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Vertrauenssache Ladenumbau - Pro Vendo - Ladeneinrichtung

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Shop-Design ■ Offenheit, Dynamik, Frische<br />

<strong>Vertrauenssache</strong> <strong>Ladenumbau</strong><br />

<strong>Vertrauenssache</strong> <strong>Ladenumbau</strong> : Hörakustiker-Meister Andreas Gilgert, Designerin und Innenarchitektin Elena Egli sowie Ladenbauer<br />

Kevin Siska (von li. nach re.) bei der Planung der Ladengestaltung für die Firma Gilgert.<br />

Die Neugestaltung der Ladenräume ist für jeden Inhaber eines Hörakustik-Fachgeschäftes eine<br />

Herausforderung: Wie entwickelt man ein professionelles Gestaltungskonzept, das dem Charakter<br />

des eigenen Unternehmens gerecht wird, und das zugleich die gewohnten Arbeitsabläufe optimiert<br />

und nicht etwa stört? Und woher nimmt man die Fachleute, die dieses Konzept dann auch umsetzen<br />

können? Ein Beispiel für ein gelungenes Umbau-<strong>Pro</strong>jekt fanden wir in Magdeburg bei „Gilgert –<br />

ästhetische Hörakustik“, wo Hörakustiker-Meister Andreas Gilgert, Ladenbauer Kevin Siska sowie<br />

Designerin und Innenarchitektin Elena Egli Autor Martin Schaarschmidt Rede und Antwort standen.<br />

Herr Gilgert, Sie haben Ihre beiden Magdeburger Geschäfte<br />

komplett neu gestaltet. Was hat sich im Vergleich<br />

zu früher verändert?<br />

Andreas Gilgert: Das ist für mich gar nicht so leicht zu<br />

beschreiben. Die ursprüngliche Einrichtung unserer Geschäfte<br />

hatte ich vor Jahren selbst entworfen. Damals war<br />

das für mich in Ordnung. Aber aus heutiger Sicht erschien<br />

mir alles eher unordentlich: zu viel Abwechslung, zu viele<br />

Gegenstände. Das war viel zu unruhig.<br />

Wie haben andererseits Sie als Fachleute für Ladengestaltung<br />

die ursprünglichen Geschäfte erlebt?<br />

Audio infos n° 125 I September 2011


Kevin Siska: Da gab es eigentlich kein wirkliches Konzept,<br />

das der Gestaltung zugrunde lag. Was es gab, waren über<br />

Jahre zusammengestellte Möbelstücke, an denen die Zeit<br />

nicht spurlos vorüber gegangen war: dort ein blauer Sessel,<br />

da ein Buchen-Tisch, hier ein weißer Tresen. Das funktionierte<br />

zwar alles irgendwie, passte aber schon farblich nicht<br />

so richtig zusammen. Wenn ich Tag für Tag in einem Laden<br />

bin, nehme ich solche Dinge meist gar nicht mehr wahr. Aber<br />

den Kunden geht das natürlich ganz anders. Alles wirkt unruhig,<br />

unaufgeräumt.<br />

Elena Egli: Als ich das erste Mal in einen der ursprünglichen<br />

Läden rein kam, sah das für mich etwas langweilig<br />

aus. Es war recht lange nichts mehr saniert worden. Es verlangte<br />

nach mehr Offenheit, nach Frische und Dynamik.<br />

Sie sind dieses <strong>Pro</strong>jekt dann gemeinsam angegangen. Wie<br />

kam es eigentlich zur Zusammenarbeit?<br />

A. G.: Da gab es eine Vorgeschichte: Vor zirka zwei Jahren<br />

haben wir die Philosophie unseres Unternehmens und die daraus<br />

resultierenden Strategien grundsätzlich überdacht. Wir<br />

wollten unsere besonderen Kompetenzen – etwa in der Labor-<br />

Fertigung sowie im IdO-Bereich – stärker zur eigenen <strong>Pro</strong>filierung<br />

nutzen. Und wir wollten gezielter hochwertige Leistungen<br />

anbieten und entsprechende Kunden erreichen. Aus<br />

„Hörgeräte Gilgert“ wurde „Gilgert – ästhetische Hörakustik“.<br />

Ausgehend davon haben wir unser Corporate Design (CD) sowie<br />

die gesamte Unternehmenskommunikation neu gestaltet.<br />

Und natürlich sollte zur „ästhetischen Hörakustik“ auch eine<br />

passende Raumästhetik geschaffen werden. Durch eine Anzeige<br />

in der „Hörakustik“ erfuhr ich von einem Ladenbauer<br />

aus Magdeburg. Das war Herr Siska. Wir waren uns von Anfang<br />

an sympathisch. Er brachte noch Frau Egli mit ins <strong>Pro</strong>jekt,<br />

