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Vergleichende Buchbesprechung - Wirtschaftsinformatik

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<strong>Vergleichende</strong><br />

<strong>Buchbesprechung</strong><br />

Enterprise-Resource-Planning:<br />

Auswahl und Einführung<br />

1 Zum Thema „ERP“<br />

Der aus dem Amerikanischen stammende<br />

Begriff ERP (Enterprise-Resource-Planning)<br />

wird seit einiger Zeit von Software-Anbietern<br />

als Gattungsbegriff für integrierte betriebliche<br />

Standardanwendungssoftware verwendet,<br />

beispielsweise für Standardsoftware<br />

von Herstellern wie SAP, Baan, Oracle, PeopleSoft<br />

oder JD Edwards. Unter Integration<br />

wird dabei das Zusammenfassen bisher isolierter<br />

Software-Module zur Unterstützung<br />

unterschiedlicher betrieblicher Funktionsbereiche<br />

wie Vertrieb, Produktion, Kostenrechnung,<br />

Lagerwirtschaft, Finanzen und<br />

Personalwirtschaft in ein einheitliches System<br />

verstanden. Als wichtiges Integrationsinstrument<br />

wird häufig eine einheitliche Datenbasis<br />

für alle Module angesehen [StHa02;<br />

WaSc99; Nels02].<br />

Der Begriff ERP lässt sich aus der Weiterentwicklung<br />

von MRP-II-Systemen (Manufacturing<br />

Resource Planning) zur Planung industrieller<br />

Produktionsbetriebe erklären, die<br />

um Module zur Unterstützung zusätzlicher<br />

betrieblicher Funktionsbereiche erweitert<br />

wurden [Kurb99]. ERP wird zwischenzeitlich<br />

auch für integrierte Anwendungen in<br />

anderen Wirtschaftszweigen wie dem Handel<br />

oder dem Finanzdienstleistungssektor<br />

verwendet. Alternative Bezeichnungen wie<br />

Enterprise Systems [LyMa00] oder Enterprise<br />

Application Systems werden seltener benutzt,<br />

erscheinen jedoch sinnvoller, da von<br />

den Softwareanbietern vor allem die durchgängige<br />

Unterstützung der Geschäftsprozesse<br />

in den Vordergrund gestellt wird und<br />

weniger die Planung der betrieblichen Ressourcen<br />

[Mert01a]. Mit der Entwicklung<br />

neuer Konzepte wie Supply Chain Management<br />

(Lieferkettenmanagement) und Customer<br />

Relationship Management (Kundenmanagement)<br />

wird neben der innerbetrieblichen<br />

Integration auch zunehmend die überbetriebliche<br />

Integration als Aufgabenbereich<br />

von ERP-Systemen diskutiert.<br />

Die wissenschaftliche Forschung behandelt<br />

das Phänomen ERP aus unterschiedlichen<br />

Perspektiven. Eine Untersuchung der wichtigsten<br />

englischsprachigen Fachzeitschriften<br />

und Kongressbände zu Information Systems<br />

im Zeitraum 1997 bis 2000 ergab, gemessen<br />

an der Anzahl der Publikationen, ein zunehmendes<br />

Forschungsinteresse [EsPa01]. Dabei<br />

stehen Fragen zur Implementierung von<br />

ERP-Systemen im Vordergrund, insbesondere<br />

Untersuchungen konkreter Anwendungsbeispiele<br />

(Fallstudien) und Analysen<br />

des Implementierungserfolgs. Ein weiterer<br />

Schwerpunkt liegt auf Fragen universitärer<br />

Ausbildung in ERP-Systemen. In der<br />

deutschsprachigen <strong>Wirtschaftsinformatik</strong>forschung<br />

ist der Begriff ERP bisher relativ<br />

schwach vertreten. In aktuellen Auflagen<br />

führender deutschsprachiger Lehrbücher der<br />

<strong>Wirtschaftsinformatik</strong> wird Enterprise-Resource-Planning<br />

entweder nicht erwähnt<br />

oder nur gestreift. Dabei ist die Integration<br />

verschiedener betrieblicher Funktionsbereiche,<br />

das konstituierende Merkmal von ERP-<br />

Systemen, seit langem ein Hauptgegenstand<br />

der <strong>Wirtschaftsinformatik</strong>forschung, insbesondere<br />

unterschiedliche Integrationsaspekte<br />

und die Gestaltung integrierter Informationssysteme<br />

[Mert01b; Sche98;<br />

BeSc99]. Nur der Terminus ERP wird selten<br />

verwendet.<br />

2 Literaturübersicht<br />

2.1 Marktuntersuchung<br />

Der Literaturauswahl ging eine Marktuntersuchung<br />

voran. Bei führenden Online-Anbietern<br />

wie amazon.de und buch.de wurde<br />

unter den Begriffen ERP, Enterprise-Resource-Planning,<br />

Standardsoftware, Baan, PeopleSoft,<br />

Psipenta, und SAP recherchiert und<br />

die angebotenen Titel wurden klassifiziert.<br />

Ein Klassifikationsmerkmal war die thematische<br />

Bindung der untersuchten Titel an<br />

bestimmte Hersteller wie SAP, Baan, People-<br />

Soft oder Psipenta bzw. die Hersteller-unabhängigkeit<br />

einer Publikation. Ein weiteres<br />

Kriterium war der Themenschwerpunkt der<br />

untersuchten Literatur wie beispielsweise<br />

E-Business, Sicherheit, Technische Architekturen,<br />

Geschäftsprozesse, Methoden, Bedienung,<br />

Programmierung (z. B. ABAP),<br />

Implementierung und Customizing, Systemschnittstellen,<br />

Zuordnung zu betriebswirtschaftlichen<br />

Anwendungen/Modulen,<br />

Workflow-Unterstützung und Data Warehouse/Business<br />

Intelligence. Trotz der eher<br />

verhaltenen Präsenz des Terminus ERP in<br />

der <strong>Wirtschaftsinformatik</strong>forschung konnten<br />

in der Studie, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit<br />

erhebt, etwa 150 deutsche und<br />

englischsprachige Bücher aus den Publikationsjahren<br />

1998 bis 2002 klassifiziert werden.<br />

Mehr als 120 produktspezifische Werke<br />

wurden ermittelt, die die Funktionalität einzelner<br />

Module oder die Philosophie des gesamten<br />

Softwarepakets eines Herstellers beschreiben.<br />

Mit dem ERP-System der Firma<br />

SAP beschäftigen sich rund 110 Titel, etwa<br />

30 Titel sind Hersteller-unabhängig, und nur<br />

wenige Titel befassen sich mit den übrigen<br />

Softwareanbietern. Annähernd 40 Titel behandeln<br />

Geschäftsprozesse und allgemeine<br />

Konzepte der Betriebswirtschaft. Rund 30<br />

Bücher befassen sich mit der Implementierung<br />

und Anpassung betrieblicher Standardsoftware,<br />

sowohl in Anlehnung an konkrete<br />

Produkte als auch mit Produkt-neutralem<br />

Inhalt. Weitere Publikationen sind zur<br />

Bedienung von ERP-Systemen, den technischen<br />

Grundlagen oder der Programmierung<br />

in ERP-Systemen (z. B. ABAP-Programmierung)<br />

erschienen. Eine detaillierte<br />

Ûbersicht hierzu findet sich in [LoTh03].<br />

2.2 Literaturauswahl<br />

WI – Literatur<br />

Nach der Marktuntersuchung erfolgte die<br />

Literaturauswahl für die <strong>Buchbesprechung</strong>.<br />

Auswahlkriterien waren folgende:<br />

& Themenschwerpunkte sollten die Einführung<br />

von ERP-Systemen und die<br />

Implementierung in der Unternehmensorganisation<br />

sein. Deutschsprachige Standardwerke<br />

zur integrierten Informationsverarbeitung,<br />

die sich vor allem auf<br />

Gestaltungsaspekte und funktionale Beschreibungen<br />

konzentrieren (z. B.<br />

[Mert01b; Kurb99; Sche98]), wurden folglich<br />

nicht berücksichtigt (siehe auch<br />

[Humm01; Gron00])<br />

& Bücher, die Produkt-beschreibender Natur<br />

sind, oder bei denen ein konkretes<br />

ERP-Produkt im Vordergrund steht, wurden<br />

nicht aufgenommen. Hierzu wird auf<br />

die in dieser Zeitschrift erschienenen Einzelbesprechungen<br />

[z. B. Gada00; Kaft00]<br />

und auf die vergleichende <strong>Buchbesprechung</strong><br />

von Uhr und Lohse [UhLo98a;<br />

UhLo98b], in der 16 Titel zum Thema<br />

„SAP¾ R/3¾“ besprochen werden, hingewiesen.<br />

& Ebenso werden Titel ausgeschlossen, die<br />

vorrangig die Funktionsbeschreibung zur<br />

Produktionsplanung und -steuerung<br />

(PPS) behandeln, da auch hierzu eine gesonderte<br />

vergleichende <strong>Buchbesprechung</strong><br />

mit dem Titel „Systeme zur Produktionsplanung<br />

und Steuerung“ [Gron00] vorliegt.<br />

Somit reduziert sich die Anzahl der relevanten<br />

Titel auf sechs Produkt-unabhängige,<br />

nicht-funktionsbeschreibende Werke, die,<br />

von einer Ausnahme abgesehen, in den letzten<br />

drei Jahren erschienen sind oder neu aufgelegt<br />

wurden. Es handelt sich um folgende<br />

Werke:<br />

1. Barbitsch, Christian E.: Einführung integrierter<br />

Standardsoftware – Handbuch<br />

für eine leistungsfähige Unternehmensorganisation.<br />

Carl Hanser Verlag, München<br />

Wien 1996. ISBN: 3-446-18680-8.<br />

WIRTSCHAFTSINFORMATIK 45 (2003) 2, S. 230–242


2. Gronau, Norbert: Industrielle Standardsoftware<br />

– Auswahl und Einführung. Oldenbourg-Verlag,<br />

München Wien 2001.<br />

ISBN: 3-486-25693-9.<br />

3. Knöll, Heinz-Dieter; Kühl, Lukas W. H.;<br />

Kühl, Roland W. A.; Moreton, Robert:<br />

Optimizing Business Performance with<br />

Standard Software Systems – how to reorganise<br />

Workflows by Chance of Implementing<br />

new ERP-Systems (SAP, Baan,<br />

Peoplesoft, Navision ) or new Releases.<br />

Vieweg Verlag, Braunschweig Wiesbaden<br />

2001. ISBN: 3-528-05765-3.<br />

4. Norris, Grant; Hurley, James R.; Hartley,<br />

Kenneth M.; Dunleavy, John R.; Balls,<br />

John D.: E-Business und ERP – interne<br />

Prozesse mit dem Internet verbinden. Wiley-VCH,<br />

Weinheim 2002. ISBN:<br />

3-527-50012-X. Aus dem Englischen von<br />

Helmut Mertes.<br />

5. Ritter, Bernhard: Das ERP-Pflichtenheft.<br />

MITP-Verlag, Bonn 2000. ISBN:<br />

3-8266-0645-0.<br />

6. Shields, Murrell G.: ERP-Systeme und<br />

E-Business schnell und erfolgreich einführen<br />

– ein Handbuch für IT-Projektleiter.<br />

Wiley-VCH, Verlag Weinheim 2002.<br />

ISBN: 3-527-50017-0. Aus dem Englischen<br />

von Helmut Mertes.<br />

3 Vergleichskriterien<br />

Es wird nach formalen, inhaltlichen und<br />

fachlichen Kriterien verglichen.<br />

3.1 Formale Kriterien<br />

Als formale Bewertungskriterien werden folgende<br />

Aspekte berücksichtigt:<br />

& Preis (in EUR)<br />

& Seitenzahl<br />

& Erscheinungsjahr<br />

& Sprache (deutsch/englisch)<br />

& CD beiliegend (Anzahl der CDs)<br />

& Verlag<br />

& Gestaltung mit Lesbarkeit (Schriftart und<br />

-größe)<br />

& Druckqualität, insbesondere Grafiken<br />

(sehr gut, gut, durchschnittlich)<br />

& Layout (sehr gut, gut, durchschnittlich)<br />

& Art des Einbands (Hardcover/Paperback)<br />

& Anzahl der Einträge im Stichwortverzeichnis,<br />

im Literaturverzeichnis, im Tabellen-<br />

und Abbildungsverzeichnis und<br />

im Glossar<br />

& Anhang (Ist ein Anhang vorhanden? Welche<br />

Inhalte sind im Anhang zu finden?)<br />

& Systematik (Gliederungstiefe, Durchgängigkeit)<br />

& Kapitelzusammenfassung (vorhanden/<br />

nicht vorhanden)<br />

WIRTSCHAFTSINFORMATIK 45 (2003) 2, S. 230–242<br />

& Gesamtzusammenfassung (vorhanden/<br />

nicht vorhanden)<br />

& Beispiele (gibt es begleitende Fallbeispiele,<br />

oder wird der Inhalt entlang eines durchgehenden<br />

Beispiels vermittelt?)<br />

Eine Ûbersicht über die Merkmalsausprägungen<br />

ist in Tabelle 1 zu finden.<br />

3.2 Inhaltliche Kriterien<br />

Als Zielgruppen werden Praktiker, Wissenschaftler<br />

und Studierende unterschieden.<br />

Falls im Buch weitere Zielgruppen genannt<br />

werden, sind diese in Tabelle 2 aufgeführt.<br />

Der vom Autor abgesteckte Zielrahmen wird<br />

in kurzen Stichworten in der Rubrik<br />

Zielsetzung/Themenschwerpunkt aufgeführt.<br />

Weiterhin wird überprüft, inwiefern<br />

und wie umfangreich die folgenden Themen<br />

in den besprochenen Büchern behandelt<br />

werden:<br />

& Softwareauswahl: Es wird untersucht, ob<br />

und welche Verfahren zur Auswahl der<br />

ERP-Software bzw. des Herstellers dargestellt<br />

werden.<br />

& Vorgehensweise zur Implementierung: Es<br />

wird untersucht, wie detailliert in der rezensierten<br />

Literatur auf Vorgehensmodelle<br />

zur Einführung eingegangen wird.<br />

& Projektmanagement: Kriterium ist die Behandlung<br />

von Projektplanung, -organisation<br />

und -durchführung im Rahmen der<br />

ERP-Einführung.<br />

& Technische Voraussetzungen für den Einsatz<br />

von ERP-Software: Es wird bewertet,<br />

inwieweit auf Hardware oder Systemsoftware<br />

als Voraussetzung eingegangen wird.<br />

& Wissensmanagement: Welche Bedeutung<br />

wird dem Wissensmanagement und dem<br />

-austausch zwischen den beteiligten Rollen<br />

wie Anwendern und Implementierungs-Team<br />

beigemessen?<br />

3.3 Fachliche Kriterien<br />

Bei der Bewertung der fachlichen Maßstäbe<br />

wird die jeweils im Buch genannte Zielgruppe<br />

berücksichtigt. So wird erwartet, dass bei<br />

wissenschaftlichen Abhandlungen bspw. das<br />

Projektmanagement mehr vor einem theoretischen<br />

Hintergrund betrachtet wird, während<br />

bei praxisorientierten Werken in erster<br />

Linie Beispiele und Leitfäden verwendet<br />

werden.<br />

& ERP-Definition: Es wird bewertet, wie<br />

umfangreich oder präzise der Begriff ERP<br />

bzw. die damit zusammenhängenden Begriffe<br />

erläutert werden.<br />

& Schlüssigkeit der Argumentation: Unabhängig<br />

von der Zielgruppe ist es erforderlich,<br />

dass die Beiträge eine logisch zusammenhängende<br />

und verständliche Struktur<br />

<strong>Vergleichende</strong> <strong>Buchbesprechung</strong> 231<br />

aufweisen und die postulierten Thesen<br />

aufeinander aufbauen.<br />

& Abbildungen: Geprüft wird die Verständlichkeit<br />

der Abbildungen. Beurteilt wird,<br />

ob ggf. Widersprüche zum Text oder zu<br />

anderen Abbildungen existieren oder erläuternde<br />

Grafiken gänzlich fehlen.<br />

& Kapitelüberschriften: Sind die Ûberschriften<br />

für sich genommen verständlich? Werden<br />

die durch die Ûberschrift erzeugten<br />

Erwartungen an das Kapitel erfüllt?<br />

& Beispiele: Sind die verwendeten Beispiele<br />

zur Erläuterung des behandelten Sachverhalts<br />

geeignet und verständlich?<br />

& Terminologie: Es wird die durchgängige<br />

Verwendung und Definition der gebrauchten<br />

Terminologie bewertet.<br />

& Wissenschaftliche Fundiertheit: Inwiefern<br />

wird auf wissenschaftliche Erkenntnisse<br />

zurückgegriffen?<br />

& Zielerreichungsgrad: Es wird beurteilt, inwiefern<br />

die vom Autor selbst auferlegten<br />

Ziele erreicht und dem Leser in einer verständlichen<br />

Form vermittelt werden.<br />

4 Einzelbesprechungen<br />

4.1 Barbitsch, Christian E.:<br />

Einführung integrierter Standardsoftware<br />

Barbitsch legt den Schwerpunkt auf die betriebswirtschaftlichen<br />

Grundlagen des Business<br />

Process Reengineering (BPR) und auf<br />

ein Vorgehenskonzept zur Einführung von<br />

ERP-Software. Im seinem Buch wird von integrierten<br />

betriebswirtschaftlichen Standardinformationssystemen<br />

(„IBSIS“) gesprochen,<br />

der Begriff ERP wird nicht verwendet. Der<br />

als Handbuch deklarierte Titel orientiert sich<br />

an einem umfangreichen Praxisprojekt zur<br />

Einführung von SAP¾ R/3¾ bei der BMW<br />

Motoren AG, Steyr.<br />

Nach einer Einführung und einer Leseanleitung<br />

wird im zweiten Kapitel (55 Seiten) zunächst<br />

der Begriff IBSIS definiert, und<br />

Chancen und Risiken integrierter Standardsoftware<br />

werden erläutert. Anschließend<br />

wendet sich der Autor dem BPR zu, indem<br />

er u. a. Wesen und Prozesse des BPR beschreibt.<br />

Vorgehensweisen zur Software-<br />

Einführung und BPR-Methoden werden erläutert.<br />

In Kapitel 3 werden die Rahmenbedingungen<br />

einer ERP-Einführung besprochen (29<br />

Seiten). Der Autor benennt die Elemente einer<br />

organisatorischen Veränderung und geht<br />

auf Managementstrategien, Unternehmensstrukturen,<br />

Technologien und die Organisation<br />

solcher Veränderungen ein.


