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Vortrag von Dipl. –Geologe Peter Fallis - Wanfried

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<strong>Wanfried</strong>er Irdenware<br />

(Werra Keramik)<br />

Teil I : Tone und keramische Massen<br />

Teil II : Töpferhandwerk T pferhandwerk und Irdenware<br />

Teil III : Geschichtlicher Abriss der Irdenware<br />

und Irdenware aus <strong>Wanfried</strong><br />

<strong>Vortrag</strong> <strong>von</strong> <strong>Dipl</strong>. <strong>–Geologe</strong> Geologe <strong>Peter</strong> <strong>Fallis</strong><br />

Heimatmuseum <strong>Wanfried</strong> Folie 1


<strong>Wanfried</strong>er Irdenware<br />

(Werra Keramik)<br />

Teil I : Tone und keramische Massen<br />

<strong>Vortrag</strong> <strong>von</strong> <strong>Dipl</strong>. <strong>–Geologe</strong> Geologe <strong>Peter</strong> <strong>Fallis</strong><br />

Heimatmuseum <strong>Wanfried</strong> Folie 2


Tone und keramische Massen<br />

• In fast allen Ländern gibt es Tonvorkommen<br />

• Ton ist ein geschmeidiger Stoff, der<br />

modellierbar ist und die gegebene Form<br />

beibehalten kann.<br />

• Tonmassen bestehen aus den Mineralien:<br />

- Aluminiumoxid (Tonerde)<br />

- Siliziumdioxid (Kieselerde, Quarz)<br />

- Beimengungen anderer Stoffe<br />

<strong>Vortrag</strong> <strong>von</strong> <strong>Dipl</strong>. <strong>–Geologe</strong> Geologe <strong>Peter</strong> <strong>Fallis</strong><br />

Heimatmuseum <strong>Wanfried</strong> Folie 3


Tone und keramische Massen<br />

Tonminerale sind:<br />

- feinkörnige Sedimente (Korngröße < 2 µm)<br />

- Schichtsilikate, die nach ihrer schichtartigen<br />

Kristallstruktur aus Silizium und Sauerstoff,<br />

sowie Wasserstoff und meist mit Magnesium<br />

und Aluminium.<br />

Beide Definitionen sind nicht deckungsgleich.<br />

Tonminerale werden in der Regel nur solche<br />

Minerale genannt, die beide Kriterien<br />

erfüllen.<br />

<strong>Vortrag</strong> <strong>von</strong> <strong>Dipl</strong>. <strong>–Geologe</strong> Geologe <strong>Peter</strong> <strong>Fallis</strong><br />

Heimatmuseum <strong>Wanfried</strong> Folie 4


Tone und keramische Massen<br />

Die Namen der wichtigsten<br />

Tonminerale (Schichtsilikate)<br />

•Montmorillonit Al 2 [(OH) 2 /Si 4 O 10 ]•nH 2 O<br />

•Illit K 0,65 Al 2,0 Al 0,65 Si 3,35 O 10 (OH) 2<br />

•Weitere Gemengeteile sind<br />

Quarz, Feldspat u. Karbonate.<br />

Zweischichtsilicate<br />

Si(OH) 4<br />

SiO 4 -4 Tetraedisches Silicatanion<br />

Schichtstrukturen aus SiO 4-Tetraedern<br />

<strong>Vortrag</strong> <strong>von</strong> <strong>Dipl</strong>. <strong>–Geologe</strong> Geologe <strong>Peter</strong> <strong>Fallis</strong><br />

Heimatmuseum <strong>Wanfried</strong> Folie 5


Tone und keramische Massen<br />

Dreischichtsilikat<br />

<strong>Vortrag</strong> <strong>von</strong> <strong>Dipl</strong>. <strong>–Geologe</strong> Geologe <strong>Peter</strong> <strong>Fallis</strong><br />

Heimatmuseum <strong>Wanfried</strong> Folie 6


Tone und keramische Massen<br />

Geologisch unterscheidet<br />

man Primäre (autochthone)<br />

Tone und Sekundäre<br />

(allochthone) Tone.<br />

Primärtone sind am<br />

Entstehungsort gebildet und<br />

verblieben dort. Sind selten<br />

(Kaolinit in China)<br />

Sekundärtone wurden ein<br />

oder mehrmals umgelagert<br />

und verfrachtet. 99% aller<br />

Tonvorkommen sind<br />

Sekundärtone<br />

<strong>Vortrag</strong> <strong>von</strong> <strong>Dipl</strong>. <strong>–Geologe</strong> Geologe <strong>Peter</strong> <strong>Fallis</strong><br />

