nazis raus! - Seiteneinsteiger
nazis raus! - Seiteneinsteiger
nazis raus! - Seiteneinsteiger
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eportagen, interviews und rezensionen:<br />
Ein Rückblick auf das große Lesefest mit Karin v. Welck, Kirsten Boie, Amon Barth,<br />
Rabea Edel, Oliver Twist, Zoran Drvenkar, Simone Klages, Rainer Gussek, u.v.m
INHALT<br />
seite 2<br />
Inhalt + Vorwort<br />
seite 3<br />
Interview mit Prof. Dr. Karin von Welck<br />
seite 4-5<br />
hamburg als<br />
hochburg des lesens<br />
Dieses Magazin gibt einen Einblick in das, was am 7. November<br />
2006 in fast ganz Hamburg, in Kinos, Museen, Schulen,<br />
Theatern, Büchereien und anderen Veranstaltungsorten wie dem Literaturhaus<br />
oder dem Kultwerk West im Rahmen des Lesefestes „<strong>Seiteneinsteiger</strong>“<br />
passiert ist. „<strong>Seiteneinsteiger</strong>“ ist ein von der Stadt<br />
getragener Aktionstag für Kinder und Jugendliche, der sich die kreative<br />
Leseförderung zur Aufgabe gemacht hat. Unter der Schirmherrschaft<br />
von Hamburgs Kultursenatorin Prof. Dr. Karin von Welck und im<br />
interview mit prof. dr. karin von welck<br />
hamburger kultursenatorin und schirmherrin des seiteneinstiger-festes<br />
Glauben Sie, dass Sie durch das Lesefest<br />
mehr Kinder zum Lesen bringen und<br />
vom Fernsehen wegbekommen?<br />
Davon bin ich überzeugt. Das Lesefest trägt ja auch den<br />
treffenden Namen „<strong>Seiteneinsteiger</strong>“: Vielen Kindern<br />
wird Leselust vermittelt und sie werden auf Bücher,<br />
Autoren und Illustratoren neugierig gemacht. Manche<br />
Kinder werden dann zu richtigen Leseratten – das ist<br />
natürlich wunderbar.<br />
Schreiben Sie selbst?<br />
Ich habe mit 12 Jahren einmal angefangen, ein ei-<br />
2<br />
Verschiedenes / Die Literarisch aktivste<br />
Schule / Von blauen Hunden / Ritterinvasion bei<br />
Gruner + Jahr / www.seiteneinsteiger-hambrg.de<br />
seite 6-15<br />
Lesungen + Workshops / Geschichten<br />
aus der Lindenstraße / Daisuki-Magazin / Rosies<br />
Entführung / Deutschland in der NS-Zeit / Emil<br />
und die Detektive / Kinderradio hören, lachen,<br />
selber machen / Drachenreiter / 1001 Nacht /<br />
Auftrag der Kulturbehörde sowie der Behörde für Bildung und Sport<br />
genes Buch zu schreiben. Aber dann wollte ich erst 3<br />
Die Rückkehr der Kurzhosengang / Oliver Twist / rückte die Stadt an diesem Tag wieder ihre gesamten literarischen<br />
Transit / Rolltreppe abwärts / Breit<br />
Aktivitäten für Kinder und Jugendliche in das Zentrum der Öffentlich-<br />
seite 16-18<br />
keit. Zur Premiere im vergangenen Jahr waren bereits mehr als 135<br />
Rezensionen / Amon Barth - Breit – Mein Veranstaltungen in der ganzen Stadt mit großer Begeisterung von den<br />
Leben als Kiffer / Finn-Ole Heinrich - Die Taschen Kindern und Jugendlichen besucht worden, rund 180 Schulen hatten<br />
voll Wasser / Hans Georg Noack - Rolltreppe<br />
sich mit eigenen Aktivitäten beteiligt. In diesem Jahr belegen über<br />
Abwärts / überlieferte Märchen aus 1001 Nacht / 150 Veranstaltungen sowie Aktionen und Workshops in vielen Ham-<br />
Erich Kästner - Emil und die Detektive / Marie-Theburger Schulen, dass zumindestens an diesem 7. November Hamburg<br />
rese Schins und Stefan Wagner - Vergitterte Jugend<br />
seite 19<br />
Nachwort<br />
Stefanie Ericke von Pauw & Politycki<br />
seite 20<br />
Sponsoren + Förderer<br />
als Hochburg des Lesens gelten durfte.<br />
die magazinmacher<br />
Die Auswahl und die Texte stammen von jungen Redakteurinnen und<br />
Redakteuren aus der Klasse 7c der Gesamtschule am Heidberg und<br />
von ausgewählten Schülern des Heilwig Gymnasiums. Sie haben aus<br />
ihrer Sicht versucht das ganze Spektrum des Festivals von Kino und<br />
Theater über spannende Workshop bis hin zu Lesungen für Große und<br />
ganz Kleine für Euch abgebildet.<br />
Viel Spaß beim Lesen!<br />
noch mehr vom Leben erfahren, bevor ich es abschließe.<br />
Später habe ich dann wirklich ein paar Bücher<br />
geschrieben. Im Moment habe ich leider zu wenig<br />
Zeit dafür, aber ich träume davon, noch einmal ein<br />
eigenes Kinderbuch zu verfassen.<br />
Welche drei Bücher würden Sie älteren Schülern und<br />
deren Lehrern als Schullektüre empfehlen?<br />
„Homo Faber“ von Max Frisch, die „Deutschstunde“ von Siegfried Lenz und<br />
„Effi Briest“ von Theodor Fontane.<br />
Welches ist Ihr Lieblingsbuch?<br />
Das wechselt häufig. Zurzeit empfehle ich oft „Nachtzug nach Lissabon“ von<br />
Pascal Mercier weiter, da es packend geschrieben ist und sehr zum Nachdenken<br />
anregt.<br />
Was ist Ihr größter Traum?<br />
Mein Traum ist es, dass sich das Bewusstsein in den Köpfen der Menschen<br />
verankert, dass Kultur Spaß macht, wichtig ist und das Leben bereichert und<br />
erleichtert. Besonders die Kinder- und Jugendkultur muss noch mehr gestärkt<br />
werden, denn Kinder und Jugendliche sind die Kulturfreunde und -förderer<br />
unserer Zukunft.<br />
Die Fragen stellten die Schüler der Redaktion!
