Dante Alighieri Die Göttliche Kommödie La Divina ... - Carl Wenninger
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<strong>Dante</strong> <strong>Alighieri</strong><br />
<strong>Die</strong> Göttliche Kommödie<br />
<strong>La</strong> <strong>Divina</strong> Commedia<br />
Zweisprachige 1 L ATEX Edition<br />
von <strong>Carl</strong> <strong>Wenninger</strong> 2<br />
Juni 2006<br />
1 Textquellen: http://de.wikisource.org und http://de.wikisource.org. Übersetzung von Karl Steckfuß (1778-1844).<br />
2 Email Adresse: cw@carl-wenninger.de
I. <strong>Die</strong> Hölle I. Inferno<br />
Erster Gesang Canto I<br />
Auf halbem Weg des Menschenlebens fand<br />
Ich mich in einen finstern Wald verschlagen,<br />
Weil ich vom rechten Weg mich abgewandt.<br />
Wie schwer ist’s doch, von diesem Wald zu sagen,<br />
Wie wild, rauh, dicht er war, voll Angst und Not;<br />
Schon der Gedank’ erneuert noch mein Zagen.<br />
Nur wenig bitterer ist selbst der Tod;<br />
Doch um vom Heil, das ich drin fand, zu künden,<br />
Sag’ ich, was sonst sich dort den Blicken bot.<br />
Nicht weiß ich, wie ich mich hineingewunden,<br />
So ganz war ich von tiefem Schlaf berückt,<br />
Zur Zeit, da mir der wahre Weg verschwunden.<br />
Doch bis zum Fuß des Hügels vorgerückt,<br />
Der an dem Ende lag von jenem Tale,<br />
Das mir mit schwerer Furcht das Herz gedrückt,<br />
Schaut’ ich empor und sah, den Rücken male<br />
Ihm der Planet, der uns auf jeder Bahn<br />
Gerad zum Ziele führt mit feinem Strahle.<br />
Da fingen Angst und Furcht zu Schwinden an,<br />
<strong>Die</strong> mir des Herzens Blut erstarren machten,<br />
In jener Nacht, da Grausen mich umfah’n.<br />
Und so wie atemlos, nach Angst und Schmachten,<br />
Schiffbrüchige vom Strand, entfloh’n der Flut,<br />
Starr rückwärts schauend, ihren Grimm betrachten;<br />
So kehrt’ ich, noch mit halberstorbnem Mut,<br />
Mich jetzt zurück, nach jenem Passe sehend,<br />
Der jeglichem verlöscht des Lebens Glut.<br />
Und, etwas ausgerastet, weitergehend,<br />
Wählt’ ich bergan den Weg der Wildnis mir,<br />
Fest immer auf dem tiefern Fuße stehend.<br />
Sieh, beim Beginn des steilen Weges schier,<br />
Bedeckt mit buntgeflecktem Fell die Glieder,<br />
Gewandt und sehr behend ein Panthertier.<br />
Nicht wich’s von meinem Angesichte wieder,<br />
Und also hemmt es meinen weitern <strong>La</strong>uf,<br />
Daß ich mich öfters wandt’ ins Tal hernieder.<br />
Am Morgen war’s, die Sonne stieg itzt auf,<br />
Von jenen Sternen, so wie einst, umgeben,<br />
Als Gottes Lieb’ aus ödem Nichts herauf<br />
1 Nel mezzo del cammin di nostra vita<br />
mi ritrovai per una selva oscura,<br />
ché la diritta via era smarrita.<br />
4 Ahi quanto a dir qual era è cosa dura<br />
esta selva selvaggia e aspra e forte<br />
che nel pensier rinova la paura!<br />
7 Tant’è amara che poco è più morte;<br />
ma per trattar del ben ch’i’ vi trovai,<br />
dirò de l’altre cose ch’i’ v’ ho scorte.<br />
10 Io non so ben ridir com’i’ v’intrai,<br />
tant’era pien di sonno a quel punto<br />
che la verace via abbandonai.<br />
13 Ma poi ch’i’ fui al piè d’un colle giunto,<br />
là dove terminava quella valle<br />
che m’avea di paura il cor compunto,<br />
16 guardai in alto e vidi le sue spalle<br />
vestite già de’ raggi del pianeta<br />
che mena dritto altrui per ogne calle.<br />
19 Allor fu la paura un poco queta,<br />
che nel lago del cor m’era durata<br />
la notte ch’i’ passai con tanta pieta.<br />
22 E come quei che con lena affannata,<br />
uscito fuor del pelago a la riva,<br />
si volge a l’acqua perigliosa e guata,<br />
25 così l’animo mio, ch’ancor fuggiva,<br />
si volse a retro a rimirar lo passo<br />
che non lasciò già mai persona viva.<br />
28 Poi ch’èi posato un poco il corpo lasso,<br />
ripresi via per la piaggia diserta,<br />
sì che ’l piè fermo sempre era ’l più basso.<br />
31 Ed ecco, quasi al cominciar de l’erta,<br />
una lonza leggera e presta molto,<br />
che di pel macolato era coverta;<br />
34 e non mi si partia dinanzi al volto,<br />
anzi ’mpediva tanto il mio cammino,<br />
ch’i’ fui per ritornar più volte vòlto.<br />
37 Temp’era dal principio del mattino,<br />
e ’l sol montava ’n sù con quelle stelle<br />
ch’eran con lui quando l’amor divino
Seite 2 Inferno: Canto I<br />
<strong>Die</strong> schöne Welt berief zu Sein und Leben;<br />
So ward mir Grund zu guter Hoffnung zwar<br />
Durch jenes Tieres heitres Fell gegeben<br />
Und durch die Frühstund’ und das junge Jahr<br />
Doch so nicht, daß in mir nicht Furcht sich regte,<br />
Als furchtbar mir ein Leu erschienen war.<br />
Es schien, daß er sich gegen mich bewegte,<br />
Mit hohem Haupt und mit des Hungers Wut,<br />
So daß er Schrecken, schien’s, der Luft erregte.<br />
Auch eine Wölfin, welche jede Glut<br />
Der Gier durch Magerkeit mir schien zu zeigen,<br />
<strong>Die</strong> schon auf viele schweren Jammer lud.<br />
Vor dieser mußte so mein Mut sich neigen<br />
Aus Furcht, die bei dem Anblick mich durchbebt,<br />
Daß mir die Hoffnung schwand, zur Höh’n zu steigen.<br />
Wie der, der eifrig zu gewinnen strebt,<br />
Wenn zum Verlieren nun die Zeit gekommen,<br />
In Kümmernis und tiefem Bangen lebt;<br />
So machte dieses Untier mich beklommen;<br />
Von ihm gedrängt, mußt’ ich mich rückwärts zieh’n<br />
Dorthin, wo nimmer noch der Tag entkommen.<br />
Als ich zur Tiefe niederstürzt’ im Flieh’n,<br />
Da war ein Wesen dorten zu erkennen,<br />
Das durch zu langes Schweigen heiser schien.<br />
Ich rief, sobald ich’s nur gewahren können<br />
In großer Wildnis: ” O erbarme dich,<br />
Du, seist du Schatten, seist du Mensch zu nennen.“<br />
Und jener sprach: ” Nicht bin, doch Mensch war ich;<br />
Lombarden waren die, so mich erzeugten,<br />
Und beide priesen Mantuaner sich.<br />
Eh’, spät, die Römer sich dem Julius beugten,<br />
Sah ich das Licht, sah des Augustus Thron,<br />
Zur Zeit der Götter, jener Trugerzeugten.<br />
Ich war Poet und sang Anchises’ Sohn,<br />
Der Troja floh, besiegt durch Feindestücke,<br />
Als, einst so stolz, in Staub sank Ilion.<br />
Und du – du kehrst zu solchem Gram zurücke?<br />
Was bleibt die freud’ge Höhe nicht dein Ziel,<br />
<strong>Die</strong> Anfang ist und Grund zum vollen Glücke?“<br />
” So bist du,“ rief ich, bist du der Virgil,<br />
”<br />
Der Quell, dem reich der Rede Strom entflossen?“<br />
Ich sprach’s mit Scham, die meine Stirn befiel.<br />
40 mosse di prima quelle cose belle;<br />
sì ch’a bene sperar m’era cagione<br />
di quella fiera a la gaetta pelle<br />
43 l’ora del tempo e la dolce stagione;<br />
ma non sì che paura non mi desse<br />
la vista che m’apparve d’un leone.<br />
46 Questi parea che contra me venisse<br />
con la test’alta e con rabbiosa fame,<br />
sì che parea che l’aere ne tremesse.<br />
49 Ed una lupa, che di tutte brame<br />
sembiava carca ne la sua magrezza,<br />
e molte genti fé già viver grame,<br />
52 questa mi porse tanto di gravezza<br />
con la paura ch’uscia di sua vista,<br />
ch’io perdei la speranza de l’altezza.<br />
55 E qual è quei che volontieri acquista,<br />
e giugne ’l tempo che perder lo face,<br />
che ’n tutti suoi pensier piange e s’attrista;<br />
58 tal mi fece la bestia sanza pace,<br />
che, venendomi ’ncontro, a poco a poco<br />
mi ripigneva là dove ’l sol tace.<br />
61 Mentre ch’i’ rovinava in basso loco,<br />
dinanzi a li occhi mi si fu offerto<br />
chi per lungo silenzio parea fioco.<br />
64 Quando vidi costui nel gran diserto,<br />
” Miserere di me,“ gridai a lui,<br />
” qual che tu sii, od ombra od omo certo!“<br />
67 Rispuosemi: ” Non omo, omo già fui,<br />
e li parenti miei furon lombardi,<br />
mantoani per patrïa ambedui.<br />
70 Nacqui sub Iulio, ancor che fosse tardi,<br />
e vissi a Roma sotto ’l buono Augusto<br />
nel tempo de li dèi falsi e bugiardi.<br />
73 Poeta fui, e cantai di quel giusto<br />
figliuol d’Anchise che venne di Troia,<br />
poi che ’l superbo Ilïón fu combusto.<br />
76 Ma tu perché ritorni a tanta noia?<br />
perché non sali il dilettoso monte<br />
ch’è principio e cagion di tutta gioia?“<br />
79<br />
” Or se’ tu quel Virgilio e quella fonte<br />
che spandi di parlar sì largo fiume?“<br />
rispuos’io lui con vergognosa fronte.
Hölle: Erster Gesang Pagina 3<br />
” O Ehr’ und Licht der andern Kunstgenossen,<br />
Mir gelt’ itzt große Lieb’ und langer Fleiß,<br />
<strong>Die</strong> meinem Forschen dein Gedicht erschlossen.<br />
Mein Meister, Vorbild! dir gebührt der Preis,<br />
Den ich durch schönen Stil davongetragen,<br />
Denn dir entnahm ich, was ich kann und weiß.<br />
Sieh dieses Tier, o sieh’ mich’s rückwärts jagen,<br />
Berühmter Weiser, sei vor ihm mein Hort.<br />
Es macht mir zitternd Puls’ und Adern schlagen.“<br />
” Du mußt auf einem andern Wege fort,“<br />
Sprach er zu mir, den ganz der Schmerz bezwungen,<br />
” Willst du entfliehn aus diesem wilden Ort,<br />
Denn dieses Tier, das dich mit Graun durchdrungen,<br />
Läßt keinen zieh’n auf seines Weges Spur,<br />
Hemmt jeden, bis es endlich ihn verschlungen.<br />
Es ist von böser, tückischer Natur<br />
Und nimmer fühlt’s die wilde Gier ermatten,<br />
Ja, jeder Fraß schärft seinen Hunger nur.<br />
Mit vielen Tieren wird sich’s noch begatten,<br />
Bis daß die edle Dogge kommt, die kühn<br />
Es würgt und hinstürzt in die ew’gen Schatten.<br />
Nicht wird nach <strong>La</strong>nd und Erz ihr Hunger glüh’n,<br />
Doch wird sie nie an Lieb’ und Weisheit darben;<br />
Inmitten Feltr’ und Feltro wird sie blüh’n,<br />
Zu Welschlands Heil, des Ruhm und Glück verdarben,<br />
Obwohl vordem Camilla für dies <strong>La</strong>nd,<br />
Eurialus, Turnus und Nisus starben.<br />
Nicht wird sie ruh’n, bis sie dies Tier verbannt;<br />
Sie wird es wieder in die Hölle senken,<br />
Von wo’s zuerst der Neid heraufgesandt.<br />
Du folg’ itzt mir zu deinem Heil – mein Denken<br />
Und Urteil ist’s – ich will dein Führer sein,<br />
Und dich durch ew’gen Ort von hinnen lenken.<br />
Dort wirst du hören der Verzweiflung Schrei’n,<br />
Wirst alte Geister schau’n, die brünstig flehen<br />
Um zweiten Tod in ihrer langen Pein.<br />
Wirst jene dann im Feu’r zufrieden sehen,<br />
Weil sie verhoffen, zu dem sel’gen Chor,<br />
Sei’s wann es immer sei, noch einzugehen.<br />
Und willst du auch zu diesem dann empor,<br />
Würd’ger als ich, wird eine Seel’ erscheinen,<br />
<strong>Die</strong> geht, schied ich, als Führerin dir vor.<br />
82<br />
” O de li altri poeti onore e lume,<br />
vagliami ’l lungo studio e ’l grande amore<br />
che m’ ha fatto cercar lo tuo volume.<br />
85 Tu se’ lo mio maestro e ’l mio autore,<br />
tu se’ solo colui da cu’ io tolsi<br />
lo bello stilo che m’ ha fatto onore.<br />
88 Vedi la bestia per cu’ io mi volsi;<br />
aiutami da lei, famoso saggio,<br />
ch’ella mi fa tremar le vene e i polsi.“<br />
91<br />
” A te convien tenere altro vïaggio,“<br />
rispuose, poi che lagrimar mi vide,<br />
” se vuo’ campar d’esto loco selvaggio;<br />
94 ché questa bestia, per la qual tu gride,<br />
non lascia altrui passar per la sua via,<br />
ma tanto lo ’mpedisce che l’uccide;<br />
97 e ha natura sì malvagia e ria,<br />
che mai non empie la bramosa voglia,<br />
e dopo ’l pasto ha più fame che pria.<br />
100 Molti son li animali a cui s’ammoglia,<br />
e più saranno ancora, infin che ’l veltro<br />
verrà, che la farà morir con doglia.<br />
103 Questi non ciberà terra né peltro,<br />
ma sapïenza, amore e virtute,<br />
e sua nazion sarà tra feltro e feltro.<br />
106 Di quella umile Italia fia salute<br />
per cui morì la vergine Cammilla,<br />
Eurialo e Turno e Niso di ferute.<br />
109 Questi la caccerà per ogne villa,<br />
fin che l’avrà rimessa ne lo ’nferno,<br />
là onde ’nvidia prima dipartilla.<br />
112 Ond’io per lo tuo me’ penso e discerno<br />
che tu mi segui, e io sarò tua guida,<br />
e trarrotti di qui per loco etterno;<br />
115 ove udirai le disperate strida,<br />
vedrai li antichi spiriti dolenti,<br />
ch’a la seconda morte ciascun grida;<br />
118 e vederai color che son contenti<br />
nel foco, perché speran di venire<br />
quando che sia a le beate genti.<br />
121 A le quai poi se tu vorrai salire,<br />
anima fia a ciò più di me degna:<br />
con lei ti lascerò nel mio partire;
Seite 4 Inferno: Canto II<br />
Denn jener, der dort oben herrscht, läßt keinen<br />
Eingehn, von mir geführt, in seine Stadt,<br />
Weil ich mich nicht verbunden mit den Seinen.<br />
Er herrscht im All, dort ist die Herrscherstatt,<br />
Sein Thron und seine Burg in jener Höhe.<br />
Heil dem, den er erwählt dort oben hat“<br />
” O Dichter,“ Sprach ich jetzt zu ihm, ich flehe<br />
”<br />
Bei jenem Gotte, den du nicht erkannt,<br />
Daß diesem Leid und schlimmerm ich entgehe,<br />
Bring’ an die Orte mich, die du genannt,<br />
So, daß ich Petri Tor erschauen möge<br />
Und jene, wie du sprachst, zur Qual verbannt.“<br />
124 ché quello imperador che là sù regna,<br />
perch’i’ fu’ ribellante a la sua legge,<br />
non vuol che ’n sua città per me si vegna.<br />
127 In tutte parti impera e quivi regge;<br />
quivi è la sua città e l’alto seggio:<br />
oh felice colui cu’ ivi elegge!“<br />
130 E io a lui: ” Poeta, io ti richeggio<br />
per quello Dio che tu non conoscesti,<br />
acciò ch’io fugga questo male e peggio,<br />
133 che tu mi meni là dov’or dicesti,<br />
sì ch’io veggia la porta di san Pietro<br />
e color cui tu fai cotanto mesti.“<br />
Da schritt er fort, ich folgte seinem Wege. 136 Allor si mosse, e io li tenni dietro.<br />
Zweiter Gesang Canto II<br />
Der Tag verging, das Dunkel brach herein,<br />
Und Nacht entzog die Wesen auf der Erden<br />
All ihren Müh’n; da rüstet’ ich allein<br />
Mich zu dem harten Krieg und den Beschwerden<br />
Des Wegs und Mitleids, und jetzt soll ihr Bild<br />
Gemalt aus sicherer Erinn’rung werden.<br />
O Mus’, o hoher Geist, jetzt helft mir mild!<br />
Erinn’rung, die du schriebst, was ich gesehen,<br />
Hier wird sich’s zeigen, ob dein Adel gilt!<br />
” Jetzt, Dichter,“ fing ich an, bevor wir gehen,<br />
”<br />
Erwäge meine Kraft und Tüchtigkeit,<br />
Kann sie die große Reise wohl bestehen?<br />
Du sagst, daß Silvius’ Vater in der Zeit,<br />
im Körper noch und noch ein sterblich Wesen,<br />
Sei eingedrungen zur Unsterblichkeit.<br />
Doch da der ew’ge Gegner alles Bösen<br />
in seinen Empire’n zum Stifter ihn<br />
Der Mutter Roma und des Reichs erlesen,<br />
Kann jeder, dem Vernunft ihr Licht verlieh’n,<br />
Beim hocherhabnen Zweck es wohl ergründen,<br />
Daß er nicht unwert solcher Huld erschien.<br />
Denn Rom und Reich, um Wahres zu verkünden,<br />
Gestiftet wurden sie, die heil’ge Stadt<br />
Zum Sitz für Petri Folger zu begründen.<br />
Durch diesen Gang, den du ihm nachrühmst, hat<br />
Er Kunde des, wodurch er siegt’, empfangen<br />
Und Grund gelegt zur heil’gen Herrscherstatt.<br />
1 Lo giorno se n’andava, e l’aere bruno<br />
toglieva li animai che sono in terra<br />
da le fatiche loro; e io sol uno<br />
4 m’apparecchiava a sostener la guerra<br />
sì del cammino e sì de la pietate,<br />
che ritrarrà la mente che non erra.<br />
7 O muse, o alto ingegno, or m’aiutate;<br />
o mente che scrivesti ciò ch’io vidi,<br />
qui si parrà la tua nobilitate.<br />
10 Io cominciai: ” Poeta che mi guidi,<br />
guarda la mia virtù s’ell’è possente,<br />
prima ch’a l’alto passo tu mi fidi.<br />
13 Tu dici che di Silvïo il parente,<br />
corruttibile ancora, ad immortale<br />
secolo andò, e fu sensibilmente.<br />
16 Però, se l’avversario d’ogne male<br />
cortese i fu, pensando l’alto effetto<br />
ch’uscir dovea di lui, e ’l chi e ’l quale<br />
19 non pare indegno ad omo d’intelletto;<br />
ch’e’ fu de l’alma Roma e di suo impero<br />
ne l’empireo ciel per padre eletto:<br />
22 la quale e ’l quale, a voler dir lo vero,<br />
fu stabilita per lo loco santo<br />
u’ siede il successor del maggior Piero.<br />
25 Per quest’andata onde li dai tu vanto,<br />
intese cose che furon cagione<br />
di sua vittoria e del papale ammanto.
Hölle: Zweiter Gesang Pagina 5<br />
Ist das erwählte Rüstzeug hingegangen,<br />
So stärkt’ es in dem Glauben dann die Welt,<br />
In dem der Weg des Heiles angefangen.<br />
Doch ich? Warum? Wer hat mir’s freigestellt?<br />
Äneas nicht noch Paul, ich, dessen Schwäche<br />
Nicht ich, noch jemand dessen würdig hält,<br />
Wenn ich dorthin zu kommen mich erfreche,<br />
So fürcht’ ich, daß mein Kommen töricht sei.<br />
Du, Weiser, weißt es besser, als ich spreche.“<br />
Und wie wer will und nicht will, mancherlei<br />
Erwägt und prüft und fühlt im bangen Schwanken,<br />
Mit dem, was er begonnen, sei’s vorbei;<br />
So ich – das, was ich leicht und ohne Wanken<br />
Begonnen hatte, gab ich wieder auf,<br />
Entmutigt von den wechselnden Gedanken.<br />
” Verstand ich dich,“ so sprach der Schatten drauf,<br />
” So fühlst du Angst und Schrecken sich erneuen,<br />
Und Feigheit nur hemmt deinen weitern <strong>La</strong>uf.<br />
Das Beste macht sie oft den Mann bereuen,<br />
Daß er zurückespringt von hoher Tat,<br />
Gleich Rossen, die vor Truggebilden scheuen.<br />
Doch hindre sie dich nicht am weitern Pfad,<br />
Drum höre jetzt, was ich zuerst vernommen,<br />
Da mir’s um dich im Herzen wehe tat.<br />
Mich, nicht in Höll’ und Himmel aufgenommen,<br />
Rief eine Frau, so selig und so schön,<br />
Daß ihr Geheiß mir wert war und willkommen.<br />
Mit Augen, gleich dem Licht an Himmelshöhn<br />
Begann sie gegen mich gelind und leise,<br />
Und jeder <strong>La</strong>ut war englisches Getön:<br />
≫O Geist, geboren einst zu Mantuas Preise,<br />
Des Ruhm gedauert hat und dauern wird,<br />
Solang die Sterne zieh’n in ihrem Kreise,<br />
Mein Freund, doch nicht der Freund des Glückes, irrt<br />
In Wildnis dort, weil Wahn im Weg’ ihn störte,<br />
So daß er sich gewandt, von Furcht verwirrt.<br />
Schon irrte, fürcht’ ich, also der Betörte,<br />
Daß ich zu spät zum Schutz mich aufgerafft,<br />
Nach dem, was ich von ihm im Himmel hörte.<br />
Du geh; es sei durch deiner Rede Kraft,<br />
Durch das, was sonst ihm Not, sein Leid geendet,<br />
So sei ihm Hilf und Ruhe mir verschafft.<br />
28 Andovvi poi lo Vas d’elezïone,<br />
per recarne conforto a quella fede<br />
ch’è principio a la via di salvazione.<br />
31 Ma io, perché venirvi? o chi ’l concede?<br />
Io non Enëa, io non Paulo sono;<br />
me degno a ciò né io né altri ’l crede.<br />
34 Per che, se del venire io m’abbandono,<br />
temo che la venuta non sia folle.<br />
Se’ savio; intendi me’ ch’i’ non ragiono.“<br />
37 E qual è quei che disvuol ciò che volle<br />
e per novi pensier cangia proposta,<br />
sì che dal cominciar tutto si tolle,<br />
40 tal mi fec’ïo ’n quella oscura costa,<br />
perché, pensando, consumai la ’mpresa<br />
che fu nel cominciar cotanto tosta.<br />
43<br />
” S’i’ ho ben la parola tua intesa,“<br />
rispuose del magnanimo quell’ombra,<br />
” l’anima tua è da viltade offesa;<br />
46 la qual molte fïate l’omo ingombra<br />
sì che d’onrata impresa lo rivolve,<br />
come falso veder bestia quand’ombra.<br />
49 Da questa tema acciò che tu ti solve,<br />
dirotti perch’io venni e quel ch’io ’ntesi<br />
nel primo punto che di te mi dolve.<br />
52 Io era tra color che son sospesi,<br />
e donna mi chiamò beata e bella,<br />
tal che di comandare io la richiesi.<br />
55 Lucevan li occhi suoi più che la stella;<br />
e cominciommi a dir soave e piana,<br />
con angelica voce, in sua favella:<br />
58<br />
≫O anima cortese mantoana,<br />
di cui la fama ancor nel mondo dura,<br />
e durerà quanto ’l mondo lontana,<br />
61 l’amico mio, e non de la ventura,<br />
ne la diserta piaggia è impedito<br />
sì nel cammin, che vòlt’è per paura;<br />
64 e temo che non sia già sì smarrito,<br />
ch’io mi sia tardi al soccorso levata,<br />
per quel ch’i’ ho di lui nel cielo udito.<br />
67 Or movi, e con la tua parola ornata<br />
e con ciò c’ ha mestieri al suo campare,<br />
l’aiuta sì ch’i’ ne sia consolata.
Seite 6 Inferno: Canto II<br />
Beatrix; bin ich, die ich dich gesendet;<br />
Mich trieb die Lieb’ und spricht aus meinem Wort.<br />
Vom Ort komm’ ich, wohin mein Wunsch sich wendet.<br />
Und steh’ ich erst vor meinem König dort,<br />
So werd ich oft dich loben und ihm preisen≪<br />
Sie sprach’s und schwieg, und ich begann sofort:<br />
≫O Weib voll Kraft, du Lehrerin der Weisen,<br />
Durch das die Menschheit alles überragt,<br />
Was lebt in jenes Himmels kleinern Kreisen!<br />
Spät dächt’ ich, wie mir dein Befehl behagt,<br />
Zu tun, tat’ ich sogleich, was du gebietest.<br />
Wohl deutlich hast du deinen Wunsch gesagt,<br />
Doch sage mir, warum du dich nicht hütest<br />
Herabzugeh’n zum Mittelpunkt vom Licht,<br />
Wohin du schon zurückzukehren glühtest.≪<br />
≫Willst du es denn so tief ergründen≪, spricht<br />
<strong>Die</strong> Hohe darauf, ≫so will ich’s kürzlich sagen.<br />
Ich fürchte mich vor diesem Dunkel nicht.<br />
Vor solchem Übel ziemt sich wohl zu zagen,<br />
Das mächtig ist und leicht uns Schaden tut,<br />
Vor solchem nicht, bei welchem nichts zu wagen.<br />
Gott schuf mich so, daß ich in seiner Hut<br />
Frei von den Nöten bin, die euch durchschauern,<br />
Und nicht ergreift mich dieses Brandes Glut.<br />
Ein edles Weib im Himmel sieht mit Trauern<br />
Das Hindernis, zu dem ich dich gesandt,<br />
Drum kann der harte Spruch nicht länger dauern.<br />
Sie flehte, zu Lucien hingewandt:<br />
>Dein Treuer braucht dich jetzt im harten Streite,<br />
Darum empfehl’ ich ihn in deine Hand.<<br />
Lucia, die sich ganz dem Mitleid weihte,<br />
Bewegte sich zum Orte, wo ich war,<br />
In Ruhe sitzend an der Rahel Seite.<br />
Sie sprach: >Beatrix, Gottes Preis fürwahr!<br />
Hilfst du ihm nicht, ihm, der aus großer Liebe<br />
Für dich entrann aus der gemeinen Schar,<br />
Als ob dein Ohr taub seinen Klagen bliebe,<br />
Als sähest du ihn nicht im Wirbel dort,<br />
Bedroht, mehr als ob Meeressturm ihn triebe?<<br />
Nicht eilt so schnell auf Erden einer fort,<br />
Den Gier nach Glück und Furcht vor Leid betören,<br />
Wie ich herabgeeilt bei solchem Wort,<br />
70 I’ son Beatrice che ti faccio andare;<br />
vegno del loco ove tornar disio;<br />
amor mi mosse, che mi fa parlare.<br />
73 Quando sarò dinanzi al segnor mio,<br />
di te mi loderò sovente a lui≪.<br />
Tacette allora, e poi comincia’ io:<br />
76<br />
≫O donna di virtù sola per cui<br />
l’umana spezie eccede ogne contento<br />
di quel ciel c’ ha minor li cerchi sui,<br />
79 tanto m’aggrada il tuo comandamento,<br />
che l’ubidir, se già fosse, m’è tardi;<br />
più non t’è uo’ ch’aprirmi il tuo talento.<br />
82 Ma dimmi la cagion che non ti guardi<br />
de lo scender qua giuso in questo centro<br />
de l’ampio loco ove tornar tu ardi.≪<br />
85<br />
≫Da che tu vuo’ saver cotanto a dentro,<br />
dirotti brievemente≪, mi rispuose,<br />
≫perch’i’ non temo di venir qua entro.<br />
88 Temer si dee di sole quelle cose<br />
c’ hanno potenza di fare altrui male;<br />
de l’altre no, ché non son paurose.<br />
91 I’ son fatta da Dio, sua mercé, tale,<br />
che la vostra miseria non mi tange,<br />
né fiamma d’esto ’ncendio non m’assale.<br />
94 Donna è gentil nel ciel che si compiange<br />
di questo ’mpedimento ov’io ti mando,<br />
sì che duro giudicio là sù frange.<br />
97 Questa chiese Lucia in suo dimando<br />
e disse: >Or ha bisogno il tuo fedele<br />
di te, e io a te lo raccomando.<<br />
100 Lucia, nimica di ciascun crudele,<br />
si mosse, e venne al loco dov’i’ era,<br />
che mi sedea con l’antica Rachele.<br />
103 Disse: >Beatrice, loda di Dio vera,<br />
ché non soccorri quei che t’amò tanto,<br />
ch’uscì per te de la volgare schiera?<br />
106 Non odi tu la pieta del suo pianto,<br />
non vedi tu la morte che ’l combatte<br />
su la fiumana ove ’l mar non ha vanto?<<br />
109 Al mondo non fur mai persone ratte<br />
a far lor pro o a fuggir lor danno,<br />
com’io, dopo cotai parole fatte,
Hölle: Dritter Gesang Pagina 7<br />
Von meinem Sitz in jenen sel’gen Chören,<br />
Vertrau’nd auf deiner würd’gen Rede Macht,<br />
<strong>Die</strong> Ruhm dir bringt und allen, die sie hören.≪<br />
Als nun Beatrix solches vorgebracht,<br />
Da wandte sie die Augenstern’ in Zähren,<br />
Und dies hat mich nur schneller hergebracht.<br />
So komm’ ich denn daher auf ihr Begehren,<br />
Das Untier von dir scheuchend, dem’s gelang,<br />
Den kurzen Weg des schönen Bergs zu wehren.<br />
Was also ist dir? Warum weilst du bang?<br />
Was herbergst du die Feigheit im Gemüte?<br />
Was weicht dein Mut, dein kühner Tatendrang,<br />
Da sich drei heil’ge Himmelsfrau’n voll Güte<br />
Für dich bemüh’n und dir mein Mund verspricht,<br />
Daß ihre treue Sorge dich behüte?“<br />
Gleichwie die Blum’ im ersten Sonnenlicht,<br />
Beim nächt’gen Reif gesunken und verschlossen,<br />
Den Stiel erhebt und ihren Kelch entflicht;<br />
So hob die Kraft, erst schmachtend und verdrossen,<br />
In meinem Herzen sich zu gutem Mut,<br />
Und ich begann, frohsinnig und entschlossen:<br />
” O wie ist sie, die für mich sorgte, gut!<br />
Wie freundlich bist auch du, der den Befehlen<br />
Der Herrlichen so schnell Genüge tut!<br />
Schon fühl’ ich mich zu heißer Sehnsucht stählen<br />
Von deinem Wort, schon fühl’ ich, nicht mehr bang,<br />
Vom ersten Vorsatz wieder mich beseelen.<br />
Drum auf, in beiden ist ein gleicher Drang,<br />
Herr, Führer, Meister, auf zum großen Wege!“<br />
Ich sprach’s zu ihm, und, folgend seinem Gang,<br />
112 venni qua giù del mio beato scanno,<br />
fidandomi del tuo parlare onesto,<br />
ch’onora te e quei ch’udito l’ hanno.≪<br />
115 Poscia che m’ebbe ragionato questo,<br />
li occhi lucenti lagrimando volse,<br />
per che mi fece del venir più presto.<br />
118 E venni a te così com’ella volse:<br />
d’inanzi a quella fiera ti levai<br />
che del bel monte il corto andar ti tolse.<br />
121 Dunque: che è perché, perché restai,<br />
perché tanta viltà nel core allette,<br />
perché ardire e franchezza non hai,<br />
124 poscia che tai tre donne benedette<br />
curan di te ne la corte del cielo,<br />
e ’l mio parlar tanto ben ti promette?“<br />
127 Quali fioretti dal notturno gelo<br />
chinati e chiusi, poi che ’l sol li ’mbianca,<br />
si drizzan tutti aperti in loro stelo,<br />
130 tal mi fec’io di mia virtude stanca,<br />
e tanto buono ardire al cor mi corse,<br />
ch’i’ cominciai come persona franca:<br />
133<br />
” Oh pietosa colei che mi soccorse!<br />
e te cortese ch’ubidisti tosto<br />
a le vere parole che ti porse!<br />
136 Tu m’ hai con disiderio il cor disposto<br />
sì al venir con le parole tue,<br />
ch’i’ son tornato nel primo proposto.<br />
139 Or va, ch’un sol volere è d’ambedue:<br />
tu duca, tu segnore e tu maestro.“<br />
Così li dissi; e poi che mosso fue,<br />
Schritt ich daher auf waldig rauhem Stege. 142 intrai per lo cammino alto e silvestro.<br />
Dritter Gesang Canto III<br />
≫Durch mich geht’s ein zur Stadt der Qualerkornen,<br />
Durch mich geht’s ein zum ew’gen Weheschlund,<br />
Durch mich geht’s ein zum Volke der Verlornen.<br />
Das Recht war meines hohen Schöpfers Grund;<br />
<strong>Die</strong> Allmacht wollt’ in mir sich offenbaren;<br />
Allweisheit ward und erste Liebe kund.<br />
<strong>Die</strong> schon vor mir erschaffnen Dinge waren<br />
Nur ewige; und ewig daur’ auch ich.<br />
<strong>La</strong>ßt, die ihr eingeht jede Hoffnung fahren.≪<br />
1<br />
≫Per me si va ne la città dolente,<br />
per me si va ne l’etterno dolore,<br />
per me si va tra la perduta gente.<br />
4 Giustizia mosse il mio alto fattore;<br />
fecemi la divina podestate,<br />
la somma sapïenza e ’l primo amore.<br />
7 Dinanzi a me non fuor cose create<br />
se non etterne, e io etterno duro.<br />
<strong>La</strong>sciate ogne speranza, voi ch’intrate.≪
Seite 8 Inferno: Canto III<br />
<strong>Die</strong> Inschrift zeigt’ in dunkler Farbe sich<br />
Geschrieben dort am Gipfel einer Pforte,<br />
Drum ich: ” Hart, Meister, ist ihr Sinn für mich.“<br />
Er, als Erfahrner, sprach dann diese Worte:<br />
” Hier sei jedweder Argwohn weggebannt,<br />
Und jede Feigheit sterb’ an diesem Orte.<br />
Wir sind zur Stelle, die ich dir genannt,<br />
Hier wirst du jene Jammervollen schauen,<br />
Für die das Heil des wahren Lichtes schwand.“<br />
Er faßte meine Hand, daher Vertrauen<br />
Durch sein Gesicht voll Mut auch ich gewann.<br />
Drauf führt’ er mich in das geheime Grauen.<br />
Dort hob Geächz, Geschrei und Klagen an,<br />
<strong>La</strong>ut durch die sternenlose Luft ertönend,<br />
So daß ich selber weinte, da’s begann.<br />
Verschiedne Sprachen, Worte, gräßlich dröhnend,<br />
Handschläge, Klänge heiseren Geschreis,<br />
<strong>Die</strong> Wut, aufkreischend, und der Schmerz, erstöhnend –<br />
<strong>Die</strong>s alles wogte tosend stets, als sei’s<br />
Im Wirbel Sand, durch Lüfte, die zu schwärzen<br />
Es keiner Nacht bedarf, im ew’gen Kreis.<br />
Und, ich vom Wahn umstrickt und bang im Herzen,<br />
Sprach: ” Meister, welch Geschrei, das sich erhebt?<br />
Wer ist doch hier so ganz besiegt von Schmerzen?“<br />
Und er: ” Der Klang, der durch die Lüfte bebt,<br />
Kommt von den Jammerseelen jener Wesen,<br />
<strong>Die</strong> ohne Schimpf und ohne Lob gelebt.<br />
Gemischt sind die Nicht-Guten und Nicht-Bösen<br />
Den Engeln, die nicht Gott getreu im Strauß,<br />
Auch Meutrer nicht und nur für sich gewesen.<br />
<strong>Die</strong> Himmel trieben sie als Mißzier aus,<br />
Und da durch sie der Sünder Stolz erstünde,<br />
Nimmt sie nicht ein der tiefen Hölle Graus.“<br />
Ich drauf: ” Was füllt ihr Wehlaut diese Gründe?<br />
Was ist das Leiden, das so hart sie drückt?“<br />
Und er: ” Vernimm, was ich dir kurz verkünde.<br />
Des Todes Hoffnung ist dem Volk entrückt.<br />
Im blinden Leben, trüb und immer trüber,<br />
Scheint ihrem Neid jed’ andres Los beglückt.<br />
Sie kamen lautlos aus der Welt herüber,<br />
Von Recht und Gnade werden sie verschmäht.<br />
Doch still von ihnen – Schau’ und geh vorüber.“<br />
10 Queste parole di colore oscuro<br />
vid’ïo scritte al sommo d’una porta;<br />
per ch’io: ” Maestro, il senso lor m’è duro.“<br />
13 Ed elli a me, come persona accorta:<br />
” Qui si convien lasciare ogne sospetto;<br />
ogne viltà convien che qui sia morta.<br />
16 Noi siam venuti al loco ov’i’ t’ ho detto<br />
che tu vedrai le genti dolorose<br />
c’ hanno perduto il ben de l’intelletto.“<br />
19 E poi che la sua mano a la mia puose<br />
con lieto volto, ond’io mi confortai,<br />
mi mise dentro a le segrete cose.<br />
22 Quivi sospiri, pianti e alti guai<br />
risonavan per l’aere sanza stelle,<br />
per ch’io al cominciar ne lagrimai.<br />
25 Diverse lingue, orribili favelle,<br />
parole di dolore, accenti d’ira,<br />
voci alte e fioche, e suon di man con elle<br />
28 facevano un tumulto, il qual s’aggira<br />
sempre in quell’aura sanza tempo tinta,<br />
come la rena quando turbo spira.<br />
31 E io ch’avea d’error la testa cinta,<br />
dissi: ” Maestro, che è quel ch’i’ odo?<br />
e che gent’è che par nel duol sì vinta?“<br />
34 Ed elli a me: ” Questo misero modo<br />
tegnon l’anime triste di coloro<br />
che visser sanza ’nfamia e sanza lodo.<br />
37 Mischiate sono a quel cattivo coro<br />
de li angeli che non furon ribelli<br />
né fur fedeli a Dio, ma per sé fuoro.<br />
40 Caccianli i ciel per non esser men belli,<br />
né lo profondo inferno li riceve,<br />
ch’alcuna gloria i rei avrebber d’elli.“<br />
43 E io: ” Maestro, che è tanto greve<br />
a lor che lamentar li fa sì forte?“<br />
Rispuose: ” Dicerolti molto breve.<br />
46 Questi non hanno speranza di morte,<br />
e la lor cieca vita è tanto bassa,<br />
che ’nvidïosi son d’ogne altra sorte.<br />
49 Fama di loro il mondo esser non lassa;<br />
misericordia e giustizia li sdegna:<br />
non ragioniam di lor, ma guarda e passa.“
Hölle: Dritter Gesang Pagina 9<br />
Ich schaute hin und sah im Kreis geweht,<br />
Ein Fähnlein zieh’n, so eilig umgeschwungen,<br />
Daß sich’s zum Ruh’n, so schien mir’s, nie versteht.<br />
In langer Reihe folgten ihm, gezwungen,<br />
So viele Leute, daß ich kaum geglaubt,<br />
Daß je der Tod so vieles Volk verschlungen.<br />
Und hier erblickt’ ich manch bekanntes Haupt,<br />
Auch jenes Schatten, der aus Angst und Zagen<br />
Sich den Verzicht, den großen, feig erlaubt.<br />
Ich war sogleich gewiß, auch hört’ ich sagen,<br />
<strong>Die</strong>s sei der Schlechten jämmerliche Schar,<br />
<strong>Die</strong> Gott und seinen Feinden mißbehagen.<br />
<strong>Die</strong>s Jammervolk, das niemals lebend war,<br />
War nackend und von Flieg’ und Wesp’ umflogen,<br />
Und ward gestachelt viel und immerdar.<br />
Tränen und Blut aus ihren Wunden zogen<br />
In Streifen durch das Antlitz bis zum Grund,<br />
Wo ekle Würmer draus sich Nahrung sogen.<br />
Drauf, als ich weiter blickt’ im düstern Schlund,<br />
Erblickt’ ich Leut’ an einem Stromgestade<br />
Und sprach: ” Jetzt tu, ich bitte, Herr, mir kund,<br />
Von welcher Art sind die, die so gerade,<br />
Wie ich beim düstern Dämmerlicht ersehn,<br />
So eilig weiterzieh’n auf ihrem Pfade?“<br />
Und er darauf: ” Dir wird genug gescheh’n<br />
Am Acheron – dort wird sich alles zeigen,<br />
Wenn wir am traur’gen Ufer stillestehn.“<br />
Da zwang mich Scham, die Augen tief zu neigen,<br />
Aus Furcht, daß ihm mein Fragen lästig sei,<br />
Und ich gebot mir bis zum Strome Schweigen.<br />
Und sieh, es kam ein Mann zu Schiff herbei,<br />
Ein Greis, bedeckt mit schneeig weißen Haaren.<br />
” Weh euch, Verworfne!“ tönte sein Geschrei.<br />
” Nicht hofft, den Himmel jemals zu gewahren.<br />
Ich komm’, euch jenseits hin an das Gestad’<br />
In ew’ge Nacht, in Hitz’ und Frost zu fahren.<br />
Und du, lebend’ge Seele, die genaht,<br />
Mußt dich von diesen, die gestorben, trennen!“<br />
Dann, da er sah, daß ich nicht rückwärts trat:<br />
” Hier kann ich dir den Übergang nicht gönnen,<br />
Für dich geziemen andre Wege sich,<br />
Ein leichtrer Kahn nur wird dich tragen können.“<br />
52 E io, che riguardai, vidi una ’nsegna<br />
che girando correva tanto ratta,<br />
che d’ogne posa mi parea indegna;<br />
55 e dietro le venìa sì lunga tratta<br />
di gente, ch’i’ non averei creduto<br />
che morte tanta n’avesse disfatta.<br />
58 Poscia ch’io v’ebbi alcun riconosciuto,<br />
vidi e conobbi l’ombra di colui<br />
che fece per viltade il gran rifiuto.<br />
61 Incontanente intesi e certo fui<br />
che questa era la setta d’i cattivi,<br />
a Dio spiacenti e a’ nemici sui.<br />
64 Questi sciaurati, che mai non fur vivi,<br />
erano ignudi e stimolati molto<br />
da mosconi e da vespe ch’eran ivi.<br />
67 Elle rigavan lor di sangue il volto,<br />
che, mischiato di lagrime, a’ lor piedi<br />
da fastidiosi vermi era ricolto.<br />
70 E poi ch’a riguardar oltre mi diedi,<br />
vidi genti a la riva d’un gran fiume;<br />
per ch’io dissi: ” Maestro, or mi concedi<br />
73 ch’i’ sappia quali sono, e qual costume<br />
le fa di trapassar parer sì pronte,<br />
com’i’ discerno per lo fioco lume.“<br />
76 Ed elli a me: ” Le cose ti fier conte<br />
quando noi fermerem li nostri passi<br />
su la trista riviera d’Acheronte.“<br />
79 Allor con li occhi vergognosi e bassi,<br />
temendo no ’l mio dir li fosse grave,<br />
infino al fiume del parlar mi trassi.<br />
82 Ed ecco verso noi venir per nave<br />
un vecchio, bianco per antico pelo,<br />
gridando: ” Guai a voi, anime prave!<br />
85 Non isperate mai veder lo cielo:<br />
i’ vegno per menarvi a l’altra riva<br />
ne le tenebre etterne, in caldo e ’n gelo.<br />
88 E tu che se’ costì, anima viva,<br />
pàrtiti da cotesti che son morti.“<br />
Ma poi che vide ch’io non mi partiva,<br />
91 disse: ” Per altra via, per altri porti<br />
verrai a piaggia, non qui, per passare:<br />
più lieve legno convien che ti porti.“
Seite 10 Inferno: Canto III<br />
Virgil drauf: ” Charon, nicht erbose dich.<br />
Dort, wo der Wille Macht ist, ward’s verhangen;<br />
<strong>Die</strong>s sei genug, nicht weiter frage mich.“<br />
Hierauf ließ ruhen die bewollten Wangen<br />
Des fahlen Sumpfs erzürnter Steuermann,<br />
Des Augen Flammenräder rings umschlangen.<br />
Da hob grau’nvolles Zähneklappen an,<br />
Und es entfärbten sich die Tiefgebeugten,<br />
Seit Charon jenen grausen Spruch begann.<br />
Sie fluchten Gott und denen, die sie zeugten,<br />
Dem menschlichen Geschlecht, dem Vaterland,<br />
Dem ersten Licht, den Brüsten, die sie säugten.<br />
Dann drängten sie zusammen sich am Strand,<br />
Dem Schrecklichen, zu welchem alle kommen,<br />
<strong>Die</strong> Gott nicht scheu’n, und laut Geheul entstand.<br />
Charon, mit Augen, die wie Kohlen glommen,<br />
Winkt’ ihnen und schlug mit dem Ruder los,<br />
Wenn einer sich zum Warten Zeit genommen.<br />
Gleich wie im Herbste bei des Nordwinds Stoß<br />
Ein Blatt zum andern fällt, bis daß sie alle<br />
Der Baum erstattet hat dem Erdenschoß;<br />
So stürzen, hergewinkt, in jähem Falle<br />
Sich Adams schlechte Sprossen in den Kahn,<br />
Wie angelockte Vögel in die Falle.<br />
Durch schwarze Fluten geht des Nachens Bahn,<br />
Und eh’ sie noch das Ufer dort erreichen,<br />
Drängt hier schon eine neue Schar heran.<br />
” Mein Sohn,“ sprach mild der Meister, die erbleichen<br />
”<br />
In Gottes Zorne, werden alle hier<br />
Am Strand vereint aus allen Erdenreichen.<br />
Man scheint zur Überfahrt sehr eilig dir,<br />
Doch die Gerechtigkeit treibt diese Leute<br />
Und wandelt ihre bange Furcht in Gier.<br />
Kein guter Geist macht diese Fahrt; und dräute<br />
Dir Charon, weil du hier dich eingestellt,<br />
So kannst du wissen, was sein Wort bedeute.“<br />
Hier wankte so mit Macht das dunkle Feld,<br />
Daß mich noch jetzt Schweißtropfen übertauen,<br />
Sooft dies Schreckensbild mich überfällt.<br />
Ein Windstoß fuhr aus den betränten Auen,<br />
Und blitzt’ ein rotes Licht, das jeden Sinn<br />
Bewältigte mit ungeheurem Grauen,<br />
94 E ’l duca lui: ” Caron, non ti crucciare:<br />
vuolsi così colà dove si puote<br />
ciò che si vuole, e più non dimandare.“<br />
97 Quinci fuor quete le lanose gote<br />
al nocchier de la livida palude,<br />
che ’ntorno a li occhi avea di fiamme rote.<br />
100 Ma quell’anime, ch’eran lasse e nude,<br />
cangiar colore e dibattero i denti,<br />
ratto che ’nteser le parole crude.<br />
103 Bestemmiavano Dio e lor parenti,<br />
l’umana spezie e ’l loco e ’l tempo e ’l seme<br />
di lor semenza e di lor nascimenti.<br />
106 Poi si ritrasser tutte quante insieme,<br />
forte piangendo, a la riva malvagia<br />
ch’attende ciascun uom che Dio non teme.<br />
109 Caron dimonio, con occhi di bragia<br />
loro accennando, tutte le raccoglie;<br />
batte col remo qualunque s’adagia.<br />
112 Come d’autunno si levan le foglie<br />
l’una appresso de l’altra, fin che ’l ramo<br />
vede a la terra tutte le sue spoglie,<br />
115 similemente il mal seme d’Adamo<br />
gittansi di quel lito ad una ad una,<br />
per cenni come augel per suo richiamo.<br />
118 Così sen vanno su per l’onda bruna,<br />
e avanti che sien di là discese,<br />
anche di qua nuova schiera s’auna.<br />
121<br />
” Figliuol mio,“ disse ’l maestro cortese,<br />
” quelli che muoion ne l’ira di Dio<br />
tutti convegnon qui d’ogne paese;<br />
124 e pronti sono a trapassar lo rio,<br />
ché la divina giustizia li sprona,<br />
sì che la tema si volve in disio.<br />
127 Quinci non passa mai anima buona;<br />
e però, se Caron di te si lagna,<br />
ben puoi sapere omai che ’l suo dir suona.“<br />
130 Finito questo, la buia campagna<br />
tremò sì forte, che de lo spavento<br />
la mente di sudore ancor mi bagna.<br />
133 <strong>La</strong> terra lagrimosa diede vento,<br />
che balenò una luce vermiglia<br />
la qual mi vinse ciascun sentimento;<br />
Und, wie vom Schlaf befallen, stürzt’ ich hin – 136 e caddi come l’uom cui sonno piglia.
Hölle: Vierter Gesang Pagina 11<br />
Vierter Gesang Canto IV<br />
Mir brach den Schlaf im Haupt ein Donnerkrachen,<br />
So schwer, daß ich zusammenfuhr dabei,<br />
Wie einer, den Gewalt zwingt, zu erwachen.<br />
Ich warf umher das Auge wach und frei,<br />
Emporgerichtet spähend, daß ich sähe<br />
Und unterschied’, an welchem Ort ich sei.<br />
So fand ich mich am Talrand, in der Nähe<br />
Des qualenvollen Abgrunds, dessen Kluft<br />
Zum Donnerhall vereint unendlich Wehe.<br />
Tief war er, dunkel, nebelhaft die Luft,<br />
Drum wollte nichts sich klar dem Blicke zeigen,<br />
Den ich geheftet an den Grund der Gruft.<br />
” <strong>La</strong>ß uns zur blinden Welt hinunter steigen,<br />
Ich bin der Erste, du der Zweite dann.“<br />
So sprach Virgil, um drauf erblaßt zu schweigen.<br />
Ich, sehend, wie die Bläss’ ihn überrann,<br />
Sprach: ” Scheust du selber dich, wie kann ich’s wagen,<br />
Der Trost im Zweifel nur durch dich gewann?“<br />
Und er zu mir: ” Des tiefen Abgrunds Plagen<br />
Entfärben mir durch Mitleid das Gesicht,<br />
Und nicht, so wie du meinst, durch feiges Zagen.<br />
Fort, zaudern läßt des Weges Läng’ uns nicht.“<br />
So ging er fort und rief zum ersten Kreise<br />
Mich auch hinein, der jene Kluft umflicht.<br />
Mir schien, nach meinem Ohr, des Klanges Weise,<br />
Der durch die Luft hier bebt’ im ew’gen Tal,<br />
Nicht Klaggeschrei, nur Seufzer dumpf und leise.<br />
Und dieses kam vom Leiden ohne Qual<br />
Der Kinder, Männer und der Frau’n, in Scharen,<br />
<strong>Die</strong> viele waren und von großer Zahl.<br />
Da sprach der Meister: ” Willst du nicht erfahren,<br />
Zu welchen Geistern du gekommen bist?<br />
Bevor wir fortgehn, will ich offenbaren,<br />
Daß sie nicht sündigten; doch g’nügend mißt<br />
Nicht ihr Verdienst, da sie der Tauf entbehrten,<br />
<strong>Die</strong> Pfort’ und Eingang deines Glaubens ist.<br />
Und lebten sie vor Christo auch, so ehrten<br />
Sie doch den Höchsten nicht, wie sich’s gebührt;<br />
Und diese Geister nenn’ ich selbst Gefährten.<br />
Nur dies, nichts andres hat uns hergeführt.<br />
Daß wir in Sehnsucht ohne Hoffnung leben,<br />
Ward uns Verlornen nur als Straf erkürt.“<br />
1 Ruppemi l’alto sonno ne la testa<br />
un greve truono, sì ch’io mi riscossi<br />
come persona ch’è per forza desta;<br />
4 e l’occhio riposato intorno mossi,<br />
dritto levato, e fiso riguardai<br />
per conoscer lo loco dov’io fossi.<br />
7 Vero è che ’n su la proda mi trovai<br />
de la valle d’abisso dolorosa<br />
che ’ntrono accoglie d’infiniti guai.<br />
10 Oscura e profonda era e nebulosa<br />
tanto che, per ficcar lo viso a fondo,<br />
io non vi discernea alcuna cosa.<br />
13<br />
” Or discendiam qua giù nel cieco mondo,“<br />
cominciò il poeta tutto smorto.<br />
” Io sarò primo, e tu sarai secondo.“<br />
16 E io, che del color mi fui accorto,<br />
dissi: ” Come verrò, se tu paventi<br />
che suoli al mio dubbiare esser conforto?“<br />
19 Ed elli a me: ” L’angoscia de le genti<br />
che son qua giù, nel viso mi dipigne<br />
quella pietà che tu per tema senti.<br />
22 Andiam, ché la via lunga ne sospigne.“<br />
Così si mise e così mi fé intrare<br />
nel primo cerchio che l’abisso cigne.<br />
25 Quivi, secondo che per ascoltare,<br />
non avea pianto mai che di sospiri<br />
che l’aura etterna facevan tremare;<br />
28 ciò avvenia di duol sanza martìri,<br />
ch’avean le turbe, ch’eran molte e grandi,<br />
d’infanti e di femmine e di viri.<br />
31 Lo buon maestro a me: ” Tu non dimandi<br />
che spiriti son questi che tu vedi?<br />
Or vo’ che sappi, innanzi che più andi,<br />
34 ch’ei non peccaro; e s’elli hanno mercedi,<br />
non basta, perché non ebber battesmo,<br />
ch’è porta de la fede che tu credi;<br />
37 e s’e’ furon dinanzi al cristianesmo,<br />
non adorar debitamente a Dio:<br />
e di questi cotai son io medesmo.<br />
40 Per tai difetti, non per altro rio,<br />
semo perduti, e sol di tanto offesi<br />
che sanza speme vivemo in disio.“
Seite 12 Inferno: Canto IV<br />
Groß war mein Schmerz, als er dies kundgegeben,<br />
Denn Leute großen Wertes zeigten sich,<br />
<strong>Die</strong> unentschieden hier im Vorhof schweben.<br />
Und ich begann: ” Mein Herr und Meister, sprich“<br />
(Ich wollte mich in jenem Glauben stärken,<br />
Vor dessen Licht des Irrtums Nacht entwich),<br />
” Kam keiner je durch Kraft von eignen Werken,<br />
Durch fremd Verdienst von hier zur Seligkeit?“<br />
Er schien des Worts versteckten Sinn zu merken<br />
Und sprach: ” Ich war noch neu in diesem Leid,<br />
Da ist ein Mächtiger hereingedrungen.<br />
Bekrönt mit Siegesglanz und Herrlichkeit.<br />
Der hat des Urahns Geist der Höll’ entrungen,<br />
Auch Abels, Noahs; und auch Moses hat,<br />
Der Gott gehorcht, mit ihm sich aufgeschwungen.<br />
Abram und David folgten seinem Pfad,<br />
Jakob, sein Vater, seine Söhne schieden,<br />
Und Rahel auch, für die so viel er tat.<br />
Sie und viel andre führt’ er ein zum Frieden,<br />
Und wissen sollst du nun: Vor diesen war<br />
Erlösung keinem Menschengeist beschieden.“<br />
Obwohl er sprach, ging’s vorwärts immerdar,<br />
So daß wir unterdes den Wald durchdrangen,<br />
Den Wald, mein’ ich, der dichten Geisterschar.<br />
Nicht weit von oben waren wir gegangen,<br />
Als ich ein Feu’r in lichten Flammen sah,<br />
<strong>Die</strong> rings im halben Kreis die Nacht bezwangen.<br />
Zwar waren wir dem Ort nicht völlig nah,<br />
Doch einen Kreis von ehrenhaften Leuten,<br />
<strong>Die</strong> diesen Platz besetzt, erkannt’ ich da.<br />
” Du, des sich Wissenschaft und Kunst erfreuten,<br />
Beliebe, wer sie sind, und was sie ehrt<br />
Und von den andern trennt, mir auszudeuten.“<br />
Ich sprach’s, und er: ” Für hochgepriesnen Wert,<br />
Der oben widerklingt in deinem Leben,<br />
Ward ihnen hier vom Himmel Huld gewährt.“<br />
Da hört’ ich eine Stimme sich erheben:<br />
” Der hohe Dichter, auf jetzt zum Empfang!<br />
Sein Schatten kehrt, der jüngst sich fortbegeben.“<br />
Sobald die Stimme, die dies sprach, verklang,<br />
Sah ich heran vier große Geister schreiten,<br />
Im Angesicht nicht fröhlich und nicht bang.<br />
43 Gran duol mi prese al cor quando lo ’ntesi,<br />
però che gente di molto valore<br />
conobbi che ’n quel limbo eran sospesi.<br />
46<br />
49<br />
” Dimmi, maestro mio, dimmi, segnore,“<br />
comincia’ io per volere esser certo<br />
di quella fede che vince ogne errore:<br />
” uscicci mai alcuno, o per suo merto<br />
o per altrui, che poi fosse beato?“<br />
E quei che ’ntese il mio parlar coverto,<br />
52 rispuose: ” Io era nuovo in questo stato,<br />
quando ci vidi venire un possente,<br />
con segno di vittoria coronato.<br />
55 Trasseci l’ombra del primo parente,<br />
d’Abèl suo figlio e quella di Noè,<br />
di Moïsè legista e ubidente;<br />
58 Abraàm patrïarca e Davìd re,<br />
Israèl con lo padre e co’ suoi nati<br />
e con Rachele, per cui tanto fé,<br />
61 e altri molti, e feceli beati.<br />
E vo’ che sappi che, dinanzi ad essi,<br />
spiriti umani non eran salvati.“<br />
64 Non lasciavam l’andar perch’ei dicessi,<br />
ma passavam la selva tuttavia,<br />
la selva, dico, di spiriti spessi.<br />
67 Non era lunga ancor la nostra via<br />
di qua dal sonno, quand’io vidi un foco<br />
ch’emisperio di tenebre vincia.<br />
70 Di lungi n’eravamo ancora un poco,<br />
ma non sì ch’io non discernessi in parte<br />
ch’orrevol gente possedea quel loco.<br />
73<br />
” O tu ch’onori scïenzïa e arte,<br />
questi chi son c’ hanno cotanta onranza,<br />
che dal modo de li altri li diparte?“<br />
76 E quelli a me: ” L’onrata nominanza<br />
che di lor suona sù ne la tua vita,<br />
grazïa acquista in ciel che sì li avanza.“<br />
79 Intanto voce fu per me udita:<br />
” Onorate l’altissimo poeta;<br />
l’ombra sua torna, ch’era dipartita.“<br />
82 Poi che la voce fu restata e queta,<br />
vidi quattro grand’ombre a noi venire:<br />
sembianz’avevan né trista né lieta.
Hölle: Vierter Gesang Pagina 13<br />
Da sprach der gute Meister mir zur Seiten:<br />
” Sieh diesen, in der Hand das Schwert, voran<br />
Den andern gehn, um sie als Fürst zu leiten.<br />
Du siehst Homer, den Dichterkönig, nah’n;<br />
Ihm folgt Horaz, berühmt durch Spott dort oben<br />
Ovid der Dritt’, als letzter kommt Lukan.<br />
Im Namen, den die eine Stimm’ erhoben,<br />
Kommt mit mir selber jeder überein,<br />
Drum ehren sie mich, und dies ist zu loben.“<br />
So war die schöne Schul’ hier im Verein<br />
Des hohen Herrn der höchsten Sangesweise,<br />
Der ob den andern fliegt, ein Aar, allein.<br />
Ein Weilchen sprachen sie im trauten Greise,<br />
Doch als sie grüßend sich zu mir gekehrt,<br />
Da lächelte Virgil zu solchem Preise.<br />
Allein noch höher ward ich dort geehrt,<br />
Indem sie mich in ihrer Schar empfingen<br />
Als Sechsten unter solchem Geist und Wert,<br />
Wobei wir hin bis zu dem Lichte gingen,<br />
Sprechend, wovon ich schicklich schweigen muß,<br />
Wie man dort schicklich sprach von solchen Dingen.<br />
Bald kamen wir an eines Schlosses Fuß,<br />
Von siebenfacher hoher Mau’r umfangen,<br />
Und rings beschützt von einem schönen Fluß.<br />
Als wir mit trocknem Fuße durchgegangen,<br />
Ging’s weiter dann durch sieben Tore fort,<br />
Und eine Wiese sah ich grünend prangen.<br />
Wir fanden Leute strengen Blickes dort,<br />
Mit großer Würd’ in Ansehn, Gang und Mienen<br />
Und wenig sprechend, doch mit sanftem Wort.<br />
Und wir ersah’n dort seitwärts nah bei ihnen<br />
Frei eine Höh’ hellem Lichte glüh’n,<br />
Vor welcher alle klar vor uns erschienen.<br />
Dort gegenüber auf dem samtnen Grün<br />
Sah ich die Großen, ewig Denkenswerten,<br />
<strong>Die</strong> heut mir noch in solzer Seele blüh’n.<br />
Elektren sah ich dort mit viel Gefährten,<br />
Äneas, Hektorn hatt’ ich bald erkannt,<br />
Cäsarn, den mit dem Adlerblick bewehrten.<br />
Penthesilea war auf grünem <strong>La</strong>nd;<br />
Zur andern Seite sah ich auch <strong>La</strong>tinen,<br />
Der bei <strong>La</strong>vinien, seiner Tochter, stand.<br />
85 Lo buon maestro cominciò a dire:<br />
” Mira colui con quella spada in mano,<br />
che vien dinanzi ai tre sì come sire:<br />
88 quelli è Omero poeta sovrano;<br />
l’altro è Orazio satiro che vene;<br />
Ovidio è ’l terzo, e l’ultimo Lucano.<br />
91 Però che ciascun meco si convene<br />
nel nome che sonò la voce sola,<br />
fannomi onore, e di ciò fanno bene.“<br />
94 Così vid’i’ adunar la bella scola<br />
di quel segnor de l’altissimo canto<br />
che sovra li altri com’aquila vola.<br />
97 Da ch’ebber ragionato insieme alquanto,<br />
volsersi a me con salutevol cenno,<br />
e ’l mio maestro sorrise di tanto;<br />
100 e più d’onore ancora assai mi fenno,<br />
ch’e’ sì mi fecer de la loro schiera,<br />
sì ch’io fui sesto tra cotanto senno.<br />
103 Così andammo infino a la lumera,<br />
parlando cose che ’l tacere è bello,<br />
sì com’era ’l parlar colà dov’era.<br />
106 Venimmo al piè d’un nobile castello,<br />
sette volte cerchiato d’alte mura,<br />
difeso intorno d’un bel fiumicello.<br />
109 Questo passammo come terra dura;<br />
per sette porte intrai con questi savi:<br />
giugnemmo in prato di fresca verdura.<br />
112 Genti v’eran con occhi tardi e gravi,<br />
di grande autorità ne’ lor sembianti:<br />
parlavan rado, con voci soavi.<br />
115 Traemmoci così da l’un de’ canti,<br />
in loco aperto, luminoso e alto,<br />
sì che veder si potien tutti quanti.<br />
118 Colà diritto, sovra ’l verde smalto,<br />
mi fuor mostrati li spiriti magni,<br />
che del vedere in me stesso m’essalto.<br />
121 I’ vidi Eletra con molti compagni,<br />
tra ’ quai conobbi Ettòr ed Enea,<br />
Cesare armato con li occhi grifagni.<br />
124 Vidi Cammilla e la Pantasilea;<br />
da l’altra parte vidi ’l re <strong>La</strong>tino<br />
che con <strong>La</strong>vina sua figlia sedea.
Seite 14 Inferno: Canto V<br />
Ich sah den Brutus, der verjagt Tarquinen,<br />
Lucrezien, Julien, Marzien, und, allein<br />
Beiseite sitzend, sah ich Saladinen.<br />
Dann, höher blickend, sah im hellen Schein<br />
Ich auch den Meister derer, welche wissen,<br />
Der von den Seinen schien umringt zu sein,<br />
Sie all ihn hochzuehren sehr beflissen;<br />
Den Plato ihm zunächst und Sokrates,<br />
<strong>Die</strong> dort den Sitz vor andern an sich rissen.<br />
Den Anaxagoras, Diogenes,<br />
Den Demokrit, des Welt der Zufall machte,<br />
Den Zeno, Heraklit, Empedokles.<br />
Ihn, der ans Licht der Pflanzen Kräfte brachte,<br />
Den Dioskorides, den Orpheus dann,<br />
Den Seneka, der Schmerz und Luft verlachte.<br />
Auch Ptolemäus kam, Euklid heran,<br />
So auch Averroes, der, seinen Weisen<br />
Erklärend, selbst der Weisheit Ruhm gewann.<br />
Doch nicht vermag ich jeden hier zu greifen,<br />
Denn also drängt des Stoffes Größe mich,<br />
Daß ihren <strong>Die</strong>nst mir kaum die Wort’ erweisen.<br />
Hier teilten nun die sechs Gefährten sich.<br />
Mich führt’ auf anderm Weg mein weiser Leiter<br />
Dahin, wo Stille lautem Tosen wich,<br />
127 Vidi quel Bruto che cacciò Tarquino,<br />
Lucrezia, Iulia, Marzïa e Corniglia;<br />
e solo, in parte, vidi ’l Saladino.<br />
130 Poi ch’innalzai un poco più le ciglia,<br />
vidi ’l maestro di color che sanno<br />
seder tra filosofica famiglia.<br />
133 Tutti lo miran, tutti onor li fanno:<br />
quivi vid’ïo Socrate e Platone,<br />
che ’nnanzi a li altri più presso li stanno;<br />
136 Democrito che ’l mondo a caso pone,<br />
Dïogenès, Anassagora e Tale,<br />
Empedoclès, Eraclito e Zenone;<br />
139 e vidi il buono accoglitor del quale,<br />
Dïascoride dico; e vidi Orfeo,<br />
Tulïo e Lino e Seneca morale;<br />
142 Euclide geomètra e Tolomeo,<br />
Ipocràte, Avicenna e Galïeno,<br />
Averoìs che ’l gran comento feo.<br />
145 Io non posso ritrar di tutti a pieno,<br />
però che sì mi caccia il lungo tema,<br />
che molte volte al fatto il dir vien meno.<br />
148 <strong>La</strong> sesta compagnia in due si scema:<br />
per altra via mi mena il savio duca,<br />
fuor de la queta, ne l’aura che trema.<br />
Und dorthin, wo nichts leuchtet, schritt ich weiter. 151 E vegno in parte ove non è che luca.<br />
Fünfter Gesang Canto V<br />
So ging’s hinab vom ersten Kreis zum zweiten,<br />
Der kleinern Raum, doch größres Weh umringt,<br />
Das antreibt, Klag’ und Winseln zu verbreiten.<br />
Graus steht dort Minos, fletscht die Zähn’ und bringt<br />
<strong>Die</strong> Schuld ans Licht, wie tief sie sich verfehle,<br />
Urteilt, schickt fort, je wie er sich umschlingt.<br />
Ich sage, wenn die schlechtgeborne Seele<br />
Ihm vorkommt, beichtet sie der Sünden <strong>La</strong>st;<br />
Und jener Kenner aller Menschenfehle,<br />
Sieht, welcher Ort des Abgrunds für die paßt,<br />
Und schickt sie soviel Grad’ hinab zur Hölle,<br />
Als oft er sich mit seinem Schweif umfaßt.<br />
Von vielem Volk ist stets besetzt die Schwelle,<br />
Und nach und nach kommt jeder zum Gericht,<br />
Spricht, hört und eilt zu der bestimmten Stelle.<br />
1 Così discesi del cerchio primaio<br />
giù nel secondo, che men loco cinghia<br />
e tanto più dolor, che punge a guaio.<br />
4 Stavvi Minòs orribilmente, e ringhia:<br />
essamina le colpe ne l’intrata;<br />
giudica e manda secondo ch’avvinghia.<br />
7 Dico che quando l’anima mal nata<br />
li vien dinanzi, tutta si confessa;<br />
e quel conoscitor de le peccata<br />
10 vede qual loco d’inferno è da essa;<br />
cignesi con la coda tante volte<br />
quantunque gradi vuol che giù sia messa.<br />
13 Sempre dinanzi a lui ne stanno molte:<br />
vanno a vicenda ciascuna al giudizio,<br />
dicono e odono e poi son giù volte.
Hölle: Fünfter Gesang Pagina 15<br />
” Du, der in diese Qualbehausung bricht,“<br />
So rief mir Minos, als er mich ersehen,<br />
Und ließ indes die Übung großer Pflicht;<br />
” Schau’, wem du traust! Leicht ist’s hineinzugehen,<br />
Doch täusche nicht dich ein verwegner Drang.“<br />
Mein Führer drauf: <strong>La</strong>ß dir den Groll vergehen!<br />
”<br />
Nicht hindre den von Gott gebotnen Gang,<br />
Dort will man’s, wo das Können gleicht dem Wollen.<br />
Nicht mehr gefragt, denn unser Weg ist lang.“<br />
Bald hört’ ich nun, wie Jammertön’ erschollen,<br />
Denn ich gelangte nieder zu dem Haus,<br />
Zur Klag’ und dem Geheul der Unglückvollen.<br />
Jedwedes Licht verstummt’ im dunkeln Graus,<br />
Das brüllte, wie wenn sich der Sturm erhoben,<br />
Beim Kampf der Winde lautes Meergebraus.<br />
Nie ruht der Höllenwirbelwind vom Toben<br />
Und reißt zu ihrer Qual die Geister fort<br />
Und dreht sie um nach unten und nach oben.<br />
Ihr Jammerschrei, Geheul und Klagewort,<br />
Nah’n sie den trümmervollen Felsenklüften,<br />
Verlästern fluchend Gottes Tugend dort.<br />
Daß Fleischessünder dies erdulden müßten,<br />
Vernahm ich, die, verlockt vom Sinnentrug,<br />
Einst unterwarfen die Vernunft den Lüsten.<br />
So wie zur Winterszeit mit irrem Flug<br />
Ein dichtgedrängter breiter Troß von Staren,<br />
So sah ich hier im Sturm der Sünder Zug<br />
Hierhin und dort, hinauf’, hinunterfahren,<br />
Gestärkt von keiner Hoffnung, mindres Leid,<br />
Geschweige jemals Ruhe zu erfahren.<br />
Wie Kraniche, zum Streifen lang gereiht<br />
In hoher Luft die Klagelieder krächzen,<br />
So sah ich von des Sturms Gewaltsamkeit<br />
<strong>Die</strong> Schatten hergeweht mit bangem Ächzen.<br />
” Wer sind die, Meister, welche her und hin<br />
Der Sturmwind treibt, und die nach Ruhe lechzen?“<br />
So ich – und er: ” Des Zuges Führerin,<br />
Von welchem du gewünscht, Bericht zu hören,<br />
War vieler Zungen große Kaiserin.<br />
Sie ließ von Wollust also sich betören,<br />
Daß sie für das Gelüst Gesetz’ erfand.<br />
Um nur der tiefen Schmach sich zu erwehren.<br />
16<br />
19<br />
” O tu che vieni al doloroso ospizio,“<br />
disse Minòs a me quando mi vide,<br />
lasciando l’atto di cotanto offizio,<br />
” guarda com’entri e di cui tu ti fide;<br />
non t’inganni l’ampiezza de l’intrare!“<br />
E ’l duca mio a lui: Perché pur gride?<br />
”<br />
22 Non impedir lo suo fatale andare:<br />
vuolsi così colà dove si puote<br />
ciò che si vuole, e più non dimandare.“<br />
25 Or incomincian le dolenti note<br />
a farmisi sentire; or son venuto<br />
là dove molto pianto mi percuote.<br />
28 Io venni in loco d’ogne luce muto,<br />
che mugghia come fa mar per tempesta,<br />
se da contrari venti è combattuto.<br />
31 <strong>La</strong> bufera infernal, che mai non resta,<br />
mena li spirti con la sua rapina;<br />
voltando e percotendo li molesta.<br />
34 Quando giungon davanti a la ruina,<br />
quivi le strida, il compianto, il lamento;<br />
bestemmian quivi la virtù divina.<br />
37 Intesi ch’a così fatto tormento<br />
enno dannati i peccator carnali,<br />
che la ragion sommettono al talento.<br />
40 E come li stornei ne portan l’ali<br />
nel freddo tempo, a schiera larga e piena,<br />
così quel fiato li spiriti mali<br />
43 di qua, di là, di giù, di sù li mena;<br />
nulla speranza li conforta mai,<br />
non che di posa, ma di minor pena.<br />
46 E come i gru van cantando lor lai,<br />
faccendo in aere di sé lunga riga,<br />
così vid’io venir, traendo guai,<br />
49 ombre portate da la detta briga;<br />
per ch’i’ dissi: ” Maestro, chi son quelle<br />
genti che l’aura nera sì gastiga?“<br />
52<br />
” <strong>La</strong> prima di color di cui novelle<br />
tu vuo’ saper,“ mi disse quelli allotta,<br />
” fu imperadrice di molte favelle.<br />
55 A vizio di lussuria fu sì rotta,<br />
che libito fé licito in sua legge,<br />
per tòrre il biasmo in che era condotta.
Seite 16 Inferno: Canto V<br />
Sie ist Semiramis, wie allbekannt,<br />
Nachfolgerin des Ninus, ihres Gatten,<br />
Einst herrschend in des Sultans Stadt und <strong>La</strong>nd.<br />
Dann sie, die, ungetreu Sichäus’ Schatten,<br />
Aus Liebe selber sich geweiht dem Tod’<br />
Sieh dann Kleopatra im Flug ermatten.<br />
Auch Helena, die Ursach’ großer Not,<br />
Im Sturme sah ich den Achill sich heben,<br />
Der allem Trotz, nur nicht der Liebe, bot.<br />
Den Paris sah ich dort, den Tristan schweben,“<br />
Und tausend andre zeigt’ und nannt’ er dann,<br />
<strong>Die</strong> Liebe fortgejagt aus unserm Leben.<br />
<strong>La</strong>ng hört’ ich den Bericht des Lehrers an,<br />
Von diesen Rittern und den Frau’n der Alten,<br />
Voll Mitleid und voll Angst, bis ich begann:<br />
” Mit diesen Zwei’n, die sich zusammenhalten,<br />
<strong>Die</strong>, wie es scheint, so leicht im Sturme sind,<br />
Möcht’ ich, o Dichter, gern mich unterhalten.“<br />
Und er darauf: ” Gib Achtung, wenn der Wind<br />
Sie näher führt, dann bei der Liebe flehe,<br />
<strong>Die</strong> beide führt, da kommen sie geschwind.“<br />
Kaum waren sie geweht in unsre Nähe,<br />
Als ich begann: ” Gequälte Geister, weilt,<br />
Wenn’s niemand wehrt, und sagt uns euer Wehe.“<br />
Gleich wie ein Taubenpaar die Lüfte teilt,<br />
Wenn’s mit weitausgespreizten steten Schwingen<br />
Zum süßen Nest herab voll Sehnsucht eilt;<br />
So sah ich sie dem Schwarme sich entringen,<br />
Bewegt vom Ruf der heißen Ungeduld,<br />
Und durch den Sturm sich zu uns niederschwingen.<br />
” Du, der du uns besuchst voll Gut’ und Huld<br />
In purpurschwarzer Nacht, uns, die die Erde<br />
Vordem mit Blut getüncht durch unsre Schuld,<br />
Gern bäten wir, daß Fried’ und Ruh’ dir werde,<br />
War’ uns der Fürst des Weltenalls geneigt,<br />
Denn dich erbarmt der seltsamen Beschwerde.<br />
Wie ihr zu Red’ und Hören Lust bezeigt,<br />
So reden wir, so leih’n wir euch die Ohren,<br />
Wenn nur, wie eben jetzt, der Sturmwind schweigt.<br />
Ich ward am Meerstrand in der Stadt geboren,<br />
Wo seinen <strong>La</strong>uf der Po zur Ruhe lenkt,<br />
Bald mit dem Flußgefolg im Meer verloren.<br />
58 Ell’è Semiramìs, di cui si legge<br />
che succedette a Nino e fu sua sposa:<br />
tenne la terra che ’l Soldan corregge.<br />
61 L’altra è colei che s’ancise amorosa,<br />
e ruppe fede al cener di Sicheo;<br />
poi è Cleopatràs lussurïosa.<br />
64 Elena vedi, per cui tanto reo<br />
tempo si volse, e vedi ’l grande Achille,<br />
che con amore al fine combatteo.<br />
67 Vedi Parìs, Tristano“; e più di mille<br />
ombre mostrommi e nominommi a dito,<br />
ch’amor di nostra vita dipartille.<br />
70 Poscia ch’io ebbi ’l mio dottore udito<br />
nomar le donne antiche e ’ cavalieri,<br />
pietà mi giunse, e fui quasi smarrito.<br />
73 I’ cominciai: ” Poeta, volontieri<br />
parlerei a quei due che ’nsieme vanno,<br />
e paion sì al vento esser leggeri.“<br />
76 Ed elli a me: ” Vedrai quando saranno<br />
più presso a noi; e tu allor li priega<br />
per quello amor che i mena, ed ei verranno.“<br />
79 Sì tosto come il vento a noi li piega,<br />
mossi la voce: ” O anime affannate,<br />
venite a noi parlar, s’altri nol niega!“<br />
82 Quali colombe dal disio chiamate<br />
con l’ali alzate e ferme al dolce nido<br />
vegnon per l’aere, dal voler portate;<br />
85 cotali uscir de la schiera ov’è Dido,<br />
a noi venendo per l’aere maligno,<br />
sì forte fu l’affettüoso grido.<br />
88<br />
” O animal grazïoso e benigno<br />
che visitando vai per l’aere perso<br />
noi che tignemmo il mondo di sanguigno,<br />
91 se fosse amico il re de l’universo,<br />
noi pregheremmo lui de la tua pace,<br />
poi c’ hai pietà del nostro mal perverso.<br />
94 Di quel che udire e che parlar vi piace,<br />
noi udiremo e parleremo a voi,<br />
mentre che ’l vento, come fa, ci tace.<br />
97 Siede la terra dove nata fui<br />
su la marina dove ’l Po discende<br />
per aver pace co’ seguaci sui.
