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Der Tantenmörder - Teresa Ott

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Institut für Neuere deutsche Philologie der Universität Würzburg<br />

Hauptseminar Wintersemester 2004/2005<br />

Die Ballade<br />

Prof. Dr. Peter Cersowsky<br />

Analyse der Ballade “<strong>Der</strong> <strong>Tantenmörder</strong>” von Frank Wedekind<br />

Vorgelegt von<br />

<strong>Teresa</strong> <strong>Ott</strong><br />

Schiestlstraße 1<br />

97080 Würzburg


Inhalt<br />

Das Kabarett in Deutschland um die Jahrhundertwende 1<br />

<strong>Der</strong> <strong>Tantenmörder</strong> – eine Kabarettballade 2<br />

Parodie des Bänkelsangs 2<br />

Wedekinds Innovationen 2<br />

Neuer Heldentyp 3<br />

Jugendstil 3<br />

Materialistisches Menschenbild 4<br />

Nüchternheit und fehlende Affekte 5<br />

Komik 5<br />

Wedekind als „Bürgerschreck“ 6<br />

Seine ungeheuerliche Ausstrahlung 6<br />

Die Musik des <strong>Tantenmörder</strong>s 7<br />

Bürgerlich-oppositionelle Ansichten 7<br />

2.3 Autobiographischer Hintergrund 8<br />

Die Entwicklung des Kabaretts bis heute 10<br />

Literaturverzeichnis 11<br />

Seite


Das Kabarett in Deutschland um die Jahrhundertwende<br />

Das Kabarett hat seinen Ursprung in Frankreich. In Montmartre, einem Pariser Außenbezirk,<br />

in dem die soziale Unterschicht überwog, eröffnet Rodolphe Salis 1881 das erste<br />

künstlerische Cabaret „Chat Noir“. Um die Jahrhundertwende dringen Gerüchte über diese<br />

neue Kunstform in Bohème-Atmosphäre nach Deutschland, wo junge Künstler und<br />

Intellektuelle unter Nietzsches Einfluss gegen die veralteten Moral- und Wertvorstellungen<br />

des Bürgertums im prüden Wilhelminischen Kaiserreich rebellieren und den Humor als<br />

notwendigen Bestandteil in der Kunst verlangen. <strong>Der</strong> Verleger Albert Langen kam aus Paris<br />

nach München zurück und, erfüllt vom Geist der Satire im „Chat Noir“, veröffentlicht mit<br />

Gleichgesinnten, darunter Frank Wedekind, 1896 den „Simplicissimus“, ein jahrelang<br />

erfolgreiches Kampfblatt gegen die Staatsautorität. Im gleichen Jahr, in der gleichen Stadt<br />

kommt auch die Zeitschrift „Jugend“ heraus, die dem „Jugendstil“ zu seinem Namen verhilft.<br />

München und sein Stadtteil Schwabing werden Zentrum der künstlerischen Avantgarde, die<br />

sich 1901 gegen das neue Gesetz „Lex Heinze“ empört, das den staatlichen Stellen viele<br />

Mittel der Zensur zur Verfügung stellt. <strong>Der</strong> harte Kern dieser Protestgruppe, elf Mitglieder,<br />

gründet ein Kabarett - die deutsche Schreibweise unterstreicht den Unterschied zum<br />

französischen Vorbild, denn anders als beim Cabaret sollte die leichte Unterhaltung<br />

zeitkritischen und anspruchsvolleren Texten weichen - mit dem Namen „Die Elf<br />

Scharfrichter“, das den Kampf gegen Konventionen und soziale Heuchelei aufnehmen soll.<br />

Ihre Räumlichkeiten dekorieren sie mit grotesken Masken, Folterwerkzeugen und<br />

Richtschwertern, außerdem wählen sie blutrünstige Pseudonyme wie etwa „Balthasar Starr“,<br />

„Till Blut“ oder „Dionysius Tod“; sie treten in düsteren Gewändern und mit bedrohlich<br />

wirkenden Henkerbeilen auf. Frank Wedekind stößt ein paar Monate nach ihrer Gründung zu<br />

der erfolgreichen Gruppe. 1<br />

„Er [Wedekind] wußte, daß schon sein Name ausreichte, um das Publikum zu schrecken, das<br />

ihn für einen notorischen ‚Literaturunhold’ hielt. Wedekind brauchte also gar nicht erst ein<br />

gruselweckendes Pseudonym überzustreifen, wie die anderen Scharfrichter. Als dramatischer<br />

Neuerer und Poet war er für seine Freunde eine Mischung aus Anarchist und Heiligem. Seine<br />

eiskalte Durchleuchtung der menschlichen Triebe, seine freizügige Beschwörung der<br />

Sexualität, seine Entlarvung der herrschenden bürgerlichen Moralvorstellungen, all das mußte<br />

den Spießer aus seiner selbstgefälligen Ruhe aufschrecken.“ 2<br />

Wedekinds Repertoire das er auf der Bühne der „Elf Scharfrichter“ vorträgt enthält auch die<br />

Ballade „<strong>Der</strong> <strong>Tantenmörder</strong>“, die im Folgenden unter dem Aspekt einer „Kabarett-Ballade“<br />

