit sein Werk hat in den Kindern des Unglaubens«<br />

(Eph. 2, 2). So wird Satan seinen letzten Angriff gegen Jesus <strong>und</strong> seine Gemeinde führen, indem<br />

er im Antichristen, im Tier <strong>und</strong> im falschen Propheten wirkt (Off. 13). Entsprechendes gilt für die<br />

Botschaften der Finsternismächte. Sie sind Lüge, aber, da sie stets etwas Wahres enthalten,<br />

nicht leicht als Lüge zu erkennen. Denn Satan ist der Vater der Lüge <strong>und</strong> der Mörder von Anfang<br />

(Joh. 8, 44). Mit <strong>aus</strong>gefeilter List führt er den Kampf gegen die Wahrheit, indem er geschickt<br />

Wahres einflicht.<br />

Geisterunterscheidung<br />

Auch unabhängig von einem Erscheinen gibt es Einwirkungen der Geister auf Menschen. Solche<br />

Einwirkungen können auf Leib, Seele, Geist des Menschen erfolgen <strong>und</strong> sogar wahrnehmbar <strong>und</strong><br />

feststellbar sein. So geschehen auch heute Heilungen <strong>und</strong> andere W<strong>und</strong>er, die auf die Macht<br />

Jesu zurückgehen, vermittelt von Menschen, denen er Vollmacht gegeben hat <strong>und</strong> die in seinem<br />

Namen nach <strong>biblischer</strong> Weisung für »Mühselige <strong>und</strong> Beladene« fürbittend eintreten. Aber es<br />

geschehen auch Heilungen <strong>und</strong> andere W<strong>und</strong>er, die satanischen Ur¬sprungs sind, ebenfalls von<br />

Menschen vermittelt. Diese jedoch rufen in irgendeiner Form zu Satan, selbst wenn ihr »Heilen«<br />

von Kreuzschlagen <strong>und</strong> Berufung auf die »drei höchsten Namen« begleitet wird. Beiderlei<br />

Einwirkungen sind, auch für Glaubende, nicht unmittelbar zu unterscheiden, zumal die meisten<br />

Menschen, die sich mit magischen Praktiken abgeben, völlig davon überzeugt sind, daß die ihnen<br />

verliehenen Kräfte göttlichen <strong>Ursprung</strong>s seien.<br />

Jesus warnt uns davor in seinen endzeitlichen Reden. Er sagt: »Mancher falsche Christus <strong>und</strong><br />

falsche Propheten werden aufstehen <strong>und</strong> große Zeichen <strong>und</strong> W<strong>und</strong>er tun, so daß, wenn es


möglich wäre, auch die Auserwählten verführt würden« (Matth. 24,24). Weiter heißt es: »Denn<br />

der Frevler wird auftreten in der Macht des Satans mit allerlei lügenhaften Kräften <strong>und</strong> Zeichen<br />

<strong>und</strong> W<strong>und</strong>ern <strong>und</strong> mit allerlei Verführung zur Ungerechtigkeit bei denen, die verloren werden, weil<br />

sie die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben zu ihrer Rettung« (2. Thess. 2,9-10).<br />

Um also jetzt in der Endzeit nicht einer Verführung anheimzufallen, ist es für den Glaubenden<br />

außerordentlich wichtig, die Geister unterscheiden zu können. Wie jede Gabe von Gott, kann<br />

auch die Gabe der Geisterunterscheidung erbeten werden. Gewährt wird sie aber nicht zu<br />

eigenem, sondern zum gemeinem Nutzen (1. Kor, 12, 7).Vor<strong>aus</strong>setzung ist weiter die Liebe zur<br />

Wahrheit. Das entspricht der Weisung, an unseren Lenden umgürtet zu sein mit Wahrheit (Eph.<br />

6,14), als dem ersten Stück der Waffenrüstung Gottes, die es dem Feind gegenüber anzulegen<br />

gilt. Im übrigen haben wir fest in der Nachfolge Jesu zu stehen.<br />

Im Anschluß an seinen Rat, die Geister zu prüfen, ob sie von Gott sind, gibt Johannes den<br />

Hinweis: »Daran sollt ihr den Geist Gottes erkennen: ein jeglicher Geist, der da bekennt, daß<br />

Jesus Christus ist im Fleisch gekommen, der ist von Gott <strong>und</strong> ein jeglicher Geist, der Jesus nicht<br />

bekennt, der ist nicht von Gott« (1. Joh 4, 2). Das gilt zunächst von Menschen, die von Jesus zu<br />

uns reden, <strong>und</strong> für ihre Lehre oder Predigt. Es gilt aber auch für Geister, die durch Menschen zu<br />

uns reden. In beiden Fällen können wir zurückfragen: »Glaubst du, daß Gott der Allmächtige in<br />

Jesus von Nazareth Mensch geworden ist? Bekennst du Jesus als den Sohn Gottes, wie es die<br />

Bibel sagt? Bist du ein Geist von oben oder ein Geist von unten?« Wenn aber Geister, die wir<br />

nicht sehen oder hören, auf uns, d.h. auf unsere Gedanken, auf unsere Phantasien, einwirken, so<br />

können wir uns an eine F<strong>aus</strong>tregel halten: Geister der Finsternis verbreiten Angst, machen uns<br />

hochmütig <strong>und</strong> selbstbewußt, schmeicheln dem natürlichen Menschen in uns, bestärken uns auf<br />

eigenen Wegen, verführen gegen Gottes Gebot. Geister des Lichts flößen Ehrfurcht ein, machen<br />

uns demütig, wenden sich an den inwendigen, geistlichen Menschen in uns, wirken<br />

Sündenerkenntnis <strong>und</strong> Buße, fordern zum Gehorsam gegen Gottes Gebot auf.<br />

Kapitel 8: Jesu Kampf <strong>und</strong> Sieg<br />

Jesu Sterben eine Hingabe<br />

Als Glaubende <strong>und</strong> als Noch nicht Glaubende dürfen wir wissen, daß Jesus durch sein Leiden<br />

<strong>und</strong> Sterben Hölle, Tod <strong>und</strong> Teufel überw<strong>und</strong>en hat. Was aber ist damit gemeint <strong>und</strong> wie ist es<br />

geschehen? Vor allem als Glaubende sollten wir davon Genaueres wissen <strong>und</strong> bezeugen.<br />

In der Formulierung »Hölle, Tod <strong>und</strong> Teufel« ist »Hölle, wieder als »Totenreich« zu verstehen. In<br />

den entsprechenden Bibelstellen (1. Kor. 15, 55; Off. 1, 18–20;) ist stets vom Totenreich (hades)<br />

<strong>und</strong> Tod (thanatos) die Rede, wenn man den griechischen Gr<strong>und</strong>text heranzieht. Entsprechend<br />

ist mit Hebr. 2.14 <strong>und</strong> Off. 20,2 zu belegen, daß mit »Teufel (diabolos)« Satan gemeint ist. <strong>Der</strong><br />

Tod ist, wie die Mächte <strong>und</strong> Gewaltigen der Finsternis, eine personhafte Macht, die Satan<br />

untersteht (Off. 20,13; Hebr. 2,14). Jesus hat als Zeichen des Stärkeren die Schlüssel des Todes<br />

zum Totenreich (Off. 1, 18) <strong>und</strong> wird im Gericht die Vernichtung von Tod, Totenreich <strong>und</strong> Satan<br />

im feurigen Pfuhl herbeiführen (Off. 20, 13 14). Damit wird das Urteil vollstreckt, durch das der<br />

Fürst dieser Welt auf Golgatha gerichtet ist (Joh. 12, 31; 16, 11); seine Macht wird dann endgültig<br />

<strong>aus</strong>geschaltet sein.<br />

Jesu Kommen auf die Erde war gewiß ein Kommen zur Erlösung für viele, aber ebenso gewiß ein<br />

Kommen zum Gericht, daß er die Werke des Teufels zerstöre <strong>und</strong> der Fürst dieser Welt gerichtet<br />

werde. Damit das erfüllt werde, sollte er sterben. Von da her ist das Wichtigste am Leben Jesu<br />

sein Sterben. Sein Leben mit Lehren <strong>und</strong> Wirken ist für uns unerläßlich, ist im Gr<strong>und</strong>e aber nur<br />

das Vorspiel für seine eigentliche Sendung. Erst sein Tod bringt die Erfüllung seines Lebens, in<br />

der Ausdrucksweise der Kirchenväter: mors compendium vitae. Dies zeigt zum einen die<br />

dreimalige Leidensankündigung (Matth. 16,21; 17,22 23; 20,18 19), zum anderen Jesu bewußte<br />

Hingabe an den Tod. Er fordert Judas auf, ihn <strong>aus</strong>zuliefern (Joh. 13,27). Er gibt sich den<br />

Häschern ohne Widerstand in die Hände (Joh. 18, 4 8). Er zwingt durch sein Verhalten Pilatus<br />

zum Urteilsspruch (Joh. 19,l0ff). So war der Tod nichts Überraschendes für Jesus, sondern von<br />

ihm gewollt <strong>und</strong> herbeigeführt, wie es im Willen des Vaters vorgesehen war.<br />

Jesus hätte als Gottessohn nicht zu sterben brauchen. Wie Henoch oder Elia hätte er ohne Tod


von der Erde hinweggenommen werden können. Denn er hatte Gottes Wohlgefallen (Mark. 1,11).<br />

Jesus hätte als Menschensohn nicht so zu sterben brauchen, wie es geschah am Kreuz, d.h.<br />

am Fluchholz, aufgehängt zwischen zwei Mördern, preisgegeben der Verachtung <strong>und</strong> dem Spott<br />

der Menschen. Beides aber, sein Tod <strong>und</strong> ein solcher Tod, war sein Auftrag, <strong>und</strong> Jesus<br />

gehorchte dem Willen des Vaters. Er war gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz (Phil.<br />

2, 8).<br />

Jesu Sterben ein Kampf<br />

Das Wichtigste am Sterben Jesu ist sein Kampf, der Kampf gegen den Widersacher Gottes.<br />

Jesus beschreibt ihn zuvor bildhaft mit den Worten: »Wenn ein Starker gewappnet seinen Palast<br />

bewacht, so bleibt das Seine in Frieden. Wenn aber ein Stärkerer über ihn kommt <strong>und</strong> überwindet<br />

ihn, so nimmt er ihm seinen Harnisch, darauf er sich verließ, <strong>und</strong> teilt den Raub <strong>aus</strong>« (Luk. 11, 21<br />

22). Satan ist ein starker Gewappneter. Jesus aber ist stärker <strong>und</strong> hat ihn überw<strong>und</strong>en: »Er hat<br />

die Reiche <strong>und</strong> die Gewaltigen ihrer Macht entkleidet <strong>und</strong> sie öffentlich zur Schau gestellt« (Kol.<br />

2,15). Das ist am Kreuz von Golgatha geschehen. Zuvor aber tobte ein Kampf, in dem Satan aufs<br />

heftigste als Versucher auftrat <strong>und</strong> Jesus von dem Weg des Gehorsams abzubringen versuchte<br />

(Luk. 4,13). Doch war von diesem Kampf im <strong>Sicht</strong>baren wenig zu spüren. Er spielte sich in erster<br />

Linie im Unsichtbaren ab.<br />

Seinen Höhepunkt erreichte die Auseinandersetzung in den letzten Lebensst<strong>und</strong>en Jesu. Da kam<br />

es zu dem schweren Gebetskampf in Gethsemane. Hier spürt man den biblischen Berichten ab,<br />

wie betrübt <strong>und</strong> verzagt Jesus gewesen ist (Mark. 14,33 34; Luk. 22,44). Besonders<br />

aufschlußreich ist die Aussage des Hebräerbriefs: »Und er hat in den Tagen seines Fleisches<br />

Gebet <strong>und</strong> Flehen mit starkem Geschrei <strong>und</strong> Tränen geopfert dem, der ihn konnte von dem Tode<br />

<strong>aus</strong>helfen; <strong>und</strong> ist auch erhört, darum daß er Gott in Ehren hielt« (Hebr. 5,7). Satan wußte wie<br />

Jesus, daß der Weg ans Kreuz im Willen des Vaters lag. Deshalb wollte er diesen Weg<br />

verhindern, indem er seinen Helfer, den Tod, nach Gethsemane zu Jesus schickte, daß er ihn<br />

dort umbrächte oder ihm zuflüsterte: Bring dich selbst um, dann entgehst du dem schimpflichen<br />

Tod einer Hinrichtung! Jesus aber rang mit dem Tode <strong>und</strong> blieb gehorsam (Luk. 22,44). Daß es<br />

ein Ringen voller Angst war mit der Möglichkeit zu unterliegen, ist in dem Wort Agonia des<br />

griechischen Textes enthalten, ebenso in dem immer heftiger werdenden Gebet Jesu. Dies hat<br />

der Vater erhört; in Gethsemane mußte der Tod weichen (Hebr. 5,7).<br />

Die Jünger, auf deren Mitbeten Jesus gehofft hatte, haben versagt. Trotz mehrfachen Ermahnens<br />

Jesu versanken sie immer wieder in Schlaf (Matth. 26, 40 44; Mark. 14, 37 41; Luk. 22, 45 46).<br />

Sie waren besten Willens, aber schwach. Satan war ihnen weit überlegen; er sandte ihnen den<br />

Schlaf.<br />

<strong>Der</strong> Kampf gegen die Widersacher erhielt seine Fortsetzung, als Jesus ans Kreuz geschlagen<br />

war. Erst die Vorübergehenden, dann die Hohenpriester samt den Schriftgelehrten <strong>und</strong> den<br />

Ältesten, schließlich die mit ihm gekreuzigten Mörder lästerten, verspotteten <strong>und</strong> schmähten ihn<br />

(Luk. 23,35 39). Auch da war der Versucher am Werk, der schon bei der Versuchung in der<br />

Wüste darauf <strong>aus</strong> war, Jesus zu einem W<strong>und</strong>er zu veranlassen, das seine Gottessohnschaft<br />

beweisen sollte. In allem aber widerstand Jesus schweigend. Schließlich setzte der massive <strong>und</strong><br />

brutale Angriff Satans mit all seinen Mächtigen <strong>und</strong> Gewaltigen ein, der sogar den Menschen, die<br />

von ferne standen, erkennbar wurde, ohne daß sie es begriffen haben.<br />

Generalangriff der Finsternis<br />

»Es war schon um die sechste St<strong>und</strong>e, <strong>und</strong> es ward eine Finsternis über das ganze Land bis an<br />

die neunte St<strong>und</strong>e. Und um die neunte St<strong>und</strong>e schrie Jesus laut <strong>und</strong> sprach: Mein Gott, mein<br />

Gott, warum hast du mich verlassen?« (Matth. 27,45 46; Mark. 15,33 34). Lu¬kas fügt hinzu:<br />

»Und die Sonne verlor ihren Schein, <strong>und</strong> der Vorhang des Tempels riß mitten entzwei« (Luk.<br />

