28.03.2013 Aufrufe

Dante Alighieri Die Göttliche Kommödie La Divina ... - Carl Wenninger

Dante Alighieri Die Göttliche Kommödie La Divina ... - Carl Wenninger

Dante Alighieri Die Göttliche Kommödie La Divina ... - Carl Wenninger

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Dante</strong> <strong>Alighieri</strong><br />

<strong>Die</strong> Göttliche Kommödie<br />

<strong>La</strong> <strong>Divina</strong> Commedia<br />

Zweisprachige 1 L ATEX Edition<br />

von <strong>Carl</strong> <strong>Wenninger</strong> 2<br />

Juni 2006<br />

1 Textquellen: http://de.wikisource.org und http://de.wikisource.org. Übersetzung von Karl Steckfuß (1778-1844).<br />

2 Email Adresse: cw@carl-wenninger.de


I. <strong>Die</strong> Hölle I. Inferno<br />

Erster Gesang Canto I<br />

Auf halbem Weg des Menschenlebens fand<br />

Ich mich in einen finstern Wald verschlagen,<br />

Weil ich vom rechten Weg mich abgewandt.<br />

Wie schwer ist’s doch, von diesem Wald zu sagen,<br />

Wie wild, rauh, dicht er war, voll Angst und Not;<br />

Schon der Gedank’ erneuert noch mein Zagen.<br />

Nur wenig bitterer ist selbst der Tod;<br />

Doch um vom Heil, das ich drin fand, zu künden,<br />

Sag’ ich, was sonst sich dort den Blicken bot.<br />

Nicht weiß ich, wie ich mich hineingewunden,<br />

So ganz war ich von tiefem Schlaf berückt,<br />

Zur Zeit, da mir der wahre Weg verschwunden.<br />

Doch bis zum Fuß des Hügels vorgerückt,<br />

Der an dem Ende lag von jenem Tale,<br />

Das mir mit schwerer Furcht das Herz gedrückt,<br />

Schaut’ ich empor und sah, den Rücken male<br />

Ihm der Planet, der uns auf jeder Bahn<br />

Gerad zum Ziele führt mit feinem Strahle.<br />

Da fingen Angst und Furcht zu Schwinden an,<br />

<strong>Die</strong> mir des Herzens Blut erstarren machten,<br />

In jener Nacht, da Grausen mich umfah’n.<br />

Und so wie atemlos, nach Angst und Schmachten,<br />

Schiffbrüchige vom Strand, entfloh’n der Flut,<br />

Starr rückwärts schauend, ihren Grimm betrachten;<br />

So kehrt’ ich, noch mit halberstorbnem Mut,<br />

Mich jetzt zurück, nach jenem Passe sehend,<br />

Der jeglichem verlöscht des Lebens Glut.<br />

Und, etwas ausgerastet, weitergehend,<br />

Wählt’ ich bergan den Weg der Wildnis mir,<br />

Fest immer auf dem tiefern Fuße stehend.<br />

Sieh, beim Beginn des steilen Weges schier,<br />

Bedeckt mit buntgeflecktem Fell die Glieder,<br />

Gewandt und sehr behend ein Panthertier.<br />

Nicht wich’s von meinem Angesichte wieder,<br />

Und also hemmt es meinen weitern <strong>La</strong>uf,<br />

Daß ich mich öfters wandt’ ins Tal hernieder.<br />

Am Morgen war’s, die Sonne stieg itzt auf,<br />

Von jenen Sternen, so wie einst, umgeben,<br />

Als Gottes Lieb’ aus ödem Nichts herauf<br />

1 Nel mezzo del cammin di nostra vita<br />

mi ritrovai per una selva oscura,<br />

ché la diritta via era smarrita.<br />

4 Ahi quanto a dir qual era è cosa dura<br />

esta selva selvaggia e aspra e forte<br />

che nel pensier rinova la paura!<br />

7 Tant’è amara che poco è più morte;<br />

ma per trattar del ben ch’i’ vi trovai,<br />

dirò de l’altre cose ch’i’ v’ ho scorte.<br />

10 Io non so ben ridir com’i’ v’intrai,<br />

tant’era pien di sonno a quel punto<br />

che la verace via abbandonai.<br />

13 Ma poi ch’i’ fui al piè d’un colle giunto,<br />

là dove terminava quella valle<br />

che m’avea di paura il cor compunto,<br />

16 guardai in alto e vidi le sue spalle<br />

vestite già de’ raggi del pianeta<br />

che mena dritto altrui per ogne calle.<br />

19 Allor fu la paura un poco queta,<br />

che nel lago del cor m’era durata<br />

la notte ch’i’ passai con tanta pieta.<br />

22 E come quei che con lena affannata,<br />

uscito fuor del pelago a la riva,<br />

si volge a l’acqua perigliosa e guata,<br />

25 così l’animo mio, ch’ancor fuggiva,<br />

si volse a retro a rimirar lo passo<br />

che non lasciò già mai persona viva.<br />

28 Poi ch’èi posato un poco il corpo lasso,<br />

ripresi via per la piaggia diserta,<br />

sì che ’l piè fermo sempre era ’l più basso.<br />

31 Ed ecco, quasi al cominciar de l’erta,<br />

una lonza leggera e presta molto,<br />

che di pel macolato era coverta;<br />

34 e non mi si partia dinanzi al volto,<br />

anzi ’mpediva tanto il mio cammino,<br />

ch’i’ fui per ritornar più volte vòlto.<br />

37 Temp’era dal principio del mattino,<br />

e ’l sol montava ’n sù con quelle stelle<br />

ch’eran con lui quando l’amor divino


Seite 2 Inferno: Canto I<br />

<strong>Die</strong> schöne Welt berief zu Sein und Leben;<br />

So ward mir Grund zu guter Hoffnung zwar<br />

Durch jenes Tieres heitres Fell gegeben<br />

Und durch die Frühstund’ und das junge Jahr<br />

Doch so nicht, daß in mir nicht Furcht sich regte,<br />

Als furchtbar mir ein Leu erschienen war.<br />

Es schien, daß er sich gegen mich bewegte,<br />

Mit hohem Haupt und mit des Hungers Wut,<br />

So daß er Schrecken, schien’s, der Luft erregte.<br />

Auch eine Wölfin, welche jede Glut<br />

Der Gier durch Magerkeit mir schien zu zeigen,<br />

<strong>Die</strong> schon auf viele schweren Jammer lud.<br />

Vor dieser mußte so mein Mut sich neigen<br />

Aus Furcht, die bei dem Anblick mich durchbebt,<br />

Daß mir die Hoffnung schwand, zur Höh’n zu steigen.<br />

Wie der, der eifrig zu gewinnen strebt,<br />

Wenn zum Verlieren nun die Zeit gekommen,<br />

In Kümmernis und tiefem Bangen lebt;<br />

So machte dieses Untier mich beklommen;<br />

Von ihm gedrängt, mußt’ ich mich rückwärts zieh’n<br />

Dorthin, wo nimmer noch der Tag entkommen.<br />

Als ich zur Tiefe niederstürzt’ im Flieh’n,<br />

Da war ein Wesen dorten zu erkennen,<br />

Das durch zu langes Schweigen heiser schien.<br />

Ich rief, sobald ich’s nur gewahren können<br />

In großer Wildnis: ” O erbarme dich,<br />

Du, seist du Schatten, seist du Mensch zu nennen.“<br />

Und jener sprach: ” Nicht bin, doch Mensch war ich;<br />

Lombarden waren die, so mich erzeugten,<br />

Und beide priesen Mantuaner sich.<br />

Eh’, spät, die Römer sich dem Julius beugten,<br />

Sah ich das Licht, sah des Augustus Thron,<br />

Zur Zeit der Götter, jener Trugerzeugten.<br />

Ich war Poet und sang Anchises’ Sohn,<br />

Der Troja floh, besiegt durch Feindestücke,<br />

Als, einst so stolz, in Staub sank Ilion.<br />

Und du – du kehrst zu solchem Gram zurücke?<br />

Was bleibt die freud’ge Höhe nicht dein Ziel,<br />

<strong>Die</strong> Anfang ist und Grund zum vollen Glücke?“<br />

” So bist du,“ rief ich, bist du der Virgil,<br />

”<br />

Der Quell, dem reich der Rede Strom entflossen?“<br />

Ich sprach’s mit Scham, die meine Stirn befiel.<br />

40 mosse di prima quelle cose belle;<br />

sì ch’a bene sperar m’era cagione<br />

di quella fiera a la gaetta pelle<br />

43 l’ora del tempo e la dolce stagione;<br />

ma non sì che paura non mi desse<br />

la vista che m’apparve d’un leone.<br />

46 Questi parea che contra me venisse<br />

con la test’alta e con rabbiosa fame,<br />

sì che parea che l’aere ne tremesse.<br />

49 Ed una lupa, che di tutte brame<br />

sembiava carca ne la sua magrezza,<br />

e molte genti fé già viver grame,<br />

52 questa mi porse tanto di gravezza<br />

con la paura ch’uscia di sua vista,<br />

ch’io perdei la speranza de l’altezza.<br />

55 E qual è quei che volontieri acquista,<br />

e giugne ’l tempo che perder lo face,<br />

che ’n tutti suoi pensier piange e s’attrista;<br />

58 tal mi fece la bestia sanza pace,<br />

che, venendomi ’ncontro, a poco a poco<br />

mi ripigneva là dove ’l sol tace.<br />

61 Mentre ch’i’ rovinava in basso loco,<br />

dinanzi a li occhi mi si fu offerto<br />

chi per lungo silenzio parea fioco.<br />

64 Quando vidi costui nel gran diserto,<br />

” Miserere di me,“ gridai a lui,<br />

” qual che tu sii, od ombra od omo certo!“<br />

67 Rispuosemi: ” Non omo, omo già fui,<br />

e li parenti miei furon lombardi,<br />

mantoani per patrïa ambedui.<br />

70 Nacqui sub Iulio, ancor che fosse tardi,<br />

e vissi a Roma sotto ’l buono Augusto<br />

nel tempo de li dèi falsi e bugiardi.<br />

73 Poeta fui, e cantai di quel giusto<br />

figliuol d’Anchise che venne di Troia,<br />

poi che ’l superbo Ilïón fu combusto.<br />

76 Ma tu perché ritorni a tanta noia?<br />

perché non sali il dilettoso monte<br />

ch’è principio e cagion di tutta gioia?“<br />

79<br />

” Or se’ tu quel Virgilio e quella fonte<br />

che spandi di parlar sì largo fiume?“<br />

rispuos’io lui con vergognosa fronte.


Hölle: Erster Gesang Pagina 3<br />

” O Ehr’ und Licht der andern Kunstgenossen,<br />

Mir gelt’ itzt große Lieb’ und langer Fleiß,<br />

<strong>Die</strong> meinem Forschen dein Gedicht erschlossen.<br />

Mein Meister, Vorbild! dir gebührt der Preis,<br />

Den ich durch schönen Stil davongetragen,<br />

Denn dir entnahm ich, was ich kann und weiß.<br />

Sieh dieses Tier, o sieh’ mich’s rückwärts jagen,<br />

Berühmter Weiser, sei vor ihm mein Hort.<br />

Es macht mir zitternd Puls’ und Adern schlagen.“<br />

” Du mußt auf einem andern Wege fort,“<br />

Sprach er zu mir, den ganz der Schmerz bezwungen,<br />

” Willst du entfliehn aus diesem wilden Ort,<br />

Denn dieses Tier, das dich mit Graun durchdrungen,<br />

Läßt keinen zieh’n auf seines Weges Spur,<br />

Hemmt jeden, bis es endlich ihn verschlungen.<br />

Es ist von böser, tückischer Natur<br />

Und nimmer fühlt’s die wilde Gier ermatten,<br />

Ja, jeder Fraß schärft seinen Hunger nur.<br />

Mit vielen Tieren wird sich’s noch begatten,<br />

Bis daß die edle Dogge kommt, die kühn<br />

Es würgt und hinstürzt in die ew’gen Schatten.<br />

Nicht wird nach <strong>La</strong>nd und Erz ihr Hunger glüh’n,<br />

Doch wird sie nie an Lieb’ und Weisheit darben;<br />

Inmitten Feltr’ und Feltro wird sie blüh’n,<br />

Zu Welschlands Heil, des Ruhm und Glück verdarben,<br />

Obwohl vordem Camilla für dies <strong>La</strong>nd,<br />

Eurialus, Turnus und Nisus starben.<br />

Nicht wird sie ruh’n, bis sie dies Tier verbannt;<br />

Sie wird es wieder in die Hölle senken,<br />

Von wo’s zuerst der Neid heraufgesandt.<br />

Du folg’ itzt mir zu deinem Heil – mein Denken<br />

Und Urteil ist’s – ich will dein Führer sein,<br />

Und dich durch ew’gen Ort von hinnen lenken.<br />

Dort wirst du hören der Verzweiflung Schrei’n,<br />

Wirst alte Geister schau’n, die brünstig flehen<br />

Um zweiten Tod in ihrer langen Pein.<br />

Wirst jene dann im Feu’r zufrieden sehen,<br />

Weil sie verhoffen, zu dem sel’gen Chor,<br />

Sei’s wann es immer sei, noch einzugehen.<br />

Und willst du auch zu diesem dann empor,<br />

Würd’ger als ich, wird eine Seel’ erscheinen,<br />

<strong>Die</strong> geht, schied ich, als Führerin dir vor.<br />

82<br />

” O de li altri poeti onore e lume,<br />

vagliami ’l lungo studio e ’l grande amore<br />

che m’ ha fatto cercar lo tuo volume.<br />

85 Tu se’ lo mio maestro e ’l mio autore,<br />

tu se’ solo colui da cu’ io tolsi<br />

lo bello stilo che m’ ha fatto onore.<br />

88 Vedi la bestia per cu’ io mi volsi;<br />

aiutami da lei, famoso saggio,<br />

ch’ella mi fa tremar le vene e i polsi.“<br />

91<br />

” A te convien tenere altro vïaggio,“<br />

rispuose, poi che lagrimar mi vide,<br />

” se vuo’ campar d’esto loco selvaggio;<br />

94 ché questa bestia, per la qual tu gride,<br />

non lascia altrui passar per la sua via,<br />

ma tanto lo ’mpedisce che l’uccide;<br />

97 e ha natura sì malvagia e ria,<br />

che mai non empie la bramosa voglia,<br />

e dopo ’l pasto ha più fame che pria.<br />

100 Molti son li animali a cui s’ammoglia,<br />

e più saranno ancora, infin che ’l veltro<br />

verrà, che la farà morir con doglia.<br />

103 Questi non ciberà terra né peltro,<br />

ma sapïenza, amore e virtute,<br />

e sua nazion sarà tra feltro e feltro.<br />

106 Di quella umile Italia fia salute<br />

per cui morì la vergine Cammilla,<br />

Eurialo e Turno e Niso di ferute.<br />

109 Questi la caccerà per ogne villa,<br />

fin che l’avrà rimessa ne lo ’nferno,<br />

là onde ’nvidia prima dipartilla.<br />

112 Ond’io per lo tuo me’ penso e discerno<br />

che tu mi segui, e io sarò tua guida,<br />

e trarrotti di qui per loco etterno;<br />

115 ove udirai le disperate strida,<br />

vedrai li antichi spiriti dolenti,<br />

ch’a la seconda morte ciascun grida;<br />

118 e vederai color che son contenti<br />

nel foco, perché speran di venire<br />

quando che sia a le beate genti.<br />

121 A le quai poi se tu vorrai salire,<br />

anima fia a ciò più di me degna:<br />

con lei ti lascerò nel mio partire;


Seite 4 Inferno: Canto II<br />

Denn jener, der dort oben herrscht, läßt keinen<br />

Eingehn, von mir geführt, in seine Stadt,<br />

Weil ich mich nicht verbunden mit den Seinen.<br />

Er herrscht im All, dort ist die Herrscherstatt,<br />

Sein Thron und seine Burg in jener Höhe.<br />

Heil dem, den er erwählt dort oben hat“<br />

” O Dichter,“ Sprach ich jetzt zu ihm, ich flehe<br />

”<br />

Bei jenem Gotte, den du nicht erkannt,<br />

Daß diesem Leid und schlimmerm ich entgehe,<br />

Bring’ an die Orte mich, die du genannt,<br />

So, daß ich Petri Tor erschauen möge<br />

Und jene, wie du sprachst, zur Qual verbannt.“<br />

124 ché quello imperador che là sù regna,<br />

perch’i’ fu’ ribellante a la sua legge,<br />

non vuol che ’n sua città per me si vegna.<br />

127 In tutte parti impera e quivi regge;<br />

quivi è la sua città e l’alto seggio:<br />

oh felice colui cu’ ivi elegge!“<br />

130 E io a lui: ” Poeta, io ti richeggio<br />

per quello Dio che tu non conoscesti,<br />

acciò ch’io fugga questo male e peggio,<br />

133 che tu mi meni là dov’or dicesti,<br />

sì ch’io veggia la porta di san Pietro<br />

e color cui tu fai cotanto mesti.“<br />

Da schritt er fort, ich folgte seinem Wege. 136 Allor si mosse, e io li tenni dietro.<br />

Zweiter Gesang Canto II<br />

Der Tag verging, das Dunkel brach herein,<br />

Und Nacht entzog die Wesen auf der Erden<br />

All ihren Müh’n; da rüstet’ ich allein<br />

Mich zu dem harten Krieg und den Beschwerden<br />

Des Wegs und Mitleids, und jetzt soll ihr Bild<br />

Gemalt aus sicherer Erinn’rung werden.<br />

O Mus’, o hoher Geist, jetzt helft mir mild!<br />

Erinn’rung, die du schriebst, was ich gesehen,<br />

Hier wird sich’s zeigen, ob dein Adel gilt!<br />

” Jetzt, Dichter,“ fing ich an, bevor wir gehen,<br />

”<br />

Erwäge meine Kraft und Tüchtigkeit,<br />

Kann sie die große Reise wohl bestehen?<br />

Du sagst, daß Silvius’ Vater in der Zeit,<br />

im Körper noch und noch ein sterblich Wesen,<br />

Sei eingedrungen zur Unsterblichkeit.<br />

Doch da der ew’ge Gegner alles Bösen<br />

in seinen Empire’n zum Stifter ihn<br />

Der Mutter Roma und des Reichs erlesen,<br />

Kann jeder, dem Vernunft ihr Licht verlieh’n,<br />

Beim hocherhabnen Zweck es wohl ergründen,<br />

Daß er nicht unwert solcher Huld erschien.<br />

Denn Rom und Reich, um Wahres zu verkünden,<br />

Gestiftet wurden sie, die heil’ge Stadt<br />

Zum Sitz für Petri Folger zu begründen.<br />

Durch diesen Gang, den du ihm nachrühmst, hat<br />

Er Kunde des, wodurch er siegt’, empfangen<br />

Und Grund gelegt zur heil’gen Herrscherstatt.<br />

1 Lo giorno se n’andava, e l’aere bruno<br />

toglieva li animai che sono in terra<br />

da le fatiche loro; e io sol uno<br />

4 m’apparecchiava a sostener la guerra<br />

sì del cammino e sì de la pietate,<br />

che ritrarrà la mente che non erra.<br />

7 O muse, o alto ingegno, or m’aiutate;<br />

o mente che scrivesti ciò ch’io vidi,<br />

qui si parrà la tua nobilitate.<br />

10 Io cominciai: ” Poeta che mi guidi,<br />

guarda la mia virtù s’ell’è possente,<br />

prima ch’a l’alto passo tu mi fidi.<br />

13 Tu dici che di Silvïo il parente,<br />

corruttibile ancora, ad immortale<br />

secolo andò, e fu sensibilmente.<br />

16 Però, se l’avversario d’ogne male<br />

cortese i fu, pensando l’alto effetto<br />

ch’uscir dovea di lui, e ’l chi e ’l quale<br />

19 non pare indegno ad omo d’intelletto;<br />

ch’e’ fu de l’alma Roma e di suo impero<br />

ne l’empireo ciel per padre eletto:<br />

22 la quale e ’l quale, a voler dir lo vero,<br />

fu stabilita per lo loco santo<br />

u’ siede il successor del maggior Piero.<br />

25 Per quest’andata onde li dai tu vanto,<br />

intese cose che furon cagione<br />

di sua vittoria e del papale ammanto.


Hölle: Zweiter Gesang Pagina 5<br />

Ist das erwählte Rüstzeug hingegangen,<br />

So stärkt’ es in dem Glauben dann die Welt,<br />

In dem der Weg des Heiles angefangen.<br />

Doch ich? Warum? Wer hat mir’s freigestellt?<br />

Äneas nicht noch Paul, ich, dessen Schwäche<br />

Nicht ich, noch jemand dessen würdig hält,<br />

Wenn ich dorthin zu kommen mich erfreche,<br />

So fürcht’ ich, daß mein Kommen töricht sei.<br />

Du, Weiser, weißt es besser, als ich spreche.“<br />

Und wie wer will und nicht will, mancherlei<br />

Erwägt und prüft und fühlt im bangen Schwanken,<br />

Mit dem, was er begonnen, sei’s vorbei;<br />

So ich – das, was ich leicht und ohne Wanken<br />

Begonnen hatte, gab ich wieder auf,<br />

Entmutigt von den wechselnden Gedanken.<br />

” Verstand ich dich,“ so sprach der Schatten drauf,<br />

” So fühlst du Angst und Schrecken sich erneuen,<br />

Und Feigheit nur hemmt deinen weitern <strong>La</strong>uf.<br />

Das Beste macht sie oft den Mann bereuen,<br />

Daß er zurückespringt von hoher Tat,<br />

Gleich Rossen, die vor Truggebilden scheuen.<br />

Doch hindre sie dich nicht am weitern Pfad,<br />

Drum höre jetzt, was ich zuerst vernommen,<br />

Da mir’s um dich im Herzen wehe tat.<br />

Mich, nicht in Höll’ und Himmel aufgenommen,<br />

Rief eine Frau, so selig und so schön,<br />

Daß ihr Geheiß mir wert war und willkommen.<br />

Mit Augen, gleich dem Licht an Himmelshöhn<br />

Begann sie gegen mich gelind und leise,<br />

Und jeder <strong>La</strong>ut war englisches Getön:<br />

≫O Geist, geboren einst zu Mantuas Preise,<br />

Des Ruhm gedauert hat und dauern wird,<br />

Solang die Sterne zieh’n in ihrem Kreise,<br />

Mein Freund, doch nicht der Freund des Glückes, irrt<br />

In Wildnis dort, weil Wahn im Weg’ ihn störte,<br />

So daß er sich gewandt, von Furcht verwirrt.<br />

Schon irrte, fürcht’ ich, also der Betörte,<br />

Daß ich zu spät zum Schutz mich aufgerafft,<br />

Nach dem, was ich von ihm im Himmel hörte.<br />

Du geh; es sei durch deiner Rede Kraft,<br />

Durch das, was sonst ihm Not, sein Leid geendet,<br />

So sei ihm Hilf und Ruhe mir verschafft.<br />

28 Andovvi poi lo Vas d’elezïone,<br />

per recarne conforto a quella fede<br />

ch’è principio a la via di salvazione.<br />

31 Ma io, perché venirvi? o chi ’l concede?<br />

Io non Enëa, io non Paulo sono;<br />

me degno a ciò né io né altri ’l crede.<br />

34 Per che, se del venire io m’abbandono,<br />

temo che la venuta non sia folle.<br />

Se’ savio; intendi me’ ch’i’ non ragiono.“<br />

37 E qual è quei che disvuol ciò che volle<br />

e per novi pensier cangia proposta,<br />

sì che dal cominciar tutto si tolle,<br />

40 tal mi fec’ïo ’n quella oscura costa,<br />

perché, pensando, consumai la ’mpresa<br />

che fu nel cominciar cotanto tosta.<br />

43<br />

” S’i’ ho ben la parola tua intesa,“<br />

rispuose del magnanimo quell’ombra,<br />

” l’anima tua è da viltade offesa;<br />

46 la qual molte fïate l’omo ingombra<br />

sì che d’onrata impresa lo rivolve,<br />

come falso veder bestia quand’ombra.<br />

49 Da questa tema acciò che tu ti solve,<br />

dirotti perch’io venni e quel ch’io ’ntesi<br />

nel primo punto che di te mi dolve.<br />

52 Io era tra color che son sospesi,<br />

e donna mi chiamò beata e bella,<br />

tal che di comandare io la richiesi.<br />

55 Lucevan li occhi suoi più che la stella;<br />

e cominciommi a dir soave e piana,<br />

con angelica voce, in sua favella:<br />

58<br />

≫O anima cortese mantoana,<br />

di cui la fama ancor nel mondo dura,<br />

e durerà quanto ’l mondo lontana,<br />

61 l’amico mio, e non de la ventura,<br />

ne la diserta piaggia è impedito<br />

sì nel cammin, che vòlt’è per paura;<br />

64 e temo che non sia già sì smarrito,<br />

ch’io mi sia tardi al soccorso levata,<br />

per quel ch’i’ ho di lui nel cielo udito.<br />

67 Or movi, e con la tua parola ornata<br />

e con ciò c’ ha mestieri al suo campare,<br />

l’aiuta sì ch’i’ ne sia consolata.


Seite 6 Inferno: Canto II<br />

Beatrix; bin ich, die ich dich gesendet;<br />

Mich trieb die Lieb’ und spricht aus meinem Wort.<br />

Vom Ort komm’ ich, wohin mein Wunsch sich wendet.<br />

Und steh’ ich erst vor meinem König dort,<br />

So werd ich oft dich loben und ihm preisen≪<br />

Sie sprach’s und schwieg, und ich begann sofort:<br />

≫O Weib voll Kraft, du Lehrerin der Weisen,<br />

Durch das die Menschheit alles überragt,<br />

Was lebt in jenes Himmels kleinern Kreisen!<br />

Spät dächt’ ich, wie mir dein Befehl behagt,<br />

Zu tun, tat’ ich sogleich, was du gebietest.<br />

Wohl deutlich hast du deinen Wunsch gesagt,<br />

Doch sage mir, warum du dich nicht hütest<br />

Herabzugeh’n zum Mittelpunkt vom Licht,<br />

Wohin du schon zurückzukehren glühtest.≪<br />

≫Willst du es denn so tief ergründen≪, spricht<br />

<strong>Die</strong> Hohe darauf, ≫so will ich’s kürzlich sagen.<br />

Ich fürchte mich vor diesem Dunkel nicht.<br />

Vor solchem Übel ziemt sich wohl zu zagen,<br />

Das mächtig ist und leicht uns Schaden tut,<br />

Vor solchem nicht, bei welchem nichts zu wagen.<br />

Gott schuf mich so, daß ich in seiner Hut<br />

Frei von den Nöten bin, die euch durchschauern,<br />

Und nicht ergreift mich dieses Brandes Glut.<br />

Ein edles Weib im Himmel sieht mit Trauern<br />

Das Hindernis, zu dem ich dich gesandt,<br />

Drum kann der harte Spruch nicht länger dauern.<br />

Sie flehte, zu Lucien hingewandt:<br />

>Dein Treuer braucht dich jetzt im harten Streite,<br />

Darum empfehl’ ich ihn in deine Hand.<<br />

Lucia, die sich ganz dem Mitleid weihte,<br />

Bewegte sich zum Orte, wo ich war,<br />

In Ruhe sitzend an der Rahel Seite.<br />

Sie sprach: >Beatrix, Gottes Preis fürwahr!<br />

Hilfst du ihm nicht, ihm, der aus großer Liebe<br />

Für dich entrann aus der gemeinen Schar,<br />

Als ob dein Ohr taub seinen Klagen bliebe,<br />

Als sähest du ihn nicht im Wirbel dort,<br />

Bedroht, mehr als ob Meeressturm ihn triebe?<<br />

Nicht eilt so schnell auf Erden einer fort,<br />

Den Gier nach Glück und Furcht vor Leid betören,<br />

Wie ich herabgeeilt bei solchem Wort,<br />

70 I’ son Beatrice che ti faccio andare;<br />

vegno del loco ove tornar disio;<br />

amor mi mosse, che mi fa parlare.<br />

73 Quando sarò dinanzi al segnor mio,<br />

di te mi loderò sovente a lui≪.<br />

Tacette allora, e poi comincia’ io:<br />

76<br />

≫O donna di virtù sola per cui<br />

l’umana spezie eccede ogne contento<br />

di quel ciel c’ ha minor li cerchi sui,<br />

79 tanto m’aggrada il tuo comandamento,<br />

che l’ubidir, se già fosse, m’è tardi;<br />

più non t’è uo’ ch’aprirmi il tuo talento.<br />

82 Ma dimmi la cagion che non ti guardi<br />

de lo scender qua giuso in questo centro<br />

de l’ampio loco ove tornar tu ardi.≪<br />

85<br />

≫Da che tu vuo’ saver cotanto a dentro,<br />

dirotti brievemente≪, mi rispuose,<br />

≫perch’i’ non temo di venir qua entro.<br />

88 Temer si dee di sole quelle cose<br />

c’ hanno potenza di fare altrui male;<br />

de l’altre no, ché non son paurose.<br />

91 I’ son fatta da Dio, sua mercé, tale,<br />

che la vostra miseria non mi tange,<br />

né fiamma d’esto ’ncendio non m’assale.<br />

94 Donna è gentil nel ciel che si compiange<br />

di questo ’mpedimento ov’io ti mando,<br />

sì che duro giudicio là sù frange.<br />

97 Questa chiese Lucia in suo dimando<br />

e disse: >Or ha bisogno il tuo fedele<br />

di te, e io a te lo raccomando.<<br />

100 Lucia, nimica di ciascun crudele,<br />

si mosse, e venne al loco dov’i’ era,<br />

che mi sedea con l’antica Rachele.<br />

103 Disse: >Beatrice, loda di Dio vera,<br />

ché non soccorri quei che t’amò tanto,<br />

ch’uscì per te de la volgare schiera?<br />

106 Non odi tu la pieta del suo pianto,<br />

non vedi tu la morte che ’l combatte<br />

su la fiumana ove ’l mar non ha vanto?<<br />

109 Al mondo non fur mai persone ratte<br />

a far lor pro o a fuggir lor danno,<br />

com’io, dopo cotai parole fatte,


Hölle: Dritter Gesang Pagina 7<br />

Von meinem Sitz in jenen sel’gen Chören,<br />

Vertrau’nd auf deiner würd’gen Rede Macht,<br />

<strong>Die</strong> Ruhm dir bringt und allen, die sie hören.≪<br />

Als nun Beatrix solches vorgebracht,<br />

Da wandte sie die Augenstern’ in Zähren,<br />

Und dies hat mich nur schneller hergebracht.<br />

So komm’ ich denn daher auf ihr Begehren,<br />

Das Untier von dir scheuchend, dem’s gelang,<br />

Den kurzen Weg des schönen Bergs zu wehren.<br />

Was also ist dir? Warum weilst du bang?<br />

Was herbergst du die Feigheit im Gemüte?<br />

Was weicht dein Mut, dein kühner Tatendrang,<br />

Da sich drei heil’ge Himmelsfrau’n voll Güte<br />

Für dich bemüh’n und dir mein Mund verspricht,<br />

Daß ihre treue Sorge dich behüte?“<br />

Gleichwie die Blum’ im ersten Sonnenlicht,<br />

Beim nächt’gen Reif gesunken und verschlossen,<br />

Den Stiel erhebt und ihren Kelch entflicht;<br />

So hob die Kraft, erst schmachtend und verdrossen,<br />

In meinem Herzen sich zu gutem Mut,<br />

Und ich begann, frohsinnig und entschlossen:<br />

” O wie ist sie, die für mich sorgte, gut!<br />

Wie freundlich bist auch du, der den Befehlen<br />

Der Herrlichen so schnell Genüge tut!<br />

Schon fühl’ ich mich zu heißer Sehnsucht stählen<br />

Von deinem Wort, schon fühl’ ich, nicht mehr bang,<br />

Vom ersten Vorsatz wieder mich beseelen.<br />

Drum auf, in beiden ist ein gleicher Drang,<br />

Herr, Führer, Meister, auf zum großen Wege!“<br />

Ich sprach’s zu ihm, und, folgend seinem Gang,<br />

112 venni qua giù del mio beato scanno,<br />

fidandomi del tuo parlare onesto,<br />

ch’onora te e quei ch’udito l’ hanno.≪<br />

115 Poscia che m’ebbe ragionato questo,<br />

li occhi lucenti lagrimando volse,<br />

per che mi fece del venir più presto.<br />

118 E venni a te così com’ella volse:<br />

d’inanzi a quella fiera ti levai<br />

che del bel monte il corto andar ti tolse.<br />

121 Dunque: che è perché, perché restai,<br />

perché tanta viltà nel core allette,<br />

perché ardire e franchezza non hai,<br />

124 poscia che tai tre donne benedette<br />

curan di te ne la corte del cielo,<br />

e ’l mio parlar tanto ben ti promette?“<br />

127 Quali fioretti dal notturno gelo<br />

chinati e chiusi, poi che ’l sol li ’mbianca,<br />

si drizzan tutti aperti in loro stelo,<br />

130 tal mi fec’io di mia virtude stanca,<br />

e tanto buono ardire al cor mi corse,<br />

ch’i’ cominciai come persona franca:<br />

133<br />

” Oh pietosa colei che mi soccorse!<br />

e te cortese ch’ubidisti tosto<br />

a le vere parole che ti porse!<br />

136 Tu m’ hai con disiderio il cor disposto<br />

sì al venir con le parole tue,<br />

ch’i’ son tornato nel primo proposto.<br />

139 Or va, ch’un sol volere è d’ambedue:<br />

tu duca, tu segnore e tu maestro.“<br />

Così li dissi; e poi che mosso fue,<br />

Schritt ich daher auf waldig rauhem Stege. 142 intrai per lo cammino alto e silvestro.<br />

Dritter Gesang Canto III<br />

≫Durch mich geht’s ein zur Stadt der Qualerkornen,<br />

Durch mich geht’s ein zum ew’gen Weheschlund,<br />

Durch mich geht’s ein zum Volke der Verlornen.<br />

Das Recht war meines hohen Schöpfers Grund;<br />

<strong>Die</strong> Allmacht wollt’ in mir sich offenbaren;<br />

Allweisheit ward und erste Liebe kund.<br />

<strong>Die</strong> schon vor mir erschaffnen Dinge waren<br />

Nur ewige; und ewig daur’ auch ich.<br />

<strong>La</strong>ßt, die ihr eingeht jede Hoffnung fahren.≪<br />

1<br />

≫Per me si va ne la città dolente,<br />

per me si va ne l’etterno dolore,<br />

per me si va tra la perduta gente.<br />

4 Giustizia mosse il mio alto fattore;<br />

fecemi la divina podestate,<br />

la somma sapïenza e ’l primo amore.<br />

7 Dinanzi a me non fuor cose create<br />

se non etterne, e io etterno duro.<br />

<strong>La</strong>sciate ogne speranza, voi ch’intrate.≪


Seite 8 Inferno: Canto III<br />

<strong>Die</strong> Inschrift zeigt’ in dunkler Farbe sich<br />

Geschrieben dort am Gipfel einer Pforte,<br />

Drum ich: ” Hart, Meister, ist ihr Sinn für mich.“<br />

Er, als Erfahrner, sprach dann diese Worte:<br />

” Hier sei jedweder Argwohn weggebannt,<br />

Und jede Feigheit sterb’ an diesem Orte.<br />

Wir sind zur Stelle, die ich dir genannt,<br />

Hier wirst du jene Jammervollen schauen,<br />

Für die das Heil des wahren Lichtes schwand.“<br />

Er faßte meine Hand, daher Vertrauen<br />

Durch sein Gesicht voll Mut auch ich gewann.<br />

Drauf führt’ er mich in das geheime Grauen.<br />

Dort hob Geächz, Geschrei und Klagen an,<br />

<strong>La</strong>ut durch die sternenlose Luft ertönend,<br />

So daß ich selber weinte, da’s begann.<br />

Verschiedne Sprachen, Worte, gräßlich dröhnend,<br />

Handschläge, Klänge heiseren Geschreis,<br />

<strong>Die</strong> Wut, aufkreischend, und der Schmerz, erstöhnend –<br />

<strong>Die</strong>s alles wogte tosend stets, als sei’s<br />

Im Wirbel Sand, durch Lüfte, die zu schwärzen<br />

Es keiner Nacht bedarf, im ew’gen Kreis.<br />

Und, ich vom Wahn umstrickt und bang im Herzen,<br />

Sprach: ” Meister, welch Geschrei, das sich erhebt?<br />

Wer ist doch hier so ganz besiegt von Schmerzen?“<br />

Und er: ” Der Klang, der durch die Lüfte bebt,<br />

Kommt von den Jammerseelen jener Wesen,<br />

<strong>Die</strong> ohne Schimpf und ohne Lob gelebt.<br />

Gemischt sind die Nicht-Guten und Nicht-Bösen<br />

Den Engeln, die nicht Gott getreu im Strauß,<br />

Auch Meutrer nicht und nur für sich gewesen.<br />

<strong>Die</strong> Himmel trieben sie als Mißzier aus,<br />

Und da durch sie der Sünder Stolz erstünde,<br />

Nimmt sie nicht ein der tiefen Hölle Graus.“<br />

Ich drauf: ” Was füllt ihr Wehlaut diese Gründe?<br />

Was ist das Leiden, das so hart sie drückt?“<br />

Und er: ” Vernimm, was ich dir kurz verkünde.<br />

Des Todes Hoffnung ist dem Volk entrückt.<br />

Im blinden Leben, trüb und immer trüber,<br />

Scheint ihrem Neid jed’ andres Los beglückt.<br />

Sie kamen lautlos aus der Welt herüber,<br />

Von Recht und Gnade werden sie verschmäht.<br />

Doch still von ihnen – Schau’ und geh vorüber.“<br />

10 Queste parole di colore oscuro<br />

vid’ïo scritte al sommo d’una porta;<br />

per ch’io: ” Maestro, il senso lor m’è duro.“<br />

13 Ed elli a me, come persona accorta:<br />

” Qui si convien lasciare ogne sospetto;<br />

ogne viltà convien che qui sia morta.<br />

16 Noi siam venuti al loco ov’i’ t’ ho detto<br />

che tu vedrai le genti dolorose<br />

c’ hanno perduto il ben de l’intelletto.“<br />

19 E poi che la sua mano a la mia puose<br />

con lieto volto, ond’io mi confortai,<br />

mi mise dentro a le segrete cose.<br />

22 Quivi sospiri, pianti e alti guai<br />

risonavan per l’aere sanza stelle,<br />

per ch’io al cominciar ne lagrimai.<br />

25 Diverse lingue, orribili favelle,<br />

parole di dolore, accenti d’ira,<br />

voci alte e fioche, e suon di man con elle<br />

28 facevano un tumulto, il qual s’aggira<br />

sempre in quell’aura sanza tempo tinta,<br />

come la rena quando turbo spira.<br />

31 E io ch’avea d’error la testa cinta,<br />

dissi: ” Maestro, che è quel ch’i’ odo?<br />

e che gent’è che par nel duol sì vinta?“<br />

34 Ed elli a me: ” Questo misero modo<br />

tegnon l’anime triste di coloro<br />

che visser sanza ’nfamia e sanza lodo.<br />

37 Mischiate sono a quel cattivo coro<br />

de li angeli che non furon ribelli<br />

né fur fedeli a Dio, ma per sé fuoro.<br />

40 Caccianli i ciel per non esser men belli,<br />

né lo profondo inferno li riceve,<br />

ch’alcuna gloria i rei avrebber d’elli.“<br />

43 E io: ” Maestro, che è tanto greve<br />

a lor che lamentar li fa sì forte?“<br />

Rispuose: ” Dicerolti molto breve.<br />

46 Questi non hanno speranza di morte,<br />

e la lor cieca vita è tanto bassa,<br />

che ’nvidïosi son d’ogne altra sorte.<br />

49 Fama di loro il mondo esser non lassa;<br />

misericordia e giustizia li sdegna:<br />

non ragioniam di lor, ma guarda e passa.“


Hölle: Dritter Gesang Pagina 9<br />

Ich schaute hin und sah im Kreis geweht,<br />

Ein Fähnlein zieh’n, so eilig umgeschwungen,<br />

Daß sich’s zum Ruh’n, so schien mir’s, nie versteht.<br />

In langer Reihe folgten ihm, gezwungen,<br />

So viele Leute, daß ich kaum geglaubt,<br />

Daß je der Tod so vieles Volk verschlungen.<br />

Und hier erblickt’ ich manch bekanntes Haupt,<br />

Auch jenes Schatten, der aus Angst und Zagen<br />

Sich den Verzicht, den großen, feig erlaubt.<br />

Ich war sogleich gewiß, auch hört’ ich sagen,<br />

<strong>Die</strong>s sei der Schlechten jämmerliche Schar,<br />

<strong>Die</strong> Gott und seinen Feinden mißbehagen.<br />

<strong>Die</strong>s Jammervolk, das niemals lebend war,<br />

War nackend und von Flieg’ und Wesp’ umflogen,<br />

Und ward gestachelt viel und immerdar.<br />

Tränen und Blut aus ihren Wunden zogen<br />

In Streifen durch das Antlitz bis zum Grund,<br />

Wo ekle Würmer draus sich Nahrung sogen.<br />

Drauf, als ich weiter blickt’ im düstern Schlund,<br />

Erblickt’ ich Leut’ an einem Stromgestade<br />

Und sprach: ” Jetzt tu, ich bitte, Herr, mir kund,<br />

Von welcher Art sind die, die so gerade,<br />

Wie ich beim düstern Dämmerlicht ersehn,<br />

So eilig weiterzieh’n auf ihrem Pfade?“<br />

Und er darauf: ” Dir wird genug gescheh’n<br />

Am Acheron – dort wird sich alles zeigen,<br />

Wenn wir am traur’gen Ufer stillestehn.“<br />

Da zwang mich Scham, die Augen tief zu neigen,<br />

Aus Furcht, daß ihm mein Fragen lästig sei,<br />

Und ich gebot mir bis zum Strome Schweigen.<br />

Und sieh, es kam ein Mann zu Schiff herbei,<br />

Ein Greis, bedeckt mit schneeig weißen Haaren.<br />

” Weh euch, Verworfne!“ tönte sein Geschrei.<br />

” Nicht hofft, den Himmel jemals zu gewahren.<br />

Ich komm’, euch jenseits hin an das Gestad’<br />

In ew’ge Nacht, in Hitz’ und Frost zu fahren.<br />

Und du, lebend’ge Seele, die genaht,<br />

Mußt dich von diesen, die gestorben, trennen!“<br />

Dann, da er sah, daß ich nicht rückwärts trat:<br />

” Hier kann ich dir den Übergang nicht gönnen,<br />

Für dich geziemen andre Wege sich,<br />

Ein leichtrer Kahn nur wird dich tragen können.“<br />

52 E io, che riguardai, vidi una ’nsegna<br />

che girando correva tanto ratta,<br />

che d’ogne posa mi parea indegna;<br />

55 e dietro le venìa sì lunga tratta<br />

di gente, ch’i’ non averei creduto<br />

che morte tanta n’avesse disfatta.<br />

58 Poscia ch’io v’ebbi alcun riconosciuto,<br />

vidi e conobbi l’ombra di colui<br />

che fece per viltade il gran rifiuto.<br />

61 Incontanente intesi e certo fui<br />

che questa era la setta d’i cattivi,<br />

a Dio spiacenti e a’ nemici sui.<br />

64 Questi sciaurati, che mai non fur vivi,<br />

erano ignudi e stimolati molto<br />

da mosconi e da vespe ch’eran ivi.<br />

67 Elle rigavan lor di sangue il volto,<br />

che, mischiato di lagrime, a’ lor piedi<br />

da fastidiosi vermi era ricolto.<br />

70 E poi ch’a riguardar oltre mi diedi,<br />

vidi genti a la riva d’un gran fiume;<br />

per ch’io dissi: ” Maestro, or mi concedi<br />

73 ch’i’ sappia quali sono, e qual costume<br />

le fa di trapassar parer sì pronte,<br />

com’i’ discerno per lo fioco lume.“<br />

76 Ed elli a me: ” Le cose ti fier conte<br />

quando noi fermerem li nostri passi<br />

su la trista riviera d’Acheronte.“<br />

79 Allor con li occhi vergognosi e bassi,<br />

temendo no ’l mio dir li fosse grave,<br />

infino al fiume del parlar mi trassi.<br />

82 Ed ecco verso noi venir per nave<br />

un vecchio, bianco per antico pelo,<br />

gridando: ” Guai a voi, anime prave!<br />

85 Non isperate mai veder lo cielo:<br />

i’ vegno per menarvi a l’altra riva<br />

ne le tenebre etterne, in caldo e ’n gelo.<br />

88 E tu che se’ costì, anima viva,<br />

pàrtiti da cotesti che son morti.“<br />

Ma poi che vide ch’io non mi partiva,<br />

91 disse: ” Per altra via, per altri porti<br />

verrai a piaggia, non qui, per passare:<br />

più lieve legno convien che ti porti.“


Seite 10 Inferno: Canto III<br />

Virgil drauf: ” Charon, nicht erbose dich.<br />

Dort, wo der Wille Macht ist, ward’s verhangen;<br />

<strong>Die</strong>s sei genug, nicht weiter frage mich.“<br />

Hierauf ließ ruhen die bewollten Wangen<br />

Des fahlen Sumpfs erzürnter Steuermann,<br />

Des Augen Flammenräder rings umschlangen.<br />

Da hob grau’nvolles Zähneklappen an,<br />

Und es entfärbten sich die Tiefgebeugten,<br />

Seit Charon jenen grausen Spruch begann.<br />

Sie fluchten Gott und denen, die sie zeugten,<br />

Dem menschlichen Geschlecht, dem Vaterland,<br />

Dem ersten Licht, den Brüsten, die sie säugten.<br />

Dann drängten sie zusammen sich am Strand,<br />

Dem Schrecklichen, zu welchem alle kommen,<br />

<strong>Die</strong> Gott nicht scheu’n, und laut Geheul entstand.<br />

Charon, mit Augen, die wie Kohlen glommen,<br />

Winkt’ ihnen und schlug mit dem Ruder los,<br />

Wenn einer sich zum Warten Zeit genommen.<br />

Gleich wie im Herbste bei des Nordwinds Stoß<br />

Ein Blatt zum andern fällt, bis daß sie alle<br />

Der Baum erstattet hat dem Erdenschoß;<br />

So stürzen, hergewinkt, in jähem Falle<br />

Sich Adams schlechte Sprossen in den Kahn,<br />

Wie angelockte Vögel in die Falle.<br />

Durch schwarze Fluten geht des Nachens Bahn,<br />

Und eh’ sie noch das Ufer dort erreichen,<br />

Drängt hier schon eine neue Schar heran.<br />

” Mein Sohn,“ sprach mild der Meister, die erbleichen<br />

”<br />

In Gottes Zorne, werden alle hier<br />

Am Strand vereint aus allen Erdenreichen.<br />

Man scheint zur Überfahrt sehr eilig dir,<br />

Doch die Gerechtigkeit treibt diese Leute<br />

Und wandelt ihre bange Furcht in Gier.<br />

Kein guter Geist macht diese Fahrt; und dräute<br />

Dir Charon, weil du hier dich eingestellt,<br />

So kannst du wissen, was sein Wort bedeute.“<br />

Hier wankte so mit Macht das dunkle Feld,<br />

Daß mich noch jetzt Schweißtropfen übertauen,<br />

Sooft dies Schreckensbild mich überfällt.<br />

Ein Windstoß fuhr aus den betränten Auen,<br />

Und blitzt’ ein rotes Licht, das jeden Sinn<br />

Bewältigte mit ungeheurem Grauen,<br />

94 E ’l duca lui: ” Caron, non ti crucciare:<br />

vuolsi così colà dove si puote<br />

ciò che si vuole, e più non dimandare.“<br />

97 Quinci fuor quete le lanose gote<br />

al nocchier de la livida palude,<br />

che ’ntorno a li occhi avea di fiamme rote.<br />

100 Ma quell’anime, ch’eran lasse e nude,<br />

cangiar colore e dibattero i denti,<br />

ratto che ’nteser le parole crude.<br />

103 Bestemmiavano Dio e lor parenti,<br />

l’umana spezie e ’l loco e ’l tempo e ’l seme<br />

di lor semenza e di lor nascimenti.<br />

106 Poi si ritrasser tutte quante insieme,<br />

forte piangendo, a la riva malvagia<br />

ch’attende ciascun uom che Dio non teme.<br />

109 Caron dimonio, con occhi di bragia<br />

loro accennando, tutte le raccoglie;<br />

batte col remo qualunque s’adagia.<br />

112 Come d’autunno si levan le foglie<br />

l’una appresso de l’altra, fin che ’l ramo<br />

vede a la terra tutte le sue spoglie,<br />

115 similemente il mal seme d’Adamo<br />

gittansi di quel lito ad una ad una,<br />

per cenni come augel per suo richiamo.<br />

118 Così sen vanno su per l’onda bruna,<br />

e avanti che sien di là discese,<br />

anche di qua nuova schiera s’auna.<br />

121<br />

” Figliuol mio,“ disse ’l maestro cortese,<br />

” quelli che muoion ne l’ira di Dio<br />

tutti convegnon qui d’ogne paese;<br />

124 e pronti sono a trapassar lo rio,<br />

ché la divina giustizia li sprona,<br />

sì che la tema si volve in disio.<br />

127 Quinci non passa mai anima buona;<br />

e però, se Caron di te si lagna,<br />

ben puoi sapere omai che ’l suo dir suona.“<br />

130 Finito questo, la buia campagna<br />

tremò sì forte, che de lo spavento<br />

la mente di sudore ancor mi bagna.<br />

133 <strong>La</strong> terra lagrimosa diede vento,<br />

che balenò una luce vermiglia<br />

la qual mi vinse ciascun sentimento;<br />

Und, wie vom Schlaf befallen, stürzt’ ich hin – 136 e caddi come l’uom cui sonno piglia.


Hölle: Vierter Gesang Pagina 11<br />

Vierter Gesang Canto IV<br />

Mir brach den Schlaf im Haupt ein Donnerkrachen,<br />

So schwer, daß ich zusammenfuhr dabei,<br />

Wie einer, den Gewalt zwingt, zu erwachen.<br />

Ich warf umher das Auge wach und frei,<br />

Emporgerichtet spähend, daß ich sähe<br />

Und unterschied’, an welchem Ort ich sei.<br />

So fand ich mich am Talrand, in der Nähe<br />

Des qualenvollen Abgrunds, dessen Kluft<br />

Zum Donnerhall vereint unendlich Wehe.<br />

Tief war er, dunkel, nebelhaft die Luft,<br />

Drum wollte nichts sich klar dem Blicke zeigen,<br />

Den ich geheftet an den Grund der Gruft.<br />

” <strong>La</strong>ß uns zur blinden Welt hinunter steigen,<br />

Ich bin der Erste, du der Zweite dann.“<br />

So sprach Virgil, um drauf erblaßt zu schweigen.<br />

Ich, sehend, wie die Bläss’ ihn überrann,<br />

Sprach: ” Scheust du selber dich, wie kann ich’s wagen,<br />

Der Trost im Zweifel nur durch dich gewann?“<br />

Und er zu mir: ” Des tiefen Abgrunds Plagen<br />

Entfärben mir durch Mitleid das Gesicht,<br />

Und nicht, so wie du meinst, durch feiges Zagen.<br />

Fort, zaudern läßt des Weges Läng’ uns nicht.“<br />

So ging er fort und rief zum ersten Kreise<br />

Mich auch hinein, der jene Kluft umflicht.<br />

Mir schien, nach meinem Ohr, des Klanges Weise,<br />

Der durch die Luft hier bebt’ im ew’gen Tal,<br />

Nicht Klaggeschrei, nur Seufzer dumpf und leise.<br />

Und dieses kam vom Leiden ohne Qual<br />

Der Kinder, Männer und der Frau’n, in Scharen,<br />

<strong>Die</strong> viele waren und von großer Zahl.<br />

Da sprach der Meister: ” Willst du nicht erfahren,<br />

Zu welchen Geistern du gekommen bist?<br />

Bevor wir fortgehn, will ich offenbaren,<br />

Daß sie nicht sündigten; doch g’nügend mißt<br />

Nicht ihr Verdienst, da sie der Tauf entbehrten,<br />

<strong>Die</strong> Pfort’ und Eingang deines Glaubens ist.<br />

Und lebten sie vor Christo auch, so ehrten<br />

Sie doch den Höchsten nicht, wie sich’s gebührt;<br />

Und diese Geister nenn’ ich selbst Gefährten.<br />

Nur dies, nichts andres hat uns hergeführt.<br />

Daß wir in Sehnsucht ohne Hoffnung leben,<br />

Ward uns Verlornen nur als Straf erkürt.“<br />

1 Ruppemi l’alto sonno ne la testa<br />

un greve truono, sì ch’io mi riscossi<br />

come persona ch’è per forza desta;<br />

4 e l’occhio riposato intorno mossi,<br />

dritto levato, e fiso riguardai<br />

per conoscer lo loco dov’io fossi.<br />

7 Vero è che ’n su la proda mi trovai<br />

de la valle d’abisso dolorosa<br />

che ’ntrono accoglie d’infiniti guai.<br />

10 Oscura e profonda era e nebulosa<br />

tanto che, per ficcar lo viso a fondo,<br />

io non vi discernea alcuna cosa.<br />

13<br />

” Or discendiam qua giù nel cieco mondo,“<br />

cominciò il poeta tutto smorto.<br />

” Io sarò primo, e tu sarai secondo.“<br />

16 E io, che del color mi fui accorto,<br />

dissi: ” Come verrò, se tu paventi<br />

che suoli al mio dubbiare esser conforto?“<br />

19 Ed elli a me: ” L’angoscia de le genti<br />

che son qua giù, nel viso mi dipigne<br />

quella pietà che tu per tema senti.<br />

22 Andiam, ché la via lunga ne sospigne.“<br />

Così si mise e così mi fé intrare<br />

nel primo cerchio che l’abisso cigne.<br />

25 Quivi, secondo che per ascoltare,<br />

non avea pianto mai che di sospiri<br />

che l’aura etterna facevan tremare;<br />

28 ciò avvenia di duol sanza martìri,<br />

ch’avean le turbe, ch’eran molte e grandi,<br />

d’infanti e di femmine e di viri.<br />

31 Lo buon maestro a me: ” Tu non dimandi<br />

che spiriti son questi che tu vedi?<br />

Or vo’ che sappi, innanzi che più andi,<br />

34 ch’ei non peccaro; e s’elli hanno mercedi,<br />

non basta, perché non ebber battesmo,<br />

ch’è porta de la fede che tu credi;<br />

37 e s’e’ furon dinanzi al cristianesmo,<br />

non adorar debitamente a Dio:<br />

e di questi cotai son io medesmo.<br />

40 Per tai difetti, non per altro rio,<br />

semo perduti, e sol di tanto offesi<br />

che sanza speme vivemo in disio.“


Seite 12 Inferno: Canto IV<br />

Groß war mein Schmerz, als er dies kundgegeben,<br />

Denn Leute großen Wertes zeigten sich,<br />

<strong>Die</strong> unentschieden hier im Vorhof schweben.<br />

Und ich begann: ” Mein Herr und Meister, sprich“<br />

(Ich wollte mich in jenem Glauben stärken,<br />

Vor dessen Licht des Irrtums Nacht entwich),<br />

” Kam keiner je durch Kraft von eignen Werken,<br />

Durch fremd Verdienst von hier zur Seligkeit?“<br />

Er schien des Worts versteckten Sinn zu merken<br />

Und sprach: ” Ich war noch neu in diesem Leid,<br />

Da ist ein Mächtiger hereingedrungen.<br />

Bekrönt mit Siegesglanz und Herrlichkeit.<br />

Der hat des Urahns Geist der Höll’ entrungen,<br />

Auch Abels, Noahs; und auch Moses hat,<br />

Der Gott gehorcht, mit ihm sich aufgeschwungen.<br />

Abram und David folgten seinem Pfad,<br />

Jakob, sein Vater, seine Söhne schieden,<br />

Und Rahel auch, für die so viel er tat.<br />

Sie und viel andre führt’ er ein zum Frieden,<br />

Und wissen sollst du nun: Vor diesen war<br />

Erlösung keinem Menschengeist beschieden.“<br />

Obwohl er sprach, ging’s vorwärts immerdar,<br />

So daß wir unterdes den Wald durchdrangen,<br />

Den Wald, mein’ ich, der dichten Geisterschar.<br />

Nicht weit von oben waren wir gegangen,<br />

Als ich ein Feu’r in lichten Flammen sah,<br />

<strong>Die</strong> rings im halben Kreis die Nacht bezwangen.<br />

Zwar waren wir dem Ort nicht völlig nah,<br />

Doch einen Kreis von ehrenhaften Leuten,<br />

<strong>Die</strong> diesen Platz besetzt, erkannt’ ich da.<br />

” Du, des sich Wissenschaft und Kunst erfreuten,<br />

Beliebe, wer sie sind, und was sie ehrt<br />

Und von den andern trennt, mir auszudeuten.“<br />

Ich sprach’s, und er: ” Für hochgepriesnen Wert,<br />

Der oben widerklingt in deinem Leben,<br />

Ward ihnen hier vom Himmel Huld gewährt.“<br />

Da hört’ ich eine Stimme sich erheben:<br />

” Der hohe Dichter, auf jetzt zum Empfang!<br />

Sein Schatten kehrt, der jüngst sich fortbegeben.“<br />

Sobald die Stimme, die dies sprach, verklang,<br />

Sah ich heran vier große Geister schreiten,<br />

Im Angesicht nicht fröhlich und nicht bang.<br />

43 Gran duol mi prese al cor quando lo ’ntesi,<br />

però che gente di molto valore<br />

conobbi che ’n quel limbo eran sospesi.<br />

46<br />

49<br />

” Dimmi, maestro mio, dimmi, segnore,“<br />

comincia’ io per volere esser certo<br />

di quella fede che vince ogne errore:<br />

” uscicci mai alcuno, o per suo merto<br />

o per altrui, che poi fosse beato?“<br />

E quei che ’ntese il mio parlar coverto,<br />

52 rispuose: ” Io era nuovo in questo stato,<br />

quando ci vidi venire un possente,<br />

con segno di vittoria coronato.<br />

55 Trasseci l’ombra del primo parente,<br />

d’Abèl suo figlio e quella di Noè,<br />

di Moïsè legista e ubidente;<br />

58 Abraàm patrïarca e Davìd re,<br />

Israèl con lo padre e co’ suoi nati<br />

e con Rachele, per cui tanto fé,<br />

61 e altri molti, e feceli beati.<br />

E vo’ che sappi che, dinanzi ad essi,<br />

spiriti umani non eran salvati.“<br />

64 Non lasciavam l’andar perch’ei dicessi,<br />

ma passavam la selva tuttavia,<br />

la selva, dico, di spiriti spessi.<br />

67 Non era lunga ancor la nostra via<br />

di qua dal sonno, quand’io vidi un foco<br />

ch’emisperio di tenebre vincia.<br />

70 Di lungi n’eravamo ancora un poco,<br />

ma non sì ch’io non discernessi in parte<br />

ch’orrevol gente possedea quel loco.<br />

73<br />

” O tu ch’onori scïenzïa e arte,<br />

questi chi son c’ hanno cotanta onranza,<br />

che dal modo de li altri li diparte?“<br />

76 E quelli a me: ” L’onrata nominanza<br />

che di lor suona sù ne la tua vita,<br />

grazïa acquista in ciel che sì li avanza.“<br />

79 Intanto voce fu per me udita:<br />

” Onorate l’altissimo poeta;<br />

l’ombra sua torna, ch’era dipartita.“<br />

82 Poi che la voce fu restata e queta,<br />

vidi quattro grand’ombre a noi venire:<br />

sembianz’avevan né trista né lieta.


Hölle: Vierter Gesang Pagina 13<br />

Da sprach der gute Meister mir zur Seiten:<br />

” Sieh diesen, in der Hand das Schwert, voran<br />

Den andern gehn, um sie als Fürst zu leiten.<br />

Du siehst Homer, den Dichterkönig, nah’n;<br />

Ihm folgt Horaz, berühmt durch Spott dort oben<br />

Ovid der Dritt’, als letzter kommt Lukan.<br />

Im Namen, den die eine Stimm’ erhoben,<br />

Kommt mit mir selber jeder überein,<br />

Drum ehren sie mich, und dies ist zu loben.“<br />

So war die schöne Schul’ hier im Verein<br />

Des hohen Herrn der höchsten Sangesweise,<br />

Der ob den andern fliegt, ein Aar, allein.<br />

Ein Weilchen sprachen sie im trauten Greise,<br />

Doch als sie grüßend sich zu mir gekehrt,<br />

Da lächelte Virgil zu solchem Preise.<br />

Allein noch höher ward ich dort geehrt,<br />

Indem sie mich in ihrer Schar empfingen<br />

Als Sechsten unter solchem Geist und Wert,<br />

Wobei wir hin bis zu dem Lichte gingen,<br />

Sprechend, wovon ich schicklich schweigen muß,<br />

Wie man dort schicklich sprach von solchen Dingen.<br />

Bald kamen wir an eines Schlosses Fuß,<br />

Von siebenfacher hoher Mau’r umfangen,<br />

Und rings beschützt von einem schönen Fluß.<br />

Als wir mit trocknem Fuße durchgegangen,<br />

Ging’s weiter dann durch sieben Tore fort,<br />

Und eine Wiese sah ich grünend prangen.<br />

Wir fanden Leute strengen Blickes dort,<br />

Mit großer Würd’ in Ansehn, Gang und Mienen<br />

Und wenig sprechend, doch mit sanftem Wort.<br />

Und wir ersah’n dort seitwärts nah bei ihnen<br />

Frei eine Höh’ hellem Lichte glüh’n,<br />

Vor welcher alle klar vor uns erschienen.<br />

Dort gegenüber auf dem samtnen Grün<br />

Sah ich die Großen, ewig Denkenswerten,<br />

<strong>Die</strong> heut mir noch in solzer Seele blüh’n.<br />

Elektren sah ich dort mit viel Gefährten,<br />

Äneas, Hektorn hatt’ ich bald erkannt,<br />

Cäsarn, den mit dem Adlerblick bewehrten.<br />

Penthesilea war auf grünem <strong>La</strong>nd;<br />

Zur andern Seite sah ich auch <strong>La</strong>tinen,<br />

Der bei <strong>La</strong>vinien, seiner Tochter, stand.<br />

85 Lo buon maestro cominciò a dire:<br />

” Mira colui con quella spada in mano,<br />

che vien dinanzi ai tre sì come sire:<br />

88 quelli è Omero poeta sovrano;<br />

l’altro è Orazio satiro che vene;<br />

Ovidio è ’l terzo, e l’ultimo Lucano.<br />

91 Però che ciascun meco si convene<br />

nel nome che sonò la voce sola,<br />

fannomi onore, e di ciò fanno bene.“<br />

94 Così vid’i’ adunar la bella scola<br />

di quel segnor de l’altissimo canto<br />

che sovra li altri com’aquila vola.<br />

97 Da ch’ebber ragionato insieme alquanto,<br />

volsersi a me con salutevol cenno,<br />

e ’l mio maestro sorrise di tanto;<br />

100 e più d’onore ancora assai mi fenno,<br />

ch’e’ sì mi fecer de la loro schiera,<br />

sì ch’io fui sesto tra cotanto senno.<br />

103 Così andammo infino a la lumera,<br />

parlando cose che ’l tacere è bello,<br />

sì com’era ’l parlar colà dov’era.<br />

106 Venimmo al piè d’un nobile castello,<br />

sette volte cerchiato d’alte mura,<br />

difeso intorno d’un bel fiumicello.<br />

109 Questo passammo come terra dura;<br />

per sette porte intrai con questi savi:<br />

giugnemmo in prato di fresca verdura.<br />

112 Genti v’eran con occhi tardi e gravi,<br />

di grande autorità ne’ lor sembianti:<br />

parlavan rado, con voci soavi.<br />

115 Traemmoci così da l’un de’ canti,<br />

in loco aperto, luminoso e alto,<br />

sì che veder si potien tutti quanti.<br />

118 Colà diritto, sovra ’l verde smalto,<br />

mi fuor mostrati li spiriti magni,<br />

che del vedere in me stesso m’essalto.<br />

121 I’ vidi Eletra con molti compagni,<br />

tra ’ quai conobbi Ettòr ed Enea,<br />

Cesare armato con li occhi grifagni.<br />

124 Vidi Cammilla e la Pantasilea;<br />

da l’altra parte vidi ’l re <strong>La</strong>tino<br />

che con <strong>La</strong>vina sua figlia sedea.


Seite 14 Inferno: Canto V<br />

Ich sah den Brutus, der verjagt Tarquinen,<br />

Lucrezien, Julien, Marzien, und, allein<br />

Beiseite sitzend, sah ich Saladinen.<br />

Dann, höher blickend, sah im hellen Schein<br />

Ich auch den Meister derer, welche wissen,<br />

Der von den Seinen schien umringt zu sein,<br />

Sie all ihn hochzuehren sehr beflissen;<br />

Den Plato ihm zunächst und Sokrates,<br />

<strong>Die</strong> dort den Sitz vor andern an sich rissen.<br />

Den Anaxagoras, Diogenes,<br />

Den Demokrit, des Welt der Zufall machte,<br />

Den Zeno, Heraklit, Empedokles.<br />

Ihn, der ans Licht der Pflanzen Kräfte brachte,<br />

Den Dioskorides, den Orpheus dann,<br />

Den Seneka, der Schmerz und Luft verlachte.<br />

Auch Ptolemäus kam, Euklid heran,<br />

So auch Averroes, der, seinen Weisen<br />

Erklärend, selbst der Weisheit Ruhm gewann.<br />

Doch nicht vermag ich jeden hier zu greifen,<br />

Denn also drängt des Stoffes Größe mich,<br />

Daß ihren <strong>Die</strong>nst mir kaum die Wort’ erweisen.<br />

Hier teilten nun die sechs Gefährten sich.<br />

Mich führt’ auf anderm Weg mein weiser Leiter<br />

Dahin, wo Stille lautem Tosen wich,<br />

127 Vidi quel Bruto che cacciò Tarquino,<br />

Lucrezia, Iulia, Marzïa e Corniglia;<br />

e solo, in parte, vidi ’l Saladino.<br />

130 Poi ch’innalzai un poco più le ciglia,<br />

vidi ’l maestro di color che sanno<br />

seder tra filosofica famiglia.<br />

133 Tutti lo miran, tutti onor li fanno:<br />

quivi vid’ïo Socrate e Platone,<br />

che ’nnanzi a li altri più presso li stanno;<br />

136 Democrito che ’l mondo a caso pone,<br />

Dïogenès, Anassagora e Tale,<br />

Empedoclès, Eraclito e Zenone;<br />

139 e vidi il buono accoglitor del quale,<br />

Dïascoride dico; e vidi Orfeo,<br />

Tulïo e Lino e Seneca morale;<br />

142 Euclide geomètra e Tolomeo,<br />

Ipocràte, Avicenna e Galïeno,<br />

Averoìs che ’l gran comento feo.<br />

145 Io non posso ritrar di tutti a pieno,<br />

però che sì mi caccia il lungo tema,<br />

che molte volte al fatto il dir vien meno.<br />

148 <strong>La</strong> sesta compagnia in due si scema:<br />

per altra via mi mena il savio duca,<br />

fuor de la queta, ne l’aura che trema.<br />

Und dorthin, wo nichts leuchtet, schritt ich weiter. 151 E vegno in parte ove non è che luca.<br />

Fünfter Gesang Canto V<br />

So ging’s hinab vom ersten Kreis zum zweiten,<br />

Der kleinern Raum, doch größres Weh umringt,<br />

Das antreibt, Klag’ und Winseln zu verbreiten.<br />

Graus steht dort Minos, fletscht die Zähn’ und bringt<br />

<strong>Die</strong> Schuld ans Licht, wie tief sie sich verfehle,<br />

Urteilt, schickt fort, je wie er sich umschlingt.<br />

Ich sage, wenn die schlechtgeborne Seele<br />

Ihm vorkommt, beichtet sie der Sünden <strong>La</strong>st;<br />

Und jener Kenner aller Menschenfehle,<br />

Sieht, welcher Ort des Abgrunds für die paßt,<br />

Und schickt sie soviel Grad’ hinab zur Hölle,<br />

Als oft er sich mit seinem Schweif umfaßt.<br />

Von vielem Volk ist stets besetzt die Schwelle,<br />

Und nach und nach kommt jeder zum Gericht,<br />

Spricht, hört und eilt zu der bestimmten Stelle.<br />

1 Così discesi del cerchio primaio<br />

giù nel secondo, che men loco cinghia<br />

e tanto più dolor, che punge a guaio.<br />

4 Stavvi Minòs orribilmente, e ringhia:<br />

essamina le colpe ne l’intrata;<br />

giudica e manda secondo ch’avvinghia.<br />

7 Dico che quando l’anima mal nata<br />

li vien dinanzi, tutta si confessa;<br />

e quel conoscitor de le peccata<br />

10 vede qual loco d’inferno è da essa;<br />

cignesi con la coda tante volte<br />

quantunque gradi vuol che giù sia messa.<br />

13 Sempre dinanzi a lui ne stanno molte:<br />

vanno a vicenda ciascuna al giudizio,<br />

dicono e odono e poi son giù volte.


Hölle: Fünfter Gesang Pagina 15<br />

” Du, der in diese Qualbehausung bricht,“<br />

So rief mir Minos, als er mich ersehen,<br />

Und ließ indes die Übung großer Pflicht;<br />

” Schau’, wem du traust! Leicht ist’s hineinzugehen,<br />

Doch täusche nicht dich ein verwegner Drang.“<br />

Mein Führer drauf: <strong>La</strong>ß dir den Groll vergehen!<br />

”<br />

Nicht hindre den von Gott gebotnen Gang,<br />

Dort will man’s, wo das Können gleicht dem Wollen.<br />

Nicht mehr gefragt, denn unser Weg ist lang.“<br />

Bald hört’ ich nun, wie Jammertön’ erschollen,<br />

Denn ich gelangte nieder zu dem Haus,<br />

Zur Klag’ und dem Geheul der Unglückvollen.<br />

Jedwedes Licht verstummt’ im dunkeln Graus,<br />

Das brüllte, wie wenn sich der Sturm erhoben,<br />

Beim Kampf der Winde lautes Meergebraus.<br />

Nie ruht der Höllenwirbelwind vom Toben<br />

Und reißt zu ihrer Qual die Geister fort<br />

Und dreht sie um nach unten und nach oben.<br />

Ihr Jammerschrei, Geheul und Klagewort,<br />

Nah’n sie den trümmervollen Felsenklüften,<br />

Verlästern fluchend Gottes Tugend dort.<br />

Daß Fleischessünder dies erdulden müßten,<br />

Vernahm ich, die, verlockt vom Sinnentrug,<br />

Einst unterwarfen die Vernunft den Lüsten.<br />

So wie zur Winterszeit mit irrem Flug<br />

Ein dichtgedrängter breiter Troß von Staren,<br />

So sah ich hier im Sturm der Sünder Zug<br />

Hierhin und dort, hinauf’, hinunterfahren,<br />

Gestärkt von keiner Hoffnung, mindres Leid,<br />

Geschweige jemals Ruhe zu erfahren.<br />

Wie Kraniche, zum Streifen lang gereiht<br />

In hoher Luft die Klagelieder krächzen,<br />

So sah ich von des Sturms Gewaltsamkeit<br />

<strong>Die</strong> Schatten hergeweht mit bangem Ächzen.<br />

” Wer sind die, Meister, welche her und hin<br />

Der Sturmwind treibt, und die nach Ruhe lechzen?“<br />

So ich – und er: ” Des Zuges Führerin,<br />

Von welchem du gewünscht, Bericht zu hören,<br />

War vieler Zungen große Kaiserin.<br />

Sie ließ von Wollust also sich betören,<br />

Daß sie für das Gelüst Gesetz’ erfand.<br />

Um nur der tiefen Schmach sich zu erwehren.<br />

16<br />

19<br />

” O tu che vieni al doloroso ospizio,“<br />

disse Minòs a me quando mi vide,<br />

lasciando l’atto di cotanto offizio,<br />

” guarda com’entri e di cui tu ti fide;<br />

non t’inganni l’ampiezza de l’intrare!“<br />

E ’l duca mio a lui: Perché pur gride?<br />

”<br />

22 Non impedir lo suo fatale andare:<br />

vuolsi così colà dove si puote<br />

ciò che si vuole, e più non dimandare.“<br />

25 Or incomincian le dolenti note<br />

a farmisi sentire; or son venuto<br />

là dove molto pianto mi percuote.<br />

28 Io venni in loco d’ogne luce muto,<br />

che mugghia come fa mar per tempesta,<br />

se da contrari venti è combattuto.<br />

31 <strong>La</strong> bufera infernal, che mai non resta,<br />

mena li spirti con la sua rapina;<br />

voltando e percotendo li molesta.<br />

34 Quando giungon davanti a la ruina,<br />

quivi le strida, il compianto, il lamento;<br />

bestemmian quivi la virtù divina.<br />

37 Intesi ch’a così fatto tormento<br />

enno dannati i peccator carnali,<br />

che la ragion sommettono al talento.<br />

40 E come li stornei ne portan l’ali<br />

nel freddo tempo, a schiera larga e piena,<br />

così quel fiato li spiriti mali<br />

43 di qua, di là, di giù, di sù li mena;<br />

nulla speranza li conforta mai,<br />

non che di posa, ma di minor pena.<br />

46 E come i gru van cantando lor lai,<br />

faccendo in aere di sé lunga riga,<br />

così vid’io venir, traendo guai,<br />

49 ombre portate da la detta briga;<br />

per ch’i’ dissi: ” Maestro, chi son quelle<br />

genti che l’aura nera sì gastiga?“<br />

52<br />

” <strong>La</strong> prima di color di cui novelle<br />

tu vuo’ saper,“ mi disse quelli allotta,<br />

” fu imperadrice di molte favelle.<br />

55 A vizio di lussuria fu sì rotta,<br />

che libito fé licito in sua legge,<br />

per tòrre il biasmo in che era condotta.


Seite 16 Inferno: Canto V<br />

Sie ist Semiramis, wie allbekannt,<br />

Nachfolgerin des Ninus, ihres Gatten,<br />

Einst herrschend in des Sultans Stadt und <strong>La</strong>nd.<br />

Dann sie, die, ungetreu Sichäus’ Schatten,<br />

Aus Liebe selber sich geweiht dem Tod’<br />

Sieh dann Kleopatra im Flug ermatten.<br />

Auch Helena, die Ursach’ großer Not,<br />

Im Sturme sah ich den Achill sich heben,<br />

Der allem Trotz, nur nicht der Liebe, bot.<br />

Den Paris sah ich dort, den Tristan schweben,“<br />

Und tausend andre zeigt’ und nannt’ er dann,<br />

<strong>Die</strong> Liebe fortgejagt aus unserm Leben.<br />

<strong>La</strong>ng hört’ ich den Bericht des Lehrers an,<br />

Von diesen Rittern und den Frau’n der Alten,<br />

Voll Mitleid und voll Angst, bis ich begann:<br />

” Mit diesen Zwei’n, die sich zusammenhalten,<br />

<strong>Die</strong>, wie es scheint, so leicht im Sturme sind,<br />

Möcht’ ich, o Dichter, gern mich unterhalten.“<br />

Und er darauf: ” Gib Achtung, wenn der Wind<br />

Sie näher führt, dann bei der Liebe flehe,<br />

<strong>Die</strong> beide führt, da kommen sie geschwind.“<br />

Kaum waren sie geweht in unsre Nähe,<br />

Als ich begann: ” Gequälte Geister, weilt,<br />

Wenn’s niemand wehrt, und sagt uns euer Wehe.“<br />

Gleich wie ein Taubenpaar die Lüfte teilt,<br />

Wenn’s mit weitausgespreizten steten Schwingen<br />

Zum süßen Nest herab voll Sehnsucht eilt;<br />

So sah ich sie dem Schwarme sich entringen,<br />

Bewegt vom Ruf der heißen Ungeduld,<br />

Und durch den Sturm sich zu uns niederschwingen.<br />

” Du, der du uns besuchst voll Gut’ und Huld<br />

In purpurschwarzer Nacht, uns, die die Erde<br />

Vordem mit Blut getüncht durch unsre Schuld,<br />

Gern bäten wir, daß Fried’ und Ruh’ dir werde,<br />

War’ uns der Fürst des Weltenalls geneigt,<br />

Denn dich erbarmt der seltsamen Beschwerde.<br />

Wie ihr zu Red’ und Hören Lust bezeigt,<br />

So reden wir, so leih’n wir euch die Ohren,<br />

Wenn nur, wie eben jetzt, der Sturmwind schweigt.<br />

Ich ward am Meerstrand in der Stadt geboren,<br />

Wo seinen <strong>La</strong>uf der Po zur Ruhe lenkt,<br />

Bald mit dem Flußgefolg im Meer verloren.<br />

58 Ell’è Semiramìs, di cui si legge<br />

che succedette a Nino e fu sua sposa:<br />

tenne la terra che ’l Soldan corregge.<br />

61 L’altra è colei che s’ancise amorosa,<br />

e ruppe fede al cener di Sicheo;<br />

poi è Cleopatràs lussurïosa.<br />

64 Elena vedi, per cui tanto reo<br />

tempo si volse, e vedi ’l grande Achille,<br />

che con amore al fine combatteo.<br />

67 Vedi Parìs, Tristano“; e più di mille<br />

ombre mostrommi e nominommi a dito,<br />

ch’amor di nostra vita dipartille.<br />

70 Poscia ch’io ebbi ’l mio dottore udito<br />

nomar le donne antiche e ’ cavalieri,<br />

pietà mi giunse, e fui quasi smarrito.<br />

73 I’ cominciai: ” Poeta, volontieri<br />

parlerei a quei due che ’nsieme vanno,<br />

e paion sì al vento esser leggeri.“<br />

76 Ed elli a me: ” Vedrai quando saranno<br />

più presso a noi; e tu allor li priega<br />

per quello amor che i mena, ed ei verranno.“<br />

79 Sì tosto come il vento a noi li piega,<br />

mossi la voce: ” O anime affannate,<br />

venite a noi parlar, s’altri nol niega!“<br />

82 Quali colombe dal disio chiamate<br />

con l’ali alzate e ferme al dolce nido<br />

vegnon per l’aere, dal voler portate;<br />

85 cotali uscir de la schiera ov’è Dido,<br />

a noi venendo per l’aere maligno,<br />

sì forte fu l’affettüoso grido.<br />

88<br />

” O animal grazïoso e benigno<br />

che visitando vai per l’aere perso<br />

noi che tignemmo il mondo di sanguigno,<br />

91 se fosse amico il re de l’universo,<br />

noi pregheremmo lui de la tua pace,<br />

poi c’ hai pietà del nostro mal perverso.<br />

94 Di quel che udire e che parlar vi piace,<br />

noi udiremo e parleremo a voi,<br />

mentre che ’l vento, come fa, ci tace.<br />

97 Siede la terra dove nata fui<br />

su la marina dove ’l Po discende<br />

per aver pace co’ seguaci sui.


Hölle: Fünfter Gesang Pagina 17<br />

<strong>Die</strong> Liebe, die in edles Herz sich senkt,<br />

Fing diesen durch den Leib, den Liebreiz schmückte,<br />

Der mir geraubt ward, wie’s noch jetzt mich kränkt.<br />

<strong>Die</strong> Liebe, die Geliebte stets berückte,<br />

Ergriff für diesen mich mit solchem Brand,<br />

Daß, wie du siehst, kein Leid ihn unterdrückte.<br />

<strong>Die</strong> Liebe hat uns in ein Grab gesandt.<br />

Kaina harret des, der uns erschlagen.“<br />

Der Schatten sprach’s, uns kläglich zugewandt.<br />

Vernehmend der bedrängten Seelen Klagen,<br />

Neigt’ ich mein Angesicht und stand gebückt.<br />

” Was denkst du?“ hört’ ich drauf den Dichter fragen.<br />

” Weh,“ sprach ich, welche Glut, die sie durchzückt,<br />

”<br />

Welch süßes Sinnen, liebliches Begehren<br />

Hat sie in dieses Qualenland entrückt?“<br />

Drauf säumt’ ich nicht, zu jener mich zu kehren.<br />

” Franziska,“ So begann ich nun, dein Leid<br />

”<br />

Drängt mir ins Auge fromme Mitleidszähren.<br />

Doch sage mir: In süßer Seufzer Zeit,<br />

Wodurch und wie verriet die Lieb’ euch beiden<br />

Den zweifelhaften Wunsch der Zärtlichkeit?“<br />

Und sie zu mir: ” Wer fühlt wohl größres Leiden<br />

Als der, dem schöner Zeiten Bild erscheint<br />

Im Mißgeschick? Dein Lehrer mag’s entscheiden.<br />

Doch da dein Wunsch so warm und eifrig scheint,<br />

Zu wissen, was hervor die Liebe brachte,<br />

So will ich tun, wie wer da spricht und weint.<br />

Wir lasen einst, weil’s beiden Kurzweil machte,<br />

Von <strong>La</strong>nzelot, wie ihn die Lieb’ umschlang.<br />

Wir waren einsam, ferne von Verdachte.<br />

Das Buch regt’ in uns auf des Herzens Drang,<br />

Trieb unsre Blick’ und macht’ uns oft erblassen,<br />

Doch eine Stelle war’s, die uns bezwang,<br />

Als das ersehnte Lächeln küssen lassen,<br />

Der, so dies schrieb, vom Buhlen schön und hehr.<br />

Da naht’ er, der mich nimmer wird verlassen,<br />

da küßte zitternd meinen Mund auch er –<br />

Galeotto war das Buch, und der’s verfaßte –<br />

An jenem Tage lasen wir nicht mehr.“<br />

Der eine Schatten sprach’s, der andre faßte<br />

Sich kaum vor Weinen, und mir schwand der Sinn<br />

Vor Mitleid, daß ich wie im Tod erblaßte,<br />

100 Amor, ch’al cor gentil ratto s’apprende,<br />

prese costui de la bella persona<br />

che mi fu tolta; e ’l modo ancor m’offende.<br />

103 Amor, ch’a nullo amato amar perdona,<br />

mi prese del costui piacer sì forte,<br />

che, come vedi, ancor non m’abbandona.<br />

106 Amor condusse noi ad una morte.<br />

Caina attende chi a vita ci spense.“<br />

Queste parole da lor ci fuor porte.<br />

109 Quand’io intesi quell’anime offense,<br />

china’ il viso, e tanto il tenni basso,<br />

fin che ’l poeta mi disse: ” Che pense?“<br />

112 Quando rispuosi, cominciai: ” Oh lasso,<br />

quanti dolci pensier, quanto disio<br />

menò costoro al doloroso passo!“<br />

115 Poi mi rivolsi a loro e parla’ io,<br />

e cominciai: ” Francesca, i tuoi martìri<br />

a lagrimar mi fanno tristo e pio.<br />

118 Ma dimmi: al tempo d’i dolci sospiri,<br />

a che e come concedette amore<br />

che conosceste i dubbiosi disiri?“<br />

121 E quella a me: ” Nessun maggior dolore<br />

che ricordarsi del tempo felice<br />

ne la miseria; e ciò sa ’l tuo dottore.<br />

124 Ma s’a conoscer la prima radice<br />

del nostro amor tu hai cotanto affetto,<br />

dirò come colui che piange e dice.<br />

127 Noi leggiavamo un giorno per diletto<br />

di <strong>La</strong>ncialotto come amor lo strinse;<br />

soli eravamo e sanza alcun sospetto.<br />

130 Per più fïate li occhi ci sospinse<br />

quella lettura, e scolorocci il viso;<br />

ma solo un punto fu quel che ci vinse.<br />

133 Quando leggemmo il disïato riso<br />

esser basciato da cotanto amante,<br />

questi, che mai da me non fia diviso,<br />

136 la bocca mi basciò tutto tremante.<br />

Galeotto fu ’l libro e chi lo scrisse:<br />

quel giorno più non vi leggemmo avante.“<br />

139 Mentre che l’uno spirto questo disse,<br />

l’altro piangëa; sì che di pietade<br />

io venni men così com’io morisse.<br />

Und wie ein Leichnam hinfällt, fiel ich hin. 142 E caddi come corpo morto cade.


Seite 18 Inferno: Canto VI<br />

Sechster Gesang Canto VI<br />

Bei Rückkehr der Erinn’rung, die sich schloß<br />

Vor Mitleid um die zwei, das so mich quälte,<br />

Daß das Bewußtsein mir vor Schmerz zerfloß,<br />

Erblickt’ ich neue Qualen und Gequälte<br />

Rings um mich her, ob den, ob jenen Pfad<br />

Zum Geh’n und Schau’n sich Fuß und Auge wählte.<br />

Es war der dritte Kreis, den ich betrat,<br />

Von ew’gem, kaltem, maledeitem Regen<br />

Von gleicher Art und Regel früh und spat.<br />

Schnee, dichter Hagel, dunkle Fluten pflegen<br />

<strong>Die</strong> Nacht dort zu durchzieh’n in wildem Guß;<br />

Stank qualmt die Erde, die’s empfängt, entgegen.<br />

Ein Untier, wild und seltsam, Zerberus,<br />

Bellt, wie ein böser Hund, aus dreien Kehlen<br />

Jedweden an, der dort hinunter muß.<br />

Schwarz, feucht der Bart, die Augen rote Höhlen<br />

Mit weitem Bauch, die Hände scharf beklaut,<br />

Vierteilt, zerkratzt und schindet er die Seelen.<br />

Sie heulen, wie die Hund’, im Regen laut,<br />

Und sie verschaffen sich durch öftres Drehen<br />

Auf einer Seite mind’stens trockne Haut.<br />

Der große Höllenwurm, der uns ersehen,<br />

Riß auf die Rachen, zeigt uns ihr Gebiß<br />

Und ließ kein Glied am Leibe stillestehen.<br />

Virgil streckt aus die offnen Händ’ und riß<br />

Erd’ aus dem Grund, die in die gier’gen Rachen<br />

Er alsogleich mit vollen Fäusten schmiß.<br />

Wie’s pflegt ein keifig böser Hund zu machen,<br />

Des Bellen schweigt, wenn er den Fraß erbeißt,<br />

Der wilden Grimm vermocht’, ihm anzufachen;<br />

So jetzt mit schmutz’gen Schlünden jener Geist,<br />

Der so durchdröhnt die armen Leidensmatten,<br />

Daß jeder hochbeglückt die Taubheit preist.<br />

Wir gingen über die gequälten Schatten,<br />

Indem wir auf ihr Nichts, das Körper schien,<br />

Im tiefen Schlamm gestellt die Sohlen hatten.<br />

Sie lagen allesamt am Boden hin,<br />

Nur einen sahn wir sich zum Sitzen heben,<br />

Wie er uns dort erblickt im Weiterziehn.<br />

Er sprach: ” Der du zur Hölle dich begeben,<br />

Erkenne mich, dafern dir’s möglich ist;<br />

Du lebtest, eh’ ich aufgehört zu leben.“<br />

1 Al tornar de la mente, che si chiuse<br />

dinanzi a la pietà d’i due cognati,<br />

che di trestizia tutto mi confuse,<br />

4 novi tormenti e novi tormentati<br />

mi veggio intorno, come ch’io mi mova<br />

e ch’io mi volga, e come che io guati.<br />

7 Io sono al terzo cerchio, de la piova<br />

etterna, maladetta, fredda e greve;<br />

regola e qualità mai non l’è nova.<br />

10 Grandine grossa, acqua tinta e neve<br />

per l’aere tenebroso si riversa;<br />

pute la terra che questo riceve.<br />

13 Cerbero, fiera crudele e diversa,<br />

con tre gole caninamente latra<br />

sovra la gente che quivi è sommersa.<br />

16 Li occhi ha vermigli, la barba unta e atra,<br />

e ’l ventre largo, e unghiate le mani;<br />

graffia li spirti ed iscoia ed isquatra.<br />

19 Urlar li fa la pioggia come cani;<br />

de l’un de’ lati fanno a l’altro schermo;<br />

volgonsi spesso i miseri profani.<br />

22 Quando ci scorse Cerbero, il gran vermo,<br />

le bocche aperse e mostrocci le sanne;<br />

non avea membro che tenesse fermo.<br />

25 E ’l duca mio distese le sue spanne,<br />

prese la terra, e con piene le pugna<br />

la gittò dentro a le bramose canne.<br />

28 Qual è quel cane ch’abbaiando agogna,<br />

e si racqueta poi che ’l pasto morde,<br />

ché solo a divorarlo intende e pugna,<br />

31 cotai si fecer quelle facce lorde<br />

de lo demonio Cerbero, che ’ntrona<br />

l’anime sì, ch’esser vorrebber sorde.<br />

34 Noi passavam su per l’ombre che adona<br />

la greve pioggia, e ponavam le piante<br />

sovra lor vanità che par persona.<br />

37 Elle giacean per terra tutte quante,<br />

fuor d’una ch’a seder si levò, ratto<br />

ch’ella ci vide passarsi davante.<br />

40<br />

” O tu che se’ per questo ’nferno tratto,“<br />

mi disse, ” riconoscimi, se sai:<br />

tu fosti, prima ch’io disfatto, fatto.“


Hölle: Sechster Gesang Pagina 19<br />

Und ich zu ihm: ” <strong>Die</strong> Angst, in der du bist,<br />

Zieht dich vielleicht aus meinem Angedenken;<br />

Mir scheint, ich sähe dich zu keiner Frist.<br />

Wer bist du? Sprich, was konnte dich versenken<br />

In eine Qual, die, gibt’s auch größre Pein,<br />

Nicht widriger kann sein, noch ärger kränken.“<br />

” In eurer Stadt,“ so sprach er, die allein<br />

”<br />

Der Neid erfüllt, und bis zum Überfließen,<br />

Genoß ich einst des Tages heitern Schein.<br />

Ich bin’s, den Ciacco eure Bürger hießen,<br />

Zur Qual für schnöde Schuld des Gaumens muß,<br />

Du siehst’s, auf mich sich ew’ger Regen gießen.<br />

Und mich allein nicht züchtigt dieser Guß,<br />

Nein, alle diese leiden gleiche Plagen<br />

Für gleiche Schuld.“ – So seiner Rede Schluß.<br />

Und ich: ” Mich haben, Ciacco, deine Klagen<br />

Zum Mitleid und zu Tränen fast gerührt.<br />

Allein, wenn du es weißt, so magst du sagen,<br />

Wohin noch unsrer Stadt Parteiung führt?<br />

Ob wer gerecht ist? Was in diesen Zeiten<br />

In ihr die Glut der wilden Zwietracht schürt?“<br />

Und er darauf zu mir: ” Nach langem Streiten<br />

Kommt’s dort zu Blut, dann treibt die Waldpartei<br />

<strong>Die</strong> andre fort mit vielen Grausamkeiten.<br />

Doch in drei Sonnen ist’s mit ihr vorbei,<br />

Neu günstig sind der andern die Gestirne,<br />

Durch eines Mannes Macht und Heuchelei.<br />

Hoch hebt sie dann auf lange Zeit die Stirne<br />

Und hält den Feind mit großer <strong>La</strong>st beschwert,<br />

Wie er auch sich beklag’ und sich erzürne.<br />

Zwei sind gerecht dort, aber nicht gehört.<br />

Neid, Geiz und Hochmut – diese drei sind Gluten,<br />

In welchen sich der Bürger Herz verzehrt.“<br />

Als hier des Schattens Jammertöne ruhten,<br />

Sprach ich zu ihm: ” Noch weiteren Bericht<br />

Erlaube mir, dir bittend anzumuten.<br />

Tegghiajo, Farinata, treu der Pflicht,<br />

Arrigo, Rusticucci, Mosca – sage! –<br />

Und andre, nur auf Gutestun erpicht,<br />

Wo sind sie? Welches ist ihr Los? Ich trage<br />

Verlangen, hier ihr Schicksal zu erspäh’n,<br />

Ob’s Himmelswonne sei, ob Höllenplage?“<br />

43 E io a lui: ” L’angoscia che tu hai<br />

forse ti tira fuor de la mia mente,<br />

sì che non par ch’i’ ti vedessi mai.<br />

46 Ma dimmi chi tu se’ che ’n sì dolente<br />

loco se’ messo, e hai sì fatta pena,<br />

che, s’altra è maggio, nulla è sì spiacente.“<br />

49 Ed elli a me: ” <strong>La</strong> tua città, ch’è piena<br />

d’invidia sì che già trabocca il sacco,<br />

seco mi tenne in la vita serena.<br />

52 Voi cittadini mi chiamaste Ciacco:<br />

per la dannosa colpa de la gola,<br />

come tu vedi, a la pioggia mi fiacco.<br />

55 E io anima trista non son sola,<br />

ché tutte queste a simil pena stanno<br />

per simil colpa.“ E più non fé parola.<br />

58 Io li rispuosi: ” Ciacco, il tuo affanno<br />

mi pesa sì, ch’a lagrimar mi ’nvita;<br />

ma dimmi, se tu sai, a che verranno<br />

61 li cittadin de la città partita;<br />

s’alcun v’è giusto; e dimmi la cagione<br />

per che l’ ha tanta discordia assalita.“<br />

64 E quelli a me: ” Dopo lunga tencione<br />

verranno al sangue, e la parte selvaggia<br />

caccerà l’altra con molta offensione.<br />

67 Poi appresso convien che questa caggia<br />

infra tre soli, e che l’altra sormonti<br />

con la forza di tal che testé piaggia.<br />

70 Alte terrà lungo tempo le fronti,<br />

tenendo l’altra sotto gravi pesi,<br />

come che di ciò pianga o che n’aonti.<br />

73 Giusti son due, e non vi sono intesi;<br />

superbia, invidia e avarizia sono<br />

le tre faville c’ hanno i cuori accesi.“<br />

76 Qui puose fine al lagrimabil suono.<br />

E io a lui: ” Ancor vo’ che mi ’nsegni<br />

e che di più parlar mi facci dono.<br />

79 Farinata e ’l Tegghiaio, che fuor sì degni,<br />

Iacopo Rusticucci, Arrigo e ’l Mosca<br />

e li altri ch’a ben far puoser li ’ngegni,<br />

82 dimmi ove sono e fa ch’io li conosca;<br />

ché gran disio mi stringe di savere<br />

se ’l ciel li addolcia o lo ’nferno li attosca.“


Seite 20 Inferno: Canto VII<br />

Und er: ” Sie stürzte mancherlei Vergehn<br />

Zu schwärzern Seelen nach den tiefern Gründen.<br />

Steigst du so tief, so wirst du alle sehn –<br />

Kehrst du zur süßen Welt aus diesen Schlünden,<br />

Bring’ ins Gedächtnis dann der Menschen mich.<br />

Mehr sag’ ich nicht, mehr darf ich nicht verkünden.“<br />

Scheel ward sein g’rades Aug’ und wandte sich<br />

Nach mir; dann sank er mit dem Haupte nieder,<br />

So daß er ganz den andern Blinden glich.<br />

Drauf sprach mein Führer: ” Nie erwacht er wieder,<br />

Bis er vor englischer Posaun’ ergraust,<br />

Und der Gewalt, dem Sündenvolk zuwider.<br />

Zum Grab kehrt jeder, wo sein Körper haust,<br />

Empfängt sein Fleisch zurück und die Gestaltung<br />

Und hört, was ewig widerhallend braust.“<br />

Wir gingen langsam fort in schwerer Haltung,<br />

Durch’s Kotgemisch von Schatten und von Flut.<br />

Vom künft’gen Leben war die Unterhaltung.<br />

Drum ich: ” Mein Meister, wird der Qualen Wut<br />

Sich nach dem großen Urteilsspruch vermehren?<br />

Vermindert sich, bleibt sich nur gleich die Glut?“<br />

Und er: ” Gedenk’ an deines Weisen Lehren:<br />

So sehr ein Ding vollkommen ist, so sehr<br />

Wird sich’s im Glücke freu’n, im Schmerz verzehren<br />

Und kann gleich der Verdammten zahllos Heer<br />

Vollkommenheit, die wahre, nie erringen,<br />

So harrt es doch in jener Zeit auf mehr.“<br />

Wir fuhren fort, im Kreise vorzudringen,<br />

Mehr sprechend, als zu sagen gut erscheint,<br />

Bis hin zum Platz, wo Stufen niedergingen,<br />

85 E quelli: ” Ei son tra l’anime più nere;<br />

diverse colpe giù li grava al fondo:<br />

se tanto scendi, là i potrai vedere.<br />

88 Ma quando tu sarai nel dolce mondo,<br />

priegoti ch’a la mente altrui mi rechi:<br />

più non ti dico e più non ti rispondo.“<br />

91 Li diritti occhi torse allora in biechi;<br />

guardommi un poco e poi chinò la testa:<br />

cadde con essa a par de li altri ciechi.<br />

94 E ’l duca disse a me: ” Più non si desta<br />

di qua dal suon de l’angelica tromba,<br />

quando verrà la nimica podesta:<br />

97 ciascun rivederà la trista tomba,<br />

ripiglierà sua carne e sua figura,<br />

udirà quel ch’in etterno rimbomba.“<br />

100 Sì trapassammo per sozza mistura<br />

de l’ombre e de la pioggia, a passi lenti,<br />

toccando un poco la vita futura;<br />

103 per ch’io dissi: ” Maestro, esti tormenti<br />

crescerann’ei dopo la gran sentenza,<br />

o fier minori, o saran sì cocenti?“<br />

106 Ed elli a me: ” Ritorna a tua scïenza,<br />

che vuol, quanto la cosa è più perfetta,<br />

più senta il bene, e così la doglienza.<br />

109 Tutto che questa gente maladetta<br />

in vera perfezion già mai non vada,<br />

di là più che di qua essere aspetta.“<br />

112 Noi aggirammo a tondo quella strada,<br />

parlando più assai ch’i’ non ridico;<br />

venimmo al punto dove si digrada:<br />

Und fanden Plutus dort, den großen Feind. 115 quivi trovammo Pluto, il gran nemico.<br />

Siebter Gesang Canto VII<br />

” Aleph, Pape Satan, Pape Satan!“<br />

Erhob, rauh kluchzend, Plutus seine Stimme.<br />

Und er, der alles wohl verstand, begann:<br />

” Getrost, nicht fürchte dich vor seinem Grimme,<br />

Durch alle seine Macht wird’s nicht verwehrt,<br />

Daß ich mit dir den Felsen niederklimme.“<br />

Und dann, zu dem geschwollnen Mund gekehrt,<br />

Rief er: ” Wolf, schweige, du Vermaledeiter!<br />

Von deiner Wut sei in dir selbst verzehrt!<br />

1<br />

” Pape Satàn, pape Satàn aleppe!“<br />

cominciò Pluto con la voce chioccia;<br />

e quel savio gentil, che tutto seppe,<br />

4 disse per confortarmi: ” Non ti noccia<br />

la tua paura; ché, poder ch’elli abbia,<br />

non ci torrà lo scender questa roccia.“<br />

7 Poi si rivolse a quella ’nfiata labbia,<br />

e disse: ” Taci, maladetto lupo!<br />

consuma dentro te con la tua rabbia.


Hölle: Siebter Gesang Pagina 21<br />

Wir gehn nicht ohne Grund zur Tiefe weiter,<br />

Dort will man’s, dort, wo einst den Stolz mit Schmach<br />

Gezüchtigt Michael, der Himmelsstreiter.“<br />

Gleichwie die Segel, wenn der Mast zerbrach,<br />

Erst aufgebläht zum Knäuel niederrollen,<br />

So fiel das Untier, das so drohend sprach.<br />

So ging’s zum vierten Kreis im schmerzenvollen<br />

Unsel’gen Schacht, der alle Schuld umfängt,<br />

Von welcher je im Weltall Kund’ erschollen.<br />

Gerechtigkeit des Herrn, dein Walten drängt<br />

So neue Mühn zusammen, solche Plagen!<br />

O blinde Schuld, die hier den Lohn empfängt!<br />

Wie der Charybdis Wogen sich zerschlagen,<br />

Zum Gegenstoß gewälzt von Süd und Nord,<br />

So muß sich hier das Volk im Wirbel jagen.<br />

Noch nirgend war die Schar so groß wie dort.<br />

<strong>La</strong>ut heulend kamen sie von beiden Enden<br />

Und wälzten <strong>La</strong>sten mit den Brüsten fort.<br />

Und stießen sich, um sich beim Prall zu wenden,<br />

Und dann zurück im Bogenlauf zu zieh’n,<br />

Und schrien sich zu: ” Was halten? – Was verschwenden?“<br />

So durch den Kreis, in dem kein Lichtstrahl schien,<br />

Ging’s beiderseits dann nach der andern Seite,<br />

Indem sie beid’ ihr schändlich Schmähwort schrien.<br />

Dann wandte jeder sich zum neuen Streite,<br />

Sobald er seines Zirkels Hälft’ umkreist;<br />

Und ich, der ich den Armen Mitleid weihte,<br />

Sprach: ” Meister, o wie zagt, wie bangt mein Geist<br />

Wer ist dies Volk? <strong>Die</strong> links hier scheinen Pfaffen!<br />

Ist’s jeder, der uns eine Glatze weist?“<br />

Und er: ” <strong>Die</strong>s sind die Blinden, Geistesschlaffen.<br />

Sie wußten in der Welt zum Geben nie<br />

Und nie zum Sparen sich ein Maß zu schaffen.<br />

Und dies erhellt aus dem, was jeder schrie,<br />

Wenn sie im Kreis gelangt zu zweien Orten;<br />

Da trennt der Gegensatz des <strong>La</strong>sters sie.<br />

<strong>Die</strong> mit den Glatzen waren Pfaffen dorten;<br />

Auch öffneten wohl Papst und Kardinal<br />

Dem Geiz als Zwingherrn ihres Herzens Pforten.“<br />

Drauf sprach ich: ” Meister, kenn’ in dieser Zahl<br />

Ich keinen, der im Schmutz so eitlen Strebens<br />

Sich hier erworben hat die ew’ge Qual?“<br />

10 Non è sanza cagion l’andare al cupo:<br />

vuolsi ne l’alto, là dove Michele<br />

fé la vendetta del superbo strupo.“<br />

13 Quali dal vento le gonfiate vele<br />

caggiono avvolte, poi che l’alber fiacca,<br />

tal cadde a terra la fiera crudele.<br />

16 Così scendemmo ne la quarta lacca,<br />

pigliando più de la dolente ripa<br />

che ’l mal de l’universo tutto insacca.<br />

19 Ahi giustizia di Dio! tante chi stipa<br />

nove travaglie e pene quant’io viddi?<br />

e perché nostra colpa sì ne scipa?<br />

22 Come fa l’onda là sovra Cariddi,<br />

che si frange con quella in cui s’intoppa,<br />

così convien che qui la gente riddi.<br />

25 Qui vid’i’ gente più ch’altrove troppa,<br />

e d’una parte e d’altra, con grand’urli,<br />

voltando pesi per forza di poppa.<br />

28 Percotëansi ’ncontro; e poscia pur lì<br />

si rivolgea ciascun, voltando a retro,<br />

gridando: ” Perché tieni?“ e ” Perché burli?“<br />

31 Così tornavan per lo cerchio tetro<br />

da ogne mano a l’opposito punto,<br />

gridandosi anche loro ontoso metro;<br />

34 poi si volgea ciascun, quand’era giunto,<br />

per lo suo mezzo cerchio a l’altra giostra.<br />

E io, ch’avea lo cor quasi compunto,<br />

37 dissi: ” Maestro mio, or mi dimostra<br />

che gente è questa, e se tutti fuor cherci<br />

questi chercuti a la sinistra nostra.“<br />

40 Ed elli a me: ” Tutti quanti fuor guerci<br />

sì de la mente in la vita primaia,<br />

che con misura nullo spendio ferci.<br />

43 Assai la voce lor chiaro l’abbaia,<br />

quando vegnono a’ due punti del cerchio<br />

dove colpa contraria li dispaia.<br />

46 Questi fuor cherci, che non han coperchio<br />

piloso al capo, e papi e cardinali,<br />

in cui usa avarizia il suo soperchio.“<br />

49 E io: ” Maestro, tra questi cotali<br />

dovre’ io ben riconoscere alcuni<br />

che furo immondi di cotesti mali.“


Seite 22 Inferno: Canto VII<br />

Und er zu mir: ” Dein Suchen ist vergebens,<br />

Unkenntlich macht sie ihr verdientes Los<br />

Durch Kot und Schmutz bewußtlos dunkeln Lebens.<br />

So kommen stets zum Stoß und Gegenstoß,<br />

Bis sie erstehn – die mit verschnittnen Haaren,<br />

<strong>Die</strong> mit geschlossner Faust – dem Grabesschoß.<br />

Versetzt hat sie schlecht Geben und schlecht Sparen<br />

Von jener heitern Welt in diesen Zwist;<br />

Nicht sag’ ich welchen, denn du kannst’s gewahren.<br />

Sieh hier, mein Sohn, welch eitles Ding es ist<br />

Um jenes Gut Fortunens, das die Leute<br />

Zum Kampfe reizt und zu Gewalt und List.<br />

Gib diesen Müden alles Gold zur Beute,<br />

Das sie gehabt, ja alles Gold der Welt,<br />

Und keine Stunde Ruh’ gibt’s ihnen heute.“<br />

Und ich: ” Mein Meister, sprich, wenn dir’s gefällt,<br />

Wer ist Fortuna doch, die, wie ich hörte,<br />

In ihren Klau’n der Erde Güter hält?“<br />

Und er zu mir: ” O Arme, Trugbetörte!<br />

Unwissende, zum Schlimmsten stets geneigt!<br />

O daß mein Spruch jetzt allen Wahn zerstörte!<br />

Er, dessen Weisheit alles übersteigt,<br />

Erschuf die Himmel und gab ihnen Leitung,<br />

Daß jedem Teil sich jeder leuchtend zeigt,<br />

Durch seines Lichts gleichmäßige Verbreitung.<br />

So gab er schaffend auch die <strong>Die</strong>nerin<br />

Dem Erdenglanz zur Führung und Begleitung.<br />

Von Volk zu Volk, von Blut zu Blute hin,<br />

Bringt sie das eitle Gut, das nirgends dauert,<br />

Und kümmert nicht sich um der Menschen Sinn.<br />

<strong>Die</strong>s Volk befiehlt, ein andres dient und trauert,<br />

Wie jene Führerin das Urteil spricht,<br />

<strong>Die</strong>, wie die Schlang’ im Gras, verborgen lauert.<br />

Nichts gegen sie hilft eurer Weisheit Licht,<br />

Sie sorgt, erkennt, vollzieht in ihrem Reiche,<br />

Und weicht darin den andern Göttern nicht.<br />

Nie haben Stillstand ihre Wechselstreiche;<br />

So macht sie, von Notwendigkeit gejagt,<br />

Aus Reichen Arme, dann aus Armen Reiche.<br />

Sie ist’s, die ihr ans Kreuz oft wütend schlagt,<br />

Von der ihr oft, wenn ihr, anstatt zu schmollen,<br />

Sie loben solltet, fälschlich Böses sagt.<br />

52 Ed elli a me: ” Vano pensiero aduni:<br />

la sconoscente vita che i fé sozzi,<br />

ad ogne conoscenza or li fa bruni.<br />

55 In etterno verranno a li due cozzi:<br />

questi resurgeranno del sepulcro<br />

col pugno chiuso, e questi coi crin mozzi.<br />

58 Mal dare e mal tener lo mondo pulcro<br />

ha tolto loro, e posti a questa zuffa:<br />

qual ella sia, parole non ci appulcro.<br />

61 Or puoi, figliuol, veder la corta buffa<br />

d’i ben che son commessi a la fortuna,<br />

per che l’umana gente si rabuffa;<br />

64 ché tutto l’oro ch’è sotto la luna<br />

e che già fu, di quest’anime stanche<br />

non poterebbe farne posare una.“<br />

67<br />

” Maestro mio,“ diss’io, or mi dì anche:<br />

”<br />

questa fortuna di che tu mi tocche,<br />

che è, che i ben del mondo ha sì tra branche?“<br />

70 E quelli a me: ” Oh creature sciocche,<br />

quanta ignoranza è quella che v’offende!<br />

Or vo’ che tu mia sentenza ne ’mbocche.<br />

73 Colui lo cui saver tutto trascende,<br />

fece li cieli e diè lor chi conduce<br />

sì, ch’ogne parte ad ogne parte splende,<br />

76 distribuendo igualmente la luce.<br />

Similemente a li splendor mondani<br />

ordinò general ministra e duce<br />

79 che permutasse a tempo li ben vani<br />

di gente in gente e d’uno in altro sangue,<br />

oltre la difension d’i senni umani;<br />

82 per ch’una gente impera e l’altra langue,<br />

seguendo lo giudicio di costei,<br />

che è occulto come in erba l’angue.<br />

85 Vostro saver non ha contasto a lei:<br />

questa provede, giudica, e persegue<br />

suo regno come il loro li altri dèi.<br />

88 Le sue permutazion non hanno triegue:<br />

necessità la fa esser veloce;<br />

sì spesso vien chi vicenda consegue.<br />

91 Quest’è colei ch’è tanto posta in croce<br />

pur da color che le dovrien dar lode,<br />

dandole biasmo a torto e mala voce;


Hölle: Siebter Gesang Pagina 23<br />

Doch sie, die Sel’ge, hört nicht euer Grollen;<br />

In andrer erstgeschaffnen Seligkeit<br />

Und Wonne, läßt sie ihre Kugel rollen. –<br />

Doch eilig weiter jetzt zu größerm Leid!<br />

<strong>Die</strong> Stern’, aufsteigend, als ich fortgeschritten,<br />

Gehn abwärts itzt, und unser Weg ist weit.“<br />

Am andern Rand ward nun der Kreis durchschnitten,<br />

An einem Quell, der siedend dort entspringt,<br />

Des Wellen fort durch einen Graben glitten.<br />

Mehr trüb’ als schwarz ist seine Flut und bringt,<br />

Wenn man ihr folgt, hinab zu rauhen Wegen,<br />

Durch die man mit Beschwerde niederdringt.<br />

Dann qualmt ein Sumpf, mit Namen Styx, entgegen<br />

Dort, wo der traur’ge Fluß vom <strong>La</strong>ufe ruht,<br />

Am Fuß des greulichen Gestad’s gelegen.<br />

Dort stand ich nun und sah nach jener Flut,<br />

Und jäh im Sumpfe Leute, kot’ge, nackte,<br />

Zugleich des Jammers Bilder und der Wut.<br />

Man schlug sich nicht mit Fäusten nur, man hackte<br />

Mit Haupt und Brust und Füßen auf sich ein,<br />

Indem man wild sich mit den Zähnen packte.<br />

Mein Meister sprach: ” Sohn, sieh in dieser Pein<br />

<strong>Die</strong> Seelen derer, so der Zorn bezwungen.<br />

Auch unterm Wasser müssen viele sein;<br />

Und wenn ein Seufzer ihnen sich entrungen.<br />

Dann steigen Blasen auf von ihrer Not,<br />

Drum sieh von Kreisen diese Flut durchschwungen.<br />

Und immer rufen sie, versenkt im Kot:<br />

≫Wir waren elend einst im Sonnenschimmer<br />

Und hegten Groll und Tücke bis zum Tod,<br />

Und elend sind wir nun im Schlamm noch immer.≪<br />

<strong>Die</strong>s Lied klingt gurgelnd vor aus ihrem Schlund,<br />

Stets schluckend, enden sie die Worte nimmer.<br />

So gingen, zwischen Pfuhl und festem Grund,<br />

Wir an dem schmutz’gen Teich in weitem Bogen,<br />

Den Blick gewandt zum Volk mit Schlamm im Mund,<br />

94 ma ella s’è beata e ciò non ode:<br />

con l’altre prime creature lieta<br />

volve sua spera e beata si gode.<br />

97 Or discendiamo omai a maggior pieta;<br />

già ogne stella cade che saliva<br />

quand’io mi mossi, e ’l troppo star si vieta.“<br />

100 Noi ricidemmo il cerchio a l’altra riva<br />

sovr’una fonte che bolle e riversa<br />

per un fossato che da lei deriva.<br />

103 L’acqua era buia assai più che persa;<br />

e noi, in compagnia de l’onde bige,<br />

intrammo giù per una via diversa.<br />

106 In la palude va c’ ha nome Stige<br />

questo tristo ruscel, quand’è disceso<br />

al piè de le maligne piagge grige.<br />

109 E io, che di mirare stava inteso,<br />

vidi genti fangose in quel pantano,<br />

ignude tutte, con sembiante offeso.<br />

112 Queste si percotean non pur con mano,<br />

ma con la testa e col petto e coi piedi,<br />

troncandosi co’ denti a brano a brano.<br />

115 Lo buon maestro disse: ” Figlio, or vedi<br />

l’anime di color cui vinse l’ira;<br />

e anche vo’ che tu per certo credi<br />

118 che sotto l’acqua è gente che sospira,<br />

e fanno pullular quest’acqua al summo,<br />

come l’occhio ti dice, u’ che s’aggira.<br />

121 Fitti nel limo dicon: ≫Tristi fummo<br />

ne l’aere dolce che dal sol s’allegra,<br />

portando dentro accidïoso fummo:<br />

124 or ci attristiam ne la belletta negra.≪<br />

Quest’inno si gorgoglian ne la strozza,<br />

ché dir nol posson con parola integra.“<br />

127 Così girammo de la lorda pozza<br />

grand’arco, tra la ripa secca e ’l mézzo,<br />

con li occhi vòlti a chi del fango ingozza.<br />

Bis wir zu eines Turmes Fuß gezogen. 130 Venimmo al piè d’una torre al da sezzo.


Seite 24 Inferno: Canto VIII<br />

Achter Gesang Canto VIII<br />

<strong>La</strong>ng’ eh’ wir noch, so fahr’ ich fort, zu sagen,<br />

Dem Fuß des hohen Turms uns konnten nah’n,<br />

War unser Blick zur Zinn’ emporgeschlagen,<br />

Weil wir zwei Flämmchen dort entzünden sah’n,<br />

Als Rücksignal ein andres, So entlegen,<br />

Daß es das Auge kaum noch könnt’ erfah’n.<br />

Da kehrt’ ich meinem Weisen mich entgegen:<br />

” Was ist dies? Welch ein Zeichen wohl bezweckt<br />

Das dritte Feu’r? Wer sind sie, die’s erregen?“<br />

Und er zu mir: ” Sieh hin, dein Aug’ entdeckt.<br />

Was unsrer harrt, dort auf den schmutz’gen Wogen,<br />

Wenn dir’s der Qualm des Sumpfes nicht versteckt.“<br />

Und rasch, wie ich den leichten Pfeil vom Bogen<br />

Je fortgeschnellt durch hohe Lüfte sah,<br />

Kam durch das Moor ein kleiner Kahn gezogen.<br />

Bald war er uns am grauen Strande nah,<br />

Obwohl von einem Rud’rer nur gefahren,<br />

Der schrie: Verruchte Seele, bist du da?<br />

” Phlegias, Phlegias, du magst dein Schreien sparen,“<br />

So sprach mein Herr, umsonst ist’s angestimmt;<br />

”<br />

Wir sind nur dein, solang’ wir überfahren.“<br />

Wie wer von einem großen Trug vernimmt,<br />

Den man ihm angetan zu Schmach und Schaden,<br />

So zeigte Phlegias wild sich und ergrimmt.<br />

Mein Führer stieg ins Schiff von den Gestaden,<br />

Und zu sich setzen hieß er mich sodann,<br />

Und als ich drin war, schien es erst beladen.<br />

Sobald wir beid’ uns eingesetzt, begann<br />

Des Nachens Fahrt und furchte tiefre Zeilen,<br />

Als er mit andrer Bürde furchen kann.<br />

Indessen wir die tote Moorflut teilen,<br />

Kommt einer, kotbedeckt, vor mich und spricht:<br />

” Wer heißt dich vor der Zeit herniedereilen?“<br />

” Ich komme,“ sprach ich, aber bleibe nicht.<br />

”<br />

Doch wer bist du, So widrig und abscheulich?“ –<br />

” Ein Heulender, dies sagt dir dein Gesicht.“ –<br />

Und ich: ” Denkst du, dein Heulen sei erfreulich?<br />

Vermaledeiter Geist, fort, weg von mir!<br />

Ich kenne dich, sei noch so wild und greulich !“<br />

<strong>Die</strong> Hände streckt’ er nun zum Kahn voll Gier,<br />

Und mit Gewalt mußt’ ihn mein Herr verjagen,<br />

Der sprach: ” Mit andern Hunden, weg von hier!“<br />

1 Io dico, seguitando, ch’assai prima<br />

che noi fossimo al piè de l’alta torre,<br />

li occhi nostri n’andar suso a la cima<br />

4 per due fiammette che i vedemmo porre,<br />

e un’altra da lungi render cenno,<br />

tanto ch’a pena il potea l’occhio tòrre.<br />

7 E io mi volsi al mar di tutto ’l senno;<br />

dissi: ” Questo che dice? e che risponde<br />

quell’altro foco? e chi son quei che ’l fenno?“<br />

10 Ed elli a me: ” Su per le sucide onde<br />

già scorgere puoi quello che s’aspetta,<br />

se ’l fummo del pantan nol ti nasconde.“<br />

13 Corda non pinse mai da sé saetta<br />

che sì corresse via per l’aere snella,<br />

com’io vidi una nave piccioletta<br />

16 venir per l’acqua verso noi in quella,<br />

sotto ’l governo d’un sol galeoto,<br />

che gridava: ” Or se’ giunta, anima fella!“<br />

19<br />

” Flegïàs, Flegïàs, tu gridi a vòto,“<br />

disse lo mio segnore, a questa volta:<br />

”<br />

più non ci avrai che sol passando il loto.“<br />

22 Qual è colui che grande inganno ascolta<br />

che li sia fatto, e poi se ne rammarca,<br />

fecesi Flegïàs ne l’ira accolta.<br />

25 Lo duca mio discese ne la barca,<br />

e poi mi fece intrare appresso lui;<br />

e sol quand’io fui dentro parve carca.<br />

28 Tosto che ’l duca e io nel legno fui,<br />

segando se ne va l’antica prora<br />

de l’acqua più che non suol con altrui.<br />

31 Mentre noi corravam la morta gora,<br />

dinanzi mi si fece un pien di fango,<br />

e disse: ” Chi se’ tu che vieni anzi ora?“<br />

34 E io a lui: ” S’i’ vegno, non rimango;<br />

ma tu chi se’, che sì se’ fatto brutto?“<br />

Rispuose: ” Vedi che son un che piango.“<br />

37 E io a lui: ” Con piangere e con lutto,<br />

spirito maladetto, ti rimani;<br />

ch’i’ ti conosco, ancor sie lordo tutto.“<br />

40 Allor distese al legno ambo le mani;<br />

per che ’l maestro accorto lo sospinse,<br />

dicendo: ” Via costà con li altri cani!“


Hölle: Achter Gesang Pagina 25<br />

Drauf hielt er seinen Arm um mich geschlagen<br />

Und küßte mich und sprach: ” Erzürnter Geist,<br />

Beglückt die Mutter, welche dich getragen!<br />

Stolz war im Leben dieser – niemand preist<br />

Von ihm nur einen guten Zug auf Erden,<br />

Daher er hier sich noch in Wut zerreißt.<br />

Viel Fürsten gibt’s dort, die sich stolz gebärden,<br />

<strong>Die</strong>, Schmach nur hinterlassend, wie die Sau’n,<br />

Im Schlamme hier auf ewig wühlen werden.“<br />

Und ich: ” Begierig war’ ich wohl, zu schau’n,<br />

Wie er in diesem Schlamme tauchen müßte,<br />

Eh’ wir verlassen diesen See voll Grau’n.“<br />

Und er zu mir: ” Bevor sich noch die Küste<br />

Dir sehen läßt, erfreut dich der Genuß.<br />

Befriedigung gebühret dem Gelüste.“<br />

Bald sah ich, wie zu Qual ihm und Verdruß<br />

<strong>Die</strong> Kotigen mit ihm beschäftigt waren,<br />

Drob ich Gott loben noch und danken muß.<br />

Frisch, auf Philipp Argenti! schrien die Scharen;<br />

Dann sah ich, selbst sich beißend, auf sie los<br />

Den tollen Geist des Florentiners fahren.<br />

Und dies erzähl’ ich nur von seinem Los.<br />

Ich ließ ihn dort und hört’ ein Schmerzensbrüllen<br />

Und macht’, um vorzuschau’n, die Augen groß.<br />

” Bald wird sich, Sohn, dir jene Stadt enthüllen,“<br />

So sprach mein guter Meister, Dis genannt,<br />

”<br />

<strong>Die</strong> scharenweis’ unsel’ge Bürger füllen.“<br />

Und ich: ” Mein Meister, deutlich schon erkannt<br />

Hab’ ich im Tale jener Stadt Moscheen,<br />

Glutrot, als ragten sie aus lichtem Brand.“<br />

Drauf sprach mein Führer: ” Ew’ge Flammen wehen<br />

In ihrem Innern, drum im roten Schein<br />

Sind sie in diesem Höllengrund zu sehen.“<br />

Bald fuhren wir in tiefe Gräben ein,<br />

Den Zugang sperrend zu dem grausen Orte;<br />

<strong>Die</strong> Mauer schien von Eisen mir zu sein.<br />

Dann aber hörten wir des Steurers Worte,<br />

Nachdem vorher wir auf dem Pfuhle weit<br />

Umhergekreuzt: ” Steigt aus, hier ist die Pforte.“<br />

Wohl tausend standen auf dem Tor bereit,<br />

Vom Himmel hergestürzt. Es schrien die Frechen:<br />

” Wer wagt’s, noch lebend, voll Verwegenheit<br />

43 Lo collo poi con le braccia mi cinse;<br />

basciommi ’l volto e disse: ” Alma sdegnosa,<br />

benedetta colei che ’n te s’incinse!<br />

46 Quei fu al mondo persona orgogliosa;<br />

bontà non è che sua memoria fregi:<br />

così s’è l’ombra sua qui furïosa.<br />

49 Quanti si tegnon or là sù gran regi<br />

che qui staranno come porci in brago,<br />

di sé lasciando orribili dispregi!“<br />

52 E io: ” Maestro, molto sarei vago<br />

di vederlo attuffare in questa broda<br />

prima che noi uscissimo del lago.“<br />

55 Ed elli a me: ” Avante che la proda<br />

ti si lasci veder, tu sarai sazio:<br />

di tal disïo convien che tu goda.“<br />

58 Dopo ciò poco vid’io quello strazio<br />

far di costui a le fangose genti,<br />

che Dio ancor ne lodo e ne ringrazio.<br />

61 Tutti gridavano: ” A Filippo Argenti!“;<br />

e ’l fiorentino spirito bizzarro<br />

in sé medesmo si volvea co’ denti.<br />

64 Quivi il lasciammo, che più non ne narro;<br />

ma ne l’orecchie mi percosse un duolo,<br />

per ch’io avante l’occhio intento sbarro.<br />

67 Lo buon maestro disse: ” Omai, figliuolo,<br />

s’appressa la città c’ ha nome Dite,<br />

coi gravi cittadin, col grande stuolo.“<br />

70 E io: ” Maestro, già le sue meschite<br />

là entro certe ne la valle cerno,<br />

vermiglie come se di foco uscite<br />

73 fossero.“ Ed ei mi disse: ” Il foco etterno<br />

ch’entro l’affoca le dimostra rosse,<br />

come tu vedi in questo basso inferno.“<br />

76 Noi pur giugnemmo dentro a l’alte fosse<br />

che vallan quella terra sconsolata:<br />

le mura mi parean che ferro fosse.<br />

79 Non sanza prima far grande aggirata,<br />

venimmo in parte dove il nocchier forte<br />

” Usciteci,“ gridò: qui è l’intrata.“<br />

”<br />

82 Io vidi più di mille in su le porte<br />

da ciel piovuti, che stizzosamente<br />

dicean: ” Chi è costui che sanza morte


Seite 26 Inferno: Canto VIII<br />

Ins tiefe Reich der Toten einzubrechen?“<br />

Mein Meister aber, ihnen winkend, lud<br />

Sie klüglich ein, ihn erst geheim zu sprechen.<br />

Da legte sich ein wenig ihre Wut.<br />

Sie sprachen: ” Komm allein, laß gehn den Toren,<br />

Der hier hereindrang mit so keckem Mut.<br />

Find’ er den Weg, den sich sein Wahn erkoren,<br />

Allein zurück – erprob’ er doch, wie er<br />

Sich durch die Nacht führt, wenn er dich verloren.“<br />

Und nun bedenk’, o Leser, wie so schwer<br />

Mich der Verdammten Rede niederdrückte,<br />

Denn ich verzweifelt’ an der Wiederkehr.<br />

” Mein teurer Führer, du, durch den mir’s glückte,<br />

Daß ich gerettet ward schon siebenmal,<br />

Des Schutz mich drohender Gefahr entrückte,<br />

Verlaß mich“, sprach ich, ” nicht in dieser Qual,<br />

Und darf ich auch nicht weiter vorwärts dringen,<br />

So komm mit mir zurück durchs dunkle Tal.“<br />

Und er, befehligt, mich hierher zu bringen,<br />

Sprach: ” Fürchte nichts; erlaubt hat unsern Gang<br />

Er, dem nichts wehrt, drum wird er wohl gelingen.<br />

Hier harre mein, und ist die Seele bang,<br />

So magst du sie mit guter Hoffnung speisen,<br />

Denn nicht verlass’ ich dich in solchem Drang.“<br />

So ging er. – ich, getrennt von meinem Weisen,<br />

Dem süßen Vater, fühlte Ja und Nein<br />

Beim Zweifelkampf in meinem Haupte kreisen.<br />

Nicht hört’ ich, was sein Antrag mochte sein,<br />

Allein er blieb bei jenem Volk nicht lange,<br />

Denn alle rannten in die Stadt hinein<br />

Und schlugen ihm das Tor im wilden Drange<br />

Vorm Antlitz zu und sperrten ihn heraus.<br />

Da kehrt’ er sich zu mir mit schwerem Gange.<br />

Den Blick gesenkt, die Brau’n verstört und kraus,<br />

Ließ er in Seufzern diese Worte hören:<br />

” Wer schließt mich von der Stadt der Schmerzen aus ?“<br />

Und dann zu mir: ” Nicht mög’ es dich verstören,<br />

Wenn du mich zürnen siehst – ich siege doch,<br />

Wie keck sie auch dort drinnen sich empören.<br />

Schon früher stieg ihr kecker Mut so hoch,<br />

An einem Tor, nicht so geheim gelegen,<br />

Und ohne Schloß und Riegel heute noch,<br />

85 va per lo regno de la morta gente?“<br />

E ’l savio mio maestro fece segno<br />

di voler lor parlar segretamente.<br />

88 Allor chiusero un poco il gran disdegno<br />

e disser: ” Vien tu solo, e quei sen vada<br />

che sì ardito intrò per questo regno.<br />

91 Sol si ritorni per la folle strada:<br />

pruovi, se sa; ché tu qui rimarrai,<br />

che li ha’ iscorta sì buia contrada.“<br />

94 Pensa, lettor, se io mi sconfortai<br />

nel suon de le parole maladette,<br />

ché non credetti ritornarci mai.<br />

97<br />

” O caro duca mio, che più di sette<br />

volte m’ hai sicurtà renduta e tratto<br />

d’alto periglio che ’ncontra mi stette,<br />

100 non mi lasciar,“ diss’io, ” così disfatto;<br />

e se ’l passar più oltre ci è negato,<br />

ritroviam l’orme nostre insieme ratto.“<br />

103 E quel segnor che lì m’avea menato,<br />

mi disse: ” Non temer; ché ’l nostro passo<br />

non ci può tòrre alcun: da tal n’è dato.<br />

106 Ma qui m’attendi, e lo spirito lasso<br />

conforta e ciba di speranza buona,<br />

ch’i’ non ti lascerò nel mondo basso.“<br />

109 Così sen va, e quivi m’abbandona<br />

lo dolce padre, e io rimagno in forse,<br />

che sì e no nel capo mi tenciona.<br />

112 Udir non potti quello ch’a lor porse;<br />

ma ei non stette là con essi guari,<br />

che ciascun dentro a pruova si ricorse.<br />

115 Chiuser le porte que’ nostri avversari<br />

nel petto al mio segnor, che fuor rimase<br />

e rivolsesi a me con passi rari.<br />

118 Li occhi a la terra e le ciglia avea rase<br />

d’ogne baldanza, e dicea ne’ sospiri:<br />

” Chi m’ ha negate le dolenti case!“<br />

121 E a me disse: ” Tu, perch’io m’adiri,<br />

non sbigottir, ch’io vincerò la prova,<br />

qual ch’a la difension dentro s’aggiri.<br />

124 Questa lor tracotanza non è nova;<br />

ché già l’usaro a men segreta porta,<br />

la qual sanza serrame ancor si trova.


Hölle: Neunter Gesang Pagina 27<br />

Am Tor, von dem die schwarze Schrift entgegen<br />

Dem Wandrer droht – doch diesseits schon von dort<br />

Kommt, ohne Leitung, auf den dunkeln Wegen<br />

127 Sovr’essa vedestù la scritta morta:<br />

e già di qua da lei discende l’erta,<br />

passando per li cerchi sanza scorta,<br />

Ein andrer her und öffnet uns den Ort.“ 130 tal che per lui ne fia la terra aperta.“<br />

Neunter Gesang Canto IX<br />

Weil ich vor Angst und banger Furcht erblich,<br />

Als ich den Herrn sah sich zurückbewegen,<br />

Verschloß Virgil die eigne Furcht in sich.<br />

Aufmerksam stand er dort, wie Horcher pflegen,<br />

Denn, weit zu schau’n, war ihm die Dunkelheit<br />

Der schwarzen Luft und Nebelqualm entgegen.<br />

Er sprach: ” Wir siegen doch in diesem Streit –<br />

Wenn nicht – doch hab’ ich nicht ihr Wort vernommen?<br />

Er säumt fürwahr doch gar zu lange Zeit.“<br />

Ich sah es deutlich ein, zurückgenommen<br />

Sei durch der Rede Folge der Beginn,<br />

Da beide mir verschieden vorgekommen.<br />

Drum lauscht’ ich sorgenvoll und zagend hin,<br />

Denn ich erklärte mir vielleicht noch schlimmer,<br />

Als er es war, des halben Wortes Sinn.<br />

” Kommt wohl ein Geist in diese Tiefe nimmer<br />

Vom ersten Grad, wo nichts zur Qual gereicht,<br />

Als daß erstorben jeder Hoffnungsschimmer?“<br />

So fragt’ ich ihn, und jener sprach: ” Nicht leicht<br />

Geschieht’s, daß auf dem Weg, den wir durchliefen,<br />

Ein andrer meines Grads dies <strong>La</strong>nd erreicht.<br />

Wahr ist’s, daß ich vordem in diesen Tiefen<br />

Durch der Erichtho Zauberei’n erschien,<br />

<strong>Die</strong> oft den Geist zum Leib zurückberiefen.<br />

Kaum war mein Geist vom Fleisch entblößt, als ihn<br />

<strong>Die</strong> Zauberin beschwor in jene Mauer,<br />

Um eine Seel’ aus Judas Kreis zu zieh’n.<br />

Dort ist die tiefste Nacht, der bängste Schauer,<br />

Am fernsten von des Himmels ew’gem Licht.<br />

Ich weiß den Weg – drum scheuche Furcht und Trauer.<br />

Der Sumpf hier, welcher Stank verhaucht, umflicht<br />

<strong>Die</strong> qualenvolle Stadt, durch deren Pforten<br />

Man ohne Zorn die Bahn sich nimmer bricht.“<br />

Mehr sprach er, doch mich zog von seinen Worten<br />

Der hohe Turm und bannte mit Gewalt<br />

Den Blick ans Feuer auf dem Gipfel dorten.<br />

1 Quel color che viltà di fuor mi pinse<br />

veggendo il duca mio tornare in volta,<br />

più tosto dentro il suo novo ristrinse.<br />

4 Attento si fermò com’uom ch’ascolta;<br />

ché l’occhio nol potea menare a lunga<br />

per l’aere nero e per la nebbia folta.<br />

7<br />

” Pur a noi converrà vincer la punga,“<br />

cominciò el, se non ... Tal ne s’offerse.<br />

”<br />

Oh quanto tarda a me ch’altri qui giunga!“<br />

10 I’ vidi ben sì com’ei ricoperse<br />

lo cominciar con l’altro che poi venne,<br />

che fur parole a le prime diverse;<br />

13 ma nondimen paura il suo dir dienne,<br />

perch’io traeva la parola tronca<br />

forse a peggior sentenzia che non tenne.<br />

16<br />

” In questo fondo de la trista conca<br />

discende mai alcun del primo grado,<br />

che sol per pena ha la speranza cionca?“<br />

19 Questa question fec’io; e quei ” Di rado<br />

incontra,“ mi rispuose, ” che di noi<br />

faccia il cammino alcun per qual io vado.<br />

22 Ver è ch’altra fïata qua giù fui,<br />

congiurato da quella Eritón cruda<br />

che richiamava l’ombre a’ corpi sui.<br />

25 Di poco era di me la carne nuda,<br />

ch’ella mi fece intrar dentr’a quel muro,<br />

per trarne un spirto del cerchio di Giuda.<br />

28 Quell’è ’l più basso loco e ’l più oscuro,<br />

e ’l più lontan dal ciel che tutto gira:<br />

ben so ’l cammin; però ti fa sicuro.<br />

31 Questa palude che ’l gran puzzo spira<br />

cigne dintorno la città dolente,<br />

u’ non potemo intrare omai sanz’ira.“<br />

34 E altro disse, ma non l’ ho a mente;<br />

però che l’occhio m’avea tutto tratto<br />

ver’ l’alta torre a la cima rovente,


Seite 28 Inferno: Canto IX<br />

Drei Höllenfurien sah ich dort alsbald,<br />

<strong>Die</strong>, blutbefleckt, g’rad’ aufgerichtet, stunden,<br />

Und Weibern gleich an Haltung und Gestalt,<br />

Mit grünen Hadern statt des Gurts umbunden,<br />

Mit kleinern Schlangen aber, wie mit Haar,<br />

Und Ottern rings die grausen Schläf’ umwunden.<br />

Und jener, dem bekannt ihr Anblick war,<br />

Der Sklavinnen der Fürstin ew’ger Plagen,<br />

Sprach: ” Nimm die wilden Erinnyen wahr.<br />

Zur linken Seite sieh Megären ragen,<br />

Inmitten ist Tisiphone zu schau’n,<br />

Und rechts Alecto in Geheul und Klagen.“<br />

<strong>Die</strong> Brust zerriß sich jede mit den Klau’n,<br />

Und sie zerschlugen sich mit solchem Brüllen,<br />

Daß ich mich an den Dichter drängt’ aus Grau’n.<br />

” Medusas Haupt! auf, laßt es uns enthüllen,“<br />

Sie riefen’s, niederbückend, allzugleich.<br />

” Was wir versäumt an Theseus, zu erfüllen.“<br />

” Wende dich um, die Augen schließe gleich!<br />

Wenn sie bei Gorgos Anblick offenständen,<br />

Du kehrtest nimmer in des Tages Reich!“<br />

Er sprach’s und eilte, selbst mich umzuwenden,<br />

Verließ sich auch auf meine Hände nicht<br />

Und schloß die Augen mir mit seinen Händen.<br />

Ihr, die erhellt gesunden Geistes Licht,<br />

Bemerkt die Lehre, die, vom Schlei’r umgeben,<br />

In dich verbirgt dies seltsame Gedicht.<br />

Ich hört’ ein Krachen mächtig sich erheben<br />

Auf trüber Flut, mit einem Ton voll Graus,<br />

Daß die und jene Hüfte schien zu beben.<br />

Nicht anders war es, als des Sturms Gebraus –<br />

Wild durch der kalten Dünste Kampf mit lauen,<br />

Stürzt er durch Wälder, Äste reißt er aus,<br />

Durch nichts gehemmt, jagt Blüten durch die Auen;<br />

Stolz wälzt er sich in Staubeswirbeln vor,<br />

Und Hirt und Herden flieh’n voll Angst und Grauen.<br />

<strong>Die</strong> Augen löst’ er mir. ” Jetzt schau’ empor,<br />

Dorthin, wo du den schärfsten Rauch entquellen<br />

Dem Schaume siehst auf diesem alten Moor.“<br />

Wie Frösche, sich zerstreuend, durch die Wellen<br />

Vor ihrem Feind, der Wasserschlange, flieh’n,<br />

Bis sie am Strand in Scharen sich gesellen,<br />

37 dove in un punto furon dritte ratto<br />

tre furïe infernal di sangue tinte,<br />

che membra feminine avieno e atto,<br />

40 e con idre verdissime eran cinte;<br />

serpentelli e ceraste avien per crine,<br />

onde le fiere tempie erano avvinte.<br />

43 E quei, che ben conobbe le meschine<br />

de la regina de l’etterno pianto,<br />

” Guarda,“ mi disse, le feroci Erine.<br />

”<br />

46 Quest’è Megera dal sinistro canto;<br />

quella che piange dal destro è Aletto;<br />

Tesifón è nel mezzo“; e tacque a tanto.<br />

49 Con l’unghie si fendea ciascuna il petto;<br />

battiensi a palme e gridavan sì alto,<br />

ch’i’ mi strinsi al poeta per sospetto.<br />

52<br />

55<br />

” Vegna Medusa: sì ’l farem di smalto,“<br />

dicevan tutte riguardando in giuso;<br />

” mal non vengiammo in Tesëo l’assalto.“<br />

” Volgiti ’n dietro e tien lo viso chiuso;<br />

ché se ’l Gorgón si mostra e tu ’l vedessi,<br />

nulla sarebbe di tornar mai suso.“<br />

58 Così disse ’l maestro; ed elli stessi<br />

mi volse, e non si tenne a le mie mani,<br />

che con le sue ancor non mi chiudessi.<br />

61 O voi ch’avete li ’ntelletti sani,<br />

mirate la dottrina che s’asconde<br />

sotto ’l velame de li versi strani.<br />

64 E già venìa su per le torbide onde<br />

un fracasso d’un suon, pien di spavento,<br />

per cui tremavano amendue le sponde,<br />

67 non altrimenti fatto che d’un vento<br />

impetüoso per li avversi ardori,<br />

che fier la selva e sanz’alcun rattento<br />

70 li rami schianta, abbatte e porta fori;<br />

dinanzi polveroso va superbo,<br />

e fa fuggir le fiere e li pastori.<br />

73 Li occhi mi sciolse e disse: ” Or drizza il nerbo<br />

del viso su per quella schiuma antica<br />

per indi ove quel fummo è più acerbo.“<br />

76 Come le rane innanzi a la nimica<br />

biscia per l’acqua si dileguan tutte,<br />

fin ch’a la terra ciascuna s’abbica,


Hölle: Neunter Gesang Pagina 29<br />

So sah ich schnell, als einer dort erschien,<br />

Das Tor von den zerstörten Seelen leeren<br />

Und ihn mit trocknem Fuß den Styx durchzieh’n.<br />

Er schien den Qualm vom Antlitz abzuwehren,<br />

Vor sich bewegend seine linke Hand,<br />

Und dieser Dunst nur schien ihn zu beschweren.<br />

Ich sah’s, er sei vom Himmel hergesandt.<br />

Zum Meister kehrt’ ich mich, doch, auf sein Zeichen,<br />

Neigt’ ich mich schweigend, jenem zugewandt.<br />

Mir schien er einem Zornigen zu gleichen.<br />

Er kam zum Tore, das sein Stab erschloß,<br />

Und ohne Widerstreben sah ich’s weichen.<br />

” O ihr verachteter, vestoßner Troß!“<br />

Begann er an dem Tor, dem schreckensvollen,<br />

” Woher die Frechheit, die hier überfloß?<br />

Was seid ihr widerspenstig jenem Wollen,<br />

Das nimmermehr sein Ziel verfehlen kann?<br />

Wird er die Qual, wie oft, euch mehren sollen?<br />

Was kämpft ihr gegen das Verhängnis an,<br />

Obwohl eu’r Zerberus, ihr mögt’s bedenken,<br />

Mit kahlem Kinn und Halse nur entrann?“<br />

Dann sah ich ihn zurück die Schritte lenken.<br />

Uns sagt’ er nichts, und achtlos ging er fort,<br />

Als müsst’ er ernst auf andre Sorgen denken,<br />

Als die um kleine Ding’ am nächsten Ort.<br />

Worauf wir beide nach der Festung schritten,<br />

Nun völlig sicher durch das heil’ge Wort.<br />

Auch ward der Eingang uns nicht mehr bestritten;<br />

Und ich, des Wunsches voll, mich umzusehn<br />

Nach dieser Stadt Verhältnis, Art und Sitten,<br />

Ließ, drinnen kaum, das Aug’ im Kreise gehn,<br />

Und rechts und links war weites Feld zu schauen,<br />

Von Martern voll und ungeheuren Weh’n.<br />

Gleichwie wo sich der Rhone Wogen stauen,<br />

Bei Arles, und bei Pola dort am Meer,<br />

Das Welschland schließt und netzt der Grenze Gauen,<br />

Grabhügel sind im <strong>La</strong>nde rings umher,<br />

Wo auf unebnem Grunde Tote modern;<br />

So hier, doch schreckte dieser Anblick mehr,<br />

Denn zwischen Gräbern sieht man Flammen lodern,<br />

Und alle sind so durch und durch entflammt,<br />

Daß keine Kunst mehr Stahl und Eisen fodern.<br />

79 vid’io più di mille anime distrutte<br />

fuggir così dinanzi ad un ch’al passo<br />

passava Stige con le piante asciutte.<br />

82 Dal volto rimovea quell’aere grasso,<br />

menando la sinistra innanzi spesso;<br />

e sol di quell’angoscia parea lasso.<br />

85 Ben m’accorsi ch’elli era da ciel messo,<br />

e volsimi al maestro; e quei fé segno<br />

ch’i’ stessi queto ed inchinassi ad esso.<br />

88 Ahi quanto mi parea pien di disdegno!<br />

Venne a la porta e con una verghetta<br />

l’aperse, che non v’ebbe alcun ritegno.<br />

91<br />

” O cacciati del ciel, gente dispetta,“<br />

cominciò elli in su l’orribil soglia,<br />

” ond’esta oltracotanza in voi s’alletta?<br />

94 Perché recalcitrate a quella voglia<br />

a cui non puote il fin mai esser mozzo,<br />

e che più volte v’ ha cresciuta doglia?<br />

97 Che giova ne le fata dar di cozzo?<br />

Cerbero vostro, se ben vi ricorda,<br />

ne porta ancor pelato il mento e ’l gozzo.“<br />

100 Poi si rivolse per la strada lorda,<br />

e non fé motto a noi, ma fé sembiante<br />

d’omo cui altra cura stringa e morda<br />

103 che quella di colui che li è davante;<br />

e noi movemmo i piedi inver’ la terra,<br />

sicuri appresso le parole sante.<br />

106 Dentro li ’ntrammo sanz’alcuna guerra;<br />

e io, ch’avea di riguardar disio<br />

la condizion che tal fortezza serra,<br />

109 com’io fui dentro, l’occhio intorno invio:<br />

e veggio ad ogne man grande campagna,<br />

piena di duolo e di tormento rio.<br />

112 Sì come ad Arli, ove Rodano stagna,<br />

sì com’a Pola, presso del Carnaro<br />

ch’Italia chiude e suoi termini bagna,<br />

115 fanno i sepulcri tutt’il loco varo,<br />

così facevan quivi d’ogne parte,<br />

salvo che ’l modo v’era più amaro;<br />

118 ché tra li avelli fiamme erano sparte,<br />

per le quali eran sì del tutto accesi,<br />

che ferro più non chiede verun’arte.


Seite 30 Inferno: Canto X<br />

Halboffen ihre Deckel allesamt,<br />

Und draus erklingen solche Klagetöne,<br />

Daß man erkennt, wer drinnen, sei verdammt.<br />

Und ich: Verkünde, Meister, wer sind jene,<br />

<strong>Die</strong>, hier begraben, sonder Ruh’ und Rast<br />

Vernehmen lassen solches Schmerzgestöhne?<br />

Und er: ” Hauptketzer hält der Ort umfaßt,<br />

Und die den Sekten angehangen haben,<br />

In größrer Zahl, als du gerechnet hast –<br />

Denn Gleiche sind zu Gleichen hier begraben,<br />

Und mehr und minder glüht jedwedes Mal“ –<br />

Er sprach’s, worauf wir rechtshin uns begaben,<br />

121 Tutti li lor coperchi eran sospesi,<br />

e fuor n’uscivan sì duri lamenti,<br />

che ben parean di miseri e d’offesi.<br />

124 E io: ” Maestro, quai son quelle genti<br />

che, seppellite dentro da quell’arche,<br />

si fan sentir coi sospiri dolenti?“<br />

127 E quelli a me: ” Qui son li eresïarche<br />

con lor seguaci, d’ogne setta, e molto<br />

più che non credi son le tombe carche.<br />

130 Simile qui con simile è sepolto,<br />

e i monimenti son più e men caldi.“<br />

E poi ch’a la man destra si fu vòlto,<br />

Fortschreitend zwischen hoher Mau’r und Qual. 133 passammo tra i martìri e li alti spaldi.<br />

Zehnter Gesang Canto X<br />

Fort ging nun, hier die Mauer, dort die Pein,<br />

Auf einem engen Pfad der edle Weise,<br />

Er mir voraus und ich ihm hinterdrein.<br />

Der du mich führst durch die verruchten Kreise,<br />

Sprach ich, ich wünsche, daß, wenn dir’s gefällt,<br />

Dein Wort auch hier mich ferner unterweise.<br />

Darf man die sehn, die jedes Grab enthält?<br />

<strong>Die</strong> Deckel, offen schon, sind nicht dawider,<br />

Auch ist zur Wache niemand aufgestellt.<br />

” Jedweder Deckel sinkt geschlossen nieder,“<br />

Sprach er, wenn sie gekehrt von Josaphat,<br />

”<br />

Mitbringend ihre dort gelass’nen Glieder.<br />

Wiss’, Epicurus liegt an dieser Statt<br />

Samt seinen Jüngern, die vom Tode lehren,<br />

Daß er so Seel’ als Leib vernichtet hat.<br />

Befriedigung soll also dem Begehren,<br />

Das du entdecktest, dies Begräbnis hier,<br />

Sowie dem Wunsch, den du verschwiegst, gewähren.“<br />

Und ich: Mein Herz verberg’ ich nimmer dir,<br />

Nur redet’ ich in bündig kurzem Worte,<br />

Und nicht nur jetzt empfahlst du solches mir.<br />

” Toskaner, du, der lebend durch die Pforte<br />

Der Feuerstadt, so ehrbar sprechend, drang,<br />

Verweil’, ich bitte dich, an diesem Orte.<br />

ich erkenn’ an deiner Sprache Klang,<br />

Du seist dem edlen Vaterland entsprungen,<br />

Dem ich, ihm nur zu lästig, auch entsprang.“<br />

1 Ora sen va per un secreto calle,<br />

tra ’l muro de la terra e li martìri,<br />

lo mio maestro, e io dopo le spalle.<br />

4<br />

” O virtù somma, che per li empi giri<br />

mi volvi,“ cominciai, com’a te piace,<br />

”<br />

parlami, e sodisfammi a’ miei disiri.<br />

7 <strong>La</strong> gente che per li sepolcri giace<br />

potrebbesi veder? già son levati<br />

tutt’i coperchi, e nessun guardia face.“<br />

10 E quelli a me: ” Tutti saran serrati<br />

quando di Iosafàt qui torneranno<br />

coi corpi che là sù hanno lasciati.<br />

13 Suo cimitero da questa parte hanno<br />

con Epicuro tutti suoi seguaci,<br />

che l’anima col corpo morta fanno.<br />

16 Però a la dimanda che mi faci<br />

quinc’entro satisfatto sarà tosto,<br />

e al disio ancor che tu mi taci.“<br />

19 E io: ” Buon duca, non tegno riposto<br />

a te mio cuor se non per dicer poco,<br />

e tu m’ hai non pur mo a ciò disposto.“<br />

22<br />

” O Tosco che per la città del foco<br />

vivo ten vai così parlando onesto,<br />

piacciati di restare in questo loco.<br />

25 <strong>La</strong> tua loquela ti fa manifesto<br />

di quella nobil patrïa natio,<br />

a la qual forse fui troppo molesto.“


Hölle: Zehnter Gesang Pagina 31<br />

Urplötzlich war dies einem Sarg entklungen,<br />

Drum trat ich etwas näher meinem Hort,<br />

Denn wieder war mein Herz von Furcht durchdrungen.<br />

” Was tust du? Wende dich!“ rief er sofort,<br />

” Sieh g’rad’ empor den Farinata ragen,<br />

Vom Gürtel bis zum Haupte sieh ihn dort!“<br />

Ich, der auf sein Gesicht den Blick geschlagen,<br />

Sah, wie er hoch mit Brust und Stirne stand,<br />

Als lach’ er nur der Höh’ und ihrer Plagen.<br />

Mein Führer, der mich schnell mit mut’ger Hand<br />

Durch Gräber bis zu ihm mit fortgenommen,<br />

Sprach: Was er fragt, mach’ offen ihm bekannt.<br />

Er sah mich, als ich bis zum Grab gekommen,<br />

Ein wenig an. ” Wer deine Väter? Sprich!“<br />

So fragt’ er mich und schien von Zorn entglommen.<br />

Gern fügt’ ich dem Befehl des Meisters mich,<br />

Ihm alles unverstellt zu offenbaren,<br />

Da hoben etwas seine Brauen sich.<br />

Er sprach darauf: ” Furchtbare Gegner waren<br />

Sie meinen Ahnen, mir und meinem Teil,<br />

Und zweimal drum vertrieb ich sie in Scharen.“<br />

” Wenn auch vertrieben, kehrten sie in Eil’“,<br />

Sprach ich, zweimal zurück aus jeder Gegend.<br />

”<br />

Doch nicht den euren ward die Kunst zuteil.“<br />

Sieh, da erhob, sich neben jenem regend,<br />

Ein Schatten sich urplötzlich bis zum Kinn,<br />

Sich auf den Knien, so schien’s, empor bewegend.<br />

Er blickt’ um mich nach beiden Seiten hin,<br />

Als woll’ er sehn, ob jemand mich begleite,<br />

Doch floh der Irrtum bald aus seinem Sinn,<br />

Und weinend sprach er dann: ” Wenn dein Geleite<br />

Des Geistes Hoheit ist durch diese Nacht,<br />

Wo ist mein Sohn? Warum nicht dir zur Seite?“ –<br />

” Nicht eigner Geist hat mich hierher gebracht,<br />

Der dort harrt, führte mich ins <strong>La</strong>nd der Klagen.<br />

Dein Guido hatte sein vielleicht nicht acht.“<br />

So ich – beim Wort und bei der Art der Plagen<br />

Könnt’ ich wohl seines Namens sicher sein<br />

Und drum ihm auch so sicher Antwort sagen,<br />

Schnell richtet’ er sich auf mit lautem Schrei’n:<br />

” Er hatte, sagst du? Ist er nicht am Leben?<br />

Saugt nicht sein Auge mehr den süßen Schein?“<br />

28 Subitamente questo suono uscìo<br />

d’una de l’arche; però m’accostai,<br />

temendo, un poco più al duca mio.<br />

31 Ed el mi disse: ” Volgiti! Che fai?<br />

Vedi là Farinata che s’è dritto:<br />

da la cintola in sù tutto ’l vedrai.“<br />

34 Io avea già il mio viso nel suo fitto;<br />

ed el s’ergea col petto e con la fronte<br />

com’avesse l’inferno a gran dispitto.<br />

37 E l’animose man del duca e pronte<br />

mi pinser tra le sepulture a lui,<br />

dicendo: ” Le parole tue sien conte.“<br />

40 Com’io al piè de la sua tomba fui,<br />

guardommi un poco, e poi, quasi sdegnoso,<br />

mi dimandò: ” Chi fuor li maggior tui?“<br />

43 Io ch’era d’ubidir disideroso,<br />

non gliel celai, ma tutto gliel’apersi;<br />

ond’ei levò le ciglia un poco in suso;<br />

46 poi disse: ” Fieramente furo avversi<br />

a me e a miei primi e a mia parte,<br />

sì che per due fïate li dispersi.“<br />

49<br />

” S’ei fur cacciati, ei tornar d’ogne parte,“<br />

rispuos’io lui, l’una e l’altra fïata;<br />

”<br />

ma i vostri non appreser ben quell’arte.“<br />

52 Allor surse a la vista scoperchiata<br />

un’ombra, lungo questa, infino al mento:<br />

credo che s’era in ginocchie levata.<br />

55 Dintorno mi guardò, come talento<br />

avesse di veder s’altri era meco;<br />

e poi che ’l sospecciar fu tutto spento,<br />

58 piangendo disse: ” Se per questo cieco<br />

carcere vai per altezza d’ingegno,<br />

mio figlio ov’è? e perché non è teco?“<br />

61 E io a lui: ” Da me stesso non vegno:<br />

colui ch’attende là, per qui mi mena<br />

forse cui Guido vostro ebbe a disdegno.“<br />

64 Le sue parole e ’l modo de la pena<br />

m’avean di costui già letto il nome;<br />

però fu la risposta così piena.<br />

67 Di sùbito drizzato gridò: ” Come?<br />

dicesti “elli ebbe ” ? non viv’elli ancora?<br />

non fiere li occhi suoi lo dolce lume?“


Seite 32 Inferno: Canto X<br />

Und da ich nun, statt Antwort ihm zu geben,<br />

Noch zauderte, so fiel er rücklings hin,<br />

Um fürder sich nicht wieder zu erheben.<br />

Doch jener andre mit dem stolzen Sinn,<br />

Der mich gerufen, blieb auf seiner Stätte<br />

Starr, ungebeugt und trotzig wie vorhin.<br />

Er, wieder knüpfend des Gespräches Kette:<br />

” Ward jene Kunst zuteil den Meinen nicht?<br />

<strong>Die</strong>s martert mehr mich noch als dieses Bette.<br />

Doch wird nicht fünfzigmal sich das Gesicht<br />

Der Herrin dieses Dunkels neu entzünden,<br />

So wirst du fühlen dieser Kunst Gewicht.<br />

Sprich, willst du je zurück aus diesen Gründen,<br />

Wie gegen mein Geschlecht mag solche Wut<br />

Das Volk in jeglichem Gesetz verkünden?“<br />

Ich sprach: ” Das große Morden ist’s, das Blut,<br />

Das rotgefärbt der Arbia klare Wogen,<br />

Das eu’r Geschlecht mit solchem Fluch belud.“<br />

Er seufzt’ und schüttelte das Haupt: ” Vollzogen<br />

Hab’ ich allein nicht diese blut’ge Tat,<br />

Und. alle hat uns trift’ger Grund bewogen.<br />

Doch ich allein war’s, der dem grausen Rat;<br />

Es müsse bis zum Grund Florenz verschwinden,<br />

Mit offnem Angesicht entgegentrat.“<br />

” Soll euer Same jemals Ruhe finden,“<br />

So sprach ich bittend, löst die Schlingen hier,<br />

”<br />

<strong>Die</strong> noch, mein Urteil hemmend, mich umwinden.<br />

Versteh’ ich recht, so scheint es wohl, daß ihr<br />

Erkennen mögt, was künft’ge Zeiten bringen,<br />

Doch mit der Gegenwart scheint’s anders mir.“<br />

Er sprach: ” Uns trägt der Blick nach fernen Dingen,<br />

Wie’s öfters wohl der Schwachen Sehkraft geht,<br />

Denn dahin läßt der höchste Herr uns dringen.<br />

Doch naht sich und erscheint, was wir erspäht,<br />

Weg ist das Wissen, und nur durch Berichte<br />

Erfahren wir, wie’s jetzt auf Erden steht.<br />

Darum begreifst du: einst beim Weltgerichte,<br />

Wenn sich der Zukunft Tor auf ewig schließt,<br />

Wird die Erkenntnis unsers Geists zunichte.“<br />

Drauf ich: ” Wie jetzt mein Fehler mich verdrießt!<br />

O sagt dem Hingesunknen, Trostentblößten,<br />

Daß noch sein Sohn das heitre Licht genießt.<br />

70 Quando s’accorse d’alcuna dimora<br />

ch’io facëa dinanzi a la risposta,<br />

supin ricadde e più non parve fora.<br />

73 Ma quell’altro magnanimo, a cui posta<br />

restato m’era, non mutò aspetto,<br />

né mosse collo, né piegò sua costa;<br />

76 e sé continüando al primo detto,<br />

” S’elli han quell’arte,“ disse, male appresa,<br />

”<br />

ciò mi tormenta più che questo letto.<br />

79 Ma non cinquanta volte fia raccesa<br />

la faccia de la donna che qui regge,<br />

che tu saprai quanto quell’arte pesa.<br />

82 E se tu mai nel dolce mondo regge,<br />

dimmi: perché quel popolo è sì empio<br />

incontr’a’ miei in ciascuna sua legge?“<br />

85 Ond’io a lui: ” Lo strazio e ’l grande scempio<br />

che fece l’Arbia colorata in rosso,<br />

tal orazion fa far nel nostro tempio.“<br />

88 Poi ch’ebbe sospirando il capo mosso,<br />

” A ciò non fu’ io sol,“ disse, né certo<br />

”<br />

sanza cagion con li altri sarei mosso.<br />

91 Ma fu’ io solo, là dove sofferto<br />

fu per ciascun di tòrre via Fiorenza,<br />

colui che la difesi a viso aperto.“<br />

94<br />

” Deh, se riposi mai vostra semenza,“<br />

prega’ io lui, solvetemi quel nodo<br />

”<br />

che qui ha ’nviluppata mia sentenza.<br />

97 El par che voi veggiate, se ben odo,<br />

dinanzi quel che ’l tempo seco adduce,<br />

e nel presente tenete altro modo.“<br />

100<br />

” Noi veggiam, come quei c’ ha mala luce,<br />

le cose,“ disse, che ne son lontano;<br />

”<br />

cotanto ancor ne splende il sommo duce.<br />

103 Quando s’appressano o son, tutto è vano<br />

nostro intelletto; e s’altri non ci apporta,<br />

nulla sapem di vostro stato umano.<br />

106 Però comprender puoi che tutta morta<br />

fia nostra conoscenza da quel punto<br />

che del futuro fia chiusa la porta.“<br />

109 Allor, come di mia colpa compunto,<br />

dissi: ” Or direte dunque a quel caduto<br />

che ’l suo nato è co’ vivi ancor congiunto;


Hölle: Elfter Gesang Pagina 33<br />

Und war ich vorhin säumig, ihn zu trösten,<br />

So sagt ihm, daß ich Raum dem Irrtum gab,<br />

Den eben jetzt mir eure Worte lösten.“<br />

Hier rief mein Meister schon mich wieder ab,<br />

Drum bat ich schnell den Geist, mir zu erzählen,<br />

Wer noch verborgen sei in seinem Grab.<br />

Er sprach: ” Hier liegen mehr als tausend Seelen,<br />

Der Kardinal, der zweite Friederich<br />

Und andre, die’s nicht nottut, aufzuzählen.“<br />

Und er versank ich aber kehrte mich<br />

Zum alten Dichter, jene Red’ erwägend,<br />

<strong>Die</strong> einer Unglücksprophezeiung glich.<br />

Er aber ging und sprach, sich vorbewegend,<br />

Zu mir gewandt: ” Was bist du so verstört?“<br />

Ich tat’s ihm kund, die Angst im Herzen hegend.<br />

” Und merk’ itzt auf, daß dich kein Trug betört.<br />

” Behalte, was du Widriges gehört,“<br />

Sprach mit erhobnem Finger jener Weise,<br />

Bist du dereinst im süßen Strahlenkreise,<br />

Verströmt vom schönen Blick, der alles sieht,<br />

Dann deutet sie dir deine Lebensreise.“<br />

Nun ging es links ins höllische Gebiet,<br />

Um von der Mau’r der Mitte zuzuschreiten,<br />

Wo sich der Pfad nach einem Tale zieht,<br />

112 e s’i’ fui, dianzi, a la risposta muto,<br />

fate i saper che ’l fei perché pensava<br />

già ne l’error che m’avete soluto.“<br />

115 E già ’l maestro mio mi richiamava;<br />

per ch’i’ pregai lo spirto più avaccio<br />

che mi dicesse chi con lu’ istava.<br />

118 Dissemi: ” Qui con più di mille giaccio:<br />

qua dentro è ’l secondo Federico<br />

e ’l Cardinale; e de li altri mi taccio.“<br />

121 Indi s’ascose; e io inver’ l’antico<br />

poeta volsi i passi, ripensando<br />

a quel parlar che mi parea nemico.<br />

124 Elli si mosse; e poi, così andando,<br />

mi disse: ” Perché se’ tu sì smarrito?“<br />

E io li sodisfeci al suo dimando.<br />

127<br />

130<br />

” <strong>La</strong> mente tua conservi quel ch’udito<br />

hai contra te,“ mi comandò quel saggio;<br />

” e ora attendi qui,“ e drizzò ’l dito:<br />

” quando sarai dinanzi al dolce raggio<br />

di quella il cui bell’occhio tutto vede,<br />

da lei saprai di tua vita il vïaggio.“<br />

133 Appresso mosse a man sinistra il piede:<br />

lasciammo il muro e gimmo inver’ lo mezzo<br />

per un sentier ch’a una valle fiede,<br />

Von dem Gestank und Qualm sich weit verbreiten. 136 che ’nfin là sù facea spiacer suo lezzo.<br />

Elfter Gesang Canto XI<br />

Am äußern Saum von einem hohen Strande,<br />

Umkreist von Felsentrümmern ohne Zahl,<br />

Gelangten wir zu einem grausern <strong>La</strong>nde.<br />

Dort bargen wir vor des Gestankes Qual,<br />

Der gräßlich dampft aus jenen tiefen Gründen,<br />

Uns hinter eines hohen Grabes Mal.<br />

Wir sahn den Inhalt diese Schrift verkünden:<br />

Hier liegt Papst Anastasius, den Photin<br />

Vom rechten Pfad verführt zu Schmach und Sünden.<br />

” Wir müssen,“ sprach er, langsam abwärtszieh’n;<br />

”<br />

Erträglicher wird nach und nach den Sinnen<br />

Der schlechte Dunst, der unerträglich schien.“<br />

” So laß uns etwas,“ sprach ich drauf, ” beginnen,<br />

Das uns die hier verbrachte Zeit ersetzt.“<br />

” Du siehst,“ erwidert’ er, darauf mich sinnen.“<br />

”<br />

1 In su l’estremità d’un’alta ripa<br />

che facevan gran pietre rotte in cerchio,<br />

venimmo sopra più crudele stipa;<br />

4 e quivi, per l’orribile soperchio<br />

del puzzo che ’l profondo abisso gitta,<br />

ci raccostammo, in dietro, ad un coperchio<br />

7 d’un grand’avello, ov’io vidi una scritta<br />

che dicea: ’Anastasio papa guardo,<br />

lo qual trasse Fotin de la via dritta’.<br />

10<br />

” Lo nostro scender conviene esser tardo,<br />

sì che s’ausi un poco in prima il senso<br />

al tristo fiato; e poi no i fia riguardo.“<br />

13 Così ’l maestro; e io ” Alcun compenso,“<br />

dissi lui, ” trova che ’l tempo non passi<br />

perduto.“ Ed elli: ” Vedi ch’a ciò penso.“


Seite 34 Inferno: Canto XI<br />

” Mein Sohn, du wirst in diesen Steinen jetzt,“<br />

So fuhr er fort, drei kleinre Kreise zählen,<br />

”<br />

Nach Stufen, wie die andern, fortgesetzt.<br />

Erfüllt sind alle von verdammten Seelen,<br />

Doch weil du selbst sie sehn wirst, so vernimm,<br />

Wie und warum sie sich hier unten quälen.<br />

Jedwede Bosheit weckt des Himmels Grimm,<br />

Der Unrecht Zweck ist, denn sie macht es immer<br />

Durch Trug und durch Gewalt mit andern schlimm.<br />

Doch Trug, des Menschen eigne Sünd’, ist schlimmer,<br />

Und die Betrüger bannt des Herrn Geheiß,<br />

Drum tiefer hin zu schmerzlichem Gewimmer.<br />

Gewalttat wird bestraft im ersten Kreis,<br />

Doch, nach dreifacher Gattung von Vergehen,<br />

In dreien Binnenkreisen stufenweis.<br />

An Gott, an sich, am Nächsten kann’s geschehen,<br />

Daß man Gewalt verübt, an Leib und Gut.<br />

Wie? Sollst du jetzt mit klaren Gründen sehen.<br />

Gewalttat an des Nächsten Leib und Blut<br />

Geschieht durch Totschlag und durch schlimme Wunden,<br />

Am Gute durch Verwüstung, Raub und Glut.<br />

Totschläger werden, die, so schwer verwunden,<br />

Verwüster, Räuber, drum hinabgebannt<br />

Zur Pein im ersten Binnenkreis gefunden.<br />

Gewalt übt man an sich mit eigner Hand,<br />

Und seinem Gut. – Um fruchtlos zu bereuen,<br />

Sind drum zum zweiten Binnenkreis gesandt,<br />

<strong>Die</strong> selber sich zu töten sich nicht scheuen,<br />

<strong>Die</strong>, so im Spielhaus all ihr Gut vertan<br />

Und dorten weinten, statt sich zu erfreuen.<br />

Gewalt auch tut der Mensch der Gottheit an,<br />

Im Herzen sie verleugnend und nicht achtend,<br />

Was er durch Güte der Natur empfah’n.<br />

Du wirst, den kleinsten Binnenkreis betrachtend,<br />

Drum die von Sodom und von Cahors schau’n,<br />

Und Volk, im Herzen seinen Gott verachtend.<br />

Trug, des Gewissens Qual, ist am Vertrau’n,<br />

Und ist auch oft verübt an solchen worden,<br />

<strong>Die</strong> nicht als Freund’ auf den Betrüger bau’n.<br />

<strong>Die</strong> letzte Gattung scheint das Band zu morden,<br />

Das die Natur aus Lieb’ um alle flicht;<br />

Drum nisten in dem zweiten Kreis die Horden<br />

16<br />

” Figliuol mio, dentro da cotesti sassi,“<br />

cominciò poi a dir, son tre cerchietti<br />

”<br />

di grado in grado, come que’ che lassi.<br />

19 Tutti son pien di spirti maladetti;<br />

ma perché poi ti basti pur la vista,<br />

intendi come e perché son costretti.<br />

22 D’ogne malizia, ch’odio in cielo acquista,<br />

ingiuria è ’l fine, ed ogne fin cotale<br />

o con forza o con frode altrui contrista.<br />

25 Ma perché frode è de l’uom proprio male,<br />

più spiace a Dio; e però stan di sotto<br />

li frodolenti, e più dolor li assale.<br />

28 Di vïolenti il primo cerchio è tutto;<br />

ma perché si fa forza a tre persone,<br />

in tre gironi è distinto e costrutto.<br />

31 A Dio, a sé, al prossimo si pòne<br />

far forza, dico in loro e in lor cose,<br />

come udirai con aperta ragione.<br />

34 Morte per forza e ferute dogliose<br />

nel prossimo si danno, e nel suo avere<br />

ruine, incendi e tollette dannose;<br />

37 onde omicide e ciascun che mal fiere,<br />

guastatori e predon, tutti tormenta<br />

lo giron primo per diverse schiere.<br />

40 Puote omo avere in sé man vïolenta<br />

e ne’ suoi beni; e però nel secondo<br />

giron convien che sanza pro si penta<br />

43 qualunque priva sé del vostro mondo,<br />

biscazza e fonde la sua facultade,<br />

e piange là dov’esser de’ giocondo.<br />

46 Puossi far forza ne la deïtade,<br />

col cor negando e bestemmiando quella,<br />

e spregiando natura e sua bontade;<br />

49 e però lo minor giron suggella<br />

del segno suo e Soddoma e Caorsa<br />

e chi, spregiando Dio col cor, favella.<br />

52 <strong>La</strong> frode, ond’ogne coscïenza è morsa,<br />

può l’omo usare in colui che ’n lui fida<br />

e in quel che fidanza non imborsa.<br />

55 Questo modo di retro par ch’incida<br />

pur lo vinco d’amor che fa natura;<br />

onde nel cerchio secondo s’annida


Hölle: Elfter Gesang Pagina 35<br />

Der Heuchler, Schmeichler, die, so falsch Gewicht<br />

Gebrauchen, Simonisten, Zaubrer, <strong>Die</strong>be<br />

Und Kuppler und dergleichen Schandgezücht.<br />

Zerrissen wird von jenem Trug die Liebe,<br />

So die Natur macht; die auch, die vermehrt,<br />

Noch Treue fordert aus besonderm Triebe.<br />

Drum auf dem Punkte, den das All beschwert,<br />

Wo Dis den Stand hat, dort, im kleinsten Kreise,<br />

Wird, wer Verrat übt, ewiglich verzehrt.“<br />

Und ich: Du stellt nach deiner klaren Weise<br />

Wohlabgeteilt den Höllenschlund mir dar,<br />

Und welche Sünder jedes Rund umkreise;<br />

Doch sprich: Das Volk, das dort im Sumpfe war,<br />

<strong>Die</strong>, so der Wind führt und die Regen schlagen,<br />

<strong>Die</strong> mit Geschrei sich stoßen immerdar,<br />

Wie kommt’s, wenn sie den Zorn des Himmels tragen,<br />

Daß nicht die Feuerstadt ihr Strafort wird?<br />

Wenn nicht, was leiden sie doch solche Plagen?<br />

Und er darauf zu mir: ” Was schweift verwirrt<br />

Dein Geist hier ab von den gewohnten Wegen?<br />

Woandershin hat sich dein Sinn verirrt?<br />

Willst du nicht deine Sittenlehr’ erwägen,<br />

<strong>Die</strong> Kunde von drei Neigungen verleiht,<br />

<strong>Die</strong> Gottes Zorn und seinen Haß erregen,<br />

Von Tollwut, Bosheit, Unenthaltsamkeit?<br />

<strong>Die</strong> dritt’ ist, da sie minderes Verachten<br />

Des Herrn verrät, von mindrer Strafbarkeit.<br />

Willst du den Spruch bedenken und betrachten,<br />

Wer jene sind, die vor der Stadt voll Glut<br />

Dort oben, ihre Straf erduldend, schmachten,<br />

So wirst du sehn, wie sie von dieser Brut<br />

Geschieden sind, und minder sie beschwerend<br />

Auf ihnen das Gewicht des Himmels ruht.“ –<br />

” O Sonne, du, die trübsten Blicke klärend,<br />

Wie Wissen, so erfreut der Zweifel mich,<br />

Vernehm’ ich dich ihn lösend, mich belehrend.<br />

Drum wend’ ein wenig,“ sprach ich, ” rückwärts dich.<br />

Da sagtest, daß die Wuchrer Gott verletzen,<br />

Jetzt sage mir, wie löst dies Rätsel sich?“<br />

Weltweisheit, sprach er, lehrt in mehrern Sätzen,<br />

Daß nur aus Gottes Geist und Kunst und Kraft<br />

Natur entstand mit allen ihren Schätzen;<br />

58 ipocresia, lusinghe e chi affattura,<br />

falsità, ladroneccio e simonia,<br />

ruffian, baratti e simile lordura.<br />

61 Per l’altro modo quell’amor s’oblia<br />

che fa natura, e quel ch’è poi aggiunto,<br />

di che la fede spezïal si cria;<br />

64 onde nel cerchio minore, ov’è ’l punto<br />

de l’universo in su che Dite siede,<br />

qualunque trade in etterno è consunto.“<br />

67 E io: ” Maestro, assai chiara procede<br />

la tua ragione, e assai ben distingue<br />

questo baràtro e ’l popol ch’e’ possiede.<br />

70 Ma dimmi: quei de la palude pingue,<br />

che mena il vento, e che batte la pioggia,<br />

e che s’incontran con sì aspre lingue,<br />

73 perché non dentro da la città roggia<br />

sono ei puniti, se Dio li ha in ira?<br />

e se non li ha, perché sono a tal foggia?“<br />

76 Ed elli a me ” Perché tanto delira,“<br />

disse, ” lo ’ngegno tuo da quel che sòle?<br />

o ver la mente dove altrove mira?<br />

79 Non ti rimembra di quelle parole<br />

con le quai la tua Etica pertratta<br />

le tre disposizion che ’l ciel non vole,<br />

82 incontenenza, malizia e la matta<br />

bestialitade? e come incontenenza<br />

men Dio offende e men biasimo accatta?<br />

85 Se tu riguardi ben questa sentenza,<br />

e rechiti a la mente chi son quelli<br />

che sù di fuor sostegnon penitenza,<br />

88 tu vedrai ben perché da questi felli<br />

sien dipartiti, e perché men crucciata<br />

la divina vendetta li martelli.“<br />

91<br />

” O sol che sani ogne vista turbata,<br />

tu mi contenti sì quando tu solvi,<br />

che, non men che saver, dubbiar m’aggrata.<br />

94 Ancora in dietro un poco ti rivolvi,“<br />

diss’io, ” là dove di’ ch’usura offende<br />

la divina bontade, e ’l groppo solvi.“<br />

97<br />

” Filosofia,“ mi disse, ” a chi la ’ntende,<br />

nota, non pure in una sola parte,<br />

come natura lo suo corso prende


Seite 36 Inferno: Canto XII<br />

Und überdenkst du deine Wissenschaft<br />

Von der Natur, so wirst du bald erkennen,<br />

Daß eure Kunst, mit allem, was sie schafft,<br />

Nur der Natur folgt, wie nach bestem Können<br />

Der Schüler geht auf seines Meisters Spur;<br />

Drum ist sie Gottes Enkelin zu nennen<br />

Vergleiche nun mit Kunst und mit Natur<br />

<strong>Die</strong> Genesis, wo’s also lautet: Leben<br />

Sollst du im Schweiß des Angesichtes nur. –<br />

Weil Wuchrer nun nach anderm Wege Streben,<br />

Schmäh’n sie Natur und ihre Folgerin,<br />

Indem sie andrer Hoffnung sich ergeben.<br />

Doch folge mir, denn vorwärts strebt mein Sinn,<br />

Da schon die Fisch’ empor am Himmel springen;<br />

Schon auf den Caurus sinkt der Wagen hin,<br />

100 dal divino ’ntelletto e da sua arte;<br />

e se tu ben la tua Fisica note,<br />

tu troverai, non dopo molte carte,<br />

103 che l’arte vostra quella, quanto pote,<br />

segue, come ’l maestro fa ’l discente;<br />

sì che vostr’arte a Dio quasi è nepote.<br />

106 Da queste due, se tu ti rechi a mente<br />

lo Genesì dal principio, convene<br />

prender sua vita e avanzar la gente;<br />

109 e perché l’usuriere altra via tene,<br />

per sé natura e per la sua seguace<br />

dispregia, poi ch’in altro pon la spene.<br />

112 Ma seguimi oramai che ’l gir mi piace;<br />

ché i Pesci guizzan su per l’orizzonta,<br />

e ’l Carro tutto sovra ’l Coro giace,<br />

Und weit ist’s noch, eh’ wir zur Tiefe dringen. 115 e ’l balzo via là oltra si dismonta.“<br />

Zwölfter Gesang Canto XII<br />

Rauhfelsig war der Steig am Strand hernieder,<br />

Ob des, was sonst dort war, der Schauer groß,<br />

Und jedem Auge drum der Ort zuwider.<br />

Dem Bergsturz gleich bei Trento – in den Schoß<br />

Der Etsch ist seitwärts Trümmerschutt geschmissen,<br />

Durch Unterwühlung oder Erdenstoß –<br />

Wo von dem Gipfel, dem er sich entrissen,<br />

Der Fels so schräg ist, daß zum ebnen <strong>La</strong>nd,<br />

<strong>Die</strong> oben sind, den Steg nicht ganz vermissen;<br />

So dieses Abgrunds Hang, und dort am Rand<br />

War’s, wo von Felsentrümmern überhangen<br />

Sich ausgestreckt die Schande Kretas fand,<br />

Einst von dem Scheinbild einer Kuh empfangen.<br />

Sich selber biß er, als er uns erblickt,<br />

Wie innerlich von wildem Grimm befangen.<br />

Mein Meister rief: ” Bist du vom Wahn bestrickt.<br />

Als sähst du hier den Theseus vor dir stehen,<br />

Der dich von dort zur Höll’ herabgeschickt?<br />

Fort, Untier, fort! Den Weg, auf dem wir gehen,<br />

Nicht deine Schwester hat ihn uns gelehrt,<br />

Doch dieser kommt, um eure Qual zu sehen.“<br />

So wie der Stier, vom Todesstreich versehrt,<br />

Sich losreißt und nicht gehen kann, nur springen.<br />

Und Satz um Satz hierhin und dorthin fährt;<br />

1 Era lo loco ov’a scender la riva<br />

venimmo, alpestro e, per quel che v’er’anco,<br />

tal, ch’ogne vista ne sarebbe schiva.<br />

4 Qual è quella ruina che nel fianco<br />

di qua da Trento l’Adice percosse,<br />

o per tremoto o per sostegno manco,<br />

7 che da cima del monte, onde si mosse,<br />

al piano è sì la roccia discoscesa,<br />

ch’alcuna via darebbe a chi sù fosse:<br />

10 cotal di quel burrato era la scesa;<br />

e ’n su la punta de la rotta lacca<br />

l’infamïa di Creti era distesa<br />

13 che fu concetta ne la falsa vacca;<br />

e quando vide noi, sé stesso morse,<br />

sì come quei cui l’ira dentro fiacca.<br />

16 Lo savio mio inver’ lui gridò: ” Forse<br />

tu credi che qui sia ’l duca d’Atene,<br />

che sù nel mondo la morte ti porse?<br />

19 Pàrtiti, bestia, ché questi non vene<br />

ammaestrato da la tua sorella,<br />

ma vassi per veder le vostre pene.“<br />

22 Qual è quel toro che si slaccia in quella<br />

c’ ha ricevuto già ’l colpo mortale,<br />

che gir non sa, ma qua e là saltella,


Hölle: Zwölfter Gesang Pagina 37<br />

So sahen wir den Minotaurus ringen,<br />

Drum rief Virgil: ” Itzt weiter ohne Rast;<br />

Indes er tobt, ist’s gut, hinabzudringen.“<br />

So klommen wir, von Trümmern rings umfaßt,<br />

Auf Trümmern sorglich fort, und oft bewegte<br />

Ein Stein sich unter mir der neuen <strong>La</strong>st.<br />

Ich ging, indem ich sinnend überlegte.<br />

Und er: ” Du denkst an diesen Schutt, bewacht<br />

Von Zornwut, die vor meinem Wort sich legte.<br />

Vernimm jetzt, als ich in der Hölle Nacht<br />

Zum erstenmal so tief hereingedrungen.<br />

War dieser Fels noch nicht herabgekracht.<br />

Doch kurz eh’ jener sich herabgeschwungen<br />

Vom höchsten Kreis des Himmels, der dem Dis<br />

So edler Seelen großen Raub entrungen.<br />

Erbebte so die grause Finsternis,<br />

Daß ich die Meinung faßte, Liebe zücke<br />

Durchs Weltenall und stürz’ in mächt’gern Riß<br />

Ins alte Chaos neu die Welt zurücke.<br />

Der Fels, der seit dem Anfang fest geruht,<br />

Ging damals hier und anderwärts in Stücke.<br />

Doch blick’ ins Tal, schon naht der Strom von Blut,<br />

In welchem jeder siedet, der dort oben<br />

Dem Nächsten durch Gewalttat wehe tut.“<br />

O blinde Gier, o toller Zorn! eu’r Toben,<br />

Es spornt uns dort im kurzen Leben an<br />

Und macht uns ewig dann dies Bad erproben –<br />

Hier ist ein weiter Graben, der den Plan<br />

Ringshin umfaßt im weiten runden Bogen,<br />

Wie mir mein weiser Führer kundgetan.<br />

Zentauren, rennend, pfeilbewaffnet, zogen,<br />

Sich folgend, zwischen Fluß und Felsenwand,<br />

Wie in der Welt, wenn sie der Jagd gepflogen.<br />

Als sie uns klimmen sahn, ward Stillestand;<br />

Drei traten vor mit ausgesuchten Pfeilen<br />

Und schußbereit den Bogen in der Hand.<br />

Und einer rief von fern: ” Ihr müßt verweilen!<br />

Zu welcher Qual kommt ihr an diesen Ort?<br />

Von dort sprecht, sonst soll euch mein Pfeil ereilen!<br />

“Dem Chiron sag’ ich in der Näh’ ein Wort, ”<br />

Sprach drauf Virgil. “Zum Unheil dich verführend,<br />

Riß vorschnell stets der blinde Trieb dich fort. ”<br />

25 vid’io lo Minotauro far cotale;<br />

e quello accorto gridò: ” Corri al varco;<br />

mentre ch’e’ ’nfuria, è buon che tu ti cale.“<br />

28 Così prendemmo via giù per lo scarco<br />

di quelle pietre, che spesso moviensi<br />

sotto i miei piedi per lo novo carco.<br />

31 Io gia pensando; e quei disse: ” Tu pensi<br />

forse a questa ruina, ch’è guardata<br />

da quell’ira bestial ch’i’ ora spensi.<br />

34 Or vo’ che sappi che l’altra fïata<br />

ch’i’ discesi qua giù nel basso inferno,<br />

questa roccia non era ancor cascata.<br />

37 Ma certo poco pria, se ben discerno,<br />

che venisse colui che la gran preda<br />

levò a Dite del cerchio superno,<br />

40 da tutte parti l’alta valle feda<br />

tremò sì, ch’i’ pensai che l’universo<br />

sentisse amor, per lo qual è chi creda<br />

43 più volte il mondo in caòsso converso;<br />

e in quel punto questa vecchia roccia,<br />

qui e altrove, tal fece riverso.<br />

46 Ma ficca li occhi a valle, ché s’approccia<br />

la riviera del sangue in la qual bolle<br />

qual che per vïolenza in altrui noccia.“<br />

49 Oh cieca cupidigia e ira folle,<br />

che sì ci sproni ne la vita corta,<br />

e ne l’etterna poi sì mal c’immolle!<br />

52 Io vidi un’ampia fossa in arco torta,<br />

come quella che tutto ’l piano abbraccia,<br />

secondo ch’avea detto la mia scorta;<br />

55 e tra ’l piè de la ripa ed essa, in traccia<br />

corrien centauri, armati di saette,<br />

come solien nel mondo andare a caccia.<br />

58 Veggendoci calar, ciascun ristette,<br />

e de la schiera tre si dipartiro<br />

con archi e asticciuole prima elette;<br />

61 e l’un gridò da lungi: ” A qual martiro<br />

venite voi che scendete la costa?<br />

Ditel costinci; se non, l’arco tiro.“<br />

64 Lo mio maestro disse: ” <strong>La</strong> risposta<br />

farem noi a Chirón costà di presso:<br />

mal fu la voglia tua sempre sì tosta.“


Seite 38 Inferno: Canto XII<br />

“Nessus ist dieser, ” sprach er, mich berührend,<br />

“Der starb, als Dejaniren er geraubt,<br />

<strong>Die</strong> Rache noch vor seinem Tod vollführend.<br />

Der in der Mitt’ ist, mit gesenktem Haupt,<br />

Der große Chiron, der Achillen nährte;<br />

Dort Pholus, welcher stets vor Zorn geschnaubt.<br />

Am Graben rings gehn tausend Pfeilbewehrte<br />

Und schießen die, so aus dem Pfuhl herauf<br />

Mehr tauchen, als der Richterspruch gewährte. ”<br />

Wir beide nahten uns dem flinken Hauf,<br />

Chiron nahm einen Pfeil und strich vom Barte<br />

Das Haar nach hinten sich mit seinem Knauf.<br />

Als nun das große Maul sich offenbarte,<br />

Sprach er: “Bemerkt: der hinten kommt, bewegt.<br />

Was er berührt, wie ich es wohl gewahrte.<br />

Und wie’s kein Totenfuß zu machen pflegt. ”<br />

Da trat ihm an die Brust mein weiser Leiter,<br />

Wo Mensch und Roß sich einigt und verträgt.<br />

“Lebendig ist, ” so sprach er, “der Begleiter,<br />

Der dieses dunkle Tal mit mir bereist;<br />

Notwendigkeit, nicht Neugier, zieht uns weiter.<br />

Von dort, wo Gott ihr Halleluja preist,<br />

Kam eine her, dies Amt mir aufzutragen.<br />

Er ist kein Räuber, ich kein böser Geist.<br />

Doch, bei der Kraft, durch die ich sonder Zagen<br />

Auf wildem Pfad im Schmerzensland erschien.<br />

Gib einen uns von diesen, die hier jagen.<br />

Daß er die Furt uns zeig’, und jenseits ihn<br />

Trag auf dem Kreuz ans andere Gestade,<br />

Denn er, kein Geist, kann durch die Luft nicht zieh’n. ”<br />

“Auf, Nessus, leite sie auf ihrem Pfade, ”<br />

Rief Chiron rechts gewandt, “bewahre sie,<br />

Daß sonst kein Trupp der unsern ihnen schade. ”<br />

Da solch Geleit uns Sicherheit verlieh,<br />

So gingen wir am roten Sud von hinnen.<br />

Aus dem die Rotte der Gesottnen schrie.<br />

Bis zu den Brauen waren viele drinnen.<br />

“Tyrannen sind’s, erpicht auf Gut und Blut, ”<br />

So hört’ ich den Zentauren nun beginnen,<br />

“Jetzt heulen sie in ihrer Qualen Wut.<br />

Den Alexander sieh und Dionysen,<br />

Der auf Sizilien Schmerzensjahre lud.<br />

67 Poi mi tentò, e disse: ” Quelli è Nesso,<br />

che morì per la bella Deianira,<br />

e fé di sé la vendetta elli stesso.<br />

70 E quel di mezzo, ch’al petto si mira,<br />

è il gran Chirón, il qual nodrì Achille;<br />

quell’altro è Folo, che fu sì pien d’ira.<br />

73 Dintorno al fosso vanno a mille a mille,<br />

saettando qual anima si svelle<br />

del sangue più che sua colpa sortille.“<br />

76 Noi ci appressammo a quelle fiere isnelle:<br />

Chirón prese uno strale, e con la cocca<br />

fece la barba in dietro a le mascelle.<br />

79 Quando s’ebbe scoperta la gran bocca,<br />

disse a’ compagni: ” Siete voi accorti<br />

che quel di retro move ciò ch’el tocca?<br />

82 Così non soglion far li piè d’i morti.“<br />

E ’l mio buon duca, che già li er’al petto,<br />

dove le due nature son consorti,<br />

85 rispuose: ” Ben è vivo, e sì soletto<br />

mostrar li mi convien la valle buia;<br />

necessità ’l ci ’nduce, e non diletto.<br />

88 Tal si partì da cantare alleluia<br />

che mi commise quest’officio novo:<br />

non è ladron, né io anima fuia.<br />

91 Ma per quella virtù per cu’ io movo<br />

li passi miei per sì selvaggia strada,<br />

danne un de’ tuoi, a cui noi siamo a provo,<br />

94 e che ne mostri là dove si guada,<br />

e che porti costui in su la groppa,<br />

ché non è spirto che per l’aere vada.“<br />

97 Chirón si volse in su la destra poppa,<br />

e disse a Nesso: ” Torna, e sì li guida,<br />

e fa cansar s’altra schiera v’intoppa.“<br />

100 Or ci movemmo con la scorta fida<br />

lungo la proda del bollor vermiglio,<br />

dove i bolliti facieno alte strida.<br />

103 Io vidi gente sotto infino al ciglio;<br />

e ’l gran centauro disse: ” E’ son tiranni<br />

che dier nel sangue e ne l’aver di piglio.<br />

106 Quivi si piangon li spietati danni;<br />

quivi è Alessandro, e Dïonisio fero<br />

che fé Cicilia aver dolorosi anni.


Hölle: Dreizehnter Gesang Pagina 39<br />

<strong>Die</strong> schwarzbehaarte Stirn sieh neben diesen,<br />

Den Ezzelin – und jener Blonde dort<br />

Ist Obiz Este, der, wie’s klar erwiesen,<br />

Vertilgt ward durch des Rabensohnes Mord. ”<br />

Den Dichter sah ich an, der sprach: “Der Zweite<br />

Bin ich, der Erste der, merk’ auf sein Wort. ”<br />

Und weiter gab uns Nessus das Geleite<br />

Zu Volke, das, bis an des Mundes Rand<br />

Im heißen Sprudel, heult’ und maledeite.<br />

Und seitwärts zeigt er einen mit der Hand:<br />

“ Der macht’ einst am Altar das Herz verbluten,<br />

Das man noch jetzt verehrt am Themsestrand. ”<br />

Und viele hielten aus den heißen Fluten<br />

Das ganze Haupt, dann Brust und Leib gestreckt,<br />

Auch kannt’ ich manchen in den nassen Gluten.<br />

Stets seichter ward das Blut, so daß bedeckt<br />

Am Ende nur der Schatten Füße waren,<br />

Und dorten ward des Grabens Furt entdeckt.<br />

Da sagte der Zentaur: “Du wirst gewahren,<br />

Wie immer seichter hier das Blut sich zeigt.<br />

Jetzt aber, will ich, sollst du auch erfahren,<br />

Daß dort der Grund je mehr und mehr sich neigt.<br />

Bis wo die Flut verrinnt in jenen Tiefen,<br />

Woraus das Seufzen der Tyrannen steigt.<br />

Gerechter Zorn und Rache Gottes riefen<br />

Dorthin der Erde Geißel, Attila,<br />

Pyrrhus und Sextus; und von Tränen triefen.<br />

Von Tränen, ausgekocht vom Blute, da<br />

<strong>Die</strong> beiden Rinier, arge Raubgesellen,<br />

<strong>Die</strong> man die Straßen hart bekriegen sah – ”<br />

109 E quella fronte c’ ha ’l pel così nero,<br />

è Azzolino; e quell’altro ch’è biondo,<br />

è Opizzo da Esti, il qual per vero<br />

112 fu spento dal figliastro sù nel mondo.“<br />

Allor mi volsi al poeta, e quei disse:<br />

” Questi ti sia or primo, e io secondo.“<br />

115 Poco più oltre il centauro s’affisse<br />

sovr’una gente che ’nfino a la gola<br />

parea che di quel bulicame uscisse.<br />

118 Mostrocci un’ombra da l’un canto sola,<br />

dicendo: ” Colui fesse in grembo a Dio<br />

lo cor che ’n su Tamisi ancor si cola.“<br />

121 Poi vidi gente che di fuor del rio<br />

tenean la testa e ancor tutto ’l casso;<br />

e di costoro assai riconobb’io.<br />

124 Così a più a più si facea basso<br />

quel sangue, sì che cocea pur li piedi;<br />

e quindi fu del fosso il nostro passo.<br />

127<br />

” Sì come tu da questa parte vedi<br />

lo bulicame che sempre si scema,“<br />

disse ’l centauro, voglio che tu credi<br />

”<br />

130 che da quest’altra a più a più giù prema<br />

lo fondo suo, infin ch’el si raggiunge<br />

ove la tirannia convien che gema.<br />

133 <strong>La</strong> divina giustizia di qua punge<br />

quell’Attila che fu flagello in terra,<br />

e Pirro e Sesto; e in etterno munge<br />

136 le lagrime, che col bollor diserra,<br />

a Rinier da Corneto, a Rinier Pazzo,<br />

che fecero a le strade tanta guerra.“<br />

Hier wandt’ er sich, rückeilend durch die Wellen. 139 Poi si rivolse e ripassossi ’l guazzo.<br />

Dreizehnter Gesang Canto XIII<br />

Noch war nicht Nessus jenseits am Gestade,<br />

Da schritten wir in einen Wald voll Grau’n,<br />

Und nirgend war die Spur von einem Pfade.<br />

Nicht grün war dort das <strong>La</strong>ub, nur schwärzlichbraun,<br />

Nicht glatt ein Zweig, nur knotige, verwirrte,<br />

Nicht Frucht daran, nur gift’ger Dorn zu schau’n.<br />

Nie bei Cornet und der Cecina irrte<br />

Damhirsch und Eber durch so dichten Hain,<br />

<strong>Die</strong>s Wild, das nie die Saat des Feldes kirrte.<br />

1 Non era ancor di là Nesso arrivato,<br />

quando noi ci mettemmo per un bosco<br />

che da neun sentiero era segnato.<br />

4 Non fronda verde, ma di color fosco;<br />

non rami schietti, ma nodosi e ’nvolti;<br />

non pomi v’eran, ma stecchi con tòsco.<br />

7 Non han sì aspri sterpi né sì folti<br />

quelle fiere selvagge che ’n odio hanno<br />

tra Cecina e Corneto i luoghi cólti.


Seite 40 Inferno: Canto XIII<br />

Hier aber nisten die Harpy’n sich ein,<br />

<strong>Die</strong>, von den Inseln Trojas Volk zu scheuchen,<br />

Es ängsteten mit Unglücksprophezei’n,<br />

Mit breiten Schwingen, Federn an den Bäuchen,<br />

Klau’n an den Füßen, menschlich von Gesicht,<br />

Wehklagend aus den seltsamen Gesträuchen.<br />

” Bevor du eindringst, wisse, dich umflicht“,<br />

Sprach er, der zweite Binnenkreis; zu schauen,<br />

”<br />

Indes du weitergehst, versäume nicht.<br />

So kommst du, schauend, in den Sand voll Grauen,<br />

Und gib wohl acht; denn allem, was ich sprach,<br />

Wirst du dann durch den Augenschein vertrauen.“<br />

Schon hört’ ich rings Geheul und Oh und Ach,<br />

Doch sah ich keinen, der so ächzt’ und schnaubte,<br />

So daß mein Knie mir fast vor Schauder brach.<br />

Ich glaub’, er mochte glauben, daß ich glaubte.<br />

Verborgne stöhnten aus dem dunkeln Raum,<br />

<strong>Die</strong> mir zu sehn das Dickicht nicht erlaubte.<br />

” Brich nur ein Zweiglein ab von einem Baum,“<br />

Begann mein Meister, und du wirst entdecken.<br />

”<br />

Was du vermutest, sei ein leerer Traum.”<br />

Da säumt’ ich nicht,- die Finger auszustrecken.<br />

Riß einen Zweig von einem großen Dorn,<br />

Und plötzlich schrie der stumpf zu meinem Schrecken:<br />

“Was brichst du mich? ” – worauf ein blut’ger Born<br />

Aus ihm entquoll, und diese Wort’ erklangen:<br />

“Was peinigt uns dein mitleidloser Zorn?<br />

Uns, Menschen einst, von Rinden jetzt umfangen.<br />

Wohl größre Schonung ziemte deiner Hand,<br />

Und wären wir auch Seelen nur von Schlangen. ”<br />

Gleich wie ein grüner Ast, hier angebrannt,<br />

Dort ächzt und sprüht, wenn, aufgelöst in Winde,<br />

Der feuchte Dunst den Weg nach außen fand;<br />

So drangen Wort und Blut aus Holz und Rinde,<br />

Und mir entsank das Reis, daß ich geraubt;<br />

Dann stand ich dort, als ob ich Furcht empfinde.<br />

“Verletzte Seele, hätt’ er je geglaubt.<br />

Was früher schon ihm mein Gedicht entdeckte, ”<br />

So sprach Virgil, “nie hätt’ er sich’s erlaubt.<br />

Wenn er die Hand nach deinem Aste streckte,<br />

So reut’s mich itzt, daß, weil’s unglaublich schien,<br />

Ich Lust in ihm zu solcher Tat erweckte.<br />

10 Quivi le brutte Arpie lor nidi fanno,<br />

che cacciar de le Strofade i Troiani<br />

con tristo annunzio di futuro danno.<br />

13 Ali hanno late, e colli e visi umani,<br />

piè con artigli, e pennuto ’l gran ventre;<br />

fanno lamenti in su li alberi strani.<br />

16 E ’l buon maestro ” Prima che più entre,<br />

sappi che se’ nel secondo girone,“<br />

mi cominciò a dire, ” e sarai mentre<br />

19 che tu verrai ne l’orribil sabbione.<br />

Però riguarda ben; sì vederai<br />

cose che torrien fede al mio sermone.“<br />

22 Io sentia d’ogne parte trarre guai<br />

e non vedea persona che ’l facesse;<br />

per ch’io tutto smarrito m’arrestai.<br />

25 Cred’ïo ch’ei credette ch’io credesse<br />

che tante voci uscisser, tra quei bronchi,<br />

da gente che per noi si nascondesse.<br />

28 Però disse ’l maestro: ” Se tu tronchi<br />

qualche fraschetta d’una d’este piante,<br />

li pensier c’ hai si faran tutti monchi.“<br />

31 Allor porsi la mano un poco avante<br />

e colsi un ramicel da un gran pruno;<br />

e ’l tronco suo gridò: ” Perché mi schiante?“<br />

34 Da che fatto fu poi di sangue bruno,<br />

ricominciò a dir: ” Perché mi scerpi?<br />

non hai tu spirto di pietade alcuno?<br />

37 Uomini fummo, e or siam fatti sterpi:<br />

ben dovrebb’esser la tua man più pia,<br />

se state fossimo anime di serpi.“<br />

40 Come d’un stizzo verde ch’arso sia<br />

da l’un de’ capi, che da l’altro geme<br />

e cigola per vento che va via,<br />

43 sì de la scheggia rotta usciva insieme<br />

parole e sangue; ond’io lasciai la cima<br />

cadere, e stetti come l’uom che teme.<br />

46<br />

” S’elli avesse potuto creder prima,“<br />

rispuose ’l savio mio, anima lesa,<br />

”<br />

ciò c’ ha veduto pur con la mia rima,<br />

49 non averebbe in te la man distesa;<br />

ma la cosa incredibile mi fece<br />

indurlo ad ovra ch’a me stesso pesa.


Hölle: Dreizehnter Gesang Pagina 41<br />

Doch sag’ ihm, wer du warst. Er wird, wenn ihn<br />

Der Tag einst neu umfängt, den Fehl zu büßen,<br />

Dort frisch ans Licht dein Angedenken zieh’n. ”<br />

Der Stamm: “Ein Köder ist im Wort, dem süßen,<br />

Der mich zum Sprechen lockt; mag euch’s, wenn mich<br />

Der Leim beim Reden festhält, nicht verdrießen.<br />

Ich bin’s, der einst das Herz des Friederich<br />

Mit zweien Schlüsseln auf- und zugeschlossen<br />

Und sie so sanft und leis gedreht, daß ich,<br />

Nur ich, sonst keiner, sein Vertraun genossen –<br />

Und bis ich ihm geopfert Schlaf und Blut,<br />

Weiht’ ich dem hohen Amt mich unverdrossen.<br />

<strong>Die</strong> Hure, die mit buhlerischer Glut<br />

Auf Cäsars Haus die geilen Blicke spannte,<br />

Sie, aller Höfe Tod und Sünd’ und Wut,<br />

Schürt an, bis alles gegen mich entbrannte,<br />

Und alle schürten Friedrichs Gluten an.<br />

Daß heitrer Ruhm in düstres Leid sich wandte.<br />

Da hat mein zornentflammter Geist, im Wahn,<br />

Durch Sterben aller Schmach sich zu entwinden.<br />

Mir, dem Gerechten, Unrecht angetan.<br />

Bei diesen Wurzeln schwör’ ich, diesen Rinden:<br />

Stets war’s um meine Treue wohlbestellt<br />

Für ihn, der wert war, ew’gen Ruhm zu finden;<br />

Kehrt einer je von euch zurück zur Welt,<br />

So mög’ er dort mein Angedenken heben,<br />

Das jener Streich des Neids noch niederhält. ”<br />

Hier hielt er an, ich aber schwieg mit Beben.<br />

Da sprach der Dichter: “Ohne Zeitverlust<br />

Frag’ ihn, er wird auf alles Antwort geben. ”<br />

Ich aber: “Frag’ ihn selbst. Dir ist bewußt,<br />

Was mir ersprießlich sei, ihm abzufragen;<br />

Ich könnt’ es nicht, denn Leid drückt meine Brust. ”<br />

Und er: “Soll einst, was du ihm aufgetragen, –<br />

Er frei vollzieh’n, dann, o gefangner Geist,<br />

Beliebe dir, zuvor uns anzusagen,<br />

Wie dieser Stämme Band die Seel’ umkreist?<br />

Und, wenn um sie sich starre Rinden legen,<br />

Ob diesen Gliedern eine sich entreißt?<br />

Ein starker Hauch schien sich im Stamm zu regen,<br />

Dann aber ward der Wind zu diesem Wort:<br />

” In kurzer Rede sag’ ich dies dagegen:<br />

52 Ma dilli chi tu fosti, sì che ’n vece<br />

d’alcun’ammenda tua fama rinfreschi<br />

nel mondo sù, dove tornar li lece.“<br />

55 E ’l tronco: ” Sì col dolce dir m’adeschi,<br />

ch’i’ non posso tacere; e voi non gravi<br />

perch’ïo un poco a ragionar m’inveschi.<br />

58 Io son colui che tenni ambo le chiavi<br />

del cor di Federigo, e che le volsi,<br />

serrando e diserrando, sì soavi,<br />

61 che dal secreto suo quasi ogn’uom tolsi;<br />

fede portai al glorïoso offizio,<br />

tanto ch’i’ ne perde’ li sonni e ’ polsi.<br />

64 <strong>La</strong> meretrice che mai da l’ospizio<br />

di Cesare non torse li occhi putti,<br />

morte comune e de le corti vizio,<br />

67 infiammò contra me li animi tutti;<br />

e li ’nfiammati infiammar sì Augusto,<br />

che ’ lieti onor tornaro in tristi lutti.<br />

70 L’animo mio, per disdegnoso gusto,<br />

credendo col morir fuggir disdegno,<br />

ingiusto fece me contra me giusto.<br />

73 Per le nove radici d’esto legno<br />

vi giuro che già mai non ruppi fede<br />

al mio segnor, che fu d’onor sì degno.<br />

76 E se di voi alcun nel mondo riede,<br />

conforti la memoria mia, che giace<br />

ancor del colpo che ’nvidia le diede.“<br />

79 Un poco attese, e poi ” Da ch’el si tace,“<br />

disse ’l poeta a me, ” non perder l’ora;<br />

ma parla, e chiedi a lui, se più ti piace.“<br />

82 Ond’ïo a lui: ” Domandal tu ancora<br />

di quel che credi ch’a me satisfaccia;<br />

ch’i’ non potrei, tanta pietà m’accora.“<br />

85 Perciò ricominciò: ” Se l’om ti faccia<br />

liberamente ciò che ’l tuo dir priega,<br />

spirito incarcerato, ancor ti piaccia<br />

88 di dirne come l’anima si lega<br />

in questi nocchi; e dinne, se tu puoi,<br />

s’alcuna mai di tai membra si spiega.“<br />

91 Allor soffiò il tronco forte, e poi<br />

si convertì quel vento in cotal voce:<br />

” Brievemente sarà risposto a voi.


Seite 42 Inferno: Canto XIII<br />

Wenn die vom Leib sich trennen, welche dort<br />

Sich frevelhaft in wildern Grimm entleiben,<br />

Schickt Minos sie zu diesem Schlunde fort.<br />

Hier fallen sie, wie sie die Stürme treiben,<br />

In diesen Wald nach Zufall, ohne Wahl,<br />

Um wie ein Speltkorn wuchernd zu bekleiben.<br />

So wachsen Büsch’ und Bäum’ in diesem Tal,<br />

Und die Harpy’n, die sich vom <strong>La</strong>ube weiden,<br />

Sie machen Qual, und Öffnung für die Qual.<br />

Einst eilen wir nach unserm Leib, doch kleiden<br />

Uns nie darein; denn was man selbst sich nahm.<br />

Will Gott uns nimmer wieder neu bescheiden.<br />

Wir schleppen ihn in diesen Wald voll Gram,<br />

Und jeder Leib wird an den Baum gehangen.<br />

Den hier zur ew’gen Haft sein Geist bekam.“<br />

Wir horchten auf den Stamm noch, voll Verlangen,<br />

Mehr zu vernehmen, als urplötzlich schnell<br />

Schrei’n und Getos zu unsern Ohren drangen.<br />

Als ob hier Eber, Hund und Jagdgesell,<br />

<strong>Die</strong> ganze Jagd, heran laut tosend brauste<br />

Mit Waldesrauschen, Schreien und Gebell. –<br />

Und sieh, linksher, zwei Nackende, Zerzauste,<br />

Fortstürmen, wie vom Äußersten bedroht,<br />

Daß das Gezweig zertrümmert kracht’ und sauste.<br />

Der Vordre schrie: Zu Hilfe, Hilfe, Tod!“<br />

”<br />

Dem andern schien’s, daß es mehr Eile brauche;<br />

” <strong>La</strong>n,“ rief er, dort bei Toppo in der Not<br />

”<br />

Schien nicht dein Fußwerk gut zu dem Gebrauche.“<br />

Dann, weil erschöpft vielleicht des Odems Rest,<br />

Macht’ er ein Knäu’l aus sich und einem Strauche.<br />

Sieh schwarze Hunde, durchs Gestrüpp gepreßt.<br />

Schnell hinterdrein, die wild die Läufe streckten,<br />

Wie Doggen, die man von der Kett’ entläßt.<br />

Sie schlugen ihre Zahn’ in den Versteckten,<br />

Zerrissen ihn und trugen stückweis dann<br />

<strong>Die</strong> Glieder fort, die frischen, blutbefleckten.<br />

Mein Führer faßte bei der Hand mich an<br />

Und führte mich zum Busche, der vergebens<br />

Aus Rissen klagte, welchen Blut entrann.<br />

Er sprach: ” Was machtest du doch eitlen Strebens,<br />

O Jakob, meinen Busch zu deiner Hut?<br />

Trag’ ich die Schulden deines <strong>La</strong>sterlebens?“<br />

94 Quando si parte l’anima feroce<br />

dal corpo ond’ella stessa s’è disvelta,<br />

Minòs la manda a la settima foce.<br />

97 Cade in la selva, e non l’è parte scelta;<br />

ma là dove fortuna la balestra,<br />

quivi germoglia come gran di spelta.<br />

100 Surge in vermena e in pianta silvestra:<br />

l’Arpie, pascendo poi de le sue foglie,<br />

fanno dolore, e al dolor fenestra.<br />

103 Come l’altre verrem per nostre spoglie,<br />

ma non però ch’alcuna sen rivesta,<br />

ché non è giusto aver ciò ch’om si toglie.<br />

106 Qui le strascineremo, e per la mesta<br />

selva saranno i nostri corpi appesi,<br />

ciascuno al prun de l’ombra sua molesta.“<br />

109 Noi eravamo ancora al tronco attesi,<br />

credendo ch’altro ne volesse dire,<br />

quando noi fummo d’un romor sorpresi,<br />

112 similemente a colui che venire<br />

sente ’l porco e la caccia a la sua posta,<br />

ch’ode le bestie, e le frasche stormire.<br />

115 Ed ecco due da la sinistra costa,<br />

nudi e graffiati, fuggendo sì forte,<br />

che de la selva rompieno ogne rosta.<br />

118 Quel dinanzi: ” Or accorri, accorri, morte!“<br />

E l’altro, cui pareva tardar troppo,<br />

gridava: ” <strong>La</strong>no, sì non furo accorte<br />

121 le gambe tue a le giostre dal Toppo!“<br />

E poi che forse li fallia la lena,<br />

di sé e d’un cespuglio fece un groppo.<br />

124 Di rietro a loro era la selva piena<br />

di nere cagne, bramose e correnti<br />

come veltri ch’uscisser di catena.<br />

127 In quel che s’appiattò miser li denti,<br />

e quel dilaceraro a brano a brano;<br />

poi sen portar quelle membra dolenti.<br />

130 Presemi allor la mia scorta per mano,<br />

e menommi al cespuglio che piangea<br />

per le rotture sanguinenti in vano.<br />

133<br />

” O Iacopo,“ dicea, ” da Santo Andrea,<br />

che t’è giovato di me fare schermo?<br />

che colpa ho io de la tua vita rea?“


Hölle: Vierzehnter Gesang Pagina 43<br />

Mein Meister, dessen Schritt bei ihm geruht,<br />

Sprach: ” Wer bist du? Warum aus so viel Rissen<br />

Hauchst du zugleich die Schmerzensred’ und Blut?“<br />

Und er: ” <strong>Die</strong> ihr gekommen, um zu wissen,<br />

Wie harte Schmach ich hier erdulden muß,<br />

Zu sehn, wie man mir so mein <strong>La</strong>ub entrissen.<br />

O sammelt’s an des traur’gen Stammes Fuß.<br />

Ich bin aus jener Stadt, die statt des alten<br />

Den Täufer wählt als Schutzherrn. Voll Verdruß<br />

Wird jener drum als Feind ihr grausam walten,<br />

Und hätte man nicht noch sein Bild geschaut.<br />

Das dort sich auf der Arnobrück’ erhalten.<br />

<strong>Die</strong> Bürger, die sie wieder aufgebaut<br />

Vom Brand des Attila, aus Schutt und Grause,<br />

Sie hätten ihrer Müh’ umsonst vertraut.<br />

136 Quando ’l maestro fu sovr’esso fermo,<br />

disse: ” Chi fosti, che per tante punte<br />

soffi con sangue doloroso sermo?“<br />

139 Ed elli a noi: ” O anime che giunte<br />

siete a veder lo strazio disonesto<br />

c’ ha le mie fronde sì da me disgiunte,<br />

142 raccoglietele al piè del tristo cesto.<br />

I’ fui de la città che nel Batista<br />

mutò ’l primo padrone; ond’ei per questo<br />

145 sempre con l’arte sua la farà trista;<br />

e se non fosse che ’n sul passo d’Arno<br />

rimane ancor di lui alcuna vista,<br />

148 que’ cittadin che poi la rifondarno<br />

sovra ’l cener che d’Attila rimase,<br />

avrebber fatto lavorare indarno.<br />

Den Galgen macht’ ich mir aus meinem Hause.“ 151 Io fei gibetto a me de le mie case.“<br />

Vierzehnter Gesang Canto XIV<br />

Weil ich der Vaterstadt mit Rührung dachte,<br />

<strong>La</strong>s ich das <strong>La</strong>ub, das ich, das Herz soll Leid,<br />

Zurück zum Stamm, der kaum noch ächzte, brachte.<br />

Drauf kamen wir zur Grenz’ in kurzer Zeit<br />

Vom zweiten Binnenkreis und sah’n im dritten<br />

Ein krauses Kunstwerk der Gerechtigkeit.<br />

Denn dort eröffnete vor unsern Schritten<br />

Und unsern Blicken sich ein ebnes <strong>La</strong>nd,<br />

Des Boden nimmer Pflanz’ und Gras gelitten.<br />

Und wie sich um den Wald der Graben wand,<br />

War dieses von dem Schmerzenswald umwunden.<br />

Hier weilten wir an beider Kreise Rand.<br />

Dort ward ein tiefer, dürrer Sand gefunden.<br />

Der dem, den Cato’s Füße stampften, glich,<br />

Wie wir vernehmen aus den alten Kunden.<br />

O Gottes Rache! Jeder fürchte dich,<br />

Dem, was ich sah, mein Lied wird offenbaren,<br />

Und wende schnell vom <strong>La</strong>sterwege sich.<br />

Denn nackte Seelen sah ich dort in Scharen,<br />

<strong>Die</strong>, alle klagend jämmerlich und schwer,<br />

Doch sich nicht gleich in ihren Strafen waren.<br />

<strong>Die</strong> lagen rücklings auf der Erd’ umher,<br />

<strong>Die</strong> sah ich sich zusammenkrümmend kauern.<br />

Noch andre gingen immer hin und her.<br />

1 Poi che la carità del natio loco<br />

mi strinse, raunai le fronde sparte<br />

e rende’ le a colui, ch’era già fioco.<br />

4 Indi venimmo al fine ove si parte<br />

lo secondo giron dal terzo, e dove<br />

si vede di giustizia orribil arte.<br />

7 A ben manifestar le cose nove,<br />

dico che arrivammo ad una landa<br />

che dal suo letto ogne pianta rimove.<br />

10 <strong>La</strong> dolorosa selva l’è ghirlanda<br />

intorno, come ’l fosso tristo ad essa;<br />

quivi fermammo i passi a randa a randa.<br />

13 Lo spazzo era una rena arida e spessa,<br />

non d’altra foggia fatta che colei<br />

che fu da’ piè di Caton già soppressa.<br />

16 O vendetta di Dio, quanto tu dei<br />

esser temuta da ciascun che legge<br />

ciò che fu manifesto a li occhi mei!<br />

19 D’anime nude vidi molte gregge<br />

che piangean tutte assai miseramente,<br />

e parea posta lor diversa legge.<br />

22 Supin giacea in terra alcuna gente,<br />

alcuna si sedea tutta raccolta,<br />

e altra andava continüamente.