1 Appignanesi, Lisa: Das Kabarett. Stuttgart, 1976<br />

2 Appignanesi, Lisa: Das Kabarett. Stuttgart, 1976: S.43 f.


analysiert werden soll.<br />

„<strong>Der</strong> <strong>Tantenmörder</strong>“ von Frank Wedekind - eine Kabarettballade<br />

2.1 Parodie des Bänkelsangs<br />

Frank Wedekind bedient sich in seiner Ballade der Form des Bänkelsangs. <strong>Der</strong> Begriff des<br />

Bänkelsangs taucht das erste Mal im 18. Jahrhundert auf. <strong>Der</strong> Bänkelsänger war von<br />

niedrigem sozialem Rang und wird in damaligen Bildquellen als ärmlich und zerlumpt<br />

dargestellt. Als ein Vertreter des Fahrenden Gewerbes bereiste er Jahrmärkte und Messen, trat<br />

aber auch unabhängig von solchen Ereignissen auf. Zu seinen Utensilien gehörte eine kleine<br />

Bank, von welcher er wie auf einem Podest zur Menge sprach, um Moritaten zu berichten,<br />

denen meist eine wahre Begebenheit zugrunde gelegen war. Diese Mordgeschichten waren in<br />

einfachen Volksliedstrophen verfasst und wurden mit Musikbegleitung vorgesungen. Sie<br />

endeten stets mit der Hinrichtung oder einem anderen schrecklichen Ende des Verbrechers<br />

und einem abschließenden Moralappell für die Zuhörer. Somit diente der Bänkelsang als<br />

Abschreckung und Selbsterziehung des einfachen Volkes, als belehrende Instanz, das<br />

bestehende moralische Wertesystem zu wahren und sich darin einzufügen. 3<br />

Auch Frank Wedekind erzählt in „<strong>Der</strong> <strong>Tantenmörder</strong>“ eine Mordgeschichte. Er wählt die<br />

Selbstdarstellung eines Kriminellen vor Gericht und übernimmt so die „letzen Worte“ eines<br />

Mörders aus dem Hinrichtungslied, einer Unterart des Bänkelsangs 4 . Auch das Makabre und<br />

Schreckliche der übernommenen Gattung schlägt sich in der Sprache des <strong>Tantenmörder</strong>s<br />

nieder: „Ich hab meine Tante geschlachtet“ (Z. 4) oder „Und stieß sie ins tiefe Kellerloch“ (Z.<br />

16). 5 Wedekinds Erscheinung und Lebensweise sind die eines Bohèmiens, also ist er materiell<br />

und gesellschaftlich damit nicht sonderlich besser gestellt als der damalige Bänkelsänger. Bei<br />

seinen Auftritten ist der Tonfall monoton und klagend, wie der eines Moritatensängers, zudem<br />

begleitet er sich musikalisch mit einer Gitarre. 6 Gleichzeitig mit der Verwendung der bereits<br />

existierenden Ausdrucksmöglichkeit verleiht er ihr neue Facetten, wobei schon ein<br />

wesentliches Merkmal des Kabaretts, nämlich die Parodie, Anwendung findet. <strong>Der</strong><br />

entscheidende Unterschied zur Bänkelsang-Tradition liegt in der Moral, die das Lied<br />

3<br />

Müller-Waldeck, Gunnar (Hg.): In des Gartens dunkler Laube. Moritaten und Bänkelsang aus vier<br />

Jahrhunderten. Rostock, 1977<br />

4<br />

Wedekind, Frank: <strong>Der</strong> <strong>Tantenmörder</strong>. In: Laufhütte, Hartmut (Hg.): Deutsche Balladen. Stuttgart, 1991: S.<br />

395<br />

5 ebda.<br />

6 Petzoldt, Leander: Bänkelsang. Vom historischen Bänkelsang zum literarischen Chanson. Stuttgart, 1974


vermitteln soll, denn der Autor, 1889 wegen Majestätsbeleidung zu 6 Monaten Haft<br />

verurteilt 7 , protestiert gegen die bestehenden Moralvorstellungen im Kaiserreich und bricht in<br />

seiner Ballade mit sozialen und literarischen Konventionen.<br />

2.2 Wedekinds Innovationen<br />

2.2.1 Neuer Heldentyp<br />

Ganz anders als in Balladen zeitgenössischer, aber traditionell ausgerichteter Dichter wie etwa<br />

Agnes Miegel, Lulu von Strauss und Torney oder Börries von Münchhausen, deren heroische<br />

Protagonisten aus der deutschen Sagen- und Geschichtswelt stammten, ist das lyrische Ich<br />

Wedekinds ein innovativer „Held“. <strong>Der</strong> <strong>Tantenmörder</strong> ist ein namenloser, junger und zudem<br />

noch krimineller Jedermann, der vor Gericht eine Art Plädoyer für sich hält. Das<br />

