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4<br />

ÜBER<br />

40<br />

SEITEN<br />

TESTS<br />

SAMMELN<br />

Seltener<br />

Hinterlader aus Suhl:<br />

Schillings<br />

Scheibenbüchse<br />

KNOW-HOW<br />

Oberflächen-Finish:<br />

Alles über Brünieren,<br />

Lackieren, Eloxieren,<br />

Teniferieren ...<br />

TEST<br />

Von Klein bis Groß:<br />

Fünf neue Klappmesser<br />

von Spyderco<br />

im Praxis-Check<br />

4/2012<br />

www.visier.de<br />

€ 5,50<br />

Österreich: € 6,50<br />

Italien: € 6,90<br />

Luxemburg: € 6,50<br />

Niederlande: € 6,50<br />

Belgien: € 6,50<br />

Slowenien: € 7,10<br />

Schweden: SEK 78,00<br />

Dänemark: DKK 59,00<br />

Ungarn: HUF 2.195,00<br />

High-Tech aus Österreich<br />

Voere LBW-M<br />

Präzisionsrepetierer in .308<br />

Großer Vergleichstest I<br />

Selbstladeflinten:<br />

Drei für die Jagd<br />

Waffensteuer<br />

in Bremen:<br />

Das geht<br />

auch Sie an!<br />

Großer Vergleichstest II<br />

Match-Luftpistolen:<br />

Sechs für Olympia<br />

4 191314 205505 04<br />

G13142


April 2012<br />

4<br />

INHALT<br />

Seltener Perkussions-Hinterlader aus Suhl: Scheibenbüchse von V. Chr. Schilling<br />

74<br />

Diese deutsche Sportbüchse hatte ein cleveres Dichtungssystem, besser als das vergleichbarer Waffen. Dennoch<br />

zählt die Schilling zu den Unbekannten der Waffengeschichte: VISIER ging auf Spurensuche – und zum Schießtest.<br />