Heimatmuseum <strong>Wanfried</strong> Folie 7


Tone und keramische Massen<br />

Handelsbezeichnung verschiedener Tonpulver zum vermischen<br />

<strong>Vortrag</strong> <strong>von</strong> <strong>Dipl</strong>. <strong>–Geologe</strong> Geologe <strong>Peter</strong> <strong>Fallis</strong><br />

Heimatmuseum <strong>Wanfried</strong> Folie 8


Tone und keramische Massen<br />

1 Braun 1000 - 1080 °C<br />

Häufigste Ton der Welt, wird<br />

auch für die Irdenware verwendet<br />

2 Grau 1060 - 1180 °C<br />

Wird blaugrünlich, dient als<br />

Gießmasse, Steinzeug-Ton<br />

3 dunkel Grau 1200 –1300 °C<br />

Wird grau, dient als Gießmasse,<br />

Steinzeug- und Steingut Ton<br />

4 weiß 1280 –1350 °C<br />

Cremefarbener Porzellanton<br />

5 schwarzer Ton 1240 - 1260 °C<br />

Hergestellt durch Zugabe schwarzer<br />

Farbkörper und roten Ton<br />

<strong>Vortrag</strong> <strong>von</strong> <strong>Dipl</strong>. <strong>–Geologe</strong> Geologe <strong>Peter</strong> <strong>Fallis</strong><br />

Heimatmuseum <strong>Wanfried</strong> Folie 9


Einfärben <strong>von</strong> Tonmassen<br />

Beispiele:<br />

Tone und keramische Massen<br />

100 g roter Ton + 5 g Manganoxid = Schwarze Tonmasse<br />

100 g roter Ton + 2 g Manganoxid = braune Tonmasse<br />

100 g weißer Ton + 2 g Kobaltoxid = blaue Tonmasse<br />

100 g weißer Ton + 2 g Kupfer(II)oxid = grüne Tonmasse<br />

<strong>Vortrag</strong> <strong>von</strong> <strong>Dipl</strong>. <strong>–Geologe</strong> Geologe <strong>Peter</strong> <strong>Fallis</strong><br />

Heimatmuseum <strong>Wanfried</strong> Folie 10


Tone und keramische Massen<br />

Aufbereitung <strong>von</strong> Natur-Tone<br />

Tonbrocken aus der Natur werden getrocknet,<br />

zerkleinert und gemahlen, anschließend mit<br />

wieder Wasser einweicht bis ein Tonbrei<br />

entsteht. Anschießend wird der Tonbrei durch<br />

ein Sieb gestrichen und auf ein Holzbrett<br />

gegossen. Auf dem Brett wird die Masse leicht<br />

angetrocknet bis sie knetsteif ist<br />

Durch Kneten und schlagen wird der Ton gründlich<br />

durchgearbeitet, bis er eine gleichmäßige<br />

Konsistenz hat.<br />

Bild: Ziegler beim Tonkneten um 1900<br />

<strong>Vortrag</strong> <strong>von</strong> <strong>Dipl</strong>. <strong>–Geologe</strong> Geologe <strong>Peter</strong> <strong>Fallis</strong><br />

Heimatmuseum <strong>Wanfried</strong> Folie 11


<strong>Wanfried</strong>er Irdenware<br />

(Werra Keramik)<br />

Teil II<br />

Töpferhandwerk pferhandwerk und Irdenware<br />

<strong>Vortrag</strong> <strong>von</strong> <strong>Dipl</strong>. <strong>–Geologe</strong> Geologe <strong>Peter</strong> <strong>Fallis</strong><br />

Heimatmuseum <strong>Wanfried</strong> Folie 12


Töpferhandwerk pferhandwerk und Irdenware<br />

Begriffserklärung<br />

Begriffserkl rung<br />

Irdenware<br />

<strong>von</strong> althochdeutsch irden, "aus Erde„.<br />

(= Keramik)<br />

Bezeichnung für hergestellte<br />

Gegenstände aus gebrannten<br />

Tonmineral.<br />

<strong>Vortrag</strong> <strong>von</strong> <strong>Dipl</strong>. <strong>–Geologe</strong> Geologe <strong>Peter</strong> <strong>Fallis</strong><br />

Heimatmuseum <strong>Wanfried</strong> Folie 13


Töpferhandwerk pferhandwerk und Irdenware<br />

Begriffserklärung<br />

Begriffserkl rung<br />

Die Bezeichnung Keramik stammt aus<br />

dem Altgriechischen:<br />

Keramos war die Bezeichnung für<br />

Tonmineral und die aus ihm<br />

durch Brennen hergestellten<br />

formbeständigen Erzeugnisse.<br />

<strong>Vortrag</strong> <strong>von</strong> <strong>Dipl</strong>. <strong>–Geologe</strong> Geologe <strong>Peter</strong> <strong>Fallis</strong><br />

