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Der Mond

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Unser <strong>Mond</strong><br />

Astronomie-Vereinigung Rottweil Herbert Haupt<br />

Zimmern o.R., 13.10.2012 AVR / IAS


<strong>Der</strong> <strong>Mond</strong> ...<br />

... unbeliebt bei den Deepsky-Beobachtern<br />

und -Fotografen!<br />

Deshalb: Beobachten wir ihn selbst, ...<br />

... wenn er sonst stört!


IAS Namibia G. Hoffarth


Vollmond<br />

Sebastian Voltmer<br />

IAS<br />

Abstand: ~384.000 km<br />

(356-408 Tkm)<br />

Durchmesser: 3.476 km<br />

Oberfläche: 1/13 OF erde<br />

Masse: 1/81 M erde<br />

OF-Beschleunigung:<br />

b m = 1,65 m/s 2 = 1/6 b e<br />

keine Atmosphäre:<br />

T OF = +130/-170°C<br />

gebundene Rotation


Inhalt<br />

1. Historische Anmerkungen<br />

2. Theorien zur Entstehung des <strong>Mond</strong>es<br />

3. Oberflächenstrukturen des <strong>Mond</strong>es<br />

4. Sonne - Erde - <strong>Mond</strong>: Bahnen und Stellungen<br />

- Phasen<br />

- Libration<br />

- Höhe über dem Horizont<br />

- Finsternisse<br />

5. <strong>Mond</strong>-Vorder- und -Rückseite<br />

6. Innerer Aufbau; Vulkanismus?<br />

7. Zusammenfassung


Die Himmelsscheibe von Nebra<br />

<strong>Der</strong> <strong>Mond</strong> hatte von Alters<br />

her Bedeutung in der<br />

Mythologie und für den<br />

Kalender<br />

Nebra: Eine der ältesten<br />

<strong>Mond</strong>-Darstellungen<br />

vor ~ 3.600 Jahren<br />

Noch früher:<br />

vor 5.000 Jahren im irischen<br />

Megalith-Grab Knowth<br />

Ab 1600: erste <strong>Mond</strong>-<br />

Zeichnungen und Karten ,<br />

und für Navigation zur See


Andrees 1881


Juni 1178: Einschlag auf dem <strong>Mond</strong>?<br />

Beobachteten Mönche um Gervase<br />

vom Kloster Canterbury einen<br />

Asteroiden-Einschlag im Norden??<br />

<strong>Mond</strong>sonde LCROSS:<br />

junger Krater Giordano Bruno mit<br />

22 km Ø knapp hinter dem Horizont<br />

als Folge?


Theorien zur Entstehung des <strong>Mond</strong>es<br />

1. Schwesterplanetentheorie<br />

2. Abspaltungstheorie<br />

3. Einfangstheorie<br />

4. Kollisionstheorie


<strong>Mond</strong>entstehung: Schwestertheorie<br />

Gleichzeitige Entstehung von Erde und<br />

<strong>Mond</strong> als Doppelplanet aus Materiering um<br />

die Urerde an derselben Stelle des Urnebels:<br />

● Sauerstoff-Isotope gleich<br />

● Keine Erklärung, warum der <strong>Mond</strong><br />

einen verhältnismäßig kleinen Kern hat<br />

● Unklar, wie es geschehen kann, dass die chemische<br />

Zusammensetzung von zwei unter gleichen Bedingungen<br />

gebildeten Körpern so unterschiedlich sein kann,<br />

v. a. warum der <strong>Mond</strong> im Gegensatz zur Erde an Fe verarmt ist<br />

● Rotationsachsen stark gegeneinander geneigt


<strong>Mond</strong>entstehung: Abspaltungstheorie<br />

Abspaltung des <strong>Mond</strong>es aus der noch flüssigen,<br />

schnell rotierenden Erde:<br />

● Sauerstoff-Isotope im gleichen Verhältnis<br />

● <strong>Mond</strong> entfernt sich von der Erde<br />

● Dichte des <strong>Mond</strong>es<br />

● Rotationsperiode von 2,5 h nötig,<br />

nach Berechnungen aber Periode von > 4,5 h<br />

● <strong>Mond</strong> sollte die gleichen Gesteine haben<br />

wie die Erde (beide aufgeschmolzen), trifft<br />

aber nicht zu:<br />

- weniger flüchtige, mehr refraktäre Elemente<br />

- keine wasserhaltigen Minerale<br />

- hat zu viel Eisen, nach der Theorie nur ‰ erwartet<br />

● Umlaufbahn des <strong>Mond</strong>es gegenüber der Äquatorebene stark geneigt


