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4<br />
ÜBER<br />
40<br />
SEITEN<br />
TESTS<br />
SAMMELN<br />
Seltener<br />
Hinterlader aus Suhl:<br />
Schillings<br />
Scheibenbüchse<br />
KNOW-HOW<br />
Oberflächen-Finish:<br />
Alles über Brünieren,<br />
Lackieren, Eloxieren,<br />
Teniferieren ...<br />
TEST<br />
Von Klein bis Groß:<br />
Fünf neue Klappmesser<br />
von Spyderco<br />
im Praxis-Check<br />
4/2012<br />
www.visier.de<br />
€ 5,50<br />
Österreich: € 6,50<br />
Italien: € 6,90<br />
Luxemburg: € 6,50<br />
Niederlande: € 6,50<br />
Belgien: € 6,50<br />
Slowenien: € 7,10<br />
Schweden: SEK 78,00<br />
Dänemark: DKK 59,00<br />
Ungarn: HUF 2.195,00<br />
High-Tech aus Österreich<br />
Voere LBW-M<br />
Präzisionsrepetierer in .308<br />
Großer Vergleichstest I<br />
Selbstladeflinten:<br />
Drei für die Jagd<br />
Waffensteuer<br />
in Bremen:<br />
Das geht<br />
auch Sie an!<br />
Großer Vergleichstest II<br />
Match-Luftpistolen:<br />
Sechs für Olympia<br />
4 191314 205505 04<br />
G13142
April 2012<br />
4<br />
INHALT<br />
Seltener Perkussions-Hinterlader aus Suhl: Scheibenbüchse von V. Chr. Schilling<br />
74<br />
Diese deutsche Sportbüchse hatte ein cleveres Dichtungssystem, besser als das vergleichbarer Waffen. Dennoch<br />
zählt die Schilling zu den Unbekannten der Waffengeschichte: VISIER ging auf Spurensuche – und zum Schießtest.<br />
52 22<br />
Test: Fünf Messer-Neuheiten<br />
Die Firma Spyderco aus Colorado ist bekannt<br />
für Klingen mit Loch. VISIER nahm sich<br />
eine Handvoll Messer von Klein bis Groß vor.<br />
122<br />
Hier parken die Riesen<br />
Ein Besuch im Deutschen Panzermuseum in<br />
Munster lohnt sich nicht nur für Fans der<br />
Metall-Boliden – schauen Sie mal rein ...<br />
Test: Match-Luftpistolen<br />
Die sechs Top-Modelle unter den Pressluft-<br />
Pistolen im direkten Vergleich: Wer kassiert<br />
Vorschusslorbeer für Olympia?<br />
34<br />
Test: Jagd-Selbstladeflinten<br />
Trotz der Beschränkung auf zwei Patronen<br />
im Magazin plus eine im Lauf bieten diese<br />
drei Halbautomaten einen hohen Nutzwert.<br />
In diesem Heft:<br />
KURZWAFFEN:<br />
Colt Python S. 60<br />
Feinwerkbau P 44 S. 22<br />
Hämmerli AP 40 Balance S. 22<br />
Steyr LP 10 E S. 22<br />
TESRO PA 10-2 Signum S. 22<br />
Walther LP 300 XT 5-D S. 22<br />
Walther LP 400 Carbon S. 22<br />
LANGWAFFEN:<br />
Benelli Super Vinci S. 34<br />
Beretta A 400 Xplor Action S. 34<br />
Remington Versa Max S. 34<br />
Schilling Scheibenbüchse S. 74<br />
Voere LBW-M S. 14<br />
MESSER:<br />
Spyderco Squeak Slipit S. 52<br />
Spyderco Balance SS Pin S. 52<br />
Spyderco Junior S. 52<br />
Spyderco Valloton Sub-Hilt S. 52<br />
Spyderco Sage 4 MBL S. 52<br />
VISIER | 4-2012
TEST & TECHNIK<br />
Massivleichtbau 18<br />
Voeres Match-Repetierer LBW-M<br />
in .308 Winchester.<br />
Allein gegen die Fünf 22<br />
Match-Luftpistolen in 4,5 mm:<br />
Feinwerkbau P 44, Hämmerli AP 40<br />
Balance, Steyr LP 10 E, TESRO<br />
PA 10-2 Signum, Walther LP 300 XT 5-D<br />
und Walther LP 400 Carbon.<br />
2 + 1 Flinten 34<br />
Jagdliche Selbstladeflinten: Benelli<br />
Super Vinci, Beretta A 400 Xplor<br />
Action und Remington Versa Max.<br />
Bunte Republik Deutschland? 44<br />
Traditionelle und moderne<br />
Oberflächen-Beschichtungen<br />
im Waffenbau.<br />
Five-Pack 52<br />
Das Loch in der Klinge:<br />
Fünf neue Klappmesser von Spyderco.<br />
NEWS<br />
April 2012 6<br />
Neue Waffen und Zubehör:<br />
Der Streifzug durch die Branche.<br />
FASZINATION WAFFEN<br />
Schlangen-Linie 60<br />
Unvergessener Klassiker:<br />
Der Colt Python<br />
VISIER VOR ORT<br />
Zombie-Hunters 112<br />
SHOT Show in Las Vegas, 2. Teil:<br />
Neues im Bereich Law Enforcement.<br />
Heavy Metal 122<br />
Ein Besuch im Deutschen<br />
Panzermuseum in Munster.<br />
GESCHICHTE<br />
& GESCHICHTEN<br />
Dicht-Kunst 74<br />
Eine ungewöhnliche Scheibenbüchse<br />
mit Perkussionszündung aus Suhl.<br />
RECHT & ORDNUNG<br />
Bremer Wunschtraum:<br />
Waffen zu Geld? 66<br />
Eine Waffensteuer soll der Hansestadt<br />
Bremen die leeren Kassen füllen.<br />
DDR 2.0? 70<br />
Der Staat bestimmt, was Schießsport<br />
sein darf: Die „Freien Schützen in<br />
Deutschland e.V.“ (FSD) vor Gericht.<br />
NAMEN UND<br />
NACHRICHTEN<br />
Neuer Waffenversand 100<br />
Gegen Waffensteuer 101<br />
Humorvolle Jagdliteratur 103<br />
INHALT<br />
STÄNDIGE RUBRIKEN<br />
Startschuss 3<br />
Leserbriefe 12<br />
Impressum 71<br />
Anzeigen-Coupon 86<br />
Termine 107<br />
VISIER-<strong>Shop</strong>-Bestellcoupon 109<br />
Vorschau 130<br />
Außerhalb der Schweiz gibt es das in VISIER<br />
beigefügte Supplement des Schweizer Waffen-<br />
Magazins nicht am Kiosk, sondern nur im XXL-<br />
Abo vom Verlag. Näheres auf Seite 109.<br />
