Bavaria Filmstadt Geiselgasteig Interview mit ... - StuntMac
Bavaria Filmstadt Geiselgasteig Interview mit ... - StuntMac
Bavaria Filmstadt Geiselgasteig Interview mit ... - StuntMac
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Stunt Show (<strong>Interview</strong>)<br />
<strong>Bavaria</strong> <strong>Filmstadt</strong> <strong>Geiselgasteig</strong><br />
Action vom Feinsten: Die <strong>Bavaria</strong> Stunt<br />
<strong>Interview</strong> <strong>mit</strong> Stuntteamchef Mac Steinmeier<br />
“Wir halten für andere unsere Knochen hin”<br />
Seit 1989 zeichnet das Stuntteam Steinmeier&Mohr für 30 Minuten rasante<br />
Unterhaltung in der <strong>Filmstadt</strong> verantwortlich. Anfangs demonstrierten die Stunt-Profis<br />
den Besuchern in der Zechensiedlung „Rote Erde“ ihr gefährliches Handwerk, 1996<br />
zog man <strong>mit</strong> der Show in den rückwärtigen Geländeteil der <strong>Filmstadt</strong> um. Hier wurde<br />
eine neue Kulisse, ein amerikanisches Gefängnis, gebaut und eine neue Story<br />
entwickelt. Acht Jahre jagten sich Cops und Knastis, prügelten sich, flogen durch<br />
Glasscheiben und stürzten von Dächern. Dem Publikum gefiel es, das beweisen die<br />
ständig gestiegenen Besucherzahlen der Show. Auch in der neuen Indoor-Kulisse,<br />
dem <strong>Bavaria</strong> Stunt Center, ziehen Steinmeier und sein Team wieder alle Register<br />
ihres Könnens. Darüber hinaus sind die starken Jungs aber auch in vielen großen<br />
und kleinen TV- und Kinofilmen zu sehen.<br />
Was macht eigentlich die Faszination des Berufes aus, wie wird man Stuntman und<br />
was sind das für Leute, die für andere die Knochen hinhalten? Alles das und vieles<br />
mehr haben wir in einem <strong>Interview</strong> <strong>mit</strong> dem Chef des Stuntteams gefragt.<br />
Mac Steinmeier, Jahrgang 1963, ist gemeinsam <strong>mit</strong> seinem Freund und Kollegen<br />
Michael Mohr, Jahrgang 1957 Chef eines der bekanntesten Stuntteams in Europa.<br />
Jeder der beiden führt sein eigenes Team <strong>mit</strong> insgesamt 25 Stuntmen und<br />
Stuntwomen, die bereits in zahlreichen großen und kleinen Filmen zu sehen waren.<br />
Herr Steinmeier, Sie haben einen sehr interessanten, aber auch gefährlichen Beruf.<br />
Wie sind Sie dazu gekommen?<br />
Eigentlich bin ich gelernter Bürokaufmann. Gemeinsam <strong>mit</strong> meiner Schwester habe<br />
ich aber 1979 einige Reportagen über Stuntleute im Fernsehen gesehen und war<br />
sofort begeistert. Daraufhin haben wir uns erkundigt, ob es auch in Deutschland<br />
Ausbildungsmöglichkeiten zum Stuntman gibt. Von einer Jugendzeitschrift bekamen<br />
wir einige Adressen, die wir besuchten. Auf dieser Suche nach einer vernünftigen<br />
Ausbildung lernte ich Michael Mohr, meinen langjährigen Geschäftspartner kennen.<br />
Wir wollten beide Stuntmen werden und trainierten hart, um uns dann verschiedenen<br />
Produktionen anzubieten. Irgendwann kam der erste Auftrag, lange danach der<br />
zweite und erst viele Jahre später buchte man uns regelmäßig. Es war wirklich<br />
schwer ins Filmbusiness hinein zu kommen, sich zu behaupten und ganz oben <strong>mit</strong> zu<br />
spielen. Es sprach sich schnell herum, dass wir zuverlässig sind, gut trainiert und<br />
keine unnötigen Risiken eingehen.<br />
Uns interessiert natürlich wie das heute <strong>mit</strong> der Ausbildung zum Stuntman ist. Und<br />
welche Voraussetzungen muss man <strong>mit</strong>bringen, um einen solchen Job ausüben zu<br />
können?<br />
Stuntman ist in Deutschland kein anerkannter Beruf, also gibt es auch keine<br />