preisverleihung für die literarisch aktivste<br />
schule hamburgs<br />
literatur als herzensangelegenheit<br />
Im Rahmen von <strong>Seiteneinsteiger</strong> wurde erstmals auch ein Preis für die Schulen verliehen, die sich auf besondere<br />
Weise im Bereich Lese- und Schreibförderung auszeichnen. Aus 16 Bewerbungen Hamburger Schulen hat eine<br />
Jury aus dem Hamburger Verlags-, Literatur- und Bildungsbereich<br />
die Adolph-Diesterweg-Schule (Allermöhe)<br />
und das Kurt-Körber-Gymnasium (Billstedt) ausgewählt<br />
und mit jeweils 400 Euro für ihre Bibliothek unterstützt.<br />
Optisch geprägt durch die vielen Kinderbücherregale bot<br />
der Verleihungsort, das Kinderbuchhaus des Altonaer Museums,<br />
eine tolle persönliche und zum Anlass passende<br />
Atmosphäre. An der Preisverleihung nahmen hauptsächlich<br />
Schülerinnen teil. Es gab Reden von den Veranstaltern,<br />
Die Liebe zum Lesen entdecken!<br />
einem Jurymitglied und den Schulleitern der Preisträger.<br />
4 5<br />
beeindruckende projekte<br />
Die Grundschule Adolph-Diesterweg hat unter anderem eine Zeitung erstellt, die regelmäßig verschiedene Themen<br />
aufgreift, z.B. „Erzähl mir von früher“, in der Eltern der häufi g aus Migrantenfamilien stammenden Kinder über ihre<br />
Kindheitserinnerungen berichten konnten. Zusätzlich veranstaltet die Schule oft Leseabende für Väter, Söhne und<br />
Opas, da gerade Jungen intensiver an das Lesen herangebracht werden müssen. Die beliebte Schülerzeitung „Pergamente“<br />
des Kurt-Körber-Gymnasiums erscheint sogar schon in der 67. Ausgabe. Viele Schüler besuchen Grundschulen<br />
und Kindergärten, um den Kindern aus Büchern vorzulesen und engagieren sich in schulinternen Schreibwerkstätten.<br />
Nachdem alle ihre Aktivitäten vorgestellt hatten, wurde die Preisverleihung bei Kaffee und Kuchen beendet. Die Projekte<br />
waren sehr beeindruckend, andere Schulen sollten sich daran ein Beispiel nehmen. > ronja altmüller<br />
Von blauen hunden<br />
kindertheater in dulsberg<br />
Das Wiesel auf dem Kiesel im Bachgeriesel kennt man noch. Bei den<br />
Eulen, die schon viel zu lange Eulen waren, hört es dann schon auf.<br />
Dichter wie Ernst Jandl oder Christian Morgenstern sind zwar nicht unbekannt.<br />
Ihre Wortspielchen in Gedichtform allerdings meistens schon. Wer denkt, diese<br />
seien nur für Kinder geeignet, irrt gewaltig. Zwar war die Gedichtrevue im Kulturhof<br />
Dulsberg mit Kirschkern & Compes für Jüngere gedacht. „Ottos Mops“<br />
kann jedoch jedem, der bei Gedichten an staubige Rosen auf Großmutters Tapete<br />
denkt, Spaß machen. > lea k<strong>raus</strong>e-solberg<br />
ritterinvasion bei gruner + jahr<br />
kirsten boies tafelrunde<br />
Die berühmte Autorin und ehemalige Lehrerin Kirsten Boie („Geschichten<br />
aus dem Möwenweg“, Lena-Reihe...) stellte im Auditorium von Gruner + Jahr<br />
ihr brandneues Buch „Der kleine Ritter Trenk“ vor. Viele Kinder erschienen dort in originellen<br />
Ritterkostümen und kamen der Autorin nach der Lesung ganz nah. Ob sie wohl<br />
Angst hatte?<br />
Kirsten Boie umringt von stolzen Rittern und Edeldamen…<br />
das portal für kinder- und jugendliteratur<br />
in hamburg:<br />
www.seiteneinsteiger-hamburg.de<br />
Vielfältiges, Wissenswertes und Buntes über die<br />
Hamburger Literaturszene liefert, gefördert von der<br />
Haspa-Stiftung, die <strong>Seiteneinsteiger</strong>-Seite www.seiteneinsteiger-hamburg.de:<br />
akuelle Veranstaltungshinweise,<br />
mehr Infos zum großen Lesefest, die Vorstellung von<br />
…und bei der Autogammstunde<br />
So sieht sie aus! Und welche Veranstaltung besucht IHR als nächtes? Stöbert einfach auf der Karte…<br />
AutorInnen und IllustratorInnen, die in der Stadt leben<br />
und arbeiten sowie einen Überblick über die zahlreichen<br />
literarischen Institutionen - von der Bücherhalle bis zum<br />
Poetry Slam - die das literarische Leben in Hamburg prägen.<br />
Für jeden etwas!
geschichten aus der lindenstraße{<br />
Geschichten aus der Lindenstraße sind bunt und<br />
vielseitig: ein Lehrer, der ein Doppelleben als<br />
Drag-Queen führt, bewahrt einen schwulen Schüler<br />
vor dem Selbstmord, die verliebte Schülerin tritt um<br />
religiöse Barrieren zu überwinden zum Islam über, das<br />
Straßenkind erlebt einsame Abenteuer…<br />
Spannend ist dabei, dass alle Geschichten zusammen<br />
hängen. Noch spannender ist, dass es dabei nicht um<br />
Welche Strategie ist die beste? Der „Klasse! Verlag“ bespricht grundlegende Entscheidungen<br />
Literatur- werkstatt in der<br />
Klosterschule mit Susanne Koppe /<br />
fotos: thore hoffmann<br />
daisuki-magazin {<br />
Der Workshop fand in einem<br />
Verlagsraum von Carlsen statt. Überall hingen bunte Comic-Poster.<br />
Am Anfang hat uns die Leiterin Anne Berling erklärt, wie Daisuki und<br />
die anderen Mangamagazine entstehen. An der Daisuki arbeiten 25<br />
Leute. Ein Zeichner muss es schaffen, in einem Monat 30 Seiten in<br />
Skribble zu malen – das ist eine Art Vorskizze – und das dann noch<br />
sauber nachzeichnen. Die Daisuki-Geschichten kommen aus Japan.<br />
Einige Kinder haben sich ruhig verhalten und aufmerksam zugehört.<br />
Andere haben nicht wirklich aufgepasst.<br />
Haben Sie selbst schon mal versucht<br />
zu zeichnen?<br />
Anne Berling: Ich habe es einmal probiert, selber zu<br />
workshop des Carlsen verlags / text von Jenny Strauch,<br />
nadine thiess, lukas Schmahl und maja hoffmeister /<br />
14 Uhr / ab 13 Jahre / fotos: carlsen verlag<br />
6 zeichnen, aber ich kann es nicht besonders gut.<br />
7<br />
Grafiker Marc von „futur-zwei“<br />
erläutert erste Coverideen<br />
Flipchart der Marketinggruppe<br />
die Fernsehserie, sondern um von Schülern erfundene<br />
Episoden rund um die Lindenstraße in St. Georg geht.<br />
Susanne Koppe und die engagierten Lehrer erstellen<br />
mit Schülern des Klostergymnasiums ein komplettes<br />
Buch, das von anderen Schülern dann professionell<br />
gelayoutet, vermarktet und von dem eigens gegründeten<br />
„Klasse! Verlag“ vertrieben wird. Für weitere<br />
Information mailt an kls@mhageleit.de<br />
Klasse!–nlehrer Martin Hageleit<br />
Workshopleiterin Susanne Koppe und die Autorengruppe<br />
Was ist Ihr Traumberuf?<br />
Mein Traumberuf ist bei Walt Disney zu arbeiten!<br />
