28.09.2012 Aufrufe

GESAGT – GETAN? - Komvisio

GESAGT – GETAN? - Komvisio

GESAGT – GETAN? - Komvisio

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

FÜR DIE PRAXIS<br />

AUS DER PRAXIS<br />

29<br />

WER<br />

WORÜBER<br />

WAS<br />

WIE<br />

<strong>GESAGT</strong> <strong>–</strong> <strong>GETAN</strong>?!<br />

Kommunikation und Rhetorik in der Erwachsenenbildung<br />

Barbara Eppler, Ulrike Arens-Fischer<br />

MIT<br />

WEM


FÜR DIE PRAXIS<br />

AUS DER PRAXIS<br />

AUTORINNEN<br />

Barbara Eppler ist Geschäftsinhaberin von KOMVISIO Lebendige<br />

Kommunikation für Menschen in Systemen und Organisationen.<br />

Mit beruflichen Erfahrungen aus dem Gesundheitsbereich studierte sie<br />

auf dem zweiten Bildungsweg Sprechwissenschaft, Pädagogik mit<br />

Schwerpunkt Erwachsenenbildung und Sozialwissenschaften in Münster<br />

(D), absolvierte ein NDS für Total Quality Management in Health<br />

Care (USA), ist EQA-Assessorin (zur Bewerbung für den European<br />

Quality Award) und hat sich in Atem und Stimme (Prof. Coblenzer,<br />

Middendorf u.a.) fortgebildet. Sie arbeitet heute als Coach für<br />

Führungskräfte und Privatpersonen an Wendepunkten, als Kommunikationstrainerin,<br />

Organisations- und Personalentwicklerin und begleitet<br />

Veränderungsprojekte in Organisationen. An Fachhochschulen und<br />

der Akademie für Erwachsenenbildung (AEB) Luzern/Zürich ist sie<br />

Dozentin für Kommunikation/Rhetorik und Konfliktbearbeitung.<br />

b.eppler@komvisio.ch<br />

Ulrike Arens-Fischer ist Sprechwissenschaftlerin/Sprecherzieherin<br />

DGSS mit Studium der kath. Theologie, Germanistik, Pädagogik mit<br />

Schwerpunkt Erwachsenenbildung.<br />

Sie hat sich weitergebildet u.a. in Gruppen leiten/Gruppendynamik,<br />

klientenzentrierter Beratung (C. Rogers), Atem und Stimme bei Prof.<br />

Coblenzer, Psychodrama und funktioneller Entspannung (tiefenpsychologisch<br />

fundierte Körperarbeit). An der Akademie für Erwachsenenbildung<br />

(AEB) leitet sie Ausbildungsgänge für Ausbildner/innen<br />

und Führungskräfte und bildet in Kommunikation, Konfliktbearbeitung,<br />

Interventionen, Gruppen leiten und Beratung aus. Als Coach<br />

begleitet sie Einzelpersonen in Veränderungsprozessen sowie Kommunikationsfragen<br />

und führt externe Trainings im Wirtschafts-, Verwaltungs-<br />

und Gesundheitsbereich durch.<br />

ulrike.arens-fischer@aeb.ch


VORWORT DER HERAUSGEBER<br />

Liebe Leserin, lieber Leser<br />

Die Komplexität von menschlicher Kommunikation in dynamischen Situationen<br />

lässt sich nicht mit simplifizierenden Sender-Empfänger-Modellen<br />

und daraus abgeleiteten Handlungsanweisungen einfangen. Zum Glück<br />

nicht!<br />

Vielleicht lässt sich eine solche Komplexität überhaupt nicht reduzieren <strong>–</strong><br />

nur verstehbar machen: Dies können und wollen die beiden Autorinnen in<br />

der vorliegenden AEB-Publikation aber durchaus. Und zwar mit hoher analytischer<br />

Professionalität und viel Wissen: In ihrem Text erscheinen im<br />

Kleide von Fallbeispielen kommunikative Situationen wie interaktive<br />

Tänze, bewegte und bewegende Konversationen («Um-Drehungen»), welche<br />

in dynamisch fortschreitender Entwicklung unzählige Verständnisse<br />

und Missverständnisse zulassen: Dabei eröffnen sich Welten von möglichen<br />

Deutungsmustern.<br />

Dieser Umstand schreit sozusagen nach Entschleunigung, Interpretation<br />

und präziser Analyse. Anhand eines situationsanalytischen Kommunikationsmodells<br />

schälen die Autorinnen sorgfältig analysierend und hypothesengeleitet<br />

interpretierend Lösungsvarianten und davon abgeleitet drei<br />

Gesprächsformen heraus, welche sie wiederum theoretisch erläutern. Reflexive<br />

und theoriebezogene Analyse verhilft dadurch zur bewussteren Gestaltung<br />

von Gesprächssituationen im Sinne der Handlungsautonomie der<br />

Beteiligten.<br />

Nun, mehr will ich nicht verraten: Bei der spannenden Führung durch die<br />

Gesprächslabyrinthe des (Ausbildungs-) Alltages und deren mitunter überraschenden<br />

Wendungen und Windungen wünsche ich Ihnen viel Spass und<br />

Spannung!<br />

Geri Thomann<br />

AEB Akademie für Erwachsenenbildung Luzern und Zürich<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

AUS DER PRAXIS<br />

1


FÜR DIE PRAXIS<br />

AUS DER PRAXIS<br />

2<br />

<strong>GESAGT</strong> <strong>–</strong> <strong>GETAN</strong>?!<br />

aeb: aus der Praxis für die Praxis Nr. 29<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1. Einleitung 3<br />

1.1. Wie finde ich den Weg durch das berufliche Gesprächslabyrinth? 5<br />

1.2. Die Situationsanalyse als Gesprächs-Kompass 6<br />

1.3. Die Eingrenzung von Thema und Zielgruppe 11<br />

2. Fall 1 «Der ständig unterbrechende Chef» 13<br />

2.1. Fallbeispiel: Sich in der eigenen Rolle behaupten 13<br />

2.2. Anwendung der Situationsanalyse 13<br />

2.3. Lösungsvarianten: Kritik 17<br />

2.4. Theoretische Vertiefung zu Kritik 20<br />

3. Fall 2 «Die nicht zu stoppende Grossmutter» 23<br />

3.1. Fallbeispiel: Leitung überzeugend wahrnehmen 23<br />

3.2. Anwendung der Situationsanalyse 23<br />

3.3. Lösungsvarianten: Überzeugung 28<br />

3.4. Theoretische Vertiefung zu Überzeugung 30<br />

4. Fall 3 «Der sich verteidigende Kollege» 36<br />

4.1. Fallbeispiel: Feedback als Intervention und Chance<br />

für den Gesprächspartner 36<br />

4.2. Anwendung der Situationsanalyse 37<br />

4.3. Lösungsvarianten: Feedback 44<br />

4.4. Theoretische Vertiefung zu Feedback 48<br />

5. Zusammenfassung und Abschlussworte:<br />

Unterscheidung zwischen Feedback, Kritik, Beurteilung,<br />

Anerkennung und Argumentation 51<br />

6. Literatur 54


1. EINLEITUNG<br />

Sie fragen sich,<br />

> warum Ihnen Gespräche einmal gelingen, dann wieder nicht?<br />

> warum in Gesprächen immer wieder etwas offen bleibt, was unangenehme<br />

Gefühle hinterlässt?<br />

> warum sich Ihre Kursteilnehmerin rechtfertigt, nachdem Sie ihr ein<br />

Feedback gegeben haben?<br />

> warum Sie sich über bestimmte Verhaltensweisen Ihrer Teilnehmenden<br />

in Ihrem Kurs ärgern und trotzdem keine passende Form finden, dies<br />

anzusprechen?<br />

> warum Ihr Chef Ihnen in einer gemeinsamen Veranstaltung die Gesamtleitung<br />

aus den Händen nimmt und Ihr vorbereitetes Vermittlungskonzept<br />

aus den Fugen zu geraten droht?<br />

Sie möchten besser verstehen lernen, was in Gesprächen mit Ihren Auszubildenden<br />

oder Kursteilnehmenden eine Rolle spielen könnte?<br />

Wie Sie Ihre beruflichen Gespräche vor- und nachbereiten und wie Sie<br />

während eines Gesprächs hellhörig werden können, ob etwas nicht<br />

stimmt?<br />

Dann laden wir Sie ein, sich mit uns auf eine analytische Reise zu begeben,<br />

die interessante Erkenntnisse bietet jenseits von Eindeutigkeiten.<br />

Eine gewisse Standfestigkeit, komplexe Zusammenhänge auszuhalten,<br />

setzen wir bei unseren Mitreisenden voraus. Wir geben Ihnen einen<br />

Kompass und Hinweisschilder für bestimmte Kommunikationssituationen<br />

an die Hand, damit Sie mit der entsprechenden Orientierung<br />

eigene Reisen in Ihren Alltag unternehmen können.<br />

Sie halten einen Text in Ihren Händen, der ein umfassendes Kommunikationsmodell,<br />

nämlich die Situationsanalyse nach Hellmut Geissner<br />

auf Gesprächssituationen von Ausbildenden anwendet. Diese Analyse<br />

mündet in konkrete, beispielhafte Vorschläge, welche Gesprächsform<br />

benutzt werden kann, um in der betreffenden Situation angemessen<br />

agieren zu können. Gleichzeitig differenzieren wir theoretisch zwischen<br />

sehr nahe beieinander liegenden Formen, gemeint sind hier Feedback,<br />

Kritik und Argumentation. Diese können sich zum Teil überschneiden<br />

und müssen dennoch klar voneinander unterschieden werden. Wenn<br />

nicht, können in Gesprächen gravierende Schwierigkeiten auftreten.<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

AUS DER PRAXIS<br />

3


FÜR DIE PRAXIS<br />

AUS DER PRAXIS<br />

4<br />

Die Gesprächssituationen stammen aus konkreten, hier leicht abgeänderten,<br />

anonymisierten Fällen aus der Praxis unserer Kursteilnehmenden<br />

an der Akademie für Erwachsenenbildung. Unsere Lösungsvorschläge<br />

sind keine Handlungsanweisungen. Wir distanzieren uns von<br />

direkten Umsetzungen im Alltag. Dafür wäre eine eingehende Analyse<br />

der jeweiligen Situation nötig, die natürlich anders aussähe als die hier<br />

geschilderten Fälle. Rezeptwissen ist mit dieser Broschüre nicht zu<br />

haben <strong>–</strong> spannendes Material, das auf Erkundung wartet, um im Alltag<br />

erprobt zu werden, aber allemal. Exemplarisch können Sie angewandte<br />

Gesprächsformen und -strukturierungen erleben. Lassen Sie sich animieren,<br />

diese auf eigene Situationen anzuwenden!<br />

Im ersten Kapitel erhalten Sie nebst einer Übersicht und thematischen<br />

Orientierung Ihr Analyseinstrument für Gespräche: Hellmut Geissners<br />

Situationsanalyse. Es kommt in den Fällen von Kapitel 2 bis 4 zur<br />

Anwendung. Der Aufbau der Kapitel sieht jeweils wie folgt aus: das<br />

Fallbeispiel <strong>–</strong> seine Analyse <strong>–</strong> die diskutierten Lösungsvarianten <strong>–</strong> die<br />

begründete Wahl einer Gesprächsform mit theoretischer Vertiefung <strong>–</strong><br />

das in der Praxis anwendbare Gesprächsmodell oder der Gesprächsleitfaden.<br />

Als direkte Vorbereitung für Ihre Alltagssituationen sind letztere<br />

sofort einsetzbar. Im Schlusskapitel erhalten Sie dann eine tabellarische<br />

Übersicht über die verwendeten und angrenzenden Gesprächsformen.<br />

In den einzelnen Fällen werden zum Teil auch andere Themen berührt,<br />

wie z.B. Gender im Kapitel 2, die Gruppenphasen im Kapitel 3 und<br />

systemische Kommunikationsbetrachtungen im Kapitel 4. Wir beschränken<br />

uns jedoch hauptsächlich auf die Betrachtung der Kommunikationssituationen.<br />

Natürlich würden auch die anderen Bereiche<br />

wichtige Erkenntnisse liefern.<br />

Eine Anmerkung:<br />

Möglicherweise erstaunt Sie die analytische Vorgehensweise und Sie<br />

fragen sich, wo die Gefühle in den geschilderten Fallanalysen bleiben.<br />

Als Analysierende haben wir einen Vorteil: Wir sind in diese Situationen<br />

nicht involviert. Aber natürlich würden Gefühle auch bei uns ausgelöst.<br />

Mit diesen gälte es adäquat umzugehen.<br />

Zum Sprachgebrauch: Zur Abwechslung und der besseren Lesbarkeit<br />

halber benutzen wir manchmal die weibliche, manchmal die männliche<br />

Form, meinen aber jeweils beide Geschlechter. Sollten sich Missverständnisse<br />

daraus ergeben, verwenden wir beide Formen.


1.1. Wie finde ich den Weg durch das berufliche Gesprächslabyrinth?<br />

In Ausbildungsfunktionen trifft man auf viele unterschiedliche Gesprächssituationen.<br />

Diese Gespräche werden von der Lehrperson meistens<br />

intuitiv geführt. Erst wenn irgendwelche Schwierigkeiten, Missverständnisse<br />

oder Konflikte auftreten, überlegen sich die Betroffenen,<br />

was denn eigentlich geschehen ist und wie sie aus der konfliktträchtigen<br />

Situation wohl am besten wieder herausfinden können.<br />

In diesem Kapitel machen wir uns Gedanken darüber, worauf es in<br />

Gesprächen ankommt und welche Voraussetzungen von allen Partnern<br />

erfüllt sind, wenn ein erfolgreiches Gespräch stattgefunden hat. Im<br />

Kapitel 1.2. werden wir dann das Instrument vorstellen, mithilfe dessen<br />

wir in den folgenden Kapiteln sämtliche Fallbeispiele näher betrachten<br />

und diskutieren.<br />

Beim miteinander Sprechen oder der face-to-face-Kommunikation geht<br />

es um den Prozess der gemeinsamen Sinnkonstitution 1 . Wenn die miteinander<br />

Redenden nach dem Gesprächsprozess das gemeinsame<br />

Ergebnis umsetzen <strong>–</strong> oder anders ausgedrückt, wenn durch das Miteinandersprechen<br />

Handlung ausgelöst wird, <strong>–</strong> dann kann das Gespräch als<br />

Erfolg gewertet werden.<br />

Geissner (2000) definiert die mündliche Kommunikation als Reziprokhandlung.<br />

Das bedeutet, dass eine Person mit einer anderen im Wechsel<br />

ihre Sichtweise des Gegenstandes beschreibt. Diese Beschreibung<br />

der jeweiligen Sichtweise nähert sich im Hin und Her des Gesprächs<br />

einem klar umrissenen Gegenstand, der für alle Beteiligten eindeutig<br />

definiert ist. Dieser Prozess geschieht durch Zuhören, durch Nachfragen,<br />

was die andere Person meint, Verstehen, was ihr wichtig ist und<br />

schliesslich durch Aushandeln, bis alle die gleiche Sicht auf den Gegenstand<br />

haben, die von allen akzeptiert werden kann. Ein solcher<br />

Gesprächsprozess ist von verschiedenen Faktoren abhängig, oder wie<br />

Geissner sagt, «Kommunikation ist die Reziprokhandlung, die<br />

> situativ gesteuert<br />

> personengebunden<br />

> sprachbezogen<br />

> formbestimmt<br />

> leibhaft vollzogen<br />

Sinn konstituiert und Handlungen auslöst.» 2<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

AUS DER PRAXIS<br />

5


FÜR DIE PRAXIS<br />

AUS DER PRAXIS<br />

6<br />

In dieser Broschüre setzen wir uns mit den situativ gesteuerten Faktoren<br />

intensiver auseinander und fragen uns, wie konkrete Gesprächssituationen<br />

analysiert und neu gestaltet werden können. Die situativen<br />

Faktoren sind es auch, die Wesentliches beitragen, damit man sich im<br />

Gesprächslabyrinth zurechtfindet und die helfen, sich vor und nach<br />

Gesprächen zu orientieren. 3 So nehmen wir uns in dieser Broschüre der<br />

Gesprächsrhetorik in Situationen von Ausbildenden als einem Teil der<br />

rhetorischen Kommunikation an. 4<br />

1.2. Die Situationsanalyse als Gesprächs-Kompass<br />

Die situativen Faktoren beziehen sich auf konkrete, sich verändernde<br />

Bedingungen, in denen Menschen sich befinden und unter denen sie<br />

miteinander kommunizieren. Geissner definiert die mündliche Kommunikation<br />

als Gemeinschaftshandlung von Menschen, die durch ihre<br />

Herkunftssozialisation und Gesellschaft geprägt sind und aus dieser<br />

Perspektive eine Gesprächssituation gestalten. Da es seines Erachtens<br />

keinen universal gültigen Umgang mit Situationen gibt, da es auch<br />

keine universal gültigen Situationen gibt, müssen Situationen im miteinander<br />

Sprechen immer wieder neu hergestellt werden. Das bedeutet<br />

jedoch, dass wirkliche Verständigung nur dann gelingen kann, wenn<br />

die beteiligten Personen in der Lage sind, die Situation mit ihrer jeweils<br />

eigenen Sichtweise zu einer gemeinsamen zu machen.<br />

Zum Glück muss nicht bei jedem Gespräch die Situation ganz neu<br />

gestaltet werden. Sondern jeder Mensch greift auf persönlich geprägte<br />

Erfahrungswerte (so genannte Muster 5 ) zurück, mit denen er die neue<br />

Situation einschätzt und gestaltet. Für Lehrende stellt sich jetzt die<br />

Frage: Wie können solche Situationen bewusst erkannt und Gespräche<br />

sinnvoll geführt werden?<br />

Das Modell der Situationsanalyse gibt Hinweise, was im Gespräch<br />

wirkt. Mit Hilfe von Fragen, die auch zur Vorbereitung von Gesprächen<br />

hilfreich sind, werden wir versuchen, die Faktoren zu klären.


