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FIAT-SIMCA BALILLA Der begeisterte Balilla-Besitzer Willy Frank ...

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24-31_Titel_Fiat_<strong>Balilla</strong> 31.10.2007 10:10 Uhr Seite 24<br />

TITEL | <strong>FIAT</strong>-<strong>SIMCA</strong> <strong>BALILLA</strong><br />

100%<br />

française fra ise<br />

<strong>Der</strong> <strong>begeisterte</strong> <strong>Balilla</strong>-<strong>Besitzer</strong> <strong>Willy</strong> <strong>Frank</strong> hat ein bemerkenswertes Auto in seiner Garage stehen – nicht nur,<br />

weil es schöner aussieht als neu. Könnte er reden, dann wüsste der kleine Roadster vieles zu erzählen –<br />

über die Wirtschaftskrise, über Politik, über Feinde und Freunde… und über sein eigenes Happy End im<br />

luzernischen Aesch. Text und Bilder: Mark Siegenthaler<br />

Wir schreiben den 9. April 1932. Im grossen<br />

Park der Villa Torlonia in Rom umringt eine<br />

Gruppe von Herren in eleganten dunklen<br />

Anzügen zwei Autos, die auf einem<br />

Kiesplatz nebeneinander geparkt um die<br />

Wette strahlen. Einer der Herren ist der<br />

Duce, Benito Mussolini. Ein anderer ist<br />

Fiat-Chef Giovanni Agnelli. Agnelli hat<br />

keinen leichten Stand – es ist ein<br />

offenes Geheimnis,<br />

dass der Duce<br />

24 SwissClassics Nr. 16 | 04.2007/2008


24-31_Titel_Fiat_<strong>Balilla</strong> 31.10.2007 10:10 Uhr Seite 25<br />

keine grosse Begeisterung für den wenig<br />

gefügigen Agnelli und seine Turiner Allerweltsautos<br />

hegt. Trotzdem lässt sich<br />

Mussolini vom neuen Automobil überzeugen,<br />

das ihm da unter den Bäumen<br />

präsentiert wird. <strong>Der</strong> Fiat 508 <strong>Balilla</strong> hat<br />

das Zeug zu einem Erfolgsmodell, muss<br />

der Duce zugeben, und zwar in verschiedener<br />

Hinsicht: Er kann den Angestellten<br />

im Fiat-Werk wieder Arbeit und den<br />

Italienern wieder mehr Selbstvertrauen<br />

verschaffen. La vetturetta italiana per tutti<br />

gli italiani. Ein modernes und gleichzeitig<br />

erschwingliches Auto für jedermann.<br />

Szenenwechsel. Im Pariser Vorort Suresnes<br />

wartet ein junger, aufstrebender Italo-<br />

Franzose namens Henry Théodore Pigozzi<br />

gespannt auf die Präsentation des<br />

Fiat <strong>Balilla</strong>, denn er hat damit etwas vor.<br />

Seit sechs Jahren verkauft er die soliden<br />

Fiat-Autos aus Turin in <strong>Frank</strong>reich. Mit<br />

der Wirtschaftskrise sind jedoch dunkle<br />

<strong>FIAT</strong> – 100 % FRANÇAISE<br />

Schatten aufgezogen – die französische<br />

Regierung erhebt jetzt horrende Zollgebühren<br />

auf importierte Güter, um die heimische<br />

Produktion zu schützen. Pigozzis<br />

Autos werden viel zu teuer. Dabei hatte<br />

doch alles so gut begonnen: Pigozzi hatte<br />

sich dank seiner Beziehungen zum<br />

Hause Agnelli vom Schrotthändler zum<br />

Fiat-Generalimporteur gemausert, er<br />

hatte von seiner Garage aus ein Händlernetz<br />

aufgezogen und als Geschäfts-<br />

www.swissclassics.com SwissClassics<br />

25


24-31_Titel_Fiat_<strong>Balilla</strong> 31.10.2007 10:10 Uhr Seite 26<br />

TITEL | <strong>FIAT</strong>-<strong>SIMCA</strong> <strong>BALILLA</strong><br />