Seite 44 Inferno: Canto XIV<br />

<strong>Die</strong> Mehrzahl mußt’ im Gehn die Straf’ erdauern.<br />

Der Liegenden war die geringre Zahl,<br />

Doch mehr gedrängt zum Klagen und zum Trauern.<br />

<strong>La</strong>ngsamen Falls sah ich mit rotem Strahl<br />

Hernieder breite Feuerflocken wallen,<br />

Wie Schnee bei stiller Luft im Alpental.<br />

Wie Alexander einstens Feuerballen,<br />

Fest bis zur Erde, sah auf seine Schar<br />

In jener heißen Gegend Indiens fallen,<br />

Daher sein Volk, vorbeugend der Gefahr,<br />

Den Boden stampfen mußt’, um sie zu töten,<br />

Weil einzeln sie zu tilgen leichter war;<br />

So sah ich von der Glut den Boden röten;<br />

Wie unterm Stahle Schwamm, entglomm der Sand,<br />

Wodurch die Qualen zwiefach sich erhöhten.<br />

Nie hatten hier die Hände Stillestand,<br />

Und hier- und dorthin sah ich sie bewegen,<br />

Abschüttelnd von der Haut den frischen Brand.<br />

Da sprach ich: ” Du, dem alles unterlegen,<br />

Bis auf die Geister, die sich dort voll Wut<br />

Am Tor zur Wehr gestellt und dir entgegen.<br />

Wer ist der große, welcher, diese Glut<br />

Verachtend, liegt, die Blicke trotzig hebend,<br />

Noch nicht erweicht von dieser Feuerflut?“<br />

Und jener rief, mir selber Antwort gebend,<br />

Weil er gemerkt, daß ich nach ihm gefragt,<br />

Uns grimmig zu: ” Tot bin ich, wie einst lebend.<br />

Sei auch mit Arbeit Jovis Schmied geplagt,<br />

Von welchem er den spitzen Pfeil bekommen,<br />

Den er zuletzt in meine Brust gejagt;<br />

Zur Hilfe sei die ganze Schar genommen,<br />

<strong>Die</strong> rastlos schmiedet in des Ätna Nacht;<br />

Hilf, hilf, Vulkan, so schrei’ er zornentglommen,<br />

Wie er bei Phlägra tat in jener Schlacht;<br />

Mit aller Macht sei das Geschoß geschwungen,<br />

Gewiß, daß nie ihm frohe Rache lacht – “<br />

Da hob so stark, wie sie mir nie erklungen,<br />

Mein Meister seine Stimm’, ihm zuzuschrei’n:<br />

” O Kapaneus, daß ewig unbezwungen<br />

Dich Hochmut nagt, ist deine wahre Pein,<br />

Denn keine Marter, als dein eignes Wüten,<br />

Kann deiner Wut vollkommne Strafe sein.“<br />

25 Quella che giva ’ntorno era più molta,<br />

e quella men che giacëa al tormento,<br />

ma più al duolo avea la lingua sciolta.<br />

28 Sovra tutto ’l sabbion, d’un cader lento,<br />

piovean di foco dilatate falde,<br />

come di neve in alpe sanza vento.<br />

31 Quali Alessandro in quelle parti calde<br />

d’Indïa vide sopra ’l süo stuolo<br />

fiamme cadere infino a terra salde,<br />

34 per ch’ei provide a scalpitar lo suolo<br />

con le sue schiere, acciò che lo vapore<br />

mei si stingueva mentre ch’era solo:<br />

37 tale scendeva l’etternale ardore;<br />

onde la rena s’accendea, com’esca<br />

sotto focile, a doppiar lo dolore.<br />

40 Sanza riposo mai era la tresca<br />

de le misere mani, or quindi or quinci<br />

escotendo da sé l’arsura fresca.<br />

43 I’ cominciai: ” Maestro, tu che vinci<br />

tutte le cose, fuor che ’ demon duri<br />

ch’a l’intrar de la porta incontra uscinci,<br />

46 chi è quel grande che non par che curi<br />

lo ’ncendio e giace dispettoso e torto,<br />

sì che la pioggia non par che ’l marturi?“<br />

49 E quel medesmo, che si fu accorto<br />

ch’io domandava il mio duca di lui,<br />

gridò: ” Qual io fui vivo, tal son morto.<br />

52 Se Giove stanchi ’l suo fabbro da cui<br />

crucciato prese la folgore aguta<br />

onde l’ultimo dì percosso fui;<br />

55 o s’elli stanchi li altri a muta a muta<br />

in Mongibello a la focina negra,<br />

chiamando “Buon Vulcano, aiuta, aiuta! ”<br />

58 sì com’el fece a la pugna di Flegra,<br />

e me saetti con tutta sua forza:<br />

non ne potrebbe aver vendetta allegra.“<br />

61 Allora il duca mio parlò di forza<br />

tanto, ch’i’ non l’avea sì forte udito:<br />

” O Capaneo, in ciò che non s’ammorza<br />

64 la tua superbia, se’ tu più punito;<br />

nullo martiro, fuor che la tua rabbia,<br />

sarebbe al tuo furor dolor compito.“


Hölle: Vierzehnter Gesang Pagina 45<br />

Drauf schien des Meisters Zorn sich zu begüten.<br />

Von jenen sieben war er, sagt’ er mir,<br />

<strong>Die</strong> Theben zu erobern sich bemühten.<br />

Er höhnt, so scheint’s, noch Gott in wilder Gier,<br />

Und, wie ich sprach, sein Stolz bleibt seine Schande,<br />

Sein Trotz des Busens wohlverdiente Zier.<br />

Jetzt folge mir, doch vor dem heißen Sande<br />

Verwahr’ im Gehen sorglich deinen Fuß<br />

Und halte nah dich an des Waldes Rande.<br />

Ich ging und schwieg, und einen kleinen Fluß<br />

Sah ich diesseits des Waldes sprudelnd quellen.<br />

Vor dessen Rot’ ich jetzt noch schaudern muß.<br />

Den Bach aus jenem Sprudel gleichzustellen.<br />

Der Buhlerinnen schändlichem Verein,<br />

Floß er den Sand hinab mit dunkeln Wellen.<br />

Und Grund und Ufer waren dort von Stein,<br />

Auch beide Ränder, die den Fluß umfassen.<br />

Drum mußte hier der Weg hinüber sein.<br />

” Von allem, was ich noch dich sehen lassen.<br />

Seit wir durch jenes Tor hier eingekehrt.<br />

Das uns, wie alle, ruhig eingelassen,<br />

War noch bis jetzt nichts so bemerkenswert.<br />

Als dieser Fluß, zu dem du eben ziehest,<br />

Der über sich die Flämmchen schnell verzehrt.“<br />

So er zu mir und ich darauf: ” Du siehest<br />

Mich lüstern schon genug, drum speist’ ich gern;<br />

Gib Kost nur, wie du Essenslust verliehest.“<br />

Und er: ” Öd liegt ein <strong>La</strong>nd im Meere fern,<br />

Das Kreta hieß, und Keuschheit hat gewaltet,<br />

Als noch die Welt stand unter seinem Herrn.<br />

Ein Berg dort, Ida, war einst schön gestaltet,<br />

Mit Quellen, <strong>La</strong>ub und Blumen reich geschmückt,<br />

Jetzt ist er öd, verwittert und veraltet.<br />

Dorthin hat Rhea ihren Sohn entrückt.<br />

Und, alle Späher listig hintergehend,<br />

Des Kindes Schrei’n durch Tosen unterdrückt.<br />

Ein hoher Greis ist drin, g’rad’ aufrecht stehend,<br />

Den Rücken nach Damiette hingewandt,<br />

Nach Rom hin, wie in seinen Spiegel, sehend;<br />

Das Haupt von feinem Gold; Brust, Arm und Hand<br />

Von reinem Silber; weiter dann hernieder<br />

Von Kupfer nur bis an der Hüften Rand;<br />

67 Poi si rivolse a me con miglior labbia,<br />

dicendo: ” Quei fu l’un d’i sette regi<br />

ch’assiser Tebe; ed ebbe e par ch’elli abbia<br />

70 Dio in disdegno, e poco par che ’l pregi;<br />

ma, com’io dissi lui, li suoi dispetti<br />

sono al suo petto assai debiti fregi.<br />

73 Or mi vien dietro, e guarda che non metti,<br />

ancor, li piedi ne la rena arsiccia;<br />

ma sempre al bosco tien li piedi stretti.“<br />

76 Tacendo divenimmo là ’ve spiccia<br />

fuor de la selva un picciol fiumicello,<br />

lo cui rossore ancor mi raccapriccia.<br />

79 Quale del Bulicame esce ruscello<br />

che parton poi tra lor le peccatrici,<br />

tal per la rena giù sen giva quello.<br />

82 Lo fondo suo e ambo le pendici<br />

fatt’era ’n pietra, e ’ margini dallato;<br />

per ch’io m’accorsi che ’l passo era lici.<br />

85<br />

” Tra tutto l’altro ch’i’ t’ ho dimostrato,<br />

poscia che noi intrammo per la porta<br />

lo cui sogliare a nessuno è negato,<br />

88 cosa non fu da li tuoi occhi scorta<br />

notabile com’è ’l presente rio,<br />

che sovra sé tutte fiammelle ammorta.“<br />

91 Queste parole fuor del duca mio;<br />

per ch’io ’l pregai che mi largisse ’l pasto<br />

di cui largito m’avëa il disio.<br />

94<br />

” In mezzo mar siede un paese guasto,“<br />

diss’elli allora, che s’appella Creta,<br />

”<br />

sotto ’l cui rege fu già ’l mondo casto.<br />

97 Una montagna v’è che già fu lieta<br />

d’acqua e di fronde, che si chiamò Ida;<br />

or è diserta come cosa vieta.<br />

100 Rëa la scelse già per cuna fida<br />

del suo figliuolo, e per celarlo meglio,<br />

quando piangea, vi facea far le grida.<br />

103 Dentro dal monte sta dritto un gran veglio,<br />

che tien volte le spalle inver’ Dammiata<br />

e Roma guarda come süo speglio.<br />

106 <strong>La</strong> sua testa è di fin oro formata,<br />

e puro argento son le braccia e ’l petto,<br />

poi è di rame infino a la forcata;


Seite 46 Inferno: Canto XV<br />

Von tücht’gem Eisen bis zur Sohle nieder;<br />

Nur von gebranntem Ton der rechte Fuß,<br />

Doch ruht auf diesem meist die <strong>La</strong>st der Glieder.<br />

Das Gold allein ist von gediegnem Guß;<br />

<strong>Die</strong> andern haben Spalt’ und träufeln Zähren,<br />

Und diese brechen durch die Grott’ als Fluß,<br />

Um ihren <strong>La</strong>uf nach diesem Tal zu kehren.<br />

Als Acheron, als Styx, als Phlegethon,<br />

Und bilden, wenn sie zu den tiefsten Sphären<br />

Durch diesen engen Graben hingefloh’n,<br />

Dort den Kozyt; doch nahst du diesem Teiche<br />

Bald selber dich, drum hier nichts mehr davon.“<br />

Und ich zu ihm: ” Wenn auf der Erd’, im Reiche<br />

Des Tages, schon der kleine Fluß entstund,<br />

Wie kommt es, daß ich ihn erst hier erreiche?“<br />

Und er zu mir: ” Du weißt, der Ort ist rund,<br />

Und ob wir gleich schon tief hernieder drangen,<br />

Doch haben wir, da wir uns links zum Grund<br />

Herabgewandt, den Kreis nicht ganz umgangen,<br />

Und wenn du auch noch manches Neue siehst,<br />

Mag Staunen drum dein Auge nicht befangen.“<br />

” Sprich noch, wo Phlegethon, wo Lethe fließt?<br />

Du schweigst von der; von jenem hört’ ich sagen,<br />

Daß er aus diesem Regen sich ergießt.“<br />

So ich; und er: ” Gern hör’ ich deine Fragen,<br />

Doch sollte wohl des roten Wassers Sud<br />

Auf jene selbst die Antwort in sich tragen.<br />

Nicht in der Hölle fließt der Lethe Flut,<br />

Dort siehst du sie beim großen Seelenbade,<br />

Wenn die bereute Schuld auf ewig ruht.“<br />

Und drauf: ” Jetzt weg vom Wald, und komm gerade<br />

Denselben Weg, den meine Spur dich lehrt;<br />

<strong>Die</strong> Ränder, nicht entzündet, bilden Pfade,<br />

109 da indi in giuso è tutto ferro eletto,<br />

salvo che ’l destro piede è terra cotta;<br />

e sta ’n su quel, più che ’n su l’altro, eretto.<br />

112 Ciascuna parte, fuor che l’oro, è rotta<br />

d’una fessura che lagrime goccia,<br />

le quali, accolte, fóran quella grotta.<br />

115 Lor corso in questa valle si diroccia;<br />

fanno Acheronte, Stige e Flegetonta;<br />

poi sen van giù per questa stretta doccia,<br />

118 infin, là ove più non si dismonta,<br />

fanno Cocito; e qual sia quello stagno<br />

tu lo vedrai, però qui non si conta.“<br />

121 E io a lui: ” Se ’l presente rigagno<br />

si diriva così dal nostro mondo,<br />

perché ci appar pur a questo vivagno?“<br />

124 Ed elli a me: ” Tu sai che ’l loco è tondo;<br />

e tutto che tu sie venuto molto,<br />

pur a sinistra, giù calando al fondo,<br />

127 non se’ ancor per tutto ’l cerchio vòlto;<br />

per che, se cosa n’apparisce nova,<br />

non de’ addur maraviglia al tuo volto.“<br />

130 E io ancor: ” Maestro, ove si trova<br />

Flegetonta e Letè? ché de l’un taci,<br />

e l’altro di’ che si fa d’esta piova.“<br />

133<br />

” In tutte tue question certo mi piaci,“<br />

rispuose, ma ’l bollor de l’acqua rossa<br />

”<br />

dovea ben solver l’una che tu faci.<br />

136 Letè vedrai, ma fuor di questa fossa,<br />

là dove vanno l’anime a lavarsi<br />

quando la colpa pentuta è rimossa.“<br />

139 Poi disse: ” Omai è tempo da scostarsi<br />

dal bosco; fa che di retro a me vegne:<br />

li margini fan via, che non son arsi,<br />

Und über ihnen wird der Dunst verzehrt.“ 142 e sopra loro ogne vapor si spegne.“<br />

Fünfzehnter Gesang Canto XV<br />

Wir gehen nun auf hartem Rand zusammen,<br />

Und Dampf des Bachs, der drüber nebelt, schützt<br />

Das Wasser und die Dämme vor den Flammen.<br />

So wie sein <strong>La</strong>nd der Flandrer unterstützt,<br />

Bang vor der Springflut Ansturz, die vom Baue<br />

Des festen Damms rückprallend schäumt und spritzt;<br />

1 Ora cen porta l’un de’ duri margini;<br />

e ’l fummo del ruscel di sopra aduggia,<br />

sì che dal foco salva l’acqua e li argini.<br />

4 Quali Fiamminghi tra Guizzante e Bruggia,<br />

temendo ’l fiotto che ’nver’ lor s’avventa,<br />

fanno lo schermo perché ’l mar si fuggia;


Hölle: Fünfzehnter Gesang Pagina 47<br />

Wie längs der Brenta Schloß und Dorf und Aue<br />

<strong>Die</strong> Paduaner sorglich wohl verwahrt,<br />

Bevor der Chiarentana Frost erlaue;<br />

So war der Damm auch hier von gleicher Art,<br />

Nur daß in minder hohen, dicken Massen<br />

Vom Meister dieser Bau errichtet ward.<br />

Schon weit zurück hatt’ ich den Wald gelassen,<br />

So daß der Blick, nach ihm zurückgewandt,<br />

Doch nicht vermögend war, ihn zu erfassen.<br />

Da kam am Fuß des Damms ein Schwarm gerannt.<br />

Und wie am Neumond bei des Abends Grauen<br />

Nach dem und jenem man die Blicke spannt,<br />

So sahn wir sie auf uns nach oben schauen;<br />

Und wie der alte Schneider nach dem Öhr,<br />

So spitzten sie nach uns die Augenbrauen.<br />

Und wie sie alle gafften, faßte wer<br />

Mich bei dem Saum, indem er mich erkannte,<br />

Und rief erstaunt: ” Welch Wunder! Du? Woher?“<br />

Und ich, wie er nach mir gegriffen, wandte<br />

Den Blick ihm fest aufs Angesicht, das schier<br />

Geröstet war; doch zeigte das verbrannte<br />

Sogleich die wohlbekannten Züge mir;<br />

Drum, neigend, auf sein Antlitz zu, die Arme,<br />

Rief ich: ” Ei, Herr Brunetto, seid ihr hier?“<br />

” Mein Sohn,“ sprach jener, daß dich mein erbarme!<br />

”<br />

Gern spräche wohl Brunett <strong>La</strong>tini dich<br />

Ein wenig hier, entfernt von diesem Schwarme.“<br />

” Ich bitt’ euch selbst darum,“ entgegnet’ ich,<br />

” Daher ich gern mit euch mich setzen werde,<br />

Wenn’s dieser billigt, denn er leitet mich.“<br />

Und er: ” Ach Sohn, wer weilt von dieser Herde,<br />

Darf sich nicht wedeln hundert Jahr hernach<br />

Und liegt, die Glut erduldend, auf der Erde.<br />

Drum geh, ich folge deinem Tritte nach,<br />

Bis wir aufs neu’ zu meiner Rotte kommen,<br />

<strong>Die</strong> weinend geht in Leid und ew’ger Schmach.“<br />

Gern war’ ich neben ihn hinabgeklommen.<br />

Doch wagt’ ich’s nicht und ging, das Haupt geneigt,<br />

Wie wer da geht von Ehrfurcht eingenommen,<br />

” Du, welcher vor dem Tod herniedersteigt,“<br />

Begann er nun, welch Schicksal führt dein Streben?<br />

”<br />

Und wer ist der, der dir die Pfade zeigt?“<br />

7 e quali Padoan lungo la Brenta,<br />

per difender lor ville e lor castelli,<br />

anzi che Carentana il caldo senta:<br />

10 a tale imagine eran fatti quelli,<br />

tutto che né sì alti né sì grossi,<br />

qual che si fosse, lo maestro félli.<br />

13 Già eravam da la selva rimossi<br />

tanto, ch’i’ non avrei visto dov’era,<br />

perch’io in dietro rivolto mi fossi,<br />

16 quando incontrammo d’anime una schiera<br />

che venian lungo l’argine, e ciascuna<br />

ci riguardava come suol da sera<br />

19 guardare uno altro sotto nuova luna;<br />

e sì ver’ noi aguzzavan le ciglia<br />

come ’l vecchio sartor fa ne la cruna.<br />

22 Così adocchiato da cotal famiglia,<br />

fui conosciuto da un, che mi prese<br />

per lo lembo e gridò: ” Qual maraviglia!“<br />

25 E io, quando ’l suo braccio a me distese,<br />

ficcaï li occhi per lo cotto aspetto,<br />

sì che ’l viso abbrusciato non difese<br />

28 la conoscenza süa al mio ’ntelletto;<br />

e chinando la mano a la sua faccia,<br />

rispuosi: ” Siete voi qui, ser Brunetto?“<br />

31 E quelli: ” O figliuol mio, non ti dispiaccia<br />

se Brunetto <strong>La</strong>tino un poco teco<br />

ritorna ’n dietro e lascia andar la traccia.“<br />

34 I’ dissi lui: ” Quanto posso, ven preco;<br />

e se volete che con voi m’asseggia,<br />

faròl, se piace a costui che vo seco.“<br />

37<br />

” O figliuol,“ disse, qual di questa greggia<br />

”<br />

s’arresta punto, giace poi cent’anni<br />

sanz’arrostarsi quando ’l foco il feggia.<br />

40 Però va oltre: i’ ti verrò a’ panni;<br />

e poi rigiugnerò la mia masnada,<br />

che va piangendo i suoi etterni danni.“<br />

43 Io non osava scender de la strada<br />

per andar par di lui; ma ’l capo chino<br />

tenea com’uom che reverente vada.<br />

46 El cominciò: ” Qual fortuna o destino<br />

anzi l’ultimo dì qua giù ti mena?<br />

e chi è questi che mostra ’l cammino?“


Seite 48 Inferno: Canto XV<br />

” Dort oben,“ sprach ich, in dem heitern Leben<br />

”<br />

War ich, eh’ reif mein Alter, ohne Rat<br />

Verirrt und rings von einem Tal umgeben.<br />

Aus dem ich eben gestern morgens trat.<br />

Zurück ins Tal wollt’ ich, da kam mein Leiter<br />

Und führt mich wieder heim auf diesem Pfad.“<br />

Drauf sprach er: ” Folgst du deinem Sterne weiter.<br />

Dann, wenn ich recht bemerkt im Leben, schafft<br />

Er dich zum Hafen, ehrenvoll und heiter.<br />

Und hätte mich der Tod nicht weggerafft,<br />

Hart’ ich, da dir so hold die Sterne waren,<br />

Dich selbst zum Werk gestärkt mit Mut und Kraft.<br />

Doch jenem Volk von schnöden, Undankbaren,<br />

Das niederstieg von Fiesole und fast<br />

Des Bruchsteins Härte noch scheint zu bewahren,<br />

Ihm bist du, weil du wacker tust, verhaßt;<br />

Mit Recht, weil übel stets zu Dorngewinden<br />

Mit herber Frucht die süße Feige paßt.<br />

Man heißt sie dort nach altem Ruf die Blinden,<br />

Voll Geiz, Neid, Hochmut, faul an Schal’ und Kern –<br />

<strong>La</strong>ß rein dich stets von ihren Sitten finden,<br />

So großen Ruhm bewahrt dir noch dein Stern,<br />

Daß beide Teile hungrig nach dir ringen,<br />

Doch dieses Kraut bleibt ihrem Schnabel fern.<br />

Das Fiesolaner Vieh mag sich verschlingen,<br />

Sich gegenseits, doch nie berühr’s ein Kraut,<br />

Kann noch sein Mist hervor ein solches bringen,<br />

In dem man neubelebt den Samen schaut<br />

Von jenen Römern, welche dort geblieben.<br />

Als man dies Nest der Bosheit auferbaut.“<br />

” War einst, was ich gewünscht, des Herrn Belieben,“<br />

Entgegnet’ ich, gewiß, ihr wäret nicht<br />

”<br />

Noch aus der menschlichen Natur vertrieben.<br />

Das teure, gute Vaterangesicht,<br />

Noch seh’ ich’s vor betrübtem Geiste schweben,<br />

Noch denk’ ich, wie ihr mich im heitern Licht<br />

Gelehrt, wie Menschen ew’gen Ruhm erstreben,<br />

Und wie mir dies noch teuer ist und wert,<br />

Soll kund, solang’ ich bin, die Zunge geben.<br />

Was ihr von meiner <strong>La</strong>ufbahn mich gelehrt,<br />

Bewahr’ ich wohl – Werd’ ich die Herrin schauen<br />

Nebst anderm Text wird mir auch dies erklärt.<br />

49<br />

” Là sù di sopra, in la vita serena,“<br />

rispuos’io lui, mi smarri’ in una valle,<br />

”<br />

avanti che l’età mia fosse piena.<br />

52 Pur ier mattina le volsi le spalle:<br />

questi m’apparve, tornand’ïo in quella,<br />

e reducemi a ca per questo calle.“<br />

55 Ed elli a me: ” Se tu segui tua stella,<br />

non puoi fallire a glorïoso porto,<br />

se ben m’accorsi ne la vita bella;<br />

58 e s’io non fossi sì per tempo morto,<br />

veggendo il cielo a te così benigno,<br />

dato t’avrei a l’opera conforto.<br />

61 Ma quello ingrato popolo maligno<br />

che discese di Fiesole ab antico,<br />

e tiene ancor del monte e del macigno,<br />

64 ti si farà, per tuo ben far, nimico;<br />

ed è ragion, ché tra li lazzi sorbi<br />

si disconvien fruttare al dolce fico.<br />

67 Vecchia fama nel mondo li chiama orbi;<br />

gent’è avara, invidiosa e superba:<br />

dai lor costumi fa che tu ti forbi.<br />

70 <strong>La</strong> tua fortuna tanto onor ti serba,<br />

che l’una parte e l’altra avranno fame<br />

di te; ma lungi fia dal becco l’erba.<br />

73 Faccian le bestie fiesolane strame<br />

di lor medesme, e non tocchin la pianta,<br />

s’alcuna surge ancora in lor letame,<br />

76 in cui riviva la sementa santa<br />

di que’ Roman che vi rimaser quando<br />

fu fatto il nido di malizia tanta.“<br />

79<br />

” Se fosse tutto pieno il mio dimando,“<br />

rispuos’io lui, voi non sareste ancora<br />

”<br />

de l’umana natura posto in bando;<br />

82 ché ’n la mente m’è fitta, e or m’accora,<br />

la cara e buona imagine paterna<br />

di voi quando nel mondo ad ora ad ora<br />

85 m’insegnavate come l’uom s’etterna:<br />

e quant’io l’abbia in grado, mentr’io vivo<br />

convien che ne la mia lingua si scerna.<br />

88 Ciò che narrate di mio corso scrivo,<br />

e serbolo a chiosar con altro testo<br />

a donna che saprà, s’a lei arrivo.


Hölle: Sechzehnter Gesang Pagina 49<br />

Dem aber, will ich, sollt ihr fest vertrauen:<br />

Ist’s nur mit dem Gewissen wohlbestellt,<br />

Dann macht kein Schicksal, wie’s auch sei, mir Grauen.<br />

Mir ist nicht neu, was eure Red’ enthält.<br />

Doch mag der Bauer seine Hacke schwingen<br />

Und seinen Kreis das Glück, wie’s ihm gefällt.“<br />

Rechts kehrte sich Virgil, indem wir gingen,<br />

Nach mir zurück und sah mich an und sprach:<br />

” Gut hören, die’s behalten und vollbringen.“<br />

Ich aber ließ drum nicht im Sprechen nach,<br />

Und wünschte die berühmtesten zu kennen<br />

Von den Genossen dieser Pein und Schmach.<br />

Drauf Herr Brunett: ” Gut ist es, ein’ge nennen,<br />

So wie von andern schweigen löblich scheint,<br />

Auch würd’ ich nicht von allen sagen können.<br />

Gelehrte sind und Pfaffen hier vereint<br />

Von großem Ruf, die einst besudelt waren<br />

Mit jenem Fehl, den jeder nun beweint.<br />

Franz von Accorso geht in diesen Scharen,<br />

Auch Priscian, und war dir’s nicht zu schlecht,<br />

Vorhin so schnöden Aussatz zu gewahren,<br />

So sahst du jenen, den der Knechte Knecht<br />

Zwang, nach Vicenz vom Arno aufzubrechen,<br />

Allwo der Tod sein toll Gelüst gerächt.<br />

Gern sagt’ ich mehr – doch mit dir gehn und sprechen<br />

Darf ich nicht länger, denn schon hebt sich dicht<br />

Ein neuer Rauch auf jenen sand’gen Flächen.<br />

Auch naht hier Volk, von dem mich das Gericht<br />

Geschieden hat – Mein Schatz sei dir empfohlen,<br />

Ich leb’ in ihm noch – mehr begehr’ ich nicht.“<br />

Hier wandt’ er sich, die andern einzuholen,<br />

Wie nach dem Ziel mit grünem Tuch geziert.<br />

Der Veroneser läuft mit flücht’gen Sohlen,<br />

91 Tanto vogl’io che vi sia manifesto,<br />

pur che mia coscïenza non mi garra,<br />

ch’a la Fortuna, come vuol, son presto.<br />

94 Non è nuova a li orecchi miei tal arra:<br />

però giri Fortuna la sua rota<br />

come le piace, e ’l villan la sua marra.“<br />

97 Lo mio maestro allora in su la gota<br />

destra si volse in dietro e riguardommi;<br />

poi disse: ” Bene ascolta chi la nota.“<br />

100 Né per tanto di men parlando vommi<br />

con ser Brunetto, e dimando chi sono<br />

li suoi compagni più noti e più sommi.<br />

103 Ed elli a me: ” Saper d’alcuno è buono;<br />

de li altri fia laudabile tacerci,<br />

ché ’l tempo saria corto a tanto suono.<br />

106 In somma sappi che tutti fur cherci<br />

e litterati grandi e di gran fama,<br />

d’un peccato medesmo al mondo lerci.<br />

109 Priscian sen va con quella turba grama,<br />

e Francesco d’Accorso anche; e vedervi,<br />

s’avessi avuto di tal tigna brama,<br />

112 colui potei che dal servo de’ servi<br />

fu trasmutato d’Arno in Bacchiglione,<br />

dove lasciò li mal protesi nervi.<br />

115 Di più direi; ma ’l venire e ’l sermone<br />

più lungo esser non può, però ch’i’ veggio<br />

là surger nuovo fummo del sabbione.<br />

118 Gente vien con la quale esser non deggio.<br />

Sieti raccomandato il mio Tesoro,<br />

nel qual io vivo ancora, e più non cheggio.“<br />

121 Poi si rivolse, e parve di coloro<br />

che corrono a Verona il drappo verde<br />

per la campagna; e parve di costoro<br />

Und schien, wie wer gewinnt, nicht wer verliert 124 quelli che vince, non colui che perde.<br />

Sechzehnter Gesang Canto XVI<br />

Ich war am Ort, wo’s widerhallend brauste<br />

Vom Wasser, das da stürzt’ ins nächste Tal,<br />

Als ob ein Schwarm von Bienen summt’ und sauste;<br />

Da rannten Schatten her, drei an der Zahl,<br />

Und trennten sich von einer größern Bande,<br />

<strong>Die</strong> hinlief durch des Feuerregens Qual,<br />

1 Già era in loco onde s’udia ’l rimbombo<br />

de l’acqua che cadea ne l’altro giro,<br />

simile a quel che l’arnie fanno rombo,<br />

4 quando tre ombre insieme si partiro,<br />

correndo, d’una torma che passava<br />

sotto la pioggia de l’aspro martiro.


Seite 50 Inferno: Canto XVI<br />

Und schrien: ” Halt du, wir sehn es am Gewande<br />

Dir deutlich an, du bist hierher versetzt<br />

Aus unserm eignen schnöden Vaterlande.“<br />

Ach, alt’ und neue Wunden, eingeätzt<br />

Von Flammen, sah ich nun in ihrem Fleische,<br />

Und noch voll Mitleid denk’ ich ihrer jetzt.<br />

Mein Meister horcht’ auf dieses Schmerzgekreische<br />

Und sah mich an und sprach: ” Hier harren wir!<br />

Bedenke jetzt, was Höflichkeit erheische.<br />

Denn wäre nicht der Feuerregen hier,<br />

Nach der Natur des Orts, so würd’ ich sagen:<br />

<strong>Die</strong> Eile zieme, mehr als ihnen, dir.“<br />

Ich stand und hörte neu ihr altes Klagen;<br />

Zu uns gekommen waren alle nun,<br />

Da sah ich sie sich selbst im Kreise jagen.<br />

Wie nackende gesalbte Kämpfer tun,<br />

<strong>Die</strong> Griff und Vorteil zu erforschen pflegen,<br />

Indessen noch die Püff’ und Stöße ruh’n;<br />

So sah ich sie im Kreise sich bewegen,<br />

Mir immerdar das Antlitz zugewandt,<br />

Und Hals und Fuß an Richtung sich entgegen.<br />

Und einer sprach: ” Wenn dieser lockre Sand<br />

Und unsre Not uns nicht verächtlich machte.<br />

Und unsre Haut, so rußig und verbrannt,<br />

Dann unser Flehn, ob unsers Rufs, beachte;<br />

Sprich, wer bist du? Wie lebend hier erscheinst?<br />

Und was dich sicher her zur Hölle brachte?<br />

Der, welchem du mich folgen siehst, war einst,<br />

Muß er auch nackt hier und geschunden rennen.<br />

Von höherm Range wohl, als du vermeinst.<br />

Wer hörte nicht Gualdradas Enkel nennen,<br />

Den Guidoguerra, dessen Schwert und Geist<br />

Wohl Puglia und Florenz als tüchtig kennen?<br />

Der hinter mir den lockern Sand durchkreist,<br />

Tegghiajo ist’s, des Rat man noch auf Erden,<br />

Obwohl man ihm nicht folgt’, als heilsam preist.<br />

Ich, ihr Genoss’ in schrecklichen Beschwerden,<br />

Bin Jakob Rusticucci, und mich ließ<br />

Mein böses, wildes Weib so elend werden.“ –<br />

Wenn irgend was vor’m Feuer Schutz verhieß.<br />

So stürzt’ ich gern mich unter sie hernieder,<br />

Auch litt, so glaub’ ich, wohl mein Meister dies.<br />

7 Venian ver’ noi, e ciascuna gridava:<br />

” Sòstati tu ch’a l’abito ne sembri<br />

essere alcun di nostra terra prava.“<br />

10 Ahimè, che piaghe vidi ne’ lor membri,<br />

ricenti e vecchie, da le fiamme incese!<br />

Ancor men duol pur ch’i’ me ne rimembri.<br />

13 A le lor grida il mio dottor s’attese;<br />

volse ’l viso ver’ me, e ” Or aspetta,“<br />

disse, ” a costor si vuole esser cortese.<br />

16 E se non fosse il foco che saetta<br />

la natura del loco, i’ dicerei<br />

che meglio stesse a te che a lor la fretta.“<br />

19 Ricominciar, come noi restammo, ei<br />

l’antico verso; e quando a noi fuor giunti,<br />

fenno una rota di sé tutti e trei.<br />

22 Qual sogliono i campion far nudi e unti,<br />

avvisando lor presa e lor vantaggio,<br />

prima che sien tra lor battuti e punti,<br />

25 così rotando, ciascuno il visaggio<br />

drizzava a me, sì che ’n contraro il collo<br />

faceva ai piè continüo vïaggio.<br />

28 E ” Se miseria d’esto loco sollo<br />

rende in dispetto noi e nostri prieghi,“<br />

cominciò l’uno, ” e ’l tinto aspetto e brollo,<br />

31 la fama nostra il tuo animo pieghi<br />

a dirne chi tu se’, che i vivi piedi<br />

così sicuro per lo ’nferno freghi.<br />

34 Questi, l’orme di cui pestar mi vedi,<br />

tutto che nudo e dipelato vada,<br />

fu di grado maggior che tu non credi:<br />

37 nepote fu de la buona Gualdrada;<br />

Guido Guerra ebbe nome, e in sua vita<br />

fece col senno assai e con la spada.<br />

40 L’altro, ch’appresso me la rena trita,<br />

è Tegghiaio Aldobrandi, la cui voce<br />

nel mondo sù dovria esser gradita.<br />

43 E io, che posto son con loro in croce,<br />

Iacopo Rusticucci fui, e certo<br />

la fiera moglie più ch’altro mi nuoce.“<br />

46 S’i’ fossi stato dal foco coperto,<br />

gittato mi sarei tra lor di sotto,<br />

e credo che ’l dottor l’avria sofferto;


Hölle: Sechzehnter Gesang Pagina 51<br />

Allein verbrannt hätt’ ich auch meine Glieder,<br />

Drum unterdrückte Furcht in mir die Lust,<br />

<strong>Die</strong> Jammervollen zu umarmen, wieder.<br />

” Nicht der Verachtung bin ich mir bewußt,“<br />

Begann ich, nur des Leids für euch Geplagte,<br />

”<br />

Und schwer verwinden wird es meine Brust.<br />

Ich fühlt’ es, als mein Herr mir Worte sagte,<br />

Durch welche mir es deutlich ward und klar,<br />

Daß, wer hier komme, hoch auf Erden ragte.<br />

Ich bin aus eurer Stadt, und nimmerdar<br />

Wird eures Tuns ruhmvoll Gedächtnis schwinden,<br />

Das immer mir auch lieb und teuer war.<br />

Ich ließ’ die Gall, um süße Frucht zu finden,<br />

<strong>Die</strong> mein wahrhafter Führer prophezeit,<br />

Doch muß ich erst zum Mittelpunkt mich winden.“<br />

” Soll lang’ noch deine Seele das Geleit<br />

Der Glieder sein,“ so sprach nun er dagegen,<br />

” Soll leuchten noch dein Ruf nach deiner Zeit,<br />

So sage mir, bewohnen, wie sie pflegen,<br />

Wohl unsre Stadt noch Kraft und Edelmut?<br />

Sind sie verbannt und völlig unterlegen?<br />

Denn Borsiere, welcher diese Glut<br />

Seit kurzem teilt, und dort mit andern schreitet,<br />

Erzählt’ uns manches, was uns wehe tut! – “<br />

” Neu Volk und schleuniger Gewinn verleitet<br />

Zu Unmaß dich und Stolz, der dich betört,<br />

Florenz, und dir viel Leiden schon bereitet!“<br />

Ich rief’s, das Aug’ emporgewandt, verstört.<br />

Starr sah’n die drei sich an bei meinen Reden,<br />

Wie man sich anstarrt, wenn man Wahrheit hört.<br />

” Wir wünschen Glück, wenn du so wohlfeil jeden<br />

Abfert’gen kannst,“ war aller Gegenwort,<br />

” Und dir’s bekommt, nach Herzenslust zu reden.<br />

Entkommst du einst aus diesem dunkeln Ort<br />

Und siehst den Sternenglanz, den schönen, süßen,<br />

Und sagst dann froh und heiter: Ich war dort,<br />

Vergiß dann nicht, die Welt von uns zu grüßen!“ –<br />

Hier aber brachen sie den Kreis und floh’n<br />

Voll Eil’ und wie mit Flügeln an den Füßen.<br />

Eh’ man ein Amen ausspricht, waren schon<br />

Sie alle drei aus meinem Blick verschwunden.<br />

Drum ging sogleich mein Meister auch davon.<br />

49 ma perch’io mi sarei brusciato e cotto,<br />

vinse paura la mia buona voglia<br />

che di loro abbracciar mi facea ghiotto.<br />

52 Poi cominciai: ” Non dispetto, ma doglia<br />

la vostra condizion dentro mi fisse,<br />

tanta che tardi tutta si dispoglia,<br />

55 tosto che questo mio segnor mi disse<br />

parole per le quali i’ mi pensai<br />

che qual voi siete, tal gente venisse.<br />

58 Di vostra terra sono, e sempre mai<br />

l’ovra di voi e li onorati nomi<br />

con affezion ritrassi e ascoltai.<br />

61 <strong>La</strong>scio lo fele e vo per dolci pomi<br />

promessi a me per lo verace duca;<br />

ma ’nfino al centro pria convien ch’i’ tomi.“<br />

64<br />

” Se lungamente l’anima conduca<br />

le membra tue,“ rispuose quelli ancora,<br />

” e se la fama tua dopo te luca,<br />

67 cortesia e valor dì se dimora<br />

ne la nostra città sì come suole,<br />

o se del tutto se n’è gita fora;<br />

70 ché Guiglielmo Borsiere, il qual si duole<br />

con noi per poco e va là coi compagni,<br />

assai ne cruccia con le sue parole.“<br />

73<br />

” <strong>La</strong> gente nuova e i sùbiti guadagni<br />

orgoglio e dismisura han generata,<br />

Fiorenza, in te, sì che tu già ten piagni.“<br />

76 Così gridai con la faccia levata;<br />

e i tre, che ciò inteser per risposta,<br />

guardar l’un l’altro com’al ver si guata.<br />

79<br />

” Se l’altre volte sì poco ti costa,“<br />

rispuoser tutti, il satisfare altrui,<br />

”<br />

felice te se sì parli a tua posta!<br />

82 Però, se campi d’esti luoghi bui<br />

e torni a riveder le belle stelle,<br />

quando ti gioverà dicere “I’ fui, ”<br />

85 fa che di noi a la gente favelle.“<br />

Indi rupper la rota, e a fuggirsi<br />

ali sembiar le gambe loro isnelle.<br />

88 Un amen non saria possuto dirsi<br />

tosto così com’e’ fuoro spariti;<br />

per ch’al maestro parve di partirsi.


Seite 52 Inferno: Canto XVI<br />

Ich folgt’ ihm nach, um Weitres zu erkunden,<br />

Worauf uns bald des Stroms Gebraus erklang,<br />

So nah, daß wir uns sprechend kaum verstunden.<br />

Gleich jenem Flusse mit dem eignen Gang,<br />

Des Fluten ostwärts vom Berg Veso toben.<br />

Vom Apennin an seinem linken Hang;<br />

Das stille Wasser heißt er erst dort oben,<br />

Dann senkt er sich und wird bei Forli bald<br />

Des ersten Namens wiederum enthoben –<br />

Des Sturz dort ob Sankt Benedikt erschallt.<br />

Wo seine Wellen in den Abhang brausen,<br />

Der groß für Tausend ist zum Aufenthalt:<br />

So brach von einem Felsenhang voll Grausen<br />

Der rotgefärbte Fluß sich brüllend Bahn,<br />

Und kaum ertrug das Ohr sein wildes Sausen.<br />

Mit einem Stricke war ich umgetan,<br />

Und manches Mal mit diesem Gurte dachte<br />

Ich das gefleckte Panthertier zu seh’n.<br />

Nachdem ich los von mir den Gürtel machte,<br />

Wie ich vom Führer mir geboten fand,<br />

Macht’ ich ein Knäuel draus, das ich ihm brachte.<br />

Er aber kehrte dann sich rechter Hand<br />

Und schleuderte zum tiefen Felsenschlunde<br />

Das Knäul hinunter ziemlich weit vom Rand.<br />

” Entsprechend“, dacht’ ich, muß die neue Kunde<br />

”<br />

Dem neuen Wink und diesem Blicke sein,<br />

Womit mein Meister schaut zum tiefen Grunde.“<br />

Stets präge doch der Mensch sich Vorsicht ein<br />

Mit solchen, die des Herzens Sinn erspähen,<br />

Und nicht sich halten an die Tat allein.<br />

Er sprach: ” Bald werden wir auftauchen sehen,<br />

Was ich erwart’; und das, was du gedacht,<br />

Wird deutlich bald vor deinen Blicken stehen.“<br />

Bei Wahrheit, die der Lüge gleicht, habt acht,<br />

Soviel ihr könnt, euch nimmer auszusprechen,<br />

Sonst werdet ihr ohn’ eure Schuld verlacht.<br />

Doch kann ich mich zu reden nicht entbrechen<br />

Und schwör’, o Leser, dir, bei dem Gedicht,<br />

Dem nimmer möge Huld und Gunst gebrechen:<br />

Ich sah durch jene Lüfte schwarz und dicht<br />

Ein Bild, nach oben schwimmend, sich erheben,<br />

Dem Kühnsten wohl ein wunderbar Gesicht –<br />

91 Io lo seguiva, e poco eravam iti,<br />

che ’l suon de l’acqua n’era sì vicino,<br />

che per parlar saremmo a pena uditi.<br />

94 Come quel fiume c’ ha proprio cammino<br />

prima dal Monte Viso ’nver’ levante,<br />

da la sinistra costa d’Apennino,<br />

97 che si chiama Acquacheta suso, avante<br />

che si divalli giù nel basso letto,<br />

e a Forlì di quel nome è vacante,<br />

100 rimbomba là sovra San Benedetto<br />

de l’Alpe per cadere ad una scesa<br />

ove dovea per mille esser recetto;<br />

103 così, giù d’una ripa discoscesa,<br />

trovammo risonar quell’acqua tinta,<br />

sì che ’n poc’ora avria l’orecchia offesa.<br />

106 Io avea una corda intorno cinta,<br />

e con essa pensai alcuna volta<br />

prender la lonza a la pelle dipinta.<br />

109 Poscia ch’io l’ebbi tutta da me sciolta,<br />

sì come ’l duca m’avea comandato,<br />

porsila a lui aggroppata e ravvolta.<br />

112 Ond’ei si volse inver’ lo destro lato,<br />

e alquanto di lunge da la sponda<br />

la gittò giuso in quell’alto burrato.<br />

115 ’E’ pur convien che novità risponda’,<br />

dicea fra me medesmo, ’al novo cenno<br />

che ’l maestro con l’occhio sì seconda’.<br />

118 Ahi quanto cauti li uomini esser dienno<br />

presso a color che non veggion pur l’ovra,<br />

ma per entro i pensier miran col senno!<br />

121 El disse a me: ” Tosto verrà di sovra<br />

ciò ch’io attendo e che il tuo pensier sogna;<br />

tosto convien ch’al tuo viso si scovra.“<br />

124 Sempre a quel ver c’ ha faccia di menzogna<br />

de’ l’uom chiuder le labbra fin ch’el puote,<br />

però che sanza colpa fa vergogna;<br />

127 ma qui tacer nol posso; e per le note<br />

di questa comedìa, lettor, ti giuro,<br />

s’elle non sien di lunga grazia vòte,<br />

130 ch’i’ vidi per quell’ aere grosso e scuro<br />

venir notando una figura in suso,<br />

maravigliosa ad ogne cor sicuro,


Hölle: Siebzehnter Gesang Pagina 53<br />

Wie jemand kehrt, der sich hinabbegeben.<br />

Den Anker, der im Felsenrisse steckt,<br />

Zu lösen, wenn er sich beim Aufwärtsstreben<br />

133 sì come torna colui che va giuso<br />

talora a solver l’àncora ch’aggrappa<br />

o scoglio o altro che nel mare è chiuso,<br />

Von unten einzieht und nach oben streckt. 136 che ’n sù si stende e da piè si rattrappa.<br />

Siebzehnter Gesang Canto XVII<br />

Sieh hier das Untier mit dem spitzen Schwanze,<br />

Der Berge spaltet, Mauer bricht und Tor!<br />

Sieh, was mit Stank erfüllt das große Ganze!<br />

So hob mein Führer seine Stimm’ empor<br />

Und rief mit seinem Wink das Tier zum Rande,<br />

Bis nah zu unserm Marmorpfade vor.<br />

Da kam des Truges Greuelbild zum <strong>La</strong>nde<br />

Und schob den Kopf und dann den Rumpf heran,<br />

Doch zog es nicht den scharfen Schweif zum Strande.<br />

Von Antlitz glich es einem Biedermann<br />

Und ließ von außen Mild’ und Huld gewahren,<br />

Doch dann fing die Gestalt des Drachen an.<br />

Mit zweien Tatzen, die bedeckt mit Haaren,<br />

Und Rücken, Brust und Seiten, die bemalt<br />

Mit Knoten und mit kleinen Schnörkeln waren;<br />

Vielfarbig, wie kein Werk Arachnes strahlt,<br />

Wie, was auch Türk und Tatar je gewoben,<br />

So bunt doch nichts an Grund und Muster prahlt.<br />

Wie man den Kahn, im Wasser halb, halb oben,<br />

Am <strong>La</strong>nde sieht an unsrer Flüsse Strand,<br />

Und wie, zum Kampf den Vorderleib erhoben.<br />

Der Biber in der deutschen Fresser <strong>La</strong>nd;<br />

So sah ich jetzt das Ungeheuer, ragend<br />

Und vorgestreckt auf unsers Dammes Rand,<br />

Wild zappelnd, mit dem Schweif durchs Leere schlagend,<br />

Und, mit der Skorpionen Wehr versehn,<br />

<strong>Die</strong> Gabel windend und sie aufwärts tragend.<br />

Mein Führer sprach: Jetzt müssen wir uns dreh’n<br />

Und auf gewundnem Pfad zum Ungeheuer<br />

Dorthin, wo’s jetzo liegt, hinuntergehn.<br />

Nun führte rechter Hand mich mein Getreuer<br />

Nur wenig Schritt’ hinab am Rande fort,<br />

Den heißen Sand vermeidend und das Feuer.<br />

Und unten angelangt, erkannt’ ich dort<br />

Noch etwas vorwärts auf dem Sande Leute,<br />

Nah sitzend an des Abgrunds dunklem Bord,<br />

1<br />

” Ecco la fiera con la coda aguzza,<br />

che passa i monti e rompe i muri e l’armi!<br />

Ecco colei che tutto ’l mondo appuzza!“<br />

4 Sì cominciò lo mio duca a parlarmi;<br />

e accennolle che venisse a proda,<br />

vicino al fin d’i passeggiati marmi.<br />

7 E quella sozza imagine di froda<br />

sen venne, e arrivò la testa e ’l busto,<br />

ma ’n su la riva non trasse la coda.<br />

10 <strong>La</strong> faccia sua era faccia d’uom giusto,<br />

tanto benigna avea di fuor la pelle,<br />

e d’un serpente tutto l’altro fusto;<br />

13 due branche avea pilose insin l’ascelle;<br />

lo dosso e ’l petto e ambedue le coste<br />

dipinti avea di nodi e di rotelle.<br />

16 Con più color, sommesse e sovraposte<br />

non fer mai drappi Tartari né Turchi,<br />

né fuor tai tele per Aragne imposte.<br />

19 Come talvolta stanno a riva i burchi,<br />

che parte sono in acqua e parte in terra,<br />

e come là tra li Tedeschi lurchi<br />

22 lo bivero s’assetta a far sua guerra,<br />

così la fiera pessima si stava<br />

su l’orlo ch’è di pietra e ’l sabbion serra.<br />

25 Nel vano tutta sua coda guizzava,<br />

torcendo in sù la venenosa forca<br />

ch’a guisa di scorpion la punta armava.<br />

28 Lo duca disse: ” Or convien che si torca<br />

la nostra via un poco insino a quella<br />

bestia malvagia che colà si corca.“<br />

31 Però scendemmo a la destra mammella,<br />

e diece passi femmo in su lo stremo,<br />

per ben cessar la rena e la fiammella.<br />

34 E quando noi a lei venuti semo,<br />

poco più oltre veggio in su la rena<br />

gente seder propinqua al loco scemo.


Seite 54 Inferno: Canto XVII<br />

Mein Meister sprach: ” Erkennen sollst du heute<br />

Den ganzen Binnenkreis mit seiner Pein,<br />

Drum geh und sieh, was jenes Volk bedeute.<br />

Doch kurz nur dürfen deine Worte sein.<br />

Ich will indes mich mit dem Tier vernehmen,<br />

Den starken Rücken uns zur Fahrt zu leih’n.“<br />

So mußt’ ich einsam mich zu geh’n bequemen<br />

Am Rand des siebenten der Kreis’ und nahm<br />

Den Weg zum Sitze der betrübten Schemen.<br />

Aus jedem Auge starrte Schmerz und Gram,<br />

Indes die Hand, jetzt vor dem heißen Grunde,<br />

Jetzt vor dem Dunst dem Leib zu Hilfe kam.<br />

So scharren sich zur Sommerzeit die Hunde,<br />

Wenn Floh sie oder Flieg’ und Wespe sticht,<br />

Jetzt mit dem einen Fuß, jetzt mit dem Munde.<br />

<strong>Die</strong> Augen wandt’ ich manchem ins Gesicht,<br />

Der dort im Feuer saß und heißer Asche;<br />

Und keinen kannt’ ich, doch entging mir nicht,<br />

Vom Halse hänge jedem eine Tasche,<br />

Bezeichnet und bemalt, und wie voll Gier<br />

Nach diesem Anblick noch ihr Auge hasche.<br />

Ich sah, wie ich genaht, ein blaues Tier<br />

Auf gelbem Beutel, wie auf einem Schilde,<br />

Das schien ein Leu an Kopf und Haltung mir.<br />

Dann blickt’ ich weiter durch dies Qualgefilde,<br />

Und sieh, ein andrer Beutel, blutigrot,<br />

Zeigt’ eine butterweiße Gans im Bilde.<br />

Ein blaues Schwein auf weißem Sacke bot<br />

Sich dann dem Blick, und seine Stimm’ erheben<br />

Hört’ ich den Träger: ” Du hier vor dem Tod?<br />

Fort! Fort! Doch wisse, weil du noch am Leben<br />

Bald findet mir mein Nachbar Vitalian,<br />

Zur Linken seinen Sitz, hier gleich daneben.<br />

Oft schrei’n mich diese Florentiner an,<br />

Mich Paduaner, mir zum größten Schrecken:<br />

Möcht’ aller Ritter Ausbund endlich nah’n!<br />

Wo mag doch die Dreischnabeltasche stecken?“ –<br />

Hier zerrt’ er’s Maul schief, und die Zunge zog<br />

Er vor, gleich Ochsen, so die Nase lecken.<br />

Schon fürchtet’ ich, da ich so lang verzog,<br />

Den Zorn des Meisters, der auf Eil’ gedrungen,<br />

Daher ich schnell mich wieder rückwärts bog.<br />

37 Quivi ’l maestro ” Acciò che tutta piena<br />

esperïenza d’esto giron porti,“<br />

mi disse, ” va, e vedi la lor mena.<br />

40 Li tuoi ragionamenti sian là corti;<br />

mentre che torni, parlerò con questa,<br />

che ne conceda i suoi omeri forti.“<br />

43 Così ancor su per la strema testa<br />

di quel settimo cerchio tutto solo<br />

andai, dove sedea la gente mesta.<br />

46 Per li occhi fora scoppiava lor duolo;<br />

di qua, di là soccorrien con le mani<br />

quando a’ vapori, e quando al caldo suolo:<br />

49 non altrimenti fan di state i cani<br />

or col ceffo or col piè, quando son morsi<br />

o da pulci o da mosche o da tafani.<br />

52 Poi che nel viso a certi li occhi porsi,<br />

ne’ quali ’l doloroso foco casca,<br />

non ne conobbi alcun; ma io m’accorsi<br />

55 che dal collo a ciascun pendea una tasca<br />

ch’avea certo colore e certo segno,<br />

e quindi par che ’l loro occhio si pasca.<br />

58 E com’io riguardando tra lor vegno,<br />

in una borsa gialla vidi azzurro<br />

che d’un leone avea faccia e contegno.<br />

61 Poi, procedendo di mio sguardo il curro,<br />

vidine un’altra come sangue rossa,<br />

mostrando un’oca bianca più che burro.<br />

64 E un che d’una scrofa azzurra e grossa<br />

segnato avea lo suo sacchetto bianco,<br />

mi disse: ” Che fai tu in questa fossa?<br />

67 Or te ne va; e perché se’ vivo anco,<br />

sappi che ’l mio vicin Vitalïano<br />

sederà qui dal mio sinistro fianco.<br />

70 Con questi Fiorentin son padoano:<br />

spesse fïate mi ’ntronan li orecchi<br />

gridando: “Vegna ’l cavalier sovrano,<br />

73 che recherà la tasca con tre becchi! ” .“<br />

Qui distorse la bocca e di fuor trasse<br />

la lingua, come bue che ’l naso lecchi.<br />

76 E io, temendo no ’l più star crucciasse<br />

lui che di poco star m’avea ’mmonito,<br />

torna’ mi in dietro da l’anime lasse.


Hölle: Siebzehnter Gesang Pagina 55<br />

Auch fand ich, daß er schon sich aufgeschwungen<br />

Und auf das Kreuz des Ungetüms gesetzt.<br />

Er sprach: ” Stark sei dein Mut und unbezwungen!<br />

Hinunter geht’s auf solcher Leiter jetzt.<br />

Steig vorn nur auf, ich will inmitten sitzen.<br />

Daß dich des Schwanzes Stachel nicht verletzt.“<br />

Wie wer mit totenkalten Fingerspitzen<br />

Das Fieber nahen fühlt und doch nicht wagt,<br />

Wenn er schon zitternd bebt, sich zu erhitzen,<br />

So wurd’ ich jetzt bei dem, was er gesagt,<br />

Doch machte mich die Scham, gleich einem Knechte,<br />

Wenn ihm ein güt’ger Herr droht, unverzagt.<br />

Drum setzt’ ich auf dem Untier mich zurechte.<br />

Und bitten wollt’ ich (doch erstarb der Ton),<br />

Daß er mich halten und umfassen möchte.<br />

Doch er, der oft bei der Dämonen Droh’n<br />

Mich unterstützt und der Gefahr entzogen,<br />

Umfaßte mich mit seinen Armen schon.<br />

Und sprach: ” Geryon, auf! Nun fortgeflogen!<br />

Allein bedenke, wen dein Rücken trägt,<br />

Drum steige sanft hinab in weiten Bogen.“<br />

Wie rückwärts sich vom Strand der Kahn bewegt,<br />

Schob sich’s vom Damm, doch, kaum hinabgeklommen,<br />

Ward dann im freien Spielraum umgelegt.<br />

Als, wo die Brust war, nun der Schweif gekommen,<br />

Ward dieser, wie ein Aalschweif, ausgestreckt,<br />

Und mit dem Tatzenpaar die Luft durchschwommen.<br />

So, glaub’ ich, war nicht Phaethon erschreckt,<br />

Als einst die Zügel seiner Hand entgingen,<br />

Beim Himmelsbrand, des Spur man noch entdeckt;<br />

Noch Icarus, als von erwärmten Schwingen<br />

Das Wachs herniedertroff, bei Dädals Schrei’n:<br />

Dein Weg ist schlecht, dein Flug wird nicht gelingen;<br />

Wie ich, nichts sehend, als das Tier allein,<br />

Und rings umher von öder Luft umfangen,<br />

Wo nie entglomm des Lichtes heitrer Schein.<br />

Daß wir uns langsam, langsam niederschwangen,<br />

Im Bogenflug, bemerkt’ ich nur beim Weh’n<br />

Der Luft von unten her an Stirn und Wangen.<br />

Rechts hört’ ich schon das Wirbeln und das Dreh’n<br />

Des Wasserfalls und sein entsetzlich Brausen,<br />

Und bog mich vorwärts, um hinabzusehn.<br />

79 Trova’ il duca mio ch’era salito<br />

già su la groppa del fiero animale,<br />

e disse a me: ” Or sie forte e ardito.<br />

82 Omai si scende per sì fatte scale;<br />

monta dinanzi, ch’i’ voglio esser mezzo,<br />

sì che la coda non possa far male.“<br />

85 Qual è colui che sì presso ha ’l riprezzo<br />

de la quartana, c’ ha già l’unghie smorte,<br />

e triema tutto pur guardando ’l rezzo,<br />

88 tal divenn’io a le parole porte;<br />

ma vergogna mi fé le sue minacce,<br />

che innanzi a buon segnor fa servo forte.<br />

91 I’ m’assettai in su quelle spallacce;<br />

sì volli dir, ma la voce non venne<br />

com’io credetti: ’Fa che tu m’abbracce’.<br />

94 Ma esso, ch’altra volta mi sovvenne<br />

ad altro forse, tosto ch’i’ montai<br />

con le braccia m’avvinse e mi sostenne;<br />

97 e disse: ” Gerïon, moviti omai:<br />

le rote larghe, e lo scender sia poco;<br />

pensa la nova soma che tu hai.“<br />

100 Come la navicella esce di loco<br />

in dietro in dietro, sì quindi si tolse;<br />

e poi ch’al tutto si sentì a gioco,<br />

103 là ’v’era ’l petto, la coda rivolse,<br />

e quella tesa, come anguilla, mosse,<br />

e con le branche l’aere a sé raccolse.<br />

106 Maggior paura non credo che fosse<br />

quando Fetonte abbandonò li freni,<br />

per che ’l ciel, come pare ancor, si cosse;<br />

109 né quando Icaro misero le reni<br />

sentì spennar per la scaldata cera,<br />

gridando il padre a lui ” Mala via tieni!“<br />

112 che fu la mia, quando vidi ch’i’ era<br />

ne l’aere d’ogne parte, e vidi spenta<br />

ogne veduta fuor che de la fera.<br />

115 Ella sen va notando lenta lenta;<br />

rota e discende, ma non me n’accorgo<br />

se non che al viso e di sotto mi venta.<br />

118 Io sentia già da la man destra il gorgo<br />

far sotto noi un orribile scroscio,<br />

per che con li occhi ’n giù la testa sporgo.


Seite 56 Inferno: Canto XVIII<br />

Doch schüchtern wieder bei des Abgrunds Sausen,<br />

Bei Klag’ und Glut, die ich vernahm und sah,<br />

Duckt’ ich mich hin und zitterte vor Grausen.<br />

Was ich erst nicht gesehn, das sah ich da:<br />

Wie wir im weiten Kreis hinunterstiegen.<br />

Und sah mich überall den Qualen nah –<br />

Gleich wie ein Falk, wenn er, nach langem Wiegen<br />

In hoher Luft, nicht Raub noch Lockbild steht,<br />

Und ihn der Falkner ruft, herabzufliegen,<br />

So schnell er stieg, so langsam niederzieht<br />

Und, zürnend, wenn der Herr ihn eingeladen,<br />

Im Bogenflug zum fernen Sitze flieht;<br />

So setzt’ uns an den steilen Felsgestaden<br />

Geryon ab und flog in großer Eil’,<br />

Sobald er nur sich unsrer <strong>La</strong>st entladen,<br />

121 Allor fu’ io più timido a lo stoscio,<br />

però ch’i’ vidi fuochi e senti’ pianti;<br />

ond’io tremando tutto mi raccoscio.<br />

124 E vidi poi, ché nol vedea davanti,<br />

lo scendere e ’l girar per li gran mali<br />

che s’appressavan da diversi canti.<br />

127 Come ’l falcon ch’è stato assai su l’ali,<br />

che sanza veder logoro o uccello<br />

fa dire al falconiere ” Omè, tu cali!“<br />

130 discende lasso onde si move isnello,<br />

per cento rote, e da lunge si pone<br />

dal suo maestro, disdegnoso e fello;<br />

133 così ne puose al fondo Gerïone<br />

al piè al piè de la stagliata rocca,<br />

e, discarcate le nostre persone,<br />

Hinweg, gleich einem abgeschnellten Pfeil. 136 si dileguò come da corda cocca.<br />

Achtzehnter Gesang Canto XVIII<br />

Ein Ort der Hölle, namens Übelsäcken,<br />

ist eisenfarbig, ganz erbaut von Stein,<br />

So auch die Dämme, die ringsum ihn decken.<br />

Grad’ in der Mitte dieses <strong>La</strong>nds der Pein<br />

Gähnt hohl ein Brunnen, weit, mit tiefem Schlunde.<br />

Von dem wird seines Orts die Rede sein.<br />

Und zwischen Höhl’ und Felswand gehn im Runde<br />

Rings so die Dämme, daß der Täler zehn<br />

Abschnitte bilden in dem tiefen Grunde.<br />

Wie um ein Schloß mehrfache Gräben gehn.<br />

Dahinter wohlverwahrt die Mauern ragen<br />

Und sicherer den Feinden widerstehn;<br />

So war umgürtet dieser Ort der Plagen;<br />

Und wie man Brücken pflegt zum andern Strand<br />

Aus solcher festen Schlösser Tor zu schlagen,<br />

So sprangen Zacken aus der Felsenwand,<br />

Durchschnitten Wäll’ und Gräben erst und gingen.<br />

Wie Räderspeichen, bis zum Brunnenrand.<br />

Kaum konnten wir vom Kreuz Geryons springen,<br />

So ging links hin mein Meister und befahl<br />

Auch mir, auf seinen Spuren vorzudringen.<br />

Und ganz erfüllt sah ich das erste Tal<br />

Rechts, wohin Klagen meine Blicke riefen.<br />

Von neuen Peinigern und neuer Qual.<br />

1 Luogo è in inferno detto Malebolge,<br />

tutto di pietra di color ferrigno,<br />

come la cerchia che dintorno il volge.<br />

4 Nel dritto mezzo del campo maligno<br />

vaneggia un pozzo assai largo e profondo,<br />

di cui suo loco dicerò l’ordigno.<br />

7 Quel cinghio che rimane adunque è tondo<br />

tra ’l pozzo e ’l piè de l’alta ripa dura,<br />

e ha distinto in dieci valli il fondo.<br />

10 Quale, dove per guardia de le mura<br />

più e più fossi cingon li castelli,<br />

la parte dove son rende figura,<br />

13 tale imagine quivi facean quelli;<br />

e come a tai fortezze da’ lor sogli<br />

a la ripa di fuor son ponticelli,<br />

16 così da imo de la roccia scogli<br />

movien che ricidien li argini e ’ fossi<br />

infino al pozzo che i tronca e raccogli.<br />

19 In questo luogo, de la schiena scossi<br />

di Gerïon, trovammoci; e ’l poeta<br />

tenne a sinistra, e io dietro mi mossi.<br />

22 A la man destra vidi nova pieta,<br />

novo tormento e novi frustatori,<br />

di che la prima bolgia era repleta.


Hölle: Achtzehnter Gesang Pagina 57<br />

Es waren nackte Sünder in den Tiefen,<br />

Geteilt, denn hier zog gegen uns die Schar,<br />

Und dort mit uns, nur daß sie schneller liefen;<br />

Gleichwie man pflegt in Rom beim Jubeljahr<br />

Zum Übergang die Brücke herzurichten<br />

Ob übergroßen Andrangs, also zwar,<br />

Daß hier gewendet sind mit den Gesichten,<br />

<strong>Die</strong> zu Sankt Peter wallen, nach dem Schloß,<br />

<strong>Die</strong> andern dort sich nach dem Berge richten.<br />

Auf schwarzem Stein sprang hier und dort ein Troß<br />

Von Teufeln nach, von schrecklichen, gehörnten.<br />

<strong>Die</strong> schlugen wild auf sie von hinten los.<br />

Wie sie beim ersten Schlage laufen lernten!<br />

Wie sie, nicht harrend auf den zweiten Hieb,<br />

Mit jähen, langen Sprüngen sich entfernten!<br />

So fiel auf einen, den die Geißel trieb,<br />

Mein Auge jetzt hinab, bei dem ich dachte,<br />

Daß er nicht fremd mir auf der Erde blieb.<br />

Scharf blickt’ ich hin, damit ich ihn betrachte,<br />

Auch hielt mein Führer an, der’s zugestand,<br />

Daß ich zurück erst ein’ge Schritte machte.<br />

Zwar sucht’ er, bodenwärts den Blick gewandt,<br />

Mir mit Gestalt und Angesicht zu geizen,<br />

Doch rief ich, da ich dennoch ihn erkannt:<br />

” Wenn deine Züge nicht zum Irrtum reizen,<br />

So mein’ ich, daß du Venedigo seist;<br />

Doch weshalb steckst du so in scharfen Beizen?“<br />

” Nur ungern sag’ ich’s,“ sprach er drauf, doch reißt<br />

”<br />

Dein klares Wort mich hin, das mich bezwungen,<br />

Weil’s alte Zeit zurückführt meinem Geist.<br />

Ich bin’s, der in Ghifolen so gedrungen,<br />

Daß sie nach des Markgrafen Willen tat,<br />

Wie ganz entstellt auch das Gerücht erklungen.<br />

Und aus Bologna ist auf gleichem Pfad<br />

An diesen Qualort so viel Volk gekommen,<br />

Als jetzo diese Stadt kaum Bürger hat.<br />

Und sollte dir hierbei ein Zweifel kommen,<br />

So denk’, um sicher auf mein Wort zu bau’n.<br />

Wie Habsucht uns die Herzen eingenommen.“<br />

Sprach’s, und ein Teufel kam, um einzuhau’n,<br />

Mit hochgeschwungner Geißel her und sagte:<br />

” Fort, Kuppler, fort, hier gibt’s nicht feile Frau’n.“<br />

25 Nel fondo erano ignudi i peccatori;<br />

dal mezzo in qua ci venien verso ’l volto,<br />

di là con noi, ma con passi maggiori,<br />

28 come i Roman per l’essercito molto,<br />

l’anno del giubileo, su per lo ponte<br />

hanno a passar la gente modo colto,<br />

31 che da l’un lato tutti hanno la fronte<br />

verso ’l castello e vanno a Santo Pietro,<br />

da l’altra sponda vanno verso ’l monte.<br />

34 Di qua, di là, su per lo sasso tetro<br />

vidi demon cornuti con gran ferze,<br />

che li battien crudelmente di retro.<br />

37 Ahi come facean lor levar le berze<br />

a le prime percosse! già nessuno<br />

le seconde aspettava né le terze.<br />

40 Mentr’io andava, li occhi miei in uno<br />

furo scontrati; e io sì tosto dissi:<br />

” Già di veder costui non son digiuno.“<br />

43 Per ch’ïo a figurarlo i piedi affissi;<br />

e ’l dolce duca meco si ristette,<br />

e assentio ch’alquanto in dietro gissi.<br />

46 E quel frustato celar si credette<br />

bassando ’l viso; ma poco li valse,<br />

ch’io dissi: ” O tu che l’occhio a terra gette,<br />

49 se le fazion che porti non son false,<br />

Venedico se’ tu Caccianemico.<br />

Ma che ti mena a sì pungenti salse?“<br />

52 Ed elli a me: ” Mal volontier lo dico;<br />

ma sforzami la tua chiara favella,<br />

che mi fa sovvenir del mondo antico.<br />

55 I’ fui colui che la Ghisolabella<br />

condussi a far la voglia del marchese,<br />

come che suoni la sconcia novella.<br />

58 E non pur io qui piango bolognese;<br />

anzi n’è questo loco tanto pieno,<br />

che tante lingue non son ora apprese<br />

61 a dicer ’sipa’ tra Sàvena e Reno;<br />

e se di ciò vuoi fede o testimonio,<br />

rècati a mente il nostro avaro seno.“<br />

64 Così parlando il percosse un demonio<br />

de la sua scurïada, e disse: ” Via,<br />

ruffian! qui non son femmine da conio.“


Seite 58 Inferno: Canto XVIII<br />

Zum Führer ging ich, da ich bebt’ und zagte,<br />

Und bald gelangten wir an einen Ort,<br />

Wo aus der Wand ein Felsen vorwärts ragte.<br />

Und dieser Zacken dient’ als Brücke dort;<br />

Leicht klommen beide wir hinauf und zogen<br />

Rechts hin aus jenen ew’gen Kreisen fort.<br />

Bald dort, wo unter uns der Fels als Bogen<br />

Sich höhlt’ und Durchgang der Gepeitschten war,<br />

Sprach er: ” In gleicher Richtung fortgezogen,<br />

Sind wir bis jetzt mit jener zweiten Schar,<br />

Drum konnten wir sie nicht von vorne sehen.<br />

ietzt aber nimm die Angesichter wahr.“<br />

Wir blieben nun am Rand der Brücke stehen<br />

Und sah’n den Schwarm, der uns entgegensprang,<br />

Denn eilig hieß die Geißel alle gehen.<br />

Da sprach mein Hort: ” Sieh, noch mit Stolz im Gang,<br />

Den Großen, der sich keine Klag’ erlaubte,<br />

Dem aller Schmerz noch keine Trän’ entrang.<br />

So königlich noch an Gestalt und Haupte!<br />

Der Jason ist’s, der durch Verstand und Mut<br />

Das Widdervlies dem Volk von Kolchis raubte.<br />

Nach Lemnos kam er, als in ihrer Wut<br />

<strong>Die</strong> Frau’n, die glühend Eifersucht durchzuckte,<br />

Vergossen hatten aller Männer Blut;<br />

Wo er durch Worte, täuschend ausgeschmückte.<br />

Berückt Hypsipylen, das junge Herz,<br />

<strong>Die</strong> alle Frau’n von Lemnos erst berückte.<br />

Dort ließ er schwanger sie in ihrem Schmerz.<br />

<strong>Die</strong>s bracht’ ihn her; und gleiche Straf’ erheischen<br />

Medeas Leiden, einst ihm Spiel und Scherz –<br />

Auch gehn mit ihm, die gleicherweise tauschen.<br />

Allein dies sei vorn ersten Tal genug<br />

Und denen, so die Geißeln drin zerfleischen.“<br />

Im Kreuz den zweiten Damm durchschneidend, trug<br />

Der Felspfad uns, der, auf den Widerlagen<br />

Der Dämme, hier den andern Bogen schlug.<br />

Dort, aus dem zweiten Sack, klang dumpfes Klagen,<br />

Und Leute sah’n wir tief im Grunde sich<br />

<strong>La</strong>ut schnaufend mit den flachen Händen schlagen.<br />

Der Dämme Seiten waren schimmelig<br />

Vom untern Dunste, der wie Teig dort klebte.<br />

Für Aug’ und Nase feindlich widerlich.<br />

67 I’ mi raggiunsi con la scorta mia;<br />

poscia con pochi passi divenimmo<br />

là ’v’uno scoglio de la ripa uscia.<br />

70 Assai leggeramente quel salimmo;<br />

e vòlti a destra su per la sua scheggia,<br />

da quelle cerchie etterne ci partimmo.<br />

73 Quando noi fummo là dov’el vaneggia<br />

di sotto per dar passo a li sferzati,<br />

lo duca disse: ” Attienti, e fa che feggia<br />

76 lo viso in te di quest’altri mal nati,<br />

ai quali ancor non vedesti la faccia<br />

però che son con noi insieme andati.“<br />

79 Del vecchio ponte guardavam la traccia<br />

che venìa verso noi da l’altra banda,<br />

e che la ferza similmente scaccia.<br />

82 E ’l buon maestro, sanza mia dimanda,<br />

mi disse: ” Guarda quel grande che vene,<br />

e per dolor non par lagrime spanda:<br />

85 quanto aspetto reale ancor ritene!<br />

Quelli è Iasón, che per cuore e per senno<br />

li Colchi del monton privati féne.<br />

88 Ello passò per l’isola di Lenno<br />

poi che l’ardite femmine spietate<br />

tutti li maschi loro a morte dienno.<br />

91 Ivi con segni e con parole ornate<br />

Isifile ingannò, la giovinetta<br />

che prima avea tutte l’altre ingannate.<br />

94 <strong>La</strong>sciolla quivi, gravida, soletta;<br />

tal colpa a tal martiro lui condanna;<br />

e anche di Medea si fa vendetta.<br />

97 Con lui sen va chi da tal parte inganna;<br />

e questo basti de la prima valle<br />

sapere e di color che ’n sé assanna.“<br />

100 Già eravam là ’ve lo stretto calle<br />

con l’argine secondo s’incrocicchia,<br />

e fa di quello ad un altr’arco spalle.<br />

103 Quindi sentimmo gente che si nicchia<br />

ne l’altra bolgia e che col muso scuffa,<br />

e sé medesma con le palme picchia.<br />

106 Le ripe eran grommate d’una muffa,<br />

per l’alito di giù che vi s’appasta,<br />

che con li occhi e col naso facea zuffa.


Hölle: Neunzehnter Gesang Pagina 59<br />

Doch vor dem Blick, so sehr ich forschte, schwebte;<br />

Noch dunkle Nacht, weil tief der Abgrund ist,<br />

Bis ich des Felsenbogens Höh’ erstrebte.<br />

Von hier, wo erst der Blick die Tiefe mißt.<br />

Sah ich viel Leut in tiefem Kote stecken,<br />

Und, wie mir’s vorkam, war es Menschenmist.<br />

Ich forscht’ und sah ein Haupt sich vorwärts strecken,<br />

Doch ganz beschmutzt mit Kot, drum könnt’ ich nicht,<br />

Ob’s <strong>La</strong>i’, ob Pfaffe sei, genau entdecken.<br />

Da schrie er her: ” Was bist du so erpicht,<br />

Mich mehr als andre Schmutz’ge zu gewahren?“<br />

Und ich: ” Weil, ist mir recht, ich dein Gesicht<br />

Bereits gesehn, allein mit trocknen Haaren.<br />

Alex, Interminei heißest du,<br />

Drum seh’ ich mehr auf dich als jene Scharen.“<br />

Und er, die Stirn sich schlagend, rief mir zu:<br />

” Mich stürzte Schmeichelei herab zur Hölle,<br />

<strong>Die</strong> ich dort übte sonder Rast und Ruh’.“<br />

Da sprach zu mir mein guter Meister: ” Stelle<br />

Dich etwas vor, und in die Augen fällt<br />

Dir eine schmutz’ge Dirn’ an jener Stelle.<br />

Sieh die Zerzauste, die sich kratzt und krellt<br />

Mit kot’gen Nägeln, jetzt aufs neue greulich<br />

im Mist versinkt und jetzt sich aufrecht stellt,<br />

<strong>Die</strong> Hure Thais ist’s, jetzt so abscheulich.<br />

Fragt’ einst ihr Buhl: “Steh’ ich in Gunst bei dir? ”<br />

Versetzte sie: “Ei, ganz erstaunlich! Freilich! ”<br />

109 Lo fondo è cupo sì, che non ci basta<br />

loco a veder sanza montare al dosso<br />

de l’arco, ove lo scoglio più sovrasta.<br />

112 Quivi venimmo; e quindi giù nel fosso<br />

vidi gente attuffata in uno sterco<br />

che da li uman privadi parea mosso.<br />

115 E mentre ch’io là giù con l’occhio cerco,<br />

vidi un col capo sì di merda lordo,<br />

che non parëa s’era laico o cherco.<br />

118 Quei mi sgridò: ” Perché se’ tu sì gordo<br />

di riguardar più me che li altri brutti?“<br />

E io a lui: ” Perché, se ben ricordo,<br />

121 già t’ ho veduto coi capelli asciutti,<br />

e se’ Alessio Interminei da Lucca:<br />

però t’adocchio più che li altri tutti.“<br />

124 Ed elli allor, battendosi la zucca:<br />

” Qua giù m’ hanno sommerso le lusinghe<br />

ond’io non ebbi mai la lingua stucca.“<br />

127 Appresso ciò lo duca ” Fa che pinghe,“<br />

mi disse, ” il viso un poco più avante,<br />

sì che la faccia ben con l’occhio attinghe<br />

130 di quella sozza e scapigliata fante<br />

che là si graffia con l’unghie merdose,<br />

e or s’accoscia e ora è in piedi stante.<br />

133 Taïde è, la puttana che rispuose<br />

al drudo suo quando disse “Ho io grazie<br />

grandi apo te? ” : “Anzi maravigliose! ”<br />

Doch sei gesättigt unsre Schaulust hier. 136 E quinci sian le nostre viste sazie.“<br />

Neunzehnter Gesang Canto XIX<br />

Simon Magus, ihr, o Arme, Blöde,<br />

<strong>Die</strong>, was der Tugend ihr vermählen sollt.<br />

<strong>Die</strong> Dinge Gottes, räuberisch und schnöde,<br />

Ihr euch erbuhlt durch Silber und durch Gold,<br />

Von euch soll jetzo die Posaun’ erschallen;<br />

Euch zahlt der dritte Sack der Sünden Sold.<br />

Erstiegen hatten wir die Felsenhallen<br />

Des Stegs, von welchem mitten in den Schoß<br />

Des nächsten Schlunds die Blicke senkrecht fallen.<br />

Allweisheit, wie ist deine Kunst so groß<br />

Im Himmel, auf der Erd’, im Höllenschlunde,<br />

Und wie gerecht verteilst du jedes Los!<br />

1 O Simon mago, o miseri seguaci<br />

che le cose di Dio, che di bontate<br />

deon essere spose, e voi rapaci<br />

4 per oro e per argento avolterate,<br />

or convien che per voi suoni la tromba,<br />

però che ne la terza bolgia state.<br />

7 Già eravamo, a la seguente tomba,<br />

montati de lo scoglio in quella parte<br />

ch’a punto sovra mezzo ’l fosso piomba.<br />

10 O somma sapïenza, quanta è l’arte<br />

che mostri in cielo, in terra e nel mal mondo,<br />

e quanto giusto tua virtù comparte!


Seite 60 Inferno: Canto XIX<br />

Ich sah dort an den Seiten und im Grunde<br />

Viel Löcher im schwarzbläulichen Gestein,<br />

Gleich weit und sämtlich ausgehöhlt zum Runde.<br />

Sie mochten so, wie jene, wo hinein<br />

Beim Taufstein Sankt Johanns die Täufer treten,<br />

Und enger nicht, doch auch nicht weiter sein.<br />

Eins dieser sprengt’ ich einst, weil ich in Nöten<br />

Ein halbersticktes Kindlein drin entdeckt;<br />

So sei’s besiegelt, so will ich’s vertreten;<br />

Ich sah, daß sich, aus jedem Loch gestreckt,<br />

Zwei Füß’ und Beine bis zum Dicken fanden,<br />

Der andre Leib blieb innerhalb versteckt;<br />

Sah, wie die Sohlen beid’ in Flammen standen,<br />

Und sah die Knorren zappeln und sich dreh’n<br />

So stark, daß sie wohl sprengten Kett’ und Banden.<br />

Wie wir’s an ölgetränkten Dingen sehn,<br />

Wo obenhin die Flammen flackernd rennen,<br />

So von der Ferse dort bis zu den Zeh’n.<br />

” Gern, Meister,“ sprach ich, möcht’ ich diesen kennen.<br />

”<br />

Der wilder zuckt als die, so ihm gesellt,<br />

Und dessen beide Sohlen röter brennen.“<br />

Und er: ” Ich trage dich, wenn dir’s gefällt,<br />

Arn schiefen Hang hinab – er wird dir zeigen,<br />

Wer einst er war, und was im Loch ihn hält.“<br />

Drauf ich: ” Du bist der Herr, und mein Bezeigen<br />

Folgt dem gern, was mir als dein Wille kund,<br />

Und du verstehst mich auch bei meinem Schweigen.“<br />

Drauf ging’s zum vierten Damm, und links zum Schlund<br />

Trug mich mein Herr hinab zu neuen Leiden<br />

In den durchlöcherten und engen Grund.<br />

Er ließ mich nicht von seiner Hüfte scheiden,<br />

Auf die er mich gesetzt, bis bei dem Ort<br />

Des, der da weinte mit den Füßen beiden.<br />

” Du, mit dem Obern unten,“ sprach ich dort,<br />

” Hier eingerammt gleich einem Pfahl, verkünde:<br />

Wer bist du? Sprich, ist dir vergönnt dies Wort.“<br />

Ich stand, dem Pfaffen gleich, dem seine Sünde<br />

Der Mörder beichtet, welcher, schon im Loch,<br />

Ihn rückruft, daß der Tod noch Aufschub finde.<br />

Da schrie er: ” Bonifaz, so kommst du doch,<br />

So kommst du doch schon jetzt, mich fortzusenden?<br />

Und man versprach dir manche Jahre noch?<br />

13 Io vidi per le coste e per lo fondo<br />

piena la pietra livida di fóri,<br />

d’un largo tutti e ciascun era tondo.<br />

16 Non mi parean men ampi né maggiori<br />

che que’ che son nel mio bel San Giovanni,<br />

fatti per loco d’i battezzatori;<br />

19 l’un de li quali, ancor non è molt’anni,<br />

rupp’io per un che dentro v’annegava:<br />

e questo sia suggel ch’ogn’omo sganni.<br />

22 Fuor de la bocca a ciascun soperchiava<br />

d’un peccator li piedi e de le gambe<br />

infino al grosso, e l’altro dentro stava.<br />

25 Le piante erano a tutti accese intrambe;<br />

per che sì forte guizzavan le giunte,<br />

che spezzate averien ritorte e strambe.<br />

28 Qual suole il fiammeggiar de le cose unte<br />

muoversi pur su per la strema buccia,<br />

tal era lì dai calcagni a le punte.<br />

31<br />

” Chi è colui, maestro, che si cruccia<br />

guizzando più che li altri suoi consorti,“<br />

diss’io, e cui più roggia fiamma succia?“<br />

”<br />

34 Ed elli a me: ” Se tu vuo’ ch’i’ ti porti<br />

là giù per quella ripa che più giace,<br />

da lui saprai di sé e de’ suoi torti.“<br />

37 E io: ” Tanto m’è bel, quanto a te piace:<br />

tu se’ segnore, e sai ch’i’ non mi parto<br />

dal tuo volere, e sai quel che si tace.“<br />

40 Allor venimmo in su l’argine quarto;<br />

volgemmo e discendemmo a mano stanca<br />

là giù nel fondo foracchiato e arto.<br />

43 Lo buon maestro ancor de la sua anca<br />

non mi dipuose, sì mi giunse al rotto<br />

di quel che si piangeva con la zanca.<br />

46<br />

” O qual che se’ che ’l di sù tien di sotto,<br />

anima trista come pal commessa,“<br />

comincia’ io a dir, se puoi, fa motto.“<br />

”<br />

49 Io stava come ’l frate che confessa<br />

lo perfido assessin, che, poi ch’è fitto,<br />

richiama lui per che la morte cessa.<br />

52 Ed el gridò: ” Se’ tu già costì ritto,<br />

se’ tu già costì ritto, Bonifazio?<br />

Di parecchi anni mi mentì lo scritto.


Hölle: Neunzehnter Gesang Pagina 61<br />

Schon satt des Guts, ob des mit frechen Händen<br />

Du trügerisch die schöne Frau geraubt,<br />

Um ungescheut und frevelnd sie zu schänden?“<br />

Ich stand verlegen, mit gesenktem Haupt,<br />

Wie wer nicht recht versteht, was er vernommen.<br />

Und sich beschämt kein Gegenwort erlaubt.<br />

Da sprach Virgil: ” Was stehst du so beklommen?<br />

Sag’ ihm geschwind, daß du nicht jener seist,<br />

Den er gemeint!“ – Ich eilt’, ihm nachzukommen.<br />

<strong>Die</strong> Fuße nun verdrehte wild der Geist<br />

Und sprach mit Seufzern und mit dumpfen Klagen:<br />

” Was also ist’s, das so dich fragen heißt?<br />

Doch standest du nicht an, dich herzuwagen.<br />

Um mich zu kennen, wohl, so sag’ ich dir,<br />

Daß ich den großen Mantel einst getragen.<br />

Der Bärin wahrer Sohn war ich, voll Gier<br />

Fürs Wohl der Bärlein, und für diese steckte<br />

Ich in den Sack dort Gold, mich selber hier.<br />

Auch unter meinem Haupt gibt’s viel Versteckte.<br />

Dort, durchgepreßt durch einen Felsenspalt,<br />

Sind, die vor mir die Simonie befleckte.<br />

Und dort hinab versink’ auch ich, sobald<br />

Der kommt, für welchen ich dich angesehen.<br />

Und der mir folgt in diesem Aufenthalt;<br />

Doch wird er nicht so lang, als mir geschehen,<br />

<strong>Die</strong> Füße brennend, köpflings eingesteckt,<br />

Fest eingepfählt in diesem Loche stehen.<br />

Denn nach ihm kommt, zu schlechter’m Werk erweckt,<br />

Ein Hirt vom Westen, ein gesetzlos Wesen,<br />

Das, wie sich ziemt, mich und auch ihn bedeckt.<br />

Ein neuer Jason ist’s, von dem zu lesen<br />

Im Makkabäerbuch, dem Philipp wird.<br />

Was diesem einst Antiochus<br />

Ich weiß nicht, ob ich nicht zu sehr geirrt,<br />

Auf solche Red’ ihm dieses zu versetzen:<br />

“Sprich, was verlangt’ einst unser Herr und Hirt,<br />

Zuerst von Petrus wohl an Gold und Schätzen,<br />

Um ihm das Amt der Schlüssel zu verleih’n? ”<br />

Komm, sprach er, um mein Werk nun fortzusetzen<br />

Was trug’s dem Petrus und den andern ein.<br />

Als man durch Los einst den Matthias kürte<br />

Statt dessen, der ein Raub ward ew’ger Pein?<br />

55 Se’ tu sì tosto di quell’aver sazio<br />

per lo qual non temesti tòrre a ’nganno<br />

la bella donna, e poi di farne strazio?“<br />

58 Tal mi fec’io, quai son color che stanno,<br />

per non intender ciò ch’è lor risposto,<br />

quasi scornati, e risponder non sanno.<br />

61 Allor Virgilio disse: ” Dilli tosto:<br />

“Non son colui, non son colui che credi ” “;<br />

e io rispuosi come a me fu imposto.<br />

64 Per che lo spirto tutti storse i piedi;<br />

poi, sospirando e con voce di pianto,<br />

mi disse: ” Dunque che a me richiedi?<br />

67 Se di saper ch’i’ sia ti cal cotanto,<br />

che tu abbi però la ripa corsa,<br />

sappi ch’i’ fui vestito del gran manto;<br />

70 e veramente fui figliuol de l’orsa,<br />

cupido sì per avanzar li orsatti,<br />

che sù l’avere e qui me misi in borsa.<br />

73 Di sotto al capo mio son li altri tratti<br />

che precedetter me simoneggiando,<br />

per le fessure de la pietra piatti.<br />

76 Là giù cascherò io altresì quando<br />

verrà colui ch’i’ credea che tu fossi,<br />

allor ch’i’ feci ’l sùbito dimando.<br />

79 Ma più è ’l tempo già che i piè mi cossi<br />

e ch’i’ son stato così sottosopra,<br />

ch’el non starà piantato coi piè rossi:<br />

82 ché dopo lui verrà di più laida opra,<br />

di ver’ ponente, un pastor sanza legge,<br />

tal che convien che lui e me ricuopra.<br />

85 Nuovo Iasón sarà, di cui si legge<br />

ne’ Maccabei; e come a quel fu molle<br />

suo re, così fia lui chi Francia regge.“<br />

88 Io non so s’i’ mi fui qui troppo folle,<br />

ch’i’ pur rispuosi lui a questo metro:<br />

” Deh, or mi dì: quanto tesoro volle<br />

91 Nostro Segnore in prima da san Pietro<br />

ch’ei ponesse le chiavi in sua balìa?<br />

Certo non chiese se non “Viemmi retro. ”<br />

94 Né Pier né li altri tolsero a Matia<br />

oro od argento, quando fu sortito<br />

al loco che perdé l’anima ria.


Seite 62 Inferno: Canto XIX<br />

Nichts ward dir hier, als das, was sich gebührte;<br />

Betrachte nur das schlechterworbne Geld,<br />

Das gegen Karl’n zur Kühnheit dich verführte.<br />

Und nur weil Ehrfurcht meine Zunge hält<br />

Für jene Schlüssel, die du einst getragen,<br />

Da du gewandelt in der heitern Welt,<br />

Enthalt’ ich mich, dir Schlimmeres zu sagen:<br />

Daß schlecht die Welt durch eure Habsucht ist.<br />

<strong>Die</strong> Guten sanken und die Schlechten ragen.<br />

Euch Hirten meinte der Evangelist<br />

Bei ihr, die sitzend auf den Wasserwogen<br />

Mit Königen zu huren sich vermißt.<br />

Sie, mit den sieben Häuptern auferzogen,<br />

Sie hatt’ in zehen Hörnern Kraft und Macht,<br />

Solang der Tugend ihr Gemahl gewogen.<br />

Eu’r Gott ist Gold und Silber, Glanz und Pracht.<br />

Wohl besser sind die, so an Götzen hangen,<br />

<strong>Die</strong> einen haben, wo ihr hundert macht.<br />

Welch Unheil, Konstantin, ist aufgegangen,<br />

Nicht, weil du dich bekehrt, nein, weil das Gut<br />

Der erste reiche Papst von dir empfangen!“<br />

Indes ich also sprach mit keckem Mut,<br />

Da, sei’s daß Zorn ihn, daß ihn Reue nagte.<br />

Verdreht er beide Bein’ in großer Wut.<br />

Doch schien’s, daß es dem Führer wohlbehagte;<br />

So stand er dort, zufrieden, aufmerksam.<br />

Als ich so nachdrucksvoll die Wahrheit sagte;<br />

Worauf er mich mit beiden Armen nahm,<br />

Und als er mich an seine Brust gewunden,<br />

Den Weg zurückestieg, auf dem er kam.<br />

Er trug, nie matt, wie fest er mich umwunden.<br />

Mich auf des Bogens Höhe sonder Rast,<br />

Durch den der viert’ und fünfte Damm verbunden.<br />

Dort setzt’ er sanft zu Boden meine <strong>La</strong>st,<br />

Sanft, ob der Fels auch, steil emporgeschossen,<br />

Zum Wege kaum für eine Ziege paßt;<br />

97 Però ti sta, ché tu se’ ben punito;<br />

e guarda ben la mal tolta moneta<br />

ch’esser ti fece contra <strong>Carl</strong>o ardito.<br />

100 E se non fosse ch’ancor lo mi vieta<br />

la reverenza de le somme chiavi<br />

che tu tenesti ne la vita lieta,<br />

103 io userei parole ancor più gravi;<br />

ché la vostra avarizia il mondo attrista,<br />

calcando i buoni e sollevando i pravi.<br />

106 Di voi pastor s’accorse il Vangelista,<br />

quando colei che siede sopra l’acque<br />

puttaneggiar coi regi a lui fu vista;<br />

109 quella che con le sette teste nacque,<br />

e da le diece corna ebbe argomento,<br />

fin che virtute al suo marito piacque.<br />

112 Fatto v’avete dio d’oro e d’argento;<br />

e che altro è da voi a l’idolatre,<br />

se non ch’elli uno, e voi ne orate cento?<br />

115 Ahi, Costantin, di quanto mal fu matre,<br />

non la tua conversion, ma quella dote<br />

che da te prese il primo ricco patre!“<br />

118 E mentr’io li cantava cotai note,<br />

o ira o coscïenza che ’l mordesse,<br />

forte spingava con ambo le piote.<br />

121 I’ credo ben ch’al mio duca piacesse,<br />

con sì contenta labbia sempre attese<br />

lo suon de le parole vere espresse.<br />

124 Però con ambo le braccia mi prese;<br />

e poi che tutto su mi s’ebbe al petto,<br />

rimontò per la via onde discese.<br />

127 Né si stancò d’avermi a sé distretto,<br />

sì men portò sovra ’l colmo de l’arco<br />

che dal quarto al quinto argine è tragetto.<br />

130 Quivi soavemente spuose il carco,<br />

soave per lo scoglio sconcio ed erto<br />

che sarebbe a le capre duro varco.<br />

Da ward ein andres Tal mir aufgeschlossen. 133 Indi un altro vallon mi fu scoperto.


Hölle: Zwanzigster Gesang Pagina 63<br />

Zwanzigster Gesang Canto XX<br />

<strong>Die</strong> neue Qual, zu der ich jetzt gewandelt.<br />

Sie gibt dem zwanzigsten Gesange Stoff<br />

Des ersten Lieds, das von Verdammten handelt.<br />

Ich stand auf jenem Felsen rauh und schroff<br />

Und spähte scharf hinab zum offnen Schlunde,<br />

Der ganz von angsterpreßten Zähren troff.<br />

Viel Leute gingen langsam in der Runde,<br />

So, wie ein Wallfahrtszug die Schritte lenkt.<br />

Stillschweigend, weinend in dem tiefen Grunde.<br />

Als tiefer ich auf sie den Blick gesenkt,<br />

Sah ich – ein Wunder scheint es und erdichtet –<br />

Vorn Kinn sie bis zum Achselbein verrenkt,<br />

Das Angesicht zum Rücken hin gerichtet;<br />

Drum mußten sie gezwungen rückwärts gehn,<br />

Und ihnen war das Vorwärtsschau’n vernichtet.<br />

So soll der Fallsucht Krampf das Haupt verdreh’n,<br />

Wie man erzählt in wunderlichen Sagen,<br />

Doch glaub’ ich’s nicht, da ich es nie gesehn.<br />

Läßt Gott dein Lesen, Leser, Früchte tragen,<br />

So frage selber dich, wie mir geschah,<br />

Ob ich nicht weinen mußt’ und ganz verzagen,<br />

Als ich des Menschen Ebenbild so nah<br />

Verrenkt, verdreht und von der Augen Tränen<br />

Genetzt den Spalt der Hinterbacken sah?<br />

Wahr ist’s, auf eine von den Felsenlehnen<br />

Stand ich gestützt und weinte ganz verzagt;<br />

Da sprach mein Herr: ” Willst du, gleich Toren, wähnen?<br />

Fromm ist nur, wer das Mitleid hier versagt.<br />

Wer ist verruchter wohl, als wer zu schmähen<br />

Durch sein Bedauern Gottes Urteil wagt?<br />

Empor das Haupt, empor! Den wirst du sehen,<br />

Den einst vor Thebens Blick der Grund verschlang;<br />

Drob alle schrien: Wohin? Was ist geschehen?<br />

Amphiaraus, wird der Kampf zu lang? –<br />

Doch stürzt’ er fort und fort im tiefen Schachte,<br />

Bis Minos ihn, gleich anderm Volk, bezwang.<br />

Schau’, wie er ihm die Brust zum Rücken machte!<br />

Schau’, wie er rückwärts schreitet, rückwärts steht,<br />

Weil er zu weit voraus zu sehen dachte.<br />

Tiresias sieh, der uns entgegenzieht.<br />

Er, erst ein Mann, ward durch des Zaubers Gabe<br />

Verwandelt in ein Weib an jedem Glied.<br />

1 Di nova pena mi conven far versi<br />

e dar matera al ventesimo canto<br />

de la prima canzon, ch’è d’i sommersi.<br />

4 Io era già disposto tutto quanto<br />

a riguardar ne lo scoperto fondo,<br />

che si bagnava d’angoscioso pianto;<br />

7 e vidi gente per lo vallon tondo<br />

venir, tacendo e lagrimando, al passo<br />

che fanno le letane in questo mondo.<br />

10 Come ’l viso mi scese in lor più basso,<br />

mirabilmente apparve esser travolto<br />

ciascun tra ’l mento e ’l principio del casso,<br />

13 ché da le reni era tornato ’l volto,<br />

e in dietro venir li convenia,<br />

perché ’l veder dinanzi era lor tolto.<br />

16 Forse per forza già di parlasia<br />

si travolse così alcun del tutto;<br />

ma io nol vidi, né credo che sia.<br />

19 Se Dio ti lasci, lettor, prender frutto<br />

di tua lezione, or pensa per te stesso<br />

com’io potea tener lo viso asciutto,<br />

22 quando la nostra imagine di presso<br />

vidi sì torta, che ’l pianto de li occhi<br />

le natiche bagnava per lo fesso.<br />

25 Certo io piangea, poggiato a un de’ rocchi<br />

del duro scoglio, sì che la mia scorta<br />

mi disse: ” Ancor se’ tu de li altri sciocchi?<br />

28 Qui vive la pietà quand’è ben morta;<br />

chi è più scellerato che colui<br />

che al giudicio divin passion comporta?<br />

31 Drizza la testa, drizza, e vedi a cui<br />

s’aperse a li occhi d’i Teban la terra;<br />

per ch’ei gridavan tutti: “Dove rui,<br />

34 Anfïarao? perché lasci la guerra? ”<br />

E non restò di ruinare a valle<br />

fino a Minòs che ciascheduno afferra.<br />

37 Mira c’ ha fatto petto de le spalle;<br />

perché volse veder troppo davante,<br />

di retro guarda e fa retroso calle.<br />

40 Vedi Tiresia, che mutò sembiante<br />

quando di maschio femmina divenne,<br />

cangiandosi le membra tutte quante;


Seite 64 Inferno: Canto XX<br />

Dann aber schlug er mit dem Zauberstabe<br />

Zuvor auf zwei verwundne Schlangen ein,<br />

Damit er wieder Mannsgestaltung habe.<br />

Den Rücken ihm am Bauch, kommt hinterdrein,<br />

Nah angedrängt an ihn, des Aruns Schatte,<br />

Der lebend einst in Lunis Felsenreih’n<br />

Als Haus die weiße Marmorhöhle hatte,<br />

Wohl ausgesucht, daß sie zum Meeresstrand<br />

Und zu den Sternen freien Blick gestatte. –<br />

<strong>Die</strong> mit den wilden Haaren ohne Band<br />

<strong>Die</strong> Brüste deckt, die sich nach hinten kehren,<br />

Was sonst behaart ist, hinterwärts gewandt.<br />

War Manto, die in Ländern und auf Meeren<br />

Umirrte bis zum Ort, der mich gebar.<br />

Von dieser will ich näher dich belehren.<br />

Nachdem der Welt entrückt ihr Vater war<br />

Und Bacchus’ Stadt verfiel in Sklavenbande,<br />

Durchstreifte sie die Welt so manches Jahr.<br />

Ein See liegt an des schönen Welschlands Rande,<br />

Am Fuß des Alpgebirgs, das Deutschland schließt,<br />

Benaco heißend, beim Tiroler <strong>La</strong>nde.<br />

Zwischen Camonica und Gard’ ergießt,<br />

Und Apennin, sich Flut in tausend Bächen,<br />

<strong>Die</strong> in besagtem See zusammenfließt.<br />

Inmitten aber liegen ebne Flächen,<br />

Und drei verschiedne Hirten könnten dort<br />

Auf einem Grenzpunkt ihren Segen sprechen.<br />

Hier liegt Peschiera dann, ein starker Ort<br />

Um Bergamo von Brescia abzuschneiden,<br />

Und rings geht flacher dann die Gegend fort.<br />

Hier muß sich von dem See das Wasser scheiden,<br />

Das nicht mehr Raum in seinem Schoß gewinnt,<br />

Und strömt als Fluß herab durch grüne Weiden.<br />

Das Wasser, das hier seinen <strong>La</strong>uf beginnt,<br />

Heißt Mincio nun, und seine Wellen gleiten<br />

Bis nach Governo, wo’s im Po verrinnt.<br />

Nicht weit gelaufen, trifft es ebne Weiten,<br />

Wo es sich ausdehnt und zum Sumpfe staut,<br />

Der bösen Dunst verhaucht zu Sommerszeiten.<br />

Als dort das rauhe Weib ein <strong>La</strong>nd erschaut,<br />

Das jenes Sumpfes Wogen rings umgaben.<br />

Entblößt von Leuten und unangebaut,<br />

43 e prima, poi, ribatter li convenne<br />

li duo serpenti avvolti, con la verga,<br />

che rïavesse le maschili penne.<br />

46 Aronta è quel ch’al ventre li s’atterga,<br />

che ne’ monti di Luni, dove ronca<br />

lo Carrarese che di sotto alberga,<br />

49 ebbe tra ’ bianchi marmi la spelonca<br />

per sua dimora; onde a guardar le stelle<br />

e ’l mar non li era la veduta tronca.<br />

52 E quella che ricuopre le mammelle,<br />

che tu non vedi, con le trecce sciolte,<br />

e ha di là ogne pilosa pelle,<br />

55 Manto fu, che cercò per terre molte;<br />

poscia si puose là dove nacqu’ io;<br />

onde un poco mi piace che m’ascolte.<br />

58 Poscia che ’l padre suo di vita uscìo<br />

e venne serva la città di Baco,<br />

questa gran tempo per lo mondo gio.<br />

61 Suso in Italia bella giace un laco,<br />

a piè de l’Alpe che serra <strong>La</strong>magna<br />

sovra Tiralli, c’ ha nome Benaco.<br />

64 Per mille fonti, credo, e più si bagna<br />

tra Garda e Val Camonica e Pennino<br />

de l’acqua che nel detto laco stagna.<br />

67 Loco è nel mezzo là dove ’l trentino<br />

pastore e quel di Brescia e ’l veronese<br />

segnar poria, s’e’ fesse quel cammino.<br />

70 Siede Peschiera, bello e forte arnese<br />

da fronteggiar Bresciani e Bergamaschi,<br />

ove la riva ’ntorno più discese.<br />

73 Ivi convien che tutto quanto caschi<br />

ciò che ’n grembo a Benaco star non può,<br />

e fassi fiume giù per verdi paschi.<br />

76 Tosto che l’acqua a correr mette co,<br />

non più Benaco, ma Mencio si chiama<br />

fino a Governol, dove cade in Po.<br />

79 Non molto ha corso, ch’el trova una lama,<br />

ne la qual si distende e la ’mpaluda;<br />

e suol di state talor esser grama.<br />

82 Quindi passando la vergine cruda<br />

vide terra, nel mezzo del pantano,<br />

sanza coltura e d’abitanti nuda.


Hölle: Zwanzigster Gesang Pagina 65<br />

Da blieb, um nichts von Menschen nah zu haben.<br />

Sie mit den <strong>Die</strong>nern da, trieb Zauberei<br />

Und lebt’ und ward in diesem <strong>La</strong>nd begraben.<br />

Bald kamen Menschen, rings zerstreut, herbei.<br />

<strong>Die</strong>, weil sie sich auf diesen Ort verließen,<br />

Und sah’n, daß durch das Moor kein Zugang sei,<br />

Sich auf dem Grabe Mantos niederließen,<br />

Und dann nach ihr, die erst den Ort erwählt,<br />

<strong>Die</strong> Stadt, ohn’ andres Zeichen, Mantua hießen.<br />

Sie hat vordem des Volkes mehr gezählt,<br />

Eh’ Pinamont, den Toren zu betrügen.<br />

Dem Cassalodi seinen Trug verhehlt.<br />

Drum merke wohl, und sollt’ es ja sich fügen,<br />

Daß Mantuas Ursprung man nicht so erklärt,<br />

So laß der Wahrheit nichts entzieh’n durch Lügen.“<br />

Und ich: ” Mein Meister, was dein Wort mich lehrt.<br />

Ist mir gewiß und dient zu meinem Frommen,<br />

All andres ist nur tote Kohl’ an Wert.<br />

Doch sprich, von diesen, die uns näher kommen,<br />

Ist irgend wer bemerkenswerter Art?<br />

Denn dies nur hat den Geist mir eingenommen.“<br />

Und er: ” Des Augurs Trug hat der, des Bart<br />

<strong>Die</strong> braunen Schultern deckt, zur Zeit getrieben,<br />

Als Griechenland so leer an Männern ward,<br />

Daß Knaben kaum noch für die Wiegen blieben.<br />

In Aulis sagt’ er da mit Kalchas wahr,<br />

Zeit sei’s, daß sie das erste Tau zerhieben.<br />

Kund tut mein tragisch Lied dir, wer er war.<br />

Du wirst dich des Eurypylus entsinnen,<br />

Denn mein Gedicht ja kennst du ganz und gar.<br />

Sieh Michael Scotto auch, den magern, dünnen.<br />

Der jeden Trug des Zaubers klug gelenkt<br />

Und solches Spiel verstanden zu gewinnen.<br />

Bonatti sieh – Asdent, den’s jetzo kränkt.<br />

Allein zu spät, daß er in eitlem Trachten<br />

Dort nicht auf seinen Leisten sich beschränkt.<br />

Sich Vetteln, die statt Spill’ und Rad zu achten<br />

Und Weberschiff, wie’s einem Weib gebührt,<br />

Mit Kraut und Bildern Hexereien machten.<br />

Jetzt komm! Indes ich dich hierher geführt,<br />

Hat an der Grenze beider Hemisphären<br />

Der Mond im Westen schon die Flut berührt.<br />

85 Lì, per fuggire ogne consorzio umano,<br />

ristette con suoi servi a far sue arti,<br />

e visse, e vi lasciò suo corpo vano.<br />

88 Li uomini poi che ’ntorno erano sparti<br />

s’accolsero a quel loco, ch’era forte<br />

per lo pantan ch’avea da tutte parti.<br />

91 Fer la città sovra quell’ossa morte;<br />

e per colei che ’l loco prima elesse,<br />

Mantüa l’appellar sanz’altra sorte.<br />

94 Già fuor le genti sue dentro più spesse,<br />

prima che la mattia da Casalodi<br />

da Pinamonte inganno ricevesse.<br />

97 Però t’assenno che, se tu mai odi<br />

originar la mia terra altrimenti,<br />

la verità nulla menzogna frodi.“<br />

100 E io: ” Maestro, i tuoi ragionamenti<br />

mi son sì certi e prendon sì mia fede,<br />

che li altri mi sarien carboni spenti.<br />

103 Ma dimmi, de la gente che procede,<br />

se tu ne vedi alcun degno di nota;<br />

ché solo a ciò la mia mente rifiede.“<br />

106 Allor mi disse: ” Quel che da la gota<br />

porge la barba in su le spalle brune,<br />

fu – quando Grecia fu di maschi vòta,<br />

109 sì ch’a pena rimaser per le cune –<br />

augure, e diede ’l punto con Calcanta<br />

in Aulide a tagliar la prima fune.<br />

112 Euripilo ebbe nome, e così ’l canta<br />

l’alta mia tragedìa in alcun loco:<br />

ben lo sai tu che la sai tutta quanta.<br />

115 Quell’altro che ne’ fianchi è così poco,<br />

Michele Scotto fu, che veramente<br />

de le magiche frode seppe ’l gioco.<br />

118 Vedi Guido Bonatti; vedi Asdente,<br />

ch’avere inteso al cuoio e a lo spago<br />

ora vorrebbe, ma tardi si pente.<br />

121 Vedi le triste che lasciaron l’ago,<br />

la spuola e ’l fuso, e fecersi ’ndivine;<br />

fecer malie con erbe e con imago.<br />

124 Ma vienne omai, ché già tiene ’l confine<br />

d’amendue li emisperi e tocca l’onda<br />

sotto Sobilia Caino e le spine;


Seite 66 Inferno: Canto XXI<br />

Du sahst ihn gestern völlig sich erklären<br />

Und sahst ihn dir im dichtverwachsnen Wald<br />

Verschiedne Mal’ willkommnes Licht gewähren.“<br />

127 e già iernotte fu la luna tonda:<br />

ben ten de’ ricordar, ché non ti nocque<br />

alcuna volta per la selva fonda.“<br />

Er sprach’s, doch gingen wir ohn’ Aufenthalt. 130 Sì mi parlava, e andavamo introcque.<br />

Einundzwanzigster Gesang Canto XXI<br />

So ging’s von Brück’ auf Brück’, in manchem Wort,<br />

Das ich zu sagen nicht für nötig halte;<br />

Und oben, an des Bogens höchstem Ort,<br />

Verweilten wir ob einer neuen Spalte<br />

Und hörten draus den eitlen <strong>La</strong>ut der Qual<br />

Und sah’n, wie unten tiefes Dunkel walte.<br />

Gleich wie man in Venedigs Arsenal<br />

Das Pech im Winter sieht aufsiedend wogen,<br />

Womit das lecke Schiff, das manches Mal<br />

Bereits bei Sturmgetos das Meer durchzogen,<br />

Kalfatert wird – da stopft nun der in Eil<br />

Mit Werg die Löcher aus am Seitenbogen,<br />

Der klopft am Vorder-, der am Hinterteil<br />

Der ist bemüht, die Segel auszuflicken,<br />

Der bessert Ruder aus, der dreht ein Seil;<br />

So ist ein See von Pech dort zu erblicken,<br />

Das kocht durch Gottes Kunst, und nicht durch Glut,<br />

Des Dünste sich am Strand zum Leim verdicken.<br />

Ich sah den See, doch nichts in seiner Flut,<br />

<strong>Die</strong> jetzt sich senkt’ und jetzt sich wieder blähte.<br />

Als Blasen, ausgehaucht vom regen Sud.<br />

Indes ich scharfen Blicks hinunterspähte,<br />

Zog mich, indem er rief: ” Hab’ acht! Hab’ acht!“<br />

Mein Meister zu sich hin von meiner Stätte.<br />

Da wandt’ ich mich, gleich einem, den mit Macht<br />

<strong>Die</strong> Neugier zieht, das Schreckliche zu sehen,<br />

Und der, da jähe Furcht ihn schaudern macht,<br />

Doch, um zu schau’n, nicht zögert, fortzugehen.<br />

Und sieh, ein rabenschwarzer Teufel sprang<br />

Uns hinterdrein auf jenen Felsenhöhen.<br />

Ach, wie sein Ansehn mich mit Graus durchdrang,<br />

Wie wild er schien, wie froh in andrer Schaden!<br />

Gespreizt die Schwingen, leicht und schnell den Gang,<br />

Kam er, die Schultern hoch gespitzt, beladen<br />

Mit einem Sünder her, der oben ritt,<br />

Und mit den Klauen packt’ er seine Waden.<br />

1 Così di ponte in ponte, altro parlando<br />

che la mia comedìa cantar non cura,<br />

venimmo; e tenavamo ’l colmo, quando<br />

4 restammo per veder l’altra fessura<br />

di Malebolge e li altri pianti vani;<br />

e vidila mirabilmente oscura.<br />

7 Quale ne l’arzanà de’ Viniziani<br />

bolle l’inverno la tenace pece<br />

a rimpalmare i legni lor non sani,<br />

10 ché navicar non ponno – in quella vece<br />

chi fa suo legno novo e chi ristoppa<br />

le coste a quel che più vïaggi fece;<br />

13 chi ribatte da proda e chi da poppa;<br />

altri fa remi e altri volge sarte;<br />

chi terzeruolo e artimon rintoppa – :<br />

16 tal, non per foco ma per divin’arte,<br />

bollia là giuso una pegola spessa,<br />

che ’nviscava la ripa d’ogne parte.<br />

19 I’ vedea lei, ma non vedëa in essa<br />

mai che le bolle che ’l bollor levava,<br />

e gonfiar tutta, e riseder compressa.<br />

22 Mentr’io là giù fisamente mirava,<br />

lo duca mio, dicendo ” Guarda, guarda!“<br />

mi trasse a sé del loco dov’io stava.<br />

25 Allor mi volsi come l’uom cui tarda<br />

di veder quel che li convien fuggire<br />

e cui paura sùbita sgagliarda,<br />

28 che, per veder, non indugia ’l partire:<br />

e vidi dietro a noi un diavol nero<br />

correndo su per lo scoglio venire.<br />

31 Ahi quant’elli era ne l’aspetto fero!<br />

e quanto mi parea ne l’atto acerbo,<br />

con l’ali aperte e sovra i piè leggero!<br />

34 L’omero suo, ch’era aguto e superbo,<br />

carcava un peccator con ambo l’anche,<br />

e quei tenea de’ piè ghermito ’l nerbo.


Hölle: Einundzwanzigster Gesang Pagina 67<br />

” Von Lucca bring’ ich einen Ratsherrn mit“ –<br />

Schrie er, auf, taucht ihn unter, Grimmetatzen!<br />

”<br />

Und jene Stadt ist wohlversehn damit,<br />

Drum hol’ ich gleich noch mehr von solchen Fratzen.<br />

Gauner sind alle dort, nur nicht Bontur,<br />

Und machen Ja aus Nein für blanke Batzen.“<br />

Hinunterwarf er noch den Sünder nur,<br />

Und rannte gleich zurück in solcher Eile,<br />

Wie je der Hofhund nach dem <strong>Die</strong>be fuhr.<br />

Der Sünder sank, doch hob sich sonder Weile,<br />

Da schrien die Teufel unten: ” Fort mit dir,<br />

Hier dient kein Heil’genbild zu deinem Heile.<br />

Ganz anders als in Serchio schwimmt man hier.<br />

Und sollen dich nicht unsre Haken packen.<br />

So bleib im Peche nur, sonst fassen wir.“<br />

Gleich stießen sie mit tausend scharfen Zacken<br />

Und schrien: ” Dein Tänzchen mache hier versteckt.<br />

Such’ unten einem etwas abzuzwacken.“<br />

Nicht anders macht’s ein Koch, wenn er entdeckt.<br />

Das Fleisch im Kessel komm’ emporgeschwommen,<br />

Und schnell es mit dem Haken untersteckt.<br />

Virgil sprach: ” Geh, eh’ sie dich wahrgenommen.<br />

Und ducke dich bei jener Felsenbank;<br />

Durch diese wirst du ein’gen Schirm bekommen.<br />

Mir ist das Ding nicht fremd, drum bleibe frank<br />

Von jeder Furcht, was man mir auch erzeige.<br />

Denn früher war ich schon in solchem Zank.“<br />

Dann ging er jenseits auf dem Felsensteige,<br />

Und wie er hingelangt zum sechsten Strand,<br />

Tat’s not ihm, daß er sichre Stirne zeige.<br />

Denn wie in Sturm und Wut hervorgerannt,<br />

<strong>Die</strong> Haushund’ auf den armen Bettler fallen.<br />

Wenn er am Haus, laut flehend, stillestand;<br />

So stürzten jen’ aus dunkeln Felsenhallen<br />

Und streckten all auf ihn die Haken hin,<br />

Er aber schrie: ” Zurück jetzt mit euch allen.<br />

Mich anzuhaken habt ihr wohl im Sinn?<br />

Doch tret erst einer vor, um mich zu sprechen,<br />

Und dann bedenkt, ob ich zu packen bin.“<br />

” Geh vor denn, Stachelschwanz.“ So schrien die Frechen,<br />

Und einer kam, die andern blieben stehn –<br />

Und fragte, wie er wag’, hier einzubrechen?<br />

37 Del nostro ponte disse: ” O Malebranche,<br />

ecco un de li anzïan di Santa Zita!<br />

Mettetel sotto, ch’i’ torno per anche<br />

40 a quella terra, che n’è ben fornita:<br />

ogn’uom v’è barattier, fuor che Bonturo;<br />

del no, per li denar, vi si fa ita.“<br />

43 Là giù ’l buttò, e per lo scoglio duro<br />

si volse; e mai non fu mastino sciolto<br />

con tanta fretta a seguitar lo furo.<br />

46 Quel s’attuffò, e tornò sù convolto;<br />

ma i demon che del ponte avean coperchio,<br />

gridar: ” Qui non ha loco il Santo Volto!<br />

49 qui si nuota altrimenti che nel Serchio!<br />

Però, se tu non vuo’ di nostri graffi,<br />

non far sopra la pegola soverchio.“<br />

52 Poi l’addentar con più di cento raffi,<br />

disser: ” Coverto convien che qui balli,<br />

sì che, se puoi, nascosamente accaffi.“<br />

55 Non altrimenti i cuoci a’ lor vassalli<br />

fanno attuffare in mezzo la caldaia<br />

la carne con li uncin, perché non galli.<br />

58 Lo buon maestro ” Acciò che non si paia<br />

che tu ci sia,“ mi disse, ” giù t’acquatta<br />

dopo uno scheggio, ch’alcun schermo t’aia;<br />

61 e per nulla offension che mi sia fatta,<br />

non temer tu, ch’i’ ho le cose conte,<br />

perch’altra volta fui a tal baratta.“<br />

64 Poscia passò di là dal co del ponte;<br />

e com’el giunse in su la ripa sesta,<br />

mestier li fu d’aver sicura fronte.<br />

67 Con quel furore e con quella tempesta<br />

ch’escono i cani a dosso al poverello<br />

che di sùbito chiede ove s’arresta,<br />

70 usciron quei di sotto al ponticello,<br />

e volser contra lui tutt’i runcigli;<br />

ma el gridò: ” Nessun di voi sia fello!<br />

73 Innanzi che l’uncin vostro mi pigli,<br />

traggasi avante l’un di voi che m’oda,<br />

e poi d’arruncigliarmi si consigli.“<br />

76 Tutti gridaron: ” Vada Malacoda!“;<br />

per ch’un si mosse – e li altri stetter fermi –<br />

e venne a lui dicendo: ” Che li approda?“


Seite 68 Inferno: Canto XXI<br />

” Wie“, sprach mein Meister, würdest du mich sehn.<br />

”<br />

Wie würd’ ich wagen, je hier einzudringen,<br />

War’ ich auch sicher, euch zu wiederstehn,<br />

Wenn’s Gott und Schicksal also nicht verhingen?<br />

Drum laß mich zieh’n, der Himmel will, ich soll<br />

Als Führer einen durch die Hölle bringen.“<br />

Der Haken fiel, da dieses Wort erscholl,<br />

Ihm aus der Hand, so hatt’ ihn Furcht durchschauert.<br />

” Gesellen,“ rief er aus, laßt euren Groll!“<br />

”<br />

” Du, der dort zwischen Felsenstücken kauert,“<br />

Rief nun mein Meister, eile zu mir her,<br />

”<br />

Da jetzt kein Feind mehr auf dem Wege lauert.“<br />

Und vorwärts trat ich und kam schnell daher,<br />

Doch sah ich vorwärts auch die Teufel fahren,<br />

Als gelte nichts die Übereinkunft mehr;<br />

Und war voll Schrecken, wie Capronas Scharen,<br />

<strong>Die</strong>, dem Vertrag zum Trotz, dem Tode nah.<br />

Als sie die Festung übergeben, waren.<br />

Fest drängt’ ich mich an meinen Führer da<br />

Und hielt den Blick gespannt auf ihre Mienen,<br />

Aus denen ich nichts Gutes mir ersah.<br />

Und diese Rede hört’ ich zwischen ihnen:<br />

” Den Haken ihm ins Kreuz? Was meinst du? Sprich!“<br />

Der andre: Ja, du magst ihn nur bedienen!“<br />

”<br />

Doch jener Geist, der mit dem Meister sich<br />

Besprochen, wandte schleunig sich zurücke<br />

Und rief: ” Still, Raufbold, ruhig halte dich.“<br />

Und dann zu uns: ” Auf diesem Felsenstücke<br />

Kommt ihr nicht weiter, denn im tiefen Grund<br />

Liegt längst zertrümmert schon die sechste Brücke.<br />

Und wollt ihr fort, geht oben, längs dem Schlund,<br />

Dann seht ihr vorwärts einen Felsen ragen<br />

Und kommt darauf bis zu dem nächsten Rund.<br />

Denn gestern, um euch alles anzusagen,<br />

War’s just zwölfhundertsechsundsechzig Jahr,<br />

Seit jenen Weg ein Erdenstoß zerschlagen.<br />

Dorthin entsend’ ich ein’ge meiner Schar,<br />

Um Sündern, die sich lüften, nachzuspüren; ,<br />

Mit ihnen geht und fürchtet nicht Gefahr.<br />

Auf, ihr Gesellen, jetzt, euch frisch zu rühren;<br />

Eistreter, Senkflug, Bluthund, kommt heran,<br />

Du, Sträubebart, sollst alle zehen führen.<br />

79<br />

” Credi tu, Malacoda, qui vedermi<br />

esser venuto,“ disse ’l mio maestro,<br />

” sicuro già da tutti vostri schermi,<br />

82 sanza voler divino e fato destro?<br />

<strong>La</strong>scian’andar, ché nel cielo è voluto<br />

ch’i’ mostri altrui questo cammin silvestro.“<br />

85 Allor li fu l’orgoglio sì caduto,<br />

ch’e’ si lasciò cascar l’uncino a’ piedi,<br />

e disse a li altri: ” Omai non sia feruto.“<br />

88 E ’l duca mio a me: ” O tu che siedi<br />

tra li scheggion del ponte quatto quatto,<br />

sicuramente omai a me ti riedi.“<br />

91 Per ch’io mi mossi e a lui venni ratto;<br />

e i diavoli si fecer tutti avanti,<br />

sì ch’io temetti ch’ei tenesser patto;<br />

94 così vid’ïo già temer li fanti<br />

ch’uscivan patteggiati di Caprona,<br />

veggendo sé tra nemici cotanti.<br />

97 I’ m’accostai con tutta la persona<br />

lungo ’l mio duca, e non torceva li occhi<br />

da la sembianza lor ch’era non buona.<br />

100 Ei chinavan li raffi e ” Vuo’ che ’l tocchi,“<br />

diceva l’un con l’altro, ” in sul groppone?“<br />

E rispondien: ” Sì, fa che gliel’accocchi.“<br />

103 Ma quel demonio che tenea sermone<br />

col duca mio, si volse tutto presto<br />

e disse: ” Posa, posa, Scarmiglione!“<br />

106 Poi disse a noi: ” Più oltre andar per questo<br />

iscoglio non si può, però che giace<br />

tutto spezzato al fondo l’arco sesto.<br />

109 E se l’andare avante pur vi piace,<br />

andatevene su per questa grotta;<br />

presso è un altro scoglio che via face.<br />

112 Ier, più oltre cinqu’ ore che quest’otta,<br />

mille dugento con sessanta sei<br />

anni compié che qui la via fu rotta.<br />

115 Io mando verso là di questi miei<br />

a riguardar s’alcun se ne sciorina;<br />

gite con lor, che non saranno rei.“<br />

118<br />

” Tra’ ti avante, Alichino, e Calcabrina,“<br />

cominciò elli a dire, ” e tu, Cagnazzo;<br />

e Barbariccia guidi la decina.


Hölle: Zweiundzwanzigster Gesang Pagina 69<br />

Auf, Drachenblut, Kratzkrall’ und Eberzahn,<br />

Scharfhaker, und auch du, Grimmrot der Tolle,<br />

Und Firlefanz, schickt euch zum Wandern an.<br />

Schaut, wer etwa im Pech auftauchen wolle,<br />

Doch wißt, daß dieses Paar in Sicherheit<br />

Bis zu der nächsten Brücke reisen solle.“<br />

” Ach, guter Meister,“ rief ich, welch Geleit?<br />

”<br />

Ich, meinerseits, ich will es gern entbehren,<br />

Und bin mit dir allein zu gehn bereit.<br />

Sieh nur, wie sie vor Grimm im Innern gären,<br />

Wie sie die Zähne fletschen und mit Droh’n<br />

Nach uns die tiefgezognen Brauen kehren.“<br />

Und er zu mir: ” Nicht fürchte dich, mein Sohn,<br />

<strong>La</strong>ß sie nur fletschen ganz nach Gutbedünken,<br />

Sie tun dies nur zu der Verdammten Hohn“<br />

Sie schwenkten dann sich auf den Damm zur Linken,<br />

Nachdem vorher die Zunge jeder wies,<br />

Hervorgestreckt, dem Hauptmann zuzuwinken,<br />

121 Libicocco vegn’oltre e Draghignazzo,<br />

Cirïatto sannuto e Graffiacane<br />

e Farfarello e Rubicante pazzo.<br />

124 Cercate ’ntorno le boglienti pane;<br />

costor sian salvi infino a l’altro scheggio<br />

che tutto intero va sovra le tane.“<br />

127<br />

” Omè, maestro, che è quel ch’i’ veggio?“<br />

diss’io, deh, sanza scorta andianci soli,<br />

”<br />

se tu sa’ ir; ch’i’ per me non la cheggio.<br />

130 Se tu se’ sì accorto come suoli,<br />

non vedi tu ch’e’ digrignan li denti<br />

e con le ciglia ne minaccian duoli?“<br />

133 Ed elli a me: ” Non vo’ che tu paventi;<br />

lasciali digrignar pur a lor senno,<br />

ch’e’ fanno ciò per li lessi dolenti.“<br />

136 Per l’argine sinistro volta dienno;<br />

ma prima avea ciascun la lingua stretta<br />

coi denti, verso lor duca, per cenno;<br />

Der mit dem hintern Mund zum Abmarsch blies. 139 ed elli avea del cul fatto trombetta.<br />

Zweiundzwanzigster Gesang Canto XXII<br />

Schon sah ich Reiter aus dem <strong>La</strong>ger zieh’n,<br />

<strong>Die</strong> Must’rung machen, in die Feinde brechen,<br />

Auch wohl sich schwenken und zurückeflieh’n;<br />

Von Streifpartei’n sah ich in euren Flächen,<br />

Ihr Aretiner, einst euch hart bedroh’n;<br />

Sah Festturnier und große <strong>La</strong>nzenstechen;<br />

Drommeten hört’ ich, Trommeln, Glockenton,<br />

Sah Rauch und Feuer auch als Kriegeszeichen,<br />

Und fremd’ und heimische Signale schon;<br />

Doch nimmer hieß ein Tonwerkzeug, dergleichen<br />

Ich hier gehört, das Volk zu Roß und Fuß,<br />

Zu <strong>La</strong>nd und Meer, noch vorgehn oder weichen.<br />

Mit zehen Teufeln ging ich, voll Verdruß,<br />

Doch wußt’ ich, daß man Säufer in den Schenken<br />

Und Beter in den Kirchen suchen muß,<br />

Auch war aufs Pech gerichtet all mein Denken,<br />

Um ganz des Orts Bewandtnis zu erspäh’n.<br />

Und welche Leut’ in diese Glut versänken.<br />

Wie die Delphine, die vor Sturmesweh’n<br />

Mit den gebognen Rücken oft verkünden,<br />

Zeit sei’s, sich mit den Schiffen vorzusehn;<br />

1 Io vidi già cavalier muover campo,<br />

e cominciare stormo e far lor mostra,<br />

e talvolta partir per loro scampo;<br />

4 corridor vidi per la terra vostra,<br />

o Aretini, e vidi gir gualdane,<br />

fedir torneamenti e correr giostra;<br />

7 quando con trombe, e quando con campane,<br />

con tamburi e con cenni di castella,<br />

e con cose nostrali e con istrane;<br />

10 né già con sì diversa cennamella<br />

cavalier vidi muover né pedoni,<br />

né nave a segno di terra o di stella.<br />

13 Noi andavam con li diece demoni.<br />

Ahi fiera compagnia! ma ne la chiesa<br />

coi santi, e in taverna coi ghiottoni.<br />

16 Pur a la pegola era la mia ’ntesa,<br />

per veder de la bolgia ogne contegno<br />

e de la gente ch’entro v’era incesa.<br />

19 Come i dalfini, quando fanno segno<br />

a’ marinar con l’arco de la schiena<br />

che s’argomentin di campar lor legno,


Seite 70 Inferno: Canto XXII<br />

So, um Erleichterung der Qual zu finden,<br />

Taucht’ oft ein Sünderrücken auf und schwand<br />

Im Peche dann so schnell, wie Blitze schwinden.<br />

Und wie die Frösch’ an eines Grabens Rand<br />

Mit Beinen, Bauch und Brust im Wasser stecken,<br />

<strong>Die</strong> Schnauzen nur nach außen hingewandt;<br />

So sah man jen’ hervor die Mäuler strecken,<br />

Allein, wenn sie den Sträubebart erschaut,<br />

Sich schleunig in dem heißen Pech verstecken.<br />

Ich sah, und jetzt noch schaudert mir die Haut,<br />

Nur einen harren, wie, wenn all entsprangen.<br />

Ein einzler Frosch noch aus dem Pfuhle schaut.<br />

Kratzkralle, der am weitsten vorgegangen,<br />

Schlug ihm den Haken ins bepichte Haar<br />

Und zog ihn auf, Fischottern gleich, gefangen.<br />

Ich wußte schon, wie jedes Name war<br />

Von ihrer Wahl und, daß mir nichts entfalle.<br />

Nahm ich der Namen dann im Sprechen wahr.<br />

” Frisch, Grimmrot, mit den scharfen Klauen falle<br />

Auf diesen Wicht und zieht ihm ab das Fell.“<br />

So schrien zusammen die Verfluchten alle.<br />

Und ich: ” Mein Meister, o erforsche schnell,<br />

Wer hier in seiner Feinde Hand gerate?<br />

Wer ist wohl der unselige Gesell?“<br />

Worauf mein Führer seiner Seite nahte,<br />

Ihn fragend, wer er sei, wo sein Geschlecht?<br />

” Ich bin gebürtig aus Navarras Staate.<br />

<strong>Die</strong> Mutter gab mich einem Herrn zum Knecht,<br />

Weil sie von einem Prasser mich geboren,<br />

Der all sein Gut und auch sich selbst verzecht.<br />

Zum Freunde dann vom Theobald erkoren,<br />

Dem guten König, trieb ich Gaunerei.<br />

Jetzt leg’ ich Rechnung ab in diesen Mooren.“<br />

Und Eberzahn, aus dessen Munde zwei<br />

Hauzähne ragten, wie aus Schweinefratzen,<br />

Bewies ihm jetzt, wie scharf der eine sei.<br />

<strong>Die</strong> Maus war in den Krallen arger Katzen,<br />

Doch Sträubebart umarmt’ ihn fest und dicht<br />

Und rief: ” Ich halt’ ihn, fort mit euren Tatzen.“<br />

Und zu dem Meister kehrt’ er das Gesicht.<br />

” Willst du, bevor die andern ihn zerreißen,<br />

Noch etwas fragen, wohl, so zaudre nicht.“<br />

22 talor così, ad alleggiar la pena,<br />

mostrav’alcun de’ peccatori ’l dosso<br />

e nascondea in men che non balena.<br />

25 E come a l’orlo de l’acqua d’un fosso<br />

stanno i ranocchi pur col muso fuori,<br />

sì che celano i piedi e l’altro grosso,<br />

28 sì stavan d’ogne parte i peccatori;<br />

ma come s’appressava Barbariccia,<br />

così si ritraén sotto i bollori.<br />

31 I’ vidi, e anco il cor me n’accapriccia,<br />

uno aspettar così, com’elli ’ncontra<br />

ch’una rana rimane e l’altra spiccia;<br />

34 e Graffiacan, che li era più di contra,<br />

li arruncigliò le ’mpegolate chiome<br />

e trassel sù, che mi parve una lontra.<br />

37 I’ sapea già di tutti quanti ’l nome,<br />

sì li notai quando fuorono eletti,<br />

e poi ch’e’ si chiamaro, attesi come.<br />

40<br />

” O Rubicante, fa che tu li metti<br />

li unghioni a dosso, sì che tu lo scuoi!“<br />

gridavan tutti insieme i maladetti.<br />

43 E io: ” Maestro mio, fa, se tu puoi,<br />

che tu sappi chi è lo sciagurato<br />

venuto a man de li avversari suoi.“<br />

46 Lo duca mio li s’accostò allato;<br />

domandollo ond’ei fosse, e quei rispuose:<br />

” I’ fui del regno di Navarra nato.<br />

49 Mia madre a servo d’un segnor mi puose,<br />

che m’avea generato d’un ribaldo,<br />

distruggitor di sé e di sue cose.<br />

52 Poi fui famiglia del buon re Tebaldo;<br />

quivi mi misi a far baratteria,<br />

di ch’io rendo ragione in questo caldo.“<br />

55 E Cirïatto, a cui di bocca uscia<br />

d’ogne parte una sanna come a porco,<br />

li fé sentir come l’una sdruscia.<br />

58 Tra male gatte era venuto ’l sorco;<br />

ma Barbariccia il chiuse con le braccia<br />

e disse: ” State in là, mentr’io lo ’nforco.“<br />

61 E al maestro mio volse la faccia;<br />

” Domanda,“ disse, ancor, se più disii<br />

”<br />

saper da lui, prima ch’altri ’l disfaccia.“


Hölle: Zweiundzwanzigster Gesang Pagina 71<br />

Mein Führer: ” Sprich, wie andre Sünder heißen,<br />

Dort unterm Pech? Sind auch <strong>La</strong>teiner da?“<br />

Und jener sprach: ” Mir war dort in der heißen<br />

Pechflut vor kurzer Zeit noch einer nah!<br />

Was mußt ich doch darüber mich erheben,<br />

Da ich dort nichts von Klau’n und Haken sah!“<br />

” Wir haben’s schon zu lange zugegeben!“<br />

Scharfhaker schrie’s und hakt auf ihn hinein,<br />

Auch blieb ein Stück vom Arm am Haken kleben.<br />

Schon zielte Drachenblut ihm nach dem Bein,<br />

Allein der Hauptmann blickt’ auf seine Scharen<br />

Im Kreis herum und schien ergrimmt zu sein.<br />

Da wandte sich, sobald sie stille waren,<br />

Mein Herr zu ihm, der auf sein wundes Glied<br />

Herniedersah, um mehr noch zu erfahren.<br />

” Wer ist’s, von dem dein Mißgeschick dich schied,<br />

Als du dich nach der Oberfläch’ erhoben?“ –<br />

” Der von Gallura ist’s, der Mönch Gomit.<br />

Im Trug bestand er all und jede Proben,<br />

Des Herrschers Feinde hielt er im Verlies<br />

Und tat mit ihnen, was sie alle loben,<br />

Geld nahm er, wie er selber sagt, und ließ<br />

Sie sachte zieh’n, er, der in Amt und Ehren<br />

Sich sonst als Schelm nicht klein, nein groß erwies.<br />

Viel pflegt’ mit ihm Herr Zanche zu verkehren<br />

Von Logodor – sie schwatzen immerfort.<br />

Als ob sie jetzt noch in Sardinien wären.<br />

Ach, Seht, wie fletscht die Zähne jener dort!<br />

Gern sprach’ ich mehr, doch würd’ er mich kuranzen!<br />

Er droht ja wütend schon bei jedem Wort.“<br />

Doch Sträubebart, gewandt zu Firlefanzen,<br />

Des Auge grimmig glotzte, schalt ihn sehr:<br />

” Verdammter Vogel, wirst du rückwärts tanzen?“<br />

” Willst du,“ begann der bange Wicht nunmehr,<br />

” Willst du Toskaner und Lombarden sehen?<br />

Ich schaffe sie dir nach Belieben her,<br />

Wenn nur die Grimmetatzen ferne stehen.<br />

Und deren Rache sie nicht zittern macht.<br />

Und ich, ich will nicht von der Stelle gehen,<br />

Und locke doch dir leicht statt eines acht,<br />

Sobald ich pfeife, wie wir immer pflegen,<br />

Um anzudeuten, daß kein Teufel wacht.“<br />

64 Lo duca dunque: ” Or dì: de li altri rii<br />

conosci tu alcun che sia latino<br />

sotto la pece?“ E quelli: ” I’ mi partii,<br />

67 poco è, da un che fu di là vicino.<br />

Così foss’io ancor con lui coperto,<br />

ch’i’ non temerei unghia né uncino!“<br />

70 E Libicocco ” Troppo avem sofferto,“<br />

disse; e preseli ’l braccio col runciglio,<br />

sì che, stracciando, ne portò un lacerto.<br />

73 Draghignazzo anco i volle dar di piglio<br />

giuso a le gambe; onde ’l decurio loro<br />

si volse intorno intorno con mal piglio.<br />

76 Quand’elli un poco rappaciati fuoro,<br />

a lui, ch’ancor mirava sua ferita,<br />

domandò ’l duca mio sanza dimoro:<br />

79<br />

” Chi fu colui da cui mala partita<br />

di’ che facesti per venire a proda?“<br />

Ed ei rispuose: Fu frate Gomita,<br />

”<br />

82 quel di Gallura, vasel d’ogne froda,<br />

ch’ebbe i nemici di suo donno in mano,<br />

e fé sì lor, che ciascun se ne loda.<br />

85 Danar si tolse e lasciolli di piano,<br />

sì com’e’ dice; e ne li altri offici anche<br />

barattier fu non picciol, ma sovrano.<br />

88 Usa con esso donno Michel Zanche<br />

di Logodoro; e a dir di Sardigna<br />

le lingue lor non si sentono stanche.<br />

91 Omè, vedete l’altro che digrigna;<br />

i’ direi anche, ma i’ temo ch’ello<br />

non s’apparecchi a grattarmi la tigna.“<br />

94 E ’l gran proposto, vòlto a Farfarello<br />

che stralunava li occhi per fedire,<br />

disse: ” Fatti ’n costà, malvagio uccello!“<br />

97<br />

” Se voi volete vedere o udire,“<br />

ricominciò lo spaürato appresso,<br />

” Toschi o Lombardi, io ne farò venire;<br />

100 ma stieno i Malebranche un poco in cesso,<br />

sì ch’ei non teman de le lor vendette;<br />

e io, seggendo in questo loco stesso,<br />

103 per un ch’io son, ne farò venir sette<br />

quand’io suffolerò, com’è nostro uso<br />

di fare allor che fori alcun si mette.“


Seite 72 Inferno: Canto XXII<br />

Da streckt’ ihm Bluthund seine Schnauz’ entgegen<br />

Und schrie kopfschüttelnd: ” Hört die Büberei!<br />

Er will ins Pech, sobald wir uns bewegen.“<br />

Allein der Sünder, reich an Schelmerei,<br />

Sprach: ” Wahrlich, bübisch bin ich wohl zu nennen.<br />

Denn zu der Meinen Unglück trag’ ich bei.“<br />

Und Senkflug wollt ihm den Versuch vergönnen;<br />

” Springst du,“ hob er mit jenen uneins an,<br />

” So werd’ ich nicht zu Fuße nach dir rennen.<br />

Nein, überm Pech schlag’ ich die Flügel dann.<br />

<strong>La</strong>ßt Platz uns hinter diesem Damme nehmen,<br />

Zu sehn, ob mehr als wir der eine kann.“<br />

Jetzt werdet ihr ein neues Spiel vernehmen.<br />

<strong>Die</strong> Blicke wandten sie, und sehr bereit<br />

War, der der Schlimmste schien, sich zu bequemen.<br />

Doch wohl ersah der Gauner seine Zeit,<br />

Stemmt’ ein die Fuß’ und war mit einem Satze<br />

Von dem, was sie ihm zugedacht, befreit.<br />

Dort standen alle mit verblüffter Fratze.<br />

Und jener, der die Schuld des Fehlers trug,<br />

Flog nach und schrie: ” Du bist in meiner Tatze!“<br />

Umsonst! die Furcht war schneller als der Flug.<br />

Das Pech verbarg bereits den Gauner wieder,<br />

Und rückwärts nahm der Teufel seinen Zug.<br />

So taucht die Ente vor dem Falken nieder,<br />

Und dieser hebt, ergrimmt und matt, vom Teich<br />

Zur Luft empor das sträubende Gefieder.<br />

Eistreter kam, wie jener sank, sogleich<br />

Im schnellsten Fluge durch die Luft geschossen<br />

Und fiel, erbost von diesem Narrenstreich,<br />

Mit seinen scharfen Klau’n auf den Genossen,<br />

Und beide hielten überm Pech voll Wut<br />

In wilder Balgerei sich fest umchlossen.<br />

Doch braucht’ auch jener seine Krallen gut.<br />

Und beide stürzten bald zu den Bepichten,<br />

<strong>Die</strong> sie bewachten, in die heiße Flut.<br />

Der Hitze ward es leicht, den Kampf zu schlichten,<br />

Doch, ganz bepicht das rasche Flügelpaar,<br />

Vermochten sie es nicht, sich aufzurichten.<br />

Und Sträubebart, der sehr betreten war,<br />

Ließ vier der Seinen rasch zu Hilfe fliegen.<br />

<strong>Die</strong> äußerst schnell mit ihren Haken zwar,<br />

106 Cagnazzo a cotal motto levò ’l muso,<br />

crollando ’l capo, e disse: ” Odi malizia<br />

ch’elli ha pensata per gittarsi giuso!“<br />

109 Ond’ei, ch’avea lacciuoli a gran divizia,<br />

rispuose: ” Malizioso son io troppo,<br />

quand’io procuro a’ mia maggior trestizia.“<br />

112 Alichin non si tenne e, di rintoppo<br />

a li altri, disse a lui: ” Se tu ti cali,<br />

io non ti verrò dietro di gualoppo,<br />

115 ma batterò sovra la pece l’ali.<br />

<strong>La</strong>scisi ’l collo, e sia la ripa scudo,<br />

a veder se tu sol più di noi vali.“<br />

118 O tu che leggi, udirai nuovo ludo:<br />

ciascun da l’altra costa li occhi volse,<br />

quel prima, ch’a ciò fare era più crudo.<br />

121 Lo Navarrese ben suo tempo colse;<br />

fermò le piante a terra, e in un punto<br />

saltò e dal proposto lor si sciolse.<br />

124 Di che ciascun di colpa fu compunto,<br />

ma quei più che cagion fu del difetto;<br />

però si mosse e gridò: ” Tu se’ giunto!“<br />

127 Ma poco i valse: ché l’ali al sospetto<br />

non potero avanzar; quelli andò sotto,<br />

e quei drizzò volando suso il petto:<br />

130 non altrimenti l’anitra di botto,<br />

quando ’l falcon s’appressa, giù s’attuffa,<br />

ed ei ritorna sù crucciato e rotto.<br />

133 Irato Calcabrina de la buffa,<br />

volando dietro li tenne, invaghito<br />

che quei campasse per aver la zuffa;<br />

136 e come ’l barattier fu disparito,<br />

così volse li artigli al suo compagno,<br />

e fu con lui sopra ’l fosso ghermito.<br />

139 Ma l’altro fu bene sparvier grifagno<br />

ad artigliar ben lui, e amendue<br />

cadder nel mezzo del bogliente stagno.<br />

142 Lo caldo sghermitor sùbito fue;<br />

ma però di levarsi era neente,<br />

sì avieno inviscate l’ali sue.<br />

145 Barbariccia, con li altri suoi dolente,<br />

quattro ne fé volar da l’altra costa<br />

con tutt’i raffi, e assai prestamente


Hölle: Dreiundzwanzigster Gesang Pagina 73<br />

Auf sein Geheiß zum Peche niederstiegen.<br />

Wo jeder den Besalbten Hilfe bot,<br />

Doch sahn wir sie gekocht im Sude liegen<br />

148 di qua, di là discesero a la posta;<br />

porser li uncini verso li ’mpaniati,<br />

ch’eran già cotti dentro da la crosta.<br />

Und ließen sie in dieser großen Not. 151 E noi lasciammo lor così ’mpacciati.<br />

Dreiundzwanzigster Gesang Canto XXIII<br />

Wir gingen einsam, schweigend, unbegleitet.<br />

Ich hinterdrein, der Meister mir voraus,<br />

Wie auf dem Weg ein Franziskaner schreitet.<br />

Mir mußte wohl der Teufel wilder Strauß<br />

Äsopens Fabel ins Gedächtnis bringen,<br />

Worin er spricht vom Frosch und von der Maus.<br />

Denn wer Beginn und Schluß von beiden Dingen<br />

Mit reiflicher Erwägung wohl verglich,<br />

Dem konnte Jetzt und Itzt nicht gleicher klingen.<br />

Und wie aus einem der Gedanken sich<br />

Der zweit’ entspinnt, so mußt’ ich weiterdenken,<br />

Und doppelt faßte Furcht und Schrecken mich.<br />

Ich dachte so: <strong>Die</strong> sind in ihren Ränken<br />

Durch uns gestört, beschädigt und geneckt<br />

Und müssen drob sich ärgern und sich kränken.<br />

Wenn dies zur Bosheit noch den Zorn erweckt,<br />

So werden sie uns nach im Fluge brausen,<br />

Wie wild ein Hund sich nach dem Hafen streckt.<br />

Schon fühlt’ ich mir das Haar gesträubt vor Grausen,<br />

Und rückwärts lauschend, rief ich: ” Meister, flieh!<br />

Verbirg uns wo in diesen Felsenklausen.<br />

<strong>Die</strong> Grimmetatzen kommen schon. O sieh,<br />

Sie kommen schon mit einem ganzen Heere!<br />

So, wie ich sie mir denke, fühl’ ich sie!“<br />

Und er zu mir: ” Wenn ich ein Spiegel wäre,<br />

Kaum faßt’ ich doch dein äußres Bild so klar.<br />

Als ich dein inneres mir leicht erkläre.<br />

Jetzt aber nimmst auch du mein Innres wahr<br />

Und kommst mir selber schon mit dem entgegen,<br />

Was für uns beid’ in mir beschlossen war.<br />

Und ist der Abhang rechts nur so gelegen,<br />

Daß man zum nächsten Schlund hinunter kann,<br />

So sollen sie umsonst die Flügel regen.“<br />

Kaum sprach er’s, als die Teufelsjagd begann,<br />

Und mit gespreizter Schwing’, um uns zu fangen.<br />

Kam, nicht gar fern, der wilde Zug heran.<br />

1 Taciti, soli, sanza compagnia<br />

n’andavam l’un dinanzi e l’altro dopo,<br />

come frati minor vanno per via.<br />

4 Vòlt’era in su la favola d’Isopo<br />

lo mio pensier per la presente rissa,<br />

dov’el parlò de la rana e del topo;<br />

7 ché più non si pareggia ’mo’ e ’issa’<br />

che l’un con l’altro fa, se ben s’accoppia<br />

principio e fine con la mente fissa.<br />

10 E come l’un pensier de l’altro scoppia,<br />

così nacque di quello un altro poi,<br />

che la prima paura mi fé doppia.<br />

13 Io pensava così: ’Questi per noi<br />

sono scherniti con danno e con beffa<br />

sì fatta, ch’assai credo che lor nòi.<br />

16 Se l’ira sovra ’l mal voler s’aggueffa,<br />

ei ne verranno dietro più crudeli<br />

che ’l cane a quella lievre ch’elli acceffa’.<br />

19 Già mi sentia tutti arricciar li peli<br />

de la paura e stava in dietro intento,<br />

quand’io dissi: ” Maestro, se non celi<br />

22 te e me tostamente, i’ ho pavento<br />

d’i Malebranche. Noi li avem già dietro;<br />

io li ’magino sì, che già li sento.“<br />

25 E quei: ” S’i’ fossi di piombato vetro,<br />

l’imagine di fuor tua non trarrei<br />

più tosto a me, che quella dentro ’mpetro.<br />

28 Pur mo venieno i tuo’ pensier tra ’ miei,<br />

con simile atto e con simile faccia,<br />

sì che d’intrambi un sol consiglio fei.<br />

31 S’elli è che sì la destra costa giaccia,<br />

che noi possiam ne l’altra bolgia scendere,<br />

noi fuggirem l’imaginata caccia.“<br />

34 Già non compié di tal consiglio rendere,<br />

ch’io li vidi venir con l’ali tese<br />

non molto lungi, per volerne prendere.


Seite 74 Inferno: Canto XXIII<br />

Mein Führer eilte nun, mich zu umfangen,<br />

Der Mutter gleich, die aufwacht beim Getos<br />

Und nahe sieht die Flammen aufgegangen,<br />

Ihr Kind erfaßt und, nur um dessen Los<br />

Bekümmert, nicht um ihr’s, enteilt ins Weite<br />

Entkleidet noch und bis aufs Hemde bloß.<br />

Daß er herab am harten Felsen gleite,<br />

Streckt er sich rücklings an den steilen Hang,<br />

Der jenen Sack verstopft von einer Seite.<br />

Nie hat ein Mühlbach sich mit schnellerm Drang<br />

Aufs Mühlenrad durch seine Rinn’ ergossen,<br />

Als jetzt mein Meister, vor Verfolgung bang,<br />

Von jenem Felsenhang herabgeschossen,<br />

Mich mit sich nehmend, an die Brust gepreßt<br />

Und fest umstrickt, als Kind, nicht als Genossen.<br />

Kaum stand sein Fuß am Rand der Tiefe fest,<br />

So hörten wir sie über jenem Grunde,<br />

Doch er blieb ohne Furcht; denn nimmer läßt<br />

<strong>Die</strong> ew’ge Vorsicht, die im fünften Runde<br />

Als <strong>Die</strong>ner ihrer Macht sie eingesetzt,<br />

Sie wieder vor aus diesem schmalen Schlunde.<br />

Getünchte Leute sahn wir unten jetzt<br />

Im Kreise zieh’n mit langsam-schweren Tritten,<br />

Matt und erschöpft, von Tränen ganz benetzt.<br />

Verhüllt die Augen von Kapuzen, schritten<br />

Sie träg dahin in Kutten, gleich der Tracht<br />

Der Mönch’ in Köln am Rheine zugeschnitten;<br />

Gold außen, blendend durch des Glanzes Pracht,<br />

Von innen Blei, schwer, daß von Stroh erscheinen,<br />

<strong>Die</strong> Friedrich für den Hochverrat erdacht.<br />

O Mantel, lastend unter ew’gen Peinen!<br />

Wir gingen, folgend, zu der Rechten mit,<br />

Aufmerksam auf ihr jammervolles Weinen.<br />

Doch so erschwert war durch die <strong>La</strong>st ihr Tritt,<br />

Daß neben uns, so oft wir vorwärts traten,<br />

Ein neuer Sünder durch das Dunkel schritt.<br />

Ich sprach: ” Oh sieh dich um! ist wohl durch Taten<br />

Und Namen mir von diesen wer bekannt?<br />

Und sage mir’s, sobald wir einem nahten!“<br />

Und einer, der Toskanisch wohl verstand,<br />

Rief hinter uns: ” Oh bleibt ein wenig stehen,<br />

Ihr, die ihr rennt durch dieses dunkle <strong>La</strong>nd.<br />

37 Lo duca mio di sùbito mi prese,<br />

come la madre ch’al romore è desta<br />

e vede presso a sé le fiamme accese,<br />

40 che prende il figlio e fugge e non s’arresta,<br />

avendo più di lui che di sé cura,<br />

tanto che solo una camiscia vesta;<br />

43 e giù dal collo de la ripa dura<br />

supin si diede a la pendente roccia,<br />

che l’un de’ lati a l’altra bolgia tura.<br />

46 Non corse mai sì tosto acqua per doccia<br />

a volger ruota di molin terragno,<br />

quand’ella più verso le pale approccia,<br />

49 come ’l maestro mio per quel vivagno,<br />

portandosene me sovra ’l suo petto,<br />

come suo figlio, non come compagno.<br />

52 A pena fuoro i piè suoi giunti al letto<br />

del fondo giù, ch’e’ furon in sul colle<br />

sovresso noi; ma non lì era sospetto:<br />

55 ché l’alta provedenza che lor volle<br />

porre ministri de la fossa quinta,<br />

poder di partirs’indi a tutti tolle.<br />

58 Là giù trovammo una gente dipinta<br />

che giva intorno assai con lenti passi,<br />

piangendo e nel sembiante stanca e vinta.<br />

61 Elli avean cappe con cappucci bassi<br />

dinanzi a li occhi, fatte de la taglia<br />

che in Clugnì per li monaci fassi.<br />

64 Di fuor dorate son, sì ch’elli abbaglia;<br />

ma dentro tutte piombo, e gravi tanto,<br />

che Federigo le mettea di paglia.<br />

67 Oh in etterno faticoso manto!<br />

Noi ci volgemmo ancor pur a man manca<br />

con loro insieme, intenti al tristo pianto;<br />

70 ma per lo peso quella gente stanca<br />

venìa sì pian, che noi eravam nuovi<br />

di compagnia ad ogne mover d’anca.<br />

73 Per ch’io al duca mio: ” Fa che tu trovi<br />

alcun ch’al fatto o al nome si conosca,<br />

e li occhi, sì andando, intorno movi.“<br />

76 E un che ’ntese la parola tosca,<br />

di retro a noi gridò: ” Tenete i piedi,<br />

voi che correte sì per l’aura fosca!


Hölle: Dreiundzwanzigster Gesang Pagina 75<br />

Was du verlangst, kann wohl durch mich geschehen!“<br />

Da wandte sich mein Herr und sprach: ” Halt an<br />

Und suche langsam, wie er selbst, zu gehen.“<br />

Ich stand und sah nun zwei, die, um zu nah’n,<br />

Sich sehr anstrengten und sich weidlich plagten.<br />

Gehemmt von schwerer <strong>La</strong>st und enger Bahn;<br />

Dann, angelangt, mit keinem Worte fragten,<br />

Vielmehr nach mir den scheelen Blick gedreht,<br />

Sich unter sich besprechend, dieses sagten:<br />

” Der lebt, wie ihr am Zug des Odems seht,<br />

Und welcher Freibrief dient zu ihrem Schilde,<br />

Daß der und jener ohne Bleirock geht?“<br />

Zu mir dann: ” Tusker, der du zu der Gilde<br />

Der Heuchler kommst, zu ihrem trüben Leid,<br />

Wer bist du? Sag’ es uns mit Huld und Milde.“<br />

Und ich: ” Mich hat die Stadt voll Herrlichkeit<br />

Am Arnostrand geboren und erzogen,<br />

Und diesen Körper trug ich jederzeit.<br />

Doch wer seid ihr, von deren Wang’ in Wogen<br />

Ein Tränenstrom so schmerzlich niederrinnt?<br />

Und was hat euch solch Übel zugezogen?“<br />

Und einer sprach: ” <strong>Die</strong> gelben Kutten sind<br />

Von Blei, so schwer, daß ihr Gewicht der Wage,<br />

<strong>Die</strong>’s trägt, ein heulend Knarren abgewinnt.<br />

Lustbrüder waren wir von gleichem Schlage,<br />

Ich Catalano, Loderingo er,<br />

Von deiner Stadt erwählt an einem Tage,<br />

Weil sich zum Friedensstifter eignet, wer<br />

Parteilos selber ist – und wer wir waren,<br />

Zeigt beim Gardingo noch sich ringsumher.“<br />

Und ich begann: ” Das Leid, das ihr erfahren – “<br />

Doch schwieg und mußt’ an dreien Pfählen dort<br />

Gekreuzigt einen auf dem Grund gewahren.<br />

Als er mich sah, verrenkt’ er sich sofort<br />

Und haucht’ in seinen Bart mit lautem Stöhnen,<br />

Und Bruder Catalan sprach dieses Wort:<br />

” Der Angepfählte, dessen Klagen tönen,<br />

Gab einst den Pharisäern diesen Rat:<br />

Mög’ eines Tod fürs Volk den Zorn versöhnen;<br />

Nun liegt er nackt und quer auf unserm Pfad,<br />

Und fühlen muß er, wenn wir drüberwallen,<br />

Wieviel Gewicht von uns ein jeder hat.<br />

79 Forse ch’avrai da me quel che tu chiedi.“<br />

Onde ’l duca si volse e disse: ” Aspetta,<br />

e poi secondo il suo passo procedi.“<br />

82 Ristetti, e vidi due mostrar gran fretta<br />

de l’animo, col viso, d’esser meco;<br />

ma tardavali ’l carco e la via stretta.<br />

85 Quando fuor giunti, assai con l’occhio bieco<br />

mi rimiraron sanza far parola;<br />

poi si volsero in sé, e dicean seco:<br />

88<br />

” Costui par vivo a l’atto de la gola;<br />

e s’e’ son morti, per qual privilegio<br />

vanno scoperti de la grave stola?“<br />

91 Poi disser me: ” O Tosco, ch’al collegio<br />

de l’ipocriti tristi se’ venuto,<br />

dir chi tu se’ non avere in dispregio.“<br />

94 E io a loro: ” I’ fui nato e cresciuto<br />

sovra ’l bel fiume d’Arno a la gran villa,<br />

e son col corpo ch’i’ ho sempre avuto.<br />

97 Ma voi chi siete, a cui tanto distilla<br />

quant’i’ veggio dolor giù per le guance?<br />

e che pena è in voi che sì sfavilla?“<br />

100 E l’un rispuose a me: ” Le cappe rance<br />

son di piombo sì grosse, che li pesi<br />

fan così cigolar le lor bilance.<br />

103 Frati godenti fummo, e bolognesi;<br />

io Catalano e questi Loderingo<br />

nomati, e da tua terra insieme presi<br />

106 come suole esser tolto un uom solingo,<br />

per conservar sua pace; e fummo tali,<br />

ch’ancor si pare intorno dal Gardingo.“<br />

109 Io cominciai: ” O frati, i vostri mali...“;<br />

ma più non dissi, ch’a l’occhio mi corse<br />

un, crucifisso in terra con tre pali.<br />

112 Quando mi vide, tutto si distorse,<br />

soffiando ne la barba con sospiri;<br />

e ’l frate Catalan, ch’a ciò s’accorse,<br />

115 mi disse: ” Quel confitto che tu miri,<br />

consigliò i Farisei che convenia<br />

porre un uom per lo popolo a’ martìri.<br />

118 Attraversato è, nudo, ne la via,<br />

come tu vedi, ed è mestier ch’el senta<br />

qualunque passa, come pesa, pria.


Seite 76 Inferno: Canto XXIV<br />

So wird sein Schwäher auch gestraft, mit allen<br />

Vom Pharisäerrat, durch den so viel<br />

Der schlimmen Saat für Judas Volk gefallen.“<br />

Und wie ich sah, erstaunte selbst Virgil,<br />

Daß er gestreckt am Kreuz an diesem Orte<br />

So schmählich lag im ewigen Exil.<br />

Zum Bruder richtet’ er dann diese Worte:<br />

” Sagt, wenn ihr dürft, ist rechts die Straße frei,<br />

Und ist wohl eine Schlucht dort, die als Pforte<br />

Zu brauchen ist zum Ausgang für uns zwei,<br />

Ohn’ einen von den Teufeln erst zu bannen,<br />

Daß er zum Weitergehn uns Führer sei?“<br />

Und jener drauf: ” Ihr geht nicht weit von dannen,<br />

So seht ihr einen Stein vom großen Rund<br />

Als Steg sich über alle Täler Spannen.<br />

Er ist nur eingestürzt ob diesem Schlund,<br />

Allein ihr könnt die Trümmer leicht ersteigen,<br />

Denn, schief sich lagernd, stehn sie aus dem Grund.“<br />

Ich sah den Herrn das Haupt ein wenig neigen.<br />

Drauf sprach er: ” Mußte doch der Teufel hier<br />

Sich wiederum in schlechtem Ratschlag zeigen.“<br />

Und jener: ” In Bologna merkt’ ich’s mir,<br />

Der Teufel sei ein Lügner stets, ein dreister,<br />

Ja, aller Lügen Vater für und für.“<br />

Nun ging davon mit großem Schritt mein Meister<br />

Und schien ein wenig zornig und erbost,<br />

Und ich verließ die bleibeschwerten Geister<br />

121 E a tal modo il socero si stenta<br />

in questa fossa, e li altri dal concilio<br />

che fu per li Giudei mala sementa.“<br />

124 Allor vid’io maravigliar Virgilio<br />

sovra colui ch’era disteso in croce<br />

tanto vilmente ne l’etterno essilio.<br />

127 Poscia drizzò al frate cotal voce:<br />

” Non vi dispiaccia, se vi lece, dirci<br />

s’a la man destra giace alcuna foce<br />

130 onde noi amendue possiamo uscirci,<br />

sanza costrigner de li angeli neri<br />

che vegnan d’esto fondo a dipartirci.“<br />

133 Rispuose adunque: ” Più che tu non speri<br />

s’appressa un sasso che da la gran cerchia<br />

si move e varca tutt’i vallon feri,<br />

136 salvo che ’n questo è rotto e nol coperchia;<br />

montar potrete su per la ruina,<br />

che giace in costa e nel fondo soperchia.“<br />

139 Lo duca stette un poco a testa china;<br />

poi disse: ” Mal contava la bisogna<br />

colui che i peccator di qua uncina.“<br />

142 E ’l frate: ” Io udi’ già dire a Bologna<br />

del diavol vizi assai, tra ’ quali udi’<br />

ch’elli è bugiardo e padre di menzogna.“<br />

145 Appresso il duca a gran passi sen gì,<br />

turbato un poco d’ira nel sembiante;<br />

ond’io da li ’ncarcati mi parti’<br />

Und folgte der verehrten Spur getrost. 148 dietro a le poste de le care piante.<br />

Vierundzwanzigster Gesang Canto XXIV<br />

In jenem Teil vom jugendlichen Jahre,<br />

Wo Nacht den halben Tag nur deckt, und mild<br />

Im Wassermann erglänzen Phöbus’ Haare,<br />

Malt oft der Reif, wenn Nebel das Gefild<br />

Am Abend deckt, bei scharfen Morgenlüften<br />

Vom Bruder Schnee ein schnellverwischtes Bild.<br />

Wenn dann der Hirt, der Futter von den Triften<br />

Gar nötig braucht, aufsteht und jeden Ort<br />

Schneeweiß erblickt, dann schlägt er sich die Hüften<br />

Und kehrt zum Haus, beklagt sich hier und dort<br />

Und weiß nicht, was zu tun vor großem Leide –<br />

Doch frische Hoffnung faßt er dann sofort.<br />

1 In quella parte del giovanetto anno<br />

che ’l sole i crin sotto l’Aquario tempra<br />

e già le notti al mezzo dì sen vanno,<br />

4 quando la brina in su la terra assempra<br />

l’imagine di sua sorella bianca,<br />

ma poco dura a la sua penna tempra,<br />

7 lo villanello a cui la roba manca,<br />

si leva, e guarda, e vede la campagna<br />

biancheggiar tutta; ond’ei si batte l’anca,<br />

10 ritorna in casa, e qua e là si lagna,<br />

come ’l tapin che non sa che si faccia;<br />

poi riede, e la speranza ringavagna,


Hölle: Vierundzwanzigster Gesang Pagina 77<br />

Denn schon erscheint die Welt in anderm Kleide;<br />

Schnell kommt er nun mit seinem Stab herbei<br />

Und treibt die muntern Schäflein auf die Weide.<br />

So staunt’ ich, daß mein Meister zornig sei,<br />

Daß ungewohnter Mißmut ihn bedrücke;<br />

So schnell auch kam zum Schmerz die Arzenei.<br />

Denn kaum gelangt zu der verfallnen Brücke,<br />

Kehrt’ ihm die Huld, mit der er zu mir trat<br />

Am Fuß des Bergs, aufs Angesicht zurücke.<br />

<strong>Die</strong> Arme breitet’ er, nachdem er Rat<br />

Mit sich gepflogen, wohl den Schutt betrachtend,<br />

Und dann erfaßt’ er mich mit rascher Tat.<br />

Und wie ein Mann, der wohl auf alles achtend.<br />

Im voraus scharf erwägt, was er vermag,<br />

Hob er mich auf ein Felsenstück, beachtend,<br />

Daß nahe dort ein andrer Zacken lag,<br />

Und sprach: ” Anklammre dich, doch wahrgenommen<br />

Sei durch Versuch erst, ob’s dich tragen mag.<br />

Kein Kuttenträger war’ hinaufgekommen.<br />

Da wir, ich fortgeschoben, er so Ieicht,<br />

Mit Mühe nur von Block zu Blocke klommen.<br />

Auch hätt’ ich nimmermehr, und er vielleicht,<br />

Wenn niedrer nicht, als jenseits diesem Grunde<br />

Das Ufer war, des Dammes Höh’ erreicht.<br />

Doch weil sich Übelsäcken nach dem Munde<br />

Des tiefen Brunnens hin allmählich neigt,<br />

So liegt’s von selbst im Bau von jedem Runde,<br />

Daß hier der Damm sich senkt, dort höher steigt.<br />

Am Ende kamen wir bis zu der Spitze,<br />

Wo sich der Felsentrümmer letzte zeigt –<br />

Mir glühte Wang’ und Blut in solcher Hitze,<br />

Daß ich. sobald ich mich hinaufgerafft,<br />

Mich keuchend niederließ auf einem Sitze.<br />

Mein Meister sprach: “Jetzt ziemt dir frische Kraft;<br />

Denn nimmer kommt der Ruhm dem zugeflogen,<br />

Der unter Flaum auf weichem Pfühl erschlafft.<br />

Und wer durchs Leben ruhmlos hingezogen,<br />

Der läßt nur so viel Spur in dieser Welt,<br />

Wie in den Lüften Rauch, Schaum in den Wogen.<br />

Drum auf! wenn Mattigkeit dich niederhält,<br />

Wird sie der Geist, wird jeden Feind besiegen,<br />

Wenn er nicht wie der schwere Leib verfällt.<br />

13 veggendo ’l mondo aver cangiata faccia<br />

in poco d’ora, e prende suo vincastro<br />

e fuor le pecorelle a pascer caccia.<br />

16 Così mi fece sbigottir lo mastro<br />

quand’io li vidi sì turbar la fronte,<br />

e così tosto al mal giunse lo ’mpiastro;<br />

19 ché, come noi venimmo al guasto ponte,<br />

lo duca a me si volse con quel piglio<br />

dolce ch’io vidi prima a piè del monte.<br />

22 Le braccia aperse, dopo alcun consiglio<br />

eletto seco riguardando prima<br />

ben la ruina, e diedemi di piglio.<br />

25 E come quei ch’adopera ed estima,<br />

che sempre par che ’nnanzi si proveggia,<br />

così, levando me sù ver’ la cima<br />

28 d’un ronchione, avvisava un’altra scheggia<br />

dicendo: ” Sovra quella poi t’aggrappa;<br />

ma tenta pria s’è tal ch’ella ti reggia.“<br />

31 Non era via da vestito di cappa,<br />

ché noi a pena, ei lieve e io sospinto,<br />

potavam sù montar di chiappa in chiappa.<br />

34 E se non fosse che da quel precinto<br />

più che da l’altro era la costa corta,<br />

non so di lui, ma io sarei ben vinto.<br />

37 Ma perché Malebolge inver’ la porta<br />

del bassissimo pozzo tutta pende,<br />

lo sito di ciascuna valle porta<br />

40 che l’una costa surge e l’altra scende;<br />

noi pur venimmo al fine in su la punta<br />

onde l’ultima pietra si scoscende.<br />

43 <strong>La</strong> lena m’era del polmon sì munta<br />

quand’io fui sù, ch’i’ non potea più oltre,<br />

anzi m’assisi ne la prima giunta.<br />

46<br />

” Omai convien che tu così ti spoltre,“<br />

disse ’l maestro; ché, seggendo in piuma,<br />

”<br />

in fama non si vien, né sotto coltre;<br />

49 sanza la qual chi sua vita consuma,<br />

cotal vestigio in terra di sé lascia,<br />

qual fummo in aere e in acqua la schiuma.<br />

52 E però leva sù; vinci l’ambascia<br />

con l’animo che vince ogne battaglia,<br />

se col suo grave corpo non s’accascia.


Seite 78 Inferno: Canto XXIV<br />

Erklimmen mußt du noch weit längre Stiegen;<br />

Nicht g’nügt’s, von hier gerettet fortzuzieh’n,<br />

Verstehe mich, so wirst du nie erliegen! ” –<br />

Da stand ich auf; mehr, als ich’s fühlte, schien<br />

Mein Odem frei, die Brust der Bürd’ enthoben,<br />

Auch rief ich: Fort, denn ich bin stark und kühn!<br />

Wir gingen fort – der Fels war rauh, verschoben,<br />

Von Höckern voll und schwierig zu begehn,<br />

Bei weitem steiler auch, als weiter oben.<br />

Um frisch zu scheinen, sprach ich laut im Gehn,<br />

Bis eine Stimm’ aus jenem Grund erschollen,<br />

Verworren, wild und schwierig zu verstehn.<br />

Nicht weiß ich, was die Stimme sagen wollen,<br />

Obwohl ich auf des Bogens Höhe stand,<br />

Doch schien, der sprach, zu zürnen und zu grollen.<br />

Ich stand, das Angesicht zum Grund gewandt,<br />

Doch drang kein Menschenblick in seine Schauer,<br />

Drum sprach ich: “Meister, komm zum nächsten Strand<br />

Und führe mich hinab von dieser Mauer.<br />

Hier hör’ ich zwar, doch ich verstehe nicht,<br />

Und, sehend, unterscheid’ ich nichts genauer. ”<br />

“<strong>Die</strong> Tat ” , sprach er mit freundlichem Gesicht,<br />

“Sei Antwort dir, weil sich’s geziemt, mit Schweigen<br />

Zu tun, was der verständ gen Bitt’ entspricht. ”<br />

Wir eilten, bei der Brück’ hinabzusteigen,<br />

Da, wo sie auf dem achten Damme ruht,<br />

Und hier begann die Tiefe sich zu zeigen.<br />

Ich sah in Knäueln grause Schlangenbrut, –<br />

Und denk’ ich heut der ekeln, mannigfachen<br />

Scheusale noch, so starrt vor Grau’n mein Blut.<br />

Nicht mag sich’s Libyen mehr zum Ruhme machen,<br />

Daß es Blindschleichen, Nattern, Ottern hegt<br />

Und Vipernbrut und gift’ge Wasserdrachen.<br />

Wie solche Pest nicht Äthiopien trägt,<br />

So tönt am ganzen Strand kein solch Gezische,<br />

An den die Flut des Roten Meeres schlägt.<br />

Und unter diesem greulichen Gemische<br />

Lief eine nackte, schreckensvolle Schar,<br />

Nicht hoffend, daß sie je von dort entwische.<br />

Am Rücken band die Hand’ ein Schlangenpaar,<br />

Das Schwanz und Haupt durch Kreuz und Nieren steckte<br />

Und vorn zu einem Knäu’I verschlungen war.<br />

55 Più lunga scala convien che si saglia;<br />

non basta da costoro esser partito.<br />

Se tu mi ’ntendi, or fa sì che ti vaglia.“<br />

58 Leva’ mi allor, mostrandomi fornito<br />

meglio di lena ch’i’ non mi sentia,<br />

e dissi: ” Va, ch’i’ son forte e ardito.“<br />

61 Su per lo scoglio prendemmo la via,<br />

ch’era ronchioso, stretto e malagevole,<br />

ed erto più assai che quel di pria.<br />

64 Parlando andava per non parer fievole;<br />

onde una voce uscì de l’altro fosso,<br />

a parole formar disconvenevole.<br />

67 Non so che disse, ancor che sovra ’l dosso<br />

fossi de l’arco già che varca quivi;<br />

ma chi parlava ad ire parea mosso.<br />

70 Io era vòlto in giù, ma li occhi vivi<br />

non poteano ire al fondo per lo scuro;<br />

per ch’io: ” Maestro, fa che tu arrivi<br />

73 da l’altro cinghio e dismontiam lo muro;<br />

ché, com’i’ odo quinci e non intendo,<br />

così giù veggio e neente affiguro.“<br />

76<br />

” Altra risposta,“ disse, non ti rendo<br />

”<br />

se non lo far; ché la dimanda onesta<br />

si de’ seguir con l’opera tacendo.“<br />

79 Noi discendemmo il ponte da la testa<br />

dove s’aggiugne con l’ottava ripa,<br />

e poi mi fu la bolgia manifesta:<br />

82 e vidivi entro terribile stipa<br />

di serpenti, e di sì diversa mena<br />

che la memoria il sangue ancor mi scipa.<br />

85 Più non si vanti Libia con sua rena;<br />

ché se chelidri, iaculi e faree<br />

produce, e cencri con anfisibena,<br />

88 né tante pestilenzie né sì ree<br />

mostrò già mai con tutta l’Etïopia<br />

né con ciò che di sopra al Mar Rosso èe.<br />

91 Tra questa cruda e tristissima copia<br />

corrëan genti nude e spaventate,<br />

sanza sperar pertugio o elitropia:<br />

94 con serpi le man dietro avean legate;<br />

quelle ficcavan per le ren la coda<br />

e ’l capo, ed eran dinanzi aggroppate.


Hölle: Vierundzwanzigster Gesang Pagina 79<br />

Da stürzt’ auf einen, den ich dort entdeckte,<br />

Ein Ungeheu’r, das ihm den Hals durchstach<br />

Und aus dem Nacken vor die Zunge streckte.<br />

Und eh’ man Amen sagt und Oh und Ach,<br />

Sah ich, wie er, entzündet und in Flammen,<br />

Auch schon als Staub in sich zusammenbrach.<br />

Und wie die Glieder kaum in nichts verschwammen,<br />

So fügte sich, gesammelt, alsobald<br />

Der Staub zur vorigen Gestalt zusammen.<br />

So stirbt der Phönix, fünf Jahrhundert’ alt,<br />

(<strong>Die</strong> großen Weisen sagen’s) sich bekleidend<br />

Mit neuerzeugter Jugend und Gestalt,<br />

Sich nicht von Kräutern noch von Körnern weidend,<br />

Von Weihrauchtränen und Amomen nur,<br />

In einer Hüll’ aus Nard’ und Myrrhe scheidend.<br />

Und gleich wie der, der ohne Lebensspur<br />

Zu Boden sank, vielleicht vom Krampf gebunden,<br />

Vielleicht auch, weil in ihn ein Dämon fuhr.<br />

Sich umschaut, wenn er sich emporgewunden,<br />

Und um sich schauend stöhnt, verwirrt,<br />

Von großer Todesangst, die er empfunden;<br />

So war der aufgestandne Sünder jetzt. –<br />

Oh möge keiner Gottes Rach’ entzünden,<br />

Der solche Streich’ in deinem Zorn versetzt!<br />

Gebeten, seinen Namen zu verkünden,<br />

Entgegnet’ er: “Ich bin seit kurzem hier,<br />

Von Tuscien hergestürzt nach diesen Schlünden.<br />

Ich lebte nicht als Mensch, ich lebt’ als Tier,<br />

Ich, Bastard Fucci, den man Vieh benannte.<br />

Und würd’ge Höhle war Pistoja mir. ”<br />

Ich sprach, indem ich mich zum Meister wandte:<br />

“Er weicht uns aus – doch frag’ ihn: weshalb kam<br />

Er hierher, da er stets von Blutdurst brannte? ”<br />

Aufrichtig ward er, als er dies vernahm,<br />

Und Geist und Angesicht mir zugewendet,<br />

Begann er nun, gedrückt von trüber Scham:<br />

“Mehr schmerzt mich’s, daß dein Schicksal dich gesendet,<br />

Um mich in diesem Jammerstand zu schau’n,<br />

Als daß ich oben meinen <strong>La</strong>uf geendet.<br />

Doch was du fragtest, muß ich dir vertrau’n:<br />

Daß ich im Heiligtum zu stehlen wagte,<br />

Hat mich herabgestürzt in tiefres Grau’n.<br />

97 Ed ecco a un ch’era da nostra proda,<br />

s’avventò un serpente che ’l trafisse<br />

là dove ’l collo a le spalle s’annoda.<br />

100 Né O sì tosto mai né I si scrisse,<br />

com’el s’accese e arse, e cener tutto<br />

convenne che cascando divenisse;<br />

103 e poi che fu a terra sì distrutto,<br />

la polver si raccolse per sé stessa<br />

e ’n quel medesmo ritornò di butto.<br />

106 Così per li gran savi si confessa<br />

che la fenice more e poi rinasce,<br />

quando al cinquecentesimo anno appressa;<br />

109 erba né biado in sua vita non pasce,<br />

ma sol d’incenso lagrime e d’amomo,<br />

e nardo e mirra son l’ultime fasce.<br />

112 E qual è quel che cade, e non sa como,<br />

per forza di demon ch’a terra il tira,<br />

o d’altra oppilazion che lega l’omo,<br />

115 quando si leva, che ’ntorno si mira<br />

tutto smarrito de la grande angoscia<br />

ch’elli ha sofferta, e guardando sospira:<br />

118 tal era ’l peccator levato poscia.<br />

Oh potenza di Dio, quant’è severa,<br />

che cotai colpi per vendetta croscia!<br />

121 Lo duca il domandò poi chi ello era;<br />

per ch’ei rispuose: ” Io piovvi di Toscana,<br />

poco tempo è, in questa gola fiera.<br />

124 Vita bestial mi piacque e non umana,<br />

sì come a mul ch’i’ fui; son Vanni Fucci<br />

bestia, e Pistoia mi fu degna tana.“<br />

127 E ïo al duca: ” Dilli che non mucci,<br />

e domanda che colpa qua giù ’l pinse;<br />

ch’io ’l vidi omo di sangue e di crucci.“<br />

130 E ’l peccator, che ’ntese, non s’infinse,<br />

ma drizzò verso me l’animo e ’l volto,<br />

e di trista vergogna si dipinse;<br />

133 poi disse: ” Più mi duol che tu m’ hai colto<br />

ne la miseria dove tu mi vedi,<br />

che quando fui de l’altra vita tolto.<br />

136 Io non posso negar quel che tu chiedi;<br />

in giù son messo tanto perch’io fui<br />

ladro a la sagrestia d’i belli arredi,


Seite 80 Inferno: Canto XXV<br />

Drob litten manche fälschlich Angeklagte. –<br />

Daß du mich sahst, soll wenig dich erfreu’n,<br />

Kommst du je fort von hier, wo’s nimmer tagte.<br />

Drum hör’, um jetzt dein Hierein zu bereu’n:<br />

Pistoja wird die Schwarzen erst verjagen,<br />

Und dann Florenz so Volk als Sitt’ erneu’n.<br />

Aus Nebeln, die auf Magras Tale lagen,<br />

Zieht Mars den schweren Wetterdunst heraus,<br />

Und Sturme tosen dann und Blitze schlagen<br />

Auf dem Picener Feld im wilden Strauß,<br />

Daß sich zerstreut die Nebel plötzlich senken,<br />

Und alle Weißen flieh’n in Angst und Graus.<br />

<strong>Die</strong>s aber sagt’ ich dir, um dich zu kränken. ”<br />

139 e falsamente già fu apposto altrui.<br />

Ma perché di tal vista tu non godi,<br />

se mai sarai di fuor da’ luoghi bui,<br />

142 apri li orecchi al mio annunzio, e odi.<br />

Pistoia in pria d’i Neri si dimagra;<br />

poi Fiorenza rinova gente e modi.<br />

145 Tragge Marte vapor di Val di Magra<br />

ch’è di torbidi nuvoli involuto;<br />

e con tempesta impetüosa e agra<br />

148 sovra Campo Picen fia combattuto;<br />

ond’ei repente spezzerà la nebbia,<br />

sì ch’ogne Bianco ne sarà feruto.<br />

151 E detto l’ ho perché doler ti debbia!“<br />

Fünfundzwanzigster Gesang Canto XXV<br />

Er sprach’s und hob die Hand’ empor mit Spott,<br />

Ließ beide Daumen durch die Finger ragen<br />

Und rief dann aus: ” Nimm’s hin, dies gilt dir, Gott!“<br />

Seitdem seh’ ich die Schlangen mit Behagen,<br />

Weil gleich um seinen Hals sich eine wand,<br />

Als sagte sie: Du sollst nichts weiter sagen.<br />

<strong>Die</strong> zweite schlang sich um die Arm’ und band<br />

Sie vorn, sich selbst umwickelnd, so zusammen,<br />

Daß er nicht Raum damit zu zucken fand.<br />

Was übergibst du dich nicht selbst den Flammen,<br />

Pistoja, du, und tilgst dich in der Glut?<br />

Sind Frevler alle doch, die dir entstammen?<br />

Nie fand ich so verruchten Übermut.<br />

Selbst Kapaneus’ gottlästerndes Erfrechen<br />

Erhob sich nicht zu dieses <strong>Die</strong>bes Wut.<br />

Er floh von dannen, ohn’ ein Wort zu sprechen,<br />

Und ein Zentaur kam rennend, pfeilgeschwind,<br />

Und schrie voll Wut: ” Wo find’ ich diesen Frechen?“<br />

Nicht glaub’ ich, daß so viel der Schlangen sind<br />

An Tusciens Strand, als ihm am Kreuze hingen.<br />

Bis dahin, wo des Menschen Form beginnt.<br />

Ein Drache hielt mit ausgespreizten Schwingen<br />

Sich an den Schultern fest und spie mit Macht<br />

Glut auf uns alle, die vorübergingen.<br />

Da sprach mein Meister: ” Kakus ist’s, hab’ acht!<br />

Er ist es, der so oft zu blut’gen Teichen<br />

<strong>Die</strong> Auen unterm Aventin gemacht.<br />

1 Al fine de le sue parole il ladro<br />

le mani alzò con amendue le fiche,<br />

gridando: ” Togli, Dio, ch’a te le squadro!“<br />

4 Da indi in qua mi fuor le serpi amiche,<br />

perch’una li s’avvolse allora al collo,<br />

come dicesse ’Non vo’ che più diche’;<br />

7 e un’altra a le braccia, e rilegollo,<br />

ribadendo sé stessa sì dinanzi,<br />

che non potea con esse dare un crollo.<br />

10 Ahi Pistoia, Pistoia, ché non stanzi<br />

d’incenerarti sì che più non duri,<br />

poi che ’n mal fare il seme tuo avanzi?<br />

13 Per tutt’i cerchi de lo ’nferno scuri<br />

non vidi spirto in Dio tanto superbo,<br />

non quel che cadde a Tebe giù da’ muri.<br />

16 El si fuggì che non parlò più verbo;<br />

e io vidi un centauro pien di rabbia<br />

venir chiamando: ” Ov’è, ov’è l’acerbo?“<br />

19 Maremma non cred’io che tante n’abbia,<br />

quante bisce elli avea su per la groppa<br />

infin ove comincia nostra labbia.<br />

22 Sovra le spalle, dietro da la coppa,<br />

con l’ali aperte li giacea un draco;<br />

e quello affuoca qualunque s’intoppa.<br />

25 Lo mio maestro disse: ” Questi è Caco,<br />

che, sotto ’l sasso di monte Aventino,<br />

di sangue fece spesse volte laco.


Hölle: Fünfundzwanzigster Gesang Pagina 81<br />

Er geht nicht einen Weg mit seinesgleichen,<br />

Weil er als <strong>Die</strong>b den schlauen Trug vollführt,<br />

Mit jener großen Herde zu entweichen.<br />

Dafür ward ihm der Lohn, der ihm gebührt,<br />

Weil Herkuls Keul’ ihn traf mit hundert Schlägen,<br />

Von welchen er vielleicht nicht zehn gespürt.“<br />

Enteilt war Kakus schon und uns entgegen<br />

Herkamen drei an jenem tiefen Ort,<br />

Doch könnt’ uns erst ihr laut Geschrei bewegen,<br />

Auf sie hinabzuschau’n: ” Wer seid ihr dort?“<br />

Drum blieben wir in der Erzählung stehen<br />

Und horchten hin nach dieser Schatten Wort.<br />

Von ihnen hatt’ ich keinen je gesehen,<br />

Da rief den andern einer dieser drei<br />

Und nannt’ ihn, wie’s durch Zufall oft geschehen.<br />

” Wo bleibst du, Cianfa?“ rief er, Komm herbei!“<br />

”<br />

Drum legt’ ich auf die Lippen meinen Finger,<br />

Damit mein Führer horch’ und stille sei.<br />

Meinst du jetzt, Leser, daß ich Hinterbringer<br />

Von eiteln Fabeln sei, so staun’ ich nicht;<br />

Ich sah’s, doch ist mein Zweifel kaum geringer.<br />

Von vornher warf sich, wie ich das Gesicht<br />

Auf sie gekehrt, schnell eine von den Schlangen<br />

Mit drei Paar Füßen her und packt’ ihn dicht.<br />

Der Bauch ward von dem mittlern Paar umfangen,<br />

Indes das vordre Paar die Arm’ umfing,<br />

Dann schlug sie ihre Zähn’ in beide Wangen.<br />

Wie an den Lenden drauf das Hintre hing,<br />

Schlug sie den Schwanz durch zwischen beiden Beinen<br />

Und drückt’ ihn hinten an als engen Ring.<br />

Kein Efeu kann dem Baum sich so vereinen,<br />

Wie dieses Ungetüm sich wunderbar<br />

An jenes Glieder schmiegte mit den seinen.<br />

Zusammen klebte plötzlich dann dies Paar,<br />

Wie warmes Wachs, die Farben so vermengend,<br />

Daß keins von beiden mehr dasselbe war,<br />

Gleichwie die Flammen, ein Papier versengend,<br />

Bevor es brennt, mit Braun es überzieh’n,<br />

Noch eh’ es Schwarz wird, schon das Weiß verdrängend.<br />

<strong>Die</strong> andern beiden, ihn betrachtend, schrien:<br />

” Weh dir, Agnel, du bist nicht zwei, nicht einer!<br />

Doch sieh, dir ist ein andres Bild verlieh’n!“<br />

28 Non va co’ suoi fratei per un cammino,<br />

per lo furto che frodolente fece<br />

del grande armento ch’elli ebbe a vicino;<br />

31 onde cessar le sue opere biece<br />

sotto la mazza d’Ercule, che forse<br />

gliene diè cento, e non sentì le diece.“<br />

34 Mentre che sì parlava, ed el trascorse,<br />

e tre spiriti venner sotto noi,<br />

de’ quai né io né ’l duca mio s’accorse,<br />

37 se non quando gridar: ” Chi siete voi?“;<br />

per che nostra novella si ristette,<br />

e intendemmo pur ad essi poi.<br />

40 Io non li conoscea; ma ei seguette,<br />

come suol seguitar per alcun caso,<br />

che l’un nomar un altro convenette,<br />

43 dicendo: ” Cianfa dove fia rimaso?“;<br />

per ch’io, acciò che ’l duca stesse attento,<br />

mi puosi ’l dito su dal mento al naso.<br />

46 Se tu se’ or, lettore, a creder lento<br />

ciò ch’io dirò, non sarà maraviglia,<br />

ché io che ’l vidi, a pena il mi consento.<br />

49 Com’io tenea levate in lor le ciglia,<br />

e un serpente con sei piè si lancia<br />

dinanzi a l’uno, e tutto a lui s’appiglia.<br />

52 Co’ piè di mezzo li avvinse la pancia<br />

e con li anterïor le braccia prese;<br />

poi li addentò e l’una e l’altra guancia;<br />

55 li diretani a le cosce distese,<br />

e miseli la coda tra ’mbedue<br />

e dietro per le ren sù la ritese.<br />

58 Ellera abbarbicata mai non fue<br />

ad alber sì, come l’orribil fiera<br />

per l’altrui membra avviticchiò le sue.<br />

61 Poi s’appiccar, come di calda cera<br />

fossero stati, e mischiar lor colore,<br />

né l’un né l’altro già parea quel ch’era:<br />

64 come procede innanzi da l’ardore,<br />

per lo papiro suso, un color bruno<br />

che non è nero ancora e ’l bianco more.<br />

67 Li altri due ’l riguardavano, e ciascuno<br />

gridava: ” Omè, Agnel, come ti muti!<br />

Vedi che già non se’ né due né uno.“


Seite 82 Inferno: Canto XXV<br />

Schon war vereint der Schlange Kopf und seiner,<br />

Aus zwei Gestalten sah man ein’ entstehn,<br />

Vermischt, verwirrt, doch gleich von beiden keiner.<br />

<strong>Die</strong> Arme sah man auseinandergehn;<br />

Sie wurden vier, und Bauch und Brust und Lenden,<br />

Sie wurden Glieder, wie man nie gesehn.<br />

Es schien, als ob die vor’gen ganz verschwänden.<br />

Nicht zwei, nicht einer schien’s, und ganz entstellt<br />

Sah ich das Bild sich langsam abwärts wenden.<br />

Gleichwie die Eidechs öfters, wenn die Welt<br />

Der Hundstern peitscht, blitzschnell von Dorn zu Dorne,<br />

Von Zaun zu Zaun quer durch die Straße schnellt,<br />

So fuhr jetzt eine Schlang’ in wildem Zorne<br />

Auf jene zwei nach ihren Bäuchen hin,<br />

Bläulich und schwarz, gleich einem Pfefferkorne.<br />

Und durch den Teil, der bei des Seins Beginn<br />

Uns Nahrung zuführt, bohrte sie den einen,<br />

Dann fiel sie ausgestreckt vor ihm dahin.<br />

Er sah sie starr, mit festgeschlossnen Beinen,<br />

Stillschweigend, gähnend, an, und mußte mir<br />

Wie schläfrig oder fieberhaft erscheinen.<br />

Nach ihm hin sah die Schlang’ und er nach ihr,<br />

Sie rauchend aus dem Maul, er aus der Wunde,<br />

Dann nahte sich der Rauch von dort und hier.<br />

Still schweige jetzt Lucan mit seiner Kunde<br />

Vom Unglück des Sabell und vom Nasid,<br />

Und horchend häng’ er nur an meinem Munde.<br />

Von Arethus’ und Kadmus schweig’ Ovid;<br />

Denn wenn er ihn zum Drachen umgedichtet.<br />

Und Sie zum Quell, so neid’ ich nicht sein Lied.<br />

Nie hat er von zwei Wesen uns berichtet,<br />

<strong>Die</strong> umgetauscht Gestalt und Stoff und Sein,<br />

Indem sie starr auf sich den Blick gerichtet.<br />

Gleich ging die Wandlung fort in jenen zwei’n.<br />

Zur Gabel spaltete den Schwanz die Schlange,<br />

Und der Gestochne drückte Bein an Bein.<br />

Sie klebten aneinander, und nicht lange<br />

Hatt’ es gewährt, als auch die Fuge schwand,<br />

Verdrängt vom völligen Zusammenhange.<br />

Der Lenden Form, die hier entwich, entstand<br />

Am Gabelschweif; die Haut schien zu erweichen;<br />

Hart ward sie dort, nach Schlangenart gespannt.<br />

70 Già eran li due capi un divenuti,<br />

quando n’apparver due figure miste<br />

in una faccia, ov’eran due perduti.<br />

73 Fersi le braccia due di quattro liste;<br />

le cosce con le gambe e ’l ventre e ’l casso<br />

divenner membra che non fuor mai viste.<br />

76 Ogne primaio aspetto ivi era casso:<br />

due e nessun l’imagine perversa<br />

parea; e tal sen gio con lento passo.<br />

79 Come ’l ramarro sotto la gran fersa<br />

dei dì canicular, cangiando sepe,<br />

folgore par se la via attraversa,<br />

82 sì pareva, venendo verso l’epe<br />

de li altri due, un serpentello acceso,<br />

livido e nero come gran di pepe;<br />

85 e quella parte onde prima è preso<br />

nostro alimento, a l’un di lor trafisse;<br />

poi cadde giuso innanzi lui disteso.<br />

88 Lo trafitto ’l mirò, ma nulla disse;<br />

anzi, co’ piè fermati, sbadigliava<br />

pur come sonno o febbre l’assalisse.<br />

91 Elli ’l serpente e quei lui riguardava;<br />

l’un per la piaga e l’altro per la bocca<br />

fummavan forte, e ’l fummo si scontrava.<br />

94 Taccia Lucano omai là dov’e’ tocca<br />

del misero Sabello e di Nasidio,<br />

e attenda a udir quel ch’or si scocca.<br />

97 Taccia di Cadmo e d’Aretusa Ovidio,<br />

ché se quello in serpente e quella in fonte<br />

converte poetando, io non lo ’nvidio;<br />

100 ché due nature mai a fronte a fronte<br />

non trasmutò sì ch’amendue le forme<br />

a cambiar lor matera fosser pronte.<br />

103 Insieme si rispuosero a tai norme,<br />

che ’l serpente la coda in forca fesse,<br />

e ’l feruto ristrinse insieme l’orme.<br />

106 Le gambe con le cosce seco stesse<br />

s’appiccar sì, che ’n poco la giuntura<br />

non facea segno alcun che si paresse.<br />

109 Togliea la coda fessa la figura<br />

che si perdeva là, e la sua pelle<br />

si facea molle, e quella di là dura.


Hölle: Fünfundzwanzigster Gesang Pagina 83<br />

<strong>Die</strong> Arme sah ich in die Schultern weichen,<br />

Der Schlange kurze Vorderfüße dann,<br />

Wie jene schwanden, weiter vorwärts reichen.<br />

Wie drauf zu jedem Gliede, das der Mann<br />

Zu bergen pflegt, die hinten sich verbanden,<br />

So fing sich sein’s in zwei zu teilen an.<br />

Und unterm Rauch, der beide deckt’, entstanden<br />

Ganz neue Farben, sproßten Haare vor<br />

Und zeigten hier sich, wenn sie dort verschwanden.<br />

Er sank dahin, Sie raffte sich empor,<br />

Doch blieb der Kopf mit jenen starren Blicken,<br />

Durch die er selbst nun seine Form verlor.<br />

An dem, der stand, schien er sich platt zu drücken,<br />

Auch sah man von dem Fleisch, das hinter drang,<br />

<strong>Die</strong> Ohren seitwärts aus den Wangen rücken.<br />

Aus dem, was vorn zurückeblieb, entsprang<br />

Ein Lippenpaar, wie sich’s gebührt, erhoben.<br />

Und eine Nase, zugespitzt und lang.<br />

An dem, der dort lag, trieb der Mund nach oben,<br />

Auch wurden nach der Schneckenhörner Brauch<br />

<strong>Die</strong> Ohren in den Kopf zurückgeschoben.<br />

<strong>Die</strong> Zung’, erst ganz, zur Rede schnell, ward auch<br />

Nunmehr geteilt, und ganz ward die geteilte<br />

Im Mund des andern, und es blieb der Rauch.<br />

Der Geist, jetzt Schlange, zischte laut und eilte<br />

Durch’s Tal davon – der andre spuckt’ ihr nach,<br />

Indem er noch, sie schmähend, dort verweilte.<br />

Dann kehrt’ er ihr den Rucken zu und sprach:<br />

” So schlüpfe, Buoso, nun durch diese Gründe,<br />

Statt meiner, auf dem Bauch in Qual und Schmach.“<br />

So mischt’ im siebenten der <strong>La</strong>sterschlünde<br />

Sich Bild und Bild, drum werde mir’s verzieh’n,<br />

Wenn ich so Neues etwas breit verkünde.<br />

Doch ob mir gleich der Blick geblendet schien,<br />

Und kaum mein Geist vom Staunen sich ermannte,<br />

Doch bargen jene sich nicht so im Flieh’n,<br />

Daß ich den Puccio nicht gar wohl erkannte,<br />

Der einzig von den drei’n, erst hier vereint,<br />

Sich unverwandelt jetzt von dannen wandte.<br />

112 Io vidi intrar le braccia per l’ascelle,<br />

e i due piè de la fiera, ch’eran corti,<br />

tanto allungar quanto accorciavan quelle.<br />

115 Poscia li piè di rietro, insieme attorti,<br />

diventaron lo membro che l’uom cela,<br />

e ’l misero del suo n’avea due porti.<br />

118 Mentre che ’l fummo l’uno e l’altro vela<br />

di color novo, e genera ’l pel suso<br />

per l’una parte e da l’altra il dipela,<br />

121 l’un si levò e l’altro cadde giuso,<br />

non torcendo però le lucerne empie,<br />

sotto le quai ciascun cambiava muso.<br />

124 Quel ch’era dritto, il trasse ver’ le tempie,<br />

e di troppa matera ch’in là venne<br />

uscir li orecchi de le gote scempie;<br />

127 ciò che non corse in dietro e si ritenne<br />

di quel soverchio, fé naso a la faccia<br />

e le labbra ingrossò quanto convenne.<br />

130 Quel che giacëa, il muso innanzi caccia,<br />

e li orecchi ritira per la testa<br />

come face le corna la lumaccia;<br />

133 e la lingua, ch’avëa unita e presta<br />

prima a parlar, si fende, e la forcuta<br />

ne l’altro si richiude; e ’l fummo resta.<br />

136 L’anima ch’era fiera divenuta,<br />

suffolando si fugge per la valle,<br />

e l’altro dietro a lui parlando sputa.<br />

139 Poscia li volse le novelle spalle,<br />

e disse a l’altro: ” I’ vo’ che Buoso corra,<br />

com’ ho fatt’io, carpon per questo calle.“<br />

142 Così vid’io la settima zavorra<br />

mutare e trasmutare; e qui mi scusi<br />

la novità se fior la penna abborra.<br />

145 E avvegna che li occhi miei confusi<br />

fossero alquanto e l’animo smagato,<br />

non poter quei fuggirsi tanto chiusi,<br />

148 ch’i’ non scorgessi ben Puccio Sciancato;<br />

ed era quel che sol, di tre compagni<br />

che venner prima, non era mutato;<br />

Der andre war’s, um den Gaville weint. 151 l’altr’era quel che tu, Gaville, piagni.


Seite 84 Inferno: Canto XXVI<br />

Sechsundzwanzigster Gesang Canto XXVI<br />

Erfreue dich, Florenz, du bist so groß,<br />

Daß du zu <strong>La</strong>nd und Meer die Flügel schwingest,<br />

Und selbst dein Nam’ erklingt im Höllenschoß.<br />

Fünf deiner Bürger fand ich – also zwingest<br />

Du mich zur Scham – den <strong>Die</strong>ben beigefügt,<br />

Wodurch du dir nicht größern Ruhm erringest.<br />

Doch wenn, was man am Morgen träumt, nicht lügt,<br />

So wirst du großes Unglück bald empfinden,<br />

Und Prato selbst, so nah dir, sieht’s vergnügt.<br />

War’s jetzt, nicht würde man’s zu zeitig finden,<br />

So, da’s nun einmal sein muß, war’s jetzt doch.<br />

Denn, älter, werd’ ich’s schwerer nur verwinden.<br />

Wir gingen fort, und übers Felsenjoch<br />

Stieg, wie hinab, hinauf die Zackenleiter<br />

Mein Führer und war meine Stütze noch.<br />

Und, folgend zwischen mancher Felsenscheiter<br />

Und manchem Block dem Pfad im öden Raum,<br />

Kam, wenn die Hand nicht half, der Fuß nicht weiter.<br />

Ich fühlte Schmerz – jetzt fühl’ ich mindern kaum,<br />

Wenn ich zurück an das Erblickte denke,<br />

Und schärfer fass’ ich da des Geistes Zaum,<br />

Damit ich nicht den <strong>La</strong>uf vom Rechten lenke,<br />

Und, was zu meinem Wohl mein Stern bezweckt,<br />

Was höh’re Huld, mir selber feind, nicht kränke.<br />

Soviel der Bau’r, am Hügel hingestreckt,<br />

Zur Zeit, da er, des Blick die Erde lichtet,<br />

Sein Antlitz uns am wenigsten versteckt,<br />

Wenn sich die Fliege vor der Mücke flüchtet,<br />

Johanniswürmchen sieht im Tal entlang,<br />

Wo er mit Hipp’ und Pflug sein Tun verrichtet;<br />

So viele Flammen sah den tiefen Gang<br />

Des achten Tals mein Auge jetzt verklären,<br />

Sobald ich dort war, wo’s zur Tiefe drang.<br />

Wie der, der sich gerächt durch wilde Bären,<br />

Elias’ Wagen sah von dannen zieh’n,<br />

Als das Gespann aufstieg zu Himmelssphären,<br />

Umonst ihm mit dem Auge folgt’ und ihn<br />

Gestaltlos nur als ferne Flamm’ erkannte.<br />

<strong>Die</strong> wie ein leichtes Abendwölkchen schien.<br />

So war’s, wie wandelnd hier manch Flämmchen brannte,<br />

Doch keines war, das seine Beute wies,<br />

Ob jegliches gleich einem Geist entwandte.<br />

1 Godi, Fiorenza, poi che se’ sì grande<br />

che per mare e per terra batti l’ali,<br />

e per lo ’nferno tuo nome si spande!<br />

4 Tra li ladron trovai cinque cotali<br />

tuoi cittadini onde mi ven vergogna,<br />

e tu in grande orranza non ne sali.<br />

7 Ma se presso al mattin del ver si sogna,<br />

tu sentirai, di qua da picciol tempo,<br />

di quel che Prato, non ch’altri, t’agogna.<br />

10 E se già fosse, non saria per tempo.<br />

Così foss’ei, da che pur esser dee!<br />

ché più mi graverà, com’ più m’attempo.<br />

13 Noi ci partimmo, e su per le scalee<br />

che n’avea fatto iborni a scender pria,<br />

rimontò ’l duca mio e trasse mee;<br />

16 e proseguendo la solinga via,<br />

tra le schegge e tra ’ rocchi de lo scoglio<br />

lo piè sanza la man non si spedia.<br />

19 Allor mi dolsi, e ora mi ridoglio<br />

quando drizzo la mente a ciò ch’io vidi,<br />

e più lo ’ngegno affreno ch’i’ non soglio,<br />

22 perché non corra che virtù nol guidi;<br />

sì che, se stella bona o miglior cosa<br />

m’ ha dato ’l ben, ch’io stessi nol m’invidi.<br />

25 Quante ’l villan ch’al poggio si riposa,<br />

nel tempo che colui che ’l mondo schiara<br />

la faccia sua a noi tien meno ascosa,<br />

28 come la mosca cede a la zanzara,<br />

vede lucciole giù per la vallea,<br />

forse colà dov’e’ vendemmia e ara:<br />

31 di tante fiamme tutta risplendea<br />

l’ottava bolgia, sì com’io m’accorsi<br />

tosto che fui là ’ve ’l fondo parea.<br />

34 E qual colui che si vengiò con li orsi<br />

vide ’l carro d’Elia al dipartire,<br />

quando i cavalli al cielo erti levorsi,<br />

37 che nol potea sì con li occhi seguire,<br />

ch’el vedesse altro che la fiamma sola,<br />

sì come nuvoletta, in sù salire:<br />

40 tal si move ciascuna per la gola<br />

del fosso, ché nessuna mostra ’l furto,<br />

e ogne fiamma un peccatore invola.


Hölle: Sechsundzwanzigster Gesang Pagina 85<br />

Am Brückenrande stehend, sah ich dies<br />

Und fiel’, hielt’ ich nicht fest an einem Blocke,<br />

Hinunter, ohne daß mich jemand stieß.<br />

Virgil, der sah, wie mich der Anblick locke,<br />

Sprach nun: ” Jedwedes Feu’r birgt einen Geist,<br />

Und das, worin er brennt, dient ihm zum Rocke.“<br />

Drauf ich: ” <strong>Die</strong> Kunde, die du mir verleihst<br />

Macht mich gewiß; schon glaubt’ ich’s zu erkennen.<br />

Und fragen wollt’ ich schon, wie jener heißt.<br />

Ich sah die Flamm’ in zwei sich oben trennen.<br />

Als sah’ ich in des Scheiterhaufens Glut<br />

Eteokles und seinen Bruder brennen.“<br />

Und er: ” Sie dämpft Ulysseus Übermut<br />

Und Diomeds. Sie laufen hier zusammen<br />

In ihrer Qual, wie einst in ihrer Wut.<br />

Ums Trugroß klagen sie in diesen Flammen,<br />

Und um das Tor, das Ausgang jenen bot,<br />

Der Heldenschar, von der die Römer stammen.<br />

<strong>Die</strong> List beweinen sie, durch die, schon tot,<br />

Noch Deidamia den Achill beklagte,<br />

Auch das Palladium rächt nun ihre Not.“<br />

” Vermögen sie noch hier zu sprechen,“ sagte<br />

Ich drauf zum Meister, o, dann bitt’ ich dich<br />

”<br />

Vieltausendmal, da ich sie gern befragte,<br />

<strong>La</strong>ß mich, bis die geteilte Flamme sich<br />

Zu uns hierherbewegt, ein wenig weilen.<br />

Sieh, hin zu ihr zieht die Begierde mich.“<br />

” Der Bitte“, sprach er, muß ich Lob erteilen,<br />

”<br />

Wie sie verdient; sie sei darum gewährt,<br />

Doch laß die Sprechlust nicht dich übereilen.<br />

<strong>La</strong>ß mir das Wort; ich weiß, was du begehrt.<br />

Spröd blieben sie gewiß bei deinem Worte,<br />

Denn Griechen sind sie, stolz auf ihren Wert.<br />

Als nun die Flamme nah war unserm Orte,<br />

Da hört’ ich diese Red’, als Ort und Zeit<br />

Er für geeignet hielt, von meinem Horte:<br />

“Ihr, die ihr zwei in einer Flamme seid,<br />

Wenn ich euch jemals Grund gab, mich zu lieben,<br />

Da ich dem Ruhm der Helden mich geweiht,<br />

Und in der Welt das hohe Lied geschrieben,<br />

So weilt bei mir und sag’ Ulyß mir an,<br />

Wo auf der Irrfahrt sein Gebein geblieben. ”<br />

43 Io stava sovra ’l ponte a veder surto,<br />

sì che s’io non avessi un ronchion preso,<br />

caduto sarei giù sanz’esser urto.<br />

46 E ’l duca, che mi vide tanto atteso,<br />

disse: ” Dentro dai fuochi son li spirti;<br />

catun si fascia di quel ch’elli è inceso.“<br />

49<br />

” Maestro mio,“ rispuos’io, per udirti<br />

”<br />

son io più certo; ma già m’era avviso<br />

che così fosse, e già voleva dirti:<br />

52 chi è ’n quel foco che vien sì diviso<br />

di sopra, che par surger de la pira<br />

dov’Eteòcle col fratel fu miso?“<br />

55 Rispuose a me: ” Là dentro si martira<br />

Ulisse e Dïomede, e così insieme<br />

a la vendetta vanno come a l’ira;<br />

58 e dentro da la lor fiamma si geme<br />

l’agguato del caval che fé la porta<br />

onde uscì de’ Romani il gentil seme.<br />

61 Piangevisi entro l’arte per che, morta,<br />

Deïdamìa ancor si duol d’Achille,<br />

e del Palladio pena vi si porta.“<br />

64<br />

” S’ei posson dentro da quelle faville<br />

parlar,“ diss’io, maestro, assai ten priego<br />

”<br />

e ripriego, che ’l priego vaglia mille,<br />

67 che non mi facci de l’attender niego<br />

fin che la fiamma cornuta qua vegna;<br />

vedi che del disio ver’ lei mi piego!“<br />

70 Ed elli a me: ” <strong>La</strong> tua preghiera è degna<br />

di molta loda, e io però l’accetto;<br />

ma fa che la tua lingua si sostegna.<br />

73 <strong>La</strong>scia parlare a me, ch’i’ ho concetto<br />

ciò che tu vuoi; ch’ei sarebbero schivi,<br />

perch’e’ fuor greci, forse del tuo detto.“<br />

76 Poi che la fiamma fu venuta quivi<br />

dove parve al mio duca tempo e loco,<br />

in questa forma lui parlare audivi:<br />

79<br />

” O voi che siete due dentro ad un foco,<br />

s’io meritai di voi mentre ch’io vissi,<br />

s’io meritai di voi assai o poco<br />

82 quando nel mondo li alti versi scrissi,<br />

non vi movete; ma l’un di voi dica<br />

dove, per lui, perduto a morir gissi.“


Seite 86 Inferno: Canto XXVI<br />

Der alten Flamme größres Horn begann<br />

Zu flackern erst und murmelnd sich zu regen.<br />

Als wäre sie vom Wind gefaßt, und dann<br />

Rasch hin und her die Spitze zu bewegen,<br />

Gleich einer Zung’, und deutlich tönt’ und klar<br />

Dann aus der Flamm’ uns dieses Wort entgegen:<br />

“Als ich von Circen schied, die mich ein Jahr<br />

Und länger bei Gaëta festgehalten,<br />

Eh’s so benannt noch von Äneas war,<br />

Da ließ ich nicht das Mitleid für den alten<br />

Gebeugten Vater, nicht die Gattenpflicht,<br />

Noch Vaterzärtlichkeit im Herzen walten.<br />

Sie tilgten all in mir das Sehnen nicht,<br />

<strong>Die</strong> Welt zu sehn und alles zu erkunden,<br />

Was sie besitzt, wie das, was ihr gebricht.<br />

Drum warf ich mich, kaum meiner Haft entbunden,<br />

In einem einz’gen Schiff ins offne Meer,<br />

Samt einem Häuflein, das ich treu erfunden.<br />

Nach Spanien führt’ und Libyen hin und her<br />

Ich meine wackre Schar, als kühner Leiter,<br />

Und jedem Eiland jenes Meers umher.<br />

Alt war ich schon und schwach, auch die Begleiter,<br />

Da war mein Schiff am engen Schlunde dort,<br />

Wo Herkuls Säulenpaar gebeut: Nicht weiter!<br />

Als hinter uns nun rechts Sevillas Bord<br />

Und links in Libyen Septas Zinnen waren,<br />

Sprach ich zu den Gefährten dieses Wort:<br />

Brüder, die durch Tausend’ von Gefahren<br />

Ihr hier im Abend kühn euch eingestellt,<br />

Verwendet jetzt, um Neues zu erfahren,<br />

Weil Seele noch und Leib zusammenhält,<br />

Den kurzen Rest von eurem Erdenleben;<br />

Der Sonne nach zur unbewohnten Welt!<br />

Bedenkt, wozu dies Dasein euch gegeben;<br />

Nicht um dem Viehe gleich zu brüten, nein,<br />

Um Wissenschaft und Jugend zu erstreben.<br />

Den Meinen schien dies Wort ein Sporn zu sein,<br />

Kaum hielt ich sie, hätt’ ich gewollt, im Zügel,<br />

Und rastlos ging’s ins weite Meer hinein.<br />

Erst morgenwärts gewandt des Schiffes Spiegel<br />

Ging unser toller Flug dann linker Hand,<br />

Und seiner Eil’ verlieh’n die Ruder Flügel.<br />

85 Lo maggior corno de la fiamma antica<br />

cominciò a crollarsi mormorando,<br />

pur come quella cui vento affatica;<br />

88 indi la cima qua e là menando,<br />

come fosse la lingua che parlasse,<br />

gittò voce di fuori e disse: ” Quando<br />

91 mi diparti’ da Circe, che sottrasse<br />

me più d’un anno là presso a Gaeta,<br />

prima che sì Enëa la nomasse,<br />

94 né dolcezza di figlio, né la pieta<br />

del vecchio padre, né ’l debito amore<br />

lo qual dovea Penelopè far lieta,<br />

97 vincer potero dentro a me l’ardore<br />

ch’i’ ebbi a divenir del mondo esperto<br />

e de li vizi umani e del valore;<br />

100 ma misi me per l’alto mare aperto<br />

sol con un legno e con quella compagna<br />

picciola da la qual non fui diserto.<br />

103 L’un lito e l’altro vidi infin la Spagna,<br />

fin nel Morrocco, e l’isola d’i Sardi,<br />

e l’altre che quel mare intorno bagna.<br />

106 Io e’ compagni eravam vecchi e tardi<br />

quando venimmo a quella foce stretta<br />

dov’Ercule segnò li suoi riguardi<br />

109 acciò che l’uom più oltre non si metta;<br />

da la man destra mi lasciai Sibilia,<br />

da l’altra già m’avea lasciata Setta.<br />

112 “O frati, ” dissi, “che per cento milia<br />

perigli siete giunti a l’occidente,<br />

a questa tanto picciola vigilia<br />

115 d’i nostri sensi ch’è del rimanente<br />

non vogliate negar l’esperïenza,<br />

di retro al sol, del mondo sanza gente.<br />

118 Considerate la vostra semenza:<br />

fatti non foste a viver come bruti,<br />

ma per seguir virtute e canoscenza. ”<br />

121 Li miei compagni fec’io sì aguti,<br />

con questa orazion picciola, al cammino,<br />

che a pena poscia li avrei ritenuti;<br />

124 e volta nostra poppa nel mattino,<br />

de’ remi facemmo ali al folle volo,<br />

sempre acquistando dal lato mancino.


