Doppelausgabe - AStA Uni Hannover
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KontrASt 2/2004<br />
Der Theologe - Vinzent<br />
Seite 6<br />
nen. Das sichern der Forschungsfreiheit<br />
müsse in Zukunft im Mittelpunkt der<br />
<strong>Uni</strong>versitäten und der Politik stehen.<br />
Sein Ziel ist die Aufstellung eines<br />
„strategischen Fünf-Jahres-Plan“. Die<br />
Grundlagen dafür sieht Vinzent bereits<br />
durch das jetzige Präsidium gelegt. Nicht<br />
nur in diesem Punkt bekam man oft den<br />
Eindruck, hier wohl doch eher einen<br />
Wirtschaftsberater als einen <strong>Uni</strong>versitätsprofessor<br />
eingeladen zu haben. Qualitätssicherung<br />
und verbessertes Management<br />
und Marketing, die Behauptung auf<br />
den „Wachstumsbildungsmärkten“ der<br />
Zukunft, das alles klang doch mehr nach<br />
einem Unternehmen denn nach einer<br />
<strong>Uni</strong>versität. Und so sieht wohl auch Markus<br />
Vinzents Bild von einer <strong>Uni</strong>versität<br />
aus. Die <strong>Uni</strong>versität als Dienstleister, das<br />
schien die Essenz seiner Ausführungen<br />
zu sein. Und eine starke Einbeziehung<br />
von Kosten- und Leistungsgesichtspunkten<br />
in die Planung scheint bei einer <strong>Uni</strong>versität<br />
auch eher fehl am Platz.<br />
Auch das Thema Studiengebühren sprach<br />
er durchaus offen an. In seinen Ausführungen<br />
über die zukünftige Finanzierung<br />
von <strong>Uni</strong>versitäten fiel das Wort wiederholt.<br />
Und da Vinzent von einem weitgehenden<br />
Rückzug des Staates aus der<br />
Finanzierung der Bildung ausgeht, passt<br />
dies wohl auch gut ins Konzept. Auch<br />
wenn er auf Nachfrage nach Studiengebühren<br />
keine eindeutige Antwort gab,<br />
zumindest für Habilitationen und Promotion<br />
hält er sie für ein probates Mittel zur<br />
Finanzierung der <strong>Uni</strong>versität.<br />
Sollte die <strong>Uni</strong>versität einmal einen Buchhalter<br />
oder einen Manager suchen, Markus<br />
Vinzent wäre sicher erste Wahl. Mit<br />
seiner Vorstellung von der <strong>Uni</strong>versität als<br />
Dienstleister und den Studenten als Kunden<br />
ist er jedoch als <strong>Uni</strong>-Präsident für die<br />
meisten kritischen Wissenschaftler eher<br />
ein rotes Tuch.<br />
Der Favorit<br />
Henning Lobin, zur Zeit Vizepräsident<br />
an der <strong>Uni</strong> Gießen, lieferte den überzeu-<br />
aktuelles<br />
gendsten Vortrag von allen Kandidaten<br />
ab. Intensiv beschäftigte er sich mit den<br />
Folgen des Hochschul-Optimierungs-<br />
Konzepts und seinen weitreichenden<br />
Folgen für die <strong>Uni</strong>versität <strong>Hannover</strong>, wie<br />
es wohl nur ein Außenstehender kann.<br />
Entsetzt hätte er auf das HOK reagiert,<br />
erzählte der 40-jährige, die Einsparungen<br />
seien für die <strong>Uni</strong>versitäten eigentlich<br />
nicht zu verkraften. Mit Blick auf die<br />
wissenschaftliche Breite an der <strong>Uni</strong> <strong>Hannover</strong><br />
bedauerte er die Schließung der<br />
Studiengänge Romanistik und Soziologie<br />
und wies auf die unverhältnismäßigen<br />
Kürzungen im Land Niedersachsen hin.<br />
Für ihn stellt das HOK einen eklatanten<br />
Eingriff in die Autonomie der Hochschule<br />
dar, die sich seiner Meinung nach nur<br />
schwer mit dem niedersächsischen Hochschulgesetz<br />
vereinbaren lässt.<br />
Interessant waren auch seine Ausführungen<br />
über die Mittelverteilung an der <strong>Uni</strong><br />
<strong>Hannover</strong>. Neben der Unausgewogenheit<br />
zwischen den technischen Studiengängen<br />
und den Geisteswissenschaften<br />
kritisierte er auch die schlechte Betreuungsrelation<br />
in vielen Bereichen. Gerade<br />
in den Wirtschafts-, Rechts- und Sozialwissenschaften<br />
sei die Zahl der Studierenden<br />
pro Lehrendem erheblich größer<br />
als in den anderen Studiengängen. Als<br />
eines seiner Ziele formulierte er deshalb<br />
auch die Verbesserung der Finanzierung<br />
dieser Bereiche besonders durch die verstärkte<br />
Einwerbung von Drittmitteln.<br />
Seine Position als Präsident, sollte er als<br />
solcher gewählt werden, beschrieb er sehr<br />
eindeutig. Als Präsident sei er keine Vermittlungsstelle<br />
zwischen <strong>Uni</strong>versität und<br />
Ministerium. Die <strong>Uni</strong>versität müsse ein<br />
klares Konzept für die Zukunft erarbeiten,<br />
das dann auch kompromisslos gegenüber<br />
der Politik vertreten werden müsse.<br />
Die <strong>Uni</strong>versität müsse bei zukünftigen<br />
Sparrunden besser gewappnet sein, ihre<br />
Interessen aber auch besser vertreten als<br />
in der Vergangenheit. Hier habe es beim<br />
HOK einige Defizite gegeben. Die <strong>Uni</strong>versität<br />
sei nicht als Unternehmen zu betrachten,<br />
die Studenten nicht als Kunden.