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Voll ins Wochenende - Jugendarbeit Suhr-Buchs

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Editorial<br />

10 Jahre<br />

Jubiläum der<br />

<strong>Jugendarbeit</strong><br />

<strong>Suhr</strong>/<strong>Buchs</strong><br />

Die <strong>Jugendarbeit</strong><br />

<strong>Suhr</strong> / <strong>Buchs</strong> feiert ihr 10-jähriges Bestehen.<br />

Die Fusion der <strong>Jugendarbeit</strong><br />

<strong>Suhr</strong> und <strong>Buchs</strong>, war damals eine Pionierarbeit<br />

im Aargau. Heute ist es ein<br />

Trend, die <strong>Jugendarbeit</strong> regional einzurichten.<br />

Zahlreiche Beispiele sind im<br />

Kanton anzutreffen.<br />

Die <strong>Jugendarbeit</strong> muss sich den gesellschaftlichen<br />

Veränderungen und Bedürfnissen<br />

stets anpassen, um den aktuellen<br />

Problemstellungen begegnen zu<br />

können.<br />

Vor zehn Jahren war die Ausrichtung<br />

unserer Institution eher der Jugendkultur<br />

zugewandt. Es ging um Freiräume,<br />

wo Jugendliche sich unbeschwert treffen<br />

und etwas entwickeln konnten. Oft<br />

stand damit die Organisation eigener<br />

Jugendevents im Vordergrund. Heute<br />

steht die wirkungsorientierte Präventionsarbeit<br />

im Vordergrund. Dies veränderte<br />

teilweise die Arbeitsmethodik.<br />

Mit inhaltlichen Workshops und partizipativen<br />

Projekten schafft die <strong>Jugendarbeit</strong><br />

ausserschulische Lernfelder, die<br />

durchaus als Beitrag zur Gesundheitsförderung<br />

zu verstehen sind.<br />

So ist die <strong>Jugendarbeit</strong> durch die steten<br />

Veränderungen immer wieder eine<br />

spannende Baustelle an der Gesellschaft.<br />

Für die Jugendkommission<br />

Roy Buschbaum, <strong>Jugendarbeit</strong>er<br />

news<br />

jugendarbeit<br />

Der Alkoholkonsum von Jugendlichen<br />

und die oft damit verbundenen Vandalen-<br />

oder Gewaltakte sind in letzter Zeit<br />

vermehrt in den Medien thematisiert<br />

worden. Nur Sensationshascherei oder<br />

ernst zu nehmende Problematik? Aufschlüsse<br />

gibt der folgende Text von<br />

Marianne Steiner-Gygli:<br />

Jugendliche entziehen sich am <strong>Wochenende</strong><br />

der Kontrolle durch die Erwachsenen.<br />

Werktags passt man sich<br />

an, ab Freitagabend gehört man sich<br />

selber!<br />

Rauschtrinken ist mehr als Ausprobieren.<br />

Es geht darum, Grenzen möglichst<br />

schnell zu überschreiten. Dabei<br />

wird in Kauf genommen, dass die Kontrolle<br />

über sich und das Geschehen in<br />

der Gruppe verloren geht.<br />

April 2008<br />

<strong>Voll</strong> <strong>ins</strong> <strong>Wochenende</strong><br />

Jugendliche zwischen Langeweile, Spass und Risiko<br />

Schweizer Jugendliche betrinken sich<br />

öfter als solche in anderen Ländern.<br />

Die neue Art des Alkoholkonsums Jugendlicher<br />

ähnelt in ihrer Wirkungsweise<br />

zunehmend dem Einnehmen von<br />

Designerdrogen: schnell und intensiv<br />

abheben, wegtreten, berauscht sein!<br />

Diese Tendenz ist alarmierend und<br />

unterscheidet sich wesentlich von den<br />

in unserer Kultur gewohnten Trinkmustern<br />

Heranwachsender. Rauschtrinken<br />

heute hat zum Ziel, die Kontrolle<br />

bewusst zu verlieren, während es<br />

beim traditionellen Besäufnis Jugendlicher<br />

vor allem darum geht, die eigenen<br />

Grenzen kennen zu lernen. Der<br />

Kontrollverlust wirkt dabei als Warnsignal.<br />

Die regelmässigen Schüler- und Schülerinnenbefragungen<br />

der SFA zeigen,<br />