Hölle: Siebenundzwanzigster Gesang Pagina 87<br />

Schon alle Sterne jenes Poles fand<br />

Der Blick der Nacht, und die des unsern klommen<br />

Kaum übers Meer noch an des Himmels Rand.<br />

Schon fünfmal war entzündet und verglommen<br />

Des Mondes Licht, seit wir, dem Glück vertraut,<br />

Durch den verhängnisvollen Paß geschwommen,<br />

Als uns ein Berg erschien, von Dunst umgraut<br />

Vor weiter Fern’, und schien so hoch zu ragen,<br />

Wie ich noch keinen auf der Erd’ erschaut.<br />

Erst jubeln ließ er uns, dann bang verzagen,<br />

Denn einen Wirbelwind fühlt’ ich entstehn<br />

Vom neuen <strong>La</strong>nd und unsern Vorbord schlagen.<br />

Er macht’ uns dreimal mit den Fluten dreh’n,<br />

Dann, als der hintre Teil emporgeschossen,<br />

Nach höh’rem Spruch, den vordern untergehn,<br />

Bis über uns die Wogen sich verschlossen. ”<br />

127 Tutte le stelle già de l’altro polo<br />

vedea la notte, e ’l nostro tanto basso,<br />

che non surgëa fuor del marin suolo.<br />

130 Cinque volte racceso e tante casso<br />

lo lume era di sotto da la luna,<br />

poi che ’ntrati eravam ne l’alto passo,<br />

133 quando n’apparve una montagna, bruna<br />

per la distanza, e parvemi alta tanto<br />

quanto veduta non avëa alcuna.<br />

136 Noi ci allegrammo, e tosto tornò in pianto;<br />

ché de la nova terra un turbo nacque<br />

e percosse del legno il primo canto.<br />

139 Tre volte il fé girar con tutte l’acque;<br />

a la quarta levar la poppa in suso<br />

e la prora ire in giù, com’altrui piacque,<br />

142 infin che ’l mar fu sovra noi richiuso.“<br />

Siebenundzwanzigster Gesang Canto XXVII<br />

Schon aufrecht stand und still der Flamme Haupt,<br />

Und sie entfernte sich in tiefem Schweigen,<br />

Nachdem der süße Dichter ihrs erlaubt.<br />

Wir sah’n nach ihr sich eine zweite zeigen,<br />

Und ein verwirrt Gestöhn, das ihr entquoll,<br />

Macht’ unsern Blick zu ihrer Spitze steigen.<br />

Gleich wie Siziliens Stier, der jammervoll<br />

Zuerst von seines Bildners Schrei’n erbrüllte,<br />

- Und so war’s recht – von dessen Klag’ erscholl,<br />

Den er im innern hohlen Raum verhüllte,<br />

Und, ganz von Erz, in seinem Angstgestöhn<br />

Erschien, als ob ihn selbst der Schmerz erfüllte;<br />

So schien das Klagewort, das in den Höh’n<br />

Und an den Seiten nirgend durchgedrungen,<br />

Erst gleich des Feuers knisterndem Getön.<br />

Doch als es sich zur Spitz’ emporgerungen,<br />

<strong>Die</strong>, wie die Zunge hin und wieder fährt,<br />

Sich bei dem Durchgang hin und her geschwungen.<br />

Da sprach’s: O du, an den mein Wort sich kehrt,<br />

Der du, wie ich vernahm, mit welschem Klange<br />

Gesprochen: Geh, nicht weiter sei beschwert!<br />

Obwohl ich etwas spät hierhergelange,<br />

Doch weil’ und gib auf meine Fragen acht,<br />

Denn sieh, ich weile trotz der Gluten Drange.<br />

1 Già era dritta in sù la fiamma e queta<br />

per non dir più, e già da noi sen gia<br />

con la licenza del dolce poeta,<br />

4 quand’un’altra, che dietro a lei venìa,<br />

ne fece volger li occhi a la sua cima<br />

per un confuso suon che fuor n’uscia.<br />

7 Come ’l bue cicilian che mugghiò prima<br />

col pianto di colui, e ciò fu dritto,<br />

che l’avea temperato con sua lima,<br />

10 mugghiava con la voce de l’afflitto,<br />

sì che, con tutto che fosse di rame,<br />

pur el pareva dal dolor trafitto;<br />

13 così, per non aver via né forame<br />

dal principio nel foco, in suo linguaggio<br />

si convertïan le parole grame.<br />

16 Ma poscia ch’ebber colto lor vïaggio<br />

su per la punta, dandole quel guizzo<br />

che dato avea la lingua in lor passaggio,<br />

19 udimmo dire: ” O tu a cu’ io drizzo<br />

la voce e che parlavi mo lombardo,<br />

dicendo “Istra ten va, più non t’adizzo, ”<br />

22 perch’io sia giunto forse alquanto tardo,<br />

non t’incresca restare a parlar meco;<br />

vedi che non incresce a me, e ardo!


Seite 88 Inferno: Canto XXVII<br />

Bist du zur Reif in diesen dunklen Schacht<br />

Erst jetzt vom süßen <strong>La</strong>tierland geschieden,<br />

Von dem ich alle Schuld hierhergebracht,<br />

So sprich:Hat Krieg Romagna oder Frieden?<br />

Denn da das schöne <strong>La</strong>nd auch mich erzeugt,<br />

So kümmert mich sein Schicksal noch hienieden. ”<br />

Ich stand aufmerksam niederwärts gebeugt,<br />

Da stieß Virgil mich leis und sagte: “Rede,<br />

Ein <strong>La</strong>tier ist er, wie sein Wort bezeugt. ”<br />

Worauf ich schon bereit zur Gegenrede,<br />

Ihn also sonder Zögerung beschied:<br />

“O Seele, hier verborgen, sonder Fehde<br />

War nimmer deines Vaterlands Gebiet,<br />

Weil stets im Kampf der Zwingherrn Herzen wüten;<br />

Doch offenbar war keine, da ich schied.<br />

Ravenna ist, wie’s war; dort pflegt zu brüten,<br />

So wie seit Jahren schon, Polentas Aar,<br />

Des Flügel unter sich auch Cervia hüten<br />

<strong>Die</strong> Stadt, die fest in langer Probe war,<br />

Wo rote Ströme Frankenblutes wallten,<br />

Liegt unterm grünen Leu’n nun ganz und gar.<br />

Verruchios alt’ und neuer Hund, sie walten<br />

Schlimm, wie sie den Montagna einst belohnt,<br />

Da, wo sie eingeholt die Zähne halten.<br />

Das, was am <strong>La</strong>mon und Santerno wohnt,<br />

Läßt sich vom Leu’n im weißen Neste leiten,<br />

Der die Partei vertauscht mit jedem Mond.<br />

Sie, welchen Savios Flut benetzt die Seiten,<br />

Lebt zwischen Sklaverei und freiem Stand,<br />

Wie zwischen dem Gebirg und ebnen Weiten.<br />

Jetzt, bitt’ ich, mach’ uns, wer du bist, bekannt;<br />

Wie der Vergessenheit dein Nam’ enttauche,<br />

So sei nicht härter, als ich andre fand. ”<br />

Da grunzt’ und braust’ es in der Flamme Bauche,<br />

Wie Feuer braust; sie regte hin und her<br />

Das spitze Haupt und gab dann diese Hauche:<br />

“Sprach’ ich zu einem, dessen Wiederkehr<br />

Nach jener Welt ich jemals möglich glaubte,<br />

So regte nie sich diese Flamme mehr.<br />

Doch da dies keinem je die Höll’ erlaubte,<br />

So sag’ ich ohne Furcht vor Schand’ und Schmach,<br />

Was mich hierher stieß und des Heils beraubte.<br />

25 Se tu pur mo in questo mondo cieco<br />

caduto se’ di quella dolce terra<br />

latina ond’io mia colpa tutta reco,<br />

28 dimmi se Romagnuoli han pace o guerra;<br />

ch’io fui d’i monti là intra Orbino<br />

e ’l giogo di che Tever si diserra.“<br />

31 Io era in giuso ancora attento e chino,<br />

quando il mio duca mi tentò di costa,<br />

dicendo: ” Parla tu; questi è latino.“<br />

34 E io, ch’avea già pronta la risposta,<br />

sanza indugio a parlare incominciai:<br />

” O anima che se’ là giù nascosta,<br />

37 Romagna tua non è, e non fu mai,<br />

sanza guerra ne’ cuor de’ suoi tiranni;<br />

ma ’n palese nessuna or vi lasciai.<br />

40 Ravenna sta come stata è molt’anni:<br />

l’aguglia da Polenta la si cova,<br />

sì che Cervia ricuopre co’ suoi vanni.<br />

43 <strong>La</strong> terra che fé già la lunga prova<br />

e di Franceschi sanguinoso mucchio,<br />

sotto le branche verdi si ritrova.<br />

46 E ’l mastin vecchio e ’l nuovo da Verrucchio,<br />

che fecer di Montagna il mal governo,<br />

là dove soglion fan d’i denti succhio.<br />

49 Le città di <strong>La</strong>mone e di Santerno<br />

conduce il lïoncel dal nido bianco,<br />

che muta parte da la state al verno.<br />

52 E quella cu’ il Savio bagna il fianco,<br />

così com’ella sie’ tra ’l piano e ’l monte,<br />

tra tirannia si vive e stato franco.<br />

55 Ora chi se’, ti priego che ne conte;<br />

non esser duro più ch’altri sia stato,<br />

se ’l nome tuo nel mondo tegna fronte.“<br />

58 Poscia che ’l foco alquanto ebbe rugghiato<br />

al modo suo, l’aguta punta mosse<br />

di qua, di là, e poi diè cotal fiato:<br />

61<br />

” S’i’ credesse che mia risposta fosse<br />

a persona che mai tornasse al mondo,<br />

questa fiamma staria sanza più scosse;<br />

64 ma però che già mai di questo fondo<br />

non tornò vivo alcun, s’i’ odo il vero,<br />

sanza tema d’infamia ti rispondo.


Hölle: Siebenundzwanzigster Gesang Pagina 89<br />

Ich war erst Kriegsmann und Mönch hernach,<br />

Um mich vom Fall durch Buß’ emporzurichten;<br />

Gewiß geschah auch, was ich mir versprach.<br />

Allein der Erzpfaff – mög’ ihn Gott vernichten –<br />

Er hat mich neu den Sündern beigesellt,<br />

Wie und warum? das will ich jetzt berichten.<br />

Als ich noch oben lebt’ in eurer Welt,<br />

Da ward ich nimmer mit dem Leu’n verglichen,<br />

Doch öfters wohl dem Fuchse gleichgestellt.<br />

In allen Ränken und geheimen Schlichen<br />

War ich geschickt, in ihrer Übung schlau<br />

Und drum berühmt in allen Himmelsstrichen.<br />

Doch als die Zeit kam, da des Haares Grau<br />

Uns dringend mahnt, das hohe Meer zu scheuen<br />

Und einzuziehn das Segel und das Tau,<br />

Da mußt’ ich, was mir erst gefiel, bereuen,<br />

Ward Mönch und tat nun Buß’ am heil’gen Ort,<br />

Ach, und noch könnt’ ich mich des Heils erfreuen.<br />

Der neuen Pharisäer Herr und Hort<br />

(Im Krieg, mit Juden nicht und Türkenscharen,<br />

Vielmehr am <strong>La</strong>teran und nahe dort,<br />

Weil alle seine Feinde Christen waren,<br />

<strong>Die</strong> nicht bei Acri mit gesiegt und nicht<br />

Des Sultans <strong>La</strong>nd als Schacherer befahren),<br />

Nicht achtet’ er an sich die höchste Pflicht<br />

Und nicht den Strick, der meinen Leib umfangen,<br />

Der jeden mager macht, den er umflicht.<br />

Wie Konstantin Silvestern angegangen,<br />

Ihm Hilf und Rat beim Aussatz zu verleih’n;<br />

So sollt’ ich jetzt als Arzt auf sein Verlangen<br />

Vom Fieber seines Hochmuts ihn befrei’n.<br />

Doch schweigen mußt’ ich und mich selber schämen,<br />

Denn eines Trunknen schien sein Wort zu sein.<br />

Du darfst nicht sorgen, sprach er, noch dich grämen;<br />

Ablaß erteil’ ich dir, mich lehre du:<br />

Wie fang’ ich’s an, Preneste wegzunehmen.<br />

Du weißt, den Himmel schließ’ ich auf und zu,<br />

Denn beide Schlüssel sind mir übergeben,<br />

<strong>Die</strong> Cölestin vertauscht um träge Ruh’.<br />

Nicht war so trift’gem Grund zu widerstreben,<br />

Und da hier schweigen mir das Schlimmste schien,<br />

So sprach ich endlich: Vater, da du eben<br />

67 Io fui uom d’arme, e poi fui cordigliero,<br />

credendomi, sì cinto, fare ammenda;<br />

e certo il creder mio venìa intero,<br />

70 se non fosse il gran prete, a cui mal prenda!,<br />

che mi rimise ne le prime colpe;<br />

e come e quare, voglio che m’intenda.<br />

73 Mentre ch’io forma fui d’ossa e di polpe<br />

che la madre mi diè, l’opere mie<br />

non furon leonine, ma di volpe.<br />

76 Li accorgimenti e le coperte vie<br />

io seppi tutte, e sì menai lor arte,<br />

ch’al fine de la terra il suono uscie.<br />

79 Quando mi vidi giunto in quella parte<br />

di mia etade ove ciascun dovrebbe<br />

calar le vele e raccoglier le sarte,<br />

82 ciò che pria mi piacëa, allor m’increbbe,<br />

e pentuto e confesso mi rendei;<br />

ahi miser lasso! e giovato sarebbe.<br />

85 Lo principe d’i novi Farisei,<br />

avendo guerra presso a <strong>La</strong>terano,<br />

e non con Saracin né con Giudei,<br />

88 ché ciascun suo nimico era cristiano,<br />

e nessun era stato a vincer Acri<br />

né mercatante in terra di Soldano,<br />

91 né sommo officio né ordini sacri<br />

guardò in sé, né in me quel capestro<br />

che solea fare i suoi cinti più macri.<br />

94 Ma come Costantin chiese Silvestro<br />

d’entro Siratti a guerir de la lebbre,<br />

così mi chiese questi per maestro<br />

97 a guerir de la sua superba febbre;<br />

domandommi consiglio, e io tacetti<br />

perché le sue parole parver ebbre.<br />

100 E’ poi ridisse: “Tuo cuor non sospetti;<br />

finor t’assolvo, e tu m’insegna fare<br />

sì come Penestrino in terra getti.<br />

103 Lo ciel poss’io serrare e diserrare,<br />

come tu sai; però son due le chiavi<br />

che ’l mio antecessor non ebbe care. ”<br />

106 Allor mi pinser li argomenti gravi<br />

là ’ve ’l tacer mi fu avviso ’l peggio,<br />

e dissi: “Padre, da che tu mi lavi


Seite 90 Inferno: Canto XXVIII<br />

<strong>Die</strong> Sünde, die ich tun soll, mir verziehn,<br />

So wisse: Viel versprechen, wenig halten,<br />

Dadurch wird deinem Stuhl der Sieg verlieh’n –<br />

Franz wollte, wie ich starb, sein Amt verwalten,<br />

Mich heimzuführen, doch ein Teufel kam<br />

Und sprach: Halt ein, denn den muß ich erhalten.<br />

Er kommt mit mir hinab zu ew’gem Gram,<br />

Weil ich, seitdem er jenen Trug geraten,<br />

Ihn bei dem Haar als meine Beute nahm.<br />

Wer Ablaß will, bereu’ erst seine Taten.<br />

Doch wer bereut und Böses will, der muß<br />

Wohl mit sich selbst in Widerspruch geraten.<br />

Ach! wie ich zuckt’ in Schrecken und Verdruß,<br />

Als er mich faßt’ und, mich von dannen reißend,<br />

Sprach: Meintest du, ich sei kein Logikus?<br />

Zu Minos trug er mich, der, sich umkreisend<br />

Den harten Rücken, bei dem achten Mal<br />

Ausrief, sich in den Schweif vor Ingrimm beißend:<br />

Der wird der Flamme Raub im achten Tal!<br />

Und also ward ich von dem Schlund verschlungen<br />

Und geh’ im Feuerkleid zu ew’ger Qual. ”<br />

Hier endet’ er, und als das Wort verklungen,<br />

Da ging sogleich die Flamme jammernd fort,<br />

Das Horn gedreht und hin und her geschwungen.<br />

Und weiter ging ich nun mit meinem Hort<br />

Zur nächsten Brück’ auf rauhen Felsenpfaden<br />

Und sah im Grund, den Lohn empfangend, dort<br />

109 di quel peccato ov’io mo cader deggio,<br />

lunga promessa con l’attender corto<br />

ti farà trïunfar ne l’alto seggio. ”<br />

112 Francesco venne poi, com’io fu’ morto,<br />

per me; ma un d’i neri cherubini<br />

li disse: “Non portar; non mi far torto.<br />

115 Venir se ne dee giù tra ’ miei meschini<br />

perché diede ’l consiglio frodolente,<br />

dal quale in qua stato li sono a’ crini;<br />

118 ch’assolver non si può chi non si pente,<br />

né pentere e volere insieme puossi<br />

per la contradizion che nol consente. ”<br />

121 Oh me dolente! come mi riscossi<br />

quando mi prese dicendomi: “Forse<br />

tu non pensavi ch’io löico fossi! ”<br />

124 A Minòs mi portò; e quelli attorse<br />

otto volte la coda al dosso duro;<br />

e poi che per gran rabbia la si morse,<br />

127 disse: “Questi è d’i rei del foco furo ” ;<br />

per ch’io là dove vedi son perduto,<br />

e sì vestito, andando, mi rancuro.“<br />

130 Quand’elli ebbe ’l suo dir così compiuto,<br />

la fiamma dolorando si partio,<br />

torcendo e dibattendo ’l corno aguto.<br />

133 Noi passamm’oltre, e io e ’l duca mio,<br />

su per lo scoglio infino in su l’altr’arco<br />

che cuopre ’l fosso in che si paga il fio<br />

<strong>Die</strong>, Zwiespalt stiftend, sich mit Schuld beladen. 136 a quei che scommettendo acquistan carco.<br />

Achtundzwanzigster Gesang Canto XXVIII<br />

Wer könnte je, auch mit dem freisten Wort,<br />

Das Blut, das ich hier sah, die Wunden sagen,<br />

Erzählt’ er auch die Kunde fort und fort.<br />

Jedwede Zunge muß den <strong>Die</strong>nst versagen,<br />

Da Sprach’ und Geist zu eng und schwach erscheint,<br />

So Schreckliches zu fassen und zu tragen.<br />

Und wäre das gesamte Volk vereint,<br />

Das Puglien, das verhängnisvolle, hegte,<br />

<strong>Die</strong>s <strong>La</strong>nd, das einst die blut’ge Schar beweint,<br />

<strong>Die</strong> Rom und jener lange Krieg erlegte,<br />

Wo man so große Beut’ an Ringen fand,<br />

Wie Livius schrieb, der nicht zu irren pflegte,<br />

1 Chi poria mai pur con parole sciolte<br />

dicer del sangue e de le piaghe a pieno<br />

ch’i’ ora vidi, per narrar più volte?<br />

4 Ogne lingua per certo verria meno<br />

per lo nostro sermone e per la mente<br />

c’ hanno a tanto comprender poco seno.<br />

7 S’el s’aunasse ancor tutta la gente<br />

che già, in su la fortunata terra<br />

di Puglia, fu del suo sangue dolente<br />

10 per li Troiani e per la lunga guerra<br />

che de l’anella fé sì alte spoglie,<br />

come Livïo scrive, che non erra,


Hölle: Achtundzwanzigster Gesang Pagina 91<br />

Vereint mit dem, das harte Schläg’ empfand,<br />

Weil’s gegen Robert Guiscard ausgezogen;<br />

Mit dem, des Knochen modern, dort im <strong>La</strong>nd<br />

Bei Ceperan, wo Pugliens Schar gelogen;<br />

Mit dem von Tagliacozzo, wo Alard,<br />

Der Greis, durch List die Waffen aufgewogen;<br />

Und zeigte, wie es dort verstümmelt ward,<br />

Sich jedes Glied, nicht war’ es zu vergleichen<br />

Mit dieses neunten Schlundes Weis’ und Art.<br />

Ein Faß, von welchem Reif und Dauben weichen,<br />

Ist nicht durchlöchert, wie hier einer ging,<br />

Zerfetzt vom Kinn bis zu Gefäß und Weichen,<br />

Dem aus dem Bauch in manchem ekeln Ring<br />

Gedärm und Eingeweid’, wo sich die Speise<br />

In Kot verwandelt, samt dem Magen hing.<br />

Ich schaut’ ihn an und er mich gleicherweise,<br />

Dann riß er mit der Hand die Brust sich auf<br />

Und sprach zu mir: ” Sieh, wie ich mich zerreiße!<br />

Sieh hier das Ziel von Mahoms Lebenslauf!<br />

Vor mir geht Ali, das Gesicht gespalten<br />

Vom Kinn bis zu dem Scheitelhaar hinauf.<br />

Sieh alle, die, da sie auf Erden wallten,<br />

Dort Ärgernis und Trennung ausgesät,<br />

Zerfetzt hier unten ihren Lohn erhalten.<br />

Ein wilder Teufel, der dort hinten steht,<br />

Er ist’s, der jeglichen zerfetzt und schändet,<br />

Mit scharfem Schwert, der dort vorübergeht,<br />

Wenn wir den schmerzensvollen Kreis vollendet;<br />

Weil jede Wunde heilt, wie weit sie klafft,<br />

Eh’ unser <strong>La</strong>uf zu ihm zurück sich wendet.<br />

Doch wer bist du, der dort herniedergafft?<br />

Weilst du noch zögernd über diesen Schlünden,<br />

In welche Klag’ und Urteilsspruch dich schafft?“<br />

” Er ist nicht tot, noch hergeführt von Sünden,“<br />

So sprach mein Meister drauf, zu Mahoms Pein,<br />

” Doch soll er, was die Höll’ umfaßt, ergründen,<br />

Und ich, der tot bin, soll sein Führer sein.<br />

Drum führ’ ich ihn hinab von Rund’ zu Runde,<br />

Und Glauben könnt ihr meinem Wort verleih’n.“<br />

Jetzt blieben hundert wohl im tiefen Grunde,<br />

Nach mir hinblickend, still verwundert stehn,<br />

Vergessend ihre Qual bei dieser Kunde.<br />

13 con quella che sentio di colpi doglie<br />

per contastare a Ruberto Guiscardo;<br />

e l’altra il cui ossame ancor s’accoglie<br />

16 a Ceperan, là dove fu bugiardo<br />

ciascun Pugliese, e là da Tagliacozzo,<br />

dove sanz’arme vinse il vecchio Alardo;<br />

19 e qual forato suo membro e qual mozzo<br />

mostrasse, d’aequar sarebbe nulla<br />

il modo de la nona bolgia sozzo.<br />

22 Già veggia, per mezzul perdere o lulla,<br />

com’io vidi un, così non si pertugia,<br />

rotto dal mento infin dove si trulla.<br />

25 Tra le gambe pendevan le minugia;<br />

la corata pareva e ’l tristo sacco<br />

che merda fa di quel che si trangugia.<br />

28 Mentre che tutto in lui veder m’attacco,<br />

guardommi e con le man s’aperse il petto,<br />

dicendo: ” Or vedi com’io mi dilacco!<br />

31 vedi come storpiato è Mäometto!<br />

Dinanzi a me sen va piangendo Alì,<br />

fesso nel volto dal mento al ciuffetto.<br />

34 E tutti li altri che tu vedi qui,<br />

seminator di scandalo e di scisma<br />

fuor vivi, e però son fessi così.<br />

37 Un diavolo è qua dietro che n’accisma<br />

sì crudelmente, al taglio de la spada<br />

rimettendo ciascun di questa risma,<br />

40 quand’avem volta la dolente strada;<br />

però che le ferite son richiuse<br />

prima ch’altri dinanzi li rivada.<br />

43 Ma tu chi se’ che ’n su lo scoglio muse,<br />

forse per indugiar d’ire a la pena<br />

ch’è giudicata in su le tue accuse?“<br />

46<br />

” Né morte ’l giunse ancor, né colpa ’l mena,“<br />

rispuose ’l mio maestro, a tormentarlo;<br />

”<br />

ma per dar lui esperïenza piena,<br />

49 a me, che morto son, convien menarlo<br />

per lo ’nferno qua giù di giro in giro;<br />

e quest’è ver così com’io ti parlo.“<br />

52 Più fuor di cento che, quando l’udiro,<br />

s’arrestaron nel fosso a riguardarmi<br />

per maraviglia, oblïando il martiro.


Seite 92 Inferno: Canto XXVIII<br />

” Du wirst vielleicht die Sonn’ in kurzem sehn,<br />

Dann sage dem Dolcin, er soll mit Speisen,<br />

Eh’ ihn der Schnee belagert, sich versehn,<br />

Wenn er nicht Lust hat, bald mir nachzureisen.<br />

Allein vollbringt er, was ich riet, so muß<br />

Novaras Heer ihn lang’ umsonst umkreisen.“<br />

Zum Weitergehn erhoben einen Fuß,<br />

Rief dieses Wort mir zu des Mahom Seele,<br />

Und setzt’ ihn hin und ging dann voll Verdruß.<br />

Dann sah ich einen mit durchbohrter ” Kehle,<br />

<strong>Die</strong> Nase bis zum Auge hin zerhau’n,<br />

Und wohl bemerkt’ ich, daß ein Ohr ihm fehle.<br />

Und staunend sah auf mich dies Bild voll Grau’n<br />

Und öffnete zuerst des Schlundes Röhre,<br />

Von außen rot und blutig anzuschau’n.<br />

“Du, nicht verdammt für Sünden, wie ich höre,<br />

Den ich bereits im <strong>La</strong>tierlande sah,<br />

Wenn ich durch Ähnlichkeit mich nicht betöre,<br />

” Kommst du den schönen Ebnen wieder nah,<br />

<strong>Die</strong> von Vercell nach Marcabo sich neigen,<br />

So denk’ an Pier von Medicina da.<br />

Du magst den Besten Panos nicht verschweigen,<br />

Dem Guid und Angiolell, daß, wenn nicht irrt<br />

Mein Geist, dem sich der Zukunft Bilder zeigen,<br />

Nah bei Cattolica, schlau angekirrt,<br />

Vom schändlichsten der Wüteriche verraten,<br />

Das edle Paar ersäuft im Meere wird.<br />

Noch nimmer hat Neptun so schnöde Taten<br />

Von Zypern bis Majorka hin geschaut,<br />

Von Griechenscharen nicht, noch von Piraten.<br />

Der Bub’, auf einem Aug’ von Nacht umgraut,<br />

Jetzt Herr des <strong>La</strong>nds, von welchem mein Geselle<br />

Hier neben wünscht, er hätt’ es nie erschaut,<br />

Ruft sie als Freund und tut an jener Stelle<br />

So, daß sie nicht Gelübd’ tun, noch sich scheu’n,<br />

Wie wild der Wind auch von Focara schwelle.“<br />

Drauf ich: ” Soll dein Gedächtnis sich erneu’n,<br />

So magst du dich zu sagen nicht entbrechen,<br />

Wer muß den Anblick jenes <strong>La</strong>nds bereu’n?“<br />

Da griff er, um den Mund ihm aufzubrechen,<br />

Nach eines andern Kiefer hin und schrie:<br />

” Sieh her, der ist’s, allein er kann nicht sprechen,<br />

55<br />

” Or dì a fra Dolcin dunque che s’armi,<br />

tu che forse vedra’ il sole in breve,<br />

s’ello non vuol qui tosto seguitarmi,<br />

58 sì di vivanda, che stretta di neve<br />

non rechi la vittoria al Noarese,<br />

ch’altrimenti acquistar non saria leve.“<br />

61 Poi che l’un piè per girsene sospese,<br />

Mäometto mi disse esta parola;<br />

indi a partirsi in terra lo distese.<br />

64 Un altro, che forata avea la gola<br />

e tronco ’l naso infin sotto le ciglia,<br />

e non avea mai ch’una orecchia sola,<br />

67 ristato a riguardar per maraviglia<br />

con li altri, innanzi a li altri aprì la canna,<br />

ch’era di fuor d’ogne parte vermiglia,<br />

70 e disse: ” O tu cui colpa non condanna<br />

e cu’ io vidi in su terra latina,<br />

se troppa simiglianza non m’inganna,<br />

73 rimembriti di Pier da Medicina,<br />

se mai torni a veder lo dolce piano<br />

che da Vercelli a Marcabò dichina.<br />

76 E fa sapere a’ due miglior da Fano,<br />

a messer Guido e anco ad Angiolello,<br />

che, se l’antiveder qui non è vano,<br />

79 gittati saran fuor di lor vasello<br />

e mazzerati presso a la Cattolica<br />

per tradimento d’un tiranno fello.<br />

82 Tra l’isola di Cipri e di Maiolica<br />

non vide mai sì gran fallo Nettuno,<br />

non da pirate, non da gente argolica.<br />

85 Quel traditor che vede pur con l’uno,<br />

e tien la terra che tale qui meco<br />

vorrebbe di vedere esser digiuno,<br />

88 farà venirli a parlamento seco;<br />

poi farà sì, ch’al vento di Focara<br />

non sarà lor mestier voto né preco.“<br />

91 E io a lui: ” Dimostrami e dichiara,<br />

se vuo’ ch’i’ porti sù di te novella,<br />

chi è colui da la veduta amara.“<br />

94 Allor puose la mano a la mascella<br />

d’un suo compagno e la bocca li aperse,<br />

gridando: ” Questi è desso, e non favella.


Hölle: Achtundzwanzigster Gesang Pagina 93<br />

Er, der verbannt, einst Cäsarn Mut verlieh,<br />

Und alle seine Zweifel scheucht’, ihm sagend:<br />

“Dem ’Kampfbereiten fromme Zögern nie. ”<br />

O wie jetzt Curio ganz verblüfft und zagend,<br />

<strong>Die</strong> Zunge tief am Schlund verschnitten, stand,<br />

<strong>Die</strong> Zung’, einst kühn und eilig alles wagend –<br />

Und abgeschnitten die und jene Hand,<br />

Stand einer, in die Nacht die Stümpf erhoben,<br />

Das Antlitz blutbespritzt mir zugewandt,<br />

Und rief: “Denkt man des Mosca noch dort oben?<br />

Ich bin’s, der meine Hand zum Morde bot,<br />

Ob des jetzt Tuscien die Partei’n durchtoben. ”<br />

“Der Grund auch war zu deines Stammes Tod! ”<br />

Setzt’ ich hinzu – und, häufend Grau’n auf Grauen,<br />

Zog er davon in höchster Angst und Not.<br />

Ich aber blieb, die andern anzuschauen,<br />

Und was ich sah, so furchtbar und so neu,<br />

Nicht wagt’ ich’s unverbürgt euch zu vertrauen,<br />

Fühlt’ ich nicht mein Gewissen rein und treu,<br />

<strong>Die</strong>s gute feste Schild, den sichern Leiter,<br />

Und so mein Herz befreit von Furcht und Scheu.<br />

Ich sah – noch ist dies Schreckbild mein Begleiter –<br />

Ein Rumpf ging ohne Haupt mit jener Schar<br />

Von Unglücksel’gen in der Tiefe weiter.<br />

Er hielt das abgedchnittne Haupt beim Haar<br />

Und ließ es von der Hand als Leuchte hangen<br />

Und seufzte tief, wie er uns nahe war.<br />

So kam er eins in zwei’n dahergegangen<br />

Und leuchtet’ als <strong>La</strong>terne sich mit sich –<br />

Wie’s möglich, weiß nur der, der’s so verhangen.<br />

Nachdem er bis zum Fuß der Brücke schlich,<br />

Hob er, um näher mir ein Wort zu sagen,<br />

Den Arm zusamt dem Haupte gegen mich,<br />

Und sprach: “Hier sieh die schrecklichste der Plagen!<br />

Du, der du atmend in der Höll’ erscheinst,<br />

Sprich: Ist wohl eine schwerer zu ertragen?<br />

Jetzt horch, wenn du von mir zu künden meinst;<br />

Beltram von Bornio bin ich, und Johannen,<br />

Dem König, gab ich bösen Ratschlag einst,<br />

Darob dann Sohn und Vater Krieg begannen,<br />

Wie zwischen David einst und Absalon,<br />

Durch Ahitophel Fehden sich entspannen.<br />

97 Questi, scacciato, il dubitar sommerse<br />

in Cesare, affermando che ’l fornito<br />

sempre con danno l’attender sofferse.“<br />

100 Oh quanto mi pareva sbigottito<br />

con la lingua tagliata ne la strozza<br />

Curïo, ch’a dir fu così ardito!<br />

103 E un ch’avea l’una e l’altra man mozza,<br />

levando i moncherin per l’aura fosca,<br />

sì che ’l sangue facea la faccia sozza,<br />

106 gridò: ” Ricordera’ ti anche del Mosca,<br />

che disse, lasso!, ’Capo ha cosa fatta’,<br />

che fu mal seme per la gente tosca.“<br />

109 E io li aggiunsi: ” E morte di tua schiatta“;<br />

per ch’elli, accumulando duol con duolo,<br />

sen gio come persona trista e matta.<br />

112 Ma io rimasi a riguardar lo stuolo,<br />

e vidi cosa ch’io avrei paura,<br />

sanza più prova, di contarla solo;<br />

115 se non che coscïenza m’assicura,<br />

la buona compagnia che l’uom francheggia<br />

sotto l’asbergo del sentirsi pura.<br />

118 Io vidi certo, e ancor par ch’io ’l veggia,<br />

un busto sanza capo andar sì come<br />

andavan li altri de la trista greggia;<br />

121 e ’l capo tronco tenea per le chiome,<br />

pesol con mano a guisa di lanterna:<br />

e quel mirava noi e dicea: ” Oh me!“<br />

124 Di sé facea a sé stesso lucerna,<br />

ed eran due in uno e uno in due;<br />

com’esser può, quei sa che sì governa.<br />

127 Quando diritto al piè del ponte fue,<br />

levò ’l braccio alto con tutta la testa<br />

per appressarne le parole sue,<br />

130 che fuoro: ” Or vedi la pena molesta,<br />

tu che, spirando, vai veggendo i morti:<br />

vedi s’alcuna è grande come questa.<br />

133 E perché tu di me novella porti,<br />

sappi ch’i’ son Bertram dal Bornio, quelli<br />

che diedi al re giovane i ma’ conforti.<br />

136 Io feci il padre e ’l figlio in sé ribelli;<br />

Achitofèl non fé più d’Absalone<br />

e di Davìd coi malvagi punzelli.


Seite 94 Inferno: Canto XXIX<br />

Mein Hirn nun muß ich zum gerechten Lohn<br />

Getrennt von seinem Quell im Rumpfe sehen,<br />

Weil ich getrennt den Vater und den Sohn,<br />

Und so, wie ich getan, ist mir geschehen. ”<br />

139 Perch’io parti’ così giunte persone,<br />

partito porto il mio cerebro, lasso!,<br />

dal suo principio ch’è in questo troncone.<br />

142 Così s’osserva in me lo contrapasso.“<br />

Neunundzwanzigster Gesang Canto XXIX<br />

Das viele Volk und die verschiednen Wunden,<br />

Sie hatten so die Augen mir berauscht,<br />

Daß sie vom Schau’n mir ganz voll Zähren stunden.<br />

Da sprach Virgil: ” Was willst du noch? Was lauscht<br />

Und starrt dein Auge so nach diesen Gründen,<br />

Wo’s Greuelbild um Greuelbild vertauscht?<br />

Nicht also tatst du in den andern Schlünden.<br />

An zweiundzwanzig Miglien kreist dies Tal,<br />

Drum kannst du hier nicht jegliches ergründen.<br />

Schon unter unserm Fuß glänzt Lunens Strahl,<br />

Und wenig dürfen wir uns nur verweilen,<br />

Denn noch zu sehn ist viel und große Qual.“<br />

Ich sprach: ” Erlaubtest du, dir mitzuteilen,<br />

Welch einen Grund ich hatt’, hinabzuspäh’n,<br />

So würdest du wohl minder mich beeilen.“<br />

Er ging und ich ihm nach und gab im Gehn<br />

Dem Meister von dem Grund des Forschens Kunde<br />

Und sprach: ” Wohl hab’ ich scharf hinabgesehn,<br />

Denn eine Seele wohnt in diesem Schlunde<br />

Von meinem Stamm, und sicher ist an ihr<br />

Bestraft die Schuld durch manche schwere Wunde.“<br />

Mein Meister sprach darauf: ” Nicht mache dir<br />

Noch länger Sorg’ um diesen Anverwandten;<br />

An andres denk’, er aber bleibe hier.<br />

Ich sah ihn bei der Brücke den Bekannten<br />

Dich zeigen und dir mit dem Finger droh’n<br />

Und hörte, wie sie ihn del Bello nannten.<br />

Doch du bemerktest eben nichts davon,<br />

Weil auf dem Beltram deine Blicke weilten.<br />

Als dieser ging, war jener schon entfloh’n.“<br />

” Weil Rach’ und Schwert des Feindes ihn ereilten“,<br />

Sprach ich, und keiner seinen Tod gerächt,<br />

”<br />

Von allen denen, so die Kränkung teilten,<br />

Zürnt’ er auf mich und zürnt’ auf sein Geschlecht<br />

Und ging drum, ohne mich zu sprechen, weiter,<br />

Und darin, glaub’ ich, hat der Arme recht.“<br />

1 <strong>La</strong> molta gente e le diverse piaghe<br />

avean le luci mie sì inebrïate,<br />

che de lo stare a piangere eran vaghe.<br />

4 Ma Virgilio mi disse: ” Che pur guate?<br />

perché la vista tua pur si soffolge<br />

là giù tra l’ombre triste smozzicate?<br />

7 Tu non hai fatto sì a l’altre bolge;<br />

pensa, se tu annoverar le credi,<br />

che miglia ventidue la valle volge.<br />

10 E già la luna è sotto i nostri piedi;<br />

lo tempo è poco omai che n’è concesso,<br />

e altro è da veder che tu non vedi.“<br />

13<br />

” Se tu avessi,“ rispuos’io appresso,<br />

” atteso a la cagion per ch’io guardava,<br />

forse m’avresti ancor lo star dimesso.“<br />

16 Parte sen giva, e io retro li andava,<br />

lo duca, già faccendo la risposta,<br />

e soggiugnendo: ” Dentro a quella cava<br />

19 dov’io tenea or li occhi sì a posta,<br />

credo ch’un spirto del mio sangue pianga<br />

la colpa che là giù cotanto costa.“<br />

22 Allor disse ’l maestro: ” Non si franga<br />

lo tuo pensier da qui innanzi sovr’ello.<br />

Attendi ad altro, ed ei là si rimanga;<br />

25 ch’io vidi lui a piè del ponticello<br />

mostrarti e minacciar forte col dito,<br />

e udi’ ’l nominar Geri del Bello.<br />

28 Tu eri allor sì del tutto impedito<br />

sovra colui che già tenne Altaforte,<br />

che non guardasti in là, sì fu partito.“<br />

31<br />

” O duca mio, la vïolenta morte<br />

che non li è vendicata ancor,“ diss’io,<br />

” per alcun che de l’onta sia consorte,<br />

34 fece lui disdegnoso; ond’el sen gio<br />

sanza parlarmi, sì com’ïo estimo:<br />

e in ciò m’ ha el fatto a sé più pio.“


Hölle: Neunundzwanzigster Gesang Pagina 95<br />

Nun folgt’ ich hin zum Felsen meinem Leiter,<br />

Von wo man überblickt den nächsten Schlund,<br />

Wär’ irgend nur von Licht die Tiefe heiter.<br />

Von seiner Höh’ ward unserm Auge kund<br />

Der letzte Klosterbann von Übelsäcken,<br />

Und viel Bekehrte waren tief im Grund.<br />

Und gleich den Pfeilen drangen, mir zum Schrecken,<br />

Gespitzt durch Mitleid, Jammertön’ heraus<br />

Und zwangen mich, die Ohren zu bedecken.<br />

Wär’ aller Schmerz aus jedem Krankenhaus<br />

Zur Zeit, da wild die Sommergluten flammen,<br />

Und Valdichianas und Sardiniens Graus<br />

Und Seuch’ und Pest in einem Schlund beisammen,<br />

Nicht ärger wär’s als hier, wo fauler Duft<br />

Und Stank vom Eiter in den Lüften schwammen.<br />

Wir stiegen auf den Rand der letzten Kluft<br />

Vom langen Felsen niederwärts zur Linken,<br />

Und deutlicher erschien der Schoß der Gruft.<br />

In diesem Grund läßt nach des Höchsten Winken<br />

<strong>Die</strong> nimmer irrende Gerechtigkeit<br />

Zur wohlverdienten Quäl die Fälscher sinken.<br />

Nicht in Ägina ist vor alter Zeit<br />

Des Volkes Anblick trauriger gewesen,<br />

Das krank darniedersank, dem Tod geweiht,<br />

Ja bis zum kleinsten Wurm jedwedes Wesen,<br />

Durch tückisch böse Luft, worauf im <strong>La</strong>nd,<br />

Wie wir für sicher in den Dichtern lesen,<br />

Ein neues Volk aus Ämsenbrut entstand;<br />

Als hier zu sehn war, wie sich schwach und siechend<br />

Das Geistervolk in manchem Haufen wand.<br />

<strong>Die</strong> einen auf der andern Rücken liegend,<br />

<strong>Die</strong> auf dem Bauch, und die von einem Ort<br />

Zum andern hin auf allen vieren kriechend.<br />

Wir gingen Schritt um Schritt und schweigend fort,<br />

Sahn Kranke dort, unfähig aufzustehen<br />

Und horchten auf ihr kläglich Jammerwort.<br />

Sich gegenseitig stützend, saßen zween,<br />

Wie in der Küche Pfann’ an Pfanne lehnt,<br />

Mit Grind gefleckt vom Kopf bis zu den Zehen.<br />

Gleich wie ein Stallknecht, der nach Schlaf sich sehnt<br />

Und bald sein Tagwerk hofft vollbracht zu haben,<br />

<strong>Die</strong> Striegel eiligst führt und öfters gähnt;<br />

37 Così parlammo infino al loco primo<br />

che de lo scoglio l’altra valle mostra,<br />

se più lume vi fosse, tutto ad imo.<br />

40 Quando noi fummo sor l’ultima chiostra<br />

di Malebolge, sì che i suoi conversi<br />

potean parere a la veduta nostra,<br />

43 lamenti saettaron me diversi,<br />

che di pietà ferrati avean li strali;<br />

ond’io li orecchi con le man copersi.<br />

46 Qual dolor fora, se de li spedali<br />

di Valdichiana tra ’l luglio e ’l settembre<br />

e di Maremma e di Sardigna i mali<br />

49 fossero in una fossa tutti ’nsembre,<br />

tal era quivi, e tal puzzo n’usciva<br />

qual suol venir de le marcite membre.<br />

52 Noi discendemmo in su l’ultima riva<br />

del lungo scoglio, pur da man sinistra;<br />

e allor fu la mia vista più viva<br />

55 giù ver’ lo fondo, là ’ve la ministra<br />

de l’alto Sire infallibil giustizia<br />

punisce i falsador che qui registra.<br />

58 Non credo ch’a veder maggior tristizia<br />

fosse in Egina il popol tutto infermo,<br />

quando fu l’aere sì pien di malizia,<br />

61 che li animali, infino al picciol vermo,<br />

cascaron tutti, e poi le genti antiche,<br />

secondo che i poeti hanno per fermo,<br />

64 si ristorar di seme di formiche;<br />

ch’era a veder per quella oscura valle<br />

languir li spirti per diverse biche.<br />

67 Qual sovra ’l ventre e qual sovra le spalle<br />

l’un de l’altro giacea, e qual carpone<br />

si trasmutava per lo tristo calle.<br />

70 Passo passo andavam sanza sermone,<br />

guardando e ascoltando li ammalati,<br />

che non potean levar le lor persone.<br />

73 Io vidi due sedere a sé poggiati,<br />

com’a scaldar si poggia tegghia a tegghia,<br />

dal capo al piè di schianze macolati;<br />

76 e non vidi già mai menare stregghia<br />

a ragazzo aspettato dal segnorso,<br />

né a colui che mal volontier vegghia,


Seite 96 Inferno: Canto XXIX<br />

So sah ich sie sich mit den Nägeln schaben<br />

Und hier und dort sich kratzen und geschwind,<br />

So gut es ging, ihr wütend Jucken laben.<br />

Und schnell war unter ihren Klau’n der Grind<br />

Wie Schuppen von den Barschen abgegangen,<br />

<strong>Die</strong> unterm Messer schneller Köche sind.<br />

” Du, vor des Fingern Schien’ und Masche sprangen,“<br />

Begann Virgil zu einem von den zwei’n,<br />

” Und der du sie auch oft gebrauchst wie Zangen,<br />

” Doch wer du bist, magst du mir erst vertrauen.“<br />

Sprich: Fanden sich auch hier <strong>La</strong>teiner ein<br />

Und mögen dich zu kratzen und zu krauen,<br />

Dafür dir ewig scharf die Nägel sein.“<br />

” <strong>La</strong>teiner kannst du in uns beiden schauen,“<br />

Erwidert einer drauf, von Qual durchbebt,<br />

Mein Führer sprach: ” Von Fels zu Felsen strebt<br />

Mein Fuß hinab in diesen Finsternissen;<br />

<strong>Die</strong> Höll’ zeig’ ich diesem, der da lebt.“<br />

Da schien das Band, das beide hielt, zerrissen,<br />

Und jeder, dem’s der Rückhall kundgetan,<br />

War zitternd nur mich anzuschau’n beflissen.<br />

Dicht drängte sich an mich mein Meister an<br />

Und sprach: ” Du magst sie nach Belieben fragen!“<br />

Und ich, da er es so gewollt, begann:<br />

” Soll dein Gedächtnis noch in späten Tagen<br />

Auf unsrer Welt und in der Menschen Geist<br />

Erhalten sein, so magst du jetzo sagen,<br />

Wie du dich nennst und deine Heimat heißt?<br />

Und, trotz der ekeln Qual, nimm dich zusammen,<br />

Daß du in deinen Reden offen seist.“<br />

” Mich zeugt’ Arezzo, und den Tod in Flammen<br />

Verschafft’ einst Albero von Siena mir,<br />

Doch andrer Grund hieß Minos mich verdammen.<br />

Wahr ist’s, ich sagt’ im Scherz: ins Luftrevier<br />

Verstünd’ ich mich im Fluge hinzuschwingen.<br />

Er, klein an Witz und groß an Neubegier,<br />

Bat mich, ihm diese Kenntnis beizubringen,<br />

Und nur weil er durch mich kein Dädal ward,<br />

Befahl sein Vater dann, mich umzubringen.<br />

Doch Minos, dem sich alles offenbart,<br />

Hat, weil ich mich der Alchimie ergeben,<br />

Im letzten Schlund der zehen mich verwahrt.“<br />

79 come ciascun menava spesso il morso<br />

de l’unghie sopra sé per la gran rabbia<br />

del pizzicor, che non ha più soccorso;<br />

82 e sì traevan giù l’unghie la scabbia,<br />

come coltel di scardova le scaglie<br />

o d’altro pesce che più larghe l’abbia.<br />

85<br />

” O tu che con le dita ti dismaglie,“<br />

cominciò ’l duca mio a l’un di loro,<br />

” e che fai d’esse talvolta tanaglie,<br />

88 dinne s’alcun <strong>La</strong>tino è tra costoro<br />

che son quinc’entro, se l’unghia ti basti<br />

etternalmente a cotesto lavoro.“<br />

91<br />

” <strong>La</strong>tin siam noi, che tu vedi sì guasti<br />

qui ambedue,“ rispuose l’un piangendo;<br />

” ma tu chi se’ che di noi dimandasti?“<br />

94 E ’l duca disse: ” I’ son un che discendo<br />

con questo vivo giù di balzo in balzo,<br />

e di mostrar lo ’nferno a lui intendo.“<br />

97 Allor si ruppe lo comun rincalzo;<br />

e tremando ciascuno a me si volse<br />

con altri che l’udiron di rimbalzo.<br />

100 Lo buon maestro a me tutto s’accolse,<br />

dicendo: ” Dì a lor ciò che tu vuoli“;<br />

e io incominciai, poscia ch’ei volse:<br />

103<br />

” Se la vostra memoria non s’imboli<br />

nel primo mondo da l’umane menti,<br />

ma s’ella viva sotto molti soli,<br />

106 ditemi chi voi siete e di che genti;<br />

la vostra sconcia e fastidiosa pena<br />

di palesarvi a me non vi spaventi.“<br />

109<br />

” Io fui d’Arezzo, e Albero da Siena,“<br />

rispuose l’un, mi fé mettere al foco;<br />

”<br />

ma quel per ch’io mori’ qui non mi mena.<br />

112 Vero è ch’i’ dissi lui, parlando a gioco:<br />

“I’ mi saprei levar per l’aere a volo ” ;<br />

e quei, ch’avea vaghezza e senno poco,<br />

115 volle ch’i’ li mostrassi l’arte; e solo<br />

perch’io nol feci Dedalo, mi fece<br />

ardere a tal che l’avea per figliuolo.<br />

118 Ma ne l’ultima bolgia de le diece<br />

me per l’alchìmia che nel mondo usai<br />

dannò Minòs, a cui fallar non lece.“


Hölle: Dreißigster Gesang Pagina 97<br />

Zum Dichter sagt’ ich: ” Sprich, ob man im Leben<br />

So eitles Volk wie die Sanesen fand?<br />

Selbst die Franzosen sind ja nichts daneben.“<br />

Der andre Grind’ge, welcher mich verstand,<br />

Rief: ” Mag nur Stricca ausgenommen bleiben,<br />

Der all sein Gut so klüglich angewandt;<br />

Und Nikel, dem die Ehre zuzuschreiben,<br />

Daß er zuerst die Braten wohl gewürzt,<br />

Dort, wo dergleichen Saaten wohl bekleiben;<br />

Und jener Klub, der wohl die Zeit gekürzt,<br />

In dem Caccia d’Ascian samt seinem Witze,<br />

Auch Wald und Weinberg durch den Schlund gestürzt.<br />

Doch willst du wissen, wer dir half, so spitze<br />

Den Blick auf mich und stelle dich dahin,<br />

Gerade gegenüber meinem Sitze;<br />

Dann wirst du sehn, daß ich Capocchio bin.<br />

Metall verfälscht’ ich, daß ich Gold erschaffe,<br />

Und, sah ich recht, so ist dir’s noch im Sinn,<br />

121 E io dissi al poeta: ” Or fu già mai<br />

gente sì vana come la sanese?<br />

Certo non la francesca sì d’assai!“<br />

124 Onde l’altro lebbroso, che m’intese,<br />

rispuose al detto mio: ” Tra’ mene Stricca<br />

che seppe far le temperate spese,<br />

127 e Niccolò che la costuma ricca<br />

del garofano prima discoverse<br />

ne l’orto dove tal seme s’appicca;<br />

130 e tra’ ne la brigata in che disperse<br />

Caccia d’Ascian la vigna e la gran fonda,<br />

e l’Abbagliato suo senno proferse.<br />

133 Ma perché sappi chi sì ti seconda<br />

contra i Sanesi, aguzza ver’ me l’occhio,<br />

sì che la faccia mia ben ti risponda:<br />

136 sì vedrai ch’io son l’ombra di Capocchio,<br />

che falsai li metalli con l’alchìmia;<br />

e te dee ricordar, se ben t’adocchio,<br />

Ich war von der Natur ein guter Affe“. 139 com’io fui di natura buona scimia.“<br />

Dreißigster Gesang Canto XXX<br />

Zur Zeit, da Junos Herz in Zorn geraten<br />

Ob Semeles, in Zorn auf Thebens Blut,<br />

Wie sie so manches Mal gezeigt durch Taten,<br />

Ergriff den Athamas so tolle Wut,<br />

Daß er, als auf sein Weib der Blick gefallen,<br />

Das jeden Arm mit einem Sohn belud,<br />

Den wilden Ruf des Wahnsinns ließ erschallen:<br />

” <strong>Die</strong> Löwin samt den Jungen sei gefaßt!“<br />

Dann streckt er aus die mitleidlosen Krallen;<br />

Und wie er einen, den Learch, mit Hast<br />

Gepackt, geschwenkt und am Gestein zerschlagen,<br />

Ertränkte sie sich mit der zweiten <strong>La</strong>st.<br />

Und als das Glück, das alles kühn zu wagen,<br />

<strong>Die</strong> stolzen Troer trieb, sein Rad gewandt,<br />

So daß zusammen Reich und Fürst erlagen,<br />

Und Hekuba, gefangen und verbannt,<br />

Geopfert die Polyxena erblickte,<br />

Und sie ihr Mißgeschick an Thraziens Strand<br />

Zum Leichnam ihres Polydorus schickte,<br />

Da bellte sie, wahnsinnig, wie ein Hund,<br />

Weil Schmerz den Geist verkehrt’ und ganz bestrickte.<br />

1 Nel tempo che Iunone era crucciata<br />

per Semelè contra ’l sangue tebano,<br />

come mostrò una e altra fïata,<br />

4 Atamante divenne tanto insano,<br />

che veggendo la moglie con due figli<br />

andar carcata da ciascuna mano,<br />

7 gridò: ” Tendiam le reti, sì ch’io pigli<br />

la leonessa e ’ leoncini al varco“;<br />

e poi distese i dispietati artigli,<br />

10 prendendo l’un ch’avea nome Learco,<br />

e rotollo e percosselo ad un sasso;<br />

e quella s’annegò con l’altro carco.<br />

13 E quando la fortuna volse in basso<br />

l’altezza de’ Troian che tutto ardiva,<br />

sì che ’nsieme col regno il re fu casso,<br />

16 Ecuba trista, misera e cattiva,<br />

poscia che vide Polissena morta,<br />

e del suo Polidoro in su la riva<br />

19 del mar si fu la dolorosa accorta,<br />

forsennata latrò sì come cane;<br />

tanto il dolor le fé la mente torta.


Seite 98 Inferno: Canto XXX<br />

Doch nichts in Theben ward noch Troja kund<br />

Von einer Wut, die Vieh und Menschen packte,<br />

Wie ich hier sah in diesem zehnten Schlund.<br />

Ein Paar von Geistern, totenfahle, nackte,<br />

Brach vor, so wie aus seinem Stall das Schwein,<br />

Indem’s auf alles mit den Hauern hackte.<br />

Der schlug sie in den Hals Capocchios ein<br />

Und schleppt’ ihn fort, und nicht gar sanft gerieben<br />

Ward ihm dabei der Bauch am harten Stein.<br />

Der Aretiner, der voll Angst geblieben,<br />

Sprach: ” Schicchi ist’s, der tolle Poltergeist,<br />

Der solch ein wütend Spiel schon oft getrieben.“<br />

” Wie du geschützt vor jenes Hauern seist,“<br />

Entgegnet’ ich, so sprich, eh’ er entronnen,<br />

”<br />

Wer dieser Schatten ist und wie er heißt.“<br />

” <strong>Die</strong> Myrrha ist’s, die schnöden Trug ersonnen,“<br />

Erwidert’ er, die mehr als sich gebührt<br />

”<br />

Vor alter Zeit den Vater liebgewonnen,<br />

Und die mit ihm das Werk der Lust vollführt,<br />

Weil sie die fremde Form sich angedichtet;<br />

Wie jener, der Capocchio dort entführt,<br />

Weil Simon ihn durchs beste Roß verpflichtet,<br />

Als falscher Buoso sich ins Bett gelegt<br />

Und so für ihn ein Testament errichtet.“<br />

Als nun die Tollen sich vorbeibewegt,<br />

Ließ ich mein Auge durch die Tiefe streichen<br />

Und sah, was sonst der Schlund an Sündern hegt.<br />

Der eine war der <strong>La</strong>ute zu vergleichen,<br />

Hätt’ ihm ein Schnitt die Gabel weggeschafft,<br />

<strong>Die</strong> jeder Mensch hat abwärts von den Weichen.<br />

<strong>Die</strong> Wassersucht, durch schlechtverkochten Saft<br />

Ein Glied abmagernd und das andre blähend,<br />

<strong>Die</strong> hart den Bauch macht, das Gesicht erschlafft,<br />

Hielt ihm die beiden Lippen offen stehend,<br />

<strong>Die</strong> nach dem Kinn, und die emporgekehrt,<br />

Und dem Schwindsücht’gen gleich, vor Durst vergehend.<br />

” Ihr, die ihr schmerzlos geht und unversehrt,<br />

Wie? weiß ich nicht, in diesen Schmerzenstalen,“<br />

Er sprach’s, o schaut und merkt und seid belehrt<br />

”<br />

Von Meister Adams schreckenvollen Qualen.<br />

Kein Tröpflein, ach, stillt hier des Durstes Glüh’n;<br />

Dort konnt’ ich, was ich nur gewünscht, bezahlen.<br />

22 Ma né di Tebe furie né troiane<br />

si vider mäi in alcun tanto crude,<br />

non punger bestie, nonché membra umane,<br />

25 quant’io vidi in due ombre smorte e nude,<br />

che mordendo correvan di quel modo<br />

che ’l porco quando del porcil si schiude.<br />

28 L’una giunse a Capocchio, e in sul nodo<br />

del collo l’assannò, sì che, tirando,<br />

grattar li fece il ventre al fondo sodo.<br />

31 E l’Aretin che rimase, tremando<br />

mi disse: ” Quel folletto è Gianni Schicchi,<br />

e va rabbioso altrui così conciando.“<br />

34<br />

” Oh,“ diss’io lui, se l’altro non ti ficchi<br />

”<br />

li denti a dosso, non ti sia fatica<br />

a dir chi è, pria che di qui si spicchi.“<br />

37 Ed elli a me: ” Quell’è l’anima antica<br />

di Mirra scellerata, che divenne<br />

al padre, fuor del dritto amore, amica.<br />

40 Questa a peccar con esso così venne,<br />

falsificando sé in altrui forma,<br />

come l’altro che là sen va, sostenne,<br />

43 per guadagnar la donna de la torma,<br />

falsificare in sé Buoso Donati,<br />

testando e dando al testamento norma.“<br />

46 E poi che i due rabbiosi fuor passati<br />

sovra cu’ io avea l’occhio tenuto,<br />

rivolsilo a guardar li altri mal nati.<br />

49 Io vidi un, fatto a guisa di lëuto,<br />

pur ch’elli avesse avuta l’anguinaia<br />

tronca da l’altro che l’uomo ha forcuto.<br />

52 <strong>La</strong> grave idropesì, che sì dispaia<br />

le membra con l’omor che mal converte,<br />

che ’l viso non risponde a la ventraia,<br />

55 faceva lui tener le labbra aperte<br />

come l’etico fa, che per la sete<br />

l’un verso ’l mento e l’altro in sù rinverte.<br />

58<br />

” O voi che sanz’alcuna pena siete,<br />

e non so io perché, nel mondo gramo,“<br />

diss’elli a noi, guardate e attendete<br />

”<br />

61 a la miseria del maestro Adamo;<br />

io ebbi, vivo, assai di quel ch’i’ volli,<br />

e ora, lasso!, un gocciol d’acqua bramo.


Hölle: Dreißigster Gesang Pagina 99<br />

<strong>Die</strong> muntern Bächlein, die vom Hügelgrün<br />

Des Casentin zum Arno niederrollen<br />

Und frisch und lind des Bettes Rand besprüh’n,<br />

Ach, daß sie mir sich ewig zeigen sollen,<br />

Und nicht umsonst – mehr, als die Wassersucht,<br />

Entflammt dies Bild den Durst des Jammervollen.<br />

Denn die Gerechtigkeit, die mich verflucht,<br />

Treibt durch den Ort, wo ich in Schuld verfallen,<br />

Zu größrer Eile meiner Seufzer Flucht.<br />

Dort liegt Romena, wo ich mit Metallen<br />

Geringern Werts verfälscht das gute Geld,<br />

Weshalb ich dort der Flamm’ anheimgefallen.<br />

Doch wäre Guido nur mir beigesellt,<br />

Und jeder, der zum <strong>La</strong>ster mich verführte,<br />

Ich gäbe drum den schönsten Quell der Welt.<br />

Zwar, wenn der Tolle Wahrheit sagt, so spürte<br />

Er jüngst den einen auf in dieser Nacht.<br />

Doch da dies übel meine Glieder schnürte,<br />

Was hilft es mir? Hätt’ ich nur so viel Macht,<br />

Um zollweis’ im Jahrhundert vorzuschreiten,<br />

Ich hätte schon mich auf den Weg gemacht,<br />

Ihn suchend durch dies Tal nach allen Seiten,<br />

Mag’s in der Rund’ auch sich elf Miglien zieh’n,<br />

Und minder nicht als eine halbe breiten.<br />

Bei diesen Krüppeln hier bin ich durch ihn,<br />

Denn er hat mich verführt, daß ich den Gulden<br />

An schlechterm Zusatz drei Karat verlieh’n.“<br />

Und ich: ” Was mochten jene zwei verschulden,<br />

<strong>Die</strong>, dampfend, wie im Frost die nasse Hand,<br />

Fest an dir liegend, ihre Straf erdulden?“<br />

Er sprach: ” Sie liegen fest, wie ich sie fand,<br />

Als ich hierhergeschneit nach Minos’ Winken,<br />

Und werden ewiglich nicht umgewandt.<br />

<strong>Die</strong> ist das Weib des Potiphar; zur Linken<br />

Liegt Sinon mir, berühmt durch Trojas Roß.<br />

Im faulen Fieber liegen sie und stinken.“<br />

Und dieser Letzte, den’s vielleicht verdroß,<br />

Daß Meister Adams Wort ihn so verhöhnte,<br />

Gab auf den harten Wanst ihm einen Stoß,<br />

Daß dieser gleich der besten Trommel tönte.<br />

Doch in das Angesicht des andern warf<br />

Herr Adam die gleich harte Faust und stöhnte:<br />

64 Li ruscelletti che d’i verdi colli<br />

del Casentin discendon giuso in Arno,<br />

faccendo i lor canali freddi e molli,<br />

67 sempre mi stanno innanzi, e non indarno,<br />

ché l’imagine lor vie più m’asciuga<br />

che ’l male ond’io nel volto mi discarno.<br />

70 <strong>La</strong> rigida giustizia che mi fruga<br />

tragge cagion del loco ov’io peccai<br />

a metter più li miei sospiri in fuga.<br />

73 Ivi è Romena, là dov’io falsai<br />

la lega suggellata del Batista;<br />

per ch’io il corpo sù arso lasciai.<br />

76 Ma s’io vedessi qui l’anima trista<br />

di Guido o d’Alessandro o di lor frate,<br />

per Fonte Branda non darei la vista.<br />

79 Dentro c’è l’una già, se l’arrabbiate<br />

ombre che vanno intorno dicon vero;<br />

ma che mi val, c’ ho le membra legate?<br />

82 S’io fossi pur di tanto ancor leggero<br />

ch’i’ potessi in cent’anni andare un’oncia,<br />

io sarei messo già per lo sentiero,<br />

85 cercando lui tra questa gente sconcia,<br />

con tutto ch’ella volge undici miglia,<br />

e men d’un mezzo di traverso non ci ha.<br />

88 Io son per lor tra sì fatta famiglia;<br />

e’ m’indussero a batter li fiorini<br />

ch’avevan tre carati di mondiglia.“<br />

91 E io a lui: ” Chi son li due tapini<br />

che fumman come man bagnate ’l verno,<br />

giacendo stretti a’ tuoi destri confini?“<br />

94<br />

” Qui li trovai – e poi volta non dierno – ,“<br />

rispuose, quando piovvi in questo greppo,<br />

”<br />

e non credo che dieno in sempiterno.<br />

97 L’una è la falsa ch’accusò Gioseppo;<br />

l’altr’è ’l falso Sinon greco di Troia:<br />

per febbre aguta gittan tanto leppo.“<br />

100 E l’un di lor, che si recò a noia<br />

forse d’esser nomato sì oscuro,<br />

col pugno li percosse l’epa croia.<br />

103 Quella sonò come fosse un tamburo;<br />

e mastro Adamo li percosse il volto<br />

col braccio suo, che non parve men duro,


Seite 100 Inferno: Canto XXX<br />

” Ob ich mich gleich nicht fortbewegen darf,<br />

Doch ist mein Arm noch, wie du eben spürtest,<br />

Noch frei und flink zu solcherlei Bedarf.“<br />

” Als du zum Feuer gingst,“ rief Sinon, ” rührtest<br />

Du nicht den Arm schnell, wie er eben war,<br />

Doch schneller, da du einst den Stempel führtest.“<br />

Der Wassersücht’ge: ” Darin sprichst du wahr,<br />

Doch stelltest du in Troja kein Exempel<br />

Von einem so wahrhaft’gen Zeugnis dar.“<br />

” Fälscht’ ich das Wort, so fälschtest du den Stempel.<br />

Hier bin ich doch für einen Fehler nur,<br />

Du aber dientest stets in Satans Tempel.“<br />

So Sinon. Denk’ ans Roß, du Schelm!“ so fuhr<br />

”<br />

Ihn jener an mit dem geschwollnen Bauche,<br />

” Qual sei dir, daß es alle Welt erfuhr.“<br />

” Qual sei dir“, rief der Grieche drauf, die Jauche,<br />

”<br />

Und blähe stets zum Bollwerk deinen Wanst,<br />

Der Durst, der deine Zung’ in Flammen tauche.“<br />

Der Münzer: ” Der du stets auf Lügen sannst,<br />

Dein Maul zerreiße dir für solch Erfrechen!<br />

Wenn du mich dürstend. schwellend sehen kannst,<br />

So möge Durst dich quälen, Kopfweh stechen.<br />

Sprach’ einer kurz: Sauf aus den ganzen Bach!<br />

Du würdest dessen wohl dich nicht entbrechen.“<br />

Ich horchte stumm, was der und jener sprach,<br />

Da rief Virgil: ” Nun, wirst du endlich kommen?<br />

Zu lange sah ich schon der Neugier nach.“<br />

Als ich des Meisters Wort voll Zorn vernommen,<br />

Wandt’ ich voll Scham zu ihm das Angesicht<br />

Und fühle jetzt noch mich von Scham entglommen.<br />

Wie man im schreckenvollen Traumgesicht<br />

Zu wünschen pflegt, daß man nur träumen möge,<br />

Und das, was ist, ersehnt, als wär’ es nicht;<br />

So bangt’ ich, daß mir Scham das Wort entzöge;<br />

Entschuld’gen wollt’ ich mich – Entschuld’gung kam,<br />

Indem ich glaubte, daß ich’s nicht vermöge.<br />

Da sprach mein guter Meister: ” Mindre Scham<br />

Wäscht größern Fehler ab, als du begangen,<br />

Darum entlaste dich von jedem Gram;<br />

Doch wenn wir je zu solchem Streit gelangen,<br />

So denke stets, daß ich dir nahe bin,<br />

Und bleibe nicht daran voll Neugier hangen;<br />

106 dicendo a lui: ” Ancor che mi sia tolto<br />

lo muover per le membra che son gravi,<br />

ho io il braccio a tal mestiere sciolto.“<br />

109 Ond’ei rispuose: ” Quando tu andavi<br />

al fuoco, non l’avei tu così presto;<br />

ma sì e più l’avei quando coniavi.“<br />

112 E l’idropico: ” Tu di’ ver di questo:<br />

ma tu non fosti sì ver testimonio<br />

là ’ve del ver fosti a Troia richesto.“<br />

115<br />

118<br />

121<br />

” S’io dissi falso, e tu falsasti il conio,“<br />

disse Sinon; e son qui per un fallo,<br />

”<br />

e tu per più ch’alcun altro demonio!“<br />

” Ricorditi, spergiuro, del cavallo,“<br />

rispuose quel ch’avëa infiata l’epa;<br />

” e sieti reo che tutto il mondo sallo!“<br />

” E te sia rea la sete onde ti crepa,“<br />

disse ’l Greco, la lingua, e l’acqua marcia<br />

”<br />

che ’l ventre innanzi a li occhi sì t’assiepa!“<br />

124 Allora il monetier: ” Così si squarcia<br />

la bocca tua per tuo mal come suole;<br />

ché, s’i’ ho sete e omor mi rinfarcia,<br />

127 tu hai l’arsura e ’l capo che ti duole,<br />

e per leccar lo specchio di Narcisso,<br />

non vorresti a ’nvitar molte parole.“<br />

130 Ad ascoltarli er’io del tutto fisso,<br />

quando ’l maestro mi disse: ” Or pur mira,<br />

che per poco che teco non mi risso!“<br />

133 Quand’io ’l senti’ a me parlar con ira,<br />

volsimi verso lui con tal vergogna,<br />

ch’ancor per la memoria mi si gira.<br />

136 Qual è colui che suo dannaggio sogna,<br />

che sognando desidera sognare,<br />

sì che quel ch’è, come non fosse, agogna,<br />

139 tal mi fec’io, non possendo parlare,<br />

che disïava scusarmi, e scusava<br />

me tuttavia, e nol mi credea fare.<br />

142<br />

” Maggior difetto men vergogna lava,“<br />

disse ’l maestro, che ’l tuo non è stato;<br />

”<br />

però d’ogne trestizia ti disgrava.<br />

145 E fa ragion ch’io ti sia sempre allato,<br />

se più avvien che fortuna t’accoglia<br />

dove sien genti in simigliante piato:<br />

Denn drauf zu horchen, zeigt gemeinen Sinn.“ 148 ché voler ciò udire è bassa voglia.“


Hölle: Einunddreißigster Gesang Pagina 101<br />

Einunddreißigster Gesang Canto XXXI<br />

<strong>Die</strong>selbe Zunge, die mich erst verletzte<br />

Und beide Wangen überzog mit Rot,<br />

War’s, die mich dann mit Arzeneien letzte.<br />

So, hör’ ich, hat der Speer Achills gedroht,<br />

Und seines Vaters, der mit einem Zücken<br />

Verletzt’ und mit dem andern Hilfe bot.<br />

Wir kehrten nun dem Jammertal den Rücken,<br />

Den Damm durchschneidend, der es rings umlag,<br />

Um, schweigend, mehr nach innen vorzurücken.<br />

Dort war’s nicht völlig Nacht, nicht völlig Tag,<br />

Daher die Blicke wenig vorwärts gingen;<br />

Doch tönt’ ein Horn – der stärkste Donner mag<br />

Bei solchem Ton kaum hörbar noch erklingen –<br />

Drum sucht’ ich nur, entgegen dem Gebraus,<br />

Mit meinem Blick zu seinem Quell zu dringen.<br />

Nicht tönte nach dem unglücksel’gen Strauß,<br />

Der Karls des Großen heil’gen Plan vernichtet,<br />

Des Grafen Roland Horn mit solchem Graus.<br />

Wie ich mein Auge nun dorthin gerichtet,<br />

Glaubt’ ich, viel hohe Türme zu ersehn,<br />

Und sprach: ” Ist eine Feste dort errichtet?“<br />

Mein Meister drauf: ” Weil du zu weit zu späh’n<br />

Versuchst in diesen nachterfüllten Räumen,<br />

Mußt du dich selber öfters hintergehn.<br />

Dort siehst du, daß, wie oft, zu eitlen Träumen<br />

Aus der Entfernung das Geschaute schwoll,<br />

Drum schreite vorwärts, ohne lang zu säumen.“<br />

Dann faßt’ er bei der Hand mich liebevoll<br />

Und sprach: ” Ich will dir die Bewandtnis sagen,<br />

Weil’s nah dann minder seltsam scheinen soll.<br />

Ob’s Türme wären, wolltest du mich fragen?<br />

Nein, Riesen sind’s, die rings am Brunnenrand<br />

Vom Nabel aufwärts in die Lüfte ragen.“<br />

Wie wenn der Nebel fortzieht, der das <strong>La</strong>nd<br />

In Dunst gehüllt, allmählich unsre Blicke<br />

Das klar erkennen, was er erst umwand;<br />

So, bohrend durch die Luft, die trübe, dicke,<br />

Und mehr und mehr genaht dem tiefen Schlund,<br />

Scheucht’ ich den Wahn, doch kam die Furcht zurücke<br />

Wie um Montereggiones Zinnenrund<br />

Rings eine Krone hohe Türme machen,<br />

So türmten sich, mit halbem Leib im Grund,<br />

1 Una medesma lingua pria mi morse,<br />

sì che mi tinse l’una e l’altra guancia,<br />

e poi la medicina mi riporse;<br />

4 così od’io che solea far la lancia<br />

d’Achille e del suo padre esser cagione<br />

prima di trista e poi di buona mancia.<br />

7 Noi demmo il dosso al misero vallone<br />

su per la ripa che ’l cinge dintorno,<br />

attraversando sanza alcun sermone.<br />

10 Quiv’era men che notte e men che giorno,<br />

sì che ’l viso m’andava innanzi poco;<br />

ma io senti’ sonare un alto corno,<br />

13 tanto ch’avrebbe ogne tuon fatto fioco,<br />

che, contra sé la sua via seguitando,<br />

dirizzò li occhi miei tutti ad un loco.<br />

16 Dopo la dolorosa rotta, quando<br />

<strong>Carl</strong>o Magno perdé la santa gesta,<br />

non sonò sì terribilmente Orlando.<br />

19 Poco portäi in là volta la testa,<br />

che me parve veder molte alte torri;<br />

ond’io: ” Maestro, dì, che terra è questa?“<br />

22 Ed elli a me: ” Però che tu trascorri<br />

per le tenebre troppo da la lungi,<br />

avvien che poi nel maginare abborri.<br />

25 Tu vedrai ben, se tu là ti congiungi,<br />

quanto ’l senso s’inganna di lontano;<br />

però alquanto più te stesso pungi.“<br />

28 Poi caramente mi prese per mano<br />

e disse: ” Pria che noi siam più avanti,<br />

acciò che ’l fatto men ti paia strano,<br />

31 sappi che non son torri, ma giganti,<br />

e son nel pozzo intorno da la ripa<br />

da l’umbilico in giuso tutti quanti.“<br />

34 Come quando la nebbia si dissipa,<br />

lo sguardo a poco a poco raffigura<br />

ciò che cela ’l vapor che l’aere stipa,<br />

37 così forando l’aura grossa e scura,<br />

più e più appressando ver’ la sponda,<br />

fuggiemi errore e cresciemi paura;<br />

40 però che, come su la cerchia tonda<br />

Montereggion di torri si corona,<br />

così la proda che ’l pozzo circonda


Seite 102 Inferno: Canto XXXI<br />

Mit halbem Leib rings um des Brunnens Rachen<br />

Giganten, Kämpfer jenes großen Streits,<br />

Sie, welchen nach die Donner Jovis krachen.<br />

Von einem sah ich das Gesicht bereits<br />

Und Schultern, Brust und großen Teil vom Bauche,<br />

Herabgestreckt die Arme beiderseits.<br />

Wenn die Natur nicht mehr nach altem Brauche<br />

Dergleichen Wesen schafft, so tut sie recht,<br />

Damit nicht Mars sie mehr als Schergen brauche.<br />

Schafft sie den Walfisch auch und das Geschlecht<br />

Der Elefanten noch, doch sicher findet,<br />

Wer reiflich urteilt, sie hierin gerecht,<br />

Weil, wenn die Überlegung sich verbindet<br />

Mit bösem Willen und mit großer Macht,<br />

Jedwede Schutzwehr dann dem Volke schwindet.<br />

Das Antlitz schien mir lang und ungeschlacht,<br />

Dem Turmknopf von Sankt Peter zu vergleichen,<br />

Und jedes Glied nach solchem Maß gemacht.<br />

Es mochten wohl vom Strand, der von den Weichen<br />

Ihn abwärts barg, der oberen Gestalt<br />

Drei Friesen ausgestreckt nicht dahin reichen,<br />

Wo seine Stirn das borst’ge Haar umwallt,<br />

Denn aufwärts maß er dreißig große Palmen,<br />

Bis zu dem Ort, wo man den Mantel schnallt.<br />

Raphegi mai amech itzabi Almen!<br />

So tönt’ es aus den dicken Lippen vor,<br />

Für die sich nicht geziemten sanftre Psalmen.<br />

Mein Führer rief: ” Nimm doch dein Horn, du Tor,<br />

Und magst du Zorn und andern Trieb empfinden,<br />

So sprudl’ ihn flugs durch seinen Bauch hervor.<br />

Du kannst an deinem Hals den Riemen finden,<br />

Verwirrter Geist, der’s angebunden hält.<br />

Sieh doch ihn dort die dicke Brust umwinden!“<br />

Darauf zu mir: ” Sich selbst verklagt der Held;<br />

Der Nimrod ist’s, durch dessen toll Vergehen<br />

Man nicht mehr eine Sprach’ übt in der Welt.<br />

Mit ihm ist nicht zu sprechen. Mag er stehen!<br />

Kein Mensch versteht von seiner Sprach’ ein Wort,<br />

Und er kann keines andern Wort verstehen.“<br />

Wir gingen nun zur Linken weiter fort,<br />

Und fanden schon in Bogenschusses Weite<br />

Den zweiten größern, wilden Riesen dort.<br />

43 torreggiavan di mezza la persona<br />

li orribili giganti, cui minaccia<br />

Giove del cielo ancora quando tuona.<br />

46 E io scorgeva già d’alcun la faccia,<br />

le spalle e ’l petto e del ventre gran parte,<br />

e per le coste giù ambo le braccia.<br />

49 Natura certo, quando lasciò l’arte<br />

di sì fatti animali, assai fé bene<br />

per tòrre tali essecutori a Marte.<br />

52 E s’ella d’elefanti e di balene<br />

non si pente, chi guarda sottilmente,<br />

più giusta e più discreta la ne tene;<br />

55 ché dove l’argomento de la mente<br />

s’aggiugne al mal volere e a la possa,<br />

nessun riparo vi può far la gente.<br />

58 <strong>La</strong> faccia sua mi parea lunga e grossa<br />

come la pina di San Pietro a Roma,<br />

e a sua proporzione eran l’altre ossa;<br />

61 sì che la ripa, ch’era perizoma<br />

dal mezzo in giù, ne mostrava ben tanto<br />

di sovra, che di giugnere a la chioma<br />

64 tre Frison s’averien dato mal vanto;<br />

però ch’i’ ne vedea trenta gran palmi<br />

dal loco in giù dov’omo affibbia ’l manto.<br />

67<br />

” Raphèl maì amècche zabì almi,“<br />

cominciò a gridar la fiera bocca,<br />

cui non si convenia più dolci salmi.<br />

70 E ’l duca mio ver’ lui: ” Anima sciocca,<br />

tienti col corno, e con quel ti disfoga<br />

quand’ira o altra passïon ti tocca!<br />

73 Cércati al collo, e troverai la soga<br />

che ’l tien legato, o anima confusa,<br />

e vedi lui che ’l gran petto ti doga.“<br />

76 Poi disse a me: ” Elli stessi s’accusa;<br />

questi è Nembrotto per lo cui mal coto<br />

pur un linguaggio nel mondo non s’usa.<br />

79 <strong>La</strong>sciànlo stare e non parliamo a vòto;<br />

ché così è a lui ciascun linguaggio<br />

come ’l suo ad altrui, ch’a nullo è noto.“<br />

82 Facemmo adunque più lungo vïaggio,<br />

vòlti a sinistra; e al trar d’un balestro<br />

trovammo l’altro assai più fero e maggio.


Hölle: Einunddreißigster Gesang Pagina 103<br />

Nicht weiß ich, wem’s gelang, daß er im Streite<br />

Ihn fing und band, doch vorn geschnürt erschien<br />

Sein linker Arm und hinter ihm der zweite;<br />

Denn eine Kett’ umwand vom Nacken ihn,<br />

Um, was von seinem Leib nach oben ragte,<br />

Nach unten hin fünf Male zu umzieh’n.<br />

Da sprach mein Meister: ” Mit dem Donnrer wagte<br />

Sein kühner Stolz des großen Kampfes Los.<br />

Hier aber sieh den Preis, den er erjagte.<br />

Ephialtes ist’s. Sein Tun war kühn und groß<br />

Im Riesenkampfe, zu der Götter Schrecken;<br />

Nun ist sein droh’nder Arm bewegungslos.“<br />

Und ich zu ihm: ” Den ungeheuern Recken,<br />

Den Briareus, wenn dies geschehen kann,<br />

Möcht’ ich wohl gern in diesem Tal entdecken.“<br />

Mein Führer drauf: ” Du siehst hier nebenan<br />

Antäus stehn. Er spricht, ist ungebunden<br />

Und setzt uns nieder in den tiefsten Bann.<br />

Der, den du suchst, wird weiterhin gefunden,<br />

Gleich diesem hier, nur schrecklicher zu schau’n,<br />

Allein wie er mit Ketten fest umwunden.“<br />

Hier schüttelt’ Ephialtes sich, und traun!<br />

Kein Erdenstoß, von dem die Türme schwanken,<br />

War heftiger, erregte tiefres Grau’n.<br />

Ich glaubte schon dem Tode zuzuwanken,<br />

Und sah ich nicht, wie ihn die Kett’ umschloß,<br />

So genügten, mich zu töten, die Gedanken.<br />

Wir gingen weiter, ich und mein Genoß,<br />

Und sahn Antäus, der dem tiefen Bronnen,<br />

Zehn Ellen bis zum Haupte hoch, entsproß.<br />

” Der du im Tal, das ew’gen Ruhm gewonnen,<br />

Weil Hannibal in ihm, der kühne Feind,<br />

Mit seiner Schar vor Scipios Mut entronnen,<br />

Einst tausend Löwen fingst, wenn du, vereint<br />

Mit deinen Brüdern kühn den Arm geschwungen<br />

Im hohen Krieg, so hätten, wie man meint,<br />

<strong>Die</strong> Erdensöhne doch den Sieg errungen.<br />

Jetzt setz’ uns dort hinab, wo, fern dem Licht,<br />

<strong>Die</strong> starre Kälte den Kozyt bezwungen.<br />

Zu Tiphöus oder Tityus schick’ uns nicht.<br />

Das, was man hier ersehnt, kann dieser geben,<br />

Drum wende nicht so mürrisch dein Gesicht.<br />

85 A cigner lui qual che fosse ’l maestro,<br />

non so io dir, ma el tenea soccinto<br />

dinanzi l’altro e dietro il braccio destro<br />

88 d’una catena che ’l tenea avvinto<br />

dal collo in giù, sì che ’n su lo scoperto<br />

si ravvolgëa infino al giro quinto.<br />

91<br />

” Questo superbo volle esser esperto<br />

di sua potenza contra ’l sommo Giove,“<br />

disse ’l mio duca, ond’elli ha cotal merto.<br />

”<br />

94 Fïalte ha nome, e fece le gran prove<br />

quando i giganti fer paura a’ dèi;<br />

le braccia ch’el menò, già mai non move.“<br />

97 E io a lui: ” S’esser puote, io vorrei<br />

che de lo smisurato Brïareo<br />

esperïenza avesser li occhi mei.“<br />

100 Ond’ei rispuose: ” Tu vedrai Anteo<br />

presso di qui che parla ed è disciolto,<br />

che ne porrà nel fondo d’ogne reo.<br />

103 Quel che tu vuo’ veder, più là è molto<br />

ed è legato e fatto come questo,<br />

salvo che più feroce par nel volto.“<br />

106 Non fu tremoto già tanto rubesto,<br />

che scotesse una torre così forte,<br />

come Fïalte a scuotersi fu presto.<br />

109 Allor temett’io più che mai la morte,<br />

e non v’era mestier più che la dotta,<br />

s’io non avessi viste le ritorte.<br />

112 Noi procedemmo più avante allotta,<br />

e venimmo ad Anteo, che ben cinque alle,<br />

sanza la testa, uscia fuor de la grotta.<br />

115<br />

” O tu che ne la fortunata valle<br />

che fece Scipïon di gloria reda,<br />

quand’Anibàl co’ suoi diede le spalle,<br />

118 recasti già mille leon per preda,<br />

e che, se fossi stato a l’alta guerra<br />

de’ tuoi fratelli, ancor par che si creda<br />

121 ch’avrebber vinto i figli de la terra:<br />

mettine giù, e non ten vegna schifo,<br />

dove Cocito la freddura serra.<br />

124 Non ci fare ire a Tizio né a Tifo:<br />

questi può dar di quel che qui si brama;<br />

però ti china e non torcer lo grifo.


Seite 104 Inferno: Canto XXXII<br />

Er kann auf Erden deinen Ruf erheben.<br />

Er lebt und hofft, wenn ihn nicht vor der Zeit<br />

<strong>Die</strong> Gnade zu sich ruft, noch lang zu leben.“<br />

Er sprach’s, und jener, schnell zum Griff bereit,<br />

Streckt’ aus die Hand, um auf ihn loszufahren,<br />

<strong>Die</strong> Hand, die Herkul fühlt’ im großen Streit.<br />

Virgil, kaum konnt’ er sich gepackt gewahren,<br />

Rief: ” Komm hierher, wo dich mein Arm umstrickt!“<br />

Drauf macht’ er’s, daß wir zwei ein Bündel waren.<br />

Wie Carisenda, unterm Hang erblickt,<br />

Sich vorzubeugen scheint und selbst zu regen,<br />

Wenn Wolken ihr den Wind entgegenschickt,<br />

So schien Antäus jetzt sich zu bewegen,<br />

Als er sich niederbog, und großen Hang<br />

Empfand ich, fortzugehn auf andern Wegen.<br />

Doch leicht zum Grund, der Luzifern verschlang<br />

Und Judas, setzt’ er nieder unsre <strong>La</strong>st,<br />

Und, so geneigt, verweilt’ er dort nicht lang<br />

127 Ancor ti può nel mondo render fama,<br />

ch’el vive, e lunga vita ancor aspetta<br />

se ’nnanzi tempo grazia a sé nol chiama.“<br />

130 Così disse ’l maestro; e quelli in fretta<br />

le man distese, e prese ’l duca mio,<br />

ond’Ercule sentì già grande stretta.<br />

133 Virgilio, quando prender si sentio,<br />

disse a me: ” Fatti qua, sì ch’io ti prenda“;<br />

poi fece sì ch’un fascio era elli e io.<br />

136 Qual pare a riguardar la Carisenda<br />

sotto ’l chinato, quando un nuvol vada<br />

sovr’essa sì, ched ella incontro penda:<br />

139 tal parve Antëo a me che stava a bada<br />

di vederlo chinare, e fu tal ora<br />

ch’i’ avrei voluto ir per altra strada.<br />

142 Ma lievemente al fondo che divora<br />

Lucifero con Giuda, ci sposò;<br />

né, sì chinato, lì fece dimora,<br />

Und schnellt’ empor, als wie im Schiff der Mast. 145 e come albero in nave si levò.<br />

Zweiunddreißigster Gesang Canto XXXII<br />

O hätt’ ich Reime von so heiserm Schalle,<br />

So rauh, wie sie erheischt dies Loch voll Graus,<br />

Auf welchem ruh’n die andern Felsen alle,<br />

Dann drückt’ ich, was ich will, vollkommner aus,<br />

Doch, sie nicht habend, geh’ ich nur mit Bangen<br />

Jetzt an die Rede, wie zum harten Strauß.<br />

Denn nicht ein Spiel ist ja mein Unterfangen,<br />

Den Grund des Alls dem Liede zu vertrau’n,<br />

Und nicht mit Kinderlallen auszulangen.<br />

Doch fördern meine Reim’ itzt jene Frau’n,<br />

Amphions Hilf an Thebens Mau’r und Toren,<br />

Dann wohl entspricht mein Lied der Tat an Grau’n.<br />

O schlechtster Pöbel, an dem Ort verloren,<br />

Der hart zu schildern ist, oh wärst du doch<br />

In unsrer Welt als Zieg’ und Schaf geboren.<br />

Wir waren nun im dunkeln Brunnenloch<br />

Tief unterm Riesen, näher schon der Mitte,<br />

Und nach der hohen Mauer sah ich noch.<br />

Da hört’ ich sagen: ” Schau’ auf deine Schritte,<br />

Daß du den Armen nicht im Weiterzieh’n<br />

<strong>Die</strong> Häupter stampfen magst mit deinem Tritte.“<br />

1 S’ïo avessi le rime aspre e chiocce,<br />

come si converrebbe al tristo buco<br />

sovra ’l qual pontan tutte l’altre rocce,<br />

4 io premerei di mio concetto il suco<br />

più pienamente; ma perch’io non l’abbo,<br />

non sanza tema a dicer mi conduco;<br />

7 ché non è impresa da pigliare a gabbo<br />

discriver fondo a tutto l’universo,<br />

né da lingua che chiami mamma o babbo.<br />

10 Ma quelle donne aiutino il mio verso<br />

ch’aiutaro Anfïone a chiuder Tebe,<br />

sì che dal fatto il dir non sia diverso.<br />

13 Oh sovra tutte mal creata plebe<br />

che stai nel loco onde parlare è duro,<br />

mei foste state qui pecore o zebe!<br />

16 Come noi fummo giù nel pozzo scuro<br />

sotto i piè del gigante assai più bassi,<br />

e io mirava ancora a l’alto muro,<br />

19 dicere udi’ mi: ” Guarda come passi:<br />

va sì, che tu non calchi con le piante<br />

le teste de’ fratei miseri lassi.“


Hölle: Zweiunddreißigster Gesang Pagina 105<br />

Drum wandt’ ich mich, und vor mir hin erschien<br />

Und unter meinen Füßen auch ein Weiher,<br />

Der durch den Frost Glas, und nicht Wasser, schien.<br />

<strong>Die</strong> Donau bleibt im Frost vom Eise freier,<br />

Und nah dem Pol, selbst in der längsten Nacht,<br />

Deckt nicht den Sanais ein so dichter Schleier.<br />

Und wäre Tabernik herabgekracht<br />

Und Pietrapan, nicht hätte nur am Saume<br />

Bei ihrem Sturz das Eis krick krick gemacht.<br />

Wie abends, wenn die Bäuerin im Traume<br />

Noch Ähren liest – die Schnauze vorgestreckt,<br />

Der Frösche Volk quäkt aus dem nassen Raume;<br />

So bis dahin, wo sich die Scham entdeckt,<br />

Fahl, mit dem Ton des Storchs die Zähne schlagend,<br />

War elend Geistervolk im Eis versteckt,<br />

Zur Tiefe hingewandt das Antlitz tragend,<br />

Vom Froste mit dem Mund und von den Weh’n<br />

Des Herzens mit den Augen Zeugnis sagend.<br />

Als ich ein Weilchen erst mich umgesehn,<br />

Schaut’ ich zum Boden hin und sah von oben<br />

Zwei, eng umfaßt, vermischt das Haupthaar, stehn.<br />

” Ihr, die ihr drängend Brust an Brust geschoben,<br />

Wer seid ihr?“ sprach ich – dann, als sie auf mich,<br />

<strong>Die</strong> Hälse rückend, ihre Blick’ erhoben,<br />

Sah ich die Augen, feucht erst innerlich,<br />

Von Tränen träufeln, die, noch kaum ergossen,<br />

Zu Eis erstarrten; und sie schlossen sich,<br />

Fest, wie nie Klammern Holz an Holz geschlossen,<br />

Drum stießen sich im Grimme wilden Streits,<br />

Gleich zweien Böcken, diese Qualgenossen.<br />

Und einer, der sein Ohrenpaar bereits<br />

Durch Frost verlor, brach, stets gebückt, das Schweigen:<br />

Was hängst du so am Schauspiel unsres Leids?<br />

Soll ich, wer diese beiden sind, dir zeigen?<br />

Das Tal, das des Bisenzio Flut benetzt,<br />

War ihnen einst und ihrem Vater eigen.<br />

Ein Leib gebar sie, und durchsuche jetzt<br />

Kaina ganz, du findest sicher keinen<br />

Mit besserm Grund in dieses Eis versetzt;<br />

Nicht ihn, des Brust und Schatten einst durch einen<br />

Stoß seines Speers durchbohrt des Artus Hand;<br />

Focaccia nicht, noch ihn, des Kopf den meinen<br />

22 Per ch’io mi volsi, e vidimi davante<br />

e sotto i piedi un lago che per gelo<br />

avea di vetro e non d’acqua sembiante.<br />

25 Non fece al corso suo sì grosso velo<br />

di verno la Danoia in Osterlicchi,<br />

né Tanaï là sotto ’l freddo cielo,<br />

28 com’era quivi; che se Tambernicchi<br />

vi fosse sù caduto, o Pietrapana,<br />

non avria pur da l’orlo fatto cricchi.<br />

31 E come a gracidar si sta la rana<br />

col muso fuor de l’acqua, quando sogna<br />

di spigolar sovente la villana,<br />

34 livide, insin là dove appar vergogna<br />

eran l’ombre dolenti ne la ghiaccia,<br />

mettendo i denti in nota di cicogna.<br />

37 Ognuna in giù tenea volta la faccia;<br />

da bocca il freddo, e da li occhi il cor tristo<br />

tra lor testimonianza si procaccia.<br />

40 Quand’io m’ebbi dintorno alquanto visto,<br />

volsimi a’ piedi, e vidi due sì stretti,<br />

che ’l pel del capo avieno insieme misto.<br />

43<br />

” Ditemi, voi che sì strignete i petti,“<br />

diss’io, chi siete?“ E quei piegaro i colli;<br />

”<br />

e poi ch’ebber li visi a me eretti,<br />

46 li occhi lor, ch’eran pria pur dentro molli,<br />

gocciar su per le labbra, e ’l gelo strinse<br />

le lagrime tra essi e riserrolli.<br />

49 Con legno legno spranga mai non cinse<br />

forte così; ond’ei come due becchi<br />

cozzaro insieme, tanta ira li vinse.<br />

52 E un ch’avea perduti ambo li orecchi<br />

per la freddura, pur col viso in giùe,<br />

disse: ” Perché cotanto in noi ti specchi?<br />

55 Se vuoi saper chi son cotesti due,<br />

la valle onde Bisenzo si dichina<br />

del padre loro Alberto e di lor fue.<br />

58 D’un corpo usciro; e tutta la Caina<br />

potrai cercare, e non troverai ombra<br />

degna più d’esser fitta in gelatina:<br />

61 non quelli a cui fu rotto il petto e l’ombra<br />

con esso un colpo per la man d’Artù;<br />

non Focaccia; non questi che m’ingombra


Seite 106 Inferno: Canto XXXII<br />

So deckt, daß mir die Aussicht gänzlich schwand.<br />

Den, hörst du Sassol Mascheroni nennen,<br />

Du, ein Toskaner, sicher leicht erkannt.<br />

Jetzt hör’, um mir nur schleunig Ruh’ zu gönnen,<br />

Ich, Camicion, erwarte den <strong>Carl</strong>in<br />

Und werde neben ihm mich brüsten können: ”<br />

Noch sah ich viele Hundesfratzen zieh’n<br />

Vor großem Frost in diesem tiefen Kreise,<br />

Und schaudre noch vor dem, was mir erschien.<br />

Und weiter ging zum Mittelpunkt die Reise,<br />

Auf welchem ruht des ganzen Alls Gewicht,<br />

Und selber zittert’ ich beim ew’gen Eise.<br />

War’s Vorsatz, war’s Geschick – ich weiß es nicht,<br />

Genug, es stieß mein Fuß beim Weitergehen<br />

Durch viele Häupter, eins ins Angesicht.<br />

“Was trittst du mich? ” – so hört’ ich’s heulend schmähen,<br />

“Rächst du noch schärfer Montapert an mir?<br />

Wenn aber nicht, weswegen ist’s geschehen? – ”<br />

“Mein Meister, ” sprach ich, “harr’ ein wenig hier,<br />

Denn gern belehrt’ ich mich von diesem näher,<br />

Dann folg’ ich, wie dir’s gut dünkt, eilig dir. ”<br />

Still stand, wie ich gewünscht, der hohe Seher,<br />

Und jener fluchte noch so wild wie erst,<br />

Da sprach ich: “Wer bist du, du arger Schmäher? ”<br />

“Und du, der du durch Antenora fährst, ”<br />

Sprach er, “wer du, der so stößt andrer Wangen,<br />

Daß es zu arg war’, wenn du lebend wärst? ” –<br />

“Ich lebe ” , sagt’ ich. “Hättest du Verlangen<br />

Nach Ruf, so wird er dir durch mich zuteil,<br />

Drum wirst du wohl mit Freuden mich empfangen. ”<br />

Drauf er: “Ich wünsche nur das Gegenteil,<br />

Drum packe dich – in diesen Eisesmassen<br />

Verspricht solch Schmeichelwort ein schlechtes Heil. ”<br />

Da griff ich nieder, ihn beim Schopf zu fassen,<br />

Und sagt’ ihm: “Nötig wird’s, daß du dich nennst,<br />

Soll ich ein Haar auf deinem Kopfe lassen. ”<br />

Und er: “Ob du mich zausen magst, du kennst<br />

Mich dennoch nicht – nichts sollst du hier erkunden,<br />

Wenn du mir tausendmal ins Antlitz rennst. ”<br />

Ich hielt sein Haar um meine Hand gewunden,<br />

Und ob schon ausgerauft manch Büschel war,<br />

Schaut’ er hinab und bellte gleich den Hunden.<br />

64 col capo sì, ch’i’ non veggio oltre più,<br />

e fu nomato Sassol Mascheroni;<br />

se tosco se’, ben sai omai chi fu.<br />

67 E perché non mi metti in più sermoni,<br />

sappi ch’i’ fu’ il Camiscion de’ Pazzi;<br />

e aspetto <strong>Carl</strong>in che mi scagioni.“<br />

70 Poscia vid’io mille visi cagnazzi<br />

fatti per freddo; onde mi vien riprezzo,<br />

e verrà sempre, de’ gelati guazzi.<br />

73 E mentre ch’andavamo inver’ lo mezzo<br />

al quale ogne gravezza si rauna,<br />

e io tremava ne l’etterno rezzo;<br />

76 se voler fu o destino o fortuna,<br />

non so; ma, passeggiando tra le teste,<br />

forte percossi ’l piè nel viso ad una.<br />

79 Piangendo mi sgridò: ” Perché mi peste?<br />

se tu non vieni a crescer la vendetta<br />

di Montaperti, perché mi moleste?“<br />

82 E io: ” Maestro mio, or qui m’aspetta,<br />

sì ch’io esca d’un dubbio per costui;<br />

poi mi farai, quantunque vorrai, fretta.“<br />

85 Lo duca stette, e io dissi a colui<br />

che bestemmiava duramente ancora:<br />

” Qual se’ tu che così rampogni altrui?“<br />

88<br />

91<br />

” Or tu chi se’ che vai per l’Antenora,<br />

percotendo,“ rispuose, altrui le gote,<br />

”<br />

sì che, se fossi vivo, troppo fora?“<br />

” Vivo son io, e caro esser ti puote,“<br />

fu mia risposta, se dimandi fama,<br />

”<br />

ch’io metta il nome tuo tra l’altre note.“<br />

94 Ed elli a me: ” Del contrario ho io brama.<br />

Lèvati quinci e non mi dar più lagna,<br />

ché mal sai lusingar per questa lama!“<br />

97 Allor lo presi per la cuticagna<br />

e dissi: ” El converrà che tu ti nomi,<br />

o che capel qui sù non ti rimagna.“<br />

100 Ond’elli a me: ” Perché tu mi dischiomi,<br />

né ti dirò ch’io sia, né mosterrolti<br />

se mille fiate in sul capo mi tomi.“<br />

103 Io avea già i capelli in mano avvolti,<br />

e tratti glien’avea più d’una ciocca,<br />

latrando lui con li occhi in giù raccolti,


Hölle: Dreiunddreißigster Gesang Pagina 107<br />

Da rief ein andrer: “Bocca, nun fürwahr,<br />

Du ließest schon genug die Kiefern klingen,<br />

Jetzt bellst du noch? Plagt dich der Teufel gar? ”<br />

“Dich ” , rief ich, “mag ich nicht zum Reden zwingen,<br />

Verräter du, allein zu deiner Schmach<br />

Will ich zur Erde wahre Nachricht bringen. ”<br />

“Erzähle, was du willst, doch hintennach ” ,<br />

Rief Bocca, “magst du diesen nur nicht schönen,<br />

Der eben jetzo so geläufig sprach.<br />

Sieh ihn für’s Gold der Franken hier belohnen<br />

Und sage, daß Duera da nicht fehlt,<br />

Wo ziemlich kühl und frisch die Sünder wohnen.<br />

Und fragt man noch, wen sonst dies Eis verhehlt,<br />

Dort siehst du Becherias Augen triefen,<br />

Den jüngst die Florentiner abgekehlt.<br />

Auch wohnt Soldanier jetzt in diesen Tiefen,<br />

Gan, Sribaldello, der Faenzas Tor<br />

Den Feinden aufschloß, da noch alle schliefen. ”<br />

Wir gingen fort, und, etwas weiter vor,<br />

War, Haupt auf Haupt gedrückt, ein Paar zu finden,<br />

Das fest in einem Loch zusammenfror.<br />

Wie man aus Hunger nagt an harten Rinden,<br />

So fraß der Obre hier den Untern an<br />

Da, wo sich Nacken und Gehirn verbinden.<br />

Wie in die Schläfe Menalipps den Zahn<br />

Einst Sydeus voll von wilder Wut geschlagen,<br />

So ward von ihm dem Schädel hier getan.<br />

“O du, der du mit viehischem Behagen<br />

Den Haß an diesem stillst, an dem du nagst,<br />

Weshalb ” , begann ich, “magst du dich beklagen?<br />

Und hör’ ich, daß du dich mit Recht beklagst,<br />

Und wer er sei, und was dein Nagen räche,<br />

So sollst du dort erstehn, wo du erlagst,<br />

Wenn diese nicht verdorrt, mit der ich spreche. ”<br />

106 quando un altro gridò: ” Che hai tu, Bocca?<br />

non ti basta sonar con le mascelle,<br />

se tu non latri? qual diavol ti tocca?“<br />

109<br />

112<br />

” Omai,“ diss’io, non vo’ che più favelle,<br />

”<br />

malvagio traditor; ch’a la tua onta<br />

io porterò di te vere novelle.“<br />

” Va via,“ rispuose, e ciò che tu vuoi conta;<br />

”<br />

ma non tacer, se tu di qua entro eschi,<br />

di quel ch’ebbe or così la lingua pronta.<br />

115 El piange qui l’argento de’ Franceschi:<br />

“Io vidi, ” potrai dir, “quel da Duera<br />

là dove i peccatori stanno freschi. ”<br />

118 Se fossi domandato “Altri chi v’era? ”<br />

tu hai dallato quel di Beccheria<br />

di cui segò Fiorenza la gorgiera.<br />

121 Gianni de’ Soldanier credo che sia<br />

più là con Ganellone e Tebaldello,<br />

ch’aprì Faenza quando si dormia.“<br />

124 Noi eravam partiti già da ello,<br />

ch’io vidi due ghiacciati in una buca,<br />

sì che l’un capo a l’altro era cappello;<br />

127 e come ’l pan per fame si manduca,<br />

così ’l sovran li denti a l’altro pose<br />

là ’ve ’l cervel s’aggiugne con la nuca:<br />

130 non altrimenti Tidëo si rose<br />

le tempie a Menalippo per disdegno,<br />

che quei faceva il teschio e l’altre cose.<br />

133<br />

” O tu che mostri per sì bestial segno<br />

odio sovra colui che tu ti mangi,<br />

dimmi ’l perché,“ diss’io, per tal convegno,<br />

”<br />

136 che se tu a ragion di lui ti piangi,<br />

sappiendo chi voi siete e la sua pecca,<br />

nel mondo suso ancora io te ne cangi,<br />

139 se quella con ch’io parlo non si secca.“<br />

Dreiunddreißigster Gesang Canto XXXIII<br />

Den Mund erhob vom schaudervollen Schmaus<br />

Der Sünder jetzt und wischt’ ihn mit den Locken<br />

Des angefress’nen Hinterkopfes aus.<br />

Er sprach: ” Du willst zum Reden mich verlocken?<br />

Verzweiflungsvollen Schmerz soll ich erneu’n,<br />

Bei des Erinnrung schon die Pulse stocken?<br />

1 <strong>La</strong> bocca sollevò dal fiero pasto<br />

quel peccator, forbendola a’ capelli<br />

del capo ch’elli avea di retro guasto.<br />

4 Poi cominciò: ” Tu vuo’ ch’io rinovelli<br />

disperato dolor che ’l cor mi preme<br />

già pur pensando, pria ch’io ne favelli.


Seite 108 Inferno: Canto XXXIII<br />

Doch dient mein Wort, um Saaten auszustreu’n,<br />

<strong>Die</strong> Frucht der Schande dem Verräter bringen,<br />

Nicht Reden werd’ ich dann noch Tränen scheu’n.<br />

Zwar, wer du bist, wie dir hierherzudringen<br />

Gelungen, weiß ich nicht, doch schien vorhin<br />

Wie Florentiner <strong>La</strong>ut dein Wort zu klingen.<br />

Du höre jetzt: Ich war Graf Ugolin,<br />

Erzbischof Roger er, den ich zerbissen.<br />

Nun horch, warum ich solch ein Nachbar bin.<br />

Daß er die Freiheit tückisch mir entrissen,<br />

Als er durch Arglist mein Vertrau’n betört,<br />

Und mich getötet hat, das wirst du wissen.<br />

Vernimm darum, was du noch nicht gehört,<br />

Noch haben kannst – den Tod voll Graus und Schauer,<br />

Und fass es, wie sich noch mein Herz empört.<br />

Ein enges Loch in des Verlieses Mauer,<br />

Durch mich benannt vom Hunger, wo gewiß<br />

Man manchen noch verschließt zu bittrer Trauer,<br />

Es zeigte kaum nach nächt’ger Finsternis<br />

Das erste Zwielicht, als ein Traum voll Grauen<br />

Der dunkeln Zukunft Schleier mir zerriß.<br />

Er jagt’, als Herr und Meister, durch die Auen<br />

Den Wolf und seine Brut zum Berg hinaus,<br />

Der Pisa hindert, Lucca zu erschauen.<br />

Mit Hunden, mager, gierig und zum Strauß<br />

Wohleingeübt, entsendet er Sismunden,<br />

<strong>La</strong>nfranken samt Gualanden sich voraus.<br />

Bald schien im <strong>La</strong>uf des Wolfes Kraft geschwunden<br />

Und seiner Jungen Kraft, und bis zum Tod<br />

Sah ich von scharfen Zähnen sie verwunden.<br />

Als ich erwacht’ im ersten Morgenrot,<br />

Da jammerten, halb schlafend noch, die Meinen,<br />

<strong>Die</strong> bei mir waren, und verlangten Brot.<br />

Teilst du nicht meinen Schmerz, so teilst du keinen,<br />

Und denkst du, was mein Herz mir kundgetan,<br />

Und weinest nicht, wann pflegst du denn zu weinen?<br />

Schon wachten sie, die Stunde naht’ heran,<br />

Wo man uns sonst die Speise bracht’, und jeden<br />

Weht’ ob des Traumes Unglücksahndung an.<br />

Verriegeln hört’ ich unter mir den öden,<br />

Grau’nvollen Turm – und ins Gesicht sah ich<br />

Den Kindern allen, ohn’ ein Wort zu reden.<br />

7 Ma se le mie parole esser dien seme<br />

che frutti infamia al traditor ch’i’ rodo,<br />

parlare e lagrimar vedrai insieme.<br />

10 Io non so chi tu se’ né per che modo<br />

venuto se’ qua giù; ma fiorentino<br />

mi sembri veramente quand’io t’odo.<br />

13 Tu dei saper ch’i’ fui conte Ugolino,<br />

e questi è l’arcivescovo Ruggieri:<br />

or ti dirò perché i son tal vicino.<br />

16 Che per l’effetto de’ suo’ mai pensieri,<br />

fidandomi di lui, io fossi preso<br />

e poscia morto, dir non è mestieri;<br />

19 però quel che non puoi avere inteso,<br />

cioè come la morte mia fu cruda,<br />

udirai, e saprai s’e’ m’ ha offeso.<br />

22 Breve pertugio dentro da la Muda,<br />

la qual per me ha ’l titol de la fame,<br />

e che conviene ancor ch’altrui si chiuda,<br />

25 m’avea mostrato per lo suo forame<br />

più lune già, quand’io feci ’l mal sonno<br />

che del futuro mi squarciò ’l velame.<br />

28 Questi pareva a me maestro e donno,<br />

cacciando il lupo e ’ lupicini al monte<br />

per che i Pisan veder Lucca non ponno.<br />

31 Con cagne magre, studïose e conte<br />

Gualandi con Sismondi e con <strong>La</strong>nfranchi<br />

s’avea messi dinanzi da la fronte.<br />

34 In picciol corso mi parieno stanchi<br />

lo padre e ’ figli, e con l’agute scane<br />

mi parea lor veder fender li fianchi.<br />

37 Quando fui desto innanzi la dimane,<br />

pianger senti’ fra ’l sonno i miei figliuoli<br />

ch’eran con meco, e dimandar del pane.<br />

40 Ben se’ crudel, se tu già non ti duoli<br />

pensando ciò che ’l mio cor s’annunziava;<br />

e se non piangi, di che pianger suoli?<br />

43 Già eran desti, e l’ora s’appressava<br />

che ’l cibo ne solëa essere addotto,<br />

e per suo sogno ciascun dubitava;<br />

46 e io senti’ chiavar l’uscio di sotto<br />

a l’orribile torre; ond’io guardai<br />

nel viso a’ mie’ figliuoi sanza far motto.


Hölle: Dreiunddreißigster Gesang Pagina 109<br />

Ich weinte nicht. So starrt’ ich innerlich,<br />

Sie weinten, und mein Anselmuccio fragte:<br />

Du blickst so, – Vater! Ach, was hast du? Sprich!<br />

Doch weint’ ich nicht, und diesen Tag lang sagte<br />

Ich nichts und nichts die Nacht, bis abermal<br />

Des Morgens Licht der Welt im Osten tagte.<br />

Als in mein jammervoll Verlies sein Strahl<br />

Ein wenig fiel, da schien es mir, ich fände<br />

Auf vier Gesichtern mein’s und meine Qual.<br />

Ich biß vor Jammer mich in beide Hände,<br />

Und jene, wähnend, daß ich es aus Gier<br />

Nach Speise tat’, erhoben sich behende<br />

Und schrien: Iß uns, und minder leiden wir!<br />

Wie wir von dir die arme Hüll’ erhalten,<br />

Oh, so entkleid’ uns, Vater, auch von ihr.<br />

Da sucht’ ich ihrethalb mich still zu halten;<br />

Stumm blieben wir den Tag, den andern noch.<br />

Und du, o Erde, konntest dich nicht spalten?<br />

Als wir den vierten Tag erreicht, da kroch<br />

Mein Gaddo zu mir hin mit leisem Flehen:<br />

Was hilfst du nicht? Mein Vater, hilf mir doch!<br />

Dort starb er – und so hab’ ich sie gesehen,<br />

Wie du mich siehst, am fünften, sechsten Tag,<br />

Jetzt den, jetzt den hinsinken und vergehen.<br />

Schon blind, tappt’ ich dahin, wo jeder lag,<br />

Rief sie drei Tage, seit ihr Blick gebrochen,<br />

Bis Hunger tat, was Kummer nicht vermag.“<br />

Und scheelen Blickes fiel er, dies gesprochen,<br />

Den Schädel an, den er zerriß, zerbrach,<br />

Mit Zähnen, wie des Hundes, stark für Knochen.<br />

Pisa, du, des schönen <strong>La</strong>ndes Schmach,<br />

In dem das Si erklingt mit süßem Tone,<br />

Sieht träg dein Nachbar deinen Freveln nach,<br />

So schwimme her, Capraja und Gorgone,<br />

Des Arno Mund zu stopfen, daß die Flut<br />

Dich ganz ersäuf und keiner Seele schone.<br />

Denn, wenn auch Ugolinos Frevelmut,<br />

Wie man gesagt, die Schlösser dir verraten,<br />

Was schlachtete die Kinder deine Wut?<br />

Oh neues Theben, war an solchen Taten<br />

Nicht ohne Schuld das zarte Knabenpaar,<br />

Das ich genannt? nicht Hugo samt Brigaten? –<br />

49 Io non piangëa, sì dentro impetrai:<br />

piangevan elli; e Anselmuccio mio<br />

disse: “Tu guardi sì, padre! che hai? ”<br />

52 Perciò non lagrimai né rispuos’io<br />

tutto quel giorno né la notte appresso,<br />

infin che l’altro sol nel mondo uscìo.<br />

55 Come un poco di raggio si fu messo<br />

nel doloroso carcere, e io scorsi<br />

per quattro visi il mio aspetto stesso,<br />

58 ambo le man per lo dolor mi morsi;<br />

ed ei, pensando ch’io ’l fessi per voglia<br />

di manicar, di sùbito levorsi<br />

61 e disser: “Padre, assai ci fia men doglia<br />

se tu mangi di noi: tu ne vestisti<br />

queste misere carni, e tu le spoglia. ”<br />

64 Queta’ mi allor per non farli più tristi;<br />

lo dì e l’altro stemmo tutti muti;<br />

ahi dura terra, perché non t’apristi?<br />

67 Poscia che fummo al quarto dì venuti,<br />

Gaddo mi si gittò disteso a’ piedi,<br />

dicendo: “Padre mio, ché non m’aiuti? ”<br />

70 Quivi morì; e come tu mi vedi,<br />

vid’io cascar li tre ad uno ad uno<br />

tra ’l quinto dì e ’l sesto; ond’io mi diedi,<br />

73 già cieco, a brancolar sovra ciascuno,<br />

e due dì li chiamai, poi che fur morti.<br />

Poscia, più che ’l dolor, poté ’l digiuno.“<br />

76 Quand’ebbe detto ciò, con li occhi torti<br />

riprese ’l teschio misero co’ denti,<br />

che furo a l’osso, come d’un can, forti.<br />

79 Ahi Pisa, vituperio de le genti<br />

del bel paese là dove ’l sì suona,<br />

poi che i vicini a te punir son lenti,<br />

82 muovasi la Capraia e la Gorgona,<br />

e faccian siepe ad Arno in su la foce,<br />

sì ch’elli annieghi in te ogne persona!<br />

85 Che se ’l conte Ugolino aveva voce<br />

d’aver tradita te de le castella,<br />

non dovei tu i figliuoi porre a tal croce.<br />

88 Innocenti facea l’età novella,<br />

novella Tebe, Uguiccione e ’l Brigata<br />

e li altri due che ’l canto suso appella.


Seite 110 Inferno: Canto XXXIII<br />

Wir gingen nun zu einer andern Schar,<br />

<strong>Die</strong>, statt wie jene, sich hinabzukehren,<br />

Das Antlitz aufwärts, eingefroren war.<br />

<strong>Die</strong> Zähren selber hemmen hier die Zähren,<br />

Drum wälzt der Schmerz, der nicht nach außen kann,<br />

Sich ganz nach innen, um die Angst zu mehren.<br />

Denn, was zuerst dem trüben Aug’ entrann,<br />

Das war zum Klumpen von Kristall verdichtet<br />

Und füllte ganz die Augenhöhlen an.<br />

Und ob vom Frost, der solches Eis geschichtet,<br />

Mein Antlitz wie bedeckt mit Schwielen schien,<br />

Und deshalb jegliches Gefühl vernichtet,<br />

Doch fühlt’ ich, schien’s mir Luft entgegenzieh’n,<br />

Drum sprach ich: ” Herr, wie mag hier Luft sich regen,<br />

Wo nie die Sonne, dunstentwickelnd, schien?“<br />

Und er: ” Du gehst der Antwort schnell entgegen<br />

Und siehst, wenn wir noch weiter fortgereist,<br />

Aus welchem Grund die Lüfte sich bewegen.“<br />

Da rief ein eisumstarrter armer Geist:<br />

” Grausame Seelen, ihr, die jetzt vom Lichte<br />

Zu dieser letzten Stelle Minos weist,<br />

Hebt mir den harten Schleier vom Gesichte,<br />

Damit ich lüfte meines Herzens Weh’n,<br />

Eh’ neu die Träne sich zu Eis verdichte.“<br />

Ich sprach: ” Soll dir’s nach deinem Wunsch geschehn,<br />

So nenne dich, und wenn ich’s nicht erzeige,<br />

So will ich selbst zum Grund des Eises gehn.“<br />

Drauf er: ” Ich bin’s, der Frucht vom bösen Zweige<br />

Als Bruder Alberich dort angeschafft,<br />

Und speise hier die Dattel für die Feige.“<br />

” Oh,“ rief ich, hat der Tod dich hingerafft?“<br />

”<br />

Und er zu mir: Ob noch mein Leib am Leben,<br />

”<br />

Davon bekam ich keine Wissenschaft.<br />

Denn Ptolommäa hat den Vorzug eben,<br />

Daß oft die Seele stürzt in dies Gebiet,<br />

Eh’ ihr den Anstoß Atropos gegeben.<br />

Und daß du lieber mir vom Augenlid<br />

Verglaste Tränen nehmest sollst du wissen:<br />

Sobald die Seele den Verrat vollzieht,<br />

Wie ich getan, wird ihr der Leib entrissen<br />

Von einem Teufel, der dann drin regiert<br />

Bis an den Tod, indes in Finsternissen<br />

91 Noi passammo oltre, là ’ve la gelata<br />

ruvidamente un’altra gente fascia,<br />

non volta in giù, ma tutta riversata.<br />

94 Lo pianto stesso lì pianger non lascia,<br />

e ’l duol che truova in su li occhi rintoppo,<br />

si volge in entro a far crescer l’ambascia;<br />

97 ché le lagrime prime fanno groppo,<br />

e sì come visiere di cristallo,<br />

rïempion sotto ’l ciglio tutto il coppo.<br />

100 E avvegna che, sì come d’un callo,<br />

per la freddura ciascun sentimento<br />

cessato avesse del mio viso stallo,<br />

103 già mi parea sentire alquanto vento;<br />

per ch’io: ” Maestro mio, questo chi move?<br />

non è qua giù ogne vapore spento?“<br />

106 Ond’elli a me: ” Avaccio sarai dove<br />

di ciò ti farà l’occhio la risposta,<br />

veggendo la cagion che ’l fiato piove.“<br />

109 E un de’ tristi de la fredda crosta<br />

gridò a noi: ” O anime crudeli<br />

tanto che data v’è l’ultima posta,<br />

112 levatemi dal viso i duri veli,<br />

sì ch’ïo sfoghi ’l duol che ’l cor m’impregna,<br />

un poco, pria che ’l pianto si raggeli.“<br />

115 Per ch’io a lui: ” Se vuo’ ch’i’ ti sovvegna,<br />

dimmi chi se’, e s’io non ti disbrigo,<br />

al fondo de la ghiaccia ir mi convegna.“<br />

118 Rispuose adunque: ” I’ son frate Alberigo;<br />

i’ son quel da le frutta del mal orto,<br />

che qui riprendo dattero per figo.“<br />

121<br />

” Oh,“ diss’io lui, or se’ tu ancor morto?“<br />

”<br />

Ed elli a me: Come ’l mio corpo stea<br />

”<br />

nel mondo sù, nulla scïenza porto.<br />

124 Cotal vantaggio ha questa Tolomea,<br />

che spesse volte l’anima ci cade<br />

innanzi ch’Atropòs mossa le dea.<br />

127 E perché tu più volontier mi rade<br />

le ’nvetrïate lagrime dal volto,<br />

sappie che, tosto che l’anima trade<br />

130 come fec’ïo, il corpo suo l’è tolto<br />

da un demonio, che poscia il governa<br />

mentre che ’l tempo suo tutto sia vòlto.


Hölle: Vierunddreißigster Gesang Pagina 111<br />

Des kalten Brunnens sie sich selbst verliert.<br />

Vielleicht ist oben noch der Körper dessen,<br />

Der hinter mir in diesem Eise friert.<br />

Kommst du von dort, so magst du’s selbst ermessen.<br />

Herr Branca d’Oria ist’s, der jämmerlich<br />

Schon manches Jahr im Eise fest gesessen.“<br />

” Ich glaube,“ Sprach ich, du betrügest mich,<br />

”<br />

Denn Branca d’Oria ist noch nicht begraben<br />

Und ißt und trinkt und schläft und kleidet sich.“<br />

Und er darauf: ” Es konnte jenen Graben,<br />

An dem beim Pech die Schar von Teufeln wacht,<br />

Noch nicht erreicht Herr Michel Zanche haben,<br />

Da war sein Leib schon in des Dämons Macht.<br />

So ging’s auch dem von d’Orias Geschlechte,<br />

Der den Verrat zugleich mit ihm vollbracht.<br />

Jetzt aber strecke zu mir her die Rechte<br />

Und nimm das Eis hinweg! – doch tat ich’s nicht,<br />

Denn gegen ihn war Schlechtsein nur das Rechte.<br />

Genua, Feindin jeder Sitt’ und Pflicht,<br />

Ihr Genueser, jeder Schuld Genossen,<br />

Was tilgt euch nicht des Himmels Strafgericht?<br />

Ich fand mit der Romagna schlimmsten Sprossen<br />

Der euren einen, für sein Tun belohnt,<br />

<strong>Die</strong> Seel’ in des Kozytus Eis verschlossen,<br />

133 Ella ruina in sì fatta cisterna;<br />

e forse pare ancor lo corpo suso<br />

de l’ombra che di qua dietro mi verna.<br />

136 Tu ’l dei saper, se tu vien pur mo giuso:<br />

elli è ser Branca Doria, e son più anni<br />

poscia passati ch’el fu sì racchiuso.“<br />

139<br />

142<br />

” Io credo,“ diss’io lui, che tu m’inganni;<br />

”<br />

ché Branca Doria non morì unquanche,<br />

e mangia e bee e dorme e veste panni.“<br />

” Nel fosso sù,“ diss’el, de’ Malebranche,<br />

”<br />

là dove bolle la tenace pece,<br />

non era ancora giunto Michel Zanche,<br />

145 che questi lasciò il diavolo in sua vece<br />

nel corpo suo, ed un suo prossimano<br />

che ’l tradimento insieme con lui fece.<br />

148 Ma distendi oggimai in qua la mano;<br />

aprimi li occhi.“ E io non gliel’apersi;<br />

e cortesia fu lui esser villano.<br />

151 Ahi Genovesi, uomini diversi<br />

d’ogne costume e pien d’ogne magagna,<br />

perché non siete voi del mondo spersi?<br />

154 Ché col peggiore spirto di Romagna<br />

trovai di voi un tal, che per sua opra<br />

in anima in Cocito già si bagna,<br />

Des Leib bei euch noch scheinbar lebend wohnt. 157 e in corpo par vivo ancor di sopra.<br />

Vierunddreißigster Gesang Canto XXXIV<br />

” Uns naht des Höllenköniges Panier!<br />

Schau’ hin, ob du vermagst ihn zu erspähen.“<br />

So sprach mein edler Meister jetzt zu mir.<br />

Und wie, wenn dichte Nebel uns umwehen,<br />

Wie in der Dämmerung, vom fernen Ort<br />

Windmühlenflügel aussehn, die sich drehen;<br />

So sah ich jetzo ein Gebäude dort –<br />

Nichts fand ich sonst, mich vor dem Wind zu decken,<br />

Drum drängt’ ich fest mich hinter meinen Hort.<br />

Dort war ich, wo – ich sing’ es noch mit Schrecken –<br />

<strong>Die</strong> Geister, in durchsicht’ges Eis gebannt,<br />

Ganz drin, wie Splitterchen im Glase, stecken.<br />

Der lag darin gestreckt, und mancher stand,<br />

Der aufrecht, jener auf dem Kopf; der bückte<br />

Sich sprenkelkrumm, das Haupt zum Fuß gewandt.<br />

1<br />

” Vexilla regis prodeunt inferni<br />

verso di noi; però dinanzi mira,“<br />

disse ’l maestro mio, se tu ’l discerni.“<br />

”<br />

4 Come quando una grossa nebbia spira,<br />

o quando l’emisperio nostro annotta,<br />

par di lungi un molin che ’l vento gira,<br />

7 veder mi parve un tal dificio allotta;<br />

poi per lo vento mi ristrinsi retro<br />

al duca mio, ché non lì era altra grotta.<br />

10 Già era, e con paura il metto in metro,<br />

là dove l’ombre tutte eran coperte,<br />

e trasparien come festuca in vetro.<br />

13 Altre sono a giacere; altre stanno erte,<br />

quella col capo e quella con le piante;<br />

altra, com’arco, il volto a’ piè rinverte.


Seite 112 Inferno: Canto XXXIV<br />

Als hinter ihm ich so weit vorwärts rückte,<br />

Daß es dem Meister nun gefällig schien,<br />

Mir den zu zeigen, den einst Schönheit schmückte.<br />

Da trat er weg von mir, hieß mich verzieh’n,<br />

Und sprach zu mir: ” Bleib, um den Dis zu schauen,<br />

Und hier laß nicht dir Mut und Kraft entfliehn.“<br />

Wie ich da starr und heiser ward vor Grauen,<br />

Darüber schweigt, o Leser, mein Bericht,<br />

Denn keiner Sprache läßt sich dies vertrauen.<br />

Nicht starb ich hier, auch lebend blieb ich nicht.<br />

Nun denke, was dem Zustand dessen gleiche,<br />

Dem Tod und Leben allzugleich gebricht.<br />

Der Kaiser von dem tränenvollen Reiche<br />

Entragte mit der halben Brust dem Glas,<br />

Und wie ich eines Riesen Maß erreiche,<br />

Erreicht’ ein Riese seines Armes Maß.<br />

Nun siehst du selbst das ungeheure Wesen,<br />

Dem solch ein Glied verhältnismäßig saß.<br />

Ist er, wie häßlich jetzt, einst schön gewesen,<br />

Und hat den güt’gen Schöpfer doch bedroht,<br />

So muß er wohl der Quell sein alles Bösen.<br />

O Wunder, das sein Kopf dem Auge bot!<br />

Mit drei Gesichtern sah ich ihn erscheinen,<br />

Von diesen aber war das vordre rot.<br />

Anfügten sich die andern zwei dem einen,<br />

Gerad’ ob beiden Schultern hingestellt,<br />

Um oben sich beim Kamme zu vereinen;<br />

Das Antlitz links weißgelblich – ihm gesellt<br />

Das links, gleich dem der Leute, die aus <strong>La</strong>nden<br />

Von jenseits kommen, wo der Nilus fällt.<br />

Groß, angemessen solchem Vogel, standen<br />

Zwei Flügel unter jedem weit heraus,<br />

<strong>Die</strong> wir den Segeln gleich, nur größer, fanden,<br />

Und federlos, wie die der Fledermaus.<br />

Sie flatterten ohn’ Unterlaß und gossen<br />

Drei Winde nach verschiedner Richtung aus.<br />

Dadurch ward der Kozyt mit Eis verschlossen.<br />

Sechs Augen waren nie von Tränen frei,<br />

<strong>Die</strong> auf drei Kinn’ in blut’gem Geifer flossen.<br />

Und einen armen Sünder malmt’ entzwei<br />

Und kaute jeder Mund, daher zerbissen,<br />

Flachsbrechen gleich, die scharfen Zähne drei.<br />

16 Quando noi fummo fatti tanto avante,<br />

ch’al mio maestro piacque di mostrarmi<br />

la creatura ch’ebbe il bel sembiante,<br />

19 d’innanzi mi si tolse e fé restarmi,<br />

” Ecco Dite,“ dicendo, ed ecco il loco<br />

”<br />

ove convien che di fortezza t’armi.“<br />

22 Com’io divenni allor gelato e fioco,<br />

nol dimandar, lettor, ch’i’ non lo scrivo,<br />

però ch’ogne parlar sarebbe poco.<br />

25 Io non mori’ e non rimasi vivo;<br />

pensa oggimai per te, s’ hai fior d’ingegno,<br />

qual io divenni, d’uno e d’altro privo.<br />

28 Lo ’mperador del doloroso regno<br />

da mezzo ’l petto uscia fuor de la ghiaccia;<br />

e più con un gigante io mi convegno,<br />

31 che i giganti non fan con le sue braccia:<br />

vedi oggimai quant’esser dee quel tutto<br />

ch’a così fatta parte si confaccia.<br />

34 S’el fu sì bel com’elli è ora brutto,<br />

e contra ’l suo fattore alzò le ciglia,<br />

ben dee da lui procedere ogne lutto.<br />

37 Oh quanto parve a me gran maraviglia<br />

quand’io vidi tre facce a la sua testa!<br />

L’una dinanzi, e quella era vermiglia;<br />

40 l’altr’eran due, che s’aggiugnieno a questa<br />

sovresso ’l mezzo di ciascuna spalla,<br />

e sé giugnieno al loco de la cresta:<br />

43 e la destra parea tra bianca e gialla;<br />

la sinistra a vedere era tal, quali<br />

vegnon di là onde ’l Nilo s’avvalla.<br />

46 Sotto ciascuna uscivan due grand’ali,<br />

quanto si convenia a tanto uccello:<br />

vele di mar non vid’io mai cotali.<br />

49 Non avean penne, ma di vispistrello<br />

era lor modo; e quelle svolazzava,<br />

sì che tre venti si movean da ello:<br />

52 quindi Cocito tutto s’aggelava.<br />

Con sei occhi piangëa, e per tre menti<br />

gocciava ’l pianto e sanguinosa bava.<br />

55 Da ogne bocca dirompea co’ denti<br />

un peccatore, a guisa di maciulla,<br />

sì che tre ne facea così dolenti.


Hölle: Vierunddreißigster Gesang Pagina 113<br />

Der vordre Mund schien sanft in seinen Bissen,<br />

Verglichen mit den scharfen Klau’n, zu sein,<br />

<strong>Die</strong> oft die Haut vom Fleisch des Sünders rissen.<br />

Da sprach Virgil: ” Sieh hier die größte Pein!<br />

Ischariots Kopf steckt zwischen scharfen Fängen,<br />

Und außen zappelt er mit Arm und Bein.<br />

Zwei andre sieh, den Kopf nach unten hängen;<br />

Hier Brutus an der schwarzen Schnauze Schlund<br />

Sich ohne <strong>La</strong>ute winden, dreh’n und drängen;<br />

Dort Cassius, kräftig, wohlbeleibt und rund –<br />

Doch naht die Nacht, drum sei jetzt fortgegangen,<br />

Denn ganz erforscht ist nun der Hölle Grund.“<br />

Jetzt winkte mir, den Hals ihm zu umfangen,<br />

Und Zeit und Ort ersah sich mein Gesell,<br />

Und, als sich weit gespreizt die Flügel schwangen,<br />

Hing er sich an die zott’ge Seite schnell,<br />

Griff Zott’ auf Zott’, um sich herabzusenken<br />

Inmitten eis’ger Rind’ und rauhem Fell.<br />

Dort angelangt, wo in den Hüftgelenken<br />

Des Riesen sich der Lenden Kugeln dreh’n,<br />

Eilt’ er, mit Müh’ und Angst, sich umzuschwenken.<br />

Wo erst der Fuß war, kam das Haupt zu stehn;<br />

<strong>Die</strong> Zotten fassend, klomm er aufwärts weiter,<br />

Als sollten wir zurück zur Hölle gehn.<br />

” Hier halte fest dich; denn auf solcher Leiter<br />

Entkommt man nur so großem Leid,“ so sprach<br />

Tiefkeuchend, wie ein Müder, mein Begleiter.<br />

Worauf er Bahn sich durch ein Felsloch brach,<br />

Dann setzt’ er mich auf einen Rand daneben<br />

Und streckte mir den Fuß behutsam nach.<br />

Ich blickt’ empor und glaubte, wie ich eben<br />

Den Dis gesehn, so stell’ er noch sich dar.<br />

Doch seine Füße sah ich sich erheben.<br />

Wie ich erschrak, bedenk’, o dumme Schar,<br />

Der’s nottut, daß sie erst erkennen lerne,<br />

Durch welchen Punkt ich jetzt gedrungen war.<br />

Da sprach Virgil: ” Jetzt auf, das Ziel ist ferne,<br />

Der Weg auch schwierig, den du vor dir hast;<br />

Und Sol, aufsteigend. scheucht bereits die Sternen<br />

Nicht war’s ein Gang durch einen Prachtpalast,<br />

Der vor mir lag; er lief auf rauhem Grunde<br />

Durch eine Felsschlucht, völlig dunkel fast.<br />

58 A quel dinanzi il mordere era nulla<br />

verso ’l graffiar, che talvolta la schiena<br />

rimanea de la pelle tutta brulla.<br />

61<br />

” Quell’anima là sù c’ ha maggior pena,“<br />

disse ’l maestro, è Giuda Scarïotto,<br />

”<br />

che ’l capo ha dentro e fuor le gambe mena.<br />

64 De li altri due c’ hanno il capo di sotto,<br />

quel che pende dal nero ceffo è Bruto:<br />

vedi come si storce, e non fa motto!;<br />

67 e l’altro è Cassio, che par sì membruto.<br />

Ma la notte risurge, e oramai<br />

è da partir, ché tutto avem veduto.“<br />

70 Com’a lui piacque, il collo li avvinghiai;<br />

ed el prese di tempo e loco poste,<br />

e quando l’ali fuoro aperte assai,<br />

73 appigliò sé a le vellute coste;<br />

di vello in vello giù discese poscia<br />

tra ’l folto pelo e le gelate croste.<br />

76 Quando noi fummo là dove la coscia<br />

si volge, a punto in sul grosso de l’anche,<br />

lo duca, con fatica e con angoscia,<br />

79 volse la testa ov’elli avea le zanche,<br />

e aggrappossi al pel com’om che sale,<br />

sì che ’n inferno i’ credea tornar anche.<br />

82<br />

” Attienti ben, ché per cotali scale,“<br />

disse ’l maestro, ansando com’uom lasso,<br />

” conviensi dipartir da tanto male.“<br />

85 Poi uscì fuor per lo fóro d’un sasso<br />

e puose me in su l’orlo a sedere;<br />

appresso porse a me l’accorto passo.<br />

88 Io levai li occhi e credetti vedere<br />

Lucifero com’io l’avea lasciato,<br />

e vidili le gambe in sù tenere;<br />

91 e s’io divenni allora travagliato,<br />

la gente grossa il pensi, che non vede<br />

qual è quel punto ch’io avea passato.<br />

94<br />

” Lèvati sù,“ disse ’l maestro, in piede:<br />

”<br />

la via è lunga e ’l cammino è malvagio,<br />

e già il sole a mezza terza riede.“<br />

97 Non era camminata di palagio<br />

là ’v’eravam, ma natural burella<br />

ch’avea mal suolo e di lume disagio.


Seite 114 Inferno: Canto XXXIV<br />

Ich, aufrecht stehend, sprach: “Eh’ aus dem Schlunde<br />

Der Weg, den du mich leitest, mich entläßt,<br />

Reiß aus dem Irrtum mich und gib mir Kunde:<br />

Wo ist das Eis ? Wie steckt Dis köpflings fest?<br />

Und wie hat Sol so schnell aus solchen Weiten<br />

<strong>Die</strong> Überfahrt gemacht zum Ost vom West?<br />

” Du glaubst dich auf des Zentrums andern Seiten,<br />

Wo du am Wurme, der die Erde kränkt<br />

Und sie durchbohrt, mich sahst herniedergleiten.<br />

Du warst’s, solang’ ich mich hinabgesenkt;<br />

Allein den Punkt, der anzieht alle Schwere,<br />

Durchdrängest du, da ich mich umgeschwenkt.<br />

Jetzt kamst du zu der andern Hemisphäre,<br />

Entgegen der, die großes trocknes <strong>La</strong>nd<br />

Bedeckt, und unter deren Zelt der Hehre<br />

So fehllos lebt’ und starb, wie er entstand.<br />

Du stehest jetzo auf dem kleinen Kreise,<br />

Der hier Judokas andre Seit’ umspannt.<br />

Und hier beginnt der Sonne Tagesreise,<br />

Wenn sie dort endet, und im Brunnen steckt<br />

Noch immer Luzifer nach alter Weise.<br />

Vom Himmel ward er hier herabgestreckt.<br />

Das <strong>La</strong>nd, das erst hier ragte, hat sich droben<br />

Aus Furcht vor ihm im Meeresgrund versteckt<br />

Und sich auf jenem Halbkreis dort erhoben.<br />

Um ihn zu flieh’n, drang auch die Erde vor<br />

Aus dieser Höhl’ und drängte sich nach oben.“<br />

So sprach Virgil – und sieh, vom Dis empor<br />

Ging eine Schlucht, tief wie die ganze Hölle,<br />

Zwar nicht erkannt vom Auge, doch vom Ohr;<br />

Denn rauschend lief ein Bach, des rasche Welle<br />

Sich Bahn durch Felsen brach, mit sanftem Hang<br />

Und vielgewunden, bis zu jener Stelle.<br />

Nun trat mein Führer auf verborgnem Gang<br />

Den Rückweg an entlang des Baches Windung;<br />

Und wie ich, rastlos folgend, aufwärts drang,<br />

Da blickte durch der Felsschlucht obre Rundung<br />

Der schöne Himmel mir aus heitrer Ferne,<br />

Und eilig stiegen wir aus enger Mundung<br />

100<br />

” Prima ch’io de l’abisso mi divella,<br />

maestro mio,“ diss’io quando fui dritto,<br />

” a trarmi d’erro un poco mi favella:<br />

103 ov’è la ghiaccia? e questi com’è fitto<br />

sì sottosopra? e come, in sì poc’ora,<br />

da sera a mane ha fatto il sol tragitto?“<br />

106 Ed elli a me: ” Tu imagini ancora<br />

d’esser di là dal centro, ov’io mi presi<br />

al pel del vermo reo che ’l mondo fóra.<br />

109 Di là fosti cotanto quant’io scesi;<br />

quand’io mi volsi, tu passasti ’l punto<br />

al qual si traggon d’ogne parte i pesi.<br />

112 E se’ or sotto l’emisperio giunto<br />

ch’è contraposto a quel che la gran secca<br />

coverchia, e sotto ’l cui colmo consunto<br />

115 fu l’uom che nacque e visse sanza pecca;<br />

tu haï i piedi in su picciola spera<br />

che l’altra faccia fa de la Giudecca.<br />

118 Qui è da man, quando di là è sera;<br />

e questi, che ne fé scala col pelo,<br />

fitto è ancora sì come prim’era.<br />

121 Da questa parte cadde giù dal cielo;<br />

e la terra, che pria di qua si sporse,<br />

per paura di lui fé del mar velo,<br />

124 e venne a l’emisperio nostro; e forse<br />

per fuggir lui lasciò qui loco vòto<br />

quella ch’appar di qua, e sù ricorse.“<br />

127 Luogo è là giù da Belzebù remoto<br />

tanto quanto la tomba si distende,<br />

che non per vista, ma per suono è noto<br />

130 d’un ruscelletto che quivi discende<br />

per la buca d’un sasso, ch’elli ha roso,<br />

col corso ch’elli avvolge, e poco pende.<br />

133 Lo duca e io per quel cammino ascoso<br />

intrammo a ritornar nel chiaro mondo;<br />

e sanza cura aver d’alcun riposo,<br />

136 salimmo sù, el primo e io secondo,<br />

tanto ch’i’ vidi de le cose belle<br />

che porta ’l ciel, per un pertugio tondo.<br />

Und traten vor zum Wiedersehn der Sterne. 139 E quindi uscimmo a riveder le stelle.


II. Das Fegefeuer II. Purgatorio<br />

Erster Gesang Canto I<br />

Zur Fahrt in bess’re Fluten aufgezogen<br />

Hat seine Segel meines Geistes Kahn,<br />

Und läßt nun hinter sich so grimme Wogen.<br />

Zum zweiten Reiche hin geht seine Bahn,<br />

Wohin zur Reinigung die Geister schweben,<br />

Um würdig dann dem Himmelreich zu nah’n.<br />

Doch hier mag sich die tote Dichtung heben,<br />

O heil’ge Musen, da ich euer bin!<br />

Hier mög’ empor Kalliopeia streben!<br />

Sie folge mir mit jenem Ton dahin,<br />

Des Streich, die armen Elstern einst erschreckend,<br />

Verzweiflung bracht’ in ihren stolzen Sinn.<br />

Des Saphirs holde Farbe, ganz bedeckend<br />

Des reinen Äthers heiteres Gebäu<br />

Und bis zum ersten Kreise sich erstreckend,<br />

Erschuf vor mir der Augen Wonne neu,<br />

Sobald ich jetzt der toten Luft entklommen,<br />

<strong>Die</strong> Aug’ und Brust getrübt in Nacht und Scheu.<br />

Der schöne Stern, der Lieb’ erregt, entglommen<br />

Im Osten, hatt’ in Lächeln ihn verklärt,<br />

<strong>Die</strong> Fisch’ umschleiernd, die mit ihm gekommen.<br />

Dann rechts, dem andern Pole zugekehrt,<br />

Erblickt’ ich eines Viergestirnes Schimmer,<br />

Des Anschau’n nur dem ersten Paar gewährt.<br />

Der Himmel schien entzückt durch sein Geflimmer.<br />

O du verwaistes <strong>La</strong>nd, du öder Nord,<br />

Du siehst den Glanz der schönen Lichter nimmer.<br />

Als ich darauf vom Viergestirne fort<br />

Ein wenig hin zum andern Pole sah,<br />

Da war verschwunden schon der Wagen dort.<br />

Und einen Greis, allein, sah ich mir nahe,<br />

Der Ehrfurcht also wert an Mien’ und Art,<br />

Daß mir, als ob’s mein Vater sei, geschähe.<br />

<strong>La</strong>ng war, mit weißem Haar vermischt, sein Bart<br />

Und gleich dem Haar des Haupts, das, niedersinkend<br />

Als Doppelstreif, der Brust zur Hülle ward.<br />

Sein Angesicht, die heil’gen Strahlen trinkend<br />

Des Viergestirnes, war so schön und klar,<br />

Als sah’ ich es, vom Schein der Sonne blinkend.<br />

1 Per correr miglior acque alza le vele<br />

omai la navicella del mio ingegno,<br />

che lascia dietro a sé mar sì crudele;<br />

4 e canterò di quel secondo regno<br />

dove l’umano spirito si purga<br />

e di salire al ciel diventa degno.<br />

7 Ma qui la morta poesì resurga,<br />

o sante Muse, poi che vostro sono;<br />

e qui Calïopè alquanto surga,<br />

10 seguitando il mio canto con quel suono<br />

di cui le Piche misere sentiro<br />

lo colpo tal, che disperar perdono.<br />

13 Dolce color d’orïental zaffiro,<br />

che s’accoglieva nel sereno aspetto<br />

del mezzo, puro infino al primo giro,<br />

16 a li occhi miei ricominciò diletto,<br />

tosto ch’io usci’ fuor de l’aura morta<br />

che m’avea contristati li occhi e ’l petto.<br />

19 Lo bel pianeto che d’amar conforta<br />

faceva tutto rider l’orïente,<br />

velando i Pesci ch’erano in sua scorta.<br />

22 I’ mi volsi a man destra, e puosi mente<br />

a l’altro polo, e vidi quattro stelle<br />

non viste mai fuor ch’a la prima gente.<br />

25 Goder pareva ’l ciel di lor fiammelle:<br />

oh settentrïonal vedovo sito,<br />

poi che privato se’ di mirar quelle!<br />

28 Com’io da loro sguardo fui partito,<br />

un poco me volgendo a l’altro polo,<br />

là onde ’l Carro già era sparito,<br />

31 vidi presso di me un veglio solo,<br />

degno di tanta reverenza in vista,<br />

che più non dee a padre alcun figliuolo.<br />

34 Lunga la barba e di pel bianco mista<br />

portava, a’ suoi capelli simigliante,<br />

de’ quai cadeva al petto doppia lista.<br />

37 Li raggi de le quattro luci sante<br />

fregiavan sì la sua faccia di lume,<br />

ch’i’ ’l vedea come ’l sol fosse davante.


Seite 116 Purgatorio: Canto I<br />

” Wer seid ihr, die ihr fortflieht, wunderbar,<br />

Aus ew’ger Haft, dem blinden Strom entgegen“<br />

Er sprach’s, bewegt des Bartes greises Haar,<br />

” Wer leitet’ euch? Wer leuchtet’ euren Wegen,<br />

Daß ihr entstiegt den Schatten tiefer Nacht,<br />

<strong>Die</strong>, ewig achwarz, der Hölle Täler hegend<br />

Verlor des Abgrunds Satzung ihre Macht?<br />

Hat neuer Ratschluß durch der Hölle Pforte<br />

Verdammt’ in meine Grotten hergebracht?“ –<br />

Hier fühlt’ ich mich erfaßt von meinem Horte,<br />

Und ehrerbietig macht er Brau’n und Knie<br />

Mir alsogleich mit Hand und Wink und Worte<br />

Und sprach: ” Nicht durch mich selber bin ich hie;<br />

Ein Weib kam bittend aus den höchsten Sphären,<br />

Darob ich diesem mein Geleit verlieh.<br />

Doch da’s dein Will’ ist, daß ich dich belehren<br />

Von unserm wahren Zustand soll, wie mag<br />

Mein Will’ ein andrer sein, als zu gewähren!<br />

Nicht sahe dieser noch den letzten Tag,<br />

Doch war er nah ihm, so vom Wahn verblendet,<br />

Daß er gewiß in kurzer Frist erlag.<br />

Um ihn zu retten, ward ich abgesendet,<br />

Und hierzu fand ich diesen Weg nur gut,<br />

Auf welchem ich mich jetzt hierher gewendet.<br />

Ich zeigt’ ihm schon der Sünder ganze Brut,<br />

Nun aber ist er die zu sehn bereitet,<br />

<strong>Die</strong> hier sich läutern unter deiner Hut.<br />

<strong>La</strong>ng wär’s zu sagen, wie ich ihn begleitet.<br />

Kraft kam von oben, helfend, daß ich ihn,<br />

Um dich zu hören und zu sehn, geleitet.<br />

<strong>La</strong>ß dir’s gefallen, daß er hier erschien.<br />

Er sucht die Freiheit – wie sie wert zu halten,<br />

Weiß, wer um sie des Lebens sich verzieh’n.<br />

Du weißt’s, du ließest gern sie zu erhalten,<br />

In Utica die Hülle blutbenetzt,<br />

<strong>Die</strong> hell am großen Tag sich wird entfalten.<br />

Nicht ward der ew’ge Schluß von uns verletzt.<br />

Er lebt und mich hält Minos nicht gefangen.<br />

Ich bin vom Kreis, wo deine Martia jetzt,<br />

Noch keuschen Aug’s, dir ausspricht das Verlangen,<br />

O heil’ge Brust, als dein sie anzusehn,<br />

Drum woll’ uns, ihr zuliebe, wohl empfangen.<br />

40<br />

43<br />

” Chi siete voi che contro al cieco fiume<br />

fuggita avete la pregione etterna?“<br />

diss’el, movendo quelle oneste piume.<br />

” Chi v’ ha guidati, o che vi fu lucerna,<br />

uscendo fuor de la profonda notte<br />

che sempre nera fa la valle inferna?<br />

46 Son le leggi d’abisso così rotte?<br />

o è mutato in ciel novo consiglio,<br />

che, dannati, venite a le mie grotte?“<br />

49 Lo duca mio allor mi diè di piglio,<br />

e con parole e con mani e con cenni<br />

reverenti mi fé le gambe e ’l ciglio.<br />

52 Poscia rispuose lui: ” Da me non venni:<br />

donna scese del ciel, per li cui prieghi<br />

de la mia compagnia costui sovvenni.<br />

55 Ma da ch’è tuo voler che più si spieghi<br />

di nostra condizion com’ell’è vera,<br />

esser non puote il mio che a te si nieghi.<br />

58 Questi non vide mai l’ultima sera;<br />

ma per la sua follia le fu sì presso,<br />

che molto poco tempo a volger era.<br />

61 Sì com’io dissi, fui mandato ad esso<br />

per lui campare; e non lì era altra via<br />

che questa per la quale i’ mi son messo.<br />

64 Mostrata ho lui tutta la gente ria;<br />

e ora intendo mostrar quelli spirti<br />

che purgan sé sotto la tua balìa.<br />

67 Com’io l’ ho tratto, saria lungo a dirti;<br />

de l’alto scende virtù che m’aiuta<br />

conducerlo a vederti e a udirti.<br />

70 Or ti piaccia gradir la sua venuta:<br />

libertà va cercando, ch’è sì cara,<br />

come sa chi per lei vita rifiuta.<br />

73 Tu ’l sai, ché non ti fu per lei amara<br />

in Utica la morte, ove lasciasti<br />

la vesta ch’al gran dì sarà sì chiara.<br />

76 Non son li editti etterni per noi guasti,<br />

ché questi vive e Minòs me non lega;<br />

ma son del cerchio ove son li occhi casti<br />

79 di Marzia tua, che ’n vista ancor ti priega,<br />

o santo petto, che per tua la tegni:<br />

per lo suo amore adunque a noi ti piega.


Fegefeuer: Erster Gesang Pagina 117<br />

<strong>La</strong>ß uns durch deine sieben Reiche gehn,<br />

Dann grüß’ ich sie von dir in jenen Hallen,<br />

Willst, dort erwähnt zu sein, du nicht verschmäh’n.“<br />

” Gefiel auch“, sprach er, Martia mir vor allen,<br />

”<br />

Da ich gelebt, so daß ich ihr erwies,<br />

Wodurch ich irgend wußt’, ihr zu gefallen,<br />

Doch jetzt nicht mehr bewegen darf mich dies,<br />

Da sie dort wohnt jenseits der nächt’gen Wogen,<br />

Wie festgesetzt ward, als ich sie verließ.<br />

Doch hat ein Himmelsweib dich hergezogen,<br />

Wie du gesagt, was braucht’s da Schmeichelei’n?<br />

Sie will, dies g’nügt, und treulich wird’s vollzogen<br />

Drum geh, zum weitern Weg ihn einzuweih’n.<br />

Ihn muß ein Gurt von glatter Bins’ umschnüren,<br />

Dann wasch ihm das Gesicht vom Schmutze rein.<br />

Das Aug’ umnebelt, will sich’s nicht gebühren,<br />

Zum ersten <strong>Die</strong>ner, der vom sel’gen <strong>La</strong>nd<br />

Herabgekommen ist, ihn hinzuführen.<br />

Rings trägt der kleinen Insel tiefster Strand,<br />

Wo Wog’ und Woge sich im Wechsel jagen,<br />

Viel Binsen am morastig weichen Rand.<br />

<strong>Die</strong> andern Pflanzen, welche Blätter tragen<br />

Und sich verhärten, kommen da nicht auf,<br />

Wo’s gilt, sich schmiegen, wenn die Wellen schlagen.<br />

Doch kehrt von dort nicht rückwärts euren <strong>La</strong>uf;<br />

<strong>Die</strong> Sonne zeigt – seht, dort ersteht sie eben! –<br />

Euch dann den leichtern Weg den Berg hinauf.“<br />

Hier sah ich ihn vor meinem Blick verschweben;<br />

Stumm stand ich auf und sah auf meinen Hort,<br />

In seinen Schutz und Willen ganz ergeben.<br />

Er sprach: ” Sohn, folge mir jetzt rückwärts. Dort<br />

Neigt mehr und mehr die Ebene sich immer<br />

Nach ihren letzten tiefsten Grenzen fort.“<br />

Schon trieb das Morgenrot mit lichtem Schimmer<br />

<strong>Die</strong> Frühe vor sich her, und vom Gestad<br />

Erkannt’ ich weit hinaus des Meers Geflimmer.<br />

Nun gingen wir dahin auf ödem Pfad,<br />

Wie wer, verirrt, zum rechten Wege schreitend,<br />

Sein Gehn umsonst glaubt, bis er ihn betrat.<br />

Wir sahn den Tau bald, mit der Sonne streitend,<br />

Doch, weil er dort an schatt’ger Stelle war,<br />

Sich minder schnell in leichtem Dunst verbreitend.<br />

82 <strong>La</strong>sciane andar per li tuoi sette regni;<br />

grazie riporterò di te a lei,<br />

se d’esser mentovato là giù degni.“<br />

85<br />

” Marzïa piacque tanto a li occhi miei<br />

mentre ch’i’ fu’ di là,“ diss’elli allora,<br />

” che quante grazie volse da me, fei.<br />

88 Or che di là dal mal fiume dimora,<br />

più muover non mi può, per quella legge<br />

che fatta fu quando me n’usci’ fora.<br />

91 Ma se donna del ciel ti move e regge,<br />

come tu di’, non c’è mestier lusinghe:<br />

bastisi ben che per lei mi richegge.<br />

94 Va dunque, e fa che tu costui ricinghe<br />

d’un giunco schietto e che li lavi ’l viso,<br />

sì ch’ogne sucidume quindi stinghe;<br />

97 ché non si converria, l’occhio sorpriso<br />

d’alcuna nebbia, andar dinanzi al primo<br />

ministro, ch’è di quei di paradiso.<br />

100 Questa isoletta intorno ad imo ad imo,<br />

là giù colà dove la batte l’onda,<br />

porta di giunchi sovra ’l molle limo:<br />

103 null’altra pianta che facesse fronda<br />

o indurasse, vi puote aver vita,<br />

però ch’a le percosse non seconda.<br />

106 Poscia non sia di qua vostra reddita;<br />

lo sol vi mosterrà, che surge omai,<br />

prendere il monte a più lieve salita.“<br />

109 Così sparì; e io sù mi levai<br />

sanza parlare, e tutto mi ritrassi<br />

al duca mio, e li occhi a lui drizzai.<br />

112 El cominciò: ” Figliuol, segui i miei passi:<br />

volgianci in dietro, ché di qua dichina<br />

questa pianura a’ suoi termini bassi.“<br />

115 L’alba vinceva l’ora mattutina<br />

che fuggia innanzi, sì che di lontano<br />

conobbi il tremolar de la marina.<br />

118 Noi andavam per lo solingo piano<br />

com’om che torna a la perduta strada,<br />

che ’nfino ad essa li pare ire in vano.<br />

121 Quando noi fummo là ’ve la rugiada<br />

pugna col sole, per essere in parte<br />

dove, ad orezza, poco si dirada,


Seite 118 Purgatorio: Canto II<br />

Worauf mein Hort mit seiner Hände Paar<br />

Sanft die zerstreuten, weichen Gräser deckte,<br />

Drob ich, denn seinen Vorsatz nahm ich wahr,<br />

Ihm die betränte Wang’ entgegenstreckte.<br />

Rein wusch er mir die Farbe der Natur,<br />

<strong>Die</strong> erst der Schmutz der Hölle ganz versteckte.<br />

Nun gingen wir dahin auf öder Flur<br />

Am Strande fort, der nie ein Schiff erblickte,<br />

Das wieder heim zum Vaterlande fuhr.<br />

Dort, so wie der geboten, der uns schickte,<br />

Umgürtet er mit schwachen Binsen mich,<br />

Und wo er nur die niedre Pflanze knickte,<br />

124 ambo le mani in su l’erbetta sparte<br />

soavemente ’l mio maestro pose:<br />

ond’io, che fui accorto di sua arte,<br />

127 porsi ver’ lui le guance lagrimose;<br />

ivi mi fece tutto discoverto<br />

quel color che l’inferno mi nascose.<br />

130 Venimmo poi in sul lito diserto,<br />

che mai non vide navicar sue acque<br />

omo, che di tornar sia poscia esperto.<br />

133 Quivi mi cinse sì com’altrui piacque:<br />

oh maraviglia! ché qual elli scelse<br />

l’umile pianta, cotal si rinacque<br />

Erhob sie neu aus ihrer Wurzel sich. 136 subitamente là onde l’avelse.<br />

Zweiter Gesang Canto II<br />

Sol war zum Horizont herabgestiegen,<br />

Des Mittagskreis, wo er am höchsten steht,<br />

Sieht unter sich die Feste Zions liegen.<br />

Nacht, welche sich ihm gegenüber dreht,<br />

War mit der Wag’ am Ganges vorgegangen,<br />

<strong>Die</strong>, wenn sie zunimmt, ihrer Hand entgeht.<br />

Drum hatten Eos weiß’ und rote Wangen<br />

Dort, wo ich war, weil ihre Jugend schwand,<br />

In hohem Gelb zu schimmern angefangen.<br />

Wir waren noch am niedern Meeresstrand,<br />

Und gingen, ob des fernen Wegs in Sorgen,<br />

Im Herzen fort, indes der Körper stand.<br />

Und wie in trüber Röte, wenn der Morgen<br />

Sich nähert, Mars, im Westen, nah dem Meer<br />

Sich zeigt, von dichten Dünsten fast verborgen,<br />

So sah ich jetzt ein Licht – o säh’ ich’s mehr!<br />

Und eilig, wie kein Vogel je geflogen,<br />

Glitt’s auf des Meeres glattem Spiegel her.<br />

Als ich von ihm die Augen abgezogen<br />

Ein wenig hatt’ und zu dem Führer sprach,<br />

Schien’s heller dann und größer ob den Wogen.<br />

Dann auf des Lichtes beiden Seiten brach<br />

Ein weißer Glanz hervor, und er entbrannte,<br />

Wie’s näher kam, von unten nach und nach.<br />

Mein Meister, der nach ihm sich schweigend wandte,<br />

Solang der Flügel erstes Weiß erschien,<br />

Rief, wie er nun den hehren Schiffer kannte:<br />

1 Già era ’l sole a l’orizzonte giunto<br />

lo cui meridïan cerchio coverchia<br />

Ierusalèm col suo più alto punto;<br />

4 e la notte, che opposita a lui cerchia,<br />

uscia di Gange fuor con le Bilance,<br />

che le caggion di man quando soverchia;<br />

7 sì che le bianche e le vermiglie guance,<br />

là dov’ i’ era, de la bella Aurora<br />

per troppa etate divenivan rance.<br />

10 Noi eravam lunghesso mare ancora,<br />

come gente che pensa a suo cammino,<br />

che va col cuore e col corpo dimora.<br />

13 Ed ecco, qual, sorpreso dal mattino,<br />

per li grossi vapor Marte rosseggia<br />

giù nel ponente sovra ’l suol marino,<br />

16 cotal m’apparve, s’io ancor lo veggia,<br />

un lume per lo mar venir sì ratto,<br />

che ’l muover suo nessun volar pareggia.<br />

19 Dal qual com’ io un poco ebbi ritratto<br />

l’occhio per domandar lo duca mio,<br />

rividil più lucente e maggior fatto.<br />

22 Poi d’ogne lato ad esso m’appario<br />

un non sapeva che bianco, e di sotto<br />

a poco a poco un altro a lui uscìo.<br />

25 Lo mio maestro ancor non facea motto,<br />

mentre che i primi bianchi apparver ali;<br />

allor che ben conobbe il galeotto,


Fegefeuer: Zweiter Gesang Pagina 119<br />

” O eile jetzt, o eile, hinzuknien!<br />

Sieh Gottes Engel! Falte deine Hände!<br />

Nun siehst du solche Gottes Wink vollziehen.<br />

Sieh, er verschmäht, was Menschenwitz erfände.<br />

Nicht Segel, Ruder nicht – sein Flügelpaar<br />

Braucht er zur Fahrt ans ferneste Gelände.<br />

Sieh, wie’s gen Himmel strebt so schön und klar!<br />

<strong>Die</strong> Luft bewegt das ewige Gefieder,<br />

Das nicht sich ändert wie der Menschen Haar.“<br />

Und wieder naht’ er sich indes und wieder<br />

In hellerm Glanz, daß näher solchen Schein<br />

Mein Auge nicht ertrug, drum schlug ich’s nieder.<br />

Und leicht und schnell sah ich durch ihn allein<br />

Das Schiff des Eilands niedern Strand gewinnen,<br />

Auch drückt’ es kaum die Spur den Fluten ein.<br />

Und als ein Sel’ger stand vor meinen Sinnen<br />

Am Hinterteil des Schiffes Steuermann,<br />

Und mehr als hundert Geister saßen drinnen.<br />

” Als aus Ägypten Israel entrann“;<br />

<strong>Die</strong> Schar, gewiß, das Ufer zu erreichen,<br />

Fing diesen Psalm einstimm’gen Sanges an.<br />

Er macht’ auf sie des heil’gen Kreuzes Zeichen,<br />

Drum warf sich jeder hin am Meeresbord,<br />

Dann sah man ihn schnell, wie er kam, entweichen.<br />

Fremd schienen alle, welche blieben, dort,<br />

Und um sich blickend sah ich sie verweilen,<br />

Wie den, der Neues sieht am fremden Ort.<br />

Von allen Seiten schoß mit Feuerpfeilen<br />

Den Tag die Sonne, die vom Meridian<br />

Den Steinbock schon gezwungen, zu enteilen<br />

Da hoben, die wir eben kommen sahn,<br />

Nach uns die Stirn empor mit diesem Worte:<br />

” Zeigt uns, dafern ihr könnt, zum Berg die Bahn.“<br />

Erwidert ward darauf von meinem Horte:<br />

” Wißt, wenn ihr wähnt, wir wüßten hier Bescheid;<br />

Wir sind so fremd wie ihr an diesem Orte.<br />

Denn kurz vorher, eh’ ihr gekommen seid,<br />

Sind auf so rauhem Weg wir angekommen,<br />

Daß hier zu klimmen Spiel, nicht Müh’ und Leid.“<br />

Wie jene nun am Atmen wahrgenommen,<br />

Daß ich noch lebe, schienen sie bewegt,<br />

Ja, vor Erstaunen ängstlich und beklommen.<br />

28 gridò: ” Fa, fa che le ginocchia cali.<br />

Ecco l’angel di Dio: piega le mani;<br />

omai vedrai di sì fatti officiali.<br />

31 Vedi che sdegna li argomenti umani,<br />

sì che remo non vuol, né altro velo<br />

che l’ali sue, tra liti sì lontani.<br />

34 Vedi come l’ha dritte verso ’l cielo,<br />

trattando l’aere con l’etterne penne,<br />

che non si mutan come mortal pelo.“<br />

37 Poi, come più e più verso noi venne<br />

l’uccel divino, più chiaro appariva:<br />

per che l’occhio da presso nol sostenne,<br />

40 ma chinail giuso; e quei sen venne a riva<br />

con un vasello snelletto e leggero,<br />

tanto che l’acqua nulla ne ’nghiottiva.<br />

43 Da poppa stava il celestial nocchiero,<br />

tal che faria beato pur descripto;<br />

e più di cento spirti entro sediero.<br />

46 ’In exitu Isräel de Aegypto’<br />

cantavan tutti insieme ad una voce<br />

con quanto di quel salmo è poscia scripto.<br />

49 Poi fece il segno lor di santa croce;<br />

ond’ ei si gittar tutti in su la piaggia:<br />

ed el sen gì, come venne, veloce.<br />

52 <strong>La</strong> turba che rimase lì, selvaggia<br />

parea del loco, rimirando intorno<br />

come colui che nove cose assaggia.<br />

55 Da tutte parti saettava il giorno<br />

lo sol, ch’avea con le saette conte<br />

di mezzo ’l ciel cacciato Capricorno,<br />

58 quando la nova gente alzò la fronte<br />

ver’ noi, dicendo a noi: ” Se voi sapete,<br />

mostratene la via di gire al monte.“<br />

61 E Virgilio rispuose: ” Voi credete<br />

forse che siamo esperti d’esto loco;<br />

ma noi siam peregrin come voi siete.<br />

64 Dianzi venimmo, innanzi a voi un poco,<br />

per altra via, che fu sì aspra e forte,<br />

che lo salire omai ne parrà gioco.“<br />

67 L’anime, che si fuor di me accorte,<br />

per lo spirare, ch’i’ era ancor vivo,<br />

maravigliando diventaro smorte.


Seite 120 Purgatorio: Canto II<br />

Und wie dem Boten, der den Ölzweig trägt,<br />

<strong>Die</strong> Menge folgt, voll Neubegier sich pressend,<br />

Und Tritt’ und Stöße sonder Scheu erträgt,<br />

So drängten jetzt, mich mit den Augen messend,<br />

Zu mir die hochbeglückten Seelen sich,<br />

Beinah den Gang zur Reinigung vergessend.<br />

Hervor trat eine jetzt, so inniglich<br />

Mich zu umarmen, mit so holden Mienen,<br />

Daß mein Verlangen ganz dem ihren glich.<br />

Leere Schatten, die Gestalt nur schienen!<br />

Dreimal halt’ ich die Hände hinter ihr,<br />

Und dreimal kehrt’ ich zu der Brust mit ihnen.<br />

Das Antlitz, glaub’ ich, malt’ Erstaunen mir,<br />

Und jenen sah ich lächelnd rückwärts schweben,<br />

Doch folgt’ ich ihm mit liebender Begier.<br />

Und lieblich hört’ ich ihn die Stimm’ erheben:<br />

” Sei ruhig!“ Da erkannt’ ich ihn und bat,<br />

Er möge weilen und mir Antwort geben.<br />

” Dich lieb’ ich,“ sprach er, als ich ihn genaht,<br />

” Wie einst im Leib, so jetzt der Haft entbunden,<br />

Drum weil’ ich – doch was gehst du diesen Pfad?“<br />

” O mein Casella, hier nur eingefunden<br />

Hab’ ich mich, um zur Welt zurückzugehn.<br />

Doch wie bist du beraubt so vieler Stunden?“<br />

Und er: ” Drob ist kein Unrecht mir gescheh’n.<br />

Mußt’ er auch öfters mich zurückeweisen,<br />

Der mit sich fortnimmt, wann er will und wen.<br />

Denn sein Will’ ist nur der des Ewig-Weisen.<br />

Und seit drei Monden hat er gern gewährt,<br />

Wenn irgendwer verlangt hat, mitzureisen.<br />

Auch mich, der ich mich zu dem Strand gekehrt,<br />

Wo salzig wird der Tiber süße Welle,<br />

Empfing er liebevoll, da ich’s begehrt.<br />

Jetzt schwebt er wieder hin zu jener Stelle,<br />

Wo er vereint mit freudigem Empfang<br />

<strong>Die</strong>, so nicht Sünde stürzt zur Nacht der Hölle.“<br />

Und ich: ” Hat dir nicht jenen Liebessang,<br />

Den du geübt, ein neu Gesetz entrissen,<br />

Der öfters mir gestillt des Herzens Drang,<br />

So laß mich jetzt nicht seinen Trost vermissen;<br />

Denn meine Seele, die der Leib umflicht,<br />

Schwebt, da sie hier erscheint, in Kümmernissen.“<br />

70 E come a messagger che porta ulivo<br />

tragge la gente per udir novelle,<br />

e di calcar nessun si mostra schivo,<br />

73 così al viso mio s’affisar quelle<br />

anime fortunate tutte quante,<br />

quasi oblïando d’ire a farsi belle.<br />

76 Io vidi una di lor trarresi avante<br />

per abbracciarmi, con sì grande affetto,<br />

che mosse me a far lo somigliante.<br />

79 Ohi ombre vane, fuor che ne l’aspetto!<br />

tre volte dietro a lei le mani avvinsi,<br />

e tante mi tornai con esse al petto.<br />

82 Di maraviglia, credo, mi dipinsi;<br />

per che l’ombra sorrise e si ritrasse,<br />

e io, seguendo lei, oltre mi pinsi.<br />

85 Soavemente disse ch’io posasse;<br />

allor conobbi chi era, e pregai<br />

che, per parlarmi, un poco s’arrestasse.<br />

88 Rispuosemi: ” Così com’ io t’amai<br />

nel mortal corpo, così t’amo sciolta:<br />

però m’arresto; ma tu perché vai?“<br />

91<br />

” Casella mio, per tornar altra volta<br />

là dov’ io son, fo io questo vïaggio,“<br />

diss’ io; ma a te com’ è tanta ora tolta?“<br />

”<br />

94 Ed elli a me: ” Nessun m’è fatto oltraggio,<br />

se quei che leva quando e cui li piace,<br />

più volte m’ha negato esto passaggio;<br />

97 ché di giusto voler lo suo si face:<br />

veramente da tre mesi elli ha tolto<br />

chi ha voluto intrar, con tutta pace.<br />

100 Ond’ io, ch’era ora a la marina vòlto<br />

dove l’acqua di Tevero s’insala,<br />

benignamente fu’ da lui ricolto.<br />

103 A quella foce ha elli or dritta l’ala,<br />

però che sempre quivi si ricoglie<br />

qual verso Acheronte non si cala.“<br />

106 E io: ” Se nuova legge non ti toglie<br />

memoria o uso a l’amoroso canto<br />

che mi solea quetar tutte mie doglie,<br />

109 di ciò ti piaccia consolare alquanto<br />

l’anima mia, che, con la sua persona<br />

venendo qui, è affannata tanto!“


Fegefeuer: Dritter Gesang Pagina 121<br />

” <strong>Die</strong> Liebe, die zu mir im Herzen spricht<br />

Begann er jetzt, und ach, die süße Weise<br />

Verklingt noch jetzt in meinem Innern nicht.<br />

Mein Herr und ich, wir standen still im Kreise<br />

Der andern dort und alle so beglückt,<br />

Als kennten wir kein andres Ziel der Reise,<br />

Nur seinen Tönen horchend, hochentzückt.<br />

Da sieh bei uns den ehrenhaften Alten:<br />

“Was, träge Geister, ist’s, das euch berückt?<br />

Nachlässige, so lang’ euch aufzuhalten!<br />

Zum Berg hin, wo man frei der Hüllen wird,<br />

<strong>Die</strong> Gottes Anblick noch euch vorenthalten!<br />

Wie wenn, von Weizen oder Lolch gekirrt,<br />

<strong>Die</strong> Tauben still im Stoppelfelde schmausen<br />

Und keine mehr umherstolziert und girrt,<br />

Dann aber, wenn erscheint, wovor sie grausen,<br />

Sie alle jäh, mit größrer Sorg’ im Sinn,<br />

Von ihrer Weid’ empor im Fluge brausen;<br />

So lief die Schar der Seelen jetzt dahin,<br />

Vom Sange fort, zum Berge sonder Weile,<br />

Wie wer da läuft, allein nicht weiß wohin;<br />

112 ’Amor che ne la mente mi ragiona’<br />

cominciò elli allor sì dolcemente,<br />

che la dolcezza ancor dentro mi suona.<br />

115 Lo mio maestro e io e quella gente<br />

ch’eran con lui parevan sì contenti,<br />

come a nessun toccasse altro la mente.<br />

118 Noi eravam tutti fissi e attenti<br />

a le sue note; ed ecco il veglio onesto<br />

gridando: ” Che è ciò, spiriti lenti?<br />

121 qual negligenza, quale stare è questo?<br />

Correte al monte a spogliarvi lo scoglio<br />

ch’esser non lascia a voi Dio manifesto.“<br />

124 Come quando, cogliendo biado o loglio,<br />

li colombi adunati a la pastura,<br />

queti, sanza mostrar l’usato orgoglio,<br />

127 se cosa appare ond’ elli abbian paura,<br />

subitamente lasciano star l’esca,<br />

perch’ assaliti son da maggior cura;<br />

130 così vid’ io quella masnada fresca<br />

lasciar lo canto, e fuggir ver’ la costa,<br />

com’ om che va, né sa dove rïesca;<br />

Wir aber folgten mit nicht mindrer Eile. 133 né la nostra partita fu men tosta.<br />

Dritter Gesang Canto III<br />

Trieb jähe Flucht auch alles, was vereinigt<br />

Beim Sänger war, zerstreut jetzt durch den Plan<br />

Dem Berge zu, wo die Vernunft uns peinigt,<br />

Doch drängt’ ich mich dem treuen Führer an.<br />

Wie könnt’ ich ihn auch bei der Reife missen?<br />

Wie kam ich wohl ohn’ ihn den Berg hinauf?<br />

Er schien gepeinigt von Gewissensbissen.<br />

würdig reine Seele, wie empört,<br />

Wie quält der kleinste Fehler dein Gewissen!<br />

Als seines <strong>La</strong>ufes Eil’ nun aufgehört,<br />

Bei welcher Würd’ im Anstand nimmer waltet,<br />

Da ward mein Geist, verengt erst und verstört,<br />

Zum Streben neu erweitert und entfaltet,<br />

Und, das Gesicht dem Berge zugewandt,<br />

Sah ich, dem Himmel zu, ihm hochgestaltet.<br />

<strong>Die</strong> Sonne, hinter mir in rotem Brand,<br />

War vor mir, nach Gestaltung und Gebärde,<br />

Gebrochen, da mein Leib ihr widerstand.<br />

1 Avvegna che la subitana fuga<br />

dispergesse color per la campagna,<br />

rivolti al monte ove ragion ne fruga,<br />

4 i’ mi ristrinsi a la fida compagna:<br />

e come sare’ io sanza lui corso?<br />

chi m’avria tratto su per la montagna?<br />

7 El mi parea da sé stesso rimorso:<br />

o dignitosa coscïenza e netta,<br />

come t’è picciol fallo amaro morso!<br />

10 Quando li piedi suoi lasciar la fretta,<br />

che l’onestade ad ogn’ atto dismaga,<br />

la mente mia, che prima era ristretta,<br />

13 lo ’ntento rallargò, sì come vaga,<br />

e diedi ’l viso mio incontr’ al poggio<br />

che ’nverso ’l ciel più alto si dislaga.<br />

16 Lo sol, che dietro fiammeggiava roggio,<br />

rotto m’era dinanzi a la figura,<br />

ch’avëa in me de’ suoi raggi l’appoggio.


Seite 122 Purgatorio: Canto III<br />

Und bang, daß ich allein gelassen werde,<br />

Kehrt’ ich mich schleunig seitwärts, da ich sah,<br />

Beschattet sei vor mir allein die Erde.<br />

” Was argwöhnst du“ begann mein Tröster da,<br />

Zu mir gewandt, erratend, was ich dachte,<br />

” Glaubst du, ich sei dir nicht, wie immer, nah?<br />

Dort liegt der Leib, in dem ich Schatten machte,<br />

An Napels Strand, den jetzt schon Nacht umflicht,<br />

Wohin man einst von Brindisi ihn brachte.<br />

Beschatt’ ich jetzt vor mir die Erde nicht,<br />

So staune nicht darum – deckt doch der Schimmer<br />

Des einen Himmels nie des andern Licht.<br />

Dergleichen Körper schafft der Herr noch immer,<br />

Damit sie dulden Hitz’ und Frost und Pein,<br />

Doch wie er’s macht, entschleiert er uns nimmer.<br />

Tor, wer da hofft, er dring’ in alles ein<br />

Mit der Vernunft, selbst in endlose Sphären,<br />

Wo er, der Ew’ge, einer ist in drei’n.<br />

Strebt, Menschen, doch das Wie nicht aufzuklären;<br />

Denn wär’s gestattet, alles zu erschau’n,<br />

Nicht brauchte dann Maria zu gebären.<br />

Wohl mancher dürft’ auf seinen Geist vertrauen,<br />

Dem noch die Sehnsucht, alles zu erkunden,<br />

Geblieben ist zu ewiglichem Grau’n.<br />

Du weißt, wo wir den Plato aufgefunden<br />

Und manchen sonst.“ Er schwieg, die Stirn geneigt,<br />

Und alle Heiterkeit schien ihm geschwunden.<br />

Wir kamen hin, von wo man aufwärts steigt.<br />

Dort oben ist der Fels so steil gelegen,<br />

Daß sich kein Raum zu einem Dritte zeigt.<br />

Der rauhste von den öden Felsenwegen<br />

Inmitten Lerci und Turbia schmiegt<br />

Sich sanft und leicht, stellt man ihn dem entgegen.<br />

” Wer weiß, zu welcher Hand der Hang sich biegt.“<br />

Der Meister sprach’s und hielt jetzt ein im Schreiten,<br />

” So daß auch der hinauf kann, der nicht fliegt?“<br />

Er ließ indes den Blick zum Boden gleiten<br />

Und nahm im Geist des Pfades Prüfung wahr.<br />

Doch ich sah aufwärts nach des Berges Seiten,<br />

Und da erschien mir linksher eine Schar,<br />

<strong>Die</strong> schien so langsam zu uns her zu schweben,<br />

Daß kaum Bewegung zu bemerken war.<br />

19 Io mi volsi dallato con paura<br />

d’essere abbandonato, quand’ io vidi<br />

solo dinanzi a me la terra oscura;<br />

22 e ’l mio conforto: Perché pur diffidi?“<br />

”<br />

a dir mi cominciò tutto rivolto;<br />

” non credi tu me teco e ch’io ti guidi?<br />

25 Vespero è già colà dov’ è sepolto<br />

lo corpo dentro al quale io facea ombra;<br />

Napoli l’ha, e da Brandizio è tolto.<br />

28 Ora, se innanzi a me nulla s’aombra,<br />

non ti maravigliar più che d’i cieli<br />

che l’uno a l’altro raggio non ingombra.<br />

31 A sofferir tormenti, caldi e geli<br />

simili corpi la Virtù dispone<br />

che, come fa, non vuol ch’a noi si sveli.<br />

34 Matto è chi spera che nostra ragione<br />

possa trascorrer la infinita via<br />

che tiene una sustanza in tre persone.<br />

37 State contenti, umana gente, al quia;<br />

ché, se potuto aveste veder tutto,<br />

mestier non era parturir Maria;<br />

40 e disïar vedeste sanza frutto<br />

tai che sarebbe lor disio quetato,<br />

ch’etternalmente è dato lor per lutto:<br />

43 io dico d’Aristotile e di Plato<br />

e di molt’ altri“; e qui chinò la fronte,<br />

e più non disse, e rimase turbato.<br />

46 Noi divenimmo intanto a piè del monte;<br />

quivi trovammo la roccia sì erta,<br />

che ’ndarno vi sarien le gambe pronte.<br />

49 Tra Lerice e Turbìa la più diserta,<br />

la più rotta ruina è una scala,<br />

verso di quella, agevole e aperta.<br />

52<br />

” Or chi sa da qual man la costa cala,“<br />

disse ’l maestro mio fermando ’l passo,<br />

” sì che possa salir chi va sanz’ ala?“<br />

55 E mentre ch’e’ tenendo ’l viso basso<br />

essaminava del cammin la mente,<br />

e io mirava suso intorno al sasso,<br />

58 da man sinistra m’apparì una gente<br />

d’anime, che movieno i piè ver’ noi,<br />

e non pareva, sì venïan lente.


Fegefeuer: Dritter Gesang Pagina 123<br />

” <strong>La</strong>ß,“ sprach ich, Meister, deinen Blick sich heben,<br />

”<br />

<strong>Die</strong> Rat erteilen können, nahen schon,<br />

Dafern du nicht vermagst, ihn selbst zu geben.“<br />

Frei schaut’ er auf, und alle Sorgen floh’n.<br />

” Nur langsam“. sprach er, geht ihr Gang vonstatten,<br />

”<br />

Drum gehn wir hin. Getrost jetzt, süßer Sohn!“<br />

Wir waren noch entfernt von jenen Schatten<br />

Und ihnen etwa steinwurfweit genaht,<br />

Als wir getan an tausend Schritte hatten.<br />

Da drängten alle sich ans Felsgestad<br />

Und standen still und dicht, uns zugewendet,<br />

Wie wen Bedenken hemmt auf seinem Pfad.<br />

” O Auserwählte, die ihr wohl geendet,“<br />

Begann Virgil, wie einst euch Friede jetzt,<br />

”<br />

Den, wie ich glaube, Gott euch allen spendet,<br />

So zeigt uns des Gebirges Abhang jetzt<br />

Und laßt uns einen Weg nach oben sehen,<br />

Denn Zeitverlieren schmerzt den, der sie schätzt.“<br />

Gleichwie die Schäflein aus dem Stalle gehen,<br />

Eins, zwei und drei, indessen noch verzagt<br />

<strong>Die</strong> andern mit gebeugten Köpfen stehen,<br />

Bis was das erste tat, nun jedes wagt,<br />

Wenn jenes harrt, geduldig die Beschwerde<br />

Des Drangs erträgt und nach dem Grund nicht fragt;<br />

So sah ich jetzt von der beglückten Herde<br />

<strong>Die</strong> vordem sich bewegen und uns nah’n,<br />

Das Antlitz züchtig, ehrbar die Gebärde.<br />

Wie sie das Licht zur Rechten meiner Bahn<br />

Geteilt und, als des Erdenleibes Zeichen,<br />

<strong>Die</strong> Felsenwand von mir beschattet sahn,<br />

Sah ich sie stehn und etwas rückwärts weichen.<br />

<strong>Die</strong> andern wußten zwar nicht, was gescheh’n,<br />

Doch alle taten sie sofort desgleichen.<br />

” Ohn’ eure Frage will ich euch gestehn,<br />

Noch einem Menschen ist der Körper eigen,<br />

Von welchem ihr das Licht geteilt gesehn.<br />

Doch laßt Verwunderung und Staunen schweigen;<br />

Nicht ohne Kraft, die Gott nur geben kann,<br />

Sucht er die schroffe Wand zu übersteigen.“<br />

Mein Hort sprach’s, und die würd’ge Schar begann,<br />

Uns mit der Hände Rücken Zeichen gebend:<br />

” Kehrt wieder um und schreitet uns voran!“<br />

61<br />

” Leva,“ diss’ io, maestro, li occhi tuoi:<br />

”<br />

ecco di qua chi ne darà consiglio,<br />

se tu da te medesmo aver nol puoi.“<br />

64 Guardò allora, e con libero piglio<br />

rispuose: ” Andiamo in là, ch’ei vegnon piano;<br />

e tu ferma la spene, dolce figlio.“<br />

67 Ancora era quel popol di lontano,<br />

i’ dico dopo i nostri mille passi,<br />

quanto un buon gittator trarria con mano,<br />

70 quando si strinser tutti ai duri massi<br />

de l’alta ripa, e stetter fermi e stretti<br />

com’ a guardar, chi va dubbiando, stassi.<br />

73<br />

” O ben finiti, o già spiriti eletti,“<br />

Virgilio incominciò, per quella pace<br />

”<br />

ch’i’ credo che per voi tutti s’aspetti,<br />

76 ditene dove la montagna giace,<br />

sì che possibil sia l’andare in suso;<br />

ché perder tempo a chi più sa più spiace.“<br />

79 Come le pecorelle escon del chiuso<br />

a una, a due, a tre, e l’altre stanno<br />

timidette atterrando l’occhio e ’l muso;<br />

82 e ciò che fa la prima, e l’altre fanno,<br />

addossandosi a lei, s’ella s’arresta,<br />

semplici e quete, e lo ’mperché non sanno;<br />

85 sì vid’ io muovere a venir la testa<br />

di quella mandra fortunata allotta,<br />

pudica in faccia e ne l’andare onesta.<br />

88 Come color dinanzi vider rotta<br />

la luce in terra dal mio destro canto,<br />

sì che l’ombra era da me a la grotta,<br />

91 restaro, e trasser sé in dietro alquanto,<br />

e tutti li altri che venieno appresso,<br />

non sappiendo ’l perché, fenno altrettanto.<br />

94<br />

” Sanza vostra domanda io vi confesso<br />

che questo è corpo uman che voi vedete;<br />

per che ’l lume del sole in terra è fesso.<br />

97 Non vi maravigliate, ma credete<br />

che non sanza virtù che da ciel vegna<br />

cerchi di soverchiar questa parete.“<br />

100 Così ’l maestro; e quella gente degna<br />

” Tornate,“ disse, intrate innanzi dunque,“<br />

”<br />

coi dossi de le man faccendo insegna.


Seite 124 Purgatorio: Canto III<br />

Und einer drauf, zu mir die Stimm’ erhebend:<br />

” Wer du auch seist, blick’ um, mich anzuschau’n,<br />

Besinne dich: Sahst du mich jemals lebend‘?“<br />

Ich wandt’ auf ihn die Augen voll Vertrau’n.<br />

Blond war er, schön, von würdigen Gebärden,<br />

Doch war gespalten eine seiner Brau’n.<br />

Demütig sagt’ ich, daß ich ihn auf Erden<br />

Niemals gesehn; da aber hieß er mich<br />

Aufmerksam auf die Wund’ am Busen werden,<br />

Und lächelnd sprach er dann: ” Manfred bin ich!<br />

Wenn dich zur Welt zurück die Schritte tragen,<br />

Zu meiner Tochter geh, ich bitte dich,<br />

<strong>Die</strong> unterm Herzen jenes Paar getragen,<br />

Das Aragonien und Sizilien ehrt,<br />

Ihr Wahres, wenn man andres sagt, zu sagen.<br />

Als zweimal mich durchbohrt des Feindes Schwert,<br />

Da übergab ich weinend meine Seele<br />

Dem Richter, der Verzeihung gern gewährt.<br />

Oh groß und schrecklich waren meine Fehle,<br />

Doch groß ist Gottes Gnadenarm und faßt,<br />

Was sich ihm zukehrt, so daß keiner fehle.<br />

Und wenn Cosenzas Hirt, der sonder Rast,<br />

Wie Clemens wollte, mich gejagt, dies eine<br />

Erhabne Wort der Schrift wohl aufgefaßt,<br />

So lägen dort noch meines Leibs Gebeine<br />

Am Brückenkopf bei Benevent, vom Mal<br />

Geschützt der schweren aufgehäuften Steine.<br />

Nun netzt’s der Regen, dorrt’s der Sonnenstrahl,<br />

Dort, wo er’s hinwarf mit verlöschten Lichten,<br />

Dem Reich entführt, entlang dem Verdetal.<br />

Doch kann ihr Fluch die Seele nicht vernichten,<br />

Aus welcher nicht die frohe Hoffnung weicht,<br />

An ew’ger Liebe neu sich aufzurichten.<br />

Wahr ist’s, daß, wer im Kirchenbann erbleicht,<br />

War’ auch zuletzt in ihm die Reu’ entglommen,<br />

Doch dieser Felswand Höhe nicht erreicht,<br />

Bis dreißigmal die Zeit, seit ihm genommen<br />

Der Kirche Segen ward, verflossen ist,<br />

Kürzt diese Zeit nicht ab das Fleh’n der Frommen.<br />

Sieh, ob du mir zum Heil gekommen bist,<br />

Wenn du Konstanzen, wie du mich gesehen,<br />

Entdeckst und ihr verkündest jene Frist,<br />

103 E un di loro incominciò: ” Chiunque<br />

tu se’, così andando, volgi ’l viso:<br />

pon mente se di là mi vedesti unque.“<br />

106 Io mi volsi ver’ lui e guardail fiso:<br />

biondo era e bello e di gentile aspetto,<br />

ma l’un de’ cigli un colpo avea diviso.<br />

109 Quand’ io mi fui umilmente disdetto<br />

d’averlo visto mai, el disse: ” Or vedi“;<br />

e mostrommi una piaga a sommo ’l petto.<br />

112 Poi sorridendo disse: ” Io son Manfredi,<br />

nepote di Costanza imperadrice;<br />

ond’ io ti priego che, quando tu riedi,<br />

115 vadi a mia bella figlia, genitrice<br />

de l’onor di Cicilia e d’Aragona,<br />

e dichi ’l vero a lei, s’altro si dice.<br />

118 Poscia ch’io ebbi rotta la persona<br />

di due punte mortali, io mi rendei,<br />

piangendo, a quei che volontier perdona.<br />

121 Orribil furon li peccati miei;<br />

ma la bontà infinita ha sì gran braccia,<br />

che prende ciò che si rivolge a lei.<br />

124 Se ’l pastor di Cosenza, che a la caccia<br />

di me fu messo per Clemente allora,<br />

avesse in Dio ben letta questa faccia,<br />

127 l’ossa del corpo mio sarieno ancora<br />

in co del ponte presso a Benevento,<br />

sotto la guardia de la grave mora.<br />

130 Or le bagna la pioggia e move il vento<br />

di fuor dal regno, quasi lungo ’l Verde,<br />

dov’ e’ le trasmutò a lume spento.<br />

133 Per lor maladizion sì non si perde,<br />

che non possa tornar, l’etterno amore,<br />

mentre che la speranza ha fior del verde.<br />

136 Vero è che quale in contumacia more<br />

di Santa Chiesa, ancor ch’al fin si penta,<br />

star li convien da questa ripa in fore,<br />

139 per ognun tempo ch’elli è stato, trenta,<br />

in sua presunzïon, se tal decreto<br />

più corto per buon prieghi non diventa.<br />

142 Vedi oggimai se tu mi puoi far lieto,<br />

revelando a la mia buona Costanza<br />

come m’hai visto, e anco esto divieto;<br />

Denn viel gewinnt man hier durch euer Flehen.“ 145 ché qui per quei di là molto s’avanza.“


Fegefeuer: Vierter Gesang Pagina 125<br />

Vierter Gesang Canto IV<br />

Wenn etwas, was uns wohltut oder kränkt,<br />

Uns eine Seelenkraft in Aufruhr brachte,<br />

Und sich die Seel’ in diese ganz versenkt,<br />

Dann scheint’s, als ob sie keiner andern achte;<br />

Und dies beweist genugsam gegen den,<br />

Der uns belebt von mehrern Seelen dachte.<br />

Indem wir etwas hören oder sehn,<br />

Was stark uns anzieht, ist die Zeit verschwunden,<br />

Bevor wir’s glauben und es uns versehn.<br />

Denn anders wird die Kraft, die hört, empfunden,<br />

Und anders unsrer Seele ganze Kraft;<br />

Frei ist die erste, diese scheint gebunden.<br />

Davon erhielt ich jetzo Wissenschaft –<br />

Indessen ich gehorcht und stillgeschwiegen,<br />

Weil Staunen mir die Seele hingerafft,<br />

War fünfzig Grad’ die Sonn’ emporgestiegen,<br />

Eh’ ich’s bemerkt – da ward ein Ruf mir kund<br />

Von den gesamten Seelen: ” Seht die Stiegen!“<br />

<strong>Die</strong> Öffnung, die mit einem Dorngebund,<br />

Wenn sich die Traube bräunt, die Winzer schließen,<br />

Ist weiter oft als hier der Felsenschlund,<br />

Durch welchen uns die Seelen klimmen hießen.<br />

Er vor, ich folgend, stiegen wir allein<br />

Den Felsweg, da die ändern uns verließen.<br />

Empor zu Bismantova und bergein<br />

Bei Noli kann man auf den Füßen dringen,<br />

Doch wer hier aufstrebt, muß beflügelt sein;<br />

Ich meine, mit der großen Sehnsucht Schwingen,<br />

<strong>Die</strong> mich dem Führer nachzog mit Gewalt,<br />

Der Licht mir gab und Hoffnung zum Gelingen.<br />

Wir stiegen innerhalb dem Felsenspalt,<br />

Von ihm bedrängt, und fanden kaum mit Händen<br />

Und Füßen unter uns am Boden Halt.<br />

Nachdem wir aus den rauhen. schroffen Wänden<br />

Emporgelangt zum offenen Gestad,<br />

Da fragt’ ich: ” Meister, sprich, wohin uns wendend“<br />

Und er: ” Mir nach, zur Höhe geht dein Pfad!<br />

Rückwärts darf keiner deiner Schritte weichen,<br />

Bis irgendwo ein kund’ger Führer naht!“<br />

Den Gipfel konnte kaum der Blick erreichen;<br />

<strong>Die</strong> Seite ging, stolz, senkrecht fast, hinan,<br />

Dem Hang der Pyramide zu vergleichen.<br />

1 Quando per dilettanze o ver per doglie,<br />

che alcuna virtù nostra comprenda,<br />

l’anima bene ad essa si raccoglie,<br />

4 par ch’a nulla potenza più intenda;<br />

e questo è contra quello error che crede<br />

ch’un’anima sovr’ altra in noi s’accenda.<br />

7 E però, quando s’ode cosa o vede<br />

che tegna forte a sé l’anima volta,<br />

vassene ’l tempo e l’uom non se n’avvede;<br />

10 ch’altra potenza è quella che l’ascolta,<br />

e altra è quella c’ha l’anima intera:<br />

questa è quasi legata e quella è sciolta.<br />

13 Di ciò ebb’ io esperïenza vera,<br />

udendo quello spirto e ammirando;<br />

ché ben cinquanta gradi salito era<br />

16 lo sole, e io non m’era accorto, quando<br />

venimmo ove quell’ anime ad una<br />

gridaro a noi: ” Qui è vostro dimando.“<br />

19 Maggiore aperta molte volte impruna<br />

con una forcatella di sue spine<br />

l’uom de la villa quando l’uva imbruna,<br />

22 che non era la calla onde salìne<br />

lo duca mio, e io appresso, soli,<br />

come da noi la schiera si partìne.<br />

25 Vassi in Sanleo e discendesi in Noli,<br />

montasi su in Bismantova e ’n Cacume<br />

con esso i piè; ma qui convien ch’om voli;<br />

28 dico con l’ale snelle e con le piume<br />

del gran disio, di retro a quel condotto<br />

che speranza mi dava e facea lume.<br />

31 Noi salavam per entro ’l sasso rotto,<br />

e d’ogne lato ne stringea lo stremo,<br />

e piedi e man volea il suol di sotto.<br />

34 Poi che noi fummo in su l’orlo suppremo<br />

de l’alta ripa, a la scoperta piaggia,<br />

” Maestro mio,“ diss’ io, che via faremo?“<br />

”<br />

37 Ed elli a me: ” Nessun tuo passo caggia;<br />

pur su al monte dietro a me acquista,<br />

fin che n’appaia alcuna scorta saggia.“<br />

40 Lo sommo er’ alto che vincea la vista,<br />

e la costa superba più assai<br />

che da mezzo quadrante a centro lista.


Seite 126 Purgatorio: Canto IV<br />

Ich war bereits ermattet und begann:<br />

” O süßer Vater, peinlich wird die Reife!<br />

Schau’ her und sieh, daß ich nicht folgen kann!“<br />

” Bis dorthin schleppe dich!“ So sprach der Weise<br />

Und zeigt’ auf einen Vorsprung nahe dort,<br />

Von dem es schien, daß er den Berg umkreise.<br />

Mir war ein Sporn des edlen Meisters Wort,<br />

Mit aller Kraft die Reise fortzusetzen;<br />

So kroch ich bis zum Bergesgürtel fort.<br />

Und dort verweilten wir, um uns zu setzen,<br />

Ostwärts, nach dem erklommnen Pfad gewandt,<br />

An dem sich gern der Wandrer Blicke letzen.<br />

<strong>Die</strong> Augen kehrt’ ich erst zum tiefen Strand,<br />

Dann als ich sie zur Sonn’ emporgeschlagen,<br />

<strong>Die</strong> uns zur Linken, Gluten sprühend, stand,<br />

Da sah Virgil, daß ich des Lichtes Wagen<br />

Anstaunte, weil er zwischen Mitternacht<br />

Und unserm Standort schien dahinzujagen,<br />

Und sprach: ” Wenn jenem Spiegel ew’ger Macht<br />

Castor und Pollux jetzt Begleiter wären,<br />

Ihm, welcher auf- und abführt Licht und Pracht,<br />

So würd’ er, kreisend näher bei den Bären,<br />

Wenn er vom alten Weg nicht abgeirrt,<br />

Mit seiner Glut den Zodiak verklären.<br />

Bedenke nur, wenn dich dies Wort verwirrt,<br />

Daß dieser Berg mit Zions heil’gen Höhen<br />

Begrenzt von einem Horizonte wird,<br />

Doch beid’ auf andern Hemisphären stehen;<br />

<strong>Die</strong> Bahn, die Phaethon, der Tor, durchreist,<br />

Ist drum von hier zur linken Hand zu sehen,<br />

Indes sie dorten sich zur rechten weist –<br />

So hoff ich denn, daß du zur klaren Kenntnis,<br />

Wenn du wohl aufgemerkt, gefördert seist.“<br />

” Gewiß, mir ward so klar noch kein Verständnis<br />

Als hier,“ begann ich, wo mir dein Beweis<br />

”<br />

Ersetzt den Mangel eigener Erkenntnis.<br />

Der ewigen Bewegung mittler Kreis,<br />

Den man Äquator in der Kunst benannte,<br />

Der fest bleibt zwischen Sonn’ und Wintereis,<br />

Zeigt, wie ich wohl aus deiner Red’ erkannte,<br />

Sich nordwärts hier, wie ihn die Juden sahn,<br />

Wenn sich ihr Antlitz gegen Süden wandte.<br />

43 Io era lasso, quando cominciai:<br />

” O dolce padre, volgiti, e rimira<br />

com’ io rimango sol, se non restai.“<br />

46<br />

” Figliuol mio,“ disse, infin quivi ti tira,“<br />

”<br />

additandomi un balzo poco in sùe<br />

che da quel lato il poggio tutto gira.<br />

49 Sì mi spronaron le parole sue,<br />

ch’i’ mi sforzai carpando appresso lui,<br />

tanto che ’l cinghio sotto i piè mi fue.<br />

52 A seder ci ponemmo ivi ambedui<br />

vòlti a levante ond’ eravam saliti,<br />

che suole a riguardar giovare altrui.<br />

55 Li occhi prima drizzai ai bassi liti;<br />

poscia li alzai al sole, e ammirava<br />

che da sinistra n’eravam feriti.<br />

58 Ben s’avvide il poeta ch’ïo stava<br />

stupido tutto al carro de la luce,<br />

ove tra noi e Aquilone intrava.<br />

61 Ond’ elli a me: ” Se Castore e Poluce<br />

fossero in compagnia di quello specchio<br />

che sù e giù del suo lume conduce,<br />

64 tu vedresti il Zodïaco rubecchio<br />

ancora a l’Orse più stretto rotare,<br />

se non uscisse fuor del cammin vecchio.<br />

67 Come ciò sia, se ’l vuoi poter pensare,<br />

dentro raccolto, imagina Sïòn<br />

con questo monte in su la terra stare<br />

70 sì, ch’amendue hanno un solo orizzòn<br />

e diversi emisperi; onde la strada<br />

che mal non seppe carreggiar Fetòn,<br />

73 vedrai come a costui convien che vada<br />

da l’un, quando a colui da l’altro fianco,<br />

se lo ’ntelletto tuo ben chiaro bada.“<br />

76<br />

” Certo, maestro mio,“ diss’ io, ” unquanco<br />

non vid’ io chiaro sì com’ io discerno<br />

là dove mio ingegno parea manco,<br />

79 che ’l mezzo cerchio del moto superno,<br />

che si chiama Equatore in alcun’ arte,<br />

e che sempre riman tra ’l sole e ’l verno,<br />

82 per la ragion che di’, quinci si parte<br />

verso settentrïon, quanto li Ebrei<br />

vedevan lui verso la calda parte.