deren Arbeiten mir aber schon vorher begegnet waren.<br />

Herr Siska, Frau Egli, sind sie denn bei Ihrer Arbeit auf<br />

bestimmte Branchen spezialisiert?<br />

K. S.: Mit unserem Ladenbau-Betrieb, den mein Vater ursprünglich<br />

Anfang der 90er Jahre gegründet hat, waren wir<br />

schon in vielen Branchen unterwegs – allerdings fast ausschließlich<br />

im Non-Food-Bereich. Heute gehören auch viele<br />

Anbieter aus dem Gesundheitsbereich dazu – Hörgeräte -<br />

akustiker und Sanitätshäuser.<br />

E. E: Und ich gestalte nicht nur Läden, sondern ich mache<br />

ganz unterschiedliche <strong>Pro</strong>jekte. Ich habe Räume in öffentlichen<br />

Einrichtungen gestaltet, im Landtag, in Staatskanzleien,<br />

Arztpraxen, Räume für die Kassenärztliche Vereinigung,<br />

im Verlagshaus der „Magdeburger Volksstimme“ oder<br />

auch Wohnungen.<br />

Wie sieht die Zusammenarbeit zwischen Ladenbauer<br />

und Innenarchitektin aus?<br />

K. S.: Das hängt vom konkreten <strong>Pro</strong>jekt ab. Mitunter mache<br />

ich die Planungen auch ohne Frau Egli. Aber wenn es<br />

um ganzheitliche Lösungen geht, um Farbgestaltung und Design,<br />

hole ich gerne ihren Rat ein. Oft bringt es sehr viel, die<br />

Sichtweise eines Außenstehenden einzubeziehen, dessen<br />

Vorstellungen ganz anders sind als die eigenen. In diesem<br />

Sinne arbeiten wir schon seit Jahren gut zusammen. Sie wirkt<br />

Audio infos n° 125 I September 2011<br />

an der Vorplanung mit, gibt mir Hinweise, sagt, wo was wie<br />

gemacht werden sollte, und die Umsetzung mache ich dann.<br />

Und was hat sich durch den Umbau verändert?<br />

K. S.: Jetzt gibt es ein Grundkonzept. Das sichert Wiedererkennbarkeit<br />

und kann auf jeden Laden des Unternehmens<br />

übertragen werden. Wichtiger Bestandteil des Konzeptes ist<br />

die Schaffung einer Wohlfühl-Atmosphäre. Manch einer geht<br />

immer noch mit Widerwillen zum Hörakustiker. Gerade deshalb<br />

soll er sich hier wohl fühlen.<br />

E. E.: Es geht um Geborgenheit. Und die Kunden sollen das<br />

Gefühl haben, gut bedient zu werden. Also ist es freundlich und<br />

hell, aber es gibt kein strenges Licht. Es gibt bequeme Sessel,<br />

“ Wichtig ist das Erschaffen<br />

einer Wohlfühl-Atmosphäre.”<br />

Fernsehen im Wartebereich, farbiges Mobiliar, einen beruhigten<br />

Raum. Alles ist luxuriöser als früher. Aber es durfte auch<br />

nicht so luxuriös werden, dass sich keiner mehr in das Geschäft<br />

traut. Und wir haben uns am CD des Unternehmens orientiert.<br />

„Die Idee mit den Porträts habe ich aufgegriffen.“<br />

Außenansicht einer Filiale der „gilgert – ästhetische Hörakustik“.<br />

■ Shop-Design<br />

„Vieles ergibt sich<br />

im Gespräch.“<br />

Ladenbauer Kevin<br />

Siska (re.) stimmt<br />

mit Andreas Gilgert<br />

(li.) die Entwürfe ab.<br />

3


4<br />

Shop-Design ■ Offenheit, Dynamik, Frische<br />

„Eine Herausforderung bestand<br />

in den großen Schaufenstern.“<br />

–Polsterwände beruhigen den<br />

Geschäftsraum.<br />

Inwiefern?<br />

E. E.: Herr Gilgert verwendet für<br />

seinen Auftritt zum Beispiel eine<br />

Reihe von Porträts mit hörenden<br />

Menschen. Die finden sich in vielen<br />

seiner Druckunterlagen sowie auf<br />

seiner Homepage. Die Idee mit den<br />

Porträts habe ich für meinen gestalterischen<br />

Ansatz aufgegriffen. Und<br />

ich habe mich an den Farben des<br />

CDs orientiert. Noch eine andere<br />