Ungeheuerliche jedoch ist nicht allein was er getan hat, die Tante wegen ihres Geldes zu<br />

ermorden, sondern die Art und Weise, wie er sich zu seinem Vergehen verhält. Normalerweis<br />

würde ein vergleichbarer Raubmörder versuchen, die Tat zu leugnen oder sich so unschuldig<br />

wie möglich darzustellen, indem er mildernde Umstände hervorbringt, der <strong>Tantenmörder</strong><br />

hingegen legt ein so umfassendes und ehrliches Geständnis ab, dass der Tathergang in all<br />

seiner Brutalität offen gelegt wird:<br />

z.B. „Und hörte die alte Tante schnaufen<br />

Ohn Mitleid und Zartgefühl.“ (Z. 7f.)<br />

„Ich stieß ihr den Dolch in die Därme“ (Z. 11) 8<br />

Sein Bericht lässt jegliches Anzeichen von Reue vermissen, man hat sogar den Eindruck, er<br />

meint gar nicht im Unrecht zu sein. Im Gegenteil, denn in der letzten Strophe bittet er seine<br />

Richter nicht etwa um Gnade, sondern klagt sie selber an:<br />

2.2.2 Jugendstil<br />

„Ihr aber, o Richter, ihr trachtet<br />

Meiner blühenden Jugend-Jugend nach.“ (Z. 19f.) 9<br />

Die Wiederholung des Wortes „Jugend“ beweist eine nicht unerhebliche Bedeutung dieses<br />

Begriffs für Wedekind. In seinen Dramen „Die junge Welt“ von 1890 und „Frühlings<br />

Erwachen“ von 1891, letzteres mit dem Untertitel „Eine Kindertragödie“, beschäftigt sich der<br />

Autor ausführlich mit den Problemen Jugendlicher. Und auch später ist seine Heldin „Lulu“<br />

(„Erdgeist“, 1903 und „Die Büchse der Pandora“, 1904) ein junges Mädchen.<br />

7<br />

Appignanesi, Lisa: Das Kabarett. Stuttgart, 1976: S.44<br />

8<br />

Wedekind, Frank: <strong>Der</strong> <strong>Tantenmörder</strong>. In: Laufhütte, Hartmut (Hg.): Deutsche Balladen. Stuttgart,<br />

1991: S. 395


Die Jugend ist durch Wedekind und auch durch andere Schriftsteller (Oscar Wilde: „Das<br />

Bildnis des Dorian Gray“, 1891) und Zeitgenossen zu einem Wert erhoben worden. Gerade<br />

um die Jahrhundertwende und besonders in München gab es zunehmend Künstler jeder<br />

Herkunft und Richtung, die sich berufen fühlten, etwas Neues zu schaffen. Kommentiert von<br />

der Zeitschrift „Jugend“ formte sich eine Art Jugendbewegung (z. B. „Wandervogel“).<br />

„<strong>Der</strong> Jugendstil ist jenen künstlerischen Ausformungen zuzurechnen, in denen sich ein Protest<br />

gegen die verfestigte Tradition, Aufbruch und Suche nach neuen Werten und Formen<br />

ausspricht.“ 10<br />

Dieser Definition nach kann man bei Wedekind also durchaus von einem „literarischen<br />

Jugendstil“ sprechen. In seiner Ballade wird ein Generationenkonflikt thematisiert, ist die<br />

Tante schließlich „alt und schwach“ (Z. 2) 11 und ihr Mörder jung und muss sich und seinen<br />

„jugendlichen Leichtsinn“ nun vor Richtern rechtfertigen, die ihrerseits nicht mehr die<br />

Jüngsten sind, sonst würden sie wohl nicht nach seiner Jugend “trachten“ (Z. 19).<br />

Materialistisches Menschenbild<br />

Auch das Motiv für den Mord an der Tante ist in literarhistorischer Hinsicht eine Innovation<br />

Wedekinds. In Balladen von Lulu von Strauss und Torney beispielsweise sterben die Helden<br />

auf See („’Schiff ahoi!’“ 12 ) oder werden als Aufständische hingerichtet („Die<br />

Bauernführer“ 13 ). Hier jedoch wird die Tante aus einem „niederen“ Motiv heraus umgebracht,<br />

und zwar wegen ihres Geldes:<br />

„Da fand ich goldene Haufen,<br />

Fand auch an Papieren gar viel“ (Z. 4ff.)<br />

„Das Geld war schwer zu tragen“ (Z. 13) 14 .<br />

Das deutsche Kaiserreich war gegen Ende des 19. Jahrhunderts von zahlreichen<br />

Veränderungen geprägt.<br />

Zunehmende Industrialisierung, Technisierung, Verstädterung und wachsende<br />

Bevölkerungszahlen führten bald zu einer Pauperisierung des Proletariats. Die<br />

9<br />

ebda.<br />

10<br />

Jost, Dominik: Literarischer Jugendstil. (2., ergänzte Aufl.). Stuttgart, 1980<br />

11<br />

Wedekind, Frank: <strong>Der</strong> <strong>Tantenmörder</strong>. In: Laufhütte, Hartmut (Hg.): Deutsche Balladen. Stuttgart, 1991: S.<br />

395<br />

12<br />

Strauss und Torney, Lulu von: „Schiff ahoi!“. In: Laufhütte, Hartmut (Hg.): Deutsche Balladen. Stuttgart,<br />

