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Die friedliche Revolution in den Lehrplänen - Bundesstiftung zur ...

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1. Ba<strong>den</strong>-WürttembergDas Land Ba<strong>den</strong>-Württemberg hat im Jahre 2004 für alle Fächer e<strong>in</strong>en neuenBildungsplan veröffentlicht.<strong>Die</strong> <strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> der DDR 1989 ist dar<strong>in</strong> an mehreren Stellen verankert. ImGeschichtsunterricht an Gymnasien der Klasse 10 wird erwartet, dass dieSchüler:„Ursachen und Besonderheiten der <strong>friedliche</strong>n <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> der DDR erklären, <strong>den</strong>Prozess der deutschen E<strong>in</strong>igung beschreiben und die mit der Entwicklung imvere<strong>in</strong>igten Deutschland verbun<strong>den</strong>en Schwierigkeiten und Chancen erörtern.“Als Daten und Begriffe sollen e<strong>in</strong>e Rolle spielen:„1989 Friedliche <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> der DDR; 9.11.1989 Fall der Mauer; 3.10.1990 Beitrittder neuen Länder <strong>zur</strong> Bundesrepublik; Auflösung des Ostblocks“.<strong>Die</strong> Thematik ist <strong>in</strong> die chronologische Erzählung der deutschen Geschichte nach1945 e<strong>in</strong>gebettet und bildet <strong>den</strong> Abschluss dieses chronologischen Lehrplankapitels.In der Kursstufe des Geschichtsunterrichts, also auf dem Weg zum Abitur, wirddie <strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong> unter dem Aspekt der Behandlung der„Montagsdemonstrationen“ im Kapitel über Deutschland nach 1945 im<strong>in</strong>ternationalen und europäischen Kontext e<strong>in</strong>geordnet.In dem auf vier Stun<strong>den</strong> erweiterten Geschichtsunterricht der Kursstufe wird auch dieZeit 1989/1990 stärker behandelt. Unter dem Titel „<strong>Die</strong> staatliche E<strong>in</strong>heit“ heißt es:„<strong>Die</strong> Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler können Ursachen und Besonderheiten der <strong>friedliche</strong>n<strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> der DDR darstellen und erörtern; <strong>den</strong> Prozess der deutschen E<strong>in</strong>igungim <strong>in</strong>ternationalen Rahmen erläutern und sich fundiert mit <strong>den</strong> Chancen undProblemen des vere<strong>in</strong>igten Deutschlands ause<strong>in</strong>ander setzen.“Als bekannte Daten und Begriffe wer<strong>den</strong> erwartet:„9.11.1989 Fall der Mauer; 1.7.1990 Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion;12.9.1990 Abschluss der <strong>friedliche</strong>n <strong>Revolution</strong>; 20.9.1990 Verabschiedung desE<strong>in</strong>igungsvertrags; 3.10.1990 Beitritt der DDR <strong>zur</strong> Bundesrepublik; 2.12.1990 erstegesamtdeutsche Wahl; Montagsdemonstrationen; Runder Tisch;Treuhandgesellschaft; 2+4-Gespräche“In <strong>den</strong> Realschulen Ba<strong>den</strong>-Württembergs wird die <strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> der DDR1989 <strong>in</strong> Zusammenhang mit anderen deutschen <strong>Revolution</strong>en gesetzt und im2


Geschichtsunterricht <strong>in</strong> das Kapitel „<strong>Die</strong> deutschen <strong>Revolution</strong>en von 1848/49,1918, 1989“. Von <strong>den</strong> Schülern wird dabei erwartet, dass sie „die Leistung derTräger<strong>in</strong>nen und Träger der <strong>friedliche</strong>n <strong>Revolution</strong> von 1989 im Kampf gegen dasUnrechtssystem der SED darstellen und sie als ständige E<strong>in</strong>satzaufgabe für dieFreiheit e<strong>in</strong>ordnen“ können. Sie sollen zudem „erklären, dass der positive Ausgangder <strong>friedliche</strong>n <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> der ehemaligen DDR auch im H<strong>in</strong>blick auf die letztlichgescheiterten <strong>Revolution</strong>en von 1848/49 und 1918 besonders bedeutsam für diedeutsche Geschichte ist.“In e<strong>in</strong>em weiteren Kapitel über „Deutschland auf dem Weg <strong>zur</strong> E<strong>in</strong>heit“ sollen dieSchüler dann „wichtige Etappen auf dem Weg <strong>zur</strong> deutschen E<strong>in</strong>heit aufzeigen,Ursachen für <strong>den</strong> Zusammenbruch der DDR nennen und erläutern, beschreiben,dass die E<strong>in</strong>heit Deutschlands vornehmlich engagierten Menschen der ehemaligenDDR wie auch weltweiter Unterstützung zu verdanken ist sowie die Schwierigkeiten,die bei der Verfolgung des Ziels der <strong>in</strong>neren E<strong>in</strong>heit sowie der I<strong>den</strong>titätsbildungauftraten, nennen und bewerten.“Für <strong>den</strong> Deutschunterricht der Gymnasien <strong>in</strong> Ba<strong>den</strong>-Württemberg enthält derLehrplan für die <strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong> (und die Zeit danach im Zusammenhang mit derDeutschen E<strong>in</strong>heit) mehrere Lektüreempfehlungen. So wer<strong>den</strong> von Erich Loest derRoman „Nikolaikirche“, von Thomas Brussig der Text „Am kürzeren Ende derSonnenallee“, von Ingo Schulze „Simple Storys“ und von Jens Sparschuh „DerZimmerspr<strong>in</strong>gbrunnen“ <strong>zur</strong> Behandlung im Unterricht vorgeschlagen. DasLandes<strong>in</strong>stitut für Schulentwicklung hat für <strong>den</strong> Bildungsplan zum Bereich „Literatur<strong>in</strong> der Schule“ e<strong>in</strong>e kommentierte Empfehlungsliste herausgegeben, <strong>in</strong> der unter demKapitel „Ost und West: Nachkriegsdeutschland zwischen Teilung undWiedervere<strong>in</strong>igung“ die erwähnten Bücher und weitere Titel kurz besprochen wer<strong>den</strong>.Für Ba<strong>den</strong>-Württemberg ist e<strong>in</strong>e fächer-, schulart- und jahrgangsübergreifendeBehandlung der <strong>friedliche</strong>n <strong>Revolution</strong> im Unterricht festzustellen, auch wenn sie„nur“ im Deutsch- und Geschichtsunterricht diskutiert wird. So bieten dieLektüreempfehlungen für <strong>den</strong> Deutschunterricht und <strong>in</strong>sbesondere durch e<strong>in</strong> eigenesKapitel <strong>zur</strong> Teilungsgeschichte im Deutschunterricht ausreichende Gelegenheiten,sich von der literarischen Seite dem Thema anzunähern.In <strong>den</strong> Lehrplänen wird der Begriff der <strong>friedliche</strong>n <strong>Revolution</strong> genutzt.3


2. BayernFür <strong>den</strong> Geschichtsunterricht an bayerischen Gymnasien steht <strong>in</strong> der zehntenKlasse die DDR-Geschichte auf dem Lehrplan. In e<strong>in</strong>em Abschnitt über die Zeit vomMauerbau 1961 bis zum 9. November 1989 sollen die „verdeckte Krise undzunehmende <strong>in</strong>nere Erstarrung des Systems; Opposition und Protest, Massenfluchtund <strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong>“ besprochen wer<strong>den</strong>. <strong>Die</strong> Schüler sollen sich mit <strong>den</strong>Ursachen und Motiven der <strong>Revolution</strong> ause<strong>in</strong>andersetzen. Von <strong>den</strong> Schülern wird alsGrundwissen erwartet, dass sie die Daten 9. November 1989 und 3. Oktober 1990kennen. <strong>Die</strong> Rolle von Bürgerbewegungen, Künstlern und Kirchengeme<strong>in</strong><strong>den</strong> solldarüber h<strong>in</strong>aus im Unterricht der Katholischen Religionslehre und derevangelischen Religionslehre <strong>in</strong> der zehnten Klasse thematisiert wer<strong>den</strong>.Der „Umbruch <strong>in</strong> <strong>den</strong> Ostblockländern“ 1989 wird im Europa-Kapitel desGeschichtsunterrichts der zehnten Klasse behandelt, auch hier wird die <strong>friedliche</strong><strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> DDR 1989 <strong>in</strong> Zusammenhang gebracht wer<strong>den</strong>. In derJahrgangsstufe 13 wird unter der Überschrift „Deutschland seit <strong>den</strong> fünfzigerJahren“ die Thematik wieder aufgegriffen. <strong>Die</strong> Schüler sollen verstehen, „warum der<strong>in</strong>nerlich erstarrte SED-Staat <strong>in</strong> <strong>den</strong> Bankrott treibt und nach immer stärkerenProtesten der Bevölkerung <strong>in</strong> der <strong>friedliche</strong>n <strong>Revolution</strong> von 1989/90zusammenbricht.“ Für <strong>den</strong> Leistungskurs wird <strong>in</strong> der 13. Klasse die Befragung vonZeitzeugen für die Entwicklung bis zum 9. November 1989 angeregt.Im Geschichtsunterricht der Realschulen <strong>in</strong> Bayern sollen <strong>in</strong> der zehnten Klasseunter dem Kapitel „Der Prozess der deutschen Wiedervere<strong>in</strong>igung“ „die Vorgabendes Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland und deren Umsetzung, die<strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> der DDR 1989 und die E<strong>in</strong>heit beider deutscher Staaten,Chancen und Probleme“ besprochen wer<strong>den</strong>.Bereits <strong>in</strong> <strong>den</strong> neunten Klassen der bayerischen Hauptschulen wird <strong>in</strong> <strong>den</strong> FächernGeschichte/Sozialkunde/Erdkunde „Der weltpolitische Wandel nach 1970“behandelt. E<strong>in</strong> Thema ist dar<strong>in</strong> der „Zusammenbruch“ der DDR und die deutscheE<strong>in</strong>heit. Dabei wer<strong>den</strong> Interviews mit früheren DDR-Bürgern angeregt. Ziel ist es,dass die Schüler „wissen, dass durch e<strong>in</strong>e <strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong> (1989) und e<strong>in</strong>everänderte weltpolitische Lage Deutschland am 3. Oktober 1990 wiedervere<strong>in</strong>igtwurde.“4


Im Deutschunterricht der Jahrgangsstufe 13 wird unter dem Kapitel„Gegenwartsliteratur der deutschsprachigen Länder“ auf die „Teilung Deutschlandsund Wiedervere<strong>in</strong>igung“ abgehoben. Im Unterricht ist zum<strong>in</strong>dest verpflichtend, e<strong>in</strong>eGanzschrift aus der Zeit nach 1945 zu lesen und im Unterricht zu behandeln.In Bayern wird die <strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong> sowohl bis <strong>zur</strong> zehnten Klassen als auchdarüber h<strong>in</strong>aus behandelt. Fächerübergreifend ist die Thematik im Geschichts- undReligionsunterricht zu erwarten, im Deutschunterricht ist sie nicht verpflichtend,sondern hängt vom Lehrer ab, welche Ganzschrift aus der Zeit nach 1945 diskutiertwird. Hier bestehen noch Ausbaumöglichkeiten. <strong>Die</strong> <strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong> wird auchals solche benannt.3. Berl<strong>in</strong>Im Geschichtsunterricht der neunten und zehnten Klassen <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> ist dasThemenfeld „Konfrontation der Blöcke und die Deutsche Frage“ verpflichtenderUnterrichtsbestandteil. So sollen „vor allem Kenntnisse über wichtige Ereignisse,Entwicklungen und Strukturen der deutschen, europäischen und der <strong>in</strong>ternationalenGeschichte des Zeitraums von 1945–1990 vermittelt wer<strong>den</strong>. <strong>Die</strong>s geschiehte<strong>in</strong>erseits <strong>in</strong> Bezug auf die komplexen Ause<strong>in</strong>andersetzungen <strong>in</strong>nerhalb des Ost-West-Konflikts und andererseits <strong>in</strong> Bezug auf die Rolle der Deutschen <strong>in</strong>nerhalbdieses Prozesses. Außerdem wer<strong>den</strong> die <strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong> von 1989 und ihreFolgen thematisiert.“Im Unterricht dieser Klassen sollen zudem e<strong>in</strong> bzw. zwei „Längsschnitte“ behandeltwer<strong>den</strong>. Den Lehrern stehen dabei 25 „Längsschnitte“ <strong>zur</strong> Auswahl. E<strong>in</strong>es derThemen tangiert die <strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> der DDR. Unter dem Titel „Ge<strong>den</strong>ktage:der 9. November <strong>in</strong> der deutschen Geschichte, z. B. 1918, 1923, 1938, 1989“ kanndieser historische Abschnitt behandelt wer<strong>den</strong>.Im Geschichtsunterricht der Sekundarstufe II ist die <strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong> 1989nicht explizit erwähnt. Im vierten Kurshalbjahr lautet das Thema jedoch „<strong>Die</strong> bipolareWelt nach 1945“ und enthält als Unterthema „Opposition“ und „Auflösung derBlockbildung“.5


