vom 11. Sept. 2004 - Iris Minder
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© Solothurner Zeitung / MLZ; <strong>11.</strong>09.<strong>2004</strong><br />
Grenchen Zeitung<br />
Schulalltag auf die Spitze getrieben<br />
450 Jahre Grenchner Schule Witziger und frischer Kabarettabend zum Jubiläum<br />
Es ist nur ein halber runder Geburtstag, aber für Schuldirektor Erwin Egli eine Gelegenheit, im<br />
gewohnten Schulbetrieb kurz innezuhalten. Frau Landammann Ruth Gisi wollte einfach einen<br />
amüsanten Kabarettabend zum Jubiläum 450 Jahre Grenchner Schulen geniessen. Sie wurde nicht<br />
enttäuscht.<br />
Urs Byland<br />
Erstaunlich gut funktionierten an der Vorpremiere in der Aula Schulhaus IV die Pointen im Stück<br />
«Scola-Schule-School». Spritzig und witzig wurden die Nummern zum Thema Schule vorgeführt.<br />
Die rund 70 Geladenen hatten andauernd Grund zum Lachen. Spitze Schreie waren nicht selten,<br />
insbesondere von den anwesenden Lehrkräften, die auf der Bühne Szenen miterlebten, welche sie<br />
an ihren Alltag erinnerten - wenn auch pointiert dargeboten. Ähnlich wird es allen Besuchern<br />
ergehen. Die Schule besuchte schliesslich jeder.<br />
Ruth Gisi fand es bemerkenswert, dass die Grenchner das Jubiläum nicht mit einem möglicherweise<br />
steifen Festakt, sondern mit einem Kabarett feiern. In einer kurzen Rede vor dem Beginn der<br />
Vorstellung liess sie Vergangenheit Vergangenheit sein und blickte in die Gegenwart, die in<br />
Grenchen von einer modernen Schule geprägt sei. Deutschzusatz im Kindergarten,<br />
Integrationsklasse für Fremdsprachige, Tastaturschreiben, Mittagstisch, die alle zwei Jahre<br />
stattfindende Berufsmesse, das in der Volksschule integrierte Progymnasium, die aufgegleiste<br />
Schulsozialarbeit, die betreuten Arbeitsplätze für störende Schüler oder die Aufgabenhilfen nannte<br />
sie eine ganze Liste von erwähnenswerten Punkten. Auf ihrer Liste fehlte nur der Hinweis, dass in<br />
Grenchen Blockzeiten noch fehlen.<br />
Irrenhaus Schule<br />
Dass das Thema Schule Stoff für mehr als einen Kabarettabend liefern könnte, bewiesen die<br />
Spielerinnen und Spieler rund um die Regisseurin und Projektleiterin <strong>Iris</strong> <strong>Minder</strong>. Sie agierten auf<br />
der Bühne allesamt überlegt und ihrem Können entsprechend hervorragend, Nervosität war kaum<br />
spürbar. Kabarettistisches Talent zeigten insbesondere Maria Dobler und die drei Jugendlichen<br />
Kristina Kuenzer, Marc Ghezzi sowie Stephan Kocher.<br />
Auf die Spitze getrieben wurden alltägliche Schulszenen. Beispiel Elternabend: Zweimal jährlich soll<br />
dieser durchgeführt werden. Nur - den top motivierten Lehrerkräften fehlen die besuchenden<br />
Eltern. Also rekrutiert die Schulkommission, natürlich top secret, Personal, das Eltern mimen soll.<br />
Nur: «Ich habe keine Ahnung von Kindern», so ein älterer Interessent für den Job. «Macht nichts,<br />
die Eltern auch nicht», antwortet das rekrutierende Schuko-Mitglied. Eng wurde es für das<br />
Publikum, als es einem Workshop im Erholungsheim für Lehrer, sinnigerweise im real existierenden<br />
Prägelz, beiwohnte. Als die überforderte Junglehrerin (Miriam Maegli) verzweifelt über ihren Spagat<br />
zwischen Lehrplan, Sparzwang, Klassengrösse, Eltern, Schülern und Behörden klagte, fiel manchen<br />
Zuschauenden wieder wie Schuppen von den Augen, welchen Anforderungen Lehrkräfte<br />
standhalten müssen.<br />
Jagd auf die Lehrer<br />
Da ist es nur verständlich, dass ein obskurer ungarischer Professor Kalaj (Hans-Ruedi Sutter) die<br />
Jagd auf den Lehrer eröffnet. «Zu viele Ferien und zu viel Lohn machen aus ihm ein Luxusobjekt»,<br />
auf das man verzichten könne. Man finde ja alles im Internet, was man wissen muss, «wenn man<br />
etwas wissen will». «Er muss von allen gehetzt und gejagt werden, bis seine Lebenskraft erlischt<br />
und er ausstirbt.» Die krachenden Pointen kontrastierten mit Zitaten von Schülern, zwischen den<br />
Nummern vorgetragen von drei Jugendlichen, zum Thema «Schule ist, ...» Die Antworten<br />
erheiterten oder berührten wegen ihrer erfrischenden Ehrlichkeit. «In der Schule kannst du etwas<br />
lernen.» «Man kann in die Pause gehen.» «Die Schule ist etwas wie mein Zuhause.»
Der Kabarettabend hinterliess ein aufgeräumtes Publikum. Wer die Schule noch nicht aus seinem<br />
Kopf gestrichen hat, darf sich die Vorstellung nicht entgehen lassen.<br />
Vorstellungen in der Aula Schulhaus IV: 15.9., 17.9., 18.9., 21.9., 22.9., 23.9. jeweils 20 Uhr,<br />
12.9. und 19.9. jeweils 18 Uhr. Vorverkauf: Team Papeterie, 032 653 84 34.<br />
Bewerbungsgespräch Nachdem das AHV-Alter erneut erhöht wurde, sucht die Frau <strong>vom</strong><br />
Arbeitsamt (Esther Gugelmann) für die 89-jährige Bertha (Miriam Maegli) die richtige<br />
Lehrerinnenstelle. uby<br />
IRIS MINDER<br />
Eine kleine Episode ereignete sich am Rande des Anlasses. Am Ende seiner Eröffnungsrede bat<br />
Stadtpräsident Boris Banga seine ehemalige «Kulturministerin», Regisseurin <strong>Iris</strong> <strong>Minder</strong>, an seine<br />
Seite. «Bruuchsch kei Angscht z ha», rief er ihr zu. Banga betonte, dass er ihr einmal vor<br />
versammeltem Publikum und in «aller Öffentlichkeit» für ihr Engagement danken wolle. Er<br />
erwähnte ihre Arbeit für das Freilichttheater «Die Eule» oder das Musical «Das Zeitloch» und<br />
überreichte <strong>Minder</strong> eine kleine Skulptur. (uby)