Tearscope-IGeL: Der Leistungsumfang
Tearscope-IGeL: Der Leistungsumfang
Tearscope-IGeL: Der Leistungsumfang
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Abbildung 1: Einsatz des <strong>Tearscope</strong> in Kombination mit der Spaltlampe<br />
Seit November 2005 ist die Untersuchung des Tränenfilms und der Hornhaut<br />
oberfläche mit der Methode der Interferometrie als Individuelle Gesundheits<br />
leistung (IGel) in der Diagnostik des Trockenen Auges zugelassen. Mit dem<br />
"<strong>Tearscope</strong> plus" steht ein leicht handhabbares Gerät in der klinischen Praxis zur<br />
Verfügung, mit dessen Hilfe sich der Spreitvorgang derTränenlipidschicht direkt<br />
beobachten läßt und die nicht-invasive Tränenfilmaufrißzeit gemessen werden<br />
kann. <strong>Der</strong>"<strong>Tearscope</strong>-IGel" (Nr.2.20 im IGel-Ordner) kann Patienten angeboten<br />
werden, bei denen Verdacht auf Trockenes Auge besteht.<br />
<strong>Tearscope</strong>-<strong>IGeL</strong>:<br />
<strong>Der</strong> <strong>Leistungsumfang</strong><br />
Das Meßprinzip des <strong>Tearscope</strong>-Gerätes<br />
beruht auf der Interferometrie. Interfe<br />
renzen treten auf, wenn Lichtstrahlen an<br />
Vorder- und Rückseite dünner Schichten<br />
reflektiert werden. Über eine morpholo<br />
gische Charakterisierung der Interferenz<br />
muster sind Aussagen über die Qualität<br />
des Tränenfilms möglich, zusätzlich läßt<br />
sich der Schweregrad des "Trockenen Au<br />
ges" über eine Farbskala der Interferen<br />
zen beurteilen. Die ungenügende Stabi<br />
lität des Tränenfilms ist eine der wesentli-'<br />
chen Ursachen für die Beschwerden<br />
durch das "Trockene Auge". Diese nicht<br />
genügende Tränenfilmstabilität läßt sich<br />
durch das Messen der Tränenfilmaufriß<br />
zeit, der Zeitspanne vom Öffnen der Au<br />
gen bis zum Aufreißen des Tränenfilms<br />
mit dem <strong>Tearscope</strong> plus exakt stoppen.<br />
Durch zusätzliche Ringmuster des Tears<br />
cope plus lassen sich Unregelmäßigkei<br />
ten der Hornhautoberfläche darstellen<br />
und deren Bedeutung für die Symptoma<br />
tik des "Trockenen Auges" abschätzen.<br />
Die Durchführung des <strong>Tearscope</strong>-<strong>IGeL</strong> ist<br />
daher bei Verdacht auf Vorliegen einer Be<br />
netzungsstörung angezeigt.<br />
Die Zusammensetzung des aus verschie<br />
denen Schichten bestehenden Tränen<br />
films läßt sich mit und ohne Kontaktlinse<br />
beurteilen. Dabei kommt besonders der<br />
Fettschicht mit ihren möglichen Abnor<br />
malitäten eine große Bedeutung zu. Mit<br />
einem Halterfür Kontaktlinsen kann man<br />
durch eine Dunkelfelduntersuchung<br />
mögliche Ablagerungen und Kratzer auf<br />
Kontaktlinsen mit dem <strong>Tearscope</strong> plus<br />
feststellen.