<strong>Mond</strong>entstehung: Einfangtheorie<br />

Entstehung des <strong>Mond</strong>es in einer fernen<br />

Gegend des werdenden Sonnensystems<br />

und späterer Einfang durch die Erde:<br />

● Erklärung für die unterschiedliche<br />

chemische Zusammensetzung<br />

● Sauerstoff-Isotope abweichend<br />

● Einfang eher unwahrscheinlich:<br />

bei Begegnung entweder Kollision oder Ablenkung der Bahn<br />

● Keine Erklärung für Magma-Ozeane:<br />

beim Einfang findet kein Aufschmelzen des <strong>Mond</strong>gesteins statt<br />

● <strong>Mond</strong> besteht nicht aus primitiver Materie solarer<br />

Zusammensetzung sondern aus schon fraktioniertem Material<br />

● Verarmung an siderophilen („eisenliebenden“) Elementen


<strong>Mond</strong>entstehung: Einschlagtheorie (1)<br />

Kurz nach Entstehung der Protoerde vor 4,5 Mrd. Jahren<br />

schlägt ein Mars-großer Planet „Theia“ mit 4 km/sec<br />

streifend ein; Theia war ein Trojaner im Erdorbit<br />

Krustenmaterial und kleine<br />

Teile der Metallkerne fliegen<br />

davon; ein Großteil sammelt<br />

sich in 100-10.000 Jahren in<br />

der Erdumlaufbahn zum <strong>Mond</strong>.<br />

Abstand zunächst ~ 35.000 km<br />

Zurück bleibt die glutflüssige<br />

„heutige“ Erde


<strong>Mond</strong>entstehung: Einschlagtheorie (2)<br />

Erklärt die Beobachtungen am besten;<br />

● Verhältnis der Sauerstoff-Isotope gleich<br />

● Erklärung der Unterschiede in der chemischen Zusammensetzung<br />

- <strong>Mond</strong> enthält so wenig Eisen, weil im Einschlagskörper das Eisen<br />

bereits zum Kern abgesunken war, der bei der Kollision fast<br />

unbeschädigt blieb<br />

- chemische Zusammensetzung unterschiedlich, weil der <strong>Mond</strong><br />

teilweise aus dem Material des Einschlagkörpers gebildet wurde<br />

- Verarmung an flüchtigen Elementen wegen hohen Temperaturen<br />

nach Zusammenstoß<br />

● Keine neuen, ausgefallenen Theorien mit vielen Annahmen nötig;<br />

Zusammenstöße häufig im frühen Sonnensystem<br />

● Oder doch nicht?? Neu 2012: das Isotopenverhältnis 50 Ti/ 47 Ti<br />

stimmt auf 0,0004 % überein!?! statt auf eher ~ 0,05 %<br />

mehr vermischtes Material hochgeschleudert, oder ...?