Flott sieht sie aus, die französische Schauspielerin Jeanne Helbling<br />

am Steuer des neuen Fiat 6 CV Roadster.<br />

Auch wenn ihn wohl meist die Männer kauften – in der<br />

Werbung war der Roadster immer in Frauenhand.<br />

Luxus, Wirtschaftlichkeit und Komfort – der französische Fiat<br />

sollte seine Käufer nicht enttäuschen.<br />

führer der SAFAF (Société Anonyme<br />

Française des Automobiles Fiat) tausende<br />

von Fiat-Autos in ganz <strong>Frank</strong>reich verkauft.<br />

Henry Théodore (eigentlich hiess er ja Enrico<br />

Teodoro, aber ein französischer Vorname<br />

ist im <strong>Frank</strong>reich der 30er-Jahre<br />

vorteilhafter) war sicher: <strong>Der</strong> <strong>Balilla</strong> würde<br />

sein Rettungsanker werden. <strong>Der</strong> kleine,<br />

günstige Wagen würde auch in mageren<br />

Zeiten gut zu verkaufen sein. Und er musste<br />

die Fiat-Leitung in Turin überzeugen, den<br />

<strong>Balilla</strong> vollends in <strong>Frank</strong>reich fabrizieren<br />

zu lassen. So konnte man die Zollgebühren<br />

umgehen. Fiat willigte ein, und Pigozzis<br />

Firma wurde umbenannt in Société Anonyme<br />

française pour la Fabrication en<br />

France des Automobiles Fiat. Und alsbald<br />

wurde unter etwas abenteuerlichen Bedingungen<br />

die Fiat-Fabrication gestartet.<br />

Nochmals Szenenwechsel. Ein strahlend<br />

schöner Samstagnachmittag im Spätsommer<br />

2007 in der Luzerner Gemeinde<br />

Aesch. <strong>Willy</strong> <strong>Frank</strong>, pensionierter Textilhändler<br />

und passionierter Fiat-<strong>Besitzer</strong>,<br />

öffnet stolz seine Garage und meint:<br />

«Hoffentlich ist er sauber genug für die<br />

Fotos!» Ist er. Und ob. <strong>Der</strong> Fiat sieht wahrscheinlich<br />

schöner aus als damals, als<br />

er in der Pariser Banlieue aus der Halle<br />

kam. <strong>Frank</strong> schliesst die Batterie an, öffnet<br />

den Benzinhahn, setzt seine Mütze<br />

auf, nimmt hinter dem Volant Platz und<br />

drückt auf den Fussanlasser. Man hat den<br />

Anlasser noch nicht mal gehört, und schon<br />

dreht der kleine Vierzylinder freudig hoch.<br />

«Das ist schon faszinierend: Die Technik<br />

von damals ist so einfach und funktioniert<br />

so gut – ich hatte in 13 Jahren nicht<br />

Eine der populärsten Carrosserie-Varianten war die «Berline 2 portes».<br />

Extras wie Stossstangen, Kühlergitter und Stopp-Leuchte gab es nur auf Bestellung.<br />

26 SwissClassics Nr. 16 | 04.2007/2008


24-31_Titel_Fiat_<strong>Balilla</strong> 31.10.2007 10:10 Uhr Seite 27<br />

Ein Projekt<br />

für gute<br />

Handwerker<br />

«Ja wissen Sie, wenn man einmal angefangen<br />

hat, dann muss man das zu Ende führen», erklärt Fiat-<strong>Besitzer</strong> <strong>Willy</strong> <strong>Frank</strong>.<br />

Damit meint er die Restauration seines Roadsters, die viel Zeit und Energie und<br />

auch doppelt so viel Geld wie geplant in Anspruch nahm. Er hatte den Fiat Anfang<br />

90er-Jahre bei einem Bekannten im Welschland im Gartenhäuschen entdeckt. 1981<br />

war der Italo-Franzose in die Schweiz gelangt, aber nie restauriert worden. <strong>Frank</strong><br />

holte ihn ins Seetal und betraute eine Handvoll «tüchtiger Handwerker aus der<br />