dass bei weitem nicht nur Jugendliche<br />

F o r t s e t z u n g …


2<br />

über 16 Jahren Alkohol konsumieren.<br />

17 % der 15-jährigen Mädchen geben<br />

an, wöchentlich Alkohol zu trinken, bei<br />

den gleichaltrigen Jungen sind es 25<br />

%. Die Zahl jener, die angeben, schon<br />

mal betrunken gewesen zu sein, liegt<br />

bei durchschnittlich 25 %.<br />

Rauschtrinken oder Komatrinken geht<br />

oft mit Vandalismus, Gewalt, Mobbing<br />

und Unfällen einher. Es kann sogar<br />

sein, dass Aktionen im nüchternen<br />

Zustand geplant werden und für die<br />

Umsetzung der Tat dann bewusst der<br />

Alkoholrausch herbeigeführt wird. Der<br />

schnelle Kontrollverlust ermöglicht<br />

es, die Verantwortung für die eigenen<br />

Handlungen abzugeben, in dem Sinne,<br />

dass man nichts dafür kann, wenn etwas<br />

schief läuft. Pro Tag werden in der<br />

Schweiz 3 bis 4 Jugendliche mit einer<br />

Alkoholvergiftung <strong>ins</strong> Spital gebracht.<br />

Rauschtrinken ist Lifestyle und entspricht<br />

stark den zur Zeit relevanten,<br />

gesellschaftlichen Werten und Trends.<br />

Risikoverhalten und Grenzüberschreitungen<br />

sind salonfähig und verhelfen<br />

dem einzelnen Menschen dazu, etwas<br />

darzustellen, aufzufallen, sich aus der<br />

Masse heraus zu heben. Im schnellen<br />

Rausch kann der Alltag zurückgelassen,<br />

der Moment intensiviert werden!<br />

Die SFA Befragung zeigt, dass aus<br />

der Sicht der 15 bis 16-Jährigen die<br />

Hauptgründe für den Alkoholkonsum<br />

darin liegen, Parties besser geniessen<br />

zu können, geme<strong>ins</strong>am Spass zu<br />

haben und berauscht zu sein. So wird<br />

vor allem in Gruppen und auf Festen<br />

konsumiert. Nach wie vor ist Alkohol<br />

auch für unter 16-Jährige gut erhältlich,<br />

sei dies wegen mangelndem Jugendschutz<br />

im öffentlichen Raum oder<br />

durch die Verfügbarkeit im elterlichen<br />

Schrank.<br />

Was heisst das für Erziehende? Die<br />

Jugendzeit ist geprägt durch die Suche<br />

der Kinder nach einem Platz und<br />

einer Identität in der Erwachsenen-<br />

Erfolgreicher Abschluss des<br />

Projektes « PEOPLETALK»:<br />

PEOPLETALK war das Highlight 07 und auch das grösste und umfassendste Projekt,<br />

das je in der <strong>Jugendarbeit</strong> <strong>Suhr</strong> / <strong>Buchs</strong> realisiert wurde. Ziel war es, die Kommunikation<br />

unter den verschiedenen Jugendgruppierungen zu fördern, Vorurteile abzubauen,<br />

Respekt und Toleranz für das vermeintlich «Fremde» anzuregen.<br />

Kern des Projektes war die Produktion eines Jugendfilms über verschiedene Jugendkulturen<br />

und Cliquen. Aufgegriffen wurden die unterschiedlichen Werte, Berührungsängste<br />

und Vorurteile.<br />

Mit dem Medium Film schaffte PEOPLETALK eine attraktive Plattform. Themen wie Gewalt<br />

und Rassismus wurden aus der Perspektive der Jugendlichen thematisiert. Zudem<br />

fanden weitere Teilprojekte statt wie z.B.: Workshop zur Film- und Interviewtechnik,<br />

Antirassismus-Workshops, Kalender- und Postkartenproduktion, Interkulturelle Quizshow,<br />

Aufführungen von «Schweiz küsst Türkei» des Jugendtheaters Zamt und Zunder,<br />

geschlechterspezifische Friedensförderungskurse, Graffiti mit Schulklassen, Produktion<br />

eigener Filmmusik, Podcasts (Internetradiosendungen) und eine Plakataktion.<br />

PEOPLETALK war ein Schweizer Beitrag zur Kampagne des Europarats für Diversität,<br />

Menschenrechte und Partizipation mit dem Titel «alle anders – alle gleich».<br />

