05.03.2013 Aufrufe

bitte lesen Sie den Abschlussbericht von Arja Siegloch

bitte lesen Sie den Abschlussbericht von Arja Siegloch

bitte lesen Sie den Abschlussbericht von Arja Siegloch

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

ABSCHLUßBERICHT<br />

Über meinen fünften Arbeitseinsatz in Ruiz de Montoya, in Provinz Misiones, Argentinien.<br />

Diesmal gestaltete sich die Arbeit anders, als die vorige Male. Die Arbeit in der „Sala“ konnte ich wie<br />

gewohnt antreten. Am ersten Tag war ich sogar ganz alleine und es gab wirklich reichlich zu tun.<br />

Auch am ersten Arbeitstag bekam ich <strong>den</strong> „Dämpfer“ für die neuen Ideen wegen der Kräuterküche.<br />

Man hatte mich um Hilfe gebeten und um Rat gefragt, aber als ich ankam, war vieles im Gange, was<br />

meiner Meinung nach nicht zu einem kirchlichen sozialen Projekt gehört. Aber darüber berichtete ich<br />

ja schon in meinem letzten Bericht sehr genau. Die Weiterentwicklung war Folgendes:<br />

Im Mai habe ich tatsächlich alle Sachen abgeholt und so lange bei mir im Häuschen, wo ich diesmal<br />

wohnte (auf der anderen Seite des Dorfes), untergebracht, bis ich in „Quincho“ der Kirche einen<br />

kleinen Lagerraum herrichten konnte , um die Sachen<br />

dort aufzubewahren. Frau Ruth Weidmann, die in der schweizerischen evangelischen Kirche die<br />

Frauenarbeit leitet, half mir sehr viel. <strong>Sie</strong> organisierte „die Putztruppe“ und kaufte mit mir die<br />

Wandfarbe ein und zusammen malten wir die Wände neu! Danach bestellte ich beim Schreiner<br />

Regale aus Holz. Mitte August konnte ich dann mit dem schon „heißersehnten“ Frauentreff,<br />

„Encuentro de las mujeres“, anfangen. Es wurde auch<br />

im lokalen Radiosender angekündigt. Obwohl es an diesem Tag regnete, kamen außer mir und Ruth<br />

noch 10 weitere Frauen!!!! Und das will was heißen in Misiones!! Oft beim Regen können viele Leute<br />

nicht raus, weil die Erdwege unpassierbar sind. Aber die Frauen <strong>von</strong> Dorfmitte haben <strong>den</strong> Regen<br />

getrotzt und kamen voller Eifer und großer Freude. Wir fingen mit einem einfachen Hustensaft an,<br />

und machten aus der Saft der Apepú-Frucht, ähnlich der Grapefruit, mit Wasser und Zucker einen<br />

Sirup, das sehr gut beim Husten hilft. Auch sprachen wir viel darüber, was ist der Sinn dieses<br />

Treffens. Nämlich, dass die Frauen lernen, ihre Familien und sich selber bei kleineren Krankheiten zu<br />

Hause zu pflegen. Und damit eine der anderen über die Kräuter etwas beibringen kann, damit das<br />

Wissen, das manche noch haben, weitergegeben wird. Auch sagte ich ihnen, dass das KEIN Kurs ist,


weil der fängt an und hört wieder auf, aber dieses Treffen soll weiterleben und die Frauen sollen sich<br />

in Zukunft immer treffen, so oft sie es brauchen.<br />

Beim zweiten Mal machten wir mehrere Sachen. Die Frauen hatten viel Ringelblumenblüten<br />

gesammelt und brachten auch Aloe Vera-Blätter mit. Mit <strong>den</strong> Blütenblätter<br />

und neutralem Öl machten wir Ringelblumenöl für unsere Creme. Das dauert natürlich mindestens<br />

2 – 3 Wochen, und so hatte ich schon etwas vorgearbeitet und brachte ein fertiges Öl auch mit.<br />

Außerdem machten wir aus <strong>den</strong> ganzen Blüten noch Tinktur, die auch bis zum nächsten Treff Zeit<br />

brauchte, um fertig zu sein. Beide, das Öl und die Tinktur habe ich zwei Frauen mitgegeben und sie<br />

sollten sie je<strong>den</strong> Tag schütteln, bzw. umrühren und beim nächsten Treffen wieder mitbringen.<br />