Der Lehrplan für Geschichte ist für das Schuljahr 2005/2006 <strong>in</strong> Kraft getreten undsetzt erstmals e<strong>in</strong>en Schwerpunkt auf die Kompetenzentwicklung der Schüler undsieht damit nicht mehr die Stoffvermittlung im Vordergrund. Ähnliches gilt für <strong>den</strong>Unterricht der Politikwissenschaft.Im Unterricht Politikwissenschaft wird die <strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong> 1989 <strong>in</strong> der DDRnicht explizit erwähnt. Im Bereich „<strong>Die</strong> Bundesrepublik Deutschland heute“ istlediglich der Wahlbereich „Probleme der deutschen E<strong>in</strong>heit“ mit e<strong>in</strong>er Fokussierungauf die Jahre nach 1990 erwähnt. <strong>Die</strong>ser Rahmenlehrplan wurde zum Schuljahr2006/2007 <strong>in</strong> Kraft gesetzt. Im zuvor gültigen Rahmenlehrplan für PolitischeWeltkunde dagegen waren für das zweite Kurshalbjahr unter dem Titel „Konfrontationund Kooperation <strong>in</strong> Deutschland, Europa und der Welt nach 1945“ die Krisen <strong>in</strong>Osteuropa <strong>in</strong> der DDR und Osteuropa nach 1945 verpflichtend, darunter auch„Emanzipationsversuche <strong>in</strong> der DDR“ und Transformation <strong>in</strong> Mittel- und Osteuropa,<strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> der DDR und Vere<strong>in</strong>igung Deutschlands verpflichtender Bestandteil.Insofern geht der neue Lehrplan dah<strong>in</strong>ter <strong>zur</strong>ück.Im Deutschunterricht der Sekundarstufe II s<strong>in</strong>d zwei der drei nachfolgen<strong>den</strong>Themen im zweiten Kurshalbjahr des Grundkurses verb<strong>in</strong>dlich:• <strong>Die</strong> Zeit des Nationalsozialismus <strong>in</strong> Literatur und Sprache• Literatur nach 1945 – Literatur der DDR und BRD• Literatur nach 1989.Mit dem didaktischen Wechsel <strong>in</strong> der Systematik der Lehrpläne, vordergründig aufdie Vermittlung von Metho<strong>den</strong> und nicht mehr so sehr auf die Stoffvermittlung zusetzen, kann der E<strong>in</strong>druck erweckt wer<strong>den</strong>, dass die Geschichte der <strong>friedliche</strong>n<strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> der DDR ebenso <strong>in</strong>s H<strong>in</strong>tertreffen gerät. Es muss <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> undweiterh<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> dortigen Lehrplänen deutlich gemacht wer<strong>den</strong>, dass für <strong>den</strong> Erwerbvon Metho<strong>den</strong>kompetenz die Vermittlung der deutschen Nachkriegszeit sehr unddabei die Geschichte der <strong>friedliche</strong>n <strong>Revolution</strong> besonders geeignet ist.Insgesamt wird durch <strong>den</strong> Geschichtsunterricht <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> abgesichert, dass die<strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong> im Lehrplan bis <strong>zur</strong> zehnten Klasse verankert ist. E<strong>in</strong>efächerübergreifende Behandlung ist nicht gesichert, weil die Thematisierung imDeutschunterricht <strong>in</strong> der Oberstufe nicht verb<strong>in</strong>dlich ist. Insofern ergibt sich – gerade6


für e<strong>in</strong>e historisch so bedeutsame Stadt wie Berl<strong>in</strong> – für diese Thematik nicht nur e<strong>in</strong>egroße Ausbaumöglichkeit, sondern sogar e<strong>in</strong>e Notwendigkeit der <strong>friedliche</strong>n<strong>Revolution</strong> ähnlich wie <strong>in</strong> anderen Bundesländern <strong>in</strong> mehreren Unterrichtsfächernund <strong>in</strong> bei<strong>den</strong> Sekundarstufen verb<strong>in</strong>dlich festzuschreiben.<strong>Die</strong> <strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong> als Begriff wird nicht <strong>in</strong> Frage gestellt, aber auch nur seltenerwähnt.4. Bran<strong>den</strong>burgFür <strong>den</strong> Bran<strong>den</strong>burger Geschichtsunterricht wurde <strong>in</strong> <strong>den</strong> neunten und zehntenKlassen das Themenfeld „Deutschland <strong>in</strong> der geteilten Welt – die bei<strong>den</strong> DeutschenStaaten als Teil des Ost-West-Konflikts“ festgeschrieben. Explizit s<strong>in</strong>d dar<strong>in</strong> dieallgeme<strong>in</strong>e Systemkrise <strong>in</strong> der DDR der achtziger Jahre, die „Massenflucht imSpätsommer 1989“ sowie die Oppositionsgruppen erwähnt. <strong>Die</strong> „<strong>friedliche</strong><strong>Revolution</strong>“ taucht als verb<strong>in</strong>dlicher Inhalt oder Begriff jedoch nicht auf.E<strong>in</strong> weiteres Themenfeld widmet sich „Zeitgenossen im 20. Jahrhundert“. Auch wennes nicht ausdrücklich erwähnt wird, könnten hier Beispiele oppositionellen Verhaltens<strong>in</strong> der DDR besprochen wer<strong>den</strong>. Für diesen Teil wer<strong>den</strong> Zeitzeugengesprächeempfohlen.Berl<strong>in</strong> und Bran<strong>den</strong>burg haben für <strong>den</strong> Geschichtsunterricht der Sekundarstufe IIe<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen Lehrplan veröffentlicht, der seit August 2006 gültig ist. Insoferngilt die entsprechende Bemerkung zu Berl<strong>in</strong> an dieser Stelle ebenso fürBran<strong>den</strong>burg.Im Deutschunterricht der neunten und zehnten Klasse wird als e<strong>in</strong>e Möglichkeitder Literaturbehandlung Thomas Brussigs „Am kürzeren Ende der Sonnenallee“angegeben.Im Deutschunterricht der gymnasialen Oberstufe wird die Literatur <strong>in</strong> derBundesrepublik Deutschland und <strong>in</strong> der DDR behandelt und darüber h<strong>in</strong>aus alsweiteres Thema die Literatur nach 1989.Im evangelischen Religionsunterricht wird <strong>in</strong> der neunten bzw. zehnten Klasseauf das Thema verwiesen. Sie beschäftigen sich mit der Leitfrage „Nach7


verantwortlichem Handeln fragen“. <strong>Die</strong> Schüler sollen „die Weisungen Jesu zuGewalt- und Rechtsverzicht und Fe<strong>in</strong>desliebe kennen und daraus erwachsendeHerausforderungen für die eigene Lebensführung und die Gestaltung derGesellschaft benennen können“. Als gelungenes Beispiel für die Umsetzung derBergpredigt soll dabei die gewaltlose <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> der DDR 1989 diskutiert wer<strong>den</strong>.<strong>Die</strong> <strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong> ist durch <strong>den</strong> Geschichtsunterricht als verb<strong>in</strong>dlichesUnterrichtselement bis <strong>zur</strong> zehnten Klasse abgesichert. Fächerübergreifend wird dieProblematik noch im Deutsch- und Religionsunterricht diskutiert. Da Bran<strong>den</strong>burg e<strong>in</strong>authentischer Ort für die <strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong> 1989 <strong>in</strong> der DDR ist, ergeben sich nochweitere Möglichkeiten, dieses Ereignis <strong>in</strong> Breite und Tiefe im Lehrplan zu verankern.5. BremenIm Themenfeld „Menschliche Gesellschaften und ihre Wertsysteme/Entwicklung vonmenschlichen Gesellschaften“ <strong>in</strong> der zehnten Klasse der Sekundarschule imUnterricht Welt / Umwelt / Gesellschaft wird die Teilung Deutschlands, der KalteKrieg, Entspannung und die Wiedervere<strong>in</strong>igung behandelt. <strong>Die</strong>se Themen wer<strong>den</strong>auch im Geschichtsunterricht der Realschule und im Gymnasium <strong>in</strong> <strong>den</strong> neuntenund zehnten Klassen diskutiert. Bereits <strong>in</strong> <strong>den</strong> siebenten und achten Klassen dieserSchularten beschäftigen sich die Schüler mit der Entwicklung von Gesellschaften undmit Freiheitsbegriffen. Laut Rahmenplan ist es Ziel, dass die Schüler am Ende derachten Klasse „jüngere Umsturzbewegungen (z. B. DDR 1989) <strong>zur</strong> französischen<strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> Beziehung setzen“. Am Ende der zehnten Klasse sollen sie alsGrundanforderung, „<strong>den</strong> Prozess der Wiedervere<strong>in</strong>igung darstellen und ihre Folgenund Probleme benennen“ und als erweiterte Anforderung „Alternativen <strong>zur</strong> deutschenWiedervere<strong>in</strong>igung benennen“. Im Rahmenplan für Geschichte an GymnasienBremens wird von <strong>den</strong> Schülern am Ende der zehnten Klasse erwartet, dass dieSchüler „die Vorgeschichte und Geschichte der E<strong>in</strong>heit darstellen und gegenwärtigeProbleme der BRD <strong>in</strong> ihrer historischen Dimension begreifen“.In der Gesamtschule steht im Unterricht Welt-Umweltkunde im Jahrgang 9-10„Europa – von der Wirtschaftsgeme<strong>in</strong>schaft <strong>zur</strong> Union“ auf dem Plan. Dar<strong>in</strong> wer<strong>den</strong>auch die Entspannungspolitik, die Deutsche E<strong>in</strong>heit und ihre Folgen für Deutschland<strong>zur</strong> Sprache gebracht. Am Ende der zehnten Klasse sollen die Schüler „die8


