Öffentlicher Sektor - Institut für soziale Gegenwartsfragen
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Rolle des Staates<br />
Der Staat - Selbstverwaltungsform<br />
der Gesellschaft?<br />
Abgrenzung und Finanzierung<br />
(Fragen/Thesen von Udo Herrmannstorfer)<br />
Fragen, an denen man nicht vorbeikommt:<br />
1. Um welche <strong>soziale</strong> Aufgabenstellung handelt es<br />
sich jeweils? In welchem Verhältnis stehen dabei<br />
Individualität, Gesellschaft und Staat? Worin besteht<br />
das öffentliche Interesse?<br />
2. Welche <strong>soziale</strong>n Gestaltungs- und Begegnungsformen<br />
sind nötig, damit sich auch die daran<br />
beteilig ten Menschen an der Aufgabe entwickeln<br />
können?<br />
3. Welche Finanzierungsformen sind der Aufgabe<br />
angemessen? Gesichtspunkte der Mittelentstehung,<br />
Mittelverwaltung und Mittelverwendung.<br />
4. Kaufgeldumlagerung, Kreditierung oder Schenkung<br />
- die Wahl der aufgabenadäquaten Geldqualitäten.<br />
5. Ist Schuldenmachen zur Finanzierung von Aufgaben<br />
zulässig? Was bedeutet Verschuldung des<br />
öffentlichen <strong>Sektor</strong>s <strong>für</strong> die <strong>soziale</strong> Realität von<br />
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft?<br />
6. Ursachen und Wirkungen von Verschuldungen<br />
der öffentlichen Hand.<br />
Sonderformen <strong>für</strong> öffentliche Verschuldungen oder<br />
Beteiligung am Kapitalmarkt?<br />
Der Staat als Marktteilnehmer? Kann der Staat Pleite<br />
gehen? Umgang mit Altlasten.<br />
7. Beziehung zu gegenwärtigen Entwicklungsnotwendigkeiten<br />
der Menschen und damit auch zur<br />
Dreigliederung des <strong>soziale</strong>n Organismus.<br />
Der Staat -<br />
Selbstverwaltungsform der Gesellschaft?<br />
Abgrenzung und Finanzierung (Thesen/Fragen<br />
von Prof. Dr. Roland Geitmann)<br />
1. Welche Träger und Funktionen meinen wir mit<br />
„Staat“ (Bund, Länder und Gemeinden) und welche<br />
zusätzlichen mit dem Begriff „öffentlicher <strong>Sektor</strong>“ (Sozialversicherungsträger<br />
und öffentliche Unternehmen<br />
oder alles, was der Staat mit-/finanziert oder was<br />
im öffentlichen Interesse liegt)?<br />
2. Welche Entmischung von Staat, Wirtschaft und<br />
Kultur streben wir an oder setzen wir voraus? Welchen<br />
Zeithorizont und Raum haben wir im Auge?<br />
Welche Abgrenzungen ergeben sich aus dem<br />
Demokratie- und dem Gleichheitsprinzip?<br />
18 Sozialimpulse 1/12<br />
3. Welche strukturellen (innerhalb und zwischen<br />
Generationen), regionalen, europaweiten und<br />
globalen Lasten- und Sozialausgleiche brauchen<br />
wir? Sollten Nutzungsentgelte <strong>für</strong> Gemeingüter der<br />
Finanzierung von Staatsaufgaben dienen oder pro<br />
Kopf zurückverteilt werden?<br />
4. Kann das öffentliche Finanzwesen saniert werden,<br />
solange das Geldwesen wachsende Verschuldung<br />
voraussetzt? Welche Aufgaben (Investitionen)<br />
können über Schulden finanziert werden? Helfen bei<br />
einem Finanzkollaps große Entwürfe oder eher die<br />
Selbstorganisationskräfte der Menschen?<br />
Sozialausgleich -<br />
inhaltliche Bestimmung und<br />
Finanzierung<br />
(Thesen/Fragen von Prof. Dr. Harald Spehl)<br />
A Grundlagen<br />
1. Soziale Sicherung ist eine gesellschaftliche (Um-)<br />
Verteilungsaufgabe. Die Übernahme dieser Aufgabe<br />
durch den Staat in Deutschland ist historisch<br />
bedingt. Private Versicherungslösungen und Kapital<br />
deckungsverfahren bedürfen letztlich auch einer<br />
gesellschaftlichen Absicherung.<br />
2. Die gesellschaftliche Organisation der Sozialen<br />
Sicherung in Deutschland ist immer noch ein gestuftes<br />
System: Individuum - Familie - neue Sozialgemeinschaften<br />
- Kommunen - Länder - Bund.<br />
3. Der Sozialausgleich umfasst Phasen der zeitweiligen<br />
oder endgültigen Freistellung oder Unmöglichkeit<br />
von Erwerbsarbeit: Geburt, Kindheit,<br />
Ausbildung, Weiterbildung/Umschulung, Krankheit,<br />
Behinderung, zeitweilige oder endgültige Erwerbsunfähigkeit,<br />
Arbeits- oder besser Einkommenslosigkeit,<br />
Pflegebedürftigkeit, Alter bzw. Ausscheiden aus<br />
der Erwerbstätigkeit, Sterbezeit, Tod.<br />
4. Der Sozialausgleich umfasst finanziell einen<br />
großen Teil der öffentlichen und privaten Ausgaben.<br />
5. Der reale Sozialausgleich erfolgt unabhängig<br />
von seiner Finanzierung immer als Ertragsteilung<br />
zwischen denen, die die benötigten Leistungen erzeugen<br />
bzw. als Konsumteilung nach der Zuteilung<br />
einerseits und denen, die zeitweise oder endgültig<br />
solche Leistungen nicht erbringen können oder sollen<br />
andererseits.<br />
6. Die finanzielle Organisation des Sozialausgleichs<br />
erfolgt über unterschiedliche Wege: Sozialabgaben,<br />
Steuern, Versicherungsbeiträge, Vermögensaufbau.<br />
„Der Staat“ bzw. das „politische System“ hat den<br />
entscheidenden Einfluss auf Art und Umfang der<br />
<strong>soziale</strong>n Leistungen. Die Bedeutung „marktlicher<br />
Lösungen“ nimmt zu.