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Die Kirche - Ev. Kirche Much

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nach seinem Eintreffen wurde er aus eigenem Antrieb als Seelsorger für die <strong>Ev</strong>angelischen<br />

unter den „Flüchtlingen“ tätig. 1946 ist er dann von der Landeskirchenleitung unter<br />

pfarramtlicher Zuordnung zur <strong>Ev</strong>angelischen <strong>Kirche</strong>ngemeinde Seelscheid als „Hilfsprediger“<br />

für den Bezirk <strong>Much</strong> eingesetzt worden: Im Rahmen einer „Sammelbewegung“ der<br />

evangelischen <strong>Kirche</strong>n und unter Nutzung seines Motorrades nahm er Kontakt zu den<br />

vertriebenen evangelischen Christen in der Region auf. Er suchte die versprengten Familien<br />

auf und hielt Gottesdienste ab, zunächst also im „Schülchen“, und als es dort 1946 zu eng<br />

wurde, in der Landwirtschaftsschule an der Schulstraße (heute Musikschule), ab Weihnachten<br />

1949 dann im angemieteten Saal der Reichensteiner Mühle sowie ab 1951 zusätzlich in der<br />

Volksschule Marienfeld. Etliche besuchten aber auch die evangelischen Gottesdienste in<br />

Seelscheid oder Drabenderhöhe, weil der Fußweg nach <strong>Much</strong> einfach zu weit oder zu<br />

beschwerlich war. Als Stauffer im Dezember 1951 <strong>Much</strong> verließ, waren die Grundlagen für<br />

die Gemeinde unter den Heimatvertriebenen gelegt.<br />

<strong>Die</strong> Bevölkerung von <strong>Much</strong> verhielt sich gegenüber den „Flüchtlingen“ reserviert. Einerseits<br />

sahen die <strong>Much</strong>er sicherlich ein, dass man die gewaltsam Vertriebenen aufnehmen müsse und<br />

zeigten im Rahmen ihrer begrenzten Möglichkeiten durchaus Hilfsbereitschaft, andererseits<br />

waren die Zwangseinquartierungen ja alles andere als angenehm. Außerdem war die<br />

Bevölkerung im Bergischen stets sehr arm gewesen und hatte nach dem Kriege selbst wenig<br />

zu essen. Den aus ihrer Heimat Vertriebenen ging es schlecht, aber der armen Bevölkerung in<br />

der Region auch nicht viel besser, denn die Böden waren karg, das Klima rau und die<br />

Verkehrsverbindungen dürftig. Hinzu kam, dass die Einwohner von <strong>Much</strong> fast vollständig der<br />

katholischen <strong>Kirche</strong> angehörten, während die Flüchtlinge zumeist evangelisch waren.<br />

Natürlich waren den „Müchern“ evangelische Christen nicht unbekannt, denn z.B. in<br />

Seelscheid und Drabenderhöhe gab es schon lange evangelische Gemeinden und dort stellten<br />

sie sogar die Bevölkerungsmehrheit. Wichtig für alle war allerdings, dass es wieder Frieden<br />

gab.<br />

Nicht genug, dass die Menschen unter dem Krieg und den Kriegsfolgen zu leiden hatten.<br />

Hinzu kam 1946/47 die Not eines sehr harten Winters: „Ein harter Winter erfüllte auch unsere<br />

Gemeinde mit viel Leid, Not, Kälte und Hunger. <strong>Die</strong> Elendsquartiere sind zum Symbol der<br />

Zeitkatastrophe geworden“ (so im Lagerbuch von Seelscheid). Aber angesichts dieser Not<br />

wuchs auch die Hilfsbereitschaft vieler Menschen. Der Seelscheider Pfarrer Bonnet schrieb:<br />

„Spenden (Kleider, Schuhe und Nahrungsmittel), von ausländischen Christen gegeben,<br />

können an die Ärmsten verteilt werden.“ 1947 gab es wie zu Kriegszeiten immer noch<br />

Lebensmittelkarten, aber deren Rationen reichten für den Bedarf an Nahrungsmitteln kaum<br />

aus. Es blühte der Schwarzmarkt mit Wucherpreisen; die Felder, Häuser und Stallungen<br />

mussten vor <strong>Die</strong>bstahl bewacht werden. Pfarrer Bonnet schrieb 1947: „Mitte des Jahres reißt<br />

der Flüchtlingsstrom ab. Ein außergewöhnlich heißer Sommer lässt eine große Dürre<br />

entstehen. <strong>Die</strong> Weiden werden braun gebrannt, die Futterrüben bleiben zurück. Eine<br />

Hungersnot droht dem Lande. Hungrige Menschen aus den Städten kommen jeden Tag in<br />

Scharen und bitten um Essbares, und sei es nur eine Handvoll Kartoffeln oder Fallobst – Viele<br />

versuchen ihre Habe gegen Esswaren einzutauschen.“<br />

Man kann nicht sagen, dass die in <strong>Much</strong> ansässigen katholischen Christen ihren evangelischen<br />

Glaubensbrüdern feindlich gegenüberstanden, aber man hielt doch spürbar Abstand –<br />

besonders „Mischehen“ lehnte man ab. Auch bei der Schulausbildung legte man, wohl<br />

beiderseits, Wert auf Abgrenzung. In der <strong>Much</strong>er Volksschule wurde eine zunächst<br />

einklassige evangelische Bekenntnisschule eingerichtet. Aufgrund der wachsenden<br />

Schülerzahl wurde diese 1956 auf zwei Klassen erweitert (für die Jahrgangsstufen 1 bis 4 und<br />

5 bis 8) und bekam sogar einen eigenen Schulleiter. Für die beiden Klassen ist dann ein<br />

besonderer Anbau am „Schülchen“ in der Schulstraße neu errichtet worden, in dem „die

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