Bestückungsautomat mit Bildverarbeitung - etech – HAW Hamburg
Bestückungsautomat mit Bildverarbeitung - etech – HAW Hamburg
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............................................................................................................................................................................................................................................................................................................. BESTÜCKUNGSAUTOMAT MIT BILDVERARBEITUNG<br />
[34]<br />
Dipl.-Ing.<br />
UWE APEL<br />
GKSS<br />
Forschungszentrum<br />
Max-Planck-Str.<br />
21502 Geesthacht<br />
Prof. Dr.-Ing.<br />
HANS PETER KÖLZER<br />
FH <strong>Hamburg</strong><br />
Fachbereich E/I<br />
Berliner Tor 3<br />
20099 <strong>Hamburg</strong><br />
TEL.: 040 2488-2602<br />
E-MAIL: koelzer@<br />
<strong>etech</strong>.fh-hamburg.de<br />
Bild 1:<br />
Blockschaltbild des<br />
Gesamtsystems [1], [2]<br />
1 Motivation<br />
Die automatische Bestückung von elektronischen<br />
Leiterplatten geschieht in der Massenfertigung<br />
üblicherweise in zwei Schritten: Im<br />
ersten Schritt wird Lötpaste (eine Mischung von<br />
Lötzinn und Lötfluß<strong>mit</strong>tel) im Siebdruckverfahren<br />
<strong>mit</strong> Hilfe einer dünnen Metallmaske auf die<br />
Lötpads der zu bestückenden Platine aufgetragen.<br />
Im zweiten Schritt wird dann durch einen<br />
<strong>Bestückungsautomat</strong>en die eigentliche<br />
Plazierung der Bauteile durchgeführt.<br />
Für eine Prototyp- oder Kleinserienfertigung<br />
kommt die teure Anfertigung der Metallmasken<br />
in der Regel nicht in Frage. Ein manuelles<br />
Fluß<strong>mit</strong>teldispensen (Aufbringen der<br />
Lötpaste auf die Pads <strong>mit</strong> einer Dosiernadel)<br />
erweist sich allerdings zumindestens bei sehr<br />
kleinen Rastermaßen von unter 1 mm (SMD-,<br />
BGA-Bauteile) als äußerst zeitaufwendig und<br />
schwierig.<br />
<strong>Bestückungsautomat</strong> <strong>mit</strong><br />
<strong>Bildverarbeitung</strong><br />
UWE APEL<br />
GKSS-Forschungszentrum, Geesthacht<br />
HANS PETER KÖLZER<br />
Fachhochschule <strong>Hamburg</strong>, Fachbereich Elektrotechnik und Informatik<br />
2 Hardware<br />
2.1 Gesamtsystem und Mechanik<br />
Für die speziellen Anforderungen einer<br />
Prototyp- oder Kleinserienfertigung wurde<br />
daher ein Automat entwickelt, der das automatische<br />
Dispensen und Bestücken von Platinen<br />
auf eine kostengünstige Weise gestattet.<br />
Der Automat soll folgende Spezifikationen erfüllen:<br />
1. Dispensen von Pads im Rastermaß von<br />
0,4 bis 0,5 mm,<br />
2. Bestücken von zwei- und vielpoligen<br />
SMD-Bauteilen,<br />
3. Bestücken von BGA-Chips,<br />
4. Bestückungsleistung von 2 Platinen/Tag.<br />
Der realisierte Automat basiert im wesentlichen<br />
auf einem Industrieroboter (Knickarmroboter<br />
SCARA, EPSON) <strong>mit</strong> vier unabhängig<br />
voneinander beweglichen<br />
Achsen, einem Hostrechner<br />
für die Prozeßsteuerung,<br />
zwei Kameras zur optischen<br />
Kontrolle des Dispens-<br />
und Bestückungsvorgangs<br />
des Automaten<br />
und einer speziellen Signalprozessorkarte<br />
für die<br />
<strong>Bildverarbeitung</strong> (Bild 1).<br />
Es handelt sich hierbei um<br />
eine PCI-<strong>Bildverarbeitung</strong>skarte<br />
<strong>mit</strong> integriertem<br />
TMS320C80-Prozessor<br />
von Texas Instruments. Auf<br />
der Karte befindet sich bereits<br />
eine Video-Capture-<br />
Einheit (Frame-Grabber)<br />
und ausreichend Speicherplatz<br />
(8 Mbyte DRAM, 2<br />
MByte VRAM).<br />
Der Roboter kann einen<br />
bis zu 5 Kilogramm<br />
schweren Werkzeugträger
<strong>mit</strong> Kamera, Dispenser, Saugpipette, Laser etc.<br />
mikrometergenau plazieren. Der Arbeitsbereich<br />