<strong>Mond</strong>krater Walter Albert AV Rottweil


Oberflächen-Strukturen auf dem <strong>Mond</strong><br />

1. Maria: erstarrte Lavafelder (Basalte) nach großen Einschlägen;<br />

3,8 – 3,1 Mrd. Jahre alt; enthalten kaum noch Krater;<br />

bedecken 31% der Vorderseite, aber nur 2,6% der Rückseite;<br />

sonst Hochländer<br />

2. Gebirge, Berge (häufig Reste von Kraterwänden)<br />

3. Krater: Einschlagkrater (bis 300 km Ø / 10 km) und Sekundärkrater,<br />

auch Kraterketten (Catena), z.T. mit Strahlen von Auswurfmaterial<br />

4. Täler: breit<br />

5. Rillen (Rimae): gerade, gebogen (Spannungsrisse?),<br />

mäanderförmig: eingestürzte Lavakanäle?<br />

Furchen (Rupes): bis 400 km lange, tiefe Rillen / Risse durch<br />

Spannungskräfte in der <strong>Mond</strong>kruste<br />

6. Dorsum / Dorsa: Höhenrücken in den Maria (< 100 m)<br />

7. Dome: Reste flacher Schildvulkane aus Frühphase (> 4 Mrd. Jahre)<br />

Ganze Oberfläche mit 2-8 m Regolithstaub infolge Einschlägen bedeckt


Halbmond<br />

G. Neininger AV Rottweil<br />

mit kontrastreichen Kratern<br />

am Terminator und<br />

Farbnuancen der Gesteine,<br />

speziell in den Maren


<strong>Mond</strong>-Mosaik<br />

Gerhard Neininger AVR<br />

Die großen Maria<br />

und Impaktkrater<br />

mit Auswurfstrahlen


Die Strahlen des Tycho Gerhard Neininger AVR


Krater Tycho: Zentralberg NASA LRO 2011<br />

<strong>Der</strong> Zentralberg entstand wenige 10 Sekunden nach dem Einschlag<br />

durch Rückfedern des <strong>Mond</strong>bodens; Alter: nur ~110 Mio Jahre?<br />

Krater: Ø = 87 km, Wall 4700 m Berg: Breite 15 km, Höhe 2000 m


Tycho: 120 m-Brocken auf dem Zentralberg


Mare Imbrium Nordteil Günter Hoffarth IAS<br />

mit Montes Teneriffe, Wall-Krater Plato, Alpen /Alpental mit Rille<br />

Dorsa: Höhenzüge in den Lavameeren Cassini


G. Hoffarth IAS Aristillus Kaukasus<br />

Archimedes mit Montes A. Autolycus Apenninen


Mons Hadley (4600 m) und Hadley-Rille<br />

Landeplatz von Apollo 15<br />

im nördlichsten Teil<br />

der Montes Apennines


Mare Crisium<br />

mit Gebirgen<br />

am <strong>Mond</strong>rand<br />

P. Knappert AVR


Terminator am Mare Nectaris Peter Wölfle AVR


Günter Hoffarth IAS


Davi Catena Davi<br />

Alpetragius<br />

Rupes Recta<br />

<br />

Alphonsus<br />

<br />

Müller<br />

Ptolemaeus (158 km)<br />

Arzachel (97 km) mit Rima<br />

Günter Hoffarth IAS<br />

Albategnius<br />

( = pyroklastische Ablagerungen)


Dom Rupes Recta Arzachel<br />

Rima Birt<br />

Birt Thebit (57 km)<br />

Hell Deslandres<br />

Purbach (121 km)<br />

Günter Hoffarth IAS


G. Hoffarth IAS<br />

Krater Manilius<br />

(41 km)<br />

Mare Vaporum<br />

Vulkankrater<br />

( kein Wall!)<br />

Hyginus (9 km),<br />

mit Rima (220 km,<br />

Einbrüche ehemal.<br />

Lavaröhren)<br />

Krater Triesnecker<br />

mit Rimae<br />

Sinus Medii


Krater Clavius Johannes Schedler IAS<br />

S<br />

N<br />

Ø ≈ 225 km<br />

Alter ~ 3,8 Mrd. Jahre


<strong>Mond</strong>-Nordpol US-Sonde Clementine 1994<br />

Rückseite<br />

Vorderseite<br />

Krater um den Pol:<br />

- Peary, Nansen, Bird<br />

und Hermite<br />

- Rozhdestvensky auf der<br />

Rückseite<br />

dazwischen:<br />

- die Leibniz-Berge: mit<br />

11.400 m höchste Berge<br />

auf dem <strong>Mond</strong>


Sonnenaufgang am Schröter-Tal H. Heimel<br />

Herodot Aristarch<br />

170 km lang,<br />

bis 10 km breit,<br />

bis 1 km tief,<br />

~3,5 Mio Jahre alt<br />

Ursprung:<br />

kleiner Krater<br />

„Kobrakopf“ <br />

eingebrochene,<br />

ehemalige<br />

unterirdische<br />

Lavarinne


<strong>Mond</strong>: Dome<br />

Flache (erloschene) Schildvulkane<br />

- Durchmesser: einige km<br />

- Höhe: einige 100 m<br />

- kleiner Krater in der Mitte<br />

Dome nördlich von Hortensius<br />

(westlich Copernicus)<br />

Dom Kies Pi westlich des<br />

Kraters Kies im Mare Nubium<br />

(11 km Ø, 150 m hoch, 1,3 km<br />

Gipfelkrater)