Wie lange arbeiten Sie schon bei<br />
Carlsen?<br />
Hier bei Carlsen? Im nächsten Jahr sind es jetzt schon<br />
fünf Jahre.<br />
Würden Sie auch einen anderen Job<br />
machen?<br />
Nein, ich würde nie einen anderen Job machen.<br />
Lesen oder gucken Sie selber Mangas<br />
und Animes?<br />
Ja, ich lese sehr gerne selber Mangas. Die Animes,<br />
die im TV laufen, gucke ich nicht, aber ich schaue<br />
mir ab und zu DVDs an.<br />
Waren sie schon im Ausland? Und<br />
Wenn ja, dann wo?<br />
Ja, ich war beruflich schon in Amerika, genauer in<br />
New York, Frankreich, Italien und Spanien.<br />
Haben sie Haustiere?<br />
Nein, ich habe keine Haustiere, denn ich bin kaum<br />
zu Haus.<br />
Anne Berling beantwortet Fragen der Teilnehmer<br />
Die geschenkten Mangas wurden sofort durchgeblättert<br />
Eine bunte<br />
Daisuki-Tapete<br />
Zufriedene Reporter<br />
nach dem Workshop
osies entführung{<br />
Im Brakula las Simone Klages einige Kapitel ihres<br />
Buches „Rosies Entführung“ vor. Die Lesung war<br />
in einem gemütlichen Theatersaal, in dem ca. 40 Personen<br />
saßen – vor allem Kinder im Alter von acht bis<br />
elf Jahren und einige Eltern. Im Anschluss daran fand<br />
noch ein Workshop statt,<br />
der den Inhalt der Kapitel<br />
aufgriff.<br />
Uns hat die Stimmung sehr<br />
gut gefallen, die Geschichte<br />
war sehr interessant und<br />
spannend. Nicht gefallen<br />
hat uns, dass die Autorin<br />
am Schluss sehr hektisch<br />
wurde und für uns wenig<br />
deutschland und die ns-zeit{<br />
krimilesung und workshop mit der autorin und<br />
illustratorin Simone klages / text von Celina Welling<br />
und loriana karow / brakula e.V. / 16 uhr / ab 8 Jahre<br />
Wie sind sie Autorin geworden?<br />
Zufällig, ich habe Grafikdesign studiert und habe Bilder<br />
für Kinderbücher gemalt. Dann hat mich der Verlag gefragt,<br />
ob ich nicht selbst schreiben möchte, dass habe<br />
ich getan und bin dabei geblieben.<br />
Würden sie ihren Beruf für einen anderen<br />
eintauschen?<br />
Nein, mir gefällt er sehr.<br />
Dürfen wir Sie nach Ihrem Alter fragen<br />
und wann sie ihr erstes Buch geschrieben<br />
haben?<br />
Ich bin jetzt 50 Jahre alt und habe mit 27 mein erstes<br />
Buch geschrieben.<br />
lesung mit Peter Zolling / text<br />
Von ronja altmüller / hamburger<br />
Schulmuseum / 10 uhr / ab 13 jahre<br />
mit anette daugardt und uwe neumann /<br />
emil & die dedektive{<br />
text von Mandy Falk und Patricia rabea kankam /<br />
kulturhaus eppendorf / 12h / ab 10-14 Jahre<br />
8 Zeit hatte.<br />
9<br />
Der Autor Peter Zolling sitzt an einem Pult vor einer alten Schultafel und veralteten Lehrmitteln<br />
und liest aus seinem Buch vor, das die Geschichte Deutschlands ab 1871 erläutert.<br />
Er startet 1933 als Hitler Reichskanzler wurde und endet 1948, kurz nach Kriegsende.<br />
Danach hat man verstanden, wie der 2.Weltkrieg begonnen und beendet wurde und wie sich<br />
die Einwohner zwischen Trümmern erst wieder eine funktionierende Zivilisation schaffen mussten.<br />
Im Anschluss an die Lesung regt Zolling zu einer Diskussion zum Todesurteil Saddam<br />
Husseins und zum Neonazi-Problem an. Die Ansichten werden besprochen und noch einmal das<br />
„Nichtvergessen“ sowie der Kampf gegen die rechte Szene angemahnt.<br />
Unterricht mal anders<br />
Insgesamt war die Lesung sehr interessant, da sie nicht wie starrer Unterricht ablief, sondern<br />
jeder seine Meinung in das Gespräch mit einbringen konnte. Aktuelle Parallelen, wie die<br />
wachsende Popularität der NPD, waren auch ein wichtiger Punkt in der Diskussion. Mehr Engagement<br />
der Schulklassen wäre allerdings schön gewesen, da viele Zuhörer fast teilnahmslos<br />
auf ihren Sitzen saßen.<br />
NAZIS RAUS!<br />
Der Raum des Kulturhauses war fast ganz voll, ca.<br />
55 Kinder im Alter von neun bis elf Jahren saßen<br />
dort. Vorne gab es eine kleine<br />
Bühne mit einer Bank, auf der die<br />
beiden Vorleser Anette Daugardt<br />
und Uwe Neumann saßen. Das<br />
Publikum war am Anfang etwas<br />
laut, als die Lesung begann,<br />
wurde es schnell leise. Am Anfang<br />
kam lustige Musik. Uwe hat<br />
dabei immer ins Publikum geguckt und Anette ins Buch.<br />
Uwe hat Emil gelesen und Anette den Dieb. Oft haben<br />
sie in das Publikum geguckt und dann trotzdem noch<br />
Zusammen mit der 6d der Ida-Ehre-<br />
Gesamtschule wurden wir von<br />
Rainer Gussek begrüßt, dem Moderator<br />
des Kinderradios. Danach hat er<br />
uns durch verschiedene Räume des<br />
NDR-Gebäudes Nr. 5 geführt. Einige<br />
davon waren gefüllt mit komischen<br />
Sachen, mit denen man verschiedenste<br />
gesprochen. Also haben sie etwas davon auswendig<br />
gelernt und dafür auch lange geübt.<br />
erfahrung aus funk<br />
und fernsehen<br />
Uwe und Anette lesen auch noch<br />
andere Hörbücher, zum Beispiel<br />
„Die Dame im Auto mit Koffer<br />
und Gewehr“. Anette hat mal<br />
bei „Marienhof“ und „Alarm für<br />
Cobra 11“ mitgespielt. Uwe hat bei „Der Landarzt“<br />
mitgemacht. Uns hatte es bei der Lesung sehr gut<br />
gefallen!<br />
kinderradio hören, lachen, selber machen }<br />
mit rainer gussek / bericht von lukas schmahl / ndr / 10.15 Uhr / von 9-12 Jahre<br />
Wie sind Sie zu ihrer Arbeit beim Kinderradio<br />
gekommen?<br />
Rainer Gussek: Erst wollte ich Journalist werden. Dann<br />
habe ich gemerkt, dass es mir viel Spaß macht Hörsendungen<br />
(besonders Kindersendungen) zu machen. Dabei<br />
bin ich dann auch geblieben.<br />
Geräusche machen kann. Die benutzen<br />
die auch jetzt noch, einige Geräusche<br />
werden heute jedoch von CD abgespielt<br />
oder mit dem PC erzeugt. Alle Tonstudios<br />
sind total schalldicht, weil keine Geräusche<br />
von außen eindringen dürfen und<br />
sich drinnen kein Echo bilden darf.<br />
Mit wie viel Jahren haben Sie Ihr erstes<br />
Hörspiel bzw. Buch geschrieben?<br />
Ungefähr mit 23 Jahren habe ich mein erstes Buch geschrieben.<br />
Angefangen habe ich aber schon als Kind. Da habe ich<br />
kleine Geschichten erfunden. Bisher habe ich zwei Krimis geschrieben.<br />
Es bringt mir besonders Spaß, die Leser auf eine<br />
falsche Fährte zu locken. Und natürlich habe ich auch noch<br />
einige Hörbücher für Kinder geschrieben.
