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DIE TUBENMANOMETRIE<br />
Bernard Ars 1,3 und Joris J.J. Dirckx 2<br />
1 UZA-UIA Universitätskrankenhaus und Universität Antwerpen; Temporal Bone Foundation, Brüssel; 2 RUCA<br />
Universität Antwerpen; 3 I.L.M.H.-Leonardo da Vinci, Antwerpen, Belgien<br />
Einführung<br />
Die Tubenmanometrie ist eine neue klinische Untersuchungsmethode zur Messung des aktiven Gastransports<br />
vom Nasopharynx zur Pauke. Diese Methode basiert auf einer Druckapplikation im Nasopharynx während des<br />
Schluckvorgangs, wobei zeitgleich hochauflösende Druckmessungen im äußeren Gehörgang und im Nasopharynx<br />
vorgenommen werden. Das Verfahren analysiert die Funktion des Gaumensegels während des Schluckvorgangs<br />
und kann Störungen im Öffnungsvorgang der fibrocartilaginären Eustachischen Röhre aufzeigen. Diese<br />
nichtinvasive und leicht durchzuführende Untersuchung liefert dynamische Bilder der Funktion des Gaumensegels<br />
während des Schluckvorgangs und der Gaszirkulationsmodalitäten in der fibrocartilaginären Tube. 1 Klinische<br />
Studien haben gezeigt, dass verschiedene Krankheitserscheinungen zu signifikant unterschiedlichen Messergebnissen<br />
führen. Diese Methode eröffnet neue Wege, die Funktion der fibrocartilaginären Tube und die<br />
Druckregulierung im Mittelohr grundlegend zu erforschen. 2,3<br />
Material und Methode<br />
Funktionsprinzip des Gerätes<br />
Ziel dieses Verfahrens ist die Bestimmung des für die Öffnung der fibrocartilaginären Tube erforderlichen<br />
Schwellendrucks und die Ermittlung der zeitlichen Latenz zwischen Druckapplikation und Tubenöffnung.<br />
Das Grundprinzip der Tubenmanometrie besteht darin zu Beginn des Schluckvorgangs einen kalibrierten Überdruck<br />
in den Nasopharynx abzugeben. Dieser „Überdruck“ initiiert die Öffnung der fibrocartilaginären Tube<br />
und den anschließenden Gastransfer vom Nasopharynx zum Mittelohr.<br />
Kontaktadresse für Korrespondenz: Bernard Ars, MD, PhD, Avenue du Polo, 68, B-1150 Brüssel, Belgien<br />
Fibrocartilaginous Eustachian Tube - Middle Ear Cleft, Seite 151-158 Verfasser B. Ars<br />
© 2003 Kugler Publications, Den Haag, Niederlande
Tubenmanometrie (B. Ars und J. Dirckx)<br />
Das Gerät ist in der Lage, die initiale Phase des Schluckvorgangs automatisch zu registrieren und dann ohne<br />
Verzögerung einen Gasbolus mit einem vorbestimmten Druckniveau abzugeben (Überdruck in der Reihenfolge<br />
300, 400 oder 500 daPa). Der Gasbolus verteilt sich in dem geschlossenen Raum, der durch den Nasenadapter,<br />
die Nasenhöhle und den durch das Gaumensegel verschlossenen Nasopharynx gebildet wird.<br />
Die Öffnung der Tube lässt sich anhand eines im äußeren Gehörgang gemessenen Sign<strong>als</strong> feststellen.<br />
Gerät<br />
Das Tubenmanometer besteht aus:<br />
- einem verstellbaren Druckgenerator, der luftdicht mit der Nasenhöhle verbunden wird und kontrollierte<br />
positive Drücke zwischen 15 und 60 mbar erzeugt;<br />
- einem Synchronisierer, der die automatische Applikation des Überdrucks genau mit dem Schluckvorgang<br />
koppelt;<br />
- einem Detektor für die Trommelfellbewegung, bestehend aus einem Druckwandler, welcher fest mit dem<br />
äußeren Gehörgang verbunden wird (Druckwandler der Firma Honeywell, Druckbereich von 0 bis 690 da-<br />