23,44). Diese Finsternis (zwischen 12 <strong>und</strong> 15 Uhr heutiger Tageszeit) war nicht, wie man meinen<br />

könnte, eine Sonnenfinsternis. Denn zum einen dauert eine solche nicht drei St<strong>und</strong>en, zum<br />

andern steht der jüdische Kalender dagegen. Denn eine Sonnenfinsternis kann nur bei Neumond


eintreten, wenn der Mond zwischen Sonne <strong>und</strong> Erde steht, also seine uns zugewandte Seite<br />

dunkel ist. Jesus wurde kurz vor dem Passahfest, das auf den 14. Nisan fällt. gekreuzigt. Da die<br />

Israeliten ihren Kalender nach einem Mondjahr <strong>aus</strong>richteten, beginnt jeder Monat mit dem<br />

Neumondstag. Ist aber am 1. eines Monats Neumond, so ist am 14. des Monats Vollmond, dann<br />

also eine Sonnenfinsternis unmöglich. Deshalb darf man bei der in den Evangelien angegebenen<br />

Finsternis an eine Finsternis übernatürlichen <strong>Ursprung</strong>s denken. Das wird vom griechischen<br />

Gr<strong>und</strong>text her erhärtet, der für »Finsternis« das Wort skotos benutzt, das gleiche, das bei der<br />

Gefangennahme Jesu in Gethsemane verwendet wird, wo Jesus sagt: »Aber dies ist eure St<strong>und</strong>e<br />

<strong>und</strong> die Macht der Finsternis« (Luk. 22, 53).<br />

So möchte ich annehmen, daß in jenen drei St<strong>und</strong>en die Augen der Dabeistehenden für das<br />

Unsichtbare geöffnet wurden <strong>und</strong> sie in das Reich der Finsternis hineinschauten, um Zeugen zu<br />

sein, wie sich das gesamte Heer der Finsternismächte auf Jesus stürzte, ihn bedrängte, quälte<br />

<strong>und</strong> versuchte mit allen Mitteln ihrer List, Bosheit <strong>und</strong> Brutalität <strong>und</strong> das an dem durch<br />

körperliche <strong>und</strong> seelische Schmerzen aller Art geschwächten Leib des Gekreuzigten! Hier hat<br />

man Leiden <strong>und</strong> Versuchtwerden in eins zu sehen, wie es der Hebräerbrief <strong>aus</strong>sagt: »Worin er<br />

selber gelitten hat <strong>und</strong> versucht ist, kann er denen helfen, die versucht werden« (Hebr. 2,18).<br />

Ferner: »Wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht könnte mitleiden mit unserer<br />

Schwachheit, sondern der versucht ist allenthalben gleichwie wir, doch ohne Sünde« (Hebr,<br />

4,15). Im allgemeinen denkt man nur an die körperlichen Leiden Jesu am Kreuz, die über<strong>aus</strong><br />

schwer waren, Aber sie waren nichts gegen die seelische <strong>und</strong> geistige Tortur, die Satan Jesus<br />

durch Menschen, die spottend vorübergingen, <strong>und</strong> durch seine dämonischen Heerscharen in<br />

jenen drei St<strong>und</strong>en der Mittagsglut erleiden ließ. Sein ganzes teuflisches Heer hat er gegen<br />

Jesus losgelassen, um ihm noch in den letzten Minuten das Nein gegen Gott zu entreißen. Und<br />

es ist ihm nicht gelungen! Jesus war <strong>und</strong> blieb der Stärkere <strong>und</strong> hat Satan überw<strong>und</strong>en.<br />

Jesu Sterben ein Sieg<br />

Und dieser Sieg wurde erkämpft, obwohl Jesus ganz von Gott verlassen war. Er betete offenbar<br />

den Psalm 22. Dieser beginnt mit den Worten: »Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich<br />

verlassen?« Das sollte allen, die die Schriften kannten <strong>und</strong> kennen, die Augen dafür öffnen, daß<br />

mit dem Geschehen am Kreuz wiederum ein Wort der Prophetie erfüllt ist. Warum aber war<br />

Jesus von Gott verlassen? Ich meine, die Antwort ist klar: Weil Gott die Sünden der ganzen<br />

Menschheit auf Jesus gelegt <strong>und</strong> ihn, der von keiner Sünde wußte, für uns zur Sünde gemacht<br />

hatte (Joh. 1,29; Jes. 53,5.6.11; 2. Kor. 5,21; 1. Petr. 2,24). Deshalb mußte Gott sich von Jesus<br />

zurückziehen, denn die Heiligkeit Gottes verträgt keine Gemeinschaft mit der Sünde (2. Kor.<br />

6,14). In den drei St<strong>und</strong>en, in denen Jesus dem konzentrierten Angriff Satans <strong>aus</strong>gesetzt war,<br />

war er wirklich nur Mensch. Die göttliche Natur war ihm genommen.<br />

Nun erst konnte Satan an ihn heran <strong>und</strong> stieg zu mit allen Mitteln, die ihm zu Gebote standen.<br />

Gott aber ließ das zu! Denn dadurch widerfuhr dem Versucher die Gerechtigkeit, die ihm<br />

gebührte: Er wurde von einem Menschen überw<strong>und</strong>en, einem Menschen nach Gottes Herzen.<br />

Weil Satan im Paradies einen Menschen, der von keiner Sünde wußte, zum Ungehorsam gegen<br />

Gott verführt hatte, war es die angemessene, ihn tief demütigende Strafe, daß er von einem<br />

Menschen ohne Sünde überw<strong>und</strong>en wurde, So war es Gottes gerechter Wille, <strong>und</strong> deshalb<br />

mußte Jesus so sterben, wie es auf Golgatha geschah. Zugleich wurde so die Macht der Sünde<br />

gebrochen.<br />

Das Wichtigste im Kampfe Jesu war sein Sieg. Er hat gegen Satan gesiegt <strong>und</strong> damit den<br />

Fürsten dieser Welt gerichtet. »Es ist vollbracht!« Dieses königliche Wort Jesu zeigt den Sieg an<br />

(Joh. 19,30). Was im einzelnen in diesem Kampf geschah, was überhaupt vor sich ging,<br />

verschweigen die Evangelien. Sie berichten nur vom Einbruch der Finsternis <strong>und</strong> vom Sieg Jesu.<br />

Erst später, nach der Auferstehung Jesu, als er seinen Jüngern die Schriften <strong>aus</strong>legte, ging ihnen<br />

Näheres auf. So bezeugen erst die Briefe des Neuen Testaments die Bedeutung des Kreuzes.<br />

Auch der Hebräerbrief sagt mehr <strong>aus</strong>, wie bereits angeführt wurde (Hebr. 2,18; 4,15). Von da her<br />

dürfen wir wissen, was Jesus für uns gelitten <strong>und</strong> auf sich genommen hat. Nicht nur unsere<br />

Sünden, auch alle unsere Anfechtungen hat er an sein Kreuz hinaufgetragen <strong>und</strong> für uns gebüßt!<br />

Wenn wir an seinen Tod denken, wie er es sich bei der Einsetzung des Abendmahls gewünscht


hat, sollen wir in Dankbarkeit <strong>und</strong> Anbetung innewerden: Bei den Angriffen der Finsternismächte<br />

in Gethsemane <strong>und</strong> auf Golgatha hat Jesus alle unsere Anfechtungen zutiefst erfahren,<br />

durchlitten <strong>und</strong> überw<strong>und</strong>en. Dazu gehören alle Begierden, Leidenschaften, Zweifel; alle<br />

Selbstsucht, Eitelkeit, Hoffart; alle Schmerzen, Leiden, Ängste; alle Unterdrückung,<br />

Zurücksetzung, Verfolgung; alle Verleumdung, Trübsal, Verzweiflung,¬ aller Stolz, Geiz, Neid;<br />

aller Haß, Unfrieden, Mord; alle Ungerechtigkeit, Brutalität, Lästerung; alles gegen Gottes Willen<br />

Gerichtete. Und jedes hat Jesus so intensiv erfahren <strong>und</strong> erlitten, daß wir es jahrelang erleiden<br />

müßten, um es nachempfinden zu können. Für einen jeden Menschen hat Jesus das auf sich<br />

genommen <strong>und</strong> damit die Welt <strong>und</strong> den Feind überw<strong>und</strong>en. Deshalb vermag er in alledem jedem<br />

zu helfen, der sich von ihm helfen lassen will. Und wer als Glaubender in Anfechtung gerät,<br />

braucht Jesus nur zu bekennen, worum es geht, <strong>und</strong> ihn um seinen Beistand zu bitten. Jesus<br />

kann jedem, der ernsthaft will, die Kraft zur Überwindung der Anfechtung geben. Wer sich<br />

danach <strong>aus</strong>streckt, wird erfahren, daß es gilt, was die Bibel sagt: »Das Wort vom Kreuz ist eine<br />

Gotteskraft uns, die wir selig werden« (1. Kor. 1,18).<br />

Jesu Sterben eine Notwendigkeit<br />

Wir wollen also festhalten: Das Wichtigste am Leben Jesu ist sein Sterben, das Wichtigste an<br />

seinem Sterben ist sein Kampf, das Wichtigste an seinem Kampf ist sein Sieg. In diesem Sinne<br />

ist Jesu Tod die Erfüllung seines Lebens, die Vollendung des Auftrags, zu dem ihn der Vater<br />

gesandt hatte.<br />

Doch auf welchem Hintergr<strong>und</strong> spielte sich das alles ab? Warum war es notwendig, daß er ein<br />

Leben in Niedrigkeit unter Menschen führte <strong>und</strong> dann sein Leiden, Sterben <strong>und</strong> Kämpfen auf sich<br />

nahm? Ursache ist das menschliche Verlorensein <strong>und</strong> der göttliche Wille, jeden Menschen<br />

dar<strong>aus</strong> zu erretten. Im Garten Eden war es der erste Adam, der durch seinen Ungehorsam, durch<br />

sein Nein zu Gott die Trennung des Menschen von Gott herbeiführte. Diese Sonderung zwischen<br />

Mensch <strong>und</strong> Gott ist die Sünde, in der seitdem alle Menschen leben (Röm. 5,12). Dieses Nein<br />

des ersten Adam ist von Menschen her nicht aufgebbar. Nur Gott kann es <strong>aus</strong>löschen. Daher war<br />

ein besonderer Weg zu ersinnen <strong>und</strong> zu bahnen, den Gottes Liebe <strong>und</strong> Gottes Gerechtigkeit in<br />

gleicher Weise gutheißen konnten ein Weg, auf dem die Errettung der Menschen zu<br />

verwirklichen war. Diesen Weg ging Jesus, dieser Weg ist Jesus.<br />

Im Garten Gethsemane hat er als der zweite Adam sein ja zu Gott gesprochen, indem er nach<br />

dem Willen Gottes den Weg zum Kreuz <strong>und</strong> ans Kreuz ging <strong>und</strong> sich sein ja zu Gott auch nicht<br />

unter dem mörderischen Ansturm aller Finsternismächte entreißen ließ. Seitdem gilt, daß eines<br />

Menschen Ja zum Ja Jesu für ihn das Nein des ersten Adam aufhebt <strong>und</strong> in die Gemeinschaft zu<br />

Gott zurückführt. Einen anderen Weg zur Versöhnung mit Gott gibt es nicht (Röm. 5,18; 1. Joh.<br />

2,2). Nur das Ja zum Ja Jesu in Gethsemane <strong>und</strong> am Kreuz, durch seinen siegreichen Kampf<br />

<strong>und</strong> Gehorsam bis zum Tode besiegelt, gibt uns die Rechtfertigung, die vor Gott gilt (Röm. 5, 19).<br />

Kapitel 9: <strong>Der</strong> Mensch <strong>und</strong> sein Gewissen<br />

<strong>Der</strong> Mensch vor dem Sündenfall<br />

Als Gott den Menschen schuf, berief er ihn in seine Gemeinschaft <strong>und</strong> gab ihm sein Personsein.<br />

Das geschah, als Gott seinen Odem dem Menschen in die Nase blies (1. Mo. 2,7). An dieser<br />

Stelle übersetzt Luther: So ward der Mensch eine lebendige Seele. Hier beinhaltet der Ausdruck<br />

»lebendige Seele« weit mehr, als wir heute unter Seele verstehen, vor allem im Bereich der<br />

Psychologie. <strong>Der</strong> Mensch als »Seele«, wie ihn die Bibel versteht, hat Leben <strong>aus</strong> Gott, ungetrübte<br />

Gemeinschaft mit Gott, Zugang zum Unsichtbaren. Alles dies kommt im Bericht vom Paradies<br />

konkret zum Ausdruck. Das Personsein ist Kennzeichen der Ebenbildlichkeit. Wie Gott Person<br />

ist, so erhält der Mensch als Gabe von Gott den freien Willen <strong>und</strong> die Fähigkeit zur eigenen<br />

Entscheidung; damit wird er Person. Während alles in der Schöpfung einem deutlichen »du<br />

mußt« unterworfen ist (die Erde kann nicht anders als um sich selbst <strong>und</strong> um die Sonne kreisen,<br />

die Sonne kann nicht anders als den Prozeß der Kernfusion vollziehen, das Samenkorn kann


nicht anders als keimen <strong>und</strong> Frucht bringen, das Tier kann nicht anders als seinem Instinkt<br />

folgen), ist der Mensch als einziges Geschöpf des <strong>Sicht</strong>baren auch zu einem »du sollst«,<br />

befähigt. Das ist seine Würde, darin liegt aber auch seine große Verantwortung. Wie die<br />

Geschichte der Menschen zeigt, ist Gott mit der Erschaffung dieses Wesens ein großes Risiko<br />

eingegangen. Aber er, der allmächtige <strong>und</strong> weise Gott, war <strong>und</strong> ist imstande, das Risiko zu<br />

tragen.<br />

Wir Heutigen, als Menschen nach dem Sündenfall, können uns nicht vorstellen, was es einmal<br />

um die »lebendige Seele« war, die <strong>aus</strong> Gottes schöpferischem Wort <strong>und</strong> Geist hervorging. Ich<br />

will versuchen, vom jetzigen Zustand her zu verdeutlichen, was bei der Schöpfung des Menschen<br />

geschah. Dabei gehe ich vom uns geläufigen Menschenbild <strong>aus</strong>, nach dem der homo sapiens<br />

<strong>aus</strong> Leib, Seele <strong>und</strong> Geist besteht. <strong>Der</strong> Leib als äußere Erscheinungsform <strong>und</strong> Sitz der Organe,<br />

der biologischen Vorgänge <strong>und</strong> der Kraft, die Seele als Ausdruck der Innerlichkeit, als Sitz der<br />

Gefühle <strong>und</strong> des Empfindens, der Geist als Ausdruck der Persönlichkeit, als Sitz des Verstandes<br />