DIE NEUN W’S DER SITUATIONSANALYSE<br />

(NACH HELLMUT GEISSNER)<br />

WO WANN<br />

WORÜBER<br />

WESHALB<br />

WER<br />

WAS<br />

WIE<br />

MIT<br />

WEM<br />

WOZU<br />

Die Faktoren, gesehen aus der Perspektive der einen Person (WER), die<br />

sich auf ein Gespräch vorbereiten will:<br />

WER In welcher Rolle gehe ich ins Gespräch? Wer bin ich für<br />

mein Gegenüber?<br />

MIT WEM Mit wem spreche ich? Kenne ich diese Person? Wie verhält<br />

sie sich meistens?<br />

Wie sehen die Abhängigkeiten zu dieser Person aus?<br />

WORÜBER Über welches Thema soll gesprochen werden? Was<br />

weiss ich darüber? Was weiss der andere darüber? Gibt<br />

es inhaltliche Gemeinsamkeiten/Divergenzen?<br />

WAS Was plane ich in welcher Reihenfolge zu sagen?<br />

Welche Worte, Sprachebene wähle ich? Soll ich Argumente,<br />

Aufforderungen, Befehle, Wünsche etc. äussern?<br />

WIE Wie möchte ich mich präsentieren? Brauche ich Hilfsmittel<br />

für das Gespräch? Wie bringe ich mich ein?<br />

WO An welchem Ort/Raum findet das Gespräch statt?<br />

Welche Vor-/Nachteile möchte ich diesbezüglich für die<br />

Gesprächssituation berücksichtigen?<br />

WANN Zu welchem Zeitpunkt findet das Gespräch statt? Welche<br />

Vor-/Nachteile möchte oder muss ich berücksichtigen?<br />

Beeinflusst der Zeitpunkt meine Gesprächsstrate-<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

AUS DER PRAXIS<br />

7


FÜR DIE PRAXIS<br />

AUS DER PRAXIS<br />

8<br />

gie? Was aus der Vorgeschichte oder dem was nach dem<br />

Gespräch folgt, wirkt auf das Gespräch?<br />

WESHALB Was ist der Anlass, meine Motivation für das Gespräch?<br />

Welche Interessen vertrete ich? Mit welcher Motivation<br />

kommt der andere ins Gespräch? Was sind seine Interessen?<br />

WOZU Welches Ziel soll/möchte/muss ich erreichen? Weiss<br />

ich, welches Ziel der andere erreichen möchte/muss?<br />

Grundsätzlich müssen immer alle Faktoren auch für das Gegenüber<br />

untersucht werden, damit nichts Wesentliches übersehen wird.<br />

Ein vertieftes Verständnis der Situationsanalyse<br />

Die Situation zwischen Menschen wird aus objektiven und subjektiven<br />

Faktoren gebildet. Zu einer entwickelten Gesprächsfähigkeit gehört es,<br />

diese Faktoren zu erkennen, zu berücksichtigen und soweit möglich zu<br />

steuern, damit Verständigung gelingen kann.<br />

Situationen werden nach Geissner in Mikro-, Meso- und Makrosituationen<br />

unterschieden: auf der Mikroebene sind dies die einzelnen<br />

Situationsschritte oder elementaren Situationen (z.B. einzelne Gesprächszüge<br />

in einer Unterrichtsstunde); auf der Mesoebene die kombinierten<br />

oder szenischen Situationen (z.B. eine vollständige Unterrichtsstunde,<br />

Präsentation etc.) und auf der Makroebene die komplexen<br />

oder dramatischen Situationen (z.B. eine ganze Ausbildung).<br />

Wenn Geissner den Zeitraum einer Situation definiert, versteht er den<br />

Aspekt Zeit nicht als absolut begrenzten Zeitpunkt, sondern eher als<br />

Zeitfluss zwischen präsituativ und postsituativ. Zur lebensgeschichtlichen<br />

Einbettung des Hier und Jetzt ist deshalb folgende Fragekette sinnvoll:<br />

«Woher komme ich und was bringe ich von dort mit/Was will ich<br />

(wann, wo) und wie lange bleibe ich hier/Wohin gehe ich, und was nehme<br />

ich von hier mit?» 6 Diese Fragen wurden in der Situationsanalyse integriert,<br />

zur Vor- resp. Nachbereitung von rhetorischen Gesprächen. Den<br />

Aspekt Raum definiert er ebenfalls nicht nur als klare Örtlichkeit, sondern<br />

schliesst darin sowohl den Raum für Bewegungsfreiheit, als auch<br />

den Erlebnisraum mit ein, den wir uns in Gesprächen gegenseitig einräumen<br />

sollten.


Die so genannt objektiven Faktoren wie WANN (Zeit) und WO (Ort)<br />

zeigen somit deutlich, dass Situationen nicht einfach nur Schnittpunkte,<br />

sondern vielmehr Schnittstellen von physikalischen, soziooder<br />

organisationsstrukturellen und subjektiven Gegebenheiten sind.<br />

Das führt aber zu einer paradoxen Erkenntnis: So beinhalten die objektiven<br />

Faktoren gleichzeitig subjektive Teile, d. h. sie zeigen damit, dass<br />

nicht einmal die vermeintlich natürliche Umgebung natürlich ist, sondern<br />

durch den Menschen gesellschaftlich gemacht wurde. Diese Paradoxie<br />

gilt jedoch auch umgekehrt: Die subjektiven Faktoren, wie z.B.<br />

WER (der eine) mit WEM (dem anderen) zeigen, dass auch die subjektive<br />

Person nicht nur individuell, sondern als Mensch gesellschaftlich<br />

von kollektiven Mustern geprägt ist.<br />

Das, WORÜBER (über welches Thema) gemeinsam geredet wird, sollte<br />

im besten Fall zwischen den Gesprächspartnern ausgehandelt werden.<br />

Der Prozess der gemeinsamen Themenfindung, wie das anschliessende<br />

Gespräch ist beeinflusst vom sozio-emotionalen und kognitiven Horizont<br />

der Gesprächspartner. D. h., die einzelnen Persönlichkeiten mit<br />

ihrer Selbst-Bewusstheit und ihrem intellektuellen und kognitiven<br />

Erfahrungsschatz bestimmen das Thema und füllen es mit ihrem persönlichen<br />

Wissens- und Werte-Hintergrund aus. (Grafisch wird<br />

dies durch die Pfeile von WER und WEM zu WORÜBER ausgedrückt.<br />

Watzlawick/Beavin/Jackson verwenden dafür den Begriff Sachebene.)<br />

Die WARUM-WOZU-Beziehung berücksichtigt die Anlass/Motivations-<br />

und Zielkomponente. Es gibt verschiedenste Anlässe für Gespräche:<br />

z.B. motiviert durch Differenzen (in Gefühlen, Kenntnissen,<br />

Interessen, Zielen), welche durch ein Gespräch aufgehoben werden sollen.<br />

Diese Motivation, verbunden mit einer konkreten Zielperspektive,<br />

ist die treibende Kraft, ein Gespräch überhaupt zu führen.<br />

Geissner fordert von einer gesprächsfähigen Person, dass sie sich<br />

sowohl über die eigene, als auch über die jeweils andere Motivation im<br />

Klaren ist. Nur auf diese Weise können aus individuellen, sich widersprechenden<br />

Zielen gemeinsame werden.<br />

Die Ziel-Mittel-Relation (WOZU-WIE-Ebene) zeigt auf, wie jemand<br />

sich kommunikativ verhält. Darin wird ersichtlich, ob es sich um taktische<br />

Geschicklichkeit, um so genannte Strategien oder um eine aufrichtige<br />

Verständigungsabsicht handelt.<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

AUS DER PRAXIS<br />

9


FÜR DIE PRAXIS<br />

AUS DER PRAXIS<br />

10<br />

Während das, WAS wir sagen grösstenteils zur Sachebene zu rechnen<br />

ist, vermittelt uns das WIE die Beziehungsebene. Die im Modell der<br />

Situationsanalyse als Dreieck dargestellte sprachliche und sprecherische<br />

Ebene des WAS und WIE erfüllt unterschiedliche Funktionen:<br />

1. einen Sachbezug (grafisch ausgedrückt: )<br />

2. einen Selbstausdruck ( )<br />

3. eine Appellfunktion ( ) 7<br />

In den folgenden Fällen kann das WIE (auf der Mikroebene) nicht analysiert<br />

werden. Wir hören ja nicht, WIE gesprochen wurde. In Live-<br />

Situationen spielt dieser Aspekt aber eine wesentliche Rolle. Auf dieser<br />

Ebene nehmen wir häufig unbewusst wahr, wie etwas zu verstehen ist,<br />

wie sich der andere zu uns in Beziehung setzt, oder auch nicht.<br />

Die analytische und praktische Anwendung der Situationsanalyse zeigt<br />

folgende Verbindungen:<br />

WO WANN<br />

WORÜBER<br />

WAS<br />

WIE<br />

WER MIT WEM<br />

WESHALB WOZU<br />

Dieses Geflecht der neun W-Faktoren, die miteinander in Abhängigkeit<br />

und in Beziehung stehen, zeigt Schnittpunkte, welche auf mögliche<br />

Konfliktstellen hinweisen. Das zunächst harmlos aussehende Situationsmodell<br />

entpuppt sich als Konfliktmodell. Die in dem Modell<br />

erkennbaren Schnittpunkte können Bedeutungsunterschiede aufdecken,<br />

die zu klären sind. Wenn Einigung gelingen soll, gilt es zu versuchen,<br />

sich in der gegebenen Zeit zu verständigen. Dazu ist erforder-


lich, dass nicht nur der eigene Standpunkt vertreten wird, sondern dass<br />

der andere gehört und verstanden wird. Das Verstehen schliesst ein<br />

Nachfragen, was der andere meint, mit ein, damit dann der eigene<br />

Standpunkt klar geäussert werden kann.<br />

1.3. Die Eingrenzung von Thema und Zielgruppe<br />

Mit diesem Text beleuchten wir einen ganz kleinen Bereich der faceto-face-Kommunikation.<br />

Wir betrachten nur die situativ gesteuerten<br />

Faktoren (vgl. Definition von Geissner S. 5). Jedoch wagen wir den Versuch,<br />

komplexe Gesprächssituationen wie die Fallbeispiele aus dem<br />

Bereich der Erwachsenenbildung aufgrund der situativen Gegebenheiten<br />

zu analysieren. Wir diskutieren darin auftauchende mögliche Konfliktherde,<br />

um daraus konkrete Gesprächsformen, die als Intervention<br />

eingebracht werden können, vorzustellen und diese schliesslich miteinander<br />

zu vergleichen.<br />

Wir schliessen personale und andere Faktoren bewusst aus und verzichten<br />

darauf, die kulturellen, soziospezifischen und persönlichen<br />

Eigenarten der Gesprächspartner und -partnerinnen in die Analyse<br />

miteinzubeziehen.<br />

Diese Broschüre ist kein wissenschaftliches Werk. Sie arbeitet mit wissenschaftlich<br />

abgestützten Theorien aus der Sprach- und Sprechwissenschaft<br />

und soll Anregung bieten, die situativen Faktoren in den eigenen<br />

Lehrsituationen zu reflektieren. Wir arbeiten mit Fallbeispielen aus<br />

der Praxis, reflektieren diese und statten Sie mit Handwerkszeug für die<br />

Praxis von Lehrenden der Erwachsenenbildung aus.<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

AUS DER PRAXIS<br />

11


FÜR DIE PRAXIS<br />

AUS DER PRAXIS<br />

12<br />

1 Geissner, Hellmut: Kommunikationspädagogik (2000) und Geissner, Hellmut in Barthel,<br />

Henner (2003), S. 10: «Sie suchen sich zu einigen über Möglichkeiten, die in ihrer Lebenssituation<br />

sinnvoll sind, ‹Sinn machen›. Das gelingt nur, wenn sie wechselseitig, in ihrer<br />

‹Zweieinigkeit› <strong>–</strong> wie Bühler es tiefsinnig benennt (1927/1978, S. 42) <strong>–</strong> ihre Sinnerwartungen<br />

und Sinnvorschläge verstehen.»<br />

2 Geissner, Hellmut: Kommunikationspädagogik (2000), S. 91<br />

3 Noch differenzierter werden Gesprächsbetrachtungen, wenn die personengebundenen<br />

Faktoren miteinbezogen würden. Dazu haben wir aber in unseren Fällen zu wenig Informationen,<br />

um beispielsweise genau sagen zu können, mit welchen Kommunikationsvoraussetzungen<br />

die einzelnen Gesprächspartner ins Gespräch kommen. Genauso verhält es<br />

sich auch mit den anderen Faktoren der Definition nach Geissner.<br />

4 vgl. Geissner, Hellmut (2000), S. 126 ff; Rhetorische Kommunikation wird hier verstanden<br />

als «der Prozess des situativ gesteuerten, mentale oder reale Handlungen auslösenden<br />

Sprechens.» (Geissner, 1973,S.195) oder auch Geissner, Hellmut in Barthel, Henner (2003),<br />

S. 11: Rhetorik sah es schon immer als ihre Aufgabe an, «zu verstehen, wie Denken situations-<br />

und hörerangemessen in Worte gefasst und zweckbestimmt wirksam geäussert werden<br />

konnte».<br />

5 vgl. Bartsch, Elmar in Barthel, Henner (2003), S. 147: «Muster sind Denk- und Verhaltensweisen,<br />

die aus kollektiven und individuellen Erfahrungen (Traditionen) von Menschen so<br />

internalisiert sind, dass sie unbewusst als erste, ungeprüfte Vorlagen benutzt werden, um<br />

Tätigkeiten durchzuführen.»<br />

6 Geissner, Hellmut, 2000,S.94<br />

7 vgl. auch Schulz von Thun, Friedemann: Das Modell der «Vier Seiten einer Nachricht».


2. FALL 1 «DER STÄNDIG UNTERBRECHENDE CHEF»<br />

Mit diesem Fall steigen wir in eine der vielfältigen Situationen ein, die<br />

Ausbildenden oder Verantwortlichen in der Erwachsenenbildung tagtäglich<br />

begegnen.<br />

2.1. Fallbeispiel: Sich in der eigenen Rolle behaupten<br />

Anne ist verantwortlich für eine siebentägige Ausstellung. Sie will ihre<br />

Mitarbeitenden an einem Informationsabend über sämtliche organisatorischen<br />

Abläufe informieren und sie instruieren, wer für was verantwortlich<br />

sein wird.<br />

Anne hat ihre Informationen gut vorbereitet und didaktisch sinnvoll<br />

gegliedert. Sie möchte diese sach- und zielorientiert, sowie auf ihre<br />

Zuhörenden zugeschnitten, präsentieren. Nach der Begrüssung plant<br />

sie, ihrem Chef die Gelegenheit zu geben, ein paar Worte zur Entstehungsgeschichte<br />

dieser Ausstellung an die Mitarbeitenden zu richten,<br />

bevor die eigentliche Instruktion durch sie selbst erfolgen soll.<br />

An der Veranstaltung selber läuft zunächst alles wie geplant. Anne<br />

begrüsst die Anwesenden, ihr Chef fügt weitere einführende Worte hinzu.<br />

Anne ergreift anschliessend das Wort für die Instruktion des ersten<br />

Punktes und stellt diesen wie vorbereitet dar. Plötzlich unterbricht sie<br />

ihr Chef, geht mit einer ausschweifenden Ergänzung zwischen ihre<br />

Worte und spricht Inhalte an, die Anne bewusst zu einem späteren<br />

Zeitpunkt ansprechen wollte. Anne holt sich taktvoll das Wort zurück<br />

und geht zum zweiten Punkt über. Wieder unterbricht sie der Chef,<br />

denn er glaubt, noch etwas Wichtiges ergänzen zu müssen. Anne unterstreicht<br />

den vom Chef ergänzten Themenbereich und holt sich damit<br />

das Wort wieder zurück. Niemand merkt, dass dies für Anne eine<br />

unhaltbare Situation ist!<br />

2.2. Anwendung der Situationsanalyse<br />

In der Folge betrachten wir das oben geschilderte Fallbeispiel und wenden<br />

dabei die Situationsanalyse an, indem wir zu den neun W-Fragen<br />

Antworten suchen.<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

AUS DER PRAXIS<br />

13


FÜR DIE PRAXIS<br />

AUS DER PRAXIS<br />

14<br />

WER spricht mit WEM, WORÜBER? Wer ist Anne? In welcher Rolle<br />

übernimmt sie die Verantwortung der Ausstellung? Aus dem geschilderten<br />

Fall lassen sich diese Fragen nicht klären. Jedoch wird deutlich,<br />

dass Anne selbst diesen Informationsabend gestalten und ihre Mitarbeitenden<br />

in Anwesenheit ihres Vorgesetzten über sämtliche organisatorischen<br />

Abläufe informieren will. Sie ist gut vorbereitet. Aus dem Fall<br />

wird nicht ersichtlich, ob Anne sich vorgängig Gedanken bezüglich der<br />

drei unterschiedlichen Rollenhierarchien gemacht und diese mit dem<br />

Chef besprochen und geklärt hat.<br />

Ebenfalls ist der Ort (WO) und die Zeit (WANN) vordergründig klar<br />

festgelegt, denn die Mitarbeitenden sind alle pünktlich und am vereinbarten<br />

Ort zum Informationsabend eingetroffen.<br />

Annes Gesprächs-Motivation (WESHALB) ist, alle Mitarbeitenden<br />

effizient und methodisch sinnvoll zu informieren, damit sie anschliessend<br />

eine transparente und verantwortungsvolle Zusammenarbeit<br />

erwarten kann. Dieses Ziel (WOZU) ist Anne sehr wichtig, denn sie hat<br />

sich methodisch-didaktisch überlegt, welche Informations-Häppchen<br />

sie den Mitarbeitenden in welcher Reihenfolge verabreichen kann.<br />

Mit der Entscheidung, ihrem Chef eine Erzählplattform für die Entstehungsgeschichte<br />

dieser Ausstellung zu geben, holt Anne eine wichtige<br />

zeitliche und hierarchische Dimension mit in die Information hinein.<br />

Das Geissner’sche Situationsanalyse-Modell benennt diese Mehrdimensionalität<br />

als Makrosituation. Diese bewusst zu berücksichtigen<br />

würde bedeuten, dass sich sowohl Anne als auch ihr Chef vorgängig<br />

miteinander darüber verständigen, WER der beiden WAS in welcher<br />

Rolle sagt. Mit welcher Methode (WIE) wollen sie welche Themen<br />

behandeln und in welcher Reihenfolge? Welche Motive hat der Chef,<br />

seine Themen zu vermitteln, welche Motive hat Anne <strong>–</strong> ergibt sich daraus<br />

vielleicht eine gemeinsame Motivation (WESHALB)? Welche Ziele<br />

(WOZU) will Anne erreichen, welchen Zielen (WOZU) ist ihr Chef<br />

verpflichtet?<br />

Diese komplexe Betrachtung der verschiedenen Faktoren wird dadurch<br />

notwendig, weil sich zwei Personen mit unterschiedlich gelagerten Verantwortlichkeiten<br />

der Sache annehmen. Dies bedingt, dass sich die beiden<br />

bezüglich ihrer unterschiedlichen Rollen miteinander verständigen.<br />

Im geschilderten Fall zeigt Anne durch ihr Verhalten (WAS sie WIE<br />

sagt), dass sie sich entschieden hat: Sie führt die Veranstaltung durch<br />

und informiert die Mitarbeitenden über die wesentlichen Punkte (und


nicht ihr Chef), und sie holt die Gesprächsführung geschickt wieder<br />

zurück. Das Verhalten des Chefs zeigt jedoch auch, dass er die Leitung<br />

des Vortrags aus irgendwelchen Gründen nicht ganz an Anne abgeben<br />

kann.<br />

Was könnten mögliche Ursachen für das ständige Unterbrechen<br />

des Chefs sein?<br />

WER mit WEM? Es stellt sich die Frage: Mit wem spricht der Chef<br />

eigentlich? Hier zeigen sich zwei Möglichkeiten:<br />

1) Bezieht er sich bei seinen inhaltlichen Ergänzungen speziell auf Anne,<br />

um ihre Wissenslücken zu füllen? Dies könnte sich zu einem so genannten<br />

«Ping-pong-Konkurrenzspiel» entwickeln, das darauf abzielt<br />

(WOZU), den Schwerpunkt auf Annes vermeintliche Wissenslücken zu<br />

legen. Dabei müsste der Chef jedoch ein in der gemeinsamen Beziehung<br />

begründetes Motiv (WESHALB) haben, Anne zu zeigen, dass sie<br />

Mängel hat.<br />

2) Bezieht sich der Chef auf Anne und die Mitarbeitenden, teilt er ihnen<br />

mit, was ihm inhaltlich wichtig erscheint, indem er einfach thematisch<br />

ergänzt, was Anne vielleicht an einem anderen Punkt zu sagen beabsichtigt?<br />

Um hier eine Antwort zu erhalten, muss nach der Gesprächs-Motivation<br />

(WESHALB) des Chefs geforscht werden. Im Fall 1) könnte die<br />

Motivation ein unbewusstes Konkurrenzspiel sein, das darauf zielt<br />

(WOZU), sich als Chef zu positionieren. Im Fall 2) könnte der Chef<br />

sogar die gleiche Motivation für seine Ergänzungen haben wie Anne,<br />

nämlich effizientes und sinnvolles Informieren, und damit wäre auch<br />

sein Gesprächsziel dasselbe.<br />

Verfolgen wir nur noch die zweite, wahrscheinlichere Motivation des<br />

Chefs, stellt sich die Frage, wie es dazu kommt, dass die gleiche Gesprächsmotivation<br />

und das gleiche Gesprächsziel beider Gesprächspartner<br />

trotzdem zu einem Konflikt führen?<br />

Zur Beantwortung dieser Frage macht es Sinn, über das WIE nachzudenken.<br />

Vermutlich hat der Chef den roten Faden von Annes Information<br />

nicht sofort gesehen und damit den methodisch-didaktischen Aufbau<br />

nicht sogleich erkannt. Dies mag ihn verunsichert haben <strong>–</strong> und<br />

diese Verunsicherung zeigt sich auf der Beziehungsebene zwischen ihm<br />

und Anne. Sein Verhalten weist darauf hin, dass ihn Anne vor der Veranstaltung<br />

nicht an der Art und Weise, WIE sie die Information (WAS)<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