Fegefeuer: Vierter Gesang Pagina 127<br />

Doch sprich, wie weit hinauf geht unsre Bahn?<br />

Denn sieh, so hoch, wie kaum die Augen kommen,<br />

Steigt ja des Berges Gipfel himmelan.“<br />

Und er: ” Wer ihn zu steigen unternommen,<br />

trifft große Schwierigkeit an seinem Fuß,<br />

<strong>Die</strong> kleiner wird, je mehr man aufgeklommen.<br />

Drum, wird dir erst die Mühe zum Genuß,<br />

Erscheint dir’s dann so leicht, emporzusteigen,<br />

Als ging’s im Kahn hinab den muntern Fluß,<br />

Dann wird sich bald das Ziel des Weges zeigen,<br />

Dann wirst du sanft von deinen Mühen ruh’n.<br />

<strong>Die</strong>s ist gewiß, vom andern will ich schweigen.“<br />

Er sprach’s, und eine Stimm’ ertönte nun<br />

Ganz nah bei uns: ” Eh’ ihr so weit gegangen,<br />

Wird euch vielleicht zu sitzen nötig tun.“<br />

Wir sahn dorthin, woher die Wort’ erklangen,<br />

Und linkshin lag ein Felsenblock uns nah,<br />

Der bis dahin mir und auch ihm entgangen.<br />

Hin schritten wir und fanden Leute da<br />

Verdeckt vom Felsen und in seinem Schatten,<br />

In welchen ich ein Bild der Trägheit sah.<br />

Und einer, wie im gänzlichen Ermatten,<br />

Saß dorten und umarmte seine Knie,<br />

<strong>Die</strong> das gesunkne Haupt inmitten hatten.<br />

” Der ist gewiß der Faulheit Bruder! sieh,“<br />

Begann ich, sieh nur hin, mein süßer Leiter,<br />

”<br />

Denn sicher sahst du einen Trägern nie.“<br />

Da kehrt’ er sich zu mir und dem Begleiter,<br />

Hob, doch nur bis zum Schenkel, das Gesicht<br />

Und sprach: ” Bist du so stark, so geh nur weiter.“<br />

Und da erkannt’ ich ihn und säumte nicht,<br />

Noch atemlos vom Klettern, vorzustreben<br />

Bis hin zu ihm, und sah ihn, als ich dicht<br />

Schon bei ihm stand, das Haupt kaum merkbar heben.<br />

” Zur Linken fährt der Sonnenwagen fort,“<br />

Begann er nun, hast du wohl acht gegeben?“<br />

”<br />

Ich mußte lächeln bei dem kurzen Wort<br />

Und bei den faulen, langsamen Gebärden;<br />

Worauf ich sprach: ” Belaqua, dieser Ort<br />

Bezeugt mir deutlich, du wirst selig werden.<br />

Doch sprich: harrst du des Führers sitzend hier?<br />

Wie? oder treibst du’s hier noch wie auf Erden?“<br />

85 Ma se a te piace, volontier saprei<br />

quanto avemo ad andar; ché ’l poggio sale<br />

più che salir non posson li occhi miei.“<br />

88 Ed elli a me: ” Questa montagna è tale,<br />

che sempre al cominciar di sotto è grave;<br />

e quant’ om più va sù, e men fa male.<br />

91 Però, quand’ ella ti parrà soave<br />

tanto, che sù andar ti fia leggero<br />

com’ a seconda giù andar per nave,<br />

94 allor sarai al fin d’esto sentiero;<br />

quivi di riposar l’affanno aspetta.<br />

Più non rispondo, e questo so per vero.“<br />

97 E com’ elli ebbe sua parola detta,<br />

una voce di presso sonò: ” Forse<br />

che di sedere in pria avrai distretta!“<br />

100 Al suon di lei ciascun di noi si torse,<br />

e vedemmo a mancina un gran petrone,<br />

del qual né io né ei prima s’accorse.<br />

103 Là ci traemmo; e ivi eran persone<br />

che si stavano a l’ombra dietro al sasso<br />

come l’uom per negghienza a star si pone.<br />

106 E un di lor, che mi sembiava lasso,<br />

sedeva e abbracciava le ginocchia,<br />

tenendo ’l viso giù tra esse basso.<br />

109<br />

” O dolce segnor mio,“ diss’ io, ” adocchia<br />

colui che mostra sé più negligente<br />

che se pigrizia fosse sua serocchia.“<br />

112 Allor si volse a noi e puose mente,<br />

movendo ’l viso pur su per la coscia,<br />

e disse: ” Or va tu sù, che se’ valente!“<br />

115 Conobbi allor chi era, e quella angoscia<br />

che m’avacciava un poco ancor la lena,<br />

non m’impedì l’andare a lui; e poscia<br />

118 ch’a lui fu’ giunto, alzò la testa a pena,<br />

dicendo: ” Hai ben veduto come ’l sole<br />

da l’omero sinistro il carro mena?“<br />

121 Li atti suoi pigri e le corte parole<br />

mosser le labbra mie un poco a riso;<br />

poi cominciai: ” Belacqua, a me non dole<br />

124 di te omai; ma dimmi: perché assiso<br />

quiritto se’? attendi tu iscorta,<br />

o pur lo modo usato t’ha’ ripriso?“


Seite 128 Purgatorio: Canto V<br />

” Bruder,“ sprach er, was hilft das Steigen mir?<br />

”<br />

Ich würde doch zur Qual nicht kommen sollen,<br />

Denn Gottes Pförtner weist mich weg von ihr.<br />

Hier außen muß um mich der Himmel rollen,<br />

So oft als er im Leben tat, da spät<br />

Und erst im Tod mein Herz bereuen wollen,<br />

Wenn mir nicht früher beispringt das Gebet,<br />

Das sich aus gläub’ger Brust emporgerungen.<br />

Was hülf ein andres, da es Gott verschmäht?“<br />

Schon war vor mir Virgil hinaufgedrungen,<br />

Und rief: ” Jetzt komm, schon hat in lichter Pracht<br />

<strong>Die</strong> Sonne sich zum Mittagskreis geschwungen,<br />

127 Ed elli: ” O frate, andar in sù che porta?<br />

ché non mi lascerebbe ire a’ martìri<br />

l’angel di Dio che siede in su la porta.<br />

130 Prima convien che tanto il ciel m’aggiri<br />

di fuor da essa, quanto fece in vita,<br />

per ch’io ’ndugiai al fine i buon sospiri,<br />

133 se orazïone in prima non m’aita<br />

che surga sù di cuor che in grazia viva;<br />

l’altra che val, che ’n ciel non è udita?“<br />

136 E già il poeta innanzi mi saliva,<br />

e dicea: ” Vienne omai; vedi ch’è tocco<br />

meridïan dal sole e a la riva<br />

Und Mauritanien deckt der Fuß der Nacht.“ 139 cuopre la notte già col piè Morrocco.“<br />

Fünfter Gesang Canto V<br />

Schon hatt’ ich, auf der Spur des Führers steigend,<br />

Mich ganz von jenen Seelen abgewandt,<br />

Als ein’, auf mich mit ihrem Finger zeigend,<br />

Mir nachrief: ” Seht den untern linker Hand<br />

<strong>Die</strong> Sonne teilen und den Grund beschatten<br />

Und tun, als lebt’ er noch in jenem <strong>La</strong>nd.“<br />

Sobald mein Ohr erreicht die Töne hatten,<br />

Kehrt’ ich mich ihnen zu, und jene sahn<br />

Erstaunt nur mich, nur mich und meinen Schatten.<br />

Da sprach Virgil: ” Was zieht dich also an,<br />

Daß du den Gang zum Gipfel aufgeschoben“<br />

Und jenes Flüstern, was hat dir’s getan?<br />

Was man auch spreche, folge mir nach oben!<br />

Steh wie ein fester Turm, des stolzes Haupt<br />

Nie wankend ragt, wenn auch die Winde toben.<br />

Das Ziel entweicht, dem man sich nah geglaubt,<br />

Wenn sich Gedanken und Gedanken jagen<br />

Und einer stets die Kraft dem andern raubt. ”<br />

“Ich komme schon! ” Was könnt’ ich anders sagen,<br />

Da mich mein Fehler zum Erröten zwang,<br />

Das oft mir schon Verzeihung eingetragen?<br />

Indessen sahn wir quer am Bergeshang<br />

Nah vor uns eine Schar von Seelen kommen,<br />

<strong>Die</strong> Vers für Vers ihr Miserere sang.<br />

Wie sie an meinem Leibe wahrgenommen,<br />

Daß er den Strahlen undurchdringlich sei,<br />

Da ward ihr Sang zum Oh! lang und beklommen.<br />

1 Io era già da quell’ ombre partito,<br />

e seguitava l’orme del mio duca,<br />

quando di retro a me, drizzando ’l dito,<br />

4 una gridò: ” Ve’ che non par che luca<br />

lo raggio da sinistra a quel di sotto,<br />

e come vivo par che si conduca!“<br />

7 Li occhi rivolsi al suon di questo motto,<br />

e vidile guardar per maraviglia<br />

pur me, pur me, e ’l lume ch’era rotto.<br />

10<br />

” Perché l’animo tuo tanto s’impiglia,“<br />

disse ’l maestro, che l’andare allenti?<br />

”<br />

che ti fa ciò che quivi si pispiglia?<br />

13 Vien dietro a me, e lascia dir le genti:<br />

sta come torre ferma, che non crolla<br />

già mai la cima per soffiar di venti;<br />

16 ché sempre l’omo in cui pensier rampolla<br />

sovra pensier, da sé dilunga il segno,<br />

perché la foga l’un de l’altro insolla.“<br />

19 Che potea io ridir, se non ” Io vegno“?<br />

Dissilo, alquanto del color consperso<br />

che fa l’uom di perdon talvolta degno.<br />

22 E ’ntanto per la costa di traverso<br />

venivan genti innanzi a noi un poco,<br />

cantando ’Miserere’ a verso a verso.<br />

25 Quando s’accorser ch’i’ non dava loco<br />

per lo mio corpo al trapassar d’i raggi,<br />

mutar lor canto in un ” oh!“ lungo e roco;


Fegefeuer: Fünfter Gesang Pagina 129<br />

Und, gleich Gesandten, kamen ihrer zwei,<br />

Uns beide zu befragen, wer wir wären,<br />

In vollem <strong>La</strong>ufe bis zu uns herbei.<br />

Da rief Virgil: “Ihr könnt zurückekehren.<br />

Sein Leib ist wirklich ganz von Fleisch und Bein,<br />

Und solches mögt ihr jenen dort erklären.<br />

Und wenn sie, wie ich glaube, dort allein,<br />

Um seinen Schatten anzusehn, verweilen,<br />

So wissen sie genug, um froh zu sein. ”<br />

Und schnell hingleitend, wie, gleich Feuerpfeilen,<br />

Entflammte Dünste, wenn die Nacht beginnt,<br />

Durchs heitere Gewölb des Himmels eilen;<br />

So kehrten sie empor, um dann geschwind<br />

Sich mit den andern nach uns umzudrehen,<br />

Gleich einer Schar, die ohne Zaum entrinnt.<br />

“Sieh, viele kommen jetzt, dich anzuflehen,<br />

In dichtem Drang, ” so sprach mein Meister drauf,<br />

“Doch geh nur immer fort und horch im Gehen. ”<br />

“O du, der du zum Heil den Berg herauf<br />

<strong>Die</strong> Glieder trägst, die immer dich umfingen, ”<br />

So riefen sie, “hemm’ etwas deinen <strong>La</strong>uf.<br />

Sieh, um zur Welt von uns Bericht zu bringen,<br />

Uns an – erkennst du Antlitz und Gestalt?<br />

Was weilst du nicht? Was eilst du, vorzudringen?<br />

Getötet sind wir alle durch Gewalt.<br />

Der Sünd’ uns bis zur letzten Stunde weihend,<br />

Allein im Tod von Himmelsglanz umwallt,<br />

Verstarben wir, bereuend und verzeihend,<br />

Und fühlten Gottes Frieden und das Licht,<br />

Nach seinem Anschau’n Sehnsucht uns verleihend. ”<br />

Und ich: “Zwar kenn’ ich keinen von Gesicht,<br />

Doch fordert nur, ihr, die ihr wohl geboren,<br />

Und das, was ich vermag, verweigr’ ich nicht.<br />

Bei jenem Frieden sei es euch beschworen,<br />

Den ich, fortklimmend auf des Führers Spur,<br />

Von Welt zu Welt, zum Ziele mir erkoren. ”<br />

Darauf begann der eine: “Hindert nur<br />

Nicht Ohnmacht deinen Willen, so vertrauen<br />

Wir dem, was du versprachst, auch ohne Schwur.<br />

Und solltest du, ein Lebender, die Auen<br />

Der Mark Ankona jemals wiedersehn<br />

So will ich fest auf deine Güte bauen.<br />

28 e due di loro, in forma di messaggi,<br />

corsero incontr’ a noi e dimandarne:<br />

” Di vostra condizion fatene saggi.“<br />

31 E ’l mio maestro: ” Voi potete andarne<br />

e ritrarre a color che vi mandaro<br />

che ’l corpo di costui è vera carne.<br />

34 Se per veder la sua ombra restaro,<br />

com’ io avviso, assai è lor risposto:<br />

fàccianli onore, ed esser può lor caro.“<br />

37 Vapori accesi non vid’ io sì tosto<br />

di prima notte mai fender sereno,<br />

né, sol calando, nuvole d’agosto,<br />

40 che color non tornasser suso in meno;<br />

e, giunti là, con li altri a noi dier volta,<br />

come schiera che scorre sanza freno.<br />

43<br />

46<br />

” Questa gente che preme a noi è molta,<br />

e vegnonti a pregar,“ disse ’l poeta:<br />

” però pur va, e in andando ascolta.“<br />

” O anima che vai per esser lieta<br />

con quelle membra con le quai nascesti,“<br />

venian gridando, un poco il passo queta.<br />

”<br />

49 Guarda s’alcun di noi unqua vedesti,<br />

sì che di lui di là novella porti:<br />

deh, perché vai? deh, perché non t’arresti?<br />

52 Noi fummo tutti già per forza morti,<br />

e peccatori infino a l’ultima ora;<br />

quivi lume del ciel ne fece accorti,<br />

55 sì che, pentendo e perdonando, fora<br />

di vita uscimmo a Dio pacificati,<br />

che del disio di sé veder n’accora.“<br />

58 E io: ” Perché ne’ vostri visi guati,<br />

non riconosco alcun; ma s’a voi piace<br />

cosa ch’io possa, spiriti ben nati,<br />

61 voi dite, e io farò per quella pace<br />

che, dietro a’ piedi di sì fatta guida,<br />

di mondo in mondo cercar mi si face.“<br />

64 E uno incominciò: ” Ciascun si fida<br />

del beneficio tuo sanza giurarlo,<br />

pur che ’l voler nonpossa non ricida.<br />

67 Ond’ io, che solo innanzi a li altri parlo,<br />

ti priego, se mai vedi quel paese<br />

che siede tra Romagna e quel di <strong>Carl</strong>o,


Seite 130 Purgatorio: Canto V<br />

<strong>La</strong>ß die von Fano gläubig für mich fleh’n,<br />

Daß mir gestatten himmlische Gewalten,<br />

Zur Reinigung von schwerer Schuld zu gehn.<br />

Von dort war ich – allein die tiefen Spalten,<br />

Woraus das Blut, in dem ich lebte, floß,<br />

Hab’ ich in Paduas Bezirk erhalten,<br />

Des Schoß mich, den Vertrauenden, umschloß.<br />

Zum Mord hatt’ Este den Befehl gegeben,<br />

Der mehr der Gall’, als Recht, auf mich ergoß.<br />

Den Mordstahl sah ich bei Oriac sich heben,<br />

Doch wenn ich Mira mir zur Flucht erkor,<br />

So würd’ ich dort noch, wo man atmet, leben.<br />

Ich lief zum Sumpf, und dort, in Schlamm und Rohr,<br />

Verstrickt’ ich mich und fiel und sah die Erde<br />

Rings um mich her gemacht zum blut’gen Moor. ”<br />

Ein andrer: “Wie dein Wunsch befriedigt werde,<br />

Des Fittich hin zum Bergesgipfel fleugt,<br />

So kürz’ auch mir mitleidig die Beschwerde.<br />

In Montefeltro hat mich Guid’ erzeugt;<br />

Ach wenn Johannen noch mein Schicksal rührte,<br />

Nicht ging’ ich mehr mit diesem hier gebeugt. ”<br />

“Welche Gewalttat, welch Verhängnis führte, ”<br />

So sprach ich, “dich so weit vom Campaldin,<br />

Daß niemand noch bis jetzt dein Grab erspürte. ”<br />

“Oh, ” sprach er drauf, “am Fuß des Casentin<br />

Strömt vor der Archian, ein Fluß, entsprungen<br />

Beim Kloster oberhalb im Apennin.<br />

Bis dorthin, wo sein Namenslaut verklungen,<br />

Floh ich, durchbohrt den Hals, zu Fuße fort;<br />

Und blutleer schon, von Todesfrost durchdrungen,<br />

Verlor ich dorten Augenlicht und Wort,<br />

Um in Marias Namen wohl zu enden,<br />

Und fiel und ließ die leere Hülle dort.<br />

Da fühlt’ ich mich in eines Engels Händen,<br />

Doch schreiend fuhr ein Teufel auch herzu:<br />

” Wie, du vom Himmel, willst mir den entwenden?<br />

Wahr ist’s, was ewig ist, erbeutest du<br />

Nur durch ein Tränlein, das ihn mir entzogen,<br />

Doch gönn’ ich nun dem andern keine Ruh’.“<br />

Du weißt, wenn feuchten Dunst emporgezogen<br />

<strong>Die</strong> Sonne hat, so stürzt er, wenn ihn dann<br />

<strong>Die</strong> Kälte faßt, zurück in Regenwogen.<br />

70 che tu mi sie di tuoi prieghi cortese<br />

in Fano, sì che ben per me s’adori<br />

pur ch’i’ possa purgar le gravi offese.<br />

73 Quindi fu’ io; ma li profondi fóri<br />

ond’ uscì ’l sangue in sul quale io sedea,<br />

fatti mi fuoro in grembo a li Antenori,<br />

76 là dov’ io più sicuro esser credea:<br />

quel da Esti il fé far, che m’avea in ira<br />

assai più là che dritto non volea.<br />

79 Ma s’io fosse fuggito inver’ la Mira,<br />

quando fu’ sovragiunto ad Orïaco,<br />

ancor sarei di là dove si spira.<br />

82 Corsi al palude, e le cannucce e ’l braco<br />

m’impigliar sì ch’i’ caddi; e lì vid’ io<br />

de le mie vene farsi in terra laco.“<br />

85 Poi disse un altro: ” Deh, se quel disio<br />

si compia che ti tragge a l’alto monte,<br />

con buona pïetate aiuta il mio!<br />

88 Io fui di Montefeltro, io son Bonconte;<br />

Giovanna o altri non ha di me cura;<br />

per ch’io vo tra costor con bassa fronte.“<br />

91 E io a lui: ” Qual forza o qual ventura<br />

ti travïò sì fuor di Campaldino,<br />

che non si seppe mai tua sepultura?“<br />

94<br />

” Oh!“ rispuos’ elli, a piè del Casentino<br />

”<br />

traversa un’acqua c’ha nome l’Archiano,<br />

che sovra l’Ermo nasce in Apennino.<br />

97 Là ’ve ’l vocabol suo diventa vano,<br />

arriva’ io forato ne la gola,<br />

fuggendo a piede e sanguinando il piano.<br />

100 Quivi perdei la vista e la parola;<br />

nel nome di Maria fini’, e quivi<br />

caddi, e rimase la mia carne sola.<br />

103 Io dirò vero, e tu ’l ridì tra ’ vivi:<br />

l’angel di Dio mi prese, e quel d’inferno<br />

gridava: “O tu del ciel, perché mi privi?<br />

106 Tu te ne porti di costui l’etterno<br />

per una lagrimetta che ’l mi toglie;<br />

ma io farò de l’altro altro governo! ”<br />

109 Ben sai come ne l’aere si raccoglie<br />

quell’ umido vapor che in acqua riede,<br />

tosto che sale dove ’l freddo il coglie.


Fegefeuer: Sechster Gesang Pagina 131<br />

Zum Willen nun, der stets nur Böses sann,<br />

Fügt’ er Verstand, und Rauch und Sturm erregte<br />

<strong>Die</strong> Kraft in ihm, die sie erregen kann.<br />

Als drauf der Tag erloschen war, belegte<br />

Er Pratomagnos Tal mit schwarzem Duft,<br />

Der vom Gebirg sich drohend herbewegte.<br />

Zu Fluten wurde nun die schwangre Luft,<br />

Zum Strombett rann, was von den Regengüssen<br />

Der Grund nicht trank, hervor aus Tal und Kluft.<br />

Der Archian, gleich andern großen Flüssen,<br />

Ergoß zum Königsstrom den Sturmeslauf,<br />

Dem Fels und Baum zertrümmert weichen müssen.<br />

Wie nun den starren Leib, nicht weit herauf<br />

Von seiner Mündung, jene Flut gefunden,<br />

Da löste sie das Kreuz am Busen auf,<br />

Das ich gemacht, da Schmerz mich überwunden,<br />

Und wirbelte zum Strom die träge <strong>La</strong>st.<br />

Dort liegt sie nun im Grund, von Schlamm umwunden. ”<br />

Als drauf der dritte Geist das Wort gefaßt,<br />

Sprach er: “Wenn du, zur Welt zurückgekommen,<br />

Erst ausgeruht vom langen Wege hast,<br />

So laß dein Hiersein auch der Pia frommen.<br />

Siena gebar, Maremma tilgte mich,<br />

Und er, von dem ich einst den Ring bekommen,<br />

Der Treue Pfand, er weiß, wie ich erblich. ”<br />

112 Giunse quel mal voler che pur mal chiede<br />

con lo ’ntelletto, e mosse il fummo e ’l vento<br />

per la virtù che sua natura diede.<br />

115 Indi la valle, come ’l dì fu spento,<br />

da Pratomagno al gran giogo coperse<br />

di nebbia; e ’l ciel di sopra fece intento,<br />

118 sì che ’l pregno aere in acqua si converse;<br />

la pioggia cadde, e a’ fossati venne<br />

di lei ciò che la terra non sofferse;<br />

121 e come ai rivi grandi si convenne,<br />

ver’ lo fiume real tanto veloce<br />

si ruinò, che nulla la ritenne.<br />

124 Lo corpo mio gelato in su la foce<br />

trovò l’Archian rubesto; e quel sospinse<br />

ne l’Arno, e sciolse al mio petto la croce<br />

127 ch’i’ fe’ di me quando ’l dolor mi vinse;<br />

voltòmmi per le ripe e per lo fondo,<br />

poi di sua preda mi coperse e cinse.“<br />

130<br />

133<br />

” Deh, quando tu sarai tornato al mondo<br />

e riposato de la lunga via,“<br />

seguitò ’l terzo spirito al secondo,<br />

” ricorditi di me, che son la Pia;<br />

Siena mi fé, disfecemi Maremma:<br />

salsi colui che ’nnanellata pria<br />

136 disposando m’avea con la sua gemma.“<br />

Sechster Gesang Canto VI<br />

Wenn Spieler sich vom Würfelspiel entfernen,<br />

Bleibt, der verlor, betrübt und ärgerlich<br />

Und wirft und wirft, um’s besser zu erlernen<br />

Doch alles drängt um den Gewinner sich.<br />

Der folgt und sucht, wie er sein Kleid erlange,<br />

Ein andrer, seitwärts, spricht: Gedenk’ an mich.<br />

Doch er verweilt nicht, hört auf keinen lange,<br />

Und wem er etwas gibt, der macht sich fort;<br />

So kommt er los vom lästigen Gedrange.<br />

So war ich in dem dichten Haufen dort,<br />

Und mußte hier den Kopf und dorthin wenden<br />

Und löste mich durch manch Verheißungswort;<br />

Sah Benincasa, der den Wütrichshänden<br />

Des Ghin erlag, und sah darauf auch ihn,<br />

Des Los war, jagend in der Flut zu enden.<br />

1 Quando si parte il gioco de la zara,<br />

colui che perde si riman dolente,<br />

repetendo le volte, e tristo impara;<br />

4 con l’altro se ne va tutta la gente;<br />

qual va dinanzi, e qual di dietro il prende,<br />

e qual dallato li si reca a mente;<br />

7 el non s’arresta, e questo e quello intende;<br />

a cui porge la man, più non fa pressa;<br />

e così da la calca si difende.<br />

10 Tal era io in quella turba spessa,<br />

volgendo a loro, e qua e là, la faccia,<br />

e promettendo mi sciogliea da essa.<br />

13 Quiv’ era l’Aretin che da le braccia<br />

fiere di Ghin di Tacco ebbe la morte,<br />

e l’altro ch’annegò correndo in caccia.


Seite 132 Purgatorio: Canto VI<br />

Novelle bat mich flehend, zu verzieh’n;<br />

Auch der von Pisa dann, durch den der gute,<br />

Der wackere Marzucco stark erschien.<br />

Graf Orfo auch, und der im Frevelmute<br />

Vertilgt ward, wie er sagt’, aus Neid und Groll,<br />

Nicht weil auf ihm ein schwer Verbrechen ruhte,<br />

Den Broccia mein’ ich – mag sich demutsvoll<br />

Zur Reue die Brabanterin bequemen,<br />

Wenn sie zu schlechterm Troß nicht kommen soll.<br />

Kaum war ich frei von allen jenen Schemen,<br />

<strong>Die</strong> dort mich angefleht, zu fleh’n, daß sie<br />

Zur Heiligung mit größrer Eile kämen;<br />

Da sprach ich: ” Du, der stets mir Licht verlieh,<br />

Hast irgendwo in deinem Werk geschrieben,<br />

Den Schluß des Himmels beuge Flehen nie.<br />

Doch hörtest du, wozu mich diese trieben.<br />

Täuscht nun vielleicht die Hoffnung diese Schar?<br />

Ist unklar mir vielleicht dein Sinn geblieben?“<br />

” Nicht täuscht sie Hoffnung, und mein Wort ist klar,“<br />

So sprach er drauf, du magst es nur betrachten<br />

”<br />

Mit hellem Geist, so wird dir’s offenbar.<br />

Ist für gebeugt das strenge Recht zu achten,<br />

Wenn das erfüllt der Liebe heißer Trieb,<br />

Was jenen oblag und sie nicht vollbrachten?<br />

Da, wo ich jenen Grundsatz niederschrieb,<br />

Da sühnte man durch Bitten keine Sünden,<br />

Weil ungehört von Gott die Bitte blieb.<br />

Doch kannst du jetzt so tiefes nicht ergründen,<br />

So harr’ auf sie, die zwischen deinem Geist<br />

Und ew’ger Wahrheit wird ein Licht entzünden.<br />

Beatrix ist’s, wenn du’s vielleicht nicht weißt,<br />

<strong>Die</strong> Lächelnde, Beglückte, die zu sehen<br />

Des hohen Berges Gipfel dir verheißt.“<br />

Und ich: ” Mein Meister, laß uns schneller gehen!<br />

Mir kehrt die Kraft, die kaum noch unterlag,<br />

Und sieh, schon werfen Schatten jene Höhen.“<br />

” Wir gehn soweit als möglich diesen Tag,“<br />

Entgegnet’ er, doch andres wirst du finden,<br />

”<br />

Als eben jetzt dein Geist sich denken mag.<br />

<strong>Die</strong> Sonne, deren Strahlen jetzt verschwinden,<br />

So, daß zugleich dein Schatten flieht, sie kehrt,<br />

Bevor wir uns empor zum Gipfel winden.<br />

16 Quivi pregava con le mani sporte<br />

Federigo Novello, e quel da Pisa<br />

che fé parer lo buon Marzucco forte.<br />

19 Vidi conte Orso e l’anima divisa<br />

dal corpo suo per astio e per inveggia,<br />

com’ e’ dicea, non per colpa commisa;<br />

22 Pier da la Broccia dico; e qui proveggia,<br />

mentr’ è di qua, la donna di Brabante,<br />

sì che però non sia di peggior greggia.<br />

25 Come libero fui da tutte quante<br />

quell’ ombre che pregar pur ch’altri prieghi,<br />

sì che s’avacci lor divenir sante,<br />

28 io cominciai: ” El par che tu mi nieghi,<br />

o luce mia, espresso in alcun testo<br />

che decreto del cielo orazion pieghi;<br />

31 e questa gente prega pur di questo:<br />

sarebbe dunque loro speme vana,<br />

o non m’è ’l detto tuo ben manifesto?“<br />

34 Ed elli a me: ” <strong>La</strong> mia scrittura è piana;<br />

e la speranza di costor non falla,<br />

se ben si guarda con la mente sana;<br />

37 ché cima di giudicio non s’avvalla<br />

perché foco d’amor compia in un punto<br />

ciò che de’ sodisfar chi qui s’astalla;<br />

40 e là dov’ io fermai cotesto punto,<br />

non s’ammendava, per pregar, difetto,<br />

perché ’l priego da Dio era disgiunto.<br />

43 Veramente a così alto sospetto<br />

non ti fermar, se quella nol ti dice<br />

che lume fia tra ’l vero e lo ’ntelletto.<br />

46 Non so se ’ntendi: io dico di Beatrice;<br />

tu la vedrai di sopra, in su la vetta<br />

di questo monte, ridere e felice.“<br />

49 E io: ” Segnore, andiamo a maggior fretta,<br />

ché già non m’affatico come dianzi,<br />

e vedi omai che ’l poggio l’ombra getta.“<br />

52<br />

” Noi anderem con questo giorno innanzi,“<br />

rispuose, quanto più potremo omai;<br />

”<br />

ma ’l fatto è d’altra forma che non stanzi.<br />

55 Prima che sie là sù, tornar vedrai<br />

colui che già si cuopre de la costa,<br />

sì che ’ suoi raggi tu romper non fai.


Fegefeuer: Sechster Gesang Pagina 133<br />

Doch eine Seele sieh, uns zugekehrt,<br />

Allein, betrachtend, wie du dich bewegtest.<br />

Gewiß, daß sie den nächsten Weg uns lehrt.“<br />

O Geist von Mantua, wie du lebend pflegtest,<br />

So bliebst du stolzen, strengen Angesichts,<br />

Indem du langsam ernst die Augen regtest.<br />

Er ließ uns beide gehn und sagte nichts,<br />

Gleich einem Leu’n, der ruht, uns still betrachtend<br />

Mit scharfem Strahle seines Augenlichts.<br />

Allein Virgil, nur nach der Höhe trachtend,<br />

Befragt’ ihn: ” Wo erklimmt man diese Wand?“<br />

Doch jener, nicht auf seine Fragen achtend,<br />

Fragt’ uns nach unserm Leben, unserm <strong>La</strong>nd.<br />

Und: ” Mantua“ – begann nun mein Begleiter;<br />

Da hob der Schatten, erst in sich gewandt,<br />

Sich schnell vom Sitz und ward teilnehmend heiter.<br />

” Sordell bin ich, dein <strong>La</strong>ndsmann!“ rief er aus,<br />

Und, selbst umarmt, umarmt’ er meinen Leiter –<br />

Italien, Sklavin, Schlund voll Schmerz und Graus,<br />

Schiff ohne Steurer auf durchstürmten Meeren,<br />

Nicht Herrscherin der Welt, nein, Hurenhaus;<br />

Wie sah ich jenen Schatten dort, den hehren,<br />

Beim süßen Klange seiner Vaterstadt<br />

Hereilen, um den <strong>La</strong>ndsmann froh zu ehren.<br />

Doch deine Lebenden sind nimmer satt,<br />

Im tollen Kampf sich wechselweis zu morden,<br />

Selbst die umschlossen eine Mauer hat.<br />

Elende, such’ an deinen Meeresborden,<br />

Im Innern such’ und keinen Winkel letzt<br />

Des Friedens Glück im Süden und im Norden.<br />

Was hilft dir’s, da dein Sattel unbesetzt,<br />

Daß Justinian die Zügel dir erneute?<br />

Ohn’ ihn wär’ minder deine Schande jetzt.<br />

Ihr hattet längst mit frommem Sinn, ihr Leute,<br />

Zu Cäsars Sitz den Sattel eingeräumt,<br />

Verstündet ihr, was Gottes Wort bedeute.<br />

Seht, wie das wilde Tier sich tückisch bäumt,<br />

Seit niemand es die Sporen fühlen lassen,<br />

Und ihr es, die ihr’s zähmen wollt, entzäumt.<br />

O deutscher Albrecht, der dies Tier verlassen,<br />

Das drum nun tobt in ungezähmter Wut,<br />

Statt mit den Schenkeln kräftig es zu fassen,<br />

58 Ma vedi là un’anima che, posta<br />

sola soletta, inverso noi riguarda:<br />

quella ne ’nsegnerà la via più tosta.“<br />

61 Venimmo a lei: o anima lombarda,<br />

come ti stavi altera e disdegnosa<br />

e nel mover de li occhi onesta e tarda!<br />

64 Ella non ci dicëa alcuna cosa,<br />

ma lasciavane gir, solo sguardando<br />

a guisa di leon quando si posa.<br />

67 Pur Virgilio si trasse a lei, pregando<br />

che ne mostrasse la miglior salita;<br />

e quella non rispuose al suo dimando,<br />

70 ma di nostro paese e de la vita<br />

ci ’nchiese; e ’l dolce duca incominciava<br />

” Mantüa...,“ e l’ombra, tutta in sé romita,<br />

73 surse ver’ lui del loco ove pria stava,<br />

dicendo: ” O Mantoano, io son Sordello<br />

de la tua terra!“; e l’un l’altro abbracciava.<br />

76 Ahi serva Italia, di dolore ostello,<br />

nave sanza nocchiere in gran tempesta,<br />

non donna di province, ma bordello!<br />

79 Quell’ anima gentil fu così presta,<br />

sol per lo dolce suon de la sua terra,<br />

di fare al cittadin suo quivi festa;<br />

82 e ora in te non stanno sanza guerra<br />

li vivi tuoi, e l’un l’altro si rode<br />

di quei ch’un muro e una fossa serra.<br />

85 Cerca, misera, intorno da le prode<br />

le tue marine, e poi ti guarda in seno,<br />

s’alcuna parte in te di pace gode.<br />

88 Che val perché ti racconciasse il freno<br />

Iustinïano, se la sella è vòta?<br />

Sanz’ esso fora la vergogna meno.<br />

91 Ahi gente che dovresti esser devota,<br />

e lasciar seder Cesare in la sella,<br />

se bene intendi ciò che Dio ti nota,<br />

94 guarda come esta fiera è fatta fella<br />

per non esser corretta da li sproni,<br />

poi che ponesti mano a la predella.<br />

97 O Alberto tedesco ch’abbandoni<br />

costei ch’è fatta indomita e selvaggia,<br />

e dovresti inforcar li suoi arcioni,


Seite 134 Purgatorio: Canto VI<br />

Gerechtes Strafgericht fall’ auf dein Blut<br />

Vom Sternenzelt, auch sei es neu und offen,<br />

Dann ist dein Folger wohl auf seiner Hut.<br />

Was hat dich und den Vater schon betroffen,<br />

Weil ihr, verödend diese Gartenau’n,<br />

Nach jenseits nur gestellt das gier’ge Hoffen.<br />

Komm her, der Philipeschi Stamm zu schau’n<br />

Leichtsinniger, komm, sieh die Cappelletten,<br />

<strong>Die</strong> schon gebeugt, und die voll Angst und Grau’n!<br />

Komm, Grausamer, die Treuen zu erretten!<br />

Sieh, ungestraft drängt sie der schnöde Feind!<br />

Sieh Santafior in wilder Räuber Ketten!<br />

Komm her und sieh, wie deine Roma weint,<br />

Und höre Tag und Nacht die Witwe stöhnen:<br />

Mein Cäsar, ach, warum nicht mir vereint?<br />

Komm her und sieh, wie alle sich versöhnen,<br />

Komm her, und fühlst du dann auch Mitleid nicht,<br />

So schäme dich, daß alle dich verhöhnen.<br />

Verzeih, o höchster Zeus im ew’gen Licht,<br />

Der du für uns gekreuzigt wardst auf Erden,<br />

Ist anderwärts gewandt dein Angesicht?<br />

Wie? oder soll aus schrecklichen Beschwerden,<br />

Ein neues Heil, von keinem Aug’ entdeckt,<br />

Nach deinem tiefen Rat bereitet werden?<br />

Wie voll Italien von Tyrannen steckt!<br />

Will sich ein Bauer der Partei verschwören,<br />

Gleich heißt’s von ihm, Marcell sei auferweckt.<br />

Du, mein Florenz, du kannst dies ruhig hören,<br />

Da dieser Abschweif nimmer dich berührt.<br />

Nie ließ sich ja dein wackres Volk betören.<br />

Gerechtigkeit hegt vieler Herz, nur spürt<br />

Man etwas spät, wie sehr es ihr gewogen,<br />

Indes dein Volk sie stets im Munde führt.<br />

Wenn Bürgerämtern viele sich entzogen,<br />

Nimmt sie dein Volk freiwillig an und schreit:<br />

Seht her, mich hat die Bürde krumm gebogen!<br />

Nun freue dich, wenn du verdienest Neid,<br />

Du Reiche, du Friedselige, du Weise –<br />

Ich red’ im Ernst, die Wahrheit liegt nicht weit.<br />

Man spreche von Athen und Sparta leise!<br />

Sollt’ ihr Gesetz wohl wert der Rede sein,<br />

Wie sehr man’s anpreist, neben deinem Preise?<br />

100 giusto giudicio da le stelle caggia<br />

sovra ’l tuo sangue, e sia novo e aperto,<br />

tal che ’l tuo successor temenza n’aggia!<br />

103 Ch’avete tu e ’l tuo padre sofferto,<br />

per cupidigia di costà distretti,<br />

che ’l giardin de lo ’mperio sia diserto.<br />

106 Vieni a veder Montecchi e Cappelletti,<br />

Monaldi e Filippeschi, uom sanza cura:<br />

color già tristi, e questi con sospetti!<br />

109 Vien, crudel, vieni, e vedi la pressura<br />

d’i tuoi gentili, e cura lor magagne;<br />

e vedrai Santafior com’ è oscura!<br />

112 Vieni a veder la tua Roma che piagne<br />

vedova e sola, e dì e notte chiama:<br />

” Cesare mio, perché non m’accompagne?“<br />

115 Vieni a veder la gente quanto s’ama!<br />

e se nulla di noi pietà ti move,<br />

a vergognar ti vien de la tua fama.<br />

118 E se licito m’è, o sommo Giove<br />

che fosti in terra per noi crucifisso,<br />

son li giusti occhi tuoi rivolti altrove?<br />

121 O è preparazion che ne l’abisso<br />

del tuo consiglio fai per alcun bene<br />

in tutto de l’accorger nostro scisso?<br />

124 Ché le città d’Italia tutte piene<br />

son di tiranni, e un Marcel diventa<br />

ogne villan che parteggiando viene.<br />

127 Fiorenza mia, ben puoi esser contenta<br />

di questa digression che non ti tocca,<br />

mercé del popol tuo che si argomenta.<br />

130 Molti han giustizia in cuore, e tardi scocca<br />

per non venir sanza consiglio a l’arco;<br />

ma il popol tuo l’ha in sommo de la bocca.<br />

133 Molti rifiutan lo comune incarco;<br />

ma il popol tuo solicito risponde<br />

sanza chiamare, e grida: ” I’ mi sobbarco!“<br />

136 Or ti fa lieta, ché tu hai ben onde:<br />

tu ricca, tu con pace e tu con senno!<br />

S’io dico ’l ver, l’effetto nol nasconde.<br />

139 Atene e <strong>La</strong>cedemona, che fenno<br />

l’antiche leggi e furon sì civili,<br />

fecero al viver bene un picciol cenno


Fegefeuer: Siebter Gesang Pagina 135<br />

Das, was du vorkehrst, ist gar dünn und fein;<br />

Denn wenn du’s im Oktober angesponnen,<br />

Zerreißt es im November kurz und klein.<br />

Wie oft hast du geendet und begonnen,<br />

Hast über Münz’ und Art, Gesetz und Pflicht,<br />

Und Haupt und Glieder anders dich besonnen;<br />

Bist du nicht völlig blind für jedes Licht,<br />

So mußt du dich gleich einer Kranken sehen.<br />

Ruh’ findet sie auf ihren Kissen nicht<br />

142 verso di te, che fai tanto sottili<br />

provedimenti, ch’a mezzo novembre<br />

non giugne quel che tu d’ottobre fili.<br />

145 Quante volte, del tempo che rimembre,<br />

legge, moneta, officio e costume<br />

hai tu mutato, e rinovate membre!<br />

148 E se ben ti ricordi e vedi lume,<br />

vedrai te somigliante a quella inferma<br />

che non può trovar posa in su le piume,<br />

Und wendet sich, den Schmerzen zu entgehen. 151 ma con dar volta suo dolore scherma.<br />

Siebter Gesang Canto VII<br />

Nachdem sie würdig und voll Freudigkeit<br />

Drei-, viermal mit den Armen sich umgaben,<br />

Da trat Sordell zurück: ” Sprecht, wer ihr seid?“<br />

” Eh’ sich zu diesem Berg gewendet haben<br />

<strong>Die</strong> Seelen, welche Gott zu schauen wert,<br />

Hat Octavianus mein Gebein begraben.<br />

Ich bin Virgil. – Des Himmels Eingang wehrt<br />

Mir Glaubensmangel nur, nicht andre Sünde,“<br />

So sprach Virgil, als jener es begehrt.<br />

Als ob ein Wunder plötzlich hier entstünde,<br />

Bei dem man sagt: Es ist! dann: Es ist nicht!<br />

Und staunend glaubt, und nicht, daß man’s ergründe;<br />

So schien Sordell – dann neigt’ er das Gesicht,<br />

Worauf er zu den Knien Virgils sich beugte<br />

Und ihn umflocht, wo man den Herrn umflicht.<br />

” O <strong>La</strong>tiums Ruhm, du, dessen Werk bezeugte,<br />

Wie reich die Sprache sei an Kraft und Zier,<br />

O ew’ger Preis der Stadt, die mich erzeugte,<br />

Bringt mein Verdienst, mein Glück dich her zu mir?<br />

Und wenn ich wert mich solcher Huld erweise,<br />

So sprich, auf welchem Wege bist du hier?“<br />

Virgil darauf: ” Ich kam durch alle Kreise<br />

Des wehevollen Reichs in dieses <strong>La</strong>nd,<br />

Und Himmelskraft bewegte mich zur Reise.<br />

Nicht Tun, nein. Nichttun nur, hat mich verbannt,<br />

Hinab verbannt von hoher Sonne Strahlen,<br />

<strong>Die</strong> du ersehnst, die ich zu spät erkannt,<br />

Zu jenen tiefen nachterfüllten Talen,<br />

Zum Ort, wo leises Seufzen nur ertönt,<br />

Nicht Weheruf, noch Angstgeschrei von Qualen;<br />

1 Poscia che l’accoglienze oneste e liete<br />

furo iterate tre e quattro volte,<br />

Sordel si trasse, e disse: ” Voi, chi siete?“<br />

4<br />

” Anzi che a questo monte fosser volte<br />

l’anime degne di salire a Dio,<br />

fur l’ossa mie per Ottavian sepolte.<br />

7 Io son Virgilio; e per null’ altro rio<br />

lo ciel perdei che per non aver fé.“<br />

Così rispuose allora il duca mio.<br />

10 Qual è colui che cosa innanzi sé<br />

sùbita vede ond’ e’ si maraviglia,<br />

che crede e non, dicendo ” Ella è... non è...,“<br />

13 tal parve quelli; e poi chinò le ciglia,<br />

e umilmente ritornò ver’ lui,<br />

e abbracciòl là ’ve ’l minor s’appiglia.<br />

16<br />

” O gloria di <strong>La</strong>tin,“ disse, per cui<br />

”<br />

mostrò ciò che potea la lingua nostra,<br />

o pregio etterno del loco ond’ io fui,<br />

19 qual merito o qual grazia mi ti mostra?<br />

S’io son d’udir le tue parole degno,<br />

dimmi se vien d’inferno, e di qual chiostra.“<br />

22<br />

” Per tutt’ i cerchi del dolente regno,“<br />

rispuose lui, son io di qua venuto;<br />

”<br />

virtù del ciel mi mosse, e con lei vegno.<br />

25 Non per far, ma per non fare ho perduto<br />

a veder l’alto Sol che tu disiri<br />

e che fu tardi per me conosciuto.<br />

28 Luogo è là giù non tristo di martìri,<br />

ma di tenebre solo, ove i lamenti<br />

non suonan come guai, ma son sospiri.


Seite 136 Purgatorio: Canto VII<br />

Wo um mich her die Schar der Kindlein stöhnt,<br />

<strong>Die</strong> ungetauft aus jener Welt geschieden,<br />

Mit Gott für Adams Schuld noch unversöhnt.<br />

Wo die sind, die mit ird’schem Wert zufrieden,<br />

<strong>Die</strong> Tugenden, bis auf die heil’gen Drei,<br />

Sämtlich geübt und jede Schuld gemieden.<br />

Doch, wenn du kannst, so bring’ uns Kunde bei,<br />

Um schneller uns zu unserm Ziel zu leiten,<br />

Wo wohl der Läut’rung wahrer Anfang sei.“<br />

Und er: ” Ich darf umher und aufwärts schreiten,<br />

Denn kein gewisser Ort ist uns bestimmt.<br />

Soweit ich gehn darf, will ich dich begleiten.<br />

Doch sieh, wie schon des Tages Licht verglimmt,<br />

Drum ist auf guten Aufenthalt zu sinnen,<br />

Weil man bei Nacht nicht in die Höhe klimmt.<br />

Dort rechts sind Seelen, nicht gar weit von hinnen;<br />

Zu diesen, wenn du einstimmst, führ’ ich dich,<br />

Und denke wohl, du wirst dabei gewinnen.“ –<br />

Virgil: ” Wenn’s Nacht wird, steigt man nicht? So sprich,<br />

Erliegt vielleicht die Kraft dann der Beschwerde?<br />

Wie, oder widersetzt dann jemand sich?“<br />

Mit seinem Finger streifte nun die Erde<br />

Sordell und sprach: ” Nicht hoffe, daß bei Nacht<br />

Dein Fuß den Strich nur überschreiten werde.<br />

An Steigen hindert sonst dich keine Macht<br />

Als Dunkelheit, die, wie sie uns ermattet,<br />

Verwirrt durch Ohnmacht unsern Willen macht.<br />

Hinabzugehn und rückwärts ist gestattet,<br />

Und irrend ringsumher zu gehn am Bord,<br />

Wenn auch ihr Schleier noch die Welt umschattet.“<br />

Mein Meister stand erst wie bewundernd dort;<br />

” Wie du versprachst,“ So hört ich drauf ihn bitten,<br />

” Geleit’ uns an den angenehmen Ort.“<br />

Wir waren eben noch nicht weit geschritten,<br />

Da war ein hohler Raum am Berg zu sehn,<br />

Ein Tal, das dort den Felsenrand durchschnitten.<br />

” Dorthin“, So sprach der Schatten, laß uns gehn,<br />

”<br />

Seht dort den Berg von einer Höhlung teilen,<br />

Dort sehen wir den Morgen auferstehn.“<br />

Ein krummer Fußpfad führte zwischen steilen<br />

Felshöh’n und Ebene zum Rand der Schlucht,<br />

Da hieß Sordell am Abhang uns verweilen.<br />

31 Quivi sto io coi pargoli innocenti<br />

dai denti morsi de la morte avante<br />

che fosser da l’umana colpa essenti;<br />

34 quivi sto io con quei che le tre sante<br />

virtù non si vestiro, e sanza vizio<br />

conobber l’altre e seguir tutte quante.<br />

37 Ma se tu sai e puoi, alcuno indizio<br />

dà noi per che venir possiam più tosto<br />

là dove purgatorio ha dritto inizio.“<br />

40 Rispuose: ” Loco certo non c’è posto;<br />

licito m’è andar suso e intorno;<br />

per quanto ir posso, a guida mi t’accosto.<br />

43 Ma vedi già come dichina il giorno,<br />

e andar sù di notte non si puote;<br />

però è buon pensar di bel soggiorno.<br />

46 Anime sono a destra qua remote;<br />

se mi consenti, io ti merrò ad esse,<br />

e non sanza diletto ti fier note.“<br />

49<br />

” Com’ è ciò?“ fu risposto. Chi volesse<br />

”<br />

salir di notte, fora elli impedito<br />

d’altrui, o non sarria ché non potesse?“<br />

52 E ’l buon Sordello in terra fregò ’l dito,<br />

dicendo: ” Vedi? sola questa riga<br />

non varcheresti dopo ’l sol partito:<br />

55 non però ch’altra cosa desse briga,<br />

che la notturna tenebra, ad ir suso;<br />

quella col nonpoder la voglia intriga.<br />

58 Ben si poria con lei tornare in giuso<br />

e passeggiar la costa intorno errando,<br />

mentre che l’orizzonte il dì tien chiuso.“<br />

61 Allora il mio segnor, quasi ammirando,<br />

” Menane,“ disse, dunque là ’ve dici<br />

”<br />

ch’aver si può diletto dimorando.“<br />

64 Poco allungati c’eravam di lici,<br />

quand’ io m’accorsi che ’l monte era scemo,<br />

a guisa che i vallon li sceman quici.<br />

67<br />

” Colà,“ disse quell’ ombra, ” n’anderemo<br />

dove la costa face di sé grembo;<br />

e là il novo giorno attenderemo.“<br />

70 Tra erto e piano era un sentiero schembo,<br />

che ne condusse in fianco de la lacca,<br />

là dove più ch’a mezzo muore il lembo.


Fegefeuer: Siebter Gesang Pagina 137<br />

Gold, feines Silber und des Coccums Frucht,<br />

Bleiweiß und Indiens Blau in hellster Reine,<br />

Smaragd, zerbrochen kaum – in dieser Bucht,<br />

Bei dieses Grases, dieser Blumen Scheine<br />

Schwänd’ ihrer Farben ganzer Glanz dahin,<br />

Wie seinem Größern unterliegt das Kleine;<br />

Nicht war Natur allein hier Malerin,<br />

Mit laufend wunderbar gemischten Düften<br />

Ergötzte sie auch des Geruches Sinn.<br />

Salve, Regina, tönt’ es in den Lüften<br />

Von Seelen auf dem blumenreichen Beet,<br />

Versteckt hierinnen zwischen Felsenklüften.<br />

” Bevor die Sonne ganz zu Rüste geht,<br />

Gehn“, sprach Sordell, wir nicht hinab zu ihnen,<br />

”<br />

Denn, wenn ihr hier auf diesem Felsen steht,<br />

Erkennt ihr besser aller Art und Mienen,<br />

Als sie im Tale selber, im Gedrang<br />

So vieler großer Schatten euch erschienen.<br />

Der höher sitzt und scheint, als hätt’ er lang<br />

Versäumt, wozu ihn seine Pflicht verbunden,<br />

Und nicht den Mund regt bei der andern Sang,<br />

Jst Kaiser Rudolf, der Italiens Wunden<br />

Zu heilen zwar vermocht, doch nicht geheilt,<br />

So daß es spät durch andre wird gefunden.<br />

Der, dessen Anblick jetzt ihm Trost erteilt,<br />

Einst Herr des <strong>La</strong>ndes, das der Fluß durchschneidet,<br />

Der in die Elb’, in ihr zur Meerflut eilt,<br />

Hieß Ottokar – mit Windeln noch umkleidet,<br />

Weit besser doch, als Wenzeslaus, sein Sohn,<br />

Der Bärt’ge, der an Üppigkeit sich weidet.<br />

Der Kleingenaste dort – von Reich und Thron<br />

Scheint’s, daß er mit dem andern, Güt’gen spreche –<br />

Starb fliehend, zu der Lilien Schmach und Hohn.<br />

Er schlägt die Brust, als ob das Herz ihm breche.<br />

Den andern fehl – es ruhet sein Gesicht<br />

In seiner aufgestützten Linken Fläche.<br />

An Frankreichs Aussatz, an den Bösewicht,<br />

Den Sohn und Eidam, denken sie, des Leben<br />

Voll Schmutz und Schmach sie feindlich quält und sticht<br />

Den Gliederstarken sieh! Mit dem daneben,<br />

Dem Adlernas’gen, singt er im Akkord<br />

Und ragt’ einst hoch in jedem wackern Streben.<br />

73 Oro e argento fine, cocco e biacca,<br />

indaco, legno lucido e sereno,<br />

fresco smeraldo in l’ora che si fiacca,<br />

76 da l’erba e da li fior, dentr’ a quel seno<br />

posti, ciascun saria di color vinto,<br />

come dal suo maggiore è vinto il meno.<br />

79 Non avea pur natura ivi dipinto,<br />

ma di soavità di mille odori<br />

vi facea uno incognito e indistinto.<br />

82 ’Salve, Regina’ in sul verde e ’n su’ fiori<br />

quindi seder cantando anime vidi,<br />

che per la valle non parean di fuori.<br />

85<br />

” Prima che ’l poco sole omai s’annidi,“<br />

cominciò ’l Mantoan che ci avea vòlti,<br />

” tra color non vogliate ch’io vi guidi.<br />

88 Di questo balzo meglio li atti e ’ volti<br />

conoscerete voi di tutti quanti,<br />

che ne la lama giù tra essi accolti.<br />

91 Colui che più siede alto e fa sembianti<br />

d’aver negletto ciò che far dovea,<br />

e che non move bocca a li altrui canti,<br />

94 Rodolfo imperador fu, che potea<br />

sanar le piaghe c’hanno Italia morta,<br />

sì che tardi per altri si ricrea.<br />

97 L’altro che ne la vista lui conforta,<br />

resse la terra dove l’acqua nasce<br />

che Molta in Albia, e Albia in mar ne porta:<br />

100 Ottacchero ebbe nome, e ne le fasce<br />

fu meglio assai che Vincislao suo figlio<br />

barbuto, cui lussuria e ozio pasce.<br />

103 E quel nasetto che stretto a consiglio<br />

par con colui c’ha sì benigno aspetto,<br />

morì fuggendo e disfiorando il giglio:<br />

106 guardate là come si batte il petto!<br />

L’altro vedete c’ha fatto a la guancia<br />

de la sua palma, sospirando, letto.<br />

109 Padre e suocero son del mal di Francia:<br />

sanno la vita sua viziata e lorda,<br />

e quindi viene il duol che sì li lancia.<br />

112 Quel che par sì membruto e che s’accorda,<br />

cantando, con colui dal maschio naso,<br />

d’ogne valor portò cinta la corda;


Seite 138 Purgatorio: Canto VIII<br />

Und könnt’, als er verstarb, der Jüngling dort,<br />

Der hinten sitzt, den Königsthron ererben,<br />

So ging von Stamm zu Stamm die Tugend fort.<br />

Jakob und Friederich, die andern Erben,<br />

Sie sollten zwar des Thrones Herrlichkeit,<br />

Doch nicht des Vaters bessres Gut erwerben.<br />

Denn selten nur soll Menschenredlichkeit,<br />

Nach Gottes Schluß, neu aus der Wurzel Schlagen,<br />

Weil er sie nur auf frommes Fleh’n verleiht.<br />

Dem Adlernas’gen ist dies auch zu sagen,<br />

So gut als feiern, welcher mit ihm singt,<br />

Weshalb Provence und Puglien sich beklagen,<br />

Weil so viel schlechtem Keim sein Same bringt,<br />

Als höher sich Konstanzas Gatt’ im Preise<br />

Vor Beatrixens und Margretens schwingt.<br />

Den König seht von schlichter Lebensweise,<br />

Der einsam sitzt, Heinrich von Engelland,<br />

Vergnügt, daß sich ihm gleich sein Sproß erweise.<br />

Der tiefer sitzt, den Blick emporgewandt,<br />

Ist Markgraf Wilhelm, welchen noch die Seinen<br />

In Montferrat, in Canaveser <strong>La</strong>nd<br />

115 e se re dopo lui fosse rimaso<br />

lo giovanetto che retro a lui siede,<br />

ben andava il valor di vaso in vaso,<br />

118 che non si puote dir de l’altre rede;<br />

Iacomo e Federigo hanno i reami;<br />

del retaggio miglior nessun possiede.<br />

121 Rade volte risurge per li rami<br />

l’umana probitate; e questo vole<br />

quei che la dà, perché da lui si chiami.<br />

124 Anche al nasuto vanno mie parole<br />

non men ch’a l’altro, Pier, che con lui canta,<br />

onde Puglia e Proenza già si dole.<br />

127 Tant’ è del seme suo minor la pianta,<br />

quanto, più che Beatrice e Margherita,<br />

Costanza di marito ancor si vanta.<br />

130 Vedete il re de la semplice vita<br />

seder là solo, Arrigo d’Inghilterra:<br />

questi ha ne’ rami suoi migliore uscita.<br />

133 Quel che più basso tra costor s’atterra,<br />

guardando in suso, è Guiglielmo marchese,<br />

per cui e Alessandria e la sua guerra<br />

Und Alessandrias Tück’ und Krieg beweinen. 136 fa pianger Monferrato e Canavese.“<br />

Achter Gesang Canto VIII<br />

<strong>Die</strong> Stunde war es, die zu stillem Weinen<br />

Vor Heimweh den gerührten Schiffer zwingt,<br />

Am Tag, da er verließ die teuren Seinen,<br />

<strong>Die</strong> Liebesleid dem neuen Pilgram bringt,<br />

Wenn fernher, klagend ob des Tags Erbleichen,<br />

Der Abendglocken Trauerlied erklingt.<br />

Jedweder <strong>La</strong>ut schien mit dem Licht zu weichen,<br />

Und eine von den Seelen trat hervor<br />

Und heischt’ Aufmerksamkeit mit einem Zeichen<br />

Und naht’ und hob die beiden Händ’ empor,<br />

Als sagte sie: Du, Gott, nur bist mein Trachten!<br />

Indem ihr Blick im Osten sich verlor.<br />

Te Lucis Ante- diese Worte brachten<br />

Dann ihre Lippen vor. So fromm, so schön,<br />

Daß sie mich meiner Selbst vergessen machten.<br />

Mit andachtsvollem lieblichem Getön<br />

Stimmt’ ein der Chor zu reicher Wohllauts Fülle,<br />

Den Blick emporgewandt zu Himmelshöh’n.<br />

1 Era già l’ora che volge il disio<br />

ai navicanti e ’ntenerisce il core<br />

lo dì c’han detto ai dolci amici addio;<br />

4 e che lo novo peregrin d’amore<br />

punge, se ode squilla di lontano<br />

che paia il giorno pianger che si more;<br />

7 quand’ io incominciai a render vano<br />

l’udire e a mirare una de l’alme<br />

surta, che l’ascoltar chiedea con mano.<br />

10 Ella giunse e levò ambo le palme,<br />

ficcando li occhi verso l’orïente,<br />

come dicesse a Dio: ’D’altro non calme’.<br />

13 ’Te lucis ante’ sì devotamente<br />

le uscìo di bocca e con sì dolci note,<br />

che fece me a me uscir di mente;<br />

16 e l’altre poi dolcemente e devote<br />

seguitar lei per tutto l’inno intero,<br />

avendo li occhi a le superne rote.


Fegefeuer: Achter Gesang Pagina 139<br />

<strong>Die</strong> Wahrheit liegt hier unter leichter Hülle;<br />

Ist, Leser, jetzt dein Blick nur scharf und klar,<br />

So wirst du leicht erspäh’n, was sie verhülle.<br />

Demütig, bleich, sah ich die edle Schar<br />

Nach oben schau’n, erwartungsvoll und schweigend,<br />

Und sah aus himmlischem Gewölb’ ein Paar<br />

Von Engeln durch die Luft herniedersteigend,<br />

Zwei Flammenschwerter zwar in ihrer Hand,<br />

Allein mit abgebrochnen Spitzen zeigend;<br />

Grün wie das <strong>La</strong>ub, das eben erst entstand,<br />

Und, von der grünen Flügel Weh’n getrieben,<br />

Nach hinten zu leicht flatternd das Gewand.<br />

Der eine blieb nah über uns, und drüben,<br />

Jenseit des Tales, blieb der andre stehn,<br />

So, daß die Schatten in der Mitte blieben.<br />

Ich konnte wohl die blonden Häupter sehn,<br />

Doch am Gesicht verging mein Blick, geblendet,<br />

Wie oft die Sinn’ am Übermaß vergehn.<br />

” <strong>Die</strong>s Paar ist aus Marias Schoß gesendet,<br />

Zur Hut des Tales, weil die Schlange naht.“<br />

So sprach Sordell, uns beiden zugewendet.<br />

Und ich, der ich nicht wußt’, auf welchem Pfad,<br />

Ich schaut’ umher, indem ich starr vor Grauen<br />

Fest an des treuen Führers Rücken trat.<br />

Sordell begann aufs neu: ” Geht mit Vertrauen<br />

Jetzt zu den Großen hin und sprecht sie an,<br />

Denn lieb wird’s ihnen sein, euch hier zu schauen.<br />

Ich war im Grund, wie ich drei Schritt’ getan,<br />

Und nach mir forschend späh’n sah ich den einen,<br />

Als sah’ er ein bekanntes Antlitz nah’n.<br />

Schon schwärzte sich die Luft, doch zwischen seinen<br />

Und meinen Blicken ließ sie, nah, was sich<br />

Vorher durch sie verschlossen, klar erscheinen.<br />

Nun ging ich auf ihn zu und er auf mich.<br />

“Mein edler Richter Nin, o welch Vergnügen!<br />

Hier – nicht bei den Verdammten – find’ ich dich! ”<br />

Kein schöner Gruß ward zwischen uns verschwiegen.<br />

Und er: “Wann bist du aus dem weiten Meer<br />

Am Fuße dieses Berges ausgestiegen? ”<br />

“Heut morgen kam ich aus der Hölle her ” ,<br />

Entgegnet’ ich, “und bin im ersten Leben,<br />

Doch suche hier des künftigen Gewähr. ”<br />

19 Aguzza qui, lettor, ben li occhi al vero,<br />

ché ’l velo è ora ben tanto sottile,<br />

certo che ’l trapassar dentro è leggero.<br />

22 Io vidi quello essercito gentile<br />

tacito poscia riguardare in sùe,<br />

quasi aspettando, palido e umìle;<br />

25 e vidi uscir de l’alto e scender giùe<br />

due angeli con due spade affocate,<br />

tronche e private de le punte sue.<br />

28 Verdi come fogliette pur mo nate<br />

erano in veste, che da verdi penne<br />

percosse traean dietro e ventilate.<br />

31 L’un poco sovra noi a star si venne,<br />

e l’altro scese in l’opposita sponda,<br />

sì che la gente in mezzo si contenne.<br />

34 Ben discernëa in lor la testa bionda;<br />

ma ne la faccia l’occhio si smarria,<br />

come virtù ch’a troppo si confonda.<br />

37<br />

” Ambo vegnon del grembo di Maria,“<br />

disse Sordello, a guardia de la valle,<br />

”<br />

per lo serpente che verrà vie via.“<br />

40 Ond’ io, che non sapeva per qual calle,<br />

mi volsi intorno, e stretto m’accostai,<br />

tutto gelato, a le fidate spalle.<br />

43 E Sordello anco: ” Or avvalliamo omai<br />

tra le grandi ombre, e parleremo ad esse;<br />

grazïoso fia lor vedervi assai.“<br />

46 Solo tre passi credo ch’i’ scendesse,<br />

e fui di sotto, e vidi un che mirava<br />

pur me, come conoscer mi volesse.<br />

49 Temp’ era già che l’aere s’annerava,<br />

ma non sì che tra li occhi suoi e ’ miei<br />

non dichiarisse ciò che pria serrava.<br />

52 Ver’ me si fece, e io ver’ lui mi fei:<br />

giudice Nin gentil, quanto mi piacque<br />

quando ti vidi non esser tra ’ rei!<br />

55 Nullo bel salutar tra noi si tacque;<br />

poi dimandò: ” Quant’ è che tu venisti<br />

a piè del monte per le lontane acque?“<br />

58<br />

” Oh!“ diss’ io lui, ” per entro i luoghi tristi<br />

venni stamane, e sono in prima vita,<br />

ancor che l’altra, sì andando, acquisti.“


Seite 140 Purgatorio: Canto VIII<br />

Und wie ich ihnen den Bescheid gegeben,<br />

Da fuhr Sordell und er zurück, verstört,<br />

Als halt’ ein Wunder plötzlich sich begeben,<br />

Der dem Virgil, der einem zugekehrt,<br />

Der dorten saß, am grünen Talgestade:<br />

“Auf, Konrad, sieh, was uns der Herr beschert. ”<br />

Und drauf zu mir: “Erwies besondre Gnade<br />

Dir der, des erster Grund verborgen ruht,<br />

Wohin kein Geist je findet Furt und Pfade,<br />

So sag’ einst jenseits dieser weiten Flut<br />

Meiner Johanna, daß sie für mich flehe,<br />

Zu ihm, der nach dem Fleh’n der Unschuld tut.<br />

Nicht liebt die Mutter wohl mich noch wie ehe,<br />

Da sie den Witwenschleier abgelegt,<br />

Nach dem sie bald sich sehnt in ihrem Wehe.<br />

An ihr sieh, wie ein Weib zu lieben pflegt,<br />

Wenn ihre Liebesglut nicht um die Wette<br />

Jetzt Anschau’n, jetzt Betastung, neu erregt.<br />

Gewiß wird einstens ihre Grabesstätte<br />

Von Mailands Schlange nicht so schön geschmückt,<br />

Als sie geschmückt der Hahn Galluras hätte. ”<br />

Er sprach’s, und ihm im Antlitz ausgedrückt<br />

War ein gerechter Eifer, der dem Weisen<br />

Wohl durch das Herz, doch nur gemäßigt, zückt.<br />

Ich blickte sehnlich nach des Himmels Kreisen<br />

Dorthin, wo träger ist der Sterne <strong>La</strong>uf,<br />

So wie, der Achse nah, des Rades Kreisen.<br />

Mein Führer sprach: “Was blickst du dort hinauf? ”<br />

Und ich: “Nach den drei Lichtern, denn mit ihnen<br />

Geht ja am ganzen Pol ein Feuer auf. ”<br />

Und er: “<strong>Die</strong> vier, die dir heut morgen schienen,<br />

Sind tief jetzt unterm Horizont versteckt,<br />

Und diese sind an ihrer Stell’ erschienen. ”<br />

Hier ward ich durch den Ruf Sordells erschreckt:<br />

“Den Widersacher seht! ” Er sprach’s und zeigte<br />

Zur Gegend hin, den Finger ausgestreckt,<br />

Wo sich das kleine Tal geöffnet neigte;<br />

Dort war die Schlange, die wohl jener glich,<br />

<strong>Die</strong> Even einst die bittre Speise reichte.<br />

Wie sie daher durch Gras und Blumen strich,<br />

Hob sie von Zeit zu Zeit den Kopf zum Rücken<br />

Verdreht empor und leckt’ und putzte sich.<br />

61 E come fu la mia risposta udita,<br />

Sordello ed elli in dietro si raccolse<br />

come gente di sùbito smarrita.<br />

64 L’uno a Virgilio e l’altro a un si volse<br />

che sedea lì, gridando: ” Sù, Currado!<br />

vieni a veder che Dio per grazia volse.“<br />

67 Poi, vòlto a me: ” Per quel singular grado<br />

che tu dei a colui che sì nasconde<br />

lo suo primo perché, che non lì è guado,<br />

70 quando sarai di là da le larghe onde,<br />

dì a Giovanna mia che per me chiami<br />

là dove a li ’nnocenti si risponde.<br />

73 Non credo che la sua madre più m’ami,<br />

poscia che trasmutò le bianche bende,<br />

le quai convien che, misera!, ancor brami.<br />

76 Per lei assai di lieve si comprende<br />

quanto in femmina foco d’amor dura,<br />

se l’occhio o ’l tatto spesso non l’accende.<br />

79 Non le farà sì bella sepultura<br />

la vipera che Melanesi accampa,<br />

com’ avria fatto il gallo di Gallura.“<br />

82 Così dicea, segnato de la stampa,<br />

nel suo aspetto, di quel dritto zelo<br />

che misuratamente in core avvampa.<br />

85 Li occhi miei ghiotti andavan pur al cielo,<br />

pur là dove le stelle son più tarde,<br />

sì come rota più presso a lo stelo.<br />

88 E ’l duca mio: ” Figliuol, che là sù guarde?“<br />

E io a lui: ” A quelle tre facelle<br />

di che ’l polo di qua tutto quanto arde.“<br />

91 Ond’ elli a me: ” Le quattro chiare stelle<br />

che vedevi staman, son di là basse,<br />

e queste son salite ov’ eran quelle.“<br />

94 Com’ ei parlava, e Sordello a sé il trasse<br />

dicendo: ” Vedi là ’l nostro avversaro“;<br />

e drizzò il dito perché ’n là guardasse.<br />

97 Da quella parte onde non ha riparo<br />

la picciola vallea, era una biscia,<br />

forse qual diede ad Eva il cibo amaro.<br />

100 Tra l’erba e ’ fior venìa la mala striscia,<br />

volgendo ad ora ad or la testa, e ’l dosso<br />

leccando come bestia che si liscia.


Fegefeuer: Achter Gesang Pagina 141<br />

Nicht sah ich und vermag’s nicht auszudrücken,<br />

Wie die zwei Engel sich bewegt zum Flug,<br />

Doch deutlich sah ich sie herniederzücken.<br />

Und wie ihr Flügelpaar die Lüfte schlug,<br />

Entfloh die Schlang’, und jene beiden flogen<br />

Zu ihrem Platz zurück in gleichem Zug.<br />

Der Schatten, der von Ninos Ruf bewogen<br />

Sich uns genähert, hatte bei dem Strauß<br />

<strong>Die</strong> Blicke nimmer von mir abgezogen.<br />

“<strong>Die</strong> Leuchte, die dich führt zu Gottes Haus,<br />

Sie find’ in deinem Willen und Verstande<br />

Ihr Öl und gehe bis zum Ziel nicht aus. ”<br />

So sprach er, “doch wenn von der Magra Strande<br />

Du wahre Kunde hast, so gib sie mir,<br />

Denn wiss’, ich war einst groß in seinem <strong>La</strong>nde.<br />

Corrado Malaspina spricht mit dir,<br />

Der Alte bin ich nicht, doch ihm entsprungen;<br />

<strong>Die</strong> Meinen liebt’ ich stets, doch reiner hier. ”<br />

“Oh, ” sprach ich, “nimmer noch ist mir’s gelungen,<br />

<strong>Die</strong>s <strong>La</strong>nd zu sehn, allein sein Nam’ und Wert<br />

Ist, wo man in Europa sei, erklungen.<br />

Der Ruf, der euer Haus erhebt und ehrt,<br />

Schallt zu der Herrn, schallt zu des <strong>La</strong>ndes Preise,<br />

So daß, wer dort nicht war, davon erfährt.<br />

Ich schwör’ es dir beim Ziele meiner Reise,<br />

Daß dein Geschlecht in voller Blüte steht,<br />

Des Muts, der Gastlichkeit, der edlen Weise.<br />

Und wenn die Tollheit alle Welt verdreht,<br />

Sitt’ und Natur wird ihm den Vorzug schenken,<br />

Daß es allein den schlechten Weg verschmäht. ”<br />

Und er: “Jetzt geh, nicht siebenmal versenken<br />

Wird sich die Sonn’ im Bett an jenem Ort,<br />

Den ringsumher des Widders Füß’ umschränken,<br />

So wird dir diese gute Meinung dort<br />

In deinem Kopfe festgenagelt werden,<br />

Mit bessern Nägeln als mit andrer Wort,<br />

Wird nicht des Schicksals <strong>La</strong>uf gehemmt auf Erden. ”<br />

103 Io non vidi, e però dicer non posso,<br />

come mosser li astor celestïali;<br />

ma vidi bene e l’uno e l’altro mosso.<br />

106 Sentendo fender l’aere a le verdi ali,<br />

fuggì ’l serpente, e li angeli dier volta,<br />

suso a le poste rivolando iguali.<br />

109 L’ombra che s’era al giudice raccolta<br />

quando chiamò, per tutto quello assalto<br />

punto non fu da me guardare sciolta.<br />

112<br />

” Se la lucerna che ti mena in alto<br />

truovi nel tuo arbitrio tanta cera<br />

quant’ è mestiere infino al sommo smalto,“<br />

115 cominciò ella, ” se novella vera<br />

di Val di Magra o di parte vicina<br />

sai, dillo a me, che già grande là era.<br />

118 Fui chiamato Currado Malaspina;<br />

non son l’antico, ma di lui discesi;<br />

a’ miei portai l’amor che qui raffina.“<br />

121<br />

” Oh!“ diss’ io lui, per li vostri paesi<br />

”<br />

già mai non fui; ma dove si dimora<br />

per tutta Europa ch’ei non sien palesi?<br />

124 <strong>La</strong> fama che la vostra casa onora,<br />

grida i segnori e grida la contrada,<br />

sì che ne sa chi non vi fu ancora;<br />

127 e io vi giuro, s’io di sopra vada,<br />

che vostra gente onrata non si sfregia<br />

del pregio de la borsa e de la spada.<br />

130 Uso e natura sì la privilegia,<br />

che, perché il capo reo il mondo torca,<br />

sola va dritta e ’l mal cammin dispregia.“<br />

133 Ed elli: ” Or va; che ’l sol non si ricorca<br />

sette volte nel letto che ’l Montone<br />

con tutti e quattro i piè cuopre e inforca,<br />

136 che cotesta cortese oppinïone<br />

ti fia chiavata in mezzo de la testa<br />

con maggior chiovi che d’altrui sermone,<br />

139 se corso di giudicio non s’arresta.“


Seite 142 Purgatorio: Canto IX<br />

Neunter Gesang Canto IX<br />

Schon Thithons Buhlerin, entgleitend<br />

Dem Arm des süßen Freunds und einen Kranz<br />

Von weißem Licht im Orient verbreitend,<br />

Geschmückt die Stirn mit der Demanten Glanz,<br />

<strong>Die</strong> jenes kalten Tiers Gestaltung zeigen,<br />

Das tödlich sticht mit seinem gift’gen Schwanz.<br />

Zwei Schritte hatte, wo ich war, im Steigen<br />

<strong>Die</strong> Nacht getan, um sich beim dritten jetzt<br />

Mit ihren Fittichen herabzuneigen,<br />

Als meine Sinne, da ich herversetzt<br />

Mit Adams Erbschaft war, dem Schlaf erlagen<br />

Und ich ins Gras sank, wo wir uns gesetzt.<br />

Zur Stunde war es, wo mit bangen Klagen,<br />

Wenn sich der Morgen naht, die Schwalbe girrt,<br />

Vielleicht gedenkend ihrer ersten Plagen,<br />

Und wo der Geist, vom Leibe nicht verwirrt,<br />

Frei und entledigt von den Sorgen allen,<br />

Im Traumgesicht beinahe göttlich wird.<br />

Da sah ich, träumend, an des Himmels Hallen<br />

Mit goldenem Gefieder einen Aar,<br />

Gespreizt die Flügel, um herabzufallen.<br />

Mir schien’s der Ort, wo Ganymedes war,<br />

Als er, indem die Seinen ihn umfingen,<br />

Entrückt ward zu der ew’gen Götter Schar.<br />

” Er pflegt vielleicht sich hier herabzuschwingen“,<br />

So dacht’ ich, und verschmäht, von anderm Ort<br />

”<br />

In seinen Klauen uns emporzubringen.“<br />

Ein wenig kreist’ er erst im Bogen dort,<br />

Dann schoß er, schrecklich, wie ein Blitz, hernieder<br />

Und riß mich bis zum Feuer aufwärts fort.<br />

Mir schien, ich brenn’, auch brenne sein Gefieder,<br />

Und ganz erglüht von dem erträumten Brand,<br />

Erwacht’ ich jäh aus meinem Schlummer wieder.<br />

So fuhr Achill empor im fremden <strong>La</strong>nd<br />

Und drehte dann die wachen Blick’ im Kreise,<br />

Weil er nicht wußte, wo er sich befand,<br />

Als Thetis ihn im Schlaf dem Chiron leise<br />

Entführt und ihn nach Skyros hingebracht,<br />

Von wo Ulyß ihn rief zur großen Reise;<br />

Wie ich emporfuhr, da ich aufgewacht;<br />

Doch fühlt’ ich Frost sich über mich verbreiten,<br />

Gleich einem, den der Schreck erstarren macht.<br />

1 <strong>La</strong> concubina di Titone antico<br />

già s’imbiancava al balco d’orïente,<br />

fuor de le braccia del suo dolce amico;<br />

4 di gemme la sua fronte era lucente,<br />

poste in figura del freddo animale<br />

che con la coda percuote la gente;<br />

7 e la notte, de’ passi con che sale,<br />

fatti avea due nel loco ov’ eravamo,<br />

e ’l terzo già chinava in giuso l’ale;<br />

10 quand’ io, che meco avea di quel d’Adamo,<br />

vinto dal sonno, in su l’erba inchinai<br />

là ’ve già tutti e cinque sedavamo.<br />

13 Ne l’ora che comincia i tristi lai<br />

la rondinella presso a la mattina,<br />

forse a memoria de’ suo’ primi guai,<br />

16 e che la mente nostra, peregrina<br />

più da la carne e men da’ pensier presa,<br />

a le sue visïon quasi è divina,<br />

19 in sogno mi parea veder sospesa<br />

un’aguglia nel ciel con penne d’oro,<br />

con l’ali aperte e a calare intesa;<br />

22 ed esser mi parea là dove fuoro<br />

abbandonati i suoi da Ganimede,<br />

quando fu ratto al sommo consistoro.<br />

25 Fra me pensava: ’Forse questa fiede<br />

pur qui per uso, e forse d’altro loco<br />

disdegna di portarne suso in piede’.<br />

28 Poi mi parea che, poi rotata un poco,<br />

terribil come folgor discendesse,<br />

e me rapisse suso infino al foco.<br />

31 Ivi parea che ella e io ardesse;<br />

e sì lo ’ncendio imaginato cosse,<br />

che convenne che ’l sonno si rompesse.<br />

34 Non altrimenti Achille si riscosse,<br />

li occhi svegliati rivolgendo in giro<br />

e non sappiendo là dove si fosse,<br />

37 quando la madre da Chirón a Schiro<br />

trafuggò lui dormendo in le sue braccia,<br />

là onde poi li Greci il dipartiro;<br />

40 che mi scoss’ io, sì come da la faccia<br />

mi fuggì ’l sonno, e diventa’ ismorto,<br />

come fa l’uom che, spaventato, agghiaccia.


Fegefeuer: Neunter Gesang Pagina 143<br />

Mein treuer Hort allein war mir zur Seiten –<br />

Zwei Stunden aufwärts stieg die Sonne schon<br />

Und vor mir lagen frei des Meeres Weiten.<br />

Da sprach mein Herr: ” Nicht fürchte dich, mein Sohn.<br />

Mut, denn uns ist das Schwerste nun gelungen,<br />

Drum halte fest die Kraft, die fast entfloh’n.<br />

Zum Fegefeuer bist du nun gedrungen.<br />

Den Felsen sieh, der’s einschließt – sieh das Tor<br />

Dort, wo, wie’s scheint, der Stein entzweigesprungen,<br />

Noch glänzt’ Aurora nicht dem Tage vor,<br />

Du aber lagst, den Geist vom Schlaf befangen,<br />

Im Tale dort auf jenem Blumenflor,<br />

Da kam ein Himmelsweib dahergegangen.<br />

’Lucien seh- den Schläfer nehm’ ich fort,<br />

Und leichter soll er so zum Ziel gelangen.’<br />

Sordell blieb mit den andern Seelen dort;<br />

Sie faßte dich, und als der Tag begonnen,<br />

Stieg sie empor mit dir an diesen Ort.<br />

Ich folgt’ ihr; und als mir ihr Blick voll Wonnen<br />

Das Tor gewiesen, legte sie dich hin<br />

Und ging, und mit ihr war dein Schlaf entronnen.“<br />

Gleichwie wir, wenn uns offenen Gewinn<br />

<strong>Die</strong> Wahrheit zeigte. Sorg’ und Furcht verjagen,<br />

Von Mut und Lust erfüllt den freien Sinn,<br />

So ich – und da mich frei von Angst und Zagen<br />

Mein Meister sah, so schritt er zu den Höh’n,<br />

Und ich auch stand nicht an, den Gang zu wagen.<br />

Sieh, Leser, hier sich meinen Stoff erhöh’n,<br />

Drum staune nicht, wenn größre Kunst die Worte,<br />

Dem Stoff gemäß, sich aussucht, hoch und schön.<br />

Wir gingen fort und nahten einem Orte,<br />

Der erst als Felsenspalt’ erschien; doch nah<br />

Erkannt’ ich in der Öffnung eine Pforte.<br />

Drei Stufen von verschiednen Farben sah<br />

Ich unter ihr, um zu ihr aufzusteigen;<br />

Dann auch erkannt’ ich einen Pförtner da,<br />

Der auf der höchsten saß in tiefem Schweigen,<br />

Doch wie ich auf sein Antlitz hingewandt<br />

Mein Auge hatte, mußt’ ich’s wieder neigen.<br />

Er hatt’ ein nacktes Schwert in seiner Hand,<br />

Und wollt’ ich auf dies Schwert die Blicke kehren,<br />

So blitzt’ es her der Sonne Glanz und Brand.<br />

43 Dallato m’era solo il mio conforto,<br />

e ’l sole er’ alto già più che due ore,<br />

e ’l viso m’era a la marina torto.<br />

46<br />

” Non aver tema,“ disse il mio segnore;<br />

” fatti sicur, ché noi semo a buon punto;<br />

non stringer, ma rallarga ogne vigore.<br />

49 Tu se’ omai al purgatorio giunto:<br />

vedi là il balzo che ’l chiude dintorno;<br />

vedi l’entrata là ’ve par digiunto.<br />

52 Dianzi, ne l’alba che procede al giorno,<br />

quando l’anima tua dentro dormia,<br />

sovra li fiori ond’ è là giù addorno<br />

55 venne una donna, e disse: “I’ son Lucia;<br />

lasciatemi pigliar costui che dorme;<br />

sì l’agevolerò per la sua via. ”<br />

58 Sordel rimase e l’altre genti forme;<br />

ella ti tolse, e come ’l dì fu chiaro,<br />

sen venne suso; e io per le sue orme.<br />

61 Qui ti posò, ma pria mi dimostraro<br />

li occhi suoi belli quella intrata aperta;<br />

poi ella e ’l sonno ad una se n’andaro.“<br />

64 A guisa d’uom che ’n dubbio si raccerta<br />

e che muta in conforto sua paura,<br />

poi che la verità li è discoperta,<br />

67 mi cambia’ io; e come sanza cura<br />

vide me ’l duca mio, su per lo balzo<br />

si mosse, e io di rietro inver’ l’altura.<br />

70 Lettor, tu vedi ben com’ io innalzo<br />

la mia matera, e però con più arte<br />

non ti maravigliar s’io la rincalzo.<br />

73 Noi ci appressammo, ed eravamo in parte<br />

che là dove pareami prima rotto,<br />

pur come un fesso che muro diparte,<br />

76 vidi una porta, e tre gradi di sotto<br />

per gire ad essa, di color diversi,<br />

e un portier ch’ancor non facea motto.<br />

79 E come l’occhio più e più v’apersi,<br />

vidil seder sovra ’l grado sovrano,<br />

tal ne la faccia ch’io non lo soffersi;<br />

82 e una spada nuda avëa in mano,<br />

che reflettëa i raggi sì ver’ noi,<br />

ch’io dirizzava spesso il viso in vano.


Seite 144 Purgatorio: Canto IX<br />

” Von dorten sprecht: Was mögt ihr hier begehren?“<br />

Sprach er. Wer bracht’ euch bis zu mir empor?<br />

”<br />

Habt acht, sonst wird das Kommen euch beschweren.“<br />

Mein Meister drauf: ” Uns sagte kurz zuvor<br />

Ein Weib, vom Himmel selbst dazu berufen:<br />

’Kehrt dorthin euren Schritt, dort ist das Tor!’<br />

Da hört’ ich gleich den edlen Pförtner rufen:<br />

“So mögt ihr denn durch sie zum Heile ziehen;<br />

Kommt, schreitet weiter vor zu unsern Stufen! ”<br />

Wir kamen hin – die erste Stufe schien<br />

Von Marmor, weiß, von höchster Glätt’ und Reine,<br />

Drin spiegelt’ ich mich ab, wie ich erschien.<br />

<strong>Die</strong> zweite schien mir von verbranntem Steine,<br />

Rauh, lang und quer geborsten und zerschlitzt,<br />

Und ihre Farbe schwärzlichdunkle Bräune.<br />

<strong>Die</strong> dritte höchste Stuf erschien mir itzt<br />

Wie Porphyr, flammend, gleich des Blutes Quelle,<br />

<strong>Die</strong> frisch und warm aus einer Ader spritzt.<br />

Dem Pförtner diente sie zur Ruhestelle<br />

Für seine Fuß’, und höher saß er dann<br />

Auf der durchsicht’gen diamantnen Schwelle.<br />

Gern folgt’ ich meinem Führer dorthinan,<br />

Der sprach: “Jetzt geh, ihn flehend zu begrüßen,<br />

Denn er ist’s, der das Schloß dir öffnen kann. ”<br />

Demütig sank ich zu des Engels Füßen,<br />

Schlug dreimal erst auf meinen Busen mich<br />

Und bat ihn, aus Erbarmen aufzuschließen.<br />

Mit seines Schwertes scharfer Spitze strich<br />

Er sieben P auf meine Stirn und machte<br />

Sie wund und sprach: “Dort drinnen wasche dich. ”<br />

Noch, wenn ich Asch’ und Erdenstaub betrachte,<br />

Seh’ ich des Kleides Farb’, aus welchem er<br />

Mit seiner Hand hervor zwei Schlüssel brachte.<br />

Von Gold war dieser und von Silber der.<br />

Den weißen sah ich ihn, den gelben drehen,<br />

Und sieh, verschlossen war das Tor nicht mehr.<br />

Er sprach darauf: “Trifft einer von den zween<br />

Im Schloß beim Umdreh’n irgend Widerstand,<br />

So bleibt die Türe fest verschlossen stehen.<br />

Mehr Wert hat der von Gold, doch mehr Verstand<br />

Und Kunst wird jener, eh’ er schließt, bedürfen,<br />

Denn er nur löst das vielverschlungne Band.<br />

85<br />

88<br />

91<br />

” Dite costinci: che volete voi?“<br />

cominciò elli a dire, ov’ è la scorta?<br />

”<br />

Guardate che ’l venir sù non vi nòi.“<br />

” Donna del ciel, di queste cose accorta,“<br />

rispuose ’l mio maestro a lui, pur dianzi<br />

”<br />

ne disse: “Andate là: quivi è la porta .“<br />

”<br />

” Ed ella i passi vostri in bene avanzi,“<br />

ricominciò il cortese portinaio:<br />

” Venite dunque a’ nostri gradi innanzi.“<br />

94 Là ne venimmo; e lo scaglion primaio<br />

bianco marmo era sì pulito e terso,<br />

ch’io mi specchiai in esso qual io paio.<br />

97 Era il secondo tinto più che perso,<br />

d’una petrina ruvida e arsiccia,<br />

crepata per lo lungo e per traverso.<br />

100 Lo terzo, che di sopra s’ammassiccia,<br />

porfido mi parea, sì fiammeggiante<br />

come sangue che fuor di vena spiccia.<br />

103 Sovra questo tenëa ambo le piante<br />

l’angel di Dio sedendo in su la soglia<br />

che mi sembiava pietra di diamante.<br />

106 Per li tre gradi sù di buona voglia<br />

mi trasse il duca mio, dicendo: ” Chiedi<br />

umilemente che ’l serrame scioglia.“<br />

109 Divoto mi gittai a’ santi piedi;<br />

misericordia chiesi e ch’el m’aprisse,<br />

ma tre volte nel petto pria mi diedi.<br />

112 Sette P ne la fronte mi descrisse<br />

col punton de la spada, e ” Fa che lavi,<br />

quando se’ dentro, queste piaghe“ disse.<br />

115 Cenere, o terra che secca si cavi,<br />

d’un color fora col suo vestimento;<br />

e di sotto da quel trasse due chiavi.<br />

118 L’una era d’oro e l’altra era d’argento;<br />

pria con la bianca e poscia con la gialla<br />

fece a la porta sì, ch’i’ fu’ contento.<br />

121<br />

” Quandunque l’una d’este chiavi falla,<br />

che non si volga dritta per la toppa,“<br />

diss’ elli a noi, non s’apre questa calla.<br />

”<br />

124 Più cara è l’una; ma l’altra vuol troppa<br />

d’arte e d’ingegno avanti che diserri,<br />

perch’ ella è quella che ’l nodo digroppa.


Fegefeuer: Zehnter Gesang Pagina 145<br />

Beim Öffnen sollt’ ich eher irren dürfen,<br />

Sprach Petrus, der sie gab, als beim Verschluß,<br />

Wenn nur, die kämen, erst sich niederwürfen. ”<br />

Er stieß ans heil’ge Tor und sprach zum Schluß:<br />

“So geht denn ein, doch daß euch’s nie entfalle,<br />

Daß, wer rückblickt, nach außen kehren muß. ”<br />

Beim Öffnen drehte mit so lautem Schalle<br />

<strong>Die</strong> heil’ge Pfort’ in ihren Angeln sich,<br />

Gemacht von starkem, klingendem Metalle,<br />

Daß es dem Knarren jenes Tores glich,<br />

Vom Schloß Tarpeja, dessen Riegel sprangen,<br />

Als der Gewalt Metell, sein Wächter, wich.<br />

Ich horcht’ aufmerksam hin, denn Stimmen sangen,<br />

Und ein Tedeum schien mir, was man sang,<br />

Zu welchem volle süße Tön’ erklangen.<br />

Denn das, was jetzt zu meinen Ohren drang,<br />

War, wie wenn zu Gesängen Orgeln gehen,<br />

Und wir vor ihrem vollen hellen Klang<br />

127 Da Pier le tegno; e dissemi ch’i’ erri<br />

anzi ad aprir ch’a tenerla serrata,<br />

pur che la gente a’ piedi mi s’atterri.“<br />

130 Poi pinse l’uscio a la porta sacrata,<br />

dicendo: ” Intrate; ma facciovi accorti<br />

che di fuor torna chi ’n dietro si guata.“<br />

133 E quando fuor ne’ cardini distorti<br />

li spigoli di quella regge sacra,<br />

che di metallo son sonanti e forti,<br />

136 non rugghiò sì né si mostrò sì acra<br />

Tarpëa, come tolto le fu il buono<br />

Metello, per che poi rimase macra.<br />

139 Io mi rivolsi attento al primo tuono,<br />

e ’Te Deum laudamus’ mi parea<br />

udire in voce mista al dolce suono.<br />

142 Tale imagine a punto mi rendea<br />

ciò ch’io udiva, qual prender si suole<br />

quando a cantar con organi si stea;<br />

<strong>Die</strong> Worte halb verstehn, bald nicht verstehen. 145 ch’or sì or no s’intendon le parole.<br />

Zehnter Gesang Canto X<br />

Kaum war ich innerhalb der Tür der Gnade,<br />

<strong>Die</strong> selten aufgeht durch den schlechten Hang,<br />

Der g’rad’ erscheinen läßt die krummen Pfade,<br />

Da hört’ ich, wie sie beim Verschließen klang.<br />

Wie ward’s auch wohl entschuldigt, wie verziehen,<br />

Wenn nach ihr umzuschau’n mich Neugier zwang?<br />

Wir mußten durch gespaltnen Felsen ziehen,<br />

Der vor- und rückwärts sprang vor unsrer Bahn,<br />

Wie Wogen sich anwälzen erst, dann fliehen.<br />

” Jetzt gilt es“, also fing mein Führer an,<br />

” Wohl etwas Kunst, um hier und dort den Seiten,<br />

Da, wo sie rückwärts weichen, uns zu nah’n.“<br />

Wir durften drum nur Iangsam vorwärts schreiten,<br />

Und schon war Lunas Rand dem Meer genaht,<br />

Schon sah ich sie hinab ins Bette gleiten,<br />

Eh’ wir zurückgelegt den engen Pfad;<br />

Doch blieben wir an seinem offnen Rande,<br />

Da, wo der Berg etwas zurücke trat,<br />

Ich matt, und fremd wir beid’ in diesem <strong>La</strong>nde,<br />

In Zweifeln stehn auf einem ebnen Ort,<br />

Der öd war wie ein Berg in Lybiens Sande.<br />

1 Poi fummo dentro al soglio de la porta<br />

che ’l mal amor de l’anime disusa,<br />

perché fa parer dritta la via torta,<br />

4 sonando la senti’ esser richiusa;<br />

e s’io avesse li occhi vòlti ad essa,<br />

qual fora stata al fallo degna scusa?<br />

7 Noi salavam per una pietra fessa,<br />

che si moveva e d’una e d’altra parte,<br />

sì come l’onda che fugge e s’appressa.<br />

10<br />

” Qui si conviene usare un poco d’arte,“<br />

cominciò ’l duca mio, in accostarsi<br />

”<br />

or quinci, or quindi al lato che si parte.“<br />

13 E questo fece i nostri passi scarsi,<br />

tanto che pria lo scemo de la luna<br />

rigiunse al letto suo per ricorcarsi,<br />

16 che noi fossimo fuor di quella cruna;<br />

ma quando fummo liberi e aperti<br />

sù dove il monte in dietro si rauna,<br />

19 ïo stancato e amendue incerti<br />

di nostra via, restammo in su un piano<br />

solingo più che strade per diserti.


Seite 146 Purgatorio: Canto X<br />

Von wo sein Rand ans Leere grenzt, bis dort<br />

Zum Fuß der Felsen, die sich jenseits heben,<br />

Ging ebner Raum drei Menschenlängen fort.<br />

Soweit g’rad’aus der Blicke Flügel schweben,<br />

schien solch ein Raum zur recht’ und linken Hand<br />

Den Berg, gleich einem Kranze, zu umgeben.<br />

Wie ich dort still mit meinem Führer stand,<br />

Erkannt’ ich, daß der Felsrand, uns entgegen,<br />

Der steil sich hob, gleich einer schroffen Wand,<br />

Von weißem Marmor war und allerwegen<br />

Voll Bildnerei, um Polyklet zur Scham,<br />

Ja die Natur zum Neide zu erregen.<br />

Der mit dem Friedensfchluß, den längst in Gram<br />

<strong>Die</strong> Welt ersehnt, aufs irdische Gefilde,<br />

Den lang verschloßnen Himmel öffnend, kam,<br />

Der Engel war dort eingehau’n, und Milde<br />

Und Liebe tat so wahr sein Wesen kund,<br />

Daß niemand glaubt’, es sei ein stumm Gebilde.<br />

Man schwor, ein Ave schweb’ auf seinem Mund,<br />

Denn sie war dort, durch die des Himmels Riegel<br />

Der Höchste löst’ im neuen Liebesbund.<br />

Es zeigte der Gebärde reiner Spiegel<br />

Das Wort: Sieh Gottes Magd, so ausgeprägt,<br />

Wie sich im Wachs ausprägt das schöne Siegel.<br />

” Was schaust du“, sprach Virgil, so unbewegt,<br />

”<br />

Als ob nur diesem Bild dein Blick gebührte?“ –<br />

Ich ging zur Seit’ ihm, wo das Herz uns schlägt,<br />

Daher sich jetzt dorthin mein Auge rührte;<br />

Und hinter der Maria war der Stein,<br />

Zur andern Seite dessen, der mich führte,<br />

Geschmückt mit andern schönen Schilderei’n.<br />

Drum trat ich, vor Virgil vorbeigeschritten,<br />

Ihm näher, um zum Schau’n bequem zu sein.<br />

Der Wagen war, in Marmor eingeshnitten,<br />

<strong>Die</strong> stierbespannte Bundeslade da,<br />

Drob ungeheischtes <strong>Die</strong>nen Straf erlitten.<br />

Das Volk voraus, in sieben Chören, sah<br />

Ich jubelnd zieh’n und sagt’ ich: Ob sie singen?<br />

So sagt’ ein Sinn mir nein, der andre ja!<br />

Sah Weihrauchduft sich in die Lüfte schwingen,<br />

Und auch bei diesem Bilde ließen schwer<br />

Geruch sich und Gesicht zum Einklang bringen.<br />

22 Da la sua sponda, ove confina il vano,<br />

al piè de l’alta ripa che pur sale,<br />

misurrebbe in tre volte un corpo umano;<br />

25 e quanto l’occhio mio potea trar d’ale,<br />

or dal sinistro e or dal destro fianco,<br />

questa cornice mi parea cotale.<br />

28 Là sù non eran mossi i piè nostri anco,<br />

quand’ io conobbi quella ripa intorno<br />

che dritto di salita aveva manco,<br />

31 esser di marmo candido e addorno<br />

d’intagli sì, che non pur Policleto,<br />

ma la natura lì avrebbe scorno.<br />

34 L’angel che venne in terra col decreto<br />

de la molt’ anni lagrimata pace,<br />

ch’aperse il ciel del suo lungo divieto,<br />

37 dinanzi a noi pareva sì verace<br />

quivi intagliato in un atto soave,<br />

che non sembiava imagine che tace.<br />

40 Giurato si saria ch’el dicesse ’Ave!’;<br />

perché iv’ era imaginata quella<br />

ch’ad aprir l’alto amor volse la chiave;<br />

43 e avea in atto impressa esta favella<br />

’Ecce ancilla Deï’, propriamente<br />

come figura in cera si suggella.<br />

46<br />

” Non tener pur ad un loco la mente,“<br />

disse ’l dolce maestro, che m’avea<br />

da quella parte onde ’l cuore ha la gente.<br />

49 Per ch’i’ mi mossi col viso, e vedea<br />

di retro da Maria, da quella costa<br />

onde m’era colui che mi movea,<br />

52 un’altra storia ne la roccia imposta;<br />

per ch’io varcai Virgilio, e fe’mi presso,<br />

acciò che fosse a li occhi miei disposta.<br />

55 Era intagliato lì nel marmo stesso<br />

lo carro e ’ buoi, traendo l’arca santa,<br />

per che si teme officio non commesso.<br />

58 Dinanzi parea gente; e tutta quanta,<br />

partita in sette cori, a’ due mie’ sensi<br />

faceva dir l’un ’No’, l’altro ’Sì, canta’.<br />

61 Similemente al fummo de li ’ncensi<br />

che v’era imaginato, li occhi e ’l naso<br />

e al sì e al no discordi fensi.


Fegefeuer: Zehnter Gesang Pagina 147<br />

Im Tanze vor der heil’gen <strong>La</strong>de her,<br />

Sah ich erhöht in Demut den Psalmisten,<br />

Der minder hier, als König, war, und mehr,<br />

Und, wie erfüllt von Ränken und von Listen,<br />

Am Fenster des Palasts mit schnödem Wort<br />

spöttisch bewundernd sich die Michal brüsten.<br />

Darauf bewegt’ ich mich von meinem Ort,<br />

Um weiterhin ein andres Bild zu schauen,<br />

Und sah den edlen Römerherrscher dort<br />

Zu hohem Ruhm in Marmor eingehauen,<br />

Ihn, der zum großen Siege den Gregor<br />

Beseelt mit Kraft und gläubigem Vertrauen.<br />

Trajan, den Imperator, stellt’ es vor,<br />

Und eine Witw’, ihm in die Zügel fallend,<br />

<strong>Die</strong>, schmerzerfüllt, mit Flehen ihn beschwor.<br />

Rings Reiterei gedrängt. Trompeten schallend,<br />

-so schien’s dem Aug’ – im goldenen Panier<br />

<strong>Die</strong> Adler drüberhin im Winde wallend.<br />

<strong>Die</strong> Arme schrie mit Macht, so schien es mir:<br />

” Verweile, Herr, mir ward der Sohn erschlagen,<br />

Du räche mich, die Rache ziemet dir.“ –<br />

So warte, bis ich kehre! ” <strong>Die</strong>s zu sagen<br />

schien er, und sie darauf: “Und wenn du nun ”<br />

(Und ihre Worte schien der Schmerz zu jagen)<br />

“Nicht wiederkehrst? – So wird’s mein Folger tun!“<br />

”<br />

” Vertraust du, was dir obliegt, fremden Armen,<br />

Mag auch indes die Pflicht vergessen ruh’n?“ –<br />

” So tröste dich,“ entgegnet’ er der Armen,<br />

” Bevor ich ziehe, lös’ ich meine Pflicht,<br />

Gerechtigkeit gebeut’s, mich hält Erbarmen!“ –<br />

Sichtbar macht’ er die Red’, er, des Gesicht<br />

Von Ewigkeit nichts Neues noch gesehen,<br />

Doch uns ist’s neu, weil uns die Kunst gebricht.<br />

Indes ich mich ergötzte, hinzuspähen<br />

Nach solcher Demut Bildern, deren Wert<br />

Noch er erhöht, durch welchen sie entstehen,<br />

Da lispelte Virgil, mir zugekehrt:<br />

Sieh jene dort, die langsam, langsam schreiten,<br />

Von diesen wird uns wohl der Weg gelehrt. ”<br />

Ich ließ, da immer hier nach Neuigkeiten<br />

Mein ganzes Streben war, voll Ungeduld<br />

Nach dieser Seite hin die Blicke gleiten,<br />

64 Lì precedeva al benedetto vaso,<br />

trescando alzato, l’umile salmista,<br />

e più e men che re era in quel caso.<br />

67 Di contra, effigïata ad una vista<br />

d’un gran palazzo, Micòl ammirava<br />

sì come donna dispettosa e trista.<br />

70 I’ mossi i piè del loco dov’ io stava,<br />

per avvisar da presso un’altra istoria,<br />

che di dietro a Micòl mi biancheggiava.<br />

73 Quiv’ era storïata l’alta gloria<br />

del roman principato, il cui valore<br />

mosse Gregorio a la sua gran vittoria;<br />

76 i’ dico di Traiano imperadore;<br />

e una vedovella li era al freno,<br />

di lagrime atteggiata e di dolore.<br />

79 Intorno a lui parea calcato e pieno<br />

di cavalieri, e l’aguglie ne l’oro<br />

sovr’ essi in vista al vento si movieno.<br />

82 <strong>La</strong> miserella intra tutti costoro<br />

pareva dir: ” Segnor, fammi vendetta<br />

di mio figliuol ch’è morto, ond’ io m’accoro“;<br />

85 ed elli a lei rispondere: ” Or aspetta<br />

tanto ch’i’ torni“; e quella: ” Segnor mio,“<br />

come persona in cui dolor s’affretta,<br />

88<br />

” se tu non torni?“; ed ei: Chi fia dov’ io,<br />

”<br />

la ti farà“; ed ella: L’altrui bene<br />

”<br />

a te che fia, se ’l tuo metti in oblio?“;<br />

91 ond’ elli: ” Or ti conforta; ch’ei convene<br />

ch’i’ solva il mio dovere anzi ch’i’ mova:<br />

giustizia vuole e pietà mi ritene.“<br />

94 Colui che mai non vide cosa nova<br />

produsse esto visibile parlare,<br />

novello a noi perché qui non si trova.<br />

97 Mentr’ io mi dilettava di guardare<br />

l’imagini di tante umilitadi,<br />

e per lo fabbro loro a veder care,<br />

100<br />

” Ecco di qua, ma fanno i passi radi,“<br />

mormorava il poeta, molte genti:<br />

”<br />

questi ne ’nvïeranno a li alti gradi.“<br />

103 Li occhi miei, ch’a mirare eran contenti<br />

per veder novitadi ond’ e’ son vaghi,<br />

volgendosi ver’ lui non furon lenti.


Seite 148 Purgatorio: Canto XI<br />

Vernimmst du, Leser, wie sich Gott die Schuld<br />

Bezahlen läßt, nicht denke drum zu weichen<br />

Vom guten Pfad und trau’ auf seine Huld.<br />

Mag diese Qual auch der der Hölle gleichen,<br />

Denk’ an die Folg’ – im schlimmsten Falle wird<br />

Nur bis zum großen Spruch die Marter reichen.<br />

Ich sprach: “Nur unklar seh’ ich und verwirrt,<br />

Was dort sich naht. Sind’s menschliche Gestalten,<br />

Was unstet itzt vor meinem Auge flirrt? ” –<br />

“Kaum seh’ ich selbst ihr Bild sich klar entfalten, ”<br />

Entgegnet’ er, “weil erdwärts tiefgebückt<br />

Vor schwerer <strong>La</strong>st sie Haupt und Schultern halten.<br />

Sieh, was dort unter Steinen näher rückt,<br />

Sieh scharf, und du entwirrst gequälte Schatten<br />

Und siehst genau, was jeden niederdrückt. ” –<br />

Stolze Christen, o ihr Armen, Matten!<br />

Der Fuß schlüpft rückwärts, doch, an Geiste blind,<br />

Glaubt ihr, vortrefflich geh eu’r <strong>La</strong>uf vonstatten.<br />

Bemerkt ihr nicht, daß wir nur Würmer sind,<br />

Bestimmt zu jenes Schmetterlings Entfaltung,<br />

Des Flug nie der Gerechtigkeit entrinnt.<br />

Was tragt ihr hoch das Haupt in stolzer Haltung?<br />

Gewürm, das öfters, wenn’s der Pupp’ entflieht,<br />

Verkrüppelt ist zu schnöder Mißgestaltung;<br />

Wie man zuweilen wohl Gestalten sieht,<br />

Anstatt des Simses tragend Dach und Decken,<br />

Gekrümmt, daß sich das Knie zum Busen zieht,<br />

<strong>Die</strong> im Beschauer wahres Leid erwecken<br />

Durch falschen Schmerz – so könnt’ ich jetzo klar<br />

Bei schärferm Hinschau’n jene dort entdecken,<br />

Den mehr, den minder tiefgebogen zwar,<br />

Als ob die <strong>La</strong>st hier mehr, dort minder wiege,<br />

Doch der auch, der am meisten duldsam war,<br />

106 Non vo’ però, lettor, che tu ti smaghi<br />

di buon proponimento per udire<br />

come Dio vuol che ’l debito si paghi.<br />

109 Non attender la forma del martìre:<br />

pensa la succession; pensa ch’al peggio<br />

oltre la gran sentenza non può ire.<br />

112 Io cominciai: ” Maestro, quel ch’io veggio<br />

muovere a noi, non mi sembian persone,<br />

e non so che, sì nel veder vaneggio.“<br />

115 Ed elli a me: ” <strong>La</strong> grave condizione<br />

di lor tormento a terra li rannicchia,<br />

sì che ’ miei occhi pria n’ebber tencione.<br />

118 Ma guarda fiso là, e disviticchia<br />

col viso quel che vien sotto a quei sassi:<br />

già scorger puoi come ciascun si picchia.“<br />

121 O superbi cristian, miseri lassi,<br />

che, de la vista de la mente infermi,<br />

fidanza avete ne’ retrosi passi,<br />

124 non v’accorgete voi che noi siam vermi<br />

nati a formar l’angelica farfalla,<br />

che vola a la giustizia sanza schermi?<br />

127 Di che l’animo vostro in alto galla,<br />

poi siete quasi antomata in difetto,<br />

sì come vermo in cui formazion falla?<br />

130 Come per sostentar solaio o tetto,<br />

per mensola talvolta una figura<br />

si vede giugner le ginocchia al petto,<br />

133 la qual fa del non ver vera rancura<br />

nascere ’n chi la vede; così fatti<br />

vid’ io color, quando puosi ben cura.<br />

136 Vero è che più e meno eran contratti<br />

secondo ch’avien più e meno a dosso;<br />

e qual più pazïenza avea ne li atti,<br />

Schien tränenvoll zu sagen: Ich erliege! 139 piangendo parea dicer: ’Più non posso’.<br />

Elfter Gesang Canto XI<br />

” Oh Vater unser, in den Himmeln wohnend,<br />

Du, nimmer zwar von ihrer Schrank’ umkreist,<br />

Doch lieber bei den ersten Werken thronend,<br />

Es preis deinen Namen, deinen Geist,<br />

Was lebt, weil deinem süßen Hauch hienieden<br />

Der Mensch nur würdig dankt, wenn er ihn preist.<br />

1<br />

” O Padre nostro, che ne’ cieli stai,<br />

non circunscritto, ma per più amore<br />

ch’ai primi effetti di là sù tu hai,<br />

4 laudato sia ’l tuo nome e ’l tuo valore<br />

da ogne creatura, com’ è degno<br />

di render grazie al tuo dolce vapore.


Fegefeuer: Elfter Gesang Pagina 149<br />

Zu uns, Herr, komme deines Reiches Frieden,<br />

Den keiner je durch eigne Kraft errang,<br />

Und der zu uns nur kommt, von dir beschieden.<br />

Gleichwie die Engel beim Hosiannasang<br />

Ihr Wollen auf das Deine nur beschränken,<br />

So opfre dir der Mensch des Herzens Hang.<br />

Woll’ unser täglich Manna heut uns schenken;<br />

Zurückgeh’n ohne dies auf rauher Bahn<br />

<strong>Die</strong>, so am meisten vorzuschreiten denken.<br />

Wie wir, was andre Böses uns getan,<br />

Verzeih’n, oh so verzeih uns du in Hulden<br />

Und sieh nicht das, was wir verdienen, an.<br />

Nicht laß die schwanke Kraft Versuchung dulden<br />

Vom alten Feinde, sondern mache los<br />

Von ihm, des Arglist reizt zu Sünd’ und Schulden.<br />

Für uns nicht, teurer Herr, für jene bloß<br />

Geschieht, tut not die letzte dieser Bitten,<br />

<strong>Die</strong> dort noch sind in unentschiednem Los.“<br />

So für sich selbst, für uns auch betend, schritten<br />

<strong>Die</strong> Schatten langsam unter schwerer <strong>La</strong>st,<br />

Wie man im Traum oft ihren Druck erlitten,<br />

Im ersten Kreise, der den Berg umfaßt;<br />

Sie läutern sich vom Erdenqualm und tragen<br />

Ungleiche Bürden, matt, doch ohne Rast.<br />

Wenn stets für uns dort jene Gutes sagen,<br />

Was kann für sie von solchen hier gescheh’n,<br />

<strong>Die</strong> Wurzeln schon im bessern Sein geschlagen?<br />

Sie unterstütze treulich unser Fleh’n,<br />

Daß sie der Erdenschuld sich bald entringen<br />

Und leicht und rein die Sternenkreise sehn.<br />

” Euch möge Recht und Huld Erleicht’rung bringen,<br />

Um zu dem Ziel, daß euch die Sehnsucht zeigt,<br />

Mit freien Flügeln bald euch aufzuschwingen.<br />

Ihr aber zeigt uns, wo man aufwärts steigt,<br />

Weist uns den Weg, und gibt es mehr als einen,<br />

So lehrt uns den, der minder steil sich neigt.<br />

Denn dieser hier, mit Fleisch und mit Gebeinen<br />

Von Adam her bekleidet und beschwert,<br />

Muß wider Willen träg im Steigen scheinen.“<br />

So sprach mein Führer, jenen zugekehrt,<br />

Und diese Rede ward darauf vernommen,<br />

Doch wußt’ ich nicht, von wem ich sie gehört.<br />

7 Vegna ver’ noi la pace del tuo regno,<br />

ché noi ad essa non potem da noi,<br />

s’ella non vien, con tutto nostro ingegno.<br />

10 Come del suo voler li angeli tuoi<br />

fan sacrificio a te, cantando osanna,<br />

così facciano li uomini de’ suoi.<br />

13 Dà oggi a noi la cotidiana manna,<br />

sanza la qual per questo aspro diserto<br />

a retro va chi più di gir s’affanna.<br />

16 E come noi lo mal ch’avem sofferto<br />

perdoniamo a ciascuno, e tu perdona<br />

benigno, e non guardar lo nostro merto.<br />

19 Nostra virtù che di legger s’adona,<br />

non spermentar con l’antico avversaro,<br />

ma libera da lui che sì la sprona.<br />

22 Quest’ ultima preghiera, segnor caro,<br />

già non si fa per noi, ché non bisogna,<br />

ma per color che dietro a noi restaro.“<br />

25 Così a sé e noi buona ramogna<br />

quell’ ombre orando, andavan sotto ’l pondo,<br />

simile a quel che talvolta si sogna,<br />

28 disparmente angosciate tutte a tondo<br />

e lasse su per la prima cornice,<br />

purgando la caligine del mondo.<br />

31 Se di là sempre ben per noi si dice,<br />

di qua che dire e far per lor si puote<br />

da quei c’hanno al voler buona radice?<br />

34 Ben si de’ loro atar lavar le note<br />

che portar quinci, sì che, mondi e lievi,<br />

possano uscire a le stellate ruote.<br />

37<br />

” Deh, se giustizia e pietà vi disgrievi<br />

tosto, sì che possiate muover l’ala,<br />

che secondo il disio vostro vi lievi,<br />

40 mostrate da qual mano inver’ la scala<br />

si va più corto; e se c’è più d’un varco,<br />

quel ne ’nsegnate che men erto cala;<br />

43 ché questi che vien meco, per lo ’ncarco<br />

de la carne d’Adamo onde si veste,<br />

al montar sù, contra sua voglia, è parco.“<br />

46 Le lor parole, che rendero a queste<br />

che dette avea colui cu’ io seguiva,<br />

non fur da cui venisser manifeste;


Seite 150 Purgatorio: Canto XI<br />

” Ihr könnt mit uns zur rechten Seite kommen,<br />

Dort ist ein Paß, nicht steiler, als der Fuß<br />

Des Lebenden schon anderwärts erklommen.<br />

Und drückte nicht der Stein nach Gottes Schluß<br />

Den stolzen Nacken jetzt der Erd’ entgegen,<br />

So daß ich stets zu Boden blicken muß,<br />

So würd’ ich nach ihm hin den Blick bewegen,<br />

Zu sehn, ob ich ihn, der sich nicht genannt,<br />

Erkenn’, und um sein Mitleid zu erregen.<br />

Wilhelm Aldobrandeschi, der dem <strong>La</strong>nd,<br />

Das ihn geboren, Ruhm und Ehre brachte,<br />

Erzeugte mich, und ist euch wohl bekannt.<br />

Das alte Blut, der Ruhm der Ahnen machte<br />

So übermütig mich und stolz und roh,<br />

Daß ich nicht mehr der Mutter aller dachte.<br />

Und ich verachtete die Menschen so,<br />

Daß ich drum starb, wie die Sanesen wissen<br />

Und jedes Kind in Campagnatico.<br />

Omberto bin ich; nicht nur mein Gewissen<br />

Befleckt der Stolz, er hat auch alle schier<br />

Von meinem Stamm ins Elend fortgerissen.<br />

Bis ich dem Herrn genugtat, ruht auf mir<br />

<strong>Die</strong> schwere <strong>La</strong>st, und was ich dort im Leben<br />

Nicht tat, daß tu’ ich bei den Toten hier.“<br />

Ich horcht’ und ging gesenkten Blicks daneben,<br />

Ein andrer aber, unterm Steine, fing<br />

sich an zu winden, um den Blick zu heben.<br />

Er sah, erkannt’ und nannte mich und hing,<br />

Kaum fähig, doch den Blick vom Grund zu trennen,<br />

An mir, der ganz gebückt mit ihnen ging,<br />

” Du Odrisl“ rief ich, froh, ihn zu erkennen,<br />

Scheinst Gubbios Ruhm, der Ruhm der Kunst zu sein,<br />

<strong>Die</strong> Miniaturkunst die Pariser nennen.<br />

”<br />

“Ach, Bruder, heitrer sind die Schilderei’n, ”<br />

Versetzte jener, “Franks, des Bolognesen,<br />

Sein ist der Ruhm nun ganz, zum Teil nur mein.<br />

So edel war’ ich, lebend, nicht gewesen,<br />

<strong>Die</strong>s zu gestehn, denn ach! vor Ruhmgier schwoll<br />

Damals mein stolzes Herz, mein ganzes Wesen.<br />

Fürs solchen Stolz bezahlt man hier den Zoll.<br />

Wo ich, weil ich bereute, durch Beschwerden<br />

Von seinem finstern Dampf mich läutern soll.<br />

49 ma fu detto: ” A man destra per la riva<br />

con noi venite, e troverete il passo<br />

possibile a salir persona viva.<br />

52 E s’io non fossi impedito dal sasso<br />

che la cervice mia superba doma,<br />

onde portar convienmi il viso basso,<br />

55 cotesti, ch’ancor vive e non si noma,<br />

guardere’ io, per veder s’i’ ’l conosco,<br />

e per farlo pietoso a questa soma.<br />

58 Io fui latino e nato d’un gran Tosco:<br />

Guiglielmo Aldobrandesco fu mio padre;<br />

non so se ’l nome suo già mai fu vosco.<br />

61 L’antico sangue e l’opere leggiadre<br />

d’i miei maggior mi fer sì arrogante,<br />

che, non pensando a la comune madre,<br />

64 ogn’ uomo ebbi in despetto tanto avante,<br />

ch’io ne mori’, come i Sanesi sanno,<br />

e sallo in Campagnatico ogne fante.<br />

67 Io sono Omberto; e non pur a me danno<br />

superbia fa, ché tutti miei consorti<br />

ha ella tratti seco nel malanno.<br />

70 E qui convien ch’io questo peso porti<br />

per lei, tanto che a Dio si sodisfaccia,<br />

poi ch’io nol fe’ tra ’ vivi, qui tra ’ morti.“<br />

73 Ascoltando chinai in giù la faccia;<br />

e un di lor, non questi che parlava,<br />

si torse sotto il peso che li ’mpaccia,<br />

76 e videmi e conobbemi e chiamava,<br />

tenendo li occhi con fatica fisi<br />

a me che tutto chin con loro andava.<br />

79<br />

82<br />

” Oh!“ diss’ io lui, non se’ tu Oderisi,<br />

”<br />

l’onor d’Agobbio e l’onor di quell’ arte<br />

ch’alluminar chiamata è in Parisi?“<br />

” Frate,“ diss’ elli, più ridon le carte<br />

”<br />

che pennelleggia Franco Bolognese;<br />

l’onore è tutto or suo, e mio in parte.<br />

85 Ben non sare’ io stato sì cortese<br />

mentre ch’io vissi, per lo gran disio<br />

de l’eccellenza ove mio core intese.<br />

88 Di tal superbia qui si paga il fio;<br />

e ancor non sarei qui, se non fosse<br />

che, possendo peccar, mi volsi a Dio.


Fegefeuer: Elfter Gesang Pagina 151<br />

O eitler Ruhm des Könnens auf der Erden!<br />

Wie wenig dauert deines Gipfels Grün,<br />

Wenn roher nicht darauf die Zeiten werden.<br />

Als Maler sah man Cimabue blüh’n,<br />

Jetzt sieht man über ihn den Giotto ragen,<br />

Und jenes Glanz in trüber Nacht erglüh’n.<br />

Den Ruhm der Sprache nahm in diesen Tagen<br />

Ein Guid’ dem andern, und ein andrer lauscht<br />

Vielleicht versteckt, auch ihn vom Nest zu jagen.<br />

Ein Windstoß nur ist Erdenruhm. Er rauscht<br />

Von hier, von dort, um schleunig zu verhallen,<br />

Indem er Seit’ und Namen nur vertauscht.<br />

Wird lauter wohl dereinst dein Ruhm erschallen,<br />

Wenn du als Greis vom Leib geschieden bist,<br />

Als wenn du stirbst beim ersten Kinderlallen,<br />

Eh’ tausend Jahr’ entflieh’n? – wohl kürzre Frist<br />

Zur Ewigkeit, als zu dem trägsten Kreise<br />

Des Himmels deines Auges Blinken ist.<br />

Ganz Tuscien scholl einst laut von dessen Preise,<br />

Der dort vor mir so träg und langsam schleicht,<br />

Jetzt flüstert’s kaum von ihm in Siena leise.<br />

Dort herrscht’ er, als, von dem Geschick erreicht,<br />

Fiorenzas Wut erlag, der stolzen, kühnen,<br />

Der Stadt, die jetzt der feilen Hure gleicht.<br />

Dem Grase gleicht der Menschenruhm, dem Grünen,<br />

Das kommt und geht, und durch die Glut verdorrt,<br />

<strong>Die</strong> erst es mild hervorrief, zu ergrünen. ”<br />

Und ich: “Mir dämpft den Stolz dein wahres Wort<br />

Und weiß mir trefflich Demut einzuprägen;<br />

Doch sprich: Wer geht so schwer belastet dort? ”<br />

Silvani,“ sprach er, ” ist es, hier deswegen,<br />

Weil sich so weit sein toller Stolz vergaß,<br />

Dem freien Siena Ketten anzulegen.<br />

Drum ging er so und geht ohn’ Unterlaß,<br />

Seitdem er starb – der Zoll wird hier erhoben<br />

Von jedem, der sich dort zu hoch vermaß.“<br />

Und ich: ” Weilt jeder, welcher aufgeschoben<br />

Bis zu dem Rand des Lebens Reu’ und Leid.<br />

Dort unten erst und dringet nicht nach oben,<br />

Wenn ihm nicht Hilfe gläubig Fleh’n verleiht,<br />

Bis so viel Jahr’, als er gelebt, vergangen,<br />

Wie kam denn er herauf in kürzrer Zeit?“ –<br />

91 Oh vana gloria de l’umane posse!<br />

com’ poco verde in su la cima dura,<br />

se non è giunta da l’etati grosse!<br />

94 Credette Cimabue ne la pittura<br />

tener lo campo, e ora ha Giotto il grido,<br />

sì che la fama di colui è scura.<br />

97 Così ha tolto l’uno a l’altro Guido<br />

la gloria de la lingua; e forse è nato<br />

chi l’uno e l’altro caccerà del nido.<br />

100 Non è il mondan romore altro ch’un fiato<br />

di vento, ch’or vien quinci e or vien quindi,<br />

e muta nome perché muta lato.<br />

103 Che voce avrai tu più, se vecchia scindi<br />

da te la carne, che se fossi morto<br />

anzi che tu lasciassi il ’pappo’ e ’l ’dindi’,<br />

106 pria che passin mill’ anni? ch’è più corto<br />

spazio a l’etterno, ch’un muover di ciglia<br />

al cerchio che più tardi in cielo è torto.<br />

109 Colui che del cammin sì poco piglia<br />

dinanzi a me, Toscana sonò tutta;<br />

e ora a pena in Siena sen pispiglia,<br />

112 ond’ era sire quando fu distrutta<br />

la rabbia fiorentina, che superba<br />

fu a quel tempo sì com’ ora è putta.<br />

115 <strong>La</strong> vostra nominanza è color d’erba,<br />

che viene e va, e quei la discolora<br />

per cui ella esce de la terra acerba.“<br />

118 E io a lui: ” Tuo vero dir m’incora<br />

bona umiltà, e gran tumor m’appiani;<br />

ma chi è quei di cui tu parlavi ora?“<br />

121<br />

” Quelli è,“ rispuose, Provenzan Salvani;<br />

”<br />

ed è qui perché fu presuntüoso<br />

a recar Siena tutta a le sue mani.<br />

124 Ito è così e va, sanza riposo,<br />

poi che morì; cotal moneta rende<br />

a sodisfar chi è di là troppo oso.“<br />

127 E io: ” Se quello spirito ch’attende,<br />

pria che si penta, l’orlo de la vita,<br />

qua giù dimora e qua sù non ascende,<br />

130 se buona orazïon lui non aita,<br />

prima che passi tempo quanto visse,<br />

come fu la venuta lui largita?“


Seite 152 Purgatorio: Canto XII<br />

Und er: ” Er ist auf Sienas Markt gegangen<br />

Zur Zeit, da er den höchsten Ruhm erstrebt,<br />

Hat dort gestanden, nicht von Scham befangen,<br />

Und, weil sein Freund in <strong>Carl</strong>os Haft gelebt,<br />

Um Hilf ihm und Befreiung zu gewähren,<br />

Als Bettler dort an jedem Puls gebebt.<br />

Ich red’ unklar, doch wird’s nicht lange währen,<br />

So handelt also deine Nachbarschaft,<br />

Daß du vermagst, dir alles zu erklären –<br />

133<br />

” Quando vivea più glorïoso,“ disse,<br />

” liberamente nel Campo di Siena,<br />

ogne vergogna diposta, s’affisse;<br />

136 e lì, per trar l’amico suo di pena,<br />

ch’e’ sostenea ne la prigion di <strong>Carl</strong>o,<br />

si condusse a tremar per ogne vena.<br />

139 Più non dirò, e scuro so che parlo;<br />

ma poco tempo andrà, che ’ tuoi vicini<br />

faranno sì che tu potrai chiosarlo.<br />

<strong>Die</strong> Tat hat jene Schrank’ ihm weggeschafft.“ 142 Quest’ opera li tolse quei confini.“<br />

Zwölfter Gesang Canto XII<br />

Gleichmäßig, wie zwei Stier’ im Joche zieh’n,<br />

Ging ich dem schwerbeladnen Geist zur Seiten,<br />

Solang es gut dem süßen Lehrer schien.<br />

Doch als er sprach: ” <strong>La</strong>ß ihn, um vorzuschreiten,<br />

Hier gilt’s. soviel man immer kann, den Kahn<br />

Mit Segeln und mit Rudern fortzuleiten!“<br />

Da richtet’ ich mich auf zur weitern Bahn<br />

Mit meinem Leib, obwohl gebeugt und bange<br />

Des Geistes Blicke noch zu Boden sahn,<br />

Und folgte meinem Hort im regen Drange<br />

Der Wißbegier, und beide zeigten wir,<br />

Wie leicht wir waren, schon im raschen Gange;<br />

Bis daß er sprach: ” Zu Boden blicke hier,<br />

Um, was dein Fuß beschreitet, zu gewahren,<br />

Denn zu des Weges Kürzung frommt es dir.“<br />

Wie, um der Freund’ Erinnrung zu bewahren,<br />

Auf ird’schen Gräbern dargestellt erscheint,<br />

Was, die drin ruhen, einst im Leben waren,<br />

So daß bei diesem Anblick jeder weint,<br />

Gereizt vom Schmerz der aufgerißnen Wunde,<br />

Der’s gut und fromm mit ihnen einst gemeint;<br />

So wies der Vorsprung mir, der in der Runde,<br />

Den Pfad dort bildend, jenen Berg umschloß,<br />

Manch Bild, doch trefflicher, auf seinem Grunde<br />

Ihn, edler, als was je der Erd’ entsproß,<br />

Erschaffen, sah ich, welcher mit der Eile<br />

Des Blitzes hier vom Himmel niederschoß.<br />

Dort aber auf des Weges anderm Teile,<br />

In starrem Todesfrost und träg und schwer,<br />

<strong>La</strong>g Briareus, durchbohrt vom Himmelspfeile.<br />

1 Di pari, come buoi che vanno a giogo,<br />

m’andava io con quell’ anima carca,<br />

fin che ’l sofferse il dolce pedagogo.<br />

4 Ma quando disse: ” <strong>La</strong>scia lui e varca;<br />

ché qui è buono con l’ali e coi remi,<br />

quantunque può, ciascun pinger sua barca“;<br />

7 dritto sì come andar vuolsi rife’mi<br />

con la persona, avvegna che i pensieri<br />

mi rimanessero e chinati e scemi.<br />

10 Io m’era mosso, e seguia volontieri<br />

del mio maestro i passi, e amendue<br />

già mostravam com’ eravam leggeri;<br />

13 ed el mi disse: ” Volgi li occhi in giùe:<br />

buon ti sarà, per tranquillar la via,<br />

veder lo letto de le piante tue.“<br />

16 Come, perché di lor memoria sia,<br />

sovra i sepolti le tombe terragne<br />

portan segnato quel ch’elli eran pria,<br />

19 onde lì molte volte si ripiagne<br />

per la puntura de la rimembranza,<br />

che solo a’ pïi dà de le calcagne;<br />

22 sì vid’ io lì, ma di miglior sembianza<br />

secondo l’artificio, figurato<br />

quanto per via di fuor del monte avanza.<br />

25 Vedea colui che fu nobil creato<br />

più ch’altra creatura, giù dal cielo<br />

folgoreggiando scender, da l’un lato.<br />

28 Vedëa Brïareo fitto dal telo<br />

celestïal giacer, da l’altra parte,<br />

grave a la terra per lo mortal gelo.


Fegefeuer: Zwölfter Gesang Pagina 153<br />

Mars, Phöbus, Pallas standen hoch und hehr,<br />

Auf die zerstreuten Riesenglieder sehend,<br />

Bewaffnet noch, um ihren Vater her.<br />

Am Fuß des großen Werks den Nimrod stehend,<br />

Erblickt’ ich dann, und wie verwirrt und toll<br />

Nach den Genossen seiner Arbeit spähend.<br />

Dich Niobe, dich sah ich jammervoll,<br />

Hier sieben Kinder tot, dort andre sieben;<br />

Wie jedem Aug’ ein Tränenstrom entquoll.<br />

Saul, du schienst, ins eigne Schwert getrieben,<br />

Tot, wie auf Gilboa, das seit der Zeit<br />

Von Tau und Regen unbenetzt geblieben.<br />

Arachne, Törin, einst voll Eitelkeit,<br />

Halb Spinn’ itzt, auf den Fetzen vom Gewebe,<br />

Das du, o Arme, wobst zu deinem Leid.<br />

Rehabeam – es schien, als ob er bebe,<br />

Als ob er, statt wie immer sonst, zu droh’n,<br />

Im Wagen flüchtig, unverjagt, entschwebe.<br />

Man sah Eriphylen und ihren Lohn,<br />

Wie teuer das unselige Geschmeide<br />

Ihr hier bezahlt ward von dem eignen Sohn:<br />

Den Sanherib, den seine Söhne beide<br />

Im Tempel töteten voll Frevelmut<br />

Und liegen ließen in dem letzten Leide.<br />

Des Cyrus Tod und der Tomyris Wut –<br />

Sie schien zum abgeschnittnen Haupt zu sagen:<br />

Dein Durst war Blut, nun füll’ ich dich mit Blut.<br />

Dann der Assyrer Heer – es floh, geschlagen,<br />

Nach Holofernes’ Tod, und hinterdrein<br />

Sah man mit grimmer Wut die Feinde jagen.<br />

O Ilion, wie niedrig und wie klein!<br />

Wohl standest du auf Trojas Fluren dreister<br />

Als hier, in Asch’ und Schutt, auf dem Gestein!<br />

Wer war des Griffels und des Pinsels Meister,<br />

Der Formen und Gebärden ausgedrückt<br />

Selbst zur Bewunderung der feinsten Geister?<br />

Mir schien, wie ich dahinging, tiefgebückt,<br />

Was tot war, tot, was lebend war, zu leben,<br />

Nicht besser hat’s, wer’s wirklich sah, erblickt.<br />

Stolziert nur hin, fahrt fort, das Haupt zu heben,<br />

Senkt nicht den Blick, ihr, Evens Söhn’, er weist<br />

Euch sonst den schlechten Weg, das eitle Streben! –<br />

31 Vedea Timbreo, vedea Pallade e Marte,<br />

armati ancora, intorno al padre loro,<br />

mirar le membra d’i Giganti sparte.<br />

34 Vedea Nembròt a piè del gran lavoro<br />

quasi smarrito, e riguardar le genti<br />

che ’n Sennaàr con lui superbi fuoro.<br />

37 O Nïobè, con che occhi dolenti<br />

vedea io te segnata in su la strada,<br />

tra sette e sette tuoi figliuoli spenti!<br />

40 O Saùl, come in su la propria spada<br />

quivi parevi morto in Gelboè,<br />

che poi non sentì pioggia né rugiada!<br />

43 O folle Aragne, sì vedea io te<br />

già mezza ragna, trista in su li stracci<br />

de l’opera che mal per te si fé.<br />

46 O Roboàm, già non par che minacci<br />

quivi ’l tuo segno; ma pien di spavento<br />

nel porta un carro, sanza ch’altri il cacci.<br />

49 Mostrava ancor lo duro pavimento<br />

come Almeon a sua madre fé caro<br />

parer lo sventurato addornamento.<br />

52 Mostrava come i figli si gittaro<br />

sovra Sennacherìb dentro dal tempio,<br />

e come, morto lui, quivi il lasciaro.<br />

55 Mostrava la ruina e ’l crudo scempio<br />

che fé Tamiri, quando disse a Ciro:<br />

” Sangue sitisti, e io di sangue t’empio.“<br />

58 Mostrava come in rotta si fuggiro<br />

li Assiri, poi che fu morto Oloferne,<br />

e anche le reliquie del martiro.<br />

61 Vedeva Troia in cenere e in caverne;<br />

o Ilïón, come te basso e vile<br />

mostrava il segno che lì si discerne!<br />

64 Qual di pennel fu maestro o di stile<br />

che ritraesse l’ombre e ’ tratti ch’ivi<br />

mirar farieno uno ingegno sottile?<br />

67 Morti li morti e i vivi parean vivi:<br />

non vide mei di me chi vide il vero,<br />

quant’ io calcai, fin che chinato givi.<br />

70 Or superbite, e via col viso altero,<br />

figliuoli d’Eva, e non chinate il volto<br />

sì che veggiate il vostro mal sentero!


Seite 154 Purgatorio: Canto XII<br />

Schon hatten wir vom Berge mehr umkreist,<br />

Schon war die Sonne weiter fortgegangen,<br />

Als ich bemerkt mit dem befangnen Geist;<br />

Als er, des Fuß und Seele vorwärts drangen,<br />

Begann: ” Blick’ auf, erhebe Haupt und Sinn!<br />

Nicht ist’s mehr Zeit, den Bildern anzuhangen.<br />

Ein Engel naht – drum blick’ empor, dorthin!<br />

Schon kehrt, von schnellen Fittichen getragen,<br />

Zurück des Tages sechste <strong>Die</strong>nerin.<br />

Schmück’ itzt mit Ehrfurcht Antlitz und Betragen,<br />

Dann führt er wohl mit Freuden uns empor.<br />

Denk’, nie wird dieser Tag dir wieder tagen.“<br />

Und da er mich ermahnt schon oft zuvor,<br />

<strong>Die</strong> Zeit zu nutzen, kam es, daß ich nimmer<br />

Den Sinn, den solch ein Wort verschloß, verlor.<br />

Das schöne Wesen naht’ – ein weißer Schimmer<br />

War sein Gewand; dem Stern des Morgens war<br />

Sein Antlitz gleich an zitterndem Geflimmer.<br />

<strong>Die</strong> Arm’ erschloß er, dann das Flügelpaar,<br />

Und sprach: ” Kommt jetzt, denn nahe sind die Stufen<br />

Und leicht erklimmt ihr sie und ohne Fahr.<br />

Nur wen’ge nah’n von vielen, die berufen.<br />

O Mensch, du fällst bei jedes Windes Weh’n,<br />

Du, den zum Aufflug Gottes Händ’ erschufen.“<br />

Bald ließ er uns des Felsen Öffnung sehn.<br />

Dort schlug er meine Stirn mit seinem Flügel<br />

Und hieß mich dann gesichert weitergehn.<br />

Wie ob der Stadt, die ihrer Herrschaft Zügel<br />

So wohl zu führen weiß wie Recht und Pflicht,<br />

Am Weg zur Kirche, rechts am steilen Hügel,<br />

Den kühnen Schwung des Bergs die Treppe bricht,<br />

<strong>Die</strong> man gebaut in jenen guten Zeiten,<br />

Wo sicher war das Maß und das Gewicht;<br />

So war der Fels, durch Stufen zu beschreiten,<br />

Obwohl er jäh sich senkt als steile Wand,<br />

Doch streift man das Gestein von beiden Seiten.<br />

<strong>La</strong>ut klang’s, indem ich dort mich aufwärts wand,<br />

” Den geistlich Armen Heil!“ – mit einem Sange,<br />

Wie ich so süß noch keinen je empfand.<br />

Wie anders war es hier, als bei dem Gange<br />

Ins Höllenreich! Bei Liedern klomm ich auf,<br />

Und dort hinab bei wildem Jammerklange.<br />

73 Più era già per noi del monte vòlto<br />

e del cammin del sole assai più speso<br />

che non stimava l’animo non sciolto,<br />

76 quando colui che sempre innanzi atteso<br />

andava, cominciò: ” Drizza la testa;<br />

non è più tempo di gir sì sospeso.<br />

79 Vedi colà un angel che s’appresta<br />

per venir verso noi; vedi che torna<br />

dal servigio del dì l’ancella sesta.<br />

82 Di reverenza il viso e li atti addorna,<br />

sì che i diletti lo ’nvïarci in suso;<br />

pensa che questo dì mai non raggiorna!“<br />

85 Io era ben del suo ammonir uso<br />

pur di non perder tempo, sì che ’n quella<br />

materia non potea parlarmi chiuso.<br />

88 A noi venìa la creatura bella,<br />

biancovestito e ne la faccia quale<br />

par tremolando mattutina stella.<br />

91 Le braccia aperse, e indi aperse l’ale;<br />

disse: ” Venite: qui son presso i gradi,<br />

e agevolemente omai si sale.<br />

94 A questo invito vegnon molto radi:<br />

o gente umana, per volar sù nata,<br />

perché a poco vento così cadi?“<br />

97 Menocci ove la roccia era tagliata;<br />

quivi mi batté l’ali per la fronte;<br />

poi mi promise sicura l’andata.<br />

100 Come a man destra, per salire al monte<br />

dove siede la chiesa che soggioga<br />

la ben guidata sopra Rubaconte,<br />

103 si rompe del montar l’ardita foga<br />

per le scalee che si fero ad etade<br />

ch’era sicuro il quaderno e la doga;<br />

106 così s’allenta la ripa che cade<br />

quivi ben ratta da l’altro girone;<br />

ma quinci e quindi l’alta pietra rade.<br />

109 Noi volgendo ivi le nostre persone,<br />

’Beati pauperes spiritu!’ voci<br />

cantaron sì, che nol diria sermone.<br />

112 Ahi quanto son diverse quelle foci<br />

da l’infernali! ché quivi per canti<br />

s’entra, e là giù per lamenti feroci.


Fegefeuer: Dreizehnter Gesang Pagina 155<br />

<strong>Die</strong> heil’gen Stiegen klommen wir hinauf,<br />

Und leichter schien mir’s hier, emporzukommen,<br />

Als erst auf ebner Bahn der leichtste <strong>La</strong>uf.<br />

Sprich, Meister, welche <strong>La</strong>st ist mir entnommen, ”<br />

So rief ich, da ich dies bemerkt, zuletzt,<br />

“Daß ich fast mühelos emporgeklommen? ”<br />

Und er: sind diese P, die zwar noch jetzt<br />

Dein Antlitz trägt, doch die schon halb verschwunden,<br />

Erst, wie das eine, völlig ausgewetzt,<br />

Dann wird den Fuß dein Streben überwinden,<br />

So daß ihm Klimmen keine Mühe macht,<br />

Ja, Wonne wird er dann im Steigen finden.“<br />

Da tat ich jenen gleich, die, sonder Acht,<br />

Etwas mit sich am Haupte tragend, gehen,<br />

Bis sie bemerkt, daß man sich winkt und lacht;<br />

Drum sie die Hand gebrauchen, um zu spähen,<br />

Mit dieser suchen, finden und damit<br />

Zuletzt erschau’n, was nicht die Augen sehen.<br />

Denn mit den ausgespreizten Fingern glitt<br />

Ich an der Stirne hin, und sieh, vergangen<br />

War eins der Zeichen, das der Engel schnitt.<br />

115 Già montavam su per li scaglion santi,<br />

ed esser mi parea troppo più lieve<br />

che per lo pian non mi parea davanti.<br />

118 Ond’ io: ” Maestro, dì, qual cosa greve<br />

levata s’è da me, che nulla quasi<br />

per me fatica, andando, si riceve?“<br />

121 Rispuose: ” Quando i P che son rimasi<br />

ancor nel volto tuo presso che stinti,<br />

saranno, com’ è l’un, del tutto rasi,<br />

124 fier li tuoi piè dal buon voler sì vinti,<br />

che non pur non fatica sentiranno,<br />

ma fia diletto loro esser sù pinti.“<br />

127 Allor fec’ io come color che vanno<br />

con cosa in capo non da lor saputa,<br />

se non che ’ cenni altrui sospecciar fanno;<br />

130 per che la mano ad accertar s’aiuta,<br />

e cerca e truova e quello officio adempie<br />

che non si può fornir per la veduta;<br />

133 e con le dita de la destra scempie<br />

trovai pur sei le lettere che ’ncise<br />

quel da le chiavi a me sovra le tempie:<br />

Da schwebt’ ein Lächeln um des Meisters Wangen. 136 a che guardando, il mio duca sorrise.<br />

Dreizehnter Gesang Canto XIII<br />

Wir waren auf dem Gipfel jener Stiegen,<br />

Wo sich des Berges zweiter Abschnitt zeigt,<br />

Des Bergs, der läutert, die hinaufgestiegen.<br />

Hier, wo man auf den zweiten Vorsprung steigt,<br />

Der, gleich dem ersten, rings die Höh’ umwindet,<br />

Nur daß ein Bogen noch sich schneller beugt,<br />

Hier ist kein Bild, und jedes Zeichen schwindet,<br />

Daher man glatt den Weg und das Gestad<br />

Von des Gesteins schwarzgelber Farbe findet.<br />

” Dafern wir harrten, bis der Führer naht,“<br />

So sprach Virgil darauf, hier säumig stehend,<br />

”<br />

So wählten wir zu spät wohl unsern Pfad.“<br />

Dann macht’ er, festen Blicks zur Sonne sehend,<br />

Für die Bewegung seinen rechten Fuß<br />

Zum Mittelpunkt, sich mit dem linken drehend.<br />

” O süßes Licht, du flößest den Entschluß<br />

Zum neuen Weg mir ein, du führ’ uns weiter,“<br />

Begann er, wie ein treuer Führer muß.<br />

”<br />

1 Noi eravamo al sommo de la scala,<br />

dove secondamente si risega<br />

lo monte che salendo altrui dismala.<br />

4 Ivi così una cornice lega<br />

dintorno il poggio, come la primaia;<br />

se non che l’arco suo più tosto piega.<br />

7 Ombra non lì è né segno che si paia:<br />

parsi la ripa e parsi la via schietta<br />

col livido color de la petraia.<br />

10<br />

” Se qui per dimandar gente s’aspetta,“<br />

ragionava il poeta, io temo forse<br />

”<br />

che troppo avrà d’indugio nostra eletta.“<br />

13 Poi fisamente al sole li occhi porse;<br />

fece del destro lato a muover centro,<br />

e la sinistra parte di sé torse.<br />

16<br />

” O dolce lume a cui fidanza i’ entro<br />

per lo novo cammin, tu ne conduci,“<br />

dicea, ” come condur si vuol quinc’ entro.


Seite 156 Purgatorio: Canto XIII<br />

Du wärmst die Welt, du machst sie hell und heiter;<br />

Nie wandle man, wenn sich dein Glanz verhehlt,<br />

Drängt nicht die Not, und er sei unser Leiter.“<br />

Soviel man hier auf eine Miglie zählt,<br />

So weit schon gingen wir auf jenen Pfaden<br />

In wenig Zeit, vom regen Trieb beseelt.<br />

Ein Geisterzug flog längs den Felsgestaden,<br />

Gehört, doch nicht gesehn, herbei und schien<br />

Zum Tisch der Lieb’ uns freundlich einzuladen.<br />

Der erste Geist rief im Vorüberflieh’n:<br />

Sie haben keinen Wein! <strong>Die</strong> Worte klangen<br />

Dann nochmals hinter uns im Weiterzieh’n.<br />

Und eh’ sie, sich entfernend, ganz verklangen,<br />

Da rief: Ich bin Orest! – ein zweiter Geist,<br />

Und war im schnellen Flug vorbeigegangen.<br />

” O“, sprach ich, Vater, sage, was dies heißt?“<br />

”<br />

Da klang die dritte Stimm’ in meine Frage<br />

Und rief: Liebt den, der Böses euch erweist.<br />

Und er: ” Du findest hier des Neides Plage!<br />

Gegeißelt wird er hier, doch Liebe schwingt<br />

Der strengen Geißel Schnur zu jedem Schlage.<br />

Doch wisse, daß der Zügel anders klingt.<br />

Du wirst ihn hören, eh’ im Weitergehen<br />

Dein Fuß zum Passe der Verzeihung dringt.<br />

Versuch’ es jetzo, scharf dorthin zu spähen,<br />

Und vor uns wirst du Leute, langgereiht,<br />

An dieser Wand des Felsens sitzen sehen.<br />

Da öffnet’ ich sogleich die Augen weit<br />

Und sah die Schatten an der Felsenhalle,<br />

An Farbe dem Gesteine gleich ihr Kleid.<br />

Und näher hört’ ich sie mit lautem Schalle<br />

“Bitte für uns, Maria! ” brünstig schrei’n,<br />

“Michael und Petrus und ihr Heil’gen alle! ”<br />

Möcht’ einer noch so hart und grausam sein,<br />

Vor Mitleid wäre doch sein Herz entglommen,<br />

Hält’ er, wie ich, gesehn der Armen Pein.<br />

Denn als ich nun so nahe hingekommen,<br />

Daß ich Gebärd’ und Angesicht erkannt,<br />

Da ward mein Herz durchs Auge schwer beklommen.<br />

Ihr Anzug war ein schlechtes Bußgewand;<br />

Sie lehnten sich an sich und ihren Rücken<br />

Sie allesamt an jene Felsenwand;<br />

19 Tu scaldi il mondo, tu sovr’ esso luci;<br />

s’altra ragione in contrario non ponta,<br />

esser dien sempre li tuoi raggi duci.“<br />

22 Quanto di qua per un migliaio si conta,<br />

tanto di là eravam noi già iti,<br />

con poco tempo, per la voglia pronta;<br />

25 e verso noi volar furon sentiti,<br />

non però visti, spiriti parlando<br />

a la mensa d’amor cortesi inviti.<br />

28 <strong>La</strong> prima voce che passò volando<br />

’Vinum non habent’ altamente disse,<br />

e dietro a noi l’andò reïterando.<br />

31 E prima che del tutto non si udisse<br />

per allungarsi, un’altra ’I’ sono Oreste’<br />

passò gridando, e anco non s’affisse.<br />

34<br />

” Oh!“ diss’ io, padre, che voci son queste?“<br />

”<br />

E com’ io domandai, ecco la terza<br />

dicendo: ’Amate da cui male aveste’.<br />

37 E ’l buon maestro: ” Questo cinghio sferza<br />

la colpa de la invidia, e però sono<br />

tratte d’amor le corde de la ferza.<br />

40 Lo fren vuol esser del contrario suono;<br />

credo che l’udirai, per mio avviso,<br />

prima che giunghi al passo del perdono.<br />

43 Ma ficca li occhi per l’aere ben fiso,<br />

e vedrai gente innanzi a noi sedersi,<br />

e ciascun è lungo la grotta assiso.“<br />

46 Allora più che prima li occhi apersi;<br />

guarda’mi innanzi, e vidi ombre con manti<br />

al color de la pietra non diversi.<br />

49 E poi che fummo un poco più avanti,<br />

udia gridar: ’Maria, òra per noi’:<br />

gridar ’Michele’ e ’Pietro’ e ’Tutti santi’.<br />

52 Non credo che per terra vada ancoi<br />

omo sì duro, che non fosse punto<br />

per compassion di quel ch’i’ vidi poi;<br />

55 ché, quando fui sì presso di lor giunto,<br />

che li atti loro a me venivan certi,<br />

per li occhi fui di grave dolor munto.<br />

58 Di vil ciliccio mi parean coperti,<br />

e l’un sofferia l’altro con la spalla,<br />

e tutti da la ripa eran sofferti.


Fegefeuer: Dreizehnter Gesang Pagina 157<br />

Den Blinden gleich, die Not und Hunger drücken,<br />

Und die an Ablaßtagen bettelnd stehn,<br />

Und, Kopf an Kopf gedrängt, sich kläglich bücken,<br />

Indem sie, um das Mitleid zu erhöh’n,<br />

Nicht minder mit den jämmerlichen Mienen,<br />

Als mit den lauten Jammerworten fleh’n.<br />

Und, gleich den armen Blinden, war auch ihnen<br />

Den bangen Schatten, welchen ich genaht,<br />

Der Glanz des Himmelslichts umsonst erschienen.<br />

Gebohrt war durch die Augenlider Draht,<br />

Ihr Auge, wie des Sperbers, ganz vernähen;<br />

Der, wild, nicht nach des Jägers Willen tat.<br />

Mir aber schien es unrecht, daß ich sehend,<br />

Doch ungesehn dort ging, drum wandt’ ich mich<br />

Zum weisen Rat, nach seiner Meinung spähend.<br />

Er, der sogleich erriet, weswegen ich<br />

Noch stumm, auf ihn die Blicke fragend lenkte,<br />

Sprach: “Rede jetzt, doch kurz und sinnig sprich. ”<br />

An jener Seite, wo der Fels sich senkte,<br />

Ging mir Virgil, wo leicht zu fallen war,<br />

Weil kein Geländer dort den Rand verschränkte;<br />

Zur andern Seite saß die fromme Schar,<br />

Und durch die grause Naht gepreßte Zähren,<br />

<strong>Die</strong> ihre Wangen netzten, nahm ich wahr.<br />

“Ihr, sicher, euch im Lichte zu verklären, ”<br />

Begann ich nun, “das einzig euer Traum,<br />

Das einzig euer Wunsch ist und Begehren,<br />

<strong>Die</strong> Gnade lös’ euch des Gewissens Schaum<br />

Und mache drin auf reinem lauterm Grunde<br />

Der Seele klaren Fluß zum Strömen Raum.<br />

Doch bitt’ ich euch, gebt mir gefällig Kunde:<br />

Ist eine Seel’ aus <strong>La</strong>tium hier? – Ich bin<br />

Für sie vielleicht dann hier zur guten Stunde. ”<br />

“O Bruder, jede Seel’ ist Bürgerin<br />

Von einer wahren Stadt – doch willst du fragen,<br />

Ob ein’ in Welschland lebt als Pilgerin. ”<br />

So schien’s, von mir noch etwas fern, zu sagen,<br />

Daher ich, weil ich fast das Wort verlor,<br />

Sogleich beschloß, mich weiter vor zu wagen.<br />

Und eine wartete, so kam mir’s vor,<br />

Auf Antwort, und, um’s deutlicher zu zeigen,<br />

Hob sie, dem Blinden gleich, das Kinn empor.<br />

61 Così li ciechi a cui la roba falla,<br />

stanno a’ perdoni a chieder lor bisogna,<br />

e l’uno il capo sopra l’altro avvalla,<br />

64 perché ’n altrui pietà tosto si pogna,<br />

non pur per lo sonar de le parole,<br />

ma per la vista che non meno agogna.<br />

67 E come a li orbi non approda il sole,<br />

così a l’ombre quivi, ond’ io parlo ora,<br />

luce del ciel di sé largir non vole;<br />

70 ché a tutti un fil di ferro i cigli fóra<br />

e cusce sì, come a sparvier selvaggio<br />

si fa però che queto non dimora.<br />

73 A me pareva, andando, fare oltraggio,<br />

veggendo altrui, non essendo veduto:<br />

per ch’io mi volsi al mio consiglio saggio.<br />

76 Ben sapev’ ei che volea dir lo muto;<br />

e però non attese mia dimanda,<br />

ma disse: ” Parla, e sie breve e arguto.“<br />

79 Virgilio mi venìa da quella banda<br />

de la cornice onde cader si puote,<br />

perché da nulla sponda s’inghirlanda;<br />

82 da l’altra parte m’eran le divote<br />

ombre, che per l’orribile costura<br />

premevan sì, che bagnavan le gote.<br />

85 Volsimi a loro e: ” O gente sicura,“<br />

incominciai, ” di veder l’alto lume<br />

che ’l disio vostro solo ha in sua cura,<br />

88 se tosto grazia resolva le schiume<br />

di vostra coscïenza sì che chiaro<br />

per essa scenda de la mente il fiume,<br />

91 ditemi, ché mi fia grazioso e caro,<br />

s’anima è qui tra voi che sia latina;<br />

e forse lei sarà buon s’i’ l’apparo.“<br />

94<br />

” O frate mio, ciascuna è cittadina<br />

d’una vera città; ma tu vuo’ dire<br />

che vivesse in Italia peregrina.“<br />

97 Questo mi parve per risposta udire<br />

più innanzi alquanto che là dov’ io stava,<br />

ond’ io mi feci ancor più là sentire.<br />

100 Tra l’altre vidi un’ombra ch’aspettava<br />

in vista; e se volesse alcun dir ’Come?’,<br />

lo mento a guisa d’orbo in sù levava.


Seite 158 Purgatorio: Canto XIII<br />

“Du, ” sprach ich, “die sich beugt, um aufzusteigen,<br />

Warst du’s, die Antwort gab, so magst du mir<br />

Jetzt deinen Ort und Namen nicht verschweigen. ”<br />

“Ich war von Siena, und mit diesen hier ” ,<br />

So sprach sie, “läutr’ ich mich vom <strong>La</strong>sterleben,<br />

Und weinend fleh’n um Gottes Gnade wir.<br />

Sapia hieß ich, ob ich gleich ergeben<br />

Der Torheit war, denn mir schien andrer Leid<br />

Weit größre Lust, als eignes Glück zu geben.<br />

Doch zweifelst du an meinem tollen Neid,<br />

So höre nur! – <strong>Die</strong> Jugend war verflossen,<br />

Und abwärts ging der Bogen meiner Zeit,<br />

Als nah bei Colle meine <strong>La</strong>ndsgenossen<br />

Den kampfbereiten starken Feind erreicht;<br />

Da bat ich Gott um das, was er beschlossen.<br />

Drauf wird ihr Heer geschlagen und entweicht,<br />

Und ich, erblickend, wie der Feind es jage,<br />

Fühl’ eine Lust, der keine weiter gleicht,<br />

So daß ich kühn den Blick gen Himmel schlage<br />

Und rufe: Gott, nicht fürcht’ ich mehr dich jetzt!<br />

Der Amsel gleich am ersten warmen Tage.<br />

Nach Gottes Frieden sehnt’ ich mich zuletzt<br />

Am Rand des Lebens, aber meine Schulden,<br />

Durch Reue wären sie nicht ausgewetzt,<br />

Wenn Pettinagno meiner nicht in Hulden<br />

Gedacht in seinem heiligen Gebet;<br />

Noch müßt’ ich vor dem Tore harrend dulden.<br />

Doch wer bist du, der offnen Auges geht,<br />

So scheint’s, um unsern Zustand zu erkunden,<br />

Und dessen Atem noch beim Sprechen weht? ” –<br />

“Mit Draht wird einst mein Auge hier durchwunden, ”<br />

So sprach ich, “doch ich hoffe kurze Frist,<br />

Weil man’s nur selten scheel vor Neid gefunden.<br />

Mehr als das Leid, ob des du traurig bist,<br />

Hat Sorge mir die untre Qual bereitet.<br />

Schon fühl’ ich, wie die Bürde drückend ist. ”<br />

Und sie: “Wer also hat dich hergeleitet,<br />

Daß du, um rückzukehren, hier erscheinst? ”<br />

“Er, der dort schweigend steht, hat mich begleitet.<br />

Ich leb’, erwählter Geist, und wenn ich einst<br />

Jenseits als Sterblicher für dich bewegen<br />

<strong>Die</strong> Füße soll, so fordre, was du meinst. ”<br />

103<br />

106<br />

” Spirto,“ diss’ io, che per salir ti dome,<br />

”<br />

se tu se’ quelli che mi rispondesti,<br />

fammiti conto o per luogo o per nome.“<br />

” Io fui sanese,“ rispuose, e con questi<br />

”<br />

altri rimendo qui la vita ria,<br />

lagrimando a colui che sé ne presti.<br />

109 Savia non fui, avvegna che Sapìa<br />

fossi chiamata, e fui de li altrui danni<br />

più lieta assai che di ventura mia.<br />

112 E perché tu non creda ch’io t’inganni,<br />

odi s’i’ fui, com’ io ti dico, folle,<br />

già discendendo l’arco d’i miei anni.<br />

115 Eran li cittadin miei presso a Colle<br />

in campo giunti co’ loro avversari,<br />

e io pregava Iddio di quel ch’e’ volle.<br />

118 Rotti fuor quivi e vòlti ne li amari<br />

passi di fuga; e veggendo la caccia,<br />

letizia presi a tutte altre dispari,<br />

121 tanto ch’io volsi in sù l’ardita faccia,<br />

gridando a Dio: “Omai più non ti temo! ”<br />

come fé ’l merlo per poca bonaccia.<br />

124 Pace volli con Dio in su lo stremo<br />

de la mia vita; e ancor non sarebbe<br />

lo mio dover per penitenza scemo,<br />

127 se ciò non fosse, ch’a memoria m’ebbe<br />

Pier Pettinaio in sue sante orazioni,<br />

a cui di me per caritate increbbe.<br />

130 Ma tu chi se’, che nostre condizioni<br />

vai dimandando, e porti li occhi sciolti,<br />

sì com’ io credo, e spirando ragioni?“<br />

133<br />

” Li occhi,“ diss’ io, mi fieno ancor qui tolti,<br />

”<br />

ma picciol tempo, ché poca è l’offesa<br />

fatta per esser con invidia vòlti.<br />

136 Troppa è più la paura ond’ è sospesa<br />

l’anima mia del tormento di sotto,<br />

che già lo ’ncarco di là giù mi pesa.“<br />

139 Ed ella a me: ” Chi t’ha dunque condotto<br />

qua sù tra noi, se giù ritornar credi?“<br />

E io: ” Costui ch’è meco e non fa motto.<br />

142 E vivo sono; e però mi richiedi,<br />

spirito eletto, se tu vuo’ ch’i’ mova<br />

di là per te ancor li mortai piedi.“


Fegefeuer: Vierzehnter Gesang Pagina 159<br />

“So Neues sagtest du, ” sprach sie dagegen,<br />

“Daß es dir sicher Gottes Huld bewährt.<br />

Verwende drum dein Fleh’n zu meinem Segen.<br />

Ich bitte dich, bei allem, was dir wert,<br />

Wirst du dich je im Tuscierland befinden,<br />

So sei zum Bessern dort mein Ruf gekehrt.<br />

Beim eiteln Volk wirst du die Meinen finden,<br />

Das Talamon verlockt zum Hoffnungswahn;<br />

Und wie bei Dianas Quelle wird er schwinden,<br />

Doch setzen mehr die Admirale dran. ”<br />

145<br />

” Oh, questa è a udir sì cosa nuova,“<br />

rispuose, che gran segno è che Dio t’ami;<br />

”<br />

però col priego tuo talor mi giova.<br />

148 E cheggioti, per quel che tu più brami,<br />

se mai calchi la terra di Toscana,<br />

che a’ miei propinqui tu ben mi rinfami.<br />

151 Tu li vedrai tra quella gente vana<br />

che spera in Talamone, e perderagli<br />

più di speranza ch’a trovar la Diana;<br />

154 ma più vi perderanno li ammiragli.“<br />

Vierzehnter Gesang Canto XIV<br />

” Wer ist der, welcher unsern Berg umgeht,<br />

Eh’ ihn der Tod beschwingt – dem, nach Behagen,<br />

Das Auge bald sich schließt, bald offen steht?“<br />

” Daß er allein nicht ist, das kann ich sagen,<br />

Nicht wer er ist. Da ich ihm ferner bin,<br />

Magst du, damit er red’, ihn höflich fragen.“<br />

So redeten, von mir zur Rechten hin,<br />

Zwei Geister dort, sich zueinander neigend,<br />

Dann, um zu sprechen, hoben sie das Kinn.<br />

” O Seele, die, empor zum Himmel steigend,“<br />

Sprach dann der eine, noch im Körper steckt,<br />

”<br />

O sprich, dich hold und trostreich uns erzeigend,<br />

Woher? Wer bist du? Denn solch Staunen weckt<br />

<strong>Die</strong> Gnade, die wir an dir schauen sollen,<br />

Wie wenn, was nie gescheh’n, sich uns entdeckt.“<br />

Und ich: ” Ein Fluß, der Falteron’ entquollen,<br />

Lustwandelt mitten durch das Tuscierland,<br />

Dem hundert Miglien <strong>La</strong>ufs nicht g’nügen wollen.<br />

Ich bringe diesen Leib von seinem Strand.<br />

Doch sagt’ ich, wer ich sei – nicht würd’ euch’s frommen,<br />

Da wenig Ruhm bis jetzt mein Name fand.“<br />

” Bin ich auf deiner Meinung Grund gekommen,<br />

Meinst du den Arno und sein Talgebiet?“<br />

So sprach jetzt, der zuerst das Wort genommen.<br />

Der zweite sprach darauf: ” Warum vermied<br />

Er, jenes Flusses Namen zu verkünden,<br />

Wie’s sonst nur mit Abscheulichem geschieht?“<br />

Und jener sprach: ” Nicht kann ich dies ergründen,<br />

Doch wert des Untergangs ist jenes Wort,<br />

Das nur Erinnrung weckt an Schmach und Sünden.<br />

1<br />

4<br />

” Chi è costui che ’l nostro monte cerchia<br />

prima che morte li abbia dato il volo,<br />

e apre li occhi a sua voglia e coverchia?“<br />

” Non so chi sia, ma so ch’e’ non è solo;<br />

domandal tu che più li t’avvicini,<br />

e dolcemente, sì che parli, acco’lo.“<br />

7 Così due spirti, l’uno a l’altro chini,<br />

ragionavan di me ivi a man dritta;<br />

poi fer li visi, per dirmi, supini;<br />

10 e disse l’uno: ” O anima che fitta<br />

nel corpo ancora inver’ lo ciel ten vai,<br />

per carità ne consola e ne ditta<br />

13 onde vieni e chi se’; ché tu ne fai<br />

tanto maravigliar de la tua grazia,<br />

quanto vuol cosa che non fu più mai.“<br />

16 E io: ” Per mezza Toscana si spazia<br />

un fiumicel che nasce in Falterona,<br />

e cento miglia di corso nol sazia.<br />

19 Di sovr’ esso rech’ io questa persona:<br />

dirvi ch’i’ sia, saria parlare indarno,<br />

ché ’l nome mio ancor molto non suona.“<br />

22<br />

” Se ben lo ’ntendimento tuo accarno<br />

con lo ’ntelletto,“ allora mi rispuose<br />

quei che diceva pria, tu parli d’Arno.“<br />

”<br />

25 E l’altro disse lui: ” Perché nascose<br />

questi il vocabol di quella riviera,<br />

pur com’ om fa de l’orribili cose?“<br />

28 E l’ombra che di ciò domandata era,<br />

si sdebitò così: ” Non so; ma degno<br />

ben è che ’l nome di tal valle pèra;


Seite 160 Purgatorio: Canto XIV<br />

Denn von dem Ursprung im Gebirge dort,<br />

Von dem sich einst Pelorum trennen müssen,<br />

Dort wasserreich, wie sonst an keinem Ort,<br />

Bis dahin, wo der Fluß mit ew’gen Güssen<br />

Das, was dem Meer die Sonn’ entsaugt, ersetzt,<br />

Was Nahrung gibt den Bächen und den Flüssen,<br />

Wird, sei’s durch schlechte Sitt’ und Neigung jetzt,<br />

Sei’s, daß der Ort an einem Fluche leide,<br />

<strong>Die</strong> Tugend, gleich den Schlangen, fortgehetzt.<br />

Denn was im Tal, gedrückt von schwerem Leide,<br />

Nur irgend wohnt, hat die Natur verkehrt,<br />

Als hätt’ es mitgeschmaust auf Circes Weide.<br />

Zu garst’gen Schweinen, mehr der Eicheln wert<br />

Als dessen, was Natur den Menschen spendet,<br />

Ist erst sein wasserarmer <strong>La</strong>uf gekehrt.<br />

Dann, wie er weiter seine Wogen sendet,<br />

Trifft er ohnmächt’ge kleine Kläffer an,<br />

Von welchen er die Stirn unwillig wendet<br />

Je mehr er schwillt in seiner tiefern Bahn,<br />

Sieht der unsel’ge maledeite Graben<br />

<strong>Die</strong> Hund’ an Art sich mehr den Wölfen nah’n.<br />

In tiefen Tümpeln scheint er drauf vergraben<br />

Und trifft dann Füchs, in List so eingeweiht,<br />

Daß sie nicht scheu mehr vor dem Schlau’sten haben.<br />

Frei red’ ich. Sei der Horcher auch nicht weit,<br />

Und gut wird’s diesem sein, das zu behalten,<br />

Was der wahrhafte Geist mir prophezeit.<br />

Ich sehe deinen Neffen furchtbar schalten,<br />

Der jene Wölfe so zu jagen weiß,<br />

Daß sie vor grauser Todesangst erkalten.<br />

Denn er verkauft sie lebend scharenweis,<br />

Dann sticht er sie, gleich einem alten Schlachtvieh,<br />

nieder.<br />

Das Leben raubt er vielen, sich den Preis.<br />

Zuletzt verläßt er, blutbespritzt die Glieder,<br />

Den Wald gefällt, und ringsum öd und tot,<br />

Und tausend Jahr’ erneu’n sein <strong>La</strong>ub nicht wieder.“<br />

Wie bei Verkündigung zukünft’ger Not<br />

Des bangen Hörers Züge sich umschatten,<br />

Der sich gefährdet glaubt und rings bedroht,<br />

So sah ich jetzo jenen andern Schatten,<br />

Der zugehorcht, verstört und bange stehn,<br />

Wie seinen Geist erfüllt die Worte hatten.<br />

31 ché dal principio suo, ov’ è sì pregno<br />

l’alpestro monte ond’ è tronco Peloro,<br />

che ’n pochi luoghi passa oltra quel segno,<br />

34 infin là ’ve si rende per ristoro<br />

di quel che ’l ciel de la marina asciuga,<br />

ond’ hanno i fiumi ciò che va con loro,<br />

37 vertù così per nimica si fuga<br />

da tutti come biscia, o per sventura<br />

del luogo, o per mal uso che li fruga:<br />

40 ond’ hanno sì mutata lor natura<br />

li abitator de la misera valle,<br />

che par che Circe li avesse in pastura.<br />

43 Tra brutti porci, più degni di galle<br />

che d’altro cibo fatto in uman uso,<br />

dirizza prima il suo povero calle.<br />

46 Botoli trova poi, venendo giuso,<br />

ringhiosi più che non chiede lor possa,<br />

e da lor disdegnosa torce il muso.<br />

49 Vassi caggendo; e quant’ ella più ’ngrossa,<br />

tanto più trova di can farsi lupi<br />

la maladetta e sventurata fossa.<br />

52 Discesa poi per più pelaghi cupi,<br />

trova le volpi sì piene di froda,<br />

che non temono ingegno che le occùpi.<br />

55 Né lascerò di dir perch’ altri m’oda;<br />

e buon sarà costui, s’ancor s’ammenta<br />

di ciò che vero spirto mi disnoda.<br />

58 Io veggio tuo nepote che diventa<br />

cacciator di quei lupi in su la riva<br />

del fiero fiume, e tutti li sgomenta.<br />

61 Vende la carne loro essendo viva;<br />

poscia li ancide come antica belva;<br />

molti di vita e sé di pregio priva.<br />

64 Sanguinoso esce de la trista selva;<br />

lasciala tal, che di qui a mille anni<br />

ne lo stato primaio non si rinselva.“<br />

67 Com’ a l’annunzio di dogliosi danni<br />

si turba il viso di colui ch’ascolta,<br />

da qual che parte il periglio l’assanni,<br />

70 così vid’ io l’altr’ anima, che volta<br />

stava a udir, turbarsi e farsi trista,<br />

poi ch’ebbe la parola a sé raccolta.


Fegefeuer: Vierzehnter Gesang Pagina 161<br />

Was ich von dem gehört, von dem gesehn,<br />

Mich reizt’ es, ihren Namen nachzufragen,<br />

Und bittend ließ ich meine Frag’ ergehn.<br />

Und den, der erst gesprochen, hört’ ich sagen:<br />

” Du also willst, für dich tun soll ich dies,<br />

Was du für mich zu tun mir abgeschlagen?<br />

Doch kargen will ich nicht, denn herrlich ließ<br />

Gott in dir strahlen seine Huld und Güte.<br />

Drum wisse, daß ich Guid del Duca hieß.<br />

Von Neid verbrannt war also mein Gemüte,<br />

Daß, wenn ich sah, ein andrer sei erfreut,<br />

Ich schwarz vor Gall’ in bitterm Ingrimm glühte.<br />

Hier mäh’ ich Saat, die ich dort ausgestreut.<br />

O Sterbliche, was müßt ihr das begehren,<br />

Was Ausschluß der Genossenschaft gebeut!<br />

Der hier ist Rainer, der zu Preis und Ehren<br />

Das Haus von Calboli gebracht, des Mut<br />

Und Kraft und Wert die Erben ganz entbehren.<br />

Denn alle sieht man jetzt aus seinem Blut<br />

Das Schlechte tun, das Rechte träg versäumen,<br />

Und zwischen Po, Berg, Ren und Meeresflut<br />

Sieht man’s nur sprossen noch in gift’gen Bäumen,<br />

Und keinem Gärtner glückt’s, der schlechten Art<br />

Wildwucherndes Gewürzel wegzuräumen.<br />

Wo mag der wackre Licio, wo Manard,<br />

Wo Traversar, wo Guid Carpigna bleiben?<br />

Ist jeder Romagnol heut ein Bastard?<br />

Ein Schmied muß in Bologna Äste treiben,<br />

Und in Faenza jetzt ein Bernardin,<br />

Der edle Sproß aus niederm Keim, bekleiden!<br />

Nicht staune, Tuscier, daß ich traurig bin,<br />

Wenn ich des Guid von Prata noch gedenke,<br />

Und des, der mit uns war, des Ugolin.<br />

Dann auf Tignoso die Erinnrung lenke,<br />

Auf Traversars und Anastasens Haus,<br />

Und über den enterbten Stamm mich kränke;<br />

Auf Ritter, Frau’n, auf Ruhe, Müh’ und Strauß,<br />

Was wir aus Lieb’ und Edelsinn begannen,<br />

Wo jetzt die Herzen sind voll Tück’ und Graus.<br />

Brettinoro, fliehst du nicht von dannen,<br />

Da, um zu flieh’n Verderben, Schand und Hohn,<br />

<strong>Die</strong> Guten allesamt aus dir entrannen!<br />

73 Lo dir de l’una e de l’altra la vista<br />

mi fer voglioso di saper lor nomi,<br />

e dimanda ne fei con prieghi mista;<br />

76 per che lo spirto che di pria parlòmi<br />

ricominciò: ” Tu vuo’ ch’io mi deduca<br />

nel fare a te ciò che tu far non vuo’mi.<br />

79 Ma da che Dio in te vuol che traluca<br />

tanto sua grazia, non ti sarò scarso;<br />

però sappi ch’io fui Guido del Duca.<br />

82 Fu il sangue mio d’invidia sì rïarso,<br />

che se veduto avesse uom farsi lieto,<br />

visto m’avresti di livore sparso.<br />

85 Di mia semente cotal paglia mieto;<br />

o gente umana, perché poni ’l core<br />

là ’v’ è mestier di consorte divieto?<br />

88 Questi è Rinier; questi è ’l pregio e l’onore<br />

de la casa da Calboli, ove nullo<br />

fatto s’è reda poi del suo valore.<br />

91 E non pur lo suo sangue è fatto brullo,<br />

tra ’l Po e ’l monte e la marina e ’l Reno,<br />

del ben richesto al vero e al trastullo;<br />

94 ché dentro a questi termini è ripieno<br />

di venenosi sterpi, sì che tardi<br />

per coltivare omai verrebber meno.<br />

97 Ov’ è ’l buon Lizio e Arrigo Mainardi?<br />

Pier Traversaro e Guido di Carpigna?<br />

Oh Romagnuoli tornati in bastardi!<br />

100 Quando in Bologna un Fabbro si ralligna?<br />

quando in Faenza un Bernardin di Fosco,<br />

verga gentil di picciola gramigna?<br />

103 Non ti maravigliar s’io piango, Tosco,<br />

quando rimembro, con Guido da Prata,<br />

Ugolin d’Azzo che vivette nosco,<br />

106 Federigo Tignoso e sua brigata,<br />

la casa Traversara e li Anastagi<br />

(e l’una gente e l’altra è diretata),<br />

109 le donne e ’ cavalier, li affanni e li agi<br />

che ne ’nvogliava amore e cortesia<br />

là dove i cuor son fatti sì malvagi.<br />

112 O Bretinoro, ché non fuggi via,<br />

poi che gita se n’è la tua famiglia<br />

e molta gente per non esser ria?


Seite 162 Purgatorio: Canto XIV<br />

Wohl dir, Bagnacaval, dir fehlt der Sohn!<br />

Weh, Castrocaro, dir, da mit Verderben<br />

Dich solche Grafen, wie du zeugst, bedrohen!<br />

Gut handeln einst, wird erst ihr Dämon sterben,<br />

Faenzas Herr’n, doch nimmer werden sie<br />

Des Ruhmes reines Zeugnis sich erwerben.<br />

Dir, Ugolin von Fantoli, wird nie<br />

Des edlen Namens reiner Glanz gebrechen,<br />

Da dir das Schicksal keinen Sohn verlieh.<br />

Doch jetzt, Toskaner, geh; denn nicht zum Sprechen,<br />

Mich reizt zum Weinen nur mein armes <strong>La</strong>nd,<br />

Und preßt mein Herz durch Untat und Verbrechen.“<br />

Durchs Ohr ward jenen unser Gehn bekannt,<br />

Drum wußten wir, da sie es schweigend litten,<br />

Daß wir uns auf den rechten Weg gewandt.<br />

Indem wir einsam nun von dannen schritten,<br />

Scholl eine Stimm’ uns zu, eh wir’s gedacht,<br />

Gleich einem Blitze, der die Luft durchschnitten:<br />

Mich tötet, .wer mich trifft! Sie rief’s mit Macht<br />

Und floh im schnellen Flug dann und verhallte,<br />

Dem Donner gleich, der aus den Wolken kracht.<br />

Und wie sie kaum an uns vorüberwallte,<br />

Braust’ eine zweite schon an unser Ohr,<br />

<strong>Die</strong> schrecklich, wie ein zweiter Donner schallte:<br />

Ich bin Aglauros, die zum Stein erfror!<br />

Und als ich an Virgil mich drängen wollte,<br />

Schritt ich vor großer Angst zurück, nicht vor.<br />

Schon schwieg die Luft, kein dritter Donner rollte,<br />

Da sprach Virgil: ” <strong>Die</strong>s ist der harte Zaum,<br />

Der auf der rechten Bahn euch halten sollte.<br />

Doch winkt des alten Feindes Köder kaum,<br />

So laßt ihr euch in seinem Hamen fangen,<br />

Gebt nicht dem Rufe, nicht dem Zügel Raum.<br />

Euch rufend, hält der Himmel euch umfangen,<br />

Der, ewig schön, rings seine Kreise zieht,<br />

Doch euer Blick bleibt an der Erde hangen,<br />

115 Ben fa Bagnacaval, che non rifiglia;<br />

e mal fa Castrocaro, e peggio Conio,<br />

che di figliar tai conti più s’impiglia.<br />

118 Ben faranno i Pagan, da che ’l demonio<br />

lor sen girà; ma non però che puro<br />

già mai rimagna d’essi testimonio.<br />

121 O Ugolin de’ Fantolin, sicuro<br />

è ’l nome tuo, da che più non s’aspetta<br />

chi far lo possa, tralignando, scuro.<br />

124 Ma va via, Tosco, omai; ch’or mi diletta<br />

troppo di pianger più che di parlare,<br />

sì m’ha nostra ragion la mente stretta.“<br />

127 Noi sapavam che quell’ anime care<br />

ci sentivano andar; però, tacendo,<br />

facëan noi del cammin confidare.<br />

130 Poi fummo fatti soli procedendo,<br />

folgore parve quando l’aere fende,<br />

voce che giunse di contra dicendo:<br />

133 ’Anciderammi qualunque m’apprende’;<br />

e fuggì come tuon che si dilegua,<br />

se sùbito la nuvola scoscende.<br />

136 Come da lei l’udir nostro ebbe triegua,<br />

ed ecco l’altra con sì gran fracasso,<br />

che somigliò tonar che tosto segua:<br />

139<br />

” Io sono Aglauro che divenni sasso“;<br />

e allor, per ristrignermi al poeta,<br />

in destro feci, e non innanzi, il passo.<br />

142 Già era l’aura d’ogne parte queta;<br />

ed el mi disse: ” Quel fu ’l duro camo<br />

che dovria l’uom tener dentro a sua meta.<br />

145 Ma voi prendete l’esca, sì che l’amo<br />

de l’antico avversaro a sé vi tira;<br />

e però poco val freno o richiamo.<br />

148 Chiamavi ’l cielo e ’ntorno vi si gira,<br />

mostrandovi le sue bellezze etterne,<br />

e l’occhio vostro pur a terra mira;<br />

Und deshalb schlägt euch der, der alles sieht.“ 151 onde vi batte chi tutto discerne.“


Fegefeuer: Fünfzehnter Gesang Pagina 163<br />

Fünfzehnter Gesang Canto XV<br />

So viel, als bis zum Schluß der dritten Stunde,<br />

Vom Tagsbeginn des Wegs die Sphäre macht,<br />

<strong>Die</strong> wie ein Kindlein tanzt im ew’gen Runde,<br />

So viel des Weges halt’, eh’ noch vollbracht<br />

Ihr Tageslauf, die Sonne zu vollbringen;<br />

Dort war es Vesperzeit, hier Mitternacht.<br />

Auf jenen Pfaden, die den Berg umringen,<br />

Schien uns die Sonne mitten ins Gesicht,<br />

Weil wir jetzt g’rade gegen Westen gingen.<br />

Da fiel ein Glanz mit lastendem Gewicht<br />

Mir auf die Stirn, mich mehr als erst zu blenden.<br />

Ich staunt’, und was es war, begriff ich nicht.<br />

Schnell deckt’ ich mir die Augen mit den Händen<br />

Als wie mit einem Schirm, daß vor der Glut<br />

<strong>Die</strong> schwachen Blicke Schutz und Ruhe fänden.<br />

Gleich wie der Strahl vom Spiegel, von der Flut<br />

Nach jenseits hüpft, und dann beim Aufwärtssteigen,<br />

So wie vorher beim Niedersteigen tut,<br />

Weil er von Linien, die sich senkrecht neigen,<br />

So hier wie dort abweicht in gleichem Zug,<br />

Wie uns die Kunst und die Erfahrung zeigen;<br />

So ward mein Auge jetzt in jähem Flug<br />

Getroffen vom zurückgeworfnen Lichte,<br />

Drob ich’s in Eile schloß und niederschlug.<br />

” Was, süßer Vater, ist dies? Dem Gesichte<br />

Will, was ich tue, nicht zum Schutz gedeih’n.<br />

Es scheint, als ob der Glanz hierher sich richte!“<br />

Drauf er: ” Nicht staune, wenn in solchem Schein<br />

Noch blendend dir des Himmels <strong>Die</strong>ner nahen.<br />

Ein Bote kommt und lädt zum Steigen ein.<br />

Bald wird, was erst die Augen tränend sahen,<br />

Dir so zur Lust, als du nur Fähigkeit,<br />

Sie zu empfinden, von Natur empfahen.“<br />

Der Engel sprach zu uns voll Freudigkeit:<br />

” Geht dorten ein auf minder schroffen Stiegen,<br />

Als jene sind, die ihr gestiegen seid.“<br />

Indem wir nun zusammen aufwärts stiegen,<br />

Sang’s hinter uns: ” Heil den Barmherz’gen, Heil!“<br />

Und wieder klang’s: ” Sei froh in deinen Siegen!“<br />

Und da wir beid’ allein, und minder steil<br />

<strong>Die</strong> Treppen waren, dacht’ ich: Noch im Gehen<br />

Wird Lehre wohl vom Meister dir zuteil.<br />

1 Quanto tra l’ultimar de l’ora terza<br />

e ’l principio del dì par de la spera<br />

che sempre a guisa di fanciullo scherza,<br />

4 tanto pareva già inver’ la sera<br />

essere al sol del suo corso rimaso;<br />

vespero là, e qui mezza notte era.<br />

7 E i raggi ne ferien per mezzo ’l naso,<br />

perché per noi girato era sì ’l monte,<br />

che già dritti andavamo inver’ l’occaso,<br />

10 quand’ io senti’ a me gravar la fronte<br />

a lo splendore assai più che di prima,<br />

e stupor m’eran le cose non conte;<br />

13 ond’ io levai le mani inver’ la cima<br />

de le mie ciglia, e fecimi ’l solecchio,<br />

che del soverchio visibile lima.<br />

16 Come quando da l’acqua o da lo specchio<br />

salta lo raggio a l’opposita parte,<br />

salendo su per lo modo parecchio<br />

19 a quel che scende, e tanto si diparte<br />

dal cader de la pietra in igual tratta,<br />

sì come mostra esperïenza e arte;<br />

22 così mi parve da luce rifratta<br />

quivi dinanzi a me esser percosso;<br />

per che a fuggir la mia vista fu ratta.<br />

25<br />

28<br />

” Che è quel, dolce padre, a che non posso<br />

schermar lo viso tanto che mi vaglia,“<br />

diss’ io, e pare inver’ noi esser mosso?“<br />

”<br />

” Non ti maravigliar s’ancor t’abbaglia<br />

la famiglia del cielo,“ a me rispuose:<br />

” messo è che viene ad invitar ch’om saglia.<br />

31 Tosto sarà ch’a veder queste cose<br />

non ti fia grave, ma fieti diletto<br />

quanto natura a sentir ti dispuose.“<br />

34 Poi giunti fummo a l’angel benedetto,<br />

con lieta voce disse: ” Intrate quinci<br />

ad un scaleo vie men che li altri eretto.“<br />

37 Noi montavam, già partiti di linci,<br />

e ’Beati misericordes!’ fue<br />

cantato retro, e ’Godi tu che vinci!’.<br />

40 Lo mio maestro e io soli amendue<br />

suso andavamo; e io pensai, andando,<br />

prode acquistar ne le parole sue;


Seite 164 Purgatorio: Canto XV<br />

” Was mochte Guido bei dem Gut verstehen,<br />

Das Ausschluß der Genossenschaft gebeut?“<br />

Ich sprach’s, gewandt, ihm ins Gesicht zu sehen.<br />

” Weil stets sein Hauptfehl ihm den Schmerz erneut“<br />

Sprach drauf Virgil, will er dich weiser machen<br />

”<br />

Und tadelt drum, was er nun schwer bereut.<br />

Denn euer Sehnen geht nach solchen Sachen,<br />

<strong>Die</strong> Mitbesitz verringert, die durch Neid<br />

In eurer Brust der Seufzer Glut entfachen.<br />

Doch möchten in des Himmels Herrlichkeit<br />

Des Menschen Wünsch’ ihr rechtes Ziel erkennen,<br />

War’ eure Brust von solcher Angst befreit.<br />

Je mehrere dies Gut ihr eigen nennen,<br />

Je mehr besitzt des Guts ein jeder dort,<br />

Je stärker fühlt er sich in Lieb’ entbrennen.“<br />

” Noch fass ich nichts,“ versetzt’ ich meinem Hort,<br />

” Und mindre Zweifel hat vorher das Schweigen<br />

In meiner Seel’ erweckt, als jetzt dein Wort.<br />

Kann höher je der Reichtum vieler steigen,<br />

Wenn man ein Gut verteilt, als wenn es nicht<br />

Gemeinsam wäre. Sondern einem eigen?“<br />

Und er: ” Weil, nur auf Erdengut erpicht,<br />

Dein Geist noch nicht den höhern Flug gewonnen,<br />

Drum schöpfst du Finsternis aus wahrem Licht.<br />

Des Himmels unaussprechlich große Wonnen,<br />

Sie eilen so ins liebende Gemüt,<br />

Wie nach dem Spiegel hin der Strahl der Sonnen<br />

Sie geben sich je mehr, je mehr es glüht,<br />

Und reicher strömt die ew’ge Kraft hernieder,<br />

Je freudiger des Herzens Lieb’ erblüht.<br />

Erhebt die Seel’ erst aufwärts ihr Gefieder,<br />

Dann liebt sie mehr, je mehr zu lieben ist,<br />

Denn eine strahlt den Glanz der andern wieder –<br />

Und g’nügt mein Wort dir nicht, in kurzer Frist<br />

Wird dort von dir Beatrix aufgefunden,<br />

Durch welche du dann ganz befriedigt bist.<br />

Jetzt sorge nur, daß bald von deinen Wunden<br />

<strong>Die</strong> fünf sich schließen wie das erste Paar,<br />

Das von der Stirn durch Reu’ und Leid geschwunden.“<br />

Schon wollt’ ich sagen: Deine Red’ ist klar!<br />

Da war ich an des andern Kreises Saume,<br />

Wo schnell mein Wort gehemmt durch Schaulust war.<br />

43 e dirizza’mi a lui sì dimandando:<br />

” Che volse dir lo spirto di Romagna,<br />

e ’divieto’ e ’consorte’ menzionando?“<br />

46 Per ch’elli a me: ” Di sua maggior magagna<br />

conosce il danno; e però non s’ammiri<br />

se ne riprende perché men si piagna.<br />

49 Perché s’appuntano i vostri disiri<br />

dove per compagnia parte si scema,<br />

invidia move il mantaco a’ sospiri.<br />

52 Ma se l’amor de la spera supprema<br />

torcesse in suso il disiderio vostro,<br />

non vi sarebbe al petto quella tema;<br />

55 ché, per quanti si dice più lì ’nostro’,<br />

tanto possiede più di ben ciascuno,<br />

e più di caritate arde in quel chiostro.“<br />

58<br />

” Io son d’esser contento più digiuno,“<br />

diss’ io, che se mi fosse pria taciuto,<br />

”<br />

e più di dubbio ne la mente aduno.<br />

61 Com’ esser puote ch’un ben, distributo<br />

in più posseditor, faccia più ricchi<br />

di sé che se da pochi è posseduto?“<br />

64 Ed elli a me: ” Però che tu rificchi<br />

la mente pur a le cose terrene,<br />

di vera luce tenebre dispicchi.<br />

67 Quello infinito e ineffabil bene<br />

che là sù è, così corre ad amore<br />

com’ a lucido corpo raggio vene.<br />

70 Tanto si dà quanto trova d’ardore;<br />

sì che, quantunque carità si stende,<br />

cresce sovr’ essa l’etterno valore.<br />

73 E quanta gente più là sù s’intende,<br />

più v’è da bene amare, e più vi s’ama,<br />

e come specchio l’uno a l’altro rende.<br />

76 E se la mia ragion non ti disfama,<br />

vedrai Beatrice, ed ella pienamente<br />

ti torrà questa e ciascun’ altra brama.<br />

79 Procaccia pur che tosto sieno spente,<br />

come son già le due, le cinque piaghe,<br />

che si richiudon per esser dolente.“<br />

82 Com’ io voleva dicer ’Tu m’appaghe’,<br />

vidimi giunto in su l’altro girone,<br />

sì che tacer mi fer le luci vaghe.


Fegefeuer: Fünfzehnter Gesang Pagina 165<br />

In einen Tempel schien, von wachem Traume<br />

Dahingerissen, meine Seel’ entfloh’n,<br />

Und Leute sah ich viel in seinem Raume.<br />

Am Eingang schien mit süßem Mutterton<br />

Und zärtlicher Gebärd’ ein Weib zu sagen:<br />

” Was hast du dies an uns getan, mein Sohn?<br />

Wir suchten dich voll Angst seit dreien Tagen,<br />

Ich und der Vater“ – sprach’s, und wundersam<br />

Schien sie vom Weh’n der Luft davongetragen.<br />

Drauf vors Gesicht mir eine zweite kam,<br />

Von Zähren naß, die – wohl war’s zu erkennen –<br />

Dem Aug’ entpreßte zornerzeugter Gram.<br />

Sie rief: ” Willst du den Herr’n der Stadt dich nennen,<br />

Ob deren Namen Götter sich gegrollt,<br />

Wo Strahlen jeder Wissenschaft entbrennen,<br />

Dann, Pisistrat, zahl’ ihm der Frechheit Sold,<br />

Der’s wagte, deine Tochter zu umfassen!“<br />

Allein der Herr, der liebreich schien und hold,<br />

Entgegnet’ ihr, die also rief, gelassen:<br />

” Wird jener, der uns liebt, von uns verdammt,<br />

Was tun wir dann an solchen, die uns hoffen?“ –<br />

Dann sah ich eine Schar, von Zorn entflammt,<br />

Und einen Jüngling dort, von ihr gesteinigt,<br />

Tod! Tod! so schrien sie wütend allesamt.<br />

Er beugte sich, schon bis zum Tod gepeinigt,<br />

Des <strong>La</strong>st ihn zu der Erde niederrang,<br />

Doch seinen Blick dem Himmel stets vereinigt,<br />

Und fleht’ empor zu Gott in solchem Drang:<br />

” Vergib der Wut, die gegen mich entbrannte!“<br />

Mit einem Blicke, der zum Mitleid zwang.<br />

Als meine Seele sich von außen wandte<br />

Zurück zu dem, was wahr ist außer ihr,<br />

Und ich nun den nicht falschen Wahn erkannte,<br />

Da sprach mein Führer, der, nicht weit von mir,<br />

Mich gleich dem Schläfer, der erwacht, erblickte:<br />

” Nicht halten kannst du dich! Was ist mit dir?<br />

Bereits seit einer halben Stunde knickte<br />

Dein Knie, du taumeltest, dein Auge brach,<br />

Als ob dich Schlummer oder Wein bestrickte.“<br />

” O süßer Vater, hörst du’s an“ – dies sprach<br />

Ich drauf zu ihm – so will ich dir verkünden,<br />

”<br />

Was mir erschien, als mir die Kraft gebrach.“<br />

85 Ivi mi parve in una visïone<br />

estatica di sùbito esser tratto,<br />

e vedere in un tempio più persone;<br />

88 e una donna, in su l’entrar, con atto<br />

dolce di madre dicer: ” Figliuol mio,<br />

perché hai tu così verso noi fatto?<br />

91 Ecco, dolenti, lo tuo padre e io<br />

ti cercavamo.“ E come qui si tacque,<br />

ciò che pareva prima, dispario.<br />

94 Indi m’apparve un’altra con quell’ acque<br />

giù per le gote che ’l dolor distilla<br />

quando di gran dispetto in altrui nacque,<br />

97 e dir: ” Se tu se’ sire de la villa<br />

del cui nome ne’ dèi fu tanta lite,<br />

e onde ogne scïenza disfavilla,<br />

100 vendica te di quelle braccia ardite<br />

ch’abbracciar nostra figlia, o Pisistràto.“<br />

E ’l segnor mi parea, benigno e mite,<br />

103 risponder lei con viso temperato:<br />

” Che farem noi a chi mal ne disira,<br />

se quei che ci ama è per noi condannato?“<br />

106 Poi vidi genti accese in foco d’ira<br />

con pietre un giovinetto ancider, forte<br />

gridando a sé pur: ” Martira, martira!“<br />

109 E lui vedea chinarsi, per la morte<br />

che l’aggravava già, inver’ la terra,<br />

ma de li occhi facea sempre al ciel porte,<br />

112 orando a l’alto Sire, in tanta guerra,<br />

che perdonasse a’ suoi persecutori,<br />

con quello aspetto che pietà diserra.<br />

115 Quando l’anima mia tornò di fori<br />

a le cose che son fuor di lei vere,<br />

io riconobbi i miei non falsi errori.<br />

118 Lo duca mio, che mi potea vedere<br />

far sì com’ om che dal sonno si slega,<br />

disse: ” Che hai che non ti puoi tenere,<br />

121 ma se’ venuto più che mezza lega<br />

velando li occhi e con le gambe avvolte,<br />

a guisa di cui vino o sonno piega?“<br />

124<br />

” O dolce padre mio, se tu m’ascolte,<br />

io ti dirò,“ diss’ io, ” ciò che m’apparve<br />

quando le gambe mi furon sì tolte.“


Seite 166 Purgatorio: Canto XVI<br />

” Ob mir entgegen hundert Masken stünden,“<br />

Entgegnet’ er, und deckten dein Gesicht,<br />

”<br />

Doch würd’ ich, was du denkst, genau ergründen.<br />

Das, was du sahst, du sahst’s, damit du nicht<br />

Dich ungemahnt verschlössest jenem Frieden,<br />

Des Strom hervor aus ew’ger Quelle bricht.<br />

Was ist dir? fragt’ ich nicht, wie der danieden<br />

Zu fragen pflegt, des Auge nicht mehr schaut,<br />

Sobald die Seel’ aus seinem Leib geschieden.<br />

<strong>Die</strong> Füße dir zu kräft’gen, fragt’ ich laut,<br />

Denn treiben muß man so den wachen Trägen,<br />

Den Tag zu nützen, eh’ der Abend graut.“<br />

Wir gingen beid’ in sinnigem Erwägen<br />

Dem Abend zu und sah’n, soweit man kann,<br />

Der Sonne tiefem Strahlenglanz entgegen.<br />

Und sieh, ein Rauch kam nach und nach heran,<br />

Der, schwarz wie Nacht, sich bis zu uns erstreckte,<br />

Und nirgends traf man Raum zum Weichen an,<br />

127 Ed ei: ” Se tu avessi cento larve<br />

sovra la faccia, non mi sarian chiuse<br />

le tue cogitazion, quantunque parve.<br />

130 Ciò che vedesti fu perché non scuse<br />

d’aprir lo core a l’acque de la pace<br />

che da l’etterno fonte son diffuse.<br />

133 Non dimandai “Che hai? ” per quel che face<br />

chi guarda pur con l’occhio che non vede,<br />

quando disanimato il corpo giace;<br />

136 ma dimandai per darti forza al piede:<br />

così frugar conviensi i pigri, lenti<br />

ad usar lor vigilia quando riede.“<br />

139 Noi andavam per lo vespero, attenti<br />

oltre quanto potean li occhi allungarsi<br />

contra i raggi serotini e lucenti.<br />

142 Ed ecco a poco a poco un fummo farsi<br />

verso di noi come la notte oscuro;<br />

né da quello era loco da cansarsi.<br />

Daher er bald uns Aug’ und Himmel deckte. 145 Questo ne tolse li occhi e l’aere puro.<br />

Sechzehnter Gesang Canto XVI<br />

Das Schwarz der Höll’ und einer Nacht, durchfunkelt<br />

Nicht von des ärmsten Himmels bleichstem Schein,<br />

Vom dichtesten der Nebel rings umdunkelt,<br />

Nie schloß es mich in grobem Schleier ein,<br />

Als jener Rauch, der dorten uns umflossen;<br />

Nie schien es mir so schmerzlich rauh zu sein.<br />

Nicht könnt’ ich steh’n, die Augen unverschlossen,<br />

Drum nahte sich, und seine Schulter bot<br />

Mein Führer mir treu, weis’ und unverdrossen.<br />

So wie der Blinde gern in seiner Not<br />

Dem Führer nachfolgt, um nicht anzurennen<br />

An was Gefahr bring’ und vielleicht den Tod,<br />

So folgt’ ich ihm, ohn’ etwas zu erkennen,<br />

Durch widrig bittern Qualm und horcht’ auf ihn,<br />

Der sprach: ” Gib Achtung, daß wir uns nicht trennen.“<br />

Ich hörte Stimmen dort, und jede schien<br />

Um Gnad’ und Frieden zu dem <strong>La</strong>mm zu stöhnen,<br />

Ob des der Herr die Sünden uns verzieh’n.<br />

Agnus Dei hört’ ich den Anfang tönen,<br />

Wobei sich aller Wort und Weise glich,<br />

Und voller Einklang herrscht’ in ihren Tönen.<br />

1 Buio d’inferno e di notte privata<br />

d’ogne pianeto, sotto pover cielo,<br />

quant’ esser può di nuvol tenebrata,<br />

4 non fece al viso mio sì grosso velo<br />

come quel fummo ch’ivi ci coperse,<br />

né a sentir di così aspro pelo,<br />

7 che l’occhio stare aperto non sofferse;<br />

onde la scorta mia saputa e fida<br />

mi s’accostò e l’omero m’offerse.<br />

10 Sì come cieco va dietro a sua guida<br />

per non smarrirsi e per non dar di cozzo<br />

in cosa che ’l molesti, o forse ancida,<br />

13 m’andava io per l’aere amaro e sozzo,<br />

ascoltando il mio duca che diceva<br />

pur: ” Guarda che da me tu non sia mozzo.“<br />

16 Io sentia voci, e ciascuna pareva<br />

pregar per pace e per misericordia<br />

l’Agnel di Dio che le peccata leva.<br />

19 Pur ’Agnus Dei’ eran le loro essordia;<br />

una parola in tutte era e un modo,<br />

sì che parea tra esse ogne concordia.


Fegefeuer: Sechzehnter Gesang Pagina 167<br />

” <strong>Die</strong>s sind wohl Geister, Herr!“ so wandt’ ich mich<br />

An ihn, und er: Es ist, wie du entscheidest;<br />

”<br />

Sie lösen von der Zornwut Schlingen sich.“<br />

” Wer bist du, der du unsern Rauch durchschneidest,<br />

Von dem man, wie du von uns sprichst, vernimmt,<br />

Daß du die Zeit dir noch nach Monden scheidest?“<br />

<strong>Die</strong> Rede ward von einem angestimmt,<br />

Drum sprach mein Meister: ” Stille sein Begehren<br />

Und frag’ ihn, ob man hier nach oben klimmt.“<br />

” Geschöpf, das, um zum Schöpfer heimzukehren,<br />

Sich reiniget und schön wird wie zuvor,<br />

Begleite mich, dann sollst du Wunder hören!“<br />

So ich, und er: ” Ich schreite mit dir vor,<br />

So weit ich darf, und, um uns nicht zu scheiden,<br />

Führ’ uns im Rauch an Auges Statt das Ohr.“<br />

Drauf ich: ” Obschon die Hüllen mich umkleiden,<br />

<strong>Die</strong> nur der Tod löst, schreit’ ich doch hinauf<br />

Und drang bis hierher durch der Hölle Leiden.<br />

Und nahm der Herr mich so zu Gnaden auf,<br />

Daß ich vermag zu ihm emporzustreben,<br />

Ganz gegen dieser Zeit gewohnten <strong>La</strong>uf,<br />

So sage mir, wer warst du einst im Leben,<br />

Und ob ich hier die rechte Straße hielt,<br />

Denn unsre Richtung wird dein Wort uns geben.“ –<br />

” Mark hieß ich einst, und was die Welt enthielt,<br />

Ich konnt’ es wohl und strebte nach dem Preise,<br />

Nach welchem jetzt auf Erden keiner zielt.<br />

G’rad’ vor dir ist der Weg zum höhern Kreise.“<br />

Er sprach’s: Noch bitt’ ich dich,“ So fügt’ er bei,<br />

”<br />

” Fürbittend denke mein am Ziel der Reise.“<br />

Und ich zu ihm: ” Bei meiner Treu, es sei!<br />

Doch wisse, daß ich einen Zweifel finde,<br />

An dem ich berste, sag’ ich ihn nicht frei.<br />

Er war einst einfach; doppelt jetzt empfinde<br />

Ich ihn in mir, nach dem, was du gesagt,<br />

Sobald ich mit dem Dort das Hier verbinde.<br />

Wahr ist’s, die Welt, so wie du mir geklagt,<br />

Ist öd an jeder Tugend, jeder Ehre,<br />

Und ganz mit Bosheit schwanger und geplagt.<br />

Doch daß ich sie erkenn’ und ändern lehre,<br />

So bitt’ ich, deute jetzt die Ursach’ mir.<br />

Der sucht sie dort, der in des Himmels Sphäre.“<br />

22<br />

25<br />

” Quei sono spirti, maestro, ch’i’ odo?“<br />

diss’ io. Ed elli a me: Tu vero apprendi,<br />

”<br />

e d’iracundia van solvendo il nodo.“<br />

” Or tu chi se’ che ’l nostro fummo fendi,<br />

e di noi parli pur come se tue<br />

partissi ancor lo tempo per calendi?“<br />

28 Così per una voce detto fue;<br />

onde ’l maestro mio disse: ” Rispondi,<br />

e domanda se quinci si va sùe.“<br />

31 E io: ” O creatura che ti mondi<br />

per tornar bella a colui che ti fece,<br />

maraviglia udirai, se mi secondi.“<br />

34<br />

” Io ti seguiterò quanto mi lece,“<br />

rispuose; e se veder fummo non lascia,<br />

”<br />

l’udir ci terrà giunti in quella vece.“<br />

37 Allora incominciai: ” Con quella fascia<br />

che la morte dissolve men vo suso,<br />

e venni qui per l’infernale ambascia.<br />

40 E se Dio m’ha in sua grazia rinchiuso,<br />

tanto che vuol ch’i’ veggia la sua corte<br />

per modo tutto fuor del moderno uso,<br />

43 non mi celar chi fosti anzi la morte,<br />

ma dilmi, e dimmi s’i’ vo bene al varco;<br />

e tue parole fier le nostre scorte.“<br />

46<br />

” Lombardo fui, e fu’ chiamato Marco;<br />

del mondo seppi, e quel valore amai<br />

al quale ha or ciascun disteso l’arco.<br />

49 Per montar sù dirittamente vai.“<br />

Così rispuose, e soggiunse: ” I’ ti prego<br />

che per me prieghi quando sù sarai.“<br />

52 E io a lui: ” Per fede mi ti lego<br />

di far ciò che mi chiedi; ma io scoppio<br />

dentro ad un dubbio, s’io non me ne spiego.<br />

55 Prima era scempio, e ora è fatto doppio<br />

ne la sentenza tua, che mi fa certo<br />

qui, e altrove, quello ov’ io l’accoppio.<br />

58 Lo mondo è ben così tutto diserto<br />

d’ogne virtute, come tu mi sone,<br />

e di malizia gravido e coverto;<br />

61 ma priego che m’addite la cagione,<br />

sì ch’i’ la veggia e ch’i’ la mostri altrui;<br />

ché nel cielo uno, e un qua giù la pone.“


Seite 168 Purgatorio: Canto XVI<br />

Ein bang gepreßtes Ach! entwand sich hier<br />

<strong>La</strong>ut seiner Brust, und dann begann er: ” Wisse,<br />

<strong>Die</strong> Welt ist blind, und du, Freund, kommst von ihr.<br />

Ihr, die ihr lebt, sprecht immer nur, es müsse<br />

Der Himmel selber Schuld an allem sein,<br />

Als ob er euch gewaltsam mit sich risse.<br />

Wär’s also, sprich, wo wäre nur ein Schein<br />

Von freiem Willen? Wie entspräch’s dem Rechte,<br />

Daß Lust der Tugend folgt, dem <strong>La</strong>ster Pein?<br />

<strong>Die</strong> Triebe pflanzen ein des Himmels Mächte,<br />

Nicht sag’ ich all; allein auch dies gesetzt,<br />

Ward euch Erkenntnis auch fürs Gut’ und Schlechte,<br />

Und freier Will’ – und, wenn er, auch verletzt<br />

Und müde, standhaft mit dem Himmel streitet,<br />

So siegt er, wohlgenährt, doch stets zuletzt.<br />

<strong>Die</strong> Urkraft, welche sich durchs All verbreitet,<br />

Beherrscht die Freien und erschafft den Geist,<br />

Den nicht der Himmel mehr als Vormund leitet.<br />

Drum, wenn die Gegenwart euch mit sich reißt,<br />

In euch nur liegt der Grund, liegt in euch allen,<br />

Wie, was ich sage, deutlich dir beweist.<br />

Es kommt aus dessen Hand, des Wohlgefallen<br />

Ihr lächelt, eh’ sie ist, gleich einem Kind,<br />

Das lacht und weint in unschuldsvollem <strong>La</strong>llen,<br />

<strong>Die</strong> junge Seele, die nichts weiß und sinnt,<br />

Als daß, vom heitern Schöpfer ausgegangen,<br />

Sie gern dahin kehrt, wo die Freuden sind.<br />

Sie schmeckt ein kleines Gut erst, fühlt Verlangen<br />

Und rennt ihm nach, wenn sie kein Führer hält,<br />

Kein Zaum sie hemmt, der Neigung nachzuhangen.<br />

Gesetz, als Zaum, ist nötig drum der Welt,<br />

Ein Herrscher auch, der von der Stadt, der wahren,<br />

Im Auge mindestens den Turm behält.<br />

Gesetze sind, doch wer mag sie bewahren?<br />

Kein Mensch! Denn seht, ein Hirt, der wiederkaut,<br />

Doch nicht gespaltne Klau’n hat, führt die Scharen;<br />

Daher die Herde, die dem Führer traut,<br />

Der das verschlingt, wonach sie selber lüstert,<br />

Nur dies verzehrt und nicht nach Höherm schaut.<br />

Drum, was man auch von anderm Grunde flüstert,<br />

Nicht die Natur ist ruchlos und verkehrt,<br />

Nur schlechte Führung hat die Welt verdüstert.<br />

64 Alto sospir, che duolo strinse in ” uhi!“<br />

mise fuor prima; e poi cominciò: ” Frate,<br />

lo mondo è cieco, e tu vien ben da lui.<br />

67 Voi che vivete ogne cagion recate<br />

pur suso al cielo, pur come se tutto<br />

movesse seco di necessitate.<br />

70 Se così fosse, in voi fora distrutto<br />

libero arbitrio, e non fora giustizia<br />

per ben letizia, e per male aver lutto.<br />

73 Lo cielo i vostri movimenti inizia;<br />

non dico tutti, ma, posto ch’i’ ’l dica,<br />

lume v’è dato a bene e a malizia,<br />

76 e libero voler; che, se fatica<br />

ne le prime battaglie col ciel dura,<br />

poi vince tutto, se ben si notrica.<br />

79 A maggior forza e a miglior natura<br />

liberi soggiacete; e quella cria<br />

la mente in voi, che ’l ciel non ha in sua cura.<br />

82 Però, se ’l mondo presente disvia,<br />

in voi è la cagione, in voi si cheggia;<br />

e io te ne sarò or vera spia.<br />

85 Esce di mano a lui che la vagheggia<br />

prima che sia, a guisa di fanciulla<br />

che piangendo e ridendo pargoleggia,<br />

88 l’anima semplicetta che sa nulla,<br />

salvo che, mossa da lieto fattore,<br />

volontier torna a ciò che la trastulla.<br />

91 Di picciol bene in pria sente sapore;<br />

quivi s’inganna, e dietro ad esso corre,<br />

se guida o fren non torce suo amore.<br />

94 Onde convenne legge per fren porre;<br />

convenne rege aver, che discernesse<br />

de la vera cittade almen la torre.<br />

97 Le leggi son, ma chi pon mano ad esse?<br />

Nullo, però che ’l pastor che procede,<br />

rugumar può, ma non ha l’unghie fesse;<br />

100 per che la gente, che sua guida vede<br />

pur a quel ben fedire ond’ ella è ghiotta,<br />

di quel si pasce, e più oltre non chiede.<br />

103 Ben puoi veder che la mala condotta<br />

è la cagion che ’l mondo ha fatto reo,<br />

e non natura che ’n voi sia corrotta.


Fegefeuer: Sechzehnter Gesang Pagina 169<br />

Rom hatte, da’s zum Glück die Welt bekehrt,<br />

Zwei Sonnen, und den Weg der Welt hatt’ eine,<br />

<strong>Die</strong> andere den Weg zu Gott verklärt.<br />

Verlöscht ward eine von der andern Scheine,<br />

Und Schwert und Hirtenstab von einer Hand<br />

Gefaßt im übel passenden Vereine.<br />

Denn nicht mehr fürchten, wenn man sie verband,<br />

Sich Hirtenstab und Schwert – du kannst’s begreifen,<br />

Denn an den Früchten wird der Baum erkannt.<br />

Man sah im <strong>La</strong>nd, das Etsch und Po durchstreifen<br />

Eh’ man dem Kaiser Widerstand getan,<br />

Stets edle Sitt’ und Kraft und Tugend reifen.<br />

Jetzt finden, die den Guten sich zu nah’n<br />

Und sie zu sprechen, sich errötend scheuen,<br />

In jenem <strong>La</strong>nd vollkommen sichre Bahn.<br />

<strong>Die</strong> alten Zeiten schelten dort die neuen<br />

Noch durch drei Greise von der echten Art,<br />

<strong>Die</strong> sich des nahen Todes harrend freuen.<br />

Konrad Pallazzo ist es, und Gherard<br />

Und Guid Castel, der besser heißen würde<br />

Nach fränk’scher Art: der ehrliche Lombard.<br />

Roms Kirche fällt, weil sie die Doppelwürde,<br />

<strong>Die</strong> Doppelherrschaft jetzt in sich vermengt,<br />

In Kot, besudelnd sich und ihre Bürde“ –<br />

” Mein Marco,“ sprach ich, klares Licht empfängt<br />

”<br />

Durch deine Rede jetzt mein Geist – ich sehe,<br />

Was aus der Erbschaft Levis Stamm verdrängt.<br />

Doch sage, welcher Gherard, meinst du, stehe<br />

Als Trümmer noch versunkner guter Zeit,<br />

So, daß er dieser Zeit Verderbnis schmähe? –<br />

“Betrügst, versuchst du mich in meinem Leid? ”<br />

So er: “Du, Tuscisch sprechend, tust dergleichen,<br />

Als kenntest du nicht Gherards Trefflichkeit?<br />

Den Namen kenn’ ich, sonst kein andres Zeichen,<br />

Wenn man’s von seiner Gaja nicht entnimmt,<br />

Gott sei mit dir, hier muß ich von euch weichen.<br />

Sieh, wie in weißem Glanz der Rauch entglimmt.<br />

Fort muß ich, denn schon ist der Engel dorten;<br />

Ich scheid’, eh’ er mich wahr hier sprechend nimmt. ”<br />

106 Soleva Roma, che ’l buon mondo feo,<br />

due soli aver, che l’una e l’altra strada<br />

facean vedere, e del mondo e di Deo.<br />

109 L’un l’altro ha spento; ed è giunta la spada<br />

col pasturale, e l’un con l’altro insieme<br />

per viva forza mal convien che vada;<br />

112 però che, giunti, l’un l’altro non teme:<br />

se non mi credi, pon mente a la spiga,<br />

ch’ogn’ erba si conosce per lo seme.<br />

115 In sul paese ch’Adice e Po riga,<br />

solea valore e cortesia trovarsi,<br />

prima che Federigo avesse briga;<br />

118 or può sicuramente indi passarsi<br />

per qualunque lasciasse, per vergogna,<br />

di ragionar coi buoni o d’appressarsi.<br />

121 Ben v’èn tre vecchi ancora in cui rampogna<br />

l’antica età la nova, e par lor tardo<br />

che Dio a miglior vita li ripogna:<br />

124 Currado da Palazzo e ’l buon Gherardo<br />

e Guido da Castel, che mei si noma,<br />

francescamente, il semplice Lombardo.<br />

127 Dì oggimai che la Chiesa di Roma,<br />

per confondere in sé due reggimenti,<br />

cade nel fango, e sé brutta e la soma.“<br />

130<br />

” O Marco mio,“ diss’ io, bene argomenti;<br />

”<br />

e or discerno perché dal retaggio<br />

li figli di Levì furono essenti.<br />

133 Ma qual Gherardo è quel che tu per saggio<br />

di’ ch’è rimaso de la gente spenta,<br />

in rimprovèro del secol selvaggio?“<br />

136<br />

” O tuo parlar m’inganna, o el mi tenta,“<br />

rispuose a me; ché, parlandomi tosco,<br />

”<br />

par che del buon Gherardo nulla senta.<br />

139 Per altro sopranome io nol conosco,<br />

s’io nol togliessi da sua figlia Gaia.<br />

Dio sia con voi, ché più non vegno vosco.<br />

142 Vedi l’albor che per lo fummo raia<br />

già biancheggiare, e me convien partirmi<br />

(l’angelo è ivi) prima ch’io li paia.“<br />

Er sprach’s und horchte nicht mehr meinen Worten. 145 Così tornò, e più non volle udirmi.


