Stadt Hamburg trennt sich von Vattenfall - Unser Netz
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<strong>Hamburg</strong>er Abendblatt<br />
<strong>Stadt</strong> <strong>Hamburg</strong> <strong>trennt</strong> <strong>sich</strong> <strong>von</strong> <strong>Vattenfall</strong><br />
Von Daniela Stürmlinger 28. Oktober 2010, 06:42 Uhr<br />
Die <strong>Stadt</strong> entscheidet <strong>sich</strong> gegen den Versorger <strong>Vattenfall</strong>. Neuer Stromliefervertrag für 3500<br />
öffentliche Gebäude geht an Dong und RWE Innogy.<br />
<strong>Vattenfall</strong> ist im <strong>Hamburg</strong>er Strommarkt mit einem Anteil <strong>von</strong> 82 Prozent Marktführer.<br />
Foto: picture alliance / dpa/EPA FILE<br />
<strong>Hamburg</strong>. Herber Schlag für den <strong>Hamburg</strong>er Versorger <strong>Vattenfall</strong>: Das Unternehmen, das im<br />
<strong>Hamburg</strong>er Strommarkt mit einem Anteil <strong>von</strong> 82 Prozent Marktführer ist, hat jetzt einen wichtigen<br />
Großkunden verloren. Die <strong>Stadt</strong> <strong>Hamburg</strong> bezieht nach einer europaweiten Ausschreibung den<br />
Strom für ihre rund 3500 Liegenschaften ab 1. Januar 2011 erstmals <strong>von</strong> anderen Anbietern.<br />
Gewonnen haben die Ausschreibung die beiden Konzerne RWE Innogy aus <strong>Hamburg</strong> und die<br />
dänische Dong. Beide Unternehmen liefern künftig Ökostrom für <strong>Hamburg</strong>er Schulen, Museen und<br />
andere öffentliche Gebäude. Der Vertrag läuft bis Ende 2012. Konkret handelt es <strong>sich</strong> um ein<br />
Volumen <strong>von</strong> 330 Millionen Kilowattstunden pro Jahr, was umgerechnet den Verbrauch <strong>von</strong> 100<br />
000 Privathaushalten entspricht. Die <strong>Stadt</strong> will durch den regenerativ erzeugten Strom 193 000<br />
Tonnen CO2 pro Jahr einsparen.<br />
Mit der Auftragsvergabe hat die <strong>Stadt</strong> zum zweiten Mal einem <strong>Netz</strong>betreiber und "Platzhirschen"<br />
eine Absage erteilt. Seit Jahresanfang beliefert der städtische Versorger <strong>Hamburg</strong> Energie die<br />
öffentlichen Gebäude <strong>Hamburg</strong>s mit Gas. Der Auftrag wurde ohne öffentliche Ausschreibung<br />
vergeben, weshalb <strong>sich</strong> die <strong>Stadt</strong> Kritik gefallen lassen musste. Zuvor wurde <strong>Hamburg</strong> <strong>von</strong> E.on<br />
Hanse mit dem früheren Versorger HeinGas versorgt.<br />
Die <strong>Stadt</strong> bezieht seit 2008 regenerativ erzeugten Strom <strong>von</strong> <strong>Vattenfall</strong><br />
"Mit der Umstellung auf Ökostrom setzt <strong>Hamburg</strong> ein deutliches Zeichen, das hoffentlich viele<br />
Nachahmer findet. Vor dem Hintergrund der AKW-Laufzeitverlängerungen und dem<br />
bevorstehenden Castortransport ist dieses Bekenntnis zu den erneuerbaren Energien wichtiger denn<br />
je", sagte gestern die GAL-Landesvorsitzende Katharina Fegebank. Doch ganz so neu ist die<br />
Versorgung mit regenerativer Energie nicht. Denn <strong>Vattenfall</strong> beliefert die <strong>Stadt</strong> bereits seit 2008 mit<br />
Ökostrom. Allerdings konnten damit - bezogen auf das Jahr 2009 - nur 170 000 Tonnen CO2