Heimatmuseum <strong>Wanfried</strong> Folie 14


Baukeramik<br />

Schamott<br />

Töpferhandwerk pferhandwerk und Irdenware<br />

Irdengut<br />

900 -1250°C<br />

Sonstiges<br />

Irdengut<br />

Keramische<br />

Massen<br />

Sinterzeug<br />

1200 -1400°C<br />

Steinzeug<br />

Porzellan<br />

Steingut<br />

(Kalk oder Feldspat )<br />

Tonwaren<br />

(Irdenwaren aus Ton)<br />

Sondermassen<br />

1400°C und höher<br />

Elektrotechnische- u.<br />

Hochtemperaturkeramik<br />

<strong>Vortrag</strong> <strong>von</strong> <strong>Dipl</strong>. <strong>–Geologe</strong> Geologe <strong>Peter</strong> <strong>Fallis</strong><br />

Heimatmuseum <strong>Wanfried</strong> Folie 15


Töpferhandwerk pferhandwerk und Irdenware<br />

Tonmasse - Irdenware<br />

Die Qualität der Irdenware ist<br />

abhängig <strong>von</strong> der Tonmischung:<br />

Gute Tonmischung haben eine<br />

Schwindung weit unter 10%<br />

gute Irdenware<br />

Schlechte Tonmischung<br />

Schwindung liegen über 10%<br />

schlechte Irdenware<br />

<strong>Vortrag</strong> <strong>von</strong> <strong>Dipl</strong>. <strong>–Geologe</strong> Geologe <strong>Peter</strong> <strong>Fallis</strong><br />

Heimatmuseum <strong>Wanfried</strong> Folie 16


Töpferhandwerk pferhandwerk und Irdenware<br />

Formtechnik<br />

Neben verschiedenen<br />

Modelliertechniken<br />

(Gießen, Aufrolltechnikund<br />

Flechttechnik u.s.w) ist<br />

wichtigste, die Drehtechnik<br />

Töpferscheibe<br />

Schnell drehende Töpferscheibe mit Fußantrieb<br />

<strong>Vortrag</strong> <strong>von</strong> <strong>Dipl</strong>. <strong>–Geologe</strong> Geologe <strong>Peter</strong> <strong>Fallis</strong><br />

Heimatmuseum <strong>Wanfried</strong> Folie 17


Töpferhandwerk pferhandwerk und Irdenware<br />

Formtechnik –Bild Bild 1<br />

<strong>Vortrag</strong> <strong>von</strong> <strong>Dipl</strong>. <strong>–Geologe</strong> Geologe <strong>Peter</strong> <strong>Fallis</strong><br />

Heimatmuseum <strong>Wanfried</strong> Folie 18


Töpferhandwerk pferhandwerk und Irdenware<br />

Formtechnik –Bild Bild 2<br />

<strong>Vortrag</strong> <strong>von</strong> <strong>Dipl</strong>. <strong>–Geologe</strong> Geologe <strong>Peter</strong> <strong>Fallis</strong><br />

Heimatmuseum <strong>Wanfried</strong> Folie 19


Töpferhandwerk pferhandwerk und Irdenware<br />

Formtechnik –Bild Bild 3<br />

<strong>Vortrag</strong> <strong>von</strong> <strong>Dipl</strong>. <strong>–Geologe</strong> Geologe <strong>Peter</strong> <strong>Fallis</strong><br />

Heimatmuseum <strong>Wanfried</strong> Folie 20


Töpferhandwerk pferhandwerk und Irdenware<br />

Formtechnik –Bild Bild 4<br />

<strong>Vortrag</strong> <strong>von</strong> <strong>Dipl</strong>. <strong>–Geologe</strong> Geologe <strong>Peter</strong> <strong>Fallis</strong><br />

Heimatmuseum <strong>Wanfried</strong> Folie 21


Töpferhandwerk pferhandwerk und Irdenware<br />

Vorbrand (Schrühbrand) (Schr hbrand) bis 900 °C<br />

Die chemische Umwandlung des<br />

Tons zum Scherben beginnt bei<br />

650°C. 650 C. Der erste Brand (Vorbrand)<br />

bei Ton erfolgt zwischen 800 und<br />

900°C. 900 C. Erst dann kann der Rohling<br />

(Scherbe) aus Ton nicht mehr durch<br />

Wasser oder dünnfl d nnflüssigen ssigen<br />

Glasurbrei aufgeweicht werden.<br />

Als den Scherben bezeichnet man in der Töpferei pferei den für f<br />

die Erstellung eines keramischen Werkstücks Werkst cks gebrannten<br />

Ton<br />

<strong>Vortrag</strong> <strong>von</strong> <strong>Dipl</strong>. <strong>–Geologe</strong> Geologe <strong>Peter</strong> <strong>Fallis</strong><br />