Pa);<br />
- einem Druckwandler (Firma Honeywell, Druckbereich von 0 bis 3440 daPa) zur Messung des Druckes in<br />
Nasenhöhle und Nasopharynx;<br />
- einem elektronischen Prozessor zur Auswertung der von den Druckwandlern gelieferten Signaldaten;<br />
- einem Softwarepaket zur Aufzeichnung, Visualisierung, Interpretation und Speicherung der Messdaten und<br />
zur Erstellung von Messkurven.<br />
Der Apparat besteht aus einem kalibrierten Druckgenerator und zwei hochsensiblen Druckmesssonden. Der<br />
Druck wird durch ein an die Nasenöffnungen angeschlossenes Schlauchsystem appliziert, wobei eine der Messsonden<br />
den Druck im Nasopharynx aufzeichnet. Ein zweiter Schlauch ist luftdicht mit dem äußeren Gehörgang<br />
verbunden und eine zweite Messsonde registriert den Druck in diesem Schlauch. Dringt Druck durch die fibrocartilaginäre<br />
Tube ins Mittelohr ein, so kommt es zu einer Trommelfellbewegung und einer messbaren Druckänderung<br />
im äußeren Gehörgang. Die im Nasopharynx und im äußeren Gehörgang registrierten Messergebnisse<br />
werden digitalisiert und in einem Computer gespeichert. Die Druckänderungen lassen sich auf dem PC-<br />
Bildschirm in Echtzeit beobachten. Nach Durchführung einer Messung können die Daten in Druck-Zeit-<br />
Diagrammen am Bildschirm angezeigt und ausgewertet werden. In einer Patienten-Datenbank werden die Latenzen<br />
und Druckwerte zusammen mit den aufgezeichneten Kurvendiagrammen gespeichert.<br />
Bedienungsanleitung<br />
Der Patient sitzt aufrecht mit horizontaler Blickrichtung, wobei zuerst das rechte Ohr und dann das linke getestet<br />
wird. Die Messung selbst dauert nur wenige Minuten, ist nicht unangenehm und der Patient erhält nur ein Minimum<br />
an Anweisungen. Als erstes wird der äußere Gehörgang mit einem luftdichten Stöpsel verschlossen, wie<br />
er auch in der normalen Tympanometrie verwendet wird, wodurch die Messsonde mit dem Gehörgang verbunden<br />
wird (Abb. 1a).
Tubenmanometrie (B. Ars und J. Dirckx)<br />
Abb. 1. Tympanometrie: Bedienungsanleitung. a. Der äußere Gehörgang wird mit einem luftdichten Stöpsel verschlossen<br />
und die entsprechende Druckmesssonde wird angeschlossen. Der Patient wird gebeten eine kleine Menge Wasser in den<br />
Mund zu nehmen. Die beiden Nasenlöcher werden mit einem doppelläufigen Nasenadapter luftdicht verschlossen. d. Dann<br />
schluckt der Patient, wobei er die Zähne fest geschlossen hält.<br />
Dann wird der Patient gebeten eine kleine Menge Wasser in den Mund zu nehmen (Abb. 1b): Dieses Wasser<br />
hilft dem Patienten einen einzelnen, wohl-kontrollierten Schluckvorgang durchzuführen, der die Öffnung der<br />
fibrocartilaginären Tube auslöst. Als nächstes wird entweder vom Patienten selbst oder von der untersuchenden<br />
Person ein doppelläufiger Nasenadapter so an die beiden Nasenöffnungen gepresst, dass diese luftdicht verschlossen<br />
sind (Abb. 1c). Über einen Schlauch ist dieser Adapter mit dem Druckgenerator und mit der Messsonde<br />
im Nasopharynx verbunden. Dann schluckt der Patient, wobei er die Zähne fest geschlossen hält (Abb.<br />
1d). Der Schluckvorgang selbst dient <strong>als</strong> Auslöser für die Druckabgabe in den Nasopharynx. Die Abgabe des<br />
Gasbolus erfolgt automatisch, das Gas verteilt sich im Mittelohr und die Öffnung der fibrocartilaginären Eustachischen<br />
