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Paradigmenwechsel statt Eintagsfliege - Börsen-Zeitung

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<strong>Börsen</strong>-<strong>Zeitung</strong> spezial<br />

Verlagsbeilage zur <strong>Börsen</strong>-<strong>Zeitung</strong> I 28. Juni 2012 I Nr. 122<br />

Mittelstandsanleihen


2 Verlagsbeilage 28. Juni 2012<br />

We believe in German Mittelstand<br />

Unternehmer brauchen Kapital. Kapital braucht gute Ideen.<br />

Wir bringen beide Seiten erfolgreich zusammen.<br />

Auf der Hauptzeile<br />

sdsdfsfasgasdef<br />

• Platz 1 Thomson Reuters Starmine Ranking 2012 Top Stock Picker im Sektor Machinery europaweit<br />

• Best Bookrunner Mittelstandsanleihen 2011 – Bond Magazine<br />

• Platz<br />

Unterzeile<br />

1 Going Public<br />

Unterzeile<br />

League<br />

Unterzeile<br />

Table 2011<br />

Unterzeile<br />

für Emissionen von Mittelstandsanleihen nach Anzahl und Volumen<br />

• Platz 1 Thomson Reuters Starmine Ranking 2011 für die besten Aktienempfehlungen im TecDAX und SDAX<br />

• Platz 1 Dealogic Ranking 2010 für Aktienemissionen unter 100 Mio EUR für Small & Mid Caps in Deutschland<br />

Text<br />

35 Mio. € Mai 2012<br />

7,75 % Inhaberschuldverschreibung<br />

2012 / 2017<br />

60 Mio. € März 2012<br />

7,75% Inhaberschuldverschreibung<br />

2012 / 2017<br />

12 Mio. € Oktober 2011<br />

7,75 % Inhaberschuldverschreibung<br />

2011 / 2016<br />

50 Mio. € April 2011<br />

7,125 % Inhaberschuldverschreibung<br />

2011 / 2016<br />

Close Brothers Seydler Bank AG<br />

13 Mio. € April 2012<br />

7,25 % Inhaberschuldverschreibung<br />

2012 / 2017<br />

150 Mio. € Februar 2012<br />

8,5 % Inhaberschuldverschreibung<br />

2012 / 2017<br />

23 Mio. € Juli 2011<br />

7,25 % Inhaberschuldverschreibung<br />

2011 / 2016<br />

100 Mio. € November 2010<br />

9,25 % Corporate Bond<br />

2010 / 2015<br />

„Hier soll ein<br />

griffiges Zitat<br />

oder einbesonderer<br />

Fakt<br />

stehen“<br />

12 Mio. € März 2012<br />

7,25 % Inhaberschuldverschreibung<br />

2012 / 2017<br />

30 Mio. € Oktober 2011<br />

6,75 % Inhaberschuldverschreibung<br />

2011 / 2016<br />

50 Mio. € April 2011<br />

7,375 % Inhaberschuldverschreibung<br />

2011 / 2016<br />

150 Mio. € September 2010<br />

7,25 % Schuldverschreibung<br />

2010 / 2015<br />

75 Mio. € (Aufstockung) Dezember 2010<br />

7,25 % Schuldverschreibung<br />

2010 / 2015<br />

Schillerstraße 27 – 29 Debt Capital Markets<br />

60313 Frankfurt am Main<br />

www.cbseydler.com <strong>Börsen</strong>-<strong>Zeitung</strong> spezial<br />

Thomas Kaufmann<br />

T 069 92054-190<br />

Lösungen nach Maß


Inhalt<br />

4<br />

6<br />

8<br />

10<br />

12<br />

14<br />

16<br />

18<br />

Mittelstandsanleihen durchlaufen<br />

einen Maturierungsprozess<br />

Von Holger Clemens Hinz | quirin bank AG<br />

Die Zukunft eines neuen<br />

Kapitalmarktkonzeptes hat begonnen<br />

Von Dr. Peter Waldecker | Börse Stuttgart AG<br />

Deutsche <strong>Börsen</strong> tragen dem Bedürfnis<br />

nach Alternativen Rechnung<br />

Von Dr. Mirko Sickinger und Tobias Nagel | Sozietät Heuking Kühn Lüer Wojtek<br />

Der Mittelstandsanleihemarkt<br />

verdient eine differenzierte Betrachtung<br />

Von René Parmantier | Close Brothers Seydler Bank AG<br />

Neuer Baustein für die Passivseite<br />

mittelständischer Unternehmen<br />

Von Thomas Dierkes | Börse Düsseldorf AG<br />

<strong>Paradigmenwechsel</strong><br />

<strong>statt</strong> Eintagsfl iege<br />

Interview mit Jörg Schilling-Schön | FMS AG<br />

Wertpapierprospekt – für so manchen<br />

Emittenten ein notwendiges Übel<br />

Von Vanessa Harms | CMS Hasche Sigle<br />

Schuldscheindarlehen<br />

gewinnen weiter an Bedeutung<br />

Von Frank Teuber | HSH Nordbank AG<br />

Impressum<br />

Verlagsbeilage 28. Juni 2012 3<br />

Redaktion: Claudia Weippert-Stemmer<br />

Anzeigen: Dr. Jens Zinke (verantwortlich) und Stephan Sandner<br />

Technik: Tom Maier<br />

Gestaltung und typografi sche Umsetzung: Thomas Schumann<br />

Titelfoto: Carsten Reisinger/fotolia<br />

Druck: Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH,<br />

Kurhessenstraße 4 – 6, 64546 Mörfelden-Walldorf<br />

Verlag <strong>Börsen</strong>-<strong>Zeitung</strong> in der Herausgebergemeinschaft<br />

WERTPAPIER-MITTEILUNGEN Keppler, Lehmann GmbH & Co. KG,<br />

Düsseldorfer Straße 16, 60329 Frankfurt am Main<br />

Tel.: 069/27 32-0<br />

Anzeigen Tel.: 069/27 32-115, Fax: 069/23 37 02<br />

Vertrieb Fax: 069/23 41 73<br />

Geschäftsführer: Ernst Padberg<br />

<strong>Börsen</strong>-<strong>Zeitung</strong> spezial


4<br />

Verlagsbeilage 28. Juni 2012<br />

Mittelstandsanleihen durchlaufen<br />

einen Maturierungsprozess<br />

Richtiger Berater für eine erfolgreiche Platzierung entscheidend – Hohe Professionalität gefordert<br />