beschreibt einen Kreissektor <strong>mit</strong> einem<br />
Radius von ca. 40 cm. Gesteuert wird der Roboter<br />
über eine serielle Schnittstelle vom Hostrechner<br />
(Pentium PC, 200 MHz, Windows NT).<br />
Eine <strong>Bildverarbeitung</strong> ist zur Höhenkontrolle<br />
einer leicht gebogenen Platine, zur genauen<br />
Padpositionierung beim Dispensen, zur<br />
Bauteilüberprüfung und zu einer Bauteillagenkorrektur<br />
unbedingt erforderlich.<br />
Um die Einrichtzeit des Systems möglichst<br />
kurz zu halten, werden die Platinenlayoutdaten<br />
für die Bestückung <strong>mit</strong> einbezogen [3].<br />
Folgende Arbeitsschritte werden sukzessive<br />
vom Automaten abgearbeitet:<br />
Plausibilitätskontrolle<br />
Dispensen<br />
Bestücken<br />
Plausibilitätskontrolle:<br />
Hier wird kontrolliert, ob die eingelegte Platine<br />
korrekt ist. Dies wird durch einen repräsentativen<br />
Vergleich von Layoutdaten <strong>mit</strong><br />
durch den Automaten detektierten Pads oder<br />
Marken auf der Platine erreicht.<br />
Dispensen:<br />
Für die kontrollierte Abgabe von Fluß<strong>mit</strong>tel<br />
auf die einzelnen Pads müssen die Position<br />
und die Funktion des beweglichen Lötpasten-Dispensers<br />
optisch kontrolliert werden.<br />
Der Roboter fährt die einzelne Lötpads auf der<br />
zu bestückenden Platine nacheinander an. Bei<br />
vorhandener Abweichung zur Lötpad<strong>mit</strong>te wird<br />
diese durch die optische Kontrolle <strong>mit</strong>tels <strong>Bildverarbeitung</strong><br />
erkannt. Die Abweichung von der<br />
Sollposition wird durch Nachpositionierung des<br />
Roboters korrigiert.<br />
Um für einen optimalen Dispensvorgang<br />
die Spitze des Dispensers<br />
<strong>mit</strong> einem<br />
genau definierten<br />
Abstand über den<br />
Pads zu plazieren,<br />
ist eine Kontrolle der<br />
Höhe notwendig.<br />
Diese Abstandsbestimmung<br />
wird <strong>mit</strong><br />
Hilfe eines Lasers<br />
durch das Triangulationsverfahren<br />
[5]<br />
<strong>mit</strong> einer Genauigkeit<br />
von ca. 10 -4 des<br />
Meßbereichs realisiert.<br />
Im letzten Schritt<br />
wird dann vom Dispenser<br />
<strong>mit</strong> Hilfe einesSchneckendosier-Ventils<br />
eine fei-<br />
ne, kegelförmige Spitze der Lötpaste auf das<br />
Pad gedrückt.<br />
Bestücken:<br />
Für die Bestückung sind neben 2-poligen<br />
SMD-Bauelementen auch hochpolige Bauelemente<br />
(Fine Pitch) sowie BGA-Gehäuse vorgesehen.<br />
Diese können bei Handbestückung<br />
nur <strong>mit</strong> Hilfe von Schablonen auf die Platine<br />
gesetzt werden. Mit Hilfe einer Vakuumpipette<br />
werden die Bauteile (SMD, BGA) aus den<br />
Bauteilespendern (Feedern) genommen. Die<br />
Ausrichtung des jeweiligen Bauteils und der Zustand<br />
der Pins werden optisch überprüft, und<br />
zuletzt wird das Bauteil <strong>mit</strong> der richtigen Orientierung<br />
auf seinen Platz auf der Platine gesetzt.<br />
2.2 Überblick über den TMS320C80<br />
Die Architektur des TMS320C80 weist alle<br />
erforderlichen Merkmale für die Bearbeitung<br />
von komplexen Algorithmen auf. Der<br />
TMS320C80 ist ein Multi-Prozessor von Texas<br />
Instruments <strong>mit</strong> einem RISC Master Prozessor<br />
(MP), vier identischen, voneinander unabhängig<br />
arbeitenden Parallelprozessoren (PP),<br />
einem Video-Controller (VC) und u.a. einem<br />
Transfer-Controller (TC) für den Zugriff auf externe<br />
DRAM-Bausteine (Bild 2). Hohe Durchsatzraten<br />
bei <strong>Bildverarbeitung</strong>salgorithmen<br />
werden nicht nur durch die Fähigkeit zur Parallelverarbeitung<br />
erzielt sondern auch durch die<br />
als Crossbar bezeichnete komplexe Steuerlogik<br />
für den Speicherzugriff und den Transfer-<br />
Controller.<br />
Die 4 Parallelprozessoren des ‘C80 eignen<br />
