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nazis raus! - Seiteneinsteiger

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eportagen, interviews und rezensionen:<br />

Ein Rückblick auf das große Lesefest mit Karin v. Welck, Kirsten Boie, Amon Barth,<br />

Rabea Edel, Oliver Twist, Zoran Drvenkar, Simone Klages, Rainer Gussek, u.v.m


INHALT<br />

seite 2<br />

Inhalt + Vorwort<br />

seite 3<br />

Interview mit Prof. Dr. Karin von Welck<br />

seite 4-5<br />

hamburg als<br />

hochburg des lesens<br />

Dieses Magazin gibt einen Einblick in das, was am 7. November<br />

2006 in fast ganz Hamburg, in Kinos, Museen, Schulen,<br />

Theatern, Büchereien und anderen Veranstaltungsorten wie dem Literaturhaus<br />

oder dem Kultwerk West im Rahmen des Lesefestes „<strong>Seiteneinsteiger</strong>“<br />

passiert ist. „<strong>Seiteneinsteiger</strong>“ ist ein von der Stadt<br />

getragener Aktionstag für Kinder und Jugendliche, der sich die kreative<br />

Leseförderung zur Aufgabe gemacht hat. Unter der Schirmherrschaft<br />

von Hamburgs Kultursenatorin Prof. Dr. Karin von Welck und im<br />

interview mit prof. dr. karin von welck<br />

hamburger kultursenatorin und schirmherrin des seiteneinstiger-festes<br />

Glauben Sie, dass Sie durch das Lesefest<br />

mehr Kinder zum Lesen bringen und<br />

vom Fernsehen wegbekommen?<br />

Davon bin ich überzeugt. Das Lesefest trägt ja auch den<br />

treffenden Namen „<strong>Seiteneinsteiger</strong>“: Vielen Kindern<br />

wird Leselust vermittelt und sie werden auf Bücher,<br />

Autoren und Illustratoren neugierig gemacht. Manche<br />

Kinder werden dann zu richtigen Leseratten – das ist<br />

natürlich wunderbar.<br />

Schreiben Sie selbst?<br />

Ich habe mit 12 Jahren einmal angefangen, ein ei-<br />

2<br />

Verschiedenes / Die Literarisch aktivste<br />

Schule / Von blauen Hunden / Ritterinvasion bei<br />

Gruner + Jahr / www.seiteneinsteiger-hambrg.de<br />

seite 6-15<br />

Lesungen + Workshops / Geschichten<br />

aus der Lindenstraße / Daisuki-Magazin / Rosies<br />

Entführung / Deutschland in der NS-Zeit / Emil<br />

und die Detektive / Kinderradio hören, lachen,<br />

selber machen / Drachenreiter / 1001 Nacht /<br />

Auftrag der Kulturbehörde sowie der Behörde für Bildung und Sport<br />

genes Buch zu schreiben. Aber dann wollte ich erst 3<br />

Die Rückkehr der Kurzhosengang / Oliver Twist / rückte die Stadt an diesem Tag wieder ihre gesamten literarischen<br />

Transit / Rolltreppe abwärts / Breit<br />

Aktivitäten für Kinder und Jugendliche in das Zentrum der Öffentlich-<br />

seite 16-18<br />

keit. Zur Premiere im vergangenen Jahr waren bereits mehr als 135<br />

Rezensionen / Amon Barth - Breit – Mein Veranstaltungen in der ganzen Stadt mit großer Begeisterung von den<br />

Leben als Kiffer / Finn-Ole Heinrich - Die Taschen Kindern und Jugendlichen besucht worden, rund 180 Schulen hatten<br />

voll Wasser / Hans Georg Noack - Rolltreppe<br />

sich mit eigenen Aktivitäten beteiligt. In diesem Jahr belegen über<br />

Abwärts / überlieferte Märchen aus 1001 Nacht / 150 Veranstaltungen sowie Aktionen und Workshops in vielen Ham-<br />

Erich Kästner - Emil und die Detektive / Marie-Theburger Schulen, dass zumindestens an diesem 7. November Hamburg<br />

rese Schins und Stefan Wagner - Vergitterte Jugend<br />

seite 19<br />

Nachwort<br />

Stefanie Ericke von Pauw & Politycki<br />

seite 20<br />

Sponsoren + Förderer<br />

als Hochburg des Lesens gelten durfte.<br />

die magazinmacher<br />

Die Auswahl und die Texte stammen von jungen Redakteurinnen und<br />

Redakteuren aus der Klasse 7c der Gesamtschule am Heidberg und<br />

von ausgewählten Schülern des Heilwig Gymnasiums. Sie haben aus<br />

ihrer Sicht versucht das ganze Spektrum des Festivals von Kino und<br />

Theater über spannende Workshop bis hin zu Lesungen für Große und<br />

ganz Kleine für Euch abgebildet.<br />

Viel Spaß beim Lesen!<br />

noch mehr vom Leben erfahren, bevor ich es abschließe.<br />

Später habe ich dann wirklich ein paar Bücher<br />

geschrieben. Im Moment habe ich leider zu wenig<br />

Zeit dafür, aber ich träume davon, noch einmal ein<br />

eigenes Kinderbuch zu verfassen.<br />

Welche drei Bücher würden Sie älteren Schülern und<br />

deren Lehrern als Schullektüre empfehlen?<br />

„Homo Faber“ von Max Frisch, die „Deutschstunde“ von Siegfried Lenz und<br />

„Effi Briest“ von Theodor Fontane.<br />

Welches ist Ihr Lieblingsbuch?<br />

Das wechselt häufig. Zurzeit empfehle ich oft „Nachtzug nach Lissabon“ von<br />

Pascal Mercier weiter, da es packend geschrieben ist und sehr zum Nachdenken<br />

anregt.<br />

Was ist Ihr größter Traum?<br />

Mein Traum ist es, dass sich das Bewusstsein in den Köpfen der Menschen<br />

verankert, dass Kultur Spaß macht, wichtig ist und das Leben bereichert und<br />

erleichtert. Besonders die Kinder- und Jugendkultur muss noch mehr gestärkt<br />

werden, denn Kinder und Jugendliche sind die Kulturfreunde und -förderer<br />

unserer Zukunft.<br />

Die Fragen stellten die Schüler der Redaktion!


preisverleihung für die literarisch aktivste<br />

schule hamburgs<br />

literatur als herzensangelegenheit<br />

Im Rahmen von <strong>Seiteneinsteiger</strong> wurde erstmals auch ein Preis für die Schulen verliehen, die sich auf besondere<br />

Weise im Bereich Lese- und Schreibförderung auszeichnen. Aus 16 Bewerbungen Hamburger Schulen hat eine<br />