Copernicus bei Vollmond: helle = junge Krater<br />

Peter Knappert AVR


<strong>Mond</strong>gestein - Schnitt durch Regolith-Korn<br />

Die Bildung der großen Mare und <strong>Mond</strong>krater bis zum Ende des großen<br />

Bombardements vor 3,7 Mrd. Jahren wurde von Asteroiden verursacht!!<br />

Das belegen Körner<br />

von Fe-reichen<br />

Silikat-Gesteinen<br />

mit extremem Mg-<br />

Gehalt<br />

(Schliffgröße 9 mm)<br />

weiß: Al<br />

blau: Si<br />

grün: Mg<br />

rot: Fe<br />

rosa: Ti<br />

zyan: Ka<br />

Kath. Joy USRA


<strong>Mond</strong><br />

farbgesättigt<br />

Sebastian Voltmer 2003<br />

IAS Namibia C14/Video


Überhöhte Farben<br />

des <strong>Mond</strong>es<br />

Johannes Schedler IAS<br />

Farbunterschiede wegen<br />

verschiedener Material-<br />

Zusammensetzung<br />

Maria<br />

blau: Ti/Fe-reich<br />

braun: wenig Ti/Fe<br />

Hochländer<br />

• hell: junge Strukturen<br />

• dunkler: älter, durch<br />

Beschuss von Sonnen-<br />

wind nachgedunkelt


Sonne - Erde - <strong>Mond</strong><br />

Bahnen und Stellungen


Die Phasen des <strong>Mond</strong>es


Die Phasen von <strong>Mond</strong> und Erde<br />

Außen: <strong>Mond</strong>phasen am Erdhimmel - Erdphasen am <strong>Mond</strong>himmel<br />

Vollerde Neuerde


Erdachse und <strong>Mond</strong>bahn:<br />

Neigungen gegen die Ekliptik<br />

Erdachse: 23,5° <strong>Mond</strong>bahn: 5,15°<br />

Erdachse<br />

Umlaufszeiten: siderisch 27,32 Tage, synodisch: 29,53 Tage


<strong>Mond</strong>: siderischer und synodischer Monat<br />

siderischer Monat:<br />

der <strong>Mond</strong> steht wieder vor demselben Sternhintergrund<br />

synodischer Monat:<br />

der <strong>Mond</strong> hat wieder dieselbe Stellung gegenüber der Sonne<br />

Siderischer Monat = 1 Rotation<br />

= 27,322 Tage<br />

1 Jahr = 13,368 Rotationen<br />

Synodischer Monat:<br />

12,368 „Rotationen“ /Jahr<br />

29,532 Tage<br />

(von Vollmond zu Vollmond)


8-Tage-<strong>Mond</strong><br />

Peter Knappert AVR<br />

Blick „von unten“


9-Tage-<strong>Mond</strong><br />

Peter Knappert AVR<br />

Blick „von oben“


<strong>Mond</strong> im Apogäum und im Perigäum<br />

Thomas Hebbeker<br />

21.09.2010 19.03.2011<br />

Entfernung: 406.000 km 357.000 km<br />

scheinbare Größe: 29,9 arcmin 33,9 arcmin


Libration des <strong>Mond</strong>es beim Umlauf<br />

Animation siehe: de.wikipedia.org/wiki/Libration<br />

um die Erde<br />

Ursachen:<br />

<strong>Der</strong> <strong>Mond</strong> dreht sich mit<br />

konstanter Geschwindigkeit<br />

um seine Achse;<br />

aber beim Umlauf um die<br />

Erde auf der exzentrischen<br />

Bahn ist er in Erdferne<br />

langsamer als in Erdnähe<br />

(e = 0,055 407/356Tkm)<br />

außerdem ist die <strong>Mond</strong>bahn<br />

gegen die Ekliptik geneigt<br />

(um 5,15°) und die <strong>Mond</strong>achse<br />

gegen seine Bahn<br />

um 6,7°


Lage des <strong>Mond</strong>es über dem Horizont<br />

Änderung der Höhe wegen der Neigung der Erdachse (± 23,5°)<br />

und der <strong>Mond</strong>bahn (± 5,1°) gegen die Ekliptik<br />

VS (48° Nord): max. <strong>Mond</strong>höhe 13,4 ... 70,6°


„Liegende“ <strong>Mond</strong>sichel Peter Knappert AVR


Sonnen- und <strong>Mond</strong>-Finsternisse<br />

Aufhellung des <strong>Mond</strong>es im Kernschatten durch Lichtbeugung des<br />

Sonnenlichtes in der Erdatmosphäre


Wann sind Finsternisse möglich?