Herausforderung bestand in den<br />

großen Schaufenstern. Vor einem<br />

der Geschäfte ist eine belebte<br />

Straße. Wer hier früher hinter dem<br />

Fenster saß, hatte ein wenig das Gefühl,<br />

er würde inmitten der fahrenden<br />

Autos sitzen. Durch Polsterwände<br />

haben wir diesen Eindruck nun entschärft. Der Raum<br />

ist beruhigt. Auch die Mitarbeiter können sich so besser konzentrieren,<br />

ganz bei ihren Kunden sein.<br />

Arbeitsorganisatorische Überlegungen spielten also auch<br />

in die Gestaltung des Konzeptes hinein?<br />

A. G.: Das war ein wichtiger Punkt. Wir haben neue Arbeitsplätze<br />

geschaffen; auch Steharbeitsplätze, die man mal kurzfristig<br />

nutzen kann. Laufwege wurden verändert, die Aufteilung<br />

der Schränke optimiert. Die Ordner stehen jetzt zum<br />

Beispiel so, dass jeder an sie ran kommt, auch mal einen Ordner<br />

aufgeschlagen liegen lassen kann. Alles Dinge, die den<br />

Arbeitsalltag erleichtern.<br />

“<br />

Man sollte nicht selbst den Bauleiter<br />

oder Architekten spielen.”<br />

K. S.: Die Arbeitsabläufe müssen vernünftig gestaltet sein,<br />

damit keine unnötigen Wege entstehen, alles griffbereit liegt.<br />

Der Kabinenbereich ist bei Hörakustikern natürlich immer<br />

sehr wichtig. Und es zählen viele Kleinigkeiten, die am Ende<br />

die Qualität ausmachen.<br />

Um die zu bedenken, müssen Sie vorab ziemlich genau<br />

im Bilde sein...<br />

K. S.: Vieles ergibt sich im Gespräch. Ich stelle Fragen, gehe<br />

mit dem Kunden die einzelnen Bereiche durch. Dann präsentiere<br />

ich ihm denkbare Varianten. Vielleicht sitzt er lieber<br />

grundsätzlich, oder er möchte an diesem Platz auch mal stehen…<br />

Oft gibt es Punkte, mit denen sich der Kunde zuvor<br />

noch niemals auseinander gesetzt hat. Seine bisherigen Lösungen<br />

hatten sich eher unbewusst ergeben. Ausgehend von<br />

der Verständigung erarbeite ich einen konkreten Vorschlag.<br />

Den stelle ich vor. Dann entwickelt sich alles Schritt für<br />

Schritt.<br />

Herr Gilgert, inwiefern haben denn Ihr persönlicher Geschmack<br />

bzw. der Ihrer Mitarbeiter die Gestaltung mitbestimmt?<br />

A. G.: Da habe ich Frau Egli ganz bewusst freie Hand gelassen.<br />

Natürlich haben wir gesagt, dass es hochwertiger und<br />

praktischer werden soll, auf Basis unseres CDs. Mehr aber<br />

nicht. Frau Egli ist ein Mensch, der einfach eine Vision im<br />

Kopf hat. Wenn man etwas an ihrem Ansatz ändern will,<br />

dann kann sie überzeugend argumentieren, aus welchen<br />

Gründen das jetzt so oder so sein müsste. Ich konnte es nachvollziehen<br />

und habe mir irgendwann gesagt: Lass die mal<br />

einfach machen. Das ist auch wichtig, denn am Ende zählt<br />

das Gesamtkonzept.<br />

Und wie sahen die bisherigen Reaktionen der Kunden aus?<br />

A. G.: Überwiegend positiv. Und es gab ein paar kritische<br />

Stimmen. Es sind eben durchaus gewagte Farben und ein Design<br />

mit künstlerischem Anspruch. Es kann aber auch sein,<br />

dass diese Kritik nur dem ersten Eindruck und der Überraschung<br />

geschuldet war. Einige Wochen nach der Wiedereröffnung<br />

gab es nämlich nur noch Lob. Mit gelegentlichen Irritationen<br />

kann ich leben. Und uns selbst gefällt es, weil alles<br />

klar und gut strukturiert ist. Auch für die eigene Einstellung<br />

ist es schön, wenn man in so einem tollen Laden arbeiten<br />