Jury aus dem Hamburger Verlags-, Literatur- und Bildungsbereich<br />

die Adolph-Diesterweg-Schule (Allermöhe)<br />

und das Kurt-Körber-Gymnasium (Billstedt) ausgewählt<br />

und mit jeweils 400 Euro für ihre Bibliothek unterstützt.<br />

Optisch geprägt durch die vielen Kinderbücherregale bot<br />

der Verleihungsort, das Kinderbuchhaus des Altonaer Museums,<br />

eine tolle persönliche und zum Anlass passende<br />

Atmosphäre. An der Preisverleihung nahmen hauptsächlich<br />

Schülerinnen teil. Es gab Reden von den Veranstaltern,<br />

Die Liebe zum Lesen entdecken!<br />

einem Jurymitglied und den Schulleitern der Preisträger.<br />

4 5<br />

beeindruckende projekte<br />

Die Grundschule Adolph-Diesterweg hat unter anderem eine Zeitung erstellt, die regelmäßig verschiedene Themen<br />

aufgreift, z.B. „Erzähl mir von früher“, in der Eltern der häufi g aus Migrantenfamilien stammenden Kinder über ihre<br />

Kindheitserinnerungen berichten konnten. Zusätzlich veranstaltet die Schule oft Leseabende für Väter, Söhne und<br />

Opas, da gerade Jungen intensiver an das Lesen herangebracht werden müssen. Die beliebte Schülerzeitung „Pergamente“<br />

des Kurt-Körber-Gymnasiums erscheint sogar schon in der 67. Ausgabe. Viele Schüler besuchen Grundschulen<br />

und Kindergärten, um den Kindern aus Büchern vorzulesen und engagieren sich in schulinternen Schreibwerkstätten.<br />

Nachdem alle ihre Aktivitäten vorgestellt hatten, wurde die Preisverleihung bei Kaffee und Kuchen beendet. Die Projekte<br />

waren sehr beeindruckend, andere Schulen sollten sich daran ein Beispiel nehmen. > ronja altmüller<br />

Von blauen hunden<br />

kindertheater in dulsberg<br />

Das Wiesel auf dem Kiesel im Bachgeriesel kennt man noch. Bei den<br />

Eulen, die schon viel zu lange Eulen waren, hört es dann schon auf.<br />

Dichter wie Ernst Jandl oder Christian Morgenstern sind zwar nicht unbekannt.<br />

Ihre Wortspielchen in Gedichtform allerdings meistens schon. Wer denkt, diese<br />

seien nur für Kinder geeignet, irrt gewaltig. Zwar war die Gedichtrevue im Kulturhof<br />

Dulsberg mit Kirschkern & Compes für Jüngere gedacht. „Ottos Mops“<br />

kann jedoch jedem, der bei Gedichten an staubige Rosen auf Großmutters Tapete<br />

denkt, Spaß machen. > lea k<strong>raus</strong>e-solberg<br />

ritterinvasion bei gruner + jahr<br />

kirsten boies tafelrunde<br />

Die berühmte Autorin und ehemalige Lehrerin Kirsten Boie („Geschichten<br />

aus dem Möwenweg“, Lena-Reihe...) stellte im Auditorium von Gruner + Jahr<br />

ihr brandneues Buch „Der kleine Ritter Trenk“ vor. Viele Kinder erschienen dort in originellen<br />

Ritterkostümen und kamen der Autorin nach der Lesung ganz nah. Ob sie wohl<br />

Angst hatte?<br />

Kirsten Boie umringt von stolzen Rittern und Edeldamen…<br />

das portal für kinder- und jugendliteratur<br />

in hamburg:<br />

www.seiteneinsteiger-hamburg.de<br />

Vielfältiges, Wissenswertes und Buntes über die<br />

Hamburger Literaturszene liefert, gefördert von der<br />

Haspa-Stiftung, die <strong>Seiteneinsteiger</strong>-Seite www.seiteneinsteiger-hamburg.de:<br />

akuelle Veranstaltungshinweise,<br />

mehr Infos zum großen Lesefest, die Vorstellung von<br />

…und bei der Autogammstunde<br />

So sieht sie aus! Und welche Veranstaltung besucht IHR als nächtes? Stöbert einfach auf der Karte…<br />

AutorInnen und IllustratorInnen, die in der Stadt leben<br />

und arbeiten sowie einen Überblick über die zahlreichen<br />

literarischen Institutionen - von der Bücherhalle bis zum<br />

Poetry Slam - die das literarische Leben in Hamburg prägen.<br />

Für jeden etwas!


geschichten aus der lindenstraße{<br />

Geschichten aus der Lindenstraße sind bunt und<br />

vielseitig: ein Lehrer, der ein Doppelleben als<br />

Drag-Queen führt, bewahrt einen schwulen Schüler<br />

vor dem Selbstmord, die verliebte Schülerin tritt um<br />

religiöse Barrieren zu überwinden zum Islam über, das<br />

Straßenkind erlebt einsame Abenteuer…<br />

Spannend ist dabei, dass alle Geschichten zusammen<br />

hängen. Noch spannender ist, dass es dabei nicht um<br />

Welche Strategie ist die beste? Der „Klasse! Verlag“ bespricht grundlegende Entscheidungen<br />