Dominiert von der europäischen<br />

politischen Debatte über<br />

Griechenland, Spanien und andere<br />

strauchelnde EU-Staaten bleiben die<br />

Herausforderungen für Anleiheemissionen<br />

insbesondere unterhalb des<br />

Benchmark-Levels wie im Segment<br />

der Mittelstandsanleihen hoch. Bei<br />

Betrachtung der Emissionen seit Januar<br />

wird schnell deutlich, dass die<br />

Emissionsfenster sich stets nur kurz<br />

öffneten – manchmal nur für einen<br />

Zeitraum von ein bis zwei Wochen –<br />

und nach deren Schließung eine Platzierung<br />

wieder unmöglich erschien.<br />

Unterstützt wurde dieser Trend von<br />

Nachrichten über Neuwahlen in Griechenland<br />

und damit verbundenen<br />

Diskussionen über einen Austritt aus<br />

dem Euro. Vor diesem Hintergrund<br />

konnten Emittenten erkennen, wie<br />

wichtig es ist, einen professionellen<br />

Partner zu haben, der die Kapitalmärkte<br />

einzuschätzen weiß und die<br />

Faktoren kennt, die für eine erfolgreiche<br />

Emission entscheidend sind.<br />

Ausgelöst durch die Erneuerung des<br />

Schuldverschreibungsgesetzes im<br />

Jahr 2009 gab die Stuttgarter Börse<br />

im Jahr 2010 den Startschuss für das<br />

Segment der Mittelstandsanleihen<br />

mit der Schaffung des Bondm-Segments.<br />

So bekamen mittelständische<br />

Unternehmen erstmals die Möglichkeit,<br />

sich über die Emission einer Anleihe<br />

von der Bankenabhängigkeit zu<br />

<strong>Börsen</strong>-<strong>Zeitung</strong> spezial<br />

Holger Clemens Hinz<br />

Managing Director,<br />

Investment Banking<br />

bei der quirin bank AG<br />

lösen und sich eine neue Liquiditätsquelle<br />

zu erschließen.<br />

Zu erkennen ist eine Mittelstandsanleihe<br />

daran, dass der Emittent häufi g über<br />

ein Rating unterhalb des Investment<br />

Grade verfügt. Die Kupons bewegen<br />

sich üblicherweise jenseits der 7-Prozent-Marke<br />

und Emissionsvolumina<br />

reichen je nach Emittent von 10 Mill.<br />

Euro bis 200 Mill. Euro. Eine weitere<br />

Eigenschaft, die besonders im deutschen<br />

Markt in Erscheinung tritt, ist<br />

die Möglichkeit für Privatinvestoren,<br />

bereits während der Zeichnungsfrist<br />

über die Zeichnungstools der <strong>Börsen</strong><br />

an den Emissionen zu partizipieren.<br />

Die neu geschaffenen Emissionsplattformen<br />

stießen bislang auf eine erfreulich<br />

robuste Nachfrage, sowohl<br />

auf Investoren- als auch auf Emittentenseite,<br />

gleichwohl konnte sich das<br />

Segment der Mittelstandsanleihen der<br />

allgemeinen Unsicherheit der Märkte<br />

und der damit verbundenen Flucht von<br />

Investoren in sichere und hochliquide<br />

Investments nicht entziehen. Bislang<br />

wurden an den wesentlichen Mittelstandsanleihesegmenten<br />

der <strong>Börsen</strong><br />

in Stuttgart, Frankfurt und Düsseldorf<br />

mehr als 3 Mrd. Euro in über 60 Emissionen<br />

eingeworben. Bei genauerer<br />

Betrachtung stellt man jedoch schnell<br />

fest, dass eine Vielzahl der Emissionen<br />

nicht immer erfolgreich verlief. So<br />

gab es Emissionen, bei welchen nicht<br />

einmal 10 % der angestrebten Mittel<br />

realisiert werden konnten.<br />

Mittelständische Unternehmen, die<br />

sich vornehmlich aus Kostengründen<br />

dazu entschieden, gleich ganz auf die<br />

Unterstützung einer Emissionsbank zu<br />

verzichten, und ihre Transaktionen im<br />

Rahmen einer Eigenemission durchführten,<br />

schnitten im Durchschnitt<br />

besonders schlecht ab. Doch auch die<br />

Wahl der falschen Berater bewirkte,<br />

dass Debütemissionen scheiterten.<br />

So kam es dazu, dass während einer<br />

der wiederholten Zuspitzungen der<br />

Eurokrise auch vermeintlich erfahrene<br />

Emissionsberater die Komplexität<br />

der Märkte nicht korrekt einschätzten<br />

und Emissionen im Rahmen<br />

der Platzierung klar scheiterten.<br />

Ein solches Szenario stellt für die<br />

mittelständischen Unternehmen<br />

natürlich eine Katastrophe dar und<br />

kann den häufi g ohnehin nur spärlich<br />

gehegten Kapitalmarktappetit rasch<br />

wieder verderben. Neben den sehr<br />

hohen Fixkosten, die bereits für die<br />

Erstellung des Wertpapierprospektes,<br />

die Berater sowie die Kommunikation<br />

aufgewendet wurden, erlitten Emissionskandidaten<br />

einen nicht unerheblichen<br />

Reputationsverlust, sowohl<br />

im operativen Geschäft auf Kundenseite<br />

als auch am Kapitalmarkt bei<br />

institutionellen Investoren sowie in<br />

der allgemeinen öffentlichen Wahr-


Es wird nicht<br />

mehr alles<br />

blind gekauft.<br />

nehmung. Dies erschwert zukünftige<br />

Emissionen sowie die Verhandlungen<br />

von Krediten bei Banken ungemein.<br />

Vor dem Hintergrund der bisherigen<br />

ambivalenten Performance der<br />

Mittelstandsanleihen muss sich ein<br />

potenzieller Emittent grundsätzlich<br />

fragen, welche Faktoren für die<br />

Emission einer Mittelstandsanleihe<br />

erfolgsentscheidend sind. Die Vergangenheit<br />

hat gezeigt, dass vor allem<br />

Emittenten und ein Management, die<br />

bereits erste Erfahrungen am Kapitalmarkt<br />

gesammelt haben, zum Beispiel<br />

aufgrund einer <strong>Börsen</strong>notierung, es<br />

deutlich leichter im Zuge der Emission<br />

haben. Vor allem bekannte Markennamen<br />

haben bislang sehr gut in<br />

der Vermarktung und somit auch in<br />

der Platzierung abgeschnitten (sogenannte<br />

„Brand Bonds“).<br />

Ebenfalls wichtig für die Platzierung<br />

ist die Ausgestaltung der wesentlichen<br />

Parameter. Das Zusammenspiel zwischen<br />

Rating, Kupon, Covenants und<br />

Laufzeit in Verbindung mit dem Markennamen<br />

des Emittenten spielt eine<br />

essenzielle Rolle. Die Abstimmung dieser<br />

Parameter sollte daher zwingend<br />

mit einem Spezialisten vorgenommen<br />

werden, der die Investitionskriterien<br />

der institutionellen Investoren sowie<br />

die Markterfordernisse kennt.<br />

Für ein mögliches Rating kommen bei<br />

Mittelstandsanleihen vor allem die<br />

nationalen Ratingagenturen in Frage.<br />

Diese bieten eine kostengünstige<br />

Alternative zu den großen internationalen<br />

Ratingagenturen. Vor allem<br />

für Privatanleger bieten Ratings eine<br />

gute Möglichkeit, sich neben dem<br />

Wertpapierprospekt ein Bild von der<br />

Risikoklasse zu machen, in welcher<br />

das angebotene Wertpapier einzuordnen<br />

ist. Auch wenn das Unternehmen<br />

bereits gelistet ist, kann es unter<br />

Umständen daher Sinn machen, dennoch<br />

ein Rating in Auftrag zu geben,<br />

je nachdem, welche Verteilung der<br />

Investorengruppen sich der Emittent<br />

wünscht. Liegt ein Rating vor, können<br />

vor allem Privatanleger von der Qualität<br />

des Papiers überzeugt werden.<br />

Hinsichtlich der Mittelverwendung<br />

sollte sich der Emittent genau überlegen,<br />

wofür und in welchem Umfang<br />

die einzuwerbenden Mittel eingesetzt<br />

werden sollen. Eine offene<br />

Kommunikation ist hier unerlässlich,<br />

sollte nur ein Bruchteil des Volumens<br />

in der Mittelverwendung genauer<br />

defi niert werden, könnte das Investoren<br />

nachdenklich stimmen.<br />

Das Thema Covenants stellt die an der<br />

Emission beteiligten Parteien immer<br />

wieder vor Herausforderungen. Emissionsbanken<br />

müssen in diesem Zusammenhang<br />

die Aufgabe bewältigen,<br />

zwischen institutionellen Investoren<br />

und Emittent einen Interessenausgleich<br />

herzustellen. Dabei stellt sich<br />

immer wieder die Frage, wie umfangreich<br />

das zu vermarktende Papier mit<br />

Covenants ausge<strong>statt</strong>et werden muss,<br />

um marktfähig zu werden. Die individuelle<br />

Situation des Emittenten ist<br />

hierbei entscheidend: Themen wie zum<br />

Beispiel die Konzern-/Gruppenstruktur,<br />

Haftungsrisiken und bestehende<br />

Verbindlichkeiten sowie Verpfl ichtungen<br />

gegenüber anderen Parteien<br />

fl ießen in die Entscheidungen mit ein.<br />

Soweit die Strukturierung für die<br />

Mittelstandsanleihe steht, stellt sich<br />

die Frage, welche weiteren Kriterien<br />

erfüllt werden müssen, um den Platzierungserfolg<br />

zu maximieren. Die<br />

fi nalen Punkte für diesen Erfolg müs-<br />

Verlagsbeilage 28. Juni 2012 5<br />

sen die Berater garantieren. Hierbei<br />

geht es zunächst um die Erfahrung der<br />

Emissionsbank. Diese muss letztendlich<br />

wissen, ob die Mittelstandsanleihe<br />

vermarktbar ist. Dabei spielt der Blick<br />

auf die Verfassung der Kapitalmärkte<br />

eine der zentralen Rollen. Eine Anleihe<br />

kann noch so gut strukturiert und<br />

geplant sein, wenn die Märkte zum<br />

Zeitpunkt der Platzierung nicht über<br />

die notwendige Liquidität verfügen, ist<br />

das Produkt nicht zu platzieren.<br />

Dieser kritische Punkt wurde in den<br />

vergangenen Monaten häufi g nicht<br />

richtig eingeschätzt. Insbesondere die<br />

Nachfrage seitens privater Investoren<br />

bei Neuemissionen schwankt derzeit<br />

doch recht stark. Da dieser Investorenkreis<br />

in aller Regel auch in volatilen<br />

Marktphasen an seinen Investments<br />

festhält, stellen private Anleger ein<br />

nicht zu vernachlässigendes, stabilisierendes<br />

Element für die Aftermarket-<br />

Performance dar. Das Schlüsselwort in<br />

diesen Monaten heißt daher Timing.<br />

Die beratende Emissionsbank muss<br />

wissen, wann der richtige Zeitpunkt<br />

gekommen ist, um die Vermarktung zu<br />

starten oder gegebenenfalls im Sinne<br />

der Transaktionssicherheit auf einen<br />

späteren Zeitpunkt zu verschieben.<br />

Fazit: Das Marktsegment der Mittelstandsanleihen<br />

durchläuft einen Maturierungsprozess.<br />

Marktteilnehmer<br />

konnten beobachten, wie sich Veränderungen<br />

sukzessive am Markt niederschlugen.<br />

Wo Investoren einst euphorisch<br />

zugriffen, kann man nun von<br />

einer Professionalisierung sprechen,<br />

vor allem auf Seiten der Privatinvestoren.<br />

Es wird nicht mehr alles blind gekauft,<br />

was auf den Markt kommt. Für<br />

das Segment ist dieser Umstand langfristig<br />

als sehr positiv einzuschätzen,<br />

da Emittenten dazu geführt werden,<br />

die Ausgestaltung der zu platzierenden<br />

Anleihe an die Unternehmenssituation<br />

und die Markterwartungen<br />

anzupassen. Besonders in Zeiten unsicherer<br />

Märkte, wie wir sie derzeit<br />

durchleben, ist die Wahl des richtigen<br />

Beraters daher entscheidend. Die<br />

momentane Situation erschwert es<br />

ungemein für Emittenten und Berater,<br />

Mittelstandsanleihen erfolgreich zu<br />

platzieren, und verlangt höchste Professionalität<br />

von allen Beteiligten, um<br />

eine erfolgreiche und besonders vollständige<br />

Platzierung zu garantieren.<br />

<strong>Börsen</strong>-<strong>Zeitung</strong> spezial<br />

Foto: ag visuell/fotolia


6<br />

Verlagsbeilage 28. Juni 2012<br />

Die Zukunft eines neuen<br />

Kapitalmarktkonzeptes hat begonnen<br />

Mittelstand erschließt aus vielfältigen Gründen eine weitere Finanzierungsquelle<br />