<strong>und</strong> der Intelligenz bilden zusammen eine Dreiheit <strong>und</strong> eine Ganzheit, die zusammen <strong>und</strong> jedes<br />

für sich wissenschaftlicher Erforschung zugänglich sind <strong>und</strong> daher dem <strong>Sicht</strong>baren angehören.<br />

Das Wort »Seele« hat in diesem Zusammenhang eine wesentlich andere, gegenüber der im<br />

Schöpfungsbericht <strong>und</strong> an anderen Stellen der Bibel eingeschränktere Bedeutung.<br />

In einen solchen, nach Leib, Seele <strong>und</strong> Geist fertigen homo sapiens blies Gott seinen Odem,<br />

seinen Geist, <strong>und</strong> machte ihn dadurch zum »Menschen« im Vollsinn des Wortes, wie ihn die<br />

Bibel als »Menschen nach dem Herzen Gottes« versteht. Ich wage daher die Gleichsetzung:<br />

Mensch = homo sapiens + pneuma, um damit deutlich zu machen, daß der Streit zwischen<br />

Naturwissenschaft <strong>und</strong> Theologie hier im Gr<strong>und</strong>e nur dadurch bedingt ist, daß beide die<br />

Bezeichnung unterschiedlich verwenden. Die Naturwissenschaft spricht von der <strong>Entwicklung</strong> zum<br />

homo sapiens, die Bibel dagegen von der Erschaffung der »lebendigen Seele« des Menschen<br />

vor dem Sündenfall, der durch den Geist Gottes dar<strong>aus</strong> hervorging.<br />

Gottes Geist im Menschen<br />

Die Frage ist nun berechtigt, wo im homo sapiens Gott seinen Geist wohnen ließ. Denn weder<br />

der Leib noch die Seele noch der Geist des homo sapiens (des natürlichen Menschen) ist fähig,<br />

Gottes Geist aufzunehmen. Wir wissen es zum einen <strong>aus</strong> der eigenen Erfahrung, <strong>aus</strong> der Zeit<br />

des unerlösten Zustandes, schwer es der Geist Gottes hatte, uns unserer Verlorenheit <strong>und</strong><br />

Erlösungsbedürftigkeit zu überführen. Zum anderen sagt es die Bibel, etwa mit den Worten: »Ich<br />

weiß daß in mir, das ist in meinem Fleische, wohnt nichts Gutes« (Röm. 7, 18).<br />

»<strong>Der</strong> natürliche Mensch aber vernimmt nichts vom Geiste Gottes; es ist ihm eine Torheit, <strong>und</strong> er<br />

kann es nicht erkennen, denn es muß geistlich verstanden werden» (1. Kor. 2, 14).<br />

Für die Dreiheit »Leib, Seele, Geist« des gefallenen Menschen hat die Bibel die Bezeichnung<br />

»Fleisch« oder »natürliches Wesen«. Wenn auch der Mensch nach dem Sündenfall, biblisch<br />

gesehen, nicht wieder mit dem homo sapiens identisch wurde, so doch in der Hinsicht, daß in<br />

beiden nicht der Geist Gottes wohnt. Sie unterscheiden sich gr<strong>und</strong>sätzlich <strong>und</strong> wesentlich durch<br />

das Gewissen, von dem gleich die Rede sein soll.<br />

Nach meiner Erkenntnis hat Gott bei der Erschaffung des Menschen dem zu Leib, Seele, Geist<br />

<strong>und</strong> natürlichem Leben voll entwickelten Wesen (dem homo sapiens) ein nicht materielles<br />

»Organ« als inneres Zentrum gegeben, das zur Aufnahme des Odems, des Geistes Gottes (des<br />

pneuma) bestimmt <strong>und</strong> fähig war. In dieser Gabe, Geist <strong>und</strong> Empfangsorgan umfassend, sehe<br />

ich den eigentlichen Schöpfungsakt, der den Menschen über alle andere Kreatur im <strong>Sicht</strong>baren<br />

her<strong>aus</strong>hob. »Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott, mit Ehre <strong>und</strong> Herrlichkeit hast du ihn<br />

gekrönt« (Ps. 8,6).<br />

Dieses allein dem Menschen eigene innere, geistliche Zentrum wird in der Bibel auch »Herz«<br />

genannt, muß aber von dem natürlichen Herzmuskel in der Brust des Menschen wohl<br />

unterschieden werden. Das »Herz« gehört nicht dem <strong>Sicht</strong>baren an, sondern dem Unsichtbaren.<br />

Mit diesem Organ hatte der Mensch nicht nur Anteil am Unsichtbaren, sondern konnte in dieser<br />

Wirklichkeit leben <strong>und</strong> sie so wahrnehmen, wie es ihm bei der sichtbaren Wirklichkeit stets<br />

möglich war <strong>und</strong> ist. Dieses geistliche »Organ« machte ihn zur »lebendigen Seele«. Es bildete<br />

die Ganzheit des Menschen im Unsichtbaren, wie Leib, Seele, Geist seine Ganzheit im


<strong>Sicht</strong>baren darstellen. Dennoch war der Mensch nur Einer. Auch im ersten Adam waren vor<br />

dem Sündenfall <strong>Sicht</strong>bares <strong>und</strong> Unsichtbares unvermischt <strong>und</strong> ungetrennt vorhanden, so daß er<br />

frei in beiden Wirklichkeiten sein <strong>und</strong> leben konnte.<br />

Das Gewissen des gefallenen Menschen<br />

Durch seinen Ungehorsam gegenüber Gottes Gebot verlor der Mensch die ihm gewährte<br />

ungetrübte Gemeinschaft mit Gott. Wie ihm zuvor angesagt war, war sogar sein Tod die Folge,<br />

d.h. der geistliche Tod: Adam wurde »nackt« (das Unsichtbare wurde ihm ge¬nommen) <strong>und</strong> noch<br />

desselben Tages <strong>aus</strong> dem Paradies vertrieben. Das geistliche Zentrum in ihm erstarb, verhärtete<br />

sich bis auf einen geringen Rest. Physisch lebte er noch lange weiter, aber nur im <strong>Sicht</strong>baren <strong>und</strong><br />

mit dem Fluche Gottes auf seinem Arbeitsgebiet, dem Acker. <strong>Der</strong> Rest, der von dem »Herzen« in<br />

ihm blieb, ist das, was wir heute »Gewissen« nennen, ein Wissen um ein ihn verantwortlich<br />

machendes Gebot. Nach wie vor sichert dieser Rest das Personhafte des Menschen (den freien<br />

Willen) <strong>und</strong> bildet wie ehemals das lebendige »Herz« die Ganzheit des Menschen (in höchst<br />

verkümmerter Form) im Unsichtbaren. Erstorben ist die Fähigkeit, das Unsichtbare<br />

wahrzunehmen.<br />

Seitdem hat jeder Mensch, als ein durch die natürliche Geburt von Gott gesondertes, ins<br />

<strong>Sicht</strong>bare gekommenes Wesen in seiner Beziehung zu Gott nur diesen Rest eines einst<br />

vollkommenen, infolge des Sündenfalls erstorbenen Organs in sich, das Gewissen. Und seitdem<br />

ist dieser Rest gekennzeichnet durch sein Gespaltensein. Von der ursprünglichen<br />

Vollkommenheit her besitzt das Gewissen noch die absolute Funktion des Urteilens, daß es<br />

kategorisch <strong>und</strong> unwiderruflich feststellt, wann <strong>und</strong> wie sein Träger sich falsch verhalten hat. Aber<br />

die Urteilsbildung erfolgt wegen der Sonderung von Gott nicht mehr in Übereinstimmung mit dem<br />

Willen Gottes. Es besteht vielmehr eine mehr oder weniger starke Abweichung davon. Denn das<br />

Gewissen des gefallenen Menschen hält sich an menschliche Entwürfe von Maßstäben <strong>und</strong><br />

Normen ethischer Art. Es besitzt also eine nur relative Funktion hinsichtlich des »Gesetzbuches«<br />

(den Maßstäben <strong>und</strong> Normen), nach denen das Urteil ergeht.<br />

Wenn es sich um die Frage handelt, wie zuverlässig das Gewissen eines Menschen arbeite, ob<br />

insbesondere seine Entscheidungen als »Stimme Gottes« gewertet werden können, dann hat<br />

man diese doppelte Funktion des Gewissen zu unterscheiden, Die urteilende Funktion stellt das<br />

Gewissen noch in den Bereich des Absoluten, aber die Norm, nach der es urteilt, gehört dem<br />

<strong>Sicht</strong>baren an <strong>und</strong> ist weithin menschlich geprägt, unter Umständen von Finsternismächten<br />

verdunkelt.<br />

Herzplantation am gefallenen Menschen<br />

Dennoch ist das Gewissen nach wie vor der Ansatzpunkt im Menschen, an dem der Geist Gottes<br />

arbeitet. Gott will uns über Unruhe, Angst, Schulderkenntnis, Buße, Vertrauen <strong>und</strong> Verheißung<br />

durch sein Wort <strong>und</strong> seinen Geist zu Jesus führe. Er stirbt um uns in mannigfacher Weise: »Gib<br />

mir, mein Sohn, dein Herz«, (Spr. 23.26), besonders aber mit der Verheißung: »Ich will euch ein<br />

neues Herz <strong>und</strong> einen neuen Geist in euch geben <strong>und</strong> will das steinerne Herz <strong>aus</strong> eurem<br />

Fleische wegnehmen <strong>und</strong> euch ein fleischernes (d.h. lebendiges) Herz geben. Ich will meinen<br />

Geist in euch geben <strong>und</strong> will solche Leute <strong>aus</strong> euch machen, die in meinen Geboten wandeln <strong>und</strong><br />

danach tun« (Hes. 36,26 27).<br />

Mit dieser Verheißung wird die »Herzplantation« angekündigt, die Gott mit jedem Menschen<br />

vorhat. Denn »er will, daß allen Menschen geholfen werde <strong>und</strong> daß sie zur Erkenntnis der<br />

Wahrheit kommen« (1. Tim. 2,4). Durch sein Wort weckt er uns das Gewissen, daß es in seinen<br />

menschlichen Normen erschüttert wird. Hören wir auf Gottes leises Rufen, gehen auf sein<br />

Mahnen ein <strong>und</strong> kehren uns vertrauensvoll ihm zu, so schenkt er uns den Glauben <strong>und</strong> mit<br />

diesem den Heiligen Geist, der in das erweckte Gewissen einzuziehen beginnt (Eph. 1,1-3). Es<br />

ist jedoch in die freie Entscheidung des Menschen gestellt, ob er, wenn er das Rufen Gottes im<br />

Wort der Bibel durch eigenes Lesen oder durch Verkündigung oder auch durch Lebensumstände<br />

vernimmt, sich Gott zuwendet. <strong>Der</strong> allmächtige Gott zwingt keinen Menschen, sich zu bekehren;


aber das Recht, jedem das Gewissen zu wecken, läßt er sich nicht nehmen.<br />

Ist das unbegreifliche W<strong>und</strong>er geschehen, daß sich der Mensch dem Worte Gottes beugt, Gott<br />

anerkennt <strong>und</strong> ihm sich anvertraut, so kann er an Jesus glauben; er ist wiedergeboren (Joh. 3,6<br />

7), deutlicher gesagt: In ihm ist, vom Worte Gottes gezeugt, <strong>aus</strong> dem verhärteten Herzen, dem<br />

gespaltenen Gewissen, ein neues Wesen geboren, der inwendige Mensch. Dieser ist nun sein<br />

geheiltes Gewissen, das für seine Urteilsbildung Gottes Wort als Norm wählt, als Richtschnur für<br />

sein Leben. Dieser ist seine Ganzheit im Unsichtbaren <strong>und</strong> hat Lust am Gesetze Gottes, an<br />

seinem Wort <strong>und</strong> Gebot (Röm. 7,22).<br />

Dieser bittet Gott um Kraft, durch seinen Geist stark zu werden (Eph. 3,16) <strong>und</strong> zu wachsen in<br />

allen Stücken zu dem hin, der das Haupt ist, Christus (Eph. 4,15)! Solange wir auf der Erde sind,<br />

dürfen wir in diesem Sinne reifen, aber es kommt nicht wieder zu dem ursprünglichen Zustand<br />

des Menschen vor dem Sündenfall. Das erfüllt sich für den Glaubenden erst nach diesem Leben<br />

(Off. 2,7). Bis dahin wandeln wir im Glauben, nicht im Schauen.<br />

Psychologie <strong>und</strong> Glaube<br />

Wer über den inwendigen Menschen zu dem lebendigen Gott gef<strong>und</strong>en hat, weiß: Wir befinden<br />

uns äußerlich in einer Welt (im <strong>Sicht</strong>baren), in der alles relativ, begrenzt <strong>und</strong> vergänglich ist, <strong>und</strong><br />

rühren in unserem Gewissen an eine völlig anders geartete Welt, an ein Reich des Absoluten,<br />

des Ewigen, an das Unsichtbare, in dem Gott ist. Aber so kann man fragen , ist diese Erfahrung<br />

echt? Ist es wirklich etwas Absolutes, dem sich mein Gewissen öffnet? Oder stoße ich nur auf<br />

mein eigenes Unbewußtes?<br />

Hier prallen die Erfahrungsbereiche des Glaubens <strong>und</strong> der psychologischen Erkenntnis hart<br />

aufeinander. Wieder ist rational keine Entscheidung möglich. <strong>Der</strong> psychologisch Interessierte<br />

nimmt Regungen des Unbewußten wahr, die die Glaubensentscheidung <strong>und</strong><br />

Glaubenserfahrungen begleiten, <strong>und</strong> sieht darin das Ganze des Glaubens. <strong>Der</strong> Glaubende aber<br />

bekennt: Ja, Gott ist, <strong>und</strong> im Gewissen, das er mir geweckt hat, treffe ich auf ihn, den Absoluten.<br />

Mein Glaube ist nicht von mir gewirkt, sondern ist mir geschenkt, ist unbegreifliche Gabe eines<br />

Mächtigen, der mich trotz meiner Zweifel angenommen <strong>und</strong> liebend überwältigt hat.<br />

Nur so entsteht überhaupt Glaube an den lebendigen Gott <strong>und</strong> an seinen Sohn Jesus Christus.<br />

Von einem solchen Glauben her kann dann auch bezeugt werden: Das Wirken Gottes am<br />

gefallenen Menschen zeitigt Spuren im Bewußten, mehr noch im Unbewußten des Menschen,<br />

die sich etwa als Unruhe, Angst, Einsamkeit, Ungeborgenheit, Verzagtheit, Schuld, Verzweiflung<br />

oder Flucht erweisen, aber ebenso als Ruhe, Geborgenheit, Frieden. Diese Spuren lassen sich<br />

psychologisch erkennen, nicht aber ihre Ursache das Verhält¬nis des Menschen zu Gott. Hier<br />

stoßen wir wieder auf die Tatsache der Verlorenheit vor Gott, die natürlich nur im Glauben an ihn,<br />

von dem der Mensch durch den Sündenfall getrennt ist, erkannt <strong>und</strong> anerkannt werden kann. Im<br />