VISIER | 4-2012 5
April 2012<br />
8<br />
NEWS<br />
Gehörschützer Twin-Tec<br />
Medizintechnik Pack-Blumenau<br />
GmbH (kurz MePaBlu):<br />
Das neue Twin-Tec-Modell mit seinen Soft-<br />
Gel-Ohrpolstern erfüllt laut Hersteller auch<br />
anspruchsreichste Anforderungen. Neben<br />
den jetzt serienmäßig eingesetzten handelsüblichen<br />
AAA-Batterien hat der neue<br />
Gehörschutz noch verstärkende Elektronik<br />
nach HIFI-Standard und ein Trennschärfen-<br />
Modul bekommen. Überarbeitet wurde das<br />
Modell Silencer M-201 mit 10-facher Verstärkung.<br />
Es verfügt nun ebenfalls über das<br />
neue Trennschärfen-Modul, das es jetzt<br />
für den Target II T-133 auch optional mit<br />
12-facher Verstärkung gibt. Infos unter:<br />
www.mepablu.de <strong>VS</strong><br />
Neues Fudo-<br />
Schleifsortiment<br />
Haller Stahlwaren GmbH:<br />
Die drei synthetischen Abziehsteine in<br />
den Körnungen 1000, 600+1000 und<br />
2000+5000 haben laut Pressetext ein<br />
offenporiges Gefüge, eine homogene<br />
Partikeleinlagerung sowie eine hohe<br />
Schärfleistung. Sie können sowohl klassisch<br />
mit Wasser als auch mit dem neuen<br />
Fudo-Abzieh-Öl verwendet werden. Alle<br />
Steine haben einen Sockel aus Gummi;<br />
dieser verhindert lästiges Wegrutschen.<br />
Der Kunststoffkörper schont dabei die<br />
Messeroberfläche, während Gleitflächen<br />
aus Keramik für minimalen Abrieb sorgen.<br />
Die Steine liegen, je nach Modell,<br />
bei knapp 30 bis 45 Euro, Schleifhilfe<br />
und Abzieh-Öl bei knapp 10 Euro.<br />
Erhältlich ist das Schleifsortiment im Fachhandel<br />
sowie im Stahlwarenhaus Hebsacker<br />
Schwäbisch Hall, (0791) 8 40 91,<br />
www.stahlwarenhaus-hebsacker.de <strong>VS</strong><br />
VISIER | 4-2012
Neues 1 x 27-Leuchtpunktvisier<br />
DDoptics präsentiert neue Optik<br />
Beim neuen DDSight handelt es sich laut Werk um eine<br />
robuste, nichtvergrößernde, parallaxefreie Zieloptik, bei der<br />
sich die Treffpunktlage auch bei schiefem Einblick nicht<br />
ändert. Das Schießen mit beiden Augen offen bietet zusammen<br />
mit dem 27-Millimeter-Objektiv ein entsprechend großes<br />
Sehfeld. Die 195-Gramm-Optik hat einen Mittelrohrdurchmesser<br />
von 33 und eine Länge von 105 mm. Stromversorgung:<br />
3-Volt-Lithium-Knopfzelle (CR 2032). Endkundenpreis:<br />
499 Euro. Mehr unter www.ddoptics.de <strong>VS</strong>/AW<br />
Die RF-Idee<br />
VISIER-Tipp: Schön, schlau und schützend<br />
Schon einen neuen Personalausweis beantragt? Ein aktueller<br />
Reisepass oder eine schmucke EC-Karte in Sicht? Dann<br />
kennen Sie vielleicht die darin integrierten RFID-Chips<br />
schon, die Informationen speichern und, bei der neuen EC-<br />
Card, auch virtuelles Geld. Diese Chips können mit entsprechender<br />
Computer-Ausrüstung durch bloßes Auflegen auf<br />
ein Lesegerät, aber auch auf Distanz ausgelesen werden.<br />
Das ist sinnvoll, wenn demnächst Lebensmittel im Supermarkt<br />
RFID-Preisschilder tragen, Sie mit dem vollen Einkaufswagen<br />
an die Kasse kommen und diese sofort den zu<br />
zahlenden Gesamtbetrag anzeigt. Böse Buben allerdings,<br />
davor warnen Computer-Fachleute schon lange, können<br />
die Daten aber ebenfalls mitlesen (mehr unter de.wikipedia.<br />
org/wiki/RFID). RFID steht für „radio-frequency identification“,<br />
die ersten Geräte wurden bereits im II. Weltkrieg zur<br />
Freund-/Feind-Kennung von Flugzeugen eingesetzt. Wer also<br />
verhindern will, dass Unbefugte Daten aus Ausweisen, Krankenkassen-Karten<br />
oder der neuen EC-Card abzapfen (für<br />
Abbuchungen bis 20 Euro geht das hier ohne PIN und Unterschrift!),<br />
der muss vorsorgen. VISIER hat nun eine ebenso<br />
elegante wie effektive Methode entdeckt. Der New Yorker<br />
Designer Stewart/Stand hat eine Kollektion von Ausweisund<br />
Kreditkarten-Hüllen sowie Geldbörsen entworfen, deren<br />
Außenhaut aus – man staune – feinst verwobenen Edelstahlfäden<br />
besteht. So fein, dass sich eine weiche, fast samtartige<br />
Oberfläche ergibt, die dazu in verschiedenen<br />
Prägungen erhältlich ist, dazu in Kombination<br />
mit feinem Leder, aber auch<br />
poppig gefärbtem Nylongewebe. Der<br />
Clou: die Schicht aus dem zu 85 Prozent<br />
recycelten Stahl bildet einen „Faraday’schen<br />
Käfig“, der keine RFID-Anpeilungen zulässt.<br />
Der Test in der Redaktion an einem von jeder-<br />
Neu: Pistolenläufe<br />
Lothar Walther<br />
Produkt-Neuheiten<br />
Der für seine Büchsenläufe bekannte Hersteller Lothar<br />
Walter bietet jetzt auch Pistolenläufe in allen gängigen<br />
Kalibern an. Ab einer Mindestmenge von 50 Stück<br />
produziert das Königsbronner Unternehmen die Rohre nach<br />
Muster oder Zeichnung weißfertig. Mehr Infos und<br />
das gesamte Lieferprogramm unter: www.lothar-walther.de <strong>VS</strong><br />