1991: S. 407<br />

13 ebda.<br />

14<br />

Wedekind, Frank: <strong>Der</strong> <strong>Tantenmörder</strong>. In: Laufhütte, Hartmut (Hg.): Deutsche Balladen. Stuttgart,<br />

1991: S. 395


Naturwissenschaften gewinnen an Erkenntnissen wie den Darwinismus und an Bedeutung, sie<br />

beeinflussen die Philosophie und es entsteht die Idee vom Positivismus und eines<br />

materialistischen Menschenbilds.<br />

Auch wenn Wedekind sich gegen Hauptmann und den Naturalismus gewandt hat15 , so gehört<br />

„seine Sympathie“ doch „den Realisten, die auf dem Boden der Tatsachen stehen.“ 16<br />

Idealismus wie Humanität und Ratio wird von Wedekind als bürgerlich und damit<br />

unzeitgemäß und veraltet abgelehnt. „Das Fleisch hat seinen eigenen Geist“ 17 ist das Motto<br />

des Autors und der Mensch ist für ihn egoistisches Triebwesen, mit animalischen Zügen,<br />

schließlich beschreibt er seine „Lulu“ im Prolog des Stückes „Erdgeist“ als „wildes schönes<br />

Tier“. Mit der Aussage, die Tante sei „schwach“ (Z. 2) 18 gewesen, spiegelt Wedekind die<br />

darwinistische Theorie von „natürlicher Auslese“ in etwas pervertierter Form wider. Für den<br />

<strong>Tantenmörder</strong> trifft das materialistische, triebhafte Menschenbild eindeutig zu, dessen niedere<br />

Beweggründe ebenso erschrecken wie seine kühle Schilderung der Tat.<br />

Sachlichkeit und fehlende Affekte<br />

„Ich hab meine Tante geschlachtet,<br />

Meine Tante war alt und schwach;<br />

Ich hatte bei ihr übernachtet<br />

Und grub in den Kisten-Kasten nach.“(Z. 1-4)<br />

„Die Tante schnaufte nicht mehr.“ (Z. 12)<br />

„Das Geld war schwer zu tragen<br />

Viel schwerer die Tante noch.“ (Z. 13f.) 19<br />

Dass der <strong>Tantenmörder</strong> keine Reue zeigt, kein Mitleid mit der Tante oder Furcht vor den<br />

Richtern hat und nicht im Geringsten die Anteilnahme im Leser beziehungsweise Zuhörer<br />

weckt oder von ihm erwarten kann ist eine Innovation in der Balladentradition. Nach Goethes<br />

Urei-Theorie gehört in die Ballade auch ein dramatisches Element, wobei das Drama seit<br />

jeher darauf ausgerichtet war, innere Bewegung des Zuschauers (durch die Gefühlsregung der<br />

Figuren) zu wecken und ihn affektiv zu befriedigen oder seine Affekte zu reinigen. Auch die<br />

Möglichkeit der positiven oder negativen Identifikation mit dem Helden ist hier nicht<br />

gegeben, wie es beispielsweise im naturalistischen Theater praktiziert wurde. Durch die<br />

15 Schütz, E.;Vogt, J.: Einführung in die deutsche Literatur des 20. Jahrhunderts. Band 1: Kaiserreich. Opladen,<br />

1977: S. 126<br />

16<br />

Kaufmann, Hans: Krisen und Wandlungen. Fünfzehn Vorlesungen. Berlin und Weimar, 1966: S. 79<br />

17 Wedekind, Frank: Aufklärungen. In: Gesammelte Werke. Band 9. München, 1921: S. 348<br />

18 Wedekind, Frank: <strong>Der</strong> <strong>Tantenmörder</strong>. In: Laufhütte, Hartmut (Hg.): Deutsche Balladen. Stuttgart, 1991: S.<br />

395


Einbindung des Balladentextes ins Kabarettistische, das heißt in „verdrehte“<br />

Bänkelsangmanier 20 , durch die nüchterne Sachlichkeit des lyrischen Ichs und nicht zuletzt<br />

durch die groteske Komik und Absurdität des <strong>Tantenmörder</strong>s wird bewusst eine fiktionale<br />

Situation erzeugt, die den Zuschauer in die Lage versetzt, Distanz zu dem Gehörten<br />

aufzunehmen und darüber zu reflektieren - wobei Wedekind dem epischen Theater Brechts<br />

dabei bereits vorausgreift.<br />

Komik<br />

Die Komik der Ballade ergibt sich bereits in der ersten Strophe, wenn der <strong>Tantenmörder</strong><br />

formuliert, er habe seine Tante „geschlachtet“ und nicht etwa ermordet oder erdolcht. Dieser<br />