Seite 170 Purgatorio: Canto XVII<br />

Siebzehnter Gesang Canto XVII<br />

Denk’, Leser, wenn dich Nebel je umstrickte,<br />

Auf Alpenhöh’n, durch den, wie durch die Haut<br />

Des Maulwurfs Auge blickt, das deine blickte,<br />

Wie, wenn der feuchte Qualm, der dich umgraut,<br />

Nun dünn wird und beginnt, sich zu erhellen,<br />

Dann matt hinein das Rund der Sonne schaut;<br />

Und doch vermagst du kaum, dir vorzustellen,<br />

Wie ich die Sonn’ itzt wiedersah, die sich<br />

Soeben senken wollt’ ins Bett der Wellen.<br />

So, gleichen Schritts mit meinem Hort, entwich<br />

Ich aus der Wolk’, als wie aus dunkler Klause,<br />

Zum Strahl, der sterbend schon am Strand erblich.<br />

Phantasie, die du aus ihrem Hause<br />

Weithin die Seel’ entrückst, daß man’s nicht spürt,<br />

Ob ringsumher Trompetenschall erbrause,<br />

Was regt dich auf, wenn nichts den Sinn berührt?<br />

Das Himmelslicht erregt dich, das hernieder<br />

Von selber strömt, das auch ein Wille führt.<br />

<strong>Die</strong> Arge sah ich, die sich im Gefieder<br />

Des Vogels barg, der ewig Reu’ und Gram<br />

Verhaucht im Klang der süßen Klagelieder.<br />

Und ganz zurückgedrängt ward wundersam<br />

Hier meine Seel’ in sich, zu nichts sich neigend<br />

Und nichts aufnehmend, was von außen kam.<br />

Darauf erschien, der Phantasie entsteigend,<br />

Ein Mann am Kreuz, so trotzig-stolz wie er<br />

Von Ansehn war, sich auch im Tode zeigend.<br />

Ich sah dabei den großen Ahasver,<br />

Esther, sein Weib, und Mardochai, den Frommen,<br />

In Wort und Tat so ganz, rund um ihn her.<br />

Und dieses Bild zersprang, kaum wahrgenommen,<br />

Gleich einer Blase, die mit kurzem Schein<br />

Im Wasser glänzt, wenn sie emporgeschwommen.<br />

Dann zeigte mein Gesicht ein Mägdelein.<br />

” O Fürstin, Mutter!“ rief die Tränenvolle,<br />

” Was wolltest du aus Zorn vernichtet sein!<br />

Du starbst, daß dein <strong>La</strong>vinia bleiben solle.<br />

Bin ich nun dein? Nicht andrer Tod, es zwingt<br />

Der deine mich zu bittrem Tränenzolle.“<br />

Gleich wie der Schlaf in jähem Schreck zerspringt,<br />

Wenn Strahlen an des Schläfers Antlitz prallen,<br />

Doch eh’ er ganz erstirbt, sich sträubt und ringt,<br />

1 Ricorditi, lettor, se mai ne l’alpe<br />

ti colse nebbia per la qual vedessi<br />

non altrimenti che per pelle talpe,<br />

4 come, quando i vapori umidi e spessi<br />

a diradar cominciansi, la spera<br />

del sol debilemente entra per essi;<br />

7 e fia la tua imagine leggera<br />

in giugnere a veder com’ io rividi<br />

lo sole in pria, che già nel corcar era.<br />

10 Sì, pareggiando i miei co’ passi fidi<br />

del mio maestro, usci’ fuor di tal nube<br />

ai raggi morti già ne’ bassi lidi.<br />

13 O imaginativa che ne rube<br />

talvolta sì di fuor, ch’om non s’accorge<br />

perché dintorno suonin mille tube,<br />

16 chi move te, se ’l senso non ti porge?<br />

Moveti lume che nel ciel s’informa,<br />

per sé o per voler che giù lo scorge.<br />

19 De l’empiezza di lei che mutò forma<br />

ne l’uccel ch’a cantar più si diletta,<br />

ne l’imagine mia apparve l’orma;<br />

22 e qui fu la mia mente sì ristretta<br />

dentro da sé, che di fuor non venìa<br />

cosa che fosse allor da lei ricetta.<br />

25 Poi piovve dentro a l’alta fantasia<br />

un crucifisso, dispettoso e fero<br />

ne la sua vista, e cotal si moria;<br />

28 intorno ad esso era il grande Assüero,<br />

Estèr sua sposa e ’l giusto Mardoceo,<br />

che fu al dire e al far così intero.<br />

31 E come questa imagine rompeo<br />

sé per sé stessa, a guisa d’una bulla<br />

cui manca l’acqua sotto qual si feo,<br />

34 surse in mia visïone una fanciulla<br />

piangendo forte, e dicea: ” O regina,<br />

perché per ira hai voluto esser nulla?<br />

37 Ancisa t’hai per non perder <strong>La</strong>vina;<br />

or m’hai perduta! Io son essa che lutto,<br />

madre, a la tua pria ch’a l’altrui ruina.“<br />

40 Come si frange il sonno ove di butto<br />

nova luce percuote il viso chiuso,<br />

che fratto guizza pria che muoia tutto;


Fegefeuer: Siebzehnter Gesang Pagina 171<br />

So sah ich jetzt mein Traumbild niederfallen,<br />

Als mir ein Licht ins Antlitz schlug, so klar,<br />

Wie’s nie zur Erde strömt aus Himmelshallen.<br />

Ich wandte mich, zu sehen, wo ich war,<br />

Als eine Stimm’ erklang: ” Hier müßt ihr steigen!“<br />

Und ich vergaß des andern ganz und gar.<br />

Sie zwang den Willen, sich dorthin zu neigen,<br />

Zu sehn, wer sprach, und ließ, bis ich belehrt,<br />

<strong>Die</strong> Unruh’ nicht in meinem Innern Schweigen.<br />

Wie von der Sonne, die den Blick beschwert,<br />

Durch zuviel Licht ihr eignes Bild bedeckend,<br />

Ward von dem Glanze meine Kraft verzehrt.<br />

” Ein Himmelsgeist ist’s, uns den Weg entdeckend,<br />

Der aufwärts führt, auch ohne daß wir fleh’n,<br />

Und selber sich in seinem Licht versteckend.<br />

Wie wir uns selber tun, ist uns gescheh’n,<br />

Denn wer die Not erblickt und harrt der Bitte,<br />

Ist böslich schon geneigt, sie zu verschmäh’n.<br />

Auf! Solchem Rufe nach mit raschem Tritte!<br />

Wir müssen aufwärts, eh’ das Dunkel naht,<br />

Sonst löst der Tag erst die gehemmten Schritte.“<br />

Mein Führer sprach’s, worauf zum Felsgestad’<br />

Wir, hingewandt nach einer Stiege, gingen,<br />

Und wie ich auf die erste Stufe trat,<br />

Fühlt’ ich ein Weh’n, wie von bewegten Schwingen<br />

Im Angesicht, und laut erklang’s, mir nah:<br />

” Heil den Friedfert’gen, die den Zorn bezwingen.“<br />

Der Sonne letzte bleiche Strahlen sah<br />

Ich über uns, gefolgt von nächt’gen Schatten.<br />

Und schon erschienen Sternlein hier und da.<br />

” O meine Kraft, was mußt du so ermatten!“<br />

So dacht’ ich still bei mir, denn ich empfand,<br />

Daß sich entstrickt der Füße Nerven hatten.<br />

Wir waren auf der höchsten Stufe Rand<br />

Und standen fest, wie angeheftet, dorten,<br />

Gleich einem Kahn in des Gestades Sand.<br />

Aufmerksam lauscht’ ich erst nach allen Orten,<br />

Ob nichts zu hören sei, und wandte nun<br />

Zu meinem Meister mich mit diesen Worten:<br />

” Mein süßer Vater, sprich, welch übles Tun<br />

Führt uns zur Läuterung in diesem Kreise.<br />

<strong>La</strong>ß nicht die Rede, gleich den Füßen, ruh’n.“<br />

43 così l’imaginar mio cadde giuso<br />

tosto che lume il volto mi percosse,<br />

maggior assai che quel ch’è in nostro uso.<br />

46 I’ mi volgea per veder ov’ io fosse,<br />

quando una voce disse ” Qui si monta,“<br />

che da ogne altro intento mi rimosse;<br />

49 e fece la mia voglia tanto pronta<br />

di riguardar chi era che parlava,<br />

che mai non posa, se non si raffronta.<br />

52 Ma come al sol che nostra vista grava<br />

e per soverchio sua figura vela,<br />

così la mia virtù quivi mancava.<br />

55<br />

” Questo è divino spirito, che ne la<br />

via da ir sù ne drizza sanza prego,<br />

e col suo lume sé medesmo cela.<br />

58 Sì fa con noi, come l’uom si fa sego;<br />

ché quale aspetta prego e l’uopo vede,<br />

malignamente già si mette al nego.<br />

61 Or accordiamo a tanto invito il piede;<br />

procacciam di salir pria che s’abbui,<br />

ché poi non si poria, se ’l dì non riede.“<br />

64 Così disse il mio duca, e io con lui<br />

volgemmo i nostri passi ad una scala;<br />

e tosto ch’io al primo grado fui,<br />

67 senti’mi presso quasi un muover d’ala<br />

e ventarmi nel viso e dir: ’Beati<br />

pacifici, che son sanz’ ira mala!’.<br />

70 Già eran sovra noi tanto levati<br />

li ultimi raggi che la notte segue,<br />

che le stelle apparivan da più lati.<br />

73 ’O virtù mia, perché sì ti dilegue?’,<br />

fra me stesso dicea, ché mi sentiva<br />

la possa de le gambe posta in triegue.<br />

76 Noi eravam dove più non saliva<br />

la scala sù, ed eravamo affissi,<br />

pur come nave ch’a la piaggia arriva.<br />

79 E io attesi un poco, s’io udissi<br />

alcuna cosa nel novo girone;<br />

poi mi volsi al maestro mio, e dissi:<br />

82<br />

” Dolce mio padre, dì, quale offensione<br />

si purga qui nel giro dove semo?<br />

Se i piè si stanno, non stea tuo sermone.“


Seite 172 Purgatorio: Canto XVII<br />

” Trägheit zum Guten“, Sprach darauf der Weise,<br />

” Zahlt hier die dort gemachten Schulden erst;<br />

Hier wird der träge Rudrer schnell zur Reife.<br />

Merk’ auf, damit du’s deutlicher erfährst,<br />

Weil ungenutzt sonst unser Stillstand bliebe –<br />

Frucht bringt dein Weilen, wenn du dich belehrst.<br />

Nicht Schöpfer, noch Geschöpf ist ohne Liebe,<br />

Noch war es je. Du weißt, in der Natur<br />

Und in der Seel’ entkeimen ihre Triebe.<br />

Nie irrt die erste von der rechten Spur.<br />

<strong>Die</strong> zweite kann im Gegenstande fehlen<br />

Und bald zu stark sein, bald zu lässig nur.<br />

Weiß sie zum Ziel das erste Gut zu wählen,<br />

Ist sie beim zweiten nicht zu heiß, zu kalt,<br />

Dann reizt sie nicht zu schlechter Lust die Seelen<br />

Doch schweift sie ab zum Bösen, ist sie bald<br />

Zum Guten lau, zu eifrig bald im Rennen,<br />

So tut dem Schöpfer das Geschöpf Gewalt.<br />

So muß die Liebe, wie du wirst erkennen,<br />

In euch die Saat zu jeder Tugend streu’n,<br />

Doch auch zu allem, was wir <strong>La</strong>ster nennen.<br />

Nun, weil ob ihres Gegenstands sich freu’n<br />

<strong>Die</strong> Liebe muß, an dessen Heil sich weiden,<br />

Drum hat kein Ding den eignen Haß zu scheuen.<br />

Und weil kein Sein sich kann vom Ursein scheiden<br />

Und ohne dieses für sich selbst bestehn,<br />

Muß dies zu hoffen jeder Trieb vermeiden.<br />

Drum kannst du, folgr’ ich richtig, deutlich sehn:<br />

Dem Nächsten gilt die Liebe nur zum Schlimmen<br />

Und kann aus dreifach schmutz’gem Quell entstehn.<br />

Der hofft zur Herrlichkeit emporzuklimmen<br />

Durch andrer Fall, und dieses muß zur Lust,<br />

<strong>Die</strong> Größe zu erniedrigen, ihn stimmen.<br />

Der Gunst, des Ruhmes und der Macht Verlust<br />

Scheut der, wenn sich ein andrer aufgeschwungen,<br />

Und liebt das Gegenteil mit banger Brust.<br />

Der ist entrüstet von Beleidigungen,<br />

Drob Durst nach Rach’ in ihm sich offenbart,<br />

Bis ihm dem andern weh zu tun gelungen.<br />

Ob dieser Liebe von dreifacher Art<br />

Weint man dort unten – jetzt vernimm von Liebe,<br />

<strong>Die</strong> nicht durch rechtes Maß geregelt ward.<br />

85 Ed elli a me: ” L’amor del bene, scemo<br />

del suo dover, quiritta si ristora;<br />

qui si ribatte il mal tardato remo.<br />

88 Ma perché più aperto intendi ancora,<br />

volgi la mente a me, e prenderai<br />

alcun buon frutto di nostra dimora.“<br />

91<br />

” Né creator né creatura mai,“<br />

cominciò el, figliuol, fu sanza amore,<br />

”<br />

o naturale o d’animo; e tu ’l sai.<br />

94 Lo naturale è sempre sanza errore,<br />

ma l’altro puote errar per malo obietto<br />

o per troppo o per poco di vigore.<br />

97 Mentre ch’elli è nel primo ben diretto,<br />

e ne’ secondi sé stesso misura,<br />

esser non può cagion di mal diletto;<br />

100 ma quando al mal si torce, o con più cura<br />

o con men che non dee corre nel bene,<br />

contra ’l fattore adovra sua fattura.<br />

103 Quinci comprender puoi ch’esser convene<br />

amor sementa in voi d’ogne virtute<br />

e d’ogne operazion che merta pene.<br />

106 Or, perché mai non può da la salute<br />

amor del suo subietto volger viso,<br />

da l’odio proprio son le cose tute;<br />

109 e perché intender non si può diviso,<br />

e per sé stante, alcuno esser dal primo,<br />

da quello odiare ogne effetto è deciso.<br />

112 Resta, se dividendo bene stimo,<br />

che ’l mal che s’ama è del prossimo; ed esso<br />

amor nasce in tre modi in vostro limo.<br />

115 È chi, per esser suo vicin soppresso,<br />

spera eccellenza, e sol per questo brama<br />

ch’el sia di sua grandezza in basso messo;<br />

118 è chi podere, grazia, onore e fama<br />

teme di perder perch’ altri sormonti,<br />

onde s’attrista sì che ’l contrario ama;<br />

121 ed è chi per ingiuria par ch’aonti,<br />

sì che si fa de la vendetta ghiotto,<br />

e tal convien che ’l male altrui impronti.<br />

124 Questo triforme amor qua giù di sotto<br />

si piange: or vo’ che tu de l’altro intende,<br />

che corre al ben con ordine corrotto.


Fegefeuer: Achtzehnter Gesang Pagina 173<br />

Nach einem Gute strebt mit dunkelm Triebe<br />

Der Mensch und fühlt, daß seiner Wünsche Glut,<br />

Erreicht’ er’s nicht, ihm unbefriedigt bliebe.<br />

<strong>Die</strong> träge Lieb’ ist’s zu dem wahren Gut,<br />

<strong>Die</strong> säumt, es zu erschau’n, es zu erringen,<br />

<strong>Die</strong> hier nach echter Reue Buße tut.<br />

Gut scheinen andre Güter, doch sie bringen<br />

Nicht wahres Glück, sind Stoff und Wurzel nicht,<br />

Aus welchen Früchte wahren Heils entspringen.<br />

<strong>Die</strong> Lieb’, auf solches Gut zu sehr erpicht,<br />

Büßt in drei Kreisen oberhalb mit Zähren;<br />

Doch wie sie dreifach irrt von Recht und Pflicht,<br />

127 Ciascun confusamente un bene apprende<br />

nel qual si queti l’animo, e disira;<br />

per che di giugner lui ciascun contende.<br />

130 Se lento amore a lui veder vi tira<br />

o a lui acquistar, questa cornice,<br />

dopo giusto penter, ve ne martira.<br />

133 Altro ben è che non fa l’uom felice;<br />

non è felicità, non è la buona<br />

essenza, d’ogne ben frutto e radice.<br />

136 L’amor ch’ad esso troppo s’abbandona,<br />

di sovr’ a noi si piange per tre cerchi;<br />

ma come tripartito si ragiona,<br />

Das sollst du selbst dir suchen und erklären.“ 139 tacciolo, acciò che tu per te ne cerchi.“<br />

Achtzehnter Gesang Canto XVIII<br />

Mein hoher Lehrer hatte seiner Lehre<br />

Ein Ziel gesetzt und blickt’ aufmerksam mir<br />

Ins Angesicht, ob ich zufrieden wäre.<br />

Ich, noch gereizt von frischem Durst nach ihr,<br />

Schwieg äußerlich, doch sprach bei mir im stillen:<br />

” Beschwert ihn wohl zu viele Wißbegier?“<br />

Doch der wahrhafte Vater, der den Willen,<br />

Den schüchternen, bemerkt, gab sprechend jetzt<br />

Mir neuen Mut, des Sprechens Lust zu stillen.<br />

Drum ich: ” Dein Licht, mein teurer Meister, letzt<br />

Mein Auge so, daß es an allen Dingen,<br />

<strong>Die</strong> du beschreibst, klar schauend sich ergötzt.<br />

Doch, süßer Vater, laß es tiefer dringen.<br />

Was ist doch jene Lieb’ – ich bitte, sprich! –<br />

Aus welcher gut’ und schlechte Werk’ entspringen?“<br />

” Scharf richte deines Geistes Aug’ auf mich,“<br />

Versetzt’ er, und den Irrtum jener Blinden,<br />

”<br />

<strong>Die</strong> sich zu Führern machen, lehr’ ich dich.<br />

Der Geist, geschaffen, Liebe zu empfinden,<br />

Bewegt sich schnell zu allem, was gefällt,<br />

Wenn Reize sich, ihn zu erwecken, finden.<br />

Was Wirklichkeit euch vor die Augen stellt,<br />

paßt der Begriff, um es dem Geist zu zeigen,<br />

Der dann dorthin nur sich gerichtet hält.<br />

Und diese Richtung, dies Entgegenneigen,<br />

Lieb’ ist es, ist Natur, die dem, was schön<br />

Und reizend ist, sich hingibt als ihm eigen.<br />

1 Posto avea fine al suo ragionamento<br />

l’alto dottore, e attento guardava<br />

ne la mia vista s’io parea contento;<br />

4 e io, cui nova sete ancor frugava,<br />

di fuor tacea, e dentro dicea: ’Forse<br />

lo troppo dimandar ch’io fo li grava’.<br />

7 Ma quel padre verace, che s’accorse<br />

del timido voler che non s’apriva,<br />

parlando, di parlare ardir mi porse.<br />

10 Ond’ io: ” Maestro, il mio veder s’avviva<br />

sì nel tuo lume, ch’io discerno chiaro<br />

quanto la tua ragion parta o descriva.<br />

13 Però ti prego, dolce padre caro,<br />

che mi dimostri amore, a cui reduci<br />

ogne buono operare e ’l suo contraro.“<br />

16<br />

” Drizza,“ disse, ver’ me l’agute luci<br />

”<br />

de lo ’ntelletto, e fieti manifesto<br />

l’error de’ ciechi che si fanno duci.<br />

19 L’animo, ch’è creato ad amar presto,<br />

ad ogne cosa è mobile che piace,<br />

tosto che dal piacere in atto è desto.<br />

22 Vostra apprensiva da esser verace<br />

tragge intenzione, e dentro a voi la spiega,<br />

sì che l’animo ad essa volger face;<br />

25 e se, rivolto, inver’ di lei si piega,<br />

quel piegare è amor, quell’ è natura<br />

che per piacer di novo in voi si lega.


Seite 174 Purgatorio: Canto XVIII<br />

Dann, wie die Flamm’ emporglüht zu den Höh’n<br />

Durch ihre Form bestimmt, dorthin zu streben,<br />

Wo ihre Stoffe minder schnell vergeh’n,<br />

So scheint der Geist der Sehnsucht nur zu leben,<br />

Der geistigen Bewegung, die nicht ruht,<br />

Bis, was er liebt, sich zum Genuß ergeben.<br />

Drum sieh, wie not die Wahrheit jenen tut,<br />

<strong>Die</strong>, lehren wollend, noch den Irrwahn hegen,<br />

Jedwede Lieb’ an sich sei recht und gut.<br />

Gut ist vielleicht ihr Grundstoff allerwegen;<br />

Doch sei das Wachs auch echt und gut, man preist<br />

Das Bild, drin abgedrückt, noch nicht deswegen.“<br />

Drauf ich: ” Dein Wort und mein folgsamer Geist,<br />

Sie lassen mich der Liebe Wesen sehen,<br />

Obgleich der Geist noch zweifelschwanger kreist.<br />

Denn, muß durch äußern Reiz die Lieb’ entstehen,<br />

Lenkt die Natur die Seele, wie ist’s dann<br />

Verdienstlich, ob wir krumm, ob g’rade gehen?“ –<br />

” Hör’ itzt, wie weit Vernunft hier schauen kann,“<br />

So er, dort stellt Beatrix dich zufrieden,<br />

”<br />

Denn jenseits fängt das Werk des Glaubens an.<br />

<strong>Die</strong> wesentliche Form – sie ist geschieden<br />

Vom Stoff und ihm vereint, und eine Kraft,<br />

<strong>Die</strong> ihr nur eigen ist, ist ihr beschieden.<br />

Sie kann, nicht fühlbar, bis sie wirkt und schafft,<br />

Durch Wirkung nur sich zeigen und bewähren,<br />

Wie durch das <strong>La</strong>ub des Baumes Lebenssaft.<br />

Daher vermag der Mensch nicht, zu erklären,<br />

Woher zuerst in ihm Begriff entstehn,<br />

Woher das erste Sehnen und Begehren.<br />

Denn wie den Trieb, dem Honig nachzugehn,<br />

<strong>Die</strong> Bien’ erhielt, so habt ihr sie erhalten,<br />

<strong>Die</strong> nicht zu loben ist und nicht zu schmäh’n.<br />

Doch fühlt ihr auch die Kraft, die Rat gibt, walten,<br />

Und sie, der andern Haupt und Herrscherin,<br />

Soll Wach’ an eures Beifalls Schwelle halten.<br />

Sie, des Verdienstes und der Schuld Beginn,<br />

Nimmt, wie euch gut’ und schlechte Lieb’ entzündet,<br />

Sie auf und lenkt zu eurer Wahl euch hin.<br />

Drum haben jene, so die Sach’ ergründet,<br />

<strong>Die</strong> angeborne Freiheit wohl bedacht,<br />

Und euch die Lehren der Moral verkündet.<br />

28 Poi, come ’l foco movesi in altura<br />

per la sua forma ch’è nata a salire<br />

là dove più in sua matera dura,<br />

31 così l’animo preso entra in disire,<br />

ch’è moto spiritale, e mai non posa<br />

fin che la cosa amata il fa gioire.<br />

34 Or ti puote apparer quant’ è nascosa<br />

la veritate a la gente ch’avvera<br />

ciascun amore in sé laudabil cosa;<br />

37 però che forse appar la sua matera<br />

sempre esser buona, ma non ciascun segno<br />

è buono, ancor che buona sia la cera.“<br />

40<br />

” Le tue parole e ’l mio seguace ingegno,“<br />

rispuos’ io lui, m’hanno amor discoverto,<br />

”<br />

ma ciò m’ha fatto di dubbiar più pregno;<br />

43 ché, s’amore è di fuori a noi offerto<br />

e l’anima non va con altro piede,<br />

se dritta o torta va, non è suo merto.“<br />

46 Ed elli a me: ” Quanto ragion qui vede,<br />

dir ti poss’ io; da indi in là t’aspetta<br />

pur a Beatrice, ch’è opra di fede.<br />

49 Ogne forma sustanzïal, che setta<br />

è da matera ed è con lei unita,<br />

specifica vertute ha in sé colletta,<br />

52 la qual sanza operar non è sentita,<br />

né si dimostra mai che per effetto,<br />

come per verdi fronde in pianta vita.<br />

55 Però, là onde vegna lo ’ntelletto<br />

de le prime notizie, omo non sape,<br />

e de’ primi appetibili l’affetto,<br />

58 che sono in voi sì come studio in ape<br />

di far lo mele; e questa prima voglia<br />

merto di lode o di biasmo non cape.<br />

61 Or perché a questa ogn’ altra si raccoglia,<br />

innata v’è la virtù che consiglia,<br />

e de l’assenso de’ tener la soglia.<br />

64 Quest’ è ’l principio là onde si piglia<br />

ragion di meritare in voi, secondo<br />

che buoni e rei amori accoglie e viglia.<br />

67 Color che ragionando andaro al fondo,<br />

s’accorser d’esta innata libertate;<br />

però moralità lasciaro al mondo.


Fegefeuer: Achtzehnter Gesang Pagina 175<br />

Mag wirklich nun im Innern, angefacht<br />

Von der Notwendigkeit, die Lieb’ entbrennen,<br />

So habt ihr doch auch sie zu zügeln Macht.<br />

<strong>Die</strong> edle Kraft wird Beatrice nennen,<br />

Wenn sie dir kund vom freien Willen tut,<br />

Drum merk’ es, um des Wortes Sinn zu kennen.“<br />

Der Mond, der fast bis Mitternacht geruht,<br />

Kam itzt hervor, der Sterne Zahl beschränkend,<br />

Gleich einem Kessel anzusehn von Glut,<br />

Den Pfad dem Himmelslauf entgegenlenkend,<br />

Den Pfad, den Sol, von Rom gesehn, durchglühe<br />

Inmitten Sard’ und Cors’ ins Meer sich senkend.<br />

Der edle Geist, ob des im Ruhme blüht<br />

Pietola vor Mantuas andern Orten,<br />

War jetzt nicht mehr durch meine <strong>La</strong>st bemüht.<br />

Ich, der die Zweifel all in seinen Worten<br />

Gelöset sah und alles hell und klar,<br />

Stand wie ein Schläfriger hinbrütend dorten.<br />

Doch plötzlich naht’ im Kreislauf eine Schar<br />

Und scheuchte diese Schläfrigkeit des Matten,<br />

Da sie bereits in unserm Rücken war.<br />

Und wie Böotiens Flüss’ in nächt’gen Schatten<br />

Ein wild Gedräng’ an ihrem Strande sah’n,<br />

Wenn die Thebaner Bacchus nötig hatten,<br />

So sah ich jen’ im Kreise trabend nah’n,<br />

Und alle trieb – so wollte mir’s erscheinen –<br />

Gerechte Lieb’ und wackrer Eifer an.<br />

Und schon bei uns, denn zögern sah ich keinen,<br />

War angelangt der ganze große Hauf,<br />

Da riefen die zwei Vordersten mit Weinen:<br />

” Rasch zum Gebirge ging Marions <strong>La</strong>uf;<br />

Und Cäsar, um Ilerda zu gewinnen,<br />

Umschloß Marseill und brach nach Spanien auf.“<br />

” Rasch, laßt aus Trägheit nicht die Zeit entrinnen,“<br />

Schrien alle nun, es macht der rege Fleiß<br />

”<br />

Zum Guten neu der Gnade Lenz beginnen.“ –<br />

” O ihr, in denen Eifer scharf und heiß<br />

Das, was ihr dort aus <strong>La</strong>uheit nicht vollbrachtet,<br />

Was ihr versäumt, wohl zu ersetzen weiß,<br />

Der, welcher lebt – nicht sag’ ich Lügen – trachtet<br />

Emporzusteigen, eh’ der Morgen wach,<br />

Drum sagt den Weg, den ihr den nächsten achtet.“<br />

70 Onde, poniam che di necessitate<br />

surga ogne amor che dentro a voi s’accende,<br />

di ritenerlo è in voi la podestate.<br />

73 <strong>La</strong> nobile virtù Beatrice intende<br />

per lo libero arbitrio, e però guarda<br />

che l’abbi a mente, s’a parlar ten prende.“<br />

76 <strong>La</strong> luna, quasi a mezza notte tarda,<br />

facea le stelle a noi parer più rade,<br />

fatta com’ un secchion che tuttor arda;<br />

79 e correa contra ’l ciel per quelle strade<br />

che ’l sole infiamma allor che quel da Roma<br />

tra ’ Sardi e ’ Corsi il vede quando cade.<br />

82 E quell’ ombra gentil per cui si noma<br />

Pietola più che villa mantoana,<br />

del mio carcar diposta avea la soma;<br />

85 per ch’io, che la ragione aperta e piana<br />

sovra le mie quistioni avea ricolta,<br />

stava com’ om che sonnolento vana.<br />

88 Ma questa sonnolenza mi fu tolta<br />

subitamente da gente che dopo<br />

le nostre spalle a noi era già volta.<br />

91 E quale Ismeno già vide e Asopo<br />

lungo di sè di notte furia e calca,<br />

pur che i Teban di Bacco avesser uopo,<br />

94 cotal per quel giron suo passo falca,<br />

per quel ch’io vidi di color, venendo,<br />

cui buon volere e giusto amor cavalca.<br />

97 Tosto fur sovr’ a noi, perché correndo<br />

si movea tutta quella turba magna;<br />

e due dinanzi gridavan piangendo:<br />

100<br />

103<br />

106<br />

” Maria corse con fretta a la montagna;<br />

e Cesare, per soggiogare Ilerda,<br />

punse Marsilia e poi corse in Ispagna.“<br />

” Ratto, ratto, che ’l tempo non si perda<br />

per poco amor,“ gridavan li altri appresso,<br />

” che studio di ben far grazia rinverda.“<br />

” O gente in cui fervore aguto adesso<br />

ricompie forse negligenza e indugio<br />

da voi per tepidezza in ben far messo,<br />

109 questi che vive, e certo i’ non vi bugio,<br />

vuole andar sù, pur che ’l sol ne riluca;<br />

però ne dite ond’ è presso il pertugio.“


Seite 176 Purgatorio: Canto XIX<br />

Mein Führer sagte dies, und einer sprach:<br />

” Wollt ihr zum Orte, wo der Fels, gespalten<br />

Zur Schlucht, euch durchzieh’n läßt. So folgt uns nach.<br />

Uns ist es nicht erlaubt, uns aufzuhalten,<br />

Denn Eile treibt uns fort, drum mögt ihr nicht,<br />

Was uns das Recht gebeut, für Grobheit halten.<br />

Ich übt’ in Zenos Haus des Abtes Pflicht,<br />

Unter des guten Rotbart Herrscherstabe,<br />

Von welchem Mailand noch mit Schmerzen spricht.<br />

Und einer, schon mit einem Fuß im Grabe,<br />

Er weint, gedenkend jenes Klosters, bald,<br />

Daß er gehabt dort Macht und Ansehn habe,<br />

Weil er den Sohn, verpfuscht an der Gestalt,<br />

Noch mehr verpfuscht an Geiste, schlechtgeboren,<br />

Anstatt des wahren Hirten dort bestallt.“<br />

Ob er noch sprach? Ob schwieg? – vor meinen Ohren<br />

Verklang, sich schnell entfernend, jener Ton.<br />

Doch merkt’ ich dies und hab’ es nicht verloren.<br />

Und er, in jeder Not mein Helfer schon,<br />

Sprach: ” Sieh dorthin, woher die beiden kommen,<br />

<strong>Die</strong> Trägheit scheuchend und ihr selbst entfloh’n.“<br />

Sie riefen jenen nach: ” Erst umgekommen<br />

War jenes Volk, dem sich das Meer erschloß,<br />

Bevor der Jordan seine Herr’n bekommen.<br />

Und jenes, das die edle Müh’ verdroß,<br />

Bis an sein Ziel Äneen zu begleiten,<br />

Es ward seitdem ein ruhmlos schlechter Troß.“<br />

<strong>Die</strong> Schatten schwanden kaum in fernen Weiten,<br />

Als ein Gedank’ aufs neu’ in mir entstand,<br />

Und dieser erste zeigte bald den zweiten,<br />

Dem sich verwirrt der dritte, viert’ entwand,<br />

Bis mir zuletzt die Augenlider sanken;<br />

Und wie verschmelzend Bild um Bild verschwand,<br />

112 Parole furon queste del mio duca;<br />

e un di quelli spirti disse: ” Vieni<br />

di retro a noi, e troverai la buca.<br />

115 Noi siam di voglia a muoverci sì pieni,<br />

che restar non potem; però perdona,<br />

se villania nostra giustizia tieni.<br />

118 Io fui abate in San Zeno a Verona<br />

sotto lo ’mperio del buon Barbarossa,<br />

di cui dolente ancor Milan ragiona.<br />

121 E tale ha già l’un piè dentro la fossa,<br />

che tosto piangerà quel monastero,<br />

e tristo fia d’avere avuta possa;<br />

124 perché suo figlio, mal del corpo intero,<br />

e de la mente peggio, e che mal nacque,<br />

ha posto in loco di suo pastor vero.“<br />

127 Io non so se più disse o s’ei si tacque,<br />

tant’ era già di là da noi trascorso;<br />

ma questo intesi, e ritener mi piacque.<br />

130 E quei che m’era ad ogne uopo soccorso<br />

disse: ” Volgiti qua: vedine due<br />

venir dando a l’accidïa di morso.“<br />

133 Di retro a tutti dicean: ” Prima fue<br />

morta la gente a cui il mar s’aperse,<br />

che vedesse Iordan le rede sue.<br />

136 E quella che l’affanno non sofferse<br />

fino a la fine col figlio d’Anchise,<br />

sé stessa a vita sanza gloria offerse.“<br />

139 Poi quando fuor da noi tanto divise<br />

quell’ ombre, che veder più non potiersi,<br />

novo pensiero dentro a me si mise,<br />

142 del qual più altri nacquero e diversi;<br />

e tanto d’uno in altro vaneggiai,<br />

che li occhi per vaghezza ricopersi,<br />

Da ward zum Traum das Wogen der Gedanken. 145 e ’l pensamento in sogno trasmutai.<br />

Neunzehnter Gesang Canto XIX<br />

Zur Stunde, da, vom Erdqualm überwunden,<br />

Oft vom Saturn, den Nachtfrost zu durchlau’n,<br />

Der Tagesglut die Kraft dahingeschwunden,<br />

Wenn in dem Osten vor des Frühlichts Grauen<br />

Ihr größtes Glück die Geomanten sehen,<br />

Wo’s kurze Zeit sich hält in nächt’gem Braun,<br />

1 Ne l’ora che non può ’l calor dïurno<br />

intepidar più ’l freddo de la luna,<br />

vinto da terra, e talor da Saturno<br />

4 quando i geomanti lor Maggior Fortuna<br />

veggiono in orïente, innanzi a l’alba,<br />

surger per via che poco le sta bruna – ,


Fegefeuer: Neunzehnter Gesang Pagina 177<br />

Sah ich ein Weib im Traume vor mir stehen,<br />

Kalkweiß, verstümmelt, stotternd, krummgebückt,<br />

Und schielend sah ich sie die Augen drehen.<br />

Ich schaut’ auf sie – wie der, den Nachtfrost drückt,<br />

Gestärkt wird und belebt vom Blick der Sonnen,<br />

So wurde sie von meinem Blick durchzückt.<br />

Schnell sprang das Band, das ihre Zung’ umsponnen;<br />

Sie richtete sich auf; ein roter Schein<br />

Färbt’ ihr Gesicht, wie Hauch der Liebeswonnen.<br />

Kaum fühlte sie die Zunge sich befrei’n,<br />

Als sie ein Lied begann, so holden Sanges,<br />

Daß ich auf nichts horcht’, als auf sie allein.<br />

” Ich, der Sirenen Süßeste,“ so klang es,<br />

” Ich bin’s, durch die vom Weg der Schiffer schweift;<br />

Denn wer mich hört, ist voll des Wonnedranges.<br />

Mir folgt’ Ulyß, der lang’ umhergestreift,<br />

Und wie Entzücken ihn und Wollust kirren,<br />

Verläßt mich keiner, der mich ganz begreift.“<br />

Noch hört’ ich in der Luft die Töne schwirren,<br />

Sieh, da erschien ein heil’ges Weib, mir nah,<br />

<strong>Die</strong> Sängerin beschämend zu verwirren.<br />

” Virgil! Virgil! sprich, wer ist diese da?“<br />

Sie rief’s mit Zorn, als sie dies Weib entdeckte<br />

Indes er fest nur ihr ins Auge fah.<br />

Sie aber riß das Kleid, das jene deckte,<br />

Ihr vorn entzwei, daß mir der Bauch erschien,<br />

Aus dem Gestank quoll, welcher mich erweckte.<br />

Ich schlug die Augen auf und sah auf ihn.<br />

” Schon dreimal rief ich dich,“ begann der Weise.<br />

” Auf, laß uns jetzt zur Felsenöffnung zieh’n.“<br />

Ich richtete mich auf, und alle Kreise<br />

Des heil’gen Bergs erfüllte Morgenpracht<br />

Und leuchtet’ hinter uns zu unsrer Reise.<br />

Ich folgt’ ihm nach und neigte, längst erwacht,<br />

<strong>Die</strong> Stirn, wie einer, der in schweren Sinnen<br />

Sich selbst zum halben Brückenbogen macht.<br />

” Kommt, hier steigt auf!“ So hört’ ich’s nun beginnen,<br />

Mit Tönen, wie sie nie im ird’schen <strong>La</strong>nd,<br />

So huldvoll und so süß, das Herz gewinnen.<br />

<strong>Die</strong> Flügel, wie des Schwanes, ausgespannt,<br />

Winkt’ uns der Engel vor, und beide gingen<br />

Wir durch des Felsens enge Doppelwand.<br />

7 mi venne in sogno una femmina balba,<br />

ne li occhi guercia, e sovra i piè distorta,<br />

con le man monche, e di colore scialba.<br />

10 Io la mirava; e come ’l sol conforta<br />

le fredde membra che la notte aggrava,<br />

così lo sguardo mio le facea scorta<br />

13 la lingua, e poscia tutta la drizzava<br />

in poco d’ora, e lo smarrito volto,<br />

com’ amor vuol, così le colorava.<br />

16 Poi ch’ell’ avea ’l parlar così disciolto,<br />

cominciava a cantar sì, che con pena<br />

da lei avrei mio intento rivolto.<br />

19<br />

” Io son,“ cantava, io son dolce serena,<br />

”<br />

che ’ marinari in mezzo mar dismago;<br />

tanto son di piacere a sentir piena!<br />

22 Io volsi Ulisse del suo cammin vago<br />

al canto mio; e qual meco s’ausa,<br />

rado sen parte; sì tutto l’appago!“<br />

25 Ancor non era sua bocca richiusa,<br />

quand’ una donna apparve santa e presta<br />

lunghesso me per far colei confusa.<br />

28<br />

” O Virgilio, Virgilio, chi è questa?“<br />

fieramente dicea; ed el venìa<br />

con li occhi fitti pur in quella onesta.<br />

31 L’altra prendea, e dinanzi l’apria<br />

fendendo i drappi, e mostravami ’l ventre;<br />

quel mi svegliò col puzzo che n’uscia.<br />

34 Io mossi li occhi, e ’l buon maestro: ” Almen<br />

tre<br />

voci t’ho messe!“ dicea, ” Surgi e vieni;<br />

troviam l’aperta per la qual tu entre.“<br />

37 Sù mi levai, e tutti eran già pieni<br />

de l’alto dì i giron del sacro monte,<br />

e andavam col sol novo a le reni.<br />

40 Seguendo lui, portava la mia fronte<br />

come colui che l’ha di pensier carca,<br />

che fa di sé un mezzo arco di ponte;<br />

43 quand’ io udi’ ” Venite; qui si varca“<br />

parlare in modo soave e benigno,<br />

qual non si sente in questa mortal marca.<br />

46 Con l’ali aperte, che parean di cigno,<br />

volseci in sù colui che sì parlonne<br />

tra due pareti del duro macigno.


Seite 178 Purgatorio: Canto XIX<br />

Er weht’ uns an mit den bewegten Schwingen<br />

Und sprach: ” Heil dem, der stark das Leid erträgt,<br />

Denn reichen Trost wird seine Seel’ erringen.“<br />

” Was hast du, das dich immer noch erregt?<br />

Was sinkt verworren noch dein Blick zur Erden?“<br />

So sprach Virgil, als wir uns fortbewegt.<br />

” Ein neu Gesicht – noch seh’ ich die Gebärden“ –<br />

Versetzt’ ich, macht mich so in Zweifeln gehn!<br />

”<br />

Noch kann ich dieses Bilds nicht ledig werden.“ –<br />

” <strong>Die</strong> alte Hexe – hast du sie gesehn,<br />

Ob der man dorten klagt, wohin wir reisen,“<br />

Sprach er, und wie man’s macht, ihr zu entgehn?<br />

”<br />

Doch weiter jetzt. Schau auf! In mächt’gen Kreisen<br />

Wird dort im klaren himmlischen Gebiet<br />

Lockbilder dir der ew’ge König weisen!“<br />

Wie erst der Falk auf seine Füße sieht,<br />

Doch dann nicht säumt, sich nach dem Ruf zu wenden,<br />

Sich streckt und fliegt, wohin die Beut’ ihn zieht.<br />

So ich – so klomm ich zwischen Felsenwänden,<br />

Soweit der Weg sich hebt im engen Schlund,<br />

Bis wo die Stiegen auf dem Vorsprung enden.<br />

Und als ich frei im fünften Kreise stund,<br />

Da lagen Leute, die sich weinend plagten,<br />

Das Auge ganz hinabgewandt, am Grund.<br />

” Ach, meine Seele klebt am Staube!“ klagten<br />

Sie all, und ihrer Seufzer laut Getön,<br />

Es ließ mich kaum vernehmen, was sie sagten.<br />

” Ihr Gotterwählte, deren Angstgestöhn<br />

Gerechtigkeit und Hoffnung mild versüßen,<br />

O sprecht, wo ist die Stiege zu den Höh’n?“<br />

” Kommt ihr, gewiß, nicht liegend hier zu büßen,<br />

So nehmt nur links den Felsen euren <strong>La</strong>uf,<br />

Dann liegt der Eingang bald vor euren Füßen.“<br />

So bat Virgil, und so versetzt’ es drauf<br />

Nicht weit von uns, und, schnell erratend, klärte<br />

Ich, was drin sonst verborgen war, mir auf.<br />

Als ich den Blick nach dem des Führers kehrte, .<br />

Stimmt’ er mit frohem Winke gern mir bei,<br />

Ich möge tun, was mein Gesicht begehrte.<br />

Kaum stand mir nun nach Wunsch zu handeln frei,<br />

So sucht’ ich ihn, des Wort den Sinn verborgen:<br />

Er wisse nicht, daß ich noch lebend sei.<br />

49 Mosse le penne poi e ventilonne,<br />

’Qui lugent’ affermando esser beati,<br />

ch’avran di consolar l’anime donne.<br />

52<br />

” Che hai che pur inver’ la terra guati?“<br />

la guida mia incominciò a dirmi,<br />

poco amendue da l’angel sormontati.<br />

55 E io: ” Con tanta sospeccion fa irmi<br />

novella visïon ch’a sé mi piega,<br />

sì ch’io non posso dal pensar partirmi.“<br />

58<br />

” Vedesti,“ disse, quell’antica strega<br />

”<br />

che sola sovr’ a noi omai si piagne;<br />

vedesti come l’uom da lei si slega.<br />

61 Bastiti, e batti a terra le calcagne;<br />

li occhi rivolgi al logoro che gira<br />

lo rege etterno con le rote magne.“<br />

64 Quale ’l falcon, che prima a’ pié si mira,<br />

indi si volge al grido e si protende<br />

per lo disio del pasto che là il tira,<br />

67 tal mi fec’ io; e tal, quanto si fende<br />

la roccia per dar via a chi va suso,<br />

n’andai infin dove ’l cerchiar si prende.<br />

70 Com’ io nel quinto giro fui dischiuso,<br />

vidi gente per esso che piangea,<br />

giacendo a terra tutta volta in giuso.<br />

73 ’Adhaesit pavimento anima mea’<br />

sentia dir lor con sì alti sospiri,<br />

che la parola a pena s’intendea.<br />

76<br />

79<br />

” O eletti di Dio, li cui soffriri<br />

e giustizia e speranza fa men duri,<br />

drizzate noi verso li alti saliri.“<br />

” Se voi venite dal giacer sicuri,<br />

e volete trovar la via più tosto,<br />

le vostre destre sien sempre di fori.“<br />

82 Così pregò ’l poeta, e sì risposto<br />

poco dinanzi a noi ne fu; per ch’io<br />

nel parlare avvisai l’altro nascosto,<br />

85 e volsi li occhi a li occhi al segnor mio:<br />

ond’ elli m’assentì con lieto cenno<br />

ciò che chiedea la vista del disio.<br />

88 Poi ch’io potei di me fare a mio senno,<br />

trassimi sovra quella creatura<br />

le cui parole pria notar mi fenno,


Fegefeuer: Neunzehnter Gesang Pagina 179<br />

Und sprach: ” O Geist, für den des Heiles Morgen<br />

Durch Tränen früher tagt, o laß für mich<br />

Ein wenig ab von deinen größern Sorgen.<br />

Wer warst du? Und was kehrt dein Rücken sich<br />

Empor? Und dort, woher ich, noch im Leben,<br />

Gekommen bin, dort bitt’ ich dann für dich.“<br />

” Wie wir hier liegen für verkehrtes Streben,<br />

Bald hörst du’s,“ sprach er, doch vernimm zuvor:<br />

”<br />

Mir waren Petri Schlüssel übergeben.<br />

Bei Siestri rollt aus einem Tal hervor<br />

Ein schöner Fluß, den das Geschlecht der Meinen<br />

Zu seinem ersten Titel sich erkor.<br />

Ich fühlt’ als Papst fünf Wochen lang, daß einen,<br />

Der rein die Stola hält, sie so beschwert,<br />

Daß leicht, wie Flaum, all andre Bürden scheinen.<br />

Und leider, ward ich nur zu spät bekehrt;<br />

Doch als ich zu dem Heil’gen Stuhl gelangte,<br />

Da ward ich von des Lebens Trug belehrt.<br />

Ich sah, daß dort das Herz nie Ruh’ erlangte,<br />

Daß jenes Leben mir nichts Höh’res bot,<br />

Daher ich heiß nach diesem nur verlangte.<br />

Bis dahin war ich arm, getrennt von Gott,<br />

Und völlig machte mich der Geiz zum Sklaven,<br />

Dafür sie mich bestraft mit dieser Not.<br />

<strong>Die</strong> Läutrungsqualen, die mich hier betrafen,<br />

Tun dir des Geizes Art und Wesen kund,<br />

Und auf dem Berg gibt’s keine härtern Strafen.<br />

Wie einst das Auge nicht nach oben stund,<br />

Und nur gefesselt war von ird’schen Dingen,<br />

So drückt’s Gerechtigkeit hier an den Grund.<br />

Und wie den Trieb, das Gute zu vollbringen,<br />

Der Geiz erstickt und nimmer handeln läßt,<br />

So hält Gerechtigkeit in festen Schlingen<br />

Hier Hand und Fuß gebunden und gepreßt;<br />

So liegen wir, bis uns der Herr die Glieder<br />

Einst wieder löst, hier unbeweglich fest.“<br />

Antworten wollt’ ich ihm und kniete nieder,<br />

Doch, da ich sprach und er durchs Ohr erkannt,<br />

Daß Ehrfurcht mich gebeugt, begann er wieder:<br />

” Was kniest du hier?“ Und ich drauf: Ich empfand<br />

”<br />

Ob deiner Würde Vorwürf im Gewissen,<br />

Daß ich vor dir noch g’rad’ und aufrecht stand.“<br />

91 dicendo: ” Spirto in cui pianger matura<br />

quel sanza ’l quale a Dio tornar non pòssi,<br />

sosta un poco per me tua maggior cura.<br />

94 Chi fosti e perché vòlti avete i dossi<br />

al sù, mi dì, e se vuo’ ch’io t’impetri<br />

cosa di là ond’ io vivendo mossi.“<br />

97 Ed elli a me: ” Perché i nostri diretri<br />

rivolga il cielo a sé, saprai; ma prima<br />

scias quod ego fui successor Petri.<br />

100 Intra Sïestri e Chiaveri s’adima<br />

una fiumana bella, e del suo nome<br />

lo titol del mio sangue fa sua cima.<br />

103 Un mese e poco più prova’ io come<br />

pesa il gran manto a chi dal fango il guarda,<br />

che piuma sembran tutte l’altre some.<br />

106 <strong>La</strong> mia conversïone, omè!, fu tarda;<br />

ma, come fatto fui roman pastore,<br />

così scopersi la vita bugiarda.<br />

109 Vidi che lì non s’acquetava il core,<br />

né più salir potiesi in quella vita;<br />

per che di questa in me s’accese amore.<br />

112 Fino a quel punto misera e partita<br />

da Dio anima fui, del tutto avara;<br />

or, come vedi, qui ne son punita.<br />

115 Quel ch’avarizia fa, qui si dichiara<br />

in purgazion de l’anime converse;<br />

e nulla pena il monte ha più amara.<br />

118 Sì come l’occhio nostro non s’aderse<br />

in alto, fisso a le cose terrene,<br />

così giustizia qui a terra il merse.<br />

121 Come avarizia spense a ciascun bene<br />

lo nostro amore, onde operar perdési,<br />

così giustizia qui stretti ne tene,<br />

124 ne’ piedi e ne le man legati e presi;<br />

e quanto fia piacer del giusto Sire,<br />

tanto staremo immobili e distesi.“<br />

127 Io m’era inginocchiato e volea dire;<br />

ma com’ io cominciai ed el s’accorse,<br />

solo ascoltando, del mio reverire,<br />

130<br />

” Qual cagion,“ disse, ” in giù così ti torse?“<br />

E io a lui: ” Per vostra dignitate<br />

mia coscïenza dritto mi rimorse.“


Seite 180 Purgatorio: Canto XX<br />

” Bruder, steh auf!“ – so er – du mußt ja wissen,<br />

”<br />

Dein Mitknecht bin ich nur von einer Macht,<br />

Der du und ich und all uns beugen müssen.<br />

Und hattest du des heil’gen Spruches acht:<br />

Sie freien nicht, so wirst du dir erklären,<br />

Was ich bei meiner Rede mir gedacht.<br />

Jetzt geh. Dein Weilen hemmt den <strong>La</strong>uf der Zähren,<br />

<strong>Die</strong> früher mir – denk’ an dein eignes Wort –<br />

Das Morgenlicht des ew’gen Heils gewähren.<br />

Alagia, eine Nichte, hab’ ich dort,<br />

Gut von Natur, reißt nicht zu schlechten Trieben<br />

Sie der Verwandten übles Beispiel fort,<br />

133<br />

” Drizza le gambe, lèvati sù, frate!“<br />

rispuose; non errar: conservo sono<br />

”<br />

teco e con li altri ad una podestate.<br />

136 Se mai quel santo evangelico suono<br />

che dice ’Neque nubent’ intendesti,<br />

ben puoi veder perch’ io così ragiono.<br />

139 Vattene omai: non vo’ che più t’arresti;<br />

ché la tua stanza mio pianger disagia,<br />

col qual maturo ciò che tu dicesti.<br />

142 Nepote ho io di là c’ha nome Alagia,<br />

buona da sé, pur che la nostra casa<br />

non faccia lei per essempro malvagia;<br />

Und sie allein ist jenseits mir geblieben.“ 145 e questa sola di là m’è rimasa.“<br />

Zwanzigster Gesang Canto XX<br />

Schwer kämpft der Wille gegen bessern Willen,<br />

Drum zog ich ungern jetzt vom Quell den Mund,<br />

Weil er es wünscht’, ohn’ erst den Durst zu stillen.<br />

Wir gingen einen Weg, wo frei der Grund<br />

Zum Gehen war, entlang dem Felsgestade,<br />

Gleich engem Steg am Mauerzinnenrund.<br />

Denn jene Schar, die sich im Tränenbade<br />

Vom Übel, das die Welt erfüllt, befreit,<br />

Versperrt’ uns mehr nach außen hin die Pfade.<br />

Du alte Wölfin, sei vermaledeit!<br />

Kein Tier erjagt sich Beute gleich der deinen,<br />

Doch bleibt dein Bauch noch endlos hohl und weit.<br />

O Himmel, dessen Kreislauf, wie wir meinen,<br />

Der Erde Sein und Zustand wandeln soll,<br />

Wann wird der Held, der sie vertreibt, erscheinen?<br />

Wir gingen langsam fort und mühevoll<br />

Ich, horchend, als aus jener Schatten Mitte<br />

Ein jammervoller Klageton erscholl.<br />

” Maria, Süße!“ klang’s vor meinem Schritte,<br />

Und wie ein kreißend Weib zu jammern pflegt,<br />

So kläglich schien der Ruf der frommen Bitte.<br />

” Du warst so arm!“ so sagt’ es dann bewegt,<br />

” Der Armut sehn wir jene Kripp’ entsprechen,<br />

In welche du die heil’ge Frucht gelegt.“<br />

” Fabricius, Wackrer!“ hört’ ich’s weiter sprechen,<br />

” Tugend mit Armut schien dir mehr Gewinn<br />

Als der Besitz des Reichtums mit Verbrechen.“<br />

1 Contra miglior voler voler mal pugna;<br />

onde contra ’l piacer mio, per piacerli,<br />

trassi de l’acqua non sazia la spugna.<br />

4 Mossimi; e ’l duca mio si mosse per li<br />

luoghi spediti pur lungo la roccia,<br />

come si va per muro stretto a’ merli;<br />

7 ché la gente che fonde a goccia a goccia<br />

per li occhi il mal che tutto ’l mondo occupa,<br />

da l’altra parte in fuor troppo s’approccia.<br />

10 Maladetta sie tu, antica lupa,<br />

che più che tutte l’altre bestie hai preda<br />

per la tua fame sanza fine cupa!<br />

13 O ciel, nel cui girar par che si creda<br />

le condizion di qua giù trasmutarsi,<br />

quando verrà per cui questa disceda?<br />

16 Noi andavam con passi lenti e scarsi,<br />

e io attento a l’ombre, ch’i’ sentia<br />

pietosamente piangere e lagnarsi;<br />

19 e per ventura udi’ ” Dolce Maria!“<br />

dinanzi a noi chiamar così nel pianto<br />

come fa donna che in parturir sia;<br />

22 e seguitar: ” Povera fosti tanto,<br />

quanto veder si può per quello ospizio<br />

dove sponesti il tuo portato santo.“<br />

25 Seguentemente intesi: ” O buon Fabrizio,<br />

con povertà volesti anzi virtute<br />

che gran ricchezza posseder con vizio.“


Fegefeuer: Zwanzigster Gesang Pagina 181<br />

Gar wohl gefiel mir dieser Rede Sinn,<br />

Und um zu sehn, wer von den Felsenbänken<br />

Sie ausgesprochen, wandt’ ich mich dahin.<br />

Und weiter sprach er noch von den Geschenken,<br />

<strong>Die</strong> Nikolaus gemacht den Mägdelein,<br />

Um sie zum Weg der Ehre hinzulenken.<br />

” O Geist, der du so wohl sprichst,“ fiel ich ein,<br />

” Sprich jetzt, wer warst du und aus welchem Grunde<br />

Erneust du hier so würd’ges Lob allein?<br />

Nicht unbelohnt soll bleiben solche Kunde,<br />

Kehr’ ich zurück zum Rest der kurzen Bahn<br />

Des Lebens, das da eilt zur letzten Stunde.“<br />

Und er: ” Nicht will von dort ich Hilf empfah’n,<br />

Doch red’ ich, denn mir strahlt im hellen Lichte<br />

<strong>Die</strong> Huld, die Gott dir vor dem Tod getan.<br />

Des Baumes Wurzel bin ich, der in dichte<br />

Umschattung hüllt die ganze Christenheit,<br />

Von dem man selten nur pflückt gute Früchte.<br />

Doch wäre schon die Rache nicht mehr weit,<br />

Wenn Macht Gent, Brügge, Lille und Douai hätten,<br />

Auch bitt’ ich drum des Herrn Gerechtigkeit.<br />

Hugo bin ich, der Stammherr der Capetten,<br />

Philipp’ und Ludwige, die auf den Thron<br />

Des schönen Frankreichs jetzt sich üppig betten.<br />

Als ich lebt’ in Paris, ein Metzgersohn,<br />

Erstarb der Königsstamm in allen Zweigen,<br />

Und nur noch einer lebt’ in Schmach und Hohn;<br />

Da macht’ ich mir des Reiches Zaum zu eigen,<br />

Und so vermehrt’ ich meine Macht alsdann,<br />

So sah ich sie durch <strong>La</strong>nd und Freunde steigen,<br />

Daß den verwaisten Thron mein Sohn gewann,<br />

Von welchem nach dem Walten ew’ger Mächte<br />

<strong>Die</strong> Reihe der Gesalbten dort begann.<br />

Bis der Provence Mitgift dem Geschlechte<br />

Der Meinen nicht die heil’ge Scham entriß,<br />

Galt’s wenig zwar, allein vermied das Schlechte.<br />

Seitdem verübt’ es Tat der Finsternis,<br />

Log, raubt’ und stahl, worauf’s, aus Reu’ und Buße,<br />

<strong>Die</strong> Normandie und Ponthieu an sich riß.<br />

Karl kam nach Welschland, und, aus Reu’ und Buße,<br />

Köpft’ er den Konradin und sandte drauf<br />

Den Thomas heim zu Gott, aus Reu’ und Buße.<br />

28 Queste parole m’eran sì piaciute,<br />

ch’io mi trassi oltre per aver contezza<br />

di quello spirto onde parean venute.<br />

31 Esso parlava ancor de la larghezza<br />

che fece Niccolò a le pulcelle,<br />

per condurre ad onor lor giovinezza.<br />

34<br />

” O anima che tanto ben favelle,<br />

dimmi chi fosti,“ dissi, e perché sola<br />

”<br />

tu queste degne lode rinovelle.<br />

37 Non fia sanza mercé la tua parola,<br />

s’io ritorno a compiér lo cammin corto<br />

di quella vita ch’al termine vola.“<br />

40 Ed elli: ” Io ti dirò, non per conforto<br />

ch’io attenda di là, ma perché tanta<br />

grazia in te luce prima che sie morto.<br />

43 Io fui radice de la mala pianta<br />

che la terra cristiana tutta aduggia,<br />

sì che buon frutto rado se ne schianta.<br />

46 Ma se Doagio, Lilla, Guanto e Bruggia<br />

potesser, tosto ne saria vendetta;<br />

e io la cheggio a lui che tutto giuggia.<br />

49 Chiamato fui di là Ugo Ciappetta;<br />

di me son nati i Filippi e i Luigi<br />

per cui novellamente è Francia retta.<br />

52 Figliuol fu’ io d’un beccaio di Parigi:<br />

quando li regi antichi venner meno<br />

tutti, fuor ch’un renduto in panni bigi,<br />

55 trova’mi stretto ne le mani il freno<br />

del governo del regno, e tanta possa<br />

di nuovo acquisto, e sì d’amici pieno,<br />

58 ch’a la corona vedova promossa<br />

la testa di mio figlio fu, dal quale<br />

cominciar di costor le sacrate ossa.<br />

61 Mentre che la gran dota provenzale<br />

al sangue mio non tolse la vergogna,<br />

poco valea, ma pur non facea male.<br />

64 Lì cominciò con forza e con menzogna<br />

la sua rapina; e poscia, per ammenda,<br />

Pontì e Normandia prese e Guascogna.<br />

67 <strong>Carl</strong>o venne in Italia e, per ammenda,<br />

vittima fé di Curradino; e poi<br />

ripinse al ciel Tommaso, per ammenda.


Seite 182 Purgatorio: Canto XX<br />

Bald bricht ein andrer Karl im vollen <strong>La</strong>uf,<br />

Denn besser sollt ihr seine Sitt’ erkennen<br />

Und seines Stammes Art, aus Frankreich auf.<br />

Zur Rüstung wird er nicht sich Zeit vergönnen,<br />

Und nur mit Judas <strong>La</strong>nze, so, daß dir,<br />

Florenz, der Wanst platzt, in die Schranken rennen.<br />

Nicht <strong>La</strong>nd, nur Sünd’ und Schmach gewinnt er hier.<br />

Und trägt er sie gar leicht und unbefangen,<br />

So wird er einst noch mehr gedrückt von ihr.<br />

Ein andrer Karl, im Seegefecht gefangen,<br />

Verschachert, wie die Sklavin der Korsar,<br />

<strong>Die</strong> Tochter, um das Kaufgeld zu empfangen.<br />

Ach, was vermagst nicht du, o Geiz! Sogar<br />

Sein eignes Fleisch beut, schmählich überwunden<br />

Von deiner Macht, mein Blut zum Kaufe dar.<br />

Doch ist der Frevel schon in nichts verschwunden;<br />

Ich seh’ Alagna, wo die Lilie weht!<br />

Seh’ im Statthalter Christum selbst gebunden.<br />

Seh’ ihn drauf verspottet und geschmäht!<br />

Seh’ ihn aufs neue Gall’ und Essig schmecken!<br />

Seh’ ihn, der unter Räubern dann vergeht!<br />

Den grimmigen Pilatus seh’ ich schrecken<br />

Und, noch nicht satt, ihn, ohne Kirchenschluß,<br />

<strong>Die</strong> gier’ge Hand nach Kirchengütern strecken.<br />

Gott, was säumt dein Rächerarm? Was muß<br />

So lang’ an mir gerechter Unmut nagen?<br />

<strong>Die</strong> Frevler strafend, stille den Verdruß! –<br />

Du hörtest mich vorhin von jener sagen,<br />

<strong>Die</strong> einzig ist des Heil’gen Geistes Braut,<br />

Und dies beweg dich, nach dem Grund zu fragen.<br />

Von ihr erklingt das Flehen leis und laut<br />

Beim Tageslicht, doch von den Gegensätzen<br />

Tönt unsre Klage, wenn die Nacht ergraut.<br />

Dann denken wir Pygmalions mit Entsetzen,<br />

Der ein Verwandtenmörder ward, ein <strong>Die</strong>b<br />

Und ein Verräter aus Begier nach Schätzen;<br />

Des Midas, der so lang im Elend blieb,<br />

Das jedem, der ihn sah, weil’s ihn nicht freute,<br />

Als er die Gier gestillt, zum <strong>La</strong>chen trieb;<br />

Des tollen Achan auch, des <strong>Die</strong>bs der Beute,<br />

Der, wie es scheint, noch hier nicht tragen kann<br />

Des Josua Zorn, der ihm im Leben dräute.<br />

70 Tempo vegg’ io, non molto dopo ancoi,<br />

che tragge un altro <strong>Carl</strong>o fuor di Francia,<br />

per far conoscer meglio e sé e ’ suoi.<br />

73 Sanz’ arme n’esce e solo con la lancia<br />

con la qual giostrò Giuda, e quella ponta<br />

sì, ch’a Fiorenza fa scoppiar la pancia.<br />

76 Quindi non terra, ma peccato e onta<br />

guadagnerà, per sé tanto più grave,<br />

quanto più lieve simil danno conta.<br />

79 L’altro, che già uscì preso di nave,<br />

veggio vender sua figlia e patteggiarne<br />

come fanno i corsar de l’altre schiave.<br />

82 O avarizia, che puoi tu più farne,<br />

poscia c’ha’ il mio sangue a te sì tratto,<br />

che non si cura de la propria carne?<br />

85 Perché men paia il mal futuro e ’l fatto,<br />

veggio in Alagna intrar lo fiordaliso,<br />

e nel vicario suo Cristo esser catto.<br />

88 Veggiolo un’altra volta esser deriso;<br />

veggio rinovellar l’aceto e ’l fiele,<br />

e tra vivi ladroni esser anciso.<br />

91 Veggio il novo Pilato sì crudele,<br />

che ciò nol sazia, ma sanza decreto<br />

portar nel Tempio le cupide vele.<br />

94 O Segnor mio, quando sarò io lieto<br />

a veder la vendetta che, nascosa,<br />

fa dolce l’ira tua nel tuo secreto?<br />

97 Ciò ch’io dicea di quell’ unica sposa<br />

de lo Spirito Santo e che ti fece<br />

verso me volger per alcuna chiosa,<br />

100 tanto è risposto a tutte nostre prece<br />

quanto ’l dì dura; ma com’ el s’annotta,<br />

contrario suon prendemo in quella vece.<br />

103 Noi repetiam Pigmalïon allotta,<br />

cui traditore e ladro e paricida<br />

fece la voglia sua de l’oro ghiotta;<br />

106 e la miseria de l’avaro Mida,<br />

che seguì a la sua dimanda gorda,<br />

per la qual sempre convien che si rida.<br />

109 Del folle Acàn ciascun poi si ricorda,<br />

come furò le spoglie, sì che l’ira<br />

di Iosüè qui par ch’ancor lo morda.


Fegefeuer: Zwanzigster Gesang Pagina 183<br />

Sapphiren tadeln wir und ihren Mann<br />

Und loben den, der hinwarf Heliodoren;<br />

Den ganzen Berg umkreist mit Schande dann<br />

Polynestor, der totschlug Polydoren.<br />

Zuletzt erklingt es: Crassus, sprich, wie schmeckt<br />

Das Gold, das du zur Lieblingsspeis’ erkoren?<br />

Der redet laut, der leis und unentdeckt,<br />

Je wie der Drang des Leids, das wir erproben,<br />

Uns minder oder mehr erregt und weckt.<br />

Ich sprach vom Heil, das wir am Tage loben,<br />

Hier nicht allein, nur daß zu lautem Klang,<br />

<strong>Die</strong> mir hier nah sind, nicht die Stimm’ erhoben.“<br />

Wir richteten nun vorwärts unsern Gang,<br />

Nachdem wir diesen Schatten kaum verlassen,<br />

So schleunig, als es nur der Kraft gelang.<br />

Da aber zitterten des Berges Massen,<br />

Als stürz’ er hin, und Furcht erfaßte mich,<br />

Wie sie den, der zum Tod geht, pflegt zu fassen.<br />

Nicht schüttelte so heftig Delos sich,<br />

Eh, beide Himmelsaugen zu gebären,<br />

Dorthin zum sichern Nest <strong>La</strong>ton’ entwich.<br />

Rings braust’ ein Ruf, um meine Furcht zu mehren,<br />

Doch näher trat zu mir mein Meister da:<br />

” Ich führe dichl – was magst du Sorgen nähren?“<br />

Und könnt’ ich aus den Stimmen, die mir nah o<br />

Erklangen, recht das ganze Lied verstehen,<br />

Klang’s: Deo in excelsis gloria!<br />

Wir blieben staunend, gleich den Hirten, stehen,<br />

<strong>Die</strong> diesen Sang zum erstenmal gehört,<br />

Und ließen Erdenstoß und Lied vergehen.<br />

Doch dann, zum heil’gen Weg zurückgekehrt,<br />

Sahn wir die Schatten, die am Boden lagen,<br />

Schon wieder vom gewohnten Leid beschwert.<br />

Noch nie bekämpften sich mit solchen Plagen<br />

In mir Unwissenheit und Wißbegier,<br />

Mag ich auch forschend die Erinnrung fragen:<br />

Wonach ich grübelnd je gespäht? – wie hier.<br />

Nicht fragen dürft’ ich, denn er ging von hinnen,<br />

Und nichts erklären könnt’ ich selber mir;<br />

112 Indi accusiam col marito Saffira;<br />

lodiam i calci ch’ebbe Elïodoro;<br />

e in infamia tutto ’l monte gira<br />

115 Polinestòr ch’ancise Polidoro;<br />

ultimamente ci si grida: “Crasso,<br />

dilci, che ’l sai: di che sapore è l’oro? ”<br />

118 Talor parla l’uno alto e l’altro basso,<br />

secondo l’affezion ch’ad ir ci sprona<br />

ora a maggiore e ora a minor passo:<br />

121 però al ben che ’l dì ci si ragiona,<br />

dianzi non era io sol; ma qui da presso<br />

non alzava la voce altra persona.“<br />

124 Noi eravam partiti già da esso,<br />

e brigavam di soverchiar la strada<br />

tanto quanto al poder n’era permesso,<br />

127 quand’ io senti’, come cosa che cada,<br />

tremar lo monte; onde mi prese un gelo<br />

qual prender suol colui ch’a morte vada.<br />

130 Certo non si scoteo sì forte Delo,<br />

pria che <strong>La</strong>tona in lei facesse ’l nido<br />

a parturir li due occhi del cielo.<br />

133 Poi cominciò da tutte parti un grido<br />

tal, che ’l maestro inverso me si feo,<br />

dicendo: ” Non dubbiar, mentr’ io ti guido.“<br />

136 ’Glorïa in excelsis’ tutti ’Deo’<br />

dicean, per quel ch’io da’ vicin compresi,<br />

onde intender lo grido si poteo.<br />

139 No’ istavamo immobili e sospesi<br />

come i pastor che prima udir quel canto,<br />

fin che ’l tremar cessò ed el compiési.<br />

142 Poi ripigliammo nostro cammin santo,<br />

guardando l’ombre che giacean per terra,<br />

tornate già in su l’usato pianto.<br />

145 Nulla ignoranza mai con tanta guerra<br />

mi fé desideroso di sapere,<br />

se la memoria mia in ciò non erra,<br />

148 quanta pareami allor, pensando, avere;<br />

né per la fretta dimandare er’ oso,<br />

né per me lì potea cosa vedere:<br />

So ging ich schüchtern fort in tiefem Sinnen. 151 così m’andava timido e pensoso.


Seite 184 Purgatorio: Canto XXI<br />

Einundzwanzigster Gesang Canto XXI<br />

Der Durst, den die Natur gegeben hat,<br />

Den nur das Wasser stillt, um dessen Gnade<br />

<strong>Die</strong> Samariterin den Heiland bat,<br />

Verzehrte mich, und auf verengtem Pfade<br />

Trieb Eile mich, dem Führer nachzuzieh’n,<br />

Voll Gram, daß Schuld uns so mit Leid belade.<br />

Und sieh, wie Kunde Lukas uns verlieh’n,<br />

Daß Christus zween, die unterweges waren,<br />

Erstanden aus dem Grabgewölb’, erschien;<br />

So uns ein Schatten – hinter uns, die Scharen,<br />

Dort ausgestreckt, betrachtend, ging er fort<br />

Und ließ sich sprechend erst von uns gewahren.<br />

” Gott geb’ euch Frieden, Brüder!“ war sein Wort,<br />

Das plötzlich hin zu ihm uns beide kehrte;<br />

Und ziemend dankt’ ihm mein getreuer Hort<br />

Und sprach: ” Zu denen, so der Herr verklärte,<br />

Versetz’ er dich, zu jenem sel’gen Chor,<br />

Des Frieden er auf ewig mir verwehrte.“<br />

Und jener sprach: Wenn Gott euch nicht erkor,“<br />

”<br />

(Doch säumte nicht, indessen fortzugehen,)<br />

” Wer leitet’ euch die heil’ge Stieg’ empor?“<br />

Virgil darauf: ” Sieh hier die Zeichen stehen,<br />

<strong>Die</strong> diesem eingeprägt vom Engel sind,<br />

Und daß er auserwählt ist, wirst du sehen.<br />

Allein weil sie, die unablässig spinnt, –<br />

Ihm noch nicht ganz den Rocken abgesponnen,<br />

Den Klotho anlegt, wenn ein Sein beginnt,<br />

Hätt’ er, allein, die Höhe nie gewonnen,<br />

Weil seine Seele, Schwester dir und mir,<br />

Noch nicht nach unsrer Art zu sehn begonnen.<br />

Drum bin ich aus dem Höllenschlunde hier,<br />

Und meine Schule wies und weist ihm alles,<br />

Was sie gewähren kann der Wißbegier.<br />

Doch sprich, was schwankte so gewalt’gen Pralles<br />

Vorhin der Berg? Was tönte bis zum Strand<br />

Der allgemeine Ruf so lauten Schalles?“<br />

Mein teurer Meister, also fragend, fand<br />

So meiner Sehnsucht Ohr, daß mein Begehren,<br />

Mein Durst durch Hoffnung Lindrung schon empfand.<br />

Und jener sprach: ” Den Berg, den heil’gen, hehren,<br />

Nichts trifft ihn sonder Ordnung, was es sei,<br />

Und ew’ge Regel herrscht in diesen Sphären.<br />

1 <strong>La</strong> sete natural che mai non sazia<br />

se non con l’acqua onde la femminetta<br />

samaritana domandò la grazia,<br />

4 mi travagliava, e pungeami la fretta<br />

per la ’mpacciata via dietro al mio duca,<br />

e condoleami a la giusta vendetta.<br />

7 Ed ecco, sì come ne scrive Luca<br />

che Cristo apparve a’ due ch’erano in via,<br />

già surto fuor de la sepulcral buca,<br />

10 ci apparve un’ombra, e dietro a noi venìa,<br />

dal piè guardando la turba che giace;<br />

né ci addemmo di lei, sì parlò pria,<br />

13 dicendo: ” O frati miei, Dio vi dea pace.“<br />

Noi ci volgemmo sùbiti, e Virgilio<br />

rendéli ’l cenno ch’a ciò si conface.<br />

16 Poi cominciò: ” Nel beato concilio<br />

ti ponga in pace la verace corte<br />

che me rilega ne l’etterno essilio.“<br />

19<br />

” Come!“ diss’ elli, e parte andavam forte:<br />

” se voi siete ombre che Dio sù non degni,<br />

chi v’ha per la sua scala tanto scorte?“<br />

22 E ’l dottor mio: ” Se tu riguardi a’ segni<br />

che questi porta e che l’angel profila,<br />

ben vedrai che coi buon convien ch’e’ regni.<br />

25 Ma perché lei che dì e notte fila<br />

non li avea tratta ancora la conocchia<br />

che Cloto impone a ciascuno e compila,<br />

28 l’anima sua, ch’è tua e mia serocchia,<br />

venendo sù, non potea venir sola,<br />

però ch’al nostro modo non adocchia.<br />

31 Ond’ io fui tratto fuor de l’ampia gola<br />

d’inferno per mostrarli, e mosterrolli<br />

oltre, quanto ’l potrà menar mia scola.<br />

34 Ma dimmi, se tu sai, perché tai crolli<br />

diè dianzi ’l monte, e perché tutto ad una<br />

parve gridare infino a’ suoi piè molli.“<br />

37 Sì mi diè, dimandando, per la cruna<br />

del mio disio, che pur con la speranza<br />

si fece la mia sete men digiuna.<br />

40 Quei cominciò: ” Cosa non è che sanza<br />

ordine senta la religïone<br />

de la montagna, o che sia fuor d’usanza.


Fegefeuer: Einundzwanzigster Gesang Pagina 185<br />

Stets ist er hier von jeder Störung frei;<br />

Wenn einen Geist von ihm Gott aufgenommen,<br />

Verkünden’s Erdenstoß und Jubelschrei.<br />

Wer jene kleine Stieg’ emporgeklommen<br />

Von dreien Stufen, sieht nicht Reif noch Tau,<br />

Nicht Hagel mehr, noch Schnee, noch Regen kommen.<br />

Kein Wölkchen trübt hier je des Himmels Blau,<br />

Nie blinkt des Blitzes Schnell verschwundne Helle’<br />

Nie baut sich Iris’ Brück’ auf dunkelm Grau.<br />

Kein trockner Dunst steigt über jene Stelle,<br />

Von der ich sprach, auf der die Füße stehn<br />

Des Pförtners von der diamantnen Schwelle.<br />

Von Stürmen, die im Erdenschoß entstehn,<br />

Mag’s sein, daß unten oft der Berg erdröhne,<br />

Hier – wie, begreif ich nicht – ist’s nie gescheh’n.<br />

Hier bebt er, wenn in neuer Rein’ und Schöne<br />

<strong>Die</strong> Seele fühlt, sie woll’ erhoben sein.<br />

Ihr Steigen fördern dann die Jubeltöne.<br />

Der Reinheit Prob’ ist dieser Will’ allein;<br />

Frei, treibt er sie, zum Zuge sich zu rüsten,<br />

Und er verleiht ihr sicheres Gedeih’n.<br />

Erst will sie zwar, doch fühlt’ auch, mit Gelüsten<br />

Nach längrer Qual, daß nach Gerechtigkeit,<br />

<strong>Die</strong>, so einst sündigten, erst leiden müßten.<br />

Ich lag fünfhundert Jahr’ in diesem Leid<br />

Und länger noch und fühlte mir soeben .<br />

Zum Aufwärtszieh’n den Willen erst befreit.<br />

Drum fühltest du den ganzen Berg erbeben,<br />

Drum pries den Herrn die ganze fromme Schar,<br />

In Hoffnung, bald sich selber zu erheben.“<br />

Sprach’s, und je heißer die Begierde war,<br />

Je mehr fühlt’ ich vom Tranke mich erquicken<br />

Und fühlte mich gestärkt und frei und klar.<br />

Virgil drauf: ” Welche Netz’ euch hier umstricken,<br />

Wie ihr entschlüpft, was durch den Berg gezückt,<br />

Was Jubeltön’ empor die Seelen schicken,<br />

Das hat dein Wort mir deutlich ausgedrückt.<br />

Jetzt sage mir: Wer bist du einst gewesen?<br />

Und was hat hier so lang dich schwer gedrückt?“<br />

Drauf jener: ” Damals, als das höchste Wesen,<br />

Das Blut zu rächen, das für schnödes Geld<br />

Judas verkauft, den Titus auserlesen,<br />

43 Libero è qui da ogne alterazione:<br />

di quel che ’l ciel da sé in sé riceve<br />

esser ci puote, e non d’altro, cagione.<br />

46 Per che non pioggia, non grando, non neve,<br />

non rugiada, non brina più sù cade<br />

che la scaletta di tre gradi breve;<br />

49 nuvole spesse non paion né rade,<br />

né coruscar, né figlia di Taumante,<br />

che di là cangia sovente contrade;<br />

52 secco vapor non surge più avante<br />

ch’al sommo d’i tre gradi ch’io parlai,<br />

dov’ ha ’l vicario di Pietro le piante.<br />

55 Trema forse più giù poco o assai;<br />

ma per vento che ’n terra si nasconda,<br />

non so come, qua sù non tremò mai.<br />

58 Tremaci quando alcuna anima monda<br />

sentesi, sì che surga o che si mova<br />

per salir sù; e tal grido seconda.<br />

61 De la mondizia sol voler fa prova,<br />

che, tutto libero a mutar convento,<br />

l’alma sorprende, e di voler le giova.<br />

64 Prima vuol ben, ma non lascia il talento<br />

che divina giustizia, contra voglia,<br />

come fu al peccar, pone al tormento.<br />

67 E io, che son giaciuto a questa doglia<br />

cinquecent’ anni e più, pur mo sentii<br />

libera volontà di miglior soglia:<br />

70 però sentisti il tremoto e li pii<br />

spiriti per lo monte render lode<br />

a quel Segnor, che tosto sù li ’nvii.“<br />

73 Così ne disse; e però ch’el si gode<br />

tanto del ber quant’ è grande la sete,<br />

non saprei dir quant’ el mi fece prode.<br />

76 E ’l savio duca: ” Omai veggio la rete<br />

che qui vi ’mpiglia e come si scalappia,<br />

perché ci trema e di che congaudete.<br />

79 Ora chi fosti, piacciati ch’io sappia,<br />

e perché tanti secoli giaciuto<br />

qui se’, ne le parole tue mi cappia.“<br />

82<br />

” Nel tempo che ’l buon Tito, con l’aiuto<br />

del sommo rege, vendicò le fóra<br />

ond’ uscì ’l sangue per Giuda venduto,


Seite 186 Purgatorio: Canto XXI<br />

Da lebt’ ich mit dem Namen, der bei Welt<br />

Und Nachwelt gilt, geschmückt mit höchstem Preise,<br />

Doch war noch nicht vom Glaubenslicht erhellt.<br />

So süß war des klangreichen Geistes Weise,<br />

Daß Rom mich Tolosanen rief und hoch<br />

Mich ehrte mit verdientem Myrtenreise.<br />

Mich, Statius, nennt man jenseits heute noch.<br />

Von Theben hob’ ich, vom Achill gesungen,<br />

Bis unterwegs ich sank dem zweiten Joch.<br />

Auch meine Glut ist an der Flamm’ entsprungen,<br />

Der göttlichen, die Funken ausgesprüht<br />

Und Tausende mit ihrem Licht durchdrungen.<br />

Sie, die Äneis, ist’s, die mich durchglüht,<br />

Sie nur war Mutter, Amme mir im Dichten,<br />

Und ohne sie war ich umsonst bemüht.<br />

O hätt’ ich mit Virgil gelebt! Mit nichten<br />

Schien mir’s zu schwer, ein Jahr lang, noch im Bann,<br />

Dafür auf die Befreiung zu verzichten.“<br />

Bei diesen Worten sah Virgil mich an<br />

Mit einem Blick, der schweigend sagte: Schweige!<br />

Doch weil die Kraft, die will, nicht alles kann,<br />

Nicht hindern kann, daß sich die Seele zeige,<br />

Und, wie durch sie die jähe Regung blitzt,<br />

Trän’ oder Lächeln uns ins Antlitz steige,<br />

So blinkt’ ich lächelnd mit den Augen itzt,<br />

Drum sah mir jener, dem dies nicht entgangen,<br />

Ins Auge, wo das Bild der Seele sitzt.<br />

” So wie du mögst zum großen Ziel gelangen,“<br />

Begann er drauf, mir zugewandt, So sprich:<br />

”<br />

Was schwebt’ ein Lächeln jetzt um deine Wangen?“<br />

Nun zeigen hier und dorten Schlingen sich.<br />

Der heißt mich schweigen, jener, offenbaren.<br />

Ich seufze nur, doch man ergründet mich.<br />

” Du magst dir jetzt das längre Schweigen sparen,“<br />

Begann Virgil, sprich nur, denn er beweist<br />

”<br />

Zu große Sehnsucht, alles zu erfahren.“<br />

” Vielleicht wohl wundert’s dich, du alter Geist,“<br />

Also begann ich jetzo, daß ich lachte,<br />

”<br />

Doch will ich, daß du mehr verwundert seist.<br />

Er, der mich aufwärts führt, wohin ich trachte,<br />

Es ist Virgil, der Quell, der deinen Sang<br />

Von Helden und von Göttern strömen machte.<br />

85 col nome che più dura e più onora<br />

era io di là,“ rispuose quello spirto,<br />

” famoso assai, ma non con fede ancora.<br />

88 Tanto fu dolce mio vocale spirto,<br />

che, tolosano, a sé mi trasse Roma,<br />

dove mertai le tempie ornar di mirto.<br />

91 Stazio la gente ancor di là mi noma:<br />

cantai di Tebe, e poi del grande Achille;<br />

ma caddi in via con la seconda soma.<br />

94 Al mio ardor fuor seme le faville,<br />

che mi scaldar, de la divina fiamma<br />

onde sono allumati più di mille;<br />

97 de l’Eneïda dico, la qual mamma<br />

fummi, e fummi nutrice, poetando:<br />

sanz’ essa non fermai peso di dramma.<br />

100 E per esser vivuto di là quando<br />

visse Virgilio, assentirei un sole<br />

più che non deggio al mio uscir di bando.“<br />

103 Volser Virgilio a me queste parole<br />

con viso che, tacendo, disse ’Taci’;<br />

ma non può tutto la virtù che vuole;<br />

106 ché riso e pianto son tanto seguaci<br />

a la passion di che ciascun si spicca,<br />

che men seguon voler ne’ più veraci.<br />

109 Io pur sorrisi come l’uom ch’ammicca;<br />

per che l’ombra si tacque, e riguardommi<br />

ne li occhi ove ’l sembiante più si ficca;<br />

112 e ” Se tanto labore in bene assommi,“<br />

disse, ” perché la tua faccia testeso<br />

un lampeggiar di riso dimostrommi?“<br />

115 Or son io d’una parte e d’altra preso:<br />

l’una mi fa tacer, l’altra scongiura<br />

ch’io dica; ond’ io sospiro, e sono inteso<br />

118 dal mio maestro, e ” Non aver paura,“<br />

mi dice, ” di parlar; ma parla e digli<br />

quel ch’e’ dimanda con cotanta cura.“<br />

121 Ond’ io: ” Forse che tu ti maravigli,<br />

antico spirto, del rider ch’io fei;<br />

ma più d’ammirazion vo’ che ti pigli.<br />

124 Questi che guida in alto li occhi miei,<br />

è quel Virgilio dal qual tu togliesti<br />

forte a cantar de li uomini e d’i dèi.


Fegefeuer: Zweiundzwanzigster Gesang Pagina 187<br />

Glaubst du, das andrer Grund des <strong>La</strong>chens Drang<br />

In mir erregt, magst du den Glauben lassen;<br />

Es war dein Wort, das mich zum <strong>La</strong>chen zwang.“<br />

Da neigt’ er sich, die Knie ihm zu umfassen,<br />

Zu meinem Hort, der sprach: ” <strong>La</strong>ß, Bruder, laß!<br />

Wir sind ja Schatten beid’ und nicht zu fassen.“<br />

Und er stand auf und sprach: ” Du wirst das Maß<br />

Der Liebe, die mich an dich zieht begreifen,<br />

Da ich der Körper Mangel ganz vergaß<br />

127 Se cagion altra al mio rider credesti,<br />

lasciala per non vera, ed esser credi<br />

quelle parole che di lui dicesti.“<br />

130 Già s’inchinava ad abbracciar li piedi<br />

al mio dottor, ma el li disse: ” Frate,<br />

non far, ché tu se’ ombra e ombra vedi.“<br />

133 Ed ei surgendo: ” Or puoi la quantitate<br />

comprender de l’amor ch’a te mi scalda,<br />

quand’ io dismento nostra vanitate,<br />

Und Schatten sucht’ als Festes zu ergreifen.“ 136 trattando l’ombre come cosa salda.“<br />

Zweiundzwanzigster Gesang Canto XXII<br />

Schon hinter uns geblieben war der Engel,<br />

Der unsern Schritt zum sechsten Kreis gekehrt<br />

Und mir getilgt ein Zeichen meiner Mängel.<br />

Sie, deren Wunsch Gerechtigkeit begehrt,<br />

Sie riefen: ” Heil dem Dürstenden!“ und schwiegen,<br />

Und ohne weitres war ihr Sinn erklärt.<br />

Ich, leichter als auf andern Felsenstiegen,<br />

Ging aufwärts, den behenden Geistern nach,<br />

Und sonder Mühe ward der Kreis erstiegen.<br />

” An Lieb’, entzündet von der Tugend,“ sprach<br />

Mein Meister nun, ist andre stets entglommen,<br />

”<br />

Wenn sichtbar nur hervor die Flamme brach.<br />

Darum, seit Juvenal hinabgekommen<br />

Zum Höllenvorhof, und mit uns vereint,<br />

Von dem ich, wie du mich geliebt, vernommen,<br />

War ich in Liebe dir so wohlgemeint,<br />

Wie wir sie selten Niegesehnen weihen,<br />

So, daß nun kurz mir diese Stiege scheint.<br />

Doch sprich und wolle mir als Freund verzeihen,<br />

Löst mir zu große Sicherheit den Zaum,<br />

Und wolle Kunde mir als Freund verleihen:<br />

Wie fand der Geiz doch – ich begreif es kaum –<br />

Bei solcher Weisheit, wie dein eifrig Streben<br />

Errungen hat, in deinem Busen Raum?“<br />

Hier sah ich Lächeln jenes Mund umschweben,<br />

Dann sprach er: ” Jedes Wort aus deinem Mund,<br />

Zeugt’s nur von Liebe, muß mir Freude geben.<br />

Oft werden uns von außen Dinge kund,<br />

<strong>Die</strong> falsche Zweifel in der Seel’ erregen,<br />

Weil tief verborgen ist ihr wahrer Grund.<br />

1 Già era l’angel dietro a noi rimaso,<br />

l’angel che n’avea vòlti al sesto giro,<br />

avendomi dal viso un colpo raso;<br />

4 e quei c’hanno a giustizia lor disiro<br />

detto n’avea beati, e le sue voci<br />

con ’sitiunt’, sanz’ altro, ciò forniro.<br />

7 E io più lieve che per l’altre foci<br />

m’andava, sì che sanz’ alcun labore<br />

seguiva in sù li spiriti veloci;<br />

10 quando Virgilio incominciò: ” Amore,<br />

acceso di virtù, sempre altro accese,<br />

pur che la fiamma sua paresse fore;<br />

13 onde da l’ora che tra noi discese<br />

nel limbo de lo ’nferno Giovenale,<br />

che la tua affezion mi fé palese,<br />

16 mia benvoglienza inverso te fu quale<br />

più strinse mai di non vista persona,<br />

sì ch’or mi parran corte queste scale.<br />

19 Ma dimmi, e come amico mi perdona<br />

se troppa sicurtà m’allarga il freno,<br />

e come amico omai meco ragiona:<br />

22 come poté trovar dentro al tuo seno<br />

loco avarizia, tra cotanto senno<br />

di quanto per tua cura fosti pieno?“<br />

25 Queste parole Stazio mover fenno<br />

un poco a riso pria; poscia rispuose:<br />

” Ogne tuo dir d’amor m’è caro cenno.<br />

28 Veramente più volte appaion cose<br />

che danno a dubitar falsa matera<br />

per le vere ragion che son nascose.


Seite 188 Purgatorio: Canto XXII<br />

Du scheinst – die Frage zeigt’s – den Wahn zu hegen,<br />

Daß mich der Geiz auf Erden einst geplagt,<br />

Vielleicht weil ich in diesem Kreis gelegen.<br />

Jetzt wisse, daß ich ihm zu sehr entsagt,<br />

Und dieses Unmaß hab’ ich hier in Schlingen<br />

So viele tausend Monden lang beklagt.<br />

Dort unten müßt’ ich, Steine wälzend, ringen,<br />

Hätt’ ich dein zürnend Warnen nicht gehört:<br />

Zu was kannst du die Menschenbrust nicht zwingen.<br />

Verfluchter Durst nach Gold, der uns betört! –<br />

<strong>Die</strong> ernste Mahnung hört’ ich dich verkünden<br />

Und ward aus eitlen Träumen aufgestört.<br />

Daß nur zu offen meine Hände stünden,<br />

<strong>Die</strong>s ward mir nun in meinem Geiste klar,<br />

Mit Reu’ ob dieser und der andern Sünden.<br />

Wieviel’ erstehn einst mit verschnittnem Haar,<br />

Weil bis zum Tod sie nicht erkannt, daß Sühne<br />

Durch Reu’ auch diesem Fehler nötig war.<br />

Wisse, die Schuld, die auf des Lebens Bühne<br />

Sich einer andern g’rad’ entgegensetzt,<br />

Verliert zugleich mit ihr hier ihre Grüne.<br />

Drum sahst du mich bei jenen Scharen jetzt<br />

Der Reuigen, die einst der Geiz bezwungen;<br />

Drum hat das Gegenteil mich herversetzt.“<br />

” Zur Zeit, da du der Waffen Graus gesungen.<br />

<strong>Die</strong> Jokasten Gram zu Gram gefügt,“<br />

Sprach jener, dem das Hirtenlied gelungen,<br />

” War, wenn, was Klio aus dir singt, nicht trügt,<br />

Nicht durch den Glauben noch dein Herz gelichtet,<br />

Bei dessen Mangel keine Tugend g’nügt.<br />

Nun, welche Sonne hat die Nacht vernichtet,<br />

Welch irdisch Licht, daß du an deinem Kahn<br />

<strong>Die</strong> Segel dann, dem Fischer nach, gerichtet?“<br />

Und er: ” Du zeigtest mir zuerst die Bahn<br />

Zu dem Parnaß und seinen süßen Quellen<br />

Und warst mein erstes Licht, um Gott zu nah’n.<br />

Dem, der bei Nacht geht, warst du gleichzustellen,<br />

Dem seine Leuchte selbst kein Licht verleiht,<br />

Um hinter ihm die Straße zu erhellen,<br />

Indem du sprachst: Erneuert wird die Zeit,<br />

Ich seh’ ein neu Geschlecht vom Himmel steigen<br />

Und Ordnung herrschen und Gerechtigkeit.<br />

31 <strong>La</strong> tua dimanda tuo creder m’avvera<br />

esser ch’i’ fossi avaro in l’altra vita,<br />

forse per quella cerchia dov’ io era.<br />

34 Or sappi ch’avarizia fu partita<br />

troppo da me, e questa dismisura<br />

migliaia di lunari hanno punita.<br />

37 E se non fosse ch’io drizzai mia cura,<br />

quand’ io intesi là dove tu chiame,<br />

crucciato quasi a l’umana natura:<br />

40 ’Per che non reggi tu, o sacra fame<br />

de l’oro, l’appetito de’ mortali?’,<br />

voltando sentirei le giostre grame.<br />

43 Allor m’accorsi che troppo aprir l’ali<br />

potean le mani a spendere, e pente’mi<br />

così di quel come de li altri mali.<br />

46 Quanti risurgeran coi crini scemi<br />

per ignoranza, che di questa pecca<br />

toglie ’l penter vivendo e ne li stremi!<br />

49 E sappie che la colpa che rimbecca<br />

per dritta opposizione alcun peccato,<br />

con esso insieme qui suo verde secca;<br />

52 però, s’io son tra quella gente stato<br />

che piange l’avarizia, per purgarmi,<br />

per lo contrario suo m’è incontrato.“<br />

55<br />

58<br />

” Or quando tu cantasti le crude armi<br />

de la doppia trestizia di Giocasta,“<br />

disse ’l cantor de’ buccolici carmi,<br />

” per quello che Clïò teco lì tasta,<br />

non par che ti facesse ancor fedele<br />

la fede, sanza qual ben far non basta.<br />

61 Se così è, qual sole o quai candele<br />

ti stenebraron sì, che tu drizzasti<br />

poscia di retro al pescator le vele?“<br />

64 Ed elli a lui: ” Tu prima m’invïasti<br />

verso Parnaso a ber ne le sue grotte,<br />

e prima appresso Dio m’alluminasti.<br />

67 Facesti come quei che va di notte,<br />

che porta il lume dietro e sé non giova,<br />

ma dopo sé fa le persone dotte,<br />

70 quando dicesti: ’Secol si rinova;<br />

torna giustizia e primo tempo umano,<br />

e progenïe scende da ciel nova’.


Fegefeuer: Zweiundzwanzigster Gesang Pagina 189<br />

Durch dich ward mir der Ruhm des Dichters eigen,<br />

Durch dich ward ich den Christen beigesellt;<br />

Wie? Soll sich dir in klarem Bilde zeigen.<br />

Vom wahren Glauben schwanger war die Welt<br />

Schon überall; es streuten diesen Samen<br />

<strong>Die</strong> Boten ew’gen Reichs ins weite Feld.<br />

Mit deinem oft berührten Worte kamen<br />

<strong>Die</strong> neuen Pred’ger sämtlich überein,<br />

Drum folgt’ ich denen, die ihr Wort vernahmen.<br />

Sie schienen mir so heilig und so rein –<br />

Und als sie Domitian verfolgte, machten<br />

Mich weinen ihre Klag’ und ihre Pein.<br />

Und ihnen beizustehn war all mein Trachten,<br />

Da mir so redlich ihre Sitt’ erschien;<br />

All andre Sekten mußt’ ich drum verachten.<br />

Eh’ dichtend, ich an Thebens Flüsse zieh’n<br />

<strong>Die</strong> Griechen ließ, hatt’ ich die Tauf empfangen,<br />

Obwohl ich äußerlich als Heid’ erschien,<br />

Und ein versteckter Christ verblieb aus Bangen;<br />

Und ob der <strong>La</strong>uheit hab’ ich mehr als vier<br />

Jahrhunderte den vierten Kreis umgangen.<br />

Sprich jetzo du, der du den Schleier mit<br />

Gehoben hast vom Heile, das ich preise,<br />

Denn Zeit genug beim Steigen haben wir:<br />

Wo Freund Terenz, wo Varro ist, der Weise,<br />

Cäcilius, Plautus? – sprich, ich bitte sehr,<br />

Ob sie verdammt sind und in welchem Kreise?“<br />

” Sie, ich und mancher sonst,“ erwidert’ er,<br />

” Wir sind beim Griechen, jenem blinden Alten,<br />

Den Musenmilch getränkt, wie keinen mehr,<br />

Im ersten Kreis der blinden Haft enthalten;<br />

Oft sprachen wir von jenem Berge schon,<br />

Wo unsre süßen Nährerinnen walten.<br />

Dort ist Euripides, Anakreon<br />

Mit vielen Griechen, die der Lorbeer krönte,<br />

Mit dem Simonides und Agathon.<br />

Auch sie, von welchen einst dein Lied ertönte,<br />

Antigone, Ismene, so gebeugt,<br />

Wie einst, da sie um den Verlobten stöhnte.<br />

Auch jene, die das Kind, das sie gesäugt,<br />

Rückkehrend von <strong>La</strong>ngia, tot gefunden,<br />

Und Daphne, von Tiresias erzeugt.“<br />

73 Per te poeta fui, per te cristiano:<br />

ma perché veggi mei ciò ch’io disegno,<br />

a colorare stenderò la mano.<br />

76 Già era ’l mondo tutto quanto pregno<br />

de la vera credenza, seminata<br />

per li messaggi de l’etterno regno;<br />

79 e la parola tua sopra toccata<br />

si consonava a’ nuovi predicanti;<br />

ond’ io a visitarli presi usata.<br />

82 Vennermi poi parendo tanto santi,<br />

che, quando Domizian li perseguette,<br />

sanza mio lagrimar non fur lor pianti;<br />

85 e mentre che di là per me si stette,<br />

io li sovvenni, e i lor dritti costumi<br />

fer dispregiare a me tutte altre sette.<br />

88 E pria ch’io conducessi i Greci a’ fiumi<br />

di Tebe poetando, ebb’ io battesmo;<br />

ma per paura chiuso cristian fu’mi,<br />

91 lungamente mostrando paganesmo;<br />

e questa tepidezza il quarto cerchio<br />

cerchiar mi fé più che ’l quarto centesmo.<br />

94 Tu dunque, che levato hai il coperchio<br />

che m’ascondeva quanto bene io dico,<br />

mentre che del salire avem soverchio,<br />

97 dimmi dov’ è Terrenzio nostro antico,<br />

Cecilio e Plauto e Varro, se lo sai:<br />

dimmi se son dannati, e in qual vico.“<br />

100<br />

” Costoro e Persio e io e altri assai,“<br />

rispuose il duca mio, siam con quel Greco<br />

”<br />

che le Muse lattar più ch’altri mai,<br />

103 nel primo cinghio del carcere cieco;<br />

spesse fïate ragioniam del monte<br />

che sempre ha le nutrice nostre seco.<br />

106 Euripide v’è nosco e Antifonte,<br />

Simonide, Agatone e altri piùe<br />

Greci che già di lauro ornar la fronte.<br />

109 Quivi si veggion de le genti tue<br />

Antigone, Deïfile e Argia,<br />

e Ismene sì trista come fue.<br />

112 Védeisi quella che mostrò <strong>La</strong>ngia;<br />

èvvi la figlia di Tiresia, e Teti,<br />

e con le suore sue Deïdamia.“


Seite 190 Purgatorio: Canto XXII<br />

<strong>Die</strong> Dichter schwiegen beide jetzt und stunden,<br />

Vom Steigen frei und von der Felsenwand,<br />

Und sah’n umher, das Weitre zu erkunden.<br />

<strong>Die</strong> fünfte <strong>Die</strong>nerin des Tages stand<br />

Am Wagen schon, um seinen <strong>La</strong>uf zu leiten,<br />

Der Deichsel Flammenspitz’ emporgewandt.<br />

” Wir kehren, denk’ ich, unsre rechten Seiten“,<br />

Begann mein Herr, zum freien Rande hin,<br />

”<br />

Um, wie wir pflegen, um den Berg zu schreiten.“<br />

So ward Gewohnheit unsre Führerin;<br />

Auch Statius winkte Beifall dem Genossen,<br />

Drum gingen wir mit sorgenfreiem Sinn,<br />

Sie mir voraus, ich einsam, unverdrossen,<br />

Ging hinterdrein, den Reden horchend, fort,<br />

<strong>Die</strong> meinem Geist der Dichtung Tief’ erschlossen.<br />

Doch machte bald der Dichter süßes Wort<br />

Ein Baum mit würzig duft’gen Äpfeln schweigen.’<br />

Inmitten unsers Weges stand er dort;<br />

Und wie die Tann’ aufwärts, von Zweig zu Zweigen<br />

Sich enger abstuft, so von Sproß zu Sproß<br />

Er niederwärts, erschwerend das Ersteigen.<br />

Auf jener Seite, wo der Weg sich schloß,<br />

Fiel klares Naß vom hohen Felsensaume,<br />

Das auf die Blätter sprühend sich ergoß.<br />

Da nahte sich das Dichterpaar dem Baume,<br />

Aus dessen Zweigen eine Stimm’ erscholl:<br />

” <strong>Die</strong> Speise hier wird teuer eurem Gaume.“<br />

” Der Hochzeit nur, um ganz und ehrenvoll<br />

Sie auszurichten, galt Marias Sinnen,<br />

Nicht ihrem Mund, der für euch sprechen soll. ,<br />

Nur Wasser tranken einst die Römerinnen;<br />

Nicht Königskost hat Daniel gewollt,<br />

Um reichen Schatz der Weisheit zu gewinnen.<br />

<strong>Die</strong> Urzeit war so schön wie lautres Gold,<br />

Als Eichen noch dem Hunger leckre Speisen<br />

Und Nektar jeder Bach dem Durst gezollt.<br />

Heuschrecken hat und Honig einst zu speisen<br />

Der Täufer in der Wüste nicht verschmäht,<br />

Und hoch und herrlich ist er drob zu preisen,<br />

115 Tacevansi ambedue già li poeti,<br />

di novo attenti a riguardar dintorno,<br />

liberi da saliri e da pareti;<br />

118 e già le quattro ancelle eran del giorno<br />

rimase a dietro, e la quinta era al temo,<br />

drizzando pur in sù l’ardente corno,<br />

121 quando il mio duca: ” Io credo ch’a lo stremo<br />

le destre spalle volger ne convegna,<br />

girando il monte come far solemo.“<br />

124 Così l’usanza fu lì nostra insegna,<br />

e prendemmo la via con men sospetto<br />

per l’assentir di quell’ anima degna.<br />

127 Elli givan dinanzi, e io soletto<br />

di retro, e ascoltava i lor sermoni,<br />

ch’a poetar mi davano intelletto.<br />

130 Ma tosto ruppe le dolci ragioni<br />

un alber che trovammo in mezza strada,<br />

con pomi a odorar soavi e buoni;<br />

133 e come abete in alto si digrada<br />

di ramo in ramo, così quello in giuso,<br />

cred’ io, perché persona sù non vada.<br />

136 Dal lato onde ’l cammin nostro era chiuso,<br />

cadea de l’alta roccia un liquor chiaro<br />

e si spandeva per le foglie suso.<br />

139 Li due poeti a l’alber s’appressaro;<br />

e una voce per entro le fronde<br />

gridò: ” Di questo cibo avrete caro.“<br />

142 Poi disse: ” Più pensava Maria onde<br />

fosser le nozze orrevoli e intere,<br />

ch’a la sua bocca, ch’or per voi risponde.<br />

145 E le Romane antiche, per lor bere,<br />

contente furon d’acqua; e Danïello<br />

dispregiò cibo e acquistò savere.<br />

148 Lo secol primo, quant’ oro fu bello,<br />

fé savorose con fame le ghiande,<br />

e nettare con sete ogne ruscello.<br />

151 Mele e locuste furon le vivande<br />

che nodriro il Batista nel diserto;<br />

per ch’elli è glorïoso e tanto grande<br />

Wie’s offenbart im Evangelium steht.“ 154 quanto per lo Vangelio v’è aperto.“


Fegefeuer: Dreiundzwanzigster Gesang Pagina 191<br />

Dreiundzwanzigster Gesang Canto XXIII<br />

Indes ins <strong>La</strong>ubwerk meine Blicke drangen,<br />

So scharf und spähend, wie sie einer spannt,<br />

Der seine Zeit verliert mit Vogelfangen,<br />

Rief er, der mehr als Vatersorg’ empfand:<br />

” Sohn, komm. <strong>Die</strong> Zeit, die uns verlieh’n zum Reisen,<br />

Sei eingeteilt und nützlicher verwandt.“<br />

Schnell wandt’ ich Blick und Schritt zu beiden Weisen,<br />

<strong>Die</strong> also sprachen, daß zum leichten Gang<br />

<strong>Die</strong> Mühe ward, den Felsen zu umkreisen.<br />

Sieh, da erklangen Klagen und Gesang:<br />

” Herr, meine Lippen,“ klang’s mit einem Stöhnen,<br />

Das mich zugleich mit Lust und Leid durchdrang.<br />

” Mein süßer Vater, welche Stimmen tönen?“<br />

Ich rief’s, und er drauf: Schatten sind’s, die nun<br />

”<br />

Für einst versäumte Pflicht den Herrn versöhnen.“<br />

Wie unterweges eil’ge Wandrer tun,<br />

<strong>Die</strong> Leut’ einholen, welche sie nicht kennen,<br />

Und sich zwar umsehn, doch nicht stehn und ruh’n;<br />

So kam jetzt hinter uns in schnellerm Rennen<br />

Ein frommer Haufe, lief vorbei und schaut’<br />

Uns staunend an, um schweigend fortzurennen.<br />

<strong>Die</strong> Augen tief und hohl und nachtumgraut,<br />

Erschienen sie, die Hagern, die Erblaßten,<br />

<strong>Die</strong> Knochen alle sichtbar durch die Haut.<br />

So mager, glaub’ ich, war nach langem Fasten,<br />

So ausgetrocknet nicht Erisichthon,<br />

Als nun sein eignes Fleisch die Zähn’ erfaßten.<br />

Sie gleichen jenen, dacht’ ich, da sie floh’n,<br />

<strong>Die</strong> einst Jerusalem verloren haben,<br />

Wo selbst die Mutter fraß den eignen Sohn.<br />

Tief war das Aug’ in seinem Rund vergraben,<br />

Das einem Ringe sonder Gemme glich,<br />

Und Nas’ und rings die Knochen scharf erhaben.<br />

Daß eines Apfels Duft so jämmerlich<br />

Zurichten könn’ und Duft von einer Quelle,<br />

Begier erzeugend, wer wohl dächt’ es sich?<br />

Schon staunt’ ich, wie der Hunger sie entstelle,<br />

Indem ich noch die Ursach’ nicht verstund,<br />

Von ihrem magern Leib und traur’gem Felle.<br />

Da sah ich, wie aus seines Hauptes Grund<br />

Ein Geist auf mich die Augen forschend richte,<br />

Der ausrief: Welche Gnade wird mir kund?<br />

1 Mentre che li occhi per la fronda verde<br />

ficcava ïo sì come far suole<br />

chi dietro a li uccellin sua vita perde,<br />

4 lo più che padre mi dicea: ” Figliuole,<br />

vienne oramai, ché ’l tempo che n’è imposto<br />

più utilmente compartir si vuole.“<br />

7 Io volsi ’l viso, e ’l passo non men tosto,<br />

appresso i savi, che parlavan sìe,<br />

che l’andar mi facean di nullo costo.<br />

10 Ed ecco piangere e cantar s’udìe<br />

’<strong>La</strong>bïa mëa, Domine’ per modo<br />

tal, che diletto e doglia parturìe.<br />

13<br />

” O dolce padre, che è quel ch’i’ odo?“<br />

comincia’ io; ed elli: Ombre che vanno<br />

”<br />

forse di lor dover solvendo il nodo.“<br />

16 Sì come i peregrin pensosi fanno,<br />

giugnendo per cammin gente non nota,<br />

che si volgono ad essa e non restanno,<br />

19 così di retro a noi, più tosto mota,<br />

venendo e trapassando ci ammirava<br />

d’anime turba tacita e devota.<br />

22 Ne li occhi era ciascuna oscura e cava,<br />

palida ne la faccia, e tanto scema<br />

che da l’ossa la pelle s’informava.<br />

25 Non credo che così a buccia strema<br />

Erisittone fosse fatto secco,<br />

per digiunar, quando più n’ebbe tema.<br />

28 Io dicea fra me stesso pensando: ’Ecco<br />

la gente che perdé Ierusalemme,<br />

quando Maria nel figlio diè di becco!’.<br />

31 Parean l’occhiaie anella sanza gemme:<br />

chi nel viso de li uomini legge ’omo’<br />

ben avria quivi conosciuta l’emme.<br />

34 Chi crederebbe che l’odor d’un pomo<br />

sì governasse, generando brama,<br />

e quel d’un’acqua, non sappiendo como?<br />

37 Già era in ammirar che sì li affama,<br />

per la cagione ancor non manifesta<br />

di lor magrezza e di lor trista squama,<br />

40 ed ecco del profondo de la testa<br />

volse a me li occhi un’ombra e guardò fiso;<br />

poi gridò forte: ” Qual grazia m’è questa?“


Seite 192 Purgatorio: Canto XXIII<br />

Nie hätt’ ich ihn erkannt am Angesichte,<br />

Doch durch die Stimme ward mir offenbart,<br />

Wie Hunger Ansehn und Gestalt vernichte.<br />

Und dieser Funke machte völlig klar<br />

Mir die Erinnrung, daß ich sein gedachte,<br />

Und sah, daß dies Foreses Antlitz war.<br />

Und er begann nun flehend: ” Ach, verachte<br />

<strong>Die</strong> dürre Haut nicht, noch mein blaß Gesicht,<br />

Ob auch die Schuld um alles Fleisch mich brachte.<br />

Gib wahrhaft mir von deinem Los Bericht,<br />

Und von den zwei’n, die bei dir sind – ich flehe! –<br />

Verweigre mir erwünschte Kunde nicht.“<br />

” Dein Angesicht, bei dem mit tiefem Wehe,“<br />

Begann ich, als ich’s tot sah, ich geklagt,<br />

”<br />

Betrübt mich mehr, da ich’s so hager sehe.<br />

Drum sprich, bei Gott, was so dein <strong>La</strong>ub zernagt.<br />

Nicht wolle, daß ich, weil ich staun’, erzähle,<br />

Denn übel spricht, wen selbst die Neugier plagt.“ –<br />

” Vom ew’gen Rat“, so sprach Foreses Seele,<br />

” Sinkt eine Kraft, die Bach und Baum durchdringt,<br />

Durch die ich hier mich abgemagert quäle.<br />

Sie ist’s, die jeden, der hier weinend singt,<br />

Zur Heiligkeit vom wüsten Schwelgerleben<br />

Durch Hunger und durch Durst zurückebringt.<br />

Der Duft, den jene Früchte von sich geben,<br />

Der Quell auch, der sie netzt, entflammt der Brust<br />

Nach Speis und Trank ein nie gestilltes Streben.<br />

Sooft im Kreis wir dorthin zieh’n gemußt,<br />

Wird immer diese Pein in uns erneuert.<br />

Ich sage Pein und sollte sagen: Lust,<br />

Weil nach dem Baum uns jener Drang befeuert,<br />

Der Christum froh dahin zum Kreuz gebracht,<br />

Wo unsrer Schmach sein teures Blut gesteuert.“<br />

Drauf ich: ” Forese, seit du jene Nacht<br />

Vertauscht mit diesem bessern Leben, zählte<br />

Man nur fünf Jahr’, die kaum den <strong>La</strong>uf vollbracht.<br />

Wenn dir die Kraft zu sünd’gen eher fehlte,<br />

Als du durchdrungen warst von gutem Leid,<br />

Das stets die Seele neu mit Gott vermählte,<br />

Wie stiegst du in so kurzer Frist so weit?<br />

Dort unten dich zu finden mußt’ ich meinen,<br />

Wo man verlorne Zeit ersetzt durch Zeit.“<br />

43 Mai non l’avrei riconosciuto al viso;<br />

ma ne la voce sua mi fu palese<br />

ciò che l’aspetto in sé avea conquiso.<br />

46 Questa favilla tutta mi raccese<br />

mia conoscenza a la cangiata labbia,<br />

e ravvisai la faccia di Forese.<br />

49<br />

” Deh, non contendere a l’asciutta scabbia<br />

che mi scolora,“ pregava, la pelle,<br />

”<br />

né a difetto di carne ch’io abbia;<br />

52 ma dimmi il ver di te, dì chi son quelle<br />

due anime che là ti fanno scorta;<br />

non rimaner che tu non mi favelle!“<br />

55<br />

” <strong>La</strong> faccia tua, ch’io lagrimai già morta,<br />

mi dà di pianger mo non minor doglia,“<br />

rispuos’ io lui, veggendola sì torta.<br />

”<br />

58 Però mi dì, per Dio, che sì vi sfoglia;<br />

non mi far dir mentr’ io mi maraviglio,<br />

ché mal può dir chi è pien d’altra voglia.“<br />

61 Ed elli a me: ” De l’etterno consiglio<br />

cade vertù ne l’acqua e ne la pianta<br />

rimasa dietro, ond’ io sì m’assottiglio.<br />

64 Tutta esta gente che piangendo canta<br />

per seguitar la gola oltra misura,<br />

in fame e ’n sete qui si rifà santa.<br />

67 Di bere e di mangiar n’accende cura<br />

l’odor ch’esce del pomo e de lo sprazzo<br />

che si distende su per sua verdura.<br />

70 E non pur una volta, questo spazzo<br />

girando, si rinfresca nostra pena:<br />

io dico pena, e dovria dir sollazzo,<br />

73 ché quella voglia a li alberi ci mena<br />

che menò Cristo lieto a dire ’Elì’,<br />

quando ne liberò con la sua vena.“<br />

76 E io a lui: ” Forese, da quel dì<br />

nel qual mutasti mondo a miglior vita,<br />

cinqu’ anni non son vòlti infino a qui.<br />

79 Se prima fu la possa in te finita<br />

di peccar più, che sovvenisse l’ora<br />

del buon dolor ch’a Dio ne rimarita,<br />

82 come se’ tu qua sù venuto ancora?<br />

Io ti credea trovar là giù di sotto,<br />

dove tempo per tempo si ristora.“


Fegefeuer: Dreiundzwanzigster Gesang Pagina 193<br />

Und er: ” Zum süßen Wermutstrank der Peinen<br />

Hat mich befördert meiner Nella Fleiß<br />

In frommem Fleh’n und ihr unendlich Weinen.<br />

Denn ihr Gebet, ihr Stöhnen fromm und heiß,<br />

Hat mich der Küste, wo man harrt, entzogen<br />

Und mich befreit aus jedem andern Kreis.<br />

Ihr. die ich so geliebt, ist Gott gewogen,<br />

Weil sie, der nur der Tugend Reiz gefällt,<br />

Sich ganz vom Pfad der andern abgezogen.<br />

Der Sarden rohes Bergesland enthält<br />

Mehr Scham und Sitte noch in feinen Frauen<br />

Als das, wo ich sie ließ in jener Welt.<br />

O süßer Bruder, soll ich dir’s vertrauen?<br />

Ich glaube schon die Zukunft, der das Heut<br />

Nicht alt erscheinen wird, vor mir zu schauen,<br />

Wo man den frechen Frau’n, die ungescheut<br />

Den Busen mit den Brüsten offenbaren,<br />

<strong>Die</strong>s von der Kanzel in Florenz verbeut.<br />

Wann mußten Frau’n von Türken und Barbaren,<br />

Um mit bedeckter Brust einherzugehn,<br />

Von Staat und Kirche Rügen erst erfahren?<br />

Doch könnten nur die Unverschämten sehn,<br />

Was ihnen schon der Himmel vorbereitet,<br />

Sie wurden heulend, offnen Mundes, stehn.<br />

Sie jammern, wenn kein Wahn mich hier verleitet,<br />

Eh’ auf des Wange, der jetzt eingelullt<br />

Von Eipopeia wird, sich Flaum verbreitet.<br />

Jetzt sprich von dir und zahle mir die Schuld.<br />

Sieh alle, die dorthin die Augen lenken,<br />

Wo du die Sonne deckst, voll Ungeduld.“<br />

Und ich versetzt’ ihm: ” Willst du des gedenken,<br />

Was du mit mir einst warst, und ich mit dir,<br />

So wird noch jetzt dich die Erinnrung kränken.<br />

Vor kurzem hat von dort er, der vor mir<br />

Als Führer geht, mich mit sich fortgenommen,<br />

Als rund euch schien der Bruder dieser hier.“<br />

- <strong>Die</strong> Sonne zeigt’ ich – ” Mir zum Heil und Frommen<br />

Bin ich durch wahren Todes tiefe Nacht<br />

Mit ihm in diesem wahren Fleisch gekommen.<br />

Er hat im Kreislauf mich emporgebracht<br />

Zu diesem Berg, wo die sich g’rad’ erheben,<br />

<strong>Die</strong> einst das Erdenleben krumm gemacht.<br />

85 Ond’ elli a me: ” Sì tosto m’ha condotto<br />

a ber lo dolce assenzo d’i martìri<br />

la Nella mia con suo pianger dirotto.<br />

88 Con suoi prieghi devoti e con sospiri<br />

tratto m’ha de la costa ove s’aspetta,<br />

e liberato m’ha de li altri giri.<br />

91 Tanto è a Dio più cara e più diletta<br />

la vedovella mia, che molto amai,<br />

quanto in bene operare è più soletta;<br />

94 ché la Barbagia di Sardigna assai<br />

ne le femmine sue più è pudica<br />

che la Barbagia dov’ io la lasciai.<br />

97 O dolce frate, che vuo’ tu ch’io dica?<br />

Tempo futuro m’è già nel cospetto,<br />

cui non sarà quest’ ora molto antica,<br />

100 nel qual sarà in pergamo interdetto<br />

a le sfacciate donne fiorentine<br />

l’andar mostrando con le poppe il petto.<br />

103 Quai barbare fuor mai, quai saracine,<br />

cui bisognasse, per farle ir coperte,<br />

o spiritali o altre discipline?<br />

106 Ma se le svergognate fosser certe<br />

di quel che ’l ciel veloce loro ammanna,<br />

già per urlare avrian le bocche aperte;<br />

109 ché, se l’antiveder qui non m’inganna,<br />

prima fien triste che le guance impeli<br />

colui che mo si consola con nanna.<br />

112 Deh, frate, or fa che più non mi ti celi!<br />

vedi che non pur io, ma questa gente<br />

tutta rimira là dove ’l sol veli.“<br />

115 Per ch’io a lui: ” Se tu riduci a mente<br />

qual fosti meco, e qual io teco fui,<br />

ancor fia grave il memorar presente.<br />

118 Di quella vita mi volse costui<br />

che mi va innanzi, l’altr’ ier, quando tonda<br />

vi si mostrò la suora di colui,“<br />

121 e ’l sol mostrai; ” costui per la profonda<br />

notte menato m’ha d’i veri morti<br />

con questa vera carne che ’l seconda.<br />

124 Indi m’han tratto sù li suoi conforti,<br />

salendo e rigirando la montagna<br />

che drizza voi che ’l mondo fece torti.


Seite 194 Purgatorio: Canto XXIV<br />

Er wird mir sein Geleit so lange geben,<br />

Bis ich gelangt zu Beatricen bin;<br />

Ohn’ ihn dann muß ich weiter aufwärts streben.<br />

Es ist Virgil“ – hier zeigt’ ich nach ihm hin –<br />

” Sieh auch den andern und erkenne diesen<br />

Als den, ob des der Berg gebebt vorhin,<br />

127 Tanto dice di farmi sua compagna<br />

che io sarò là dove fia Beatrice;<br />

quivi convien che sanza lui rimagna.<br />

130 Virgilio è questi che così mi dice,“<br />

e addita’lo; ” e quest’ altro è quell’ ombra<br />

per cuï scosse dianzi ogne pendice<br />

Da euer Reich ihn von sich weggewiesen.“ 133 lo vostro regno, che da sé lo sgombra.“<br />

Vierundzwanzigster Gesang Canto XXIV<br />

Nicht hemmt’ uns Gehn im Reden, Red’ im Gehn;<br />

Der <strong>La</strong>uf ging beim Gespräch so rasch vonstatten,<br />

Wie eines Schiffs bei guten Windes Weh’n.<br />

Und die, wie’s schien, zweimal gestorbnen Schatten,<br />

Sie sogen Staunen durch die Augen ein,<br />

Da sie bemerkt mein irdisch Leben hatten.<br />

” Wohl eil’ger“, sprach ich weiter, würd’ er sein,<br />

”<br />

Zum Platz zu zieh’n, der dort ihm angewiesen,<br />

War’ er nicht aufgehalten von uns zwei’n.<br />

Doch sprich, wo ist Piccarda? Wer von diesen,<br />

Von welchen jeder Blick jetzt auf mir ruht,<br />

Ward durch den Ruf im Leben einst gepriesen?“<br />

” Sie, meine Schwester, einst so schön als gut,<br />

Trägt dort, wo wir das ew’ge Licht erkennen,<br />

<strong>Die</strong> Krone des Triumphs mit heiterm Mut.“<br />

Sprach’s, und darauf: ” Hier darf man alle nennen,<br />

Denn, vom heilsamen Fasten abgezehrt,<br />

Würd’ einer sonst den andern nimmer kennen.<br />

Sieh dort“ – er sprach’s, den Finger hingekehrt –<br />

” Den Buonagiunta; sieh dort den Erblaßten,<br />

Vom Hunger mehr als jeden sonst, verheert,<br />

Des Arme dort die heil’ge Kirch’ umfaßten.<br />

Er war von Tours und büßt hier manchen Schmaus<br />

Von weinersäuften Aal mit schwerem Fasten.“<br />

Noch wählt’ er manchen von der Schar heraus<br />

Und nannt’ ihn mir, was jeden sehr erfreute,<br />

Und keiner sah drum trüb und finster aus.<br />

Ich Sah den Bonifaz, der viel Leute<br />

Mit Pfründenfett geatzt; den Ubaldin,<br />

Der an den Zähnen selbst vor Hunger käute;<br />

Sah den Marchese, den, trotz allem Zieh’n<br />

Aus seinem Krug, der Durst nur ärger brannte,<br />

Und dem der Mund beständig trocken schien.<br />

1 Né ’l dir l’andar, né l’andar lui più lento<br />

facea, ma ragionando andavam forte,<br />

sì come nave pinta da buon vento;<br />

4 e l’ombre, che parean cose rimorte,<br />

per le fosse de li occhi ammirazione<br />

traean di me, di mio vivere accorte.<br />

7 E io, continüando al mio sermone,<br />

dissi: ” Ella sen va sù forse più tarda<br />

che non farebbe, per altrui cagione.<br />

10 Ma dimmi, se tu sai, dov’ è Piccarda;<br />

dimmi s’io veggio da notar persona<br />

tra questa gente che sì mi riguarda.“<br />

13<br />

” <strong>La</strong> mia sorella, che tra bella e buona<br />

non so qual fosse più, trïunfa lieta<br />

ne l’alto Olimpo già di sua corona.“<br />

16 Sì disse prima; e poi: ” Qui non si vieta<br />

di nominar ciascun, da ch’è sì munta<br />

nostra sembianza via per la dïeta.<br />

19 Questi,“ e mostrò col dito, ” è Bonagiunta,<br />

Bonagiunta da Lucca; e quella faccia<br />

di là da lui più che l’altre trapunta<br />

22 ebbe la Santa Chiesa in le sue braccia:<br />

dal Torso fu, e purga per digiuno<br />

l’anguille di Bolsena e la vernaccia.“<br />

25 Molti altri mi nomò ad uno ad uno;<br />

e del nomar parean tutti contenti,<br />

sì ch’io però non vidi un atto bruno.<br />

28 Vidi per fame a vòto usar li denti<br />

Ubaldin da la Pila e Bonifazio<br />

che pasturò col rocco molte genti.<br />

31 Vidi messer Marchese, ch’ebbe spazio<br />

già di bere a Forlì con men secchezza,<br />

e sì fu tal, che non si sentì sazio.


Fegefeuer: Vierundzwanzigster Gesang Pagina 195<br />

Doch wie, wer viel sah, eins nur wählt. So wandte<br />

Ich mein Gesicht nun zu dem Buonagiunt,<br />

Der, wie es schien, mich dort am besten kannte.<br />

Er murmelt’ in sich, und von seinem Mund,<br />

An dem sich hier der Schlemmer Sünden rächen,<br />

Ward etwas wie das Wort Gentucca kund.<br />

Ich sprach: ” Der du das Schweigen abzubrechen<br />

So lüstern scheinst, sprich so, daß man’s versteht,<br />

Und dich und mich befriedige dein Sprechen.“<br />

Drauf er: ” Ein Weib, das noch entschleiert geht,<br />

Gibt dir dereinst an meiner Stadt Behagen,<br />

So sehr man diese Stadt auch immer schmäht.<br />

Du wirst dorthin die Rede mit dir tragen,<br />

Und trog mein Murmeln dich, in kurzer Zeit<br />

Wird dir die Wirklichkeit er klarer sagen.<br />

Doch sprich, erblick’ ich den in meinem Leid,<br />

Der jene neuen Weisen fand, beginnend:<br />

Ihr Frau’n, die ihr der Liebe kundig seid.“<br />

Drauf ich: ” Dem Hauch der Liebe lausch’ ich sinnend;<br />

Was sie mir immer vorspricht, nehm’ ich wahr<br />

Und schreib’ es nach, nichts aus mir selbst ersinnend.“<br />

” <strong>Die</strong> Schlinge, Bruder,“ sprach er, seh’ ich klar,<br />

”<br />

<strong>Die</strong> von dem neuen süßen Stil gehalten<br />

Mich diesseits hat, Guitton’ und den Notar.<br />

Ich seh’, ihr lasset nur die Liebe walten,<br />

Und eure Feder folgt, wie sie gebeut,<br />

Wir aber ließen sie nicht also schalten.<br />

Wer, Beifall suchend, keck sie überbeut,<br />

Gibt Schwulst, statt des, was euch Natur verliehen.“<br />

Er schwieg und schien befriedigt und erfreut.<br />

Wie Vögel, die zum Nil im Winter ziehen,<br />

Sich oft versammeln in gedrängtem Hauf<br />

Und schneller dann in Streifen weiterfliehen;<br />

So machten alle dort sich wieder auf,<br />

<strong>Die</strong>, abgewandt, sich eilig fort begaben,<br />

Durch Magerkeit und Willen leicht zum <strong>La</strong>uf.<br />

Und gleich wie einer, atemlos vom Traben,<br />

<strong>Die</strong> andern läßt, um ganz gemach zu gehn,<br />

Bis ausgeschnauft die heißen <strong>La</strong>ugen haben,<br />

So war es mit Forese jetzt gescheh’n;<br />

Er, hinter mir, ließ zieh’n die heil’ge Herde<br />

Und sprach: ” Wann werd’ ich wohl dich wiedersehn?“<br />

34 Ma come fa chi guarda e poi s’apprezza<br />

più d’un che d’altro, fei a quel da Lucca,<br />

che più parea di me aver contezza.<br />

37 El mormorava; e non so che ” Gentucca“<br />

sentiv’ io là, ov’ el sentia la piaga<br />

de la giustizia che sì li pilucca.<br />

40<br />

43<br />

” O anima,“ diss’ io, che par sì vaga<br />

”<br />

di parlar meco, fa sì ch’io t’intenda,<br />

e te e me col tuo parlare appaga.“<br />

” Femmina è nata, e non porta ancor benda,“<br />

cominciò el, che ti farà piacere<br />

”<br />

la mia città, come ch’om la riprenda.<br />

46 Tu te n’andrai con questo antivedere:<br />

se nel mio mormorar prendesti errore,<br />

dichiareranti ancor le cose vere.<br />

49 Ma dì s’i’ veggio qui colui che fore<br />

trasse le nove rime, cominciando<br />

’Donne ch’avete intelletto d’amore’.“<br />

52 E io a lui: ” I’ mi son un che, quando<br />

Amor mi spira, noto, e a quel modo<br />

ch’e’ ditta dentro vo significando.“<br />

55<br />

” O frate, issa vegg’ io,“ diss’ elli, il nodo<br />

”<br />

che ’l Notaro e Guittone e me ritenne<br />

di qua dal dolce stil novo ch’i’ odo!<br />

58 Io veggio ben come le vostre penne<br />

di retro al dittator sen vanno strette,<br />

che de le nostre certo non avvenne;<br />

61 e qual più a gradire oltre si mette,<br />

non vede più da l’uno a l’altro stilo“;<br />

e, quasi contentato, si tacette.<br />

64 Come li augei che vernan lungo ’l Nilo,<br />

alcuna volta in aere fanno schiera,<br />

poi volan più a fretta e vanno in filo,<br />

67 così tutta la gente che lì era,<br />

volgendo ’l viso, raffrettò suo passo,<br />

e per magrezza e per voler leggera.<br />

70 E come l’uom che di trottare è lasso,<br />

lascia andar li compagni, e sì passeggia<br />

fin che si sfoghi l’affollar del casso,<br />

73 sì lasciò trapassar la santa greggia<br />

Forese, e dietro meco sen veniva,<br />

dicendo: ” Quando fia ch’io ti riveggia?“


Seite 196 Purgatorio: Canto XXIV<br />

” Nicht weiß ich es. Doch glaub’ ich, daß der Erde“,<br />

Versetzt’ ich, nicht so schnell mein Geist entfleugt,<br />

”<br />

Als ich nach diesem Strand mich sehnen werde.<br />

Denn seh’ ich dort den Ort, der mich erzeugt,<br />

Tagtäglich mehr vom Guten sich entblößen<br />

Und jämmerlich bereits zum Sturz gebeugt!“<br />

Und er: ” Jetzt geh, den Stifter alles Bösen<br />

Seh’ ich am Schweif des Pferds geschleppt zum Ort,<br />

Von welchem Reu’ und Tränen nie erlösen.<br />

Stets schneller geht der <strong>La</strong>uf des Tieres fort,<br />

Und endlich läßt’s den Leib des Jammervollen<br />

Zerstampft, entstellt, ein widrig Scheusal, dort.<br />

Nicht lange werden diese Kreise rollen“<br />

-Zum Himmel blickt er auf – ” und klar wird dir,<br />

Was dämmernd nur mein Wort dir zeigen sollen.<br />

Du bleibe jetzt; die Zeit ist teuer hier,<br />

Und daß ich gleichen Schritts mit dir gegangen,<br />

<strong>Die</strong>s kostet mich bereits zuviel von ihr.“<br />

Wie einer, wenn die Reiter vorwärts drangen,<br />

Hervorsprengt aus der Reih’, in der er ritt,<br />

Den Ruhm des ersten Angriffs zu erlangen,<br />

So trennt’ er sich von uns mit größerm Schritt,<br />

Indes ich hinter ihm mit meinem Horte<br />

Und mit dem andern Meister weiterschritt.<br />

Schon war er vor uns an so fernem Orte,<br />

Daß ihm mein Blick dahin durch weiten Raum,<br />

Wie die Erinnrung folgte seinem Worte;<br />

Als wir voll Obstes einen andern Baum<br />

Mit üppigem Gezweig nicht fern entdeckten,<br />

Da wir uns bogen um des Kreises Saum.<br />

Und Leute, die hinauf die Hände streckten,<br />

Schrien auf zum <strong>La</strong>ub, das in die Lüfte steigt,<br />

Den Kindlein gleich, den gierigen, geneckten,<br />

<strong>Die</strong> bitten, während der Gebetne schweigt,<br />

Und, um zu schärfen die Begier, ihr Sehnen<br />

Hoch hinhält und es frei und offen zeigt.<br />

Dann gingen sie, geheilt vom eitlen Wähnen;<br />

Wir aber schritten zu dem Baum heran,<br />

Der alle Bitten abweist, alle Tränen.<br />

” Vorüber schreitet, denn ihr dürft nicht nah’n!<br />

Der Baum, der Even reizt’, ist weiter oben.<br />

Von ihm hat dieser seinen Keim empfah’n.“<br />

76<br />

” Non so,“ rispuos’ io lui, quant’ io mi viva;<br />

”<br />

ma già non fïa il tornar mio tantosto,<br />

ch’io non sia col voler prima a la riva;<br />

79 però che ’l loco u’ fui a viver posto,<br />

di giorno in giorno più di ben si spolpa,<br />

e a trista ruina par disposto.“<br />

82<br />

” Or va,“ diss’ el; che quei che più n’ha colpa,<br />

”<br />

vegg’ ïo a coda d’una bestia tratto<br />

inver’ la valle ove mai non si scolpa.<br />

85 <strong>La</strong> bestia ad ogne passo va più ratto,<br />

crescendo sempre, fin ch’ella il percuote,<br />

e lascia il corpo vilmente disfatto.<br />

88 Non hanno molto a volger quelle ruote,“<br />

e drizzò li occhi al ciel, ” che ti fia chiaro<br />

ciò che ’l mio dir più dichiarar non puote.<br />

91 Tu ti rimani omai; ché ’l tempo è caro<br />

in questo regno, sì ch’io perdo troppo<br />

venendo teco sì a paro a paro.“<br />

94 Qual esce alcuna volta di gualoppo<br />

lo cavalier di schiera che cavalchi,<br />

e va per farsi onor del primo intoppo,<br />

97 tal si partì da noi con maggior valchi;<br />

e io rimasi in via con esso i due<br />

che fuor del mondo sì gran marescalchi.<br />

100 E quando innanzi a noi intrato fue,<br />

che li occhi miei si fero a lui seguaci,<br />

come la mente a le parole sue,<br />

103 parvermi i rami gravidi e vivaci<br />

d’un altro pomo, e non molto lontani<br />

per esser pur allora vòlto in laci.<br />

106 Vidi gente sott’ esso alzar le mani<br />

e gridar non so che verso le fronde,<br />

quasi bramosi fantolini e vani<br />

109 che pregano, e ’l pregato non risponde,<br />

ma, per fare esser ben la voglia acuta,<br />

tien alto lor disio e nol nasconde.<br />

112 Poi si partì sì come ricreduta;<br />

e noi venimmo al grande arbore adesso,<br />

che tanti prieghi e lagrime rifiuta.<br />

115<br />

” Trapassate oltre sanza farvi presso:<br />

legno è più sù che fu morso da Eva,<br />

e questa pianta si levò da esso.“


Fegefeuer: Vierundzwanzigster Gesang Pagina 197<br />

So sprach, ich weiß nicht wer, vom Baume droben,<br />

Weshalb Virgil mit Statius, engverschränkt,<br />

Und mir hinging, wo sich die Felsen hoben.<br />

” An die verfluchten Wolkensöhne denkt,“<br />

Sprach’s, die dem Theseus mit den Doppelbrüsten<br />

”<br />

Im Kampf getrotzt, von zuviel Wein getränkt.<br />

An die Hebräer denkt und ihr Gelüsten,<br />

Und denkt, weshalb verschmäht hat Gideon,<br />

Mit ihnen gegen Midian sich zu rüsten.“<br />

So gingen wir, dem Felsen nah, davon,<br />

Und hörten aus des <strong>La</strong>ubs geheimer Regung<br />

Des Gaumens Schuld und ihren schlechten Lohn.<br />

Dann aber ging’s mit freierer Bewegung<br />

Auf breitem Pfad an laufend Schritte fort,<br />

Und jeder schwieg in sinniger Erwägung.<br />

” Was geht ihr drei so ernst erwägend dort?“<br />

Rief’s plötzlich nun, ich aber fuhr zusammen,<br />

Gleich einem scheuen Roß, bei diesem Wort.<br />

Mein Haupt kehrt’ ich dorthin, woher zu stammen<br />

<strong>Die</strong> Rede schien, und sah in rotem Schein<br />

Glas und Metall nie so im Ofen flammen,<br />

Wie einen hier, der sprach: ” Hier geht ihr ein,<br />

Wollt ihr empor zur freien Höhe kommen,<br />

Und im Genuß des ew’gen Friedens sein.“<br />

Mir hatte das Gesicht sein Glanz benommen,<br />

Drum wandt’ ich mich zu meinen Führern hin,<br />

Wie wer dem folgt, was er durchs Ohr vernommen.<br />

Und wie des Morgenrots Verkünderin,<br />

<strong>Die</strong>, Düfte raubend, in den Blüten wühlte,<br />

<strong>Die</strong> Mailuft, weht, die süße Schmeichlerin,<br />

So fühlt’ ich an der Stirn ein Weh’n, so fühlte<br />

Ich ein Gefieder, sanft bewegt, das mir<br />

Das Antlitz mit Ambrosiadüften kühlte.<br />

Und dann erklang dies Wort: ” O selig ihr,<br />

<strong>Die</strong> ihr die Gnad’ empfingt, daß unverdüstert<br />

Des Geistes Licht euch bleibt von der Begier,<br />

118 Sì tra le frasche non so chi diceva;<br />

per che Virgilio e Stazio e io, ristretti,<br />

oltre andavam dal lato che si leva.<br />

121<br />

” Ricordivi,“ dicea, d’i maladetti<br />

”<br />

nei nuvoli formati, che, satolli,<br />

Tesëo combatter co’ doppi petti;<br />

124 e de li Ebrei ch’al ber si mostrar molli,<br />

per che no i volle Gedeon compagni,<br />

quando inver’ Madïan discese i colli.“<br />

127 Sì accostati a l’un d’i due vivagni<br />

passammo, udendo colpe de la gola<br />

seguite già da miseri guadagni.<br />

130 Poi, rallargati per la strada sola,<br />

ben mille passi e più ci portar oltre,<br />

contemplando ciascun sanza parola.<br />

133<br />

” Che andate pensando sì voi sol tre?“<br />

sùbita voce disse; ond’ io mi scossi<br />

come fan bestie spaventate e poltre.<br />

136 Drizzai la testa per veder chi fossi;<br />

e già mai non si videro in fornace<br />

vetri o metalli sì lucenti e rossi,<br />

139 com’ io vidi un che dicea: ” S’a voi piace<br />

montare in sù, qui si convien dar volta;<br />

quinci si va chi vuole andar per pace.“<br />

142 L’aspetto suo m’avea la vista tolta;<br />

per ch’io mi volsi dietro a’ miei dottori,<br />

com’ om che va secondo ch’elli ascolta.<br />

145 E quale, annunziatrice de li albori,<br />

l’aura di maggio movesi e olezza,<br />

tutta impregnata da l’erba e da’ fiori;<br />

148 tal mi senti’ un vento dar per mezza<br />

la fronte, e ben senti’ mover la piuma,<br />

che fé sentir d’ambrosïa l’orezza.<br />

151 E senti’ dir: ” Beati cui alluma<br />

tanto di grazia, che l’amor del gusto<br />

nel petto lor troppo disir non fuma,<br />

Indem euch nur, wie’s ziemt, nach Speise lüstert.“ 154 esurïendo sempre quanto è giusto!“


Seite 198 Purgatorio: Canto XXV<br />

Fünfundzwanzigster Gesang Canto XXV<br />

<strong>Die</strong> Stund’ erheischte rasches Steigen schon,<br />

Nachdem die Sonne hier den Mittagsbogen<br />

Dem Stier geräumt, dort Nacht dem Skorpion.<br />

Drum, wie ein Mann, der, von nichts angezogen,<br />

Was sich auch zeige, seines Weges zieht<br />

Vom Drang der Not zu größter Eil’ bewogen,<br />

So drangen wir ins höhere Gebiet<br />

Durch eine Stiege, die uns so beschränkte,<br />

Daß uns die Enge voneinander schied.<br />

Und wie ein Störchlein, das die Flügel schwenkte,<br />

Aus Luft zum Flug, dann aber, sonder Mut,<br />

Vom Neste fortzuzieh’n, sie wieder senkte,<br />

So ich, bald lodernd, bald verlöscht die Glut<br />

Der Fragelust, das Antlitz also zeigend,<br />

Wie der, der sich zum Sprechen anschickt, tut.<br />

Da sprach mein Herr, obwohl voll Eifer steigend:<br />

” <strong>La</strong>ß nicht der Rede Pfeil unabgeschnellt,<br />

<strong>Die</strong> Sehne nur bis hin zum Drücker beugend.“<br />

Worauf ich, sicher durch dies Wort gestellt,<br />

Den Mund erschloß: ” Wie wird man hier so mager,<br />

Hier, wo kein Leib ist, welchen Speis erhält?“<br />

Drauf er: ” Gedächtest du an Meleager,<br />

Der eben, wie verzehrt ein Holzbrand ward,<br />

Sich abgezehrt, du wärst kein solcher Frager.<br />

Und dächtest du, wie gleich an Mien’ und Art<br />

Sich euer Antlitz regt in Spiegelbildern,<br />

Dann schiene lind und weich dir, was jetzt hart.<br />

Allein um alles dir nach Wunsch zu schildern,<br />

Sieh hier den Statius, welcher dir verspricht,<br />

Weil ich ihn bitte, deinen Durst zu mildern.“<br />

” Entwickl’ ich ihm das göttliche Gericht,“<br />

Sprach Statius drauf, hier, wo du gegenwärtig,<br />

”<br />

So sei’s verzieh’n – du willst, drum weigr’ ich nicht.“<br />

Und dann: ” Jetzt sei dein Geist bereit und fertig<br />

Für meine Rede, Sohn – dann sei des Wie?<br />

Das du erfragst, in vollem Licht gewärtig.<br />

Das reinste Blut, das von den Adern nie<br />

Getrunken wird, vergleichbar einer Speise,<br />

<strong>Die</strong> über den Bedarf Natur verlieh,<br />

Empfängt im Herzen wunderbarerweise ,<br />

<strong>Die</strong> Bildungskraft für menschliche Gestalt,<br />

Geht dann mit dieser durch der Adern Kreise,<br />

1 Ora era onde ’l salir non volea storpio;<br />

ché ’l sole avëa il cerchio di merigge<br />

lasciato al Tauro e la notte a lo Scorpio:<br />

4 per che, come fa l’uom che non s’affigge<br />

ma vassi a la via sua, che che li appaia,<br />

se di bisogno stimolo il trafigge,<br />

7 così intrammo noi per la callaia,<br />

uno innanzi altro prendendo la scala<br />

che per artezza i salitor dispaia.<br />

10 E quale il cicognin che leva l’ala<br />

per voglia di volare, e non s’attenta<br />

d’abbandonar lo nido, e giù la cala;<br />

13 tal era io con voglia accesa e spenta<br />

di dimandar, venendo infino a l’atto<br />

che fa colui ch’a dicer s’argomenta.<br />

16 Non lasciò, per l’andar che fosse ratto,<br />

lo dolce padre mio, ma disse: ” Scocca<br />

l’arco del dir, che ’nfino al ferro hai tratto.“<br />

19 Allor sicuramente apri’ la bocca<br />

e cominciai: ” Come si può far magro<br />

là dove l’uopo di nodrir non tocca?“<br />

22<br />

” Se t’ammentassi come Meleagro<br />

si consumò al consumar d’un stizzo,<br />

non fora,“ disse, a te questo sì agro;<br />

”<br />

25 e se pensassi come, al vostro guizzo,<br />

guizza dentro a lo specchio vostra image,<br />

ciò che par duro ti parrebbe vizzo.<br />

28 Ma perché dentro a tuo voler t’adage,<br />

ecco qui Stazio; e io lui chiamo e prego<br />

che sia or sanator de le tue piage.“<br />

31<br />

” Se la veduta etterna li dislego,“<br />

rispuose Stazio, là dove tu sie,<br />

”<br />

discolpi me non potert’ io far nego.“<br />

34 Poi cominciò: ” Se le parole mie,<br />

figlio, la mente tua guarda e riceve,<br />

lume ti fiero al come che tu die.<br />

37 Sangue perfetto, che poi non si beve<br />

da l’assetate vene, e si rimane<br />

quasi alimento che di mensa leve,<br />

40 prende nel core a tutte membra umane<br />

virtute informativa, come quello<br />

ch’a farsi quelle per le vene vane.


Fegefeuer: Fünfundzwanzigster Gesang Pagina 199<br />

Noch mehr verkocht, zu einem Aufenthalt,<br />

Den man nicht nennt, von wo’s zu anderm Blute<br />

In ein natürlich Becken überwallt.<br />

Daß beides zum Gebild zusammenflute,<br />

Ist leidend dies, und tätig das, vom Ort,<br />

In dem die hohe Bildungskraft beruhte.<br />

Drin angelangt, beginnt’s sein Wirken dort;<br />

Geronnen erst, erzeugt es junges Leben<br />

Und schreitet in des Stoffs Verdichtung fort.<br />

<strong>Die</strong> Seel entsteht aus tät’ger Kräfte Streben,<br />

Wie die der Pflanze, die schon stillesteht,<br />

Wenn jene kaum beginnt, sich zu erheben.<br />

Bewegung zeigt sich dann, Gefühl entsteht,<br />

Wie in dem Schwamm des Meers, und zu entfalten<br />

Beginnt die tät’ge Kraft, was sie gesät.<br />

Nun beugt, nun dehnt die Frucht sich aus, beim Walten<br />

Der Kraft des Zeugenden, die, nie verwirrt<br />

Von fremdem Trieb, nur ist, um zu gestalten.<br />

Doch, Sohn, wie nun das Tier zum Menschen wird,<br />

Noch siehst du’s nicht, und dies ist eine Lehre,<br />

Worin ein Weiserer als du geirrt.<br />

Er war der Meinung, von der Seele wäre<br />

Gesondert die Vernunft, weil kein Organ<br />

<strong>Die</strong> Äußerung der letztern uns erkläre.<br />

Jetzt sei dein Herz der Wahrheit aufgetan,<br />

Damit dein Geist, was folgen wird, bemerke!<br />

Wenn Bildung das Gehirn der Frucht empfah’n,<br />

Kehrt, froh ob der Natur kunstvollem Werke,<br />

Zu ihr der Schöpfer sich und haucht den Geist,<br />

Den neuen Geist ihr ein, von solcher Stärke,<br />

Daß er, was tätig dort ist, an sich reißt,<br />

Und mit ihm sich vereint zu einer Seele,<br />

<strong>Die</strong> lebt und fühlt und in sich wogt und kreist.<br />

Und, daß dir’s nicht an hellerm Lichte fehle,<br />

So denke nur, wie sich zum edlen Wein<br />

<strong>Die</strong> Sonnenglut dem Rebensaft vermalte.<br />

Gebricht es dann der <strong>La</strong>chesis an Lein,<br />

Dann trägt sie mit sich aus des Leibes Hülle<br />

Des Menschlichen und Göttlichen Verein;<br />

<strong>Die</strong> andern Kräfte sämtlich stumm und stille,<br />

Doch schärfer als vorher in Macht und Tat,<br />

Erinnerung, Verstandeskraft und Wille.<br />

43 Ancor digesto, scende ov’ è più bello<br />

tacer che dire; e quindi poscia geme<br />

sovr’ altrui sangue in natural vasello.<br />

46 Ivi s’accoglie l’uno e l’altro insieme,<br />

l’un disposto a patire, e l’altro a fare<br />

per lo perfetto loco onde si preme;<br />

49 e, giunto lui, comincia ad operare<br />

coagulando prima, e poi avviva<br />

ciò che per sua matera fé constare.<br />

52 Anima fatta la virtute attiva<br />

qual d’una pianta, in tanto differente,<br />

che questa è in via e quella è già a riva,<br />

55 tanto ovra poi, che già si move e sente,<br />

come spungo marino; e indi imprende<br />

ad organar le posse ond’ è semente.<br />

58 Or si spiega, figliuolo, or si distende<br />

la virtù ch’è dal cor del generante,<br />

dove natura a tutte membra intende.<br />

61 Ma come d’animal divegna fante,<br />

non vedi tu ancor: quest’ è tal punto,<br />

che più savio di te fé già errante,<br />

64 sì che per sua dottrina fé disgiunto<br />

da l’anima il possibile intelletto,<br />

perché da lui non vide organo assunto.<br />

67 Apri a la verità che viene il petto;<br />

e sappi che, sì tosto come al feto<br />

l’articular del cerebro è perfetto,<br />

70 lo motor primo a lui si volge lieto<br />

sovra tant’ arte di natura, e spira<br />

spirito novo, di vertù repleto,<br />

73 che ciò che trova attivo quivi, tira<br />

in sua sustanzia, e fassi un’alma sola,<br />

che vive e sente e sé in sé rigira.<br />

76 E perché meno ammiri la parola,<br />

guarda il calor del sole che si fa vino,<br />

giunto a l’omor che de la vite cola.<br />

79 Quando Làchesis non ha più del lino,<br />

solvesi da la carne, e in virtute<br />

ne porta seco e l’umano e ’l divino:<br />

82 l’altre potenze tutte quante mute;<br />

memoria, intelligenza e volontade<br />

in atto molto più che prima agute.


Seite 200 Purgatorio: Canto XXV<br />

Und ohne Säumen fällt sie am Gestad,<br />

An dem, an jenem, wunderbarlich nieder,<br />

Und hier erkennt sie erst den weitern Pfad.<br />

Kaum ist sie nun auf sicherm Orte wieder,<br />

Da strahlt die Bildungskraft rings um sie her,<br />

So hell wie einst beim Leben ihrer Glieder.<br />

Und wie die Luft, vom Regen feucht und Schwer.<br />

Sich glänzend schmückt mit buntem Farbenbogen<br />

Im Widerglanz vom Sonnenfeuermeer;<br />

So jetzt die Lüfte, so die Seel’ umwogen,<br />

Worein die Bildungskraft ein Bildnis prägt,<br />

Sobald die Seel’ an jenen Strand gezogen.<br />

Und gleich der Flamme, die sich nachbewegt,<br />

Wo irgendhin des Feuers Pfade gehen,<br />

So folgt die Form, wohin der Geist sie trägt.<br />

Sieh daher die Erscheinung dann entstehen,<br />

<strong>Die</strong> Schatten heißt; so bildet sich in ihr<br />

Jedwed Gefühl, das Hören und das Sehen.<br />

Und daher sprechen, daher lachen wir,<br />

Und daher weinen wir die bittern Zähren<br />

Und seufzen laut auf unserm Berge hier.<br />

Der Schatten bildet sich, je wie Begehren<br />

Und Leidenschaft uns reizt und Lust und Gram.<br />

<strong>Die</strong>s mag dir, was du angestaunt, erklären.“<br />

Und schon als ich zur letzten Marter kam,<br />

Indem wir, rechts gewandt, die Schlucht verließen,<br />

Ward ich auf das, was dort war, aufmerksam.<br />

Den Felsen sah ich Flammen vorwärts schießen,<br />

Der Vorsprung aber haucht’ empor zur Wand<br />

Windstöße, die zurück die Flammen stießen.<br />

Wir mußten einzeln gehn am freien Rand,<br />

Und ängstlich hört’ ich hier die Flamme schwirren,<br />

Indes sich dort ein tiefer Abgrund fand.<br />

Mein Führer sprach: ” Hier laß dich nichts verwirren<br />

Und halte straff der schnellen Augen Zaum,<br />

Denn leicht ist’s hier, mit einem Tritt zu irren.“<br />

Gott höchster Gnade! hört’ ich’s aus dem Raum,<br />

Den jene große Glut erfüllte, singen<br />

Und hielt den Blick an meinem Wege kaum.<br />

Ich sah dort Geister, die durchs Feuer gingen,<br />

Und sah auf meinen bald, bald ihren Gang<br />

Und ließ den Blick von hier nach dorten springen.<br />

85 Sanza restarsi, per sé stessa cade<br />

mirabilmente a l’una de le rive;<br />

quivi conosce prima le sue strade.<br />

88 Tosto che loco lì la circunscrive,<br />

la virtù formativa raggia intorno<br />

così e quanto ne le membra vive.<br />

91 E come l’aere, quand’ è ben pïorno,<br />

per l’altrui raggio che ’n sé si reflette,<br />

di diversi color diventa addorno;<br />

94 così l’aere vicin quivi si mette<br />

e in quella forma ch’è in lui suggella<br />

virtüalmente l’alma che ristette;<br />

97 e simigliante poi a la fiammella<br />

che segue il foco là ’vunque si muta,<br />

segue lo spirto sua forma novella.<br />

100 Però che quindi ha poscia sua paruta,<br />

è chiamata ombra; e quindi organa poi<br />

ciascun sentire infino a la veduta.<br />

103 Quindi parliamo e quindi ridiam noi;<br />

quindi facciam le lagrime e ’ sospiri<br />

che per lo monte aver sentiti puoi.<br />

106 Secondo che ci affliggono i disiri<br />

e li altri affetti, l’ombra si figura;<br />

e quest’ è la cagion di che tu miri.“<br />

109 E già venuto a l’ultima tortura<br />

s’era per noi, e vòlto a la man destra,<br />

ed eravamo attenti ad altra cura.<br />

112 Quivi la ripa fiamma in fuor balestra,<br />

e la cornice spira fiato in suso<br />

che la reflette e via da lei sequestra;<br />

115 ond’ ir ne convenia dal lato schiuso<br />

ad uno ad uno; e io temëa ’l foco<br />

quinci, e quindi temeva cader giuso.<br />

118 Lo duca mio dicea: ” Per questo loco<br />

si vuol tenere a li occhi stretto il freno,<br />

però ch’errar potrebbesi per poco.“<br />

121 ’Summae Deus clementïae’ nel seno<br />

al grande ardore allora udi’ cantando,<br />

che di volger mi fé caler non meno;<br />

124 e vidi spirti per la fiamma andando;<br />

per ch’io guardava a loro e a’ miei passi,<br />

compartendo la vista a quando a quando.


Fegefeuer: Sechsundzwanzigster Gesang Pagina 201<br />

Ich weiß von keinem Mann – dies Wort erklang<br />

Mit lautem Ruf, als jenes Lied verklungen,<br />

Und neu begannen sie’s mit leisem Sang,<br />

Und riefen wieder, als sie’s ausgesungen:<br />

” Diana blieb im Hain und jagt’ ergrimmt<br />

Kalisto fort, die Venus’ Gift durchdrungen.“<br />

Dann ward die Hymne wieder angestimmt,<br />

Dann riefen sie von keuschen Frau’n und Gatten,<br />

<strong>Die</strong> lebten, wie’s zu Eh’ und Tugend stimmt.<br />

Und dies nur tun sie, ohne zu ermatten,<br />

Wie’s scheint, solang die Flamme sie umfließt,<br />

Bis solche Pfleg’ und Arzenei den Schatten<br />

127 Appresso il fine ch’a quell’ inno fassi,<br />

gridavano alto: ’Virum non cognosco’;<br />

indi ricominciavan l’inno bassi.<br />

130 Finitolo, anco gridavano: ” Al bosco<br />

si tenne Diana, ed Elice caccionne<br />

che di Venere avea sentito il tòsco.“<br />

133 Indi al cantar tornavano; indi donne<br />

gridavano e mariti che fuor casti<br />

come virtute e matrimonio imponne.<br />

136 E questo modo credo che lor basti<br />

per tutto il tempo che ’l foco li abbruscia:<br />

con tal cura conviene e con tai pasti<br />

Zuletzt die Wund’ auf ewig wieder schließt. 139 che la piaga da sezzo si ricuscia.<br />

Sechsundzwanzigster Gesang Canto XXVI<br />

Indem wir, einer so dem andern nach,<br />

Am Rand hingingen, sprach mein treu Geleite:<br />

” Gib acht und nütze, was ich warnend sprach.“<br />

<strong>Die</strong> Sonne schlug auf meine rechte Seite<br />

Und übergoß, ein blendend Strahlenmeer,<br />

Mit lichtem Weiß des Westens blaue Weite.<br />

In meinem Schatten schien die Glut noch mehr<br />

Hochrot zu glüh’n, drum sah’n bei solchem Zeichen<br />

Der Schatten viel im Gehen nach mir her.<br />

Und dieses schien zum Anlaß zu gereichen,<br />

Daß über mich sich ein Gespräch erhob:<br />

” Der scheinet einem Scheinleib nicht zu gleichen.“<br />

Soviel sie konnten, richteten sie drob<br />

Sich zu mir hin, doch immer wohl beachtend,<br />

Daß nie ihr Fuß der Flamme sich enthob.<br />

” Du, der du wohl, sie ehrerbietig achtend,<br />

Und nicht aus Trägheit nachgehst diesen zwei’n,<br />

Oh, sieh mich hier in Durst und Feuer schmachtend<br />

Und sprich, uns allen <strong>La</strong>bung zu verleih’n;<br />

Denn wie wir jetzt nach deinem Wort verlangen,<br />

Kann durst’ger nach dem Quell kein Libyer sein.<br />

Wie machst du’s doch, die Strahlen aufzufangen,<br />

Gleich einer Wand, als wärest du dem Tod<br />

Bis jetzt noch nicht, wie wir, ins Netz gegangen.“<br />

So rief der ein’ in seiner Flammennot,<br />

Und eben wollt’ ich alles ihm verkünden,<br />

Als meinem Blick sich etwas Neues bot.<br />

1 Mentre che sì per l’orlo, uno innanzi altro,<br />

ce n’andavamo, e spesso il buon maestro<br />

diceami: ” Guarda: giovi ch’io ti scaltro“;<br />

4 feriami il sole in su l’omero destro,<br />

che già, raggiando, tutto l’occidente<br />

mutava in bianco aspetto di cilestro;<br />

7 e io facea con l’ombra più rovente<br />

parer la fiamma; e pur a tanto indizio<br />

vidi molt’ ombre, andando, poner mente.<br />

10 Questa fu la cagion che diede inizio<br />

loro a parlar di me; e cominciarsi<br />

a dir: ” Colui non par corpo fittizio“;<br />

13 poi verso me, quanto potëan farsi,<br />

certi si fero, sempre con riguardo<br />

di non uscir dove non fosser arsi.<br />

16<br />

” O tu che vai, non per esser più tardo,<br />

ma forse reverente, a li altri dopo,<br />

rispondi a me che ’n sete e ’n foco ardo.<br />

19 Né solo a me la tua risposta è uopo;<br />

ché tutti questi n’hanno maggior sete<br />

che d’acqua fredda Indo o Etïopo.<br />

22 Dinne com’ è che fai di te parete<br />

al sol, pur come tu non fossi ancora<br />

di morte intrato dentro da la rete.“<br />

25 Sì mi parlava un d’essi; e io mi fora<br />

già manifesto, s’io non fossi atteso<br />

ad altra novità ch’apparve allora;


Seite 202 Purgatorio: Canto XXVI<br />

Denn auf dem Weg, den Flammen rings entzünden,<br />

Entgegen jenen, kam ein zweiter Hauf,<br />

Drum späht ich hin, das Weitre zu ergründen.<br />

Und die und jene machten schnell sich auf<br />

Und küßten sich mit kurzer Lust und waren<br />

Zufrieden schon und floh’n im vollen <strong>La</strong>uf.<br />

So sieht man im Gewühl der braunen Scharen<br />

Sich Äms und Ämse mit den Rüsseln nah’n,<br />

Vielleicht: Wie’s geht? Wes Weges? zu erfahren,<br />

Sobald der Gruß der Freundschaft abgetan,<br />

Hob, eh’ sie weiterzog, nach kurzer Weile<br />

<strong>Die</strong> Schar wetteifernd laut zu schreien an.<br />

” Sodom! Gomorra!“ klang’s von diesem Teile;<br />

Von dort: Pasiphae kroch in die Kuh,<br />

”<br />

Und also lockt’ an sich den Stier die Geile.“<br />

Wie Kranichscharen teils nach kurzer Ruh’<br />

Gen Libyen fliegen, scheu vor Frost und Eise,<br />

Teils scheu vor Hitze den Riphäen zu,<br />

So zieh’n die hier-, die dortenhin im Kreise<br />

Und singen dann ihr Lied mit Reu’ und Gram<br />

Und schrei’n von ihrer Schuld nach alter Weise.<br />

Doch jener, der vorhin mir näher kam<br />

Und bat, blieb wieder mit den andern stehen,<br />

Dem Ansehn nach herhorchend, aufmerksam.<br />

Ich, der ich zweimal ihren Wunsch ersehen,<br />

Begann: ” O ihr, die Hoffnung aufrechthält,<br />

Sei’s, wann es sei, zum Frieden einzugehen,<br />

Nicht reif noch unreif ließ ich auf der Welt<br />

Den Leib zurück und hob’ auf diesen Wegen<br />

Mit Fleisch und Bein und Blut mich eingestellt.<br />

Ich stieg empor, die Blindheit abzulegen,<br />

Und geh’ – ein Himmelsweib erfleht’ es mir –<br />

Mit dem, was sterblich ist, dem Licht entgegen.<br />

Doch wie sich euch erfüllen mag, was ihr<br />

So heiß ersehnt: zum Himmel euch zu Schwingen,<br />

Dem lieberfüllten räumigen Revier;<br />

So sprecht, ich will’s zu aller Kunde bringen:<br />

Wer seid dort ihr, um die die Flamme schwirrt,<br />

Und wer sind die, die euch entgegengingen?“<br />

So stutzt, erstaunt, verblüfft, der Bergeshirt,<br />

Dem beim Umherschau’n selbst die Worte fehlen,<br />

Wenn, roh und wild, er sich zur Stadt verirrt,<br />

28 ché per lo mezzo del cammino acceso<br />

venne gente col viso incontro a questa,<br />

la qual mi fece a rimirar sospeso.<br />

31 Lì veggio d’ogne parte farsi presta<br />

ciascun’ ombra e basciarsi una con una<br />

sanza restar, contente a brieve festa;<br />

34 così per entro loro schiera bruna<br />

s’ammusa l’una con l’altra formica,<br />

forse a spïar lor via e lor fortuna.<br />

37 Tosto che parton l’accoglienza amica,<br />

prima che ’l primo passo lì trascorra,<br />

sopragridar ciascuna s’affatica:<br />

40 la nova gente: ” Soddoma e Gomorra“;<br />

e l’altra: ” Ne la vacca entra Pasife,<br />

perché ’l torello a sua lussuria corra.“<br />

43 Poi, come grue ch’a le montagne Rife<br />

volasser parte, e parte inver’ l’arene,<br />

queste del gel, quelle del sole schife,<br />

46 l’una gente sen va, l’altra sen vene;<br />

e tornan, lagrimando, a’ primi canti<br />

e al gridar che più lor si convene;<br />

49 e raccostansi a me, come davanti,<br />

essi medesmi che m’avean pregato,<br />

attenti ad ascoltar ne’ lor sembianti.<br />

52 Io, che due volte avea visto lor grato,<br />

incominciai: ” O anime sicure<br />

d’aver, quando che sia, di pace stato,<br />

55 non son rimase acerbe né mature<br />

le membra mie di là, ma son qui meco<br />

col sangue suo e con le sue giunture.<br />

58 Quinci sù vo per non esser più cieco;<br />

donna è di sopra che m’acquista grazia,<br />

per che ’l mortal per vostro mondo reco.<br />

61 Ma se la vostra maggior voglia sazia<br />

tosto divegna, sì che ’l ciel v’alberghi<br />

ch’è pien d’amore e più ampio si spazia,<br />

64 ditemi, acciò ch’ancor carte ne verghi,<br />

chi siete voi, e chi è quella turba<br />

che se ne va di retro a’ vostri terghi.“<br />

67 Non altrimenti stupido si turba<br />

lo montanaro, e rimirando ammuta,<br />

quando rozzo e salvatico s’inurba,


Fegefeuer: Sechsundzwanzigster Gesang Pagina 203<br />

Wie sie – ihr Ansehn könnt’ es nicht verhehlen –<br />

Allein sobald ihr trübes Staunen schwand,<br />

Das bald sich abklärt in erhabnen Seelen,<br />

” Heil dir, des Fuß den Weg in unser <strong>La</strong>nd,“<br />

Sprach er, den ich aus früh’rer Frage kannte,<br />

” Des Geist zur Besserung Erfahrung fand!<br />

Vernimm, daß jene Schar im Trieb entbrannte,<br />

Ob des man Cäsarn, so, daß er’s gehört,<br />

Einst beim Triumphe Königin benannte,<br />

Drum schrien sie: Sodom! – was sie einst betört,<br />

Voll Reue tadelnd, wie du jetzt vernommen;<br />

So wird der Brand durch Scham noch aufgestört.<br />

Im Zwittertriebe waren wir entglommen,<br />

Doch weil wir menschliches Gesetz verlacht,<br />

Von tierischen Gelüsten eingenommen.<br />

Drum rufen wir, auf eigne Schmach bedacht,<br />

Des Weibes Namen aus, wenn wir uns trennen,<br />

Das sich im Viehgebild zum Vieh gemacht.<br />

Nun hortest du mich unsre Schuld bekennen,<br />

Doch unsre Namen kundzutun verbeut<br />

<strong>Die</strong> Zeit; auch wüßt’ ich alle nicht zu nennen.<br />

Wer ich bin, höre, wenn es dich erfreut.<br />

Guid Guinicell, zur Läutrung zugelassen,<br />

Weil ich vor meinem Tod die Schuld bereut.“ –<br />

Wie hergestürzt, die Mutter zu umfassen,<br />

<strong>Die</strong> Söhne, da sein Schwert Lykurgus schwang,<br />

So wollt’ ich tun, doch mußt’ ich mehr mich fassen,<br />

Als meines Vaters Name mir erklang,<br />

Des Vaters manches, der vom süßen Minnen<br />

Besser als ich in holden Weisen sang.<br />

Ich ging und sah ihn an in tiefem Sinnen<br />

Und sagte nichts und hörte keinen <strong>La</strong>ut,<br />

Auch ließ die Glut nicht weiter mich nach innen.<br />

Doch als ich satt mich dann an ihm geschaut,<br />

Erbot ich mich, in allem ihm zu dienen,<br />

In solcher Art, der gern der andre traut.<br />

Und er: ” Wie du so freundlich mir erschienen.<br />

Tilgt deine Spur in mir nicht Leibes Flut,<br />

Und ewig wirst du meinen Dank verdienen.<br />

Doch meinst du’s wirklich denn mit mir so gut,<br />

So sprich, warum? Sprich, weshalb eben wieder<br />

So liebevoll auf mir dein Auge ruht?“<br />

70 che ciascun’ ombra fece in sua paruta;<br />

ma poi che furon di stupore scarche,<br />

lo qual ne li alti cuor tosto s’attuta,<br />

73<br />

” Beato te, che de le nostre marche,“<br />

ricominciò colei che pria m’inchiese,<br />

” per morir meglio, esperïenza imbarche!<br />

76 <strong>La</strong> gente che non vien con noi, offese<br />

di ciò per che già Cesar, trïunfando,<br />

“Regina ” contra sé chiamar s’intese:<br />

79 però si parton “Soddoma ” gridando,<br />

rimproverando a sé com’ hai udito,<br />

e aiutan l’arsura vergognando.<br />

82 Nostro peccato fu ermafrodito;<br />

ma perché non servammo umana legge,<br />

seguendo come bestie l’appetito,<br />

85 in obbrobrio di noi, per noi si legge,<br />

quando partinci, il nome di colei<br />

che s’imbestiò ne le ’mbestiate schegge.<br />

88 Or sai nostri atti e di che fummo rei:<br />

se forse a nome vuo’ saper chi semo,<br />

tempo non è di dire, e non saprei.<br />

91 Farotti ben di me volere scemo:<br />

son Guido Guinizzelli, e già mi purgo<br />

per ben dolermi prima ch’a lo stremo.“<br />

94 Quali ne la tristizia di Ligurgo<br />

si fer due figli a riveder la madre,<br />

tal mi fec’ io, ma non a tanto insurgo,<br />

97 quand’ io odo nomar sé stesso il padre<br />

mio e de li altri miei miglior che mai<br />

rime d’amore usar dolci e leggiadre;<br />

100 e sanza udire e dir pensoso andai<br />

lunga fïata rimirando lui,<br />

né, per lo foco, in là più m’appressai.<br />

103 Poi che di riguardar pasciuto fui,<br />

tutto m’offersi pronto al suo servigio<br />

con l’affermar che fa credere altrui.<br />

106 Ed elli a me: ” Tu lasci tal vestigio,<br />

per quel ch’i’ odo, in me, e tanto chiaro,<br />

che Letè nol può tòrre né far bigio.<br />

109 Ma se le tue parole or ver giuraro,<br />

dimmi che è cagion per che dimostri<br />

nel dire e nel guardar d’avermi caro.“


Seite 204 Purgatorio: Canto XXVI<br />

Und ich darauf: ” Ob deiner süßen Lieder,<br />

<strong>Die</strong> teuer sind den Herzen fort und fort,<br />

Sinkt nicht der neuern Sprache ganz danieder.“<br />

” Ach, Bruder,“ sprach er, und bei diesem Wort<br />

Zeigt’ er mit seinem Finger hin auf einen,<br />

” Der Sprache bessrer Schmied war jener dort,<br />

Der in Romanz’ und Liebesliedern keinen<br />

Unüberwunden ließ; und Toren sind,<br />

<strong>Die</strong> ihn von Giraut übertroffen meinen.<br />

Nicht nach der Wahrheit – nach des Rufes Wind<br />

Gerichtet werden Meinung und Gesichter;<br />

So läßt Vernunft und Kunst sie taub und blind.<br />

So machten’s mit Guitton viel alte Richter,<br />

Des Lob so viele schrien, weil andre schrien,<br />

Bis Wahrheit ihn besiegt und andre Dichter.<br />

Jetzt, wenn so weites Vorrecht dir verlieh’n,<br />

Daß dir’s erlaubt ist, zu dem Kloster droben,<br />

Wo Christus selber Abt ist, hinzuzieh’n,<br />

So bet’ ein Paternoster doch dort oben<br />

Bei ihm für mich, soweit’s in dieser Welt<br />

Noch not für uns, die wir der Sünd’ enthoben.“<br />

Drauf schwand er, jenem, der sich nah gestellt,<br />

Vielleicht Platz machend, in der Flammen Röte,<br />

Wie in der Flut ein Fisch, der niederschnellt.<br />

Und dem Gewiesnen naht’ ich mich und flehte<br />

Ihn inniglich um seinen Namen an,<br />

Dem schon Willkommen! meine Sehnsucht böte.<br />

Worauf er gleich mit frohem Mut begann:<br />

” <strong>Die</strong> edle Frage weißt du zu verschönen,<br />

Daß ich mich bergen weder will noch kann.<br />

Ich bin Arnald und geh’ in Schmerz und Stöhnen,<br />

Den Wahn erkennend der Vergangenheit,<br />

Und singe, hoffend, dann in Jubeltönen.<br />

Jetzt bitt’ ich dich, hast du die Herrlichkeit<br />

Auf dieses Berges Gipfel aufgefunden,<br />

Dann denke meines Leids zur rechten Zeit.“<br />

112 E io a lui: ” Li dolci detti vostri,<br />

che, quanto durerà l’uso moderno,<br />

faranno cari ancora i loro incostri.“<br />

115<br />

” O frate,“ disse, questi ch’io ti cerno<br />

”<br />

col dito,“ e additò un spirto innanzi,<br />

” fu miglior fabbro del parlar materno.<br />

118 Versi d’amore e prose di romanzi<br />

soverchiò tutti; e lascia dir li stolti<br />

che quel di Lemosì credon ch’avanzi.<br />

121 A voce più ch’al ver drizzan li volti,<br />

e così ferman sua oppinïone<br />

prima ch’arte o ragion per lor s’ascolti.<br />

124 Così fer molti antichi di Guittone,<br />

di grido in grido pur lui dando pregio,<br />

fin che l’ha vinto il ver con più persone.<br />

127 Or se tu hai sì ampio privilegio,<br />

che licito ti sia l’andare al chiostro<br />

nel quale è Cristo abate del collegio,<br />

130 falli per me un dir d’un paternostro,<br />

quanto bisogna a noi di questo mondo,<br />

dove poter peccar non è più nostro.“<br />

133 Poi, forse per dar luogo altrui secondo<br />

che presso avea, disparve per lo foco,<br />

come per l’acqua il pesce andando al fondo.<br />

136 Io mi fei al mostrato innanzi un poco,<br />

e dissi ch’al suo nome il mio disire<br />

apparecchiava grazïoso loco.<br />

139 El cominciò liberamente a dire:<br />

” Tan m’abellis vostre cortes deman,<br />

qu’ieu no me puesc ni voill a vos cobrire.<br />

142 Ieu sui Arnaut, que plor e vau cantan;<br />

consiros vei la passada folor,<br />

e vei jausen lo joi qu’esper, denan.<br />

145 Ara vos prec, per aquella valor<br />

que vos guida al som de l’escalina,<br />

sovenha vos a temps de ma dolor!“<br />

Hier war er in der Läutrungsglut verschwunden. 148 Poi s’ascose nel foco che li affina.


Fegefeuer: Siebenundzwanzigster Gesang Pagina 205<br />

Siebenundzwanzigster Gesang Canto XXVII<br />

Wie wenn der erste Strahl vom jungen Tage<br />

Im <strong>La</strong>nde glänzt, benetzt von Gottes Blut,<br />

Wenn Ebro hinfließt unter hoher Wage.<br />

Und Mittagshitz’ erwärmt des Ganges Flut,<br />

So stand die Sonn’ itzt, drob der Tag entflohe,<br />

Als uns ein Engel glänzt’ in heitrer Glut.<br />

Er sang am Felsrand, außerhalb der Lohe:<br />

” Beglückt, die reines Herzens sind!“ – und mehr<br />

Als menschlich war sein Ton, der mächt’ge, frohe.<br />

Drauf: ” Weiter nicht, ihr Heil’gen, bis vorher<br />

<strong>Die</strong> Glut euch nagte! Tretet in die Flammen,<br />

Und seid nicht taub dem Sang von dortenher!“<br />

<strong>Die</strong>s Wort ertönte jetzt, da wir zusammen<br />

Uns ihm genaht, so schrecklich in mein Ohr,<br />

Als hört’ ich mich zum schwersten Tod verdammen.<br />

Ich sank auf die gefaltnen Hände vor,<br />

Ins Feuer schauend – wen ich brennen sehen,<br />

Des Bild stieg jetzt vor meinem Geist empor.<br />

<strong>Die</strong> Führer nahten sich, mir beizustehen,<br />

Und tröstend sprach zu mir Virgil: ” Mein Sohn,<br />

Du kannst zur Qual hier, nicht zum Tode gehen.<br />

Gedenk’, gedenke – konnt’ ich früher schon<br />

Dich sicher auf Geryons Rücken führen<br />

Wie jetzt, viel näher hier bei Gottes Thron?<br />

War’ auch die Glut noch loher anzuschüren,<br />

Und stündest du auch tausend Jahre drin,<br />

Doch dürfte sie dir nicht ein Haar berühren.<br />

Glaubst du, daß ich nicht treu der Wahrheit bin,<br />

So nahe dich und halt, um selbst zu schauen,<br />

Des Kleides Saum mit deinen Händen hin.<br />

Leg’ ab, mein Sohn, leg’ ab hier jedes Grauen,<br />

Dorthin sei sicher jetzt dein Fuß gewandt!“<br />

Doch säumt’ ich, wider besseres Vertrauen.<br />

Er, sehend, daß ich starr und stille stand,<br />

Sprach, fast unwillig: ” Wie, Sohn, noch verdrossen?<br />

Von Beatricen trennt dich diese Wand!“<br />

Wie sterbend Ppyramus den Blick erschlossen,<br />

Da’s: Thisbe! klang, gekehrt zum teuren Bild,<br />

Als blut’ges Rot die Maulbeer’ übergossen;<br />

So kehrt’ ich, nicht mehr hart, nein, sanft und mild,<br />

Zum Führer mich, sobald der Nam’ erschollen,<br />

Der ewig frisch in meinem Herzen quillt.<br />

1 Sì come quando i primi raggi vibra<br />

là dove il suo fattor lo sangue sparse,<br />

cadendo Ibero sotto l’alta Libra,<br />

4 e l’onde in Gange da nona rïarse,<br />

sì stava il sole; onde ’l giorno sen giva,<br />

come l’angel di Dio lieto ci apparse.<br />

7 Fuor de la fiamma stava in su la riva,<br />

e cantava ’Beati mundo corde!’<br />

in voce assai più che la nostra viva.<br />

10 Poscia ” Più non si va, se pria non morde,<br />

anime sante, il foco: intrate in esso,<br />

e al cantar di là non siate sorde,“<br />

13 ci disse come noi li fummo presso;<br />

per ch’io divenni tal, quando lo ’ntesi,<br />

qual è colui che ne la fossa è messo.<br />

16 In su le man commesse mi protesi,<br />

guardando il foco e imaginando forte<br />

umani corpi già veduti accesi.<br />

19 Volsersi verso me le buone scorte;<br />

e Virgilio mi disse: ” Figliuol mio,<br />

qui può esser tormento, ma non morte.<br />

22 Ricorditi, ricorditi! E se io<br />

sovresso Gerïon ti guidai salvo,<br />

che farò ora presso più a Dio?<br />

25 Credi per certo che se dentro a l’alvo<br />

di questa fiamma stessi ben mille anni,<br />

non ti potrebbe far d’un capel calvo.<br />

28 E se tu forse credi ch’io t’inganni,<br />

fatti ver’ lei, e fatti far credenza<br />

con le tue mani al lembo d’i tuoi panni.<br />

31 Pon giù omai, pon giù ogne temenza;<br />

volgiti in qua e vieni: entra sicuro!“<br />

E io pur fermo e contra coscïenza.<br />

34 Quando mi vide star pur fermo e duro,<br />

turbato un poco disse: ” Or vedi, figlio:<br />

tra Bëatrice e te è questo muro.“<br />

37 Come al nome di Tisbe aperse il ciglio<br />

Piramo in su la morte, e riguardolla,<br />

allor che ’l gelso diventò vermiglio;<br />

40 così, la mia durezza fatta solla,<br />

mi volsi al savio duca, udendo il nome<br />

che ne la mente sempre mi rampolla.


Seite 206 Purgatorio: Canto XXVII<br />

Drob schüttelt er das Haupt und sagte: ” Sollen<br />

Wir diesseits bleiben?“ lächelnd, denn ich tat<br />

Wie Knaben, die, besiegt vom Apfel, wollen.<br />

Drauf trat er vor mir in die Flamm’ und bat<br />

Den Statius, uns folgend, nachzukommen,<br />

Der uns vorher getrennt den langen Pfad.<br />

Ich folgt’ und hätt’, um Kühlung zu bekommen,<br />

Mich in geschmolznes Glas gestürzt. So war<br />

Im höchsten Übermaß die Flamm’ entglommen.<br />

Doch bot mir Trost mein süßer Vater dar,<br />

Sprechend von ihr, und half mir weiter dringen,<br />

Und sprach: ” Ich seh’ im Geist ihr Augenpaar!“<br />

Wir hörten jenseits eine Stimme singen,<br />

Und dieser folgten wir, ihr horchend, nach,<br />

Indem wir, wo man stieg, der Flamm’ entgingen.<br />

” Gesegnete des Vaters, kommt!“ so sprach<br />

<strong>Die</strong> Stimm’ aus einem Licht, dort aufgegangen,<br />

Bei dessen Anschau’n mir das Auge brach.<br />

” <strong>Die</strong> Sonne geht, der Abend kommt“ – so klangen<br />

<strong>Die</strong> Töne fort – nicht weilt, beeilt den <strong>La</strong>uf,<br />

”<br />

Bevor den Westen dunkles Grau umfangen.“<br />

G’rad’ durch den Felsen ging der Weg hinauf,<br />

Und, ostwärts steigend, hielt vor meinen Tritten<br />

Ich die schon matten Sonnenstrahlen auf.<br />

Und als wir wenig Stufen aufgeschritten,<br />

Bemerkten wir am Schatten, der verging,<br />

Sol, uns im Rücken, sei ins Meer geglitten.<br />

Eh gleiches Grau den Horizont umfing<br />

In allen seinen unermeßnen Teilen,<br />

Eh Nacht um alles ihren Schleier hing,<br />

Da mußt’ auf einer Stufe jeder weilen,<br />

<strong>Die</strong> uns zum Bett ward, denn die Zeit benahm<br />

<strong>Die</strong> Macht mehr, als die Lust, empor zu eilen.<br />

Gleichwie die Ziegenherde, satt und zahm,<br />

Im Schatten wiederkäut in stillem Brüten,<br />

<strong>Die</strong>, hungrig, jähen Sprungs zur Höhe kam,<br />

Wenn nun im Mittagsbrand die Luft’ entglühten,<br />

Indes der Hirt den Stab zur Stütze macht,<br />

Und dorten steht, gestützt, um sie zu hüten;<br />

Und wie ein Hirt im freien Feld bei Nacht,<br />

Damit kein wildes Tier der Herde schade,<br />

Und sie zerstreu’, entlang der Hürde wacht;<br />

43 Ond’ ei crollò la fronte e disse: ” Come!<br />

volenci star di qua?“; indi sorrise<br />

come al fanciul si fa ch’è vinto al pome.<br />

46 Poi dentro al foco innanzi mi si mise,<br />

pregando Stazio che venisse retro,<br />

che pria per lunga strada ci divise.<br />

49 Sì com’ fui dentro, in un bogliente vetro<br />

gittato mi sarei per rinfrescarmi,<br />

tant’ era ivi lo ’ncendio sanza metro.<br />

52 Lo dolce padre mio, per confortarmi,<br />

pur di Beatrice ragionando andava,<br />

dicendo: ” Li occhi suoi già veder parmi.“<br />

55 Guidavaci una voce che cantava<br />

di là; e noi, attenti pur a lei,<br />

venimmo fuor là ove si montava.<br />

58 ’Venite, benedicti Patris mei’,<br />

sonò dentro a un lume che lì era,<br />

tal che mi vinse e guardar nol potei.<br />

61<br />

” Lo sol sen va,“ soggiunse, e vien la sera;<br />

”<br />

non v’arrestate, ma studiate il passo,<br />

mentre che l’occidente non si annera.“<br />

64 Dritta salia la via per entro ’l sasso<br />

verso tal parte ch’io toglieva i raggi<br />

dinanzi a me del sol ch’era già basso.<br />

67 E di pochi scaglion levammo i saggi,<br />

che ’l sol corcar, per l’ombra che si spense,<br />

sentimmo dietro e io e li miei saggi.<br />

70 E pria che ’n tutte le sue parti immense<br />

fosse orizzonte fatto d’uno aspetto,<br />

e notte avesse tutte sue dispense,<br />

73 ciascun di noi d’un grado fece letto;<br />

ché la natura del monte ci affranse<br />

la possa del salir più e ’l diletto.<br />

76 Quali si stanno ruminando manse<br />

le capre, state rapide e proterve<br />

sovra le cime avante che sien pranse,<br />

79 tacite a l’ombra, mentre che ’l sol ferve,<br />

guardate dal pastor, che ’n su la verga<br />

poggiato s’è e lor di posa serve;<br />

82 e quale il mandrïan che fori alberga,<br />

lungo il pecuglio suo queto pernotta,<br />

guardando perché fiera non lo sperga;


Fegefeuer: Siebenundzwanzigster Gesang Pagina 207<br />

So jetzt wir drei auf engem Bergespfade,<br />

Der Zieg’ ich gleich, den Hirten jenes Paar,<br />

Umschlossen hier und dort vom Felsgestade.<br />

Ob wenig gleich zu sehn nach außen war,<br />

Doch sah ich durch dies wenige die Sterne<br />

Weit mehr, als sonst gewöhnlich, groß und klar.<br />

Indes ich staunt’ in unermeßne Ferne,<br />

Befiel mich Schlaf, der öfters uns befällt,<br />

Damit der Geist die Zukunft kennen lerne.<br />

Zur Stunde, glaub’ ich, da vom Sternenzelt<br />

Cytherens erster Strahl die Höhe schmückte.<br />

Wie immerdar, von Liebesglut erhellt,<br />

Sah ich im Traum, der mich mir selbst entrückte,<br />

Ein schönes junges Weib, das hold bewegt,<br />

Durch Wiesen ging und singend Blumen pflückte.<br />

” Lea bin ich, dies wisse, wer mich fragt,<br />

Ich liebe, Kränze windend, hier zu wallen,<br />

Und emsig wird die schöne Hand geregt.<br />

Ich will, geschmückt, im Spiegel mir gefallen.<br />

<strong>Die</strong> Schwester Rahel liebt es, stets zu ruh’n,<br />

Und läßt dem Spiegel keinen Blick entfallen.<br />

Und freut sie sich der schönen Augen nun,<br />

So bin ich froh, mich mit den Händen schmückend,<br />

Denn schau’n befriedigt sie, und mich das Tun.“<br />

Des Tages Vorlicht, um so mehr entzückend,<br />

Je mehr des Pilgrims Nachtquartier dem Ort<br />

Der Heimat nah ist, scheuchte, höher ruckend,<br />

<strong>Die</strong> Finsternis von allen Seiten fort,<br />

Mit ihr den Traum; drum eilt’ ich, aufzusteigen,<br />

Und sah schon aufrecht beide Meister dort.<br />

” <strong>Die</strong> süße Frucht, die auf so vielen Zweigen<br />

Voll Eifer sucht der Sterblichen Begier,<br />

Bringt alle deine Wünsche heut zum Schweigen!“<br />

Mit dieser Rede sprach Virgil zu mir,<br />

Und nie empfand bei Erdenherrlichkeiten<br />

Ein Mensch noch solche Lust, als ich bei ihr.<br />

Hinauf! Mich trieb’s und trieb’s, hinauf zu schreiten!<br />

So fühlt’ ich nun mit jedem Schritt zum Flug<br />

<strong>Die</strong> Schwingen wachten und sich freier breiten.<br />

Und wie er mich empor die Stufen trug,<br />

Stand bald ich auf der höchsten dort mit beiden,<br />

Wo fest auf mich Virgil die Augen schlug.<br />

85 tali eravamo tutti e tre allotta,<br />

io come capra, ed ei come pastori,<br />

fasciati quinci e quindi d’alta grotta.<br />

88 Poco parer potea lì del di fori;<br />

ma, per quel poco, vedea io le stelle<br />

di lor solere e più chiare e maggiori.<br />

91 Sì ruminando e sì mirando in quelle,<br />

mi prese il sonno; il sonno che sovente,<br />

anzi che ’l fatto sia, sa le novelle.<br />

94 Ne l’ora, credo, che de l’orïente<br />

prima raggiò nel monte Citerea,<br />

che di foco d’amor par sempre ardente,<br />

97 giovane e bella in sogno mi parea<br />

donna vedere andar per una landa<br />

cogliendo fiori; e cantando dicea:<br />

100<br />

” Sappia qualunque il mio nome dimanda<br />

ch’i’ mi son Lia, e vo movendo intorno<br />

le belle mani a farmi una ghirlanda.<br />

103 Per piacermi a lo specchio, qui m’addorno;<br />

ma mia suora Rachel mai non si smaga<br />

dal suo miraglio, e siede tutto giorno.<br />

106 Ell’ è d’i suoi belli occhi veder vaga<br />

com’ io de l’addornarmi con le mani;<br />

lei lo vedere, e me l’ovrare appaga.“<br />

109 E già per li splendori antelucani,<br />

che tanto a’ pellegrin surgon più grati,<br />

quanto, tornando, albergan men lontani,<br />

112 le tenebre fuggian da tutti lati,<br />

e ’l sonno mio con esse; ond’ io leva’mi,<br />

veggendo i gran maestri già levati.<br />

115<br />

” Quel dolce pome che per tanti rami<br />

cercando va la cura de’ mortali,<br />

oggi porrà in pace le tue fami.“<br />

118 Virgilio inverso me queste cotali<br />

parole usò; e mai non furo strenne<br />

che fosser di piacere a queste iguali.<br />

121 Tanto voler sopra voler mi venne<br />

de l’esser sù, ch’ad ogne passo poi<br />

al volo mi sentia crescer le penne.<br />

124 Come la scala tutta sotto noi<br />

fu corsa e fummo in su ’l grado superno,<br />

in me ficcò Virgilio li occhi suoi,


Seite 208 Purgatorio: Canto XXVIII<br />

” Des zeitlichen und ew’gen Feuers Leiden<br />

Sahst du, und bist, wo weiterhin nichts mehr<br />

Ich durch mich selbst vermag zu unterscheiden.<br />

Durch Geist und Kunst geleitet’ ich dich her;<br />

Zum Führer nimm fortan dein Gutbedünken;<br />

Dein Pfad ist fürderhin nicht steil und schwer.<br />

Sieh dort die Sonn’ auf deine Stirne blinken,<br />

Sieh, durch des Bodens Kraft und ohne Saat<br />

Entkeimt, dir Gras, Gesträuch und Blumen winken.<br />

Bis sich dir froh ihr schönes Auge naht<br />

Das mich zu dir einst rief mit bittern Zähren,<br />

Ruh’ oder wandle hier auf heiterm Pfad.<br />

Nicht harre fürder meiner Wink’ und Lehren,<br />

Frei, g’rad’, gesund ist, was du wollen wirst,<br />

Und Fehler wär’ es, deiner Willkür wehren,<br />

127 e disse: ” Il temporal foco e l’etterno<br />

veduto hai, figlio; e se’ venuto in parte<br />

dov’ io per me più oltre non discerno.<br />

130 Tratto t’ho qui con ingegno e con arte;<br />

lo tuo piacere omai prendi per duce;<br />

fuor se’ de l’erte vie, fuor se’ de l’arte.<br />

133 Vedi lo sol che ’n fronte ti riluce;<br />

vedi l’erbette, i fiori e li arbuscelli<br />

che qui la terra sol da sé produce.<br />

136 Mentre che vegnan lieti li occhi belli<br />

che, lagrimando, a te venir mi fenno,<br />

seder ti puoi e puoi andar tra elli.<br />

139 Non aspettar mio dir più né mio cenno;<br />

libero, dritto e sano è tuo arbitrio,<br />

e fallo fora non fare a suo senno:<br />

Drum sei fortan dein Bischof und dein Fürst. 142 per ch’io te sovra te corono e mitrio.“<br />

Achtundzwanzigster Gesang Canto XXVIII<br />

Begierig schon, zu spähn umher und innen<br />

Im göttlichen, lebend’gen, dichten Wald,<br />

Der sanft den Morgen milderte den Sinnen,<br />

Verließ ich das Gestad nun alsobald,<br />

Um langsam, langsam in das Feld zu treten,<br />

Auf einem Grund, dem ringsum Duft entwallt.<br />

Von einem Lüftchen, einem sanften, steten,<br />

Ward leiser Zug an meiner Stirn erregt,<br />

Nicht mehr, als ob mich Frühlingswind’ umwehten.<br />

Er zwang das <strong>La</strong>ub, zum Zittern leicht bewegt,<br />

Sich ganz nach jener Seite hin zu neigen,<br />

Wohin der Berg den ersten Schatten schlägt.<br />

Doch nicht so heftig wühlt’ er in den Zweigen,<br />

Daß es die Vöglein hindert’, im Gesang<br />

Aus grünen Höh’n all ihre Kunst zu zeigen.<br />

Nein, wie der Lüfte Hauch ins Dickicht drang,<br />

Frohlockten sie ihr Morgenlied entgegen,<br />

Wozu, begleitend. <strong>La</strong>ubgeflüster klang,<br />

So klingt’s, wenn Zweig’ um Zweige sich bewegen<br />

Im Fichtenwald an Chiassis Meergestad,<br />

Sobald sich des Schirokko Schwingen regen.<br />

Schon war ich mit langsamem Schritt genaht,<br />

Und bald so dicht vom alten Hain umschlossen,<br />

Daß nicht zu sehn war, wo ich ihn betrat.<br />

1 Vago già di cercar dentro e dintorno<br />

la divina foresta spessa e viva,<br />

ch’a li occhi temperava il novo giorno,<br />

4 sanza più aspettar, lasciai la riva,<br />

prendendo la campagna lento lento<br />

su per lo suol che d’ogne parte auliva.<br />

7 Un’aura dolce, sanza mutamento<br />

avere in sé, mi feria per la fronte<br />

non di più colpo che soave vento;<br />

10 per cui le fronde, tremolando, pronte<br />

tutte quante piegavano a la parte<br />

u’ la prim’ ombra gitta il santo monte;<br />

13 non però dal loro esser dritto sparte<br />

tanto, che li augelletti per le cime<br />

lasciasser d’operare ogne lor arte;<br />

16 ma con piena letizia l’ore prime,<br />

cantando, ricevieno intra le foglie,<br />

che tenevan bordone a le sue rime,<br />

19 tal qual di ramo in ramo si raccoglie<br />

per la pineta in su ’l lito di Chiassi,<br />

quand’ Ëolo scilocco fuor discioglie.<br />

22 Già m’avean trasportato i lenti passi<br />

dentro a la selva antica tanto, ch’io<br />

non potea rivedere ond’ io mi ’ntrassi;


Fegefeuer: Achtundzwanzigster Gesang Pagina 209<br />

Da sieh die Bahn durch einen Bach verschlossen,<br />

Der links hin, mit der kleinen Wellen Schlag<br />

<strong>Die</strong> Gräser bog, die seinem Bord entsprossen.<br />

Das reinste Wasser hier am klarsten Tag,<br />

Trüb scheint es und vermischt mit fremden Dingen,<br />

Vergleicht man’s dem, wo nichts sich bergen mag,<br />

Obwohl, da Schatten ewig es umringen,<br />

Es dunkel, dunkel strömt und nie hinein<br />

Der Sonne noch des Mondes Strahlen dringen.<br />

Es stand mein Fuß; doch jenseits in den Hain<br />

Ließ übern Fluß ich meine Blicke schreiten,<br />

Und sah dort mannigfache grüne Mai’n.<br />

Und mir erschien – so stellt dem Blick zuzeiten<br />

Sich unversehn Erstaunenswertes dar,<br />

Den Geist von allem andern abzuleiten –<br />

Ein einsam wandelnd Weib, das wunderbar<br />

Im Gehen sang, aufsammelnd Blüt’ um Blüte,<br />

Womit vor ihr bemalt der Boden war.<br />

” O Schöne, die du, zeigt sich das Gemüte,<br />

Wie’s pflegt, im Äußern, mich zu glauben zwingst,<br />

Daß an der Liebe Strahl dein Herz entglühte,<br />

O käme Lust dir, daß du näher gingst,“<br />

Ich sprach’s zu ihr, den Fuß zum Bache lenkend,<br />

” Daß ich verstehen könne, was du singst.<br />

Dich seh’ ich jetzt, Proserpinens gedenkend,<br />

Des Orts auch, wo die Mutter sie verlor,<br />

Und sie den Lenz, sich in die Nacht versenkend.“<br />

Und wie die Tänzerin, die kaum empor<br />

<strong>Die</strong> Sohlen hebt, mit engen Schritten gleitend,<br />

Ein zartes Füßlein kaum dem andern vor;<br />

So sah ich sie, durch bunte Blumen schreitend,<br />

Jungfräulich bodenwärts den Blick gewandt,<br />

Und Ehrbarkeit und Würde sie begleitend,<br />

o daß ich bald den Wunsch befriedigt fand,<br />

Indem ich, wie sie näher hergezogen,<br />

Den Sinn des süßen Liedes wohl verstand.<br />

Sobald sie dort war, wo des Flusses Wogen<br />

Den grünen Rasen am Gestad besprüh’n,<br />

Erhob sie hold der Wimpern schöne Bogen.<br />

Nicht mocht’, als Amor, übermäßig kühn,<br />

<strong>Die</strong> Mutter wund mit seinem Pfeile machte,<br />

In solcher Lust Cytherens Auge glüh’n.<br />

25 ed ecco più andar mi tolse un rio,<br />

che ’nver’ sinistra con sue picciole onde<br />

piegava l’erba che ’n sua ripa uscìo.<br />

28 Tutte l’acque che son di qua più monde,<br />

parrieno avere in sé mistura alcuna<br />

verso di quella, che nulla nasconde,<br />

31 avvegna che si mova bruna bruna<br />

sotto l’ombra perpetüa, che mai<br />

raggiar non lascia sole ivi né luna.<br />

34 Coi piè ristetti e con li occhi passai<br />

di là dal fiumicello, per mirare<br />

la gran varïazion d’i freschi mai;<br />

37 e là m’apparve, sì com’ elli appare<br />

subitamente cosa che disvia<br />

per maraviglia tutto altro pensare,<br />

40 una donna soletta che si gia<br />

e cantando e scegliendo fior da fiore<br />

ond’ era pinta tutta la sua via.<br />

43<br />

” Deh, bella donna, che a’ raggi d’amore<br />

ti scaldi, s’i’ vo’ credere a’ sembianti<br />

che soglion esser testimon del core,<br />

46 vegnati in voglia di trarreti avanti,“<br />

diss’ io a lei, ” verso questa rivera,<br />

tanto ch’io possa intender che tu canti.<br />

49 Tu mi fai rimembrar dove e qual era<br />

Proserpina nel tempo che perdette<br />

la madre lei, ed ella primavera.“<br />

52 Come si volge, con le piante strette<br />

a terra e intra sé, donna che balli,<br />

e piede innanzi piede a pena mette,<br />

55 volsesi in su i vermigli e in su i gialli<br />

fioretti verso me, non altrimenti<br />

che vergine che li occhi onesti avvalli;<br />

58 e fece i prieghi miei esser contenti,<br />

sì appressando sé, che ’l dolce suono<br />

veniva a me co’ suoi intendimenti.<br />

61 Tosto che fu là dove l’erbe sono<br />

bagnate già da l’onde del bel fiume,<br />

di levar li occhi suoi mi fece dono.<br />

64 Non credo che splendesse tanto lume<br />

sotto le ciglia a Venere, trafitta<br />

dal figlio fuor di tutto suo costume.


Seite 210 Purgatorio: Canto XXVIII<br />

Am rechten Ufer stand sie dort und lachte,<br />

Und pflückte Blumen von der Wiese Saum,<br />

<strong>Die</strong> ohne Saat hervor die Höhe brachte.<br />

Das Bächlein trennt’ uns um drei Schritte kaum,<br />

Doch Hellespont, den Xexes überschritten,<br />

Noch jetzt dem höchsten Menschenstolz ein Zaum,<br />

Hat schärfer nicht Leanders Haß erlitten,<br />

Indem er Sestos und Abydos schied,<br />

Als meinen er, ein Hemmnis meinen Schritten.<br />

” Ihr seid hier neu und weil in dem Gebiet,“<br />

Begann sie nun, das an der Menschheit Morgen<br />

”<br />

Zu ihrer Wiege Gott, der Herr, beschied,<br />

Ich lächle, staunt ihr noch und seid in Sorgen.<br />

Doch zeigt der Psalm: Herr, du erfreutest mich –<br />

Euch klar das Licht, das Nebel noch verborgen.<br />

Du, der du vorn stehst und mich batest, sprich;<br />

Noch scheinst du einem Zweifel nachzuhängen,<br />

Drum frage nur, und ich befried’ge dich.“<br />

” Das Wasser,“ sprach ich, samt des Waldes Klängen,<br />

”<br />

Sie müssen das, worauf ich kaum getraut,<br />

Da sie ihm widersprechen, hart bedrängen.“<br />

Drum sie: ” Vom Grunde des, was du geschaut,<br />

Und was gehört, sei Kunde dir beschieden;<br />

Sie scheucht den Nebel, welcher dich umgraut.<br />

Das höchste Gut, allein in sich zufrieden,<br />

Den Menschen schuf’s zum Guten gut, und wies<br />

<strong>Die</strong>s <strong>La</strong>nd ihm an, als Pfand für ew’gen Frieden,<br />

Aus welchem bald ihn seine Schuld verstieß,<br />

<strong>Die</strong> Schuld, die süße Spiele mit Beschwerden,<br />

Mit Zähren ehrbar <strong>La</strong>chen wechseln ließ.<br />

Damit, entqualmt dem Wasser und der Erden<br />

<strong>Die</strong> Dünste, die der Hitze nach, so weit<br />

Es möglich ist, emporgezogen werden,<br />

Ihn nicht befehdeten mit ihrem Streit,<br />

Stieg himmelwärts der Berg in solcher Weise,<br />

Und ist vom Tor an ganz von Dunst befreit.<br />

Nun, weil noch immerfort im ersten Gleise<br />

Der Lüfte ganzer Zirkellauf sich dreht,<br />

Wenn nichts ihn unterbricht in seinem Kreise,<br />

Trifft diesen Gipfel, der frei ragend steht,<br />

<strong>Die</strong> Lebensluft, die, jedes Blatt bewegend,<br />

Den dichten Wald mit diesem Klang durchweht.<br />

67 Ella ridea da l’altra riva dritta,<br />

trattando più color con le sue mani,<br />

che l’alta terra sanza seme gitta.<br />

70 Tre passi ci facea il fiume lontani;<br />

ma Elesponto, là ’ve passò Serse,<br />

ancora freno a tutti orgogli umani,<br />

73 più odio da Leandro non sofferse<br />

per mareggiare intra Sesto e Abido,<br />

che quel da me perch’ allor non s’aperse.<br />

76<br />

” Voi siete nuovi, e forse perch’ io rido,“<br />

cominciò ella, in questo luogo eletto<br />

”<br />

a l’umana natura per suo nido,<br />

79 maravigliando tienvi alcun sospetto;<br />

ma luce rende il salmo Delectasti,<br />

che puote disnebbiar vostro intelletto.<br />

82 E tu che se’ dinanzi e mi pregasti,<br />

dì s’altro vuoli udir; ch’i’ venni presta<br />

ad ogne tua question tanto che basti.“<br />

85<br />

” L’acqua,“ diss’ io, e ’l suon de la foresta<br />

”<br />

impugnan dentro a me novella fede<br />

di cosa ch’io udi’ contraria a questa.“<br />

88 Ond’ ella: ” Io dicerò come procede<br />

per sua cagion ciò ch’ammirar ti face,<br />

e purgherò la nebbia che ti fiede.<br />

91 Lo sommo Ben, che solo esso a sé piace,<br />

fé l’uom buono e a bene, e questo loco<br />

diede per arr’ a lui d’etterna pace.<br />

94 Per sua difalta qui dimorò poco;<br />

per sua difalta in pianto e in affanno<br />

cambiò onesto riso e dolce gioco.<br />

97 Perché ’l turbar che sotto da sé fanno<br />

l’essalazion de l’acqua e de la terra,<br />

che quanto posson dietro al calor vanno,<br />

100 a l’uomo non facesse alcuna guerra,<br />

questo monte salìo verso ’l ciel tanto,<br />

e libero n’è d’indi ove si serra.<br />

103 Or perché in circuito tutto quanto<br />

l’aere si volge con la prima volta,<br />

se non li è rotto il cerchio d’alcun canto,<br />

106 in questa altezza ch’è tutta disciolta<br />

ne l’aere vivo, tal moto percuote,<br />

e fa sonar la selva perch’ è folta;


Fegefeuer: Achtundzwanzigster Gesang Pagina 211<br />

<strong>Die</strong> Pflanze, sich in ihrem Hauche regend,<br />

Beschwängert dann die Luft mit ihrer Kraft,<br />

Und diese streut sie aus in jede Gegend.<br />

<strong>Die</strong> Länder, wie ihr Boden wirkt und schafft,<br />

Ihr Himmelsstrich und ihre <strong>La</strong>ge, treiben<br />

Dann Bäume von verschiedner Eigenschaft.<br />

Nun wird dies fürder nicht ein Wunder bleiben,<br />

Wie manche Pflanzen, wo man nicht bestellt,<br />

Ja, ohne sichtbar’n Samen doch bekleiben.<br />

Und wissen sollst du, daß im heil’gen Feld,<br />

In dem du bist, die Samen alle sprießen,<br />

Und Früchte, nie gepflückt in eurer Welt.<br />

Den Fluß auch siehst du nicht aus Adern fließen,<br />

Genährt vom Dunst, den Kälte niederpreßt,<br />

<strong>Die</strong> bald vertrocknen, bald sich wild ergießen.<br />

Ihm ward ein Quell, aus welchem, stät und fest,<br />

<strong>Die</strong> Wässer, die dem Doppelarm entfluten,<br />

<strong>Die</strong> Wille Gottes neu ersetzen läßt.<br />

Der Arm hier hat die Kraft, daß in den Fluten<br />

Jedweder Schuld Erinnerung versinkt;<br />

Der andre dort erneuert die des Guten,<br />

Der hier heißt Lethe; aber dorten winkt<br />

Dir Eunoe – allein nur jenen letzen<br />

Wird seine Kraft, der aus dem erstem trinkt.<br />

Kein Wohlgeschmack ist seinem gleich zu schätzen;<br />

Und wäre schon genügend, was ich sprach,<br />

Vermöcht’ ich auch nichts weiter zuzusetzen,<br />

Doch bring’ ich gern noch einen Zusatz nach,<br />

Und deinen Dank vermein’ ich zu verdienen,<br />

Wenn ich dir mehr erfüll’, als ich versprach.<br />

Den alten Dichtern, glaub’ ich, wenn von ihnen<br />

Gepriesen ward das Glück der goldnen Zeit,<br />

War dieser Ort im Traumgesicht erschienen.<br />

Hier sproß die Menschheit ohne Schuld und Leid,<br />

Hier jede Frucht in ew’gem Frühlingsleben,<br />

Hier schmeckst du noch des Nektars Lieblichkeit.“<br />

Und als sie noch mir solches kundgegeben,<br />

Kehrt’ ich mich um, und sah ein Lächeln hier,<br />

Bei diesem Schluß, der Dichter Mund umschweben,<br />

109 e la percossa pianta tanto puote,<br />

che de la sua virtute l’aura impregna<br />

e quella poi, girando, intorno scuote;<br />

112 e l’altra terra, secondo ch’è degna<br />

per sé e per suo ciel, concepe e figlia<br />

di diverse virtù diverse legna.<br />

115 Non parrebbe di là poi maraviglia,<br />

udito questo, quando alcuna pianta<br />

sanza seme palese vi s’appiglia.<br />

118 E saper dei che la campagna santa<br />

dove tu se’, d’ogne semenza è piena,<br />

e frutto ha in sé che di là non si schianta.<br />

121 L’acqua che vedi non surge di vena<br />

che ristori vapor che gel converta,<br />

come fiume ch’acquista e perde lena;<br />

124 ma esce di fontana salda e certa,<br />

che tanto dal voler di Dio riprende,<br />

quant’ ella versa da due parti aperta.<br />

127 Da questa parte con virtù discende<br />

che toglie altrui memoria del peccato;<br />

da l’altra d’ogne ben fatto la rende.<br />

130 Quinci Letè; così da l’altro lato<br />

Eünoè si chiama, e non adopra<br />

se quinci e quindi pria non è gustato:<br />

133 a tutti altri sapori esto è di sopra.<br />

E avvegna ch’assai possa esser sazia<br />

la sete tua perch’ io più non ti scuopra,<br />

136 darotti un corollario ancor per grazia;<br />

né credo che ’l mio dir ti sia men caro,<br />

se oltre promession teco si spazia.<br />

139 Quelli ch’anticamente poetaro<br />

l’età de l’oro e suo stato felice,<br />

forse in Parnaso esto loco sognaro.<br />

142 Qui fu innocente l’umana radice;<br />

qui primavera sempre e ogne frutto;<br />

nettare è questo di che ciascun dice.“<br />

145 Io mi rivolsi ’n dietro allora tutto<br />

a’ miei poeti, e vidi che con riso<br />

udito avëan l’ultimo costrutto;<br />

Dann aber wandt’ ich wieder mich zu ihr. 148 poi a la bella donna torna’ il viso.


Seite 212 Purgatorio: Canto XXIX<br />

Neunundzwanzigster Gesang Canto XXIX<br />

In Sang, nach liebentglühter Frauen Art,<br />

ließ sie zuletzt der Rede Schluß verhallen:<br />

” Heil, wem bedeckt jedwede Sünde ward.“<br />

Und gleichwie Nymphen, in der Waldnacht Hallen,<br />

Hier vor der Sonne Strahlen fliehend, dort<br />

Aufsuchend ihren Schimmer, einsam wallen;<br />

Ging sie dem Strom entgegen hin am Bord,<br />

Ich, folgend kleinem Schritt mit kleinem Schritte,<br />

Ging sie begleitend gegenüber fort.<br />

Kaum hundert waren mein’ und ihrer Tritte,<br />

Da bog mit beiden Ufern sich der Bach,<br />

Und ostwärts ging ich durch des Waldes Mitte.<br />

Nicht lange zog ich dieser Richtung nach,<br />

Da sah ich sich zu mir die Schöne wenden:<br />

” Mein Bruder, halt’ itzt Ohr und Auge wach!“<br />

Sie sprach’s, und gleich durchlief von allen Enden<br />

Ein schnell entstandner Glanz den großen Hain;<br />

Ich glaubt’, es möge mich ein Blitzstrahl blenden,<br />

Doch weil, wie kommt, so geht des Blitzes Schein<br />

Und dieser Glanz sich dauernd nur vermehrte,<br />

So dacht’ ich still bei mir: Was mag das sein?<br />

Und durch die Luft, die helle, lichtverklärte,<br />

Zog süßer <strong>La</strong>ut, und eifrig schalt ich jetzt.<br />

Daß Evas Frevelmut zu viel begehrte.<br />

Wo Erd’ und Himmel nicht sich widersetzt,<br />

Da fühlt’ ein Weib sich, kaum der Ripp’ entsprossen,<br />

Vom Schleier, der ihr Aug’ umzog, verletzt.<br />

O hätte sie sich fromm in ihm verschlossen,<br />

Hätt’ ich die überschwänglich große Lust,<br />

Wohl früher schon und länger dann genossen.<br />

Nachdem ich zweifelnd, meiner kaum bewußt,<br />

In diesen Erstlingswonnen fortgegangen,<br />

Mit Drang nach größern Freuden in der Brust,<br />

Da glüht’, als war’ ein Feuer aufgegangen,<br />

<strong>Die</strong> Luft im <strong>La</strong>ubgewölb’ – es scholl ein Ton,<br />

Und deutlich hört’ ich bald, daß Stimmen sangen.<br />

Hochheil’ge Jungfrau’n, wenn ich öfter schon<br />

Frost, Hunger, Wachen treu für euch ertragen,<br />

Jetzt treibt der Anlaß mich, jetzt fordr’ ich Lohn.<br />

<strong>La</strong>ßt auf mich her des Pindus Wellen schlagen,<br />

Urania sei meine Helferin,<br />

Was schwer zu denken ist, im Lied zu sagen.<br />

1 Cantando come donna innamorata,<br />

continüò col fin di sue parole:<br />

’Beati quorum tecta sunt peccata!’.<br />

4 E come ninfe che si givan sole<br />

per le salvatiche ombre, disïando<br />

qual di veder, qual di fuggir lo sole,<br />

7 allor si mosse contra ’l fiume, andando<br />

su per la riva; e io pari di lei,<br />

picciol passo con picciol seguitando.<br />

10 Non eran cento tra ’ suoi passi e ’ miei,<br />

quando le ripe igualmente dier volta,<br />

per modo ch’a levante mi rendei.<br />

13 Né ancor fu così nostra via molta,<br />

quando la donna tutta a me si torse,<br />

dicendo: ” Frate mio, guarda e ascolta.“<br />

16 Ed ecco un lustro sùbito trascorse<br />

da tutte parti per la gran foresta,<br />

tal che di balenar mi mise in forse.<br />

19 Ma perché ’l balenar, come vien, resta,<br />

e quel, durando, più e più splendeva,<br />

nel mio pensier dicea: ’Che cosa è questa?’.<br />

22 E una melodia dolce correva<br />

per l’aere luminoso; onde buon zelo<br />

mi fé riprender l’ardimento d’Eva,<br />

25 che là dove ubidia la terra e ’l cielo,<br />

femmina, sola e pur testé formata,<br />

non sofferse di star sotto alcun velo;<br />

28 sotto ’l qual se divota fosse stata,<br />

avrei quelle ineffabili delizie<br />

sentite prima e più lunga fïata.<br />

31 Mentr’ io m’andava tra tante primizie<br />

de l’etterno piacer tutto sospeso,<br />

e disïoso ancora a più letizie,<br />

34 dinanzi a noi, tal quale un foco acceso,<br />

ci si fé l’aere sotto i verdi rami;<br />

e ’l dolce suon per canti era già inteso.<br />

37 O sacrosante Vergini, se fami,<br />

freddi o vigilie mai per voi soffersi,<br />

cagion mi sprona ch’io mercé vi chiami.<br />

40 Or convien che Elicona per me versi,<br />

e Uranìe m’aiuti col suo coro<br />

forti cose a pensar mettere in versi.


Fegefeuer: Neunundzwanzigster Gesang Pagina 213<br />

Ich glaubte sieben Bäume weiterhin<br />

Von Gold zu schau’n, allein vom Schein betrogen<br />

War durch den weiten Zwischenraum mein Sinn.<br />

Denn als ich nun so nahe hingezogen,<br />

Daß sich vom Umriß, der den Sinn betört,<br />

Gestalt und Art durch Ferne nicht entzogen,<br />

Da ließ die Kraft, die den Verstand belehrt,<br />

Anstatt der Bäume Leuchter mich erkennen,<br />

Und deutlich ward Hosiannasang gehört.<br />

Und oben sah ich das Geräte brennen,<br />

Und heller ward die Flamm’ als Lunas Licht<br />

In Monats Mitt’ um Mitternacht zu nennen.<br />

Zum Führer wandt’ ich staunend mein Gesicht,<br />

Doch nichts vermocht’ er weiter vorzubringen,<br />

Als was ein tief erstauntes Antlitz spricht.<br />

Da blickt’ ich wieder nach den hohen Dingen,<br />

<strong>Die</strong> langsamer als eine junge Braut,<br />

Sich stillbewegend, mir entgegengingen.<br />

” Was bist du doch“, so schalt die Schöne laut,<br />

” Für die lebend’gen Lichter so entglommen,<br />

Daß nicht auf das, was folgt, dein Auge schaut?“<br />

Und hinter ihnen sah ich Leute kommen,<br />

Wie man dem Führer folgt, weiß ihr Gewand,<br />

Weiß, wie man nichts auf Erden wahrgenommen.<br />

Das Wasser glänzte mir zur linken Hand,<br />

Worin, wenn ich in seinen Spiegel sähe,<br />

Ich meine linke Seite wiederfand.<br />

Als ich am rechten Platze war, so nahe,<br />

Daß nur der Fluß mich schied, hemmt’ ich den Schritt,<br />

Um besser zu erschau’n, was dort geschahe.<br />

Ich sah, wie jede Flamme vorwärts glitt,<br />

Und hinter jeder blieb ein helles Strahlen,<br />

Das, Pinselstrichen gleich, die Luft durchschnitt.<br />

So sah man sieben Streifen oben strahlen,<br />

Sie allesamt in jenen Farben bunt,<br />

<strong>Die</strong> Phöbes Gurt und Phöbus’ Bogen malen.<br />

Nicht ward ihr Ende meinem Auge kund,<br />

Doch sah ich, daß an beiden äußern Grenzen<br />

Zehn Schritt der erste von dem letzten stund.<br />

Und wie ich also sah den Himmel glänzen,<br />

Da zogen drunten, zwei an zwei gereiht,<br />

Zweimal zwölf Greise her in Lilienkränzen.<br />

43 Poco più oltre, sette alberi d’oro<br />

falsava nel parere il lungo tratto<br />

del mezzo ch’era ancor tra noi e loro;<br />

46 ma quand’ i’ fui sì presso di lor fatto,<br />

che l’obietto comun, che ’l senso inganna,<br />

non perdea per distanza alcun suo atto,<br />

49 la virtù ch’a ragion discorso ammanna,<br />

sì com’ elli eran candelabri apprese,<br />

e ne le voci del cantare ’Osanna’.<br />

52 Di sopra fiammeggiava il bello arnese<br />

più chiaro assai che luna per sereno<br />

di mezza notte nel suo mezzo mese.<br />

55 Io mi rivolsi d’ammirazion pieno<br />

al buon Virgilio, ed esso mi rispuose<br />

con vista carca di stupor non meno.<br />

58 Indi rendei l’aspetto a l’alte cose<br />

che si movieno incontr’ a noi sì tardi,<br />

che foran vinte da novelle spose.<br />

61 <strong>La</strong> donna mi sgridò: ” Perché pur ardi<br />

sì ne l’affetto de le vive luci,<br />

e ciò che vien di retro a lor non guardi?“<br />

64 Genti vid’ io allor, come a lor duci,<br />

venire appresso, vestite di bianco;<br />

e tal candor di qua già mai non fuci.<br />

67 L’acqua imprendëa dal sinistro fianco,<br />

e rendea me la mia sinistra costa,<br />

s’io riguardava in lei, come specchio anco.<br />

70 Quand’ io da la mia riva ebbi tal posta,<br />

che solo il fiume mi facea distante,<br />

per veder meglio ai passi diedi sosta,<br />

73 e vidi le fiammelle andar davante,<br />

lasciando dietro a sé l’aere dipinto,<br />

e di tratti pennelli avean sembiante;<br />

76 sì che lì sopra rimanea distinto<br />

di sette liste, tutte in quei colori<br />

onde fa l’arco il Sole e Delia il cinto.<br />

79 Questi ostendali in dietro eran maggiori<br />

che la mia vista; e, quanto a mio avviso,<br />

diece passi distavan quei di fori.<br />

82 Sotto così bel ciel com’ io diviso,<br />

ventiquattro seniori, a due a due,<br />

coronati venien di fiordaliso.


