Alte Kühe und niedrige Zellzahlen
Alte Kühe und niedrige Zellzahlen
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70. Hauptversammlung des Landeskontrollverbandes Schleswig-Holstein e. V.<br />
Positiver Stimmungswandel überträgt sich auf den LKV<br />
Anlässlich der 70. Hauptversammlung des Landeskontrollverbandes Schleswig-Holsein e. V. am 11.<br />
Dezember 2007 im Rendsburger „Conventgarten“ wurde zugleich das Jubiläum „110 Jahre<br />
organisierte Milchleistungsprüfung in Schleswig-Holstein“ begangen. In Anwesenheit von zahlreichen<br />
Repräsentanten der landwirtschaftlichen Verwaltung, des Bauernverbandes <strong>und</strong> anderer<br />
landwirtschaftlicher <strong>und</strong> tierzüchterischer Organisationen konnte der Vorsitzende Eckhard Marxen,<br />
Niendamm, ein positives Verbandsergebnis feststellen.<br />
Begrüßung<br />
In seinen Eingangsworten erinnerte der Vorsitzende zunächst an die Anfänge der organisierten<br />
Milchleistungsprüfung in Schleswig-Holstein. Ausgehend von einigen wenigen Landwirten auf der Insel<br />
Alsen, die damals noch zur Provinz Schleswig-Holstein gehörte, wurde die Milchleistungsprüfung aus der<br />
Taufe gehoben <strong>und</strong> als ein wichtiges Instrument für die milchviehhaltenden Betriebe angesehen. Sie<br />
gründeten den ersten deutschen Kontrollverein. Der Vorsitzende Marxen stellte fest, dass der LKV<br />
Schleswig-Holstein inzwischen zwar alt aber ges<strong>und</strong> geblieben <strong>und</strong> kraftvoll geworden ist <strong>und</strong> somit frohen<br />
Mutes in die Zukunft blicken kann. Herr Marxen zeigte sich erfreut, dass nach langen Jahren der Stagnation<br />
<strong>und</strong> des Rückgangs sich der Milchpreis zum Positiven gewendet hat. Diese Entwicklung hat innerhalb der<br />
Berufsgruppe der Milcherzeuger zur Genugtuung <strong>und</strong> Optimismus Anlass gegeben, auch wenn im Zuge<br />
anderer agrarmarktpolitischer Entwicklungen parallel zu höheren Milcherlösen sich die Kosten für die<br />
Produktion ebenfalls nach oben entwickelt haben. Das Zwischenhoch beim Milchpreis darf jedoch nicht<br />
darüber hinweg täuschen, dass der Milchpreis zukünftig mehr denn je vom Weltmarkt abhängt <strong>und</strong> deshalb<br />
mit stärkeren Schwankungen gerechnet werden muss. Die augenblickliche Situation auf den<br />
Milchviehbetrieben sollte auch nicht euphorisch, sondern realistisch <strong>und</strong> nüchtern betrachtet werden, um<br />
daraus für den eigenen Betrieb die richtigen Entscheidungen zu treffen. Dies sei besonders von Bedeutung,<br />
weil die Preisspitze bei wichtigen Milchprodukten bereits überschritten ist.<br />
Aufmerksam verfolgten die Delegierten die 70. LKV-Hauptversammlung.