Weiterführende Infos sind unter der Website der <strong>Jugendarbeit</strong> <strong>Suhr</strong> / <strong>Buchs</strong> zu finden.<br />

www.jasb.ch<br />

welt. Dies geschieht vorerst dadurch,<br />

dass neue Verhaltensweisen ausprobiert<br />

werden, was nicht immer risikofrei<br />

abläuft. Jugendliche orientieren<br />

sich dabei an den Gleichaltrigen. Sie<br />

wollen Teil ihrer Generation sein und<br />

sind bereit, dafür etwas zu leisten und<br />

darzustellen.<br />

Die Suchtprävention setzt schon in der<br />

Kindheit an. So ist es wichtig, dass<br />

Kinder lernen, Freude und Spass aus<br />

ihren eigenen Aktivitäten zu entwickeln,<br />

im Sinne von intensiv Erlebtem. Die<br />

Familie ist der ideale Nährboden dafür.<br />

Der Alltag bietet unzählige Chancen.<br />

Starke Kinder sind in der Lage, sich als<br />

Persönlichkeit mit eigener E<strong>ins</strong>tellung<br />

und Haltung in einer Gruppe zu bewegen.<br />

Sie können unterscheiden zwischen<br />

ihren Bedürfnissen und jenen der Ande-<br />

ren. Sie sind in der Lage, bewertende<br />

Entscheidungen zu treffen: «Da mache<br />

ich mit» – «Das ist nicht mein Ding!» Ob<br />

ihre Entscheidungen sich immer mit den<br />

Erwartungen der Erwachsenen decken,<br />

ist eine andere Frage.<br />

Die Fähigkeit jedoch, bewusste Entscheide<br />

zu fällen, bedeutet auch, dass<br />

darüber kommuniziert werden kann.<br />

Dies bietet Ansatzpunkte für Eltern<br />

Lehrpersonen und die <strong>Jugendarbeit</strong>. Jugendliche<br />

schätzen eine faire, respektvolle<br />

Auseinandersetzung mit ihren<br />

Ideen, Gedanken und Beweggründen.<br />

Marianne Steiner-Gygli<br />

Suchtprävention Aargau<br />

Kasinostrasse 29<br />

5000 Aarau<br />

062 832 40 90<br />

Jugend heute<br />

Pädagogisches Institut der Universität Zürich hat im Rahmen einer Forschungsarbeit die Umstände<br />

des Heranwachsens der Jugend heute beschrieben und mögliche Risikofaktoren in diesem<br />

