Alle neune – großer Wurf für die <strong>Umwelt</strong> Auf zwei Doppelseiten stellen wir Ihnen neun Technologien <strong>und</strong> Betriebe vor, die in Sachen <strong>Umwelt</strong> beispielhaft vorangehen – mit Innovationskraft <strong>und</strong> Marktpotenzial, guten Geschäften <strong>und</strong> gutem Klima. Beispiele erfolgreicher Technologien aus allen Ecken der Republik. Superturbine: Der klimafre<strong>und</strong>liche Koloss Das blitzende Stahlungetüm ist fünf Meter hoch, 13 Meter lang <strong>und</strong> 444 Tonnen schwer: Es ist die größte Gasturbine der Welt <strong>und</strong> gleichzeitig die effizienteste. Entwickelt hat sie die Siemens AG für Gas- <strong>und</strong> Dampfkraftwerke (GuD). Dabei werden Gas- mit Dampfturbinen kombiniert – das erhöht den Wirkungsgrad deutlich, spart wertvollen Brennstoff <strong>und</strong> verringert klimaschädliche Emissionen. Der Gasturbinen-Koloss hat eine Leistung von 375 Megawatt, aber in Kombination mit einer Dampfturbine sind sogar 570 Megawatt möglich. Der Wirkungsgrad von 60 Prozent übertrifft die besten GuD-Kraftwerke nochmals um zwei Prozentpunkte. Das sorgt für etwa 40.000 Tonnen weniger CO 2 -Emissionen im Jahr. Würde man alle Gas- <strong>und</strong> Kohlekraftwerke weltweit mit diesem Kraftwerkstyp fahren, könnten zwei Drittel des Ausstoßes klimaschädlicher Gase vermieden werden. Die besondere Herausforderung der Entwicklung: 3.000 Rotor-Umdrehungen <strong>und</strong> Temperaturen von 1.500 Grad Celsius erfordern neue Werkstoffe <strong>und</strong> ein innovatives Kühlkonzept für die Turbine. Der Prototyp wurde im Kraftwerk Irsching in Bayern aufgebaut. Das umweltfre<strong>und</strong>lichste fossil befeuerte Kraftwerk der Welt soll im Frühjahr 2011 in Betrieb gehen. www.iku-innovationspreis.de/preistraeger-09/kategorie-4 Offshore-Windpark: 1.000-Elefanten-Fuß Am 27. April 2010 wurde <strong>Energie</strong>geschichte geschrieben: Alpha Ventus, der erste Windpark im deutschen Meer, ging 45 Kilometer nördlich von Borkum in Betrieb. Mit zwölf gigantischen Windrädern der Fünf-Megawatt-Klasse sind die Abmessungen des Offshore-Windparks weltweit einmalig. 178 Meter erreichen die Windräder von der Verankerung bis zur Rotorspitze, höher als der Kölner Dom. Und jedes F<strong>und</strong>ament in 30 Metern Wassertiefe hat das Gewicht von 1.000 Elefanten. Mit der <strong>Energie</strong> von Alpha Ventus können 50.000 Drei-Personen-Haushalte versorgt werden. Mehr noch: Der Windpark wird zum Testfeld einer Zukunftstechnologie. Vom Bau <strong>und</strong> Betrieb dieses ersten Offshore-Windparks in deutschen Gewässern profitieren alle künftigen Projekte. Und die werden in den nächsten Jahren Investitionen von mindestens 100 Milliarden Euro <strong>und</strong> 30.000 neue Arbeitsplätze bringen. Die Technologieführerschaft bei diesen Anlagen eröffnet deutschen Unternehmen erhebliche Exportmöglichkeiten. www.alpha-ventus.de Wenn’s brennt: Der intelligente Feuerwächter Abfall sortieren: Das Argusauge der Sensoren Der Blick ins Feuer hat Menschen schon immer fasziniert. Bei der Essener Firma Powitec Intelligent Technologies GmbH hat die Inspektion des Feuerraums von Kraftwerken ein ganz anderes Ziel. Sensoren gewinnen digitale Bilder <strong>und</strong> analysieren die Flamme. Sie