drachenreiter{cornelia<br />
1001 nacht{<br />
funkes drachenreiter / gelesen von<br />
rainer strecker / bericht Von miriam scriba<br />
literaturhaus / 17 uhr / 10-12 jahre<br />
lesung / text von elif nur toka, madeleine Bondesen,<br />
melina harms, Sherin Hussein, mariam hosseyni /<br />
afghanisches Museum / 13 uhr / 4-12 Jahre<br />
die rückkehr der kurzhosengang }<br />
lesung mit Zoran drvenkar / text von denis zanelli, pierre möhring, marc gramattke /<br />
bücherei veddel / 11.30 Uhr / ab 10 Jahre / fotos: birgit fellinger<br />
Mit im Programm des Lesefestes war in diesem<br />
Jahr eine Lesung von Cornelia Funkes berühmten<br />
zweier Schulen faszinierend. Man hörte nur die Stimme<br />
von Rainer Strecker, mit der er jeder Person eine eigene<br />
Die Hauptperson der Lesung, die wir in der Veddel besucht haben, war<br />
der 39jährige Autor Zoran Drvenkar. Er hat aus seinem neuen Buch,<br />
Fantasy-Roman „Drachenreiter“.<br />
Stimme und ihr somit einen<br />
„Die Rückkehr der Kurzhosengang“ vorgelesen.<br />
Das Publikum bestand aus Grund-<br />
eigenen Charakter gab. Teile des<br />
Zu der Veranstaltung kamen mindestens 37 bis 41 Besucher. Der Raum, in<br />
schülern von zwei Hamburger<br />
Buches übersprang er, erzählte<br />
dem die Lesung stattfand, war sehr kahl und sah weniger wie eine Bücherei<br />
Schulen, denen ein Vertreter des<br />
aber kurz, was darin vorkam.<br />
aus. Die Kurzhosengang erlebt viele spannende Abenteuer mit ihren Feinden<br />
Veranstaltungssponsors Haspa am<br />
Das Ende ließ er offen, da er,<br />
Pauli 1,2,3,4,5 und man selbst auch. Der Autor hat so lustig und interes-<br />
Anfang je einen Scheck über je-<br />
„nicht das Spannendste verraten“<br />
sant vorgelesen, dass sich die Kinder (Schüler im Alter von elf bis vierzehn<br />
weils 500 Euro für deren Biblio-<br />
wollte.<br />
Jahren) vor Lachen oft nicht mehr zurückhalten konnten. Durch häufi ge<br />
thek überreichte.<br />
Nach circa eineinhalb Stunden<br />
war es nach „Wachwerd-Übun-<br />
Zwischenrufe der kleineren Kinder wurde es daher manchmal sehr laut.<br />
Faszinierende<br />
gen“ (10mal springen, 3mal<br />
Ruhe, lauter<br />
laut schreien) und einem langen,<br />
applaus und Muffi ns<br />
lauten Applaus zu Ende. Am Tresen gab es für die Kinder<br />
Wie lange schreiben sie schon Bücher?<br />
10 Dann ging es los. Gelesen wurde von dem Schauspieler Muffi ns und Getränke. Und alle verließen dann, begeis-<br />
Zoran Drvenkar: Ich schreibe seit 17 Jahren. Mein erstes 11<br />
Rainer Strecker, der auch die Hörbücher von „Drachentert von dem Buch und von Rainer Streckers Stimme,<br />
Buch habe ich mit 16 Jahren geschrieben.<br />
reiter“ einspricht. Die Ruhe, die eintrat, war angesichts das Literaturhaus.<br />
Welches von Ihren Büchern fi nden Sie am<br />
besten?<br />
Ich finde jedes meiner 40 Bücher am besten.<br />
Wie sind Sie auf diesem Beruf gekommen?<br />
Ich bin in der 7. und 10. Klasse sitzen geblieben, habe<br />
das Abitur vermasselt und stand mit 22 Jahren im Nichts.<br />
Dadurch, dass ich außer kochen und malen nicht viel<br />
Schon auf dem Weg zur 1001 Nacht-Lesung wurden wir auf einen orientalischen Teppich aufmerksam, der<br />
uns direkt zum Museum führte. Drinnen war es so leise, dass wir dachten, wir wären die Ersten. Der Mentor<br />
konnte, blieben mir wenige Möglichkeiten. Durch das<br />
Gedichte schreiben an Mädchen ist mir aufgefallen, dass<br />
ich Talent habe. So ist mir der Beruf, Bücher zu schreiben,<br />
– jemand, der Kindern bei Leseschwäche hilft – von „Die Leselernhelfer e.V.“ las dann „Ali Baba und die 40 Räuber“<br />
eingefallen. Das war, fi nde ich, eine sehr gute Entschei-<br />
in der Kuschelecke vor. Die circa dreißig 5.Klässler waren bei der Lesung sehr ruhig, nur wenige waren unruhig. Die<br />
dung.<br />
Atmosphäre war sehr orientalisch, was auch an den bewundernswerten Handarbeiten an den Wänden lag. In der<br />
Schreiben Sie lieber für Kinder oder Er-<br />
Mitte der Lesung klingelte ein Telefon, was die Stimmung etwas störte.<br />
wachsene?<br />
Ich schreibe für alle Altersklassen und habe auch sehr viel<br />
Vom straßenfest zu seiteneinsteiger<br />
Spaß dabei.<br />
Nach der Lesung gab es grünen Tee und Knabberzeug. Die meisten Kinder sagten danach, dass die Lesung gut war<br />
Wie lange brauchen Sie für ein Buch?<br />
und dass sie das Buch auch lesen würden. Die Vorleserin erzählte uns noch, dass sie auf einem Straßenfest von einem<br />
Ich brauche ungefähr drei Monate für ein Buch, das dann<br />
Verein angesprochen worden ist, der Kinder mit Lernschwäche hilft. Sie bekam einen Merkzettel und ging zu einem<br />
noch Korrektur gelesen wird. Pro Tag arbeite ich circa<br />
Seminar. So wurde sie Mentor und Vorleserin bei <strong>Seiteneinsteiger</strong>.<br />
neun bis elf Stunden.<br />
Zoran Drvenkar beim erzählen (unten) und signieren (o.r.)