mann zu kaufenden Lesegerät belegte: Aufgeschlagen und<br />
damit mit Zustimmung des Besitzers, erfasst das Lesegerät alle<br />
Daten – etwa am Pass-Schalter des Flughafens. Zugeklappt<br />
bricht die Verbindung sofort ab. Nicht zuletzt: Wer Waffen aus<br />
Stainless Steel mag oder auch gebürstetes Aluminium bei Designstücken,<br />
der dürfte in der Kollektion von Stewart/Stand sicher<br />
etwas Schickes finden. Denn die hervorragend (in Italien)<br />
gefertigten Stücke sind nicht teuer (49 bis 79 Euro) und<br />
pflegeleicht trotz oder wegen der bald auftretenden Patina.<br />
VISIER-Leser erhalten einige ausgewählte Stücke zu Einführungs-<br />
Sonderpreisen: www.vsmedienshop.de/neu-stewartstand UE<br />
VISIER | 4-2012 9
April 2012<br />
22<br />
TEST & TECHNIK<br />
Allein gegen<br />
die Fünf<br />
Ende Juli werden die Olympia-Medaillen im<br />
Luftpistolen-Wettbewerb vergeben – aber<br />
welches Modell holt Gold? Steyrs LP 10 E<br />
oder einer dieser fünf Konkurrenten?<br />
VISIER unterzog die „heißen<br />
Sechs“ einem Vergleichstest.<br />
VISIER | 4-2012
Test/Text: Ulrich Eichstädt, Wolfgang Müller<br />
Fotos: Michael Schippers, Ulrich Eichstädt<br />
und Wolfgang Müller<br />
Kennen wir die nicht schon alle?<br />
Stimmt: Diese sechs Match-Luftpistolen<br />
durchliefen schon einmal<br />
oder auch mehrfach das Testprogramm<br />
bei VISIER. Trotzdem ist diesmal<br />
einiges anders. In den wenigen Monaten<br />
bis zu den Olympischen Spielen in London<br />
bemühen sich die Hersteller um Detailverbesserungen.<br />
Nach dem Test der<br />
Walther LP 400 im April 2011 wurde zum<br />
Beispiel der Kompensator nochmals geändert<br />
– hat’s auch die Präzision verbessert?<br />
Selbst wenn die österreichische<br />
Firma Steyr Sport mit ihrem Modell LP 10<br />
E (und der LP 10 mit mechanischem Abzug)<br />
die erfolgreichste Match-Luftpistole<br />
der vergangenen Jahre besitzt, hat jeder<br />
der hier gezeigten Verfolger ebenso seine<br />
Fangemeinde. Auch die Qualität der<br />
zuletzt arg gescholtenen Diabolos nahm<br />
zu, als Olympia-Vorbote quasi. H & N liefert<br />
wieder vorzeigbare Schussbilder, und<br />
die bisher als Geheimtipp gehandelten<br />
tschechischen JSB-Diabolos werden<br />
durch den Importeur AKAH verstärkt angeboten.<br />
Nicht zuletzt hat VISIER technologisch<br />
aufgerüstet: In Zeiten von nur<br />
knapp über dem Kaliberdurchmesser liegenden<br />
Schussbildern genügen einfache,<br />
ausgefranste Löcher in Scheibenkartons<br />
eben nicht mehr zur Analyse. Das in<br />
VISIER 9/2011 vorgestellte Meyton-System<br />
„BallMan“ wertet die Schüsse elektronisch<br />
aus und gibt die Koordinaten der<br />
Trefferlage bis aufs Hundertstel genau<br />
an. Und schon taucht man statt in ein<br />
grobes, diffuses Schussloch in eine grafische<br />
Darstellung, die sowohl den tatsächlichen<br />
Mittelpunkt der Zehn-Schuss-<br />
Gruppe wie auch die Lage jedes<br />
einzelnen Treffers speichert. Besonders<br />
im Dauertest brachte dies wertvolle Erkenntnisse,<br />
weil oft nur ein oder zwei Ausreißer<br />
eine eigentlich exzellente Gruppe<br />
auseinanderdrücken. Ein paar tausend<br />
Schuss waren innerhalb einer guten Testwoche<br />
aber schon notwendig, um die im<br />
Folgenden aufgelisteten Resultate zu<br />
sammeln — in medias res also, Olympia<br />
2012 beginnt ... jetzt.<br />
Die Auswahl: Neben dem Top-Modell<br />
der bisherigen VISIER-Rangliste, der<br />
Steyr LP 10 E mit elektronischem Abzug,<br />
reisten zum Test nach Bad Ems: Fein-<br />
werkbaus P 44, die TESRO PA 10-2<br />
in der neuen Signum-Ausführung und<br />
schließlich drei Pakete aus Ulm. Denn neben<br />
den zwei Walther-Lupis LP 300<br />
XT mit dem patentierten 5-D-Griff und<br />
der LP 400 Carbon kam auch eine<br />
Hämmerli AP 40 mit. Hier heißt die aktuelle,<br />
ja jetzt in Ulm mitproduzierte Version<br />
„Balance“. Wolfgang Müller, ehemaliger<br />
Nationalteam-Schütze und<br />
mehrfacher, auch internationaler Titelträger,<br />
ist seit Jahren die „Institution“ für<br />
Matchwaffen-Tests, die gemeinsam mit<br />
VISIER durchgeführt werden. Bei ihm<br />
läuft neben der BallMan-Anlage auch ein<br />
modifiziertes Geschwindigkeits-Messgerät<br />
BMC 17 von EFK Mehl mit, um Auswirkungen<br />
von Schwankungen bei der<br />
Anfangsgeschwindigkeit v1 auf die Trefferlage<br />
zu entdecken. Schließlich müssen<br />
Allein gegen die Fünf | Match-Luftpistolen<br />
alle Testwaffen in der VISIER-Redaktion<br />
noch auf den Prüfstand des TriggerScan-<br />
Geräts, das unbestechlich die Abzugscharakteristik<br />
aufzeichnet.<br />
Die dem gestiegenen Leistungsvermögen<br />
der Matchwaffen angepassten Testkriterien<br />
(siehe Seite 25) wurden Punkt für<br />
Punkt abgearbeitet. Dabei gab es auch<br />