<strong>Börsen</strong>-<strong>Zeitung</strong> spezial<br />

Dr. Peter Waldecker<br />

Director, Issuer & Partner Relations,<br />

Primary Market Group<br />

der Börse Stuttgart AG<br />

Mittelstandsanleihen sind ein<br />

viel diskutiertes Thema der<br />

letzten Jahre. Unternehmen, Investoren,<br />

<strong>Börsen</strong>, Banken, Medien und<br />

viele andere Beteiligte schenken<br />

diesem noch jungen Segment große<br />

Aufmerksamkeit. Und sogar Londoner<br />

Banker haben Wind davon<br />

bekommen und sprechen über den<br />

Erfolg des „incredible German high<br />

yield market“.<br />

Entwicklungen in Richtung eines<br />

deutschen High-Yield-Marktes gab<br />

es schon früher. Mitte der 90er Jahre<br />

stießen mittelständische Emittenten<br />

mit Speculative Grade neu an den<br />

Fremdkapitalmarkt vor. Geberit war<br />

einer der ersten Emittenten. Leider<br />

hat die Emerging-Markets-Krise der<br />

späten 90er Jahre Investoren in ihrer<br />

Risikobereitschaft so stark verunsichert,<br />

dass das zarte Wachstum eines<br />

Mittelstandsmarktes durch eine Verlagerung<br />

des Investitionskapitals in Safe<br />

Havens rasch zum Erliegen kam.<br />

Heute ist die Lage anders. Extrem<br />

niedrige Renditen in den letzten verbliebenen<br />

Häfen mit ruhigem Fahrwasser<br />

und eine grundsätzliche Neubewertung<br />

von Sovereign Debt als<br />

vermeintlichem Rettungsanker lassen<br />

Investoren gerade in letzter Zeit<br />

mit großem Interesse auf Unternehmensanleihen<br />

blicken. Dies verstärkt<br />

einen bereits bestehenden, langjäh-<br />

Quasi<br />

„nebenbei“ die<br />

Bekanntheit<br />

steigern.<br />

rigen Wachstumstrend bei Corporate<br />

Bonds. Gemäß den Monatsstatistiken<br />

der Deutschen Bundesbank wuchs<br />

das kumulierte ausstehende Volumen<br />

von Unternehmensanleihen von rund<br />

6 Mrd. Euro zu Beginn des Jahres<br />

2000 auf etwa 250 Mrd. Euro bis zum<br />

Jahr 2012.<br />

Doch warum haben sich insbesondere<br />

Mittelstandsanleihen zum innovativsten<br />

Bereich des Fixed Income<br />

der letzten zwei Jahre entwickelt<br />

und zu einer Wiederbelebung des<br />

High-Yield-Marktes geführt? Der<br />

Erfolg von Mittelstandsanleihen ist<br />

die Folge einer logischen Verknüpfung<br />

von mehreren Faktoren, die<br />

eine Eigendynamik entwickeln und<br />

damit einen weiteren Aufbau dieses<br />

Marktes vorantreiben. Erstens neue<br />

Emittenten, die den Kapitalmarkt<br />

als Finanzierungsquelle erschließen<br />

wollen. Zweitens ein neues Angebotsverfahren,<br />

bei dem keine Übernahme<br />

durch eine Bank, sondern ein<br />

Direktangebot an Investoren in Form<br />

einer Eigenemission erfolgt. Und<br />

drittens die Nutzung einer etablierten<br />

und qualifi zierten Angebots- und<br />

Handelsplattform: der Börse.<br />

Die Gründe, warum mittelständische<br />

Unternehmen den Weg an den<br />

Kapitalmarkt suchen, sind vielfältig.<br />

Grundsätzlich erweitern Unternehmen<br />

ihre Investorenbasis und machen<br />

sich damit unabhängiger von Banken<br />

als alleinigen Kreditgebern. Neben<br />

institutionellen Investoren, Vermögensverwaltern<br />

und Family Offi ces<br />

erhalten auch Privatanleger direkten<br />

Zugang zu Mittelstandsanleihen. Besonders<br />

für Familienunternehmen<br />

kann die Finanzierung über eine<br />

Mittelstandsanleihe ein erster Schritt<br />

an den Kapitalmarkt sein. Anders als<br />

bei Aktien-Initial-Public-Offerings<br />

(IPOs) bleibt für Unternehmen in<br />

Familienbesitz bei einer Anleiheemission<br />

die wichtige Beteiligungsstruktur<br />

unberührt.<br />

Ein weiterer Vorteil ist die höhere<br />

Finanzierungssicherheit, da Anleihen<br />

in der Regel eine längere Laufzeit als<br />

die oft kurzfristig und revolvierend<br />

strukturierten Bankkredite besitzen.<br />

Mit einer drei-, fünf- oder siebenjährigen<br />

Mittelstandsanleihe lassen sich<br />

längerfristige Investitionen in der<br />

Finanzierung viel besser abbilden als<br />

mit einem revolvierenden Kredit auf<br />

Drei-Monats-Basis. Außerdem steigert<br />

der traditionell auf die klassische<br />

Kreditfi nanzierung fokussierte deutsche<br />

Mittelständler mit der Emission<br />

einer Anleihe quasi „nebenbei“ seine<br />

Bekanntheit – nicht nur bei Investoren,<br />

sondern auch bei Kunden und<br />

weiteren Geschäftspartnern.<br />

Eine Anleiheemission hat auch eine<br />

Wechselwirkung auf die Kreditfi nan-


Foto: Börse Stuttgart<br />

zierung. Das mittelständische Unternehmen<br />

verbessert dadurch seine<br />

Verhandlungsposition gegenüber den<br />

Banken. Die Mittelverwendung auf<br />

Seiten der Unternehmen spiegelt alle<br />

diese Vorteile wider: Wachstums-,<br />

Akquisitions- und Anschlussfi nanzierung.<br />

Ein weiterer wichtiger Erfolgsfaktor<br />

ist die Art des Angebots: Es besteht<br />

keine Übernahme durch eine Bank.<br />

Dies scheint zunächst ein Nachteil<br />

für den Emittenten zu sein, denn er<br />

hat keine Zusage für das Emissionsvolumen.<br />

Tatsächlich ist der Emittent<br />

jedoch frei von einer Go/No-Entscheidung<br />

durch seine Bank. Es liegt in<br />

den Händen des Emittenten, seinen<br />

Kapitalmarktauftritt in Form eines<br />

öffentlichen Angebotes mit Hilfe<br />

seiner Berater durchzuführen. Das<br />

Gesamtvolumen von rund 50 Mittelstandsanleihen<br />

in Höhe von rund<br />

2,5 Mrd. Euro in Deutschland in den<br />

letzten zwei Jahren verdeutlicht den<br />

Erfolg dieses innovativen Ansatzes.<br />

Dieses Kapitalmarktkonzept wird in<br />

der Zukunft noch weiter an Bedeutung<br />

gewinnen. Wenn die Banken<br />

die regulatorischen Vorgaben durch<br />

Basel III umsetzen, werden die<br />

Kosten des Kredit- und Underwriting-<br />

Geschäftes auf Bankseite steigen.<br />

Dies führt automatisch zu einem selektiveren<br />

Geschäft, einer Zurückhaltung<br />

bei der Vergabe von Fremdkapital<br />

und damit zu einem erschwerten<br />

Zu-gang für die Unternehmen. So<br />

entsteht eine Lücke, in die das Segment<br />

der Mittelstandsanleihen stößt.<br />

Der dritte Erfolgsfaktor ist der Eintritt<br />

durch den qualifi ziertesten Zugang,<br />

den Kapitalmärkte zu bieten haben:<br />

durch die Börse. Dank gesetzlich geregelter<br />

Vorgaben kann ein Investor hier<br />

auf allgemein gültige Standards vertrauen.<br />

Darüber hinaus bieten <strong>Börsen</strong><br />

professionelle Internet-Plattformen<br />

an. Über das Portal der Börse Stuttgart<br />

kann jeder Privatanleger direkt durch<br />

die Hausbank durch Übermittlung<br />

eines Kaufauftrages transaktionsentgeltfrei<br />

zeichnen. Das ist in der Platzierung<br />

von Mittelstandsanleihen ein<br />

extremer Vorteil und wird an Bedeutung<br />

immer weiter zunehmen. Für die<br />

junge Facebook-Generation unter den<br />

Investoren kann eine Order per Neuemissions-App<br />

zur Normalität werden.<br />

Genau hier hat die Börse Stuttgart als<br />

Privatanlegerbörse Kompetenz und<br />

Erfahrung als Marktführer im Handel<br />

mit Unternehmensanleihen und im<br />

Derivate-Geschäft.<br />

All diese Faktoren begründen nachhaltig<br />

die Existenz von Mittelstandsanleihen.<br />

Das hat auch Bestand angesichts<br />

der kritischen Kommentare<br />

zu dieser Anlageform: Ausfallrisiko,<br />

Marktenge, Blasenbildung, geringe<br />

Transparenz. Interessant ist ein Vergleich<br />

von Mittelstandsanleihen mit<br />

der Entwicklung anderer Segmente,<br />

beispielsweise Exchange Traded<br />

Blick in den<br />

Handelssaal der<br />

Börse Stuttgart<br />

Kapitalmärkte<br />

erweisen sich<br />

einmal mehr<br />

als ein<br />

dynamisches<br />

Geschäft.<br />

Verlagsbeilage 28. Juni 2012 7<br />

Funds (ETF), die in Deutschland im<br />

Frühjahr 2000 an den Start gingen.<br />

Die Kommentare waren sehr ähnlich:<br />

kleine Emissionsgrößen der neuen<br />

Produkte, geringe Handelsvolumina,<br />

Hinterfragung der Strukturierung<br />

und der Emissionsvehikel, Zweifel an<br />

der Überlebensfähigkeit des neuen<br />

Segmentes angesichts der Produktkonkurrenz.<br />

All diese Zweifel haben<br />

ETF überwunden und sind heute ein<br />

wirklich großes Segment. Und auch<br />

der amerikanische High-Yield-Markt,<br />

der die direkte Referenz zu den deutschen<br />

Mittelstandsanleihen ist, hat<br />

einen solchen Prozess durchlaufen,<br />

bevor er schließlich seinen heutigen<br />

Reifegrad erreicht hat.<br />

Die Kommentare erfüllen eine wichtige<br />

Funktion bei der Marktentwicklung,<br />

denn auf jede neue Frage wird<br />

eine präzisere Antwort gefunden:<br />

umfassendere Vorschriften für Emittenten<br />

zur Informationsbereitstellung,<br />

Entwicklung eines Index für<br />

Mittelstandsanleihen als Benchmark,<br />

Risikomaße für einzelne Anleihen,<br />

Vergrößerung des Kreises der Ratingagenturen,<br />

die Entwicklung eines<br />

neuen Segments für große Emittenten<br />

und Emissionen.<br />

Wichtig ist: Investoren sollten sich<br />

wie bei jeder Finanzanlage über die<br />

zentralen Kernfragen informieren<br />

und ihre eigene Meinung bilden. Wer<br />

ist der Emittent? Wie ist seine Finanzlage?<br />

Verstehe ich das Geschäftsmodell?<br />

Wie sind die Zukunftsaussichten?<br />

Wie ist die Anleihe ausge<strong>statt</strong>et?<br />

Geht ein Investor so vor, ist er auf dem<br />

richtigen Weg. Ein weiterer zentraler<br />

Punkt ist Risikostreuung in den Investments.<br />

Gerade die kleine Stückelung<br />

der Mittelstandsanleihen von 1 000<br />

Euro eröffnet hier Möglichkeiten, ein<br />

Portfolio aufzubauen, das die anderen<br />

Anlagen des Investors ergänzt.<br />

Dieses neue Kapitalmarktsegment<br />

sollte fest, tief und dauerhaft in einem<br />

der erfolgreichsten und wichtigsten<br />

Bereiche der deutschen<br />

Wirtschaft installiert werden, dem<br />

deutschen Mittelstand. Eine Kombination,<br />

die nur darauf gewartet hat,<br />

neu entdeckt und systematisiert zu<br />

werden. Die Kapitalmärkte erweisen<br />

sich einmal mehr als ein dynamisches<br />

Geschäft. Es bleibt spannend!<br />

<strong>Börsen</strong>-<strong>Zeitung</strong> spezial


8<br />

Verlagsbeilage 28. Juni 2012<br />

Deutsche <strong>Börsen</strong> tragen dem Bedürfnis<br />

nach Alternativen Rechnung<br />

Anleiheprogramme auch für kleinere und mittlere Unternehmen – Basisprospekte möglich<br />

