Die häufigsten Gesteine des Ost-Erzgebirges
Die häufigsten Gesteine des Ost-Erzgebirges
Die häufigsten Gesteine des Ost-Erzgebirges
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422 <strong>Gesteine</strong> Tiefengestein / Ganggestein<br />
423<br />
<strong>Die</strong> häufi gsten <strong>Gesteine</strong> <strong>des</strong> <strong>Ost</strong>-<strong>Erzgebirges</strong><br />
Text: Jens Weber, Bärenstein; Werner Ernst, Kleinbobritzsch<br />
Fotos: Lutz Geißler (www.geoberg.de); Gerold Pöhler<br />
Magmatische <strong>Gesteine</strong><br />
kompakte, ungeschieferte <strong>Gesteine</strong><br />
Tiefengestein<br />
1 Granit<br />
Aussehen: ungeschieferte <strong>Gesteine</strong>, körnige<br />
Struktur (die einzelnen Mineralkristalle<br />
mit bloßem Auge erkennbar); Farbe<br />
unterschiedlich von weißgrau bis rötlich<br />
Mineralbestandteile: Quarz, Feldspate<br />
(Alkalifeldspate sowie Plagioklase), Glimmer<br />
(v. a. Biotit); wenig Kalzium- und Magnesiumverbindungen,<br />
daher überwiegend<br />
saures Gestein<br />
Entstehung: langsames Erkalten von<br />
Magma innerhalb der Erdkruste – dadurch<br />
erhalten die Mineralbestandteile<br />
Zeit zur Bildung großer Kristalle; Granite<br />
im <strong>Ost</strong>-Erzgebirge fast ausschließlich<br />
gegen Ende der Variszischen Gebirgsbildung<br />
(vor 315 bis vor 310 Millionen<br />
Jahren, Oberkarbon) entstanden<br />
Vorkommen: im Umfeld der Fláje/Fleyh-<br />
Talsperre (zwischen Torfhaus und Šumný<br />
důl/Rauschengrund), Niederbobritzsch<br />
(Naundorf-Sohra), Schellerhau, Bad Gottleuba-Markersbach;<br />
kleine Vorkommen<br />
in Zinnwald/Cínovec, Sachsenhöhe Bärenstein,<br />
Telnice/Tellnitz<br />
Böden/Landschaft: Zersetzung zu groben<br />
Blöcken oder Grus, meist recht nährstoff<br />
arme Böden, überwiegend als Wald<br />
genutzt (Ausnahme: Niederbobritzscher<br />
Granit ausreichend für Ackerbau)<br />
Abb. 1 a) mittelkörniger grauer Biotitgranit<br />
aus dem Steinbruch an der Fláje/Fleyh-Talsperre<br />
(Sammlung Werner Ernst)<br />
Abb. 1 b) Granit von Cínovec/ Zinnwald<br />
(Sammlung Werner Ernst)<br />
Abb. 1 c) Schellerhauer Granit, Handstück<br />
aus Mineralogischer Sammlung Bergakademie<br />
Freiberg)<br />
Ähnliches Gestein: Greisen – durch<br />
Anreicherung von (erzreichen) Dämpfen<br />
während der Endphase der Abkühlung<br />
umgewandelter Granit<br />
Ganggestein<br />
2 Granitporphyr<br />
Aussehen/Mineralbestandteile: rote<br />
Porphyr-Grundmasse (deren einzelne<br />
Kristalle nicht oder kaum mit bloßem<br />
Auge erkennbar sind), darin eingelagert<br />
zentimetergroße rotbraune (Kalifeldspat)<br />
und weiße (Plagioklas) Feldspatkristalle<br />
sowie kleinere, glasige Quarzkristalle,<br />
außerdem etwas Hornblende und<br />
Schwerminerale; intermediärer geochemischer<br />
Charakter (weder sauer noch<br />
basisch); heute auch als „porphyrischer<br />
Mikrogranit“ bezeichnet<br />
Entstehung: in (größeren) Spalten bis<br />
nahe an die Erdoberfl äche aufgedrungenes<br />
Magma, aufgrund <strong>des</strong> umgebenden<br />