Ausdruck ist in hohem Maße grotesk, entlehnt sich der Begriff doch des Fleischerhandwerks<br />

und wird nur bei der Tötung von Tieren verwendet. Hier tritt gleich wieder Wedekinds<br />

materialistisches Menschenbild in Kraft, denn im Verlauf des Textes muss der Leser<br />

annehmen, für den Mörder war die reiche Tante nichts anderes als ein „Sparschwein“, das es<br />

zu schlachten galt, wobei zusätzlich unweigerlich eine bildhafte Komik über das<br />

vermeintliche Aussehen der Tante entsteht. Die Imagination des Zuschauers wird auch durch<br />

die Zusammenfügung der beiden Sätze „Das Geld war schwer zu tragen“ (Z. 13) und „Viel<br />

21 schwerer die Tante noch“(z. 14) angeregt, denn man stellt sich den jungen Verbrecher vor,<br />

wie er sich keuchend und schwitzend mit dem schweren Körper abmüht. Insbesondere die<br />

Reihenfolge, zuerst gierig seine Beute in Sicherheit zu schleppen, bevor er überhaupt daran<br />

denkt, die Leiche zu entfernen, wirkt komisch und grotesk, da dies einen Erwartungsbruch<br />

darstellt. Auf solche Art und Weise überrascht er das Publikum, wie bereits durch die<br />

Formulierung „Und stieß ihr den Dolch in die Därme“ (Z. 11) 22 , bei der der Zuschauer<br />

vielmehr erwartet hätte, der Mörder stieße seiner Tante die Waffe in die Brust oder in den<br />

Rücken. Sonderbar muten auch die stabreimenden Doppelformen der Begriffe „Kisten-<br />

Kasten“ (Z. 4) und „blühende Jugend-Jugend“ (Z. 20) 23 an. Während letzterer Ausdruck mit<br />

seinen weichen, stimmhaften Lauten wie eine Art Huldigung wirkt24 , steht der erstgenannte<br />

mit seinen Frikativen und Plosiven in starkem Kontrast dazu; die Vokalfolge „i – a“ erinnert<br />

19<br />

ebda.<br />

20<br />

s. 2.1: Rückgriff auf Bänkelsang<br />

21<br />

Wedekind, Frank: <strong>Der</strong> <strong>Tantenmörder</strong>. In: Laufhütte, Hartmut (Hg.): Deutsche Balladen. Stuttgart, 1991: S.<br />

395<br />

22 ebda.<br />

23 ebda.


unterschwellig an den Schrei des Esels 25 . Legt Wedekind diesen Eselsschrei dem<br />

<strong>Tantenmörder</strong> in den Mund, so wird dieser angesichts des mit Schätzen gefüllten „Kisten-<br />

Kastens“ möglicherweise „Ich – Auch“ gerufen haben. Oder der Autor selbst macht sich mit<br />

einem höhnenden Eselsgelächter über den „Kisten-Kasten“ der sparsamen bürgerlichen Tante<br />

lustig.<br />

Wedekind als „Bürgerschreck“<br />

2.2.6.1 Seine ungeheuerliche Ausstrahlung<br />

Wedekind war schon vor seinen Auftritten bei den der Elf Scharfrichter als „Bürgerschreck“<br />

bekannt. Auch in dieser Ballade stellt der Autor den bürgerlichen Wertehorizont in Frage und<br />

versucht, die Menschen aus dieser Schicht zu verunsichern. Durch seinen Angriff auf die<br />

bestehenden Gesellschaftsformen entsteht das eigentlich Kabarettistische an der Ballade,<br />

Kritik an den herrschenden Zuständen, was eins der wichtigsten Merkmale des Kabaretts ist.<br />

Schon Wedekinds bloßer Auftritt versetzte die Menschen in Schrecken:<br />

„Wedekind zweibeinig unter den Menschen wandeln zu sehen, hat etwas tief Beunruhigendes.<br />

Seine äußere Erscheinung allein verfolgt und wie ein entsetzliches, überdeutliches Traumbild.<br />

[…] Wir erholen uns von der ersten Verblüffung und werfen einen bestürzenden Blick auf den<br />

Schädel, […]. Dann aber packt uns wie ein Alp die unerhörte Macht seines Vortrags, den er<br />

jedes Mal plötzlich abbricht, so daß wir uns unerwartet und mit einem Ruck auf den Boden<br />

gesetzt fühlen. […] Wir haben doch während des ganzen Auftrittes den Wärter hinter den<br />

Kulissen zu sehen geglaubt, der nun das von seiner Peitsche geduckte Monstrum wieder an die<br />

Kette nähme. Dann aber sagte man uns, daß wir Frank Wedekind gesehen hätten. […]“ 26 .<br />

Wedekind besaß eine ungeheuere diabolische und vitale Ausstrahlung. Sobald er, wie<br />

zufällig, die Bühne betrat, blickte er erst herablassend zum Publikum, das jedes Mal sofort<br />

verstummte. Obwohl seine Darbietungen von ihm monoton und scheinbar ungeübt<br />

vorgetragen wurden, war seine Erscheinung dennoch herausfordernd, komisch und brutal.<br />

Seine trockene Ironie und der satanische Ton inspirierten selbst Brecht noch und sie sollten zu<br />

einem Kennzeichen des spezifisch deutschen Kabarett-Stils werden. 27<br />

24 s. 2.2.2: Jugendstil<br />

25 Weidl, Erhard: Problematisierung der Rechtssprechung aus dem Geiste der Bergpredigt. Frank Wedekinds<br />

Moritat „<strong>Der</strong> <strong>Tantenmörder</strong>“. In: Grimm, Gunter E. (Hg.): Gedichte und Interpretationen. Deutsche Balladen.<br />