<strong>Börsen</strong>-<strong>Zeitung</strong> spezial<br />

Dr. Mirko Sickinger<br />

Equity Partner am Kölner Standort<br />

der Sozietät Heuking Kühn Lüer Wojtek<br />

Vor dem Hintergrund der weltweiten<br />

Wirtschafts- und Finanzmarktkrise<br />

haben sich seit etwa zwei<br />

Jahren auch kleinere und mittlere Gesellschaften<br />

eine Finanzierungsmöglichkeit<br />

erschlossen, die bislang eher<br />

den Großkonzernen vorbehalten war:<br />

die Begebung von Unternehmensanleihen<br />

im Wege eines öffentlichen<br />

Angebots mit anschließender <strong>Börsen</strong>notierung.<br />

Die deutschen <strong>Börsen</strong><br />

haben das Bedürfnis der mittelständischen<br />

Unternehmen nach alternativen<br />

Finanzierungsmöglichkeiten erkannt<br />

und darauf seit dem Jahr 2010<br />

mit der Schaffung von speziellen<br />

Qualitätssegmenten für Mittelstandsanleihen<br />

im Freiverkehr reagiert.<br />

Vorreiter war die Börse Stuttgart mit<br />

dem Segment Bondm, das zusammen<br />

mit dem Entry Standard für Unternehmensanleihen<br />

der Frankfurter<br />

Börse und dem mittelstandsmarkt der<br />

Börse Düsseldorf die wichtigsten Handelsplätze<br />

für Mittelstandsanleihen<br />

darstellt. Bereits ab einem Emissionsvolumen<br />

von 20 bis 30 Mill. Euro ist<br />

die Begebung einer Mittelstandsanleihe<br />

eine interessante Finanzierungsmöglichkeit,<br />

über die eine Gesellschaft<br />

größere Investorenkreise<br />

aufgrund der erhöhten Präsenz, die<br />

sich aus dem <strong>Börsen</strong>listing und der<br />

vorangehenden Marketingunterstützung<br />

durch die Börse ergibt, erreichen<br />

kann. Die Attraktivität einer Mit-<br />

telstandsanleihe steigt für Investoren<br />

auch durch die mit der <strong>Börsen</strong>notierung<br />

der Anleihe verbundenen Transparenzpfl<br />

ichten für die Emittentin<br />

wie die Veröffentlichung von Quasi-<br />

Ad-hoc-Mitteilungen, die Veröffentlichung<br />

von Halbjahresabschlüssen<br />

und eines Finanzkalenders. Hinzu<br />

kommt, dass von den meisten <strong>Börsen</strong><br />

ein Rating der Emittentin verlangt<br />

wird, das durch Folgeratings regelmäßig<br />

aktualisiert werden muss.<br />

Emittenten können nicht nur einzelne<br />

Anleihen aufl egen, sondern<br />

auch auf der Grundlage eines einzigen<br />

Prospektes ein Anleiheprogramm,<br />

bestehend aus mehreren Anleihen mit<br />

unterschiedlichen Aus<strong>statt</strong>ungsmerkmalen,<br />

zum Beispiel unterschiedlichen<br />

Laufzeiten und Zinssätzen. Im<br />

Bereich der Mittelstandsanleihen war<br />

die S.A.G. Solarstrom Aktiengesellschaft,<br />

Freiburg i. Br., die 2010 eine<br />

6,25-Prozent-Anleihe mit einer Laufzeit<br />

von fünf Jahren und 2011 eine<br />

7,5-Prozent-Anleihe mit einer Laufzeit<br />

von sechs Jahren begeben hat, Pionier<br />

dieses Konzeptes.<br />

Grundvoraussetzung für die Begebung<br />

einer Mittelstandsanleihe ist die<br />

Veröffentlichung eines Wertpapierprospekts,<br />

der von der Bundesanstalt<br />

für Finanzdienstleistungsaufsicht<br />

(BaFin) geprüft und gebilligt werden<br />

muss. Das Billigungsverfahren des<br />

Tobias Nagel<br />

Rechtsanwalt am Kölner Standort<br />

der Sozietät Heuking Kühn Lüer Wojtek<br />

Emittenten<br />

können nicht<br />

nur einzelne<br />

Anleihen<br />

auflegen.<br />

Prospekts dauert üblicherweise eineinhalb<br />

bis zwei Monate, innerhalb<br />

derer mehrere Fassungen des Prospekts<br />

eingereicht werden, die jeweils<br />

aufgrund der Anmerkungen der<br />

BaFin überarbeitet werden. Nach seiner<br />

Veröffentlichung hat der Prospekt<br />

eine Gültigkeitsdauer von derzeit<br />

zwölf Monaten, wobei er grundsätzlich<br />

nur für das Angebot einer einzigen<br />

Anleihe verwendet werden kann.<br />

Aufgrund dieser Einschränkung hatte<br />

die S.A.G. sich entschieden, einen<br />

sogenannten Basisprospekt zu veröffentlichen,<br />

auf dessen Grundlage<br />

innerhalb der ebenfalls noch zwölfmonatigen<br />

Gültigkeitsdauer mehrere<br />

Anleihen begeben werden können.<br />

Ermöglicht wird dies dadurch, dass<br />

der Basisprospekt zwar den für Wertpapierprospekte<br />

geltenden inhaltlichen<br />

Anforderungen genügen, nicht<br />

jedoch die endgültigen Bedingungen<br />

für das Angebot der Anleihe enthalten<br />

muss, zu denen insbesondere der Zinssatz<br />

sowie die Laufzeit der Anleihe<br />

gehören. Diese werden erst direkt vor<br />

dem Angebotsbeginn der jeweiligen<br />

Anleihe als „Endgültige Angebotsbedingungen“<br />

von der Gesellschaft veröffentlicht.<br />

Aufgrund von Änderungen<br />

des maßgebenden EU-Rechts zum<br />

1. Juli dieses Jahres werden künftig<br />

die Vorgaben für die Aufteilung von<br />

Informationen auf den Basisprospekt<br />

einerseits und die Endgültigen Ange-


110%<br />

108%<br />

106%<br />

104%<br />

102%<br />

100%<br />

98%<br />

96%<br />

94%<br />

92%<br />

90%<br />

botsbedingungen andererseits stärker<br />

formalisiert. Das Konzept ändert<br />

sich allerdings nicht grundlegend.<br />

Insbesondere wird der Basisprospekt<br />

künftig ein Muster der Endgültigen<br />

Angebotsbedingungen enthalten, und<br />

die Endgültigen Angebotsbedingungen<br />

werden ihrerseits eine ergänzte<br />

Zusammenfassung aus dem Basisprospekt<br />

wiedergeben müssen.<br />

Vorteil des Basisprospekts ist es, dass<br />

die Emittentin fl exibel und kurzfristig<br />

auf für sie günstige Marktsituationen<br />

reagieren und weitere<br />

Anleihen begeben kann, ohne einen<br />

vollständig neuen Prospekt erstellen<br />

und das Billigungsverfahren der<br />

BaFin erneut durchlaufen zu müssen.<br />

Lediglich in dem Fall, dass seit<br />

Billigung des Basisprospekts wichtige<br />

neue Umstände bei der Emittentin<br />

eingetreten sind, welche die<br />

Beurteilung der Anleihe beeinfl ussen<br />

können, sind diese vor der Begebung<br />

einer weiteren Anleihe in einem<br />

Nachtrag zu dem Prospekt, der üblicherweise<br />

kurzfristig von der BaFin<br />

gebilligt wird, zu veröffentlichen.<br />

Im Fall der S.A.G. wurde der Basisprospekt<br />

im November 2010 gebilligt,<br />

woraufhin die Gesellschaft die<br />

Endgültigen Angebotsbedingungen<br />

veröffentlicht und innerhalb von eineinhalb<br />

Wochen die erste Anleihe mit<br />

einem Volumen von 25 Mill. Euro<br />

Neben den<br />

Vorteilen<br />

bestehen<br />

grundsätzlich<br />

jedoch auch<br />

Risiken.<br />

Sie wählen Ihren <strong>Börsen</strong>platz!<br />

Apr. 11<br />

Anzeige<br />

Mai. 11<br />

Jun. 11<br />

Jul. 11<br />

Aug. 11<br />

Sep. 11<br />

platziert hat. Anschließend erfolgte<br />

die Erstnotiz der Anleihe an der Frankfurter<br />

Börse. Zur Verbesserung der<br />

Liquiditätslage der Gesellschaft und<br />

zur Ermöglichung weiterer Investitionen<br />

beschloss die S.A.G. im Juli<br />

2011 eine zweite Anleihe zu begeben.<br />

Aufgrund des zeitlichen Abstands zur<br />

Billigung des Basisprospekts war es<br />

erforderlich, die prospektrelevanten<br />

Ereignisse in der Geschäftstätigkeit<br />

und der Finanzlage der Gesellschaft,<br />

die sich seitdem ergeben hatten, in<br />

einem Prospektnachtrag zusammenzustellen.<br />

Dieser hatte einen erheblich<br />

geringeren Umfang als der Basisprospekt<br />

oder ein vollständig neuer Prospekt<br />

und wurde von der BaFin innerhalb<br />

von sechs Werktagen gebilligt.<br />

Beabsichtigt war die Platzierung<br />

dieser zweiten Anleihe mit einem<br />

Volumen von bis zu 25 Mill. Euro<br />

innerhalb einer Angebotsfrist von<br />

14 Tagen. Dies ließ sich aufgrund des<br />

schwierigen Umfelds auf dem Anleihemarkt<br />

Mitte 2011 allerdings nicht<br />

realisieren, weshalb sich die S.A.G.<br />

zu einer Verlängerung der Angebotsfrist<br />

zunächst um drei Wochen und<br />

schließlich unbefristet entschied. Die<br />

Notierungsaufnahme erfolgte jedoch<br />

wie vorgesehen bereits nach Ablauf<br />

der ursprünglich vorgesehenen Angebotsfrist.<br />

Im Ergebnis betrug die<br />

Angebotsfrist über ein halbes Jahr,<br />

als das Angebot Ende Januar 2012<br />

Okt. 11<br />

Verlagsbeilage 28. Juni 2012 9<br />

mit einem Platzierungsvolumen von<br />

ca. 17 Mill. Euro beendet wurde. Davon<br />

unabhängig bedeuteten die Anleihen<br />

für die S.A.G. jedoch eine attraktive<br />

Finanzierungsmöglichkeit neben<br />

der Bankfi nanzierung, die für die<br />

Realisierung des geplanten Projektgeschäfts<br />

von großer Bedeutung war.<br />

Neben den Vorteilen, die eine Mittelstandsanleihe<br />

bei der Unternehmensfi<br />

nanzierung bietet, bestehen<br />

grundsätzlich jedoch auch Risiken,<br />

die insbesondere im Bereich der Zinszahlung<br />

und der Refi nanzierung liegen.<br />

Da die Rückzahlung der ersten<br />

Anleihen erst ab 2015 beginnt, lässt<br />

es sich zum jetzigen Zeitpunkt natürlich<br />

nicht abschließend beurteilen,<br />

in welchem Umfang es bei den Emittenten<br />

zu Problemen bei der Beschaffung<br />

von Anschlussfi nanzierungen<br />

kommt. Daneben bestehen auch<br />

Risiken aufgrund allgemeiner Liquiditätsschwierigkeiten<br />

bei Emittenten,<br />

wie die Beispiele SIAG Schaaf Industrie<br />

Aktiengesellschaft, die Insolvenz<br />

anmelden musste, oder jüngst<br />

der Payom Solar AG zeigen, die zur<br />

Kosteneinsparung die Notierung<br />

ihrer Anleihe im Bondm gekündigt<br />

hat. Daher wird es voraussichtlich<br />

noch einige Zeit dauern, bis die<br />

langfristigen Chancen von Mittelstandsanleihen<br />

sowohl für die Gesellschaften<br />

als auch für die Investoren<br />

zuverlässig bewertet werden können.<br />

mittelstandsmarkt Düsseldorf Entry Standard Frankfurt bondm Stuttgart<br />

* Kursentwicklung der Mittelstandsanleihen-<strong>Börsen</strong>plätze – Volumengewichteter Mittelwert aller<br />

Anleihekurse unter Berücksichtigung der unterjährigen Stückzinsen (Stand: 02.04.2012) Quelle: Conpair AG<br />

<strong>Börsen</strong>-<strong>Zeitung</strong> spezial<br />

Nov. 11<br />

Dez. 11<br />

Jan. 12<br />

Feb. 12<br />

Mrz. 12<br />

Apr. 12


10<br />

Verlagsbeilage 28. Juni 2012<br />

Der Mittelstandsanleihemarkt<br />

verdient eine differenzierte Betrachtung<br />

Schlechte Performance einzelner Emittenten sollte nicht auf das ganze Segment übertragen werden<br />

