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Politische Kampagnen - Institut für Staatspolitik

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Einführung<br />

In Robert Musils Aphorismen findet sich die Sentenz, daß Politik Wille sei, und<br />

nicht Wahrheit. Wie dieser politische Wille medial und öffentlich durchgesetzt<br />

werden kann, soll Gegenstand dieser Studie sein. <strong>Politische</strong>r Wille allein bewirkt<br />

nichts, wenn er nicht an entscheidender Stelle bekundet werden kann. In der<br />

„Informationsgesellschaft“ steht der Kampf um die Aufmerksamkeit der sogenannten<br />

„Öffentlichkeit“ im Vordergrund politischer Kommunikationsstrategien.<br />

Instrument hier<strong>für</strong> ist die Public relations-Kampagne, die ihren Weg in die<br />

politische Auseinandersetzung längst gefunden hat.<br />

Der Begriff der Kampagne hatte ursprünglich eine militärische Bedeutung. Er<br />

bezeichnete einen „Feldzug“. Und in der Tat haben wir es hier mit einem politisch-medialen<br />

Feldzug zu tun. Dieser zielt auf die verschiedensten Zielgruppen,<br />

immer aber auf die „breite Öffentlichkeit“, deren Unterstützung sich der Initiator<br />

einer Kampagne bei der Durchsetzung seiner politischen Ziele zu sichern trachtet.<br />

Daß der Begriff Kampagne bereits einen Euphemismus darstellt, mit dem der<br />

(in Deutschland diskreditierte) Terminus „Propaganda“ ersetzt worden ist, sei an<br />

dieser Stelle nur en passant erwähnt. Nichtsdestoweniger handelt es sich auch bei<br />

der Kampagne um Propaganda im Sinne von Werbung <strong>für</strong> bestimmte politische<br />

Positionen. Der Propaganda geht es in der Tat, um auf Musil zurückzukommen,<br />

nicht um Wahrheit, sondern um die Durchsetzung des politischen Willens.<br />

Für die Wirksamkeit einer Kampagne sind „Multiplikatoren“ – sprich: die<br />

Medien – eine conditio sine qua non. Gerade hier aber ist ein entscheidender<br />

Strukturwandel zu konstatieren. Der lange Zeit privilegierte Medienzugang <strong>für</strong><br />

exponierte Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gehört inzwischen<br />

der Vergangenheit an. Zu konstatieren ist nach Meinung der beiden Soziologen<br />

Kurt Imhof und Mark Eisenegger eine „Entwertung politischer Selektionskriterien<br />

auf Seiten der Medien“. Mehr und mehr bevorzuge man seitens der Medien<br />

„marktfähige“ Themen. Die Folge sei eine verschärfte Konkurrenz von politischen<br />

mit unpolitischen Inhalten um die Gunst des Publikums. Dadurch unterliege<br />

„die politische Kommunikation einer verstärkten Skandalisierung, Emotionalisierung<br />

und Personalisierung“. Die Folge dieser Entwicklung: Der Druck auf<br />

die politischen Akteure, sich „im Sinne eines medienkonformen Marketings zu<br />

verhalten“, wachse. Dies führe zu einer „Symbol- und Inszenierungspolitik“, die<br />

den Bedürfnissen der Medien angepaßt sei. 2<br />

Zu ergänzen ist an dieser Stelle, daß keineswegs nur „marktfähige Themen“<br />

über den Zutritt zu den Medien entscheiden, sondern auch jene Meinungskonformität,<br />

die nach dem Maß der „politische Korrektheit“ bestimmt wird. Wie selektiv<br />

dieses Ausschlußkriterium wirkt, zeigt die Tatsache, daß kaum einmal ein Expo-<br />

4 POLITISCHE KAMPAGNEN · INSTITUT FÜR STAATSPOLITIK

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