Voraussetzungen für die deutsche E<strong>in</strong>heit benennen, <strong>den</strong> Ablauf desE<strong>in</strong>igungsprozesses 1989/1990 wiedergeben, die Probleme des E<strong>in</strong>igungsprozesses(wirtschaftlicher Zusammenschluss, Zusammenbruch der gelenkten DDR-Wirtschaft,Abwanderung ehemaliger DDR- Bürger) benennen“ können.Im Geschichtsunterricht der gymnasialen Oberstufe wird die <strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong>1989 <strong>in</strong> der DDR nicht explizit genannt. <strong>Die</strong> Kursthemen „Deutschland zwischenE<strong>in</strong>heit und Freiheit“ und „Historische Entscheidungen <strong>in</strong> der deutschen Geschichteseit 1945“ lassen die Möglichkeit dafür aber zum<strong>in</strong>dest offen. Im Anhang desLehrplans mit H<strong>in</strong>weisen für fächerübergreifendes Arbeiten wird dagegen diedeutsche Nachkriegsgeschichte sogar als e<strong>in</strong>e Möglichkeit genannt, genauer: „e<strong>in</strong>Panorama der politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellenGeschichte der bei<strong>den</strong> deutschen Staaten bis <strong>zur</strong> Wiedervere<strong>in</strong>igung“.In kaum e<strong>in</strong>em anderen Bundesland wird bereits so früh – <strong>in</strong> der achten Klasse –damit begonnen, historisches Wissen <strong>zur</strong> <strong>friedliche</strong>n <strong>Revolution</strong> zu vermitteln (ähnlichnur <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz und Sachsen). Hier wird die Zeit bis <strong>zur</strong> zehnten Klasse dafürgenutzt, um str<strong>in</strong>gent an diesen Themen weiterzuarbeiten. Am Ende der zehntenKlasse können die Schüler, die dann von der Schule abgehen, bereits über e<strong>in</strong>fundiertes Wissen <strong>zur</strong> Nachkriegsgeschichte und <strong>in</strong>sbesondere <strong>zur</strong> Überw<strong>in</strong>dung derdeutschen Teilung verfügen. In anderen – nicht primär historisch-politischausgerichteten – Unterrichtsfächern bestehen dagegen noch Möglichkeiten, die<strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong> aus anderen Blickw<strong>in</strong>keln zu betrachten.6. HamburgIn der neunten bzw. zehnten Klasse der Haupt- und Realschulen <strong>in</strong> Hamburg wirdim Unterricht Geschichte/Politik im Kapitel „Staat und Herrschaft <strong>in</strong> Deutschland im20. Jh.: Von der Weimarer Republik bis zum vere<strong>in</strong>igten Deutschland <strong>in</strong> derEuropäischen Union“ die Zeit 1989/1990 behandelt. <strong>Die</strong> <strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong> wirdnicht explizit erwähnt. Stattdessen lautet der Titel historisch etwas ungewöhnlich „<strong>Die</strong>Wiedervere<strong>in</strong>igung 1989“. Darunter wer<strong>den</strong> die Schlagworte „Der Zusammenbruchder Sowjetunion, Fall der Mauer, Wir s<strong>in</strong>d das Volk, Wiedervere<strong>in</strong>igung“ behandelt.Im Geschichtsunterricht am Gymnasium wird dieses Thema <strong>in</strong> das Kapitel „Ost-West-Konflikt, die deutsche Frage seit 1945 und die Herausbildung e<strong>in</strong>er9


Weltgeme<strong>in</strong>schaft“ e<strong>in</strong>gebettet. Das Thema wird konkret benannt: „<strong>Die</strong>Epochenwende von 1989/90 und der Weg <strong>zur</strong> deutschen E<strong>in</strong>heit“ und hat unteranderem <strong>den</strong> Fall der Mauer als E<strong>in</strong>zelaspekt zum Inhalt.Auch im Geschichtsunterricht der gymnasialen Oberstufe wird die <strong>friedliche</strong><strong>Revolution</strong> nicht explizit erwähnt, allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d Oppositionsbewegungen <strong>in</strong> der DDRund die Demokratisierung nach 1990 Thema.Im Unterricht Gesellschaft der <strong>in</strong>tegrierten Gesamtschule wird <strong>in</strong> der neuntenbzw. zehnten Klasse „<strong>Die</strong> neueste Zeit – Deutschland, Europa und die bipolareWelt“ besprochen. Verb<strong>in</strong>dlicher Unterrichts<strong>in</strong>halt ist hierbei „<strong>Die</strong> deutsche E<strong>in</strong>igung:,E<strong>in</strong> Volk’, e<strong>in</strong> Staat, e<strong>in</strong>e Gesellschaft?“. <strong>Die</strong> <strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong> soll als „Umbruch(,Wende’) <strong>in</strong> der DDR und deutsche E<strong>in</strong>igung im weltpolitischen Kontext“ diskutiertwer<strong>den</strong>.Im Deutschunterricht der gymnasialen Oberstufe wird das Jahr 1989 <strong>in</strong>sofern alsZäsur betrachtet, da die „deutschsprachige Literatur seit 1989“ e<strong>in</strong> eigenes Themabildet. Hier fehlen allerd<strong>in</strong>gs konkrete Literaturbeispiele wie sie zu anderen Kapitelngefertigt wur<strong>den</strong>.In Hamburg wird die <strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong> damit fächerübergreifend und bereits <strong>in</strong> derSekundarstufe I behandelt. Sie wird zwar als „Epochenwende“ erkannt undbezeichnet, der Ausdruck „<strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong>“ lässt sich aber nicht f<strong>in</strong><strong>den</strong>.Stattdessen ist die Rede von „Umbruch“ oder „Wende“.7. HessenDas Ende der DDR ist <strong>in</strong> <strong>den</strong> hessischen Hauptschulen bereits imGeschichtsunterricht der neunten Klasse Thema. Unter dem Themenfeld „Europaim Aufbruch – Ause<strong>in</strong>andersetzungen um die Befreiung des Menschen“ wird dasKapitel „<strong>Die</strong> deutsche E<strong>in</strong>igung: „E<strong>in</strong> Volk“, e<strong>in</strong> Staat – e<strong>in</strong>e Gesellschaft?“ fürverb<strong>in</strong>dlich erklärt. Dar<strong>in</strong> wird von „Umbruch (,Wende’) <strong>in</strong> der DDR und deutscheE<strong>in</strong>igung im weltpolitischen Kontext“ gesprochen. In <strong>den</strong> Realschulen ist dies <strong>in</strong> derzehnten Klasse Thema. Darüber h<strong>in</strong>aus wird <strong>in</strong> der Hauptschule als fakultativerUnterrichts<strong>in</strong>halt das Thema „Protestbewegungen <strong>in</strong> Deutschland – was erreichensie? – Bundesrepublik: Frie<strong>den</strong>s- und Umweltbewegungen; DDR: ,Schwerter zu10


Pflugscharen’, Kristallisation e<strong>in</strong>er Opposition im Schatten der Macht“ benannt. Fürdie zehnten Klassen <strong>in</strong> Realschulen ist dies verpflichtender Unterrichtsbestandteil.Im Lehrplanteil der zehnten Klasse der Hauptschule wird die Thematik erneutaufgegriffen, hier ist dann auch von „<strong>friedliche</strong>r <strong>Revolution</strong>“ die Rede. Recht detailliertwer<strong>den</strong> die erwarteten Unterrichts<strong>in</strong>halte für diesen Komplex dargestellt:„<strong>Die</strong> deutsche E<strong>in</strong>heit – wessen Erfolg?Liberalisierung <strong>in</strong> der Sowjetunion (Gorbatschow, Glasnost, Perestroika) undAuflösungsersche<strong>in</strong>ungen im Warschauer Pakt; Opposition im Schatten der Macht(,Schwerter zu Pflugscharen’, Montagsgebete); wirtschaftliche und politischeSituation <strong>in</strong> der DDR vor der ,Wende’; Massenflucht aus der DDR;Bürgerrechtsbewegungen; Demonstrationen und <strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong>; Öffnung derGrenze und demokratischer Aufbruch/Neubeg<strong>in</strong>n <strong>in</strong> der DDR (1989/90); vom Ruf,Wir s<strong>in</strong>d das Volk’ zu ,Wir s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Volk’; 10-Punkte-Plan (Kohl) und Rolle derBundesregierung im weltpolitischen Kontext.“In der neunten Klasse im Sozialkundeunterricht wer<strong>den</strong> fakultativ die ThemenPolitisches System der ehemaligen DDR und Herstellung der <strong>in</strong>neren E<strong>in</strong>heitangegeben.Im Gymnasium ist <strong>in</strong> der neunten bzw. zehnten Klasse desGeschichtsunterrichts unter dem Titel „Ost-West-Konflikt und deutsche Frage1945-1990“ die <strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> der DDR Thema. Im Kapitel „<strong>Die</strong>Epochenwende von 1989/90 und der Weg <strong>zur</strong> deutschen E<strong>in</strong>heit“ wer<strong>den</strong> dieThemen „Perestroika Gorbatschows; Fall der Mauer 9.11.1989; Kohl und die E<strong>in</strong>heit;Wirtschafts- und Währungsunion und 2+4-Vertrag; 3. Oktober 1990“ angesprochen.In der zwölften Klasse wird die Zeit 1989/1990 unter dem Kapitel „Konflikt undKooperation <strong>in</strong> der Welt nach 1945“. Dar<strong>in</strong> e<strong>in</strong>gebettet <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e europa- undweltpolitische Dimension soll „<strong>Die</strong> deutsche Ebene: Teilung und E<strong>in</strong>heit“ betrachtetwer<strong>den</strong>. Dabei wer<strong>den</strong> „die Vere<strong>in</strong>igung der bei<strong>den</strong> deutschen Staaten (Ursachen,Verlauf und Folgen)“ thematisiert.In <strong>den</strong> hessischen Lehrplänen kommt die <strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong> nicht über e<strong>in</strong>eschulart- und jahrgangsübergreifende Behandlung h<strong>in</strong>aus. Es ist nur im historischpolitischenKontext e<strong>in</strong> Thema, andere Unterrichtsfächer und damit Blickw<strong>in</strong>kel fehlen11


explizit. <strong>Die</strong> Begriffe „<strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong>“, „Umbruch“ und „Wende“ wer<strong>den</strong>unkritisch parallel verwendet.8. Mecklenburg-VorpommernIn der zehnten Klasse soll im Geschichtsunterricht der Gymnasien undGesamtschulen verb<strong>in</strong>dlich die deutsche Nachkriegsgeschichte behandelt wer<strong>den</strong>.Im Rahmenplan heißt es sogar:„<strong>Die</strong> Geschichte der deutschen Teilung und Geschichte des Kalten Kriegess<strong>in</strong>d zentrale Inhalte der 10. Jahrgangsstufe. Noch vielfach mit aktuellenpolitischen Bewertungen verbun<strong>den</strong>, die im Unterricht kontrovers auftretenkönnen, bieten sie e<strong>in</strong>e Möglichkeit <strong>zur</strong> <strong>in</strong>tensiven politischen Diskussion. Ostundwestdeutsche Lebensläufe und I<strong>den</strong>titäten sollten dabei verständlichwer<strong>den</strong>.“E<strong>in</strong> Themenbereich ist dabei „Der Zusammenbruch des Ostblocks und die deutscheWiedervere<strong>in</strong>igung“. Hier wird konkret „<strong>Die</strong> <strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> der DDR“ erwähntund als Ziel genannt, dass die Schüler „die Rolle der Oppositionsgruppen und derBürgerbewegung für die politische Umgestaltung darstellen und e<strong>in</strong>schätzen“ lernensollen. Das Thema wird explizit als obligatorisch benannt.Als unverb<strong>in</strong>dlicher Projektvorschlag für <strong>den</strong> Geschichtsunterricht <strong>in</strong> <strong>den</strong> Klassen7 bis 10 wird im Rahmenplan auch unter dem Titel „Zusammenbruch des Ostblocksund Wiedervere<strong>in</strong>igung“ e<strong>in</strong> Oral-History-Projekt zu „Erlebnissen <strong>in</strong> der Wende 1989“genannt.Das Land Mecklenburg-Vorpommern stellt <strong>in</strong> <strong>den</strong> Rahmenplänen besonders für dieberufsorientierten Bildungsgänge klar, dass es gewillt ist, ke<strong>in</strong>en Schulabgängerohne Kenntnisse der deutschen Nachkriegsgeschichte zu entlassen. So heißt es imLehrplan für <strong>den</strong> Geschichtsunterricht der Haupt-, Real- und Gesamtschulenunmissverständlich:„Der geschichtliche Durchgang wird für die Schüler des berufsorientieren<strong>den</strong>Bildungsgangs bereits <strong>in</strong> der 9. Jahrgangsstufe abgeschlossen, um sicher zustellen, dass alle mit der Geschichte des 20. Jahrhunderts und <strong>in</strong>sbesondereder Geschichte der DDR befasst wer<strong>den</strong>. Es ist nicht zulässig, dass Schüler12