Literatur- werkstatt in der<br />

Klosterschule mit Susanne Koppe /<br />

fotos: thore hoffmann<br />

daisuki-magazin {<br />

Der Workshop fand in einem<br />

Verlagsraum von Carlsen statt. Überall hingen bunte Comic-Poster.<br />

Am Anfang hat uns die Leiterin Anne Berling erklärt, wie Daisuki und<br />

die anderen Mangamagazine entstehen. An der Daisuki arbeiten 25<br />

Leute. Ein Zeichner muss es schaffen, in einem Monat 30 Seiten in<br />

Skribble zu malen – das ist eine Art Vorskizze – und das dann noch<br />

sauber nachzeichnen. Die Daisuki-Geschichten kommen aus Japan.<br />

Einige Kinder haben sich ruhig verhalten und aufmerksam zugehört.<br />

Andere haben nicht wirklich aufgepasst.<br />

Haben Sie selbst schon mal versucht<br />

zu zeichnen?<br />

Anne Berling: Ich habe es einmal probiert, selber zu<br />

workshop des Carlsen verlags / text von Jenny Strauch,<br />

nadine thiess, lukas Schmahl und maja hoffmeister /<br />

14 Uhr / ab 13 Jahre / fotos: carlsen verlag<br />

6 zeichnen, aber ich kann es nicht besonders gut.<br />

7<br />

Grafiker Marc von „futur-zwei“<br />

erläutert erste Coverideen<br />

Flipchart der Marketinggruppe<br />

die Fernsehserie, sondern um von Schülern erfundene<br />

Episoden rund um die Lindenstraße in St. Georg geht.<br />

Susanne Koppe und die engagierten Lehrer erstellen<br />

mit Schülern des Klostergymnasiums ein komplettes<br />

Buch, das von anderen Schülern dann professionell<br />

gelayoutet, vermarktet und von dem eigens gegründeten<br />

„Klasse! Verlag“ vertrieben wird. Für weitere<br />

Information mailt an kls@mhageleit.de<br />

Klasse!–nlehrer Martin Hageleit<br />

Workshopleiterin Susanne Koppe und die Autorengruppe<br />

Was ist Ihr Traumberuf?<br />

Mein Traumberuf ist bei Walt Disney zu arbeiten!<br />

Wie lange arbeiten Sie schon bei<br />

Carlsen?<br />

Hier bei Carlsen? Im nächsten Jahr sind es jetzt schon<br />

fünf Jahre.<br />

Würden Sie auch einen anderen Job<br />

machen?<br />

Nein, ich würde nie einen anderen Job machen.<br />

Lesen oder gucken Sie selber Mangas<br />

und Animes?<br />

Ja, ich lese sehr gerne selber Mangas. Die Animes,<br />

die im TV laufen, gucke ich nicht, aber ich schaue<br />

mir ab und zu DVDs an.<br />

Waren sie schon im Ausland? Und<br />

Wenn ja, dann wo?<br />

Ja, ich war beruflich schon in Amerika, genauer in<br />

New York, Frankreich, Italien und Spanien.<br />

Haben sie Haustiere?<br />

Nein, ich habe keine Haustiere, denn ich bin kaum<br />

zu Haus.<br />

Anne Berling beantwortet Fragen der Teilnehmer<br />

Die geschenkten Mangas wurden sofort durchgeblättert<br />

Eine bunte<br />

Daisuki-Tapete<br />

Zufriedene Reporter<br />

nach dem Workshop


osies entführung{<br />

Im Brakula las Simone Klages einige Kapitel ihres<br />

Buches „Rosies Entführung“ vor. Die Lesung war<br />

in einem gemütlichen Theatersaal, in dem ca. 40 Personen<br />

saßen – vor allem Kinder im Alter von acht bis<br />

elf Jahren und einige Eltern. Im Anschluss daran fand<br />

noch ein Workshop statt,<br />

der den Inhalt der Kapitel<br />

aufgriff.<br />

Uns hat die Stimmung sehr<br />

gut gefallen, die Geschichte<br />

war sehr interessant und<br />

spannend. Nicht gefallen<br />

hat uns, dass die Autorin<br />

am Schluss sehr hektisch<br />

wurde und für uns wenig<br />

deutschland und die ns-zeit{<br />

krimilesung und workshop mit der autorin und<br />

illustratorin Simone klages / text von Celina Welling<br />

und loriana karow / brakula e.V. / 16 uhr / ab 8 Jahre<br />

Wie sind sie Autorin geworden?<br />

Zufällig, ich habe Grafikdesign studiert und habe Bilder<br />

für Kinderbücher gemalt. Dann hat mich der Verlag gefragt,<br />

ob ich nicht selbst schreiben möchte, dass habe<br />

ich getan und bin dabei geblieben.<br />

Würden sie ihren Beruf für einen anderen<br />

eintauschen?<br />

Nein, mir gefällt er sehr.<br />

Dürfen wir Sie nach Ihrem Alter fragen<br />

und wann sie ihr erstes Buch geschrieben<br />

haben?<br />

Ich bin jetzt 50 Jahre alt und habe mit 27 mein erstes<br />

Buch geschrieben.<br />

lesung mit Peter Zolling / text<br />

Von ronja altmüller / hamburger<br />

Schulmuseum / 10 uhr / ab 13 jahre<br />

mit anette daugardt und uwe neumann /<br />

emil & die dedektive{<br />

text von Mandy Falk und Patricia rabea kankam /<br />

kulturhaus eppendorf / 12h / ab 10-14 Jahre<br />

8 Zeit hatte.<br />

9<br />

Der Autor Peter Zolling sitzt an einem Pult vor einer alten Schultafel und veralteten Lehrmitteln<br />

und liest aus seinem Buch vor, das die Geschichte Deutschlands ab 1871 erläutert.<br />

Er startet 1933 als Hitler Reichskanzler wurde und endet 1948, kurz nach Kriegsende.<br />

Danach hat man verstanden, wie der 2.Weltkrieg begonnen und beendet wurde und wie sich<br />

die Einwohner zwischen Trümmern erst wieder eine funktionierende Zivilisation schaffen mussten.<br />

Im Anschluss an die Lesung regt Zolling zu einer Diskussion zum Todesurteil Saddam<br />

Husseins und zum Neonazi-Problem an. Die Ansichten werden besprochen und noch einmal das<br />

„Nichtvergessen“ sowie der Kampf gegen die rechte Szene angemahnt.<br />

Unterricht mal anders<br />

Insgesamt war die Lesung sehr interessant, da sie nicht wie starrer Unterricht ablief, sondern<br />

jeder seine Meinung in das Gespräch mit einbringen konnte. Aktuelle Parallelen, wie die<br />

wachsende Popularität der NPD, waren auch ein wichtiger Punkt in der Diskussion. Mehr Engagement<br />

der Schulklassen wäre allerdings schön gewesen, da viele Zuhörer fast teilnahmslos<br />

auf ihren Sitzen saßen.<br />

NAZIS RAUS!<br />

Der Raum des Kulturhauses war fast ganz voll, ca.<br />

55 Kinder im Alter von neun bis elf Jahren saßen<br />

dort. Vorne gab es eine kleine<br />

Bühne mit einer Bank, auf der die<br />

beiden Vorleser Anette Daugardt<br />

und Uwe Neumann saßen. Das<br />

Publikum war am Anfang etwas<br />

laut, als die Lesung begann,<br />

wurde es schnell leise. Am Anfang<br />

kam lustige Musik. Uwe hat<br />

dabei immer ins Publikum geguckt und Anette ins Buch.<br />

Uwe hat Emil gelesen und Anette den Dieb. Oft haben<br />

sie in das Publikum geguckt und dann trotzdem noch<br />

Zusammen mit der 6d der Ida-Ehre-<br />

Gesamtschule wurden wir von<br />

Rainer Gussek begrüßt, dem Moderator<br />

des Kinderradios. Danach hat er<br />

uns durch verschiedene Räume des<br />

NDR-Gebäudes Nr. 5 geführt. Einige<br />

davon waren gefüllt mit komischen<br />

Sachen, mit denen man verschiedenste<br />

gesprochen. Also haben sie etwas davon auswendig<br />

gelernt und dafür auch lange geübt.<br />

erfahrung aus funk<br />

und fernsehen<br />

Uwe und Anette lesen auch noch<br />

andere Hörbücher, zum Beispiel<br />

„Die Dame im Auto mit Koffer<br />

und Gewehr“. Anette hat mal<br />

bei „Marienhof“ und „Alarm für<br />

Cobra 11“ mitgespielt. Uwe hat bei „Der Landarzt“<br />

mitgemacht. Uns hatte es bei der Lesung sehr gut<br />

gefallen!<br />

kinderradio hören, lachen, selber machen }<br />

mit rainer gussek / bericht von lukas schmahl / ndr / 10.15 Uhr / von 9-12 Jahre<br />