232 WI – Literatur<br />

Tabelle 1 Vergleich der Titel nach formalen Kriterien<br />

Beispiele<br />

Gesamtzusammenfassung<br />

Kapitelzusammenfassung<br />

Gliederungstiefe<br />

Anhang sonstiges<br />

Einträge Abkürzungsverzeichnis<br />

Einträge Glossar<br />

Einträge Abbildungsverzeichnis<br />

Einträge Tabellenverzeichnis<br />

Einträge Literaturverzeichnis<br />

Einträge Stichwortverzeichnis<br />

Einband<br />

Layout<br />

Druckqualität<br />

Schriftart und -größe<br />

Verlag<br />

CD<br />

Sprache<br />

Jahr<br />

Seitenzahl<br />

Preis (1)<br />

Titel<br />

durchgängiges<br />

begleitendes<br />

Fallbeispiel<br />

teilweise Schlussbemerkungen<br />

bis zu<br />

4 Ebenen<br />

– – – 10 Gatewayplan,<br />

451 Anmerkungen<br />

als Endnote<br />

ca.<br />

140<br />

ca.<br />

210<br />

þþ þþ Hardcover<br />

39,90 367 1996 deutsch – Hanser Serifen,<br />

10 pt<br />

Barbitsch<br />

– – zwei<br />

umfangreiche<br />

Fallbeispiele<br />

als Anhang<br />

bis zu<br />

3 Ebenen<br />

– – – – Zwei<br />

Implementierungsfallstudien<br />

ca.<br />

130<br />

ca.<br />

300<br />

Hardcover<br />

þ<br />

teilweise<br />

Nummerierungen<br />

vertauscht<br />

þ<br />

teilweise<br />

schlechte<br />

Grafiken<br />

Serifen,<br />

10 pt,<br />

Gronau 39,80 264 2001 deutsch – Oldenbourg<br />

teilweise – kleine Fallbeispiele<br />

im Text<br />

– – – 23 – bis zu 3<br />

Ebenen<br />

– ca.<br />

130<br />

þþ Hardcover<br />

þ<br />

sehr feingliedrige<br />

Schriftart<br />

76,00 425 2001 englisch – Vieweg Serifen,<br />

10 pt<br />

Knöll<br />

et al.<br />

– – kleine Fallbeispiele<br />

m Text<br />

– – – 20 – – bis zu<br />

3 Ebenen,<br />

ohne<br />

Nummerierung<br />

ca.<br />

80<br />

þþ þþ Hardcover<br />

Serifen,<br />

10 pt<br />

– Wiley-<br />

VCH<br />

69,00 203 2002 deutsch<br />

(original<br />

englisch)<br />

Norris<br />

et al.<br />

teilweise – umfangreiche<br />

Fallbeispiele<br />

im Text<br />

bis zu<br />

3 Ebenen<br />

– Adressverzeichnis<br />

der Software-Anbieter,<br />

Installationsanweisung<br />

f. CD-ROM<br />

20 – – ca.<br />

120<br />

ca.<br />

150<br />

Hardcover<br />

þþ O<br />

sehr viele<br />

Tabellen und<br />

Stichpunkte<br />

Ritter 101,75 576 2000 deutsch 1 MITP Serifen,<br />

10 pt<br />

viele kleine<br />

Beispiele<br />

zu einzelnen<br />

Begriffen<br />

– Schlussbemerkungen<br />

– – – – – – bis zu<br />

3 Ebenen,<br />

ohne<br />

Nummerierung<br />

ca.<br />

180<br />

Hardcover<br />

þþ O<br />

zu wenig<br />

Grafiken<br />

Serifen,<br />

10 pt<br />

– Wiley-<br />

VCH<br />

Shields 49,90 373 2002 deutsch<br />

(original<br />

englisch)<br />

þþ ¼ sehr gut; þ¼gut; O ¼ durchschnittlich; – ¼ nicht vorhanden<br />

WIRTSCHAFTSINFORMATIK 45 (2003) 2, S. 230–242


Tabelle 2 Vergleich nach behandelten inhaltlichen Aspekten<br />

Buch<br />

im Buch genannte Zielgruppe<br />

Kapitel 4, der Hauptteil des Buches (209 Seiten),<br />

leitet ein Vorgehenskonzept zur Einführung<br />

betrieblicher Standardsoftware her.<br />

Es wird der Begriff des Gateway-Management<br />

eingeführt, das als Erweiterung des<br />

Meilensteinkonzepts eine Ergebnisorientierung<br />

und eine Einbeziehung des Top-Managements<br />

umfasst. Ein zweistufiger Gateway-Plan<br />

wird vorgestellt, in dem Gateways<br />

auf Gesamt- und auf Teilprojektebene definiert<br />

sind. Sieben Phasen des entwickelten<br />

Vorgehenskonzeptes werden unterschieden<br />

und anhand der Teilprojekt-Gateways beschrieben,<br />

die Vorbereitung, die Analyse und<br />

das Grobdesign ohne IBSIS, Integration und<br />

IBSIS-Auswahl, Grobdesign mit IBSIS, Integration,<br />

Feinkonzeption und Implementierung.<br />

Es wird ein Gateway-Plan für jede<br />

Phase präsentiert, in dem Ergebnisse bzw.<br />

Kontrollpunkte definiert sowie Beteiligte<br />

und Verantwortliche benannt sind. Auf ein<br />

bis zwei Seiten werden die Aktivitäten des<br />

Teilprojekt-Gateway erklärt. Häufig wird<br />

auf weiterführende Literatur verwiesen.<br />

In den Schlussbemerkungen in Kapitel 5 betont<br />

der Autor die Stärken des Vorgehenskonzepts<br />

und des Gateway-Plans als wesentliches<br />

Planungs- und Steuerungswerkzeug<br />

für ein ERP-Einführungsprojekt. Als An-<br />

WIRTSCHAFTSINFORMATIK 45 (2003) 2, S. 230–242<br />

im Buch genannte Zielsetzung/<br />

Themenschwerpunkte Softwareauswahl<br />

Barbitsch Praktiker Vorgehenskonzept zur Einführung<br />

betrieblicher Standardsoftware<br />

Gronau Praktiker,<br />

Wissenschaftler, Studierende<br />

Knöll et al. Praktiker (Projektteams,<br />

Projektmanager,<br />

Unternehmensberater)<br />

Auswahl und Einführung<br />

betrieblicher Standardsoftware<br />

Ansatz zur semiprozessgesteuerten<br />

Standardsoftware-Implementierung<br />

Norris et al. Nicht angegeben Lösungsorientierte Empfehlung<br />

zur Unternehmenspositionierung<br />

anhand einer ERP/ E-Business-Matrix<br />

Ritter Praktiker Vorarbeiten zur ERP-Einführung,<br />

praxisorientierte Checklisten<br />

Shields Praktiker Roadmap für die schnelle<br />

Implementierung von Standardsoftware<br />

** ¼ Schwerpunktthema; * ¼ Thema behandelt; * ¼ am Rande behandelt; – ¼ nicht behandelt<br />

hang findet sich der komplette Gateway-<br />

Plan.<br />

Das Buch weißt eine große Praxisnähe auf.<br />

Gleichzeitig untermauert der Autor seine<br />

Ausführungen mit 451 Verweisen, die auf<br />

rund 140 vorwiegend wissenschaftlichen Literaturquellen<br />

basieren. Umständlich ist die<br />

Form der Verweise: laufende Endnoten<br />

zwingen den Leser, jeweils am das Ende des<br />

Buches nachzuschlagen, um von dort auf das<br />

Literaturverzeichnis verwiesen zu werden.<br />

Formal ist das Buch gut strukturiert. Inhaltlich<br />

ist es sorgfältig ausgearbeitet. Der Titel<br />

ist nicht nur für die genannte Zielgruppe, die<br />

Praktiker in der Projektabwicklung, interessant,<br />

sondern vermittelt auch wissenschaftlich<br />

Interessierten einen fundierten Einblick<br />

in die Materie. Trotz seines Alters kann das<br />

Buch vorbehaltlos empfohlen werden.<br />

4.2 Gronau, Norbert: Industrielle<br />

Standardsoftware – Auswahl<br />

und Einführung<br />

Schwerpunkt dieses Titels ist die Auswahl<br />

und Einführung von betrieblicher Standardsoftware.<br />

Im ersten Kapitel (20 Seiten) wird<br />

das Thema kurz umrissen, indem der Begriff<br />

<strong>Vergleichende</strong> <strong>Buchbesprechung</strong> 233<br />

Vorgehensweise zur<br />

Implementierung<br />

Projektmanagement<br />

Technische Voraussetzungen<br />

Wissensmanagement<br />

* ** * * –<br />

** * ** * *<br />

– ** * – *<br />

– * * – –<br />

* ** * * –<br />

* ** * * *<br />

der Standardsoftware definiert, eine historische<br />

Ûbersicht gegeben und auf Entscheidungskriterien<br />

pro und contra Standardsoftware<br />

eingegangen wird.<br />

Das zweite Kapitel (59 Seiten) beschäftigt<br />

sich eingehend mit der Projektorganisation<br />

in Form einer allgemeingültigen Ûbersicht<br />

mit Erläuterungen zur Aufbauorganisation,<br />

zur Ablaufplanung und der Rolle der IT im<br />

Projektinformationswesen. Nur an wenigen<br />

Stellen wird explizit auf die Besonderheiten<br />

der ERP-Auswahl und -Implementierung<br />

eingegangen.<br />

Kapitel 3 beschreibt Verfahren zur Standardsoftwareauswahl<br />

(51 Seiten). Es werden Vorgehensmodelle<br />

und Maßnahmen zur Projektdurchführung<br />

vorgestellt. Nach diesen<br />

eher theoretischen Ansätzen erfolgt eine detaillierte<br />

Darstellung von Methoden zur Anforderungsanalyse<br />

über die Anbieterauswahl<br />

bis hin zu Details bei Vertragsverhandlungen.<br />

In Kapitel 4 (29 Seiten) werden die Phasen<br />

und Aufgaben während der Software-Einführung<br />

beschrieben. Es werden Themen<br />

wie die Einführung neuer Nummernsysteme<br />

(Kapitel 4.2.1) oder das Einstellen der Ge-


234 WI – Literatur<br />

schäftsprozessparameter (Kapitel 4.2.2) behandelt.<br />

Auch auf die Einführungswerkzeuge<br />

von SAP und Baan wird eingegangen.<br />

Unter der Ûberschrift „Stetige Optimierung“<br />

erfolgt eine Abhandlung zum Wissensmanagement.<br />

Themen sind Wissen über<br />

Standardsoftware und Wissensmanagement<br />

bei Standardsoftware (18 Seiten). Anders als<br />

in der Kapitelüberschrift impliziert wird jedoch<br />

nicht auf die praktische Umsetzung<br />

von Systemveränderungen und -Optimierungen<br />

eingegangen oder der allgemeine<br />

Handlungsbedarf zur Systemveränderungen<br />

identifiziert. Es erfolgt vielmehr eine Darstellung<br />

zur Sammlung, Aufbereitung und<br />

Nutzung von Fachwissen. Eine Anwendung<br />

des Wissens am laufenden Softwaresystem<br />

wird nicht vertieft.<br />

Nach einem umfangreichen Literaturverzeichnis<br />

(über 140 Quellen) präsentiert der<br />

Autor zwei Fallstudien: Die Einführung eines<br />

PPS-Systems in einem Blechbearbeitungsunternehmen<br />

und die Einführung eines<br />

Controllingsystems bei einer Planungsgesellschaft.<br />

Diese Fallstudien sind praxisgerecht<br />

aufgearbeitet und anschaulich aufbereitet.<br />

Ein umfangreiches Stichwortverzeichnis (etwa<br />

300 Begriffe) bildet den Abschluss dieses<br />

Buches.<br />

Das Buch ist zielführend strukturiert und inhaltlich<br />

sauber ausgearbeitet. Störend sind<br />

die formalen Schwächen des Beitrags. Die<br />

überdurchschnittliche Anzahl von Schreibfehlern,<br />

schlecht platzierte Texte, vertauschte<br />

Abbildungen, qualitativ nicht einwandfreie<br />

Grafiken, Mischung von alter und neuer<br />

Rechtschreibung und teilweise nicht sorgfältig<br />

formulierte Passagen legen den Schluss<br />

nahe, dass das Werk unter Zeitdruck abgeschlossen<br />

wurde. Es ist zu bedauern, dass<br />

Fachbücher selten lektoriert werden. Im<br />

zweiten und fünften Kapitel hätte man sich<br />

inhaltlich eine stärkere Fokussierung auf die<br />

ERP-Implementierung gewünscht. Die Darstellungen<br />

bleiben stellenweise zu allgemeinen,<br />

so dass der inhaltlich Bezug nicht immer<br />

klar wird.<br />

Positiv sowohl für Wissenschaftler als auch<br />

für Praktiker ist die gelungene Kombination<br />

allgemein anerkannter Methoden und Werkzeuge<br />

der <strong>Wirtschaftsinformatik</strong> und deren<br />

Anwendung in der Praxis. Insbesondere das<br />

vierte Kapitel zur Einführung der Standardsoftware<br />

und die Fallstudien liefern ein plastisches,<br />

realitätsnahes Abbild der Aufgabenstellung.<br />

Das Buch kann somit sowohl<br />

wissenschaftlich interessierten Lesern als<br />

auch Praktikern empfohlen werden.<br />

4.3 Knöll, Heinz-Dieter et al.: Optimising<br />

Business Performance with Standard<br />

Software Systems<br />

In diesem englischsprachigen Werk vermitteln<br />

die Autoren nach einem einleitenden<br />

Ûberblick zunächst theoretische Grundlagen,<br />

auf denen der weitere Inhalt des Buches<br />

aufbaut. Im zweiten Kapitel (12 Seiten)<br />

wird das Thema Standardsoftware behandelt.<br />

Es werden Vorteile von Standardsoftware genannt<br />

und es wird überprüft, inwiefern Standardsoftware<br />

die Prozessoptimierung unterstützen<br />

kann. Nach einer Klassifikation von<br />

Standardsoftware werden Vorteile von Release-Wechseln<br />

und die sich hieraus ergebenden<br />

Optimierungsmöglichkeiten erörtert.<br />

Im nächsten Kapitel (43 Seiten) gehen die<br />

Autoren auf die Evolution der Geschäftsprozessorientierung<br />

ein. Nach einem geschichtlichen<br />

Ûberblick werden Management- und<br />

Organisationstheorien sowie technische<br />

Aspekte wie das Workflow-Management<br />

oder die Standardsoftware-Konfiguration<br />

angesprochen.<br />

Kapitel 4 (19 Seiten) beschäftigt sich mit<br />

Business-Process-Optimisation. Nach einer<br />

kurzen Einführung werden Gründe für häufiges<br />

Scheitern von BPR-Projekten und verschiedene<br />

Techniken zur Prozessverbesserung<br />

dargestellt.<br />

Auf 39 Seiten widmen sich die Autoren der<br />

Geschäftsprozessmodellierung. Es werden<br />

verschiedene allgemeine Techniken wie<br />

Flow-Charts und Petrinetze sowie das<br />

ARIS-Modell [Sche98] und der „Dynamic<br />

Enterprise Modeler“ der Fa. Baan erläutert<br />

und bewertet.<br />

Ein weiteres Kapitel (23 Seiten) betrachtet<br />

interdisziplinäre Auswirkungen der Geschäftsprozessoptimierung.<br />

So werden soziale,<br />

kognitive, rechtliche und wirtschaftliche<br />

Aspekte diskutiert.<br />

Kapitel 7 (49 Seiten) erläutert Lebenszyklus-<br />

Modelle, wie sie für Prozesse bei der Durchführung<br />

von Software-Projekten verwendet<br />

werden (Wasserfallmodell, V-Modell, Spiralmodell,<br />

Objektorientierte Modelle, Rapid<br />

Application Development). Es folgt eine<br />

Darstellung genereller Prozeduren für BPR<br />

und die Herleitung eines Frameworks zur<br />

Evaluierung von Lebenszyklus-Modellen,<br />

wie sie bei der Einführung von ERP-Software<br />

üblich sind (z. B. Baan’s Target Enterprise<br />

und ASAP).<br />

Im letzten und umfassendsten Kapitel (234<br />

Seiten) werden generelle Ûberlegungen zur<br />

prozess- und funktionsorientierten Einführung<br />

von Standardsoftware erörtert und als<br />

Synthese ein Ansatz zur „semiprozessgesteuertenStandardsoftware-Implementierung“<br />

