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Prof. Dr. Dr. h.c. Hartwig Geiger, Hohenheim

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Züchtung auf Nährstoffeffizienz<br />

bei Kulturpflanzen<br />

<strong>Hartwig</strong> H. <strong>Geiger</strong>, C. Tietze, K. Wilde<br />

Universität <strong>Hohenheim</strong><br />

Institut für Pflanzenzüchtung, Saatgutforschung und Populationsgenetik<br />

D-70593 Stuttgart


Einfluss der N-Versorgung bei Mais<br />

Reguläre N-Düngung (N-High) N-Mangel (N-Low)<br />

Foto: T. Presterl<br />

Foto: T. Presterl


Beziehung zwischen N-High und N-Low für Kornertrag bei<br />

nicht selektiertem Ausgangsmaterial<br />

Pflanzenart<br />

Weizen<br />

Triticale<br />

Roggen<br />

Raps<br />

Maistestkreuzungen<br />

- Flint-Linien<br />

- Dent-Linien<br />

** Signifikant bei P = 0,01.<br />

Korrelation<br />

r<br />

0,89**<br />

0,85**<br />

0,65**<br />

0,76**<br />

0,61**<br />

0,44**<br />

Quelle<br />

Schinkel 1991<br />

Oettler 1996<br />

Hartmann 1997<br />

Möllers et al. 2000<br />

Landbeck 1995


Definition:<br />

Stickstoffeffizienz<br />

N-Aufnahme<br />

N-Effizienz<br />

N-Verwertung<br />

N-Effizienz = Ertrag bei niedriger N-Versorgung


Kornertrag N-Low [t ha-1]<br />

Mais: Variation in vorselektiertem Material<br />

6,5<br />

5,5<br />

4,5<br />

3,5<br />

Testkreuzungen:<br />

49 Genotypen<br />

4 Orte in 1991<br />

r = 0,44**<br />

Low-N-<br />

Hybriden<br />

GD 5%<br />

High-N-<br />

Hybriden<br />

Kombinations-<br />

Hybriden<br />

5,5 6,5 7,5 8,5 9,5<br />

Kornertrag N-High [t ha-1]<br />

Landbeck (1995)


Kornanzahl pro Pflanze<br />

Einfluss von N-Versorgung und Standweite auf die Kornzahl je Pflanze<br />

450<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

5 Pflanzen m -2 10 Pflanzen m -2 15 Pflanzen m -2<br />

GREEN<br />

EFFI<br />

0 1 2 0 1 2 0 1 2<br />

Maishybride ‘Green‘ = High-N -Typ<br />

Maishybride ‘Effi‘ = Low-N -Typ<br />

Feldexperiment, <strong>Hohenheim</strong> 1997<br />

N-Versorgung [g Pflanze -1 ]<br />

Papanov et al. (2005)


Selektionserfolg im Kornertrag (MW über 14 Umwelten)<br />

Low-N-Hybride ‘Asket‘ High-N-Hybride<br />

N-Low<br />

6,5 t ha -1 9,4 t ha -1<br />

N-Low<br />

N-High N-High<br />

5,8 t ha -1 9,5 t ha -1<br />

Differenz: 2,9 t ha -1 Differenz: 3,7 t ha -1<br />

Foto: T. Presterl


EUREKA-Projekt: Genomanalyse der N-Effizienz bei Mais<br />

Zielsetzung:<br />

Bestimmung und Charakterisierung<br />

von „Quantitative Trait<br />

Loci“ (QTL) für N-Effizienz in<br />

einer Kartierungspopulation<br />

und Entwicklung nahisogener<br />

Linien (NIL) für wichtige QTL-<br />

Bereiche.<br />

Identifikation von Kandidatengenen<br />

durch Datenbankrecherche<br />

und differentielle<br />

Genexpressionsstudien.<br />

Entwicklung allelspezifischer<br />

Marker für die Kandidatengene.