Wie sind Sie zu ihrer Arbeit beim Kinderradio<br />

gekommen?<br />

Rainer Gussek: Erst wollte ich Journalist werden. Dann<br />

habe ich gemerkt, dass es mir viel Spaß macht Hörsendungen<br />

(besonders Kindersendungen) zu machen. Dabei<br />

bin ich dann auch geblieben.<br />

Geräusche machen kann. Die benutzen<br />

die auch jetzt noch, einige Geräusche<br />

werden heute jedoch von CD abgespielt<br />

oder mit dem PC erzeugt. Alle Tonstudios<br />

sind total schalldicht, weil keine Geräusche<br />

von außen eindringen dürfen und<br />

sich drinnen kein Echo bilden darf.<br />

Mit wie viel Jahren haben Sie Ihr erstes<br />

Hörspiel bzw. Buch geschrieben?<br />

Ungefähr mit 23 Jahren habe ich mein erstes Buch geschrieben.<br />

Angefangen habe ich aber schon als Kind. Da habe ich<br />

kleine Geschichten erfunden. Bisher habe ich zwei Krimis geschrieben.<br />

Es bringt mir besonders Spaß, die Leser auf eine<br />

falsche Fährte zu locken. Und natürlich habe ich auch noch<br />

einige Hörbücher für Kinder geschrieben.


drachenreiter{cornelia<br />

1001 nacht{<br />

funkes drachenreiter / gelesen von<br />

rainer strecker / bericht Von miriam scriba<br />

literaturhaus / 17 uhr / 10-12 jahre<br />

lesung / text von elif nur toka, madeleine Bondesen,<br />

melina harms, Sherin Hussein, mariam hosseyni /<br />

afghanisches Museum / 13 uhr / 4-12 Jahre<br />

die rückkehr der kurzhosengang }<br />

lesung mit Zoran drvenkar / text von denis zanelli, pierre möhring, marc gramattke /<br />

bücherei veddel / 11.30 Uhr / ab 10 Jahre / fotos: birgit fellinger<br />

Mit im Programm des Lesefestes war in diesem<br />

Jahr eine Lesung von Cornelia Funkes berühmten<br />

zweier Schulen faszinierend. Man hörte nur die Stimme<br />

von Rainer Strecker, mit der er jeder Person eine eigene<br />

Die Hauptperson der Lesung, die wir in der Veddel besucht haben, war<br />

der 39jährige Autor Zoran Drvenkar. Er hat aus seinem neuen Buch,<br />

Fantasy-Roman „Drachenreiter“.<br />

Stimme und ihr somit einen<br />

„Die Rückkehr der Kurzhosengang“ vorgelesen.<br />

Das Publikum bestand aus Grund-<br />

eigenen Charakter gab. Teile des<br />

Zu der Veranstaltung kamen mindestens 37 bis 41 Besucher. Der Raum, in<br />

schülern von zwei Hamburger<br />

Buches übersprang er, erzählte<br />

dem die Lesung stattfand, war sehr kahl und sah weniger wie eine Bücherei<br />

Schulen, denen ein Vertreter des<br />

aber kurz, was darin vorkam.<br />

aus. Die Kurzhosengang erlebt viele spannende Abenteuer mit ihren Feinden<br />

Veranstaltungssponsors Haspa am<br />

Das Ende ließ er offen, da er,<br />

Pauli 1,2,3,4,5 und man selbst auch. Der Autor hat so lustig und interes-<br />

Anfang je einen Scheck über je-<br />

„nicht das Spannendste verraten“<br />

sant vorgelesen, dass sich die Kinder (Schüler im Alter von elf bis vierzehn<br />

weils 500 Euro für deren Biblio-<br />

wollte.<br />

Jahren) vor Lachen oft nicht mehr zurückhalten konnten. Durch häufi ge<br />

thek überreichte.<br />

Nach circa eineinhalb Stunden<br />

war es nach „Wachwerd-Übun-<br />

Zwischenrufe der kleineren Kinder wurde es daher manchmal sehr laut.<br />

Faszinierende<br />

gen“ (10mal springen, 3mal<br />

Ruhe, lauter<br />

laut schreien) und einem langen,<br />

applaus und Muffi ns<br />

lauten Applaus zu Ende. Am Tresen gab es für die Kinder<br />

Wie lange schreiben sie schon Bücher?<br />

10 Dann ging es los. Gelesen wurde von dem Schauspieler Muffi ns und Getränke. Und alle verließen dann, begeis-<br />

Zoran Drvenkar: Ich schreibe seit 17 Jahren. Mein erstes 11<br />

Rainer Strecker, der auch die Hörbücher von „Drachentert von dem Buch und von Rainer Streckers Stimme,<br />

Buch habe ich mit 16 Jahren geschrieben.<br />

reiter“ einspricht. Die Ruhe, die eintrat, war angesichts das Literaturhaus.<br />

Welches von Ihren Büchern fi nden Sie am<br />

besten?<br />

Ich finde jedes meiner 40 Bücher am besten.<br />

Wie sind Sie auf diesem Beruf gekommen?<br />

Ich bin in der 7. und 10. Klasse sitzen geblieben, habe<br />

das Abitur vermasselt und stand mit 22 Jahren im Nichts.<br />

Dadurch, dass ich außer kochen und malen nicht viel<br />

Schon auf dem Weg zur 1001 Nacht-Lesung wurden wir auf einen orientalischen Teppich aufmerksam, der<br />

uns direkt zum Museum führte. Drinnen war es so leise, dass wir dachten, wir wären die Ersten. Der Mentor<br />

konnte, blieben mir wenige Möglichkeiten. Durch das<br />

Gedichte schreiben an Mädchen ist mir aufgefallen, dass<br />

ich Talent habe. So ist mir der Beruf, Bücher zu schreiben,<br />

– jemand, der Kindern bei Leseschwäche hilft – von „Die Leselernhelfer e.V.“ las dann „Ali Baba und die 40 Räuber“<br />

eingefallen. Das war, fi nde ich, eine sehr gute Entschei-<br />

in der Kuschelecke vor. Die circa dreißig 5.Klässler waren bei der Lesung sehr ruhig, nur wenige waren unruhig. Die<br />

dung.<br />

Atmosphäre war sehr orientalisch, was auch an den bewundernswerten Handarbeiten an den Wänden lag. In der<br />

Schreiben Sie lieber für Kinder oder Er-<br />

Mitte der Lesung klingelte ein Telefon, was die Stimmung etwas störte.<br />

wachsene?<br />

Ich schreibe für alle Altersklassen und habe auch sehr viel<br />

Vom straßenfest zu seiteneinsteiger<br />

Spaß dabei.<br />

Nach der Lesung gab es grünen Tee und Knabberzeug. Die meisten Kinder sagten danach, dass die Lesung gut war<br />

Wie lange brauchen Sie für ein Buch?<br />

und dass sie das Buch auch lesen würden. Die Vorleserin erzählte uns noch, dass sie auf einem Straßenfest von einem<br />