Hölle: Fünfter Gesang Pagina 17<br />
<strong>Die</strong> Liebe, die in edles Herz sich senkt,<br />
Fing diesen durch den Leib, den Liebreiz schmückte,<br />
Der mir geraubt ward, wie’s noch jetzt mich kränkt.<br />
<strong>Die</strong> Liebe, die Geliebte stets berückte,<br />
Ergriff für diesen mich mit solchem Brand,<br />
Daß, wie du siehst, kein Leid ihn unterdrückte.<br />
<strong>Die</strong> Liebe hat uns in ein Grab gesandt.<br />
Kaina harret des, der uns erschlagen.“<br />
Der Schatten sprach’s, uns kläglich zugewandt.<br />
Vernehmend der bedrängten Seelen Klagen,<br />
Neigt’ ich mein Angesicht und stand gebückt.<br />
” Was denkst du?“ hört’ ich drauf den Dichter fragen.<br />
” Weh,“ sprach ich, welche Glut, die sie durchzückt,<br />
”<br />
Welch süßes Sinnen, liebliches Begehren<br />
Hat sie in dieses Qualenland entrückt?“<br />
Drauf säumt’ ich nicht, zu jener mich zu kehren.<br />
” Franziska,“ So begann ich nun, dein Leid<br />
”<br />
Drängt mir ins Auge fromme Mitleidszähren.<br />
Doch sage mir: In süßer Seufzer Zeit,<br />
Wodurch und wie verriet die Lieb’ euch beiden<br />
Den zweifelhaften Wunsch der Zärtlichkeit?“<br />
Und sie zu mir: ” Wer fühlt wohl größres Leiden<br />
Als der, dem schöner Zeiten Bild erscheint<br />
Im Mißgeschick? Dein Lehrer mag’s entscheiden.<br />
Doch da dein Wunsch so warm und eifrig scheint,<br />
Zu wissen, was hervor die Liebe brachte,<br />
So will ich tun, wie wer da spricht und weint.<br />
Wir lasen einst, weil’s beiden Kurzweil machte,<br />
Von <strong>La</strong>nzelot, wie ihn die Lieb’ umschlang.<br />
Wir waren einsam, ferne von Verdachte.<br />
Das Buch regt’ in uns auf des Herzens Drang,<br />
Trieb unsre Blick’ und macht’ uns oft erblassen,<br />
Doch eine Stelle war’s, die uns bezwang,<br />
Als das ersehnte Lächeln küssen lassen,<br />
Der, so dies schrieb, vom Buhlen schön und hehr.<br />
Da naht’ er, der mich nimmer wird verlassen,<br />
da küßte zitternd meinen Mund auch er –<br />
Galeotto war das Buch, und der’s verfaßte –<br />
An jenem Tage lasen wir nicht mehr.“<br />
Der eine Schatten sprach’s, der andre faßte<br />
Sich kaum vor Weinen, und mir schwand der Sinn<br />
Vor Mitleid, daß ich wie im Tod erblaßte,<br />
100 Amor, ch’al cor gentil ratto s’apprende,<br />
prese costui de la bella persona<br />
che mi fu tolta; e ’l modo ancor m’offende.<br />
103 Amor, ch’a nullo amato amar perdona,<br />
mi prese del costui piacer sì forte,<br />
che, come vedi, ancor non m’abbandona.<br />
106 Amor condusse noi ad una morte.<br />
Caina attende chi a vita ci spense.“<br />
Queste parole da lor ci fuor porte.<br />
109 Quand’io intesi quell’anime offense,<br />
china’ il viso, e tanto il tenni basso,<br />
fin che ’l poeta mi disse: ” Che pense?“<br />
112 Quando rispuosi, cominciai: ” Oh lasso,<br />
quanti dolci pensier, quanto disio<br />
menò costoro al doloroso passo!“<br />
115 Poi mi rivolsi a loro e parla’ io,<br />
e cominciai: ” Francesca, i tuoi martìri<br />
a lagrimar mi fanno tristo e pio.<br />
118 Ma dimmi: al tempo d’i dolci sospiri,<br />
a che e come concedette amore<br />
che conosceste i dubbiosi disiri?“<br />
121 E quella a me: ” Nessun maggior dolore<br />
che ricordarsi del tempo felice<br />
ne la miseria; e ciò sa ’l tuo dottore.<br />
124 Ma s’a conoscer la prima radice<br />
del nostro amor tu hai cotanto affetto,<br />
dirò come colui che piange e dice.<br />
127 Noi leggiavamo un giorno per diletto<br />
di <strong>La</strong>ncialotto come amor lo strinse;<br />
soli eravamo e sanza alcun sospetto.<br />
130 Per più fïate li occhi ci sospinse<br />
quella lettura, e scolorocci il viso;<br />
ma solo un punto fu quel che ci vinse.<br />
133 Quando leggemmo il disïato riso<br />
esser basciato da cotanto amante,<br />
questi, che mai da me non fia diviso,<br />
136 la bocca mi basciò tutto tremante.<br />
Galeotto fu ’l libro e chi lo scrisse:<br />
quel giorno più non vi leggemmo avante.“<br />
139 Mentre che l’uno spirto questo disse,<br />
l’altro piangëa; sì che di pietade<br />
io venni men così com’io morisse.<br />
Und wie ein Leichnam hinfällt, fiel ich hin. 142 E caddi come corpo morto cade.
Seite 18 Inferno: Canto VI<br />
Sechster Gesang Canto VI<br />
Bei Rückkehr der Erinn’rung, die sich schloß<br />
Vor Mitleid um die zwei, das so mich quälte,<br />
Daß das Bewußtsein mir vor Schmerz zerfloß,<br />
Erblickt’ ich neue Qualen und Gequälte<br />
Rings um mich her, ob den, ob jenen Pfad<br />
Zum Geh’n und Schau’n sich Fuß und Auge wählte.<br />
Es war der dritte Kreis, den ich betrat,<br />
Von ew’gem, kaltem, maledeitem Regen<br />
Von gleicher Art und Regel früh und spat.<br />
Schnee, dichter Hagel, dunkle Fluten pflegen<br />
<strong>Die</strong> Nacht dort zu durchzieh’n in wildem Guß;<br />
Stank qualmt die Erde, die’s empfängt, entgegen.<br />
Ein Untier, wild und seltsam, Zerberus,<br />
Bellt, wie ein böser Hund, aus dreien Kehlen<br />
Jedweden an, der dort hinunter muß.<br />
Schwarz, feucht der Bart, die Augen rote Höhlen<br />
Mit weitem Bauch, die Hände scharf beklaut,<br />
Vierteilt, zerkratzt und schindet er die Seelen.<br />
Sie heulen, wie die Hund’, im Regen laut,<br />
Und sie verschaffen sich durch öftres Drehen<br />
Auf einer Seite mind’stens trockne Haut.<br />
Der große Höllenwurm, der uns ersehen,<br />
Riß auf die Rachen, zeigt uns ihr Gebiß<br />
Und ließ kein Glied am Leibe stillestehen.<br />
Virgil streckt aus die offnen Händ’ und riß<br />
Erd’ aus dem Grund, die in die gier’gen Rachen<br />
Er alsogleich mit vollen Fäusten schmiß.<br />
Wie’s pflegt ein keifig böser Hund zu machen,<br />
Des Bellen schweigt, wenn er den Fraß erbeißt,<br />
Der wilden Grimm vermocht’, ihm anzufachen;<br />
So jetzt mit schmutz’gen Schlünden jener Geist,<br />
Der so durchdröhnt die armen Leidensmatten,<br />
Daß jeder hochbeglückt die Taubheit preist.<br />
Wir gingen über die gequälten Schatten,<br />
Indem wir auf ihr Nichts, das Körper schien,<br />
Im tiefen Schlamm gestellt die Sohlen hatten.<br />
Sie lagen allesamt am Boden hin,<br />
Nur einen sahn wir sich zum Sitzen heben,<br />
Wie er uns dort erblickt im Weiterziehn.<br />
Er sprach: ” Der du zur Hölle dich begeben,<br />
Erkenne mich, dafern dir’s möglich ist;<br />
Du lebtest, eh’ ich aufgehört zu leben.“<br />
1 Al tornar de la mente, che si chiuse<br />
dinanzi a la pietà d’i due cognati,<br />
che di trestizia tutto mi confuse,<br />
4 novi tormenti e novi tormentati<br />
mi veggio intorno, come ch’io mi mova<br />
e ch’io mi volga, e come che io guati.<br />
7 Io sono al terzo cerchio, de la piova<br />
etterna, maladetta, fredda e greve;<br />
regola e qualità mai non l’è nova.<br />
10 Grandine grossa, acqua tinta e neve<br />
per l’aere tenebroso si riversa;<br />
pute la terra che questo riceve.<br />
13 Cerbero, fiera crudele e diversa,<br />
con tre gole caninamente latra<br />
sovra la gente che quivi è sommersa.<br />
16 Li occhi ha vermigli, la barba unta e atra,<br />
e ’l ventre largo, e unghiate le mani;<br />
graffia li spirti ed iscoia ed isquatra.<br />
19 Urlar li fa la pioggia come cani;<br />
de l’un de’ lati fanno a l’altro schermo;<br />
volgonsi spesso i miseri profani.<br />
22 Quando ci scorse Cerbero, il gran vermo,<br />
le bocche aperse e mostrocci le sanne;<br />
non avea membro che tenesse fermo.<br />
25 E ’l duca mio distese le sue spanne,<br />
prese la terra, e con piene le pugna<br />
la gittò dentro a le bramose canne.<br />
28 Qual è quel cane ch’abbaiando agogna,<br />
e si racqueta poi che ’l pasto morde,<br />
ché solo a divorarlo intende e pugna,<br />
31 cotai si fecer quelle facce lorde<br />
de lo demonio Cerbero, che ’ntrona<br />
l’anime sì, ch’esser vorrebber sorde.<br />
34 Noi passavam su per l’ombre che adona<br />
la greve pioggia, e ponavam le piante<br />
sovra lor vanità che par persona.<br />
37 Elle giacean per terra tutte quante,<br />
fuor d’una ch’a seder si levò, ratto<br />
ch’ella ci vide passarsi davante.<br />
40<br />
” O tu che se’ per questo ’nferno tratto,“<br />
mi disse, ” riconoscimi, se sai:<br />
tu fosti, prima ch’io disfatto, fatto.“
Hölle: Sechster Gesang Pagina 19<br />
Und ich zu ihm: ” <strong>Die</strong> Angst, in der du bist,<br />
Zieht dich vielleicht aus meinem Angedenken;<br />
Mir scheint, ich sähe dich zu keiner Frist.<br />
Wer bist du? Sprich, was konnte dich versenken<br />
In eine Qual, die, gibt’s auch größre Pein,<br />
Nicht widriger kann sein, noch ärger kränken.“<br />
” In eurer Stadt,“ so sprach er, die allein<br />
”<br />
Der Neid erfüllt, und bis zum Überfließen,<br />
Genoß ich einst des Tages heitern Schein.<br />
Ich bin’s, den Ciacco eure Bürger hießen,<br />
Zur Qual für schnöde Schuld des Gaumens muß,<br />
Du siehst’s, auf mich sich ew’ger Regen gießen.<br />
Und mich allein nicht züchtigt dieser Guß,<br />
Nein, alle diese leiden gleiche Plagen<br />
Für gleiche Schuld.“ – So seiner Rede Schluß.<br />
Und ich: ” Mich haben, Ciacco, deine Klagen<br />
Zum Mitleid und zu Tränen fast gerührt.<br />
Allein, wenn du es weißt, so magst du sagen,<br />
Wohin noch unsrer Stadt Parteiung führt?<br />
Ob wer gerecht ist? Was in diesen Zeiten<br />
In ihr die Glut der wilden Zwietracht schürt?“<br />
Und er darauf zu mir: ” Nach langem Streiten<br />
Kommt’s dort zu Blut, dann treibt die Waldpartei<br />
<strong>Die</strong> andre fort mit vielen Grausamkeiten.<br />
Doch in drei Sonnen ist’s mit ihr vorbei,<br />
Neu günstig sind der andern die Gestirne,<br />
Durch eines Mannes Macht und Heuchelei.<br />
Hoch hebt sie dann auf lange Zeit die Stirne<br />
Und hält den Feind mit großer <strong>La</strong>st beschwert,<br />
Wie er auch sich beklag’ und sich erzürne.<br />
Zwei sind gerecht dort, aber nicht gehört.<br />
Neid, Geiz und Hochmut – diese drei sind Gluten,<br />
In welchen sich der Bürger Herz verzehrt.“<br />
Als hier des Schattens Jammertöne ruhten,<br />
Sprach ich zu ihm: ” Noch weiteren Bericht<br />
Erlaube mir, dir bittend anzumuten.<br />
Tegghiajo, Farinata, treu der Pflicht,<br />
Arrigo, Rusticucci, Mosca – sage! –<br />
Und andre, nur auf Gutestun erpicht,<br />
Wo sind sie? Welches ist ihr Los? Ich trage<br />
Verlangen, hier ihr Schicksal zu erspäh’n,<br />
Ob’s Himmelswonne sei, ob Höllenplage?“<br />
43 E io a lui: ” L’angoscia che tu hai<br />
forse ti tira fuor de la mia mente,<br />
sì che non par ch’i’ ti vedessi mai.<br />
46 Ma dimmi chi tu se’ che ’n sì dolente<br />
loco se’ messo, e hai sì fatta pena,<br />
che, s’altra è maggio, nulla è sì spiacente.“<br />
49 Ed elli a me: ” <strong>La</strong> tua città, ch’è piena<br />
d’invidia sì che già trabocca il sacco,<br />
seco mi tenne in la vita serena.<br />
52 Voi cittadini mi chiamaste Ciacco:<br />
per la dannosa colpa de la gola,<br />
come tu vedi, a la pioggia mi fiacco.<br />
55 E io anima trista non son sola,<br />
ché tutte queste a simil pena stanno<br />
per simil colpa.“ E più non fé parola.<br />
58 Io li rispuosi: ” Ciacco, il tuo affanno<br />
mi pesa sì, ch’a lagrimar mi ’nvita;<br />
ma dimmi, se tu sai, a che verranno<br />
61 li cittadin de la città partita;<br />
s’alcun v’è giusto; e dimmi la cagione<br />
per che l’ ha tanta discordia assalita.“<br />
64 E quelli a me: ” Dopo lunga tencione<br />
verranno al sangue, e la parte selvaggia<br />
caccerà l’altra con molta offensione.<br />
67 Poi appresso convien che questa caggia<br />
infra tre soli, e che l’altra sormonti<br />
con la forza di tal che testé piaggia.<br />
70 Alte terrà lungo tempo le fronti,<br />
tenendo l’altra sotto gravi pesi,<br />
come che di ciò pianga o che n’aonti.<br />
73 Giusti son due, e non vi sono intesi;<br />
superbia, invidia e avarizia sono<br />
le tre faville c’ hanno i cuori accesi.“<br />
76 Qui puose fine al lagrimabil suono.<br />
E io a lui: ” Ancor vo’ che mi ’nsegni<br />
e che di più parlar mi facci dono.<br />
79 Farinata e ’l Tegghiaio, che fuor sì degni,<br />
Iacopo Rusticucci, Arrigo e ’l Mosca<br />
e li altri ch’a ben far puoser li ’ngegni,<br />
82 dimmi ove sono e fa ch’io li conosca;<br />
ché gran disio mi stringe di savere<br />
se ’l ciel li addolcia o lo ’nferno li attosca.“
Seite 20 Inferno: Canto VII<br />
Und er: ” Sie stürzte mancherlei Vergehn<br />
Zu schwärzern Seelen nach den tiefern Gründen.<br />
Steigst du so tief, so wirst du alle sehn –<br />
Kehrst du zur süßen Welt aus diesen Schlünden,<br />
Bring’ ins Gedächtnis dann der Menschen mich.<br />
Mehr sag’ ich nicht, mehr darf ich nicht verkünden.“<br />
Scheel ward sein g’rades Aug’ und wandte sich<br />
Nach mir; dann sank er mit dem Haupte nieder,<br />
So daß er ganz den andern Blinden glich.<br />
Drauf sprach mein Führer: ” Nie erwacht er wieder,<br />
Bis er vor englischer Posaun’ ergraust,<br />
Und der Gewalt, dem Sündenvolk zuwider.<br />
Zum Grab kehrt jeder, wo sein Körper haust,<br />
Empfängt sein Fleisch zurück und die Gestaltung<br />
Und hört, was ewig widerhallend braust.“<br />
Wir gingen langsam fort in schwerer Haltung,<br />
Durch’s Kotgemisch von Schatten und von Flut.<br />
Vom künft’gen Leben war die Unterhaltung.<br />
Drum ich: ” Mein Meister, wird der Qualen Wut<br />
Sich nach dem großen Urteilsspruch vermehren?<br />
Vermindert sich, bleibt sich nur gleich die Glut?“<br />
Und er: ” Gedenk’ an deines Weisen Lehren:<br />
So sehr ein Ding vollkommen ist, so sehr<br />
Wird sich’s im Glücke freu’n, im Schmerz verzehren<br />
Und kann gleich der Verdammten zahllos Heer<br />
Vollkommenheit, die wahre, nie erringen,<br />
So harrt es doch in jener Zeit auf mehr.“<br />
Wir fuhren fort, im Kreise vorzudringen,<br />
Mehr sprechend, als zu sagen gut erscheint,<br />
Bis hin zum Platz, wo Stufen niedergingen,<br />
85 E quelli: ” Ei son tra l’anime più nere;<br />
diverse colpe giù li grava al fondo:<br />
se tanto scendi, là i potrai vedere.<br />
88 Ma quando tu sarai nel dolce mondo,<br />
priegoti ch’a la mente altrui mi rechi:<br />
più non ti dico e più non ti rispondo.“<br />
91 Li diritti occhi torse allora in biechi;<br />
guardommi un poco e poi chinò la testa:<br />
cadde con essa a par de li altri ciechi.<br />
94 E ’l duca disse a me: ” Più non si desta<br />
di qua dal suon de l’angelica tromba,<br />
quando verrà la nimica podesta:<br />
97 ciascun rivederà la trista tomba,<br />
ripiglierà sua carne e sua figura,<br />
udirà quel ch’in etterno rimbomba.“<br />
100 Sì trapassammo per sozza mistura<br />
de l’ombre e de la pioggia, a passi lenti,<br />
toccando un poco la vita futura;<br />
103 per ch’io dissi: ” Maestro, esti tormenti<br />
crescerann’ei dopo la gran sentenza,<br />
o fier minori, o saran sì cocenti?“<br />
106 Ed elli a me: ” Ritorna a tua scïenza,<br />
che vuol, quanto la cosa è più perfetta,<br />
più senta il bene, e così la doglienza.<br />
109 Tutto che questa gente maladetta<br />
in vera perfezion già mai non vada,<br />
di là più che di qua essere aspetta.“<br />
112 Noi aggirammo a tondo quella strada,<br />
parlando più assai ch’i’ non ridico;<br />
venimmo al punto dove si digrada:<br />
Und fanden Plutus dort, den großen Feind. 115 quivi trovammo Pluto, il gran nemico.<br />
Siebter Gesang Canto VII<br />
” Aleph, Pape Satan, Pape Satan!“<br />
Erhob, rauh kluchzend, Plutus seine Stimme.<br />
Und er, der alles wohl verstand, begann:<br />
” Getrost, nicht fürchte dich vor seinem Grimme,<br />
Durch alle seine Macht wird’s nicht verwehrt,<br />
Daß ich mit dir den Felsen niederklimme.“<br />
Und dann, zu dem geschwollnen Mund gekehrt,<br />
Rief er: ” Wolf, schweige, du Vermaledeiter!<br />
Von deiner Wut sei in dir selbst verzehrt!<br />
1<br />
” Pape Satàn, pape Satàn aleppe!“<br />
cominciò Pluto con la voce chioccia;<br />
e quel savio gentil, che tutto seppe,<br />
4 disse per confortarmi: ” Non ti noccia<br />
la tua paura; ché, poder ch’elli abbia,<br />
non ci torrà lo scender questa roccia.“<br />
7 Poi si rivolse a quella ’nfiata labbia,<br />
e disse: ” Taci, maladetto lupo!<br />
consuma dentro te con la tua rabbia.
Hölle: Siebter Gesang Pagina 21<br />
Wir gehn nicht ohne Grund zur Tiefe weiter,<br />
Dort will man’s, dort, wo einst den Stolz mit Schmach<br />
Gezüchtigt Michael, der Himmelsstreiter.“<br />
Gleichwie die Segel, wenn der Mast zerbrach,<br />
Erst aufgebläht zum Knäuel niederrollen,<br />
So fiel das Untier, das so drohend sprach.<br />
So ging’s zum vierten Kreis im schmerzenvollen<br />
Unsel’gen Schacht, der alle Schuld umfängt,<br />
Von welcher je im Weltall Kund’ erschollen.<br />
Gerechtigkeit des Herrn, dein Walten drängt<br />
So neue Mühn zusammen, solche Plagen!<br />
O blinde Schuld, die hier den Lohn empfängt!<br />
Wie der Charybdis Wogen sich zerschlagen,<br />
Zum Gegenstoß gewälzt von Süd und Nord,<br />
So muß sich hier das Volk im Wirbel jagen.<br />
Noch nirgend war die Schar so groß wie dort.<br />
<strong>La</strong>ut heulend kamen sie von beiden Enden<br />
Und wälzten <strong>La</strong>sten mit den Brüsten fort.<br />
Und stießen sich, um sich beim Prall zu wenden,<br />
Und dann zurück im Bogenlauf zu zieh’n,<br />
Und schrien sich zu: ” Was halten? – Was verschwenden?“<br />
So durch den Kreis, in dem kein Lichtstrahl schien,<br />
Ging’s beiderseits dann nach der andern Seite,<br />
Indem sie beid’ ihr schändlich Schmähwort schrien.<br />
Dann wandte jeder sich zum neuen Streite,<br />
Sobald er seines Zirkels Hälft’ umkreist;<br />
Und ich, der ich den Armen Mitleid weihte,<br />
Sprach: ” Meister, o wie zagt, wie bangt mein Geist<br />
Wer ist dies Volk? <strong>Die</strong> links hier scheinen Pfaffen!<br />
Ist’s jeder, der uns eine Glatze weist?“<br />
Und er: ” <strong>Die</strong>s sind die Blinden, Geistesschlaffen.<br />
Sie wußten in der Welt zum Geben nie<br />
Und nie zum Sparen sich ein Maß zu schaffen.<br />
Und dies erhellt aus dem, was jeder schrie,<br />
Wenn sie im Kreis gelangt zu zweien Orten;<br />
Da trennt der Gegensatz des <strong>La</strong>sters sie.<br />
<strong>Die</strong> mit den Glatzen waren Pfaffen dorten;<br />
Auch öffneten wohl Papst und Kardinal<br />
Dem Geiz als Zwingherrn ihres Herzens Pforten.“<br />
Drauf sprach ich: ” Meister, kenn’ in dieser Zahl<br />
Ich keinen, der im Schmutz so eitlen Strebens<br />
Sich hier erworben hat die ew’ge Qual?“<br />
10 Non è sanza cagion l’andare al cupo:<br />
vuolsi ne l’alto, là dove Michele<br />
fé la vendetta del superbo strupo.“<br />
13 Quali dal vento le gonfiate vele<br />
caggiono avvolte, poi che l’alber fiacca,<br />
tal cadde a terra la fiera crudele.<br />
16 Così scendemmo ne la quarta lacca,<br />
pigliando più de la dolente ripa<br />
che ’l mal de l’universo tutto insacca.<br />
19 Ahi giustizia di Dio! tante chi stipa<br />
nove travaglie e pene quant’io viddi?<br />
e perché nostra colpa sì ne scipa?<br />
22 Come fa l’onda là sovra Cariddi,<br />
che si frange con quella in cui s’intoppa,<br />
così convien che qui la gente riddi.<br />
25 Qui vid’i’ gente più ch’altrove troppa,<br />
e d’una parte e d’altra, con grand’urli,<br />
voltando pesi per forza di poppa.<br />
28 Percotëansi ’ncontro; e poscia pur lì<br />
si rivolgea ciascun, voltando a retro,<br />
gridando: ” Perché tieni?“ e ” Perché burli?“<br />
31 Così tornavan per lo cerchio tetro<br />
da ogne mano a l’opposito punto,<br />
gridandosi anche loro ontoso metro;<br />
34 poi si volgea ciascun, quand’era giunto,<br />
per lo suo mezzo cerchio a l’altra giostra.<br />
E io, ch’avea lo cor quasi compunto,<br />
37 dissi: ” Maestro mio, or mi dimostra<br />
che gente è questa, e se tutti fuor cherci<br />
questi chercuti a la sinistra nostra.“<br />
40 Ed elli a me: ” Tutti quanti fuor guerci<br />
sì de la mente in la vita primaia,<br />
che con misura nullo spendio ferci.<br />
43 Assai la voce lor chiaro l’abbaia,<br />
quando vegnono a’ due punti del cerchio<br />
dove colpa contraria li dispaia.<br />
46 Questi fuor cherci, che non han coperchio<br />
piloso al capo, e papi e cardinali,<br />
in cui usa avarizia il suo soperchio.“<br />
49 E io: ” Maestro, tra questi cotali<br />
dovre’ io ben riconoscere alcuni<br />
che furo immondi di cotesti mali.“
Seite 22 Inferno: Canto VII<br />
Und er zu mir: ” Dein Suchen ist vergebens,<br />
Unkenntlich macht sie ihr verdientes Los<br />
Durch Kot und Schmutz bewußtlos dunkeln Lebens.<br />
So kommen stets zum Stoß und Gegenstoß,<br />
Bis sie erstehn – die mit verschnittnen Haaren,<br />
<strong>Die</strong> mit geschlossner Faust – dem Grabesschoß.<br />
Versetzt hat sie schlecht Geben und schlecht Sparen<br />
Von jener heitern Welt in diesen Zwist;<br />
Nicht sag’ ich welchen, denn du kannst’s gewahren.<br />
Sieh hier, mein Sohn, welch eitles Ding es ist<br />
Um jenes Gut Fortunens, das die Leute<br />
Zum Kampfe reizt und zu Gewalt und List.<br />
Gib diesen Müden alles Gold zur Beute,<br />
Das sie gehabt, ja alles Gold der Welt,<br />
Und keine Stunde Ruh’ gibt’s ihnen heute.“<br />
Und ich: ” Mein Meister, sprich, wenn dir’s gefällt,<br />
Wer ist Fortuna doch, die, wie ich hörte,<br />
In ihren Klau’n der Erde Güter hält?“<br />
Und er zu mir: ” O Arme, Trugbetörte!<br />
Unwissende, zum Schlimmsten stets geneigt!<br />
O daß mein Spruch jetzt allen Wahn zerstörte!<br />
Er, dessen Weisheit alles übersteigt,<br />
Erschuf die Himmel und gab ihnen Leitung,<br />
Daß jedem Teil sich jeder leuchtend zeigt,<br />
Durch seines Lichts gleichmäßige Verbreitung.<br />
So gab er schaffend auch die <strong>Die</strong>nerin<br />
Dem Erdenglanz zur Führung und Begleitung.<br />
Von Volk zu Volk, von Blut zu Blute hin,<br />
Bringt sie das eitle Gut, das nirgends dauert,<br />
Und kümmert nicht sich um der Menschen Sinn.<br />
<strong>Die</strong>s Volk befiehlt, ein andres dient und trauert,<br />
Wie jene Führerin das Urteil spricht,<br />
<strong>Die</strong>, wie die Schlang’ im Gras, verborgen lauert.<br />
Nichts gegen sie hilft eurer Weisheit Licht,<br />
Sie sorgt, erkennt, vollzieht in ihrem Reiche,<br />
Und weicht darin den andern Göttern nicht.<br />
Nie haben Stillstand ihre Wechselstreiche;<br />
So macht sie, von Notwendigkeit gejagt,<br />
Aus Reichen Arme, dann aus Armen Reiche.<br />
Sie ist’s, die ihr ans Kreuz oft wütend schlagt,<br />
Von der ihr oft, wenn ihr, anstatt zu schmollen,<br />
Sie loben solltet, fälschlich Böses sagt.<br />
52 Ed elli a me: ” Vano pensiero aduni:<br />
la sconoscente vita che i fé sozzi,<br />
ad ogne conoscenza or li fa bruni.<br />
55 In etterno verranno a li due cozzi:<br />
questi resurgeranno del sepulcro<br />
col pugno chiuso, e questi coi crin mozzi.<br />
58 Mal dare e mal tener lo mondo pulcro<br />
ha tolto loro, e posti a questa zuffa:<br />
qual ella sia, parole non ci appulcro.<br />
61 Or puoi, figliuol, veder la corta buffa<br />
d’i ben che son commessi a la fortuna,<br />
per che l’umana gente si rabuffa;<br />
64 ché tutto l’oro ch’è sotto la luna<br />
e che già fu, di quest’anime stanche<br />
non poterebbe farne posare una.“<br />
67<br />
” Maestro mio,“ diss’io, or mi dì anche:<br />
”<br />
questa fortuna di che tu mi tocche,<br />
che è, che i ben del mondo ha sì tra branche?“<br />
70 E quelli a me: ” Oh creature sciocche,<br />
quanta ignoranza è quella che v’offende!<br />
Or vo’ che tu mia sentenza ne ’mbocche.<br />
73 Colui lo cui saver tutto trascende,<br />
fece li cieli e diè lor chi conduce<br />
sì, ch’ogne parte ad ogne parte splende,<br />
76 distribuendo igualmente la luce.<br />
Similemente a li splendor mondani<br />
ordinò general ministra e duce<br />
79 che permutasse a tempo li ben vani<br />
di gente in gente e d’uno in altro sangue,<br />
oltre la difension d’i senni umani;<br />
82 per ch’una gente impera e l’altra langue,<br />
seguendo lo giudicio di costei,<br />
che è occulto come in erba l’angue.<br />
85 Vostro saver non ha contasto a lei:<br />
questa provede, giudica, e persegue<br />
suo regno come il loro li altri dèi.<br />
88 Le sue permutazion non hanno triegue:<br />
necessità la fa esser veloce;<br />
sì spesso vien chi vicenda consegue.<br />
91 Quest’è colei ch’è tanto posta in croce<br />
pur da color che le dovrien dar lode,<br />
dandole biasmo a torto e mala voce;
Hölle: Siebter Gesang Pagina 23<br />
Doch sie, die Sel’ge, hört nicht euer Grollen;<br />
In andrer erstgeschaffnen Seligkeit<br />
Und Wonne, läßt sie ihre Kugel rollen. –<br />
Doch eilig weiter jetzt zu größerm Leid!<br />
<strong>Die</strong> Stern’, aufsteigend, als ich fortgeschritten,<br />
Gehn abwärts itzt, und unser Weg ist weit.“<br />
Am andern Rand ward nun der Kreis durchschnitten,<br />
An einem Quell, der siedend dort entspringt,<br />
Des Wellen fort durch einen Graben glitten.<br />
Mehr trüb’ als schwarz ist seine Flut und bringt,<br />
Wenn man ihr folgt, hinab zu rauhen Wegen,<br />
Durch die man mit Beschwerde niederdringt.<br />
Dann qualmt ein Sumpf, mit Namen Styx, entgegen<br />
Dort, wo der traur’ge Fluß vom <strong>La</strong>ufe ruht,<br />
Am Fuß des greulichen Gestad’s gelegen.<br />
Dort stand ich nun und sah nach jener Flut,<br />
Und jäh im Sumpfe Leute, kot’ge, nackte,<br />
Zugleich des Jammers Bilder und der Wut.<br />
Man schlug sich nicht mit Fäusten nur, man hackte<br />
Mit Haupt und Brust und Füßen auf sich ein,<br />
Indem man wild sich mit den Zähnen packte.<br />
Mein Meister sprach: ” Sohn, sieh in dieser Pein<br />
<strong>Die</strong> Seelen derer, so der Zorn bezwungen.<br />
Auch unterm Wasser müssen viele sein;<br />
Und wenn ein Seufzer ihnen sich entrungen.<br />
Dann steigen Blasen auf von ihrer Not,<br />
Drum sieh von Kreisen diese Flut durchschwungen.<br />
Und immer rufen sie, versenkt im Kot:<br />
≫Wir waren elend einst im Sonnenschimmer<br />
Und hegten Groll und Tücke bis zum Tod,<br />
Und elend sind wir nun im Schlamm noch immer.≪<br />
<strong>Die</strong>s Lied klingt gurgelnd vor aus ihrem Schlund,<br />
Stets schluckend, enden sie die Worte nimmer.<br />
So gingen, zwischen Pfuhl und festem Grund,<br />
Wir an dem schmutz’gen Teich in weitem Bogen,<br />
Den Blick gewandt zum Volk mit Schlamm im Mund,<br />
94 ma ella s’è beata e ciò non ode:<br />
con l’altre prime creature lieta<br />
volve sua spera e beata si gode.<br />
97 Or discendiamo omai a maggior pieta;<br />
già ogne stella cade che saliva<br />
quand’io mi mossi, e ’l troppo star si vieta.“<br />
100 Noi ricidemmo il cerchio a l’altra riva<br />
sovr’una fonte che bolle e riversa<br />
per un fossato che da lei deriva.<br />
103 L’acqua era buia assai più che persa;<br />
e noi, in compagnia de l’onde bige,<br />
intrammo giù per una via diversa.<br />
106 In la palude va c’ ha nome Stige<br />
questo tristo ruscel, quand’è disceso<br />
al piè de le maligne piagge grige.<br />
109 E io, che di mirare stava inteso,<br />
vidi genti fangose in quel pantano,<br />
ignude tutte, con sembiante offeso.<br />
112 Queste si percotean non pur con mano,<br />
ma con la testa e col petto e coi piedi,<br />
troncandosi co’ denti a brano a brano.<br />
115 Lo buon maestro disse: ” Figlio, or vedi<br />
l’anime di color cui vinse l’ira;<br />
e anche vo’ che tu per certo credi<br />
118 che sotto l’acqua è gente che sospira,<br />
e fanno pullular quest’acqua al summo,<br />
come l’occhio ti dice, u’ che s’aggira.<br />
121 Fitti nel limo dicon: ≫Tristi fummo<br />
ne l’aere dolce che dal sol s’allegra,<br />
portando dentro accidïoso fummo:<br />
124 or ci attristiam ne la belletta negra.≪<br />
Quest’inno si gorgoglian ne la strozza,<br />
ché dir nol posson con parola integra.“<br />
127 Così girammo de la lorda pozza<br />
grand’arco, tra la ripa secca e ’l mézzo,<br />
con li occhi vòlti a chi del fango ingozza.<br />
Bis wir zu eines Turmes Fuß gezogen. 130 Venimmo al piè d’una torre al da sezzo.
Seite 24 Inferno: Canto VIII<br />
Achter Gesang Canto VIII<br />
<strong>La</strong>ng’ eh’ wir noch, so fahr’ ich fort, zu sagen,<br />
Dem Fuß des hohen Turms uns konnten nah’n,<br />
War unser Blick zur Zinn’ emporgeschlagen,<br />
Weil wir zwei Flämmchen dort entzünden sah’n,<br />
Als Rücksignal ein andres, So entlegen,<br />
Daß es das Auge kaum noch könnt’ erfah’n.<br />
Da kehrt’ ich meinem Weisen mich entgegen:<br />
” Was ist dies? Welch ein Zeichen wohl bezweckt<br />
Das dritte Feu’r? Wer sind sie, die’s erregen?“<br />
Und er zu mir: ” Sieh hin, dein Aug’ entdeckt.<br />
Was unsrer harrt, dort auf den schmutz’gen Wogen,<br />
Wenn dir’s der Qualm des Sumpfes nicht versteckt.“<br />
Und rasch, wie ich den leichten Pfeil vom Bogen<br />
Je fortgeschnellt durch hohe Lüfte sah,<br />
Kam durch das Moor ein kleiner Kahn gezogen.<br />
Bald war er uns am grauen Strande nah,<br />
Obwohl von einem Rud’rer nur gefahren,<br />
Der schrie: Verruchte Seele, bist du da?<br />
” Phlegias, Phlegias, du magst dein Schreien sparen,“<br />
So sprach mein Herr, umsonst ist’s angestimmt;<br />
”<br />
Wir sind nur dein, solang’ wir überfahren.“<br />
Wie wer von einem großen Trug vernimmt,<br />
Den man ihm angetan zu Schmach und Schaden,<br />
So zeigte Phlegias wild sich und ergrimmt.<br />
Mein Führer stieg ins Schiff von den Gestaden,<br />
Und zu sich setzen hieß er mich sodann,<br />
Und als ich drin war, schien es erst beladen.<br />
Sobald wir beid’ uns eingesetzt, begann<br />
Des Nachens Fahrt und furchte tiefre Zeilen,<br />
Als er mit andrer Bürde furchen kann.<br />
Indessen wir die tote Moorflut teilen,<br />
Kommt einer, kotbedeckt, vor mich und spricht:<br />
” Wer heißt dich vor der Zeit herniedereilen?“<br />
” Ich komme,“ sprach ich, aber bleibe nicht.<br />
”<br />
Doch wer bist du, So widrig und abscheulich?“ –<br />
” Ein Heulender, dies sagt dir dein Gesicht.“ –<br />
Und ich: ” Denkst du, dein Heulen sei erfreulich?<br />
Vermaledeiter Geist, fort, weg von mir!<br />
Ich kenne dich, sei noch so wild und greulich !“<br />
<strong>Die</strong> Hände streckt’ er nun zum Kahn voll Gier,<br />
Und mit Gewalt mußt’ ihn mein Herr verjagen,<br />
Der sprach: ” Mit andern Hunden, weg von hier!“<br />
1 Io dico, seguitando, ch’assai prima<br />
che noi fossimo al piè de l’alta torre,<br />
li occhi nostri n’andar suso a la cima<br />
4 per due fiammette che i vedemmo porre,<br />
e un’altra da lungi render cenno,<br />
tanto ch’a pena il potea l’occhio tòrre.<br />
7 E io mi volsi al mar di tutto ’l senno;<br />
dissi: ” Questo che dice? e che risponde<br />
quell’altro foco? e chi son quei che ’l fenno?“<br />
10 Ed elli a me: ” Su per le sucide onde<br />
già scorgere puoi quello che s’aspetta,<br />
se ’l fummo del pantan nol ti nasconde.“<br />
13 Corda non pinse mai da sé saetta<br />
che sì corresse via per l’aere snella,<br />
com’io vidi una nave piccioletta<br />
16 venir per l’acqua verso noi in quella,<br />
sotto ’l governo d’un sol galeoto,<br />
che gridava: ” Or se’ giunta, anima fella!“<br />
19<br />
” Flegïàs, Flegïàs, tu gridi a vòto,“<br />
disse lo mio segnore, a questa volta:<br />
”<br />
più non ci avrai che sol passando il loto.“<br />
22 Qual è colui che grande inganno ascolta<br />
che li sia fatto, e poi se ne rammarca,<br />
fecesi Flegïàs ne l’ira accolta.<br />
25 Lo duca mio discese ne la barca,<br />
e poi mi fece intrare appresso lui;<br />
e sol quand’io fui dentro parve carca.<br />
28 Tosto che ’l duca e io nel legno fui,<br />
segando se ne va l’antica prora<br />
de l’acqua più che non suol con altrui.<br />
31 Mentre noi corravam la morta gora,<br />
dinanzi mi si fece un pien di fango,<br />
e disse: ” Chi se’ tu che vieni anzi ora?“<br />
34 E io a lui: ” S’i’ vegno, non rimango;<br />
ma tu chi se’, che sì se’ fatto brutto?“<br />
Rispuose: ” Vedi che son un che piango.“<br />
37 E io a lui: ” Con piangere e con lutto,<br />
spirito maladetto, ti rimani;<br />
ch’i’ ti conosco, ancor sie lordo tutto.“<br />
40 Allor distese al legno ambo le mani;<br />
per che ’l maestro accorto lo sospinse,<br />
dicendo: ” Via costà con li altri cani!“
Hölle: Achter Gesang Pagina 25<br />
Drauf hielt er seinen Arm um mich geschlagen<br />
Und küßte mich und sprach: ” Erzürnter Geist,<br />
Beglückt die Mutter, welche dich getragen!<br />
Stolz war im Leben dieser – niemand preist<br />
Von ihm nur einen guten Zug auf Erden,<br />
Daher er hier sich noch in Wut zerreißt.<br />
Viel Fürsten gibt’s dort, die sich stolz gebärden,<br />
<strong>Die</strong>, Schmach nur hinterlassend, wie die Sau’n,<br />
Im Schlamme hier auf ewig wühlen werden.“<br />
Und ich: ” Begierig war’ ich wohl, zu schau’n,<br />
Wie er in diesem Schlamme tauchen müßte,<br />
Eh’ wir verlassen diesen See voll Grau’n.“<br />
Und er zu mir: ” Bevor sich noch die Küste<br />
Dir sehen läßt, erfreut dich der Genuß.<br />
Befriedigung gebühret dem Gelüste.“<br />
Bald sah ich, wie zu Qual ihm und Verdruß<br />
<strong>Die</strong> Kotigen mit ihm beschäftigt waren,<br />
Drob ich Gott loben noch und danken muß.<br />
Frisch, auf Philipp Argenti! schrien die Scharen;<br />
Dann sah ich, selbst sich beißend, auf sie los<br />
Den tollen Geist des Florentiners fahren.<br />
Und dies erzähl’ ich nur von seinem Los.<br />
Ich ließ ihn dort und hört’ ein Schmerzensbrüllen<br />
Und macht’, um vorzuschau’n, die Augen groß.<br />
” Bald wird sich, Sohn, dir jene Stadt enthüllen,“<br />
So sprach mein guter Meister, Dis genannt,<br />
”<br />
<strong>Die</strong> scharenweis’ unsel’ge Bürger füllen.“<br />
Und ich: ” Mein Meister, deutlich schon erkannt<br />
Hab’ ich im Tale jener Stadt Moscheen,<br />
Glutrot, als ragten sie aus lichtem Brand.“<br />
Drauf sprach mein Führer: ” Ew’ge Flammen wehen<br />
In ihrem Innern, drum im roten Schein<br />
Sind sie in diesem Höllengrund zu sehen.“<br />
Bald fuhren wir in tiefe Gräben ein,<br />
Den Zugang sperrend zu dem grausen Orte;<br />
<strong>Die</strong> Mauer schien von Eisen mir zu sein.<br />
Dann aber hörten wir des Steurers Worte,<br />
Nachdem vorher wir auf dem Pfuhle weit<br />
Umhergekreuzt: ” Steigt aus, hier ist die Pforte.“<br />
Wohl tausend standen auf dem Tor bereit,<br />
Vom Himmel hergestürzt. Es schrien die Frechen:<br />
” Wer wagt’s, noch lebend, voll Verwegenheit<br />
43 Lo collo poi con le braccia mi cinse;<br />
basciommi ’l volto e disse: ” Alma sdegnosa,<br />
benedetta colei che ’n te s’incinse!<br />
46 Quei fu al mondo persona orgogliosa;<br />
bontà non è che sua memoria fregi:<br />
così s’è l’ombra sua qui furïosa.<br />
49 Quanti si tegnon or là sù gran regi<br />
che qui staranno come porci in brago,<br />
di sé lasciando orribili dispregi!“<br />
52 E io: ” Maestro, molto sarei vago<br />
di vederlo attuffare in questa broda<br />
prima che noi uscissimo del lago.“<br />
55 Ed elli a me: ” Avante che la proda<br />
ti si lasci veder, tu sarai sazio:<br />
di tal disïo convien che tu goda.“<br />
58 Dopo ciò poco vid’io quello strazio<br />
far di costui a le fangose genti,<br />
che Dio ancor ne lodo e ne ringrazio.<br />
61 Tutti gridavano: ” A Filippo Argenti!“;<br />
e ’l fiorentino spirito bizzarro<br />
in sé medesmo si volvea co’ denti.<br />
64 Quivi il lasciammo, che più non ne narro;<br />
ma ne l’orecchie mi percosse un duolo,<br />
per ch’io avante l’occhio intento sbarro.<br />
67 Lo buon maestro disse: ” Omai, figliuolo,<br />
s’appressa la città c’ ha nome Dite,<br />
coi gravi cittadin, col grande stuolo.“<br />
70 E io: ” Maestro, già le sue meschite<br />
là entro certe ne la valle cerno,<br />
vermiglie come se di foco uscite<br />
73 fossero.“ Ed ei mi disse: ” Il foco etterno<br />
ch’entro l’affoca le dimostra rosse,<br />
come tu vedi in questo basso inferno.“<br />
76 Noi pur giugnemmo dentro a l’alte fosse<br />
che vallan quella terra sconsolata:<br />
le mura mi parean che ferro fosse.<br />
79 Non sanza prima far grande aggirata,<br />
venimmo in parte dove il nocchier forte<br />
” Usciteci,“ gridò: qui è l’intrata.“<br />
”<br />
82 Io vidi più di mille in su le porte<br />
da ciel piovuti, che stizzosamente<br />
dicean: ” Chi è costui che sanza morte
Seite 26 Inferno: Canto VIII<br />
Ins tiefe Reich der Toten einzubrechen?“<br />
Mein Meister aber, ihnen winkend, lud<br />
Sie klüglich ein, ihn erst geheim zu sprechen.<br />
Da legte sich ein wenig ihre Wut.<br />
Sie sprachen: ” Komm allein, laß gehn den Toren,<br />
Der hier hereindrang mit so keckem Mut.<br />
Find’ er den Weg, den sich sein Wahn erkoren,<br />
Allein zurück – erprob’ er doch, wie er<br />
Sich durch die Nacht führt, wenn er dich verloren.“<br />
Und nun bedenk’, o Leser, wie so schwer<br />
Mich der Verdammten Rede niederdrückte,<br />
Denn ich verzweifelt’ an der Wiederkehr.<br />
” Mein teurer Führer, du, durch den mir’s glückte,<br />
Daß ich gerettet ward schon siebenmal,<br />
Des Schutz mich drohender Gefahr entrückte,<br />
Verlaß mich“, sprach ich, ” nicht in dieser Qual,<br />
Und darf ich auch nicht weiter vorwärts dringen,<br />
So komm mit mir zurück durchs dunkle Tal.“<br />
Und er, befehligt, mich hierher zu bringen,<br />
Sprach: ” Fürchte nichts; erlaubt hat unsern Gang<br />
Er, dem nichts wehrt, drum wird er wohl gelingen.<br />
Hier harre mein, und ist die Seele bang,<br />
So magst du sie mit guter Hoffnung speisen,<br />
Denn nicht verlass’ ich dich in solchem Drang.“<br />
So ging er. – ich, getrennt von meinem Weisen,<br />
Dem süßen Vater, fühlte Ja und Nein<br />
Beim Zweifelkampf in meinem Haupte kreisen.<br />
Nicht hört’ ich, was sein Antrag mochte sein,<br />
Allein er blieb bei jenem Volk nicht lange,<br />
Denn alle rannten in die Stadt hinein<br />
Und schlugen ihm das Tor im wilden Drange<br />
Vorm Antlitz zu und sperrten ihn heraus.<br />
Da kehrt’ er sich zu mir mit schwerem Gange.<br />
Den Blick gesenkt, die Brau’n verstört und kraus,<br />
Ließ er in Seufzern diese Worte hören:<br />
” Wer schließt mich von der Stadt der Schmerzen aus ?“<br />
Und dann zu mir: ” Nicht mög’ es dich verstören,<br />
Wenn du mich zürnen siehst – ich siege doch,<br />
Wie keck sie auch dort drinnen sich empören.<br />
Schon früher stieg ihr kecker Mut so hoch,<br />
An einem Tor, nicht so geheim gelegen,<br />
Und ohne Schloß und Riegel heute noch,<br />
85 va per lo regno de la morta gente?“<br />
E ’l savio mio maestro fece segno<br />
di voler lor parlar segretamente.<br />
88 Allor chiusero un poco il gran disdegno<br />
e disser: ” Vien tu solo, e quei sen vada<br />
che sì ardito intrò per questo regno.<br />
91 Sol si ritorni per la folle strada:<br />
pruovi, se sa; ché tu qui rimarrai,<br />
che li ha’ iscorta sì buia contrada.“<br />
94 Pensa, lettor, se io mi sconfortai<br />
nel suon de le parole maladette,<br />
ché non credetti ritornarci mai.<br />
97<br />
” O caro duca mio, che più di sette<br />
volte m’ hai sicurtà renduta e tratto<br />
d’alto periglio che ’ncontra mi stette,<br />
100 non mi lasciar,“ diss’io, ” così disfatto;<br />
e se ’l passar più oltre ci è negato,<br />
ritroviam l’orme nostre insieme ratto.“<br />
103 E quel segnor che lì m’avea menato,<br />
mi disse: ” Non temer; ché ’l nostro passo<br />
non ci può tòrre alcun: da tal n’è dato.<br />
106 Ma qui m’attendi, e lo spirito lasso<br />
conforta e ciba di speranza buona,<br />
ch’i’ non ti lascerò nel mondo basso.“<br />
109 Così sen va, e quivi m’abbandona<br />
lo dolce padre, e io rimagno in forse,<br />
che sì e no nel capo mi tenciona.<br />
112 Udir non potti quello ch’a lor porse;<br />
ma ei non stette là con essi guari,<br />
che ciascun dentro a pruova si ricorse.<br />
115 Chiuser le porte que’ nostri avversari<br />
nel petto al mio segnor, che fuor rimase<br />
e rivolsesi a me con passi rari.<br />
118 Li occhi a la terra e le ciglia avea rase<br />
d’ogne baldanza, e dicea ne’ sospiri:<br />
” Chi m’ ha negate le dolenti case!“<br />
121 E a me disse: ” Tu, perch’io m’adiri,<br />
non sbigottir, ch’io vincerò la prova,<br />
qual ch’a la difension dentro s’aggiri.<br />
124 Questa lor tracotanza non è nova;<br />
ché già l’usaro a men segreta porta,<br />
la qual sanza serrame ancor si trova.
Hölle: Neunter Gesang Pagina 27<br />
Am Tor, von dem die schwarze Schrift entgegen<br />
Dem Wandrer droht – doch diesseits schon von dort<br />
Kommt, ohne Leitung, auf den dunkeln Wegen<br />
127 Sovr’essa vedestù la scritta morta:<br />
e già di qua da lei discende l’erta,<br />
passando per li cerchi sanza scorta,<br />
Ein andrer her und öffnet uns den Ort.“ 130 tal che per lui ne fia la terra aperta.“<br />
Neunter Gesang Canto IX<br />
Weil ich vor Angst und banger Furcht erblich,<br />
Als ich den Herrn sah sich zurückbewegen,<br />
Verschloß Virgil die eigne Furcht in sich.<br />
Aufmerksam stand er dort, wie Horcher pflegen,<br />
Denn, weit zu schau’n, war ihm die Dunkelheit<br />
Der schwarzen Luft und Nebelqualm entgegen.<br />
Er sprach: ” Wir siegen doch in diesem Streit –<br />
Wenn nicht – doch hab’ ich nicht ihr Wort vernommen?<br />
Er säumt fürwahr doch gar zu lange Zeit.“<br />
Ich sah es deutlich ein, zurückgenommen<br />
Sei durch der Rede Folge der Beginn,<br />
Da beide mir verschieden vorgekommen.<br />
Drum lauscht’ ich sorgenvoll und zagend hin,<br />
Denn ich erklärte mir vielleicht noch schlimmer,<br />
Als er es war, des halben Wortes Sinn.<br />
” Kommt wohl ein Geist in diese Tiefe nimmer<br />
Vom ersten Grad, wo nichts zur Qual gereicht,<br />
Als daß erstorben jeder Hoffnungsschimmer?“<br />
So fragt’ ich ihn, und jener sprach: ” Nicht leicht<br />
Geschieht’s, daß auf dem Weg, den wir durchliefen,<br />
Ein andrer meines Grads dies <strong>La</strong>nd erreicht.<br />
Wahr ist’s, daß ich vordem in diesen Tiefen<br />
Durch der Erichtho Zauberei’n erschien,<br />
<strong>Die</strong> oft den Geist zum Leib zurückberiefen.<br />
Kaum war mein Geist vom Fleisch entblößt, als ihn<br />
<strong>Die</strong> Zauberin beschwor in jene Mauer,<br />
Um eine Seel’ aus Judas Kreis zu zieh’n.<br />
Dort ist die tiefste Nacht, der bängste Schauer,<br />
Am fernsten von des Himmels ew’gem Licht.<br />
Ich weiß den Weg – drum scheuche Furcht und Trauer.<br />
Der Sumpf hier, welcher Stank verhaucht, umflicht<br />
<strong>Die</strong> qualenvolle Stadt, durch deren Pforten<br />
Man ohne Zorn die Bahn sich nimmer bricht.“<br />
Mehr sprach er, doch mich zog von seinen Worten<br />
Der hohe Turm und bannte mit Gewalt<br />
Den Blick ans Feuer auf dem Gipfel dorten.<br />
1 Quel color che viltà di fuor mi pinse<br />
veggendo il duca mio tornare in volta,<br />
più tosto dentro il suo novo ristrinse.<br />
4 Attento si fermò com’uom ch’ascolta;<br />
ché l’occhio nol potea menare a lunga<br />
per l’aere nero e per la nebbia folta.<br />
7<br />
” Pur a noi converrà vincer la punga,“<br />
cominciò el, se non ... Tal ne s’offerse.<br />
”<br />
Oh quanto tarda a me ch’altri qui giunga!“<br />
10 I’ vidi ben sì com’ei ricoperse<br />
lo cominciar con l’altro che poi venne,<br />
che fur parole a le prime diverse;<br />
13 ma nondimen paura il suo dir dienne,<br />
perch’io traeva la parola tronca<br />
forse a peggior sentenzia che non tenne.<br />
16<br />
” In questo fondo de la trista conca<br />
discende mai alcun del primo grado,<br />
che sol per pena ha la speranza cionca?“<br />
19 Questa question fec’io; e quei ” Di rado<br />
incontra,“ mi rispuose, ” che di noi<br />
faccia il cammino alcun per qual io vado.<br />
22 Ver è ch’altra fïata qua giù fui,<br />
congiurato da quella Eritón cruda<br />
che richiamava l’ombre a’ corpi sui.<br />
25 Di poco era di me la carne nuda,<br />
ch’ella mi fece intrar dentr’a quel muro,<br />
per trarne un spirto del cerchio di Giuda.<br />
28 Quell’è ’l più basso loco e ’l più oscuro,<br />
e ’l più lontan dal ciel che tutto gira:<br />
ben so ’l cammin; però ti fa sicuro.<br />
31 Questa palude che ’l gran puzzo spira<br />
cigne dintorno la città dolente,<br />
u’ non potemo intrare omai sanz’ira.“<br />
34 E altro disse, ma non l’ ho a mente;<br />
però che l’occhio m’avea tutto tratto<br />
ver’ l’alta torre a la cima rovente,
Seite 28 Inferno: Canto IX<br />
Drei Höllenfurien sah ich dort alsbald,<br />
<strong>Die</strong>, blutbefleckt, g’rad’ aufgerichtet, stunden,<br />
Und Weibern gleich an Haltung und Gestalt,<br />
Mit grünen Hadern statt des Gurts umbunden,<br />
Mit kleinern Schlangen aber, wie mit Haar,<br />
Und Ottern rings die grausen Schläf’ umwunden.<br />
Und jener, dem bekannt ihr Anblick war,<br />
Der Sklavinnen der Fürstin ew’ger Plagen,<br />
Sprach: ” Nimm die wilden Erinnyen wahr.<br />
Zur linken Seite sieh Megären ragen,<br />
Inmitten ist Tisiphone zu schau’n,<br />
Und rechts Alecto in Geheul und Klagen.“<br />
<strong>Die</strong> Brust zerriß sich jede mit den Klau’n,<br />
Und sie zerschlugen sich mit solchem Brüllen,<br />
Daß ich mich an den Dichter drängt’ aus Grau’n.<br />
” Medusas Haupt! auf, laßt es uns enthüllen,“<br />
Sie riefen’s, niederbückend, allzugleich.<br />
” Was wir versäumt an Theseus, zu erfüllen.“<br />
” Wende dich um, die Augen schließe gleich!<br />
Wenn sie bei Gorgos Anblick offenständen,<br />
Du kehrtest nimmer in des Tages Reich!“<br />
Er sprach’s und eilte, selbst mich umzuwenden,<br />
Verließ sich auch auf meine Hände nicht<br />
Und schloß die Augen mir mit seinen Händen.<br />
Ihr, die erhellt gesunden Geistes Licht,<br />
Bemerkt die Lehre, die, vom Schlei’r umgeben,<br />
In dich verbirgt dies seltsame Gedicht.<br />
Ich hört’ ein Krachen mächtig sich erheben<br />
Auf trüber Flut, mit einem Ton voll Graus,<br />
Daß die und jene Hüfte schien zu beben.<br />
Nicht anders war es, als des Sturms Gebraus –<br />
Wild durch der kalten Dünste Kampf mit lauen,<br />
Stürzt er durch Wälder, Äste reißt er aus,<br />
Durch nichts gehemmt, jagt Blüten durch die Auen;<br />
Stolz wälzt er sich in Staubeswirbeln vor,<br />
Und Hirt und Herden flieh’n voll Angst und Grauen.<br />
<strong>Die</strong> Augen löst’ er mir. ” Jetzt schau’ empor,<br />
Dorthin, wo du den schärfsten Rauch entquellen<br />
Dem Schaume siehst auf diesem alten Moor.“<br />
Wie Frösche, sich zerstreuend, durch die Wellen<br />
Vor ihrem Feind, der Wasserschlange, flieh’n,<br />
Bis sie am Strand in Scharen sich gesellen,<br />
37 dove in un punto furon dritte ratto<br />
tre furïe infernal di sangue tinte,<br />
che membra feminine avieno e atto,<br />
40 e con idre verdissime eran cinte;<br />
serpentelli e ceraste avien per crine,<br />
onde le fiere tempie erano avvinte.<br />
43 E quei, che ben conobbe le meschine<br />
de la regina de l’etterno pianto,<br />
” Guarda,“ mi disse, le feroci Erine.<br />
”<br />
46 Quest’è Megera dal sinistro canto;<br />
quella che piange dal destro è Aletto;<br />
Tesifón è nel mezzo“; e tacque a tanto.<br />
49 Con l’unghie si fendea ciascuna il petto;<br />
battiensi a palme e gridavan sì alto,<br />
ch’i’ mi strinsi al poeta per sospetto.<br />
52<br />
55<br />
” Vegna Medusa: sì ’l farem di smalto,“<br />
dicevan tutte riguardando in giuso;<br />
” mal non vengiammo in Tesëo l’assalto.“<br />
” Volgiti ’n dietro e tien lo viso chiuso;<br />
ché se ’l Gorgón si mostra e tu ’l vedessi,<br />
nulla sarebbe di tornar mai suso.“<br />
58 Così disse ’l maestro; ed elli stessi<br />
mi volse, e non si tenne a le mie mani,<br />
che con le sue ancor non mi chiudessi.<br />
61 O voi ch’avete li ’ntelletti sani,<br />
mirate la dottrina che s’asconde<br />
sotto ’l velame de li versi strani.<br />
64 E già venìa su per le torbide onde<br />
un fracasso d’un suon, pien di spavento,<br />
per cui tremavano amendue le sponde,<br />
67 non altrimenti fatto che d’un vento<br />
impetüoso per li avversi ardori,<br />
che fier la selva e sanz’alcun rattento<br />
70 li rami schianta, abbatte e porta fori;<br />
dinanzi polveroso va superbo,<br />
e fa fuggir le fiere e li pastori.<br />
73 Li occhi mi sciolse e disse: ” Or drizza il nerbo<br />
del viso su per quella schiuma antica<br />
per indi ove quel fummo è più acerbo.“<br />
76 Come le rane innanzi a la nimica<br />
biscia per l’acqua si dileguan tutte,<br />
fin ch’a la terra ciascuna s’abbica,
Hölle: Neunter Gesang Pagina 29<br />
So sah ich schnell, als einer dort erschien,<br />
Das Tor von den zerstörten Seelen leeren<br />
Und ihn mit trocknem Fuß den Styx durchzieh’n.<br />
Er schien den Qualm vom Antlitz abzuwehren,<br />
Vor sich bewegend seine linke Hand,<br />
Und dieser Dunst nur schien ihn zu beschweren.<br />
Ich sah’s, er sei vom Himmel hergesandt.<br />
Zum Meister kehrt’ ich mich, doch, auf sein Zeichen,<br />
Neigt’ ich mich schweigend, jenem zugewandt.<br />
Mir schien er einem Zornigen zu gleichen.<br />
Er kam zum Tore, das sein Stab erschloß,<br />
Und ohne Widerstreben sah ich’s weichen.<br />
” O ihr verachteter, vestoßner Troß!“<br />
Begann er an dem Tor, dem schreckensvollen,<br />
” Woher die Frechheit, die hier überfloß?<br />
Was seid ihr widerspenstig jenem Wollen,<br />
Das nimmermehr sein Ziel verfehlen kann?<br />
Wird er die Qual, wie oft, euch mehren sollen?<br />
Was kämpft ihr gegen das Verhängnis an,<br />
Obwohl eu’r Zerberus, ihr mögt’s bedenken,<br />
Mit kahlem Kinn und Halse nur entrann?“<br />
Dann sah ich ihn zurück die Schritte lenken.<br />
Uns sagt’ er nichts, und achtlos ging er fort,<br />
Als müsst’ er ernst auf andre Sorgen denken,<br />
Als die um kleine Ding’ am nächsten Ort.<br />
Worauf wir beide nach der Festung schritten,<br />
Nun völlig sicher durch das heil’ge Wort.<br />
Auch ward der Eingang uns nicht mehr bestritten;<br />
Und ich, des Wunsches voll, mich umzusehn<br />
Nach dieser Stadt Verhältnis, Art und Sitten,<br />
Ließ, drinnen kaum, das Aug’ im Kreise gehn,<br />
Und rechts und links war weites Feld zu schauen,<br />
Von Martern voll und ungeheuren Weh’n.<br />
Gleichwie wo sich der Rhone Wogen stauen,<br />
Bei Arles, und bei Pola dort am Meer,<br />
Das Welschland schließt und netzt der Grenze Gauen,<br />
Grabhügel sind im <strong>La</strong>nde rings umher,<br />
Wo auf unebnem Grunde Tote modern;<br />
So hier, doch schreckte dieser Anblick mehr,<br />
Denn zwischen Gräbern sieht man Flammen lodern,<br />
Und alle sind so durch und durch entflammt,<br />
Daß keine Kunst mehr Stahl und Eisen fodern.<br />
79 vid’io più di mille anime distrutte<br />
fuggir così dinanzi ad un ch’al passo<br />
passava Stige con le piante asciutte.<br />
82 Dal volto rimovea quell’aere grasso,<br />
menando la sinistra innanzi spesso;<br />
e sol di quell’angoscia parea lasso.<br />
85 Ben m’accorsi ch’elli era da ciel messo,<br />
e volsimi al maestro; e quei fé segno<br />
ch’i’ stessi queto ed inchinassi ad esso.<br />
88 Ahi quanto mi parea pien di disdegno!<br />
Venne a la porta e con una verghetta<br />
l’aperse, che non v’ebbe alcun ritegno.<br />
91<br />
” O cacciati del ciel, gente dispetta,“<br />
cominciò elli in su l’orribil soglia,<br />
” ond’esta oltracotanza in voi s’alletta?<br />
94 Perché recalcitrate a quella voglia<br />
a cui non puote il fin mai esser mozzo,<br />
e che più volte v’ ha cresciuta doglia?<br />
97 Che giova ne le fata dar di cozzo?<br />
Cerbero vostro, se ben vi ricorda,<br />
ne porta ancor pelato il mento e ’l gozzo.“<br />
100 Poi si rivolse per la strada lorda,<br />
e non fé motto a noi, ma fé sembiante<br />
d’omo cui altra cura stringa e morda<br />
103 che quella di colui che li è davante;<br />
e noi movemmo i piedi inver’ la terra,<br />
sicuri appresso le parole sante.<br />
106 Dentro li ’ntrammo sanz’alcuna guerra;<br />
e io, ch’avea di riguardar disio<br />
la condizion che tal fortezza serra,<br />
109 com’io fui dentro, l’occhio intorno invio:<br />
e veggio ad ogne man grande campagna,<br />
piena di duolo e di tormento rio.<br />
112 Sì come ad Arli, ove Rodano stagna,<br />
sì com’a Pola, presso del Carnaro<br />
ch’Italia chiude e suoi termini bagna,<br />
115 fanno i sepulcri tutt’il loco varo,<br />
così facevan quivi d’ogne parte,<br />
salvo che ’l modo v’era più amaro;<br />
118 ché tra li avelli fiamme erano sparte,<br />
per le quali eran sì del tutto accesi,<br />
che ferro più non chiede verun’arte.