literaturverfi lmung / text Von dominic pridat,<br />
oliver twist{ Jan luka Segedi, Orfan masah und milad Ezzati /<br />
abaton-Kino / 9.30 uhr / ab 12 Jahre<br />
theaterstück nach den roman / ein bericht<br />
oliver twist{ Von jana aronova und anja Schlott /<br />
nachtasyl / 16.30 uhr / ab 10 Jahre<br />
S echs Schüler und Schülerinnen der<br />
6. und 7. Klasse des Alexander-von-<br />
Humboldt-Gymnasiums, der Partnerschule<br />
des Thalia Theaters, haben zusammen<br />
mit dem Schauspieler Daniel Hoevels die<br />
Geschichte von Charles Dickens „Oliver<br />
Twist“ im Nachtasyl des Thalia-Theaters<br />
vorgelesen.<br />
die schauspieler der<br />
zukunft?<br />
Damit die Lesung gut läuft, wurde mit<br />
Unterstützung von Daniel Hoevels zwei-<br />
mal zwei Stunden geprobt. Da alle außer<br />
Hoevels, der den erwachsenen Oliver las,<br />
mehrere Rollen besetzen mussten, waren<br />
wir gespannt auf die Umsetzung. Und wir<br />
wurden nicht enttäuscht. Die Jungschauspieler<br />
verliehen dem Stück durch die<br />
Bühnenaccessoirs und besonders durch<br />
gekonntes Verstellen der Stimmen oder<br />
Nebengeräusche etwas Besonderes. Die<br />
Zuhörer konnten sich am Ende vor Begeisterung<br />
fast nicht mehr einkriegen. Wer<br />
weiß, vielleicht hören wir bald mehr von<br />
Lena, Jan, Jenny, Adrian, Leon und Orgen.<br />
transit#30{mit<br />
rabea Edel, fl orian kessler, Stefan boskamp und zwei<br />
illustrierten hörspielen / Von monique lüdtke<br />
haus III&70 / 21 uhr / ab 16 Jahre / fotos: moritz piehler<br />
Vor der Vorstellung hat es sehr lange gedauert bis<br />
alle saßen und ruhig waren. Als der Film begann,<br />
damit aufzuhören, ein Dieb zu sein, kann es aber erst, als<br />
der Diebanführer sich aufhängt. Dann erfährt Oliver noch,<br />
Es ist 21 Uhr, man blickt auf eine kleine Bühne mit Pult, Stuhl, Leselampen<br />
und Leinwand, davor Stuhlreihen und eine kleine Bar. Es wird<br />
loungige Musik gespielt, der Raum ist in blaues und rotes Licht getaucht und<br />
haben alle geklatscht. An den spannenden Stellen<br />
dass seine Eltern reich waren. Er erbt das Geld und<br />
die breite Fensterfront eröffnet einen Blick auf die Cafélichter des Schulter-<br />
wurde es immer ruhiger und ruhiger. Man erlebt<br />
darf bei netten Menschen bleiben.<br />
blatts. Die Stimmung ist ungezwungen, jeder redet mit seinem Nachbarn<br />
sehr viel:<br />
oder trinkt Bier bis der Moderator die Bühne betritt. So muss man sich die<br />
Oliver wächst in einem Waisenhaus auf, da<br />
reiche leute und arme<br />
30. TRANSIT im Kulturhaus III&70 vorstellen.<br />
seine Mutter schon bei seiner Geburt<br />
waisenkinder<br />
gestorben ist. Er weiß weder wie<br />
Im Laufe des Films wurde es ab<br />
jeden ersten dienstag<br />
seine Mama noch sein Papa<br />
und zu mal laut aber das hat sich<br />
TRANSIT fi ndet immer am ersten Dienstag im Monat statt und kostet vier Euro. Über-<br />
heissen und wird an einen<br />
nach einer halben Minute wieder<br />
wiegend werden junge Autoren, aber auch Musiker, Filmemacher und Fotografen<br />
Sargmacher verkauft.<br />
gelegt. Wir fanden den Film gut und<br />
eingeladen, um ihre neuesten Werke vorzustellen. Heute Abend lesen die Autoren<br />
Bald reißt er da aber<br />
spannend. Man kann schön sehen, wie<br />
Stefan Boskamp und Florian Kessler Kurzgeschichten vor, ehe es nach einer Pause<br />
aus und wird in London von einer Bande aus<br />
es reichen Leuten geht und wie schrecklich<br />
mit Rabea Edel und Ausschnitten aus ihrem neuen Buch „Das Wasser in dem wir<br />
Straßendieben aufgenommen. Er versucht bald<br />
die Waisenkinder sich fühlen mussten, da die im<br />
schlafen“ weiter geht. Boskamps Geschichte über einen sterbenden Arzt, Kess-<br />
12 Film ganz wenig zu essen bekommen haben.<br />
lers maschinengewehrmäßig vorgetragene Beziehungskiste und Rabea Edels<br />
lyrisch weiche Prosa werden dann noch von Höspielen aus der CD „Pressplay“<br />
abgerundet, die von Jan Deichner humorvoll illustriert wurden…<br />
man hätte halt dabei sein sollen!<br />
Wer die TRANSIT #32 miterleben will, sollte am 2. Januar (oder besser jeden<br />
1. Dienstag im Monat) den Weg ins III&70 fi nden und sich selbst ein Bild<br />
davon machen, welch dynamische Facetten die TRANSIT zu bieten hat.<br />
13<br />
Florian Kessler (oben), Stefan Boskamp (unten)<br />
und Rabea Edel (links) auf der Bühne<br />
Würdest Du im Unterricht noch Klassiker lesen lassen?<br />
Rabea Edel: Ja, natürlich. Wobei der Begriff Klassiker ja auch sehr vieles umfasst: Bücher<br />
wie der Faust, Kafkas Schloss, Effi Briest, Storms Schimmelreiter, Benn oder Brecht,<br />
Ovid, Homer... da habe ich viel von gelernt.<br />
Wann hast Du entdeckt, dass Du Bücher schreiben kannst?<br />
Seltsame Frage. Ich glaube, so etwas entdeckt man nicht einfach. Das ist ein Arbeitsprozess<br />
und hat viel mit Selbstdisziplin, zu tun, mit Geschichtenerzählenwollen,<br />
mit vollen Notizbüchern, mit Reisen, mit Lesen, mit unzähligen Stunden,<br />
in denen nichts passiert, bis das eine Wort kommt, das einen weiter trägt. Mit<br />
Streichen und Zuvielschreiben hat es zu tun – dem radikalem Umgang damit.<br />
Kannst Du vom Schreiben leben oder welche anderen Jobs fi nanzieren Dich?<br />
Ich lebe vom Schreiben (von allem, was damit zu tun hat im weitesten Sinne), vom Bafög-Amt (ich studiere noch),<br />
von Nebenjobs (Catering, kellnern, etc.).
