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Ohne Aussendienst kaum Geschäfte - BSI

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STRATEGIE<br />

<strong>Ohne</strong> AD<br />

<strong>kaum</strong><br />

<strong>Geschäfte</strong><br />

VERTRIEB Neben dem eigenen <strong>Aussendienst</strong> und Brokern werden weitere<br />

Kanäle zum Kunden von Erstversicherern nur selektiv für den<br />

direkten Abschluss genutzt. Wichtiger sind die gezielte Kundenansprache sowie<br />

die Handhabung der komplexen Zusammenhänge. Zehn Vertriebschefs<br />

geben Einblick in ihre Strategien.<br />

VON WERNER RÜEDI<br />

8 NOVEMBER 2012 | SCHWEIZER VERSICHERUNG


Der eigene <strong>Aussendienst</strong> ist nach<br />

wie vor der wichtigste Vertriebskanal.<br />

An zweiter Stelle folgen<br />

die Broker. Je nach Struktur der<br />

Gesellschaften und der Produkte<br />

gewinnen Direkt/Online und<br />

Kooperationen an Bedeutung.<br />

BILDER UND ILLUSTRATIONEN: ISTOCKPHOTO, ZVG, MONTAGE: SV<br />

Ein Produkt mag noch so ausgereift<br />

und auf die Zielgruppe ausgerichtet<br />

sein: Wenn es diese nicht erreicht,<br />

ist sämtliche Müh' für die Katz'. Der<br />

Marktzugang ist deshalb genauso<br />

evident wie das Marktversprechen. Wer in der<br />

Konsumgüterindustrie in der Schweiz beispielsweise<br />

einen Markenartikel entwickelt,<br />

muss – um es einmal etwas überspitzt auszudrücken<br />

– Coop als Vertriebspartner gewinnen,<br />

ansonsten ist es fast unmöglich, potenzielle<br />

Konsumentinnen und Konsumenten zu<br />

erreichen.<br />

Da haben Versicherungsgesellschaften<br />

glücklicherweise mehrere Optionen. Neben<br />

dem eigenen <strong>Aussendienst</strong> (AD) sind es vor allem<br />

Broker und Makler, Strukturvertriebe wie<br />

AWD, Kooperationspartner wie Banken, Verbände,<br />

Autohäuser oder auch – vor allem bei<br />

Dienstleistungen/Produkten mit wenig Erklärungsbedarf:<br />

Online und Apps. Doch finden<br />

die in den letzten Jahren vielgepriesenen Online-<br />

und vor allem Social Media-Plattformen<br />

noch <strong>kaum</strong> Niederschlag beim Neugeschäft,<br />

wie eine Umfrage der «Schweizer Versicherung»<br />

bei den grössten Einzelversicherern<br />

zeigt (siehe Grafik «Vertriebsstärke», Seite 10).<br />

Am besten schneiden hier Swiss Life und<br />

Generali ab. Das hat für Thomas Bahc, Leiter<br />

Geschäftsbereich Multichannel Management<br />

der Swiss Life, damit zu tun, dass «die Kunden<br />

selbst über den Zugang zu uns entscheiden».<br />

Diese wählen ihren Informations-, ihren Betreuungs-<br />

und ihren Verkaufskanal gemäss ihren<br />

Präferenzen und Bedürfnissen selbst.<br />

Swiss Life biete dazu den Kunden alle Möglichkeiten<br />

vom eigenen <strong>Aussendienst</strong>, über<br />

Webauftritt, Broker, Social Media. Bahc: «Um<br />

diesen Anspruch jetzt und auch in Zukunft immer<br />

erfüllen zu können, bauen wir unter anderem<br />