Seite 30 Inferno: Canto X<br />
Halboffen ihre Deckel allesamt,<br />
Und draus erklingen solche Klagetöne,<br />
Daß man erkennt, wer drinnen, sei verdammt.<br />
Und ich: Verkünde, Meister, wer sind jene,<br />
<strong>Die</strong>, hier begraben, sonder Ruh’ und Rast<br />
Vernehmen lassen solches Schmerzgestöhne?<br />
Und er: ” Hauptketzer hält der Ort umfaßt,<br />
Und die den Sekten angehangen haben,<br />
In größrer Zahl, als du gerechnet hast –<br />
Denn Gleiche sind zu Gleichen hier begraben,<br />
Und mehr und minder glüht jedwedes Mal“ –<br />
Er sprach’s, worauf wir rechtshin uns begaben,<br />
121 Tutti li lor coperchi eran sospesi,<br />
e fuor n’uscivan sì duri lamenti,<br />
che ben parean di miseri e d’offesi.<br />
124 E io: ” Maestro, quai son quelle genti<br />
che, seppellite dentro da quell’arche,<br />
si fan sentir coi sospiri dolenti?“<br />
127 E quelli a me: ” Qui son li eresïarche<br />
con lor seguaci, d’ogne setta, e molto<br />
più che non credi son le tombe carche.<br />
130 Simile qui con simile è sepolto,<br />
e i monimenti son più e men caldi.“<br />
E poi ch’a la man destra si fu vòlto,<br />
Fortschreitend zwischen hoher Mau’r und Qual. 133 passammo tra i martìri e li alti spaldi.<br />
Zehnter Gesang Canto X<br />
Fort ging nun, hier die Mauer, dort die Pein,<br />
Auf einem engen Pfad der edle Weise,<br />
Er mir voraus und ich ihm hinterdrein.<br />
Der du mich führst durch die verruchten Kreise,<br />
Sprach ich, ich wünsche, daß, wenn dir’s gefällt,<br />
Dein Wort auch hier mich ferner unterweise.<br />
Darf man die sehn, die jedes Grab enthält?<br />
<strong>Die</strong> Deckel, offen schon, sind nicht dawider,<br />
Auch ist zur Wache niemand aufgestellt.<br />
” Jedweder Deckel sinkt geschlossen nieder,“<br />
Sprach er, wenn sie gekehrt von Josaphat,<br />
”<br />
Mitbringend ihre dort gelass’nen Glieder.<br />
Wiss’, Epicurus liegt an dieser Statt<br />
Samt seinen Jüngern, die vom Tode lehren,<br />
Daß er so Seel’ als Leib vernichtet hat.<br />
Befriedigung soll also dem Begehren,<br />
Das du entdecktest, dies Begräbnis hier,<br />
Sowie dem Wunsch, den du verschwiegst, gewähren.“<br />
Und ich: Mein Herz verberg’ ich nimmer dir,<br />
Nur redet’ ich in bündig kurzem Worte,<br />
Und nicht nur jetzt empfahlst du solches mir.<br />
” Toskaner, du, der lebend durch die Pforte<br />
Der Feuerstadt, so ehrbar sprechend, drang,<br />
Verweil’, ich bitte dich, an diesem Orte.<br />
ich erkenn’ an deiner Sprache Klang,<br />
Du seist dem edlen Vaterland entsprungen,<br />
Dem ich, ihm nur zu lästig, auch entsprang.“<br />
1 Ora sen va per un secreto calle,<br />
tra ’l muro de la terra e li martìri,<br />
lo mio maestro, e io dopo le spalle.<br />
4<br />
” O virtù somma, che per li empi giri<br />
mi volvi,“ cominciai, com’a te piace,<br />
”<br />
parlami, e sodisfammi a’ miei disiri.<br />
7 <strong>La</strong> gente che per li sepolcri giace<br />
potrebbesi veder? già son levati<br />
tutt’i coperchi, e nessun guardia face.“<br />
10 E quelli a me: ” Tutti saran serrati<br />
quando di Iosafàt qui torneranno<br />
coi corpi che là sù hanno lasciati.<br />
13 Suo cimitero da questa parte hanno<br />
con Epicuro tutti suoi seguaci,<br />
che l’anima col corpo morta fanno.<br />
16 Però a la dimanda che mi faci<br />
quinc’entro satisfatto sarà tosto,<br />
e al disio ancor che tu mi taci.“<br />
19 E io: ” Buon duca, non tegno riposto<br />
a te mio cuor se non per dicer poco,<br />
e tu m’ hai non pur mo a ciò disposto.“<br />
22<br />
” O Tosco che per la città del foco<br />
vivo ten vai così parlando onesto,<br />
piacciati di restare in questo loco.<br />
25 <strong>La</strong> tua loquela ti fa manifesto<br />
di quella nobil patrïa natio,<br />
a la qual forse fui troppo molesto.“
Hölle: Zehnter Gesang Pagina 31<br />
Urplötzlich war dies einem Sarg entklungen,<br />
Drum trat ich etwas näher meinem Hort,<br />
Denn wieder war mein Herz von Furcht durchdrungen.<br />
” Was tust du? Wende dich!“ rief er sofort,<br />
” Sieh g’rad’ empor den Farinata ragen,<br />
Vom Gürtel bis zum Haupte sieh ihn dort!“<br />
Ich, der auf sein Gesicht den Blick geschlagen,<br />
Sah, wie er hoch mit Brust und Stirne stand,<br />
Als lach’ er nur der Höh’ und ihrer Plagen.<br />
Mein Führer, der mich schnell mit mut’ger Hand<br />
Durch Gräber bis zu ihm mit fortgenommen,<br />
Sprach: Was er fragt, mach’ offen ihm bekannt.<br />
Er sah mich, als ich bis zum Grab gekommen,<br />
Ein wenig an. ” Wer deine Väter? Sprich!“<br />
So fragt’ er mich und schien von Zorn entglommen.<br />
Gern fügt’ ich dem Befehl des Meisters mich,<br />
Ihm alles unverstellt zu offenbaren,<br />
Da hoben etwas seine Brauen sich.<br />
Er sprach darauf: ” Furchtbare Gegner waren<br />
Sie meinen Ahnen, mir und meinem Teil,<br />
Und zweimal drum vertrieb ich sie in Scharen.“<br />
” Wenn auch vertrieben, kehrten sie in Eil’“,<br />
Sprach ich, zweimal zurück aus jeder Gegend.<br />
”<br />
Doch nicht den euren ward die Kunst zuteil.“<br />
Sieh, da erhob, sich neben jenem regend,<br />
Ein Schatten sich urplötzlich bis zum Kinn,<br />
Sich auf den Knien, so schien’s, empor bewegend.<br />
Er blickt’ um mich nach beiden Seiten hin,<br />
Als woll’ er sehn, ob jemand mich begleite,<br />
Doch floh der Irrtum bald aus seinem Sinn,<br />
Und weinend sprach er dann: ” Wenn dein Geleite<br />
Des Geistes Hoheit ist durch diese Nacht,<br />
Wo ist mein Sohn? Warum nicht dir zur Seite?“ –<br />
” Nicht eigner Geist hat mich hierher gebracht,<br />
Der dort harrt, führte mich ins <strong>La</strong>nd der Klagen.<br />
Dein Guido hatte sein vielleicht nicht acht.“<br />
So ich – beim Wort und bei der Art der Plagen<br />
Könnt’ ich wohl seines Namens sicher sein<br />
Und drum ihm auch so sicher Antwort sagen,<br />
Schnell richtet’ er sich auf mit lautem Schrei’n:<br />
” Er hatte, sagst du? Ist er nicht am Leben?<br />
Saugt nicht sein Auge mehr den süßen Schein?“<br />
28 Subitamente questo suono uscìo<br />
d’una de l’arche; però m’accostai,<br />
temendo, un poco più al duca mio.<br />
31 Ed el mi disse: ” Volgiti! Che fai?<br />
Vedi là Farinata che s’è dritto:<br />
da la cintola in sù tutto ’l vedrai.“<br />
34 Io avea già il mio viso nel suo fitto;<br />
ed el s’ergea col petto e con la fronte<br />
com’avesse l’inferno a gran dispitto.<br />
37 E l’animose man del duca e pronte<br />
mi pinser tra le sepulture a lui,<br />
dicendo: ” Le parole tue sien conte.“<br />
40 Com’io al piè de la sua tomba fui,<br />
guardommi un poco, e poi, quasi sdegnoso,<br />
mi dimandò: ” Chi fuor li maggior tui?“<br />
43 Io ch’era d’ubidir disideroso,<br />
non gliel celai, ma tutto gliel’apersi;<br />
ond’ei levò le ciglia un poco in suso;<br />
46 poi disse: ” Fieramente furo avversi<br />
a me e a miei primi e a mia parte,<br />
sì che per due fïate li dispersi.“<br />
49<br />
” S’ei fur cacciati, ei tornar d’ogne parte,“<br />
rispuos’io lui, l’una e l’altra fïata;<br />
”<br />
ma i vostri non appreser ben quell’arte.“<br />
52 Allor surse a la vista scoperchiata<br />
un’ombra, lungo questa, infino al mento:<br />
credo che s’era in ginocchie levata.<br />
55 Dintorno mi guardò, come talento<br />
avesse di veder s’altri era meco;<br />
e poi che ’l sospecciar fu tutto spento,<br />
58 piangendo disse: ” Se per questo cieco<br />
carcere vai per altezza d’ingegno,<br />
mio figlio ov’è? e perché non è teco?“<br />
61 E io a lui: ” Da me stesso non vegno:<br />
colui ch’attende là, per qui mi mena<br />
forse cui Guido vostro ebbe a disdegno.“<br />
64 Le sue parole e ’l modo de la pena<br />
m’avean di costui già letto il nome;<br />
però fu la risposta così piena.<br />
67 Di sùbito drizzato gridò: ” Come?<br />
dicesti “elli ebbe ” ? non viv’elli ancora?<br />
non fiere li occhi suoi lo dolce lume?“
Seite 32 Inferno: Canto X<br />
Und da ich nun, statt Antwort ihm zu geben,<br />
Noch zauderte, so fiel er rücklings hin,<br />
Um fürder sich nicht wieder zu erheben.<br />
Doch jener andre mit dem stolzen Sinn,<br />
Der mich gerufen, blieb auf seiner Stätte<br />
Starr, ungebeugt und trotzig wie vorhin.<br />
Er, wieder knüpfend des Gespräches Kette:<br />
” Ward jene Kunst zuteil den Meinen nicht?<br />
<strong>Die</strong>s martert mehr mich noch als dieses Bette.<br />
Doch wird nicht fünfzigmal sich das Gesicht<br />
Der Herrin dieses Dunkels neu entzünden,<br />
So wirst du fühlen dieser Kunst Gewicht.<br />
Sprich, willst du je zurück aus diesen Gründen,<br />
Wie gegen mein Geschlecht mag solche Wut<br />
Das Volk in jeglichem Gesetz verkünden?“<br />
Ich sprach: ” Das große Morden ist’s, das Blut,<br />
Das rotgefärbt der Arbia klare Wogen,<br />
Das eu’r Geschlecht mit solchem Fluch belud.“<br />
Er seufzt’ und schüttelte das Haupt: ” Vollzogen<br />
Hab’ ich allein nicht diese blut’ge Tat,<br />
Und. alle hat uns trift’ger Grund bewogen.<br />
Doch ich allein war’s, der dem grausen Rat;<br />
Es müsse bis zum Grund Florenz verschwinden,<br />
Mit offnem Angesicht entgegentrat.“<br />
” Soll euer Same jemals Ruhe finden,“<br />
So sprach ich bittend, löst die Schlingen hier,<br />
”<br />
<strong>Die</strong> noch, mein Urteil hemmend, mich umwinden.<br />
Versteh’ ich recht, so scheint es wohl, daß ihr<br />
Erkennen mögt, was künft’ge Zeiten bringen,<br />
Doch mit der Gegenwart scheint’s anders mir.“<br />
Er sprach: ” Uns trägt der Blick nach fernen Dingen,<br />
Wie’s öfters wohl der Schwachen Sehkraft geht,<br />
Denn dahin läßt der höchste Herr uns dringen.<br />
Doch naht sich und erscheint, was wir erspäht,<br />
Weg ist das Wissen, und nur durch Berichte<br />
Erfahren wir, wie’s jetzt auf Erden steht.<br />
Darum begreifst du: einst beim Weltgerichte,<br />
Wenn sich der Zukunft Tor auf ewig schließt,<br />
Wird die Erkenntnis unsers Geists zunichte.“<br />
Drauf ich: ” Wie jetzt mein Fehler mich verdrießt!<br />
O sagt dem Hingesunknen, Trostentblößten,<br />
Daß noch sein Sohn das heitre Licht genießt.<br />
70 Quando s’accorse d’alcuna dimora<br />
ch’io facëa dinanzi a la risposta,<br />
supin ricadde e più non parve fora.<br />
73 Ma quell’altro magnanimo, a cui posta<br />
restato m’era, non mutò aspetto,<br />
né mosse collo, né piegò sua costa;<br />
76 e sé continüando al primo detto,<br />
” S’elli han quell’arte,“ disse, male appresa,<br />
”<br />
ciò mi tormenta più che questo letto.<br />
79 Ma non cinquanta volte fia raccesa<br />
la faccia de la donna che qui regge,<br />
che tu saprai quanto quell’arte pesa.<br />
82 E se tu mai nel dolce mondo regge,<br />
dimmi: perché quel popolo è sì empio<br />
incontr’a’ miei in ciascuna sua legge?“<br />
85 Ond’io a lui: ” Lo strazio e ’l grande scempio<br />
che fece l’Arbia colorata in rosso,<br />
tal orazion fa far nel nostro tempio.“<br />
88 Poi ch’ebbe sospirando il capo mosso,<br />
” A ciò non fu’ io sol,“ disse, né certo<br />
”<br />
sanza cagion con li altri sarei mosso.<br />
91 Ma fu’ io solo, là dove sofferto<br />
fu per ciascun di tòrre via Fiorenza,<br />
colui che la difesi a viso aperto.“<br />
94<br />
” Deh, se riposi mai vostra semenza,“<br />
prega’ io lui, solvetemi quel nodo<br />
”<br />
che qui ha ’nviluppata mia sentenza.<br />
97 El par che voi veggiate, se ben odo,<br />
dinanzi quel che ’l tempo seco adduce,<br />
e nel presente tenete altro modo.“<br />
100<br />
” Noi veggiam, come quei c’ ha mala luce,<br />
le cose,“ disse, che ne son lontano;<br />
”<br />
cotanto ancor ne splende il sommo duce.<br />
103 Quando s’appressano o son, tutto è vano<br />
nostro intelletto; e s’altri non ci apporta,<br />
nulla sapem di vostro stato umano.<br />
106 Però comprender puoi che tutta morta<br />
fia nostra conoscenza da quel punto<br />
che del futuro fia chiusa la porta.“<br />
109 Allor, come di mia colpa compunto,<br />
dissi: ” Or direte dunque a quel caduto<br />
che ’l suo nato è co’ vivi ancor congiunto;
Hölle: Elfter Gesang Pagina 33<br />
Und war ich vorhin säumig, ihn zu trösten,<br />
So sagt ihm, daß ich Raum dem Irrtum gab,<br />
Den eben jetzt mir eure Worte lösten.“<br />
Hier rief mein Meister schon mich wieder ab,<br />
Drum bat ich schnell den Geist, mir zu erzählen,<br />
Wer noch verborgen sei in seinem Grab.<br />
Er sprach: ” Hier liegen mehr als tausend Seelen,<br />
Der Kardinal, der zweite Friederich<br />
Und andre, die’s nicht nottut, aufzuzählen.“<br />
Und er versank ich aber kehrte mich<br />
Zum alten Dichter, jene Red’ erwägend,<br />
<strong>Die</strong> einer Unglücksprophezeiung glich.<br />
Er aber ging und sprach, sich vorbewegend,<br />
Zu mir gewandt: ” Was bist du so verstört?“<br />
Ich tat’s ihm kund, die Angst im Herzen hegend.<br />
” Und merk’ itzt auf, daß dich kein Trug betört.<br />
” Behalte, was du Widriges gehört,“<br />
Sprach mit erhobnem Finger jener Weise,<br />
Bist du dereinst im süßen Strahlenkreise,<br />
Verströmt vom schönen Blick, der alles sieht,<br />
Dann deutet sie dir deine Lebensreise.“<br />
Nun ging es links ins höllische Gebiet,<br />
Um von der Mau’r der Mitte zuzuschreiten,<br />
Wo sich der Pfad nach einem Tale zieht,<br />
112 e s’i’ fui, dianzi, a la risposta muto,<br />
fate i saper che ’l fei perché pensava<br />
già ne l’error che m’avete soluto.“<br />
115 E già ’l maestro mio mi richiamava;<br />
per ch’i’ pregai lo spirto più avaccio<br />
che mi dicesse chi con lu’ istava.<br />
118 Dissemi: ” Qui con più di mille giaccio:<br />
qua dentro è ’l secondo Federico<br />
e ’l Cardinale; e de li altri mi taccio.“<br />
121 Indi s’ascose; e io inver’ l’antico<br />
poeta volsi i passi, ripensando<br />
a quel parlar che mi parea nemico.<br />
124 Elli si mosse; e poi, così andando,<br />
mi disse: ” Perché se’ tu sì smarrito?“<br />
E io li sodisfeci al suo dimando.<br />
127<br />
130<br />
” <strong>La</strong> mente tua conservi quel ch’udito<br />
hai contra te,“ mi comandò quel saggio;<br />
” e ora attendi qui,“ e drizzò ’l dito:<br />
” quando sarai dinanzi al dolce raggio<br />
di quella il cui bell’occhio tutto vede,<br />
da lei saprai di tua vita il vïaggio.“<br />
133 Appresso mosse a man sinistra il piede:<br />
lasciammo il muro e gimmo inver’ lo mezzo<br />
per un sentier ch’a una valle fiede,<br />
Von dem Gestank und Qualm sich weit verbreiten. 136 che ’nfin là sù facea spiacer suo lezzo.<br />
Elfter Gesang Canto XI<br />
Am äußern Saum von einem hohen Strande,<br />
Umkreist von Felsentrümmern ohne Zahl,<br />
Gelangten wir zu einem grausern <strong>La</strong>nde.<br />
Dort bargen wir vor des Gestankes Qual,<br />
Der gräßlich dampft aus jenen tiefen Gründen,<br />
Uns hinter eines hohen Grabes Mal.<br />
Wir sahn den Inhalt diese Schrift verkünden:<br />
Hier liegt Papst Anastasius, den Photin<br />
Vom rechten Pfad verführt zu Schmach und Sünden.<br />
” Wir müssen,“ sprach er, langsam abwärtszieh’n;<br />
”<br />
Erträglicher wird nach und nach den Sinnen<br />
Der schlechte Dunst, der unerträglich schien.“<br />
” So laß uns etwas,“ sprach ich drauf, ” beginnen,<br />
Das uns die hier verbrachte Zeit ersetzt.“<br />
” Du siehst,“ erwidert’ er, darauf mich sinnen.“<br />
”<br />
1 In su l’estremità d’un’alta ripa<br />
che facevan gran pietre rotte in cerchio,<br />
venimmo sopra più crudele stipa;<br />
4 e quivi, per l’orribile soperchio<br />
del puzzo che ’l profondo abisso gitta,<br />
ci raccostammo, in dietro, ad un coperchio<br />
7 d’un grand’avello, ov’io vidi una scritta<br />
che dicea: ’Anastasio papa guardo,<br />
lo qual trasse Fotin de la via dritta’.<br />
10<br />
” Lo nostro scender conviene esser tardo,<br />
sì che s’ausi un poco in prima il senso<br />
al tristo fiato; e poi no i fia riguardo.“<br />
13 Così ’l maestro; e io ” Alcun compenso,“<br />
dissi lui, ” trova che ’l tempo non passi<br />
perduto.“ Ed elli: ” Vedi ch’a ciò penso.“
Seite 34 Inferno: Canto XI<br />
” Mein Sohn, du wirst in diesen Steinen jetzt,“<br />
So fuhr er fort, drei kleinre Kreise zählen,<br />
”<br />
Nach Stufen, wie die andern, fortgesetzt.<br />
Erfüllt sind alle von verdammten Seelen,<br />
Doch weil du selbst sie sehn wirst, so vernimm,<br />
Wie und warum sie sich hier unten quälen.<br />
Jedwede Bosheit weckt des Himmels Grimm,<br />
Der Unrecht Zweck ist, denn sie macht es immer<br />
Durch Trug und durch Gewalt mit andern schlimm.<br />
Doch Trug, des Menschen eigne Sünd’, ist schlimmer,<br />
Und die Betrüger bannt des Herrn Geheiß,<br />
Drum tiefer hin zu schmerzlichem Gewimmer.<br />
Gewalttat wird bestraft im ersten Kreis,<br />
Doch, nach dreifacher Gattung von Vergehen,<br />
In dreien Binnenkreisen stufenweis.<br />
An Gott, an sich, am Nächsten kann’s geschehen,<br />
Daß man Gewalt verübt, an Leib und Gut.<br />
Wie? Sollst du jetzt mit klaren Gründen sehen.<br />
Gewalttat an des Nächsten Leib und Blut<br />
Geschieht durch Totschlag und durch schlimme Wunden,<br />
Am Gute durch Verwüstung, Raub und Glut.<br />
Totschläger werden, die, so schwer verwunden,<br />
Verwüster, Räuber, drum hinabgebannt<br />
Zur Pein im ersten Binnenkreis gefunden.<br />
Gewalt übt man an sich mit eigner Hand,<br />
Und seinem Gut. – Um fruchtlos zu bereuen,<br />
Sind drum zum zweiten Binnenkreis gesandt,<br />
<strong>Die</strong> selber sich zu töten sich nicht scheuen,<br />
<strong>Die</strong>, so im Spielhaus all ihr Gut vertan<br />
Und dorten weinten, statt sich zu erfreuen.<br />
Gewalt auch tut der Mensch der Gottheit an,<br />
Im Herzen sie verleugnend und nicht achtend,<br />
Was er durch Güte der Natur empfah’n.<br />
Du wirst, den kleinsten Binnenkreis betrachtend,<br />
Drum die von Sodom und von Cahors schau’n,<br />
Und Volk, im Herzen seinen Gott verachtend.<br />
Trug, des Gewissens Qual, ist am Vertrau’n,<br />
Und ist auch oft verübt an solchen worden,<br />
<strong>Die</strong> nicht als Freund’ auf den Betrüger bau’n.<br />
<strong>Die</strong> letzte Gattung scheint das Band zu morden,<br />
Das die Natur aus Lieb’ um alle flicht;<br />
Drum nisten in dem zweiten Kreis die Horden<br />
16<br />
” Figliuol mio, dentro da cotesti sassi,“<br />
cominciò poi a dir, son tre cerchietti<br />
”<br />
di grado in grado, come que’ che lassi.<br />
19 Tutti son pien di spirti maladetti;<br />
ma perché poi ti basti pur la vista,<br />
intendi come e perché son costretti.<br />
22 D’ogne malizia, ch’odio in cielo acquista,<br />
ingiuria è ’l fine, ed ogne fin cotale<br />
o con forza o con frode altrui contrista.<br />
25 Ma perché frode è de l’uom proprio male,<br />
più spiace a Dio; e però stan di sotto<br />
li frodolenti, e più dolor li assale.<br />
28 Di vïolenti il primo cerchio è tutto;<br />
ma perché si fa forza a tre persone,<br />
in tre gironi è distinto e costrutto.<br />
31 A Dio, a sé, al prossimo si pòne<br />
far forza, dico in loro e in lor cose,<br />
come udirai con aperta ragione.<br />
34 Morte per forza e ferute dogliose<br />
nel prossimo si danno, e nel suo avere<br />
ruine, incendi e tollette dannose;<br />
37 onde omicide e ciascun che mal fiere,<br />
guastatori e predon, tutti tormenta<br />
lo giron primo per diverse schiere.<br />
40 Puote omo avere in sé man vïolenta<br />
e ne’ suoi beni; e però nel secondo<br />
giron convien che sanza pro si penta<br />
43 qualunque priva sé del vostro mondo,<br />
biscazza e fonde la sua facultade,<br />
e piange là dov’esser de’ giocondo.<br />
46 Puossi far forza ne la deïtade,<br />
col cor negando e bestemmiando quella,<br />
e spregiando natura e sua bontade;<br />
49 e però lo minor giron suggella<br />
del segno suo e Soddoma e Caorsa<br />
e chi, spregiando Dio col cor, favella.<br />
52 <strong>La</strong> frode, ond’ogne coscïenza è morsa,<br />
può l’omo usare in colui che ’n lui fida<br />
e in quel che fidanza non imborsa.<br />
55 Questo modo di retro par ch’incida<br />
pur lo vinco d’amor che fa natura;<br />
onde nel cerchio secondo s’annida
Hölle: Elfter Gesang Pagina 35<br />
Der Heuchler, Schmeichler, die, so falsch Gewicht<br />
Gebrauchen, Simonisten, Zaubrer, <strong>Die</strong>be<br />
Und Kuppler und dergleichen Schandgezücht.<br />
Zerrissen wird von jenem Trug die Liebe,<br />
So die Natur macht; die auch, die vermehrt,<br />
Noch Treue fordert aus besonderm Triebe.<br />
Drum auf dem Punkte, den das All beschwert,<br />
Wo Dis den Stand hat, dort, im kleinsten Kreise,<br />
Wird, wer Verrat übt, ewiglich verzehrt.“<br />
Und ich: Du stellt nach deiner klaren Weise<br />
Wohlabgeteilt den Höllenschlund mir dar,<br />
Und welche Sünder jedes Rund umkreise;<br />
Doch sprich: Das Volk, das dort im Sumpfe war,<br />
<strong>Die</strong>, so der Wind führt und die Regen schlagen,<br />
<strong>Die</strong> mit Geschrei sich stoßen immerdar,<br />
Wie kommt’s, wenn sie den Zorn des Himmels tragen,<br />
Daß nicht die Feuerstadt ihr Strafort wird?<br />
Wenn nicht, was leiden sie doch solche Plagen?<br />
Und er darauf zu mir: ” Was schweift verwirrt<br />
Dein Geist hier ab von den gewohnten Wegen?<br />
Woandershin hat sich dein Sinn verirrt?<br />
Willst du nicht deine Sittenlehr’ erwägen,<br />
<strong>Die</strong> Kunde von drei Neigungen verleiht,<br />
<strong>Die</strong> Gottes Zorn und seinen Haß erregen,<br />
Von Tollwut, Bosheit, Unenthaltsamkeit?<br />
<strong>Die</strong> dritt’ ist, da sie minderes Verachten<br />
Des Herrn verrät, von mindrer Strafbarkeit.<br />
Willst du den Spruch bedenken und betrachten,<br />
Wer jene sind, die vor der Stadt voll Glut<br />
Dort oben, ihre Straf erduldend, schmachten,<br />
So wirst du sehn, wie sie von dieser Brut<br />
Geschieden sind, und minder sie beschwerend<br />
Auf ihnen das Gewicht des Himmels ruht.“ –<br />
” O Sonne, du, die trübsten Blicke klärend,<br />
Wie Wissen, so erfreut der Zweifel mich,<br />
Vernehm’ ich dich ihn lösend, mich belehrend.<br />
Drum wend’ ein wenig,“ sprach ich, ” rückwärts dich.<br />
Da sagtest, daß die Wuchrer Gott verletzen,<br />
Jetzt sage mir, wie löst dies Rätsel sich?“<br />
Weltweisheit, sprach er, lehrt in mehrern Sätzen,<br />
Daß nur aus Gottes Geist und Kunst und Kraft<br />
Natur entstand mit allen ihren Schätzen;<br />
58 ipocresia, lusinghe e chi affattura,<br />
falsità, ladroneccio e simonia,<br />
ruffian, baratti e simile lordura.<br />
61 Per l’altro modo quell’amor s’oblia<br />
che fa natura, e quel ch’è poi aggiunto,<br />
di che la fede spezïal si cria;<br />
64 onde nel cerchio minore, ov’è ’l punto<br />
de l’universo in su che Dite siede,<br />
qualunque trade in etterno è consunto.“<br />
67 E io: ” Maestro, assai chiara procede<br />
la tua ragione, e assai ben distingue<br />
questo baràtro e ’l popol ch’e’ possiede.<br />
70 Ma dimmi: quei de la palude pingue,<br />
che mena il vento, e che batte la pioggia,<br />
e che s’incontran con sì aspre lingue,<br />
73 perché non dentro da la città roggia<br />
sono ei puniti, se Dio li ha in ira?<br />
e se non li ha, perché sono a tal foggia?“<br />
76 Ed elli a me ” Perché tanto delira,“<br />
disse, ” lo ’ngegno tuo da quel che sòle?<br />
o ver la mente dove altrove mira?<br />
79 Non ti rimembra di quelle parole<br />
con le quai la tua Etica pertratta<br />
le tre disposizion che ’l ciel non vole,<br />
82 incontenenza, malizia e la matta<br />
bestialitade? e come incontenenza<br />
men Dio offende e men biasimo accatta?<br />
85 Se tu riguardi ben questa sentenza,<br />
e rechiti a la mente chi son quelli<br />
che sù di fuor sostegnon penitenza,<br />
88 tu vedrai ben perché da questi felli<br />
sien dipartiti, e perché men crucciata<br />
la divina vendetta li martelli.“<br />
91<br />
” O sol che sani ogne vista turbata,<br />
tu mi contenti sì quando tu solvi,<br />
che, non men che saver, dubbiar m’aggrata.<br />
94 Ancora in dietro un poco ti rivolvi,“<br />
diss’io, ” là dove di’ ch’usura offende<br />
la divina bontade, e ’l groppo solvi.“<br />
97<br />
” Filosofia,“ mi disse, ” a chi la ’ntende,<br />
nota, non pure in una sola parte,<br />
come natura lo suo corso prende
Seite 36 Inferno: Canto XII<br />
Und überdenkst du deine Wissenschaft<br />
Von der Natur, so wirst du bald erkennen,<br />
Daß eure Kunst, mit allem, was sie schafft,<br />
Nur der Natur folgt, wie nach bestem Können<br />
Der Schüler geht auf seines Meisters Spur;<br />
Drum ist sie Gottes Enkelin zu nennen<br />
Vergleiche nun mit Kunst und mit Natur<br />
<strong>Die</strong> Genesis, wo’s also lautet: Leben<br />
Sollst du im Schweiß des Angesichtes nur. –<br />
Weil Wuchrer nun nach anderm Wege Streben,<br />
Schmäh’n sie Natur und ihre Folgerin,<br />
Indem sie andrer Hoffnung sich ergeben.<br />
Doch folge mir, denn vorwärts strebt mein Sinn,<br />
Da schon die Fisch’ empor am Himmel springen;<br />
Schon auf den Caurus sinkt der Wagen hin,<br />
100 dal divino ’ntelletto e da sua arte;<br />
e se tu ben la tua Fisica note,<br />
tu troverai, non dopo molte carte,<br />
103 che l’arte vostra quella, quanto pote,<br />
segue, come ’l maestro fa ’l discente;<br />
sì che vostr’arte a Dio quasi è nepote.<br />
106 Da queste due, se tu ti rechi a mente<br />
lo Genesì dal principio, convene<br />
prender sua vita e avanzar la gente;<br />
109 e perché l’usuriere altra via tene,<br />
per sé natura e per la sua seguace<br />
dispregia, poi ch’in altro pon la spene.<br />
112 Ma seguimi oramai che ’l gir mi piace;<br />
ché i Pesci guizzan su per l’orizzonta,<br />
e ’l Carro tutto sovra ’l Coro giace,<br />
Und weit ist’s noch, eh’ wir zur Tiefe dringen. 115 e ’l balzo via là oltra si dismonta.“<br />
Zwölfter Gesang Canto XII<br />
Rauhfelsig war der Steig am Strand hernieder,<br />
Ob des, was sonst dort war, der Schauer groß,<br />
Und jedem Auge drum der Ort zuwider.<br />
Dem Bergsturz gleich bei Trento – in den Schoß<br />
Der Etsch ist seitwärts Trümmerschutt geschmissen,<br />
Durch Unterwühlung oder Erdenstoß –<br />
Wo von dem Gipfel, dem er sich entrissen,<br />
Der Fels so schräg ist, daß zum ebnen <strong>La</strong>nd,<br />
<strong>Die</strong> oben sind, den Steg nicht ganz vermissen;<br />
So dieses Abgrunds Hang, und dort am Rand<br />
War’s, wo von Felsentrümmern überhangen<br />
Sich ausgestreckt die Schande Kretas fand,<br />
Einst von dem Scheinbild einer Kuh empfangen.<br />
Sich selber biß er, als er uns erblickt,<br />
Wie innerlich von wildem Grimm befangen.<br />
Mein Meister rief: ” Bist du vom Wahn bestrickt.<br />
Als sähst du hier den Theseus vor dir stehen,<br />
Der dich von dort zur Höll’ herabgeschickt?<br />
Fort, Untier, fort! Den Weg, auf dem wir gehen,<br />
Nicht deine Schwester hat ihn uns gelehrt,<br />
Doch dieser kommt, um eure Qual zu sehen.“<br />
So wie der Stier, vom Todesstreich versehrt,<br />
Sich losreißt und nicht gehen kann, nur springen.<br />
Und Satz um Satz hierhin und dorthin fährt;<br />
1 Era lo loco ov’a scender la riva<br />
venimmo, alpestro e, per quel che v’er’anco,<br />
tal, ch’ogne vista ne sarebbe schiva.<br />
4 Qual è quella ruina che nel fianco<br />
di qua da Trento l’Adice percosse,<br />
o per tremoto o per sostegno manco,<br />
7 che da cima del monte, onde si mosse,<br />
al piano è sì la roccia discoscesa,<br />
ch’alcuna via darebbe a chi sù fosse:<br />
10 cotal di quel burrato era la scesa;<br />
e ’n su la punta de la rotta lacca<br />
l’infamïa di Creti era distesa<br />
13 che fu concetta ne la falsa vacca;<br />
e quando vide noi, sé stesso morse,<br />
sì come quei cui l’ira dentro fiacca.<br />
16 Lo savio mio inver’ lui gridò: ” Forse<br />
tu credi che qui sia ’l duca d’Atene,<br />
che sù nel mondo la morte ti porse?<br />
19 Pàrtiti, bestia, ché questi non vene<br />
ammaestrato da la tua sorella,<br />
ma vassi per veder le vostre pene.“<br />
22 Qual è quel toro che si slaccia in quella<br />
c’ ha ricevuto già ’l colpo mortale,<br />
che gir non sa, ma qua e là saltella,
Hölle: Zwölfter Gesang Pagina 37<br />
So sahen wir den Minotaurus ringen,<br />
Drum rief Virgil: ” Itzt weiter ohne Rast;<br />
Indes er tobt, ist’s gut, hinabzudringen.“<br />
So klommen wir, von Trümmern rings umfaßt,<br />
Auf Trümmern sorglich fort, und oft bewegte<br />
Ein Stein sich unter mir der neuen <strong>La</strong>st.<br />
Ich ging, indem ich sinnend überlegte.<br />
Und er: ” Du denkst an diesen Schutt, bewacht<br />
Von Zornwut, die vor meinem Wort sich legte.<br />
Vernimm jetzt, als ich in der Hölle Nacht<br />
Zum erstenmal so tief hereingedrungen.<br />
War dieser Fels noch nicht herabgekracht.<br />
Doch kurz eh’ jener sich herabgeschwungen<br />
Vom höchsten Kreis des Himmels, der dem Dis<br />
So edler Seelen großen Raub entrungen.<br />
Erbebte so die grause Finsternis,<br />
Daß ich die Meinung faßte, Liebe zücke<br />
Durchs Weltenall und stürz’ in mächt’gern Riß<br />
Ins alte Chaos neu die Welt zurücke.<br />
Der Fels, der seit dem Anfang fest geruht,<br />
Ging damals hier und anderwärts in Stücke.<br />
Doch blick’ ins Tal, schon naht der Strom von Blut,<br />
In welchem jeder siedet, der dort oben<br />
Dem Nächsten durch Gewalttat wehe tut.“<br />
O blinde Gier, o toller Zorn! eu’r Toben,<br />
Es spornt uns dort im kurzen Leben an<br />
Und macht uns ewig dann dies Bad erproben –<br />
Hier ist ein weiter Graben, der den Plan<br />
Ringshin umfaßt im weiten runden Bogen,<br />
Wie mir mein weiser Führer kundgetan.<br />
Zentauren, rennend, pfeilbewaffnet, zogen,<br />
Sich folgend, zwischen Fluß und Felsenwand,<br />
Wie in der Welt, wenn sie der Jagd gepflogen.<br />
Als sie uns klimmen sahn, ward Stillestand;<br />
Drei traten vor mit ausgesuchten Pfeilen<br />
Und schußbereit den Bogen in der Hand.<br />
Und einer rief von fern: ” Ihr müßt verweilen!<br />
Zu welcher Qual kommt ihr an diesen Ort?<br />
Von dort sprecht, sonst soll euch mein Pfeil ereilen!<br />
“Dem Chiron sag’ ich in der Näh’ ein Wort, ”<br />
Sprach drauf Virgil. “Zum Unheil dich verführend,<br />
Riß vorschnell stets der blinde Trieb dich fort. ”<br />
25 vid’io lo Minotauro far cotale;<br />
e quello accorto gridò: ” Corri al varco;<br />
mentre ch’e’ ’nfuria, è buon che tu ti cale.“<br />
28 Così prendemmo via giù per lo scarco<br />
di quelle pietre, che spesso moviensi<br />
sotto i miei piedi per lo novo carco.<br />
31 Io gia pensando; e quei disse: ” Tu pensi<br />
forse a questa ruina, ch’è guardata<br />
da quell’ira bestial ch’i’ ora spensi.<br />
34 Or vo’ che sappi che l’altra fïata<br />
ch’i’ discesi qua giù nel basso inferno,<br />
questa roccia non era ancor cascata.<br />
37 Ma certo poco pria, se ben discerno,<br />
che venisse colui che la gran preda<br />
levò a Dite del cerchio superno,<br />
40 da tutte parti l’alta valle feda<br />
tremò sì, ch’i’ pensai che l’universo<br />
sentisse amor, per lo qual è chi creda<br />
43 più volte il mondo in caòsso converso;<br />
e in quel punto questa vecchia roccia,<br />
qui e altrove, tal fece riverso.<br />
46 Ma ficca li occhi a valle, ché s’approccia<br />
la riviera del sangue in la qual bolle<br />
qual che per vïolenza in altrui noccia.“<br />
49 Oh cieca cupidigia e ira folle,<br />
che sì ci sproni ne la vita corta,<br />
e ne l’etterna poi sì mal c’immolle!<br />
52 Io vidi un’ampia fossa in arco torta,<br />
come quella che tutto ’l piano abbraccia,<br />
secondo ch’avea detto la mia scorta;<br />
55 e tra ’l piè de la ripa ed essa, in traccia<br />
corrien centauri, armati di saette,<br />
come solien nel mondo andare a caccia.<br />
58 Veggendoci calar, ciascun ristette,<br />
e de la schiera tre si dipartiro<br />
con archi e asticciuole prima elette;<br />
61 e l’un gridò da lungi: ” A qual martiro<br />
venite voi che scendete la costa?<br />
Ditel costinci; se non, l’arco tiro.“<br />
64 Lo mio maestro disse: ” <strong>La</strong> risposta<br />
farem noi a Chirón costà di presso:<br />
mal fu la voglia tua sempre sì tosta.“
Seite 38 Inferno: Canto XII<br />
“Nessus ist dieser, ” sprach er, mich berührend,<br />
“Der starb, als Dejaniren er geraubt,<br />
<strong>Die</strong> Rache noch vor seinem Tod vollführend.<br />
Der in der Mitt’ ist, mit gesenktem Haupt,<br />
Der große Chiron, der Achillen nährte;<br />
Dort Pholus, welcher stets vor Zorn geschnaubt.<br />
Am Graben rings gehn tausend Pfeilbewehrte<br />
Und schießen die, so aus dem Pfuhl herauf<br />
Mehr tauchen, als der Richterspruch gewährte. ”<br />
Wir beide nahten uns dem flinken Hauf,<br />
Chiron nahm einen Pfeil und strich vom Barte<br />
Das Haar nach hinten sich mit seinem Knauf.<br />
Als nun das große Maul sich offenbarte,<br />
Sprach er: “Bemerkt: der hinten kommt, bewegt.<br />
Was er berührt, wie ich es wohl gewahrte.<br />
Und wie’s kein Totenfuß zu machen pflegt. ”<br />
Da trat ihm an die Brust mein weiser Leiter,<br />
Wo Mensch und Roß sich einigt und verträgt.<br />
“Lebendig ist, ” so sprach er, “der Begleiter,<br />
Der dieses dunkle Tal mit mir bereist;<br />
Notwendigkeit, nicht Neugier, zieht uns weiter.<br />
Von dort, wo Gott ihr Halleluja preist,<br />
Kam eine her, dies Amt mir aufzutragen.<br />
Er ist kein Räuber, ich kein böser Geist.<br />
Doch, bei der Kraft, durch die ich sonder Zagen<br />
Auf wildem Pfad im Schmerzensland erschien.<br />
Gib einen uns von diesen, die hier jagen.<br />
Daß er die Furt uns zeig’, und jenseits ihn<br />
Trag auf dem Kreuz ans andere Gestade,<br />
Denn er, kein Geist, kann durch die Luft nicht zieh’n. ”<br />
“Auf, Nessus, leite sie auf ihrem Pfade, ”<br />
Rief Chiron rechts gewandt, “bewahre sie,<br />
Daß sonst kein Trupp der unsern ihnen schade. ”<br />
Da solch Geleit uns Sicherheit verlieh,<br />
So gingen wir am roten Sud von hinnen.<br />
Aus dem die Rotte der Gesottnen schrie.<br />
Bis zu den Brauen waren viele drinnen.<br />
“Tyrannen sind’s, erpicht auf Gut und Blut, ”<br />
So hört’ ich den Zentauren nun beginnen,<br />
“Jetzt heulen sie in ihrer Qualen Wut.<br />
Den Alexander sieh und Dionysen,<br />
Der auf Sizilien Schmerzensjahre lud.<br />
67 Poi mi tentò, e disse: ” Quelli è Nesso,<br />
che morì per la bella Deianira,<br />
e fé di sé la vendetta elli stesso.<br />
70 E quel di mezzo, ch’al petto si mira,<br />
è il gran Chirón, il qual nodrì Achille;<br />
quell’altro è Folo, che fu sì pien d’ira.<br />
73 Dintorno al fosso vanno a mille a mille,<br />
saettando qual anima si svelle<br />
del sangue più che sua colpa sortille.“<br />
76 Noi ci appressammo a quelle fiere isnelle:<br />
Chirón prese uno strale, e con la cocca<br />
fece la barba in dietro a le mascelle.<br />
79 Quando s’ebbe scoperta la gran bocca,<br />
disse a’ compagni: ” Siete voi accorti<br />
che quel di retro move ciò ch’el tocca?<br />
82 Così non soglion far li piè d’i morti.“<br />
E ’l mio buon duca, che già li er’al petto,<br />
dove le due nature son consorti,<br />
85 rispuose: ” Ben è vivo, e sì soletto<br />
mostrar li mi convien la valle buia;<br />
necessità ’l ci ’nduce, e non diletto.<br />
88 Tal si partì da cantare alleluia<br />
che mi commise quest’officio novo:<br />
non è ladron, né io anima fuia.<br />
91 Ma per quella virtù per cu’ io movo<br />
li passi miei per sì selvaggia strada,<br />
danne un de’ tuoi, a cui noi siamo a provo,<br />
94 e che ne mostri là dove si guada,<br />
e che porti costui in su la groppa,<br />
ché non è spirto che per l’aere vada.“<br />
97 Chirón si volse in su la destra poppa,<br />
e disse a Nesso: ” Torna, e sì li guida,<br />
e fa cansar s’altra schiera v’intoppa.“<br />
100 Or ci movemmo con la scorta fida<br />
lungo la proda del bollor vermiglio,<br />
dove i bolliti facieno alte strida.<br />
103 Io vidi gente sotto infino al ciglio;<br />
e ’l gran centauro disse: ” E’ son tiranni<br />
che dier nel sangue e ne l’aver di piglio.<br />
106 Quivi si piangon li spietati danni;<br />
quivi è Alessandro, e Dïonisio fero<br />
che fé Cicilia aver dolorosi anni.
Hölle: Dreizehnter Gesang Pagina 39<br />
<strong>Die</strong> schwarzbehaarte Stirn sieh neben diesen,<br />
Den Ezzelin – und jener Blonde dort<br />
Ist Obiz Este, der, wie’s klar erwiesen,<br />
Vertilgt ward durch des Rabensohnes Mord. ”<br />
Den Dichter sah ich an, der sprach: “Der Zweite<br />
Bin ich, der Erste der, merk’ auf sein Wort. ”<br />
Und weiter gab uns Nessus das Geleite<br />
Zu Volke, das, bis an des Mundes Rand<br />
Im heißen Sprudel, heult’ und maledeite.<br />
Und seitwärts zeigt er einen mit der Hand:<br />
“ Der macht’ einst am Altar das Herz verbluten,<br />
Das man noch jetzt verehrt am Themsestrand. ”<br />
Und viele hielten aus den heißen Fluten<br />
Das ganze Haupt, dann Brust und Leib gestreckt,<br />
Auch kannt’ ich manchen in den nassen Gluten.<br />
Stets seichter ward das Blut, so daß bedeckt<br />
Am Ende nur der Schatten Füße waren,<br />
Und dorten ward des Grabens Furt entdeckt.<br />
Da sagte der Zentaur: “Du wirst gewahren,<br />
Wie immer seichter hier das Blut sich zeigt.<br />
Jetzt aber, will ich, sollst du auch erfahren,<br />
Daß dort der Grund je mehr und mehr sich neigt.<br />
Bis wo die Flut verrinnt in jenen Tiefen,<br />
Woraus das Seufzen der Tyrannen steigt.<br />
Gerechter Zorn und Rache Gottes riefen<br />
Dorthin der Erde Geißel, Attila,<br />
Pyrrhus und Sextus; und von Tränen triefen.<br />
Von Tränen, ausgekocht vom Blute, da<br />
<strong>Die</strong> beiden Rinier, arge Raubgesellen,<br />
<strong>Die</strong> man die Straßen hart bekriegen sah – ”<br />
109 E quella fronte c’ ha ’l pel così nero,<br />
è Azzolino; e quell’altro ch’è biondo,<br />
è Opizzo da Esti, il qual per vero<br />
112 fu spento dal figliastro sù nel mondo.“<br />
Allor mi volsi al poeta, e quei disse:<br />
” Questi ti sia or primo, e io secondo.“<br />
115 Poco più oltre il centauro s’affisse<br />
sovr’una gente che ’nfino a la gola<br />
parea che di quel bulicame uscisse.<br />
118 Mostrocci un’ombra da l’un canto sola,<br />
dicendo: ” Colui fesse in grembo a Dio<br />
lo cor che ’n su Tamisi ancor si cola.“<br />
121 Poi vidi gente che di fuor del rio<br />
tenean la testa e ancor tutto ’l casso;<br />
e di costoro assai riconobb’io.<br />
124 Così a più a più si facea basso<br />
quel sangue, sì che cocea pur li piedi;<br />
e quindi fu del fosso il nostro passo.<br />
127<br />
” Sì come tu da questa parte vedi<br />
lo bulicame che sempre si scema,“<br />
disse ’l centauro, voglio che tu credi<br />
”<br />
130 che da quest’altra a più a più giù prema<br />
lo fondo suo, infin ch’el si raggiunge<br />
ove la tirannia convien che gema.<br />
133 <strong>La</strong> divina giustizia di qua punge<br />
quell’Attila che fu flagello in terra,<br />
e Pirro e Sesto; e in etterno munge<br />
136 le lagrime, che col bollor diserra,<br />
a Rinier da Corneto, a Rinier Pazzo,<br />
che fecero a le strade tanta guerra.“<br />
Hier wandt’ er sich, rückeilend durch die Wellen. 139 Poi si rivolse e ripassossi ’l guazzo.<br />
Dreizehnter Gesang Canto XIII<br />
Noch war nicht Nessus jenseits am Gestade,<br />
Da schritten wir in einen Wald voll Grau’n,<br />
Und nirgend war die Spur von einem Pfade.<br />
Nicht grün war dort das <strong>La</strong>ub, nur schwärzlichbraun,<br />
Nicht glatt ein Zweig, nur knotige, verwirrte,<br />
Nicht Frucht daran, nur gift’ger Dorn zu schau’n.<br />
Nie bei Cornet und der Cecina irrte<br />
Damhirsch und Eber durch so dichten Hain,<br />
<strong>Die</strong>s Wild, das nie die Saat des Feldes kirrte.<br />
1 Non era ancor di là Nesso arrivato,<br />
quando noi ci mettemmo per un bosco<br />
che da neun sentiero era segnato.<br />
4 Non fronda verde, ma di color fosco;<br />
non rami schietti, ma nodosi e ’nvolti;<br />
non pomi v’eran, ma stecchi con tòsco.<br />
7 Non han sì aspri sterpi né sì folti<br />
quelle fiere selvagge che ’n odio hanno<br />
tra Cecina e Corneto i luoghi cólti.
Seite 40 Inferno: Canto XIII<br />
Hier aber nisten die Harpy’n sich ein,<br />
<strong>Die</strong>, von den Inseln Trojas Volk zu scheuchen,<br />
Es ängsteten mit Unglücksprophezei’n,<br />
Mit breiten Schwingen, Federn an den Bäuchen,<br />
Klau’n an den Füßen, menschlich von Gesicht,<br />
Wehklagend aus den seltsamen Gesträuchen.<br />
” Bevor du eindringst, wisse, dich umflicht“,<br />
Sprach er, der zweite Binnenkreis; zu schauen,<br />
”<br />
Indes du weitergehst, versäume nicht.<br />
So kommst du, schauend, in den Sand voll Grauen,<br />
Und gib wohl acht; denn allem, was ich sprach,<br />
Wirst du dann durch den Augenschein vertrauen.“<br />
Schon hört’ ich rings Geheul und Oh und Ach,<br />
Doch sah ich keinen, der so ächzt’ und schnaubte,<br />
So daß mein Knie mir fast vor Schauder brach.<br />
Ich glaub’, er mochte glauben, daß ich glaubte.<br />
Verborgne stöhnten aus dem dunkeln Raum,<br />
<strong>Die</strong> mir zu sehn das Dickicht nicht erlaubte.<br />
” Brich nur ein Zweiglein ab von einem Baum,“<br />
Begann mein Meister, und du wirst entdecken.<br />
”<br />
Was du vermutest, sei ein leerer Traum.”<br />
Da säumt’ ich nicht,- die Finger auszustrecken.<br />
Riß einen Zweig von einem großen Dorn,<br />
Und plötzlich schrie der stumpf zu meinem Schrecken:<br />
“Was brichst du mich? ” – worauf ein blut’ger Born<br />
Aus ihm entquoll, und diese Wort’ erklangen:<br />
“Was peinigt uns dein mitleidloser Zorn?<br />
Uns, Menschen einst, von Rinden jetzt umfangen.<br />
Wohl größre Schonung ziemte deiner Hand,<br />
Und wären wir auch Seelen nur von Schlangen. ”<br />
Gleich wie ein grüner Ast, hier angebrannt,<br />
Dort ächzt und sprüht, wenn, aufgelöst in Winde,<br />
Der feuchte Dunst den Weg nach außen fand;<br />
So drangen Wort und Blut aus Holz und Rinde,<br />
Und mir entsank das Reis, daß ich geraubt;<br />
Dann stand ich dort, als ob ich Furcht empfinde.<br />
“Verletzte Seele, hätt’ er je geglaubt.<br />
Was früher schon ihm mein Gedicht entdeckte, ”<br />
So sprach Virgil, “nie hätt’ er sich’s erlaubt.<br />
Wenn er die Hand nach deinem Aste streckte,<br />
So reut’s mich itzt, daß, weil’s unglaublich schien,<br />
Ich Lust in ihm zu solcher Tat erweckte.<br />
10 Quivi le brutte Arpie lor nidi fanno,<br />
che cacciar de le Strofade i Troiani<br />
con tristo annunzio di futuro danno.<br />
13 Ali hanno late, e colli e visi umani,<br />
piè con artigli, e pennuto ’l gran ventre;<br />
fanno lamenti in su li alberi strani.<br />
16 E ’l buon maestro ” Prima che più entre,<br />
sappi che se’ nel secondo girone,“<br />
mi cominciò a dire, ” e sarai mentre<br />
19 che tu verrai ne l’orribil sabbione.<br />
Però riguarda ben; sì vederai<br />
cose che torrien fede al mio sermone.“<br />
22 Io sentia d’ogne parte trarre guai<br />
e non vedea persona che ’l facesse;<br />
per ch’io tutto smarrito m’arrestai.<br />
25 Cred’ïo ch’ei credette ch’io credesse<br />
che tante voci uscisser, tra quei bronchi,<br />
da gente che per noi si nascondesse.<br />
28 Però disse ’l maestro: ” Se tu tronchi<br />
qualche fraschetta d’una d’este piante,<br />
li pensier c’ hai si faran tutti monchi.“<br />
31 Allor porsi la mano un poco avante<br />
e colsi un ramicel da un gran pruno;<br />
e ’l tronco suo gridò: ” Perché mi schiante?“<br />
34 Da che fatto fu poi di sangue bruno,<br />
ricominciò a dir: ” Perché mi scerpi?<br />
non hai tu spirto di pietade alcuno?<br />
37 Uomini fummo, e or siam fatti sterpi:<br />
ben dovrebb’esser la tua man più pia,<br />
se state fossimo anime di serpi.“<br />
40 Come d’un stizzo verde ch’arso sia<br />
da l’un de’ capi, che da l’altro geme<br />
e cigola per vento che va via,<br />
43 sì de la scheggia rotta usciva insieme<br />
parole e sangue; ond’io lasciai la cima<br />
cadere, e stetti come l’uom che teme.<br />
46<br />
” S’elli avesse potuto creder prima,“<br />
rispuose ’l savio mio, anima lesa,<br />
”<br />
ciò c’ ha veduto pur con la mia rima,<br />
49 non averebbe in te la man distesa;<br />
ma la cosa incredibile mi fece<br />
indurlo ad ovra ch’a me stesso pesa.
Hölle: Dreizehnter Gesang Pagina 41<br />
Doch sag’ ihm, wer du warst. Er wird, wenn ihn<br />
Der Tag einst neu umfängt, den Fehl zu büßen,<br />
Dort frisch ans Licht dein Angedenken zieh’n. ”<br />
Der Stamm: “Ein Köder ist im Wort, dem süßen,<br />
Der mich zum Sprechen lockt; mag euch’s, wenn mich<br />
Der Leim beim Reden festhält, nicht verdrießen.<br />
Ich bin’s, der einst das Herz des Friederich<br />
Mit zweien Schlüsseln auf- und zugeschlossen<br />
Und sie so sanft und leis gedreht, daß ich,<br />
Nur ich, sonst keiner, sein Vertraun genossen –<br />
Und bis ich ihm geopfert Schlaf und Blut,<br />
Weiht’ ich dem hohen Amt mich unverdrossen.<br />
<strong>Die</strong> Hure, die mit buhlerischer Glut<br />
Auf Cäsars Haus die geilen Blicke spannte,<br />
Sie, aller Höfe Tod und Sünd’ und Wut,<br />
Schürt an, bis alles gegen mich entbrannte,<br />
Und alle schürten Friedrichs Gluten an.<br />
Daß heitrer Ruhm in düstres Leid sich wandte.<br />
Da hat mein zornentflammter Geist, im Wahn,<br />
Durch Sterben aller Schmach sich zu entwinden.<br />
Mir, dem Gerechten, Unrecht angetan.<br />
Bei diesen Wurzeln schwör’ ich, diesen Rinden:<br />
Stets war’s um meine Treue wohlbestellt<br />
Für ihn, der wert war, ew’gen Ruhm zu finden;<br />
Kehrt einer je von euch zurück zur Welt,<br />
So mög’ er dort mein Angedenken heben,<br />
Das jener Streich des Neids noch niederhält. ”<br />
Hier hielt er an, ich aber schwieg mit Beben.<br />
Da sprach der Dichter: “Ohne Zeitverlust<br />
Frag’ ihn, er wird auf alles Antwort geben. ”<br />
Ich aber: “Frag’ ihn selbst. Dir ist bewußt,<br />
Was mir ersprießlich sei, ihm abzufragen;<br />
Ich könnt’ es nicht, denn Leid drückt meine Brust. ”<br />
Und er: “Soll einst, was du ihm aufgetragen, –<br />
Er frei vollzieh’n, dann, o gefangner Geist,<br />
Beliebe dir, zuvor uns anzusagen,<br />
Wie dieser Stämme Band die Seel’ umkreist?<br />
Und, wenn um sie sich starre Rinden legen,<br />
Ob diesen Gliedern eine sich entreißt?<br />
Ein starker Hauch schien sich im Stamm zu regen,<br />
Dann aber ward der Wind zu diesem Wort:<br />
” In kurzer Rede sag’ ich dies dagegen:<br />
52 Ma dilli chi tu fosti, sì che ’n vece<br />
d’alcun’ammenda tua fama rinfreschi<br />
nel mondo sù, dove tornar li lece.“<br />
55 E ’l tronco: ” Sì col dolce dir m’adeschi,<br />
ch’i’ non posso tacere; e voi non gravi<br />
perch’ïo un poco a ragionar m’inveschi.<br />
58 Io son colui che tenni ambo le chiavi<br />
del cor di Federigo, e che le volsi,<br />
serrando e diserrando, sì soavi,<br />
61 che dal secreto suo quasi ogn’uom tolsi;<br />
fede portai al glorïoso offizio,<br />
tanto ch’i’ ne perde’ li sonni e ’ polsi.<br />
64 <strong>La</strong> meretrice che mai da l’ospizio<br />
di Cesare non torse li occhi putti,<br />
morte comune e de le corti vizio,<br />
67 infiammò contra me li animi tutti;<br />
e li ’nfiammati infiammar sì Augusto,<br />
che ’ lieti onor tornaro in tristi lutti.<br />
70 L’animo mio, per disdegnoso gusto,<br />
credendo col morir fuggir disdegno,<br />
ingiusto fece me contra me giusto.<br />
73 Per le nove radici d’esto legno<br />
vi giuro che già mai non ruppi fede<br />
al mio segnor, che fu d’onor sì degno.<br />
76 E se di voi alcun nel mondo riede,<br />
conforti la memoria mia, che giace<br />
ancor del colpo che ’nvidia le diede.“<br />
79 Un poco attese, e poi ” Da ch’el si tace,“<br />
disse ’l poeta a me, ” non perder l’ora;<br />
ma parla, e chiedi a lui, se più ti piace.“<br />
82 Ond’ïo a lui: ” Domandal tu ancora<br />
di quel che credi ch’a me satisfaccia;<br />
ch’i’ non potrei, tanta pietà m’accora.“<br />
85 Perciò ricominciò: ” Se l’om ti faccia<br />
liberamente ciò che ’l tuo dir priega,<br />
spirito incarcerato, ancor ti piaccia<br />
88 di dirne come l’anima si lega<br />
in questi nocchi; e dinne, se tu puoi,<br />
s’alcuna mai di tai membra si spiega.“<br />
91 Allor soffiò il tronco forte, e poi<br />
si convertì quel vento in cotal voce:<br />
” Brievemente sarà risposto a voi.
Seite 42 Inferno: Canto XIII<br />
Wenn die vom Leib sich trennen, welche dort<br />
Sich frevelhaft in wildern Grimm entleiben,<br />
Schickt Minos sie zu diesem Schlunde fort.<br />
Hier fallen sie, wie sie die Stürme treiben,<br />
In diesen Wald nach Zufall, ohne Wahl,<br />
Um wie ein Speltkorn wuchernd zu bekleiben.<br />
So wachsen Büsch’ und Bäum’ in diesem Tal,<br />
Und die Harpy’n, die sich vom <strong>La</strong>ube weiden,<br />
Sie machen Qual, und Öffnung für die Qual.<br />
Einst eilen wir nach unserm Leib, doch kleiden<br />
Uns nie darein; denn was man selbst sich nahm.<br />
Will Gott uns nimmer wieder neu bescheiden.<br />
Wir schleppen ihn in diesen Wald voll Gram,<br />
Und jeder Leib wird an den Baum gehangen.<br />
Den hier zur ew’gen Haft sein Geist bekam.“<br />
Wir horchten auf den Stamm noch, voll Verlangen,<br />
Mehr zu vernehmen, als urplötzlich schnell<br />
Schrei’n und Getos zu unsern Ohren drangen.<br />
Als ob hier Eber, Hund und Jagdgesell,<br />
<strong>Die</strong> ganze Jagd, heran laut tosend brauste<br />
Mit Waldesrauschen, Schreien und Gebell. –<br />
Und sieh, linksher, zwei Nackende, Zerzauste,<br />
Fortstürmen, wie vom Äußersten bedroht,<br />
Daß das Gezweig zertrümmert kracht’ und sauste.<br />
Der Vordre schrie: Zu Hilfe, Hilfe, Tod!“<br />
”<br />
Dem andern schien’s, daß es mehr Eile brauche;<br />
” <strong>La</strong>n,“ rief er, dort bei Toppo in der Not<br />
”<br />
Schien nicht dein Fußwerk gut zu dem Gebrauche.“<br />
Dann, weil erschöpft vielleicht des Odems Rest,<br />
Macht’ er ein Knäu’l aus sich und einem Strauche.<br />
Sieh schwarze Hunde, durchs Gestrüpp gepreßt.<br />
Schnell hinterdrein, die wild die Läufe streckten,<br />
Wie Doggen, die man von der Kett’ entläßt.<br />
Sie schlugen ihre Zahn’ in den Versteckten,<br />
Zerrissen ihn und trugen stückweis dann<br />
<strong>Die</strong> Glieder fort, die frischen, blutbefleckten.<br />
Mein Führer faßte bei der Hand mich an<br />
Und führte mich zum Busche, der vergebens<br />
Aus Rissen klagte, welchen Blut entrann.<br />
Er sprach: ” Was machtest du doch eitlen Strebens,<br />
O Jakob, meinen Busch zu deiner Hut?<br />
Trag’ ich die Schulden deines <strong>La</strong>sterlebens?“<br />
94 Quando si parte l’anima feroce<br />
dal corpo ond’ella stessa s’è disvelta,<br />
Minòs la manda a la settima foce.<br />
97 Cade in la selva, e non l’è parte scelta;<br />
ma là dove fortuna la balestra,<br />
quivi germoglia come gran di spelta.<br />
100 Surge in vermena e in pianta silvestra:<br />
l’Arpie, pascendo poi de le sue foglie,<br />
fanno dolore, e al dolor fenestra.<br />
103 Come l’altre verrem per nostre spoglie,<br />
ma non però ch’alcuna sen rivesta,<br />
ché non è giusto aver ciò ch’om si toglie.<br />
106 Qui le strascineremo, e per la mesta<br />
selva saranno i nostri corpi appesi,<br />
ciascuno al prun de l’ombra sua molesta.“<br />
109 Noi eravamo ancora al tronco attesi,<br />
credendo ch’altro ne volesse dire,<br />
quando noi fummo d’un romor sorpresi,<br />
112 similemente a colui che venire<br />
sente ’l porco e la caccia a la sua posta,<br />
ch’ode le bestie, e le frasche stormire.<br />
115 Ed ecco due da la sinistra costa,<br />
nudi e graffiati, fuggendo sì forte,<br />
che de la selva rompieno ogne rosta.<br />
118 Quel dinanzi: ” Or accorri, accorri, morte!“<br />
E l’altro, cui pareva tardar troppo,<br />
gridava: ” <strong>La</strong>no, sì non furo accorte<br />
121 le gambe tue a le giostre dal Toppo!“<br />
E poi che forse li fallia la lena,<br />
di sé e d’un cespuglio fece un groppo.<br />
124 Di rietro a loro era la selva piena<br />
di nere cagne, bramose e correnti<br />
come veltri ch’uscisser di catena.<br />
127 In quel che s’appiattò miser li denti,<br />
e quel dilaceraro a brano a brano;<br />
poi sen portar quelle membra dolenti.<br />
130 Presemi allor la mia scorta per mano,<br />
e menommi al cespuglio che piangea<br />
per le rotture sanguinenti in vano.<br />
133<br />
” O Iacopo,“ dicea, ” da Santo Andrea,<br />
che t’è giovato di me fare schermo?<br />
che colpa ho io de la tua vita rea?“
Hölle: Vierzehnter Gesang Pagina 43<br />
Mein Meister, dessen Schritt bei ihm geruht,<br />
Sprach: ” Wer bist du? Warum aus so viel Rissen<br />
Hauchst du zugleich die Schmerzensred’ und Blut?“<br />
Und er: ” <strong>Die</strong> ihr gekommen, um zu wissen,<br />
Wie harte Schmach ich hier erdulden muß,<br />
Zu sehn, wie man mir so mein <strong>La</strong>ub entrissen.<br />
O sammelt’s an des traur’gen Stammes Fuß.<br />
Ich bin aus jener Stadt, die statt des alten<br />
Den Täufer wählt als Schutzherrn. Voll Verdruß<br />
Wird jener drum als Feind ihr grausam walten,<br />
Und hätte man nicht noch sein Bild geschaut.<br />
Das dort sich auf der Arnobrück’ erhalten.<br />
<strong>Die</strong> Bürger, die sie wieder aufgebaut<br />
Vom Brand des Attila, aus Schutt und Grause,<br />
Sie hätten ihrer Müh’ umsonst vertraut.<br />
136 Quando ’l maestro fu sovr’esso fermo,<br />
disse: ” Chi fosti, che per tante punte<br />
soffi con sangue doloroso sermo?“<br />
139 Ed elli a noi: ” O anime che giunte<br />
siete a veder lo strazio disonesto<br />
c’ ha le mie fronde sì da me disgiunte,<br />
142 raccoglietele al piè del tristo cesto.<br />
I’ fui de la città che nel Batista<br />
mutò ’l primo padrone; ond’ei per questo<br />
145 sempre con l’arte sua la farà trista;<br />
e se non fosse che ’n sul passo d’Arno<br />
rimane ancor di lui alcuna vista,<br />
148 que’ cittadin che poi la rifondarno<br />
sovra ’l cener che d’Attila rimase,<br />
avrebber fatto lavorare indarno.<br />
Den Galgen macht’ ich mir aus meinem Hause.“ 151 Io fei gibetto a me de le mie case.“<br />
Vierzehnter Gesang Canto XIV<br />
Weil ich der Vaterstadt mit Rührung dachte,<br />
<strong>La</strong>s ich das <strong>La</strong>ub, das ich, das Herz soll Leid,<br />
Zurück zum Stamm, der kaum noch ächzte, brachte.<br />
Drauf kamen wir zur Grenz’ in kurzer Zeit<br />
Vom zweiten Binnenkreis und sah’n im dritten<br />
Ein krauses Kunstwerk der Gerechtigkeit.<br />
Denn dort eröffnete vor unsern Schritten<br />
Und unsern Blicken sich ein ebnes <strong>La</strong>nd,<br />
Des Boden nimmer Pflanz’ und Gras gelitten.<br />
Und wie sich um den Wald der Graben wand,<br />
War dieses von dem Schmerzenswald umwunden.<br />
Hier weilten wir an beider Kreise Rand.<br />
Dort ward ein tiefer, dürrer Sand gefunden.<br />
Der dem, den Cato’s Füße stampften, glich,<br />
Wie wir vernehmen aus den alten Kunden.<br />
O Gottes Rache! Jeder fürchte dich,<br />
Dem, was ich sah, mein Lied wird offenbaren,<br />
Und wende schnell vom <strong>La</strong>sterwege sich.<br />
Denn nackte Seelen sah ich dort in Scharen,<br />
<strong>Die</strong>, alle klagend jämmerlich und schwer,<br />
Doch sich nicht gleich in ihren Strafen waren.<br />
<strong>Die</strong> lagen rücklings auf der Erd’ umher,<br />
<strong>Die</strong> sah ich sich zusammenkrümmend kauern.<br />
Noch andre gingen immer hin und her.<br />
1 Poi che la carità del natio loco<br />
mi strinse, raunai le fronde sparte<br />
e rende’ le a colui, ch’era già fioco.<br />
4 Indi venimmo al fine ove si parte<br />
lo secondo giron dal terzo, e dove<br />
si vede di giustizia orribil arte.<br />
7 A ben manifestar le cose nove,<br />
dico che arrivammo ad una landa<br />
che dal suo letto ogne pianta rimove.<br />
10 <strong>La</strong> dolorosa selva l’è ghirlanda<br />
intorno, come ’l fosso tristo ad essa;<br />
quivi fermammo i passi a randa a randa.<br />
13 Lo spazzo era una rena arida e spessa,<br />
non d’altra foggia fatta che colei<br />
che fu da’ piè di Caton già soppressa.<br />
16 O vendetta di Dio, quanto tu dei<br />
esser temuta da ciascun che legge<br />
ciò che fu manifesto a li occhi mei!<br />
19 D’anime nude vidi molte gregge<br />
che piangean tutte assai miseramente,<br />
e parea posta lor diversa legge.<br />
22 Supin giacea in terra alcuna gente,<br />
alcuna si sedea tutta raccolta,<br />
e altra andava continüamente.
Seite 44 Inferno: Canto XIV<br />
<strong>Die</strong> Mehrzahl mußt’ im Gehn die Straf’ erdauern.<br />
Der Liegenden war die geringre Zahl,<br />
Doch mehr gedrängt zum Klagen und zum Trauern.<br />
<strong>La</strong>ngsamen Falls sah ich mit rotem Strahl<br />
Hernieder breite Feuerflocken wallen,<br />
Wie Schnee bei stiller Luft im Alpental.<br />
Wie Alexander einstens Feuerballen,<br />
Fest bis zur Erde, sah auf seine Schar<br />
In jener heißen Gegend Indiens fallen,<br />
Daher sein Volk, vorbeugend der Gefahr,<br />
Den Boden stampfen mußt’, um sie zu töten,<br />
Weil einzeln sie zu tilgen leichter war;<br />
So sah ich von der Glut den Boden röten;<br />
Wie unterm Stahle Schwamm, entglomm der Sand,<br />
Wodurch die Qualen zwiefach sich erhöhten.<br />
Nie hatten hier die Hände Stillestand,<br />
Und hier- und dorthin sah ich sie bewegen,<br />
Abschüttelnd von der Haut den frischen Brand.<br />
Da sprach ich: ” Du, dem alles unterlegen,<br />
Bis auf die Geister, die sich dort voll Wut<br />
Am Tor zur Wehr gestellt und dir entgegen.<br />
Wer ist der große, welcher, diese Glut<br />
Verachtend, liegt, die Blicke trotzig hebend,<br />
Noch nicht erweicht von dieser Feuerflut?“<br />
Und jener rief, mir selber Antwort gebend,<br />
Weil er gemerkt, daß ich nach ihm gefragt,<br />
Uns grimmig zu: ” Tot bin ich, wie einst lebend.<br />
Sei auch mit Arbeit Jovis Schmied geplagt,<br />
Von welchem er den spitzen Pfeil bekommen,<br />
Den er zuletzt in meine Brust gejagt;<br />
Zur Hilfe sei die ganze Schar genommen,<br />
<strong>Die</strong> rastlos schmiedet in des Ätna Nacht;<br />
Hilf, hilf, Vulkan, so schrei’ er zornentglommen,<br />
Wie er bei Phlägra tat in jener Schlacht;<br />
Mit aller Macht sei das Geschoß geschwungen,<br />
Gewiß, daß nie ihm frohe Rache lacht – “<br />
Da hob so stark, wie sie mir nie erklungen,<br />
Mein Meister seine Stimm’, ihm zuzuschrei’n:<br />
” O Kapaneus, daß ewig unbezwungen<br />
Dich Hochmut nagt, ist deine wahre Pein,<br />
Denn keine Marter, als dein eignes Wüten,<br />
Kann deiner Wut vollkommne Strafe sein.“<br />
25 Quella che giva ’ntorno era più molta,<br />
e quella men che giacëa al tormento,<br />
ma più al duolo avea la lingua sciolta.<br />
28 Sovra tutto ’l sabbion, d’un cader lento,<br />
piovean di foco dilatate falde,<br />
come di neve in alpe sanza vento.<br />
31 Quali Alessandro in quelle parti calde<br />
d’Indïa vide sopra ’l süo stuolo<br />
fiamme cadere infino a terra salde,<br />
34 per ch’ei provide a scalpitar lo suolo<br />
con le sue schiere, acciò che lo vapore<br />
mei si stingueva mentre ch’era solo:<br />
37 tale scendeva l’etternale ardore;<br />
onde la rena s’accendea, com’esca<br />
sotto focile, a doppiar lo dolore.<br />
40 Sanza riposo mai era la tresca<br />
de le misere mani, or quindi or quinci<br />
escotendo da sé l’arsura fresca.<br />
43 I’ cominciai: ” Maestro, tu che vinci<br />
tutte le cose, fuor che ’ demon duri<br />
ch’a l’intrar de la porta incontra uscinci,<br />
46 chi è quel grande che non par che curi<br />
lo ’ncendio e giace dispettoso e torto,<br />
sì che la pioggia non par che ’l marturi?“<br />
49 E quel medesmo, che si fu accorto<br />
ch’io domandava il mio duca di lui,<br />
gridò: ” Qual io fui vivo, tal son morto.<br />
52 Se Giove stanchi ’l suo fabbro da cui<br />
crucciato prese la folgore aguta<br />
onde l’ultimo dì percosso fui;<br />
55 o s’elli stanchi li altri a muta a muta<br />
in Mongibello a la focina negra,<br />
chiamando “Buon Vulcano, aiuta, aiuta! ”<br />
58 sì com’el fece a la pugna di Flegra,<br />
e me saetti con tutta sua forza:<br />
non ne potrebbe aver vendetta allegra.“<br />
61 Allora il duca mio parlò di forza<br />
tanto, ch’i’ non l’avea sì forte udito:<br />
” O Capaneo, in ciò che non s’ammorza<br />
64 la tua superbia, se’ tu più punito;<br />
nullo martiro, fuor che la tua rabbia,<br />
sarebbe al tuo furor dolor compito.“
Hölle: Vierzehnter Gesang Pagina 45<br />
Drauf schien des Meisters Zorn sich zu begüten.<br />
Von jenen sieben war er, sagt’ er mir,<br />
<strong>Die</strong> Theben zu erobern sich bemühten.<br />
Er höhnt, so scheint’s, noch Gott in wilder Gier,<br />
Und, wie ich sprach, sein Stolz bleibt seine Schande,<br />
Sein Trotz des Busens wohlverdiente Zier.<br />
Jetzt folge mir, doch vor dem heißen Sande<br />
Verwahr’ im Gehen sorglich deinen Fuß<br />
Und halte nah dich an des Waldes Rande.<br />
Ich ging und schwieg, und einen kleinen Fluß<br />
Sah ich diesseits des Waldes sprudelnd quellen.<br />
Vor dessen Rot’ ich jetzt noch schaudern muß.<br />
Den Bach aus jenem Sprudel gleichzustellen.<br />
Der Buhlerinnen schändlichem Verein,<br />
Floß er den Sand hinab mit dunkeln Wellen.<br />
Und Grund und Ufer waren dort von Stein,<br />
Auch beide Ränder, die den Fluß umfassen.<br />
Drum mußte hier der Weg hinüber sein.<br />
” Von allem, was ich noch dich sehen lassen.<br />
Seit wir durch jenes Tor hier eingekehrt.<br />
Das uns, wie alle, ruhig eingelassen,<br />
War noch bis jetzt nichts so bemerkenswert.<br />
Als dieser Fluß, zu dem du eben ziehest,<br />
Der über sich die Flämmchen schnell verzehrt.“<br />
So er zu mir und ich darauf: ” Du siehest<br />
Mich lüstern schon genug, drum speist’ ich gern;<br />
Gib Kost nur, wie du Essenslust verliehest.“<br />
Und er: ” Öd liegt ein <strong>La</strong>nd im Meere fern,<br />
Das Kreta hieß, und Keuschheit hat gewaltet,<br />
Als noch die Welt stand unter seinem Herrn.<br />
Ein Berg dort, Ida, war einst schön gestaltet,<br />
Mit Quellen, <strong>La</strong>ub und Blumen reich geschmückt,<br />
Jetzt ist er öd, verwittert und veraltet.<br />
Dorthin hat Rhea ihren Sohn entrückt.<br />
Und, alle Späher listig hintergehend,<br />
Des Kindes Schrei’n durch Tosen unterdrückt.<br />
Ein hoher Greis ist drin, g’rad’ aufrecht stehend,<br />
Den Rücken nach Damiette hingewandt,<br />
Nach Rom hin, wie in seinen Spiegel, sehend;<br />
Das Haupt von feinem Gold; Brust, Arm und Hand<br />
Von reinem Silber; weiter dann hernieder<br />
Von Kupfer nur bis an der Hüften Rand;<br />
67 Poi si rivolse a me con miglior labbia,<br />
dicendo: ” Quei fu l’un d’i sette regi<br />
ch’assiser Tebe; ed ebbe e par ch’elli abbia<br />
70 Dio in disdegno, e poco par che ’l pregi;<br />
ma, com’io dissi lui, li suoi dispetti<br />
sono al suo petto assai debiti fregi.<br />
73 Or mi vien dietro, e guarda che non metti,<br />
ancor, li piedi ne la rena arsiccia;<br />
ma sempre al bosco tien li piedi stretti.“<br />
76 Tacendo divenimmo là ’ve spiccia<br />
fuor de la selva un picciol fiumicello,<br />
lo cui rossore ancor mi raccapriccia.<br />
79 Quale del Bulicame esce ruscello<br />
che parton poi tra lor le peccatrici,<br />
tal per la rena giù sen giva quello.<br />
82 Lo fondo suo e ambo le pendici<br />
fatt’era ’n pietra, e ’ margini dallato;<br />
per ch’io m’accorsi che ’l passo era lici.<br />
85<br />
” Tra tutto l’altro ch’i’ t’ ho dimostrato,<br />
poscia che noi intrammo per la porta<br />
lo cui sogliare a nessuno è negato,<br />
88 cosa non fu da li tuoi occhi scorta<br />
notabile com’è ’l presente rio,<br />
che sovra sé tutte fiammelle ammorta.“<br />
91 Queste parole fuor del duca mio;<br />
per ch’io ’l pregai che mi largisse ’l pasto<br />
di cui largito m’avëa il disio.<br />
94<br />
” In mezzo mar siede un paese guasto,“<br />
diss’elli allora, che s’appella Creta,<br />
”<br />
sotto ’l cui rege fu già ’l mondo casto.<br />
97 Una montagna v’è che già fu lieta<br />
d’acqua e di fronde, che si chiamò Ida;<br />
or è diserta come cosa vieta.<br />
100 Rëa la scelse già per cuna fida<br />
del suo figliuolo, e per celarlo meglio,<br />
quando piangea, vi facea far le grida.<br />
103 Dentro dal monte sta dritto un gran veglio,<br />
che tien volte le spalle inver’ Dammiata<br />
e Roma guarda come süo speglio.<br />
106 <strong>La</strong> sua testa è di fin oro formata,<br />
e puro argento son le braccia e ’l petto,<br />
poi è di rame infino a la forcata;
Seite 46 Inferno: Canto XV<br />
Von tücht’gem Eisen bis zur Sohle nieder;<br />
Nur von gebranntem Ton der rechte Fuß,<br />
Doch ruht auf diesem meist die <strong>La</strong>st der Glieder.<br />
Das Gold allein ist von gediegnem Guß;<br />
<strong>Die</strong> andern haben Spalt’ und träufeln Zähren,<br />
Und diese brechen durch die Grott’ als Fluß,<br />
Um ihren <strong>La</strong>uf nach diesem Tal zu kehren.<br />
Als Acheron, als Styx, als Phlegethon,<br />
Und bilden, wenn sie zu den tiefsten Sphären<br />
Durch diesen engen Graben hingefloh’n,<br />
Dort den Kozyt; doch nahst du diesem Teiche<br />
Bald selber dich, drum hier nichts mehr davon.“<br />
Und ich zu ihm: ” Wenn auf der Erd’, im Reiche<br />
Des Tages, schon der kleine Fluß entstund,<br />
Wie kommt es, daß ich ihn erst hier erreiche?“<br />
Und er zu mir: ” Du weißt, der Ort ist rund,<br />
Und ob wir gleich schon tief hernieder drangen,<br />
Doch haben wir, da wir uns links zum Grund<br />
Herabgewandt, den Kreis nicht ganz umgangen,<br />
Und wenn du auch noch manches Neue siehst,<br />
Mag Staunen drum dein Auge nicht befangen.“<br />
” Sprich noch, wo Phlegethon, wo Lethe fließt?<br />
Du schweigst von der; von jenem hört’ ich sagen,<br />
Daß er aus diesem Regen sich ergießt.“<br />
So ich; und er: ” Gern hör’ ich deine Fragen,<br />
Doch sollte wohl des roten Wassers Sud<br />
Auf jene selbst die Antwort in sich tragen.<br />
Nicht in der Hölle fließt der Lethe Flut,<br />
Dort siehst du sie beim großen Seelenbade,<br />
Wenn die bereute Schuld auf ewig ruht.“<br />
Und drauf: ” Jetzt weg vom Wald, und komm gerade<br />
Denselben Weg, den meine Spur dich lehrt;<br />
<strong>Die</strong> Ränder, nicht entzündet, bilden Pfade,<br />
109 da indi in giuso è tutto ferro eletto,<br />
salvo che ’l destro piede è terra cotta;<br />
e sta ’n su quel, più che ’n su l’altro, eretto.<br />
112 Ciascuna parte, fuor che l’oro, è rotta<br />
d’una fessura che lagrime goccia,<br />
le quali, accolte, fóran quella grotta.<br />
115 Lor corso in questa valle si diroccia;<br />
fanno Acheronte, Stige e Flegetonta;<br />
poi sen van giù per questa stretta doccia,<br />
118 infin, là ove più non si dismonta,<br />
fanno Cocito; e qual sia quello stagno<br />
tu lo vedrai, però qui non si conta.“<br />
121 E io a lui: ” Se ’l presente rigagno<br />
si diriva così dal nostro mondo,<br />
perché ci appar pur a questo vivagno?“<br />
124 Ed elli a me: ” Tu sai che ’l loco è tondo;<br />
e tutto che tu sie venuto molto,<br />
pur a sinistra, giù calando al fondo,<br />
127 non se’ ancor per tutto ’l cerchio vòlto;<br />
per che, se cosa n’apparisce nova,<br />
non de’ addur maraviglia al tuo volto.“<br />
130 E io ancor: ” Maestro, ove si trova<br />
Flegetonta e Letè? ché de l’un taci,<br />
e l’altro di’ che si fa d’esta piova.“<br />
133<br />
” In tutte tue question certo mi piaci,“<br />
rispuose, ma ’l bollor de l’acqua rossa<br />
”<br />
dovea ben solver l’una che tu faci.<br />
136 Letè vedrai, ma fuor di questa fossa,<br />
là dove vanno l’anime a lavarsi<br />
quando la colpa pentuta è rimossa.“<br />
139 Poi disse: ” Omai è tempo da scostarsi<br />
dal bosco; fa che di retro a me vegne:<br />
li margini fan via, che non son arsi,<br />
Und über ihnen wird der Dunst verzehrt.“ 142 e sopra loro ogne vapor si spegne.“<br />
Fünfzehnter Gesang Canto XV<br />
Wir gehen nun auf hartem Rand zusammen,<br />
Und Dampf des Bachs, der drüber nebelt, schützt<br />
Das Wasser und die Dämme vor den Flammen.<br />
So wie sein <strong>La</strong>nd der Flandrer unterstützt,<br />
Bang vor der Springflut Ansturz, die vom Baue<br />
Des festen Damms rückprallend schäumt und spritzt;<br />
1 Ora cen porta l’un de’ duri margini;<br />
e ’l fummo del ruscel di sopra aduggia,<br />
sì che dal foco salva l’acqua e li argini.<br />
4 Quali Fiamminghi tra Guizzante e Bruggia,<br />
temendo ’l fiotto che ’nver’ lor s’avventa,<br />
fanno lo schermo perché ’l mar si fuggia;
Hölle: Fünfzehnter Gesang Pagina 47<br />
Wie längs der Brenta Schloß und Dorf und Aue<br />
<strong>Die</strong> Paduaner sorglich wohl verwahrt,<br />
Bevor der Chiarentana Frost erlaue;<br />
So war der Damm auch hier von gleicher Art,<br />
Nur daß in minder hohen, dicken Massen<br />
Vom Meister dieser Bau errichtet ward.<br />
Schon weit zurück hatt’ ich den Wald gelassen,<br />
So daß der Blick, nach ihm zurückgewandt,<br />
Doch nicht vermögend war, ihn zu erfassen.<br />
Da kam am Fuß des Damms ein Schwarm gerannt.<br />
Und wie am Neumond bei des Abends Grauen<br />
Nach dem und jenem man die Blicke spannt,<br />
So sahn wir sie auf uns nach oben schauen;<br />
Und wie der alte Schneider nach dem Öhr,<br />
So spitzten sie nach uns die Augenbrauen.<br />
Und wie sie alle gafften, faßte wer<br />
Mich bei dem Saum, indem er mich erkannte,<br />
Und rief erstaunt: ” Welch Wunder! Du? Woher?“<br />
Und ich, wie er nach mir gegriffen, wandte<br />
Den Blick ihm fest aufs Angesicht, das schier<br />
Geröstet war; doch zeigte das verbrannte<br />
Sogleich die wohlbekannten Züge mir;<br />
Drum, neigend, auf sein Antlitz zu, die Arme,<br />
Rief ich: ” Ei, Herr Brunetto, seid ihr hier?“<br />
” Mein Sohn,“ sprach jener, daß dich mein erbarme!<br />
”<br />
Gern spräche wohl Brunett <strong>La</strong>tini dich<br />
Ein wenig hier, entfernt von diesem Schwarme.“<br />
” Ich bitt’ euch selbst darum,“ entgegnet’ ich,<br />
” Daher ich gern mit euch mich setzen werde,<br />
Wenn’s dieser billigt, denn er leitet mich.“<br />
Und er: ” Ach Sohn, wer weilt von dieser Herde,<br />
Darf sich nicht wedeln hundert Jahr hernach<br />
Und liegt, die Glut erduldend, auf der Erde.<br />
Drum geh, ich folge deinem Tritte nach,<br />
Bis wir aufs neu’ zu meiner Rotte kommen,<br />
<strong>Die</strong> weinend geht in Leid und ew’ger Schmach.“<br />
Gern war’ ich neben ihn hinabgeklommen.<br />
Doch wagt’ ich’s nicht und ging, das Haupt geneigt,<br />
Wie wer da geht von Ehrfurcht eingenommen,<br />
” Du, welcher vor dem Tod herniedersteigt,“<br />
Begann er nun, welch Schicksal führt dein Streben?<br />
”<br />
Und wer ist der, der dir die Pfade zeigt?“<br />
7 e quali Padoan lungo la Brenta,<br />
per difender lor ville e lor castelli,<br />
anzi che Carentana il caldo senta:<br />
10 a tale imagine eran fatti quelli,<br />
tutto che né sì alti né sì grossi,<br />
qual che si fosse, lo maestro félli.<br />
13 Già eravam da la selva rimossi<br />
tanto, ch’i’ non avrei visto dov’era,<br />
perch’io in dietro rivolto mi fossi,<br />
16 quando incontrammo d’anime una schiera<br />
che venian lungo l’argine, e ciascuna<br />
ci riguardava come suol da sera<br />
19 guardare uno altro sotto nuova luna;<br />
e sì ver’ noi aguzzavan le ciglia<br />
come ’l vecchio sartor fa ne la cruna.<br />
22 Così adocchiato da cotal famiglia,<br />
fui conosciuto da un, che mi prese<br />
per lo lembo e gridò: ” Qual maraviglia!“<br />
25 E io, quando ’l suo braccio a me distese,<br />
ficcaï li occhi per lo cotto aspetto,<br />
sì che ’l viso abbrusciato non difese<br />
28 la conoscenza süa al mio ’ntelletto;<br />
e chinando la mano a la sua faccia,<br />
rispuosi: ” Siete voi qui, ser Brunetto?“<br />
31 E quelli: ” O figliuol mio, non ti dispiaccia<br />
se Brunetto <strong>La</strong>tino un poco teco<br />
ritorna ’n dietro e lascia andar la traccia.“<br />
34 I’ dissi lui: ” Quanto posso, ven preco;<br />
e se volete che con voi m’asseggia,<br />
faròl, se piace a costui che vo seco.“<br />
37<br />
” O figliuol,“ disse, qual di questa greggia<br />
”<br />
s’arresta punto, giace poi cent’anni<br />
sanz’arrostarsi quando ’l foco il feggia.<br />
40 Però va oltre: i’ ti verrò a’ panni;<br />
e poi rigiugnerò la mia masnada,<br />
che va piangendo i suoi etterni danni.“<br />
43 Io non osava scender de la strada<br />
per andar par di lui; ma ’l capo chino<br />
tenea com’uom che reverente vada.<br />
46 El cominciò: ” Qual fortuna o destino<br />
anzi l’ultimo dì qua giù ti mena?<br />
e chi è questi che mostra ’l cammino?“
Seite 48 Inferno: Canto XV<br />
” Dort oben,“ sprach ich, in dem heitern Leben<br />
”<br />
War ich, eh’ reif mein Alter, ohne Rat<br />
Verirrt und rings von einem Tal umgeben.<br />
Aus dem ich eben gestern morgens trat.<br />
Zurück ins Tal wollt’ ich, da kam mein Leiter<br />
Und führt mich wieder heim auf diesem Pfad.“<br />
Drauf sprach er: ” Folgst du deinem Sterne weiter.<br />
Dann, wenn ich recht bemerkt im Leben, schafft<br />
Er dich zum Hafen, ehrenvoll und heiter.<br />
Und hätte mich der Tod nicht weggerafft,<br />
Hart’ ich, da dir so hold die Sterne waren,<br />
Dich selbst zum Werk gestärkt mit Mut und Kraft.<br />
Doch jenem Volk von schnöden, Undankbaren,<br />
Das niederstieg von Fiesole und fast<br />
Des Bruchsteins Härte noch scheint zu bewahren,<br />
Ihm bist du, weil du wacker tust, verhaßt;<br />
Mit Recht, weil übel stets zu Dorngewinden<br />
Mit herber Frucht die süße Feige paßt.<br />
Man heißt sie dort nach altem Ruf die Blinden,<br />
Voll Geiz, Neid, Hochmut, faul an Schal’ und Kern –<br />
<strong>La</strong>ß rein dich stets von ihren Sitten finden,<br />
So großen Ruhm bewahrt dir noch dein Stern,<br />
Daß beide Teile hungrig nach dir ringen,<br />
Doch dieses Kraut bleibt ihrem Schnabel fern.<br />
Das Fiesolaner Vieh mag sich verschlingen,<br />
Sich gegenseits, doch nie berühr’s ein Kraut,<br />
Kann noch sein Mist hervor ein solches bringen,<br />
In dem man neubelebt den Samen schaut<br />
Von jenen Römern, welche dort geblieben.<br />
Als man dies Nest der Bosheit auferbaut.“<br />
” War einst, was ich gewünscht, des Herrn Belieben,“<br />
Entgegnet’ ich, gewiß, ihr wäret nicht<br />
”<br />
Noch aus der menschlichen Natur vertrieben.<br />
Das teure, gute Vaterangesicht,<br />
Noch seh’ ich’s vor betrübtem Geiste schweben,<br />
Noch denk’ ich, wie ihr mich im heitern Licht<br />
Gelehrt, wie Menschen ew’gen Ruhm erstreben,<br />
Und wie mir dies noch teuer ist und wert,<br />
Soll kund, solang’ ich bin, die Zunge geben.<br />
Was ihr von meiner <strong>La</strong>ufbahn mich gelehrt,<br />
Bewahr’ ich wohl – Werd’ ich die Herrin schauen<br />
Nebst anderm Text wird mir auch dies erklärt.<br />
49<br />
” Là sù di sopra, in la vita serena,“<br />
rispuos’io lui, mi smarri’ in una valle,<br />
”<br />
avanti che l’età mia fosse piena.<br />
52 Pur ier mattina le volsi le spalle:<br />
questi m’apparve, tornand’ïo in quella,<br />
e reducemi a ca per questo calle.“<br />
55 Ed elli a me: ” Se tu segui tua stella,<br />
non puoi fallire a glorïoso porto,<br />
se ben m’accorsi ne la vita bella;<br />
58 e s’io non fossi sì per tempo morto,<br />
veggendo il cielo a te così benigno,<br />
dato t’avrei a l’opera conforto.<br />
61 Ma quello ingrato popolo maligno<br />
che discese di Fiesole ab antico,<br />
e tiene ancor del monte e del macigno,<br />
64 ti si farà, per tuo ben far, nimico;<br />
ed è ragion, ché tra li lazzi sorbi<br />
si disconvien fruttare al dolce fico.<br />
67 Vecchia fama nel mondo li chiama orbi;<br />
gent’è avara, invidiosa e superba:<br />
dai lor costumi fa che tu ti forbi.<br />
70 <strong>La</strong> tua fortuna tanto onor ti serba,<br />
che l’una parte e l’altra avranno fame<br />
di te; ma lungi fia dal becco l’erba.<br />
73 Faccian le bestie fiesolane strame<br />
di lor medesme, e non tocchin la pianta,<br />
s’alcuna surge ancora in lor letame,<br />
76 in cui riviva la sementa santa<br />
di que’ Roman che vi rimaser quando<br />
fu fatto il nido di malizia tanta.“<br />
79<br />
” Se fosse tutto pieno il mio dimando,“<br />
rispuos’io lui, voi non sareste ancora<br />
”<br />
de l’umana natura posto in bando;<br />
82 ché ’n la mente m’è fitta, e or m’accora,<br />
la cara e buona imagine paterna<br />
di voi quando nel mondo ad ora ad ora<br />
85 m’insegnavate come l’uom s’etterna:<br />
e quant’io l’abbia in grado, mentr’io vivo<br />
convien che ne la mia lingua si scerna.<br />
88 Ciò che narrate di mio corso scrivo,<br />
e serbolo a chiosar con altro testo<br />
a donna che saprà, s’a lei arrivo.
Hölle: Sechzehnter Gesang Pagina 49<br />
Dem aber, will ich, sollt ihr fest vertrauen:<br />
Ist’s nur mit dem Gewissen wohlbestellt,<br />
Dann macht kein Schicksal, wie’s auch sei, mir Grauen.<br />
Mir ist nicht neu, was eure Red’ enthält.<br />
Doch mag der Bauer seine Hacke schwingen<br />
Und seinen Kreis das Glück, wie’s ihm gefällt.“<br />
Rechts kehrte sich Virgil, indem wir gingen,<br />
Nach mir zurück und sah mich an und sprach:<br />
” Gut hören, die’s behalten und vollbringen.“<br />
Ich aber ließ drum nicht im Sprechen nach,<br />
Und wünschte die berühmtesten zu kennen<br />
Von den Genossen dieser Pein und Schmach.<br />
Drauf Herr Brunett: ” Gut ist es, ein’ge nennen,<br />
So wie von andern schweigen löblich scheint,<br />
Auch würd’ ich nicht von allen sagen können.<br />
Gelehrte sind und Pfaffen hier vereint<br />
Von großem Ruf, die einst besudelt waren<br />
Mit jenem Fehl, den jeder nun beweint.<br />
Franz von Accorso geht in diesen Scharen,<br />
Auch Priscian, und war dir’s nicht zu schlecht,<br />
Vorhin so schnöden Aussatz zu gewahren,<br />
So sahst du jenen, den der Knechte Knecht<br />
Zwang, nach Vicenz vom Arno aufzubrechen,<br />
Allwo der Tod sein toll Gelüst gerächt.<br />
Gern sagt’ ich mehr – doch mit dir gehn und sprechen<br />
Darf ich nicht länger, denn schon hebt sich dicht<br />
Ein neuer Rauch auf jenen sand’gen Flächen.<br />
Auch naht hier Volk, von dem mich das Gericht<br />
Geschieden hat – Mein Schatz sei dir empfohlen,<br />
Ich leb’ in ihm noch – mehr begehr’ ich nicht.“<br />
Hier wandt’ er sich, die andern einzuholen,<br />
Wie nach dem Ziel mit grünem Tuch geziert.<br />
Der Veroneser läuft mit flücht’gen Sohlen,<br />
91 Tanto vogl’io che vi sia manifesto,<br />
pur che mia coscïenza non mi garra,<br />
ch’a la Fortuna, come vuol, son presto.<br />
94 Non è nuova a li orecchi miei tal arra:<br />
però giri Fortuna la sua rota<br />
come le piace, e ’l villan la sua marra.“<br />
97 Lo mio maestro allora in su la gota<br />
destra si volse in dietro e riguardommi;<br />
poi disse: ” Bene ascolta chi la nota.“<br />
100 Né per tanto di men parlando vommi<br />
con ser Brunetto, e dimando chi sono<br />
li suoi compagni più noti e più sommi.<br />
103 Ed elli a me: ” Saper d’alcuno è buono;<br />
de li altri fia laudabile tacerci,<br />
ché ’l tempo saria corto a tanto suono.<br />
106 In somma sappi che tutti fur cherci<br />
e litterati grandi e di gran fama,<br />
d’un peccato medesmo al mondo lerci.<br />
109 Priscian sen va con quella turba grama,<br />
e Francesco d’Accorso anche; e vedervi,<br />
s’avessi avuto di tal tigna brama,<br />
112 colui potei che dal servo de’ servi<br />
fu trasmutato d’Arno in Bacchiglione,<br />
dove lasciò li mal protesi nervi.<br />
115 Di più direi; ma ’l venire e ’l sermone<br />
più lungo esser non può, però ch’i’ veggio<br />
là surger nuovo fummo del sabbione.<br />
118 Gente vien con la quale esser non deggio.<br />
Sieti raccomandato il mio Tesoro,<br />
nel qual io vivo ancora, e più non cheggio.“<br />
121 Poi si rivolse, e parve di coloro<br />
che corrono a Verona il drappo verde<br />
per la campagna; e parve di costoro<br />
Und schien, wie wer gewinnt, nicht wer verliert 124 quelli che vince, non colui che perde.<br />
Sechzehnter Gesang Canto XVI<br />
Ich war am Ort, wo’s widerhallend brauste<br />
Vom Wasser, das da stürzt’ ins nächste Tal,<br />
Als ob ein Schwarm von Bienen summt’ und sauste;<br />
Da rannten Schatten her, drei an der Zahl,<br />
Und trennten sich von einer größern Bande,<br />
<strong>Die</strong> hinlief durch des Feuerregens Qual,<br />
1 Già era in loco onde s’udia ’l rimbombo<br />
de l’acqua che cadea ne l’altro giro,<br />
simile a quel che l’arnie fanno rombo,<br />
4 quando tre ombre insieme si partiro,<br />
correndo, d’una torma che passava<br />
sotto la pioggia de l’aspro martiro.