Seite 214 Purgatorio: Canto XXIX<br />

Und alle sangen: ” Sei gebenedeit<br />

In Adams Töchtern! Herrlich und gepriesen<br />

Sei deine Huld und Schön’ in Ewigkeit.“<br />

Und als nun die beblümten frischen Wiesen,<br />

<strong>Die</strong> jenseits das Gestad des Bachs begrenzt,<br />

<strong>Die</strong> Auserwählten nach und nach verließen,<br />

Sah ich, wie Stern um Stern am Himmel glänzt,<br />

Vier Tiere dort zunächst sich offenbaren,<br />

Und jedes ward mit grünem <strong>La</strong>ub bekränzt<br />

Und war versehn mit dreien Flügelpaaren,<br />

Mit Augen ihre Federn ganz besetzt,<br />

Wie die des Argus, als er lebte, waren.<br />

Nicht viel der Reime, Leser, wend’ ich jetzt<br />

Auf ihre Form, denn sparsam muß ich bleiben,<br />

Da größrer Stoff mich noch in Kosten setzt.<br />

<strong>La</strong>ß von Ezechiel sie dir beschreiben;<br />

Von Norden sah er sie, so wie er spricht,<br />

Mit Sturm, mit Wolken und mit Feuer treiben.<br />

Wie ich sie fand, beschreibt sie sein Bericht,<br />

Nur stimmt Johannes in der Zahl der Schwingen<br />

Mir völlig bei und dem Propheten nicht.<br />

Es stellt’ im Raum sich, den die Tier’ umfingen,<br />

Ein Siegeswagen auf zwei Rädern dar,<br />

Des Seil’ an eines Greifen Hälse hingen.<br />

Und in die Streifen ging der Flügel Paar,<br />

<strong>Die</strong> hoch, den mittelsten umschließend, standen,<br />

So, daß kein Streif davon durchschnitten war.<br />

Sie hoben sich so hoch, daß sie verschwanden;<br />

Gold schien, soweit er Vogel, jedes Glied,<br />

Wie sich im andern Weiß und Rot verbanden.<br />

Nicht solchen Wagen zum Triumph beschied<br />

Rom dem Augustus, noch den Afrikanen;<br />

Ja, arm erschiene dem, der diesen sieht,<br />

Sols Wagen, der, entrückt aus seinen Bahnen,<br />

Verbrannt ward auf der Erde frommes Fleh’n<br />

Durch Zeus’ gerechten Ratschluß, wie wir ahnen,<br />

Man sah im Kreis drei Frau’n sich tanzend dreh’n<br />

Am Rande rechts, und hochrot war die eine,<br />

Gleich lichter Glut der Flammen anzusehn.<br />

<strong>Die</strong> zweite glänzte hell in grünem Scheine,<br />

Gleich dem Smaragden, und die dritte schien<br />

Wie frisch gefallner Schnee an Weiß’ und Reine.<br />

85 Tutti cantavan: ” Benedicta tue<br />

ne le figlie d’Adamo, e benedette<br />

sieno in etterno le bellezze tue!“<br />

88 Poscia che i fiori e l’altre fresche erbette<br />

a rimpetto di me da l’altra sponda<br />

libere fuor da quelle genti elette,<br />

91 sì come luce luce in ciel seconda,<br />

vennero appresso lor quattro animali,<br />

coronati ciascun di verde fronda.<br />

94 Ognuno era pennuto di sei ali;<br />

le penne piene d’occhi; e li occhi d’Argo,<br />

se fosser vivi, sarebber cotali.<br />

97 A descriver lor forme più non spargo<br />

rime, lettor; ch’altra spesa mi strigne,<br />

tanto ch’a questa non posso esser largo;<br />

100 ma leggi Ezechïel, che li dipigne<br />

come li vide da la fredda parte<br />

venir con vento e con nube e con igne;<br />

103 e quali i troverai ne le sue carte,<br />

tali eran quivi, salvo ch’a le penne<br />

Giovanni è meco e da lui si diparte.<br />

106 Lo spazio dentro a lor quattro contenne<br />

un carro, in su due rote, trïunfale,<br />

ch’al collo d’un grifon tirato venne.<br />

109 Esso tendeva in sù l’una e l’altra ale<br />

tra la mezzana e le tre e tre liste,<br />

sì ch’a nulla, fendendo, facea male.<br />

112 Tanto salivan che non eran viste;<br />

le membra d’oro avea quant’ era uccello,<br />

e bianche l’altre, di vermiglio miste.<br />

115 Non che Roma di carro così bello<br />

rallegrasse Affricano, o vero Augusto,<br />

ma quel del Sol saria pover con ello;<br />

118 quel del Sol che, svïando, fu combusto<br />

per l’orazion de la Terra devota,<br />

quando fu Giove arcanamente giusto.<br />

121 Tre donne in giro da la destra rota<br />

venian danzando; l’una tanto rossa<br />

ch’a pena fora dentro al foco nota;<br />

124 l’altr’ era come se le carni e l’ossa<br />

fossero state di smeraldo fatte;<br />

la terza parea neve testé mossa;


Fegefeuer: Dreißigster Gesang Pagina 215<br />

<strong>Die</strong> Weiße sah man bald den Reigen zieh’n,<br />

<strong>Die</strong> Rote dann, und nach dem Sang der letzten<br />

<strong>Die</strong> andern langsam gehn und eilig flieh’n.<br />

Links vier im Purpurkleid, die sich ergötzten,<br />

Und, wie die eine, mit drei Augen, sang,<br />

Nach ihrer Weis im Tanz die Schritte setzten.<br />

Nach allen diesen kam den Pfad entlang,<br />

Ungleich in ihrer Tracht, ein paar von Alten,<br />

Doch gleich an Ernst und Würd’ in Mien’ und Gang.<br />

Der erste war für einen Freund zu halten<br />

Des Hippokrat, den die Natur gemacht,<br />

Um ihrer Kinder liebste zu erhalten.<br />

Der andre schien aufs Gegenteil bedacht,<br />

Mit einem Schwert, und durch das scharfe, lichte,<br />

Ward ich diesseits des Bachs in Angst gebracht.<br />

Dann kamen vier daher, demüt’ge, schlichte,<br />

Und hinter ihnen kam ein Greis, allein<br />

Und schlafend, mit scharfsinnigem Gesichte.<br />

<strong>Die</strong> sieben schienen gleich an Tracht zu sein<br />

Den ersten zweimal zwölf, doch nicht umblühten<br />

<strong>Die</strong> Häupter Lilienkränz’ in weißem Schein,<br />

Rosen vielmehr und andre rote Blüten,<br />

Und wer vom weiten sie erblickte, schwor,<br />

Daß oberhalb der Brau’n sie alle glühten.<br />

Mir gegenüber fuhr der Wagen vor,<br />

Worauf ein Donnerhall mein Ohr ereilte,<br />

Und sich des Zugs Bewegung schnell verlor,<br />

127 e or parëan da la bianca tratte,<br />

or da la rossa; e dal canto di questa<br />

l’altre toglien l’andare e tarde e ratte.<br />

130 Da la sinistra quattro facean festa,<br />

in porpore vestite, dietro al modo<br />

d’una di lor ch’avea tre occhi in testa.<br />

133 Appresso tutto il pertrattato nodo<br />

vidi due vecchi in abito dispari,<br />

ma pari in atto e onesto e sodo.<br />

136 L’un si mostrava alcun de’ famigliari<br />

di quel sommo Ipocràte che natura<br />

a li animali fé ch’ell’ ha più cari;<br />

139 mostrava l’altro la contraria cura<br />

con una spada lucida e aguta,<br />

tal che di qua dal rio mi fé paura.<br />

142 Poi vidi quattro in umile paruta;<br />

e di retro da tutti un vecchio solo<br />

venir, dormendo, con la faccia arguta.<br />

145 E questi sette col primaio stuolo<br />

erano abitüati, ma di gigli<br />

dintorno al capo non facëan brolo,<br />

148 anzi di rose e d’altri fior vermigli;<br />

giurato avria poco lontano aspetto<br />

che tutti ardesser di sopra da’ cigli.<br />

151 E quando il carro a me fu a rimpetto,<br />

un tuon s’udì, e quelle genti degne<br />

parvero aver l’andar più interdetto,<br />

Der jetzt zugleich mit seinen Fahnen weilte. 154 fermandosi ivi con le prime insegne.<br />

Dreißigster Gesang Canto XXX<br />

Sobald der Empyre’n Gestirn des Norden,<br />

(Das nimmer aufgeht, noch sich wieder senkt,<br />

Und das durch Sünden nur umnebelt worden;<br />

Bei welchem jeder dort der Pflicht gedenkt,<br />

Zu der es leitet, wie den Kahn hienieden,<br />

Das, welches tiefer steht, zum Hafen lenkt),<br />

Stillstand, da wandten, die’s vom Greifen schieden,<br />

<strong>Die</strong> zweimal zwölf und vier Wahrhaften, sich<br />

Zum Wagen hin als wie zu ihrem Frieden.<br />

Und einer, der des Himmels Boten glich,<br />

Rief dreimal singend zu der andern Sange:<br />

” Komm, Braut vom Libanon, und zeige dich!“<br />

1 Quando il settentrïon del primo cielo,<br />

che né occaso mai seppe né orto<br />

né d’altra nebbia che di colpa velo,<br />

4 e che faceva lì ciascuno accorto<br />

di suo dover, come ’l più basso face<br />

qual temon gira per venire a porto,<br />

7 fermo s’affisse: la gente verace,<br />

venuta prima tra ’l grifone ed esso,<br />

al carro volse sé come a sua pace;<br />

10 e un di loro, quasi da ciel messo,<br />

’Veni, sponsa, de Libano’ cantando<br />

gridò tre volte, e tutti li altri appresso.


Seite 216 Purgatorio: Canto XXX<br />

Wie bei des Weltgerichts Posaunenklange<br />

Der Sel’gen Schar, mit leichtem Leib umfahn,<br />

Dem Grab erstehen wird mit eil’gem Drange,<br />

So hoben von des heil’gen Wagens Bahn<br />

Wohl hundert sich bei solcher Stimme Schalle,<br />

Des ew’gen Lebens <strong>Die</strong>ner, himmelan.<br />

” Heil dir, der kommt!“ so klang’s im Widerhalle,<br />

” Streut Lilien jetzt mit vollen Händen hin!“<br />

Und Blumen warfen rings und oben alle.<br />

Schon sah ich bei des Tages Anbeginn<br />

Geschmückt den Osten sich mit Rosen zeigen,<br />

Sah klar den Himmel und die Königin<br />

Des Tages, sanft umschattet, höher steigen,<br />

So daß, da ihren Schimmer Dunst umfloß,<br />

Mein Blick ihn aushielt, ohne sich zu neigen.<br />

Hier, durch die. Blumenflut, die sie umschloß,<br />

Und niederstürzend um und in den Wagen,<br />

Sich aus der Himmelsboten Hand ergoß,<br />

Sah ich ein Weib in weißem Schleier ragen,<br />

Olivenzweig’ ihr Kranz, und ums Gewand,<br />

Das Feuer schien, des Mantels Grün geschlagen.<br />

Mein Geist, dem schon so manches Jahr entschwand,<br />

Seit er in ihrer Gegenwart mit Beben<br />

Demüt’gen Staunens bange Lust empfand,<br />

Fühlt’, eh das Aug’ ihm-Kunde noch gegeben,<br />

Durch die geheime Kraft, die ihr entquoll,<br />

<strong>Die</strong> alte Liebe mächtig sich erheben.<br />

Kaum war der hohen Kraft die Seele voll,<br />

Der Kraft, durch die, bevor ich noch entgangen<br />

Der Knabenzeit, mein wundes Herz erschwoll,<br />

So wandt’ ich links mich hin, mit dem Verlangen,<br />

Mit dem ein Kind zur Mutter läuft und Mut<br />

Im Schrecken sucht und Trost im Leid und Bangen,<br />

Um zu Virgil zu sagen: ” Ach mein Blut!<br />

Kein Tröpflein blieb mir, das nicht bebend zücke –<br />

Ich kenne schon die Zeichen alter Glut.“<br />

Doch sein beraubt ließ uns Virgil zurücke,<br />

Virgil, der väterliche Freund – Virgil,<br />

Dem sie mich übergab zu meinem Glücke.<br />

Was Eva einst verloren, da sie fiel,<br />

Nicht half es mir, die Tränen zu vermeiden,<br />

Wovon ein Strom die Wangen niederfiel.<br />

13 Quali i beati al novissimo bando<br />

surgeran presti ognun di sua caverna,<br />

la revestita voce alleluiando,<br />

16 cotali in su la divina basterna<br />

si levar cento, ad vocem tanti senis,<br />

ministri e messaggier di vita etterna.<br />

19 Tutti dicean: ’Benedictus qui venis!’,<br />

e fior gittando e di sopra e dintorno,<br />

’Manibus, oh, date lilïa plenis!’.<br />

22 Io vidi già nel cominciar del giorno<br />

la parte orïental tutta rosata,<br />

e l’altro ciel di bel sereno addorno;<br />

25 e la faccia del sol nascere ombrata,<br />

sì che per temperanza di vapori<br />

l’occhio la sostenea lunga fïata:<br />

28 così dentro una nuvola di fiori<br />

che da le mani angeliche saliva<br />

e ricadeva in giù dentro e di fori,<br />

31 sovra candido vel cinta d’uliva<br />

donna m’apparve, sotto verde manto<br />

vestita di color di fiamma viva.<br />

34 E lo spirito mio, che già cotanto<br />

tempo era stato ch’a la sua presenza<br />

non era di stupor, tremando, affranto,<br />

37 sanza de li occhi aver più conoscenza,<br />

per occulta virtù che da lei mosse,<br />

d’antico amor sentì la gran potenza.<br />

40 Tosto che ne la vista mi percosse<br />

l’alta virtù che già m’avea trafitto<br />

prima ch’io fuor di püerizia fosse,<br />

43 volsimi a la sinistra col respitto<br />

col quale il fantolin corre a la mamma<br />

quando ha paura o quando elli è afflitto,<br />

46 per dicere a Virgilio: ’Men che dramma<br />

di sangue m’è rimaso che non tremi:<br />

conosco i segni de l’antica fiamma’.<br />

49 Ma Virgilio n’avea lasciati scemi<br />

di sé, Virgilio dolcissimo patre,<br />

Virgilio a cui per mia salute die’mi;<br />

52 né quantunque perdeo l’antica matre,<br />

valse a le guance nette di rugiada<br />

che, lagrimando, non tornasser atre.


Fegefeuer: Dreißigster Gesang Pagina 217<br />

” O <strong>Dante</strong>, mag Virgil auch von dir scheiden,<br />

Nicht weine drum, noch jetzo weine nicht;<br />

Zu weinen ziemt dir über andres Leiden!“<br />

Und wie mit ernstgebietendem Gesicht<br />

Ein Admiral, der, musternd seine Scharen<br />

Vom hohen Bord, sie mahnt an ihre Pflicht,<br />

So war sie links im Wagen zu gewahren,<br />

Als ich nach meines Namens Klang mich bog,<br />

Den hier die Not mich zwang, zu offenbaren;<br />

Ich sah die Frau, die erst sich mir entzog,<br />

Als sie erschien, in jener Engelfeier,<br />

Wie nach mir her ihr Blick von jenseits flog.<br />

Doch ihr vom Haupte wallend ließ der Schleier,<br />

Der von Minervens <strong>La</strong>ub umkränzet ward,<br />

Mir ihren Anblick nur noch wenig freier.<br />

Stolz sprach sie nun mit königlicher Art,<br />

Gleich einem, der erst mild spricht, anzuschauen,<br />

Und sich das härtre Wort fürs Ende spart:<br />

” Schau’ her, Beatrix bin ich! Welch Vertrauen<br />

Führt dich zu diesen Höh’n? Wie? Weißt du nicht,<br />

Beglückte wohnen nur in diesen Auen.“<br />

Ich sah zum Bach hinab, sah mein Gesicht,<br />

Sah auf die Blumen dann, die mich umgaben,<br />

Gedrückt die Stirn von schwerer Scham Gewicht.<br />

So stolz erscheint die Mutter ihrem Knaben,<br />

Wie sie mir schien; denn ihr mitleidig Wort<br />

Schien den Geschmack der Bitterkeit zu haben.<br />

Sie schwieg, da sang der Engel Chor sofort<br />

Den Psalmen: Herr, auf dich nur steht mein Hoffen,<br />

Bis: Stellest meine Fuß auf weiten Ort.<br />

Wie auf den Rücken Welschlands, welcher offen<br />

Den Stürmen ragt, der Schnee, im Frost gehäuft,<br />

Zu Eis erstarrt, vom slaw’schen Wind getroffen,<br />

Dann, in sich selbst versickernd, niederträuft,<br />

Wenn laue Wind’ aus Libyen ihn verzeihen,<br />

So wie, dem Feuer nah, das Wachs zerläuft;<br />

So war ich ohne Seufzer, ohne Zähren,<br />

Bevor die Engel sangen, deren Sang<br />

Nur Nachklang ist vom Lied der ew’gen Sphären.<br />

Doch als im Lied ihr Mitleid mir erklang,<br />

Wohl heller klang, als hätten sie gesungen:<br />

” Was, Herrin, machst du ihm das Herz so bang?“<br />

55<br />

” <strong>Dante</strong>, perché Virgilio se ne vada,<br />

non pianger anco, non piangere ancora;<br />

ché pianger ti conven per altra spada.“<br />

58 Quasi ammiraglio che in poppa e in prora<br />

viene a veder la gente che ministra<br />

per li altri legni, e a ben far l’incora;<br />

61 in su la sponda del carro sinistra,<br />

quando mi volsi al suon del nome mio,<br />

che di necessità qui si registra,<br />

64 vidi la donna che pria m’appario<br />

velata sotto l’angelica festa,<br />

drizzar li occhi ver’ me di qua dal rio.<br />

67 Tutto che ’l vel che le scendea di testa,<br />

cerchiato de le fronde di Minerva,<br />

non la lasciasse parer manifesta,<br />

70 regalmente ne l’atto ancor proterva<br />

continüò come colui che dice<br />

e ’l più caldo parlar dietro reserva:<br />

73<br />

” Guardaci ben! Ben son, ben son Beatrice.<br />

Come degnasti d’accedere al monte?<br />

non sapei tu che qui è l’uom felice?“<br />

76 Li occhi mi cadder giù nel chiaro fonte;<br />

ma veggendomi in esso, i trassi a l’erba,<br />

tanta vergogna mi gravò la fronte.<br />

79 Così la madre al figlio par superba,<br />

com’ ella parve a me; perché d’amaro<br />

sente il sapor de la pietade acerba.<br />

82 Ella si tacque; e li angeli cantaro<br />

di sùbito ’In te, Domine, speravi’;<br />

ma oltre ’pedes meos’ non passaro.<br />

85 Sì come neve tra le vive travi<br />

per lo dosso d’Italia si congela,<br />

soffiata e stretta da li venti schiavi,<br />

88 poi, liquefatta, in sé stessa trapela,<br />

pur che la terra che perde ombra spiri,<br />

sì che par foco fonder la candela;<br />

91 così fui sanza lagrime e sospiri<br />

anzi ’l cantar di quei che notan sempre<br />

dietro a le note de li etterni giri;<br />

94 ma poi che ’ntesi ne le dolci tempre<br />

lor compatire a me, par che se detto<br />

avesser: ’Donna, perché sì lo stempre?’,


Seite 218 Purgatorio: Canto XXX<br />

Da ward das Eis, das fest mein Herz umschlungen,<br />

Zu Hauch und Wasser bald und kam durch Mund<br />

Und Auge bang aus meiner Brust gedrungen.<br />

Sie, welche, wie zuvor, im Wagen stund,<br />

Sie wandte sich dem Engelchor entgegen,<br />

Und tat den heil’gen Scharen dieses kund:<br />

” Ihr wacht im ew’gen Tag, und nimmer mögen<br />

Euch einen Schritt entziehen Schlaf und Nacht,<br />

Den das Jahrhundert tut auf seinen Wegen.<br />

Drum ist die Antwort wohl für ihn bedacht,<br />

Der drüben weint, damit sie klar beweise,<br />

Daß große Schuld auch große Schmerzen macht.<br />

Nicht durch die Kraft allein der ew’gen Kreise,<br />

<strong>Die</strong> jedes Wesen zu dem Ziele lenkt,<br />

Das ihm sein Stern gesteckt für seine Reise,<br />

Durch das auch, was die Gnade Gottes schenkt,<br />

Sie, deren Regen solche Dünst’ umgeben,<br />

Daß sich kein Blick in ihre Tiefen senkt,<br />

War dieser einst in seinem neuen Leben<br />

Gar hoch begabt, um sich zur Trefflichkeit<br />

Durch rechte Sitte mächtig zu erheben.<br />

Doch wilder wird in schnöder Üppigkeit<br />

Jedweder schlechte Same sich entfalten,<br />

Je kräft’ger ist des Bodens Fruchtbarkeit.<br />

Wohl wußt’ ich ein’ge Zeit ihn festzuhalten,<br />

Indem ich ihm die jungen Augen wies;<br />

Da ließ er gern als Führerin mich walten.<br />

Doch hatt’ er, als ich kaum die Welt verließ,<br />

Zum bessern Sein zu gehn, sich mir entzogen,<br />

Indem er andern ganz sich überließ.<br />

Als ich vom Fleisch zum Geist emporgeflogen,<br />

Und höh’re Tugend, höhern Reiz empfah’n,<br />

Da war er minder hold mir und gewogen.<br />

Er wandte seinen Schritt zur falschen Bahn,<br />

Trugbildern folgend schnöden Wonnelebens,<br />

Den falschen Lockungen und leerem Wahn.<br />

Im Traum und Wachen rief ich ihn vergebens,<br />

Und Mahnung haucht’ ich ihm und Warnung ein,<br />

Doch blieb er taub im Leichtsinn eiteln Strebens.<br />

Ein Mittel könnt’ ihm nur zum Heil gedeih’n,<br />

So tief schon hatt’ er sich im Wahn verloren,<br />

Und solches war der Anblick ew’ger Pein.<br />

97 lo gel che m’era intorno al cor ristretto,<br />

spirito e acqua fessi, e con angoscia<br />

de la bocca e de li occhi uscì del petto.<br />

100 Ella, pur ferma in su la detta coscia<br />

del carro stando, a le sustanze pie<br />

volse le sue parole così poscia:<br />

103<br />

” Voi vigilate ne l’etterno die,<br />

sì che notte né sonno a voi non fura<br />

passo che faccia il secol per sue vie;<br />

106 onde la mia risposta è con più cura<br />

che m’intenda colui che di là piagne,<br />

perché sia colpa e duol d’una misura.<br />

109 Non pur per ovra de le rote magne,<br />

che drizzan ciascun seme ad alcun fine<br />

secondo che le stelle son compagne,<br />

112 ma per larghezza di grazie divine,<br />

che sì alti vapori hanno a lor piova,<br />

che nostre viste là non van vicine,<br />

115 questi fu tal ne la sua vita nova<br />

virtüalmente, ch’ogne abito destro<br />

fatto averebbe in lui mirabil prova.<br />

118 Ma tanto più maligno e più silvestro<br />

si fa ’l terren col mal seme e non cólto,<br />

quant’ elli ha più di buon vigor terrestro.<br />

121 Alcun tempo il sostenni col mio volto:<br />

mostrando li occhi giovanetti a lui,<br />

meco il menava in dritta parte vòlto.<br />

124 Sì tosto come in su la soglia fui<br />

di mia seconda etade e mutai vita,<br />

questi si tolse a me, e diessi altrui.<br />

127 Quando di carne a spirto era salita,<br />

e bellezza e virtù cresciuta m’era,<br />

fu’ io a lui men cara e men gradita;<br />

130 e volse i passi suoi per via non vera,<br />

imagini di ben seguendo false,<br />

che nulla promession rendono intera.<br />

133 Né l’impetrare ispirazion mi valse,<br />

con le quali e in sogno e altrimenti<br />

lo rivocai: sì poco a lui ne calse!<br />

136 Tanto giù cadde, che tutti argomenti<br />

a la salute sua eran già corti,<br />

fuor che mostrarli le perdute genti.


Fegefeuer: Einunddreißigster Gesang Pagina 219<br />

Deswegen drang ich zu der Hölle Toren<br />

Und habe den, der ihn herauf geführt,<br />

Mit Bitten und mit Tränen dort beschworen.<br />

Nicht wär’s, wie sich’s nach ew’gem Rat gebührt,<br />

Wenn er durch Lethe ging’ und sie genösse,<br />

Und nicht vorher, bußfertig und gerührt,<br />

139 Per questo visitai l’uscio d’i morti,<br />

e a colui che l’ha qua sù condotto,<br />

li preghi miei, piangendo, furon porti.<br />

142 Alto fato di Dio sarebbe rotto,<br />

se Letè si passasse e tal vivanda<br />

fosse gustata sanza alcuno scotto<br />

In Reuezähren seine Schuld ergösse. 145 di pentimento che lagrime spanda.“<br />

Einunddreißigster Gesang Canto XXXI<br />

” Du, jenseits dort am heil’gen Strom,“ so kehrte<br />

Sie jetzt der Rede Spitze gegen mich,<br />

Nachdem die Schneide schon mich hart versehrte,<br />

Fortfahrend ohne Säumen: ” Sprich, o sprich,<br />

Ist dieses wahr? Erkennst du deine Fehle?<br />

Auf solche Klage ziemt die Beichte sich.“<br />

<strong>Die</strong> Stimme regte sich, doch in der Kehle<br />

Erstarb das Wort; denn, statt gehoffter Huld.<br />

Verwirrte finstre Strenge meine Seele.<br />

Nur wenig hatte sie mit mir Geduld:<br />

” Was sinnst du? Sprich! Noch tilgten nicht die Wogen<br />

Der Lethe die Erinnrung deiner Schuld.“<br />

Furcht und Verwirrung, sich vermischend, zogen<br />

Ein Ja! aus meinem Mund, das zwar erblickt<br />

Vom Auge ward, allein dem Ohr entzogen.<br />

Gleichwie zu scharf gespannt die Armbrust knickt,<br />

Und, wenn sich Sehn’ und Bogen überschlagen,<br />

Den Pfeil mit mindrer Kraft zum Ziele Schickt,<br />

So brach, zu schwach, so schwere <strong>La</strong>st zu tragen,<br />

Ich jetzt in Seufzer aus und Tränenflut<br />

Und ließ den Ton sich nicht ins Freie wagen.<br />

Drum sie zu mir: ” In meiner Wünsche Glut,<br />

<strong>Die</strong> einst dich jenes Gut zu lieben führte,<br />

Das unserm Wunsch entrückt all andres Gut.<br />

Welch eine Kette war’s, die dich umschnürte,<br />

Das auf den Fortschritt, mit verzagtem Sinn,<br />

<strong>Die</strong> Hoffnung abzulegen dir gebührte.<br />

Und welche Fördrung, welcherlei Gewinn,<br />

<strong>Die</strong> lockend dir von andrer Stirne lachten?<br />

Was führte dich zu ihrem Wege hin?“<br />

Nach einem tiefen, bittern Seufzer machten<br />

Sich Töne mühsam frei aus meiner Brust,<br />

<strong>Die</strong> kaum als Wort’ hervor die Lippen brachten.<br />

1<br />

” O tu che se’ di là dal fiume sacro,“<br />

volgendo suo parlare a me per punta,<br />

che pur per taglio m’era paruto acro,<br />

4 ricominciò, seguendo sanza cunta,<br />

” dì, dì se questo è vero; a tanta accusa<br />

tua confession conviene esser congiunta.“<br />

7 Era la mia virtù tanto confusa,<br />

che la voce si mosse, e pria si spense<br />

che da li organi suoi fosse dischiusa.<br />

10 Poco sofferse; poi disse: ” Che pense?<br />

Rispondi a me; ché le memorie triste<br />

in te non sono ancor da l’acqua offense.“<br />

13 Confusione e paura insieme miste<br />

mi pinsero un tal ” sì“ fuor de la bocca,<br />

al quale intender fuor mestier le viste.<br />

16 Come balestro frange, quando scocca<br />

da troppa tesa, la sua corda e l’arco,<br />

e con men foga l’asta il segno tocca,<br />

19 sì scoppia’ io sottesso grave carco,<br />

fuori sgorgando lagrime e sospiri,<br />

e la voce allentò per lo suo varco.<br />

22 Ond’ ella a me: ” Per entro i mie’ disiri,<br />

che ti menavano ad amar lo bene<br />

di là dal qual non è a che s’aspiri,<br />

25 quai fossi attraversati o quai catene<br />

trovasti, per che del passare innanzi<br />

dovessiti così spogliar la spene?<br />

28 E quali agevolezze o quali avanzi<br />

ne la fronte de li altri si mostraro,<br />

per che dovessi lor passeggiare anzi?“<br />

31 Dopo la tratta d’un sospiro amaro,<br />

a pena ebbi la voce che rispuose,<br />

e le labbra a fatica la formaro.


Seite 220 Purgatorio: Canto XXXI<br />

” <strong>Die</strong> Gegenwart, mit ihrer falschen Lust,“<br />

So weint’ ich, hat, als eure Blick’ entschwanden,<br />

”<br />

Rückwärts zu wenden meinen Schritt gewußt.“<br />

” Verschwiegst, vermeintest du, was du gestanden,“<br />

Sprach sie, nicht minder wär’s dem Richter kund,<br />

”<br />

Vor dessen Blick die Lüge nie bestanden.<br />

Doch wenn man sich verklagt mit eignem Mund.<br />

So wird hier abgestumpft das Schwert der Rache,<br />

Und Gnade macht des Sünders Herz gesund.<br />

Drum, daß dein Wahn dich mehr erröten mache,<br />

Und daß dein Herz zu jeder andern Zeit<br />

<strong>Die</strong> Lockung der Sirenen kühn verlache,<br />

<strong>La</strong>ß ab vom Weinen jetzt und Traurigkeit;<br />

Vernimm vielmehr, welch andern Weg zu wallen<br />

Dir ziemend war, als mich der Tod befreit.<br />

Nichts ließ Natur und Kunst dir je gefallen,<br />

Wie jenen Leib, in dem ich dort erschien,<br />

Des schöne Glieder jetzt in Staub zerfallen.<br />

Und sahest du die höchste Wonn’ entflieh’n<br />

Bei meinem Tod, was konnte dich besiegen?<br />

Welch ird’sche Lust dich fürder an sich zieh’n?<br />

Beim Reiz der Dinge, die das Herz betrügen,<br />

Bei ihrem ersten Pfeil, war’s ziemend, mir,<br />

<strong>Die</strong> ich mein Sein verwandelt, nachzufliegen.<br />

Nicht niederzieh’n sollt’ er die Schwingen dir,<br />

Nicht harren solltest du der andern Pfeile,<br />

Des Mägdleins nicht, nach andrer eitlen Zier.<br />

Der junge Vogel harrt in träger Weile<br />

Des zweiten Pfeils, doch der beschwingte flieht<br />

Und schützt vor Netz und Pfeilen sich durch Eile.“<br />

Gleichwie ein Knabe schweigend niedersieht,<br />

Wenn Vorwurf und Bewußtsein ihn verstören,<br />

Und Reue sein Gesicht zur Erde zieht;<br />

So stand ich dort: ” Betrübt dich schon das Hören,“<br />

Sie sprach’s, ” So sei emporgewandt dein Bart;<br />

Das Schauen wird noch deinen Schmerz vermehren.“ –<br />

In ihrem Widerstande minder hart,<br />

Läßt ihrem Grund die Eiche sich entreißen,<br />

Wenn sie von Nordsturms Macht durchschüttelt ward,<br />

Als ich das Kinn erhob, da sie’s geheißen.<br />

Auch fühlt’ ich, da sie Bart für Antlitz sprach,<br />

Des Wortes Gift an meinem Herzen reißen.<br />

34 Piangendo dissi: ” Le presenti cose<br />

col falso lor piacer volser miei passi,<br />

tosto che ’l vostro viso si nascose.“<br />

37 Ed ella: ” Se tacessi o se negassi<br />

ciò che confessi, non fora men nota<br />

la colpa tua: da tal giudice sassi!<br />

40 Ma quando scoppia de la propria gota<br />

l’accusa del peccato, in nostra corte<br />

rivolge sé contra ’l taglio la rota.<br />

43 Tuttavia, perché mo vergogna porte<br />

del tuo errore, e perché altra volta,<br />

udendo le serene, sie più forte,<br />

46 pon giù il seme del piangere e ascolta:<br />

sì udirai come in contraria parte<br />

mover dovieti mia carne sepolta.<br />

49 Mai non t’appresentò natura o arte<br />

piacer, quanto le belle membra in ch’io<br />

rinchiusa fui, e che so’ ’n terra sparte;<br />

52 e se ’l sommo piacer sì ti fallio<br />

per la mia morte, qual cosa mortale<br />

dovea poi trarre te nel suo disio?<br />

55 Ben ti dovevi, per lo primo strale<br />

de le cose fallaci, levar suso<br />

di retro a me che non era più tale.<br />

58 Non ti dovea gravar le penne in giuso,<br />

ad aspettar più colpo, o pargoletta<br />

o altra novità con sì breve uso.<br />

61 Novo augelletto due o tre aspetta;<br />

ma dinanzi da li occhi d’i pennuti<br />

rete si spiega indarno o si saetta.“<br />

64 Quali fanciulli, vergognando, muti<br />

con li occhi a terra stannosi, ascoltando<br />

e sé riconoscendo e ripentuti,<br />

67 tal mi stav’ io; ed ella disse: ” Quando<br />

per udir se’ dolente, alza la barba,<br />

e prenderai più doglia riguardando.“<br />

70 Con men di resistenza si dibarba<br />

robusto cerro, o vero al nostral vento<br />

o vero a quel de la terra di Iarba,<br />

73 ch’io non levai al suo comando il mento;<br />

e quando per la barba il viso chiese,<br />

ben conobbi il velen de l’argomento.


Fegefeuer: Einunddreißigster Gesang Pagina 221<br />

Das Antlitz hob ich zögernd und gemach,<br />

Und sieh, die schönen englischen Gestalten,<br />

Sie ließen jetzt im Blumenstreuen nach.<br />

Mein Blick, kaum fähig noch, ein Bild zu halten,<br />

Erschaute sie, dem Greifen zugewandt,<br />

In dem, dem einen, zwei Naturen walten.<br />

Sie schien, verschleiert, jenseits dort am Strand,<br />

Das, was sie einst war, jetzt zu überwinden,<br />

Wie sie vordem die andern überwand.<br />

Wie mußt’ ich da der Reue Schmerz empfinden!<br />

Wie, was mich von ihr abgewandt, die Lust<br />

Der eiteln Welt jetzt hassenswürdig finden!<br />

So nagte Selbstbewußtsein meine Brust,<br />

Daß ich hinsank – mit welchem innrem Beben,<br />

Ihr, die es mir erregt, ihr ist’s bewußt.<br />

Als äußre Kraft das Herz mir neu gegeben,<br />

Sprach über mir sie, die mir erst allein<br />

Erschienen war: ” Mich fass, um dich zu heben!“<br />

Sie zog mich bis zum Hals den Fluß hinein,<br />

Glitt, wie ein Webschiff, ohne sich zu senken,<br />

Auf seiner Fläch’ und zog mich hinterdrein,<br />

Um mich zum sel’gen Ufer hinzulenken.<br />

Dort klang’s: ” Entsünd’ge mich!“ so süß – ich kann<br />

Es nicht beschreiben, ja, nicht wieder denken.<br />

<strong>Die</strong> schöne Frau erschloß die Arme dann,<br />

Umschlang mein Haupt und taucht’ es in die Wogen,<br />

Drob ich vom Wasser trank, das mich umrann.<br />

Drauf, als sie mich gebadet vorgezogen,<br />

Bot sie zum Tanze mich den schönen vier,<br />

<strong>Die</strong> hold um meinen Hals die Arme bogen.<br />

” Wir sind am Himmel Sterne, Nymphen hier.<br />

Und als zur Welt Beatrix kam, so gingen<br />

Als ihre <strong>Die</strong>nerinnen wir mit ihr.<br />

Wir werden dich ihr vor die Augen bringen;<br />

Dir schärfen dann, fürs holde Licht darin<br />

Den Blick die drei, die schauend tiefer dringen.“<br />

Sie sangen diese Worte zum Beginn,<br />

Worauf sie mich zur Brust des Greifen brachten.<br />

Dort wandte sie nach uns das Antlitz hin.<br />

Sie sprachen dann: ” Hier darfst du frei betrachten,<br />

Wir stellten dich vor der Smaragden Licht,<br />

Woraus dich wund der Liebe Pfeile machten.“<br />

76 E come la mia faccia si distese,<br />

posarsi quelle prime creature<br />

da loro aspersïon l’occhio comprese;<br />

79 e le mie luci, ancor poco sicure,<br />

vider Beatrice volta in su la fiera<br />

ch’è sola una persona in due nature.<br />

82 Sotto ’l suo velo e oltre la rivera<br />

vincer pariemi più sé stessa antica,<br />

vincer che l’altre qui, quand’ ella c’era.<br />

85 Di penter sì mi punse ivi l’ortica,<br />

che di tutte altre cose qual mi torse<br />

più nel suo amor, più mi si fé nemica.<br />

88 Tanta riconoscenza il cor mi morse,<br />

ch’io caddi vinto; e quale allora femmi,<br />

salsi colei che la cagion mi porse.<br />

91 Poi, quando il cor virtù di fuor rendemmi,<br />

la donna ch’io avea trovata sola<br />

sopra me vidi, e dicea: ” Tiemmi, tiemmi!“<br />

94 Tratto m’avea nel fiume infin la gola,<br />

e tirandosi me dietro sen giva<br />

sovresso l’acqua lieve come scola.<br />

97 Quando fui presso a la beata riva,<br />

’Asperges me’ sì dolcemente udissi,<br />

che nol so rimembrar, non ch’io lo scriva.<br />

100 <strong>La</strong> bella donna ne le braccia aprissi;<br />

abbracciommi la testa e mi sommerse<br />

ove convenne ch’io l’acqua inghiottissi.<br />

103 Indi mi tolse, e bagnato m’offerse<br />

dentro a la danza de le quattro belle;<br />

e ciascuna del braccio mi coperse.<br />

106<br />

” Noi siam qui ninfe e nel ciel siamo stelle;<br />

pria che Beatrice discendesse al mondo,<br />

fummo ordinate a lei per sue ancelle.<br />

109 Merrenti a li occhi suoi; ma nel giocondo<br />

lume ch’è dentro aguzzeranno i tuoi<br />

le tre di là, che miran più profondo.“<br />

112 Così cantando cominciaro; e poi<br />

al petto del grifon seco menarmi,<br />

ove Beatrice stava volta a noi.<br />

115 Disser: ” Fa che le viste non risparmi;<br />

posto t’avem dinanzi a li smeraldi<br />

ond’ Amor già ti trasse le sue armi.“


Seite 222 Purgatorio: Canto XXXII<br />

Mir weckt’ ein glühend Sehnen ihr Gesicht<br />

Und band an ihrer Augen Glanz die meinen;<br />

<strong>Die</strong> ihren wichen vor dem Greifen nicht.<br />

Und drinnen sah ich den zwiefachen Einen,<br />

Gleichwie die Sonn’ im Spiegel, schimmernd klar,<br />

Als diesen bald, als jenen bald erscheinen.<br />

Nun denke, Leser, selbst, wie wunderbar,<br />

Das Abbild, sich verwandelnd, zu erblicken,<br />

Obwohl das Urbild stets dasselbe war.<br />

Indes die Seel’ in Staunen und Entzücken<br />

<strong>Die</strong> Speise kostete, die größern Drang<br />

Nach sich erweckt, je mehr wir uns erquicken,<br />

Da sah ich jene drei vom höchsten Rang,<br />

<strong>Die</strong>s zeigte die Gebärd’, uns nahe kommen,<br />

Den Engeltanz begleitend mit Gesang.<br />

” Beatrix, laß den Blick, den heil’gen, frommen,“<br />

So sangen sie, auf deinen Treuen sehn,<br />

”<br />

Der dich zu schau’n so hoch emporgeklommen.<br />

Enthüll’ aus Gnad’ ihm deinen Mund, wir fleh’nl<br />

<strong>Die</strong> zweite Schönheit, die du noch verborgen,<br />

O laß sie auf vor seinen Augen gehen!“<br />

O Glanz lebend’gen Lichts! o ew’ger Morgen!<br />

Wer trank so tief aus des Parnassus Flut,<br />

Wer ward so bleich in seinen Müh’n und Sorgen,<br />

Daß er vermag, mit freiem, kühnem Mut<br />

Sich deiner Schilderung zu unterfangen,<br />

Wenn du bei Himmelsharmonien in Glut<br />

118 Mille disiri più che fiamma caldi<br />

strinsermi li occhi a li occhi rilucenti,<br />

che pur sopra ’l grifone stavan saldi.<br />

121 Come in lo specchio il sol, non altrimenti<br />

la doppia fiera dentro vi raggiava,<br />

or con altri, or con altri reggimenti.<br />

124 Pensa, lettor, s’io mi maravigliava,<br />

quando vedea la cosa in sé star queta,<br />

e ne l’idolo suo si trasmutava.<br />

127 Mentre che piena di stupore e lieta<br />

l’anima mia gustava di quel cibo<br />

che, saziando di sé, di sé asseta,<br />

130 sé dimostrando di più alto tribo<br />

ne li atti, l’altre tre si fero avanti,<br />

danzando al loro angelico caribo.<br />

133<br />

” Volgi, Beatrice, volgi li occhi santi,“<br />

era la sua canzone, al tuo fedele<br />

”<br />

che, per vederti, ha mossi passi tanti!<br />

136 Per grazia fa noi grazia che disvele<br />

a lui la bocca tua, sì che discerna<br />

la seconda bellezza che tu cele.“<br />

139 O isplendor di viva luce etterna,<br />

chi palido si fece sotto l’ombra<br />

sì di Parnaso, o bevve in sua cisterna,<br />

142 che non paresse aver la mente ingombra,<br />

tentando a render te qual tu paresti<br />

là dove armonizzando il ciel t’adombra,<br />

Den unbewölkten Lüften aufgegangen? 145 quando ne l’aere aperto ti solvesti?<br />

Zweiunddreißigster Gesang Canto XXXII<br />

Den zehenjähr’gen Durst zu löschen, hingen<br />

An ihrem Reiz die Augen, so voll Gier,<br />

Daß mir die andern Sinne ganz vergingen.<br />

Seitwärts baut’ eine Mauer dort und hier<br />

Nichtachtung auf, denn mit dem Netz, dem alten,<br />

Zog mich ihr heil’ges Lächeln hin zu ihr.<br />

Da wandten mir die himmlischen Gestalten<br />

Mit Macht nach meiner Linken das Gesicht,<br />

Mit diesem Ruf: Im Schauen Maß gehalten!<br />

Nun stand ich dort wie einer, den das Licht<br />

Der Sonne mit dem Flammenpfeil geblendet,<br />

Und dem zunächst die Sehkraft ganz gebricht.’<br />

1 Tant’ eran li occhi miei fissi e attenti<br />

a disbramarsi la decenne sete,<br />

che li altri sensi m’eran tutti spenti.<br />

4 Ed essi quinci e quindi avien parete<br />

di non caler – così lo santo riso<br />

a sé traéli con l’antica rete! – ;<br />

7 quando per forza mi fu vòlto il viso<br />

ver’ la sinistra mia da quelle dee,<br />

perch’ io udi’ da loro un ” Troppo fiso!“;<br />

10 e la disposizion ch’a veder èe<br />

ne li occhi pur testé dal sol percossi,<br />

sanza la vista alquanto esser mi fée.


Fegefeuer: Zweiunddreißigster Gesang Pagina 223<br />

Doch als das wen’ge sie mir neu gespendet –<br />

Nach jenem vielen wenig und gering,<br />

Von dem ich mit Gewalt mich abgewendet –<br />

Da sah ich, das ruhmvolle Kriegsheer fing<br />

Sich rechts zu kehren an, indem’s den Lichten,<br />

Den sieben, nach, der Sonn’ entgegenging.<br />

Wie, wenn die Scharen auf den Sieg verzichten,<br />

Sie unterm Schild sich mit der Fahne dreh’n,<br />

Eh’ sie, geschwenkt, sich ganz zum Rückzug richten,<br />

So war die Schar des Himmelreichs zu sehn,<br />

Und eh’ sich um des Wagens Deichsel legte,<br />

Sah man den Zug vor’ und vorübergehn.<br />

<strong>Die</strong> sieben Frauen rechts und links, bewegte<br />

Der Greif die heil’ge <strong>La</strong>st mit stiller Macht,<br />

So daß an ihm sich keine Feder regte.<br />

Ich, Statius, sie, die mich zum Furt gebracht,<br />

Wir leiteten dem Rade nach die Schritte,<br />

Das, umgeschwenkt, den kleinern Bogen macht.<br />

So ging es durch des hohen Waldes Mitte,<br />

Öd’, weil der Schlang’ einst Eva Glauben gab,<br />

Und Engelsang gab Maß für unsre Tritte.<br />

Dreimal so weit nur, als ein Pfeil herab<br />

Vom Bogen fliegt, war nun der Zug gekommen,<br />

Und Beatrice stieg vom Wagen ab.<br />

” Adam!“ so ward ein Murmeln rings vernommen,<br />

Und einen Baum, von <strong>La</strong>ub und Blüten leer,<br />

Umringt’ im Kreise nun die Schar der Frommen.<br />

Sein Haar verbreitet sich so mehr, je mehr<br />

Er aufwärts steigt, hoch, daß er selbst den Indern<br />

Durch seine Höhe zum Erstaunen war’.<br />

” Heil dir, o Greif, mit deinem Schnabel plündern<br />

Willst du nicht diesen Baum, der Süßes zwar<br />

Dem Gaumen gibt, doch Marter dann den Sündern.“<br />

So rief rings um den starken Baum die Schar.<br />

Und er, in dem sich Leu und Aar verbunden:<br />

” So nimmt man jedes Rechtes Samen wahr.“<br />

<strong>Die</strong> Deichsel, wo ich ziehend ihn gefunden,<br />

Schob er zum öden Stamm und ließ am Baum,<br />

Aus ihm entnommen, sie an ihn gebunden.<br />

Wie unsre Pflanzen, wenn zum Meeressaum<br />

Das große Licht sich senkt, von dem umschlossen,<br />

Das nach den Fischen glänzt am Himmelsraum,<br />

13 Ma poi ch’al poco il viso riformossi<br />

(e dico ’al poco’ per rispetto al molto<br />

sensibile onde a forza mi rimossi),<br />

16 vidi ’n sul braccio destro esser rivolto<br />

lo glorïoso essercito, e tornarsi<br />

col sole e con le sette fiamme al volto.<br />

19 Come sotto li scudi per salvarsi<br />

volgesi schiera, e sé gira col segno,<br />

prima che possa tutta in sé mutarsi;<br />

22 quella milizia del celeste regno<br />

che procedeva, tutta trapassonne<br />

pria che piegasse il carro il primo legno.<br />

25 Indi a le rote si tornar le donne,<br />

e ’l grifon mosse il benedetto carco<br />

sì, che però nulla penna crollonne.<br />

28 <strong>La</strong> bella donna che mi trasse al varco<br />

e Stazio e io seguitavam la rota<br />

che fé l’orbita sua con minore arco.<br />

31 Sì passeggiando l’alta selva vòta,<br />

colpa di quella ch’al serpente crese,<br />

temprava i passi un’angelica nota.<br />

34 Forse in tre voli tanto spazio prese<br />

disfrenata saetta, quanto eramo<br />

rimossi, quando Bëatrice scese.<br />

37 Io senti’ mormorare a tutti ” Adamo“;<br />

poi cerchiaro una pianta dispogliata<br />

di foglie e d’altra fronda in ciascun ramo.<br />

40 <strong>La</strong> coma sua, che tanto si dilata<br />

più quanto più è sù, fora da l’Indi<br />

ne’ boschi lor per altezza ammirata.<br />

43<br />

” Beato se’, grifon, che non discindi<br />

col becco d’esto legno dolce al gusto,<br />

poscia che mal si torce il ventre quindi.“<br />

46 Così dintorno a l’albero robusto<br />

gridaron li altri; e l’animal binato:<br />

” Sì si conserva il seme d’ogne giusto.“<br />

49 E vòlto al temo ch’elli avea tirato,<br />

trasselo al piè de la vedova frasca,<br />

e quel di lei a lei lasciò legato.<br />

52 Come le nostre piante, quando casca<br />

giù la gran luce mischiata con quella<br />

che raggia dietro a la celeste lasca,


Seite 224 Purgatorio: Canto XXXII<br />

Sich üppig bläh’n zu neuen jungen Sprossen,<br />

Jede gefärbt nach der Natur Gebot, .<br />

Eh’ Sol den Stier erreicht mit seinen Rossen;<br />

So, mehr als Veilchen zwar, doch minder rot<br />

Als Rosenglut, erneute sich die Pflanze,<br />

<strong>Die</strong> erst verwaist erschien und kahl und tot.<br />

Und wie sie nun erblüht’ im neuen Glanze,<br />

Ertönt’ ein nie gehörter Lobgesang,<br />

Doch nicht ertrug mein müder Sinn das Ganze.<br />

Könnt’ ich euch malen, wie mit süßem Klang<br />

Von Pan und Syrinx einst Merkur den Späher,<br />

Den unbarmherz’gen, zum Entschlummern zwang,<br />

So zeigt’ ich, wie nach einem Urbild, eher,<br />

Wie jener Sang in Schlummer mich gebracht,<br />

Doch das Entschlummern sing ein bessrer Seher.<br />

Ich springe bis zur Zeit, da ich erwacht,<br />

Da mir ein Glanz zerriß den dunkeln Schleier,<br />

Und eine Stimme rief: Steh auf, hab’ acht!<br />

Wie zu der Blut’ des Baums, des Apfel teuer<br />

Den Engeln sind, den nichts erschöpfen kann,<br />

Der Speise gibt zur ew’gen Hochzeitsfeier,<br />

Geführt, Jakobus, Petrus und Johann<br />

Aus ihrer Ohnmacht bei dem Wort erstanden,<br />

Bei dessen Klang wohl tiefrer Schlaf entrann,<br />

Und nun vermindert ihre Schule fanden.<br />

Denn Moses und Elias waren fort,<br />

Und ihren Herrn in anderen Gewanden;<br />

So ich – und über mich gebogen dort<br />

Stand jetzt die Schöne, wie um mein zu hüten,<br />

<strong>Die</strong> mich geführt entlang des Flusses Bord.<br />

” Wo ist Beatrix?“ rief ich, und mir glühten<br />

Vor Angst die Wangen. Auf der Wurzel“, sprach<br />

”<br />

<strong>Die</strong> Schöne, sitzt sie unter neuen Blüten.<br />

”<br />

Sieh hin, wer sie umgibt. Dem Greifen nach<br />

Entfloh’n empor die anderen, mit Sange,<br />

Der süßer, tiefer klang, als dort am Bach.<br />

Ob sie noch mehr gesprochen und wie lange,<br />

Nicht weiß ich es, denn mir im Auge stand<br />

Sie, die mein Ohr versperrte jedem Klange.<br />

Sie saß allein auf jenem reinen <strong>La</strong>nd,<br />

Wie’s schien, zur Hut des Wagens dort gelassen,<br />

Den an den Baum der Zweigestalt’ge band.<br />

55 turgide fansi, e poi si rinovella<br />

di suo color ciascuna, pria che ’l sole<br />

giunga li suoi corsier sotto altra stella;<br />

58 men che di rose e più che di vïole<br />

colore aprendo, s’innovò la pianta,<br />

che prima avea le ramora sì sole.<br />

61 Io non lo ’ntesi, né qui non si canta<br />

l’inno che quella gente allor cantaro,<br />

né la nota soffersi tutta quanta.<br />

64 S’io potessi ritrar come assonnaro<br />

li occhi spietati udendo di Siringa,<br />

li occhi a cui pur vegghiar costò sì caro;<br />

67 come pintor che con essempro pinga,<br />

disegnerei com’ io m’addormentai;<br />

ma qual vuol sia che l’assonnar ben finga.<br />

70 Però trascorro a quando mi svegliai,<br />

e dico ch’un splendor mi squarciò ’l velo<br />

del sonno, e un chiamar: ” Surgi: che fai?“<br />

73 Quali a veder de’ fioretti del melo<br />

che del suo pome li angeli fa ghiotti<br />

e perpetüe nozze fa nel cielo,<br />

76 Pietro e Giovanni e Iacopo condotti<br />

e vinti, ritornaro a la parola<br />

da la qual furon maggior sonni rotti,<br />

79 e videro scemata loro scuola<br />

così di Moïsè come d’Elia,<br />

e al maestro suo cangiata stola;<br />

82 tal torna’ io, e vidi quella pia<br />

sovra me starsi che conducitrice<br />

fu de’ miei passi lungo ’l fiume pria.<br />

85 E tutto in dubbio dissi: ” Ov’ è Beatrice?“<br />

Ond’ ella: ” Vedi lei sotto la fronda<br />

nova sedere in su la sua radice.<br />

88 Vedi la compagnia che la circonda:<br />

li altri dopo ’l grifon sen vanno suso<br />

con più dolce canzone e più profonda.“<br />

91 E se più fu lo suo parlar diffuso,<br />

non so, però che già ne li occhi m’era<br />

quella ch’ad altro intender m’avea chiuso.<br />

94 Sola sedeasi in su la terra vera,<br />

come guardia lasciata lì del plaustro<br />

che legar vidi a la biforme fera.


Fegefeuer: Zweiunddreißigster Gesang Pagina 225<br />

<strong>Die</strong> sieben Nymphen sah ich sie umfassen,<br />

Im Kreis, die Lichter haltend, die vom Zwist<br />

Des Nord- und Südwinds nie sich löschen lassen.<br />

“Als Fremdling weilst du dort nur kurze Frist<br />

Und wirst mit mir als ew’ger Bürger bleiben<br />

In jenem Rom, wo Christus Römer ist.<br />

Zum Heil der Welt mit ihrem bösen Treiben<br />

Schau’ auf den Wagen, um, was du gesehn,<br />

Zurückgekehrt, den Menschen zu beschreiben. ”<br />

Beatrix sprach’s – wie könnt’ ich widerstehn?<br />

Ganz so, wie’s der Gebieterin gefallen,<br />

Ließ ich voll Demut Geist und Auge gehn.<br />

Nicht sah man je so schnell aus Himmels Hallen.<br />

Aus dichter Wölk’, ein flammendes Geschoß,<br />

Den Blitz aus fernster Höhe niederfallen,<br />

Als auf den Baum Zeus’ Vogel niederschoß,<br />

Nicht wühlend bloß in Blüten und in Blättern,<br />

<strong>Die</strong> Rind’ auch brechend, die sein Mark umschloß.<br />

Dann sah man ihn zum Wagen niederschmettern,<br />

Der bei dem Stoße rechts und links sich bog,<br />

Gleich einem Schiff im Kampf mit wilden Wettern.<br />

Dann war ein Fuchs, der jähen Sprunges flog,<br />

Ins Innre selbst des Wagens eingebrochen,<br />

Wohin ihn Gier nach beßrer Speise zog.<br />

Doch mit dem Vorwurf des, was er verbrochen,<br />

Trieb meine Herrin ihn so eilig fort,<br />

Als laufen konnten seine magern Knochen.<br />

Und nochmals stürzte von dem hohen Ort,<br />

Wie schon vorhin, der Adler in den Wagen,<br />

Und ließ ihm viel von seinen Federn dort.<br />

Und wie aus banger Brust der <strong>La</strong>ut der Klagen,<br />

Klang aus dem Himmel eine Stimm’ und sprach:<br />

“Mein Schifflein, schlechte <strong>La</strong>dung mußt du tragen! ”<br />

Und unten, zwischen beiden Rädern, brach<br />

Der Erde Grund, ausspeiend einen Drachen,<br />

Der nach dem Wagen mit dem Schwanze stach.<br />

Dann zog er ihn zurück, wie’s Wespen machen,<br />

Nahm einen Teil des Bodens mit und schien,<br />

Von dannen eilend, des Gewinns zu lachen.<br />

Der Rest des Wagens blieb, doch sah man ihn<br />

Mit Federn, die wohl reiner Sinn gespendet,<br />

Wie üppig <strong>La</strong>nd mit Gras, sich überzieh’n.<br />

97 In cerchio le facevan di sé claustro<br />

le sette ninfe, con quei lumi in mano<br />

che son sicuri d’Aquilone e d’Austro.<br />

100<br />

” Qui sarai tu poco tempo silvano;<br />

e sarai meco sanza fine cive<br />

di quella Roma onde Cristo è romano.<br />

103 Però, in pro del mondo che mal vive,<br />

al carro tieni or li occhi, e quel che vedi,<br />

ritornato di là, fa che tu scrive.“<br />

106 Così Beatrice; e io, che tutto ai piedi<br />

d’i suoi comandamenti era divoto,<br />

la mente e li occhi ov’ ella volle diedi.<br />

109 Non scese mai con sì veloce moto<br />

foco di spessa nube, quando piove<br />

da quel confine che più va remoto,<br />

112 com’ io vidi calar l’uccel di Giove<br />

per l’alber giù, rompendo de la scorza,<br />

non che d’i fiori e de le foglie nove;<br />

115 e ferì ’l carro di tutta sua forza;<br />

ond’ el piegò come nave in fortuna,<br />

vinta da l’onda, or da poggia, or da orza.<br />

118 Poscia vidi avventarsi ne la cuna<br />

del trïunfal veiculo una volpe<br />

che d’ogne pasto buon parea digiuna;<br />

121 ma, riprendendo lei di laide colpe,<br />

la donna mia la volse in tanta futa<br />

quanto sofferser l’ossa sanza polpe.<br />

124 Poscia per indi ond’ era pria venuta,<br />

l’aguglia vidi scender giù ne l’arca<br />

del carro e lasciar lei di sé pennuta;<br />

127 e qual esce di cuor che si rammarca,<br />

tal voce uscì del cielo e cotal disse:<br />

” O navicella mia, com’ mal se’ carca!“<br />

130 Poi parve a me che la terra s’aprisse<br />

tr’ambo le ruote, e vidi uscirne un drago<br />

che per lo carro sù la coda fisse;<br />

133 e come vespa che ritragge l’ago,<br />

a sé traendo la coda maligna,<br />

trasse del fondo, e gissen vago vago.<br />

136 Quel che rimase, come da gramigna<br />

vivace terra, da la piuma, offerta<br />

forse con intenzion sana e benigna,


Seite 226 Purgatorio: Canto XXXIII<br />

Und dieses Werk war so geschwind vollendet,<br />

Und voll die Deichsel und das Räderpaar,<br />

Bevor die Brust ein Oh! und Ach! beendet.<br />

Und Häupter trieb, als er verwandelt war,<br />

Der Wagen vor, an den vier Ecken viere,<br />

Drei aber nahm man auf der Deichsel wahr,<br />

<strong>Die</strong> letzten drei gehörnt wie die der Stiere,<br />

<strong>Die</strong> ersten vier mit einem Horn versehn;<br />

So glich er nie geschautem Wundertiere.<br />

Und sicher, wie auf Bergen Schlösser stehn,<br />

Saß eine zügellose Hure drinnen<br />

Und ließ umher die flinken Augen späh’n.<br />

Und, gleich, als solle sie ihm nicht entrinnen,<br />

Stand ihr zur Seit’ ein Ries’, und diese zwei<br />

Sah ich sich küssen und sich zärtlich minnen.<br />

Allein, weil sie die Augen gierig frei<br />

Auf mich gewandt, schlug sie der wilde Freier<br />

Vom Kopf zum Fuß mit wütendem Geschrei.<br />

Drauf löst’ er ab vom Baum das Ungeheuer,<br />

Von Argwohn voll und wildem Zorn und Arg,<br />

Und zog es durch den Wald, des dichter Schleier<br />

139 si ricoperse, e funne ricoperta<br />

e l’una e l’altra rota e ’l temo, in tanto<br />

che più tiene un sospir la bocca aperta.<br />

142 Trasformato così ’l dificio santo<br />

mise fuor teste per le parti sue,<br />

tre sovra ’l temo e una in ciascun canto.<br />

145 Le prime eran cornute come bue,<br />

ma le quattro un sol corno avean per fronte:<br />

simile mostro visto ancor non fue.<br />

148 Sicura, quasi rocca in alto monte,<br />

seder sovresso una puttana sciolta<br />

m’apparve con le ciglia intorno pronte;<br />

151 e come perché non li fosse tolta,<br />

vidi di costa a lei dritto un gigante;<br />

e basciavansi insieme alcuna volta.<br />

154 Ma perché l’occhio cupido e vagante<br />

a me rivolse, quel feroce drudo<br />

la flagellò dal capo infin le piante;<br />

157 poi, di sospetto pieno e d’ira crudo,<br />

disciolse il mostro, e trassel per la selva,<br />

tanto che sol di lei mi fece scudo<br />

<strong>Die</strong> Hure samt dem Wundertier verbarg. 160 a la puttana e a la nova belva.<br />

Dreiunddreißigster Gesang Canto XXXIII<br />

Herr, eingefallen sind die Heiden! fingen,<br />

Abwechselnd drei und vier, mit süßem Klang,<br />

Doch tränenvoll, die Frauen an zu singen.<br />

Beatrix horchte schweigend dem Gesang,<br />

Verwandelt wie Maria, die mit Grauen<br />

Des Mutterschmerzes unterm Kreuze rang.<br />

Doch als nun ihrem Wort die andern Frauen<br />

Erst Raum gegeben, sah ich sie erstehn,<br />

G’rad’, aufrecht, gleich dem Feuer anzuschauen.<br />

” Über ein kleines sollt ihr nicht mich sehn,<br />

Und wiederum, ihr Schwestern, meine Lieben,<br />

Über ein kleines werdet ihr mich sehn.“<br />

Sie sprach’s und stellte vor sich alle sieben,<br />

Und hinter sich, durch ihren Wink allein,<br />

<strong>Die</strong> Frau, mich und den Weisen, der geblieben.<br />

Sie ging, doch mochten’s kaum zehn Schritte sein,<br />

<strong>Die</strong> sie gegangen und uns gehen lassen,<br />

Da blitzt’ ins Auge mir des ihren Schein.<br />

1 ’Deus, venerunt gentes’, alternando<br />

or tre or quattro dolce salmodia,<br />

le donne incominciaro, e lagrimando;<br />

4 e Bëatrice, sospirosa e pia,<br />

quelle ascoltava sì fatta, che poco<br />

più a la croce si cambiò Maria.<br />

7 Ma poi che l’altre vergini dier loco<br />

a lei di dir, levata dritta in pè,<br />

rispuose, colorata come foco:<br />

10 ’Modicum, et non videbitis me;<br />

et iterum, sorelle mie dilette,<br />

modicum, et vos videbitis me’.<br />

13 Poi le si mise innanzi tutte e sette,<br />

e dopo sé, solo accennando, mosse<br />

me e la donna e ’l savio che ristette.<br />

16 Così sen giva; e non credo che fosse<br />

lo decimo suo passo in terra posto,<br />

quando con li occhi li occhi mi percosse;


Fegefeuer: Dreiunddreißigster Gesang Pagina 227<br />

” Geh itzt geschwinder,“ sagte sie gelassen,<br />

” Komm näher her, daß, red’ ich nun mit dir,<br />

Du wohl vermögend seist, mein Wort zu fassen.“<br />

Kaum war ich, wie ich sollte, nah bei ihr,<br />

Da sprach sie: ” Bruder, bist mir nah gekommen,<br />

Doch zu erfragen wagst du nichts von mir?“<br />

Wie wenn von zuviel Ehrfurcht schwer beklommen<br />

Mit seiner Obrigkeit ein niedrer Mann<br />

Halblaut und stockend spricht und kaum vernommen,<br />

So sprach ich jetzt, da ich zu ihr begann:<br />

” O Herrin, Ihr erkennt ja mein Verlangen,<br />

Und was ich brauch’, und was mir frommen kann.“<br />

Und sie: ” Mach’ itzt dich los von Scham und Bangen,<br />

Ich will’s, und rede sicher nun und klar,<br />

Und nicht wie einer, der im Traum befangen.<br />

Der Wagen, den die Schlange brach, er war,<br />

Doch wer dies zu verschulden sich nicht scheute,<br />

Er fürchte Gottes Rach’ auf immerdar!<br />

Nicht immer sonder Erben wird, wie heute<br />

Der Adler sein, der ihm die Federn ließ,<br />

Drob er erst Ungeheuer ward, dann Beute.<br />

Schon nahen Sterne sich – wie ich’s gewiß<br />

Im Geist erkannt, so sei es ausgesprochen –<br />

Da kommt, von Schranke frei und Hindernis,<br />

Fünfhundert fünf und zehn hervorgebrochen,<br />

Ein Gottgesandter, der die Dirn’ erschlägt<br />

Zusamt dem Riesen, der mit ihr verbrochen.<br />

Und hab’ ich jetzt dir Worte vorgelegt,<br />

Wie Sphinx und Themis, schwierig zu erraten,<br />

Daher dein Geist im Dunkel Zweifel hegt,<br />

So lösen bald dies Rätsel dir die Taten<br />

Statt der Najaden auf, und unbedroht<br />

Verbleiben drob die Herden und die Saaten.<br />

Merk’, was ich sagt’, und höre mein Gebot:<br />

Du sollst es dort den Lebenden erzählen,<br />

Im Leben, das ein Rennen ist zum Tod.<br />

Nicht sollst du, wenn du dorten schreibst, verhehlen,<br />

Wie du den Baum gesehn. Erinnre dich:<br />

Du sahst zu zweien Malen ihn bestehlen.<br />

Wer diesen Baum bestiehlt und freventlich<br />

Verletzt, kränkt Gott mit tät’gen Lästerungen,<br />

Denn er schuf heilig nur den Baum für sich.<br />

19 e con tranquillo aspetto ” Vien più tosto,“<br />

mi disse, ” tanto che, s’io parlo teco,<br />

ad ascoltarmi tu sie ben disposto.“<br />

22 Sì com’ io fui, com’ io dovëa, seco,<br />

dissemi: ” Frate, perché non t’attenti<br />

a domandarmi omai venendo meco?“<br />

25 Come a color che troppo reverenti<br />

dinanzi a suo maggior parlando sono,<br />

che non traggon la voce viva ai denti,<br />

28 avvenne a me, che sanza intero suono<br />

incominciai: ” Madonna, mia bisogna<br />

voi conoscete, e ciò ch’ad essa è buono.“<br />

31 Ed ella a me: ” Da tema e da vergogna<br />

voglio che tu omai ti disviluppe,<br />

sì che non parli più com’ om che sogna.<br />

34 Sappi che ’l vaso che ’l serpente ruppe,<br />

fu e non è; ma chi n’ha colpa, creda<br />

che vendetta di Dio non teme suppe.<br />

37 Non sarà tutto tempo sanza reda<br />

l’aguglia che lasciò le penne al carro,<br />

per che divenne mostro e poscia preda;<br />

40 ch’io veggio certamente, e però il narro,<br />

a darne tempo già stelle propinque,<br />

secure d’ogn’ intoppo e d’ogne sbarro,<br />

43 nel quale un cinquecento diece e cinque,<br />

messo di Dio, anciderà la fuia<br />

con quel gigante che con lei delinque.<br />

46 E forse che la mia narrazion buia,<br />

qual Temi e Sfinge, men ti persuade,<br />

perch’ a lor modo lo ’ntelletto attuia;<br />

49 ma tosto fier li fatti le Naiade,<br />

che solveranno questo enigma forte<br />

sanza danno di pecore o di biade.<br />

52 Tu nota; e sì come da me son porte,<br />

così queste parole segna a’ vivi<br />

del viver ch’è un correre a la morte.<br />

55 E aggi a mente, quando tu le scrivi,<br />

di non celar qual hai vista la pianta<br />

ch’è or due volte dirubata quivi.<br />

58 Qualunque ruba quella o quella schianta,<br />

con bestemmia di fatto offende a Dio,<br />

che solo a l’uso suo la creò santa.


Seite 228 Purgatorio: Canto XXXIII<br />

Für solchen Raub hat qualenvoll gerungen<br />

Fünftausend Jahr und mehr der erste Geist<br />

Nach ihm, des Tod des Bisses Fluch bezwungen.<br />

Wohl schlummert dein Verstand, wenn du nicht weißt,<br />

So hoch sei jener Baum aus tiefen Gründen,<br />

Wenn dir des Gipfels Bau dies nicht beweist.<br />

Und hätte nicht, wie Elsas Flut, mit Rinden<br />

Von Stein dein Grübeln die Vernunft bedeckt,<br />

Und war’ ihr Licht dir nicht getrübt von Sünden,<br />

So hättest du, was das Verbot bezweckt,<br />

Und wie darin der Herr gerecht erscheine,<br />

Am Baum durch solche Zeichen leicht entdeckt.<br />

Doch weil dein Geist verhärtet ist zum Steine,<br />

Befleckt von Schuld, verworren und berückt<br />

Und blöde bei der Wahrheit hellem Scheine,<br />

So nimm, zwar nicht als Wort, doch ausgedrückt<br />

Als Bild, in dir die Rede mit von hinnen,<br />

Wie man den Pilgerstab mit Palmen schmückt.“<br />

Und ich: ” So fest, als nur im Wachse drinnen<br />

Das Bild sich hält, das drein das Siegel gräbt,<br />

Trag’ ich, was ihr gezeichnet habt, hier innen.<br />

Doch was, wenn sich so hoch mein Blick nicht hebt,<br />

Fliegt eu’r ersehntes Wort in solche Sphären,<br />

Daß er es mehr verliert, je mehr er strebt.“<br />

” Auf, daß du wissest, welcher Schule Lehren“,<br />

So sprach sie, du gefolgt, und sehst, wie weit<br />

”<br />

Sie meinem Wort zu folgen sich bewähren;<br />

Und wie ihr fern mit eurem Wege seid<br />

Von Gottes Weg, so fern, wie von der Erden<br />

Des höchsten Himmels Glanz und Herrlichkeit.“<br />

Und ich: ” Nicht will’s mir klar im Geiste werden,<br />

Daß ich mich je entfernt von eurer Spur;<br />

Nicht fühl’ ich im Gewissen drob Beschwerden.“<br />

” Entsinnst du dessen dich nicht mehr?“ so fuhr<br />

Sie lächelnd fort; doch von der Lethe Fluten<br />

”<br />

Trankst du noch heute, des gedenke nur.<br />

Und, wie man richtig schließt vom Rauch auf Gluten,<br />

So siehest du durch dies Vergessen klar,<br />

Daß du dich abgewandt vom wahren Guten.<br />

Jetzt wahrlich stellt, von jeder Hülle bar,<br />

Soviel, im engsten Kreise sich bewegend,<br />

Dein Blick es fassen kann, mein Wort sich dar.“<br />

61 Per morder quella, in pena e in disio<br />

cinquemilia anni e più l’anima prima<br />

bramò colui che ’l morso in sé punio.<br />

64 Dorme lo ’ngegno tuo, se non estima<br />

per singular cagione essere eccelsa<br />

lei tanto e sì travolta ne la cima.<br />

67 E se stati non fossero acqua d’Elsa<br />

li pensier vani intorno a la tua mente,<br />

e ’l piacer loro un Piramo a la gelsa,<br />

70 per tante circostanze solamente<br />

la giustizia di Dio, ne l’interdetto,<br />

conosceresti a l’arbor moralmente.<br />

73 Ma perch’ io veggio te ne lo ’ntelletto<br />

fatto di pietra e, impetrato, tinto,<br />

sì che t’abbaglia il lume del mio detto,<br />

76 voglio anco, e se non scritto, almen dipinto,<br />

che ’l te ne porti dentro a te per quello<br />

che si reca il bordon di palma cinto.“<br />

79 E io: ” Sì come cera da suggello,<br />

che la figura impressa non trasmuta,<br />

segnato è or da voi lo mio cervello.<br />

82 Ma perché tanto sovra mia veduta<br />

vostra parola disïata vola,<br />

che più la perde quanto più s’aiuta?“<br />

85<br />

” Perché conoschi,“ disse, quella scuola<br />

”<br />

c’hai seguitata, e veggi sua dottrina<br />

come può seguitar la mia parola;<br />

88 e veggi vostra via da la divina<br />

distar cotanto, quanto si discorda<br />

da terra il ciel che più alto festina.“<br />

91 Ond’ io rispuosi lei: ” Non mi ricorda<br />

ch’i’ stranïasse me già mai da voi,<br />

né honne coscïenza che rimorda.“<br />

94<br />

” E se tu ricordar non te ne puoi,“<br />

sorridendo rispuose, or ti rammenta<br />

”<br />

come bevesti di Letè ancoi;<br />

97 e se dal fummo foco s’argomenta,<br />

cotesta oblivïon chiaro conchiude<br />

colpa ne la tua voglia altrove attenta.<br />

100 Veramente oramai saranno nude<br />

le mie parole, quanto converrassi<br />

quelle scovrire a la tua vista rude.“


Fegefeuer: Dreiunddreißigster Gesang Pagina 229<br />

Und flammender, sich trägem Schrittes regend,<br />

Betrat jetzt Sol des Meridians Gebiet,<br />

Das stets ein andres ist in andrer Gegend.<br />

Da standen still, wie, wer als Führer zieht<br />

Vor einer Schar, sich schickt zum Stillestande,<br />

Wenn er auf seinem Wege Neues sieht,<br />

<strong>Die</strong> sieben Frau’n an dichten Schattens Rande.<br />

Wie grünbelaubt schwarzästig Waldgeheg<br />

Auf kalte Flüss’ ihn fließt im Alpenlande.<br />

Euphrat und Tigris schien vor ihrem Weg<br />

Sich aus derselben Quelle zu ergießen,<br />

Sich dann, wie Freunde, trennend, still und träg.<br />

” O Licht, der Menschheit Ruhm, welch Wasser sprießen<br />

Seh’ ich aus einem Ursprung hier und dann<br />

Sich von sich selbst entfernend weiterfließen?“<br />

Auf diese Bitte hob Beatrix an:<br />

” Mathilden bitt’,“ – und diese sprach dagegen,<br />

Wie wer vom Vorwurf leicht sich lösen kann:<br />

” <strong>Die</strong>s und noch anderes ihm auszulegen,<br />

Versäumt’ ich nicht, was, des bin ich gewiß,<br />

Der Lethe Wässer nicht zu tilgen pflegen.“<br />

Beatrix drauf: ” <strong>Die</strong> größre Sorg’ entriß,<br />

Wie’s oft geschieht, dies seinem Angedenken<br />

Und ließ sein geistig Aug’ in Finsternis.<br />

Doch Eunoe sieh – eil’, ihn dahin zu lenken,<br />

Und, wie du immer pflegst, ihm durch die Flut<br />

Mit Leben die erstorbne Kraft zu tränken.“<br />

Wie ohn’ Entschuldigung, wer, mild und gut,<br />

Als eignen Willen fremden aufgenommen,<br />

Der sich durch Wink und Wort ihm zeigte, tut,<br />

So ging, nachdem sie mich am Arm genommen,<br />

<strong>Die</strong> schöne Frau und sagte weiblich mild<br />

Zu Statius: ” Auch du sollst mit ihm kommen.“<br />

Hätt’ ich, o Leser, Raum zu größerm Bild,<br />

So würd’ ich dir zum Teil die Wonnen singen<br />

Des Tranks, der Durst erregt, wenn er ihn stillt.<br />

Doch läßt sich nichts mehr auf die Blätter bringen,<br />

<strong>Die</strong> ich zu diesem zweiten Lied erkor,<br />

Drum hemmt der Zaum der Kunst mein Weiterdringen.<br />

Ich ging aus jener heil’gen Flut hervor,<br />

Wie neu erzeugt, von Leid und Schwäche ferne,<br />

Gleich neuer Pflanz’ in neuen Lenzes Flor,<br />

103 E più corusco e con più lenti passi<br />

teneva il sole il cerchio di merigge,<br />

che qua e là, come li aspetti, fassi,<br />

106 quando s’affisser, sì come s’affigge<br />

chi va dinanzi a gente per iscorta<br />

se trova novitate o sue vestigge,<br />

109 le sette donne al fin d’un’ombra smorta,<br />

qual sotto foglie verdi e rami nigri<br />

sovra suoi freddi rivi l’alpe porta.<br />

112 Dinanzi ad esse Ëufratès e Tigri<br />

veder mi parve uscir d’una fontana,<br />

e, quasi amici, dipartirsi pigri.<br />

115<br />

” O luce, o gloria de la gente umana,<br />

che acqua è questa che qui si dispiega<br />

da un principio e sé da sé lontana?“<br />

118 Per cotal priego detto mi fu: ” Priega<br />

Matelda che ’l ti dica.“ E qui rispuose,<br />

come fa chi da colpa si dislega,<br />

121 la bella donna: ” Questo e altre cose<br />

dette li son per me; e son sicura<br />

che l’acqua di Letè non gliel nascose.“<br />

124 E Bëatrice: ” Forse maggior cura,<br />

che spesse volte la memoria priva,<br />

fatt’ ha la mente sua ne li occhi oscura.<br />

127 Ma vedi Eünoè che là diriva:<br />

menalo ad esso, e come tu se’ usa,<br />

la tramortita sua virtù ravviva.“<br />

130 Come anima gentil, che non fa scusa,<br />

ma fa sua voglia de la voglia altrui<br />

tosto che è per segno fuor dischiusa;<br />

133 così, poi che da essa preso fui,<br />

la bella donna mossesi, e a Stazio<br />

donnescamente disse: ” Vien con lui.“<br />

136 S’io avessi, lettor, più lungo spazio<br />

da scrivere, i’ pur cantere’ in parte<br />

lo dolce ber che mai non m’avria sazio;<br />

139 ma perché piene son tutte le carte<br />

ordite a questa cantica seconda,<br />

non mi lascia più ir lo fren de l’arte.<br />

142 Io ritornai da la santissima onda<br />

rifatto sì come piante novelle<br />

rinovellate di novella fronda,<br />

Rein und bereit zum Flug ins <strong>La</strong>nd der Sterne. 145 puro e disposto a salire a le stelle.


III. Das Paradies II. Paradiso<br />

Erster Gesang Canto I<br />

Der Ruhm des, der bewegt das große Ganze,<br />

Durchdringt das All, und diesem Teil gewährt<br />

Er minder, jenem mehr von seinem Glanze.<br />

Im Himmel, den sein hellstes Licht verklärt, –<br />

War ich und sah, was wiederzuerzählen<br />

Der nicht vermag, der von dort oben kehrt.<br />

Denn, nah’n dem Ziel des Sehnens unsre Seelen,<br />

Das unsern Geist zur tiefsten Tiefe zieht,<br />

Dann muß der Rückweg dem Gedächtnis fehlen.<br />

Doch alles, was im heiligen Gebiet<br />

Nur einzusammeln war von sel’ger Schöne,<br />

Der edle Schatz, sei Stoff jetzt meinem Lied.<br />

Apollo, Güt’ger, leih mir deine Töne<br />

Zum letzten Werk – mach’ ein Gefäß aus mir,<br />

Wert, daß es dein geliebter Lorbeer kröne.<br />

Mir g’nügt’ ein Gipfel des Parnaß bis hier,<br />

Doch, soll der Rennbahn Ziel der Sieger grüßen,<br />

So fleh’ ich jetzt um beid’ empor zu dir.<br />

Den Odem hauch’ in mich, den reinen, süßen,<br />

Daß du hier stark, wie bei dem Wettkampf, seist,<br />

Den Marsyas kämpft’, um frevlen Stolz zu büßen.<br />

O Götterkraft, wenn du dich jetzt mir leihst,<br />

Den Nachschein von des sel’gen Reiches Glanze<br />

Zu malen aus dem Bild in meinem Geist,<br />

Dann siehest du mich nah’n der teuren Pflanze<br />

Und, durch den Stoff und dich des wert, geschmückt<br />

Und reichgekrönt mein Haupt mit ihrem Kranze.<br />

Wenn man ihr <strong>La</strong>ub, o Vater, selten pflückt,<br />

Um Cäsars und des Dichters Sieg zu ehren,<br />

Weil Schuld und Schmach den Willen niederdrückt,<br />

Muß Freud’ es wohl dem freud’gen Gott gewähren,<br />

Den Delphos preist, kehrt nun mit kühnem Mut<br />

Nach Daphnes <strong>La</strong>ub ein Herz all sein Begehren.<br />

Und weckt ein kleiner Funk’ oft große Glut,<br />

So fleht nach mir zu höherer Verkündung<br />

Ein andrer wohl um deine Hilf und Hut. –<br />

Den Sterblichen entsteigt aus mancher Mündung<br />

Das Licht der Welt; allein in einer sind<br />

Vier Kreise mit drei Kreuzen in Verbindung,<br />

1 <strong>La</strong> gloria di colui che tutto move<br />

per l’universo penetra, e risplende<br />

in una parte più e meno altrove.<br />

4 Nel ciel che più de la sua luce prende<br />

fu’ io, e vidi cose che ridire<br />

né sa né può chi di là sù discende;<br />

7 perché appressando sé al suo disire,<br />

nostro intelletto si profonda tanto,<br />

che dietro la memoria non può ire.<br />

10 Veramente quant’ io del regno santo<br />

ne la mia mente potei far tesoro,<br />

sarà ora materia del mio canto.<br />

13 O buono Appollo, a l’ultimo lavoro<br />

fammi del tuo valor sì fatto vaso,<br />

come dimandi a dar l’amato alloro.<br />

16 Infino a qui l’un giogo di Parnaso<br />

assai mi fu; ma or con amendue<br />

m’è uopo intrar ne l’aringo rimaso.<br />

19 Entra nel petto mio, e spira tue<br />

sì come quando Marsïa traesti<br />

de la vagina de le membra sue.<br />

22 O divina virtù, se mi ti presti<br />

tanto che l’ombra del beato regno<br />

segnata nel mio capo io manifesti,<br />

25 vedra’mi al piè del tuo diletto legno<br />

venire, e coronarmi de le foglie<br />

che la materia e tu mi farai degno.<br />

28 Sì rade volte, padre, se ne coglie<br />

per trïunfare o cesare o poeta,<br />

colpa e vergogna de l’umane voglie,<br />

31 che parturir letizia in su la lieta<br />

delfica deïtà dovria la fronda<br />

peneia, quando alcun di sé asseta.<br />

34 Poca favilla gran fiamma seconda:<br />

forse di retro a me con miglior voci<br />

si pregherà perché Cirra risponda.<br />

37 Surge ai mortali per diverse foci<br />

la lucerna del mondo; ma da quella<br />

che quattro cerchi giugne con tre croci,


Paradies: Erster Gesang Pagina 231<br />

Wo’s bessern <strong>La</strong>uf mit besserm Stern beginnt,<br />

So daß der Erde Wachs in diesem Zeichen<br />

Von ihm ein schöneres Gepräg gewinnt.<br />

In ihm hieß Sol den Tag bei uns erbleichen<br />

Und dort entglüh’n; und auf dem Halbkreis hier<br />

<strong>Die</strong> schwarze Nacht sich nah’n und dort entweichen.<br />

Und links gewandt erschien Beatrix mir,<br />

Und wie kein Aar je fest und ungeblendet<br />

Zur Sonne sah, so blickte sie zu ihr.<br />

Und wie der erste Strahl den zweiten sendet,<br />

Der, ihm entflammt, hell auf- und rückwärts blitzt,<br />

Dem Pilgrim gleich, der sich zur Heimat wendet,<br />

So macht’ ihr Blick, der durch die Augen itzt<br />

Mein Innres traf, zur Sonn’ auch meinen steigen,<br />

Mit größrer Kraft, als onst der Mensch besitzt.<br />

Viel darf man dort, was hier zu übersteigen<br />

<strong>Die</strong> Kraft pflegt, die uns nimmer dort gebricht,<br />

Am Ort, den Gott schuf als der Menschheit eigen.<br />

Nicht lang’ ertrug ich’s, doch so wenig nicht,<br />

Um nicht zu sehn, daß, wie dem Feu’r entnommen,<br />

Das Eisen sprüht, sie sprüht’ in Glut und Licht.<br />

Und plötzlich schien ein Tag zum Tag zu kommen,<br />

Als sei durch den, der’s kann, am Himmelsrand<br />

Noch eine zweite neue Sonn’ entglommen.<br />

Fest schauend nach den ew’gen Kreisen, stand<br />

Beatrix dort, und ihr ins glanzerhellte<br />

Gesicht sah ich, von oben abgewandt,<br />

Und fühlte, da mir Lust das Innre schwellte,<br />

Was Glaukus fühlt’, als er das Kraut geschmeckt,<br />

Das ihn im Meer den Göttern zugesellte.<br />

Verzückung fühlt’ ich. Was sie sei, entdeckt<br />

<strong>Die</strong> Sprache nicht, mag’s drum dies Beispiel Iehren,<br />

Wenn je in euch die Gnade sie erweckt.<br />

Ob ich nur Seele war? – Du magst’s erklären,<br />

O Liebe, Himmelslenkerin, die mich<br />

Mit ihrem Licht erhob zu jenen Sphären.<br />

Als nun der Kreis, der durch dich ewiglich<br />

In Sehnsucht rollt, mein Aug’ an sich gezogen<br />

Mit Harmonien, verteilt, gemischt durch dich,<br />

Durchflammte Sonnenglut des Himmels Bogen<br />

So weit hin, wie von Strom und Regenflut<br />

Kein See noch je erstreckt die breiten Wogen.<br />

40 con miglior corso e con migliore stella<br />

esce congiunta, e la mondana cera<br />

più a suo modo tempera e suggella.<br />

43 Fatto avea di là mane e di qua sera<br />

tal foce, e quasi tutto era là bianco<br />

quello emisperio, e l’altra parte nera,<br />

46 quando Beatrice in sul sinistro fianco<br />

vidi rivolta e riguardar nel sole:<br />

aguglia sì non li s’affisse unquanco.<br />

49 E sì come secondo raggio suole<br />

uscir del primo e risalire in suso,<br />

pur come pelegrin che tornar vuole,<br />

52 così de l’atto suo, per li occhi infuso<br />

ne l’imagine mia, il mio si fece,<br />

e fissi li occhi al sole oltre nostr’ uso.<br />

55 Molto è licito là, che qui non lece<br />

a le nostre virtù, mercé del loco<br />

fatto per proprio de l’umana spece.<br />

58 Io nol soffersi molto, né sì poco,<br />

ch’io nol vedessi sfavillar dintorno,<br />

com’ ferro che bogliente esce del foco;<br />

61 e di sùbito parve giorno a giorno<br />

essere aggiunto, come quei che puote<br />

avesse il ciel d’un altro sole addorno.<br />

64 Beatrice tutta ne l’etterne rote<br />

fissa con li occhi stava; e io in lei<br />

le luci fissi, di là sù rimote.<br />

67 Nel suo aspetto tal dentro mi fei,<br />

qual si fé Glauco nel gustar de l’erba<br />

che ’l fé consorto in mar de li altri dèi.<br />

70 Trasumanar significar per verba<br />

non si poria; però l’essemplo basti<br />

a cui esperïenza grazia serba.<br />

73 S’i’ era sol di me quel che creasti<br />

novellamente, amor che ’l ciel governi,<br />

tu ’l sai, che col tuo lume mi levasti.<br />

76 Quando la rota che tu sempiterni<br />

desiderato, a sé mi fece atteso<br />

con l’armonia che temperi e discerni,<br />

79 parvemi tanto allor del cielo acceso<br />

de la fiamma del sol, che pioggia o fiume<br />

lago non fece alcun tanto disteso.


Seite 232 Paradiso: Canto I<br />

Des Klanges Neuheit und die lichte Glut,<br />

Sie machten, daß ich vor Begierde brannte,<br />

Wie nimmer sie erweckt ein andres Gut;<br />

Drob sie, die mich, wie ich mich selbst, erkannte,<br />

Mir zu befried’gen den erregten Geist,<br />

Noch eh’ ich fragte, schon sich zu mir wandte<br />

Und sprach: ” Ein Wahn ist Schuld, daß du nicht weißt,<br />

Was du sogleich erkennen wirst und sehen,<br />

Sobald du dich von seinem Trug befreist.<br />

Du glaubst noch auf der Erde fest zu stehen,<br />

Doch flieht kein Blitz aus seinem Vaterland<br />

So schnell, wie du jetzt eilst, hinaufzugehen.“<br />

Kaum daß der erste Zweifel mir verschwand,<br />

Durchs kurze Wort und ihres Lächelns Frieden,<br />

Als wieder schon ein neuer mich umwand.<br />

Ich sprach: ” Vom Staunen ruht’ ich schon zufrieden;<br />

Doch steig’ ich jetzt durch leichte Stoff’ empor,<br />

Drum ist dazu mir neuer Grund beschieden.“<br />

Ein Seufzer weht’ aus ihrem Mund hervor,<br />

Dann sah sie hin auf mich, wie auf den Knaben<br />

<strong>Die</strong> Mutter blickt, die sagen will: Du Tor!<br />

” <strong>Die</strong> Dinge sämtlich“, so begann sie, ” haben<br />

Unter sich Ordnung, und das All ist nur<br />

Durch diese Form gottähnlich und erhaben.<br />

<strong>Die</strong> höhern Wesen sehn in ihr die Spur<br />

Der Kraft, der ew’gen, die zum Ziel gegeben<br />

Vom Schöpfer ward der Ordnung der Natur.<br />

Nach ihr nun sehn wir alle Wesen streben,<br />

Ob hoch ihr Los, ob niedrig sei; ob mehr,<br />

Ob minder nah sie ihrem Ursprung leben.<br />

Sie treiben durch des Seins unendlich Meer,<br />

Geleitet vom Instinkt, den Gott als Steuer<br />

Jedwedem gab, auf mancher Bahn daher.<br />

Er trägt zum Mond empor das rege Feuer,<br />

Er ist’s, der rund den Bau der Erde drückt,<br />

Er ist der Herzschläg’ Ordner und Erneurer.<br />

Nicht nur auf Wesen, die vernunftlos, zückt<br />

Er, wie ein Bogen, seine sichern Pfeile,<br />

Auf die auch, die Vernunft und Liebe schmückt.<br />

<strong>Die</strong> Vorsicht, die zum Ganzen eint die Teile,<br />

<strong>Die</strong> durch ihr Licht des Himmels Ruh’ erhält,<br />

In dem der Kreis sich dreht von größter Eile,<br />

82 <strong>La</strong> novità del suono e ’l grande lume<br />

di lor cagion m’accesero un disio<br />

mai non sentito di cotanto acume.<br />

85 Ond’ ella, che vedea me sì com’ io,<br />

a quïetarmi l’animo commosso,<br />

pria ch’io a dimandar, la bocca aprio<br />

88 e cominciò: ” Tu stesso ti fai grosso<br />

col falso imaginar, sì che non vedi<br />

ciò che vedresti se l’avessi scosso.<br />

91 Tu non se’ in terra, sì come tu credi;<br />

ma folgore, fuggendo il proprio sito,<br />

non corse come tu ch’ad esso riedi.“<br />

94 S’io fui del primo dubbio disvestito<br />

per le sorrise parolette brevi,<br />

dentro ad un nuovo più fu’ inretito<br />

97 e dissi: ” Già contento requïevi<br />

di grande ammirazion; ma ora ammiro<br />

com’ io trascenda questi corpi levi.“<br />

100 Ond’ ella, appresso d’un pïo sospiro,<br />

li occhi drizzò ver’ me con quel sembiante<br />

che madre fa sovra figlio deliro,<br />

103 e cominciò: ” Le cose tutte quante<br />

hanno ordine tra loro, e questo è forma<br />

che l’universo a Dio fa simigliante.<br />

106 Qui veggion l’alte creature l’orma<br />

de l’etterno valore, il qual è fine<br />

al quale è fatta la toccata norma.<br />

109 Ne l’ordine ch’io dico sono accline<br />

tutte nature, per diverse sorti,<br />

più al principio loro e men vicine;<br />

112 onde si muovono a diversi porti<br />

per lo gran mar de l’essere, e ciascuna<br />

con istinto a lei dato che la porti.<br />

115 Questi ne porta il foco inver’ la luna;<br />

questi ne’ cor mortali è permotore;<br />

questi la terra in sé stringe e aduna;<br />

118 né pur le creature che son fore<br />

d’intelligenza quest’ arco saetta,<br />

ma quelle c’hanno intelletto e amore.<br />

121 <strong>La</strong> provedenza, che cotanto assetta,<br />

del suo lume fa ’l ciel sempre quïeto<br />

nel qual si volge quel c’ha maggior fretta;


Paradies: Zweiter Gesang Pagina 233<br />

Läßt zum bestimmten Platz in jener Welt<br />

Uns jetzo durch die Kraft der Sehne bringen,<br />

<strong>Die</strong>, was sie treibt, nach heiterm Ziele schnellt.<br />

Wahr ist’s, daß, wie oft Formen nicht gelingen,<br />

Wie sie in sich des Künstlers Geist empfah’n,<br />

Wenn spröde mit der Kunst die Stoffe ringen, –<br />

So das Geschöpf oft weicht von seiner Bahn,<br />

Denn ihm ist von Natur die Kraft verliehen,<br />

Trotz jener Kraft, sich anderm Ziel zu nah’n,<br />

Wenn erdenwärts es falsche Reize ziehen;<br />

Wie aus der Wolke, wenn das Wetter grollt,<br />

Zum Boden hin des Feuers Strahlen fliehen.<br />

Nun staunst du, war ich klar, wie ich gewollt,<br />

So wenig drob, daß du emporgestiegen,<br />

Als daß der Bach vom Berg zur Tiefe rollt.<br />

Bliebst du, von Hemmnis frei, am Boden liegen,<br />

Erstaunenswerter wär’s, als sähest du<br />

Träg an den Grund sich lebend Feuer schmiegen.“<br />

124 e ora lì, come a sito decreto,<br />

cen porta la virtù di quella corda<br />

che ciò che scocca drizza in segno lieto.<br />

127 Vero è che, come forma non s’accorda<br />

molte fïate a l’intenzion de l’arte,<br />

perch’ a risponder la materia è sorda,<br />

130 così da questo corso si diparte<br />

talor la creatura, c’ha podere<br />

di piegar, così pinta, in altra parte;<br />

133 e sì come veder si può cadere<br />

foco di nube, sì l’impeto primo<br />

l’atterra torto da falso piacere.<br />

136 Non dei più ammirar, se bene stimo,<br />

lo tuo salir, se non come d’un rivo<br />

se d’alto monte scende giuso ad imo.<br />

139 Maraviglia sarebbe in te se, privo<br />

d’impedimento, giù ti fossi assiso,<br />

com’ a terra quïete in foco vivo.“<br />

Hier wandt’ ihr Antlitz sich dem Himmel zu. 142 Quinci rivolse inver’ lo cielo il viso.<br />

Zweiter Gesang Canto II<br />

O ihr, die ihr, von Hörbegier verleitet,<br />

Des Nachens Fahrt nach meinem Schiff gewandt,<br />

Das mit Gesange durch die Fluten gleitet,<br />

Kehrt wieder heim zu dem verlaßnen Strand,<br />

Schifft nicht ins Meer, denn, die mir folgen, wären<br />

Vielleicht verirrt, wenn meine Spur verschwand.<br />

Ich steure hin zu nie befahrnen Meeren;<br />

Minerva haucht, Apoll ist mein Geleit,<br />

Neun Musen zeigen mir am Pol die Bären.<br />

Ihr andern wen’gen, die zur rechten Zeit<br />

Ihr euch geneigt zum Engelsbrot, das Leben<br />

Hienieden uns nie Sättigung verleiht,<br />

Ihr könnt euch kühn aufs hohe Meer begeben,<br />

Wenn ihr daher auf meiner Furche fahrt,<br />

Eh’ wieder gleich das Wasser wird und eben.<br />

Anstaunen sollt ihr, was ihr bald gewahrt,<br />

Mehr als die Helden, die nach Kolchis zogen,<br />

Anstaunten, daß zum Pflüger Jason ward.<br />

So schnell fast, als des Himmels Kreise, flogen<br />

- Wir fort, zum Reich, dem Gott die Form verlieh,<br />

Vom angebornen, ew’gen Durst gezogen.<br />

1 O voi che siete in piccioletta barca,<br />

desiderosi d’ascoltar, seguiti<br />

dietro al mio legno che cantando varca,<br />

4 tornate a riveder li vostri liti:<br />

non vi mettete in pelago, ché forse,<br />

perdendo me, rimarreste smarriti.<br />

7 L’acqua ch’io prendo già mai non si corse;<br />

Minerva spira, e conducemi Appollo,<br />

e nove Muse mi dimostran l’Orse.<br />

10 Voialtri pochi che drizzaste il collo<br />

per tempo al pan de li angeli, del quale<br />

vivesi qui ma non sen vien satollo,<br />

13 metter potete ben per l’alto sale<br />

vostro navigio, servando mio solco<br />

dinanzi a l’acqua che ritorna equale.<br />

16 Que’ glorïosi che passaro al Colco<br />

non s’ammiraron come voi farete,<br />

quando Iasón vider fatto bifolco.<br />

19 <strong>La</strong> concreata e perpetüa sete<br />

del deïforme regno cen portava<br />

veloci quasi come ’l ciel vedete.


Seite 234 Paradiso: Canto II<br />

Beatrix blickt’ empor und ich auf sie,<br />

Doch kaum so lang, als sich ein Pfeil zu schwingen<br />

Vom Bogen pflegt und fliegt und ruht – da sieh<br />

Mich dort, wo mir der Blick von Wunderdingen<br />

Gefesselt ward, schon angelangt mit ihr;<br />

Und sie, gewohnt, mein Innres zu durchdringen,<br />

Sie wandte sich so froh, wie schön, zu mir:<br />

” Auf, bring’ itzt Gott des Dankes Huldigungen!<br />

Wir sind durch ihn im ersten Sterne hier.“<br />

Mir schien’s, als hielt’ uns eine Wolk’ umschlungen,<br />

Von Glanz durchstrahlt, dicht, ungetrennt und rein,<br />

Wie Diamant, vom Sonnenstrahl durchdrungen.<br />

<strong>Die</strong> ew’ge Perle nahm uns also ein,<br />

Gleichwie das Wasser, ohne sich zu trennen,<br />

In sich aufnimmt des Strahles goldnen Schein.<br />

Wenn ich nun Leib war, und wir nicht erkennen,<br />

Wie sich in einem Raum ein zweiter fand,<br />

So, daß im Körper Körper tauchen können,<br />

Was sind wir drum nicht mehr vom Trieb entbrannt,<br />

Das Ursein zu erschau’n, in dem wir schauen,<br />

Wie unserer Natur sich Gott verband.<br />

Dort wird uns das, worauf wir gläubig bauen,<br />

Nicht durch Beweis, nein, durch sich selber klar,<br />

Der ersten Wahrheit gleich, auf die wir trauen.<br />

” Ihm, Herrin,“ sprach ich, der mich wunderbar<br />

”<br />

Der Erd’ entrückt, ihm bring’ ich jetzt, entglommen<br />

Von frommer Glut, des Dankes Opfer dar.<br />

Doch sprecht, woher die dunkeln Flecken kommen<br />

Auf dieses Körpers Scheib’, aus welchen man<br />

Zur Kainsfabel dort den Stoff entnommen.“<br />

Sie lächelt’ erst ein wenig und begann:<br />

” Irrt sich des Menschen Geist in solchen Dingen,<br />

<strong>Die</strong> nicht der Sinne Schlüssel öffnen kann,<br />

So solltest du dein Staunen jetzt bezwingen,<br />

Erkennend, daß, den Sinnen nach, nicht weit<br />

Sich die Vernunft erhebt mit ihren Schwingen.<br />

Allein was meinst du selbst? Gib mir Bescheid!“<br />

Und ich: ” Von dünnern oder dichtern Stellen<br />

Kommt, wie mir scheint, des Lichts Verschiedenheit.“<br />

Drauf sie: ” Du wirst bald selbst das Urteil fällen,<br />

Daß falsch die Meinung sei, drum gib wohl acht,<br />

Was ich für Gründ’ ihr werd’ entgegenstellen.<br />

22 Beatrice in suso, e io in lei guardava;<br />

e forse in tanto in quanto un quadrel posa<br />

e vola e da la noce si dischiava,<br />

25 giunto mi vidi ove mirabil cosa<br />

mi torse il viso a sé; e però quella<br />

cui non potea mia cura essere ascosa,<br />

28 volta ver’ me, sì lieta come bella,<br />

” Drizza la mente in Dio grata,“ mi disse,<br />

” che n’ha congiunti con la prima stella.“<br />

31 Parev’ a me che nube ne coprisse<br />

lucida, spessa, solida e pulita,<br />

quasi adamante che lo sol ferisse.<br />

34 Per entro sé l’etterna margarita<br />

ne ricevette, com’ acqua recepe<br />

raggio di luce permanendo unita.<br />

37 S’io era corpo, e qui non si concepe<br />

com’ una dimensione altra patio,<br />

ch’esser convien se corpo in corpo repe,<br />

40 accender ne dovria più il disio<br />

di veder quella essenza in che si vede<br />

come nostra natura e Dio s’unio.<br />

43 Lì si vedrà ciò che tenem per fede,<br />

non dimostrato, ma fia per sé noto<br />

a guisa del ver primo che l’uom crede.<br />

46 Io rispuosi: ” Madonna, sì devoto<br />

com’ esser posso più, ringrazio lui<br />

lo qual dal mortal mondo m’ha remoto.<br />

49 Ma ditemi: che son li segni bui<br />

di questo corpo, che là giuso in terra<br />

fan di Cain favoleggiare altrui?“<br />

52 Ella sorrise alquanto, e poi ” S’elli erra<br />

l’oppinïon,“ mi disse, ” d’i mortali<br />

dove chiave di senso non diserra,<br />

55 certo non ti dovrien punger li strali<br />

d’ammirazione omai, poi dietro ai sensi<br />

vedi che la ragione ha corte l’ali.<br />

58 Ma dimmi quel che tu da te ne pensi.“<br />

E io: ” Ciò che n’appar qua sù diverso<br />

credo che fanno i corpi rari e densi.“<br />

61 Ed ella: ” Certo assai vedrai sommerso<br />

nel falso il creder tuo, se bene ascolti<br />

l’argomentar ch’io li farò avverso.


Paradies: Zweiter Gesang Pagina 235<br />

Der achte Kreis zeigt vieler Sterne Pracht,<br />

An Groß’ und Eigenschaften sehr verschieden,<br />

Wie ihr verschiednes Ansehn kenntlich macht.<br />

War’ dies durch Dünn’ und Dichtigkeit entschieden,<br />

So gäb’s in allen ja nur eine Kraft,<br />

Dem mehr, dem minder, jenen gleich beschieden.<br />

Doch der verschiedne Bildungsgrund erschafft<br />

Verschiedne Kräft’, und alle diese schwanden,<br />

Nach deinem Satz, vor einer Eigenschaft.<br />

Dann, wenn die Flecken durch die Dünn’ entständen,<br />

So denke, daß entweder hier und dort<br />

Sich durch und durch stoffarme Stellen fänden;<br />

Oder , gleichwie im Leib an manchem Ort<br />

<strong>Die</strong> Fettigkeit das Magre deckt, so gingen<br />

<strong>Die</strong> Schichten durch den Mond abwechselnd fort.<br />

Das Erste würd’ ans Licht die Sonne bringen,<br />

Wenn sie verfinstert ist – es ward’ ihr Schein<br />

Dann wie durch andre dünne Stoffs dringen.<br />

Doch dies ist nicht, drum bleibt das Zweit’ allein,<br />

Und wenn wir widerlegt auch dieses sehen,<br />

Dann wird dein Satz als falsch erwiesen sein.<br />

Kann durch und durch der dünne Stoff nicht gehen,<br />

So muß wohl eine Grenze sein, und hier<br />

Der dichte Stoff den Strahlen widerstehen.<br />

Zurücke blitzt sodann der Strahl von ihr –<br />

So wirft das Glas, auf seiner hintern Seite<br />

Mit Blei belegt, zurück dein Bildnis dir –<br />

Nun sagst du wohl, daß, weil aus größrer Weite<br />

Der Strahl sodann auf dich zurückeprallt,<br />

Er deshalb auch geringres Licht verbreite.<br />

Doch diesen Einwurf widerlegt dir bald<br />

Erfahrung, der, als seiner ersten Quelle,<br />

Jedweder Strom der Wissenschaft entwallt.<br />

Drei Spiegel nimm und zwei von diesen stelle<br />

Gleich weit von dir – dem dritten gib sodann<br />

Entfernter zwischen beiden seine Stelle.<br />

Kehrst du dich ihnen zu, so stelle man<br />

Drauf hinter dich ein Licht, das sich in allen<br />

Zum Widerstrahl des Schimmers spiegeln kann.<br />

Ins Auge wird der fernre kleiner fallen,<br />

Doch wird auf dich von ihnen allzumal<br />

Ein gleich lebendig Licht zurückeprallen.<br />

64 <strong>La</strong> spera ottava vi dimostra molti<br />

lumi, li quali e nel quale e nel quanto<br />

notar si posson di diversi volti.<br />

67 Se raro e denso ciò facesser tanto,<br />

una sola virtù sarebbe in tutti,<br />

più e men distributa e altrettanto.<br />

70 Virtù diverse esser convegnon frutti<br />

di princìpi formali, e quei, for ch’uno,<br />

seguiterieno a tua ragion distrutti.<br />

73 Ancor, se raro fosse di quel bruno<br />

cagion che tu dimandi, o d’oltre in parte<br />

fora di sua materia sì digiuno<br />

76 esto pianeto, o, sì come comparte<br />

lo grasso e ’l magro un corpo, così questo<br />

nel suo volume cangerebbe carte.<br />

79 Se ’l primo fosse, fora manifesto<br />

ne l’eclissi del sol, per trasparere<br />

lo lume come in altro raro ingesto.<br />

82 Questo non è: però è da vedere<br />

de l’altro; e s’elli avvien ch’io l’altro cassi,<br />

falsificato fia lo tuo parere.<br />

85 S’elli è che questo raro non trapassi,<br />

esser conviene un termine da onde<br />

lo suo contrario più passar non lassi;<br />

88 e indi l’altrui raggio si rifonde<br />

così come color torna per vetro<br />

lo qual di retro a sé piombo nasconde.<br />

91 Or dirai tu ch’el si dimostra tetro<br />

ivi lo raggio più che in altre parti,<br />

per esser lì refratto più a retro.<br />

94 Da questa instanza può deliberarti<br />

esperïenza, se già mai la provi,<br />

ch’esser suol fonte ai rivi di vostr’ arti.<br />

97 Tre specchi prenderai; e i due rimovi<br />

da te d’un modo, e l’altro, più rimosso,<br />

tr’ambo li primi li occhi tuoi ritrovi.<br />

100 Rivolto ad essi, fa che dopo il dosso<br />

ti stea un lume che i tre specchi accenda<br />

e torni a te da tutti ripercosso.<br />

103 Ben che nel quanto tanto non si stenda<br />

la vista più lontana, lì vedrai<br />

come convien ch’igualmente risplenda.


Seite 236 Paradiso: Canto II<br />

Jetzt aber, wie beim warmen Sonnenstrahl<br />

Des Schnees Massen in sich selbst zergehen,<br />

Und Farb’ und Frost zerrinnt im lauen Tal,<br />

So soll’s dem Wahn in deinem Geist geschehen,<br />

Und durch mein Wort sollst du lebend’ge Glut<br />

Vor deinem Blick in regem Schimmer sehen.<br />

Im Himmel, wo der Frieden Gottes ruht,<br />

Dreht sich ein Kreis, in dessen Kraft und Walten<br />

Das Sein all des, was er enthält, beruht.<br />

Der nächste Himmel, reich an Lichtgestalten,<br />

Verteilt dies Sein verschiednen Körpern drauf,<br />

Von ihm gesondert, doch in ihm enthalten.<br />

Aus ändern Kreisen von verschiednem <strong>La</strong>uf<br />

Nimmt die verschiedne Kraft, in ihnen lebend,<br />

Dann jeder Stern nach seinen Zwecken auf.<br />

So siehst du diese Weltorgane schwebend,<br />

In sich im Kreis bewegt von Grad zu Grad,<br />

Von oben nehmend und nach unten gebend.<br />

Betrachte wohl den Weg, den ich betrat,<br />

Auf dem ich dir erwünschte Wahrheit weise,<br />

Dann findest du wohl künftig selbst den Pfad.<br />

Kraft und Bewegung nehmen jene Kreise<br />

Von Lenkern an, die ew’ges Heil beglückt,<br />

Wie Stein sich formt nach seines Künstlers Weise.<br />

Den Himmel, den die Schar der Sterne schmückt,<br />

Wird von dem Geist, durch den sie rollend Schweben,<br />

Gepräg’ und Bildnis mächtig eingedrückt.<br />

Und wie die Seele, noch vom Staub umgeben,<br />

Durch Glieder von verschiedner Art beweist,<br />

Was in ihr für verschiedne Kräfte leben,<br />

So zeiget seine Huld der Weltengeist,<br />

Der ewig einer ist, hier, vielgestaltet,<br />

Im Sternenheer, das durch die Himmel kreist.<br />

Daher verschiedne Kraft verschieden waltet<br />

Im edlen Körper, welchen sie durchdrang,<br />

In dem sie, wie in euch das Leben, schaltet.<br />

Und da sie heiterer Natur entsprang,<br />

Glänzt diese Kraft in jedes Sternes Lichte,<br />

Gleichwie im Augenstern der Wonne Drang.<br />

Durch sie also, und nicht durchs Dünn’ und Dichte,<br />

Erhält verschiednen Glanz der Sterne Schar;<br />

Daß sie ein Denkmal ihrer Huld errichte,<br />

106 Or, come ai colpi de li caldi rai<br />

de la neve riman nudo il suggetto<br />

e dal colore e dal freddo primai,<br />

109 così rimaso te ne l’intelletto<br />

voglio informar di luce sì vivace,<br />

che ti tremolerà nel suo aspetto.<br />

112 Dentro dal ciel de la divina pace<br />

si gira un corpo ne la cui virtute<br />

l’esser di tutto suo contento giace.<br />

115 Lo ciel seguente, c’ha tante vedute,<br />

quell’ esser parte per diverse essenze,<br />

da lui distratte e da lui contenute.<br />

118 Li altri giron per varie differenze<br />

le distinzion che dentro da sé hanno<br />

dispongono a lor fini e lor semenze.<br />

121 Questi organi del mondo così vanno,<br />

come tu vedi omai, di grado in grado,<br />

che di sù prendono e di sotto fanno.<br />

124 Riguarda bene omai sì com’ io vado<br />

per questo loco al vero che disiri,<br />

sì che poi sappi sol tener lo guado.<br />

127 Lo moto e la virtù d’i santi giri,<br />

come dal fabbro l’arte del martello,<br />

da’ beati motor convien che spiri;<br />

130 e ’l ciel cui tanti lumi fanno bello,<br />

de la mente profonda che lui volve<br />

prende l’image e fassene suggello.<br />

133 E come l’alma dentro a vostra polve<br />

per differenti membra e conformate<br />

a diverse potenze si risolve,<br />

136 così l’intelligenza sua bontate<br />

multiplicata per le stelle spiega,<br />

girando sé sovra sua unitate.<br />

139 Virtù diversa fa diversa lega<br />

col prezïoso corpo ch’ella avviva,<br />

nel qual, sì come vita in voi, si lega.<br />

142 Per la natura lieta onde deriva,<br />

la virtù mista per lo corpo luce<br />

come letizia per pupilla viva.<br />

145 Da essa vien ciò che da luce a luce<br />

par differente, non da denso e raro;<br />

essa è formal principio che produce,<br />

Schafft diese Bildnerin, was trüb und klar.“ 148 conforme a sua bontà, lo turbo e ’l chiaro.“


Paradies: Dritter Gesang Pagina 237<br />

Dritter Gesang Canto III<br />

<strong>Die</strong> Sonne, die mich einst mit Glut erfüllt,<br />

Beweisend hatte sie und widerlegend<br />

Der Wahrheit holdes Antlitz mir enthüllt.<br />

Und ich, belehrt, nicht länger Zweifel hegend,<br />

Wollt’ eben, daß ich’s sei, gestehn und stand,<br />

Das Haupt, soweit sich’s ziemt, emporbewegend.<br />

Doch ein Gesicht erschien, und so gespannt<br />

Hielt ich den Blick darauf, um’s zu gewahren,<br />

Daß mein Geständnis der Erinnrung schwand.<br />

Und wie von Gläsern, von durchsicht’gen, klaren,<br />

Von Weihern, welche seicht, doch still und rein,<br />

Den Boden unverdunkelt offenbaren,<br />

Ein Antlitz widerstrahlt, so schwach und fein,<br />

Daß man erkennen würd’ in größrer Schnelle<br />

Auf weißer Stirn der Perle bleichen Schein;<br />

So sah ich manch Gesicht an jener Stelle<br />

Und war im Gegensatz des Wahns, durch den<br />

Einst Lieb’ entflammt ward zwischen Mann und Quelle.<br />

Denn plötzlich glaubt’ ich, wie ich sie ersehn,<br />

Es wären Spiegelbilder, und bemühte<br />

Mich, ringsumher ihr Urbild zu erspäh’n.<br />

Doch sah ich nichts, und, zweifelnd im Gemüte,<br />

Schaut’ ich ins Licht der süßen Führerin,<br />

<strong>Die</strong> lächelnd in den heil’gen Augen glühte.<br />

Und sie begann: ” Nicht staun’ in deinem Sinn.<br />

Belacht’ ich deine kindischen Gedanken.<br />

Noch gehst du auf der Wahrheit strauchelnd hin,<br />

Um, wie du pflegst, dem Wahne zuzuwanken.<br />

Wirkliche Wesen zeigt dir dies Gesicht,<br />

<strong>Die</strong>, untreu dem Gelübd’, in Schuld versanken.<br />

Sprich, hör’ und glaube; denn das wahre Licht,<br />

Das sie beseligt, wird es nie gestatten,<br />

Daß ihm zu folgen sich ihr Fuß entbricht.<br />

Ich wandte mich und sprach zu einem Schatten,<br />

Der sprechenslustig schien, schnell, als ein Mann,<br />

Den längst gequält der Neugier Stacheln hatten:<br />

“O Seele, die das ew’ge Licht gewann,<br />

<strong>Die</strong> selig hier die Süßigkeiten machten,<br />

<strong>Die</strong> nur, wer sie geschmeckt, begreifen kann,<br />

O sei jetzt freundlich mir. Mein ganzes Trachten<br />

Ist ja dein Nam’ und euer Los. Drum sprich! ” –<br />

Und sie, bereit, mit Augen, welche lachten,<br />

1 Quel sol che pria d’amor mi scaldò ’l petto,<br />

di bella verità m’avea scoverto,<br />

provando e riprovando, il dolce aspetto;<br />

4 e io, per confessar corretto e certo<br />

me stesso, tanto quanto si convenne<br />

leva’ il capo a proferer più erto;<br />

7 ma visïone apparve che ritenne<br />

a sé me tanto stretto, per vedersi,<br />

che di mia confession non mi sovvenne.<br />

10 Quali per vetri trasparenti e tersi,<br />

o ver per acque nitide e tranquille,<br />

non sì profonde che i fondi sien persi,<br />

13 tornan d’i nostri visi le postille<br />

debili sì, che perla in bianca fronte<br />

non vien men forte a le nostre pupille;<br />

16 tali vid’ io più facce a parlar pronte;<br />

per ch’io dentro a l’error contrario corsi<br />

a quel ch’accese amor tra l’omo e ’l fonte.<br />

19 Sùbito sì com’ io di lor m’accorsi,<br />

quelle stimando specchiati sembianti,<br />

per veder di cui fosser, li occhi torsi;<br />

22 e nulla vidi, e ritorsili avanti<br />

dritti nel lume de la dolce guida,<br />

che, sorridendo, ardea ne li occhi santi.<br />

25<br />

” Non ti maravigliar perch’ io sorrida,“<br />

mi disse, appresso il tuo püeril coto,<br />

”<br />

poi sopra ’l vero ancor lo piè non fida,<br />

28 ma te rivolve, come suole, a vòto:<br />

vere sustanze son ciò che tu vedi,<br />

qui rilegate per manco di voto.<br />

31 Però parla con esse e odi e credi;<br />

ché la verace luce che le appaga<br />

da sé non lascia lor torcer li piedi.“<br />

34 E io a l’ombra che parea più vaga<br />

di ragionar, drizza’mi, e cominciai,<br />

quasi com’ uom cui troppa voglia smaga:<br />

37<br />

” O ben creato spirito, che a’ rai<br />

di vita etterna la dolcezza senti<br />

che, non gustata, non s’intende mai,<br />

40 grazïoso mi fia se mi contenti<br />

del nome tuo e de la vostra sorte.“<br />

Ond’ ella, pronta e con occhi ridenti:


Seite 238 Paradiso: Canto III<br />

Sprach: “Unsre Lieb’ erschließt sich williglich<br />

Gerechtem Wunsch, gleich der, der Liebe Bronnen,<br />

<strong>Die</strong> ihr Gefolg gebildet will nach sich.<br />

Dort auf der Welt gehört’ ich zu den Nonnen,<br />

Doch wende nur mir die Erinnrung zu,<br />

Und durch die höh’re Schönheit, höhern Wonnen,<br />

Daß ich Piccarda bin, erkennest du,<br />

Mit diesen allen, die sich selig nennen,<br />

Zum trägsten Kreis versetzt in Wonn’ und Ruh’.<br />

All unsre Triebe, die allein entbrennen<br />

In Lust des Heil’gen Geist’s, sind hoch ergetzt,<br />

Weil sie in seiner Weihe sich erkennen.<br />

<strong>Die</strong>s Los, von dir vielleicht geringgeschätzt,<br />

Ward uns zuteile, weil wir dort auf Erden<br />

Verabsäumt die Gelübd’ und sie verletzt. ”<br />

Drauf ich: “Euch glänzt in Antlitz und Gebärden,<br />

Ich weiß nicht was, von Gottheit, wunderbar,<br />

Und läßt die ersten Züg’ unkenntlich werden,<br />

Drob ich so säumig im Erkennen war,<br />

Jetzt hilft mir, was du sprichst, dem Auge trauen<br />

Und stellt mir deutlicher dein Bildnis dar.<br />

Doch sprich: Ihr, glücklich hier in diesen Auen,<br />

Zieht euch nach höherm Ort nicht die Begier,<br />

Um mehr euch zu befreunden, mehr zu schauen? ”<br />

Ein wenig lächelten die Schatten hier,<br />

Denn, als ob sie in erster Liebe glühte,<br />

Erwiderte sie froh und wonnig mir:<br />

“Bruder, hier stillt die Kraft der Lieb’ und Güte<br />

Jedweden Wunsch, und völlig g’nügt uns dies,<br />

Und nicht nach anderm dürstet das Gemüte.<br />

Denn wenn es höherm Wunsch sich überließ,<br />

So würd’ es ja dem Willen widerstehen,<br />

Der uns in diesen niedern Kreis verwies.<br />

<strong>Die</strong>s kann in diesen Sphären nicht geschehen;<br />

Lieb’ ist das Band des ewigen Vereins,<br />

Mit der nicht Kampf noch Widerstand bestehen.<br />

Vielmehr ist’s Wesen dieses sel’gen Seins,<br />

Nur in dem Willen Gottes hinzuwallen,<br />

Drum schmilzt hier aller Wunsch und Trieb in eins.<br />

Und, wie wir sind von Grad zu Grad, muß allen<br />

Wie ihm, des Will’ allein nach seiner Spur<br />

Den unsern lenkt, dies ganze Reich gefallen.<br />

43<br />

” <strong>La</strong> nostra carità non serra porte<br />

a giusta voglia, se non come quella<br />

che vuol simile a sé tutta sua corte.<br />

46 I’ fui nel mondo vergine sorella;<br />

e se la mente tua ben sé riguarda,<br />

non mi ti celerà l’esser più bella,<br />

49 ma riconoscerai ch’i’ son Piccarda,<br />

che, posta qui con questi altri beati,<br />

beata sono in la spera più tarda.<br />

52 Li nostri affetti, che solo infiammati<br />

son nel piacer de lo Spirito Santo,<br />

letizian del suo ordine formati.<br />

55 E questa sorte che par giù cotanto,<br />

però n’è data, perché fuor negletti<br />

li nostri voti, e vòti in alcun canto.“<br />

58 Ond’ io a lei: ” Ne’ mirabili aspetti<br />

vostri risplende non so che divino<br />

che vi trasmuta da’ primi concetti:<br />

61 però non fui a rimembrar festino;<br />

ma or m’aiuta ciò che tu mi dici,<br />

sì che raffigurar m’è più latino.<br />

64 Ma dimmi: voi che siete qui felici,<br />

disiderate voi più alto loco<br />

per più vedere e per più farvi amici?“<br />

67 Con quelle altr’ ombre pria sorrise un poco;<br />

da indi mi rispuose tanto lieta,<br />

ch’arder parea d’amor nel primo foco:<br />

70<br />

” Frate, la nostra volontà quïeta<br />

virtù di carità, che fa volerne<br />

sol quel ch’avemo, e d’altro non ci asseta.<br />

73 Se disïassimo esser più superne,<br />

foran discordi li nostri disiri<br />

dal voler di colui che qui ne cerne;<br />

76 che vedrai non capere in questi giri,<br />

s’essere in carità è qui necesse,<br />

e se la sua natura ben rimiri.<br />

79 Anzi è formale ad esto beato esse<br />

tenersi dentro a la divina voglia,<br />

per ch’una fansi nostre voglie stesse;<br />

82 sì che, come noi sem di soglia in soglia<br />

per questo regno, a tutto il regno piace<br />

com’ a lo re che ’n suo voler ne ’nvoglia.


Paradies: Dritter Gesang Pagina 239<br />

Und unser Frieden ist sein Wille nur,<br />

<strong>Die</strong>s Meer, wohin sich alles muß bewegen,<br />

Was er schafft, was hervorbringt die Natur. ” –<br />

Nun sah ich: Paradies ist allerwegen<br />

Wo Himmel ist, strömt auch von oben her<br />

Vom höchsten Gut nicht gleich der Gnade Regen. –<br />

Wie bei verschiednen Speisen man nicht mehr<br />

Von dieser will und sich nach jener wendet,<br />

Für diese dankt und noch verlangt von der,<br />

So ich mit Wink und Wort, als sie geendet,<br />

Um zu erfahren, was sie dort gewebt,<br />

Allein verlassen, ehe sie’s vollendet.<br />

“Vollkommnes Leben und Verdienst erhebt<br />

Ein Weib ” , so sprach sie, “zu den höhern Kreisen,<br />

In deren Tracht und Schleier manche strebt,<br />

In Schlaf und Wachen treu sich zu erweisen<br />

Dem Bräutigam, dem jeder Schwur gefällt,<br />

Den reine Liebestrieb’ ihm schwören heißen.<br />

Ihr nachzufolgen floh ich jung die Welt,<br />

Weiht’ ihrem Orden mich und war beflissen,<br />

Dem g’nugzutun, was sein Gesetz enthält.<br />

Doch Menschen, ruchlos mehr, als gut, entrissen<br />

Gewaltsam dem Verlies, dem süßen, mich<br />

Wie drauf mein Leben war – Gott wird es wissen –<br />

Der andre Glanz, der mir zur Rechten dich<br />

So freudig hell bestrahlt, denn er entzündet<br />

In unsrer Sphäre ganzem Schimmer sich,<br />

Versteht von sich, was ich von mir verkündet.<br />

Denn man entriß, wie meinem, ihrem Haupt<br />

Den Schleier, der der Nonnen Stirn umwindet.<br />

Doch, ob man Rückkehr ihr zur Welt erlaubt,<br />

Blieb doch ihr Herz bekrönt mit jenem Kranze,<br />

Den ihrer Stirn verruchte Tat geraubt.<br />

Sie ist das Licht der trefflichen Konstanze,<br />

<strong>Die</strong> mit dem zweiten Sturm aus Schwabenland<br />

Den dritten zeugt’, umstrahlt vom letzten Glanze. ”<br />

Piccarda sprach’s, mir heiter zugewandt,<br />

Und fing ein Ave an, indem sie singend,<br />

Wie Schweres in der tiefen Flut, verschwand.<br />

Mein Blick, ihr nach, soweit er konnte, dringend,<br />

Erhob sich dann, sobald er sie verlor,<br />

Nach einem Ziele größern Sehnens ringend,<br />

85 E ’n la sua volontade è nostra pace:<br />

ell’ è quel mare al qual tutto si move<br />

ciò ch’ella crïa o che natura face.“<br />

88 Chiaro mi fu allor come ogne dove<br />

in cielo è paradiso, etsi la grazia<br />

del sommo ben d’un modo non vi piove.<br />

91 Ma sì com’ elli avvien, s’un cibo sazia<br />

e d’un altro rimane ancor la gola,<br />

che quel si chere e di quel si ringrazia,<br />

94 così fec’ io con atto e con parola,<br />

per apprender da lei qual fu la tela<br />

onde non trasse infino a co la spuola.<br />

97<br />

” Perfetta vita e alto merto inciela<br />

donna più sù,“ mi disse, a la cui norma<br />

”<br />

nel vostro mondo giù si veste e vela,<br />

100 perché fino al morir si vegghi e dorma<br />

con quello sposo ch’ogne voto accetta<br />

che caritate a suo piacer conforma.<br />

103 Dal mondo, per seguirla, giovinetta<br />

fuggi’mi, e nel suo abito mi chiusi<br />

e promisi la via de la sua setta.<br />

106 Uomini poi, a mal più ch’a bene usi,<br />

fuor mi rapiron de la dolce chiostra:<br />

Iddio si sa qual poi mia vita fusi.<br />

109 E quest’ altro splendor che ti si mostra<br />

da la mia destra parte e che s’accende<br />

di tutto il lume de la spera nostra,<br />

112 ciò ch’io dico di me, di sé intende;<br />

sorella fu, e così le fu tolta<br />

di capo l’ombra de le sacre bende.<br />

115 Ma poi che pur al mondo fu rivolta<br />

contra suo grado e contra buona usanza,<br />

non fu dal vel del cor già mai disciolta.<br />

118 Quest’ è la luce de la gran Costanza<br />

che del secondo vento di Soave<br />

generò ’l terzo e l’ultima possanza.“<br />

121 Così parlommi, e poi cominciò ’Ave,<br />

Maria’ cantando, e cantando vanio<br />

come per acqua cupa cosa grave.<br />

124 <strong>La</strong> vista mia, che tanto lei seguio<br />

quanto possibil fu, poi che la perse,<br />

volsesi al segno di maggior disio,


Seite 240 Paradiso: Canto IV<br />

Zu Beatricens Antlitz ganz empor,<br />

Doch als ihr Aug’, ein Blitz, in meins geschlagen,<br />

So daß zuerst es niedersank davor,<br />

127 e a Beatrice tutta si converse;<br />

ma quella folgorò nel mïo sguardo<br />

sì che da prima il viso non sofferse;<br />

Da macht’ es zögern mich mit weitern Fragen. 130 e ciò mi fece a dimandar più tardo.<br />

Vierter Gesang Canto IV<br />

Zwischen zwei Speisen, gleich entfernt und lockend,<br />

Ging hungrig wohl ein freier Mann zugrund’,<br />

Nicht von der einen noch der andern brockend.<br />

So stund’ ein Lämmchen zwischen Schlund und Schlund<br />

Von zweien Wölfen fest, in gleichem Zagen,<br />

So stund’ auch zwischen zweien Reh’n ein Hund.<br />

So ließ’ verschiedner Zweifel mich nicht fragen.<br />

Ich schwieg nur, weil ich mußt’, und kann davon<br />

Drum weder Gutes jetzt noch Böses sagen.<br />

Ich schwieg, doch ward mein Wunsch vom Antlitz schon<br />

Klar ausgedrückt und deutlicher vernommen,<br />

Als hätt’ ich ihn erklärt mit klarem Ton.<br />

Beatrix tat wie Daniel, als entglommen<br />

Nebukadnezar war in blinder Wut,<br />

<strong>Die</strong> des Propheten Deutung ihm benommen.<br />

” Daß dich zwei Wünsche drängen, seh’ ich gut,“<br />

Begann sie, die dich fesseln. So daß keiner<br />

”<br />

Von beiden sich nun kund nach außen tut.<br />

Du fragst: Bleibt unser Will’ ein guter, reiner,<br />

Wie macht Gewalttat andrer dann den Wert<br />

Und wie den Umfang des Verdienstes kleiner?<br />

Hiernächst auch zweifelst du, weil Plato lehrt,<br />

Daß, wie’s ihm scheint, zu ihrem Sternenkreise<br />

<strong>Die</strong> Seele von der Erde wiederkehrt.<br />

<strong>Die</strong> beiden Zweifel drängen gleicherweise<br />

Auf deinen Willen ein, daher ich Ietzt<br />

Der schlimmern Meinung Falschheit erst beweise.<br />

Der Seraph, den der reinste Schimmer letzt,<br />

Moses und Samuel – die je heilig waren,<br />

Ja, selbst Marien nenn’ ich dir zuletzt,<br />

Sind nicht in anderm Himmel als die Scharen<br />

Der sel’gen Geister, die du jetzt gesehn,.<br />

Sind reicher nicht und ärmer nicht an Jahren.<br />

<strong>Die</strong> erste Sphäre machen alle schön,<br />

Doch ist verschiedner Art ihr süßes Leben,<br />

Wie mehr und minder Gottes Hauche weh’n.<br />

1 Intra due cibi, distanti e moventi<br />

d’un modo, prima si morria di fame,<br />

che liber’ omo l’un recasse ai denti;<br />

4 sì si starebbe un agno intra due brame<br />

di fieri lupi, igualmente temendo;<br />

sì si starebbe un cane intra due dame:<br />

7 per che, s’i’ mi tacea, me non riprendo,<br />

da li miei dubbi d’un modo sospinto,<br />

poi ch’era necessario, né commendo.<br />

10 Io mi tacea, ma ’l mio disir dipinto<br />

m’era nel viso, e ’l dimandar con ello,<br />

più caldo assai che per parlar distinto.<br />

13 Fé sì Beatrice qual fé Danïello,<br />

Nabuccodonosor levando d’ira,<br />

che l’avea fatto ingiustamente fello;<br />

16 e disse: ” Io veggio ben come ti tira<br />

uno e altro disio, sì che tua cura<br />

sé stessa lega sì che fuor non spira.<br />

19 Tu argomenti: “Se ’l buon voler dura,<br />

la vïolenza altrui per qual ragione<br />

di meritar mi scema la misura? ”<br />

22 Ancor di dubitar ti dà cagione<br />

parer tornarsi l’anime a le stelle,<br />

secondo la sentenza di Platone.<br />

25 Queste son le question che nel tuo velle<br />

pontano igualmente; e però pria<br />

tratterò quella che più ha di felle.<br />

28 D’i Serafin colui che più s’india,<br />

Moïsè, Samuel, e quel Giovanni<br />

che prender vuoli, io dico, non Maria,<br />

31 non hanno in altro cielo i loro scanni<br />

che questi spirti che mo t’appariro,<br />

né hanno a l’esser lor più o meno anni;<br />

34 ma tutti fanno bello il primo giro,<br />

e differentemente han dolce vita<br />

per sentir più e men l’etterno spiro.


Paradies: Vierter Gesang Pagina 241<br />

Sie zeigten hier sich, nicht, weil ihnen eben<br />

Der Kreis zuteil ward, nein, weil dies beweist,<br />

Daß sie zum Höchsten minder sich erheben.<br />

So sprechen muß man ja zu eurem Geist,<br />

Den nur die Sinne zu dem allen leiten.<br />

Was die Vernunft sodann ihr eigen heißt.<br />

Drum läßt sich auch zu euren Fähigkeiten<br />

<strong>Die</strong> Schrift herab, wenn sie von Gott euch spricht,<br />

Von Hand und Fuß, um andres anzudeuten.<br />

<strong>Die</strong> Kirche zeigt mit menschlichem Gesicht<br />

Gabriel’ und Michael’ und Raphaelen,<br />

Der neu geklärt Tobias’ Augenlicht.<br />

Doch des Timäus Lehre von den Seelen<br />

Ist andrer Art. Er glaubt auch, was er lehrt,<br />

Und scheint darin kein Sinnbild zu verhehlen.<br />

Daß sich zu ihrem Stern die Seele kehrt,<br />

Er spricht’s und glaubt, daß sie von dort gekommen,<br />

Als die Natur sie uns zur Form gewährt.<br />

Allein wird dies nicht wörtlich angenommen,<br />

So kann er doch vielleicht mit dem Beweis<br />

Dem Ziel der Wahrheit ziemlich nahekommen,<br />

Dafern er meinte, daß aus jedem Kreis<br />

Das Gut’ und Böse stamm’, und deshalb lehrte,<br />

Dem kehre Schimpf zurück und jenem Preis.<br />

Und dieser schlechtverstandne Satz verkehrte<br />

Fast alle Welt, so daß in Sternen man<br />

Den Mars, Merkur und Jupiter verehrte. –<br />

Der andre Zweifel, welcher dich umspann,<br />

Hat mindres Gift, indem er nicht entrücken<br />

Dich meinem Pfad durch seine Schlingen kann.<br />

Denn scheint auch ungerecht den Menschenblicken<br />

Unsre Gerechtigkeit, nun, so beweist<br />

<strong>Die</strong>s Glauben nur, nicht ketzerische Tücken.<br />

Allein wohl fähig ist des Menschen Geist,<br />

In diese Wahrheit tiefer einzudringen,<br />

Drum will ich jetzt, daß du befriedigt seist.<br />

Ist das Gewalt, wenn jenen, welche zwingen,<br />

Der, welcher leidet, nie sich willig zeigt,<br />

So kann sie jenen nicht Entschuld’gung bringen.<br />

Denn Wille, der nicht will, bleibt ungebeugt,<br />

Wie Feuer, mag der Sturmwind tosend Schwellen,<br />

Oft hingeweht, neu in die Höhe steigt.<br />

37 Qui si mostraro, non perché sortita<br />

sia questa spera lor, ma per far segno<br />

de la celestïal c’ha men salita.<br />

40 Così parlar conviensi al vostro ingegno,<br />

però che solo da sensato apprende<br />

ciò che fa poscia d’intelletto degno.<br />

43 Per questo la Scrittura condescende<br />

a vostra facultate, e piedi e mano<br />

attribuisce a Dio e altro intende;<br />

46 e Santa Chiesa con aspetto umano<br />

Gabrïel e Michel vi rappresenta,<br />

e l’altro che Tobia rifece sano.<br />

49 Quel che Timeo de l’anime argomenta<br />

non è simile a ciò che qui si vede,<br />

però che, come dice, par che senta.<br />

52 Dice che l’alma a la sua stella riede,<br />

credendo quella quindi esser decisa<br />

quando natura per forma la diede;<br />

55 e forse sua sentenza è d’altra guisa<br />

che la voce non suona, ed esser puote<br />

con intenzion da non esser derisa.<br />

58 S’elli intende tornare a queste ruote<br />

l’onor de la influenza e ’l biasmo, forse<br />

in alcun vero suo arco percuote.<br />

61 Questo principio, male inteso, torse<br />

già tutto il mondo quasi, sì che Giove,<br />

Mercurio e Marte a nominar trascorse.<br />

64 L’altra dubitazion che ti commove<br />

ha men velen, però che sua malizia<br />

non ti poria menar da me altrove.<br />

67 Parere ingiusta la nostra giustizia<br />

ne li occhi d’i mortali, è argomento<br />

di fede e non d’eretica nequizia.<br />

70 Ma perché puote vostro accorgimento<br />

ben penetrare a questa veritate,<br />

come disiri, ti farò contento.<br />

73 Se vïolenza è quando quel che pate<br />

nïente conferisce a quel che sforza,<br />

non fuor quest’ alme per essa scusate:<br />

76 ché volontà, se non vuol, non s’ammorza,<br />

ma fa come natura face in foco,<br />

se mille volte vïolenza il torza.


Seite 242 Paradiso: Canto IV<br />

Der Wille wird zu der Gewalt Gesellen,<br />

Wenn er sich beugt; drum fehlte jenes Paar<br />

Rückkehren könnend zu den heil’gen Zellen.<br />

Blieb jener Nonnen Will’ unwandelbar,<br />

Wie auf dem Rost <strong>La</strong>urentius geblieben,<br />

Wie Scävola, der streng der Rechten war,<br />

So hätt’ er sie, befreit, zurückgetrieben<br />

Denselben Pfad, auf dem man sie entführt;<br />

Doch selten sind, die solchen Willen lieben.<br />

Noch hättest du den Zweifel oft gespürt,<br />

Der jetzt gewiß vor meinem Wort geschwunden,<br />

Wenn du wohl aufgemerkt, wie sich’s gebührt.<br />

Doch hält ein andrer schon dein Aug’ umwunden,<br />

Und gänzlich schwände deine Kraft dahin,<br />

Eh’ du dich Selbst aus ihm herausgefunden.<br />

Ich legt’ es als gewiß in deinen Sinn,<br />

<strong>Die</strong> Seele, die der ersten Wahrheit Pforten<br />

Stets nahe bleibt, sei niemals Lügnerin.<br />

Doch nun erfuhrst du durch Piccarda dorten,<br />

Daß ihren Schlei’r Konstanze nie vergaß,<br />

Und dies scheint Widerspruch mit meinen Worten.<br />

Oft, Bruder, die Gefahr zu flieh’n, geschah’s,<br />

Daß sich ein Mensch, auch wider Willen, dessen,<br />

Was nimmer sich zu tun geziemt, vermaß.<br />

So hat Alkmäon, welcher sich vermessen<br />

Des Muttermords, weil ihn sein Vater bat,<br />

<strong>Die</strong> Sohnespflicht aus Sohnespflicht vergessen.<br />

Daraus erkennst du diese Wahrheit: hat<br />

Der Wille sich vermischt dem äußern Drange,<br />

So liegt in ihm die Schuld der bösen Tat.<br />

Der unbedingte Wille trotzt dem Zwange,<br />

Doch stimmt insofern bei, als der Gefahr<br />

Er zagend weicht, vor größerm Schaden bange.<br />

Piccarda sprach, dies siehst du jetzo klar,<br />

Vom unbedingten Willen nur zum Guten,<br />

Vom zweiten Ich, und beider Wort ist wahr.“<br />

So war das Wogen jener heil’gen Fluten<br />

Dem Quell entströmt, dem Wahrheit nur entquillt,<br />

Daß süß befriedigt meine Wünsche ruhten.<br />

” Liebste des ersten Liebenden, o Bild<br />

Der Gottheit,“ rief ich, deren Rede regnet,<br />

”<br />

Erwärmt und mehr und mehr belebt und stillt.<br />

79 Per che, s’ella si piega assai o poco,<br />

segue la forza; e così queste fero<br />

possendo rifuggir nel santo loco.<br />

82 Se fosse stato lor volere intero,<br />

come tenne Lorenzo in su la grada,<br />

e fece Muzio a la sua man severo,<br />

85 così l’avria ripinte per la strada<br />

ond’ eran tratte, come fuoro sciolte;<br />

ma così salda voglia è troppo rada.<br />

88 E per queste parole, se ricolte<br />

l’hai come dei, è l’argomento casso<br />

che t’avria fatto noia ancor più volte.<br />

91 Ma or ti s’attraversa un altro passo<br />

dinanzi a li occhi, tal che per te stesso<br />

non usciresti: pria saresti lasso.<br />

94 Io t’ho per certo ne la mente messo<br />

ch’alma beata non poria mentire,<br />

però ch’è sempre al primo vero appresso;<br />

97 e poi potesti da Piccarda udire<br />

che l’affezion del vel Costanza tenne;<br />

sì ch’ella par qui meco contradire.<br />

100 Molte fïate già, frate, addivenne<br />

che, per fuggir periglio, contra grato<br />

si fé di quel che far non si convenne;<br />

103 come Almeone, che, di ciò pregato<br />

dal padre suo, la propria madre spense,<br />

per non perder pietà si fé spietato.<br />

106 A questo punto voglio che tu pense<br />

che la forza al voler si mischia, e fanno<br />

sì che scusar non si posson l’offense.<br />

109 Voglia assoluta non consente al danno;<br />

ma consentevi in tanto in quanto teme,<br />

se si ritrae, cadere in più affanno.<br />

112 Però, quando Piccarda quello spreme,<br />

de la voglia assoluta intende, e io<br />

de l’altra; sì che ver diciamo insieme.“<br />

115 Cotal fu l’ondeggiar del santo rio<br />

ch’uscì del fonte ond’ ogne ver deriva;<br />

tal puose in pace uno e altro disio.<br />

118<br />

” O amanza del primo amante, o diva,“<br />

diss’ io appresso, ” il cui parlar m’inonda<br />

e scalda sì, che più e più m’avviva,


Paradies: Fünfter Gesang Pagina 243<br />

Oh, war’ mit Inbrunst doch mein Herz gesegnet<br />

Zum Dank, der g’nügte deiner Huld – doch dir<br />

Sei nur von ihm, der sieht und kann, entgegnet.<br />

Nie sättigt sich der Geist, dies seh’ ich hier,<br />

Als in der Wahrheit Glanz, dem Quell des Lebens,<br />

<strong>Die</strong> uns als Wahn zeigt alles außer ihr.<br />

Doch fand er sie, dann ruht die Qual des Strebens,<br />

Und finden kann er sie, sonst wäre ja<br />

Jedweder Wunsch der Menschenbrust vergebens.<br />

Dann läßt der Geist, wenn er die Wahrheit sah,<br />

An ihrem Fuß den Zweifel Wurzel schlagen<br />

Und treibt von Höh’n zu Höh’n dem Höchsten nah.<br />

<strong>Die</strong>s ladet nun mich ein, dies heißt mich wagen,<br />

Nach einer andern dunkeln Wahrheit jetzt<br />

Voll Ehrfurcht, hohe Herrin, Euch zu fragen.<br />

Kann wohl der Mensch, der ein Gelübd’ verletzt,<br />

Durch andres gutes Werk dies so vergüten,<br />

Daß Ihr’s, nach Eurer Wag’, als g’nügend schätzt?<br />

Sie sah mich an, und Liebesfunken sprühten<br />

Aus ihrem Aug’ so göttlich klar hervor,<br />

Daß ich, besiegt, sobald sie mir erglühten,<br />

121 non è l’affezion mia tanto profonda,<br />

che basti a render voi grazia per grazia;<br />

ma quei che vede e puote a ciò risponda.<br />

124 Io veggio ben che già mai non si sazia<br />

nostro intelletto, se ’l ver non lo illustra<br />

di fuor dal qual nessun vero si spazia.<br />

127 Posasi in esso, come fera in lustra,<br />

tosto che giunto l’ha; e giugner puollo:<br />

se non, ciascun disio sarebbe frustra.<br />

130 Nasce per quello, a guisa di rampollo,<br />

a piè del vero il dubbio; ed è natura<br />

ch’al sommo pinge noi di collo in collo.<br />

133 Questo m’invita, questo m’assicura<br />

con reverenza, donna, a dimandarvi<br />

d’un’altra verità che m’è oscura.<br />

136 Io vo’ saper se l’uom può sodisfarvi<br />

ai voti manchi sì con altri beni,<br />

ch’a la vostra statera non sien parvi.“<br />

139 Beatrice mi guardò con li occhi pieni<br />

di faville d’amor così divini,<br />

che, vinta, mia virtute diè le reni,<br />

Gesenkten Blicks mich selber fast verlor. 142 e quasi mi perdei con li occhi chini.<br />

Fünfter Gesang Canto V<br />

” Wenn ich in Liebesglut dir flammend funkle,<br />

Mehr, als es je ein irdisch Auge sieht,<br />

So, daß ich deines Auges Licht verdunkle,<br />

Nicht staune drum – es macht, daß dies geschieht,<br />

Vollkommnes Schauen, welches, wie’s ergründet,<br />

In dem Ergründeten uns weiterzieht.<br />

Schon glänzt, ich seh’s in deinem Blick verkündet.<br />

In deinem Geist ein Schein vom ew’gen Licht,<br />

Das, kaum gesehen, Liebe stets entzündet.<br />

Und liebt ihr, weil euch andrer Reiz besticht,<br />

So ist’s, weil, unerkannt, vom Licht, dem wahren,<br />

Ein Strahl herein auf das Geliebte bricht.<br />

Ob andrer <strong>Die</strong>nst, dies willst du jetzt erfahren,<br />

Gebrochenes Gelübd’ ersetzen kann,<br />

Um vor dem Vorwurf euer Herz zu wahren.“<br />

So fing ihr heil’ges Wort Beatrix an<br />

Und setzte dann, die Rede zu vollenden,<br />

Ununterbrochen fort, was sie begann.<br />

1<br />

” S’io ti fiammeggio nel caldo d’amore<br />

di là dal modo che ’n terra si vede,<br />

sì che del viso tuo vinco il valore,<br />

4 non ti maravigliar, ché ciò procede<br />

da perfetto veder, che, come apprende,<br />

così nel bene appreso move il piede.<br />

7 Io veggio ben sì come già resplende<br />

ne l’intelletto tuo l’etterna luce,<br />

che, vista, sola e sempre amore accende;<br />

10 e s’altra cosa vostro amor seduce,<br />

non è se non di quella alcun vestigio,<br />

mal conosciuto, che quivi traluce.<br />

13 Tu vuo’ saper se con altro servigio,<br />

per manco voto, si può render tanto<br />

che l’anima sicuri di letigio.“<br />

16 Sì cominciò Beatrice questo canto;<br />

e sì com’ uom che suo parlar non spezza,<br />

continüò così ’l processo santo:


Seite 244 Paradiso: Canto V<br />

” <strong>Die</strong> größte Gab’ aus Gottes Vaterhänden<br />

Und seiner reichen Güte klarste Spur,<br />

Von ihm geschätzt als höchste seiner Spenden,<br />

Ist Willensfreiheit, so die Kreatur,<br />

Der er Vernunft verlieh, von ihm bekommen,<br />

Von diesen jede, doch auch diese nur.<br />

Hieraus ersieh den hohen Wert des frommen<br />

Gelübdes, wenn es so beschaffen ist,<br />

Daß Gott, was du geboten, angenommen.<br />

Denn, wer mit Gott Vertrag schließt, der vermißt<br />

Sich, diesen Schatz zum Opfer darzubringen,<br />

Mit dessen Werte sich kein andrer mißt.<br />

Wie kann drum je hier ein Ersatz gelingen?<br />

Brauchst du auch wohl, was du geopfert hast,<br />

So ist’s nur Wohltat mit gestohlnen Dingen.<br />

Du hast das Wichtigste nun aufgefaßt,<br />

Doch weil die Kirche vom Gelübd’ entbindet,<br />

So zweifelst du an meiner Wahrheit fast.<br />

Drum bleib am Tisch ein wenig noch. Hier findet,<br />

Ob du auch Unverdauliches gespeist,<br />

Das Mittel sich, vor dem der Schmerz verschwindet.<br />

Dem, was ich sag’, erschließe deinen Geist,<br />

Denn Hören gibt nicht Weisheit, nein, Behalten;<br />

Behalt es drum, damit du weise seist.<br />

In diesem Opfer sind zwei Ding’ enthalten;<br />

Das erste: des Gelübdes Gegenst and –<br />

Das zweite: der Vertrag, es treu zu halten.<br />

Der letztere hat ewigen Bestand,<br />

Bis er erfüllt ist, und wie er zu achten,<br />

<strong>Die</strong>s macht’ ich oben dir genau bekannt.<br />

Drum mußten die Hebräer Opfer schlachten,<br />

Obwohl für das Gelobte dann und wann<br />

Sie, wie du wissen mußt, ein andres brachten.<br />

Der Gegenstand kann also sein, daß man,<br />

Auch ohne Reu’ und Vorwurf zu empfinden,<br />

Mit einem andern ihn vertauschen kann.<br />

Nur mag sich dessen niemand unterwinden<br />

Nach eigner Wahl, wenn ihn der ersten <strong>La</strong>st<br />

Der gelb’ und weiße Schlüssel nicht entbinden.<br />

Und jeder Tausch der Bürd’ ist Gott verhaßt,<br />

Wenn, die wir nehmen, die wir von uns legen,<br />

Nicht wie die Sechs die Vier, voll in sich faßt.<br />

19<br />

” Lo maggior don che Dio per sua larghezza<br />

fesse creando, e a la sua bontate<br />

più conformato, e quel ch’e’ più apprezza,<br />

22 fu de la volontà la libertate;<br />

di che le creature intelligenti,<br />

e tutte e sole, fuoro e son dotate.<br />

25 Or ti parrà, se tu quinci argomenti,<br />

l’alto valor del voto, s’è sì fatto<br />

che Dio consenta quando tu consenti;<br />

28 ché, nel fermar tra Dio e l’omo il patto,<br />

vittima fassi di questo tesoro,<br />

tal quale io dico; e fassi col suo atto.<br />

31 Dunque che render puossi per ristoro?<br />

Se credi bene usar quel c’hai offerto,<br />

di maltolletto vuo’ far buon lavoro.<br />

34 Tu se’ omai del maggior punto certo;<br />

ma perché Santa Chiesa in ciò dispensa,<br />

che par contra lo ver ch’i’ t’ho scoverto,<br />

37 convienti ancor sedere un poco a mensa,<br />

però che ’l cibo rigido c’hai preso,<br />

richiede ancora aiuto a tua dispensa.<br />

40 Apri la mente a quel ch’io ti paleso<br />

e fermalvi entro; ché non fa scïenza,<br />

sanza lo ritenere, avere inteso.<br />

43 Due cose si convegnono a l’essenza<br />

di questo sacrificio: l’una è quella<br />

di che si fa; l’altr’ è la convenenza.<br />

46 Quest’ ultima già mai non si cancella<br />

se non servata; e intorno di lei<br />

sì preciso di sopra si favella:<br />

49 però necessitato fu a li Ebrei<br />

pur l’offerere, ancor ch’alcuna offerta<br />

sì permutasse, come saver dei.<br />

52 L’altra, che per materia t’è aperta,<br />

puote ben esser tal, che non si falla<br />

se con altra materia si converta.<br />

55 Ma non trasmuti carco a la sua spalla<br />

per suo arbitrio alcun, sanza la volta<br />

e de la chiave bianca e de la gialla;<br />

58 e ogne permutanza credi stolta,<br />

se la cosa dimessa in la sorpresa<br />

come ’l quattro nel sei non è raccolta.


Paradies: Fünfter Gesang Pagina 245<br />

Drum, ziehet das, was man gelobt, beim Wägen<br />

Jedwede Wag’ herab durch sein Gewicht,<br />

So gibt’s auch nirgendwo Ersatz dagegen.<br />

Scherzt, Sterbliche, mit dem Gelübde nicht.<br />

Seid treu, doch seht euch vor; denn schwer beklagen<br />

Wird’s jeder, der, wie Jephtha, blind verspricht.<br />

Ihm ziemt’ es besser: Ich tat schlimm! zu sagen,<br />

Als, haltend, schlimmer tun – und gleiche Scham<br />

Sah man davon den Griechenfeldherrn tragen;<br />

Drob Iphigenia weint’ in bitterm Gram<br />

Und um sich weinen Weis’ und Toren machte,<br />

Ja, jeden, der von solchem <strong>Die</strong>nst vernahm.<br />

Sei nicht leichtgläubig, Christenvolk, und trachte,<br />

Nicht wie der Flaum im Windeshauch zu sein;<br />

Daß dich nicht jedes Wasser wäscht, beachtet<br />

Das Alt’ und Neue Testament ist dein,<br />

Der Kirche Hirt ist Führer ihren Söhnen,<br />

Und dieses g’nügt zu eurem Heil allein.<br />

Und reizt euch jemand, schlechtem Trieb zu frönen,<br />

Nicht Schafe seid ihr, eurer unbewußt,<br />

Drum laßt vom Nachbar Juden euch nicht höhnen.<br />

Tut nicht dem <strong>La</strong>mm gleich, das der Mutter Brust<br />

Aus Einfalt läßt und, dumm und geil, vergebens<br />

Nur mit sich selber kämpft nach seiner Lust.“<br />

Beatrix sprach’s und wandte, regen Strebens,<br />

Ganz Sehnen, ihren Blick zum hellem Licht,<br />

Empor zur schönen Welt des höhern Lebens.<br />

Ihr Schweigen, ihr verwandelt Angesicht<br />

Geboten dem begier’gen Geiste Schweigen<br />

Und ließen mich zu neuen Fragen nicht.<br />

Und schnell, wie sich beschwingte Pfeile zeigen,<br />

Ins Ziel einbohrend, eh’ die Sehne ruht,<br />

So eilten wir, zum zweiten Reich zu steigen.<br />

<strong>Die</strong> Herrin sah ich so in frohem Mut,<br />

Da uns der Flug zum neuen Glänze brachte,<br />

Daß heller ward des Sternes Licht und Glut.<br />

Wenn der Planet nun, sich verwandelnd, lachte,<br />

Wie ward wohl mir, mir, den verwandelbar<br />

Schon die Natur auf alle Weisen machte?<br />

Gleichwie im Teich, der ruhig ist und klar,<br />

Wenn das, wovon die Fischlein sich ernähren,<br />

Von außen kommt, her eilt die muntre Schar,<br />

61 Però qualunque cosa tanto pesa<br />

per suo valor che tragga ogne bilancia,<br />

sodisfar non si può con altra spesa.<br />

64 Non prendan li mortali il voto a ciancia;<br />

siate fedeli, e a ciò far non bieci,<br />

come Ieptè a la sua prima mancia;<br />

67 cui più si convenia dicer ’Mal feci’,<br />

che, servando, far peggio; e così stolto<br />

ritrovar puoi il gran duca de’ Greci,<br />

70 onde pianse Efigènia il suo bel volto,<br />

e fé pianger di sé i folli e i savi<br />

ch’udir parlar di così fatto cólto.<br />

73 Siate, Cristiani, a muovervi più gravi:<br />

non siate come penna ad ogne vento,<br />

e non crediate ch’ogne acqua vi lavi.<br />

76 Avete il novo e ’l vecchio Testamento,<br />

e ’l pastor de la Chiesa che vi guida;<br />

questo vi basti a vostro salvamento.<br />

79 Se mala cupidigia altro vi grida,<br />

uomini siate, e non pecore matte,<br />

sì che ’l Giudeo di voi tra voi non rida!<br />

82 Non fate com’ agnel che lascia il latte<br />

de la sua madre, e semplice e lascivo<br />

seco medesmo a suo piacer combatte!“<br />

85 Così Beatrice a me com’ ïo scrivo;<br />

poi si rivolse tutta disïante<br />

a quella parte ove ’l mondo è più vivo.<br />

88 Lo suo tacere e ’l trasmutar sembiante<br />

puoser silenzio al mio cupido ingegno,<br />

che già nuove questioni avea davante;<br />

91 e sì come saetta che nel segno<br />

percuote pria che sia la corda queta,<br />

così corremmo nel secondo regno.<br />

94 Quivi la donna mia vid’ io sì lieta,<br />

come nel lume di quel ciel si mise,<br />

che più lucente se ne fé ’l pianeta.<br />

97 E se la stella si cambiò e rise,<br />

qual mi fec’ io che pur da mia natura<br />

trasmutabile son per tutte guise!<br />

100 Come ’n peschiera ch’è tranquilla e pura<br />

traggonsi i pesci a ciò che vien di fori<br />

per modo che lo stimin lor pastura,


Seite 246 Paradiso: Canto V<br />

So sah ich hier zu uns sich Strahlen kehren<br />

Wohl Tausende, von welchen jeder sprach:<br />

” Seht, der da kommt, wird unser Lieben mehren!“<br />

Und wie sie uns sich nahten nach und nach,<br />

Da sah ich süßer Wonne voll die Seelen,<br />

Im Glanz, der hell hervor aus jeder brach.<br />

Bedenke, Leser, wollt’ ich dir verhehlen,<br />

Was ich noch sah, und schweigend von dir gehn,<br />

Wie würde dich der Durst nach Wissen quälen?<br />

Du wirst daraus wohl durch dich selbst verstehn,<br />

Wie ich ihr Los mich sehnte zu erfahren,<br />

Sobald mein Aug’ in ihren Glanz geseh’n.<br />

” Begnadigter, dem hier sich offenbaren<br />

Des ewigen Triumphes Thron’, eh’ dort<br />

Du noch verlassen hast der Krieger Scharen,<br />

Wir sind entglüht vom Licht, das fort und fort<br />

Den Himmel füllt – drum, wünschest du Erklärung,<br />

So sättige nach Wunsch dich unser Wort.“<br />

Ein frommer Geist verhieß mir so Gewährung,<br />

Beatrix drauf: ” Sprich, sprich und glaub’ ihm fest,<br />

So fest, als war’ es göttliche Belehrung.“<br />

” Ich sehe, würd’ger Geist, du hast dein Nest<br />

Im eignen Licht, das, wie du lächelst, immer<br />

Mit hellerm Glanz dein Auge strahlen läßt,<br />

Doch wer bist du? Was ward der schwache Flimmer<br />

Der niedern Sphäre dir zum Sitz gewährt,<br />

<strong>Die</strong> uns umschleiert wird durch fremden Schimmer?“<br />

So sprach ich, jenem Lichte zugekehrt,<br />

Das erst gesprochen hatt’, und sah’s in Wogen<br />

Von Strahlen drum weit mehr als erst verklärt.<br />

Denn gleichwie Sol, von dichtem, Dunst umzogen,<br />

In zu gewalt’gen Glanz sich selber hüllt,<br />

Wenn Glut der Nebel Schleier weggesogen,<br />

So barg sich jetzt, von größrer Lust erfüllt,<br />

<strong>Die</strong> heilige Gestalt im Strahlenringe,<br />

Und sie entgegnete mir, so verhüllt,<br />

103 sì vid’ io ben più di mille splendori<br />

trarsi ver’ noi, e in ciascun s’udia:<br />

” Ecco chi crescerà li nostri amori.“<br />

106 E sì come ciascuno a noi venìa,<br />

vedeasi l’ombra piena di letizia<br />

nel folgór chiaro che di lei uscia.<br />

109 Pensa, lettor, se quel che qui s’inizia<br />

non procedesse, come tu avresti<br />

di più savere angosciosa carizia;<br />

112 e per te vederai come da questi<br />

m’era in disio d’udir lor condizioni,<br />

sì come a li occhi mi fur manifesti.<br />

115<br />

” O bene nato a cui veder li troni<br />

del trïunfo etternal concede grazia<br />

prima che la milizia s’abbandoni,<br />

118 del lume che per tutto il ciel si spazia<br />

noi semo accesi; e però, se disii<br />

di noi chiarirti, a tuo piacer ti sazia.“<br />

121 Così da un di quelli spirti pii<br />

detto mi fu; e da Beatrice: ” Dì, dì<br />

sicuramente, e credi come a dii.“<br />

124<br />

” Io veggio ben sì come tu t’annidi<br />

nel proprio lume, e che de li occhi il traggi,<br />

perch’ e’ corusca sì come tu ridi;<br />

127 ma non so chi tu se’, né perché aggi,<br />

anima degna, il grado de la spera<br />

che si vela a’ mortai con altrui raggi.“<br />

130 Questo diss’ io diritto a la lumera<br />

che pria m’avea parlato; ond’ ella fessi<br />

lucente più assai di quel ch’ell’ era.<br />

133 Sì come il sol che si cela elli stessi<br />

per troppa luce, come ’l caldo ha róse<br />

le temperanze d’i vapori spessi,<br />

136 per più letizia sì mi si nascose<br />

dentro al suo raggio la figura santa;<br />

e così chiusa chiusa mi rispuose<br />

Das, was ich bald im nächsten Sange singe. 139 nel modo che ’l seguente canto canta.


Paradies: Sechster Gesang Pagina 247<br />

Sechster Gesang Canto VI<br />

” Nachdem der Kaiser Konstantin, entgegen<br />

Der Himmelsbahn, gewendet jenen Aar,<br />

Der einst ihr folgt’ auf des Äneas Wegen,<br />

Da sah man mehr als schon zweihundert Jahr’<br />

Zeus’ Vogel an Europens Rand verbringen,<br />

Nah dem Gebirg, dem er entflogen war.<br />

Beherrschend unterm Schatten heil’ger Schwingen<br />

Von dort die Welt, ging er von Hand zu Hand,<br />

Bis ihm beim Wechsel meine Hand’ empfingen.<br />

Cäsar war ich, Justinian genannt,<br />

Der, nach der ersten heil’gen Liebe Walten,<br />

Unmaß und Leeres ins Gesetz gebannt.<br />

Und eh’ ich’s unternahm, dies zu gestalten,<br />

Lebt’ ich zufrieden in dem Wahne fort,<br />

Ein Wesen sei in Christo nur enthalten.<br />

Doch Agapet, der höchste Hirt und Hort,<br />

Er lenkte mich zurück zum Echten, Wahren,<br />

Zum rechten Glauben durch sein heilig Wort.<br />

Ich glaubt’ ihm und bin jetzt ob des im klaren,<br />

Was er mir sagt’ – und du auch wirst nun sehn,<br />

Daß Wahr und Falsch im Gegensatz sich paaren.<br />

Kaum fing ich an, der Kirche nachzugehn,<br />

So flößt’ es Gott mir ein, mich aufzuraffen,<br />

Und nur dem hohen Werke vorzustehn.<br />

Dem Belisar vertraut’ ich meine Waffen,<br />

Und ihm verband des Himmels Rechte sich<br />

Zum Zeichen mir, ich soll’ in Ruhe schaffen.<br />

Befriedigt hab’ ich nun im ersten dich,<br />

Was du gefragt; allein die Art der Frage<br />

Verbindet noch zu einem Zusatz mich,<br />

Damit du sehst, welch Unrecht jeder trage,<br />

Der dieses hehren, heil’gen Zeichens Macht<br />

An sich zu zieh’n und ihr zu trotzen wage.<br />

Du siehst die Kraft, die’s wert der Ehrfurcht macht,<br />

Seit seiner Herrschaft Pallas, überwunden,<br />

Sein Leben selbst zum Opfer dargebracht;<br />

Weißt, daß es drauf den Aufenthalt gefunden,<br />

Dreihundert Jahr’ und mehr in Albas Au’n,<br />

Bis drei und drei dafür den Kampf bestunden;<br />

Weißt, was vom Raube der Sabinerfrau’n<br />

Es tat bis zu Lukreziens Schmerz, durch sieben,<br />

<strong>Die</strong> ringsumher besiegt die Nachbargau’n.<br />

1<br />

” Poscia che Costantin l’aquila volse<br />

contr’ al corso del ciel, ch’ella seguio<br />

dietro a l’antico che <strong>La</strong>vina tolse,<br />

4 cento e cent’ anni e più l’uccel di Dio<br />

ne lo stremo d’Europa si ritenne,<br />

vicino a’ monti de’ quai prima uscìo;<br />

7 e sotto l’ombra de le sacre penne<br />

governò ’l mondo lì di mano in mano,<br />

e, sì cangiando, in su la mia pervenne.<br />

10 Cesare fui e son Iustinïano,<br />

che, per voler del primo amor ch’i’ sento,<br />

d’entro le leggi trassi il troppo e ’l vano.<br />

13 E prima ch’io a l’ovra fossi attento,<br />

una natura in Cristo esser, non piùe,<br />

credea, e di tal fede era contento;<br />

16 ma ’l benedetto Agapito, che fue<br />

sommo pastore, a la fede sincera<br />

mi dirizzò con le parole sue.<br />

19 Io li credetti; e ciò che ’n sua fede era,<br />

vegg’ io or chiaro sì, come tu vedi<br />

ogni contradizione e falsa e vera.<br />

22 Tosto che con la Chiesa mossi i piedi,<br />

a Dio per grazia piacque di spirarmi<br />

l’alto lavoro, e tutto ’n lui mi diedi;<br />

25 e al mio Belisar commendai l’armi,<br />

cui la destra del ciel fu sì congiunta,<br />

che segno fu ch’i’ dovessi posarmi.<br />

28 Or qui a la question prima s’appunta<br />

la mia risposta; ma sua condizione<br />

mi stringe a seguitare alcuna giunta,<br />

31 perché tu veggi con quanta ragione<br />

si move contr’ al sacrosanto segno<br />

e chi ’l s’appropria e chi a lui s’oppone.<br />

34 Vedi quanta virtù l’ha fatto degno<br />

di reverenza; e cominciò da l’ora<br />

che Pallante morì per darli regno.<br />

37 Tu sai ch’el fece in Alba sua dimora<br />

per trecento anni e oltre, infino al fine<br />

che i tre a’ tre pugnar per lui ancora.<br />

40 E sai ch’el fé dal mal de le Sabine<br />

al dolor di Lucrezia in sette regi,<br />

vincendo intorno le genti vicine.


Seite 248 Paradiso: Canto VI<br />

Weißt, wie es Brennus, Pyrrhus auch vertrieben,<br />

Getragen vor der wackern Römer Schar<br />

Und siegreich noch in manchem Kampf geblieben;<br />

Drob Quinctius, benannt vom wirren Haar,<br />

Drob auch Torquatus, Decier, Fabier glänzen<br />

In freud’gem Ruhme durch den heil’gen Aar.<br />

Er schlug der Libyer Stolz, die, Welschlands Grenzen<br />

Einst Hannibal verführt, zu überzieh’n,<br />

Wo Alpen deinen Quell, o Po, umkränzen.<br />

Ein Jüngling noch, hob Scipio sich durch ihn.<br />

Pompejus auch, zu des Triumphes Ehren,<br />

Der bitter deinem Vaterlande schien.<br />

Dann, nah der Zeit, in der die Welt verklären<br />

Der Himmel wollt’ in seinem eignen Schein,<br />

Nahm Julius Cäsar ihn auf Roms Begehren.<br />

Was er dann tat vom Varus bis zum Rhein,<br />

Jser’ und Seine sahn’s, es sahns, bezwungen,<br />

<strong>Die</strong> Tale, die der Rhon’ ihr Wasser Ieih”n.<br />

Wie er den Rubikon dann übersprungen,<br />

Was er dann tat, das war von solchem Flug,<br />

Daß Zung’ und Feder nie sich nachgeschwungen.<br />

Nach Spanien lenkt’ er dann den Siegerzug,<br />

Dann nach Durazz’ und traf Pharsaliens Auen<br />

So, daß man Leid am heißen Nile trug.<br />

Sah wieder dann den Simois, die Gauen,<br />

Von wo er kam, wo Hektor ruht und schwang<br />

Sich auf dann, zu des Ptolemäus Grauen.<br />

Worauf er blitzend hin zum Juba drang;<br />

Dann sah man ihn die Flügel westwärts schlagen,<br />

Wo ihm Pompejus’ Kriegsdrommet’ erklang.<br />

Was er mit dem tat, der ihn dann getragen,<br />

Bellt Brutus, Cafsius noch in ew’ger Not,<br />

Sagt Modena, Perugia noch mit Klagen.<br />

Kleopatra beweint’s noch, die, bedroht<br />

Von seinem Zorn, entfloh und an die Brüste<br />

<strong>Die</strong> Schlange nahm zu schnellem, schwarzem Tod.<br />

Mit diesem eilt’ er bis zur roten Küste,<br />

Mit diesem schloß er fest des Janus Tor,<br />

Weil Fried’ und Ruh’ den ganzen Erdball küßte.<br />

Doch was der Adler je getan zuvor,<br />

Und was noch drauf getan dies hohe Zeichen,<br />

Das Gott zur Herrschaft ird’schen Reichs erkor,<br />

43 Sai quel ch’el fé portato da li egregi<br />

Romani incontro a Brenno, incontro a Pirro,<br />

incontro a li altri principi e collegi;<br />

46 onde Torquato e Quinzio, che dal cirro<br />

negletto fu nomato, i Deci e ’ Fabi<br />

ebber la fama che volontier mirro.<br />

49 Esso atterrò l’orgoglio de li Aràbi<br />

che di retro ad Anibale passaro<br />

l’alpestre rocce, Po, di che tu labi.<br />

52 Sott’ esso giovanetti trïunfaro<br />

Scipïone e Pompeo; e a quel colle<br />

sotto ’l qual tu nascesti parve amaro.<br />

55 Poi, presso al tempo che tutto ’l ciel volle<br />

redur lo mondo a suo modo sereno,<br />

Cesare per voler di Roma il tolle.<br />

58 E quel che fé da Varo infino a Reno,<br />

Isara vide ed Era e vide Senna<br />

e ogne valle onde Rodano è pieno.<br />

61 Quel che fé poi ch’elli uscì di Ravenna<br />

e saltò Rubicon, fu di tal volo,<br />

che nol seguiteria lingua né penna.<br />

64 Inver’ la Spagna rivolse lo stuolo,<br />

poi ver’ Durazzo, e Farsalia percosse<br />

sì ch’al Nil caldo si sentì del duolo.<br />

67 Antandro e Simeonta, onde si mosse,<br />

rivide e là dov’ Ettore si cuba;<br />

e mal per Tolomeo poscia si scosse.<br />

70 Da indi scese folgorando a Iuba;<br />

onde si volse nel vostro occidente,<br />

ove sentia la pompeana tuba.<br />

73 Di quel che fé col baiulo seguente,<br />

Bruto con Cassio ne l’inferno latra,<br />

e Modena e Perugia fu dolente.<br />

76 Piangene ancor la trista Cleopatra,<br />

che, fuggendoli innanzi, dal colubro<br />

la morte prese subitana e atra.<br />

79 Con costui corse infino al lito rubro;<br />

con costui puose il mondo in tanta pace,<br />

che fu serrato a Giano il suo delubro.<br />

82 Ma ciò che ’l segno che parlar mi face<br />

fatto avea prima e poi era fatturo<br />

per lo regno mortal ch’a lui soggiace,


Paradies: Sechster Gesang Pagina 249<br />

Muß dem gering erscheinen und erbleichen,<br />

Der’s in der Hand des dritten Cäsar schaut<br />

Mit klarem Blick, dem Wahn und Irrtum weichen.<br />

Denn die Gerechtigkeit, die jeden <strong>La</strong>ut<br />

Mir einhaucht, hat ihn, ihren Zorn zu rächen.<br />

Der Hand des, den ich dir benannt, vertraut.<br />

Jetzt staun’ ob dessen, was ich werde sprechen:<br />

Er nahm, begleitend dann des Titus Bahn,<br />

Rach’ an der Rache für ein alt Verbrechen.<br />

Und als darauf der <strong>La</strong>ngobarden Zahn<br />

<strong>Die</strong> Kirche biß, sah unter seinen Schwingen<br />

Man Karl den Großen ihr mit Hilfe nah’n.<br />

Nun siehst du selbst, wie jene sich vergingen,<br />

Von denen ich, sie hart anklagend, sprach,<br />

<strong>Die</strong> über euch all euer Übel bringen.<br />

Der trachtet selbst dem Reicheszeichen nach,<br />

Der will es durch die Lilien überwinden,<br />

Und schwer zu sagen ist, wer mehr verbrach.<br />

Der Ghibellin mög’ andres Zeichen finden,<br />

Denn schlechte Folger sind dem heil’gen Aar,<br />

<strong>Die</strong> standhaft nicht das Recht und ihn verbinden.<br />

Der neue Karl mit seiner Guelfenschar,<br />

Nicht trotz’ er ihm, der wohl schon stärkerm Leuen<br />

Das Vlies abzog mit seinem Klauenpaar.<br />

Oft muß der Sohn des Vaters Fehl bereuen.<br />

Nicht glaub’ er seine Lilien Gott so lieb,<br />

Um ihrethalb sein Zeichen zu erneuen –<br />

Der kleine Stern, der fern und dämmernd blieb,<br />

Ist Wohnsitz derer, die zum tät’gen Leben<br />

Der Durst allein nach Ruf und Ehre trieb.<br />

Und wenn so falsch gelenkt die Wünsche streben,<br />

So muß sich wohl der wahren Liebe Licht<br />

Mit minderm Glanz zum rechten Ziel erheben.<br />

Doch wägen wir dann des Verdiensts Gewicht<br />

Mit dem des Lohns, so wird uns Wonn’ und Frieden,<br />

Weil eins dem andern so genau entspricht.<br />

Dann stellt uns die Gerechtigkeit zufrieden<br />

Und sichert uns vor jedem sünd’gen Hang,<br />

Denn glücklich macht uns das, was uns beschieden.<br />

Verschiedne Tön’ erzeugen süßen Klang;<br />

So bilden hier die Harmonie der Sphären<br />

<strong>Die</strong> lichten Kreise von verschiednem Rang.<br />

85 diventa in apparenza poco e scuro,<br />

se in mano al terzo Cesare si mira<br />

con occhio chiaro e con affetto puro;<br />

88 ché la viva giustizia che mi spira,<br />

li concedette, in mano a quel ch’i’ dico,<br />

gloria di far vendetta a la sua ira.<br />

91 Or qui t’ammira in ciò ch’io ti replìco:<br />

poscia con Tito a far vendetta corse<br />

de la vendetta del peccato antico.<br />

94 E quando il dente longobardo morse<br />

la Santa Chiesa, sotto le sue ali<br />

<strong>Carl</strong>o Magno, vincendo, la soccorse.<br />

97 Omai puoi giudicar di quei cotali<br />

ch’io accusai di sopra e di lor falli,<br />

che son cagion di tutti vostri mali.<br />

100 L’uno al pubblico segno i gigli gialli<br />

oppone, e l’altro appropria quello a parte,<br />

sì ch’è forte a veder chi più si falli.<br />

103 Faccian li Ghibellin, faccian lor arte<br />

sott’ altro segno, ché mal segue quello<br />

sempre chi la giustizia e lui diparte;<br />

106 e non l’abbatta esto <strong>Carl</strong>o novello<br />

coi Guelfi suoi, ma tema de li artigli<br />

ch’a più alto leon trasser lo vello.<br />

109 Molte fïate già pianser li figli<br />

per la colpa del padre, e non si creda<br />

che Dio trasmuti l’armi per suoi gigli!<br />

112 Questa picciola stella si correda<br />

d’i buoni spirti che son stati attivi<br />

perché onore e fama li succeda:<br />

115 e quando li disiri poggian quivi,<br />

sì disvïando, pur convien che i raggi<br />

del vero amore in sù poggin men vivi.<br />

118 Ma nel commensurar d’i nostri gaggi<br />

col merto è parte di nostra letizia,<br />

perché non li vedem minor né maggi.<br />

121 Quindi addolcisce la viva giustizia<br />

in noi l’affetto sì, che non si puote<br />

torcer già mai ad alcuna nequizia.<br />

124 Diverse voci fanno dolci note;<br />

così diversi scanni in nostra vita<br />

rendon dolce armonia tra queste rote.


Seite 250 Paradiso: Canto VII<br />

Du siehst in dieser Perle sich verklären<br />

Romeos Licht, mußt’ auch sein schönes Tun<br />

Auf Erden des verdienten Lohns entbehren.<br />

Allein die Pprovenzalen lachen nun<br />

Nicht ihres Grolls, denn solche nah’n dem Falle,<br />

<strong>Die</strong> sich in andrer Guttat Schaden tun.<br />

Vier Töchter hatt’, und Königinnen alle,<br />

Graf Raimund, und Romeo tat ihm dies,<br />

Der niedre Fremd’ in stolzer Fürstenhalle.<br />

Und jener folgt’, als ihm die Scheelsucht hieß,<br />

Dem Biedermanne Rechnung anzusinnen,<br />

Der acht und vier für zehn ihm überwies.<br />

Arm und veraltet ging er dann von hinnen;<br />

Und wußte man, mit welchem Herzen er<br />

fortzog, sein Brot als Bettler zu gewinnen,<br />

127 E dentro a la presente margarita<br />

luce la luce di Romeo, di cui<br />

fu l’ovra grande e bella mal gradita.<br />

130 Ma i Provenzai che fecer contra lui<br />

non hanno riso; e però mal cammina<br />

qual si fa danno del ben fare altrui.<br />

133 Quattro figlie ebbe, e ciascuna reina,<br />

Ramondo Beringhiere, e ciò li fece<br />

Romeo, persona umìle e peregrina.<br />

136 E poi il mosser le parole biece<br />

a dimandar ragione a questo giusto,<br />

che li assegnò sette e cinque per diece,<br />

139 indi partissi povero e vetusto;<br />

e se ’l mondo sapesse il cor ch’elli ebbe<br />

mendicando sua vita a frusto a frusto,<br />

Man preist ihn hoch und pries’ ihn dann noch mehr. 142 assai lo loda, e più lo loderebbe.“<br />

Siebter Gesang Canto VII<br />

Hosianna dir, du Gott der Macht und Wahrheit,<br />

Dir, der du hier der sel’gen Flammen Glanz<br />

Reich überströmst mit Fülle deiner Klarheit! ”<br />

So schien, zurückgewandt zu ihrem Tanz,<br />

<strong>Die</strong> Seel’ im Lied den höchsten Herrn zu feiern,<br />

Umringt ihr Licht von neuem Strahlenkranz.<br />

Den Reigen sah ich alle nun erneuern,<br />

Und Funken gleich, die durch die Lüfte flieh’n,<br />

Von plötzlicher Entfernung sie verschleiern.<br />

Ich zweifelte. “Sprich, sprich, zur Herrin, ” schien<br />

Mein Herz zu sprechen bei des Mundes Schweigen,<br />

“<strong>Die</strong> stets dir <strong>La</strong>b’ in süßem Tau verlieh’n. ”<br />

Allein die Ehrfurcht, der ich immer eigen<br />

Als Sklav’ war, wo nur be nd ice klang,<br />

Ließ, gleich dem Schläfrigen, das Haupt mich neigen.<br />

Sie aber duldete mich so nicht lang;<br />

In Lächeln strahlte mir das hohe Wesen,<br />

Das Feuerpein umschüf in Wonnedrang.<br />

Sie sprach: “Ich hab’ in deiner Brust gelesen,<br />

Wie ist – dies ist’s, was dir im Haupte kreist –<br />

Gerechter Rache Zücht’gung Recht gewesen.<br />

Doch bald entwirren will ich deinen Geist,<br />

Damit du, wenn dein Sinn sich mir erschlossen,<br />

Um eine große Wahrheit reicher seist.<br />

1<br />

” Osanna, sanctus Deus sabaòth,<br />

superillustrans claritate tua<br />

felices ignes horum malacòth!“<br />

4 Così, volgendosi a la nota sua,<br />

fu viso a me cantare essa sustanza,<br />

sopra la qual doppio lume s’addua;<br />

7 ed essa e l’altre mossero a sua danza,<br />

e quasi velocissime faville<br />

mi si velar di sùbita distanza.<br />

10 Io dubitava e dicea ’Dille, dille!’<br />

fra me, ’dille’ dicea, ’a la mia donna<br />

che mi diseta con le dolci stille’.<br />

13 Ma quella reverenza che s’indonna<br />

di tutto me, pur per Be e per ice,<br />

mi richinava come l’uom ch’assonna.<br />

16 Poco sofferse me cotal Beatrice<br />

e cominciò, raggiandomi d’un riso<br />

tal, che nel foco faria l’uom felice:<br />

19<br />

” Secondo mio infallibile avviso,<br />

come giusta vendetta giustamente<br />

punita fosse, t’ha in pensier miso;<br />

22 ma io ti solverò tosto la mente;<br />

e tu ascolta, ché le mie parole<br />

di gran sentenza ti faran presente.


Paradies: Siebter Gesang Pagina 251<br />

Der Mensch, der nicht geboren ward, verdrossen,<br />

Zu dulden, sich zum Heil, des Willens Zaum,<br />

Verdammte sich und mit sich seine Sprossen;<br />

Drob das Geschlecht in Wahn und falschem Traum<br />

Viel hundert Jahre krank lag, matt und trübe,<br />

Bis sich das Wort geneigt zum niedern Raum,<br />

Wo’s der Natur, die sich im irren Triebe<br />

Vom Schöpfer abgekehrt, sich ganz verband,<br />

Bloß durch das Walten seiner ew’gen Liebe.<br />

Scharf sei dein Blick jetzt auf mein Wort gespannt.<br />

<strong>Die</strong>se Natur, dem Schöpfer hingegeben<br />

Und ihm vereint, war rein, wie sie entstand.<br />

Doch durch sie selbst war sie für falsches Streben<br />

Vom Paradies verbannt, weil sie die Bahn<br />

Verlassen, wo nur Wahrheit ist und Leben.<br />

Drum ward die Strafe, durch das Kreuz empfah’n,<br />

Mit größerm Recht, als jemals irgendeine,<br />

Der angenommenen Natur getan.<br />

So war die Straf auch ungerecht wie keine,<br />

In Hinsicht des, der sie erlitten hat,<br />

Mit der Natur, der ird’schen, im Vereine.<br />

Verschieden war die Wirkung einer Tat.<br />

Gott und den Juden mußt’ ein Tod gefallen,<br />

Drob Erd’ erbebt’ und Himmel auf sich tat.<br />

Schwer wird dir’s nicht mehr zu begreifen fallen,<br />

Wenn man von dem gerechten Richter spricht,<br />

Des Rach’ auf rechte Rache schwer gefallen.<br />

Doch deinen Geist, gleich einem Netz, umflicht<br />

Gedank’ itzt und Gedank’ in engem Kreise,<br />

Aus dem er sehnlich Lösung sich verspricht.<br />

Der Rache Recht war klar in dem Beweise,<br />

Denkst du; doch weshalb wählt’ in seiner Macht<br />

Gott zur Erlösung ebendiese Weise?<br />

Der Schluß, mein Bruder, birgt sich dem in Nacht,<br />

Dem nicht, wenn hell der Liebe Flammen brennen,<br />

<strong>Die</strong> Glut den Geist zur Mündigkeit gebracht.<br />

Vernimm deshalb, weil wenig zu erkennen,<br />

Wo viel der Blick umsonst sich spähend müht,<br />

Warum die Art die würdigste zu nennen.<br />

<strong>Die</strong> ew’ge Gut’, in sich nie zornentglüht,<br />

Zeigt, wenn im All sich ihre Schönheit spiegelt,<br />

Wie sie die Funken eigner Glut versprüht.<br />

25 Per non soffrire a la virtù che vole<br />

freno a suo prode, quell’ uom che non nacque,<br />

dannando sé, dannò tutta sua prole;<br />

28 onde l’umana specie inferma giacque<br />

giù per secoli molti in grande errore,<br />

fin ch’al Verbo di Dio discender piacque<br />

31 u’ la natura, che dal suo fattore<br />

s’era allungata, unì a sé in persona<br />

con l’atto sol del suo etterno amore.<br />

34 Or drizza il viso a quel ch’or si ragiona:<br />

questa natura al suo fattore unita,<br />

qual fu creata, fu sincera e buona;<br />

37 ma per sé stessa pur fu ella sbandita<br />

di paradiso, però che si torse<br />

da via di verità e da sua vita.<br />

40 <strong>La</strong> pena dunque che la croce porse<br />

s’a la natura assunta si misura,<br />

nulla già mai sì giustamente morse;<br />

43 e così nulla fu di tanta ingiura,<br />

guardando a la persona che sofferse,<br />

in che era contratta tal natura.<br />

46 Però d’un atto uscir cose diverse:<br />

ch’a Dio e a’ Giudei piacque una morte;<br />

per lei tremò la terra e ’l ciel s’aperse.<br />

49 Non ti dee oramai parer più forte,<br />

quando si dice che giusta vendetta<br />

poscia vengiata fu da giusta corte.<br />

52 Ma io veggi’ or la tua mente ristretta<br />

di pensiero in pensier dentro ad un nodo,<br />

del qual con gran disio solver s’aspetta.<br />

55 Tu dici: “Ben discerno ciò ch’i’ odo;<br />

ma perché Dio volesse, m’è occulto,<br />

a nostra redenzion pur questo modo. ”<br />

58 Questo decreto, frate, sta sepulto<br />

a li occhi di ciascuno il cui ingegno<br />

ne la fiamma d’amor non è adulto.<br />

61 Veramente, però ch’a questo segno<br />

molto si mira e poco si discerne,<br />

dirò perché tal modo fu più degno.<br />

64 <strong>La</strong> divina bontà, che da sé sperne<br />

ogne livore, ardendo in sé, sfavilla<br />

sì che dispiega le bellezze etterne.


Seite 252 Paradiso: Canto VII<br />

Was ihr unmittelbar entströmt – verriegelt<br />

Ist dem des Todes Tür, und fest und treu<br />

Ist das Gepräge, wenn sie selber siegelt.<br />

Was ihr unmittelbar entströmt, ist frei,<br />

Ist völlig frei, und deshalb wohnt dem Neuen<br />

<strong>Die</strong> Kraft nicht, es zu unterjochen, bei.<br />

Je mehr’s ihr gleicht, je mehr muß sie’s erfreuen,<br />

Drum will die heil’ge Glut, das Licht der Welt,<br />

Aufs ähnlichste den hellsten Schimmer streuen.<br />

In allem dem ist hoch der Mensch gestellt,<br />

Der aber, wenn nur eins ihm fehlt, entweihet,<br />

Mit Schmach herab von seinem Adel fällt.<br />

<strong>Die</strong> Sünd’ allein ist das, was ihn entfreiet.<br />

Unähnlich macht sie ihn dem höchsten Gut,<br />

Das wenig drum von seinem Glanz ihm leihet.<br />

Nie kehrt zurück ihm seine Würde, tut<br />

Er dem nicht G’nüge durch gerechte Leiden,<br />

Was er gefehlt in sünd’ger Lüste Glut.<br />

Eure Natur, die in den ersten beiden<br />

Ganz sündigte, ward, wie der Würd’ entsetzt,<br />

So auch verdammt, das Paradies zu meiden.<br />

Und Möglichkeit, dahin zurückversetzt<br />

Dereinst zu sein, gab’s nur auf zweien Pfaden,<br />

Wenn scharf dein Geist der Dinge Wesen schätzt:<br />

Entweder Gott verzieh allein aus Gnaden,<br />

Oder es mußte sich, der ihn gekränkt,<br />

Der Mensch, g’nugtuend, selbst der Schuld entladen.<br />

Dein Blick sei in den Abgrund jetzt versenkt<br />

Des ew’gen Rates, und mit ernstem Schweigen<br />

Sei ganz dein Geist nach meinem Wort gelenkt.<br />

G’nugtuung konnte nie der Mensch erzeigen,<br />

Und, eng beschränkt, so tief nicht niedergehn,<br />

Gehorchend, nicht sich so in Demut neigen,<br />

Als, ungehorsam, er sich wollt’ erhöh’n;<br />

Drum könnt’ er nie sich von der Schuld befreien,<br />

Genugtuung nicht durch ihn selbst gescheh’n.<br />

Drum wählt’, ihn neu zum Leben einzuweihen,<br />

Gott, so gerecht wie gnädig, seinen Pfad<br />

Und führt’ auf diesem ihn, vielmehr auf zweien.<br />

Doch weil so werter ist des Täters Tat,<br />

Je heller strahlt die Gut’ in dem Gemüte,<br />

In dem die Handlung ihre Quelle hat,<br />

67 Ciò che da lei sanza mezzo distilla<br />

non ha poi fine, perché non si move<br />

la sua imprenta quand’ ella sigilla.<br />

70 Ciò che da essa sanza mezzo piove<br />

libero è tutto, perché non soggiace<br />

a la virtute de le cose nove.<br />

73 Più l’è conforme, e però più le piace;<br />

ché l’ardor santo ch’ogne cosa raggia,<br />

ne la più somigliante è più vivace.<br />

76 Di tutte queste dote s’avvantaggia<br />

l’umana creatura, e s’una manca,<br />

di sua nobilità convien che caggia.<br />

79 Solo il peccato è quel che la disfranca<br />

e falla dissimìle al sommo bene,<br />

per che del lume suo poco s’imbianca;<br />

82 e in sua dignità mai non rivene,<br />

se non rïempie, dove colpa vòta,<br />

contra mal dilettar con giuste pene.<br />

85 Vostra natura, quando peccò tota<br />

nel seme suo, da queste dignitadi,<br />

come di paradiso, fu remota;<br />

88 né ricovrar potiensi, se tu badi<br />

ben sottilmente, per alcuna via,<br />

sanza passar per un di questi guadi:<br />

91 o che Dio solo per sua cortesia<br />

dimesso avesse, o che l’uom per sé isso<br />

avesse sodisfatto a sua follia.<br />

94 Ficca mo l’occhio per entro l’abisso<br />

de l’etterno consiglio, quanto puoi<br />

al mio parlar distrettamente fisso.<br />

97 Non potea l’uomo ne’ termini suoi<br />

mai sodisfar, per non potere ir giuso<br />

con umiltate obedïendo poi,<br />

100 quanto disobediendo intese ir suso;<br />

e questa è la cagion per che l’uom fue<br />

da poter sodisfar per sé dischiuso.<br />

103 Dunque a Dio convenia con le vie sue<br />

riparar l’omo a sua intera vita,<br />

dico con l’una, o ver con amendue.<br />

106 Ma perché l’ovra tanto è più gradita<br />

da l’operante, quanto più appresenta<br />

de la bontà del core ond’ ell’ è uscita,


Paradies: Siebter Gesang Pagina 253<br />

Hat, die die Welt gestaltet, Gottes Güte,<br />

Auf jedem Wege, der ihr offen lag,<br />

Euch neu erhöht zu eurer ersten Blüte.<br />

Und zwischen letzter Nacht und erstem Tag<br />

Ist nie so Hohes, Herrliches gediehen<br />

Für sie und euch, was er auch schaffen mag.<br />

Freigeb’ger war’s, daß Gott sich selbst verliehen,<br />

Drob zu erstehn der Mensch genügend ward,<br />

Als hätt’ er ihm nur aus sich selbst verziehen,<br />

Karg war’ erfüllt in jeder andern Art<br />

Das Recht, wenn Gottes Sohn um euretwillen<br />

Nicht demutsvoll dem Fleische sich gepaart.<br />

Jetzt, um noch besser deinen Wunsch zu stillen,<br />

Und daß du seh’st, gleich mir, das volle Licht,<br />

Will ich noch eins dir deutlicher enthüllen.<br />

Ich sehe Feuer, sehe Luft – so spricht<br />

Dein Zweifel – Wasser, Erd’, in mannigfachen<br />

Vermischungen, und alle dauern nicht.<br />

Geschöpfe sind ja alle diese Sachen;<br />

Und sollte dies, wenn ich dich recht verstand,<br />

Sie nicht vor der Verderbnis sicher machen?<br />

<strong>Die</strong> Engel, Bruder, und dies reine <strong>La</strong>nd,<br />

Sie dürfen wohl sich für erschaffen halten,<br />

Weil, wie sie sind, ihr volles Sein entstand.<br />

Doch alles, was die Element’ entfalten,<br />

<strong>Die</strong> Elemente selbst, sie läßt allein<br />

Der Höchste durch geschaffne Kraft gestalten.<br />

Geschaffen ward ihr Stoff, ihr erstes Sein,<br />

Geschaffen ward die Bildungskraft dem Tanze<br />

Der Sterne, die um eure Welt sich reih’n.<br />

<strong>Die</strong> Seele jedes Tiers und jeder Pflanze<br />

Zielet nach verschiedner Bildungsfähigkeit<br />

Regung und Licht aus ihrem heil’gen Glanze.<br />

Allein der höchsten Güte Hauch verleiht<br />

Unmittelbar uns selber unser Leben<br />

Und Liebe, die dann ihr sich sehnend weiht.<br />

Wie aus der Gruft die Leiber sich erheben,<br />

Erkennst du, wenn du denkest, wessen Ruf<br />

Dem Menschenleib sein erstes Sein gegeben,<br />

109 la divina bontà che ’l mondo imprenta,<br />

di proceder per tutte le sue vie,<br />

a rilevarvi suso, fu contenta.<br />

112 Né tra l’ultima notte e ’l primo die<br />

sì alto o sì magnifico processo,<br />

o per l’una o per l’altra, fu o fie:<br />

115 ché più largo fu Dio a dar sé stesso<br />

per far l’uom sufficiente a rilevarsi,<br />

che s’elli avesse sol da sé dimesso;<br />

118 e tutti li altri modi erano scarsi<br />

a la giustizia, se ’l Figliuol di Dio<br />

non fosse umilïato ad incarnarsi.<br />

121 Or per empierti bene ogne disio,<br />

ritorno a dichiararti in alcun loco,<br />

perché tu veggi lì così com’ io.<br />

124 Tu dici: “Io veggio l’acqua, io veggio il foco,<br />

l’aere e la terra e tutte lor misture<br />

venire a corruzione, e durar poco;<br />

127 e queste cose pur furon creature;<br />

per che, se ciò ch’è detto è stato vero,<br />

esser dovrien da corruzion sicure. ”<br />

130 Li angeli, frate, e ’l paese sincero<br />

nel qual tu se’, dir si posson creati,<br />

sì come sono, in loro essere intero;<br />

133 ma li alimenti che tu hai nomati<br />

e quelle cose che di lor si fanno<br />

da creata virtù sono informati.<br />

136 Creata fu la materia ch’elli hanno;<br />

creata fu la virtù informante<br />

in queste stelle che ’ntorno a lor vanno.<br />

139 L’anima d’ogne bruto e de le piante<br />

di complession potenzïata tira<br />

lo raggio e ’l moto de le luci sante;<br />

142 ma vostra vita sanza mezzo spira<br />

la somma beninanza, e la innamora<br />

di sé sì che poi sempre la disira.<br />

145 E quinci puoi argomentare ancora<br />

vostra resurrezion, se tu ripensi<br />

come l’umana carne fessi allora<br />

Als er die beiden ersten Eltern schuf. 148 che li primi parenti intrambo fensi.“


Seite 254 Paradiso: Canto VIII<br />

Achter Gesang Canto VIII<br />

<strong>Die</strong> Welt glaubt’ einst, unsel’gen Irrtum hegend,<br />

Daß Cypris toller Liebe Glut entflammt,<br />

Im dritten Epizyklus sich bewegend.<br />

Drob nicht zu ihr allein mit Opferamt<br />

Und Weiherufen sich anbetend kehrte<br />

Das alte Volk, im alten Wahn verdammt;<br />

Nein, auch Dionen und Cupiden ehrte,<br />

Als ihre Mutter sie, ihn als das Kind,<br />

Dem Dido ihren Schoß zum Sitz gewährte.<br />

So ward nach ihr, von der mein Sang beginnt,<br />

Der Stern benannt, der, bald der Sonn’ im Rücken,<br />

Bald ihr im Angesicht liebäugelnd minnt.<br />

Nicht fühlt’ ich mich in diesen Stern entrücken,<br />

Doch daß ich wirklich drinnen sei, entschied<br />

Der Herrin höh’res, schöneres Entzücken.<br />

Und wie man Funken in der Flamme sieht,<br />

Und wie wir Stimmen in der Stimm’ erkennen,<br />

<strong>Die</strong> aushält, wenn die andre kommt und flieht;<br />

So sah ich Lichter hier im Lichte brennen,<br />

Und, nach dem Maß des innern Schau’ns erregt,<br />

So schien’s, im Kreis mehr oder minder rennen.<br />

Kein Wind, unsichtbar oder sichtbar, pflegt<br />

So schnell aus kalter Wolk’ herabzugleiten,<br />

Daß er nicht langsam schien’ und schwer bewegt<br />

Dem, der die Lichter uns entgegenschreiten<br />

Im Flug gesehn, aus jenem Kreis hervor,<br />

Den hohe Seraphim bewegend leiten.<br />

Und hinter diesen ersten klang’s im Chor:<br />

Hosianna! Und seit ich den Ton vernommen,<br />

Sehnt stets nach ihm sich brünstig Herz und Ohr.<br />

Und einen sah ich dann uns näher kommen,<br />

Und er begann allein mit frohem Klang:<br />

” Willfährig sind wir alle, dir zu frommen.<br />

Wir wandeln hin, ein Kreis, ein Schwung, ein Drang,<br />

Uns nie vom Pfad der Himmelsfürsten trennend,<br />

Zu welchem du gejagt in deinem Sang:<br />

<strong>Die</strong> ihr den dritten Himmel lenkt, erkennend;<br />

Für dich wird uns nicht schwer ein Stillestand,<br />

Für dich in so inbrünst’ger Liebe brennend.“<br />

Als ich zu ihr voll Ehrfurcht mich gewandt,<br />

Und so der Herrin Blick sich ausgesprochen,<br />

Daß ich mich sicher und befriedigt fand,<br />

1 Solea creder lo mondo in suo periclo<br />

che la bella Ciprigna il folle amore<br />

raggiasse, volta nel terzo epiciclo;<br />

4 per che non pur a lei faceano onore<br />

di sacrificio e di votivo grido<br />

le genti antiche ne l’antico errore;<br />

7 ma Dïone onoravano e Cupido,<br />

quella per madre sua, questo per figlio,<br />

e dicean ch’el sedette in grembo a Dido;<br />

10 e da costei ond’ io principio piglio<br />

pigliavano il vocabol de la stella<br />

che ’l sol vagheggia or da coppa or da ciglio.<br />

13 Io non m’accorsi del salire in ella;<br />

ma d’esservi entro mi fé assai fede<br />

la donna mia ch’i’ vidi far più bella.<br />

16 E come in fiamma favilla si vede,<br />

e come in voce voce si discerne,<br />

quand’ una è ferma e altra va e riede,<br />

19 vid’ io in essa luce altre lucerne<br />

muoversi in giro più e men correnti,<br />

al modo, credo, di lor viste interne.<br />

22 Di fredda nube non disceser venti,<br />

o visibili o no, tanto festini,<br />

che non paressero impediti e lenti<br />

25 a chi avesse quei lumi divini<br />

veduti a noi venir, lasciando il giro<br />

pria cominciato in li alti Serafini;<br />

28 e dentro a quei che più innanzi appariro<br />

sonava ’Osanna’ sì, che unque poi<br />

di rïudir non fui sanza disiro.<br />

31 Indi si fece l’un più presso a noi<br />

e solo incominciò: ” Tutti sem presti<br />

al tuo piacer, perché di noi ti gioi.<br />

34 Noi ci volgiam coi principi celesti<br />

d’un giro e d’un girare e d’una sete,<br />

ai quali tu del mondo già dicesti:<br />

37 ’Voi che ’ntendendo il terzo ciel movete’;<br />

e sem sì pien d’amor, che, per piacerti,<br />

non fia men dolce un poco di quïete.“<br />

40 Poscia che li occhi miei si fuoro offerti<br />

a la mia donna reverenti, ed essa<br />

fatti li avea di sé contenti e certi,


Paradies: Achter Gesang Pagina 255<br />

Schaut’ ich zum Licht, das mir in sich versprochen<br />

So vieles hatt’, und sprach: ” Wer bist du, sprich!“<br />

Den Ton vor großer Inbrunst fast gebrochen.<br />

O wie vermehrte, wie verschönte sich<br />

Der frohe Glanz in Mienen und Gebärden<br />

Bei meinem Wort! – Dann sprach er freudiglich:<br />

” Nur kurze Zeit verweilt’ ich auf der Erden,<br />

Verweilt’ ich mehr, dann wären viele nicht<br />

Der Übel, die dich noch betreffen werden.<br />

Nur meine Freude birgt dir mein Gesicht,<br />

Nur sie verhüllt mich rings im Strahlenrunde,<br />

So wie den Seidenwurm die Seid’ umflicht.<br />

Du liebtest mich, und wohl aus gutem Grunde;<br />

Denn lebt’ ich noch, gewiß dir keimten jetzt<br />

Nicht Blätter nur aus unserm Liebesbunde.<br />

Der linke Strand, den Rhodanus benetzt,<br />

Nachdem er mit der Sargue sich verbündet,<br />

Sah einst im Geist durch mich den Thron besetzt;<br />

So auch Ausoniens Horn, wo, festbegründet,<br />

Bari, Gaëta und Crotona droh’n,<br />

Von wo im Meere Verd’ und Tronto mündet.<br />

Auch schmückte mich des <strong>La</strong>ndes Krone schon,<br />

Das längs durchstreift der Donau Wogenfülle,<br />

Nachdem sie aus Germaniens Gau’n entflob’n.<br />

Trinacria – bedeckt von schwarzer Hülle<br />

Zwischen Pachino und Pelor, am Schlund<br />

Des Meers, das schäumt bei Eurus’ Wutgebrülle,<br />

Durch Typhöus nicht, nein, durch den Schwefelgrund<br />

Der Fürsten harrt’ es noch, der edeln Sprossen<br />

Rudolfs und Karls aus meinem Ehebund,<br />

Wenn schlechte Herrschaft, welche stets verdrossen<br />

Der Unterworfne trägt, zum Mordgeschrei<br />

Nicht in Palermo jeden Mund erschlossen.<br />

Ging’ Ahnung dessen meinem Bruder bei,<br />

So würd’ er Kataloniens Bettler jagen,<br />

Damit ihr Geiz kein Sporn zum Aufruhr sei.<br />

Nottut’s fürwahr, daß ihm die Freund es sagen,<br />

Wenn er’s nicht sieht: daß volle <strong>La</strong>dung schon<br />

Sein Nachen hat, und nichts kann weiter tragen.<br />

Er, des freigeb’gen Vaters karger Sohn,<br />

Braucht <strong>Die</strong>ner, die nicht Gold nur zu gewinnen<br />

Begierig sind, nicht bloß erpicht auf Lohn.“ –<br />

43 rivolsersi a la luce che promessa<br />

tanto s’avea, e ” Deh, chi siete?“ fue<br />

la voce mia di grande affetto impressa.<br />

46 E quanta e quale vid’ io lei far piùe<br />

per allegrezza nova che s’accrebbe,<br />

quando parlai, a l’allegrezze sue!<br />

49 Così fatta, mi disse: ” Il mondo m’ebbe<br />

giù poco tempo; e se più fosse stato,<br />

molto sarà di mal, che non sarebbe.<br />

52 <strong>La</strong> mia letizia mi ti tien celato<br />

che mi raggia dintorno e mi nasconde<br />

quasi animal di sua seta fasciato.<br />

55 Assai m’amasti, e avesti ben onde;<br />

che s’io fossi giù stato, io ti mostrava<br />

di mio amor più oltre che le fronde.<br />

58 Quella sinistra riva che si lava<br />

di Rodano poi ch’è misto con Sorga,<br />

per suo segnore a tempo m’aspettava,<br />

61 e quel corno d’Ausonia che s’imborga<br />

di Bari e di Gaeta e di Catona,<br />

da ove Tronto e Verde in mare sgorga.<br />

64 Fulgeami già in fronte la corona<br />

di quella terra che ’l Danubio riga<br />

poi che le ripe tedesche abbandona.<br />

67 E la bella Trinacria, che caliga<br />

tra Pachino e Peloro, sopra ’l golfo<br />

che riceve da Euro maggior briga,<br />

70 non per Tifeo ma per nascente solfo,<br />

attesi avrebbe li suoi regi ancora,<br />

nati per me di <strong>Carl</strong>o e di Ridolfo,<br />

73 se mala segnoria, che sempre accora<br />

li popoli suggetti, non avesse<br />

mosso Palermo a gridar: “Mora, mora! ”<br />

76 E se mio frate questo antivedesse,<br />

l’avara povertà di Catalogna<br />

già fuggeria, perché non li offendesse;<br />

79 ché veramente proveder bisogna<br />

per lui, o per altrui, sì ch’a sua barca<br />

carcata più d’incarco non si pogna.<br />

82 <strong>La</strong> sua natura, che di larga parca<br />

discese, avria mestier di tal milizia<br />

che non curasse di mettere in arca.“


Seite 256 Paradiso: Canto VIII<br />

” Herr, weil ich glaube, daß die Lust hierinnen,<br />

<strong>Die</strong> deine Rede strömt in meine Brust,<br />

Du, wo die Güter enden und beginnen,’<br />

So deutlich schauest, wie sie mir bewußt,<br />

Wird sie mir werter – daß du beim Betrachten<br />

Des Herrn sie schauest, gibt mir neue Lust.<br />

Mach’ itzt, wie froh mich deine Worte machten,<br />

Mich klar und schaffe noch dem Zweifel Ruh’:<br />

Wie süße Saaten bittre Früchte brachten?“<br />

So ich – und er: ” <strong>Die</strong> Wahrheit fasse du,<br />

Und dem. was du gefragt, kehrst du zufrieden,<br />

Wie jetzt den Rücken, dann das Antlitz zu.<br />

Das Gut, das ihren <strong>La</strong>uf und ihren Frieden<br />

Den Himmeln gab, hat jedem Stern den Schein<br />

Und eine Kraft, als Vorsehung, beschieden.<br />

Nicht nur der Wesen vorbestimmtes Sein<br />

Hat der durch sich vollkommne Geist erwogen,<br />

Er schließt in sich auch ihre Wohlfahrt ein.<br />

Drum, was nur immer fliegt von diesem Bogen,<br />

Kommt, gleich dem Pfeil, auf vorbestimmtem Gang<br />

Gewiß herab zu seinem Ziel geflogen.<br />

War’ dieses nicht, dann würd’ im wirren Drang,<br />

Was diese Himmel irgend wirkend schaffen,<br />

Kein Kunstwerk sein, nein, Graus und Untergang.<br />

<strong>Die</strong>s kann nicht sein, wenn jene nicht erschlaffen,<br />

<strong>Die</strong> Geister, lenkend diese Sternenschar,<br />

Der Urgeist auch, der dann sie schlecht erschaffen.<br />

Ist diese Wahrheit nun dir völlig klar?“<br />

Und ich: ” Gewiß, ich seh’s, Natur bleibt immer<br />

In dem, was nötig ist, unwandelbar;“<br />

Drum er: ” Nun sprich, wär’s für den Menschen<br />

schlimmer,<br />

Wenn er nicht Bürger ward und einsam blieb’?“<br />

Ich: ” Ja, und weitern Grund begehr’ ich nimmer!“<br />

” Und wär’ ein Staat, wenn in verschiednem Trieb<br />

<strong>Die</strong> Menschen nicht verschieden sind erwiesen?<br />

Nein, wenn die Wahrheit euer Meister schrieb!“<br />

So folgert’ ich bis jetzt, um hier zu schließen:<br />

” Drum also muß der Menschen Tun hervor<br />

Verschieden aus verschiedner Wurzel Sprießen.<br />

Und Solon sproßt’ und Xerres so empor,<br />

Also Melchisedek, und der Erfinder,<br />

Der bei dem luft’gen Flug den Sohn verlor.<br />

85<br />

” Però ch’i’ credo che l’alta letizia<br />

che ’l tuo parlar m’infonde, segnor mio,<br />

là ’ve ogne ben si termina e s’inizia,<br />

88 per te si veggia come la vegg’ io,<br />

grata m’è più; e anco quest’ ho caro<br />

perché ’l discerni rimirando in Dio.<br />

91 Fatto m’hai lieto, e così mi fa chiaro,<br />

poi che, parlando, a dubitar m’hai mosso<br />

com’ esser può, di dolce seme, amaro.“<br />

94 Questo io a lui; ed elli a me: ” S’io posso<br />

mostrarti un vero, a quel che tu dimandi<br />

terrai lo viso come tien lo dosso.<br />

97 Lo ben che tutto il regno che tu scandi<br />

volge e contenta, fa esser virtute<br />

sua provedenza in questi corpi grandi.<br />

100 E non pur le nature provedute<br />

sono in la mente ch’è da sé perfetta,<br />

ma esse insieme con la lor salute:<br />

103 per che quantunque quest’ arco saetta<br />

disposto cade a proveduto fine,<br />

sì come cosa in suo segno diretta.<br />

106 Se ciò non fosse, il ciel che tu cammine<br />

producerebbe sì li suoi effetti,<br />

che non sarebbero arti, ma ruine;<br />

109 e ciò esser non può, se li ’ntelletti<br />

che muovon queste stelle non son manchi,<br />

e manco il primo, che non li ha perfetti.<br />

112 Vuo’ tu che questo ver più ti s’imbianchi?“<br />

E io: ” Non già; ché impossibil veggio<br />

che la natura, in quel ch’è uopo, stanchi.“<br />

115 Ond’ elli ancora: Or dì: sarebbe il peggio<br />

”<br />

per l’omo in terra, se non fosse cive?“<br />

” Sì,“ rispuos’ io; e qui ragion non cheggio.“<br />

”<br />

118<br />

” E puot’ elli esser, se giù non si vive<br />

diversamente per diversi offici?<br />

Non, se ’l maestro vostro ben vi scrive.“<br />

121 Sì venne deducendo infino a quici;<br />

poscia conchiuse: ” Dunque esser diverse<br />

convien di vostri effetti le radici:<br />

124 per ch’un nasce Solone e altro Serse,<br />

altro Melchisedèch e altro quello<br />

che, volando per l’aere, il figlio perse.


Paradies: Neunter Gesang Pagina 257<br />

Natur, im Kreislauf, so die Menschenkinder<br />

Wie Wachs ausprägt, übt ihre Kunst und sieht<br />

Auf dies und jenes Haus nicht mehr noch minder.<br />

<strong>Die</strong>s ist’s, was Esaus Keim von Jakobs schied,<br />

Drob auch Quirin entsproß so niedrer Lende,<br />

Daß man als Vater ihm den Mars beschied.<br />

Und stets auf der Erzeuger Wegen fände<br />

Man die, so sie erzeugten, nur, wenn nicht<br />

<strong>Die</strong> Vorsehung des Höchsten überwände.<br />

Was hinter dir war, sieh jetzt im Gesicht;<br />

Doch wie ich dein mich freue, geb’ ich Kunde<br />

Und dir durch einen Zusatz beßres Licht.<br />

Ist die Natur nicht mit dem Glück im Bunde,<br />

Dann kommt sie übel fort, wie jede Saat,<br />

<strong>Die</strong> man gesät auf fremdem, falschem Grunde.<br />

Und folgte der Natur des Menschen Pfad,<br />

Suchtet auf ihrem Grund ihr nach dem Rechten,<br />

Dann gab’ es gute Leut’ und wackre Tat.<br />

Doch solche, die geboren sind, zu fechten,<br />

Macht ihr zu Priestern wider die Natur<br />

Und macht zu Fürsten die, so pred’gen möchten,<br />

127 <strong>La</strong> circular natura, ch’è suggello<br />

a la cera mortal, fa ben sua arte,<br />

ma non distingue l’un da l’altro ostello.<br />

130 Quinci addivien ch’Esaù si diparte<br />

per seme da Iacòb; e vien Quirino<br />

da sì vil padre, che si rende a Marte.<br />

133 Natura generata il suo cammino<br />

simil farebbe sempre a’ generanti,<br />

se non vincesse il proveder divino.<br />

136 Or quel che t’era dietro t’è davanti:<br />

ma perché sappi che di te mi giova,<br />

un corollario voglio che t’ammanti.<br />

139 Sempre natura, se fortuna trova<br />

discorde a sé, com’ ogne altra semente<br />

fuor di sua regïon, fa mala prova.<br />

142 E se ’l mondo là giù ponesse mente<br />

al fondamento che natura pone,<br />

seguendo lui, avria buona la gente.<br />

145 Ma voi torcete a la religïone<br />

tal che fia nato a cignersi la spada,<br />

e fate re di tal ch’è da sermone;<br />

Und deshalb schweift ihr von der rechten Spur. 148 onde la traccia vostra è fuor di strada.“<br />

Neunter Gesang Canto IX<br />

Noch sprach dein Karl, als er mich aufgeklärt,<br />

Schöne Clemenza, von den Ränkevollen,<br />

Durch welche schnöden Trug sein Sam’ erfährt.<br />

Doch sagt’ er: ” Schweig und laß die Jahre rollen!“<br />

Drum sag’ ich nur, daß eurem Schaden bald<br />

Gerechte Straf und Klage folgen sollen.<br />

Schon war das Leben jener Lichtgestalt<br />

Zur Sonn’, in deren Strahl es ganz genesen,<br />

Zum Gut, das allem g’nügt, zurückgewallt.<br />

Betrogne Seelen, gottvergeßne Wesen!<br />

Was wendet ihr das Herz von solchem Gut<br />

Und habt nur Eitelkeit zum Ziel erlesen!<br />

Und sieh, ein andres jener Lichter lud<br />

Mich, nahend, ein und zeigte seinen Willen,<br />

Mich zu befriedigen, in hellrer Glut.<br />

Beatrix, die den Blick, den heil’gen, stillen,<br />

Auf mich gewandt, wie erst, erlaubte mir,<br />

Durch teure Zustimmung, den Wunsch zu stillen.<br />

1 Da poi che <strong>Carl</strong>o tuo, bella Clemenza,<br />

m’ebbe chiarito, mi narrò li ’nganni<br />

che ricever dovea la sua semenza;<br />

4 ma disse: ” Taci e lascia muover li anni“;<br />

sì ch’io non posso dir se non che pianto<br />

giusto verrà di retro ai vostri danni.<br />

7 E già la vita di quel lume santo<br />

rivolta s’era al Sol che la rïempie<br />

come quel ben ch’a ogne cosa è tanto.<br />

10 Ahi anime ingannate e fatture empie,<br />

che da sì fatto ben torcete i cuori,<br />

drizzando in vanità le vostre tempie!<br />

13 Ed ecco un altro di quelli splendori<br />

ver’ me si fece, e ’l suo voler piacermi<br />

significava nel chiarir di fori.<br />

16 Li occhi di Bëatrice, ch’eran fermi<br />

sovra me, come pria, di caro assenso<br />

al mio disio certificato fermi.