unser Angebot an Vertriebskanälen<br />

ständig weiter aus und optimieren gleichzeitig<br />

die bestehenden Kanäle, gehen weitere Kooperationspartnerschaften<br />

ein und erweitern<br />

unser Online-Angebot.» Das Ziel ist klar: Es<br />

sollen neue Kundensegmente erschlossen<br />

und mehr Kundenkontakte generiert werden.<br />

Kundenverhalten treibende Kraft<br />

Bei Generali werden rund 10 Prozent des Neugeschäftes<br />

durch Online-Services und Direkt-<br />

Abschlüsse generiert. Nach Einschätzung von<br />

Peter Herzog dürfte das noch zunehmen. «Aus<br />

diesem Grunde wird eine gezielte Vertriebsunterstützung<br />

für den <strong>Aussendienst</strong> und die Vertriebspartner<br />

immer mehr an Bedeutung gewinnen»,<br />

ist der Generali-Vertriebschef<br />

überzeugt. Der Bedeutung des Online-Kanals<br />

sind sich alle Gesellschaften bewusst.<br />

«Die Wahl des Kunden hängt unter anderem<br />

von der Affinität zu den verschiedenen<br />

Kanälen beziehungsweise vom Bedarf an Beratung<br />

ab», sagt etwa Bernard Dietrich, Leiter<br />

Vertrieb und Marketing der Basler Versicherungen.<br />

Antimo Perretta, Vertriebschef der<br />

Axa Winterthur, weist ergänzend auf das «hybride»<br />

Kundenverhalten hin, dem es Rechnung<br />

zu tragen gelte. Das bedeutet, dass beispielsweise<br />

Kunden, die Versicherungen im Netz<br />

abschliessen, in anderen Situationen durchaus<br />

Wert auf eine persönliche Beratung legen<br />

oder sich bei Bedarf nach wie vor telefonisch<br />

mit der Gesellschaft in Verbindung setzen. Bei<br />

Axa wird entsprechend auf einen «Multi<br />

Access»-Ansatz gesetzt, der den Kunden die<br />

Wahl des Zugangsweges offen lässt und in jedem<br />

Kanal den gleichen Service und die gleichen<br />

Konditionen gewährleistet. Perretta: «Im<br />

<strong>Aussendienst</strong>kanal reagieren wir auf die zunehmende<br />

Bedeutung des Online-Geschäfts<br />

durch eine Fokussierung auf anspruchsvolle<br />

und damit beratungsintensive Versicherungs-<br />

und Vorsorgelösungen.»<br />

Zwischen Digital Touch und<br />

Tante Emma-Laden<br />

Doch so einfach ist der Umgang mit «hybriden»<br />

Kunden nicht, so die Erfahrung von René<br />

Stocker, Leiter Vertrieb Schweiz der Helvetia:<br />

«Während einer längeren Übergangszeit nehmen<br />

viele Kunden die kostenlose Beratung in<br />

Anspruch, wechseln dann aber für den Preisvergleich<br />

und allenfalls auch den Abschluss<br />

ins Internet.» Entsprechend liegt ein Schwerpunkt<br />

der aktuellen Helvetia-Vertriebsstrategie<br />

in der Entwicklung des CRM-Konzeptes.<br />

Der Hintergrund: «Im herrschenden Wettbewerbsumfeld<br />

wird es immer wichtiger, Kunden<br />

zu kennen, sie gezielter auf ihre Bedürfnisse<br />

anzusprechen und sie systematischer zu<br />

betreuen», so Stocker. Für ihn liegen die wesentlichen<br />

Herausforderungen deshalb nicht<br />