QTL und Kandidatengene auf Mais-Chromosom 1<br />

N + = Anbau bei 175 kg N ha -1<br />

N - = Anbau bei 60 kg N ha -1<br />

QTL für:<br />

Kornertrag<br />

Kornanzahl je Kolben<br />

Tausendkorngewicht<br />

N-Gehalt im Korn<br />

N-Verwertung<br />

Glutaminsynthetaseaktivität im Blatt<br />

Kandidatengene:<br />

AS1 = Asparaginsynthetase<br />

gln1, gln2 = Glutaminsynthetase<br />

NR1 = Nitratreduktase<br />

GDH1 = Glutamatdehydrogenase<br />

Hirel et al. (2001)


Material und Feldexperimente<br />

• Testkreuzungen von 720 DH-Linien.<br />

• 188 polymorphe DNA- Marker mit gleichmäßiger<br />

Verteilung über das Genom.<br />

• Feldexperimente:<br />

- unwiederholte Versuche<br />

an 4 Orten (s.re.)<br />

in 2 Jahren (2001, 2002)<br />

- 2 N-Stufen (hoch bzw. niedrig)<br />

- 2-reihige Parzellen<br />

von 4 – 6 m Länge<br />

- 9 – 9.5 Pflanzen m-2 WAL<br />

HOH<br />

BER<br />

GRU


Prozent der durch einzelne QTL erklärten<br />

phänotypischen Varianz<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

QTL-Analyse<br />

N-Stufe:<br />

Schraffiert: Positives Allel stammt aus der<br />

N-High-Elternlinie TH<br />

1 2 2 2 3 4 5 5 6 6 7 8 9 10<br />

QTL auf Chromosom<br />

hoch, niedrig


Funktionelle Gruppierung der analysierten Kandidatengene<br />

N-Aufnahme<br />

z.B. Nitrat- und Ammoniumtransporter<br />

Nitrat-Reduktion<br />

z.B. Nitratreduktase, Nitritreduktase<br />

N-Metabolismus<br />

z.B. Glutaminsynthetase, Glutamatsynthase,<br />

Glutamatdehydrogenase<br />

Aminosäuremetabolismus<br />

z.B. Aspartat- und Alaninaminotransferase,S-adenosylmethioninsynthetase<br />

C-Metabolismus<br />

z.B. Malatdehydrogenase, Citratsynthase,Isocitratdehydrogenase,<br />

PEPcarboxylase<br />

Transkriptionsfaktoren<br />

z.B. opaque2, MADS-box-Protein<br />

ZNR1<br />

Kinasen<br />

z.B. Rezeptor-ähnliche-Proteinkinase,SNF1-verwandte-Proteinkinase<br />

Andere Funktionen<br />

z.B. Phospholipase C,<br />

Zuckertransporter, Aquaporine


Genexpressionstudien – Transkript-Analyse<br />

• Identifizierung von differentiell exprimierten Genen mit<br />

der SSH („subtractive suppressive hybridization“)<br />

Methode<br />

a) Isolierung von Genen, die bei der Entwicklung<br />

der Seitenwurzeln induziert werden<br />

b) Isolierung von Genen, die bei der Entwicklung<br />

der Seitenwurzeln unterdrückt werden<br />

• Es wurden 38 Gene mit Sequenzübereinstimmung zu<br />

bekannten Genen und 61 Gene unbekannter Funktion<br />

isoliert.


Genexpressionstudien - phänotypische Unterschiede<br />

Keimpflanzen in der Hydrokultur<br />

Nach 2 Tagen bei<br />

niedriger NO 3 - -Konzentration:<br />

Anzahl und Länge der Lateralwurzeln<br />

bei SL größer als bei TH<br />

(s. Abb.)<br />

Nach 20 Tagen bei<br />

hoher NO 3 — Konzentration (ohne<br />

Abb.): gesamtes Wurzelsystem<br />

bei TH größer als bei SL<br />

Genexpressionsanalyse nach<br />

2 Tagen bei 0,1 mM NO 3 -<br />

SL TH<br />

Foto: J. Gou


EUREKA-Projekt: Genomanalyse der N-Effizienz bei Mais<br />

Zielsetzung:<br />

Bestimmung und Charakterisierung<br />

von „Quantitative Trait<br />

Loci“ (QTL) für N-Effizienz in<br />

einer Kartierungspopulation<br />

und Entwicklung nahisogener<br />

Linien (NIL) für wichtige QTL-<br />

Bereiche.<br />

Verifikation von<br />

Kandidatengenen:<br />

• Co-Lokalisation mit QTL<br />

• Evaluation der NIL<br />

• Marker-basierte Selektion<br />

Identifikation von Kandidatengenen<br />

durch Datenbanksuchen<br />

und durch differentielle Genexpressionsstudien.<br />

Entwicklung allelspezifischer<br />

Marker für die Kandidatengene.