Seite 258 Paradiso: Canto IX<br />

Ich sprach: ” O g’nüge meiner Wißbegier,<br />

Bewähr’, o Geist, den Fried’ und Lust durchdringen,<br />

Daß, was ich denke, widerstrahl’ in dir.“<br />

Das Licht, das ich aus seinem Innern singen<br />

Vorher gehört, sprach, mir noch unbekannt,<br />

Wie der, den’s freut, das Gute zu vollbringen:<br />

” Doch im verkehrten schnöden welschen <strong>La</strong>nd<br />

Zwischen der Brenta und der Piave Quelle<br />

Und des Rialto meerumfloßnem Strand,<br />

Dort hat ein niedrer Hügel seine Stelle;<br />

Von ihm herab stürzt’ eine Fackel sich<br />

Und macht’ in grausem Brand die Gegend helle.<br />

Aus einer Wurzel sproßten sie und ich.<br />

Ich, einst Cunizza, glänz’ in diesem Sterne,<br />

Denn seines Schimmers Reiz besiegte mich.<br />

Und meines Schicksals Grund verzeih’ ich gerne<br />

Mir selber hier, da’s mir nicht bitter dünkt,<br />

So schwer eu’r Pöbel dies auch fassen lerne.<br />

Sieh diesen Glanz, der mir am nächsten blinkt<br />

In unserm Kreis, den leuchtenden, den teuern!<br />

Groß blieb sein Ruhm, und, eh’ er ganz versinkt,<br />

Wird fünfmal das Jahrhundert sich erneuern.<br />

Sieh, wenn das erste Sein ein zweites schenkt,<br />

Soll dies zur Trefflichkeit euch nicht befeuern?<br />

Doch dies ist’s nicht, woran die Rotte denkt,<br />

<strong>Die</strong> Tagliamento hier, dort Etsch umfließen,<br />

<strong>Die</strong> selbst das Unglück nicht zur Reue lenkt.<br />

Doch färbend wird sich Paduas Blut ergießen<br />

Zum Sumpfe, der Vicenzas Mauer wahrt,<br />

Weil die Verstockten sich der Pflicht verschließen.<br />

Und dort, wo sich Tagnan mit Sile paart,<br />

Herrscht einer, hoch die stolze Stirne tragend,<br />

Zu dessen Fang das Netz schon fertig ward.<br />

Schon seh’ ich Feltre, den Verrat beklagend<br />

Des Hirten, der dort herrscht, an Schändlichkeit,<br />

Was je geführt nach Malta, überragend.<br />

Kein Paß auf Erden ist so hohl und weit,<br />

Um alles Ferrareser Blut zu fassen,<br />

Das zum Geschenk der wackre Pfaff verleiht,<br />

Um als Parteiglied recht sich sehn zu lassen;<br />

Und solcherlei Geschenk wird wohl zum Geist<br />

Und zu des <strong>La</strong>ndes Art und Leben passen.<br />

19<br />

” Deh, metti al mio voler tosto compenso,<br />

beato spirto,“ dissi, e fammi prova<br />

”<br />

ch’i’ possa in te refletter quel ch’io penso!“<br />

22 Onde la luce che m’era ancor nova,<br />

del suo profondo, ond’ ella pria cantava,<br />

seguette come a cui di ben far giova:<br />

25<br />

” In quella parte de la terra prava<br />

italica che siede tra Rïalto<br />

e le fontane di Brenta e di Piava,<br />

28 si leva un colle, e non surge molt’ alto,<br />

là onde scese già una facella<br />

che fece a la contrada un grande assalto.<br />

31 D’una radice nacqui e io ed ella:<br />

Cunizza fui chiamata, e qui refulgo<br />

perché mi vinse il lume d’esta stella;<br />

34 ma lietamente a me medesma indulgo<br />

la cagion di mia sorte, e non mi noia;<br />

che parria forse forte al vostro vulgo.<br />

37 Di questa luculenta e cara gioia<br />

del nostro cielo che più m’è propinqua,<br />

grande fama rimase; e pria che moia,<br />

40 questo centesimo anno ancor s’incinqua:<br />

vedi se far si dee l’omo eccellente,<br />

sì ch’altra vita la prima relinqua.<br />

43 E ciò non pensa la turba presente<br />

che Tagliamento e Adice richiude,<br />

né per esser battuta ancor si pente;<br />

46 ma tosto fia che Padova al palude<br />

cangerà l’acqua che Vincenza bagna,<br />

per essere al dover le genti crude;<br />

49 e dove Sile e Cagnan s’accompagna,<br />

tal signoreggia e va con la testa alta,<br />

che già per lui carpir si fa la ragna.<br />

52 Piangerà Feltro ancora la difalta<br />

de l’empio suo pastor, che sarà sconcia<br />

sì, che per simil non s’entrò in malta.<br />

55 Troppo sarebbe larga la bigoncia<br />

che ricevesse il sangue ferrarese,<br />

e stanco chi ’l pesasse a oncia a oncia,<br />

58 che donerà questo prete cortese<br />

per mostrarsi di parte; e cotai doni<br />

conformi fieno al viver del paese.


Paradies: Neunter Gesang Pagina 259<br />

Von hohen Spiegeln, die ihr Throne heißt,<br />

Glänzt Gott, der Richtende, zu uns hernieder,<br />

Worin als wahr sich, was ich sprach, erweist.“<br />

Sie sprach’s, von mir gekehrt, und wandte wieder<br />

Sich hin zu ihrem Kreis, wo sie verschwand,<br />

So wie sie kam, beim Klang der Himmelslieder.<br />

<strong>Die</strong> andre Wonne, mir bereits bekannt,<br />

Ward leuchtender in Mienen und Gebärden,<br />

Wie in der Sonne Blitz der Diamant.<br />

Dort gibt die Wonne Glanz, wie sie auf Erden<br />

Das Lächeln zeugt, indes bei innrer Pein<br />

<strong>Die</strong> äußern Schatten unten dunkler werden.<br />

” Alles sieht Gott – du siehst in seinen Schein,“<br />

Sprach ich, und kann in ihn dein Auge dringen,<br />

”<br />

So muß dir klar sein ganzer Wille fein.<br />

Drum deine Stimme, die im frommen Singen<br />

Den Himmel mit dem Sang der Feuer letzt.<br />

<strong>Die</strong> sich bekleiden mit sechsfachen Schwingen,<br />

Warum nicht g’nügt sie meinen Wünschen jetzt?<br />

Auch ungefragt harrt’ ich so lang nicht säumend,<br />

War’ ich in dich, wie du in mich versetzt.“ –<br />

” Das größte Tal, worin das Wasser schäumend<br />

Sich ausgedehnt,“ begann des Sel’gen Wort,<br />

” Außer dem Meere, rings die Erd’ umsäumend,<br />

Geht zwischen Feindesufern westlich fort,<br />

So weit, daß hier, an seinem letzten Strande,<br />

Gesichtskreis ist, was Mittagsbogen dort.<br />

Ich lebt’ an dieses großen Tales Rande<br />

Zwischen Ebro und Magra, die, nicht lang,<br />

Trennt Genuas Gebiet vom Tuskerlande.<br />

Fast einen Aufgang hat und Niedergang<br />

Buggéa und die Stadt, der ich entsprossen,<br />

Sie, deren Blut einst warm den Port durchdrang.<br />

Mich hießen Folco meine Zeitgenossen<br />

Und diesen Stern schmückt meine Freudigkeit,<br />

Wie dort sein Licht sich in mein Herz ergossen.<br />

Nicht zu Sichäus’ und Creusas Leid<br />

Fühlt’ in sich Dido solche Flammen wogen,<br />

Wie ich einst fühlt’ in meiner Jugendzeit;<br />

Nicht Phyllis, von Demophoon betrogen;<br />

Und nicht Alcid, nachdem in seine Brust<br />

Eurytos’ Tochter siegend eingezogen.<br />

61 Sù sono specchi, voi dicete Troni,<br />

onde refulge a noi Dio giudicante;<br />

sì che questi parlar ne paion buoni.“<br />

64 Qui si tacette; e fecemi sembiante<br />

che fosse ad altro volta, per la rota<br />

in che si mise com’ era davante.<br />

67 L’altra letizia, che m’era già nota<br />

per cara cosa, mi si fece in vista<br />

qual fin balasso in che lo sol percuota.<br />

70 Per letiziar là sù fulgor s’acquista,<br />

sì come riso qui; ma giù s’abbuia<br />

l’ombra di fuor, come la mente è trista.<br />

73<br />

” Dio vede tutto, e tuo veder s’inluia,“<br />

diss’ io, beato spirto, sì che nulla<br />

”<br />

voglia di sé a te puot’ esser fuia.<br />

76 Dunque la voce tua, che ’l ciel trastulla<br />

sempre col canto di quei fuochi pii<br />

che di sei ali facen la coculla,<br />

79 perché non satisface a’ miei disii?<br />

Già non attendere’ io tua dimanda,<br />

s’io m’intuassi, come tu t’inmii.“<br />

82<br />

” <strong>La</strong> maggior valle in che l’acqua si spanda,“<br />

incominciaro allor le sue parole,<br />

” fuor di quel mar che la terra inghirlanda,<br />

85 tra ’ discordanti liti contra ’l sole<br />

tanto sen va, che fa meridïano<br />

là dove l’orizzonte pria far suole.<br />

88 Di quella valle fu’ io litorano<br />

tra Ebro e Macra, che per cammin corto<br />

parte lo Genovese dal Toscano.<br />

91 Ad un occaso quasi e ad un orto<br />

Buggea siede e la terra ond’ io fui,<br />

che fé del sangue suo già caldo il porto.<br />

94 Folco mi disse quella gente a cui<br />

fu noto il nome mio; e questo cielo<br />

di me s’imprenta, com’ io fe’ di lui;<br />

97 ché più non arse la figlia di Belo,<br />

noiando e a Sicheo e a Creusa,<br />

di me, infin che si convenne al pelo;<br />

100 né quella Rodopëa che delusa<br />

fu da Demofoonte, né Alcide<br />

quando Iole nel core ebbe rinchiusa.


Seite 260 Paradiso: Canto IX<br />

Doch fühlt man hier nicht Reue drob, nein Lust,<br />

Ganz die Erinnerung der Schuld verlierend,<br />

Und nur des ew’gen Ordners sich bewußt.<br />

Und jene Kunst, die Welten herrlich zierend,<br />

Sehn wir, und sehn zu gutem Zwecke nun<br />

<strong>Die</strong> obre Welt die untere regierend.<br />

Doch um dem Wunsche ganz genugzutun,<br />

Der dich durchdrungen hat in dieser Sphäre,<br />

Darf ich noch nicht in meiner Rede ruh’n.<br />

Du möchtest wissen, wer der Schimmer wäre,<br />

Der nahe hier so strahlt, als ob die Glut<br />

Der Sonn’ in reinem Wasser sich verkläre.<br />

So wisse, daß darinnen Rahab ruht,<br />

<strong>Die</strong> hier, in unsern Orden aufgenommen,<br />

Sich kund im höchsten Glanz des Sternes tut.<br />

Vor jedem andern Geist der Höll’ entrommen,<br />

Ist sie zum Stern, wo sich vom Erdenrund<br />

Der Schatten spitzt, durch Christi Sieg gekommen.<br />

Der Sieg, den er, an beiden Händen wund,<br />

Errungen hat, wird hier von ihr verkündet;<br />

Den Himmeln tut sie, als Trophä’, ihn kund,<br />

Weil sie des Josua ersten Ruhm begründet<br />

Durch ihre Hilf in jenem heil’gen <strong>La</strong>nd,<br />

Das jetzt der Papst kaum wert der Sorge findet.<br />

Und deine Stadt, die einst durch den entstand,<br />

Des Neid euch alles Mißgeschick bereitet,<br />

Und der zuerst von Gott sich abgewandt,<br />

Sie ist’s, die das verfluchte Geld verbreitet,<br />

Das einzig, weil’s zum Wolf den Hirten macht,<br />

Vom rechten Wege Schaf und Lämmer leitet.<br />

Drum wird nicht an die Bibel mehr gedacht,<br />

Doch hat man sehr genau – war’s zu verhehlen,<br />

So zeigt’s der Rand – der Dekretalen Acht.<br />

Drin wird studiert von Papst und Kardinälen<br />

Und Nazareth, wo Gabriel das Wort<br />

Verkündigt hat, wird fremd den geiz’gen Seelen.<br />

Doch Vatikan, samt jedem heil’gen Ort<br />

In Rom, wo Petri Folger einst gepredigt,<br />

Der Märtyrer geweihte Gräber dort,<br />

103 Non però qui si pente, ma si ride,<br />

non de la colpa, ch’a mente non torna,<br />

ma del valor ch’ordinò e provide.<br />

106 Qui si rimira ne l’arte ch’addorna<br />

cotanto affetto, e discernesi ’l bene<br />

per che ’l mondo di sù quel di giù torna.<br />

109 Ma perché tutte le tue voglie piene<br />

ten porti che son nate in questa spera,<br />

proceder ancor oltre mi convene.<br />

112 Tu vuo’ saper chi è in questa lumera<br />

che qui appresso me così scintilla<br />

come raggio di sole in acqua mera.<br />

115 Or sappi che là entro si tranquilla<br />

Raab; e a nostr’ ordine congiunta,<br />

di lei nel sommo grado si sigilla.<br />

118 Da questo cielo, in cui l’ombra s’appunta<br />

che ’l vostro mondo face, pria ch’altr’ alma<br />

del trïunfo di Cristo fu assunta.<br />

121 Ben si convenne lei lasciar per palma<br />

in alcun cielo de l’alta vittoria<br />

che s’acquistò con l’una e l’altra palma,<br />

124 perch’ ella favorò la prima gloria<br />

di Iosüè in su la Terra Santa,<br />

che poco tocca al papa la memoria.<br />

127 <strong>La</strong> tua città, che di colui è pianta<br />

che pria volse le spalle al suo fattore<br />

e di cui è la ’nvidia tanto pianta,<br />

130 produce e spande il maladetto fiore<br />

c’ha disvïate le pecore e li agni,<br />

però che fatto ha lupo del pastore.<br />

133 Per questo l’Evangelio e i dottor magni<br />

son derelitti, e solo ai Decretali<br />

si studia, sì che pare a’ lor vivagni.<br />

136 A questo intende il papa e ’ cardinali;<br />

non vanno i lor pensieri a Nazarette,<br />

là dove Gabrïello aperse l’ali.<br />

139 Ma Vaticano e l’altre parti elette<br />

di Roma che son state cimitero<br />

a la milizia che Pietro seguette,<br />

Bald werden sie des Ehebruchs entledigt. 142 tosto libere fien de l’avoltero.“


Paradies: Zehnter Gesang Pagina 261<br />

Zehnter Gesang Canto X<br />

Urkraft, der Liebe voll den Sohn beschauend,<br />

<strong>Die</strong> ihr und ihm allewiglich entweht,<br />

<strong>Die</strong> Unaussprechliche, das All erbauend,<br />

Schuf, was ihr nur mit Geist und Aug’ erseht<br />

So ordnungsvoll, daß sie mit Wonneregung<br />

Den ganz durchdringt, der ihre Werk’ erspäht.<br />

Erheb, o Leser, Blick und Überlegung<br />

Miit mir zum Himmel jetzt, gerad’ dahin,<br />

Wo sich durchkreuzt die doppelte Bewegung.<br />

Von dort an letz’ am Kunstwerk deinen Sinn,<br />

Denn selbst der Meister sieht es mit Vergnügen<br />

Und spiegelt liebend seinen Blick darin.<br />

Von dort verteilt sich zu verschiednen Zügen<br />

Der schiefe Kreis, der die Planeten trägt,<br />

Um denen, die sie rufen, zu genügen.<br />

Und war’ ihr <strong>La</strong>uf von dort nicht schief bewegt,<br />

So wäre viele Himmelskraft verschwendet,<br />

Und nichts beinah auf Erden angeregt.<br />

Und war’ er mehr und minder abgewendet<br />

Vom g’raden Weg, so blieb’ auf Erden dort,<br />

Wie hier, die Weltenordnung unvollendet.<br />

Jetzt bleib, o Leser, still auf deinem Ort,<br />

Um dem, was du gekostet, nachzudenken,<br />

Und eh’ du matt wirst, reißt dich Wonne fort.<br />

Ich gab dir Wein – du magst dich selber tränken,<br />

Denn alle meine Sorgen muß ich nur<br />

Auf jenen Stoff, den ich beschreibe, lenken.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Die</strong>nerin, die größte, der Natur,<br />

<strong>Die</strong> sich die Himmelskraft zum Spiegel machte,<br />

<strong>Die</strong> leuchtend zeigt der Zeiten Maß und Spur.<br />

Vereint dem Orte, dessen ich gedachte,<br />

Sah man in schraubenförm’gem Kreis sich dreh’n,<br />

In dem sie schneller hier die Tage brachte.<br />

Ich war in ihr – allein wie dies gescheh’n,<br />

Das spürt’ ich nur, wie wir Gedanken spüren,<br />

Bevor sie noch in unserm Geist entstehn.<br />

Beatrix, die so schnell uns weiß zu führen,<br />

Vom Guten uns zum Bessern einzuweih’n,<br />

Daß sich indessen nicht die Stunden rühren,<br />

Wie leuchtend mußte sie von selber sein!<br />

Und was ich drinnen in der Sonne schaute,<br />

Durch Farbe nicht, durch hellen Glanz allein,<br />

1 Guardando nel suo Figlio con l’Amore<br />

che l’uno e l’altro etternalmente spira,<br />

lo primo e ineffabile Valore<br />

4 quanto per mente e per loco si gira<br />

con tant’ ordine fé, ch’esser non puote<br />

sanza gustar di lui chi ciò rimira.<br />

7 Leva dunque, lettore, a l’alte rote<br />

meco la vista, dritto a quella parte<br />

dove l’un moto e l’altro si percuote;<br />

10 e lì comincia a vagheggiar ne l’arte<br />

di quel maestro che dentro a sé l’ama,<br />

tanto che mai da lei l’occhio non parte.<br />

13 Vedi come da indi si dirama<br />

l’oblico cerchio che i pianeti porta,<br />

per sodisfare al mondo che li chiama.<br />

16 Che se la strada lor non fosse torta,<br />

molta virtù nel ciel sarebbe in vano,<br />

e quasi ogne potenza qua giù morta;<br />

19 e se dal dritto più o men lontano<br />

fosse ’l partire, assai sarebbe manco<br />

e giù e sù de l’ordine mondano.<br />

22 Or ti riman, lettor, sovra ’l tuo banco,<br />

dietro pensando a ciò che si preliba,<br />

s’esser vuoi lieto assai prima che stanco.<br />

25 Messo t’ho innanzi: omai per te ti ciba;<br />

ché a sé torce tutta la mia cura<br />

quella materia ond’ io son fatto scriba.<br />

28 Lo ministro maggior de la natura,<br />

che del valor del ciel lo mondo imprenta<br />

e col suo lume il tempo ne misura,<br />

31 con quella parte che sù si rammenta<br />

congiunto, si girava per le spire<br />

in che più tosto ognora s’appresenta;<br />

34 e io era con lui; ma del salire<br />

non m’accors’ io, se non com’ uom s’accorge,<br />

anzi ’l primo pensier, del suo venire.<br />

37 È Bëatrice quella che sì scorge<br />

di bene in meglio, sì subitamente<br />

che l’atto suo per tempo non si sporge.<br />

40 Quant’ esser convenia da sé lucente<br />

quel ch’era dentro al sol dov’ io entra’mi,<br />

non per color, ma per lume parvente!


Seite 262 Paradiso: Canto X<br />

Ob ich auf Geist und Kunst und Übung baute,<br />

Nie stellt’ es doch mein Wort euch deutlich vor,<br />

Drum sehne sich, zu schau’n, wer mir vertraute.<br />

Nicht staunt, wenn Phantasie die Kraft verlor,<br />

Daß sie zu solchen Höh’n sich schwach erweise;<br />

Kein Blick fliegt über diesen Stern empor.<br />

So war ich nun im vierten Kinderkreise<br />

Des Vaters, der, ihm zeigend, wie er weht,<br />

Und wie er zeugt, ihn nährt mit ew’ger Speise.<br />

Beatrix sprach: ” Dank, Dank sei dein Gebet.<br />

Zur Engelsonne laß ihn sich erheben,<br />

<strong>Die</strong> dich zu dieser sichtbaren erhöht.“<br />

Kein Menschenherz war je mit allem Streben<br />

Zur Andacht noch so freudig hingewandt,<br />

Keins noch so ganz und innig Gott ergeben,<br />

Als ich bei diesem Worte meins empfand,<br />

Das so zu ihm hin all sein Lieben wandte,<br />

Daß in Vergessenheit Beatrix schwand.<br />

Sie zürnte nicht; ihr lächelnd Aug’ entbrannte<br />

Drob so in Glanz, daß nun mein Geist, der nicht<br />

An andres dacht’, itzt andres doch erkannte.<br />

Und sieh, viel siegendes lebend’ges Licht<br />

Macht’ uns zum Mittelpunkt und sich zur Krone<br />

Süßer im Sang, als leuchtend im Gesicht.<br />

So schmückt ein Kranz die Tochter der <strong>La</strong>tone,<br />

Wenn dunstgeschwängert sie die Luft umzieht,<br />

<strong>Die</strong> widerstrahlt den Streif der lichten Zone.<br />

Am Himmelshof, von dem ich wieder schied,<br />

Gibt’s viele Schöne, köstliche Juwelen,<br />

Nicht auszuführen aus des Reichs Gebiet.<br />

Dergleichen eins war der Gesang der Seelen;<br />

Doch wer nicht selbst zu jenen Höh’n sich schwang.<br />

Der lasse von den Stummen sich’s erzählen.<br />

Nachdem dreimal die Sonnen mit Gesang,<br />

Gleich Nachbarsternen, die den Pol umkreisen,<br />

Uns rings umtanzt in Glut und Wonnedrang,<br />

Da schienen sie wie Frau’n sich zu erweisen,<br />

<strong>Die</strong> horchend stehn, noch nicht gelöst vom Tanz,<br />

Bis sie gefaßt das Maß der neuen Weisen.<br />

” Wenn, wahre Lieb’ entzündend, dir der Glanz<br />

Der Gnade lacht, der sich durch Liebe mehret,“<br />

So sprach ein Licht aus jenem Strahlenkranz,<br />

43 Perch’ io lo ’ngegno e l’arte e l’uso chiami,<br />

sì nol direi che mai s’imaginasse;<br />

ma creder puossi e di veder si brami.<br />

46 E se le fantasie nostre son basse<br />

a tanta altezza, non è maraviglia;<br />

ché sopra ’l sol non fu occhio ch’andasse.<br />

49 Tal era quivi la quarta famiglia<br />

de l’alto Padre, che sempre la sazia,<br />

mostrando come spira e come figlia.<br />

52 E Bëatrice cominciò: ” Ringrazia,<br />

ringrazia il Sol de li angeli, ch’a questo<br />

sensibil t’ha levato per sua grazia.“<br />

55 Cor di mortal non fu mai sì digesto<br />

a divozione e a rendersi a Dio<br />

con tutto ’l suo gradir cotanto presto,<br />

58 come a quelle parole mi fec’ io;<br />

e sì tutto ’l mio amore in lui si mise,<br />

che Bëatrice eclissò ne l’oblio.<br />

61 Non le dispiacque; ma sì se ne rise,<br />

che lo splendor de li occhi suoi ridenti<br />

mia mente unita in più cose divise.<br />

64 Io vidi più folgór vivi e vincenti<br />

far di noi centro e di sé far corona,<br />

più dolci in voce che in vista lucenti:<br />

67 così cinger la figlia di <strong>La</strong>tona<br />

vedem talvolta, quando l’aere è pregno,<br />

sì che ritenga il fil che fa la zona.<br />

70 Ne la corte del cielo, ond’ io rivegno,<br />

si trovan molte gioie care e belle<br />

tanto che non si posson trar del regno;<br />

73 e ’l canto di quei lumi era di quelle;<br />

chi non s’impenna sì che là sù voli,<br />

dal muto aspetti quindi le novelle.<br />

76 Poi, sì cantando, quelli ardenti soli<br />

si fuor girati intorno a noi tre volte,<br />

come stelle vicine a’ fermi poli,<br />

79 donne mi parver, non da ballo sciolte,<br />

ma che s’arrestin tacite, ascoltando<br />

fin che le nove note hanno ricolte.<br />

82 E dentro a l’un senti’ cominciar: ” Quando<br />

lo raggio de la grazia, onde s’accende<br />

verace amore e che poi cresce amando,


Paradies: Zehnter Gesang Pagina 263<br />

” Wenn er in dir vervielfacht sich verkläret,<br />

So, daß er dich empor die Stiege lenkt,<br />

<strong>Die</strong> niemand absteigt, der nicht aufwärts kehret,<br />

So wird der, welcher deinen Durst nicht tränkt<br />

Mit seinem Wein, so wenig Freiheit zeigen,<br />

Als Wasser, das sich nicht zum Meere senkt.<br />

Erfahren möchtest du, von welchen Zweigen<br />

Des Kranzes Blumen sind, der feiernd sich<br />

Um sie schlingt, die dich stärkt, emporzusteigen.<br />

Von Dominiks geweihter Schar war ich,<br />

Der solche Wege leitet seine Herden,<br />

Wo wohl gedeiht, wer nicht dem Wahne wich.<br />

Man hieß mich Thomas von Aquin auf Erden,<br />

Und meines Meisters, meines Bruders Schein,<br />

Albrechts von Köln, sieh rechts hier heller werden<br />

Und willst du aller andern sicher sein,<br />

So folge mit den Augen meinen Worten<br />

Auf diese Blumen, die zum Kranz sich reih’n.<br />

Den Gratian sieh wonneflammend dorten;<br />

Dem doppelten Gerichtshof dienend, fand<br />

Er frohen Einlaß an des Himmels Pforten.<br />

Auch jenen Petrus sieh von Lust entbrannt;<br />

Als Scherflein bot er, nach der Witwe Weise,<br />

Der Kirche seinen Schatz mit treuer Hand.<br />

Der fünfte Glanz, der schönste hier im Kreise,<br />

Haucht solche Liebe, daß die ganze Welt<br />

Nach Kunde gierig ist von seinem Preise.<br />

So tiefes Wasser ist’s, das er enthält,<br />

Daß, ist das Wahre wahr, ihm nie ein zweiter<br />

Als Weiser sich und Seher gleichgestellt.<br />

Sieh neben ihm den leuchtenden Begleiter.<br />

Niemand war je auf Erden noch im Amt<br />

Und der Natur der Engel eingeweihter.<br />

Das kleinre Licht, das dorten lächelnd flammt,<br />

Des Glaubens Anwalt ist’s, aus des <strong>La</strong>teine<br />

In Augustini Schriften manches stammt.<br />

Verfolgend nun mein Lob von Schein zu Scheine<br />

Mit geist’gem Blick, erspähst du dürstend jetzt,<br />

Wer in dem achten Lichte dir erscheine.<br />

Jedwedes Gut in sich zu schau’n, ergetzt<br />

<strong>Die</strong> heil’ge Seele, die den Trug danieden<br />

Dem offen kund tut, der sie hört und schätzt.<br />

85 multiplicato in te tanto resplende,<br />

che ti conduce su per quella scala<br />

u’ sanza risalir nessun discende;<br />

88 qual ti negasse il vin de la sua fiala<br />

per la tua sete, in libertà non fora<br />

se non com’ acqua ch’al mar non si cala.<br />

91 Tu vuo’ saper di quai piante s’infiora<br />

questa ghirlanda che ’ntorno vagheggia<br />

la bella donna ch’al ciel t’avvalora.<br />

94 Io fui de li agni de la santa greggia<br />

che Domenico mena per cammino<br />

u’ ben s’impingua se non si vaneggia.<br />

97 Questi che m’è a destra più vicino,<br />

frate e maestro fummi, ed esso Alberto<br />

è di Cologna, e io Thomas d’Aquino.<br />

100 Se sì di tutti li altri esser vuo’ certo,<br />

di retro al mio parlar ten vien col viso<br />

girando su per lo beato serto.<br />

103 Quell’ altro fiammeggiare esce del riso<br />

di Grazïan, che l’uno e l’altro foro<br />

aiutò sì che piace in paradiso.<br />

106 L’altro ch’appresso addorna il nostro coro,<br />

quel Pietro fu che con la poverella<br />

offerse a Santa Chiesa suo tesoro.<br />

109 <strong>La</strong> quinta luce, ch’è tra noi più bella,<br />

spira di tale amor, che tutto ’l mondo<br />

là giù ne gola di saper novella:<br />

112 entro v’è l’alta mente u’ sì profondo<br />

saver fu messo, che, se ’l vero è vero,<br />

a veder tanto non surse il secondo.<br />

115 Appresso vedi il lume di quel cero<br />

che giù in carne più a dentro vide<br />

l’angelica natura e ’l ministero.<br />

118 Ne l’altra piccioletta luce ride<br />

quello avvocato de’ tempi cristiani<br />

del cui latino Augustin si provide.<br />

121 Or se tu l’occhio de la mente trani<br />

di luce in luce dietro a le mie lode,<br />

già de l’ottava con sete rimani.<br />

124 Per vedere ogne ben dentro vi gode<br />

l’anima santa che ’l mondo fallace<br />

fa manifesto a chi di lei ben ode.


Seite 264 Paradiso: Canto XI<br />

Der Leib, von dem sie durch Gewalt geschieden<br />

Liegt in Cield’or, und sie kam aus Gefahr<br />

Und Bann und Märtyrtum zu diesem Frieden.<br />

Bedo und Isidor sieh hell und klar,<br />

Sieh Richard dann die Liebesstrahlen spenden,<br />

Der mehr als Mensch einst im Betrachten war.<br />

Das Licht, von dem zurück zu mir sich wenden<br />

Dein Auge wird, rief, bei der Erde Gram<br />

Tiefsinnig ernst, den Tod, um ihn zu enden.<br />

Sigieri ist’s, der zu der Toren Scham<br />

Einst im Strohgäßchen las und, streng und trübe,<br />

Durch Folgerung auf bittre Wahrheit kam.“ –<br />

Dann wie, uns rufend, früh der Uhr Getriebe,<br />

Wenn Gottes Braut aufsteht, das Morgenlied<br />

Singend dem Bräutigam, daß er sie liebe,<br />

Hierhin und dorthin kreisend drängt und zieht<br />

Tini tin! verklingend in so süßem Tone,<br />

Daß frische Lieb’ in frommen Herzen blüht;<br />

So regte sich die edle Strahlenkrone,<br />

Mit Süßigkeit im himmlischen Gesang,<br />

<strong>Die</strong> nur begreift, wer dort am Sternenthrone<br />

127 Lo corpo ond’ ella fu cacciata giace<br />

giuso in Cieldauro; ed essa da martiro<br />

e da essilio venne a questa pace.<br />

130 Vedi oltre fiammeggiar l’ardente spiro<br />

d’Isidoro, di Beda e di Riccardo,<br />

che a considerar fu più che viro.<br />

133 Questi onde a me ritorna il tuo riguardo,<br />

è ’l lume d’uno spirto che ’n pensieri<br />

gravi a morir li parve venir tardo:<br />

136 essa è la luce etterna di Sigieri,<br />

che, leggendo nel Vico de li Strami,<br />

silogizzò invidïosi veri.“<br />

139 Indi, come orologio che ne chiami<br />

ne l’ora che la sposa di Dio surge<br />

a mattinar lo sposo perché l’ami,<br />

142 che l’una parte e l’altra tira e urge,<br />

tin tin sonando con sì dolce nota,<br />

che ’l ben disposto spirto d’amor turge;<br />

145 così vid’ ïo la gloriosa rota<br />

muoversi e render voce a voce in tempra<br />

e in dolcezza ch’esser non pò nota<br />

<strong>Die</strong> ewig ungetrübte Lust errang. 148 se non colà dove gioir s’insempra.<br />

Elfter Gesang Canto XI<br />

O menschliche Begier voll Wahn und Trug,<br />

Wie mangelhaft sind doch die Syllogismen,<br />

<strong>Die</strong> dir herabzieh’n des Gefieders Flug!<br />

Der ging dem Jus nach, der den Aphorismen;<br />

Der sucht’ als Priester Ehren und Gewinn;<br />

Der herrschte durch Gewalt, der durch Sophismen;<br />

Der stahl, der hatt’ ein Staatsamt nur im Sinn;<br />

Der mühte sich, in Fleischeslust befangen,<br />

Und jener gab dem Müßiggang sich hin;<br />

Indes ich, allem diesem Tand entgangen,<br />

Im Himmel oben mit Beatrix war,<br />

So herrlich und so ruhmvoll dort empfangen.<br />

Still stand nun jeder von der sel’gen Schar<br />

Im Kreis zurückgekehrt zur ersten Stelle,<br />

Und stellte sich, wie Licht auf Leuchtern, dar.<br />

Da schien es mir, aus jenem Schimmer quelle,<br />

Der mich zuerst gesprochen, neuer <strong>La</strong>ut,<br />

Und lächelnd sprach er dann in reinrer Helle:<br />

1 O insensata cura de’ mortali,<br />

quanto son difettivi silogismi<br />

quei che ti fanno in basso batter l’ali!<br />

4 Chi dietro a iura e chi ad amforismi<br />

sen giva, e chi seguendo sacerdozio,<br />

e chi regnar per forza o per sofismi,<br />

7 e chi rubare e chi civil negozio,<br />

chi nel diletto de la carne involto<br />

s’affaticava e chi si dava a l’ozio,<br />

10 quando, da tutte queste cose sciolto,<br />

con Bëatrice m’era suso in cielo<br />

cotanto glorïosamente accolto.<br />

13 Poi che ciascuno fu tornato ne lo<br />

punto del cerchio in che avanti s’era,<br />

fermossi, come a candellier candelo.<br />

16 E io senti’ dentro a quella lumera<br />

che pria m’avea parlato, sorridendo<br />

incominciar, faccendosi più mera:


Paradies: Elfter Gesang Pagina 265<br />

” Wie, wenn ins ew’ge Licht mein Auge schaut,<br />

Mich dieses ganz mit seinem Strahl entzündet,<br />

So ist mir deines Denkens Grund vertraut.<br />

Du zweifelst noch und hörtest gern verkündet<br />

In offnen Worten und verständlich breit,<br />

So, daß sie deine Fassungskraft ergründet,<br />

Was wohl mein ob’ges Wort: Wo wohl gedeiht –<br />

Und dann: Kein zweiter kam ihm gleich – bedeutet.<br />

Und hier ist nötig scharfer Unterscheid.<br />

<strong>Die</strong> ew’ge Vorsicht, die das Weltall leitet,<br />

Mit jener Weisheit, die in Tiefen ruht,<br />

Zu welchen kein erschaffnes Auge gleitet,<br />

Damit sich dem Geliebten ihre Glut,<br />

<strong>Die</strong> Glut der Braut, die er mit lautem Schreie<br />

Sich anvermählt hat durch sein heil’ges Blut,<br />

Sichrer in sich und ihm getreuer, weihe,<br />

Hat, ihr zur Gunst, zwei Fürsten ihr bestallt.<br />

Und hier und dorten führen sie die zweie.<br />

Der eine war von Seraphsglut umwallt,<br />

Der andre zeigt’ im Glanz der Cherubinen<br />

<strong>Die</strong> Weisheit dort im ird’schen Aufenthalt.<br />

Von einem sprech’ ich, weil, wen man von ihnen<br />

Auch preisen mag, man nie vom andern schweigt,<br />

Da beide wirkten, einem Zweck zu dienen.<br />

Beim Bach, der von Ubaldos Hügel steigt,<br />

Und dem Tupino, hebt sich, zwischen beiden,<br />

Ein Berg, des Abhang fruchtbar grün sich neigt.<br />

Von ihm muß Hitz’ und Frost Perugia leiden,<br />

Und hinter diesem Berg liegt Gualdo dicht,<br />

Und fühlt mit Nocera des Joches Leiden.<br />

Dort, wo sich seines Abhangs jähe bricht,<br />

Dort sah man einer Sonne Glanz entbrennen,<br />

Gleich der am Ganges klar im hellsten Licht.<br />

Nicht möge man den Ort Ascesi nennen,<br />

Denn wenig sagt, wer also ihn benannt;<br />

Nein, was er war, gibt Orient zu erkennen.<br />

Schon als der Glanz nicht fern dem Aufgang stand,<br />

Begann er solche Kraft zu offenbaren,<br />

Daß sich dadurch erquickt die Erde fand.<br />

Denn mit dem Vater stritt er, jung an Jahren,<br />

Für eine Frau, vor der der Freuden Tor<br />

<strong>Die</strong> Menschen fest, wie vor dem Tod, verwahren,<br />

19<br />

” Così com’ io del suo raggio resplendo,<br />

sì, riguardando ne la luce etterna,<br />

li tuoi pensieri onde cagioni apprendo.<br />

22 Tu dubbi, e hai voler che si ricerna<br />

in sì aperta e ’n sì distesa lingua<br />

lo dicer mio, ch’al tuo sentir si sterna,<br />

25 ove dinanzi dissi: “U’ ben s’impingua, ”<br />

e là u’ dissi: “Non nacque il secondo ” ;<br />

e qui è uopo che ben si distingua.<br />

28 <strong>La</strong> provedenza, che governa il mondo<br />

con quel consiglio nel quale ogne aspetto<br />

creato è vinto pria che vada al fondo,<br />

31 però che andasse ver’ lo suo diletto<br />

la sposa di colui ch’ad alte grida<br />

disposò lei col sangue benedetto,<br />

34 in sé sicura e anche a lui più fida,<br />

due principi ordinò in suo favore,<br />

che quinci e quindi le fosser per guida.<br />

37 L’un fu tutto serafico in ardore;<br />

l’altro per sapïenza in terra fue<br />

di cherubica luce uno splendore.<br />

40 De l’un dirò, però che d’amendue<br />

si dice l’un pregiando, qual ch’om prende,<br />

perch’ ad un fine fur l’opere sue.<br />

43 Intra Tupino e l’acqua che discende<br />

del colle eletto dal beato Ubaldo,<br />

fertile costa d’alto monte pende,<br />

46 onde Perugia sente freddo e caldo<br />

da Porta Sole; e di rietro le piange<br />

per grave giogo Nocera con Gualdo.<br />

49 Di questa costa, là dov’ ella frange<br />

più sua rattezza, nacque al mondo un sole,<br />

come fa questo talvolta di Gange.<br />

52 Però chi d’esso loco fa parole,<br />

non dica Ascesi, ché direbbe corto,<br />

ma Orïente, se proprio dir vuole.<br />

55 Non era ancor molto lontan da l’orto,<br />

ch’el cominciò a far sentir la terra<br />

de la sua gran virtute alcun conforto;<br />

58 ché per tal donna, giovinetto, in guerra<br />

del padre corse, a cui, come a la morte,<br />

la porta del piacer nessun diserra;


Seite 266 Paradiso: Canto XI<br />

Bis vor dem geistlichen Gericht und vor<br />

Dem Vater sie zur Gattin er sich wählte<br />

Und täglich lieber hielt, was er beschwor.<br />

Sie, des beraubt, der sich ihr erst vermählte,<br />

Blieb ganz verschmäht mehr als elfhundert Jahr’,<br />

Da, bis zu diesem, ihr der Freier fehlte,<br />

Obgleich durch sie Amicias in Gefahr<br />

So sicher ruht’, als dessen Stimm’ erklungen,<br />

Des Mächt’gen, der der Erd’ ein Schrecken war;<br />

Obgleich sie standhaft, kühn und unbezwungen,<br />

Als selbst Maria unten blieb, sich dort,<br />

An Christi Kreuz, zu ihm emporgeschwungen.<br />

Allein nicht mehr in Rätseln red’ ich fort;<br />

Franziskus und die Armut sieh in ihnen,<br />

<strong>Die</strong> dir geschildert hat mein breites Wort.<br />

Der Gatten Eintracht, ihre frohen Mienen<br />

Und Lieb’ und Wunder und der süße Blick<br />

Erweckten heil’gen Sinn, wo sie erschienen.<br />

Und solchem Frieden eilte, solchem Glück<br />

Barfuß erst Bernhard nach, der Ehrenwerte,<br />

Und glaubte doch, er bliebe träg zurück.<br />

O neuer Reichtum! Gut von echtem Werte!<br />

Egid, Silvester folgten bald dem Mann<br />

Barfuß, weil hoher Reiz die Frau verklärte.<br />

Der Vater und der Meister ging sodann<br />

Nach Rom mit deiner Frau und mit den Seinen,<br />

<strong>Die</strong> schon des niedern Strickes Band umspann.<br />

Nicht feig sich beugend sah man ihn erscheinen,<br />

Als Peter Bernardones niedrer Sohn,<br />

Mocht’ er auch ärmlich und verächtlich scheinen,<br />

Nein, kund tat er vor Innocenzens Thron<br />

Den strengen Plan mit königlicher Würde,<br />

Und der besiegelte die Stiftung schon.<br />

Dann, als die Schar der Armen in der Hürde<br />

Des Hirten wuchs, des Wunderleben hier,<br />

Im Himmelsglanz, man besser singen würde,<br />

Verlieh der frommen heiligen Begier,<br />

Auf Gottes Eingebung, zum Eigentume<br />

Honorius der zweiten Krone Zier.<br />

Dann predigend, aus Durst nach Märtyrtume,<br />

Kühn in des stolzen Sultans Gegenwart,<br />

Von Christi und von seiner Folger Ruhme,<br />

61 e dinanzi a la sua spirital corte<br />

et coram patre le si fece unito;<br />

poscia di dì in dì l’amò più forte.<br />

64 Questa, privata del primo marito,<br />

millecent’ anni e più dispetta e scura<br />

fino a costui si stette sanza invito;<br />

67 né valse udir che la trovò sicura<br />

con Amiclate, al suon de la sua voce,<br />

colui ch’a tutto ’l mondo fé paura;<br />

70 né valse esser costante né feroce,<br />

sì che, dove Maria rimase giuso,<br />

ella con Cristo pianse in su la croce.<br />

73 Ma perch’ io non proceda troppo chiuso,<br />

Francesco e Povertà per questi amanti<br />

prendi oramai nel mio parlar diffuso.<br />

76 <strong>La</strong> lor concordia e i lor lieti sembianti,<br />

amore e maraviglia e dolce sguardo<br />

facieno esser cagion di pensier santi;<br />

79 tanto che ’l venerabile Bernardo<br />

si scalzò prima, e dietro a tanta pace<br />

corse e, correndo, li parve esser tardo.<br />

82 Oh ignota ricchezza! oh ben ferace!<br />

Scalzasi Egidio, scalzasi Silvestro<br />

dietro a lo sposo, sì la sposa piace.<br />

85 Indi sen va quel padre e quel maestro<br />

con la sua donna e con quella famiglia<br />

che già legava l’umile capestro.<br />

88 Né li gravò viltà di cuor le ciglia<br />

per esser fi’ di Pietro Bernardone,<br />

né per parer dispetto a maraviglia;<br />

91 ma regalmente sua dura intenzione<br />

ad Innocenzio aperse, e da lui ebbe<br />

primo sigillo a sua religïone.<br />

94 Poi che la gente poverella crebbe<br />

dietro a costui, la cui mirabil vita<br />

meglio in gloria del ciel si canterebbe,<br />

97 di seconda corona redimita<br />

fu per Onorio da l’Etterno Spiro<br />

la santa voglia d’esto archimandrita.<br />

100 E poi che, per la sete del martiro,<br />

ne la presenza del Soldan superba<br />

predicò Cristo e li altri che ’l seguiro,


Paradies: Elfter Gesang Pagina 267<br />

Fand zur Bekehrung er das Volk zu hart,<br />

Drob, da ihm hier sein edles Werk nicht glückte,<br />

Von ihm bebaut Italiens Garten ward.<br />

Und auf Alvernas Felsenböhen drückte<br />

Das letzte Siegel noch ihm Christus ein,<br />

Das dann zwei Jahre seine Glieder schmückte.<br />

Als der, der ihn berufen, aus der Pein<br />

Zur Wonn’ ihn rief, den Lohn hier zu erwerben,<br />

Daß er sein Knecht war, niedrig, arm und klein,<br />

Empfahl er noch, als seinen rechten Erben,<br />

Den Brüdern seine Frau, ihm lieb und wert,<br />

Zu treuer Lieb’ im Leben und im Sterben.<br />

Eh’ ihrem Schoß die Seele, schon verklärt,<br />

Entfloh, heimkehrend zu des Vaters Reiche,<br />

Ward nur die Erd’ als Sarg von ihm begehrt.<br />

Jetzt denke selbst, wer dem an Würde gleiche,<br />

Der, sein Genoß, durchs Meer führt Petri Kahn,<br />

Daß er auf g’radem Weg das Ziel erreiche.<br />

<strong>Die</strong>s Amt hatt’ unser Patriarch empfah’n,<br />

Und gute Ware trägt auf deiner Reise,<br />

Wer treu ihm folgt auf der befohlnen Bahn.<br />

Doch deine Herd’ ist jetzt nach neuer Speise<br />

So lüstern, daß sie üppig hüpft und springt<br />

Und sich zerstreut und irrt vom rechten Gleise.<br />

Je weiter hin der Schäflein Herde dringt,<br />

Dem Hirten fern sich irrend zu zerstreuen,<br />

Je minder Milch zum Stalle jedes bringt.<br />

Wohl gibt’s noch welche, die den Schaden scheuen.<br />

<strong>Die</strong> folgen, angedrängt dem Hirten, nach,<br />

Doch wenig Tuch gibt Kutten diesen Treuen.<br />

Jetzt aber, war mein Wort nicht trüb und schwach,<br />

Verblieb dein Ohr, aufmerksam meinen Lehren,<br />

Rufst du zurück dem Geiste, was ich sprach,<br />

Dann wird’s Befried’gung deinem Wunsch gewähren,<br />

Dann zeigt der Baum, von dem ich pflückte, sich,<br />

Und meines Tadels Grund wird sich erklären:<br />

103 e per trovare a conversione acerba<br />

troppo la gente e per non stare indarno,<br />

redissi al frutto de l’italica erba,<br />

106 nel crudo sasso intra Tevero e Arno<br />

da Cristo prese l’ultimo sigillo,<br />

che le sue membra due anni portarno.<br />

109 Quando a colui ch’a tanto ben sortillo<br />

piacque di trarlo suso a la mercede<br />

ch’el meritò nel suo farsi pusillo,<br />

112 a’ frati suoi, sì com’ a giuste rede,<br />

raccomandò la donna sua più cara,<br />

e comandò che l’amassero a fede;<br />

115 e del suo grembo l’anima preclara<br />

mover si volle, tornando al suo regno,<br />

e al suo corpo non volle altra bara.<br />

118 Pensa oramai qual fu colui che degno<br />

collega fu a mantener la barca<br />

di Pietro in alto mar per dritto segno;<br />

121 e questo fu il nostro patrïarca;<br />

per che qual segue lui, com’ el comanda,<br />

discerner puoi che buone merce carca.<br />

124 Ma ’l suo pecuglio di nova vivanda<br />

è fatto ghiotto, sì ch’esser non puote<br />

che per diversi salti non si spanda;<br />

127 e quanto le sue pecore remote<br />

e vagabunde più da esso vanno,<br />

più tornano a l’ovil di latte vòte.<br />

130 Ben son di quelle che temono ’l danno<br />

e stringonsi al pastor; ma son sì poche,<br />

che le cappe fornisce poco panno.<br />

133 Or, se le mie parole non son fioche,<br />

se la tua audïenza è stata attenta,<br />

se ciò ch’è detto a la mente revoche,<br />

136 in parte fia la tua voglia contenta,<br />

perché vedrai la pianta onde si scheggia,<br />

e vedra’ il corrègger che argomenta<br />

Wo wohl gedeiht, wer nicht dem Wahne wich.“ 139 “U’ ben s’impingua, se non si vaneggia ” .“


Seite 268 Paradiso: Canto XII<br />

Zwölfter Gesang Canto XII<br />

Sobald mir nur das letzte Wort erschollen,<br />

Das aus der sel’gen Himmelsflamme drang,<br />

Begann die heil’ge Mühl’ im Kreis zu rollen.<br />

Doch eh’ sie rundherum sich völlig schwang,<br />

War sie umringt von einem zweiten Kranze,<br />

Eingreifend Tanz in Tanz und Sang in Sang;<br />

Sang, hold verhaucht bei diesem Strahlentanze,<br />

Dem unsrer Musen und Sirenen Lied<br />

So weicht, wie Widerschein dem ersten Glanze.<br />

Wie auf Gewölk, das leicht das Blau umsieht,<br />

Man zwei gleichfarb’ge, gleichgespannte Bogen,<br />

Wenn Juno ihrer Magd befiehlt, ersieht,<br />

Erzeugt vom innern der, der ihm umzogen –<br />

Der Rede jener gleich, die Liebesglut,<br />

Wie Sonnenglut die Dünste, weggesogen –<br />

<strong>Die</strong> Bogen, die nach allgemeiner Flut<br />

Der Herr dem Noah zeigte, zum Beweise<br />

Des Bunds, durch den die Erde sicher ruht; –<br />

So drehte jetzt um uns sich gleicherweise<br />

Der ew’gen Rosen schöner Doppelkranz,<br />

So glich der äußere dem innern Kreise.<br />

Und als zuletzt der festlich frohe Tanz,<br />

<strong>Die</strong> Lust des Sangs, der lichten Flammen schweben,<br />

Das Spiegeln einer in der andern Glanz,<br />

Still ward in einem Nu, mit gleichem Streben,<br />

Wie sich die Augen, wenn es dem gefällt,<br />

Der sie bewegt, verschließen und erheben;<br />

Klang aus dem Kreis, von neuem Licht erhellt,<br />

Ein <strong>La</strong>ut, nach dem ich mich so eilig kehrte,<br />

Wie der Magnet nach seinem Sterne schnellt.<br />

Er sprach: <strong>Die</strong> Liebe, die mich schön verklärte,<br />

Ist’s, die vom zweiten Hort mich sprechen heißt,<br />

Durch den man hier so hoch den meinen ehrte.<br />

Vom andern spreche, wer den einen preist,<br />

Zusammen glänzt’ ihr Ruhm, so wie sie stritten<br />

Für einen Zweck und mit gleich tapferm Geist.<br />

Des Heilands Heer, für welches schwer gelitten,<br />

Der’s neu bewehrt, zog zweifelnd und voll Leid<br />

Der Fahne nach, schwach und mit trägen Schritten,<br />

Als er, der herrscht in Zeit und Ewigkeit,<br />

Den Kriegern half, die hart gefährdet waren,<br />

Aus Gnad’ und nicht ob ihrer Würdigkeit;<br />

1 Sì tosto come l’ultima parola<br />

la benedetta fiamma per dir tolse,<br />

a rotar cominciò la santa mola;<br />

4 e nel suo giro tutta non si volse<br />

prima ch’un’altra di cerchio la chiuse,<br />

e moto a moto e canto a canto colse;<br />

7 canto che tanto vince nostre muse,<br />

nostre serene in quelle dolci tube,<br />

quanto primo splendor quel ch’e’ refuse.<br />

10 Come si volgon per tenera nube<br />

due archi paralelli e concolori,<br />

quando Iunone a sua ancella iube,<br />

13 nascendo di quel d’entro quel di fori,<br />

a guisa del parlar di quella vaga<br />

ch’amor consunse come sol vapori,<br />

16 e fanno qui la gente esser presaga,<br />

per lo patto che Dio con Noè puose,<br />

del mondo che già mai più non s’allaga:<br />

19 così di quelle sempiterne rose<br />

volgiensi circa noi le due ghirlande,<br />

e sì l’estrema a l’intima rispuose.<br />

22 Poi che ’l tripudio e l’altra festa grande,<br />

sì del cantare e sì del fiammeggiarsi<br />

luce con luce gaudïose e blande,<br />

25 insieme a punto e a voler quetarsi,<br />

pur come li occhi ch’al piacer che i move<br />

conviene insieme chiudere e levarsi;<br />

28 del cor de l’una de le luci nove<br />

si mosse voce, che l’ago a la stella<br />

parer mi fece in volgermi al suo dove;<br />

31 e cominciò: ” L’amor che mi fa bella<br />

mi tragge a ragionar de l’altro duca<br />

per cui del mio sì ben ci si favella.<br />

34 Degno è che, dov’ è l’un, l’altro s’induca:<br />

sì che, com’ elli ad una militaro,<br />

così la gloria loro insieme luca.<br />

37 L’essercito di Cristo, che sì caro<br />

costò a rïarmar, dietro a la ’nsegna<br />

si movea tardo, sospeccioso e raro,<br />

40 quando lo ’mperador che sempre regna<br />

provide a la milizia, ch’era in forse,<br />

per sola grazia, non per esser degna;


Paradies: Zwölfter Gesang Pagina 269<br />

Und, wie gesagt, um seine Braut zu wahren.<br />

Zwei Kämpfer rief, durch deren Wort und Tat<br />

Gesammelt wurden die zerstreuten Scharen.<br />

Woher der Zephir haucht, um am Gestad’<br />

In Tal und Au die Knospen froh zu schwellen,<br />

Wenn sich der Lenz im Schmuck Europen naht,<br />

Dort, nah dem Strand, wo hochgetürmte Wellen<br />

Weit hergewälzt, von Sturmeswut bekriegt,<br />

Dem Sonnenstrahl sich oft entgegenstellen,<br />

Dort ist der Platz, wo Callaroga liegt,<br />

Beschützt und wohlgedeckt vom großen Schilde,<br />

Auf dem der Leu obsiegt und unterliegt.<br />

Dort ward erzeugt im glücklichen Gefilde<br />

Der Glaubenstreue Buhle, der Athlet,<br />

Dem Feind ein Graus, den Seinigen voll Milde. ’<br />

Dem Geist, erschaffen kaum, ward zugeweht<br />

Vom höchsten Geiste Kraft und hohe Gabe,<br />

Und ungeboren war er schon Propbet.<br />

Als mit der Glaubenstreue drauf der Knabe<br />

Verlöbnis hielt, vom heil’gen Quell benetzt,<br />

Wo gegenseit’ges Heil die Morgengabe,<br />

Da ward die Zeugin, die Sein Ja! ersetzt,<br />

Schon von der Wunderfrucht, die ihm entsprieße,<br />

Und seiner Schul’, im Traumgesicht ergetzt.<br />

Und daß sich, was er war, erkennen ließe,<br />

Gebot ein Geist, vom Himmel hergesandt,<br />

Daß man nach ihm, der ihn besaß, ihn hieße.<br />

Dominikus ward er darum benannt,<br />

Der Gärtner, welchen als Gehilfen Christus<br />

Für seinen Garten wählt’ und sich verband.<br />

Wohl schien er Bot’ und treuer Knecht von Christus,<br />

Wie das, was er zuerst geliebt, bezeugt,<br />

Denn er vollzog den ersten Rat von Christus.<br />

Wohl fand ihn öfters die, so ihn gesäugt,<br />

Am Boden liegend, wach, in tiefem Schweigen,<br />

Als spräch’ er aus: Hierzu bin ich gezeugt.<br />

O du, sein Vater, Felix wahr und eigen!<br />

O Mutter, wahrhaft als Johann’ erblüht,<br />

Wenn wir bis zu des Namens Wurzel steigen!<br />

Nicht für die Welt, für die man jetzt sich müht,<br />

Nach des von Ostia, des Thaddäus Lehren,<br />

Nein, fürs wahrhafte Manna nur entglüht,<br />

43 e, come è detto, a sua sposa soccorse<br />

con due campioni, al cui fare, al cui dire<br />

lo popol disvïato si raccorse.<br />

46 In quella parte ove surge ad aprire<br />

Zefiro dolce le novelle fronde<br />

di che si vede Europa rivestire,<br />

49 non molto lungi al percuoter de l’onde<br />

dietro a le quali, per la lunga foga,<br />

lo sol talvolta ad ogne uom si nasconde,<br />

52 siede la fortunata Calaroga<br />

sotto la protezion del grande scudo<br />

in che soggiace il leone e soggioga:<br />

55 dentro vi nacque l’amoroso drudo<br />

de la fede cristiana, il santo atleta<br />

benigno a’ suoi e a’ nemici crudo;<br />

58 e come fu creata, fu repleta<br />

sì la sua mente di viva vertute,<br />

che, ne la madre, lei fece profeta.<br />

61 Poi che le sponsalizie fuor compiute<br />

al sacro fonte intra lui e la Fede,<br />

u’ si dotar di mutüa salute,<br />

64 la donna che per lui l’assenso diede,<br />

vide nel sonno il mirabile frutto<br />

ch’uscir dovea di lui e de le rede;<br />

67 e perché fosse qual era in costrutto,<br />

quinci si mosse spirito a nomarlo<br />

del possessivo di cui era tutto.<br />

70 Domenico fu detto; e io ne parlo<br />

sì come de l’agricola che Cristo<br />

elesse a l’orto suo per aiutarlo.<br />

73 Ben parve messo e famigliar di Cristo:<br />

ché ’l primo amor che ’n lui fu manifesto,<br />

fu al primo consiglio che diè Cristo.<br />

76 Spesse fïate fu tacito e desto<br />

trovato in terra da la sua nutrice,<br />

come dicesse: ’Io son venuto a questo’.<br />

79 Oh padre suo veramente Felice!<br />

oh madre sua veramente Giovanna,<br />

se, interpretata, val come si dice!<br />

82 Non per lo mondo, per cui mo s’affanna<br />

di retro ad Ostïense e a Taddeo,<br />

ma per amor de la verace manna


Seite 270 Paradiso: Canto XII<br />

Sollt’ er als Lehrer bald sich groß bewähren,<br />

Den Weinberg pflegend, der bald Unkraut trägt,<br />

Wenn nicht des Winzers Hand’ ihm emsig wehren.<br />

Vom Stuhl, der einst die Armen mild gehegt –<br />

Einst, nicht durch Schuld des Stuhls – durch dessen<br />

Sünden<br />

Der sitzt, und aus der Art der Väter schlägt,<br />

Erbat er Zehnten nicht, noch fette Pfründen,<br />

Erlaubnis nicht, Ablaß und Heil für Geld,<br />

Um drei und vier für zehen, zu verkünden;<br />

Nein die, zu kämpfen mit der irren Welt,<br />

Durch jenen Samen, dem die Bäum’ entspringen,<br />

<strong>Die</strong>, zweimal zwölf, sich um dich her gestellt,<br />

<strong>Die</strong> Pflichten des Apostels zu vollbringen,<br />

Strebt’ auf sein Will’ und seine Wissenschaft,<br />

Gleich Strömen, die aus tiefer Ader Springen.<br />

Und ihre Wellen stürzten grausenhaft<br />

Auf ketzerisch Gestrüpp, es auszubrechen,<br />

Und mit dem Widerstand wuchs ihre Kraft.<br />

Er gab darauf den Ursprung manchen Bächen,<br />

<strong>Die</strong> hinzieh’n durch der Kirche Gartenland,<br />

Drob ihre Bäume schönre Frucht versprechen –<br />

Wenn so ein Rad des Kriegeswagens stand,<br />

Auf dem den Kampf die heil’ge Kirche wagte,<br />

Als sie die innern Meut’rer überwand,<br />

So muß dir jetzt, wie hoch das andre ragte<br />

An Trefflichkeit, vollkommen deutlich sein,<br />

Und was von ihm dir Thomas Gutes sagte.<br />

Allein das Gleis hält jetzo niemand ein,<br />

Das in den Grund der Schwung des Rades prägte,<br />

Und Essig wird, was vormals süßer Wein.<br />

<strong>Die</strong> Schar, die seiner Spur zu folgen pflegte,<br />

Hat jetzt der Füße Stellung ganz gewandt<br />

Und geht zurück, wo er sich vorbewegte.<br />

Wie schlecht die Saat ist, wird euch bald bekannt,<br />

Denn bei der Ernte wird das Korn erlesen<br />

Und eingescheuert, doch der Lolch verbrannt.<br />

Zwar, will man Blatt für Blatt das Buch durchlesen,<br />

Das unsre Namen zeigt, so sagt ein Blatt<br />

Noch hier und dort: Ich bin, was ich gewesen.<br />

Doch nicht Casal, noch Aquasparta hat<br />

Dergleichen Glieder unsrer Schar gegeben,<br />

Da der zu streng ist, der zu schlaff und matt.<br />

85 in picciol tempo gran dottor si feo;<br />

tal che si mise a circüir la vigna<br />

che tosto imbianca, se ’l vignaio è reo.<br />

88 E a la sedia che fu già benigna<br />

più a’ poveri giusti, non per lei,<br />

ma per colui che siede, che traligna,<br />

91 non dispensare o due o tre per sei,<br />

non la fortuna di prima vacante,<br />

non decimas, quae sunt pauperum Dei,<br />

94 addimandò, ma contro al mondo errante<br />

licenza di combatter per lo seme<br />

del qual ti fascian ventiquattro piante.<br />

97 Poi, con dottrina e con volere insieme,<br />

con l’officio appostolico si mosse<br />

quasi torrente ch’alta vena preme;<br />

100 e ne li sterpi eretici percosse<br />

l’impeto suo, più vivamente quivi<br />

dove le resistenze eran più grosse.<br />

103 Di lui si fecer poi diversi rivi<br />

onde l’orto catolico si riga,<br />

sì che i suoi arbuscelli stan più vivi.<br />

106 Se tal fu l’una rota de la biga<br />

in che la Santa Chiesa si difese<br />

e vinse in campo la sua civil briga,<br />

109 ben ti dovrebbe assai esser palese<br />

l’eccellenza de l’altra, di cui Tomma<br />

dinanzi al mio venir fu sì cortese.<br />

112 Ma l’orbita che fé la parte somma<br />

di sua circunferenza, è derelitta,<br />

sì ch’è la muffa dov’ era la gromma.<br />

115 <strong>La</strong> sua famiglia, che si mosse dritta<br />

coi piedi a le sue orme, è tanto volta,<br />

che quel dinanzi a quel di retro gitta;<br />

118 e tosto si vedrà de la ricolta<br />

de la mala coltura, quando il loglio<br />

si lagnerà che l’arca li sia tolta.<br />

121 Ben dico, chi cercasse a foglio a foglio<br />

nostro volume, ancor troveria carta<br />

u’ leggerebbe “I’ mi son quel ch’i’ soglio ” ;<br />

124 ma non fia da Casal né d’Acquasparta,<br />

là onde vegnon tali a la scrittura,<br />

ch’uno la fugge e altro la coarta.


Paradies: Dreizehnter Gesang Pagina 271<br />

Jetzt wiss’, ich bin Buonaventuras Leben,<br />

Von Bagnoregio, und gering erschien<br />

Beim großen Amt mir jedes andre Streben.<br />

Hier sind Jlluminat und Augustin,<br />

Zwei von den ersten barfußarmen Scharen,<br />

<strong>Die</strong> durch den Strick in Gottes Huld gedieh’n.<br />

Hier sind der von Sankt Viktor zu gewahren,<br />

Und Mangiador, der Spanier Peter dann,<br />

Des Ruhm der Welt zwölf Bücher offenbaren.<br />

Nathan der Seher, Erzbischof Johann,<br />

Anselm, Donat, der sich dem Werke weihte,<br />

Des sich die erste Kunst berühren kann.<br />

Ruban ist hier; und solchen Brüdern reihte<br />

Sich dieser an, begabt mit Sehergeist<br />

Abt Joachim, helleuchtend mir zur Seite.<br />

Wenn solchen Kämpfer meine Rede preist,<br />

So ist’s des Thomas liebentflammte Weise,<br />

<strong>Die</strong> mit sich fort auch meine Rede reißt,<br />

127 Io son la vita di Bonaventura<br />

da Bagnoregio, che ne’ grandi offici<br />

sempre pospuosi la sinistra cura.<br />

130 Illuminato e Augustin son quici,<br />

che fuor de’ primi scalzi poverelli<br />

che nel capestro a Dio si fero amici.<br />

133 Ugo da San Vittore è qui con elli,<br />

e Pietro Mangiadore e Pietro Spano,<br />

lo qual giù luce in dodici libelli;<br />

136 Natàn profeta e ’l metropolitano<br />

Crisostomo e Anselmo e quel Donato<br />

ch’a la prim’ arte degnò porre mano.<br />

139 Rabano è qui, e lucemi dallato<br />

il calavrese abate Giovacchino<br />

di spirito profetico dotato.<br />

142 Ad inveggiar cotanto paladino<br />

mi mosse l’infiammata cortesia<br />

di fra Tommaso e ’l discreto latino;<br />

Und mit mir fortzieht all in diesem Kreise. 145 e mosse meco questa compagnia.“<br />

Dreizehnter Gesang Canto XIII<br />

Wer wohl verstehn will, was ich nun gesehen,<br />

Bild’ itzt sich ein und lass im Geist das Bild,<br />

Indes ich spreche, fest, wie Felsen, stehen,<br />

Fünfzehen Sterne, die man am Gefild<br />

Des Himmels in verschiedner Gegend findet,<br />

So glanzvoll, daß ihr Licht durch Nebel quillt;<br />

Den Wagen, der um unsern Pol sich windet,<br />

Und sein Gewölb’ bei Tag und Nacht durchreist,<br />

Drob er beim Deichselwenden nicht verschwindet;<br />

Bild’ ein sich, was der Mund des Hornes weist,<br />

Das anfängt an der Himmelsachse Grenzen,<br />

Um die das erste Rad nie rastend kreist;<br />

<strong>Die</strong> Sterne denk’ er sich in zweien Kränzen,<br />

<strong>Die</strong>, dem gleich, der sich zur Erinnrung flicht<br />

An Ariadnens Tod, am Himmel glänzen,<br />

Umringt den einen von des andern Licht,<br />

Und beid’ im Kreis gedreht in solcher Weise,<br />

Daß dem, der vorgeht, der, so folgt, entspricht;<br />

Dann glaub’ er, daß sich ihm ein Schatten weise<br />

Des wahren Sternbilds, welches, zweigereiht,<br />

Den Punkt, auf dem ich stand, umtanzt’ im Kreise.<br />

1 Imagini, chi bene intender cupe<br />

quel ch’i’ or vidi – e ritegna l’image,<br />

mentre ch’io dico, come ferma rupe – ,<br />

4 quindici stelle che ’n diverse plage<br />

lo ciel avvivan di tanto sereno<br />

che soperchia de l’aere ogne compage;<br />

7 imagini quel carro a cu’ il seno<br />

basta del nostro cielo e notte e giorno,<br />

sì ch’al volger del temo non vien meno;<br />

10 imagini la bocca di quel corno<br />

che si comincia in punta de lo stelo<br />

a cui la prima rota va dintorno,<br />

13 aver fatto di sé due segni in cielo,<br />

qual fece la figliuola di Minoi<br />

allora che sentì di morte il gelo;<br />

16 e l’un ne l’altro aver li raggi suoi,<br />

e amendue girarsi per maniera<br />

che l’uno andasse al primo e l’altro al poi;<br />

19 e avrà quasi l’ombra de la vera<br />

costellazione e de la doppia danza<br />

che circulava il punto dov’ io era:


Seite 272 Paradiso: Canto XIII<br />

Denn was wir kennen, steht ihm nach, so weit,<br />

Als nur der Chiana träger <strong>La</strong>uf dem Rollen<br />

Des fernsten Himmels weicht an Schnelligkeit.<br />

Dort sang man nicht von Bacchus, von Apollen,<br />

Nein, drei in einem – Gott und Mensch nur eins,<br />

<strong>Die</strong> Lieder waren’s, welche dort erschollen.<br />

Als Sang und Tanz des heiligen Vereins<br />

Vollbracht war, wandt’ er sich zu uns, von Streben<br />

Zu Streben, ewig froh des sel’gen Seins.<br />

Und jenes Licht hört’ ich die Stimm’ erheben<br />

Im eintrachtsvollen Kreis, das mir vorher<br />

Erzählt des heil’gen Armen Wunderleben.<br />

Es sprach zu mir: Das eine Stroh ist leer<br />

Und wohlverwahrt die Saat, allein entglommen<br />

Von süßer Liebe, dresch’ ich dir noch mehr.<br />

Du glaubst: Der Brust, aus der die Ripp’ entnommen<br />

Zum Stoff des Weibes, deren Gaum hernach<br />

Der ganzen Welt so hoch zu stehn gekommen,<br />

Und jener, die, als sie der Speer durchstach,<br />

So nach wie vor so große G’nüge brachte,<br />

Daß sie die Macht jedweder Sünde brach,<br />

Sei alles Licht, das je dem Menschen lachte,<br />

Und des er fähig ist, voll eingehaucht<br />

Von jener Kraft, die jen’ und diese machte;<br />

Und staunst, daß ich vorhin das Wort gebraucht:<br />

Der fünfte Glanz sei bis zum tiefsten Grunde<br />

Der Weisheit, wie kein zweiter mehr, getaucht.<br />

Erschließ itzt wohl die Augen meiner Kunde;<br />

Mein Wort und deinen Glauben siehst du dann<br />

Im Wahren, wie den Mittelpunkt im Runde.<br />

Das, was nicht stirbt, und das, was sterben kann,<br />

Ist nur als Glanz von der Idee erschienen,<br />

<strong>Die</strong>, liebreich zeugend, unser Heer ersann.<br />

Denn jenes Licht des Lebens, das entschienen<br />

Dem ew’gen Lichtquell, ewig mit ihm eins,<br />

Und mit der Lieb’, als dritter, eins in ihnen,<br />

Eint gnädiglich die Strahlen seines Scheins<br />

Sie, wie in Spiegeln, in neun Himmeln zeigend,<br />

Im ewigen Verein des einen Seins.<br />

Von dort sich zu den letzten Kräften neigend,<br />

Wird schwächer dann der Glanz von Grad zu Grad,<br />

Zuletzt nur Dinge kurzer Dauer zeugend.<br />

22 poi ch’è tanto di là da nostra usanza,<br />

quanto di là dal mover de la Chiana<br />

si move il ciel che tutti li altri avanza.<br />

25 Lì si cantò non Bacco, non Peana,<br />

ma tre persone in divina natura,<br />

e in una persona essa e l’umana.<br />

28 Compié ’l cantare e ’l volger sua misura;<br />

e attesersi a noi quei santi lumi,<br />

felicitando sé di cura in cura.<br />

31 Ruppe il silenzio ne’ concordi numi<br />

poscia la luce in che mirabil vita<br />

del poverel di Dio narrata fumi,<br />

34 e disse: ” Quando l’una paglia è trita,<br />

quando la sua semenza è già riposta,<br />

a batter l’altra dolce amor m’invita.<br />

37 Tu credi che nel petto onde la costa<br />

si trasse per formar la bella guancia<br />

il cui palato a tutto ’l mondo costa,<br />

40 e in quel che, forato da la lancia,<br />

e prima e poscia tanto sodisfece,<br />

che d’ogne colpa vince la bilancia,<br />

43 quantunque a la natura umana lece<br />

aver di lume, tutto fosse infuso<br />

da quel valor che l’uno e l’altro fece;<br />

46 e però miri a ciò ch’io dissi suso,<br />

quando narrai che non ebbe ’l secondo<br />

lo ben che ne la quinta luce è chiuso.<br />

49 Or apri li occhi a quel ch’io ti rispondo,<br />

e vedräi il tuo credere e ’l mio dire<br />

nel vero farsi come centro in tondo.<br />

52 Ciò che non more e ciò che può morire<br />

non è se non splendor di quella idea<br />

che partorisce, amando, il nostro Sire;<br />

55 ché quella viva luce che sì mea<br />

dal suo lucente, che non si disuna<br />

da lui né da l’amor ch’a lor s’intrea,<br />

58 per sua bontate il suo raggiare aduna,<br />

quasi specchiato, in nove sussistenze,<br />

etternalmente rimanendosi una.<br />

61 Quindi discende a l’ultime potenze<br />

giù d’atto in atto, tanto divenendo,<br />

che più non fa che brevi contingenze;


Paradies: Dreizehnter Gesang Pagina 273<br />

<strong>Die</strong> Dinge, die mein Wort bezeichnet hat,<br />

Sind die Erschaffnen, welche die Bewegung<br />

Des Himmels zeugt, so mit wie ohne Saat.<br />

Ihr Wachs ist ungleich, und die Kraft der Prägung<br />

Und von des Urgedankens Glanz gewahrt<br />

Man drum hier schwächere, dort stärkre Regung;<br />

Daher denn auch von Bäumen gleicher Art<br />

Bald bessere, bald schlechtre Früchte kommen,<br />

Und euch verschiedne Kraft des Geistes ward –<br />

War’ irgendwo das Wachs rein und vollkommen,<br />

Und ausgeprägt mit höchster Himmelskraft,<br />

Rein würde das Gepräg’ dann wahrgenommen.<br />

Doch die Natur gibt’s immer mangelhaft<br />

Und wirkt dem Künstler gleich, der wohl vertrauen<br />

Der Übung kann, doch dessen Hand erschlafft.<br />

Drum, bildet heiße Lieb’ und klares Schauen<br />

Der ersten Kraft, dann wird sie, rein und groß,<br />

Vollkommenes erschaffen und erbauen.<br />

So ward gewürdiget der Erdenkloß,<br />

<strong>Die</strong> tierische Vollkommenheit zu zeigen,<br />

Und so geschwängert ward der Jungfrau Schoß.<br />

Darum ist deine Meinung mir auch eigen:<br />

Daß menschliche Natur in jenen zwei’n<br />

Am höchsten stieg und nie wird höher steigen.<br />

Hielt’ ich mit meinen Lehren jetzo ein,<br />

So würdest du die Frage nicht verschieben:<br />

Wie könnt’ ein dritter ohnegleichen sein?<br />

Doch, daß erscheine, was versteckt geblieben,<br />

So denke, wer er war, und was zum Fleh’n,<br />

Als ihm gesagt ward: ” Bitt’!“ ihn angetrieben.<br />

Aus meiner Rede konntest du ersehn:<br />

Als König fleht’ er um Verstand, beflissen,<br />

Damit dem Reiche g’nügend vorzustehn,<br />

Nicht um der Himmelslenker Zahl zu wissen,<br />

Nicht, ob Notwend’ges und Zufälligkeit<br />

Notwendiges als Schluß ergeben müssen;<br />

Nicht, was zuerst bewegt, Bewegung leiht;<br />

Nicht, ob ein Dreieck in dem halben Kreise<br />

Noch anderen, als rechten Winkel, beut –<br />

Was ich gemeint, erhellt aus dem Beweise.<br />

Du siehst: eine Seher sondergleichen war<br />

Durch Königsklugheit jener hohe Weise,<br />

64 e queste contingenze essere intendo<br />

le cose generate, che produce<br />

con seme e sanza seme il ciel movendo.<br />

67 <strong>La</strong> cera di costoro e chi la duce<br />

non sta d’un modo; e però sotto ’l segno<br />

idëale poi più e men traluce.<br />

70 Ond’ elli avvien ch’un medesimo legno,<br />

secondo specie, meglio e peggio frutta;<br />

e voi nascete con diverso ingegno.<br />

73 Se fosse a punto la cera dedutta<br />

e fosse il cielo in sua virtù supprema,<br />

la luce del suggel parrebbe tutta;<br />

76 ma la natura la dà sempre scema,<br />

similemente operando a l’artista<br />

ch’a l’abito de l’arte ha man che trema.<br />

79 Però se ’l caldo amor la chiara vista<br />

de la prima virtù dispone e segna,<br />

tutta la perfezion quivi s’acquista.<br />

82 Così fu fatta già la terra degna<br />

di tutta l’animal perfezïone;<br />

così fu fatta la Vergine pregna;<br />

85 sì ch’io commendo tua oppinïone,<br />

che l’umana natura mai non fue<br />

né fia qual fu in quelle due persone.<br />

88 Or s’i’ non procedesse avanti piùe,<br />

’Dunque, come costui fu sanza pare?’<br />

comincerebber le parole tue.<br />

91 Ma perché paia ben ciò che non pare,<br />

pensa chi era, e la cagion che ’l mosse,<br />

quando fu detto “Chiedi, ” a dimandare.<br />

94 Non ho parlato sì, che tu non posse<br />

ben veder ch’el fu re, che chiese senno<br />

acciò che re sufficïente fosse;<br />

97 non per sapere il numero in che enno<br />

li motor di qua sù, o se necesse<br />

con contingente mai necesse fenno;<br />

100 non si est dare primum motum esse,<br />

o se del mezzo cerchio far si puote<br />

trïangol sì ch’un retto non avesse.<br />

103 Onde, se ciò ch’io dissi e questo note,<br />

regal prudenza è quel vedere impari<br />

in che lo stral di mia intenzion percuote;


Seite 274 Paradiso: Canto XIII<br />

Auch ist mein Wort: dem nie ein zweiter, klar;<br />

Von Kön’gen sprach ich nur an jenem Orte,<br />

<strong>Die</strong> selten gute sind, ob viele zwar.<br />

Mit diesem Unterschied nimm meine Worte,.<br />

Daß nicht im Streit damit dein Glaube sei<br />

Vom ersten Vater und von unserm Horte.<br />

Und dieses leg’ an deine Füße Blei<br />

Und mache schwer dich, gleich dem Müden, gehen<br />

Zum Ja! und Nein! wo nicht dein Auge frei,<br />

Weil die selbst unter Toren niedrig stehen,<br />

<strong>Die</strong> sich zum Ja und Nein, ohn’ Unterschied,<br />

Gar schnell entschließen, eh’ sie deutlich sehen;<br />

Drob sich die Meinung, wie es oft geschieht,<br />

Zum Irrtum neigt, und dann im Drang des Lebens<br />

<strong>Die</strong> Leidenschaft das Urteil mit sich zieht –<br />

Wer nach der Wahrheit fischt und, irren Strebens,<br />

<strong>Die</strong> Kunst nicht kennt, der kehrt nicht, wie er geht,<br />

Und schifft vom Strand drum schlimmer als vergebens,<br />

Wie ihr dies an Melissus deutlich seht<br />

Und an Parmenides und andern vielen,<br />

<strong>Die</strong> gingen, eh’ sie nach dem Ziel gespäht;<br />

Drob Arius und Sabell in Torheit fielen.<br />

Gleich Schwertern waren sie dem heil’gen Wort<br />

Und machten die geraden Blicke schielen.<br />

Nicht reiß’ euch Wahn zum schnellen Urteil fort,<br />

Gleich denen, die das Korn zu schätzen wagen,<br />

Das eh’ es reift, vielleicht im Feld verdorrt.<br />

Denn öfters sah ich erst in Wintertagen<br />

Den Dornenbusch gar rauh und stachlicht stehn.<br />

Und auf dem Gipfel dann die Rose tragen.<br />

Und manches Schiff hab’ ich im Meer gesehn,<br />

Gerad’ und flink auf allen seinen Wegen,<br />

Und doch zuletzt am Hafen untergehn.<br />

Nicht glauben möge Hinz und Kunz deswegen,<br />

Weil dieser stiehlt und der als frommer Mann<br />

Der Kirche schenkt, mit Gott schon Rat zu pflegen.<br />

106 e se al “surse ” drizzi li occhi chiari,<br />

vedrai aver solamente respetto<br />

ai regi, che son molti, e ’ buon son rari.<br />

109 Con questa distinzion prendi ’l mio detto;<br />

e così puote star con quel che credi<br />

del primo padre e del nostro Diletto.<br />

112 E questo ti sia sempre piombo a’ piedi,<br />

per farti mover lento com’ uom lasso<br />

e al sì e al no che tu non vedi:<br />

115 ché quelli è tra li stolti bene a basso,<br />

che sanza distinzione afferma e nega<br />

ne l’un così come ne l’altro passo;<br />

118 perch’ elli ’ncontra che più volte piega<br />

l’oppinïon corrente in falsa parte,<br />

e poi l’affetto l’intelletto lega.<br />

121 Vie più che ’ndarno da riva si parte,<br />

perché non torna tal qual e’ si move,<br />

chi pesca per lo vero e non ha l’arte.<br />

124 E di ciò sono al mondo aperte prove<br />

Parmenide, Melisso e Brisso e molti,<br />

li quali andaro e non sapëan dove;<br />

127 sì fé Sabellio e Arrio e quelli stolti<br />

che furon come spade a le Scritture<br />

in render torti li diritti volti.<br />

130 Non sien le genti, ancor, troppo sicure<br />

a giudicar, sì come quei che stima<br />

le biade in campo pria che sien mature;<br />

133 ch’i’ ho veduto tutto ’l verno prima<br />

lo prun mostrarsi rigido e feroce,<br />

poscia portar la rosa in su la cima;<br />

136 e legno vidi già dritto e veloce<br />

correr lo mar per tutto suo cammino,<br />

perire al fine a l’intrar de la foce.<br />

139 Non creda donna Berta e ser Martino,<br />

per vedere un furare, altro offerere,<br />

vederli dentro al consiglio divino;<br />

Da der erstehn und jener fallen kann. 142 ché quel può surgere, e quel può cadere.“


Paradies: Vierzehnter Gesang Pagina 275<br />

Vierzehnter Gesang Canto XIV<br />

Vom Rand zur Mitte sieht man Wasser rinnen<br />

Im runden Napf, vom Mittelpunkt zum Rand,<br />

Je wie man’s treibt nach außen oder innen.<br />

<strong>Die</strong>s war’s, was jetzt vor meiner Seele stand,<br />

Als stille schwieg des Thomas heil’ges Leben<br />

Und süß verhallend seine Stimme schwand,<br />

Ob jener Ähnlichkeit, die sich ergeben,<br />

Da er erst sprach, dann Beatricens Mund,<br />

Der’s jetzt gefiel, die Stimme zu erheben:<br />

” Ihm tut es not, obwohl er’s euch nicht kund<br />

In Worten gibt, noch läßt im Innern lesen,<br />

Zu späh’n nach einer andern Wahrheit Grund.<br />

Sagt ihm, ob dieses Licht, das euer Wesen<br />

So schön umblüht, euch ewig bleiben wird<br />

Im selben Glanze, wie’s bis jetzt gewesen.<br />

Und, bleibt’s. So sagt, damit er nimmer irrt,<br />

Wie, wenn ihr werdet wieder sichtbar werden,<br />

Es euren Blick nicht blendet und verwirrt.“<br />

Wie mit verstärkter Lust oft hier auf Erden<br />

<strong>Die</strong> Tanzenden im heitern Ringeltanz<br />

<strong>Die</strong> Stimm’ erhöh’n und froher sich gebärden;<br />

So zeigte neue Lust der Doppelkranz,<br />

Als sie ihn bat, so rasch, doch fromm-bescheiden,<br />

In freud’gem Dreh’n und Wundersang und Glanz –<br />

Wer klagt, daß wir den Tod auf Erden leiden,<br />

Um dort zu leben, oh, der fühlt und denkt<br />

Nicht, wie wir dort am ew’gen Tau uns weiden.<br />

Daß drei und zwei und eins, das alles lenkt<br />

Und ewig lebt in einein, zwei’n und dreien,<br />

Und, ewig unumschränkt, das All umschränkt,<br />

Gesungen ward’s in solchen Melodeien<br />

Dreimal im Chor, um vollen Lohn der Pflicht<br />

Und jeglichem Verdienste zu verleihen.<br />

Und eine Stimm’ entklang dem hellem Licht<br />

Des kleinern Kreises dann und wich an Milde<br />

Wohl der des Engels der Verkündung nicht.<br />

” Solang die Lust im himmlischen Gefilde,<br />

So lange währt auch unsre Lieb’ und tut<br />

Sich kund um uns in diesem Glanzgebilde.<br />

Und seine Klarheit, sie entspricht der Glut,<br />

<strong>Die</strong> Glut dem Schau’n, und dies wird mehr uns frommen,<br />

Je mehr auf uns die freie Gnade ruht.<br />

1 Dal centro al cerchio, e sì dal cerchio al centro<br />

movesi l’acqua in un ritondo vaso,<br />

secondo ch’è percosso fuori o dentro:<br />

4 ne la mia mente fé sùbito caso<br />

questo ch’io dico, sì come si tacque<br />

la glorïosa vita di Tommaso,<br />

7 per la similitudine che nacque<br />

del suo parlare e di quel di Beatrice,<br />

a cui sì cominciar, dopo lui, piacque:<br />

10<br />

” A costui fa mestieri, e nol vi dice<br />

né con la voce né pensando ancora,<br />

d’un altro vero andare a la radice.<br />

13 Diteli se la luce onde s’infiora<br />

vostra sustanza, rimarrà con voi<br />

etternalmente sì com’ ell’ è ora;<br />

16 e se rimane, dite come, poi<br />

che sarete visibili rifatti,<br />

esser porà ch’al veder non vi nòi.“<br />

19 Come, da più letizia pinti e tratti,<br />

a la fïata quei che vanno a rota<br />

levan la voce e rallegrano li atti,<br />

22 così, a l’orazion pronta e divota,<br />

li santi cerchi mostrar nova gioia<br />

nel torneare e ne la mira nota.<br />

25 Qual si lamenta perché qui si moia<br />

per viver colà sù, non vide quive<br />

lo refrigerio de l’etterna ploia.<br />

28 Quell’ uno e due e tre che sempre vive<br />

e regna sempre in tre e ’n due e ’n uno,<br />

non circunscritto, e tutto circunscrive,<br />

31 tre volte era cantato da ciascuno<br />

di quelli spirti con tal melodia,<br />

ch’ad ogne merto saria giusto muno.<br />

34 E io udi’ ne la luce più dia<br />

del minor cerchio una voce modesta,<br />

forse qual fu da l’angelo a Maria,<br />

37 risponder: ” Quanto fia lunga la festa<br />

di paradiso, tanto il nostro amore<br />

si raggerà dintorno cotal vesta.<br />

40 <strong>La</strong> sua chiarezza séguita l’ardore;<br />

l’ardor la visïone, e quella è tanta,<br />

quant’ ha di grazia sovra suo valore.


Seite 276 Paradiso: Canto XIV<br />

Wenn wir den heil’gen Leib neu angenommen,<br />

Wird unser Sein in höhern Gnaden stehn,<br />

Je mehr es wieder ganz ist und vollkommen.<br />

Drum wird sich das freiwill’ge Licht erhöh’n,<br />

Das wir vom höchsten Gut aus Huld empfangen,<br />

Licht, welches uns befähigt, ihn zu sehn,<br />

Und höher wird zum Schau’n der Blick gelangen,<br />

Höher die Glut sein, die dem Schau’n entglüht,<br />

Höher der Strahl, der von ihr ausgegangen.<br />

Doch, wie die Kohle, der die Flamm’ entsprüht,<br />

Sie an lebend’gem Schimmer überwindet<br />

Und wohl sich zeigt, wie hell auch jene glüht;<br />

So wird der Glanz, der jetzt schon uns umwindet,<br />

Dereinst besiegt von unsres Fleisches Schein,<br />

Wenn Gott es seiner Grabeshaft entbindet.<br />

Nicht wird uns dann so heller Glanz zur Pein;<br />

Denn stark, um alle Wonnen zu genießen,<br />

Wird jedes Werkzeug unsers Körpers sein.“ –<br />

Und Amen riefen beide Chör’ und ließen<br />

Durch Einklang wohl den Wunsch ersehn, den Drang,<br />

Sich ihren Leibern wieder anzuschließen.<br />

Und wohl für sich nicht nur, nein, zum Empfang<br />

Der Väter, Mütter und der andern Teuern,<br />

<strong>Die</strong> sie geliebt, eh’ sie die Flamm’ umschlang.<br />

Und sieh, zum Glanz von diesen ew’gen Feuern<br />

Kam gleiche Klarheit rings, wie wenn das Licht<br />

Des Tags der Sonne goldne Pfeil’ erneuern.<br />

Wie, wenn allmählich an der Abend bricht,<br />

Am Himmel Punkte, klein und bleich, erglänzen,<br />

So daß die Sach’ als wahr erscheint und nicht;<br />

So glaubt’ ich jetzt in neuen Ringeltänzen<br />

Noch zweifelnd, neue Wesen zu erspäh’n,<br />

Weit außerhalb von jenen beiden Kränzen.<br />

O wahrer Schimmer, angefacht vom Weh’n<br />

Des Heil’gen Geist’s so plötzlich hell! – Geblendet<br />

Könnt’ ihm mein Auge jetzt nicht widerstehn.<br />

Doch als ich zu Beatrix mich gewendet,<br />

War sie so lachend schön, so hochbeglückt,<br />

Daß solches Bild kein irdisch Wort vollendet.<br />

Da ward von neuer Kraft mein Aug’ entzückt;<br />

Ich schlug es auf und sah mich schon nach oben<br />

Mit ihr allein zu höherm Heil entrückt.<br />

43 Come la carne glorïosa e santa<br />

fia rivestita, la nostra persona<br />

più grata fia per esser tutta quanta;<br />

46 per che s’accrescerà ciò che ne dona<br />

di gratüito lume il sommo bene,<br />

lume ch’a lui veder ne condiziona;<br />

49 onde la visïon crescer convene,<br />

crescer l’ardor che di quella s’accende,<br />

crescer lo raggio che da esso vene.<br />

52 Ma sì come carbon che fiamma rende,<br />

e per vivo candor quella soverchia,<br />

sì che la sua parvenza si difende;<br />

55 così questo folgór che già ne cerchia<br />

fia vinto in apparenza da la carne<br />

che tutto dì la terra ricoperchia;<br />

58 né potrà tanta luce affaticarne:<br />

ché li organi del corpo saran forti<br />

a tutto ciò che potrà dilettarne.“<br />

61 Tanto mi parver sùbiti e accorti<br />

e l’uno e l’altro coro a dicer ” Amme!“<br />

che ben mostrar disio d’i corpi morti:<br />

64 forse non pur per lor, ma per le mamme,<br />

per li padri e per li altri che fuor cari<br />

anzi che fosser sempiterne fiamme.<br />

67 Ed ecco intorno, di chiarezza pari,<br />

nascere un lustro sopra quel che v’era,<br />

per guisa d’orizzonte che rischiari.<br />

70 E sì come al salir di prima sera<br />

comincian per lo ciel nove parvenze,<br />

sì che la vista pare e non par vera,<br />

73 parvemi lì novelle sussistenze<br />

cominciare a vedere, e fare un giro<br />

di fuor da l’altre due circunferenze.<br />

76 Oh vero sfavillar del Santo Spiro!<br />

come si fece sùbito e candente<br />

a li occhi miei che, vinti, nol soffriro!<br />

79 Ma Bëatrice sì bella e ridente<br />

mi si mostrò, che tra quelle vedute<br />

si vuol lasciar che non seguir la mente.<br />

82 Quindi ripreser li occhi miei virtute<br />

a rilevarsi; e vidimi translato<br />

sol con mia donna in più alta salute.


Paradies: Vierzehnter Gesang Pagina 277<br />

Wohl nahm ich wahr, ich sei emporgehoben.<br />

Denn glühend lächelte der neue Stern<br />

Und schien von ungewohntem Rot umwoben.<br />

Von Herzen, in der Sprache, welche fern<br />

Und nah gemeinsam ist den Völker Scharen,<br />

Bracht’ ich Dankopfer dar dem höchsten Herrn.<br />

Und lustentzündet könnt’ ich schon gewahren,<br />

Eh’ ich die ganze Glut ihm dargebracht,<br />

Daß angenehm dem Herrn die Opfer waren.<br />

Denn Lichter, in des Glanzes höchster Macht,<br />

Sah ich aus zweien Schimmerstreifen scheinen,<br />

Und rief: O Gott, du Schöpfer solcher Pracht! –<br />

So tut, besät mit Sternen, groß’ und kleinen, ’<br />

Galassia zwischen Pol und Pol sich kund,<br />

Von welcher dies und das die Weisen meinen,<br />

Wie diese Streifen, bildend auf dem Grund<br />

Des roten Mars das hochgeehrte Zeichen,<br />

Gleich vier Quadranten, wohlgefügt im Rund.<br />

Wohl muß die Kunst hier dem Gedächtnis weichen,<br />

Denn von dem Kreuz hernieder blitzte Christus;<br />

Wo gäb’s ein Bild, ihm würdig zu vergleichen?<br />

Doch wer sein Kreuz nimmt, folgend seinem Christus,<br />

Von ihm wird das, was ich verschwieg, verzieh’n,<br />

Denn blitzen sieht auch er im Glanze Christus.<br />

Von Arm zu Arm, vom Fuß zur Höh’ erschien<br />

Bewegtes Licht, hier hell in Glanz entbrennend,<br />

Weil sich’s verband, dort beim Vorüberzieh’n.<br />

So sieht man wohl, hier träg bewegt, dort rennend,<br />

Atome, hier g’rad’, dort krummgeschweift,<br />

Und lang und kurz, sich einend und sich trennend,<br />

Wirbelnd im Strahl, der durch den Schatten streift,<br />

Nach dem, wenn heiß die Sonnengluten flirren,<br />

Der Mensch mit Witz und Kunst begierig greift. –<br />

Und wie harmonisch <strong>La</strong>ut’ und Harfe schwirren,<br />

Sind nur die vielen Saiten rein gespannt,<br />

Ob auch im Ohr die Töne sich verwirren;<br />

So hört’ ich jetzt den Sang vom Kreuz und stand,<br />

Als ob in Lust die Sinne sich verlören,<br />

Obwohl ich von der Hymne nichts verstand.<br />

Doch hohen Preis vernahm ich in den Chören,<br />

Denn: Du erstehst und siegst! – erklang’s, und ich<br />

Glich denen, welche nicht verstehn, doch hören.<br />

85 Ben m’accors’ io ch’io era più levato,<br />

per l’affocato riso de la stella,<br />

che mi parea più roggio che l’usato.<br />

88 Con tutto ’l core e con quella favella<br />

ch’è una in tutti, a Dio feci olocausto,<br />

qual conveniesi a la grazia novella.<br />

91 E non er’ anco del mio petto essausto<br />

l’ardor del sacrificio, ch’io conobbi<br />

esso litare stato accetto e fausto;<br />

94 ché con tanto lucore e tanto robbi<br />

m’apparvero splendor dentro a due raggi,<br />

ch’io dissi: ” O Elïòs che sì li addobbi!“<br />

97 Come distinta da minori e maggi<br />

lumi biancheggia tra ’ poli del mondo<br />

Galassia sì, che fa dubbiar ben saggi;<br />

100 sì costellati facean nel profondo<br />

Marte quei raggi il venerabil segno<br />

che fan giunture di quadranti in tondo.<br />

103 Qui vince la memoria mia lo ’ngegno;<br />

ché quella croce lampeggiava Cristo,<br />

sì ch’io non so trovare essempro degno;<br />

106 ma chi prende sua croce e segue Cristo,<br />

ancor mi scuserà di quel ch’io lasso,<br />

vedendo in quell’ albor balenar Cristo.<br />

109 Di corno in corno e tra la cima e ’l basso<br />

si movien lumi, scintillando forte<br />

nel congiugnersi insieme e nel trapasso:<br />

112 così si veggion qui diritte e torte,<br />

veloci e tarde, rinovando vista,<br />

le minuzie d’i corpi, lunghe e corte,<br />

115 moversi per lo raggio onde si lista<br />

talvolta l’ombra che, per sua difesa,<br />

la gente con ingegno e arte acquista.<br />

118 E come giga e arpa, in tempra tesa<br />

di molte corde, fa dolce tintinno<br />

a tal da cui la nota non è intesa,<br />

121 così da’ lumi che lì m’apparinno<br />

s’accogliea per la croce una melode<br />

che mi rapiva, sanza intender l’inno.<br />

124 Ben m’accors’ io ch’elli era d’alte lode,<br />

però ch’a me venìa ” Resurgi“ e ” Vinci“<br />

come a colui che non intende e ode.


Seite 278 Paradiso: Canto XV<br />

Und so durchdrang hier süße Liebe mich,<br />

Daß, welche holde Band’ auch mich umfingen,<br />

Doch keins bis dahin diesem Bande glich.<br />

Vielleicht scheint sich zu kühn mein Wort zu schwingen,<br />

Nachsetzend selbst der schönen Augen paar,<br />

<strong>Die</strong> jeden Wunsch in mir zur Ruhe bringen.<br />

Doch nimmt man die lebend’gen Stempel wahr,<br />

<strong>Die</strong>, höher, immer schöneres gestalten,<br />

Und denkt, daß ich gewandt von jenen war,<br />

So wird man drob mich für entschuldigt halten<br />

Und sehn, daß ich vom Wahren nicht geirrt;<br />

Doch dürft’ auch hier die heil’ge Wonne walten,<br />

127 Ïo m’innamorava tanto quinci,<br />

che ’nfino a lì non fu alcuna cosa<br />

che mi legasse con sì dolci vinci.<br />

130 Forse la mia parola par troppo osa,<br />

posponendo il piacer de li occhi belli,<br />

ne’ quai mirando mio disio ha posa;<br />

133 ma chi s’avvede che i vivi suggelli<br />

d’ogne bellezza più fanno più suso,<br />

e ch’io non m’era lì rivolto a quelli,<br />

136 escusar puommi di quel ch’io m’accuso<br />

per escusarmi, e vedermi dir vero:<br />

ché ’l piacer santo non è qui dischiuso,<br />

<strong>Die</strong>, wie man aufsteigt, immer reiner wird. 139 perché si fa, montando, più sincero.<br />

Fünfzehnter Gesang Canto XV<br />

Gewogner Will’, in welchem immer dir<br />

Sich offen wird die echte Liebe zeigen,<br />

Wie böser Wille kund wird durch Begier,<br />

Gebot der süßen Leier Stilleschweigen<br />

Und hielt im Schwung der heil’gen Saiten ein,<br />

<strong>Die</strong> Gottes Rechte sinken macht und steigen.<br />

Wie werden taub gerechter Bitte sein<br />

Sie, die einhellig den Gesang itzt meiden,<br />

Um Mut zur Bitte selbst mir zu verleih’n.<br />

Oh, wohl verdienen ewiglich zu leiden<br />

<strong>Die</strong>, weil die Lieb’ in ihrer Brust erwacht<br />

Für Irdisches, sich jener Lieb’ entkleiden.<br />

Wie durch die Heiterkeit der stillen Nacht<br />

Oft Feuer läuft, vom Augenblick geboren,<br />

Und des Beschauers Augen zücken macht,<br />

Gleich einem Stern, der andern Platz erkoren,<br />

Nur, daß an jenem Ort, wo er entbrannt,<br />

Sich nichts verliert und er sich schnell verloren;<br />

So sah ich aus dem Arm zur rechten Hand<br />

Jetzt einen Stern zum Fuß des Kreuzes wallen,<br />

Aus jenem Sternbild, das dort glänzend stand.<br />

<strong>Die</strong> Perl’ war nicht aus ihrem Band gefallen;<br />

Sie lief am lichten Streif dahin und war<br />

Wie Feuer hinter glänzenden Kristallen.<br />

So, redet unsre größte Muse wahr,<br />

Stellt’ in Elysiums Hainen seinem Sprossen<br />

Anchises sich mit frommer Liebe dar.<br />

1 Benigna volontade in che si liqua<br />

sempre l’amor che drittamente spira,<br />

come cupidità fa ne la iniqua,<br />

4 silenzio puose a quella dolce lira,<br />

e fece quïetar le sante corde<br />

che la destra del cielo allenta e tira.<br />

7 Come saranno a’ giusti preghi sorde<br />

quelle sustanze che, per darmi voglia<br />

ch’io le pregassi, a tacer fur concorde?<br />

10 Bene è che sanza termine si doglia<br />

chi, per amor di cosa che non duri<br />

etternalmente, quello amor si spoglia.<br />

13 Quale per li seren tranquilli e puri<br />

discorre ad ora ad or sùbito foco,<br />

movendo li occhi che stavan sicuri,<br />

16 e pare stella che tramuti loco,<br />

se non che da la parte ond’ e’ s’accende<br />

nulla sen perde, ed esso dura poco:<br />

19 tale dal corno che ’n destro si stende<br />

a piè di quella croce corse un astro<br />

de la costellazion che lì resplende;<br />

22 né si partì la gemma dal suo nastro,<br />

ma per la lista radïal trascorse,<br />

che parve foco dietro ad alabastro.<br />

25 Sì pïa l’ombra d’Anchise si porse,<br />

se fede merta nostra maggior musa,<br />

quando in Eliso del figlio s’accorse.


Paradies: Fünfzehnter Gesang Pagina 279<br />

” O du, mein Blut, auf welches sich ergossen<br />

<strong>Die</strong> Gnade hat, wem hat der höchste Hort<br />

Zweimal, wie dir, des Himmels Tür erschlossen?“<br />

Mir zog den Geist zum Lichte dieses Wort;<br />

Drauf, als ich mich zu meiner Herrin wandte,<br />

Ward mir Entzückung, Staunen, hier wie dort,<br />

Weil ihr im Auge solch ein Lächeln brannte,<br />

Daß, wie ich glaubte, meins den Grund darin<br />

Von meinem Himmel, meiner Gnad’ erkannte.<br />

Der Geist dann fügte Dinge zum Beginn,<br />

Er, angenehm zu hören und zu sehen,<br />

<strong>Die</strong> ich nicht faßte vor zu tiefem Sinn.<br />

Doch wollt’ er nicht, ich soll’ ihn nicht verstehen;<br />

Es mußte sein, weil Reden solcher Art<br />

Weit übers Ziel der Menschenfassung gehen.<br />

Doch als der Schwung, in dem sich offenbart<br />

Der Liebe Glut, insoweit nachgelassen,<br />

Daß jenes Ziel nicht überflogen ward,<br />

Sprach er, was ich nun fähig war, zu fassen:<br />

” Preis dir, Dreieiner, der du auf mein Blut<br />

So reich an Gnade dich herabgelassen.“<br />

Und dann: ” Der Sehnsucht lange, süße Glut.<br />

Entflammt, da ich im großen Buch gelesen,<br />

Das kund unwandelbar die Wahrheit tut,<br />

Stillst du, mein Sohn, im Licht, aus dem mein Wesen<br />

Jetzt freudig zu dir spricht; Dank ihr, die dich<br />

Zum Flug beschwingt und dein Geleit gewesen!<br />

Du glaubst, daß alles, was du denkst, in mich<br />

Vom Urgedanken strömt; denn es entfalten<br />

<strong>Die</strong> fünf und sechs ja aus der Einheit sich;<br />

Drum fragst du nicht nach mir und meinem Walten,<br />

Und weshalb höher meine Freude scheint<br />

Als die der andern dieser Lichtgestalten.<br />

Dein Glaub’ ist wahr, weil groß und klein vereint<br />

In diesem Reich, nach jenem Spiegel blicken,<br />

Wo, eh’ du denkest, der Gedank’ erscheint,<br />

Doch, um die Lieb’, in die mit wachen Blicken<br />

Ich ewig schau’, und die die Süßigkeit<br />

Der Sehnsucht zeugt, vollkommner zu erquicken,<br />

Erklinge sicher, kühn, voll Freudigkeit<br />

<strong>Die</strong> Stimm’ in deinem Willen, deinem Sehnen,<br />

Und die Entgegnung drauf ist schon bereit.“<br />

28<br />

” O sanguis meus, o superinfusa<br />

gratïa Deï, sicut tibi cui<br />

bis unquam celi ianüa reclusa?“<br />

31 Così quel lume: ond’ io m’attesi a lui;<br />

poscia rivolsi a la mia donna il viso,<br />

e quinci e quindi stupefatto fui;<br />

34 ché dentro a li occhi suoi ardeva un riso<br />

tal, ch’io pensai co’ miei toccar lo fondo<br />

de la mia gloria e del mio paradiso.<br />

37 Indi, a udire e a veder giocondo,<br />

giunse lo spirto al suo principio cose,<br />

ch’io non lo ’ntesi, sì parlò profondo;<br />

40 né per elezïon mi si nascose,<br />

ma per necessità, ché ’l suo concetto<br />

al segno d’i mortal si soprapuose.<br />

43 E quando l’arco de l’ardente affetto<br />

fu sì sfogato, che ’l parlar discese<br />

inver’ lo segno del nostro intelletto,<br />

46 la prima cosa che per me s’intese,<br />

” Benedetto sia tu,“ fu, trino e uno,<br />

”<br />

che nel mio seme se’ tanto cortese!“<br />

49 E seguì: ” Grato e lontano digiuno,<br />

tratto leggendo del magno volume<br />

du’ non si muta mai bianco né bruno,<br />

52 solvuto hai, figlio, dentro a questo lume<br />

in ch’io ti parlo, mercé di colei<br />

ch’a l’alto volo ti vestì le piume.<br />

55 Tu credi che a me tuo pensier mei<br />

da quel ch’è primo, così come raia<br />

da l’un, se si conosce, il cinque e ’l sei;<br />

58 e però ch’io mi sia e perch’ io paia<br />

più gaudïoso a te, non mi domandi,<br />

che alcun altro in questa turba gaia.<br />

61 Tu credi ’l vero; ché i minori e ’ grandi<br />

di questa vita miran ne lo speglio<br />

in che, prima che pensi, il pensier pandi;<br />

64 ma perché ’l sacro amore in che io veglio<br />

con perpetüa vista e che m’asseta<br />

di dolce disïar, s’adempia meglio,<br />

67 la voce tua sicura, balda e lieta<br />

suoni la volontà, suoni ’l disio,<br />

a che la mia risposta è già decreta!“


Seite 280 Paradiso: Canto XV<br />

Ich sah auf sie, die, eh’ die Wort’ ertönen,<br />

Mich schon versteht, und lächelnd im Gesicht,<br />

Hieß sie mich frei des Willens Flügel dehnen.<br />

Ich sprach: ” <strong>Die</strong> Neigung und des Geistes Licht<br />

Sind, seit die erste Gleichheit ihr ergründet,<br />

Bei jeglichem von euch im Gleichgewicht,<br />

Weil euch die Sonne, die euch hellt und zündet<br />

Mit Licht und Glut, damit sogleich durchdringt,<br />

Daß man, was sonst sich gleicht, hier ungleich findet.<br />

Doch Will’ und Witz, wie sie der Mensch erringt,<br />

Sie sind aus dem euch offenbaren Grunde<br />

Mit sehr verschiedner Kraft zum Flug beschwingt.<br />

<strong>Die</strong>s fühl’ ich Sterblicher in dieser Stunde,<br />

Und danke deine Vaterliebe dir<br />

Drum mit dem Herzen nur, nicht mit dem Munde.<br />

O du lebendiger Topas, du Zier<br />

Des edlen Kleinods, hell in Glanz entglommen,<br />

Still’ itzt, dich nennend, meine Wißbegier!“<br />

” Mein Sproß, längst froh erwartet, jetzt willkommen,<br />

In mir sieh deine Wurzel!“ So der Geist,<br />

Und setzt’ hinzu, nachdem ich dies vernommen:<br />

” Und er, nach welchem dein Geschlecht sich heißt,<br />

Der hundert Jahr’ und mehr für stolzes Wesen<br />

Des Berges ersten Vorsprung schon umkreist,<br />

Er ist mein Sohn, dein Urgroßahn, gewesen,<br />

Und dir geziemt’s, von solcher langen Pein<br />

Durch gute Werk’ ihn schneller zu erlösen.<br />

Florenz, im alten Umkreis, eng und klein,<br />

Woher man jetzt noch Terzen hört und Nonen,<br />

War damals friedlich, nüchtern, keusch und rein.<br />

Nicht Kettchen hatt’ es damals noch, nicht Kronen,<br />

Nicht reichgeputzte Frau’n – kein Gürtelband,<br />

Das sehenswerter war als die Personen.<br />

Bei der Geburt des Töchterleins empfand<br />

Kein Vater Furcht, weil man zur Mitgift immer,<br />

So wie zur Zeit, die rechten Maße fand.<br />

Und öde, leere Häuser gab’s da nimmer;<br />

Nicht zeigte dort noch ein Sardanapal,<br />

Was man vermag in Üppigkeit der Zimmer.<br />

Nicht übertroffen ward der Montemal<br />

Von dem Uccellatojo noch im Prangen,<br />

Und wie im Steigen, also einst im Fall.<br />

70 Io mi volsi a Beatrice, e quella udio<br />

pria ch’io parlassi, e arrisemi un cenno<br />

che fece crescer l’ali al voler mio.<br />

73 Poi cominciai così: ” L’affetto e ’l senno,<br />

come la prima equalità v’apparse,<br />

d’un peso per ciascun di voi si fenno,<br />

76 però che ’l sol che v’allumò e arse,<br />

col caldo e con la luce è sì iguali,<br />

che tutte simiglianze sono scarse.<br />

79 Ma voglia e argomento ne’ mortali,<br />

per la cagion ch’a voi è manifesta,<br />

diversamente son pennuti in ali;<br />

82 ond’ io, che son mortal, mi sento in questa<br />

disagguaglianza, e però non ringrazio<br />

se non col core a la paterna festa.<br />

85 Ben supplico io a te, vivo topazio<br />

che questa gioia prezïosa ingemmi,<br />

perché mi facci del tuo nome sazio.“<br />

88<br />

” O fronda mia in che io compiacemmi<br />

pur aspettando, io fui la tua radice“:<br />

cotal principio, rispondendo, femmi.<br />

91 Poscia mi disse: ” Quel da cui si dice<br />

tua cognazione e che cent’ anni e piùe<br />

girato ha ’l monte in la prima cornice,<br />

94 mio figlio fu e tuo bisavol fue:<br />

ben si convien che la lunga fatica<br />

tu li raccorci con l’opere tue.<br />

97 Fiorenza dentro da la cerchia antica,<br />

ond’ ella toglie ancora e terza e nona,<br />

si stava in pace, sobria e pudica.<br />

100 Non avea catenella, non corona,<br />

non gonne contigiate, non cintura<br />

che fosse a veder più che la persona.<br />

103 Non faceva, nascendo, ancor paura<br />

la figlia al padre, ché ’l tempo e la dote<br />

non fuggien quinci e quindi la misura.<br />

106 Non avea case di famiglia vòte;<br />

non v’era giunto ancor Sardanapalo<br />

a mostrar ciò che ’n camera si puote.<br />

109 Non era vinto ancora Montemalo<br />

dal vostro Uccellatoio, che, com’ è vinto<br />

nel montar sù, così sarà nel calo.


Paradies: Fünfzehnter Gesang Pagina 281<br />

Ich sah vom schlichten Ledergurt umfangen<br />

Bellincion Berti noch und sah sein Weib<br />

Vom Spiegel gehn mit ungeschminkten Wangen.<br />

Ich sah ein unverbrämtes Wams am Leib<br />

Des Nerli und des Vecchio – und den Frauen<br />

War Spill’ und Rocken froher Zeitvertreib.<br />

Glücksel’ge Fraun! In eurer Heimat Auen<br />

War euch ein Grab gewiß – durch Frankreichs Schuld<br />

War keiner noch das öde Bett zum Grauen.<br />

<strong>Die</strong>, wach und emsig an der Wiege, lullt’<br />

In jener Sprach’ ihr Kindlein ein, die jeden<br />

Der Vater ist, entzückt in Süß’ und Huld.<br />

<strong>Die</strong>, ziehend aus dem Rocken glatte Fäden,<br />

Letzt’ ihrer Kinder Kreis von Römertat,<br />

Von Troja, Fiesole mit klugen Reden.<br />

Was ihr an einer Cianghella saht,<br />

An Salterell, solch Wunder hätt’s gegeben,<br />

Als itzt Cornelia gab’ und Cincinnat.<br />

So ruhigem, so schönem Bürgerleben,<br />

So treuer Bürgerschaft, so teurem <strong>La</strong>nd,<br />

Gab mich Maria, die mit Angst und Beben<br />

<strong>Die</strong> Mutter anrief, als sie Weh’n empfand,<br />

Und dort, in unserm Taufgebäu, dem alten,<br />

Ward ich ein Christ und Cacciaguid genannt.<br />

Zwei Brüder hatt’ ich, und zu treuem Walten<br />

Im Haufe kam die Gattin mir vom Po,<br />

Von der den zweiten Namen du erhalten.<br />

Den Kaiser Konrad folgt’ und dient’ ich, so,<br />

Daß er mich weihte zu des Ritters Ehren,<br />

Und immer blieb ich seiner Gnade froh.<br />

Mit ihm wollt’ ich des Greuels Reich zerstören,<br />

Des Volk, durch eurer Hirten Fehler, sich<br />

Der Länder anmaßt, die euch angehören.<br />

Und dort, von jenem schnöden Volk, ward ich<br />

Vom Trug der Welt entkettet und geschieden,<br />

Der viele Herzen jeder Zeit beschlich,<br />

112 Bellincion Berti vid’ io andar cinto<br />

di cuoio e d’osso, e venir da lo specchio<br />

la donna sua sanza ’l viso dipinto;<br />

115 e vidi quel d’i Nerli e quel del Vecchio<br />

esser contenti a la pelle scoperta,<br />

e le sue donne al fuso e al pennecchio.<br />

118 Oh fortunate! ciascuna era certa<br />

de la sua sepultura, e ancor nulla<br />

era per Francia nel letto diserta.<br />

121 L’una vegghiava a studio de la culla,<br />

e, consolando, usava l’idïoma<br />

che prima i padri e le madri trastulla;<br />

124 l’altra, traendo a la rocca la chioma,<br />

favoleggiava con la sua famiglia<br />

d’i Troiani, di Fiesole e di Roma.<br />

127 Saria tenuta allor tal maraviglia<br />

una Cianghella, un <strong>La</strong>po Salterello,<br />

qual or saria Cincinnato e Corniglia.<br />

130 A così riposato, a così bello<br />

viver di cittadini, a così fida<br />

cittadinanza, a così dolce ostello,<br />

133 Maria mi diè, chiamata in alte grida;<br />

e ne l’antico vostro Batisteo<br />

insieme fui cristiano e Cacciaguida.<br />

136 Moronto fu mio frate ed Eliseo;<br />

mia donna venne a me di val di Pado,<br />

e quindi il sopranome tuo si feo.<br />

139 Poi seguitai lo ’mperador Currado;<br />

ed el mi cinse de la sua milizia,<br />

tanto per bene ovrar li venni in grado.<br />

142 <strong>Die</strong>tro li andai incontro a la nequizia<br />

di quella legge il cui popolo usurpa,<br />

per colpa d’i pastor, vostra giustizia.<br />

145 Quivi fu’ io da quella gente turpa<br />

disviluppato dal mondo fallace,<br />

lo cui amor molt’ anime deturpa;<br />

Und kam vom Märtyrtum zu diesem Frieden. 148 e venni dal martiro a questa pace.“


Seite 282 Paradiso: Canto XVI<br />

Sechzehnter Gesang Canto XVI<br />

O du geringer Adel unsers Bluts,<br />

Kannst du hienieden uns zum Stolz verführen,<br />

Wo wir noch fern vom Schau’n des wahren Guts.<br />

So werd’ ich nimmer drob Verwundrung spüren;<br />

Denn dort, wo falsche Lust uns nicht erreicht,<br />

Fühlt’ ich darob in mir den Stolz sich rühren.<br />

Du bist ein Mantel, der, sich kürzend, weicht,<br />

Setzt man nicht Neues zu von Tag zu Tagen,<br />

Weil rings die Zeit mit ihrer Schere schleicht –<br />

Mit jenem ihr, das Rom zuerst ertragen,<br />

Das jetzt die Römer minder brauchen, trat<br />

Ich näher hin, beginnend neue prägen.<br />

Beatrix drum, zur Seite stehend, tat,<br />

Lächelnd, gleich jener, die beim ersten Fehle<br />

Ginevrens, wie man schreibt, gehustet hat.<br />

” Ihr seid mein Vater; Ihr erhebt die Seele,<br />

Daß ich mehr bin als ich; Ihr gebt mir Mut<br />

Mit Euch zu sprechen frei und sonder Hehle.<br />

Mir strömt zur Brust vielfacher Wonne Flut,<br />

Doch sie erträgt es, ohne zu zerspringen,<br />

Weil süß das Herz in eigner Freude ruht.<br />

Drum sprecht, mein Urahn, welche Vordern gingen<br />

Euch noch voraus, und wie bezeichnet man<br />

<strong>Die</strong> Jahre, die Euch hier itzt Früchte bringen?<br />

Vom Schafstall sprecht des heiligen Johann;<br />

Wie groß war er? Wer ist, den, hochzustehen<br />

In jenem Volk, man würdig preisen kann?“<br />

Gleichwie, belebt von frischen Windeswehen,<br />

<strong>Die</strong> Kohl’ in Flammen glüht, so war das Licht<br />

Bei meinem Liebeswort in Glanz zu sehen.<br />

Und so verschont er jetzt sich dem Gesicht,<br />

Wie seine Sprache sich dem Ohr verschönte;<br />

Doch war’s nicht jene, die man jetzo spricht.<br />

Er sprach: ” Seitdem des Engels Ave tönte,<br />

Bis meine Mutter, heilig itzt, in Qual<br />

Sich meiner <strong>La</strong>st entledigend, erstöhnte,<br />

Kam allbereits fünfhundertachtzigmal<br />

<strong>Die</strong>s Feuer zu den Füßen seines Leuen,<br />

Dort zu erneuern seinen Flammenstrahl.<br />

Des ersten Lichts sollt’ ich am Ort mich freuen,<br />

Den Vätern gleich, wo man das Sechsteil fand.<br />

In dem sich eure Jahresläuf’ erneuen.<br />

1 O poca nostra nobiltà di sangue,<br />

se glorïar di te la gente fai<br />

qua giù dove l’affetto nostro langue,<br />

4 mirabil cosa non mi sarà mai:<br />

ché là dove appetito non si torce,<br />

dico nel cielo, io me ne gloriai.<br />

7 Ben se’ tu manto che tosto raccorce:<br />

sì che, se non s’appon di dì in die,<br />

lo tempo va dintorno con le force.<br />

10 Dal ’voi’ che prima a Roma s’offerie,<br />

in che la sua famiglia men persevra,<br />

ricominciaron le parole mie;<br />

13 onde Beatrice, ch’era un poco scevra,<br />

ridendo, parve quella che tossio<br />

al primo fallo scritto di Ginevra.<br />

16 Io cominciai: ” Voi siete il padre mio;<br />

voi mi date a parlar tutta baldezza;<br />

voi mi levate sì, ch’i’ son più ch’io.<br />

19 Per tanti rivi s’empie d’allegrezza<br />

la mente mia, che di sé fa letizia<br />

perché può sostener che non si spezza.<br />

22 Ditemi dunque, cara mia primizia,<br />

quai fuor li vostri antichi e quai fuor li anni<br />

che si segnaro in vostra püerizia;<br />

25 ditemi de l’ovil di San Giovanni<br />

quanto era allora, e chi eran le genti<br />

tra esso degne di più alti scanni.“<br />

28 Come s’avviva a lo spirar d’i venti<br />

carbone in fiamma, così vid’ io quella<br />

luce risplendere a’ miei blandimenti;<br />

31 e come a li occhi miei si fé più bella,<br />

così con voce più dolce e soave,<br />

ma non con questa moderna favella,<br />

34 dissemi: ” Da quel dì che fu detto ’Ave’<br />

al parto in che mia madre, ch’è or santa,<br />

s’allevïò di me ond’ era grave,<br />

37 al suo Leon cinquecento cinquanta<br />

e trenta fiate venne questo foco<br />

a rinfiammarsi sotto la sua pianta.<br />

40 Li antichi miei e io nacqui nel loco<br />

dove si truova pria l’ultimo sesto<br />

da quei che corre il vostro annüal gioco.


Paradies: Sechzehnter Gesang Pagina 283<br />

Und dies sei von den Ahnen dir bekannt;<br />

Wer sie gewesen, und woher entsprossen,<br />

Wird schicklicher verschwiegen als benannt.<br />

Was da, von Mars und Täufer eingeschlossen,<br />

Befähigt war, sich zum Gefecht zu reih’n,<br />

Ein Fünfteil war’s der jetzigen Genossen.<br />

Allein die Bürgerschaft, jetzt groß zum Schein,<br />

Vermischt mit Campis und Certaldos Scharen,<br />

War noch im letzten Handwerksmanne rein.<br />

Wohl besser wären, die einst Nachbarn waren,<br />

Es jetzo noch – wohl besser war’s, Galluzz<br />

Und Trespian als Grenzen zu bewahren,<br />

Als innerhalb der Bauern Stank und Schmutz<br />

Von Aguglion und Signa zu ertragen,<br />

<strong>Die</strong> listig schachern allem Recht zum Trutz.<br />

Wenn sich, der gänzlich aus der Art geschlagen,<br />

Am Kaiser nicht stiefväterlich verging,<br />

Statt ihn am Herzen väterlich zu tragen,<br />

War’ mancher Schachrer, den Florenz empfing,<br />

Bereits zurückgekehrt nach Simifonte,<br />

Wo sein Großvater schmählich betteln ging.<br />

Wie Montemurlo Grafschaft bleiben konnte,<br />

So wären noch die Cerchi in Acon,<br />

Vielleicht in Valdigriev die Buondelmonte.<br />

In Volksvermischung fand man immer schon<br />

Den ersten Keim zu einer Stadt Verfalle,<br />

Wie Speis auf Speisen unsern Leib bedroh’n.<br />

Ein blinder Stier stürzt hin in jäherm Falle<br />

Als blindes <strong>La</strong>mm, und öfters ist ein Schwert<br />

Mehr wert als fünf und schneidet mehr als alle.<br />

Sieh Luni, Urbifaglia schon verheert,<br />

Sieh Chiusi in derselben Not sich winden,<br />

<strong>Die</strong> Sinigaglia, jenen gleich, erfährt;<br />

Dann wirst du’s nicht mehr neu und schrecklich finden,<br />

Hüllt Nacht des Todes die Geschlechter ein,<br />

Da Städte selbst vom festen Grund verschwinden.<br />

Was euer ist, das trägt, wie euer Sein,<br />

Den Tod in sich; doch, was sich minder wandelt,<br />

Verbirgt ihn euch, denn eure Zeit ist klein.<br />

Und wie des Mondes <strong>La</strong>uf den Strand verwandelt<br />

Und ihn in Ebb’ und Flut entblößt und deckt, –<br />

So ist’s, wie das Geschick Florenz behandelt.<br />

43 Basti d’i miei maggiori udirne questo:<br />

chi ei si fosser e onde venner quivi,<br />

più è tacer che ragionare onesto.<br />

46 Tutti color ch’a quel tempo eran ivi<br />

da poter arme tra Marte e ’l Batista,<br />

eran il quinto di quei ch’or son vivi.<br />

49 Ma la cittadinanza, ch’è or mista<br />

di Campi, di Certaldo e di Fegghine,<br />

pura vediesi ne l’ultimo artista.<br />

52 Oh quanto fora meglio esser vicine<br />

quelle genti ch’io dico, e al Galluzzo<br />

e a Trespiano aver vostro confine,<br />

55 che averle dentro e sostener lo puzzo<br />

del villan d’Aguglion, di quel da Signa,<br />

che già per barattare ha l’occhio aguzzo!<br />

58 Se la gente ch’al mondo più traligna<br />

non fosse stata a Cesare noverca,<br />

ma come madre a suo figlio benigna,<br />

61 tal fatto è fiorentino e cambia e merca,<br />

che si sarebbe vòlto a Simifonti,<br />

là dove andava l’avolo a la cerca;<br />

64 sariesi Montemurlo ancor de’ Conti;<br />

sarieno i Cerchi nel piovier d’Acone,<br />

e forse in Valdigrieve i Buondelmonti.<br />

67 Sempre la confusion de le persone<br />

principio fu del mal de la cittade,<br />

come del vostro il cibo che s’appone;<br />

70 e cieco toro più avaccio cade<br />

che cieco agnello; e molte volte taglia<br />

più e meglio una che le cinque spade.<br />

73 Se tu riguardi Luni e Orbisaglia<br />

come sono ite, e come se ne vanno<br />

di retro ad esse Chiusi e Sinigaglia,<br />

76 udir come le schiatte si disfanno<br />

non ti parrà nova cosa né forte,<br />

poscia che le cittadi termine hanno.<br />

79 Le vostre cose tutte hanno lor morte,<br />

sì come voi; ma celasi in alcuna<br />

che dura molto, e le vite son corte.<br />

82 E come ’l volger del ciel de la luna<br />

cuopre e discuopre i liti sanza posa,<br />

così fa di Fiorenza la Fortuna:


Seite 284 Paradiso: Canto XVI<br />

Drum werde dir kein Staunen mehr erweckt,<br />

Sprech’ ich von Edeln deiner Stadt, von ihnen,<br />

<strong>Die</strong> in Vergessenheit die Zeit versteckt.<br />

<strong>Die</strong> Ughi hob’ ich und die Catellinen<br />

Der Greci und Ormanni Stamm gesehn,<br />

<strong>Die</strong> selbst im Fall erhabne Bürger schienen.<br />

Mocht’ alt, wie hoch, der von Sanella stehn,<br />

Er mußte mit Soldanier, den von Arke<br />

Und den Bostichi kläglich untergehn.<br />

Am Tor, das jetzt an Hochverrat so starke<br />

Belastung hat, daß in den Wogen bald<br />

Versinken wird die überladne Barke,<br />

Dort war der Ravignani Aufenthalt,<br />

Das Stammhaus derer, so den Namen führen<br />

Des Bellincion, der edel ist und alt.<br />

Wohl wußte, wie sich’s zieme, zu regieren,<br />

Der della Pressa – Galigajo nahm<br />

Das Schwert, das goldnes Blatt und Knauf verzieren.<br />

Groß war die graue Säul’ und wundersam,<br />

Groß waren die Sachetti, die Barucci<br />

Und die ein Scheffel jetzt durchglüht mit Scham.<br />

Groß war vordem der Urstamm der Calfucci;<br />

Zu jeglichem erhabnen Platz im Staat<br />

Rief man die Sizii, die Arrigucci.<br />

Wie groß war’t ihr! Allein des Stolzes Saat<br />

Trug Untergang – wie blüht auf allen Ästen<br />

So edler Stämme Mut und große Tat!<br />

So waren deren Väter, die in Festen,<br />

Wenn man den Sitz des Bischofs ledig sieht,<br />

Im Konsistorium sich behaglich mästen.<br />

Das prahlende Geschlecht, das dem, der flieht,<br />

Zum Drachen wird, doch sanft wird, gleich dem <strong>La</strong>mme,<br />

Wenn man die Zahne weist, den Beutel zieht<br />

Kam schon empor, allein aus niederm Stamme,<br />

Drum zürnt’ Ubert dem Bellincion, daß er<br />

Zu solcherlei Verwandtschaft ihn verdamme.<br />

Von Fiesole kam Caponsacco her<br />

Auf euren Markt und trieb in jenen Tagen,<br />

Wie Infangato bürgerlich Verkehr.<br />

Unglaubliches, doch Wahres werd’ ich sagen:<br />

Ein Tor des Städtchens ließ man ungescheut<br />

Den Namen des Geschlechts der Pera tragen.<br />

85 per che non dee parer mirabil cosa<br />

ciò ch’io dirò de li alti Fiorentini<br />

onde è la fama nel tempo nascosa.<br />

88 Io vidi li Ughi e vidi i Catellini,<br />

Filippi, Greci, Ormanni e Alberichi,<br />

già nel calare, illustri cittadini;<br />

91 e vidi così grandi come antichi,<br />

con quel de la Sannella, quel de l’Arca,<br />

e Soldanieri e Ardinghi e Bostichi.<br />

94 Sovra la porta ch’al presente è carca<br />

di nova fellonia di tanto peso<br />

che tosto fia iattura de la barca,<br />

97 erano i Ravignani, ond’ è disceso<br />

il conte Guido e qualunque del nome<br />

de l’alto Bellincione ha poscia preso.<br />

100 Quel de la Pressa sapeva già come<br />

regger si vuole, e avea Galigaio<br />

dorata in casa sua già l’elsa e ’l pome.<br />

103 Grand’ era già la colonna del Vaio,<br />

Sacchetti, Giuochi, Fifanti e Barucci<br />

e Galli e quei ch’arrossan per lo staio.<br />

106 Lo ceppo di che nacquero i Calfucci<br />

era già grande, e già eran tratti<br />

a le curule Sizii e Arrigucci.<br />

109 Oh quali io vidi quei che son disfatti<br />

per lor superbia! e le palle de l’oro<br />

fiorian Fiorenza in tutt’ i suoi gran fatti.<br />

112 Così facieno i padri di coloro<br />

che, sempre che la vostra chiesa vaca,<br />

si fanno grassi stando a consistoro.<br />

115 L’oltracotata schiatta che s’indraca<br />

dietro a chi fugge, e a chi mostra ’l dente<br />

o ver la borsa, com’ agnel si placa,<br />

118 già venìa sù, ma di picciola gente;<br />

sì che non piacque ad Ubertin Donato<br />

che poï il suocero il fé lor parente.<br />

121 Già era ’l Caponsacco nel mercato<br />

disceso giù da Fiesole, e già era<br />

buon cittadino Giuda e Infangato.<br />

124 Io dirò cosa incredibile e vera:<br />

nel picciol cerchio s’entrava per porta<br />

che si nomava da quei de la Pera.


Paradies: Siebzehnter Gesang Pagina 285<br />

Wen nur des schönen Wappens Schmuck erfreut,<br />

Des großen Freiherrn, dessen Preis und Ehren<br />

Alljährlich noch das Thomasfest erneut.<br />

Ließ Ritterwürden sich von ihm gewähren,<br />

Mag der auch, der’s mit goldner Zier umwand,<br />

Jetzt im Vereine mit dem Volk verkehren.<br />

Da hoch der Stamm der Gualterotti stand,<br />

So würd’ in Kriegsnot Borgo minder beben,<br />

Wenn er sich mit den Nachbarn nicht verband.<br />

Das Haus, das euch zum Weinen Grund gegeben,<br />

Da’s in gerechtem Grimm euch Tod gebracht<br />

Und ganz beendigt euer heitres Leben,<br />

Stand mit den Seinen fest in Ehr’ und Macht.<br />

Buondelmont, was hattest du Verlangen<br />

Nach andrer Braut? Was fremden Antriebs acht?<br />

Wohl viele würden froh sein, die jetzt bangen,<br />

Wenn Gott der Ema dich vermählt, als du<br />

Zum ersten Male nach der Stadt gegangen.<br />

Doch wohl stand dieser Stadt das Opfer zu,<br />

Das sie der Brückenwacht, dem wüsten Steine,<br />

Mit Blut gebracht in ihrer letzten Ruh’.<br />

Mit diesen und mit andern im Vereine<br />

Sah ich Florenz des süßen Friedens wert,<br />

Indem’s nie Ursach’ fand, weshalb es weine.<br />

Mit diesem sah ich hoch sein Volk geehrt,<br />

Gerecht und treu, in ruhig stiller Haltung,<br />

Und nie am Speer die Lilie umgekehrt’<br />

127 Ciascun che de la bella insegna porta<br />

del gran barone il cui nome e ’l cui pregio<br />

la festa di Tommaso riconforta,<br />

130 da esso ebbe milizia e privilegio;<br />

avvegna che con popol si rauni<br />

oggi colui che la fascia col fregio.<br />

133 Già eran Gualterotti e Importuni;<br />

e ancor saria Borgo più quïeto,<br />

se di novi vicin fosser digiuni.<br />

136 <strong>La</strong> casa di che nacque il vostro fleto,<br />

per lo giusto disdegno che v’ha morti<br />

e puose fine al vostro viver lieto,<br />

139 era onorata, essa e suoi consorti:<br />

o Buondelmonte, quanto mal fuggisti<br />

le nozze süe per li altrui conforti!<br />

142 Molti sarebber lieti, che son tristi,<br />

se Dio t’avesse conceduto ad Ema<br />

la prima volta ch’a città venisti.<br />

145 Ma conveniesi, a quella pietra scema<br />

che guarda ’l ponte, che Fiorenza fesse<br />

vittima ne la sua pace postrema.<br />

148 Con queste genti, e con altre con esse,<br />

vid’ io Fiorenza in sì fatto riposo,<br />

che non avea cagione onde piangesse.<br />

151 Con queste genti vid’ io glorïoso<br />

e giusto il popol suo, tanto che ’l giglio<br />

non era ad asta mai posto a ritroso,<br />

Und nimmer rotgefärbt durch innre Spaltung. 154 né per divisïon fatto vermiglio.“<br />

Siebzehnter Gesang Canto XVII<br />

Wie der, der Väter karg gemacht den Söhnen,<br />

An Climene um Kunde sich gewandt<br />

Von dem, was man gejagt, ihn zu verhöhnen;<br />

So war ich jetzt in mir, und so empfand<br />

Beatrix mich und er, des Liebesregung<br />

Vom Flammenkreuz ihn zu mir hergebannt.<br />

Drum sie: ” Folg’ itzt der inneren Bewegung<br />

Und laß den Wunsch hervor, nur sei er rein<br />

Bezeichnet durch des innern Stempels Prägung.<br />

Er soll nicht größre Kenntnis uns verleih’n,<br />

Doch mutig sollst du deinen Durst bekennen,<br />

Als ob ein Mensch ihn stillen sollt’ in Wein.“<br />

1 Qual venne a Climenè, per accertarsi<br />

di ciò ch’avëa incontro a sé udito,<br />

quei ch’ancor fa li padri ai figli scarsi;<br />

4 tal era io, e tal era sentito<br />

e da Beatrice e da la santa lampa<br />

che pria per me avea mutato sito.<br />

7 Per che mia donna ” Manda fuor la vampa<br />

del tuo disio,“ mi disse, ” sì ch’ella esca<br />

segnata bene de la interna stampa:<br />

10 non perché nostra conoscenza cresca<br />

per tuo parlare, ma perché t’ausi<br />

a dir la sete, sì che l’uom ti mesca.“


Seite 286 Paradiso: Canto XVII<br />

” O teurer Ahn, hochragend im Erkennen,<br />

Gleich wie der Mensch sieht, daß im Dreieck nicht<br />

Zwei stumpfe Winkel sich gestalten können,<br />

So siehst du, was da sein wird, das Gesicht<br />

Dem Spiegel zugewandt, der alle Zeiten<br />

Als Gegenwart dir zeigt im klaren Licht.<br />

Als noch Virgil bestimmt war, mich zu leiten,<br />

Um auf den Berg, der unsre Seelen heilt,<br />

Und zu der toten Welt hinabzuschreiten,<br />

Ward von der Zukunft Kunde mir erteilt,<br />

<strong>Die</strong> hart ist, mag ich auch als Turm mich fühlen,<br />

Der trotzend steht, wenn ihn der Sturm umheult.<br />

Drum wüßt’ ich gern, um meinen Wunsch zu kühlen,<br />

Welch ein Geschick mir naht. Vorausgeschaut,<br />

Scheint minder tief ein Pfeil sich einzuwühlen.“<br />

Ich sprach’s zum Licht, das mir mit süßem <strong>La</strong>ut<br />

Gesprochen hatt’, und hatt’ ihm nun vollkommen,<br />

Nach meiner Herrin Wink, den Wunsch vertraut.<br />

In Rätseln nicht, wie man sie einst vernommen,<br />

Bestimmt, ein Netz für Torenwahn zu sein,<br />

Eh’ Gottes <strong>La</strong>mm die Sünd’ auf sich genommen,<br />

In klarem Wort und bündigem <strong>La</strong>tein,<br />

Antwortete mir jene Vaterliebe<br />

Verschlossen in der eignen Wonne Schein:<br />

” Der Zufall, Werk allein der Erdentriebe,<br />

Malt sich im ew’gen Blick, wie vorbestimmt,<br />

Und keiner ist, der ihm verborgen bliebe,<br />

Obwohl er euch die Freiheit nicht benimmt<br />

So wenig, als das Aug’ ein Schifflein leitet,<br />

Das drin sich spiegelt, wenn’s stromunter schwimmt.<br />

Wie Orgelharmonie zum Ohre gleitet,<br />

So kann mein Aug’ im ew’gen Blicke sehn,<br />

Welch ein Geschick die Zukunft dir bereitet.<br />

Wie Hippolyt, vertrieben aus Athen<br />

Von der Stiefmutter treulos argen Ränken,<br />

So mußt du aus dem Vaterlande gehn.<br />

<strong>Die</strong>s wollen sie, dies ist’s, worauf sie denken;<br />

Und wo man Christum frech zu Markte trägt,<br />

Dort wird zur Tat, was nottut, dich zu kränken.<br />

Und dem verletzten Teil folgt, wie er pflegt,<br />

Der Ruf der Schuld – allein die Wahrheit künden<br />

Wird Gottes Rache, die den Argen schlägt.<br />

13<br />

” O cara piota mia che sì t’insusi,<br />

che, come veggion le terrene menti<br />

non capere in trïangol due ottusi,<br />

16 così vedi le cose contingenti<br />

anzi che sieno in sé, mirando il punto<br />

a cui tutti li tempi son presenti;<br />

19 mentre ch’io era a Virgilio congiunto<br />

su per lo monte che l’anime cura<br />

e discendendo nel mondo defunto,<br />

22 dette mi fuor di mia vita futura<br />

parole gravi, avvegna ch’io mi senta<br />

ben tetragono ai colpi di ventura;<br />

25 per che la voglia mia saria contenta<br />

d’intender qual fortuna mi s’appressa:<br />

ché saetta previsa vien più lenta.“<br />

28 Così diss’ io a quella luce stessa<br />

che pria m’avea parlato; e come volle<br />

Beatrice, fu la mia voglia confessa.<br />

31 Né per ambage, in che la gente folle<br />

già s’inviscava pria che fosse anciso<br />

l’Agnel di Dio che le peccata tolle,<br />

34 ma per chiare parole e con preciso<br />

latin rispuose quello amor paterno,<br />

chiuso e parvente del suo proprio riso:<br />

37<br />

” <strong>La</strong> contingenza, che fuor del quaderno<br />

de la vostra matera non si stende,<br />

tutta è dipinta nel cospetto etterno;<br />

40 necessità però quindi non prende<br />

se non come dal viso in che si specchia<br />

nave che per torrente giù discende.<br />

43 Da indi, sì come viene ad orecchia<br />

dolce armonia da organo, mi viene<br />

a vista il tempo che ti s’apparecchia.<br />

46 Qual si partio Ipolito d’Atene<br />

per la spietata e perfida noverca,<br />

tal di Fiorenza partir ti convene.<br />

49 Questo si vuole e questo già si cerca,<br />

e tosto verrà fatto a chi ciò pensa<br />

là dove Cristo tutto dì si merca.<br />

52 <strong>La</strong> colpa seguirà la parte offensa<br />

in grido, come suol; ma la vendetta<br />

fia testimonio al ver che la dispensa.


Paradies: Siebzehnter Gesang Pagina 287<br />

Du wirst dich allem, was du liebst, entwinden<br />

Und wirst, wenn dies dir bittern Schmerz erweckt,<br />

Darin den ersten Pfeil des Banns empfinden.<br />

Wie fremdes Brot gar scharf versalzen schmeckt,<br />

Wie hart es ist, zu steigen fremde Stiegen,<br />

Wird dann durch die Erfahrung dir entdeckt.<br />

Doch wird so schwer nichts seinen Rücken biegen,<br />

Als die Gesellschaft jener schlechten Schar,<br />

Mit welcher du dem Bann wirst unterliegen.<br />

Ganz toll und ganz verrucht und undankbar<br />

Bekämpft sie dich; doch zeiget bald, zerschlagen,<br />

Ihr Kopf, nicht deiner, wer im Rechte war.<br />

Wie dumm sie ist, das wird ihr Tun besagen;<br />

Und daß du für dich selbst Partei gemacht,<br />

Wird dir erwünschte, schöne Früchte tragen.<br />

<strong>Die</strong> erste Zuflucht in der harten Acht<br />

Wird dir der herrliche Lombard gewähren,<br />

Den heil’ger Aar und Leiter kenntlich macht.<br />

Zwischen euch wird von Geben und Begehren<br />

Das, was sonst später kommt, das erste sein,<br />

So sorgsam wird auf dich sein Blick sich kehren.<br />

Dort siehst du ihn, dem dieses Sternes Schein<br />

Bei der Geburt im hellsten Licht entglommen,<br />

Ihm das Gepräg’ zu hoher Tat zu leih’n.<br />

Und hat die Welt noch nichts davon vernommen,<br />

So ist’s, weil eben erst zum neuntenmal<br />

<strong>Die</strong> Sonn’ um ihm den Zirkellauf genommen.<br />

Doch glänzt er, ungerührt durch Gold und Quäl,<br />

Bevor sich des Gascogners Tücken zeigen<br />

Bei Heinrichs Zug, in heller Tugend Strahl.<br />

Hochherrlich wird sein Ruhm zum Himmel steigen;<br />

Der Feind selbst kann, obwohl voll Ungeduld<br />

Bei seiner Taten Lob, es nicht verschweigen.<br />

Gewärtig sei denn sein und seiner Huld;<br />

Aus Armen macht er Reich’ und Arm’ aus Reichen,<br />

Hebt arme Tugend, stürzt die reiche Schuld.<br />

<strong>La</strong>ß nicht dies Wort aus dem Gedächtnis weichen,<br />

Doch sage nichts!“ Dann sagt’ er Dinge mir,<br />

<strong>Die</strong> dem selbst, der sie sah, noch Wundern gleichen.<br />

” Sohn,“ also sprach er weiter, siehe hier,<br />

”<br />

Zu dem, was dir verkündet ward, die Glossen.<br />

Schon droht man aus dem Hinterhalte dir.<br />

55 Tu lascerai ogne cosa diletta<br />

più caramente; e questo è quello strale<br />

che l’arco de lo essilio pria saetta.<br />

58 Tu proverai sì come sa di sale<br />

lo pane altrui, e come è duro calle<br />

lo scendere e ’l salir per l’altrui scale.<br />

61 E quel che più ti graverà le spalle,<br />

sarà la compagnia malvagia e scempia<br />

con la qual tu cadrai in questa valle;<br />

64 che tutta ingrata, tutta matta ed empia<br />

si farà contr’ a te; ma, poco appresso,<br />

ella, non tu, n’avrà rossa la tempia.<br />

67 Di sua bestialitate il suo processo<br />

farà la prova; sì ch’a te fia bello<br />

averti fatta parte per te stesso.<br />

70 Lo primo tuo refugio e ’l primo ostello<br />

sarà la cortesia del gran Lombardo<br />

che ’n su la scala porta il santo uccello;<br />

73 ch’in te avrà sì benigno riguardo,<br />

che del fare e del chieder, tra voi due,<br />

fia primo quel che tra li altri è più tardo.<br />

76 Con lui vedrai colui che ’mpresso fue,<br />

nascendo, sì da questa stella forte,<br />

che notabili fier l’opere sue.<br />

79 Non se ne son le genti ancora accorte<br />

per la novella età, ché pur nove anni<br />

son queste rote intorno di lui torte;<br />

82 ma pria che ’l Guasco l’alto Arrigo inganni,<br />

parran faville de la sua virtute<br />

in non curar d’argento né d’affanni.<br />

85 Le sue magnificenze conosciute<br />

saranno ancora, sì che ’ suoi nemici<br />

non ne potran tener le lingue mute.<br />

88 A lui t’aspetta e a’ suoi benefici;<br />

per lui fia trasmutata molta gente,<br />

cambiando condizion ricchi e mendici;<br />

91 e portera’ne scritto ne la mente<br />

di lui, e nol dirai“; e disse cose<br />

incredibili a quei che fier presente.<br />

94 Poi giunse: ” Figlio, queste son le chiose<br />

di quel che ti fu detto; ecco le ’nsidie<br />

che dietro a pochi giri son nascose.


Seite 288 Paradiso: Canto XVII<br />

Doch nicht beneide deine <strong>La</strong>ndsgenossen,<br />

Denn lang, bevor du sinkst ins dunkle Grab,<br />

Ist dem Verrat gerechte Rach’ entsprossen.“<br />

Hier brach die heil’ge Seel’ ihr Reden ab<br />

Und hatte das Gewebe ganz vollendet,<br />

Wozu ich fragend ihr den Aufzug gab.<br />

Und wie man zweifelnd sich an jemand wendet,<br />

Der innig liebt und Rechtes will und sieht,<br />

Nach gutem Rat – so ich, als er geendet:<br />

” Ich seh’s, wie rasch heran die Stunde zieht,<br />

Um gegen mich den scharfen Pfeil zu kehren,<br />

Der schwerer trifft, wen die Besinnung flieht.<br />

Drum muß ich wohl mit Vorsicht mich bewehren,<br />

Um fern dem Ort, der, was ich lieb’, enthält,<br />

Nicht durch mein Lied der Zuflucht zu entbehren.<br />

Denn reifend durch die endlos bittre Welt,<br />

Dann auf die Höh’, wo mich vom Angesichte<br />

Der Herrin Licht zum höhern Flug erhellt,<br />

Dann durch den Himmel selbst von Licht zu Lichte,<br />

Erfuhr ich, was wohl manchen brennt und beißt<br />

Durch ätzenden Geschmack, wenn ich’s berichte.<br />

Und zagt, der Wahrheit feiger Freund, mein Geist,<br />

Dann, fürcht’ ich, bin ich tot bei jenen allen,<br />

Bei welchen diese Zeit die alte heißt.“<br />

Und neuen Glanz sah ich dem Licht entwallen,<br />

Das Strahlen, wie ein goldner Spiegel, warf,<br />

Auf den der Sonne Feuerblicke fallen.<br />

” Wer rein nicht sein Gewissen nennen darf,“<br />

Sprach er, wen eigne Schmach, wen fremde drücket,<br />

”<br />

Dem schmeckt wohl deine Rede streng und scharf.<br />

Dennoch verkünde ganz und unzerstücket<br />

Was du gesehn, von jeder Lüge frei<br />

Und laß nur den sich kratzen, den es jücket.<br />

Ob schwer dein Werk beim ersten Kosten sei,<br />

Doch Nahrung hinterläßt’s zu kräft’germ Leben,<br />

Ist des Gerichts Verdauung erst vorbei.<br />

Dein <strong>La</strong>ut wird sich, dem Sturme gleich, erheben,<br />

Der hohe Gipfel stärker schüttelnd faßt,<br />

Und dies wird Grund zu größrer Ehre geben.<br />

Drum sind berühmte Seelen alle fast,<br />

<strong>Die</strong> du im dunkeln, wehevollen Schlunde<br />

Und auf dem Berg und hier gesehen hast.<br />

97 Non vo’ però ch’a’ tuoi vicini invidie,<br />

poscia che s’infutura la tua vita<br />

vie più là che ’l punir di lor perfidie.“<br />

100 Poi che, tacendo, si mostrò spedita<br />

l’anima santa di metter la trama<br />

in quella tela ch’io le porsi ordita,<br />

103 io cominciai, come colui che brama,<br />

dubitando, consiglio da persona<br />

che vede e vuol dirittamente e ama:<br />

106<br />

” Ben veggio, padre mio, sì come sprona<br />

lo tempo verso me, per colpo darmi<br />

tal, ch’è più grave a chi più s’abbandona;<br />

109 per che di provedenza è buon ch’io m’armi,<br />

sì che, se loco m’è tolto più caro,<br />

io non perdessi li altri per miei carmi.<br />

112 Giù per lo mondo sanza fine amaro,<br />

e per lo monte del cui bel cacume<br />

li occhi de la mia donna mi levaro,<br />

115 e poscia per lo ciel, di lume in lume,<br />

ho io appreso quel che s’io ridico,<br />

a molti fia sapor di forte agrume;<br />

118 e s’io al vero son timido amico,<br />

temo di perder viver tra coloro<br />

che questo tempo chiameranno antico.“<br />

121 <strong>La</strong> luce in che rideva il mio tesoro<br />

ch’io trovai lì, si fé prima corusca,<br />

quale a raggio di sole specchio d’oro;<br />

124 indi rispuose: ” Coscïenza fusca<br />

o de la propria o de l’altrui vergogna<br />

pur sentirà la tua parola brusca.<br />

127 Ma nondimen, rimossa ogne menzogna,<br />

tutta tua visïon fa manifesta;<br />

e lascia pur grattar dov’ è la rogna.<br />

130 Ché se la voce tua sarà molesta<br />

nel primo gusto, vital nodrimento<br />

lascerà poi, quando sarà digesta.<br />

133 Questo tuo grido farà come vento,<br />

che le più alte cime più percuote;<br />

e ciò non fa d’onor poco argomento.<br />

136 Però ti son mostrate in queste rote,<br />

nel monte e ne la valle dolorosa<br />

pur l’anime che son di fama note,


Paradies: Achtzehnter Gesang Pagina 289<br />

Denn niemand traut beruhigt einer Kunde,<br />

Verbirgt das Bild, das sie vor Augen stellt,<br />

<strong>Die</strong> Wurzel tief im unbekannten Grunde,<br />

139 che l’animo di quel ch’ode, non posa<br />

né ferma fede per essempro ch’aia<br />

la sua radice incognita e ascosa,<br />

Und nur was schimmert überzeugt die Welt.“ 142 né per altro argomento che non paia.“<br />

Achtzehnter Gesang Canto XVIII<br />

Schon freute sich der sel’ge Geist alleine<br />

An seinem Wort. und ich, mit Süßigkeit<br />

Das Bittre mäßigend, genoß das meine.<br />

Und jene Frau, zum Höchsten mein Geleit,<br />

Sprach: ” Wechsle die Gedanken – denk’, ich wohne<br />

Dem nah, der mildert unverdientes Leid.“<br />

Ich, hingewandt zum süßen Liebestone,<br />

Konnt’ in den heil’gen Augen Liebe schau’n,<br />

<strong>Die</strong> ich nicht sing’ in dieser niedern Zone.<br />

Denn nicht der Sprache nur muß ich mißtrau’n;<br />

Selbst das Gedächtnis kehrt nicht, ungetragen<br />

Vom Flug der Gnade, zu den sel’gen Au’n.<br />

Ich kann von jenem Augenblick nur sagen:<br />

Ich fühlte jeden Wunsch der Brust entflieh’n,<br />

Als ich den Blick zur Herrin aufgeschlagen,<br />

Bis, die nun selbst aus ihrem Auge schien,<br />

<strong>Die</strong> ew’ge Luft, vom schönen Angesichte<br />

Im zweiten Anblick G’nüge mir verlieh’n,<br />

Besiegend mich mit eines Lächelns Lichte.<br />

” Nicht mir im Aug’ allein ist Paradies.“<br />

Sie sprach’s. Horch auf! Dorthin die Augen richte!“<br />

”<br />

Wie Lieb’ auf Erden wohl sich mir erwies,<br />

<strong>Die</strong> lächelnd glänzt’ auf eines Freundes Zügen,<br />

Der seine Seele ganz ihr überließ,<br />

So zeigt’ in Glanz und wonnigem Vergnügen<br />

Des Urahns Geist die liebende Begier,<br />

Mir noch durch ein’ge Reden zu genügen:<br />

” In dieses Baumes fünfter Stufe hier,<br />

Der von dem Gipfel Nahrung zieht und Leben,<br />

Stets reich an Frucht und frischer Blätter Zier,<br />

Sind Sel’ge, die, eh’ sie emporzuschweben<br />

Der Himmel rief, in eurem Erdental<br />

Durch Ruhm der Muse reichen Stoff gegeben.<br />

Sieh auf die Arme hin am Kreuzesmal,<br />

Und zeigen wird sich jeder, den ich nannte,<br />

Wie in der Wolk’ ihr schneller Feuerstrahl.<br />

1 Già si godeva solo del suo verbo<br />

quello specchio beato, e io gustava<br />

lo mio, temprando col dolce l’acerbo;<br />

4 e quella donna ch’a Dio mi menava<br />

disse: ” Muta pensier; pensa ch’i’ sono<br />

presso a colui ch’ogne torto disgrava.“<br />

7 Io mi rivolsi a l’amoroso suono<br />

del mio conforto; e qual io allor vidi<br />

ne li occhi santi amor, qui l’abbandono:<br />

10 non perch’ io pur del mio parlar diffidi,<br />

ma per la mente che non può redire<br />

sovra sé tanto, s’altri non la guidi.<br />

13 Tanto poss’ io di quel punto ridire,<br />

che, rimirando lei, lo mio affetto<br />

libero fu da ogne altro disire,<br />

16 fin che ’l piacere etterno, che diretto<br />

raggiava in Bëatrice, dal bel viso<br />

mi contentava col secondo aspetto.<br />

19 Vincendo me col lume d’un sorriso,<br />

ella mi disse: ” Volgiti e ascolta;<br />

ché non pur ne’ miei occhi è paradiso.“<br />

22 Come si vede qui alcuna volta<br />

l’affetto ne la vista, s’elli è tanto,<br />

che da lui sia tutta l’anima tolta,<br />

25 così nel fiammeggiar del folgór santo,<br />

a ch’io mi volsi, conobbi la voglia<br />

in lui di ragionarmi ancora alquanto.<br />

28 El cominciò: ” In questa quinta soglia<br />

de l’albero che vive de la cima<br />

e frutta sempre e mai non perde foglia,<br />

31 spiriti son beati, che giù, prima<br />

che venissero al ciel, fuor di gran voce,<br />

sì ch’ogne musa ne sarebbe opima.<br />

34 Però mira ne’ corni de la croce:<br />

quello ch’io nomerò, lì farà l’atto<br />

che fa in nube il suo foco veloce.“


Seite 290 Paradiso: Canto XVIII<br />

Und sieh, ein Licht, gleich schnellem Blitz, entbrannte,<br />

Beim Namen Josua – so daß ich Wort<br />

Und Tat in einem Augenblick erkannte.<br />

Den Makkabäus nannt’ er dann, und dort<br />

War kreisend Feuer glänzend vorgedrungen,<br />

Und Freude trieb den heil’gen Kreisel fort.<br />

Als Karl der Groß’ und Roland dann erklungen,<br />

Folgt’ ich so aufmerksam dem Glanz, als man<br />

Dem Falken folgt, der sich emporgeschwungen.<br />

Wilhelm zog meinen Blick zum Kreuz hinan,<br />

Und Rinoard, bei ihres Namens Klange.<br />

Auch Herzog Gottfried, Robert Guiscard dann.<br />

Drauf mischte sich dem schimmernden Gedrange<br />

<strong>Die</strong> Seele, die erst sprach, als Meisterin<br />

Sich zeigend in dem himmlischen Gesange.<br />

Ich kehrte mich zur rechten Seite hin,<br />

Um in Beatrix; meine Pflicht zu lesen,<br />

In Wink und Wort der heil’gen Führerin,<br />

Und sah so rein ihr Aug’, ihr ganzes Wesen<br />

So hold, daß, was ich hab an Himmelsluft,<br />

Sie übertraf, ja, was sie je gewesen.<br />

Und, wie des guten Wirkens sich bewußt,<br />

In größrer Wonne man von Tag zu Tagen<br />

Der Tugend Wachstum merkt in eigner Brust;<br />

So merkt’ ich jetzt, vom Himmel fortgetragen<br />

In seinem Schwung, gewachsen sei der Kreis,<br />

Sobald ich sah dies schönre Wunder tagen.<br />

Und wie das Rot der Scham, die glühend heiß<br />

Gefärbet hat der zarten Jungfrau Wangen,<br />

Bald wieder schwindet vor dem lautern Weiß;<br />

So, nach dem roten Licht, das mich umfangen,<br />

Sah ich mich in den Silberglanz entrückt<br />

Des sechsten Sterns, der mich in sich empfangen.<br />

Und in dem Stern des Zeus, den Freude schmückt,<br />

War frohes Liebesfunkeln zu gewahren,<br />

Durch unsrer Sprache Zeichen ausgedrückt.<br />

Wie Vögel, die empor vom Strande fahren,<br />

Gemeinsam neuer Weide froh, sich bald<br />

In runden, bald in langen Haufen scharen;<br />

So flatterten, von Himmelslicht umwallt,<br />

In Sängen Sel’ge hin, im Fluge zeigend<br />

Des D und dann des I und L Gestalt,<br />

37 Io vidi per la croce un lume tratto<br />

dal nomar Iosuè, com’ el si feo;<br />

né mi fu noto il dir prima che ’l fatto.<br />

40 E al nome de l’alto Macabeo<br />

vidi moversi un altro roteando,<br />

e letizia era ferza del paleo.<br />

43 Così per <strong>Carl</strong>o Magno e per Orlando<br />

due ne seguì lo mio attento sguardo,<br />

com’ occhio segue suo falcon volando.<br />

46 Poscia trasse Guiglielmo e Rinoardo<br />

e ’l duca Gottifredi la mia vista<br />

per quella croce, e Ruberto Guiscardo.<br />

49 Indi, tra l’altre luci mota e mista,<br />

mostrommi l’alma che m’avea parlato<br />

qual era tra i cantor del cielo artista.<br />

52 Io mi rivolsi dal mio destro lato<br />

per vedere in Beatrice il mio dovere,<br />

o per parlare o per atto, segnato;<br />

55 e vidi le sue luci tanto mere,<br />

tanto gioconde, che la sua sembianza<br />

vinceva li altri e l’ultimo solere.<br />

58 E come, per sentir più dilettanza<br />

bene operando, l’uom di giorno in giorno<br />

s’accorge che la sua virtute avanza,<br />

61 sì m’accors’ io che ’l mio girare intorno<br />

col cielo insieme avea cresciuto l’arco,<br />

veggendo quel miracol più addorno.<br />

64 E qual è ’l trasmutare in picciol varco<br />

di tempo in bianca donna, quando ’l volto<br />

suo si discarchi di vergogna il carco,<br />

67 tal fu ne li occhi miei, quando fui vòlto,<br />

per lo candor de la temprata stella<br />

sesta, che dentro a sé m’avea ricolto.<br />

70 Io vidi in quella giovïal facella<br />

lo sfavillar de l’amor che lì era<br />

segnare a li occhi miei nostra favella.<br />

73 E come augelli surti di rivera,<br />

quasi congratulando a lor pasture,<br />

fanno di sé or tonda or altra schiera,<br />

76 sì dentro ai lumi sante creature<br />

volitando cantavano, e faciensi<br />

or D, or I, or L in sue figure.


Paradies: Achtzehnter Gesang Pagina 291<br />

Im Sang, erst bald gesenkt, bald wieder steigend,<br />

Und war die Ordnung diesen Zeichen gleich,<br />

Einhaltend in des Fluges Schwung und schweigend.<br />

Kalliope, die du die Geister reich<br />

An Ruhme machst, sie ewig zu erhalten,<br />

<strong>Die</strong> du erhältst mit ihnen Stadt und Reich,<br />

Erleuchte mich, damit ich die Gestalten<br />

Getreu beschreibe, jetzt mit deinem Strahl;<br />

<strong>La</strong>ß deine Kraft in kurzen Reimen walten! –<br />

Vokal’ und Konsonanten – siebenmal<br />

Fünf waren’s, die mein Auge dort ergötzten,<br />

Auch merkt’ ich wohl die Ordnung dieser Zahl.<br />

Diligite iustitiam – So setzten<br />

Erst Haupt’ und Zeitwort sich; dann sieh sofort:<br />

Qui iudicatis terram – als die letzten.<br />

Und alles blieb beim M im fünften Wort<br />

Geordnet stehn, hiermit das Werk vollbringend.<br />

So stand die Schrift wie Gold in Silber dort.<br />

Ich sah viel andres Licht, sich niederschwingend<br />

Zum Haupt des M, dort still und unbewegt,<br />

Vom Gut, so schien es, das sie anzieht, singend.<br />

Dann, wie wenn man mit Feuerbränden schlägt,<br />

Draus unzählbare Funken sprühend flammen,<br />

Woraus die Torheit wahrzusagen pflegt;<br />

So hoben dort sich mehr als tausend Flammen,<br />

Und die stieg mehr, und minder die empor,<br />

Wie sie die Sonne trieb, aus der sie stammen.<br />

Als jed’ an ihrer Stelle war, verlor<br />

Sich das Gewühl – da trat in Flammenzügen<br />

Der Kopf und Hals von einem Adler vor.<br />

Der dorten malt, weiß selbst sich zu genügen;<br />

Er, ungeleitet, lenkt des Künstlers Hand,<br />

Damit der Form sich die Gebilde fügen.<br />

<strong>Die</strong> sel’ge Schar, die dort zufrieden stand,<br />

Das M bekrönend mit dem Lilienkranze,<br />

Vollendete das Bild jetzt, leicht gewandt.<br />

So sah ich, schöner Stern, der Himmel pflanze<br />

In uns die Keime der Gerechtigkeit,<br />

Der Himmel, den du schmückst mit deinem Glanze.<br />

Zum Geist, der Kraft dir und Bewegung leiht,<br />

Fleh’ ich, nach jenem Rauche hinzuschauen,<br />

Der deinen Strahl verdunkelt und entweiht.<br />

79 Prima, cantando, a sua nota moviensi;<br />

poi, diventando l’un di questi segni,<br />

un poco s’arrestavano e taciensi.<br />

82 O diva Pegasëa che li ’ngegni<br />

fai glorïosi e rendili longevi,<br />

ed essi teco le cittadi e ’ regni,<br />

85 illustrami di te, sì ch’io rilevi<br />

le lor figure com’ io l’ho concette:<br />

paia tua possa in questi versi brevi!<br />

88 Mostrarsi dunque in cinque volte sette<br />

vocali e consonanti; e io notai<br />

le parti sì, come mi parver dette.<br />

91 ’DILIGITE IUSTITIAM’, primai<br />

fur verbo e nome di tutto ’l dipinto;<br />

’QUI IUDICATIS TERRAM’, fur sezzai.<br />

94 Poscia ne l’emme del vocabol quinto<br />

rimasero ordinate; sì che Giove<br />

pareva argento lì d’oro distinto.<br />

97 E vidi scendere altre luci dove<br />

era il colmo de l’emme, e lì quetarsi<br />

cantando, credo, il ben ch’a sé le move.<br />

100 Poi, come nel percuoter d’i ciocchi arsi<br />

surgono innumerabili faville,<br />

onde li stolti sogliono agurarsi,<br />

103 resurger parver quindi più di mille<br />

luci e salir, qual assai e qual poco,<br />

sì come ’l sol che l’accende sortille;<br />

106 e quïetata ciascuna in suo loco,<br />

la testa e ’l collo d’un’aguglia vidi<br />

rappresentare a quel distinto foco.<br />

109 Quei che dipinge lì, non ha chi ’l guidi;<br />

ma esso guida, e da lui si rammenta<br />

quella virtù ch’è forma per li nidi.<br />

112 L’altra bëatitudo, che contenta<br />

pareva prima d’ingigliarsi a l’emme,<br />

con poco moto seguitò la ’mprenta.<br />

115 O dolce stella, quali e quante gemme<br />

mi dimostraro che nostra giustizia<br />

effetto sia del ciel che tu ingemme!<br />

118 Per ch’io prego la mente in che s’inizia<br />

tuo moto e tua virtute, che rimiri<br />

ond’ esce il fummo che ’l tuo raggio vizia;


Seite 292 Paradiso: Canto XIX<br />

Sein Zorn mach’ einmal noch dem Volke Grauen,<br />

Das in dem Tempel schachert und verkehrt,<br />

Den er aus Wundern ließ und Martern bauen.<br />

Himmelskriegerschar, dort hellverklärt,<br />

Bitte für die, so noch der Leib umschlossen,<br />

<strong>Die</strong> schlechtes Beispiel falsche Wege lehrt.<br />

Einst kriegte man mit Schwertern und Geschossen,<br />

Doch jetzt, das Brot wegnehmend dort und hie,<br />

Das unser frommer Vater nie verschlossen.<br />

Du, der du schreibst, um auszustreichen, sie:<br />

Für jenen Weinberg, welchen du verdorben,<br />

Starb Paul und Petrus, doch noch leben sie.<br />

Du aber denkst: Hab’ ich nur den erworben,<br />

Der in die Einsamkeit der Wüst’ entrann,<br />

Und der zum Lohn für einen Tanz gestorben,<br />

121 sì ch’un’altra fïata omai s’adiri<br />

del comperare e vender dentro al templo<br />

che si murò di segni e di martìri.<br />

124 O milizia del ciel cu’ io contemplo,<br />

adora per color che sono in terra<br />

tutti svïati dietro al malo essemplo!<br />

127 Già si solea con le spade far guerra;<br />

ma or si fa togliendo or qui or quivi<br />

lo pan che ’l pïo Padre a nessun serra.<br />

130 Ma tu che sol per cancellare scrivi,<br />

pensa che Pietro e Paulo, che moriro<br />

per la vigna che guasti, ancor son vivi.<br />

133 Ben puoi tu dire: ” I’ ho fermo ’l disiro<br />

sì a colui che volle viver solo<br />

e che per salti fu tratto al martiro,<br />

Was kümmern Paulus mich und Petrus dann? 136 ch’io non conosco il pescator né Polo.“<br />

Neunzehnter Gesang Canto XIX<br />

Vor mir erschien mit offnem Flügelpaar<br />

Das schöne Bild, wo, selig im Vereine,<br />

Der Geister lichter Kranz verflochten war.<br />

Jedweder war wie ein Rubin, vom Scheine<br />

Der Sonne so in Licht und Glut entbrannt,<br />

Als ob sie selbst mir in die Augen Scheine.<br />

Der Schilderung, zu der ich mich gewandt,<br />

Wie kann die Sprache sie, die Feder wagen,<br />

Da Phantasie dergleichen nie erkannt? –<br />

Ich sah den Aar und hört’ ihn Worte sagen,<br />

Und in der Stimm’ erklangen Ich und Mein,<br />

Als Wir und Unser ihm im Sinne lagen:<br />

Er sprach: ” Für frommes und gerechtes Sein<br />

Sollt’ ich zu dieser Glorie mich erheben,<br />

<strong>Die</strong> jeden Wunsch uns zeigt als arm und klein.<br />

Und solch Gedächtnis ließ ich dort im Leben,<br />

Daß es für rühmlich selbst den Bösen gilt,<br />

<strong>Die</strong> nicht auf meiner Spur zu wandeln streben.“<br />

Wie vielen Kohlen eine Glut entquillt,<br />

So tönte jetzt von vielen Liebesgluten<br />

Ein einz’ger Ton mir zu aus jenem Bild.<br />

” Ihr ew’ge Blüten des endlosen Guten,“<br />

Begann ich, die ihr mir als einen jetzt<br />

”<br />

<strong>La</strong>ßt eure Wohlgerüch’ entgegenfluten,<br />

1 Parea dinanzi a me con l’ali aperte<br />

la bella image che nel dolce frui<br />

liete facevan l’anime conserte;<br />

4 parea ciascuna rubinetto in cui<br />

raggio di sole ardesse sì acceso,<br />

che ne’ miei occhi rifrangesse lui.<br />

7 E quel che mi convien ritrar testeso,<br />

non portò voce mai, né scrisse incostro,<br />

né fu per fantasia già mai compreso;<br />

10 ch’io vidi e anche udi’ parlar lo rostro,<br />

e sonar ne la voce e ” io“ e ” mio,“<br />

quand’ era nel concetto e ’noi’ e ’nostro’.<br />

13 E cominciò: ” Per esser giusto e pio<br />

son io qui essaltato a quella gloria<br />

che non si lascia vincere a disio;<br />

16 e in terra lasciai la mia memoria<br />

sì fatta, che le genti lì malvage<br />

commendan lei, ma non seguon la storia.“<br />

19 Così un sol calor di molte brage<br />

si fa sentir, come di molti amori<br />

usciva solo un suon di quella image.<br />

22 Ond’ io appresso: ” O perpetüi fiori<br />

de l’etterna letizia, che pur uno<br />

parer mi fate tutti vostri odori,


Paradies: Neunzehnter Gesang Pagina 293<br />

Ich bitt’ euch nun, mit eurem Hauch ergetzt<br />

Mich Hungrigen und reicht mir jene Speise,<br />

Mit welcher mich die Erde nie geletzt.<br />

Wohl weiß ich, spiegelt sich in anderm Kreise<br />

Des Himmels ab des Herrn Gerechtigkeit,<br />

Daß sie sich euch nicht unterm Schleier weise.<br />

Ihr wißt, zum Hören bin ich schon bereit,<br />

Auch wißt ihr, welch ein Zweifel mich befangen,<br />

Der unbefriedigt ist seit langer Zeit.“<br />

Gleichwie ein edler Falk, der Kapp’ entgangen,<br />

Das Haupt bewegt, sich schön und freudig macht,<br />

Stolz mit den Flügeln schlägt und zeigt Verlangen,<br />

So machte sich des hohen Zeichens pracht,<br />

Das Gottes Gnade laut dem All verkündet,<br />

Mit Sang, wie der nur hört, der dort erwacht.<br />

Und es begann: ” Er, der die Welt gerundet<br />

Und sie begrenzt, hat viel Geheimes drin<br />

Und Offenbares viel darin begründet;<br />

Doch hat er seine Kraft vom Anbeginn<br />

Nicht völlig ausgeprägt im Weltenaue,<br />

Denn endlos überragt’s sein hoher Sinn.<br />

Der erste Stolze, welcher höh’r als alle<br />

Geschöpfe stand, sank drum im frevlen Zwist,<br />

Des Lichts nicht harrend, früh in jähem Falle.<br />

Denn jegliches der kleinern Wesen ist<br />

Zu eng, um jenes Gut darein zu bringen,<br />

Das, endlos, sich nur mit sich selber mißt,<br />

Drum kann so weit der Menschenblick nicht dringen,<br />

Er, nur ein Strahl von jenes Geistes Schein,<br />

Der Urstoff ist und Grund von allen Dingen,<br />

Kann nie durch eigne Kraft so mächtig sein,<br />

Um Seinen Ursprung deutlich zu ersehen,<br />

Denn Nebel hüllt für ihn so Tiefes ein;<br />

Drob zu der Urgerechtigkeit das Spähen<br />

Des Menschenblicks sich nur so weit erstreckt,<br />

Als in den Grund des Meers die Augen gelten.<br />

Leicht wird der Grund am Strand vom Aug’ entdeckt,<br />

Doch nie im Meer, wie sehr sich’s müh’ und übe;<br />

Grund ist dort, doch zu tief und drum versteckt.<br />

Nur aus der Heiterkeit, die nimmer trübe,<br />

Kommt Licht – all andres ist nur Dunkelheit,<br />

Ist Schatten oder Gift der Fleischestriebe.<br />

25 solvetemi, spirando, il gran digiuno<br />

che lungamente m’ha tenuto in fame,<br />

non trovandoli in terra cibo alcuno.<br />

28 Ben so io che, se ’n cielo altro reame<br />

la divina giustizia fa suo specchio,<br />

che ’l vostro non l’apprende con velame.<br />

31 Sapete come attento io m’apparecchio<br />

ad ascoltar; sapete qual è quello<br />

dubbio che m’è digiun cotanto vecchio.“<br />

34 Quasi falcone ch’esce del cappello,<br />

move la testa e con l’ali si plaude,<br />

voglia mostrando e faccendosi bello,<br />

37 vid’ io farsi quel segno, che di laude<br />

de la divina grazia era contesto,<br />

con canti quai si sa chi là sù gaude.<br />

40 Poi cominciò: ” Colui che volse il sesto<br />

a lo stremo del mondo, e dentro ad esso<br />

distinse tanto occulto e manifesto,<br />

43 non poté suo valor sì fare impresso<br />

in tutto l’universo, che ’l suo verbo<br />

non rimanesse in infinito eccesso.<br />

46 E ciò fa certo che ’l primo superbo,<br />

che fu la somma d’ogne creatura,<br />

per non aspettar lume, cadde acerbo;<br />

49 e quinci appar ch’ogne minor natura<br />

è corto recettacolo a quel bene<br />

che non ha fine e sé con sé misura.<br />

52 Dunque vostra veduta, che convene<br />

esser alcun de’ raggi de la mente<br />

di che tutte le cose son ripiene,<br />

55 non pò da sua natura esser possente<br />

tanto, che suo principio non discerna<br />

molto di là da quel che l’è parvente.<br />

58 Però ne la giustizia sempiterna<br />

la vista che riceve il vostro mondo,<br />

com’ occhio per lo mare, entro s’interna;<br />

61 che, ben che da la proda veggia il fondo,<br />

in pelago nol vede; e nondimeno<br />

èli, ma cela lui l’esser profondo.<br />

64 Lume non è, se non vien dal sereno<br />

che non si turba mai; anzi è tenèbra<br />

od ombra de la carne o suo veleno.


Seite 294 Paradiso: Canto XIX<br />

Sieh das Versteck, das die Gerechtigkeit<br />

Dir lang verhehlt, jetzt offen dem Verstande,<br />

Und ruh’n wird nun in dir der Zweifel Streit.<br />

Erzeugt wird jemand an des Indus Strande,<br />

So sprachst du, doch wer spricht von Jesus Christ,<br />

Wer liest und schreibt von ihm in jenem <strong>La</strong>nde?<br />

Wenn er, soweit es die Vernunft ermißt,<br />

In Tat und Willen rein und unverdorben<br />

Und ohne Sünd’ in Wort und Leben ist<br />

Und er ungläubig, ungetauft gestorben,<br />

Wo ist dann wohl ein Recht, dem er verfällt?<br />

Wo Schuld, daß er den Glauben nicht erworben? –<br />

Und wer bist du, der sich so hoch gestellt,<br />

Um, richtend, tausend Meilen weit zu springen,<br />

Da eine Spanne kaum dein Blick enthält?<br />

Gewiß, daß die mir nach im Forschen ringen,<br />

War’ über euch nicht Gottes heil’ges Wort,<br />

Zum Zweifel und Erstaunen Grund empfingen.<br />

O Tier aus Erd’! Ihrr groben Geister dort!<br />

Der erste Wille, gut von selber, gehet<br />

Nie aus sich selbst, dem höchsten Gute, fort.<br />

Gerecht ist, was mit ihm in Einklang stehet.<br />

Ihn kann nicht anzieh’n ein erschaffnes Gut,<br />

Das nur aus seiner Strahlenfüll’ entstehet.“ –<br />

Wie über ihrem Nest die Störchin tut,<br />

Wenn sie die Brut gespeist, im Kreise schwebend,<br />

Und wie nach ihr hinschaut die satte Brut;<br />

So tat – und so auch ich, das Aug’ erhebend –<br />

Das heil’ge Bild, das seine Flügel Schwang,<br />

Den Willen kund der freud’gen Scharen gebend,<br />

Indem’s, im Kreis sich schwingend, also sang:<br />

” So wie du nicht verstehst, was ich verkündet,<br />

So kennt ihr nicht des ew’gen Urteils Gang.“<br />

Dann, noch im Zeichen, das den Ruhm begründet<br />

Der Römer hat, stand still die sel’ge Schar,<br />

Von lichter Glut des Heil’gen Geists entzündet.<br />

” In dieses Reich“, begann aufs neu’ der Aar,<br />

” Stieg keiner je, der nicht geglaubt an Christus,<br />

Vor oder nach, als er gekreuzigt war.<br />

Doch siehe, viele rufen: Christus! Christus!<br />

Und stehn ihm ferner einst beim Weltgericht<br />

Als jene, welche nichts gewußt von Christus.<br />

67 Assai t’è mo aperta la latebra<br />

che t’ascondeva la giustizia viva,<br />

di che facei question cotanto crebra;<br />

70 ché tu dicevi: “Un uom nasce a la riva<br />

de l’Indo, e quivi non è chi ragioni<br />

di Cristo né chi legga né chi scriva;<br />

73 e tutti suoi voleri e atti buoni<br />

sono, quanto ragione umana vede,<br />

sanza peccato in vita o in sermoni.<br />

76 Muore non battezzato e sanza fede:<br />

ov’ è questa giustizia che ’l condanna?<br />

ov’ è la colpa sua, se ei non crede? ”<br />

79 Or tu chi se’, che vuo’ sedere a scranna,<br />

per giudicar di lungi mille miglia<br />

con la veduta corta d’una spanna?<br />

82 Certo a colui che meco s’assottiglia,<br />

se la Scrittura sovra voi non fosse,<br />

da dubitar sarebbe a maraviglia.<br />

85 Oh terreni animali! oh menti grosse!<br />

<strong>La</strong> prima volontà, ch’è da sé buona,<br />

da sé, ch’è sommo ben, mai non si mosse.<br />

88 Cotanto è giusto quanto a lei consuona:<br />

nullo creato bene a sé la tira,<br />

ma essa, radïando, lui cagiona.“<br />

91 Quale sovresso il nido si rigira<br />

poi c’ha pasciuti la cicogna i figli,<br />

e come quel ch’è pasto la rimira;<br />

94 cotal si fece, e sì leväi i cigli,<br />

la benedetta imagine, che l’ali<br />

movea sospinte da tanti consigli.<br />

97 Roteando cantava, e dicea: ” Quali<br />

son le mie note a te, che non le ’ntendi,<br />

tal è il giudicio etterno a voi mortali.“<br />

100 Poi si quetaro quei lucenti incendi<br />

de lo Spirito Santo ancor nel segno<br />

che fé i Romani al mondo reverendi,<br />

103 esso ricominciò: ” A questo regno<br />

non salì mai chi non credette ’n Cristo,<br />

né pria né poi ch’el si chiavasse al legno.<br />

106 Ma vedi: molti gridan “Cristo, Cristo! ”<br />

che saranno in giudicio assai men prope<br />

a lui, che tal che non conosce Cristo;


Paradies: Neunzehnter Gesang Pagina 295<br />

Das Strafurteil für solche Christen Spricht<br />

Der Heid’ einst aus, wenn sich die Scharen trennen,<br />

<strong>Die</strong> zu der ew’gen Nacht und die zum Licht.<br />

Wie wird ein Perser eure Fürsten nennen,<br />

Zeigt ihm sich aufgeschlagen jenes Buch,<br />

In dem er ihre Schmach wird lesen können?<br />

<strong>Die</strong> Tat des Albrecht wird mit hartem Spruch<br />

Er in dem Buch dann eingetragen sehen,<br />

Ob der ihn trifft, des Böhmerreiches Fluch.<br />

Auch Frankreichs Schmerz wird aufgezeichnet stehen,<br />

In den es durch den Münzverfälscher fällt,<br />

Der durch des Ebers Stoß wird untergehen.<br />

Dort steht der Stolz, der Durst nach <strong>La</strong>nd und Geld,<br />

Drob Schott’ und Engelländer tun gleich Tollen,<br />

Und keiner sich in seiner Grenze hält.<br />

Dort wird die Üppigkeit sich zeigen sollen<br />

Des Spaniers und des Böhmen, welcher nie<br />

<strong>Die</strong> Trefflichkeit gekannt, noch kennen wollen.<br />

Dort, <strong>La</strong>hmer von Jerusalem, dort sieh<br />

Mit einem M bezeichnet deine Sünden,<br />

Und deine Tugenden mit einem I.<br />

Dort wird sich auch der niedre Geiz verkünden<br />

Des, der dort herrschet, wo Anchises ruht<br />

Nach langer Fahrt, bei Ätnas Feuerschlünden.<br />

Und wie gering er ist an Kraft und Mut,<br />

Das wird die abgekürzte Schrift bezeugen,<br />

<strong>Die</strong> vieles kund auf engem Raums tut.<br />

Auch wird das schmutz’ge Tun des Ohms sich zeigen,<br />

Und das des Bruders kund sein überall,<br />

<strong>Die</strong> mit dem edlen Stamm zwei Kronen beugen.<br />

Auch den von Norweg, den von Portugal<br />

Und den von Rascia wird man unterscheiden,<br />

Der Schuld ist an Venedigs Münzverfall.<br />

Mög’ Ungarn fernerhin nicht Unbill leiden!<br />

Navarra, es verteidige getrost<br />

<strong>Die</strong> Bergesreih’n, die es von Frankreich scheiden!<br />

Und Nicosia ist und Famagost,<br />

Vorläufig und als Angeld, sehr mit Fuge,<br />

Wie jeder zugibt, auf ihr Vieh erbost,<br />

109 e tai Cristian dannerà l’Etïòpe,<br />

quando si partiranno i due collegi,<br />

l’uno in etterno ricco e l’altro inòpe.<br />

112 Che poran dir li Perse a’ vostri regi,<br />

come vedranno quel volume aperto<br />

nel qual si scrivon tutti suoi dispregi?<br />

115 Lì si vedrà, tra l’opere d’Alberto,<br />

quella che tosto moverà la penna,<br />

per che ’l regno di Praga fia diserto.<br />

118 Lì si vedrà il duol che sovra Senna<br />

induce, falseggiando la moneta,<br />

quel che morrà di colpo di cotenna.<br />

121 Lì si vedrà la superbia ch’asseta,<br />

che fa lo Scotto e l’Inghilese folle,<br />

sì che non può soffrir dentro a sua meta.<br />

124 Vedrassi la lussuria e ’l viver molle<br />

di quel di Spagna e di quel di Boemme,<br />

che mai valor non conobbe né volle.<br />

127 Vedrassi al Ciotto di Ierusalemme<br />

segnata con un i la sua bontate,<br />

quando ’l contrario segnerà un emme.<br />

130 Vedrassi l’avarizia e la viltate<br />

di quei che guarda l’isola del foco,<br />

ove Anchise finì la lunga etate;<br />

133 e a dare ad intender quanto è poco,<br />

la sua scrittura fian lettere mozze,<br />

che noteranno molto in parvo loco.<br />

136 E parranno a ciascun l’opere sozze<br />

del barba e del fratel, che tanto egregia<br />

nazione e due corone han fatte bozze.<br />

139 E quel di Portogallo e di Norvegia<br />

lì si conosceranno, e quel di Rascia<br />

che male ha visto il conio di Vinegia.<br />

142 Oh beata Ungheria, se non si lascia<br />

più malmenare! e beata Navarra,<br />

se s’armasse del monte che la fascia!<br />

145 E creder de’ ciascun che già, per arra<br />

di questo, Niccosïa e Famagosta<br />

per la lor bestia si lamenti e garra,<br />

Das mit dem andern geht in gleichem Zuge.“ 148 che dal fianco de l’altre non si scosta.“


Seite 296 Paradiso: Canto XX<br />

Zwanzigster Gesang Canto XX<br />

Wenn sie, die hell die ganze Welt verklärt,<br />

Von unsrer Hemisphär’ herabgeschwommen<br />

Und rings der Tag ersterbend sich verzeiht,<br />

Dann zeigt der Himmel, erst von ihr entglommen,<br />

Von ihr allein, viel Sterne rings im Rund,<br />

<strong>Die</strong> all ihr Licht von einem Licht entnommen.<br />

<strong>Die</strong>s war’s, was jetzt vor meiner Seele stund,<br />

Als unsrer Welt und ihrer Herrscher Zeichen<br />

Stillschweigen ließ den benedeiten Mund.<br />

Denn alle Lichter, jene wonnereichen,<br />

Erglänzten mehr im Sang, an dessen Macht<br />

Nicht irdischer Erinnrung Schwingen reichen.<br />

O Lieb’, umkleidet mit des Lächelns Pracht,<br />

Wie sah ich Glanz dich in die Funken gießen,<br />

<strong>Die</strong> heil’ger Sinn allein dort angefacht!<br />

Dann, als die Edelsteine, die mit süßen<br />

Lichtstrahlen hold das sechste Licht erhöh’n,<br />

<strong>Die</strong> Engelsglocken wieder schweigen ließen,<br />

Schien mir’s, es zeig’ in murmelndem Getön<br />

Ein Fluß, von Fels zu Felsen niederfallend,<br />

Wie reich sein Quell entstand auf Bergeshöh’n.<br />

Und wie ein Ton, aus reiner <strong>La</strong>ute schallend,<br />

An ihrem Hals sich formt und wie der Wind<br />

Durchs Mundloch eindringt, die Schalmei durchhallend;<br />

So hatte jener Murmelton geschwind<br />

Sich bis zum Hals des Adlers aufgeschwungen<br />

Und drang, wie aus der Kehle, süß und lind<br />

Und ward zur Stimm’, und, dort hervorgedrungen,<br />

Ward er gebildet zum erwünschten Wort,<br />

Und wohl behält mein Herz, was mir erklungen.<br />

” Den Teil in mir, der bei den Adlern dort<br />

<strong>Die</strong> Sonne sieht und trägt, schau’ an!“ so hoben<br />

<strong>Die</strong> Wort’ itzt an und fuhren weiter fort:<br />

” Denn von den Feuern, die mein Bild gewoben,<br />

Stehn, die hier glänzen an des Auges Statt,<br />

In allen Würden vor den andern oben.<br />

Der, so den Platz des Augenapfels hat,<br />

Des Heil’gen Geistes Sänger war’s und brachte<br />

<strong>Die</strong> Bundeslade fort von Stadt zu Stadt.<br />

Wie der, der ihn begeistert, seiner achte<br />

Und seines Sangs, das kann er jetzo sehn,<br />

Da er dem Wert gleich die Belohnung machte.<br />

1 Quando colui che tutto ’l mondo alluma<br />

de l’emisperio nostro sì discende,<br />

che ’l giorno d’ogne parte si consuma,<br />

4 lo ciel, che sol di lui prima s’accende,<br />

subitamente si rifà parvente<br />

per molte luci, in che una risplende;<br />

7 e questo atto del ciel mi venne a mente,<br />

come ’l segno del mondo e de’ suoi duci<br />

nel benedetto rostro fu tacente;<br />

10 però che tutte quelle vive luci,<br />

vie più lucendo, cominciaron canti<br />

da mia memoria labili e caduci.<br />

13 O dolce amor che di riso t’ammanti,<br />

quanto parevi ardente in que’ flailli,<br />

ch’avieno spirto sol di pensier santi!<br />

16 Poscia che i cari e lucidi lapilli<br />

ond’ io vidi ingemmato il sesto lume<br />

puoser silenzio a li angelici squilli,<br />

19 udir mi parve un mormorar di fiume<br />

che scende chiaro giù di pietra in pietra,<br />

mostrando l’ubertà del suo cacume.<br />

22 E come suono al collo de la cetra<br />

prende sua forma, e sì com’ al pertugio<br />

de la sampogna vento che penètra,<br />

25 così, rimosso d’aspettare indugio,<br />

quel mormorar de l’aguglia salissi<br />

su per lo collo, come fosse bugio.<br />

28 Fecesi voce quivi, e quindi uscissi<br />

per lo suo becco in forma di parole,<br />

quali aspettava il core ov’ io le scrissi.<br />

31<br />

” <strong>La</strong> parte in me che vede e pate il sole<br />

ne l’aguglie mortali,“ incominciommi,<br />

” or fisamente riguardar si vole,<br />

34 perché d’i fuochi ond’ io figura fommi,<br />

quelli onde l’occhio in testa mi scintilla,<br />

e’ di tutti lor gradi son li sommi.<br />

37 Colui che luce in mezzo per pupilla,<br />

fu il cantor de lo Spirito Santo,<br />

che l’arca traslatò di villa in villa:<br />

40 ora conosce il merto del suo canto,<br />

in quanto effetto fu del suo consiglio,<br />

per lo remunerar ch’è altrettanto.


Paradies: Zwanzigster Gesang Pagina 297<br />

Von fünf, die um mein Aug’ als Braue stehn,<br />

Sieh nächst dem Schnabel den, der eh’mals Weile<br />

Dem Heer gebot auf einer Witwe Fleh’n.<br />

Wie, wer nicht Christo folgt zu seinem Heile,<br />

<strong>Die</strong>s teuer büßt, das hat er nun erkannt<br />

In dieser Wonn’ und in dem Gegenteile.<br />

Der Nächst’ im Kreise, der mein Aug’ umspannt,<br />

Ist jener, der den Tod auf fünfzehn Jahre<br />

Durch wahre Reue von sich abgewandt.<br />

Jetzt sieht er ein, der Herr, der ewig Wahre,<br />

Bleib’ ewig wahr, obwohl sein Urteil sich<br />

Auf würd’ges Fleh’n von heut auf morgen spare.<br />

Der nachfolgt, führte das Gesetz und mich,<br />

Durch guten Sinn zu schlimmem Tun bewogen,<br />

Nach Griechenland, weil er dem Hirten wich.<br />

Jetzt sieht er, daß, vom Guten abgezogen,<br />

Das Übel, das in Trümmern euch begräbt,<br />

Ihm dennoch nichts von seiner Wonn’ entzogen.<br />

Sieh Wilhelm, wo der Bogen abwärts strebt,<br />

Ob dessen Tod des <strong>La</strong>ndes Bürger weinen,<br />

Das weint, weil Karl und Friederich gelebt.<br />

Jetzt sieht er, Gott liebt zärtlich, als die Seinen,<br />

Gerechte Fürsten, und, in Glanz erhellt,<br />

Läßt er dies hier in frohem Blitz erscheinen.<br />

Wer glaubt’ es in der wahnbefangnen Welt,<br />

Daß Ripheus, den Trojaner, hier im Runde<br />

Des fünften Lichtes heil’ger Glanz enthält?<br />

Jetzt hat er wohl von Gottes Gnade Kunde<br />

Und siehet mehr, als eurer Welt sich zeigt,<br />

Dringt auch sein Blick nicht bis zum tiefsten Grunde.“<br />

Wie in die Luft die kleine Lerche steigt,<br />

Erst singend flattert, aber dann, zufrieden,<br />

Vom letzten süßen Ton gesättigt, schweigt;<br />

So schien mir jenes Bild, durch das hienieden<br />

Des Höchsten ew’ger Wille zu uns spricht,<br />

Der jedem Ding das, was es ist, beschieden.<br />

Und barg ich auch den Zweifel minder dicht,<br />

Als Glas die Farbe, litt er doch mein Schweigen,<br />

Und längres Harren auf Verkündung nicht.<br />

Er zwang dies Wort, dem Munde zu entsteigen:<br />

” Was sah ich dort!“ durch seines Dranges Macht,<br />

Denn Freudenfunkeln sah ich dort sich zeigen.<br />

43 Dei cinque che mi fan cerchio per ciglio,<br />

colui che più al becco mi s’accosta,<br />

la vedovella consolò del figlio:<br />

46 ora conosce quanto caro costa<br />

non seguir Cristo, per l’esperïenza<br />

di questa dolce vita e de l’opposta.<br />

49 E quel che segue in la circunferenza<br />

di che ragiono, per l’arco superno,<br />

morte indugiò per vera penitenza:<br />

52 ora conosce che ’l giudicio etterno<br />

non si trasmuta, quando degno preco<br />

fa crastino là giù de l’odïerno.<br />

55 L’altro che segue, con le leggi e meco,<br />

sotto buona intenzion che fé mal frutto,<br />

per cedere al pastor si fece greco:<br />

58 ora conosce come il mal dedutto<br />

dal suo bene operar non li è nocivo,<br />

avvegna che sia ’l mondo indi distrutto.<br />

61 E quel che vedi ne l’arco declivo,<br />

Guiglielmo fu, cui quella terra plora<br />

che piagne <strong>Carl</strong>o e Federigo vivo:<br />

64 ora conosce come s’innamora<br />

lo ciel del giusto rege, e al sembiante<br />

del suo fulgore il fa vedere ancora.<br />

67 Chi crederebbe giù nel mondo errante<br />

che Rifëo Troiano in questo tondo<br />

fosse la quinta de le luci sante?<br />

70 Ora conosce assai di quel che ’l mondo<br />

veder non può de la divina grazia,<br />

ben che sua vista non discerna il fondo.“<br />

73 Quale allodetta che ’n aere si spazia<br />

prima cantando, e poi tace contenta<br />

de l’ultima dolcezza che la sazia,<br />

76 tal mi sembiò l’imago de la ’mprenta<br />

de l’etterno piacere, al cui disio<br />

ciascuna cosa qual ell’ è diventa.<br />

79 E avvegna ch’io fossi al dubbiar mio<br />

lì quasi vetro a lo color ch’el veste,<br />

tempo aspettar tacendo non patio,<br />

82 ma de la bocca, ” Che cose son queste?“<br />

mi pinse con la forza del suo peso:<br />

per ch’io di coruscar vidi gran feste.


Seite 298 Paradiso: Canto XX<br />

Im Auge hellre Gluten angefacht,<br />

Sprach drauf der Adler, um mich aufzuregen,<br />

Den Staunen fesselte bei solcher Pracht:<br />

” Ich sah, du glaubest dies, doch nur deswegen,<br />

Weil ich’s gesagt, und siehest nicht das Wie?<br />

Wie wir Verborgenes zu glauben pflegen,<br />

Wie man der Sache Namen lernt, doch sie<br />

Nicht kann nach ihrem Wesen unterscheiden,<br />

Wenn nicht ein anderer uns Licht verlieh.<br />

Das Reich der Himmel muß Gewalt erleiden,<br />

Wenn Kraft der Lieb’ und Hoffnung es bekriegt,<br />

Denn Gottes Wille wird besiegt von beiden;<br />

Nicht wie ein Mensch dem Stärkern unterliegt;<br />

Nein, er siegt, denn er will sich ja ergeben.<br />

Drob er, besiegt durch seine Güte, siegt.<br />

Du staunst beim ersten und beim fünften Leben<br />

In meiner Brau’ und nennst es wunderbar,<br />

Daß beide hier in hellem Glanze schweben.<br />

Als Christen, nicht als Heiden, starb dies Paar.<br />

Der glaubt’ ans Leiden, das schon eingetroffen,<br />

Der zweit’ an das, das noch zu dulden war.<br />

Der ist vom Höllenschlund, der nimmer offen<br />

Zur Rückkehr war, zum Leib zurückgekehrt,<br />

Und dies verdankt er nur lebend’gem Hoffen;<br />

Lebend’gem Hoffen, das von Gott begehrt,<br />

Ihn zu befreien aus des Todes Banden,<br />

Damit er lebe, wie das Wort gelehrt.<br />

Und die ruhmwürd’ge Seele kehrt’ erstanden<br />

Auf kurze Zeit zum Leib und glaubt’ an ihn,<br />

Des Allmacht auf ihr Fleh’n ihr beigestanden.<br />

Und fühlte, glaubend, sich so hell erglüh’n<br />

In wahrer Liebe, daß sie dieser Wonnen<br />

Bei ihrem zweiten Tode wert erschien.<br />

Der zweit’, aus Gnade, die so tiefem Bronnen<br />

Entquollen ist, daß nie die Kreatur<br />

<strong>Die</strong> Quell’ erspähen kann, wo er begonnen,<br />

Weiht’ all sein Lieben einst dem Rechte nur,<br />

Drum hob ihn Gott empor zu Gnad’ und Gnaden<br />

Und zeigt’ ihm künftiger Erlösung Spur.<br />

Er glaubt’ an sie und schalt sodann, entladen<br />

Des Heidentums, von seinem Stanke frei,<br />

<strong>Die</strong>, so noch wandelten auf falschen Pfaden.<br />

85 Poi appresso, con l’occhio più acceso,<br />

lo benedetto segno mi rispuose<br />

per non tenermi in ammirar sospeso:<br />

88<br />

” Io veggio che tu credi queste cose<br />

perch’ io le dico, ma non vedi come;<br />

sì che, se son credute, sono ascose.<br />

91 Fai come quei che la cosa per nome<br />

apprende ben, ma la sua quiditate<br />

veder non può se altri non la prome.<br />

94 Regnum celorum vïolenza pate<br />

da caldo amore e da viva speranza,<br />

che vince la divina volontate:<br />

97 non a guisa che l’omo a l’om sobranza,<br />

ma vince lei perché vuole esser vinta,<br />

e, vinta, vince con sua beninanza.<br />

100 <strong>La</strong> prima vita del ciglio e la quinta<br />

ti fa maravigliar, perché ne vedi<br />

la regïon de li angeli dipinta.<br />

103 D’i corpi suoi non uscir, come credi,<br />

Gentili, ma Cristiani, in ferma fede<br />

quel d’i passuri e quel d’i passi piedi.<br />

106 Ché l’una de lo ’nferno, u’ non si riede<br />

già mai a buon voler, tornò a l’ossa;<br />

e ciò di viva spene fu mercede:<br />

109 di viva spene, che mise la possa<br />

ne’ prieghi fatti a Dio per suscitarla,<br />

sì che potesse sua voglia esser mossa.<br />

112 L’anima glorïosa onde si parla,<br />

tornata ne la carne, in che fu poco,<br />

credette in lui che potëa aiutarla;<br />

115 e credendo s’accese in tanto foco<br />

di vero amor, ch’a la morte seconda<br />

fu degna di venire a questo gioco.<br />

118 L’altra, per grazia che da sì profonda<br />

fontana stilla, che mai creatura<br />

non pinse l’occhio infino a la prima onda,<br />

121 tutto suo amor là giù pose a drittura:<br />

per che, di grazia in grazia, Dio li aperse<br />

l’occhio a la nostra redenzion futura;<br />

124 ond’ ei credette in quella, e non sofferse<br />

da indi il puzzo più del paganesmo;<br />

e riprendiene le genti perverse.


Paradies: Einundzwanzigster Gesang Pagina 299<br />

Anstatt der Taufe standen ihm die drei,<br />

<strong>Die</strong> du am rechten Rad im Tanz gesehen,<br />

Wohl tausend Jahre vor der Taufe bei.<br />

O Gnadenwahl, wie tief verborgen stehen<br />

Doch deine Wurzeln jenem Blick, der nicht<br />

Vermag den Urgrund völlig zu erspähen!<br />

Kurz sei dein Urteil, Mensch, wie dein Gesicht,<br />

Da wir nicht all die Auserwählten wissen,<br />

Wir, die wir schau’n in Gottes ew’ges Licht.<br />

Und süß ist uns auch das, was wir vermissen,<br />

Da daraus uns das höchste Heil entquillt,<br />

Daß dessen, was Gott will, auch wir beflissen.“<br />

So reichte jenes gottgeliebte Bild,<br />

Der schwachen Sehkraft Stärkung zu bereiten,<br />

Mir Arzeneien, wundersüß und mild.<br />

Und wie mit lieblichem Geschwirr der Saiten<br />

<strong>Die</strong> guten <strong>La</strong>utner guter Sänger Lied<br />

Zu größrer Süßigkeit des Sangs begleiten;<br />

So regt’, indes der Adler mich beschied,<br />

Der benedeiten Lichter Paar, zusammen,<br />

Wie man die Augen blicken sieht,<br />

127 Quelle tre donne li fur per battesmo<br />

che tu vedesti da la destra rota,<br />

dinanzi al battezzar più d’un millesmo.<br />

130 O predestinazion, quanto remota<br />

è la radice tua da quelli aspetti<br />

che la prima cagion non veggion tota!<br />

133 E voi, mortali, tenetevi stretti<br />

a giudicar: ché noi, che Dio vedemo,<br />

non conosciamo ancor tutti li eletti;<br />

136 ed ènne dolce così fatto scemo,<br />

perché il ben nostro in questo ben s’affina,<br />

che quel che vole Iddio, e noi volemo.“<br />

139 Così da quella imagine divina,<br />

per farmi chiara la mia corta vista,<br />

data mi fu soave medicina.<br />

142 E come a buon cantor buon citarista<br />

fa seguitar lo guizzo de la corda,<br />

in che più di piacer lo canto acquista,<br />

145 sì, mentre ch’e’ parlò, sì mi ricorda<br />

ch’io vidi le due luci benedette,<br />

pur come batter d’occhi si concorda,<br />

Bei seinem Wort die hellen Wonneflammen. 148 con le parole mover le fiammette.<br />

Einundzwanzigster Gesang Canto XXI<br />

Schon heftet’ ich die Augen aufs Gesicht<br />

Der Herrin wieder, Augen und Gemüte,<br />

Und dachte drum an alles andre nicht.<br />

Sie lächelte mir nicht, doch sprach voll Güte:<br />

” Dafern ich lachte, würde dir gescheh’n<br />

Wie Semelen, als sie in Staub verglühte.<br />

Wenn meine Schönheit, die, wie du gesehn,<br />

Beim Steigen in dem ewigen Palaste<br />

Sich mehr entflammt, je mehr wir uns erhöh’n,<br />

Sich deinem Blick nicht mäßigte, sie faßte<br />

Dich wie ein Blitz – du wärst von ihr erdrückt,<br />

Zerschmettert, gleich dem blitzgetroffnen Aste.<br />

Wir sind zum Glanz, dem siebenten, entrückt,<br />

Der vom Gebild des Himmelsleu’n umgeben,<br />

Aus seiner Glut den Strahl herniederzückt.<br />

<strong>La</strong>ß itzt den Geist, dem Blicke nach, sich heben;<br />

Und deinen Blick – mach’ itzt zum Spiegel ihn<br />

Fürs Bild, das kund wird dieser Spiegel geben.“<br />

1 Già eran li occhi miei rifissi al volto<br />

de la mia donna, e l’animo con essi,<br />

e da ogne altro intento s’era tolto.<br />

4 E quella non ridea; ma ” S’io ridessi,“<br />

mi cominciò, ” tu ti faresti quale<br />

fu Semelè quando di cener fessi:<br />

7 ché la bellezza mia, che per le scale<br />

de l’etterno palazzo più s’accende,<br />

com’ hai veduto, quanto più si sale,<br />

10 se non si temperasse, tanto splende,<br />

che ’l tuo mortal podere, al suo fulgore,<br />

sarebbe fronda che trono scoscende.<br />

13 Noi sem levati al settimo splendore,<br />

che sotto ’l petto del Leone ardente<br />

raggia mo misto giù del suo valore.<br />

16 Ficca di retro a li occhi tuoi la mente,<br />

e fa di quelli specchi a la figura<br />

che ’n questo specchio ti sarà parvente.“


Seite 300 Paradiso: Canto XXI<br />

Wer wüßte, wie ihr Blick so selig schien,<br />

Wie er dem meinen ward zur süßen Weide,<br />

Als sie gebot, ihn wieder abzuzielen,<br />

Oh, der erkennt auch wohl, mit welcher Freude<br />

Ich dem gehorcht, was sie mir auferlegt,<br />

Denn Wonne hielt das Gleichgewicht dem Leide.<br />

In dem Kristall, das, um die Welt bewegt,<br />

Vom teuren Führer, unter dem entweichen<br />

<strong>Die</strong> Bosheit mußte, noch den Namen trägt,<br />

Erblickt’ ich einer Leiter schimmernd Zeichen,<br />

An Farbe gleich dem Gold, durchglänzt vom Strahl,<br />

Hoch, daß zur Höh’ nicht Menschenblicke reichen.<br />

Und auf den Sprossen stieg in solcher Zahl<br />

<strong>Die</strong> Schar der sel’gen Himmelslichter nieder,<br />

Als ström’ hier alles Licht mit einemmal.<br />

Und wie, nach ihrer Art, die Kräh’n, wenn wieder<br />

Der Tag beginnt, sich rasch bewegend zieh’n.<br />

Um zu erwärmen ihr erstarrt Gefieder,<br />

Und die von dannen ohne Rückkehr flieh’n,<br />

<strong>Die</strong> rückwärts fliegen, andre dann, im Bogen<br />

<strong>Die</strong>selbe Stell’ umkreisend, dort verzieh’n;<br />

So sah ich’s jetzt in jenem Glanze wogen,<br />

Der sich als Strom ergoß. Sobald die Flut<br />

Bis zu gewissen Stufen hergezogen.<br />

Und einer glänzte, der, uns nah, geruht,<br />

Drum wollte schon dies Wort der Lipp’ entsteigen:<br />

” Ich seh’ es wohl, du zeigst mir Liebesglut.“<br />

Doch sie, die mir zum Sprechen und zum Schweigen<br />

Das Wie und Wann bestimmt, sie schwieg, und ich<br />

Tat wohl, nicht fragend meinen Wunsch zu zeigen.<br />

Doch sie erklärte wohl mein Schweigen sich,<br />

In ihm, der alles sieht, mich klar erschauend,<br />

Und sprach: ” Still’ itzt den heißen Wunsch und sprichl“<br />

Und ich begann: ” Nicht dem Verdienste trauend,<br />

Halt’ ich von dir mich einer Antwort wert;<br />

Ich frag’, auf sie, die mir’s gestattet, bauend,<br />

O sel’ges Leben, das du schön verklärt<br />

Dich in der Freude birgst, aus welchem Grunde<br />

Hast du zu mir dich liebevoll gekehrt?<br />

Und sage mir, weswegen diesem Runde<br />

<strong>Die</strong> Paradiessymphonie gebricht,<br />

<strong>Die</strong> tiefer dort erklang im frommen Bunde?“<br />

19 Qual savesse qual era la pastura<br />

del viso mio ne l’aspetto beato<br />

quand’ io mi trasmutai ad altra cura,<br />

22 conoscerebbe quanto m’era a grato<br />

ubidire a la mia celeste scorta,<br />

contrapesando l’un con l’altro lato.<br />

25 Dentro al cristallo che ’l vocabol porta,<br />

cerchiando il mondo, del suo caro duce<br />

sotto cui giacque ogne malizia morta,<br />

28 di color d’oro in che raggio traluce<br />

vid’ io uno scaleo eretto in suso<br />

tanto, che nol seguiva la mia luce.<br />

31 Vidi anche per li gradi scender giuso<br />

tanti splendor, ch’io pensai ch’ogne lume<br />

che par nel ciel, quindi fosse diffuso.<br />

34 E come, per lo natural costume,<br />

le pole insieme, al cominciar del giorno,<br />

si movono a scaldar le fredde piume;<br />

37 poi altre vanno via sanza ritorno,<br />

altre rivolgon sé onde son mosse,<br />

e altre roteando fan soggiorno;<br />

40 tal modo parve me che quivi fosse<br />

in quello sfavillar che ’nsieme venne,<br />

sì come in certo grado si percosse.<br />

43 E quel che presso più ci si ritenne,<br />

si fé sì chiaro, ch’io dicea pensando:<br />

’Io veggio ben l’amor che tu m’accenne.<br />

46 Ma quella ond’ io aspetto il come e ’l quando<br />

del dire e del tacer, si sta; ond’ io,<br />

contra ’l disio, fo ben ch’io non dimando’.<br />

49 Per ch’ella, che vedëa il tacer mio<br />

nel veder di colui che tutto vede,<br />

mi disse: ” Solvi il tuo caldo disio.“<br />

52 E io incominciai: ” <strong>La</strong> mia mercede<br />

non mi fa degno de la tua risposta;<br />

ma per colei che ’l chieder mi concede,<br />

55 vita beata che ti stai nascosta<br />

dentro a la tua letizia, fammi nota<br />

la cagion che sì presso mi t’ha posta;<br />

58 e dì perché si tace in questa rota<br />

la dolce sinfonia di paradiso,<br />

che giù per l’altre suona sì divota.“


Paradies: Einundzwanzigster Gesang Pagina 301<br />

Und er: ” Dein Ohr ist schwach, wie dein Gesicht,<br />

Weshalb Beatrix nicht gelacht, deswegen<br />

Ertönt der Sang in diesem Kreise nicht.<br />

Ich kam von heil’ger Leiter dir entgegen,<br />

Um mit der Red’ und mit dem Licht, das mir<br />

Zum Kleide dient, dich freudig aufzuregen.<br />

Und nicht aus größrer Liebe bin ich hier;<br />

Nein, mehr und gleiche Liebe glüht in ihnen,<br />

<strong>Die</strong> dorten sind, und Schimmer zeigt sie dir.<br />

Doch höchste Liebe, die uns treibt, zu dienen<br />

Dem ew’gen Rat, braucht, wen sie wählt, dabei,<br />

Wie dir in dem, was du gesehn erschienen.“<br />

” Ich sehe,“ sprach ich, daß die Liebe, frei,<br />

”<br />

An diesem Hof den Schlüssen nachzugehen<br />

Der ew’gen Vorsehung, genügend sei.<br />

Doch bleibt mir eins noch schwierig zu verstehen:<br />

Warum bist du von allen jenen dort<br />

Schon im voraus zu diesem Amt ersehen?“<br />

Noch war ich nicht gelangt zum letzten Wort,<br />

Da drehte sich, sich um sich selber schwingend,<br />

Das Licht im Kreis gleich einer Mühle fort.<br />

” Da jenes Licht, dem Urquell selbst entspringend,“<br />

Antwortete die Liebe drin, mir scheint,<br />

”<br />

Das, welches mich in sich verschließt, durchdringend,<br />

Hebt seine Kraft, mit meinem Schau’n vereint,<br />

Mich über mich, so daß in seinem Schimmer<br />

Das Ursein, das ihn ausströmt, mir erscheint.<br />

Und daher kommt mein freudiges Geflimmer,<br />

Denn wie des Blickes Klarheit sich vermehrt,<br />

Vermehrt sich auch der Flammen Klarheit immer.<br />

Doch der, der sich im reinsten Licht verklärt,<br />

Der Seraph selbst, der Gott am hellsten siebet,<br />

Genügt dir nicht in dem, was du begehrt.<br />

Denn in dem Abgrund ew’gen Rats umziehet<br />

Das, was du fragtest, Nacht, die, nie erhellt,<br />

Es jeglichem geschaffnen Blick entziehet.<br />

Verkünde dies, zurückgekehrt, der Welt<br />

Und warne sie vor jenem stolzen Streben,<br />

Das so Erhabnes sich zum Ziele stellt.<br />

Der Geist, von Licht hier, dort von Rauch umgeben,<br />

Sucht, wie er kann, zum höchsten Ziel hinauf,<br />

Das er nicht sehn kann, dort den Blick zu heben.“<br />

61<br />

” Tu hai l’udir mortal sì come il viso,“<br />

rispuose a me; onde qui non si canta<br />

”<br />

per quel che Bëatrice non ha riso.<br />

64 Giù per li gradi de la scala santa<br />

discesi tanto sol per farti festa<br />

col dire e con la luce che mi ammanta;<br />

67 né più amor mi fece esser più presta,<br />

ché più e tanto amor quinci sù ferve,<br />

sì come il fiammeggiar ti manifesta.<br />

70 Ma l’alta carità, che ci fa serve<br />

pronte al consiglio che ’l mondo governa,<br />

sorteggia qui sì come tu osserve.“<br />

73<br />

” Io veggio ben,“ diss’ io, sacra lucerna,<br />

”<br />

come libero amore in questa corte<br />

basta a seguir la provedenza etterna;<br />

76 ma questo è quel ch’a cerner mi par forte,<br />

perché predestinata fosti sola<br />

a questo officio tra le tue consorte.“<br />

79 Né venni prima a l’ultima parola,<br />

che del suo mezzo fece il lume centro,<br />

girando sé come veloce mola;<br />

82 poi rispuose l’amor che v’era dentro:<br />

” Luce divina sopra me s’appunta,<br />

penetrando per questa in ch’io m’inventro,<br />

85 la cui virtù, col mio veder congiunta,<br />

mi leva sopra me tanto, ch’i’ veggio<br />

la somma essenza de la quale è munta.<br />

88 Quinci vien l’allegrezza ond’ io fiammeggio;<br />

per ch’a la vista mia, quant’ ella è chiara,<br />

la chiarità de la fiamma pareggio.<br />

91 Ma quell’ alma nel ciel che più si schiara,<br />

quel serafin che ’n Dio più l’occhio ha fisso,<br />

a la dimanda tua non satisfara,<br />

94 però che sì s’innoltra ne lo abisso<br />

de l’etterno statuto quel che chiedi,<br />

che da ogne creata vista è scisso.<br />

97 E al mondo mortal, quando tu riedi,<br />

questo rapporta, sì che non presumma<br />

a tanto segno più mover li piedi.<br />

100 <strong>La</strong> mente, che qui luce, in terra fumma;<br />

onde riguarda come può là giùe<br />

quel che non pote perché ’l ciel l’assumma.“


Seite 302 Paradiso: Canto XXI<br />

<strong>Die</strong>s trug das Wort des Seligen mir auf,<br />

Drum ließ ich demutsvoll von diesen Fragen<br />

Und fragte nur nach seinem Lebenslauf.<br />

” Zwischen Italiens beiden Küsten ragen<br />

Gebirge, Tuscien nah, so hoch empor,<br />

Daß unter ihren Höh’n die Wolken jagen.<br />

In ihnen springt ein Bergeshöcker vor,<br />

Catria genannt, und drunter liegt die Öde,<br />

<strong>Die</strong> Gott zu seinem echten <strong>Die</strong>nst erkor.“<br />

Also begann er seine dritte Rede<br />

Und fuhr dann fort: ” Dort stärkt’ ich meine Kraft<br />

Im <strong>Die</strong>nste so, daß ich der Speisen jede<br />

Mit nichts mir würzt’ als mit Olivensaft;<br />

Dort hat Beschauung mir in vielen Jahren<br />

Bei Hitz’ und Frost Zufriedenheit verschafft.<br />

Fruchtbare Felder für den Himmel waren<br />

Im Klosterbann – jetzt wuchert Unkraut dort,<br />

Und wohl geziemt sich’s, dies zu offenbaren.<br />

Pier Damian war ich an jenem Ort.<br />

(Petrus Peccator lebt’ in Unsrer Lieben<br />

Frau’n heil’gem Kloster an Ravennas Bord.)<br />

Nur wenig Leben war mir noch geblieben,<br />

Da rief, ja zog man mich zu jenem Hut,<br />

Der jetzt zu Schlimmen reizt und schlimmem Trieben.<br />

Petrus war mager einst und unbeschuht,<br />

Paulus ging so einher in jenen Tagen<br />

Und fand die Kost in jeder Hütte gut.<br />

<strong>Die</strong> neuen Hirten, feist, voll Wohlbehagen,<br />

Sieht man gestützt, geführt und schwerbewegt,<br />

Und hinten läßt man gar die Schleppe tragen.<br />

Wenn übers Prachtroß sich ihr Mantel schlägt,<br />

Sind zwei Stück Vieh in einer Haut beisammen.<br />

O göttliche Geduld, die viel erträgt!“ –<br />

Hier stiegen von der Leiter viele Flammen<br />

Und kreisten dort, so daß sie mehr und mehr<br />

Bei jedem Kreis in schönem Lichte schwammen.<br />

Sie stellten sich um jenen Schimmer her,<br />

Mit einem Rufe von so lautem Schalle,<br />

Daß nichts auf Erden tönt so laut und schwer.<br />

103 Sì mi prescrisser le parole sue,<br />

ch’io lasciai la quistione e mi ritrassi<br />

a dimandarla umilmente chi fue.<br />

106<br />

” Tra ’ due liti d’Italia surgon sassi,<br />

e non molto distanti a la tua patria,<br />

tanto che ’ troni assai suonan più bassi,<br />

109 e fanno un gibbo che si chiama Catria,<br />

di sotto al quale è consecrato un ermo,<br />

che suole esser disposto a sola latria.“<br />

112 Così ricominciommi il terzo sermo;<br />

e poi, continüando, disse: ” Quivi<br />

al servigio di Dio mi fe’ sì fermo,<br />

115 che pur con cibi di liquor d’ulivi<br />

lievemente passava caldi e geli,<br />

contento ne’ pensier contemplativi.<br />

118 Render solea quel chiostro a questi cieli<br />

fertilemente; e ora è fatto vano,<br />

sì che tosto convien che si riveli.<br />

121 In quel loco fu’ io Pietro Damiano,<br />

e Pietro Peccator fu’ ne la casa<br />

di Nostra Donna in sul lito adriano.<br />

124 Poca vita mortal m’era rimasa,<br />

quando fui chiesto e tratto a quel cappello,<br />

che pur di male in peggio si travasa.<br />

127 Venne Cefàs e venne il gran vasello<br />

de lo Spirito Santo, magri e scalzi,<br />

prendendo il cibo da qualunque ostello.<br />

130 Or voglion quinci e quindi chi rincalzi<br />

li moderni pastori e chi li meni,<br />

tanto son gravi, e chi di rietro li alzi.<br />

133 Cuopron d’i manti loro i palafreni,<br />

sì che due bestie van sott’ una pelle:<br />

oh pazïenza che tanto sostieni!“<br />

136 A questa voce vid’ io più fiammelle<br />

di grado in grado scendere e girarsi,<br />

e ogne giro le facea più belle.<br />

139 Dintorno a questa vennero e fermarsi,<br />

e fero un grido di sì alto suono,<br />

che non potrebbe qui assomigliarsi;<br />

Doch nichts verstand ich in dem Donnerhalle. 142 né io lo ’ntesi, sì mi vinse il tuono.