Röhre wird im äußeren Gehörgang <strong>als</strong> Signal gemeldet. Der tatsächliche Messervorgang dauert weniger<br />
<strong>als</strong> eine Minute, so dass der Test anschließend problemlos mehrfach wiederholt werden kann.<br />
Interpretation der Messergebnisse<br />
Ein bedeutender Parameter dieser Untersuchung ist die zeitliche Latenz zwischen der Druckapplikation im Nasopharynx<br />
und der Öffnung der Tube. Die Öffnung der fibrocartilaginären Eustachischen Röhre lässt sich in der<br />
Gehörgangs-Druckkurve leicht identifizieren, da die Bewegung des Trommelfells einen plötzlichen Druckanstieg<br />
verursacht (Abb. 2, obere Kurve). Der Zeitpunkt der Druckapplikation kann ebenso leicht in der Nasopharynx-Druckkurve<br />
ermittelt werden. Die Druckapplikation selbst wird durch den Schluckvorgang ausgelöst.<br />
In der Grundlagenforschung wird der Schluckvorgang manchmal mit Hilfe eines piezoelektrischen H<strong>als</strong>bands<br />
registriert, das eng um den H<strong>als</strong> gelegt wird. Dabei verformt sich das H<strong>als</strong>band beim Schlucken, wodurch ein<br />
elektrischer Auslöseimpuls erzeugt wird. Obwohl auf diese Weise ein sehr gutes Auslösesignal erzielt werden<br />
kann, empfinden viele Patienten solch ein H<strong>als</strong>band <strong>als</strong> unangenehm und einengend.<br />
Für klinische Tubenmanometrie-Messungen beschafft man sich das Signal daher auf andere Weise. Durch den<br />
Schluckvorgang kommt es im Nasopharynx zu einer ganz leichten Änderung der Druckverhältnisse. Diese kann<br />
durch eine hochsensible Druckmesssonde ermittelt werden und <strong>als</strong> Trigger für die Druckapplikation dienen. Der<br />
Druckgenerator ist so konzipiert, dass ein Gasausstoß stattfinden kann, während gleichzeitig das Druckniveau
Tubenmanometrie (B. Ars und J. Dirckx)<br />
konstant bleibt. Im Nasen-Rachen-Raum lässt sich der gewünschte Gasdruck so fast umgehend erreichen. Er<br />
ergibt sich aus der Differenz zwischen dem Reservevolumen (zwei Liter) und dem Volumen des Nasen-Rachen-<br />
Raums. Kurz nach der Druckapplikation öffnet sich die fibrocartilaginäre Tube (im Normalfall).<br />
Bei Patienten mit perforiertem Trommelfell erreicht das gesamte im Nasopharynx vorhandene Druckniveau<br />
auch den äußeren Gehörgang. Wenn sich die Tube tatsächlich über ihre gesamte Länge öffnet, sollte es möglich<br />
sein, den gesamten applizierten Druck im Gehörgang zu messen. Falls aber lediglich eine peristaltische Bewegung<br />
stattfindet und nur eine festgelegte Gasmenge ins Mittelohr injiziert wird, würde man erwarten, nur einen<br />
begrenzten Druckanstieg messen zu können. Der Druckanstieg im Mittelohr verursacht eine Trommelfellbewegung.<br />
Diese Bewegung wiederum löst im verschlossenen äußeren Gehörgang einen winzigen Druckanstieg aus.<br />
Dessen Ausmaß hängt einerseits von der Compliance des Trommelfells, andererseits vom Gesamtvolumen des<br />
Gehörgangs, vom Druckwandlerschlauch und dem inneren Volumen des Druckdetektors ab. Die letzteren beiden<br />
Faktoren haben zwar eine Auswirkung auf die Dauer P2-P1, aber nur wenig Auswirkung auf die Druckamplitude.<br />
Theoretisch hat auch der Durchmesser des Messkreislaufs des Tubenmanometers einen Einfluss auf diese<br />