in der Bereitstellung entsprechender Systeme,<br />

sondern in der aktiven Umsetzung einer kundenorientierten<br />

Marktbearbeitung und Kundenbetreuung.<br />

Auch Stockers Kollege Antimo<br />

Perretta von Axa kann sich auf ein CRM-System<br />

stützen, «welches die umfassende Beratung<br />

unterstützt und eine ganzheitliche Kundensicht<br />

gewährleistet.»<br />

Vieles ist bei hybriden Kunden auch eine<br />

Frage des Alters. Für «Digital Natives», die als<br />

erste Generation mit dem Internet aufgewachsen<br />

sind, ist die Verbundenheit mit dem Internet<br />

sehr gross und die Vertrautheit mit Apps<br />

geradezu natürlich. Für diese gelten entspre-<br />

chend andere Ansprachen als etwa bei «Golden<br />

Agers». Wie solche Herangehens- →<br />

SCHWEIZER VERSICHERUNG | NOVEMBER 2012 9


STRATEGIE<br />

STAND: OKTOBER 2012; QUELLE: SV-UMFRAGE BEI GESELLSCHAFTEN<br />

DIE VERTRIEBSSTÄRKE DER SCHWEIZER ASSEKURANZ<br />

<strong>Aussendienst</strong> nach wie vor wichtigster Kanal<br />

Die Mobiliar a)<br />

Vaudoise<br />

Nationale<br />

Suisse<br />

Zurich<br />

Schweiz<br />

Axa<br />

Winterthur<br />

Allianz<br />

Suisse b)<br />

Basler<br />

Versicherungen<br />

Generali<br />

Helvetia<br />

Swiss Life b)<br />

0<br />

Eigener<br />

AD<br />

10<br />

weisen aussehen könnten, hat <strong>BSI</strong> Business<br />

Systems Integration AG erhoben. In Kooperation<br />

mit der Zürcher Hochschule für angewandte<br />

Wissenschaften (ZHAW) hat das Software-Unternehmen<br />

kürzlich im Rahmen der<br />

Customer Experience Session zum Th ema<br />

«Customer Happiness: Was Kunden wollen»<br />

die aktuellen Ergebnisse einer Studie zum<br />

Th ema «Intelligenter Self-Service – Wenn Kunden<br />

es am liebsten selbst machen» vorgestellt.<br />

Die Fragen wurden nicht auf eine spezielle<br />

Branche gemünzt, können aber durchaus für<br />

die Assekuranz abgeleitet werden, erklärt Catherine<br />

B. Crowden, <strong>BSI</strong>-Marketing Manager.<br />

Kernaussagen: Junge Kunden wollen Self-<br />

Service, vor allem im Internet. Apps holen<br />

stark auf; Automaten sind ebenfalls beliebt;<br />

Telefon verliert; persönlicher Service bitte<br />

punktuell. Der persönliche Service ist also<br />

längst nicht tot. Ein Kanal hat allerdings defi nitiv<br />

ausgedient: Der telefonische Self-Service<br />

20<br />

10 NOVEMBER 2012 | SCHWEIZER VERSICHERUNG<br />

30<br />

Broker,<br />

Makler<br />

40<br />

50<br />

Direkt/<br />

Online<br />

d)<br />

60<br />

c)<br />

70<br />

Strukturvertrieb<br />

80<br />

90<br />

b) b)<br />

e)<br />

100<br />

Kooperationspartner<br />

a) Die Kanäle Direkt/Online und Strukturvertrieb werden aktiv betrieben, Produktion fl iesst direkt in die GA bzw. eigenen AD. Der Anteil dieser Kanäle ist marginal, b) Schätzung<br />

«Schweizer Versicherung», c) inkl. Inhouse-Beratung , d) Agenturen und dezentral betreute Vertriebspartner, e) inkl. AWD<br />