Seite 50 Inferno: Canto XVI<br />
Und schrien: ” Halt du, wir sehn es am Gewande<br />
Dir deutlich an, du bist hierher versetzt<br />
Aus unserm eignen schnöden Vaterlande.“<br />
Ach, alt’ und neue Wunden, eingeätzt<br />
Von Flammen, sah ich nun in ihrem Fleische,<br />
Und noch voll Mitleid denk’ ich ihrer jetzt.<br />
Mein Meister horcht’ auf dieses Schmerzgekreische<br />
Und sah mich an und sprach: ” Hier harren wir!<br />
Bedenke jetzt, was Höflichkeit erheische.<br />
Denn wäre nicht der Feuerregen hier,<br />
Nach der Natur des Orts, so würd’ ich sagen:<br />
<strong>Die</strong> Eile zieme, mehr als ihnen, dir.“<br />
Ich stand und hörte neu ihr altes Klagen;<br />
Zu uns gekommen waren alle nun,<br />
Da sah ich sie sich selbst im Kreise jagen.<br />
Wie nackende gesalbte Kämpfer tun,<br />
<strong>Die</strong> Griff und Vorteil zu erforschen pflegen,<br />
Indessen noch die Püff’ und Stöße ruh’n;<br />
So sah ich sie im Kreise sich bewegen,<br />
Mir immerdar das Antlitz zugewandt,<br />
Und Hals und Fuß an Richtung sich entgegen.<br />
Und einer sprach: ” Wenn dieser lockre Sand<br />
Und unsre Not uns nicht verächtlich machte.<br />
Und unsre Haut, so rußig und verbrannt,<br />
Dann unser Flehn, ob unsers Rufs, beachte;<br />
Sprich, wer bist du? Wie lebend hier erscheinst?<br />
Und was dich sicher her zur Hölle brachte?<br />
Der, welchem du mich folgen siehst, war einst,<br />
Muß er auch nackt hier und geschunden rennen.<br />
Von höherm Range wohl, als du vermeinst.<br />
Wer hörte nicht Gualdradas Enkel nennen,<br />
Den Guidoguerra, dessen Schwert und Geist<br />
Wohl Puglia und Florenz als tüchtig kennen?<br />
Der hinter mir den lockern Sand durchkreist,<br />
Tegghiajo ist’s, des Rat man noch auf Erden,<br />
Obwohl man ihm nicht folgt’, als heilsam preist.<br />
Ich, ihr Genoss’ in schrecklichen Beschwerden,<br />
Bin Jakob Rusticucci, und mich ließ<br />
Mein böses, wildes Weib so elend werden.“ –<br />
Wenn irgend was vor’m Feuer Schutz verhieß.<br />
So stürzt’ ich gern mich unter sie hernieder,<br />
Auch litt, so glaub’ ich, wohl mein Meister dies.<br />
7 Venian ver’ noi, e ciascuna gridava:<br />
” Sòstati tu ch’a l’abito ne sembri<br />
essere alcun di nostra terra prava.“<br />
10 Ahimè, che piaghe vidi ne’ lor membri,<br />
ricenti e vecchie, da le fiamme incese!<br />
Ancor men duol pur ch’i’ me ne rimembri.<br />
13 A le lor grida il mio dottor s’attese;<br />
volse ’l viso ver’ me, e ” Or aspetta,“<br />
disse, ” a costor si vuole esser cortese.<br />
16 E se non fosse il foco che saetta<br />
la natura del loco, i’ dicerei<br />
che meglio stesse a te che a lor la fretta.“<br />
19 Ricominciar, come noi restammo, ei<br />
l’antico verso; e quando a noi fuor giunti,<br />
fenno una rota di sé tutti e trei.<br />
22 Qual sogliono i campion far nudi e unti,<br />
avvisando lor presa e lor vantaggio,<br />
prima che sien tra lor battuti e punti,<br />
25 così rotando, ciascuno il visaggio<br />
drizzava a me, sì che ’n contraro il collo<br />
faceva ai piè continüo vïaggio.<br />
28 E ” Se miseria d’esto loco sollo<br />
rende in dispetto noi e nostri prieghi,“<br />
cominciò l’uno, ” e ’l tinto aspetto e brollo,<br />
31 la fama nostra il tuo animo pieghi<br />
a dirne chi tu se’, che i vivi piedi<br />
così sicuro per lo ’nferno freghi.<br />
34 Questi, l’orme di cui pestar mi vedi,<br />
tutto che nudo e dipelato vada,<br />
fu di grado maggior che tu non credi:<br />
37 nepote fu de la buona Gualdrada;<br />
Guido Guerra ebbe nome, e in sua vita<br />
fece col senno assai e con la spada.<br />
40 L’altro, ch’appresso me la rena trita,<br />
è Tegghiaio Aldobrandi, la cui voce<br />
nel mondo sù dovria esser gradita.<br />
43 E io, che posto son con loro in croce,<br />
Iacopo Rusticucci fui, e certo<br />
la fiera moglie più ch’altro mi nuoce.“<br />
46 S’i’ fossi stato dal foco coperto,<br />
gittato mi sarei tra lor di sotto,<br />
e credo che ’l dottor l’avria sofferto;
Hölle: Sechzehnter Gesang Pagina 51<br />
Allein verbrannt hätt’ ich auch meine Glieder,<br />
Drum unterdrückte Furcht in mir die Lust,<br />
<strong>Die</strong> Jammervollen zu umarmen, wieder.<br />
” Nicht der Verachtung bin ich mir bewußt,“<br />
Begann ich, nur des Leids für euch Geplagte,<br />
”<br />
Und schwer verwinden wird es meine Brust.<br />
Ich fühlt’ es, als mein Herr mir Worte sagte,<br />
Durch welche mir es deutlich ward und klar,<br />
Daß, wer hier komme, hoch auf Erden ragte.<br />
Ich bin aus eurer Stadt, und nimmerdar<br />
Wird eures Tuns ruhmvoll Gedächtnis schwinden,<br />
Das immer mir auch lieb und teuer war.<br />
Ich ließ’ die Gall, um süße Frucht zu finden,<br />
<strong>Die</strong> mein wahrhafter Führer prophezeit,<br />
Doch muß ich erst zum Mittelpunkt mich winden.“<br />
” Soll lang’ noch deine Seele das Geleit<br />
Der Glieder sein,“ so sprach nun er dagegen,<br />
” Soll leuchten noch dein Ruf nach deiner Zeit,<br />
So sage mir, bewohnen, wie sie pflegen,<br />
Wohl unsre Stadt noch Kraft und Edelmut?<br />
Sind sie verbannt und völlig unterlegen?<br />
Denn Borsiere, welcher diese Glut<br />
Seit kurzem teilt, und dort mit andern schreitet,<br />
Erzählt’ uns manches, was uns wehe tut! – “<br />
” Neu Volk und schleuniger Gewinn verleitet<br />
Zu Unmaß dich und Stolz, der dich betört,<br />
Florenz, und dir viel Leiden schon bereitet!“<br />
Ich rief’s, das Aug’ emporgewandt, verstört.<br />
Starr sah’n die drei sich an bei meinen Reden,<br />
Wie man sich anstarrt, wenn man Wahrheit hört.<br />
” Wir wünschen Glück, wenn du so wohlfeil jeden<br />
Abfert’gen kannst,“ war aller Gegenwort,<br />
” Und dir’s bekommt, nach Herzenslust zu reden.<br />
Entkommst du einst aus diesem dunkeln Ort<br />
Und siehst den Sternenglanz, den schönen, süßen,<br />
Und sagst dann froh und heiter: Ich war dort,<br />
Vergiß dann nicht, die Welt von uns zu grüßen!“ –<br />
Hier aber brachen sie den Kreis und floh’n<br />
Voll Eil’ und wie mit Flügeln an den Füßen.<br />
Eh’ man ein Amen ausspricht, waren schon<br />
Sie alle drei aus meinem Blick verschwunden.<br />
Drum ging sogleich mein Meister auch davon.<br />
49 ma perch’io mi sarei brusciato e cotto,<br />
vinse paura la mia buona voglia<br />
che di loro abbracciar mi facea ghiotto.<br />
52 Poi cominciai: ” Non dispetto, ma doglia<br />
la vostra condizion dentro mi fisse,<br />
tanta che tardi tutta si dispoglia,<br />
55 tosto che questo mio segnor mi disse<br />
parole per le quali i’ mi pensai<br />
che qual voi siete, tal gente venisse.<br />
58 Di vostra terra sono, e sempre mai<br />
l’ovra di voi e li onorati nomi<br />
con affezion ritrassi e ascoltai.<br />
61 <strong>La</strong>scio lo fele e vo per dolci pomi<br />
promessi a me per lo verace duca;<br />
ma ’nfino al centro pria convien ch’i’ tomi.“<br />
64<br />
” Se lungamente l’anima conduca<br />
le membra tue,“ rispuose quelli ancora,<br />
” e se la fama tua dopo te luca,<br />
67 cortesia e valor dì se dimora<br />
ne la nostra città sì come suole,<br />
o se del tutto se n’è gita fora;<br />
70 ché Guiglielmo Borsiere, il qual si duole<br />
con noi per poco e va là coi compagni,<br />
assai ne cruccia con le sue parole.“<br />
73<br />
” <strong>La</strong> gente nuova e i sùbiti guadagni<br />
orgoglio e dismisura han generata,<br />
Fiorenza, in te, sì che tu già ten piagni.“<br />
76 Così gridai con la faccia levata;<br />
e i tre, che ciò inteser per risposta,<br />
guardar l’un l’altro com’al ver si guata.<br />
79<br />
” Se l’altre volte sì poco ti costa,“<br />
rispuoser tutti, il satisfare altrui,<br />
”<br />
felice te se sì parli a tua posta!<br />
82 Però, se campi d’esti luoghi bui<br />
e torni a riveder le belle stelle,<br />
quando ti gioverà dicere “I’ fui, ”<br />
85 fa che di noi a la gente favelle.“<br />
Indi rupper la rota, e a fuggirsi<br />
ali sembiar le gambe loro isnelle.<br />
88 Un amen non saria possuto dirsi<br />
tosto così com’e’ fuoro spariti;<br />
per ch’al maestro parve di partirsi.
Seite 52 Inferno: Canto XVI<br />
Ich folgt’ ihm nach, um Weitres zu erkunden,<br />
Worauf uns bald des Stroms Gebraus erklang,<br />
So nah, daß wir uns sprechend kaum verstunden.<br />
Gleich jenem Flusse mit dem eignen Gang,<br />
Des Fluten ostwärts vom Berg Veso toben.<br />
Vom Apennin an seinem linken Hang;<br />
Das stille Wasser heißt er erst dort oben,<br />
Dann senkt er sich und wird bei Forli bald<br />
Des ersten Namens wiederum enthoben –<br />
Des Sturz dort ob Sankt Benedikt erschallt.<br />
Wo seine Wellen in den Abhang brausen,<br />
Der groß für Tausend ist zum Aufenthalt:<br />
So brach von einem Felsenhang voll Grausen<br />
Der rotgefärbte Fluß sich brüllend Bahn,<br />
Und kaum ertrug das Ohr sein wildes Sausen.<br />
Mit einem Stricke war ich umgetan,<br />
Und manches Mal mit diesem Gurte dachte<br />
Ich das gefleckte Panthertier zu seh’n.<br />
Nachdem ich los von mir den Gürtel machte,<br />
Wie ich vom Führer mir geboten fand,<br />
Macht’ ich ein Knäuel draus, das ich ihm brachte.<br />
Er aber kehrte dann sich rechter Hand<br />
Und schleuderte zum tiefen Felsenschlunde<br />
Das Knäul hinunter ziemlich weit vom Rand.<br />
” Entsprechend“, dacht’ ich, muß die neue Kunde<br />
”<br />
Dem neuen Wink und diesem Blicke sein,<br />
Womit mein Meister schaut zum tiefen Grunde.“<br />
Stets präge doch der Mensch sich Vorsicht ein<br />
Mit solchen, die des Herzens Sinn erspähen,<br />
Und nicht sich halten an die Tat allein.<br />
Er sprach: ” Bald werden wir auftauchen sehen,<br />
Was ich erwart’; und das, was du gedacht,<br />
Wird deutlich bald vor deinen Blicken stehen.“<br />
Bei Wahrheit, die der Lüge gleicht, habt acht,<br />
Soviel ihr könnt, euch nimmer auszusprechen,<br />
Sonst werdet ihr ohn’ eure Schuld verlacht.<br />
Doch kann ich mich zu reden nicht entbrechen<br />
Und schwör’, o Leser, dir, bei dem Gedicht,<br />
Dem nimmer möge Huld und Gunst gebrechen:<br />
Ich sah durch jene Lüfte schwarz und dicht<br />
Ein Bild, nach oben schwimmend, sich erheben,<br />
Dem Kühnsten wohl ein wunderbar Gesicht –<br />
91 Io lo seguiva, e poco eravam iti,<br />
che ’l suon de l’acqua n’era sì vicino,<br />
che per parlar saremmo a pena uditi.<br />
94 Come quel fiume c’ ha proprio cammino<br />
prima dal Monte Viso ’nver’ levante,<br />
da la sinistra costa d’Apennino,<br />
97 che si chiama Acquacheta suso, avante<br />
che si divalli giù nel basso letto,<br />
e a Forlì di quel nome è vacante,<br />
100 rimbomba là sovra San Benedetto<br />
de l’Alpe per cadere ad una scesa<br />
ove dovea per mille esser recetto;<br />
103 così, giù d’una ripa discoscesa,<br />
trovammo risonar quell’acqua tinta,<br />
sì che ’n poc’ora avria l’orecchia offesa.<br />
106 Io avea una corda intorno cinta,<br />
e con essa pensai alcuna volta<br />
prender la lonza a la pelle dipinta.<br />
109 Poscia ch’io l’ebbi tutta da me sciolta,<br />
sì come ’l duca m’avea comandato,<br />
porsila a lui aggroppata e ravvolta.<br />
112 Ond’ei si volse inver’ lo destro lato,<br />
e alquanto di lunge da la sponda<br />
la gittò giuso in quell’alto burrato.<br />
115 ’E’ pur convien che novità risponda’,<br />
dicea fra me medesmo, ’al novo cenno<br />
che ’l maestro con l’occhio sì seconda’.<br />
118 Ahi quanto cauti li uomini esser dienno<br />
presso a color che non veggion pur l’ovra,<br />
ma per entro i pensier miran col senno!<br />
121 El disse a me: ” Tosto verrà di sovra<br />
ciò ch’io attendo e che il tuo pensier sogna;<br />
tosto convien ch’al tuo viso si scovra.“<br />
124 Sempre a quel ver c’ ha faccia di menzogna<br />
de’ l’uom chiuder le labbra fin ch’el puote,<br />
però che sanza colpa fa vergogna;<br />
127 ma qui tacer nol posso; e per le note<br />
di questa comedìa, lettor, ti giuro,<br />
s’elle non sien di lunga grazia vòte,<br />
130 ch’i’ vidi per quell’ aere grosso e scuro<br />
venir notando una figura in suso,<br />
maravigliosa ad ogne cor sicuro,
Hölle: Siebzehnter Gesang Pagina 53<br />
Wie jemand kehrt, der sich hinabbegeben.<br />
Den Anker, der im Felsenrisse steckt,<br />
Zu lösen, wenn er sich beim Aufwärtsstreben<br />
133 sì come torna colui che va giuso<br />
talora a solver l’àncora ch’aggrappa<br />
o scoglio o altro che nel mare è chiuso,<br />
Von unten einzieht und nach oben streckt. 136 che ’n sù si stende e da piè si rattrappa.<br />
Siebzehnter Gesang Canto XVII<br />
Sieh hier das Untier mit dem spitzen Schwanze,<br />
Der Berge spaltet, Mauer bricht und Tor!<br />
Sieh, was mit Stank erfüllt das große Ganze!<br />
So hob mein Führer seine Stimm’ empor<br />
Und rief mit seinem Wink das Tier zum Rande,<br />
Bis nah zu unserm Marmorpfade vor.<br />
Da kam des Truges Greuelbild zum <strong>La</strong>nde<br />
Und schob den Kopf und dann den Rumpf heran,<br />
Doch zog es nicht den scharfen Schweif zum Strande.<br />
Von Antlitz glich es einem Biedermann<br />
Und ließ von außen Mild’ und Huld gewahren,<br />
Doch dann fing die Gestalt des Drachen an.<br />
Mit zweien Tatzen, die bedeckt mit Haaren,<br />
Und Rücken, Brust und Seiten, die bemalt<br />
Mit Knoten und mit kleinen Schnörkeln waren;<br />
Vielfarbig, wie kein Werk Arachnes strahlt,<br />
Wie, was auch Türk und Tatar je gewoben,<br />
So bunt doch nichts an Grund und Muster prahlt.<br />
Wie man den Kahn, im Wasser halb, halb oben,<br />
Am <strong>La</strong>nde sieht an unsrer Flüsse Strand,<br />
Und wie, zum Kampf den Vorderleib erhoben.<br />
Der Biber in der deutschen Fresser <strong>La</strong>nd;<br />
So sah ich jetzt das Ungeheuer, ragend<br />
Und vorgestreckt auf unsers Dammes Rand,<br />
Wild zappelnd, mit dem Schweif durchs Leere schlagend,<br />
Und, mit der Skorpionen Wehr versehn,<br />
<strong>Die</strong> Gabel windend und sie aufwärts tragend.<br />
Mein Führer sprach: Jetzt müssen wir uns dreh’n<br />
Und auf gewundnem Pfad zum Ungeheuer<br />
Dorthin, wo’s jetzo liegt, hinuntergehn.<br />
Nun führte rechter Hand mich mein Getreuer<br />
Nur wenig Schritt’ hinab am Rande fort,<br />
Den heißen Sand vermeidend und das Feuer.<br />
Und unten angelangt, erkannt’ ich dort<br />
Noch etwas vorwärts auf dem Sande Leute,<br />
Nah sitzend an des Abgrunds dunklem Bord,<br />
1<br />
” Ecco la fiera con la coda aguzza,<br />
che passa i monti e rompe i muri e l’armi!<br />
Ecco colei che tutto ’l mondo appuzza!“<br />
4 Sì cominciò lo mio duca a parlarmi;<br />
e accennolle che venisse a proda,<br />
vicino al fin d’i passeggiati marmi.<br />
7 E quella sozza imagine di froda<br />
sen venne, e arrivò la testa e ’l busto,<br />
ma ’n su la riva non trasse la coda.<br />
10 <strong>La</strong> faccia sua era faccia d’uom giusto,<br />
tanto benigna avea di fuor la pelle,<br />
e d’un serpente tutto l’altro fusto;<br />
13 due branche avea pilose insin l’ascelle;<br />
lo dosso e ’l petto e ambedue le coste<br />
dipinti avea di nodi e di rotelle.<br />
16 Con più color, sommesse e sovraposte<br />
non fer mai drappi Tartari né Turchi,<br />
né fuor tai tele per Aragne imposte.<br />
19 Come talvolta stanno a riva i burchi,<br />
che parte sono in acqua e parte in terra,<br />
e come là tra li Tedeschi lurchi<br />
22 lo bivero s’assetta a far sua guerra,<br />
così la fiera pessima si stava<br />
su l’orlo ch’è di pietra e ’l sabbion serra.<br />
25 Nel vano tutta sua coda guizzava,<br />
torcendo in sù la venenosa forca<br />
ch’a guisa di scorpion la punta armava.<br />
28 Lo duca disse: ” Or convien che si torca<br />
la nostra via un poco insino a quella<br />
bestia malvagia che colà si corca.“<br />
31 Però scendemmo a la destra mammella,<br />
e diece passi femmo in su lo stremo,<br />
per ben cessar la rena e la fiammella.<br />
34 E quando noi a lei venuti semo,<br />
poco più oltre veggio in su la rena<br />
gente seder propinqua al loco scemo.
Seite 54 Inferno: Canto XVII<br />
Mein Meister sprach: ” Erkennen sollst du heute<br />
Den ganzen Binnenkreis mit seiner Pein,<br />
Drum geh und sieh, was jenes Volk bedeute.<br />
Doch kurz nur dürfen deine Worte sein.<br />
Ich will indes mich mit dem Tier vernehmen,<br />
Den starken Rücken uns zur Fahrt zu leih’n.“<br />
So mußt’ ich einsam mich zu geh’n bequemen<br />
Am Rand des siebenten der Kreis’ und nahm<br />
Den Weg zum Sitze der betrübten Schemen.<br />
Aus jedem Auge starrte Schmerz und Gram,<br />
Indes die Hand, jetzt vor dem heißen Grunde,<br />
Jetzt vor dem Dunst dem Leib zu Hilfe kam.<br />
So scharren sich zur Sommerzeit die Hunde,<br />
Wenn Floh sie oder Flieg’ und Wespe sticht,<br />
Jetzt mit dem einen Fuß, jetzt mit dem Munde.<br />
<strong>Die</strong> Augen wandt’ ich manchem ins Gesicht,<br />
Der dort im Feuer saß und heißer Asche;<br />
Und keinen kannt’ ich, doch entging mir nicht,<br />
Vom Halse hänge jedem eine Tasche,<br />
Bezeichnet und bemalt, und wie voll Gier<br />
Nach diesem Anblick noch ihr Auge hasche.<br />
Ich sah, wie ich genaht, ein blaues Tier<br />
Auf gelbem Beutel, wie auf einem Schilde,<br />
Das schien ein Leu an Kopf und Haltung mir.<br />
Dann blickt’ ich weiter durch dies Qualgefilde,<br />
Und sieh, ein andrer Beutel, blutigrot,<br />
Zeigt’ eine butterweiße Gans im Bilde.<br />
Ein blaues Schwein auf weißem Sacke bot<br />
Sich dann dem Blick, und seine Stimm’ erheben<br />
Hört’ ich den Träger: ” Du hier vor dem Tod?<br />
Fort! Fort! Doch wisse, weil du noch am Leben<br />
Bald findet mir mein Nachbar Vitalian,<br />
Zur Linken seinen Sitz, hier gleich daneben.<br />
Oft schrei’n mich diese Florentiner an,<br />
Mich Paduaner, mir zum größten Schrecken:<br />
Möcht’ aller Ritter Ausbund endlich nah’n!<br />
Wo mag doch die Dreischnabeltasche stecken?“ –<br />
Hier zerrt’ er’s Maul schief, und die Zunge zog<br />
Er vor, gleich Ochsen, so die Nase lecken.<br />
Schon fürchtet’ ich, da ich so lang verzog,<br />
Den Zorn des Meisters, der auf Eil’ gedrungen,<br />
Daher ich schnell mich wieder rückwärts bog.<br />
37 Quivi ’l maestro ” Acciò che tutta piena<br />
esperïenza d’esto giron porti,“<br />
mi disse, ” va, e vedi la lor mena.<br />
40 Li tuoi ragionamenti sian là corti;<br />
mentre che torni, parlerò con questa,<br />
che ne conceda i suoi omeri forti.“<br />
43 Così ancor su per la strema testa<br />
di quel settimo cerchio tutto solo<br />
andai, dove sedea la gente mesta.<br />
46 Per li occhi fora scoppiava lor duolo;<br />
di qua, di là soccorrien con le mani<br />
quando a’ vapori, e quando al caldo suolo:<br />
49 non altrimenti fan di state i cani<br />
or col ceffo or col piè, quando son morsi<br />
o da pulci o da mosche o da tafani.<br />
52 Poi che nel viso a certi li occhi porsi,<br />
ne’ quali ’l doloroso foco casca,<br />
non ne conobbi alcun; ma io m’accorsi<br />
55 che dal collo a ciascun pendea una tasca<br />
ch’avea certo colore e certo segno,<br />
e quindi par che ’l loro occhio si pasca.<br />
58 E com’io riguardando tra lor vegno,<br />
in una borsa gialla vidi azzurro<br />
che d’un leone avea faccia e contegno.<br />
61 Poi, procedendo di mio sguardo il curro,<br />
vidine un’altra come sangue rossa,<br />
mostrando un’oca bianca più che burro.<br />
64 E un che d’una scrofa azzurra e grossa<br />
segnato avea lo suo sacchetto bianco,<br />
mi disse: ” Che fai tu in questa fossa?<br />
67 Or te ne va; e perché se’ vivo anco,<br />
sappi che ’l mio vicin Vitalïano<br />
sederà qui dal mio sinistro fianco.<br />
70 Con questi Fiorentin son padoano:<br />
spesse fïate mi ’ntronan li orecchi<br />
gridando: “Vegna ’l cavalier sovrano,<br />
73 che recherà la tasca con tre becchi! ” .“<br />
Qui distorse la bocca e di fuor trasse<br />
la lingua, come bue che ’l naso lecchi.<br />
76 E io, temendo no ’l più star crucciasse<br />
lui che di poco star m’avea ’mmonito,<br />
torna’ mi in dietro da l’anime lasse.
Hölle: Siebzehnter Gesang Pagina 55<br />
Auch fand ich, daß er schon sich aufgeschwungen<br />
Und auf das Kreuz des Ungetüms gesetzt.<br />
Er sprach: ” Stark sei dein Mut und unbezwungen!<br />
Hinunter geht’s auf solcher Leiter jetzt.<br />
Steig vorn nur auf, ich will inmitten sitzen.<br />
Daß dich des Schwanzes Stachel nicht verletzt.“<br />
Wie wer mit totenkalten Fingerspitzen<br />
Das Fieber nahen fühlt und doch nicht wagt,<br />
Wenn er schon zitternd bebt, sich zu erhitzen,<br />
So wurd’ ich jetzt bei dem, was er gesagt,<br />
Doch machte mich die Scham, gleich einem Knechte,<br />
Wenn ihm ein güt’ger Herr droht, unverzagt.<br />
Drum setzt’ ich auf dem Untier mich zurechte.<br />
Und bitten wollt’ ich (doch erstarb der Ton),<br />
Daß er mich halten und umfassen möchte.<br />
Doch er, der oft bei der Dämonen Droh’n<br />
Mich unterstützt und der Gefahr entzogen,<br />
Umfaßte mich mit seinen Armen schon.<br />
Und sprach: ” Geryon, auf! Nun fortgeflogen!<br />
Allein bedenke, wen dein Rücken trägt,<br />
Drum steige sanft hinab in weiten Bogen.“<br />
Wie rückwärts sich vom Strand der Kahn bewegt,<br />
Schob sich’s vom Damm, doch, kaum hinabgeklommen,<br />
Ward dann im freien Spielraum umgelegt.<br />
Als, wo die Brust war, nun der Schweif gekommen,<br />
Ward dieser, wie ein Aalschweif, ausgestreckt,<br />
Und mit dem Tatzenpaar die Luft durchschwommen.<br />
So, glaub’ ich, war nicht Phaethon erschreckt,<br />
Als einst die Zügel seiner Hand entgingen,<br />
Beim Himmelsbrand, des Spur man noch entdeckt;<br />
Noch Icarus, als von erwärmten Schwingen<br />
Das Wachs herniedertroff, bei Dädals Schrei’n:<br />
Dein Weg ist schlecht, dein Flug wird nicht gelingen;<br />
Wie ich, nichts sehend, als das Tier allein,<br />
Und rings umher von öder Luft umfangen,<br />
Wo nie entglomm des Lichtes heitrer Schein.<br />
Daß wir uns langsam, langsam niederschwangen,<br />
Im Bogenflug, bemerkt’ ich nur beim Weh’n<br />
Der Luft von unten her an Stirn und Wangen.<br />
Rechts hört’ ich schon das Wirbeln und das Dreh’n<br />
Des Wasserfalls und sein entsetzlich Brausen,<br />
Und bog mich vorwärts, um hinabzusehn.<br />
79 Trova’ il duca mio ch’era salito<br />
già su la groppa del fiero animale,<br />
e disse a me: ” Or sie forte e ardito.<br />
82 Omai si scende per sì fatte scale;<br />
monta dinanzi, ch’i’ voglio esser mezzo,<br />
sì che la coda non possa far male.“<br />
85 Qual è colui che sì presso ha ’l riprezzo<br />
de la quartana, c’ ha già l’unghie smorte,<br />
e triema tutto pur guardando ’l rezzo,<br />
88 tal divenn’io a le parole porte;<br />
ma vergogna mi fé le sue minacce,<br />
che innanzi a buon segnor fa servo forte.<br />
91 I’ m’assettai in su quelle spallacce;<br />
sì volli dir, ma la voce non venne<br />
com’io credetti: ’Fa che tu m’abbracce’.<br />
94 Ma esso, ch’altra volta mi sovvenne<br />
ad altro forse, tosto ch’i’ montai<br />
con le braccia m’avvinse e mi sostenne;<br />
97 e disse: ” Gerïon, moviti omai:<br />
le rote larghe, e lo scender sia poco;<br />
pensa la nova soma che tu hai.“<br />
100 Come la navicella esce di loco<br />
in dietro in dietro, sì quindi si tolse;<br />
e poi ch’al tutto si sentì a gioco,<br />
103 là ’v’era ’l petto, la coda rivolse,<br />
e quella tesa, come anguilla, mosse,<br />
e con le branche l’aere a sé raccolse.<br />
106 Maggior paura non credo che fosse<br />
quando Fetonte abbandonò li freni,<br />
per che ’l ciel, come pare ancor, si cosse;<br />
109 né quando Icaro misero le reni<br />
sentì spennar per la scaldata cera,<br />
gridando il padre a lui ” Mala via tieni!“<br />
112 che fu la mia, quando vidi ch’i’ era<br />
ne l’aere d’ogne parte, e vidi spenta<br />
ogne veduta fuor che de la fera.<br />
115 Ella sen va notando lenta lenta;<br />
rota e discende, ma non me n’accorgo<br />
se non che al viso e di sotto mi venta.<br />
118 Io sentia già da la man destra il gorgo<br />
far sotto noi un orribile scroscio,<br />
per che con li occhi ’n giù la testa sporgo.
Seite 56 Inferno: Canto XVIII<br />
Doch schüchtern wieder bei des Abgrunds Sausen,<br />
Bei Klag’ und Glut, die ich vernahm und sah,<br />
Duckt’ ich mich hin und zitterte vor Grausen.<br />
Was ich erst nicht gesehn, das sah ich da:<br />
Wie wir im weiten Kreis hinunterstiegen.<br />
Und sah mich überall den Qualen nah –<br />
Gleich wie ein Falk, wenn er, nach langem Wiegen<br />
In hoher Luft, nicht Raub noch Lockbild steht,<br />
Und ihn der Falkner ruft, herabzufliegen,<br />
So schnell er stieg, so langsam niederzieht<br />
Und, zürnend, wenn der Herr ihn eingeladen,<br />
Im Bogenflug zum fernen Sitze flieht;<br />
So setzt’ uns an den steilen Felsgestaden<br />
Geryon ab und flog in großer Eil’,<br />
Sobald er nur sich unsrer <strong>La</strong>st entladen,<br />
121 Allor fu’ io più timido a lo stoscio,<br />
però ch’i’ vidi fuochi e senti’ pianti;<br />
ond’io tremando tutto mi raccoscio.<br />
124 E vidi poi, ché nol vedea davanti,<br />
lo scendere e ’l girar per li gran mali<br />
che s’appressavan da diversi canti.<br />
127 Come ’l falcon ch’è stato assai su l’ali,<br />
che sanza veder logoro o uccello<br />
fa dire al falconiere ” Omè, tu cali!“<br />
130 discende lasso onde si move isnello,<br />
per cento rote, e da lunge si pone<br />
dal suo maestro, disdegnoso e fello;<br />
133 così ne puose al fondo Gerïone<br />
al piè al piè de la stagliata rocca,<br />
e, discarcate le nostre persone,<br />
Hinweg, gleich einem abgeschnellten Pfeil. 136 si dileguò come da corda cocca.<br />
Achtzehnter Gesang Canto XVIII<br />
Ein Ort der Hölle, namens Übelsäcken,<br />
ist eisenfarbig, ganz erbaut von Stein,<br />
So auch die Dämme, die ringsum ihn decken.<br />
Grad’ in der Mitte dieses <strong>La</strong>nds der Pein<br />
Gähnt hohl ein Brunnen, weit, mit tiefem Schlunde.<br />
Von dem wird seines Orts die Rede sein.<br />
Und zwischen Höhl’ und Felswand gehn im Runde<br />
Rings so die Dämme, daß der Täler zehn<br />
Abschnitte bilden in dem tiefen Grunde.<br />
Wie um ein Schloß mehrfache Gräben gehn.<br />
Dahinter wohlverwahrt die Mauern ragen<br />
Und sicherer den Feinden widerstehn;<br />
So war umgürtet dieser Ort der Plagen;<br />
Und wie man Brücken pflegt zum andern Strand<br />
Aus solcher festen Schlösser Tor zu schlagen,<br />
So sprangen Zacken aus der Felsenwand,<br />
Durchschnitten Wäll’ und Gräben erst und gingen.<br />
Wie Räderspeichen, bis zum Brunnenrand.<br />
Kaum konnten wir vom Kreuz Geryons springen,<br />
So ging links hin mein Meister und befahl<br />
Auch mir, auf seinen Spuren vorzudringen.<br />
Und ganz erfüllt sah ich das erste Tal<br />
Rechts, wohin Klagen meine Blicke riefen.<br />
Von neuen Peinigern und neuer Qual.<br />
1 Luogo è in inferno detto Malebolge,<br />
tutto di pietra di color ferrigno,<br />
come la cerchia che dintorno il volge.<br />
4 Nel dritto mezzo del campo maligno<br />
vaneggia un pozzo assai largo e profondo,<br />
di cui suo loco dicerò l’ordigno.<br />
7 Quel cinghio che rimane adunque è tondo<br />
tra ’l pozzo e ’l piè de l’alta ripa dura,<br />
e ha distinto in dieci valli il fondo.<br />
10 Quale, dove per guardia de le mura<br />
più e più fossi cingon li castelli,<br />
la parte dove son rende figura,<br />
13 tale imagine quivi facean quelli;<br />
e come a tai fortezze da’ lor sogli<br />
a la ripa di fuor son ponticelli,<br />
16 così da imo de la roccia scogli<br />
movien che ricidien li argini e ’ fossi<br />
infino al pozzo che i tronca e raccogli.<br />
19 In questo luogo, de la schiena scossi<br />
di Gerïon, trovammoci; e ’l poeta<br />
tenne a sinistra, e io dietro mi mossi.<br />
22 A la man destra vidi nova pieta,<br />
novo tormento e novi frustatori,<br />
di che la prima bolgia era repleta.
Hölle: Achtzehnter Gesang Pagina 57<br />
Es waren nackte Sünder in den Tiefen,<br />
Geteilt, denn hier zog gegen uns die Schar,<br />
Und dort mit uns, nur daß sie schneller liefen;<br />
Gleichwie man pflegt in Rom beim Jubeljahr<br />
Zum Übergang die Brücke herzurichten<br />
Ob übergroßen Andrangs, also zwar,<br />
Daß hier gewendet sind mit den Gesichten,<br />
<strong>Die</strong> zu Sankt Peter wallen, nach dem Schloß,<br />
<strong>Die</strong> andern dort sich nach dem Berge richten.<br />
Auf schwarzem Stein sprang hier und dort ein Troß<br />
Von Teufeln nach, von schrecklichen, gehörnten.<br />
<strong>Die</strong> schlugen wild auf sie von hinten los.<br />
Wie sie beim ersten Schlage laufen lernten!<br />
Wie sie, nicht harrend auf den zweiten Hieb,<br />
Mit jähen, langen Sprüngen sich entfernten!<br />
So fiel auf einen, den die Geißel trieb,<br />
Mein Auge jetzt hinab, bei dem ich dachte,<br />
Daß er nicht fremd mir auf der Erde blieb.<br />
Scharf blickt’ ich hin, damit ich ihn betrachte,<br />
Auch hielt mein Führer an, der’s zugestand,<br />
Daß ich zurück erst ein’ge Schritte machte.<br />
Zwar sucht’ er, bodenwärts den Blick gewandt,<br />
Mir mit Gestalt und Angesicht zu geizen,<br />
Doch rief ich, da ich dennoch ihn erkannt:<br />
” Wenn deine Züge nicht zum Irrtum reizen,<br />
So mein’ ich, daß du Venedigo seist;<br />
Doch weshalb steckst du so in scharfen Beizen?“<br />
” Nur ungern sag’ ich’s,“ sprach er drauf, doch reißt<br />
”<br />
Dein klares Wort mich hin, das mich bezwungen,<br />
Weil’s alte Zeit zurückführt meinem Geist.<br />
Ich bin’s, der in Ghifolen so gedrungen,<br />
Daß sie nach des Markgrafen Willen tat,<br />
Wie ganz entstellt auch das Gerücht erklungen.<br />
Und aus Bologna ist auf gleichem Pfad<br />
An diesen Qualort so viel Volk gekommen,<br />
Als jetzo diese Stadt kaum Bürger hat.<br />
Und sollte dir hierbei ein Zweifel kommen,<br />
So denk’, um sicher auf mein Wort zu bau’n.<br />
Wie Habsucht uns die Herzen eingenommen.“<br />
Sprach’s, und ein Teufel kam, um einzuhau’n,<br />
Mit hochgeschwungner Geißel her und sagte:<br />
” Fort, Kuppler, fort, hier gibt’s nicht feile Frau’n.“<br />
25 Nel fondo erano ignudi i peccatori;<br />
dal mezzo in qua ci venien verso ’l volto,<br />
di là con noi, ma con passi maggiori,<br />
28 come i Roman per l’essercito molto,<br />
l’anno del giubileo, su per lo ponte<br />
hanno a passar la gente modo colto,<br />
31 che da l’un lato tutti hanno la fronte<br />
verso ’l castello e vanno a Santo Pietro,<br />
da l’altra sponda vanno verso ’l monte.<br />
34 Di qua, di là, su per lo sasso tetro<br />
vidi demon cornuti con gran ferze,<br />
che li battien crudelmente di retro.<br />
37 Ahi come facean lor levar le berze<br />
a le prime percosse! già nessuno<br />
le seconde aspettava né le terze.<br />
40 Mentr’io andava, li occhi miei in uno<br />
furo scontrati; e io sì tosto dissi:<br />
” Già di veder costui non son digiuno.“<br />
43 Per ch’ïo a figurarlo i piedi affissi;<br />
e ’l dolce duca meco si ristette,<br />
e assentio ch’alquanto in dietro gissi.<br />
46 E quel frustato celar si credette<br />
bassando ’l viso; ma poco li valse,<br />
ch’io dissi: ” O tu che l’occhio a terra gette,<br />
49 se le fazion che porti non son false,<br />
Venedico se’ tu Caccianemico.<br />
Ma che ti mena a sì pungenti salse?“<br />
52 Ed elli a me: ” Mal volontier lo dico;<br />
ma sforzami la tua chiara favella,<br />
che mi fa sovvenir del mondo antico.<br />
55 I’ fui colui che la Ghisolabella<br />
condussi a far la voglia del marchese,<br />
come che suoni la sconcia novella.<br />
58 E non pur io qui piango bolognese;<br />
anzi n’è questo loco tanto pieno,<br />
che tante lingue non son ora apprese<br />
61 a dicer ’sipa’ tra Sàvena e Reno;<br />
e se di ciò vuoi fede o testimonio,<br />
rècati a mente il nostro avaro seno.“<br />
64 Così parlando il percosse un demonio<br />
de la sua scurïada, e disse: ” Via,<br />
ruffian! qui non son femmine da conio.“
Seite 58 Inferno: Canto XVIII<br />
Zum Führer ging ich, da ich bebt’ und zagte,<br />
Und bald gelangten wir an einen Ort,<br />
Wo aus der Wand ein Felsen vorwärts ragte.<br />
Und dieser Zacken dient’ als Brücke dort;<br />
Leicht klommen beide wir hinauf und zogen<br />
Rechts hin aus jenen ew’gen Kreisen fort.<br />
Bald dort, wo unter uns der Fels als Bogen<br />
Sich höhlt’ und Durchgang der Gepeitschten war,<br />
Sprach er: ” In gleicher Richtung fortgezogen,<br />
Sind wir bis jetzt mit jener zweiten Schar,<br />
Drum konnten wir sie nicht von vorne sehen.<br />
ietzt aber nimm die Angesichter wahr.“<br />
Wir blieben nun am Rand der Brücke stehen<br />
Und sah’n den Schwarm, der uns entgegensprang,<br />
Denn eilig hieß die Geißel alle gehen.<br />
Da sprach mein Hort: ” Sieh, noch mit Stolz im Gang,<br />
Den Großen, der sich keine Klag’ erlaubte,<br />
Dem aller Schmerz noch keine Trän’ entrang.<br />
So königlich noch an Gestalt und Haupte!<br />
Der Jason ist’s, der durch Verstand und Mut<br />
Das Widdervlies dem Volk von Kolchis raubte.<br />
Nach Lemnos kam er, als in ihrer Wut<br />
<strong>Die</strong> Frau’n, die glühend Eifersucht durchzuckte,<br />
Vergossen hatten aller Männer Blut;<br />
Wo er durch Worte, täuschend ausgeschmückte.<br />
Berückt Hypsipylen, das junge Herz,<br />
<strong>Die</strong> alle Frau’n von Lemnos erst berückte.<br />
Dort ließ er schwanger sie in ihrem Schmerz.<br />
<strong>Die</strong>s bracht’ ihn her; und gleiche Straf’ erheischen<br />
Medeas Leiden, einst ihm Spiel und Scherz –<br />
Auch gehn mit ihm, die gleicherweise tauschen.<br />
Allein dies sei vorn ersten Tal genug<br />
Und denen, so die Geißeln drin zerfleischen.“<br />
Im Kreuz den zweiten Damm durchschneidend, trug<br />
Der Felspfad uns, der, auf den Widerlagen<br />
Der Dämme, hier den andern Bogen schlug.<br />
Dort, aus dem zweiten Sack, klang dumpfes Klagen,<br />
Und Leute sah’n wir tief im Grunde sich<br />
<strong>La</strong>ut schnaufend mit den flachen Händen schlagen.<br />
Der Dämme Seiten waren schimmelig<br />
Vom untern Dunste, der wie Teig dort klebte.<br />
Für Aug’ und Nase feindlich widerlich.<br />
67 I’ mi raggiunsi con la scorta mia;<br />
poscia con pochi passi divenimmo<br />
là ’v’uno scoglio de la ripa uscia.<br />
70 Assai leggeramente quel salimmo;<br />
e vòlti a destra su per la sua scheggia,<br />
da quelle cerchie etterne ci partimmo.<br />
73 Quando noi fummo là dov’el vaneggia<br />
di sotto per dar passo a li sferzati,<br />
lo duca disse: ” Attienti, e fa che feggia<br />
76 lo viso in te di quest’altri mal nati,<br />
ai quali ancor non vedesti la faccia<br />
però che son con noi insieme andati.“<br />
79 Del vecchio ponte guardavam la traccia<br />
che venìa verso noi da l’altra banda,<br />
e che la ferza similmente scaccia.<br />
82 E ’l buon maestro, sanza mia dimanda,<br />
mi disse: ” Guarda quel grande che vene,<br />
e per dolor non par lagrime spanda:<br />
85 quanto aspetto reale ancor ritene!<br />
Quelli è Iasón, che per cuore e per senno<br />
li Colchi del monton privati féne.<br />
88 Ello passò per l’isola di Lenno<br />
poi che l’ardite femmine spietate<br />
tutti li maschi loro a morte dienno.<br />
91 Ivi con segni e con parole ornate<br />
Isifile ingannò, la giovinetta<br />
che prima avea tutte l’altre ingannate.<br />
94 <strong>La</strong>sciolla quivi, gravida, soletta;<br />
tal colpa a tal martiro lui condanna;<br />
e anche di Medea si fa vendetta.<br />
97 Con lui sen va chi da tal parte inganna;<br />
e questo basti de la prima valle<br />
sapere e di color che ’n sé assanna.“<br />
100 Già eravam là ’ve lo stretto calle<br />
con l’argine secondo s’incrocicchia,<br />
e fa di quello ad un altr’arco spalle.<br />
103 Quindi sentimmo gente che si nicchia<br />
ne l’altra bolgia e che col muso scuffa,<br />
e sé medesma con le palme picchia.<br />
106 Le ripe eran grommate d’una muffa,<br />
per l’alito di giù che vi s’appasta,<br />
che con li occhi e col naso facea zuffa.
Hölle: Neunzehnter Gesang Pagina 59<br />
Doch vor dem Blick, so sehr ich forschte, schwebte;<br />
Noch dunkle Nacht, weil tief der Abgrund ist,<br />
Bis ich des Felsenbogens Höh’ erstrebte.<br />
Von hier, wo erst der Blick die Tiefe mißt.<br />
Sah ich viel Leut in tiefem Kote stecken,<br />
Und, wie mir’s vorkam, war es Menschenmist.<br />
Ich forscht’ und sah ein Haupt sich vorwärts strecken,<br />
Doch ganz beschmutzt mit Kot, drum könnt’ ich nicht,<br />
Ob’s <strong>La</strong>i’, ob Pfaffe sei, genau entdecken.<br />
Da schrie er her: ” Was bist du so erpicht,<br />
Mich mehr als andre Schmutz’ge zu gewahren?“<br />
Und ich: ” Weil, ist mir recht, ich dein Gesicht<br />
Bereits gesehn, allein mit trocknen Haaren.<br />
Alex, Interminei heißest du,<br />
Drum seh’ ich mehr auf dich als jene Scharen.“<br />
Und er, die Stirn sich schlagend, rief mir zu:<br />
” Mich stürzte Schmeichelei herab zur Hölle,<br />
<strong>Die</strong> ich dort übte sonder Rast und Ruh’.“<br />
Da sprach zu mir mein guter Meister: ” Stelle<br />
Dich etwas vor, und in die Augen fällt<br />
Dir eine schmutz’ge Dirn’ an jener Stelle.<br />
Sieh die Zerzauste, die sich kratzt und krellt<br />
Mit kot’gen Nägeln, jetzt aufs neue greulich<br />
im Mist versinkt und jetzt sich aufrecht stellt,<br />
<strong>Die</strong> Hure Thais ist’s, jetzt so abscheulich.<br />
Fragt’ einst ihr Buhl: “Steh’ ich in Gunst bei dir? ”<br />
Versetzte sie: “Ei, ganz erstaunlich! Freilich! ”<br />
109 Lo fondo è cupo sì, che non ci basta<br />
loco a veder sanza montare al dosso<br />
de l’arco, ove lo scoglio più sovrasta.<br />
112 Quivi venimmo; e quindi giù nel fosso<br />
vidi gente attuffata in uno sterco<br />
che da li uman privadi parea mosso.<br />
115 E mentre ch’io là giù con l’occhio cerco,<br />
vidi un col capo sì di merda lordo,<br />
che non parëa s’era laico o cherco.<br />
118 Quei mi sgridò: ” Perché se’ tu sì gordo<br />
di riguardar più me che li altri brutti?“<br />
E io a lui: ” Perché, se ben ricordo,<br />
121 già t’ ho veduto coi capelli asciutti,<br />
e se’ Alessio Interminei da Lucca:<br />
però t’adocchio più che li altri tutti.“<br />
124 Ed elli allor, battendosi la zucca:<br />
” Qua giù m’ hanno sommerso le lusinghe<br />
ond’io non ebbi mai la lingua stucca.“<br />
127 Appresso ciò lo duca ” Fa che pinghe,“<br />
mi disse, ” il viso un poco più avante,<br />
sì che la faccia ben con l’occhio attinghe<br />
130 di quella sozza e scapigliata fante<br />
che là si graffia con l’unghie merdose,<br />
e or s’accoscia e ora è in piedi stante.<br />
133 Taïde è, la puttana che rispuose<br />
al drudo suo quando disse “Ho io grazie<br />
grandi apo te? ” : “Anzi maravigliose! ”<br />
Doch sei gesättigt unsre Schaulust hier. 136 E quinci sian le nostre viste sazie.“<br />
Neunzehnter Gesang Canto XIX<br />
Simon Magus, ihr, o Arme, Blöde,<br />
<strong>Die</strong>, was der Tugend ihr vermählen sollt.<br />
<strong>Die</strong> Dinge Gottes, räuberisch und schnöde,<br />
Ihr euch erbuhlt durch Silber und durch Gold,<br />
Von euch soll jetzo die Posaun’ erschallen;<br />
Euch zahlt der dritte Sack der Sünden Sold.<br />
Erstiegen hatten wir die Felsenhallen<br />
Des Stegs, von welchem mitten in den Schoß<br />
Des nächsten Schlunds die Blicke senkrecht fallen.<br />
Allweisheit, wie ist deine Kunst so groß<br />
Im Himmel, auf der Erd’, im Höllenschlunde,<br />
Und wie gerecht verteilst du jedes Los!<br />
1 O Simon mago, o miseri seguaci<br />
che le cose di Dio, che di bontate<br />
deon essere spose, e voi rapaci<br />
4 per oro e per argento avolterate,<br />
or convien che per voi suoni la tromba,<br />
però che ne la terza bolgia state.<br />
7 Già eravamo, a la seguente tomba,<br />
montati de lo scoglio in quella parte<br />
ch’a punto sovra mezzo ’l fosso piomba.<br />
10 O somma sapïenza, quanta è l’arte<br />
che mostri in cielo, in terra e nel mal mondo,<br />
e quanto giusto tua virtù comparte!
Seite 60 Inferno: Canto XIX<br />
Ich sah dort an den Seiten und im Grunde<br />
Viel Löcher im schwarzbläulichen Gestein,<br />
Gleich weit und sämtlich ausgehöhlt zum Runde.<br />
Sie mochten so, wie jene, wo hinein<br />
Beim Taufstein Sankt Johanns die Täufer treten,<br />
Und enger nicht, doch auch nicht weiter sein.<br />
Eins dieser sprengt’ ich einst, weil ich in Nöten<br />
Ein halbersticktes Kindlein drin entdeckt;<br />
So sei’s besiegelt, so will ich’s vertreten;<br />
Ich sah, daß sich, aus jedem Loch gestreckt,<br />
Zwei Füß’ und Beine bis zum Dicken fanden,<br />
Der andre Leib blieb innerhalb versteckt;<br />
Sah, wie die Sohlen beid’ in Flammen standen,<br />
Und sah die Knorren zappeln und sich dreh’n<br />
So stark, daß sie wohl sprengten Kett’ und Banden.<br />
Wie wir’s an ölgetränkten Dingen sehn,<br />
Wo obenhin die Flammen flackernd rennen,<br />
So von der Ferse dort bis zu den Zeh’n.<br />
” Gern, Meister,“ sprach ich, möcht’ ich diesen kennen.<br />
”<br />
Der wilder zuckt als die, so ihm gesellt,<br />
Und dessen beide Sohlen röter brennen.“<br />
Und er: ” Ich trage dich, wenn dir’s gefällt,<br />
Arn schiefen Hang hinab – er wird dir zeigen,<br />
Wer einst er war, und was im Loch ihn hält.“<br />
Drauf ich: ” Du bist der Herr, und mein Bezeigen<br />
Folgt dem gern, was mir als dein Wille kund,<br />
Und du verstehst mich auch bei meinem Schweigen.“<br />
Drauf ging’s zum vierten Damm, und links zum Schlund<br />
Trug mich mein Herr hinab zu neuen Leiden<br />
In den durchlöcherten und engen Grund.<br />
Er ließ mich nicht von seiner Hüfte scheiden,<br />
Auf die er mich gesetzt, bis bei dem Ort<br />
Des, der da weinte mit den Füßen beiden.<br />
” Du, mit dem Obern unten,“ sprach ich dort,<br />
” Hier eingerammt gleich einem Pfahl, verkünde:<br />
Wer bist du? Sprich, ist dir vergönnt dies Wort.“<br />
Ich stand, dem Pfaffen gleich, dem seine Sünde<br />
Der Mörder beichtet, welcher, schon im Loch,<br />
Ihn rückruft, daß der Tod noch Aufschub finde.<br />
Da schrie er: ” Bonifaz, so kommst du doch,<br />
So kommst du doch schon jetzt, mich fortzusenden?<br />
Und man versprach dir manche Jahre noch?<br />
13 Io vidi per le coste e per lo fondo<br />
piena la pietra livida di fóri,<br />
d’un largo tutti e ciascun era tondo.<br />
16 Non mi parean men ampi né maggiori<br />
che que’ che son nel mio bel San Giovanni,<br />
fatti per loco d’i battezzatori;<br />
19 l’un de li quali, ancor non è molt’anni,<br />
rupp’io per un che dentro v’annegava:<br />
e questo sia suggel ch’ogn’omo sganni.<br />
22 Fuor de la bocca a ciascun soperchiava<br />
d’un peccator li piedi e de le gambe<br />
infino al grosso, e l’altro dentro stava.<br />
25 Le piante erano a tutti accese intrambe;<br />
per che sì forte guizzavan le giunte,<br />
che spezzate averien ritorte e strambe.<br />
28 Qual suole il fiammeggiar de le cose unte<br />
muoversi pur su per la strema buccia,<br />
tal era lì dai calcagni a le punte.<br />
31<br />
” Chi è colui, maestro, che si cruccia<br />
guizzando più che li altri suoi consorti,“<br />
diss’io, e cui più roggia fiamma succia?“<br />
”<br />
34 Ed elli a me: ” Se tu vuo’ ch’i’ ti porti<br />
là giù per quella ripa che più giace,<br />
da lui saprai di sé e de’ suoi torti.“<br />
37 E io: ” Tanto m’è bel, quanto a te piace:<br />
tu se’ segnore, e sai ch’i’ non mi parto<br />
dal tuo volere, e sai quel che si tace.“<br />
40 Allor venimmo in su l’argine quarto;<br />
volgemmo e discendemmo a mano stanca<br />
là giù nel fondo foracchiato e arto.<br />
43 Lo buon maestro ancor de la sua anca<br />
non mi dipuose, sì mi giunse al rotto<br />
di quel che si piangeva con la zanca.<br />
46<br />
” O qual che se’ che ’l di sù tien di sotto,<br />
anima trista come pal commessa,“<br />
comincia’ io a dir, se puoi, fa motto.“<br />
”<br />
49 Io stava come ’l frate che confessa<br />
lo perfido assessin, che, poi ch’è fitto,<br />
richiama lui per che la morte cessa.<br />
52 Ed el gridò: ” Se’ tu già costì ritto,<br />
se’ tu già costì ritto, Bonifazio?<br />
Di parecchi anni mi mentì lo scritto.
Hölle: Neunzehnter Gesang Pagina 61<br />
Schon satt des Guts, ob des mit frechen Händen<br />
Du trügerisch die schöne Frau geraubt,<br />
Um ungescheut und frevelnd sie zu schänden?“<br />
Ich stand verlegen, mit gesenktem Haupt,<br />
Wie wer nicht recht versteht, was er vernommen.<br />
Und sich beschämt kein Gegenwort erlaubt.<br />
Da sprach Virgil: ” Was stehst du so beklommen?<br />
Sag’ ihm geschwind, daß du nicht jener seist,<br />
Den er gemeint!“ – Ich eilt’, ihm nachzukommen.<br />
<strong>Die</strong> Fuße nun verdrehte wild der Geist<br />
Und sprach mit Seufzern und mit dumpfen Klagen:<br />
” Was also ist’s, das so dich fragen heißt?<br />
Doch standest du nicht an, dich herzuwagen.<br />
Um mich zu kennen, wohl, so sag’ ich dir,<br />
Daß ich den großen Mantel einst getragen.<br />
Der Bärin wahrer Sohn war ich, voll Gier<br />
Fürs Wohl der Bärlein, und für diese steckte<br />
Ich in den Sack dort Gold, mich selber hier.<br />
Auch unter meinem Haupt gibt’s viel Versteckte.<br />
Dort, durchgepreßt durch einen Felsenspalt,<br />
Sind, die vor mir die Simonie befleckte.<br />
Und dort hinab versink’ auch ich, sobald<br />
Der kommt, für welchen ich dich angesehen.<br />
Und der mir folgt in diesem Aufenthalt;<br />
Doch wird er nicht so lang, als mir geschehen,<br />
<strong>Die</strong> Füße brennend, köpflings eingesteckt,<br />
Fest eingepfählt in diesem Loche stehen.<br />
Denn nach ihm kommt, zu schlechter’m Werk erweckt,<br />
Ein Hirt vom Westen, ein gesetzlos Wesen,<br />
Das, wie sich ziemt, mich und auch ihn bedeckt.<br />
Ein neuer Jason ist’s, von dem zu lesen<br />
Im Makkabäerbuch, dem Philipp wird.<br />
Was diesem einst Antiochus<br />
Ich weiß nicht, ob ich nicht zu sehr geirrt,<br />
Auf solche Red’ ihm dieses zu versetzen:<br />
“Sprich, was verlangt’ einst unser Herr und Hirt,<br />
Zuerst von Petrus wohl an Gold und Schätzen,<br />
Um ihm das Amt der Schlüssel zu verleih’n? ”<br />
Komm, sprach er, um mein Werk nun fortzusetzen<br />
Was trug’s dem Petrus und den andern ein.<br />
Als man durch Los einst den Matthias kürte<br />
Statt dessen, der ein Raub ward ew’ger Pein?<br />
55 Se’ tu sì tosto di quell’aver sazio<br />
per lo qual non temesti tòrre a ’nganno<br />
la bella donna, e poi di farne strazio?“<br />
58 Tal mi fec’io, quai son color che stanno,<br />
per non intender ciò ch’è lor risposto,<br />
quasi scornati, e risponder non sanno.<br />
61 Allor Virgilio disse: ” Dilli tosto:<br />
“Non son colui, non son colui che credi ” “;<br />
e io rispuosi come a me fu imposto.<br />
64 Per che lo spirto tutti storse i piedi;<br />
poi, sospirando e con voce di pianto,<br />
mi disse: ” Dunque che a me richiedi?<br />
67 Se di saper ch’i’ sia ti cal cotanto,<br />
che tu abbi però la ripa corsa,<br />
sappi ch’i’ fui vestito del gran manto;<br />
70 e veramente fui figliuol de l’orsa,<br />
cupido sì per avanzar li orsatti,<br />
che sù l’avere e qui me misi in borsa.<br />
73 Di sotto al capo mio son li altri tratti<br />
che precedetter me simoneggiando,<br />
per le fessure de la pietra piatti.<br />
76 Là giù cascherò io altresì quando<br />
verrà colui ch’i’ credea che tu fossi,<br />
allor ch’i’ feci ’l sùbito dimando.<br />
79 Ma più è ’l tempo già che i piè mi cossi<br />
e ch’i’ son stato così sottosopra,<br />
ch’el non starà piantato coi piè rossi:<br />
82 ché dopo lui verrà di più laida opra,<br />
di ver’ ponente, un pastor sanza legge,<br />
tal che convien che lui e me ricuopra.<br />
85 Nuovo Iasón sarà, di cui si legge<br />
ne’ Maccabei; e come a quel fu molle<br />
suo re, così fia lui chi Francia regge.“<br />
88 Io non so s’i’ mi fui qui troppo folle,<br />
ch’i’ pur rispuosi lui a questo metro:<br />
” Deh, or mi dì: quanto tesoro volle<br />
91 Nostro Segnore in prima da san Pietro<br />
ch’ei ponesse le chiavi in sua balìa?<br />
Certo non chiese se non “Viemmi retro. ”<br />
94 Né Pier né li altri tolsero a Matia<br />
oro od argento, quando fu sortito<br />
al loco che perdé l’anima ria.
Seite 62 Inferno: Canto XIX<br />
Nichts ward dir hier, als das, was sich gebührte;<br />
Betrachte nur das schlechterworbne Geld,<br />
Das gegen Karl’n zur Kühnheit dich verführte.<br />
Und nur weil Ehrfurcht meine Zunge hält<br />
Für jene Schlüssel, die du einst getragen,<br />
Da du gewandelt in der heitern Welt,<br />
Enthalt’ ich mich, dir Schlimmeres zu sagen:<br />
Daß schlecht die Welt durch eure Habsucht ist.<br />
<strong>Die</strong> Guten sanken und die Schlechten ragen.<br />
Euch Hirten meinte der Evangelist<br />
Bei ihr, die sitzend auf den Wasserwogen<br />
Mit Königen zu huren sich vermißt.<br />
Sie, mit den sieben Häuptern auferzogen,<br />
Sie hatt’ in zehen Hörnern Kraft und Macht,<br />
Solang der Tugend ihr Gemahl gewogen.<br />
Eu’r Gott ist Gold und Silber, Glanz und Pracht.<br />
Wohl besser sind die, so an Götzen hangen,<br />
<strong>Die</strong> einen haben, wo ihr hundert macht.<br />
Welch Unheil, Konstantin, ist aufgegangen,<br />
Nicht, weil du dich bekehrt, nein, weil das Gut<br />
Der erste reiche Papst von dir empfangen!“<br />
Indes ich also sprach mit keckem Mut,<br />
Da, sei’s daß Zorn ihn, daß ihn Reue nagte.<br />
Verdreht er beide Bein’ in großer Wut.<br />
Doch schien’s, daß es dem Führer wohlbehagte;<br />
So stand er dort, zufrieden, aufmerksam.<br />
Als ich so nachdrucksvoll die Wahrheit sagte;<br />
Worauf er mich mit beiden Armen nahm,<br />
Und als er mich an seine Brust gewunden,<br />
Den Weg zurückestieg, auf dem er kam.<br />
Er trug, nie matt, wie fest er mich umwunden.<br />
Mich auf des Bogens Höhe sonder Rast,<br />
Durch den der viert’ und fünfte Damm verbunden.<br />
Dort setzt’ er sanft zu Boden meine <strong>La</strong>st,<br />
Sanft, ob der Fels auch, steil emporgeschossen,<br />
Zum Wege kaum für eine Ziege paßt;<br />
97 Però ti sta, ché tu se’ ben punito;<br />
e guarda ben la mal tolta moneta<br />
ch’esser ti fece contra <strong>Carl</strong>o ardito.<br />
100 E se non fosse ch’ancor lo mi vieta<br />
la reverenza de le somme chiavi<br />
che tu tenesti ne la vita lieta,<br />
103 io userei parole ancor più gravi;<br />
ché la vostra avarizia il mondo attrista,<br />
calcando i buoni e sollevando i pravi.<br />
106 Di voi pastor s’accorse il Vangelista,<br />
quando colei che siede sopra l’acque<br />
puttaneggiar coi regi a lui fu vista;<br />
109 quella che con le sette teste nacque,<br />
e da le diece corna ebbe argomento,<br />
fin che virtute al suo marito piacque.<br />
112 Fatto v’avete dio d’oro e d’argento;<br />
e che altro è da voi a l’idolatre,<br />
se non ch’elli uno, e voi ne orate cento?<br />
115 Ahi, Costantin, di quanto mal fu matre,<br />
non la tua conversion, ma quella dote<br />
che da te prese il primo ricco patre!“<br />
118 E mentr’io li cantava cotai note,<br />
o ira o coscïenza che ’l mordesse,<br />
forte spingava con ambo le piote.<br />
121 I’ credo ben ch’al mio duca piacesse,<br />
con sì contenta labbia sempre attese<br />
lo suon de le parole vere espresse.<br />
124 Però con ambo le braccia mi prese;<br />
e poi che tutto su mi s’ebbe al petto,<br />
rimontò per la via onde discese.<br />
127 Né si stancò d’avermi a sé distretto,<br />
sì men portò sovra ’l colmo de l’arco<br />
che dal quarto al quinto argine è tragetto.<br />
130 Quivi soavemente spuose il carco,<br />
soave per lo scoglio sconcio ed erto<br />
che sarebbe a le capre duro varco.<br />
Da ward ein andres Tal mir aufgeschlossen. 133 Indi un altro vallon mi fu scoperto.
Hölle: Zwanzigster Gesang Pagina 63<br />
Zwanzigster Gesang Canto XX<br />
<strong>Die</strong> neue Qual, zu der ich jetzt gewandelt.<br />
Sie gibt dem zwanzigsten Gesange Stoff<br />
Des ersten Lieds, das von Verdammten handelt.<br />
Ich stand auf jenem Felsen rauh und schroff<br />
Und spähte scharf hinab zum offnen Schlunde,<br />
Der ganz von angsterpreßten Zähren troff.<br />
Viel Leute gingen langsam in der Runde,<br />
So, wie ein Wallfahrtszug die Schritte lenkt.<br />
Stillschweigend, weinend in dem tiefen Grunde.<br />
Als tiefer ich auf sie den Blick gesenkt,<br />
Sah ich – ein Wunder scheint es und erdichtet –<br />
Vorn Kinn sie bis zum Achselbein verrenkt,<br />
Das Angesicht zum Rücken hin gerichtet;<br />
Drum mußten sie gezwungen rückwärts gehn,<br />
Und ihnen war das Vorwärtsschau’n vernichtet.<br />
So soll der Fallsucht Krampf das Haupt verdreh’n,<br />
Wie man erzählt in wunderlichen Sagen,<br />
Doch glaub’ ich’s nicht, da ich es nie gesehn.<br />
Läßt Gott dein Lesen, Leser, Früchte tragen,<br />
So frage selber dich, wie mir geschah,<br />
Ob ich nicht weinen mußt’ und ganz verzagen,<br />
Als ich des Menschen Ebenbild so nah<br />
Verrenkt, verdreht und von der Augen Tränen<br />
Genetzt den Spalt der Hinterbacken sah?<br />
Wahr ist’s, auf eine von den Felsenlehnen<br />
Stand ich gestützt und weinte ganz verzagt;<br />
Da sprach mein Herr: ” Willst du, gleich Toren, wähnen?<br />
Fromm ist nur, wer das Mitleid hier versagt.<br />
Wer ist verruchter wohl, als wer zu schmähen<br />
Durch sein Bedauern Gottes Urteil wagt?<br />
Empor das Haupt, empor! Den wirst du sehen,<br />
Den einst vor Thebens Blick der Grund verschlang;<br />
Drob alle schrien: Wohin? Was ist geschehen?<br />
Amphiaraus, wird der Kampf zu lang? –<br />
Doch stürzt’ er fort und fort im tiefen Schachte,<br />
Bis Minos ihn, gleich anderm Volk, bezwang.<br />
Schau’, wie er ihm die Brust zum Rücken machte!<br />
Schau’, wie er rückwärts schreitet, rückwärts steht,<br />
Weil er zu weit voraus zu sehen dachte.<br />
Tiresias sieh, der uns entgegenzieht.<br />
Er, erst ein Mann, ward durch des Zaubers Gabe<br />
Verwandelt in ein Weib an jedem Glied.<br />
1 Di nova pena mi conven far versi<br />
e dar matera al ventesimo canto<br />
de la prima canzon, ch’è d’i sommersi.<br />
4 Io era già disposto tutto quanto<br />
a riguardar ne lo scoperto fondo,<br />
che si bagnava d’angoscioso pianto;<br />
7 e vidi gente per lo vallon tondo<br />
venir, tacendo e lagrimando, al passo<br />
che fanno le letane in questo mondo.<br />
10 Come ’l viso mi scese in lor più basso,<br />
mirabilmente apparve esser travolto<br />
ciascun tra ’l mento e ’l principio del casso,<br />
13 ché da le reni era tornato ’l volto,<br />
e in dietro venir li convenia,<br />
perché ’l veder dinanzi era lor tolto.<br />
16 Forse per forza già di parlasia<br />
si travolse così alcun del tutto;<br />
ma io nol vidi, né credo che sia.<br />
19 Se Dio ti lasci, lettor, prender frutto<br />
di tua lezione, or pensa per te stesso<br />
com’io potea tener lo viso asciutto,<br />
22 quando la nostra imagine di presso<br />
vidi sì torta, che ’l pianto de li occhi<br />
le natiche bagnava per lo fesso.<br />
25 Certo io piangea, poggiato a un de’ rocchi<br />
del duro scoglio, sì che la mia scorta<br />
mi disse: ” Ancor se’ tu de li altri sciocchi?<br />
28 Qui vive la pietà quand’è ben morta;<br />
chi è più scellerato che colui<br />
che al giudicio divin passion comporta?<br />
31 Drizza la testa, drizza, e vedi a cui<br />
s’aperse a li occhi d’i Teban la terra;<br />
per ch’ei gridavan tutti: “Dove rui,<br />
34 Anfïarao? perché lasci la guerra? ”<br />
E non restò di ruinare a valle<br />
fino a Minòs che ciascheduno afferra.<br />
37 Mira c’ ha fatto petto de le spalle;<br />
perché volse veder troppo davante,<br />
di retro guarda e fa retroso calle.<br />
40 Vedi Tiresia, che mutò sembiante<br />
quando di maschio femmina divenne,<br />
cangiandosi le membra tutte quante;
Seite 64 Inferno: Canto XX<br />
Dann aber schlug er mit dem Zauberstabe<br />
Zuvor auf zwei verwundne Schlangen ein,<br />
Damit er wieder Mannsgestaltung habe.<br />
Den Rücken ihm am Bauch, kommt hinterdrein,<br />
Nah angedrängt an ihn, des Aruns Schatte,<br />
Der lebend einst in Lunis Felsenreih’n<br />
Als Haus die weiße Marmorhöhle hatte,<br />
Wohl ausgesucht, daß sie zum Meeresstrand<br />
Und zu den Sternen freien Blick gestatte. –<br />
<strong>Die</strong> mit den wilden Haaren ohne Band<br />
<strong>Die</strong> Brüste deckt, die sich nach hinten kehren,<br />
Was sonst behaart ist, hinterwärts gewandt.<br />
War Manto, die in Ländern und auf Meeren<br />
Umirrte bis zum Ort, der mich gebar.<br />
Von dieser will ich näher dich belehren.<br />
Nachdem der Welt entrückt ihr Vater war<br />
Und Bacchus’ Stadt verfiel in Sklavenbande,<br />
Durchstreifte sie die Welt so manches Jahr.<br />
Ein See liegt an des schönen Welschlands Rande,<br />
Am Fuß des Alpgebirgs, das Deutschland schließt,<br />
Benaco heißend, beim Tiroler <strong>La</strong>nde.<br />
Zwischen Camonica und Gard’ ergießt,<br />
Und Apennin, sich Flut in tausend Bächen,<br />
<strong>Die</strong> in besagtem See zusammenfließt.<br />
Inmitten aber liegen ebne Flächen,<br />
Und drei verschiedne Hirten könnten dort<br />
Auf einem Grenzpunkt ihren Segen sprechen.<br />
Hier liegt Peschiera dann, ein starker Ort<br />
Um Bergamo von Brescia abzuschneiden,<br />
Und rings geht flacher dann die Gegend fort.<br />
Hier muß sich von dem See das Wasser scheiden,<br />
Das nicht mehr Raum in seinem Schoß gewinnt,<br />
Und strömt als Fluß herab durch grüne Weiden.<br />
Das Wasser, das hier seinen <strong>La</strong>uf beginnt,<br />
Heißt Mincio nun, und seine Wellen gleiten<br />
Bis nach Governo, wo’s im Po verrinnt.<br />
Nicht weit gelaufen, trifft es ebne Weiten,<br />
Wo es sich ausdehnt und zum Sumpfe staut,<br />
Der bösen Dunst verhaucht zu Sommerszeiten.<br />
Als dort das rauhe Weib ein <strong>La</strong>nd erschaut,<br />
Das jenes Sumpfes Wogen rings umgaben.<br />
Entblößt von Leuten und unangebaut,<br />
43 e prima, poi, ribatter li convenne<br />
li duo serpenti avvolti, con la verga,<br />
che rïavesse le maschili penne.<br />
46 Aronta è quel ch’al ventre li s’atterga,<br />
che ne’ monti di Luni, dove ronca<br />
lo Carrarese che di sotto alberga,<br />
49 ebbe tra ’ bianchi marmi la spelonca<br />
per sua dimora; onde a guardar le stelle<br />
e ’l mar non li era la veduta tronca.<br />
52 E quella che ricuopre le mammelle,<br />
che tu non vedi, con le trecce sciolte,<br />
e ha di là ogne pilosa pelle,<br />
55 Manto fu, che cercò per terre molte;<br />
poscia si puose là dove nacqu’ io;<br />
onde un poco mi piace che m’ascolte.<br />
58 Poscia che ’l padre suo di vita uscìo<br />
e venne serva la città di Baco,<br />
questa gran tempo per lo mondo gio.<br />
61 Suso in Italia bella giace un laco,<br />
a piè de l’Alpe che serra <strong>La</strong>magna<br />
sovra Tiralli, c’ ha nome Benaco.<br />
64 Per mille fonti, credo, e più si bagna<br />
tra Garda e Val Camonica e Pennino<br />
de l’acqua che nel detto laco stagna.<br />
67 Loco è nel mezzo là dove ’l trentino<br />
pastore e quel di Brescia e ’l veronese<br />
segnar poria, s’e’ fesse quel cammino.<br />
70 Siede Peschiera, bello e forte arnese<br />
da fronteggiar Bresciani e Bergamaschi,<br />
ove la riva ’ntorno più discese.<br />
73 Ivi convien che tutto quanto caschi<br />
ciò che ’n grembo a Benaco star non può,<br />
e fassi fiume giù per verdi paschi.<br />
76 Tosto che l’acqua a correr mette co,<br />
non più Benaco, ma Mencio si chiama<br />
fino a Governol, dove cade in Po.<br />
79 Non molto ha corso, ch’el trova una lama,<br />
ne la qual si distende e la ’mpaluda;<br />
e suol di state talor esser grama.<br />
82 Quindi passando la vergine cruda<br />
vide terra, nel mezzo del pantano,<br />
sanza coltura e d’abitanti nuda.
Hölle: Zwanzigster Gesang Pagina 65<br />
Da blieb, um nichts von Menschen nah zu haben.<br />
Sie mit den <strong>Die</strong>nern da, trieb Zauberei<br />
Und lebt’ und ward in diesem <strong>La</strong>nd begraben.<br />
Bald kamen Menschen, rings zerstreut, herbei.<br />
<strong>Die</strong>, weil sie sich auf diesen Ort verließen,<br />
Und sah’n, daß durch das Moor kein Zugang sei,<br />
Sich auf dem Grabe Mantos niederließen,<br />
Und dann nach ihr, die erst den Ort erwählt,<br />
<strong>Die</strong> Stadt, ohn’ andres Zeichen, Mantua hießen.<br />
Sie hat vordem des Volkes mehr gezählt,<br />
Eh’ Pinamont, den Toren zu betrügen.<br />
Dem Cassalodi seinen Trug verhehlt.<br />
Drum merke wohl, und sollt’ es ja sich fügen,<br />
Daß Mantuas Ursprung man nicht so erklärt,<br />
So laß der Wahrheit nichts entzieh’n durch Lügen.“<br />
Und ich: ” Mein Meister, was dein Wort mich lehrt.<br />
Ist mir gewiß und dient zu meinem Frommen,<br />
All andres ist nur tote Kohl’ an Wert.<br />
Doch sprich, von diesen, die uns näher kommen,<br />
Ist irgend wer bemerkenswerter Art?<br />
Denn dies nur hat den Geist mir eingenommen.“<br />
Und er: ” Des Augurs Trug hat der, des Bart<br />
<strong>Die</strong> braunen Schultern deckt, zur Zeit getrieben,<br />
Als Griechenland so leer an Männern ward,<br />
Daß Knaben kaum noch für die Wiegen blieben.<br />
In Aulis sagt’ er da mit Kalchas wahr,<br />
Zeit sei’s, daß sie das erste Tau zerhieben.<br />
Kund tut mein tragisch Lied dir, wer er war.<br />
Du wirst dich des Eurypylus entsinnen,<br />
Denn mein Gedicht ja kennst du ganz und gar.<br />
Sieh Michael Scotto auch, den magern, dünnen.<br />
Der jeden Trug des Zaubers klug gelenkt<br />
Und solches Spiel verstanden zu gewinnen.<br />
Bonatti sieh – Asdent, den’s jetzo kränkt.<br />
Allein zu spät, daß er in eitlem Trachten<br />
Dort nicht auf seinen Leisten sich beschränkt.<br />
Sich Vetteln, die statt Spill’ und Rad zu achten<br />
Und Weberschiff, wie’s einem Weib gebührt,<br />
Mit Kraut und Bildern Hexereien machten.<br />
Jetzt komm! Indes ich dich hierher geführt,<br />
Hat an der Grenze beider Hemisphären<br />
Der Mond im Westen schon die Flut berührt.<br />
85 Lì, per fuggire ogne consorzio umano,<br />
ristette con suoi servi a far sue arti,<br />
e visse, e vi lasciò suo corpo vano.<br />
88 Li uomini poi che ’ntorno erano sparti<br />
s’accolsero a quel loco, ch’era forte<br />
per lo pantan ch’avea da tutte parti.<br />
91 Fer la città sovra quell’ossa morte;<br />
e per colei che ’l loco prima elesse,<br />
Mantüa l’appellar sanz’altra sorte.<br />
94 Già fuor le genti sue dentro più spesse,<br />
prima che la mattia da Casalodi<br />
da Pinamonte inganno ricevesse.<br />
97 Però t’assenno che, se tu mai odi<br />
originar la mia terra altrimenti,<br />
la verità nulla menzogna frodi.“<br />
100 E io: ” Maestro, i tuoi ragionamenti<br />
mi son sì certi e prendon sì mia fede,<br />
che li altri mi sarien carboni spenti.<br />
103 Ma dimmi, de la gente che procede,<br />
se tu ne vedi alcun degno di nota;<br />
ché solo a ciò la mia mente rifiede.“<br />
106 Allor mi disse: ” Quel che da la gota<br />
porge la barba in su le spalle brune,<br />
fu – quando Grecia fu di maschi vòta,<br />
109 sì ch’a pena rimaser per le cune –<br />
augure, e diede ’l punto con Calcanta<br />
in Aulide a tagliar la prima fune.<br />
112 Euripilo ebbe nome, e così ’l canta<br />
l’alta mia tragedìa in alcun loco:<br />
ben lo sai tu che la sai tutta quanta.<br />
115 Quell’altro che ne’ fianchi è così poco,<br />
Michele Scotto fu, che veramente<br />
de le magiche frode seppe ’l gioco.<br />
118 Vedi Guido Bonatti; vedi Asdente,<br />
ch’avere inteso al cuoio e a lo spago<br />
ora vorrebbe, ma tardi si pente.<br />
121 Vedi le triste che lasciaron l’ago,<br />
la spuola e ’l fuso, e fecersi ’ndivine;<br />
fecer malie con erbe e con imago.<br />
124 Ma vienne omai, ché già tiene ’l confine<br />
d’amendue li emisperi e tocca l’onda<br />
sotto Sobilia Caino e le spine;
Seite 66 Inferno: Canto XXI<br />
Du sahst ihn gestern völlig sich erklären<br />
Und sahst ihn dir im dichtverwachsnen Wald<br />
Verschiedne Mal’ willkommnes Licht gewähren.“<br />
127 e già iernotte fu la luna tonda:<br />
ben ten de’ ricordar, ché non ti nocque<br />
alcuna volta per la selva fonda.“<br />
Er sprach’s, doch gingen wir ohn’ Aufenthalt. 130 Sì mi parlava, e andavamo introcque.<br />
Einundzwanzigster Gesang Canto XXI<br />
So ging’s von Brück’ auf Brück’, in manchem Wort,<br />
Das ich zu sagen nicht für nötig halte;<br />
Und oben, an des Bogens höchstem Ort,<br />
Verweilten wir ob einer neuen Spalte<br />
Und hörten draus den eitlen <strong>La</strong>ut der Qual<br />
Und sah’n, wie unten tiefes Dunkel walte.<br />
Gleich wie man in Venedigs Arsenal<br />
Das Pech im Winter sieht aufsiedend wogen,<br />
Womit das lecke Schiff, das manches Mal<br />
Bereits bei Sturmgetos das Meer durchzogen,<br />
Kalfatert wird – da stopft nun der in Eil<br />
Mit Werg die Löcher aus am Seitenbogen,<br />
Der klopft am Vorder-, der am Hinterteil<br />
Der ist bemüht, die Segel auszuflicken,<br />
Der bessert Ruder aus, der dreht ein Seil;<br />
So ist ein See von Pech dort zu erblicken,<br />
Das kocht durch Gottes Kunst, und nicht durch Glut,<br />
Des Dünste sich am Strand zum Leim verdicken.<br />
Ich sah den See, doch nichts in seiner Flut,<br />
<strong>Die</strong> jetzt sich senkt’ und jetzt sich wieder blähte.<br />
Als Blasen, ausgehaucht vom regen Sud.<br />
Indes ich scharfen Blicks hinunterspähte,<br />
Zog mich, indem er rief: ” Hab’ acht! Hab’ acht!“<br />
Mein Meister zu sich hin von meiner Stätte.<br />
Da wandt’ ich mich, gleich einem, den mit Macht<br />
<strong>Die</strong> Neugier zieht, das Schreckliche zu sehen,<br />
Und der, da jähe Furcht ihn schaudern macht,<br />
Doch, um zu schau’n, nicht zögert, fortzugehen.<br />
Und sieh, ein rabenschwarzer Teufel sprang<br />
Uns hinterdrein auf jenen Felsenhöhen.<br />
Ach, wie sein Ansehn mich mit Graus durchdrang,<br />
Wie wild er schien, wie froh in andrer Schaden!<br />
Gespreizt die Schwingen, leicht und schnell den Gang,<br />
Kam er, die Schultern hoch gespitzt, beladen<br />
Mit einem Sünder her, der oben ritt,<br />
Und mit den Klauen packt’ er seine Waden.<br />
1 Così di ponte in ponte, altro parlando<br />
che la mia comedìa cantar non cura,<br />
venimmo; e tenavamo ’l colmo, quando<br />
4 restammo per veder l’altra fessura<br />
di Malebolge e li altri pianti vani;<br />
e vidila mirabilmente oscura.<br />
7 Quale ne l’arzanà de’ Viniziani<br />
bolle l’inverno la tenace pece<br />
a rimpalmare i legni lor non sani,<br />
10 ché navicar non ponno – in quella vece<br />
chi fa suo legno novo e chi ristoppa<br />
le coste a quel che più vïaggi fece;<br />
13 chi ribatte da proda e chi da poppa;<br />
altri fa remi e altri volge sarte;<br />
chi terzeruolo e artimon rintoppa – :<br />
16 tal, non per foco ma per divin’arte,<br />
bollia là giuso una pegola spessa,<br />
che ’nviscava la ripa d’ogne parte.<br />
19 I’ vedea lei, ma non vedëa in essa<br />
mai che le bolle che ’l bollor levava,<br />
e gonfiar tutta, e riseder compressa.<br />
22 Mentr’io là giù fisamente mirava,<br />
lo duca mio, dicendo ” Guarda, guarda!“<br />
mi trasse a sé del loco dov’io stava.<br />
25 Allor mi volsi come l’uom cui tarda<br />
di veder quel che li convien fuggire<br />
e cui paura sùbita sgagliarda,<br />
28 che, per veder, non indugia ’l partire:<br />
e vidi dietro a noi un diavol nero<br />
correndo su per lo scoglio venire.<br />
31 Ahi quant’elli era ne l’aspetto fero!<br />
e quanto mi parea ne l’atto acerbo,<br />
con l’ali aperte e sovra i piè leggero!<br />
34 L’omero suo, ch’era aguto e superbo,<br />
carcava un peccator con ambo l’anche,<br />
e quei tenea de’ piè ghermito ’l nerbo.