als Lebenszyklus-Modell hergeleitet.<br />

Nach kurzer Darstellung der einzelnen Projektphasen<br />

werden Prozesse zur Projektorganisation<br />

empfohlen. Diese betreffen<br />

Projektteams, Rollen, Verantwortlichkeiten<br />

und Qualifikationen von Team-Mitgliedern<br />

sowie die Zusammensetzung von Teams und<br />

die teaminterne Kommunikation. Anschließend<br />

wird die Individualisierung eines Projekts<br />

erläutert: Projektaktivitäten werden anhand<br />

des Lebenszyklus-Modells bestimmt,<br />

verschiedene Projekttypen wie Erstimplementierung,<br />

Release-Wechsel oder kontinuierliche<br />

Prozessverbesserung werden differenziert.<br />

Es wird ein Metamodell für das<br />

Lebenszyklus-Modell postuliert. Nach weiteren<br />

kleinen Abschnitten bspw. zur Informationspolitik<br />

wird ein Modell-Repository<br />

als Wissensbasis und als Projektdokumentation<br />

aufgestellt, das Prozessmodelle, Entscheidungstabellen,<br />

Umwandlungstabellen<br />

und Dokumentationen über Funktionsabhängigkeiten<br />

enthält. Nach einer kurzen<br />

Betrachtung der Erfolgsfaktoren und Risiken,<br />

die beim Einsatz des semiprozessgesteuerten<br />

Ansatzes zu berücksichtigen<br />

sind, werden die bereits eingeführten Projektphasen<br />

detailliert beschrieben. Jede der<br />

Phasen Preliminary Conception, Detailed<br />

Conception und Realisation wird anhand<br />

von Aufgaben wie Process Design, Function<br />

Design, Organisational Development und<br />

anderen Aktivitäten präzisiert. Dabei werden<br />

die vorher eingeführten und hergeleiteten<br />

Methoden und Technologien angewandt.<br />

In dem ersten Kapitel wird theoretisches<br />

Hintergrundwissen vermittelt, das sich, sicher<br />

bedingt durch ein deutsch-englisches<br />

Autorenteam, teilweise auf deutschsprachige<br />

Literatur stützt. Die Vermittlung an Hintergrundwissen<br />

ist angemessen und ist dazu geeignet,<br />

der Zielgruppe (Praktiker) Grundwissen<br />

über die Materie zu vermitteln. Das<br />

achte Kapitel baut auf den vorher erläuterten<br />

Techniken den semiprozessgesteuerten<br />

ERP-Implementierungsansatz auf. Die Art<br />

der Literaturreferenzierung, bei der aus der<br />

Referenz nicht unmittelbar auf den Titel<br />

oder Autor geschlossen werden kann, so<br />

dass jedes Mal im Quellenverzeichnis nachgeschlagen<br />

werden muss, ist verbesserungswürdig.<br />

Fraglich ist auch die Referenzierung<br />

deutschsprachiger Gesetze (z. B. das Betriebsverfassungsgesetz)<br />

in einem englischsprachigen<br />

Titel. Positiv sind die Querverweise<br />

innerhalb des Buches hervorzuheben,<br />

die auf Erklärungen in vorangegangenen Abschnitten<br />

verweisen.<br />

Zusammenfassend kann festgehalten werden,<br />

dass dieses Buch für den Praktiker gut<br />

WIRTSCHAFTSINFORMATIK 45 (2003) 2, S. 230–242


geeignet ist, der einen Ansatz zur ERP-Implementierung<br />

kennen lernen und sich die<br />

notwendigen Hintergrundinformationen<br />

verschaffen will. Auch wissenschaftlich Interessierte<br />

können aus dem vorgestellten Ansatz<br />

Anregungen erhalten.<br />

4.4 Norris, Grant et al.: E-Business und ERP<br />

– Interne Prozesse mit dem Internet<br />

verbinden<br />

Nach einem Vorwort und einer Einleitung,<br />

die die Entwicklung der Technologien und<br />

die damit verbundenen Herausforderungen<br />

darstellt, werden im Kapitel „Das elektronische<br />

Unternehmen“ zunächst Grundbegriffe<br />

geklärt. Hier werden „adaptive‘‘<br />

Technologien den „disruptiven‘‘ gegenübergestellt<br />

sowie ERP und E-Business definiert.<br />

Es wird eine ERP/E-Business-Matrix entwickelt,<br />

die während des Buches als Leitgedanke<br />

dient.<br />

Im nächsten Kapitel wird postuliert, dass<br />

ERP-Systeme „Knotenpunkt“ der innerbetrieblichen<br />

Systeme sind, und E-Business<br />

die „ideale Erweiterung der internen Prozesse“<br />

darstellt. Es werden verschiedene Ansätze<br />

zur Erweiterung der Wertschöpfungskette<br />

aufgezeigt.<br />

Das folgende Kapitel geht auf die Bewertung<br />

von Investitionen in Computersysteme ein.<br />

Nach einem kurzen geschichtlichen Abriss<br />

über Bewertungsverfahren wird ROV (,Real<br />

Option Evaluation‘), ein Werkzeug von PricewaterhouseCoopers,<br />

als „Standard für die<br />

Bewertung, Findung und das Management<br />

von strategischen Investitionsentscheidungen“<br />

eingeführt. Zunächst wird der Nutzen<br />

traditioneller ERP-Implementierungen mit<br />

traditionellen Mitteln bewertet, um im weiteren<br />

E-Business-Investitionen mit dem<br />

ROV-Prinzip zu beurteilen und Investitionsprioritäten<br />

zu identifizieren. Anschließend<br />

gehen die Autoren detaillierter auf die<br />

oben eingeführte ERP/E-Business-Matrix<br />

ein. Es werden fünfmögliche ERP-Szenarien<br />

vom Startup bis zum integrierten Unternehmens-ERP<br />

erläutert und der Begriff der Shared<br />

Services eingeführt.<br />

In den folgenden Kapiteln werden im Rahmen<br />

des Supply Chain Management Aspekte<br />

wie die E-Lieferkette und APS behandelt.<br />

Unter dem Stichpunkt Customer Relationship<br />

Management werden Technology-Enabled<br />

Selling (TES), Call-Center und E-Call-<br />

Center, IP-Telefonie, Vor-Ort-Service und<br />

Data-Warehousing besprochen. Nach den<br />

Auswirkungen von ERP/E-Business auf<br />

Shared Services werden die strategischen und<br />

operativen Auswirkungen von E-Business-<br />

Projekten auf Technologie, Prozesse und<br />

WIRTSCHAFTSINFORMATIK 45 (2003) 2, S. 230–242<br />

Menschen untersucht. Es wird ausführlich<br />

auf Konzepte des Change-Managements eingegangen.<br />

Aufbauend auf die erörterten<br />

Sachverhalte werden sechs Bereiche in der<br />

eingeführten ERP/E-Business-Matrix definiert<br />

und bewertet. Es erfolgt eine Gegenüberstellung<br />

eines als typisch bezeichneten<br />

Zustands der meisten Unternehmen mit ihrem<br />

Soll-Zustand (Zielpunkten), und es werden<br />

Wege zur Erreichung dieses Sollzustands<br />

aufgezeigt. Hieraus resultieren<br />

Migrationsoptionen, die für jedes der fünf<br />

definierten ERP-Szenarien Wege zu den hergeleiteten<br />

Zielpunkten aufzeigen. Schließlich<br />

werden Hinweise zum Projektmanagement<br />

gegeben, und es wird der Frage nachgegangen,<br />

wie ERP-Anbieter den E-Business-Herausforderungen<br />

begegnen, so durch CRModer<br />

APS-Module oder Portale.<br />

Die Lektüre des Buchs wird erschwert durch<br />

die unübersichtliche Gliederung. Die Ûberschriften<br />

sind nicht nummeriert, eine Struktur<br />

hinsichtlich des Umfangs von Kapitel<br />

und Unterabschnitt ist nicht erkennbar. Definitionen<br />

der verwendeten Begriffe werden<br />

nicht gegeben oder sind vage. Aufgrund der<br />

fehlenden Strukturierung ist es schwierig,<br />

sich einen konkreten Sachverhalt gezielt zu<br />

erarbeiten. Literaturverweise werden nur<br />

vereinzelt angegeben, so werden Marktstudien<br />

ohne Hinweis auf Quellen angesprochen.<br />

Begriffe werden in nicht nachvollziehbarer<br />

Weise in deutscher und englischer Fassung<br />

benutzt (z. B. „Partner in Lieferkette“ vs.<br />

„Kunden in Demand Chain“), Modewörter<br />

ohne genaue Angabe ihrer Bedeutung verwendet<br />

und Begriffe mit einem wohlklingenden<br />

„E-“ versehen (z. B. E-Unternehmen,<br />

E-Technologie, E-SCM). Hier zeigen sich<br />

die Herkunft der Autoren aus einer Unternehmensberatung<br />

und die Entstehung der<br />

amerikanischen Originalausgabe vor der Ernüchterung<br />

der „New Economy‘‘.<br />

Nicht alle inhaltlichen Aussagen sind nachvollziehbar,<br />

darunter die aufgezeigte Entwicklung<br />

disruptiver Technologien. Positiv<br />

ist die Herleitung der ERP/E-Business-Matrix<br />

hervorzuheben, die als roter Faden das<br />

Buch begleitet und zur Einordnung und Veranschaulichung<br />

der inhaltlichen Aussagen<br />

und strategischen Ûberlegungen dient. Die<br />

postulierten Ziele werden somit transparenter.<br />

Von den Autoren wird keine Zielgruppe für<br />

das Buch genannt. Wissenschaftlich interessierten<br />

Lesern kann dieses Werk aufgrund<br />

fehlender Literaturreferenzen und fehlender<br />

Strukturierung kaum empfohlen werden.<br />

Auch Praktiker, die einen Handlungsleitfaden<br />

für die Auswahl und Einführung von<br />

ERP-Systemen suchen, werden wenig Nut-<br />

<strong>Vergleichende</strong> <strong>Buchbesprechung</strong> 235<br />

zen aus der Lektüre ziehen können. Von gewissem<br />

Interesse könnte das Buch für strategisch<br />

interessierte Praktiker sein, die bereit<br />

sind, die durchaus interessanten strategischen<br />

Ûberlegungen aus einem 190 Seiten<br />

starken Buch aufzunehmen.<br />

4.5 Ritter, Bernhard: Das ERP-Pflichtenheft<br />

Dieser Titel befasst sich vor allem mit den<br />

Vorarbeiten zur ERP-Einführung.<br />

Nach einem kurzen, inhaltsbeschreibenden<br />

Vorwort wird im ersten Kapitel (39 Seiten)<br />

auf ERP- und PPS-Systeme allgemein eingegangen.<br />

Danach wird kurz die Vorgehensweise<br />

der Auswahl eines ERP-Systems beschrieben.<br />

Im Kapitel 2 (9 Seiten) wird ein „ERP-Phasenkonzept“<br />

vorgestellt. Dieses Phasenkonzept<br />

beschreibt die Systemeinführung von<br />

der Bildung eines Projektteams bis zur Organisation<br />

des Benutzerumfelds und der Systemeinführung.<br />

Der Autor hält sich hierbei<br />

eng an [Grup98].<br />

Im dritten Kapitel (153 Seiten) werden umfangreiche<br />

Checklisten zur Pflichtenhefterstellung<br />

aufgeführt, die gleichzeitig in digitaler<br />

Form auf der dem Buch beiliegenden<br />

CD vorliegen. Die Checklisten umfassen<br />

bspw. die betrieblichen Anforderungen an<br />

die Software, Anforderungen an potenzielle<br />

Unternehmensberater, detaillierte Mengengerüste<br />

für Betriebs- und Rahmendaten oder<br />

Anforderungen an die einzelnen PPS-Funktionsbereiche.<br />

Am Ende des Kapitels werden<br />

zwei Musterpflichtenhefte präsentiert.<br />

Kapitel 4 (30 Seiten) beschäftigt sich mit der<br />

Auswahl des Softwareanbieters und der Erstellung<br />

der Anfragen. Es wird eine Tabelle<br />

mit mehr als dreihundert Standardsoftwareprodukten<br />

und deren Funktionalitäten hinsichtlich<br />

Software-Schwerpunkt, Betriebssystemanforderung,<br />

Datenbankanforderung<br />

und Fertigungsart des Unternehmens dargestellt.<br />

Im nächsten Schritt wird ein Katalog<br />

für mögliche Fragen an die Software-Anbieter<br />

präsentiert und die auf der CD-ROM beiliegende<br />

Anbieter-Auswahl-Matrix erläutert.<br />

Im fünften Kapitel (93 Seiten) wird die Angebotsauswahl<br />

anhand eines Musterangebots,<br />

eines Musterwartungsvertrags sowie<br />

anhand von Kriterien zum Angebotsvergleich<br />

diskutiert. Anschließend werden in<br />

knapper Form rechtliche Hinweise auf das<br />

BGB für einen Vertragsabschluss gegeben<br />

und ein Mustervertrag vorgestellt.<br />

In Kapitel 6 beschreibt der Autor ein beispielhaftes<br />

ERP-Management-Handbuch


236 WI – Literatur<br />

und ein Projekthandbuch (96 Seiten). Das<br />

ERP-Management-Handbuch wird als<br />

Richtlinie für die Einführung und Durchführung<br />

vorgestellt und definiert beispielsweise<br />

Gegenstandsbereich und Zuständigkeiten<br />

einzelner Management-Elemente, die während<br />

der ERP-Implementierung auszuführen<br />

sind. Das Projekthandbuch hingegen dokumentiert<br />

die Projektanforderungen auf einer<br />

operativen Ebene, wie bspw. Mengengerüste<br />

des Materialstamms, verwendete Barcodetypen,<br />

Schnittstellen zu anderen Systemen<br />

oder den detaillierten Belegaufbau.<br />

In Kapitel 7 (106 Seiten) wird anhand des<br />

PPS-Systems Stratos, welches als Shareware-<br />

Version auf der CD beiliegt, eine mögliche<br />

Implementierungsstrategie behandelt, und<br />

mit Bildschirmmasken werden einzelne<br />

Schritte am System dokumentiert.<br />

Sieben Seiten behandeln das IT-Controlling.<br />

Im darauffolgenden Kapitel (18 Seiten) werden<br />

mögliche Vorgehensweisen bei auftretenden<br />

Leistungsstörungen wie Sachmängelhaftung,<br />

Verzug oder Unmöglichkeit<br />

vorgestellt. Es erfolgen Verweise auf das<br />

BGB.<br />

Als Anhang finden sich ein Adressverzeichnis<br />

der Software-Anbieter (etwa 300 Einträge),<br />

ein Glossar (ca. 120 Einträge), die Installationsanweisung<br />

für die CD, ein<br />

Literaturverzeichnis (20 Einträge) sowie ein<br />

Index (ca. 150 Einträge).<br />

An dem besprochenen Werk fällt auf, dass<br />

der Inhalt in erster Linie aus Listen und<br />

Musterbeispielen für die Praxis besteht. Aussagen<br />

bleiben oft vage, inhaltliche Begründungen<br />

für die vorgeschlagenen Schritte und<br />

Handlungsanweisungen werden kaum gegeben,<br />

theoretische Grundlagen werden nicht<br />

erläutert. Nicht alle verwendeten Begriffe<br />

sind definiert (z. B. Balanced Scorecard und<br />