Totale Sonnenfinsternis 29. März 2006 S. Voltmer IAS<br />

Sonnenkorona und Sonnenwind


Totale <strong>Mond</strong>finsternis<br />

am 4. März 2007<br />

P. Knappert AV Rottweil<br />

Asymmetrisch:<br />

<strong>Mond</strong> ging nicht durch das<br />

Kernschattenzentrum<br />

Resthelligkeit und Farbe<br />

durch in der Erdatmosphäre<br />

gebeugtes Sonnenlicht


Photometrie der <strong>Mond</strong>finsternis am 15.06.2011<br />

Elmar Schmidt, SRH Hochschule Heidelberg Lunar Picture of the Day 17. Juni 2011


1,2<br />

1<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0<br />

<strong>Mond</strong>helligkeit im Monatsverlauf<br />

Günter Lambek AVR<br />

1 3 5 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25 27 29<br />

Relative Helligkeit (gemessen)<br />

Helligkeit für isotropen Reflektor<br />

Neu- Halb- Voll- Halb- Neu-<strong>Mond</strong><br />

Tag ab Neumond


<strong>Mond</strong>helligkeit im Monatsverlauf<br />

1. Theoretische Kurve für einen glatten, isotropen Reflektor:<br />

Die Gesamthelligkeit wäre proportional zu der von uns aus<br />

sichtbaren beleuchteten Fläche<br />

2. Gemessene Helligkeit (G. Lambek):<br />

Sie liegt weit darunter, vor allem wegen des Schattenwurfs<br />

der rauen Gesteinsbrocken und der Staubkörner!!<br />

<strong>Der</strong> Halbmond hat nur etwa ein Sechstel (statt der Hälfte)<br />

der Vollmondhelligkeit<br />

Bei maximaler Lage des Vollmondes über/unter der Ekliptik<br />

(± 5,1°) ist seine Helligkeit fast 20% geringer als nahe den<br />

Knotenlinien


Präzession der Erdachse<br />

Die rotierende Erde ist ein<br />

Kreisel<br />

Äquatorwulst (21 km),<br />

nicht ganz kugelförmig<br />

Anziehung auf den Wulst<br />

durch <strong>Mond</strong> (und Sonne)<br />

größer auf zugewandter Seite<br />

die Kraft versucht die Achse<br />

aufzurichten<br />

der Kreisel weicht senkrecht<br />

dazu aus: er präzediert!! bei<br />

gleicher Neigung gegen die<br />

Ekliptik (23,5°)<br />

Sonst würde die Erdachse taumeln und wir<br />

hätten extreme Klimaänderungen


Präzession<br />

der Erdachse<br />

Wanderung des Nordpols durch die<br />

Sternbilder in 25.800 Jahren!<br />

Lage des Pols:<br />

- heute: nahe Polaris<br />

- vor 5.000 Jahren: nahe Thuban<br />

- in 11.000 Jahren: nahe Wega<br />

Überlagerte Nutation vor Allem<br />

durch sich ändernde Drehmomente<br />

entsprechend den Bahnbewegungen<br />

von <strong>Mond</strong> und Sonne (± 9,2´´)<br />

Schnittlinie <strong>Mond</strong>bahn/Ekliptik<br />

dreht sich in 18,6 Jahren um 360°


Bremsung der Erdrotation durch den <strong>Mond</strong><br />

<strong>Der</strong> <strong>Mond</strong> zieht an dem unter ihm weglaufenden, trägen Gezeitenwulst<br />

und wird beschleunigt<br />

das hebt ihn auf höhere Bahn und bremst die Erde ab (~ 20 μs/Jahr)<br />

Entsprechend wurde der <strong>Mond</strong> in der Frühphase – als er noch plastisch<br />

war – bis zur gebundenen Rotation abgebremst


<strong>Mond</strong>: Lebenszyklus (Bahnentwicklung)<br />

1. Nach Geburt infolge Theia-Kollision mit der Urerde:<br />

Abstand D ≈ 35.000 km, Umlaufperiode P m ≈ 18 h = 0,75 d<br />

Enorme Gezeitenkräfte Lava-Flutberge >1000x höher!<br />

2. Nur 200 Mio Jahre später: D ≈ 162.000 km<br />

infolge Rückkopplung der Flutberge auf <strong>Mond</strong>bahn-Drehimpuls<br />