52 22<br />

Test: Fünf Messer-Neuheiten<br />

Die Firma Spyderco aus Colorado ist bekannt<br />

für Klingen mit Loch. VISIER nahm sich<br />

eine Handvoll Messer von Klein bis Groß vor.<br />

122<br />

Hier parken die Riesen<br />

Ein Besuch im Deutschen Panzermuseum in<br />

Munster lohnt sich nicht nur für Fans der<br />

Metall-Boliden – schauen Sie mal rein ...<br />

Test: Match-Luftpistolen<br />

Die sechs Top-Modelle unter den Pressluft-<br />

Pistolen im direkten Vergleich: Wer kassiert<br />

Vorschusslorbeer für Olympia?<br />

34<br />

Test: Jagd-Selbstladeflinten<br />

Trotz der Beschränkung auf zwei Patronen<br />

im Magazin plus eine im Lauf bieten diese<br />

drei Halbautomaten einen hohen Nutzwert.<br />

In diesem Heft:<br />

KURZWAFFEN:<br />

Colt Python S. 60<br />

Feinwerkbau P 44 S. 22<br />

Hämmerli AP 40 Balance S. 22<br />

Steyr LP 10 E S. 22<br />

TESRO PA 10-2 Signum S. 22<br />

Walther LP 300 XT 5-D S. 22<br />

Walther LP 400 Carbon S. 22<br />

LANGWAFFEN:<br />

Benelli Super Vinci S. 34<br />

Beretta A 400 Xplor Action S. 34<br />

Remington Versa Max S. 34<br />

Schilling Scheibenbüchse S. 74<br />

Voere LBW-M S. 14<br />

MESSER:<br />

Spyderco Squeak Slipit S. 52<br />

Spyderco Balance SS Pin S. 52<br />

Spyderco Junior S. 52<br />

Spyderco Valloton Sub-Hilt S. 52<br />

Spyderco Sage 4 MBL S. 52<br />

VISIER | 4-2012


TEST & TECHNIK<br />

Massivleichtbau 18<br />

Voeres Match-Repetierer LBW-M<br />

in .308 Winchester.<br />

Allein gegen die Fünf 22<br />

Match-Luftpistolen in 4,5 mm:<br />

Feinwerkbau P 44, Hämmerli AP 40<br />

Balance, Steyr LP 10 E, TESRO<br />

PA 10-2 Signum, Walther LP 300 XT 5-D<br />

und Walther LP 400 Carbon.<br />

2 + 1 Flinten 34<br />

Jagdliche Selbstladeflinten: Benelli<br />

Super Vinci, Beretta A 400 Xplor<br />

Action und Remington Versa Max.<br />

Bunte Republik Deutschland? 44<br />

Traditionelle und moderne<br />

Oberflächen-Beschichtungen<br />

im Waffenbau.<br />

Five-Pack 52<br />

Das Loch in der Klinge:<br />

Fünf neue Klappmesser von Spyderco.<br />

NEWS<br />

April 2012 6<br />

Neue Waffen und Zubehör:<br />

Der Streifzug durch die Branche.<br />

FASZINATION WAFFEN<br />

Schlangen-Linie 60<br />

Unvergessener Klassiker:<br />

Der Colt Python<br />

VISIER VOR ORT<br />

Zombie-Hunters 112<br />

SHOT Show in Las Vegas, 2. Teil:<br />

Neues im Bereich Law Enforcement.<br />

Heavy Metal 122<br />

Ein Besuch im Deutschen<br />

Panzermuseum in Munster.<br />

GESCHICHTE<br />

& GESCHICHTEN<br />

Dicht-Kunst 74<br />

Eine ungewöhnliche Scheibenbüchse<br />

mit Perkussionszündung aus Suhl.<br />

RECHT & ORDNUNG<br />

Bremer Wunschtraum:<br />

Waffen zu Geld? 66<br />

Eine Waffensteuer soll der Hansestadt<br />

Bremen die leeren Kassen füllen.<br />

DDR 2.0? 70<br />

Der Staat bestimmt, was Schießsport<br />

sein darf: Die „Freien Schützen in<br />

Deutschland e.V.“ (FSD) vor Gericht.<br />

NAMEN UND<br />

NACHRICHTEN<br />

Neuer Waffenversand 100<br />

Gegen Waffensteuer 101<br />

Humorvolle Jagdliteratur 103<br />

INHALT<br />

STÄNDIGE RUBRIKEN<br />

Startschuss 3<br />

Leserbriefe 12<br />

Impressum 71<br />

Anzeigen-Coupon 86<br />

Termine 107<br />

VISIER-<strong>Shop</strong>-Bestellcoupon 109<br />

Vorschau 130<br />

Außerhalb der Schweiz gibt es das in VISIER<br />

beigefügte Supplement des Schweizer Waffen-<br />

Magazins nicht am Kiosk, sondern nur im XXL-<br />

Abo vom Verlag. Näheres auf Seite 109.<br />

VISIER | 4-2012 5


April 2012<br />

8<br />

NEWS<br />

Gehörschützer Twin-Tec<br />

Medizintechnik Pack-Blumenau<br />

GmbH (kurz MePaBlu):<br />

Das neue Twin-Tec-Modell mit seinen Soft-<br />

Gel-Ohrpolstern erfüllt laut Hersteller auch<br />

anspruchsreichste Anforderungen. Neben<br />

den jetzt serienmäßig eingesetzten handelsüblichen<br />

AAA-Batterien hat der neue<br />

Gehörschutz noch verstärkende Elektronik<br />

nach HIFI-Standard und ein Trennschärfen-<br />

Modul bekommen. Überarbeitet wurde das<br />

Modell Silencer M-201 mit 10-facher Verstärkung.<br />

Es verfügt nun ebenfalls über das<br />

neue Trennschärfen-Modul, das es jetzt<br />

für den Target II T-133 auch optional mit<br />

12-facher Verstärkung gibt. Infos unter:<br />

www.mepablu.de <strong>VS</strong><br />

Neues Fudo-<br />

Schleifsortiment<br />

Haller Stahlwaren GmbH:<br />

Die drei synthetischen Abziehsteine in<br />

den Körnungen 1000, 600+1000 und<br />

2000+5000 haben laut Pressetext ein<br />

offenporiges Gefüge, eine homogene<br />

Partikeleinlagerung sowie eine hohe<br />

Schärfleistung. Sie können sowohl klassisch<br />

mit Wasser als auch mit dem neuen<br />

Fudo-Abzieh-Öl verwendet werden. Alle<br />

Steine haben einen Sockel aus Gummi;<br />

dieser verhindert lästiges Wegrutschen.<br />

Der Kunststoffkörper schont dabei die<br />

Messeroberfläche, während Gleitflächen<br />

aus Keramik für minimalen Abrieb sorgen.<br />

Die Steine liegen, je nach Modell,<br />

bei knapp 30 bis 45 Euro, Schleifhilfe<br />

und Abzieh-Öl bei knapp 10 Euro.<br />

Erhältlich ist das Schleifsortiment im Fachhandel<br />

sowie im Stahlwarenhaus Hebsacker<br />

Schwäbisch Hall, (0791) 8 40 91,<br />

www.stahlwarenhaus-hebsacker.de <strong>VS</strong><br />

VISIER | 4-2012


Neues 1 x 27-Leuchtpunktvisier<br />

DDoptics präsentiert neue Optik<br />

Beim neuen DDSight handelt es sich laut Werk um eine<br />

robuste, nichtvergrößernde, parallaxefreie Zieloptik, bei der<br />

sich die Treffpunktlage auch bei schiefem Einblick nicht<br />

ändert. Das Schießen mit beiden Augen offen bietet zusammen<br />

mit dem 27-Millimeter-Objektiv ein entsprechend großes<br />

Sehfeld. Die 195-Gramm-Optik hat einen Mittelrohrdurchmesser<br />

von 33 und eine Länge von 105 mm. Stromversorgung:<br />

3-Volt-Lithium-Knopfzelle (CR 2032). Endkundenpreis:<br />

499 Euro. Mehr unter www.ddoptics.de <strong>VS</strong>/AW<br />

Die RF-Idee<br />

VISIER-Tipp: Schön, schlau und schützend<br />

Schon einen neuen Personalausweis beantragt? Ein aktueller<br />

Reisepass oder eine schmucke EC-Karte in Sicht? Dann<br />

kennen Sie vielleicht die darin integrierten RFID-Chips<br />

schon, die Informationen speichern und, bei der neuen EC-<br />

Card, auch virtuelles Geld. Diese Chips können mit entsprechender<br />

Computer-Ausrüstung durch bloßes Auflegen auf<br />

ein Lesegerät, aber auch auf Distanz ausgelesen werden.<br />

Das ist sinnvoll, wenn demnächst Lebensmittel im Supermarkt<br />

RFID-Preisschilder tragen, Sie mit dem vollen Einkaufswagen<br />

an die Kasse kommen und diese sofort den zu<br />

zahlenden Gesamtbetrag anzeigt. Böse Buben allerdings,<br />

davor warnen Computer-Fachleute schon lange, können<br />

die Daten aber ebenfalls mitlesen (mehr unter de.wikipedia.<br />

org/wiki/RFID). RFID steht für „radio-frequency identification“,<br />

die ersten Geräte wurden bereits im II. Weltkrieg zur<br />

Freund-/Feind-Kennung von Flugzeugen eingesetzt. Wer also<br />

verhindern will, dass Unbefugte Daten aus Ausweisen, Krankenkassen-Karten<br />

oder der neuen EC-Card abzapfen (für<br />

Abbuchungen bis 20 Euro geht das hier ohne PIN und Unterschrift!),<br />

der muss vorsorgen. VISIER hat nun eine ebenso<br />

elegante wie effektive Methode entdeckt. Der New Yorker<br />

Designer Stewart/Stand hat eine Kollektion von Ausweisund<br />

Kreditkarten-Hüllen sowie Geldbörsen entworfen, deren<br />

Außenhaut aus – man staune – feinst verwobenen Edelstahlfäden<br />

besteht. So fein, dass sich eine weiche, fast samtartige<br />

Oberfläche ergibt, die dazu in verschiedenen<br />

Prägungen erhältlich ist, dazu in Kombination<br />

mit feinem Leder, aber auch<br />

poppig gefärbtem Nylongewebe. Der<br />

Clou: die Schicht aus dem zu 85 Prozent<br />

recycelten Stahl bildet einen „Faraday’schen<br />

Käfig“, der keine RFID-Anpeilungen zulässt.<br />

Der Test in der Redaktion an einem von jeder-<br />

Neu: Pistolenläufe<br />

Lothar Walther<br />

Produkt-Neuheiten<br />

Der für seine Büchsenläufe bekannte Hersteller Lothar<br />

Walter bietet jetzt auch Pistolenläufe in allen gängigen<br />

Kalibern an. Ab einer Mindestmenge von 50 Stück<br />

produziert das Königsbronner Unternehmen die Rohre nach<br />

Muster oder Zeichnung weißfertig. Mehr Infos und<br />

das gesamte Lieferprogramm unter: www.lothar-walther.de <strong>VS</strong><br />

