Landessortenversuche in Thüringen - Sommerhafer ... - TLL
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H<strong>in</strong>weise zur Sortenwahl und zum Anbau<br />
Hafer ist <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen auf Vorgebirgsstandorten mit niedrigerer Ackerzahl, aber guter Wasserversorgung<br />
am ehesten e<strong>in</strong>e Anbaualternative. Auf Löss-Standorten mit guter Wasserhaltekraft<br />
des Bodens br<strong>in</strong>gt er zwar höhere Erträge, ist aber W<strong>in</strong>terweizen und W<strong>in</strong>terraps ökonomisch<br />
noch stärker unterlegen als auf Verwitterungsstandorten. Lediglich bei Direktvermarktung<br />
oder im Vertragsanbau können eventuell Preise erzielt werden, die den Haferanbau<br />
hier ökonomisch rechtfertigen. Trotz der arbeitstechnischen und ackerbaulichen Vorzüge<br />
und der hervorragenden Vorfruchtwirkung von Hafer wird gegenwärtig wenig Beachtung geschenkt.<br />
In Thür<strong>in</strong>gen wird hauptsächlich Futterhafer für Pferde/Schafe/Kälber produziert und meist<br />
direkt vermarktet. Die Verwertung über den Markt ist im Freistaat vergleichsweise niedrig.<br />
Exakte Zahlen liegen aber nicht vor.<br />
Zwar ist <strong>in</strong> den letzten Jahren <strong>in</strong> Deutschland e<strong>in</strong> Anstieg des Bedarfs an Nahrungshafer zu<br />
verzeichnen, jedoch nutzt die Industrie dafür vornehmlich nordeuropäischen Importhafer. Die<br />
Hoffnung, dass mit zunehmender Orientierung auf verbrauchernahe Produktion und bei e<strong>in</strong>em<br />
Anstieg der Transportkosten e<strong>in</strong>heimischer Hafer wieder gefragt se<strong>in</strong> könnte, hat sich<br />
bisher nicht erfüllt.<br />
Auf Grund der abnehmenden Anbauverbreitung verr<strong>in</strong>gern immer mehr Züchterhäuser ihre<br />
Aktivitäten im Bereich der Haferzüchtung. Im Prüfsortiment 2012 waren aber noch Züchter<br />
mit <strong>in</strong>sgesamt 11 Sorten vertreten. Da wenig aussichtsreiche Sorten (ger<strong>in</strong>ger Ertrag oder<br />
starke Ertragsschwankungen) bereits frühzeitig von weiteren Prüfungen ausgeschlossen<br />
werden, s<strong>in</strong>d die Ertragsdifferenzen im langjährig geprüften LSV-Sortiment vergleichsweise<br />
ger<strong>in</strong>g. So gew<strong>in</strong>nen bei der Sortenwahl agrotechnische Merkmale (gute Standfestigkeit,<br />
ger<strong>in</strong>ge Neigung zum Halmknicken, frühe und gleichmäßige Abreife) und Qualitätsparameter<br />
an Bedeutung. Krankheitsresistenz spielt gegenwärtig e<strong>in</strong>e untergeordnete Rolle. Wichtigste<br />
Krankheit war <strong>in</strong> den letzten Jahren Mehltau, bei dem auch deutliche Sortenunterschiede<br />
bezüglich der Anfälligkeit bestanden. Haferkronenrost trat <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> den letzten Jahren<br />
selten auf. Etwas zugenommen hat der Befall mit Blattseptoria, aber weder <strong>in</strong> der Beschreibenden<br />
Sortenliste des BSA, noch <strong>in</strong> den LSV war bei dieser Krankheit bisher e<strong>in</strong>e deutliche<br />
Sortendifferenzierung erkennbar.<br />
Futterhafersorten mit ger<strong>in</strong>gem Rohfasergehalt und hohem Rohprote<strong>in</strong>- bzw. Rohfettgehalt<br />
haben e<strong>in</strong>en höheren Futterwert. Dies wird zwar beim Verkauf nicht honoriert, beim E<strong>in</strong>satz<br />
im eigenen Betrieb sollten aber diese Sorten bevorzugt werden. Obwohl die Spelzenfarbe<br />
nicht an wertbestimmende Merkmale gekoppelt ist, favorisieren Pferdehalter häufig Gelb-<br />
und Schwarzhafer. Dieser Umstand ist vor allem bei Direktvermarktung zu berücksichtigen.<br />
Da die Schwarzhafersorte Zorro sich <strong>in</strong> den LSV (2009 und 2010) ertragsschwächer als die<br />
besten mitgeprüften Gelb- und Weißhafer zeigte, sollte die spezielle Qualität von Kunden<br />
zusätzlich honoriert werden.<br />
Wird Hafer als Marktfrucht angebaut, so fordert die aufnehmende Hand <strong>in</strong> der Regel e<strong>in</strong><br />
Hektolitergewicht zwischen 50 und 54 kg. Diese Forderung lässt sich, mit den gegenwärtig<br />
zugelassenen Sorten <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen nicht immer erfüllen. Die besten genetischen Voraussetzungen<br />
dafür hat im geprüften Sortiment Max.<br />
Industriehafersorten (Schälhafer) müssen zudem durch hohe Kernausbeute (Kornertrag<br />
m<strong>in</strong>us Spelzenanteil) >70 %, e<strong>in</strong>e Tausendkornmasse (TKM) >27 g, ger<strong>in</strong>gen Spelzenanteil<br />
2,0 mm)<br />
überzeugen. Für Großblattflocken, heute oft wichtigster Handelsartikel, werden Sorten mit<br />
hohem Anteil von Körnern >2,5 mm gesucht.<br />
Das Haferkorn sollte voll ausgereift, frei von Schädl<strong>in</strong>gen, unverfärbt, hell und von frischem<br />
Geruch se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong> hoher Rohprote<strong>in</strong>- und -Glucangehalt sowie meist e<strong>in</strong> niedriger Fettgehalt<br />
Seite 4 von 69 Thür<strong>in</strong>ger Landesanstalt für Landwirtschaft