einige Veränderungen zu vorherigen<br />
Tests. Denn auch Serienwaffen sind oft<br />
unterschiedlich, was Einstellungen und<br />
Verarbeitung angeht. Etwa bei den Visierungen:<br />
Als erstmals die besten Pistolen<br />
der Welt in einem Test zusammentrafen,<br />
errang hier keine die vollen zehn, sondern<br />
alle nur neun Punkte. Die Walther<br />
LP 400 zeigte das „glatteste“ Visierbild,<br />
ohne störend überstehende Kimmen-<br />
Die acht besten Luftpistolen-Schützen der Welt kämpfen im WM-Finale 2010 in München um den Weltmeistertitel —<br />
den erringt schließlich Tomoyuki Matsuda aus Japan (4. von links), der hier mit seiner Steyr LP 10 in den Anschlag geht.<br />
Knöpfe und vorgesetzte Blenden oder<br />
Schrauben – leider braucht man zum<br />
Justieren einen Inbusschlüssel, bei allen<br />
anderen Modellen gibt es Rändelschrauben.<br />
Ebenso bei der Steyr LP 10 E, bei der<br />
man die Tiefe des Kimmeneinschnitts nur<br />
recht grob durch das Lösen der zwei dem<br />
Schützen zugewandten Schrauben regulieren<br />
kann. Das mit nur einer schmalen<br />
Blende in der Kimmenmitte schön einheitliche<br />
Zielbild bei den so gut wie baugleichen<br />
Kimmen der Walther LP 300 XT<br />
und der TESRO PA 10-2 gefiel den Testern<br />
(nach der LP 400) am besten. Leider<br />
bieten beide keine Möglichkeit zur Einstellung<br />
der Kimmeneinschnitt-Tiefe. Immerhin<br />
legt TESRO-Chef Peter Römer der<br />
PA 10-2 inzwischen ein Wechselkorn bei.<br />
Die Hämmerli AP 40 und die Walther<br />
LP 300 haben sogar ein drehbares<br />
VISIER | 4-2012 23
April 2012<br />
44<br />
TEST & TECHNIK<br />
VISIER | 4-2012
Bunte Republik<br />
Deutschland?<br />
Weg vom Einerlei: Moderne Oberflächen schützen Waffen nicht nur vor Rost,<br />
sie ermöglichen den Kunden auch eine große Farbauswahl. Ein Überblick.<br />
Text: Andreas Skrobanek<br />
Fotos: Michael Schippers, Karsten<br />
Daniels, M.S. Recktenwald, VISIER-Archiv<br />
Sportschützen und Jäger suchen<br />
Innovationen auf jeder Messe und<br />
in jedem neuen Katalog – da unterscheiden<br />
sich die Waffenbesitzer<br />
nicht von Autofans. Ob die Kunden Neues<br />
wirklich annehmen, steht auf einem<br />
anderen Blatt. Bunte Pistolen aus SIG<br />
Sauers Custom <strong>Shop</strong>, die bestaunen<br />
Messebesucher immer. Aber wer legt sich<br />
schon eine rote oder gar rosafarbene<br />
Pistole zu? Die meisten bevorzugen immer<br />
noch brünierte Waffen in Schwarz.<br />
Doch andere Arten der Beschichtungen<br />
beziehungsweise des Oberflächenschutzes<br />
laufen dem jahrhundertealten Brünierverfahren<br />
langsam den Rang ab.<br />
Dabei fällt es per Definition gar nicht unter<br />
den Begriff der Beschichtungen. Denn<br />
darunter verstehen Techniker das Auftragen<br />
einer Schicht aus formlosen Material<br />
auf die Oberfläche eines anderen Werkstoffs<br />
respektive Werkstücks. Beim Brünieren<br />
reagiert das entsprechende Stahlteil<br />
mit einer alkalischen oder sauren<br />
Lösung, welche für eine dünne Korrosionsschicht<br />
sorgt. Diese Oberflächenbehandlung<br />
besitzt einige handfeste Vorteile:<br />
Egal, ob Streich- oder Tauchmethode<br />
– sie ist preiswert. Außerdem bleiben<br />
die Waffenteile maßhaltig. Der schwarze<br />
Edelrost muss auch nicht in einem zirka<br />
140 Grad heißen Bad aus Natronlauge<br />
und anderen Chemikalien entstehen.<br />
Das Kaltbrünieren funktioniert schon bei<br />
Raumtemperatur, das spart Energie-<br />
kosten. Den Nachteil des Korrosionsschutzen<br />
kennen Waffenbesitzer: Die<br />
schwarzen Oberflächen bieten nur einen<br />
bedingten Rostschutz und müssen daher<br />
regelmäßig eingeölt oder -gefettet werden.<br />
Und sie halten nicht ewig: Scharfe<br />
Gegenstände hinterlassen rasch Kratzer.<br />
Im Vergleich zum Brünieren und Bräunieren<br />
(das Behandeln des Stahls mit Salzsäure)<br />
sind andere Schutzschilde noch<br />
jung. Das Phosphatieren etwa erlebte im<br />
Zweiten Weltkrieg einen Aufschwung.<br />
Hier kommt das Waffenteil in eine saure,<br />
phosphathaltige Lösung. Auf der Oberfläche<br />
bildet sich eine auf dem Untergrund<br />
gut haftende Phosphatschicht. Die<br />
besitzt mikroskopisch kleine Öffnungen<br />
beziehungsweise Hohlräume, die sehr<br />
gut Öl oder Fett aufnehmen. Diese Kombination<br />
taugt deshalb sehr gut als Rostschutz.<br />
Die Alternative dazu: das zusätzliche<br />
Auftragen von Lack. Denn der haftet<br />
sehr gut auf der relativ groben kristallinen<br />
Struktur der Phosphatschicht.<br />
Viele in der Waffenproduktion genutzte<br />
Verfahren dienen ursprünglich gar nicht<br />
dem Korrosionsschutz, sondern sollen<br />
Materialeigenschaften ändern. Dazu<br />
zählt zum Beispiel das uralte Bunthärten.<br />
Geheimnisvolle Mischungen aus<br />