übrigen zeigt sich auch hier wieder, daß eine Wissenschaft wie es die Psychologie ist nur das<br />

<strong>Sicht</strong>bare erforschen, zum Unsichtbaren aber nicht vordringen kann.<br />

Dies gilt für jede der verschiedenen wissenschaftlichen Richtungen der Psychologie. Auf eine von<br />

ihnen möchte ich etwas näher eingehen, da ihr Schöpfer, C. G. Jung, seine psychologischen<br />

Erkenntnisse auch theologisch zu begründen bestrebt ist. Dabei stütze ich mich auf<br />

Ausführungen von R. Affemann.<br />

In der Lehre von C. G. Jung ist der »Schatten« als Summe der womöglich versteckten<br />

unvorteilhaften Eigenschaften <strong>und</strong> mangelhaft entwickelten Funktionen der Inbegriff von<br />

negativen seelischen Inhalten des Menschen. Sünde aber als gestörtes Verhältnis zwischen<br />

Mensch <strong>und</strong> Gott ist ein Faktum außerhalb des Menschen. <strong>Der</strong> »Schatten« ist nicht radikal böse.<br />

Jung führt ihn auf einen Mangel an Bewußtheit zurück; er müßte sich also durch Bewußtwerdung<br />

über winden lassen. Die Bibel dagegen weiß von einem absolut Böse <strong>und</strong> zeigt, daß man das<br />

Böse nicht durch Aufhellung des unbewußten Motivs, durch Steigerung der Bewußtheit<br />

überwinden kann. R. Affemann betont:<br />

»Auch wenn der Mensch weiß, daß er sündigt, auch wenn er unter seiner Sünde leidet <strong>und</strong> von<br />

ihr frei werden will, so nützt ihm sein ganzes Wissen nichts, der Gott Ratio kann ihn nicht<br />

befreien; all seine Erkenntnis ist ohnmächtig.«<br />

Affemann führt weiter <strong>aus</strong>: »Wenn nun die Frage aufgeworfen wird, wie dieses unbegreifliche,


unvorstellbare Intendieren des Menschen, seine Sünde, zustande kommt, so sagt das biblische<br />

Zeugnis, er werde dazu versucht von einer persönlichen Macht des Bösen, dem Teufel. Die<br />

Verkündigung vom Teufel ist nun die zweite Linie der biblischen Botschaft vom Bösen. Das<br />

Christentum projiziert nicht das ganze Böse entweder in den Menschen oder in Gott, nein, der<br />

Mensch sündigt <strong>und</strong> wird von der bösen Macht dazu versucht. Beide aber sind für ihr Tun<br />

verantwortlich ... Ebenso wie Gottvater <strong>und</strong> Jesus Christus in der Bibel keine seelischen<br />

Wirklichkeiten sind, ebenso ist der Teufel in ihr keine personifizierende Projektion des Schattens.<br />

Gerade für den Psy¬chologen, der es ja sehr drastisch <strong>und</strong> eindrucksvoll erlebt, wie moderne<br />

Menschen, die den Teufel in ihrem Bewußtsein für ein Ammenmärchen halten, sich dann aber<br />

von ihm besessen, an ihn versklavt fühlen, ihn in ihren Träumen erleben <strong>und</strong> in Visionen sehen,<br />

sollte die rationalistische Kritik an einer persönlichen Macht des Bösen als überholt gelten in der<br />

biblischen Verkündigung führt der Teufel ein vom Menschen unabhängiges Dasein.«<br />

Nach Affemann vollzieht sich die eine Sünde des Menschen vor Gott, von der die Rede war, in<br />

vielerlei konkreten Gestalten. Des Näheren urteilt er:<br />

»Diese Gestalten sind inner bzw. zwischenmenschliche Gegebenheiten. Sie sind für den<br />

Psychologen beobachtbar <strong>und</strong> können von ihm gewandelt werden. Die Ursünde kann sich in<br />

unethischen wie in ethischen Formen äußern. Die sündige Verfaßtheit der Menschen kann sich in<br />

einem Mord ebenso aktualisieren wie im hochethischen Streben des Menschen, so zu sein wie<br />

Gott, so barmherzig, so gerecht, so selbstlos wie er. Die Psychologie vermag die finsteren<br />

Gestalten gegen helle einzut<strong>aus</strong>chen, die dem Leben des einzelnen <strong>und</strong> der Gemeinschaft<br />

zuträglicher sind. An der Gr<strong>und</strong>intention kann sie aber nach <strong>biblischer</strong> Lehre nichts ändern . . .<br />

Ähnlich wie in der Bibel kann auch Jung sagen, daß der Schatten neben der Unbewußtheit die<br />

Bosheit des menschlichen Herzens als Wurzel habe. Wie diese Bosheit nun konkret <strong>aus</strong>sieht,<br />

das kann die christliche Verkündigung von Jung lernen. Es ist zwar richtig, daß die Sünde ein<br />

Faktum zwischen Mensch <strong>und</strong> Gott ist, es ist aber ebenso richtig, daß sie in konkreten seelischen<br />

Einstellungen in Erscheinung tritt. Über allem Betonen, daß man in der Sünde an Gott schuldig<br />

wird, hat man fast <strong>aus</strong> dem Auge verloren, wie sich gerade diese Sünde mitten im seelischen<br />

Leben <strong>und</strong> im Leben der Gemeinschaft vollzieht <strong>und</strong> was sie für sie bedeutet ... Die christliche<br />

Verkündigung aber ist nicht Belehrung, Übermittlung von Ideen, sondern hat die Aufgabe, die<br />

letzte Not des Menschen zu beseitigen, <strong>und</strong> hat dabei an den Zeichen jener Not anzusetzen. Hier<br />

aber ist eine christliche Lehre vom Menschen dem Psychologen Jung dafür, daß er konkret<br />

gezeigt hat, wie das Böse in der Seele zutage tritt, welche Zerstörungen <strong>und</strong> Verwüstungen es<br />

anrichtet, zu großem Dank verpflichtet.<br />

Auch von seiner Entdeckung, daß vieles an dem Schatten überhaupt nicht böse, sondern nur<br />

unentwickelt <strong>und</strong> verdrängt ist, kann der christliche Glaube lernen. Er wird dadurch aufgefordert,<br />

sich zu überprüfen, was alles an der Schöpfung Gottes er als sündig deklariert hat, wieviel gute<br />

Gaben Gottes er dämonisiert hat. Durch diese Selbstprüfung wird er erkennen, daß vieles, was er<br />

als böse empfand, nicht böse, sondern gut ist <strong>und</strong> in die Ganzheit der Schöpfung mit<br />

hineingehört. Indem aber etwas als böse Verdrängtes als Schöpfung Gottes angenommen wird,<br />

geschieht tatsächlich das, was Jung so oft bemerkt: die Wandlung des Schattens.<br />

Festgehalten werden muß jedoch, daß der ganze Schatten auf diese Weise nicht gewandelt<br />

werden kann. Die Sünde, welche weitgehend den Kern des Schattens darstellt, ist dem<br />

menschlichen Befreiungswerk ent¬zogen. Diese Spannung zwischen Gut <strong>und</strong> Böse bleibt. Jung<br />

hat schon recht, sie ist lebensfeindlich, unerträglich. <strong>Der</strong> Mensch, der sich ehrlich als böse erlebt<br />

<strong>und</strong> konsequent gilt sein will, wird durch diesen entsetzlichen Zwiespalt in den Tod getrieben<br />

oder zur Erlösung vom Bösen durch das Opfer Christi.«<br />

Diese instruktive Stellungnahme von R. Affemann ergänze ich durch ein Wort eines anderen<br />

christlichen Psychotherapeuten, K. Graf von Dürckheim (K. Graf Dürckheim, Durchbruch zum<br />

Wesen, Bern Stuttgart-Wien 1972):<br />

»Das tiefste Wesen des Menschen ist gar nichts anderes als seine Weise der Teilhabe an einem<br />

überraumzeitlichen Sein, das durch ihn hindurch offenbar werden will . . . Jeder Versuch, die im<br />

Gewissen lebendigen Werte dadurch ihrer Würde berauben zu wollen, daß man ihr Dasein auf<br />

psychologische oder soziologische Bedingungen zurückführt, muß auf die Dauer ebenso<br />

scheitern wie der komische Versuch, das Wesen der Töne zurückzuführen auf<br />

Schwingungsfrequenzen . . . Psychologisch oder soziologisch erklärbar ist immer nur der<br />

besondere Inhalt eines erlebten Sollens, nie aber das Unbedingte seiner verpflichtenden Kraft


<strong>und</strong> das innere Leuchten, das eine wesenhafte Werterfahrung besitzt. Uns Menschen ist<br />

eingeschrieben ein »ordre du coeur«, eine inbildliche Gestalt, die uns als ein Gefüge von<br />

Sollungen zu einem ganz bestimmten Leben <strong>und</strong> zur Verwirklichung eines ganz bestimmten<br />

Inbildes anhält. Sein Verwirklichkeitsanspruch besteht ganz unabhängig davon, ob uns das<br />

jeweils bequem ist oder nicht, im Augenblick nützlich erscheint oder nicht.«<br />

<strong>Der</strong> hier von Graf von Dürckheim als »inbildliche Gestalt« bezeichnete »ordre du coeur« ist,<br />

biblisch gesehen, nichts anderes als das auf Gott <strong>aus</strong>gerichtete »Herz«, der inwendige Mensch.<br />

Die Teilhabe an einem überraumzeitlichen Sein ist nichts anderes als die Teilhabe am<br />

Unsichtbaren.<br />

Beide Stellungnahmen bestätigen, <strong>und</strong> zwar aufgr<strong>und</strong> langjähriger Erfahrungen an psychisch<br />

labilen, einer Psychotherapie unterzogenen Menschen, daß einerseits die Sünde <strong>und</strong> der Böse<br />

reale Mächte außerhalb des Menschen sind, andererseits das menschliche Gewis¬sen einer<br />

überraumzeitlichen Wirklichkeit angehört. Man kann also nur unter Leugnung von gut gesicherter<br />

empirischer Erkenntnis behaupten, dag die bösen oder guten Regungen im Menschen allein vom<br />

Menschen her als psychologisch bedingte Vorgänge im Innern oder Projektionen nach Augen<br />

verstanden werden müßten. Solche Vorstellungen können, im Sinne von Kapitel 1, vor dem<br />

Hintergr<strong>und</strong> der Realität, nur als naiv bezeichnet werden.<br />

Wer Menschen bei der Verwirklichung ihres eigentlichen Mensch¬seins helfen will, wird mit<br />

psychologischen, besonders mit tiefenpsychologischen Methoden einiges erreichen. Wem es<br />

dabei aber um mehr geht als um eine »Selbstverwirklichung« des Menschen, d.h. um eine<br />

Vertiefung <strong>und</strong> Verinnerlichung der Persönlichkeit, muß den Menschen unter der Einwirkung <strong>aus</strong><br />

dem Unsichtbaren sehen <strong>und</strong> ihm gezielt seelsorgerlich beistehen. Und die Seelsorge muß<br />

biblisch f<strong>und</strong>iert sein. Im Anschluß an Kapitel 5, das den Menschen soweit es um sein Sein im<br />

Unsichtbaren geht im Reich der Finsternis <strong>und</strong> sofern er ein an Jesus Glaubender ist als ein<br />

Licht in dieser Finsternis gesehen hat, das sich der Finsternis gegenüber behaupten soll, kann<br />

man seine Lage jetzt genauer so kennzeichnen: Es ist der persönliche Gott, der den Menschen<br />

als Person, als freies Gegenüber will <strong>und</strong> zu diesem Ziel über das Gewissen des Menschen<br />

gerecht <strong>und</strong> barmherzig die Entfaltung des inwendigen Menschen anstrebt. Und es ist der Teufel,<br />

der diese Entfaltung verhindern will <strong>und</strong> zu diesem Ziel über das Denken des Menschen mit<br />

Macht <strong>und</strong> List am natürlichen Menschen arbeitet. Weil der Mensch, nach Gottes Willen, sich<br />

dem Handeln Gottes in Freiheit widersetzen kann, hat der Teufel dadurch eine Chance <strong>und</strong> nutzt<br />

sie mit trefflichen Argumenten. Beiderlei Einwirkungen, die von Gott <strong>und</strong> die vom Teufel<br />

<strong>aus</strong>gehen, kommen <strong>aus</strong> dem Unsichtbaren <strong>und</strong> hinterlassen ihre Spuren in Leib, Seele <strong>und</strong> Geist<br />

des Menschen. Diese Spuren können soziologisch <strong>und</strong> psychologisch beeinflußt werden. Ihre<br />

wissenschaftliche Erhellung ist nützlich <strong>und</strong> hilfreich.<br />

Kapitel 10: Entstehen von okkulter Belastung<br />

Die Wirkungsweise Satans<br />

Die knappe Formulierung am Schluß des vorangehenden Kapitels, Gott arbeite über das<br />

(erweckte) Gewissen am inwendigen Menschen, der Teufel über das Denken am natürlichen<br />

Wesen des Menschen, muß recht verstanden werden. Sie beschreibt wohl zutreffend die<br />

Kampfsituation, in der der Glaubende steht. Paulus gibt eine gute Kennzeichnung davon (Röm.<br />

7,18 20):<br />

»Wollen habe ich wohl, aber vollbringen das Gute finde ich nicht. Denn das Gute, das ich (der<br />

inwendige Mensch) will, das tue ich (der natürliche Mensch) nicht; sondern das Böse, das ich<br />

(der inwendige Mensch) nicht will, das tue ich (der natürliche Mensch). Wenn ich aber tue, was<br />

ich (der inwendige Mensch) nicht will, so tue nicht ich (der inwendige Mensch) es, sondern die<br />

Sünde, die in mir wohnt (d.h. mein der Sünde verhaftetes natürliches Wesen).« Um deutlich zu<br />

machen, daß Paulus in diesem Abschnitt von Röm. 7 von den beiden Ich's spricht, die in dem an<br />

Jesus Glaubenden aktiv sind, habe ich das »ich« im Zitat jeweils gekennzeichnet.<br />

Doch man könnte die Frage stellen, ob der Teufel wirklich den Menschen über das Denken<br />

beeinflußt. Wenn Jesus sagt (Mark. 7,20 21): »Was <strong>aus</strong> dem Menschen her<strong>aus</strong>kommt, das<br />

macht ihn unrein; denn von innen, <strong>aus</strong> dem Herzen der Menschen, kommen die bösen


Gedanken«, so weist er zwar auf die Gedanken hin, die der Böse lenkt, nennt aber als ihren<br />

<strong>Ursprung</strong> das »Herz«. Hier ist jener »Rest« des ursprünglich lebendigen Herzens, das<br />

unerweckte Gewissen, gemeint (Kapitel 9).<br />

Nun wissen wir aber, daß das Gewissen des Menschen in seiner relativen Funktion der Norm,<br />

nach der es urteilt beeinflußbar ist. Das nutzt der Teufel <strong>aus</strong>, indem er dem menschlichen<br />

