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Mit dem Holzschnitzen eine neue Aufgabe gefunden

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28 I<br />

Fiesch<br />

Vernissage von Anton Burgener im Kunstraum in Fiesch<br />

Beim Betreten des Kunstraumes<br />

in Fiesch strömt <strong>dem</strong> Besucher<br />

ein angenehmer Holzduft entgegen<br />

und stimmt ihn über die<br />

Sinneswahrnehmung auf die von<br />

Anton Burgener geschnitzten<br />

Kunstwerke ein.<br />

Eine Kinderwiege, <strong>eine</strong> Truhe, Uhren,<br />

Bilder, Kreuze, die Gottesmutter Maria<br />

und noch vieles mehr sind von<br />

ihm in Holz geschnitzt worden und<br />

können von den Besuchern während<br />

den Bürozeiten der Regionalzeitung<br />

Aletsch Goms besichtigt werden. An­<br />

ton Burgener ist jeweils am Dienstag<br />

und Donnerstag von 16.00 bis 18.00<br />

Uhr anwesend, ausser am Donnerstag,<br />

25. August 2011.<br />

Eine Werkbank in der Ausstellung,<br />

der Duft von Holz, <strong>eine</strong> begonnene<br />

Arbeit und viele fertige<br />

REGIONALZEITUNG<br />

12. August 2011 ALETSCH•GOMS<br />

<strong>Mit</strong> <strong>dem</strong> <strong>Holzschnitzen</strong> <strong>eine</strong> <strong>neue</strong> <strong>Aufgabe</strong> <strong>gefunden</strong><br />

Gämse in den Bergen hat Anton Burgener als Sujets zu dieser Uhr gewählt. Ein Unikat, dass das Herz <strong>eine</strong>s jeden Jägers höher schlagen lässt. Bild rechts: Anton Burgener<br />

mit s<strong>eine</strong>r Enkelin Svenia und s<strong>eine</strong>r Frau Lydia, die an der Vernissage, die Laudatio hielt.<br />

Ein Portrait zu schnitzen ist für jeden geübten Schnitzler immer wieder <strong>eine</strong> <strong>neue</strong> Herausforderung. Die Wiege hat er extra für s<strong>eine</strong><br />

Enkelkinder angefertigt. Auch Kreuze in verschiedenen Ausführungen und Grössen hat Anton Burgener schon viele geschnitzt.<br />

Schnitzarbeiten zeigen das grosse<br />

Können von Anton Burgener, der<br />

durch das Schnitzen wieder <strong>eine</strong><br />

<strong>neue</strong> <strong>Aufgabe</strong>, die ihn ausfüllt, <strong>gefunden</strong><br />

hat.<br />

Anton Burgener ist 1941 als<br />

sechstes Kind der Familie Karl und<br />

Apollonia Burgener geboren. Er war<br />

erst fünf Jahre alt, als sein Vater an<br />

den Folgen <strong>eine</strong>s Unfalls verstarb.<br />

Mutter Apollonia blieb mit neun<br />

unmündigen Kindern im Alter von<br />

neun Monaten bis 13. Jahren zurück.<br />

Zusammen mit s<strong>eine</strong>n vier Schwestern<br />

und vier Brüdern verbrachte<br />

er <strong>eine</strong> schöne aber harte Kindheit.<br />

Bereits als Primarschüler musste er,<br />

als Verdingkind, über die Sommerzeit<br />

bei Bauern arbeiten. Die abverlangte<br />

Arbeit war sehr hart und<br />

wurde nur gering entgeltet.<br />

1957 liess er sich in Luzern zum<br />

Bau­ und Möbelschr<strong>eine</strong>r ausbilden.<br />

<strong>Mit</strong> Überstunden und Glaserarbeiten<br />

in der Freizeit konnte er zusätzlich<br />

etwas Sackgeld verdienen, um s<strong>eine</strong>r<br />

Schwester Zimmer und Kost zu<br />

bezahlen. Nach abgeschlossener<br />

Ausbildung fand er <strong>eine</strong> Anstellung<br />

als Schr<strong>eine</strong>r bei Bohnet in Fiesch


REGIONALZEITUNG<br />

12. August 2011 ALETSCH•GOMS<br />

Fiesch<br />

Stunden, Tage und Wochen verbringt Anton Burgener an s<strong>eine</strong>r Schnitzelarbeit,<br />