mann zu kaufenden Lesegerät belegte: Aufgeschlagen und<br />

damit mit Zustimmung des Besitzers, erfasst das Lesegerät alle<br />

Daten – etwa am Pass-Schalter des Flughafens. Zugeklappt<br />

bricht die Verbindung sofort ab. Nicht zuletzt: Wer Waffen aus<br />

Stainless Steel mag oder auch gebürstetes Aluminium bei Designstücken,<br />

der dürfte in der Kollektion von Stewart/Stand sicher<br />

etwas Schickes finden. Denn die hervorragend (in Italien)<br />

gefertigten Stücke sind nicht teuer (49 bis 79 Euro) und<br />

pflegeleicht trotz oder wegen der bald auftretenden Patina.<br />

VISIER-Leser erhalten einige ausgewählte Stücke zu Einführungs-<br />

Sonderpreisen: www.vsmedienshop.de/neu-stewartstand UE<br />

VISIER | 4-2012 9


April 2012<br />

22<br />

TEST & TECHNIK<br />

Allein gegen<br />

die Fünf<br />

Ende Juli werden die Olympia-Medaillen im<br />

Luftpistolen-Wettbewerb vergeben – aber<br />

welches Modell holt Gold? Steyrs LP 10 E<br />

oder einer dieser fünf Konkurrenten?<br />

VISIER unterzog die „heißen<br />

Sechs“ einem Vergleichstest.<br />

VISIER | 4-2012


Test/Text: Ulrich Eichstädt, Wolfgang Müller<br />

Fotos: Michael Schippers, Ulrich Eichstädt<br />

und Wolfgang Müller<br />

Kennen wir die nicht schon alle?<br />

Stimmt: Diese sechs Match-Luftpistolen<br />

durchliefen schon einmal<br />

oder auch mehrfach das Testprogramm<br />

bei VISIER. Trotzdem ist diesmal<br />

einiges anders. In den wenigen Monaten<br />

bis zu den Olympischen Spielen in London<br />

bemühen sich die Hersteller um Detailverbesserungen.<br />

Nach dem Test der<br />

Walther LP 400 im April 2011 wurde zum<br />

Beispiel der Kompensator nochmals geändert<br />

– hat’s auch die Präzision verbessert?<br />

Selbst wenn die österreichische<br />

Firma Steyr Sport mit ihrem Modell LP 10<br />

E (und der LP 10 mit mechanischem Abzug)<br />

die erfolgreichste Match-Luftpistole<br />

der vergangenen Jahre besitzt, hat jeder<br />

der hier gezeigten Verfolger ebenso seine<br />

Fangemeinde. Auch die Qualität der<br />

zuletzt arg gescholtenen Diabolos nahm<br />

zu, als Olympia-Vorbote quasi. H & N liefert<br />

wieder vorzeigbare Schussbilder, und<br />

die bisher als Geheimtipp gehandelten<br />

tschechischen JSB-Diabolos werden<br />

durch den Importeur AKAH verstärkt angeboten.<br />

Nicht zuletzt hat VISIER technologisch<br />

aufgerüstet: In Zeiten von nur<br />

knapp über dem Kaliberdurchmesser liegenden<br />

Schussbildern genügen einfache,<br />

ausgefranste Löcher in Scheibenkartons<br />

eben nicht mehr zur Analyse. Das in<br />

VISIER 9/2011 vorgestellte Meyton-System<br />

„BallMan“ wertet die Schüsse elektronisch<br />

aus und gibt die Koordinaten der<br />

Trefferlage bis aufs Hundertstel genau<br />

an. Und schon taucht man statt in ein<br />

grobes, diffuses Schussloch in eine grafische<br />

Darstellung, die sowohl den tatsächlichen<br />

Mittelpunkt der Zehn-Schuss-<br />

Gruppe wie auch die Lage jedes<br />

einzelnen Treffers speichert. Besonders<br />

im Dauertest brachte dies wertvolle Erkenntnisse,<br />

weil oft nur ein oder zwei Ausreißer<br />

eine eigentlich exzellente Gruppe<br />

auseinanderdrücken. Ein paar tausend<br />

Schuss waren innerhalb einer guten Testwoche<br />

aber schon notwendig, um die im<br />

Folgenden aufgelisteten Resultate zu<br />

sammeln — in medias res also, Olympia<br />

2012 beginnt ... jetzt.<br />

Die Auswahl: Neben dem Top-Modell<br />

der bisherigen VISIER-Rangliste, der<br />

Steyr LP 10 E mit elektronischem Abzug,<br />

reisten zum Test nach Bad Ems: Fein-<br />

werkbaus P 44, die TESRO PA 10-2<br />

in der neuen Signum-Ausführung und<br />

schließlich drei Pakete aus Ulm. Denn neben<br />

den zwei Walther-Lupis LP 300<br />

XT mit dem patentierten 5-D-Griff und<br />

der LP 400 Carbon kam auch eine<br />

Hämmerli AP 40 mit. Hier heißt die aktuelle,<br />

ja jetzt in Ulm mitproduzierte Version<br />

„Balance“. Wolfgang Müller, ehemaliger<br />

Nationalteam-Schütze und<br />

mehrfacher, auch internationaler Titelträger,<br />

ist seit Jahren die „Institution“ für<br />

Matchwaffen-Tests, die gemeinsam mit<br />

VISIER durchgeführt werden. Bei ihm<br />

läuft neben der BallMan-Anlage auch ein<br />

modifiziertes Geschwindigkeits-Messgerät<br />

BMC 17 von EFK Mehl mit, um Auswirkungen<br />

von Schwankungen bei der<br />

Anfangsgeschwindigkeit v1 auf die Trefferlage<br />

zu entdecken. Schließlich müssen<br />

Allein gegen die Fünf | Match-Luftpistolen<br />

alle Testwaffen in der VISIER-Redaktion<br />

noch auf den Prüfstand des TriggerScan-<br />

Geräts, das unbestechlich die Abzugscharakteristik<br />

aufzeichnet.<br />

Die dem gestiegenen Leistungsvermögen<br />

der Matchwaffen angepassten Testkriterien<br />

(siehe Seite 25) wurden Punkt für<br />

Punkt abgearbeitet. Dabei gab es auch<br />

einige Veränderungen zu vorherigen<br />

Tests. Denn auch Serienwaffen sind oft<br />

unterschiedlich, was Einstellungen und<br />

Verarbeitung angeht. Etwa bei den Visierungen:<br />

Als erstmals die besten Pistolen<br />

der Welt in einem Test zusammentrafen,<br />

errang hier keine die vollen zehn, sondern<br />

alle nur neun Punkte. Die Walther<br />

LP 400 zeigte das „glatteste“ Visierbild,<br />

ohne störend überstehende Kimmen-<br />

Die acht besten Luftpistolen-Schützen der Welt kämpfen im WM-Finale 2010 in München um den Weltmeistertitel —<br />

den erringt schließlich Tomoyuki Matsuda aus Japan (4. von links), der hier mit seiner Steyr LP 10 in den Anschlag geht.<br />

