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Bericht herunterladen (PDF, 380 kB) - LTW Intralogistics GmbH

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Fördertechnik<br />

Konzept eines automatischen Containerlagersystems<br />

Geeignet für Stückgüter und Fahr<br />

Die Logistik ist an der Technischen<br />

Universität Dortmund bereits seit<br />

langem ein Schwerpunkt in<br />

Forschung und Lehre. Das von<br />

der NRW.BANK geförderte Forschungsprojekt<br />

„Multifunktionales<br />

Containerlagersystem“ knüpft<br />

an diese Tradition an und greift<br />

eine aktuelle Problemstellung aus<br />

dem Logistikbereich mit einer innovativen<br />

Idee auf.<br />

Bernd Künne<br />

Christian Stumpf<br />

Sebastian Kajewski<br />

Ungelöste Probleme<br />

Be- und Entladen von ISO-Containern,<br />

beispielsweise in Hafenterminals, sind<br />

trotz moderner Flurförderzeuge zeit-<br />

und damit kostenkritische Prozesse. Als<br />

problematisch erweisen sich vor allem<br />

das Beschicken dieser Container mit auf<br />

Europaletten zusammengestellten Gütern<br />

und deren spätere Entnahme am<br />

Zielort oder deren zwischenzeitliche<br />

Umladung unter Zuhilfenahme von Gabelstaplern.<br />

Des Weiteren besteht in einem von<br />

Personen zugänglichen Lagersystem<br />

keine so hohe Sicherheit der Waren wie<br />

in einem automatisierten System, bei<br />

dem nur der Zugriff auf die eigenen<br />

Waren in einem abgeschlossenen Raum<br />

möglich ist. Außerdem besteht im Innenstadtbereich<br />

das Problem, dass es<br />

zu kurzfristigen Lagerplatzengpässen<br />

kommen kann, so dass kostengünstiger,<br />

fl exibler Lagerraum benötigt wird.<br />

Möglichkeiten geprüft<br />

Zur Umgehung der o. g. Probleme<br />

wurde von der Avipo <strong>GmbH</strong> in Dortmund<br />

als Projektinitiator und Projektleiter<br />

in Kooperation mit der Dortmunder<br />

SDZ <strong>GmbH</strong>, dem Fachbereich Elektrotechnik<br />

und Informatik der Hochschule<br />

Bochum und dem Fachgebiet<br />

1) Das Projekt „Containerlagersysteme –<br />

Effi zienzsteigerung von Logistikclustern<br />

durch die Entwicklung eines Systems zur<br />

modalen Nutzung von ISO-Containern<br />

für integrierte Prozesse im inner- und<br />

außerbetrieblichen Materialfl uss“ (Förderkennzeichen<br />

280446902) wird vom Ministerium<br />

für Wirtschaft, Mittelstand und<br />

Energie des Landes Nordrhein-Westfalen<br />

(Programm Ziel2-NRW) und vom Europäischen<br />

Fonds für regionale Entwicklung gefördert<br />

(Laufzeit: 08.04.2009 bis 31.03.2012).<br />

Objekt der Forschung: Außenansicht des automatisierten Containerlagers<br />

im Technologiepark Dortmund<br />

Maschinenelemente der Fakultät Maschinenbau<br />

der TU Dortmund ein neuartiges,<br />

multifunktionales Containerlagersystem<br />

entwickelt. 1) Die Idee, das<br />

Lagersystem aus 20 ft langen ISO-Containern<br />

aufzubauen, stammt von der<br />

Avipo <strong>GmbH</strong>. Die Container, die neben-<br />

und übereinander gestapelt und in<br />

zwei Reihen angeordnet werden, so<br />

dass eine Gasse entsteht, sind mit speziellen<br />

Rollpaletten ausgestattet, die<br />

die mit Gütern bestückten Europaletten<br />

aufnehmen (Bilder und ).<br />

Die eingesetzten Rollpaletten stammen<br />

aus einem von der Avipo <strong>GmbH</strong><br />

entwickelten automatischen Parkhaus-<br />

system in Magdeburg, wo sie sich bereits<br />

seit mehreren Jahren gut bewähren.<br />

In der Gasse verfährt ein Regalbediengerät,<br />

das eigens für den Transport<br />

von schweren Gütern von der<br />

<strong>LTW</strong> <strong>Intralogistics</strong> <strong>GmbH</strong> in Illerkirchberg<br />

