„Immer bereit!“ – Schüler sein in der DDR - Bundesstiftung zur ...
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04 | SPEZIAL<br />
��SPIESSER: Begann de<strong>in</strong>e erste Stunde e<strong>in</strong>fach mit dem<br />
Kl<strong>in</strong>geln, wie bei mir?<br />
Car<strong>in</strong>a: Ganz so schnell g<strong>in</strong>g das nicht. Jeden Morgen<br />
ussten wir den Pioniergruß aufsagen. Der Lehrer rief:<br />
Seid <strong>bereit</strong><strong>“</strong>, wir antworteten: <strong>„Immer</strong> <strong>bereit</strong><strong>“</strong> Danach<br />
eldete <strong>der</strong> Klassensprecher alle abwesenden Mitchüler.<br />
SPIESSER: G<strong>in</strong>g es bei euch auch so locker zu wie heute<br />
ei uns?<br />
Car<strong>in</strong>a: Etwas diszipl<strong>in</strong>ierter war es schon. Wir mussten<br />
mmer gerade sitzen. Auch auf den Gängen rumhängen<br />
ar nicht. Darauf achteten die FDJler. Das waren <strong>Schüler</strong>,<br />
us höheren Klassen, die Pausenaufsicht hatten. Trotzdem<br />
atten wir <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pause jede Menge Spaß und ab und an<br />
ab es natürlich auch Rangeleien.<br />
SPIESSER: Ich kann <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule anziehen, was ich will.<br />
usstest du jeden Tag das Pionierhemd und das Halstuch<br />
ragen?<br />
Car<strong>in</strong>a: Ne<strong>in</strong>, das war nur zu bestimmten Anlässen. Aber<br />
uf me<strong>in</strong> Halstuch war ich stolz. Bis ich zehn Jahre alt war<br />
atte ich e<strong>in</strong> Blaues, danach e<strong>in</strong> Rotes. Sehr freizügig durfen<br />
wir uns allerd<strong>in</strong>gs nicht anziehen.<br />
SPIESSER: Was hast du nach <strong>der</strong> Schule so gemacht? Ich<br />
kann mit me<strong>in</strong>er Freizeit machen was ich will.<br />
Car<strong>in</strong>a: Ich war bei sehr vielen AGs. Das waren Arbeitsgee<strong>in</strong>schaften,<br />
die von <strong>der</strong> Schule kostenlos angeboten<br />
urden. Ich war <strong>in</strong> <strong>der</strong> AG Schreibende <strong>Schüler</strong>, <strong>der</strong> AG<br />
„Das Beste an <strong>der</strong> <strong>DDR</strong> war <strong>der</strong> Traum, den wir von ihr hatten.<strong>“</strong><br />
Werken und <strong>in</strong> Geräteturnen. Es war gern gesehen, wenigstens<br />
bei e<strong>in</strong>er AG dabei zu <strong>se<strong>in</strong></strong>. Bei mir waren auch<br />
Pioniernachmittage Pflichtprogramm, die durchaus <strong>in</strong>teressant<br />
waren, wenn es z. B. um an<strong>der</strong>e Län<strong>der</strong> g<strong>in</strong>g.<br />
SPIESSER: Ich musste <strong>in</strong> <strong>der</strong> neunten Klasse e<strong>in</strong> Praktikum<br />
machen. Gab es das bei euch auch?<br />
Car<strong>in</strong>a: So <strong>in</strong> <strong>der</strong> Art. Die älteren hatten PA (Produktive<br />
Arbeit) und ESP (E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die sozialistische Produktion).<br />
Man arbeitete <strong>in</strong> Betrieben, konnte sich das aber<br />
nicht selbst aussuchen.<br />
SPIESSER: Hattest du auch sechs Wochen Sommerferien?<br />
Car<strong>in</strong>a: Ich hatte sogar acht Wochen. Dafür musste ich<br />
aber auch samstags für vier Stunden <strong>in</strong> die Schule gehen.<br />
SPIESSER: Heute bekommt man an fast je<strong>der</strong> Ecke<br />
Drogen. War das damals auch so krass?<br />
Car<strong>in</strong>a: Geraucht haben wir auch. Aber richtige Drogen<br />
gab es nur <strong>in</strong> Großstädten. Und selbst da brauchte man<br />
Kontakte.<br />
SPIESSER: Hattest du auch so viele Möglichkeiten, zu<br />
Partys o<strong>der</strong> Discos zu gehen?<br />
Car<strong>in</strong>a: Die Möglichkeit hatte ich schon <strong>–</strong> nur die Auswahl<br />
war nicht so groß. Dafür war es billig. E<strong>in</strong> K<strong>in</strong>obesuch hat<br />
maximal e<strong>in</strong>e Mark gekostet. Interview: Maria Feldmann<br />
Hermann Kant, ehemaliger Präsident Schriftstellerverband <strong>der</strong> <strong>DDR</strong><br />
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<strong>„Immer</strong> <strong>bereit</strong>!<strong>“</strong> <strong>–</strong><br />
<strong>Schüler</strong> <strong>se<strong>in</strong></strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>DDR</strong><br />
SPIESSER-Autor<strong>in</strong> Maria,<br />
16, traf sich mit Car<strong>in</strong>a<br />
Slavik, 27, die <strong>in</strong> den<br />
Achtzigern die Schulbank<br />
drückte, und quetschte<br />
sie über ihren Schulalltag<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>DDR</strong> aus<br />
Geschreibselt<br />
Diesen Füller hatten alle <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schiefermappe (e<strong>in</strong>ige<br />
nannten sie auch Fe<strong>der</strong>mappe). Er war e<strong>in</strong> vehasstes<br />
Schreibwerkzeug, weil er kleckste. Aber dafür gabs ja<br />
immer das T<strong>in</strong>tenläppchen im Mäppchen.<br />
Maria und Car<strong>in</strong>a plau<strong>der</strong>ten über ihren Schulalltag