Knöpfe und vorgesetzte Blenden oder<br />

Schrauben – leider braucht man zum<br />

Justieren einen Inbusschlüssel, bei allen<br />

anderen Modellen gibt es Rändelschrauben.<br />

Ebenso bei der Steyr LP 10 E, bei der<br />

man die Tiefe des Kimmeneinschnitts nur<br />

recht grob durch das Lösen der zwei dem<br />

Schützen zugewandten Schrauben regulieren<br />

kann. Das mit nur einer schmalen<br />

Blende in der Kimmenmitte schön einheitliche<br />

Zielbild bei den so gut wie baugleichen<br />

Kimmen der Walther LP 300 XT<br />

und der TESRO PA 10-2 gefiel den Testern<br />

(nach der LP 400) am besten. Leider<br />

bieten beide keine Möglichkeit zur Einstellung<br />

der Kimmeneinschnitt-Tiefe. Immerhin<br />

legt TESRO-Chef Peter Römer der<br />

PA 10-2 inzwischen ein Wechselkorn bei.<br />

Die Hämmerli AP 40 und die Walther<br />

LP 300 haben sogar ein drehbares<br />

VISIER | 4-2012 23


April 2012<br />

44<br />

TEST & TECHNIK<br />

VISIER | 4-2012


Bunte Republik<br />

Deutschland?<br />

Weg vom Einerlei: Moderne Oberflächen schützen Waffen nicht nur vor Rost,<br />

sie ermöglichen den Kunden auch eine große Farbauswahl. Ein Überblick.<br />

Text: Andreas Skrobanek<br />

Fotos: Michael Schippers, Karsten<br />

Daniels, M.S. Recktenwald, VISIER-Archiv<br />

Sportschützen und Jäger suchen<br />

Innovationen auf jeder Messe und<br />

in jedem neuen Katalog – da unterscheiden<br />

sich die Waffenbesitzer<br />

nicht von Autofans. Ob die Kunden Neues<br />

wirklich annehmen, steht auf einem<br />

anderen Blatt. Bunte Pistolen aus SIG<br />

Sauers Custom <strong>Shop</strong>, die bestaunen<br />

Messebesucher immer. Aber wer legt sich<br />

schon eine rote oder gar rosafarbene<br />

Pistole zu? Die meisten bevorzugen immer<br />

noch brünierte Waffen in Schwarz.<br />

Doch andere Arten der Beschichtungen<br />

beziehungsweise des Oberflächenschutzes<br />

laufen dem jahrhundertealten Brünierverfahren<br />

langsam den Rang ab.<br />

Dabei fällt es per Definition gar nicht unter<br />

den Begriff der Beschichtungen. Denn<br />

darunter verstehen Techniker das Auftragen<br />

einer Schicht aus formlosen Material<br />

auf die Oberfläche eines anderen Werkstoffs<br />

respektive Werkstücks. Beim Brünieren<br />

reagiert das entsprechende Stahlteil<br />

mit einer alkalischen oder sauren<br />

Lösung, welche für eine dünne Korrosionsschicht<br />

sorgt. Diese Oberflächenbehandlung<br />

besitzt einige handfeste Vorteile:<br />

Egal, ob Streich- oder Tauchmethode<br />

– sie ist preiswert. Außerdem bleiben<br />

die Waffenteile maßhaltig. Der schwarze<br />

Edelrost muss auch nicht in einem zirka<br />

140 Grad heißen Bad aus Natronlauge<br />

und anderen Chemikalien entstehen.<br />

Das Kaltbrünieren funktioniert schon bei<br />

Raumtemperatur, das spart Energie-<br />

kosten. Den Nachteil des Korrosionsschutzen<br />

kennen Waffenbesitzer: Die<br />

schwarzen Oberflächen bieten nur einen<br />

bedingten Rostschutz und müssen daher<br />

regelmäßig eingeölt oder -gefettet werden.<br />

Und sie halten nicht ewig: Scharfe<br />

Gegenstände hinterlassen rasch Kratzer.<br />

Im Vergleich zum Brünieren und Bräunieren<br />

(das Behandeln des Stahls mit Salzsäure)<br />

sind andere Schutzschilde noch<br />

jung. Das Phosphatieren etwa erlebte im<br />

Zweiten Weltkrieg einen Aufschwung.<br />

Hier kommt das Waffenteil in eine saure,<br />

phosphathaltige Lösung. Auf der Oberfläche<br />

bildet sich eine auf dem Untergrund<br />

gut haftende Phosphatschicht. Die<br />

besitzt mikroskopisch kleine Öffnungen<br />

beziehungsweise Hohlräume, die sehr<br />

gut Öl oder Fett aufnehmen. Diese Kombination<br />

taugt deshalb sehr gut als Rostschutz.<br />

Die Alternative dazu: das zusätzliche<br />

Auftragen von Lack. Denn der haftet<br />

sehr gut auf der relativ groben kristallinen<br />

Struktur der Phosphatschicht.<br />

Viele in der Waffenproduktion genutzte<br />

Verfahren dienen ursprünglich gar nicht<br />

dem Korrosionsschutz, sondern sollen<br />

Materialeigenschaften ändern. Dazu<br />

zählt zum Beispiel das uralte Bunthärten.<br />

Geheimnisvolle Mischungen aus<br />

verkohlten Knochen- beziehungsweise<br />

Hornspänen, Hartholz und Leder zaubern<br />

auf die Stahloberflächen schöne<br />

Marmorierungen, die ein wenig wie<br />

blaue, braune, gelbe oder grüne Wolken<br />

aussehen. Sie veredeln heute nicht nur<br />

Jagdwaffen, sondern auch Unterhebelrepetierer<br />

oder Revolver. In Deutschland<br />

Bunte Republik Deutschland? | Beschichtungen<br />

gibt es nur wenige Firmen wie Schilling<br />

Spezialbeschichtungen in Zella-Mehlis,<br />

Konrad Recknagel aus Albrechts bei<br />

Suhl oder Max Ern aus Leverkusen-<br />

Schlebusch, die diese Kunst auch für<br />

modern legierte Stähle beherrschen<br />

(VISIER 7/2001). Die Vielfarbigkeit entsteht<br />

dank unterschiedlicher Schichtdicken<br />

durch Interferenzen des Lichts.<br />

Zum Härten ist eigentlich auch das Tenifer-Verfahren<br />