Zusammenhang aufgezeigt. Hier ein Auszug aus dem Forschungsbericht:<br />

Risiken der Person-Werdung<br />

im Wohlstand<br />

Aufwachsen im «Wohlstand» hat eine<br />

eigene Problemstruktur. Es ist nicht<br />

problemlos, in Lebensräumen aufzuwachsen,<br />

in denen die Natur in ihren<br />

überwältigenden Kräften weitgehend<br />

beherrscht wird, die Lebensumstände<br />

nur wenige E<strong>ins</strong>chränkungen erzwingen,<br />

Worte an die Stelle von e<strong>ins</strong>ehbbaren<br />

Nöten treten, in denen soziale<br />

Verpflichtungen von Institutionen in<br />

professionalisierter Form übernommen<br />

werden und in denen die sozial<br />

nützlichen Konsequenzen des Handelns<br />

nur sehr spät und sehr indirekt<br />

erfahren werden. Die frühe Sozialisation<br />

durch unmittelbar e<strong>ins</strong>ichtige<br />

sozial nützliche Arbeit fällt hier weg.<br />

An die Stelle der äußeren Zwänge<br />

der Existenzsicherung treten die Probleme<br />

des Umgangs der Menschen<br />

miteinander. Andererseits liegen im<br />

Wohlstand auch historisch einmalige<br />

Chancen der persönlichen Lebensgestaltung.<br />

Die Vergrößerung der individuellen<br />

Handlungsspielräume und<br />

die Vergrößerung der Möglichkeiten,<br />

selber aktiv in die eigene Lebensgeschichte<br />

einzugreifen, kennzeichnen<br />

die neuen Lebensmöglichkeiten in der<br />

Moderne. Schon an der Oberfläche ist<br />

aber sichtbar, dass nicht alle Kinder<br />

und Jugendlichen dieselben Chancen<br />

haben, zu sich selber zu finden und<br />

angesichts der modernen Leitbilder<br />

des «Erfolges» zu «reüssieren». Wer<br />

den Schablonen von Schönheit und Vitalität<br />

nicht entspricht , wer kognitive<br />

Entwicklungsschwächen hat, wer eher<br />

«schüchtern» ist, der hat mit Proble-<br />

men zu kämpfen, dem kulturspezifischen<br />

Ideal zu entsprechen. Aber<br />

auch das Bedürfnis nach Autonomie<br />

kann zu Problemen führen. Eine zu frühe<br />

Freigabe von Freiheitsrechten ohne<br />

eine entsprechende Bindung an Fähigkeiten<br />

der selbstverantwortlichen<br />

Lebensführung kann zu risikoreichen<br />

Leitbildern des «schönen Lebens»<br />

verführen. Ein frühzeitiger Autoritätsverlust<br />

der Eltern kann ein Risikofaktor<br />

sein.<br />

Schließlich ist auch die Freigabe eines<br />

heterogenen Sinnangebotes nicht ohne<br />

latente Gefahren. Nicht nur Orientierungslosigkeit<br />

und Diffusität können<br />

daraus resultieren, sondern auch die<br />

unvermittelte Hingabe an dogmatische<br />

Leitbilder. Vor allem aber verschärft<br />

sich heute ein Grundkonflikt, nämlich<br />

jener zwischen der Maximierung der<br />

individuellen Möglichkeiten und Ansprüche<br />

und den Notwendigkeiten der<br />

diszipliniert-rationalen Lebensführung<br />

sowie den Verpflichtungen, die sich<br />

aus Erfordernissen sozialen Zusammenlebens<br />

ergeben. Eine Persönlichkeitsentwicklung,<br />

die Abwehr von<br />

disziplinorientierten «Selbstentäußerungen»<br />

und von «Sozialpflichtigkeiten»<br />

anzeigt, muß in dieser Perspektive als<br />

Risikoentwicklung angesehen werden.<br />

Prof. Dr. H. Fend<br />

Forschungsbereich Bildungssystem<br />

und Humanentwicklung


<strong>Jugendarbeit</strong> heute<br />

Interview mit Roy Buschbaum<br />

Sie arbeiten seit mehr als<br />

zehn Jahren mit Jugendlichen,<br />

was motiviert Sie an<br />

dieser Arbeit?<br />

An dieser Arbeit motiviert mich, dass<br />

sie immer einer Veränderung und<br />

einem gesellschaftlichen Wandel unterworfen<br />

ist. Das behält die Arbeit<br />

spannend. Was ich besonders schätze,<br />

sind meine Gestaltungsräume im<br />

Rahmen dieser Tätigkeit.<br />