konzipiert wurde. <strong>LTW</strong> übernahm<br />

auch den Aufbau des gesamten<br />

Systems im Dortmunder Technologiepark.<br />

Das 2,5-t-Regalbediengerät ist mit<br />

einem patentrechtlich geschützten<br />

Lastaufnahmemittel (Bild ) ausgerüstet.<br />

Dessen mit Reibradantrieb ausfahrbare<br />

Arme können die Rollpaletten in<br />

die einzelnen Container einlagern bzw.<br />

wieder auslagern [1]. Die Konstruktion<br />

Automatisiertes Containerlager: Bauausführungszeichnung der Prototypanlage<br />

178 www.hebezeuge-foerdermittel.de · Hebezeuge Fördermittel, Berlin 52 (2012) 4


zeuge<br />

des Lastaufnahmemittels beruht auf<br />

einem früheren Kooperationsprojekt<br />

zwischen der Avipo <strong>GmbH</strong> und dem<br />

Fach gebiet Maschinenelemente der<br />

TU Dortmund. Als Einlagerungs- und<br />

Auslagerungsstation für das Con tai nerlager<br />

system fungiert ein entsprechend<br />

umgebauter ISO-Container in der untersten<br />

Reihe. Die für die Ein- und Auslagerungsstation<br />

passende Steuerung<br />

entwickelte der Fachbereich Elektrotechnik<br />

und Informatik der Hochschule<br />

Bochum. Für die Realisierung der Kommunikationsschnittstelle<br />

in Form eines<br />

Lagerverwaltungssystems war die SDZ<br />

<strong>GmbH</strong> verantwortlich.<br />

Innovativ:<br />

Einsatz von ISO-Containern<br />

Entscheidend für das neue Containerlagersystem<br />

ist, dass Rollpaletten<br />

schnell und einfach mit einzelnen Stückgütern<br />

(z. B. Fahrzeuge) und auf Europaletten<br />

zusammengestellten Stückgütern<br />

beschickt werden, anschließend im<br />

Lager mithilfe eines Lastaufnahmemittels<br />

und eines Regalbediengerätes<br />

automatisch in Container eingelagert<br />

und aus diesen auch wieder ausgelagert<br />

werden können. Bei der Konzipierung<br />

des neuartigen automatischen<br />

Containerlagersystems sind erstmals im<br />

Vergleich zu vorhandenen automatischen<br />

Systemen in Regalbauweise ISO-<br />

Container eingesetzt worden, die die<br />

Statik eines herkömmlichen Bauwerks<br />

ersetzen. Diese neue und vor allem kostengünstige<br />

Bauform hat sich die Avi po<br />

<strong>GmbH</strong> durch ein Patent schützen lassen.<br />

Ursprünglich war das System mit<br />

einem Zweiträger-Brückenlaufkran<br />

(Bild ) anstelle des letztlich zum Einsatz<br />

gekommenen Regalbediengerätes<br />

ausgelegt worden. Für den Brückenlaufkran,<br />

der das Lastaufnahmemittel<br />

über vier Drahtseile aufnimmt und mithilfe<br />

einer vom Fachgebiet Maschinenelemente<br />

neu entwickelten Steuerung<br />

eine minimierte Pendelbewegung erzielt<br />

[2], lässt sich eine Kosteneinsparung<br />

um den Faktor 4 bis 5 im Vergleich<br />

Fördertechnik<br />

zu einem herkömmlichen Regalbediengerät<br />

berechnen [3]. Ein Nachteil ist<br />

jedoch die aufwendigere Statik im Bereich<br />

des Daches des Lagersystems, was<br />

schließlich zur Lösung mit dem Regalbediengerät<br />

geführt hat.<br />

Automatisches Parksystem<br />

für Fahrzeuge<br />

Neben Stückgütern auf Europaletten<br />

lassen sich im multifunktionalen Containerlagersystem<br />

alternativ auch Pkw<br />

ein- und auslagern. In Verbindung mit<br />

einer jährlichen Zuwachsrate von mehr<br />

als 1,5 % der in Deutschland zugelassenen<br />

Pkw [4] wächst auch das Aufkommen<br />

des ruhenden Verkehrs, der einen<br />

erhöhten Bedarf an Parkplätzen fordert.<br />

Problematisch in dicht besiedelten<br />

Stadtgebieten sind jedoch fehlende<br />

Freifl ächen sowie die wegen hoher<br />

Grundstückspreise wirtschaftlich nicht<br />

vertretbare Einrichtung von weitläufi<br />

gen Parkplätzen [3]. Die Nutzung des<br />

Containerlagersystems könnte folglich<br />

Hebezeuge Fördermittel, Berlin 52 (2012) 4 · www.hebezeuge-foerdermittel.de 179


Fördertechnik<br />

in diesen Bereichen zu einer adäquaten<br />

Lösung beitragen. Außerdem ist es<br />

möglich, Elektrofahrzeuge in das System<br />

aufzunehmen, deren Batterien<br />

während der Parkzeit aufgeladen werden.<br />

Dazu wird die Rollpalette mit<br />

einer Lade-Schnittstelle ausgerüstet,<br />

