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Abschlussrede Viktoria Graskemper & Phillip Maas - Katholische ...

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Tag des Landvolks<br />

Zu gut für die Tonne!<br />

Paderborn, Libori-Dienstag, 31. Juli 2012<br />

Warum unsere Lebensmittel mehr Wertschätzung verdienen<br />

Schlusswort – <strong>Phillip</strong> <strong>Maas</strong> & <strong>Viktoria</strong> <strong>Graskemper</strong><br />

Hochverehrter Herr Erzbischof Becker,<br />

Sehr geehrte Frau Bundesministerin Aigner,<br />

Lieber Rektor Gresch,<br />

Sehr geehrte Damen und Herrn!<br />

Bevor wir mit unserem Schlusswort beginnen, möchten wir uns noch einmal recht<br />

herzlich bei Ihnen, Frau Bundesministerin Aigner und Herrn Erzbischof Becker für<br />

Ihre impulsgebenden Worte bedanken. Ebenfalls ist es uns ein Anliegen, uns auch<br />

beim Team der Landvolkshochschule Hardehausen für die Organisation des heuti-<br />

gen Tages zu bedanken. Ferner sind wir noch einmal gebeten worden, Sie darauf<br />

hinzuweisen, dass im Anschluss an die Nationalhymne wie gewohnt ein Umtrunk<br />

stattfindet, zu dem Sie alle herzlich eingeladen sind.<br />

- Und, fangen wir an? – Ja, lass uns anfangen.<br />

Zunächst möchten wir uns kurz vorstellen. Wir kommen beide von landwirtschaftli-<br />

chen Betrieben. Anfang dieses Jahres haben wir uns sechs Wochen Zeit genommen,<br />

um am Hardehausener Grundkurs teilzunehmen. Deshalb stehen wir vermutlich heu-<br />

te auch hier.<br />

1


<strong>Viktoria</strong> hat in den letzten Monaten Praktika auf einem landwirtschaftlichen Betrieb<br />

und bei der Landwirtschaftskammer absolviert. Zum Herbst hin wird sie ein Studium<br />

der Agrarwissenschaften beginnen.<br />

<strong>Phillip</strong> hat im letzten Jahr seine landwirtschaftliche Lehre abgeschlossen und wird ab<br />

August die zweijährige Fachschule besuchen.<br />

Bei der Vorbereitung auf den heutigen Tag fiel uns ein Lied ein, was wir häufig im<br />

Grundkurs gesungen haben: „Eine Hand voll Erde“. Die Bedeutung dieses Liedes ist<br />

uns im Laufe der sechs Wochen erst wirklich bewusst geworden.<br />

Eine Hand voll Erde, schau sie dir an<br />

Gott sprach einst es werde, denke daran!<br />

Das Thema Lebensmittelverschwendung ist, wie auch Sie, Herr Erzbischof es noch<br />

einmal deutlich hervorgehoben haben, eng verknüpft mit einer mangelnden Wert-<br />

schätzung. Diese Wertschöpfungskette beginnt nicht erst im Supermarkt, sondern<br />

bereits bei der Herstellung unserer Lebensmittel – nämlich beim Landwirt selbst.<br />

Oft ist uns das beim Einkaufen im Supermarkt gar nicht richtig bewusst. Da steht die<br />

faire Milch neben der Discounter-Milch und man wird plötzlich kurz erinnert - da war<br />

doch was. Ja, da war doch was. Im Endeffekt wird dann doch die günstigere Variante<br />

gewählt. Der Inhalt ist doch der selbe, warum dann freiwillig mehr zahlen? Nur weni-<br />

ge sind bereit, für Qualität, für einen fairen Handel und Herstellungsbedingungen<br />

mehr zu zahlen. Und das bei Lebensmitteln.<br />

„Was nichts kostet ist auch nichts“ – durch die günstigen Preise sinkt auch die Wert-<br />

schätzung unserer Lebensmittel. Statt nur das zu kaufen, was wir wirklich brauchen,<br />

lassen wir uns verführen und kaufen viel mehr als eigentlich nötig. Die Folge ist vor-<br />

programmiert – wir werfen das, was wir nicht essen einfach weg. Ab in die Tonne.<br />

Wie wir heute schon des Öfteren gehört haben, kommen so pro Bundesbürger 82 kg<br />

im Jahr zusammen. Ist das nicht eine alarmierende Zahl?<br />

Gleichzeitig werden aber immer höhere Auflagen bezüglich Pflanzenbau und Tierhal-<br />

tung gefordert – von Verbrauchern und von der Politik. Dabei bestehen in Deutsch-<br />

2


land schon sehr hohe Auflagen – die höchsten. Noch mehr Auflagen zu fordern und<br />

zur selben Zeit einen Großteil der Lebensmittel wegzuwerfen, stellt für uns eine klare<br />

Doppelmoral dar!<br />

Sie haben heute über die aktuelle Kampagne Ihres Ministeriums gesprochen, Frau<br />

Aigner. Unter dem Titel „Zu gut für die Tonne! – Strategien gegen die Lebensmittel-<br />

verschwendung“ setzen Sie sich für eine bessere Verbraucherinformation zum The-<br />

ma Lebensmittel ein. So klären Sie auf Ihrer Homepage über das Mindesthaltbar-<br />

keitsdatum, bewussteres Einkaufen und die richtige Lagerung von Lebensmitteln auf.<br />