Stuttgart, 1988: S. 380<br />

26<br />

Worringer, Wilhelm: Frank Wedekind. Ein Essay. In: Münchner Almanach. Ein Sammelbuch neuer<br />

deutscher Dichtung. Hrsg. Von Karl Schloß. München/Leipzig 1905: S. 56-68 – zitiert in: Weidl,<br />

Erhard: Problematisierung der Rechtssprechung aus dem Geiste der Bergpredigt. Frank Wedekinds<br />

Moritat „<strong>Der</strong> <strong>Tantenmörder</strong>“. In: Grimm, Gunter E. (Hg.): Gedichte und Interpretationen. Deutsche<br />

Balladen. Stuttgart, 1988: S. 374<br />

27<br />

Schütz, E.;Vogt, J.: Einführung in die deutsche Literatur des 20. Jahrhunderts. Band 1: Kaiserreich. Opladen,<br />

1977: S. 122f


Die Musik des „<strong>Tantenmörder</strong>s“<br />

Zu Wedekinds schockierenden Auftritt trägt auch die Vertonung der Ballade bei, die grob und<br />

kantig komponiert ist und ebenfalls mit (auditiven) Erwartungsbrüchen spielt.<br />

In einem achttaktigen, vierzeiligen Lied zehn Mal den modulationslosen Wechsel zwischen<br />

Dur und Molltonart vorzunehmen, trägt nicht gerade dazu bei, das Stück „eingängig“ oder<br />

dem Ohr gefällig zu machen. Gerade weil es in einfachen Volksliedstrophen geschrieben ist<br />

und zu schlichter „Klampfe“ gesungen wird, dürfte man annehmen, Klänge vorwiegend in<br />

Tonika, Subdominante und Dominante zu hören. Diese jedoch nicht häufiger als ein Mal<br />

beachtend, schert sich der Komponist recht wenig um seine Grundtonart a-Moll, verwendet<br />

keine Kadenz und vermeidet zudem harmonisierende, „weiche“ Septakkorde. Besonders<br />

interessant ist, dass die gesamte Zeile 19 in der letzten Strophe durch einen Quartsprung in die<br />

höhere Oktave gesetzt wird, wodurch die Anklage des <strong>Tantenmörder</strong>s gegen seine Richter<br />

einen spürbar schärferen und spitzeren Ton annimmt. 28<br />

Bürgerlich-oppositionelle Ansichten<br />

Besonders aber im Inhalt erschreckt Wedekind die Bürgerlichen, indem er ihre Werte und<br />

Normen in Frage stellt.<br />

Die Tugenden, die den Bürger im Wilhelminischen Kaiserreich auszeichneten, waren<br />

insbesondere Gehorsam, Frömmigkeit, Sparsamkeit, Fleiß, Sittsamkeit und Respekt; Werte,<br />

die es zu erringen galt, die Sicherheit in einem geordneten Heim, Anstand und Wohlstand, der<br />

einem zu Ansehen verhalf („Geldadel“), und der Glanz der Uniform.<br />

Gehorsam gegenüber den Eltern und Älteren wurde einem schon als Kind abverlangt, die<br />

Schulen hatten als Ziel der Erziehung im Kaiserreich den Untertan, der sich dem Staate und<br />

seinen Vertretern und Köpfen aufopfern sollte. <strong>Der</strong> <strong>Tantenmörder</strong> hingegen stellt genau das<br />

Gegenteil von diesem Ideal dar. Nicht nur, dass er einen Mord begeht, das schlimmste<br />

Verbrechen überhaupt, sondern dass er auch noch die Justiz attackiert, als er in der letzten<br />

Strophe seine Richter auf unverschämte Weise selbst anklagt, ist ungeheuerlich für die<br />

Moralvorstellung des braven Bürgers. Gehorsam gegen die Gesetze, Unterordnung unter die<br />

Behörden und Respekt vor Uniformen waren obligatorisch, so fand sich in den Haushalten<br />

das Bild des Kaisers neben den Familienfotos und den Andenken an den Militärdienst, der<br />

28<br />

Weidl, Erhard: Problematisierung der Rechtssprechung aus dem Geiste der Bergpredigt. Frank Wedekinds<br />

Moritat „<strong>Der</strong> <strong>Tantenmörder</strong>“. In: Grimm, Gunter E. (Hg.): Gedichte und Interpretationen. Deutsche Balladen.<br />

Stuttgart, 1988: S. 374


hoch gezwirbelte Bart Wilhelms II. wurde zur Mode des anständigen Mannes.<br />

Auch Frömmigkeit, die neben den zehn Geboten auch Vorstellungen wie etwa Ehrfurcht vor<br />

dem Alter mit einschließt und dass man die Weisheit Erfahrener schätzen solle, wird in<br />

Wedekinds Ballade negiert, schließlich betont er, die Tante sei alt gewesen. 29 Ebenso ist die<br />