sich besonders gut für die Bearbeitung komplexer<br />
<strong>Bildverarbeitung</strong>salgorithmen, weil ihre<br />
Architektur hierfür optimiert ist [4]:<br />
Bild 2:<br />
Blockdiagramm des<br />
TMS320C80<br />
(Texas Instruments [4])<br />
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[35]
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[36]<br />
Sie besitzen je eine ALU und einen Multiplizierer,<br />
die unabhängig voneinander sind.<br />
Multiplizierer und ALU können für eine parallele<br />
Bearbeitung gesplittet werden, wodurch<br />
die Verarbeitungstiefe zu 8, 16 oder<br />
32 Bit gewählt werden kann.<br />
Die ALU besitzt 3 Eingänge, was Bit-Maskierung<br />
möglich macht.<br />
Die Dateneinheit besitzt eine spezielle<br />
Hardware für Pixel-Manipulationen (Barrel-<br />
Shifter, Maskengenerator, Flag-Register).<br />
3 Aufgaben der <strong>Bildverarbeitung</strong><br />
Die in der industriellen <strong>Bildverarbeitung</strong><br />
notwendigen Verfahrensschritte wie Bildvorverarbeitung,<br />
Bildsegmentierung und Merkmalsextraktion<br />
kommen auch bei dieser Anwendung<br />
zum Einsatz. Im einzelnen werden folgende<br />
Schritte durchgeführt:<br />
Für die Feinpositionierung des Dispensers<br />
müssen die einzelnen Pads erkannt und ihre<br />
Position bestimmt werden. Dies geschieht<br />
nach einer geeigneten Bildvorverarbeitung<br />
(Glättung) durch Segmentierung des von<br />
der Kamera gelieferten Graubilds durch Binarisierung<br />
(Schwellwertverfahren), einer<br />
morphologischen Kantenextraktion (Subtraktion<br />
eines erodierten von einem dilatierten<br />
Bild) [6] und anschließender Berechnung<br />
des geometrischen Flächenschwerpunkts<br />
des segmentierten Pads [7].<br />
Bei der Abscheidung von Fluß<strong>mit</strong>tel durch<br />
den Dispenser in Form eines Tropfens wird<br />
dieser in Form und Größe durch einen geeigneten<br />
Muster- oder Strukturerkennungsalgorithmus<br />
verifiziert. Auf einfache Weise<br />
kann dies z.B. durch ein Differenzverfahren<br />
durchgeführt werden (Bild 3).<br />
Da eine <strong>mit</strong>tige Bauteilaufnahme <strong>mit</strong> einer<br />
definierten Bauteilorientierung bei der Entnahme<br />
durch die Pipette aus dem Bauteilspender<br />
nicht gesichert ist, muß bei der eigentlichen<br />
Bestückung die Position und Orientierung<br />
des Bauteils erkannt werden.<br />
Während die Positionsbestimmung wie<br />
beim Pad durchgeführt werden kann, wird<br />
die Lageerkennung durch ein vereinfachtes<br />
Tangentialwinkelverfahren [8] er<strong>mit</strong>telt.<br />
Literatur<br />
[1] Block, U.; Bonczek, T.; Zibell, B.: Robotersteuerung<br />
<strong>mit</strong> <strong>Bildverarbeitung</strong>, Diplomarbeit,<br />
FH <strong>Hamburg</strong>, 1997<br />
[2] Carstens, Philipp: <strong>Bildverarbeitung</strong> <strong>mit</strong><br />
dem TMS320C80 für einen <strong>Bestückungsautomat</strong>en,<br />
Diplomarbeit, FH <strong>Hamburg</strong>,<br />
1998<br />
[3] Skowronek: Datenverarbeitung zur Bauteileerkennung<br />
und Positionierung für einen<br />
<strong>Bestückungsautomat</strong>en, Diplomarbeit,<br />
FH <strong>Hamburg</strong>, 1998<br />
[4] TMS320C8x (MVP) Online Reference,<br />
CD-ROM, Texas Instruments, 1995<br />
[5] Schmid: Industrielle <strong>Bildverarbeitung</strong>,<br />
Vieweg, 1995<br />
[6] Russ: The Image Processing Handbook,<br />
CRC Press, 1995<br />
[7] Haberäcker: Praxis der digitalen <strong>Bildverarbeitung</strong><br />
und Mustererkennung, Hanser,<br />
1995<br />
[8] Jähne: Digitale <strong>Bildverarbeitung</strong>, Springer,<br />
1997
Bild 3:<br />
Optische Kontrolle der<br />
Lötpastenabscheidung<br />
(a) Originalbild: Lötpad<br />
(b) Lötpad <strong>mit</strong> Lötpaste<br />
(c) Differenzbild (b) - (a)<br />
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[37]