AUS DER PRAXIS<br />

15


FÜR DIE PRAXIS<br />

AUS DER PRAXIS<br />

16<br />

strukturieren und gliedern will, hat teilnehmen lassen. Sie hat ihm vermutlich<br />

nicht erklärt, welche methodisch-didaktischen Mittel sie wann<br />

einsetzen will. Oder sie fand bis zur eigentlichen Veranstaltung kein<br />

offenes Ohr bei ihrem Chef für diese Mitteilung.<br />

Sein Verhalten, sie ständig zu unterbrechen, weist auf ein «Vertrauensleck»<br />

auf der Beziehungsebene hin. Plötzlich scheint der Chef nicht<br />

mehr genau zu wissen, mit welcher Kompetenz Anne solche Aufgaben<br />

angeht und ob er ihr diese Aufgabe überlassen kann. Da er vermutlich<br />

ebenfalls sehr verantwortungsvoll ist und nur das Beste will, übernimmt<br />

er ihren Part und tut sein Möglichstes, um die Situation aus seiner<br />

Perspektive zu «retten».<br />

Dabei fragt sich der Chef jedoch in der Situation nicht: Mit WEM<br />

spreche ich? Wer ist diese Anne? Wie macht sie ihre Aufgaben in der<br />

Regel? Kann ich mich auf sie verlassen? Worin ist sie stark? etc. Er stellt<br />

sich auch nicht die Frage, ob eine Klärung der Beziehung und der Zweifel<br />

an Annes Kompetenzen an diesem Ort (WO) und zu diesem Zeitpunkt<br />

(WANN) nötig und angemessen sei. Sein Verhalten gibt keine<br />

Anhaltspunkte, ob er sich Gedanken dazu gemacht hat, WIE er Anne<br />

allenfalls unterstützen könnte und WORIN. Er glaubt, die Situation<br />

«retten» zu müssen.<br />

Anne beurteilt die aktuelle Situation natürlich anders. Für sie mag die<br />

ständige Unterbrechung durch ihren Chef einer Verunsicherung ihrer<br />

Rolle gleichkommen. Plötzlich scheinen ihre Kompetenzen in Frage<br />

gestellt. Sie muss an mehreren Fronten kämpfen: Erstens darum, dass<br />

sie die Gesprächsleitung nicht verliert, zweitens, dass sie nicht noch<br />

zusätzlich degradiert wird und drittens, dass sie selbst den Chef nicht<br />

degradiert und es ihr gelingt, taktvoll wieder zu ihrem roten Faden<br />

zurück zu finden.<br />

Tatsächlich stellt der Chef in seiner hierarchisch dominanteren Position<br />

durch sein Verhalten Annes Kompetenz und das Vertrauen, dass sie die<br />

Aufgabe in seinem Sinne ausführen kann, in Frage. Er unterstützt sie<br />

nicht. Vielmehr gibt er vermutlich seine Verunsicherung auf der paraverbalen<br />

Ebene an die Mitarbeitenden weiter oder produziert Verunsicherung,<br />

da die logische inhaltliche Struktur der Information nicht<br />

mehr gegeben ist.


2.3. Lösungsvarianten: Kritik<br />

Die gegenseitige Verunsicherung ist in diesem Fall zentral und sollte<br />

sobald als möglich thematisiert und geklärt werden. Anne ist verunsichert,<br />

da sie einerseits die Verantwortung für die Ausstellung und<br />

damit die Information der Mitarbeitenden als Auftrag übernommen<br />

hat und diesen Auftrag gut durchführen will. Dies kann sie jedoch nur,<br />

wenn andererseits die Begebenheit mit ihrem Chef geklärt ist und sie<br />

sich sicher ist, dass er sie in ihrer Rolle unterstützt.<br />

An dieser Stelle wird sich Anne folgende Fragen beantworten müssen:<br />

> Kann ich damit leben, dass mir der Chef immer wieder das Feld streitig<br />

macht?<br />

> Kann ich es mir leisten, dass meine Rolle auch in Zukunft von ihm in<br />

Frage gestellt wird?<br />

> Welche Konsequenzen ergeben sich für mich/für ihn/für meine Mitarbeitenden,<br />

> wenn ich dieses Thema mit meinem Chef bespreche?<br />

> wenn ich es nicht anspreche?<br />

Falls sich Anne für ein Gespräch mit dem Chef entscheidet, könnte sie<br />

zur Gesprächsvorbereitung die Situationsanalyse wählen:<br />

Welches Gesprächsziel (WOZU) habe ich?<br />

Anne möchte, dass ihr Chef sie in Zukunft bei ihren Informationen<br />

nicht ständig unterbricht und den Gesprächsverlauf dominiert. Ebenfalls<br />

braucht Anne in Zukunft einerseits die Unterstützung für ihre Aufgaben<br />

von ihrem Chef, andererseits möchte sie wieder Vertrauen und<br />

die Sicherheit haben, dass er sie in Zukunft selbstständig arbeiten lässt.<br />

Mit diesen Zielen will Anne eine Verhaltensänderung bei ihrem Chef<br />

erreichen. Dieses Gesprächsziel verlangt die Gesprächsform Kritik.<br />

Welche Gesprächs-Motivation (WESHALB) hat sie für diese Kritik? Sie<br />

hat sich möglicherweise durch die Unterbrechungen gestört gefühlt<br />

und wurde ärgerlich. Vermutlich möchte sie wieder eine gute, vertrauensvolle<br />

Zusammenarbeit erreichen.<br />

WANN soll das Gespräch stattfinden?<br />

Für Anne ist klar, dass sie dieses Thema so bald wie möglich ansprechen<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

AUS DER PRAXIS<br />

17


FÜR DIE PRAXIS<br />

AUS DER PRAXIS PRAXIS<br />

18<br />

und klären will. D.h., sie wird ihren Chef sofort bitten, ihr einen Gesprächstermin<br />

zu geben, damit sie ihr Anliegen thematisieren kann.<br />

WO soll das Gespräch stattfinden?<br />

Falls Anne einen Ort sehr mag und sich auch sicher ist, dass dieser Ort<br />

für den Chef ebenfalls leicht erreichbar, bequem und angenehm ist,<br />

dann kann sie ruhig diesen Ort als Wunsch anbringen. Ansonsten wird<br />

es vermutlich im Büro des Chefs sein.<br />

WER mit WEM?<br />

Anne will etwas vom Chef, d.h., sie ist in der hierarchisch untergeordneten<br />

Position. Sie möchte eine Verhaltensänderung bei ihrem Vorgesetzten<br />

bewirken. An dieser Stelle wird es sehr wichtig, sich zu<br />

überlegen, WIE das Anliegen vorgebracht und WAS gesagt werden soll:<br />

Welche Worte wählt sie und was sagt sie besser nicht?<br />

Ob Anne das WIE und WAS richtig wählt, ist abhängig davon, wie gut<br />

sie ihren Chef kennt und wie adäquat sie ihn einschätzt. Folgende vorbereitende<br />

Fragen, in denen sie die Situationsanalyse aus der Sicht ihres<br />

Chefs durchgeht, könnten ihr dabei helfen:<br />

Wie denkt er wohl über mich?<br />

Was weiss er von mir? Was hält er von mir?<br />

Wie sehr schätzt er meine Arbeit?<br />

Wie ergeht es mir, wenn wir uns zufällig treffen?<br />

Ist er bereit mir Zeit für das Gespräch zu geben?<br />

Wie schätze ich ihn ein? Wie wird er auf mein Anliegen reagieren?<br />

Welche Motivation für das Gespräch könnte er aufbringen?<br />

Was könnte er für Inhalte einbringen?<br />

Was könnte ihm schwer fallen?<br />

Welches Ziel wird er in dem Gespräch wohl verfolgen?<br />

Wenn sich Anne klar geworden ist, wie sie das Gespräch anfangen und<br />

gestalten will, dann könnte sich folgendes Szenario mit ihrem Chef,<br />

Herrn Meier, ergeben:<br />

Kritikgespräch<br />

«Herr Meier, ich würde gerne auf den gestrigen Informationsabend<br />

zurückkommen und diesen mit Ihnen nochmals kurz durchgehen.<br />

Könnten Sie mir bitte einen Gesprächstermin geben, an dem wir in<br />

aller Ruhe sprechen könnten?»


«Danke Herr Meier, dass Sie mir diese Zeit gegeben haben und wir über<br />

die Informationsveranstaltung nochmals sprechen können. Es gab für<br />

mich einige problematische Situationen, die ich Ihnen gerne im Sinne<br />

einer optimalen Zusammenarbeit schildern möchte.<br />

1) Ich habe Sie ja gebeten, die Entstehungsgeschichte der Ausstellung<br />

direkt nach meiner Begrüssung zu schildern. Ich fand es wichtig, dass<br />

Sie Ihre Unterstützung des Projekts und Ihre Erfahrungen da einbringen<br />

konnten. Mir gefiel es sehr, wie Sie die Mitarbeitenden packen<br />

konnten mit ihren Erzählungen. Schwierig wurde es für mich an der<br />

Stelle, wo Sie mich während meines ersten Punktes unterbrochen und<br />

wichtige Punkte angesprochen haben, die ich zu einem späteren Zeitpunkt<br />

im Zusammenhang von … einbringen wollte. Ich habe mir vorgängig<br />

genau überlegt, wann ich was sage, damit ich den Mitarbeitenden<br />

alle wichtigen Punkte in einem verdaubaren Mass und auf den<br />

Prozess bezogen vermitteln konnte.<br />

2) Durch Ihre Ergänzungen wurde meine methodisch-didaktische Vorgehensweise<br />

durcheinander gebracht. Was ich eigentlich vermeiden<br />

wollte, war, dass die Mitarbeitenden viele unzusammenhängende<br />

Informationen losgelöst vom Prozess erhalten; das ist meines Erachtens<br />

durch Ihre Ergänzungen leider passiert.<br />

Ich merkte, dass es mir gestern schliesslich sehr schwer fiel, einzelne<br />

Punkte, die Sie eingefügt haben, nochmals gemäss meiner Vorbereitung<br />

zu bearbeiten. Sie kamen bei den Mitarbeitenden nicht mehr richtig an.<br />

Ich verlor den Überblick und wusste nicht mehr genau, wann wir was<br />

gesagt haben und ob die Leute das Wichtigste wirklich verstanden<br />

haben. Dies brachte mich in eine schwierige Situation: Einerseits wollte<br />

ich Ihren Auftrag inhaltlich fundiert und zu Ihrer absoluten Zufriedenheit<br />

ausführen und Sie damit entlasten, andererseits habe ich erlebt,<br />

dass Sie die Inhalte bestimmen und den Abend selber gestalten wollten.<br />

Ich habe Ihnen das Wort oftmals abgenommen, damit ich meinem Auftrag<br />

treu bleiben konnte, was mich aber in einen enormen Stress<br />

gebracht hat. Haben Sie vielleicht eine Idee, wie wir in Zukunft solche<br />

Missverständnisse vermeiden könnten?<br />

3) Ich könnte mir folgende Lösung vorstellen: Wie wäre es, wenn wir vor<br />

solchen Veranstaltungen in Zukunft unsere Rollen genau absprechen<br />

und klären werden, wer genau was übernimmt und das Abgesprochene<br />

in der Veranstaltung dann auch einhalten? Gut könnte ich mir auch<br />

vorstellen, dass Sie mir nach der Veranstaltung Ihre allfälligen Veränderungswünsche<br />

kurz mitteilen, damit ich daraus lernen kann.»<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

AUS DER PRAXIS<br />

19


FÜR DIE PRAXIS<br />

AUS DER PRAXIS<br />

20<br />

2.4. Theoretische Vertiefung zu Kritik<br />

Definitionen von Kritik (vgl. Meyers Taschenlexikon)<br />

Der Begriff Kritik ist eng verbunden mit der jeweiligen zeitlichen Epoche:<br />

Bei den Griechen verstand man unter kritike die Kunst der Beurteilung;<br />

in der Aufklärung richtete sich Kritik gegen einen Zwang zu<br />

religiösen, rechtlichen, politischen oder allgemein gesellschaftlichen<br />

Vorurteilen und Normsystemen; sie setzte einerseits die Freiheit zu<br />

deren Infragestellung voraus und war andererseits darauf angelegt,<br />

diese Freiheit zu erweitern. Insofern ist die Kritikfähigkeit konstitutiv<br />

für jede Demokratie. Kritik bezieht sich immer auf bestimmte Normen<br />

oder Normsetzungen (u.a. Wahrheit, Vernunft, Autonomie) und kontrolliert<br />

ihre Prämissen, Bezugssysteme, ihre Verfahren und Methoden<br />

zur grösstmöglichen Ausschaltung irrationaler Elemente, indem sie sie<br />

etwa dem Postulat intersubjektiver Überprüfbarkeit oder dem der Verifikation<br />

bzw. Falsifikation unterwirft.<br />

Im pädagogischen, soziologischen und psychologischen Kontext versteht<br />

man unter Kritik u.a. das Thematisieren eines negativen Verhaltens<br />

mit dem Ziel, eine Verhaltensänderung beim anderen zu bewirken,<br />

damit eine «störungsfreie» Interaktion möglich wird. Mit diesem Verständnis<br />

von Kritik wird mit der Gesprächsform Kritik eine klare Verhaltensänderung<br />

des Gesprächspartners für eine gemeinsame Interaktion<br />

oder Zusammenarbeit in der Zukunft bezweckt. Falls diese Verhaltensänderung<br />

nicht eintritt, wird dies zu Konsequenzen in der<br />

Zusammenarbeit führen. (Horst Maeck, 1990)<br />

Der Kritik-Dreischritt<br />

In Annes Kritikgespräch mit dem Chef wird die Forderung einer Verhaltensänderung<br />

beim Chef ein ziemlich schwieriger Punkt sein. Einerseits<br />

hat Anne nicht die hierarchische Position, Konsequenzen bei<br />

ihrem Chef durchzusetzen. Andererseits muss sie mit ihm versuchen,<br />

ein gemeinsames Verhalten abzusprechen, welches beide verbindlich<br />

akzeptieren und umsetzen können.<br />

Die Kunst liegt darin, immer genau darauf zu achten, wie einzelne<br />

Argumente beim Gesprächspartner ankommen, wie er darauf nonverbal<br />

reagiert und welche atmosphärischen Veränderungen sich während<br />

des Gesprächs ergeben. Diese (versteckten) Informationen müssten<br />

eigentlich das Gespräch leiten. Dabei kann es helfen, sich selber immer


wieder klar zu werden: Ich spreche jetzt mit dem Chef, da ist es unpassend<br />

zu bestimmen oder zu dominieren etc.<br />

Die Struktur des Kritikgesprächs sieht wie folgt aus:<br />

1) Beschreiben des konkreten Verhaltens oder der konkreten Situation,<br />

die stört<br />

2) Schildern der Auswirkungen auf das eigene Verhalten (oder die eigenen<br />

Gefühle), welche durch die Situation entstanden sind<br />

3) Einen Änderungswunsch anbringen, d.h. präzisieren, welches Verhalten<br />

ich mir wünsche und Konsequenzen aufzeigen<br />

1) Anne bezieht sich konkret auf die Situation während der Informationsveranstaltung<br />

und beschreibt das Verhalten ihres Chefs so, wie sie<br />

es erlebt hat.<br />

Damit wird sichergestellt, dass beide Gesprächspartner über den gleichen<br />

Sachverhalt sprechen. Das Positive, das Anne einfliessen lässt,<br />

dient nur zur Klärung, dass sie nicht grundsätzlich etwas gegen die<br />

Mitteilungen ihres Chefs hatte.<br />

2) Anne sollte ihrem Chef genau sagen, was durch sein Verhalten passiert<br />

ist und wie ihre Information an die Mitarbeitenden gelitten hat, denn<br />

dadurch wird ihr Chef am ehesten verstehen, weshalb sein Verhalten <strong>–</strong><br />

obwohl es gut gemeint war <strong>–</strong> trotzdem kein Gewinn gewesen ist. So<br />

kann er selber erkennen, dass er in Zukunft solche «Rettungsversuche»<br />

unterlassen kann.<br />

Bei diesem Punkt ist es von zentraler Bedeutung, sich an die Feedback-<br />

Regeln zu halten und von sich selber, <strong>–</strong> den Auswirkungen auf das weitere<br />

Geschehen, den ausgelösten Gefühlen (hier aufpassen, was angemessen<br />

ist) etc. <strong>–</strong> zu sprechen (vgl. Kap. 4, S.46 oder Geri Thomann,<br />

2002).<br />

Mit der Schilderung der entstandenen Schwierigkeiten wird für den<br />

Chef ersichtlich, dass Anne<br />

a) sich hervorragend auf die Information vorbereitet hat (daran hat er<br />

vielleicht in der Situation gezweifelt).<br />

b) die Situation absolut im Griff gehabt hätte, wenn er sie nur gelassen<br />

hätte! (Damit wird sie mit ihrer Rollen-Kompetenz für ihn sichtbar).<br />

c) trotz seinen Störungen zeigen konnte, dass sie der Situation gewachsen<br />

war (gewinnt in ihrer Selbstkompetenz für ihn).<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

AUS DER PRAXIS<br />

21


FÜR DIE PRAXIS<br />

AUS DER PRAXIS<br />

22<br />

d) mit diesem Gespräch wieder die Verantwortung übernommen hat, um<br />

eine Klärung zwischen ihnen herbei zu führen, damit beide stressfreier<br />

ihre Aufgaben erfüllen können (übernimmt Verantwortung).<br />

3) In Annes Fall müsste sie ihren Wunsch nach einem anderen Verhalten<br />

ausdrücken. Wichtig dabei ist, dass beide damit einverstanden sind.<br />

Diese gemeinsame Auseinandersetzung bezüglich neuer Verhaltensweisen<br />

dient wiederum dazu, einander besser kennen zu lernen und fördert<br />

die gegenseitige Sicherheit und das Vertrauen.<br />

Wenn dieses Gespräch von beiden Seiten offen und ehrlich geführt<br />

wird und beide mit den Absprachen einverstanden sind, dann werden<br />

sie sich in Zukunft aufeinander verlassen können.<br />

Eine wichtige Ergänzung: In Kritikgesprächen mit Kursteilnehmenden<br />

kann der Änderungswunsch viel unkomplizierter eingebracht werden,<br />

da die Rollen andere sind. Verändert sich nach mehrmaligen Kritikgesprächen<br />

nichts, müssen (im Sinne einer Steigerung und um glaubwürdig<br />

zu sein) die Folgen, die sich ergeben werden, aufgezeigt und<br />

Konsequenzen gezogen werden.