Outsourcing). Trotz des Titels „Das ERP-<br />

Pflichtenheft‘‘ beziehen sich fachlich-funktionale<br />

Aussagen in dem Buch vor allem auf<br />

PPS-Systeme, andere Funktionsbereiche eines<br />

ERP-Systems werden kaum angesprochen.<br />

Die Stärke des Buches liegt vor allem<br />

in den ausführlichen Listen. Der Titel spricht<br />

in erster Linie Praktiker ohne spezielle Vorkenntnisse<br />

an, die ein konkretes Auswahlund<br />

Einführungsprojekt für ein PPS-System<br />

in einem klein- bis mittelständigen Unternehmen<br />

planen und einen praktischen Leitfaden<br />

suchen. Praktiker müssen jedoch bereit<br />

sein, neben den stolzen 101,75 EUR<br />

auch die Geduld aufzubringen, aus den fast<br />

600 Seiten die für sie notwendigen Informationen<br />

herauszufiltern. Hilfreich ist hierbei<br />

die beiliegende CD mit den Checklisten. Lesern,<br />

die an Hintergrundinformationen inte-<br />

ressiert sind, kann das Werk nicht empfohlen<br />

werden.<br />

4.6 Shields, Murrell G.: ERP-Systeme und<br />

E-Business schnell und erfolgreich<br />

einführen<br />

Der Autor legt den Schwerpunkt seines Buches<br />

auf die schnelle Einführung von ERPund<br />

E-Business-Systemen. Die Notwendigkeit<br />

einer zügigen Einführung wird postuliert,<br />

da nach Meinung des Autors bisherige<br />

Konzepte „zu langsam, zu teuer und unzuverlässig“<br />

sind. Im Anschluss wird ein Ûberblick<br />

über die Geschichte des ERP seit den<br />

sechziger Jahren gegeben und der Begriff des<br />

„eXtended Enterprise Systems – XES“ eingeführt.<br />

XES umfassen u. a. den „ERP-<br />

Transaktions-Backbone‘‘ und „Advanced<br />

Applications‘‘. ERP-Transaktions-Backbones<br />

umfassen Anwendungsmodule für Finanzbuchhaltung,<br />

Vertrieb, Personalwirtschaft<br />

oder Fertigung. Bei Advanced<br />

Applications handelt es sich um E-Business-<br />

Anwendungen wie Customer Relationship<br />

Management oder Supply Chain Management.<br />

Anschließend werden Kernpunkte für<br />

eine schnelle Implementierung behandelt.<br />

Kapitel 2 (45 Seiten) erläutert eine „Roadmap‘‘<br />

für schnelle Implementierungen.<br />

Besondere Eigenheit dieser Vorgehensweise<br />

ist die Parallel-Ausführung verschiedener<br />

Arbeitsschritte. Dieses Vorgehensmodell<br />

besteht aus den drei Phasen Projektvorbereitung,<br />

Projektimplementierung und Nachbereitungsaktivitäten.<br />

Zu den einzelnen Phasen<br />

werden die zugehörigen Aktivitäten<br />

beschrieben, wie bspw. die Auswahl des Projektmanagers,<br />

die Erstellung der Projektpläne,<br />

Management- und Analyseaktivitäten,<br />

Konfiguration, Tests, Support, Datenkonvertierung<br />

oder Inbetriebnahme und Verbesserung<br />

des Systems.<br />

Abschnitt 3 (35 Seiten) beschäftigt sich mit<br />

der Auswahl von Standardsoftware. Es werden<br />

zunächst ein Anforderungskatalog für<br />

schnell implementierbare Standardsoftware<br />

definiert und Kriterien für die Herstellerauswahl<br />

hergeleitet. Es erfolgt die Darstellung<br />

von drei Auswahlansätzen einschließlich<br />

einer Entscheidungshilfe: Der Ansatz der<br />

detaillierten Anforderungen, die Identifizierung<br />

von Schlüsselanforderungen und der<br />

„Proof-of-Concept-Ansatz‘‘. Daraufhin<br />

werden Bewertungsverfahren einzelner Software-Produkte<br />

wie die Erstellung einer<br />

„Shortlist der Pakete‘‘ oder „Due Diligence“<br />

behandelt. Schließlich wird beschrieben, wie<br />

das Auswahlverfahren auf einen Zeitraum<br />

von zwei bis zehn Wochen zu verkürzen ist.<br />

Im vierten Kapitel (41 Seiten) werden folgende<br />

Techniken und Werkzeuge für die<br />

schnelle Implementierung thematisiert: Geschäftsmodelle,<br />

Projekt-Arbeitspläne, Statusberichte,<br />

Management von Projektinhalten,<br />

Time-Boxing, 80/20-Management, Muster<br />

und Ergebnisse, Risikomanagement, Problemverfolgung<br />

und Problemlösung sowie<br />

Wissensmanagement.<br />

Das folgende Kapitel (33 Seiten) geht auf<br />

Personalprobleme bei Implementierungsprojekten<br />

ein. Es werden die zehn größten Hindernisse<br />

für den Erfolg dargestellt. Auf die<br />

personelle Besetzung und Organisation des<br />

Projektteams wird eingegangen.<br />

Im Kapitel 6 (37 Seiten) thematisiert der Autor<br />

die Notwendigkeit des Prozess-Reengineering<br />

in Zusammenhang mit der Implementierung<br />

von ERP-Software. Er geht auf<br />

die Erstellung und Entwicklung von Prozessmodellen<br />

sowie Prozessmodelle der<br />

Hersteller und Prozessumstrukturierung mit<br />

Hilfe von Standardsoftware ein.<br />

Der Themenbereich „Technische Aspekte“<br />

(32 Seiten) behandelt die Anforderungen im<br />

Hinblick auf die Unterstützung des Projektteams,<br />

die Vorbereitung der Betriebsumgebung,<br />

die Datenkonvertierung und die<br />

Support-Funktion. Neben einer relativ<br />

umfangreichen Abhandlung über die Anforderungen<br />

an das Support-Team werden verschiedene<br />

Systeminstanzen des zu implementierenden<br />

ERP-Systems dargestellt<br />

(Sandbox, Test, Qualitätssicherung, Schulung<br />

und Betrieb) und die Aufgaben des<br />

Supports während und nach dem Projekt erläutert.<br />

Kapitel 8 (37 Seiten) befasst sich mit dem<br />

Thema „Projektbeschleuniger“ und beschreibt<br />

Werkzeuge, welche auf eine hohe<br />

Implementierungsgeschwindigkeit ausgerichtet<br />

sind. So wird eine unternehmenseinheitliche<br />

Methodologie in Form von<br />

Konzepten oder Projekt-Arbeitsplänen gefordert,<br />

wie in Kapitel 2 des Buches erläutert.<br />

Im vorletzten Kapitel (35 Seiten) werden die<br />

Auswirkungen von Trends, welche ERPund<br />

E-Business-Software betreffen, näher<br />

betrachtet, z. B. die Auswirkungen des Outsourcing,<br />

Konsolidierungen in der IT-Branche,<br />

Herausforderungen durch Internet- und<br />

Drahtlos-Technologien oder die Kompetenz<br />

der Berater.<br />

Im Fazit und den Schlussbemerkungen (13<br />

Seiten) fasst der Autor die Gründe, Vor- und<br />

Nachteile eines schnellen Implementierungskonzeptes<br />

und Voraussetzungen für dessen<br />

erfolgreiche Durchführung zusammen.<br />

Dieses Buch richtet sich, wie dem Untertitel<br />

zu entnehmen, an IT-Projektleiter, welche ei-<br />

WIRTSCHAFTSINFORMATIK 45 (2003) 2, S. 230–242


Tabelle 3 Beurteilung nach fachlichen Kriterien<br />

Buch ERP-Definition<br />

Schlüssigkeit der Argumentation<br />

Abbildungen<br />

Barbitsch þþ þþ þ þ þþ þ þþ þþ<br />

Gronau þ þþ þþ þ þ þþ þþ þ<br />

Knöll et al. þ þþ þþ * þ þ þ þþ<br />

Norris et al. * * * – * – – *<br />

Ritter þ * þ * þ þ – þ<br />

Shields * * – – – þ * – *<br />

þþ ¼ sehr gut; þ¼gut; * ¼ durchschnittlich; – ¼ schwach; – – ¼ unzureichend<br />

ne Einführung von ERP- oder E-Business-<br />

Software zu verantworten haben.<br />

Hinsichtlich der Gliederung ergeben sich<br />

ähnliche Kritikpunkte wie bei dem im gleichen<br />

Verlag erschienenen Werk von Norris<br />

et al.: eine unübersichtliche Gliederungsstruktur<br />

erschwert das Lesen und die Einordnung<br />

des Stoffes. Bei dem vorliegenden<br />

Buch erscheint der Mangel gravierender, da<br />

das Buch fast den doppelten Seitenumfang<br />

hat, kein Glossar enthält und nur vereinzelt<br />

erklärende graphische Darstellungen aufweist.<br />

Es wirkt damit sehr textlastig. Die verwendeten<br />

Begriffe werden nicht immer mit<br />

der notwendigen Sorgfalt erläutert, teilweise<br />

unnötigerweise doppelt erklärt. Wissenschaftlich<br />

begründete Hintergrundinformationen<br />

werden nicht gegeben, Quellenverweise<br />

fehlen.<br />

Für Praktiker interessant ist dieses Buch insbesondere<br />

im Hinblick auf die „Roadmap<br />

zur schnellen Implementierung‘‘ (Kapitel 2)<br />

und die Auswahl der richtigen Standardsoftware<br />

(Kapitel 3). Bei insgesamt 373 Seiten<br />

und mangelnder Orientierungshilfe setzt die<br />

Lektüre ein hohes Durchhaltevermögen voraus.<br />

Für Neueinsteiger in das Thema ERP<br />

enthält dieses Buch sicherlich einige interessante<br />

Aspekte, für Fortgeschrittene ist es jedoch<br />

nur bedingt zu empfehlen, wissenschaftlich<br />

Interessierte können sich kaum<br />

angesprochen fühlen.<br />

Kapitelüberschriften<br />

WIRTSCHAFTSINFORMATIK 45 (2003) 2, S. 230–242<br />

Beispiele<br />

Terminologie<br />

5 Zusammenfassung<br />

Wissenschaftliche Fundiertheit<br />

Zielerreichungsgrad<br />

Bei den Vorarbeiten zur Literaturauswahl<br />

überraschte, dass trotz der großen Anzahl<br />

ERP-bezogener Bücher nur sechs Produktneutrale<br />

Werke zu ERP-Auswahl und -Einführung<br />

identifiziert werden konnten. Eine<br />

zusammenfassende Bewertung dieser sechs<br />

Bücher ist in Tabelle 3 zu finden.<br />

Die Beiträge von Gronau und Barbitsch sind<br />

empfehlenswert. Sie sind sowohl für wissenschaftlich<br />

interessierte Leser als auch für<br />

Praktiker geeignet, sich umfassende Informationen<br />

zur ERP-Implementierung zu verschaffen.<br />

Beide Autoren erreichen in ihren<br />

Büchern die in der Einleitung genannten<br />

Ziele, wobei bei Gronau wegen der vermissten<br />

ERP-spezfischen Aspekte des Wissensmanagements<br />

kleine Abstriche gemacht werden<br />

müssen. Auch wenn Barbitsch nicht von<br />

ERP, sondern von IBSIS spricht, liefert er<br />

die umfassendste Definition zu den betrachteten<br />

Systemen.<br />

Bei dem englischsprachigen Buch von Knöll<br />

et al. handelt es sich um ein anspruchsvolles<br />

Werk für die Praxis, das zielführend seine<br />

Argumentation verfolgt und dabei durchaus<br />

empfehlenswert ist für wissenschaftlich interessierte<br />

Leser.<br />

Ritter liefert in seinem Werk einen Leitfaden<br />

für die unmittelbare Erstellung eines Pflichtenhefts,<br />

wie es für die Einführung von ERP<br />

verwendet wird, und gibt ein ausführliches<br />

<strong>Vergleichende</strong> <strong>Buchbesprechung</strong> 237<br />

Beispiel für die Implementierung eines PPS-<br />

Systems. Dies geschieht unmittelbar und ohne<br />

theoretische Erläuterungen, so dass dieses<br />

Buch für wissenschaftlich Interessierte weniger<br />

sinnvoll, für Praktiker jedoch (auch wegen<br />

der beiliegenden CD) durchaus geeignet<br />

ist.<br />

Die beiden im Wiley-VCH-Verlag erschienenen<br />

Titel von Norris et al. und von Shields<br />

heben sich durch ihren Stil von den übrigen<br />

Werken ab. Sie sind stark textorientiert. Die<br />

Systematik der Bücher erschließt sich für Leser,<br />

die an deutsche Fachbücher gewöhnt<br />

sind, nur schwer. Durch die fehlenden Orientierungshilfen<br />

sind sie kaum zum Nachschlagen<br />

geeignet. Das Buch von Norris ist<br />

strategisch ausgerichtet, während Shields neben<br />

strategischen Aspekten auch Handlungsempfehlungen<br />

herleitet, wenn auch weniger<br />

konkret.<br />

Anmerkung<br />

SAP¾ und R/3¾ sind eingetragene Markenzeichen<br />

der SAP AG.<br />

Literatur<br />

[BeSc99] Becker, J.; Schütte, R.: Handelsinformationssysteme.<br />

Verlag Moderne Industrie, Bonn<br />

1999.<br />

[EsPa01] Esteves, J.; Pastor, J.: Enterprise Resource<br />

Planning Systems Research: an annotated Bibliography.<br />

In: CAIS, Volume 7 Article 8, 2001.<br />

[Gada00] Gadatsch, A.: <strong>Buchbesprechung</strong> zu (Appelrath,<br />

H.-J.; Ritter, J.: R/3-Einführung - Methoden<br />

und Werkzeuge. Springer Verlag, Berlin<br />

Heidelberg 2000). In: <strong>Wirtschaftsinformatik</strong> 43<br />

(2001) 1, S. 108.<br />

[Gron00] Gronau, N.: <strong>Vergleichende</strong> <strong>Buchbesprechung</strong><br />

„Systeme zur Produktionsplanung und<br />

-Steuerung“. In: <strong>Wirtschaftsinformatik</strong> 42 (2000)<br />

2, S. 182-186.<br />

[Grup98] Grupp, B.: Das DV-Pflichtenheft zur optimalen<br />

Softwarebeschaffung. Verlag Moderne<br />

Industrie, Bonn 1998.<br />

[Humm01] Hummeltenberg, W.: <strong>Buchbesprechung</strong><br />

zu (Mertens, P.: Integrierte Informationsverarbeitung<br />

1 – Administrations- und Dispositionssysteme<br />

in der Industrie. Gabler Verlag Wiesbaden<br />

2001). In: <strong>Wirtschaftsinformatik</strong> 43 (2001)<br />

4, S. 415-416.<br />

[Kaft00] Kaftan, K.: <strong>Buchbesprechung</strong> zu (Hildebrand,<br />

K.; Rebstock, M., Betriebswirtschaftliche<br />

Einführung in SAP R/3 – Managementwissen<br />

für Studium und Praxis. Oldenbourg Verlag<br />

München Wien 2000). In: <strong>Wirtschaftsinformatik</strong><br />

42 (2000) 5, S. 527.<br />

[Kurb99] Kurbel, K.: Produktionsplanung und<br />

-Steuerung – Methodische Grundlagen von<br />

PPS-Systemen und Erweiterungen. 4. Auflage,<br />

Oldenbourg Verlag, München 1999.<br />

[LoTh03] Loos, P.; Theling, Th.: Marktübersicht zu<br />

ERP-Literatur. ISYM-Paper, Arbeitspapier des<br />

Lehrstuhls für <strong>Wirtschaftsinformatik</strong> und BWL<br />

der Johannes Gutenberg-Universität Mainz,<br />

2003.