Was sind die wichtigsten<br />

Veränderungen der <strong>Jugendarbeit</strong><br />

in den letzten zehn<br />

Jahren?<br />

Konzeptionell wurden wir in den letzten<br />

10 Jahren etwas pädagogischer.<br />

Früher richteten wir uns eher an der<br />

Jugendkultur aus. Das heisst, wir<br />

boten Möglichkeiten und Unterstützungen<br />

für Jugendliche. Oft waren<br />

das Jugendevents und Projekte, an<br />

denen Jugendliche eigenverantwortlich<br />

mitwirkten.<br />

Unsere Gesellschaft und die Jugend<br />

haben sich verändert. Die Jugendgewalt<br />

und der rasant steigende<br />

Alkoholkonsum sind grosse Problemstellungen,<br />

die von der Öffentlichkeit<br />

wahrgenommen und in den Medien<br />

dargestellt werden. Natürlich zieht<br />

das nicht spurlos an uns vorbei. Heute<br />

stellen wir Themen- und Gruppenorientierung<br />

in den Vordergrund. Wir arbeiten<br />

vermehrt direkt mit verschiedenen<br />

Jugendgruppen und schaffen mittels<br />

Workshops und Projekte ausserschulische<br />

Lernfelder. Damit ermöglichen<br />

wir Anreize mit ihnen ihr Handeln und<br />

Wertesystem zu reflektieren.<br />

Die Öffentlichkeit fordert, dass die<br />

<strong>Jugendarbeit</strong> endlich «greifen» soll.<br />

So spricht man heute vermehrt von<br />

wirkungsorientierten <strong>Jugendarbeit</strong>skonzepten,<br />

welche mittels Qualitätsprüfung<br />

stets optimiert werden sollen.<br />

Die strategische Führung einer<br />

<strong>Jugendarbeit</strong>s<strong>ins</strong>titution muss, mehr<br />

denn je, die Balance von wirksamen<br />

Massnahmen, offenen niederschwelligen<br />

Angeboten, Budget und personellen<br />

Ressourcen finden.<br />

Was sind die Ursachen der<br />

aktuellen Jugendprobleme?<br />

Die Ursachen sind vielfältig und miteinander<br />

verflochten. Gründe dafür sind:<br />

<strong>Jugendarbeit</strong>slosigkeit, Medienverhalten,<br />

-missbrauch, Überforderung der<br />

Eltern und der allgemeine Wertezerfall.<br />

Besonders die ausgrenzenden<br />

Haltungen bezüglich verschiedener<br />

(Jugend-)Kulturen und Gruppierungen,<br />

führen oft zu Aggressionen.<br />

Wo liegen die Grenzen Ihrer<br />

Arbeit mit den Jugendlichen?<br />

Die Bedürfnisse an die <strong>Jugendarbeit</strong><br />

sind vielfältig, aber unsere Möglichkeiten<br />

sind durch unser Pensum und<br />

die zur Verfügung stehenden Mittel<br />

beschränkt. Es stellt sich oft die Frage,<br />

wo und wie wir unsere knappen Ressourcen<br />

am sinnvollsten verwenden.<br />

Die <strong>Jugendarbeit</strong> muss mit der Niederschwelligkeit<br />

und der Freiwilligkeit<br />

der Jugendlichen operieren können.<br />

Dies ist der grosse Vorteil, den die<br />

<strong>Jugendarbeit</strong> gegenüber der Schule<br />

hat. Sie kann somit aus einer anderen<br />

Rolle heraus agieren. Es gilt stets<br />

abzuwägen zwischen dem Ausmass<br />

an Freiräumen, die man den Jugendlichen<br />

zugesteht, um sich zu treffen<br />

und andererseits dem Füllen dieser<br />

Freiräume mit ausserschulischen<br />

Lerninhalten.<br />

Haben sich die Jugendlichen<br />

in den letzten zehn Jahren<br />

verändert?<br />

Vor zehn Jahren habe ich mich vor<br />

allem mit der Drogensucht beschäftigt.<br />

Wir hatten viel mehr Kiffercliquen.<br />

Dieses Thema ist heute viel weniger<br />

vorhanden. Zudem hatten wir vor zehn<br />

Jahren ein anderes Konsumverhalten.<br />

Man war früher eher bereit etwas<br />

mitzumachen. Heute spüre ich eine<br />

gewisse Konsumhaltung – Was gibst<br />

du mir dafür? Was bringt’s?<br />

Heisst das, dass Sie mehr<br />

Inputs geben müssen?<br />

Unbedingt, denn vor zehn Jahren<br />

wollten die Jugendlichen eher ihre<br />