bis solch ein eindrückliches Landschaftsbild fertig ist.<br />

und wechselte später in <strong>eine</strong> Schr<strong>eine</strong>rei<br />

nach Brig. 1964 wechselte er<br />

zur Festungswacht in Brig und arbeitete<br />

dort während 15 Jahren als<br />

Berufsmilitarist. Im Herbst 1979 trat<br />

er nach Absolvierung der Polizeischule<br />

s<strong>eine</strong> <strong>neue</strong> Arbeitsstelle als<br />

Gemeindepolizist in Fiesch an. Ein<br />

schwerer Unfall im Einsatz als Verkehrspolizist,<br />

im Oktober 1988, veränderte<br />

sein ganzes Leben. Viereinhalb<br />

Monate Krankenhaus und mehrere<br />

Monate im Rollstuhl zwangen<br />

ihn, all s<strong>eine</strong> Hobbys aufzugeben.<br />

Nach der Diagnose der Ärzte konnte<br />

er nicht mehr Skifahren und auch<br />

nicht mehr im unebenen Gelände<br />

laufen und musste somit den Obmann<br />

der Lawinenhundführer, sowie<br />

als Sanitäts­ und Schutzhundeführer<br />

mit schwerem Herzen abgeben.<br />

Ein Hobby, das ihm immer viel<br />

Freude bereitete, war auf einmal zu<br />

Ende und auch s<strong>eine</strong>n Beruf als<br />

Polizist konnte er nicht mehr ausüben.<br />

Um wieder <strong>eine</strong> <strong>Aufgabe</strong> zu haben<br />

und nicht aus <strong>dem</strong> Gleichgewicht<br />

zu fallen, musste er sich nun<br />

<strong>eine</strong> <strong>neue</strong> Herausforderung und ein<br />

<strong>neue</strong>s Hobby suchen, das er im<br />

Sitzen ausüben kann, damit s<strong>eine</strong><br />

B<strong>eine</strong> entlastet werden. S<strong>eine</strong> Frau<br />

Lydia wurde auf <strong>eine</strong>n Schnitzelkurs<br />

aufmerksam und hat ihren Mann<br />

darauf aufmerksam gemacht und<br />

auch angemeldet. Sie hat ihm<br />

Schnitzlermesser gekauft und für<br />

diese auch <strong>eine</strong> Tasche genäht, damit<br />

er mit gutem Werkzeug an den<br />

Kurs gehen konnte. Während <strong>dem</strong><br />

Nähen der Tasche hat Lydia viel<br />

Hoffnung hineingelegt, damit dieses<br />

Hobby ihrem Mann auch gefallen<br />

möge und er <strong>eine</strong> <strong>neue</strong> <strong>Aufgabe</strong><br />

finde. Noch heute liegen die Messer,<br />

wenn Anton sie nicht gerade<br />

braucht, schön säuberlich in der Tasche<br />

verpackt griffbereit.<br />

Anton besuchte den Schnitzelkurs<br />

in Brig und genoss es sichtlich,<br />

wieder die alte Materie Holz in den<br />

Händen zu halten und diese kreativ<br />

gestalten zu können. <strong>Mit</strong> viel Geduld<br />

und grosser Ausdauer entstanden<br />

langsam Bilder und Gestalten, die<br />

ihm immer mehr Freude bereiteten<br />

und ihn s<strong>eine</strong>n körperlichen und<br />

auch seelischen Schmerz leichter<br />

ertragen liessen.<br />

<strong>Mit</strong> viel Freude, Ehrgeiz und auch<br />

sehr viel Geduld hat er für s<strong>eine</strong><br />

Kinder viele Möbelstücke, wie zum<br />

Beispiel <strong>eine</strong> Truhe mit eingelassenen<br />

Schnitzereien angefertigt. Als<br />

das erste Enkelkind sich ankündigte,<br />

war es für ihn ein Muss, für dieses<br />

<strong>eine</strong> Wiege anzufertigen, die auch<br />

an der Ausstellung im Kunstraum<br />

von Fiesch ausgestellt ist. Als<br />

umsorgender Grosspapa sitzt er<br />

manche Stunde zusammen mit den<br />

Enkelkindern in der Werkstatt, muss<br />

etwas flicken oder gibt der Bitte,<br />

etwas mit ihnen zu Basteln, nach. So<br />

hatte jeder s<strong>eine</strong>r Lebensabschnitte<br />

s<strong>eine</strong> Prioritäten, und nun stehen<br />

die Enkelkinder im <strong>Mit</strong>telpunkt.<br />

Wie bereits erwähnt, ist die Ausstellung<br />

täglich zu den Büro zeiten<br />

der Regionalzeitung Aletsch Goms<br />

offen. Während der Ausstellung, die<br />

noch bis am 3. September läuft,<br />

findet am Donnerstag, 18. August<br />

2011, um 19.30, der Vortrag von<br />

Odile Schuler­Volken «Erinnerung<br />

und auf <strong>dem</strong> Jakobsweg» statt. Dieser<br />

ist kostenlos und steht jedermann<br />

offen. ❜<br />

I 29

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