gedacht (in den USA auch<br />

„Melonite“ genannt). Hier kommen die<br />

Metallteile in ein Nitrierbad, das Alkalicyanate<br />

(Blausäureverbindung) enthält.<br />

Zunächst wärmt man die Werkstücke auf<br />

350 bis 400 Grad vor. Die eigentliche<br />

Arbeitstemperatur liegt bei 580 Grad.<br />

Nach dem sogenannten Nitrocarburieren<br />

im Salzbad werden die Teile beim Tenifer-Verfahren<br />

in einem kühlenden Bad<br />

bei 370 bis 430 Grad oxidiert. So entsteht<br />

die bekannte dunkle Oberfläche,<br />

die sich optisch nur wenig von einer brünierten<br />

unterscheidet. Sie erhöht den<br />

Schutz vor Rost noch einmal kräftig. Die<br />

Schichtdicken hängen von der Stahlzusammensetzung<br />

(vor allem von den Legierungsbestandteilen),<br />

der Temperatur,<br />

der Dauer des Teniferierens und der Zusammensetzung<br />

der Schmelze ab. In ein<br />

bis zwei Stunden wächst die Schicht auf<br />

zehn bis 20 Mikrometer (10-6 m).<br />

Zum Vergleich: Bei der klassischen Brünierung<br />

beträgt die Dicke einen Mikrometer.<br />

Wenn die Oberfläche nach der<br />

Teniferierung zu rau ist, kann der Hersteller<br />

sie polieren oder schleifen. Das<br />

schwächt natürlich das Schutzschild. Um<br />

VISIER | 4-2012 45


April 2012<br />

52<br />

TEST & TECHNIK<br />

VISIER | 4-2012


Text: Matthias Recktenwald<br />

Fotos: Michael Schippers<br />

„Amerika, du hast es besser“ —<br />

das berühmte Zitat aus den „Zahmen<br />

Xenien“ von Dichterfürst Johann<br />

Wolfgang von Goethe hat<br />

seine Berechtigung selbst bei den Messern.<br />

Natürlich gibt es auch in Übersee<br />

vom Verbotsvirus infizierte Politiker. Jedoch<br />

hat die US-Industrie mit dem American<br />

Knife and Tool Institute“ (AKTI) eine<br />

sehr aktive Interessenvertretung organisiert,<br />

auch wenn sich deren Wirken erst<br />

einmal auf die USA selber erstreckt sowie<br />

auf die 50 US-Bundesstaaten mit ihren<br />

zum Teil unterschiedlichen Regelungen.<br />

Schwieriger gestaltet sich der Umgang<br />

mit den Verbotsbestimmungen im Rest<br />

der Welt. Namentlich in Europa. Denn<br />

die Alte Welt präsentiert sich mit Blick<br />

auf waffen- und messerrechtliche Unterschiede<br />

im Vergleich zu den USA so wie<br />

eine spätrömische Orgie zu einem Kindergeburtstag.<br />

Etwas, das der US-Industrie<br />

nicht verborgen blieb. So liegt die<br />

Herausforderung darin, Messer zu entwickeln,<br />

die sich für möglichst viele Länder<br />

eignen. Daran arbeiten seit einigen<br />

Jahren auch die kreativen Köpfe der US-<br />

Firma Spyderco aus Golden in Colorado:<br />

Beim Besuch auf der SHOT Show<br />

organisierte VISIER eins dieser Messer<br />

und ein paar weitere Neuheiten. Fünf<br />

Klappmesser mit dem für das Werk<br />

typischen Klingenloch seien vorgestellt —<br />

inklusive Praxis-Begutachtung.<br />

Squeak Slipit: Entstanden aus einem<br />

Joint Venture zwischen Spyderco und einem<br />

der vielen Messerhersteller aus dem<br />

italienischen Maniago. Das kleine Taschenmesser<br />

fällt zugeklappt mit 79 mm<br />

nicht einmal so lang aus wie der Zeigefinger<br />

des Verfassers. Rein technisch<br />

belegt es das Bemühen des Spyderco-<br />

Teams um Sal und Eric Glesser, ein möglichst<br />

breit vermarktbares Messer zu<br />

schaffen, ohne dabei modernes Design<br />

dranzugeben: 49 mm lange und 3 mm<br />

dicke Klinge aus Böhler-Uddeholm-Stahl<br />

(N690C0), Griff aus FRN (= fiberglass<br />

reinforced nylon, also glasfaserverstärktes<br />

Nylon), dazu ein von rechts nach links<br />

umsetzbarer Drahtclip. Drei Torx-Schrauben<br />

halten das Messer zusammen, dessen<br />

Name „Squeak“ auf Deutsch so viel<br />

wie „Quietschen“ heißt.<br />

Rechtlich ist man mit dem Teil weithin sicher:<br />

Es hat eine extrem kurze modifizierte<br />

Drop-Point-Klinge — damit fällt es<br />

unter die als „Drei-Finger-Regel“ bekannten<br />

gesetzlichen Vorschriften. Diese<br />

in vielen Ländern gängige Regel besagt,<br />

dass man ein Messer mitführen darf,<br />

wenn seine Klinge kürzer ist als drei Finger<br />

nebeneinander. Zudem lässt sich<br />

die Klappklinge nicht feststellen — solche<br />

Messer heißen bei Spyderco „Slipit“.<br />

Damit gehört das Slipit Squeak nicht zu<br />

dem, was Amerika „locking folder“<br />

nennt, also Klappmesser mit arretierbarer<br />

Klinge. Auch in Deutschland ist es legal<br />

zum Führen: Zwar einhändig zu öffnen,<br />

aber eben nicht zu arretieren. Was<br />

nicht heißt, dass die Klinge ratzfatz<br />

zuklappt. Sie greift auf halbem Weg in<br />

eine Sicherheitsrast ein.<br />

Und was kann das? Okay, zum Stullenschmieren<br />

ist das Klingchen zu kurz. Aber<br />

man kann richtig damit schneiden. Denn<br />

die Schneide ist schlicht sauscharf, das<br />

zeigte der Rasiertest am Unterarm. Dann<br />

erwies sich das Gerät als handlich und<br />

Five-Pack | Spyderco<br />

Five-Pack<br />

Von Mini bis Groß — fünf neue Klappmesser aus den USA. VISIER sagt Ihnen, wo die Stärken<br />