Ich brauche ungefähr drei Monate für ein Buch, das dann<br />

Verein angesprochen worden ist, der Kinder mit Lernschwäche hilft. Sie bekam einen Merkzettel und ging zu einem<br />

noch Korrektur gelesen wird. Pro Tag arbeite ich circa<br />

Seminar. So wurde sie Mentor und Vorleserin bei <strong>Seiteneinsteiger</strong>.<br />

neun bis elf Stunden.<br />

Zoran Drvenkar beim erzählen (unten) und signieren (o.r.)


literaturverfi lmung / text Von dominic pridat,<br />

oliver twist{ Jan luka Segedi, Orfan masah und milad Ezzati /<br />

abaton-Kino / 9.30 uhr / ab 12 Jahre<br />

theaterstück nach den roman / ein bericht<br />

oliver twist{ Von jana aronova und anja Schlott /<br />

nachtasyl / 16.30 uhr / ab 10 Jahre<br />

S echs Schüler und Schülerinnen der<br />

6. und 7. Klasse des Alexander-von-<br />

Humboldt-Gymnasiums, der Partnerschule<br />

des Thalia Theaters, haben zusammen<br />

mit dem Schauspieler Daniel Hoevels die<br />

Geschichte von Charles Dickens „Oliver<br />

Twist“ im Nachtasyl des Thalia-Theaters<br />

vorgelesen.<br />

die schauspieler der<br />

zukunft?<br />

Damit die Lesung gut läuft, wurde mit<br />

Unterstützung von Daniel Hoevels zwei-<br />

mal zwei Stunden geprobt. Da alle außer<br />

Hoevels, der den erwachsenen Oliver las,<br />

mehrere Rollen besetzen mussten, waren<br />

wir gespannt auf die Umsetzung. Und wir<br />

wurden nicht enttäuscht. Die Jungschauspieler<br />

verliehen dem Stück durch die<br />

Bühnenaccessoirs und besonders durch<br />

gekonntes Verstellen der Stimmen oder<br />

Nebengeräusche etwas Besonderes. Die<br />

Zuhörer konnten sich am Ende vor Begeisterung<br />

fast nicht mehr einkriegen. Wer<br />

weiß, vielleicht hören wir bald mehr von<br />

Lena, Jan, Jenny, Adrian, Leon und Orgen.<br />

transit#30{mit<br />

rabea Edel, fl orian kessler, Stefan boskamp und zwei<br />

illustrierten hörspielen / Von monique lüdtke<br />

haus III&70 / 21 uhr / ab 16 Jahre / fotos: moritz piehler<br />

Vor der Vorstellung hat es sehr lange gedauert bis<br />

alle saßen und ruhig waren. Als der Film begann,<br />

damit aufzuhören, ein Dieb zu sein, kann es aber erst, als<br />

der Diebanführer sich aufhängt. Dann erfährt Oliver noch,<br />

Es ist 21 Uhr, man blickt auf eine kleine Bühne mit Pult, Stuhl, Leselampen<br />

und Leinwand, davor Stuhlreihen und eine kleine Bar. Es wird<br />

loungige Musik gespielt, der Raum ist in blaues und rotes Licht getaucht und<br />

haben alle geklatscht. An den spannenden Stellen<br />

dass seine Eltern reich waren. Er erbt das Geld und<br />

die breite Fensterfront eröffnet einen Blick auf die Cafélichter des Schulter-<br />

wurde es immer ruhiger und ruhiger. Man erlebt<br />

darf bei netten Menschen bleiben.<br />

blatts. Die Stimmung ist ungezwungen, jeder redet mit seinem Nachbarn<br />

sehr viel:<br />

oder trinkt Bier bis der Moderator die Bühne betritt. So muss man sich die<br />

Oliver wächst in einem Waisenhaus auf, da<br />

reiche leute und arme<br />

30. TRANSIT im Kulturhaus III&70 vorstellen.<br />

seine Mutter schon bei seiner Geburt<br />

waisenkinder<br />

gestorben ist. Er weiß weder wie<br />

Im Laufe des Films wurde es ab<br />

jeden ersten dienstag<br />

seine Mama noch sein Papa<br />

und zu mal laut aber das hat sich<br />

TRANSIT fi ndet immer am ersten Dienstag im Monat statt und kostet vier Euro. Über-<br />

heissen und wird an einen<br />

nach einer halben Minute wieder<br />

wiegend werden junge Autoren, aber auch Musiker, Filmemacher und Fotografen<br />

Sargmacher verkauft.<br />

gelegt. Wir fanden den Film gut und<br />

eingeladen, um ihre neuesten Werke vorzustellen. Heute Abend lesen die Autoren<br />

Bald reißt er da aber<br />

spannend. Man kann schön sehen, wie<br />

Stefan Boskamp und Florian Kessler Kurzgeschichten vor, ehe es nach einer Pause<br />

aus und wird in London von einer Bande aus<br />

es reichen Leuten geht und wie schrecklich<br />

mit Rabea Edel und Ausschnitten aus ihrem neuen Buch „Das Wasser in dem wir<br />

Straßendieben aufgenommen. Er versucht bald<br />

die Waisenkinder sich fühlen mussten, da die im<br />

schlafen“ weiter geht. Boskamps Geschichte über einen sterbenden Arzt, Kess-<br />

12 Film ganz wenig zu essen bekommen haben.<br />

lers maschinengewehrmäßig vorgetragene Beziehungskiste und Rabea Edels<br />

lyrisch weiche Prosa werden dann noch von Höspielen aus der CD „Pressplay“<br />

abgerundet, die von Jan Deichner humorvoll illustriert wurden…<br />

man hätte halt dabei sein sollen!<br />

Wer die TRANSIT #32 miterleben will, sollte am 2. Januar (oder besser jeden<br />

1. Dienstag im Monat) den Weg ins III&70 fi nden und sich selbst ein Bild<br />

davon machen, welch dynamische Facetten die TRANSIT zu bieten hat.<br />

13<br />

Florian Kessler (oben), Stefan Boskamp (unten)<br />

und Rabea Edel (links) auf der Bühne<br />

Würdest Du im Unterricht noch Klassiker lesen lassen?<br />

Rabea Edel: Ja, natürlich. Wobei der Begriff Klassiker ja auch sehr vieles umfasst: Bücher<br />

wie der Faust, Kafkas Schloss, Effi Briest, Storms Schimmelreiter, Benn oder Brecht,<br />

Ovid, Homer... da habe ich viel von gelernt.<br />

Wann hast Du entdeckt, dass Du Bücher schreiben kannst?<br />

Seltsame Frage. Ich glaube, so etwas entdeckt man nicht einfach. Das ist ein Arbeitsprozess<br />

und hat viel mit Selbstdisziplin, zu tun, mit Geschichtenerzählenwollen,<br />

mit vollen Notizbüchern, mit Reisen, mit Lesen, mit unzähligen Stunden,<br />

in denen nichts passiert, bis das eine Wort kommt, das einen weiter trägt. Mit<br />