3. Heute: D ≈ 384.000 km, P = 27,5 d, ∆D = +3,8 cm/Jahr<br />

4. In 3 Mrd Jahren: max. Abstand mit ~ 500.000 km erreicht<br />

(Systemenergie reicht nicht für völlige Loslösung des <strong>Mond</strong>es!)<br />

Wegen dann doppelt-gebundener Rotation keine Drehimpuls-<br />

Übertragung auf <strong>Mond</strong>bahn mehr; Sonnentag ≈ 45 heutige Tage<br />

5. Danach: Gezeitenkräfte der Sonne verringern <strong>Mond</strong>bahn-Drehimpuls<br />

<strong>Mond</strong> spiralt langsam auf die Erde zu<br />

Bei 18.000 km (Roche-Grenze) zertrümmern ihn die Gezeiten-<br />

Kräfte der Erde Trümmerring um „Saturn“-Erde<br />

Aber das kann kein Lebewesen auf der Erde mehr sehen!!<br />

s. HU Keller: Kosmos Himmelsjahr 2013


<strong>Mond</strong>-Vorderseite und -Rückseite


Frigoris<br />

Maria Krater<br />

Grimaldi<br />

Gassendi<br />

Byrgius<br />

Sinus Roris<br />

Aristarch Imbrium<br />

Kepler<br />

Oceanus<br />

Procellarum<br />

Copernicus<br />

Cognitum<br />

Humorum Nubium<br />

Schiller<br />

Tycho<br />

Clavius<br />

Plato<br />

Ptolemaeus<br />

Serenitatis<br />

Vaporum<br />

Tranquillitatis Crisium<br />

Nectaris<br />

Jansen<br />

Fecunditatis<br />

Langrenus


Mare Moscovience<br />

Krater Zilkowski<br />

Aitken-Becken: ~ 2500 km Ø<br />

<strong>Mond</strong>rückseite<br />

NASA LRO 2009/11<br />

Kaum Lavamare,<br />

da Kruste viel dicker<br />

Krater im Mare Mosc.


Spekulative 2-<strong>Mond</strong>e-Theorie<br />

Martin Jutzi / Erik Asphaug Uni Californien 2011<br />

Vermutung: nach dem Einschlag von Theia in die Protoerde<br />

bildete das hochgeschleuderte Material zunächst zwei <strong>Mond</strong>e<br />

in der Erdumlaufbahn. <strong>Der</strong> kleinere hatte ~ 4% der Masse des<br />

größeren und ~ 1.300 km Ø.<br />

Nach ~ 70 Mio Jahren krachte er mit<br />

nur 1-2 km/s in die „Rückseite“ des<br />

größeren und lagerte sich dort an.<br />

Das ergab hier die dicke Kruste,<br />

während der Magmaozean zur jetzt<br />

uns zugewandten Seite hinüberschwappte<br />

könnte die großen Unterschiede<br />

von Vorder- und Rückseite erklären!