und Schwächen des Quintetts liegen.<br />

wendig. Es liegt sehr gut und quält in<br />

keiner Position durch harte Kanten die<br />

Haut. Last not least zeigt es sich ordentlich<br />

verarbeitet: ein westentaschentaugliches<br />

Messerchen für alles vom Anschneiden<br />

einer Zigarre bis zum Kappen<br />

von Paketband.<br />

Balance SS Pin: Dahinter steckt mit Ed<br />

Schempp ein Messermacher, der bei Anhängern<br />

der „Cutting Events“ als Legende<br />

gilt: Bei diesem Sport geht es darum,<br />

mit einem Messer möglichst viele PET-<br />

Flaschen oder freihängende Taue durchzuschlagen<br />

(mehr im Web: www.blade<br />

sports.org). Schempp hat für Spyderco<br />

bereits diverse Messer geschaffen, oft beeinflusst<br />

von alten Formen wie der spanischen<br />

Navaja oder dem nepalesischen<br />

Kukri, dem Messer der berühmten<br />

Gurkha-Soldaten. Das Einhandmesser<br />

Balance SS Pin wirkt mit seiner bumerangförmig<br />

gebogenen, feststellbaren<br />

Klinge wie ein solches Gerät. Na fast,<br />

sieht man mal ab von der Ganzstahl-<br />

Bauweise, der 49 mm langen und<br />

1,8 mm dicken VG-10-Klappklinge, der<br />

im Griff integrierten Verriegelung nach<br />

Chris Reeve und der Reduzierung auf Zigarettenschachtelgröße.<br />

Das wiederum<br />

bezieht sich auf den geöffneten Zustand<br />

— zugeklappt passt das Balance in eine<br />

Streichholzschachtel (liebe Kinder: Fragt<br />

Opa und Oma, was das war). Fazit: Ein<br />

kleiner, perfekt geschliffener Handschmeichler<br />

für Freunde schräg-augenzwinkernden<br />

Designs, der sich aber<br />

sehr gut für feinste Schnitte eignet.<br />

Junior: Der rumänische Knifemaker<br />

Alexandru Diaconescu entwickelte die<br />

Grundform, als sein kleiner Sohn ihn<br />

nach einem Klappmesser fragte. Diaco-<br />

VISIER | 4-2012 53


April 2012<br />

treffen geriet: Das Colt-Schloss zündet<br />

konstruktionsbedingt etwas langsamer<br />

als die jüngere Variante der Konkurrenz<br />

aus Massachusetts. Auch lässt es sich<br />

nicht so gut tunen – Blattfedern kann man<br />

halt nicht so einfach ersetzen wie Schrauben-Varianten.<br />

Mit alldem hätten viele<br />

Fans gern gelebt, wäre das Werk dafür<br />

seinen einst so hohen Fertigungsansprüchen<br />

treu geblieben. Die Ende der<br />

1990er einsetzenden Rettungsversuche<br />

waren zwar richtig, kamen aber zu spät.<br />

So aber bleibt Aficionados moderner Revolver<br />

die Erinnerung an das Modell, das<br />

in der Mitte des 20. Jahrhunderts mehr<br />

als jedes andere für Furore gesorgt hat.<br />

Smith&Wesson M 586/686, MR 73, Ruger<br />

GP 100 und mancher Korth – alle<br />

62<br />

FASZINATION WAFFEN<br />

Modell: Colt Python, Baujahr 1972<br />

Preis: Verhandlungssache, das Modell wird derzeit nicht mehr gebaut<br />

Kaliber: .357 Magnum (die schwächere .38 Special eignet sich auch dafür)<br />

Kapazität: 6 Patronen<br />

Maße: 240 x 39 x 151 mm<br />

Lauflänge: 102 mm (4 Zoll, englisch: „inch“)<br />

Gewicht: 1100 g<br />

Ausstattung: Revolver mit DA-/SA-System und ausschwenkbarer Trommel. Voll verstellbare Kimme.<br />

Verstiftetes Rampenkorn. Finish: hochglanzpoliert, brüniert („Royal Blue“), Hahnflanken blank.<br />

Abzug und Griffrücken längsgeriffelt, Hahnsporn kreuzschraffiert. Lauf mit ventilierter Schiene und<br />

mündungslangem Ausstoßergehäuse („full lug“). Lackierte Nussbaum-Griffschalen mit erhaben<br />