[LyMa00] Lynne M. M.: Paradigm Shifts – E-Business<br />

and Business/Systems Integration. In:<br />

CAIS, Volume 4, Article 10, November 2000.<br />

[Mert01a] Mertens, P. (Hrsg.): Lexikon der <strong>Wirtschaftsinformatik</strong>.<br />

4. Auflage, Springer Verlag,<br />

Berlin Heidelberg 2001.<br />

[Mert01b] Mertens, P.: Integrierte Informationsverarbeitung<br />

1 – Operative Systeme in der Industrie.<br />

13. Auflage, Gabler Verlag, Wiesbaden 2001.<br />

[Nels02] Nelson, R.: AMCIS 2002 Workshops and<br />

Panels V: Teaching ERP and Business Processes<br />

using SAP Software. In: CAIS, Volume 9, Article<br />

24, Oktober 2002.<br />

[Sche98] Scheer, A.-W.: <strong>Wirtschaftsinformatik</strong> –<br />

Referenzmodelle für industrielle Geschäftsprozesse.<br />

Studiensausgabe, 2. Auflage, Springer Verlag,<br />

Berlin Heidelberg 1998.<br />

[StHa02] Stahlknecht, P.; Hasenkamp, U.: Einführung<br />

in die <strong>Wirtschaftsinformatik</strong>. 10. Auflage,<br />

Springer Verlag Berlin Heidelberg 2002.<br />

[UhLo98a] Uhr, W.; Lohse, M.: <strong>Vergleichende</strong><br />

<strong>Buchbesprechung</strong> „SAP R/3 Teil 1“. In: <strong>Wirtschaftsinformatik</strong><br />

40 (1998) 4, S. 361-364.<br />

[UhLo98b] Uhr, W.; Lohse, M.: <strong>Vergleichende</strong><br />

<strong>Buchbesprechung</strong> „SAP R/3 Teil 2“. In: <strong>Wirtschaftsinformatik</strong><br />

40 (1998) 5, S. 466–470.<br />

[WaSc99] Watson, E.E.; Schneider, H.: Using ERP<br />

Systems in Education. In: CAIS, Volume 1, Article<br />

9, Februar 1999.<br />

Prof. Dr. Peter Loos, Thomas Theling,<br />

Johannes Gutenberg-Universität Mainz,<br />

Lehrstuhl für <strong>Wirtschaftsinformatik</strong> und BWL,<br />

55099 Mainz,<br />

E-Mail: {loos | theling}@isym.bwl.uni-mainz.de<br />

Von WI-Professoren<br />

empfohlen<br />

Der Inhalt<br />

FAX-Bestellung 0611.7878-439<br />

Ja, hiermit bestelle ich:<br />

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Firma Abteilung<br />

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Mertens u. a. (Hrsg.)<br />

Studienführer <strong>Wirtschaftsinformatik</strong><br />

3. Aufl. 2002. € 14,90 (zzgl. Versand € 3,26)<br />

ISBN 3-528-25539-0<br />

Telefon/Fax<br />

Unterschrift Datum<br />

Peter Mertens, Dieter Ehrenberg, Peter Chamoni,<br />

Joachim Griese, Lutz J. Heinrich, Karl Kurbel (Hrsg.)<br />

Studienführer<br />

<strong>Wirtschaftsinformatik</strong><br />

Das Fach, das Studium, die Universitäten, die Perspektiven<br />

Bearbeitet von Dina Barbian<br />

3., akt. und überarb. Aufl. 2002. 404 S. Br. €14,90<br />

ISBN 3-528-25539-0<br />

Was ist <strong>Wirtschaftsinformatik</strong>? - Geschichte des Fachgebietes -<br />

Berufsbilder, Tätigkeitsfelder für <strong>Wirtschaftsinformatik</strong>er - Studienplanempfehlungen<br />

für Diplom-Studiengänge und Schwerpunktfächer<br />

<strong>Wirtschaftsinformatik</strong> - WI-Studium: Literatur, Tipps, Finanzierung -<br />

Lehrangebote in Deutschland, Österreich, Schweiz - Weiterbildung<br />

nach dem Studium - Bewerbung und Vorstellungsgespräch - Arbeitsvertrag<br />

und Berufsstart - Portraits von erfolgreichen <strong>Wirtschaftsinformatik</strong>ern<br />

- Profile WI-naher Unternehmen<br />

Die aktualisierte und überarbeitete 3. Auflage ist ein praxisorientierter<br />

Leitfaden für alle Studenten der <strong>Wirtschaftsinformatik</strong>, vom Studienbeginner<br />

bis zum Absolventen, und zeichnet sich durch konsequente<br />

Zielgruppenorientierung aus. Das Werk bietet eine komplette Übersicht<br />

aller Universitäten im deutschsprachigen Raum, die <strong>Wirtschaftsinformatik</strong><br />