eigenen Ideen anpacken. Heute muss<br />

ich stärker überlegen, mit welchen<br />

Inhalten und Mitteln ich sie «abholen»<br />

kann.<br />

Wie sieht die <strong>Jugendarbeit</strong><br />

in zehn Jahren aus?<br />

Mmh (lacht). Ich glaube, dass die<br />

<strong>Jugendarbeit</strong> zukünftig mit einem gesetzlichen<br />

Auftrag verankert wird. In<br />

einigen Kantonen ist dies heute so. Zudem<br />

erwarte ich, dass mehr Kooperationen<br />

mit der Volkschule stattfinden<br />

werden. Durch die bevorstehenden<br />

Schulreformen (Bildungskleeblatt),<br />

werden die Bildungs<strong>ins</strong>titutionen sich<br />

mit Thema «Freizeit in der Schule» beschäftigen<br />

müssen. So kann ich mir<br />

gut vorstellen, dass die <strong>Jugendarbeit</strong><br />

hierzu noch eine Rolle spielen könnte.<br />

Hat die Regionalisierung<br />

Ihre Arbeit beeinflusst?<br />

Mit einer Fusion können Doppelspurigkeiten<br />

eingedämmt werden, dafür<br />

erhöht sich der Koordinationsaufwand.<br />

Weil aber durch das Zusammenlegen<br />

von Institutionen eher Leitungsteams<br />

entstehen, erhöhen sich die fachlichen<br />

Ressourcen.<br />

Unsere Fusion bewirkte auch, dass<br />

mehr Leute mitentscheiden. Manchmal<br />

führt das zu Unstimmigkeiten und<br />

«Koordinationsgeschichten», welche<br />

unsere Arbeit hemmen. Ich habe es<br />

einige Male erlebt, dass sich die politischen<br />

Entscheidungsprozesse dadurch<br />

in die Länge zogen. Im Grossen<br />

und Ganzen befürworte ich die Regionalisierung<br />

der <strong>Jugendarbeit</strong>, wenn<br />

man die angesprochenen «Stolpersteine»<br />

berücksichtigt.<br />

Ist die Regionalisierung auf<br />

die Jugend abgestimmt?<br />

Regionalisierungen haben durchaus<br />

einen Bezug zur Jugend, denn diese<br />

funktioniert regional. Die Jugend geht<br />

dorthin, wo etwas stattfindet. Es ist<br />

zweitrangig wo dieser Ort genau liegt,<br />

die Frage ist mehr: Was läuft dort? Ist


es interessant? Ob das drei Kilometer<br />

weiter entfernt liegt, spielt nicht so<br />

eine Rolle.<br />

Was sind die typischen<br />

Standartklischees über die<br />

<strong>Jugendarbeit</strong>?<br />

Der Jugendtreff ist ein Ort wo die<br />

Jugendlichen hingehen, damit sie weniger<br />

auf den Strassen herum «hängen».<br />

Und die <strong>Jugendarbeit</strong>er passen<br />

auf, damit nichts schief geht. Viele<br />

Leute denken immer noch, wir seinen<br />

Aufpasser oder eine Art Jugendpolizisten<br />

– «Da war ein Problem mit<br />

Jugendlichen.» – «Geht doch dorthin<br />

vorbeischauen!» «Schaut dass wieder<br />

Ruhe herrscht!».Das sind häufige Forderungen,<br />

die ich höre.<br />

Was sind die Fortschritte<br />

der letzten 0 Jahre?<br />

Die vermehrte Projektarbeit hat uns<br />

zu einem besseren Image verholfen<br />

und Inhalte über die Gemeindegrenzen<br />

hinaus getragen. Die <strong>Jugendarbeit</strong><br />

<strong>Suhr</strong>-<strong>Buchs</strong> ist heute eine Stelle, die<br />

oft angefragt wird: «Ihr habt doch ein<br />

Konzept, ihr habt doch schon einmal<br />

…». Ich denke unser Image war noch<br />

nie so gut, wie heute. Die Projekte<br />

AUA (Auge Um Auge, Gewaltpräventionsprojekt<br />

2005) und PEOPLETALK<br />

zeigten dies klar in der Evaluation.<br />

Kürzlich war ein Vater hier und sagte<br />

mir: «Ich höre nur Gutes und wollte einmal<br />

vorbeischauen.» – schön oder?<br />

Was sind Ihre Wünsche für<br />

die nächste Zukunft?<br />

Ich wünsche mir, dass die <strong>Jugendarbeit</strong><br />

zu einer Selbstverständlichkeit<br />

wird, ohne politisches Geplänkel. Die<br />

Akzeptanz, dass sie an Werten arbeitet,<br />

die für eine Gemeinde später<br />