mit dem Abschluss der Berufsreife ohne Kenntnisse <strong>in</strong> der deutschenGeschichte und Weltgeschichte nach dem Zweiten Weltkrieg die Schuleverlassen. <strong>Die</strong> Geschichte der Demokratie <strong>in</strong> der Ause<strong>in</strong>andersetzung mit <strong>den</strong>verschie<strong>den</strong>en Formen von Diktatur im 20. Jahrhundert gehört <strong>zur</strong>unverzichtbaren historischen Grundbildung.“Für die zehnte Jahrgangsstufe der Schularten mit Ausnahme des Gymnasiumswird im Geschichtsunterricht das Kapitel „<strong>Die</strong> <strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> der DDR“obligatorisch genannt und als mögliches Ziel erläutert, dass die Schüler „dieAuflösung der DDR bis <strong>zur</strong> Wende des demokratischen Umbruchs 1989wahrnehmen und beurteilen“ lernen sollen.Im Geschichtsunterricht der 13. Klasse ist nur „Der Weg <strong>in</strong> <strong>den</strong> Kalten Krieg 1945-1955“ Pflicht. E<strong>in</strong> weiteres Thema muss dann noch behandelt wer<strong>den</strong>. Hierkonkurriert das Kapitel „Zwischen Konfrontation und Kooperation der Blöcke“ mit derBehandlung der Überw<strong>in</strong>dung der deutschen Teilung mit anderen Themen, nämlich„Das neue Gesicht Europas“ sowie „Umrisse und Probleme aktuelleraußenpolitischer Entwicklungen“. <strong>Die</strong> letzteren bei<strong>den</strong> Alternativthemen s<strong>in</strong>dallerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong>haltlich kaum zu verstehen, ohne ausführlich die <strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong>der DDR 1989 und <strong>den</strong> Umbruch <strong>in</strong> Osteuropa zu behandeln.In e<strong>in</strong>em Kerncurriculum für Geschichte und Politische Bildung wer<strong>den</strong>verb<strong>in</strong>dliche Standards festgelegt, die Schüler zum Abitur führen. Dazu gehört auchdas Thema „<strong>Die</strong> Entwicklung <strong>zur</strong> ,<strong>friedliche</strong>n <strong>Revolution</strong>’ <strong>in</strong> der DDR und der Prozessder E<strong>in</strong>igung ab 1989“.In dem Themenbereich „Wendeliteratur“ soll im Deutschunterricht <strong>in</strong> der 13. Klasseaus der Literatur heraus, e<strong>in</strong>e „Haltung <strong>zur</strong> politischen Wende 1989 und <strong>zur</strong>deutschen E<strong>in</strong>igung von 1990“ erarbeitet wer<strong>den</strong>.Für <strong>den</strong> evangelischen Religionsunterricht wird <strong>in</strong> der gymnasialen Oberstufeunter dem Kursthema „Brennpunkte der Kirchengeschichte“ e<strong>in</strong> Kapitel im Verhältnis„Kirche und Staat“ vorgeschlagen und dar<strong>in</strong> das Ziel beschrieben, dass die Schüler<strong>den</strong> „Weg der Kirchen <strong>in</strong> der DDR zwischen „Kirche im Sozialismus“ und „Freiraum“13


kennen lernen und bewerten lernen und ihre Rolle während und nach der Wendeuntersuchen“.In ke<strong>in</strong>em anderen Bundesland wird <strong>in</strong> <strong>den</strong> Lehrplänen so deutlich gemacht, dasske<strong>in</strong> Schüler ohne Kenntnisse <strong>zur</strong> DDR-Geschichte und <strong>zur</strong> <strong>friedliche</strong>n <strong>Revolution</strong> dieSchule verlassen darf. <strong>Die</strong>se Themen s<strong>in</strong>d ausdrücklich als obligatorischgekennzeichnet. Sogar <strong>in</strong> <strong>den</strong> Lehrplänen für die berufsorientierten Bildungsgängewurde das Thema verpflichtend aufgenommen. Durch die Diskussion der Ereignisseim Religions- und Deutschunterricht wird die fächerübergreifende Behandlung desThemas gesichert. Sogar Projektvorschläge wer<strong>den</strong> unterbreitet. <strong>Die</strong> „<strong>friedliche</strong><strong>Revolution</strong>“ steht als Begriff allerd<strong>in</strong>gs auch neben der „Wende“ und dem „Umbruch“.9. NiedersachsenIm Geschichtsunterricht der zehnten Klasse steht die <strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> derDDR auf dem Themenplan. Unter dem Titel „Deutschland, Europa und die Welt imZeichen der Bipolarität“ und als „Verb<strong>in</strong>dliches Leitproblem: Krieg und Frie<strong>den</strong>“wird e<strong>in</strong> Themenblock folgen<strong>den</strong> Inhalts gebildet:„Glasnost, Perestroika, Auflösung der Sowjetunion, GUS-Staaten; <strong>friedliche</strong>„Wende" <strong>in</strong> der DDR, Fall der Mauer, E<strong>in</strong>igungsvertrag, Anerkennung derOstgrenzen, Probleme der Vere<strong>in</strong>igung“.Im Geschichtsunterricht der gymnasialen Oberstufe ist die <strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong>nicht verpflichtend Thema, jedoch kommt sie <strong>in</strong> der Auswahl der möglichenKursthemen vor. So wer<strong>den</strong> als Thema „E<strong>in</strong>heit, Gleichheit, Freiheit – 1848, 1918,1989: <strong>Revolution</strong>en <strong>in</strong> Deutschland?“ und „1945 bis 1989: Das Europa von Jalta.Zusammenarbeit und Gegnerschaft im Vergleich“ vorgeschlagen.Unter dem Oberthema „Krisen und Umbrüche“ sollen zwei Themen besprochenwer<strong>den</strong>. E<strong>in</strong>es der <strong>in</strong>sgesamt 20 vorgeschlagenen Möglichkeiten ist dabei „<strong>Die</strong> Krisedes SED-Regimes und die <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> der DDR“.Trotz der hieraus zu vermuten<strong>den</strong> Unverb<strong>in</strong>dlichkeit der Behandlung der <strong>friedliche</strong>n<strong>Revolution</strong> 1989 im Geschichtsunterricht der gymnasialen Oberstufe, kann sie<strong>den</strong>noch e<strong>in</strong> Schwerpunkt se<strong>in</strong>. So wurde im Jahre 2006 zum Zentralabitur die14


„Geschichte Deutschlands seit 1945“ zu e<strong>in</strong>em thematischen Schwerpunkt erhobenund damit Prüfungsthema. Dar<strong>in</strong> heißt es:„Der thematische Schwerpunkt konzentriert sich auf bestimmte Aspekte derGeschichte der bei<strong>den</strong> deutschen Staaten seit 1945. Mit dem 3. Oktober 1990 endete<strong>in</strong> Abschnitt der Geschichte Deutschlands, der bereits vor dem Ende der staatlichenSouveränität zwischen dem 7. und 9. Mai 1945 beg<strong>in</strong>nt und als Deutsche Fragebeschrieben wird.“ Von der „Teilung <strong>zur</strong> Wiedervere<strong>in</strong>igung“ ist dabei e<strong>in</strong>es dermöglichen Kursthemen. Da diese Phase verb<strong>in</strong>dlich im Abitur geprüft wird, muss dieZeit 1989/1990 im Unterricht behandelt wer<strong>den</strong>. So heißt es:„<strong>Die</strong> verb<strong>in</strong>dlichen Inhalte und <strong>in</strong>haltlichen Aspekte der thematischen Schwerpunktemüssen <strong>den</strong> Prüfl<strong>in</strong>gen vor dem E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> die Abiturprüfung vermittelt wor<strong>den</strong> se<strong>in</strong>.“Der historische Schwerpunkt auf Deutschland nach 1945 wird im ZentralabiturGeschichte <strong>in</strong> <strong>den</strong> Jahren 2007, 2008 und 2009 – dem 20. Jahrestag der <strong>friedliche</strong>n<strong>Revolution</strong> – allerd<strong>in</strong>gs nicht erneut aufgenommen.Im evangelischen Religionsunterricht ist <strong>in</strong> der 9./10. Klasse die Beziehung vonKirche und Staat <strong>in</strong> Geschichte und Gegenwart Thema. Dabei soll es auch, um„Kirchen <strong>in</strong> der ehemaligen DDR und <strong>in</strong> der Bundesrepublik“ und „Kirchen nach derWende 1989“ gehen.Für die Klassenstufe 9/10 wird <strong>in</strong> der Hauptschule für <strong>den</strong> Deutschunterricht alsLiteraturempfehlung auch Jens Sparschuhs „Der Zimmerspr<strong>in</strong>gbrunnen“ gegeben. Inder Realschule wird für diesen Jahrgang stattdessen Ingo Schulzes „Simple Storys“empfohlen. Im Gymnasium wer<strong>den</strong> neben <strong>den</strong> Büchern von Sparschuh und Schulzenoch Thomas Brussigs „Am kürzeren Ende der Sonnenallee“ empfohlen.<strong>Die</strong> <strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong> ist im niedersächsischen Geschichtsunterricht Thema bis<strong>zur</strong> zehnten Klasse. Bereits <strong>in</strong> dieser Jahrgangsstufe wird sie auch imDeutschunterricht behandelt, was <strong>in</strong> anderen Bundesländern <strong>in</strong> der Regel lediglich <strong>in</strong>der Oberstufe <strong>in</strong> <strong>den</strong> zum<strong>in</strong>dest als Literaturempfehlung <strong>in</strong> <strong>den</strong> Lehrplänen verankertist. Der fächer-, jahrgangs- und schulartübergreifende Unterricht ist damitgewährleistet. Es ist zum<strong>in</strong>dest erfreulich, dass Niedersachsen kurzzeitig dieThematik der <strong>friedliche</strong>n <strong>Revolution</strong> sogar im Zentralabitur aufgenommen hat und15


damit e<strong>in</strong>e höchstmögliche Verb<strong>in</strong>dlichkeit <strong>in</strong> der Behandlung erreicht hat – wennauch nur für e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnes Jahr Zentralabitur.Mit der „<strong>friedliche</strong>n ,Wende’“ br<strong>in</strong>gen die Lehrpläne <strong>in</strong> Niedersachsen e<strong>in</strong>e ganz neueBegrifflichkeit <strong>in</strong> die Welt der historisch-politischen Diskussion über die Bewertungder Ereignisse 1989/1990, wenn auch vermutlich unbeabsichtigt. <strong>Die</strong>ser Term<strong>in</strong>ussteht unkritisch neben der „<strong>friedliche</strong>n <strong>Revolution</strong>“.10. Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<strong>Die</strong> Lehrpläne für das Fach Geschichte <strong>in</strong> der Sekundarstufe I, also für Haupt- undRealschule bis <strong>zur</strong> zehnten Klasse stammen <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen aus <strong>den</strong> Jahren1989. Neue Lehrpläne wer<strong>den</strong> im Laufe des Jahres 2007 <strong>in</strong> überarbeiteter Fassung<strong>zur</strong> Diskussion gestellt. Aufgrund des Alters dieser Lehrpläne und der historischenSituation, <strong>in</strong> der sie <strong>in</strong> Kraft gesetzt wur<strong>den</strong>, können sie wenig wesentlicheAnregungen für e<strong>in</strong>e Behandlung der <strong>friedliche</strong>n <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> der DDR im Jahre1989 enthalten. So wird im Kapitel zu „Ost-West oder West-Ost“ <strong>in</strong> der Hauptschulenoch die Frage gestellt „Wozu Wiedervere<strong>in</strong>igung?“. In der Realschule gibt es fürdas Thema „Deutsche Staatsgeschichte“ jedoch <strong>den</strong> H<strong>in</strong>weis auf die „Vere<strong>in</strong>igungvon alter Bundesrepublik und DDR“ und auf <strong>den</strong> 3. Oktober als Nationalfeiertag. ImLehrplan für das Gymnasium bis <strong>zur</strong> zehnten Klasse aus dem Jahre 1993 s<strong>in</strong>d dasJahr und die Bedeutung von 1989 sehr wohl enthalten. In der zehnten Klasse wirdder Ost-West-Konflikt thematisiert. Im Unterkapitel <strong>zur</strong> „Überw<strong>in</strong>dung der deutschenTeilung“ wird e<strong>in</strong> Bogen von der „<strong>friedliche</strong>n <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> der DDR“ über die„staatliche Vere<strong>in</strong>igung“, dem „Zusammenwachsen der Deutschen“ bis zum „Bau des,europäischen Hauses’“ geschlagen.Im 1999 veröffentlichen Lehrplan für <strong>den</strong> Geschichtsunterricht der gymnasialenOberstufe ist die <strong>friedliche</strong>n <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> der DDR 1989 ausführlicher enthalten. Fürdie zwölfte Klasse ist das Thema „E<strong>in</strong>heit oder Teilung Europas? Zur Bedeutung von<strong>Revolution</strong>en für Europa 1789-1989“ benannt, <strong>in</strong> dem ausführlich das Jahr 1989betrachtet wird – und zwar die Entwicklung bis 1989 <strong>in</strong> der Sowjetunion, die„revolutionären Umbrüche <strong>in</strong> Ost- und Südosteuropa als ,Aufhol-<strong>Revolution</strong>en’“ undder „Zusammenbruch der DDR, nationale Wende der <strong>Revolution</strong> und die Vere<strong>in</strong>igungder bei<strong>den</strong> deutschen Staaten“.16