3. FALL 2 «DIE NICHT ZU STOPPENDE GROSSMUTTER»<br />

3.1. Fallbeispiel: Leitung überzeugend wahrnehmen<br />

Evi unterrichtet einen Kurs für Grosseltern. Es ist eine angenehme<br />

Gruppe. Abwechslungsreiche Diskussionen bestimmen das Klima. Am<br />

zweiten Abend kommt Frau Leibrecht neu hinzu, die den ersten Abend<br />

verpasst hat, sich nun aber riesig freut, dabei zu sein. Sofort beginnt sie<br />

von sich zu erzählen. Evi gelingt es, sie zu unterbrechen, um mit ihrer<br />

Lektion zu beginnen. Die anderen Gruppenteilnehmer haben schon<br />

begonnen, einander vielsagende Blicke zuzuwerfen. Bei Evi, der Kursleiterin,<br />

breitet sich ein ungutes Gefühl aus und sie bemerkt ihre Nervosität.<br />

Schon bei der ersten Frage an die Gruppe sprudelt es wieder aus Frau<br />

Leibrecht heraus, und sie ist schon bald wieder bei ihren eigenen<br />

Geschichten angelangt. Sie beginnt Evi zu nerven, da sie die Blicke der<br />

anderen Teilnehmenden wie Blitze treffen. Evi spürt, dass diese von ihr<br />

nun eine Reaktion erwarten.<br />

3.2. Anwendung der Situationsanalyse<br />

Situation für Evi: In der Rolle der Erwachsenenbildnerin prägt Evi den<br />

Kurs wesentlich und viele Erwartungen bündeln sich bei ihr: Einerseits<br />

ist sie diejenige, die Themen und Lernprozesse arrangiert, Fragen stellt<br />

und Teilnehmende auffordert, zu bestimmten Sachverhalten Stellung<br />

zu beziehen. Andererseits soll die Lehrperson auch eine meinungsfördernde<br />

Haltung einnehmen und Gespräche in der Klasse steuern und<br />

leiten. Die Lehrperson ist für die «Lernatmosphäre» in der Gruppe<br />

zuständig und verantwortlich, dass Menschen ein förderndes Klima<br />

zum Lernen haben. Die Lehrperson ist also Dreh- und Angelpunkt für<br />

einen möglichen Austausch innerhalb einer Gruppe von Menschen, die<br />

in unserem Fallbeispiel vermutlich alle ungefähr auf demselben Informationsstand<br />

bezüglich des Themas sind. Evi spricht also mit einer<br />

Gruppe älterer Menschen, die alle über einen reichen Erlebnis- und<br />

Erfahrungshintergrund verfügen. Jede Person bringt ganz spezielle<br />

Eigenarten und Erwartungen mit, die es für sie als Gesprächsleiterin zu<br />

berücksichtigen gilt.<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

AUS DER PRAXIS<br />

23


FÜR DIE PRAXIS<br />

AUS DER PRAXIS<br />

24<br />

Situation für die Grossmutter: Die Grossmutter, Frau Leibrecht, wird<br />

im Fallbeispiel nicht genauer beschrieben. Trotzdem können wir aufgrund<br />

ihres Verhaltens darauf schliessen, dass sie diese Gruppe gewählt<br />

hat, um im Austausch mit anderen zu sein. Sie möchte sich einbringen,<br />

erzählen und aktiv einen inhaltlichen Beitrag leisten. Vermutlich<br />

möchte sie etwas erfahren und erleben.<br />

Das WORÜBER ist für Evi und die Gruppe zunächst abhängig vom<br />

Unterrichtsthema, welches die Gruppe beim ersten Abend gemeinsam<br />

abgestimmt hat. Für Frau Leibrecht, die später gekommen ist, bedeutet<br />

das WORÜBER erst einmal, in der Gruppe anzukommen, sich vorzustellen,<br />

zu erfahren, was zusammen geschehen soll, d.h., sie braucht<br />

Orientierung und sucht Rahmenbedingungen, welche die Gruppe<br />

bereits beim ersten Mal erarbeitet hat.<br />

WO und WANN die Situation stattfand, ist gegeben. Der Ort und die<br />

Zeit wird gemäss Ausschreibung immer gleich bleiben. Wichtig bezüglich<br />

des Zeitpunktes ist in diesem Fall, dass Frau Leibrecht an diesem<br />

Abend das erste Mal in der Gruppe anwesend ist. Damit ergeben sich<br />

zwei Themen gleichzeitig: Für die Gruppe heisst das Thema «Inhaltlich<br />

weiterarbeiten», für Frau Leibrecht jedoch «In dieser neuen Gruppe<br />

ankommen» (vgl. Antons, 1996, Anfangssituationen/Gruppenphasen).<br />

Dadurch entsteht ein inhaltlicher Konflikt.<br />

Die Motivation (WESHALB) für das gemeinsame Zusammentreffen<br />

und die allfällige Lernbereitschaft jeder einzelnen Person dürfte in diesem<br />

Beispiel der springende Punkt der Situationsanalyse sein. Was sind<br />

die jeweiligen Beweggründe für die Teilnahme an diesem Seminar?<br />

Diese können verschieden sein und vom Sachthema bis zu ganz persönlichen<br />

Bedürfnissen reichen, wie z.B. regelmässig mit anderen Menschen<br />

zu sprechen, sich eine Tagesstruktur zu geben oder wieder einmal<br />

gesellig mit anderen zusammen zu sein. Die Motivation von Frau Leibrecht<br />

für ihre Äusserungen könnte sein, dass sie möglichst schnell den<br />

Anschluss an die Gruppe finden will, da sie zum ersten Mal teilnimmt.<br />

Je deutlicher die Lehrperson die Interessen und Motive jedes Teilnehmenden<br />

kennt, umso leichter wird es ihr fallen, das Zusammensein zu<br />

leiten, zu führen oder sich abzugrenzen.<br />

Das Ziel (WOZU) ist hier nicht benennbar, da das Thema der Veranstaltung<br />

nicht bekannt ist. Es könnte sein, dass die Ziele von Evi, von<br />

Frau Leibrecht und den anderen Gruppenteilnehmenden deckungs-


gleich sind. Genauso gut können sie sich aber unterscheiden. Das Ziel<br />

von Frau Leibrecht ist vermutlich, möglichst schnell im thematischen<br />

Geschehen involviert zu sein.<br />

WIE Evi den Konflikt angeht und ihn steuert und WAS sie konkret sagt,<br />

kann anhand des Falles nicht beurteilt werden.<br />

Wichtig wäre, dass Evi das, WAS sie sagt, in einen ganz deutlichen Rahmen<br />

setzt, um Frau Leibrecht die Möglichkeit zu geben, in der Gruppe<br />

anzukommen, und dass sie zugleich der Gruppe die Sicherheit gibt,<br />

dass alle inhaltlich weiterarbeiten werden. Im WAS muss Evi ebenfalls<br />

die Bedürfnisse der älteren Dame aufgreifen und bestätigen, d.h., sie<br />

muss die Redebeiträge der Frau zulassen, diese aber inhaltlich steuern<br />

und in die Richtung der Gruppe führen. Dies bedeutet, dass Evi inhaltlich<br />

deutliche Führung zeigen (WAS) und dies sehr behutsam tun muss<br />

(WIE), um dabei sowohl die Bedürfnisse der Gruppe als auch der alten<br />

Dame zu berücksichtigen und zu schützen.<br />

In unserem Beispiel scheint die ältere Dame eine starke Motivation zu<br />

haben, sich mitzuteilen. Dieses Bedürfnis scheint jedoch die vereinbarte<br />

Art und Weise des Umgangs, die sich während des ersten Abends<br />

geformt hat, aus der Balance zu bringen. Da für sie das WORÜBER, das<br />

eigentliche Thema noch nicht bekannt ist, füllt sie es nach eigenem<br />

Gutdünken. Dies macht sie engagiert, motiviert und freut sich über den<br />

Raum, den sie sich nehmen kann.<br />

Nehmen wir einmal an, dass am ersten Abend alle Teilnehmenden<br />

(«gut schweizerisch anständig») in der Anfangsphase das Geschehen<br />

beobachtet und damit die Orientierung über die «geheimen» Regeln<br />

des Kurses erhalten haben, ohne explizit über das WAS und WIE diskutiert<br />

zu haben. Mit dem Erscheinen von Frau Leibrecht scheint<br />

plötzlich ein ganz anderer Wind zu wehen, was zu einem potenziellen<br />

Konflikt führen könnte. Das ist der Grund, weshalb Evi an dieser Stelle<br />

einen Rahmen vorgeben muss, damit sich das, WAS sie miteinander teilen<br />

werden (und WAS NICHT!) für alle deutlich wird. Dies ist nichts<br />

Aussergewöhnliches, sondern weist einfach darauf hin, dass die Lehrperson<br />

kompetent den Prozess leiten muss.<br />

Damit bietet sich für Evi die Chance, nochmals die Situationsanalyse<br />

durchzugehen und sich differenzierter zu fragen: WER mit WEM? Eine<br />

redselige Teilnehmerin kommt in der Anfangsphase einer Gruppe neu<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

AUS DER PRAXIS<br />

25


FÜR DIE PRAXIS<br />

AUS DER PRAXIS<br />

26<br />

dazu. Durch ihre Beiträge droht sie die ganze Gruppe gegen sich aufzubringen.<br />

Ob diese Redefreudigkeit ihren Grund in der Persönlichkeit<br />

der Frau hat, lässt sich aus dem Fall nicht beantworten, ändert aber an<br />

der Dringlichkeit von Evis Intervention nichts.<br />

Was könnte Frau Leibrechts Motivation sein? Vermutlich sich mitzuteilen<br />

und auszutauschen. Möchten dies jedoch nicht alle Teilnehmende?<br />

Was würde passieren, wenn Evi mit der Gruppe über das WIE und<br />

WAS auf einer Metaebene diskutieren würde?<br />

Es ist Evis Aufgabe, das WAS und WIE der Themenbearbeitung für die<br />

ganze Gruppe transparent zu machen. Vermutlich wird sie es bereits<br />

am ersten Abend mit der Gruppe geklärt haben. Ansonsten gäbe es an<br />

dieser Stelle für Evi die Möglichkeit, kurz das eigentliche Thema des<br />

Kurses zu verlassen und nochmals auf das WIE und WAS der Zusammenarbeit<br />

einzugehen. Bevor sie dies jedoch tun kann, hilft ihr<br />

nochmals die Situationsanalyse:<br />

WER? Sind die Grosseltern die passenden Leute, die über sich, die eigenen<br />

Wünsche und Bedürfnisse sprechen können und wollen? WO?<br />

Würde es Sinn machen, für den Austausch über das WIE und WAS auf<br />

der Metaebene einen kleinen Platzwechsel vorzunehmen, damit es<br />

allen klar wird, dass dieses Thema ein anderes ist und im Grunde nichts<br />

mit dem eigentlichen Kursthema zu tun hat.<br />

WANN? Die Zeitdimension bekommt in diesem Moment eine enorme<br />

Wichtigkeit: Evi muss sich an dieser Stelle fragen, wie lange sich die<br />

Gruppe schon kennt? Wie lange ist Frau Leibrecht schon in der<br />

Gruppe? Macht es Sinn zu diesem Zeitpunkt, dass die Gruppe sich mit<br />

diesem Thema selbstständig auseinandersetzt?<br />

WESHALB? Was wäre Evis Motivation, das Thema (WAS und WIE)<br />

des Kurses hier zu diskutieren? Was könnte die Motivation der Gruppe<br />

und der neuen Teilnehmerin sein? Spätestens bei der Beantwortung der<br />

Fragen bezüglich Zeitpunkt und Motivation wird sich Evi entscheiden<br />

können, ob dieser Austausch über das WAS und WIE auf der Metaebene<br />

für diese Teilnehmenden, zu dem Zeitpunkt passend sein könnte<br />

oder eben auch nicht (falls dies am ersten Abend schon durchgeführt<br />

worden wäre)! Was wäre das Ziel dieses Austausches auf der Metaebene?<br />

Würde es einen Beitrag leisten zum allgemeinen Kursziel?<br />

Im beschriebenen Fall fällt Frau Leibrecht dadurch auf, dass sie im Vergleich<br />

zu den andern einen hohen Redeanteil beansprucht. Dadurch<br />

könnte sie in Gefahr kommen,von der Kursgruppe ausgestossen zu wer-


den, wenn Evi nicht die Gespräche deutlich führen würde. Mit der Diskussion<br />

auf der Metaebene gibt Evi jedoch den Inhalt und das WIE an<br />

die Gruppe ab. Dabei könnte Frau Leibrecht das Gespräch dominieren.<br />

Evi sollte die Gesprächsführung zu diesem Zeitpunkt eindeutig übernehmen,<br />

da in einer neu entstandenen Gruppe eine Führungsabgabe<br />

an die Gruppe unter diesen Umständen unberechenbar und verantwortungslos<br />

ist. Die Gruppe könnte eine starke Eigendynamik entwickeln,<br />

so dass es für Evi zunehmend schwieriger werden könnte, sie<br />

überhaupt zu führen. Die Gruppe könnte dadurch arbeitsunfähig werden<br />

und mit vielen negativen Emotionen auseinanderbrechen.<br />

Was würde passieren, wenn Evi eine Kritik gegenüber der Grossmutter<br />

formulierte?<br />

Vermutlich hat die Gruppe am ersten Abend eine gemeinsame Vereinbarung<br />

bezüglich des WIE einer Zusammenarbeit getroffen. Falls dies<br />

nicht geschehen ist, geht jede Person demzufolge von den eigenen Vorstellungen<br />

aus, wie dies passieren wird oder vertraut sich voll und ganz<br />

der Kursleitung an. Das heisst, in unserem Fall kennt zumindest Frau<br />

Leibrecht keine gemeinsamen Absprachen für ein bestimmtes Verhalten<br />

in der Gruppe. Mit ihrem Dazukommen in die bisherige Gruppe<br />

beginnt das Thema «Anfang der Gruppe» wieder neu. Das ist auch der<br />

Grund, dass in der Anfangsphase, wenn eine gemeinsam vereinbarte<br />

Regelung des Umgangs miteinander noch fehlt, auf eine konkrete Verhaltensänderung<br />

verzichtet werden soll. Somit würde eine Kritik durch<br />

die Leitung zu diesem Zeitpunkt nur die Aussenseiterposition der<br />

Dame verstärken. Kritik der Leitung an die sich anders verhaltende Person<br />

wäre zu diesem Zeitpunkt vermutlich für die ganze Gruppe (sofern<br />

niemand gemeinsame Vereinbarungen des WIE getroffen hat) unverständlich<br />

und würde eventuell polarisieren oder verunsichern. Daher<br />

ist das Kritisieren einer Person in dieser Anfangsphase unpassend.<br />

Damit alle Teilnehmenden Vertrauen in die Kompetenz der Lehrperson<br />

finden, muss Evi das Verhalten von Frau Leibrecht unbedingt steuern<br />

und sie damit schützen. Von den Gruppenphasen her gesehen ist diese<br />

Führung durch die Kursleitung ein Beitrag des WIE innerhalb der<br />

erfolgreichen Orientierung von Teilnehmenden in einer Gruppen-<br />

Anfangsphase. Kann diese Phase nicht konstruktiv durchlebt werden,<br />

wird die im Fallbeispiel beschriebene Gruppe vermutlich kaum lange<br />

überlebensfähig sein.<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

AUS DER PRAXIS<br />

27


FÜR DIE PRAXIS<br />

AUS DER PRAXIS<br />

28<br />

3.3. Lösungsvarianten: Überzeugen<br />

Im Fall von Evis Kursleitung für Grosseltern könnte «Argumentieren<br />

und damit Leitung wahrnehmen» eine zentrale Intervention für den<br />

ganzen Prozess der Orientierungsphase der Gruppe bedeuten.<br />

Die Grundhaltung, «alle Teilnehmenden für den gemeinsamen Austausch<br />

zum vorgegebenen Inhalt gemäss Kursvereinbarung zu gewinnen»,<br />

könnte die eigentliche argumentative Grundbotschaft und damit<br />

die Gesprächs-Motivation sein. Daraus ergibt sich auch das Gesprächs-<br />

Ziel «Türen zu öffnen» und gleichzeitig die dafür vorgesehenen<br />

Gesprächsmöglichkeiten klar zu kanalisieren und zu lenken. Das übergeordnete<br />

Ziel muss für Evi implizit unbedingt heissen, es «fällt niemand<br />

aus der Gruppe». Der Zeitpunkt ist klar: Evi muss so bald wie<br />

möglich die Gesprächsführung übernehmen, spätestens wenn sie<br />

merkt, dass die anderen Gruppenmitglieder sich mit Blicken gegen<br />

Frau Leibrecht verschwören oder sie sich selber zu nerven beginnt.<br />

Je schneller und selbstverständlicher sie Vorgaben macht, um so leichter<br />

wird die kommunikative Öffnung in der Gruppe passieren. Das Vertrauen<br />

wird sich zunehmend auf konkrete Erfahrungen im Umgang<br />

miteinander stützen und die Gruppe wird die Anfangsphase hinter sich<br />

lassen.<br />

WER mit WEM? Evi spricht mit der ganzen Gruppe, wobei sie sich folgende<br />

Gedanken machen sollte: Welches Verhalten ihrerseits unterstützt<br />

sowohl die Gruppe wie auch Frau Leibrecht? Dabei ist es für Evi<br />

wichtig zu bedenken, dass alle etwas von ihrer Intervention haben sollten:<br />

Frau Leibrecht braucht einen Platz in der Gruppe, damit sie sich<br />

orientieren und tatsächlich ankommen kann. Die Gruppe möchte vermutlich<br />

Neues erfahren und im Stoff weiterarbeiten.<br />

Deshalb sollte der Platz, welcher Frau Leibrecht gegeben wird, im voraus<br />

klar begrenzt und definiert werden.<br />

Da es im Fallbeispiel keine Anhaltspunkte gibt, welche Richtung Evi mit<br />

einer Intervention eingeschlagen hat oder was die ältere Frau vorweg<br />

genau gesagt hat, möchten wir verschiedene Möglichkeiten diskutieren.<br />

Wieder zum eigentlichen Thema zurückfinden:<br />

Evi unterbricht Frau Leibrecht und versucht zum Thema zurück zu<br />

führen. «Sie haben von gängigen Verhaltensweisen gesprochen, die man


hier anwenden könnte. In diesem Fall muss man aber spezifischer<br />

schauen. Erstens muss man die Gesundheit der Kinder berücksichtigen.<br />

Und zweitens müssen wir die finanzielle Situation der Eltern<br />

bedenken. Darum bitte ich alle, sich mit Rücksicht auf diese beiden<br />

Punkte wieder mit folgender Frage zu beschäftigen: …»<br />

Sich die Leitung wieder zurückholen:<br />

Evi unterbricht die ältere Dame und bestätigt ihren Wunsch, sich vorzustellen:<br />