kühleren Gesteins relativ schnell (im Vergleich<br />
zu Graniten) erkaltet und <strong>des</strong>halb<br />
mit porphyrischer Grundmasse (die darin<br />
enthaltenen Minerale konnten nicht zu<br />
größeren Kristallen wachsen); vor ca.<br />
305 Millionen Jahren (gegen Ende Oberkarbon)<br />
Vorkommen: Altenberger Granitporphyrgang<br />
(von Ulberndorf bis Fürstenau, isolierte<br />
Forstsetzungen innerhalb <strong>des</strong> Quarzporphyres<br />
bis Dubí/Eichwald und Krupka/<br />
Graupen); Loučna/Wieselstein-Granitporphyrgang<br />
(von Litvínov/Oberleutensdorf<br />
1 a 1 b<br />
1 c
424 <strong>Gesteine</strong> Tiefengestein / Vulkanisches Gestein<br />
425<br />
bis Hartmannsdorf), damit verbunden<br />
Frauensteiner Granitporphyrgang (von<br />
Nassau bis Reichstädt)<br />
Böden/Landschaft: Verwitterung meist<br />
zu Grus und zu groben Blöcken, daher<br />
überwiegend Wald bzw. landwirtschaftliche<br />
Flächen (heute v. a. Grünland) mit<br />
besonders großen Steinrücken; Nährstoffgehalt<br />
der Böden unterschiedlich<br />
von kräftig (Weicholdswald) bis ziemlich<br />
arm (Kannelberg); Felskuppen, z. B. auf<br />
der höchsten Erhebung <strong>des</strong> <strong>Ost</strong>-<strong>Erzgebirges</strong><br />
(Loučná/Wieselstein)<br />
Abb. 2 a) Granitporphyr aus ehemaligem<br />
Steinbruch Kleinbobritzsch (Sammlung<br />
Werner Ernst)<br />
Abb. 2 b) Granitporphyr von Kleinbobritzsch<br />
– Anschliff eines Flussgerölls,<br />
(Sammlung Werner Ernst)<br />
Abb. 2 c) Granitporphyr Steinbruch<br />
Ulberndorf (Sammlung Werner Ernst)<br />
3 Lamporphyr<br />
Sammelbezeichnung für dunkle Ganggesteine<br />
(z. B. Kersanit, Minette, Spessartit,<br />
Vogesit)<br />
Aussehen: dunkelgrünlich oder bräunlich-grau,<br />
feinstkörnige Grundmasse,<br />
meist porphyrisches Gefüge<br />
Mineralbestand: Hornblende, Augit,<br />
verschiedene Feldspäte, Biotit, viele<br />
Schwermetalle („Lamporphyr“ = grch.<br />
„glänzen<strong>des</strong> Gemisch“)<br />
Entstehung: durch Entmischung verschiedener<br />
Magmen, meist aus Restschmelzen<br />
Vorkommen: schmale, meist kurze Gän-<br />
ge, am <strong>häufigsten</strong> an Talhängen aufgeschlossen:<br />
zwischen Tharandt und Dorfhain,<br />
Rabenau und Malter, an der B171<br />
bei Nassau, zwischen Brand-Erbisdorf<br />
und Nassau<br />
Böden/Landschaft: flächenmäßig un-<br />
bedeutend, tritt im Landschaftsbild<br />
kaum hervor<br />
Abb. 3) Lamprophyr aus dem Steinbruch<br />
an der B171 zwischen Nassau und Bienenmühle<br />
(Sammlung Werner Ernst)<br />
Vulkanisches Gestein<br />
4 Quarzporphyr<br />
Aussehen: rotbraune bis dunkelbraune,<br />
seltener grünliche Grundmasse mit zahlreichen,<br />
meist kleinen Einsprenglingen;<br />
mitunter ist die Säulenstruktur erkalteter<br />
Lava zu erkennen (z. B. Harter Stein bei<br />
Ammelsdorf); Quarzporphyr wird heute<br />
von Geologen als Rhyolith bezeichnet<br />
Mineralbestandteile: in der siliziumdioxidreichen<br />
(also geochemisch sauren)<br />
Grundmasse vor allem Quarz- und Kalifeldspat-Kristalle<br />