in Form von eigenen Studiengängen oder im Rahmen von<br />

Schwerpunktprogrammen lehren.<br />

Änderungen vorbehalten<br />

Abraham-Lincoln-Str. 46<br />

65189 Wiesbaden<br />

www.vieweg.de<br />

Fax: 0611.7878-439<br />

321 03 005


<strong>Buchbesprechung</strong>en<br />

Gaulke, M.<br />

Risikomanagement in IT-Projekten<br />

ISBN 3-486-25743-9, Oldenbourg-Verlag,<br />

München, Wien 2002, 184 Seiten,<br />

a 44,80<br />

Gerade in Zeiten rückläufiger Auftragseingänge<br />

und geschrumpfter IT-Etats gewinnt<br />

ein Thema wie das Risikomanagement in IT-<br />

Projekten enorm an Bedeutung. In vielen<br />

Organisationen wird dieses Thema jedoch<br />

immer noch eher theoretisch und en passant<br />

behandelt. Der Autor präsentiert in seinem<br />

Buch „Risikomanagement in IT-Projekten“<br />

eine theoretische, gleichzeitig aber praxisnahe<br />

Auseinandersetzung mit der Thematik.<br />

Einführend werden die maßgeblichen Begriffe<br />

„Projekt“, „Risiko“ und „Risikomanagement“<br />

erörtert – positiv anzumerken ist<br />

die Anwendung jeweils mehrerer Sichtweisen<br />

bzw. Definitionen.<br />

Anschließend wird die Notwendigkeit eines<br />

Risikomanagement aus gesetzlichen Anforderungen<br />

an ein Unternehmen abgeleitet<br />

und es werden einige der wichtigsten bzw.<br />

etablierten Industriestandards knapp vorgestellt;<br />

Veröffentlichungen, die im Schwerpunkt<br />

die betriebswirtschaftliche Notwendigkeit<br />

eines Risikomanagement begründen,<br />

runden diesen Kapitel ab.<br />

Im Kapitel 4 werden Ergebnisse diverser<br />

Studien zur Ermittlung der entscheidenden<br />

negativen Faktoren dargestellt.<br />

Das fünfte Kapitel ist der Einstieg in die eigentliche<br />

Thematik – hier wird die vom Autor<br />

vorgeschlagene Vorgehensweise zur Ermittlung<br />

und Reduzierung der kritischen<br />

Faktoren in einem ganzheitlichen Konzept<br />

entwickelt. Es wird ein 5-Phasen Kreislauf<br />

vorgeschlagen, dieser beinhaltet folgende<br />

Schritte: Projektrisiken erkennen und beurteilen,<br />

Projektkontrollen aufnehmen und<br />

beurteilen, verbleibende Projektrisiken analysieren,<br />

Maßnahmen bewerten und ergreifen<br />

und Projektrisiken und Maßnahmen<br />

überwachen. Dieser Kreislauf bedeutet klare<br />

Trennung von Risiken und Kontrollen und<br />

damit eine bessere Betrachtung der Qualität<br />

und effizienteres Vorgehen für die Risikoanalyse<br />

bei IT-Projekten.<br />

Zur Wahrung der Ûbersicht werden die Projektrisiken<br />

jeweils sechs Risiko- und Kontrollbereichen<br />

zugeordnet: Business Focus,<br />

Projektmanagement, Geschäftsprozesse, Anwender,<br />

Technologie und Daten, wobei die<br />

Risiken des eingesetzten Personals im Be-<br />

WIRTSCHAFTSINFORMATIK 45 (2003) 2, S. 230–242<br />

reich des Projektmanagement gesehen werden.<br />

Danach folgt eine idealtypische Verknüpfung<br />

der vorgestellten Kreislaufphasen mit den<br />

geordneten Risikobereichen.<br />

So wird im Kapitel 6 die Erkennung und Beurteilung<br />

der Projektrisiken behandelt – zu<br />

jedem Gliederungspunkt gibt es eine Projektrisiko-Checkliste<br />

– ferner die Risikoindikatoren<br />

zu diesem speziellen Punkt. Die Indikatoren<br />

scheinen sehr logisch und sind gut<br />

strukturiert.<br />

Das siebte Kapitel behandelt sodann die Beurteilung<br />

der Projektkontrollen – ebenfalls<br />

mit Checklisten und Indikatoren, sodass<br />

auch hier ein Rating aufgestellt werden kann.<br />

Die Analyse des verbleibenden Restrisiko<br />

wird mithilfe einer Risikomatrix vorgenommen<br />

– sind die Risiken analysiert und priorisiert,<br />

können anschließend gezielte Behandlungsmethoden<br />

nach dem Schema der<br />

Vermeidung, Verminderung, Begrenzung<br />

Verlagerung und Akzeptanz festgelegt werden.<br />

Sind diese Maßnahmen festgelegt, erfolgt die<br />

kontinuierliche Ûberwachung der Projektrisiken.<br />

Mit diesem Aktionsplan ist es dem Autor gelungen,<br />

eine strukturierte und sehr praxisnahe<br />

Vorgehensweise zum Risikomanagement<br />

zu verfassen. Besonders die hohe<br />

Detailtiefe einzelner Themenbereiche macht<br />

dieses Buch zu einem Hilfsmittel und Nachschlagewerk<br />

bei Erstellung von Aufwandsschätzungen<br />

oder Leistungsbeschreibungen<br />

für Projekte.<br />

Michael Siekiera, Düsseldorf<br />

Gora, W.; Röttger-Gerigk, S. (Hrsg.)<br />

Handbuch Mobile Commerce<br />

ISBN 3-540-42699-X, Springer Verlag,<br />

Berlin, Heidelberg, New York 2002,<br />

502 Seiten, a 51,08<br />

Für das umfangreiche Handbuch über ein<br />

spannendes, aktuelles Thema haben 47 Autoren<br />

(fast alle sind Praktiker) 39 Beiträge<br />

verfasst, die in vier Kapitel gegliedert sind.<br />

Die Mobilkommunikation verstärkt ohne<br />

Zweifel die Kommunikationsaktivitäten, die<br />

in den letzten Jahren vor allem durch das Internet<br />

neue Anwendungspotenziale liefern<br />

und unser ökonomisches und gesellschaftliche<br />

Leben umgestalten. UMTS, WAP und<br />

i-mode sind zurzeit die Abkürzungen, die<br />

<strong>Buchbesprechung</strong>en 239<br />

das M-Business bzw. M-Commerce, aber<br />

auch das M-Entertainment vorantreiben sollen.<br />

Ein Handbuch über diesen vielschichtigen<br />

Themenbereich ist auf jeden Fall sinnvoll<br />

und findet ohne Zweifel ein große Nachfrage<br />

in unserer kommunikativen Welt.<br />

Im ersten Kapitel werden in neun Beiträgen<br />

die Grundlagen der Mobilkommunikation<br />

vorgestellt, so u. a. mögliche Strategien und<br />

Geschäftsmodelle im M-Commerce, mobile<br />

Dienste und die rechtlichen Grundlagen. Im<br />

zweiten Kapitel folgen in zehn Beiträgen die<br />

Beschreibungen von Konzepten wie Mobile<br />

Marketing und Mobile Payment. Aber auch<br />

ein mobiles Customer Relationship Management<br />

(CRM) und Anwendungsszenarien im<br />

Umfeld mobiler Portale sind Gegenstand des<br />

zweiten Kapitels. Interessant sind die Beiträge<br />

zur Personalisierung und zu den Auswirkungen<br />

auf Geschäftsprozesse durch<br />

M-Business.<br />

Kapitel 3 analysiert in 13 Beiträgen die Einsatzmöglichkeiten<br />

des M-Commerce in<br />

ausgewählten Branchen, so z. B. im Mobilfunkmarkt,<br />

im Banken- und Finanzdienstleistungsbereich,<br />

in der Versicherungsbranche<br />

und in der Logistik. Hervorzuheben<br />

sind hier die Beiträge über mobiles Bezahlen,<br />

über den aktuellen Spielemarkt für Mobiltelefone<br />

und über die Telemedizin. Im abschließenden<br />

vierten Kapitel setzen sich sieben<br />

Beiträge mit den Technologien und<br />

Methoden auseinander. Hier werden u. a.<br />

Endgeräte für mobile Anwendungen, Lokalisierungsmethoden<br />

und breitbandige, kabellose<br />

Ûbertragungstechnologien vorgestellt.<br />

Sehr wichtig sind die Beiträge zur Datensicherheit,<br />

speziell zur M-Security. Der letzte<br />

Aufsatz widmet sich dem Projektmanagement,<br />

d. h. der Planung und Gestaltung von<br />

M-Projekten und deren Einführung in die<br />

Praxis.<br />

Das vorliegende Handbuch gibt mit seinen<br />

Beiträgen einen sehr guten Einstieg in das<br />

vielschichtige Thema Mobile Commerce<br />

bzw. Mobile Business. Neben den Technologien<br />

und Methoden sind vor allem die Darstellungen<br />

der Strategien, Konzepte, Geschäftsmodelle<br />

und Nutzungspotenziale für<br />

die Praxis sehr wichtig. Das Buch liefert hierzu<br />

sehr verständliche und kompetente Ausführungen,<br />

die über die Grundlagen hinausgehen.<br />

Das Handbuch wäre noch wertvoller,<br />

wenn ein Glossar bzw. Begriffslexikon gegeben<br />

wäre. Es ist zwar ein Abkürzungsverzeichnis<br />

angehängt, ein Index jedoch fehlt.<br />

Der Sammelband ist mit seinen ansprechenden<br />

Beiträgen sehr gelungen und vor allem<br />

Praktikern zu empfehlen.<br />

Roland Gabriel, Bochum


240 WI – Literatur<br />

Fischer, J.; Herold, W.; Dangelmaier, W.;<br />

Nastansky, L.; Suhl, L.<br />

Bausteine der <strong>Wirtschaftsinformatik</strong><br />

Grundlagen, Anwendungen, PC-Praxis<br />

ISBN 3 503 06610, 3., überarbeitete Aufl.,<br />

E. Schmidt Verlag GmbH & Co.,<br />

Berlin 2002, XII þ 410 Seiten mit CD-ROM,<br />

a 26,80<br />

Das vorgelegte Buch ist als Arbeitsgrundlage<br />

für das Grundstudium konzipiert und wird<br />

durch die beigelegte CD und den eingerichteten<br />

Web-Server gleichsam zum Trainingsbuch.<br />

Wenn dann allerdings bezogen auf vor allem<br />

den Inhalt von Teil A „Grundlagen“ einleitend<br />

über ein „noch nicht etabliertes Lehrgebäude“<br />

räsoniert wird, reflektieren die Autoren<br />

die Situation nicht unbedingt falsch,<br />

nur scheint mir der Grund dafür zu unkritisch<br />

aus wissenschaftstheoretischer Sicht<br />

hinterfragt. Er liegt m. E. im primär dem<br />

Computer Science folgenden Konzept. Von<br />

dieser auf reine Hard- und Softwaredarlegungen<br />

wird hier zwar ansatzweise abgewichen.<br />

Es wird aber kein ausreichendes<br />

wissenschaftstheoretisches Fundament für<br />

die Informatik gelegt, aus dem heraus Kategorien<br />

und theoretische Konzepte für die<br />

Informatik zusammengetragen und für den<br />