Streichen und Zuvielschreiben hat es zu tun – dem radikalem Umgang damit.<br />

Kannst Du vom Schreiben leben oder welche anderen Jobs fi nanzieren Dich?<br />

Ich lebe vom Schreiben (von allem, was damit zu tun hat im weitesten Sinne), vom Bafög-Amt (ich studiere noch),<br />

von Nebenjobs (Catering, kellnern, etc.).


literaturverfi lmung /<br />

rolltreppe abwärts{ text Von Swaantje böckmann /<br />

abaton-Kino / 12 uhr / ab 12 jahre<br />

Denkst du, dass man dein Buch als<br />

Schulliteratur verwenden könnte? system, in dem alle, auch die Haupt- und Realschüler,<br />

2004 gründeten der 19jährige Regisseur Dustin<br />

Loose und der 21jährige Produzent Christoph<br />

Verfi lmung freigegeben, doch diesem jungen Team<br />

stimmte er zu. Bei dem Projekt wurde „Scene Missing“<br />

Amon Barth: Es wird schon sehr oft gemacht. Es darf<br />

nur nicht leichtfertig eingesetzt werden, weil sonst die<br />

Jugendlichen vielleicht nur die Information <strong>raus</strong>filtern,<br />

intensiver gefördert werden und Bildung Spaß macht.<br />

Der Drogenkonsum wird dann abnehmen, weil viele dann<br />

zufriedener sind.<br />

Zwickler die Filmproduktionsfi rma „Scene Missing“. unter anderem vom Jungen Theater Bonn unterstützt,<br />

ich verherrliche den Cannabis-Rausch als „das schönste Was würdest du tun, wenn deine Kin-<br />

Zunächst drehten sie mit Unterstützung anderer Jugend- die das Jugend-Ensemble stellten, und die erwachsenen<br />

Gefühl meines Lebens“.<br />

der kiffen würden?<br />

licher Musikvideos und einen Kurzfi lm, ehe sie sich an Darsteller waren Ehrenamtliche. Die Dreharbeiten began-<br />

Wie schätzt Du die Wichtigkeit von Ich würde es ihnen nicht in dem Sinne verbieten, dass ich<br />

ihren ersten Langfi lm nen im Dezember 2004, der Film wurde im Juni 2005<br />

Büchern für die Jugend ein?<br />

versuchen würde, sie zu bestrafen oder durch moralische<br />

wagten: Die Reali- erstmals in Bonn vorgeführt und war seit Februar 2006<br />

Wahnsinnig wichtig. Wer liest, hat es im Leben leichter Verbote das einzuschränken, weil ich weiß, dass moralisierung<br />

von Georg in zahlreichen deutschen Kinos zu sehen.<br />

und ist glücklicher. Aber es lesen zu wenige und je weische Verbote sinnlos sind und nur dafür sorgen, dass die<br />

Noacks Jugendroman In dem Film wurden die wichtigsten Szenen der<br />

ter die Schulform nach unten geht, desto weniger wird Kinder sich ihren Eltern nicht mehr öffnen.<br />

Roman „Rolltreppe Geschichte ausgewählt und nah am Buch dargestellt. In<br />

Lesen als Hobby angegeben. Das macht dann nur einer Hast du noch Kontakt zu deinen al-<br />

abwärts“.<br />

wenigen Passagen fehlen jedoch wichtige Details oder<br />

und der wird komisch angeguckt und hat dann „nur“ alle ten Freunden oder zu deiner alten<br />

wurden anders umgesetzt. Positiv anzumerken ist, dass<br />

Harry Potter-Bände durchgelesen.<br />

Clique?<br />

erste<br />

die Geschichte modernisiert wurde.<br />

Hast du ein momentanes Lieblings- Ja, teilweise und ich glaube dadurch, dass ich so eine<br />

verfi lmung Leider schien das Publikum im Abaton, das überwiegend<br />

buch? Wenn ja, welches?<br />

psychotische Phase durchleben musste und sie nicht so<br />

14 Bis dahin hatte aus Schülern im Alter von 14-15 Jahren bestand, desinte-<br />

Ich kann nur jedem „Das Kartengeheimnis“ von Jostein ein wachrüttelndes Erlebnis wie ich hatten, ist es ihnen 15<br />

Noack den Roman ressiert zu sein. Im Kinosaal war es daher sehr laut.<br />

Gaarder weiterempfehlen. Das können auch schon Elf- bisher noch schwer gefallen, diese Dinge vollkommen<br />

nicht für eine<br />

jährige lesen.<br />

aus ihrem Leben zu verbannen, obwohl sie immer wieder<br />

Was hältst Du von der Legalisierung diverse Anläufe dazu machen. Von manchen weiß ich,<br />

von Cannabis?<br />

dass sie es versuchen und es trotzdem nicht schaffen.<br />

Jeder Mensch sollte viele Freiheiten besitzen. Deswegen Wie lautet dein Lebensmotto?<br />

bin ich auch für eine Legalisierung. Diese Debatte ist „Lang ist die Kunst und kurz das Leben.“ Es gibt viel zu<br />

aber nicht so wichtig wie eine über ein besseres Schul- tun und leider viel zu wenig Zeit dafür.<br />

Draußen ist es bereits dunkel, Amon Barth sitzt auf einem Sessel in der Jugendbibliothek der<br />

Zeisehallen und beginnt, Teile aus seiner Autobiographie „Breit - Mein Leben als Kiffer“,<br />

vorzulesen. Die Zuhörer sind ruhig und lauschen gespannt. Die Stimmung ist sehr persönlich, viele<br />

der Zuhörer müssen zwischendurch schmunzeln, doch das kritische Thema wird nie unterschätzt.<br />

Amon mit den<br />

Das wäre auch unangemessen, da sein Buch mit dem totalen Zusammenbruch und der Einlieferung<br />

in die Psychiatrie Eppendorf endet.<br />

beiden Reporterinnen<br />

Ronja und<br />

Katharina<br />

breit*{<br />

lesung, diskussion und interview mit amon barth /<br />

von ronja altmüller und katharina grundmann /<br />

jugendbibliothek der zeisehallen / 20 Uhr / 14-24 Jahre<br />

ausführliche und ehrliche antworten<br />

Für den Leser bleibt am Ende des Buches einiges offen, den Zuschauern beantwortet Amon heute<br />

alle Fragen sehr detailliert. Auf jede Frage, die wir uns nach dem Lesen stellten, bekamen wir eine<br />

Antwort. Er beschreibt die Erlebnisse in der Psychiatrie, erklärt seine Beweggründe mit dem Kiffen<br />

aufgehört zu haben und wie er trotz der schlechten Noten doch noch sein Abitur geschafft hat. Zu<br />

der angenehmen und natürlichen Atmosphäre, hat der Veranstaltungsort sehr viel beigetragen.