verkohlten Knochen- beziehungsweise<br />
Hornspänen, Hartholz und Leder zaubern<br />
auf die Stahloberflächen schöne<br />
Marmorierungen, die ein wenig wie<br />
blaue, braune, gelbe oder grüne Wolken<br />
aussehen. Sie veredeln heute nicht nur<br />
Jagdwaffen, sondern auch Unterhebelrepetierer<br />
oder Revolver. In Deutschland<br />
Bunte Republik Deutschland? | Beschichtungen<br />
gibt es nur wenige Firmen wie Schilling<br />
Spezialbeschichtungen in Zella-Mehlis,<br />
Konrad Recknagel aus Albrechts bei<br />
Suhl oder Max Ern aus Leverkusen-<br />
Schlebusch, die diese Kunst auch für<br />
modern legierte Stähle beherrschen<br />
(VISIER 7/2001). Die Vielfarbigkeit entsteht<br />
dank unterschiedlicher Schichtdicken<br />
durch Interferenzen des Lichts.<br />
Zum Härten ist eigentlich auch das Tenifer-Verfahren<br />
gedacht (in den USA auch<br />
„Melonite“ genannt). Hier kommen die<br />
Metallteile in ein Nitrierbad, das Alkalicyanate<br />
(Blausäureverbindung) enthält.<br />
Zunächst wärmt man die Werkstücke auf<br />
350 bis 400 Grad vor. Die eigentliche<br />
Arbeitstemperatur liegt bei 580 Grad.<br />
Nach dem sogenannten Nitrocarburieren<br />
im Salzbad werden die Teile beim Tenifer-Verfahren<br />
in einem kühlenden Bad<br />
bei 370 bis 430 Grad oxidiert. So entsteht<br />
die bekannte dunkle Oberfläche,<br />
die sich optisch nur wenig von einer brünierten<br />
unterscheidet. Sie erhöht den<br />
Schutz vor Rost noch einmal kräftig. Die<br />
Schichtdicken hängen von der Stahlzusammensetzung<br />
(vor allem von den Legierungsbestandteilen),<br />
der Temperatur,<br />
der Dauer des Teniferierens und der Zusammensetzung<br />
der Schmelze ab. In ein<br />
bis zwei Stunden wächst die Schicht auf<br />
zehn bis 20 Mikrometer (10-6 m).<br />
Zum Vergleich: Bei der klassischen Brünierung<br />
beträgt die Dicke einen Mikrometer.<br />
Wenn die Oberfläche nach der<br />
Teniferierung zu rau ist, kann der Hersteller<br />
sie polieren oder schleifen. Das<br />
schwächt natürlich das Schutzschild. Um<br />
VISIER | 4-2012 45
April 2012<br />
52<br />
TEST & TECHNIK<br />
VISIER | 4-2012
Text: Matthias Recktenwald<br />
Fotos: Michael Schippers<br />
„Amerika, du hast es besser“ —<br />
das berühmte Zitat aus den „Zahmen<br />
Xenien“ von Dichterfürst Johann<br />
Wolfgang von Goethe hat<br />
seine Berechtigung selbst bei den Messern.<br />
Natürlich gibt es auch in Übersee<br />
vom Verbotsvirus infizierte Politiker. Jedoch<br />
hat die US-Industrie mit dem American<br />
Knife and Tool Institute“ (AKTI) eine<br />
sehr aktive Interessenvertretung organisiert,<br />
auch wenn sich deren Wirken erst<br />
einmal auf die USA selber erstreckt sowie<br />
auf die 50 US-Bundesstaaten mit ihren<br />
zum Teil unterschiedlichen Regelungen.<br />
Schwieriger gestaltet sich der Umgang<br />
mit den Verbotsbestimmungen im Rest<br />
der Welt. Namentlich in Europa. Denn<br />
die Alte Welt präsentiert sich mit Blick<br />
auf waffen- und messerrechtliche Unterschiede<br />
im Vergleich zu den USA so wie<br />
eine spätrömische Orgie zu einem Kindergeburtstag.<br />
Etwas, das der US-Industrie<br />
nicht verborgen blieb. So liegt die<br />
Herausforderung darin, Messer zu entwickeln,<br />
die sich für möglichst viele Länder<br />
eignen. Daran arbeiten seit einigen<br />
Jahren auch die kreativen Köpfe der US-<br />
Firma Spyderco aus Golden in Colorado:<br />
Beim Besuch auf der SHOT Show<br />
organisierte VISIER eins dieser Messer<br />
und ein paar weitere Neuheiten. Fünf<br />
Klappmesser mit dem für das Werk<br />
typischen Klingenloch seien vorgestellt —<br />
inklusive Praxis-Begutachtung.<br />
Squeak Slipit: Entstanden aus einem<br />
Joint Venture zwischen Spyderco und einem<br />
der vielen Messerhersteller aus dem<br />
italienischen Maniago. Das kleine Taschenmesser<br />
fällt zugeklappt mit 79 mm<br />
nicht einmal so lang aus wie der Zeigefinger<br />
des Verfassers. Rein technisch<br />
belegt es das Bemühen des Spyderco-<br />
Teams um Sal und Eric Glesser, ein möglichst<br />
breit vermarktbares Messer zu<br />
schaffen, ohne dabei modernes Design<br />
dranzugeben: 49 mm lange und 3 mm<br />
dicke Klinge aus Böhler-Uddeholm-Stahl<br />
(N690C0), Griff aus FRN (= fiberglass<br />
reinforced nylon, also glasfaserverstärktes<br />
Nylon), dazu ein von rechts nach links<br />
umsetzbarer Drahtclip. Drei Torx-Schrauben<br />
halten das Messer zusammen, dessen<br />
Name „Squeak“ auf Deutsch so viel<br />
wie „Quietschen“ heißt.<br />
Rechtlich ist man mit dem Teil weithin sicher:<br />
Es hat eine extrem kurze modifizierte<br />
Drop-Point-Klinge — damit fällt es<br />
unter die als „Drei-Finger-Regel“ bekannten<br />
gesetzlichen Vorschriften. Diese<br />
in vielen Ländern gängige Regel besagt,<br />