eingelagert, weniger<br />
Plagioklas und Biotit<br />
Entstehung: gegen Ende der Variszischen<br />
Gebirgsbildung (vor 310 bis 302<br />
Millionen Jahren, Oberkarbon) in Spalten<br />
aufgedrungenes, siliziumdioxidreiches<br />
(saures) Magma kühlte in der Tiefe zunächst<br />
langsam ab, so dass sich die heute<br />
erkennbaren Kristalle bilden konnten,<br />
erstarrte dann aber an (bzw. nahe) der<br />
Oberfläche sehr schnell, was eine weitere<br />
Auskristallisierung der porphyrischen<br />
Grundmasse verhinderte<br />
Vorkommen: große Quarzporphyrdecke<br />
zwischen Ulberndorf und Dubí/Eichwald<br />
(„Teplitzer Quarzporphyr“, in der Umgebung<br />
von Teplice allerdings überwiegend<br />
von jüngeren Ablagerungen überdeckt),<br />
außerdem kleinere Deckenreste zwischen<br />
Hennersdorf und Schönfeld sowie<br />
im Tharandter Wald; „Sayda-Berggießhübler<br />
Gangschwarm“: viele dezimeter-<br />
schmale bis hundert Meter breite, teilweise<br />
kilometerlange Quarzporphyrgänge<br />
mit einzelnen Quellkuppen<br />
Böden/Landschaft: gegenüber Verwitterung<br />
ziemlich beständiges Gestein, da-<br />
durch zu markanten Bergkuppen und<br />
Höhenrücken (z. B. Kahleberg) aus der<br />
Landschaft herausmodelliert; Felskuppen<br />
2 a<br />
2 b 4 a<br />
3
426 <strong>Gesteine</strong> Vulkanisches Gestein<br />
427<br />
(z. B. Lugstein, Vlčí kámen/Wolfsfelsen)<br />
und Blockhalden; überwiegend sehr<br />
arme, saure und flachgründige Böden,<br />
daher fast ausschließlich Wald; (früher)<br />
oft Moorbildungen<br />
Abb. 4 a) Röthenbacher Quarzporphyr<br />
Abb. 4 b) Teplitzer Quarzporphyr aus Alten-<br />
berg, Handstück aus Mineralogischer<br />
Sammlung Bergakademie Freiberg<br />
Ähnliches Gestein:<br />
Quarzarmer Porphyr <strong>des</strong> Tharandter<br />
Wal<strong>des</strong> (dort häufigstes Gestein); porphyrische<br />
Grundmasse mit nur wenig Einsprenglingen<br />
(wenig erkennbare Quarzkristalle,<br />
daher „quarzarm“), obwohl das<br />
Gestein durchaus siliziumdioxidreich und<br />
damit sauer ist; vulkanische Entstehung<br />
am Porphyrfächer bei Mohorn-Grund gut<br />
zu erkennen<br />
5 Basalt<br />
Aussehen: kompaktes, schweres, dunk-<br />
les Ergussgestein; in der dichten grauschwarzen<br />
Grundmasse meist nur wenige<br />
helle Einschlüsse (Fremdmaterial, das<br />
beim Aufdringen <strong>des</strong> Magmas mitgerissen<br />
wurde); stellenweise (Geisingberg)<br />
dunkelgrüne Olivin-Nester. In einigen<br />
Steinbrüchen ist die säulige Erstarrungsstruktur<br />
zu erkennen.<br />
Mineralbestandteile: Grundmasse arm<br />
an Siliziumdioxid (also basischer Charakter),<br />
dafür reich an Erdalkalien (Kalzium,<br />
Magnesium); v.a. Nephelin (feldspatähnliches,<br />
aber SiO 2 -armes Gerüstsilikat),<br />
Pyroxene (Kettensilikate) und Inselsilikate<br />
(Olivin, Granat); im <strong>Ost</strong>-Erzgebirge<br />
überwiegend Olivin-Nephelinit – streng<br />
genommen kein echter Basalt, sondern<br />
Basaltoid<br />
Entstehung: Während der Heraushebung<br />
der Erzgebirgsscholle und <strong>des</strong> Ab-<br />