Geschäftsbericht<br />
Das Geschäftsführende Vorstandsmitglied Gerd Schulz stellte eingangs fest, dass sich der verbesserte<br />
Milchpreis sowie der damit verb<strong>und</strong>ene positive Stimmungswandel auch auf des Geschäftsjahr des<br />
Landeskontrollverbandes ausgewirkt hat. Im Jahresdurchschnitt 2007 standen 286.672 <strong>Kühe</strong> in den LKV-<br />
Mitgliedsbetrieben. Dies entspricht einem Zuwachs von 8.456 <strong>Kühe</strong>n oder 3 % gegenüber dem Jahr 2006.<br />
Die positive Entwicklung der Kuhzahl führte auch zu einer Erhöhung der Prüfdichte. 84 % der Milchkühe in<br />
Schleswig-Holstein sind der Milchleistungsprüfung angeschlossen. Die Zahl der Mitgliedsbetriebe im<br />
Verband ist dagegen weiter rückläufig <strong>und</strong> betrug im Jahresdurchschnitt 4.235 Betriebe. Gegenüber dem<br />
Dezember 2006 ist ein Rückgang um 111 Betriebe oder Minus 3,6 % festzustellen. Allerdings hat sich im<br />
Laufe des Jahres 2007 der Rückgang an Mitgliedsbetrieben verlangsamt. Die durchschnittliche Herdengröße<br />
erhöhte sich innerhalb eines Jahres um 5,2 <strong>Kühe</strong> auf 71,2 <strong>Kühe</strong> pro Betrieb.<br />
Geschäftsführer Gerd Schulz zog ein positives Ergebnis des Jahres 2007.<br />
Prüfverfahren <strong>und</strong> Leistungsentwicklung<br />
Der Trend der von den Mitgliedsbetrieben gewählten Prüfverfahren zeigt, dass auch weiterhin ein Wechsel<br />
zu den von der Arbeit bei der Prüftätigkeit her weniger aufwendigen alternierenden Prüfverfahren<br />
stattfindet. Zweidrittel der <strong>Kühe</strong> <strong>und</strong> Betriebe wenden inzwischen ein B-Verfahren <strong>und</strong> fast jeder zweite<br />
Betrieb ein alternierendes Verfahren ein. Nach dem kräftigen Leistungsanstieg im Prüfjahr 2006 in Höhe<br />
von 157 kg Milch wurde im Prüfjahr 2007 lediglich ein Anstieg der Durchschnittsleistung um 87 kg Milch<br />
pro Kuh auf 8.201 kg erreicht. Im Vergleich zu den Vorjahren ist der Leistungsanstieg mit 3 kg Fett+Eiweiß<br />
deutlich geringer ausgefallen. Vermutlich hat die starke Aufstockung der Herden <strong>und</strong> die daraus<br />
resultierende verminderte Selektionschärfe die positive Entwicklung gebremst.
MLP in Roboter-Betrieben<br />
In den letzten Monaten ist die Zahl der mit einem Melkroboter ausgestatteten Mitgliedsbetriebe auf 30<br />
Betriebe mit 40 Melkboxen angestiegen. Bis zum Ende des ersten Quartals 2008 erwartet der Verband, dass<br />
42 MLP-Betriebe mit 62 Boxen arbeiten. Die Bereitstellung von LKV-Probenahmegeräten zur<br />
Durchführung der Milchleistungsprüfung in Roboter-Betrieben hat sich in den vergangenen Monaten bereits<br />
bewährt. Der Geschäftsführer zeigte deutlich auf, welche besonderen Maßnahmen für die Probenahme <strong>und</strong><br />
Datenmeldung bei Inbetriebnahme eines automatischen Melkverfahrens besonders zu beachten sind, damit<br />
eine ordnungsgemäße Milchleistungsprüfung auch in diesen Betrieben durchgeführt werden kann.<br />
Einführung des Ezi-Scanners<br />
Die im Jahre 2006 begonnene Einführung des Ezi-Scanners <strong>und</strong> der elektronischen MLP-Datenlieferung<br />
konnte im Laufe dieses Jahres erfolgreich abgeschlossen werden. Die elektronische Erfassung der MLP-<br />
Daten am Ezi-Scanner in Kombination mit der elektronischen Datenweiterleitung in das Rechenzentrum in<br />
Kiel führt zu einer Einsparung an Arbeitszeit für die Leistungsprüfer. Außerdem ist die elektronische<br />
Datenmeldung vom Außendienst die Gr<strong>und</strong>lage für eine noch schnellere Erstellung der MLP-Rückberichte.<br />
Hier wurden – auch durch eine Neu-Konzipierung des Probentransportes – deutliche Fortschritte in den<br />
letzten Monaten gemacht. Anfangs aufgetretene konstruktionsbedingte Schwächen des Ezi-Scanners<br />
konnten inzwischen durch technische Verbesserungen abgestellt werden.<br />
Herden-Auswertungsrogramm<br />
Die vor einem Jahr angekündigte Erweiterung des Herden-Auswertungsprogramms um das Modul<br />
„Fruchtbarkeitsmanagement“ ist inzwischen erfolgreich abgeschlossen. Über die Nutzung von externen<br />