Denken hohe oder niedrige ethische Normen eingibt, die den Menschen veranlassen sollen, die<br />

Notwendigkeit einer Erlösung nicht einzusehen oder einen Weg der Selbsterlösung zu wählen,<br />

auf jeden Fall aber den allein richtigen Weg der Erlösung durch das Opfer Jesu auf Golgatha<br />

abzulehnen. <strong>Der</strong> Teufel will nicht gute Menschenschlecht <strong>und</strong> böse Menschen noch böser<br />

machen, sondern sucht den Menschen einzureden, daß sie ohne Jesus frei <strong>und</strong> gut werden<br />

können.<br />

Das »Herz« des Menschen, ob noch steinern <strong>und</strong> abweisend gegen Gottes Wort oder schon<br />

erweckt <strong>und</strong> dem Geiste Gottes geöffnet, gehört auf jeden Fall dem Unsichtbaren an. Im ersten<br />

Fall steht es noch unter der Herrschaft der Sünde, ist verstockt <strong>und</strong> unbußfertig (Röm. 2,5; 2. Kor.<br />

3,14 15), arg <strong>und</strong> ungläubig (Hebr. 3,12), unverständig <strong>und</strong> verfinstert (Röm. 1,21; Eph. 4,18). In<br />

solchem Zustand sucht es sich eine eigene Norm. Im zweiten Fall ist es vom Worte Gottes<br />

getroffen (Apg. 2,37), hat seine Umkehr zu Gott hin vollzogen (Apg. 16,14), ist errettet von der<br />

Macht der Finsternis (Kol. 1,13; Gal. 4,7), hat Lust zum Worte Gottes (Röm. 7,22) <strong>und</strong> hat damit<br />

die rechte Norm gef<strong>und</strong>en.<br />

Weil im (verhärteten) Herzen des Menschen unter der Einwirkung des Wortes Gottes die<br />

Entscheidung für oder gegen den lebendigen Gott <strong>und</strong> damit für oder gegen Jesus zu treffen ist,<br />

aber diese Entscheidung in den freien Willen des Menschen gestellt wird (vgl. Apg. 2,3 ¬mit Apg,<br />

7,54), kommt Satan mit einleuchtenden, vernunftgemäßen, das natürliche Wesen ansprechenden<br />

Argumenten, um dadurch den Willen des Menschen, für diesen unmerklich, so zu lenken, daß die<br />

Entscheidung für Jesus verhindert oder wenigstens aufgeschoben wird. Herzenshärtigkeit<br />

besteht bei denen, die Jesus ablehnen, wie bei denen, die Jesus nachfolgen. Jesus rügt sie bei<br />

den einen (Mark. 10,5) wie bei den anderen (Mark. 16,14). Auch wenn das Wort Gottes<br />

aufgenommen ist <strong>und</strong> ein Mensch sich für Jesus entschieden hat, sucht der Teufel durch<br />

Anfechtungen <strong>und</strong> Umstände aller Art Zweifel an Gottes Wort <strong>und</strong> Ungewißheit im<br />

Glaubensleben zu wecken, um den Menschen vom Weg in der Nachfolge abzubringen (Mark.<br />

4,15 19). Deshalb braucht der Gläubige die Ermahnung (Hebr. 12,1): »Lasset uns ablegen alles,<br />

was uns beschwert, <strong>und</strong> die Sünde, die uns ständig umstrickt, <strong>und</strong> lasset uns laufen mit Geduld<br />

in dem Kampf, der uns verordnet ist«.<br />

<strong>Der</strong> Herrschaftsanspruch Satans<br />

Warum <strong>und</strong> woher Satan die Macht hat oder sich nehmen darf, Menschen an der Entscheidung<br />

für Jesus zu hindern oder eine solche sogar rückgängig zu machen, bleibt Geheimnis (vgl.<br />

Kapitel 6), wie auch die Bibel alles Nähere um die Person des Bösen verschweigt, d.h. Gott es<br />

dem Menschen nicht offenbart hat. Dieses Geheimnis haben wir in Ehrfurcht zu achten, es ist<br />

zweifellos nicht gut für uns, darüber Genaueres zu wissen. Was uns aber die Bibel sagt, haben<br />

wir zu bedenken <strong>und</strong> ernst zu nehmen. Wenn Jesus in den Abschiedsreden an seine Jünger<br />

Satan den »Fürsten dieser Welt« nennt, so will er darauf hinweisen, daß Satan in irgendeiner<br />

Weise ein Herrschaftsrecht über die Welt <strong>und</strong> damit auch über die Menschen hat. <strong>Der</strong> gleiche<br />

Sachverhalt liegt Jesu Auftrag an Saulus vor Damaskus zugr<strong>und</strong>e (Apg. 26,18): Er sendet ihn<br />

unter die Heiden, »aufzutun ihre Augen, daß sie sich bekehren von der Finsternis zum Licht <strong>und</strong><br />

von der Gewalt des Satans zu Gott«.<br />

Und später bekennt Paulus (Kol. 1,13 daß Gott »uns errettet hat von der Macht der Finsternis<br />

<strong>und</strong> hat uns versetzt in das Reich seines lieben Sohnes«.<br />

<strong>Der</strong> Glaube an Jesus bewirkt also einen Herrschaftswechsel, der dadurch zustande kommt, daß<br />

der Stärkere dem starken Gewappneten in seinen Palast eindringt, ihm den Harnisch nimmt (den<br />

Herrschaftsanspruch) <strong>und</strong> das Seine raubt (Luk. 11,21-22). Dies Wort Jesu umreißt gleichnishaft<br />

einen ganz entscheidenden Sachverhalt: Bevor wir zu ihm gehören, so daß er uns als die Seinen<br />

kennt (Joh. 10,14), befinden wir uns nicht in einem neutralen Niemandsland, sondern sind Satan<br />

untertan, gehören zu dessen »Seinen«, <strong>und</strong> Jesus muß uns ihm erst entreißen! Verständlich, daß


Satan dagegen ankämpft <strong>und</strong> nicht aufgibt, obgleich er weiß, daß Jesus der Stärkere ist, dem der<br />

endgültige Sieg gehört (Matth. 12,20; 1. Kor. 15,55; Off. 19,11). Alles Bedrängende <strong>und</strong><br />

Bedrohende an Manifestationen des Bösen in der Gegenwart (Kapitel 3), alle Verfolgung <strong>und</strong><br />

Verführung von Gläubigen ist von da her zu verstehen. <strong>Der</strong> endzeitliche Kampf Satans um seine<br />

Herrschaft richtet sich gegen die Gemeinde, den Leib Jesu, <strong>und</strong> jeder, der zu Jesus gehört, ist<br />

bedroht. »Wer sich läßt dünken, daß er stehe, mag wohl zusehen, daß er nicht falle« (1. Kor.<br />

10,12).<br />

Immer neu versucht Satan, was Jesus gewonnen hat, ihm mit den Mitteln der List, der Lüge, der<br />

Heimtücke <strong>und</strong> der Gewalt wieder abzujagen. Er gebärdet sich wie einer, der ein verbrieftes<br />

Recht auf Beherrschung der Menschen hat. Wie Shylock im Kaufmann von Venedig besteht er<br />

skrupellos auf seinem »Schein«. Diese Hartnäckigkeit bedarf im Kampf des Gläubigen gegen<br />

Bedrohung durch Satan oder die Mächte der Finsternis unter Umständen einer besonderen<br />

Seelsorge.<br />

Die biblische Kennzeichnung Satans<br />

<strong>Der</strong> biblische »Steckbrief« für Satan umfaßt im wesentlichen sechs charakteristische Züge. Er ist<br />

der »Fürst dieser Welt« (Joh. 12,31; 14,30; 16,11). Er ist der »Mörder von Anfang« (1. Mo 3,4.19;<br />

Joh. 8,44; 10,10). Er ist der »Vater der Lüge« (2.Chron. 18,21; Joh. 8,44; Apg. 5,3; 2. Kor. 11,14;<br />

2. Thess. 2,9). Er ist ein »fried <strong>und</strong> ruheloser Geist« (Jes. 48,22; 57,20 21; Luk. 11,24). Er ist ein<br />

»unsauberer Geist« (Matth. 10,1; Mark. 1,26; 3,11; 9,25; Luk. 11,24). Er ist der »Feind <strong>und</strong><br />

Widersacher Gottes« (Matth. 13,25.39; Mark. 8,33; Luk. 10,19; Apg. 13,10; 1. Petr. 5,8).<br />

Weitere Schriftstellen sind als Nachweise möglich; die angegebenen mögen genügen. Viele der<br />

genannten Wesenszüge zeigen sich auch in den Geistern, die zum Heer Satans gehören <strong>und</strong> in<br />

der Bibel böse Geister, Engel Satans oder Dämonen genannt werden (Kapitel 7). Sie unterstehen<br />

Satan <strong>und</strong> handeln auf seine Weisung, O. Michel unterscheidet daher im biblischen Bef<strong>und</strong><br />

zunächst Satanisches <strong>und</strong> Dämonisches. Er sieht im Wesen des Satanischen vor allem<br />

Versuchung, Verführung <strong>und</strong> Anklage, im Wesen des Dämonischen vor allem Übersteigerung,<br />

Mißbrauch <strong>und</strong> Verfall von Begabungen (hierzu wäre auch Krankheit zu rechnen). Er erkennt<br />

aber im endzeitlichen Geschehen eine Steigerung <strong>und</strong> Maßlosigkeit, die Satanisches <strong>und</strong><br />

Dämonisches zu einer einzigen Macht zusammenwachsen läßt. Damit verschärft sich die<br />

Situation zwischen Gott <strong>und</strong> Mensch.<br />

Wenn Satan sich im <strong>Sicht</strong>baren in, mit <strong>und</strong> unter den Menschen auch als der »Diabolos« , der<br />

Durcheinanderwerfer, erweist, im Unsichtbaren ist das Reich der Finsternis eine Herrschaft, ein<br />

H<strong>aus</strong>halt des »Bösen« (Mark. 3,24 27) mit einer inneren Gesetzmäßigkeit <strong>und</strong> Zielsetzung. Die<br />

Bilder der Bibel zeigen eine Ordnung an, die nur durch Einbruch <strong>und</strong> Gewalt aufgelöst werden<br />

kann. Ohne diese innere, uns verborgene, aber sich stets enthüllende Ordnung ist das<br />

Geheimnis des Bösen nicht zu verstehen.<br />

<strong>Der</strong> satanische Einfluß<br />

Die für Satan <strong>und</strong> die Dämonen charakteristischen Wesenszüge finden sich, vereinzelt oder<br />

gehäuft, in mannigfacher Ausprägung auch bei Menschen, die unter satanischem Einfluß stehen.<br />

Dieser Einfluß umfaßt ein ganzes Spektrum von Möglichkeiten. Am stärksten zeigt er sich bei<br />

Menschen, die sich <strong>aus</strong> freier Entscheidung durch Wort <strong>und</strong> Handlung dem Machtbereich des<br />

Bösen unterstellen <strong>und</strong> verpflichten. Daß es das auch in der Gegenwart <strong>und</strong> in starkem Maße<br />

gibt, ist Tatsache (Kapitel 5). Die Worte <strong>und</strong> Handlungen, so betont O. Michel, erweisen sich als<br />

wirksam: »man tritt unter den Zwang des Satanischen <strong>und</strong> verliert die von Jesus geschenkte<br />

Freiheit. Man trennt sich vom Evangelium <strong>und</strong> hat einen Abscheu vor allem, was konkret, zeitlich<br />

<strong>und</strong> leiblich mit Gott selbst zusammenhängt. Gleichzeitig bindet man sich an Aussichten <strong>und</strong><br />

Erwartungen im Bereich des Satanischen selbst. Daß in diesem Bereich Machtwirkungen<br />

möglich, ja, selbstverständlich sind, muß <strong>aus</strong>drücklich zugestanden werden«. Je nach dem Grad<br />

der Hingabe <strong>und</strong> Verpflichtung kommt es zu einem totalen oder weniger starken Einfluß<br />

satanischer Mächte, bewußt oder unbewußt, aber in <strong>und</strong> bei vollem Bewußtsein.


Eine andere Möglichkeit ist die der Besessenheit, die im allgemeinen ohne Wissen <strong>und</strong> Willen<br />

des Betroffenen besteht. Ein oder mehr böse Geister fahren ein, d.h, nehmen vom Unsichtbaren<br />

her Besitz vom Geist des Menschen <strong>und</strong> beherrschen von dort <strong>aus</strong> sein Denken, Wollen <strong>und</strong><br />

Handeln. Zeitweise treten Bewußtseinstrübungen, Trancezustände auf. Es kann dazu kommen,<br />

daß der ganze Leib erfaßt <strong>und</strong> mit großer Kraft <strong>aus</strong>gestattet wird. Die Besessenheit kann ein<br />

Zustand von Dauer, aber auch ein Zustand sich wiederholender Phasen sein. <strong>Der</strong> Betreffende<br />

braucht im alltäglichen Leben nichts Auffallendes an sich zu haben, ist aber im Geheimen an<br />

okkulten Praktiken beteiligt <strong>und</strong> hat Weisungen finsterer Mächte <strong>aus</strong>zuführen. Eine schwächere<br />

Form ist die der Umsessenheit, bei der der satanische Einfluß noch ungebrochen, aber bereits in<br />

bestimmte Schranken gewiesen ist. Die nächst schwächere Form ist die der okkulten Bindung<br />

oder Belastung. Sie kann bei Menschen entstehen, die passiv oder geringfügig aktiv an okkulten<br />

Praktiken teilhaben oder teilhatten. Auch Verwünschungen anderer, die ihnen schaden wollen,<br />

können dazu beitragen. Schließlich können sie auch auf dem Weg einer geistlichen Vererbung<br />

von Vorfahren übertragen werden. Wie sie sich <strong>aus</strong>wirken, wird im folgenden noch näher<br />

behandelt.<br />

Schließlich besteht noch die ungeheure Vielzahl von Möglichkeiten auf dem Gebiet der<br />

Versuchungen <strong>und</strong> Anfechtungen. Sie gehen letzten Endes ebenfalls von Satan <strong>aus</strong> <strong>und</strong> zielen<br />

auf Leib, Seele <strong>und</strong> Geist des Menschen. Hierauf bin ich in meiner Schrift Anfechtungen <strong>und</strong> ihre<br />

Überwindung, Wuppertal 1976, genauer eingegangen.<br />

So gewaltig sich die Macht Satans in all diesen Möglichkeiten sei¬nes Einflusses erweisen kann,<br />

es gilt dennoch: Nichts davon kann be¬stehen, sobald es vor Jesus gebracht wird. Satan ist<br />

überw<strong>und</strong>en. Jesus hat ihn im Kampf am Kreuz besiegt (Kapitel 8). Die Macht des Namens Jesu<br />