Hier wird sehr deutlich die <strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong> – wenn auch nicht so klar benannt –<strong>in</strong> <strong>den</strong> Zusammenhang mit <strong>den</strong> osteuropäischen Freiheitsbewegungen Ende derachtziger Jahre gestellt.Im evangelischen Religionsunterricht der gymnasialen Oberstufe soll sich <strong>in</strong>e<strong>in</strong>em Halbjahr mit der Frage „Wie verhalten sich Menschen <strong>in</strong> Krisen?“ beschäftigtwer<strong>den</strong>. Fallbeispiele zeigen Krisensituationen der Kirche <strong>in</strong> Geschichte undGegenwart. E<strong>in</strong> obligatorisches Thema ist dabei „<strong>Die</strong> Rolle der Kirche <strong>in</strong> der<strong>friedliche</strong>n <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> der DDR 1989/90“. Dafür sollen „aktuelle zeitgeschichtlicheDokumente [ausgewertet wer<strong>den</strong>] (Zeitungen, Predigten aus der Zeit des Umbruchs<strong>in</strong> der DDR-Gesellschaft)“. Im Unterricht wird außerdem e<strong>in</strong>e „e<strong>in</strong>deutigeTraditionsl<strong>in</strong>ie vom Barmer Bekenntnis 1934 <strong>zur</strong> ,Befreiungstheologie’ <strong>in</strong> der DDRdes Jahres 1989“ gezogen.E<strong>in</strong>e Zusammenstellung geistlicher Re<strong>den</strong> aus dem Herbst 1989 wird <strong>zur</strong> Lektüreempfohlen. In <strong>den</strong> im Lehrplan angeführten Beispielen für mündliche Abiturprüfungenwer<strong>den</strong> zudem mögliche Aufgaben benannt, welche die Rolle der Kirchen im Herbst1989 beleuchten.In Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen gibt es noch Potenziale, die <strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong> 1989 <strong>in</strong> derDDR klar zu benennen und <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> der Sekundarstufe I fest imGeschichtsunterricht als Thema zu verankern. Der evangelische Religionsunterrichtsetzt dagegen herausragende Akzente und sche<strong>in</strong>t – was die Kirchen betrifft – dieEreignisgeschichte des Jahres 1989 stärker als der Geschichtsunterricht zubehandeln. <strong>Die</strong> Geschehnisse <strong>in</strong> der DDR 1989/1990 wer<strong>den</strong> – trotz altersche<strong>in</strong>ender Lehrpläne – jahrgangs-, schulart- und fächerübergreifend thematisiert.<strong>Die</strong> Begrifflichkeiten bleiben erklärungsbedürftig, so wird die <strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong> hierparallel als „Zusammenbruch“, dann aber e<strong>in</strong>e „nationale Wende der <strong>Revolution</strong>“diskutiert.11. Rhe<strong>in</strong>land-PfalzIm Geschichtsunterricht der neunten bzw. zehnten Klasse an Haupt- undRealschulen sowie dem Gymnasium wird die deutsche Geschichte nach 1945behandelt. <strong>Die</strong> „<strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong>“ 1989 wird zwar als Begriff nicht genannt, als17


Daten und Term<strong>in</strong>i wer<strong>den</strong> aber das „Neue Forum“ und der Tag der DeutschenE<strong>in</strong>heit 3. Oktober 1990 erwartet. Der „Prozess der Vere<strong>in</strong>igung“ ist e<strong>in</strong>eigenständiges Thema, das <strong>in</strong> fünf Punkte gegliedert ist: „Starre Selbstbehauptungder DDR-Spitze – Kritik der Bevölkerung; <strong>Die</strong> Opposition <strong>in</strong> der Bevölkerung alswichtige politische Kraft; Der Selbstbehauptungswille der DDR-Spitze und dieAblehnung von Reformen im Gegensatz <strong>zur</strong> Entwicklung <strong>in</strong> der UdSSR;Ermöglichung der schnellen Vere<strong>in</strong>igung durch „2 + 4"-Verträge; E<strong>in</strong>igungsvertragund der Beitritt der neuen Länder nach Art. 23 GG“.Im Geschichtsunterricht des Grundfachs Geme<strong>in</strong>schaftskunde soll <strong>in</strong> der zwölftenKlasse die DDR-Geschichte e<strong>in</strong>e wesentliche Rolle spielen. Lernziel ist es, „dieBedeutung der ,demokratischen’ <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> der DDR“ zu erkennen und dieKomplexität und Interdepen<strong>den</strong>z des <strong>Revolution</strong>s- und E<strong>in</strong>igungsprozesses <strong>in</strong>Deutschland zu analysieren“. Dabei sollen als <strong>in</strong>haltliche Aspekte die „Erstarrung despolitischen Systems <strong>in</strong> der DDR, Massenflucht, Öffnung des Eisernen Vorhangs“ undder 9. November 1989 behandelt wer<strong>den</strong>.In der 13. Klasse wird ausführlich das Thema „Macht- und Ideologienkonflikt alsStrukturmerkmal <strong>in</strong>ternationaler Politik im 20. Jahrhundert“ besprochen. Dar<strong>in</strong> s<strong>in</strong>dauch die DDR-Geschichte und das Ende des SED-Staates e<strong>in</strong>geordnet. <strong>Die</strong>s gehörtzum Komplex der Geschichte des Ost-West-Konflikts und dessen Überw<strong>in</strong>dung. <strong>Die</strong>„Reformen und Demokratiebewegung <strong>in</strong> Osteuropa und <strong>in</strong> der DDR“ sowie das„Epochenjahr 1989: ,Wir s<strong>in</strong>d das Volk’“ kommen dabei <strong>zur</strong> Sprache. Als„vertiefendes Projekt“ wird das Thema „Brennpunkt Berl<strong>in</strong>“ vorgeschlagen, das dieHauptstadtgeschichte von 1945 bis nach 1990 behandelt, darunter auch „Wende <strong>in</strong>der DDR und Mauerfall“.Bereits <strong>in</strong> der achten Klasse Hauptschule wird im Sozialkundeunterrichtausführlich die DDR-Geschichte behandelt. Unter der Leitfrage „Wie bewirkten dieMenschen die Vere<strong>in</strong>igung der bei<strong>den</strong> deutschen Staaten?“ soll e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> dienationalen und <strong>in</strong>ternationalen Ursachen für das Ende der DDR gewähren. Dabeiwer<strong>den</strong> Formen oppositionellen Verhaltens von DDR-Bürgern und die Rolle derKirchen besprochen. Als e<strong>in</strong> mögliches Projekt wird die Anfertigung e<strong>in</strong>er Chronik für1989/1990 vorgeschlagen.In der zehnten Klasse der Realschule wird die Leitfrage „Wie wirkte dassozialistische System der DDR auf das Leben der Menschen e<strong>in</strong>? (Kollektivismus -18


Individualität)“ im Sozialkundeunterricht besprochen. Neben der allgeme<strong>in</strong>en DDR-Geschichte wird hierbei Wert auf e<strong>in</strong>en „Überblick über Formen oppositionellenVerhaltens der DDR-Bürger als Protest gegen das politische System“ gelegt. AlsThemen und Quellen sollen „Veröffentlichungen der evangelischen Kirche, desNeuen Forums, Massenflucht, Demonstrationen ;Wir s<strong>in</strong>d das Volk’“ behandeltwer<strong>den</strong>.In der zehnten Klasse des Gymnasiums wird als Grundbegriff die „<strong>friedliche</strong><strong>Revolution</strong>“ erwartet. Hier soll e<strong>in</strong> „Verständnis der wichtigsten <strong>in</strong>ternationalen undnationalen Ursachen für das Ende der DDR“ geweckt wer<strong>den</strong>, als Themen das„Versagen des gesamten Systems der DDR; Politik Gorbatschows; Rolle derBundesregierung; Verhalten der Westmächte; Grenzöffnung durch Ungarn“ sowie die„Rolle der Kirchen, ,Wir s<strong>in</strong>d das Volk’ – ,Wir s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Volk’“ besprochen wer<strong>den</strong>. Dasoppositionelle Verhalten der DDR-Bürger wird als „Protest gegen das politischeSystem“ benannt.<strong>Die</strong> <strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> der DDR 1989 spielt damit sowohl <strong>in</strong> der Sekundarstufe Ials auch <strong>in</strong> der gymnasialen Oberstufe fächerübergreifend e<strong>in</strong>e Rolle. Möglichkeitender Ergänzung ergeben sich noch für <strong>den</strong> Deutschunterricht, <strong>in</strong> dem Romane undErzählungen zu der Zeit 1989/1990 gelesen und diskutiert wer<strong>den</strong> könnten.In <strong>den</strong> Lehrplänen des Landes schwanken die Begrifflichkeiten zwischen dem ganzneuen Term<strong>in</strong>us „demokratische <strong>Revolution</strong>“, „Wende“ und „<strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong>“bzw. überhaupt ke<strong>in</strong>er Charakterisierung. Hier wäre e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>heitlichkeit <strong>in</strong> Begriff undBewertung wünschenswert.12. SaarlandIm Geschichtsunterricht der neunten Klasse <strong>in</strong> der erweiterten Realschulewer<strong>den</strong> die Ereignisse <strong>in</strong> der DDR 1989/1990 <strong>in</strong> der Unterrichtse<strong>in</strong>heit „Deutschlandnach 1945“ behandelt. Lernziele s<strong>in</strong>d, dass die Schüler „die wichtigsten Schritte aufdem Weg <strong>zur</strong> deutschen E<strong>in</strong>heit kennen, Probleme und Chancen erkennen, die sichfür die Menschen <strong>in</strong> Ost und West aus der Wiedervere<strong>in</strong>igung ergeben, erkennen,dass sie selbst <strong>in</strong> geschichtliche Prozesse e<strong>in</strong>gebun<strong>den</strong> s<strong>in</strong>d und die Möglichkeithaben, sich gestaltend e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen.“ Als Begriffe wer<strong>den</strong> <strong>in</strong> Anführungsstrichen„<strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong>“, aber auch der Fall der Mauer und die Öffnung der Grenzen19