Region» mit der Restauration. In Italien und <strong>Frank</strong>reich ging er auf Teilesuche. «Wir<br />

erlebten eine wunderbare Zeit mit vielen guten Kontakten», sagt <strong>Frank</strong> heute, und<br />

die gründliche Restauration bis zur berühmten allerletzten Schraube hat sich für<br />

ihn trotz aller Mühen und Kosten gelohnt: «<strong>Der</strong> läuft und läuft, und ist so problemlos<br />

zu fahren, es ist sagenhaft!»<br />

Auto in Einzelteilen – Eindruck einer Restauration bis auf<br />

die letzte Schraube.<br />

Ein älterer Mitarbeiter, der urspünglich das Wagnerhandwerk<br />

gelernt hatte, sprang in die Bresche...<br />

Das Holzgerippe des kleinen Fiat war nur noch als Muster<br />

für die Neuanfertigung zu gebrauchen...<br />

...und baute das Holzgerippe in stundenlanger Präzisionsarbeit<br />

Stück für Stück neu auf.<br />

<strong>FIAT</strong> – 100 % FRANÇAISE<br />

<strong>Willy</strong> <strong>Frank</strong> hat gut lachen:<br />

seit 13 Jahren ist er mit dem Roadster pannenfrei unterwegs –<br />

aber der Weg bis zur ersten Ausfahrt war lang, steinig und teuer.<br />

Vernachlässigt, aber ziemlich komplett –<br />

der Roadster vor der Frischzellenkur.<br />

... und <strong>Frank</strong> brachte es in die Schreinerei. Dort drohten 2<br />

Mitarbeiter mit der Kündigung, falls es dableiben würde.<br />

<strong>Der</strong> fertige Holzrahmen wartet nur noch auf sein Blechkleid.<br />

www.swissclassics.com SwissClassics<br />

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24-31_Titel_Fiat_<strong>Balilla</strong> 31.10.2007 10:11 Uhr Seite 28<br />

TITEL | <strong>FIAT</strong>-<strong>SIMCA</strong> <strong>BALILLA</strong><br />

Schlicht, einfach und doch elegant: das Armaturenbrett des Fiat 6 CV Roadster. <strong>Der</strong> <strong>Balilla</strong>-Schriftzug auf der rechten Seite war bei den meisten anderen<br />

französischen Exemplaren übrigens gar nie montiert worden («Ne m' appelez pas <strong>Balilla</strong>!»).<br />

Zuerst zu 60%, dann zu 80% und bald zu 100% war der Fiat «französisch».<br />

Die Jaeger-Instrumente sowie...<br />

... die Motor-Anbauteile stammen von französischen Zulieferern<br />

wie z.B. Paris-Rhône oder Solex.<br />

eine einzige Panne!», resümiert <strong>Frank</strong>,<br />

steuert den Roadster aus der Garage, und<br />

mühelos geht es ab auf die Landstrasse.<br />

Als wären wir noch in den 30er-Jahren.<br />

Ne m’appelez pas <strong>Balilla</strong>!<br />

Im Hause Fiat bestand der Name der Automodelle<br />

traditionsgemäss aus einer<br />

dreistelligen Nummer. Dem neuen Fiat<br />

wurde die 508 zugeteilt, und er bekam<br />

auch einen Beinamen: <strong>Balilla</strong>. <strong>Balilla</strong> war<br />