geregelte Ausbildung. Diese geschieht nach wie vor durch die einzelnen Stuntteams
selbst. Ab einem Alter von etwa 22 Jahren können sich Interessierte bewerben.<br />
Sportlichkeit sowie eine sehr gute Körperkoordination sollte man auf jeden Fall<br />
<strong>mit</strong>bringen, außerdem gutes Durchhaltevermögen. Der Weg zum ausgebildeten<br />
Stuntman ist lang und hart und davon geprägt, Dinge solange zu wiederholen, bis sie<br />
wirklich perfekt sitzen. Bis man zum ersten Mal bei einem Dreh eingesetzt wird, sind<br />
zwei bis drei Jahre intensiven Trainings nötig. Man fängt ganz klein an, um jedes<br />
Verletzungsrisiko zu vermeiden. Aber <strong>mit</strong> Fleiß, Zuverlässigkeit und den richtigen<br />
Teamkollegen kann man auch in diesem Job fast alles erreichen.<br />
Gibt es auch Stuntwomen?<br />
In Deutschland ist die Zahl der Stuntfrauen eher gering, etwa zehn Prozent der<br />
Stuntleute sind weiblich. Die Stuntwomen stehen ihren männlichen Kollegen<br />
allerdings in nichts nach. Sie doubeln unsere Schauspielerinnen in allen Kategorien.<br />
In der <strong>Bavaria</strong> Stunt Show bekommt man eine Vorstellung davon, dass der Job eines<br />
Stuntman <strong>mit</strong> Mut zum Risiko -aber auch und ebenso wichtig- <strong>mit</strong> viel Selbstdisziplin<br />
und genauer Planung zu tun hat. Sie sind ja selbst Vater, viele Ihrer Mitarbeiter<br />
ebenfalls. Lehnen Sie auch mal Aufträge ab, die zu gefährlich sind?<br />
Ja, das kommt gelegentlich vor. Obwohl komplizierte und sehr gefährliche<br />
Stuntszenen fast immer durch Stunttechnik, clevere Kameraeinstellungen und<br />
Schnittmöglichkeiten gelöst werden können und für uns Stuntleute dann meist doch<br />
zu realisieren sind. Selten besteht ein Regisseur auf Stunts, bei denen Verletzungen<br />
vorhersehbar sind. Wenn die Stuntszene nicht zu kalkulieren ist, dann lassen wir die<br />
Finger davon. Kein Film ist es wert, sich oder andere planmäßig zu verletzen.<br />
Zu Ihren Aufgaben gehört auch die Unterstützung des Regisseurs als Stunt-<br />
Koordinator. Was bedeutet das?<br />
Als Stunt-Koordinator habe ich nicht nur die Aufgabe, für die Sicherheit der<br />
Stuntleute zu sorgen, sondern auch das Produktionsteam, die Schauspieler und den<br />
Regisseur zu unterstützen. Mit dem Regisseur spreche ich die Stunts ab, arbeite sie<br />
aus und inszeniere sie. Ist im Drehbuch beispielsweise ein gefährlicher Motorrad<br />
Stunt vorgesehen, besichtige ich <strong>mit</strong> dem Team den Drehort und plane jede<br />
Einzelheit. Dabei weiß ich ganz genau, wann es selbst für einen Stuntman zu<br />
gefährlich wird oder wie das Timing aussehen muss, da<strong>mit</strong> der Stunt von der Kamera<br />
überzeugend eingefangen werden kann. Wenn das Doubeln der Schauspieler nicht<br />
möglich ist, besteht meine Aufgabe darin, für die Darsteller eine Choreographie zu<br />
erarbeiten, die sie dann unter meiner Aufsicht trainieren und dann für ihre<br />
Actionszenen umsetzen können.<br />
So<strong>mit</strong> bin ich für die Stunt-Koordination als auch für die Stunt-Choreographie aller<br />
Actionszenen zuständig.<br />
Steinmeier und Mohr ist eines der renommiertesten deutschen Stuntteams. Wie sieht<br />
Ihre Branche aus, ist die Konkurrenz groß?<br />
In Deutschland wie in ganz Europa wird viel gedreht. Mit dem Anwachsen der Zahl<br />
der Produktionen wächst auch der Druck auf die Film- und Fernsehproduktionen,<br />
spannende und unterhaltsame Filme auf den Markt zu bringen. Die Zuschauer<br />
erwarten immer spektakulärere Bilder.