genannt. Auf <strong>den</strong> Deutschunterricht wird als verb<strong>in</strong><strong>den</strong>des Thema „Geschichtenvom Umbruch“ verwiesen.In der zehnten Klasse wird dies wiederum <strong>in</strong> der Unterrichtse<strong>in</strong>heit „VomZusammenbruch <strong>zur</strong> Wiedervere<strong>in</strong>igung“ aufgenommen. Hier geht es allerd<strong>in</strong>gswesentlich darum, die gegensätzliche Entwicklung der bei<strong>den</strong> deutschen Staaten bis1989 nachzuzeichnen. In der Unterrichtse<strong>in</strong>heit „Vom geteilten Deutschland <strong>zur</strong>neuen Bundesrepublik“ sollen die „Massenflucht und <strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong>“, „Deraußenpolitische Weg <strong>zur</strong> E<strong>in</strong>igung“ und „Probleme der Wiedervere<strong>in</strong>igung und ihreBewältigung“. Lernziele s<strong>in</strong>d, dass die Schüler „die Rolle der DDR-Bevölkerung beimProzess der Wiedervere<strong>in</strong>igung beschreiben, die außenpolitischen Bed<strong>in</strong>gungen für<strong>den</strong> E<strong>in</strong>igungsprozess untersuchen, die auftreten<strong>den</strong> <strong>in</strong>nenpolitischen Problemenach der Wiedervere<strong>in</strong>igung erklären und die Bedeutung der Wiedervere<strong>in</strong>igung fürDeutschland beurteilen.“ <strong>Die</strong> Frie<strong>den</strong>sgottesdienste und Montagsdemonstrationenwer<strong>den</strong> dabei als verb<strong>in</strong>dliche Begriffe erwartet. Für <strong>den</strong> Unterricht wer<strong>den</strong>Zeitzeugenbefragungen vorgeschlagen.Im Geschichtsunterricht der E<strong>in</strong>führungsphase <strong>in</strong> der gymnasialen Oberstufesteht im Lehrplan e<strong>in</strong> Kapitel zu „Deutschland nach 1945“. Verb<strong>in</strong>dlicher Lehr<strong>in</strong>halt istdabei auch die Geschichte des geteilten Deutschlands bis zum „Zusammenbruch desSED-Regimes und Wiedervere<strong>in</strong>igung Deutschlands“. Zur „Wende“ wer<strong>den</strong> mehrereInternetangebote <strong>zur</strong> Verwendung vorgeschlagen.Im zweiten Jahr des Leistungskurses Erdkunde ist die Geschichte derBundesrepublik Deutschland und der DDR Thema. Dabei sollen auch die wichtigstenSchritte <strong>zur</strong> Wiedervere<strong>in</strong>igung behandelt wer<strong>den</strong>.Im Musikunterricht der zehnten Klasse wird nach der schriftlichenAbschlussprüfung e<strong>in</strong> Kapitel zu „Musik und Politik“ vorgeschlagen. Dar<strong>in</strong> könntenauch „Udo L<strong>in</strong><strong>den</strong>berg: Sonderzug nach Pankow. (Beziehung BRD – DDR)“ und„Marius Müller-Westernhagen: Freiheit. (deutsche Wiedervere<strong>in</strong>igung)“ behandeltwer<strong>den</strong>.H<strong>in</strong>weise auf die Behandlung der <strong>friedliche</strong>n <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> der DDR 1989 lassensich somit für das Saarland gleich an mehreren Stellen <strong>in</strong> bei<strong>den</strong> Sekundarstufenexplizit f<strong>in</strong><strong>den</strong>. Selten ist dies so klar für <strong>den</strong> Deutsch- und sogar Musikunterrichtbenannt. Außergewöhnlich ist auch die Thematisierung im Erdkundeunterricht der20


Abiturphase. Hierbei handelt es sich eher um klassischen Geschichtsunterricht <strong>in</strong>e<strong>in</strong>em anderen Fach. Im Erdkundeunterricht ist darüber h<strong>in</strong>aus die DDR nochweitergehend Thema.Auch <strong>in</strong> <strong>den</strong> saarländischen Lehrplänen wird der Begriff „<strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong>“ nichtstr<strong>in</strong>gent benutzt – mal steht er nur <strong>in</strong> Anführungsstrichen, an anderen Stellen istdann wieder von „Zusammenbruch“ oder „Wende“ die Rede.13. SachsenIm Geschichtsunterricht der neunten Klasse der Mittelschule wird <strong>in</strong> zweiLernbereichen die Geschichte der deutschen Teilung behandelt. Dabei spielt imLernbereich „Europa im Aufbruch“ die „<strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> der DDR 1989“ <strong>in</strong>e<strong>in</strong>er Reihe mit <strong>den</strong> osteuropäischen Freiheitsbewegungen des Prager Frühl<strong>in</strong>gs undder Solidarnosc sowie Glasnost und Perestroika Michail Gorbatschows e<strong>in</strong>e Rolle.<strong>Die</strong> Montagsdemonstrationen und der Fall der Mauer wer<strong>den</strong> dabei besonderserwähnt und e<strong>in</strong>e Exkursion vorgeschlagen. Anhand der Thematik <strong>friedliche</strong><strong>Revolution</strong> und deutsche E<strong>in</strong>heit sollen die Schüler e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die Methode derZeitzeugenbefragung gew<strong>in</strong>nen. Im Wahlpflichtunterricht <strong>in</strong> Klasse 9 sollen dieseKenntnisse aus dem allgeme<strong>in</strong>en Geschichtsunterricht mit dem Thema „<strong>friedliche</strong><strong>Revolution</strong> im Heimatort“ genutzt wer<strong>den</strong>.Im Gymnasium sollen die Schüler <strong>in</strong> der zehnten Klasse „<strong>den</strong> E<strong>in</strong>igungsprozess1989/90 als Lösung der Deutschen Frage und Teil der europäischen E<strong>in</strong>igungbegreifen“. Im Lernbereich zum Ost-West-Konflikt soll am Ende die „Maueröffnung1989“ thematisiert wer<strong>den</strong>. Fakultativ wird e<strong>in</strong> Wahlpflichtbereich <strong>zur</strong> <strong>friedliche</strong>n<strong>Revolution</strong> unter dem Titel „Alltagserfahrungen und Mentalitäten <strong>zur</strong> Zeit derFriedlichen <strong>Revolution</strong> und im gee<strong>in</strong>ten Deutschland“ angeboten. Hier sollen dieSchüler „E<strong>in</strong>blick gew<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> gesellschaftliche Realitäten und Mentalitäten <strong>zur</strong> Zeitder Friedlichen <strong>Revolution</strong>“.Im Grundkurs <strong>in</strong> der elften Klasse wird das Thema im Lernbereich „Demokratie undDiktatur – Anspruch und Wirklichkeit von Gesellschaftsmodellen im 20. Jahrhundert“ausführlicher behandelt. Am Ende sollen die Schüler die Schritte „<strong>zur</strong> Err<strong>in</strong>gung vonFreiheit und Demokratie 1989/90“ kennen. <strong>Die</strong> <strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong> und die Rolle derBevölkerung wer<strong>den</strong> ausdrücklich im Lehrplan erwähnt. Im Leistungskurs dieserKlassenstufe sollen die Schüler die „Rolle der Bevölkerung <strong>in</strong> der Friedlichen21


<strong>Revolution</strong>“ beurteilen. Hier ist zudem von „Oppositionsbewegungen“ und„Zusammenbruch“ als Themen die Rede.Im Deutschunterricht der zwölften Klasse (Grundkurs) wird im Lehrplan <strong>in</strong>nerhalbdes Kapitels über die deutsche Literatur nach 1945 gesondert als Thema „diedeutsche Literatur <strong>in</strong> und nach der Wende von 1989“ erwähnt. Für <strong>den</strong>Leistungskurs wird dies spezieller gefasst: „Deutsche Literatur und deutscheE<strong>in</strong>heit, Leistung, Widersprüche, Zusammenwachsen nach 1989 im Spiegelliterarischer Texte, der Literaturwissenschaft und –kritik“. Bei <strong>den</strong> Empfehlungen <strong>zur</strong>Auswahl literarischer Texte fehlen aber im Gegensatz zu anderen Lehrplänen diee<strong>in</strong>schlägigen Primärliteratur-Titel zu dieser Thematik (z. B. Loest, Brussig etc.) alsVorschläge.In der siebenten Klasse des Ethikunterrichts an Gymnasien geht es um„Konflikte, ihre Ursachen, ihre Bewältigung“. Dazu heißt es: „Ausgehend vonBeispielen aus ihrem Umfeld untersuchen die Schüler Konflikte auf ihre Ursachen h<strong>in</strong>und lernen, verschie<strong>den</strong>e Möglichkeiten der Konfliktregelung kritisch gegene<strong>in</strong>anderabzuwägen. Sie erkennen, dass Konflikte Bestandteil menschlichenZusammenlebens s<strong>in</strong>d und dass <strong>in</strong> der Ause<strong>in</strong>andersetzung mit ihnen Chancen <strong>zur</strong>persönlichen Entwicklung liegen.“ Dabei sollen auch mögliche „Leitbilder“ vorgestelltwer<strong>den</strong>. Im Lehrplan wer<strong>den</strong> dafür als aktuelles Beispiel die„Montagsdemonstrationen <strong>zur</strong> Zeit der <strong>friedliche</strong>n <strong>Revolution</strong> 1989“.Im evangelischen Religionsunterricht soll an Gymnasien <strong>in</strong> der neunten Klassedie „Kirche <strong>in</strong> der Zeit“ behandelt wer<strong>den</strong>. Dabei spielt die Geschichte derevangelischen Kirche im 20. Jahrhundert <strong>in</strong> Deutschland e<strong>in</strong>e wesentliche Rolle. <strong>Die</strong><strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong> wird ausdrücklich als Thema erwähnt und soll als Kapitel „Rolleder Kirchen <strong>in</strong> der Friedlichen <strong>Revolution</strong> 1989“ diskutiert wer<strong>den</strong>. Es wer<strong>den</strong>Zeitzeugenbefragungen und e<strong>in</strong> Besuch bei der Behörde der Bundesbeauftragten fürdie Stasi-Unterlagen vorgeschlagen.Im katholischen Religionsunterricht wird die <strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong> bereits <strong>in</strong> derMittelschule als Thema aufgenommen. In der neunten Klasse sollen sich dieSchüler <strong>zur</strong> Rolle der Kirche <strong>in</strong> <strong>den</strong> Diktaturen positionieren. In diesem22