mittels Sprachdialogsystem IVR beziehungsweise<br />

Voice Portale. Befragt wurden 275 Studierende<br />

der ZHAW, in der Mehrheit zwischen<br />

21 und 26 Jahre alt. Mit dem Geburtsjahr 1986<br />

und später handelt es sich um die sogenannte<br />

Generation Y, die Digital Natives.<br />

Pragmatische Ansätze<br />

Charly Haenni, Direktor und Leiter des Departements<br />

Vertrieb der Vaudoise anerkennt<br />

ebenfalls die Bedeutung der Social Medias,<br />

um Digital Natives zu gewinnen. Er will die sozialen<br />

Medien entsprechend vermehrt nutzen,<br />

allerdings pragmatisch zur Verkaufsunterstützung.<br />

Einen pragmatischen Ansatz verfolgt<br />

man auch bei der Helvetia mit einer intelligenten<br />

Organisation des Multichannelling. Darunter<br />

versteht Vertriebschef Stocker die<br />

Kopplung von Online zur Generierung von<br />

Leads mit der <strong>Aussendienst</strong>organisation. Hier<br />

eine erstklassige Gesamtleistung für den Kun-<br />

den zu organisieren ist allerdings alles andere<br />

als einfach, denn neben der internen Organisation<br />

gilt es neben den Kundenbedürfnissen<br />

auch Aspekten des Datenschutzes und des<br />

Wettbewerbes unter den Vertriebskanälen gerecht<br />

zu werden. Für jeden Vertriebskanal verfolgt<br />

die Helvetia entsprechend diff erenzierte<br />

Strategien. Stocker ist zudem überzeugt davon,<br />

dass für den Erfolg weiterhin und zunehmend<br />

viele Vertriebs-Touchpoints von Bedeutung<br />

sind.<br />

Dieser Meinung ist auch Antimo Perretta,<br />

Vertriebschef der Axa Winterthur, die mit über<br />

300 Verkaufspunkten und mehr als 1800 Beraterinnen<br />

und Beratern über ein starkes Vertriebsnetz<br />

in der Schweiz verfügt. Perretta will<br />

sich deswegen aber nicht zurücklehnen: Das<br />

Vertriebsnetz soll weiterhin laufend regional<br />

optimiert werden. Neue Ansätze, die veränderten<br />

Kundenbedürfnissen entgegenkommen,<br />

werden für «Point of Sales» pilotiert und


ei Erfolg umgesetzt (siehe Kasten «Beratungszentrum<br />

ist auch eine Post», Seite 13).<br />

Perretta hat wie viele seiner Kollegen die Erfahrung<br />

gemacht, dass auch Kunden, die ihre<br />

Police direkt im Internet oder am Telefon abschliessen,<br />

bei komplexeren Fragestellungen<br />

eine persönliche Beratung schätzen. «Anders<br />

als die meisten Mitbewerber», so Perretta, betreibe<br />

die Axa deshalb das Direktgeschäft nicht<br />

über einen weitgehend eigenständigen und<br />

damit in interner Konkurrenz zu den anderen<br />

Vertriebskanälen stehenden Direktversicherer,<br />

sondern als integralen Bestandteil der herkömmlichen<br />

Vertriebsorganisation.<br />

Sämtliche via Internet oder Telesales akquirierten<br />

Kunden werden automatisch einem<br />

<strong>Aussendienst</strong>mitarbeiter in ihrer Nähe zugeteilt.<br />

Davon profi tieren beide Seiten: Die Versicherten,<br />

indem sie, obschon via Web oder Telefon<br />

zur Axa gestossen, einen persönlichen<br />

Ansprechpartner in ihrer Region haben; die<br />

<strong>Aussendienst</strong>mitarbeitenden, indem sie am<br />

Wachstum des Direktgeschäfts durch eine Vergrösserung<br />