Heimatmuseum <strong>Wanfried</strong> Folie 22


Töpferhandwerk pferhandwerk und Irdenware<br />

Dekorationstechniken<br />

Neben den vielen<br />

Dekorationstechniken<br />

(Reliefdekor-, (Reliefdekor , Sigillata-, Sigillata , Mochatechnik<br />

u.v.m.) sei hier die Ritzdekor mit<br />

Malerei (Sgraffitto –Verfahren) Verfahren) mit<br />

Ausspartechnik erwähnt. erw hnt.<br />

Der Scherben wird <strong>von</strong> der Innenseite<br />

mit farbiger oder weißer wei er Tonschlick<br />

bestrichen und getrocknet. Nach dem<br />

Trocknen erfolgt mittels einer<br />

Ritznadel das Dekor.<br />

Sgraffito-Verzierung Sgraffito Verzierung mit Maltechnik. Dabei wird die aufgetragene<br />

Engobe durch Einritzen teilweise wieder abgetragen. Diese Art der de<br />

Verzierung wat für f r die Werraware typisch.<br />

<strong>Vortrag</strong> <strong>von</strong> <strong>Dipl</strong>. <strong>–Geologe</strong> Geologe <strong>Peter</strong> <strong>Fallis</strong><br />

Heimatmuseum <strong>Wanfried</strong> Folie 23


Töpferhandwerk pferhandwerk und Irdenware<br />

Maltechnik<br />

Mit einem Kuhhorn, dessen Spitze<br />

abgeschnitten ist, dem Malhorn, wird<br />

ein dünner, andersfarbiger Tonschlick<br />

(Engobe) auf den Scherben<br />

aufgebracht. Zur besseren<br />

Linienführung ist in die Öffnung des<br />

Horns ein Federkiel eingesetzt.<br />

Die Töpfer malten geometrische Muster, vor allem stilisierte<br />

Blüten, Blätter und Tiere, manchmal auch Figuren oder<br />

Datierungen. Die Verzierung ist variantenreich. Selten sind zwei<br />

Gefäße identisch bemalt worden. Als weitere Kontrastfarbe diente<br />

eine grüne Zierglasur.<br />

<strong>Vortrag</strong> <strong>von</strong> <strong>Dipl</strong>. <strong>–Geologe</strong> Geologe <strong>Peter</strong> <strong>Fallis</strong><br />

Heimatmuseum <strong>Wanfried</strong> Folie 24


Töpferhandwerk pferhandwerk und Irdenware<br />

Maltechnik - mit Malhorn<br />

Stadtarchiv Lüneburg<br />

<strong>Vortrag</strong> <strong>von</strong> <strong>Dipl</strong>. <strong>–Geologe</strong> Geologe <strong>Peter</strong> <strong>Fallis</strong><br />

Heimatmuseum <strong>Wanfried</strong> Folie 25


Töpferhandwerk pferhandwerk und Irdenware<br />

Glasieren:<br />

Getrocknete bemalte oder unbemalte Scherben werden mit<br />

einer Glasurengobe (Glasurtonbrei) mit einen Flußmittel Flu mittel<br />

(Bleioxid , Soda, Borax u.s.w.) und mit gewünschten<br />

gew nschten<br />

Farboxide (Kobalt, Eisen, Mangan, Kupfer u. a.) bestrichen<br />

oder eingetaucht und anschließend anschlie end getrocknet.<br />

Glasuren, dünne d nne Glasüberz Glas berzüge, ge, machen den porösen por sen<br />

Tonkörper Tonk rper nahezu wasserdicht und geben ihm eine glasige<br />

Oberfläche. Oberfl che.<br />

Glasuren können k nnen farbig, transparent oder deckend (opak),<br />

glänzend, gl nzend, halbmatt oder matt sein<br />

<strong>Vortrag</strong> <strong>von</strong> <strong>Dipl</strong>. <strong>–Geologe</strong> Geologe <strong>Peter</strong> <strong>Fallis</strong><br />