<strong>Börsen</strong>-<strong>Zeitung</strong> spezial<br />

René Parmantier<br />

CEO der<br />

Close Brothers Seydler Bank AG<br />

Die Finanzierungsbedingungen<br />

für deutsche Unternehmen<br />

haben sich jüngsten Studien zufolge<br />

grundsätzlich verbessert. Eine im<br />

europäischen Vergleich solide Konjunktur,<br />

optimistische Prognosen<br />

für die künftige Wirtschaftsentwicklung<br />

und die günstig bereitgestellten<br />

Drei-Jahres-Tender der Europäischen<br />

Zentralbank spielen hierbei eine entscheidende<br />

Rolle. Nichtsdestotrotz<br />

lastet die Euro- und Bankenkrise weiter<br />

auf den Märkten. Strenge regulatorische<br />

Rahmenbedingungen wie<br />

Basel III weisen die Finanzbranche<br />

zudem in ihre Schranken. Zu spüren<br />

bekommen die erschwerte Kreditfi -<br />

nanzierung weniger die großen Konzerne<br />

als vielmehr kleine und mittlere<br />

Unternehmen. Diese jedoch bilden<br />

das Rückgrat unserer Wirtschaft.<br />

Es stellt sich zunehmend die Frage:<br />

Wie sinnvoll ist es für diese operativ<br />

sehr erfolgreichen Unternehmen,<br />

sich allein auf das in Deutschland seit<br />

Jahrzehnten dominierende System<br />

der Kreditfi nanzierung zu verlassen?<br />

Viel sinnvoller erscheint doch ein<br />

Finanzierungsmix, in dem auch der<br />

Kapitalmarkt eine wichtige Rolle<br />

spielt. Denn im eigenen Interesse<br />

muss sich der deutsche Mittelstand<br />

unabhängiger machen von Banken,<br />

will er sich günstig refi nanzieren, dabei<br />

möglichst wenig Assets blockieren<br />

und die Mittel fl exibel verwenden.<br />

Schnell werden<br />

Parallelen zum<br />

Aktiensegment<br />

„Neuer Markt“<br />

gezogen.<br />

Zumal auch substanzielles Anlageinteresse<br />

vorliegt. Denn hier suchen<br />

Investoren nach attraktiven Anlagealternativen<br />

zu den nominal wie real<br />

sehr niedrig verzinsten Staatsanleihen.<br />

Gleichzeitig ist der Kapitalbedarf<br />

im deutschen Mittelstand dank des<br />

soliden Wachstums weiterhin hoch.<br />

In diesem Umfeld wurde 2010 das<br />

Segment der „Mittelstandsanleihe“<br />

ins Leben gerufen. Nachdem es zunächst<br />

schwungvoll gestartet ist,<br />

setzte im vergangenen Herbst eine<br />

erste Welle der Ernüchterung ein,<br />

losgetreten von einem externen<br />

Effekt, nämlich der zwischenzeitlichen<br />

Eskalation der europäischen<br />

Schuldenkrise. Schnell rief dies<br />

Schwarzseher auf den Plan, die<br />

einen vorzeitigen Abgesang auf das<br />

junge Marktsegment angestimmt<br />

haben. Weit gefehlt. Vielmehr gab es<br />

eine kürzere Unterbrechung, ehe im<br />

ersten Halbjahr 2012 wieder eine<br />

Vielzahl von Neuemissionen erfolgreich<br />

abgeschlossen wurde.<br />

Dennoch sieht sich die Mittelstandsanleihe<br />

immer wieder heftiger Kritik ausgesetzt<br />

– teils zu Recht, oft aber auch<br />

zu Unrecht. Mit der Insolvenz SIAG<br />

Schaafs und damit dem ersten offi -<br />

ziellen Ausfall einer Mittelstandsanleihe<br />

kochte das Thema bereits im März<br />

wieder hoch. Kritiker werden nicht<br />

müde, vor allem Privatanleger vor<br />

den Risiken bei Mittelstandsanleihen<br />

zu warnen. Schnell werden Parallelen<br />

zum Aktiensegment „Neuer Markt“<br />

gezogen, welches vor gut zehn Jahren<br />

haussierte und dann in der Krise eingestellt<br />

wurde. Folglich rücken auch<br />

jetzt die Kritiker die vorhandenen<br />

Risiken in den Mittelpunkt. Zu schlecht<br />

die Qualität der Unternehmen, zu gering<br />

die Transparenz der Emittenten.<br />

Was ist dran an den Vorwürfen? Welche<br />

Argumente treffen zu?<br />

Technisch ist die Mittelstandsanleihe<br />

keine Innovation, denn von Unternehmen<br />

begebene Inhaberschuldverschreibungen<br />

sind seit vielen<br />

Jahren populäre und weit genutzte<br />

Instrumente. Doch zumeist werden<br />

diese von Großkonzernen emittiert.<br />

Die Ausweitung des Emittentenkreises<br />

auf mittelständische Firmen ist<br />

der junge Trend, neu sind auch die<br />

eigens dafür initiierten <strong>Börsen</strong>plattformen,<br />

wie „Bondm“ in Stuttgart,<br />

„Entry Standard“ in Frankfurt, oder<br />

„mittelstandsmarkt“ in Düsseldorf.<br />

Zu den Emittenten zählen Unternehmen<br />

mittlerer und kleinerer<br />

Größenordnung. Die Umsätze der<br />

betroffenen Formen reichen von ein<br />

paar Millionen Euro bis in die Milliarden.<br />

Diese Unternehmen verfügen<br />

in der Regel über ein gereiftes<br />

Geschäftsmodell, was sie klar vom<br />

„Neuen Markt“ abgrenzt, und suchen


eine (Re-)Finanzierungsalternative<br />

zu klassischen Bankkrediten oder<br />

in schweren Zeiten aufgenommenen<br />

Mezzanine-Programmen. Das<br />

erklärt, weshalb die Mittelstandsanleihe<br />

für viele Firmen eine so attraktive<br />

Alternative ist. Die zumeist gewählte<br />

Laufzeit von fünf Jahren bietet<br />

den Emittenten Planungssicherheit<br />

und eine klare, kalkulierbare Finanzierung.<br />

Zudem entfällt sehr häufi g<br />

eine Besicherung, was Freiheiten<br />

im operativen Geschäft ermöglicht.<br />

Außerdem bietet sie den Unternehmen<br />

die Chance, sich dem Kapitalmarkt<br />

auch für andere Kapitalmaßnahmen,<br />

etwa ein Initial Public<br />

Offering (IPO), vorzustellen.<br />

Im Gegenzug ist es ein „Muss“, dass<br />

Emittenten von Mittelstandsanleihen<br />

ein gereiftes und stabiles Geschäftsmodell<br />

sowie solide Finanzen und<br />

Cash-fl ows aufweisen. Wichtig ist, dass<br />

hier alle Transaktionsteilnehmer ihre<br />

Verantwortung wahrnehmen. Nicht<br />

nur Unternehmen müssen sich die<br />

ehrliche Frage stellen, ob sie reif sind<br />

für den Kapitalmarkt, auch emissionsbegleitende<br />

Banken sollten im Sinne<br />

der Investoren eine gute Vorselektion<br />

treffen und nur qualitativ hochwertige<br />

Anleihen auf den Markt bringen.<br />

Es steht sicher außer Frage, dass der<br />

typische Mittelstandsemittent ein an-<br />

deres Risikomuster aufweist als große<br />

internationale Konzerne. Genauso<br />

muss aber gesagt sein, dass Investoren<br />

für dieses höhere Risiko auch eine<br />

attraktive Prämie in Form deutlich<br />

höherer Kupons erhalten. Diese liegen<br />

zumeist zwischen 6 und 8 % und somit<br />

signifi kant über der momentanen<br />

Verzinsung von Anleihen deutscher<br />

Großkonzerne. Ein Vergleich mit dem<br />

Aktienmarkt bietet sich hier gut an:<br />

Nur weil Nebenwerte im Vergleich zu<br />

Dax-Titeln volatiler im Kurs verlaufen,<br />

käme auch niemand auf die Idee, das<br />

ganze Small- und Mid-Cap-Segment<br />

in Frage zu stellen. Mittelstandsanleihen<br />

sollten als das gesehen werden,<br />

was sie sind: eine attraktive Beimischung<br />

für das Portfolio.<br />

Wichtig ist die Transparenz für beide<br />

Seiten. Für Emittenten von Mittelstandsanleihen<br />

gilt zu Recht eine<br />

substanzielle Informationspfl icht.<br />

Und auch die Anlegerseite kann und<br />

darf sich nicht von ihrer Pfl icht freisprechen,<br />

sich von Beginn an und<br />

dann kontinuierlich mit dem Investitionsobjekt<br />

auseinanderzusetzen.<br />

Anlass zu heftiger, aber auch durchaus<br />

angemessener Kritik gab es jüngst vor<br />

allem bei Emissionen aus dem Bereich<br />

der erneuerbaren Energien – überwiegend<br />

der Solarindustrie. Ihr bislang<br />

hoher Anteil am Markt hat das ganze<br />

Gute<br />

Qualität<br />

wird sich<br />

durchsetzen.<br />

Übersicht der von der Close Brothers Seydler Bank AG begleiteten Mittelstandsanleihen<br />

Emittent Emission<br />

platziert<br />

Platziertes<br />

Volumen<br />

(Mill. Euro)<br />

Laufzeit Kupon<br />

(%)<br />

Verlagsbeilage 28. Juni 2012 11<br />

Segment stark belastet. Investoren<br />

haben hier in den vergangenen Monaten<br />

signifi kante Kursverluste erleiden<br />

müssen. Die Pleite des Windkraftspezialisten<br />

SIAG Schaaf war der vorläufi<br />

ge Höhepunkt dieser Entwicklung.<br />

Die Ursachen für die Schwierigkeiten<br />

im Erneuerbare-Energie-Sektor sind<br />

vornehmlich globale Überkapazitäten<br />

und der volatile regulatorische<br />

Einfl uss. So darf durchaus hinterfragt<br />

werden, ob derartige Geschäftsmodelle<br />

am Anleihemarkt richtig<br />

aufgehoben sind. Wie nachhaltig<br />

kann ein Geschäft sein, welches auf<br />

das Wohlwollen des Gesetzgebers angewiesen<br />

ist? Fest steht jedoch auch:<br />

Dieses Sonderthema sollte nicht zum<br />

Anlass genommen werden, das ganze<br />

Segment der Mittelstandsanleihe in<br />

Frage zu stellen. Die richtige Konsequenz<br />

ist ein schlichter Ausleseprozess<br />

im Markt, in dessen Folge kein<br />

Solarprojektierer mehr Anleihen begeben<br />

wird.<br />

Überhaupt gilt: Gute Qualität wird<br />

sich durchsetzen. Eben nicht für alle,<br />

aber doch für viele Unternehmen und<br />

Anleger bieten Mittelstandsanleihen<br />

eine interessante Alternative. Differenzierte<br />

Kritik ist wichtig, aber pauschale<br />

Schelte hilft niemandem. Der Markt<br />

für Mittelstandsanleihen wird weiter<br />

reifen und auch weiter wachsen.<br />

ISIN Stückelung<br />

(Euro)<br />

Günther Zamek Mai 2012 35 14.05.2017 7,750 DE000A1K0YD5 1 000 mittelstandsmarkt<br />

Friedola Gebr. Holzapfel April 2012 13 11.04.2017 7,250 DE000A1MLYJ9 1 000 mittelstandsmarkt<br />

Golfino März 2012 12 05.04.2017 7,250 DE000A1MA9E1 1 000 Entry Standard<br />

Singulus Technologies März 2012 60 22.03.2017 7,750 DE000A1MASJ4 1 000 Entry Standard<br />

Scholz Februar 2012 150 08.03.2017 8,500 AT0000A0U9J2 1 000 Entry Standard<br />

Bastei Lübbe Oktober 2011 30 26.10.2016 6,750 DE000A1K0169 1 000 mittelstandsmarkt<br />

Procar Automobile Finanz-Holding September 2011 12 14.10.2016 7,750 DE000A1K0U44 1 000 mittelstandsmarkt<br />

Maschinenfabrik Spaichingen Juli 2011 23 15.07.2016 7,250 DE000A1KQZL5 1 000 Entry Standard<br />

Valensina April 2011 50 27.04.2016 7,375 DE000A1H3YK9 1 000 mittelstandsmarkt<br />

Semper Idem Underberg April 2011 50 19.04.2016 7,125 DE000A1H3YJ1 1 000 mittelstandsmarkt<br />

Dürr Aktiengesellschaft (Aufstockung) Dezember 2010 75 28.09.2015 7,250 DE000A1EWGX1 1 000 Bondm<br />

3W Power/AEG Power Solutions November 2010 100 01.12.2015 9,250 DE000A1A29T7 1 000 Bondm<br />

Dürr Aktiengesellschaft September 2010 150 28.09.2015 7,250 DE000A1EWGX1 1 000 Bondm<br />

Stand: 4. Juni 2012<br />

Quelle: Close Brothers<br />

Listing<br />

<strong>Börsen</strong>-<strong>Zeitung</strong> spezial


12<br />

Verlagsbeilage 28. Juni 2012<br />

Neuer Baustein für die Passivseite<br />

mittelständischer Unternehmen<br />

Mehr Flexibilität bei der Emission von Anleihen – Alternativen für die Ausgestaltung der Zeichnungsphase<br />