Zusammenhang wird e<strong>in</strong> Fokus auf die DDR und die <strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong> 1989gelegt. Im Gymnasium wird <strong>in</strong> der zehnten Klasse im Abschnitt „<strong>Die</strong> Kirche <strong>in</strong> derZeit“ ebenso die Rolle der Kirchen <strong>in</strong> <strong>den</strong> Diktaturen beleuchtet und dabei besonders<strong>in</strong> <strong>den</strong> Jahren 1989/1990 besprochen. Auch <strong>in</strong> diesem Lehrplan wer<strong>den</strong>Zeitzeugengespräche und der Besuch bei der Behörde der Bundesbeauftragten fürdie Stasi-Unterlagen vorgeschlagen.Sachsen br<strong>in</strong>gt mit der Thematisierung der <strong>friedliche</strong>n <strong>Revolution</strong> im Ethikunterrichte<strong>in</strong>en ganz neuen Blickw<strong>in</strong>kel <strong>in</strong> die Diskussion, an dem sich andere Bundesländere<strong>in</strong> Beispiel nehmen könnten. <strong>Die</strong> <strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong> wird <strong>in</strong> Sachsenschulartübergreifend und klassenübergreifend unterrichtet. Für <strong>den</strong> Deutschunterrichtböte sich noch e<strong>in</strong>e Ergänzung um e<strong>in</strong>e Literaturliste mit bekannten Büchern <strong>zur</strong><strong>friedliche</strong>n <strong>Revolution</strong> an.Auch <strong>in</strong> Sachsen wird <strong>in</strong> <strong>den</strong> Lehrplänen nicht e<strong>in</strong>heitlich von „<strong>friedliche</strong>r <strong>Revolution</strong>“gesprochen. Sie konkurriert hier mit dem Begriff „Zusammenbruch“.14. Sachsen-AnhaltIn der neunten bzw. zehnten Klasse der Sekundarschule sollen die Schüler imGeschichtsunterricht die Ursachen und Bed<strong>in</strong>gungen für das Ende der DDRerklären können. Unter dem Titel „,Wir s<strong>in</strong>d das Volk’ - ,Wir s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Volk’“ sollen dieMontagsdemonstrationen, der Aufbruch <strong>in</strong> der DDR, die <strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong>,Grenzöffnung und Vere<strong>in</strong>igung besprochen wer<strong>den</strong>. <strong>Die</strong> Losungen derMontagsdemonstrationen sollen von <strong>den</strong> Schülern analysiert wer<strong>den</strong>. ImWahlpflichtbereich soll der Volksaufstand vom 17. Juni 1953 mit <strong>den</strong> Ereignissen1989 verglichen wer<strong>den</strong>. In Gymnasien sollen <strong>in</strong> <strong>den</strong> gleichen Klassenstufen dieseThemen diskutiert wer<strong>den</strong>. Allerd<strong>in</strong>gs sollen die Schüler hier weitergehend „<strong>den</strong>Prozess der Überw<strong>in</strong>dung der staatlichen Teilung vor dem H<strong>in</strong>tergrund<strong>in</strong>ternationaler Entwicklungen“ untersuchen. Zudem sollen sie die „LiterarischeVerarbeitung von Geschichte analysieren“ und sich auf e<strong>in</strong>e Spurensuche imHeimatort begeben. In <strong>den</strong> Jahrgängen 11 und 12 wird das Thema erneutaufgegriffen und der Weg von der Teilung <strong>zur</strong> deutschen E<strong>in</strong>heit beschritten.Tiefergehend wer<strong>den</strong> folgende Themen betrachtet:23


Reformunfähigkeit der DDR: Ursachen und Wirkungen;Oppositionsbewegung und Massenflucht;E<strong>in</strong>ordnung der Entwicklung <strong>in</strong> der DDR <strong>in</strong> die Reformbestrebungenosteuropäischer Länder (z. B. Solidarnosc-Bewegung, Glasnost undPerestroika <strong>in</strong> der Sowjetunion, ungarischer Marktsozialismus);vom Mauerfall bis zum Ende der staatlichen Teilung: <strong>in</strong>ternationaleVoraussetzungen, Entwicklungen <strong>in</strong> DDR und BRD sowie der Beziehungenzue<strong>in</strong>ander;Problemdiskussion <strong>zur</strong> richtigen Bezeichnung e<strong>in</strong>es Ereignisses: „Wende“,„<strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong>“, „nachgeholte <strong>Revolution</strong>“, „(Wieder-)Vere<strong>in</strong>igung“;Deutungen des Zusammenbruchs von DDR und Sozialismus;Untersuchung theoretischer Ansätze <strong>in</strong> der FachliteraturÄhnlich, nur um die Problemdiskussion <strong>zur</strong> richtigen Bezeichnung des Ereignisses1989 reduziert, wurde der Lehrplan für <strong>den</strong> Geschichtsunterricht an Fachgymnasien<strong>in</strong> <strong>den</strong> Jahrgängen 12 und 13 gestaltet.Im Deutschunterricht der Sekundarschule wird <strong>in</strong> <strong>den</strong> Lektüreh<strong>in</strong>weisen desLehrplans angeregt, „Geschichten vom Umbruch <strong>in</strong> der DDR“ zu lesen. Für <strong>den</strong>Deutschunterricht <strong>in</strong> der gymnasialen Oberstufe wird empfohlen, Jutta Schlotts„Kalter Mai“ zu lesen, <strong>in</strong> der e<strong>in</strong>e Jugendliche über die „Wende“ erzählt. In der elftenbzw. zwölften Klasse soll zudem im Bereich „Sprachwandel“ über „Deutsch <strong>in</strong> undnach der Wende von 1989“ diskutiert wer<strong>den</strong>.Im evangelischen Religionsunterricht der neunten bzw. zehnten Klasse derSekundarschule s<strong>in</strong>d die „Kirchen <strong>in</strong> der DDR“ fester Bestandteil des Unterrichts.Dabei soll auch die oppositionelle Haltung von Kirchenvertretern und die Rolle derKirchen vor und nach 1989 besprochen wer<strong>den</strong>. <strong>Die</strong> <strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong> wird dabe<strong>in</strong>icht explizit erwähnt.Im Gymnasium wird diese Thematik erst <strong>in</strong> der elften bzw. zwölften Klassebehandelt. Dabei ist allerd<strong>in</strong>gs konkreter die Rede davon, „Kirche <strong>in</strong> der DDRzwischen Anpassung und Widerstand“ zu behandeln und ganz konkretbeispielsweise Erich Loests Roman „Nikolaikirche“ zu diskutieren.24


In Sachsen-Anhalt wird die <strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong> damit bereits <strong>in</strong> der Sekundarstufe Iim Geschichtsunterricht gewürdigt und <strong>in</strong> der Abiturphase vertieft. Als neuen Aspekthat das Bundesland im Deutschunterricht e<strong>in</strong>e Sprachanalyse der Zeit um 1989verankert. Trotzdem gibt es auch <strong>in</strong> Sachsen-Anhalt ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>heitlichkeit derBezeichnung für die Ereignisse <strong>in</strong> der DDR 1989/1990, jedoch wird dieProblemdiskussion über „Wende“ oder „<strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong>“ im Geschichtslehrplanals Thema aufgenommen.15. Schleswig-Holste<strong>in</strong>Im Geschichtsunterricht der Hauptschule ist unter dem Epochenthema „Freiheitund E<strong>in</strong>heit“ <strong>in</strong> der neunten Klasse die <strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong> 1989 Thema. ImGeschichtsunterricht der Realschule und im Gymnasium wird sie im Bereich„Konfrontation der Blöcke und die Deutsche Frage“ <strong>in</strong> der zehnten Klassebesprochen.<strong>Die</strong> Thematisierung der <strong>friedliche</strong>n <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> schleswig-holste<strong>in</strong>ischenLehrplänen ist gerade im Vergleich mit <strong>den</strong> anderen Bundesländern sehrübersichtlich. Zwar ist sie als solche auch benannt und spielt <strong>in</strong> der Sekundarstufe Ie<strong>in</strong>e Rolle, jedoch lässt sich aus <strong>den</strong> Lehrplänen aller anderen Fächer ke<strong>in</strong> weitererBezug oder e<strong>in</strong>e tiefergehende Betrachtung erkennen. M<strong>in</strong>destens <strong>in</strong> <strong>den</strong> FächernDeutsch, evangelischer und katholischer Religionsunterricht sollte hier ergänztwer<strong>den</strong>. Zudem sollte im Geschichtsunterricht <strong>in</strong> der Abiturphase auf das Thema<strong>zur</strong>ückgekommen wer<strong>den</strong>.16. Thür<strong>in</strong>genIm Geschichtsunterricht der Thür<strong>in</strong>ger Regelschule ist <strong>in</strong> der neunten bzw.zehnten Klasse das Ende der DDR Bestandteil des Lehrplans. Insbesondere gehtes um die „Abstimmung mit <strong>den</strong> Füßen“, die <strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> der DDR und<strong>den</strong> Weg <strong>zur</strong> Wiedervere<strong>in</strong>igung. Als Möglichkeit zum fächerübergreifen<strong>den</strong> Arbeitenwird das Kapitel „Kont<strong>in</strong>uität und Wandel, Brüche – die Jahre 1945, 1949, 1953,1961, 1968, 1972, 1989“ angeboten. Letzteres wird <strong>in</strong> gleicher Weise für dasGymnasium angeregt.25


Im Geschichtsunterricht der zwölften Klasse steht das Kapitel „Von der deutschenFrage <strong>zur</strong> deutschen E<strong>in</strong>heit – Kont<strong>in</strong>uität und Wandel vor dem H<strong>in</strong>tergrund e<strong>in</strong>erbipolaren Welt“ im Lehrplan. <strong>Die</strong> Schüler sollen hierbei „die Lösung der deutschenFrage (…) im Zusammenhang mit globalen Problemen (…) verstehen, die zu Phasender Konfrontation, <strong>zur</strong> Kooperation beider deutscher Staaten und letztlich zumZusammenbruch der Staatsmacht <strong>in</strong> der DDR und schließlich <strong>zur</strong> deutschen E<strong>in</strong>heitführten.“ <strong>Die</strong> <strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong> wird als Frage behandelt: „Der Weg <strong>zur</strong> E<strong>in</strong>heitDeutschlands – e<strong>in</strong>e <strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong>?“, heißt es im Lehrplan. Der Begriff stehtparallel zum Term<strong>in</strong>us „Zusammenbruch“.Im Sozialkundeunterricht der zwölften Klasse wird das politische System der DDRdiskutiert. Hier ist von e<strong>in</strong>em Kapitel „<strong>Die</strong> ,Wende’ und der Zusammenbruch derDDR“ die Rede.Im evangelischen Religionsunterricht der Regelschule ist <strong>in</strong> <strong>den</strong>Jahrgangsstufen neun bzw. zehn die Geschichte des Verhältnisses von Kirche undStaat im 20. Jahrhundert Thema. Übergreifend sollen die Schüler „erfahren underkennen, dass sich Christen gegen Diktatur und totalitäre Weltanschauung wen<strong>den</strong>und die Rechte der Wehrlosen, Benachteiligten und M<strong>in</strong>derheiten e<strong>in</strong>fordern“. Dabeiwird auch die „gewaltlose Wende 1989“ behandelt.In Thür<strong>in</strong>gen wird zwar die Zeit 1989/1990 auch <strong>in</strong> <strong>den</strong> Lehrplänen alsfächerübergreifendes Thema ausgewiesen, allerd<strong>in</strong>gs fehlen klare Zuordnungen oderAnregungen über <strong>den</strong> historisch-politischen Unterricht h<strong>in</strong>aus, beispielsweise fürDeutsch und Ethik. <strong>Die</strong> <strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong> wird als Begriff im wahrsten S<strong>in</strong>ne desWortes als fraglich dargestellt. In <strong>den</strong> Lehrplänen wechselt sich der Begriff mitZusammenbruch und „Wende“ ab.Zusammenfassung und Ausblick<strong>Die</strong> <strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> der DDR im Jahre 1989 hat <strong>in</strong> <strong>den</strong> Schullehrplänen nochnicht <strong>den</strong> ihr gebühren<strong>den</strong> Stellenwert gefun<strong>den</strong>. E<strong>in</strong> angemessener Platz wäre hiere<strong>in</strong>e Würdigung der <strong>friedliche</strong>n <strong>Revolution</strong> als Ereignis von epochaler Bedeutung, diezum Untergang kommunistischer Regime führte, <strong>den</strong> kalten Krieg beendete und <strong>den</strong>26