kein tag mehr „ohne“<br />

Der Hamburger Abiturient Amon Barth hat in „Breit – Mein Leben<br />

als Kiffer“ seine Erlebnisse und Erinnerungen an seine Zeit als Kiffer<br />

aufgeschrieben. Mit 14 Jahren wird er zum Gelegenheitskiffer, später hält er<br />

die Tage „ohne“ nicht mehr aus. Detailliert beschreibt er seine Erfahrungen,<br />

erzählt von Treffen seiner Clique. Gemeinsam verbringen sie in gefährlicher<br />

Gruppendynamik die Wochenenden damit, zugedröhnt Parties zu feiern, sich<br />

Filme wie „Fear and Loathing in Las Vegas“ anzusehen oder einfach nur high<br />

zu sein. Durch die Droge verschlechtert sich das Verhältnis zur Familie, in<br />

der Schule sackt er ab. Sein letzter Rausch endet mit der Einlieferung in die<br />

Psychiatrie.<br />

16 doch noch dazu bewegt aufzuhören? Hat er noch Kontakt zu seinen alten Freunden? Trotzdem würde ich das Buch<br />

der in Katowice lebt und Kohlen sammelt für seinen großen Traum Berlin.<br />

17<br />

Der Roman „Rolltreppe abwärts“ von Hans Georg Noack spielt 1971. Es<br />

geht um den Jugendlichen Jochen, dessen Leben, wie schon im Titel des<br />

Buches zu erkennen, durch Vereinsamung, die zu Kriminalität führt, den „Bach<br />

runter“ geht. Er hat in der Schule keine Freunde und fühlt sich auch zu Hause<br />

oft alleine, da seine Mutter berufstätig ist. Da Jochen zudem mit dem Freund<br />

der Mutter nicht zurecht kommt, gibt es oft Ärger. Eines Tages verliert er auf<br />

dem Rückweg nach Hause seine Schlüssel und muss warten, bis seine Mutter<br />

zurückkommt. Aus Hunger und Geldnot klaut er in einem Kaufhaus Bonbons.<br />

Dabei wird er zu seinem Schreck von einem älteren Jungen erwischt, der<br />

ihn jedoch nicht verpetzt, sondern ihn im Gegenteil auf ein Bier, Zigaretten<br />

und Currywurst einlädt. Sie treffen sich von da an öfter, wobei Jochen durch<br />

Axel die attraktive Elvira kennenlernt. Obwohl er die Gesellschaft der beiden<br />

sucht, weiß er doch, dass er die Zuneigung von Axel und Elvira nicht umsonst<br />

Amon Barth - „Breit<br />

– Mein Leben als Kiffer“<br />

rowohlt verlag / 187 S. /<br />

7.90 E / ISBN 3499620464<br />

schonungslose erinnerungen<br />

Das Buch zu lesen war fast schon beklemmend, da Amon ziemlich schonungslos seine Erinnerungen aufgeschrieben<br />

hat. Was mir nicht so gut gefallen hat, war, dass das Buch plötzlich endet und Fragen offen bleiben. Was hat ihn<br />

an Leute weiterempfehlen, solange diese sich der Konsequenzen des Kiffens bewusst sind und nicht nur auf die<br />

Textpassagen achten, in denen vom „schönsten Gefühl der Welt“ die Rede ist. »Ronja Altmüller<br />

vereinsamung und kriminalität<br />

Schwarze Schafe und Gummistiefel<br />

Sie liegt und sieht in den Himmel. Das ist seltsam: Immer wenn man<br />

liegt und in den Himmel sieht, denkt man, wie lange es schon her<br />

ist, dass man das letzte Mal in den Himmel gesehen hat. Finn-Ole Heinrich<br />

schreibt nicht einfach über das Wetter. Das wird einem schon klar, bevor<br />

man die erste Erzählung seines Bucher „Die Taschen voll Wasser“ zu Ende<br />

gelesen hat.<br />

aufrüttelnde fi ktionen<br />

Seine Kurzgeschichten gehen unter die Haut, machen nicht immer Spaß<br />

– weil sie sich mit Themen beschäftigen, die sonst keiner anspricht. „Ich<br />

schreibe über alles, was ich wahrnehme“, sagt Finn-Ole Heinrich, und dafür<br />

schaut er immer ganz genau hin. Die Details sind es, die zur Geschichte<br />

werden, wenn er erzählt. Dabei ist alles fi ktiv: Lucy zum Beispiel, die immer<br />

in Gummistiefeln herumläuft und Kuchen mit den Fingern isst. Oder Marek,<br />

„Dramatische Tiefen, authentische Figuren, zu aufrüttelnder Fiktion verdichtete Realität“ schreibt die taz im Mai<br />

2005. Dazu noch Tod, Trennung und Begehren – und man hat die Taschen voll Wasser. »Lea K<strong>raus</strong>e-Solberg<br />

Hans Georg Noack -<br />

„Rolltreppe Abwärts“<br />

Ravensburger Buchverlag / 219 S. /<br />

9,90 E / ISBN 3473580015<br />

fi nn-Ole Heinrich -<br />

„Die Taschen voll Wasser“<br />

mairisch Verlag / 134 S. / 9,90 E<br />

/ ISBN 3-938539-01-1<br />

bekommt. Er wird von ihnen unter Druck gesetzt, stiehlt weiter und wird erwischt. Zuhause gibt es Ärger und in der<br />

Schule wird der Außenseiter mehr denn je gemobbt. Als er dann zurückschlägt und einen Mitschüler verletzt, sind<br />

die Folgen hart. Seine Mutter gibt den 13-Jährigen in ein Fürsorgeheim, doch dort geht es ihm angesichts des rauen<br />

Umgangs und der strengen Regeln nur noch schlechter. Jochen fühlt sich wie im Gefängnis, doch nach Hause kann er<br />

nie mehr zurückkehren. Was tun?...<br />

schnelle spirale abwärts<br />

In dem Buch wird sehr deutlich, wie Jugendliche in Vereinsamung die „Rolltreppe abwärts“ fahren können. Schnell<br />

wird aus einem zuvor in der Schule sehr fl eißigen Jungen ein Krimineller. Dabei geht es nicht nur um starre Klischees.<br />

Hans Georg Noack betont auch selbst im Nachwort, dass er weder die kriminelle Laufbahn eines Jugendlichen noch die<br />

Zustände in einem solchen Heim darstellen wollte, nur um drohend zu zeigen,<br />

was passiert, wenn man anfängt zu klauen. Insgesamt ist das Buch sehr<br />

empfehlenswert, da die Geschichte dieses Jugendlichen, der sich hauptsächlich<br />

nach Zuneigung und Fürsorge sehnt, sehr interessant und spannend<br />

geschrieben ist. »Swaantje Böckmann


glaube nicht alles<br />

Books on Demand / 190 S. / 12 E / ISBN 3833417730<br />

böses erwachen auf der toilette<br />

dealerei und schöne texte<br />

IMPRESSUM<br />

Ich denke, dass das Buch für jedes Alter bestimmt ist, denn man kann<br />

manche Geschichten, wie zum Beispiel die Tierfabeln, auch kleinen<br />

Kindern vorlesen. Ob mit 12 oder 18 oder 60 – in dem Buch fi ndet jeder seine<br />