<strong>Börsen</strong>-<strong>Zeitung</strong> spezial<br />

Thomas Dierkes<br />

Vorstandsmitglied der<br />

Börse Düsseldorf AG<br />

2010 haben mittelständische Unternehmen<br />

begonnen, den öffentlichen<br />

Kapitalmarkt als Alternative<br />

zum Bankkredit zu entdecken, an dessen<br />

Vergabe die Banken aufgrund regulatorischer<br />

Veränderungen – Stichwort<br />

Basel II (und ab 2013 auch Basel<br />

III) – sukzessiv höhere Anforderungen<br />

stellen. Seither wurden an einigen<br />

deutschen <strong>Börsen</strong> neue Segmente geschaffen,<br />

die den Unternehmen den<br />

Gang an den Kapitalmarkt erleichtern.<br />

Im Unterschied zu den früheren<br />

Initiativen bedienen diese Segmente<br />

derzeit primär den Fremdkapitalbedarf<br />

der Unternehmen.<br />

Der Markt der Mittelstandsanleihen<br />

ist mit inzwischen über 60 Titeln, die<br />

in den Mittelstandssegmenten und<br />

Freiverkehren der <strong>Börsen</strong> emittiert<br />

worden sind, dem Pfl änzchenstatus<br />

entwachsen und auf dem besten Weg,<br />

sich als neuer Baustein für die Passivseite<br />

mittelständischer Unternehmen<br />

zu etablieren. Bei der Auswahl des <strong>Börsen</strong>platzes<br />

für eine Emission entscheiden<br />

sich interessierte Mittelständler<br />

und deren Kapitalmarktpartner in der<br />

Regel zwischen Bondm der Börse Stuttgart,<br />

dem mittelstandsmarkt der Börse<br />

Düsseldorf sowie dem Entry Standard<br />

in Frankfurt. Bei der Anzahl und dem<br />

Nominalvolumen der Anleihen liegt<br />

das bereits im Mai 2010 gestartete<br />

Bondm mit 22 Anleihen optisch vorne.<br />

Allerdings sind die prospektierten<br />

Volumina mit teils oberhalb 100 Mill.<br />

Euro vom Kapitalbedarf eines durchschnittlichen<br />

Mittelständlers weit<br />

entfernt und die Klumpenrisiken im<br />

Luftfahrt- und Erneuerbare-Energie-<br />

Bereich nicht unerheblich. Die später<br />

gestarteten Segmente Entry Standard<br />

mit 15 und mittelstandsmarkt mit 13<br />

Anleihen folgen dicht dahinter.<br />

Bei der Auswahl des richtigen Platzes<br />

gibt es Faktoren, die von Unternehmen<br />

wie Beratern zunehmend stärker<br />

beachtet werden. Dazu gehören<br />

Organisation und Struktur des Segments,<br />

die bereits gelisteten Emittenten<br />

und – last but not least – die<br />

Performance im Sekundärmarkt. In<br />

puncto Organisation und Struktur<br />

hat der mittelstandsmarkt mit seiner<br />

nachhaltigen Aufstellung und<br />

der Beteiligung der Marktteilnehmer<br />

Standards gesetzt. Zu nennen ist hier<br />

beispielsweise das Mindestrating von<br />

„BB“ als Eintrittshürde, die weder in<br />

Stuttgart noch in Frankfurt existiert,<br />

und die in Düsseldorf schon immer<br />

bestehende Verpfl ichtung, das Rating<br />

jährlich zu erneuern. Der Wettbewerb<br />

hat dies erkannt und zieht teilweise<br />

nach. So wurde am Entry Standard<br />

erst jüngst die Verpfl ichtung zur jährlichen<br />

Erstellung von Rating-Updates<br />

eingeführt.<br />

Wie die <strong>Börsen</strong>-<strong>Zeitung</strong> am 10. Februar<br />

2012 berichtete, plant Stutt-<br />

Der Markt<br />

ist dem<br />

Pflänzchenstatus<br />

entwachsen.<br />

gart gar ein ganz neues Qualitätssegment,<br />

wo im Vergleich zu Bondm<br />

schärfere Kriterien angelegt werden<br />

sollen. Die Börse Düsseldorf ist und<br />

bleibt Taktgeber in Sachen Qualitätsstandards:<br />

Zur weiteren Verbesserung<br />

der Transparenz für die Investoren<br />

sind neue Emittenten am mittelstandsmarkt<br />

ab dem 15. Juni 2012 verpfl ichtet,<br />

vor der Notierungsaufnahme das<br />

bis zu diesem Zeitpunkt insgesamt<br />

platzierte Volumen zu veröffentlichen.<br />

Dies hat die Börse auf Empfehlung<br />

ihres für dieses Segment eingerichteten<br />

Beirates beschlossen.<br />

Nicht zuletzt die hohen Qualitätsanforderungen<br />

haben solide Unternehmen<br />

mit teils sehr starken Marken<br />

dazu bewogen, ihre Anleihe am Düsseldorfer<br />

mittelstandsmarkt zu listen.<br />

Von Namen wie Underberg, Katjes<br />

International, Bastei Lübbe oder Seidensticker<br />

und der damit einhergehenden<br />

Aufmerksamkeit profi tieren<br />

auch weniger bekannte Emittenten<br />

bei der Platzierung ihrer Anleihen.<br />

Insgesamt zeigen die an der Börse<br />

Düsseldorf gelisteten Titel eine signifi<br />

kant bessere Entwicklung als die<br />

der konkurrierenden Marktsegmente.<br />

Während der volumengewichtete Mittelwert<br />

der Anleihekurse am mittelstandsmarkt<br />

unter Berücksichtigung<br />

der unterjährigen Stückzinsen im<br />

April 2012 bei ca. 107 % lag, bewegen<br />

sich die Werte bei Bondm (ca. 98 %)


und Entry Standard (ca. 96 %) deutlich<br />

darunter. Gleichwohl ist es auch<br />

am mittelstandsmarkt nicht allen<br />

Emittenten gelungen, ihre Anleihen<br />

während der Zeichnungsphase auszuplatzieren.<br />

Bundesweit konnte bei<br />

mehr als einem Drittel aller Mittelstandsanleihen<br />

in dieser Zeitspanne<br />

nicht das prospektierte Nominalvolumen<br />

platziert werden. In Düsseldorf<br />

war dies bei einigen weniger bekannten<br />

Emittenten mit einer eher schwächer<br />

ausgeprägten Markenkraft und<br />

kleineren Emissionsvolumina auch<br />

der Fall. Gerade Letztere haben es innerhalb<br />

der üblichen zweiwöchigen<br />

Zeichnungsphase generell schwer,<br />

eine Ausplatzierung zu erreichen.<br />

In solchen Konstellationen sollten<br />

Emittenten gemeinsam mit ihren<br />

Kapitalmarktpartnern prüfen, ob eine<br />

alternative Ausgestaltung der Zeichnungsphase<br />

nicht vorteilhafter ist.<br />

Der mittelstandsmarkt bietet die Möglichkeit<br />

einer börslichen Zeichnungsphase<br />

auch nach Valuta an, deren<br />

Länge nur durch die Gültigkeitsdauer<br />

des Wertpapierprospekts begrenzt ist.<br />

Bei dieser Variante werden eingehende<br />

Zeichnungsaufträge vom Skontroführer<br />

mit Stückzinsberechnung und<br />

der normalen börsenmäßigen Valuta<br />

von zwei Tagen ausgeführt, bis die<br />

Zeichnung endgültig beendet wird.<br />

Für den Emittenten bietet diese Vorgehensweise<br />

den Vorteil, dass eine<br />

etwaige Nichtvollplatzierung innerhalb<br />

von zwei Wochen keine negative<br />

Nachricht generiert und die Ausplatzierung<br />

zu einem späteren Zeitpunkt<br />

als das erscheint, was sie für das<br />

Unternehmen ist, nämlich positiv.<br />

Überdies wird der Weitervertrieb<br />

der Anleihen parallel zur Notierung<br />

an der Börse nicht durch Kurse von<br />

knapp unter Pari erschwert, wie sie<br />

bei nicht ausplatzierten Anleihen<br />

zu beobachten sind. Sinnvoll ist<br />

diese Variante selbstverständlich nur,<br />

wenn eine längere Abverkaufsphase<br />

zum Geschäftsmodell des Emittenten<br />

und der geplanten Mittelverwendung<br />

passt. Ist dies der Fall, ist die Zeichnungsphase<br />

nach Valuta eine attraktive<br />

Alternative, die zum Beispiel von<br />

Schneekoppe und Helma Eigenheimbau<br />

mit Anleihen im Freiverkehr der<br />

Börse Düsseldorf erfolgreich genutzt<br />

wurde.<br />

Foto: philipus/fotolia<br />

Bei sehr markenstarken Unternehmen<br />

am mittelstandsmarkt waren die<br />

Emissionen dagegen häufi g bereits<br />

nach kurzer Zeit – oft reichten wenige<br />

Stunden – mehrfach überzeichnet.<br />

Für diese Emittenten, bei denen gute<br />

Aussichten auf eine hohe Nachfrage<br />

bestehen, könnte sich der Einsatz<br />

eines Bookbuilding-Verfahrens als<br />

Alternative zu der bislang üblichen<br />

Zeichnung zu 100 % anbieten. Die<br />

Zeichner könnten – auch über das<br />

<strong>Börsen</strong>system – mit einem Limit innerhalb<br />

der vom Emittenten im Wertpapierprospekt<br />

vordefi nierten Spanne<br />

Zeichnungsaufträge erteilen und würden<br />

dann je nach Zuteilungspreis voll<br />

oder gar nicht berücksichtigt.<br />

Die Festlegung der Emissionsrendite<br />

wird dem Unternehmen in den Grenzen<br />

der vordefi nierten Spanne durch<br />

die Investoren abgenommen. Die<br />

Börse Düsseldorf bietet den Emittenten<br />

auch diesen Weg für die Ausgestaltung<br />

der Zeichnungsphase an. Die<br />

Gebotsabgabe für Privatanleger soll<br />

dabei durch einen Renditerechner<br />

auf der Website unterstützt werden.<br />

Emittenten am mittelstandsmarkt<br />

haben durch die verschiedenen<br />

Alternativen die Möglichkeit, die<br />

Zeichnungsphase passend zur individuellen<br />

Situation des Unternehmens<br />

und der aktuellen Marktverfassung<br />

auszugestalten. Im Ergebnis erhöht<br />

dies die Transaktionssicherheit. Die<br />

Börse Düsseldorf bietet aber nicht nur<br />

am mittelstandsmarkt, sondern auch<br />

durch den neuen Primärmarkt noch<br />

mehr Flexibilität bei der Auswahl des<br />

richtigen Wegs an den Kapitalmarkt.<br />

Der im Freiverkehr angesiedelte Primärmarkt<br />

erfüllt die von verschiedenen<br />

Obergerichten an die Ausgestaltung<br />

von Qualitätssegmenten<br />

gestellten Anforderungen und eignet<br />

sich damit bestens für den ersten<br />

Schritt kleinerer oder jüngerer Unternehmen<br />

an den Kapitalmarkt. Er eröffnet<br />

überdies für Aktienemittenten<br />

im regulierten Markt die Möglichkeit,<br />

ohne die Abgabe eines Kaufangebotes<br />

in den Freiverkehr zu wechseln,<br />

und steht bei Vorliegen der Listinganforderungen<br />

auch den vielfach eine<br />

neue Heimat suchenden Emittenten<br />

des zum Jahresende schließenden<br />

First Quotation Board offen.<br />

Verlagsbeilage 28. Juni 2012 13<br />

Zeichnungsphase<br />

passend zur<br />

individuellen<br />

Situation und<br />

aktuellen<br />

Marktverfassung<br />

ausgestalten.<br />

<strong>Börsen</strong>-<strong>Zeitung</strong> spezial


14<br />

Verlagsbeilage 28. Juni 2012<br />

Interview mit Jörg Schilling-Schön<br />

<strong>Paradigmenwechsel</strong> <strong>statt</strong> Eintagsfl iege<br />

Attraktive Betriebe werden Primärmarkt für Initial Bond Offerings neu beleben<br />

Herr Schilling-Schön, sind Bonds als<br />

alternative Form der Unternehmensfi<br />

nanzierung im Mittelstand zu einer<br />

festen Größe in Deutschland geworden?<br />

In den letzten Jahren hat ein <strong>Paradigmenwechsel</strong><br />

<strong>statt</strong>gefunden. Die Finanzkrisen<br />

sowie die bestehenden, aber auch die zukünftigen<br />

aufsichtsrechtlichen Rahmenbedingungen<br />

werden die in Deutschland<br />

vorherrschende Finanzierungsform über<br />

Bankkredite weiter belasten. Kredite bei<br />

der Hausbank sind teurer und schwerer<br />

zu bekommen. Das ist eine große<br />

Herausforderung für mittelständische<br />

Unternehmen. Unternehmensanleihen<br />

waren bis vor wenigen Jahren weitestgehend<br />

großen Emittentinnen vorbehalten.<br />

Das hat sich grundlegend geändert.<br />

Rund 50 mittelständische Unternehmen,<br />

Anleihevolumina meist zwischen 25 und<br />

150 Mill. Euro, fünf <strong>Börsen</strong>plätze und in<br />

gut eineinhalb Jahren mehr als 3 Mrd.<br />

Euro Platzierungsvolumen bei privaten<br />

und institutionellen Anlegern belegen<br />

das eindrucksvoll.<br />

Was bedeuten die zunehmenden<br />

Default-Befürchtungen für das Segment<br />

der Mittelstandsanleihen?<br />

Dass Branchen und Unternehmen in<br />

Schiefl age geraten können, die Anleihen<br />

emittiert haben, ist kein Grund, an der<br />

wachsenden Bedeutung des Marktes<br />

zu zweifeln. Der Mittelstand kann sich<br />

heute den Herausforderungen der Globalisierung,<br />

der Komplexität und dem<br />

<strong>Börsen</strong>-<strong>Zeitung</strong> spezial<br />

Jörg Schilling-Schön<br />

Vorstand der FMS AG<br />

Die Börse Stuttgart hat im Jahr 2010 als erster <strong>Börsen</strong>platz im Freiverkehr mit „Bondm“ ein<br />

Handelssegment für Anleihen mittelständischer Unternehmen ins Leben gerufen, weitere<br />