dass man ein Messer mitführen darf,<br />
wenn seine Klinge kürzer ist als drei Finger<br />
nebeneinander. Zudem lässt sich<br />
die Klappklinge nicht feststellen — solche<br />
Messer heißen bei Spyderco „Slipit“.<br />
Damit gehört das Slipit Squeak nicht zu<br />
dem, was Amerika „locking folder“<br />
nennt, also Klappmesser mit arretierbarer<br />
Klinge. Auch in Deutschland ist es legal<br />
zum Führen: Zwar einhändig zu öffnen,<br />
aber eben nicht zu arretieren. Was<br />
nicht heißt, dass die Klinge ratzfatz<br />
zuklappt. Sie greift auf halbem Weg in<br />
eine Sicherheitsrast ein.<br />
Und was kann das? Okay, zum Stullenschmieren<br />
ist das Klingchen zu kurz. Aber<br />
man kann richtig damit schneiden. Denn<br />
die Schneide ist schlicht sauscharf, das<br />
zeigte der Rasiertest am Unterarm. Dann<br />
erwies sich das Gerät als handlich und<br />
Five-Pack | Spyderco<br />
Five-Pack<br />
Von Mini bis Groß — fünf neue Klappmesser aus den USA. VISIER sagt Ihnen, wo die Stärken<br />
und Schwächen des Quintetts liegen.<br />
wendig. Es liegt sehr gut und quält in<br />
keiner Position durch harte Kanten die<br />
Haut. Last not least zeigt es sich ordentlich<br />
verarbeitet: ein westentaschentaugliches<br />
Messerchen für alles vom Anschneiden<br />
einer Zigarre bis zum Kappen<br />
von Paketband.<br />
Balance SS Pin: Dahinter steckt mit Ed<br />
Schempp ein Messermacher, der bei Anhängern<br />
der „Cutting Events“ als Legende<br />
gilt: Bei diesem Sport geht es darum,<br />
mit einem Messer möglichst viele PET-<br />
Flaschen oder freihängende Taue durchzuschlagen<br />
(mehr im Web: www.blade<br />
sports.org). Schempp hat für Spyderco<br />
bereits diverse Messer geschaffen, oft beeinflusst<br />
von alten Formen wie der spanischen<br />
Navaja oder dem nepalesischen<br />
Kukri, dem Messer der berühmten<br />
Gurkha-Soldaten. Das Einhandmesser<br />
Balance SS Pin wirkt mit seiner bumerangförmig<br />
gebogenen, feststellbaren<br />
Klinge wie ein solches Gerät. Na fast,<br />
sieht man mal ab von der Ganzstahl-<br />
Bauweise, der 49 mm langen und<br />
1,8 mm dicken VG-10-Klappklinge, der<br />
im Griff integrierten Verriegelung nach<br />
Chris Reeve und der Reduzierung auf Zigarettenschachtelgröße.<br />
Das wiederum<br />
bezieht sich auf den geöffneten Zustand<br />
— zugeklappt passt das Balance in eine<br />
Streichholzschachtel (liebe Kinder: Fragt<br />
Opa und Oma, was das war). Fazit: Ein<br />
kleiner, perfekt geschliffener Handschmeichler<br />
für Freunde schräg-augenzwinkernden<br />
Designs, der sich aber<br />
sehr gut für feinste Schnitte eignet.<br />
Junior: Der rumänische Knifemaker<br />
Alexandru Diaconescu entwickelte die<br />
Grundform, als sein kleiner Sohn ihn<br />
nach einem Klappmesser fragte. Diaco-<br />
VISIER | 4-2012 53
April 2012<br />
treffen geriet: Das Colt-Schloss zündet<br />
konstruktionsbedingt etwas langsamer<br />
als die jüngere Variante der Konkurrenz<br />
aus Massachusetts. Auch lässt es sich<br />
nicht so gut tunen – Blattfedern kann man<br />
halt nicht so einfach ersetzen wie Schrauben-Varianten.<br />
Mit alldem hätten viele<br />
Fans gern gelebt, wäre das Werk dafür<br />
seinen einst so hohen Fertigungsansprüchen<br />
treu geblieben. Die Ende der<br />
1990er einsetzenden Rettungsversuche<br />
waren zwar richtig, kamen aber zu spät.<br />
So aber bleibt Aficionados moderner Revolver<br />
die Erinnerung an das Modell, das<br />
in der Mitte des 20. Jahrhunderts mehr<br />
als jedes andere für Furore gesorgt hat.<br />
Smith&Wesson M 586/686, MR 73, Ruger<br />
GP 100 und mancher Korth – alle<br />
62<br />
FASZINATION WAFFEN<br />
Modell: Colt Python, Baujahr 1972<br />
Preis: Verhandlungssache, das Modell wird derzeit nicht mehr gebaut<br />
Kaliber: .357 Magnum (die schwächere .38 Special eignet sich auch dafür)<br />
Kapazität: 6 Patronen<br />
Maße: 240 x 39 x 151 mm<br />
Lauflänge: 102 mm (4 Zoll, englisch: „inch“)<br />
Gewicht: 1100 g<br />
Ausstattung: Revolver mit DA-/SA-System und ausschwenkbarer Trommel. Voll verstellbare Kimme.<br />
Verstiftetes Rampenkorn. Finish: hochglanzpoliert, brüniert („Royal Blue“), Hahnflanken blank.<br />
Abzug und Griffrücken längsgeriffelt, Hahnsporn kreuzschraffiert. Lauf mit ventilierter Schiene und<br />
mündungslangem Ausstoßergehäuse („full lug“). Lackierte Nussbaum-Griffschalen mit erhaben<br />
stehenden Checkering-Partien und goldfarbenem Colt-Emblem.<br />
folgten der Vorgabe dieses Colts mit dem<br />
mittelgroßen Rahmen: Der Python ist damit<br />
die einzige Schlange auf der Welt, die<br />
einen wirklich großen Schatten wirft.<br />
•Eckdaten: Die Serienfertigung des<br />
Python lief von 1955-1996 und danach<br />
im Colt Custom <strong>Shop</strong> bis 2005/2006<br />
(vermutlich wohl auch, um die vorhandenen<br />