lJiagnostik und Behandlung des<br />
Trockenes Auges: Alle Erscheinungs<br />
formen berücksichtigen<br />
Die Diagnostik des Trockenen Auges er<br />
fordert in der Regel eine Kombination<br />
verschiedener Tests. Diese sollten so ge<br />
wählt werden, daß eine Unterscheidung<br />
der beiden Hauptgruppen des Trockenen<br />
Auges möglich ist: die hypovolämische<br />
Form und die hyperevaporative Form. Bei<br />
de bedürfen einer unterschiedlichen The<br />
rapie. Die hyperevaporative Form tritt u.a.<br />
bei der Meibom-Dysfunktion, der Ble<br />
pharitis, dem Office Eye Syndrome und<br />
kontaktlinsenassoziierten Veränderun<br />
gen der Lipidschicht auf. Diese Form des<br />
Trockenen Auges zeigt sich oftmals durch<br />
diskrete Schaumbildung am Lidrand, die<br />
bei den herkömmlichen Testverfahren<br />
leicht übersehen werden kann. Mit der In<br />
terferometrie steht eine physikalische<br />
Methode zurVerfügung,die ein Abbild der<br />
außen gelegenen Lipidschicht desTränen<br />
films ermöglicht. Mit Hilfe des <strong>Tearscope</strong>s<br />
läßt sich diese Methode in den klinisch<br />
ophthalmologischen Untersuchungsgang<br />
integrieren.<br />
<strong>Tearscope</strong>: Anwendung des Gerä<br />
tes und seiner Zusatzeinrichtungen<br />
Das <strong>Tearscope</strong> der Firma Keeler ist eine<br />
handgehaltene Kaltlichtquelle (Abbil<br />
dung 2), die zwischen Okular der Spalt<br />
lampe und Patientenauge in den Unter<br />
suchungsgang eingeschwenkt wird (Ab<br />
bildung 1). Die Beleuchtung der Spalt<br />
lampe wird gelöscht, so daß die Augen<br />
oberfläche nur mit Hilfe der Kaltlicht<br />
quelle über die zentrale Öffnung be<br />
leuchtet wird. Hierbei wird derTränenfilm<br />
fokussiert. Daneben gibt es eine Reihe<br />
von Zusatzeinrichtungen des Gerätes:<br />
• Stoppuhr: Mit Hilfe einer Stoppuhr läßt<br />
Abbildung 2:<strong>Tearscope</strong> der Fa.Keeler<br />
Abbildung 3: Amorpher Tränenlipidfilm<br />
Abbildung 4: Marmorähnliche Struktur<br />
der Lipidschicht der Träne<br />
Abbildung 5: Bogenartige Muster der Lipide<br />
derTräne<br />
Die Interferenzbilder wurden mit Hilfe des Interferenzmikroskops<br />
der Firma Zeiss aufgenommen.<br />
sich die Zeit bis zum Aufbrechen der Li<br />
pidschicht ohne Zugabe eines Farbstoffs<br />
bestimmen: Dies ist die nicht-invasive<br />
Break up time. Im Gegensatz zur farb<br />
stoffmarkierten Break up time ist diese<br />
länger, da der Lipidfilm nicht durch den<br />
Farbstoff destabilisiert wird.<br />
• Grid-Insert: Mit Hilfe eines Grid-Inserts<br />
läßt sich die Lokalisation einerTränenfilm<br />
Aufbruchsteile leichter vornehmen.<br />
• Dunkelfeldbeobachtung: Eine zusätz<br />
lich vorhandene Dunkelfeldbeobachtung<br />
gestattet die Oberflächenbeurteilung<br />
von Kontaktlinsen hinsichtlich Ablage<br />
rungen, Kratzern etc.<br />
• Blau-Gelb-Filter: Über einen Blau-Gelb<br />
Filter läßt sich die mittels Fluoreszein ge<br />
färbte Augenoberfläche mit Hilfe des<br />
<strong>Tearscope</strong> untersuchen.<br />
Interferenzmuster des Lipidfilms:<br />
Interpretation der Befunde<br />
Die Interferenzmuster des Lipidfilms der<br />