literaturverfi lmung /<br />
rolltreppe abwärts{ text Von Swaantje böckmann /<br />
abaton-Kino / 12 uhr / ab 12 jahre<br />
Denkst du, dass man dein Buch als<br />
Schulliteratur verwenden könnte? system, in dem alle, auch die Haupt- und Realschüler,<br />
2004 gründeten der 19jährige Regisseur Dustin<br />
Loose und der 21jährige Produzent Christoph<br />
Verfi lmung freigegeben, doch diesem jungen Team<br />
stimmte er zu. Bei dem Projekt wurde „Scene Missing“<br />
Amon Barth: Es wird schon sehr oft gemacht. Es darf<br />
nur nicht leichtfertig eingesetzt werden, weil sonst die<br />
Jugendlichen vielleicht nur die Information <strong>raus</strong>filtern,<br />
intensiver gefördert werden und Bildung Spaß macht.<br />
Der Drogenkonsum wird dann abnehmen, weil viele dann<br />
zufriedener sind.<br />
Zwickler die Filmproduktionsfi rma „Scene Missing“. unter anderem vom Jungen Theater Bonn unterstützt,<br />
ich verherrliche den Cannabis-Rausch als „das schönste Was würdest du tun, wenn deine Kin-<br />
Zunächst drehten sie mit Unterstützung anderer Jugend- die das Jugend-Ensemble stellten, und die erwachsenen<br />
Gefühl meines Lebens“.<br />
der kiffen würden?<br />
licher Musikvideos und einen Kurzfi lm, ehe sie sich an Darsteller waren Ehrenamtliche. Die Dreharbeiten began-<br />
Wie schätzt Du die Wichtigkeit von Ich würde es ihnen nicht in dem Sinne verbieten, dass ich<br />
ihren ersten Langfi lm nen im Dezember 2004, der Film wurde im Juni 2005<br />
Büchern für die Jugend ein?<br />
versuchen würde, sie zu bestrafen oder durch moralische<br />
wagten: Die Reali- erstmals in Bonn vorgeführt und war seit Februar 2006<br />
Wahnsinnig wichtig. Wer liest, hat es im Leben leichter Verbote das einzuschränken, weil ich weiß, dass moralisierung<br />
von Georg in zahlreichen deutschen Kinos zu sehen.<br />
und ist glücklicher. Aber es lesen zu wenige und je weische Verbote sinnlos sind und nur dafür sorgen, dass die<br />
Noacks Jugendroman In dem Film wurden die wichtigsten Szenen der<br />
ter die Schulform nach unten geht, desto weniger wird Kinder sich ihren Eltern nicht mehr öffnen.<br />
Roman „Rolltreppe Geschichte ausgewählt und nah am Buch dargestellt. In<br />
Lesen als Hobby angegeben. Das macht dann nur einer Hast du noch Kontakt zu deinen al-<br />
abwärts“.<br />
wenigen Passagen fehlen jedoch wichtige Details oder<br />
und der wird komisch angeguckt und hat dann „nur“ alle ten Freunden oder zu deiner alten<br />
wurden anders umgesetzt. Positiv anzumerken ist, dass<br />
Harry Potter-Bände durchgelesen.<br />
Clique?<br />
erste<br />
die Geschichte modernisiert wurde.<br />
Hast du ein momentanes Lieblings- Ja, teilweise und ich glaube dadurch, dass ich so eine<br />
verfi lmung Leider schien das Publikum im Abaton, das überwiegend<br />
buch? Wenn ja, welches?<br />
psychotische Phase durchleben musste und sie nicht so<br />
14 Bis dahin hatte aus Schülern im Alter von 14-15 Jahren bestand, desinte-<br />
Ich kann nur jedem „Das Kartengeheimnis“ von Jostein ein wachrüttelndes Erlebnis wie ich hatten, ist es ihnen 15<br />
Noack den Roman ressiert zu sein. Im Kinosaal war es daher sehr laut.<br />
Gaarder weiterempfehlen. Das können auch schon Elf- bisher noch schwer gefallen, diese Dinge vollkommen<br />
nicht für eine<br />
jährige lesen.<br />
aus ihrem Leben zu verbannen, obwohl sie immer wieder<br />
Was hältst Du von der Legalisierung diverse Anläufe dazu machen. Von manchen weiß ich,<br />
von Cannabis?<br />
dass sie es versuchen und es trotzdem nicht schaffen.<br />
Jeder Mensch sollte viele Freiheiten besitzen. Deswegen Wie lautet dein Lebensmotto?<br />
bin ich auch für eine Legalisierung. Diese Debatte ist „Lang ist die Kunst und kurz das Leben.“ Es gibt viel zu<br />
aber nicht so wichtig wie eine über ein besseres Schul- tun und leider viel zu wenig Zeit dafür.<br />
Draußen ist es bereits dunkel, Amon Barth sitzt auf einem Sessel in der Jugendbibliothek der<br />
Zeisehallen und beginnt, Teile aus seiner Autobiographie „Breit - Mein Leben als Kiffer“,<br />
vorzulesen. Die Zuhörer sind ruhig und lauschen gespannt. Die Stimmung ist sehr persönlich, viele<br />
der Zuhörer müssen zwischendurch schmunzeln, doch das kritische Thema wird nie unterschätzt.<br />
Amon mit den<br />
Das wäre auch unangemessen, da sein Buch mit dem totalen Zusammenbruch und der Einlieferung<br />
in die Psychiatrie Eppendorf endet.<br />
beiden Reporterinnen<br />
Ronja und<br />
Katharina<br />
breit*{<br />
lesung, diskussion und interview mit amon barth /<br />
von ronja altmüller und katharina grundmann /<br />
jugendbibliothek der zeisehallen / 20 Uhr / 14-24 Jahre<br />
ausführliche und ehrliche antworten<br />
Für den Leser bleibt am Ende des Buches einiges offen, den Zuschauern beantwortet Amon heute<br />
alle Fragen sehr detailliert. Auf jede Frage, die wir uns nach dem Lesen stellten, bekamen wir eine<br />
Antwort. Er beschreibt die Erlebnisse in der Psychiatrie, erklärt seine Beweggründe mit dem Kiffen<br />
aufgehört zu haben und wie er trotz der schlechten Noten doch noch sein Abitur geschafft hat. Zu<br />
der angenehmen und natürlichen Atmosphäre, hat der Veranstaltungsort sehr viel beigetragen.