Hölle: Einundzwanzigster Gesang Pagina 67<br />
” Von Lucca bring’ ich einen Ratsherrn mit“ –<br />
Schrie er, auf, taucht ihn unter, Grimmetatzen!<br />
”<br />
Und jene Stadt ist wohlversehn damit,<br />
Drum hol’ ich gleich noch mehr von solchen Fratzen.<br />
Gauner sind alle dort, nur nicht Bontur,<br />
Und machen Ja aus Nein für blanke Batzen.“<br />
Hinunterwarf er noch den Sünder nur,<br />
Und rannte gleich zurück in solcher Eile,<br />
Wie je der Hofhund nach dem <strong>Die</strong>be fuhr.<br />
Der Sünder sank, doch hob sich sonder Weile,<br />
Da schrien die Teufel unten: ” Fort mit dir,<br />
Hier dient kein Heil’genbild zu deinem Heile.<br />
Ganz anders als in Serchio schwimmt man hier.<br />
Und sollen dich nicht unsre Haken packen.<br />
So bleib im Peche nur, sonst fassen wir.“<br />
Gleich stießen sie mit tausend scharfen Zacken<br />
Und schrien: ” Dein Tänzchen mache hier versteckt.<br />
Such’ unten einem etwas abzuzwacken.“<br />
Nicht anders macht’s ein Koch, wenn er entdeckt.<br />
Das Fleisch im Kessel komm’ emporgeschwommen,<br />
Und schnell es mit dem Haken untersteckt.<br />
Virgil sprach: ” Geh, eh’ sie dich wahrgenommen.<br />
Und ducke dich bei jener Felsenbank;<br />
Durch diese wirst du ein’gen Schirm bekommen.<br />
Mir ist das Ding nicht fremd, drum bleibe frank<br />
Von jeder Furcht, was man mir auch erzeige.<br />
Denn früher war ich schon in solchem Zank.“<br />
Dann ging er jenseits auf dem Felsensteige,<br />
Und wie er hingelangt zum sechsten Strand,<br />
Tat’s not ihm, daß er sichre Stirne zeige.<br />
Denn wie in Sturm und Wut hervorgerannt,<br />
<strong>Die</strong> Haushund’ auf den armen Bettler fallen.<br />
Wenn er am Haus, laut flehend, stillestand;<br />
So stürzten jen’ aus dunkeln Felsenhallen<br />
Und streckten all auf ihn die Haken hin,<br />
Er aber schrie: ” Zurück jetzt mit euch allen.<br />
Mich anzuhaken habt ihr wohl im Sinn?<br />
Doch tret erst einer vor, um mich zu sprechen,<br />
Und dann bedenkt, ob ich zu packen bin.“<br />
” Geh vor denn, Stachelschwanz.“ So schrien die Frechen,<br />
Und einer kam, die andern blieben stehn –<br />
Und fragte, wie er wag’, hier einzubrechen?<br />
37 Del nostro ponte disse: ” O Malebranche,<br />
ecco un de li anzïan di Santa Zita!<br />
Mettetel sotto, ch’i’ torno per anche<br />
40 a quella terra, che n’è ben fornita:<br />
ogn’uom v’è barattier, fuor che Bonturo;<br />
del no, per li denar, vi si fa ita.“<br />
43 Là giù ’l buttò, e per lo scoglio duro<br />
si volse; e mai non fu mastino sciolto<br />
con tanta fretta a seguitar lo furo.<br />
46 Quel s’attuffò, e tornò sù convolto;<br />
ma i demon che del ponte avean coperchio,<br />
gridar: ” Qui non ha loco il Santo Volto!<br />
49 qui si nuota altrimenti che nel Serchio!<br />
Però, se tu non vuo’ di nostri graffi,<br />
non far sopra la pegola soverchio.“<br />
52 Poi l’addentar con più di cento raffi,<br />
disser: ” Coverto convien che qui balli,<br />
sì che, se puoi, nascosamente accaffi.“<br />
55 Non altrimenti i cuoci a’ lor vassalli<br />
fanno attuffare in mezzo la caldaia<br />
la carne con li uncin, perché non galli.<br />
58 Lo buon maestro ” Acciò che non si paia<br />
che tu ci sia,“ mi disse, ” giù t’acquatta<br />
dopo uno scheggio, ch’alcun schermo t’aia;<br />
61 e per nulla offension che mi sia fatta,<br />
non temer tu, ch’i’ ho le cose conte,<br />
perch’altra volta fui a tal baratta.“<br />
64 Poscia passò di là dal co del ponte;<br />
e com’el giunse in su la ripa sesta,<br />
mestier li fu d’aver sicura fronte.<br />
67 Con quel furore e con quella tempesta<br />
ch’escono i cani a dosso al poverello<br />
che di sùbito chiede ove s’arresta,<br />
70 usciron quei di sotto al ponticello,<br />
e volser contra lui tutt’i runcigli;<br />
ma el gridò: ” Nessun di voi sia fello!<br />
73 Innanzi che l’uncin vostro mi pigli,<br />
traggasi avante l’un di voi che m’oda,<br />
e poi d’arruncigliarmi si consigli.“<br />
76 Tutti gridaron: ” Vada Malacoda!“;<br />
per ch’un si mosse – e li altri stetter fermi –<br />
e venne a lui dicendo: ” Che li approda?“
Seite 68 Inferno: Canto XXI<br />
” Wie“, sprach mein Meister, würdest du mich sehn.<br />
”<br />
Wie würd’ ich wagen, je hier einzudringen,<br />
War’ ich auch sicher, euch zu wiederstehn,<br />
Wenn’s Gott und Schicksal also nicht verhingen?<br />
Drum laß mich zieh’n, der Himmel will, ich soll<br />
Als Führer einen durch die Hölle bringen.“<br />
Der Haken fiel, da dieses Wort erscholl,<br />
Ihm aus der Hand, so hatt’ ihn Furcht durchschauert.<br />
” Gesellen,“ rief er aus, laßt euren Groll!“<br />
”<br />
” Du, der dort zwischen Felsenstücken kauert,“<br />
Rief nun mein Meister, eile zu mir her,<br />
”<br />
Da jetzt kein Feind mehr auf dem Wege lauert.“<br />
Und vorwärts trat ich und kam schnell daher,<br />
Doch sah ich vorwärts auch die Teufel fahren,<br />
Als gelte nichts die Übereinkunft mehr;<br />
Und war voll Schrecken, wie Capronas Scharen,<br />
<strong>Die</strong>, dem Vertrag zum Trotz, dem Tode nah.<br />
Als sie die Festung übergeben, waren.<br />
Fest drängt’ ich mich an meinen Führer da<br />
Und hielt den Blick gespannt auf ihre Mienen,<br />
Aus denen ich nichts Gutes mir ersah.<br />
Und diese Rede hört’ ich zwischen ihnen:<br />
” Den Haken ihm ins Kreuz? Was meinst du? Sprich!“<br />
Der andre: Ja, du magst ihn nur bedienen!“<br />
”<br />
Doch jener Geist, der mit dem Meister sich<br />
Besprochen, wandte schleunig sich zurücke<br />
Und rief: ” Still, Raufbold, ruhig halte dich.“<br />
Und dann zu uns: ” Auf diesem Felsenstücke<br />
Kommt ihr nicht weiter, denn im tiefen Grund<br />
Liegt längst zertrümmert schon die sechste Brücke.<br />
Und wollt ihr fort, geht oben, längs dem Schlund,<br />
Dann seht ihr vorwärts einen Felsen ragen<br />
Und kommt darauf bis zu dem nächsten Rund.<br />
Denn gestern, um euch alles anzusagen,<br />
War’s just zwölfhundertsechsundsechzig Jahr,<br />
Seit jenen Weg ein Erdenstoß zerschlagen.<br />
Dorthin entsend’ ich ein’ge meiner Schar,<br />
Um Sündern, die sich lüften, nachzuspüren; ,<br />
Mit ihnen geht und fürchtet nicht Gefahr.<br />
Auf, ihr Gesellen, jetzt, euch frisch zu rühren;<br />
Eistreter, Senkflug, Bluthund, kommt heran,<br />
Du, Sträubebart, sollst alle zehen führen.<br />
79<br />
” Credi tu, Malacoda, qui vedermi<br />
esser venuto,“ disse ’l mio maestro,<br />
” sicuro già da tutti vostri schermi,<br />
82 sanza voler divino e fato destro?<br />
<strong>La</strong>scian’andar, ché nel cielo è voluto<br />
ch’i’ mostri altrui questo cammin silvestro.“<br />
85 Allor li fu l’orgoglio sì caduto,<br />
ch’e’ si lasciò cascar l’uncino a’ piedi,<br />
e disse a li altri: ” Omai non sia feruto.“<br />
88 E ’l duca mio a me: ” O tu che siedi<br />
tra li scheggion del ponte quatto quatto,<br />
sicuramente omai a me ti riedi.“<br />
91 Per ch’io mi mossi e a lui venni ratto;<br />
e i diavoli si fecer tutti avanti,<br />
sì ch’io temetti ch’ei tenesser patto;<br />
94 così vid’ïo già temer li fanti<br />
ch’uscivan patteggiati di Caprona,<br />
veggendo sé tra nemici cotanti.<br />
97 I’ m’accostai con tutta la persona<br />
lungo ’l mio duca, e non torceva li occhi<br />
da la sembianza lor ch’era non buona.<br />
100 Ei chinavan li raffi e ” Vuo’ che ’l tocchi,“<br />
diceva l’un con l’altro, ” in sul groppone?“<br />
E rispondien: ” Sì, fa che gliel’accocchi.“<br />
103 Ma quel demonio che tenea sermone<br />
col duca mio, si volse tutto presto<br />
e disse: ” Posa, posa, Scarmiglione!“<br />
106 Poi disse a noi: ” Più oltre andar per questo<br />
iscoglio non si può, però che giace<br />
tutto spezzato al fondo l’arco sesto.<br />
109 E se l’andare avante pur vi piace,<br />
andatevene su per questa grotta;<br />
presso è un altro scoglio che via face.<br />
112 Ier, più oltre cinqu’ ore che quest’otta,<br />
mille dugento con sessanta sei<br />
anni compié che qui la via fu rotta.<br />
115 Io mando verso là di questi miei<br />
a riguardar s’alcun se ne sciorina;<br />
gite con lor, che non saranno rei.“<br />
118<br />
” Tra’ ti avante, Alichino, e Calcabrina,“<br />
cominciò elli a dire, ” e tu, Cagnazzo;<br />
e Barbariccia guidi la decina.
Hölle: Zweiundzwanzigster Gesang Pagina 69<br />
Auf, Drachenblut, Kratzkrall’ und Eberzahn,<br />
Scharfhaker, und auch du, Grimmrot der Tolle,<br />
Und Firlefanz, schickt euch zum Wandern an.<br />
Schaut, wer etwa im Pech auftauchen wolle,<br />
Doch wißt, daß dieses Paar in Sicherheit<br />
Bis zu der nächsten Brücke reisen solle.“<br />
” Ach, guter Meister,“ rief ich, welch Geleit?<br />
”<br />
Ich, meinerseits, ich will es gern entbehren,<br />
Und bin mit dir allein zu gehn bereit.<br />
Sieh nur, wie sie vor Grimm im Innern gären,<br />
Wie sie die Zähne fletschen und mit Droh’n<br />
Nach uns die tiefgezognen Brauen kehren.“<br />
Und er zu mir: ” Nicht fürchte dich, mein Sohn,<br />
<strong>La</strong>ß sie nur fletschen ganz nach Gutbedünken,<br />
Sie tun dies nur zu der Verdammten Hohn“<br />
Sie schwenkten dann sich auf den Damm zur Linken,<br />
Nachdem vorher die Zunge jeder wies,<br />
Hervorgestreckt, dem Hauptmann zuzuwinken,<br />
121 Libicocco vegn’oltre e Draghignazzo,<br />
Cirïatto sannuto e Graffiacane<br />
e Farfarello e Rubicante pazzo.<br />
124 Cercate ’ntorno le boglienti pane;<br />
costor sian salvi infino a l’altro scheggio<br />
che tutto intero va sovra le tane.“<br />
127<br />
” Omè, maestro, che è quel ch’i’ veggio?“<br />
diss’io, deh, sanza scorta andianci soli,<br />
”<br />
se tu sa’ ir; ch’i’ per me non la cheggio.<br />
130 Se tu se’ sì accorto come suoli,<br />
non vedi tu ch’e’ digrignan li denti<br />
e con le ciglia ne minaccian duoli?“<br />
133 Ed elli a me: ” Non vo’ che tu paventi;<br />
lasciali digrignar pur a lor senno,<br />
ch’e’ fanno ciò per li lessi dolenti.“<br />
136 Per l’argine sinistro volta dienno;<br />
ma prima avea ciascun la lingua stretta<br />
coi denti, verso lor duca, per cenno;<br />
Der mit dem hintern Mund zum Abmarsch blies. 139 ed elli avea del cul fatto trombetta.<br />
Zweiundzwanzigster Gesang Canto XXII<br />
Schon sah ich Reiter aus dem <strong>La</strong>ger zieh’n,<br />
<strong>Die</strong> Must’rung machen, in die Feinde brechen,<br />
Auch wohl sich schwenken und zurückeflieh’n;<br />
Von Streifpartei’n sah ich in euren Flächen,<br />
Ihr Aretiner, einst euch hart bedroh’n;<br />
Sah Festturnier und große <strong>La</strong>nzenstechen;<br />
Drommeten hört’ ich, Trommeln, Glockenton,<br />
Sah Rauch und Feuer auch als Kriegeszeichen,<br />
Und fremd’ und heimische Signale schon;<br />
Doch nimmer hieß ein Tonwerkzeug, dergleichen<br />
Ich hier gehört, das Volk zu Roß und Fuß,<br />
Zu <strong>La</strong>nd und Meer, noch vorgehn oder weichen.<br />
Mit zehen Teufeln ging ich, voll Verdruß,<br />
Doch wußt’ ich, daß man Säufer in den Schenken<br />
Und Beter in den Kirchen suchen muß,<br />
Auch war aufs Pech gerichtet all mein Denken,<br />
Um ganz des Orts Bewandtnis zu erspäh’n.<br />
Und welche Leut’ in diese Glut versänken.<br />
Wie die Delphine, die vor Sturmesweh’n<br />
Mit den gebognen Rücken oft verkünden,<br />
Zeit sei’s, sich mit den Schiffen vorzusehn;<br />
1 Io vidi già cavalier muover campo,<br />
e cominciare stormo e far lor mostra,<br />
e talvolta partir per loro scampo;<br />
4 corridor vidi per la terra vostra,<br />
o Aretini, e vidi gir gualdane,<br />
fedir torneamenti e correr giostra;<br />
7 quando con trombe, e quando con campane,<br />
con tamburi e con cenni di castella,<br />
e con cose nostrali e con istrane;<br />
10 né già con sì diversa cennamella<br />
cavalier vidi muover né pedoni,<br />
né nave a segno di terra o di stella.<br />
13 Noi andavam con li diece demoni.<br />
Ahi fiera compagnia! ma ne la chiesa<br />
coi santi, e in taverna coi ghiottoni.<br />
16 Pur a la pegola era la mia ’ntesa,<br />
per veder de la bolgia ogne contegno<br />
e de la gente ch’entro v’era incesa.<br />
19 Come i dalfini, quando fanno segno<br />
a’ marinar con l’arco de la schiena<br />
che s’argomentin di campar lor legno,
Seite 70 Inferno: Canto XXII<br />
So, um Erleichterung der Qual zu finden,<br />
Taucht’ oft ein Sünderrücken auf und schwand<br />
Im Peche dann so schnell, wie Blitze schwinden.<br />
Und wie die Frösch’ an eines Grabens Rand<br />
Mit Beinen, Bauch und Brust im Wasser stecken,<br />
<strong>Die</strong> Schnauzen nur nach außen hingewandt;<br />
So sah man jen’ hervor die Mäuler strecken,<br />
Allein, wenn sie den Sträubebart erschaut,<br />
Sich schleunig in dem heißen Pech verstecken.<br />
Ich sah, und jetzt noch schaudert mir die Haut,<br />
Nur einen harren, wie, wenn all entsprangen.<br />
Ein einzler Frosch noch aus dem Pfuhle schaut.<br />
Kratzkralle, der am weitsten vorgegangen,<br />
Schlug ihm den Haken ins bepichte Haar<br />
Und zog ihn auf, Fischottern gleich, gefangen.<br />
Ich wußte schon, wie jedes Name war<br />
Von ihrer Wahl und, daß mir nichts entfalle.<br />
Nahm ich der Namen dann im Sprechen wahr.<br />
” Frisch, Grimmrot, mit den scharfen Klauen falle<br />
Auf diesen Wicht und zieht ihm ab das Fell.“<br />
So schrien zusammen die Verfluchten alle.<br />
Und ich: ” Mein Meister, o erforsche schnell,<br />
Wer hier in seiner Feinde Hand gerate?<br />
Wer ist wohl der unselige Gesell?“<br />
Worauf mein Führer seiner Seite nahte,<br />
Ihn fragend, wer er sei, wo sein Geschlecht?<br />
” Ich bin gebürtig aus Navarras Staate.<br />
<strong>Die</strong> Mutter gab mich einem Herrn zum Knecht,<br />
Weil sie von einem Prasser mich geboren,<br />
Der all sein Gut und auch sich selbst verzecht.<br />
Zum Freunde dann vom Theobald erkoren,<br />
Dem guten König, trieb ich Gaunerei.<br />
Jetzt leg’ ich Rechnung ab in diesen Mooren.“<br />
Und Eberzahn, aus dessen Munde zwei<br />
Hauzähne ragten, wie aus Schweinefratzen,<br />
Bewies ihm jetzt, wie scharf der eine sei.<br />
<strong>Die</strong> Maus war in den Krallen arger Katzen,<br />
Doch Sträubebart umarmt’ ihn fest und dicht<br />
Und rief: ” Ich halt’ ihn, fort mit euren Tatzen.“<br />
Und zu dem Meister kehrt’ er das Gesicht.<br />
” Willst du, bevor die andern ihn zerreißen,<br />
Noch etwas fragen, wohl, so zaudre nicht.“<br />
22 talor così, ad alleggiar la pena,<br />
mostrav’alcun de’ peccatori ’l dosso<br />
e nascondea in men che non balena.<br />
25 E come a l’orlo de l’acqua d’un fosso<br />
stanno i ranocchi pur col muso fuori,<br />
sì che celano i piedi e l’altro grosso,<br />
28 sì stavan d’ogne parte i peccatori;<br />
ma come s’appressava Barbariccia,<br />
così si ritraén sotto i bollori.<br />
31 I’ vidi, e anco il cor me n’accapriccia,<br />
uno aspettar così, com’elli ’ncontra<br />
ch’una rana rimane e l’altra spiccia;<br />
34 e Graffiacan, che li era più di contra,<br />
li arruncigliò le ’mpegolate chiome<br />
e trassel sù, che mi parve una lontra.<br />
37 I’ sapea già di tutti quanti ’l nome,<br />
sì li notai quando fuorono eletti,<br />
e poi ch’e’ si chiamaro, attesi come.<br />
40<br />
” O Rubicante, fa che tu li metti<br />
li unghioni a dosso, sì che tu lo scuoi!“<br />
gridavan tutti insieme i maladetti.<br />
43 E io: ” Maestro mio, fa, se tu puoi,<br />
che tu sappi chi è lo sciagurato<br />
venuto a man de li avversari suoi.“<br />
46 Lo duca mio li s’accostò allato;<br />
domandollo ond’ei fosse, e quei rispuose:<br />
” I’ fui del regno di Navarra nato.<br />
49 Mia madre a servo d’un segnor mi puose,<br />
che m’avea generato d’un ribaldo,<br />
distruggitor di sé e di sue cose.<br />
52 Poi fui famiglia del buon re Tebaldo;<br />
quivi mi misi a far baratteria,<br />
di ch’io rendo ragione in questo caldo.“<br />
55 E Cirïatto, a cui di bocca uscia<br />
d’ogne parte una sanna come a porco,<br />
li fé sentir come l’una sdruscia.<br />
58 Tra male gatte era venuto ’l sorco;<br />
ma Barbariccia il chiuse con le braccia<br />
e disse: ” State in là, mentr’io lo ’nforco.“<br />
61 E al maestro mio volse la faccia;<br />
” Domanda,“ disse, ancor, se più disii<br />
”<br />
saper da lui, prima ch’altri ’l disfaccia.“
Hölle: Zweiundzwanzigster Gesang Pagina 71<br />
Mein Führer: ” Sprich, wie andre Sünder heißen,<br />
Dort unterm Pech? Sind auch <strong>La</strong>teiner da?“<br />
Und jener sprach: ” Mir war dort in der heißen<br />
Pechflut vor kurzer Zeit noch einer nah!<br />
Was mußt ich doch darüber mich erheben,<br />
Da ich dort nichts von Klau’n und Haken sah!“<br />
” Wir haben’s schon zu lange zugegeben!“<br />
Scharfhaker schrie’s und hakt auf ihn hinein,<br />
Auch blieb ein Stück vom Arm am Haken kleben.<br />
Schon zielte Drachenblut ihm nach dem Bein,<br />
Allein der Hauptmann blickt’ auf seine Scharen<br />
Im Kreis herum und schien ergrimmt zu sein.<br />
Da wandte sich, sobald sie stille waren,<br />
Mein Herr zu ihm, der auf sein wundes Glied<br />
Herniedersah, um mehr noch zu erfahren.<br />
” Wer ist’s, von dem dein Mißgeschick dich schied,<br />
Als du dich nach der Oberfläch’ erhoben?“ –<br />
” Der von Gallura ist’s, der Mönch Gomit.<br />
Im Trug bestand er all und jede Proben,<br />
Des Herrschers Feinde hielt er im Verlies<br />
Und tat mit ihnen, was sie alle loben,<br />
Geld nahm er, wie er selber sagt, und ließ<br />
Sie sachte zieh’n, er, der in Amt und Ehren<br />
Sich sonst als Schelm nicht klein, nein groß erwies.<br />
Viel pflegt’ mit ihm Herr Zanche zu verkehren<br />
Von Logodor – sie schwatzen immerfort.<br />
Als ob sie jetzt noch in Sardinien wären.<br />
Ach, Seht, wie fletscht die Zähne jener dort!<br />
Gern sprach’ ich mehr, doch würd’ er mich kuranzen!<br />
Er droht ja wütend schon bei jedem Wort.“<br />
Doch Sträubebart, gewandt zu Firlefanzen,<br />
Des Auge grimmig glotzte, schalt ihn sehr:<br />
” Verdammter Vogel, wirst du rückwärts tanzen?“<br />
” Willst du,“ begann der bange Wicht nunmehr,<br />
” Willst du Toskaner und Lombarden sehen?<br />
Ich schaffe sie dir nach Belieben her,<br />
Wenn nur die Grimmetatzen ferne stehen.<br />
Und deren Rache sie nicht zittern macht.<br />
Und ich, ich will nicht von der Stelle gehen,<br />
Und locke doch dir leicht statt eines acht,<br />
Sobald ich pfeife, wie wir immer pflegen,<br />
Um anzudeuten, daß kein Teufel wacht.“<br />
64 Lo duca dunque: ” Or dì: de li altri rii<br />
conosci tu alcun che sia latino<br />
sotto la pece?“ E quelli: ” I’ mi partii,<br />
67 poco è, da un che fu di là vicino.<br />
Così foss’io ancor con lui coperto,<br />
ch’i’ non temerei unghia né uncino!“<br />
70 E Libicocco ” Troppo avem sofferto,“<br />
disse; e preseli ’l braccio col runciglio,<br />
sì che, stracciando, ne portò un lacerto.<br />
73 Draghignazzo anco i volle dar di piglio<br />
giuso a le gambe; onde ’l decurio loro<br />
si volse intorno intorno con mal piglio.<br />
76 Quand’elli un poco rappaciati fuoro,<br />
a lui, ch’ancor mirava sua ferita,<br />
domandò ’l duca mio sanza dimoro:<br />
79<br />
” Chi fu colui da cui mala partita<br />
di’ che facesti per venire a proda?“<br />
Ed ei rispuose: Fu frate Gomita,<br />
”<br />
82 quel di Gallura, vasel d’ogne froda,<br />
ch’ebbe i nemici di suo donno in mano,<br />
e fé sì lor, che ciascun se ne loda.<br />
85 Danar si tolse e lasciolli di piano,<br />
sì com’e’ dice; e ne li altri offici anche<br />
barattier fu non picciol, ma sovrano.<br />
88 Usa con esso donno Michel Zanche<br />
di Logodoro; e a dir di Sardigna<br />
le lingue lor non si sentono stanche.<br />
91 Omè, vedete l’altro che digrigna;<br />
i’ direi anche, ma i’ temo ch’ello<br />
non s’apparecchi a grattarmi la tigna.“<br />
94 E ’l gran proposto, vòlto a Farfarello<br />
che stralunava li occhi per fedire,<br />
disse: ” Fatti ’n costà, malvagio uccello!“<br />
97<br />
” Se voi volete vedere o udire,“<br />
ricominciò lo spaürato appresso,<br />
” Toschi o Lombardi, io ne farò venire;<br />
100 ma stieno i Malebranche un poco in cesso,<br />
sì ch’ei non teman de le lor vendette;<br />
e io, seggendo in questo loco stesso,<br />
103 per un ch’io son, ne farò venir sette<br />
quand’io suffolerò, com’è nostro uso<br />
di fare allor che fori alcun si mette.“
Seite 72 Inferno: Canto XXII<br />
Da streckt’ ihm Bluthund seine Schnauz’ entgegen<br />
Und schrie kopfschüttelnd: ” Hört die Büberei!<br />
Er will ins Pech, sobald wir uns bewegen.“<br />
Allein der Sünder, reich an Schelmerei,<br />
Sprach: ” Wahrlich, bübisch bin ich wohl zu nennen.<br />
Denn zu der Meinen Unglück trag’ ich bei.“<br />
Und Senkflug wollt ihm den Versuch vergönnen;<br />
” Springst du,“ hob er mit jenen uneins an,<br />
” So werd’ ich nicht zu Fuße nach dir rennen.<br />
Nein, überm Pech schlag’ ich die Flügel dann.<br />
<strong>La</strong>ßt Platz uns hinter diesem Damme nehmen,<br />
Zu sehn, ob mehr als wir der eine kann.“<br />
Jetzt werdet ihr ein neues Spiel vernehmen.<br />
<strong>Die</strong> Blicke wandten sie, und sehr bereit<br />
War, der der Schlimmste schien, sich zu bequemen.<br />
Doch wohl ersah der Gauner seine Zeit,<br />
Stemmt’ ein die Fuß’ und war mit einem Satze<br />
Von dem, was sie ihm zugedacht, befreit.<br />
Dort standen alle mit verblüffter Fratze.<br />
Und jener, der die Schuld des Fehlers trug,<br />
Flog nach und schrie: ” Du bist in meiner Tatze!“<br />
Umsonst! die Furcht war schneller als der Flug.<br />
Das Pech verbarg bereits den Gauner wieder,<br />
Und rückwärts nahm der Teufel seinen Zug.<br />
So taucht die Ente vor dem Falken nieder,<br />
Und dieser hebt, ergrimmt und matt, vom Teich<br />
Zur Luft empor das sträubende Gefieder.<br />
Eistreter kam, wie jener sank, sogleich<br />
Im schnellsten Fluge durch die Luft geschossen<br />
Und fiel, erbost von diesem Narrenstreich,<br />
Mit seinen scharfen Klau’n auf den Genossen,<br />
Und beide hielten überm Pech voll Wut<br />
In wilder Balgerei sich fest umchlossen.<br />
Doch braucht’ auch jener seine Krallen gut.<br />
Und beide stürzten bald zu den Bepichten,<br />
<strong>Die</strong> sie bewachten, in die heiße Flut.<br />
Der Hitze ward es leicht, den Kampf zu schlichten,<br />
Doch, ganz bepicht das rasche Flügelpaar,<br />
Vermochten sie es nicht, sich aufzurichten.<br />
Und Sträubebart, der sehr betreten war,<br />
Ließ vier der Seinen rasch zu Hilfe fliegen.<br />
<strong>Die</strong> äußerst schnell mit ihren Haken zwar,<br />
106 Cagnazzo a cotal motto levò ’l muso,<br />
crollando ’l capo, e disse: ” Odi malizia<br />
ch’elli ha pensata per gittarsi giuso!“<br />
109 Ond’ei, ch’avea lacciuoli a gran divizia,<br />
rispuose: ” Malizioso son io troppo,<br />
quand’io procuro a’ mia maggior trestizia.“<br />
112 Alichin non si tenne e, di rintoppo<br />
a li altri, disse a lui: ” Se tu ti cali,<br />
io non ti verrò dietro di gualoppo,<br />
115 ma batterò sovra la pece l’ali.<br />
<strong>La</strong>scisi ’l collo, e sia la ripa scudo,<br />
a veder se tu sol più di noi vali.“<br />
118 O tu che leggi, udirai nuovo ludo:<br />
ciascun da l’altra costa li occhi volse,<br />
quel prima, ch’a ciò fare era più crudo.<br />
121 Lo Navarrese ben suo tempo colse;<br />
fermò le piante a terra, e in un punto<br />
saltò e dal proposto lor si sciolse.<br />
124 Di che ciascun di colpa fu compunto,<br />
ma quei più che cagion fu del difetto;<br />
però si mosse e gridò: ” Tu se’ giunto!“<br />
127 Ma poco i valse: ché l’ali al sospetto<br />
non potero avanzar; quelli andò sotto,<br />
e quei drizzò volando suso il petto:<br />
130 non altrimenti l’anitra di botto,<br />
quando ’l falcon s’appressa, giù s’attuffa,<br />
ed ei ritorna sù crucciato e rotto.<br />
133 Irato Calcabrina de la buffa,<br />
volando dietro li tenne, invaghito<br />
che quei campasse per aver la zuffa;<br />
136 e come ’l barattier fu disparito,<br />
così volse li artigli al suo compagno,<br />
e fu con lui sopra ’l fosso ghermito.<br />
139 Ma l’altro fu bene sparvier grifagno<br />
ad artigliar ben lui, e amendue<br />
cadder nel mezzo del bogliente stagno.<br />
142 Lo caldo sghermitor sùbito fue;<br />
ma però di levarsi era neente,<br />
sì avieno inviscate l’ali sue.<br />
145 Barbariccia, con li altri suoi dolente,<br />
quattro ne fé volar da l’altra costa<br />
con tutt’i raffi, e assai prestamente
Hölle: Dreiundzwanzigster Gesang Pagina 73<br />
Auf sein Geheiß zum Peche niederstiegen.<br />
Wo jeder den Besalbten Hilfe bot,<br />
Doch sahn wir sie gekocht im Sude liegen<br />
148 di qua, di là discesero a la posta;<br />
porser li uncini verso li ’mpaniati,<br />
ch’eran già cotti dentro da la crosta.<br />
Und ließen sie in dieser großen Not. 151 E noi lasciammo lor così ’mpacciati.<br />
Dreiundzwanzigster Gesang Canto XXIII<br />
Wir gingen einsam, schweigend, unbegleitet.<br />
Ich hinterdrein, der Meister mir voraus,<br />
Wie auf dem Weg ein Franziskaner schreitet.<br />
Mir mußte wohl der Teufel wilder Strauß<br />
Äsopens Fabel ins Gedächtnis bringen,<br />
Worin er spricht vom Frosch und von der Maus.<br />
Denn wer Beginn und Schluß von beiden Dingen<br />
Mit reiflicher Erwägung wohl verglich,<br />
Dem konnte Jetzt und Itzt nicht gleicher klingen.<br />
Und wie aus einem der Gedanken sich<br />
Der zweit’ entspinnt, so mußt’ ich weiterdenken,<br />
Und doppelt faßte Furcht und Schrecken mich.<br />
Ich dachte so: <strong>Die</strong> sind in ihren Ränken<br />
Durch uns gestört, beschädigt und geneckt<br />
Und müssen drob sich ärgern und sich kränken.<br />
Wenn dies zur Bosheit noch den Zorn erweckt,<br />
So werden sie uns nach im Fluge brausen,<br />
Wie wild ein Hund sich nach dem Hafen streckt.<br />
Schon fühlt’ ich mir das Haar gesträubt vor Grausen,<br />
Und rückwärts lauschend, rief ich: ” Meister, flieh!<br />
Verbirg uns wo in diesen Felsenklausen.<br />
<strong>Die</strong> Grimmetatzen kommen schon. O sieh,<br />
Sie kommen schon mit einem ganzen Heere!<br />
So, wie ich sie mir denke, fühl’ ich sie!“<br />
Und er zu mir: ” Wenn ich ein Spiegel wäre,<br />
Kaum faßt’ ich doch dein äußres Bild so klar.<br />
Als ich dein inneres mir leicht erkläre.<br />
Jetzt aber nimmst auch du mein Innres wahr<br />
Und kommst mir selber schon mit dem entgegen,<br />
Was für uns beid’ in mir beschlossen war.<br />
Und ist der Abhang rechts nur so gelegen,<br />
Daß man zum nächsten Schlund hinunter kann,<br />
So sollen sie umsonst die Flügel regen.“<br />
Kaum sprach er’s, als die Teufelsjagd begann,<br />
Und mit gespreizter Schwing’, um uns zu fangen.<br />
Kam, nicht gar fern, der wilde Zug heran.<br />
1 Taciti, soli, sanza compagnia<br />
n’andavam l’un dinanzi e l’altro dopo,<br />
come frati minor vanno per via.<br />
4 Vòlt’era in su la favola d’Isopo<br />
lo mio pensier per la presente rissa,<br />
dov’el parlò de la rana e del topo;<br />
7 ché più non si pareggia ’mo’ e ’issa’<br />
che l’un con l’altro fa, se ben s’accoppia<br />
principio e fine con la mente fissa.<br />
10 E come l’un pensier de l’altro scoppia,<br />
così nacque di quello un altro poi,<br />
che la prima paura mi fé doppia.<br />
13 Io pensava così: ’Questi per noi<br />
sono scherniti con danno e con beffa<br />
sì fatta, ch’assai credo che lor nòi.<br />
16 Se l’ira sovra ’l mal voler s’aggueffa,<br />
ei ne verranno dietro più crudeli<br />
che ’l cane a quella lievre ch’elli acceffa’.<br />
19 Già mi sentia tutti arricciar li peli<br />
de la paura e stava in dietro intento,<br />
quand’io dissi: ” Maestro, se non celi<br />
22 te e me tostamente, i’ ho pavento<br />
d’i Malebranche. Noi li avem già dietro;<br />
io li ’magino sì, che già li sento.“<br />
25 E quei: ” S’i’ fossi di piombato vetro,<br />
l’imagine di fuor tua non trarrei<br />
più tosto a me, che quella dentro ’mpetro.<br />
28 Pur mo venieno i tuo’ pensier tra ’ miei,<br />
con simile atto e con simile faccia,<br />
sì che d’intrambi un sol consiglio fei.<br />
31 S’elli è che sì la destra costa giaccia,<br />
che noi possiam ne l’altra bolgia scendere,<br />
noi fuggirem l’imaginata caccia.“<br />
34 Già non compié di tal consiglio rendere,<br />
ch’io li vidi venir con l’ali tese<br />
non molto lungi, per volerne prendere.
Seite 74 Inferno: Canto XXIII<br />
Mein Führer eilte nun, mich zu umfangen,<br />
Der Mutter gleich, die aufwacht beim Getos<br />
Und nahe sieht die Flammen aufgegangen,<br />
Ihr Kind erfaßt und, nur um dessen Los<br />
Bekümmert, nicht um ihr’s, enteilt ins Weite<br />
Entkleidet noch und bis aufs Hemde bloß.<br />
Daß er herab am harten Felsen gleite,<br />
Streckt er sich rücklings an den steilen Hang,<br />
Der jenen Sack verstopft von einer Seite.<br />
Nie hat ein Mühlbach sich mit schnellerm Drang<br />
Aufs Mühlenrad durch seine Rinn’ ergossen,<br />
Als jetzt mein Meister, vor Verfolgung bang,<br />
Von jenem Felsenhang herabgeschossen,<br />
Mich mit sich nehmend, an die Brust gepreßt<br />
Und fest umstrickt, als Kind, nicht als Genossen.<br />
Kaum stand sein Fuß am Rand der Tiefe fest,<br />
So hörten wir sie über jenem Grunde,<br />
Doch er blieb ohne Furcht; denn nimmer läßt<br />
<strong>Die</strong> ew’ge Vorsicht, die im fünften Runde<br />
Als <strong>Die</strong>ner ihrer Macht sie eingesetzt,<br />
Sie wieder vor aus diesem schmalen Schlunde.<br />
Getünchte Leute sahn wir unten jetzt<br />
Im Kreise zieh’n mit langsam-schweren Tritten,<br />
Matt und erschöpft, von Tränen ganz benetzt.<br />
Verhüllt die Augen von Kapuzen, schritten<br />
Sie träg dahin in Kutten, gleich der Tracht<br />
Der Mönch’ in Köln am Rheine zugeschnitten;<br />
Gold außen, blendend durch des Glanzes Pracht,<br />
Von innen Blei, schwer, daß von Stroh erscheinen,<br />
<strong>Die</strong> Friedrich für den Hochverrat erdacht.<br />
O Mantel, lastend unter ew’gen Peinen!<br />
Wir gingen, folgend, zu der Rechten mit,<br />
Aufmerksam auf ihr jammervolles Weinen.<br />
Doch so erschwert war durch die <strong>La</strong>st ihr Tritt,<br />
Daß neben uns, so oft wir vorwärts traten,<br />
Ein neuer Sünder durch das Dunkel schritt.<br />
Ich sprach: ” Oh sieh dich um! ist wohl durch Taten<br />
Und Namen mir von diesen wer bekannt?<br />
Und sage mir’s, sobald wir einem nahten!“<br />
Und einer, der Toskanisch wohl verstand,<br />
Rief hinter uns: ” Oh bleibt ein wenig stehen,<br />
Ihr, die ihr rennt durch dieses dunkle <strong>La</strong>nd.<br />
37 Lo duca mio di sùbito mi prese,<br />
come la madre ch’al romore è desta<br />
e vede presso a sé le fiamme accese,<br />
40 che prende il figlio e fugge e non s’arresta,<br />
avendo più di lui che di sé cura,<br />
tanto che solo una camiscia vesta;<br />
43 e giù dal collo de la ripa dura<br />
supin si diede a la pendente roccia,<br />
che l’un de’ lati a l’altra bolgia tura.<br />
46 Non corse mai sì tosto acqua per doccia<br />
a volger ruota di molin terragno,<br />
quand’ella più verso le pale approccia,<br />
49 come ’l maestro mio per quel vivagno,<br />
portandosene me sovra ’l suo petto,<br />
come suo figlio, non come compagno.<br />
52 A pena fuoro i piè suoi giunti al letto<br />
del fondo giù, ch’e’ furon in sul colle<br />
sovresso noi; ma non lì era sospetto:<br />
55 ché l’alta provedenza che lor volle<br />
porre ministri de la fossa quinta,<br />
poder di partirs’indi a tutti tolle.<br />
58 Là giù trovammo una gente dipinta<br />
che giva intorno assai con lenti passi,<br />
piangendo e nel sembiante stanca e vinta.<br />
61 Elli avean cappe con cappucci bassi<br />
dinanzi a li occhi, fatte de la taglia<br />
che in Clugnì per li monaci fassi.<br />
64 Di fuor dorate son, sì ch’elli abbaglia;<br />
ma dentro tutte piombo, e gravi tanto,<br />
che Federigo le mettea di paglia.<br />
67 Oh in etterno faticoso manto!<br />
Noi ci volgemmo ancor pur a man manca<br />
con loro insieme, intenti al tristo pianto;<br />
70 ma per lo peso quella gente stanca<br />
venìa sì pian, che noi eravam nuovi<br />
di compagnia ad ogne mover d’anca.<br />
73 Per ch’io al duca mio: ” Fa che tu trovi<br />
alcun ch’al fatto o al nome si conosca,<br />
e li occhi, sì andando, intorno movi.“<br />
76 E un che ’ntese la parola tosca,<br />
di retro a noi gridò: ” Tenete i piedi,<br />
voi che correte sì per l’aura fosca!
Hölle: Dreiundzwanzigster Gesang Pagina 75<br />
Was du verlangst, kann wohl durch mich geschehen!“<br />
Da wandte sich mein Herr und sprach: ” Halt an<br />
Und suche langsam, wie er selbst, zu gehen.“<br />
Ich stand und sah nun zwei, die, um zu nah’n,<br />
Sich sehr anstrengten und sich weidlich plagten.<br />
Gehemmt von schwerer <strong>La</strong>st und enger Bahn;<br />
Dann, angelangt, mit keinem Worte fragten,<br />
Vielmehr nach mir den scheelen Blick gedreht,<br />
Sich unter sich besprechend, dieses sagten:<br />
” Der lebt, wie ihr am Zug des Odems seht,<br />
Und welcher Freibrief dient zu ihrem Schilde,<br />
Daß der und jener ohne Bleirock geht?“<br />
Zu mir dann: ” Tusker, der du zu der Gilde<br />
Der Heuchler kommst, zu ihrem trüben Leid,<br />
Wer bist du? Sag’ es uns mit Huld und Milde.“<br />
Und ich: ” Mich hat die Stadt voll Herrlichkeit<br />
Am Arnostrand geboren und erzogen,<br />
Und diesen Körper trug ich jederzeit.<br />
Doch wer seid ihr, von deren Wang’ in Wogen<br />
Ein Tränenstrom so schmerzlich niederrinnt?<br />
Und was hat euch solch Übel zugezogen?“<br />
Und einer sprach: ” <strong>Die</strong> gelben Kutten sind<br />
Von Blei, so schwer, daß ihr Gewicht der Wage,<br />
<strong>Die</strong>’s trägt, ein heulend Knarren abgewinnt.<br />
Lustbrüder waren wir von gleichem Schlage,<br />
Ich Catalano, Loderingo er,<br />
Von deiner Stadt erwählt an einem Tage,<br />
Weil sich zum Friedensstifter eignet, wer<br />
Parteilos selber ist – und wer wir waren,<br />
Zeigt beim Gardingo noch sich ringsumher.“<br />
Und ich begann: ” Das Leid, das ihr erfahren – “<br />
Doch schwieg und mußt’ an dreien Pfählen dort<br />
Gekreuzigt einen auf dem Grund gewahren.<br />
Als er mich sah, verrenkt’ er sich sofort<br />
Und haucht’ in seinen Bart mit lautem Stöhnen,<br />
Und Bruder Catalan sprach dieses Wort:<br />
” Der Angepfählte, dessen Klagen tönen,<br />
Gab einst den Pharisäern diesen Rat:<br />
Mög’ eines Tod fürs Volk den Zorn versöhnen;<br />
Nun liegt er nackt und quer auf unserm Pfad,<br />
Und fühlen muß er, wenn wir drüberwallen,<br />
Wieviel Gewicht von uns ein jeder hat.<br />
79 Forse ch’avrai da me quel che tu chiedi.“<br />
Onde ’l duca si volse e disse: ” Aspetta,<br />
e poi secondo il suo passo procedi.“<br />
82 Ristetti, e vidi due mostrar gran fretta<br />
de l’animo, col viso, d’esser meco;<br />
ma tardavali ’l carco e la via stretta.<br />
85 Quando fuor giunti, assai con l’occhio bieco<br />
mi rimiraron sanza far parola;<br />
poi si volsero in sé, e dicean seco:<br />
88<br />
” Costui par vivo a l’atto de la gola;<br />
e s’e’ son morti, per qual privilegio<br />
vanno scoperti de la grave stola?“<br />
91 Poi disser me: ” O Tosco, ch’al collegio<br />
de l’ipocriti tristi se’ venuto,<br />
dir chi tu se’ non avere in dispregio.“<br />
94 E io a loro: ” I’ fui nato e cresciuto<br />
sovra ’l bel fiume d’Arno a la gran villa,<br />
e son col corpo ch’i’ ho sempre avuto.<br />
97 Ma voi chi siete, a cui tanto distilla<br />
quant’i’ veggio dolor giù per le guance?<br />
e che pena è in voi che sì sfavilla?“<br />
100 E l’un rispuose a me: ” Le cappe rance<br />
son di piombo sì grosse, che li pesi<br />
fan così cigolar le lor bilance.<br />
103 Frati godenti fummo, e bolognesi;<br />
io Catalano e questi Loderingo<br />
nomati, e da tua terra insieme presi<br />
106 come suole esser tolto un uom solingo,<br />
per conservar sua pace; e fummo tali,<br />
ch’ancor si pare intorno dal Gardingo.“<br />
109 Io cominciai: ” O frati, i vostri mali...“;<br />
ma più non dissi, ch’a l’occhio mi corse<br />
un, crucifisso in terra con tre pali.<br />
112 Quando mi vide, tutto si distorse,<br />
soffiando ne la barba con sospiri;<br />
e ’l frate Catalan, ch’a ciò s’accorse,<br />
115 mi disse: ” Quel confitto che tu miri,<br />
consigliò i Farisei che convenia<br />
porre un uom per lo popolo a’ martìri.<br />
118 Attraversato è, nudo, ne la via,<br />
come tu vedi, ed è mestier ch’el senta<br />
qualunque passa, come pesa, pria.
Seite 76 Inferno: Canto XXIV<br />
So wird sein Schwäher auch gestraft, mit allen<br />
Vom Pharisäerrat, durch den so viel<br />
Der schlimmen Saat für Judas Volk gefallen.“<br />
Und wie ich sah, erstaunte selbst Virgil,<br />
Daß er gestreckt am Kreuz an diesem Orte<br />
So schmählich lag im ewigen Exil.<br />
Zum Bruder richtet’ er dann diese Worte:<br />
” Sagt, wenn ihr dürft, ist rechts die Straße frei,<br />
Und ist wohl eine Schlucht dort, die als Pforte<br />
Zu brauchen ist zum Ausgang für uns zwei,<br />
Ohn’ einen von den Teufeln erst zu bannen,<br />
Daß er zum Weitergehn uns Führer sei?“<br />
Und jener drauf: ” Ihr geht nicht weit von dannen,<br />
So seht ihr einen Stein vom großen Rund<br />
Als Steg sich über alle Täler Spannen.<br />
Er ist nur eingestürzt ob diesem Schlund,<br />
Allein ihr könnt die Trümmer leicht ersteigen,<br />
Denn, schief sich lagernd, stehn sie aus dem Grund.“<br />
Ich sah den Herrn das Haupt ein wenig neigen.<br />
Drauf sprach er: ” Mußte doch der Teufel hier<br />
Sich wiederum in schlechtem Ratschlag zeigen.“<br />
Und jener: ” In Bologna merkt’ ich’s mir,<br />
Der Teufel sei ein Lügner stets, ein dreister,<br />
Ja, aller Lügen Vater für und für.“<br />
Nun ging davon mit großem Schritt mein Meister<br />
Und schien ein wenig zornig und erbost,<br />
Und ich verließ die bleibeschwerten Geister<br />
121 E a tal modo il socero si stenta<br />
in questa fossa, e li altri dal concilio<br />
che fu per li Giudei mala sementa.“<br />
124 Allor vid’io maravigliar Virgilio<br />
sovra colui ch’era disteso in croce<br />
tanto vilmente ne l’etterno essilio.<br />
127 Poscia drizzò al frate cotal voce:<br />
” Non vi dispiaccia, se vi lece, dirci<br />
s’a la man destra giace alcuna foce<br />
130 onde noi amendue possiamo uscirci,<br />
sanza costrigner de li angeli neri<br />
che vegnan d’esto fondo a dipartirci.“<br />
133 Rispuose adunque: ” Più che tu non speri<br />
s’appressa un sasso che da la gran cerchia<br />
si move e varca tutt’i vallon feri,<br />
136 salvo che ’n questo è rotto e nol coperchia;<br />
montar potrete su per la ruina,<br />
che giace in costa e nel fondo soperchia.“<br />
139 Lo duca stette un poco a testa china;<br />
poi disse: ” Mal contava la bisogna<br />
colui che i peccator di qua uncina.“<br />
142 E ’l frate: ” Io udi’ già dire a Bologna<br />
del diavol vizi assai, tra ’ quali udi’<br />
ch’elli è bugiardo e padre di menzogna.“<br />
145 Appresso il duca a gran passi sen gì,<br />
turbato un poco d’ira nel sembiante;<br />
ond’io da li ’ncarcati mi parti’<br />
Und folgte der verehrten Spur getrost. 148 dietro a le poste de le care piante.<br />
Vierundzwanzigster Gesang Canto XXIV<br />
In jenem Teil vom jugendlichen Jahre,<br />
Wo Nacht den halben Tag nur deckt, und mild<br />
Im Wassermann erglänzen Phöbus’ Haare,<br />
Malt oft der Reif, wenn Nebel das Gefild<br />
Am Abend deckt, bei scharfen Morgenlüften<br />
Vom Bruder Schnee ein schnellverwischtes Bild.<br />
Wenn dann der Hirt, der Futter von den Triften<br />
Gar nötig braucht, aufsteht und jeden Ort<br />
Schneeweiß erblickt, dann schlägt er sich die Hüften<br />
Und kehrt zum Haus, beklagt sich hier und dort<br />
Und weiß nicht, was zu tun vor großem Leide –<br />
Doch frische Hoffnung faßt er dann sofort.<br />
1 In quella parte del giovanetto anno<br />
che ’l sole i crin sotto l’Aquario tempra<br />
e già le notti al mezzo dì sen vanno,<br />
4 quando la brina in su la terra assempra<br />
l’imagine di sua sorella bianca,<br />
ma poco dura a la sua penna tempra,<br />
7 lo villanello a cui la roba manca,<br />
si leva, e guarda, e vede la campagna<br />
biancheggiar tutta; ond’ei si batte l’anca,<br />
10 ritorna in casa, e qua e là si lagna,<br />
come ’l tapin che non sa che si faccia;<br />
poi riede, e la speranza ringavagna,
Hölle: Vierundzwanzigster Gesang Pagina 77<br />
Denn schon erscheint die Welt in anderm Kleide;<br />
Schnell kommt er nun mit seinem Stab herbei<br />
Und treibt die muntern Schäflein auf die Weide.<br />
So staunt’ ich, daß mein Meister zornig sei,<br />
Daß ungewohnter Mißmut ihn bedrücke;<br />
So schnell auch kam zum Schmerz die Arzenei.<br />
Denn kaum gelangt zu der verfallnen Brücke,<br />
Kehrt’ ihm die Huld, mit der er zu mir trat<br />
Am Fuß des Bergs, aufs Angesicht zurücke.<br />
<strong>Die</strong> Arme breitet’ er, nachdem er Rat<br />
Mit sich gepflogen, wohl den Schutt betrachtend,<br />
Und dann erfaßt’ er mich mit rascher Tat.<br />
Und wie ein Mann, der wohl auf alles achtend.<br />
Im voraus scharf erwägt, was er vermag,<br />
Hob er mich auf ein Felsenstück, beachtend,<br />
Daß nahe dort ein andrer Zacken lag,<br />
Und sprach: ” Anklammre dich, doch wahrgenommen<br />
Sei durch Versuch erst, ob’s dich tragen mag.<br />
Kein Kuttenträger war’ hinaufgekommen.<br />
Da wir, ich fortgeschoben, er so Ieicht,<br />
Mit Mühe nur von Block zu Blocke klommen.<br />
Auch hätt’ ich nimmermehr, und er vielleicht,<br />
Wenn niedrer nicht, als jenseits diesem Grunde<br />
Das Ufer war, des Dammes Höh’ erreicht.<br />
Doch weil sich Übelsäcken nach dem Munde<br />
Des tiefen Brunnens hin allmählich neigt,<br />
So liegt’s von selbst im Bau von jedem Runde,<br />
Daß hier der Damm sich senkt, dort höher steigt.<br />
Am Ende kamen wir bis zu der Spitze,<br />
Wo sich der Felsentrümmer letzte zeigt –<br />
Mir glühte Wang’ und Blut in solcher Hitze,<br />
Daß ich. sobald ich mich hinaufgerafft,<br />
Mich keuchend niederließ auf einem Sitze.<br />
Mein Meister sprach: “Jetzt ziemt dir frische Kraft;<br />
Denn nimmer kommt der Ruhm dem zugeflogen,<br />
Der unter Flaum auf weichem Pfühl erschlafft.<br />
Und wer durchs Leben ruhmlos hingezogen,<br />
Der läßt nur so viel Spur in dieser Welt,<br />
Wie in den Lüften Rauch, Schaum in den Wogen.<br />
Drum auf! wenn Mattigkeit dich niederhält,<br />
Wird sie der Geist, wird jeden Feind besiegen,<br />
Wenn er nicht wie der schwere Leib verfällt.<br />
13 veggendo ’l mondo aver cangiata faccia<br />
in poco d’ora, e prende suo vincastro<br />
e fuor le pecorelle a pascer caccia.<br />
16 Così mi fece sbigottir lo mastro<br />
quand’io li vidi sì turbar la fronte,<br />
e così tosto al mal giunse lo ’mpiastro;<br />
19 ché, come noi venimmo al guasto ponte,<br />
lo duca a me si volse con quel piglio<br />
dolce ch’io vidi prima a piè del monte.<br />
22 Le braccia aperse, dopo alcun consiglio<br />
eletto seco riguardando prima<br />
ben la ruina, e diedemi di piglio.<br />
25 E come quei ch’adopera ed estima,<br />
che sempre par che ’nnanzi si proveggia,<br />
così, levando me sù ver’ la cima<br />
28 d’un ronchione, avvisava un’altra scheggia<br />
dicendo: ” Sovra quella poi t’aggrappa;<br />
ma tenta pria s’è tal ch’ella ti reggia.“<br />
31 Non era via da vestito di cappa,<br />
ché noi a pena, ei lieve e io sospinto,<br />
potavam sù montar di chiappa in chiappa.<br />
34 E se non fosse che da quel precinto<br />
più che da l’altro era la costa corta,<br />
non so di lui, ma io sarei ben vinto.<br />
37 Ma perché Malebolge inver’ la porta<br />
del bassissimo pozzo tutta pende,<br />
lo sito di ciascuna valle porta<br />
40 che l’una costa surge e l’altra scende;<br />
noi pur venimmo al fine in su la punta<br />
onde l’ultima pietra si scoscende.<br />
43 <strong>La</strong> lena m’era del polmon sì munta<br />
quand’io fui sù, ch’i’ non potea più oltre,<br />
anzi m’assisi ne la prima giunta.<br />
46<br />
” Omai convien che tu così ti spoltre,“<br />
disse ’l maestro; ché, seggendo in piuma,<br />
”<br />
in fama non si vien, né sotto coltre;<br />
49 sanza la qual chi sua vita consuma,<br />
cotal vestigio in terra di sé lascia,<br />
qual fummo in aere e in acqua la schiuma.<br />
52 E però leva sù; vinci l’ambascia<br />
con l’animo che vince ogne battaglia,<br />
se col suo grave corpo non s’accascia.
Seite 78 Inferno: Canto XXIV<br />
Erklimmen mußt du noch weit längre Stiegen;<br />
Nicht g’nügt’s, von hier gerettet fortzuzieh’n,<br />
Verstehe mich, so wirst du nie erliegen! ” –<br />
Da stand ich auf; mehr, als ich’s fühlte, schien<br />
Mein Odem frei, die Brust der Bürd’ enthoben,<br />
Auch rief ich: Fort, denn ich bin stark und kühn!<br />
Wir gingen fort – der Fels war rauh, verschoben,<br />
Von Höckern voll und schwierig zu begehn,<br />
Bei weitem steiler auch, als weiter oben.<br />
Um frisch zu scheinen, sprach ich laut im Gehn,<br />
Bis eine Stimm’ aus jenem Grund erschollen,<br />
Verworren, wild und schwierig zu verstehn.<br />
Nicht weiß ich, was die Stimme sagen wollen,<br />
Obwohl ich auf des Bogens Höhe stand,<br />
Doch schien, der sprach, zu zürnen und zu grollen.<br />
Ich stand, das Angesicht zum Grund gewandt,<br />
Doch drang kein Menschenblick in seine Schauer,<br />
Drum sprach ich: “Meister, komm zum nächsten Strand<br />
Und führe mich hinab von dieser Mauer.<br />
Hier hör’ ich zwar, doch ich verstehe nicht,<br />
Und, sehend, unterscheid’ ich nichts genauer. ”<br />
“<strong>Die</strong> Tat ” , sprach er mit freundlichem Gesicht,<br />
“Sei Antwort dir, weil sich’s geziemt, mit Schweigen<br />
Zu tun, was der verständ gen Bitt’ entspricht. ”<br />
Wir eilten, bei der Brück’ hinabzusteigen,<br />
Da, wo sie auf dem achten Damme ruht,<br />
Und hier begann die Tiefe sich zu zeigen.<br />
Ich sah in Knäueln grause Schlangenbrut, –<br />
Und denk’ ich heut der ekeln, mannigfachen<br />
Scheusale noch, so starrt vor Grau’n mein Blut.<br />
Nicht mag sich’s Libyen mehr zum Ruhme machen,<br />
Daß es Blindschleichen, Nattern, Ottern hegt<br />
Und Vipernbrut und gift’ge Wasserdrachen.<br />
Wie solche Pest nicht Äthiopien trägt,<br />
So tönt am ganzen Strand kein solch Gezische,<br />
An den die Flut des Roten Meeres schlägt.<br />
Und unter diesem greulichen Gemische<br />
Lief eine nackte, schreckensvolle Schar,<br />
Nicht hoffend, daß sie je von dort entwische.<br />
Am Rücken band die Hand’ ein Schlangenpaar,<br />
Das Schwanz und Haupt durch Kreuz und Nieren steckte<br />
Und vorn zu einem Knäu’I verschlungen war.<br />
55 Più lunga scala convien che si saglia;<br />
non basta da costoro esser partito.<br />
Se tu mi ’ntendi, or fa sì che ti vaglia.“<br />
58 Leva’ mi allor, mostrandomi fornito<br />
meglio di lena ch’i’ non mi sentia,<br />
e dissi: ” Va, ch’i’ son forte e ardito.“<br />
61 Su per lo scoglio prendemmo la via,<br />
ch’era ronchioso, stretto e malagevole,<br />
ed erto più assai che quel di pria.<br />
64 Parlando andava per non parer fievole;<br />
onde una voce uscì de l’altro fosso,<br />
a parole formar disconvenevole.<br />
67 Non so che disse, ancor che sovra ’l dosso<br />
fossi de l’arco già che varca quivi;<br />
ma chi parlava ad ire parea mosso.<br />
70 Io era vòlto in giù, ma li occhi vivi<br />
non poteano ire al fondo per lo scuro;<br />
per ch’io: ” Maestro, fa che tu arrivi<br />
73 da l’altro cinghio e dismontiam lo muro;<br />
ché, com’i’ odo quinci e non intendo,<br />
così giù veggio e neente affiguro.“<br />
76<br />
” Altra risposta,“ disse, non ti rendo<br />
”<br />
se non lo far; ché la dimanda onesta<br />
si de’ seguir con l’opera tacendo.“<br />
79 Noi discendemmo il ponte da la testa<br />
dove s’aggiugne con l’ottava ripa,<br />
e poi mi fu la bolgia manifesta:<br />
82 e vidivi entro terribile stipa<br />
di serpenti, e di sì diversa mena<br />
che la memoria il sangue ancor mi scipa.<br />
85 Più non si vanti Libia con sua rena;<br />
ché se chelidri, iaculi e faree<br />
produce, e cencri con anfisibena,<br />
88 né tante pestilenzie né sì ree<br />
mostrò già mai con tutta l’Etïopia<br />
né con ciò che di sopra al Mar Rosso èe.<br />
91 Tra questa cruda e tristissima copia<br />
corrëan genti nude e spaventate,<br />
sanza sperar pertugio o elitropia:<br />
94 con serpi le man dietro avean legate;<br />
quelle ficcavan per le ren la coda<br />
e ’l capo, ed eran dinanzi aggroppate.
Hölle: Vierundzwanzigster Gesang Pagina 79<br />
Da stürzt’ auf einen, den ich dort entdeckte,<br />
Ein Ungeheu’r, das ihm den Hals durchstach<br />
Und aus dem Nacken vor die Zunge streckte.<br />
Und eh’ man Amen sagt und Oh und Ach,<br />
Sah ich, wie er, entzündet und in Flammen,<br />
Auch schon als Staub in sich zusammenbrach.<br />
Und wie die Glieder kaum in nichts verschwammen,<br />
So fügte sich, gesammelt, alsobald<br />
Der Staub zur vorigen Gestalt zusammen.<br />
So stirbt der Phönix, fünf Jahrhundert’ alt,<br />
(<strong>Die</strong> großen Weisen sagen’s) sich bekleidend<br />
Mit neuerzeugter Jugend und Gestalt,<br />
Sich nicht von Kräutern noch von Körnern weidend,<br />
Von Weihrauchtränen und Amomen nur,<br />
In einer Hüll’ aus Nard’ und Myrrhe scheidend.<br />
Und gleich wie der, der ohne Lebensspur<br />
Zu Boden sank, vielleicht vom Krampf gebunden,<br />
Vielleicht auch, weil in ihn ein Dämon fuhr.<br />
Sich umschaut, wenn er sich emporgewunden,<br />
Und um sich schauend stöhnt, verwirrt,<br />
Von großer Todesangst, die er empfunden;<br />
So war der aufgestandne Sünder jetzt. –<br />
Oh möge keiner Gottes Rach’ entzünden,<br />
Der solche Streich’ in deinem Zorn versetzt!<br />
Gebeten, seinen Namen zu verkünden,<br />
Entgegnet’ er: “Ich bin seit kurzem hier,<br />
Von Tuscien hergestürzt nach diesen Schlünden.<br />
Ich lebte nicht als Mensch, ich lebt’ als Tier,<br />
Ich, Bastard Fucci, den man Vieh benannte.<br />
Und würd’ge Höhle war Pistoja mir. ”<br />
Ich sprach, indem ich mich zum Meister wandte:<br />
“Er weicht uns aus – doch frag’ ihn: weshalb kam<br />
Er hierher, da er stets von Blutdurst brannte? ”<br />
Aufrichtig ward er, als er dies vernahm,<br />
Und Geist und Angesicht mir zugewendet,<br />
Begann er nun, gedrückt von trüber Scham:<br />
“Mehr schmerzt mich’s, daß dein Schicksal dich gesendet,<br />
Um mich in diesem Jammerstand zu schau’n,<br />
Als daß ich oben meinen <strong>La</strong>uf geendet.<br />
Doch was du fragtest, muß ich dir vertrau’n:<br />
Daß ich im Heiligtum zu stehlen wagte,<br />
Hat mich herabgestürzt in tiefres Grau’n.<br />
97 Ed ecco a un ch’era da nostra proda,<br />
s’avventò un serpente che ’l trafisse<br />
là dove ’l collo a le spalle s’annoda.<br />
100 Né O sì tosto mai né I si scrisse,<br />
com’el s’accese e arse, e cener tutto<br />
convenne che cascando divenisse;<br />
103 e poi che fu a terra sì distrutto,<br />
la polver si raccolse per sé stessa<br />
e ’n quel medesmo ritornò di butto.<br />
106 Così per li gran savi si confessa<br />
che la fenice more e poi rinasce,<br />
quando al cinquecentesimo anno appressa;<br />
109 erba né biado in sua vita non pasce,<br />
ma sol d’incenso lagrime e d’amomo,<br />
e nardo e mirra son l’ultime fasce.<br />
112 E qual è quel che cade, e non sa como,<br />
per forza di demon ch’a terra il tira,<br />
o d’altra oppilazion che lega l’omo,<br />
115 quando si leva, che ’ntorno si mira<br />
tutto smarrito de la grande angoscia<br />
ch’elli ha sofferta, e guardando sospira:<br />
118 tal era ’l peccator levato poscia.<br />
Oh potenza di Dio, quant’è severa,<br />
che cotai colpi per vendetta croscia!<br />
121 Lo duca il domandò poi chi ello era;<br />
per ch’ei rispuose: ” Io piovvi di Toscana,<br />
poco tempo è, in questa gola fiera.<br />
124 Vita bestial mi piacque e non umana,<br />
sì come a mul ch’i’ fui; son Vanni Fucci<br />
bestia, e Pistoia mi fu degna tana.“<br />
127 E ïo al duca: ” Dilli che non mucci,<br />
e domanda che colpa qua giù ’l pinse;<br />
ch’io ’l vidi omo di sangue e di crucci.“<br />
130 E ’l peccator, che ’ntese, non s’infinse,<br />
ma drizzò verso me l’animo e ’l volto,<br />
e di trista vergogna si dipinse;<br />
133 poi disse: ” Più mi duol che tu m’ hai colto<br />
ne la miseria dove tu mi vedi,<br />
che quando fui de l’altra vita tolto.<br />
136 Io non posso negar quel che tu chiedi;<br />
in giù son messo tanto perch’io fui<br />
ladro a la sagrestia d’i belli arredi,
Seite 80 Inferno: Canto XXV<br />
Drob litten manche fälschlich Angeklagte. –<br />
Daß du mich sahst, soll wenig dich erfreu’n,<br />
Kommst du je fort von hier, wo’s nimmer tagte.<br />
Drum hör’, um jetzt dein Hierein zu bereu’n:<br />
Pistoja wird die Schwarzen erst verjagen,<br />
Und dann Florenz so Volk als Sitt’ erneu’n.<br />
Aus Nebeln, die auf Magras Tale lagen,<br />
Zieht Mars den schweren Wetterdunst heraus,<br />
Und Sturme tosen dann und Blitze schlagen<br />
Auf dem Picener Feld im wilden Strauß,<br />
Daß sich zerstreut die Nebel plötzlich senken,<br />
Und alle Weißen flieh’n in Angst und Graus.<br />
<strong>Die</strong>s aber sagt’ ich dir, um dich zu kränken. ”<br />
139 e falsamente già fu apposto altrui.<br />
Ma perché di tal vista tu non godi,<br />
se mai sarai di fuor da’ luoghi bui,<br />
142 apri li orecchi al mio annunzio, e odi.<br />
Pistoia in pria d’i Neri si dimagra;<br />
poi Fiorenza rinova gente e modi.<br />
145 Tragge Marte vapor di Val di Magra<br />
ch’è di torbidi nuvoli involuto;<br />
e con tempesta impetüosa e agra<br />
148 sovra Campo Picen fia combattuto;<br />
ond’ei repente spezzerà la nebbia,<br />
sì ch’ogne Bianco ne sarà feruto.<br />
151 E detto l’ ho perché doler ti debbia!“<br />
Fünfundzwanzigster Gesang Canto XXV<br />
Er sprach’s und hob die Hand’ empor mit Spott,<br />
Ließ beide Daumen durch die Finger ragen<br />
Und rief dann aus: ” Nimm’s hin, dies gilt dir, Gott!“<br />
Seitdem seh’ ich die Schlangen mit Behagen,<br />
Weil gleich um seinen Hals sich eine wand,<br />
Als sagte sie: Du sollst nichts weiter sagen.<br />
<strong>Die</strong> zweite schlang sich um die Arm’ und band<br />
Sie vorn, sich selbst umwickelnd, so zusammen,<br />
Daß er nicht Raum damit zu zucken fand.<br />
Was übergibst du dich nicht selbst den Flammen,<br />
Pistoja, du, und tilgst dich in der Glut?<br />
Sind Frevler alle doch, die dir entstammen?<br />
Nie fand ich so verruchten Übermut.<br />
Selbst Kapaneus’ gottlästerndes Erfrechen<br />
Erhob sich nicht zu dieses <strong>Die</strong>bes Wut.<br />
Er floh von dannen, ohn’ ein Wort zu sprechen,<br />
Und ein Zentaur kam rennend, pfeilgeschwind,<br />
Und schrie voll Wut: ” Wo find’ ich diesen Frechen?“<br />
Nicht glaub’ ich, daß so viel der Schlangen sind<br />
An Tusciens Strand, als ihm am Kreuze hingen.<br />
Bis dahin, wo des Menschen Form beginnt.<br />
Ein Drache hielt mit ausgespreizten Schwingen<br />
Sich an den Schultern fest und spie mit Macht<br />
Glut auf uns alle, die vorübergingen.<br />
Da sprach mein Meister: ” Kakus ist’s, hab’ acht!<br />
Er ist es, der so oft zu blut’gen Teichen<br />
<strong>Die</strong> Auen unterm Aventin gemacht.<br />
1 Al fine de le sue parole il ladro<br />
le mani alzò con amendue le fiche,<br />
gridando: ” Togli, Dio, ch’a te le squadro!“<br />
4 Da indi in qua mi fuor le serpi amiche,<br />
perch’una li s’avvolse allora al collo,<br />
come dicesse ’Non vo’ che più diche’;<br />
7 e un’altra a le braccia, e rilegollo,<br />
ribadendo sé stessa sì dinanzi,<br />
che non potea con esse dare un crollo.<br />
10 Ahi Pistoia, Pistoia, ché non stanzi<br />
d’incenerarti sì che più non duri,<br />
poi che ’n mal fare il seme tuo avanzi?<br />
13 Per tutt’i cerchi de lo ’nferno scuri<br />
non vidi spirto in Dio tanto superbo,<br />
non quel che cadde a Tebe giù da’ muri.<br />
16 El si fuggì che non parlò più verbo;<br />
e io vidi un centauro pien di rabbia<br />
venir chiamando: ” Ov’è, ov’è l’acerbo?“<br />
19 Maremma non cred’io che tante n’abbia,<br />
quante bisce elli avea su per la groppa<br />
infin ove comincia nostra labbia.<br />
22 Sovra le spalle, dietro da la coppa,<br />
con l’ali aperte li giacea un draco;<br />
e quello affuoca qualunque s’intoppa.<br />
25 Lo mio maestro disse: ” Questi è Caco,<br />
che, sotto ’l sasso di monte Aventino,<br />
di sangue fece spesse volte laco.
Hölle: Fünfundzwanzigster Gesang Pagina 81<br />
Er geht nicht einen Weg mit seinesgleichen,<br />
Weil er als <strong>Die</strong>b den schlauen Trug vollführt,<br />
Mit jener großen Herde zu entweichen.<br />
Dafür ward ihm der Lohn, der ihm gebührt,<br />
Weil Herkuls Keul’ ihn traf mit hundert Schlägen,<br />
Von welchen er vielleicht nicht zehn gespürt.“<br />
Enteilt war Kakus schon und uns entgegen<br />
Herkamen drei an jenem tiefen Ort,<br />
Doch könnt’ uns erst ihr laut Geschrei bewegen,<br />
Auf sie hinabzuschau’n: ” Wer seid ihr dort?“<br />
Drum blieben wir in der Erzählung stehen<br />
Und horchten hin nach dieser Schatten Wort.<br />
Von ihnen hatt’ ich keinen je gesehen,<br />
Da rief den andern einer dieser drei<br />
Und nannt’ ihn, wie’s durch Zufall oft geschehen.<br />
” Wo bleibst du, Cianfa?“ rief er, Komm herbei!“<br />
”<br />
Drum legt’ ich auf die Lippen meinen Finger,<br />
Damit mein Führer horch’ und stille sei.<br />
Meinst du jetzt, Leser, daß ich Hinterbringer<br />
Von eiteln Fabeln sei, so staun’ ich nicht;<br />
Ich sah’s, doch ist mein Zweifel kaum geringer.<br />
Von vornher warf sich, wie ich das Gesicht<br />
Auf sie gekehrt, schnell eine von den Schlangen<br />
Mit drei Paar Füßen her und packt’ ihn dicht.<br />
Der Bauch ward von dem mittlern Paar umfangen,<br />
Indes das vordre Paar die Arm’ umfing,<br />
Dann schlug sie ihre Zähn’ in beide Wangen.<br />
Wie an den Lenden drauf das Hintre hing,<br />
Schlug sie den Schwanz durch zwischen beiden Beinen<br />
Und drückt’ ihn hinten an als engen Ring.<br />
Kein Efeu kann dem Baum sich so vereinen,<br />
Wie dieses Ungetüm sich wunderbar<br />
An jenes Glieder schmiegte mit den seinen.<br />
Zusammen klebte plötzlich dann dies Paar,<br />
Wie warmes Wachs, die Farben so vermengend,<br />
Daß keins von beiden mehr dasselbe war,<br />
Gleichwie die Flammen, ein Papier versengend,<br />
Bevor es brennt, mit Braun es überzieh’n,<br />
Noch eh’ es Schwarz wird, schon das Weiß verdrängend.<br />
<strong>Die</strong> andern beiden, ihn betrachtend, schrien:<br />
” Weh dir, Agnel, du bist nicht zwei, nicht einer!<br />
Doch sieh, dir ist ein andres Bild verlieh’n!“<br />
28 Non va co’ suoi fratei per un cammino,<br />
per lo furto che frodolente fece<br />
del grande armento ch’elli ebbe a vicino;<br />
31 onde cessar le sue opere biece<br />
sotto la mazza d’Ercule, che forse<br />
gliene diè cento, e non sentì le diece.“<br />
34 Mentre che sì parlava, ed el trascorse,<br />
e tre spiriti venner sotto noi,<br />
de’ quai né io né ’l duca mio s’accorse,<br />
37 se non quando gridar: ” Chi siete voi?“;<br />
per che nostra novella si ristette,<br />
e intendemmo pur ad essi poi.<br />
40 Io non li conoscea; ma ei seguette,<br />
come suol seguitar per alcun caso,<br />
che l’un nomar un altro convenette,<br />
43 dicendo: ” Cianfa dove fia rimaso?“;<br />
per ch’io, acciò che ’l duca stesse attento,<br />
mi puosi ’l dito su dal mento al naso.<br />
46 Se tu se’ or, lettore, a creder lento<br />
ciò ch’io dirò, non sarà maraviglia,<br />
ché io che ’l vidi, a pena il mi consento.<br />
49 Com’io tenea levate in lor le ciglia,<br />
e un serpente con sei piè si lancia<br />
dinanzi a l’uno, e tutto a lui s’appiglia.<br />
52 Co’ piè di mezzo li avvinse la pancia<br />
e con li anterïor le braccia prese;<br />
poi li addentò e l’una e l’altra guancia;<br />
55 li diretani a le cosce distese,<br />
e miseli la coda tra ’mbedue<br />
e dietro per le ren sù la ritese.<br />
58 Ellera abbarbicata mai non fue<br />
ad alber sì, come l’orribil fiera<br />
per l’altrui membra avviticchiò le sue.<br />
61 Poi s’appiccar, come di calda cera<br />
fossero stati, e mischiar lor colore,<br />
né l’un né l’altro già parea quel ch’era:<br />
64 come procede innanzi da l’ardore,<br />
per lo papiro suso, un color bruno<br />
che non è nero ancora e ’l bianco more.<br />
67 Li altri due ’l riguardavano, e ciascuno<br />
gridava: ” Omè, Agnel, come ti muti!<br />
Vedi che già non se’ né due né uno.“
Seite 82 Inferno: Canto XXV<br />
Schon war vereint der Schlange Kopf und seiner,<br />
Aus zwei Gestalten sah man ein’ entstehn,<br />
Vermischt, verwirrt, doch gleich von beiden keiner.<br />
<strong>Die</strong> Arme sah man auseinandergehn;<br />
Sie wurden vier, und Bauch und Brust und Lenden,<br />
Sie wurden Glieder, wie man nie gesehn.<br />
Es schien, als ob die vor’gen ganz verschwänden.<br />
Nicht zwei, nicht einer schien’s, und ganz entstellt<br />
Sah ich das Bild sich langsam abwärts wenden.<br />
Gleichwie die Eidechs öfters, wenn die Welt<br />
Der Hundstern peitscht, blitzschnell von Dorn zu Dorne,<br />
Von Zaun zu Zaun quer durch die Straße schnellt,<br />
So fuhr jetzt eine Schlang’ in wildem Zorne<br />
Auf jene zwei nach ihren Bäuchen hin,<br />
Bläulich und schwarz, gleich einem Pfefferkorne.<br />
Und durch den Teil, der bei des Seins Beginn<br />
Uns Nahrung zuführt, bohrte sie den einen,<br />
Dann fiel sie ausgestreckt vor ihm dahin.<br />
Er sah sie starr, mit festgeschlossnen Beinen,<br />
Stillschweigend, gähnend, an, und mußte mir<br />
Wie schläfrig oder fieberhaft erscheinen.<br />
Nach ihm hin sah die Schlang’ und er nach ihr,<br />
Sie rauchend aus dem Maul, er aus der Wunde,<br />
Dann nahte sich der Rauch von dort und hier.<br />
Still schweige jetzt Lucan mit seiner Kunde<br />
Vom Unglück des Sabell und vom Nasid,<br />
Und horchend häng’ er nur an meinem Munde.<br />
Von Arethus’ und Kadmus schweig’ Ovid;<br />
Denn wenn er ihn zum Drachen umgedichtet.<br />
Und Sie zum Quell, so neid’ ich nicht sein Lied.<br />
Nie hat er von zwei Wesen uns berichtet,<br />
<strong>Die</strong> umgetauscht Gestalt und Stoff und Sein,<br />
Indem sie starr auf sich den Blick gerichtet.<br />
Gleich ging die Wandlung fort in jenen zwei’n.<br />
Zur Gabel spaltete den Schwanz die Schlange,<br />
Und der Gestochne drückte Bein an Bein.<br />
Sie klebten aneinander, und nicht lange<br />
Hatt’ es gewährt, als auch die Fuge schwand,<br />
Verdrängt vom völligen Zusammenhange.<br />
Der Lenden Form, die hier entwich, entstand<br />
Am Gabelschweif; die Haut schien zu erweichen;<br />
Hart ward sie dort, nach Schlangenart gespannt.<br />
70 Già eran li due capi un divenuti,<br />
quando n’apparver due figure miste<br />
in una faccia, ov’eran due perduti.<br />
73 Fersi le braccia due di quattro liste;<br />
le cosce con le gambe e ’l ventre e ’l casso<br />
divenner membra che non fuor mai viste.<br />
76 Ogne primaio aspetto ivi era casso:<br />
due e nessun l’imagine perversa<br />
parea; e tal sen gio con lento passo.<br />
79 Come ’l ramarro sotto la gran fersa<br />
dei dì canicular, cangiando sepe,<br />
folgore par se la via attraversa,<br />
82 sì pareva, venendo verso l’epe<br />
de li altri due, un serpentello acceso,<br />
livido e nero come gran di pepe;<br />
85 e quella parte onde prima è preso<br />
nostro alimento, a l’un di lor trafisse;<br />
poi cadde giuso innanzi lui disteso.<br />
88 Lo trafitto ’l mirò, ma nulla disse;<br />
anzi, co’ piè fermati, sbadigliava<br />
pur come sonno o febbre l’assalisse.<br />
91 Elli ’l serpente e quei lui riguardava;<br />
l’un per la piaga e l’altro per la bocca<br />
fummavan forte, e ’l fummo si scontrava.<br />
94 Taccia Lucano omai là dov’e’ tocca<br />
del misero Sabello e di Nasidio,<br />
e attenda a udir quel ch’or si scocca.<br />
97 Taccia di Cadmo e d’Aretusa Ovidio,<br />
ché se quello in serpente e quella in fonte<br />
converte poetando, io non lo ’nvidio;<br />
100 ché due nature mai a fronte a fronte<br />
non trasmutò sì ch’amendue le forme<br />
a cambiar lor matera fosser pronte.<br />
103 Insieme si rispuosero a tai norme,<br />
che ’l serpente la coda in forca fesse,<br />
e ’l feruto ristrinse insieme l’orme.<br />
106 Le gambe con le cosce seco stesse<br />
s’appiccar sì, che ’n poco la giuntura<br />
non facea segno alcun che si paresse.<br />
109 Togliea la coda fessa la figura<br />
che si perdeva là, e la sua pelle<br />
si facea molle, e quella di là dura.