Amplitude, Experimente haben jedoch gezeigt, dass diese Auswirkung im Vergleich zur Compliance des<br />
Trommelfelles recht unbedeutend ist. Aufgrund all dieser Faktoren besitzt die Amplitude des im äußeren Gehörgang<br />
gemessenen Drucks Aussagekraft mit Bezug auf Trommelfell-Perforationen und Retraktionstaschen.<br />
Dank des eindeutig definierten Triggerpunktes haben die Latenz-Messungen eine große Genauigkeit. Klinische<br />
Studien haben gezeigt, dass die zeitliche Latenz ein sehr bedeutender Parameter zur Differenzierung verschiedener<br />
Krankheitsbilder ist. 3<br />
Als letztes wird der Druck im Nasopharynx gemessen. Dies hat natürlich hauptsächlich den Zweck, den Triggerpunkt<br />
der Druckapplikation zu identifizieren, der für die Bestimmung der Latenzen benötigt wird. Im Falle<br />
eines insuffizienten Velumsverschlusses kann der vorher festgelegte Druckwert im Nasopharynx aber nicht in<br />
vollem Maße erreicht werden. In solchen Fällen gewinnt die Amplitude der Nasopharynx-Druckkurve klinische<br />
Relevanz. Einerseits bietet sie einen Hinweis auf das Ausmaß der Undichtigkeit. Andererseits ist die Druckkurve<br />
notwendig um fehlerhafte Schlüsse im Hinblick auf eine Tubendysfunktion zu vermeiden. Bei unzureichendem<br />
Druckniveau im Nasopharynx kommt keine Öffnung der fibrocartilaginären Tube zustande; auch im äußeren<br />
Gehörgang ist dann kein Drucksignal messbar, und zwar selbst bei uneingeschränkter Tubenfunktion.<br />
Mehrere klinische Studien wurden durchgeführt; eine Ergebnisübersicht ist im nächsten Abschnitt enthalten. 2,3<br />
Das Tubenmanometer wird <strong>als</strong> neues Instrument gegenwärtig auch in der Grundlagenforschung untersucht, da<br />
es möglicherweise in der Lage ist, neue Informationen über die Dynamik der fibrocartilaginären Tube und die<br />
Druckregulierung im Mittelohr zu liefern.<br />
Der Schluckvorgang, die Öffnung der fibrocartilaginären Eustachischen Röhre und der Ausgleich von Druckvariationen<br />
im Mittelohr lassen sich anhand der im Tubenmanometrie-Verfahrens erhaltenen Kurven analysieren.<br />
4,5 Dieses nichtinvasive und leicht durchführbare Verfahren liefert dynamische Bilder sowohl zur Funktion<br />
des Gaumensegels während des Schluckvorgangs, <strong>als</strong> auch zu den Modalitäten der Gaszirkulation in der fibrocartilaginären<br />
Tube und der Pauke. Es bietet ein neues Verfahren zur Untersuchung des aktiven Gastransfers<br />
vom Nasopharynx zur Pauke.<br />
Ergebnisse<br />
Im vorliegenden Text sind alle Druckwerte in Pascal angegeben. In der klinischen Praxis wird häufig die Maßeinheit<br />
mbar verwendet (1 mbar = 100 Pascal oder 10 daPa). Die Tubenmanometrie liefert dynamische Druck-<br />
Zeit-Diagramme des Nasopharynx und des äußeren Gehörgangs (Abb. 2). Dabei gibt die X-Achse die Zeit in<br />
Sekunden und die Y-Achse den Druck in mbar an.<br />
Die Anzeige der Messwerte erfolgt <strong>als</strong> zwei kombinierte Kurven:<br />
- Die untere Kurve zeigt die in den Nasopharynx eingebrachten Überdruckwerte an, die eine Öffnung der<br />
fibrocartilaginären Tube auslösen sollen.<br />
- Die in der oberen Kurve angezeigten Druckvariationen im äußeren Gehörgang sind das Resultat der Trommelfellbewegung,<br />
die ihrerseits mit den Druckvariationen in der Pauke nach der Tubenöffnung korrespondiert.<br />