prüfen, ob die Verbrennung wirklich optimal läuft. Mit dem mehrfach ausgezeichneten Analyse- <strong>und</strong> Kontrollsystem wird die Verbrennung in Kraftwerken, Müllverbrennungsanlagen oder Zementwerken r<strong>und</strong> um die Uhr überwacht <strong>und</strong> per Autopilot gesteuert. Die innovative Regeltechnologie hat Augen <strong>und</strong> Ohren. Sie ist eine Kombination aus hoch entwickelter optischer <strong>und</strong> akustischer Sensorik <strong>und</strong> neuronalen Netzwerk-Techniken mit selbstlernender Software. Das Überwachungssystem erhöht den Wirkungsgrad von Kraftwerken, reduziert den Brennstoffverbrauch <strong>und</strong> vor allem den Ausstoß von klimaschädlichem CO 2 . Wären alle deutschen Kraftwerkskessel mit dieser Technik ausgerüstet, könnten bis zu drei Millionen Tonnen CO 2 im Jahr vermieden werden. www.powitec.de Es ist wie beim Einchecken im Flughafen, wenn das Gepäck gescannt wird. Aber hier läuft kein Fluggepäck, sondern Abfall übers sehr viel schnellere Förderband. Mit einer Geschwindigkeit von drei bis fünf Metern pro Sek<strong>und</strong>e ist die Sortiertechnik der Recycling-Firma Titech ein echter Schnellläufer. Hausmüll, Auto- oder Elektroschrott: Sensoren erkennen unterschiedliche Stofffraktionen besser als jedes menschliche Auge. Der Scanner „merkt“ sich, wo welche Wertstoffe auf dem Band liegen, <strong>und</strong> gibt seine Informationen an die Pressluftdüsen weiter, die entlang des Förderbands positioniert sind <strong>und</strong> nur darauf warten, PET-Flaschen, Kupferkabel oder die Aluminiumfolie punktgenau per Druckluft herauszuschießen – ab in die Sortierkammer. Deutschland war lange der größte Markt für hochmoderne Sortieranlagen. Inzwischen expandiert Titech in viele andere Länder. In Mülheim-Kärlich, dem Standort der Endmontage für die Scanner-Technologie, baut das Unternehmen jetzt das weltweit größte Testzentrum für sensorgestützte Sortieranlagen. Das Geschäft brummt. www.titech.com Senkt die Kosten, schont das Klima: Optimale Verbrennung im Kraftwerk <strong>Umwelt</strong>-Schlosserei: Der bayerische Musterknabe Die bayerische Schlosserei <strong>und</strong> Schweißerei Erich Heidrich GmbH ist ein wahrer Musterknabe im <strong>Umwelt</strong>management. Schon vor Jahren hat sich der Nürnberger 20-Mann- Betrieb als erste Schlosserei Deutschlands einer auditierten <strong>Umwelt</strong>betriebsprüfung (EMAS) unterzogen. Und verbessert seine <strong>Umwelt</strong>bilanz kontinuierlich weiter. Oberstes Gebot: Ressourceneffizienz! Rohstoff-, <strong>Energie</strong>-, Wasser-, Benzinverbrauch <strong>und</strong> Abfallmengen werden systematisch reduziert, alle Stoffströme minutiös erfasst. Jeder Liter Benzin, jede Tonne Müll tauchen im Input <strong>und</strong> Output der Stoffbilanzen auf. Verpackungsmaterial wird wiederverwendet, anfallende Wertstoffe im betriebsinternen Recyclinghof in 28 Fraktionen getrennt. „Reparatur vor Erneuerung“ ist das Motto des Schweißfachbetriebs. Bei ausrangierten Garagentoren werden vorrangig Federn oder andere Teile ersetzt, um Material zu sparen. Nicht mehr erhältliche Ersatzteile werden selbst hergestellt. LED-Beleuchtung <strong>und</strong> Einsatz von Biomasse zur Beheizung des Bürogebäudes r<strong>und</strong>en das Konzept ab. www.torprofi.de 6 7