eingespart werden. Der neue Strom soll laut Umweltbehörde noch grüner sein.<br />
Auch an dem jetzigen Bieterverfahren hatte <strong>sich</strong> der <strong>Hamburg</strong>er Versorger neben vier anderen<br />
beteiligt - und verloren. "Wettbewerb ist gut - auch wenn das heißt, dass nicht immer das eigene<br />
Unternehmen gewinnt", kommentierte <strong>Vattenfall</strong>-Sprecherin Sabine Neumann die Entscheidung.<br />
Doch nach Informationen des Abendblatts schmerzt den Stromkonzern die Niederlage sehr.<br />
Schließlich verliert <strong>Vattenfall</strong> nicht nur einen Großkunden, die Belieferung der Hansestadt gilt auch<br />
als Imagefaktor - zumal <strong>Vattenfall</strong> derzeit mit Hochdruck daran arbeitet, seinen Ökoanteil am Strom<br />
zu erhöhen. Die erneuerbaren Energien sollen ausgebaut werden, hatte jüngst Konzernchef Øystein<br />
Løseth angekündigt. <strong>Vattenfall</strong> wolle langfristig weg <strong>von</strong> Atom- und Kohlekraft. Erst vergangene<br />
Woche haben <strong>Vattenfall</strong> und die <strong>Stadt</strong>werke München den Startschuss für einen neuen Windpark<br />
vor Sylt gegeben.<br />
Weiteres Ungemach für <strong>Vattenfall</strong> und E.on Hanse zeichnet <strong>sich</strong> bereits ab. Die <strong>Stadt</strong> erwägt, den<br />
Konzessionsvertrag mit den beiden Anbietern 2015 auslaufen zu lassen und die Strom- und<br />
Gasnetze selbst zu übernehmen. Eine Bürgerinitiative, die <strong>sich</strong> deswegen in <strong>Hamburg</strong> formiert hat,<br />
fordert dies und sammelt Unterschriften für eine Volksabstimmung. Wenn dieses Vorhaben Erfolg<br />
hat, stünden beide Unternehmen ohne Infrastruktur da. Sie müssten künftig für die Nutzung der<br />
<strong>Netz</strong>e zum Strom- oder Gastransport Gebühren an den neuen Eigentümer bezahlen.<br />
RWE Innogy beschäftigt 100 Mitarbeiter in <strong>Hamburg</strong> und sucht weitere<br />
Dong aus Dänemark liefert <strong>von</strong> 2011 an Strom aus Windkraft nach <strong>Hamburg</strong>. RWE Innogy setzt auf<br />
Wasserkraft aus deutschen Anlagen. "Mit der Bereitstellung der Grünstrommengen aus unseren<br />
Wasserkraftwerken leisten wir einen wesentlichen Beitrag, die Energieversorgung <strong>Hamburg</strong>s<br />
zukünftig CO2-ärmer und damit klimafreundlicher zu machen", sagte Fritz Vahrenholt, Vorsitzender<br />
der Geschäftsführung der RWE Innogy. Allein in Deutschland betreibt das Unternehmen 46<br />
Laufwasserkraftwerke, zum Beispiel an Mosel, Ruhr und Saar.<br />
Auf Vahrenholts Betreiben hat RWE Innogy seine Windkraftsparte im Februar 2008 in <strong>Hamburg</strong>,<br />
der deutschen Hauptstadt der Windbranche, angesiedelt. Damals fing Vahrenholt im Gebäude <strong>von</strong><br />
RWE-Dea in der City Nord mit etwa einem Dutzend Mitarbeitern an. Heute arbeiten bei RWE<br />
Innogy Wind schon rund 100 Beschäftigte. Weitere 40 Mitarbeiter sollen noch bis zum Jahresende<br />
eingestellt werden. Auch in Zukunft will das Unternehmen seinen Personalbestand in der<br />
Hansestadt weiter ausbauen, sagte Sprecherin Sarah Knauer dem Abendblatt, ohne weitere konkrete<br />
Zahlen zu nennen. Gesucht würden vor allem Ingenieure und andere Technikexperten.