Teile aufzubrauchen). Das Standardkaliber<br />
hieß .357 Magnum. Es gab aber<br />
auch einige Muster in .256 Winchester<br />
Magnum, .38 Special, .41 Magnum<br />
und .44 Special. Wohl angekündigt,<br />
aber im Prototypen-Stadium steckengeblieben:<br />
Varianten in .22 l.r. sowie<br />
VISIER | 4-2012
.22 Winchester Magnum Rimfire (WMR).<br />
•Ausstattung: Der Python war sechsschüssig<br />
und kam mit Double Action-/<br />
Single Action-Schloss. Der Lauf trug – wie<br />
erwähnt – eine ventilierte Schiene und<br />
hatte ein mündungslanges Ausstoßergehäuse.<br />
Weiter gab es einen geriffelten<br />
Matchabzug, eine von Hand abgestimmte<br />
Mechanik, ein verstellbares<br />
Sportvisier und ein Rampenkorn. Am<br />
Rahmen saßen erst große, gecheckerte<br />
Holzgriffschalen, ab 1979/80 auch<br />
schwarze Gummigriffschalen.<br />
•Lauflängen: Colt lieferte das Modell<br />
mit 2 1 /2-, 3-, 4-, 6- und 8-Zoll-Rohren.<br />
Die 6-Zoll-Version lief am besten, der<br />
kurze am schlechtesten: Colt stellte den<br />
Zweieinhalbzöller 1994 ein. Selten ist die<br />
für einen US-Großhändler gebaute Drei-<br />
1<br />
Zoll-Version „Combat Python“. Vor allem<br />
bei vernickelten Dreizöllern sollten sich<br />
Sammler von Colt via „factory letter“<br />
Echtheit und Lieferweg schriftlich bestätigen<br />
lassen. Solche Raritäten verleiten<br />
zu Fakes. Je nach Lauflänge wiegt der<br />
Python zwischen 900 und 1500 Gramm.<br />
•Finish: Standardmäßig kam der Python<br />
in „Royal Blue“, also hochglanzpoliert<br />
und mitternachtsblau brüniert. Colt<br />
offerierte auch ein Nickelfinish („Bright<br />
Nickel“). Ab 1982/83 gab es eine Ausführung<br />
in Stainless Steel, ab 1985 die<br />
rostträge, hochglanzpolierte Luxus-Variante<br />
„Python Ultimate Stainless Steel“.<br />
•Versionen:<br />
- Colt Python Hunter: 1980 eingeführt,<br />
basierte er auf der Acht-Zoll-Ausführung<br />
und kam ab Werk mit zweifa-<br />
Schlangen-Linie | Colt Python<br />
Einblick ins Schloss des Colt Python: 1 Abzug (trigger) 2 Trommelumsetzhebel,<br />
auch Transportklinke (hand) 3 Abzugsvorholstange (rebound lever)<br />
4 Hahndruckstück (strut) 5 Sicherung (safety) 6 Hahn (hammer)<br />
7 Hahnstange (hammer stirrup) 8 Haupt- oder Schlagfeder (main spring)<br />
chem Leupold-Zielfernrohr. Er gilt als<br />
erste derart ausgerüstete, serienmäßig<br />
zur Jagd gebaute Kurzwaffe.<br />
- Colt Python Silhouette: Die 1981<br />
vorgestellte Version hat wie der Hunter einen<br />
Acht-Zoll-Lauf und ein Leupold-ZF.<br />
- Colt Python Target (auch:<br />
Python .38 Special): Das war eine<br />
Scheibenwaffe mit Acht-Zoll-Lauf in .38<br />
Special. Es gab 3740 Stück, meistens<br />
brüniert, seltener vernickelt.<br />
- Colt Boa: Davon kamen 1985 im Auftrag<br />
des US-Grossisten Lew Horton 1200<br />
Stück. Der Boa kombinierte den Colt-Mk<br />
V-Rahmen und den ventilierten Python-<br />
Lauf. Das limitierte Modell gab es jeweils<br />
zur Hälfte mit Sechs- und Vier-Zoll-Läufen.<br />
Je 100 wurden als „Matched Sets“,<br />
also mit gleichen Nummern, verkauft.<br />
VISIER | 4-2012 63<br />
2<br />
4<br />
5<br />
3<br />
7<br />
6<br />
8
April 2012<br />
74<br />
GESCHICHTE & GESCHICHTEN<br />
VISIER | 4-2012
Text: Wolfgang Finze, M. S. Recktenwald<br />
Fotos: Michael Schippers, Wolfgang Finze<br />
Als das Auge den Schriftzug<br />
„V.Chr.Schilling in Suhl“ auf dem<br />
Lauf erspähte, waren Neugier und<br />
Begehrlichkeit geweckt. Beides<br />
stieg weiter angesichts des fast tadellosen<br />
Zustandes und der Technik: Setzt man<br />
den Hahn in die Laderast und dreht den<br />
Hebel vor dem Abzugsbügel um gute 90<br />
Grad nach links, gleitet der Lauf samt<br />
Vorderschaft erst fünf Millimeter nach<br />
vorn. Dann kippt er ab. Bei Hinterladern<br />
für Metalleinheitspatronen nichts Besonderes<br />
– bei Stücken mit Perkussionszündung<br />
außergewöhnlich. Denn da ging es<br />
um Gasdichtheit im Schuss. Die schien<br />
hier weitgehend gewährt: Zum einen,<br />
weil Schilling für sehr präzise Arbeit bekannt<br />
war. Zum anderen dank der ausgefeilten<br />
Kombination zweier Dichtungen.<br />
Ungewöhnlich auch, dass die<br />
Suhler den Perkussions-Hinterlader<br />
zum Scheibensport ausgelegt hatten –<br />
Waffen solchen Typs entstanden meist<br />
fürs Militär. Also kaufen, mitnehmen und<br />
in vielen Büchern blättern. Nur, um kaum<br />
etwas zu finden: So ausgefallen der Oldie,<br />
so rar war greifbares Wissen dazu.<br />
Natürlich wollten die Tester wissen, warum<br />
das so war. Und auch, wie die Schilling<br />
schießt und ob sie im Feuer gasdicht ist.<br />
Die Waffe: Es handelt sich um eine als<br />
Stutzen geschäftete Büchse mit rückliegendem<br />
Perkussionsschloss. Der Schaft<br />
besteht aus schönem Nussbaum, vorn<br />