sinkens <strong>des</strong> Nordböhmischen Beckens<br />
(vor 40 bis vor 8 Millionen Jahren, Tertiär),<br />
drang heißes, dünnflüssiges Magma an<br />
die Erdoberfläche und erstarrte hier<br />
(bzw. knapp unter der Oberfläche) relativ<br />
schnell zu Ergussdecken und Quellkuppen.<br />
Nachfolgende Erosion <strong>des</strong> umlie-<br />
genden, weniger verwitterungsbeständigen<br />
Gesteins hat markante Berge<br />
herausgearbeitet.<br />
Vorkommen: Deckenergüsse am Landberg/Tharandter<br />
Wald, Bradačov/Lichtenwald<br />
(bei Český Jiřetín/Georgendorf)<br />
und Kamenný vrch/Steindlberg (bereits<br />
im Mittleren Erzgebirge), außerdem<br />
Bergkuppen wie Geisingberg, Špičák/Sattelberg,<br />
Luchberg, Wilisch, Ahornberg;<br />
große, zusammenhängende Basaltvorkommen<br />
im Böhmischen Mittelgebirge<br />
Böden/Landschaft: durch basischen<br />
Charakter und hohen Anteil von Kalzium,<br />
Magnesium und anderen Pflanzennährstoffen<br />
meist recht fruchtbare Böden,<br />
wegen der Verwitterungsbeständigkeit<br />
<strong>des</strong> Basaltes allerdings flachgründig und<br />
blockreich, <strong>des</strong>wegen fast ausschließlich<br />
Wald; markante Bergkuppen<br />
Abb. 5) Nephelinbasalt Geisingberg,<br />
Handstück aus Mineralogischer Sammlung<br />
Bergakademie Freiberg<br />
Ähnliches Gestein:<br />
Phonolith (Klingstein) – im <strong>Ost</strong>-Erzgebirge<br />
zwar nicht vorhandenes, aber<br />
im Böhmischen Mittelgebirge häufiges<br />
Ergussgestein, das dort viele der auffälligen<br />
Kegelberge und Felskuppen bildet.<br />
4 b<br />
5
428 <strong>Gesteine</strong> Orthogestein<br />
429<br />
Metamorphe <strong>Gesteine</strong><br />
geschieferte <strong>Gesteine</strong>, durch Metamor-<br />
phose (hoher Druck, hohe Temperatur)<br />
entstanden<br />
Orthogestein<br />
aus magmatischem Gestein durch<br />
Metamorphose entstanden)<br />
6 Amphibolit<br />
Aussehen: dunkel, meist grünlichschwarz,<br />
massiges Gefüge, feinstkörnig<br />
bis mittelkörnig, im Gneis eingelagert<br />
Mineralbestandteile: überwiegend<br />
Hornblende (Amphibol), außerdem Feldspate,<br />
Biotit, Chlorit, Schwerminerale u. a.<br />
Entstehung: durch Metamorphose ba-<br />
sischer Magmatite (Diabas, Gabbro, Lamporphyr)<br />
Vorkommen: im <strong>Ost</strong>-Erzgebirge nicht<br />
selten, aber meist kleinflächig: Trostgrund<br />
bei Rechenberg, Husarenstein in<br />
Clausnitz, Kleiner Leitzberg bei Wolfsgrund/Dorfchemnitz,<br />
in Schmiedeberg<br />
(unterhalb Molchgrund), Tal der Wilden<br />
Weißeritz bei Rehefeld, oberhalb Vápenice/Kalkofen<br />
Böden/Landschaft: als basisches Ge-<br />
stein gute Nährstoffversorgung für Pflan-<br />
zen, infolge Seltenheit aber nur kleinräumig<br />
von Bedeutung<br />
Abb. 6) Amphibolit, Steinbruch Trostgrund<br />
südlich von Rechenberg (Sammlung<br />
Werner Ernst)<br />
7 Rotgneise<br />
Aussehen: rötlich gefärbte, metamorphe<br />
<strong>Gesteine</strong> mit mehr oder weniger deutlicher<br />
Schieferung, teilweise auch fast gra-<br />
nitisches, ungeschiefertes Gefüge; die<br />