Untere Kurve: Informationen über den Nasopharynx<br />
Bei der Auswertung der unteren Kurve lassen sich drei aufeinanderfolgende Phasen erkennen (Abb. 2):
Tubenmanometrie (B. Ars und J. Dirckx)<br />
- Die initiale Phase zeigt von Messpunkt C1 bis Messpunkt C2 den Druckaufbau. Dieser Anstieg korrespondiert<br />
mit dem Verschluss durch das Velum (Gaumensegel) und spiegelt den Druckanstieg in Nasenhöhle<br />
und Nasopharynx wider. Dieser Teil der Kurve repräsentiert den Stimulus, der die Tubenöffnung auslöst<br />
(C2 in mbar) und korrespondiert mit dem Beginn der Reflexphase beim Schlucken. Ist der Druck C2 mehr<br />
<strong>als</strong> 10 % niedriger <strong>als</strong> der applizierte Druck, so ist das ein Hinweis auf einen unzureichenden Verschluss<br />
des Gaumensegels. Die Latenz von C1 nach C2 (in Sekunden) entspricht dem Zeitraum, der für den Aufbau<br />
des Überdrucks benötigt wird. Dieser Zeitraum sollte möglichst kurz sein und auf jeden Fall unter 0,30 sec<br />
liegen.<br />
- Die zweite Phase von C2-C3 entspricht dem „Druckplateau“. Es weist eine interindividuelle sowie intraindividuelle<br />
Variationsbreite auf und resultiert aus den isometrischen muskulären Kontraktionen des weichen<br />
Gaumens.<br />
- Die bei Messpunkt C3 beginnende dritte Phase zeigt einen deutlichen Druckabbau im Nasopharynx an und<br />
beruht auf der muskulären Relaxation des weichen Gaumens und dem Entweichen des Gases.<br />
Obere Kurve: Informationen über den äußeren Gehörgang<br />
Die Druckvariationen im äußeren Gehörgang sind das Resultat der Trommelfellbewegung, welche mit den<br />
Druckvariationen in der Pauke nach der Tubenöffnung korrespondiert.<br />
Bei perforiertem Trommelfell (Trommelfellperforation oder Belüftungsröhrchen) entsprechen die Messwerte<br />
den intratympanalen Druckverhältnissen. Im Normalfall wird jedoch nur ein geringer Druckanstieg registriert,<br />
der durch die Trommelfellauslenkung in den geschlossenen Gehörgang verursacht wird.<br />
Die obere Kurve zeigt ebenfalls drei Phasen (Abb. 2):<br />
- Die Druckanstiegsphase von P1 bis P2 entspricht der lateralen Trommelfellbewegung <strong>als</strong> Antwort auf den<br />
Druckaufbau im Mittelohr.<br />
- Die Aufrechterhaltung des Drucks verläuft von P2 bis P3 und zeigt den Verlauf einer horizontalen Linie.<br />
Sie gibt die maximale Trommelfellbewegung wieder. Die Dauer dieses Druckplateaus korrespondiert mit<br />
der Dauer der Überdruckapplikation in den Nasopharynx. Experimentelle Untersuchungen der Druckströmung<br />
haben gezeigt, dass die fibrocartilaginäre Eustachische Röhre während der Plateauphase geöffnet ist<br />
und einen Gastransfer gestattet.<br />
- Die dritte Phase von P3 bis P4 entspricht der „Entleerung des Mittelohres“ und kommt durch den Druckabbau<br />
in der Pauke zustande.<br />
Anforderungen<br />
Die Funktion der fibrocartilaginären Eustachischen Röhre, insbesondere der Beginn der Tubenöffnung:<br />
Abb. 2. Tubenmanometrie-Kurven. Die Druckvariationen im äußeren Gehörgang sind das Resultat der Trommelfellbewegung,<br />
welche mit den Druckvariationen in der Pauke nach der Tubenöffnung korrespondiert. Die<br />
untere Kurve zeigt den in den Nasopharynx eingebrachten Überdruck, der die Öffnung der fibrocartilaginären<br />
Eustachischen Röhre auslösen soll.