mit schwarzem Hornabschluss, hinten<br />
mit ausgestellter Kappe. Mit Schweizer<br />
Backe und 70-mm-Senkung war die<br />
Büchse zum Stehendanschlag für eine<br />
Person von 170 bis 175 cm gedacht.<br />
Die Qualität: tipptopp gearbeitet. Die<br />
Erbauer der Schilling verstanden ihr<br />
Handwerk. Im Lauf der Jahre hatte nur<br />
die Bräunierung von Lauf und Beschlägen<br />
gelitten. Man sah aber, wie schön<br />
das zu den gebläuten Kornteilen gepasst<br />
haben muss. Die Metallteile tragen einen<br />
Randstich, alle Schraubenköpfe sind graviert.<br />
Der einfache Schmuck beweist,<br />
dass eine Gebrauchswaffe vorliegt. Wie<br />
die charakteristischen Spuren am Hahn<br />
und ums Piston belegen, wurde die<br />
Büchse auch oft verwendet.<br />
Die Beschriftung: Mit Ziffern und Lettern<br />
gingen die Suhler spartanisch um.<br />
Außer dem Firmennamen trägt der Lauf<br />
nur die Materialangabe „Guss-Stahl“,<br />
auf einigen Teilen steht „45“. Das aber<br />
belegt, dass die Waffe Teil einer Kleinserie<br />
gewesen ist. Bei solchen Innenteilnummern<br />
handelt es sich jedoch nicht<br />
um Serien-, sondern um Werkstatt- oder<br />
Losnummern. So vermied man bei mehreren<br />
Stücken gleichen Typs und ihren<br />
handgepassten Teilen Verwechslungen.<br />
Zwar sieht die Schilling wie eine Jägerbüchse<br />
mit Stutzenschäftung aus. Aber es<br />
handelt sich um eine Scheibenbüchse.<br />
Dafür sprechen die Form von Schaftkappe<br />
und Abzugsbügel, aber vor allem die<br />
Visierung. Die ist zur Jagd viel zu aufwändig<br />
und fein gearbeitet: Sie lässt daher<br />
kein schnelles Zielauffassen zu. Und man<br />
kann sie nicht schnell und einfach auf<br />
andere Distanzen umstellen. Das jedoch<br />
war damals bei Jagdwaffen üblich.<br />
Die Visierung: Sie besteht aus einer<br />
fein höhenverstellbaren V-förmigen Kimme<br />
und sehr schmalem, spitzem Dachkorn.<br />
Es ist an der Basis 1,6 mm breit und<br />
Dicht-Kunst | Schilling-Perkussionsbüchse<br />
Dicht-Kunst<br />
Suhler Scheibenbüchsen gelten als hinlänglich bekanntes Thema. Wirklich? Hier kommt ein rarer<br />
Perkussions-Hinterlader, der durch eine besonders clevere Dichtungs-Technik verblüfft. VISIER<br />
hat nach Spuren gesucht — und den Thüringer Oldtimer auch ausprobiert.<br />
nur 3,1 mm hoch (zum Vergleich das<br />
Korn eines K98k: Breite 4,1 mm, Höhe<br />
5,5 mm). Das liefert beim Schuss auf die<br />
heutigen runden Scheibenspiegel weder<br />
auf 50 noch auf 100 m ein brauchbares<br />
Zielbild: Das Korn war für die rechteckigen<br />
Ziele zum Feldschießen auf 300 m<br />
gedacht. Die Schraube links am Kornsockel<br />
dient nicht der Seitenverstellung,<br />
sondern hält das Korn: Schraube lösen,<br />
anderes Teil montieren – wenn man eins<br />
hätte. Ursprünglich gehörten sicher einige<br />
Wechselkorne zu Schillings Hinterlader,<br />
abgestimmt auf die jeweilige<br />
Scheibenart und -größe. Leider hat keins<br />
davon die Stürme der Zeit überlebt.<br />
Die im Schwalbenschwanz geführte Kimme<br />
ist nicht seitenverstellbar. Freilich weisen<br />
Spuren am Kimmenrahmen darauf<br />
hin, dass die Position öfter verändert wurde.<br />
Das Kimmenblatt mit schmalem V-<br />
Ausschnitt lässt sich per Schraubenzieher<br />
stufenlos rauf/runter drehen. Das geht<br />
sehr fein: Erst zwei Umdrehungen verschieben<br />
das Blatt um einen Teilstrich.<br />
Aber die Einstellungen lassen sich reproduzieren.<br />
Dafür sorgen die Skala links<br />
am Kimmenrahmen und ein Zeiger am<br />
Kimmenblatt. In Schussrichtung hinter<br />
der Kimme liegt ein aufstellbares Spaltabsehen.<br />
Es unterstützt das Zielen auf<br />
Feldscheiben optimal. Denn es zeigt bei<br />
rechteckigen Spiegeln, ob man die Waffe<br />
verkantet hält. Zusätzlich besitzt die<br />
Büchse eine Halterung für einen Diopter.<br />
Das Original fehlt – das vorhandene<br />
Stück wurde vom Vorbesitzer fachmännisch<br />
ergänzt, passend zu Stil und<br />
ungefährer Fertigungszeit.<br />
Der Abzug: Als deutscher Stecher<br />
ausgeführt, lässt er sich auch nicht ein-<br />
VISIER | 4-2012 75
April 2012 VORSCHAU – Ausgabe 5-2012: ab 20. April im Handel<br />
Der Hang zur Kleinkunst<br />
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Leser der VISIER-XXL-Ausgabe mit dem 24-seitigen SWM wissen mehr:<br />
Die SAN Swiss Arms stellt für den Behördemarkt unter der Bezeichnung 553-P eine<br />
schaftlose Pistolenversion ihres kurzen Sturmgewehres im Kaliber .223/GP 90 her.<br />
Aus aktuellem Anlass können sich die Themen ändern.<br />
Seefahrt statt Büffeljagd<br />
Wer beim Namen Sharps nur an Fallblock-Büffelbüchsen denkt,<br />
ignoriert einen Sonderfall aus dem US-Bürgerkrieg: mehr im Mai.<br />
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VISIER | 4-2012