unter der historischen Bezeichnung „Rotgneis“<br />
zusammengefassten <strong>Gesteine</strong><br />
sind jedoch sehr heterogen<br />
Mineralbestandteile: Wie auch bei<br />
Graugneisen überwiegend Feldspate,<br />
Glimmer (v.a. Muskovit) und Quarz; bei<br />
der Verwitterung von Muskovit entste-<br />
hen Eisenverbindungen, die die rötliche<br />
Farbe hervorrufen; Übergänge zu Grauen<br />
Gneisen teilweise fließend<br />
Entstehung: wahrscheinlich ausschließ-<br />
lich Orthogneise, d. h. aus der Umwand-<br />
lung von älteren magmatischen <strong>Gesteine</strong>n<br />
(Graniten) unter hohen Temperatu-<br />
ren und Drücken hervorgegangen. Solche<br />
Metamorphosebedingungen waren<br />
während der Variszischen Gebirgsbildung<br />
(Karbon), aber auch schon früher (während<br />
der Cadomischen Gebirgsbildung)<br />
gegeben. Insgesamt ist die Entstehungsgeschichte<br />
der Gneise noch nicht sicher<br />
geklärt.<br />
Vorkommen: vorherrschende <strong>Gesteine</strong><br />
im Südwesten <strong>des</strong> <strong>Ost</strong>-<strong>Erzgebirges</strong><br />
(„Katharinaberger Kuppel“), außerdem<br />
im Umfeld der Saidenbachtalsperre, zwischen<br />
Fürstenwalde und Fojtovice/Voitsdorf<br />
und an vielen anderen Orten<br />
Böden/Landschaft: oft (aber nicht ge-<br />
nerell) deutlich nährstoffärmere und<br />
blockreichere Böden als über den meis-<br />
ten Graugneisen, daher größerer Waldanteil<br />
oder mächtige Steinrücken (zwischen<br />
Fürstenau und dem ehemaligen<br />
Ebersdorf)<br />
Abb. 7 a) Roter Gneis der „Katharinaberger<br />
Kuppel“ bei Nová Ves v Horách/Gebirgsneudorf<br />
(Sammlung Werner Ernst)<br />
Abb. 7 b) Granitgneis Fürstenau, Handstück<br />
aus Mineralogischer Sammlung<br />
Bergakademie Freiberg)<br />
Ähnliche <strong>Gesteine</strong>:<br />
Granitische Graugneise – kaum geschieferte,<br />
also weniger durch Metamor-<br />
phose umgewandelte ehemalige Granite;<br />
Auch der sogenannte Freiberger Kerngneis<br />
(früher: „Freiberger Graugneis der<br />
Unteren Stufe“) wird heute als Ortho-<br />
gneis aufgefasst. Für den Laien sind –<br />
wie für die Geologen früherer Tage – die<br />
Unterschiede zwischen Ortho- und Pa-<br />
ragestein bei den stark geschieferten<br />
Graugneisen nicht erkennbar.<br />
6 7 a<br />
7 b
430 <strong>Gesteine</strong> Paragestein<br />
431<br />
Paragestein<br />
aus Sedimentgesteinen durch<br />
Metamorphose entstanden<br />
8 Graugneise (wahrscheinlich nur teilweise<br />
Paragestein)<br />
Aussehen: überwiegend deutlich ge-<br />
schiefertes, metamorphes Gestein; je-<br />
weils sehr markante Ausrichtung der<br />
Schieferflächen („Streichen“ und „Fallen“),<br />
anhand derer die Faltung <strong>des</strong> „Urerzgebirges“<br />
nachvollzogen werden kann<br />
Mineralbestandteile: Feldspate (meist<br />
ziemlich hoher Plagioklasanteil, der bei<br />
der Verwitterung relativ gute Ackerböden<br />
ergibt), Quarz und Glimmer, wobei<br />
bei letzteren meistens Biotit gegenüber<br />
dem Muskovit überwiegt.<br />
Entstehung: Sedimente, die bereits im<br />