Zusätzlich machten wir dann die „Crema Cálendula“ = Ringelblumencreme für Hautpflege und<br />

Allergien.. Ich hatte in Buenos Aires eine Basiscreme besorgt, mit dem mischten wir dann das fertige<br />

Öl und das Gel <strong>von</strong> Aloe, das die Frauen vorsichtig <strong>von</strong> <strong>den</strong> Blättern lösten.<br />

Diese Creme wurde ein „Renner“!<br />

Sowie auch unsere „Crema magica“, die aus Rinderfett und Honig besteht, die man auf entzündete<br />

Wun<strong>den</strong>, Schürfwun<strong>den</strong> usw. benützen kann. Die Tinktur <strong>von</strong> Ringelblume ist nur zur Pflege <strong>von</strong><br />

Haut, z.B. bei Akne, gedacht.<br />

Einmal kam dann ein Herrenbesuch! Und zwar der Herr Senn (84 J.), der als kleiner Junge mit seinen<br />

Eltern aus der Schweiz hierhin eingewandert ist. Er weiß sehr viel über die Pflanzen und macht auch<br />

selber viel Tinkturen und Hustensaft und Liniment zum Einreiben usw. Er hat<br />

auch erklärt, warum es sehr schwierig ist, diese Medizin weiterzugeben. Und zwar gibt es viele<br />

Menschen, die die Anweisungen wegen der Einnahme nicht folgen und zu viel <strong>von</strong> der Medizin<br />

nehmen und im schlimmsten Fall treten dann Vergiftungserscheinungen auf. Auch muss man die<br />

Pflanzen sehr gut kennen, weil manche sich sehr ähneln und andere Arten manchmal giftig sind! Bei<br />

diesem Treffen konnten wir alle sehr viel lernen. Ich ließ <strong>den</strong> Frauen auch mehrere Bücher über<br />

medizinische Pflanzen, die sie jederzeit anschauen und <strong>lesen</strong> können.


Andersmal kochten wir „Fortificante“, das Eisenpräparat, das die Müdigkeit auch „wegfegt“!<br />

Ich versuchte ihnen alles beizubringen, was ich gelernt hatte. Ich habe ihnen die Mittel besorgt, mit<br />

<strong>den</strong>en sie arbeiten können, eine Granitplatte für <strong>den</strong> Holztisch (wegen der Hygiene) und die Kirche<br />

gab „Obdach“. Alle Frauen waren so glücklich und froh, dass sie nun dieses Treffen haben.<br />

Als Ruth Möglichkeit hatte nach Chile zu gehen, zu einem Treffen der Frauenarbeit der Kirche, kam<br />

sie mit schönen Ideen zurück. Z.B. wie wir <strong>den</strong> Anfang <strong>von</strong> unserem Treffen neugestalten können. <strong>Sie</strong><br />

brachte uns einen „Begrüßungstanz“ bei. Man steht in einer Runde, Hand in Hand, man geht<br />

mehrere Schrittfolgen zusammen(man sagt oder singt<br />

dazu zusammen einen Satz ) und danach hält man etwas inne und jede Frau hat die Möglichkeit<br />

einen Wunsch oder ein Gebet auszusprechen. Das wiederholt man so oft es nötig ist, oder jemand<br />

etwas zu sagen hat. Ich fand‘s sehr schön und es kam auch bei <strong>den</strong> Frauen sehr gut an.<br />

Ende Oktober war dann für mich an der Zeit, mich <strong>von</strong> dieser schönen Gruppe(ab 2. Treffen waren<br />

wir immer 20! Junge und ältere zusammen!!) ) <strong>von</strong> Frauen zu verabschie<strong>den</strong>. In diesen Monaten<br />

wurde mir klar, wie wichtig es war, diese Gruppe ins Leben zu rufen! Es ist weitaus mehr, als „nur“<br />

Kräuterküche! Hier können die Frauen wieder neue Kräfte für ihren Alltag sammeln. Hier können sie<br />

ihre Kenntnisse austauschen und ihre Gedanken. <strong>Sie</strong> waren alle sehr glücklich und kamen beim<br />

letzten Treffen mit mir mit <strong>den</strong> tollsten Kuchen und Kleingebäck an!!