relevant sein können, ist leider noch<br />

nicht überall ausreichend vorhanden.<br />

Ich wünsche mir, dass die <strong>Jugendarbeit</strong><br />

innerhalb der Gemeinden einen<br />

höheren Stellenwert erhält.<br />

Roy Buschbaum wohnt in Strengelbach<br />

und ist als Soziokultureller Animator<br />

seit zwölf Jahren für die <strong>Jugendarbeit</strong><br />

<strong>Suhr</strong>- <strong>Buchs</strong> tätig.<br />

Rückblick auf 2007<br />

Treffarbeit contr@st<br />

Jugendfest <strong>Buchs</strong><br />

Anlässlich des Jugendfestes <strong>Buchs</strong>-<br />

Rohr drehten Jugendliche einen Dokumentarfilm<br />

zum Fest. Die <strong>Jugendarbeit</strong><br />

und die Schulen realisierten<br />

dieses Projekt geme<strong>ins</strong>am.<br />

Treff und Gruppen<br />

Die Jugendräume fanden 2007 eine<br />

starke Ausnutzung. An Sonn- und<br />

Dienstagen übte eine DJ-Crew. Montags<br />

beanspruchte die Tanzgruppe<br />

«Grazy Girlz» aus dem Mädchenprojekt<br />

Roundabout die Infrastruktur und der<br />

Donnerstag stand jeweils für die Aktivitäten<br />

des Projektes PEOPLETALK<br />

zur Verfügung. Der Mittwoch war für<br />

den Mädchentreff reserviert und der<br />

Freitag für die offenen Aktivitäten des<br />

contr@st. Nebst den Parties, die von<br />

Jugendlichen als eigene Projekte organisiert<br />

wurden, gab es an den Freitagen<br />

einige Kinoabende, Spielturniere<br />

und andere Aktivitäten.<br />

Salsatanzkurs<br />

Die <strong>Jugendarbeit</strong> <strong>Suhr</strong>/<strong>Buchs</strong> organisierte<br />

auf Anfrage Jugendlicher im<br />

Mai 07 einen Salsa-Tanzworkshop<br />

für Tanzpaare von 12 bis 18 Jahren.<br />

Der kubanische Tanzlehrer Guillermo<br />

D’Nelson May, wohnhaft in <strong>Suhr</strong>,<br />

führte durch diesen Workshop. Mit<br />

viel Elan und Spass nahmen Jugendliche<br />

daran teil.<br />

Mädchentreffarbeit<br />

Mädchenkulturtag:<br />

Am 8. September fand der Kantonale<br />

Mädchenkulturtag 07 im Badener<br />

Tanzzentrum und im Kulturlokal Brennpunkt<br />

in Baden statt.<br />

Die Veranstaltung bot Raum für rund<br />

100 Mädchen und junge Frauen im Alter<br />

zwischen 12 und 18 Jahren. 14<br />

Mädchen aus <strong>Suhr</strong>, <strong>Buchs</strong>, Rohr und<br />

Hunzenschwil besuchten den Anlass<br />

mit Tanzworkshops und gemütlichem<br />

Abendprogramm.<br />

Themenwoche «weiblich –<br />

aber sicher!»<br />

Die <strong>Jugendarbeit</strong>erin Mirjam Malitius<br />

engagierte sich in der mädchenspezifischen<br />

Themenwoche «weiblich – aber<br />

sicher!» mit je einem halben Tag für<br />

die Oberstufe der Schulen <strong>Suhr</strong> und<br />

Kreisschule <strong>Buchs</strong>-Rohr.<br />

Die Mädchen setzten sich dabei mit<br />

den Themen sexuelle Ausbeutung, eigene<br />

Grenzen und Stärken auseinander.<br />

Auftritt der Streetdancegruppe<br />

«Crazy Girlz» am Jugendspektakel<br />

in <strong>Suhr</strong><br />

Das Jugendspektakel vom 24. März in<br />

der Bärenmatte in <strong>Suhr</strong> bot neben vielen<br />

anderen Kinder- und Jugendgruppen<br />

auch den «Crazy Girlz» eine super<br />

Plattform für ihren ersten Auftritt.<br />

Das Jugendspektakel stand unter dem<br />

Motto «Cinema».<br />

Die Mädchen tanzten vor viel Publikum<br />

eine Szene aus dem Film «Honey» erfolgreich<br />

vor.<br />

Die Tanzgruppe «Crazy Girlz» hat sich<br />

aus dem Hip-Hop Tanzprojekt «Roundabout»<br />

entwickelt.<br />

Jeden Montag trifft sich die Gruppe im<br />

Jugendraum contr@st zum Üben.<br />

7


8<br />

Ausblick<br />

Was ist los in 2008?<br />

Jugendfest <strong>Suhr</strong>:<br />

Am <strong>Suhr</strong>er Jugendfest wird die <strong>Jugendarbeit</strong><br />

