2 Liebe Leserinnen <strong>und</strong> Leser, die weltweite Wirtschaftskrise hat tiefe Spuren hinterlassen. Doch die Berichte der Wirtschaftsinstitute zeigen: Es geht wieder aufwärts. Gerade die auf Zukunftsmärkte orientierten Unternehmen der <strong>Umwelt</strong>branche – das belegen die Umsatz- <strong>und</strong> Beschäftigungszahlen – haben wieder kräftig Fahrt aufgenommen. Und die Unternehmen dieses „Green Tech“-Sektors haben beste Voraussetzungen, ihre Erfolgsgeschichte der letzten Jahre fortzuschreiben. Dass wir klüger <strong>und</strong> mit langfristiger Perspektive wirtschaften müssen, ist eine der Lektionen dieser Krise. Die Welt steht am Beginn eines gr<strong>und</strong>legenden industriell-technologischen Wandels. Es geht um den Paradigmenwechsel hin zu einer energie- <strong>und</strong> rohstoffschonenden Wirtschaft. Der globale Klimawandel, aber auch das schnelle Wachstum der Weltbevölkerung auf neun Milliarden Menschen mit gewaltigem <strong>Energie</strong>- <strong>und</strong> Ressourcenhunger zwingen uns zu dieser entscheidenden Kurskorrektur. Wir müssen die Herausforderung annehmen <strong>und</strong> die Chancen einer ressourcenschonenden, kohlenstoffarmen Wirtschaft nutzen. Deutschland soll eine der effizientesten, innovativsten <strong>und</strong> umweltfre<strong>und</strong>lichsten Volkswirtschaften der Welt werden – bei wettbewerbsfähigen Preisen <strong>und</strong> einem hohen Wohlstandsniveau. Dafür steht auch unser <strong>Energie</strong>konzept, das wir Ende September 2010 verabschiedet haben. Für den notwendigen Strukturwandel ist unser Land so gut positioniert wie kein anderes. Konkret geht es darum, fossile <strong>Energie</strong>n durch erneuerbare <strong>und</strong> endliche Rohstoffe durch nachwachsende zu ersetzen, die Wegwerfgesellschaft in eine Kreislaufgesellschaft zu überführen <strong>und</strong> eine nachhaltige Mobilität aufzubauen. Dafür wollen wir auch die <strong>Energie</strong>versorgung in Deutschland bis 2050 gr<strong>und</strong>legend modernisieren. Unser <strong>Energie</strong>konzept verbindet drei zentrale Ziele miteinander: Es dient der <strong>Energie</strong>sicherheit, dem Klimaschutz <strong>und</strong> gleichzeitig dem Wachstum <strong>und</strong> der Wettbewerbsfähigkeit. Es ist langfristig angelegt, konkret in Zielen <strong>und</strong> Maßnahmen <strong>und</strong> solide finanziert. So sollen bis 2020 die Treibhausgase – gegenüber 1990 – um 40 Prozent <strong>und</strong> bis 2050 um 80 bis 95 Prozent gemindert werden. Der Anteil erneuerbarer <strong>Energie</strong>n an der Stromerzeugung wird bis 2020 auf 35 Prozent <strong>und</strong> bis 2050 auf 80 Prozent steigen. Durch mehr <strong>Energie</strong>effizienz wird der Primärenergieverbrauch bis 2050 halbiert. Für den Umbruch wird eine neue Generation umweltfre<strong>und</strong>licher Technologien einen Innovationsschub auslösen, von dem alle profitieren: <strong>Umwelt</strong> <strong>und</strong> Klima, Wirtschaft <strong>und</strong> Beschäftigung, Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger. Diese Strategie einer ökologischen Modernisierung der sozialen Markwirtschaft bietet enorme Möglichkeiten. Und sie verbindet das wertkonservative <strong>und</strong> christliche Anliegen der Bewahrung der Schöpfung mit einem Konzept für Wachstum <strong>und</strong> Arbeit. Sie sichert die Lebensgr<strong>und</strong>lagen nachfolgender Generationen <strong>und</strong> den Industriestandort Deutschland. Mit diesem <strong>Magazin</strong> wollen wir Sie über die ökologischen Zukunftsmärkte <strong>und</strong> die Chancen für unser Land informieren. Dr. Norbert Röttgen B<strong>und</strong>esminister für <strong>Umwelt</strong>, Naturschutz <strong>und</strong> Reaktorsicherheit Der Aufbruch ins kohlenstoffarme Zeitalter