Präkambrium oder noch früher abgelagert<br />
worden waren, verfestigten sich zu-<br />
nächst zu Grauwacken (sandsteinähnliche<br />
Sedimentgesteine), gerieten während<br />
der Cadomischen Gebirgsbildung<br />
(vor 650 bis vor 550 Millionen Jahren)<br />
und/oder der Variszischen Gebirgsbildung<br />
(vor 350 bis 300 Millionen Jahren)<br />
in tieferen Schichten der Erdkruste unter<br />
hohe Temperaturen und Druckverhältnisse<br />
und wurden dabei metamorphisiert,<br />
was vor allem die Schieferung <strong>des</strong><br />
Gesteins hervorrief.<br />
Vorkommen: verschiedene Graugneise<br />
sind die vorherrschenden <strong>Gesteine</strong> <strong>des</strong><br />
<strong>Ost</strong>-<strong>Erzgebirges</strong> (mehr als zwei Drittel der<br />
Oberfläche); allerdings sehr heterogen<br />
in ihrer Zusammensetzung und Erscheinung;<br />
vor allem in den felsigen Tälern<br />
von Müglitz und Weißeritz gut erschlossen<br />
Böden/Landschaft: Graugneis-Verwit-<br />
terung liefert vergleichsweise viele Pflan-<br />
zennährstoffe und bringt landwirtschaftlich<br />
gut nutzbare Böden (Braunerde) her-<br />
vor, was Ackerbau und damit einhergehende<br />
Waldrodung teilweise bis in die<br />
Kammlagen ermöglichte<br />
Abb. 8 a) Paragneis – angeschliffener Lese-<br />
stein bei Frauenstein – „Freiberger Graugneis<br />
der Oberen Stufe“<br />
Abb. 8 b) Graugneis Seyde<br />
(Sammlung Werner Ernst)<br />
Ähnliche <strong>Gesteine</strong>:<br />
Graue Orthogneise – die Zuordnung<br />
der Gneise zu Ortho- und Paragesteinen<br />
unterlag in den letzten Jahrzehnten einem<br />
häufigen Wechsel und scheint auch heute<br />
noch nicht endgültig erforscht zu sein.<br />
9 Phyllit<br />
Aussehen: aus dünnen, meist „gefältelten“<br />
Platten („Schuppen“ und „Schüppchen“)<br />
zusammengesetzte Tonschiefer-<br />
gesteine; innerhalb der einzelnen<br />
Schichten ziemlich feinkristalline Struktur,<br />
metallisch blaugrau oder grünlich<br />
schimmernd, silbrig-seidig glänzende<br />
Glimmerblättchen<br />
Mineralbestandteile: im feinkristallinen<br />
Gemenge v. a. Glimmer (Muskovit, Serizit),<br />
Chlorit, Quarz und zahlreiche weitere<br />
Minerale; Quarz häufig auch in (helleren)<br />
Zwischenlagen angereichert<br />
Entstehung: aus tonigen Meeresabla-<br />
gerungen (vor rund 500 Millionen Jah-<br />
ren, Kambrium), die sich zunächst zu<br />
Tonsteinen verfestigten und später me-<br />
tamorphisiert wurden; im Gegensatz zu<br />
Gneis jedoch nur geringe Metamorphose-<br />
intensität (weniger starke Druck- und<br />
Temperaturbelastung <strong>des</strong> Gesteins),<br />
doch zeugt die fast immer vorhandene<br />
Fältelung von intensiver tektonischer<br />
Beanspruchung<br />
Vorkommen: drei, durch Verwerfungen<br />
begrenzte, tektonische Schollen: um<br />
Hermsdorf/E., Rehefeld-Zaunhaus bis<br />
Vápenice/Kalkofen sowie nördlich von<br />
Holzhau (Kalkstraße-Grünschönberg);<br />
außerhalb <strong>des</strong> <strong>Ost</strong>-<strong>Erzgebirges</strong>: im Elb-<br />
talschiefergebirge sowie im Zellwald bei<br />