Paradies: Zweiundzwanzigster Gesang Pagina 303<br />

Zweiundzwanzigster Gesang Canto XXII<br />

Ich kehrte mich, vom Staunen überwunden,<br />

Zu meiner Führerin, gleich einem Kind,<br />

Das Hilfe sucht, wo’s immer sie gefunden.<br />

Sie sprach, der Mutter gleich, die sich geschwind<br />

Zum Knaben kehrt, der atemlos, beklommen<br />

In ihrer Stimme frischen Mut gewinnt:<br />

” Bedenk’s, dich hat der Himmel aufgenommen,<br />

Wo alles heilig ist, wo heißem Drang<br />

Gerechten Eifers, was geschieht. entglommen.<br />

Wie dich mein Lächeln, wie dich der Gesang<br />

Verwandelt hätten, wirst du jetzt verstehen,<br />

Da jener Ruf dich so mit Graus durchdrang.<br />

Verstündest du das drin enthaltne Flehen,<br />

So wäre dir die Rache schon erklärt,<br />

<strong>Die</strong> du noch wirst vor deinem Tode sehen.<br />

Von droben fällt zu frühe nicht das Schwert,<br />

Und nicht zu spät, wie’s dem scheint, der mit Grauen<br />

Es harrend fürchtet oder es begehrt.<br />

Jetzt blicke nur auf andres mit Vertrauen,<br />

Sieh dortenhin; du wirst in großer Zahl<br />

Dort hochberühmte sel’ge Geister chauen.“<br />

Ich sah, den Blick gewandt, wie sie befahl,<br />

Wohl hundert Kreise, welche Funken Sprühten,<br />

Verschönert von dem gegenseit’gen Strahl.<br />

Wie auch in mir der Sehnsucht Stacheln glühten,<br />

Doch wagt’ ich keine Frag’ und hieß sie ruh’n,<br />

Um vor zu großer Kühnheit mich zu hüten.<br />

<strong>Die</strong> größte, hellste Perle nahte nun,<br />

Um jenem Wunsch, den sie in mir ergründet,<br />

Mit süßem Liebeswort genugzutun.<br />

” Wenn du die Liebe säh’st, die uns entzündet,“<br />

So sprach die Stimme jetzt aus jenem Licht,<br />

” Du hättest, was du denkst, mir frei verkündet.<br />

Doch horch, auf daß du, harrend, später nicht<br />

Zum hohen Ziel gelangest, und ich deute<br />

Dir, was zu fragen dir der Mut gebricht.<br />

Des Berges Höh’, an dessen Abhang heute<br />

Cassino liegt, war einst Versammlungsort<br />

Für viel Betrüger und betrogne Leute.<br />

Der erste, nannt’ ich dessen Namen dort,<br />

Der jene Wahrheit, die uns hoch erhoben,<br />

Der Erde bracht’ in seinem heil’gen Wort.<br />

1 Oppresso di stupore, a la mia guida<br />

mi volsi, come parvol che ricorre<br />

sempre colà dove più si confida;<br />

4 e quella, come madre che soccorre<br />

sùbito al figlio palido e anelo<br />

con la sua voce, che ’l suol ben disporre,<br />

7 mi disse: ” Non sai tu che tu se’ in cielo?<br />

e non sai tu che ’l cielo è tutto santo,<br />

e ciò che ci si fa vien da buon zelo?<br />

10 Come t’avrebbe trasmutato il canto,<br />

e io ridendo, mo pensar lo puoi,<br />

poscia che ’l grido t’ha mosso cotanto;<br />

13 nel qual, se ’nteso avessi i prieghi suoi,<br />

già ti sarebbe nota la vendetta<br />

che tu vedrai innanzi che tu muoi.<br />

16 <strong>La</strong> spada di qua sù non taglia in fretta<br />

né tardo, ma’ ch’al parer di colui<br />

che disïando o temendo l’aspetta.<br />

19 Ma rivolgiti omai inverso altrui;<br />

ch’assai illustri spiriti vedrai,<br />

se com’ io dico l’aspetto redui.“<br />

22 Come a lei piacque, li occhi ritornai,<br />

e vidi cento sperule che ’nsieme<br />

più s’abbellivan con mutüi rai.<br />

25 Io stava come quei che ’n sé repreme<br />

la punta del disio, e non s’attenta<br />

di domandar, sì del troppo si teme;<br />

28 e la maggiore e la più luculenta<br />

di quelle margherite innanzi fessi,<br />

per far di sé la mia voglia contenta.<br />

31 Poi dentro a lei udi’: ” Se tu vedessi<br />

com’ io la carità che tra noi arde,<br />

li tuoi concetti sarebbero espressi.<br />

34 Ma perché tu, aspettando, non tarde<br />

a l’alto fine, io ti farò risposta<br />

pur al pensier, da che sì ti riguarde.<br />

37 Quel monte a cui Cassino è ne la costa<br />

fu frequentato già in su la cima<br />

da la gente ingannata e mal disposta;<br />

40 e quel son io che sù vi portai prima<br />

lo nome di colui che ’n terra addusse<br />

la verità che tanto ci soblima;


Seite 304 Paradiso: Canto XXII<br />

Und solche Gnade glänzt’ auf mich von oben,<br />

Daß ich das <strong>La</strong>nd umher vom <strong>Die</strong>nst befreit,<br />

Der mit verruchtem Trug die Welt umwoben.<br />

Wer hier glänzt, lebt’ einst in Beschaulichkeit,<br />

Und keiner ließ in sich die Flamm’ erkalten,<br />

<strong>Die</strong> Blüten treibt und heil’ge Frucht verleiht.<br />

Sieh des Maccar, des Romuald Lichtgestalten,<br />

Sieh meine Brüder, die im Klosterbann<br />

Den Fuß gehemmt und fest das Herz gehalten.“<br />

” Dein liebevolles Wort“, so hob ich an,<br />

” Und diese Freundlichkeit, die es begleitet,<br />

<strong>Die</strong> ich an jedem Glanz bemerken kann,<br />

Sie haben also mein Vertrau’n erweitet,<br />

Wie Sonnenschein die Rose, welche sich,<br />

Soweit sie kann, erschließet und verbreitet.<br />

Und, so vertrauend, Vater, bitt’ ich dich,<br />

Dich meinen Blicken unverhüllt zu zeigen,<br />

Ist solche Gnade nicht zu groß für mich.“<br />

” Wenn so hoch“, sprach er, deine Wünsche steigen,<br />

”<br />

Beut dir der letzte Kreis Erfüllung dar.<br />

Durch sie wird jeder Wunsch, auch meiner, schweigen.<br />

Dort wird vollkommen, reif und ganz und wahr,<br />

Was nur das Herz ersehnt – und dort nur findet<br />

Sich jeder Teil da, wo er ewig war,<br />

Weil jener Kreis sich nicht im Raum befindet;<br />

Doch unsrer Leiter Höh’ erreichet ihn,<br />

Daher sie also deinem Blicke schwindet.<br />

Als sie dem Jakob einst im Traum erschien,<br />

Sah er die Spitze bis zum Himmel streben<br />

Und drauf die Engel auf und nieder zieh’n.<br />

Jetzt mag man nicht den Fuß vom Boden heben,<br />

Um sie zu steigen, und bei Schreiberei’n<br />

Bleibt an der Erde träg mein Orden kleben.<br />

Denn Räuberhöhlen sind, was einst Abtei’n,<br />

Und ihrer Mönche weiße Kutten pflegen<br />

Nur Säcke, voll von dumpf’gem Mehl, zu sein.<br />

Kein Wucher ist so sehr dem Herrn entgegen<br />

Als jene Frucht, auf die die Mönch’ erpicht,<br />

Drob sie im Herzen solche Torheit hegen.<br />

Das, was die Kirche wahrt, gehört nach Pflicht<br />

Den Armen nur zur Lind’rung der Beschwerden,<br />

Nicht Vettern, noch auch schlechterem Gezücht.<br />

43 e tanta grazia sopra me relusse,<br />

ch’io ritrassi le ville circunstanti<br />

da l’empio cólto che ’l mondo sedusse.<br />

46 Questi altri fuochi tutti contemplanti<br />

uomini fuoro, accesi di quel caldo<br />

che fa nascere i fiori e ’ frutti santi.<br />

49 Qui è Maccario, qui è Romoaldo,<br />

qui son li frati miei che dentro ai chiostri<br />

fermar li piedi e tennero il cor saldo.“<br />

52 E io a lui: ” L’affetto che dimostri<br />

meco parlando, e la buona sembianza<br />

ch’io veggio e noto in tutti li ardor vostri,<br />

55 così m’ha dilatata mia fidanza,<br />

come ’l sol fa la rosa quando aperta<br />

tanto divien quant’ ell’ ha di possanza.<br />

58 Però ti priego, e tu, padre, m’accerta<br />

s’io posso prender tanta grazia, ch’io<br />

ti veggia con imagine scoverta.“<br />

61 Ond’ elli: ” Frate, il tuo alto disio<br />

s’adempierà in su l’ultima spera,<br />

ove s’adempion tutti li altri e ’l mio.<br />

64 Ivi è perfetta, matura e intera<br />

ciascuna disïanza; in quella sola<br />

è ogne parte là ove sempr’ era,<br />

67 perché non è in loco e non s’impola;<br />

e nostra scala infino ad essa varca,<br />

onde così dal viso ti s’invola.<br />

70 Infin là sù la vide il patriarca<br />

Iacobbe porger la superna parte,<br />

quando li apparve d’angeli sì carca.<br />

73 Ma, per salirla, mo nessun diparte<br />

da terra i piedi, e la regola mia<br />

rimasa è per danno de le carte.<br />

76 Le mura che solieno esser badia<br />

fatte sono spelonche, e le cocolle<br />

sacca son piene di farina ria.<br />

79 Ma grave usura tanto non si tolle<br />

contra ’l piacer di Dio, quanto quel frutto<br />

che fa il cor de’ monaci sì folle;<br />

82 ché quantunque la Chiesa guarda, tutto<br />

è de la gente che per Dio dimanda;<br />

non di parenti né d’altro più brutto.


Paradies: Zweiundzwanzigster Gesang Pagina 305<br />

Schwach ist des Menschen Fleisch, so, daß auf Erden<br />

Ein guter Urspung nicht genügen kann,<br />

Bis Eichensprossen Eichenbäume werden.<br />

Petrus fing ohne Gold und Silber an,<br />

Und ich begann mit Fasten und mit Flehen,<br />

Franz seinen Orden als ein niedrer Mann.<br />

Willst du nach eines jeden Ursprung spähen,<br />

Dann sehn, wie ihn verführt der Übermut,<br />

So wirst du Schwarzes statt des Weißen sehen.<br />

Traun! daß sich aufgetürmt des Jordans Flut<br />

Auf Gottes Wink, ist wunderbar zu finden,<br />

Mehr als die Hilfe, die euch nötig tut.“<br />

Sprach’s, um mit seiner Schar sich zu verbinden;<br />

Zusammen drängte sich die Schar und fuhr<br />

Vereint empor, gleich schnellen Wirbelwinden.<br />

Und ihnen nach, mit einem Winke nur,<br />

Trieb mich die Herrin aufwärts jene Stiegen;<br />

So zwang jetzt ihre Kraft mir die Natur.<br />

Hienieden, wo bald sinkt, was erst gestiegen,<br />

Gibt die Natur nie solche Schnelligkeit,<br />

Daß sie vergleichbar ist mit meinem Fliegen.<br />

So wahr ich, Leser, zu der Herrlichkeit<br />

Einst kehren will, für die ich oft in Zähren<br />

Den Busen Schlag’ in Reu’ und tiefem Leid;<br />

Du kannst ins Feu’r den Finger tun und kehren<br />

So schnell nicht, als ich war im Sterngebild,<br />

Das nach dem Stier durchrollt die Himmelssphären.<br />

O edle Sterne, kraftgeschwängert Bild,<br />

Dem das, was ich an Geist und Witz empfangen,<br />

Sei’s wenig oder sei es viel, entquillt,<br />

In euch ist auf-, in euch ist untergangen<br />

<strong>Die</strong> Mutter dessen, was auf Erden lebt,<br />

Als mich zuerst Toskanas Luft umfangen.<br />

Als ich zum hohen Kreis, in dem ihr schwebt,<br />

Geführt von reicher Gnad’, emporgeflogen,<br />

Da ward zuteil mir, daß ich euch erstrebt.<br />

Fromm seufz’ ich jetzt zu euch, seid mir gewogen!<br />

Wollt Kraft zum schweren Pfade mir verleih’n,<br />

Der meine Seele ganz an sich gezogen,<br />

” Zum letzten Heile führ’ ich bald dich ein,“<br />

Sie sprach’s, die mich zu diesen Höhen brachte,<br />

” Und scharf und klar muß itzt dein Auge sein.<br />

85 <strong>La</strong> carne d’i mortali è tanto blanda,<br />

che giù non basta buon cominciamento<br />

dal nascer de la quercia al far la ghianda.<br />

88 Pier cominciò sanz’ oro e sanz’ argento,<br />

e io con orazione e con digiuno,<br />

e Francesco umilmente il suo convento;<br />

91 e se guardi ’l principio di ciascuno,<br />

poscia riguardi là dov’ è trascorso,<br />

tu vederai del bianco fatto bruno.<br />

94 Veramente Iordan vòlto retrorso<br />

più fu, e ’l mar fuggir, quando Dio volse,<br />

mirabile a veder che qui ’l soccorso.“<br />

97 Così mi disse, e indi si raccolse<br />

al suo collegio, e ’l collegio si strinse;<br />

poi, come turbo, in sù tutto s’avvolse.<br />

100 <strong>La</strong> dolce donna dietro a lor mi pinse<br />

con un sol cenno su per quella scala,<br />

sì sua virtù la mia natura vinse;<br />

103 né mai qua giù dove si monta e cala<br />

naturalmente, fu sì ratto moto<br />

ch’agguagliar si potesse a la mia ala.<br />

106 S’io torni mai, lettore, a quel divoto<br />

trïunfo per lo quale io piango spesso<br />

le mie peccata e ’l petto mi percuoto,<br />

109 tu non avresti in tanto tratto e messo<br />

nel foco il dito, in quant’ io vidi ’l segno<br />

che segue il Tauro e fui dentro da esso.<br />

112 O glorïose stelle, o lume pregno<br />

di gran virtù, dal quale io riconosco<br />

tutto, qual che si sia, il mio ingegno,<br />

115 con voi nasceva e s’ascondeva vosco<br />

quelli ch’è padre d’ogne mortal vita,<br />

quand’ io senti’ di prima l’aere tosco;<br />

118 e poi, quando mi fu grazia largita<br />

d’entrar ne l’alta rota che vi gira,<br />

la vostra regïon mi fu sortita.<br />

121 A voi divotamente ora sospira<br />

l’anima mia, per acquistar virtute<br />

al passo forte che a sé la tira.<br />

124<br />

” Tu se’ sì presso a l’ultima salute,“<br />

cominciò Bëatrice, ” che tu dei<br />

aver le luci tue chiare e acute;


Seite 306 Paradiso: Canto XXIII<br />

Darum, bevor du tiefer dringst, betrachte<br />

Was unten liegt, und sieh, wie viele Welt<br />

Ich unter deinem Fuß schon liegen machte.<br />

Damit dein Herz, soviel es kann, erhellt,<br />

Bereit sei, vor den Siegern zu erscheinen,<br />

<strong>Die</strong> fröhlich sich in diesem Kreis gesellt.“<br />

Durch alle sieben Sphären warf ich meinen<br />

Blick nun zurück und sah dies Erdenrund,<br />

So daß ich lächelt’ ob des niedern, kleinen.<br />

Und jener Rat beruht’ auf gutem Grund,<br />

Denn die dies Rund verschmäh’n in höherm Streben,<br />

Nur ihnen wird die echte Weisheit kund.<br />

Ich sah in Glut <strong>La</strong>tonas Tochter schweben,<br />

Von jenem Schatten frei, der mir zum Wahn<br />

Vom Dünnen und vom Dichten Grund gegeben.<br />

Dich, strahlenreicher Sohn Hvperions, sahn<br />

Jetzt meine Blicke fest und ungeblendet,<br />

Und um dich Majas und Diones Bahn.<br />

Dich sah ich, Zeus, der mäß’gen Schimmer spendet,<br />

Zwischen Saturn und Mars, auch ward mir klar,<br />

Wie seinen Wechsellauf ein jeder wendet.<br />

Wie groß die sieben sind, ward offenbar,<br />

Wie schnell sie sind, den Weltenraum durchreisend,<br />

Auch stellte mir sich ihre Ferne dar.<br />

Und mit dem ew’gen Zwillingspaare kreisend,<br />

Sah ich die Scheibe, die so stolz uns macht,<br />

Mir <strong>La</strong>nd und Meer und Berg’ und Täler weisend.<br />

127 e però, prima che tu più t’inlei,<br />

rimira in giù, e vedi quanto mondo<br />

sotto li piedi già esser ti fei;<br />

130 sì che ’l tuo cor, quantunque può, giocondo<br />

s’appresenti a la turba trïunfante<br />

che lieta vien per questo etera tondo.“<br />

133 Col viso ritornai per tutte quante<br />

le sette spere, e vidi questo globo<br />

tal, ch’io sorrisi del suo vil sembiante;<br />

136 e quel consiglio per migliore approbo<br />

che l’ha per meno; e chi ad altro pensa<br />

chiamar si puote veramente probo.<br />

139 Vidi la figlia di <strong>La</strong>tona incensa<br />

sanza quell’ ombra che mi fu cagione<br />

per che già la credetti rara e densa.<br />

142 L’aspetto del tuo nato, Iperïone,<br />

quivi sostenni, e vidi com’ si move<br />

circa e vicino a lui Maia e Dïone.<br />

145 Quindi m’apparve il temperar di Giove<br />

tra ’l padre e ’l figlio; e quindi mi fu chiaro<br />

il varïar che fanno di lor dove;<br />

148 e tutti e sette mi si dimostraro<br />

quanto son grandi e quanto son veloci<br />

e come sono in distante riparo.<br />

151 L’aiuola che ci fa tanto feroci,<br />

volgendom’ io con li etterni Gemelli,<br />

tutta m’apparve da’ colli a le foci;<br />

Dann kehrt’ ich mich zu ihrer Augen Pracht. 154 poscia rivolsi li occhi a li occhi belli.<br />

Dreiundzwanzigster Gesang Canto XXIII<br />

Gleichwie der Vogel, der, vom <strong>La</strong>ub geborgen,<br />

Im Nest bei seinen Jungen süß geruht,<br />

Indes die Nacht die Dinge rings verborgen,<br />

Um zu erschauen die geliebte Brut<br />

Und ihr zu bringen die willkommne Speise,<br />

Um die bemüht, er selbst sich gütlich tut,<br />

Noch vor der Zeit, sobald am Himmelskreise<br />

Aurora nur erschien, in Lieb’ entbrannt,<br />

Der Sonn’ entgegenschaut vom offnen Reife;<br />

So, aufmerksam, .das Haupt erhebend, stand<br />

<strong>Die</strong> Herrin, nach dem Teil der Himmelsauen,<br />

Wo minder eilig Sol sich zeigt, gewandt.<br />

1 Come l’augello, intra l’amate fronde,<br />

posato al nido de’ suoi dolci nati<br />

la notte che le cose ci nasconde,<br />

4 che, per veder li aspetti disïati<br />

e per trovar lo cibo onde li pasca,<br />

in che gravi labor li sono aggrati,<br />

7 previene il tempo in su aperta frasca,<br />

e con ardente affetto il sole aspetta,<br />

fiso guardando pur che l’alba nasca;<br />

10 così la donna mïa stava eretta<br />

e attenta, rivolta inver’ la plaga<br />

sotto la quale il sol mostra men fretta:


Paradies: Dreiundzwanzigster Gesang Pagina 307<br />

Ich konnte harrend sie und sehnend schauen,<br />

Und war gleich dem, der anderes begehrt,<br />

Doch freudig ist in Hoffnung und Vertrauen.<br />

Und bald ward Schau’n für Hoffen mir gewährt,<br />

Denn fort und fort sah ich den Glanz sich mehren<br />

Und sah den Himmel mehr und mehr verklärt.<br />

Beatrix sprach: ” Sieh in den sel’gen Heeren<br />

Christi Triumph und sieh geerntet hier<br />

<strong>Die</strong> ganze Frucht des Rollens dieser Sphären!“<br />

Als reine Glut erschien ihr Antlitz mir,<br />

Als reine Wonn’ ihr Blick – und nimmer brächten<br />

<strong>Die</strong> Wort’ hervor ein würdig Bild von ihr.<br />

Wie in des Vollmonds ungetrübten Nächten<br />

Luna inmitten ew’ger Nymphen lacht,<br />

<strong>Die</strong> das Gewölb’ des Himmels rings durchflechten;<br />

So über tausend Leuchten stand in Pracht<br />

<strong>Die</strong> Sonne, so die Gluten all erzeugte,<br />

Wie unsre mit den Himmelsaugen macht.<br />

Und, glänzend durch lebend’gen Schimmer, zeigte<br />

Der Lichtstoff sich, in solcher Herrlichkeit<br />

Mir im Gesicht, daß es, besiegt, sich neigte.<br />

O Herrin! teures, himmlisches Geleit! –<br />

Sie sprach zu mir: ” Was hier dich überwunden,<br />

Ist Kraft, vor der nichts Hilf und Schutz verleiht.<br />

Hier ist’s, wo Weisheit sich und Macht verbunden;<br />

Sie machten zwischen Erd’ und Himmel Bahn,<br />

Nach welcher Sehnsucht längst die Welt empfunden.“<br />

Wie wenn der Wolken Schoß sich aufgetan,<br />

<strong>Die</strong> Feuer sich, sie sprengend, niedersenken<br />

Und gegen ihren Trieb der Erde nah’n;<br />

So rang mein Geist, von diesen Himmelstränken<br />

Gestärkt, vergrößert, aus sich selber sich,<br />

Doch, wie ihm ward, wie könnt’ er des gedenken?<br />

” Sieh auf, und wie ich bin, erschaue mich!<br />

Durch das Erschaute hast du Kraft empfangen,<br />

Und nicht vernichtet mehr mein Lächeln dich.“<br />

Ich war, wie einer, dem sein Traum entgangen, ”<br />

Und der, vom dunklen Umriß nur betört,<br />

Umsonst sich müht, die Bilder zu erlangen,<br />

Als ich dies Wort, so wert des Danks, gehört,<br />

Daß in dem Buch, das den vergangnen Dingen<br />

Gewidmet ist, es keine Zeit zerstört.<br />

13 sì che, veggendola io sospesa e vaga,<br />

fecimi qual è quei che disïando<br />

altro vorria, e sperando s’appaga.<br />

16 Ma poco fu tra uno e altro quando,<br />

del mio attender, dico, e del vedere<br />

lo ciel venir più e più rischiarando;<br />

19 e Bëatrice disse: ” Ecco le schiere<br />

del trïunfo di Cristo e tutto ’l frutto<br />

ricolto del girar di queste spere!“<br />

22 Pariemi che ’l suo viso ardesse tutto,<br />

e li occhi avea di letizia sì pieni,<br />

che passarmen convien sanza costrutto.<br />

25 Quale ne’ plenilunïi sereni<br />

Trivïa ride tra le ninfe etterne<br />

che dipingon lo ciel per tutti i seni,<br />

28 vid’ i’ sopra migliaia di lucerne<br />

un sol che tutte quante l’accendea,<br />

come fa ’l nostro le viste superne;<br />

31 e per la viva luce trasparea<br />

la lucente sustanza tanto chiara<br />

nel viso mio, che non la sostenea.<br />

34 Oh Bëatrice, dolce guida e cara!<br />

Ella mi disse: ” Quel che ti sobranza<br />

è virtù da cui nulla si ripara.<br />

37 Quivi è la sapïenza e la possanza<br />

ch’aprì le strade tra ’l cielo e la terra,<br />

onde fu già sì lunga disïanza.“<br />

40 Come foco di nube si diserra<br />

per dilatarsi sì che non vi cape,<br />

e fuor di sua natura in giù s’atterra,<br />

43 la mente mia così, tra quelle dape<br />

fatta più grande, di sé stessa uscìo,<br />

e che si fesse rimembrar non sape.<br />

46 Â ” Apri li occhi e riguarda qual son io;<br />

tu hai vedute cose, che possente<br />

se’ fatto a sostener lo riso mio.“<br />

49 Io era come quei che si risente<br />

di visïone oblita e che s’ingegna<br />

indarno di ridurlasi a la mente,<br />

52 quand’ io udi’ questa proferta, degna<br />

di tanto grato, che mai non si stingue<br />

del libro che ’l preterito rassegna.


Seite 308 Paradiso: Canto XXIII<br />

Und möchten mit mir alle Zungen singen,<br />

<strong>Die</strong> von der hohen Pierinnen Schar<br />

<strong>Die</strong> reinste Milch zum <strong>La</strong>betrunk empfingen,<br />

Doch stellt’ ich’s nicht zum Tausendteile dar,<br />

Wie hold ihr heil’ges Lächeln, wie entzündet<br />

In lauterm Glanz ishr heil’ges Wesen war.<br />

Und so, da’s Paradieses Lust verkündet,<br />

Muß jetzo springen mein geweiht Gedicht,<br />

Gleich dem, der seinen Weg durchschnitten findet.<br />

Doch wer bedenkt des Gegenstands Gewicht,<br />

Und daß es schwache Menschenschultern tragen,<br />

Der schilt mich, wenn ich drunter zittre, nicht.<br />

Durch Wogen, die mein kühnes Fahrzeug schlagen,<br />

Darf sich kein Schiffer, scheu vor Not und Müh’n,<br />

Darf sich kein kleiner schwanker Nachen wagen.<br />

“Was macht mein Blick dich so in Lieb entglüh’n,<br />

Um nicht zum schönen Garten hinzusehen,<br />

Wo unter Christi Strahlen Blumen blüh’n.<br />

<strong>Die</strong> Rose siehe dort, in der’s geschehen,<br />

Daß Fleisch das Wort ward – sieh die Lilien dort,<br />

Bei deren Duft wir gute Wege gehen. ”<br />

Beatrix sprach’s,- ich aber, ihrem Wort<br />

Gehorsam stets, erneute, mit den matten<br />

Besiegten Augen doch den Kampf sofort.<br />

Wie ich besonnt oft sah beblümte Matten,<br />

Besonnt vom Strahl aus einer Wolke Spalt,<br />

Indes bedeckt mein Auge war von Schatten;<br />

So sah ich Scharen dort, von Glanz umwallt,<br />

Der, Blitzen gleich, auf sie von oben sprühte,<br />

Doch sah ich nicht den Quell, dem er entwallt.<br />

Du, die du ihn verströmst, o Kraft voll Güte,<br />

Du bargst dich in den Höh’n, so daß mein Sinn<br />

Ertragen konnte, was dort strahlend blühte.<br />

Der Name klang der Blumenkönigin,<br />

Zu der ich ruf in allen Erdenleiden,<br />

Und zog mich ganz zum größten Feuer hin.<br />

Kaum malte sich in meinen Augen beiden<br />

<strong>Die</strong> Größ’ und Glut des Sterns, den Strahl und Glanz<br />

Siegreich, wie hier einst, so itzt dort umkleiden,<br />

Da kam, gleich einer Kron’, ein Feuerkranz<br />

Vom Himmel her, die Blume zu bekrönen,<br />

Umwand sie auch mit Strahlenkreisen ganz.<br />

55 Se mo sonasser tutte quelle lingue<br />

che Polimnïa con le suore fero<br />

del latte lor dolcissimo più pingue,<br />

58 per aiutarmi, al millesmo del vero<br />

non si verria, cantando il santo riso<br />

e quanto il santo aspetto facea mero;<br />

61 e così, figurando il paradiso,<br />

convien saltar lo sacrato poema,<br />

come chi trova suo cammin riciso.<br />

64 Ma chi pensasse il ponderoso tema<br />

e l’omero mortal che se ne carca,<br />

nol biasmerebbe se sott’ esso trema:<br />

67 non è pareggio da picciola barca<br />

quel che fendendo va l’ardita prora,<br />

né da nocchier ch’a sé medesmo parca.<br />

70<br />

” Perché la faccia mia sì t’innamora,<br />

che tu non ti rivolgi al bel giardino<br />

che sotto i raggi di Cristo s’infiora?<br />

73 Quivi è la rosa in che ’l verbo divino<br />

carne si fece; quivi son li gigli<br />

al cui odor si prese il buon cammino.“<br />

76 Così Beatrice; e io, che a’ suoi consigli<br />

tutto era pronto, ancora mi rendei<br />

a la battaglia de’ debili cigli.<br />

79 Come a raggio di sol, che puro mei<br />

per fratta nube, già prato di fiori<br />

vider, coverti d’ombra, li occhi miei;<br />

82 vid’ io così più turbe di splendori,<br />

folgorate di sù da raggi ardenti,<br />

sanza veder principio di folgóri.<br />

85 O benigna vertù che sì li ’mprenti,<br />

sù t’essaltasti, per largirmi loco<br />

a li occhi lì che non t’eran possenti.<br />

88 Il nome del bel fior ch’io sempre invoco<br />

e mane e sera, tutto mi ristrinse<br />

l’animo ad avvisar lo maggior foco;<br />

91 e come ambo le luci mi dipinse<br />

il quale e il quanto de la viva stella<br />

che là sù vince come qua giù vinse,<br />

94 per entro il cielo scese una facella,<br />

formata in cerchio a guisa di corona,<br />

e cinsela e girossi intorno ad ella.


Paradies: Dreiundzwanzigster Gesang Pagina 309<br />

Was auch hienieden klingt von süßen Tönen,<br />

Von Harmonie, die hold das Herz erweicht,<br />

Scheint wie zerrißner Wolke Donnerdröhnen,<br />

Wenn man’s mit jener Leier Ton vergleicht,<br />

Der Leier, den Saphir als Krön’ umgebend,<br />

Der zu des klarsten Himmels Schmuck gereicht.<br />

“Ich bin die Engelslieb’, im Kreise schwebend,<br />

Und von der Lust, die uns der Leib gebracht,<br />

Der unser Sehnen aufnahm, Kunde gebend.<br />

Und kreisen werd’ ich, wenn in höh’rer Pracht,<br />

Weil, Herrin, du dem Sohn dich nachgeschwungen,<br />

Bei deinem Nah’n die höchste Sphäre lacht.<br />

”<br />

Hier war des Kreises Melodie verklungen.<br />

Maria! tönt’ es aus dem andern Licht<br />

Mit einem Klang, doch wie von tausend Zungen.<br />

Der Königsmantel, der die Stern’ umflicht,<br />

Entglüht in lebensvollerm Strahlenbrande<br />

In Gottes Hauch und Strahlenangesicht,<br />

War über uns mit seinem innern Rande<br />

So weit entfernt, daß er noch nicht erschien,<br />

Noch nicht erkennbar war von meinem Stande.<br />

Drum war dem Auge nicht die Kraft verlieh’n,<br />

Um, als sie sich erhob zu ihrem Sprossen,.<br />

Der Flamme, der bekrönten, nachzuzieh’n.<br />

Und wie das Kindlein, wenn’s die Milch genossen,<br />

Zur Brust, aus der es trank, die Arme reckt,<br />

Von Liebesglut auch außen übergossen;<br />

So sah ich hier, die Flamm’ emporgestreckt,<br />

Jedweden Glanz; so ward sein innig Lieben<br />

Zur hohen Jungfrau-Mutter mir entdeckt.<br />

Worauf sie noch mir im Gesichte blieben,<br />

Als ihr Regina coeli! – mir erscholl<br />

Im Sang, des Lust mir keine Zeit vertrieben.<br />

O wie sind dorten doch die Scheuern voll<br />

Von reicher Frucht, die jeder, der hienieden<br />

Gut ausgesät, in Lust genießen soll.<br />

Dort lebt bei solchem Schatz in sel’gem Frieden,<br />

Der weinend ihn erlangt in Babylon<br />

Und sich im Bann vom Erdengut geschieden;<br />

Dort triumphieret unterm hohen Sohn<br />

Der Jungfrau und des Herrn, und mit dem Alten<br />

Und Neuen Bund, so nah dem ew’gen Thron,<br />

97 Qualunque melodia più dolce suona<br />

qua giù e più a sé l’anima tira,<br />

parrebbe nube che squarciata tona,<br />

100 comparata al sonar di quella lira<br />

onde si coronava il bel zaffiro<br />

del quale il ciel più chiaro s’inzaffira.<br />

103<br />

” Io sono amore angelico, che giro<br />

l’alta letizia che spira del ventre<br />

che fu albergo del nostro disiro;<br />

106 e girerommi, donna del ciel, mentre<br />

che seguirai tuo figlio, e farai dia<br />

più la spera supprema perché lì entre.“<br />

109 Così la circulata melodia<br />

si sigillava, e tutti li altri lumi<br />

facean sonare il nome di Maria.<br />

112 Lo real manto di tutti i volumi<br />

del mondo, che più ferve e più s’avviva<br />

ne l’alito di Dio e nei costumi,<br />

115 avea sopra di noi l’interna riva<br />

tanto distante, che la sua parvenza,<br />

là dov’ io era, ancor non appariva:<br />

118 però non ebber li occhi miei potenza<br />

di seguitar la coronata fiamma<br />

che si levò appresso sua semenza.<br />

121 E come fantolin che ’nver’ la mamma<br />

tende le braccia, poi che ’l latte prese,<br />

per l’animo che ’nfin di fuor s’infiamma;<br />

124 ciascun di quei candori in sù si stese<br />

con la sua cima, sì che l’alto affetto<br />

ch’elli avieno a Maria mi fu palese.<br />

127 Indi rimaser lì nel mio cospetto,<br />

’Regina celi’ cantando sì dolce,<br />

che mai da me non si partì ’l diletto.<br />

130 Oh quanta è l’ubertà che si soffolce<br />

in quelle arche ricchissime che fuoro<br />

a seminar qua giù buone bobolce!<br />

133 Quivi si vive e gode del tesoro<br />

che s’acquistò piangendo ne lo essilio<br />

di Babillòn, ove si lasciò l’oro.<br />

136 Quivi trïunfa, sotto l’alto Filio<br />

di Dio e di Maria, di sua vittoria,<br />

e con l’antico e col novo concilio,<br />

Er, der die Schlüssel solchen Reichs erhalten. 139 colui che tien le chiavi di tal gloria.


Seite 310 Paradiso: Canto XXIV<br />

Vierundzwanzigster Gesang Canto XXIV<br />

” O auserwählte Tischgenossenschaft<br />

Beim großen Mahl des <strong>La</strong>mms, daß solcherweise<br />

Euch speiset, daß euch’s voll G’nüge schafft,<br />

Wenn er, durch Gottes Huld’ sich an der Speise,<br />

<strong>Die</strong> eurem Tisch entfällt, vorkostend stillt,<br />

Eh’ ihn der Tod beschwingt zur letzten Reise<br />

So denkt, wie seine Brust vor Sehnen schwillt;<br />

Netzt ihn mit eurem Tau – auch letzt die Quelle,<br />

Der alles, was er sinnt und denkt, entquillt.“<br />

Beatrix sprach’s – wie um des Poles Stelle<br />

Sich Sphären dreh’n, so jene Sel’gen nun,<br />

Flammend, Kometen gleich, in Glut und Helle.<br />

Wie, wohlgefügt, der Uhren Räder tun –<br />

In voller Eil’ zu fliegen scheint das letzte,<br />

Das erste scheint, wenn man’s beschaut, zu ruh’n<br />

Also verschieden in Bewegung setzte<br />

Sich jeder Kreis, drob, wie er sich erwies,<br />

Schnell oder trag, ich seinen Reichtum schätzte.<br />

Und aus dem Kreis, den ich den schönsten pries,<br />

Sah ich ein so beseligt Feuer schweben,<br />

Daß es nichts Klareres drin hinterließ.<br />

Um Beatricen Schwang dies heil’ge Leben<br />

Sich erst dreimal, und Sang entquoll dem Licht,<br />

Den keine Phantasie kann wiedergeben.<br />

Drum springt die Feder hier und schreibt es nicht,<br />

Weil, wo der Phantasie die Kraft benommen,<br />

Sie noch weit mehr dem armen Wort gebricht.<br />

” O heil’ge Schwester, die du in so frommen<br />

Gebeten flehst, durch deine Liebesglut<br />

Bin ich aus schönerm Kreis herabgekommen!“<br />

Nachdem das heil’ge Feu’r im Tanz geruht,<br />

Wandt’ es den Hauch zur Herrin mit den Worten,<br />

<strong>Die</strong> mein Gedicht euch kund hier oben tut.<br />

” O ew’ges Licht des großen Manns, dem dorten“<br />

- Sie sprach’s – der Herr die Schlüssel ließ, die er<br />

”<br />

Getragen, zu des Wunderreiches Pforten,<br />

Prüf ihn mit ein’gen Fragen, leicht und schwer,<br />

Wie dir’s gefällt, ob jener Glaub’ ihm eigen,<br />

Durch welchen du gegangen auf dem Meer.<br />

Ob er gut liebt, gut hofft und glaubt – verschweigen<br />

Kann er dir’s nicht, denn dort ist dein Gesicht,<br />

Wo abgemalt sich alle Dinge zeigen.<br />

1<br />

” O sodalizio eletto a la gran cena<br />

del benedetto Agnello, il qual vi ciba<br />

sì, che la vostra voglia è sempre piena,<br />

4 se per grazia di Dio questi preliba<br />

di quel che cade de la vostra mensa,<br />

prima che morte tempo li prescriba,<br />

7 ponete mente a l’affezione immensa<br />

e roratelo alquanto: voi bevete<br />

sempre del fonte onde vien quel ch’ei pensa.“<br />

10 Così Beatrice; e quelle anime liete<br />

si fero spere sopra fissi poli,<br />

fiammando, volte, a guisa di comete.<br />

13 E come cerchi in tempra d’orïuoli<br />

si giran sì, che ’l primo a chi pon mente<br />

quïeto pare, e l’ultimo che voli;<br />

16 così quelle carole, differente –<br />

mente danzando, de la sua ricchezza<br />

mi facieno stimar, veloci e lente.<br />

19 Di quella ch’io notai di più carezza<br />

vid’ ïo uscire un foco sì felice,<br />

che nullo vi lasciò di più chiarezza;<br />

22 e tre fïate intorno di Beatrice<br />

si volse con un canto tanto divo,<br />

che la mia fantasia nol mi ridice.<br />

25 Però salta la penna e non lo scrivo:<br />

ché l’imagine nostra a cotai pieghe,<br />

non che ’l parlare, è troppo color vivo.<br />

28<br />

” O santa suora mia che sì ne prieghe<br />

divota, per lo tuo ardente affetto<br />

da quella bella spera mi disleghe.“<br />

31 Poscia fermato, il foco benedetto<br />

a la mia donna dirizzò lo spiro,<br />

che favellò così com’ i’ ho detto.<br />

34 Ed ella: ” O luce etterna del gran viro<br />

a cui Nostro Segnor lasciò le chiavi,<br />

ch’ei portò giù, di questo gaudio miro,<br />

37 tenta costui di punti lievi e gravi,<br />

come ti piace, intorno de la fede,<br />

per la qual tu su per lo mare andavi.<br />

40 S’elli ama bene e bene spera e crede,<br />

non t’è occulto, perché ’l viso hai quivi<br />

dov’ ogne cosa dipinta si vede;


Paradies: Vierundzwanzigster Gesang Pagina 311<br />

Doch weil man hier durch wahren Glaubens Licht<br />

Zum Bürger wird, so wird es Früchte tragen,<br />

Wenn er mit dir zu seinem Preise spricht.“<br />

Gleichwie der Bakkalaur, des Meisters Fragen<br />

Erwartend, stillschweigt, denn er rüstet sich,<br />

Entscheidung nicht, doch den Beweis zu wagen;<br />

So rüstet’ ich mit jedem Grunde mich,<br />

Indes sie sprach, um schnell und wohlerfahren<br />

Zu reden, wenn der Meister spräche: Sprich!<br />

” Sprich, guter Christ, um dich zu offenbaren:<br />

Was ist der Glaub’?“ – Ich hob die Stirne schnell<br />

Zum Lichte, dem entweht die Worte waren.<br />

Zur Herrin blickt’ ich dann, die, froh und hell,<br />

Mir Mut verlieh, die Flut hervorzulassen,<br />

Wie sie entströmte meinem innern Quell.<br />

” Hat Gnade“, fing ich an, mich zugelassen<br />

”<br />

Zur Beichte bei der Streiter hohem Hort,<br />

So lasse sie mich klar die Antwort fassen.<br />

<strong>Die</strong> Wahrheit, Vater,“ also fuhr ich fort,<br />

” Hab’ ich in deines Bruders Buch getroffen,<br />

Der Rom bekehrt hat durch sein heilig Wort.<br />

Glaub’ ist der Stoff des, was wir fröhlich hoffen,<br />

Ist der Beweis von dem, was wir nicht sehn.<br />

Und hierin zeigt sich mir sein Wesen offen.“<br />

” Wohl richtig denkst du,“ hört’ ich’s jetzo weh’n,<br />

” Wenn du den Grund erkennst. Darum verkünde:<br />

Was mocht’ er bei Beweis und Stoff verstehn?“<br />

Drauf ich: ” <strong>Die</strong> Dinge, die ich hier ergründe,<br />

<strong>Die</strong> ihres Anblicks Wonne mir verleih’n,<br />

Sind so versteckt dem Blick im <strong>La</strong>nd der Sünde,<br />

Daß dorten nur im Glauben ist ihr Sein,<br />

Auf welchen wir die hohe Hoffnung bauen,<br />

Und deshalb ist er auch ihr Stoff allein.<br />

Auch muß dann, ohn’ auf anderes zu schauen,<br />

Vom Glauben aus nur folgern der Verstand;<br />

Drum muß man ihm auch als Beweise trauen.“<br />

Ich hörte drauf: ” Würd’ alles so erkannt,<br />

Was dort auf Erden die Gelehrten lehren,<br />

So wäre der Sophisten Witz verbannt.“<br />

Den Hauch ließ jene Liebesglut mich hören<br />

Und fuhr dann fort: ” Fürwahr, ich sehe dich<br />

<strong>Die</strong> Münz’ als echt in Schrot und Korn bewähren.<br />

43 ma perché questo regno ha fatto civi<br />

per la verace fede, a glorïarla,<br />

di lei parlare è ben ch’a lui arrivi.“<br />

46 Sì come il baccialier s’arma e non parla<br />

fin che ’l maestro la question propone,<br />

per approvarla, non per terminarla,<br />

49 così m’armava io d’ogne ragione<br />

mentre ch’ella dicea, per esser presto<br />

a tal querente e a tal professione.<br />

52<br />

” Dì, buon Cristiano, fatti manifesto:<br />

fede che è?“ Ond’ io levai la fronte<br />

in quella luce onde spirava questo;<br />

55 poi mi volsi a Beatrice, ed essa pronte<br />

sembianze femmi perch’ ïo spandessi<br />

l’acqua di fuor del mio interno fonte.<br />

58<br />

” <strong>La</strong> Grazia che mi dà ch’io mi confessi,“<br />

comincia’ io, da l’alto primipilo,<br />

”<br />

faccia li miei concetti bene espressi.“<br />

61 E seguitai: ” Come ’l verace stilo<br />

ne scrisse, padre, del tuo caro frate<br />

che mise teco Roma nel buon filo,<br />

64 fede è sustanza di cose sperate<br />

e argomento de le non parventi;<br />

e questa pare a me sua quiditate.“<br />

67 Allora udi’: ” Dirittamente senti,<br />

se bene intendi perché la ripuose<br />

tra le sustanze, e poi tra li argomenti.“<br />

70 E io appresso: ” Le profonde cose<br />

che mi largiscon qui la lor parvenza,<br />

a li occhi di là giù son sì ascose,<br />

73 che l’esser loro v’è in sola credenza,<br />

sopra la qual si fonda l’alta spene;<br />

e però di sustanza prende intenza.<br />

76 E da questa credenza ci convene<br />

silogizzar, sanz’ avere altra vista:<br />

però intenza d’argomento tene.“<br />

79 Allora udi’: ” Se quantunque s’acquista<br />

giù per dottrina, fosse così ’nteso,<br />

non lì avria loco ingegno di sofista.“<br />

82 Così spirò di quello amore acceso;<br />

indi soggiunse: ” Assai bene è trascorsa<br />

d’esta moneta già la lega e ’l peso;


Seite 312 Paradiso: Canto XXIV<br />

Allein hast du sie auch im Beutel? Sprich!“<br />

Und ich drauf: ” Ja, so hell und so gerundet,<br />

Daß beim Gepräg’ nie Zweifel mich beschlich.“<br />

Da sprach es aus dem Licht, dort hellentzündet:<br />

” Wie ward dies teure Kleinod dein, dies Gut,<br />

Auf welches sich jedwede Tugend gründet?“<br />

Und ich: ” Des Heil’gen Geistes Regenflut,<br />

<strong>Die</strong> sich so reich aufs Pergament ergossen,<br />

Das kund den Alten Bund und Neuen tut,<br />

Sie ist der Grund, aus dem ich es geschlossen<br />

So scharf, daß anderer Beweis und Grund<br />

Mir stumpf erscheint wie Tand und leere Possen.“ .<br />

Ich hörte drauf: ” Der Alt’ und Neue Bund,<br />

Durch den dein Geist, so folgernd, dieses dachte.<br />

Wie wurden sie als Gottes Wort dir kund?“<br />

Und ich: ” Das, was mir klar die Wahrheit machte,<br />

<strong>Die</strong> Werke sind’s, von der Art, daß Natur<br />

Sie nie hervor in ihrer Werkstatt brachte.“<br />

Drauf klang’s: ” Wo aber ist die klare Spur,<br />

Daß sie gescheh’n? <strong>Die</strong>s wäre zu bewähren,<br />

Da’s niemand dir bezeugt mit sicherm schämt.“ –<br />

” Daß ohne Wunder sich zu Christi Lehren<br />

<strong>Die</strong> Welt bekehrt – dies Wunder schon bezeugt<br />

<strong>Die</strong> Wahrheit sichrer, als wenn’s hundert waren.<br />

Denn du betratest arm und tiefgebeugt<br />

Das Feld, den guten Samen dreinzubringen,<br />

Der einst die Reb’ und jetzt den Dorn erzeugt.“<br />

Ich sprach’s und hörte durch die Sphären klingen<br />

Der Sel’gen Lied: Herr Gott, dich loben wir!<br />

In Melodien, wie sie nur jene singen.<br />

Und jener Herr, der Zweig um Zweig mit mir<br />

Emporklomm und mich prüfend also führte,<br />

Daß ich erreicht des Gipfels Höhe schier,<br />

Sprach weiter: ” Wie dein Herz die Gnade rührte,<br />

Erschloß sie dir den Mund auch wundersam,<br />

Drum öffnet’ er sich jetzt, wie sich’s gebührte;<br />

Drum billigt’ ich, was ich aus ihm vernahm.<br />

Doch was du glaubst, das sollst du jetzt bekunden,<br />

Und auch woher dir dieser Glaube kam.“ –<br />

” O Heil’ger,“ sprach ich, der du hier gefunden,<br />

”<br />

Was du so fest geglaubt, daß du den Fuß<br />

Des Jüngern einst am Grabmal überwunden,<br />

85 ma dimmi se tu l’hai ne la tua borsa.“<br />

Ond’ io: ” Sì ho, sì lucida e sì tonda,<br />

che nel suo conio nulla mi s’inforsa.“<br />

88 Appresso uscì de la luce profonda<br />

che lì splendeva: ” Questa cara gioia<br />

sopra la quale ogne virtù si fonda,<br />

91 onde ti venne?“ E io: ” <strong>La</strong> larga ploia<br />

de lo Spirito Santo, ch’è diffusa<br />

in su le vecchie e ’n su le nuove cuoia,<br />

94 è silogismo che la m’ha conchiusa<br />

acutamente sì, che ’nverso d’ella<br />

ogne dimostrazion mi pare ottusa.“<br />

97 Io udi’ poi: ” L’antica e la novella<br />

proposizion che così ti conchiude,<br />

perché l’hai tu per divina favella?“<br />

100 E io: ” <strong>La</strong> prova che ’l ver mi dischiude,<br />

son l’opere seguite, a che natura<br />

non scalda ferro mai né batte incude.“<br />

103 Risposto fummi: ” Dì, chi t’assicura<br />

che quell’ opere fosser? Quel medesmo<br />

che vuol provarsi, non altri, il ti giura.“<br />

106<br />

” Se ’l mondo si rivolse al cristianesmo,“<br />

diss’ io, sanza miracoli, quest’ uno<br />

”<br />

è tal, che li altri non sono il centesmo:<br />

109 ché tu intrasti povero e digiuno<br />

in campo, a seminar la buona pianta<br />

che fu già vite e ora è fatta pruno.“<br />

112 Finito questo, l’alta corte santa<br />

risonò per le spere un ’Dio laudamo’<br />

ne la melode che là sù si canta.<br />

115 E quel baron che sì di ramo in ramo,<br />

essaminando, già tratto m’avea,<br />

che a l’ultime fronde appressavamo,<br />

118 ricominciò: ” <strong>La</strong> Grazia, che donnea<br />

con la tua mente, la bocca t’aperse<br />

infino a qui come aprir si dovea,<br />

121 sì ch’io approvo ciò che fuori emerse;<br />

ma or convien espremer quel che credi,<br />

e onde a la credenza tua s’offerse.“<br />

124<br />

” O santo padre, e spirito che vedi<br />

ciò che credesti sì, che tu vincesti<br />

ver’ lo sepulcro più giovani piedi,“


Paradies: Fünfundzwanzigster Gesang Pagina 313<br />

In meinem Wort soll, dies ist dein Beschluß,<br />

Auch meines Glaubens Form dir klar erscheinen,<br />

So auch, warum ich also glauben muß.<br />

So hör’: Ich glaub an Gott, den Ew’gen, Einen,<br />

Der, unbewegt, des Himmels All bewegt,<br />

Durch Lieb’ und Trieb zu ihm, dem Ewigreinen.<br />

Und nicht Vernunft nur und Natur erregt<br />

Den Glauben mir und gibt mir die Beweise;<br />

<strong>Die</strong> Offenbarung auch, so dargelegt<br />

Moses, Propheten, Davids Sangesweise,<br />

Das Evangelium, und was ihr, vom Schein<br />

Des Geists erleuchtet, schriebt zu Gottes Preise.<br />

Ich glaub’ an drei Personen, eins in drei’n,<br />

Dreifach in einem Wesen, einem Leben,<br />

Und Ist und Sind gestattet ihr Verein.<br />

Von dieser Gotteseigenschaft, die eben<br />

Mein Wort berührt, hat meinem innern Sinn<br />

Das Evangelium das Gepräg’ gegeben,<br />

<strong>Die</strong>s ist der Funke, dies der Glut Beginn,<br />

<strong>Die</strong> dann lebendig in mir aufgestiegen,<br />

Der Stern, von welchem ich erleuchtet bin.“<br />

So wie der Herr, erst horchend mit Vergnügen,<br />

pur gute Nachricht in der Freude Drang,<br />

Zuletzt den Knecht umarmt, wenn er geschwiegen;<br />

Also das Licht, das dreimal mich umschlang,<br />

Als ich geendet, was es mir befohlen,<br />

Mich segnend mit dem himmlischen Gesang –<br />

127 comincia’ io, ” tu vuo’ ch’io manifesti<br />

la forma qui del pronto creder mio,<br />

e anche la cagion di lui chiedesti.<br />

130 E io rispondo: Io credo in uno Dio<br />

solo ed etterno, che tutto ’l ciel move,<br />

non moto, con amore e con disio;<br />

133 e a tal creder non ho io pur prove<br />

fisice e metafisice, ma dalmi<br />

anche la verità che quinci piove<br />

136 per Moïsè, per profeti e per salmi,<br />

per l’Evangelio e per voi che scriveste<br />

poi che l’ardente Spirto vi fé almi;<br />

139 e credo in tre persone etterne, e queste<br />

credo una essenza sì una e sì trina,<br />

che soffera congiunto ’sono’ ed ’este’.<br />

142 De la profonda condizion divina<br />

ch’io tocco mo, la mente mi sigilla<br />

più volte l’evangelica dottrina.<br />

145 Quest’ è ’l principio, quest’ è la favilla<br />

che si dilata in fiamma poi vivace,<br />

e come stella in cielo in me scintilla.“<br />

148 Come ’l segnor ch’ascolta quel che i piace,<br />

da indi abbraccia il servo, gratulando<br />

per la novella, tosto ch’el si tace;<br />

151 così, benedicendomi cantando,<br />

tre volte cinse me, sì com’ io tacqui,<br />

l’appostolico lume al cui comando<br />

So hatte, was ich sprach, mich ihm empfohlen. 154 io avea detto: sì nel dir li piacqui!<br />

Fünfundzwanzigster Gesang Canto XXV<br />

Zwäng’ einst dies heil’ge Lied, zu dem die Erde,<br />

Zu dem der Himmel mir den Stoff gereicht,<br />

Durch das auf lang’ ich blaß und mager werde,<br />

<strong>Die</strong> Grausamkeit, die mich von dort verscheucht,<br />

Wo ich, ein <strong>La</strong>mm, geruht in schöner Hürde,<br />

Jedwedem Wolfe feind, der sie umschleicht,<br />

Mit anderm Ton und Haar, als Dichter, würde<br />

Ich kehren und am Taufquell dort empfah’n<br />

Im Lorbeerkranz des Dichters höchste Würde.<br />

Denn dort betrat ich jenes Glaubens Bahn,<br />

Durch welchen Gott bekannt die Seelen werden,<br />

Für den mit Petri Licht die Stirn umfah’n.<br />

1 Se mai continga che ’l poema sacro<br />

al quale ha posto mano e cielo e terra,<br />

sì che m’ha fatto per molti anni macro,<br />

4 vinca la crudeltà che fuor mi serra<br />

del bello ovile ov’ io dormi’ agnello,<br />

nimico ai lupi che li danno guerra;<br />

7 con altra voce omai, con altro vello<br />

ritornerò poeta, e in sul fonte<br />

del mio battesmo prenderò ’l cappello;<br />

10 però che ne la fede, che fa conte<br />

l’anime a Dio, quivi intra’ io, e poi<br />

Pietro per lei sì mi girò la fronte.


Seite 314 Paradiso: Canto XXV<br />

Da naht’ ein Licht aus der der sel’gen Herden,<br />

Aus der der Erste derer vorgewallt,<br />

<strong>Die</strong> Christ als Stellvertreter ließ auf Erden.<br />

Beatrix sprach, umstrahlt die Lichtgestalt<br />

Von neuer Lust: ” Sieh ihn, sich zu uns neigend,<br />

Den Herrn, für den man nach Galizien wallt.“<br />

Wie wenn die Taub’, aus hohen Lüften steigend,<br />

Zur Taube fliegt, wie sich das Paar umkreist,<br />

Und fröhlich girrt, die heiße Liebe zeigend;<br />

So war’s, wie jetzo der und jener Geist<br />

Der hohen Fürsten freudig sich empfingen,<br />

Lobend die Kost, die man dort oben speist.<br />

Dann standen nach dem Freudentanz und Singen<br />

<strong>Die</strong> beiden Lichter schweigend vor mir dort,<br />

So feurig, daß die Augen mir vergingen.<br />

Und selig lächelnd fuhr Beatrix fort:<br />

” Der du geschrieben hast, erlauchtes Leben,<br />

Was gut sei, komm’ allein von diesem Ort,<br />

O laß dein Wort die Hoffnung hier erheben;<br />

Du stellst ja, wie du weißt, so oft sie vor,<br />

Als Jesus sich den dreien kundgegeben.“ –<br />

” Du, fasse Mut – das Antlitz heb empört<br />

An unserm Strahl muß reisen der Beglückte,<br />

Der von der Erde kommt zum sel’gen Chor.“<br />

Als so das zweite Feuer mich erquickte,<br />

Hob ich die Augen zu den Bergen auf,<br />

Vor deren <strong>La</strong>st ich erst das Antlitz bückte.<br />

” Läßt unsers Kaisers Gnade deinen <strong>La</strong>uf,<br />

Bevor du stirbst, zu seinem Hofe gehen,<br />

Führt er zu seinen Grafen dich herauf,<br />

Um, wenn du das Geheimste hier gesehen,<br />

<strong>Die</strong> Hoffnung, die euch dort im Herzen blüht<br />

In dir und andern heller anzuwehen,<br />

So sage, was sie ist? Ob im Gemüt<br />

Sie dir entkeimt? Woher du sie entnommen?“<br />

Das zweite Feuer sprach’s, in Licht entglüht.<br />

Und sie, durch die in mir die Kraft entglommen<br />

Zum hohen Flug, war mit der Antwort schon<br />

In diesen Worten mir zuvorgekommen:<br />

” <strong>Die</strong> Kirche, die da kämpft, hat keinen Sohn<br />

Von stärkrer Hoffnung – also zeigt’s geschrieben<br />

<strong>Die</strong> Sonn’ auf unsres Freudenreiches Thron.<br />

13 Indi si mosse un lume verso noi<br />

di quella spera ond’ uscì la primizia<br />

che lasciò Cristo d’i vicari suoi;<br />

16 e la mia donna, piena di letizia,<br />

mi disse: ” Mira, mira: ecco il barone<br />

per cui là giù si vicita Galizia.“<br />

19 Sì come quando il colombo si pone<br />

presso al compagno, l’uno a l’altro pande,<br />

girando e mormorando, l’affezione;<br />

22 così vid’ ïo l’un da l’altro grande<br />

principe glorïoso essere accolto,<br />

laudando il cibo che là sù li prande.<br />

25 Ma poi che ’l gratular si fu assolto,<br />

tacito coram me ciascun s’affisse,<br />

ignito sì che vincëa ’l mio volto.<br />

28 Ridendo allora Bëatrice disse:<br />

” Inclita vita per cui la larghezza<br />

de la nostra basilica si scrisse,<br />

31 fa risonar la spene in questa altezza:<br />

tu sai, che tante fiate la figuri,<br />

quante Iesù ai tre fé più carezza.“<br />

34<br />

” Leva la testa e fa che t’assicuri:<br />

ché ciò che vien qua sù del mortal mondo,<br />

convien ch’ai nostri raggi si maturi.“<br />

37 Questo conforto del foco secondo<br />

mi venne; ond’ io leväi li occhi a’ monti<br />

che li ’ncurvaron pria col troppo pondo.<br />

40<br />

” Poi che per grazia vuol che tu t’affronti<br />

lo nostro Imperadore, anzi la morte,<br />

ne l’aula più secreta co’ suoi conti,<br />

43 sì che, veduto il ver di questa corte,<br />

la spene, che là giù bene innamora,<br />

in te e in altrui di ciò conforte,<br />

46 dì quel ch’ell’ è, dì come se ne ’nfiora<br />

la mente tua, e dì onde a te venne.“<br />

Così seguì ’l secondo lume ancora.<br />

49 E quella pïa che guidò le penne<br />

de le mie ali a così alto volo,<br />

a la risposta così mi prevenne:<br />

52<br />

” <strong>La</strong> Chiesa militante alcun figliuolo<br />

non ha con più speranza, com’ è scritto<br />

nel Sol che raggia tutto nostro stuolo:


Paradies: Fünfundzwanzigster Gesang Pagina 315<br />

Drum aus Ägypten, nach des Herrn Belieben,<br />

Kommt er nach Zion, wo das Licht ihm tagt,<br />

Eh’ ihn des Kampfes Ende vorgeschrieben.<br />

Zwei andre Punkt’, um die du ihn befragt,<br />

Nicht um zu wissen, nein, damit er sage,<br />

Wie diese Tugend hier noch dir behagt,<br />

<strong>La</strong>ss’ ich ihm selbst; denn nicht, wie jene Frage,<br />

Sind sie ihm schwer, nicht Reiz zur Prahlerei;<br />

Und helf ihm Gott, daß er sie würdig trage.“<br />

Dem Schüler gleich, der seinem Meister frei<br />

Entgegenkommt und freudig und besonnen,<br />

Daß, was er weiß, kund in der Antwort sei,<br />

Sprach ich: ” <strong>Die</strong> Hoffnung ist der künft’gen Wonnen<br />

Erwartung und gewisse Zuversicht,<br />

Durch Gnad’ und früheres Verdienst gewonnen.<br />

Von vielen Sternen kam mir dieses Licht;<br />

Der höchste Sänger macht’ es mir entbrennen,<br />

Der im Gesang vom höchsten Horte spricht.<br />

Oh’ alle die, so deinen Namen nennen,<br />

Hoffen auf dich – so sang der Gottesmann –<br />

Und wer, der glaubt, wie ich, sollt’ ihn nicht kennen.<br />

Du träufeltest mir feine Tropfen dann<br />

Ins Herz durch deinen Brief, mit solchem Segen,<br />

Daß ich die Flut auf andre gießen kann.“<br />

Indem ich sprach, sah ich’s im Licht sich regen,<br />

Und, wie ein Blitz, schnell und von Glanz umsprüht,<br />

Mit zitterndem Gefunkel sich bewegen.<br />

” <strong>Die</strong> Liebe,“ weht’ es, die mich noch durchglüht<br />

”<br />

Für jene Tugend, welche mir durchs Grauen<br />

Des Kampfs gefolgt, bis mir die Palm’ erblüht,<br />

Heißt mich durch sie dich letzen und erbauen,<br />

Und gern vernehm’ ich dieses noch von dir:<br />

Auf was heißt deine Hoffnung dich vertrauen?“ –<br />

” <strong>Die</strong> alt’ und neuen Schriften zeigen mir“,<br />

Sprach ich, das Ziel, das denen Gott bescheidet,<br />

”<br />

<strong>Die</strong> er geliebt, und dieses seh’ ich hier.<br />

Jesajas zeigt vom Doppelkleid bekleidet,<br />

Sie all in ihrem <strong>La</strong>nd – und dieses <strong>La</strong>nd,<br />

Das süße Leben ist’s, das hier euch weidet.<br />

In denen, so, die Palmen in der Hand,<br />

In weißen Kleidern vor dem <strong>La</strong>mme stehen,<br />

Macht’s klarer noch dein Bruder mir bekannt.“ –<br />

55 però li è conceduto che d’Egitto<br />

vegna in Ierusalemme per vedere,<br />

anzi che ’l militar li sia prescritto.<br />

58 Li altri due punti, che non per sapere<br />

son dimandati, ma perch’ ei rapporti<br />

quanto questa virtù t’è in piacere,<br />

61 a lui lasc’ io, ché non li saran forti<br />

né di iattanza; ed elli a ciò risponda,<br />

e la grazia di Dio ciò li comporti.“<br />

64 Come discente ch’a dottor seconda<br />

pronto e libente in quel ch’elli è esperto,<br />

perché la sua bontà si disasconda,<br />

67<br />

” Spene,“ diss’ io, è uno attender certo<br />

”<br />

de la gloria futura, il qual produce<br />

grazia divina e precedente merto.<br />

70 Da molte stelle mi vien questa luce;<br />

ma quei la distillò nel mio cor pria<br />

che fu sommo cantor del sommo duce.<br />

73 ’Sperino in te’, ne la sua tëodia<br />

dice, ’color che sanno il nome tuo’:<br />

e chi nol sa, s’elli ha la fede mia?<br />

76 Tu mi stillasti, con lo stillar suo,<br />

ne la pistola poi; sì ch’io son pieno,<br />

e in altrui vostra pioggia repluo.“<br />

79 Mentr’ io diceva, dentro al vivo seno<br />

di quello incendio tremolava un lampo<br />

sùbito e spesso a guisa di baleno.<br />

82 Indi spirò: ” L’amore ond’ ïo avvampo<br />

ancor ver’ la virtù che mi seguette<br />

infin la palma e a l’uscir del campo,<br />

85 vuol ch’io respiri a te che ti dilette<br />

di lei; ed emmi a grato che tu diche<br />

quello che la speranza ti ’mpromette.“<br />

88 E io: ” Le nove e le scritture antiche<br />

pongon lo segno, ed esso lo mi addita,<br />

de l’anime che Dio s’ha fatte amiche.<br />

91 Dice Isaia che ciascuna vestita<br />

ne la sua terra fia di doppia vesta:<br />

e la sua terra è questa dolce vita;<br />

94 e ’l tuo fratello assai vie più digesta,<br />

là dove tratta de le bianche stole,<br />

questa revelazion ci manifesta.“


Seite 316 Paradiso: Canto XXV<br />

Als ich geendet, tönt’ es aus den Höhen:<br />

Ihr Hoffen sei auf dich! – und aus dem Tanz<br />

Der Sel’gen hört’ ich die Erwid’rung wehen.<br />

Dann zwischen beiden drin entglüht’ ein Glanz,<br />

So hell, daß, wär’ dem Krebs ein solcher eigen,<br />

Es würd’ ein Wintermond zum Tage ganz.<br />

Wie froh aufsteht und geht und in den Reigen<br />

<strong>Die</strong> Jungfrau tritt, aus eitelm Triebe nicht,<br />

Nur dem Verlobten Ehre zu erzeigen;<br />

So schwebte zu den zwei’n das neue Licht,<br />

<strong>Die</strong> ich so eilig in lebend’gem Kreise<br />

Sich schwingen sah, wie’s heißer Lieb’ entspricht.<br />

Einstimmt’ es zu dem Lied und zu der Weise;<br />

Und, gleich der Braut, sah sie die Herrin an,<br />

Stillschweigend, unbewegt bei solchem Preise.<br />

” Er ruht’ am Busen unsers Pelikan;<br />

Ihn hat der Herr zur großen Pflicht erlesen,<br />

Als er den Martertod am Kreuz empfah’n.“<br />

Sie sprach’s; ihr Blick war, wie er erst gewesen;<br />

Nicht mehr Aufmerksamkeit war jetzt darin<br />

Als erst, bevor sie dies gesagt, zu lesen.<br />

Wie der, der nach dem Sonnenrande hin,<br />

Der sich verfinstern soll, die Blicke sendet<br />

Und, um zu sehn, verliert des Auges Sinn;<br />

So stand ich, zu dem letzten Glanz gewendet.<br />

Da klang es: ” Was nicht ist an diesem Ort,<br />

Was suchst du’s hier und stehst drum hier geblendet?<br />

Mein Leib ist jetzt noch Erd’ auf Erden dort,<br />

Und bleibt’s mit andern, bis die sel’gen Scharen<br />

<strong>Die</strong> Zahl erreicht, gesetzt vom ew’gen Wort.<br />

Zum Himmel sind zwei Lichter nur gefahren,<br />

Bekleidet mit dem doppelten Gewand:<br />

Und dieses laß einst deine Welt erfahren.“<br />

Als dieses Wort gesprochen war, da stand<br />

Der Kreis der Flammen still, samt dem Gesange,<br />

Zu welchem sich dreifaches Weh’n verband,<br />

Gleichwie nach Müh’n und schwerem Wogendrange,<br />

<strong>Die</strong> Ruder, so die Flut durchwühlt, zugleich<br />

Allsämtlich ruh’n bei einer Pfeife Klange,<br />

Ach, wie ward ich vor Angst und Sorge bleich,<br />

Als ich mich nun zu Beatricen kehrte,<br />

Und, zwar ihr nah und im beglückten Reich,<br />

97 E prima, appresso al fin d’este parole,<br />

’Sperent in te’ di sopr’ a noi s’udì;<br />

a che rispuoser tutte le carole.<br />

100 Poscia tra esse un lume si schiarì<br />

sì che, se ’l Cancro avesse un tal cristallo,<br />

l’inverno avrebbe un mese d’un sol dì.<br />

103 E come surge e va ed entra in ballo<br />

vergine lieta, sol per fare onore<br />

a la novizia, non per alcun fallo,<br />

106 così vid’ io lo schiarato splendore<br />

venire a’ due che si volgieno a nota<br />

qual conveniesi al loro ardente amore.<br />

109 Misesi lì nel canto e ne la rota;<br />

e la mia donna in lor tenea l’aspetto,<br />

pur come sposa tacita e immota.<br />

112<br />

” Questi è colui che giacque sopra ’l petto<br />

del nostro pellicano, e questi fue<br />

di su la croce al grande officio eletto.“<br />

115 <strong>La</strong> donna mia così; né però piùe<br />

mosser la vista sua di stare attenta<br />

poscia che prima le parole sue.<br />

118 Qual è colui ch’adocchia e s’argomenta<br />

di vedere eclissar lo sole un poco,<br />

che, per veder, non vedente diventa;<br />

121 tal mi fec’ ïo a quell’ ultimo foco<br />

mentre che detto fu: ” Perché t’abbagli<br />

per veder cosa che qui non ha loco?<br />

124 In terra è terra il mio corpo, e saragli<br />

tanto con li altri, che ’l numero nostro<br />

con l’etterno proposito s’agguagli.<br />

127 Con le due stole nel beato chiostro<br />

son le due luci sole che saliro;<br />

e questo apporterai nel mondo vostro.“<br />

130 A questa voce l’infiammato giro<br />

si quïetò con esso il dolce mischio<br />

che si facea nel suon del trino spiro,<br />

133 sì come, per cessar fatica o rischio,<br />

li remi, pria ne l’acqua ripercossi,<br />

tutti si posano al sonar d’un fischio.<br />

136 Ahi quanto ne la mente mi commossi,<br />

quando mi volsi per veder Beatrice,<br />

per non poter veder, benché io fossi<br />

Doch sie nicht sah, die ich zu sehn begehrte. 139 presso di lei, e nel mondo felice!


Paradies: Sechsundzwanzigster Gesang Pagina 317<br />

Sechsundzwanzigster Gesang Canto XXVI<br />

Ob des erloschnen Augenlichts voll Gram,<br />

Hört’ ich ein Weh’n aus jener Flamme kommen,<br />

<strong>Die</strong> mir’s verlöscht’, und horcht’ ihm aufmerksam.<br />

Es sagte: ” Bis das Licht, das dir verglommen<br />

In meinem Schimmer ist, dir wiederkehrt,<br />

Wird sprechen zum Ersatz des Schauens frommen.<br />

Drum sprich: Was ist es, das dein Herz begehrt?<br />

Und möge deinen Mut der Trost erheben:<br />

Dein Aug’ ist nur verwirrt und nicht zerstört.<br />

Denn sie, die dich geführt ins höh’re Leben,<br />

Hat jene Kraft im Blicke, die der Hand<br />

Des Ananias unser Herr gegeben.“ –<br />

” Sie helfe dann, wann sie’s für gut erkannt,“<br />

Sprach ich, den Augen, die ihr Pforten waren,<br />

”<br />

Als sie, einziehend, ewig mich entbrannt.<br />

Das Gut, das froh macht dieses Reiches Scharen,<br />

Das A und O der Schriften ist’s, die hier<br />

Mir Lieb’ andeuten, dort sie offenbaren.“<br />

<strong>Die</strong>selbe Stimm’ erklang – wie sich an ihr<br />

Mein Mut, als ich mich blind fand, aufgerichtet,<br />

Gebot sie jetzo weitres Sprechen mir.<br />

” Durch engres Sieb sei, was du meinst, gesichtet,<br />

Und klarer sei von dir noch dargelegt,<br />

Was dein Geschoß auf solches Ziel gerichtet?“ –<br />

” Durch das, was Weltweisheit zu lehren pflegt,“<br />

Versetzt’ ich, und durch Himmelsoffenbarung<br />

”<br />

Ward solche Liebe mir ins Herz geprägt.<br />

Je mehr ein Gut, soweit es die Erfahrung<br />

Uns kennen lehrt, der Güt’ in sich enthält,<br />

Je stärker gibt’s der Liebesflamme Nahrung.<br />

Das Wesen drum. So gut, daß, was der Welt<br />

Sich außer ihm noch als ein Gut verkündet,<br />

Ein Strahl nur ist, der seinem Licht entfällt,<br />

<strong>Die</strong>s ist es, das die höchste Lieb’ entzündet.<br />

Und wohl erkennt es liebend jeder Geist,<br />

Der jene Wahrheit kennt, die dies begründet;<br />

Und jener ist’s, der’s der Vernunft beweist,<br />

Der die für alle Göttlichen entglühte<br />

Erhabne Liebesbrunst die erste heißt.<br />

Er selbst erweckte sie mir im Gemüte,<br />

Der einst zu Moses sprach, der wahre Hort:<br />

Dein Angesicht schau’ alle meine Güte.<br />

1 Mentr’ io dubbiava per lo viso spento,<br />

de la fulgida fiamma che lo spense<br />

uscì un spiro che mi fece attento,<br />

4 dicendo: ” Intanto che tu ti risense<br />

de la vista che haï in me consunta,<br />

ben è che ragionando la compense.<br />

7 Comincia dunque; e dì ove s’appunta<br />

l’anima tua, e fa ragion che sia<br />

la vista in te smarrita e non defunta:<br />

10 perché la donna che per questa dia<br />

regïon ti conduce, ha ne lo sguardo<br />

la virtù ch’ebbe la man d’Anania.“<br />

13 Io dissi: ” Al suo piacere e tosto e tardo<br />

vegna remedio a li occhi, che fuor porte<br />

quand’ ella entrò col foco ond’ io sempr’ ardo.<br />

16 Lo ben che fa contenta questa corte,<br />

Alfa e O è di quanta scrittura<br />

mi legge Amore o lievemente o forte.“<br />

19 Quella medesma voce che paura<br />

tolta m’avea del sùbito abbarbaglio,<br />

di ragionare ancor mi mise in cura;<br />

22 e disse: ” Certo a più angusto vaglio<br />

ti conviene schiarar: dicer convienti<br />

chi drizzò l’arco tuo a tal berzaglio.“<br />

25 E io: ” Per filosofici argomenti<br />

e per autorità che quinci scende<br />

cotale amor convien che in me si ’mprenti:<br />

28 ché ’l bene, in quanto ben, come s’intende,<br />

così accende amore, e tanto maggio<br />

quanto più di bontate in sé comprende.<br />

31 Dunque a l’essenza ov’ è tanto avvantaggio,<br />

che ciascun ben che fuor di lei si trova<br />

altro non è ch’un lume di suo raggio,<br />

34 più che in altra convien che si mova<br />

la mente, amando, di ciascun che cerne<br />

il vero in che si fonda questa prova.<br />

37 Tal vero a l’intelletto mïo sterne<br />

colui che mi dimostra il primo amore<br />

di tutte le sustanze sempiterne.<br />

40 Sternel la voce del verace autore,<br />

che dice a Moïsè, di sé parlando:<br />

’Io ti farò vedere ogne valore’.


Seite 318 Paradiso: Canto XXVI<br />

Du prägst sie ein, dein hohes Heroldswort<br />

Beginnend vom Geheimnis dieser Sphären.<br />

<strong>La</strong>uter als andres tönt’s auf Erden fort:“<br />

Da sprach’s: ” Nach menschlichen Verstandes Lehren<br />

Und höherm Wort, das beistimmt dem Verstand,<br />

Muß sich zu Gott dein höchstes Lieben kehren.<br />

Doch fühlst du nicht noch manches andre Band<br />

Zu ihm dich zieh’n? Du sollst mir jedes nennen,<br />

Mit welchem diese Liebe dich umwand.“<br />

Nicht war der heil’ge Wille zu verkennen<br />

Des Adlers Christi, ja, ich sah, wohin<br />

Er mich gelenkt zum weiteren Bekennen.<br />

Und wieder sprach ich: ” Was nur Herz und Sinn<br />

Hinlenkt zu Gott, erzeugt hat’s im Vereine<br />

<strong>Die</strong> Lieb’, in welcher ich entzündet bin.<br />

Denn durch des Weltalls Dasein und das meine<br />

Und durch den Tod des, der mich leben macht,<br />

Durch das, was hofft die gläubige Gemeine,<br />

Und die Erkenntnis, deren ich gedacht,<br />

Bin ich dem Meer der falschen Lieb’ entgangen<br />

Und an der echten Liebe Strand gebracht.<br />

<strong>Die</strong> Blätter, die im ganzen Garten prangen<br />

Des ew’gen Gärtners, lieb’ ich auch, je mehr<br />

Des Guten sie aus seiner Hand empfangen.“<br />

Ich schwieg – und durch die Himmel, süß und hehr,<br />

Hört’ ich der Herrin sang und aller klingen,<br />

Erschallend: Heilig, heilig, heilig er! –<br />

Und, wie wir uns dem schweren Schlaf entringen<br />

Beim scharfen Licht, das unsre Sehkraft weckt,<br />

Wenn uns von Haut zu Haut die Strahlen dringen,<br />

Und, was er sieht, den jäh Erwachten schreckt,<br />

Der sich noch nicht besinnt, vom Schlafe trunken,<br />

Bis der Verstand die Wahrheit ihm entdeckt;<br />

So war die Decke meinem Aug’ entsunken<br />

Vor Beatricens Strahlenangesicht,<br />

Auf tausend Meilen streuend Glanzesfunken.<br />

Drum sah ich klar, wie vorhin nimmer nicht,<br />

Und fragte staunend noch und kaum besonnen,<br />

Nach einem vierten uns gesellten Licht.<br />

” Aus diesen Strahlen schaut in Liebeswonnen“,<br />

Sprach sie, zum Schöpfer hin der erste Geist,<br />

”<br />

Des Dasein durch die erste Kraft begonnen.“<br />

43 Sternilmi tu ancora, incominciando<br />

l’alto preconio che grida l’arcano<br />

di qui là giù sovra ogne altro bando.“<br />

46 E io udi’: ” Per intelletto umano<br />

e per autoritadi a lui concorde<br />

d’i tuoi amori a Dio guarda il sovrano.<br />

49 Ma dì ancor se tu senti altre corde<br />

tirarti verso lui, sì che tu suone<br />

con quanti denti questo amor ti morde.“<br />

52 Non fu latente la santa intenzione<br />

de l’aguglia di Cristo, anzi m’accorsi<br />

dove volea menar mia professione.<br />

55 Però ricominciai: ” Tutti quei morsi<br />

che posson far lo cor volgere a Dio,<br />

a la mia caritate son concorsi:<br />

58 ché l’essere del mondo e l’esser mio,<br />

la morte ch’el sostenne perch’ io viva,<br />

e quel che spera ogne fedel com’ io,<br />

61 con la predetta conoscenza viva,<br />

tratto m’hanno del mar de l’amor torto,<br />

e del diritto m’han posto a la riva.<br />

64 Le fronde onde s’infronda tutto l’orto<br />

de l’ortolano etterno, am’ io cotanto<br />

quanto da lui a lor di bene è porto.“<br />

67 Sì com’ io tacqui, un dolcissimo canto<br />

risonò per lo cielo, e la mia donna<br />

dicea con li altri: ” Santo, santo, santo!“<br />

70 E come a lume acuto si disonna<br />

per lo spirto visivo che ricorre<br />

a lo splendor che va di gonna in gonna,<br />

73 e lo svegliato ciò che vede aborre,<br />

sì nescïa è la sùbita vigilia<br />

fin che la stimativa non soccorre;<br />

76 così de li occhi miei ogne quisquilia<br />

fugò Beatrice col raggio d’i suoi,<br />

che rifulgea da più di mille milia:<br />

79 onde mei che dinanzi vidi poi;<br />

e quasi stupefatto domandai<br />

d’un quarto lume ch’io vidi tra noi.<br />

82 E la mia donna: ” Dentro da quei rai<br />

vagheggia il suo fattor l’anima prima<br />

che la prima virtù creasse mai.“


Paradies: Sechsundzwanzigster Gesang Pagina 319<br />

Gleichwie der Baum, an dem der Sturmwind reißt,<br />

Den Gipfel beugt, dann, wenn der Sturm vergangen,<br />

Sich wieder hebt, wie innre Kraft ihn heißt;<br />

So tat jetzt ich, der, als sie sprach, befangen,<br />

Erstaunt, gebückt, jetzt in die Höhe fuhr,<br />

Denn mich erhob nun Sprechlust und Verlangen.<br />

Ich sprach: ” O Frucht, die als die einz’ge nur<br />

Schon reif entstand, o alter Vater, sage<br />

Du dem, was Weib heißt, Tochter ist und Schnur,<br />

Sag’ an, was ich dich fromm zu bitten wage.<br />

Du siehst ja, welch ein Sehnen mich bewegt,<br />

Und schneller hör’ ich, wenn ich dich nicht frage.“<br />

Wie ein bedecktes Tier sich rückt und regt<br />

Und so die Neigung zeigt, dem nachzurennen,<br />

Der um dasselbe die Verhüllung legt;<br />

So ließ durch ihre Hülle jetzt erkennen<br />

<strong>Die</strong> erste Seele, wie so froh sie war,<br />

Mir das, was ich gebeten, tun zu können.<br />

” Dein Sehnen“, weht’ es, nehm’ ich besser wahr,<br />

”<br />

Magst du’s auch nicht bekennen und gestehen,<br />

Als du, was noch so sicher ist und klar.<br />

Im wahren Spiegel kann ich es erspähen,<br />

Der jedes Dinges Bildnis in sich faßt,<br />

Doch seines läßt in keinem Dinge sehen.<br />

Du fragst: Wieviel der Zeitraum wohl umfaßt,<br />

Seit Gott mich in den hohen Garten setzte,<br />

Aus dem du dich mit ihr erhoben hast?<br />

Wie lange mir sein Reiz die Augen letzte?<br />

Was eigentlich den großen Zorn erweckt?<br />

Und welche Sprach’ ich mir zusammensetzte?<br />

Mein Sohn, nicht daß ich jene Frucht geschmeckt,<br />

War Grund des Zorns an sich – daß ich entronnen<br />

Den Schranken war, die mir der Herr gesteckt.<br />

Mich hat viertausend und dreihundert Sonnen<br />

Und zwei, im Höllenvorhof sonder Qual<br />

Sehnsucht erfüllt nach diesen Himmelswonnen.<br />

Auch sah ich, daß neunhundertdreißigmal<br />

Zu jedem Sterngebild die Sonne kehrte,<br />

Indes ich lebt’ in eurem Erdental.<br />

<strong>Die</strong> Sprache, die ich einst gesprochen, hörte<br />

Schon vor dem Bau auf, der, wie schwach die Kraft<br />

Des Menschen sei, das Volk des Nimrod lehrte.<br />

85 Come la fronda che flette la cima<br />

nel transito del vento, e poi si leva<br />

per la propria virtù che la soblima,<br />

88 fec’ io in tanto in quant’ ella diceva,<br />

stupendo, e poi mi rifece sicuro<br />

un disio di parlare ond’ ïo ardeva.<br />

91 E cominciai: ” O pomo che maturo<br />

solo prodotto fosti, o padre antico<br />

a cui ciascuna sposa è figlia e nuro,<br />

94 divoto quanto posso a te supplìco<br />

perché mi parli: tu vedi mia voglia,<br />

e per udirti tosto non la dico.“<br />

97 Talvolta un animal coverto broglia,<br />

sì che l’affetto convien che si paia<br />

per lo seguir che face a lui la ’nvoglia;<br />

100 e similmente l’anima primaia<br />

mi facea trasparer per la coverta<br />

quant’ ella a compiacermi venìa gaia.<br />

103 Indi spirò: ” Sanz’ essermi proferta<br />

da te, la voglia tua discerno meglio<br />

che tu qualunque cosa t’è più certa;<br />

106 perch’ io la veggio nel verace speglio<br />

che fa di sé pareglio a l’altre cose,<br />

e nulla face lui di sé pareglio.<br />

109 Tu vuogli udir quant’ è che Dio mi puose<br />

ne l’eccelso giardino, ove costei<br />

a così lunga scala ti dispuose,<br />

112 e quanto fu diletto a li occhi miei,<br />

e la propria cagion del gran disdegno,<br />

e l’idïoma ch’usai e che fei.<br />

115 Or, figliuol mio, non il gustar del legno<br />

fu per sé la cagion di tanto essilio,<br />

ma solamente il trapassar del segno.<br />

118 Quindi onde mosse tua donna Virgilio,<br />

quattromilia trecento e due volumi<br />

di sol desiderai questo concilio;<br />

121 e vidi lui tornare a tutt’ i lumi<br />

de la sua strada novecento trenta<br />

fïate, mentre ch’ïo in terra fu’mi.<br />

124 <strong>La</strong> lingua ch’io parlai fu tutta spenta<br />

innanzi che a l’ovra inconsummabile<br />

fosse la gente di Nembròt attenta:


Seite 320 Paradiso: Canto XXVII<br />

Denn was nur irgend die Vernunft erschafft,<br />

Ist, weil die Neigung nach der Sterne Walten<br />

Zu wechseln pflegt, nur wenig dauerhaft.<br />

<strong>Die</strong> Sprache habt ihr von Natur erhalten,<br />

Allein so oder so – euch läßt hierin<br />

Sodann Natur nach Gutbedünken schalten.<br />

Eh’ ich zur Hölle sank, im Anbeginn<br />

Hieß El das höchste Gut, an dem entglommen<br />

Der Glanz, mit welchem ich umkleidet bin.<br />

Den Namen Eli hat man drauf vernommen,<br />

Weil Menschenbrauch sich gleich den Blättern zeigt,<br />

Von welchen jene gehn, wenn diese kommen.<br />

Auf jenem Berge, der am höchsten steigt,<br />

Hab’ ich, rein und befleckt, mich sieben Stunden<br />

Von früh, bis wieder sich die Sonne neigt,<br />

127 ché nullo effetto mai razïonabile,<br />

per lo piacere uman che rinovella<br />

seguendo il cielo, sempre fu durabile.<br />

130 Opera naturale è ch’uom favella;<br />

ma così o così, natura lascia<br />

poi fare a voi secondo che v’abbella.<br />

133 Pria ch’i’ scendessi a l’infernale ambascia,<br />

I s’appellava in terra il sommo bene<br />

onde vien la letizia che mi fascia;<br />

136 e El si chiamò poi: e ciò convene,<br />

ché l’uso d’i mortali è come fronda<br />

in ramo, che sen va e altra vene.<br />

139 Nel monte che si leva più da l’onda,<br />

fu’ io, con vita pura e disonesta,<br />

da la prim’ ora a quella che seconda,<br />

Wenn sie im zweiten Vierteil steht, befunden.“ 142 come ’l sol muta quadra, l’ora sesta.“<br />

Siebenundzwanzigster Gesang Canto XXVII<br />

Dem Vater, Sohn und Heil’gen Geiste fang<br />

Das ganze Paradies; ihm jubelt’ alles,<br />

So daß ich trunken ward vom süßen Klang.<br />

Ein Lächeln schien zu sein des Weltenalles,<br />

Das, was ich sah, drum zog die Trunkenheit<br />

Durch Aug’ und Ohr im Reiz des Blicks und Schalles.<br />

O Lust! O unnennbare Seligkeit!<br />

O friedenreiches, lieberfülltes Leben!<br />

O sichrer Reichtum sonder Wunsch und Neid!<br />

Ich sah vor mir die Feuer glühend Schweben,<br />

Und das der vier, das erst gekommen war,<br />

Sah ich in höherm Glanze sich beleben.<br />

Und also stellt’ es sich den Blicken dar,<br />

Wie Jupiter, nahm’ man an seinen Gluten<br />

Das hohe Rot des Marsgestirnes wahr.<br />

Und jetzt gebot der Wink des ewig Guten,<br />

Des Vorsicht dort verteilet Pflicht und Amt,<br />

Daß aller Sel’gen Wonnechöre ruhten.<br />

Da hört’ ich: ” Siehst du höher mich entflammt,<br />

So staune nicht – bei meinen Worten werden<br />

Sich diese hier entflammen allesamt.<br />

Der meines Stuhls sich anmaßt dort auf Erden,<br />

Des Stuhls, des Stuhls, auf dem kein Hirt itzt wacht,<br />

Vor Christi Blick, zum Schutze seiner Herden,<br />

1 ’Al Padre, al Figlio, a lo Spirito Santo’,<br />

cominciò, ’gloria!’, tutto ’l paradiso,<br />

sì che m’inebrïava il dolce canto.<br />

4 Ciò ch’io vedeva mi sembiava un riso<br />

de l’universo; per che mia ebbrezza<br />

intrava per l’udire e per lo viso.<br />

7 Oh gioia! oh ineffabile allegrezza!<br />

oh vita intègra d’amore e di pace!<br />

oh sanza brama sicura ricchezza!<br />

10 Dinanzi a li occhi miei le quattro face<br />

stavano accese, e quella che pria venne<br />

incominciò a farsi più vivace,<br />

13 e tal ne la sembianza sua divenne,<br />

qual diverrebbe Iove, s’elli e Marte<br />

fossero augelli e cambiassersi penne.<br />

16 <strong>La</strong> provedenza, che quivi comparte<br />

vice e officio, nel beato coro<br />

silenzio posto avea da ogne parte,<br />

19 quand’ ïo udi’: ” Se io mi trascoloro,<br />

non ti maravigliar, ché, dicend’ io,<br />

vedrai trascolorar tutti costoro.<br />

22 Quelli ch’usurpa in terra il luogo mio,<br />

il luogo mio, il luogo mio che vaca<br />

ne la presenza del Figliuol di Dio,


Paradies: Siebenundzwanzigster Gesang Pagina 321<br />

Hat meine Grabstatt zur Kloak’ gemacht<br />

Von Blut und Stank, drob der zu ew’gen Qualen<br />

Einst von hier oben fiel, dort unten lacht.“<br />

Wie früh und abends sich die Wolken malen,<br />

<strong>Die</strong> g’rad’ der Sonne gegenüberstehn,<br />

So sah ich jetzt den ganzen Himmel stralhlen.<br />

Wie wir ein ehrbar Weib sich wandeln sehn,<br />

Das, sicher seiner selbst, nichts zu verschulden,<br />

Nur hörend, schüchtern wird durch fremd Vergehn;<br />

So meiner Herrin Angesicht voll Hulden;<br />

Und so verfinstert, glaub’ ich, wie sie dort,<br />

War einst der Himmel bei der Allmacht Dulden.<br />

Er aber fuhr in seiner Rede fort,<br />

Und wie verwandelt erst der heitre Schimmer,<br />

So war verwandelt jetzt das heil’ge Wort.<br />

” <strong>Die</strong> Braut des Herrn hat zu dem Zwecke nimmer<br />

Mein Blut, des Lin und Cletus Blut, genährt,<br />

Daß man durch sie erwerbe Gold und Flimmer,<br />

Nein, dieses frohe Sein, das ewig währt;<br />

Dem hat des Sirt und Pius Blut gegolten,<br />

<strong>Die</strong>s hat Calixt, dies hat Urban begehrt.<br />

Das war’s nicht, was wir von den Folgern wollten,<br />

Daß sie um sich das Christenvolk getrennt<br />

Zur Rechten und zur Linken setzen sollten.<br />

Nicht sollten jene Schlüssel, mir vergönnt,<br />

Als Kriegeszeichen in den Fahnen stehen,<br />

Woran man der Getauften Feind’ erkennt.<br />

Nicht sollte man mein Bild auf Siegeln sehen,<br />

Erkauftem Lügenfreibrief beigedrückt,<br />

Drob ich erröt’ und glüh’ in diesen Höhen.<br />

Jetzt sieht man, mit dem Hirtenkleid geschmückt,<br />

Raubgier’ge Wölfe dort die Herden hüten.<br />

O Gott, was ruht dein Schwert noch ungezückt!<br />

Und Caorsiner und Gascogner brüten<br />

Schon Tücken aus, voll Gier nach meinem Blut.<br />

Schnöde, schlechte Frucht von schönen Blüten!<br />

Allein die Vorsicht, die durch Scipios Mut<br />

Den Ruhm der Welt beschützt in Romas Siegen,<br />

Bald hilft sie, wie mir kund mein Spiegel tut.<br />

Du, Sohn, wenn du zur Erd’ hinabgestiegen,<br />

Erschleuß den Mund und sprich, wie sich’s gebührt,<br />

Und nicht verschweige, was ich nicht verschwiegen.“<br />

25 fatt’ ha del cimitero mio cloaca<br />

del sangue e de la puzza; onde ’l perverso<br />

che cadde di qua sù, là giù si placa.“<br />

28 Di quel color che per lo sole avverso<br />

nube dipigne da sera e da mane,<br />

vid’ ïo allora tutto ’l ciel cosperso.<br />

31 E come donna onesta che permane<br />

di sé sicura, e per l’altrui fallanza,<br />

pur ascoltando, timida si fane,<br />

34 così Beatrice trasmutò sembianza;<br />

e tale eclissi credo che ’n ciel fue<br />

quando patì la supprema possanza.<br />

37 Poi procedetter le parole sue<br />

con voce tanto da sé trasmutata,<br />

che la sembianza non si mutò piùe:<br />

40<br />

” Non fu la sposa di Cristo allevata<br />

del sangue mio, di Lin, di quel di Cleto,<br />

per essere ad acquisto d’oro usata;<br />

43 ma per acquisto d’esto viver lieto<br />

e Sisto e Pïo e Calisto e Urbano<br />

sparser lo sangue dopo molto fleto.<br />

46 Non fu nostra intenzion ch’a destra mano<br />

d’i nostri successor parte sedesse,<br />

parte da l’altra del popol cristiano;<br />

49 né che le chiavi che mi fuor concesse,<br />

divenisser signaculo in vessillo<br />

che contra battezzati combattesse;<br />

52 né ch’io fossi figura di sigillo<br />

a privilegi venduti e mendaci,<br />

ond’ io sovente arrosso e disfavillo.<br />

55 In vesta di pastor lupi rapaci<br />

si veggion di qua sù per tutti i paschi:<br />

o difesa di Dio, perché pur giaci?<br />

58 Del sangue nostro Caorsini e Guaschi<br />

s’apparecchian di bere: o buon principio,<br />

a che vil fine convien che tu caschi!<br />

61 Ma l’alta provedenza, che con Scipio<br />

difese a Roma la gloria del mondo,<br />

soccorrà tosto, sì com’ io concipio;<br />

64 e tu, figliuol, che per lo mortal pondo<br />

ancor giù tornerai, apri la bocca,<br />

e non asconder quel ch’io non ascondo.“


Seite 322 Paradiso: Canto XXVII<br />

Wie, wenn der Wolken feuchter Dunst gefriert,<br />

Durch unsre Luft die Flocken niederfallen,<br />

Zur Zeit, da Sol des Steinbocks Horn berührt;<br />

So, aufwärts, sah ich an des Äthers Hallen<br />

Mit jenem Licht, das eben zu mir sprach,<br />

Der andern Schar, wie Schimmerflocken, wallen.<br />

Mein Auge folgte diesem Anblick nach,<br />

Bis sie so weit im Raum emporgeflogen,<br />

Daß er den Pfad des Blickes unterbrach.<br />

Da sprach die Herrin, die mich abgezogen<br />

Von oben sah: ” Jetzt schau’ hinab – hab’ acht,<br />

Wie weit du fortzogst mit des Himmels Bogen.“<br />

Vom ersten Rückblick an, des ich gedacht,<br />

Hatt’ ich den Weg der Hälft’ im halben Kreise<br />

Von seiner Mitte bis zum Rand gemacht.<br />

Von Kadix jenseits lag das Furt zur Reise<br />

Ulyß, des Toren – diesseits nah der Strand,<br />

Dem Zeus entrann, beschwert mit süßem Preise.<br />

Noch mehr von unserm Ball hätt’ ich erkannt,<br />

Doch unten war die Sonne vorgegangen,<br />

Der fern um mehr noch als ein Zeichen stand.<br />

Mein liebend Herz, das immer mit Verlangen<br />

Der Herrin schlug, war mehr als je entglüht,<br />

Ihr wieder mit den Augen anzuhangen.<br />

Was jemals der Natur und Kunst entblüht<br />

An Leib und Bild, dem Aug’ als Reiz zu dienen<br />

Und durch den Blick zu fesseln das Gemüt,<br />

Vereint war’ alles dies als nichts erschienen<br />

Bei jener Götterlust, die mich beglückt’,<br />

Als ich hinschaut’ ins Lächeln ihrer Mienen.<br />

Und durch die Kraft, die aus dem Blicke zückt,<br />

Hatt’ ich dem Nest der Leda mich entrungen<br />

Und war zum schnellsten Himmelskreis entrückt.<br />

Ich weiß, da er von Lebensglanz durchdrungen<br />

Gleichförmig war, nicht, wo mit mir in ihn,<br />

Nach ihrer Wahl, die Herrin eingedrungen.<br />

Doch sie, der klar mein Herzenswunsch erschien,<br />

Begann jetzt lächelnd in so sel’gen Wonnen,<br />

Daß Gott in ihrem Blick zu lächeln schien:<br />

” Sieh hier des Zirkellaufs Natur begonnen,<br />

Durch die der Mittelpunkt in Ruhe weilt,<br />

Und alles rings umher den Flug gewonnen.<br />

67 Sì come di vapor gelati fiocca<br />

in giuso l’aere nostro, quando ’l corno<br />

de la capra del ciel col sol si tocca,<br />

70 in sù vid’ io così l’etera addorno<br />

farsi e fioccar di vapor trïunfanti<br />

che fatto avien con noi quivi soggiorno.<br />

73 Lo viso mio seguiva i suoi sembianti,<br />

e seguì fin che ’l mezzo, per lo molto,<br />

li tolse il trapassar del più avanti.<br />

76 Onde la donna, che mi vide assolto<br />

de l’attendere in sù, mi disse: ” Adima<br />

il viso e guarda come tu se’ vòlto.“<br />

79 Da l’ora ch’ïo avea guardato prima<br />

i’ vidi mosso me per tutto l’arco<br />

che fa dal mezzo al fine il primo clima;<br />

82 sì ch’io vedea di là da Gade il varco<br />

folle d’Ulisse, e di qua presso il lito<br />

nel qual si fece Europa dolce carco.<br />

85 E più mi fora discoverto il sito<br />

di questa aiuola; ma ’l sol procedea<br />

sotto i mie’ piedi un segno e più partito.<br />

88 <strong>La</strong> mente innamorata, che donnea<br />

con la mia donna sempre, di ridure<br />

ad essa li occhi più che mai ardea;<br />

91 e se natura o arte fé pasture<br />

da pigliare occhi, per aver la mente,<br />

in carne umana o ne le sue pitture,<br />

94 tutte adunate, parrebber nïente<br />

ver’ lo piacer divin che mi refulse,<br />

quando mi volsi al suo viso ridente.<br />

97 E la virtù che lo sguardo m’indulse,<br />

del bel nido di Leda mi divelse,<br />

e nel ciel velocissimo m’impulse.<br />

100 Le parti sue vivissime ed eccelse<br />

sì uniforme son, ch’i’ non so dire<br />

qual Bëatrice per loco mi scelse.<br />

103 Ma ella, che vedëa ’l mio disire,<br />

incominciò, ridendo tanto lieta,<br />

che Dio parea nel suo volto gioire:<br />

106<br />

” <strong>La</strong> natura del mondo, che quïeta<br />

il mezzo e tutto l’altro intorno move,<br />

quinci comincia come da sua meta;


Paradies: Siebenundzwanzigster Gesang Pagina 323<br />

In diesem Himmel, der am schnellsten eilt,<br />

Wohnt Gottes Geist nur, der die Lieb’ entzündet,<br />

<strong>Die</strong> ihn bewegt – die Kraft, die er verteilt.<br />

Ein Kreis von Licht und Liebesglut umwindet<br />

Ihn, wie die andern er; allein verstehn<br />

Kann diesen Kreis nur er, der ihn gerundet.<br />

Nichts läßt das Maß von seinem <strong>La</strong>uf uns sehn;<br />

Nach ihm nur mißt sich der der andern Sphären,<br />

Wie man nach Hälft’ und Fünfteil mißt die Zehn.<br />

Wie sich in diesem Kreis die Wurzeln nähren<br />

Der Zeit, wie ihr Gezweig zu ändern strebt,<br />

Das kannst du jetzt dir selber leicht erklären.<br />

Gier, die tief die Sterblichen begräbt<br />

In ihrem Schlund, so kraftlos fortgerissen,<br />

Daß sich kein Blick aus deinem Wirbel hebt!<br />

Wohl blüht des Menschen Will’, allein in Güssen<br />

Strömt Regen drauf, der unaufhörlich rinnt,<br />

Drob echte Pflaumen Butten werden müssen.<br />

Unschuld und Treue trifft man nur im Kind,<br />

Doch sie entweichen von den Kindern allen,<br />

Bevor mit Flaum bedeckt die Wangen sind.<br />

<strong>Die</strong> fasten noch beim ersten Kinderlallen,<br />

<strong>Die</strong>, mit gelösten Zungen, gierig dann<br />

In jedem Mond auf jede Speise fallen.<br />

Der liebt die Mutter noch und hört sie an,<br />

Solang er lallt, der ihren Tod im Herzen<br />

Bei voller Sprache kaum erwarten kann.<br />

Drum muß, erst weiß, das Angesicht sich schwärzen<br />

Der schönen Tochter des, der, kommend, bringt<br />

Und, gehend, mit sich nimmt des Tages Kerzen.<br />

Du denke, wenn dich dies zum Staunen zwingt,<br />

Daß dort kein Herrscher ist, um euch zu leiten,<br />

Drob das Geschlecht, verirrt, mit Jammer ringt,<br />

Doch eh’ der Jänner fällt in Frühlingszeiten<br />

Durch das von euch vergeßne Hundertteil,<br />

Wird dieser Kreise <strong>La</strong>uf Gebrüll verbreiten,<br />

Daß das Geschick, erharrt zu eurem Heil,<br />

Damit’s auf g’raden <strong>La</strong>uf die Flotte richte,<br />

Den Spiegel dreht, wo jetzt das Vorderteil,<br />

109 e questo cielo non ha altro dove<br />

che la mente divina, in che s’accende<br />

l’amor che ’l volge e la virtù ch’ei piove.<br />

112 Luce e amor d’un cerchio lui comprende,<br />

sì come questo li altri; e quel precinto<br />

colui che ’l cinge solamente intende.<br />

115 Non è suo moto per altro distinto,<br />

ma li altri son mensurati da questo,<br />

sì come diece da mezzo e da quinto;<br />

118 e come il tempo tegna in cotal testo<br />

le sue radici e ne li altri le fronde,<br />

omai a te può esser manifesto.<br />

121 Oh cupidigia, che i mortali affonde<br />

sì sotto te, che nessuno ha podere<br />

di trarre li occhi fuor de le tue onde!<br />

124 Ben fiorisce ne li uomini il volere;<br />

ma la pioggia continüa converte<br />

in bozzacchioni le sosine vere.<br />

127 Fede e innocenza son reperte<br />

solo ne’ parvoletti; poi ciascuna<br />

pria fugge che le guance sian coperte.<br />

130 Tale, balbuzïendo ancor, digiuna,<br />

che poi divora, con la lingua sciolta,<br />

qualunque cibo per qualunque luna;<br />

133 e tal, balbuzïendo, ama e ascolta<br />

la madre sua, che, con loquela intera,<br />

disïa poi di vederla sepolta.<br />

136 Così si fa la pelle bianca nera<br />

nel primo aspetto de la bella figlia<br />

di quel ch’apporta mane e lascia sera.<br />

139 Tu, perché non ti facci maraviglia,<br />

pensa che ’n terra non è chi governi;<br />

onde sì svïa l’umana famiglia.<br />

142 Ma prima che gennaio tutto si sverni<br />

per la centesma ch’è là giù negletta,<br />

raggeran sì questi cerchi superni,<br />

145 che la fortuna che tanto s’aspetta,<br />

le poppe volgerà u’ son le prore,<br />

sì che la classe correrà diretta;<br />

Und auf die Blüten folgen echte Früchte.“ 148 e vero frutto verrà dopo ’l fiore.“


Seite 324 Paradiso: Canto XXVIII<br />

Achtundzwanzigster Gesang Canto XXVIII<br />

Nachdem sie tadelnd mir das jetz’ge Leben<br />

Der armen Menschen wahrhaft kundgemacht,<br />

Sie, welche mir das Paradies gegeben,<br />

Da, dem gleich, der im Spiegelglas bei Nacht<br />

Der Fackel Schein sieht hinter sich entglommen,<br />

Bevor er sie gesehn und dran gedacht,<br />

Und rückblickt, ob das, was er wahrgenommen,<br />

Auch wirklich sei, und sieht, daß Glas und Tat<br />

So überein, wie Ton und Tonmaß, kommen;<br />

War ich, und seinem Tun gleich, was ich tat,<br />

Als ich ins Auge sah, woraus die Schlingen,<br />

Um mich zu sah’n, die Lieb’ entnommen hat.<br />

Ich sah itzt das mir in die Augen dringen,<br />

Als ich die Blicke suchend rückwärts warf,<br />

Was die erspäh’n, die diesen Kreis erringen.<br />

Mir strahlt’ ein Punkt, so glanzentglüht und scharf,<br />

Daß nie ein Auge, das er mit dem hellen<br />

Glutschein bestrahlt, ihm offen trotzen darf.<br />

Ließ sich zu ihm das kleinste Sternlein stellen,<br />

Ein Mond erschien’ es, könnt’ es seinem Licht<br />

So nah wie Stern dem Stern sich beigesellen.<br />

So weit, als Sonn’ und Mond ein Hof umflicht,<br />

Vom eignen Glanz der beiden Stern’ entsprungen,<br />

Wenn sich in dichtem Dunst ihr Schimmer bricht,<br />

War um den Punkt ein Kreis, so schnell geschwungen<br />

In reger Glut, daß er auch überwand<br />

Den schnellsten Kreis, der rings die Welt umschlungen.<br />

Und dieser war vom zweiten rings umspannt,<br />

Um den der dritte dann, der vierte wallten,<br />

<strong>Die</strong> dann der fünfte, dann der sechst’ umwand.<br />

Drauf sah man sich den siebenten gestalten,<br />

So weit, daß Iris halber Kreis, auch ganz,<br />

Doch viel zu enge war’, ihn zu enthalten.<br />

Dann wand der achte sich, der neunte Kranz,<br />

Je träger jeder Kreis im Schwung, je weiter<br />

Er ferne stand von jenem einen Glanz.<br />

Mehr ist des Kreises Flamme rein und heiter,<br />

Je minder fern er ist von seiner Spur,<br />

Und in der reinen Glut je eingeweihter.<br />

Sie, die, mich sehend, meinen Wunsch erfuhr,<br />

Sprach ungefragt: ” Von diesem Punkte hangen<br />

<strong>Die</strong> Himmel ab, die sämtliche Natur.<br />

1 Poscia che ’ncontro a la vita presente<br />

d’i miseri mortali aperse ’l vero<br />

quella che ’mparadisa la mia mente,<br />

4 come in lo specchio fiamma di doppiero<br />

vede colui che se n’alluma retro,<br />

prima che l’abbia in vista o in pensiero,<br />

7 e sé rivolge per veder se ’l vetro<br />

li dice il vero, e vede ch’el s’accorda<br />

con esso come nota con suo metro;<br />

10 così la mia memoria si ricorda<br />

ch’io feci riguardando ne’ belli occhi<br />

onde a pigliarmi fece Amor la corda.<br />

13 E com’ io mi rivolsi e furon tocchi<br />

li miei da ciò che pare in quel volume,<br />

quandunque nel suo giro ben s’adocchi,<br />

16 un punto vidi che raggiava lume<br />

acuto sì, che ’l viso ch’elli affoca<br />

chiuder conviensi per lo forte acume;<br />

19 e quale stella par quinci più poca,<br />

parrebbe luna, locata con esso<br />

come stella con stella si collòca.<br />

22 Forse cotanto quanto pare appresso<br />

alo cigner la luce che ’l dipigne<br />

quando ’l vapor che ’l porta più è spesso,<br />

25 distante intorno al punto un cerchio d’igne<br />

si girava sì ratto, ch’avria vinto<br />

quel moto che più tosto il mondo cigne;<br />

28 e questo era d’un altro circumcinto,<br />

e quel dal terzo, e ’l terzo poi dal quarto,<br />

dal quinto il quarto, e poi dal sesto il quinto.<br />

31 Sopra seguiva il settimo sì sparto<br />

già di larghezza, che ’l messo di Iuno<br />

intero a contenerlo sarebbe arto.<br />

34 Così l’ottavo e ’l nono; e chiascheduno<br />

più tardo si movea, secondo ch’era<br />

in numero distante più da l’uno;<br />

37 e quello avea la fiamma più sincera<br />

cui men distava la favilla pura,<br />

credo, però che più di lei s’invera.<br />

40 <strong>La</strong> donna mia, che mi vedëa in cura<br />

forte sospeso, disse: ” Da quel punto<br />

depende il cielo e tutta la natura.


Paradies: Achtundzwanzigster Gesang Pagina 325<br />

Sieh jenen Kreis, der ihn zunächst umfangen;<br />

Das, was ihn treibt, daß er so eilig fliegt,<br />

Es ist der heil’gen Liebe Glutverlangen.“<br />

Und ich zu ihr: ” Wäre die Welt gefügt<br />

Nach dem Gesetz, das herrscht in diesen Kreisen,<br />

So hätte völlig mir dein Wort genügt.<br />

Doch in der Welt, der fühlbaren, beweisen<br />

<strong>Die</strong> Schwingungen je größre Göttlichkeit,<br />

Je ferner sie vom Mittelpunkte kreisen.<br />

Drum soll in diesem Bau voll Herrlichkeit,<br />

Im Tempel, den nur Lieb’ und Licht umschränken,<br />

Ich ruhig sein, von jedem Wunsch befreit,<br />

So sprich: Wie-kommt’s – ich kann mir’s nicht erdenken<br />

Daß Abbild sich und Urbild nicht entspricht.<br />

Und andere Gesetze beide lenken?“<br />

” Genügt dein Finger solchem Knoten nicht,<br />

So ist’s kein Wunder – weil ihn zu entstricken<br />

Niemand versuchte, ward er fest und dicht.“<br />

Sie sprach’s, und dann: ” Nimm, um dich zu erquicken,<br />

Das, was ich dir verkünden werd’; allein<br />

Betracht’ es ganz genau mit scharfen Blicken.<br />

Ein Körperkreis muß weiter, enger sein,<br />

Je wie die Kraft, die sich durch seine Teile<br />

Gleichmäßig ausdehnt, groß ist oder klein.<br />

<strong>Die</strong> größre Güte wirkt in größerm Heile,<br />

Und größres Heil füllt größeres Gebiet,<br />

Ward jeder Gegend gleiche Kraft zuteile.<br />

Der Kreis drum, der das Weltall mit sich zieht<br />

In seinem Schwung, entspricht in seiner Weise<br />

Dem, der am meisten liebt, am tiefsten sieht.<br />

Darum, wenn du dein Maß dem Innern preise,<br />

Und nicht dem äußern Umfang angelegt<br />

Von dem, was dort erscheint, wie runde Kreise,<br />

So wirst du, zur Bewunderung erregt,<br />

Das Mehr und Minder sich entsprechen sehen<br />

In jedem Kreis und dem, was ihn bewegt.“<br />

Wie rein das Blau erglänzt aus Äthers Höhen,<br />

Wenn Boreas Luft aus jener Backe stößt,<br />

Aus der gelinder seine Hauche wehen,<br />

So, daß vom Dunst gereinigt und gelöst,<br />

Der ihn getrübt, in seinen weiten Auen<br />

Der Himmel lächelnd jeden Reiz entblößt;<br />

43 Mira quel cerchio che più li è congiunto;<br />

e sappi che ’l suo muovere è sì tosto<br />

per l’affocato amore ond’ elli è punto.“<br />

46 E io a lei: ” Se ’l mondo fosse posto<br />

con l’ordine ch’io veggio in quelle rote,<br />

sazio m’avrebbe ciò che m’è proposto;<br />

49 ma nel mondo sensibile si puote<br />

veder le volte tanto più divine,<br />

quant’ elle son dal centro più remote.<br />

52 Onde, se ’l mio disir dee aver fine<br />

in questo miro e angelico templo<br />

che solo amore e luce ha per confine,<br />

55 udir convienmi ancor come l’essemplo<br />

e l’essemplare non vanno d’un modo,<br />

ché io per me indarno a ciò contemplo.“<br />

58<br />

” Se li tuoi diti non sono a tal nodo<br />

sufficïenti, non è maraviglia:<br />

tanto, per non tentare, è fatto sodo!“<br />

61 Così la donna mia; poi disse: ” Piglia<br />

quel ch’io ti dicerò, se vuo’ saziarti;<br />

e intorno da esso t’assottiglia.<br />

64 Li cerchi corporai sono ampi e arti<br />

secondo il più e ’l men de la virtute<br />

che si distende per tutte lor parti.<br />

67 Maggior bontà vuol far maggior salute;<br />

maggior salute maggior corpo cape,<br />

s’elli ha le parti igualmente compiute.<br />

70 Dunque costui che tutto quanto rape<br />

l’altro universo seco, corrisponde<br />

al cerchio che più ama e che più sape:<br />

73 per che, se tu a la virtù circonde<br />

la tua misura, non a la parvenza<br />

de le sustanze che t’appaion tonde,<br />

76 tu vederai mirabil consequenza<br />

di maggio a più e di minore a meno,<br />

in ciascun cielo, a süa intelligenza.“<br />

79 Come rimane splendido e sereno<br />

l’emisperio de l’aere, quando soffia<br />

Borea da quella guancia ond’ è più leno,<br />

82 per che si purga e risolve la roffia<br />

che pria turbava, sì che ’l ciel ne ride<br />

con le bellezze d’ogne sua paroffia;


Seite 326 Paradiso: Canto XXVIII<br />

So ward mir jetzt beim Worte meiner Frauen,<br />

Denn dieses ließ die Wahrheit mich so klar,<br />

Wie einen Stern am reinen Himmel schauen.<br />

Und als ihr heil’ges Wort beendet war,<br />

Da stellten anders nicht als siedend Eisen<br />

Sich jene Kreise, funkensprühend, dar.<br />

<strong>Die</strong> Funken folgten den entflammten Kreisen<br />

In größrer Meng’, als durch Verdoppelung<br />

Schachfelder sich vertausendfacht erweisen.<br />

Dem festen Punkt, der sie ohn’ Änderung<br />

Dort, wo er sie erhält, auch wird erhalten,<br />

Scholl Lobgesang aus dieser Kreise Schwung.<br />

” Zwei Kreise sieh dem Punkt zunächst sich halten,“<br />

Sie sprach’s, stets wissend, was mein Geist ersinnt,<br />

” Und Seraphim und Cherubim drin walten.<br />

Sie folgen ihren Fesseln so geschwind,<br />

Um, wie sie können, ihm sich anzuschließen,<br />

Und können, wie sie hoch im Schauen sind.<br />

<strong>Die</strong> Gluten drauf, die diese rings umfließen,<br />

<strong>Die</strong> Throne sind’s von Gottes Angesicht,<br />

Benannt, weil sie die erste Dreizahl schließen.<br />

So groß ist aller Wonn’, als ihr Gesicht<br />

Tief in die ew’ge Wahrheit eingedrungen,<br />

<strong>Die</strong> alle Geister stillt mit ihrem Licht.<br />

Durch Schau’n wird also Seligkeit errungen,<br />

Nicht durch die Liebe; denn sie folgt erst dann,<br />

Wenn sie dem Schau’n, wie ihrem Quell, entsprungen.<br />

Und das Verdienst, das durch die Gnade man<br />

Und Willensgüt’ erwirbt, ist Maß dem Schauen.<br />

So steiget man von Grad zu Grad hinan.<br />

<strong>Die</strong> andre Dreizahl, die in diesen Auen<br />

Des ew’gen Lenzes blüht, und welcher nie<br />

Das <strong>La</strong>ub entfällt bei nächt’gen Widders Grauen,<br />

Singt ewig in dreifacher Melodie<br />

Hosiannagesang in dreien sel’gen Scharen,<br />

Und also eins aus dreien bilden sie.<br />

Herrschaften sind’s, die erst sich offenbaren,<br />

<strong>Die</strong> Tugenden sind dann im zweiten Kranz,<br />

Im dritten sind die Mächte zu gewahren.<br />

<strong>Die</strong> Fürstentümer sieh zunächst im Tanz,<br />

Dann die Erzengel ihre Lieb’ erproben;<br />

Den letzten Kreis füllt Engelsfeier ganz.<br />

85 così fec’ïo, poi che mi provide<br />

la donna mia del suo risponder chiaro,<br />

e come stella in cielo il ver si vide.<br />

88 E poi che le parole sue restaro,<br />

non altrimenti ferro disfavilla<br />

che bolle, come i cerchi sfavillaro.<br />

91 L’incendio suo seguiva ogne scintilla;<br />

ed eran tante, che ’l numero loro<br />

più che ’l doppiar de li scacchi s’inmilla.<br />

94 Io sentiva osannar di coro in coro<br />

al punto fisso che li tiene a li ubi,<br />

e terrà sempre, ne’ quai sempre fuoro.<br />

97 E quella che vedëa i pensier dubi<br />

ne la mia mente, disse: ” I cerchi primi<br />

t’hanno mostrato Serafi e Cherubi.<br />

100 Così veloci seguono i suoi vimi,<br />

per somigliarsi al punto quanto ponno;<br />

e posson quanto a veder son soblimi.<br />

103 Quelli altri amori che ’ntorno li vonno,<br />

si chiaman Troni del divino aspetto,<br />

per che ’l primo ternaro terminonno;<br />

106 e dei saper che tutti hanno diletto<br />

quanto la sua veduta si profonda<br />

nel vero in che si queta ogne intelletto.<br />

109 Quinci si può veder come si fonda<br />

l’esser beato ne l’atto che vede,<br />

non in quel ch’ama, che poscia seconda;<br />

112 e del vedere è misura mercede,<br />

che grazia partorisce e buona voglia:<br />

così di grado in grado si procede.<br />

115 L’altro ternaro, che così germoglia<br />

in questa primavera sempiterna<br />

che notturno Arïete non dispoglia,<br />

118 perpetüalemente ’Osanna’ sberna<br />

con tre melode, che suonano in tree<br />

ordini di letizia onde s’interna.<br />

121 In essa gerarcia son l’altre dee:<br />

prima Dominazioni, e poi Virtudi;<br />

l’ordine terzo di Podestadi èe.<br />

124 Poscia ne’ due penultimi tripudi<br />

Principati e Arcangeli si girano;<br />

l’ultimo è tutto d’Angelici ludi.


Paradies: Neunundzwanzigster Gesang Pagina 327<br />

<strong>Die</strong> Ordnungen schau’n allesamt nach oben;<br />

Nach unten wirken sie, was lebt, mit sich<br />

Zu Gott erhebend und zu ihm erhoben.<br />

Und Dionysius rang so brünstiglich,<br />

Damit sein Blick die Ordnungen betrachte,<br />

Daß er sie nannt’ und unterschied wie ich.<br />

Wahr ist es, daß Gregorius anders dachte,<br />

Doch er belächelte dann seinen Wahn.<br />

Sobald er erst in diesem Reich erwachte.<br />

Hat solch Geheimnis kund ein Mensch getan,<br />

So staune nicht; von ihm, der alles schaute,<br />

Hatt’ er davon auf Erden Kund’ empfah’n,<br />

127 Questi ordini di sù tutti s’ammirano,<br />

e di giù vincon sì, che verso Dio<br />

tutti tirati sono e tutti tirano.<br />

130 E Dïonisio con tanto disio<br />

a contemplar questi ordini si mise,<br />

che li nomò e distinse com’ io.<br />

133 Ma Gregorio da lui poi si divise;<br />

onde, sì tosto come li occhi aperse<br />

in questo ciel, di sé medesmo rise.<br />

136 E se tanto secreto ver proferse<br />

mortale in terra, non voglio ch’ammiri:<br />

ché chi ’l vide qua sù gliel discoperse<br />

Der sonst auch viel vom Himmel ihm vertraute.“ 139 con altro assai del ver di questi giri.“<br />

Neunundzwanzigster Gesang Canto XXIX<br />

So lang, wenn beide Kinder der <strong>La</strong>tone<br />

Bedeckt von Wag’ und Widder stehn, am Rand<br />

Des Horizonts, vereint in einer Zone,<br />

<strong>Die</strong> Wage des Zenit in gleichem Stand<br />

Sie beide zeigt, bis dann vom Gleichgewichte,<br />

Den Halbkreis tauschend, sie sich abgewandt:<br />

So lang, des Lächelns Glut im Angesichte,<br />

Sah schweigend fest den Punkt Beatrix an,<br />

Der meinen Blick besiegt mit seinem Lichte.<br />

” Ich red’ und frage nicht,“ so sprach sie dann,<br />

” Da, was du hören willst, ich dort erkenne<br />

Im Punkt, wo anhebt jedes Wo und Wann.<br />

Nicht daß er – was nicht sein kann – selbst gewönne,<br />

Nein, daß der Glanz von seiner Herrlichkeit<br />

Im Widerglanz ich bin verkünden könne,<br />

Hat er, der Ew’ge, außerhalb der Zeit<br />

Und des Begriffs, wie’s ihm gefiel, die Gluten<br />

Erschaffner Lieb’ an ewiger geweiht.<br />

Nicht daß, wie starr, erst seine Kräfte ruhten;<br />

Denn früher nicht und später nicht ergoß<br />

Der Geist des Herrn sich, schwebend ob den Fluten.<br />

Auch Form und Stoff, vermischt und rein, entsproß<br />

Zugleich, vortretend herrlich und vollkommen,<br />

Drei Pfeile von dreisehnigem Geschoß.<br />

Und wie im Widerschein des Strahls, vom Kommen<br />

Zum vollen sein, kein Zwischenraum zu sehn,<br />

Wenn rein Kristall im Sonnenglanz entglommen;<br />

1 Quando ambedue li figli di <strong>La</strong>tona,<br />

coperti del Montone e de la Libra,<br />

fanno de l’orizzonte insieme zona,<br />

4 quant’ è dal punto che ’l cenìt inlibra<br />

infin che l’uno e l’altro da quel cinto,<br />

cambiando l’emisperio, si dilibra,<br />

7 tanto, col volto di riso dipinto,<br />

si tacque Bëatrice, riguardando<br />

fiso nel punto che m’avëa vinto.<br />

10 Poi cominciò: ” Io dico, e non dimando,<br />

quel che tu vuoli udir, perch’ io l’ho visto<br />

là ’ve s’appunta ogne ubi e ogne quando.<br />

13 Non per aver a sé di bene acquisto,<br />

ch’esser non può, ma perché suo splendore<br />

potesse, risplendendo, dir “Subsisto, ”<br />

16 in sua etternità di tempo fore,<br />

fuor d’ogne altro comprender, come i piacque,<br />

s’aperse in nuovi amor l’etterno amore.<br />

19 Né prima quasi torpente si giacque;<br />

ché né prima né poscia procedette<br />

lo discorrer di Dio sovra quest’ acque.<br />

22 Forma e materia, congiunte e purette,<br />

usciro ad esser che non avia fallo,<br />

come d’arco tricordo tre saette.<br />

25 E come in vetro, in ambra o in cristallo<br />

raggio resplende sì, che dal venire<br />

a l’esser tutto non è intervallo,


Seite 328 Paradiso: Canto XXIX<br />

So ließ der Herr hervor drei Strahlen gehn,<br />

All im vollkommnen Glanz zugleich gesendet,<br />

Und sonder Unterscheidung im Entstehn.<br />

Der Wesen Ordnung ward zugleich vollendet,<br />

Und hoch am Gipfel wurden die gereiht,<br />

Welchen er reine Tätigkeit gespendet.<br />

<strong>Die</strong> Tiefe ward reiner Empfänglichkeit,<br />

Empfänglichkeit und Tatkraft ist mittinnen,<br />

Verknüpft und nie von diesem Band befreit.<br />

Zwar Hieronymus läßt vom Beginnen<br />

<strong>Die</strong> Engel bis von dem der andern Welt<br />

Den Zeitraum von Jahrhunderten entrinnen;<br />

Doch läßt die Wahrheit, die ich dargestellt,<br />

Sich vielfach aus der Heil’gen Schrift bewähren,<br />

Wie’s dir auch, wenn du wohl bemerkst, erhellt.<br />

Auch die Vernunft kann dies beinah erklären;<br />

Nicht konnten ja so lang, so folgert sie,<br />

<strong>Die</strong> Lenker des, was lenkbar ist, entbehren.<br />

Der Liebesschöpfung Wo und Wann und Wie<br />

Erkennst du – nun, so daß in dem Gehörten<br />

Dir schon dreifache <strong>La</strong>bung angedieh.<br />

Allein bevor man zwanzig zählt’ empörten<br />

<strong>Die</strong> Engel sich zum Teil, so daß sie nun<br />

Im Fall der Elemente trägstes störten.<br />

<strong>Die</strong> Bleibenden begannen drauf das Tun,<br />

Das du erkennst, so selig in Entzücken,.<br />

Daß sie in ihrem Kreislauf nimmer ruh’n.<br />

Grund war des Falls, daß jener sich berücken<br />

Von frevlem Hochmut ließ, der dir erschien,<br />

Dort, wo auf ihn des Weltalls Bürden drücken –<br />

<strong>Die</strong> du bei Gott hier siehest, sah’n auf ihn<br />

Bescheiden und mit Dank für seine Gaben,<br />

Da er nur Kraft zu solchem Schau’n verlieh’n.<br />

Drum wurden sie zum Schauen so erhaben<br />

Durch Gnadenlicht und ihr Verdienst gestellt,<br />

Daß sie vollkommen festen Willen haben.<br />

Und zweifelfrei verkünd’ es einst der Welt:<br />

Verdienstlich ist’s, die Gnade zu empfangen,<br />

Je wie sich offen ihr die Lieb’ erhält.<br />

Jetzt, wenn ins Herz dir meine Lehren drangen,<br />

Errennst du ganz den englischen Verein<br />

Und brauchst nicht andre Hilfe zu verlangen.<br />

28 così ’l triforme effetto del suo sire<br />

ne l’esser suo raggiò insieme tutto<br />

sanza distinzïone in essordire.<br />

31 Concreato fu ordine e costrutto<br />

a le sustanze; e quelle furon cima<br />

nel mondo in che puro atto fu produtto;<br />

34 pura potenza tenne la parte ima;<br />

nel mezzo strinse potenza con atto<br />

tal vime, che già mai non si divima.<br />

37 Ieronimo vi scrisse lungo tratto<br />

di secoli de li angeli creati<br />

anzi che l’altro mondo fosse fatto;<br />

40 ma questo vero è scritto in molti lati<br />

da li scrittor de lo Spirito Santo,<br />

e tu te n’avvedrai se bene agguati;<br />

43 e anche la ragione il vede alquanto,<br />

che non concederebbe che ’ motori<br />

sanza sua perfezion fosser cotanto.<br />

46 Or sai tu dove e quando questi amori<br />

furon creati e come: sì che spenti<br />

nel tuo disïo già son tre ardori.<br />

49 Né giugneriesi, numerando, al venti<br />

sì tosto, come de li angeli parte<br />

turbò il suggetto d’i vostri alimenti.<br />

52 L’altra rimase, e cominciò quest’ arte<br />

che tu discerni, con tanto diletto,<br />

che mai da circüir non si diparte.<br />

55 Principio del cader fu il maladetto<br />

superbir di colui che tu vedesti<br />

da tutti i pesi del mondo costretto.<br />

58 Quelli che vedi qui furon modesti<br />

a riconoscer sé da la bontate<br />

che li avea fatti a tanto intender presti:<br />

61 per che le viste lor furo essaltate<br />

con grazia illuminante e con lor merto,<br />

sì c’hanno ferma e piena volontate;<br />

64 e non voglio che dubbi, ma sia certo,<br />

che ricever la grazia è meritorio<br />

secondo che l’affetto l’è aperto.<br />

67 Omai dintorno a questo consistorio<br />

puoi contemplare assai, se le parole<br />

mie son ricolte, sanz’ altro aiutorio.


Paradies: Neunundzwanzigster Gesang Pagina 329<br />

Doch weil den Engeln jene, die ihr Sein<br />

Auf Erden dort in Schulen euch erklären,<br />

Verstand, Erinnerung und Willen leih’n,<br />

So zeig’ ich, um dich völlig zu belehren,<br />

Dir noch die Wahrheit rein und unbefleckt,<br />

<strong>Die</strong> jene dort verwirren und verkehren.<br />

<strong>Die</strong> Wesen, die des Anschau’ns Lust geschmeckt,<br />

Verwenden nie den Blick vom ew’gen Schimmer<br />

Des Angesichts, in dem sich nichts versteckt.<br />

Drum unterbricht das Neu’ ihr Schauen nimmer,<br />

Drum brauchen sie auch die Erinnrung nicht,<br />

Denn ungeteilt bleibt ja ihr Denken immer.<br />

So träumt ihr unten wach beim Tageslicht;<br />

Ihr glaubt und glaubt auch nicht, was ihr verbreitet,<br />

Doch ärger kränkt dies Letzte Recht und Pflicht.<br />

Der eine Weg ist’s nicht, auf dem ihr schreitet<br />

Bei eurem Forschen; drob ihr irregeht,<br />

Von Lust am Schein und Eitelkeit verleitet.<br />

Doch, wer dies tut, wird minder hier verschmäht,<br />

Als wer die Heil’gen Schriften leeren Possen<br />

Hintansetzt und sie freventlich verdreht.<br />

Nicht denkt man, wieviel teures Blut geflossen,<br />

Sie auszusäh’n; nicht, wie Gott dem geneigt,<br />

Der demutsvoll an sie sich angeschlossen.<br />

Zu glänzen strebt ein jeder itzt und zeigt<br />

Sich in Erfindungen, die der verkehrte<br />

Pfaff predigt, der vom Evangelium schweigt.<br />

Der sagt, daß rückwärts Lunas <strong>La</strong>uf sich kehrte<br />

Bei Christi Leiden und sich zwischenschob<br />

Und drum der Sonn’ herabzuscheinen wehrte.<br />

Der, daß von selbst das Licht erlosch und drob<br />

Den Spanier, den Juden und den Inder<br />

Zu gleicher Zeit die Finsternis umwob.<br />

<strong>La</strong>pi und Bindi hat Florenz weit minder,<br />

Als Fabeln, die man von den Kanzeln schreit<br />

Das Jahr hindurch, des Aberwitzes Kinder,<br />

So daß die Schäflein, blind zu ihrem Leid,<br />

Wind schlucken, wo sie sich zu weiden meinen.<br />

Und nicht entschuldigt sie Unwissenheit.<br />

Nicht sprach der Herr zur Ersten der Gemeinen:<br />

Geht hin und tut der Erde Possen kund! –<br />

Nein, wahre Lehre spendet er den Seinen.<br />

70 Ma perché ’n terra per le vostre scole<br />

si legge che l’angelica natura<br />

è tal, che ’ntende e si ricorda e vole,<br />

73 ancor dirò, perché tu veggi pura<br />

la verità che là giù si confonde,<br />

equivocando in sì fatta lettura.<br />

76 Queste sustanze, poi che fur gioconde<br />

de la faccia di Dio, non volser viso<br />

da essa, da cui nulla si nasconde:<br />

79 però non hanno vedere interciso<br />

da novo obietto, e però non bisogna<br />

rememorar per concetto diviso;<br />

82 sì che là giù, non dormendo, si sogna,<br />

credendo e non credendo dicer vero;<br />

ma ne l’uno è più colpa e più vergogna.<br />

85 Voi non andate giù per un sentiero<br />

filosofando: tanto vi trasporta<br />

l’amor de l’apparenza e ’l suo pensiero!<br />

88 E ancor questo qua sù si comporta<br />

con men disdegno che quando è posposta<br />

la divina Scrittura o quando è torta.<br />

91 Non vi si pensa quanto sangue costa<br />

seminarla nel mondo e quanto piace<br />

chi umilmente con essa s’accosta.<br />

94 Per apparer ciascun s’ingegna e face<br />

sue invenzioni; e quelle son trascorse<br />

da’ predicanti e ’l Vangelio si tace.<br />

97 Un dice che la luna si ritorse<br />

ne la passion di Cristo e s’interpuose,<br />

per che ’l lume del sol giù non si porse;<br />

100 e mente, ché la luce si nascose<br />

da sé: però a li Spani e a l’Indi<br />

come a’ Giudei tale eclissi rispuose.<br />

103 Non ha Fiorenza tanti <strong>La</strong>pi e Bindi<br />

quante sì fatte favole per anno<br />

in pergamo si gridan quinci e quindi:<br />

106 sì che le pecorelle, che non sanno,<br />

tornan del pasco pasciute di vento,<br />

e non le scusa non veder lo danno.<br />

109 Non disse Cristo al suo primo convento:<br />

’Andate, e predicate al mondo ciance’;<br />

ma diede lor verace fondamento;


Seite 330 Paradiso: Canto XXX<br />

Von ihr ertönt’ im Kampf des Jüngers Mund,<br />

Wenn er, die Welt zum Glauben hinzulenken,<br />

Mit Schild und Speer des Evangeliums stund.<br />

Jetzt predigt man von Possen und von Schwänken,<br />

Und die Kapuze schwillt, wenn alles lacht,<br />

Und, der sie trägt, braucht sonst an nichts zu denken.<br />

Drin hat solch Vögelein sein Nest gemacht,<br />

Daß, säh’ man’s, es den Wert dem Ablaß raubte,<br />

Den man beim Volk so hoch in Preis gebracht.<br />

Drob wuchs die Dummheit so in manchem Haupte,<br />

Daß, möcht’ ein Priesterwort das tollste sein,<br />

Man ohne Prüfung und Beweise glaubte.<br />

Und damit mästet Sankt Anton das Schwein,<br />

Und andre, die noch ärger sind denn Sauen,<br />

Falschmünzer, reich an trügerischem Schein.<br />

Doch seitwärts führt’ ich dich von diesen Auen;<br />

Drum, daß zugleich sich kürze Zeit und Pfad,<br />

Mußt du jetzt wieder g’rade vorwärts schauen –<br />

So sehr vervielfacht sind von Grad zu Grad<br />

Der unzählbaren sel’gen Engel Scharen,<br />

Daß ihrer Zahl nicht Sinn noch Sprache naht.<br />

Und Daniel will, dies kannst du wohl gewahren,<br />

Wenn er zehntausendmal zehntausend spricht,<br />

Uns nicht bestimmte Zahlen offenbaren.<br />

Das ihnen allen strahlt, das erste Licht,<br />

So vielfach wird’s von ihnen aufgenommen,<br />

Als Engel schau’n in Gottes Angesicht.<br />

Drum, da vom Schau’n der Liebe Gluten kommen,<br />

Ist auch verschieden ihre Süßigkeit<br />

Hier lauer, dorten glühender entglommen.<br />

Sieh jetzt die Hoheit, die Unendlichkeit<br />

Der ew’gen Kraft, die, teilend ihren Schimmer,<br />

So unzählbaren Spiegeln ihn verleiht,<br />

112 e quel tanto sonò ne le sue guance,<br />

sì ch’a pugnar per accender la fede<br />

de l’Evangelio fero scudo e lance.<br />

115 Ora si va con motti e con iscede<br />

a predicare, e pur che ben si rida,<br />

gonfia il cappuccio e più non si richiede.<br />

118 Ma tale uccel nel becchetto s’annida,<br />

che se ’l vulgo il vedesse, vederebbe<br />

la perdonanza di ch’el si confida:<br />

121 per cui tanta stoltezza in terra crebbe,<br />

che, sanza prova d’alcun testimonio,<br />

ad ogne promession si correrebbe.<br />

124 Di questo ingrassa il porco sant’ Antonio,<br />

e altri assai che sono ancor più porci,<br />

pagando di moneta sanza conio.<br />

127 Ma perché siam digressi assai, ritorci<br />

li occhi oramai verso la dritta strada,<br />

sì che la via col tempo si raccorci.<br />

130 Questa natura sì oltre s’ingrada<br />

in numero, che mai non fu loquela<br />

né concetto mortal che tanto vada;<br />

133 e se tu guardi quel che si revela<br />

per Danïel, vedrai che ’n sue migliaia<br />

determinato numero si cela.<br />

136 <strong>La</strong> prima luce, che tutta la raia,<br />

per tanti modi in essa si recepe,<br />

quanti son li splendori a chi s’appaia.<br />

139 Onde, però che a l’atto che concepe<br />

segue l’affetto, d’amar la dolcezza<br />

diversamente in essa ferve e tepe.<br />

142 Vedi l’eccelso omai e la larghezza<br />

de l’etterno valor, poscia che tanti<br />

speculi fatti s’ha in che si spezza,<br />

Und ein’ in sich bleibt ewiglich und immer.“ 145 uno manendo in sé come davanti.“<br />

Dreißigster Gesang Canto XXX<br />

Uns fern, etwa sechstausend Meilen, steiget<br />

Der Mittag auf, indes schon diese Welt<br />

Den Schatten fast zum ebnen Bette neiget,<br />

Wenn nach und nach sich uns der Ost erhellt;<br />

Dann wird der Glanz erst manchem Stern benommen,<br />

Des Strahl nicht mehr bis zu uns niederfällt,<br />

1 Forse semilia miglia di lontano<br />

ci ferve l’ora sesta, e questo mondo<br />

china già l’ombra quasi al letto piano,<br />

4 quando ’l mezzo del cielo, a noi profondo,<br />

comincia a farsi tal, ch’alcuna stella<br />

perde il parere infino a questo fondo;


Paradies: Dreißigster Gesang Pagina 331<br />

Und wie Aurora mehr emporgeklommen,<br />

Verschließt der Himmel sich von Glanz zu Glanz,<br />

Bis auch des schönsten Sternes Licht verglommen.<br />

So der Triumph, der ewiglich im Tanz<br />

Den Punkt umkreist, der alles hält umschlungen,<br />

Was scheinbar ihn umschlingt als lichter Kranz.<br />

Er schwand allmählich, meinem Aug’ entschwungen,<br />

Drum kehrt’ ich zu der Herrin das Gesicht,<br />

Von Nichtschau’n und von Liebesdrang gezwungen.<br />

War’ alles, was bis jetzo mein Gedicht<br />

Von ihr gelobt, in ein Lob einzuschließen,<br />

Doch g’nügend wär’s für diesen Anblick nicht.<br />

Denn Reize, wie sie hier sich sehen ließen,<br />

Weit überschreiten sie der Menschen Art;<br />

Ihr Schöpfer nur kann ihrer ganz genießen.<br />

Ich bin besiegt von dem, was ich gewahrt,<br />

Mehr als ein Komiker von seinen Stoffen,<br />

Als ein Tragöd’ je überwunden ward.<br />

Gleichwie ein Blick, den Sonnenstrahlen offen,<br />

Vergeht vor ihren- Blitzen, so geschieht<br />

Dem Geist, von dieses Lächelns Reiz getroffen.<br />

Vom ersten sag, da mir der Herr beschied,<br />

Ihr Angesicht zu schau’n in diesem Leben,<br />

Folgt ihr bis hin zu diesem Blick mein Lied.<br />

Doch muß ich jetzt des Folgens mich begeben,<br />

Ein Künstler, der sein höchstes Ziel errang,<br />

Und hoher nicht vermag emporzustreben.<br />

Und so, wie ich sie lasse vollerm Klang,<br />

Als meiner Tuba, die ich also richte,<br />

Wie sie beenden kann den schweren Sang,<br />

Sprach sie, mit Ton, Gebärd’ und Angesichte<br />

Eifrigen Führers froh zu mir: ” Du bist<br />

Gelangt zum Himmel nun von reinem Lichte,<br />

Von geist’gem Licht, das nur ein Lieben ist,<br />

Ein Lieben jenes Gut’s, des ewig wahren,<br />

Von Luft, mit der kein Erdenglück sich mißt.<br />

Du siehst hier beide Himmelskriegerscharen<br />

Und siehst die ein’ in dem Gewande heut,<br />

Wie du sie wirst beim Weltgericht gewahren.“<br />

Wie jäher Blitz des Auges Kraft zerstreut,<br />

So daß er jeden Gegenstand umdunkelt,<br />

Den stärksten Selbst, der sich dem Blicke beut;<br />

7 e come vien la chiarissima ancella<br />

del sol più oltre, così ’l ciel si chiude<br />

di vista in vista infino a la più bella.<br />

10 Non altrimenti il trïunfo che lude<br />

sempre dintorno al punto che mi vinse,<br />

parendo inchiuso da quel ch’elli ’nchiude,<br />

13 a poco a poco al mio veder si stinse:<br />

per che tornar con li occhi a Bëatrice<br />

nulla vedere e amor mi costrinse.<br />

16 Se quanto infino a qui di lei si dice<br />

fosse conchiuso tutto in una loda,<br />

poca sarebbe a fornir questa vice.<br />

19 <strong>La</strong> bellezza ch’io vidi si trasmoda<br />

non pur di là da noi, ma certo io credo<br />

che solo il suo fattor tutta la goda.<br />

22 Da questo passo vinto mi concedo<br />

più che già mai da punto di suo tema<br />

soprato fosse comico o tragedo:<br />

25 ché, come sole in viso che più trema,<br />

così lo rimembrar del dolce riso<br />

la mente mia da me medesmo scema.<br />

28 Dal primo giorno ch’i’ vidi il suo viso<br />

in questa vita, infino a questa vista,<br />

non m’è il seguire al mio cantar preciso;<br />

31 ma or convien che mio seguir desista<br />

più dietro a sua bellezza, poetando,<br />

come a l’ultimo suo ciascuno artista.<br />

34 Cotal qual io la lascio a maggior bando<br />

che quel de la mia tuba, che deduce<br />

l’ardüa sua matera terminando,<br />

37 con atto e voce di spedito duce<br />

ricominciò: ” Noi siamo usciti fore<br />

del maggior corpo al ciel ch’è pura luce:<br />

40 luce intellettüal, piena d’amore;<br />

amor di vero ben, pien di letizia;<br />

letizia che trascende ogne dolzore.<br />

43 Qui vederai l’una e l’altra milizia<br />

di paradiso, e l’una in quelli aspetti<br />

che tu vedrai a l’ultima giustizia.“<br />

46 Come sùbito lampo che discetti<br />

li spiriti visivi, sì che priva<br />

da l’atto l’occhio di più forti obietti,


Seite 332 Paradiso: Canto XXX<br />

So ward ich von lebend’gem Licht umfunkelt,<br />

Des Glanz mir tat, wie uns ein Schleier tut,<br />

Denn alles außer ihm war mir verdunkelt.<br />

” <strong>Die</strong> Lieb’, in welcher dieser Himmel ruht<br />

Pflegt so in sich zum Heile zu empfangen<br />

Und macht die Kerz’ empfänglich ihrer Glut.“<br />

Wie mir die kurzen Wort’ ins Innre drangen,<br />

Da fühlt’ ich, daß sich Geist mir und Gemüt<br />

Weit über die gewohnten Kräfte schwangen.<br />

Und neue Sehkraft war in mir entglüht,<br />

So, daß mein Auge, stark und ohne Qualen,<br />

Dem Licht sich auftat, das am reinsten blüht.<br />

Ich sah das Licht als einen Fluß von Strahlen<br />

Glanzwogend zwischen zweien Ufern zieh’n,<br />

Und einen Wunderlenz sie beide malen<br />

Und aus dem Strom lebend’ge Funken sprüh’n;<br />

Und in die Blumen senkten sich die Funken,<br />

Gleichwie in goldne Fassung der Rubin.<br />

Dann tauchten sie, wie von den Düften trunken,<br />

Sich wieder in die Wunderfluten ein,<br />

Und der erhob sich neu, wenn der versunken.<br />

” Dein heißer Wunsch, in dem dich einzuweih’n,<br />

Was deine Blicke hier auf sich gezogen,<br />

Muß mir, je mehr er drängt, je lieber sein.<br />

Doch trinken mußt du erst aus diesen Wogen,<br />

Eh’ solch ein Durst in dir sich stillen kann.“<br />

So sprach die Sonn’, aus der ich Licht gesogen.<br />

” Der Fluß und diese Funken“, sprach sie dann,<br />

” Und dieser Pflanzen heitre Pracht, sie zeigen<br />

<strong>Die</strong> Wahrheit dir voraus, wie Schatten, an.<br />

An sich ist ihnen zwar nichts Schweres eigen,<br />

Sie zu erkennen, fehlt nur dir die Macht,<br />

Weil noch so stolz nicht deine Blicke steigen.“<br />

Kein Kind, das durstig langer Schlaf gemacht,<br />

Kann sein Gesicht zur Brust so eilig kehren,<br />

Wenn’s über die Gewohnheit spät erwacht,<br />

Als, um der Augen Spiegel mehr zu klären,<br />

Ich mein Gesicht zu jenem Flusse bog,<br />

Dort strömend, um der Seele Kraft zu mehren.<br />

Und wie der Rand der Augenlider sog<br />

Von seiner Flut, da war zum Kreis gewunden,<br />

Was sich zuvor in langen Streifen zog.<br />

49 così mi circunfulse luce viva,<br />

e lasciommi fasciato di tal velo<br />

del suo fulgor, che nulla m’appariva.<br />

52<br />

” Sempre l’amor che queta questo cielo<br />

accoglie in sé con sì fatta salute,<br />

per far disposto a sua fiamma il candelo.“<br />

55 Non fur più tosto dentro a me venute<br />

queste parole brievi, ch’io compresi<br />

me sormontar di sopr’ a mia virtute;<br />

58 e di novella vista mi raccesi<br />

tale, che nulla luce è tanto mera,<br />

che li occhi miei non si fosser difesi;<br />

61 e vidi lume in forma di rivera<br />

fulvido di fulgore, intra due rive<br />

dipinte di mirabil primavera.<br />

64 Di tal fiumana uscian faville vive,<br />

e d’ogne parte si mettien ne’ fiori,<br />

quasi rubin che oro circunscrive;<br />

67 poi, come inebrïate da li odori,<br />

riprofondavan sé nel miro gurge,<br />

e s’una intrava, un’altra n’uscia fori.<br />

70<br />

” L’alto disio che mo t’infiamma e urge,<br />

d’aver notizia di ciò che tu vei,<br />

tanto mi piace più quanto più turge;<br />

73 ma di quest’ acqua convien che tu bei<br />

prima che tanta sete in te si sazi“:<br />

così mi disse il sol de li occhi miei.<br />

76 Anche soggiunse: ” Il fiume e li topazi<br />

ch’entrano ed escono e ’l rider de l’erbe<br />

son di lor vero umbriferi prefazi.<br />

79 Non che da sé sian queste cose acerbe;<br />

ma è difetto da la parte tua,<br />

che non hai viste ancor tanto superbe.“<br />

82 Non è fantin che sì sùbito rua<br />

col volto verso il latte, se si svegli<br />

molto tardato da l’usanza sua,<br />

85 come fec’ io, per far migliori spegli<br />

ancor de li occhi, chinandomi a l’onda<br />

che si deriva perché vi s’immegli;<br />

88 e sì come di lei bevve la gronda<br />

de le palpebre mie, così mi parve<br />

di sua lunghezza divenuta tonda.


Paradies: Dreißigster Gesang Pagina 333<br />

Dann, Leuten gleich, die sich verlarvt befunden,<br />

Verändert erst, wenn sie auszieh’n das Kleid,<br />

Worin sie unter fremdem Schein verschwunden;<br />

Verwandelten zu größrer Herrlichkeit<br />

Sich Blumen mir und Funken, und ich schaute<br />

<strong>Die</strong> Himmelsscharen beide dort gereiht.<br />

O Gottes Glanz, o du, durch den ich schaute<br />

Des ewig wahren Reichs Triumphespracht,<br />

Gib jetzt mir Kraft, zu sagen, wie ich schaute.<br />

Licht ist dort, das den Schöpfer sichtbar macht,<br />

Damit er ganz sich dem Geschöpf verkläre,<br />

Dem nur in seinem Schau’n der Friede tacht.<br />

Es dehnt sich weithin aus in Form der Sphäre<br />

Und schließt so viel in seinem Umkreis ein,<br />

Daß es zu weit als Sonnengürtel wäre.<br />

Und einem Strahl entquillt sein ganzer Schein,<br />

Rückscheinend von des schnellsten Kreises Rande,<br />

Um Sein und Wirkung diesem zu verleih’n.<br />

Und wie ein Hügel, an der Wogen Strande,<br />

Sich spiegelt, wie um sich geschmückt zu sehn<br />

Im blütenreichen, grünenden Gewande;<br />

Also sich spiegelnd, sah ich in den Höh’n<br />

In tausend Stufen die das Licht umringen,<br />

<strong>Die</strong> von der Erd’ in jene Heimat gehn.<br />

Und kann der tiefste Grad solch Licht umschlingen,<br />

Zu welcher Weite muß der letzte Kranz<br />

Der Blätter dieser Himmelsrose dringen?<br />

Mein Aug’ ermaß die Weit’ und Höhe ganz<br />

Und unverwirrt, und konnte sich erheben<br />

Zum Was und Wie von diesem Wonneglanz.<br />

Nicht Fern noch Nah kann nehmen dort noch geben,<br />

Denn da, wo Gott regiert, unmittelbar,<br />

Tritt fürder kein Naturgesetz ins Leben.<br />

Ins Gelb der Rose, die sich immerdar<br />

Ausdehnt, abstuft und Duft des Preises sendet<br />

Zur Sonne, die stets heiter ist und klar,<br />

Zog, wie wer schweigt, doch sich zum Sprechen wendet,<br />

Beatrix mich und sprach: ” Sieh hier verschönt<br />

In weißem Kleid, die dorten wohl geendet.<br />

Sieh, wie so weithin unsre Stadt sich dehnt,<br />

Sieh, so gefüllt die Bänk’ in unserm Saale,<br />

Daß man jetzt hier nach wenigen sich sehnt.<br />

91 Poi, come gente stata sotto larve,<br />

che pare altro che prima, se si sveste<br />

la sembianza non süa in che disparve,<br />

94 così mi si cambiaro in maggior feste<br />

li fiori e le faville, sì ch’io vidi<br />

ambo le corti del ciel manifeste.<br />

97 O isplendor di Dio, per cu’ io vidi<br />

l’alto trïunfo del regno verace,<br />

dammi virtù a dir com’ ïo il vidi!<br />

100 Lume è là sù che visibile face<br />

lo creatore a quella creatura<br />

che solo in lui vedere ha la sua pace.<br />

103 E’ si distende in circular figura,<br />

in tanto che la sua circunferenza<br />

sarebbe al sol troppo larga cintura.<br />

106 Fassi di raggio tutta sua parvenza<br />

reflesso al sommo del mobile primo,<br />

che prende quindi vivere e potenza.<br />

109 E come clivo in acqua di suo imo<br />

si specchia, quasi per vedersi addorno,<br />

quando è nel verde e ne’ fioretti opimo,<br />

112 sì, soprastando al lume intorno intorno,<br />

vidi specchiarsi in più di mille soglie<br />

quanto di noi là sù fatto ha ritorno.<br />

115 E se l’infimo grado in sé raccoglie<br />

sì grande lume, quanta è la larghezza<br />

di questa rosa ne l’estreme foglie!<br />

118 <strong>La</strong> vista mia ne l’ampio e ne l’altezza<br />

non si smarriva, ma tutto prendeva<br />

il quanto e ’l quale di quella allegrezza.<br />

121 Presso e lontano, lì, né pon né leva:<br />

ché dove Dio sanza mezzo governa,<br />

la legge natural nulla rileva.<br />

124 Nel giallo de la rosa sempiterna,<br />

che si digrada e dilata e redole<br />

odor di lode al sol che sempre verna,<br />

127 qual è colui che tace e dicer vole,<br />

mi trasse Bëatrice, e disse: ” Mira<br />

quanto è ’l convento de le bianche stole!<br />

130 Vedi nostra città quant’ ella gira;<br />

vedi li nostri scanni sì ripieni,<br />

che poca gente più ci si disira.


Seite 334 Paradiso: Canto XXXI<br />

Auf jenem großen Stuhl, wo du dem Strahle<br />

Der Krone, die dort glänzt, dein Auge leihst,<br />

Dort, eh’ du kommst zu diesem Hochzeitsmahle,<br />

Wird sitzen des erhabnen Heinrichs Geist,<br />

Des Cäsars, der Italien zu gestalten<br />

Kommt, eh’ es sich dazu geneigt beweist.<br />

<strong>Die</strong> blinde Gier ist’s, die mit Zauberwalten<br />

Euch gleich dem Kind macht, das die Brust verschmäht,<br />

<strong>Die</strong> Nahrung hat, sein Leben zu erhalten.<br />

Dem göttlichen Gerichtshof aber steht<br />

Solch Obrer vor dann, daß er im Geheimen<br />

Und offen nie mit ihm zusammengeht.<br />

Doch stürzt des Himmels Räch’ ihn ohne Säumen<br />

Vom Heil’gen Stuhl zur qualenvollen Welt,<br />

Wo Simon Magus stöhnt in dunkeln Räumen,<br />

133 E ’n quel gran seggio a che tu li occhi tieni<br />

per la corona che già v’è sù posta,<br />

prima che tu a queste nozze ceni,<br />

136 sederà l’alma, che fia giù agosta,<br />

de l’alto Arrigo, ch’a drizzare Italia<br />

verrà in prima ch’ella sia disposta.<br />

139 <strong>La</strong> cieca cupidigia che v’ammalia<br />

simili fatti v’ha al fantolino<br />

che muor per fame e caccia via la balia.<br />

142 E fia prefetto nel foro divino<br />

allora tal, che palese e coverto<br />

non anderà con lui per un cammino.<br />

145 Ma poco poi sarà da Dio sofferto<br />

nel santo officio; ch’el sarà detruso<br />

là dove Simon mago è per suo merto,<br />

Drob tiefer noch der von Alagna fällt.“ 148 e farà quel d’Alagna intrar più giuso.“<br />

Einunddreißigster Gesang Canto XXXI<br />

So sah ich denn, geformt als weiße Rose,<br />

<strong>Die</strong> heil’ge Kriegsschar, die als Christi Braut<br />

Durch Christi Blut sich freut in seinem Schoße.<br />

Allein die andre, welche, fliegend, schaut’<br />

Und singt des Ruhm, der sie in Lieb’ entzündet,<br />

<strong>Die</strong> Huld, die hehre Kraft ihr anvertraut,<br />

Sie senkt, ein Bienenschwarm, der jetzt ergründet<br />

Der Blüten Kelch, jetzt wieder dorthin eilt,<br />

Wo würz’ger Honigseim sein Tun verkündet,<br />

Sich in die Blum’, im reichen Kelch verteilt,<br />

Und flog dann aufwärts aus dem schönen Zeichen,<br />

Dorthin, wo ihre Lieb’ all-ewig weilt;<br />

Lebend’ger Flamm’, ihr Antlitz zu vergleichen,<br />

<strong>Die</strong> Flügel Gold, das andre weiß und rein,<br />

So daß nicht Reif noch Schnee den Glanz erreichen.<br />

Und in die Rose zog von Reih’n zu Reih’n<br />

Frieden und Glut, von ihnen eingesogen<br />

Im Flug zur Hohe, stets mit ihnen ein.<br />

Und, ob sie zwischen Blum’ und Höhe flogen,<br />

Doch ward durch die beschwingte Menge nicht<br />

Des Höchsten Blick und Glanz der Ros’ entzogen.<br />

Denn so durchdringend ist das höchste Licht,<br />

Das seinen Schimmer nach Verdienste spendet,<br />

Daß nichts im Weltenall es unterbricht.<br />

1 In forma dunque di candida rosa<br />

mi si mostrava la milizia santa<br />

che nel suo sangue Cristo fece sposa;<br />

4 ma l’altra, che volando vede e canta<br />

la gloria di colui che la ’nnamora<br />

e la bontà che la fece cotanta,<br />

7 sì come schiera d’ape che s’infiora<br />

una fïata e una si ritorna<br />

là dove suo laboro s’insapora,<br />

10 nel gran fior discendeva che s’addorna<br />

di tante foglie, e quindi risaliva<br />

là dove ’l süo amor sempre soggiorna.<br />

13 Le facce tutte avean di fiamma viva<br />

e l’ali d’oro, e l’altro tanto bianco,<br />

che nulla neve a quel termine arriva.<br />

16 Quando scendean nel fior, di banco in banco<br />

porgevan de la pace e de l’ardore<br />

ch’elli acquistavan ventilando il fianco.<br />

19 Né l’interporsi tra ’l disopra e ’l fiore<br />

di tanta moltitudine volante<br />

impediva la vista e lo splendore:<br />

22 ché la luce divina è penetrante<br />

per l’universo secondo ch’è degno,<br />

sì che nulla le puote essere ostante.


Paradies: Einunddreißigster Gesang Pagina 335<br />

<strong>Die</strong>s Freudenreich, gesichert und vollendet,<br />

Bevölkert von Bewohnern, neu und alt,<br />

Hielt Lieb’ und Blick ganz auf ein Ziel gewendet.<br />

O dreifach Licht, du, einem Stern entwallt,<br />

Dort, wo man dich schaut, sel’gen Frieden hegend,<br />

Schau’ her auf uns, die wilder Sturm umbaut. –<br />

Wenn die Barbaren, kommend aus der Gegend,<br />

<strong>Die</strong> stets die Bärin deckt, in gleicher Bahn<br />

Sich mit dem lieben Sohn im Kreis bewegend,<br />

Zu jenen Zeiten, als der <strong>La</strong>teran<br />

<strong>Die</strong> Welt beherrscht’, von Staunen überwunden,<br />

Rom und der Römer große Werke sah’n;<br />

Wie ich, der ich, dem Menschlichen entwunden,<br />

Zum Höchsten kam, von Zeit zur Ewigkeit,<br />

Von Florenz zu Gerechten und Gesunden,<br />

Wie mußt’ ich staunen solcher Herrlichkeit?<br />

Lust fühlt’ ich, nicht zu sprechen, nichts zu hören,<br />

Geteilt in Staunen und in Freudigkeit.<br />

Gleichwie ein Pilgrim, der sein lang Begehren<br />

Im Tempel des Gelübdes, schauend, letzt,<br />

Und hofft von ihm einst andre zu belehren;<br />

So war ich, zum lebend’gen Licht versetzt,<br />

Den Blick, lustwandelnd, durch die Stufen führend,<br />

Jetzt auf, jetzt nieder und im Kreise jetzt.<br />

Gesichter sah ich hier, zur Liebe rührend,<br />

In fremdem Licht und eignem Lächeln schön,<br />

Gebärden, sich mit jeder Tugend zierend.<br />

Im allgemeinen könnt’ ich schon ersehn,<br />

Wie sich des Paradieses Form gestalte,<br />

Doch blieb mein Blick noch nicht beim einzlen stehn;<br />

Und da mir neuer Wunsch im Herzen wallte,<br />

So kehrt’ ich, um zu fragen, mich nach ihr,<br />

Wie das, was ich nicht einsah, sich verhalte.<br />

Sie fragt’ ich, und ein andrer sprach zu mir.<br />

Sie suchend, fand ich mich bei einem Greise,<br />

Gekleidet in der andern Sel’gen Zier.<br />

Auf Aug’ und Wang’ ergoß sich gleicherweise<br />

So Gut’ als Freude – fromm war Art und Tun,<br />

Wie’s Vätern ziemt, in lieber Kinder Kreise.<br />

” Und wo ist sie?“ so sprach ich eilig nun.<br />

Drum er: Beatrix hat mich hergesendet<br />

”<br />

Von meinem Platz, um dir genugzutun.<br />

25 Questo sicuro e gaudïoso regno,<br />

frequente in gente antica e in novella,<br />

viso e amore avea tutto ad un segno.<br />

28 Oh trina luce che ’n unica stella<br />

scintillando a lor vista, sì li appaga!<br />

guarda qua giuso a la nostra procella!<br />

31 Se i barbari, venendo da tal plaga<br />

che ciascun giorno d’Elice si cuopra,<br />

rotante col suo figlio ond’ ella è vaga,<br />

34 veggendo Roma e l’ardüa sua opra,<br />

stupefaciensi, quando <strong>La</strong>terano<br />

a le cose mortali andò di sopra;<br />

37 ïo, che al divino da l’umano,<br />

a l’etterno dal tempo era venuto,<br />

e di Fiorenza in popol giusto e sano,<br />

40 di che stupor dovea esser compiuto!<br />

Certo tra esso e ’l gaudio mi facea<br />

libito non udire e starmi muto.<br />

43 E quasi peregrin che si ricrea<br />

nel tempio del suo voto riguardando,<br />

e spera già ridir com’ ello stea,<br />

46 su per la viva luce passeggiando,<br />

menava ïo li occhi per li gradi,<br />

mo sù, mo giù e mo recirculando.<br />

49 Vedëa visi a carità süadi,<br />

d’altrui lume fregiati e di suo riso,<br />

e atti ornati di tutte onestadi.<br />

52 <strong>La</strong> forma general di paradiso<br />

già tutta mïo sguardo avea compresa,<br />

in nulla parte ancor fermato fiso;<br />

55 e volgeami con voglia rïaccesa<br />

per domandar la mia donna di cose<br />

di che la mente mia era sospesa.<br />

58 Uno intendëa, e altro mi rispuose:<br />

credea veder Beatrice e vidi un sene<br />

vestito con le genti glorïose.<br />

61 Diffuso era per li occhi e per le gene<br />

di benigna letizia, in atto pio<br />

quale a tenero padre si convene.<br />

64 E ” Ov’ è ella?“ sùbito diss’ io.<br />

Ond’ elli: ” A terminar lo tuo disiro<br />

mosse Beatrice me del loco mio;


Seite 336 Paradiso: Canto XXXI<br />

Du wirst, den Blick zum dritten Sitz gewendet<br />

Des höchsten Grads, sie auf dem Throne schau’n,<br />

Der ihren Lohn für ihr Verdienst vollendet.“<br />

Ohn’ Antwort hob ich rasch die Augenbrau’n –<br />

Sah sie – sah ew’ge Strahlen ihr entwallen<br />

Im Widerschein und ihr die Krone bau’n.<br />

Vom Raum, aus dem die höchsten Donner hauen,<br />

War nimmer noch ein Menschenblick so weit,<br />

Und war’ er auch ins tiefste Meer gefallen,<br />

Als ich von meiner Herrin Herrlichkeit,<br />

Doch sah ich klar ihr Bildnis niederschweben<br />

Rein, unvermischt, in lichter Deutlichkeit.<br />

” O Herrliche, du, meiner Hoffnung Leben,<br />

Du, der’s zu meinem Heile nicht gegraut,<br />

Dich in den Schlund der Hölle zu begeben,<br />

Dir dank’ ich alles, was ich dort geschaut,<br />

Wohin du mich durch Macht und Güte brachtest,<br />

Und deine Gnad’ und Tugend preis’ ich laut.<br />

<strong>Die</strong> du zum Freien mich, den Sklaven, machtest,<br />

Mir halfst auf jedem Weg, in jeder Art,<br />

<strong>Die</strong> du zu diesem Zweck geeignet dachtest,<br />

Hilf, daß, was du geschenkt, mein Herz bewahrt,<br />

Damit sich dir die Seele dort geselle,<br />

<strong>Die</strong> Seele, die gesund durch dich nur ward.“<br />

So fleht’ ich heiß – und sie, von ferner Stelle,<br />

Sie lächelte, wie’s schien, und sah mich an,<br />

Dann schaute sie zurück zur ew’gen Quelle.<br />

” Damit du ganz vollendest deine Bahn,“<br />

Begann der Greis, auf der dich fortzuleiten<br />

”<br />

Ich Auftrag von der heil’gen Lieb’ empfah’n,<br />

<strong>La</strong>ß deinen Blick durch diesen Garten gleiten,<br />

Denn stärken wird dir dies des Auges Sinn,<br />

Und ihn auf Gottes Strahlen vorbereiten.<br />

Und sie, die mich entflammt, die Königin<br />

Des Himmels, läßt uns ihre Gnade frommen,<br />

Weil ich ihr vielgetreuer Bernhard bin.“<br />

Wie der, der von Kroatien hergekommen,<br />

Um unser Schweißtuch zu betrachten, nicht<br />

Satt wird, zu sehn, wovon er längst vernommen,<br />

Und, wenn man’s zeigt, zu sich im Innern spricht:<br />

Herr Jesus Christus, wahrer Gott, hienieden<br />

War wirklich so geformt dein Angesicht?<br />

67 e se riguardi sù nel terzo giro<br />

dal sommo grado, tu la rivedrai<br />

nel trono che suoi merti le sortiro.“<br />

70 Sanza risponder, li occhi sù levai,<br />

e vidi lei che si facea corona<br />

reflettendo da sé li etterni rai.<br />

73 Da quella regïon che più sù tona<br />

occhio mortale alcun tanto non dista,<br />

qualunque in mare più giù s’abbandona,<br />

76 quanto lì da Beatrice la mia vista;<br />

ma nulla mi facea, ché süa effige<br />

non discendëa a me per mezzo mista.<br />

79<br />

” O donna in cui la mia speranza vige,<br />

e che soffristi per la mia salute<br />

in inferno lasciar le tue vestige,<br />

82 di tante cose quant’ i’ ho vedute,<br />

dal tuo podere e da la tua bontate<br />

riconosco la grazia e la virtute.<br />

85 Tu m’hai di servo tratto a libertate<br />

per tutte quelle vie, per tutt’ i modi<br />

che di ciò fare avei la potestate.<br />

88 <strong>La</strong> tua magnificenza in me custodi,<br />

sì che l’anima mia, che fatt’ hai sana,<br />

piacente a te dal corpo si disnodi.“<br />

91 Così orai; e quella, sì lontana<br />

come parea, sorrise e riguardommi;<br />

poi si tornò a l’etterna fontana.<br />

94 E ’l santo sene: ” Acciò che tu assommi<br />

perfettamente,“ disse, ” il tuo cammino,<br />

a che priego e amor santo mandommi,<br />

97 vola con li occhi per questo giardino;<br />

ché veder lui t’acconcerà lo sguardo<br />

più al montar per lo raggio divino.<br />

100 E la regina del cielo, ond’ ïo ardo<br />

tutto d’amor, ne farà ogne grazia,<br />

però ch’i’ sono il suo fedel Bernardo.“<br />

103 Qual è colui che forse di Croazia<br />

viene a veder la Veronica nostra,<br />

che per l’antica fame non sen sazia,<br />

106 ma dice nel pensier, fin che si mostra:<br />

’Segnor mio Iesù Cristo, Dio verace,<br />

or fu sì fatta la sembianza vostra?’;


Paradies: Zweiunddreißigster Gesang Pagina 337<br />

So ich, als mir der Anblick ward beschieden<br />

Der Liebe dessen, der in dieser Welt,<br />

Betrachtend, schon gekostet jenen Frieden.<br />

Er sprach: ” Was Schönes dieses Reich enthält,<br />

Wird, Sohn der Gnade, sich dir nimmer zeigen,<br />

Wenn sich dein Blick nur tief am Grunde hält.<br />

Doch laß den Blick von Kreis zu Kreise steigen,<br />

Bis daß er sich zur Königin erhöht,<br />

Vor der sich fromm des Himmels Bürger neigen.“<br />

Aufschaut’ ich, und, wie, wenn die Früh’ ersteht,<br />

Der Ost den Himmelsteil mit goldnen Strahlen<br />

Besiegt, in dem die Sonne niedergeht,<br />

So, steigend mit dem Blick, wie wir aus Taten<br />

<strong>Die</strong> Berg’ ersteigen, sah ich einen Ort<br />

Im höchsten Rand all andres überstrahlen.<br />

Und als ob früh der Ost, da, wo sofort<br />

<strong>Die</strong> Sonne steigen soll, sich mehr entflamme,<br />

Wenn sich das Licht vermindert hier und dort;<br />

So sah ich jene Friedens-Oriflamme<br />

Inmitten mehr erglüh’n, und bleicher ward<br />

Bei ihrem Glanz der andern Lichter Flamme.<br />

Ich sah viel tausend Engel, dort geschart,<br />

Sie feiernd, mit verbreitetem Gefieder,<br />

Verschieden jeglichen an Glanz und Art.<br />

Und Schönheit lachte bei dem Klang der Lieder<br />

Und bei dem Spiel und strahlt’ in Seligkeit<br />

Aus aller andern Sel’gen Augen wieder.<br />

Und reichte meiner Sprache Kraft so weit,<br />

Als meine Phantasie, doch nie beschriebe<br />

Ich nur den kleinsten Teil der Herrlichkeit.<br />

Bernhard, bemerkend, daß mit heil’gem Triebe<br />

An seiner glüh’nden Glut mein Auge hing,<br />

Erhob auch sein’s zu ihr mit solcher Liebe,<br />

109 tal era io mirando la vivace<br />

carità di colui che ’n questo mondo,<br />

contemplando, gustò di quella pace.<br />

112<br />

” Figliuol di grazia, quest’ esser giocondo,“<br />

cominciò elli, non ti sarà noto,<br />

”<br />

tenendo li occhi pur qua giù al fondo;<br />

115 ma guarda i cerchi infino al più remoto,<br />

tanto che veggi seder la regina<br />

cui questo regno è suddito e devoto.“<br />

118 Io levai li occhi; e come da mattina<br />

la parte orïental de l’orizzonte<br />

soverchia quella dove ’l sol declina,<br />

121 così, quasi di valle andando a monte<br />

con li occhi, vidi parte ne lo stremo<br />

vincer di lume tutta l’altra fronte.<br />

124 E come quivi ove s’aspetta il temo<br />

che mal guidò Fetonte, più s’infiamma,<br />

e quinci e quindi il lume si fa scemo,<br />

127 così quella pacifica oriafiamma<br />

nel mezzo s’avvivava, e d’ogne parte<br />

per igual modo allentava la fiamma;<br />

130 e a quel mezzo, con le penne sparte,<br />

vid’ io più di mille angeli festanti,<br />

ciascun distinto di fulgore e d’arte.<br />

133 Vidi a lor giochi quivi e a lor canti<br />

ridere una bellezza, che letizia<br />

era ne li occhi a tutti li altri santi;<br />

136 e s’io avessi in dir tanta divizia<br />

quanta ad imaginar, non ardirei<br />

lo minimo tentar di sua delizia.<br />

139 Bernardo, come vide li occhi miei<br />

nel caldo suo caler fissi e attenti,<br />

li suoi con tanto affetto volse a lei,<br />

Daß mein’s zum Schauen neue Glut empfing. 142 che ’ miei di rimirar fé più ardenti.<br />

Zweiunddreißigster Gesang Canto XXXII<br />

Indes sein Blick nach seiner Wonne flammte,<br />

Tat er mit heil’gem Wort mir dieses kund,<br />

Sich unterziehend freiem Lehreramte:<br />

” Sie zu Mariens Fuß, die euch gesund<br />

Und heil gemacht, die Erste dort der Frauen,<br />

<strong>Die</strong> Schönste, die euch krank gemacht und wund.<br />

1 Affetto al suo piacer, quel contemplante<br />

libero officio di dottore assunse,<br />

e cominciò queste parole sante:<br />

4<br />

” <strong>La</strong> piaga che Maria richiuse e unse,<br />

quella ch’è tanto bella da’ suoi piedi<br />

è colei che l’aperse e che la punse.


Seite 338 Paradiso: Canto XXXII<br />

Im Range, den die dritten Sitze bauen,<br />

Wirst du sodann die Rahel unter ihr,<br />

Mit Beatricen, deiner Herrin, schauen.<br />

Sara, Rebekka, Judith zeigen dir<br />

Sich mit des Ahnfrau, der im Bußgesange<br />

Voll Reu’ ausrief: Herr, schenk’ Erbarmen mir!<br />

Absteigend stufenweis von Rang zu Range,<br />

Gereiht, wie Kunde dir mein Wort verlieh,<br />

Von Blatt zu Blatt mit ihrer Namen Klange.<br />

Hebräerfrau’n, vom siebten Kreis ab, wie<br />

Bis hin zu ihm, ward dieser Sitz zuteile,<br />

Und dieser Blume Locken scheiden sie,<br />

Weil sie, wie gläubig sich der Blick zum Heile,<br />

Das Christus gab, gewandt, als Mauer stehn,<br />

Daß sich durch sie die heil’ge Stiege teile.<br />

Hier, wo die Blume reich und voll und schön<br />

Entfaltet ist, hier sitzen die Verklärten,<br />

<strong>Die</strong> gläubig auf den künft’gen Christ gesehn.<br />

Dort, wo noch leerer Raum für viel Gefährten<br />

Im Halbkreis ist, dort sitzen die gereiht,<br />

<strong>Die</strong> ihren Blick auf den Gekommnen kehrten.<br />

Wie hier der Fürstin Stuhl in Herrlichkeit<br />

Und unter ihr die ändern zu gewahren,<br />

Und wie sie bilden solchen Unterscheid;<br />

So dort der Stuhl des Täufers, der erfahren,<br />

Der immer Heil’ge, Wüst’ und Märtyrpein<br />

Und dann der Hölle Nacht in zweien Jahren.<br />

Franz, Benedikt und Augustin – sie reih’n<br />

Sich unter ihm, die Scheidewand zu bauen,<br />

Mit andern unterhalb von Reih’n zu Reih’n.<br />

Hier magst du Gottes hohe Vorsicht schauen,<br />

Denn Glaube, welcher vor- und rückwärts sieht,<br />

Erfüllt gleich zahlreich diese Gartenauen.<br />

Und von der Stieg’ abwärts, die dies Gebiet<br />

In zwei geschieden, sitzen solche Seelen,<br />

<strong>Die</strong> eigenes Verdienst nicht herbeschied,<br />

Nein, fremdes – nur darf der Beding nicht fehlen –<br />

Denn hier sind alle, die dem Leib entfloh’n,<br />

Bevor sie noch vermochten, selbst zu wählen.<br />

<strong>Die</strong>s merkst du an den Angesichtern schon<br />

Und an den Stimmen, die noch kindlich klingen,<br />

Wenn du wohl spähst und horchst auf ihren Ton.<br />

7 Ne l’ordine che fanno i terzi sedi,<br />

siede Rachel di sotto da costei<br />

con Bëatrice, sì come tu vedi.<br />

10 Sarra e Rebecca, Iudìt e colei<br />

che fu bisava al cantor che per doglia<br />

del fallo disse ’Miserere mei’,<br />

13 puoi tu veder così di soglia in soglia<br />

giù digradar, com’ io ch’a proprio nome<br />

vo per la rosa giù di foglia in foglia.<br />

16 E dal settimo grado in giù, sì come<br />

infino ad esso, succedono Ebree,<br />

dirimendo del fior tutte le chiome;<br />

19 perché, secondo lo sguardo che fée<br />

la fede in Cristo, queste sono il muro<br />

a che si parton le sacre scalee.<br />

22 Da questa parte onde ’l fiore è maturo<br />

di tutte le sue foglie, sono assisi<br />

quei che credettero in Cristo venturo;<br />

25 da l’altra parte onde sono intercisi<br />

di vòti i semicirculi, si stanno<br />

quei ch’a Cristo venuto ebber li visi.<br />

28 E come quinci il glorïoso scanno<br />

de la donna del cielo e li altri scanni<br />

di sotto lui cotanta cerna fanno,<br />

31 così di contra quel del gran Giovanni,<br />

che sempre santo ’l diserto e ’l martiro<br />

sofferse, e poi l’inferno da due anni;<br />

34 e sotto lui così cerner sortiro<br />

Francesco, Benedetto e Augustino<br />

e altri fin qua giù di giro in giro.<br />

37 Or mira l’alto proveder divino:<br />

ché l’uno e l’altro aspetto de la fede<br />

igualmente empierà questo giardino.<br />

40 E sappi che dal grado in giù che fiede<br />

a mezzo il tratto le due discrezioni,<br />

per nullo proprio merito si siede,<br />

43 ma per l’altrui, con certe condizioni:<br />

ché tutti questi son spiriti asciolti<br />

prima ch’avesser vere elezïoni.<br />

46 Ben te ne puoi accorger per li volti<br />

e anche per le voci püerili,<br />

se tu li guardi bene e se li ascolti.


Paradies: Zweiunddreißigster Gesang Pagina 339<br />

Noch seh’ ich schweigend dich mit Zweifeln ringen,<br />

Doch lösen werd’ ich dir das feste Band,<br />

Mit welchem dich die Grübelei’n umschlingen.<br />

Aus unsers ew’gen Königs weitem <strong>La</strong>nd<br />

Ist auch des kleinsten Zufalls blindes Walten,<br />

Wie Hunger, Durst und Traurigkeit, verbannt.<br />

Nach ewigem Gesetz muß sich gestalten<br />

Was du hier siehst, und muß sich, wie der Ring<br />

Zum Finger paßt, so unter sich verhalten.<br />

Daher auch, wer dem Truge früh entging<br />

Und zu der Wahrheit kam, nicht ohne Gründe<br />

Mehr oder minder Herrlichkeit empfing.<br />

Der Fürst, durch den dies Reich, entrückt der Sünde,<br />

In solcher Lieb’ und solcher Wonne ruht,<br />

Daß keiner ist, des Wille höher stünde,<br />

Verteilt den Seelen, seiner heitern Glut<br />

Entstammt, nach eigner Willkür seine Gaben;<br />

Und g’nüge hier, was kund die Wirkung tut.<br />

Und hiervon legt in jenen Zwillingsknaben<br />

<strong>Die</strong> Heil’ge Schrift ein deutlich Beispiel dar,<br />

<strong>Die</strong> sich bekämpft im Leib der Mutter haben.<br />

Und also krönt der Gnade Schein ihr Haar,<br />

Und also scheint das höchste Licht in ihnen<br />

Nach ihrem Werte mehr und minder klar.<br />

Verschieden, nicht nach dem, was sie verdienen,<br />

Sind sie von Grad zu Grade hier gestellt,<br />

Nur wie auf sie des Schöpfers Huld geschienen.<br />

So g’nügt’ es in der Jugendzeit der Welt<br />

Unschuld’gen, um zum Heile zu gelangen,<br />

Daß Glaubenslicht der Eltern Geist erhellt.<br />

Dann mußte, wie die erste Zeit vergangen,<br />

Was männlich war, zuvor zur Seligkeit<br />

Durch die Beschneidung noch die Kraft empfangen.<br />

Doch, als gekommen war der Gnade Zeit,<br />

Blieb ohne die vollkommne Taufe Christi<br />

<strong>Die</strong> Unschuld in der ew’gen Dunkelheit.<br />

Jetzt schau’ ins Antlitz, das dem Antlitz Christi<br />

Am meisten gleicht, und deine Kraft erhoh’n<br />

Wird seine Klarheit zu dem Anschau’n Christi.“<br />

Lust strahlt’ aus dem Gesicht, so klar und schön,<br />

<strong>Die</strong> er zu ihr durch jene Heil’gen schickte,<br />

Erschaffen, zu durchfliegen jene Höh’n,<br />

49 Or dubbi tu e dubitando sili;<br />

ma io discioglierò ’l forte legame<br />

in che ti stringon li pensier sottili.<br />

52 Dentro a l’ampiezza di questo reame<br />

casüal punto non puote aver sito,<br />

se non come tristizia o sete o fame:<br />

55 ché per etterna legge è stabilito<br />

quantunque vedi, sì che giustamente<br />

ci si risponde da l’anello al dito;<br />

58 e però questa festinata gente<br />

a vera vita non è sine causa<br />

intra sé qui più e meno eccellente.<br />

61 Lo rege per cui questo regno pausa<br />

in tanto amore e in tanto diletto,<br />

che nulla volontà è di più ausa,<br />

64 le menti tutte nel suo lieto aspetto<br />

creando, a suo piacer di grazia dota<br />

diversamente; e qui basti l’effetto.<br />

67 E ciò espresso e chiaro vi si nota<br />

ne la Scrittura santa in quei gemelli<br />

che ne la madre ebber l’ira commota.<br />

70 Però, secondo il color d’i capelli,<br />

di cotal grazia l’altissimo lume<br />

degnamente convien che s’incappelli.<br />

73 Dunque, sanza mercé di lor costume,<br />

locati son per gradi differenti,<br />

sol differendo nel primiero acume.<br />

76 Bastavasi ne’ secoli recenti<br />

con l’innocenza, per aver salute,<br />

solamente la fede d’i parenti;<br />

79 poi che le prime etadi fuor compiute,<br />

convenne ai maschi a l’innocenti penne<br />

per circuncidere acquistar virtute;<br />

82 ma poi che ’l tempo de la grazia venne,<br />

sanza battesmo perfetto di Cristo<br />

tale innocenza là giù si ritenne.<br />

85 Riguarda omai ne la faccia che a Cristo<br />

più si somiglia, ché la sua chiarezza<br />

sola ti può disporre a veder Cristo.“<br />

88 Io vidi sopra lei tanta allegrezza<br />

piover, portata ne le menti sante<br />

create a trasvolar per quella altezza,


Seite 340 Paradiso: Canto XXXII<br />

Daß nichts, was ich noch je zuvor erblickte,<br />

Mich also mit Bewunderung durchdrang,<br />

Nichts mich so sehr durch Gottes Bild erquickte.<br />

<strong>Die</strong> Liebe, die zuerst sich niederschwang,<br />

Verbreitete vor ihr jetzt das Gefieder,<br />

Indem sie – Sei begrüßt, Maria! sang.<br />

Und alsogleich antworteten die Lieder<br />

Der Sel’gen Geister diesem Himmelslied, –<br />

Und heitrer strahlten rings die Wonnen wider.<br />

” O Heil’ger, du, den Lieb’ herniederzieht,<br />

Der du für mich dem süßen Ort entronnen,<br />

Wo ew’ge Vorsicht dir den Sitz beschied;<br />

Wer ist der Engel, der mit solchen Wonnen<br />

Im Blick Marias mit dem seinen ruht<br />

Und scheint an ihr in Liebe sich zu sonnen?“<br />

So wandt’ ich mich zu ihm mit heiterm Mut<br />

Und sah ihn in Marias Glanz entbrennen,<br />

Gleichwie den Morgenstern in Sonnenglut.<br />

Und er: ” Was Seel’ und Engel haben können<br />

Von Zuversicht und Schönheit, er bekam<br />

Es ganz von Gott, wie wir’s ihm alle gönnen,<br />

Weil er zu ihr einst mit der Palme kam,<br />

Als Gottes Sohn die <strong>La</strong>sten, die euch drücken,<br />

Nach seinem heil’gen Willen übernahm.<br />

Doch folge meinem Wort mit deinen Blicken,<br />

Und von dem frommen und gerechten Reich<br />

Wirst du den hohen Adel jetzt erblicken.<br />

<strong>Die</strong> zwei dort, an der höchsten Wonne reich,<br />

Weil sie die Nächsten sind der Benedeiten,<br />

Sind zweien Wurzeln dieser Rose gleich.<br />

Der Vater sitzt zu, ihrer linken Seiten,<br />

Des kühner Gaum der Menschheit fort und fort<br />

Zu kosten gibt so herbe Bitterkeiten.<br />

Sieh rechts der heil’gen Kirche Vater dort,<br />

Dem dieser Blume Schlüssel übergeben<br />

Auf Erden hat der Heiland, unser Hort.<br />

Und jener, welcher noch im Erdenleben<br />

Das Mißgeschick der schönen Braut erblickt,<br />

<strong>Die</strong> Wundenmal’ erwarben, sitzt daneben.<br />

Neben dem andern sitzt, in Ruh’ beglückt,<br />

Des Volkes Führer, das der Herr mit Manna<br />

Trotz Undanks, Tück’ und Wankelmuts erquickt<br />

91 che quantunque io avea visto davante,<br />

di tanta ammirazion non mi sospese,<br />

né mi mostrò di Dio tanto sembiante;<br />

94 e quello amor che primo lì discese,<br />

cantando ’Ave, Maria, gratïa plena’,<br />

dinanzi a lei le sue ali distese.<br />

97 Rispuose a la divina cantilena<br />

da tutte parti la beata corte,<br />

sì ch’ogne vista sen fé più serena.<br />

100<br />

” O santo padre, che per me comporte<br />

l’esser qua giù, lasciando il dolce loco<br />

nel qual tu siedi per etterna sorte,<br />

103 qual è quell’ angel che con tanto gioco<br />

guarda ne li occhi la nostra regina,<br />

innamorato sì che par di foco?“<br />

106 Così ricorsi ancora a la dottrina<br />

di colui ch’abbelliva di Maria,<br />

come del sole stella mattutina.<br />

109 Ed elli a me: ” Baldezza e leggiadria<br />

quant’ esser puote in angelo e in alma,<br />

tutta è in lui; e sì volem che sia,<br />

112 perch’ elli è quelli che portò la palma<br />

giuso a Maria, quando ’l Figliuol di Dio<br />

carcar si volse de la nostra salma.<br />

115 Ma vieni omai con li occhi sì com’ io<br />

andrò parlando, e nota i gran patrici<br />

di questo imperio giustissimo e pio.<br />

118 Quei due che seggon là sù più felici<br />

per esser propinquissimi ad Agusta,<br />

son d’esta rosa quasi due radici:<br />

121 colui che da sinistra le s’aggiusta<br />

è il padre per lo cui ardito gusto<br />

l’umana specie tanto amaro gusta;<br />

124 dal destro vedi quel padre vetusto<br />

di Santa Chiesa a cui Cristo le chiavi<br />

raccomandò di questo fior venusto.<br />

127 E quei che vide tutti i tempi gravi,<br />

pria che morisse, de la bella sposa<br />

che s’acquistò con la lancia e coi clavi,<br />

130 siede lungh’ esso, e lungo l’altro posa<br />

quel duca sotto cui visse di manna<br />

la gente ingrata, mobile e retrosa.


Paradies: Dreiunddreißigster Gesang Pagina 341<br />

Dort sitzt, dem Petrus gegenüber, Anna<br />

Und blickt die Tochter so zufrieden an,<br />

Daß sie den Blick nicht abkehrt beim Hosianna.<br />

Und gegenüber sitzt dem ersten Ahn<br />

Lucia, die die Herrin dir gesendet,<br />

Als du den Blick gesenkt zur schlimmen Bahn.<br />

Doch bald ist nun dein hoher Traum beendet,<br />

Drum tun wir, wie der gute Schneider tut,<br />

Der, soviel Zeug er hat, ins Kleid verwendet.<br />

<strong>Die</strong> Augen richten wir aufs höchste Gut<br />

Und dringen so, indem wir nach ihm sehen,<br />

So tief als möglich in die reine Glut.<br />

Gewiß, und nicht vielleicht, muß rückwärts gehen,<br />

Wer vorwärts hier die kühnen Flügel schwingt,<br />

Denn Gnad’ erlangt man hier allein durch Flehen;<br />

Gnade von jener, die dir Hilfe bringt,<br />

Und folgen wirst du mir, wenn deine Liebe<br />

Zu ihr empor mit meinem Worte dringt.“<br />

133 Di contr’ a Pietro vedi sedere Anna,<br />

tanto contenta di mirar sua figlia,<br />

che non move occhio per cantare osanna;<br />

136 e contro al maggior padre di famiglia<br />

siede Lucia, che mosse la tua donna<br />

quando chinavi, a rovinar, le ciglia.<br />

139 Ma perché ’l tempo fugge che t’assonna,<br />

qui farem punto, come buon sartore<br />

che com’ elli ha del panno fa la gonna;<br />

142 e drizzeremo li occhi al primo amore,<br />

sì che, guardando verso lui, penètri<br />

quant’ è possibil per lo suo fulgore.<br />

145 Veramente, ne forse tu t’arretri<br />

movendo l’ali tue, credendo oltrarti,<br />

orando grazia conven che s’impetri<br />

148 grazia da quella che puote aiutarti;<br />

e tu mi seguirai con l’affezione,<br />

sì che dal dicer mio lo cor non parti.“<br />

Und also betet’ er mit brünst’gem Triebe: 151 E cominciò questa santa orazione:<br />

Dreiunddreißigster Gesang Canto XXXIII<br />

” O Jungfrau Mutter, Tochter deines Sohns,<br />

Demüt’ger, höher, als was je gewesen,<br />

Ziel, ausersehn vom Herrn des ew’gen Throns,<br />

Geadelt hast du so des Menschen Wesen,<br />

Daß, der’s erschaffen hat, das höchste Gut,<br />

Um sein Geschöpf zu sein, dich auserlesen.<br />

In deinem Leib entglomm der Liebe Glut,<br />

An der die Blume hier äu ew’gen Wonnen<br />

Entsprossen ist, in ew’gem Frieden ruht.<br />

<strong>Die</strong> Lieb’ entflammst du, gleich der Mittagssonnen,<br />

In diesem Reich; dort, in der Sterblichkeit,<br />

Bist du der frommen Hoffnung Lebensbronnen.<br />

Du giltst so viel, ragst so in Herrlichkeit,<br />

Daß Gnade Suchen und zu dir nicht flehen,<br />

Wie Flug dem Unbeflügelten gedeiht.<br />

Du pflegst dem Armen huldreich beizustehen,<br />

Der zu dir fleht, ja öfters pflegt von dir<br />

<strong>Die</strong> Gabe frei dem Fleh’n vorauszugehen.<br />

In dir ist Huld, Erbarmen ist in dir,<br />

In dir der Gaben Fülle – ja, verbunden.<br />

Was Gutes das Geschöpf hat, ist in dir.<br />

1<br />

” Vergine Madre, figlia del tuo figlio,<br />

umile e alta più che creatura,<br />

termine fisso d’etterno consiglio,<br />

4 tu se’ colei che l’umana natura<br />

nobilitasti sì, che ’l suo fattore<br />

non disdegnò di farsi sua fattura.<br />

7 Nel ventre tuo si raccese l’amore,<br />

per lo cui caldo ne l’etterna pace<br />

così è germinato questo fiore.<br />

10 Qui se’ a noi meridïana face<br />

di caritate, e giuso, intra ’ mortali,<br />

se’ di speranza fontana vivace.<br />

13 Donna, se’ tanto grande e tanto vali,<br />

che qual vuol grazia e a te non ricorre,<br />

sua disïanza vuol volar sanz’ ali.<br />

16 <strong>La</strong> tua benignità non pur soccorre<br />

a chi domanda, ma molte fïate<br />

liberamente al dimandar precorre.<br />

19 In te misericordia, in te pietate,<br />

in te magnificenza, in te s’aduna<br />

quantunque in creatura è di bontate.


Seite 342 Paradiso: Canto XXXIII<br />

Er, der vom tiefsten Schlund sich eingefunden<br />

Des Weltalls hat, der Geister Art und Sein,<br />

Von Reich zu Reich zu sehn und zu erkunden,<br />

Er fleht zu dir, ihm Kräfte zu verleih’n,<br />

Daß er die Augen höher heben könne,<br />

Und seinen Blick für’s höchste Heil zu weih’n.<br />

Und ich, der ich mehr für sein Schauen brenne,<br />

Als für mein eignes je, wie dir bewußt,<br />

Ich fleh’, und das, was ich gefleht, vergönne!<br />

Nimm ihm der Erde Nacht von Aug’ und Brust<br />

Und flehe du für ihn, daß sich entfalten<br />

Vor seinen Augen mag die höchste Lust.<br />

Noch bitt’ ich, Königin, dich, die du walten<br />

Kannst, wie du willst, in ihm und solchem Sehn,<br />

Gesund des Herzens Neigung zu erhalten.<br />

<strong>La</strong>ß ihn der ird’schen Regung widerstehn;<br />

Sieh Beatricen, sieh so viel Verklärte<br />

Mit mir zugleich, die Hände faltend, fleh’n!“<br />

<strong>Die</strong> Augen, die Gott liebt und wert halt, kehrte<br />

Sie fest dem Redner zu und zeigte drin,<br />

Ihr sei das fromme Fleh’n von hohem Werte.<br />

Dann blickten sie zum ew’gen Lichte hin;<br />

Und einen Blick so klar dorthin zu senden<br />

Wie sie, vermag nicht des Geschöpfes Sinn.<br />

Dem Ziel, zu dem sich alle Wünsche wenden,<br />

Mich nähernd, fühlt’ in meinem Innern ich<br />

So, wie ich mußte, jede Sehnsucht enden.<br />

Und lächelnd winkte Bernhard mir, daß sich<br />

Mein Auge nun empor zum Höchsten richte;<br />

Doch, wie er wollte, war ich schon durch mich.<br />

Denn stets ward’s klarer mir vorm Angesichte,<br />

Und mehr und mehr drang durch den Glanz hinan<br />

Mein Blick zum hohen, in sich wahren Lichte.<br />

Und tiefer, größer war mein Schau’n fortan,<br />

Daß solchen Blick die Sprache nicht bekunden,<br />

Nicht die Erinnerung ihn fassen kann.<br />

Wie der, dem nach dem Traum, was er empfunden,<br />

Tief eingeprägt, das Herz noch lang erfüllt,<br />

Wenn das, was er geträumt, ihm schon entschwunden;<br />

So bin ich, dem beinah sein Traumgebild<br />

Entschwunden ist, und dem die Lust, geboren<br />

Aus jenem Traum, noch stets im Herzen quillt.<br />

22 Or questi, che da l’infima lacuna<br />

de l’universo infin qui ha vedute<br />

le vite spiritali ad una ad una,<br />

25 supplica a te, per grazia, di virtute<br />

tanto, che possa con li occhi levarsi<br />

più alto verso l’ultima salute.<br />

28 E io, che mai per mio veder non arsi<br />

più ch’i’ fo per lo suo, tutti miei prieghi<br />

ti porgo, e priego che non sieno scarsi,<br />

31 perché tu ogne nube li disleghi<br />

di sua mortalità co’ prieghi tuoi,<br />

sì che ’l sommo piacer li si dispieghi.<br />

34 Ancor ti priego, regina, che puoi<br />

ciò che tu vuoli, che conservi sani,<br />

dopo tanto veder, li affetti suoi.<br />

37 Vinca tua guardia i movimenti umani:<br />

vedi Beatrice con quanti beati<br />

per li miei prieghi ti chiudon le mani!“<br />

40 Li occhi da Dio diletti e venerati,<br />

fissi ne l’orator, ne dimostraro<br />

quanto i devoti prieghi le son grati;<br />

43 indi a l’etterno lume s’addrizzaro,<br />

nel qual non si dee creder che s’invii<br />

per creatura l’occhio tanto chiaro.<br />

46 E io ch’al fine di tutt’ i disii<br />

appropinquava, sì com’ io dovea,<br />

l’ardor del desiderio in me finii.<br />

49 Bernardo m’accennava, e sorridea,<br />

perch’ io guardassi suso; ma io era<br />

già per me stesso tal qual ei volea:<br />

52 ché la mia vista, venendo sincera,<br />

e più e più intrava per lo raggio<br />

de l’alta luce che da sé è vera.<br />

55 Da quinci innanzi il mio veder fu maggio<br />

che ’l parlar mostra, ch’a tal vista cede,<br />

e cede la memoria a tanto oltraggio.<br />

58 Qual è colüi che sognando vede,<br />

che dopo ’l sogno la passione impressa<br />

rimane, e l’altro a la mente non riede,<br />

61 cotal son io, ché quasi tutta cessa<br />

mia visïone, e ancor mi distilla<br />

nel core il dolce che nacque da essa.


Paradies: Dreiunddreißigster Gesang Pagina 343<br />

So schmilzt der Schnee, wenn aus des Ostens Toren<br />

<strong>Die</strong> Sonn’ erwärmend steigt; so war beim Wind<br />

In leichtem Staub Sibyllas Spruch verloren. –<br />

O höchstes Licht, das, was der Mensch ersinnt,<br />

So weit zurückläßt, leih itzt meiner Seele<br />

Ein wenig nur von dem, was ihr verrinnt.<br />

Mach’ itzt, daß Kraft die Zunge mir beseele,<br />

Damit ein Funke deiner Glorie nur<br />

Der Nachwelt bleib’ in dem, was ich erzähle.<br />

Wenn deine Huld von dem, was ich erfuhr,<br />

Nur schwachen Nachhall diesem Liede spendet,<br />

Dann sieht man klarer deiner Siege Spur.<br />

Mich hätte, glaub’ ich, ganz der Blitz geblendet,<br />

Den ich von dem lebend’gen Strahl empfand,<br />

Hätt’ ich von ihm die Augen abgewendet.<br />

Und ich erinnre mich: mein Mut erstand<br />

Durch ihn, die Blitze kühner zu ertragen,<br />

Bis sich mein Blick der ew’gen Kraft verband.<br />

O überreiche Gnad’! Ich dürft’ es wagen,<br />

Fest zu durchschau’n des ew’gen Lichtes Schein<br />

Und ins Unendliche den Blick zu tragen.<br />

Er drang bis zu den tiefsten Tiefen ein;<br />

<strong>Die</strong> Dinge, die im Weltall sich entfalten,<br />

Sah ich durch Lieb’ im innigsten Verein.<br />

Wesen und Zufall, ihre Weis’, ihr Walten,<br />

<strong>Die</strong>s alles war in eines Lichtes Glanz,<br />

In eines unvermischten Lichts, enthalten.<br />

<strong>Die</strong> Form, die allgemeine, dieses Bands,<br />

Ich sah sie, glaub’ ich; denn den Schatten gleichen<br />

<strong>Die</strong> Bilder nur, und Wonne füllt mich ganz.<br />

Mehr macht mein Bild ein Augenblick erbleichen,<br />

Als drittehalb Jahrtausende die Fahrt<br />

Der Argo nach Neptunus’ fernsten Reichen.<br />

Scharf, unbeweglich schaut’ in solcher Art<br />

<strong>Die</strong> Seele nach dem göttlichen Gesichte,<br />

Drob sie stets mehr im Schau’n entzündet ward.<br />

Und also wird man dort bei jenem Lichte,<br />

Daß es nicht sein kann, daß man, abgewandt<br />

Von ihm, je anderwärts die Augen richte,<br />

Weil es das Gut, des Wollens Gegenstand,<br />

Ganz in sich faßt und ärmlich und voll Schwächen<br />

All andres zeigt, was man vollkommen fand.<br />

64 Così la neve al sol si disigilla;<br />

così al vento ne le foglie levi<br />

si perdea la sentenza di Sibilla.<br />

67 O somma luce che tanto ti levi<br />

da’ concetti mortali, a la mia mente<br />

ripresta un poco di quel che parevi,<br />

70 e fa la lingua mia tanto possente,<br />

ch’una favilla sol de la tua gloria<br />

possa lasciare a la futura gente;<br />

73 ché, per tornare alquanto a mia memoria<br />

e per sonare un poco in questi versi,<br />

più si conceperà di tua vittoria.<br />

76 Io credo, per l’acume ch’io soffersi<br />

del vivo raggio, ch’i’ sarei smarrito,<br />

se li occhi miei da lui fossero aversi.<br />

79 E’ mi ricorda ch’io fui più ardito<br />

per questo a sostener, tanto ch’i’ giunsi<br />

l’aspetto mio col valore infinito.<br />

82 Oh abbondante grazia ond’ io presunsi<br />

ficcar lo viso per la luce etterna,<br />

tanto che la veduta vi consunsi!<br />

85 Nel suo profondo vidi che s’interna,<br />

legato con amore in un volume,<br />

ciò che per l’universo si squaderna:<br />

88 sustanze e accidenti e lor costume<br />

quasi conflati insieme, per tal modo<br />

che ciò ch’i’ dico è un semplice lume.<br />

91 <strong>La</strong> forma universal di questo nodo<br />

credo ch’i’ vidi, perché più di largo,<br />

dicendo questo, mi sento ch’i’ godo.<br />

94 Un punto solo m’è maggior letargo<br />

che venticinque secoli a la ’mpresa<br />

che fé Nettuno ammirar l’ombra d’Argo.<br />

97 Così la mente mia, tutta sospesa,<br />

mirava fissa, immobile e attenta,<br />

e sempre di mirar faceasi accesa.<br />

100 A quella luce cotal si diventa,<br />

che volgersi da lei per altro aspetto<br />

è impossibil che mai si consenta;<br />

103 però che ’l ben, ch’è del volere obietto,<br />

tutto s’accoglie in lei, e fuor di quella<br />

è defettivo ciò ch’è lì perfetto.


Seite 344 Paradiso: Canto XXXIII<br />

Kurz werd’ ich nun von dem Geschauten sprechen,<br />

Und sprechend stell’ ich mich als Kindlein dar,<br />

Dem noch Erinnerung und Wort gebrechen.<br />

Nicht weil ein andrer jetzt, als einfach klar,<br />

Der Schimmer ward, zu dem mein Blick sich kehrte;<br />

Denn jener bleibt so, wie er immer war,<br />

Nur weil im Schau’n sich meine Sehkraft mehrte,<br />

Schien’s, daß verwandelt jener eine Schein,<br />

Sich mir, der selbst verwandelt war, verklärte.<br />

Zum tiefen, klaren Lichtstoff drang ich ein,<br />

Da schienen mir drei Kreise, dort zu sehen,<br />

Dreifarbig und an Umfang gleich zu sein.<br />

Wie Iris in der Iris glänzt, so zween<br />

Im Widerschein – der dritte, Glut und Licht,<br />

Schien gleich von hier aus und von dort zu wehen.<br />

Wie kurz, wie rauh mein Wort für solch Gesicht!<br />

Und dem, was zu erschau’n mir ward beschieden,<br />

Genügen wenig schwache Worte nicht.<br />

O ew’ges Licht, allein in dir in Frieden,<br />

Allein dich kennend und von dir erkannt,<br />

Dir selber lächelnd und mit dir zufrieden,<br />

Als ich zur Kreisform, die in dir entstand,<br />

Wie widerscheinend Licht, die Augen wandte,<br />

Und sie verfolgend mit den Blicken stand,<br />

Da schien’s, gemalt in seiner Mitt’ erkannte,<br />

Mit eigner Farb’, ich unser Ebenbild,<br />

Drob ich nach ihm die Blicke gierig spannte.<br />

Wie eifrig strebend, aber nie gestillt,<br />

Der Geometer forscht, den Kreis zu messen,<br />

Und nie den Grundsatz findet, welcher gilt;<br />

So ich beim neuen Schau’n – ich wollt’ ermessen,<br />

Wie sich das Bild zum Kreis verhielt’, und wie<br />

<strong>Die</strong> Züge mit dem Licht zufammenflössen.<br />

Doch dies erflog der eigne Fittich nie,<br />

Ward nicht mein Geist von einem Blitz durchdrungen,<br />

Der, was die Seel’ ersehnt hatt’, ihr verlieh.<br />

Hier war die Macht der Phantasie bezwungen,<br />

Doch Wunsch und Will’, in Kraft aus ew’ger Ferne,<br />

Ward, wie ein Rad, gleichmäßig umgeschwungen,<br />

106 Omai sarà più corta mia favella,<br />

pur a quel ch’io ricordo, che d’un fante<br />

che bagni ancor la lingua a la mammella.<br />

109 Non perché più ch’un semplice sembiante<br />

fosse nel vivo lume ch’io mirava,<br />

che tal è sempre qual s’era davante;<br />

112 ma per la vista che s’avvalorava<br />

in me guardando, una sola parvenza,<br />

mutandom’ io, a me si travagliava.<br />

115 Ne la profonda e chiara sussistenza<br />

de l’alto lume parvermi tre giri<br />

di tre colori e d’una contenenza;<br />

118 e l’un da l’altro come iri da iri<br />

parea reflesso, e ’l terzo parea foco<br />

che quinci e quindi igualmente si spiri.<br />

121 Oh quanto è corto il dire e come fioco<br />

al mio concetto! e questo, a quel ch’i’ vidi,<br />

è tanto, che non basta a dicer ’poco’.<br />

124 O luce etterna che sola in te sidi,<br />

sola t’intendi, e da te intelletta<br />

e intendente te ami e arridi!<br />

127 Quella circulazion che sì concetta<br />

pareva in te come lume reflesso,<br />

da li occhi miei alquanto circunspetta,<br />

130 dentro da sé, del suo colore stesso,<br />

mi parve pinta de la nostra effige:<br />

per che ’l mio viso in lei tutto era messo.<br />

133 Qual è ’l geomètra che tutto s’affige<br />

per misurar lo cerchio, e non ritrova,<br />

pensando, quel principio ond’ elli indige,<br />

136 tal era io a quella vista nova:<br />

veder voleva come si convenne<br />

l’imago al cerchio e come vi s’indova;<br />

139 ma non eran da ciò le proprie penne:<br />

se non che la mia mente fu percossa<br />

da un fulgore in che sua voglia venne.<br />

142 A l’alta fantasia qui mancò possa;<br />

ma già volgeva il mio disio e ’l velle,<br />

sì come rota ch’igualmente è mossa,<br />

Durch Liebe, die beweget Sonn’ und Sterne. 145 l’amor che move il sole e l’altre stelle.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!