Träne lassen sich hinsichtlich dreier Krite<br />
rien auswerten: Aufbrechen des Lipid<br />
films, Dicke des Lipidfilms, Morphologie<br />
des Lipidfilms.<br />
Aufbrechen des Lipidfilms<br />
Die Zeit bis zum Aufbrechen des Lipid<br />
films, die"Break up time" erfolgt nicht-in<br />
vasiv und entspricht der physiologischen<br />
Stabilität des Lipidfilms. Diese nicht-inva<br />
sive Break up time (NIBUT) liegt in der<br />
Größenordnung von 20 bis 25 Sekunden.<br />
Dicke des Lipidfilms<br />
Aufgrund der physikalischen Bedingun<br />
gen entstehen farbige Interferenzen bei<br />
Filmen über 86 nm. Die Skala reicht von<br />
gelben Strukturen bei 100 nm über blaue<br />
bei 180 nm, violette bei 340 nm bis zu brau<br />
nen bei 590 nm [4]. Demgegenüber sind<br />
die grauen Interferenzen bei dünnen Fil-
men unter 86 nm kaum zu differenzieren.<br />
Dies iS\.als Nachteil der Methode zu werten,da<br />
ein Großteil der Patienten eher dün<br />
nere Lipidfilme dieser Größenordnung<br />
aufweist. Dies versuchte Norn [6] dadurch<br />
zu überwinden, daß er einen dünnen Li<br />
pidfilm durch partiellen Lidschluß kom<br />
primierte und dadurch über farbige Inter<br />
ferenzen darstellbar und meßbar machte.<br />
Beider Interpretation der Dickenangaben<br />
geht Yokoi [7] davon aus, daß der physio<br />
logische Lipidfilm dünner als 86 nm ist,da<br />
mit also nur als graue Interferenzen dar<br />
stellbar ist. Diese Auswertung paßt zu den<br />
experimentell gewonnenen Daten,die ei<br />
ne Lipidschicht in der Größenordnung ei<br />
nesMonolayers bestimmen konnten [3].<br />
Morphologie des Lipidfilms<br />
Beobachtet man den Lipidfilm der Träne<br />
in vivo, so lassen sich bestimmte Interfe<br />
renzmuster bevorzugt feststellen. Hama<br />
no [5] unterscheidet drei Typen der Inter<br />
ferenzen: amorphe (Abbildung 3), mar<br />
morähnliche (Abbildung 4) und bogen<br />
artige (Abbildung 5) Muster. Diese lassen<br />
sich teilweise auch mit Hilfe anderer Be<br />
obachtungsmethoden überprüfen [2].Die<br />
feinste Differenzierung der Interferenz<br />
muster stammt von Guillon [1].Aufbauend<br />
auf der Klassifikation von Hamano unter<br />
scheidet er weitere Muster. Bei dieser Klas<br />
sifikation werden die Morphologie und die<br />
Schichtdicke der Filme berücksichtigt.<br />
Hyperevaporative Keratokonjunk<br />
tivitis sicca: Diagnostik mittels<br />
Interferometrie<br />
Die hyperevaporative Form des Trocke<br />
nen Auges ist mit den herkömmlichen<br />
Testverfahren leicht zu übersehen, wenn<br />
man nicht auf die oftmals diskrete<br />
Schaumbildung am Lidrand achtet. Durch<br />
die physikalische Methode der Interfero<br />
metrie lassen sich mit dem <strong>Tearscope</strong> in<br />
vivo mehrere Eigenschaften derTränenli<br />
pidschicht untersuchen:<br />
• <strong>Der</strong> Spreitvorgang nach Lidöffnung läßt<br />
sich kontinuierlich beobachten, die Be<br />
weglichkeit des Lipidfilms als Ausdruck der<br />
Hydrodynamik der Lipide ist bestimmbar.<br />
• Die Stabilität derTränenlipidschicht läßt<br />
sich über die NIBUT bestimmen. Sie ist<br />
länger als die fluoreszein-abhängige BUT.<br />
• Die Dicke der Tränenlipidschicht läßt<br />