<strong>Suhr</strong> / <strong>Buchs</strong> erneut einen Hip-<br />

Hop-Event bei der Bärenmatte für Jugendliche<br />

ab 16 Jahren organisieren.<br />

Streetdancegruppe «Crazy<br />

Girlz» Euro 08:<br />

Das Blaue Kreuz plant für alle interessierte<br />

«roundabout» – Tanzgruppen<br />

der Schweiz im Rahmen der Euro 08<br />

einen geme<strong>ins</strong>amen Auftritt auf dem<br />

Bundesplatz in Bern.<br />

Dazu wurde bereits eine Choreografie<br />

entwickelt, die nun bis zum Auftritt<br />

von den jeweiligen Gruppen e<strong>ins</strong>tudiert<br />

und geübt wird. Begleitet von der<br />

<strong>Jugendarbeit</strong>erin Mirjam Malitius und<br />

der Tanzleiterin Sarah Thomas werden<br />

da auch die «Crazy Girlz», bestehend<br />

aus fünf <strong>Buchs</strong>er und drei <strong>Suhr</strong>er Mädchen,<br />

mit dabei sein.<br />

Präventionsprojekt:<br />

Gewalt unter Jugendlichen steht oft<br />

im Zusammenhang mit einem übermässigen<br />

Alkoholkonsum. Mit dem<br />

Rohrer Beitrag 2008 möchte die<br />

<strong>Jugendarbeit</strong> <strong>Suhr</strong>, <strong>Buchs</strong> und Rohr<br />

das Thema Jugend und Alkohol mit<br />

verschiedenen Teilprojekten aufgreifen,<br />

thematisieren und sensibilisieren.<br />

Das Projekt steht in Planung und wird<br />

voraussichtlich zwischen August 08<br />

und Mai 09 realisiert.<br />

Kontakt:<br />

Die Offene <strong>Jugendarbeit</strong> bietet Jugendlichen<br />

bei Schwierigkeiten und<br />

Problemen Unterstützung an. Auf<br />

Wunsch und bei Bedarf können auch<br />

die Eltern oder die Familie einbezogen<br />

werden.<br />

Büroerreichbarkeit:<br />

Mittwoch 14.00 – 17.00 Uhr<br />

Telefon 062 842 89 35<br />

(ausser in den Schulferien).<br />

Jugendkommission<br />

Wechsel in der Jugendkommission <strong>Suhr</strong>-<strong>Buchs</strong>:<br />

2007 sind ausgetreten:<br />

Susanne Seytter, <strong>Buchs</strong> und Tony<br />

Boog, <strong>Suhr</strong>. Die Kommission bedankt<br />

sich an dieser Stelle für die gute und<br />

engagierte Zusammenarbeit.<br />

Neu in der Kommission begrüssen<br />

dürfen wir Dr. Gerry Schoch, <strong>Suhr</strong> und<br />

Dimitri Spiess, <strong>Buchs</strong>:<br />

Seit August 2007 ist Dr. Gerry Schoch<br />

Schulleiter in der Schule <strong>Suhr</strong>. Zuerst<br />

unterrichtete er an der Berufsschule,<br />

dann an allen Abteilungen der<br />

Oberstufe, bevor er sich im Zuge<br />

der e<strong>ins</strong>etzenden Schulreformen vor<br />

mehr als zehn Jahren immer mehr<br />

in den Bereichen Schulentwicklung<br />

und geleitete Schulen engagierte. In<br />

der Jugendkommission vertritt er die<br />

Anliegen der Schule <strong>Suhr</strong>. Besonders<br />

am Herzen liegt ihm die Schnittstelle<br />

Schule, Schulsozialarbeit und <strong>Jugendarbeit</strong>.<br />

Dimitri Spiess, ist 20 Jahre alt und<br />

besucht die Alte Kantonsschule Aarau.<br />

Er ist seit 11 Jahren in <strong>Buchs</strong><br />

wohnhaft: «Ich bin eine vielseitig interessierte<br />

und engagierte Person, die<br />

sich in der Jugendkommission für die<br />

Anliegen der Jugend stark macht.»<br />

Impressum<br />

Herausgeberin:<br />

Jugendkommission <strong>Suhr</strong>-<strong>Buchs</strong><br />

Gemeindeverwaltung<br />

Postfach, 5034 <strong>Suhr</strong><br />

Ausgabe: Nr. 5, April 2008<br />

erscheint 1 x jährlich<br />

Auflage: 1500 Expl.<br />

Redaktion: Rolf Schneeberger<br />

r.schneeberger@hotmail.com<br />

Dimitri Spiess<br />

dimitri.spiess@freesurf.ch<br />

Fotos: <strong>Jugendarbeit</strong><br />

Grafik: PW-Grafics<br />

Druck: Druckerei <strong>Suhr</strong> AG

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