Auch wenn man es in diesem Bild nicht sieht, gab es viel<br />

Grund zum Lachen und fröhlich sein!! Ich hoffe, dass alle diese lieben Frauen die Kraft fin<strong>den</strong>, dieses<br />

Treffen weiterzuführen!!<br />

In meinem Projekt ist und bleibt die Arbeit in der Sala immer das wichtigste. Dort habe ich auch<br />

versucht mit <strong>den</strong> Spen<strong>den</strong>geldern etwas zu bewirken, weil es immer an so vieles gefehlt hat. Ich<br />

kaufte Mullstoff für die Kompressen, Kanülen, 2 kleine Trommeln für kleine Kompressen, neue<br />

Skalpellgriffe + viele Klingen dazu, eine Lupe, <strong>den</strong> man an der Wand oder am Tisch klemmen und mit<br />

freien Hän<strong>den</strong> arbeiten kann, Bin<strong>den</strong> aus Latex-Gummi, um Blutleere am Arm/Bein/Zehe zu machen,<br />

Scheren, die auch <strong>den</strong> Mullstoff gut schnei<strong>den</strong> und weitere „Kleinigkeiten“. Größte Anschaffung war<br />

ein viertüriger halbhoher Schrank. Das Holz dafür schenkte uns eine Familie, die ein Sägewerk hat.<br />

Der Schreiner holte das Holz, ließ es in seiner Werkstatt wochenlang trocknen und baute <strong>den</strong><br />

Schrank. Ich zahlte die Schrauben, Scharniere und Schlösser, wie auch seine Arbeit. Er schenkte aber<br />

uns 400 Pesos und repariert <strong>den</strong> alten großen Schrank auch noch für <strong>den</strong> gleichen Preis! Für <strong>den</strong><br />

neuen Schrank und einen älteren halbhohen Schrank,<br />

etwas kleiner als der Neue, kaufte ich Granitplatten,<br />

damit sie leichter zu säubern sind und auch so hygienischer.


Dazu ordnete ich alle Sachen neu. Was nicht mehr zu gebrauchen war, „flog“ hinaus! So gab es<br />

plötzlich mehr Platz und man fand, was man suchte. Ich<br />

reinigte auch einige <strong>von</strong> <strong>den</strong> Deckenventilatoren, die in der Sommerzeit andauernd in Benützung<br />

sind. <strong>Sie</strong> sammeln <strong>den</strong> Staub so, dass die Farbe weiß kaum mehr zu sehen ist! Auch versuchte ich<br />

einige Fenster zu reinigen, die man wohl seit zwei Jahren nicht mehr gereinigt hatte!!<br />

Das Problem mit dem lieben Geld!! Die Putzfrau macht<br />

nur das Notwendigste, weil das Gehalt so klein ist!<br />

Zu all diesen Sachen hatte ich natürlich auch sehr viele Verbandswechsel, viele eingewachsene<br />

Zehennägel, die operiert wur<strong>den</strong>, Wundversorgungen, Gipse anlegen, Instrumente putzen,<br />

sterilisieren, Mullstoff schnei<strong>den</strong> – Kompressen legen usw. usw.<br />

Besuche in <strong>den</strong> Dörfern der Indigenas blieben bei mir Seltenheit. Mariana ging Ende Juni in die<br />

Schweiz für ein Jahr und seither geht Elizabeth dieser Arbeit nach. <strong>Sie</strong> ist immer mit einer Ambulancia<br />

<strong>von</strong> Posadas (mit Fahrer) in die Dörfer gegangen und höchstens mit einem indigegen Promotor,<br />

Helfer. Aber die Arbeit in der Sala war ausreichend. Außerdem sind jetzt immer 2 indigene<br />

Promotoren in der Sala und helfen uns bei der Arbeit. <strong>Sie</strong> bekommen vom Staat auch einen kleinen<br />

Lohn dafür. Diese Idee finde ich sehr gut und <strong>den</strong> Patienten hat es auch sehr gut gefallen!!<br />

Wenn ich in meiner Freizeit nicht mit der Frauenprojekt beschäftigt war, habe ich sehr viele<br />