Heimatmuseum <strong>Wanfried</strong> Folie 26


Töpferhandwerk pferhandwerk und Irdenware<br />

Brennofen<br />

Die Besonderheit des hier gezeigten Ofens<br />

besteht darin, dass sowohl Boden als auch<br />

Wände nde aus Ziegelsteinen bestehen,<br />

während hrend regulär regul r die Öfen fen innen und außen au en<br />

mit Lehm verputzt worden sind.<br />

<strong>Vortrag</strong> <strong>von</strong> <strong>Dipl</strong>. <strong>–Geologe</strong> Geologe <strong>Peter</strong> <strong>Fallis</strong><br />

Heimatmuseum <strong>Wanfried</strong> Folie 27


Töpferhandwerk pferhandwerk und Irdenware<br />

Zweitbrand (Glasurbrand) bei 960 - 1250°C 1250<br />

Liegender Öfen mit ansteigende<br />

Ofensohle im Bereich der Feuerung und<br />

im Brennraum.<br />

Brenntemperatur: bis ca. 1250 Grad<br />

Brenndauer: 20 Std.<br />

Befeuerung: Alle 4-5 Minuten Tag und<br />

Nacht 4-6 Scheite Holz nachgelegt werden.<br />

Nur so kann die Temperatur im Ofeninnern<br />

langsam bis zur gewünschten “Weißglut“<br />

gebracht werden.<br />

Ende der Befeuerung: Ofen mitsamt seinem<br />

Brenngut verschlossen und zugemauert.<br />

Nach einer Woche ist alles abgekühlt, die<br />

Tür kann geöffnet werden und die noch<br />

warmen Stücke ausgeräumt werden<br />

können.<br />

<strong>Vortrag</strong> <strong>von</strong> <strong>Dipl</strong>. <strong>–Geologe</strong> Geologe <strong>Peter</strong> <strong>Fallis</strong><br />

Heimatmuseum <strong>Wanfried</strong> Folie 28


Töpferhandwerk pferhandwerk und Irdenware<br />

Zweitbrand (Glasurbrand)<br />

<strong>Vortrag</strong> <strong>von</strong> <strong>Dipl</strong>. <strong>–Geologe</strong> Geologe <strong>Peter</strong> <strong>Fallis</strong><br />

Heimatmuseum <strong>Wanfried</strong> Folie 29


<strong>Wanfried</strong>er Irdenware<br />

(Werra Keramik)<br />

Teil III<br />

Geschichtlicher Abriss der<br />

Irdenware und Irdenware aus<br />

<strong>Wanfried</strong><br />

"Hotte" oder "Kutz„Weidenkorb für den Transport<br />

<strong>von</strong> Irdenware<br />

<strong>Vortrag</strong> <strong>von</strong> <strong>Dipl</strong>. <strong>–Geologe</strong> Geologe <strong>Peter</strong> <strong>Fallis</strong><br />

Heimatmuseum <strong>Wanfried</strong> Folie 30


Geschichtlicher Abriss und <strong>Wanfried</strong>er Irdenware<br />

24.000 Jahre Keramik<br />

Die ersten Keramikfiguren können auf<br />

mindestens 24.000 Jahre datiert werden.<br />

Die Venus <strong>von</strong> Dolní Věstonice ist eine<br />

Frauenfigur aus Keramik. Ihr Alter wird auf<br />

25.000 bis 29.000 Jahre geschätzt.<br />

<strong>Vortrag</strong> <strong>von</strong> <strong>Dipl</strong>. <strong>–Geologe</strong> Geologe <strong>Peter</strong> <strong>Fallis</strong><br />

Heimatmuseum <strong>Wanfried</strong> Folie 31


Geschichtlicher Abriss und <strong>Wanfried</strong>er Irdenware<br />

Älteste lteste Gefäß Gefäße<br />

e 8.000 v. Chr.<br />

Die ersten Gefäße in Spiralwulsttechnik aus<br />

dem 8. Jahrtausend v. Chr. wurden in<br />

Asien gefunden.<br />

Topf aus der mittleren Jōmon-Zeit in Japan<br />

<strong>Vortrag</strong> <strong>von</strong> <strong>Dipl</strong>. <strong>–Geologe</strong> Geologe <strong>Peter</strong> <strong>Fallis</strong><br />

Heimatmuseum <strong>Wanfried</strong> Folie 32


Geschichtlicher Abriss und <strong>Wanfried</strong>er Irdenware<br />

Älteste lteste Gefäß Gefäße<br />

e Europa 4.200 v. Chr.<br />

Die Trichterbecherkultur der<br />

Jungsteinzeit (ca. 4200–2800 v. Chr.)<br />

im nördlichen Mitteleuropa und in dieser<br />

Region die erste bäuerlich geprägte<br />

Kultur<br />

Durch die Erfindung der schnelldrehenden Töpferscheibe um<br />

4000 v. Chr. begann die Produktion <strong>von</strong> Massenware.<br />

Glasierte Keramik ist seit dem 3. Jahrtausend v. Chr. aus<br />

Mesopotamien und Ägypten bekannt.<br />

<strong>Vortrag</strong> <strong>von</strong> <strong>Dipl</strong>. <strong>–Geologe</strong> Geologe <strong>Peter</strong> <strong>Fallis</strong><br />