<strong>und</strong> die Kraft des Blutes Jesu sind stark genug, um jeden noch so gewaltigen Einflug Satans zu<br />

brechen. Davon berichtet nicht nur die Bibel, auch Berichte von den Missionsfeldern geben<br />

reiches Material über Befreiungen von Zauberern <strong>und</strong> Besessenen <strong>und</strong> Vernichtung von<br />

Angriffen des Feindes durch die Kraft Jesu.<br />

Entscheidend wichtig ist noch folgender Hinweis. Die hier geschilderten satanischen<br />

Einflußerscheinungen können ununterscheidbar ähnlich bei bestimmten geistigen oder<br />

seelischen Erkrankungen wie Schizophrenie, Psychopathien, Psychosen, Neurosen,<br />

Depressionen u.a. auftreten. Das liegt an der List <strong>und</strong> Heimtücke Satans, der sich verbirgt, um<br />

umso ungestörter seine verderblichen Ziele verfolgen zu können. Medizinische oder<br />

tiefenpsychologische Kriterien zur Unterscheidung gibt es nicht. Das beruht auf der Tatsache,<br />

daß Satan in seinem Wirken wissenschaftlich nicht greifbar ist. Für eine zutreffende Diagnose, ob<br />

psychische oder dämonische »Erkrankung« vorliegt, bedarf es geistlicher Vollmacht,<br />

insbesondere der Gabe der Geisterunterscheidung (1.Kor. 12, 10). Vor allen Dingen muß<br />

dringend davor gewarnt werden, daß ein so oder so Erkrankter sich selbst diagnostiziert. Ist eine<br />

Diagnose erforderlich <strong>und</strong> der Erkrankte im Glauben bereit, sich der Kraft Jesu anzuvertrauen, so<br />

ist unbedingt ein gläubiger Arzt oder ein erfahrener Seelsorger in Verbindung mit einem dafür<br />

offenen Arzt zu konsultieren.<br />

Mögliche Arten okkulter Belastung<br />

In Anlehnung an die sechs Wesenszüge, die die Bibel Satan <strong>und</strong> seinen Dämonen zuschreibt,<br />

zeigen sich entsprechende Eigenschaften <strong>und</strong> Zustände bei Menschen, die unter einen<br />

besonderen Einfluß Satans geraten sind. Da zunächst alle Menschen seiner Herrschaft<br />

unterworfen waren, treten diese Zeichen mehr oder weniger bei jedem auf. Ich beschränke mich<br />

hier auf okkult Behaftete, betone jedoch, daß die nachstehende systematische Aufzählung<br />

erstens nicht so verstanden werden darf, als ob alle Kennzeichen gesammelt auftreten könnten,<br />

<strong>und</strong> zweitens nicht dazu benutzt werden darf, sich selbst ohne Seelsorger einzustufen. Man hat<br />

stets die logisch richtige Richtung zu beachten: Wenn jemand okkult belastet ist, kann die eine<br />

oder andere der nachstehend aufgezählten Eigenschaften verstärkt auftreten. Nicht aber<br />

umgekehrt, als ob einer, bei dem eins dieser Kennzeichen beobachtet wird, deshalb okkult<br />

belastet sei! Gläubige, die noch nicht lange im Glauben stehen oder noch nicht genügend im<br />

Glauben gefestigt sind, neigen leicht zu dieser falschen Schlußweise.<br />

Ich ordne nach den oben angegebenen sechs Merkmalen.


1. Herrschsucht, Geltungsstreben, Stolz, Hochmut, Ehrgeiz, Ruhmsucht, Rücksichtslosigkeit,<br />

Habenwollen, Nichtloslassen, Ansichreißen, Geiz, Neid, Prunksucht, Genußsucht,<br />

Menschenvereh¬rung sind Eigenschaften, die dem »Fürsten dieser Welt« entsprechen.<br />

2. Streitsucht, Jähzorn, Haß, Eigensinn, Unversöhnlichkeit, Lieblosigkeit, Brutalität, Bosheit,<br />

Richtgeist, üble Nachrede, Rufmord, Sadismus, Selbstbeschädigung, Neigung zu <strong>und</strong> Vollzug<br />

von Selbstmord, Mordgelüste sind Eigenschaften, die dem »Mörder von Anfang« entsprechen.<br />

Hinzuzurechnen sind Erlebnisse mit Todesfolge, die einen »überkommen« können, wie<br />

Trunksucht, Drogenabhängigkeit, Unglücksfälle, selbstverschuldete schwere Erkrankungen.<br />

3. Lust oder Zwang zum Lügen, Verheimlichen, Heuchelei, Tücke, Täuschung, List, Ausflüchte,<br />

Angeben, Verblendung, Selbstgerechtigkeit, Irreführung, Irrlehre, Irrglauben, Mißtrauen,<br />

Verschlossenheit sind Eigenschaften, die dem »Vater der Lüge« entsprechen.<br />

4. Friedlosigkeit, innere <strong>und</strong> äußere Unruhe, Angst, Sorgengeist, Ungeduld, Kritiksucht,<br />

Aufregung, Depressionen, Selbstvorwürfe, Minderwertigkeitsgefühle, falscher Eifer,<br />

Kompensationsbestreben sind Eigenschaften, die dem »friedlosen Geist« entsprechen.<br />

5. Unkeuschheit, freie Liebe, Ehebruch, Hurerei, Selbstbefleckung, Entblößungssucht,<br />

Selbstbefriedigung, Zuchtlosigkeit, Homosexualität, neue Moral, sexuelle Perversionen, dies alles<br />

(aktiv oder passiv geübt oder auch nur in Gedanken damit spielend oder Gefallen daran habend)<br />

sind Eigenschaften, die dem »unsauberen Geist« entsprechen.<br />

6. Unlust zu Gottes Wort, Meiden von Gottesdienst, von Bibelst<strong>und</strong>e, Bibellesen, Abendmahl,<br />

Gebet, im Gottesdienst Unkonzentriertheit, Nichtzuhörenkönnen, Kirchenschlaf, Kleinglaube,<br />

Zweifel, Mangel an Heilsgewißheit, Selbstbestrafen, Nichtvergebenkönnen, Verstockung,<br />

Lästergedanken sind Eigenschaften, die dem »Widersacher Gottes« entsprechen.<br />

Diese Kennzeichen sind zur Genüge bekannt. Sie gehören zum natürlichen Wesen des<br />

gefallenen Menschen <strong>und</strong> können sich in Gedanken, in Worten <strong>und</strong> in Taten äußern. Die Bibel<br />

spricht zusammenfassend von einem »fleischlichen« Wesen, da es im Gegensatz zu dem<br />

gottgewollten geistlichen Wesen steht, dem Wesen des »inwendigen« Menschen. Auch<br />

Menschen, die schon zum Glauben an Jesus gekommen sind <strong>und</strong> ein Glaubensleben führen<br />

wollen, hängt oft noch viel von diesem fleischlichen Wesen an, wie Eierschalen. Paulus schreibt<br />

den Korinthern, denen er eineinhalb Jahre lang die volle Botschaft von der Erlösung durch Jesus<br />

verkündigt hatte: »Ich, liebe Brüder, konnte auch mit euch nicht reden als mit geistlichen<br />

Menschen, sondern als mit fleischlichen, wie mit jungen Kindern in Christus« (1. Kor. 3,1).<br />

Mögliche Ursachen für okkulte Belastung<br />

Um darüber etwas <strong>aus</strong>zusagen, ob die (vorhin als falsch gekennzeichnete) umgekehrte<br />

Schlußweise in Ausnahmefällen zulässig ist, d.h. ob <strong>aus</strong> dem einen oder anderen verstärkt<br />

auftretenden Merkmal der Gruppen 1. bis 6. auf eine besondere satanische Beeinflussung, auf<br />

eine okkulte Belastung geschlossen werden kann, bedarf es einer sorgfältigen <strong>und</strong> behutsamen<br />

Anamnese. In dieser wäre zu klären, ob <strong>und</strong> wie weit der Betroffene oder seine Voreltern (sofern<br />

er etwas darüber weiß) Verbindung zu einer der nachstehend genannten vier Quellen haben oder<br />

gehabt haben. In diesen Quellen können mögliche Ursachen verborgen liegen.<br />

1. Eine erste Quelle sind die ethisch religiösen Geheimbünde wie Freimaurerlogen,<br />

Rosenkreuzorden, auch deren Neubildungen wie AMORC (antiquus mysticus ordo rosae crucis),<br />

ferner Logen der Weisheit, Geistige Logen u.ä. Sie arbeiten vorwiegend spiritistisch oder medial.<br />

2. Eine zweite Quelle sind die atheistischen Weltanschauungen wie Kommunismus,<br />

Nationalsozialismus, Maoismus u.a. sowie die damit verb<strong>und</strong>enen Personenkulte. Sie verbieten<br />

<strong>und</strong> verhindern die Anbetung Jesu <strong>und</strong> des lebendigen Gottes.<br />

3. Eine dritte Quelle ist die weiße Magie, die viel mit »biblischen« <strong>und</strong> »christlichen« Vokabeln<br />

umgeht <strong>und</strong> »göttliche« Hilfe oder »göttlichen« Frieden zu vermitteln verheißt. Sie rückt Jesus<br />

<strong>aus</strong> dem Zentrum <strong>und</strong> stellt zusätzliche Forderungen für die Gewinnung des »Heils«. Hierzu<br />

gehören Christliche Wissenschaft, Anthroposophie, Heilungsapostel <strong>und</strong> ihre (oft organisierten)<br />

Anhängerscharen, viele Sekten, manche schwarmgeistige Bewegungen, Einheitsreligionen wie<br />

die Bahai Religion oder die Vereinigungskirche, die modernen meditativen Bewegungen<br />

asiatischen Einflusses u.a. Vorsicht ist aber auch mitunter geboten im Raum der Kirchen, sobald<br />

es nicht mehr allein um Jesus, den Auferstandenen <strong>und</strong> Gekreuzigten, geht, der allein das Heil


gewirkt hat, allein der Mittler zwischen Gott <strong>und</strong> den Menschen ist, dem allein die Ehre gebührt.<br />

4. Eine vierte Quelle ist die schwarze Magie, die direkt zu den Mächten der Finsternis Verbindung<br />

aufnimmt <strong>und</strong> vermittelt. Zu ihren Praktiken gehören Zauberei, Wahrsagen, Pendeln,<br />

Besprechen, Bepusten <strong>und</strong> andere magische Heilungsbräuche, Tischrücken, Glasrücken, Ouija<br />

Brett, Spiritismus, Totenbefragen, mediale Betätigung, Horoskope, Himmelsbriefe, Amulette <strong>und</strong><br />

andere »Schutz« Mittel, Verwünschen, Verfluchen, schwarze Messen u.a. Hinzu kommen die<br />

zahllosen »Riten« des Aberglaubens: Daumendrücken, Bleigießen, Hals <strong>und</strong> Beinbruch<br />

wünschen, mit »Unberufen« an Holz klopfen, Toi toi toi wünschen, Glücks <strong>und</strong> Unglückstage,<br />

Glücks <strong>und</strong> Unglückszeichen, Maskottchen <strong>und</strong> vieles andere.<br />

Auch für diese Aufzählung gilt, daß sie nur Möglichkeiten, Beispiele, Hinweise <strong>und</strong> Warnungen<br />

gibt. In einem konkreten Fall müssen sie mit einem erfahrenen Seelsorger offen<br />

durchgesprochen <strong>und</strong> im Gebet vor Jesus gebracht werden, ehe das Bestehen einer okkulten<br />

Belastung <strong>aus</strong>gesagt werden darf.<br />

Es ist gleichgültig, ob man die Teilhabe oder das Mitmachen bei den aufgeführten Gruppen <strong>und</strong><br />

Praktiken ernst nimmt oder nicht, ob man an eine Wirkung glaubt oder nicht, ob man aktiv oder<br />

nur passiv daran beteiligt ist oder war. Es widerspricht alles dem eindeutigen Gebot Gottes, <strong>und</strong><br />

er warnt uns nur zu unserem Besten. Er will nicht, daß wir in Abhängigkeit von der Macht der<br />

Finsternis geraten.<br />

Biblische Warnung<br />

Dieses ganze Kapitel orientiert sich an der biblischen Warnung, die Gott durch Mose dem Volke<br />

Israel geben ließ (5. Mos. 18,9 15): »Wenn du in das Land kommst, das dir der Herr, dein Gott,<br />

geben wird, so sollst du nicht lernen, die Greuel dieser Völker zu tun, daß nicht jemand unter dir<br />

gef<strong>und</strong>en werde, der seinen Sohn oder seine Tochter durchs Feuer gehen läßt oder<br />

Wahrsagerei, Hellseherei, geheime Künste oder Zauberei treibt oder Bannungen oder<br />

Geisterbeschwörungen oder Zeichendeuterei vornimmt oder die Toten befragt. Denn wer das tut,<br />

der ist dem Herrn ein Greuel, <strong>und</strong> um solcher Greuel willen vertreibt der Herr, dein Gott, die<br />

Völker vor dir. Du aber sollst untadelig sein vor dem Herrn, deinem Gott. Denn diese Völker,<br />

deren Land du einnehmen wirst, hören auf Zeichendeuter <strong>und</strong> Wahrsager; dir aber hat der Herr,<br />

dein Gott, so etwas verwehrt. Einen Propheten wie mich wird dir der Herr, dein Gott, erwecken<br />

<strong>aus</strong> dir <strong>und</strong> <strong>aus</strong> deinen Brüdern; dem sollt ihr gehorchen.«<br />

Hier wird dem Volk Israel durch Mose eine Warnung des lebendigen Gottes gegeben. Sie sollen<br />

sich nicht auf das Brauchtum der Umwelt einlassen. Diese Umwelt wird Gott dereinst um der<br />

gottwidrigen Bräuche willen vernichten. Entsprechend gilt heute den Gläubigen die Warnung als<br />

dem neuen Gottesvolk, das Gott <strong>aus</strong> der Knechtschaft unter die Macht der Finsternis <strong>und</strong> der<br />

Sünde her<strong>aus</strong>geführt hat. Auch wir sollen uns nicht auf die Bräuche <strong>und</strong> Gepflogenheiten der<br />

Welt um uns einlassen, auch wenn sie sich uns geradezu aufdrängen (vgl. Kapitel 5). Wir sollen<br />

uns auch nicht durch geschickte Tarnung mit Kreuzschlagen <strong>und</strong> Anrufen der »drei höchsten<br />

Namen« blenden lassen. Es ist Finsternis, auch wenn sie sich verstellt (2. Kor. 11,13 15), <strong>und</strong> wir<br />

sollen uns dieser Welt nicht gleichstellen. Sie vergeht <strong>und</strong> wird am Ende der Zeit mitsamt der<br />

Finsternis von Gott vernichtet werden (Off. 20,12.14.15). Den durch Mose angekündigten<br />