«Sie haben ein Bedürfnis, sich ausführlich vorzustellen bei den anderen,<br />

was absolut verständlich ist. Schliesslich fehlt Ihnen der Kursbeginn<br />

und alles, was beim ersten Mal passiert ist, um einen Zugang<br />

zur Gruppe zu gewinnen. Die anderen möchten aber vermutlich mit<br />

dem vorgesehenen Ablauf weitermachen. Sie sind auf die Inhalte gespannt,<br />

die wir beim letzten Mal verabredet haben. Daher: Während<br />

ich jetzt allen die Übersicht des Abends per Flip-Chart bekannt gebe,<br />

überlegen Sie sich doch, wie Sie sich in drei Sätzen anschliessend vorstellen.»<br />

Wenn der Inhalt relevant ist, aber gegen die verabredeten Gruppenthemen<br />

steht:<br />

Evi unterbricht die Dame und bestätigt sie auf der inhaltlichen Ebene.<br />

«Frau Leibrecht hat eine wichtige Ergänzung in unsere Diskussion eingebracht.<br />

Diese passt jedoch nicht zu den miteinander verabredeten<br />

Inhalten vom letzten Mal. Allen Themen gemeinsam ist das Interesse<br />

für vertiefte Zusammenhänge zwischen kindlicher Entwicklung und<br />

äusserer Beeinflussung. Hier könnte ein wesentlicher Punkt der Bereicherung<br />

unseres Seminars liegen, indem wir schauen, wie äussere Einflüsse<br />

Ihre eigene Entwicklung geprägt haben. Deshalb schlage ich eine<br />

Gruppenarbeit mit der folgenden Frage vor: …»<br />

Wenn der Beitrag nicht zum Inhalt des Kurses passt:<br />

Evi unterbricht Frau Leibrecht:<br />

«Für Sie ist dieses Thema ganz wesentlich. Unter anderem haben Sie<br />

sich auf die Wichtigkeit von Märchen bezogen mit dem Argument, dass<br />

diese zentral für die Entwicklung von Kindern seien und helfen würden,<br />

seelische Probleme zu lösen. Wir haben beim letzten Mal in der<br />

Gruppe festgelegt, um welche Themen es hier gehen soll und dazu<br />

gehören die Märchen nicht, sondern andere entwicklungsfördernde<br />

Massnahmen. Vielleicht liegt an diesem Punkt ein Entwicklungsschritt<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

AUS DER PRAXIS<br />

29


FÜR DIE PRAXIS<br />

AUS DER PRAXIS<br />

30<br />

für die Gruppe, nämlich in der Diskussion, was wir überhaupt als Entwicklungsförderung<br />

bei Kindern bezeichnen würden.<br />

Daher schlage ich allen vor, jetzt einmal über diesen Punkt nachzudenken<br />

und Ihre Definitionen zu zweit auszutauschen.»<br />

Wenn sie nur über sich persönlich spricht:<br />

Evi unterbricht die Dame.<br />

«Sie sind ja total begeistert! Ich glaube, Sie könnten permanent Spannendes<br />

aus Ihrem Leben erzählen. Mein Problem ist jetzt nur, dass ich<br />

im Programm weiterfahren möchte und allen Gelegenheit geben will,<br />

sich auszutauschen. So können sich alle noch besser kennenlernen in<br />

Bezug zur Thematik. Deshalb schlage ich der Gruppe vor, dass Sie<br />

jeweils bis drei durchzählen und wir so vier Kleingruppen erhalten, die<br />

sich über das Thema … eine halbe Stunde unterhalten.»<br />

Im Vorhergehenden wurden bereits Argumentations-Strukturen angewandt,<br />

die nun näher betrachtet werden.<br />

3.4. Theoretische Vertiefung zu Überzeugung:<br />

Der Argumentations-Dreischritt<br />

Der Argumentations-Dreischritt ist eine leicht umzusetzende Strukturierungshilfe,<br />

die zusammenhängende Redebeiträge sowohl in Redeund<br />

Diskussionsbeiträgen wie auch in Sprech- und Lehrsituationen<br />

ermöglicht. Gerade in Lehrveranstaltungen ist es wichtig, Übergänge<br />

von einer Situation in die andere transparent zu gestalten, die Teilnehmenden<br />

argumentativ auf eine nachfolgende Übung vorzubereiten, ein<br />

bestimmtes Verhalten von Lernenden begründend zu korrigieren etc.<br />

Im Argumentations-Dreischritt stellen sich folgende drei Fragen:<br />

1) Warum spreche ich? (Begründung meines Beitrags, Anknüpfung an<br />

vorher Gewesenes, aktueller Bezug)<br />

2) Was meine ich? Wie begründe ich das? (siehe einerseits die Fünfsatzstruktur<br />

und andererseits die Verknüpfungsmöglichkeiten 3.4.)<br />

3) Was will ich von Euch? (Zielsatz, Aufforderung; bezogen auf die<br />

eigentliche Intervention/Sprechakt)<br />

Evi kann sich vor ihrer Intervention das WIE überlegen, d.h. sie wird<br />

sich fragen «welche Argumentationsmethode wähle ich?» Die Sprach-


ebene und Wortwahl für ihre argumentative Intervention, also das<br />

WAS der Situationsanalyse, ist die Vorbereitung der einzelnen Argumente.<br />

Hier stellt sich ihr die Frage, wie sie Argumente formulieren<br />

und miteinander verknüpfen will.<br />

Im Folgenden werden Verknüpfungsmöglichkeiten beschrieben, die in<br />

der Situationsanalyse auf der Ebene WAS eine Vertiefung der sprachlichen<br />

Möglichkeiten aufzeigen sollen:<br />

Verknüpfungsmöglichkeiten von Argumenten:<br />

Die Operatoren-Methode<br />

Hier beziehen wir uns auf Pawlowskis Operatoren-Methode. Operatoren<br />

sind Verbindungsstücke, welche einzelne Argumente zu einer Kausalkette<br />

zusammenfügen.<br />

1) Kausale Verknüpfung:<br />

a) induktiv (Operatoren: das heisst/daraus folgt/deshalb/das führt<br />

dazu, dass)<br />

Beispiel: «Deshalb schlage ich eine Gruppenarbeit mit folgender<br />

Frage vor: …»<br />

b) deduktiv (Operatoren: weil/denn)<br />

Beispiel: «Weil dies besser in der Kleingruppe gelingt, schlage ich<br />

Ihnen vor, dass sie sich überlegen, wie sie sich mit drei Sätzen anschliessend<br />

der Gruppe vorstellen wollen, während ich allen die<br />

Aufgabe für die Kleingruppenarbeit per Flip-Chart erläutere.»<br />

2) Modale Verknüpfung:<br />

a) aufzählend (Operatoren: 1, 2, 3/ausserdem …)<br />

b) unter-/überordnend (Operatoren: darüber hinaus/vor allem/<br />

aber …)<br />

c) chronologisch (Operatoren: zunächst/dann/danach)<br />

Beispiel: «Während ich Ihnen und den anderen jetzt den Ablauf<br />

des Abends vorstelle, können Sie sich in der Zwischenzeit überlegen,<br />

was Sie von sich in Ihrer Vorstellung erzählen möchten. Wir<br />

hatten beim letzten Mal das Prinzip, dass jeder Teilnehmende die<br />

wichtigsten Punkte in drei Sätze fasst. Lassen Sie mich jetzt die<br />

Übersicht des Abends bekannt geben und dann erhalten Sie die<br />

Möglichkeit für ihre persönliche Vorstellung in der Gruppe.»<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

AUS DER PRAXIS<br />

31


FÜR DIE PRAXIS<br />

AUS DER PRAXIS<br />

32<br />

3) Dialektische Verknüpfung: (Operatoren: dagegen/aber)<br />

Beispiel: «Wir haben aber beim letzten Mal gemeinsam festgelegt, um<br />

welche Themen es hier gehen soll. Vielleicht müssen wir einmal sehen,<br />

wo ihr Thema Platz finden kann. Wir hatten beim letzten Mal vereinbart,<br />

folgende Themen anzusehen … Können Sie von Ihrer Seite her zu<br />

diesen Themen noch Ergänzungen machen?»<br />

4) Synthetische Verknüpfung (Operatoren: einerseits <strong>–</strong> andererseits)<br />

Beispiel: «Frau Leibrecht hat (einerseits) ausführlich einen neuen<br />

Aspekt in unsere Diskussion eingebracht, was in der Tat eine wichtige<br />

Ergänzung für den Kurs bedeutet. Um (andererseits) noch zu erfahren,<br />

was die anderen zu diesem Thema meinen, müssen wir jetzt mal eine<br />

Runde machen.»<br />

Der Fünfsatz<br />

Überzeugen kann gelernt werden, wie wir oben bereits sehen konnten.<br />

Bereits im alten Rom wurden Argumentationsfiguren beschrieben,<br />

welche aus gedanklichen Schritten argumentativ zu einem Ziel geführt<br />

haben. Man hat festgestellt, dass fünf Schritte für Hörende gut aufzunehmen<br />

sind. Das ist der Grund für den Einsatz der «Fünfsatz»-<br />

Struktur.<br />

Der Fünfsatz besteht aus einem einleitenden Teil, einem Mittelteil und<br />

einem zum Ziele führenden Teil (vgl. Günther/Sperber). Das Verhältnis<br />

der drei Teile ist ungefähr 1:3:1! Die bereits dargestellte Dreischritt-<br />

Methode beschränkt sich im Mittelteil auf eine Variante von Argumenten,<br />

(«die Kette», die hier jedoch nicht aufgeführt wird) während der<br />

Fünfsatz die argumentativen Möglichkeiten und Variationen im Mittelteil<br />

voll ausnützt.<br />

Folgende Fünfsatz-Figuren lassen sich u.a. beschreiben:<br />

Legende: � �<br />

Gegensatz: Gegensätzliche inhaltliche Argumente<br />

(pro <strong>–</strong> kontra)<br />

Begründung: Starke Argumentation<br />

Schlussfolgerung: «Führt zu …»<br />

Eine «andere Beziehung»: Aneinanderreihen<br />

von Argumenten als schwache Begründung<br />

(Stützung)


Vom Allgemeinen zum Besonderen<br />

(vgl. Geissner, 1986, Pawlowski u.a. 1985, Günther/Sperber, 1995)<br />

1<br />

1 3<br />

2 4<br />

5<br />

2<br />

3 4<br />

5<br />

Zwei Positionen vergleichen<br />

1) «Sie haben von gängigen Verhaltensweisen<br />

gesprochen, die man hier anwenden könnte.<br />

2) In diesem Fall jedoch muss man etwas spezifischer<br />

schauen.<br />

3) Erstens muss man die Gesundheit der Kinder<br />

mit berücksichtigen.<br />

4) Und zweitens müssen wir die finanzielle<br />

Situation der Eltern bedenken.<br />

5) Darum bitte ich Sie alle, mit Rücksicht auf<br />

diese beiden Punkte, sich mit folgender Frage<br />

zu beschäftigen: …» (vgl. 3.3.)<br />

1) «Sie haben ein Bedürfnis, sich ausführlich<br />

vorzustellen bei den anderen, was absolut verständlich<br />

ist.<br />

2) Schliesslich fehlt Ihnen der Kursbeginn und<br />

all das, was beim ersten Mal passiert ist, um<br />

einen Zugang zur Gruppe zu gewinnen.<br />

(Begründung des 1. Satzes)<br />

3) Die anderen möchten aber vermutlich mit<br />

dem vorgesehenen Ablauf weitermachen.<br />

4) Sie sind auf die Inhalte gespannt, die wir beim<br />

letzten Mal verabredet haben. (Begründung<br />

des 3. Satzes)<br />

5) Daher: Während ich jetzt allen die Übersicht<br />

des Abends per Flip-Chart bekannt gebe,<br />

überlegen Sie sich doch, wie Sie sich in 3 Sätzen<br />

anschliessend vorstellen.» (Zusammenführen<br />

der beiden Positionen im Zielsatz. In<br />

diesem Falle ähnelt der letzte Satz einem<br />

Kompromiss. Es ist auch möglich, nachdem<br />

die gegensätzlichen Ansichten (1+3) jeweils<br />

unparteiisch mit ihrer Begründung (2+4)<br />

wiedergegeben wurden, die eigene Ansicht (5)<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

AUS DER PRAXIS<br />

33


FÜR DIE PRAXIS<br />

AUS DER PRAXIS<br />

34<br />

Der Kompromiss<br />

1<br />

3<br />

4<br />

5<br />

2<br />

Der dialektische Aufbau<br />

1<br />

2<br />

4<br />

5<br />

3<br />

auszudrücken. Der letzte Satz könnte aus dem<br />

Vergleich zweier Positionen also auch eine<br />

völlig neue Lösung anbieten.) (vgl. 3.3.)<br />

1) «Frau Leibrecht hat ausführlich eine wichtige<br />

Ergänzung in unsere Diskussion eingebracht.<br />

2) Diese passt jedoch nicht zu den miteinander<br />

verabredeten Inhalten vom letzten Mal.<br />

3) (Die Gemeinsamkeiten beider Positionen herausarbeiten:)<br />

Allen Inhalten gemeinsam ist<br />

das Interesse für vertiefte Zusammenhänge<br />

zwischen kindlicher Entwicklung und äusserer<br />

Beeinflussung.<br />

4) Hier könnte ein wesentlicher Punkt der Bereicherung<br />

unseres Seminars liegen, indem wir<br />

schauen, wie äussere Einflüsse Ihre eigene<br />

Entwicklung geprägt haben.<br />

5) Deshalb schlage ich eine kleine Gruppenarbeit<br />

mit der folgenden Frage vor: …» (vgl.<br />

3.3.)<br />

1) «Für Sie ist dieses Thema ganz wesentlich.<br />

2) Unter anderem haben Sie sich auf die Wichtigkeit<br />

von Märchen bezogen mit dem Argument,<br />

dass diese zentral für die Entwicklung<br />

von Kindern seien und helfen würden, seelische<br />

Probleme zu lösen.<br />

3) Wir haben beim letzten Mal in der Gruppe<br />

festgelegt, um welche Themen es hier gehen<br />

soll und dazu gehören die Märchen nicht,<br />

sondern andere entwicklungsfördernde Massnahmen.<br />

4) (Synthese, neue Erkenntnis:) Vielleicht liegt<br />

genau an diesem Punkt ein Entwicklungs-


Das Ausklammern einer Ansicht<br />

1<br />

2 3<br />

4<br />

5<br />

schritt für unsere Gruppe, nämlich in der Diskussion,<br />

was wir überhaupt als Entwicklungsförderung<br />

bei Kindern bezeichnen würden.<br />

5) Daher schlage ich Ihnen allen vor, jetzt einmal<br />

über diesen Punkt nachzudenken und Ihre<br />

Definitionen zu zweit auszutauschen.» (vgl.<br />

3.3.)<br />

1) «Sie sind ja total begeistert!<br />

2) Ich glaube Sie könnten permanent Spannendes<br />

aus Ihrem Leben erzählen.<br />

3) Mein Problem ist jetzt nur, dass ich im Programm<br />

weiterfahren möchte und allen Gelegenheit<br />

geben will, sich auszutauschen.<br />

4) So kommen alle zum Zug und können einander<br />

noch besser kennenlernen in Bezug zur<br />

Thematik.<br />

5) Deshalb schlage ich Ihnen vor, dass Sie jeweils<br />

bis drei durchzählen und wir so vier Kleingruppen<br />

erhalten, die sich über das Thema …<br />

eine halbe Stunde unterhalten.» (vgl. 3.3.)<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

AUS DER PRAXIS<br />

35


FÜR DIE PRAXIS<br />

AUS DER PRAXIS<br />

36<br />

4. FALL 3 «DER SICH VERTEIDIGENDE KOLLEGE»<br />

4.1. Fallbeispiel: Feedback als Intervention und Chance<br />

für den Gesprächspartner<br />

Jedes Jahr treffen sich die Ausbildungsassistierenden einer Region zur<br />

Vorbereitung der Einführungsveranstaltung für die Lehrlinge, die neu<br />

in das Unternehmen eingetreten sind. Diese Lehrlings-Einführungsveranstaltung<br />

dauert eine Woche und wird landesweit ähnlich durchgeführt.<br />

Pro Region nimmt im Vorfeld ein Regionalvertreter (A) der Ausbildungsassistierenden<br />

an der Überarbeitung des Kurses vom Vorjahr teil.<br />

Die Arbeitsgruppe integriert neue methodisch-didaktische Ideen und<br />

passt die einzelnen Einheiten den neuen Bedürfnissen an. Die Teilnehmenden<br />

der Arbeitsgruppe instruieren die übrigen Ausbildungsassistierenden<br />

ihrer Regionen.<br />

A informierte in seiner Region laufend über das in der Arbeitsgruppe<br />

diskutierte Grobkonzept und den Stand der Dinge. Einen Monat vor<br />

Kursbeginn findet nun die Sitzung zur genauen Instruktion der anderen<br />

Ausbildungsassistierenden statt. Zur Vorbereitung erhalten alle<br />

einen Teil der definitiven Unterlagen zum Studium.<br />

An diesem Treffen eröffnet der Lehrlingsleiter mit dem Einstiegszeremoniell<br />

und übergibt das Wort anschliessend direkt dem Regionalvertreter,<br />

dieses Jahr ist dies Hans. Obwohl sich alle kennen und die<br />

einzelnen Aufgaben und Rollen den Anwesenden klar sind, beginnt in<br />

diesem Augenblick die alljährlich wiederkehrende atmosphärische Anspannung,<br />

die sich wie folgt zeigt: Bei vielen Fragen beziehungsweise<br />

beim Infragestellen einzelner Methoden und Vorgehensweisen fühlt<br />

sich A angegriffen, unabhängig von der Person, die diese Rolle jeweils<br />

einnehmen muss. A verteidigt die Ideen sowie den Aufbau der Module.<br />

Das löst ein Unbehagen bei den anderen Beteiligten aus. Jeder überprüft<br />

in der Folge genau, wie allfällige Fragen zu stellen sind oder ob es<br />

nicht doch sinnvoller wäre, ganz auf das Fragen zu verzichten. Denn<br />

aufgrund der Reaktion des Regionalvertreters beginnt nun folgende<br />

Interaktion: Man verteidigt sich gegenseitig. Der Fragende verteidigt<br />

seine Frage, und der Beantwortende seine Antwort.