Heimatmuseum <strong>Wanfried</strong> Folie 33


Geschichtlicher Abriss und <strong>Wanfried</strong>er Irdenware<br />

Keramik im Mittelalter<br />

Glasierte Kachel aus<br />

Creuzburg /Werra aus den<br />

15. Jahrhundert ?<br />

(Burgmuseum Creuzburg)<br />

Im Mittelalter und in der frühen Neuzeitwaren Töpfereizentren im heutigen<br />

Süddeutschland und Rheinland, dort wurden unterschiedlicher Formen<br />

Keramik hergestellt. Ziegel, Ofenkeramik, Fliesen und auch Gebrauchsund<br />

Schmuckgeschirr<br />

<strong>Vortrag</strong> <strong>von</strong> <strong>Dipl</strong>. <strong>–Geologe</strong> Geologe <strong>Peter</strong> <strong>Fallis</strong><br />

Heimatmuseum <strong>Wanfried</strong> Folie 34


Geschichtlicher Abriss und <strong>Wanfried</strong>er Irdenware<br />

Irdenware aus dem 14. Jahrhundert (Fundort Creuzburg/Werra)<br />

<strong>Vortrag</strong> <strong>von</strong> <strong>Dipl</strong>. <strong>–Geologe</strong> Geologe <strong>Peter</strong> <strong>Fallis</strong><br />

Heimatmuseum <strong>Wanfried</strong> Folie 35


Geschichtlicher Abriss und <strong>Wanfried</strong>er Irdenware<br />

Töpferansiedlungen pferansiedlungen im Werraland<br />

Zu Beginn der frühen Neuzeit Ende des 15. Jahrhundert<br />

(Renaissancezeit) veränderte sich das gesellschaftliche<br />

Leben in Europa.<br />

Die klassische Antike wurde Vorbild und die Menschen<br />

erkannten ihren Eigenwert als Persönlichkeit. Neben<br />

der Architektur, Kunst und Musik zeigte sich<br />

gerade in der Keramik dieser Wandel. Irdenware<br />

wurde farbig mit unterschiedlichen volkstümlichen<br />

Motiven verziert.<br />

Wahrscheinlich stammen ersten Töpfer, die im<br />

Werraland siedelten, aus dem Rheinland oder<br />

aus Südeuropa. (Auswanderung, Überangebot und<br />

Vertreibung wegen den hohen Holzbrandbedarfes)<br />

Aus dem Rheinland und Süden (Italien) wurden Brand –<br />

und Ofentechnik sowie Herstellungstechniken<br />

mitgebracht.<br />

Irdenware Rheinland<br />

Fayenceteller Italien<br />

<strong>Vortrag</strong> <strong>von</strong> <strong>Dipl</strong>. <strong>–Geologe</strong> Geologe <strong>Peter</strong> <strong>Fallis</strong><br />

Heimatmuseum <strong>Wanfried</strong> Folie 36


Geschichtlicher Abriss und <strong>Wanfried</strong>er Irdenware<br />

Irdenware<br />

Hafnerkeramik<br />

Süddeutschland 16.<br />

Jahrhundert<br />

<strong>Wanfried</strong>er Irdenware<br />

17. Jahrhundert<br />

<strong>Vortrag</strong> <strong>von</strong> <strong>Dipl</strong>. <strong>–Geologe</strong> Geologe <strong>Peter</strong> <strong>Fallis</strong><br />

Heimatmuseum <strong>Wanfried</strong> Folie 37


<strong>Wanfried</strong>er Irdenware des 17. Jahrhundert<br />

Soziale Stellung des Töpfers T pfers<br />

Das Töpferhandwerk T pferhandwerk galt als „unehrlicher unehrlicher“Berufsstand Berufsstand<br />

Stand an der untersten Skala der zünftig z nftig organisierten<br />

Handwerker<br />

Wurde schlecht bezahlt<br />

Arbeitete mit damals schon mit gesundheitsschädlicher gesundheitssch dlicher giftiger<br />

Mittel (Bleioxid) und war daher kein erstrebenswerter Beruf.<br />

Im Werratal gab es keine ernstzunehmende Zunft, man sprach<br />

<strong>von</strong> einer unbedeutende Handwerkervereinigung<br />

Erst durch das Privileg Kachelöfen Kachel fen setzen zu dürfen d rfen und die<br />