Fußmassagen gemacht. Ende Juni ging auch Hildy, die diese Massagen seit vielen Jahren hier macht,<br />

in die Schweiz für längere Zeit. So hatte ich je<strong>den</strong> Nachmittag 2-4 Patienten zum Massieren!! Ich<br />

habe in dieser Sache sehr viel an Erfahrung gesammelt, was mir nur zugutekommt. Diese Patienten<br />

zahlten die Behandlung. Ich sammelte das Geld und legte mit <strong>den</strong> Spen<strong>den</strong> zusammen, um alles<br />

realisieren zu können, was ich in der Sala vorhatte. Eins gelang mir noch nicht: der neue Sterilisator<br />

mit Dampf= Autoklave!! Aber vielleicht haben sie es nun selber geschafft! <strong>Sie</strong> machen seit ein Paar<br />

Jahren einen jährlichen Fiesta mit Asado (=gegrilltes Fleisch), Torten, Tombola und Lose verkaufen.<br />

Als Preise gibt es tolle Sachen, alles was man auf dem Land im Haus gebrauchen kann, z.B. Kalb,


Ferkel ,, , kleiner Rasenmäher usw…… Alle Gewinne sind<br />

Geschenke <strong>von</strong> Leuten aus Ruiz de Montoya!!! Mit dem Erlös wollen sie für die Sala Sachen kaufen,<br />

die man unbedingt zum Arbeiten dort braucht, der Staat aber nicht dafür Sorge trägt!! Ich versuchte<br />

ihnen einzuprägen, wie wichtig es wäre, diese Autoklave zu haben, wegen der Sterilität und<br />

Schonung <strong>von</strong> Instrumenten. Die trockene Hitze verbrennt alles, da das Gerät schon alt und zum Teil<br />

kaputt ist.<br />

Die Sala wurde auch wieder weitergebaut! In neuem Teil gibt es neue Toiletten für Patienten, auch<br />

für Behinderte, es gibt Duschen und ein Zimmer für Wundversorgungen. Aber…….. Wieder das liebe<br />

Geld! Es ging aus, bevor alles so weit fertig gewesen wäre, dass man alles auch benützen kann!!<br />

Überhaupt ist nichts mehr <strong>von</strong> der alten „Romantik“ erhalten! Alle arbeiten in ihren Bereichen und<br />

um andere zu sehen, müssen wir laufen und weite Wege machen!!! Alles hat seine Vor- und<br />

Nachteile!! Aber die Herzlichkeit ist geblieben! Und das macht das Arbeiten so angenehm. Auch die<br />

gute Laune der Ärzte, <strong>von</strong> Manuel (Traumatologe) und seiner Frau Elizabet (Allgemeinärztin), macht<br />

viel aus. Es wird nie lauthals geschimpft oder „zurechtgebogen“, es wird immer anderen geholfen<br />

und mit einem Lächeln die Patienten empfangen. Darum ist es auch so schwer Abschied zu nehmen!<br />

Aber dass ich immer willkommen sei zurückzukommen, hat man mir mehrmals bestätigt, das macht<br />

das Weggehen leichter.<br />

Bei <strong>den</strong> SCOUTs habe ich auch hin und wieder in meiner Freizeit etwas geholfen, da ich sowie so<br />

Haus an Haus mit Barbara gewohnt habe. <strong>Sie</strong> hat auch für mich gekocht, mit mir gelacht, mir Wäsche<br />

gewaschen und mir zugehört, wenn ich Sorgen hatte. <strong>Sie</strong> ist eine gute und liebe Freundin, der ich<br />

sehr dankbar bin.<br />

Zufällig gab es kurz vor meiner Abreise einen Event der SCOUT-Kinder, eine „Pizzería“!!! Es gab<br />

vieeeeeeeeeeeeeeel zum vorbereiten!! Aber das Endergebnis konnte sich zeigen und SCHMECKEN<br />

lassen!! Es war lecker lecker lecker!!! Das ganze befand sich im Garten <strong>von</strong> Barbara!!!


Diese Bilder sprechen für sich!<br />

Ich bin sehr dankbar für alle, dass ich schon fünf Mal in dieses Dorf arbeiten gehen konnte. Auf diese<br />

Art habe ich sehr viel gelernt, gute und weniger gute Zeiten und Momente erlebt. Auch habe ich<br />

gesehen, wie schwer es ist, alle Hilfe gerecht zu verteilen!<br />

Ich danke auch GAW <strong>von</strong> ganzem Herzen! Ihr habt Vertrauen zu mir gehabt und mit euch und IERP<br />

konnte ich einen Jugendtraum wahr wer<strong>den</strong> lassen!<br />

Mit herzlichen Grüßen eure <strong>Arja</strong> <strong>Sie</strong>gloch

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!