Eine Kollegin, Ruth, die im letzten Jahr in derselben Rolle war wie jetzt<br />

der Regionalvertreter Hans und diese Situation am eigenen Leib erfahren<br />

hat, überlegt sich nun, was sie für das Team tun kann, um eine<br />

offene Gesprächsatmosphäre für alle zu ermöglichen.<br />

4.2. Anwendung der Situationsanalyse<br />

Interessant an diesem Fall ist, dass sich eigentlich Gleichgesinnte miteinander<br />

im Gespräch befinden, mit dem Wissen, dass jedes Jahr eine<br />

andere Person die Rolle des Regionalvertreters übernehmen muss. In<br />

dieser Rolle scheint eine bestimmte Kommunikationsschwierigkeit zu<br />

liegen, da jedes Mal Spannungen auftreten, unabhängig davon, welche<br />

Person diese Rolle innehat.<br />

Wer spricht mit wem, worüber?<br />

Wenn wir jetzt dieses WER genau betrachten, dann müssen wir etwas<br />

länger beim Regionalvertreter verweilen und uns fragen:<br />

> Weshalb kommt diese Rolle des Regionalvertreters eigentlich zustande?<br />

> Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, dass jemand diese Rolle<br />

übernehmen kann/muss?<br />

> Welche Tätigkeiten führen die Regionalvertreter neben ihrer einmal<br />

jährlich übernommenen Rolle tagtäglich aus, welche Tätigkeiten die<br />

Ausbildungsassistierenden?<br />

> Was ist der Grund, dass diese Rolle jedes Jahr an eine andere Person<br />

weitergegeben wird?<br />

> Aufgrund welcher Kompetenzen können Regionalvertreter Ausbildungsassistierende<br />

informieren, was sie wie in der Lehrlingsausbildung<br />

zu tun haben?<br />

> Woher erhalten die Regionalvertreter die Informationen über den<br />

Erfolg der Lehrlingsausbildung? Wie wird Erfolg definiert, und wer ist<br />

dafür verantwortlich?<br />

> Wie kommt die Information, welche die Regionalvertreter an die Ausbildungsassistierenden<br />

weiter zu geben haben, eigentlich zustande? Wer<br />

erstellt sie?<br />

Auf all diese Fragen gibt das Fallbeispiel keine genaueren Angaben. Das<br />

ist der Grund, dass sich für uns zwei verschiedene Analysevarianten<br />

ergeben:<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

AUS DER PRAXIS<br />

37


FÜR DIE PRAXIS<br />

AUS DER PRAXIS<br />

38<br />

1) Die Gesprächssituation, wie sie im Fall geschildert ist mit der Gesprächsebene<br />

Regionalvertreter sprechen mit Ausbildungsassistierenden.<br />

2) Die Institution besitzt eine Stabsstelle (z.B. eine Personalentwicklungsabteilung),<br />

welche Ausbildungskonzepte erstellt und die Durchführung<br />

gewährleistet, wobei dieses Lehrlingsprogramm ein Programm unter<br />

anderen ist.<br />

Variante 1: Regionalvertreter sprechen mit Ausbildungsassistierenden<br />

So, wie wir den Fall verstanden haben, gibt es mehrere Regionalvertreter,<br />

verteilt auf unterschiedliche Regionen in der Schweiz. Diese Regionalvertreter<br />

haben sich vor der eigentlichen im Fall beschriebenen<br />

Gesprächssituation bereits getroffen und das Konzept weiterentwickelt,<br />

über das sie ihre jeweilige Gruppe informieren sollen.<br />

WER spricht da mit WEM? Auf dieser Ebene gibt es Gleiche unter Gleichen,<br />

d.h., verschiedene Regionalvertreter müssten sich sozusagen<br />

autonom das Thema, die methodisch-didaktische Umsetzung (WIE)<br />

eigenständig erarbeiten. Dabei stellen sich uns wiederum Fragen, die<br />

aus der Fallbeschreibung nicht ersichtlich sind: Wie und womit evaluieren<br />

Regionalvertreter die vergangenen Lehrlingsausbildungen? Was<br />

qualifiziert einen Regionalvertreter Qualitätskriterien festzulegen?<br />

Wie werden Regionalvertreter geschult, damit sie fähig sind, effizient all<br />

die verschiedenen Punkte der Situationsanalyse zu gewährleisten?<br />

Was in diesem Fallbeispiel auffällt und was sich als mögliche Gefahr<br />

erweisen könnte, ist die Vielfalt von neuen Themen, die sich dem<br />

Regionalvertreter stellen. Diese Gruppe hat eine herausfordernde Aufgabe<br />

zu leisten und zwar, gemeinsam Wege zu finden, dass Ausbildungsassistierende<br />

motiviert und kompetent die Lehrlingsausbildung<br />

durchführen können. Da die Situation im Fallbeispiel besagt, dass jedes<br />

Jahr eine andere Person diese Rolle übernimmt, bedeutet das, dass sich<br />

keine Person in das Thema der Lehrlingsausbildung inhaltlich profund<br />

und in die Methode des WIE und WAS einarbeiten kann/wird. Ein Lernen<br />

aus Erfahrungen ist damit nicht möglich. Ebenfalls formiert sich<br />

die Arbeitsgruppe der Regionalvertreter jedes Jahr wieder neu, d.h., es<br />

gibt kein erfahrenes Team, das sich dieser Aufgabe routiniert widmen<br />

kann, sondern es werden in jedem Vorbereitungstreffen der Regionalvertreter<br />

wieder gruppendynamische Themen implizit die eigentliche<br />

Arbeit dominieren. Dies könnte dazu führen, dass jeder Regionalvertreter<br />

mehr oder weniger überfordert ist und insgeheim hofft, dass er


diese Rolle und Aufgabe schnell wieder abgeben kann. Woran können<br />

diese Mechanismen in Gesprächssituationen erkannt werden?<br />

Gehen wir wieder die neun W-Fragen durch:<br />

Kann in der Gruppe ein gegenseitiges Verständnis dafür entstehen, was<br />

jeder einzelne bei der Themenfindung als wichtig erachtet? Wird die<br />

Perspektive der Adressatinnen, d.h. der Ausbildungsassistierenden für<br />

diesen Themenbereich auch mitberücksichtigt? Wie zeigen sich Diskussionen<br />

über mögliche methodisch-didaktische Vorgehensweisen im<br />

WIE und WAS? Ist die Gruppe fähig, Themen und methodisch-didaktische<br />

Vorgehensweisen strukturiert anzugehen und abzuschliessen,<br />

oder verirrt sie sich in Diskussionen, welche die Überforderung der<br />

Regionalvertreter zeigt? Der Fall gibt uns dazu keine Angaben.<br />

Was den Zeitpunkt angeht, ist bekannt, dass viele Firmen ein knappes<br />

Zeitbudget für die Vorbereitung von Workshops, Ausbildungsprogrammen<br />

etc. haben. Es könnte also sein, dass die Gespräche zwischen<br />

den Regionalvertreterinnen in einem zeitlich eher limitierten Rahmen<br />

stattfinden.<br />

Zum Faktor Ort: Wenn wir davon ausgehen können, dass einige Regionalvertreter<br />

eine längere Anfahrt haben, dann muss man den Faktor<br />

Zeit und Motivation genauer betrachten. Wie viel Raum bekommen<br />

die Teilnehmenden für die Vorbereitung?<br />

Überforderung fördert die Motivation im allgemeinen nicht. Aber<br />

wenn wir die Regionalvertreter nach ihren Motiven zum Verändern der<br />

bisherigen Lehrlingsausbildung fragten,welcheAntwortenwürdenwohl<br />

kommen? Leider gibt der Fall dazu keine konkreten Anhaltspunkte.<br />

Ziel dieser Veranstaltung dürfte es sein, dass jede Regionalvertreterin<br />

die Ausbildungsassistierenden in ihrer Region gut auf die Lehrlingsveranstaltung<br />

vorbereiten kann.<br />

Was ergibt sich aus der Analyse der kommunikativen Vorgeschichte der<br />

Veranstaltung? Wichtig wäre es an dieser Stelle einerseits, kurz die<br />

kommunikative Atmosphäre und Gesprächskultur innerhalb dieser<br />

Vorbereitungsveranstaltung zu schnuppern, denn diese dürfte in allen<br />

Regionen ähnlich sein, wenn es darum geht, dass Regionalvertreter ihre<br />

Ausbildungsassistierenden unterrichten.<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

AUS DER PRAXIS<br />

39


FÜR DIE PRAXIS<br />

AUS DER PRAXIS<br />

40<br />

Andererseits lässt sich zusammenfassen, dass die seriöse Auseinandersetzung<br />

mit den eigentlichen Themen und der methodisch-didaktischen<br />

Umsetzung vermutlich eher knapp ausfällt und damit das inhaltliche<br />

und methodisch-didaktische Know-how bei wechselnden<br />

Regionalvertreterinnen wenig fundiert sein wird. Der Zeitaspekt dürfte<br />

eine seriöse gemeinsame Klärung von inhaltlichen und methodischen<br />

Ungereimtheiten zusätzlich noch erschwert haben. Dies könnte dazuführen,<br />

dass der eigene fundierte Wissensvorsprung von Regionalvertretern<br />

gegenüber ihren Kollegen nicht sehr gross ist, um diese<br />

begeistern und wirklich in die neue Thematik einführen zu können.<br />

Sehen wir uns die eigentliche Gesprächssituation zwischen der Regionalvertretung<br />

mit Ausbildungsassistierenden genauer an.<br />

WER mit WEM, WORÜBER: Der Regionalvertreter instruiert die Ausbildungsassistierenden.<br />

Die Rolle des Regionalvertreters ist aussergewöhnlich,<br />

denn normalerweise gehört er ja zu seinen Kollegen und<br />

Kolleginnen, den Ausbildungsassistierenden. Da er unter seinesgleichen<br />

ist, fühlt er sich menschlich aufgehoben.<br />

Sobald er jedoch in seiner Rolle die Instruktion leiten muss, beginnt<br />

sich die Atmosphäre zu verändern. Durch seine Rolle sollte er dem<br />

WORÜBER, dem WIE und WAS bedeutend näher sein als seine Kollegen.<br />

Er ist deshalb der Inhaltsmächtigere.<br />

Wie es zu dieser Rolle gehört, werden ihm die anderen Kollegen und<br />

Kolleginnen Fragen stellen.<br />

Wieso beginnt sich jeder Regionalvertreter <strong>–</strong> unabhängig von der Person<br />

<strong>–</strong> zu rechtfertigen, wenn ihm eine Frage gestellt wird? Weshalb<br />

getrauen sich seine Kollegen nicht mehr richtig, Fragen zu stellen?<br />

WORÜBER: Eine Übersicht über das Thema ist in Papierform frühzeitig<br />

verschickt worden. Darin wurde der ganze Inhalt klar definiert.<br />

Jedoch können sich die inhaltlichen Prioritäten zwischen Regionalvertreter<br />

und Ausbildungsassistierenden unterscheiden. Sobald z.B. der<br />

Regionalvertreter einzelne Lerninhalte und Ziele skizziert hat, interessiert<br />

es vielleicht die Ausbildungsassistierenden mehr darüber zu erfahren,<br />

wo die Grenzen zwischen Inhalten zu ziehen sind etc.<br />

WIE/WAS: Oft werden der methodisch-didaktischen Umsetzung und<br />

den sprachlichen Nuancen wenig Beachtung geschenkt. Während der<br />

Lehrlingsausbildung können schwierige Situationen entstehen <strong>–</strong> was


wäre zu tun? Speziell auf dieser Ebene dürfte es Probleme geben, wenn<br />

man sich mit diesen Fragen nicht ernsthaft auseinandergesetzt hat. Im<br />

WIE/WAS zeigt sich die wirkliche Kompetenz einer Lehrperson. Was<br />

wäre, wenn man am «grünen Tisch» bloss ein paar Inhalte definiert<br />

und Methoden nach Modeströmungen gewählt hätte? Regionalvertreter<br />

müssen begründen können, weshalb sie welche Methode gewählt<br />

resp. nicht gewählt haben. Im WAS geht es also ums Informieren, und<br />

Rückfragen sind unbedingt nötig. Diese könnten bereits in der Vorbereitung<br />

bedacht werden.<br />

Die Faktoren Zeit (WANN) und Ort (WO) scheinen im Fallbeispiel<br />

wenig Auffälliges zu enthalten.<br />

WARUM: Weshalb möchten die Regionalvertreterinnen den Inhalt<br />

oder die Methoden verändern? Dies wird aus dem Fall nicht ersichtlich.<br />

Diese Motivation zu kennen, wäre nicht nur für die Regionalvertretungen<br />

von grösster Notwendigkeit, sondern auch für die Ausbildungsassistierenden.<br />

Sie sind es ja schliesslich, die motiviert und engagiert die<br />

Lehrlingstage durchführen müssen. Wie sollen sie bei fehlendem eigenem<br />

Verständnis andere für das Neue gewinnen?<br />

WOZU: Das Ziel für die Ausbildungsassistierenden wird sein, die Lehrlingsveranstaltung<br />

gut vorbereitet durchführen zu können. Das Ziel des<br />

Regionalvertreters wird vermutlich sein, den Ausbildungsassistierenden<br />

möglichst viel mitzugeben (und mit möglichst wenig Peinlichkeiten<br />

die Fragen zu beantworten).<br />

Variante 2: Institutionelle Vertreter führen den Anlass durch,<br />

z.B. eine Personalentwicklungsabteilung<br />

Das bedeutet, dass in diesem Fallbeispiel ein weiterer Aspekt zur Situationsanalyse<br />

hinzu kommt, nämlich die Dimension der Institution. Die<br />

Rolle des Regionalvertreters würde bestimmte Werte und Vorgaben der<br />

Institution vertreten. An diesem Punkt scheint die Geissner’sche Situationsanalyse<br />

vordergründig zu versagen, denn sie fragt nur «wer spricht<br />

mit wem, worüber»?<br />

Das heisst, die Klärung beginnt zuerst auf der Ebene der übergeordneten<br />

Kommunikationspartner. WER mit WEM? Die Institutionsvertretung<br />

spricht mit den Regionalvertretern. Wir können davon ausgehen,<br />

dass die Institutionsvertretung ein professionelles Fachwissen für Ent-<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

AUS DER PRAXIS<br />

41


FÜR DIE PRAXIS<br />

AUS DER PRAXIS<br />

42<br />

wicklungsmassnahmen von Mitarbeitenden sämtlicher Hierarchiestufen<br />

besitzt und dies methodisch-didaktisch professionell umsetzt.<br />

Die Regionalvertreterinnen sind vermutlich Fachpersonen aus irgendeinem<br />

firmenspezifischen Fachbereich.<br />

Hier muss gefragt werden «WIE spricht die Institution mit den einzelnen<br />

Rolleninhaberinnen, namentlich den Regionalvertretern?» Damit<br />

beziehen wir eine grössere Dimension mit ein. Wir fragen konkret nach<br />

den institutionellen Rahmenbedingungen, welche ein bestimmtes kulturelles<br />

Verhalten innerhalb einer Institution prägt. Diese institutionellen<br />

Gepflogenheiten beeinflussen ein Kommunikationsklima zwischen<br />

Gesprächspartnern sehr. Diese firmenkulturellen Aspekte machen die<br />

Analyse von Gesprächs- und Konfliktsituationen schwierig, gehören<br />

jedoch gerade heute unbedingt dazu, wenn es darum geht, verschiedene<br />

Firmenkulturen zu fusionieren und dabei eine Integration von<br />

Menschen zu ermöglichen. Oder auch wie in unserem Beispiel, wenn es<br />

darum geht, einen Konflikt zwischen Menschen zu erkennen und zu<br />

lösen, um effizienter und lustvoller zu arbeiten.<br />

Wenn die Situationsanalyse auf die kulturelle Dimension angewandt<br />

wird, stellt sich die Frage: WIE und WAS teilt die Institution kommunikativ<br />

mit den Regionalvertretungen? Damit haben wir die methodische<br />

und inhaltliche Ebene angesprochen. Bieten zum Beispiel Institutionsvertreterinnen<br />

in Workshops neue methodische Vorgehensweisen<br />

an, welche mit den Regionalvertretern gemeinsam ausprobiert, diskutiert<br />

und evaluiert werden können? Werden inhaltliche Erfahrungen<br />

und Mängel der letzten Lehrlingsveranstaltungen gemeinsam erfasst<br />

und besprochen? Dies würde bedeuten, dass die Regionalvertreterinnen<br />

im Entscheidungsprozess der inhaltlichen und methodischen Vorgehensweise<br />

für die kommende Lehrlingsausbildung involviert wären.<br />

Sie hätten die Verantwortung und die Möglichkeit, alle auftauchenden<br />

Fragen gemeinsam zu klären, sich selber genügend zu informieren, zu<br />

überzeugen, um schliesslich gut gerüstet und motiviert diese anstehenden<br />

Veränderungen bei den Ausbildungsassistierenden und den Lehrlingen<br />

direkt zu vertreten und umzusetzen.<br />

Eine andere Version der Übermittlung des WIE und WAS könnte das<br />

direktive Instruieren darüber sein, welche Inhalte und Methoden im<br />

nächsten Jahr zur Anwendung kommen sollten. Viele Firmen bauen auf<br />

diese Art der Kommunikation, da sie vordergründig als schnell und<br />

effizient gilt.