Propheten hat er <strong>aus</strong> dem Volke Israel erweckt: Jesus Christus. An ihn allein sollen wir uns<br />

halten. Ihm allein sollen wir gehorchen. Er allein kann uns jederzeit <strong>und</strong> überall in jeder Lage die<br />

Hilfe geben, die wir brauchen.<br />

Kapitel II: Befreiung von okkulter Belastung<br />

Eine notwendige Ordnung<br />

Ist nach sorgfältiger Prüfung <strong>und</strong> unter Gebet erkannt, daß jemand unter okkulter Belastung steht


wobei auch hier zu empfehlen ist, daß möglichst zwei Seelsorger sich die Gewißheit haben<br />

schenken lassen (Matth. 18,19) so soll im Namen Jesu eine Absage an den Teufel gebetet<br />

werden, die mit einer Hingabe an Jesus verb<strong>und</strong>en ist. Näheres hierzu folgt.<br />

O. Michel schreibt: »Es gehört zur Vollmacht Jesu, zur Kraft seines Namens, satanische Macht<br />

zu brechen. Aber auch dies Brechen hat seine Ordnung: das Geheiligtsein des helfenden Zeugen<br />

(Joh. 17,17 19) <strong>und</strong> die Willigkeit, die Hilfe anzunehmen. Entscheidend sind<br />

a) das Bekenntnis der Schuld,<br />

b) die <strong>aus</strong>drückliche Buße <strong>und</strong> Absage,<br />

c) das Anrufen des Namens Jesu.<br />

Das bloße Sichsträuben bzw. Leidtragen, das gewissensmäßig den satanischen<br />

Zerstörungsprozeß begleiten kann, genügt nicht zur Brechung von Gewalt. Wer einen B<strong>und</strong> mit<br />

dem Satanischen geschlossen hat, muß diesen B<strong>und</strong> unter Gegenwart von Zeugen absagen.«<br />

Ich führe Näheres hierzu <strong>aus</strong> meiner <strong>Sicht</strong> <strong>aus</strong>.<br />

Die Willigkeit des Belasteten<br />

<strong>Der</strong> die Hilfe braucht, der Belastete, wird sicher wünschen, daß ihm die Last genommen wird.<br />

Entscheidend aber ist, ob er sie sich von Je¬sus nehmen lassen will. Das setzt vor<strong>aus</strong>, daß er an<br />

Jesus glaubt oder zumindest bereit ist, sich Jesus für sein weiteres Leben anzuvertrauen. <strong>Der</strong><br />

Absage, die er zu beten hat, muß eine Hingabe an Jesus folgen, <strong>und</strong> die Hingabe muß<br />

aufrichtigen Sinnes geschehen. Solange das nicht voll gesichert ist, darf das Absagegebet nicht<br />

angeboten werden. <strong>Der</strong> Seelsorger muß dem Belasteten deutlich sagen, daß er keine Hilfe<br />

geben kann, daß Hilfe nur von Jesus kommen könne. Um diese darf gebetet werden, jedoch<br />

nicht so sehr <strong>aus</strong> selbstsüchtigen Gründen (um Befreiung zu erfahren), sondern in erster Linie<br />

dazu, daß Jesu Name verherrlicht wird.<br />

Ist die Willigkeit, sich von Jesus helfen zu lassen, beim Belasteten nicht vorhanden, so kann die<br />

Seelsorge nur mit dem Ziel weitergeführt werden, ihn zum Glauben an Jesus zu führen. Bei der<br />

Absage geht es ja auch um Sündenerkenntnis, um echte Reue <strong>und</strong> Buße, um Bekennen von<br />

Schuld. Gegebenenfalls sollte sich für den Belasteten ein Gebetskreis bilden, der (ohne ihn<br />

selbst) nur für dieses Nahziel betet. Doch müssen die Glieder des Gebetskreises wissen, daß sie<br />

sich damit in einen Kampf mit der Finsternis einlassen. Sie sollen daher, ebenso wie der helfende<br />

Seelsorger, geheiligte Gläubige sein.<br />

Hat der Seelsorger den festen Eindruck, daß der Belastete sich von Jesus helfen lassen will,<br />

aber, eben aufgr<strong>und</strong> seiner Belastung, das nicht zum Ausdruck bringen kann oder zu bringen<br />

wagt, so besteht die Möglichkeit, als erstes die Hingabe an Jesus mit ihm zu beten <strong>und</strong> erst<br />

danach die Absage an den Teufel. Es kann auch sein, daß der Belastete die Worte des Absage¬-<br />

<strong>und</strong> des Hingabegebetes die ihm vorzusprechen sind nur schwer, nur zögernd <strong>und</strong> mit langen<br />

P<strong>aus</strong>en hervorbringt. Dann darf er auf keinen Fall gedrängt werden. <strong>Der</strong> Seelsorger <strong>und</strong><br />

anwesende Zeugen müssen in solcher Lage in der Stille Jesus anrufen, daß er dem Belasteten<br />

die Kraft <strong>und</strong> die Fähigkeit zum Gebet zur Absage <strong>und</strong> zur Hingabe schenke.<br />

Das Geheiligtsein der Helfer<br />

Jesus betet für seine Jünger (Joh. 17,17 19): »Vater, heilige du sie in der Wahrheit; dein Wort ist<br />

die Wahrheit. Gleichwie du mich gesandt hast in die Welt, so sende ich sie auch in die Welt. Ich<br />

heilige mich selbst für sie, auf daß auch sie geheiligt seien in der Wahrheit.« Dies zeigt den<br />

großen Unterschied zwischen Jesus <strong>und</strong> uns. Er allein kann sich selbst heiligen <strong>und</strong> hat es getan.<br />

Wir dagegen müssen, <strong>und</strong> zwar durch ihn, geheiligt werden. Was unsere Heiligkeit <strong>aus</strong>macht, ist<br />

die Wahrheit, das Wort Gottes, d.h. Jesus selber. So wie Jesus ganz mit dem Vater verb<strong>und</strong>en<br />

war, müssen wir ganz mit Jesus ver¬b<strong>und</strong>en sein, wenn wir wahrhaft für ihn wirken können<br />

wollen.


Wahrheit ist auch der Gürtel, der als erstes mit der Waffenrüstung Gottes (Eph. 6,14) angelegt<br />

werden soll. Nur im festen Gegründetsein in Jesus, im Worte Gottes haben wir den Schutz gegen<br />

den, der der Vater der Lüge ist. Dieser legt es stets darauf an, Jesus die Ehre zu nehmen. Da er<br />

an ihn selbst nicht heran kann (Joh. 14,30), tut er es in der Weise, daß er sich an Jesu Jünger<br />

hält <strong>und</strong> diese stolz, eingebildet <strong>und</strong> selbstbewußt macht so, als ob sie das W<strong>und</strong>er der<br />

Befreiung oder Heilung oder Bekehrung vollbracht hätten oder vollbringen könnten. Damit jedoch<br />

verlassen sie den Boden der Wahrheit <strong>und</strong> verlieren ihre Heiligung. Zum festen Gegründetsein<br />

der Jünger Jesu in ihrem Herrn gehört die volle Unterordnung: die volle Hingabe, der volle<br />

Gehorsam, die volle Liebe, die alles fahren läßt, auf daß nur er, der Herr, verherrlicht, ihm allein<br />

die Ehre gegeben wird.<br />

Alles das sind Vor<strong>aus</strong>setzungen, um im Segen für Jesus wirken zu können. Aber erzwungen<br />

werden kann besondere Vollmacht nicht. Sie ist nur Gabe <strong>und</strong> auch nicht Gabe auf Dauer. Sie<br />

kann von Jesus gegeben <strong>und</strong> auch wieder genommen werden. Im allgemeinen führt er<br />

Menschen, denen er Befreiung von okkulter Belastung schenken will, zu seiner Zeit einem<br />

bevollmächtigten Seelsorger zu. Dieser sollte selbst von okkulter Belastung losgesprochen sein<br />

(Matth. 15,14) <strong>und</strong> durch Geistesleitung erkennen können, daß alles bereit ist (Joh. 16,13).<br />

Vor<strong>aus</strong>setzungen beim Belasteten<br />

Wie schon eingangs bemerkt, ist Glaube an Jesus als den Erlöser <strong>und</strong> Herrn erforderlich <strong>und</strong> die<br />

Bereitschaft, von ihm her nicht von einem Menschen die Hilfe zur Verherrlichung seines<br />

Namens anzunehmen. <strong>Der</strong> Seelsorger muß sich hierüber unter Gebet die geistliche Gewißheit<br />

schenken lassen, unter Umständen nach Rücksprache <strong>und</strong> Gebet mit einem anderen Seelsorger.<br />

Weitere Vor<strong>aus</strong>setzung beim Belasteten ist die Erkenntnis der okkulten Belastung im eigenen<br />

Leben wie bei den Vorfahren. Die Erkenntnis wird selten vollständig sein. Es ist wie bei einer<br />

Beichte: nur das, was bekannt ist, ist zu bekennen, das aber wahr <strong>und</strong> vollständig. Ängstlichem<br />

Nachforschen soll der Seelsorger wehren. Aber die Erkenntnis muß mit der Einsicht in die eigene<br />

Schuld bzw. Schuldverhaftung verb<strong>und</strong>en, der aufrichtige Wille zur Buße <strong>und</strong> Beichte vor Jesus<br />

vorhanden sein. Die Absage wird im Einverständnis mit dem Belasteten in Gegenwart von<br />

Zeugen gebetet.<br />

Die eigentliche Absage <strong>und</strong> Hingabe<br />

Ist die Beichte erfolgt <strong>und</strong> ist sich der Seelsorger nach Zuspruch der Vergebung im Namen Jesu<br />

gewiß, daß alles für die Absage bereit ist, wiederum: ist er sich darüber auch mit einem Bruder<br />

oder einer Schwester einig geworden (Mark. 6,7), so darf die Absage gebetet werden. Ich<br />

empfehle, daß alle Anwesenden dazu niederknien zum Zeichen, daß sie sich gemeinsam vor<br />

Jesus beugen. Das Gebet gliedert sich in vier Teile:<br />

a) Vorbereitendes Gebet des Seelsorgers zur Reinigung der Anwesenden durch das Blut Jesu<br />

<strong>und</strong> Bitte um den Schutz seiner Engel zur Bewahrung vor dem Bösen.<br />

b) Beten der Absage <strong>und</strong> der Hingabe durch den Belasteten, wobei der Seelsorger das Gebet in<br />

kleinen Abschnitten vorspricht.<br />

c) Lossprechung des Belasteten im Namen Jesu durch den Seelsorger .<br />

d) Dankgebet des Seelsorgers <strong>und</strong> (nach Vermögen) auch des ehemals Belasteten <strong>und</strong> nun<br />

Befreiten. Gemeinsames Danklied.<br />

Die Gebete zu a) <strong>und</strong> d) sind freie Gebete des Seelsorgers. Für b) benutze ich folgende Fassung<br />

in drei Zielrichtungen (die Schrägstriche zeigen mögliche Unterteilung beim Vorsprechen an):<br />

Herr Jesus Christus, in deinem Namen sage ich mich los / vom Teufel <strong>und</strong> all seinen Werken <strong>und</strong><br />

all seinem Wesen. / Nichts mehr soll mich an ihn oder seine Mächte binden. Herr Jesus Christus,<br />

in deinem Namen sage ich mich los / von je¬dem Einfluß der Macht der Finsternis, / der durch<br />

meine Eltern <strong>und</strong> Voreltern auf mich gekommen ist.<br />

Herr Jesus Christus, in deinem Namen sage ich mich los / von allen Dingen des Aberglaubens, /<br />

mit denen ich selbst bewußt oder unbewußt zu tun gehabt, / auf die ich selbst bewußt oder<br />

unbewußt mein Vertrauen gesetzt habe.<br />

Hier ist im einzelnen zu nennen, was der Betende getan <strong>und</strong> worauf er sich eingelassen hat,


auch was an ihm als Kind geschehen ist. Im übrigen mag auch dies Gebet der Seelsorger in den<br />

angegebenen Linien nach eigener Form gestalten. Es geht nicht um eine magische Formel,<br />

sondern um ein Beten in Vollmacht.<br />

Hieran schließt sich das Hingabegebet, das ebenfalls vom Seelsorger vorzusprechen ist:<br />

Ich übergebe mich dir, Herr Jesus, als dein Eigentum / für Zeit <strong>und</strong> Ewigkeit. / Niemand <strong>und</strong><br />

nichts anderes soll über mich herrschen, / nur du allein. / Hilf mir bitte, daß ich in deinem Licht<br />

wandeln kann. Amen.<br />

Auf Absage <strong>und</strong> Hingabe erfolgt durch den Seelsorger die Lossprechung im Namen Jesu. Sie<br />

gehört dazu wie der Zuspruch der Vergebung zu einer Beichte. Ich benutze für c) folgende<br />

Fassung:<br />

Herr Jesus Christus, du hast deinen Jüngern Weisung <strong>und</strong> Vollmacht gegeben: Was ihr auf<br />

Erden lösen werdet, soll auch im Himmel gelöst sein; was ihr auf Erden binden werdet, soll auch<br />

im Himmel geb<strong>und</strong>en sein. Auf dieses dein Wort hin löse ich jetzt in deinem Namen diesen<br />

Bruder ... (diese Schwester ... ) von allen Bindungen <strong>und</strong> Belastungen durch die Macht der<br />

Finsternis, in denen er (sie) noch gefangen ist. Ich löse ihn (sie) davon <strong>und</strong> binde alles, womit er<br />

(sie) bisher belastet war, in deinem Namen an dein Kreuz, für Zeit <strong>und</strong> Ewigkeit. Amen.<br />

Im Anschluß an das dann folgende Dankgebet d), das sich etwa an Jesu Zusage <strong>aus</strong>richtet<br />

»Wen der Sohn frei macht, der ist recht frei« sollte gemeinsam ein Dank oder Loblied gesungen<br />

werden, z.B.: Daß Jesus siegt, bleibt ewig <strong>aus</strong>gemacht, sein wird die ganze Welt, oder: Jesus ist<br />

kommen, Gr<strong>und</strong> ewiger Freude.<br />

Sonderfälle<br />

Jesus ist Herr, <strong>und</strong> wenn er auch seinen Jüngern Weisung <strong>und</strong> Vollmacht gegeben hat, daß sie<br />

für ihn wirken sollen, so kann er doch jede Ordnung durchbrechen, um uns deutlich zu machen,<br />

daß keine Ordnung Routine werden darf, sondern immer wieder neu von ihm her mit Leben<br />

gefüllt werden muß. Man denke an Jesu Haltung gegen¬über den Pharisäern hinsichtlich des<br />

Sabbatgebots (Mark. 2,27 28):<br />

»<strong>Der</strong> Sabbat ist um des Menschen willen gemacht <strong>und</strong> nicht der Mensch um des Sabbat willen.<br />