ursprünglich der Übername eines mutigen<br />

jungen Italieners, der 1746 den Aufstand<br />

gegen die österreichische Besatzung<br />

in Genua mit einem Steinwurf<br />

ausgelöst haben soll. Er wurde dadurch<br />

zum Volkshelden, und 1926 wählten die<br />

Faschisten den Namen <strong>Balilla</strong> für ihre<br />

Jugendorganisation, das Vorbild für<br />

Deutschlands Hitlerjugend. <strong>Balilla</strong> war<br />

damals in Italien generell ein beliebtes<br />

Wort. Unzählige Produkte wurden so getauft,<br />

und nicht immer wurde der Name<br />

aus faschistischen Beweggründen<br />

gewählt. <strong>Balilla</strong> symbolisierte Jugend<br />

und Kraft in Verbindung mit einer kleinen<br />

Dimension. Ein idealer Name also<br />

für den 508, könnte man meinen, aber<br />

nur in Italien. Ausserhalb Mussolinis<br />

Reich hatte <strong>Balilla</strong> einen derart schlechten<br />

Beigeschmack, dass der Name von<br />

den Importeuren sorgfältig aus allen<br />

Unterlagen gestrichen wurde. In Verkaufsprospekten<br />

hiess er meist schlicht Fiat<br />

508. In <strong>Frank</strong>reich teilte ihm die Steuerbehörde<br />

6 Steuer-PS zu, weshalb er dort<br />

Fiat 6 CV genannt wurde.<br />

Premiere feierte der 6 CV im Herbst 1932<br />

im Pariser Grand Palais. Er kam gut an.<br />

Sein Preis entsprach mit gut 15 000 Francs<br />

für die billigste Version zwar immer noch<br />

einem Jahresgehalt eines durchschnittlichen<br />

Angestellten, aber andere Autos<br />

waren noch teurer, und zudem durfte<br />

der geneigte 6-CV-Käufer den Wagen<br />

auch binnen 12, 15 oder 18 Monaten abzahlen.<br />

Viele Franzosen liessen sich wohl<br />

auch vom Slogan «100% française» begeistern<br />

und bestellten ein Exemplar. <strong>Der</strong><br />

frühere Fiat-Importeur und jetzige Fiat-<br />

Hersteller Pigozzi hatte bald alle Hände<br />

voll zu tun. Eine Fabrik hatte er nicht,<br />

nur eine kleine Werkhalle, also schloss<br />

er Verträge mit anderen Werkstätten in<br />

der Umgebung ab, die für ihn Teile fertigten.<br />

Die Carrosserien entstanden beim<br />

renommierten Carrossier Kelsch in Paris-<br />

Levallois. Bei Pigozzi in Suresnes wurden<br />

die Autos schliesslich zusammengesetzt.<br />

Das Montageband war zwar nur ein paar<br />

Meter lang, trotzdem schaffte Pigozzi<br />

es irgendwie, bis Ende 1934 gut 7000<br />

28 SwissClassics Nr. 16 | 04.2007/2008


24-31_Titel_Fiat_<strong>Balilla</strong> 31.10.2007 10:11 Uhr Seite 29<br />

<strong>Der</strong> kleine Hauptbremszylinder verrät: <strong>Balilla</strong>-Fahrer<br />

bremsen schon 1932 hydraulisch.<br />

Die Raddeckel (1935er Modell) tragen bereits den<br />

Simca-Schriftzug über dem Fiat-Emblem.<br />

<strong>FIAT</strong> – 100 % FRANÇAISE<br />

In guter alter französischer Tradition:<br />

Die Cibié-Scheinwerfer leuchten gelb.<br />

www.swissclassics.com SwissClassics<br />

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24-31_Titel_Fiat_<strong>Balilla</strong> 31.10.2007 10:11 Uhr Seite 30<br />

TITEL | <strong>FIAT</strong>-<strong>SIMCA</strong> <strong>BALILLA</strong><br />