<strong>Börsen</strong>plätze sind gefolgt. Die FMS Aktiengesellschaft ist Bondm-Gründungs-Coach und<br />

hat in den letzten Jahren verschiedene Emissionen begleitet.<br />

härteren Wettbewerb nicht entziehen.<br />

Der Kapitalbedarf, um die Voraussetzungen<br />

für das nötige Wachstum zu<br />

schaffen, wird größer und nicht kleiner.<br />

Allerdings gilt hier eben wie bei jedem<br />

anderen Investment auch: Eine höhere<br />

Rendite bedeutet ein höheres Risiko.<br />

Neben Ratings und Financial Covenants<br />

sind daher vor allem Transparenz, Publizität<br />

und eine klare Finanzkommunikation<br />

entscheidend. Das Geschäftsmodell<br />

muss solide und dynamisch, die Geschäftsstrategie<br />

schlüssig und nachhaltig<br />

und die Mittelverwendung klar sein.<br />

Was macht darüber hinaus eine erfolgreiche<br />

Anleiheemission aus?<br />

Die Emission einer Unternehmensanleihe<br />

muss grundsätzlich fest in der<br />

Finanzierungsstrategie, die sich wiederum<br />

aus der Unternehmensstrategie<br />

ableiten muss, verankert sein. Nur<br />

dann kann eine Emission überhaupt zu<br />

einem langfristig stabilen Kapitalbedarf<br />

beitragen und Wachstum ermöglichen.<br />

Bei einer Mittelstandsanleihe wird<br />

regelmäßig lediglich ein Finanzkommissionsgeschäft<br />

auf „Best-Effort-Basis“<br />

abgeschlossen. Ein echtes „Underwriting“<br />

durch eine Bank gab es bei vielen<br />

bisherigen Mittelstandsanleihen unseres<br />

Wissens nicht. Da das Platzierungsrisiko<br />

beim Emittenten liegt, entscheiden<br />

sich viele Unternehmen für eine Eigenemission.<br />

So können sie die Platzierung<br />

selbst steuern und haben nicht nur eine<br />

Bank als Ansprechpartner. Dem Un-<br />

ternehmen steht ein multikanalfähiger<br />

Absatzweg aus mehreren Intermediären,<br />

dem direkten Investorenzugang und<br />

nicht zuletzt der Börse zur Verfügung.<br />

Die Investoren sind zudem direkte Kontrahenten<br />

und dem Unternehmen größtenteils<br />

unmittelbar bekannt. Kommunikation<br />

und Investor Relations können<br />

effektiver erfolgen. Dies ist ein nicht zu<br />

unterschätzender Vorteil. Schließlich gehen<br />

viele mittelständische Unternehmen<br />

ihre ersten Schritte am Kapitalmarkt.<br />

Wo sehen Sie die Perspektiven in den<br />

nächsten Jahren?<br />

Bisher nutzen deutsche Mittelständler<br />

Anleihen als Finanzierungsinstrument<br />

im internationalen Maßstab immer<br />

noch unterdurchschnittlich. Die Bereitschaft<br />

nimmt laut Studien jedoch zu.<br />

Im Sekundärmarkt lassen sich erfreulich<br />

hohe Umsätze beobachten, es gibt<br />

einen täglich veröffentlichten Index und<br />

Anleihen mit hohem Retail-Anteil sind<br />

relativ kursstabil. Dazu kommt die im<br />

Markt klar zu beobachtende Weiterentwicklung<br />

und Professionalisierung:<br />

Covenants etablieren sich. Die Deutsche<br />

Börse plant einen „Prime Standard“ für<br />

Unternehmensanleihen, und erste Fonds<br />

investieren. Der Markt ist keine Eintagsfl<br />

iege, vielmehr werden attraktive Mittelständler<br />

den Primärmarkt für Initial<br />

Bond Offerings (IBOs) neu beleben.<br />

Das Interview führte<br />

Claudia Weippert-Stemmer.<br />

Kredite bei der<br />

Hausbank sind<br />

teurer und<br />

schwerer zu<br />

bekommen.


Auf der Hauptzeile<br />

13. September 2012 – 9.30 bis ca. 16.30 Uhr – IHK Frankfurt am Main<br />

5000 Anschläge ohne Bildelement<br />

Unterzeile Unterzeile Unterzeile Unterzeile<br />

Text<br />

PROGRAMM<br />

Der Prime Standard für<br />

Unternehmensanleihen<br />

Hohe Volumina erfordern hohe Transparenz<br />

Alternative Finanzierung für größere börsen- und nicht-börsennotierte Unternehmen<br />

Die neuen <strong>Börsen</strong>segmente für Mittelstands-Unternehmensanleihen<br />

stoßen bei Emittenten und Investoren auf großes Interesse,<br />

sie sind auf dem besten Weg, sich als feste Größe am Kapitalmarkt<br />

zu etablieren. Die Deutsche Börse setzt in diesem Zusammenhang<br />

auf den neuen Prime Standard für Unternehmensanleihen, der<br />

noch in diesem Jahr an den Start gehen soll.<br />

Der Workshop „Der Prime Standard für Unternehmensanleihen –<br />

Hohe Volumina erfordern hohe Transparenz“ am 13. September<br />

2012 in der IHK Frankfurt am Main richtet sich an CEOs, CFOs und<br />

Führungspersonen aus dem Treasury von börsennotierten und<br />

nichtbörsennotierten Unternehmen, die sich für das Instrument<br />

der Unternehmensanleihe interessieren und neben den klassischen<br />

institutionellen Investoren auch Privatanleger bei der Emission<br />

berücksichtigen möchten. Renommierte Referenten geben aus<br />

Sicht von Investoren, Emittenten, Intermediären und der Börse<br />

einen Überblick und eine Einschätzung über das neue Segment<br />

und laden zu einer aktiven Diskussion ein.<br />

Begrüßung<br />

Alexander Höptner,<br />

Head of Markets Services, Deutsche Börse<br />

Anmeldung<br />

Ich melde mich an zum WM-Workshop Primestandard für<br />

Unternehmensanleihen am 13.September 2012 in Frankfurt<br />

am Main.Der Seminarpreis pro Person in Höhe von 835,zzgl.MwSt.wird<br />

nach Erhalt der Rechnung überwiesen.<br />

Bitte senden Sie mir zunächst detaillierte Informationen zur<br />

Veranstaltung<br />

Ja, ich möchte als Dankeschön für meine Teilnahme die<br />

<strong>Börsen</strong>-<strong>Zeitung</strong> vier Wochen lang kostenlos und unverbindlich<br />

erhalten.<br />

Fax +49 69273 200<br />

________________________________________________________<br />

Name,Vorname<br />

________________________________________________________<br />

Funktion /Abteilung<br />

________________________________________________________<br />

Straße / Postfach<br />

________________________________________________________<br />

PLZ/Ort<br />

WM Seminare<br />

Verlagsbeilage 28. Juni 2012 15<br />

Moderation<br />

Prof. Dr.Wolfgang Blättchen,<br />

Geschäftsführender „Hier soll ein Gesellschafter der<br />

BLÄTTCHEN FINANCIAL ADVISORY GmbH<br />

griffiges Zitat<br />

Themen<br />

oder einbe-<br />

u Zwei Zugänge, ein Segment<br />

u Zulassungsvoraussetzungen<br />

sonderer Fakt<br />

(Emissionsvolumen, stehen“ Retail-Zuteilungsquote,Transparenzvorgaben,<br />

Unternehmenskennzahlen)<br />

u Zulassungsfolgepflichten<br />

(Jahres- und Halbjahresabschluss, Zwischenmitteilungen,<br />

Analystenkonferenz)<br />

u Ratingfragen<br />

Referenten<br />

Alexander von Preysing,<br />

Head of Issuer Services, Deutsche Börse<br />

Matthias Reschke,<br />

Head of Debt Markets, JP Morgan<br />

Elmar Zurek,<br />

VP, Deutsche Asset Management Investmentgesellschaft mbH<br />

________________________________________________________<br />

Firma/Institut<br />

________________________________________________________<br />

Telefon / Fax<br />

________________________________________________________<br />

E-Mail<br />

________________________________________________________<br />

Datum / Unterschrift<br />

<strong>Börsen</strong>-<strong>Zeitung</strong> spezial<br />

WM Seminare Postfach 110932 60044 Frankfurt am Main Tel.: 069/2732-162 www.wm-seminare.de


16<br />

Verlagsbeilage 28. Juni 2012<br />

Wertpapierprospekt – für so manchen<br />

Emittenten ein notwendiges Übel<br />

Inhaltlicher Anspruch sollte sich allerdings nicht auf das Notwendigste beschränken<br />