Das liegt nicht zuletzt daran, dass sich in den letzten zwanzig Jahren einige deutsche<br />
Stuntteams so professionell entwickelt haben, dass auch in Europa ein Standart<br />
gesetzt werden konnte, der nicht weit von Hollywood entfernt ist. Für diese Teams,<br />
die kontinuierlich bei Film- und Fernsehproduktionen <strong>mit</strong>arbeiten gibt es genügend<br />
interessante Arbeit.<br />
Geben sie uns doch bitte einen Überblick, welche großen Film- und<br />
Fernsehproduktionen Sie <strong>mit</strong> Ihrem Team bereits gemacht haben.<br />
Große Kino-Aufträge hatten wir u.a. bei den Produktionen “(T)Raumschiff Surprise<br />
Periode1”, dem oscarprämierten Spielberg-Film “Der Soldat James Ryan”,<br />
„Resident Evil“, „Althan.com“ „TKKG“, der Kultkomödie “Erkan und Stefan”,<br />
dem Schocker “Anatomie I + II”, “2001 A Space Travesty” <strong>mit</strong> Leslie Nielsen,<br />
„Bibi Blocksberg II“, „Das Sams“, „Tödlicher Umweg“ uvm.<br />
Wir sind bei deutschen als auch bei ausländischen Produktionen regelmäßig<br />
vertreten wie z.B. bei den preisgekrönten Fernsehfilmen “Der Tunnel”, „Das Jesus<br />
Video“ und „Das Wunder von Lengede“. Außerdem doubeln wir ständig bei TV-<br />
Movies und Fernsehserien wie “Tatort”, “Soko Kitzbühel”, “Balko” oder auch den TV-<br />
Hit „Mit Herz und Handschellen“ welcher im November 2004 ausgezeichnet wurde<br />
und viele andere.<br />
Was war dabei der gefährlichste und nervenaufreibenste Stunt?<br />
Für eine große Kino-Produktion musste ich einmal bei einer wilden Verfolgungsjagd<br />
einen PKW <strong>mit</strong> 65 km/h durch eine Baustelle fahren, die durch eine Eisenschranke<br />
abgesperrt war. Dabei riss die Schranke –so war es im Drehbuch vorgesehen- das<br />
Dach des PKW ab und er kam auf der anderen Seite der Baustelle als Cabriolet<br />
wieder heraus.<br />
Die Gefahr bei diesem Stunt war, dass man im wahrsten Sinne des Wortes, den Kopf<br />
hätte verlieren können. Natürlich war der Stunt-PKW entsprechend präpariert, d.h.<br />
dass die Holme des Dachs angesägt waren und das Dach selbst relativ locker auflag.<br />
Die Front- und die Heckscheibe hatten wir <strong>mit</strong> Karoserie und Dach fest verbunden.<br />
Dadurch entstand ein unglaublich spektakulärere Effekt: Front- und Heckscheibe<br />
sowie das Dach flogen 40 Meter durch die Luft.<br />
Herr Steinmeier, und nun meine letzte Frage auf was sind Sie besonders stolz?<br />
Auf mein Stuntteam, auf meine sehr erfolgreichen langjährigen Stuntshows, meine<br />
Rolle bei Steven Spielberg im „Soldat James Ryan“ und eine Einladung zu den World<br />
Stunt Awards 2003 in L.A.<br />
Ich bedanke mich für das <strong>Interview</strong> und wünsche Ihnen noch viel Erfolg für die<br />
Zukunft!