Nossen<br />
8 a<br />
8 b
432 <strong>Gesteine</strong> Paragestein<br />
433<br />
Böden/Landschaft: infolge <strong>des</strong> plattigen<br />
Zerfalls ist das Gestein anfällig ge-<br />
genüber der Erosion (Rehefelder Weiße-<br />
ritzweitung); Bodenfruchtbarkeit unterschiedlich:<br />
Kalkphyllit günstig, Quarzphyllit<br />
ungünstig<br />
Abb. 9 a) Phyllit Rehefeld-Zaunhaus, Geröll<br />
der Wilden Weißeritz<br />
Abb. 9 b) Phyllit Rehefeld<br />
(Sammlung Werner Ernst)<br />
10 Kalzitmarmor<br />
(auch: Kalkmarmor, „kalzitischer Metamorphit“,<br />
„Metakarbonat“)<br />
Aussehen: feinkristallin (z. T. zuckerkörnig),<br />
reinweiß bis hellgrau, häufig gebändert<br />
(grünlich durch Chlorit). Kalzitmarmor<br />
bildet Lagen, Linsen und Flasern im<br />
Phyllit, oft in Wechsellagerung<br />
Mineralbestand: Kalzit (Kalziumkarbonat),<br />
untergeordnet auch Dolomit, Quarz,<br />
Chlorit und Hellglimmer<br />
Entstehung: ursprünglich Riff- u. Lagunenkalke<br />
(wahrscheinlich höheres Kambrium<br />
oder Ordovizium), Metamorphose<br />
bei rund 500 Grad Celsius und 9 bis 10<br />
kbar Druck<br />
Vorkommen: in Wechsellagerung mit<br />
den Phyllitschollen um Hermsdorf/E.,<br />
Rehefeld-Zaunhaus sowie nördlich Holzhau;<br />
früher in vielen kleineren Brüchen<br />
gewonnen, heute noch Untertageabbau<br />
im Gimmlitztal<br />
Böden/Landschaft: <strong>Die</strong> wenigen Stellen,<br />
an denen im <strong>Ost</strong>-Erzgebirge Kalkstein<br />
bzw. Marmor ansteht, geben sich durch<br />
das Vorkommen basenliebender Pflanzen<br />
zu erkennen (z. B. Naturschutzgebiet<br />
Gimmlitzwiesen; außerdem im Elbtalschiefergebirge<br />
im Naturschutzgebiet<br />
Seidewitztal); die aus dem früheren Kalk-<br />
bergbau resultierenden Hohlräume sind<br />
heute wichtige Fledermaus-Winterquartiere<br />
(v. a. bei Rehefeld)<br />
Abb. 10) Kalzitmarmor aus Bergwerk<br />
Hermsdorf (Sammlung Werner Ernst)<br />
11 Quarzit<br />
Aussehen: weißgraues, kompaktes Gestein,<br />
matter Glanz, sehr hart<br />
Mineralbestandteile: fast ausschließlich<br />
eng miteinander verzahnte Quarzkristalle<br />
(Siliziumdioxid), daher „saures“ Gestein<br />
Entstehung: zum Teil durch Auskristalli-<br />
sation aus Schmelzen, die sich in den<br />
Klüften <strong>des</strong> umgebenden Gesteins aus-<br />
gebreitet hatten (z. B. Gangquarz als Begleitmineral<br />
von Erzgängen); vor allem<br />
aber durch Metamorphose von verkieselten<br />
Sandsteinen (Quarzitschiefer)<br />
Vorkommen: größere und kleinere Quarziteinlagerungen<br />
findet man fast überall<br />
im <strong>Ost</strong>-Erzgebirge, z. B. als Lesesteine auf<br />
den Steinrücken; außerdem markante<br />
Quarzitschiefer-Klippen entlang einer Linie<br />
zwischen Frauenstein („Weißer Stein“,<br />
„Buttertopf“) bis Oberschöna<br />
Böden/Landschaft: extrem armes, sau-<br />
res Gestein; infolge Verwitterungsstabilität<br />
Anreicherung auf Feldern als Lesesteine<br />
und Erhaltung als mehr oder weniger<br />
markante Felsklippen<br />
Abb. 11 a) Gangquarz in einer Gneisbrekzie<br />