Wertvorstellung von trautem Heim und Familienzusammenhalt durch den Mord an der Tante<br />

hinfällig geworden. Natürlich auch die Prinzipien von Sparsamkeit und Mäßigkeit werden<br />

vom Autor zunichte und lächerlich gemacht. Die Tante hat wahrscheinlich zeit ihres Lebens<br />

vorbildlich hausgehalten, nie über die Strenge geschlagen und Monat für Monat einen<br />

mühsam abgesparten kleinen Geldbetrag beiseite gelegt und nun spricht der <strong>Tantenmörder</strong><br />

davon abwertend als „goldene Haufen“ (Z. 5) 30 , vielleicht gar in Anspielung an Hunde- oder<br />

Misthaufen. Zudem wird aufgezeigt, dass das Ansparen von Besitztümern nicht immer<br />

gewinnbringend und zufrieden stellend sein kann, sondern im Gegenzug auch Neid und<br />

Habgier in Anderen, weniger gut Situierten, hervorrufen kann, die sich dann, angesichts des<br />

eigenen Elends, gewaltsam daran bereichern wollen.<br />

Autobiographischer Hintergrund<br />

Viele der Prinzipien und Werte, die Wedekind in seiner Ballade kritisiert, stammen aus<br />

seinem eigenen biographischen Hintergrund.<br />

Sein Vater, Friedrich Wilhelm Wedekind, war Arzt und ist, nachdem er in San Francisco,<br />

Kalifornien, zu Reichtum gekommen war und seine zukünftige Frau, Emilie Kammerer, dort<br />

kennen gelernt hatte, nach Deutschland zurückgekehrt um eine Familie zu gründen. Frei von<br />

materiellen Sorgen zog die Familie bald in die Schweiz, wo Wedekinds Vater seine<br />

politischen Vorstellungen verwirklichen konnte, denn Hannover, wo sie lebten, ist preußische<br />

Provinz geworden und Wedekinds Vater, ein Gegner Bismarcks und voller liberaler<br />

Ansichten aus dem Geist der Revolution von 1848 war, wollte kein „preußischer Untertan“<br />

werden. Sie kauften sich das Schloss Lenzburg, wo der Vater, bereits im Rentenalter, sich<br />

fortan um den Erhalt und die Mehrung seines Besitzes sowie der Pflege seiner<br />

Münzsammlung und Kunstgegenstände widmete, also um das Leben eines vortrefflichen<br />

Bürgerlichen zu führen. Die Ehe mit seiner Frau Emilie wurde zunehmend problematischer<br />

und verlief alles andere als harmonisch, da der Friedrich Wilhelm zu Zornesausbrüchen<br />

neigte. Täglich mussten die Kinder mit ansehen, wie die Eltern gegeneinander um Macht<br />

29 Wedekind, Frank: <strong>Der</strong> <strong>Tantenmörder</strong>. In: Laufhütte, Hartmut (Hg.): Deutsche Balladen. Stuttgart, 1991: S.<br />

395<br />

30 ebda.


kämpften und litten gleichzeitig auch unter dem Vater, der mehr gefürchtet als geliebt wurde,<br />

da er für sie ein strenger und tyrannischer Patriarch war. 31<br />

„Die Familie ist ein Bündnis, in dem aus purer Angst, daß es scheitern könnte, über die<br />

Gefahren, die ihm drohen, immer erst dann offen gesprochen werden darf, nachdem es daran<br />

gescheitert ist.“ 32<br />

So verwundert es nicht, wenn Frank Wedekinds Vorstellungen von der Institution Familie seit<br />

seiner Kindheit derart mit negativen Assoziationen behaftet waren, dass er sie immer wieder<br />

in seinen Werken kritisiert und problematisiert. Nach dem Tod des Patriarchen Friedrich<br />

Wilhelm reist Wedekind nach Paris, London, Berlin und München und führt fortan ein Leben<br />

in der antibourgeoisen Subkultur des Zirkus, Theaters und des Varietés, die ihn stets<br />

faszinierte, daher ist die bürgerlich-oppositionelle Haltung Wedekinds in seinem Opus im<br />

Grunde auch die Abkehr von seiner eigenen bürgerlichen Herkunft.<br />

Wie bereits erwähnt, brachten Wedekind seine satirischen Gedichte, die er insbesondere im<br />

Simplicissimus veröffentlichte, großen Ärger mit der Staatsgewalt und sogar eine Haftstrafe<br />

ein. Die damalige strikte Theaterzensur zwang die Kabarettisten, ihre Aufführungen vor<br />

geschlossener Gesellschaft, in „Klub-Atmosphäre“, zu geben. Dennoch verschaffte sich<br />

Wedekind durch seine Kabaretttätigkeit, die er nach Zerfall der „Elf Scharfrichter“ auf andere<br />

Wirkungsstätten, wie zum Beispiel Berlin (Ernst von Wolzogens „Überbrettl“), ausweitete,<br />

großen Erfolg beim Publikum, der sich letztendlich auch auf seine dramatischen Werke<br />

ausgedehnt hat.<br />

3 Die Entwicklung des Kabaretts bis heute<br />

Gegen Ende des Krieges, dem Ende des Kaiserreichs und nach dem Tod Frank Wedekinds<br />