Fiat 6 CV herzustellen und dazu auch noch<br />

einige Fiat 11 CV, die französische Version<br />

des 518 Ardita. Pigozzi musste dringend<br />

ausbauen. Die Geburtsstunde der<br />

Marke Simca nahte.<br />

Die Legende besagt, dass Henry Pigozzi<br />

eines Tages auf einer Fahrt von Paris nach<br />

St-Germain zufällig ein Verkaufsplakat<br />

erblickte: In Nanterre war die alte stillgelegte<br />

Donnet-Zédel-Fabrik zu haben.<br />

Pigozzi griff zu. Am 2. November 1934<br />

wurde die Firma Simca gegründet, eine<br />

Abkürzung für «Societé Industrielle de<br />

Mechanique et Carrosserie Automobile».<br />

In Rekordzeit wurden die Fabrikhallen für<br />

die Produktion der Simca-Fiat- Modelle<br />

hergerichtet, und am 1. Juli 1935 rollten die<br />

ersten Autos aus Pigozzis neuer Fabrik.<br />

Von den Pyrenäen ins Seetal<br />

Als der erste Simca auftauchte, war der<br />

rote 6 CV Roadster von <strong>Willy</strong> <strong>Frank</strong> schon<br />

seit zwei Jahren unterwegs. Und über<br />

sieben Jahrzehnte danach immer noch.<br />

<strong>Der</strong> 6 CV rollt gemütlich über die Strassen<br />

des Luzerner Seetals. <strong>Der</strong> kräftige<br />

Einliter-Motor lässt ihn Steigungen mühelos<br />

erklimmen, und auch Bergabfahrten<br />

sind kein Problem. Schliesslich hat er bereits<br />

eine hydraulische Bremsanlage, was<br />

zu Beginn der 30er-Jahre bei einem Kleinwagen<br />

revolutionär war. Kein Wunder<br />

bekam der <strong>Balilla</strong> damals dickes Lob von<br />

der Zunft der Automobiljournalisten.<br />

Auch mit seiner 12-Volt-Elektrik konnte<br />

er auftrumpfen, und die Tester lobten<br />

die gute Strassenlage.<br />

<strong>Willy</strong> <strong>Frank</strong>s französischer <strong>Balilla</strong> ist einer<br />