kein tag mehr „ohne“<br />
Der Hamburger Abiturient Amon Barth hat in „Breit – Mein Leben<br />
als Kiffer“ seine Erlebnisse und Erinnerungen an seine Zeit als Kiffer<br />
aufgeschrieben. Mit 14 Jahren wird er zum Gelegenheitskiffer, später hält er<br />
die Tage „ohne“ nicht mehr aus. Detailliert beschreibt er seine Erfahrungen,<br />
erzählt von Treffen seiner Clique. Gemeinsam verbringen sie in gefährlicher<br />
Gruppendynamik die Wochenenden damit, zugedröhnt Parties zu feiern, sich<br />
Filme wie „Fear and Loathing in Las Vegas“ anzusehen oder einfach nur high<br />
zu sein. Durch die Droge verschlechtert sich das Verhältnis zur Familie, in<br />
der Schule sackt er ab. Sein letzter Rausch endet mit der Einlieferung in die<br />
Psychiatrie.<br />
16 doch noch dazu bewegt aufzuhören? Hat er noch Kontakt zu seinen alten Freunden? Trotzdem würde ich das Buch<br />
der in Katowice lebt und Kohlen sammelt für seinen großen Traum Berlin.<br />
17<br />
Der Roman „Rolltreppe abwärts“ von Hans Georg Noack spielt 1971. Es<br />
geht um den Jugendlichen Jochen, dessen Leben, wie schon im Titel des<br />
Buches zu erkennen, durch Vereinsamung, die zu Kriminalität führt, den „Bach<br />
runter“ geht. Er hat in der Schule keine Freunde und fühlt sich auch zu Hause<br />
oft alleine, da seine Mutter berufstätig ist. Da Jochen zudem mit dem Freund<br />
der Mutter nicht zurecht kommt, gibt es oft Ärger. Eines Tages verliert er auf<br />
dem Rückweg nach Hause seine Schlüssel und muss warten, bis seine Mutter<br />
zurückkommt. Aus Hunger und Geldnot klaut er in einem Kaufhaus Bonbons.<br />
Dabei wird er zu seinem Schreck von einem älteren Jungen erwischt, der<br />
ihn jedoch nicht verpetzt, sondern ihn im Gegenteil auf ein Bier, Zigaretten<br />
und Currywurst einlädt. Sie treffen sich von da an öfter, wobei Jochen durch<br />
Axel die attraktive Elvira kennenlernt. Obwohl er die Gesellschaft der beiden<br />
sucht, weiß er doch, dass er die Zuneigung von Axel und Elvira nicht umsonst<br />
Amon Barth - „Breit<br />
– Mein Leben als Kiffer“<br />
rowohlt verlag / 187 S. /<br />
7.90 E / ISBN 3499620464<br />
schonungslose erinnerungen<br />
Das Buch zu lesen war fast schon beklemmend, da Amon ziemlich schonungslos seine Erinnerungen aufgeschrieben<br />
hat. Was mir nicht so gut gefallen hat, war, dass das Buch plötzlich endet und Fragen offen bleiben. Was hat ihn<br />
an Leute weiterempfehlen, solange diese sich der Konsequenzen des Kiffens bewusst sind und nicht nur auf die<br />
Textpassagen achten, in denen vom „schönsten Gefühl der Welt“ die Rede ist. »Ronja Altmüller<br />
vereinsamung und kriminalität<br />
Schwarze Schafe und Gummistiefel<br />
Sie liegt und sieht in den Himmel. Das ist seltsam: Immer wenn man<br />
liegt und in den Himmel sieht, denkt man, wie lange es schon her<br />
ist, dass man das letzte Mal in den Himmel gesehen hat. Finn-Ole Heinrich<br />
schreibt nicht einfach über das Wetter. Das wird einem schon klar, bevor<br />
man die erste Erzählung seines Bucher „Die Taschen voll Wasser“ zu Ende<br />
gelesen hat.<br />
aufrüttelnde fi ktionen<br />
Seine Kurzgeschichten gehen unter die Haut, machen nicht immer Spaß<br />
– weil sie sich mit Themen beschäftigen, die sonst keiner anspricht. „Ich<br />
schreibe über alles, was ich wahrnehme“, sagt Finn-Ole Heinrich, und dafür<br />
schaut er immer ganz genau hin. Die Details sind es, die zur Geschichte<br />
werden, wenn er erzählt. Dabei ist alles fi ktiv: Lucy zum Beispiel, die immer<br />
in Gummistiefeln herumläuft und Kuchen mit den Fingern isst. Oder Marek,<br />
„Dramatische Tiefen, authentische Figuren, zu aufrüttelnder Fiktion verdichtete Realität“ schreibt die taz im Mai<br />
2005. Dazu noch Tod, Trennung und Begehren – und man hat die Taschen voll Wasser. »Lea K<strong>raus</strong>e-Solberg<br />
Hans Georg Noack -<br />
„Rolltreppe Abwärts“<br />
Ravensburger Buchverlag / 219 S. /<br />
9,90 E / ISBN 3473580015<br />
fi nn-Ole Heinrich -<br />
„Die Taschen voll Wasser“<br />
mairisch Verlag / 134 S. / 9,90 E<br />
/ ISBN 3-938539-01-1<br />
bekommt. Er wird von ihnen unter Druck gesetzt, stiehlt weiter und wird erwischt. Zuhause gibt es Ärger und in der<br />
Schule wird der Außenseiter mehr denn je gemobbt. Als er dann zurückschlägt und einen Mitschüler verletzt, sind<br />
die Folgen hart. Seine Mutter gibt den 13-Jährigen in ein Fürsorgeheim, doch dort geht es ihm angesichts des rauen<br />
Umgangs und der strengen Regeln nur noch schlechter. Jochen fühlt sich wie im Gefängnis, doch nach Hause kann er<br />
nie mehr zurückkehren. Was tun?...<br />
schnelle spirale abwärts<br />
In dem Buch wird sehr deutlich, wie Jugendliche in Vereinsamung die „Rolltreppe abwärts“ fahren können. Schnell<br />
wird aus einem zuvor in der Schule sehr fl eißigen Jungen ein Krimineller. Dabei geht es nicht nur um starre Klischees.<br />
Hans Georg Noack betont auch selbst im Nachwort, dass er weder die kriminelle Laufbahn eines Jugendlichen noch die<br />
Zustände in einem solchen Heim darstellen wollte, nur um drohend zu zeigen,<br />
was passiert, wenn man anfängt zu klauen. Insgesamt ist das Buch sehr<br />
empfehlenswert, da die Geschichte dieses Jugendlichen, der sich hauptsächlich<br />
nach Zuneigung und Fürsorge sehnt, sehr interessant und spannend<br />
geschrieben ist. »Swaantje Böckmann
glaube nicht alles<br />
Books on Demand / 190 S. / 12 E / ISBN 3833417730<br />