bei Dorfchemnitz (Sammlung Werner<br />
Ernst)<br />
Abb. 11 b) Quarzitbruchstück (-brekzie),<br />
Nähe Weißer Stein, Frauenstein<br />
(Sammlung Werner Ernst)<br />
Ähnliche <strong>Gesteine</strong>:<br />
Während das normale Mineral Quarz<br />
weiß ist, können sich durch die Einlagerung<br />
weiterer Stoffe auch leuchtend bun-<br />
te Farbvarianten ergeben. Als (Halb-)<br />
Edelsteine treten im <strong>Ost</strong>-Erzgebirge in<br />
mehreren Gegenden auch Amethyste<br />
(violett) und Achate (rot, gelegentlich<br />
auch grün) auf.<br />
9 a<br />
10<br />
9 b<br />
11 a<br />
11 b
434 <strong>Gesteine</strong> Sedimentgesteine<br />
435<br />
Sedimentgesteine<br />
12 Sandstein<br />
Aussehen: miteinander verkittete Sandkörnchen<br />
(Korngröße überwiegend<br />
0,1 bis 2 mm); meistens entsprechend<br />
der einstigen Sedimentablagerung geschichtet<br />
und außerdem von zahlreichen<br />
Klüften durchzogen, mitunter aber auch<br />
sehr kompakte <strong>Gesteine</strong>; wenn der Ver-<br />
witterung ausgesetzt, können sehr viel-<br />
fältige Erosionsformen entstehen; hell-<br />
bis dunkelgrau<br />
Mineralbestandteile: Mineralkörner<br />
überwiegend Quarzkristalle, unterschiedliche<br />
Bindemittel, meist Kieselsäure;<br />
durch den hohen SiO 2 -Gehalt sehr<br />
sauer und nährstoffarm<br />
Entstehung: Während der Überflutung<br />
durch das Kreidemeer (vor 100 bis vor<br />
85 Millionen Jahren) Ablagerung von<br />
Sanden und anderen Sedimenten, die<br />
sich zu Sedimentgestein verfestigten;<br />
Infolge der nachfolgenden Anhebung<br />
der Erzgebirgsscholle wurde seither der<br />
weitaus größte Teil der Sandsteindecke<br />
wieder abgetragen<br />
Vorkommen: „Sandsteinheiden“ am<br />
Nordostrand <strong>des</strong> <strong>Ost</strong>-<strong>Erzgebirges</strong> (Reinhardtsgrimmaer<br />
Heide, Hirschbachheide,<br />
Dippoldiswalder Heide, Paulsdorfer und<br />
Höckendorfer Heide), Tharandter Wald,<br />
kleinere Deckenreste zwischen Wegefarth<br />
und Krummenhennersdorf; außerdem<br />
schmales Band (100 bis 1000 m breit) am<br />
Südfuß <strong>des</strong> <strong>Ost</strong>-<strong>Erzgebirges</strong> von Osek/<br />
Ossegg bis Libouchec/Königswald<br />
Böden/Landschaft: aufgrund der Nähr-<br />
stoffarmut fast ausschließlich Wald (artenarme<br />
Kiefern- und Fichtenforsten),<br />
vor allem in Gebieten mit Lößeinwehungen<br />
auch wechsel- und staunasse Böden<br />
sowie Moorbildungen; im Gegensatz<br />
zum Elbsandsteingebirge nur wenige<br />
Felsbildungen (Erashöhe, Einsiedlerstein,<br />
Špičák/Sattelberg)<br />
Abb. 12) Quarzsandstein der Niederschönaer<br />
Schichten, westlich Grillenburg<br />
(Sammlung Werner Ernst)<br />
Ähnliches Gestein:<br />
Nicht aus sandigen, sondern aus tonigschluffigen<br />
Meeresablagerungen entstand<br />
der Pläner <strong>des</strong> Tharandter Wal<strong>des</strong>.<br />
Abb. 13) Pläner aus Steinbruch Grillenburg<br />
– feinsandiger Schluffstein<br />
(Sammlung Werner Ernst)<br />
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