Intelligenter wirtschaften Der globale Wettlauf um die grünen Leitmärkte der Zukunft <strong>und</strong> eine klimafre<strong>und</strong>liche Wirtschaft ist voll im Gang. Gerade Deutschland sollte davon profitieren. Es gehört zu den Launen der Geschichte, dass sie die Menschheit mit zwei gewaltigen Herausforderungen gleichzeitig konfrontiert: mit der Klima- <strong>und</strong> der Ressourcenkrise. Aber für beide Krisen gibt es eine Lösung: die große Transformation unserer Ökonomie – die ökologische Modernisierung der sozialen Marktwirtschaft. Es geht um den Aufbruch in ein neues kohlenstoffarmes, ressourceneffizientes Zeitalter. Die alte, <strong>Energie</strong> <strong>und</strong> Ressourcen im Übermaß verschlingende Produktionsweise hat abgewirtschaftet. Sie gefährdet Klima <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit der Menschen, sie bedroht <strong>Umwelt</strong> <strong>und</strong> <strong>Energie</strong>sicherheit, wirtschaftlichen Erfolg <strong>und</strong> Arbeitsplätze. Sie ist nicht wettbewerbsfähig <strong>und</strong> nicht Getriebetechnik für Windkraftanlagen nachhaltig. Sie ist aus der Zeit gefallen. Denn <strong>Energie</strong> <strong>und</strong> Rohstoffe werden zunehmend kostbarer. Wer heute Erfolg haben will, muss effizienter <strong>und</strong> sparsamer mit <strong>Energie</strong> <strong>und</strong> Rohstoffen umgehen. Der muss mehr aus weniger machen <strong>und</strong> sich an die Märkte der Zukunft ankoppeln. Nachhaltige Mobilität, umweltfre<strong>und</strong>liche <strong>Energie</strong>erzeugung <strong>und</strong> -speicherung, Rohstoff-, Material- <strong>und</strong> <strong>Energie</strong>effizienz, Kreislaufwirtschaft <strong>und</strong> intelligentes Abfallmanagement, ökologische Wasserwirtschaft <strong>und</strong> die grüne Informationstechnologie Green IT – wer auf diesen Feldern als Technologieführer die Nase vorn hat, sichert sich wirtschaftlichen Erfolg, Wachstum <strong>und</strong> Beschäftigung. Startvorteil mutig nutzen Die derzeitige Phase der Erholung von der weltweiten Rezession sollte uns nicht von der Frage ablenken, wie wir künftig wirtschaf- ten. Dass wir klüger wirtschaften müssen, signalisieren uns Klimaforscher <strong>und</strong> Ökonomen gleichermaßen. Der globale Wettlauf um eine kohlenstoffarme <strong>und</strong> ressourceneffiziente Zukunft hat längst begonnen, <strong>und</strong> er wird alle Wirtschaftszweige erfassen. Deutschland ist gut positioniert. Jetzt geht es darum, den Startvorteil mutig zu nutzen <strong>und</strong> ein klima-, umwelt - <strong>und</strong> ressourcenschonendes Modell wirtschaftlichen Wachstums zu gestalten <strong>und</strong> die Vorreiterrolle zu verteidigen. Megatrends fordern heraus Treiber dieser Entwicklung sind drei Megatrends, die von der Weltwirtschaft neue Antworten verlangen: Die Weltbevölkerung wird bis 2050 von heute 6,8 auf 9 Milliarden Menschen steigen <strong>und</strong> die verfügbaren Ressourcen stark verknappen. Mit dem Aufstieg vieler Entwicklungs- <strong>und</strong> Schwellenländer wird sich die Zahl der in Industriegesellschaften lebenden Menschen verdreifachen. Wohlstandswünsche <strong>und</strong> der Bedarf an Konsumgütern nehmen zu. Deren Herstellung muss künftig viel stärker von <strong>Umwelt</strong>technologien geprägt sein, um den Bedarf an <strong>Energie</strong> <strong>und</strong> Rohstoffen zu verringern. Die Veränderung des Klimas ist zur großen Bedrohung der Menschheit geworden <strong>und</strong> verlangt von den Industriegesellschaften eine schnelle <strong>und</strong> weitreichende Reduzierung der Klimagase um bis zu 95 Prozent bis 2050. Viele Unternehmen haben die Zeichen der Zeit verstanden. So sind deutsche Firmen im großen Zukunftsmarkt der erneuerbaren <strong>Energie</strong>n auf mehreren Gebieten 3