ihres Kundenstamms und den sich<br />

daraus ergebenden zusätzlichen Verkaufs -<br />

chancen partizipieren.<br />

Lukrative Kooperationen<br />

Der <strong>Aussendienst</strong> der Nationale Suisse bearbeitet<br />

den Markt in drei Regionen mit gesamthaft<br />

29 Generalagenturen. Er konzentriert sich<br />

auf die defi nierten Zielgruppen sowie das<br />

KMU-Geschäft und wendet sich an Kundensegmente<br />

mit erhöhtem Beratungsbedarf. Bei<br />

den Privatkunden wird auf eine umfassende<br />

Produktepalette fokussiert. Bei den Geschäftskunden<br />

stehen massgeschneiderte Lösungen<br />

sowie langjährige, enge Partnerbeziehungen<br />

im Vordergrund. «Darauf ausgerichtet sind<br />

auch die Aus- und Weiterbildungen unserer<br />

<strong>Aussendienst</strong>-Mitarbeitenden, welche mit<br />

entsprechenden Zertifi zierungen abgeschlossen<br />

werden, sagt Ralph Jeitziner, Leiter Multi-<br />

Kanal Vertrieb Schweiz der Nationale Suisse.<br />

Nationale Suisse ist verschiedene strategische<br />

Partnerschaften eingegangen. So etwa<br />

mit der Bank Coop: Nach dem Tandemprinzip<br />

arbeiten die Kundenberater von Bank Coop<br />

und Nationale Suisse lokal zusammen und<br />

bieten den Kunden gegenseitig ihre Dienstleistung<br />

an. Oder mit der Swiss International<br />

Air Lines: Mit einer Präsenz vor Ort und persönlicher<br />

Beratung bietet Nationale Suisse den<br />

Mitarbeitenden der Swiss ihre Produkte an.<br />

Oder Swiss Life: Nationale Suisse hat 2011 das<br />

Kollektivleben-Geschäft an die Swiss Life abgetreten,<br />

betreut aber die entsprechenden<br />

Kunden weiterhin und führt dieses Geschäft<br />

exklusiv Swiss Life zu. Im Gegenzug vermittelt<br />

In den<br />

Vertrieb<br />

investieren<br />

Antimo Perretta, Head of Distribution,<br />

Axa Winterthur: «Für den<br />

langfristigen Vertriebserfolg ist<br />

nicht der einzelne Abschluss,<br />

sondern die nachhaltige Kundenbetreuung<br />

entscheidend.»<br />

Thomas Trachsler, Leiter Markt<br />

Management, Die Mobiliar: «Jeder<br />

Generalagent ist bei uns ein<br />

Mehrkanalmanager.»<br />

ALLE BILDER: ZVG<br />

Ralph Jeitziner, Leiter Multi-Kanal,<br />

Nationale Suisse: «Durch den<br />

Markteintritt neuer Vergleichsdienste<br />

wird die Online-Affinität<br />

und das Vertrauen in diesen<br />

Kanal bei den Konsumenten<br />

weiter gepusht.»<br />

Adrian Kollegger, Leiter Agents,<br />

Zurich Schweiz: «Wer im Interesse<br />

der Kunden die Ärmel<br />

hochkrempelt, ist bei uns<br />

willkommen.»<br />

René Stocker, Leiter Vertrieb<br />

Schweiz, Helvetia: «Versicherungen<br />

bleiben in aller Regel Lowinterest-Produkte.<br />

Deshalb muss<br />

jede Gesellschaft in die Vertriebskraft<br />

investieren.»<br />

SCHWEIZER VERSICHERUNG | NOVEMBER 2012 11


STRATEGIE<br />

Absolut<br />

tragende<br />

Rolle<br />

Jürg Wittwer, Leiter Vertrieb,<br />

Allianz Suisse: «Wir verfolgen<br />

eine klare «Multi Access»-Strategie.<br />

Ein moderner Vertrieb ist<br />

auf allen Kanälen präsent.»<br />

Charly Haenni, Direktor und Leiter<br />

des Departements Vertrieb der<br />

Vaudoise: «Je nach sich bietender<br />

Gelegenheit eröffnen wir neue<br />