In unserem Fallbeispiel scheint aus systemischer Sicht die Kommunikation<br />

zwischen Institution und Regionalvertreter der eigentliche Knackpunkt<br />

zu sein. Denn im Gespräch zwischen Regionalvertreter und Ausbildungsassistierenden<br />

beginnt genau an der Stelle «die Luft dünn und<br />

vergiftet» zu werden, wo es darum geht, andere für einen Inhalt oder<br />

eine Methode zu gewinnen und diese weiterzugeben.<br />

Der Prozess des Verstehens und Akzeptierens, WESHALB die Institutionscrew<br />

einen Inhalt oder eine Methode verändern will/muss, scheint<br />

bei den Regionalvertretern nicht stattgefunden zu haben. Wie sollen sie<br />

denn bei fehlendem eigenen Verständnis andere für das Neue motivieren?<br />

Diese Motivation zu kennen, wäre nicht nur für die Regionalvertreter<br />

von grösster Notwendigkeit, sondern auch für die Ausbildungsassistierenden.<br />

Sie sind es ja schliesslich, die motiviert und engagiert die Lehrlingstage<br />

durchführen sollen. Wenn die Kommunikation oben nicht<br />

stattfindet, wird sie auch unten nicht funktionieren …! (Dies gilt auch<br />

für Variante 1)<br />

Was ist das Ziel der Institution, die Regionalvertreter über die Änderungen<br />

von Methoden und Inhalten zu informieren? Erstens, effizient<br />

Änderungen in der Lehrlingsausbildung zu kommunizieren und zweitens,<br />

eine gute Einführungsveranstaltung für die Lehrlinge durchzuführen.<br />

Letzteres Ziel teilen sowohl die Regionalvertreter wie auch die<br />

Ausbildungsassistierenden.<br />

Zusammenfassung der Varianten 1 und 2:<br />

Weshalb nehmen alle Gesprächspartner eine Art Verteidigungshaltung<br />

ein, wenn es darum geht, Fragen zu stellen oder diese zu beantworten?<br />

Was ist eigentlich die Informationsbasis der Regionalvertretung?<br />

An dieser Stelle öffnet sich die Kluft zwischen Information als Mitteilung/Nachricht<br />

und Kommunikation, im Geissner’schen Verständnis<br />

von «gemeinsam Sinn (und Handlungen) zu konstituieren».<br />

Sinnvolle Handlungen werden erst durch das Gespräch und eine tiefere,<br />

inhaltliche Auseinandersetzung möglich. Da die offenen Fragen<br />

der Ausbildungsassistierenden jedoch in Variante 1 und 2 vorgängig<br />

vermutlich nicht thematisiert und geklärt werden konnten (aus welchen<br />

Gründen auch immer), entsteht ein Vakuum der Kompetenz.<br />

Auch hier gilt: Wer fragt und Antworten findet, führt …! Auf der<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

AUS DER PRAXIS<br />

43


FÜR DIE PRAXIS<br />

AUS DER PRAXIS<br />

44<br />

Gesprächsebene WER mit WEM, Regionalvertretung mit Ausbildungsassistierenden,<br />

besteht vermutlich das Problem, dass den Regionalvertretern<br />

bezüglich des Inhalts (WORÜBER) schlicht und einfach die Erfahrung<br />

und die Fachkompetenz fehlt. D. h., sie können kaum darlegen und<br />

begründen, WESHALB und WIE es sinnvoll ist, methodische und inhaltliche<br />

Veränderungen in der Lehrlingsausbildung für das folgende Jahr<br />

anzubringen. Die Peinlichkeit rührt demzufolge daher, weil alle möglicherweise<br />

spüren, dass es zwischen Regionalvertretung und Ausbildungsassistierenden<br />

eigentlich nichts Essenzielles zu sagen gibt, dass sie<br />

die falschen Gesprächspartner füreinander sind. Die Regionalvertreter<br />

haben im Grunde einen zu kleinen Erfahrungs- oder Wissensvorsprung<br />

gegenüber den Ausbildungsassistierenden und gleichzeitig auch keine<br />

Entscheidungsmacht, um auf eine gestellte Frage eine sinnvolle Antwort<br />

geben zu können. Diese fachliche Auseinandersetzung müsste direkt<br />

zwischen einer Instanz, welche (hoffentlich) das Wissen und die Entscheidungsmacht<br />

hat, und den Ausbildungsassistierenden passieren.<br />

Oder aber, die Regionalvertreterinnen müssten mehr Wissen und Erfahrungen<br />

mitbringen, um kompetente Ansprechpersonen zu sein.<br />

Eine methodische Überlegung, WIE dies unter den jeweiligen Voraussetzungen<br />

sinnvoll umgesetzt werden könnte, wäre an dieser Stelle eine<br />

lukrative Investition für die Institution. Eine erfolgreiche Veränderung<br />

der gegebenen Struktur von Variante 1 und 2 käme einer effizienten<br />

Kommunikation mit Involvierung aller Beteiligten nahe und dürfte<br />

sich zeitlich, qualitativ und finanziell hervorragend auszahlen!<br />

4.3. Lösungsvarianten: Feedback<br />

Die Ausbildungsassistentin Ruth möchte ihrem Kollegen<br />

Unterstützung bieten<br />

Das «Gespräch über das gemeinsame Gespräch» <strong>–</strong><br />

oder die Metakommunikation<br />

Ruth, die im letzten Jahr die Rolle des Regionalvertreters eingenommen<br />

und darin ihre ganz persönlichen Erfahrungen gemacht hat, könnte als<br />

Einstieg in die diesjährige Veranstaltung ihre Wahrnehmungen der<br />

aktuellen Situation ansprechen. Sie könnte konkret beschreiben, an<br />

welcher Stelle sich die Atmosphäre im Team verändert und was<br />

dadurch passiert.<br />

Beispiel: «Ihr wisst ja, dass ich im letzten Jahr an der Stelle von Hans<br />

war und ich bin froh, dass ich heute nicht mehr seinen Platz einneh-


men muss. Mir ist da einiges aufgefallen, was ich heute wieder beobachte<br />

und jetzt gerne mit euch besprechen will:<br />

Kaum hat der Lehrlingsverantwortliche das Wort damals an mich, die<br />

Regionalverantwortliche übergeben, hörten die munteren, freundschaftlichen<br />

Gespräche plötzlich auf. Ich versuchte damals, euch alles<br />

so vorzustellen, wie es uns gesagt worden war. Gemeinsam mit euch<br />

wollte ich die vorher abgegebenen Papiere nochmals besprechen, doch<br />

ich merkte, dass ihr alle schwiegt. Nur wenige von euch haben mir eine<br />

Frage dazu gestellt. Wenn Fragen von Euch kamen, waren das alles Fragen,<br />

die ich Euch nicht wirklich beantworten konnte, weil wir dazu<br />

auch keine Infos erhalten haben oder wir uns dazu keine Gedanken<br />

gemacht haben.<br />

Ich merkte dabei, dass ich mich ständig zu rechtfertigen begann, denn<br />

ich kam mir saublöd vor. Ich bekam den Eindruck, dass ich zwar einen<br />

Auftrag bekommen habe, euch diese Vorgehensweise beizubringen, so<br />

dass ihr euren Job machen könnt, dass ihr aber ganz andere Bedürfnisse<br />

und Fragen hattet, die ich nicht zufriedenstellend beantworten<br />

konnte. Ebenfalls stellte ich fest, dass ihr noch zusätzliche Fragen gehabt<br />

hättet, die ihr nicht loswerden konntet resp. dass ich auf eure Fragen<br />

keine Antworten wusste. Ihr habt angefangen, euch für eure Fragen<br />

genauso zu rechtfertigen wie ich damals. Das empfand ich als mühsam.<br />

Heute spüre ich genau die gleiche Spannung wieder, obwohl ich nicht<br />

mehr da vorne sitze. Es zeichnet sich heute wieder etwas ab, unter dem<br />

ich letztes Jahr litt und was mich schon immer irritiert hat. Ich finde<br />

dies sehr unbefriedigend für uns alle. Was meint ihr dazu?»<br />

Dieses sehr persönliche Ansprechen der aktuellen Situation verlangt<br />

von Ruth viel Mut, setzt aber einen deutlichen Akzent. Wenn sie diese<br />

deutlichen Worte spricht, worauf sollte sie achten? Wie ist die Wirkung<br />

dieser Intervention aus der Sicht der Situationsanalyse?<br />

Ruth würde durch ihr Ansprechen der Situation die Rolle des Regionalvertreters<br />

übergehen, denn der Regionalvertreter (WER) hätte<br />

eigentlich die Aufgabe, das Thema zu definieren und zu leiten. Mit<br />

ihrer Identifikation mit dem Regionalvertreter entlastet sie ihn jedoch<br />

gleichzeitig, denn sie spricht aus der Rollenerfahrung heraus, und jeder<br />

weiss und akzeptiert das. Zusätzlich entlastet sie den Regionalvertreter,<br />

da sie ein neuralgisches Thema anspricht, eines, das ihn speziell betreffen<br />

wird. Sie thematisiert etwas, das nicht auf der Themenliste steht.<br />

Gleichzeitig steht sie ihm inhaltlich zur Seite und bietet ihm in seiner<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

AUS DER PRAXIS<br />

45


FÜR DIE PRAXIS<br />

AUS DER PRAXIS<br />

46<br />

Rolle Unterstützung. Dieses von ihr eingebrachte Thema könnte folgendermassen<br />

heissen: Was geschieht hier eigentlich in der Kommunikation<br />

innerhalb der Gruppe? Wenn Ruth vorher dem Regionalvertreter<br />

mitteilen würde, dass sie dieses Thema einbringen möchte, könnte<br />

er Ruth sogar aus seiner Rolle heraus unterstützen, indem er z.B. die<br />

Gesprächsleitung zu diesem neuen Thema übernimmt.<br />

Dieses neue Thema ist aber auch eine Sprengung der verabredeten<br />

Punkte auf der Tagesordnung. Dies könnte zu Schwierigkeiten führen,<br />

falls<br />

> alle anderen Teilnehmenden diese atmosphärischen Veränderungen<br />

innerhalb der Gruppe nicht wahrnehmen (das neue Thema passt nicht)<br />

> Zeitdruck vorhanden ist (der Zeitpunkt passt nicht)<br />

> die Räumlichkeiten zu beengend sind (Ort)<br />

> den einzelnen Teilnehmenden eigentlich nichts an den anderen liegt<br />

oder sie intellektuell überfordert sind (Motivation)<br />

> ihnen eine hervorragende Lehrlingsausbildung nicht wichtig ist (Ziel).<br />

Diese Art von Intervention nennt die Kommunikationstheorie nach<br />

Watzlawick et al. Metakommunikation. Sie versteht darunter das Miteinandersprechen<br />

über ein Gespräch, an dem alle anwesend waren. Die<br />

Kommunikation über ein gemeinsames Gespräch sensibilisiert die<br />

Wahrnehmung und zeigt verschiedene Gesichtspunkte auf. In unserem<br />

Fallbeispiel könnte es den Konflikt thematisieren, dass der Regionalvertreter<br />

selber zu wenig Fachkenntnisse bezüglich der Veränderung<br />

der Lehrlingsausbildung und ihrer Umsetzbarkeit besitzt.<br />

Mit dieser Erkenntnis könnte die Gruppe die Verantwortlichen auf<br />

einer anderen hierarchischen Ebene auf das Problem aufmerksam<br />

machen. Zumindest würde diese Gruppe den Konflikt nicht mehr<br />

unter sich austragen müssen.<br />

Feedback<br />

Ruth hat eine weitere Möglichkeit, indem sie auf die Rechtfertigungen<br />

von Hans reagiert und ihm ein Feedback vorschlägt:<br />

Beispiel: «Hans, ich sitze heute auf der anderen Seite und bin nicht<br />

mehr in der Rolle der Regionalvertreterin. Jedoch zeigt mir gerade die<br />

Situation eben, <strong>–</strong> wie du auf die Frage von X reagiert hast, <strong>–</strong> dass die<br />

Verhaltensweisen zwischen dir und den Ausbildungsassistierenden<br />

genau die gleichen sind, wie wir sie bereits vor einem Jahr hatten. Und<br />

wie wir sie schon immer hatten, wenn ich genauer darüber nachdenke.<br />

Deine Rechtfertigungen halten mich davon ab, einerseits die Fragen,


die sich mir als Ausbildungsassistentin stellen, frei zu formulieren, da es<br />

mir peinlich ist, wenn ich mitkriege, dass ich dich damit in Verlegenheit<br />

bringe. Auf der anderen Seite komme ich ziemlich in Stress, da ich viel<br />

mehr Informationen haben müsste, da mich die Lehrlinge bestimmt<br />

wieder ausfragen werden und ich ja eine gute Woche durchführen will.<br />

Dies führt dazu, dass mir die Fragen sozusagen auf der Zunge sterben.<br />

Dabei habe ich mich ertappt, wie ich mich für meine Fragen ebenfalls<br />

zu rechtfertigen beginne, was ich ziemlich unerträglich finde. So frage<br />

ich mich, wie können wir diese Situation verändern?»<br />

Mit dem Feedback solidarisiert sich Ruth mit Hans und stärkt damit die<br />

Beziehung. Sie holt Hans mit ins Boot der Gleichgesinnten und lässt es<br />

nicht zu, dass er in seiner Rolle ausgegrenzt wird. Eine starke Beziehung<br />

unter den Gruppenmitgliedern unterstützt die inhaltliche Arbeit.<br />

Was bewirkt ein Feedback in Variante 1?<br />

Ruth wird mit ihrem Feedback vermutlich nur ihren Ärger oder die<br />

Frustration loswerden können. Aber da der Regionalvertreter die Rolle<br />

im nächsten Jahr an eine andere Person abgibt, wird dieses Feedback<br />

vermutlich vergessen gehen.<br />

Wenn die Ausbildungsassistierenden jedoch dieses Feedback zum<br />

Anlass nähmen, tatsächlich einen Antrag zu formulieren, dieses Problem<br />

zu lösen, dann werden die Regionalvertreter des nächsten Jahres<br />

zusätzlich mit einem sehr schwierigen Thema konfrontiert sein, das sie<br />

vermutlich nicht selber lösen können. Spätestens an dieser Stelle müsste<br />

Hilfe von aussen oder aus einer höheren hierarchischen Ebene zur<br />

Verfügung stehen. Die Gefahr, dass ein Feedback von Ruth in Variante<br />

1 sang- und klanglos untergeht, ist gross und dürfte sich längerfristig<br />

negativ auf die Motivation aller Beteiligten auswirken.<br />

Was bewirkt ein Feedback in Variante 2?<br />

Nehmen wir an, die Gruppe ist motiviert und arbeitsfähig, dann würde<br />

nach diesem Feedback eine kurze Überprüfung der Wahrnehmungen<br />

und Meinungen aller Beteiligten stattfinden. Danach würde die Gruppe<br />

bald das Bedürfnis verspüren, inhaltliche Lösungen für das Problem zu<br />

finden, in dem sie entweder<br />

> die IST-Situation der unbeantworteten Fragen an dieser Veranstaltung<br />

skizziert und diese an die Verantwortlichen weiterreicht<br />

> alle noch unbeantworteten Fragen sammelt und diese weiterreicht<br />

> direkt jemanden, der das Ganze initiiert hat, holt oder zumindest einen<br />

Termin mit ihm vereinbart.<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

AUS DER PRAXIS<br />

47


FÜR DIE PRAXIS<br />

AUS DER PRAXIS<br />

48<br />

Bei beiden Varianten werden die Teilnehmenden mit einem Feedback<br />

den eigentlichen Konflikt nicht auf ihrer Ebene lösen können. Sie sind<br />

nur die Konfliktträger und nicht die eigentlichen Verursacher des<br />

Konflikts. Deshalb ist es sinnvoll, das Problem mit seinen Auswirkungen<br />

auf die Arbeitsfähigkeit der Gruppe bei der nächst höheren Stelle zu<br />

platzieren. Wenn Ruth in der Gruppe ein Feedback gibt, müsste es die<br />

Gruppe als Einheit an die Institutionsverantwortlichen weiterleiten.<br />

Nur so kann der Konflikt tatsächlich erkannt und behoben werden.<br />

4.4. Theoretische Vertiefung zu Feedback<br />

Über die Grundlagen, Grundsätze und Annahmen von Feedback verweisen<br />

wir auf das im h.e.p. verlag erschienene Buch von Geri Thomann<br />

«Ausbildung der Ausbildenden», 2002.<br />

Situationsanalyse von Feedback<br />

Ein Ziel für den Feedback-Empfänger ist es unter anderem, mehr darüber<br />

zu erfahren, wie andere ihn (als Individuum), sein Verhalten und<br />

seine Leistungen wahrnehmen und einschätzen. Das Ziel für den Feedback-Geber<br />

könnte sein, eigene Emotionen zu kanalisieren und eigene<br />

Wahrnehmungen bezüglich eines Verhaltens strukturiert mitzuteilen.<br />

Die Motivation für beide ist, die Beziehung zu stärken, indem eine<br />

gemeinsame Basis für gemeinsames Handeln ermöglicht wird durch<br />

den Austausch darüber, was einem am gemeinsamen Tun gefällt oder<br />

missfällt.<br />

Der Zeitpunkt des Feedbacks: Das Feedback ist am sinnvollsten, wenn<br />

es rechtzeitig erfolgt. Das meint einerseits, dass es wirkungsvoller ist, je<br />

kürzer die Zeit zwischen Verhalten und der Information über dessen<br />

Wirkung ist. Rechtzeitiges Feedback bedeutet andererseits auch, dass<br />

der Feedback-Empfänger sein Ohr für ein Feedback offen hat und für<br />

die Informationen bereit sein muss; d.h., Feedback zu geben, wenn der<br />

andere im Stress ist, ist kontraproduktiv.<br />

Der Ort für ein Feedback sollte für beide stressfrei sein; es ist nicht<br />

nötig, jemanden für ein Feedback extra in sein weit entferntes Büro zu<br />

bitten. Aber Feedback soll auch nicht «schnell mal eben» zwischen Tür<br />

und Angel stattfinden. Denn eine Regel für das Feedback-Geben besagt:<br />

beide, Feedback-Geber und Feedback-Empfänger, sollten in aller Ruhe<br />

unter vier Augen im Gespräch sein, damit beide sich für den freiwilligen<br />

oder erbetenen Austausch öffnen können.