böses erwachen auf der toilette<br />
dealerei und schöne texte<br />
IMPRESSUM<br />
Ich denke, dass das Buch für jedes Alter bestimmt ist, denn man kann<br />
manche Geschichten, wie zum Beispiel die Tierfabeln, auch kleinen<br />
Kindern vorlesen. Ob mit 12 oder 18 oder 60 – in dem Buch fi ndet jeder seine<br />
Geschichte. Es gibt viele Themen: Romantik, Grusel, Spannung. Auch wer was<br />
Ekliges sucht, wird es fi nden. Ich fand das Buch insgesamt super und habe zum<br />
Beispiel gelernt, dass man nicht einfach das glauben kann, was die Leute sagen.<br />
Ich empfehle es allen Menschen. Viel Spaß beim Lesen! »Elif Nur Toka<br />
stellte Kirsten Boie im<br />
Hamburger Abendblatt<br />
Die Druckauflage dieses Magazins und dessen<br />
Erstellung in Workshops wurde gefördert vom<br />
PWC-Impulsfonds.<br />
he<strong>raus</strong>geber/leitung<br />
Pauw & Politycki, Stefanie Ericke<br />
Axel-Springer-Platz 2<br />
20355 Hamburg<br />
www.pauw-politycki.de<br />
traditionell, mündliche Überlieferungen - „Märchen aus 1001 Nacht“<br />
erfreut fest. Und als Organisa-<br />
konzept<br />
/ diverse Ausgaben<br />
toren fügen wir ebenso erfreut<br />
Tim Vogler + Thore Hoffmann<br />
hinzu: Nicht nur die Kinderau-<br />
redaktionsleitung<br />
gen leuchteten am 7.11., auch<br />
Tim Vogler (tim@freistil-magazin.de)<br />
18<br />
Emil fährt in den Ferien zu seiner Oma nach Berlin. Seine Mutter gibt ihm<br />
Geld für seine Oma, etwas Taschengeld und Geld für die Rückfahrkarte. Im<br />
Zug sitzt ein komischer Mann neben ihm. Emil ist misstrauisch, passt aber auf<br />
sein Geld auf. Dann wacht er auf der Toilette auf, sieht aufgeregt nach seinem<br />
Geld und merkt, dass es weg ist. Er läuft in den Waggon, in dem der Mann ge-<br />
die überwältigende Mehrheit<br />
der Schulen, der Künstler und<br />
der Veranstaltungspartner gaben<br />
uns ein tolles Feedback.<br />
Das „<strong>Seiteneinsteiger</strong>“-Lesefest<br />
2006 hat den großen Erfolg der<br />
gestaltung/layout<br />
Thore Hoffmann (thore@freistil-magazin.de)<br />
in Zusammenarbeit mit futur-zwei (futur-zwei.de)<br />
mitarbeiter/innen redaktion<br />
Die Schüler/innen der Klasse 7c der Gesamtschule<br />
am Heidberg und Schüler/innen des Heilwig<br />
Gymnasium. Die Beiträge sind namentlich ge- 19<br />
sessen hat, doch der ist auch weg. Durch das Fenster sieht ihn Emil aussteigen.<br />
Premiere noch steigern können<br />
kennzeichnet.<br />
Den Rest, ob Emil das Geld zurückklaut und was sonst noch passiert, erfahrt ihr,<br />
– mit noch mehr Veranstaltungen und Besuchern, neuen Attraktio- fotografi e/illustration<br />
wenn ihr das Buch lest. Ich empfehle es jedem. » Lukas Schmahl<br />
nen und zahlreichen Unterstützern, über deren Engagement wir uns<br />
Thore Hoffmann, Moritz Piehler, Birgit Fellinger<br />
Erich Kästner - „Emil und die Detektive“<br />
sehr freuen. Und auch für die Stadt war das Fest ein Erfolg, denn<br />
Bildrechteangaben auf den Seiten.<br />
Dressler Verlag / 172 S. / ISBN 3791530127<br />
Hamburg konnte wieder einmal zeigen, dass es seinem Ruf als Stadt coverillustration<br />
einer lebendigen und spannenden Kinder- und Jugendkulturszene alle<br />
Sabine Wilharm<br />
Ehre macht! Dafür möchten wir allen Mitwirkenden noch einmal sehr<br />
Lektorat<br />
herzlich danken!<br />
Die Lehrer/innen der Schüler/innen: Britta Fuchs,<br />
Marion Hopp und Carsten Bruhn<br />
Das Buch „Vergitterte Jugend“ handelt von Jugendlichen im Gefängnis, warum sie verurteilt<br />
wurden und wie sie dort leben. Die Hauptfi gur Stefan schreibt im Knast schöne<br />
Texte, die aber niemand liest. Eines Tages kommt Marie Therese Schins ins Gefängnis und<br />
<strong>Seiteneinsteiger</strong> 2007<br />
Das nächste Lesefest „<strong>Seiteneinsteiger</strong>“ findet vo<strong>raus</strong>sichtlich am<br />
06. November 2007 statt. Auch für das kommende Jahr gibt es<br />
Aufl age<br />
3.000 Stück<br />
Das Magzin liegt in den beteiligten Schulen aus.<br />
Du kannst / Sie können dieses Magazin auch<br />
erfährt von den Texten. Nachdem sie mit Stefan gesprochen hat, verspricht er Marie, ihr jeden<br />
bereits viele Ideen: Wie wäre es etwa mit Lesungen auf Türkisch<br />
direkt bei Pauw & Politycki bestellen. Anfrage<br />
Tag einen Text zu schreiben. Als aber die Texte ausbleiben, wird Marie sauer wegen des ge-<br />
oder Farsi? Oder vielleicht lesen Väter und Großväter Jungen ihre<br />
unter: info@seiteneinsteiger-hamburg.de<br />
brochenen Versprechens. Als sie zum Gefängnis reist, erfährt sie, dass Stefans Frau gestorben<br />
Lieblingsbücher vor, wie es eine Schule dieses Jahr erfolgreich vor-<br />
ist und schämt sich für ihr Misstrauen. Er sagt zu, mit ihr auf eine Lesetour für Schüler aus der<br />
10. Klasse mit zu gehen. Mich hätte interessiert, ob er sein Versprechen gehalten hat, doch<br />
das steht leider nicht im Buch. Bei <strong>Seiteneinsteiger</strong> war Marie jedenfalls in der JVA Rothensande<br />
und hat mit Häftlingen über das Leben hinter Gittern geredet. » Bryan Tiedt<br />
Marie-Therese Schins und Stefan Wagner - „Vergitterte Jugend“<br />
machte? Wir sind selbst gespannt…<br />
„seiteneinsteiger<br />
ist ein leuchtturm“,...<br />
Stefanie Ericke von Pauw & Politycki<br />
… und freuen uns schon jetzt<br />
auf sie und euch!
20<br />
Sponsoren & Förderer<br />
Herzlichen Dank für die Unterstützung!<br />
Veranstalter: Im Auftrag von:<br />
Kulturbehörde