kann. Die Mitarbeiter finden die neuen Räume alle toll.<br />

Wie haben Sie als Dienstleister denn die Zusammenarbeit<br />

mit Herrn Gilgert erlebt?<br />

K. S.: Als unkompliziert und sehr angenehm. Anfangs hat<br />

er sicher auch mal geschluckt, als er gesehen hat, was wir da<br />

vorhaben. Er konnte sich noch nicht alles vorstellen. Aber er<br />

hat sich trotzdem darauf eingelassen und uns vertraut. Bei<br />

anderen <strong>Pro</strong>jekten ist es mitunter so, dass man das große<br />

Ganze plant, der Kunde jedoch durch viele kleine Änderungen<br />

verhindert, dass die ursprüngliche Idee am Ende auch<br />

aufgeht. Natürlich zählen die Bedürfnisse der Auftraggeber.<br />

Aber in der Gestaltung ist es doch schön, sein eigenes Konzept<br />

auch umsetzen zu können. Und mittels 3D-Planung las-<br />

„Die Kunden sollen das Gefühl haben, gut bedient zu werden.“<br />

neu gestalteter Wartbereich in einem Geschäft der Firma Gilgert.<br />

Audio infos n° 125 I September 2011


sen sich die geplanten Räume ja schon vorher virtuell erleben.<br />

Damit konnten wir Herrn Gilgert dann begeistern.<br />

Und wie war das bei Ihnen, Frau Egli?<br />

E. E.: Ich habe diese Zusammenarbeit genossen. Zum einen<br />

hat Herr Gilgert die Aufgabe sehr genau formuliert, was ich<br />

sehr schätze. Ich muss nicht die Details vorgegeben bekommen.<br />

Aber der Auftraggeber sollte wissen, was er mit der Gestaltung<br />

sagen und erreichen will. Und was mir besonders<br />

gefallen hat: Man kann nicht sagen, dass sich Herr Gilgert<br />

nicht einmischt; er möchte vieles auch ganz genau wissen.<br />

Aber er hat eben ein gewisses Vertrauen in die Kompetenz<br />

des anderen. Man kann sich mit ihm auf sachlicher Ebene<br />

abstimmen. Und dann bekommt man freie Hand. Man darf<br />

auch mal etwas machen, bei dem der Kunde im ersten Moment<br />

sagt: Was soll denn das?! Und bei dem er erst nach und<br />

nach versteht, warum man das so gemacht hat.<br />

Die letzte Frage noch einmal an Herrn Gilgert. Was würden<br />

Sie anderen Hörakustikern empfehlen, die ihren Laden<br />

neu gestalten wollen?<br />

A. G.: Man sollte nicht zu viele Firmen einbinden, nicht selbst<br />

den Bauleiter oder den Architekten spielen. Sondern man<br />

sollte das in kompetente Hände geben. Es läuft eben doch nie<br />

alles zu 100 <strong>Pro</strong>zent. Und wenn man immer selbst entscheiden<br />

soll, ob nun gerade der Tischler oder der Maler Schuld<br />

hat... Das ufert einfach aus. Es ist viel besser, einen kompe-<br />

Audio infos n° 125 I September 2011<br />

tenten Ladenbauer zu haben, der für alle der Ansprechpartner<br />

ist, und den man selbst jederzeit anrufen kann. Natürlich ist<br />

das auch eine Budget-Frage. Wer ganz am Anfang steht, noch<br />

keine großen Mittel hat, der macht halt sein Ding und gibt sich<br />

Mühe, dass alles schön aussieht. Aber es bleibt ein riesiger<br />

Unterschied zu dem, was ein <strong>Pro</strong>fi macht. Der kostet natürlich<br />

Geld. Aber aus meiner Sicht ist es das auch wert.<br />

Herr Gilgert, Herr Siska, Frau Egli, haben Sie vielen<br />

Dank für das interessante Gespräch.<br />

Interview: Martin Schaarschmidt / Photos: Gilgert<br />

■ Shop-Design<br />

„Die Mitarbeiter finden die<br />

neuen Räume alle toll.“<br />

Verkaufstresen in einem<br />

der neu gestalteten<br />

Geschäfte von „gilgert –<br />

ästhetische Hörakustik“<br />

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