Hölle: Fünfundzwanzigster Gesang Pagina 83<br />
<strong>Die</strong> Arme sah ich in die Schultern weichen,<br />
Der Schlange kurze Vorderfüße dann,<br />
Wie jene schwanden, weiter vorwärts reichen.<br />
Wie drauf zu jedem Gliede, das der Mann<br />
Zu bergen pflegt, die hinten sich verbanden,<br />
So fing sich sein’s in zwei zu teilen an.<br />
Und unterm Rauch, der beide deckt’, entstanden<br />
Ganz neue Farben, sproßten Haare vor<br />
Und zeigten hier sich, wenn sie dort verschwanden.<br />
Er sank dahin, Sie raffte sich empor,<br />
Doch blieb der Kopf mit jenen starren Blicken,<br />
Durch die er selbst nun seine Form verlor.<br />
An dem, der stand, schien er sich platt zu drücken,<br />
Auch sah man von dem Fleisch, das hinter drang,<br />
<strong>Die</strong> Ohren seitwärts aus den Wangen rücken.<br />
Aus dem, was vorn zurückeblieb, entsprang<br />
Ein Lippenpaar, wie sich’s gebührt, erhoben.<br />
Und eine Nase, zugespitzt und lang.<br />
An dem, der dort lag, trieb der Mund nach oben,<br />
Auch wurden nach der Schneckenhörner Brauch<br />
<strong>Die</strong> Ohren in den Kopf zurückgeschoben.<br />
<strong>Die</strong> Zung’, erst ganz, zur Rede schnell, ward auch<br />
Nunmehr geteilt, und ganz ward die geteilte<br />
Im Mund des andern, und es blieb der Rauch.<br />
Der Geist, jetzt Schlange, zischte laut und eilte<br />
Durch’s Tal davon – der andre spuckt’ ihr nach,<br />
Indem er noch, sie schmähend, dort verweilte.<br />
Dann kehrt’ er ihr den Rucken zu und sprach:<br />
” So schlüpfe, Buoso, nun durch diese Gründe,<br />
Statt meiner, auf dem Bauch in Qual und Schmach.“<br />
So mischt’ im siebenten der <strong>La</strong>sterschlünde<br />
Sich Bild und Bild, drum werde mir’s verzieh’n,<br />
Wenn ich so Neues etwas breit verkünde.<br />
Doch ob mir gleich der Blick geblendet schien,<br />
Und kaum mein Geist vom Staunen sich ermannte,<br />
Doch bargen jene sich nicht so im Flieh’n,<br />
Daß ich den Puccio nicht gar wohl erkannte,<br />
Der einzig von den drei’n, erst hier vereint,<br />
Sich unverwandelt jetzt von dannen wandte.<br />
112 Io vidi intrar le braccia per l’ascelle,<br />
e i due piè de la fiera, ch’eran corti,<br />
tanto allungar quanto accorciavan quelle.<br />
115 Poscia li piè di rietro, insieme attorti,<br />
diventaron lo membro che l’uom cela,<br />
e ’l misero del suo n’avea due porti.<br />
118 Mentre che ’l fummo l’uno e l’altro vela<br />
di color novo, e genera ’l pel suso<br />
per l’una parte e da l’altra il dipela,<br />
121 l’un si levò e l’altro cadde giuso,<br />
non torcendo però le lucerne empie,<br />
sotto le quai ciascun cambiava muso.<br />
124 Quel ch’era dritto, il trasse ver’ le tempie,<br />
e di troppa matera ch’in là venne<br />
uscir li orecchi de le gote scempie;<br />
127 ciò che non corse in dietro e si ritenne<br />
di quel soverchio, fé naso a la faccia<br />
e le labbra ingrossò quanto convenne.<br />
130 Quel che giacëa, il muso innanzi caccia,<br />
e li orecchi ritira per la testa<br />
come face le corna la lumaccia;<br />
133 e la lingua, ch’avëa unita e presta<br />
prima a parlar, si fende, e la forcuta<br />
ne l’altro si richiude; e ’l fummo resta.<br />
136 L’anima ch’era fiera divenuta,<br />
suffolando si fugge per la valle,<br />
e l’altro dietro a lui parlando sputa.<br />
139 Poscia li volse le novelle spalle,<br />
e disse a l’altro: ” I’ vo’ che Buoso corra,<br />
com’ ho fatt’io, carpon per questo calle.“<br />
142 Così vid’io la settima zavorra<br />
mutare e trasmutare; e qui mi scusi<br />
la novità se fior la penna abborra.<br />
145 E avvegna che li occhi miei confusi<br />
fossero alquanto e l’animo smagato,<br />
non poter quei fuggirsi tanto chiusi,<br />
148 ch’i’ non scorgessi ben Puccio Sciancato;<br />
ed era quel che sol, di tre compagni<br />
che venner prima, non era mutato;<br />
Der andre war’s, um den Gaville weint. 151 l’altr’era quel che tu, Gaville, piagni.
Seite 84 Inferno: Canto XXVI<br />
Sechsundzwanzigster Gesang Canto XXVI<br />
Erfreue dich, Florenz, du bist so groß,<br />
Daß du zu <strong>La</strong>nd und Meer die Flügel schwingest,<br />
Und selbst dein Nam’ erklingt im Höllenschoß.<br />
Fünf deiner Bürger fand ich – also zwingest<br />
Du mich zur Scham – den <strong>Die</strong>ben beigefügt,<br />
Wodurch du dir nicht größern Ruhm erringest.<br />
Doch wenn, was man am Morgen träumt, nicht lügt,<br />
So wirst du großes Unglück bald empfinden,<br />
Und Prato selbst, so nah dir, sieht’s vergnügt.<br />
War’s jetzt, nicht würde man’s zu zeitig finden,<br />
So, da’s nun einmal sein muß, war’s jetzt doch.<br />
Denn, älter, werd’ ich’s schwerer nur verwinden.<br />
Wir gingen fort, und übers Felsenjoch<br />
Stieg, wie hinab, hinauf die Zackenleiter<br />
Mein Führer und war meine Stütze noch.<br />
Und, folgend zwischen mancher Felsenscheiter<br />
Und manchem Block dem Pfad im öden Raum,<br />
Kam, wenn die Hand nicht half, der Fuß nicht weiter.<br />
Ich fühlte Schmerz – jetzt fühl’ ich mindern kaum,<br />
Wenn ich zurück an das Erblickte denke,<br />
Und schärfer fass’ ich da des Geistes Zaum,<br />
Damit ich nicht den <strong>La</strong>uf vom Rechten lenke,<br />
Und, was zu meinem Wohl mein Stern bezweckt,<br />
Was höh’re Huld, mir selber feind, nicht kränke.<br />
Soviel der Bau’r, am Hügel hingestreckt,<br />
Zur Zeit, da er, des Blick die Erde lichtet,<br />
Sein Antlitz uns am wenigsten versteckt,<br />
Wenn sich die Fliege vor der Mücke flüchtet,<br />
Johanniswürmchen sieht im Tal entlang,<br />
Wo er mit Hipp’ und Pflug sein Tun verrichtet;<br />
So viele Flammen sah den tiefen Gang<br />
Des achten Tals mein Auge jetzt verklären,<br />
Sobald ich dort war, wo’s zur Tiefe drang.<br />
Wie der, der sich gerächt durch wilde Bären,<br />
Elias’ Wagen sah von dannen zieh’n,<br />
Als das Gespann aufstieg zu Himmelssphären,<br />
Umonst ihm mit dem Auge folgt’ und ihn<br />
Gestaltlos nur als ferne Flamm’ erkannte.<br />
<strong>Die</strong> wie ein leichtes Abendwölkchen schien.<br />
So war’s, wie wandelnd hier manch Flämmchen brannte,<br />
Doch keines war, das seine Beute wies,<br />
Ob jegliches gleich einem Geist entwandte.<br />
1 Godi, Fiorenza, poi che se’ sì grande<br />
che per mare e per terra batti l’ali,<br />
e per lo ’nferno tuo nome si spande!<br />
4 Tra li ladron trovai cinque cotali<br />
tuoi cittadini onde mi ven vergogna,<br />
e tu in grande orranza non ne sali.<br />
7 Ma se presso al mattin del ver si sogna,<br />
tu sentirai, di qua da picciol tempo,<br />
di quel che Prato, non ch’altri, t’agogna.<br />
10 E se già fosse, non saria per tempo.<br />
Così foss’ei, da che pur esser dee!<br />
ché più mi graverà, com’ più m’attempo.<br />
13 Noi ci partimmo, e su per le scalee<br />
che n’avea fatto iborni a scender pria,<br />
rimontò ’l duca mio e trasse mee;<br />
16 e proseguendo la solinga via,<br />
tra le schegge e tra ’ rocchi de lo scoglio<br />
lo piè sanza la man non si spedia.<br />
19 Allor mi dolsi, e ora mi ridoglio<br />
quando drizzo la mente a ciò ch’io vidi,<br />
e più lo ’ngegno affreno ch’i’ non soglio,<br />
22 perché non corra che virtù nol guidi;<br />
sì che, se stella bona o miglior cosa<br />
m’ ha dato ’l ben, ch’io stessi nol m’invidi.<br />
25 Quante ’l villan ch’al poggio si riposa,<br />
nel tempo che colui che ’l mondo schiara<br />
la faccia sua a noi tien meno ascosa,<br />
28 come la mosca cede a la zanzara,<br />
vede lucciole giù per la vallea,<br />
forse colà dov’e’ vendemmia e ara:<br />
31 di tante fiamme tutta risplendea<br />
l’ottava bolgia, sì com’io m’accorsi<br />
tosto che fui là ’ve ’l fondo parea.<br />
34 E qual colui che si vengiò con li orsi<br />
vide ’l carro d’Elia al dipartire,<br />
quando i cavalli al cielo erti levorsi,<br />
37 che nol potea sì con li occhi seguire,<br />
ch’el vedesse altro che la fiamma sola,<br />
sì come nuvoletta, in sù salire:<br />
40 tal si move ciascuna per la gola<br />
del fosso, ché nessuna mostra ’l furto,<br />
e ogne fiamma un peccatore invola.
Hölle: Sechsundzwanzigster Gesang Pagina 85<br />
Am Brückenrande stehend, sah ich dies<br />
Und fiel’, hielt’ ich nicht fest an einem Blocke,<br />
Hinunter, ohne daß mich jemand stieß.<br />
Virgil, der sah, wie mich der Anblick locke,<br />
Sprach nun: ” Jedwedes Feu’r birgt einen Geist,<br />
Und das, worin er brennt, dient ihm zum Rocke.“<br />
Drauf ich: ” <strong>Die</strong> Kunde, die du mir verleihst<br />
Macht mich gewiß; schon glaubt’ ich’s zu erkennen.<br />
Und fragen wollt’ ich schon, wie jener heißt.<br />
Ich sah die Flamm’ in zwei sich oben trennen.<br />
Als sah’ ich in des Scheiterhaufens Glut<br />
Eteokles und seinen Bruder brennen.“<br />
Und er: ” Sie dämpft Ulysseus Übermut<br />
Und Diomeds. Sie laufen hier zusammen<br />
In ihrer Qual, wie einst in ihrer Wut.<br />
Ums Trugroß klagen sie in diesen Flammen,<br />
Und um das Tor, das Ausgang jenen bot,<br />
Der Heldenschar, von der die Römer stammen.<br />
<strong>Die</strong> List beweinen sie, durch die, schon tot,<br />
Noch Deidamia den Achill beklagte,<br />
Auch das Palladium rächt nun ihre Not.“<br />
” Vermögen sie noch hier zu sprechen,“ sagte<br />
Ich drauf zum Meister, o, dann bitt’ ich dich<br />
”<br />
Vieltausendmal, da ich sie gern befragte,<br />
<strong>La</strong>ß mich, bis die geteilte Flamme sich<br />
Zu uns hierherbewegt, ein wenig weilen.<br />
Sieh, hin zu ihr zieht die Begierde mich.“<br />
” Der Bitte“, sprach er, muß ich Lob erteilen,<br />
”<br />
Wie sie verdient; sie sei darum gewährt,<br />
Doch laß die Sprechlust nicht dich übereilen.<br />
<strong>La</strong>ß mir das Wort; ich weiß, was du begehrt.<br />
Spröd blieben sie gewiß bei deinem Worte,<br />
Denn Griechen sind sie, stolz auf ihren Wert.<br />
Als nun die Flamme nah war unserm Orte,<br />
Da hört’ ich diese Red’, als Ort und Zeit<br />
Er für geeignet hielt, von meinem Horte:<br />
“Ihr, die ihr zwei in einer Flamme seid,<br />
Wenn ich euch jemals Grund gab, mich zu lieben,<br />
Da ich dem Ruhm der Helden mich geweiht,<br />
Und in der Welt das hohe Lied geschrieben,<br />
So weilt bei mir und sag’ Ulyß mir an,<br />
Wo auf der Irrfahrt sein Gebein geblieben. ”<br />
43 Io stava sovra ’l ponte a veder surto,<br />
sì che s’io non avessi un ronchion preso,<br />
caduto sarei giù sanz’esser urto.<br />
46 E ’l duca, che mi vide tanto atteso,<br />
disse: ” Dentro dai fuochi son li spirti;<br />
catun si fascia di quel ch’elli è inceso.“<br />
49<br />
” Maestro mio,“ rispuos’io, per udirti<br />
”<br />
son io più certo; ma già m’era avviso<br />
che così fosse, e già voleva dirti:<br />
52 chi è ’n quel foco che vien sì diviso<br />
di sopra, che par surger de la pira<br />
dov’Eteòcle col fratel fu miso?“<br />
55 Rispuose a me: ” Là dentro si martira<br />
Ulisse e Dïomede, e così insieme<br />
a la vendetta vanno come a l’ira;<br />
58 e dentro da la lor fiamma si geme<br />
l’agguato del caval che fé la porta<br />
onde uscì de’ Romani il gentil seme.<br />
61 Piangevisi entro l’arte per che, morta,<br />
Deïdamìa ancor si duol d’Achille,<br />
e del Palladio pena vi si porta.“<br />
64<br />
” S’ei posson dentro da quelle faville<br />
parlar,“ diss’io, maestro, assai ten priego<br />
”<br />
e ripriego, che ’l priego vaglia mille,<br />
67 che non mi facci de l’attender niego<br />
fin che la fiamma cornuta qua vegna;<br />
vedi che del disio ver’ lei mi piego!“<br />
70 Ed elli a me: ” <strong>La</strong> tua preghiera è degna<br />
di molta loda, e io però l’accetto;<br />
ma fa che la tua lingua si sostegna.<br />
73 <strong>La</strong>scia parlare a me, ch’i’ ho concetto<br />
ciò che tu vuoi; ch’ei sarebbero schivi,<br />
perch’e’ fuor greci, forse del tuo detto.“<br />
76 Poi che la fiamma fu venuta quivi<br />
dove parve al mio duca tempo e loco,<br />
in questa forma lui parlare audivi:<br />
79<br />
” O voi che siete due dentro ad un foco,<br />
s’io meritai di voi mentre ch’io vissi,<br />
s’io meritai di voi assai o poco<br />
82 quando nel mondo li alti versi scrissi,<br />
non vi movete; ma l’un di voi dica<br />
dove, per lui, perduto a morir gissi.“
Seite 86 Inferno: Canto XXVI<br />
Der alten Flamme größres Horn begann<br />
Zu flackern erst und murmelnd sich zu regen.<br />
Als wäre sie vom Wind gefaßt, und dann<br />
Rasch hin und her die Spitze zu bewegen,<br />
Gleich einer Zung’, und deutlich tönt’ und klar<br />
Dann aus der Flamm’ uns dieses Wort entgegen:<br />
“Als ich von Circen schied, die mich ein Jahr<br />
Und länger bei Gaëta festgehalten,<br />
Eh’s so benannt noch von Äneas war,<br />
Da ließ ich nicht das Mitleid für den alten<br />
Gebeugten Vater, nicht die Gattenpflicht,<br />
Noch Vaterzärtlichkeit im Herzen walten.<br />
Sie tilgten all in mir das Sehnen nicht,<br />
<strong>Die</strong> Welt zu sehn und alles zu erkunden,<br />
Was sie besitzt, wie das, was ihr gebricht.<br />
Drum warf ich mich, kaum meiner Haft entbunden,<br />
In einem einz’gen Schiff ins offne Meer,<br />
Samt einem Häuflein, das ich treu erfunden.<br />
Nach Spanien führt’ und Libyen hin und her<br />
Ich meine wackre Schar, als kühner Leiter,<br />
Und jedem Eiland jenes Meers umher.<br />
Alt war ich schon und schwach, auch die Begleiter,<br />
Da war mein Schiff am engen Schlunde dort,<br />
Wo Herkuls Säulenpaar gebeut: Nicht weiter!<br />
Als hinter uns nun rechts Sevillas Bord<br />
Und links in Libyen Septas Zinnen waren,<br />
Sprach ich zu den Gefährten dieses Wort:<br />
Brüder, die durch Tausend’ von Gefahren<br />
Ihr hier im Abend kühn euch eingestellt,<br />
Verwendet jetzt, um Neues zu erfahren,<br />
Weil Seele noch und Leib zusammenhält,<br />
Den kurzen Rest von eurem Erdenleben;<br />
Der Sonne nach zur unbewohnten Welt!<br />
Bedenkt, wozu dies Dasein euch gegeben;<br />
Nicht um dem Viehe gleich zu brüten, nein,<br />
Um Wissenschaft und Jugend zu erstreben.<br />
Den Meinen schien dies Wort ein Sporn zu sein,<br />
Kaum hielt ich sie, hätt’ ich gewollt, im Zügel,<br />
Und rastlos ging’s ins weite Meer hinein.<br />
Erst morgenwärts gewandt des Schiffes Spiegel<br />
Ging unser toller Flug dann linker Hand,<br />
Und seiner Eil’ verlieh’n die Ruder Flügel.<br />
85 Lo maggior corno de la fiamma antica<br />
cominciò a crollarsi mormorando,<br />
pur come quella cui vento affatica;<br />
88 indi la cima qua e là menando,<br />
come fosse la lingua che parlasse,<br />
gittò voce di fuori e disse: ” Quando<br />
91 mi diparti’ da Circe, che sottrasse<br />
me più d’un anno là presso a Gaeta,<br />
prima che sì Enëa la nomasse,<br />
94 né dolcezza di figlio, né la pieta<br />
del vecchio padre, né ’l debito amore<br />
lo qual dovea Penelopè far lieta,<br />
97 vincer potero dentro a me l’ardore<br />
ch’i’ ebbi a divenir del mondo esperto<br />
e de li vizi umani e del valore;<br />
100 ma misi me per l’alto mare aperto<br />
sol con un legno e con quella compagna<br />
picciola da la qual non fui diserto.<br />
103 L’un lito e l’altro vidi infin la Spagna,<br />
fin nel Morrocco, e l’isola d’i Sardi,<br />
e l’altre che quel mare intorno bagna.<br />
106 Io e’ compagni eravam vecchi e tardi<br />
quando venimmo a quella foce stretta<br />
dov’Ercule segnò li suoi riguardi<br />
109 acciò che l’uom più oltre non si metta;<br />
da la man destra mi lasciai Sibilia,<br />
da l’altra già m’avea lasciata Setta.<br />
112 “O frati, ” dissi, “che per cento milia<br />
perigli siete giunti a l’occidente,<br />
a questa tanto picciola vigilia<br />
115 d’i nostri sensi ch’è del rimanente<br />
non vogliate negar l’esperïenza,<br />
di retro al sol, del mondo sanza gente.<br />
118 Considerate la vostra semenza:<br />
fatti non foste a viver come bruti,<br />
ma per seguir virtute e canoscenza. ”<br />
121 Li miei compagni fec’io sì aguti,<br />
con questa orazion picciola, al cammino,<br />
che a pena poscia li avrei ritenuti;<br />
124 e volta nostra poppa nel mattino,<br />
de’ remi facemmo ali al folle volo,<br />
sempre acquistando dal lato mancino.
Hölle: Siebenundzwanzigster Gesang Pagina 87<br />
Schon alle Sterne jenes Poles fand<br />
Der Blick der Nacht, und die des unsern klommen<br />
Kaum übers Meer noch an des Himmels Rand.<br />
Schon fünfmal war entzündet und verglommen<br />
Des Mondes Licht, seit wir, dem Glück vertraut,<br />
Durch den verhängnisvollen Paß geschwommen,<br />
Als uns ein Berg erschien, von Dunst umgraut<br />
Vor weiter Fern’, und schien so hoch zu ragen,<br />
Wie ich noch keinen auf der Erd’ erschaut.<br />
Erst jubeln ließ er uns, dann bang verzagen,<br />
Denn einen Wirbelwind fühlt’ ich entstehn<br />
Vom neuen <strong>La</strong>nd und unsern Vorbord schlagen.<br />
Er macht’ uns dreimal mit den Fluten dreh’n,<br />
Dann, als der hintre Teil emporgeschossen,<br />
Nach höh’rem Spruch, den vordern untergehn,<br />
Bis über uns die Wogen sich verschlossen. ”<br />
127 Tutte le stelle già de l’altro polo<br />
vedea la notte, e ’l nostro tanto basso,<br />
che non surgëa fuor del marin suolo.<br />
130 Cinque volte racceso e tante casso<br />
lo lume era di sotto da la luna,<br />
poi che ’ntrati eravam ne l’alto passo,<br />
133 quando n’apparve una montagna, bruna<br />
per la distanza, e parvemi alta tanto<br />
quanto veduta non avëa alcuna.<br />
136 Noi ci allegrammo, e tosto tornò in pianto;<br />
ché de la nova terra un turbo nacque<br />
e percosse del legno il primo canto.<br />
139 Tre volte il fé girar con tutte l’acque;<br />
a la quarta levar la poppa in suso<br />
e la prora ire in giù, com’altrui piacque,<br />
142 infin che ’l mar fu sovra noi richiuso.“<br />
Siebenundzwanzigster Gesang Canto XXVII<br />
Schon aufrecht stand und still der Flamme Haupt,<br />
Und sie entfernte sich in tiefem Schweigen,<br />
Nachdem der süße Dichter ihrs erlaubt.<br />
Wir sah’n nach ihr sich eine zweite zeigen,<br />
Und ein verwirrt Gestöhn, das ihr entquoll,<br />
Macht’ unsern Blick zu ihrer Spitze steigen.<br />
Gleich wie Siziliens Stier, der jammervoll<br />
Zuerst von seines Bildners Schrei’n erbrüllte,<br />
- Und so war’s recht – von dessen Klag’ erscholl,<br />
Den er im innern hohlen Raum verhüllte,<br />
Und, ganz von Erz, in seinem Angstgestöhn<br />
Erschien, als ob ihn selbst der Schmerz erfüllte;<br />
So schien das Klagewort, das in den Höh’n<br />
Und an den Seiten nirgend durchgedrungen,<br />
Erst gleich des Feuers knisterndem Getön.<br />
Doch als es sich zur Spitz’ emporgerungen,<br />
<strong>Die</strong>, wie die Zunge hin und wieder fährt,<br />
Sich bei dem Durchgang hin und her geschwungen.<br />
Da sprach’s: O du, an den mein Wort sich kehrt,<br />
Der du, wie ich vernahm, mit welschem Klange<br />
Gesprochen: Geh, nicht weiter sei beschwert!<br />
Obwohl ich etwas spät hierhergelange,<br />
Doch weil’ und gib auf meine Fragen acht,<br />
Denn sieh, ich weile trotz der Gluten Drange.<br />
1 Già era dritta in sù la fiamma e queta<br />
per non dir più, e già da noi sen gia<br />
con la licenza del dolce poeta,<br />
4 quand’un’altra, che dietro a lei venìa,<br />
ne fece volger li occhi a la sua cima<br />
per un confuso suon che fuor n’uscia.<br />
7 Come ’l bue cicilian che mugghiò prima<br />
col pianto di colui, e ciò fu dritto,<br />
che l’avea temperato con sua lima,<br />
10 mugghiava con la voce de l’afflitto,<br />
sì che, con tutto che fosse di rame,<br />
pur el pareva dal dolor trafitto;<br />
13 così, per non aver via né forame<br />
dal principio nel foco, in suo linguaggio<br />
si convertïan le parole grame.<br />
16 Ma poscia ch’ebber colto lor vïaggio<br />
su per la punta, dandole quel guizzo<br />
che dato avea la lingua in lor passaggio,<br />
19 udimmo dire: ” O tu a cu’ io drizzo<br />
la voce e che parlavi mo lombardo,<br />
dicendo “Istra ten va, più non t’adizzo, ”<br />
22 perch’io sia giunto forse alquanto tardo,<br />
non t’incresca restare a parlar meco;<br />
vedi che non incresce a me, e ardo!
Seite 88 Inferno: Canto XXVII<br />
Bist du zur Reif in diesen dunklen Schacht<br />
Erst jetzt vom süßen <strong>La</strong>tierland geschieden,<br />
Von dem ich alle Schuld hierhergebracht,<br />
So sprich:Hat Krieg Romagna oder Frieden?<br />
Denn da das schöne <strong>La</strong>nd auch mich erzeugt,<br />
So kümmert mich sein Schicksal noch hienieden. ”<br />
Ich stand aufmerksam niederwärts gebeugt,<br />
Da stieß Virgil mich leis und sagte: “Rede,<br />
Ein <strong>La</strong>tier ist er, wie sein Wort bezeugt. ”<br />
Worauf ich schon bereit zur Gegenrede,<br />
Ihn also sonder Zögerung beschied:<br />
“O Seele, hier verborgen, sonder Fehde<br />
War nimmer deines Vaterlands Gebiet,<br />
Weil stets im Kampf der Zwingherrn Herzen wüten;<br />
Doch offenbar war keine, da ich schied.<br />
Ravenna ist, wie’s war; dort pflegt zu brüten,<br />
So wie seit Jahren schon, Polentas Aar,<br />
Des Flügel unter sich auch Cervia hüten<br />
<strong>Die</strong> Stadt, die fest in langer Probe war,<br />
Wo rote Ströme Frankenblutes wallten,<br />
Liegt unterm grünen Leu’n nun ganz und gar.<br />
Verruchios alt’ und neuer Hund, sie walten<br />
Schlimm, wie sie den Montagna einst belohnt,<br />
Da, wo sie eingeholt die Zähne halten.<br />
Das, was am <strong>La</strong>mon und Santerno wohnt,<br />
Läßt sich vom Leu’n im weißen Neste leiten,<br />
Der die Partei vertauscht mit jedem Mond.<br />
Sie, welchen Savios Flut benetzt die Seiten,<br />
Lebt zwischen Sklaverei und freiem Stand,<br />
Wie zwischen dem Gebirg und ebnen Weiten.<br />
Jetzt, bitt’ ich, mach’ uns, wer du bist, bekannt;<br />
Wie der Vergessenheit dein Nam’ enttauche,<br />
So sei nicht härter, als ich andre fand. ”<br />
Da grunzt’ und braust’ es in der Flamme Bauche,<br />
Wie Feuer braust; sie regte hin und her<br />
Das spitze Haupt und gab dann diese Hauche:<br />
“Sprach’ ich zu einem, dessen Wiederkehr<br />
Nach jener Welt ich jemals möglich glaubte,<br />
So regte nie sich diese Flamme mehr.<br />
Doch da dies keinem je die Höll’ erlaubte,<br />
So sag’ ich ohne Furcht vor Schand’ und Schmach,<br />
Was mich hierher stieß und des Heils beraubte.<br />
25 Se tu pur mo in questo mondo cieco<br />
caduto se’ di quella dolce terra<br />
latina ond’io mia colpa tutta reco,<br />
28 dimmi se Romagnuoli han pace o guerra;<br />
ch’io fui d’i monti là intra Orbino<br />
e ’l giogo di che Tever si diserra.“<br />
31 Io era in giuso ancora attento e chino,<br />
quando il mio duca mi tentò di costa,<br />
dicendo: ” Parla tu; questi è latino.“<br />
34 E io, ch’avea già pronta la risposta,<br />
sanza indugio a parlare incominciai:<br />
” O anima che se’ là giù nascosta,<br />
37 Romagna tua non è, e non fu mai,<br />
sanza guerra ne’ cuor de’ suoi tiranni;<br />
ma ’n palese nessuna or vi lasciai.<br />
40 Ravenna sta come stata è molt’anni:<br />
l’aguglia da Polenta la si cova,<br />
sì che Cervia ricuopre co’ suoi vanni.<br />
43 <strong>La</strong> terra che fé già la lunga prova<br />
e di Franceschi sanguinoso mucchio,<br />
sotto le branche verdi si ritrova.<br />
46 E ’l mastin vecchio e ’l nuovo da Verrucchio,<br />
che fecer di Montagna il mal governo,<br />
là dove soglion fan d’i denti succhio.<br />
49 Le città di <strong>La</strong>mone e di Santerno<br />
conduce il lïoncel dal nido bianco,<br />
che muta parte da la state al verno.<br />
52 E quella cu’ il Savio bagna il fianco,<br />
così com’ella sie’ tra ’l piano e ’l monte,<br />
tra tirannia si vive e stato franco.<br />
55 Ora chi se’, ti priego che ne conte;<br />
non esser duro più ch’altri sia stato,<br />
se ’l nome tuo nel mondo tegna fronte.“<br />
58 Poscia che ’l foco alquanto ebbe rugghiato<br />
al modo suo, l’aguta punta mosse<br />
di qua, di là, e poi diè cotal fiato:<br />
61<br />
” S’i’ credesse che mia risposta fosse<br />
a persona che mai tornasse al mondo,<br />
questa fiamma staria sanza più scosse;<br />
64 ma però che già mai di questo fondo<br />
non tornò vivo alcun, s’i’ odo il vero,<br />
sanza tema d’infamia ti rispondo.
Hölle: Siebenundzwanzigster Gesang Pagina 89<br />
Ich war erst Kriegsmann und Mönch hernach,<br />
Um mich vom Fall durch Buß’ emporzurichten;<br />
Gewiß geschah auch, was ich mir versprach.<br />
Allein der Erzpfaff – mög’ ihn Gott vernichten –<br />
Er hat mich neu den Sündern beigesellt,<br />
Wie und warum? das will ich jetzt berichten.<br />
Als ich noch oben lebt’ in eurer Welt,<br />
Da ward ich nimmer mit dem Leu’n verglichen,<br />
Doch öfters wohl dem Fuchse gleichgestellt.<br />
In allen Ränken und geheimen Schlichen<br />
War ich geschickt, in ihrer Übung schlau<br />
Und drum berühmt in allen Himmelsstrichen.<br />
Doch als die Zeit kam, da des Haares Grau<br />
Uns dringend mahnt, das hohe Meer zu scheuen<br />
Und einzuziehn das Segel und das Tau,<br />
Da mußt’ ich, was mir erst gefiel, bereuen,<br />
Ward Mönch und tat nun Buß’ am heil’gen Ort,<br />
Ach, und noch könnt’ ich mich des Heils erfreuen.<br />
Der neuen Pharisäer Herr und Hort<br />
(Im Krieg, mit Juden nicht und Türkenscharen,<br />
Vielmehr am <strong>La</strong>teran und nahe dort,<br />
Weil alle seine Feinde Christen waren,<br />
<strong>Die</strong> nicht bei Acri mit gesiegt und nicht<br />
Des Sultans <strong>La</strong>nd als Schacherer befahren),<br />
Nicht achtet’ er an sich die höchste Pflicht<br />
Und nicht den Strick, der meinen Leib umfangen,<br />
Der jeden mager macht, den er umflicht.<br />
Wie Konstantin Silvestern angegangen,<br />
Ihm Hilf und Rat beim Aussatz zu verleih’n;<br />
So sollt’ ich jetzt als Arzt auf sein Verlangen<br />
Vom Fieber seines Hochmuts ihn befrei’n.<br />
Doch schweigen mußt’ ich und mich selber schämen,<br />
Denn eines Trunknen schien sein Wort zu sein.<br />
Du darfst nicht sorgen, sprach er, noch dich grämen;<br />
Ablaß erteil’ ich dir, mich lehre du:<br />
Wie fang’ ich’s an, Preneste wegzunehmen.<br />
Du weißt, den Himmel schließ’ ich auf und zu,<br />
Denn beide Schlüssel sind mir übergeben,<br />
<strong>Die</strong> Cölestin vertauscht um träge Ruh’.<br />
Nicht war so trift’gem Grund zu widerstreben,<br />
Und da hier schweigen mir das Schlimmste schien,<br />
So sprach ich endlich: Vater, da du eben<br />
67 Io fui uom d’arme, e poi fui cordigliero,<br />
credendomi, sì cinto, fare ammenda;<br />
e certo il creder mio venìa intero,<br />
70 se non fosse il gran prete, a cui mal prenda!,<br />
che mi rimise ne le prime colpe;<br />
e come e quare, voglio che m’intenda.<br />
73 Mentre ch’io forma fui d’ossa e di polpe<br />
che la madre mi diè, l’opere mie<br />
non furon leonine, ma di volpe.<br />
76 Li accorgimenti e le coperte vie<br />
io seppi tutte, e sì menai lor arte,<br />
ch’al fine de la terra il suono uscie.<br />
79 Quando mi vidi giunto in quella parte<br />
di mia etade ove ciascun dovrebbe<br />
calar le vele e raccoglier le sarte,<br />
82 ciò che pria mi piacëa, allor m’increbbe,<br />
e pentuto e confesso mi rendei;<br />
ahi miser lasso! e giovato sarebbe.<br />
85 Lo principe d’i novi Farisei,<br />
avendo guerra presso a <strong>La</strong>terano,<br />
e non con Saracin né con Giudei,<br />
88 ché ciascun suo nimico era cristiano,<br />
e nessun era stato a vincer Acri<br />
né mercatante in terra di Soldano,<br />
91 né sommo officio né ordini sacri<br />
guardò in sé, né in me quel capestro<br />
che solea fare i suoi cinti più macri.<br />
94 Ma come Costantin chiese Silvestro<br />
d’entro Siratti a guerir de la lebbre,<br />
così mi chiese questi per maestro<br />
97 a guerir de la sua superba febbre;<br />
domandommi consiglio, e io tacetti<br />
perché le sue parole parver ebbre.<br />
100 E’ poi ridisse: “Tuo cuor non sospetti;<br />
finor t’assolvo, e tu m’insegna fare<br />
sì come Penestrino in terra getti.<br />
103 Lo ciel poss’io serrare e diserrare,<br />
come tu sai; però son due le chiavi<br />
che ’l mio antecessor non ebbe care. ”<br />
106 Allor mi pinser li argomenti gravi<br />
là ’ve ’l tacer mi fu avviso ’l peggio,<br />
e dissi: “Padre, da che tu mi lavi
Seite 90 Inferno: Canto XXVIII<br />
<strong>Die</strong> Sünde, die ich tun soll, mir verziehn,<br />
So wisse: Viel versprechen, wenig halten,<br />
Dadurch wird deinem Stuhl der Sieg verlieh’n –<br />
Franz wollte, wie ich starb, sein Amt verwalten,<br />
Mich heimzuführen, doch ein Teufel kam<br />
Und sprach: Halt ein, denn den muß ich erhalten.<br />
Er kommt mit mir hinab zu ew’gem Gram,<br />
Weil ich, seitdem er jenen Trug geraten,<br />
Ihn bei dem Haar als meine Beute nahm.<br />
Wer Ablaß will, bereu’ erst seine Taten.<br />
Doch wer bereut und Böses will, der muß<br />
Wohl mit sich selbst in Widerspruch geraten.<br />
Ach! wie ich zuckt’ in Schrecken und Verdruß,<br />
Als er mich faßt’ und, mich von dannen reißend,<br />
Sprach: Meintest du, ich sei kein Logikus?<br />
Zu Minos trug er mich, der, sich umkreisend<br />
Den harten Rücken, bei dem achten Mal<br />
Ausrief, sich in den Schweif vor Ingrimm beißend:<br />
Der wird der Flamme Raub im achten Tal!<br />
Und also ward ich von dem Schlund verschlungen<br />
Und geh’ im Feuerkleid zu ew’ger Qual. ”<br />
Hier endet’ er, und als das Wort verklungen,<br />
Da ging sogleich die Flamme jammernd fort,<br />
Das Horn gedreht und hin und her geschwungen.<br />
Und weiter ging ich nun mit meinem Hort<br />
Zur nächsten Brück’ auf rauhen Felsenpfaden<br />
Und sah im Grund, den Lohn empfangend, dort<br />
109 di quel peccato ov’io mo cader deggio,<br />
lunga promessa con l’attender corto<br />
ti farà trïunfar ne l’alto seggio. ”<br />
112 Francesco venne poi, com’io fu’ morto,<br />
per me; ma un d’i neri cherubini<br />
li disse: “Non portar; non mi far torto.<br />
115 Venir se ne dee giù tra ’ miei meschini<br />
perché diede ’l consiglio frodolente,<br />
dal quale in qua stato li sono a’ crini;<br />
118 ch’assolver non si può chi non si pente,<br />
né pentere e volere insieme puossi<br />
per la contradizion che nol consente. ”<br />
121 Oh me dolente! come mi riscossi<br />
quando mi prese dicendomi: “Forse<br />
tu non pensavi ch’io löico fossi! ”<br />
124 A Minòs mi portò; e quelli attorse<br />
otto volte la coda al dosso duro;<br />
e poi che per gran rabbia la si morse,<br />
127 disse: “Questi è d’i rei del foco furo ” ;<br />
per ch’io là dove vedi son perduto,<br />
e sì vestito, andando, mi rancuro.“<br />
130 Quand’elli ebbe ’l suo dir così compiuto,<br />
la fiamma dolorando si partio,<br />
torcendo e dibattendo ’l corno aguto.<br />
133 Noi passamm’oltre, e io e ’l duca mio,<br />
su per lo scoglio infino in su l’altr’arco<br />
che cuopre ’l fosso in che si paga il fio<br />
<strong>Die</strong>, Zwiespalt stiftend, sich mit Schuld beladen. 136 a quei che scommettendo acquistan carco.<br />
Achtundzwanzigster Gesang Canto XXVIII<br />
Wer könnte je, auch mit dem freisten Wort,<br />
Das Blut, das ich hier sah, die Wunden sagen,<br />
Erzählt’ er auch die Kunde fort und fort.<br />
Jedwede Zunge muß den <strong>Die</strong>nst versagen,<br />
Da Sprach’ und Geist zu eng und schwach erscheint,<br />
So Schreckliches zu fassen und zu tragen.<br />
Und wäre das gesamte Volk vereint,<br />
Das Puglien, das verhängnisvolle, hegte,<br />
<strong>Die</strong>s <strong>La</strong>nd, das einst die blut’ge Schar beweint,<br />
<strong>Die</strong> Rom und jener lange Krieg erlegte,<br />
Wo man so große Beut’ an Ringen fand,<br />
Wie Livius schrieb, der nicht zu irren pflegte,<br />
1 Chi poria mai pur con parole sciolte<br />
dicer del sangue e de le piaghe a pieno<br />
ch’i’ ora vidi, per narrar più volte?<br />
4 Ogne lingua per certo verria meno<br />
per lo nostro sermone e per la mente<br />
c’ hanno a tanto comprender poco seno.<br />
7 S’el s’aunasse ancor tutta la gente<br />
che già, in su la fortunata terra<br />
di Puglia, fu del suo sangue dolente<br />
10 per li Troiani e per la lunga guerra<br />
che de l’anella fé sì alte spoglie,<br />
come Livïo scrive, che non erra,
Hölle: Achtundzwanzigster Gesang Pagina 91<br />
Vereint mit dem, das harte Schläg’ empfand,<br />
Weil’s gegen Robert Guiscard ausgezogen;<br />
Mit dem, des Knochen modern, dort im <strong>La</strong>nd<br />
Bei Ceperan, wo Pugliens Schar gelogen;<br />
Mit dem von Tagliacozzo, wo Alard,<br />
Der Greis, durch List die Waffen aufgewogen;<br />
Und zeigte, wie es dort verstümmelt ward,<br />
Sich jedes Glied, nicht war’ es zu vergleichen<br />
Mit dieses neunten Schlundes Weis’ und Art.<br />
Ein Faß, von welchem Reif und Dauben weichen,<br />
Ist nicht durchlöchert, wie hier einer ging,<br />
Zerfetzt vom Kinn bis zu Gefäß und Weichen,<br />
Dem aus dem Bauch in manchem ekeln Ring<br />
Gedärm und Eingeweid’, wo sich die Speise<br />
In Kot verwandelt, samt dem Magen hing.<br />
Ich schaut’ ihn an und er mich gleicherweise,<br />
Dann riß er mit der Hand die Brust sich auf<br />
Und sprach zu mir: ” Sieh, wie ich mich zerreiße!<br />
Sieh hier das Ziel von Mahoms Lebenslauf!<br />
Vor mir geht Ali, das Gesicht gespalten<br />
Vom Kinn bis zu dem Scheitelhaar hinauf.<br />
Sieh alle, die, da sie auf Erden wallten,<br />
Dort Ärgernis und Trennung ausgesät,<br />
Zerfetzt hier unten ihren Lohn erhalten.<br />
Ein wilder Teufel, der dort hinten steht,<br />
Er ist’s, der jeglichen zerfetzt und schändet,<br />
Mit scharfem Schwert, der dort vorübergeht,<br />
Wenn wir den schmerzensvollen Kreis vollendet;<br />
Weil jede Wunde heilt, wie weit sie klafft,<br />
Eh’ unser <strong>La</strong>uf zu ihm zurück sich wendet.<br />
Doch wer bist du, der dort herniedergafft?<br />
Weilst du noch zögernd über diesen Schlünden,<br />
In welche Klag’ und Urteilsspruch dich schafft?“<br />
” Er ist nicht tot, noch hergeführt von Sünden,“<br />
So sprach mein Meister drauf, zu Mahoms Pein,<br />
” Doch soll er, was die Höll’ umfaßt, ergründen,<br />
Und ich, der tot bin, soll sein Führer sein.<br />
Drum führ’ ich ihn hinab von Rund’ zu Runde,<br />
Und Glauben könnt ihr meinem Wort verleih’n.“<br />
Jetzt blieben hundert wohl im tiefen Grunde,<br />
Nach mir hinblickend, still verwundert stehn,<br />
Vergessend ihre Qual bei dieser Kunde.<br />
13 con quella che sentio di colpi doglie<br />
per contastare a Ruberto Guiscardo;<br />
e l’altra il cui ossame ancor s’accoglie<br />
16 a Ceperan, là dove fu bugiardo<br />
ciascun Pugliese, e là da Tagliacozzo,<br />
dove sanz’arme vinse il vecchio Alardo;<br />
19 e qual forato suo membro e qual mozzo<br />
mostrasse, d’aequar sarebbe nulla<br />
il modo de la nona bolgia sozzo.<br />
22 Già veggia, per mezzul perdere o lulla,<br />
com’io vidi un, così non si pertugia,<br />
rotto dal mento infin dove si trulla.<br />
25 Tra le gambe pendevan le minugia;<br />
la corata pareva e ’l tristo sacco<br />
che merda fa di quel che si trangugia.<br />
28 Mentre che tutto in lui veder m’attacco,<br />
guardommi e con le man s’aperse il petto,<br />
dicendo: ” Or vedi com’io mi dilacco!<br />
31 vedi come storpiato è Mäometto!<br />
Dinanzi a me sen va piangendo Alì,<br />
fesso nel volto dal mento al ciuffetto.<br />
34 E tutti li altri che tu vedi qui,<br />
seminator di scandalo e di scisma<br />
fuor vivi, e però son fessi così.<br />
37 Un diavolo è qua dietro che n’accisma<br />
sì crudelmente, al taglio de la spada<br />
rimettendo ciascun di questa risma,<br />
40 quand’avem volta la dolente strada;<br />
però che le ferite son richiuse<br />
prima ch’altri dinanzi li rivada.<br />
43 Ma tu chi se’ che ’n su lo scoglio muse,<br />
forse per indugiar d’ire a la pena<br />
ch’è giudicata in su le tue accuse?“<br />
46<br />
” Né morte ’l giunse ancor, né colpa ’l mena,“<br />
rispuose ’l mio maestro, a tormentarlo;<br />
”<br />
ma per dar lui esperïenza piena,<br />
49 a me, che morto son, convien menarlo<br />
per lo ’nferno qua giù di giro in giro;<br />
e quest’è ver così com’io ti parlo.“<br />
52 Più fuor di cento che, quando l’udiro,<br />
s’arrestaron nel fosso a riguardarmi<br />
per maraviglia, oblïando il martiro.
Seite 92 Inferno: Canto XXVIII<br />
” Du wirst vielleicht die Sonn’ in kurzem sehn,<br />
Dann sage dem Dolcin, er soll mit Speisen,<br />
Eh’ ihn der Schnee belagert, sich versehn,<br />
Wenn er nicht Lust hat, bald mir nachzureisen.<br />
Allein vollbringt er, was ich riet, so muß<br />
Novaras Heer ihn lang’ umsonst umkreisen.“<br />
Zum Weitergehn erhoben einen Fuß,<br />
Rief dieses Wort mir zu des Mahom Seele,<br />
Und setzt’ ihn hin und ging dann voll Verdruß.<br />
Dann sah ich einen mit durchbohrter ” Kehle,<br />
<strong>Die</strong> Nase bis zum Auge hin zerhau’n,<br />
Und wohl bemerkt’ ich, daß ein Ohr ihm fehle.<br />
Und staunend sah auf mich dies Bild voll Grau’n<br />
Und öffnete zuerst des Schlundes Röhre,<br />
Von außen rot und blutig anzuschau’n.<br />
“Du, nicht verdammt für Sünden, wie ich höre,<br />
Den ich bereits im <strong>La</strong>tierlande sah,<br />
Wenn ich durch Ähnlichkeit mich nicht betöre,<br />
” Kommst du den schönen Ebnen wieder nah,<br />
<strong>Die</strong> von Vercell nach Marcabo sich neigen,<br />
So denk’ an Pier von Medicina da.<br />
Du magst den Besten Panos nicht verschweigen,<br />
Dem Guid und Angiolell, daß, wenn nicht irrt<br />
Mein Geist, dem sich der Zukunft Bilder zeigen,<br />
Nah bei Cattolica, schlau angekirrt,<br />
Vom schändlichsten der Wüteriche verraten,<br />
Das edle Paar ersäuft im Meere wird.<br />
Noch nimmer hat Neptun so schnöde Taten<br />
Von Zypern bis Majorka hin geschaut,<br />
Von Griechenscharen nicht, noch von Piraten.<br />
Der Bub’, auf einem Aug’ von Nacht umgraut,<br />
Jetzt Herr des <strong>La</strong>nds, von welchem mein Geselle<br />
Hier neben wünscht, er hätt’ es nie erschaut,<br />
Ruft sie als Freund und tut an jener Stelle<br />
So, daß sie nicht Gelübd’ tun, noch sich scheu’n,<br />
Wie wild der Wind auch von Focara schwelle.“<br />
Drauf ich: ” Soll dein Gedächtnis sich erneu’n,<br />
So magst du dich zu sagen nicht entbrechen,<br />
Wer muß den Anblick jenes <strong>La</strong>nds bereu’n?“<br />
Da griff er, um den Mund ihm aufzubrechen,<br />
Nach eines andern Kiefer hin und schrie:<br />
” Sieh her, der ist’s, allein er kann nicht sprechen,<br />
55<br />
” Or dì a fra Dolcin dunque che s’armi,<br />
tu che forse vedra’ il sole in breve,<br />
s’ello non vuol qui tosto seguitarmi,<br />
58 sì di vivanda, che stretta di neve<br />
non rechi la vittoria al Noarese,<br />
ch’altrimenti acquistar non saria leve.“<br />
61 Poi che l’un piè per girsene sospese,<br />
Mäometto mi disse esta parola;<br />
indi a partirsi in terra lo distese.<br />
64 Un altro, che forata avea la gola<br />
e tronco ’l naso infin sotto le ciglia,<br />
e non avea mai ch’una orecchia sola,<br />
67 ristato a riguardar per maraviglia<br />
con li altri, innanzi a li altri aprì la canna,<br />
ch’era di fuor d’ogne parte vermiglia,<br />
70 e disse: ” O tu cui colpa non condanna<br />
e cu’ io vidi in su terra latina,<br />
se troppa simiglianza non m’inganna,<br />
73 rimembriti di Pier da Medicina,<br />
se mai torni a veder lo dolce piano<br />
che da Vercelli a Marcabò dichina.<br />
76 E fa sapere a’ due miglior da Fano,<br />
a messer Guido e anco ad Angiolello,<br />
che, se l’antiveder qui non è vano,<br />
79 gittati saran fuor di lor vasello<br />
e mazzerati presso a la Cattolica<br />
per tradimento d’un tiranno fello.<br />
82 Tra l’isola di Cipri e di Maiolica<br />
non vide mai sì gran fallo Nettuno,<br />
non da pirate, non da gente argolica.<br />
85 Quel traditor che vede pur con l’uno,<br />
e tien la terra che tale qui meco<br />
vorrebbe di vedere esser digiuno,<br />
88 farà venirli a parlamento seco;<br />
poi farà sì, ch’al vento di Focara<br />
non sarà lor mestier voto né preco.“<br />
91 E io a lui: ” Dimostrami e dichiara,<br />
se vuo’ ch’i’ porti sù di te novella,<br />
chi è colui da la veduta amara.“<br />
94 Allor puose la mano a la mascella<br />
d’un suo compagno e la bocca li aperse,<br />
gridando: ” Questi è desso, e non favella.
Hölle: Achtundzwanzigster Gesang Pagina 93<br />
Er, der verbannt, einst Cäsarn Mut verlieh,<br />
Und alle seine Zweifel scheucht’, ihm sagend:<br />
“Dem ’Kampfbereiten fromme Zögern nie. ”<br />
O wie jetzt Curio ganz verblüfft und zagend,<br />
<strong>Die</strong> Zunge tief am Schlund verschnitten, stand,<br />
<strong>Die</strong> Zung’, einst kühn und eilig alles wagend –<br />
Und abgeschnitten die und jene Hand,<br />
Stand einer, in die Nacht die Stümpf erhoben,<br />
Das Antlitz blutbespritzt mir zugewandt,<br />
Und rief: “Denkt man des Mosca noch dort oben?<br />
Ich bin’s, der meine Hand zum Morde bot,<br />
Ob des jetzt Tuscien die Partei’n durchtoben. ”<br />
“Der Grund auch war zu deines Stammes Tod! ”<br />
Setzt’ ich hinzu – und, häufend Grau’n auf Grauen,<br />
Zog er davon in höchster Angst und Not.<br />
Ich aber blieb, die andern anzuschauen,<br />
Und was ich sah, so furchtbar und so neu,<br />
Nicht wagt’ ich’s unverbürgt euch zu vertrauen,<br />
Fühlt’ ich nicht mein Gewissen rein und treu,<br />
<strong>Die</strong>s gute feste Schild, den sichern Leiter,<br />
Und so mein Herz befreit von Furcht und Scheu.<br />
Ich sah – noch ist dies Schreckbild mein Begleiter –<br />
Ein Rumpf ging ohne Haupt mit jener Schar<br />
Von Unglücksel’gen in der Tiefe weiter.<br />
Er hielt das abgedchnittne Haupt beim Haar<br />
Und ließ es von der Hand als Leuchte hangen<br />
Und seufzte tief, wie er uns nahe war.<br />
So kam er eins in zwei’n dahergegangen<br />
Und leuchtet’ als <strong>La</strong>terne sich mit sich –<br />
Wie’s möglich, weiß nur der, der’s so verhangen.<br />
Nachdem er bis zum Fuß der Brücke schlich,<br />
Hob er, um näher mir ein Wort zu sagen,<br />
Den Arm zusamt dem Haupte gegen mich,<br />
Und sprach: “Hier sieh die schrecklichste der Plagen!<br />
Du, der du atmend in der Höll’ erscheinst,<br />
Sprich: Ist wohl eine schwerer zu ertragen?<br />
Jetzt horch, wenn du von mir zu künden meinst;<br />
Beltram von Bornio bin ich, und Johannen,<br />
Dem König, gab ich bösen Ratschlag einst,<br />
Darob dann Sohn und Vater Krieg begannen,<br />
Wie zwischen David einst und Absalon,<br />
Durch Ahitophel Fehden sich entspannen.<br />
97 Questi, scacciato, il dubitar sommerse<br />
in Cesare, affermando che ’l fornito<br />
sempre con danno l’attender sofferse.“<br />
100 Oh quanto mi pareva sbigottito<br />
con la lingua tagliata ne la strozza<br />
Curïo, ch’a dir fu così ardito!<br />
103 E un ch’avea l’una e l’altra man mozza,<br />
levando i moncherin per l’aura fosca,<br />
sì che ’l sangue facea la faccia sozza,<br />
106 gridò: ” Ricordera’ ti anche del Mosca,<br />
che disse, lasso!, ’Capo ha cosa fatta’,<br />
che fu mal seme per la gente tosca.“<br />
109 E io li aggiunsi: ” E morte di tua schiatta“;<br />
per ch’elli, accumulando duol con duolo,<br />
sen gio come persona trista e matta.<br />
112 Ma io rimasi a riguardar lo stuolo,<br />
e vidi cosa ch’io avrei paura,<br />
sanza più prova, di contarla solo;<br />
115 se non che coscïenza m’assicura,<br />
la buona compagnia che l’uom francheggia<br />
sotto l’asbergo del sentirsi pura.<br />
118 Io vidi certo, e ancor par ch’io ’l veggia,<br />
un busto sanza capo andar sì come<br />
andavan li altri de la trista greggia;<br />
121 e ’l capo tronco tenea per le chiome,<br />
pesol con mano a guisa di lanterna:<br />
e quel mirava noi e dicea: ” Oh me!“<br />
124 Di sé facea a sé stesso lucerna,<br />
ed eran due in uno e uno in due;<br />
com’esser può, quei sa che sì governa.<br />
127 Quando diritto al piè del ponte fue,<br />
levò ’l braccio alto con tutta la testa<br />
per appressarne le parole sue,<br />
130 che fuoro: ” Or vedi la pena molesta,<br />
tu che, spirando, vai veggendo i morti:<br />
vedi s’alcuna è grande come questa.<br />
133 E perché tu di me novella porti,<br />
sappi ch’i’ son Bertram dal Bornio, quelli<br />
che diedi al re giovane i ma’ conforti.<br />
136 Io feci il padre e ’l figlio in sé ribelli;<br />
Achitofèl non fé più d’Absalone<br />
e di Davìd coi malvagi punzelli.
Seite 94 Inferno: Canto XXIX<br />
Mein Hirn nun muß ich zum gerechten Lohn<br />
Getrennt von seinem Quell im Rumpfe sehen,<br />
Weil ich getrennt den Vater und den Sohn,<br />
Und so, wie ich getan, ist mir geschehen. ”<br />
139 Perch’io parti’ così giunte persone,<br />
partito porto il mio cerebro, lasso!,<br />
dal suo principio ch’è in questo troncone.<br />
142 Così s’osserva in me lo contrapasso.“<br />
Neunundzwanzigster Gesang Canto XXIX<br />
Das viele Volk und die verschiednen Wunden,<br />
Sie hatten so die Augen mir berauscht,<br />
Daß sie vom Schau’n mir ganz voll Zähren stunden.<br />
Da sprach Virgil: ” Was willst du noch? Was lauscht<br />
Und starrt dein Auge so nach diesen Gründen,<br />
Wo’s Greuelbild um Greuelbild vertauscht?<br />
Nicht also tatst du in den andern Schlünden.<br />
An zweiundzwanzig Miglien kreist dies Tal,<br />
Drum kannst du hier nicht jegliches ergründen.<br />
Schon unter unserm Fuß glänzt Lunens Strahl,<br />
Und wenig dürfen wir uns nur verweilen,<br />
Denn noch zu sehn ist viel und große Qual.“<br />
Ich sprach: ” Erlaubtest du, dir mitzuteilen,<br />
Welch einen Grund ich hatt’, hinabzuspäh’n,<br />
So würdest du wohl minder mich beeilen.“<br />
Er ging und ich ihm nach und gab im Gehn<br />
Dem Meister von dem Grund des Forschens Kunde<br />
Und sprach: ” Wohl hab’ ich scharf hinabgesehn,<br />
Denn eine Seele wohnt in diesem Schlunde<br />
Von meinem Stamm, und sicher ist an ihr<br />
Bestraft die Schuld durch manche schwere Wunde.“<br />
Mein Meister sprach darauf: ” Nicht mache dir<br />
Noch länger Sorg’ um diesen Anverwandten;<br />
An andres denk’, er aber bleibe hier.<br />
Ich sah ihn bei der Brücke den Bekannten<br />
Dich zeigen und dir mit dem Finger droh’n<br />
Und hörte, wie sie ihn del Bello nannten.<br />
Doch du bemerktest eben nichts davon,<br />
Weil auf dem Beltram deine Blicke weilten.<br />
Als dieser ging, war jener schon entfloh’n.“<br />
” Weil Rach’ und Schwert des Feindes ihn ereilten“,<br />
Sprach ich, und keiner seinen Tod gerächt,<br />
”<br />
Von allen denen, so die Kränkung teilten,<br />
Zürnt’ er auf mich und zürnt’ auf sein Geschlecht<br />
Und ging drum, ohne mich zu sprechen, weiter,<br />
Und darin, glaub’ ich, hat der Arme recht.“<br />
1 <strong>La</strong> molta gente e le diverse piaghe<br />
avean le luci mie sì inebrïate,<br />
che de lo stare a piangere eran vaghe.<br />
4 Ma Virgilio mi disse: ” Che pur guate?<br />
perché la vista tua pur si soffolge<br />
là giù tra l’ombre triste smozzicate?<br />
7 Tu non hai fatto sì a l’altre bolge;<br />
pensa, se tu annoverar le credi,<br />
che miglia ventidue la valle volge.<br />
10 E già la luna è sotto i nostri piedi;<br />
lo tempo è poco omai che n’è concesso,<br />
e altro è da veder che tu non vedi.“<br />
13<br />
” Se tu avessi,“ rispuos’io appresso,<br />
” atteso a la cagion per ch’io guardava,<br />
forse m’avresti ancor lo star dimesso.“<br />
16 Parte sen giva, e io retro li andava,<br />
lo duca, già faccendo la risposta,<br />
e soggiugnendo: ” Dentro a quella cava<br />
19 dov’io tenea or li occhi sì a posta,<br />
credo ch’un spirto del mio sangue pianga<br />
la colpa che là giù cotanto costa.“<br />
22 Allor disse ’l maestro: ” Non si franga<br />
lo tuo pensier da qui innanzi sovr’ello.<br />
Attendi ad altro, ed ei là si rimanga;<br />
25 ch’io vidi lui a piè del ponticello<br />
mostrarti e minacciar forte col dito,<br />
e udi’ ’l nominar Geri del Bello.<br />
28 Tu eri allor sì del tutto impedito<br />
sovra colui che già tenne Altaforte,<br />
che non guardasti in là, sì fu partito.“<br />
31<br />
” O duca mio, la vïolenta morte<br />
che non li è vendicata ancor,“ diss’io,<br />
” per alcun che de l’onta sia consorte,<br />
34 fece lui disdegnoso; ond’el sen gio<br />
sanza parlarmi, sì com’ïo estimo:<br />
e in ciò m’ ha el fatto a sé più pio.“
Hölle: Neunundzwanzigster Gesang Pagina 95<br />
Nun folgt’ ich hin zum Felsen meinem Leiter,<br />
Von wo man überblickt den nächsten Schlund,<br />
Wär’ irgend nur von Licht die Tiefe heiter.<br />
Von seiner Höh’ ward unserm Auge kund<br />
Der letzte Klosterbann von Übelsäcken,<br />
Und viel Bekehrte waren tief im Grund.<br />
Und gleich den Pfeilen drangen, mir zum Schrecken,<br />
Gespitzt durch Mitleid, Jammertön’ heraus<br />
Und zwangen mich, die Ohren zu bedecken.<br />
Wär’ aller Schmerz aus jedem Krankenhaus<br />
Zur Zeit, da wild die Sommergluten flammen,<br />
Und Valdichianas und Sardiniens Graus<br />
Und Seuch’ und Pest in einem Schlund beisammen,<br />
Nicht ärger wär’s als hier, wo fauler Duft<br />
Und Stank vom Eiter in den Lüften schwammen.<br />
Wir stiegen auf den Rand der letzten Kluft<br />
Vom langen Felsen niederwärts zur Linken,<br />
Und deutlicher erschien der Schoß der Gruft.<br />
In diesem Grund läßt nach des Höchsten Winken<br />
<strong>Die</strong> nimmer irrende Gerechtigkeit<br />
Zur wohlverdienten Quäl die Fälscher sinken.<br />
Nicht in Ägina ist vor alter Zeit<br />
Des Volkes Anblick trauriger gewesen,<br />
Das krank darniedersank, dem Tod geweiht,<br />
Ja bis zum kleinsten Wurm jedwedes Wesen,<br />
Durch tückisch böse Luft, worauf im <strong>La</strong>nd,<br />
Wie wir für sicher in den Dichtern lesen,<br />
Ein neues Volk aus Ämsenbrut entstand;<br />
Als hier zu sehn war, wie sich schwach und siechend<br />
Das Geistervolk in manchem Haufen wand.<br />
<strong>Die</strong> einen auf der andern Rücken liegend,<br />
<strong>Die</strong> auf dem Bauch, und die von einem Ort<br />
Zum andern hin auf allen vieren kriechend.<br />
Wir gingen Schritt um Schritt und schweigend fort,<br />
Sahn Kranke dort, unfähig aufzustehen<br />
Und horchten auf ihr kläglich Jammerwort.<br />
Sich gegenseitig stützend, saßen zween,<br />
Wie in der Küche Pfann’ an Pfanne lehnt,<br />
Mit Grind gefleckt vom Kopf bis zu den Zehen.<br />
Gleich wie ein Stallknecht, der nach Schlaf sich sehnt<br />
Und bald sein Tagwerk hofft vollbracht zu haben,<br />
<strong>Die</strong> Striegel eiligst führt und öfters gähnt;<br />
37 Così parlammo infino al loco primo<br />
che de lo scoglio l’altra valle mostra,<br />
se più lume vi fosse, tutto ad imo.<br />
40 Quando noi fummo sor l’ultima chiostra<br />
di Malebolge, sì che i suoi conversi<br />
potean parere a la veduta nostra,<br />
43 lamenti saettaron me diversi,<br />
che di pietà ferrati avean li strali;<br />
ond’io li orecchi con le man copersi.<br />
46 Qual dolor fora, se de li spedali<br />
di Valdichiana tra ’l luglio e ’l settembre<br />
e di Maremma e di Sardigna i mali<br />
49 fossero in una fossa tutti ’nsembre,<br />
tal era quivi, e tal puzzo n’usciva<br />
qual suol venir de le marcite membre.<br />
52 Noi discendemmo in su l’ultima riva<br />
del lungo scoglio, pur da man sinistra;<br />
e allor fu la mia vista più viva<br />
55 giù ver’ lo fondo, là ’ve la ministra<br />
de l’alto Sire infallibil giustizia<br />
punisce i falsador che qui registra.<br />
58 Non credo ch’a veder maggior tristizia<br />
fosse in Egina il popol tutto infermo,<br />
quando fu l’aere sì pien di malizia,<br />
61 che li animali, infino al picciol vermo,<br />
cascaron tutti, e poi le genti antiche,<br />
secondo che i poeti hanno per fermo,<br />
64 si ristorar di seme di formiche;<br />
ch’era a veder per quella oscura valle<br />
languir li spirti per diverse biche.<br />
67 Qual sovra ’l ventre e qual sovra le spalle<br />
l’un de l’altro giacea, e qual carpone<br />
si trasmutava per lo tristo calle.<br />
70 Passo passo andavam sanza sermone,<br />
guardando e ascoltando li ammalati,<br />
che non potean levar le lor persone.<br />
73 Io vidi due sedere a sé poggiati,<br />
com’a scaldar si poggia tegghia a tegghia,<br />
dal capo al piè di schianze macolati;<br />
76 e non vidi già mai menare stregghia<br />
a ragazzo aspettato dal segnorso,<br />
né a colui che mal volontier vegghia,
Seite 96 Inferno: Canto XXIX<br />
So sah ich sie sich mit den Nägeln schaben<br />
Und hier und dort sich kratzen und geschwind,<br />
So gut es ging, ihr wütend Jucken laben.<br />
Und schnell war unter ihren Klau’n der Grind<br />
Wie Schuppen von den Barschen abgegangen,<br />
<strong>Die</strong> unterm Messer schneller Köche sind.<br />
” Du, vor des Fingern Schien’ und Masche sprangen,“<br />
Begann Virgil zu einem von den zwei’n,<br />
” Und der du sie auch oft gebrauchst wie Zangen,<br />
” Doch wer du bist, magst du mir erst vertrauen.“<br />
Sprich: Fanden sich auch hier <strong>La</strong>teiner ein<br />
Und mögen dich zu kratzen und zu krauen,<br />
Dafür dir ewig scharf die Nägel sein.“<br />
” <strong>La</strong>teiner kannst du in uns beiden schauen,“<br />
Erwidert einer drauf, von Qual durchbebt,<br />
Mein Führer sprach: ” Von Fels zu Felsen strebt<br />
Mein Fuß hinab in diesen Finsternissen;<br />
<strong>Die</strong> Höll’ zeig’ ich diesem, der da lebt.“<br />
Da schien das Band, das beide hielt, zerrissen,<br />
Und jeder, dem’s der Rückhall kundgetan,<br />
War zitternd nur mich anzuschau’n beflissen.<br />
Dicht drängte sich an mich mein Meister an<br />
Und sprach: ” Du magst sie nach Belieben fragen!“<br />
Und ich, da er es so gewollt, begann:<br />
” Soll dein Gedächtnis noch in späten Tagen<br />
Auf unsrer Welt und in der Menschen Geist<br />
Erhalten sein, so magst du jetzo sagen,<br />
Wie du dich nennst und deine Heimat heißt?<br />
Und, trotz der ekeln Qual, nimm dich zusammen,<br />
Daß du in deinen Reden offen seist.“<br />
” Mich zeugt’ Arezzo, und den Tod in Flammen<br />
Verschafft’ einst Albero von Siena mir,<br />
Doch andrer Grund hieß Minos mich verdammen.<br />
Wahr ist’s, ich sagt’ im Scherz: ins Luftrevier<br />
Verstünd’ ich mich im Fluge hinzuschwingen.<br />
Er, klein an Witz und groß an Neubegier,<br />
Bat mich, ihm diese Kenntnis beizubringen,<br />
Und nur weil er durch mich kein Dädal ward,<br />
Befahl sein Vater dann, mich umzubringen.<br />
Doch Minos, dem sich alles offenbart,<br />
Hat, weil ich mich der Alchimie ergeben,<br />
Im letzten Schlund der zehen mich verwahrt.“<br />
79 come ciascun menava spesso il morso<br />
de l’unghie sopra sé per la gran rabbia<br />
del pizzicor, che non ha più soccorso;<br />
82 e sì traevan giù l’unghie la scabbia,<br />
come coltel di scardova le scaglie<br />
o d’altro pesce che più larghe l’abbia.<br />
85<br />
” O tu che con le dita ti dismaglie,“<br />
cominciò ’l duca mio a l’un di loro,<br />
” e che fai d’esse talvolta tanaglie,<br />
88 dinne s’alcun <strong>La</strong>tino è tra costoro<br />
che son quinc’entro, se l’unghia ti basti<br />
etternalmente a cotesto lavoro.“<br />
91<br />
” <strong>La</strong>tin siam noi, che tu vedi sì guasti<br />
qui ambedue,“ rispuose l’un piangendo;<br />
” ma tu chi se’ che di noi dimandasti?“<br />
94 E ’l duca disse: ” I’ son un che discendo<br />
con questo vivo giù di balzo in balzo,<br />
e di mostrar lo ’nferno a lui intendo.“<br />
97 Allor si ruppe lo comun rincalzo;<br />
e tremando ciascuno a me si volse<br />
con altri che l’udiron di rimbalzo.<br />
100 Lo buon maestro a me tutto s’accolse,<br />
dicendo: ” Dì a lor ciò che tu vuoli“;<br />
e io incominciai, poscia ch’ei volse:<br />
103<br />
” Se la vostra memoria non s’imboli<br />
nel primo mondo da l’umane menti,<br />
ma s’ella viva sotto molti soli,<br />
106 ditemi chi voi siete e di che genti;<br />
la vostra sconcia e fastidiosa pena<br />
di palesarvi a me non vi spaventi.“<br />
109<br />
” Io fui d’Arezzo, e Albero da Siena,“<br />
rispuose l’un, mi fé mettere al foco;<br />
”<br />
ma quel per ch’io mori’ qui non mi mena.<br />
112 Vero è ch’i’ dissi lui, parlando a gioco:<br />
“I’ mi saprei levar per l’aere a volo ” ;<br />
e quei, ch’avea vaghezza e senno poco,<br />
115 volle ch’i’ li mostrassi l’arte; e solo<br />
perch’io nol feci Dedalo, mi fece<br />
ardere a tal che l’avea per figliuolo.<br />
118 Ma ne l’ultima bolgia de le diece<br />
me per l’alchìmia che nel mondo usai<br />
dannò Minòs, a cui fallar non lece.“
Hölle: Dreißigster Gesang Pagina 97<br />
Zum Dichter sagt’ ich: ” Sprich, ob man im Leben<br />
So eitles Volk wie die Sanesen fand?<br />
Selbst die Franzosen sind ja nichts daneben.“<br />
Der andre Grind’ge, welcher mich verstand,<br />
Rief: ” Mag nur Stricca ausgenommen bleiben,<br />
Der all sein Gut so klüglich angewandt;<br />
Und Nikel, dem die Ehre zuzuschreiben,<br />
Daß er zuerst die Braten wohl gewürzt,<br />
Dort, wo dergleichen Saaten wohl bekleiben;<br />
Und jener Klub, der wohl die Zeit gekürzt,<br />
In dem Caccia d’Ascian samt seinem Witze,<br />
Auch Wald und Weinberg durch den Schlund gestürzt.<br />
Doch willst du wissen, wer dir half, so spitze<br />
Den Blick auf mich und stelle dich dahin,<br />
Gerade gegenüber meinem Sitze;<br />
Dann wirst du sehn, daß ich Capocchio bin.<br />
Metall verfälscht’ ich, daß ich Gold erschaffe,<br />
Und, sah ich recht, so ist dir’s noch im Sinn,<br />
121 E io dissi al poeta: ” Or fu già mai<br />
gente sì vana come la sanese?<br />
Certo non la francesca sì d’assai!“<br />
124 Onde l’altro lebbroso, che m’intese,<br />
rispuose al detto mio: ” Tra’ mene Stricca<br />
che seppe far le temperate spese,<br />
127 e Niccolò che la costuma ricca<br />
del garofano prima discoverse<br />
ne l’orto dove tal seme s’appicca;<br />
130 e tra’ ne la brigata in che disperse<br />
Caccia d’Ascian la vigna e la gran fonda,<br />
e l’Abbagliato suo senno proferse.<br />
133 Ma perché sappi chi sì ti seconda<br />
contra i Sanesi, aguzza ver’ me l’occhio,<br />
sì che la faccia mia ben ti risponda:<br />
136 sì vedrai ch’io son l’ombra di Capocchio,<br />
che falsai li metalli con l’alchìmia;<br />
e te dee ricordar, se ben t’adocchio,<br />
Ich war von der Natur ein guter Affe“. 139 com’io fui di natura buona scimia.“<br />
Dreißigster Gesang Canto XXX<br />
Zur Zeit, da Junos Herz in Zorn geraten<br />
Ob Semeles, in Zorn auf Thebens Blut,<br />
Wie sie so manches Mal gezeigt durch Taten,<br />
Ergriff den Athamas so tolle Wut,<br />
Daß er, als auf sein Weib der Blick gefallen,<br />
Das jeden Arm mit einem Sohn belud,<br />
Den wilden Ruf des Wahnsinns ließ erschallen:<br />
” <strong>Die</strong> Löwin samt den Jungen sei gefaßt!“<br />
Dann streckt er aus die mitleidlosen Krallen;<br />
Und wie er einen, den Learch, mit Hast<br />
Gepackt, geschwenkt und am Gestein zerschlagen,<br />
Ertränkte sie sich mit der zweiten <strong>La</strong>st.<br />
Und als das Glück, das alles kühn zu wagen,<br />
<strong>Die</strong> stolzen Troer trieb, sein Rad gewandt,<br />
So daß zusammen Reich und Fürst erlagen,<br />
Und Hekuba, gefangen und verbannt,<br />
Geopfert die Polyxena erblickte,<br />
Und sie ihr Mißgeschick an Thraziens Strand<br />
Zum Leichnam ihres Polydorus schickte,<br />
Da bellte sie, wahnsinnig, wie ein Hund,<br />
Weil Schmerz den Geist verkehrt’ und ganz bestrickte.<br />
1 Nel tempo che Iunone era crucciata<br />
per Semelè contra ’l sangue tebano,<br />
come mostrò una e altra fïata,<br />
4 Atamante divenne tanto insano,<br />
che veggendo la moglie con due figli<br />
andar carcata da ciascuna mano,<br />
7 gridò: ” Tendiam le reti, sì ch’io pigli<br />
la leonessa e ’ leoncini al varco“;<br />
e poi distese i dispietati artigli,<br />
10 prendendo l’un ch’avea nome Learco,<br />
e rotollo e percosselo ad un sasso;<br />
e quella s’annegò con l’altro carco.<br />
13 E quando la fortuna volse in basso<br />
l’altezza de’ Troian che tutto ardiva,<br />
sì che ’nsieme col regno il re fu casso,<br />
16 Ecuba trista, misera e cattiva,<br />
poscia che vide Polissena morta,<br />
e del suo Polidoro in su la riva<br />
19 del mar si fu la dolorosa accorta,<br />
forsennata latrò sì come cane;<br />
tanto il dolor le fé la mente torta.
