Tatbestände des Völkermords (gewaltsame ... - sifaz
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chen, wie etwa die Schweiz oder Argentinien, ius cogens, zwingen<strong>des</strong> Recht, das über diesen<br />
staatlichen Extraklauseln steht. Nadja Capus schreibt: „Mit Sicherheit aber ist die Konvention<br />
spätestens seit ihrem Inkrafttreten am 12. Januar 1951 zwingen<strong>des</strong> Gewohnheitsrecht. Auch<br />
die Schweiz hat die darin enthaltenen Pflichten als zwingen<strong>des</strong> Völkerrecht (ius cogens und<br />
ergo omnes) anerkannt. Dies hat zur Folge, das selbst Staaten an die Pflichten gebunden sind,<br />
welche die Konvention nicht ratifiziert haben.“ 13<br />
In weiterer detaillierter Argumentation<br />
kommt Nadja Capus zum Schluss, dass alle schweizerischen Amtspersonen, insbesondere alle<br />
Staatsanwaltschaften, dazu aufgerufen sind, betreffend die Verfolgung der Jenischen unter<br />
dem Titel Völkermord Anzeige zu erstatten oder Gerichtsverfahren einzuleiten. Allerdings hat<br />
ihre Publikation, die sie u.a. auch an das Bun<strong>des</strong>amt für Justizwesen schickte, bislang keine<br />
Justizperson oder Staatsanwaltschaft zum entsprechenden strafrechtlichen Vorgehen veranlasst,<br />
ebenso wenig wie die vorherigen diesbezüglichen Anläufe betroffener Jenischer (siehe<br />
weiter unten, S.9ff.).<br />
14<br />
Die sehr gründliche Dissertation der Juristin Joëlle Sambuc Bloise stellt klar, dass sowohl<br />
die nomadisch wie die sesshaft lebenden Jenischen, Sinti und Roma als ethnisch-kulturelle<br />
Minderheiten zu betrachten sind; Joëlle Sambuc Bloise erarbeitet sehr präzise die jeweiligen<br />
Bestimmungen der internationalen sowie der von der Schweiz ratifizierten Übereinkommen<br />
zum Minderheitenschutz und ihre rechtliche Bedeutung für diese Gruppen, die sie unter dem<br />
Oberbegriff „Tziganes“ abhandelt, ohne die jeweiligen Unterschiede zu verwischen. 15<br />
16<br />
In der Nachfolge von Urs Glaus befasst sich Joëlle Sambuc Bloise sehr eingehend mit den<br />
direkten und indirekten Diskriminierungen, denen diese Minderheiten in der Schweiz immer<br />
noch unterworfen sind. Das „Hilfswerk für die Kinder der Landstrasse“ qualifiziert sie als<br />
„action mue par une volonté de politique sociale dont le but est de libérer ,la société du fléau<br />
que représentent les familles noma<strong>des</strong>’, considérées comme inférieures, et dont le rattachement<br />
à <strong>des</strong> considération eugéniques est clair.“ 17 Die Folgen formuliert sie so: „Des centaines<br />
de familles son détruites, <strong>des</strong> milliers de personnes sont isolées culturellement et socialement,<br />
<strong>des</strong> centaines de particuliers sont blessés psychiquement et physiquement.“ 18 Sie teilt die<br />
Auffassung von Lukas Gschwend, es habe sich um dabei um genozidale <strong>Tatbestände</strong> gemässe<br />
Artikel 264, Absatz 1 <strong>des</strong> Strafgesetzbuchs gehandelt, denn „la dissolution de la structure du<br />
groupe était l’objectif à terme <strong>des</strong> responsables de l’Oeuvre“. 19 Joëlle Sambuc Bloise verweist<br />
im folgenden auf den breiten Täterkreis und geht davon aus, dass die schweizerischen<br />
Spezial-Klauseln zum Rückwirkungsverbot, deren Gültigkeit gegenüber dem internationalen<br />
Recht 20<br />
sie im Unterschied zu Lukas Gschwend und Nadja Capus nicht anzweifelt, eine<br />
13 Nadja Capus, S.86f.<br />
14<br />
Joëlle Sambuc Bloise: La situation juridique <strong>des</strong> Tziganes en Suisse. Analyse du droit suisse au regard du droit<br />
international <strong>des</strong> minorités et <strong>des</strong> droits de l’homme. Genève 2007<br />
15 Joëlle Sambuc Bloise, passim, insbesondere S.179-183<br />
16 Urs Glaus: Fahrende in der Schweiz: Gefangen zwischen direkter und indirekter Diskrimination. In: Walter<br />
Kälin: Das Verbot kulturell-ethnischer Diskriminierung, verfassungs- und menschenrechtliche Aspekte, Basel<br />
1999, S.141-148<br />
17 Joëlle Sambuc Bloise, S.40<br />
18 Joëlle Sambuc Bloise, S.40f.<br />
19 Joëlle Sambuc Bloise, S.46<br />
20 vgl. dazu auch Jörg Künzli: Zwischen Rigidität und Flexibilität – Der Verpflichtungsgrad internationaler Menschenrechte.<br />
Ein Beitrag zum Zusammenspiel von Menschenrechten, humanitärem Völkerrecht und dem Recht<br />
der Staatenverantwortlichkeit. Berlin 2001<br />
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