Weg <strong>zur</strong> europäischen E<strong>in</strong>igung freimachte. Dazu müsste es im Unterricht e<strong>in</strong>e klareBenennung und Bewertung geben. Zudem dürfte das Thema – wenn überhaupt –nicht nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Jahrgangsstufe bis <strong>zur</strong> zehnten Klasse behandelt wer<strong>den</strong> undschließlich sollten die Ereignisse nicht nur im Geschichtsunterricht als e<strong>in</strong>ziges Fache<strong>in</strong>e Rolle spielen. Es bestehen somit noch viele Potentiale bei derKompetenzentwicklung der Schüler und viele Möglichkeiten, um die Ereignisse <strong>in</strong> derDDR 1989/1990 fächer-, schulart- und klassenübergreifend zu behandeln.So verschie<strong>den</strong> die Bildungspläne der e<strong>in</strong>zelnen Bundesländer s<strong>in</strong>d, sounterschiedlich ist auch der Umgang mit diesem Thema und damit letztlich auch diezu erwarten<strong>den</strong> Behandlung im Unterricht.Schule verändert sich – <strong>in</strong> immer mehr Lehrplänen steht im Mittelpunkt, welcheKompetenzen die Schüler erwerben sollen. Bisher wurde mehr oder wenigerausführlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Lehrplan aufgezählt, welche Begriffe, Daten, Ereignisse oderallgeme<strong>in</strong> Themen im Unterricht dargestellt wer<strong>den</strong> sollen. <strong>Die</strong>s rückt <strong>in</strong> <strong>den</strong>H<strong>in</strong>tergrund. <strong>Die</strong> Lehrpläne können daher abstrakter wirken, weil sie fast nur noch die„Kompetenzen“ erwähnen, welche die Schüler erwerben sollen – der Weg zu diesenKompetenzen über die Vermittlung konkreter Ereignisse, Begriffe und Daten wirdnicht mehr zwangsläufig im Lehrplan vorgezeichnet.Doch auch <strong>in</strong> dieser Struktur der Lehrpläne kann und muss die <strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong>e<strong>in</strong>e gewichtige Rolle spielen.Welche Kompetenzen sollen also die Schüler erwerben und wie kann dabei die<strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong> vermittelt wer<strong>den</strong>? Schule allgeme<strong>in</strong> sollte <strong>in</strong> der Menschen-,Bürgerrechts- und Demokratieerziehung wirken sowie e<strong>in</strong> Geschichtsbewusstse<strong>in</strong>ausbil<strong>den</strong>. Dar<strong>in</strong> sollte die <strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> der DDR 1989 e<strong>in</strong>en festen Platzf<strong>in</strong><strong>den</strong>, um an ihr <strong>den</strong> Stellenwert von Menschen- und Bürgerrechten und vonDemokratie und ihrer Entwicklung exemplarisch deutlich zu machen.Das ist jedoch e<strong>in</strong>e Aufgabe für die Zukunft. In <strong>den</strong> gegenwärtig vorliegen<strong>den</strong>Lehrplänen beg<strong>in</strong>nen die Unklarheiten bereits <strong>in</strong> der Wortwahl. In <strong>den</strong> meistenLehrplänen wird der Begriff „<strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong>“ unterschiedlich gehandhabt.Häufig wird auf die „<strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong>“ als Wort ganz verzichtet, gelegentlich wirdes <strong>in</strong> Anführungsstriche gesetzt. Oft wird es parallel zu anderen Begriffen verwendet.27


Im folgen<strong>den</strong> Überblick soll deutlich wer<strong>den</strong>, wie viele Begriffe benutzt wer<strong>den</strong> undwie häufig sie <strong>in</strong> <strong>den</strong> Lehrplänen parallel auftreten:BegriffBundesland„<strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong>“ Ba<strong>den</strong>-Württemberg, Bayern, Berl<strong>in</strong>, Hessen,Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen,Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holste<strong>in</strong>, Thür<strong>in</strong>gen„<strong>Revolution</strong>“Niedersachsen„demokratische Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<strong>Revolution</strong>“„Zusammenbruch“ Bayern, Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen, Saarland, Sachsen,Thür<strong>in</strong>gen„Umsturz“Bremen„Umbruch“Hamburg, Hessen, Sachsen-Anhalt„demokratischer Mecklenburg-VorpommernUmbruch“„Wende“ Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern,Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz, Saarland, Sachsen, Thür<strong>in</strong>gen„<strong>friedliche</strong> Wende“ Niedersachsen„gewaltlose Wende“ Thür<strong>in</strong>gen„nationale Wende der Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<strong>Revolution</strong>“In Ausnahmefällen wird immerh<strong>in</strong> über die verschie<strong>den</strong>en Bezeichnungen und ihreBedeutungen verb<strong>in</strong>dlich als Thema im Lehrplan diskutiert (Sachsen-Anhalt).In <strong>den</strong> diversen verwendeten Begriffen schw<strong>in</strong>gt immer auch e<strong>in</strong>e unklare Bewertungder Ereignisse mit – zugespitzt also „<strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong>“ als herausragendesGeschehen, das gewaltlos e<strong>in</strong>en Staat und e<strong>in</strong> ganzes System zum E<strong>in</strong>sturz brachteoder nur e<strong>in</strong>e „Wende“ als „Ende“ e<strong>in</strong>es historischen Abschnittes, das e<strong>in</strong>fach soe<strong>in</strong>trat? Mit <strong>den</strong> <strong>Revolution</strong>sbegriffen wer<strong>den</strong> die Ereignisse <strong>in</strong> der DDR 1989/1990 <strong>in</strong>e<strong>in</strong>e Reihe mit <strong>den</strong> revolutionären Geschehnissen <strong>in</strong> Frankreich 200 Jahre zuvoroder <strong>in</strong> Deutschland 1848 gestellt und damit als bedeutendes historisches Ereignisgewürdigt. Gelegentlich geschieht dies praktisch <strong>in</strong> <strong>den</strong> Lehrplänen, <strong>in</strong>dem28


<strong>Revolution</strong>sgeschichten verglichen wer<strong>den</strong> und dabei die Zeit 1989/1990 <strong>in</strong> der DDRbehandelt wird. „Wende“ dagegen ist e<strong>in</strong> aus der Antrittsrede von Egon Krenz alsStaats- und Parteichef stammender Begriff und sollte lediglich e<strong>in</strong>e Veränderung derDDR unter weiterh<strong>in</strong> sozialistischen Vorzeichen markieren. Zwischen „<strong>friedliche</strong>r<strong>Revolution</strong>“ und „Wende“ besteht daher <strong>in</strong>haltlich und von der Bewertung her e<strong>in</strong>großer Unterschied. Zu oft wer<strong>den</strong> die Begriffe <strong>in</strong> <strong>den</strong> Lehrplänen unkritischnebene<strong>in</strong>ander gewählt. Das umgangssprachlich häufig gebrauchte Wort „Wende“,das e<strong>in</strong>e Nichtanerkennung der epochalen Ereignisse und Konsequenzen aus derZeit 1989/1990 <strong>in</strong>tendiert, kann bewusst oder unbewusst durchaus abwertendaufgefasst wer<strong>den</strong>.Konkrete Unterrichts<strong>in</strong>halte wer<strong>den</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> Lehrplänen nicht ausführlich dargestellt,sondern auf Schlagwörter und mit gelegentlichen kurzen Erläuterungen zugespitzt.Rahmenpläne bestehen also grob gesagt im Wesentlichen aus solchen undähnlichen Stichworten. <strong>Die</strong> bloße Erwähnung hat damit jedoch e<strong>in</strong>en hohenStellenwert für Lehrer, die hiernach ihre Lehre ausrichten. Gerade wegen derparallelen Verwendung von „Wende“ und „<strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong>“ ist e<strong>in</strong>e gründlicheÜberarbeitung nahezu aller Lehrpläne notwendig.Es bedarf nur wenig Kreativität, um die <strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong> auch jenseits desGeschichtsunterrichts <strong>in</strong> der Schule zu platzieren. In mehreren Bundesländern wirddies besonders durch die Besprechung von Romanen und Erzählungen zu diesemZeitabschnitt im Deutschunterricht getan. Hier ist noch weiteres Aufwertungspotentialvorhan<strong>den</strong>, so sollten <strong>in</strong> <strong>den</strong> Lehrplänen aller Bundesländer verb<strong>in</strong>dlich Kapitel <strong>zur</strong>deutschen Teilung und der <strong>friedliche</strong>n <strong>Revolution</strong> <strong>in</strong> Romanen und Erzählungenfestgeschrieben wer<strong>den</strong>. <strong>Die</strong> lassen es dann vielleicht nicht mehr als Zufallersche<strong>in</strong>en, wenn e<strong>in</strong> solches Werk im Unterricht gelesen wird.In e<strong>in</strong>igen Bundesländern ist die Rolle der Kirchen während der <strong>friedliche</strong>n<strong>Revolution</strong> Thema im Religionsunterricht, meist im evangelischen (besondersherausragend <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen). Im Ethikunterricht sollte die <strong>friedliche</strong><strong>Revolution</strong> 1989 als e<strong>in</strong> Beispiel dargestellt wer<strong>den</strong>, wie gewaltfreie Konfliktlösungenfunktionieren (beispielhaft bereits <strong>in</strong> Sachsen).Große Potentiale gibt es noch im Musik- und Kunstunterricht. Im Fach Musik kanndas gelegentlich im Lehrplan festgeschriebene Thema zum Verhältnis von Musik undPolitik dazu genutzt wer<strong>den</strong>, die „musikalische Begleitung“ des Untergangs der DDR29


zu vermitteln (sehr gut ist hier der Lehrplan im Saarland). Unter der musikalischenHymne aus dem <strong>Revolution</strong>sherbst 1989 „Dona nobis pacem“ kann sehr schnell von<strong>den</strong> Frie<strong>den</strong>sgebeten e<strong>in</strong> Bezug zum Religionsunterricht gefun<strong>den</strong> wer<strong>den</strong>.In der Bil<strong>den</strong><strong>den</strong> Kunst könnten Skulpturen, Plastiken und andere Objekte imöffentlichen Raum, die der <strong>friedliche</strong>n <strong>Revolution</strong> gewidmet wur<strong>den</strong> bzw. wer<strong>den</strong>sollen, diskutiert wer<strong>den</strong>. Bereits diese Beispiele zeigen, dass es <strong>in</strong> allenBundesländern bezüglich der fächerübergreifen<strong>den</strong> Behandlung der <strong>friedliche</strong>n<strong>Revolution</strong> große Ausbaumöglichkeiten gibt.In zu wenigen Lehrplänen wer<strong>den</strong> H<strong>in</strong>weise gegeben, um die <strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong>über <strong>den</strong> re<strong>in</strong>en Schulunterricht h<strong>in</strong>aus zu behandeln, beispielsweise mitProjekttagen, Exkursionen und Zeitzeugengesprächen.E<strong>in</strong>e höchstmögliche Verb<strong>in</strong>dlichkeit <strong>zur</strong> tiefergehen<strong>den</strong> Behandlung der <strong>friedliche</strong>n<strong>Revolution</strong> könnte erreicht wer<strong>den</strong>, wenn dieses Thema Bestandteil zentralerAbschlussprüfungen für Abschlüsse am Ende der zehnten Klasse oder beimZentralabitur wer<strong>den</strong> würde. Ansätze gab es dazu jedoch nur e<strong>in</strong>malig <strong>in</strong>Niedersachsen.E<strong>in</strong> Vergleich der Lehrpläne zeigt, dass nicht <strong>in</strong> jedem Bundesland garantiert wer<strong>den</strong>kann, dass alle Schüler, welche die Schule mit e<strong>in</strong>em Abschluss verlassen, auchetwas von <strong>den</strong> Ereignissen 1989/1990 gehört haben. So fehlt <strong>in</strong> Ba<strong>den</strong>-Württemberg e<strong>in</strong> entsprechendes Kapitel für die Hauptschule. Aber auch <strong>in</strong>Gymnasien wer<strong>den</strong> Chancen vergeben. Zwar wird <strong>in</strong> <strong>den</strong> meisten Gymnasien bis <strong>zur</strong>zehnten Klasse die <strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong> thematisiert, allerd<strong>in</strong>gs wird dies nicht immer<strong>in</strong> der gymnasialen Oberstufe vertieft. Nur Mecklenburg-Vorpommern hat sowohlbis Klasse 10 als auch bis zum Abitur e<strong>in</strong>e sehr hohe Verb<strong>in</strong>dlichkeit sichergestellt,so dass die <strong>friedliche</strong> <strong>Revolution</strong> auf je<strong>den</strong> Fall Thema im Unterricht ist.30

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