Seite 98 Inferno: Canto XXX<br />
Doch nichts in Theben ward noch Troja kund<br />
Von einer Wut, die Vieh und Menschen packte,<br />
Wie ich hier sah in diesem zehnten Schlund.<br />
Ein Paar von Geistern, totenfahle, nackte,<br />
Brach vor, so wie aus seinem Stall das Schwein,<br />
Indem’s auf alles mit den Hauern hackte.<br />
Der schlug sie in den Hals Capocchios ein<br />
Und schleppt’ ihn fort, und nicht gar sanft gerieben<br />
Ward ihm dabei der Bauch am harten Stein.<br />
Der Aretiner, der voll Angst geblieben,<br />
Sprach: ” Schicchi ist’s, der tolle Poltergeist,<br />
Der solch ein wütend Spiel schon oft getrieben.“<br />
” Wie du geschützt vor jenes Hauern seist,“<br />
Entgegnet’ ich, so sprich, eh’ er entronnen,<br />
”<br />
Wer dieser Schatten ist und wie er heißt.“<br />
” <strong>Die</strong> Myrrha ist’s, die schnöden Trug ersonnen,“<br />
Erwidert’ er, die mehr als sich gebührt<br />
”<br />
Vor alter Zeit den Vater liebgewonnen,<br />
Und die mit ihm das Werk der Lust vollführt,<br />
Weil sie die fremde Form sich angedichtet;<br />
Wie jener, der Capocchio dort entführt,<br />
Weil Simon ihn durchs beste Roß verpflichtet,<br />
Als falscher Buoso sich ins Bett gelegt<br />
Und so für ihn ein Testament errichtet.“<br />
Als nun die Tollen sich vorbeibewegt,<br />
Ließ ich mein Auge durch die Tiefe streichen<br />
Und sah, was sonst der Schlund an Sündern hegt.<br />
Der eine war der <strong>La</strong>ute zu vergleichen,<br />
Hätt’ ihm ein Schnitt die Gabel weggeschafft,<br />
<strong>Die</strong> jeder Mensch hat abwärts von den Weichen.<br />
<strong>Die</strong> Wassersucht, durch schlechtverkochten Saft<br />
Ein Glied abmagernd und das andre blähend,<br />
<strong>Die</strong> hart den Bauch macht, das Gesicht erschlafft,<br />
Hielt ihm die beiden Lippen offen stehend,<br />
<strong>Die</strong> nach dem Kinn, und die emporgekehrt,<br />
Und dem Schwindsücht’gen gleich, vor Durst vergehend.<br />
” Ihr, die ihr schmerzlos geht und unversehrt,<br />
Wie? weiß ich nicht, in diesen Schmerzenstalen,“<br />
Er sprach’s, o schaut und merkt und seid belehrt<br />
”<br />
Von Meister Adams schreckenvollen Qualen.<br />
Kein Tröpflein, ach, stillt hier des Durstes Glüh’n;<br />
Dort konnt’ ich, was ich nur gewünscht, bezahlen.<br />
22 Ma né di Tebe furie né troiane<br />
si vider mäi in alcun tanto crude,<br />
non punger bestie, nonché membra umane,<br />
25 quant’io vidi in due ombre smorte e nude,<br />
che mordendo correvan di quel modo<br />
che ’l porco quando del porcil si schiude.<br />
28 L’una giunse a Capocchio, e in sul nodo<br />
del collo l’assannò, sì che, tirando,<br />
grattar li fece il ventre al fondo sodo.<br />
31 E l’Aretin che rimase, tremando<br />
mi disse: ” Quel folletto è Gianni Schicchi,<br />
e va rabbioso altrui così conciando.“<br />
34<br />
” Oh,“ diss’io lui, se l’altro non ti ficchi<br />
”<br />
li denti a dosso, non ti sia fatica<br />
a dir chi è, pria che di qui si spicchi.“<br />
37 Ed elli a me: ” Quell’è l’anima antica<br />
di Mirra scellerata, che divenne<br />
al padre, fuor del dritto amore, amica.<br />
40 Questa a peccar con esso così venne,<br />
falsificando sé in altrui forma,<br />
come l’altro che là sen va, sostenne,<br />
43 per guadagnar la donna de la torma,<br />
falsificare in sé Buoso Donati,<br />
testando e dando al testamento norma.“<br />
46 E poi che i due rabbiosi fuor passati<br />
sovra cu’ io avea l’occhio tenuto,<br />
rivolsilo a guardar li altri mal nati.<br />
49 Io vidi un, fatto a guisa di lëuto,<br />
pur ch’elli avesse avuta l’anguinaia<br />
tronca da l’altro che l’uomo ha forcuto.<br />
52 <strong>La</strong> grave idropesì, che sì dispaia<br />
le membra con l’omor che mal converte,<br />
che ’l viso non risponde a la ventraia,<br />
55 faceva lui tener le labbra aperte<br />
come l’etico fa, che per la sete<br />
l’un verso ’l mento e l’altro in sù rinverte.<br />
58<br />
” O voi che sanz’alcuna pena siete,<br />
e non so io perché, nel mondo gramo,“<br />
diss’elli a noi, guardate e attendete<br />
”<br />
61 a la miseria del maestro Adamo;<br />
io ebbi, vivo, assai di quel ch’i’ volli,<br />
e ora, lasso!, un gocciol d’acqua bramo.
Hölle: Dreißigster Gesang Pagina 99<br />
<strong>Die</strong> muntern Bächlein, die vom Hügelgrün<br />
Des Casentin zum Arno niederrollen<br />
Und frisch und lind des Bettes Rand besprüh’n,<br />
Ach, daß sie mir sich ewig zeigen sollen,<br />
Und nicht umsonst – mehr, als die Wassersucht,<br />
Entflammt dies Bild den Durst des Jammervollen.<br />
Denn die Gerechtigkeit, die mich verflucht,<br />
Treibt durch den Ort, wo ich in Schuld verfallen,<br />
Zu größrer Eile meiner Seufzer Flucht.<br />
Dort liegt Romena, wo ich mit Metallen<br />
Geringern Werts verfälscht das gute Geld,<br />
Weshalb ich dort der Flamm’ anheimgefallen.<br />
Doch wäre Guido nur mir beigesellt,<br />
Und jeder, der zum <strong>La</strong>ster mich verführte,<br />
Ich gäbe drum den schönsten Quell der Welt.<br />
Zwar, wenn der Tolle Wahrheit sagt, so spürte<br />
Er jüngst den einen auf in dieser Nacht.<br />
Doch da dies übel meine Glieder schnürte,<br />
Was hilft es mir? Hätt’ ich nur so viel Macht,<br />
Um zollweis’ im Jahrhundert vorzuschreiten,<br />
Ich hätte schon mich auf den Weg gemacht,<br />
Ihn suchend durch dies Tal nach allen Seiten,<br />
Mag’s in der Rund’ auch sich elf Miglien zieh’n,<br />
Und minder nicht als eine halbe breiten.<br />
Bei diesen Krüppeln hier bin ich durch ihn,<br />
Denn er hat mich verführt, daß ich den Gulden<br />
An schlechterm Zusatz drei Karat verlieh’n.“<br />
Und ich: ” Was mochten jene zwei verschulden,<br />
<strong>Die</strong>, dampfend, wie im Frost die nasse Hand,<br />
Fest an dir liegend, ihre Straf erdulden?“<br />
Er sprach: ” Sie liegen fest, wie ich sie fand,<br />
Als ich hierhergeschneit nach Minos’ Winken,<br />
Und werden ewiglich nicht umgewandt.<br />
<strong>Die</strong> ist das Weib des Potiphar; zur Linken<br />
Liegt Sinon mir, berühmt durch Trojas Roß.<br />
Im faulen Fieber liegen sie und stinken.“<br />
Und dieser Letzte, den’s vielleicht verdroß,<br />
Daß Meister Adams Wort ihn so verhöhnte,<br />
Gab auf den harten Wanst ihm einen Stoß,<br />
Daß dieser gleich der besten Trommel tönte.<br />
Doch in das Angesicht des andern warf<br />
Herr Adam die gleich harte Faust und stöhnte:<br />
64 Li ruscelletti che d’i verdi colli<br />
del Casentin discendon giuso in Arno,<br />
faccendo i lor canali freddi e molli,<br />
67 sempre mi stanno innanzi, e non indarno,<br />
ché l’imagine lor vie più m’asciuga<br />
che ’l male ond’io nel volto mi discarno.<br />
70 <strong>La</strong> rigida giustizia che mi fruga<br />
tragge cagion del loco ov’io peccai<br />
a metter più li miei sospiri in fuga.<br />
73 Ivi è Romena, là dov’io falsai<br />
la lega suggellata del Batista;<br />
per ch’io il corpo sù arso lasciai.<br />
76 Ma s’io vedessi qui l’anima trista<br />
di Guido o d’Alessandro o di lor frate,<br />
per Fonte Branda non darei la vista.<br />
79 Dentro c’è l’una già, se l’arrabbiate<br />
ombre che vanno intorno dicon vero;<br />
ma che mi val, c’ ho le membra legate?<br />
82 S’io fossi pur di tanto ancor leggero<br />
ch’i’ potessi in cent’anni andare un’oncia,<br />
io sarei messo già per lo sentiero,<br />
85 cercando lui tra questa gente sconcia,<br />
con tutto ch’ella volge undici miglia,<br />
e men d’un mezzo di traverso non ci ha.<br />
88 Io son per lor tra sì fatta famiglia;<br />
e’ m’indussero a batter li fiorini<br />
ch’avevan tre carati di mondiglia.“<br />
91 E io a lui: ” Chi son li due tapini<br />
che fumman come man bagnate ’l verno,<br />
giacendo stretti a’ tuoi destri confini?“<br />
94<br />
” Qui li trovai – e poi volta non dierno – ,“<br />
rispuose, quando piovvi in questo greppo,<br />
”<br />
e non credo che dieno in sempiterno.<br />
97 L’una è la falsa ch’accusò Gioseppo;<br />
l’altr’è ’l falso Sinon greco di Troia:<br />
per febbre aguta gittan tanto leppo.“<br />
100 E l’un di lor, che si recò a noia<br />
forse d’esser nomato sì oscuro,<br />
col pugno li percosse l’epa croia.<br />
103 Quella sonò come fosse un tamburo;<br />
e mastro Adamo li percosse il volto<br />
col braccio suo, che non parve men duro,
Seite 100 Inferno: Canto XXX<br />
” Ob ich mich gleich nicht fortbewegen darf,<br />
Doch ist mein Arm noch, wie du eben spürtest,<br />
Noch frei und flink zu solcherlei Bedarf.“<br />
” Als du zum Feuer gingst,“ rief Sinon, ” rührtest<br />
Du nicht den Arm schnell, wie er eben war,<br />
Doch schneller, da du einst den Stempel führtest.“<br />
Der Wassersücht’ge: ” Darin sprichst du wahr,<br />
Doch stelltest du in Troja kein Exempel<br />
Von einem so wahrhaft’gen Zeugnis dar.“<br />
” Fälscht’ ich das Wort, so fälschtest du den Stempel.<br />
Hier bin ich doch für einen Fehler nur,<br />
Du aber dientest stets in Satans Tempel.“<br />
So Sinon. Denk’ ans Roß, du Schelm!“ so fuhr<br />
”<br />
Ihn jener an mit dem geschwollnen Bauche,<br />
” Qual sei dir, daß es alle Welt erfuhr.“<br />
” Qual sei dir“, rief der Grieche drauf, die Jauche,<br />
”<br />
Und blähe stets zum Bollwerk deinen Wanst,<br />
Der Durst, der deine Zung’ in Flammen tauche.“<br />
Der Münzer: ” Der du stets auf Lügen sannst,<br />
Dein Maul zerreiße dir für solch Erfrechen!<br />
Wenn du mich dürstend. schwellend sehen kannst,<br />
So möge Durst dich quälen, Kopfweh stechen.<br />
Sprach’ einer kurz: Sauf aus den ganzen Bach!<br />
Du würdest dessen wohl dich nicht entbrechen.“<br />
Ich horchte stumm, was der und jener sprach,<br />
Da rief Virgil: ” Nun, wirst du endlich kommen?<br />
Zu lange sah ich schon der Neugier nach.“<br />
Als ich des Meisters Wort voll Zorn vernommen,<br />
Wandt’ ich voll Scham zu ihm das Angesicht<br />
Und fühle jetzt noch mich von Scham entglommen.<br />
Wie man im schreckenvollen Traumgesicht<br />
Zu wünschen pflegt, daß man nur träumen möge,<br />
Und das, was ist, ersehnt, als wär’ es nicht;<br />
So bangt’ ich, daß mir Scham das Wort entzöge;<br />
Entschuld’gen wollt’ ich mich – Entschuld’gung kam,<br />
Indem ich glaubte, daß ich’s nicht vermöge.<br />
Da sprach mein guter Meister: ” Mindre Scham<br />
Wäscht größern Fehler ab, als du begangen,<br />
Darum entlaste dich von jedem Gram;<br />
Doch wenn wir je zu solchem Streit gelangen,<br />
So denke stets, daß ich dir nahe bin,<br />
Und bleibe nicht daran voll Neugier hangen;<br />
106 dicendo a lui: ” Ancor che mi sia tolto<br />
lo muover per le membra che son gravi,<br />
ho io il braccio a tal mestiere sciolto.“<br />
109 Ond’ei rispuose: ” Quando tu andavi<br />
al fuoco, non l’avei tu così presto;<br />
ma sì e più l’avei quando coniavi.“<br />
112 E l’idropico: ” Tu di’ ver di questo:<br />
ma tu non fosti sì ver testimonio<br />
là ’ve del ver fosti a Troia richesto.“<br />
115<br />
118<br />
121<br />
” S’io dissi falso, e tu falsasti il conio,“<br />
disse Sinon; e son qui per un fallo,<br />
”<br />
e tu per più ch’alcun altro demonio!“<br />
” Ricorditi, spergiuro, del cavallo,“<br />
rispuose quel ch’avëa infiata l’epa;<br />
” e sieti reo che tutto il mondo sallo!“<br />
” E te sia rea la sete onde ti crepa,“<br />
disse ’l Greco, la lingua, e l’acqua marcia<br />
”<br />
che ’l ventre innanzi a li occhi sì t’assiepa!“<br />
124 Allora il monetier: ” Così si squarcia<br />
la bocca tua per tuo mal come suole;<br />
ché, s’i’ ho sete e omor mi rinfarcia,<br />
127 tu hai l’arsura e ’l capo che ti duole,<br />
e per leccar lo specchio di Narcisso,<br />
non vorresti a ’nvitar molte parole.“<br />
130 Ad ascoltarli er’io del tutto fisso,<br />
quando ’l maestro mi disse: ” Or pur mira,<br />
che per poco che teco non mi risso!“<br />
133 Quand’io ’l senti’ a me parlar con ira,<br />
volsimi verso lui con tal vergogna,<br />
ch’ancor per la memoria mi si gira.<br />
136 Qual è colui che suo dannaggio sogna,<br />
che sognando desidera sognare,<br />
sì che quel ch’è, come non fosse, agogna,<br />
139 tal mi fec’io, non possendo parlare,<br />
che disïava scusarmi, e scusava<br />
me tuttavia, e nol mi credea fare.<br />
142<br />
” Maggior difetto men vergogna lava,“<br />
disse ’l maestro, che ’l tuo non è stato;<br />
”<br />
però d’ogne trestizia ti disgrava.<br />
145 E fa ragion ch’io ti sia sempre allato,<br />
se più avvien che fortuna t’accoglia<br />
dove sien genti in simigliante piato:<br />
Denn drauf zu horchen, zeigt gemeinen Sinn.“ 148 ché voler ciò udire è bassa voglia.“
Hölle: Einunddreißigster Gesang Pagina 101<br />
Einunddreißigster Gesang Canto XXXI<br />
<strong>Die</strong>selbe Zunge, die mich erst verletzte<br />
Und beide Wangen überzog mit Rot,<br />
War’s, die mich dann mit Arzeneien letzte.<br />
So, hör’ ich, hat der Speer Achills gedroht,<br />
Und seines Vaters, der mit einem Zücken<br />
Verletzt’ und mit dem andern Hilfe bot.<br />
Wir kehrten nun dem Jammertal den Rücken,<br />
Den Damm durchschneidend, der es rings umlag,<br />
Um, schweigend, mehr nach innen vorzurücken.<br />
Dort war’s nicht völlig Nacht, nicht völlig Tag,<br />
Daher die Blicke wenig vorwärts gingen;<br />
Doch tönt’ ein Horn – der stärkste Donner mag<br />
Bei solchem Ton kaum hörbar noch erklingen –<br />
Drum sucht’ ich nur, entgegen dem Gebraus,<br />
Mit meinem Blick zu seinem Quell zu dringen.<br />
Nicht tönte nach dem unglücksel’gen Strauß,<br />
Der Karls des Großen heil’gen Plan vernichtet,<br />
Des Grafen Roland Horn mit solchem Graus.<br />
Wie ich mein Auge nun dorthin gerichtet,<br />
Glaubt’ ich, viel hohe Türme zu ersehn,<br />
Und sprach: ” Ist eine Feste dort errichtet?“<br />
Mein Meister drauf: ” Weil du zu weit zu späh’n<br />
Versuchst in diesen nachterfüllten Räumen,<br />
Mußt du dich selber öfters hintergehn.<br />
Dort siehst du, daß, wie oft, zu eitlen Träumen<br />
Aus der Entfernung das Geschaute schwoll,<br />
Drum schreite vorwärts, ohne lang zu säumen.“<br />
Dann faßt’ er bei der Hand mich liebevoll<br />
Und sprach: ” Ich will dir die Bewandtnis sagen,<br />
Weil’s nah dann minder seltsam scheinen soll.<br />
Ob’s Türme wären, wolltest du mich fragen?<br />
Nein, Riesen sind’s, die rings am Brunnenrand<br />
Vom Nabel aufwärts in die Lüfte ragen.“<br />
Wie wenn der Nebel fortzieht, der das <strong>La</strong>nd<br />
In Dunst gehüllt, allmählich unsre Blicke<br />
Das klar erkennen, was er erst umwand;<br />
So, bohrend durch die Luft, die trübe, dicke,<br />
Und mehr und mehr genaht dem tiefen Schlund,<br />
Scheucht’ ich den Wahn, doch kam die Furcht zurücke<br />
Wie um Montereggiones Zinnenrund<br />
Rings eine Krone hohe Türme machen,<br />
So türmten sich, mit halbem Leib im Grund,<br />
1 Una medesma lingua pria mi morse,<br />
sì che mi tinse l’una e l’altra guancia,<br />
e poi la medicina mi riporse;<br />
4 così od’io che solea far la lancia<br />
d’Achille e del suo padre esser cagione<br />
prima di trista e poi di buona mancia.<br />
7 Noi demmo il dosso al misero vallone<br />
su per la ripa che ’l cinge dintorno,<br />
attraversando sanza alcun sermone.<br />
10 Quiv’era men che notte e men che giorno,<br />
sì che ’l viso m’andava innanzi poco;<br />
ma io senti’ sonare un alto corno,<br />
13 tanto ch’avrebbe ogne tuon fatto fioco,<br />
che, contra sé la sua via seguitando,<br />
dirizzò li occhi miei tutti ad un loco.<br />
16 Dopo la dolorosa rotta, quando<br />
<strong>Carl</strong>o Magno perdé la santa gesta,<br />
non sonò sì terribilmente Orlando.<br />
19 Poco portäi in là volta la testa,<br />
che me parve veder molte alte torri;<br />
ond’io: ” Maestro, dì, che terra è questa?“<br />
22 Ed elli a me: ” Però che tu trascorri<br />
per le tenebre troppo da la lungi,<br />
avvien che poi nel maginare abborri.<br />
25 Tu vedrai ben, se tu là ti congiungi,<br />
quanto ’l senso s’inganna di lontano;<br />
però alquanto più te stesso pungi.“<br />
28 Poi caramente mi prese per mano<br />
e disse: ” Pria che noi siam più avanti,<br />
acciò che ’l fatto men ti paia strano,<br />
31 sappi che non son torri, ma giganti,<br />
e son nel pozzo intorno da la ripa<br />
da l’umbilico in giuso tutti quanti.“<br />
34 Come quando la nebbia si dissipa,<br />
lo sguardo a poco a poco raffigura<br />
ciò che cela ’l vapor che l’aere stipa,<br />
37 così forando l’aura grossa e scura,<br />
più e più appressando ver’ la sponda,<br />
fuggiemi errore e cresciemi paura;<br />
40 però che, come su la cerchia tonda<br />
Montereggion di torri si corona,<br />
così la proda che ’l pozzo circonda
Seite 102 Inferno: Canto XXXI<br />
Mit halbem Leib rings um des Brunnens Rachen<br />
Giganten, Kämpfer jenes großen Streits,<br />
Sie, welchen nach die Donner Jovis krachen.<br />
Von einem sah ich das Gesicht bereits<br />
Und Schultern, Brust und großen Teil vom Bauche,<br />
Herabgestreckt die Arme beiderseits.<br />
Wenn die Natur nicht mehr nach altem Brauche<br />
Dergleichen Wesen schafft, so tut sie recht,<br />
Damit nicht Mars sie mehr als Schergen brauche.<br />
Schafft sie den Walfisch auch und das Geschlecht<br />
Der Elefanten noch, doch sicher findet,<br />
Wer reiflich urteilt, sie hierin gerecht,<br />
Weil, wenn die Überlegung sich verbindet<br />
Mit bösem Willen und mit großer Macht,<br />
Jedwede Schutzwehr dann dem Volke schwindet.<br />
Das Antlitz schien mir lang und ungeschlacht,<br />
Dem Turmknopf von Sankt Peter zu vergleichen,<br />
Und jedes Glied nach solchem Maß gemacht.<br />
Es mochten wohl vom Strand, der von den Weichen<br />
Ihn abwärts barg, der oberen Gestalt<br />
Drei Friesen ausgestreckt nicht dahin reichen,<br />
Wo seine Stirn das borst’ge Haar umwallt,<br />
Denn aufwärts maß er dreißig große Palmen,<br />
Bis zu dem Ort, wo man den Mantel schnallt.<br />
Raphegi mai amech itzabi Almen!<br />
So tönt’ es aus den dicken Lippen vor,<br />
Für die sich nicht geziemten sanftre Psalmen.<br />
Mein Führer rief: ” Nimm doch dein Horn, du Tor,<br />
Und magst du Zorn und andern Trieb empfinden,<br />
So sprudl’ ihn flugs durch seinen Bauch hervor.<br />
Du kannst an deinem Hals den Riemen finden,<br />
Verwirrter Geist, der’s angebunden hält.<br />
Sieh doch ihn dort die dicke Brust umwinden!“<br />
Darauf zu mir: ” Sich selbst verklagt der Held;<br />
Der Nimrod ist’s, durch dessen toll Vergehen<br />
Man nicht mehr eine Sprach’ übt in der Welt.<br />
Mit ihm ist nicht zu sprechen. Mag er stehen!<br />
Kein Mensch versteht von seiner Sprach’ ein Wort,<br />
Und er kann keines andern Wort verstehen.“<br />
Wir gingen nun zur Linken weiter fort,<br />
Und fanden schon in Bogenschusses Weite<br />
Den zweiten größern, wilden Riesen dort.<br />
43 torreggiavan di mezza la persona<br />
li orribili giganti, cui minaccia<br />
Giove del cielo ancora quando tuona.<br />
46 E io scorgeva già d’alcun la faccia,<br />
le spalle e ’l petto e del ventre gran parte,<br />
e per le coste giù ambo le braccia.<br />
49 Natura certo, quando lasciò l’arte<br />
di sì fatti animali, assai fé bene<br />
per tòrre tali essecutori a Marte.<br />
52 E s’ella d’elefanti e di balene<br />
non si pente, chi guarda sottilmente,<br />
più giusta e più discreta la ne tene;<br />
55 ché dove l’argomento de la mente<br />
s’aggiugne al mal volere e a la possa,<br />
nessun riparo vi può far la gente.<br />
58 <strong>La</strong> faccia sua mi parea lunga e grossa<br />
come la pina di San Pietro a Roma,<br />
e a sua proporzione eran l’altre ossa;<br />
61 sì che la ripa, ch’era perizoma<br />
dal mezzo in giù, ne mostrava ben tanto<br />
di sovra, che di giugnere a la chioma<br />
64 tre Frison s’averien dato mal vanto;<br />
però ch’i’ ne vedea trenta gran palmi<br />
dal loco in giù dov’omo affibbia ’l manto.<br />
67<br />
” Raphèl maì amècche zabì almi,“<br />
cominciò a gridar la fiera bocca,<br />
cui non si convenia più dolci salmi.<br />
70 E ’l duca mio ver’ lui: ” Anima sciocca,<br />
tienti col corno, e con quel ti disfoga<br />
quand’ira o altra passïon ti tocca!<br />
73 Cércati al collo, e troverai la soga<br />
che ’l tien legato, o anima confusa,<br />
e vedi lui che ’l gran petto ti doga.“<br />
76 Poi disse a me: ” Elli stessi s’accusa;<br />
questi è Nembrotto per lo cui mal coto<br />
pur un linguaggio nel mondo non s’usa.<br />
79 <strong>La</strong>sciànlo stare e non parliamo a vòto;<br />
ché così è a lui ciascun linguaggio<br />
come ’l suo ad altrui, ch’a nullo è noto.“<br />
82 Facemmo adunque più lungo vïaggio,<br />
vòlti a sinistra; e al trar d’un balestro<br />
trovammo l’altro assai più fero e maggio.
Hölle: Einunddreißigster Gesang Pagina 103<br />
Nicht weiß ich, wem’s gelang, daß er im Streite<br />
Ihn fing und band, doch vorn geschnürt erschien<br />
Sein linker Arm und hinter ihm der zweite;<br />
Denn eine Kett’ umwand vom Nacken ihn,<br />
Um, was von seinem Leib nach oben ragte,<br />
Nach unten hin fünf Male zu umzieh’n.<br />
Da sprach mein Meister: ” Mit dem Donnrer wagte<br />
Sein kühner Stolz des großen Kampfes Los.<br />
Hier aber sieh den Preis, den er erjagte.<br />
Ephialtes ist’s. Sein Tun war kühn und groß<br />
Im Riesenkampfe, zu der Götter Schrecken;<br />
Nun ist sein droh’nder Arm bewegungslos.“<br />
Und ich zu ihm: ” Den ungeheuern Recken,<br />
Den Briareus, wenn dies geschehen kann,<br />
Möcht’ ich wohl gern in diesem Tal entdecken.“<br />
Mein Führer drauf: ” Du siehst hier nebenan<br />
Antäus stehn. Er spricht, ist ungebunden<br />
Und setzt uns nieder in den tiefsten Bann.<br />
Der, den du suchst, wird weiterhin gefunden,<br />
Gleich diesem hier, nur schrecklicher zu schau’n,<br />
Allein wie er mit Ketten fest umwunden.“<br />
Hier schüttelt’ Ephialtes sich, und traun!<br />
Kein Erdenstoß, von dem die Türme schwanken,<br />
War heftiger, erregte tiefres Grau’n.<br />
Ich glaubte schon dem Tode zuzuwanken,<br />
Und sah ich nicht, wie ihn die Kett’ umschloß,<br />
So genügten, mich zu töten, die Gedanken.<br />
Wir gingen weiter, ich und mein Genoß,<br />
Und sahn Antäus, der dem tiefen Bronnen,<br />
Zehn Ellen bis zum Haupte hoch, entsproß.<br />
” Der du im Tal, das ew’gen Ruhm gewonnen,<br />
Weil Hannibal in ihm, der kühne Feind,<br />
Mit seiner Schar vor Scipios Mut entronnen,<br />
Einst tausend Löwen fingst, wenn du, vereint<br />
Mit deinen Brüdern kühn den Arm geschwungen<br />
Im hohen Krieg, so hätten, wie man meint,<br />
<strong>Die</strong> Erdensöhne doch den Sieg errungen.<br />
Jetzt setz’ uns dort hinab, wo, fern dem Licht,<br />
<strong>Die</strong> starre Kälte den Kozyt bezwungen.<br />
Zu Tiphöus oder Tityus schick’ uns nicht.<br />
Das, was man hier ersehnt, kann dieser geben,<br />
Drum wende nicht so mürrisch dein Gesicht.<br />
85 A cigner lui qual che fosse ’l maestro,<br />
non so io dir, ma el tenea soccinto<br />
dinanzi l’altro e dietro il braccio destro<br />
88 d’una catena che ’l tenea avvinto<br />
dal collo in giù, sì che ’n su lo scoperto<br />
si ravvolgëa infino al giro quinto.<br />
91<br />
” Questo superbo volle esser esperto<br />
di sua potenza contra ’l sommo Giove,“<br />
disse ’l mio duca, ond’elli ha cotal merto.<br />
”<br />
94 Fïalte ha nome, e fece le gran prove<br />
quando i giganti fer paura a’ dèi;<br />
le braccia ch’el menò, già mai non move.“<br />
97 E io a lui: ” S’esser puote, io vorrei<br />
che de lo smisurato Brïareo<br />
esperïenza avesser li occhi mei.“<br />
100 Ond’ei rispuose: ” Tu vedrai Anteo<br />
presso di qui che parla ed è disciolto,<br />
che ne porrà nel fondo d’ogne reo.<br />
103 Quel che tu vuo’ veder, più là è molto<br />
ed è legato e fatto come questo,<br />
salvo che più feroce par nel volto.“<br />
106 Non fu tremoto già tanto rubesto,<br />
che scotesse una torre così forte,<br />
come Fïalte a scuotersi fu presto.<br />
109 Allor temett’io più che mai la morte,<br />
e non v’era mestier più che la dotta,<br />
s’io non avessi viste le ritorte.<br />
112 Noi procedemmo più avante allotta,<br />
e venimmo ad Anteo, che ben cinque alle,<br />
sanza la testa, uscia fuor de la grotta.<br />
115<br />
” O tu che ne la fortunata valle<br />
che fece Scipïon di gloria reda,<br />
quand’Anibàl co’ suoi diede le spalle,<br />
118 recasti già mille leon per preda,<br />
e che, se fossi stato a l’alta guerra<br />
de’ tuoi fratelli, ancor par che si creda<br />
121 ch’avrebber vinto i figli de la terra:<br />
mettine giù, e non ten vegna schifo,<br />
dove Cocito la freddura serra.<br />
124 Non ci fare ire a Tizio né a Tifo:<br />
questi può dar di quel che qui si brama;<br />
però ti china e non torcer lo grifo.
Seite 104 Inferno: Canto XXXII<br />
Er kann auf Erden deinen Ruf erheben.<br />
Er lebt und hofft, wenn ihn nicht vor der Zeit<br />
<strong>Die</strong> Gnade zu sich ruft, noch lang zu leben.“<br />
Er sprach’s, und jener, schnell zum Griff bereit,<br />
Streckt’ aus die Hand, um auf ihn loszufahren,<br />
<strong>Die</strong> Hand, die Herkul fühlt’ im großen Streit.<br />
Virgil, kaum konnt’ er sich gepackt gewahren,<br />
Rief: ” Komm hierher, wo dich mein Arm umstrickt!“<br />
Drauf macht’ er’s, daß wir zwei ein Bündel waren.<br />
Wie Carisenda, unterm Hang erblickt,<br />
Sich vorzubeugen scheint und selbst zu regen,<br />
Wenn Wolken ihr den Wind entgegenschickt,<br />
So schien Antäus jetzt sich zu bewegen,<br />
Als er sich niederbog, und großen Hang<br />
Empfand ich, fortzugehn auf andern Wegen.<br />
Doch leicht zum Grund, der Luzifern verschlang<br />
Und Judas, setzt’ er nieder unsre <strong>La</strong>st,<br />
Und, so geneigt, verweilt’ er dort nicht lang<br />
127 Ancor ti può nel mondo render fama,<br />
ch’el vive, e lunga vita ancor aspetta<br />
se ’nnanzi tempo grazia a sé nol chiama.“<br />
130 Così disse ’l maestro; e quelli in fretta<br />
le man distese, e prese ’l duca mio,<br />
ond’Ercule sentì già grande stretta.<br />
133 Virgilio, quando prender si sentio,<br />
disse a me: ” Fatti qua, sì ch’io ti prenda“;<br />
poi fece sì ch’un fascio era elli e io.<br />
136 Qual pare a riguardar la Carisenda<br />
sotto ’l chinato, quando un nuvol vada<br />
sovr’essa sì, ched ella incontro penda:<br />
139 tal parve Antëo a me che stava a bada<br />
di vederlo chinare, e fu tal ora<br />
ch’i’ avrei voluto ir per altra strada.<br />
142 Ma lievemente al fondo che divora<br />
Lucifero con Giuda, ci sposò;<br />
né, sì chinato, lì fece dimora,<br />
Und schnellt’ empor, als wie im Schiff der Mast. 145 e come albero in nave si levò.<br />
Zweiunddreißigster Gesang Canto XXXII<br />
O hätt’ ich Reime von so heiserm Schalle,<br />
So rauh, wie sie erheischt dies Loch voll Graus,<br />
Auf welchem ruh’n die andern Felsen alle,<br />
Dann drückt’ ich, was ich will, vollkommner aus,<br />
Doch, sie nicht habend, geh’ ich nur mit Bangen<br />
Jetzt an die Rede, wie zum harten Strauß.<br />
Denn nicht ein Spiel ist ja mein Unterfangen,<br />
Den Grund des Alls dem Liede zu vertrau’n,<br />
Und nicht mit Kinderlallen auszulangen.<br />
Doch fördern meine Reim’ itzt jene Frau’n,<br />
Amphions Hilf an Thebens Mau’r und Toren,<br />
Dann wohl entspricht mein Lied der Tat an Grau’n.<br />
O schlechtster Pöbel, an dem Ort verloren,<br />
Der hart zu schildern ist, oh wärst du doch<br />
In unsrer Welt als Zieg’ und Schaf geboren.<br />
Wir waren nun im dunkeln Brunnenloch<br />
Tief unterm Riesen, näher schon der Mitte,<br />
Und nach der hohen Mauer sah ich noch.<br />
Da hört’ ich sagen: ” Schau’ auf deine Schritte,<br />
Daß du den Armen nicht im Weiterzieh’n<br />
<strong>Die</strong> Häupter stampfen magst mit deinem Tritte.“<br />
1 S’ïo avessi le rime aspre e chiocce,<br />
come si converrebbe al tristo buco<br />
sovra ’l qual pontan tutte l’altre rocce,<br />
4 io premerei di mio concetto il suco<br />
più pienamente; ma perch’io non l’abbo,<br />
non sanza tema a dicer mi conduco;<br />
7 ché non è impresa da pigliare a gabbo<br />
discriver fondo a tutto l’universo,<br />
né da lingua che chiami mamma o babbo.<br />
10 Ma quelle donne aiutino il mio verso<br />
ch’aiutaro Anfïone a chiuder Tebe,<br />
sì che dal fatto il dir non sia diverso.<br />
13 Oh sovra tutte mal creata plebe<br />
che stai nel loco onde parlare è duro,<br />
mei foste state qui pecore o zebe!<br />
16 Come noi fummo giù nel pozzo scuro<br />
sotto i piè del gigante assai più bassi,<br />
e io mirava ancora a l’alto muro,<br />
19 dicere udi’ mi: ” Guarda come passi:<br />
va sì, che tu non calchi con le piante<br />
le teste de’ fratei miseri lassi.“
Hölle: Zweiunddreißigster Gesang Pagina 105<br />
Drum wandt’ ich mich, und vor mir hin erschien<br />
Und unter meinen Füßen auch ein Weiher,<br />
Der durch den Frost Glas, und nicht Wasser, schien.<br />
<strong>Die</strong> Donau bleibt im Frost vom Eise freier,<br />
Und nah dem Pol, selbst in der längsten Nacht,<br />
Deckt nicht den Sanais ein so dichter Schleier.<br />
Und wäre Tabernik herabgekracht<br />
Und Pietrapan, nicht hätte nur am Saume<br />
Bei ihrem Sturz das Eis krick krick gemacht.<br />
Wie abends, wenn die Bäuerin im Traume<br />
Noch Ähren liest – die Schnauze vorgestreckt,<br />
Der Frösche Volk quäkt aus dem nassen Raume;<br />
So bis dahin, wo sich die Scham entdeckt,<br />
Fahl, mit dem Ton des Storchs die Zähne schlagend,<br />
War elend Geistervolk im Eis versteckt,<br />
Zur Tiefe hingewandt das Antlitz tragend,<br />
Vom Froste mit dem Mund und von den Weh’n<br />
Des Herzens mit den Augen Zeugnis sagend.<br />
Als ich ein Weilchen erst mich umgesehn,<br />
Schaut’ ich zum Boden hin und sah von oben<br />
Zwei, eng umfaßt, vermischt das Haupthaar, stehn.<br />
” Ihr, die ihr drängend Brust an Brust geschoben,<br />
Wer seid ihr?“ sprach ich – dann, als sie auf mich,<br />
<strong>Die</strong> Hälse rückend, ihre Blick’ erhoben,<br />
Sah ich die Augen, feucht erst innerlich,<br />
Von Tränen träufeln, die, noch kaum ergossen,<br />
Zu Eis erstarrten; und sie schlossen sich,<br />
Fest, wie nie Klammern Holz an Holz geschlossen,<br />
Drum stießen sich im Grimme wilden Streits,<br />
Gleich zweien Böcken, diese Qualgenossen.<br />
Und einer, der sein Ohrenpaar bereits<br />
Durch Frost verlor, brach, stets gebückt, das Schweigen:<br />
Was hängst du so am Schauspiel unsres Leids?<br />
Soll ich, wer diese beiden sind, dir zeigen?<br />
Das Tal, das des Bisenzio Flut benetzt,<br />
War ihnen einst und ihrem Vater eigen.<br />
Ein Leib gebar sie, und durchsuche jetzt<br />
Kaina ganz, du findest sicher keinen<br />
Mit besserm Grund in dieses Eis versetzt;<br />
Nicht ihn, des Brust und Schatten einst durch einen<br />
Stoß seines Speers durchbohrt des Artus Hand;<br />
Focaccia nicht, noch ihn, des Kopf den meinen<br />
22 Per ch’io mi volsi, e vidimi davante<br />
e sotto i piedi un lago che per gelo<br />
avea di vetro e non d’acqua sembiante.<br />
25 Non fece al corso suo sì grosso velo<br />
di verno la Danoia in Osterlicchi,<br />
né Tanaï là sotto ’l freddo cielo,<br />
28 com’era quivi; che se Tambernicchi<br />
vi fosse sù caduto, o Pietrapana,<br />
non avria pur da l’orlo fatto cricchi.<br />
31 E come a gracidar si sta la rana<br />
col muso fuor de l’acqua, quando sogna<br />
di spigolar sovente la villana,<br />
34 livide, insin là dove appar vergogna<br />
eran l’ombre dolenti ne la ghiaccia,<br />
mettendo i denti in nota di cicogna.<br />
37 Ognuna in giù tenea volta la faccia;<br />
da bocca il freddo, e da li occhi il cor tristo<br />
tra lor testimonianza si procaccia.<br />
40 Quand’io m’ebbi dintorno alquanto visto,<br />
volsimi a’ piedi, e vidi due sì stretti,<br />
che ’l pel del capo avieno insieme misto.<br />
43<br />
” Ditemi, voi che sì strignete i petti,“<br />
diss’io, chi siete?“ E quei piegaro i colli;<br />
”<br />
e poi ch’ebber li visi a me eretti,<br />
46 li occhi lor, ch’eran pria pur dentro molli,<br />
gocciar su per le labbra, e ’l gelo strinse<br />
le lagrime tra essi e riserrolli.<br />
49 Con legno legno spranga mai non cinse<br />
forte così; ond’ei come due becchi<br />
cozzaro insieme, tanta ira li vinse.<br />
52 E un ch’avea perduti ambo li orecchi<br />
per la freddura, pur col viso in giùe,<br />
disse: ” Perché cotanto in noi ti specchi?<br />
55 Se vuoi saper chi son cotesti due,<br />
la valle onde Bisenzo si dichina<br />
del padre loro Alberto e di lor fue.<br />
58 D’un corpo usciro; e tutta la Caina<br />
potrai cercare, e non troverai ombra<br />
degna più d’esser fitta in gelatina:<br />
61 non quelli a cui fu rotto il petto e l’ombra<br />
con esso un colpo per la man d’Artù;<br />
non Focaccia; non questi che m’ingombra
Seite 106 Inferno: Canto XXXII<br />
So deckt, daß mir die Aussicht gänzlich schwand.<br />
Den, hörst du Sassol Mascheroni nennen,<br />
Du, ein Toskaner, sicher leicht erkannt.<br />
Jetzt hör’, um mir nur schleunig Ruh’ zu gönnen,<br />
Ich, Camicion, erwarte den <strong>Carl</strong>in<br />
Und werde neben ihm mich brüsten können: ”<br />
Noch sah ich viele Hundesfratzen zieh’n<br />
Vor großem Frost in diesem tiefen Kreise,<br />
Und schaudre noch vor dem, was mir erschien.<br />
Und weiter ging zum Mittelpunkt die Reise,<br />
Auf welchem ruht des ganzen Alls Gewicht,<br />
Und selber zittert’ ich beim ew’gen Eise.<br />
War’s Vorsatz, war’s Geschick – ich weiß es nicht,<br />
Genug, es stieß mein Fuß beim Weitergehen<br />
Durch viele Häupter, eins ins Angesicht.<br />
“Was trittst du mich? ” – so hört’ ich’s heulend schmähen,<br />
“Rächst du noch schärfer Montapert an mir?<br />
Wenn aber nicht, weswegen ist’s geschehen? – ”<br />
“Mein Meister, ” sprach ich, “harr’ ein wenig hier,<br />
Denn gern belehrt’ ich mich von diesem näher,<br />
Dann folg’ ich, wie dir’s gut dünkt, eilig dir. ”<br />
Still stand, wie ich gewünscht, der hohe Seher,<br />
Und jener fluchte noch so wild wie erst,<br />
Da sprach ich: “Wer bist du, du arger Schmäher? ”<br />
“Und du, der du durch Antenora fährst, ”<br />
Sprach er, “wer du, der so stößt andrer Wangen,<br />
Daß es zu arg war’, wenn du lebend wärst? ” –<br />
“Ich lebe ” , sagt’ ich. “Hättest du Verlangen<br />
Nach Ruf, so wird er dir durch mich zuteil,<br />
Drum wirst du wohl mit Freuden mich empfangen. ”<br />
Drauf er: “Ich wünsche nur das Gegenteil,<br />
Drum packe dich – in diesen Eisesmassen<br />
Verspricht solch Schmeichelwort ein schlechtes Heil. ”<br />
Da griff ich nieder, ihn beim Schopf zu fassen,<br />
Und sagt’ ihm: “Nötig wird’s, daß du dich nennst,<br />
Soll ich ein Haar auf deinem Kopfe lassen. ”<br />
Und er: “Ob du mich zausen magst, du kennst<br />
Mich dennoch nicht – nichts sollst du hier erkunden,<br />
Wenn du mir tausendmal ins Antlitz rennst. ”<br />
Ich hielt sein Haar um meine Hand gewunden,<br />
Und ob schon ausgerauft manch Büschel war,<br />
Schaut’ er hinab und bellte gleich den Hunden.<br />
64 col capo sì, ch’i’ non veggio oltre più,<br />
e fu nomato Sassol Mascheroni;<br />
se tosco se’, ben sai omai chi fu.<br />
67 E perché non mi metti in più sermoni,<br />
sappi ch’i’ fu’ il Camiscion de’ Pazzi;<br />
e aspetto <strong>Carl</strong>in che mi scagioni.“<br />
70 Poscia vid’io mille visi cagnazzi<br />
fatti per freddo; onde mi vien riprezzo,<br />
e verrà sempre, de’ gelati guazzi.<br />
73 E mentre ch’andavamo inver’ lo mezzo<br />
al quale ogne gravezza si rauna,<br />
e io tremava ne l’etterno rezzo;<br />
76 se voler fu o destino o fortuna,<br />
non so; ma, passeggiando tra le teste,<br />
forte percossi ’l piè nel viso ad una.<br />
79 Piangendo mi sgridò: ” Perché mi peste?<br />
se tu non vieni a crescer la vendetta<br />
di Montaperti, perché mi moleste?“<br />
82 E io: ” Maestro mio, or qui m’aspetta,<br />
sì ch’io esca d’un dubbio per costui;<br />
poi mi farai, quantunque vorrai, fretta.“<br />
85 Lo duca stette, e io dissi a colui<br />
che bestemmiava duramente ancora:<br />
” Qual se’ tu che così rampogni altrui?“<br />
88<br />
91<br />
” Or tu chi se’ che vai per l’Antenora,<br />
percotendo,“ rispuose, altrui le gote,<br />
”<br />
sì che, se fossi vivo, troppo fora?“<br />
” Vivo son io, e caro esser ti puote,“<br />
fu mia risposta, se dimandi fama,<br />
”<br />
ch’io metta il nome tuo tra l’altre note.“<br />
94 Ed elli a me: ” Del contrario ho io brama.<br />
Lèvati quinci e non mi dar più lagna,<br />
ché mal sai lusingar per questa lama!“<br />
97 Allor lo presi per la cuticagna<br />
e dissi: ” El converrà che tu ti nomi,<br />
o che capel qui sù non ti rimagna.“<br />
100 Ond’elli a me: ” Perché tu mi dischiomi,<br />
né ti dirò ch’io sia, né mosterrolti<br />
se mille fiate in sul capo mi tomi.“<br />
103 Io avea già i capelli in mano avvolti,<br />
e tratti glien’avea più d’una ciocca,<br />
latrando lui con li occhi in giù raccolti,
Hölle: Dreiunddreißigster Gesang Pagina 107<br />
Da rief ein andrer: “Bocca, nun fürwahr,<br />
Du ließest schon genug die Kiefern klingen,<br />
Jetzt bellst du noch? Plagt dich der Teufel gar? ”<br />
“Dich ” , rief ich, “mag ich nicht zum Reden zwingen,<br />
Verräter du, allein zu deiner Schmach<br />
Will ich zur Erde wahre Nachricht bringen. ”<br />
“Erzähle, was du willst, doch hintennach ” ,<br />
Rief Bocca, “magst du diesen nur nicht schönen,<br />
Der eben jetzo so geläufig sprach.<br />
Sieh ihn für’s Gold der Franken hier belohnen<br />
Und sage, daß Duera da nicht fehlt,<br />
Wo ziemlich kühl und frisch die Sünder wohnen.<br />
Und fragt man noch, wen sonst dies Eis verhehlt,<br />
Dort siehst du Becherias Augen triefen,<br />
Den jüngst die Florentiner abgekehlt.<br />
Auch wohnt Soldanier jetzt in diesen Tiefen,<br />
Gan, Sribaldello, der Faenzas Tor<br />
Den Feinden aufschloß, da noch alle schliefen. ”<br />
Wir gingen fort, und, etwas weiter vor,<br />
War, Haupt auf Haupt gedrückt, ein Paar zu finden,<br />
Das fest in einem Loch zusammenfror.<br />
Wie man aus Hunger nagt an harten Rinden,<br />
So fraß der Obre hier den Untern an<br />
Da, wo sich Nacken und Gehirn verbinden.<br />
Wie in die Schläfe Menalipps den Zahn<br />
Einst Sydeus voll von wilder Wut geschlagen,<br />
So ward von ihm dem Schädel hier getan.<br />
“O du, der du mit viehischem Behagen<br />
Den Haß an diesem stillst, an dem du nagst,<br />
Weshalb ” , begann ich, “magst du dich beklagen?<br />
Und hör’ ich, daß du dich mit Recht beklagst,<br />
Und wer er sei, und was dein Nagen räche,<br />
So sollst du dort erstehn, wo du erlagst,<br />
Wenn diese nicht verdorrt, mit der ich spreche. ”<br />
106 quando un altro gridò: ” Che hai tu, Bocca?<br />
non ti basta sonar con le mascelle,<br />
se tu non latri? qual diavol ti tocca?“<br />
109<br />
112<br />
” Omai,“ diss’io, non vo’ che più favelle,<br />
”<br />
malvagio traditor; ch’a la tua onta<br />
io porterò di te vere novelle.“<br />
” Va via,“ rispuose, e ciò che tu vuoi conta;<br />
”<br />
ma non tacer, se tu di qua entro eschi,<br />
di quel ch’ebbe or così la lingua pronta.<br />
115 El piange qui l’argento de’ Franceschi:<br />
“Io vidi, ” potrai dir, “quel da Duera<br />
là dove i peccatori stanno freschi. ”<br />
118 Se fossi domandato “Altri chi v’era? ”<br />
tu hai dallato quel di Beccheria<br />
di cui segò Fiorenza la gorgiera.<br />
121 Gianni de’ Soldanier credo che sia<br />
più là con Ganellone e Tebaldello,<br />
ch’aprì Faenza quando si dormia.“<br />
124 Noi eravam partiti già da ello,<br />
ch’io vidi due ghiacciati in una buca,<br />
sì che l’un capo a l’altro era cappello;<br />
127 e come ’l pan per fame si manduca,<br />
così ’l sovran li denti a l’altro pose<br />
là ’ve ’l cervel s’aggiugne con la nuca:<br />
130 non altrimenti Tidëo si rose<br />
le tempie a Menalippo per disdegno,<br />
che quei faceva il teschio e l’altre cose.<br />
133<br />
” O tu che mostri per sì bestial segno<br />
odio sovra colui che tu ti mangi,<br />
dimmi ’l perché,“ diss’io, per tal convegno,<br />
”<br />
136 che se tu a ragion di lui ti piangi,<br />
sappiendo chi voi siete e la sua pecca,<br />
nel mondo suso ancora io te ne cangi,<br />
139 se quella con ch’io parlo non si secca.“<br />
Dreiunddreißigster Gesang Canto XXXIII<br />
Den Mund erhob vom schaudervollen Schmaus<br />
Der Sünder jetzt und wischt’ ihn mit den Locken<br />
Des angefress’nen Hinterkopfes aus.<br />
Er sprach: ” Du willst zum Reden mich verlocken?<br />
Verzweiflungsvollen Schmerz soll ich erneu’n,<br />
Bei des Erinnrung schon die Pulse stocken?<br />
1 <strong>La</strong> bocca sollevò dal fiero pasto<br />
quel peccator, forbendola a’ capelli<br />
del capo ch’elli avea di retro guasto.<br />
4 Poi cominciò: ” Tu vuo’ ch’io rinovelli<br />
disperato dolor che ’l cor mi preme<br />
già pur pensando, pria ch’io ne favelli.
Seite 108 Inferno: Canto XXXIII<br />
Doch dient mein Wort, um Saaten auszustreu’n,<br />
<strong>Die</strong> Frucht der Schande dem Verräter bringen,<br />
Nicht Reden werd’ ich dann noch Tränen scheu’n.<br />
Zwar, wer du bist, wie dir hierherzudringen<br />
Gelungen, weiß ich nicht, doch schien vorhin<br />
Wie Florentiner <strong>La</strong>ut dein Wort zu klingen.<br />
Du höre jetzt: Ich war Graf Ugolin,<br />
Erzbischof Roger er, den ich zerbissen.<br />
Nun horch, warum ich solch ein Nachbar bin.<br />
Daß er die Freiheit tückisch mir entrissen,<br />
Als er durch Arglist mein Vertrau’n betört,<br />
Und mich getötet hat, das wirst du wissen.<br />
Vernimm darum, was du noch nicht gehört,<br />
Noch haben kannst – den Tod voll Graus und Schauer,<br />
Und fass es, wie sich noch mein Herz empört.<br />
Ein enges Loch in des Verlieses Mauer,<br />
Durch mich benannt vom Hunger, wo gewiß<br />
Man manchen noch verschließt zu bittrer Trauer,<br />
Es zeigte kaum nach nächt’ger Finsternis<br />
Das erste Zwielicht, als ein Traum voll Grauen<br />
Der dunkeln Zukunft Schleier mir zerriß.<br />
Er jagt’, als Herr und Meister, durch die Auen<br />
Den Wolf und seine Brut zum Berg hinaus,<br />
Der Pisa hindert, Lucca zu erschauen.<br />
Mit Hunden, mager, gierig und zum Strauß<br />
Wohleingeübt, entsendet er Sismunden,<br />
<strong>La</strong>nfranken samt Gualanden sich voraus.<br />
Bald schien im <strong>La</strong>uf des Wolfes Kraft geschwunden<br />
Und seiner Jungen Kraft, und bis zum Tod<br />
Sah ich von scharfen Zähnen sie verwunden.<br />
Als ich erwacht’ im ersten Morgenrot,<br />
Da jammerten, halb schlafend noch, die Meinen,<br />
<strong>Die</strong> bei mir waren, und verlangten Brot.<br />
Teilst du nicht meinen Schmerz, so teilst du keinen,<br />
Und denkst du, was mein Herz mir kundgetan,<br />
Und weinest nicht, wann pflegst du denn zu weinen?<br />
Schon wachten sie, die Stunde naht’ heran,<br />
Wo man uns sonst die Speise bracht’, und jeden<br />
Weht’ ob des Traumes Unglücksahndung an.<br />
Verriegeln hört’ ich unter mir den öden,<br />
Grau’nvollen Turm – und ins Gesicht sah ich<br />
Den Kindern allen, ohn’ ein Wort zu reden.<br />
7 Ma se le mie parole esser dien seme<br />
che frutti infamia al traditor ch’i’ rodo,<br />
parlare e lagrimar vedrai insieme.<br />
10 Io non so chi tu se’ né per che modo<br />
venuto se’ qua giù; ma fiorentino<br />
mi sembri veramente quand’io t’odo.<br />
13 Tu dei saper ch’i’ fui conte Ugolino,<br />
e questi è l’arcivescovo Ruggieri:<br />
or ti dirò perché i son tal vicino.<br />
16 Che per l’effetto de’ suo’ mai pensieri,<br />
fidandomi di lui, io fossi preso<br />
e poscia morto, dir non è mestieri;<br />
19 però quel che non puoi avere inteso,<br />
cioè come la morte mia fu cruda,<br />
udirai, e saprai s’e’ m’ ha offeso.<br />
22 Breve pertugio dentro da la Muda,<br />
la qual per me ha ’l titol de la fame,<br />
e che conviene ancor ch’altrui si chiuda,<br />
25 m’avea mostrato per lo suo forame<br />
più lune già, quand’io feci ’l mal sonno<br />
che del futuro mi squarciò ’l velame.<br />
28 Questi pareva a me maestro e donno,<br />
cacciando il lupo e ’ lupicini al monte<br />
per che i Pisan veder Lucca non ponno.<br />
31 Con cagne magre, studïose e conte<br />
Gualandi con Sismondi e con <strong>La</strong>nfranchi<br />
s’avea messi dinanzi da la fronte.<br />
34 In picciol corso mi parieno stanchi<br />
lo padre e ’ figli, e con l’agute scane<br />
mi parea lor veder fender li fianchi.<br />
37 Quando fui desto innanzi la dimane,<br />
pianger senti’ fra ’l sonno i miei figliuoli<br />
ch’eran con meco, e dimandar del pane.<br />
40 Ben se’ crudel, se tu già non ti duoli<br />
pensando ciò che ’l mio cor s’annunziava;<br />
e se non piangi, di che pianger suoli?<br />
43 Già eran desti, e l’ora s’appressava<br />
che ’l cibo ne solëa essere addotto,<br />
e per suo sogno ciascun dubitava;<br />
46 e io senti’ chiavar l’uscio di sotto<br />
a l’orribile torre; ond’io guardai<br />
nel viso a’ mie’ figliuoi sanza far motto.
Hölle: Dreiunddreißigster Gesang Pagina 109<br />
Ich weinte nicht. So starrt’ ich innerlich,<br />
Sie weinten, und mein Anselmuccio fragte:<br />
Du blickst so, – Vater! Ach, was hast du? Sprich!<br />
Doch weint’ ich nicht, und diesen Tag lang sagte<br />
Ich nichts und nichts die Nacht, bis abermal<br />
Des Morgens Licht der Welt im Osten tagte.<br />
Als in mein jammervoll Verlies sein Strahl<br />
Ein wenig fiel, da schien es mir, ich fände<br />
Auf vier Gesichtern mein’s und meine Qual.<br />
Ich biß vor Jammer mich in beide Hände,<br />
Und jene, wähnend, daß ich es aus Gier<br />
Nach Speise tat’, erhoben sich behende<br />
Und schrien: Iß uns, und minder leiden wir!<br />
Wie wir von dir die arme Hüll’ erhalten,<br />
Oh, so entkleid’ uns, Vater, auch von ihr.<br />
Da sucht’ ich ihrethalb mich still zu halten;<br />
Stumm blieben wir den Tag, den andern noch.<br />
Und du, o Erde, konntest dich nicht spalten?<br />
Als wir den vierten Tag erreicht, da kroch<br />
Mein Gaddo zu mir hin mit leisem Flehen:<br />
Was hilfst du nicht? Mein Vater, hilf mir doch!<br />
Dort starb er – und so hab’ ich sie gesehen,<br />
Wie du mich siehst, am fünften, sechsten Tag,<br />
Jetzt den, jetzt den hinsinken und vergehen.<br />
Schon blind, tappt’ ich dahin, wo jeder lag,<br />
Rief sie drei Tage, seit ihr Blick gebrochen,<br />
Bis Hunger tat, was Kummer nicht vermag.“<br />
Und scheelen Blickes fiel er, dies gesprochen,<br />
Den Schädel an, den er zerriß, zerbrach,<br />
Mit Zähnen, wie des Hundes, stark für Knochen.<br />
Pisa, du, des schönen <strong>La</strong>ndes Schmach,<br />
In dem das Si erklingt mit süßem Tone,<br />
Sieht träg dein Nachbar deinen Freveln nach,<br />
So schwimme her, Capraja und Gorgone,<br />
Des Arno Mund zu stopfen, daß die Flut<br />
Dich ganz ersäuf und keiner Seele schone.<br />
Denn, wenn auch Ugolinos Frevelmut,<br />
Wie man gesagt, die Schlösser dir verraten,<br />
Was schlachtete die Kinder deine Wut?<br />
Oh neues Theben, war an solchen Taten<br />
Nicht ohne Schuld das zarte Knabenpaar,<br />
Das ich genannt? nicht Hugo samt Brigaten? –<br />
49 Io non piangëa, sì dentro impetrai:<br />
piangevan elli; e Anselmuccio mio<br />
disse: “Tu guardi sì, padre! che hai? ”<br />
52 Perciò non lagrimai né rispuos’io<br />
tutto quel giorno né la notte appresso,<br />
infin che l’altro sol nel mondo uscìo.<br />
55 Come un poco di raggio si fu messo<br />
nel doloroso carcere, e io scorsi<br />
per quattro visi il mio aspetto stesso,<br />
58 ambo le man per lo dolor mi morsi;<br />
ed ei, pensando ch’io ’l fessi per voglia<br />
di manicar, di sùbito levorsi<br />
61 e disser: “Padre, assai ci fia men doglia<br />
se tu mangi di noi: tu ne vestisti<br />
queste misere carni, e tu le spoglia. ”<br />
64 Queta’ mi allor per non farli più tristi;<br />
lo dì e l’altro stemmo tutti muti;<br />
ahi dura terra, perché non t’apristi?<br />
67 Poscia che fummo al quarto dì venuti,<br />
Gaddo mi si gittò disteso a’ piedi,<br />
dicendo: “Padre mio, ché non m’aiuti? ”<br />
70 Quivi morì; e come tu mi vedi,<br />
vid’io cascar li tre ad uno ad uno<br />
tra ’l quinto dì e ’l sesto; ond’io mi diedi,<br />
73 già cieco, a brancolar sovra ciascuno,<br />
e due dì li chiamai, poi che fur morti.<br />
Poscia, più che ’l dolor, poté ’l digiuno.“<br />
76 Quand’ebbe detto ciò, con li occhi torti<br />
riprese ’l teschio misero co’ denti,<br />
che furo a l’osso, come d’un can, forti.<br />
79 Ahi Pisa, vituperio de le genti<br />
del bel paese là dove ’l sì suona,<br />
poi che i vicini a te punir son lenti,<br />
82 muovasi la Capraia e la Gorgona,<br />
e faccian siepe ad Arno in su la foce,<br />
sì ch’elli annieghi in te ogne persona!<br />
85 Che se ’l conte Ugolino aveva voce<br />
d’aver tradita te de le castella,<br />
non dovei tu i figliuoi porre a tal croce.<br />
88 Innocenti facea l’età novella,<br />
novella Tebe, Uguiccione e ’l Brigata<br />
e li altri due che ’l canto suso appella.
Seite 110 Inferno: Canto XXXIII<br />
Wir gingen nun zu einer andern Schar,<br />
<strong>Die</strong>, statt wie jene, sich hinabzukehren,<br />
Das Antlitz aufwärts, eingefroren war.<br />
<strong>Die</strong> Zähren selber hemmen hier die Zähren,<br />
Drum wälzt der Schmerz, der nicht nach außen kann,<br />
Sich ganz nach innen, um die Angst zu mehren.<br />
Denn, was zuerst dem trüben Aug’ entrann,<br />
Das war zum Klumpen von Kristall verdichtet<br />
Und füllte ganz die Augenhöhlen an.<br />
Und ob vom Frost, der solches Eis geschichtet,<br />
Mein Antlitz wie bedeckt mit Schwielen schien,<br />
Und deshalb jegliches Gefühl vernichtet,<br />
Doch fühlt’ ich, schien’s mir Luft entgegenzieh’n,<br />
Drum sprach ich: ” Herr, wie mag hier Luft sich regen,<br />
Wo nie die Sonne, dunstentwickelnd, schien?“<br />
Und er: ” Du gehst der Antwort schnell entgegen<br />
Und siehst, wenn wir noch weiter fortgereist,<br />
Aus welchem Grund die Lüfte sich bewegen.“<br />
Da rief ein eisumstarrter armer Geist:<br />
” Grausame Seelen, ihr, die jetzt vom Lichte<br />
Zu dieser letzten Stelle Minos weist,<br />
Hebt mir den harten Schleier vom Gesichte,<br />
Damit ich lüfte meines Herzens Weh’n,<br />
Eh’ neu die Träne sich zu Eis verdichte.“<br />
Ich sprach: ” Soll dir’s nach deinem Wunsch geschehn,<br />
So nenne dich, und wenn ich’s nicht erzeige,<br />
So will ich selbst zum Grund des Eises gehn.“<br />
Drauf er: ” Ich bin’s, der Frucht vom bösen Zweige<br />
Als Bruder Alberich dort angeschafft,<br />
Und speise hier die Dattel für die Feige.“<br />
” Oh,“ rief ich, hat der Tod dich hingerafft?“<br />
”<br />
Und er zu mir: Ob noch mein Leib am Leben,<br />
”<br />
Davon bekam ich keine Wissenschaft.<br />
Denn Ptolommäa hat den Vorzug eben,<br />
Daß oft die Seele stürzt in dies Gebiet,<br />
Eh’ ihr den Anstoß Atropos gegeben.<br />
Und daß du lieber mir vom Augenlid<br />
Verglaste Tränen nehmest sollst du wissen:<br />
Sobald die Seele den Verrat vollzieht,<br />
Wie ich getan, wird ihr der Leib entrissen<br />
Von einem Teufel, der dann drin regiert<br />
Bis an den Tod, indes in Finsternissen<br />
91 Noi passammo oltre, là ’ve la gelata<br />
ruvidamente un’altra gente fascia,<br />
non volta in giù, ma tutta riversata.<br />
94 Lo pianto stesso lì pianger non lascia,<br />
e ’l duol che truova in su li occhi rintoppo,<br />
si volge in entro a far crescer l’ambascia;<br />
97 ché le lagrime prime fanno groppo,<br />
e sì come visiere di cristallo,<br />
rïempion sotto ’l ciglio tutto il coppo.<br />
100 E avvegna che, sì come d’un callo,<br />
per la freddura ciascun sentimento<br />
cessato avesse del mio viso stallo,<br />
103 già mi parea sentire alquanto vento;<br />
per ch’io: ” Maestro mio, questo chi move?<br />
non è qua giù ogne vapore spento?“<br />
106 Ond’elli a me: ” Avaccio sarai dove<br />
di ciò ti farà l’occhio la risposta,<br />
veggendo la cagion che ’l fiato piove.“<br />
109 E un de’ tristi de la fredda crosta<br />
gridò a noi: ” O anime crudeli<br />
tanto che data v’è l’ultima posta,<br />
112 levatemi dal viso i duri veli,<br />
sì ch’ïo sfoghi ’l duol che ’l cor m’impregna,<br />
un poco, pria che ’l pianto si raggeli.“<br />
115 Per ch’io a lui: ” Se vuo’ ch’i’ ti sovvegna,<br />
dimmi chi se’, e s’io non ti disbrigo,<br />
al fondo de la ghiaccia ir mi convegna.“<br />
118 Rispuose adunque: ” I’ son frate Alberigo;<br />
i’ son quel da le frutta del mal orto,<br />
che qui riprendo dattero per figo.“<br />
121<br />
” Oh,“ diss’io lui, or se’ tu ancor morto?“<br />
”<br />
Ed elli a me: Come ’l mio corpo stea<br />
”<br />
nel mondo sù, nulla scïenza porto.<br />
124 Cotal vantaggio ha questa Tolomea,<br />
che spesse volte l’anima ci cade<br />
innanzi ch’Atropòs mossa le dea.<br />
127 E perché tu più volontier mi rade<br />
le ’nvetrïate lagrime dal volto,<br />
sappie che, tosto che l’anima trade<br />
130 come fec’ïo, il corpo suo l’è tolto<br />
da un demonio, che poscia il governa<br />
mentre che ’l tempo suo tutto sia vòlto.
Hölle: Vierunddreißigster Gesang Pagina 111<br />
Des kalten Brunnens sie sich selbst verliert.<br />
Vielleicht ist oben noch der Körper dessen,<br />
Der hinter mir in diesem Eise friert.<br />
Kommst du von dort, so magst du’s selbst ermessen.<br />
Herr Branca d’Oria ist’s, der jämmerlich<br />
Schon manches Jahr im Eise fest gesessen.“<br />
” Ich glaube,“ Sprach ich, du betrügest mich,<br />
”<br />
Denn Branca d’Oria ist noch nicht begraben<br />
Und ißt und trinkt und schläft und kleidet sich.“<br />
Und er darauf: ” Es konnte jenen Graben,<br />
An dem beim Pech die Schar von Teufeln wacht,<br />
Noch nicht erreicht Herr Michel Zanche haben,<br />
Da war sein Leib schon in des Dämons Macht.<br />
So ging’s auch dem von d’Orias Geschlechte,<br />
Der den Verrat zugleich mit ihm vollbracht.<br />
Jetzt aber strecke zu mir her die Rechte<br />
Und nimm das Eis hinweg! – doch tat ich’s nicht,<br />
Denn gegen ihn war Schlechtsein nur das Rechte.<br />
Genua, Feindin jeder Sitt’ und Pflicht,<br />
Ihr Genueser, jeder Schuld Genossen,<br />
Was tilgt euch nicht des Himmels Strafgericht?<br />
Ich fand mit der Romagna schlimmsten Sprossen<br />
Der euren einen, für sein Tun belohnt,<br />
<strong>Die</strong> Seel’ in des Kozytus Eis verschlossen,<br />
133 Ella ruina in sì fatta cisterna;<br />
e forse pare ancor lo corpo suso<br />
de l’ombra che di qua dietro mi verna.<br />
136 Tu ’l dei saper, se tu vien pur mo giuso:<br />
elli è ser Branca Doria, e son più anni<br />
poscia passati ch’el fu sì racchiuso.“<br />
139<br />
142<br />
” Io credo,“ diss’io lui, che tu m’inganni;<br />
”<br />
ché Branca Doria non morì unquanche,<br />
e mangia e bee e dorme e veste panni.“<br />
” Nel fosso sù,“ diss’el, de’ Malebranche,<br />
”<br />
là dove bolle la tenace pece,<br />
non era ancora giunto Michel Zanche,<br />
145 che questi lasciò il diavolo in sua vece<br />
nel corpo suo, ed un suo prossimano<br />
che ’l tradimento insieme con lui fece.<br />
148 Ma distendi oggimai in qua la mano;<br />
aprimi li occhi.“ E io non gliel’apersi;<br />
e cortesia fu lui esser villano.<br />
151 Ahi Genovesi, uomini diversi<br />
d’ogne costume e pien d’ogne magagna,<br />
perché non siete voi del mondo spersi?<br />
154 Ché col peggiore spirto di Romagna<br />
trovai di voi un tal, che per sua opra<br />
in anima in Cocito già si bagna,<br />
Des Leib bei euch noch scheinbar lebend wohnt. 157 e in corpo par vivo ancor di sopra.<br />
Vierunddreißigster Gesang Canto XXXIV<br />
” Uns naht des Höllenköniges Panier!<br />
Schau’ hin, ob du vermagst ihn zu erspähen.“<br />
So sprach mein edler Meister jetzt zu mir.<br />
Und wie, wenn dichte Nebel uns umwehen,<br />
Wie in der Dämmerung, vom fernen Ort<br />
Windmühlenflügel aussehn, die sich drehen;<br />
So sah ich jetzo ein Gebäude dort –<br />
Nichts fand ich sonst, mich vor dem Wind zu decken,<br />
Drum drängt’ ich fest mich hinter meinen Hort.<br />
Dort war ich, wo – ich sing’ es noch mit Schrecken –<br />
<strong>Die</strong> Geister, in durchsicht’ges Eis gebannt,<br />
Ganz drin, wie Splitterchen im Glase, stecken.<br />
Der lag darin gestreckt, und mancher stand,<br />
Der aufrecht, jener auf dem Kopf; der bückte<br />
Sich sprenkelkrumm, das Haupt zum Fuß gewandt.<br />
1<br />
” Vexilla regis prodeunt inferni<br />
verso di noi; però dinanzi mira,“<br />
disse ’l maestro mio, se tu ’l discerni.“<br />
”<br />
4 Come quando una grossa nebbia spira,<br />
o quando l’emisperio nostro annotta,<br />
par di lungi un molin che ’l vento gira,<br />
7 veder mi parve un tal dificio allotta;<br />
poi per lo vento mi ristrinsi retro<br />
al duca mio, ché non lì era altra grotta.<br />
10 Già era, e con paura il metto in metro,<br />
là dove l’ombre tutte eran coperte,<br />
e trasparien come festuca in vetro.<br />
13 Altre sono a giacere; altre stanno erte,<br />
quella col capo e quella con le piante;<br />
altra, com’arco, il volto a’ piè rinverte.
Seite 112 Inferno: Canto XXXIV<br />
Als hinter ihm ich so weit vorwärts rückte,<br />
Daß es dem Meister nun gefällig schien,<br />
Mir den zu zeigen, den einst Schönheit schmückte.<br />
Da trat er weg von mir, hieß mich verzieh’n,<br />
Und sprach zu mir: ” Bleib, um den Dis zu schauen,<br />
Und hier laß nicht dir Mut und Kraft entfliehn.“<br />
Wie ich da starr und heiser ward vor Grauen,<br />
Darüber schweigt, o Leser, mein Bericht,<br />
Denn keiner Sprache läßt sich dies vertrauen.<br />
Nicht starb ich hier, auch lebend blieb ich nicht.<br />
Nun denke, was dem Zustand dessen gleiche,<br />
Dem Tod und Leben allzugleich gebricht.<br />
Der Kaiser von dem tränenvollen Reiche<br />
Entragte mit der halben Brust dem Glas,<br />
Und wie ich eines Riesen Maß erreiche,<br />
Erreicht’ ein Riese seines Armes Maß.<br />
Nun siehst du selbst das ungeheure Wesen,<br />
Dem solch ein Glied verhältnismäßig saß.<br />
Ist er, wie häßlich jetzt, einst schön gewesen,<br />
Und hat den güt’gen Schöpfer doch bedroht,<br />
So muß er wohl der Quell sein alles Bösen.<br />
O Wunder, das sein Kopf dem Auge bot!<br />
Mit drei Gesichtern sah ich ihn erscheinen,<br />
Von diesen aber war das vordre rot.<br />
Anfügten sich die andern zwei dem einen,<br />
Gerad’ ob beiden Schultern hingestellt,<br />
Um oben sich beim Kamme zu vereinen;<br />
Das Antlitz links weißgelblich – ihm gesellt<br />
Das links, gleich dem der Leute, die aus <strong>La</strong>nden<br />
Von jenseits kommen, wo der Nilus fällt.<br />
Groß, angemessen solchem Vogel, standen<br />
Zwei Flügel unter jedem weit heraus,<br />
<strong>Die</strong> wir den Segeln gleich, nur größer, fanden,<br />
Und federlos, wie die der Fledermaus.<br />
Sie flatterten ohn’ Unterlaß und gossen<br />
Drei Winde nach verschiedner Richtung aus.<br />
Dadurch ward der Kozyt mit Eis verschlossen.<br />
Sechs Augen waren nie von Tränen frei,<br />
<strong>Die</strong> auf drei Kinn’ in blut’gem Geifer flossen.<br />
Und einen armen Sünder malmt’ entzwei<br />
Und kaute jeder Mund, daher zerbissen,<br />
Flachsbrechen gleich, die scharfen Zähne drei.<br />
16 Quando noi fummo fatti tanto avante,<br />
ch’al mio maestro piacque di mostrarmi<br />
la creatura ch’ebbe il bel sembiante,<br />
19 d’innanzi mi si tolse e fé restarmi,<br />
” Ecco Dite,“ dicendo, ed ecco il loco<br />
”<br />
ove convien che di fortezza t’armi.“<br />
22 Com’io divenni allor gelato e fioco,<br />
nol dimandar, lettor, ch’i’ non lo scrivo,<br />
però ch’ogne parlar sarebbe poco.<br />
25 Io non mori’ e non rimasi vivo;<br />
pensa oggimai per te, s’ hai fior d’ingegno,<br />
qual io divenni, d’uno e d’altro privo.<br />
28 Lo ’mperador del doloroso regno<br />
da mezzo ’l petto uscia fuor de la ghiaccia;<br />
e più con un gigante io mi convegno,<br />
31 che i giganti non fan con le sue braccia:<br />
vedi oggimai quant’esser dee quel tutto<br />
ch’a così fatta parte si confaccia.<br />
34 S’el fu sì bel com’elli è ora brutto,<br />
e contra ’l suo fattore alzò le ciglia,<br />
ben dee da lui procedere ogne lutto.<br />
37 Oh quanto parve a me gran maraviglia<br />
quand’io vidi tre facce a la sua testa!<br />
L’una dinanzi, e quella era vermiglia;<br />
40 l’altr’eran due, che s’aggiugnieno a questa<br />
sovresso ’l mezzo di ciascuna spalla,<br />
e sé giugnieno al loco de la cresta:<br />
43 e la destra parea tra bianca e gialla;<br />
la sinistra a vedere era tal, quali<br />
vegnon di là onde ’l Nilo s’avvalla.<br />
46 Sotto ciascuna uscivan due grand’ali,<br />
quanto si convenia a tanto uccello:<br />
vele di mar non vid’io mai cotali.<br />
49 Non avean penne, ma di vispistrello<br />
era lor modo; e quelle svolazzava,<br />
sì che tre venti si movean da ello:<br />
52 quindi Cocito tutto s’aggelava.<br />
Con sei occhi piangëa, e per tre menti<br />
gocciava ’l pianto e sanguinosa bava.<br />
55 Da ogne bocca dirompea co’ denti<br />
un peccatore, a guisa di maciulla,<br />
sì che tre ne facea così dolenti.
Hölle: Vierunddreißigster Gesang Pagina 113<br />
Der vordre Mund schien sanft in seinen Bissen,<br />
Verglichen mit den scharfen Klau’n, zu sein,<br />
<strong>Die</strong> oft die Haut vom Fleisch des Sünders rissen.<br />
Da sprach Virgil: ” Sieh hier die größte Pein!<br />
Ischariots Kopf steckt zwischen scharfen Fängen,<br />
Und außen zappelt er mit Arm und Bein.<br />
Zwei andre sieh, den Kopf nach unten hängen;<br />
Hier Brutus an der schwarzen Schnauze Schlund<br />
Sich ohne <strong>La</strong>ute winden, dreh’n und drängen;<br />
Dort Cassius, kräftig, wohlbeleibt und rund –<br />
Doch naht die Nacht, drum sei jetzt fortgegangen,<br />
Denn ganz erforscht ist nun der Hölle Grund.“<br />
Jetzt winkte mir, den Hals ihm zu umfangen,<br />
Und Zeit und Ort ersah sich mein Gesell,<br />
Und, als sich weit gespreizt die Flügel schwangen,<br />
Hing er sich an die zott’ge Seite schnell,<br />
Griff Zott’ auf Zott’, um sich herabzusenken<br />
Inmitten eis’ger Rind’ und rauhem Fell.<br />
Dort angelangt, wo in den Hüftgelenken<br />
Des Riesen sich der Lenden Kugeln dreh’n,<br />
Eilt’ er, mit Müh’ und Angst, sich umzuschwenken.<br />
Wo erst der Fuß war, kam das Haupt zu stehn;<br />
<strong>Die</strong> Zotten fassend, klomm er aufwärts weiter,<br />
Als sollten wir zurück zur Hölle gehn.<br />
” Hier halte fest dich; denn auf solcher Leiter<br />
Entkommt man nur so großem Leid,“ so sprach<br />
Tiefkeuchend, wie ein Müder, mein Begleiter.<br />
Worauf er Bahn sich durch ein Felsloch brach,<br />
Dann setzt’ er mich auf einen Rand daneben<br />
Und streckte mir den Fuß behutsam nach.<br />
Ich blickt’ empor und glaubte, wie ich eben<br />
Den Dis gesehn, so stell’ er noch sich dar.<br />
Doch seine Füße sah ich sich erheben.<br />
Wie ich erschrak, bedenk’, o dumme Schar,<br />
Der’s nottut, daß sie erst erkennen lerne,<br />
Durch welchen Punkt ich jetzt gedrungen war.<br />
Da sprach Virgil: ” Jetzt auf, das Ziel ist ferne,<br />
Der Weg auch schwierig, den du vor dir hast;<br />
Und Sol, aufsteigend. scheucht bereits die Sternen<br />
Nicht war’s ein Gang durch einen Prachtpalast,<br />
Der vor mir lag; er lief auf rauhem Grunde<br />
Durch eine Felsschlucht, völlig dunkel fast.<br />
58 A quel dinanzi il mordere era nulla<br />
verso ’l graffiar, che talvolta la schiena<br />
rimanea de la pelle tutta brulla.<br />
61<br />
” Quell’anima là sù c’ ha maggior pena,“<br />
disse ’l maestro, è Giuda Scarïotto,<br />
”<br />
che ’l capo ha dentro e fuor le gambe mena.<br />
64 De li altri due c’ hanno il capo di sotto,<br />
quel che pende dal nero ceffo è Bruto:<br />
vedi come si storce, e non fa motto!;<br />
67 e l’altro è Cassio, che par sì membruto.<br />
Ma la notte risurge, e oramai<br />
è da partir, ché tutto avem veduto.“<br />
70 Com’a lui piacque, il collo li avvinghiai;<br />
ed el prese di tempo e loco poste,<br />
e quando l’ali fuoro aperte assai,<br />
73 appigliò sé a le vellute coste;<br />
di vello in vello giù discese poscia<br />
tra ’l folto pelo e le gelate croste.<br />
76 Quando noi fummo là dove la coscia<br />
si volge, a punto in sul grosso de l’anche,<br />
lo duca, con fatica e con angoscia,<br />
79 volse la testa ov’elli avea le zanche,<br />
e aggrappossi al pel com’om che sale,<br />
sì che ’n inferno i’ credea tornar anche.<br />
82<br />
” Attienti ben, ché per cotali scale,“<br />
disse ’l maestro, ansando com’uom lasso,<br />
” conviensi dipartir da tanto male.“<br />
85 Poi uscì fuor per lo fóro d’un sasso<br />
e puose me in su l’orlo a sedere;<br />
appresso porse a me l’accorto passo.<br />
88 Io levai li occhi e credetti vedere<br />
Lucifero com’io l’avea lasciato,<br />
e vidili le gambe in sù tenere;<br />
91 e s’io divenni allora travagliato,<br />
la gente grossa il pensi, che non vede<br />
qual è quel punto ch’io avea passato.<br />
94<br />
” Lèvati sù,“ disse ’l maestro, in piede:<br />
”<br />
la via è lunga e ’l cammino è malvagio,<br />
e già il sole a mezza terza riede.“<br />
97 Non era camminata di palagio<br />
là ’v’eravam, ma natural burella<br />
ch’avea mal suolo e di lume disagio.