Tubenmanometrie (B. Ars und J. Dirckx)<br />
R: Beschreibt das Verhältnis der Latenz der Tubenöffnung (P1-C1) in Abhängigkeit von der Zeit des Druckaufbaus<br />
im Nasopharynx (C2-C1). Beide Werte werden in Sekunden ausgedrückt:<br />
P1-C1<br />
R: –––––––– = 0,87<br />
C2-C1<br />
(dies entspricht den Standardwerten bei normalen Probanden)<br />
Diese Verhältniszahlen quantifizieren die Reaktion der fibrocartilaginären Tube und des Gaumensegels auf den<br />
Stimulus. Der Öffnungs-Latenz-Index (ÖLI) R lokalisiert den Öffnungszeitpunkt der fibrocartilaginären Tube:<br />
R < 1 : Öffnung der Tube vor C2<br />
R > 1 : Öffnung der Tube nach C2<br />
R~ = 0 : klaffend geöffnete fibrocartilaginäre Tube<br />
Kann kein R-Wert berechnet werden, so bedeutet dies, dass keine Öffnung der fibrocartilaginären Tube<br />
stattgefunden hat.<br />
Die Antwort des Trommelfells:<br />
- P2-P1 (sec) entspricht dem Zeitraum der lateralen Trommelfellbewegung <strong>als</strong> Antwort auf den<br />
Druckaufbau im Mittelohr. Die Antwort des Trommelfells erfolgt zwischen der Öffnung<br />
der Tube und der Druckstabilisierung im Mittelohr.<br />
Normale Durchschnittswerte auf Zeit-Achse und Druck-Achse:<br />
- P2-P1 = 8,6 daPa entsprechen dem Druckniveau, das im Anschluss an die Tubenöffnung durch die<br />
Trommelfellbewegung an den äußeren Gehörgang weitergeleitet wird. Dieser Wert<br />
korreliert nicht mit dem variablen Stimulus (Überdruckwerte von 30, 40 oder 50<br />
mbar). Ein niedriger Wert scheint mit einem geringen Mittelohr-Volumen zu korrelieren<br />
(pneumatisiertes Mastoidsystem und Pauke). Aufgrund der Trommelfell-<br />
Compliance ist dieser Wert wesentlich niedriger <strong>als</strong> im Mittelohr.<br />
- P3-P1 sec<br />
–––––––––– = 1,41<br />
C3-P1 sec Diese Verhältniszahl beschreibt den gesamten Öffnungszeitraum der fibrocartilaginären<br />
Tube im Verhältnis zur Durchschnittsdauer des Schluckvorgangs nach der<br />
Tubenöffnung.<br />
Die Entleerung des Mittelohres wird durch den Druckabbau im äußeren Gehörgang angezeigt, der bei Messpunkt<br />
P3 (Schließzeitpunkt der fibrocartilaginären Eustachischen Röhre) beginnt. Dieser Vorgang spiegelt die<br />
Gasresorption der Mittelohrschleimhaut und/oder die Pufferkapazität des Mittelohrs wider.<br />
Danksagungen<br />
Das Tubenmanometer® wurde konzipiert von dem Facharzt für H<strong>als</strong>-Nasen-Ohrenheilkunde D. Estève, MD, F-<br />
48000, Frankreich, E-Mail: de04@wanadoo.fr. Die Produktion des Tubenmanometer® erfolgt durch ‘La Diffusion<br />
Technique Française’, 114-120, rue Bergson, F-42003, Saint-Etienne Cedex 1, Frankreich, E-Mail:<br />
dtf@wanadoo.fr<br />
Literaturangaben<br />
1. Estève D., Martin C., Dubreuil C.: Tubomanométrie: aspects de la fonction équipressive de la trompe auditive:<br />
cas cliniques. J Fr ORL 48:6, 1999<br />
2. Estève D., Dubreuil C., Della Vedova C., Normand B., Martin C.: Evaluation par tubomanométrie de la<br />
fonction d'ouverture tubaire et de la réponse tympanique chez le sujet normal et chez le sujet porteur d'une<br />
otite séro-muqueuse chronique: comparaison des résultats. J Fr ORL 50(5):223-231, 2001<br />
3. Esteve D., Dubreuil C., Della Vedova C., Normand B., Lavieille J.P., Martin C.: Physiologie et physiopathologie<br />
de la fonction d'ouverture de la trompe auditive: apports de la tubomanométrie. J Fr ORL<br />
50(5):233-241, 2001<br />
4. Ars B., Ars-Piret N.: Middle ear pressure balance under normal conditions: specific role of the middle ear<br />
structures. Acta Oto-Rhino-Laryngol Belg 48:339-342, 1994
Tubenmanometrie (B. Ars und J. Dirckx)<br />
5. Ars B., Ars-Piret N.: Morpho-functional partition of the middle ear cleft. Acta Oto-Rhino-Laryngol Belg<br />
51:181-184, 1997