Anwendungsbereich Wirtschaft und Verwaltung<br />

spezifiziert werden könnten. Die angeführten<br />

„Bausteine“ liefern allerdings eine<br />

erste Orientierung sowohl für die der zu<br />

betrachtenden Wissenschaft zugrunde liegenden<br />

Kategorien und den Teilbereich der<br />

Disziplin, allerdings primär dem Hardware-<br />

Software-Konzept folgend.<br />

Kapitel 1 „Informationssysteme im Ûberblick“<br />

orientiert zwar auf „IS in der Anwendung“,<br />

ohne jedoch Begriffsarbeit im wissenschaftstheoretischen<br />

Sinne zu leisten. Das<br />

gilt auch für den Teil „... in der Entwicklung“.<br />

Kapitel 2 „Komponenten von IS“<br />

bietet zunächst eine konventionelle, d. h.<br />

strukturorientierte Darstellung von reinen<br />

Hardware- und von Softwareelementen.<br />

Funktionalitäten fallen eben gewohnheitsmäßig<br />

vom Himmel, ohne die Zusammenhänge<br />

und Wirkprinzipien zu zeigen, derer<br />

es wirklich nicht viele sind, wie etwa: Kooperation<br />

von Basisprozessen und Prinzip<br />

des Wirkzusammenhanges von Speicher und<br />

Prozessor sowie dessen Hierarchie.<br />

Hier sind m. E. die Ansätze, um mehr als<br />

„nur Bausteine“ für die Informatik zu liefern.<br />

Aus der Orientierung auf den Anwendungsbereich<br />

erwachsen dann noch Darlegungen<br />

zur Datenspeicherung mit ihren logischen<br />

und physischen Sichten, dem Entity-Relationship-Modell<br />

und dann auch noch zur<br />

Kommunikation, die zwar als verstehende<br />

Datenübertragung charakterisiert, aber dann<br />

zum Organisationsmittel bei arbeitsteiliger<br />

Arbeit (vgl. S. 125) degradiert wird, um<br />

ISO-OSI-Modell, Netze und Dienste „unterzubringen“.<br />

Ein Indexbegriff „Formalisierung“ fehlt im<br />

Buch ebenso wie explizit „Mensch“ als<br />

eine paradigmatisch bedingte Messlatte des<br />

angeführten Bausteinsortimentes, wenngleich<br />

– naturgemäß bedingt durch die betriebswirtschaftlich<br />

determinierte Anwendungskonzeption<br />

– insbesondere im Teil B<br />

„Anwendungen“, Kapitel 2 „Büroinformationssysteme<br />

...“ wie auch dem dortigen<br />

Kapitel 3 „Systementwicklung“ diese Orientierung<br />

verfolgt wird. Das Grundproblem<br />

jeder Informatikkonzeption ist ihr Umgang<br />

mit dem Spannungsfeld Mensch – Maschine<br />

– und da ist eben eine fundierte Automatisierungskonzeption<br />

basierend auf dem Grundansatz<br />

der Formalisierung mit ihren Konsequenzen<br />

bereits im Grundstudium<br />

wichtiges Prinzip, das hier versteckt wird im<br />

Kapitel 1 „Technische Informationssysteme“<br />

neben dem Bezug zur Produktion als einem<br />

wesentlichen Gegenstandskomplex der Wirtschaft<br />

hinter dem Problemkreis der Modellierung.<br />

„Modell (als) ... bewusst konstruiertes<br />

Abbild der Wirklichkeit“ sagt einerseits<br />

wesentliches zur Gestaltungsproblematik,<br />

reflektiert aber andererseits leider nur einen<br />

Teil der dazu geführten Diskussion um die<br />

„Systemgestaltung als 3-stellige Relation“:<br />

Realität – System – Gestalter sowie um den<br />

entscheidenden Subjekteinfluss im Gestaltungsprozess,<br />

wie ihn W. Steinmüller herausarbeitete.<br />

Eine relativ große Gruppe von oft detailliert<br />

je Hauptabschnitt ausgewiesenen Autoren<br />

sind relativ autark „unter einen Hut“ gebracht<br />

worden. Eine stärker auf historische<br />

Zusammenhänge eingehende Darlegung<br />

wird vermisst, obwohl auch dies wichtig ist<br />

für das Selbstverständnis des angehenden Informatikspezialisten<br />

und bessere Einsichten<br />

in manche technischen aber auch dvs-technologischen<br />

Problemsituationen bringt. Den<br />

Autoren entsprechend wird kapitel- oder abschnittsweise<br />

Literatur zugewiesen.<br />

Insgesamt werden nicht nur den Studenten<br />

viele Anregungen zur interessanten Einbindung<br />

von Informatik-Fakten geboten, sondern<br />

auch Interessierte am aktuellen Stand<br />

finden Anregungen, obwohl es darunter<br />

auch sehr konventionelles Vorgehen gibt.<br />

Reiner Tschirschwitz, Rostock<br />

Jäger-Goy, H.<br />

Führungsinstrumente für das<br />

IV-Management<br />

ISBN 3-631-37811-4, Peter Lang,<br />

Frankfurt am Main 2002, 295 Seiten,<br />

a 45,50<br />

665 Fußnoten – eine Dissertationsschrift also.<br />

Doch das Thema ist zumindest für die<br />

betriebliche Informationsverarbeitung von<br />

fast zeitloser Aktualität. Man wundert sich<br />

direkt, dass es nicht häufiger aufgegriffen<br />

wird. So gesehen trifft das Buch einen Bedarf,<br />

der in Wissenschaft und Praxis gleichermaßen<br />

besteht. Kann es die geweckten Erwartungen<br />

auch erfüllen? Um die Antwort<br />

vorweg zu nehmen: teilweise.<br />

Die Einführung zum Informationsmanagement<br />

und zu Führungsinstrumenten stützt<br />

sich auf ausgewählte „Klassiker“. Die Strukturierung<br />

ist dabei eher akademisch. Hier<br />

würde man einerseits aktuellere Literatur<br />

und vor allem mehr Empirie erwarten – und<br />

zwar sowohl auf dem Gebiet der Führungsforschung<br />

selbst als auch zum Informationsmanagement<br />

in der Praxis. Zu letzterem sind<br />

zwar relativ wenig gesicherte Ergebnisse<br />

publiziert, doch gerade darauf sollten Führungsinstrumente<br />

aufbauen, wenn sie in der<br />

betrieblichen Praxis Beachtung finden sollen.<br />

Sieht man von dieser Grundorientierung ab<br />

und überspringt man die eher allgemein gehaltenen<br />

einleitenden Kapitel, so findet man<br />

eine gute Ûbersichtsdarstellung traditioneller<br />

und neuerer Führungsinstrumente für das<br />

IV-Management. Zu den traditionellen Führungsinstrumenten<br />

zählt die Autorin die<br />

Methoden der strategischen IV-Plannung,<br />

Verfahren der Kosten-/Leistungsrechnung,<br />

Wirtschaftlichkeitsrechnung, Service Level<br />

Agreements, IV-Kennzahlensysteme und die<br />

Ermittlung der Mitarbeiter- und Kundenzufriedenheit.<br />

Unter der Ûberschrift „Neuere<br />

Führungsinstrumente“ werden Benchmarking,<br />

Prozesskostenrechnung, Target<br />

Costing und Balanced Scorecard beschrieben.<br />

Ûber diese Klassifikation könnte man<br />

streiten, und auch einige der Abbildungen<br />

sind zu klein geraten und daher schlecht<br />

lesbar. Doch das zusammengefasste Wissen<br />

sollte für <strong>Wirtschaftsinformatik</strong>studenten,<br />

aber auch für Manager mit Führungsverantwortung<br />

im IV-Umfeld zum Standardwissen<br />

gehören. Das Buch ist unter diesem Gesichtspunkt<br />

von Interesse, der Preis ist aber<br />

entschieden zu hoch.<br />

Franz Lehner, Regensburg<br />

WIRTSCHAFTSINFORMATIK 45 (2003) 2, S. 230–242


Fritz, W.<br />

Internet-Marketing und Electronic<br />

Commerce<br />

Grundlagen – Rahmenbedingungen –<br />

Instrumente<br />

ISBN 3-409-21663-4, 2. Aufl.,<br />

Verlag Dr. Th. Gabler, Wiesbaden 2001,<br />

262 Seiten, a 29,00<br />

Wenn man sich als Leser nicht vom Vorwort<br />

des Buches abschrecken lässt, in dem mal<br />

wieder die „Old Economy“ und die „New<br />

Economy“ Erwähnung finden und dazu<br />

auch noch eine „True Economy“ postuliert<br />

wird, dann erstreckt sich einem eine angenehme<br />

Darstellung der auf Internet und<br />

Electronic Commerce fokussierten Marketinglehre.<br />

Der Autor geht nach einer Beschreibung der<br />

wachsenden Bedeutung der sog. Internet-<br />

Úkonomie im zweiten Hauptkapitel zunächst<br />

angemessen knapp auf die Internet-<br />

Technologien und assoziierten Dienste ein,<br />

bevor er elektronische Märkte betrachtet.<br />

Die im Marketingumfeld gebräuchliche<br />

Unterscheidung von Einflussgrößen der<br />

weiteren Umwelt (z.B. gesellschaftliche und<br />

gesamtwirtschaftliche Faktoren) und der<br />

näheren Umwelt (z.B. veränderte Wettbewerbsbedingungen<br />

und die Demografie<br />

sowie Typologie der Internetnutzer) eines<br />

Unternehmens liefern auch der <strong>Wirtschaftsinformatik</strong><br />

interessante Betrachtungsmöglichkeiten.<br />

Diese Betrachtung von Rahmenbedingungen<br />

des Electronic Commerce füllt<br />

das dritte Hauptkapitel.<br />

Das vierte und erwartungsgemäß umfassendste<br />

Hauptkapitel des Lehrbuches wendet<br />

die klassische Marketinglehre mit Marktforschung,<br />

Marketingzielen und -strategien,<br />

sowie den Marketingmaßnahmen (Produkt-,<br />

Preis-, Kommunikations- und Distributionspolitik)<br />

auf die angesprochene Domäne an.<br />

Hervorzuheben ist an dieser Stelle, dass auch<br />

Problemfelder im Rahmen der Implementierung<br />

und der Kontrolle des Internet-Marketings<br />

thematisiert und behandelt werden.<br />

Interessante Fallbeispiele von Praktikern aus<br />

Pionierunternehmen des E-Commerce<br />

(Deutsche Telekom, Bertelsmann, Auto-<br />

Scout 24) geben dem Leser im fünften<br />

Hauptkapitel einen Einblick in die Situation<br />

„vor Ort“, bevor der Autor im letzten<br />

Hauptkaptitel einen Ausblick zur Zukunft<br />

der Internet-Úkonomie formuliert.<br />

Der studentische, lehrende oder auch praktizierende<br />

Leser mit Marketing- oder <strong>Wirtschaftsinformatik</strong>hintergrund<br />