<strong>Der</strong> <strong>Mond</strong>: im Innern kalt?<br />

Neuere seismische Beobachtungen (Apollo):<br />

• er ist ab 1100 km Tiefe noch glutflüssig, wohl wegen restlicher<br />

Radioaktivität (Asthenosphäre)<br />

• aber seit Mrd. von Jahren kein Vulkanismus an der Oberfläche<br />

Grund: Lava-Hochdruckformen haben kein geringeres<br />

spezifisches Gewicht als Gesteine des <strong>Mond</strong>mantels<br />

sie können daher nicht zur OF aufsteigen! (M. van Kan Parker)<br />

Aufbau:<br />

• Kruste, auf Erdseite dünner<br />

gebundene Rotation<br />

• feste Lithosphäre<br />

• plastische Asthenosphäre<br />

• Eisen-Schwefelkern:<br />

- R < 350 km,<br />

- T K ~ 1000-1600°C<br />

• - innen fest bis 220 km


Gasausbrüche auf dem <strong>Mond</strong>?<br />

P. Schultz et al., Brown University<br />

Ina-Struktur nördlich Mare Vaporum:<br />

erst 1-2 Mio Jahre alt<br />

Immer wieder Ausbruchsfahnen<br />

beobachtet!<br />

Deutung:<br />

der <strong>Mond</strong> wird durch<br />

Gezeitenkräfte der Erde und<br />

wegen Schrumpfung infolge<br />

Abkühlung (bisher ~ 100 m)<br />

durchgewalkt<br />

Rissbildung bis tief ins Innere<br />

mit explosionsartiger<br />

Freisetzung von Gasen<br />

diese blasen beim Austritt die<br />

Regolith-Staubschicht weg<br />

„junge“ Materialien sichtbar


GRAIL-Sonden im Formationsflug um den<br />

<strong>Mond</strong><br />

Präzisionsvermesung des Schwerefeldes des <strong>Mond</strong>es<br />

1. Phase: 08.03.- 29.05.2012<br />

Flughöhe 55 km<br />

Gebirge haben nicht immer<br />

größere Anziehungskraft, da<br />

Gestein darunter oft leichter<br />

(hydrostatischer Ausgleich);<br />

Lavaseen schwerer<br />

2. Phase: 30.08.- 03.12.2012<br />

Flughöhe nur 23 km


Wassereis im Shackleton-Krater nahe Südpol?<br />

Ø = 20 km, Tiefe bis 4100 m, Rand immer hell, Boden immer dunkel<br />

Entgegen der Theorie zeigen IR-Laser-Aufnahmen nur Spuren von Eis?!<br />

Shackleton ist also leider kein idealer Ort für <strong>Mond</strong>station


Apollo 8 (1968): Erdaufgang über dem <strong>Mond</strong><br />

<strong>Der</strong> <strong>Mond</strong>: der einzige Himmelskörper außer der Erde,<br />

den Menschen betreten haben!


Apollo 17: Erdsichel über dem <strong>Mond</strong>


So herum ist er doch schöner!


<strong>Mond</strong>sichel über den Hakosbergen H.v.Eiff IAS


Zusammenfassung<br />

• <strong>Der</strong> <strong>Mond</strong> ist der nächste natürliche Himmelskörper;<br />

er zeigt bei Weitem die meisten Strukturdetails<br />

• Er beeinflusst nicht nur unser „Nachtleben“, sondern ist<br />

für höheres Leben auf der Erde unabdingbar<br />

• Seine Oberflächenstrukturen sind das Ergebnis der Einschläge<br />

von Asteroiden und Kometen, vor Allem in der Frühphase des<br />

Sonnensystems während der Erkaltung seiner Oberfläche<br />

• Vulkanismus gibt es heute nicht mehr: der <strong>Mond</strong> ist bis in große<br />

Tiefen ausgekühlt und verfestigt<br />

• Wegen der fehlenden Atmosphäre findet auch kaum<br />

Oberflächenerosion statt.<br />

• Er entfernt sich infolge von Ebbe und Flut auf der Erde jährlich<br />

um 4 cm von uns<br />

kein Grund, bald ein größeres Teleskop zu kaufen!


Literatur / Links<br />

• www.astronomie-rw.de<br />

Peter Knappert, Gerhard Neininger, Walter Albert, Peter Wölfle<br />

• www.ias-observatory.org<br />

Günter Hoffarth, Sebastian Voltmer, Johannes Schedler, H. v. Eiff<br />

• www.sterne-und-weltraum.de/alias/dachzeile/dome-auf-demmond/836246<br />

• www.br-online.de/wissen-bildung/spacenight/sterngucker.html<br />

• www.wissenschaft-online.de/artikel1146877<br />

SuW ASTROnews 27.03.2012: B. Knispel<br />

• www.astrokramkiste.de/mondoberfläche<br />

• H.-U. Keller: „Verliert die Erde unseren <strong>Mond</strong>?“<br />

Kosmos Himmelsjahr 2013, S.46-50<br />

• Wikipedia: <strong>Mond</strong>, <strong>Mond</strong>bahn, Oberflächenstrukturen<br />

• L. Spix, F. Gasparini: <strong>Der</strong> Moonhopper, Occulum-Verlag 2011<br />

• Virtual Moon Atlas (Freeware)<br />

• NASA- und ESO-Veröffentlichungen

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