Zunahme <strong>von</strong> adligen Kunden, verbunden mit höheren h heren<br />

Einnahmen dürfte d rfte das Ansehen dieses Berufstandes und die<br />

soziale Stellung verbessert haben.<br />

<strong>Vortrag</strong> <strong>von</strong> <strong>Dipl</strong>. <strong>–Geologe</strong> Geologe <strong>Peter</strong> <strong>Fallis</strong><br />

Heimatmuseum <strong>Wanfried</strong> Folie 38


<strong>Wanfried</strong>er Irdenware des 17. Jahrhundert<br />

<strong>Wanfried</strong> ein überregionales Handelszentrum<br />

•Handelszentrum des 17. Jahrhunderts durch<br />

Werraschifffahrt (Stapelrecht 1609)<br />

•<strong>Wanfried</strong> versorgte die in der Werraregion gefertigte<br />

preiswerte bäuerliche Gebrauchskeramik:<br />

–das regionale Hinterland, Leipzig, Nürnberg und Augsburg<br />

(Landweg) (Heiligenfiguren für das Eichsfeld, kursächsisches<br />

Wappen auf Scherben für Sachsen),<br />

–über die Werra große Teile Norddeutschlands (enge<br />

Verbundenheit Schweden) und die Hafenstadt Bremen.<br />

–Werrakeramik gelangte <strong>von</strong> da bis in die Küstenregionen der<br />

Neuenglandstaaten und in die holländischen Kolonien in<br />

Ostasien<br />

<strong>Vortrag</strong> <strong>von</strong> <strong>Dipl</strong>. <strong>–Geologe</strong> Geologe <strong>Peter</strong> <strong>Fallis</strong><br />

Heimatmuseum <strong>Wanfried</strong> Folie 39


<strong>Wanfried</strong>er Irdenware des 17. Jahrhundert<br />

Scherbenfund 1896<br />

•Fund Teile einer Töpferei des 17. Jhd.<br />

–Bemalte, unglasierte Scherben auf einen<br />

Gartengrundstück hinter dem alten Stadtwall<br />

–Hinweise des Grundstücksnachbar <strong>von</strong> Fund<br />

<strong>von</strong> Brennofenteile mit „allerhand Geschirr“<br />

<strong>Vortrag</strong> <strong>von</strong> <strong>Dipl</strong>. <strong>–Geologe</strong> Geologe <strong>Peter</strong> <strong>Fallis</strong><br />

Heimatmuseum <strong>Wanfried</strong> Folie 40


<strong>Wanfried</strong>er Irdenware des 17. Jahrhundert<br />

<strong>Wanfried</strong>er Töpfer T pfer 1586 -1621 1621<br />

•Laut Stadtrechnungen bis 1620<br />

mindestens 3 Töpfer:<br />

–Hans Möller, <strong>von</strong> 1586 - †1624 oder 1625<br />

(Söhne Hans und Valentin)<br />

–König Hans<br />

–Valentin Emmel<br />

•Zugezogen nach 1620<br />

•Benedix Pingerer aus Witzenhausen<br />

•Georg Diemer aus Großburschla<br />

<strong>Vortrag</strong> <strong>von</strong> <strong>Dipl</strong>. <strong>–Geologe</strong> Geologe <strong>Peter</strong> <strong>Fallis</strong><br />

Heimatmuseum <strong>Wanfried</strong> Folie 41


<strong>Wanfried</strong>er Irdenware des 17. Jahrhundert<br />

Nachweis Töpfer pfer Hans Möller M ller<br />

• 1586 Amtsrechnung<br />

• 1606 Ofenreparatur<br />

im Schloss<br />

• 1610 Abgaben<br />

Amtsrechnung Haus und Hof<br />

hinter den Weiden<br />

• 1615 Hochzeit<br />

Tochter heiratet Jost Hochapfel<br />

• 1616 Abgabe für Brennofen<br />

Amtsrechnung Abgabe für<br />

Brennofen 4 alb. 8 Hlr.<br />

• 1625 verstorben,<br />

Weiterführung Werkstatt durch<br />

seine Söhne Hans und Valentin<br />

<strong>Vortrag</strong> <strong>von</strong> <strong>Dipl</strong>. <strong>–Geologe</strong> Geologe <strong>Peter</strong> <strong>Fallis</strong><br />