die beim Verlassen des Pkw vom Fahrer<br />

per Hand mit dem Ladeanschluss verbunden<br />

wird. Die eingelagerte Rollpalette<br />

bezieht ihren Strom über Kontakte,<br />

die während der Einlagerung geschlossen<br />

werden.<br />

Lastaufnahmemittel mit zwei<br />

Ebenen (Bilder: <strong>LTW</strong>, TU Dortmund 2, N. Hamke)<br />

Da das Lastaufnahmemittel zwei<br />

Ebenen zur Aufnahme von Rollpaletten<br />

hat, ist im gesamten System eine Rollpalette<br />

mehr vorhanden, als Stellplätze<br />

in den ISO-Containern zur Verfügung<br />

stehen. Dadurch ist es möglich, dass das<br />

Lastaufnahmemittel die Rollpalette der<br />

unteren Ebene an die Einlagerungs-<br />

und Auslagerungsstation übergeben<br />

kann, während auf der oberen Rollpalette<br />

bereits eine Europalette mit Stückgütern<br />

oder ein Fahrzeug auf die Einlagerung<br />

wartet. Beim Einlagerungsvorgang<br />

kann somit schon eine weitere<br />

Europalette oder ein weiteres Fahrzeug<br />

auf der Rollpalette in der Einlagerungs-<br />

180<br />

Modell des Lastaufnahmemittels im Konzept mit Zweiträger-Brückenlaufkran<br />

und Auslagerungsstation positioniert<br />

werden, was die Effektivität des Systems<br />

erhöht.<br />

Praktischer Betrieb<br />

Nutzer des Containerlagersystems erhalten<br />

beispielsweise einen RFID-Transponder,<br />

der vor dem Einfahren in die<br />

Einlagerungs- und Auslagerungsstation<br />

an ein Lesegerät zu halten ist.<br />

Nach der Erkennung des Codes öffnet<br />

sich das Einfahrtstor, und die Stückgüter<br />

oder das Fahrzeug können auf<br />

der Rollpalette positioniert werden. Alternativ<br />

ist eine Autorisierung der Nutzer<br />

per Chip oder Fotografi e denkbar.<br />

Mit einem Start-Taster wird der vollautomatische<br />

Einlagerungsprozess in<br />

Gang gesetzt. Zum Heben dient ein<br />

55-kW-Getriebemotor, für die horizontale<br />

Verfahrbewegung des Bediengerätes<br />

steht eine Antriebsleistung von<br />

11 kW zur Verfügung. Das System bietet<br />

eine maximale Hubgeschwindigkeit<br />

von 45 m/min bei einer maximalen Last<br />

von 2,5 t je Palette.<br />

Das Lagerverwaltungssystem kommuniziert<br />

mit der Regalbediengerätesteuerung<br />

über Industrial Ethernet;<br />

diese leitet dann die Befehle für die Bewegung<br />

der einzelnen Komponenten<br />

an untergeordnete Slave-SPS weiter,<br />

die per Profi bus angesprochen werden.<br />

Der Auslagerungsprozess verläuft in<br />

analoger Weise. Für die Zukunft sind<br />

eine Identifi zierung per Handy und<br />

eine Abrechnung der Lager-, Park- bzw.<br />

ggf. angefallenen Stromkosten für das<br />

Laden der Pkw-Batterie per Handyrechnung<br />

geplant. □<br />

Literatur<br />

[1] PCT-Patentanmeldung „Lager für<br />

Güter, insbesondere Garagenanlage für<br />

Personenkraftfahrzeuge“ vom<br />

03.08.2011.<br />

[2] Eller, J.: Simulationsgestützte Untersuchung<br />

von Steuerungsstrategien für<br />

Krane in Parksystemen. Technische Universität<br />

Dortmund, Dissertation 2010.<br />

[3] Oeken, N.; Vollmer, M.: Bewertung der<br />

Wirtschaftlichkeit eines automatischen<br />

Parksystems in Containerbauweise.<br />

Technische Universität Dortmund,<br />

Seminararbeit 2010.<br />

[4] Kraftfahrt-Bundesamt (KBA), Flensburg/Dresden.<br />

Internet: URL: http:/<br />

www.kraftfahrtbundesamt.de/Abt3_<br />

neu/Fahrzeuge/Bestand/b_zeitreihe.<br />

htm (Stand: 17. April 2007).<br />

Prof. Dr.-Ing.<br />

Bernd Künne<br />

ist Leiter<br />

des Fachgebietes<br />

Maschi nen elemente der<br />

Fakultät Maschi nenbau<br />

der TU Dortmund<br />

Dr.-Ing.<br />

Christian Stumpf<br />

ist wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter<br />

des Fachgebietes<br />

Maschi nen elemente der<br />

Fakultät Maschi nenbau<br />

der TU Dortmund<br />

Dipl.-Ing. (FH)<br />

Sebastian Kajewski<br />

ist wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter<br />

des Fachgebietes<br />

Maschi nen elemente der<br />

Fakultät Maschi nenbau<br />

der TU Dortmund<br />

www.hebezeuge-foerdermittel.de · Hebezeuge Fördermittel, Berlin 52 (2012) 4

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