Verkaufspunkte.»<br />

12 NOVEMBER 2012 | SCHWEIZER VERSICHERUNG<br />

ALLE BILDER: ZVG<br />

Thomas Bahc, Leiter Multichannel<br />

Management, Swiss Life: «Der<br />

<strong>Aussendienst</strong> wird in der Vorsorgeberatung<br />

auch in Zukunft<br />

eine absolut tragende Rolle<br />

spielen, die anderen Kanäle<br />

werden daneben als Zugangsmöglichkeit<br />

weiterhin an<br />

Bedeutung gewinnen.»<br />

Peter Herzog, Leiter Vertrieb,<br />

Marketing und Kundenservice,<br />

Generali: «Die Beratung wird immer<br />

wichtiger, um den Kunden<br />

einen guten Mehrwert zu bieten.»<br />

Bernard Dietrich, Leiter Vertrieb<br />

und Marketing, Basler: «Das Versicherungsgeschäft<br />

war noch nie<br />

so komplex, dynamisch und solchen<br />

Veränderungen ausgesetzt<br />

wie aktuell, jedoch auch noch<br />

nie so interessant wie heute.»<br />

Swiss Life <strong>Geschäfte</strong> im Bereich der Specialty<br />

Lines exklusiv an Nationale Suisse.<br />

Partnerschaften mit Unternehmen im und<br />

ausserhalb des Finanzdienstleistungssektors<br />

werden eine stärkere Bedeutung erhalten. Davon<br />

ist Vertriebschef Jeitziner überzeugt. Mit<br />

Smile direct verfügt Nationale Suisse zudem<br />

über einen eigenen Direktversicherer mit Onlinevertrieb.<br />

Smile direct und Nationale Suisse<br />

sprechen aber unterschiedliche Kundensegmente<br />

an. Dadurch diff erenzieren sich auch<br />

die Prämien in einzelnen Zielsegmenten, erklärt<br />

Ralph Jeitziner.<br />

Kunden sagen, was sie wollen<br />

In unterschiedlicher Ausprägung fahren so<br />

ziemlich alle Erstversicherer eine Multikanalstrategie,<br />

welche die unterschiedlichen Bedürfnisse<br />

und Wünsche der Kundinnen und<br />

Kunden befriedigt: Die Kunden wählen, wie,<br />

wann und wo sie bedient werden möchten.<br />

Auch bei Allianz Suisse entscheidet der Kunde<br />

selber, über welchen Vertriebskanal er den<br />

Kontakt sucht. Entsprechend ist auch dort die<br />

Kundensicht in den strategischen Überlegungen<br />

verankert. Verfolgt wird eine «Multi<br />

Access»-Strategie, also der Zugang zu den Produkten<br />

und Dienstleistungen über alle Vertriebskanäle<br />

hinweg, wie Vertriebsleiter Jürg<br />

Wittwer bestätigt.<br />

Doch trotz sich rasant veränderndem Kundenverhalten<br />

ist und bleibt der Generalagenten-Kanal<br />

für Wittwer der mit Abstand wichtigste<br />

Vertriebskanal. Entsprechend komme<br />

der ganzheitlichen Beratung eine entscheidende<br />

Bedeutung zu. Der Allianz-Vertriebschef<br />

sieht aber auch zusätzliche Wachstumschancen:<br />

«Kooperationen mit dem<br />

Fahrzeuggewerbe, Verbänden und Arbeitgebern<br />

sowie das Onlinegeschäft bieten noch<br />

beträchtliches Potenzial.»<br />

Bei Zurich Schweiz sind die Generalagenten<br />

selbstständige Unternehmer. «Mit diesem<br />

Schritt haben wir eine starke Basis für einen<br />

erfolgreichen Vertrieb gelegt», betont Adrian<br />

Kollegger, Leiter Agents. Der <strong>Aussendienst</strong><br />

habe damit an Attraktivität gewonnen. Jetzt<br />

liege der Fokus auf der gezielten Rekrutierung<br />

und dem Coaching der Kundenberater.<br />

Dezentrale Struktur<br />