Geschichte. Es gibt viele Themen: Romantik, Grusel, Spannung. Auch wer was<br />

Ekliges sucht, wird es fi nden. Ich fand das Buch insgesamt super und habe zum<br />

Beispiel gelernt, dass man nicht einfach das glauben kann, was die Leute sagen.<br />

Ich empfehle es allen Menschen. Viel Spaß beim Lesen! »Elif Nur Toka<br />

stellte Kirsten Boie im<br />

Hamburger Abendblatt<br />

Die Druckauflage dieses Magazins und dessen<br />

Erstellung in Workshops wurde gefördert vom<br />

PWC-Impulsfonds.<br />

he<strong>raus</strong>geber/leitung<br />

Pauw & Politycki, Stefanie Ericke<br />

Axel-Springer-Platz 2<br />

20355 Hamburg<br />

www.pauw-politycki.de<br />

traditionell, mündliche Überlieferungen - „Märchen aus 1001 Nacht“<br />

erfreut fest. Und als Organisa-<br />

konzept<br />

/ diverse Ausgaben<br />

toren fügen wir ebenso erfreut<br />

Tim Vogler + Thore Hoffmann<br />

hinzu: Nicht nur die Kinderau-<br />

redaktionsleitung<br />

gen leuchteten am 7.11., auch<br />

Tim Vogler (tim@freistil-magazin.de)<br />

18<br />

Emil fährt in den Ferien zu seiner Oma nach Berlin. Seine Mutter gibt ihm<br />

Geld für seine Oma, etwas Taschengeld und Geld für die Rückfahrkarte. Im<br />

Zug sitzt ein komischer Mann neben ihm. Emil ist misstrauisch, passt aber auf<br />

sein Geld auf. Dann wacht er auf der Toilette auf, sieht aufgeregt nach seinem<br />

Geld und merkt, dass es weg ist. Er läuft in den Waggon, in dem der Mann ge-<br />

die überwältigende Mehrheit<br />

der Schulen, der Künstler und<br />

der Veranstaltungspartner gaben<br />

uns ein tolles Feedback.<br />

Das „<strong>Seiteneinsteiger</strong>“-Lesefest<br />

2006 hat den großen Erfolg der<br />

gestaltung/layout<br />

Thore Hoffmann (thore@freistil-magazin.de)<br />

in Zusammenarbeit mit futur-zwei (futur-zwei.de)<br />

mitarbeiter/innen redaktion<br />

Die Schüler/innen der Klasse 7c der Gesamtschule<br />

am Heidberg und Schüler/innen des Heilwig<br />

Gymnasium. Die Beiträge sind namentlich ge- 19<br />

sessen hat, doch der ist auch weg. Durch das Fenster sieht ihn Emil aussteigen.<br />

Premiere noch steigern können<br />

kennzeichnet.<br />

Den Rest, ob Emil das Geld zurückklaut und was sonst noch passiert, erfahrt ihr,<br />

– mit noch mehr Veranstaltungen und Besuchern, neuen Attraktio- fotografi e/illustration<br />

wenn ihr das Buch lest. Ich empfehle es jedem. » Lukas Schmahl<br />

nen und zahlreichen Unterstützern, über deren Engagement wir uns<br />

Thore Hoffmann, Moritz Piehler, Birgit Fellinger<br />

Erich Kästner - „Emil und die Detektive“<br />

sehr freuen. Und auch für die Stadt war das Fest ein Erfolg, denn<br />

Bildrechteangaben auf den Seiten.<br />

Dressler Verlag / 172 S. / ISBN 3791530127<br />

Hamburg konnte wieder einmal zeigen, dass es seinem Ruf als Stadt coverillustration<br />

einer lebendigen und spannenden Kinder- und Jugendkulturszene alle<br />

Sabine Wilharm<br />

Ehre macht! Dafür möchten wir allen Mitwirkenden noch einmal sehr<br />

Lektorat<br />

herzlich danken!<br />

Die Lehrer/innen der Schüler/innen: Britta Fuchs,<br />

Marion Hopp und Carsten Bruhn<br />

Das Buch „Vergitterte Jugend“ handelt von Jugendlichen im Gefängnis, warum sie verurteilt<br />

wurden und wie sie dort leben. Die Hauptfi gur Stefan schreibt im Knast schöne<br />

Texte, die aber niemand liest. Eines Tages kommt Marie Therese Schins ins Gefängnis und<br />

<strong>Seiteneinsteiger</strong> 2007<br />

Das nächste Lesefest „<strong>Seiteneinsteiger</strong>“ findet vo<strong>raus</strong>sichtlich am<br />

06. November 2007 statt. Auch für das kommende Jahr gibt es<br />

Aufl age<br />

3.000 Stück<br />

Das Magzin liegt in den beteiligten Schulen aus.<br />

Du kannst / Sie können dieses Magazin auch<br />

erfährt von den Texten. Nachdem sie mit Stefan gesprochen hat, verspricht er Marie, ihr jeden<br />

bereits viele Ideen: Wie wäre es etwa mit Lesungen auf Türkisch<br />

direkt bei Pauw & Politycki bestellen. Anfrage<br />

Tag einen Text zu schreiben. Als aber die Texte ausbleiben, wird Marie sauer wegen des ge-<br />

oder Farsi? Oder vielleicht lesen Väter und Großväter Jungen ihre<br />

unter: info@seiteneinsteiger-hamburg.de<br />

brochenen Versprechens. Als sie zum Gefängnis reist, erfährt sie, dass Stefans Frau gestorben<br />

Lieblingsbücher vor, wie es eine Schule dieses Jahr erfolgreich vor-<br />

ist und schämt sich für ihr Misstrauen. Er sagt zu, mit ihr auf eine Lesetour für Schüler aus der<br />

10. Klasse mit zu gehen. Mich hätte interessiert, ob er sein Versprechen gehalten hat, doch<br />

das steht leider nicht im Buch. Bei <strong>Seiteneinsteiger</strong> war Marie jedenfalls in der JVA Rothensande<br />

und hat mit Häftlingen über das Leben hinter Gittern geredet. » Bryan Tiedt<br />

Marie-Therese Schins und Stefan Wagner - „Vergitterte Jugend“<br />

machte? Wir sind selbst gespannt…<br />

„seiteneinsteiger<br />

ist ein leuchtturm“,...<br />

Stefanie Ericke von Pauw & Politycki<br />

… und freuen uns schon jetzt<br />

auf sie und euch!


20<br />

Sponsoren & Förderer<br />

Herzlichen Dank für die Unterstützung!<br />

Veranstalter: Im Auftrag von:<br />

Kulturbehörde

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