der ältesten, die heute noch existieren.<br />

Im vergangenen Frühling hat der<br />

Simca-Club <strong>Frank</strong>reich eine umfangreiche<br />

Erhebung durchgeführt und 262 Exemplare<br />

aus den Baujahren 1932 bis 1937<br />

gefunden, nur gerade 6 davon sind aus<br />

dem ersten Baujahr. Obwohl – bis er verkauft<br />

wurde, dauerte es eine Weile. Zugelassen<br />

wurde Chassis-Nummer 3180<br />

laut den Unterlagen der französischen<br />

Behörden am 10. Februar 1933 in der Stadt<br />

Pau am Fuss der Pyrenäen. Schon im<br />

selben Jahr wurde er an <strong>Besitzer</strong> Nummer<br />

2 verkauft, und im Jahr 1936 wurde<br />

bereits der dritte <strong>Besitzer</strong> eingetragen.<br />

Vielleicht war es dieser Zeitpunkt, als <strong>Frank</strong>s<br />

Roadster zwecks besseren Verkaufschancen<br />

ein wenig aufgerüstet wurde: Er bekam<br />

nämlich irgendwann in seiner Jugend<br />

ein Vierganggetriebe in Verbindung mit<br />

dem etwas stärkeren Motor des 1934er-<br />

Modells. Laut Simca-Club war diese Modifikation<br />

damals gang und gäbe – und<br />

auch verständlich, in den Pyrenäen<br />

dürften ein paar zusätzliche Pferdchen<br />

unter der Haube sowie ein vierter Gang<br />

durchaus von Vorteil gewesen sein.<br />

Modellpflege<br />

1934 hatten sich aber nicht nur Motor<br />

und Getriebe geändert. Fiat <strong>Balilla</strong> sowie<br />

auch Simca-Fiat 6 CV erhielten eine<br />

aerodynamischer gestylte Carrosserie<br />

mit schräggestelltem Kühlergrill. Zudem<br />

gab es mittlerweile eine ganze Reihe von<br />

verschiedenen Modellen zu kaufen, neben<br />

dem Spider (in <strong>Frank</strong>reich Roadster) und<br />

dem Berlina (Berline) mit 2 oder 4 Türen<br />

gab es auch eigene französische Modelle:<br />

das Faux cabriolet/Coupé und ein elegantes<br />

Cabriolet mit komplett versenkbarem<br />

Verdeck. Das Torpedo-Modell sowie<br />

eine Militärversion wurden dagegen<br />

nur in Turin produziert. In beiden<br />

Ländern gab es kleine Nutzfahrzeuge,<br />

die auf dem <strong>Balilla</strong> aufbauten. Jetzt fehlt<br />

nur noch einer: der legendäre Spider<br />

Sport, der mit sportlicher Carrosserie und<br />

erstarktem Motor auch diverse Rennsporterfolge<br />

feierte.<br />

<strong>Der</strong> 508 blieb bis 1937 im Fiat-Programm.<br />

Nach 26 472 produzierten Exemplaren<br />

kam im selben Jahr auch bei<br />

Simca das Produktionsende. Simca hatte<br />

schon verschiedene andere Fiat-Lizenzbauten<br />

im Programm, mit denen die Firma<br />

ihren Erfolg fortsetzen konnte, unter<br />

anderem den Simca 5 (die französische<br />

Version des Topolino) oder den Simca 8.<br />

<strong>Der</strong> Simca-Fiat 6 CV ging als Modell in<br />

die Geschichte ein, das den Aufbau der<br />

neuen französischen Automarke überhaupt<br />

möglich gemacht hatte. Schliesslich<br />

war er, wie einer der letzten Prospekte<br />

verlauten liess, ganz einfach «la<br />

meilleure voiture du monde», das beste<br />

Auto der Welt.<br />

30 SwissClassics Nr. 16 | 04.2007/2008


24-31_Titel_Fiat_<strong>Balilla</strong> 31.10.2007 10:11 Uhr Seite 31<br />

INFOBLATT: <strong>FIAT</strong> <strong>BALILLA</strong> (Modell ab 1934)<br />

Technische Daten Simca-Fiat 6CV Roadster<br />

Motor: 4 Zylinder in Reihe,<br />

995 ccm,<br />

seitengesteuert,<br />

20 PS (24 PS) ,<br />

Verdichtung 5,8:1 (6:1),<br />

Thermosyphon-Kühlung,<br />

Solex-Vergaser,<br />

12-Volt-Elektrik<br />

Getriebe: 3 Gänge unsynchronisiert<br />

(4 Gänge, dritter Gang «geräuschlos<br />

mit erleichterter Schaltvorrichtung<br />

zum vierten Gang»), Stockschaltung<br />

Höchstgeschwindigkeit: ca. 80 (85) km/h<br />

Fahrwerk: 4 Halbelliptikfedern mit hydraulischen<br />

Stossdämpfern, hydraulisches Einkreis-<br />

Bremssystem, Handbremse auf Kardanwelle<br />

wirkend<br />

Masse und Gewicht: Länge 3450 mm,<br />

Höhe 1400 mm,<br />

Radstand 2250 mm,<br />

Leergewicht 690 kg,<br />

Gesamtgewicht 845 kg<br />

<strong>FIAT</strong> – 100 % FRANÇAISE<br />

Ein Modell mit internationaler Ausstrahlung<br />

Nicht nur in <strong>Frank</strong>reich wurden Lizenzbauten des Fiat 508 hergestellt.<br />

Auch in Deutschland bei NSU-Fiat wurden sie gebaut, in Polen bei Polski-<br />

Fiat und in der Tschechoslowakei in der Walther-Fabrik. Nach England<br />

und Spanien wurden Fiat 508 in Einzelteilen exportiert und vor Ort zusammengebaut.<br />

Weblinks<br />

www.simca-fiat.info<br />

Sehr informative Website des französischen Simca-Clubs.<br />

Literatur<br />

Fiat 508 <strong>Balilla</strong>,<br />

von Antonio Amadelli, erschienen im Nada Verlag, in italienisch, ISBN<br />

Nummer 9788879110884<br />

www.swissclassics.com SwissClassics<br />

Haftungsausschluss: Alle aufgeführten Tipps und Kontakte dienen als Empfehlung der SwissClassics Redaktoren.<br />

Wir übernehmen daher keine Verantwortung für Leistungen von Garagisten und Veranstaltern sowie<br />

Inhalte von aufgeführten Webseiten.<br />

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