Ebenso werde grosser Wert auf die konsequente<br />

Weiterbildung der Berater sowie auf<br />

die Stärkung einer abgestimmten Marktbearbeitung<br />

gelegt. Entsprechend gelte es, das<br />

Agenturmodell weiterzuentwickeln. Kollegger:<br />

«Aus der Innenperspektive heisst das zum<br />

Beispiel, die Vertriebssteuerung und die Kostenkontrolle<br />

zu optimieren und jene Rahmen-


edingungen sicherzustellen, die der Aussenorganisation<br />

den Erfolg ermöglichen.»<br />

Ebenfalls mit Unternehmer-Generalagenturen<br />

ist die Mobiliar in allen Regionen der<br />

Schweiz präsent. Egal, über welchen Kanal die<br />

Kunden den Weg zur Mobiliar finden: Betreut<br />

werden sie für Beratung und im Schadenfall<br />

von einer der 80 lokalen Generalagenturen.<br />

«So schaffen wir langfristige Beziehungen und<br />

eine deutlich höhere Kundenbindung» ist<br />

Thomas Trachsler, Leiter Markt Management,<br />

überzeugt. Trachsler bezeichnet das als «integriertes<br />

Modell». In der Praxis bedeutet dies:<br />

Die verschiedenen Kanäle verfügen über vergleichbare<br />

Möglichkeiten der Preis- und Produktgestaltung<br />

und kannibalisieren sich gegenseitig<br />

nicht. Sie sind gleichwertige Zugänge<br />

zur Generalagentur und jeder Generalagent<br />

ein Mehrkanalmanager. Trachsler: «Der Weg<br />

über die Versicherungsberaterinnen und -berater<br />

bleibt, obwohl bereits mehrmals totgesagt,<br />

nach wie vor der beliebteste.» Der<br />

Schwerpunkt der Mobi-Vertriebsstrategie besteht<br />

deshalb darin, dieses dezentrale Mehrkanalmanagement<br />

über die Generalagenturen<br />

zu pflegen und weiterzuentwickeln.<br />

AD-Bestand erhöhen<br />

Auch bei den Basler Versicherungen setzt man<br />

auf gut ausgebildete AD-Mitarbeiter, «welche<br />

die Beratungsprozesse beherrschen und<br />

durch Persönlichkeit und Kompetenz auf dem<br />

Markt einen Unterschied machen können»,<br />

sagt Vertriebs- und Marketingchef Bernard<br />

Dietrich. Produkte und Services seien ein<br />

«Must» und müssten stimmen.<br />

Bei der Vaudoise dagegen steht die Entwicklung<br />

der Positionierung in der deutschen<br />

Schweiz im Vordergrund, unabhängig vom<br />

Verkaufskanal. Vertriebschef Charly Haenni:<br />

«Entsprechend konzentrieren wir uns zurzeit<br />

auf die Verstärkung unseres <strong>Aussendienst</strong>es,<br />

indem wir den Bestand erhöhen.» Parallel<br />

dazu sollen die Beziehungen zu den Maklern<br />

vertieft werden, sowohl auf Stufe der drei nationalen<br />

Vaudoise-Maklerzentren in Lausanne,<br />

Zürich und Lugano wie auch auf Stufe regionaler<br />

Makler, die mit den 36 Generalagenturen<br />

zusammenarbeiten.<br />

Haenni: «Wir bauen zudem unser Partnernetz,<br />

das verschiedenen Produktlinien vertreibt,<br />

aus. Je nach sich bietender Gelegenheit<br />

eröffnen wir auch neue Verkaufspunkte.»<br />

Auch bei der Vaudoise werden die Kompeten-<br />

AXA WINTERTHUR<br />

Das Beratungszentrum ist nun auch eine Post<br />

Die zwei Aarauer Generalagenturen der<br />

Axa Winterthur sind im Februar nach Oberentfelden<br />

umgezogen; gleichzeitig haben sie<br />

in der Stadt Aarau an bester Lage ein neues<br />