erhält für<br />

einen wahrlich angemessenen Preis ein ange-<br />

WIRTSCHAFTSINFORMATIK 45 (2003) 2, S. 230–242<br />

nehm strukturiertes und lesbares Lehrbuch,<br />

dessen gute Informationsfülle durch eine<br />

Sammlung ständig aktualisierter elektronischer<br />

Materialen ergänzt wird, zu der der<br />

Buchautor den Zugang auf Anfrage mitteilt.<br />

Thomas Deelmann, Chemnitz<br />

Bauer, H.<br />

Unternehmensportale<br />

Geschäftsmodelle, Design, Technologien<br />

ISBN 3-89842-133-3, Galileo Press GmbH,<br />

Bonn 2001, 274 Seiten, a 44,90<br />

Mit der Entwicklung der <strong>Wirtschaftsinformatik</strong><br />

hat es immer wieder modische Ûberhöhungen<br />

gegeben: CIM, KI, BPR, Outsourcing,<br />

... – jetzt Portale? Peter Mertens<br />

hat schon vor Jahren Befunde präsentiert<br />

und mögliche Gründe analysiert, und er hat<br />

festgestellt: „In der Hochzeit einer Modephase<br />

verdichten und wiederholen sich die<br />

„In-Words“ in beängstigender Form, wobei<br />

bei genauem Hinsehen die Verfasser meist<br />

aus Unternehmensberatungen stammen ...“<br />

Rückblickend haben Moden dieser Art der<br />

<strong>Wirtschaftsinformatik</strong> nicht wirklich geschadet.<br />

In der Praxis wurden Projekte in Gang<br />

gebracht, und in der Wissenschaft wurden<br />

gewonnene Erkenntnisse festgehalten. Modephasen<br />

schwächten sich ab und gingen in<br />

Trends über. Wird es mit Portalen auch so<br />

sein? Das Cover des Buches von Herbert<br />

Bauer ist ein wenig auch die (modisch überhöhte)<br />

Botschaft: Nur durch ein Portal hindurch<br />

führt der Weg aus bedrohlich wirkender<br />

Umgebung in eine lichte Weite.<br />

Allgemeine, Fach- und Themenportale, die<br />

für Interessenten einen spezifischen Einstieg<br />

ins Internet ermöglichen, stellen interessante<br />

Entwicklungen dar. Und Unternehmensportale?<br />

Nach Bauer besteht der Unterschied<br />

zwischen Websites und Unternehmensportalen<br />

darin, dass letztere personalisiert sind<br />

(S. 34). Personalisierung sollten Websites, die<br />

nicht mehr vorrangig auf Repräsentation<br />

und Werbung setzen, sondern auf Interaktivität<br />

und Prozessintegration, heute generell<br />

ermöglichen. Warum bedarf es dafür eines<br />

neuen Begriffs? Vielleicht soll die Fokussierung<br />

auf Portale nach überzogenen Erwartungen<br />

bei E-Business und der darauf folgenden<br />

Ernüchterung nur einfach wieder ein<br />

die weitere Entwicklung beförderndes Signal<br />

darstellen, einen gewissen Stillstand überwinden<br />

helfen – Substanz dazu hat das Buch<br />

von Bauer allemal.<br />

Das Buch ist in drei Teile gegliedert: Im ersten<br />

Teil (129 Seiten) wird erläutert, was Portale<br />

sind, es wird das Thema Personalisierung<br />

– leider sehr oberflächlich – behandelt<br />

und ein Ûberblick über gutes Portaldesign<br />

<strong>Buchbesprechung</strong>en 241<br />

gegeben – hier werden die relevanten Punkte<br />

Informationsarchitektur, Portallayout, Portlets,<br />

Portalidentität und Portal User Interface<br />

(PUI) besprochen. Es wird dargestellt wie<br />

Portale aufgebaut sind, wie sie funktionieren,<br />

und wofür sie einsetzbar sind. Innovative<br />

Entwicklungen wie teamorientiertes Webpublishing<br />

werden leicht verständlich und<br />

im Internet nachvollziehbar beschrieben.<br />

Der zweite Teil ( 84 Seiten) – „Geschäftsmodell“<br />

überschrieben – stellt am Beispiel<br />

eines fiktiven Unternehmens, der Schneiderlein<br />

AG, Planung und Entwurf eines Unternehmensportals<br />

dar. Hier wird dem Leser<br />

deutlich: Erfolgreiches E-Business bedeutet<br />

primär Strategie statt Aktionismus. Ausgangspunkt<br />

ist die Beschreibung der durch<br />

Internettechnologien zu unterstützenden<br />

Geschäftsprozesse und die Identifizierung<br />

von Zielgruppen und Geschäftsfeldern. Ausführlich<br />

werden darauf aufbauend die Portlets<br />

des öffentlichen Bereichs, des Extranets<br />

und des Intranets (Lernportals) beschrieben.<br />

Teil drei (32 Seiten) ist den technischen Konzepten<br />

– Stichworte JSP, ASP und PHP –<br />

gewidmet und befasst sich abschließend mit<br />

der wichtigen Frage „Make or Buy?“.<br />

Sinn und Zweck von Unternehmensportalen<br />

als zeitgemäße Websites von Unternehmen<br />

werden von Bauer ebenso fasslich dargestellt<br />

wie die Herangehensweise an die Gestaltung<br />

und die Nutzung derselben. Entstanden ist<br />

ein Buch aus der Praxis für die Praxis. Darüber<br />

hinaus ist die Zielgruppe, für die der<br />

Autor schreibt, schwer bestimmbar und<br />

wird im Buch auch nicht weiter spezifiziert,<br />

wenn man von der allgemeinen Angabe auf<br />

der Rückseite (Entscheider, Projektleiter, Berater)<br />

absieht. Der Bogen der Darlegungen<br />

spannt sich von strategischen Ûberlegungen<br />

über technische Details bis zu Einzelheiten<br />

der Layoutgestaltung. Der Stil ist leicht und<br />

anschaulich, die Darlegungen sind stets an<br />

der fortgeschrittenen Praxis orientiert, zahlreiche<br />

Grafiken und Screenshots ergänzen<br />

den Text; das Lesen macht Spaß, aber die<br />

Heterogenität verführt zuweilen zum Ûberblättern.<br />

Ein Index hilft beim Erschließen<br />

des Textes. Mitarbeiter von Unternehmen,<br />

die vor der Aufgabe stehen strategiegeleitet<br />

E-Business zu entwickeln, dazu die Web-Site<br />

des Unternehmens komplexer zu gestalten,<br />

die Úffentlichkeit ebenso anzusprechen wie<br />

Konsumenten, Geschäftspartner und die eigenen<br />

Mitarbeiter, werden aus der Lektüre<br />

des Buches zweifellos Nutzen ziehen. Das<br />

auf Seite 267 gegebene Versprechen, auf der<br />

Web-Site www.hb4you.de eine aktuelle Ressourcenliste<br />

zu allen seinen Veröffentlichungen<br />

anzubieten, vermag Herbert Bauer leider<br />

nicht einzulösen.<br />

Wolfgang Uhr, Dresden


242 WI – Literatur<br />

WI – Dissertationen<br />

Die Rubrik Dissertationen ist unter der<br />

Adresse http://www.wirtschaftsinformatik.de/<br />

wi_dissertationen.php online zu erreichen.<br />

Auf diesen Seiten ist eine Ûbersicht mit Doktorandenseminaren<br />

bei Tagungen und Konferenzen<br />

verfügbar. Zudem wird eine Datenbank<br />

mit abgeschlossenen sowie laufenden<br />

Dissertationen auf dem Gebiet der <strong>Wirtschaftsinformatik</strong><br />

aufgebaut. Alle Doktoranden<br />

werden gebeten, sich unter der oben genannten<br />

Adresse zu registrieren. Drei der<br />

Einträge in die Datenbank abgeschlossener<br />

Dissertationen sind nachstehend aufgeführt.<br />

Raupp, Markus<br />

Netzwerkstrategien und Informationstechnik<br />

– Eine ökonomische Analyse von<br />

Strategien in Unternehmensnetzwerken<br />

und deren Wirkungen auf die<br />

Ausgestaltung der zwischenbetrieblichen<br />

Informations- und Kommunikationssysteme<br />

Promotion am 2002-02-06,<br />

erschienen bei Peter Lang, 562 Seiten,<br />

75,70 1,<br />

ISBN: 3-631-39597-3<br />

Empirische Befunde machen deutlich, dass<br />

Unternehmensnetzwerke aus Perspektive<br />

der Organisations- und Strategiegestaltung<br />

einen Bedeutungsgewinn erfahren haben.<br />

Dem Einsatz moderner Informations- und<br />

Kommunikationstechnologie (IKT) kommt<br />

in dieser Hinsicht eine hohe Relevanz zu,<br />

wobei die Potenziale der IKT jedoch nur<br />

durch ihre Einbettung in die Netzwerkstrategie<br />

und in Relation zu anderen Bausteinen<br />

der Unternehmensgesamtstrategie konkretisiert<br />

werden können. Vor diesem Hintergrund<br />

ist es das Ziel der Arbeit, strategische<br />

Gestaltungsoptionen für Unternehmensnetzwerke<br />

zu analysieren. Zu diesem Zweck wird<br />

ein strategisches Rahmenmodell entwickelt,<br />

welches Elemente der Neuen Institutionenökonomik<br />

und der Managementlehre integriert.<br />

Einen zentralen Analysegegenstand<br />

bildet die Ausgestaltung der interorganisatorischen<br />

Koordinationsstruktur in Abhängigkeit<br />

von spezifischen Partnerkonstellationen,<br />

einschließlich der Untersuchung der situativen<br />

Bedeutung von Vertrauen.<br />

Gutachter: Prof. Dr. Franz Schober, Albert-<br />

Ludwigs-Universität Freiburg; Prof. Dr.<br />

Günter Müller, Albert-Ludwigs-Universität<br />

Freiburg<br />

Schlagworte: Unternehmensnetzwerke, Kollektive<br />

und individuelle Netzwerkstrategie,<br />

Interorganisationssysteme, Vertrauensbildungsmechanismen,<br />

Kooperative Spieltheorie<br />

E-Mail: markus.raupp@vwl.uni-freiburg.de<br />

John, Ulrich<br />

Konfiguration und Rekonfiguration mittels<br />

Constraint-basierter Modellierung<br />

Promotion am 2002-02-22,<br />

erschienen bei Akademische Verlagsgesellschaft,<br />

176 Seiten, 30,00 1,<br />

ISBN: 3-89838-255-9<br />

Hauptgegenstand der Arbeit ist die Entwicklung<br />

und Untersuchung eines leistungsstarken<br />

Ansatzes für die wahlweise automatische<br />

oder hochflexibel interaktionsgesteuerte<br />

Konfiguration und Rekonfiguration von<br />

Produkten. Das entwickelte Problemlösungsmodell<br />

basiert im Wesentlichen auf<br />

constraint-basierter Modellierung über endlichen<br />

Domänen und deckt in der vorgestellten<br />

Form eine breite Palette technischer und<br />

nicht-technischer Konfigurationsprobleme<br />

ab, wobei alle ausschlaggebenden Qualitätsmerkmale<br />

für Konfigurationssysteme erfüllt<br />

sind. Die modellbedingte drastische Einschränkung<br />

des Suchraumes bietet darüber<br />

hinaus Potenzial für die adäquate Berücksichtigung<br />

von Optimierungszielen.<br />

Gutachter: Prof. Dr. Stefan Jähnichen, TU<br />

Berlin; Prof. Dr. Dietmar Seipel, Universität<br />

Würzburg<br />

Schlagworte: Produktkonfiguration, Rekonfiguration,<br />

Constraint-Programmierung,<br />

constraint-basierte Modellierung, komplexe<br />

Planungsprobleme<br />

E-Mail: Ulrich.John@daimlerchrysler.com<br />

Steffen, Thomas<br />

Modellierungsmethode zur Integration<br />

zwischenbetrieblicher Informationsflüsse<br />

Promotion am 2002-03-06,<br />

erschienen beim Tenea Medienverlag<br />

Berlin, 233 Seiten, 23,00 1,<br />

ISBN: 3-936582-28-9<br />

Ausgehend von Fallbeispielen aus der praktischen<br />

Tätigkeit des Autors, werden mögliche<br />

Ausprägungen einer Integration zwischenbetrieblicher<br />

Informationsflüsse identifiziert.<br />

Daraus werden – nach Abgrenzung der<br />

zentralen Begriffe Information, Informationsfluss,<br />

Integration und Modell – Ziele,<br />

Aufgaben sowie Anforderungen an eine Modellierungsmethode<br />

zur Integration zwischenbetrieblicher<br />

Informationsflüsse abgeleitet.<br />

Nach Maßgabe dieser Anforderungen<br />

wird die „Modellierungsmethode für den<br />

verteilten Entwurf zwischenbetrieblicher Informationsflüsse<br />

(MOVE)‘‘ dargestellt und<br />

weiter entwickelt.<br />

Zu den Komponenten zählen ein materiell<br />

orientierter Entwurfsrahmen, eine ontolo-<br />

giebasierte Referenzbibliothek, eine grafische<br />

Modellierungssprache sowie eine Vorgehensweise.<br />

Anhand eines umfassenden<br />

Beispiels aus der Konsumgüterbranche wird<br />

gezeigt, dass durch den Einsatz von MOVE<br />

eine einfache, schnelle und kostengünstige<br />

Realisierung und Wartung von zwischenbetrieblichen<br />

Integrationslösungen ermöglicht<br />

wird.<br />

Gutachter: Prof. Dr. Joachim Fischer, Universität<br />

Paderborn; Prof. Dr. Ludwig Nastansky,<br />

Universität Paderborn<br />

Schlagworte: Interorganisatorische Informationssysteme,unternehmensübergreifende<br />

Prozesse, Modellierungsmethode<br />

E-Mail: steffen@amtdee.de<br />

WIRTSCHAFTSINFORMATIK 45 (2003) 2, S. 230–242

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