Co-Lokalisation von Kandidatengenen und Low-N-QTL<br />

Lokal. in<br />

Kand. QTL-<br />

Gene Interv. 1<br />

Aus<br />

Datenbanken<br />

Laut<br />

SSH-<br />

Analyse<br />

ja<br />

nein<br />

ja<br />

nein<br />

Summe<br />

1 Einschl. eng benachbarter Bereiche<br />

1<br />

1<br />

5<br />

-<br />

-<br />

6<br />

2<br />

-<br />

5<br />

-<br />

-<br />

5<br />

3<br />

3<br />

4<br />

-<br />

3<br />

10<br />

4<br />

1<br />

2<br />

-<br />

1<br />

4<br />

Chromosom<br />

5<br />

-<br />

8<br />

-<br />

5<br />

13<br />

1<br />

4<br />

-<br />

-<br />

5<br />

-<br />

4<br />

-<br />

1<br />

5<br />

5<br />

5<br />

-<br />

3<br />

13<br />

Erste NIL / SubNIL bereits vorhanden<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

-<br />

1<br />

-<br />

-<br />

1<br />

10<br />

6<br />

7<br />

-<br />

3<br />

16<br />

bzw. in Bearbeitung


Mittels Co-Lokalisation vorläufig verifizierte Kandidatengene<br />

Funktionelle Gruppe<br />

N-Aufnahme<br />

Nitrat-Reduktion<br />

N-Metabolismus<br />

Aminosäuremetabolismus<br />

C-Metabolismus<br />

Transkriptionsfaktoren<br />

Kinasen<br />

Andere Funktionen<br />

Kandidatengen(e)<br />

amt, aap<br />

-<br />

gln<br />

sams, tgz, p5cs, got<br />

pdk,me<br />

mads<br />

pk, serk<br />

stp, zmk, fdx, llp<br />

Summe:<br />

Anzahl<br />

2<br />

-<br />

1<br />

4<br />

2<br />

2<br />

2<br />

4<br />

17


EUREKA-Projekt: Genomanalyse der N-Effizienz bei Mais<br />

Zielsetzung:<br />

Bestimmung und Charakterisierung<br />

von „Quantitative Trait<br />

Loci“ (QTL) für N-Effizienz in<br />

einer Kartierungspopulation<br />

und Entwicklung nahisogener<br />

Linien (NIL) für wichtige QTL-<br />

Bereiche.<br />

Verifikation von<br />

Kandidatengenen:<br />

• Co-Lokalisation mit QTL<br />

• Evaluation der NIL<br />

• Marker-basierte Selektion<br />

Identifikation von Kandidatengenen<br />

durch Datenbanksuchen<br />

und durch differentielle Genexpressionsstudien.<br />

Entwicklung allelspezifischer<br />

Marker für die Kandidatengene.


QTL-Verifikation nach Rekombination selektierter Linien<br />

Relativer Kornertrag [%]<br />

unter N-Low<br />

N=39 68 147 56 30<br />

103<br />

102<br />

101<br />

100<br />

99<br />

98<br />

97<br />

Testkreuzungsleistung von 340 DH-Linien<br />

N-Low, 2004<br />

3 Orte (Bernburg, Grucking, Walldorf)<br />

b = 0,92<br />

0 1 2 3 4<br />

Anzahl positiver QTL-Allele<br />

QTL auf Chr. 3, 6, 8 und 10<br />

erklären 2 bis 13% der<br />

phänotypischen Varianz


Zusammenfassung<br />

• Selektion auf Anpassung an Böden mit Nährstoffmangel<br />

ist erfolgreich.<br />

• Nährstoffeffizienz korreliert mit phänotypischer Stabilität.<br />

• Beispiel N-Effizienz bei Mais:<br />

- 1 oder mehrere QTL auf 8 von 10 Chromosomen.<br />

- Verifikation von QTL-Effekten mittels markergestützter<br />

Selektion erfolgreich.<br />

- NIL- und SubNIL-Entwicklung für 3 QTL kurz vor dem<br />

Abschluss.<br />

- 17 Kandidatengene liegen in Low-N-QTL-Intervallen.<br />

- Zahlreiche neue Kandidatengene mit unbekannter<br />

Funktion identifiziert.


KWS SAAT AG, Einbeck:<br />

W. Schmidt<br />

M. Ouzunova<br />

C. Knaack<br />

B. Kessel<br />

Universität Düsseldorf:<br />

P. Westhoff<br />

J. Gou<br />

K. Ernst<br />

Danksagung<br />

Universität <strong>Hohenheim</strong>:<br />

T. Presterl 1<br />

M. Landbeck 1<br />

E.M. Thiemt<br />

H. Burger<br />

1 Jetzt KWS SAAT AG<br />

Finanzielle Unterstützung:<br />

MLR Baden-Württemberg<br />

BMBF, EUREKA-Programm<br />

KWS SAAT AG

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