1918, ermöglicht der Wegfall der Theaterzensur ein neues politisch-literarisches Kabarett.<br />

Besonders in Berlin gab es Bühnen („Schall und Rauch“ 1919-1921 oder "Wilde Bühne"<br />

1921-1924), auf denen die sozialen und politischen Missstände lautstark angeprangert<br />

wurden, wie zum Beispiel von Bert Brecht mit seiner „Legende vom toten Soldaten“. Diese<br />

Bewegung hielt sich bis in die Dreißiger Jahre hinein, in denen mit der Machtübernahme der<br />

Nationalsozialisten nach und nach jegliche Kritik zum Verstummen gezwungen wurde, wie in<br />

Christopher Isherwoods „Leb wohl, Berlin!“, das durch die Musicaladaption „Cabaret“ zu<br />

Ruhm gelang, angedeutet wird. Wer als Kabarettist in Deutschland geblieben war, musste sich<br />

31 Kieser, Rolf: Benjamin Franklin Wedekind. Biographie einer Jugend. Zürich, 1990<br />

32 Frank Wedekind: Über Erotik. In: Frank Wedekind: Ausgewählte Werke in fünf Bänden. Bd. 1.<br />

München, 1924: S. 87 – 97 zitiert in: Neckam, Jürgen: Deutschsprachige Literatur 1890-1945.<br />

http://www.geocities.com/neckam2/Literatur18901945.html


der staatlichen Kontrolle unterwerfen oder sich dem Risiko aussetzen, in ein<br />

Konzentrationslager zu kommen. Nach dem Zweiten Weltkrieg war zum Beispiel Erich<br />

Kästner, ein „Innerer Emigrant“, engagiert in der Kabarettlandschaft tätig, später entstanden<br />

die "Stachelschweine" aus West-Berlin und die "Münchner Lach- und Schießgesellschaft" u.<br />

a. mit Dieter Hildebrand, der durch das Fernsehen für Millionen Deutsche zum Inbegriff des<br />

Kabaretts geworden ist. 33 Jedoch einer der Mitbegründer und geistigen Väter dieser ganzen<br />

Reihe von unbequemen Kabarettgestalten ist und bleibt Frank Wedekind.<br />

Mitte der Achtziger Jahre entstanden die privaten Fernsehsender und mit ihnen die leichte<br />

Unterhaltung des „Comedy“. Freitagabends kann man auf Sat.1 und RTL in einer Sendung<br />

nach der anderen über ein Dutzend „Comedians“ und ihre flachen Gags lachen, etwas<br />

Vergleichbares wie den „Scheibenwischer“ findet man nur mit Glück in den öffentlich<br />

Rechtlichen beziehungsweise vereinzelt in städtischen Kleinkunstbühnen oder man gibt sich<br />

mit Harald Schmidt zufrieden.<br />

Letzten Endes passt sich das Kabarett seit hundert Jahren ständig den jeweiligen<br />

gesellschaftlichen Gegebenheiten an und versorgt das Publikum mit dem, was es gerade am<br />

dringendsten benötigt.<br />

Literaturverzeichnis<br />

Primärliteratur<br />

Wedekind, Frank: <strong>Der</strong> <strong>Tantenmörder</strong>. In: Laufhütte, Hartmut (Hg.): Deutsche Balladen.<br />

Stuttgart, 1991: S. 395<br />

Sekundärliteratur<br />

Appignanesi, Lisa: Das Kabarett. Stuttgart, 1976<br />

33 Appignanesi, Lisa: Das Kabarett. Stuttgart, 1976


Jost, Dominik: Literarischer Jugendstil. (2., ergänzte Aufl.). Stuttgart, 1980<br />

Kaufmann, Hans: Krisen und Wandlungen. Fünfzehn Vorlesungen. Berlin und Weimar,<br />

1966<br />

Kieser, Rolf: Benjamin Franklin Wedekind. Biographie einer Jugend. Zürich, 1990<br />

Schütz, E.; Vogt, J.: Einführung in die deutsche Literatur des 20. Jahrhunderts. Band 1:<br />

Kaiserreich. Opladen, 1977<br />

Petzoldt, Leander: Bänkelsang. Vom historischen Bänkelsang zum literarischen Chanson.<br />

Stuttgart, 1974<br />

Müller-Waldeck, Gunnar (Hg.): In des Gartens dunkler Laube. Moritaten und Bänkelsang<br />

aus vier Jahrhunderten. Rostock, 1977<br />

Strauss und Torney, Lulu von: „Schiff ahoi!“. In: Laufhütte, Hartmut (Hg.): Deutsche<br />

Balladen. Stuttgart, 1991: S. 407<br />

Weidl, Erhard: Problematisierung der Rechtssprechung aus dem Geiste der Bergpredigt.<br />

Frank Wedekinds Moritat „<strong>Der</strong> <strong>Tantenmörder</strong>“. In: Grimm, Gunter E. (Hg.):<br />

Gedichte und Interpretationen. Deutsche Balladen. Stuttgart, 1988

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