WIE soll Feedback gegeben werden: Ruth Cohn wies bereits vor Jahrzehnten<br />

auf einen heute immer wichtiger werdenden Aspekt hin, in<br />

dem sie sagte: «Hilfsregeln sollen helfen! Sie helfen nur, wenn sie menschengerecht<br />

angewandt werden. Seelenlose, mechanische Kommunikation<br />

ist nicht menschengerecht.» (vgl. Ruth Cohn, 1987) In diesem<br />

Sinne sollen die folgenden Hilfsregeln verstanden werden:<br />

Für den Feedback-Gebenden:<br />

a) Beschreiben der konkreten Situation, des konkreten Verhaltens, das<br />

freut, resp. einen beeinträchtigt.<br />

b) Schildern der Auswirkungen, die durch die Situation entstanden sind,<br />

auf das eigene Verhalten.<br />

a) Beispiel: «Hans, ich sitze heute auf der anderen Seite und bin nicht<br />

mehr in der Rolle der Regionalvertreterin. Jedoch zeigt mir gerade die<br />

Situation eben, <strong>–</strong> wie du auf die Frage von X reagiert hast, indem du<br />

dich sehr gerechtfertigt hast, weil du ihr eigentlich keine Antwort auf<br />

die Frage geben konntest, <strong>–</strong> dass die Verhaltensweisen zwischen dir und<br />

den Ausbildungsassistierenden genau die gleichen sind, wie wir sie<br />

bereits vor einem Jahr hatten. Und wie wir sie schon immer hatten,<br />

wenn ich genauer darüber nachdenke.»<br />

b) Beispiel: «Deine wiederholten Rechtfertigungen halten mich davon ab,<br />

einerseits die Fragen, die sich mir als Ausbildungsassistentin stellen, frei<br />

zu formulieren, da es mir peinlich ist, wenn ich mitkriege, dass ich dich<br />

mit meinen Fragen in Verlegenheit bringe. Auf der anderen Seite komme<br />

ich ziemlich in Stress, da ich viel mehr Informationen haben müsste,<br />

da mich die Lehrlinge bestimmt wieder ausfragen werden und ich<br />

ja eine gute Woche durchführen will. So merke ich, wie mir sozusagen<br />

die Frage auf der Zunge stirbt und ich habe mich ertappt, wie ich mich<br />

für meine Frage zu rechtfertigen beginne, was ich ziemlich unerträglich<br />

finde. So frage ich mich, wie können wir diese Situation verändern?»<br />

Aus diesem Beispiel wird ersichtlich, auf welche kommunikativen<br />

Hilfsregeln im Feedback geachtet werden sollte:<br />

> Feedback bezieht sich auf ein ganz konkretes Verhalten in einer ganz<br />

bestimmten Situation.<br />

> Feedback soll so konkret wie möglich und so ausführlich wie nötig formuliert<br />

sein.<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

AUS DER PRAXIS<br />

49


FÜR DIE PRAXIS<br />

AUS DER PRAXIS<br />

50<br />

> Feedback soll das Gespräch zwischen Gesprächspartnern eröffnen.<br />

> Feedback soll nur dann gegeben werden, wenn der andere auch innerlich<br />

bereit ist, zuzuhören und wenn die äussere Situation dies zulässt.<br />

> Feedback soll in seiner Form umkehrbar sein. Auch bei nicht gleichberechtigten<br />

Personen sollte der eine wie der andere bereit sein, Feedback<br />

zu geben und zu empfangen.<br />

> Feedback geben bedeutet nicht, dass sich der andere verändern muss.<br />

Man stellt dem anderen lediglich die eigene Sichtweise zu einem<br />

bestimmten Verhalten in einer konkreten Situation zur Verfügung.<br />

> Feedback erhält erst durch die Schilderung der subjektiven Auswirkungen<br />

auf das konkrete Verhalten durch den Feedback-Geber Kraft. (vgl.<br />

S.49)<br />

> Wer Feedback annimmt, hört zunächst nur ruhig zu.<br />

Oft beobachtete Fehler beim Feedback-Geben:<br />

> Der andere wird durch das Feedback analysiert oder psychologisiert.<br />

> Der andere wird nicht direkt selber auf sein konkretes Verhalten angesprochen,<br />

sondern «man» spricht «allgemein» über «etwas», was nicht<br />

getan werden soll <strong>–</strong> also man spricht über das Ereignis (oft moralisierend<br />

und so erreicht man den Menschen nicht).<br />

> Der Feedback-Gebende verzichtet auf die Schilderung der Auswirkungen<br />

auf das eigene Verhalten. Dadurch erfährt der Feedback-Empfänger<br />

nicht mehr, wie wichtig und dringlich dieses Feedback einzustufen<br />

ist. Das Feedback wird dadurch irrelevant. (vgl. S.49)<br />

> Der Feedback-Gebende versteckt sich verbal hinter anderen durch Aussagen<br />

wie «man», «alle».<br />

> Der Feedback-Gebende gibt anstatt Feedback Tipps oder Ratschläge<br />

(stellt sich also eine Stufe höher, unbewusst oft nach dem Motto «ich<br />

weiss es besser»).<br />

> Der Feedback-Gebende macht einen Rundumschlag nach dem Motto,<br />

«der hört gerade zu, also sag ich ihm mal alles, was mich sonst noch<br />

stört …»


5. ZUSAMMENFASSUNG UND ABSCHLUSSWORTE:<br />

UNTERSCHEIDUNG ZWISCHEN FEEDBACK,<br />

KRITIK, BEURTEILUNG, ANERKENNUNG UND<br />

ARGUMENTATION<br />

Zum Schluss möchten wir Ihnen eine Übersicht über die drei besprochenen<br />

Gesprächsformen zur Verfügung stellen. In dieser Tabelle greifen<br />

wir die Gesprächsform Beurteilung und Anerkennung ebenfalls vergleichend<br />

mit den anderen auf, obwohl wir diese Formen nicht eingehend<br />

besprochen haben. Gerade in der Erwachsenenbildung gehört das<br />

Beurteilen von Lernleistungen der Teilnehmenden zu der Rolle von<br />

Ausbildenden. Da die Formen Beurteilung und Anerkennung nicht für<br />

Interventionen in Gesprächen dienlich sind, wurden sie nicht behandelt.<br />

Trotzdem wird die Beurteilung im Alltag oft an Stelle von Feedback,<br />

Kritik oder einer transparenten Argumentation angewandt. Das,<br />

WAS wir sagen, entscheidet, ob ein Feedback oder eine Beurteilung<br />

mitgeteilt wird. Das ist der Grund, weshalb wir diese Form hier ergänzend<br />

anführen.<br />

Die Themen (WORÜBER) für untenstehende Tabelle könnten ganz<br />

verschieden sein. Beispielsweise hätte ein Auszubildender eine Behandlung<br />

eines Patienten durchgeführt. Dem Ausbildenden stehen nun<br />

verschiedene Gesprächsformen zur Verfügung. Er muss entscheiden,<br />

welche in dieser Situation die angebrachteste ist <strong>–</strong> eine Anerkennung,<br />

ein Feedback, eine Kritik, oder handelt es sich gar um eine Beurteilung?<br />

Oder will er nur für ein anderes Vorgehen argumentieren? Die Faktoren<br />

der Situationsanalyse liefern auch hier entscheidende Hinweise zur<br />

Unterscheidung der einzelnen Gesprächsformen. (Zusammenfassung<br />

auf der Mesoebene:)<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

AUS DER PRAXIS<br />

51


FÜR DIE PRAXIS<br />

AUS DER PRAXIS<br />

52<br />

WER ZU WEM<br />

WAS WIE WESHALB WOZU Mögliche Voraus-<br />

Motivation Ziel Reaktion setzungAnerken-<br />

loben, Du- Freude, andere sich freuen, keine,<br />

nung Botschaften angenehme noch mehr relativieren, ist immer<br />

erlaubt Gefühle, Lei- motivieren, annehmen möglich<br />

stung des/ Orientierung<br />

der anderen geben,<br />

ist positiv verstärken<br />

Feedback nicht nur etwas ist «Geschenk widerwechselsei- (bezogen implizit aufgefallen, machen», spruchsfreitigesErnst- auf die (para- und «helfen», wenn sehr zuhören, nehmen, sich<br />

Person) extra-verbal möchte auf die Per- bei Bedarf offen halten,<br />

geschieht es etwas son bezogen sagen was wieviel<br />

immer) auch geben, und unanangekom- möglich ist,<br />

explizit, sich zur genehm:men ist, ist abhängig<br />

dann: sich Verfügung evtl. «blin- annehmen von Ver-<br />

an Feed- stellen den Fleck» oder vertrauen und<br />

backregeln<br />

erhellen werfen(EntFrustrations- halten<br />

scheidung<br />

der Person<br />

selbst)<br />

toleranz1 Argumen- Dreischritt, Notwendigentspre- eigene Sicht keine,<br />

tation Fünfsatz keit, andere chende begründen, fast immer<br />

(nach von Sinn- Handlung Gegenargu- möglich<br />

Geissner) vollem zu veranlassen mentation,<br />

überzeugen<br />

in Diskussion<br />

einsteigen<br />

Kritik<br />

(Verhalten)<br />

keine allgemeingültigen<br />

Massstäbe,<br />

Kritik-<br />

Dreischritt,<br />

Feedbackregeln<br />

Beurteilung basiert auf<br />

sachlichen<br />

Fakten,<br />

logischen<br />

Regeln,<br />

Kriterien;<br />

ist abschliessend<br />

Ärger über<br />

Verhalten,<br />

eine<br />

Störung,<br />

Ist-Soll-<br />

Differenz<br />

«gemessene»<br />

Inhalte<br />

darstellen,<br />

Kriterien<br />

transparent<br />

machen,<br />

Funktionen<br />

wahrnehmen,<br />

Entwicklung<br />

fördern<br />

Veränderung<br />

soll initiiert<br />

werden<br />

überprüfen<br />

der vereinbarten<br />

Ziele,<br />

Ist-Stand in<br />

der Leistung<br />

festhalten,<br />

selektieren<br />

eigene Sicht<br />

darstellen<br />

oder annehmen,<br />

wenn<br />

gerechtfertigt;<br />

nachfragen,<br />

wenn unklar<br />

enttäuscht,<br />

evtl. sich<br />

verteidigen,<br />

rechtfertigen,<br />

(aber<br />

ändert<br />

nichts, ausser<br />

Fakten<br />

wurden<br />

übersehen)<br />

für Sprecher:<br />

in der<br />

adäquaten<br />

Rolle sein<br />

für Sprecher:<br />

in der<br />

autorisierten<br />

Rolle sein


Unsere Abschlussworte an Sie:<br />

Die Fragen zu Beginn der Broschüre können wir Ihnen nicht eindimensional<br />

beantworten. Aber wir hoffen natürlich, dass Sie mit Hilfe<br />

der Situationsanalyse-Faktoren nun herausfinden können, wieso Ihnen<br />

ein Gespräch einmal gelingt, ein anderes Mal misslingt. Eventuell<br />

haben Sie einem Faktor oder mehreren zu wenig Beachtung geschenkt?<br />

Vielleicht stellen Sie sich von nun an noch mehr auf Ihr Gegenüber ein,<br />

beschäftigen sich mit dessen Motivation und klären Ihre Rolle. So<br />

geschehen vermutlich weniger Enttäuschungen.<br />

Zu guter Letzt hoffen wir, dass Sie sich in Ihrem Alltag mit Hilfe der<br />

Situationsanalyse nun selber auf die Reise machen und sich immer wieder<br />

fragen werden: Wann und in welcher Situation ist wohl welche<br />

Gesprächsform und -intervention angemessen? Viel Spass und Erfolg<br />

auf Ihrer Entdeckungsreise in der Praxis!<br />

1 Geissner, Hellmut (2000): Kommunikationspädagogik, S. 101<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

AUS DER PRAXIS<br />

53


FÜR DIE PRAXIS<br />

AUS DER PRAXIS<br />

54<br />

6. LITERATURVERZEICHNIS<br />

Antons Klaus; Praxis der Gruppendynamik. Hogrefe-Verlag, Göttingen,<br />

1996, 6. Auflage<br />

Barthel Henner (Hg.); Zum Wissenschaftsverständnis der Sprechwissenschaft.<br />

Sprache und Sprechen, Bd. 41, München Basel, 2003<br />

Cohn Ruth; Gelebte Geschichte der Psychotherapie. Zwei Perspektiven.<br />

Greif-Bücher, Stuttgart, 1991<br />

Geissner Hellmut; Kommunikationspädagogik. Band 17, Röhrig Universitätsverlag,<br />

St. Ingbert, 2000<br />

Geissner Hellmut; Sprechwissenschaft: Theorie der mündlichen Kommunikation.<br />

Scriptor- Verlag, Königstein/Ts, 1981<br />

Geissner Hellmut; Sprecherziehung: Didaktik und Methodik der mündlichen<br />

Kommunikation. Scriptor-Verlag, Frankfurt am Main, 1986,<br />

2.Auflage<br />

Geissner Hellmut; Rhetorik und politische Bildung. Scriptor-Verlag, Frankfurt<br />

am Main, 1986, 3. Auflage<br />

Günther Ullrich, Sperber Wolfram; Handbuch für Kommunikations- und<br />

Verhaltenstrainer. Ernst Reinhardt Verlag, München Basel, 1995, 2. Auflage<br />

Maeck Horst; Das zielbezogene Gespräch. VDI-Verlag, Düsseldorf, 1990,<br />

2.Auflage<br />

Meyers grosses Taschenlexikon in 24 Bänden, B.I. Taschenbuchverlag,<br />

Mannheim, Wien, Zürich, 2002<br />

Pawlowski Klaus, Lungershausen Helmut, Stöcker Fritz; Jetzt rede ich. Verlag<br />

Niedersachsen-Druck, Wolfsburg, 1985<br />

Thomann Geri; Ausbildung der Ausbildenden. h.e.p. verlag, Bern, 2002<br />

Tillner Christiane, Franck Norbert; Selbstsicher reden. Mosaik Verlag, München,<br />

1990<br />

Watzlawick Paul, Beavin Janet H., Jackson Don D.; Menschliche Kommunikation.<br />

Hans Huber Verlag, Bern Stuttgart Toronto, 1990, 8. unveränderte<br />

Auflage


REIHE PÄDAGOGIK<br />

Geri Thomann<br />

Ausbildung der Ausbildenden<br />

2. Auflage 2003, 352 Seiten,<br />

18,5 x 27 cm, broschiert<br />

ISBN 3-905905-59-0<br />

Das vorliegende Buch kann für die Aus- und Weiterbildung von Ausbildenden in<br />

der Erwachsenenbildung verwendet werden. Es versteht sich aber eher als Anregungs-<br />

denn als Lehrmittel, weil es Ausbildnerinnen und Ausbildner nicht als<br />

«Lehrmittelvollstrecker», sondern als schöpferische, differenzierte, kritische und<br />

reflektierende Berufsleute anspricht.<br />

Der Autor stellt theoretische Grundlagen und praktische Materialien (Übungen,<br />

Fallbeispiele, Geschichten, Rollenspiele, Instrumente) zur Bearbeitung von komplexen<br />

Praxissituationen zur Verfügung, ohne dadurch «Wissen mit Sofortwirkung»<br />

versprechen zu wollen.<br />

«Ausbildung der Ausbildenden» richtet sich an Aus- und Weiterbildungsfachleute<br />

in der Erwachsenenbildung, Kursleiter und Kursleiterinnen, Trainer, Dozentinnen<br />

und Dozenten sowie an Führungskräfte und Beratende im Bildungsbereich.<br />

Bestellungen an:<br />

DLS Lehrmittel AG, Speerstrasse 18, 9500 Wil<br />

Tel. 071 929 50 20, Fax 071 929 50 30, E-Mail dls@tbwil.ch


AUS DER PRAXIS FÜR DIE PRAXIS<br />

Zweimal im Jahr erscheint ein Bericht in der Reihe «Aus der Praxis für die Praxis».<br />

Anliegen dieser Schriftenreihe ist es, Erfahrungen und Kenntnisse, die in<br />

der Institution AEB gesammelt werden, einem interessierten Publikum zugänglich<br />

zu machen.<br />

Einzelnummer: Fr. 17.<strong>–</strong> Bestellungen an:<br />

Jahresabonnement DLS Lehrmittel AG<br />

für zwei Nummern: Fr. 29.<strong>–</strong> Speerstrasse 18, 9500 Wil<br />

Tel. 071 929 50 20, Fax 071 929 50 30<br />

dls@tbwil.ch<br />

Bestellbare Publikationen aus der AEB-Reihe «Aus der Praxis für die Praxis»:<br />

Nr. 12 Lernprozesse begleiten<br />

Martin Riesen<br />

Nr. 13 Ausbildungscontrolling<br />

und Qualitätsmanagement<br />

Walter Goetze<br />

Nr. 16 Qualitätsentwicklung<br />

in Bildungsorganisationen<br />

Elisabeth Fröhlich, Christof Thierstein<br />

Nr. 17 Assessment-Center<br />

Hans-Peter Karrer<br />

Nr. 18 Der Mensch lernt selbst<br />

und ständig<br />

Esther Hufschmid, Theresa Mory<br />

Nr. 19 Wissen in Organisationen<br />

Maja Graf, Peter Müller<br />

Nr. 20 Wahrnehmen <strong>–</strong> Beurteilen<br />

<strong>–</strong> Beraten<br />

Geri Thomann<br />

Nr. 21 Personalentwicklung als Führungsaufgabe<br />

in Bildungsorganisationen<br />

Martin Riesen<br />

Nr. 22 Projektmangement<br />

Hans Peter Gächter<br />

Nr. 23 Kompetenzmanagement für Fachleute<br />

der Erwachsenenbildung<br />

Hans Furrer<br />

Nr. 24 Qualitätsevaluation und Qualitätsentwicklung<br />

in der Weiterbildung<br />

Martin Baumgartner-Schaffner<br />

Nr. 25 Weiterbildung entwerfen <strong>–</strong><br />

Konzeptentwicklung und<br />

Programmplanung<br />

Elisabeth Fröhlich Luini,<br />

Christof Thierstein<br />

Nr. 26 Spielräume für Bildung<br />

Peter Wanzenried<br />

Nr. 27 Low budget E-Learning<br />

Donatus Berlinger, Peter Suter<br />

Nr. 28 Gender in der Erwachsenenbildung<br />

Sabina Schaffner<br />

Nr. 29 Gesagt <strong>–</strong> getan?!<br />

Kommunikation und Rhetorik<br />

in der Erwachsenenbildung<br />

Barbara Eppler, Ulrike Arens-Fischer


IMPRESSUM<br />

Der Schweizer Lernmedien- und Bildungsverlag<br />

Barbara Eppler, Ulrike Arens-Fischer<br />

Gesagt <strong>–</strong> getan?!<br />

Kommunikation und Rhetorik in der Erwachsenenbildung<br />

ISBN 3-03905-072-9<br />

1. Auflage 2003<br />

Herausgeber: AEB Akademie für Erwachsenenbildung<br />

Redaktion: Geri Thomann<br />

Projektleitung/Lektorat: Regula Fuchs<br />

Gestaltung/Umschlag: Kurt Bläuer, Bern<br />

Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek<br />

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen<br />

Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im<br />

Internet unter http://dnb.ddb.de abrufbar.<br />

1. Auflage 2003<br />

Alle Rechte vorbehalten © 2003 h.e.p. verlag ag<br />

Bildung.Medien.Kommunikation, Bern/Schweiz<br />

ISBN 3-03905-072-9<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

AUS DER PRAXIS


FÜR DIE PRAXIS<br />

AUS DER PRAXIS<br />

Barbara Eppler, Ulrike Arens-Fischer<br />

<strong>GESAGT</strong> <strong>–</strong> <strong>GETAN</strong>?!<br />

Kommunikation und Rhetorik in der Erwachsenenbildung<br />

Kommunikative Kompetenz ist unabdingbare Voraussetzung<br />

in der Erwachsenenbildung. Die vielfältigen Rollen,<br />

in denen sich Ausbildende bewegen, ob gegenüber ihren<br />

Vorgesetzten, ihren Teilnehmenden oder ihrem Team, verlangen<br />

oftmals rasches adäquates Handeln. Fragen Sie<br />

sich, warum Ihnen das eine Gespräch geglückt, das andere<br />

aber misslungen ist? Wundern oder ärgern Sie sich über<br />

bestimmte Verhaltensweisen in Ihrem Umfeld? Reagieren<br />

Sie passend? Gelingt es Ihnen, Feedback von Kritik zu<br />

trennen? Finden Sie die richtige Argumentation, um zu<br />

überzeugen?<br />

In Ruhe können Sie in dieser Broschüre erfahren, was alles<br />

eine Rolle spielt bei Ihren täglichen Gesprächen und sich<br />

für zukünftige vorbereiten. Konkrete Modelle laden zur<br />

Anwendung in der Praxis ein.<br />

LUZERN<br />

Kasernenplatz 1<br />

6000 Luzern 7<br />

Telefon 041 240 77 20<br />

Telefax 041 240 79 88<br />

E-Mail info-lu@aeb.ch<br />

www.aeb.ch<br />

ZÜRICH<br />

Sumatrastrasse 11<br />

8006 Zürich<br />

Telefon 01 361 34 34<br />

Telefax 01 361 35 33<br />

E-Mail info-zh@aeb.ch<br />

www.aeb.ch

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!