- Ein guter Anfang wie wir finden.<br />

Jedoch muss gleichzeitig mit der Kampagne gegen Lebensmittelverschwendung<br />

auch das Bewusstsein des Verbrauchers für die Entstehungskette unserer Lebens-<br />

mittel gefördert werden. Hier müssen wir Erzeuger uns zunächst an die eigene Nase<br />

fassen und aktiv werden. Für uns Landwirte ist die nachhaltige Erzeugung von Le-<br />

bensmitteln eine Selbstverständlichkeit. Dies ist mit bestimmten, traditionellen<br />

Grundwerten verbunden. In der dritten Strophe des Liedes „Eine Hand voll Erde“<br />

heißt es:<br />

Unsere Erde zu bewahren - zu bewahren, das, was lebt,<br />

hat Gott dir und mir geboten, weil er seine Erde liebt.<br />

Als Landwirte verstehen wir uns als Bewahrer der Schöpfung. Dies müssen wir aber<br />

auch dem Verbraucher vermitteln! Es ist nicht unser Ziel, die Umwelt zu verpesten<br />

und die Tiere zu quälen. Wir tun Tag für Tag unser bestmögliches, um die Kultur-<br />

landschaft zu bewahren und gleichzeitig für den Verbraucher hochwertige Lebens-<br />

mittel zu produzieren.<br />

Dieses Selbstverständnis müssen wir auch dem Verbraucher vermitteln! Hier gibt es<br />

bereits gute Ansätze vom „Tag des offenen Hofes“ bis hin zu Hofführungen für Kinder<br />

und Erwachsenengruppen. Die Bereitschaft anderen Menschen die landwirtschaftli-<br />

chen Produktionsweisen näher zu bringen, muss jedoch bei allen Landwirten zur<br />

Selbstverständlichkeit werden. Wir haben nichts zu verbergen und können dies ruhig<br />

allen zeigen. Nur so können Verbraucher ein Verständnis entwickeln und die land-<br />

wirtschaftlichen Produkte wertschätzen.<br />

3


Um sich noch mehr um Öffentlichkeitsarbeit und eine nachhaltige Landwirtschaft<br />

kümmern zu können, ist auch die Politik gefragt, Frau Aigner. Durch den ganzen Pa-<br />

pierkrieg und die sich anhäufenden Auflagen bleibt hierfür leider immer weniger Zeit.<br />

Es müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden, die es dem Landwirt möglich<br />

machen, sich freier zu entfalten. Ohne ständigen Druck im Nacken.<br />

Für eine Wertschätzung der landwirtschaftlichen Arbeit und der Lebensmittel setzen<br />

sich in besonderer Weise auch die LandFrauen ein. Als Botschafterinnen heimischer<br />

Agrarprodukte gehen Sie in Schulen, Kindergärten und auf öffentliche Veranstaltun-<br />

gen und klären über die heimische Landwirtschaft und deren hochwertig produzierten<br />

Lebensmittel auf. Sie setzen im Kindesalter damit an, erklären wie eine ausgewoge-<br />

ne Ernährung aussieht und fördern einen verantwortungsvollen Umgang mit Le-<br />

bensmitteln. Genau dies sollten wir alle tun! Werden Sie zu Botschaftern Ihres Be-<br />

rufsstandes, Ihrer Produkte und Produktionsweisen! Setzen Sie sich für die Akzep-<br />

tanz und Wertschätzung der landwirtschaftlichen Arbeit ein!<br />

Mit dem Jahresthema des Deutschen Landfrauenverbandes „Stoppt das Lebensmit-<br />

tel-Mobbing!“ ruft auch dieser in verschiedenen Aktionen und Projekten zu einer an-<br />

gemessenen Wertschätzung unserer Lebensmittel auf. Sehenswert sind hier auch<br />

die kurzen Videos auf YouTube, in denen sich die Lebensmittel über ihre zu geringe<br />

Wertschätzung beschweren.<br />

Mit einer klaren Darstellung der Wertschöpfungskette unserer Lebensmittel können<br />

wir auch das Bewusstsein der Verbraucher ändern. Nur so. Wer sich bewusst macht,<br />

wie viel Arbeitskraft in einem Brot steckt, bevor es hinter der Ladentheke landet, geht<br />

bewusster einkaufen und wirft weniger weg. In Konsequenz daraus steht ihm auch<br />

mehr Geld zur Verfügung, um mehr für qualitativ hochwertige und faire Lebensmittel<br />

auszugeben.<br />

Wir wünschen uns eine angemessene Wertschätzung unserer Lebensmittel und so-<br />

mit auch eine Wertschätzung für deren Herstellung und die Menschen, die sie produ-<br />

zieren – unsere Landwirte und die Lebensmittelverarbeitung, die dafür sorgen, dass<br />

unsere Lebensmittel so hinter der Ladentheke landen, wie wir es gewohnt sind. Nur<br />

4


so können auch unsere familiengeführten landwirtschaftlichen Betriebe noch eine<br />

Zukunft haben!<br />

Eine Hand voll Erde, schau sie dir an<br />

Gott sprach einst es werde, denke daran!<br />

5

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