Beratungszentrum eröffnet. Darüber hinaus<br />

ist das Axa-Beratungszentrum am Schlossplatz<br />

neuerdings auch eine Post. In Kooperation<br />

mit der Post ist das Projekt «Post beim<br />

Partner» umgesetzt worden. Rund 100 Postkunden<br />

benutzen täglich den Schalter, der<br />

von Axa-Innendienstmitarbeitern bedient<br />

wird. Der Gewinn für Axa ist die Steigerung<br />

des Bekanntheitsgrades und Postkunden<br />

BILD: AXA<br />

Der Zugang zu<br />

den Produkten und<br />

Dienstleistungen über<br />

alle Vertriebskanäle<br />

hinweg gewinnt<br />

an Bedeutung.<br />

Partnerschaft mit der Post: Axa-Kunden<br />

können in einem Gang gleich zwei Besorgungen<br />

erledigen.<br />

zen des <strong>Aussendienst</strong>es weiterentwickelt und<br />

das Cross Selling bei gleichzeitiger Vereinfachung<br />

der Verkaufsprozesse gefördert. «Wir<br />

überlegen schon heute, wie wir einer zukünftigen<br />

grösseren Bedeutung des Direktverkaufs<br />

entsprechen können», skizziert Vertriebschef<br />

Charly Haenni die künftige Priorität in den Absatzkanälen:<br />

«Die Entwicklung der Finanzmärkte<br />

und der grosse Einfluss auf die Lebenbranche<br />

stellen eine der wichtigsten<br />

Herausforderungen dar. Die Erwartungen der<br />

Kunden führen uns zur Entwicklung von globalen<br />

Lösungen anstelle von Produkten. Wir<br />

arbeiten ebenfalls an einer verfeinerten Segmentierung<br />

mit einem tiefen Aufhebungssatz,<br />

um so unsere Akquisitionskosten im Griff zu<br />

behalten.»<br />

Strengere Vorschriften<br />

Die Vertriebschefs sehen sowieso weitere Faktoren,<br />

welche die künftige Beratungstätigkeit<br />

beeinflussen können. Stellvertretend für seine<br />

Kollegen bringt es Axa-Vertriebschef Antimo<br />

Perretta auf den Punkt: «Es zeichnet sich ab,<br />

dass die Vorschriften bezüglich Transparenz,<br />

Dokumentationspflicht und Entschädigung<br />

mit der Einführung des neuen Versicherungsvertragsgesetzes<br />

deutlich strenger werden.<br />

Darauf müssen wir uns frühzeitig einstellen,<br />

etwa, indem wir unsere Prozesse rechtzeitig<br />

anpassen und unsere Beraterinnen und Berater<br />

entsprechend schulen. Das alles wird,<br />

wenn es denn so weit kommt, mit einem erheblichen<br />

administrativen und finanziellen<br />

Mehraufwand verbunden sein, was auch einen<br />

Einfluss auf die Versicherungsprämien<br />

haben könnte.»<br />

Langweilig wird es im Vertrieb also noch<br />

lange nicht werden.<br />

können gleich auch Versicherungsgeschäfte<br />

erledigen. Beratungsgespräche sind mit oder<br />

ohne Voranmeldung möglich. Eine ganzheitliche<br />

Beratung wird von Axa gewährleistet.<br />

Gemäss Kommunikationschef Thomas Hügli<br />

ist die bisherige Erfahrungen gut: Der Pilot<br />

sei gut gestartet, der Bekanntheitsgrad der<br />

Axa in Aarau deutlich gestiegen. Weitere innovative<br />

Ansätze – auch mit Kooperationspartnern<br />

– würden auch für andere Standorte<br />

geprüft, sofern die Ergebnisse aus dem<br />

Aarauer Pilot nachhaltig befriedigend seien.<br />

(rü)<br />

SCHWEIZER VERSICHERUNG | NOVEMBER 2012 13

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