stehenden Checkering-Partien und goldfarbenem Colt-Emblem.<br />

folgten der Vorgabe dieses Colts mit dem<br />

mittelgroßen Rahmen: Der Python ist damit<br />

die einzige Schlange auf der Welt, die<br />

einen wirklich großen Schatten wirft.<br />

•Eckdaten: Die Serienfertigung des<br />

Python lief von 1955-1996 und danach<br />

im Colt Custom <strong>Shop</strong> bis 2005/2006<br />

(vermutlich wohl auch, um die vorhandenen<br />

Teile aufzubrauchen). Das Standardkaliber<br />

hieß .357 Magnum. Es gab aber<br />

auch einige Muster in .256 Winchester<br />

Magnum, .38 Special, .41 Magnum<br />

und .44 Special. Wohl angekündigt,<br />

aber im Prototypen-Stadium steckengeblieben:<br />

Varianten in .22 l.r. sowie<br />

VISIER | 4-2012


.22 Winchester Magnum Rimfire (WMR).<br />

•Ausstattung: Der Python war sechsschüssig<br />

und kam mit Double Action-/<br />

Single Action-Schloss. Der Lauf trug – wie<br />

erwähnt – eine ventilierte Schiene und<br />

hatte ein mündungslanges Ausstoßergehäuse.<br />

Weiter gab es einen geriffelten<br />

Matchabzug, eine von Hand abgestimmte<br />

Mechanik, ein verstellbares<br />

Sportvisier und ein Rampenkorn. Am<br />

Rahmen saßen erst große, gecheckerte<br />

Holzgriffschalen, ab 1979/80 auch<br />

schwarze Gummigriffschalen.<br />

•Lauflängen: Colt lieferte das Modell<br />

mit 2 1 /2-, 3-, 4-, 6- und 8-Zoll-Rohren.<br />

Die 6-Zoll-Version lief am besten, der<br />

kurze am schlechtesten: Colt stellte den<br />

Zweieinhalbzöller 1994 ein. Selten ist die<br />

für einen US-Großhändler gebaute Drei-<br />

1<br />

Zoll-Version „Combat Python“. Vor allem<br />

bei vernickelten Dreizöllern sollten sich<br />

Sammler von Colt via „factory letter“<br />

Echtheit und Lieferweg schriftlich bestätigen<br />

lassen. Solche Raritäten verleiten<br />

zu Fakes. Je nach Lauflänge wiegt der<br />

Python zwischen 900 und 1500 Gramm.<br />

•Finish: Standardmäßig kam der Python<br />

in „Royal Blue“, also hochglanzpoliert<br />

und mitternachtsblau brüniert. Colt<br />

offerierte auch ein Nickelfinish („Bright<br />

Nickel“). Ab 1982/83 gab es eine Ausführung<br />

in Stainless Steel, ab 1985 die<br />

rostträge, hochglanzpolierte Luxus-Variante<br />

„Python Ultimate Stainless Steel“.<br />

•Versionen:<br />

- Colt Python Hunter: 1980 eingeführt,<br />

basierte er auf der Acht-Zoll-Ausführung<br />

und kam ab Werk mit zweifa-<br />

Schlangen-Linie | Colt Python<br />

Einblick ins Schloss des Colt Python: 1 Abzug (trigger) 2 Trommelumsetzhebel,<br />