Daten aus dem HIT-Register, über Besamungsdaten von der RSH eG <strong>und</strong> durch eigene Angaben des<br />
Landwirts kann ein guter Überblick über das Fruchtbarkeitsgeschehen in der Herde erstellt sowie in vom<br />
Nutzer selbst gewählter Form als Arbeitslisten ausgedruckt werden. Somit können durch die Analyse von<br />
Fruchtbarkeitskennziffern Defizite aufgedeckt werden. Das Herdenauswertungsprogramm kann eine gute<br />
Hilfe sein, da die bereitgestellten Kennziffern für selbstwählbare Zeiträume berechnet werden können. Die<br />
Resonanz von den inzwischen 270 Anwendern zeigt, dass das Programm gut ankommt <strong>und</strong> zur Optimierung<br />
des Managements in den Mitgliedsbetrieben beiträgt.<br />
Zentrales Milchuntersuchungslabor<br />
Mit r<strong>und</strong> 4,6 Mio. Proben <strong>und</strong> nahezu 24 Mio. Ergebnissen wurden 12,5 % mehr Proben untersucht als im<br />
Vorjahr. Aufgr<strong>und</strong> einer Änderung der Landesverordnung zur Durchführung der Milchgüte-Verordnung<br />
wurde zum 1.7.2007 die Untersuchung auf Mastitis-Streptokkoken komplett eingestellt. Bedingt durch<br />
vermehrten Meiereiwechsel wird inzwischen wieder von 3.161 Milcherzeugern (60 %) aus Schleswig-<br />
Holstein die Anlieferungsmilch im LKV-Labor untersucht. Das nach Ablauf von 5 Jahren erforderliche<br />
Audit zur Reakkreditierung wurde mit Bravour bestanden. Die Auditoren bestätigten, dass im LKV-Labor<br />
eine anhaltend qualitativ hochwertige Untersuchungsarbeit geleistet <strong>und</strong> ein nachvollziehbares<br />
Qualitätsmanagement angewendet wird.<br />
Akkreditierung <strong>und</strong> Zertifizierung<br />
Geschäftsführer Schulz wies darauf hin, dass voraussichtlich auch weitere Arbeitsbereiche des LKV<br />
aufgr<strong>und</strong> von veränderten Anforderungen des Gesetzgebers oder von anderen Wirtschaftsbereichen<br />
erforderlich sein werden. Für die Kernaufgaben des LKV, die Milchleistungsprüfungen, darf bisher das<br />
Spezialsiegel des Internationalen Komitees für Leistungsprüfung in der Tierproduktion (ICAR) als<br />
Nachweis für die Durchführung der MLP nach internationalen Kriterien geführt werden. Ab Juli 2009<br />
verliert jedoch dieses Spezialsiegel seine Gültigkeit <strong>und</strong> wird nur auf Antrag durch ein neues<br />
Qualitätszertifikat ersetzt. Unter den liberalisierten Bedingungen des neuen Tierzuchtgesetzes wird der LKV<br />
nicht daran vorbeikommen, womöglich selbst Mitglied bei ICAR zu werden <strong>und</strong> das neue Qualitätszertifikat<br />
zu beantragen.
Wahlen<br />
Bei den turnusmäßigen Wahlen wurden Eckhard Marxen, Niendamm, <strong>und</strong> Cord Riechmann, Munkbrarup,<br />
als Mitglieder in den Geschäftsführenden Vorstand wieder gewählt. Lorenz Christian Carstensen, Rantrum,<br />
wurde in seinem Amt als stellvertretender Landesvorsitzender bestätigt. Aus dem Schiedsgericht schied<br />
Rolf Rohwedder, Aukrug, nach jahrelanger ehrenamtlicher Tätigkeit auf eigenen Wunsch aus. Für ihn<br />
wurde Herr Jürgen Kühl, Heinkenborstel, als Mitglied in das Schiedsgericht des Verbandes gewählt. Für<br />
Martin Berling, Fitzen, erfolgte die Wiederwahl in das LKV-Schiedsgericht. Zum neuen Rechnungsprüfer<br />
wurde Michael Lausen, Harrislee, gewählt.<br />
Der LKV-Vorsitzende Eckhard Marxen, Niendamm, verabschiedete<br />
Rolf Rohwedder, Aukrug, aus den Ehrenämtern beim LKV.<br />
Vortrag<br />
Zum Abschluss der 70. Hauptversammlung des Landeskontrollverbandes Schleswig-Holstein e. V. hielt<br />
Jürgen Pallasch, Geschäftsführer der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, einen interessanten<br />
Vortrag zu dem Thema „Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein – Zukunft mit Partnern“.<br />
Geschäftsführer Jürgen Pallasch referierte über die Zusammenarbeit<br />
der Landwirtschaftskammer mit anderen landwirtschaftlichen Organisationen.<br />
Hergen Rowehl<br />
Landeskontrollverband Schleswig-Holstein e. V.<br />
Tel.: 0431-3398751<br />
info@lkv-sh.de