<strong>Börsen</strong>-<strong>Zeitung</strong> spezial<br />

Vanessa Harms<br />

Associate im Bereich Kapitalmarktrecht<br />

bei CMS Hasche Sigle in Frankfurt am Main<br />

Das öffentliche Angebot von Mittelstandsanleihen<br />

und gleichzeitiger<br />

Einbeziehung in den Freiverkehr<br />

erfreut sich zunehmender<br />

Beliebtheit. Dies mag einerseits darin<br />

begründet liegen, dass sich der Zugang<br />

kleiner und mittelständischer<br />

Unternehmen (KMU) zu Bankkrediten<br />

verschlechtert, während zugleich<br />

der Finanzierungsbedarf zugenommen<br />

hat. Zum anderen scheinen<br />

KMU die Begebung von Schuldverschreibungen<br />

einem <strong>Börsen</strong>gang und<br />

den damit verbundenen umfangreicheren<br />

Anforderungen an die eigene<br />

Kapitalmarktreife bzw. -fähigkeit<br />

vorzuziehen, um sich so Finanzierungsmöglichkeiten<br />

über den Kapitalmarkt<br />

alternativ zum klassischen<br />

Bankkredit zu erschließen.<br />

Diesem Trend folgend bieten seit dem<br />

Start des ersten Marktsegments für<br />

Mittelstandsanleihen im Jahr 2010<br />

mittlerweile alle deutschen <strong>Börsen</strong><br />

ein solches an. Die jeweiligen Einbeziehungsvoraussetzungen<br />

variieren<br />

teilweise; allen gemein ist jedoch<br />

ein gebilligter und veröffentlichter<br />

Wertpapierprospekt, der für ein<br />

öffentliches Angebot von Wertpapieren<br />

gemäß § 3 Absatz 1 WpPG schon<br />

per Gesetz erforderlich ist.<br />

Dem Prospekt selbst treten Emittenten<br />

und andere Marktteilnehmer<br />

unterschiedlich gegenüber. Die Deut-<br />

sche Vereinigung für Finanzanalyse<br />

und Asset Management bezeichnete<br />

den Wertpapierprospekt als „informatorische<br />

Nebelkerze“. Andere<br />

Stimmen sind zu vernehmen, nach<br />

denen ein Prospekt ein notwendiges<br />

Übel sei, das ohnehin von niemandem<br />

außer Anwälten gelesen werde.<br />

Im Rahmen der Ausarbeitung von<br />

Prospekten lässt sich bei den teilnehmenden<br />

Parteien zum Teil eine<br />

gewisse Resignation feststellen. Dies<br />

scheint insbesondere dann der Fall<br />

zu sein, wenn der Emittent noch über<br />

keine Kapitalmarkterfahrung verfügt<br />

und einer Veröffentlichung seiner<br />

Unternehmensinterna eher skeptisch<br />

gegenübertritt.<br />

Worin liegt die Skepsis begründet?<br />

Schließlich ist dem Wertpapierprospekt<br />

bei der Emission von Wertpapieren<br />

eine tragende Rolle zuzuschreiben,<br />

einerseits als Angebots-, andererseits<br />

als Haftungsdokument. Abhängig von<br />

der Sorgfältigkeit der Ausarbeitung<br />

werden durch den Wertpapierprospekt<br />

Haftungsrisiken des Emittenten<br />

begrenzt (oder erhöht).<br />

Der Prospekt hat gemäß § 5 Absatz 1<br />

Satz 1 WpPG „in leicht analysierbarer<br />

und verständlicher Form sämtliche<br />

Angaben (zu) enthalten, die<br />

im Hinblick auf den Emittenten und<br />

die öffentlich angebotenen oder<br />

zum Handel an einem organisierten<br />

„Informatorische<br />

Nebelkerze“<br />

Markt zugelassenen Wertpapiere<br />

notwendig sind, um dem Publikum<br />

ein zutreffendes Urteil über die<br />

Vermögenswerte und Verbindlichkeiten,<br />

die Finanzlage, die Gewinne<br />

und Verluste, die Zukunftsaussichten<br />

des Emittenten und jedes Garantiegebers<br />

sowie über die mit diesen<br />

Wertpapieren verbundenen Rechte<br />

zu ermöglichen“. Hinsichtlich der<br />

aufzunehmenden Mindestangaben<br />

verweist § 7 WpPG auf die Verordnung<br />

(EG) Nr. 809/2004 der Kommission<br />

vom 29. April 2004 (Prospektverordnung).<br />

Die für die Begebung von Mittelstandsanleihen<br />

maßgeblichen Anhänge<br />

IV und V der Prospektverordnung<br />

fordern Unternehmensinformationen<br />

in wesentlich geringerem<br />

Umfang als die Anhänge I und III,<br />

die für einen <strong>Börsen</strong>gang zu verwenden<br />

sind. In diesem Zusammenhang<br />

seien nur genannt: Jahresabschlüsse<br />

der letzten zwei <strong>statt</strong> drei Geschäftsjahre,<br />

<strong>statt</strong> Angaben zur Geschäfts-<br />

und Finanzlage nur Darstellung<br />

ausgewählter Finanzinformationen<br />

sowie eine „hervorgehobene Offenlegung<br />

von Risikofaktoren“, die sich<br />

nachteilig auf die Fähigkeit des Emittenten<br />

auswirken könnten, seinen<br />

Verpfl ichtungen aus den Schuldverschreibungen<br />

gegenüber den Anlegern<br />

nachzukommen. Mit Inkrafttreten<br />

des neuen Prospektregimes zum


1. Juli 2012 können KMU weitere<br />

Erleichterungen bei der Erstellung<br />

des Wertpapierprospekts wählen.<br />

Bedingt durch die weniger umfangreiche<br />

Aufnahme von Informationen<br />

im Anleiheprospekt verglichen mit<br />

einem <strong>Börsen</strong>gangprospekt (und<br />

den unterschiedlichen Stellungen<br />

der Anleger gegenüber dem Emittenten)<br />

sowie einem gewissen Widerstreben,<br />

Unternehmensinterna zu<br />

veröffentlichen, lässt sich feststellen,<br />

dass seitens des Emittenten (und<br />

oftmals Beratern) geringere Ansprüche<br />

an eine rechtliche Prüfung der<br />

maßgeblichen Unternehmensinformationen<br />

vor der Prospekterstellung<br />

gestellt werden. Aufgrund der nicht<br />

vorhandenen Pfl icht einer begleitenden<br />

Bank, Verantwortung für<br />

den Prospekt zu übernehmen, ist im<br />

Rahmen der Begebung einer Mittelstandsanleihe<br />

eine Bestätigung der<br />

Rechtsberater zum Inhalt des Prospekts<br />

unüblich. Stattdessen erfolgt<br />

ein meist nur geringer Plausibilitätscheck<br />

von Angaben zum Emittenten,<br />

zum Beispiel hinsichtlich der Gründung<br />

der Gesellschaft, Geschäften<br />

mit verbundenen Unternehmen oder<br />

wesentlicher Verträge.<br />

Fraglich ist, ob geringere inhaltliche<br />

Ansprüche an den Prospekt wünschenswert<br />

sind. Festzustellen ist,<br />

dass sich durch die Aufnahme von<br />

weniger Informationen oder „gerade<br />

so viel wie gefordert“ keine Unterschiede<br />

hinsichtlich eines möglichen<br />

Haftungsumfangs für den die Verantwortung<br />

für den Prospekt übernehmenden<br />

Emittenten ergeben. Es ist<br />

im Prospekt durch den Emittenten<br />

ausdrücklich zu bestätigen, dass die<br />

Angaben im Prospekt richtig und<br />

keine wesentlichen Umstände ausgelassen<br />

sind (§ 5 Absatz 4 WpPG a. F.<br />

bzw. § 5 Absatz 6 WpPG n. F.). Eine<br />

Beurteilung oder die Prüfung der<br />

Wesentlichkeit aufzunehmender<br />

Unternehmensinformationen sollte<br />

jedoch nicht allein durch den Emittenten,<br />

sondern in Absprache mit seinem<br />

Rechtsberater erfolgen.<br />

Fraglich ist weiterhin, ob sich zum<br />

Beispiel für den Vorstand einer AG<br />

aufgrund einer zurückhaltenden<br />

Auseinandersetzung mit dem Prospekt<br />

oder Prüfung dessen Inhalts<br />

Haftungsrisiken gegenüber dem<br />

Emittenten aus § 93 AktG im Rahmen<br />

eines Prospekthaftungsfalles<br />

ergeben könnten. Vor dem Aspekt<br />

der Vollständigkeit des Prospekts<br />

bedarf es einer zutreffenden und vollständigen<br />

Darstellung des Geschäftsmodells<br />

des Emittenten mit den<br />

sich daraus ergebenden Chancen<br />

und Risiken. Im Rahmen der Prospekterstellung<br />

ist seitens der Rechtsberater<br />

auf eine entsprechende Darstellung<br />

des Geschäftsmodells durch<br />

gezielte Fragen hinzuwirken. Dennoch<br />

verbleibt die Letztverantwortlichkeit<br />

für die materielle Richtigkeit<br />

und Vollständigkeit des Prospekts<br />

und dessen Inhalt bei dem Emittenten,<br />

da dessen Organe letztlich mehr<br />

Informationen über den Emittenten,<br />

Risiken dessen Geschäftsmodells<br />

bzw. der rechtlichen Geschäftsgrundlage<br />

haben als außenstehende<br />

Dritte.<br />

Vor diesem Hintergrund sei auch auf<br />

die Neuregelung der Prospekthaftung,<br />

die sich seit Inkrafttreten am<br />

1. Juni 2012 einheitlich für <strong>Börsen</strong>zulassungsprospekte<br />

und Prospekte<br />

im Rahmen eines öffentlichen Angebots<br />

in den §§ 21 ff. WpPG befi ndet,<br />

hingewiesen. Die Sonderverjährungsfristen<br />

für Ansprüche aufgrund<br />

fehlerhaftem oder unvollständigem<br />

Prospekt gemäß § 47 BörsG a. F.<br />

sind ersatzlos entfallen. Die Verjährung<br />

richtet sich nunmehr nach<br />

den §§ 195, 199 BGB (drei Jahre ab<br />

Kenntniserlangung, spätestens nach<br />

zehn Jahren).<br />

Verständlich ist der Wunsch der<br />

Emittenten, den Aufwand und daraus<br />

resultierende Kosten für einen<br />

Anleiheprospekt gering zu halten.<br />

Es wird jedoch oftmals verkannt,<br />

dass gerade die ausführliche Ausarbeitung<br />

eines Wertpapierprospekts<br />

die Möglichkeit bietet, die Darstellung<br />

des eigenen Geschäftsmodells<br />

zu überarbeiten, sich Widersprüche<br />

oder Risiken aufzeigen zu lassen<br />

oder mögliche Mängel zu beseitigen.<br />

Der inhaltliche Anspruch an den Prospekt<br />

sollte sich daher nicht auf das<br />

Notwendigste beschränken oder die<br />

„Nebelkerze“ eine solche sein lassen,<br />

sondern einer vollständigen, überprüften<br />

Darstellung zur Risikenbegrenzung<br />

entsprechen.<br />

Verlagsbeilage 28. Juni 2012 17<br />

Widersprüche<br />

und Risiken<br />

aufzeigen.<br />

<strong>Börsen</strong>-<strong>Zeitung</strong> spezial


18<br />

Verlagsbeilage 28. Juni 2012<br />

Schuldscheindarlehen<br />

gewinnen weiter an Bedeutung<br />

Individuelle, unkomplizierte Abwicklung – Geringe Publizitätspfl ichten<br />

<strong>Börsen</strong>-<strong>Zeitung</strong> spezial<br />

Frank Teuber<br />

Leiter Kapitalmarktsyndikat<br />

der HSH Nordbank AG<br />

Bei mittelständischen Unternehmen<br />

mit einem Umsatz von<br />

unter einer Mrd. Euro ist nach wie<br />

vor die Kreditfi nanzierung durch<br />

die Hausbanken die vorherrschende<br />

Finanzierungsform. Bewegung in<br />

diese klassische Fremdfi nanzierung<br />

bringt die dynamische Entwicklung<br />

am Schuldscheinmarkt: In Deutschland<br />

hat sich 2011 das Volumen an<br />

begebenen Schuldscheindarlehen<br />

auf knapp 10 Mrd. Euro gegenüber<br />

dem Vorjahr verdoppelt. Darin spiegelt<br />

sich das steigende Bedürfnis von<br />

Unternehmen wider, ihre Finanzierungsquellen<br />

zu erweitern und zu<br />

diversifi zieren.<br />

Schuldscheindarlehen sind hinsichtlich<br />

ihrer Ausgestaltung fl exibel und<br />

ermöglichen gleichzeitig eine individuelle,<br />

unkomplizierte Abwicklung.<br />

Sie sind dadurch insbesondere<br />

auch für mittelständische Unternehmen<br />

attraktiv. Diese schätzen beim<br />

Schuldscheindarlehen vor allem die<br />

einfache Vertragsdokumentation<br />

sowie die aus dem Kreditgeschäft<br />

bekannten Informationspfl ichten.<br />

Die Laufzeiten liegen üblicherweise<br />

zwischen drei und sieben Jahren –<br />

in Ausnahmen auch bei bis zu zehn<br />

Jahren. Das Volumen einer Schuldscheintransaktion<br />

liegt typischerweise<br />

zwischen 30 Mill. Euro und<br />

250 Mill. Euro. Investoren erwerben<br />

in der Regel Einzelabschnitte ab ei-<br />

Im Gegensatz<br />

zu Mittelstandsanleihen<br />

müssen<br />

Informationen<br />

nur dem<br />

begrenzten<br />

Investorenkreis<br />

offengelegt<br />

werden.<br />

ner Mill. Euro. Zu den klassischen Investoren<br />

zählen Banken, Genossenschaftsbanken<br />

und Sparkassen. In<br />

Abhängigkeit von der Schuldnerbonität<br />

nutzen aber auch Versicherungen<br />

und Pensionskassen angesichts<br />

des niedrigen absoluten Zinsniveaus<br />

vermehrt die Schuldscheindarlehen<br />

mittelständischer Unternehmen, um<br />

ihre Anlagen zu diversifi zieren und<br />

ihr Rendite-Risiko-Profi l zu verbessern.<br />

Gerade mittelständische Unternehmen<br />

und Unternehmen in Familienbesitz<br />

schätzen Schuldscheindarlehen<br />

wegen ihrer vergleichsweise geringen<br />

Publizitätspfl ichten. Informationen<br />

müssen nur dem begrenzten<br />

Investorenkreis des Schuldscheins<br />

offengelegt werden. Zudem kennt das<br />

begebende Unternehmen die einzelnen<br />

Investoren namentlich. Es kann<br />

so – etwa bei einer Verletzung der in<br />

der Vertragsdokumentation festgehaltenen<br />

Bedingungen – mit seinen<br />

Investoren direkt in den Dialog treten<br />

und gegebenenfalls eine vorzeitige<br />

Kündigung vermeiden. Das senkt die<br />

Finanzierungsrisiken und ist damit<br />

insbesondere in schwierigen Zeiten<br />

interessant.<br />

Bei der Emission einer öffentlich<br />

platzierten Mittelstandsanleihe<br />

kann das Unternehmen hingegen<br />

neben den klassischen institutio-<br />

nellen Investoren auch Privatinvestoren<br />

für seine Refi nanzierung gewinnen.<br />

Dadurch unterliegt die<br />

Mittelstandsanleihe allerdings der<br />

Wertpapierprospektpfl icht sowie<br />

der Genehmigungspfl icht durch die<br />

BaFin. Entsprechend sind Aufwand<br />

und Kosten des emittierenden Unternehmens<br />

für die Dokumentation<br />

als auch die Informationspfl ichten<br />

höher als beim Schuldscheindarlehen.<br />

Letztere variieren in Abhängigkeit<br />

vom jeweiligen Marktsegment,<br />

in dem die Anleihe gelistet ist. Der<br />

Bedarf an professioneller Investor-<br />

Relations-Arbeit ist hierbei nicht zu<br />

unterschätzen, denn auch mittelständische<br />

Unternehmen können<br />

sich – selbst bei positiver Geschäftsentwicklung<br />

– nicht der Volatilität<br />

des Kapitalmarktes entziehen.<br />

Zusammenfassend lässt sich sagen,<br />

dass Schuldscheindarlehen immer<br />

dann eine attraktive Finanzierungsquelle<br />

sind, wenn ein Unternehmen<br />

seine Finanzierungsbasis erweitern,<br />

dabei aber den hohen Arbeitsaufwand<br />

und die Transaktionskosten<br />

einer Anleihe vermeiden möchte und<br />

Vertraulichkeit höher als Publizität<br />

bewertet. Entscheidend ist jedoch<br />

eine umfassende, maßgeschneiderte<br />

Finanzierungslösung. Voraussetzung<br />

hierfür ist die ganzheitliche Sicht auf<br />

die individuellen Bedürfnisse des jeweiligen<br />

Unternehmens.


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