So ist des Menschen Sohn ein Herr auch über den Sabbat.«<br />

In diesem Sinne kann es geschehen <strong>und</strong> ist nach meiner Erfahrung auch geschehen , daß<br />

Jesus die Befreiung von okkulter Belastung schon nach der Beichte der belastenden Dinge<br />

schenkt oder nach der Beichte aufgr<strong>und</strong> einer vollmächtigen Fürbitte um Befreiung, ohne daß die<br />

Absage <strong>und</strong> Hingabe nach der hier gegebenen Ordnung gebetet zu werden brauchte.<br />

Ist jemand verwünscht oder verflucht worden, so ist dies sowohl in die Absage wie in die<br />

Lossprechung <strong>aus</strong>drücklich aufzunehmen. Besteht keine Gewißheit darüber, aber eine<br />

Vermutung oder Möglichkeit, so ist es demgemäß zu berücksichtigen, etwa in der Form: »Sollte<br />

ich verwünscht worden sein oder ein Zauber oder ein Fluch auf mir liegen, so sage ich mich im<br />

Namen Jesu davon los. Die Kraft seines Blutes mache Verwünschung, Fluch, Zauber zunichte.«<br />

Entsprechendes ist in der Lossprechung zu beten.<br />

Ist jemand geistig unmündig, sei es als Kind (bis etwa zum Eintritt der Pubertät) oder als<br />

Pflegefall (im hohen Alter oder als geistig Behinderter) <strong>und</strong> es besteht eine okkulte Belastung<br />

oder kann als höchstwahrscheinlich angenommen werden, so kann eine stellvertretende Absage<br />

<strong>und</strong> Hingabe erfolgen. In dem Gebet zu b ist jeweils hinter sage ich mich los< einzufügen:<br />

>stellvertretend für unter Nennung des Namens. Bei der Hingabe bete man:<br />

Ich übergebe dir, Herr Jesus, mein Kind . . . (meine Mutter. . . , mein Patenkind . . . ) als dein<br />

Eigentum für Zeit <strong>und</strong> Ewigkeit. / Niemand <strong>und</strong> nichts anderes soll über sie (ihn) herrschen, / nur<br />

du allein.<br />

Die stellvertretende Absage <strong>und</strong> Hingabe können Familienglieder vollziehen, die selbst abgesagt<br />

haben <strong>und</strong> losgesprochen sind <strong>und</strong> möglichst in auf oder absteigender Linie mit dem<br />

Unmündigen verwandt sind, jedenfalls in sehr naher Beziehung zu ihm stehen.<br />

Eigene Erfahrungen


Ich gebe keine Beispiele <strong>aus</strong> der Seelsorge, weil das Gebeichtete ein für alle Mal im großen Meer<br />

der Liebe Gottes versenkt ist. Ich beschränke mich auf meine Person; es geht mir um das<br />

Handeln Jesu. Sehr eindrücklich ist mir seine strikte Beachtung des Geheiligtseins des helfenden<br />

Zeugen geblieben. Ich hatte zusammen mit einem Bruder in Christus einem kranken Menschen<br />

nach Jak. 5,14 die Hände aufgelegt <strong>und</strong> um Ges<strong>und</strong>ung gebetet, aber die Erhörung wurde nicht<br />

geschenkt. Nach einiger Zeit wurde mir bewußt, daß ich eine unvergebene Schuld mit mir<br />

herumtrug. Ich bereinigte sie vor Gott <strong>und</strong> Menschen, etwa drei Monate nach jenem<br />

Heilungsgebet. Am gleichen Tage trat die Ges<strong>und</strong>ung ein, wie ich später erfuhr.<br />

Durch recht demütigende Umstände wurde ich selbst zu einem Absagegebet geführt. Nach dem<br />

Tode meines Vaters nahmen meine Frau <strong>und</strong> ich meine damals 86jährige Mutter zu uns. Die<br />

Hauptlast der Pflege lag auf meiner Frau. Aber auch mir oblag manches Schwere, vor allem des<br />

Nachts, wo eine motorische Unruhe meine Mutter in der Wohnung umhertrieb <strong>und</strong> stets zu<br />

befürchten war, daß sie fortlief, ohne zu wissen, woher <strong>und</strong> wohin. Eine Cerebralsklerose hatte<br />

ihr das Gedächtnis fast ganz genommen. So saß ich nachts St<strong>und</strong>en bei ihr, um sie mit Beten<br />

<strong>und</strong> Singen zu beruhigen. Das zermürbt, wenn es über Monate Nacht für Nacht geschieht <strong>und</strong><br />

dabei die berufliche Tagesarbeit voll durchgestanden werden muß. Obgleich ich schon lange im<br />

Glauben stand <strong>und</strong> oft zu Diensten für Jesus herangezogen wurde, brachte ich bei dieser<br />

nervlichen Belastung nicht die notwendige Geduld <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>lichkeit auf, um immer liebevoll auf<br />

meine Mutter einzugehen. Ich begann zu murren <strong>und</strong> mit ihr zu hadern! Darüber zutiefst<br />

erschrocken <strong>und</strong> unglücklich schrie ich zu Jesus, immer wieder. Und eines Nachts erhörte er<br />

mich spontan: Durch einen Telephonanruf von dritter Seite bahnte er mir den Weg zu dem<br />

Seelsorger, den ich in meiner Situation brauchte. Bei ihm habe ich gebeichtet <strong>und</strong> die Absage<br />

<strong>und</strong> die erneute Hingabe gebetet. Meine okkulten Belastungen (Vater war Freimaurer, ich selbst<br />

als Soldat <strong>und</strong> als Beamter unter Hitler auf diesen vereidigt, als Stu¬dent Teilnehmer bei<br />

Tischrücken, Telepathie u.a.) hatten mich nicht gehindert, zum Glauben an Jesus zu kommen<br />

<strong>und</strong> für ihn zu wirken. Aber als es zu einer Zerreißprobe kam, zeigte sich mit Ungeduld,<br />

Unfre<strong>und</strong>lichkeit, Lieblosigkeit, häßlichen Gedanken u.a. das alte natürliche Wesen bei mir. Doch<br />

Jesus hat mir nicht nur die Gelegenheit gegeben, das zu erkennen <strong>und</strong> zu bereuen, sondern<br />

auch die Möglichkeit, davon frei zu werden.<br />

Bei dem gleichen Seelsorger hatte ich noch an dem Tage meiner eigenen Absage <strong>und</strong> Hingabe<br />

auch eine stellvertretende Absage <strong>und</strong> Hingabe für meine (bereits wieder unmündige) Mutter<br />

gebetet. Und auch sie wurde frei! Ruhig <strong>und</strong> ungestört verliefen von da an die Nächte. Sie lebte<br />

noch viele Jahre bei uns, bis sie mit 94 Jahren heimgehen konnte. Nur die körperliche Pflege war<br />

noch zu leisten. Auch dazu gab Jesus Kraft. Meine Frau <strong>und</strong> ich danken es ihm, daß er uns durch<br />

diesen Dienst viel lernen ließ.<br />

Noch einiges Gr<strong>und</strong>sätzliche<br />

Im Anschluß an die beiden letzten Kapitel könnten einige Fragen auftauchen, auf die ich zum<br />

Schluß noch eingehen möchte.<br />

1. Soll man überhaupt davon reden, von okkulter Belastung <strong>und</strong> Absage? Macht man damit nicht<br />

unnötig Angst?<br />

Gewiß kann es Angst bereiten, wovon hier die Rede war. Nicht davon reden, hieße aber, vor<br />

einer konkreten Bedrohung den Kopf in den Sand stecken. Jesus sagt uns: »In der Welt habt ihr<br />

Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überw<strong>und</strong>en« (Joh. 16,33). Und meine Ausführungen<br />

sollen im Gr<strong>und</strong>e nur dieses Wort Jesu bestätigen, daß alle Ängste, die im Zusammenhang mit<br />

okkulten Mächten auftauchen könnten, in ihm bereits zur Ruhe gekommen sind.<br />

2. Muß man unbedingt ein Absagegebet beten, wenn ein Verdacht oder eine Möglichkeit von


okkulter Belastung besteht?<br />

Nein, keineswegs! Das Beten von Absage <strong>und</strong> Hingabe ist kein theologisches »superadditum«,<br />

das noch zum Glaubensentscheid für Jesus dazukommen müßte, um das ewige Leben zu<br />

erhalten. <strong>Der</strong> Glaube allein genügt. Das sagt uns die Bibel mehr als einmal: »Wer an den Sohn<br />

glaubt, der hat das ewige Leben« (Joh. 3,36). »Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort<br />

hört <strong>und</strong> glaubet dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben <strong>und</strong> kommt nicht in das<br />

Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen« (Joh. 5,24). » Wahrlich,<br />

wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, der hat das ewige Leben« (Joh. 6,47). »Denn so du<br />

mit deinem M<strong>und</strong>e bekennst Jesus, daß er der Herr sei, <strong>und</strong> glaubest in deinem Herzen, daß ihn<br />

Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet« (Röm. 10,9). Unter den an Jesus<br />

Glaubenden waren <strong>und</strong> werden stets viele sein, die trotz einer möglichen okkulten Belastung<br />

allein durch den Glauben <strong>und</strong> das Wirken Jesu an ihnen von jeder Belastung frei wurden <strong>und</strong><br />

werden. Man denke an Jesu Wort (Joh. 15,3): »Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich<br />

zu euch geredet habe«.<br />

3. Warum dann überhaupt ein Absagegebet?<br />

Die Antwort gibt das Wort Jesu, das ich der Einleitung zugr<strong>und</strong>e gelegt habe: »Ich bin<br />

gekommen, daß sie das Leben <strong>und</strong> volle Genüge haben sollen« (Joh. 10,10). Was das bedeuten<br />

mag, habe ich dort <strong>aus</strong>geführt. Es gibt viele Gläubige, die in ihrem Glaubensleben mit wenigem<br />

zufrieden sind, wo sie doch Leben <strong>und</strong> Freiheit in Fülle durch Jesus haben könnten. Und Jesus<br />

wiederum sucht Jünger, die er beauftragen <strong>und</strong> senden kann. Daran liegt es, daß er immer<br />

wieder einzelnen nachgeht, sie die Belastung erkennen läßt <strong>und</strong> einem bevollmächtigten<br />

Seelsorger zuführt.<br />

4. Soll man, wenn man bereits abgesagt hat, später aber neue okkulte Umstände <strong>aus</strong> dem<br />

eigenen Leben erfährt (oder <strong>aus</strong> dem der Vorfahren), noch einmal eine Absage beten?<br />

Nein, keineswegs! Die erste Absage genügt; sie stellt eine Aufkündigung an den alten Herrn dar,<br />

den Fürsten der Welt, die einmal vollzogen ein für alle Mal gültig ist <strong>und</strong> bleibt. In sie ist auch<br />

das Neue, das man erst hernach erfahren hat, eingeschlossen. Es hieße, den Teufel zu wichtig<br />

nehmen <strong>und</strong> ihm Ehre geben, wollte man sich ihm erneut zuwenden, wenn auch nur mit einer<br />

Absage. Erforderlich ist nur die Beichte das Bekenntnis der neuen Umstände <strong>und</strong> der Zuspruch<br />

der Vergebung – so wie eine neue dankbare Hingabe an Jesus. Im Gegensatz zur Absage kann<br />

die Hingabe an Jesus immer wieder gebetet werden. Wie Braut <strong>und</strong> Bräutigam sich oft ihrer<br />

Zuneigung versichern, so darf jedes Glied der Brautgemeinde immer wieder dem Bräutigam<br />

seine Liebe bekennen.<br />

5. Gibt es eine biblische Weisung, eine Schriftstelle für ein Absagegebet?<br />

In expliziter Form nicht, wohl aber der Sache nach. Zunächst ist <strong>aus</strong> der frühen Christenheit<br />

bekannt, daß sie bei Gläubiggewordenen, die <strong>aus</strong> dem Heidentum zu Jesus fanden, im<br />

Zusammenhang mit der (Erwachsenen )Taufe geübt wurde. Ich möchte annehmen, daß diese<br />

Übung bis in die erste Generation, d.h. bis zu den Aposteln zurückreicht, wie vielleicht <strong>aus</strong> dem<br />

Vorgang in Ephesus zu entnehmen ist (Apg. 19,18-19). Bis in das 19. Jahrh<strong>und</strong>ert hinein wurde<br />

eine Form der stellvertretenden Absage auch bei der Kindertaufe vollzogen, indem der Priester<br />

oder Pfarrer den Täufling im Namen Jesu durch die Taufe <strong>aus</strong> dem Machtbereich der Finsternis<br />

her<strong>aus</strong>löste <strong>und</strong> in das Reich des Sohnes versetzte. Die evangelische Kirche hat seit dem<br />

vergangenen Jahrh<strong>und</strong>ert mehr <strong>und</strong> mehr von dem ersten Akt (der Her<strong>aus</strong>lösung im Namen<br />

Jesu) abgesehen, da Existenz <strong>und</strong> Wirksamkeit von Teufel <strong>und</strong> Finsternismächten mehr <strong>und</strong><br />

mehr bezweifelt <strong>und</strong> schließlich weithin geleugnet wurden.<br />

Die biblische Gr<strong>und</strong>lage für das Absagegebet scheint mir die (in diesem Zusammenhang geistlich<br />

zu deutende) Mahnung zu sein (2. Kor. 6, 14 17): »Ziehet nicht am fremden Joch mit den<br />

Ungläubigen. Denn was hat die Gerechtigkeit zu schaffen mit der Ungerechtigkeit? Was hat das


Licht für Gemeinschaft mit der Finsternis? Wie stimmt Christus mit Belial? Oder was für ein Teil<br />

hat der Gläubige mit dem Ungläubigen? ... Darum gehet <strong>aus</strong> von ihnen <strong>und</strong> sondert euch ab,<br />

spricht der Herr, <strong>und</strong> rühret kein Unreines an, so will ich euch annehmen.«<br />

Das »fremde Joch« ist die Herrschaft, die der Fürst der Welt bei den Menschen <strong>aus</strong>übt. <strong>Der</strong><br />

Gläubige soll sich davon trennen, wobei - genau wie das »Joch« - Trennung <strong>und</strong> Absonderung<br />

rein geistlich zu verstehen sind. <strong>Der</strong> Glaube an Jesus ist bereits geschenkt, aber Bindungen an<br />

den alten Herrn noch nicht oder nicht vollständig gelöst. Deshalb werden wir als Gläubige<br />

aufgefordert, klare Verhältnisse in unserem geistlichen Stande zu schaffen <strong>und</strong> die Trennung zu<br />

vollziehen. Das geschieht durch die Absage an den alten Herrn <strong>und</strong> die Hingabe an den neuen<br />

Herrn.<br />

Die Hervorhebungen habe ich vorgenommen. Horst Koch, Herborn, im Januar 2009-01-05<br />

info@horst-koch.de<br />

www.horst-koch.de<br />

Weitere Informationen zum Thema <strong>Okkultismus</strong>:

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