Heimatmuseum <strong>Wanfried</strong> Folie 42


<strong>Wanfried</strong>er Irdenware des 17. Jahrhundert<br />

Nachweis Töpfers T pfers Hans König K nig in <strong>Wanfried</strong><br />

• 1600 Stammt aus einer Töpferfamilie aus Treffurt<br />

Amtsrechnung (Einzugsgeld)<br />

• 1601 Hauserwerb<br />

Erwirbt Matthes Seifriedten´s sein Haus mit Land<br />

• 1603 Ofenlieferung<br />

• Glasierten Ofen (Kachelofen) geliefert und gesetzt<br />

• 1610 Abgaben<br />

Amtsrechnung .....für Haus und Hof ufm Deiche- Wahrscheinlich seine<br />

Werkstatt, nicht weit <strong>von</strong> Hans Möller Amtsrechnung …mehr als Hans<br />

Möller<br />

• 1612 Hauserwerb<br />

Erwirbt er das Haus <strong>von</strong> Th. Blankenberg. Wahrscheinlich hat neben der Töpferei<br />

auch Landwirtschaft betrieben. Es erscheinen weitere Haus- und Landkäufe<br />

–aber auch Verkäufe. Er erscheint recht häufig als Ofensetzer.<br />

• 1621 verstorben<br />

Fortführung der Töpferwerkstatt Sohn Hans König jr.<br />

• 1628 Ofenreparatur<br />

Ausbesserungsarbeiten und Ofenbau<br />

• 1640 Ofenbau<br />

Amtsrechnung Hans König <strong>von</strong> Treffurt für eiseren Ofen (Hinweis aus<br />

weiteren Bestehen des treffurter Töpferfamilie)<br />

• 1650 Ofenreparatur<br />

Schafhaus<br />

<strong>Vortrag</strong> <strong>von</strong> <strong>Dipl</strong>. <strong>–Geologe</strong> Geologe <strong>Peter</strong> <strong>Fallis</strong><br />

Heimatmuseum <strong>Wanfried</strong> Folie 43


<strong>Wanfried</strong>er Irdenware des 17. Jahrhundert<br />

Nachweis Töpfer pfer Valtin Emmel<br />

• 1610 Abgaben<br />

Amtsrechnung Haus und Hof hinter Rohrborn –er hatte auch Landbesitz. Es gab 2<br />

Werkstätten mit den gleichen Namen Valtin Emmel (Vater und Sohn)<br />

• 1621 Drei Töpfer spenden für einen Springbrunnen:<br />

Valtin Töpfer (1 fl),<br />

Hans König und<br />

Hans Möller je einen Schreckenberger<br />

1fl = 1 Gulden = 7 Schreckenberger<br />

Alle Töpfer, T pfer, einschließlich einschlie lich die 1620 zugezogen<br />

sind, siedelten sich am südlichen s dlichen Stadtrand<br />

an, sodass man <strong>von</strong> einen Töpfereizentrum T pfereizentrum in<br />

<strong>Wanfried</strong> des 17. Jahrhundert sprechen kann.<br />

<strong>Vortrag</strong> <strong>von</strong> <strong>Dipl</strong>. <strong>–Geologe</strong> Geologe <strong>Peter</strong> <strong>Fallis</strong><br />

Heimatmuseum <strong>Wanfried</strong> Folie 44


<strong>Wanfried</strong>er Irdenware des 17. Jahrhundert<br />

Zierkeramik und<br />

Sammler <strong>von</strong><br />

Irdenware gab es<br />

bereits im<br />

17.Jahrhundert.<br />

Zimmer <strong>von</strong> 1601 im Schloß Cracau vom Baron van Cloudt im Auftrag des Prinzen <strong>von</strong> Oranien wieder in<br />

Besitz genommen.<br />

<strong>Vortrag</strong> <strong>von</strong> <strong>Dipl</strong>. <strong>–Geologe</strong> Geologe <strong>Peter</strong> <strong>Fallis</strong><br />

Heimatmuseum <strong>Wanfried</strong> Folie 45


<strong>Wanfried</strong>er Irdenware des 17. Jahrhundert<br />

Töpferspruch pferspruch um 1700<br />

Der alter Töpferspruch<br />

um 1750:<br />

Alte Thaler - junge<br />

Weiber sind die<br />

besten<br />

Zeitvertreiber<br />

<strong>Vortrag</strong> <strong>von</strong> <strong>Dipl</strong>. <strong>–Geologe</strong> Geologe <strong>Peter</strong> <strong>Fallis</strong><br />

Heimatmuseum <strong>Wanfried</strong> Folie 46


Ausstellung <strong>Wanfried</strong>er Irdenware und<br />

Teller der Prinzessin Pacohontas im 1. Stockwerk<br />

Erste angelsächsische angels chsische Ansiedlung in Amerika mit<br />

Irdenware aus <strong>Wanfried</strong>

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