sich anhand der Interferenzfarben ablei<br />
ten.Graue Filme weisen auf eine normale<br />
Lipidschicht hin, farbige Filme sprechen<br />
für pathologische Lipidschichten.<br />
Die Interpretation der Morphologie der<br />
Interferenzen ist mit gewissen Unsicher<br />
heiten verbunden. Das von Guillon vor<br />
geschlagene System der Klassifikation er<br />
scheint klinisch nur mit Einschränkungen<br />
anwendbar.<br />
Untersuchung derTränenlipid<br />
schicht mit dem <strong>Tearscope</strong>:<br />
Umfassende Ergänzung<br />
anderer Tests<br />
Mit Hilfe des <strong>Tearscope</strong> ist eine umfas<br />
sende Untersuchung der Tränenlipid<br />
schicht möglich und einfach durchführ<br />
bar. Die gewonnenen Daten der Inter<br />
ferometrie sind gut korreliert mit den<br />
Ergebnissen andererTränenfilm-Tests wie<br />
Bengal-Rosa-Färbung, BUT und Schirmer<br />
I-Test [7] und ergänzen somit die klassi<br />
sche Diagnostik.<br />
Das Gerät ist gleichermaßen für die Beur<br />
teilung des Tränenfilms über Kontaktlin<br />
sen geeignet. Hier erfolgt die Auswertung<br />
nach den genannten Kriterien. Das Tear<br />
scope gestattet, die Benetzung über Kon<br />
taktlinsen nach objektiven Kriterien zu<br />
bestimmen .• Th. Kaercher<br />
Ko rrespo ndenza nschrift:<br />
Dr.Thomas Kaercher<br />
Augenklinik des Städtischen Klinikums<br />
Bremserstr.79, 67063 Ludwigshafen<br />
E-Mail: kaerchet@klilu.de<br />
Literatur<br />
1.Guillon JP (1998) Non-invasivetearscope plus rou<br />
tine for contact Jens fitting.Contact Jens and anteri<br />
or eye 21: 531-540<br />
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tear film lipid layer. Am J Optom Physiol Optics 60:<br />
883-887<br />
3. Kaercher T, Möbius D, Jaeger W (1986) Schicht<br />
dickenbestimmung des Sekrets Meibomscher Drü<br />
sen unter in vitra-Bedingungen. Fortschr Ophthal<br />
mol 83: 90-94<br />
4. Korb DR, Baron DF, Herman JP,Finnemore VM, Ex<br />
ford JM, Hermosa JL, Leahy CD, GlonekT, Greiner JV<br />
(1994) Tear film lipid layerthickness as a function of<br />
blinking. Cornea 13: 354-359<br />
5.LeeSV,Araki K,HamanoT(1994) Meibomian secre<br />
tions and tears.Jap J Clin Ophthalmol48: 1941-1944<br />
6. Norn M (1979) Semiquantitative interference stu<br />
dy offatty layer of precorneal film.Acta Ophthalmol<br />
Scand 57: 766-774<br />
7.Vokoi N,Takehisa V, Kinoshita 5 (1996) Correlation<br />
oftear lipid layer interference patterns with the dia<br />
gnosis and severity of dry eye. Am J Ophthalmol<br />
122: 818-824.<br />
Die Formulare zum<br />
<strong>Tearscope</strong>-<strong>IGeL</strong><br />
Die Formulare zur Patienteninforma<br />
tion sowie Patientenvereinbarungen<br />
stehen - neben dem <strong>IGeL</strong>-Ordner <br />
auch im Mitglieder-Separee unter<br />
www.augeninfo.de/separee/ unter<br />
der jeweiligen Bezeichnung zur Ver<br />
fügung. Auf der Mitglieder-CD ge<br />
langt man über die Datei"start.htm"<br />
in dcfs Inhaltsverzeichnis der CD und<br />
dort in den <strong>IGeL</strong>-Ordner. Über die Ta<br />
stenkombination "Strg F" kann z.B.<br />
nach dem Stichwort"<strong>Tearscope</strong>" ge<br />
sucht werden.