auch Transportklinke (hand) 3 Abzugsvorholstange (rebound lever)<br />

4 Hahndruckstück (strut) 5 Sicherung (safety) 6 Hahn (hammer)<br />

7 Hahnstange (hammer stirrup) 8 Haupt- oder Schlagfeder (main spring)<br />

chem Leupold-Zielfernrohr. Er gilt als<br />

erste derart ausgerüstete, serienmäßig<br />

zur Jagd gebaute Kurzwaffe.<br />

- Colt Python Silhouette: Die 1981<br />

vorgestellte Version hat wie der Hunter einen<br />

Acht-Zoll-Lauf und ein Leupold-ZF.<br />

- Colt Python Target (auch:<br />

Python .38 Special): Das war eine<br />

Scheibenwaffe mit Acht-Zoll-Lauf in .38<br />

Special. Es gab 3740 Stück, meistens<br />

brüniert, seltener vernickelt.<br />

- Colt Boa: Davon kamen 1985 im Auftrag<br />

des US-Grossisten Lew Horton 1200<br />

Stück. Der Boa kombinierte den Colt-Mk<br />

V-Rahmen und den ventilierten Python-<br />

Lauf. Das limitierte Modell gab es jeweils<br />

zur Hälfte mit Sechs- und Vier-Zoll-Läufen.<br />

Je 100 wurden als „Matched Sets“,<br />

also mit gleichen Nummern, verkauft.<br />

VISIER | 4-2012 63<br />

2<br />

4<br />

5<br />

3<br />

7<br />

6<br />

8


April 2012<br />

74<br />

GESCHICHTE & GESCHICHTEN<br />

VISIER | 4-2012


Text: Wolfgang Finze, M. S. Recktenwald<br />

Fotos: Michael Schippers, Wolfgang Finze<br />

Als das Auge den Schriftzug<br />

„V.Chr.Schilling in Suhl“ auf dem<br />

Lauf erspähte, waren Neugier und<br />

Begehrlichkeit geweckt. Beides<br />

stieg weiter angesichts des fast tadellosen<br />

Zustandes und der Technik: Setzt man<br />

den Hahn in die Laderast und dreht den<br />

Hebel vor dem Abzugsbügel um gute 90<br />

Grad nach links, gleitet der Lauf samt<br />

Vorderschaft erst fünf Millimeter nach<br />

vorn. Dann kippt er ab. Bei Hinterladern<br />

für Metalleinheitspatronen nichts Besonderes<br />

– bei Stücken mit Perkussionszündung<br />

außergewöhnlich. Denn da ging es<br />

um Gasdichtheit im Schuss. Die schien<br />

hier weitgehend gewährt: Zum einen,<br />

weil Schilling für sehr präzise Arbeit bekannt<br />

war. Zum anderen dank der ausgefeilten<br />

Kombination zweier Dichtungen.<br />

Ungewöhnlich auch, dass die<br />

Suhler den Perkussions-Hinterlader<br />

zum Scheibensport ausgelegt hatten –<br />

Waffen solchen Typs entstanden meist<br />

fürs Militär. Also kaufen, mitnehmen und<br />

in vielen Büchern blättern. Nur, um kaum<br />

etwas zu finden: So ausgefallen der Oldie,<br />

so rar war greifbares Wissen dazu.<br />

Natürlich wollten die Tester wissen, warum<br />

das so war. Und auch, wie die Schilling<br />

schießt und ob sie im Feuer gasdicht ist.<br />

Die Waffe: Es handelt sich um eine als<br />

Stutzen geschäftete Büchse mit rückliegendem<br />

Perkussionsschloss. Der Schaft<br />

besteht aus schönem Nussbaum, vorn<br />

mit schwarzem Hornabschluss, hinten<br />

mit ausgestellter Kappe. Mit Schweizer<br />

Backe und 70-mm-Senkung war die<br />

Büchse zum Stehendanschlag für eine<br />

Person von 170 bis 175 cm gedacht.<br />

Die Qualität: tipptopp gearbeitet. Die<br />

Erbauer der Schilling verstanden ihr<br />

Handwerk. Im Lauf der Jahre hatte nur<br />

die Bräunierung von Lauf und Beschlägen<br />

gelitten. Man sah aber, wie schön<br />

das zu den gebläuten Kornteilen gepasst<br />

haben muss. Die Metallteile tragen einen<br />

Randstich, alle Schraubenköpfe sind graviert.<br />

Der einfache Schmuck beweist,<br />

dass eine Gebrauchswaffe vorliegt. Wie<br />

die charakteristischen Spuren am Hahn<br />

und ums Piston belegen, wurde die<br />

Büchse auch oft verwendet.<br />

Die Beschriftung: Mit Ziffern und Lettern<br />

gingen die Suhler spartanisch um.<br />

Außer dem Firmennamen trägt der Lauf<br />

nur die Materialangabe „Guss-Stahl“,<br />

auf einigen Teilen steht „45“. Das aber<br />

belegt, dass die Waffe Teil einer Kleinserie<br />

gewesen ist. Bei solchen Innenteilnummern<br />

handelt es sich jedoch nicht<br />

um Serien-, sondern um Werkstatt- oder<br />

Losnummern. So vermied man bei mehreren<br />

Stücken gleichen Typs und ihren<br />

handgepassten Teilen Verwechslungen.<br />

Zwar sieht die Schilling wie eine Jägerbüchse<br />

mit Stutzenschäftung aus. Aber es<br />

handelt sich um eine Scheibenbüchse.<br />

Dafür sprechen die Form von Schaftkappe<br />

und Abzugsbügel, aber vor allem die<br />

Visierung. Die ist zur Jagd viel zu aufwändig<br />

und fein gearbeitet: Sie lässt daher<br />

kein schnelles Zielauffassen zu. Und man<br />

kann sie nicht schnell und einfach auf<br />

andere Distanzen umstellen. Das jedoch<br />

war damals bei Jagdwaffen üblich.<br />

Die Visierung: Sie besteht aus einer<br />

fein höhenverstellbaren V-förmigen Kimme<br />

und sehr schmalem, spitzem Dachkorn.<br />

Es ist an der Basis 1,6 mm breit und<br />

Dicht-Kunst | Schilling-Perkussionsbüchse<br />

Dicht-Kunst<br />

Suhler Scheibenbüchsen gelten als hinlänglich bekanntes Thema. Wirklich? Hier kommt ein rarer<br />

Perkussions-Hinterlader, der durch eine besonders clevere Dichtungs-Technik verblüfft. VISIER<br />

hat nach Spuren gesucht — und den Thüringer Oldtimer auch ausprobiert.<br />

nur 3,1 mm hoch (zum Vergleich das<br />

Korn eines K98k: Breite 4,1 mm, Höhe<br />

5,5 mm). Das liefert beim Schuss auf die<br />

heutigen runden Scheibenspiegel weder<br />

auf 50 noch auf 100 m ein brauchbares<br />

Zielbild: Das Korn war für die rechteckigen<br />

Ziele zum Feldschießen auf 300 m<br />

gedacht. Die Schraube links am Kornsockel<br />

dient nicht der Seitenverstellung,<br />

sondern hält das Korn: Schraube lösen,<br />

anderes Teil montieren – wenn man eins<br />

hätte. Ursprünglich gehörten sicher einige<br />

Wechselkorne zu Schillings Hinterlader,<br />

abgestimmt auf die jeweilige<br />

Scheibenart und -größe. Leider hat keins<br />

davon die Stürme der Zeit überlebt.<br />

Die im Schwalbenschwanz geführte Kimme<br />

ist nicht seitenverstellbar. Freilich weisen<br />

Spuren am Kimmenrahmen darauf<br />

hin, dass die Position öfter verändert wurde.<br />

Das Kimmenblatt mit schmalem V-<br />

Ausschnitt lässt sich per Schraubenzieher<br />

stufenlos rauf/runter drehen. Das geht<br />

sehr fein: Erst zwei Umdrehungen verschieben<br />

das Blatt um einen Teilstrich.<br />

Aber die Einstellungen lassen sich reproduzieren.<br />

Dafür sorgen die Skala links<br />

am Kimmenrahmen und ein Zeiger am<br />

Kimmenblatt. In Schussrichtung hinter<br />

der Kimme liegt ein aufstellbares Spaltabsehen.<br />

Es unterstützt das Zielen auf<br />

Feldscheiben optimal. Denn es zeigt bei<br />

rechteckigen Spiegeln, ob man die Waffe<br />

verkantet hält. Zusätzlich besitzt die<br />

Büchse eine Halterung für einen Diopter.<br />

Das Original fehlt – das vorhandene<br />

Stück wurde vom Vorbesitzer fachmännisch<br />

ergänzt, passend zu Stil und<br />

ungefährer Fertigungszeit.<br />

Der Abzug: Als deutscher Stecher<br />

ausgeführt, lässt er sich auch nicht ein-<br />

VISIER | 4-2012 75


April 2012 VORSCHAU – Ausgabe 5-2012: ab 20. April im Handel<br />

Der Hang zur Kleinkunst<br />

Colts Kompaktpistole Mustang Pocketlite in .380 basiert auf<br />

den Vorgängern aus den 80er Jahren – was kann sie heute?<br />

130<br />

Erhältlich bei Ihrem Zeitschriften-, Bahnhofs- oder Waffenfachhändler. Oder beim Presse-<br />

Fachhandel mit diesem Zeichen und – noch schneller – im Abo: Telefon (02603) 5060-102.<br />

Großer IWA-Report 2012 und schon die ersten Tests frisch von der Messe<br />

Mit einer stärkeren Aufteilung nach Produktgebieten präsentierte sich die Nürnberger Waffen- und Zubehörmesse: Im Mai-Heft<br />

finden Sie den umfangreichen Messereport sowie unter anderem den Test des Feinwerkbau-Matchluftgewehrs 800.<br />

Leser der VISIER-XXL-Ausgabe mit dem 24-seitigen SWM wissen mehr:<br />

Die SAN Swiss Arms stellt für den Behördemarkt unter der Bezeichnung 553-P eine<br />

schaftlose Pistolenversion ihres kurzen Sturmgewehres im Kaliber .223/GP 90 her.<br />

Aus aktuellem Anlass können sich die Themen ändern.<br />

Seefahrt statt Büffeljagd<br />

Wer beim Namen Sharps nur an Fallblock-Büffelbüchsen denkt,<br />

ignoriert einen Sonderfall aus dem US-Bürgerkrieg: mehr im Mai.<br />

VISIER SERVICE<br />

Hier erreichen Sie uns:<br />

Postanschrift:<br />

VISIER, Postfach 13 51,<br />

D-56120 Bad Ems<br />

Redaktion:<br />

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VISIER | 4-2012

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