Seite 114 Inferno: Canto XXXIV<br />
Ich, aufrecht stehend, sprach: “Eh’ aus dem Schlunde<br />
Der Weg, den du mich leitest, mich entläßt,<br />
Reiß aus dem Irrtum mich und gib mir Kunde:<br />
Wo ist das Eis ? Wie steckt Dis köpflings fest?<br />
Und wie hat Sol so schnell aus solchen Weiten<br />
<strong>Die</strong> Überfahrt gemacht zum Ost vom West?<br />
” Du glaubst dich auf des Zentrums andern Seiten,<br />
Wo du am Wurme, der die Erde kränkt<br />
Und sie durchbohrt, mich sahst herniedergleiten.<br />
Du warst’s, solang’ ich mich hinabgesenkt;<br />
Allein den Punkt, der anzieht alle Schwere,<br />
Durchdrängest du, da ich mich umgeschwenkt.<br />
Jetzt kamst du zu der andern Hemisphäre,<br />
Entgegen der, die großes trocknes <strong>La</strong>nd<br />
Bedeckt, und unter deren Zelt der Hehre<br />
So fehllos lebt’ und starb, wie er entstand.<br />
Du stehest jetzo auf dem kleinen Kreise,<br />
Der hier Judokas andre Seit’ umspannt.<br />
Und hier beginnt der Sonne Tagesreise,<br />
Wenn sie dort endet, und im Brunnen steckt<br />
Noch immer Luzifer nach alter Weise.<br />
Vom Himmel ward er hier herabgestreckt.<br />
Das <strong>La</strong>nd, das erst hier ragte, hat sich droben<br />
Aus Furcht vor ihm im Meeresgrund versteckt<br />
Und sich auf jenem Halbkreis dort erhoben.<br />
Um ihn zu flieh’n, drang auch die Erde vor<br />
Aus dieser Höhl’ und drängte sich nach oben.“<br />
So sprach Virgil – und sieh, vom Dis empor<br />
Ging eine Schlucht, tief wie die ganze Hölle,<br />
Zwar nicht erkannt vom Auge, doch vom Ohr;<br />
Denn rauschend lief ein Bach, des rasche Welle<br />
Sich Bahn durch Felsen brach, mit sanftem Hang<br />
Und vielgewunden, bis zu jener Stelle.<br />
Nun trat mein Führer auf verborgnem Gang<br />
Den Rückweg an entlang des Baches Windung;<br />
Und wie ich, rastlos folgend, aufwärts drang,<br />
Da blickte durch der Felsschlucht obre Rundung<br />
Der schöne Himmel mir aus heitrer Ferne,<br />
Und eilig stiegen wir aus enger Mundung<br />
100<br />
” Prima ch’io de l’abisso mi divella,<br />
maestro mio,“ diss’io quando fui dritto,<br />
” a trarmi d’erro un poco mi favella:<br />
103 ov’è la ghiaccia? e questi com’è fitto<br />
sì sottosopra? e come, in sì poc’ora,<br />
da sera a mane ha fatto il sol tragitto?“<br />
106 Ed elli a me: ” Tu imagini ancora<br />
d’esser di là dal centro, ov’io mi presi<br />
al pel del vermo reo che ’l mondo fóra.<br />
109 Di là fosti cotanto quant’io scesi;<br />
quand’io mi volsi, tu passasti ’l punto<br />
al qual si traggon d’ogne parte i pesi.<br />
112 E se’ or sotto l’emisperio giunto<br />
ch’è contraposto a quel che la gran secca<br />
coverchia, e sotto ’l cui colmo consunto<br />
115 fu l’uom che nacque e visse sanza pecca;<br />
tu haï i piedi in su picciola spera<br />
che l’altra faccia fa de la Giudecca.<br />
118 Qui è da man, quando di là è sera;<br />
e questi, che ne fé scala col pelo,<br />
fitto è ancora sì come prim’era.<br />
121 Da questa parte cadde giù dal cielo;<br />
e la terra, che pria di qua si sporse,<br />
per paura di lui fé del mar velo,<br />
124 e venne a l’emisperio nostro; e forse<br />
per fuggir lui lasciò qui loco vòto<br />
quella ch’appar di qua, e sù ricorse.“<br />
127 Luogo è là giù da Belzebù remoto<br />
tanto quanto la tomba si distende,<br />
che non per vista, ma per suono è noto<br />
130 d’un ruscelletto che quivi discende<br />
per la buca d’un sasso, ch’elli ha roso,<br />
col corso ch’elli avvolge, e poco pende.<br />
133 Lo duca e io per quel cammino ascoso<br />
intrammo a ritornar nel chiaro mondo;<br />
e sanza cura aver d’alcun riposo,<br />
136 salimmo sù, el primo e io secondo,<br />
tanto ch’i’ vidi de le cose belle<br />
che porta ’l ciel, per un pertugio tondo.<br />
Und traten vor zum Wiedersehn der Sterne. 139 E quindi uscimmo a riveder le stelle.
II. Das Fegefeuer II. Purgatorio<br />
Erster Gesang Canto I<br />
Zur Fahrt in bess’re Fluten aufgezogen<br />
Hat seine Segel meines Geistes Kahn,<br />
Und läßt nun hinter sich so grimme Wogen.<br />
Zum zweiten Reiche hin geht seine Bahn,<br />
Wohin zur Reinigung die Geister schweben,<br />
Um würdig dann dem Himmelreich zu nah’n.<br />
Doch hier mag sich die tote Dichtung heben,<br />
O heil’ge Musen, da ich euer bin!<br />
Hier mög’ empor Kalliopeia streben!<br />
Sie folge mir mit jenem Ton dahin,<br />
Des Streich, die armen Elstern einst erschreckend,<br />
Verzweiflung bracht’ in ihren stolzen Sinn.<br />
Des Saphirs holde Farbe, ganz bedeckend<br />
Des reinen Äthers heiteres Gebäu<br />
Und bis zum ersten Kreise sich erstreckend,<br />
Erschuf vor mir der Augen Wonne neu,<br />
Sobald ich jetzt der toten Luft entklommen,<br />
<strong>Die</strong> Aug’ und Brust getrübt in Nacht und Scheu.<br />
Der schöne Stern, der Lieb’ erregt, entglommen<br />
Im Osten, hatt’ in Lächeln ihn verklärt,<br />
<strong>Die</strong> Fisch’ umschleiernd, die mit ihm gekommen.<br />
Dann rechts, dem andern Pole zugekehrt,<br />
Erblickt’ ich eines Viergestirnes Schimmer,<br />
Des Anschau’n nur dem ersten Paar gewährt.<br />
Der Himmel schien entzückt durch sein Geflimmer.<br />
O du verwaistes <strong>La</strong>nd, du öder Nord,<br />
Du siehst den Glanz der schönen Lichter nimmer.<br />
Als ich darauf vom Viergestirne fort<br />
Ein wenig hin zum andern Pole sah,<br />
Da war verschwunden schon der Wagen dort.<br />
Und einen Greis, allein, sah ich mir nahe,<br />
Der Ehrfurcht also wert an Mien’ und Art,<br />
Daß mir, als ob’s mein Vater sei, geschähe.<br />
<strong>La</strong>ng war, mit weißem Haar vermischt, sein Bart<br />
Und gleich dem Haar des Haupts, das, niedersinkend<br />
Als Doppelstreif, der Brust zur Hülle ward.<br />
Sein Angesicht, die heil’gen Strahlen trinkend<br />
Des Viergestirnes, war so schön und klar,<br />
Als sah’ ich es, vom Schein der Sonne blinkend.<br />
1 Per correr miglior acque alza le vele<br />
omai la navicella del mio ingegno,<br />
che lascia dietro a sé mar sì crudele;<br />
4 e canterò di quel secondo regno<br />
dove l’umano spirito si purga<br />
e di salire al ciel diventa degno.<br />
7 Ma qui la morta poesì resurga,<br />
o sante Muse, poi che vostro sono;<br />
e qui Calïopè alquanto surga,<br />
10 seguitando il mio canto con quel suono<br />
di cui le Piche misere sentiro<br />
lo colpo tal, che disperar perdono.<br />
13 Dolce color d’orïental zaffiro,<br />
che s’accoglieva nel sereno aspetto<br />
del mezzo, puro infino al primo giro,<br />
16 a li occhi miei ricominciò diletto,<br />
tosto ch’io usci’ fuor de l’aura morta<br />
che m’avea contristati li occhi e ’l petto.<br />
19 Lo bel pianeto che d’amar conforta<br />
faceva tutto rider l’orïente,<br />
velando i Pesci ch’erano in sua scorta.<br />
22 I’ mi volsi a man destra, e puosi mente<br />
a l’altro polo, e vidi quattro stelle<br />
non viste mai fuor ch’a la prima gente.<br />
25 Goder pareva ’l ciel di lor fiammelle:<br />
oh settentrïonal vedovo sito,<br />
poi che privato se’ di mirar quelle!<br />
28 Com’io da loro sguardo fui partito,<br />
un poco me volgendo a l’altro polo,<br />
là onde ’l Carro già era sparito,<br />
31 vidi presso di me un veglio solo,<br />
degno di tanta reverenza in vista,<br />
che più non dee a padre alcun figliuolo.<br />
34 Lunga la barba e di pel bianco mista<br />
portava, a’ suoi capelli simigliante,<br />
de’ quai cadeva al petto doppia lista.<br />
37 Li raggi de le quattro luci sante<br />
fregiavan sì la sua faccia di lume,<br />
ch’i’ ’l vedea come ’l sol fosse davante.
Seite 116 Purgatorio: Canto I<br />
” Wer seid ihr, die ihr fortflieht, wunderbar,<br />
Aus ew’ger Haft, dem blinden Strom entgegen“<br />
Er sprach’s, bewegt des Bartes greises Haar,<br />
” Wer leitet’ euch? Wer leuchtet’ euren Wegen,<br />
Daß ihr entstiegt den Schatten tiefer Nacht,<br />
<strong>Die</strong>, ewig achwarz, der Hölle Täler hegend<br />
Verlor des Abgrunds Satzung ihre Macht?<br />
Hat neuer Ratschluß durch der Hölle Pforte<br />
Verdammt’ in meine Grotten hergebracht?“ –<br />
Hier fühlt’ ich mich erfaßt von meinem Horte,<br />
Und ehrerbietig macht er Brau’n und Knie<br />
Mir alsogleich mit Hand und Wink und Worte<br />
Und sprach: ” Nicht durch mich selber bin ich hie;<br />
Ein Weib kam bittend aus den höchsten Sphären,<br />
Darob ich diesem mein Geleit verlieh.<br />
Doch da’s dein Will’ ist, daß ich dich belehren<br />
Von unserm wahren Zustand soll, wie mag<br />
Mein Will’ ein andrer sein, als zu gewähren!<br />
Nicht sahe dieser noch den letzten Tag,<br />
Doch war er nah ihm, so vom Wahn verblendet,<br />
Daß er gewiß in kurzer Frist erlag.<br />
Um ihn zu retten, ward ich abgesendet,<br />
Und hierzu fand ich diesen Weg nur gut,<br />
Auf welchem ich mich jetzt hierher gewendet.<br />
Ich zeigt’ ihm schon der Sünder ganze Brut,<br />
Nun aber ist er die zu sehn bereitet,<br />
<strong>Die</strong> hier sich läutern unter deiner Hut.<br />
<strong>La</strong>ng wär’s zu sagen, wie ich ihn begleitet.<br />
Kraft kam von oben, helfend, daß ich ihn,<br />
Um dich zu hören und zu sehn, geleitet.<br />
<strong>La</strong>ß dir’s gefallen, daß er hier erschien.<br />
Er sucht die Freiheit – wie sie wert zu halten,<br />
Weiß, wer um sie des Lebens sich verzieh’n.<br />
Du weißt’s, du ließest gern sie zu erhalten,<br />
In Utica die Hülle blutbenetzt,<br />
<strong>Die</strong> hell am großen Tag sich wird entfalten.<br />
Nicht ward der ew’ge Schluß von uns verletzt.<br />
Er lebt und mich hält Minos nicht gefangen.<br />
Ich bin vom Kreis, wo deine Martia jetzt,<br />
Noch keuschen Aug’s, dir ausspricht das Verlangen,<br />
O heil’ge Brust, als dein sie anzusehn,<br />
Drum woll’ uns, ihr zuliebe, wohl empfangen.<br />
40<br />
43<br />
” Chi siete voi che contro al cieco fiume<br />
fuggita avete la pregione etterna?“<br />
diss’el, movendo quelle oneste piume.<br />
” Chi v’ ha guidati, o che vi fu lucerna,<br />
uscendo fuor de la profonda notte<br />
che sempre nera fa la valle inferna?<br />
46 Son le leggi d’abisso così rotte?<br />
o è mutato in ciel novo consiglio,<br />
che, dannati, venite a le mie grotte?“<br />
49 Lo duca mio allor mi diè di piglio,<br />
e con parole e con mani e con cenni<br />
reverenti mi fé le gambe e ’l ciglio.<br />
52 Poscia rispuose lui: ” Da me non venni:<br />
donna scese del ciel, per li cui prieghi<br />
de la mia compagnia costui sovvenni.<br />
55 Ma da ch’è tuo voler che più si spieghi<br />
di nostra condizion com’ell’è vera,<br />
esser non puote il mio che a te si nieghi.<br />
58 Questi non vide mai l’ultima sera;<br />
ma per la sua follia le fu sì presso,<br />
che molto poco tempo a volger era.<br />
61 Sì com’io dissi, fui mandato ad esso<br />
per lui campare; e non lì era altra via<br />
che questa per la quale i’ mi son messo.<br />
64 Mostrata ho lui tutta la gente ria;<br />
e ora intendo mostrar quelli spirti<br />
che purgan sé sotto la tua balìa.<br />
67 Com’io l’ ho tratto, saria lungo a dirti;<br />
de l’alto scende virtù che m’aiuta<br />
conducerlo a vederti e a udirti.<br />
70 Or ti piaccia gradir la sua venuta:<br />
libertà va cercando, ch’è sì cara,<br />
come sa chi per lei vita rifiuta.<br />
73 Tu ’l sai, ché non ti fu per lei amara<br />
in Utica la morte, ove lasciasti<br />
la vesta ch’al gran dì sarà sì chiara.<br />
76 Non son li editti etterni per noi guasti,<br />
ché questi vive e Minòs me non lega;<br />
ma son del cerchio ove son li occhi casti<br />
79 di Marzia tua, che ’n vista ancor ti priega,<br />
o santo petto, che per tua la tegni:<br />
per lo suo amore adunque a noi ti piega.
Fegefeuer: Erster Gesang Pagina 117<br />
<strong>La</strong>ß uns durch deine sieben Reiche gehn,<br />
Dann grüß’ ich sie von dir in jenen Hallen,<br />
Willst, dort erwähnt zu sein, du nicht verschmäh’n.“<br />
” Gefiel auch“, sprach er, Martia mir vor allen,<br />
”<br />
Da ich gelebt, so daß ich ihr erwies,<br />
Wodurch ich irgend wußt’, ihr zu gefallen,<br />
Doch jetzt nicht mehr bewegen darf mich dies,<br />
Da sie dort wohnt jenseits der nächt’gen Wogen,<br />
Wie festgesetzt ward, als ich sie verließ.<br />
Doch hat ein Himmelsweib dich hergezogen,<br />
Wie du gesagt, was braucht’s da Schmeichelei’n?<br />
Sie will, dies g’nügt, und treulich wird’s vollzogen<br />
Drum geh, zum weitern Weg ihn einzuweih’n.<br />
Ihn muß ein Gurt von glatter Bins’ umschnüren,<br />
Dann wasch ihm das Gesicht vom Schmutze rein.<br />
Das Aug’ umnebelt, will sich’s nicht gebühren,<br />
Zum ersten <strong>Die</strong>ner, der vom sel’gen <strong>La</strong>nd<br />
Herabgekommen ist, ihn hinzuführen.<br />
Rings trägt der kleinen Insel tiefster Strand,<br />
Wo Wog’ und Woge sich im Wechsel jagen,<br />
Viel Binsen am morastig weichen Rand.<br />
<strong>Die</strong> andern Pflanzen, welche Blätter tragen<br />
Und sich verhärten, kommen da nicht auf,<br />
Wo’s gilt, sich schmiegen, wenn die Wellen schlagen.<br />
Doch kehrt von dort nicht rückwärts euren <strong>La</strong>uf;<br />
<strong>Die</strong> Sonne zeigt – seht, dort ersteht sie eben! –<br />
Euch dann den leichtern Weg den Berg hinauf.“<br />
Hier sah ich ihn vor meinem Blick verschweben;<br />
Stumm stand ich auf und sah auf meinen Hort,<br />
In seinen Schutz und Willen ganz ergeben.<br />
Er sprach: ” Sohn, folge mir jetzt rückwärts. Dort<br />
Neigt mehr und mehr die Ebene sich immer<br />
Nach ihren letzten tiefsten Grenzen fort.“<br />
Schon trieb das Morgenrot mit lichtem Schimmer<br />
<strong>Die</strong> Frühe vor sich her, und vom Gestad<br />
Erkannt’ ich weit hinaus des Meers Geflimmer.<br />
Nun gingen wir dahin auf ödem Pfad,<br />
Wie wer, verirrt, zum rechten Wege schreitend,<br />
Sein Gehn umsonst glaubt, bis er ihn betrat.<br />
Wir sahn den Tau bald, mit der Sonne streitend,<br />
Doch, weil er dort an schatt’ger Stelle war,<br />
Sich minder schnell in leichtem Dunst verbreitend.<br />
82 <strong>La</strong>sciane andar per li tuoi sette regni;<br />
grazie riporterò di te a lei,<br />
se d’esser mentovato là giù degni.“<br />
85<br />
” Marzïa piacque tanto a li occhi miei<br />
mentre ch’i’ fu’ di là,“ diss’elli allora,<br />
” che quante grazie volse da me, fei.<br />
88 Or che di là dal mal fiume dimora,<br />
più muover non mi può, per quella legge<br />
che fatta fu quando me n’usci’ fora.<br />
91 Ma se donna del ciel ti move e regge,<br />
come tu di’, non c’è mestier lusinghe:<br />
bastisi ben che per lei mi richegge.<br />
94 Va dunque, e fa che tu costui ricinghe<br />
d’un giunco schietto e che li lavi ’l viso,<br />
sì ch’ogne sucidume quindi stinghe;<br />
97 ché non si converria, l’occhio sorpriso<br />
d’alcuna nebbia, andar dinanzi al primo<br />
ministro, ch’è di quei di paradiso.<br />
100 Questa isoletta intorno ad imo ad imo,<br />
là giù colà dove la batte l’onda,<br />
porta di giunchi sovra ’l molle limo:<br />
103 null’altra pianta che facesse fronda<br />
o indurasse, vi puote aver vita,<br />
però ch’a le percosse non seconda.<br />
106 Poscia non sia di qua vostra reddita;<br />
lo sol vi mosterrà, che surge omai,<br />
prendere il monte a più lieve salita.“<br />
109 Così sparì; e io sù mi levai<br />
sanza parlare, e tutto mi ritrassi<br />
al duca mio, e li occhi a lui drizzai.<br />
112 El cominciò: ” Figliuol, segui i miei passi:<br />
volgianci in dietro, ché di qua dichina<br />
questa pianura a’ suoi termini bassi.“<br />
115 L’alba vinceva l’ora mattutina<br />
che fuggia innanzi, sì che di lontano<br />
conobbi il tremolar de la marina.<br />
118 Noi andavam per lo solingo piano<br />
com’om che torna a la perduta strada,<br />
che ’nfino ad essa li pare ire in vano.<br />
121 Quando noi fummo là ’ve la rugiada<br />
pugna col sole, per essere in parte<br />
dove, ad orezza, poco si dirada,
Seite 118 Purgatorio: Canto II<br />
Worauf mein Hort mit seiner Hände Paar<br />
Sanft die zerstreuten, weichen Gräser deckte,<br />
Drob ich, denn seinen Vorsatz nahm ich wahr,<br />
Ihm die betränte Wang’ entgegenstreckte.<br />
Rein wusch er mir die Farbe der Natur,<br />
<strong>Die</strong> erst der Schmutz der Hölle ganz versteckte.<br />
Nun gingen wir dahin auf öder Flur<br />
Am Strande fort, der nie ein Schiff erblickte,<br />
Das wieder heim zum Vaterlande fuhr.<br />
Dort, so wie der geboten, der uns schickte,<br />
Umgürtet er mit schwachen Binsen mich,<br />
Und wo er nur die niedre Pflanze knickte,<br />
124 ambo le mani in su l’erbetta sparte<br />
soavemente ’l mio maestro pose:<br />
ond’io, che fui accorto di sua arte,<br />
127 porsi ver’ lui le guance lagrimose;<br />
ivi mi fece tutto discoverto<br />
quel color che l’inferno mi nascose.<br />
130 Venimmo poi in sul lito diserto,<br />
che mai non vide navicar sue acque<br />
omo, che di tornar sia poscia esperto.<br />
133 Quivi mi cinse sì com’altrui piacque:<br />
oh maraviglia! ché qual elli scelse<br />
l’umile pianta, cotal si rinacque<br />
Erhob sie neu aus ihrer Wurzel sich. 136 subitamente là onde l’avelse.<br />
Zweiter Gesang Canto II<br />
Sol war zum Horizont herabgestiegen,<br />
Des Mittagskreis, wo er am höchsten steht,<br />
Sieht unter sich die Feste Zions liegen.<br />
Nacht, welche sich ihm gegenüber dreht,<br />
War mit der Wag’ am Ganges vorgegangen,<br />
<strong>Die</strong>, wenn sie zunimmt, ihrer Hand entgeht.<br />
Drum hatten Eos weiß’ und rote Wangen<br />
Dort, wo ich war, weil ihre Jugend schwand,<br />
In hohem Gelb zu schimmern angefangen.<br />
Wir waren noch am niedern Meeresstrand,<br />
Und gingen, ob des fernen Wegs in Sorgen,<br />
Im Herzen fort, indes der Körper stand.<br />
Und wie in trüber Röte, wenn der Morgen<br />
Sich nähert, Mars, im Westen, nah dem Meer<br />
Sich zeigt, von dichten Dünsten fast verborgen,<br />
So sah ich jetzt ein Licht – o säh’ ich’s mehr!<br />
Und eilig, wie kein Vogel je geflogen,<br />
Glitt’s auf des Meeres glattem Spiegel her.<br />
Als ich von ihm die Augen abgezogen<br />
Ein wenig hatt’ und zu dem Führer sprach,<br />
Schien’s heller dann und größer ob den Wogen.<br />
Dann auf des Lichtes beiden Seiten brach<br />
Ein weißer Glanz hervor, und er entbrannte,<br />
Wie’s näher kam, von unten nach und nach.<br />
Mein Meister, der nach ihm sich schweigend wandte,<br />
Solang der Flügel erstes Weiß erschien,<br />
Rief, wie er nun den hehren Schiffer kannte:<br />
1 Già era ’l sole a l’orizzonte giunto<br />
lo cui meridïan cerchio coverchia<br />
Ierusalèm col suo più alto punto;<br />
4 e la notte, che opposita a lui cerchia,<br />
uscia di Gange fuor con le Bilance,<br />
che le caggion di man quando soverchia;<br />
7 sì che le bianche e le vermiglie guance,<br />
là dov’ i’ era, de la bella Aurora<br />
per troppa etate divenivan rance.<br />
10 Noi eravam lunghesso mare ancora,<br />
come gente che pensa a suo cammino,<br />
che va col cuore e col corpo dimora.<br />
13 Ed ecco, qual, sorpreso dal mattino,<br />
per li grossi vapor Marte rosseggia<br />
giù nel ponente sovra ’l suol marino,<br />
16 cotal m’apparve, s’io ancor lo veggia,<br />
un lume per lo mar venir sì ratto,<br />
che ’l muover suo nessun volar pareggia.<br />
19 Dal qual com’ io un poco ebbi ritratto<br />
l’occhio per domandar lo duca mio,<br />
rividil più lucente e maggior fatto.<br />
22 Poi d’ogne lato ad esso m’appario<br />
un non sapeva che bianco, e di sotto<br />
a poco a poco un altro a lui uscìo.<br />
25 Lo mio maestro ancor non facea motto,<br />
mentre che i primi bianchi apparver ali;<br />
allor che ben conobbe il galeotto,
Fegefeuer: Zweiter Gesang Pagina 119<br />
” O eile jetzt, o eile, hinzuknien!<br />
Sieh Gottes Engel! Falte deine Hände!<br />
Nun siehst du solche Gottes Wink vollziehen.<br />
Sieh, er verschmäht, was Menschenwitz erfände.<br />
Nicht Segel, Ruder nicht – sein Flügelpaar<br />
Braucht er zur Fahrt ans ferneste Gelände.<br />
Sieh, wie’s gen Himmel strebt so schön und klar!<br />
<strong>Die</strong> Luft bewegt das ewige Gefieder,<br />
Das nicht sich ändert wie der Menschen Haar.“<br />
Und wieder naht’ er sich indes und wieder<br />
In hellerm Glanz, daß näher solchen Schein<br />
Mein Auge nicht ertrug, drum schlug ich’s nieder.<br />
Und leicht und schnell sah ich durch ihn allein<br />
Das Schiff des Eilands niedern Strand gewinnen,<br />
Auch drückt’ es kaum die Spur den Fluten ein.<br />
Und als ein Sel’ger stand vor meinen Sinnen<br />
Am Hinterteil des Schiffes Steuermann,<br />
Und mehr als hundert Geister saßen drinnen.<br />
” Als aus Ägypten Israel entrann“;<br />
<strong>Die</strong> Schar, gewiß, das Ufer zu erreichen,<br />
Fing diesen Psalm einstimm’gen Sanges an.<br />
Er macht’ auf sie des heil’gen Kreuzes Zeichen,<br />
Drum warf sich jeder hin am Meeresbord,<br />
Dann sah man ihn schnell, wie er kam, entweichen.<br />
Fremd schienen alle, welche blieben, dort,<br />
Und um sich blickend sah ich sie verweilen,<br />
Wie den, der Neues sieht am fremden Ort.<br />
Von allen Seiten schoß mit Feuerpfeilen<br />
Den Tag die Sonne, die vom Meridian<br />
Den Steinbock schon gezwungen, zu enteilen<br />
Da hoben, die wir eben kommen sahn,<br />
Nach uns die Stirn empor mit diesem Worte:<br />
” Zeigt uns, dafern ihr könnt, zum Berg die Bahn.“<br />
Erwidert ward darauf von meinem Horte:<br />
” Wißt, wenn ihr wähnt, wir wüßten hier Bescheid;<br />
Wir sind so fremd wie ihr an diesem Orte.<br />
Denn kurz vorher, eh’ ihr gekommen seid,<br />
Sind auf so rauhem Weg wir angekommen,<br />
Daß hier zu klimmen Spiel, nicht Müh’ und Leid.“<br />
Wie jene nun am Atmen wahrgenommen,<br />
Daß ich noch lebe, schienen sie bewegt,<br />
Ja, vor Erstaunen ängstlich und beklommen.<br />
28 gridò: ” Fa, fa che le ginocchia cali.<br />
Ecco l’angel di Dio: piega le mani;<br />
omai vedrai di sì fatti officiali.<br />
31 Vedi che sdegna li argomenti umani,<br />
sì che remo non vuol, né altro velo<br />
che l’ali sue, tra liti sì lontani.<br />
34 Vedi come l’ha dritte verso ’l cielo,<br />
trattando l’aere con l’etterne penne,<br />
che non si mutan come mortal pelo.“<br />
37 Poi, come più e più verso noi venne<br />
l’uccel divino, più chiaro appariva:<br />
per che l’occhio da presso nol sostenne,<br />
40 ma chinail giuso; e quei sen venne a riva<br />
con un vasello snelletto e leggero,<br />
tanto che l’acqua nulla ne ’nghiottiva.<br />
43 Da poppa stava il celestial nocchiero,<br />
tal che faria beato pur descripto;<br />
e più di cento spirti entro sediero.<br />
46 ’In exitu Isräel de Aegypto’<br />
cantavan tutti insieme ad una voce<br />
con quanto di quel salmo è poscia scripto.<br />
49 Poi fece il segno lor di santa croce;<br />
ond’ ei si gittar tutti in su la piaggia:<br />
ed el sen gì, come venne, veloce.<br />
52 <strong>La</strong> turba che rimase lì, selvaggia<br />
parea del loco, rimirando intorno<br />
come colui che nove cose assaggia.<br />
55 Da tutte parti saettava il giorno<br />
lo sol, ch’avea con le saette conte<br />
di mezzo ’l ciel cacciato Capricorno,<br />
58 quando la nova gente alzò la fronte<br />
ver’ noi, dicendo a noi: ” Se voi sapete,<br />
mostratene la via di gire al monte.“<br />
61 E Virgilio rispuose: ” Voi credete<br />
forse che siamo esperti d’esto loco;<br />
ma noi siam peregrin come voi siete.<br />
64 Dianzi venimmo, innanzi a voi un poco,<br />
per altra via, che fu sì aspra e forte,<br />
che lo salire omai ne parrà gioco.“<br />
67 L’anime, che si fuor di me accorte,<br />
per lo spirare, ch’i’ era ancor vivo,<br />
maravigliando diventaro smorte.
Seite 120 Purgatorio: Canto II<br />
Und wie dem Boten, der den Ölzweig trägt,<br />
<strong>Die</strong> Menge folgt, voll Neubegier sich pressend,<br />
Und Tritt’ und Stöße sonder Scheu erträgt,<br />
So drängten jetzt, mich mit den Augen messend,<br />
Zu mir die hochbeglückten Seelen sich,<br />
Beinah den Gang zur Reinigung vergessend.<br />
Hervor trat eine jetzt, so inniglich<br />
Mich zu umarmen, mit so holden Mienen,<br />
Daß mein Verlangen ganz dem ihren glich.<br />
Leere Schatten, die Gestalt nur schienen!<br />
Dreimal halt’ ich die Hände hinter ihr,<br />
Und dreimal kehrt’ ich zu der Brust mit ihnen.<br />
Das Antlitz, glaub’ ich, malt’ Erstaunen mir,<br />
Und jenen sah ich lächelnd rückwärts schweben,<br />
Doch folgt’ ich ihm mit liebender Begier.<br />
Und lieblich hört’ ich ihn die Stimm’ erheben:<br />
” Sei ruhig!“ Da erkannt’ ich ihn und bat,<br />
Er möge weilen und mir Antwort geben.<br />
” Dich lieb’ ich,“ sprach er, als ich ihn genaht,<br />
” Wie einst im Leib, so jetzt der Haft entbunden,<br />
Drum weil’ ich – doch was gehst du diesen Pfad?“<br />
” O mein Casella, hier nur eingefunden<br />
Hab’ ich mich, um zur Welt zurückzugehn.<br />
Doch wie bist du beraubt so vieler Stunden?“<br />
Und er: ” Drob ist kein Unrecht mir gescheh’n.<br />
Mußt’ er auch öfters mich zurückeweisen,<br />
Der mit sich fortnimmt, wann er will und wen.<br />
Denn sein Will’ ist nur der des Ewig-Weisen.<br />
Und seit drei Monden hat er gern gewährt,<br />
Wenn irgendwer verlangt hat, mitzureisen.<br />
Auch mich, der ich mich zu dem Strand gekehrt,<br />
Wo salzig wird der Tiber süße Welle,<br />
Empfing er liebevoll, da ich’s begehrt.<br />
Jetzt schwebt er wieder hin zu jener Stelle,<br />
Wo er vereint mit freudigem Empfang<br />
<strong>Die</strong>, so nicht Sünde stürzt zur Nacht der Hölle.“<br />
Und ich: ” Hat dir nicht jenen Liebessang,<br />
Den du geübt, ein neu Gesetz entrissen,<br />
Der öfters mir gestillt des Herzens Drang,<br />
So laß mich jetzt nicht seinen Trost vermissen;<br />
Denn meine Seele, die der Leib umflicht,<br />
Schwebt, da sie hier erscheint, in Kümmernissen.“<br />
70 E come a messagger che porta ulivo<br />
tragge la gente per udir novelle,<br />
e di calcar nessun si mostra schivo,<br />
73 così al viso mio s’affisar quelle<br />
anime fortunate tutte quante,<br />
quasi oblïando d’ire a farsi belle.<br />
76 Io vidi una di lor trarresi avante<br />
per abbracciarmi, con sì grande affetto,<br />
che mosse me a far lo somigliante.<br />
79 Ohi ombre vane, fuor che ne l’aspetto!<br />
tre volte dietro a lei le mani avvinsi,<br />
e tante mi tornai con esse al petto.<br />
82 Di maraviglia, credo, mi dipinsi;<br />
per che l’ombra sorrise e si ritrasse,<br />
e io, seguendo lei, oltre mi pinsi.<br />
85 Soavemente disse ch’io posasse;<br />
allor conobbi chi era, e pregai<br />
che, per parlarmi, un poco s’arrestasse.<br />
88 Rispuosemi: ” Così com’ io t’amai<br />
nel mortal corpo, così t’amo sciolta:<br />
però m’arresto; ma tu perché vai?“<br />
91<br />
” Casella mio, per tornar altra volta<br />
là dov’ io son, fo io questo vïaggio,“<br />
diss’ io; ma a te com’ è tanta ora tolta?“<br />
”<br />
94 Ed elli a me: ” Nessun m’è fatto oltraggio,<br />
se quei che leva quando e cui li piace,<br />
più volte m’ha negato esto passaggio;<br />
97 ché di giusto voler lo suo si face:<br />
veramente da tre mesi elli ha tolto<br />
chi ha voluto intrar, con tutta pace.<br />
100 Ond’ io, ch’era ora a la marina vòlto<br />
dove l’acqua di Tevero s’insala,<br />
benignamente fu’ da lui ricolto.<br />
103 A quella foce ha elli or dritta l’ala,<br />
però che sempre quivi si ricoglie<br />
qual verso Acheronte non si cala.“<br />
106 E io: ” Se nuova legge non ti toglie<br />
memoria o uso a l’amoroso canto<br />
che mi solea quetar tutte mie doglie,<br />
109 di ciò ti piaccia consolare alquanto<br />
l’anima mia, che, con la sua persona<br />
venendo qui, è affannata tanto!“
Fegefeuer: Dritter Gesang Pagina 121<br />
” <strong>Die</strong> Liebe, die zu mir im Herzen spricht<br />
Begann er jetzt, und ach, die süße Weise<br />
Verklingt noch jetzt in meinem Innern nicht.<br />
Mein Herr und ich, wir standen still im Kreise<br />
Der andern dort und alle so beglückt,<br />
Als kennten wir kein andres Ziel der Reise,<br />
Nur seinen Tönen horchend, hochentzückt.<br />
Da sieh bei uns den ehrenhaften Alten:<br />
“Was, träge Geister, ist’s, das euch berückt?<br />
Nachlässige, so lang’ euch aufzuhalten!<br />
Zum Berg hin, wo man frei der Hüllen wird,<br />
<strong>Die</strong> Gottes Anblick noch euch vorenthalten!<br />
Wie wenn, von Weizen oder Lolch gekirrt,<br />
<strong>Die</strong> Tauben still im Stoppelfelde schmausen<br />
Und keine mehr umherstolziert und girrt,<br />
Dann aber, wenn erscheint, wovor sie grausen,<br />
Sie alle jäh, mit größrer Sorg’ im Sinn,<br />
Von ihrer Weid’ empor im Fluge brausen;<br />
So lief die Schar der Seelen jetzt dahin,<br />
Vom Sange fort, zum Berge sonder Weile,<br />
Wie wer da läuft, allein nicht weiß wohin;<br />
112 ’Amor che ne la mente mi ragiona’<br />
cominciò elli allor sì dolcemente,<br />
che la dolcezza ancor dentro mi suona.<br />
115 Lo mio maestro e io e quella gente<br />
ch’eran con lui parevan sì contenti,<br />
come a nessun toccasse altro la mente.<br />
118 Noi eravam tutti fissi e attenti<br />
a le sue note; ed ecco il veglio onesto<br />
gridando: ” Che è ciò, spiriti lenti?<br />
121 qual negligenza, quale stare è questo?<br />
Correte al monte a spogliarvi lo scoglio<br />
ch’esser non lascia a voi Dio manifesto.“<br />
124 Come quando, cogliendo biado o loglio,<br />
li colombi adunati a la pastura,<br />
queti, sanza mostrar l’usato orgoglio,<br />
127 se cosa appare ond’ elli abbian paura,<br />
subitamente lasciano star l’esca,<br />
perch’ assaliti son da maggior cura;<br />
130 così vid’ io quella masnada fresca<br />
lasciar lo canto, e fuggir ver’ la costa,<br />
com’ om che va, né sa dove rïesca;<br />
Wir aber folgten mit nicht mindrer Eile. 133 né la nostra partita fu men tosta.<br />
Dritter Gesang Canto III<br />
Trieb jähe Flucht auch alles, was vereinigt<br />
Beim Sänger war, zerstreut jetzt durch den Plan<br />
Dem Berge zu, wo die Vernunft uns peinigt,<br />
Doch drängt’ ich mich dem treuen Führer an.<br />
Wie könnt’ ich ihn auch bei der Reife missen?<br />
Wie kam ich wohl ohn’ ihn den Berg hinauf?<br />
Er schien gepeinigt von Gewissensbissen.<br />
würdig reine Seele, wie empört,<br />
Wie quält der kleinste Fehler dein Gewissen!<br />
Als seines <strong>La</strong>ufes Eil’ nun aufgehört,<br />
Bei welcher Würd’ im Anstand nimmer waltet,<br />
Da ward mein Geist, verengt erst und verstört,<br />
Zum Streben neu erweitert und entfaltet,<br />
Und, das Gesicht dem Berge zugewandt,<br />
Sah ich, dem Himmel zu, ihm hochgestaltet.<br />
<strong>Die</strong> Sonne, hinter mir in rotem Brand,<br />
War vor mir, nach Gestaltung und Gebärde,<br />
Gebrochen, da mein Leib ihr widerstand.<br />
1 Avvegna che la subitana fuga<br />
dispergesse color per la campagna,<br />
rivolti al monte ove ragion ne fruga,<br />
4 i’ mi ristrinsi a la fida compagna:<br />
e come sare’ io sanza lui corso?<br />
chi m’avria tratto su per la montagna?<br />
7 El mi parea da sé stesso rimorso:<br />
o dignitosa coscïenza e netta,<br />
come t’è picciol fallo amaro morso!<br />
10 Quando li piedi suoi lasciar la fretta,<br />
che l’onestade ad ogn’ atto dismaga,<br />
la mente mia, che prima era ristretta,<br />
13 lo ’ntento rallargò, sì come vaga,<br />
e diedi ’l viso mio incontr’ al poggio<br />
che ’nverso ’l ciel più alto si dislaga.<br />
16 Lo sol, che dietro fiammeggiava roggio,<br />
rotto m’era dinanzi a la figura,<br />
ch’avëa in me de’ suoi raggi l’appoggio.
Seite 122 Purgatorio: Canto III<br />
Und bang, daß ich allein gelassen werde,<br />
Kehrt’ ich mich schleunig seitwärts, da ich sah,<br />
Beschattet sei vor mir allein die Erde.<br />
” Was argwöhnst du“ begann mein Tröster da,<br />
Zu mir gewandt, erratend, was ich dachte,<br />
” Glaubst du, ich sei dir nicht, wie immer, nah?<br />
Dort liegt der Leib, in dem ich Schatten machte,<br />
An Napels Strand, den jetzt schon Nacht umflicht,<br />
Wohin man einst von Brindisi ihn brachte.<br />
Beschatt’ ich jetzt vor mir die Erde nicht,<br />
So staune nicht darum – deckt doch der Schimmer<br />
Des einen Himmels nie des andern Licht.<br />
Dergleichen Körper schafft der Herr noch immer,<br />
Damit sie dulden Hitz’ und Frost und Pein,<br />
Doch wie er’s macht, entschleiert er uns nimmer.<br />
Tor, wer da hofft, er dring’ in alles ein<br />
Mit der Vernunft, selbst in endlose Sphären,<br />
Wo er, der Ew’ge, einer ist in drei’n.<br />
Strebt, Menschen, doch das Wie nicht aufzuklären;<br />
Denn wär’s gestattet, alles zu erschau’n,<br />
Nicht brauchte dann Maria zu gebären.<br />
Wohl mancher dürft’ auf seinen Geist vertrauen,<br />
Dem noch die Sehnsucht, alles zu erkunden,<br />
Geblieben ist zu ewiglichem Grau’n.<br />
Du weißt, wo wir den Plato aufgefunden<br />
Und manchen sonst.“ Er schwieg, die Stirn geneigt,<br />
Und alle Heiterkeit schien ihm geschwunden.<br />
Wir kamen hin, von wo man aufwärts steigt.<br />
Dort oben ist der Fels so steil gelegen,<br />
Daß sich kein Raum zu einem Dritte zeigt.<br />
Der rauhste von den öden Felsenwegen<br />
Inmitten Lerci und Turbia schmiegt<br />
Sich sanft und leicht, stellt man ihn dem entgegen.<br />
” Wer weiß, zu welcher Hand der Hang sich biegt.“<br />
Der Meister sprach’s und hielt jetzt ein im Schreiten,<br />
” So daß auch der hinauf kann, der nicht fliegt?“<br />
Er ließ indes den Blick zum Boden gleiten<br />
Und nahm im Geist des Pfades Prüfung wahr.<br />
Doch ich sah aufwärts nach des Berges Seiten,<br />
Und da erschien mir linksher eine Schar,<br />
<strong>Die</strong> schien so langsam zu uns her zu schweben,<br />
Daß kaum Bewegung zu bemerken war.<br />
19 Io mi volsi dallato con paura<br />
d’essere abbandonato, quand’ io vidi<br />
solo dinanzi a me la terra oscura;<br />
22 e ’l mio conforto: Perché pur diffidi?“<br />
”<br />
a dir mi cominciò tutto rivolto;<br />
” non credi tu me teco e ch’io ti guidi?<br />
25 Vespero è già colà dov’ è sepolto<br />
lo corpo dentro al quale io facea ombra;<br />
Napoli l’ha, e da Brandizio è tolto.<br />
28 Ora, se innanzi a me nulla s’aombra,<br />
non ti maravigliar più che d’i cieli<br />
che l’uno a l’altro raggio non ingombra.<br />
31 A sofferir tormenti, caldi e geli<br />
simili corpi la Virtù dispone<br />
che, come fa, non vuol ch’a noi si sveli.<br />
34 Matto è chi spera che nostra ragione<br />
possa trascorrer la infinita via<br />
che tiene una sustanza in tre persone.<br />
37 State contenti, umana gente, al quia;<br />
ché, se potuto aveste veder tutto,<br />
mestier non era parturir Maria;<br />
40 e disïar vedeste sanza frutto<br />
tai che sarebbe lor disio quetato,<br />
ch’etternalmente è dato lor per lutto:<br />
43 io dico d’Aristotile e di Plato<br />
e di molt’ altri“; e qui chinò la fronte,<br />
e più non disse, e rimase turbato.<br />
46 Noi divenimmo intanto a piè del monte;<br />
quivi trovammo la roccia sì erta,<br />
che ’ndarno vi sarien le gambe pronte.<br />
49 Tra Lerice e Turbìa la più diserta,<br />
la più rotta ruina è una scala,<br />
verso di quella, agevole e aperta.<br />
52<br />
” Or chi sa da qual man la costa cala,“<br />
disse ’l maestro mio fermando ’l passo,<br />
” sì che possa salir chi va sanz’ ala?“<br />
55 E mentre ch’e’ tenendo ’l viso basso<br />
essaminava del cammin la mente,<br />
e io mirava suso intorno al sasso,<br />
58 da man sinistra m’apparì una gente<br />
d’anime, che movieno i piè ver’ noi,<br />
e non pareva, sì venïan lente.
Fegefeuer: Dritter Gesang Pagina 123<br />
” <strong>La</strong>ß,“ sprach ich, Meister, deinen Blick sich heben,<br />
”<br />
<strong>Die</strong> Rat erteilen können, nahen schon,<br />
Dafern du nicht vermagst, ihn selbst zu geben.“<br />
Frei schaut’ er auf, und alle Sorgen floh’n.<br />
” Nur langsam“. sprach er, geht ihr Gang vonstatten,<br />
”<br />
Drum gehn wir hin. Getrost jetzt, süßer Sohn!“<br />
Wir waren noch entfernt von jenen Schatten<br />
Und ihnen etwa steinwurfweit genaht,<br />
Als wir getan an tausend Schritte hatten.<br />
Da drängten alle sich ans Felsgestad<br />
Und standen still und dicht, uns zugewendet,<br />
Wie wen Bedenken hemmt auf seinem Pfad.<br />
” O Auserwählte, die ihr wohl geendet,“<br />
Begann Virgil, wie einst euch Friede jetzt,<br />
”<br />
Den, wie ich glaube, Gott euch allen spendet,<br />
So zeigt uns des Gebirges Abhang jetzt<br />
Und laßt uns einen Weg nach oben sehen,<br />
Denn Zeitverlieren schmerzt den, der sie schätzt.“<br />
Gleichwie die Schäflein aus dem Stalle gehen,<br />
Eins, zwei und drei, indessen noch verzagt<br />
<strong>Die</strong> andern mit gebeugten Köpfen stehen,<br />
Bis was das erste tat, nun jedes wagt,<br />
Wenn jenes harrt, geduldig die Beschwerde<br />
Des Drangs erträgt und nach dem Grund nicht fragt;<br />
So sah ich jetzt von der beglückten Herde<br />
<strong>Die</strong> vordem sich bewegen und uns nah’n,<br />
Das Antlitz züchtig, ehrbar die Gebärde.<br />
Wie sie das Licht zur Rechten meiner Bahn<br />
Geteilt und, als des Erdenleibes Zeichen,<br />
<strong>Die</strong> Felsenwand von mir beschattet sahn,<br />
Sah ich sie stehn und etwas rückwärts weichen.<br />
<strong>Die</strong> andern wußten zwar nicht, was gescheh’n,<br />
Doch alle taten sie sofort desgleichen.<br />
” Ohn’ eure Frage will ich euch gestehn,<br />
Noch einem Menschen ist der Körper eigen,<br />
Von welchem ihr das Licht geteilt gesehn.<br />
Doch laßt Verwunderung und Staunen schweigen;<br />
Nicht ohne Kraft, die Gott nur geben kann,<br />
Sucht er die schroffe Wand zu übersteigen.“<br />
Mein Hort sprach’s, und die würd’ge Schar begann,<br />
Uns mit der Hände Rücken Zeichen gebend:<br />
” Kehrt wieder um und schreitet uns voran!“<br />
61<br />
” Leva,“ diss’ io, maestro, li occhi tuoi:<br />
”<br />
ecco di qua chi ne darà consiglio,<br />
se tu da te medesmo aver nol puoi.“<br />
64 Guardò allora, e con libero piglio<br />
rispuose: ” Andiamo in là, ch’ei vegnon piano;<br />
e tu ferma la spene, dolce figlio.“<br />
67 Ancora era quel popol di lontano,<br />
i’ dico dopo i nostri mille passi,<br />
quanto un buon gittator trarria con mano,<br />
70 quando si strinser tutti ai duri massi<br />
de l’alta ripa, e stetter fermi e stretti<br />
com’ a guardar, chi va dubbiando, stassi.<br />
73<br />
” O ben finiti, o già spiriti eletti,“<br />
Virgilio incominciò, per quella pace<br />
”<br />
ch’i’ credo che per voi tutti s’aspetti,<br />
76 ditene dove la montagna giace,<br />
sì che possibil sia l’andare in suso;<br />
ché perder tempo a chi più sa più spiace.“<br />
79 Come le pecorelle escon del chiuso<br />
a una, a due, a tre, e l’altre stanno<br />
timidette atterrando l’occhio e ’l muso;<br />
82 e ciò che fa la prima, e l’altre fanno,<br />
addossandosi a lei, s’ella s’arresta,<br />
semplici e quete, e lo ’mperché non sanno;<br />
85 sì vid’ io muovere a venir la testa<br />
di quella mandra fortunata allotta,<br />
pudica in faccia e ne l’andare onesta.<br />
88 Come color dinanzi vider rotta<br />
la luce in terra dal mio destro canto,<br />
sì che l’ombra era da me a la grotta,<br />
91 restaro, e trasser sé in dietro alquanto,<br />
e tutti li altri che venieno appresso,<br />
non sappiendo ’l perché, fenno altrettanto.<br />
94<br />
” Sanza vostra domanda io vi confesso<br />
che questo è corpo uman che voi vedete;<br />
per che ’l lume del sole in terra è fesso.<br />
97 Non vi maravigliate, ma credete<br />
che non sanza virtù che da ciel vegna<br />
cerchi di soverchiar questa parete.“<br />
100 Così ’l maestro; e quella gente degna<br />
” Tornate,“ disse, intrate innanzi dunque,“<br />
”<br />
coi dossi de le man faccendo insegna.
Seite 124 Purgatorio: Canto III<br />
Und einer drauf, zu mir die Stimm’ erhebend:<br />
” Wer du auch seist, blick’ um, mich anzuschau’n,<br />
Besinne dich: Sahst du mich jemals lebend‘?“<br />
Ich wandt’ auf ihn die Augen voll Vertrau’n.<br />
Blond war er, schön, von würdigen Gebärden,<br />
Doch war gespalten eine seiner Brau’n.<br />
Demütig sagt’ ich, daß ich ihn auf Erden<br />
Niemals gesehn; da aber hieß er mich<br />
Aufmerksam auf die Wund’ am Busen werden,<br />
Und lächelnd sprach er dann: ” Manfred bin ich!<br />
Wenn dich zur Welt zurück die Schritte tragen,<br />
Zu meiner Tochter geh, ich bitte dich,<br />
<strong>Die</strong> unterm Herzen jenes Paar getragen,<br />
Das Aragonien und Sizilien ehrt,<br />
Ihr Wahres, wenn man andres sagt, zu sagen.<br />
Als zweimal mich durchbohrt des Feindes Schwert,<br />
Da übergab ich weinend meine Seele<br />
Dem Richter, der Verzeihung gern gewährt.<br />
Oh groß und schrecklich waren meine Fehle,<br />
Doch groß ist Gottes Gnadenarm und faßt,<br />
Was sich ihm zukehrt, so daß keiner fehle.<br />
Und wenn Cosenzas Hirt, der sonder Rast,<br />
Wie Clemens wollte, mich gejagt, dies eine<br />
Erhabne Wort der Schrift wohl aufgefaßt,<br />
So lägen dort noch meines Leibs Gebeine<br />
Am Brückenkopf bei Benevent, vom Mal<br />
Geschützt der schweren aufgehäuften Steine.<br />
Nun netzt’s der Regen, dorrt’s der Sonnenstrahl,<br />
Dort, wo er’s hinwarf mit verlöschten Lichten,<br />
Dem Reich entführt, entlang dem Verdetal.<br />
Doch kann ihr Fluch die Seele nicht vernichten,<br />
Aus welcher nicht die frohe Hoffnung weicht,<br />
An ew’ger Liebe neu sich aufzurichten.<br />
Wahr ist’s, daß, wer im Kirchenbann erbleicht,<br />
War’ auch zuletzt in ihm die Reu’ entglommen,<br />
Doch dieser Felswand Höhe nicht erreicht,<br />
Bis dreißigmal die Zeit, seit ihm genommen<br />
Der Kirche Segen ward, verflossen ist,<br />
Kürzt diese Zeit nicht ab das Fleh’n der Frommen.<br />
Sieh, ob du mir zum Heil gekommen bist,<br />
Wenn du Konstanzen, wie du mich gesehen,<br />
Entdeckst und ihr verkündest jene Frist,<br />
103 E un di loro incominciò: ” Chiunque<br />
tu se’, così andando, volgi ’l viso:<br />
pon mente se di là mi vedesti unque.“<br />
106 Io mi volsi ver’ lui e guardail fiso:<br />
biondo era e bello e di gentile aspetto,<br />
ma l’un de’ cigli un colpo avea diviso.<br />
109 Quand’ io mi fui umilmente disdetto<br />
d’averlo visto mai, el disse: ” Or vedi“;<br />
e mostrommi una piaga a sommo ’l petto.<br />
112 Poi sorridendo disse: ” Io son Manfredi,<br />
nepote di Costanza imperadrice;<br />
ond’ io ti priego che, quando tu riedi,<br />
115 vadi a mia bella figlia, genitrice<br />
de l’onor di Cicilia e d’Aragona,<br />
e dichi ’l vero a lei, s’altro si dice.<br />
118 Poscia ch’io ebbi rotta la persona<br />
di due punte mortali, io mi rendei,<br />
piangendo, a quei che volontier perdona.<br />
121 Orribil furon li peccati miei;<br />
ma la bontà infinita ha sì gran braccia,<br />
che prende ciò che si rivolge a lei.<br />
124 Se ’l pastor di Cosenza, che a la caccia<br />
di me fu messo per Clemente allora,<br />
avesse in Dio ben letta questa faccia,<br />
127 l’ossa del corpo mio sarieno ancora<br />
in co del ponte presso a Benevento,<br />
sotto la guardia de la grave mora.<br />
130 Or le bagna la pioggia e move il vento<br />
di fuor dal regno, quasi lungo ’l Verde,<br />
dov’ e’ le trasmutò a lume spento.<br />
133 Per lor maladizion sì non si perde,<br />
che non possa tornar, l’etterno amore,<br />
mentre che la speranza ha fior del verde.<br />
136 Vero è che quale in contumacia more<br />
di Santa Chiesa, ancor ch’al fin si penta,<br />
star li convien da questa ripa in fore,<br />
139 per ognun tempo ch’elli è stato, trenta,<br />
in sua presunzïon, se tal decreto<br />
più corto per buon prieghi non diventa.<br />
142 Vedi oggimai se tu mi puoi far lieto,<br />
revelando a la mia buona Costanza<br />
come m’hai visto, e anco esto divieto;<br />
Denn viel gewinnt man hier durch euer Flehen.“ 145 ché qui per quei di là molto s’avanza.“
Fegefeuer: Vierter Gesang Pagina 125<br />
Vierter Gesang Canto IV<br />
Wenn etwas, was uns wohltut oder kränkt,<br />
Uns eine Seelenkraft in Aufruhr brachte,<br />
Und sich die Seel’ in diese ganz versenkt,<br />
Dann scheint’s, als ob sie keiner andern achte;<br />
Und dies beweist genugsam gegen den,<br />
Der uns belebt von mehrern Seelen dachte.<br />
Indem wir etwas hören oder sehn,<br />
Was stark uns anzieht, ist die Zeit verschwunden,<br />
Bevor wir’s glauben und es uns versehn.<br />
Denn anders wird die Kraft, die hört, empfunden,<br />
Und anders unsrer Seele ganze Kraft;<br />
Frei ist die erste, diese scheint gebunden.<br />
Davon erhielt ich jetzo Wissenschaft –<br />
Indessen ich gehorcht und stillgeschwiegen,<br />
Weil Staunen mir die Seele hingerafft,<br />
War fünfzig Grad’ die Sonn’ emporgestiegen,<br />
Eh’ ich’s bemerkt – da ward ein Ruf mir kund<br />
Von den gesamten Seelen: ” Seht die Stiegen!“<br />
<strong>Die</strong> Öffnung, die mit einem Dorngebund,<br />
Wenn sich die Traube bräunt, die Winzer schließen,<br />
Ist weiter oft als hier der Felsenschlund,<br />
Durch welchen uns die Seelen klimmen hießen.<br />
Er vor, ich folgend, stiegen wir allein<br />
Den Felsweg, da die ändern uns verließen.<br />
Empor zu Bismantova und bergein<br />
Bei Noli kann man auf den Füßen dringen,<br />
Doch wer hier aufstrebt, muß beflügelt sein;<br />
Ich meine, mit der großen Sehnsucht Schwingen,<br />
<strong>Die</strong> mich dem Führer nachzog mit Gewalt,<br />
Der Licht mir gab und Hoffnung zum Gelingen.<br />
Wir stiegen innerhalb dem Felsenspalt,<br />
Von ihm bedrängt, und fanden kaum mit Händen<br />
Und Füßen unter uns am Boden Halt.<br />
Nachdem wir aus den rauhen. schroffen Wänden<br />
Emporgelangt zum offenen Gestad,<br />
Da fragt’ ich: ” Meister, sprich, wohin uns wendend“<br />
Und er: ” Mir nach, zur Höhe geht dein Pfad!<br />
Rückwärts darf keiner deiner Schritte weichen,<br />
Bis irgendwo ein kund’ger Führer naht!“<br />
Den Gipfel konnte kaum der Blick erreichen;<br />
<strong>Die</strong> Seite ging, stolz, senkrecht fast, hinan,<br />
Dem Hang der Pyramide zu vergleichen.<br />
1 Quando per dilettanze o ver per doglie,<br />
che alcuna virtù nostra comprenda,<br />
l’anima bene ad essa si raccoglie,<br />
4 par ch’a nulla potenza più intenda;<br />
e questo è contra quello error che crede<br />
ch’un’anima sovr’ altra in noi s’accenda.<br />
7 E però, quando s’ode cosa o vede<br />
che tegna forte a sé l’anima volta,<br />
vassene ’l tempo e l’uom non se n’avvede;<br />
10 ch’altra potenza è quella che l’ascolta,<br />
e altra è quella c’ha l’anima intera:<br />
questa è quasi legata e quella è sciolta.<br />
13 Di ciò ebb’ io esperïenza vera,<br />
udendo quello spirto e ammirando;<br />
ché ben cinquanta gradi salito era<br />
16 lo sole, e io non m’era accorto, quando<br />
venimmo ove quell’ anime ad una<br />
gridaro a noi: ” Qui è vostro dimando.“<br />
19 Maggiore aperta molte volte impruna<br />
con una forcatella di sue spine<br />
l’uom de la villa quando l’uva imbruna,<br />
22 che non era la calla onde salìne<br />
lo duca mio, e io appresso, soli,<br />
come da noi la schiera si partìne.<br />
25 Vassi in Sanleo e discendesi in Noli,<br />
montasi su in Bismantova e ’n Cacume<br />
con esso i piè; ma qui convien ch’om voli;<br />
28 dico con l’ale snelle e con le piume<br />
del gran disio, di retro a quel condotto<br />
che speranza mi dava e facea lume.<br />
31 Noi salavam per entro ’l sasso rotto,<br />
e d’ogne lato ne stringea lo stremo,<br />
e piedi e man volea il suol di sotto.<br />
34 Poi che noi fummo in su l’orlo suppremo<br />
de l’alta ripa, a la scoperta piaggia,<br />
” Maestro mio,“ diss’ io, che via faremo?“<br />
”<br />
37 Ed elli a me: ” Nessun tuo passo caggia;<br />
pur su al monte dietro a me acquista,<br />
fin che n’appaia alcuna scorta saggia.“<br />
40 Lo sommo er’ alto che vincea la vista,<br />
e la costa superba più assai<br />
che da mezzo quadrante a centro lista.
Seite 126 Purgatorio: Canto IV<br />
Ich war bereits ermattet und begann:<br />
” O süßer Vater, peinlich wird die Reife!<br />
Schau’ her und sieh, daß ich nicht folgen kann!“<br />
” Bis dorthin schleppe dich!“ So sprach der Weise<br />
Und zeigt’ auf einen Vorsprung nahe dort,<br />
Von dem es schien, daß er den Berg umkreise.<br />
Mir war ein Sporn des edlen Meisters Wort,<br />
Mit aller Kraft die Reise fortzusetzen;<br />
So kroch ich bis zum Bergesgürtel fort.<br />
Und dort verweilten wir, um uns zu setzen,<br />
Ostwärts, nach dem erklommnen Pfad gewandt,<br />
An dem sich gern der Wandrer Blicke letzen.<br />
<strong>Die</strong> Augen kehrt’ ich erst zum tiefen Strand,<br />
Dann als ich sie zur Sonn’ emporgeschlagen,<br />
<strong>Die</strong> uns zur Linken, Gluten sprühend, stand,<br />
Da sah Virgil, daß ich des Lichtes Wagen<br />
Anstaunte, weil er zwischen Mitternacht<br />
Und unserm Standort schien dahinzujagen,<br />
Und sprach: ” Wenn jenem Spiegel ew’ger Macht<br />
Castor und Pollux jetzt Begleiter wären,<br />
Ihm, welcher auf- und abführt Licht und Pracht,<br />
So würd’ er, kreisend näher bei den Bären,<br />
Wenn er vom alten Weg nicht abgeirrt,<br />
Mit seiner Glut den Zodiak verklären.<br />
Bedenke nur, wenn dich dies Wort verwirrt,<br />
Daß dieser Berg mit Zions heil’gen Höhen<br />
Begrenzt von einem Horizonte wird,<br />
Doch beid’ auf andern Hemisphären stehen;<br />
<strong>Die</strong> Bahn, die Phaethon, der Tor, durchreist,<br />
Ist drum von hier zur linken Hand zu sehen,<br />
Indes sie dorten sich zur rechten weist –<br />
So hoff ich denn, daß du zur klaren Kenntnis,<br />
Wenn du wohl aufgemerkt, gefördert seist.“<br />
” Gewiß, mir ward so klar noch kein Verständnis<br />
Als hier,“ begann ich, wo mir dein Beweis<br />
”<br />
Ersetzt den Mangel eigener Erkenntnis.<br />
Der ewigen Bewegung mittler Kreis,<br />
Den man Äquator in der Kunst benannte,<br />
Der fest bleibt zwischen Sonn’ und Wintereis,<br />
Zeigt, wie ich wohl aus deiner Red’ erkannte,<br />
Sich nordwärts hier, wie ihn die Juden sahn,<br />
Wenn sich ihr Antlitz gegen Süden wandte.<br />
43 Io era lasso, quando cominciai:<br />
” O dolce padre, volgiti, e rimira<br />
com’ io rimango sol, se non restai.“<br />
46<br />
” Figliuol mio,“ disse, infin quivi ti tira,“<br />
”<br />
additandomi un balzo poco in sùe<br />
che da quel lato il poggio tutto gira.<br />
49 Sì mi spronaron le parole sue,<br />
ch’i’ mi sforzai carpando appresso lui,<br />
tanto che ’l cinghio sotto i piè mi fue.<br />
52 A seder ci ponemmo ivi ambedui<br />
vòlti a levante ond’ eravam saliti,<br />
che suole a riguardar giovare altrui.<br />
55 Li occhi prima drizzai ai bassi liti;<br />
poscia li alzai al sole, e ammirava<br />
che da sinistra n’eravam feriti.<br />
58 Ben s’avvide il poeta ch’ïo stava<br />
stupido tutto al carro de la luce,<br />
ove tra noi e Aquilone intrava.<br />
61 Ond’ elli a me: ” Se Castore e Poluce<br />
fossero in compagnia di quello specchio<br />
che sù e giù del suo lume conduce,<br />
64 tu vedresti il Zodïaco rubecchio<br />
ancora a l’Orse più stretto rotare,<br />
se non uscisse fuor del cammin vecchio.<br />
67 Come ciò sia, se ’l vuoi poter pensare,<br />
dentro raccolto, imagina Sïòn<br />
con questo monte in su la terra stare<br />
70 sì, ch’amendue hanno un solo orizzòn<br />
e diversi emisperi; onde la strada<br />
che mal non seppe carreggiar Fetòn,<br />
73 vedrai come a costui convien che vada<br />
da l’un, quando a colui da l’altro fianco,<br />
se lo ’ntelletto tuo ben chiaro bada.“<br />
76<br />
” Certo, maestro mio,“ diss’ io, ” unquanco<br />
non vid’ io chiaro sì com’ io discerno<br />
là dove mio ingegno parea manco,<br />
79 che ’l mezzo cerchio del moto superno,<br />
che si chiama Equatore in alcun’ arte,<br />
e che sempre riman tra ’l sole e ’l verno,<br />
82 per la ragion che di’, quinci si parte<br />
verso settentrïon, quanto li Ebrei<br />
vedevan lui verso la calda parte.
Fegefeuer: Vierter Gesang Pagina 127<br />
Doch sprich, wie weit hinauf geht unsre Bahn?<br />
Denn sieh, so hoch, wie kaum die Augen kommen,<br />
Steigt ja des Berges Gipfel himmelan.“<br />
Und er: ” Wer ihn zu steigen unternommen,<br />
trifft große Schwierigkeit an seinem Fuß,<br />
<strong>Die</strong> kleiner wird, je mehr man aufgeklommen.<br />
Drum, wird dir erst die Mühe zum Genuß,<br />
Erscheint dir’s dann so leicht, emporzusteigen,<br />
Als ging’s im Kahn hinab den muntern Fluß,<br />
Dann wird sich bald das Ziel des Weges zeigen,<br />
Dann wirst du sanft von deinen Mühen ruh’n.<br />
<strong>Die</strong>s ist gewiß, vom andern will ich schweigen.“<br />
Er sprach’s, und eine Stimm’ ertönte nun<br />
Ganz nah bei uns: ” Eh’ ihr so weit gegangen,<br />
Wird euch vielleicht zu sitzen nötig tun.“<br />
Wir sahn dorthin, woher die Wort’ erklangen,<br />
Und linkshin lag ein Felsenblock uns nah,<br />
Der bis dahin mir und auch ihm entgangen.<br />
Hin schritten wir und fanden Leute da<br />
Verdeckt vom Felsen und in seinem Schatten,<br />
In welchen ich ein Bild der Trägheit sah.<br />
Und einer, wie im gänzlichen Ermatten,<br />
Saß dorten und umarmte seine Knie,<br />
<strong>Die</strong> das gesunkne Haupt inmitten hatten.<br />
” Der ist gewiß der Faulheit Bruder! sieh,“<br />
Begann ich, sieh nur hin, mein süßer Leiter,<br />
”<br />
Denn sicher sahst du einen Trägern nie.“<br />
Da kehrt’ er sich zu mir und dem Begleiter,<br />
Hob, doch nur bis zum Schenkel, das Gesicht<br />
Und sprach: ” Bist du so stark, so geh nur weiter.“<br />
Und da erkannt’ ich ihn und säumte nicht,<br />
Noch atemlos vom Klettern, vorzustreben<br />
Bis hin zu ihm, und sah ihn, als ich dicht<br />
Schon bei ihm stand, das Haupt kaum merkbar heben.<br />
” Zur Linken fährt der Sonnenwagen fort,“<br />
Begann er nun, hast du wohl acht gegeben?“<br />
”<br />
Ich mußte lächeln bei dem kurzen Wort<br />
Und bei den faulen, langsamen Gebärden;<br />
Worauf ich sprach: ” Belaqua, dieser Ort<br />
Bezeugt mir deutlich, du wirst selig werden.<br />
Doch sprich: harrst du des Führers sitzend hier?<br />
Wie? oder treibst du’s hier noch wie auf Erden?“<br />
85 Ma se a te piace, volontier saprei<br />
quanto avemo ad andar; ché ’l poggio sale<br />
più che salir non posson li occhi miei.“<br />
88 Ed elli a me: ” Questa montagna è tale,<br />
che sempre al cominciar di sotto è grave;<br />
e quant’ om più va sù, e men fa male.<br />
91 Però, quand’ ella ti parrà soave<br />
tanto, che sù andar ti fia leggero<br />
com’ a seconda giù andar per nave,<br />
94 allor sarai al fin d’esto sentiero;<br />
quivi di riposar l’affanno aspetta.<br />
Più non rispondo, e questo so per vero.“<br />
97 E com’ elli ebbe sua parola detta,<br />
una voce di presso sonò: ” Forse<br />
che di sedere in pria avrai distretta!“<br />
100 Al suon di lei ciascun di noi si torse,<br />
e vedemmo a mancina un gran petrone,<br />
del qual né io né ei prima s’accorse.<br />
103 Là ci traemmo; e ivi eran persone<br />
che si stavano a l’ombra dietro al sasso<br />
come l’uom per negghienza a star si pone.<br />
106 E un di lor, che mi sembiava lasso,<br />
sedeva e abbracciava le ginocchia,<br />
tenendo ’l viso giù tra esse basso.<br />
109<br />
” O dolce segnor mio,“ diss’ io, ” adocchia<br />
colui che mostra sé più negligente<br />
che se pigrizia fosse sua serocchia.“<br />
112 Allor si volse a noi e puose mente,<br />
movendo ’l viso pur su per la coscia,<br />
e disse: ” Or va tu sù, che se’ valente!“<br />
115 Conobbi allor chi era, e quella angoscia<br />
che m’avacciava un poco ancor la lena,<br />
non m’impedì l’andare a lui; e poscia<br />
118 ch’a lui fu’ giunto, alzò la testa a pena,<br />
dicendo: ” Hai ben veduto come ’l sole<br />
da l’omero sinistro il carro mena?“<br />
121 Li atti suoi pigri e le corte parole<br />
mosser le labbra mie un poco a riso;<br />
poi cominciai: ” Belacqua, a me non dole<br />
124 di te omai; ma dimmi: perché assiso<br />
quiritto se’? attendi tu iscorta,<br />
o pur lo modo usato t’ha’ ripriso?“
Seite 128 Purgatorio: Canto V<br />
” Bruder,“ sprach er, was hilft das Steigen mir?<br />
”<br />
Ich würde doch zur Qual nicht kommen sollen,<br />
Denn Gottes Pförtner weist mich weg von ihr.<br />
Hier außen muß um mich der Himmel rollen,<br />
So oft als er im Leben tat, da spät<br />
Und erst im Tod mein Herz bereuen wollen,<br />
Wenn mir nicht früher beispringt das Gebet,<br />
Das sich aus gläub’ger Brust emporgerungen.<br />
Was hülf ein andres, da es Gott verschmäht?“<br />
Schon war vor mir Virgil hinaufgedrungen,<br />
Und rief: ” Jetzt komm, schon hat in lichter Pracht<br />
<strong>Die</strong> Sonne sich zum Mittagskreis geschwungen,<br />
127 Ed elli: ” O frate, andar in sù che porta?<br />
ché non mi lascerebbe ire a’ martìri<br />
l’angel di Dio che siede in su la porta.<br />
130 Prima convien che tanto il ciel m’aggiri<br />
di fuor da essa, quanto fece in vita,<br />
per ch’io ’ndugiai al fine i buon sospiri,<br />
133 se orazïone in prima non m’aita<br />
che surga sù di cuor che in grazia viva;<br />
l’altra che val, che ’n ciel non è udita?“<br />
136 E già il poeta innanzi mi saliva,<br />
e dicea: ” Vienne omai; vedi ch’è tocco<br />
meridïan dal sole e a la riva<br />
Und Mauritanien deckt der Fuß der Nacht.“ 139 cuopre la notte già col piè Morrocco.“<br />
Fünfter Gesang Canto V<br />
Schon hatt’ ich, auf der Spur des Führers steigend,<br />
Mich ganz von jenen Seelen abgewandt,<br />
Als ein’, auf mich mit ihrem Finger zeigend,<br />
Mir nachrief: ” Seht den untern linker Hand<br />
<strong>Die</strong> Sonne teilen und den Grund beschatten<br />
Und tun, als lebt’ er noch in jenem <strong>La</strong>nd.“<br />
Sobald mein Ohr erreicht die Töne hatten,<br />
Kehrt’ ich mich ihnen zu, und jene sahn<br />
Erstaunt nur mich, nur mich und meinen Schatten.<br />
Da sprach Virgil: ” Was zieht dich also an,<br />
Daß du den Gang zum Gipfel aufgeschoben“<br />
Und jenes Flüstern, was hat dir’s getan?<br />
Was man auch spreche, folge mir nach oben!<br />
Steh wie ein fester Turm, des stolzes Haupt<br />
Nie wankend ragt, wenn auch die Winde toben.<br />
Das Ziel entweicht, dem man sich nah geglaubt,<br />
Wenn sich Gedanken und Gedanken jagen<br />
Und einer stets die Kraft dem andern raubt. ”<br />
“Ich komme schon! ” Was könnt’ ich anders sagen,<br />
Da mich mein Fehler zum Erröten zwang,<br />
Das oft mir schon Verzeihung eingetragen?<br />
Indessen sahn wir quer am Bergeshang<br />
Nah vor uns eine Schar von Seelen kommen,<br />
<strong>Die</strong> Vers für Vers ihr Miserere sang.<br />
Wie sie an meinem Leibe wahrgenommen,<br />
Daß er den Strahlen undurchdringlich sei,<br />
Da ward ihr Sang zum Oh! lang und beklommen.<br />
1 Io era già da quell’ ombre partito,<br />
e seguitava l’orme del mio duca,<br />
quando di retro a me, drizzando ’l dito,<br />
4 una gridò: ” Ve’ che non par che luca<br />
lo raggio da sinistra a quel di sotto,<br />
e come vivo par che si conduca!“<br />
7 Li occhi rivolsi al suon di questo motto,<br />
e vidile guardar per maraviglia<br />
pur me, pur me, e ’l lume ch’era rotto.<br />
10<br />
” Perché l’animo tuo tanto s’impiglia,“<br />
disse ’l maestro, che l’andare allenti?<br />
”<br />
che ti fa ciò che quivi si pispiglia?<br />
13 Vien dietro a me, e lascia dir le genti:<br />
sta come torre ferma, che non crolla<br />
già mai la cima per soffiar di venti;<br />
16 ché sempre l’omo in cui pensier rampolla<br />
sovra pensier, da sé dilunga il segno,<br />
perché la foga l’un de l’altro insolla.“<br />
19 Che potea io ridir, se non ” Io vegno“?<br />
Dissilo, alquanto del color consperso<br />
che fa l’uom di perdon talvolta degno.<br />
22 E ’ntanto per la costa di traverso<br />
venivan genti innanzi a noi un poco,<br />
cantando ’Miserere’ a verso a verso.<br />
25 Quando s’accorser ch’i’ non dava loco<br />
per lo mio corpo al trapassar d’i raggi,<br />
mutar lor canto in un ” oh!“ lungo e roco;
Fegefeuer: Fünfter Gesang Pagina 129<br />
Und, gleich Gesandten, kamen ihrer zwei,<br />
Uns beide zu befragen, wer wir wären,<br />
In vollem <strong>La</strong>ufe bis zu uns herbei.<br />
Da rief Virgil: “Ihr könnt zurückekehren.<br />
Sein Leib ist wirklich ganz von Fleisch und Bein,<br />
Und solches mögt ihr jenen dort erklären.<br />
Und wenn sie, wie ich glaube, dort allein,<br />
Um seinen Schatten anzusehn, verweilen,<br />
So wissen sie genug, um froh zu sein. ”<br />
Und schnell hingleitend, wie, gleich Feuerpfeilen,<br />
Entflammte Dünste, wenn die Nacht beginnt,<br />
Durchs heitere Gewölb des Himmels eilen;<br />
So kehrten sie empor, um dann geschwind<br />
Sich mit den andern nach uns umzudrehen,<br />
Gleich einer Schar, die ohne Zaum entrinnt.<br />
“Sieh, viele kommen jetzt, dich anzuflehen,<br />
In dichtem Drang, ” so sprach mein Meister drauf,<br />
“Doch geh nur immer fort und horch im Gehen. ”<br />
“O du, der du zum Heil den Berg herauf<br />
<strong>Die</strong> Glieder trägst, die immer dich umfingen, ”<br />
So riefen sie, “hemm’ etwas deinen <strong>La</strong>uf.<br />
Sieh, um zur Welt von uns Bericht zu bringen,<br />
Uns an – erkennst du Antlitz und Gestalt?<br />
Was weilst du nicht? Was eilst du, vorzudringen?<br />
Getötet sind wir alle durch Gewalt.<br />
Der Sünd’ uns bis zur letzten Stunde weihend,<br />
Allein im Tod von Himmelsglanz umwallt,<br />
Verstarben wir, bereuend und verzeihend,<br />
Und fühlten Gottes Frieden und das Licht,<br />
Nach seinem Anschau’n Sehnsucht uns verleihend. ”<br />
Und ich: “Zwar kenn’ ich keinen von Gesicht,<br />
Doch fordert nur, ihr, die ihr wohl geboren,<br />
Und das, was ich vermag, verweigr’ ich nicht.<br />
Bei jenem Frieden sei es euch beschworen,<br />
Den ich, fortklimmend auf des Führers Spur,<br />
Von Welt zu Welt, zum Ziele mir erkoren. ”<br />
Darauf begann der eine: “Hindert nur<br />
Nicht Ohnmacht deinen Willen, so vertrauen<br />
Wir dem, was du versprachst, auch ohne Schwur.<br />
Und solltest du, ein Lebender, die Auen<br />
Der Mark Ankona jemals wiedersehn<br />
So will ich fest auf deine Güte bauen.<br />
28 e due di loro, in forma di messaggi,<br />
corsero incontr’ a noi e dimandarne:<br />
” Di vostra condizion fatene saggi.“<br />
31 E ’l mio maestro: ” Voi potete andarne<br />
e ritrarre a color che vi mandaro<br />
che ’l corpo di costui è vera carne.<br />
34 Se per veder la sua ombra restaro,<br />
com’ io avviso, assai è lor risposto:<br />
fàccianli onore, ed esser può lor caro.“<br />
37 Vapori accesi non vid’ io sì tosto<br />
di prima notte mai fender sereno,<br />
né, sol calando, nuvole d’agosto,<br />
40 che color non tornasser suso in meno;<br />
e, giunti là, con li altri a noi dier volta,<br />
come schiera che scorre sanza freno.<br />
43<br />
46<br />
” Questa gente che preme a noi è molta,<br />
e vegnonti a pregar,“ disse ’l poeta:<br />
” però pur va, e in andando ascolta.“<br />
” O anima che vai per esser lieta<br />
con quelle membra con le quai nascesti,“<br />
venian gridando, un poco il passo queta.<br />
”<br />
49 Guarda s’alcun di noi unqua vedesti,<br />
sì che di lui di là novella porti:<br />
deh, perché vai? deh, perché non t’arresti?<br />
52 Noi fummo tutti già per forza morti,<br />
e peccatori infino a l’ultima ora;<br />
quivi lume del ciel ne fece accorti,<br />
55 sì che, pentendo e perdonando, fora<br />
di vita uscimmo a Dio pacificati,<br />
che del disio di sé veder n’accora.“<br />
58 E io: ” Perché ne’ vostri visi guati,<br />
non riconosco alcun; ma s’a voi piace<br />
cosa ch’io possa, spiriti ben nati,<br />
61 voi dite, e io farò per quella pace<br />
che, dietro a’ piedi di sì fatta guida,<br />
di mondo in mondo cercar mi si face.“<br />
64 E uno incominciò: ” Ciascun si fida<br />
del beneficio tuo sanza giurarlo,<br />
pur che ’l voler nonpossa non ricida.<br />
67 Ond’ io, che solo innanzi a li altri parlo,<br />
ti priego, se mai vedi quel paese<br />
che siede tra Romagna e quel di <strong>Carl</strong>o,
Seite 130 Purgatorio: Canto V<br />
<strong>La</strong>ß die von Fano gläubig für mich fleh’n,<br />
Daß mir gestatten himmlische Gewalten,<br />
Zur Reinigung von schwerer Schuld zu gehn.<br />
Von dort war ich – allein die tiefen Spalten,<br />
Woraus das Blut, in dem ich lebte, floß,<br />
Hab’ ich in Paduas Bezirk erhalten,<br />
Des Schoß mich, den Vertrauenden, umschloß.<br />
Zum Mord hatt’ Este den Befehl gegeben,<br />
Der mehr der Gall’, als Recht, auf mich ergoß.<br />
Den Mordstahl sah ich bei Oriac sich heben,<br />
Doch wenn ich Mira mir zur Flucht erkor,<br />
So würd’ ich dort noch, wo man atmet, leben.<br />
Ich lief zum Sumpf, und dort, in Schlamm und Rohr,<br />
Verstrickt’ ich mich und fiel und sah die Erde<br />
Rings um mich her gemacht zum blut’gen Moor. ”<br />
Ein andrer: “Wie dein Wunsch befriedigt werde,<br />
Des Fittich hin zum Bergesgipfel fleugt,<br />
So kürz’ auch mir mitleidig die Beschwerde.<br />
In Montefeltro hat mich Guid’ erzeugt;<br />
Ach wenn Johannen noch mein Schicksal rührte,<br />
Nicht ging’ ich mehr mit diesem hier gebeugt. ”<br />
“Welche Gewalttat, welch Verhängnis führte, ”<br />
So sprach ich, “dich so weit vom Campaldin,<br />
Daß niemand noch bis jetzt dein Grab erspürte. ”<br />
“Oh, ” sprach er drauf, “am Fuß des Casentin<br />
Strömt vor der Archian, ein Fluß, entsprungen<br />
Beim Kloster oberhalb im Apennin.<br />
Bis dorthin, wo sein Namenslaut verklungen,<br />
Floh ich, durchbohrt den Hals, zu Fuße fort;<br />
Und blutleer schon, von Todesfrost durchdrungen,<br />
Verlor ich dorten Augenlicht und Wort,<br />
Um in Marias Namen wohl zu enden,<br />
Und fiel und ließ die leere Hülle dort.<br />
Da fühlt’ ich mich in eines Engels Händen,<br />
Doch schreiend fuhr ein Teufel auch herzu:<br />
” Wie, du vom Himmel, willst mir den entwenden?<br />
Wahr ist’s, was ewig ist, erbeutest du<br />
Nur durch ein Tränlein, das ihn mir entzogen,<br />
Doch gönn’ ich nun dem andern keine Ruh’.“<br />
Du weißt, wenn feuchten Dunst emporgezogen<br />
<strong>Die</strong> Sonne hat, so stürzt er, wenn ihn dann<br />
<strong>Die</strong> Kälte faßt, zurück in Regenwogen.<br />
70 che tu mi sie di tuoi prieghi cortese<br />
in Fano, sì che ben per me s’adori<br />
pur ch’i’ possa purgar le gravi offese.<br />
73 Quindi fu’ io; ma li profondi fóri<br />
ond’ uscì ’l sangue in sul quale io sedea,<br />
fatti mi fuoro in grembo a li Antenori,<br />
76 là dov’ io più sicuro esser credea:<br />
quel da Esti il fé far, che m’avea in ira<br />
assai più là che dritto non volea.<br />
79 Ma s’io fosse fuggito inver’ la Mira,<br />
quando fu’ sovragiunto ad Orïaco,<br />
ancor sarei di là dove si spira.<br />
82 Corsi al palude, e le cannucce e ’l braco<br />
m’impigliar sì ch’i’ caddi; e lì vid’ io<br />
de le mie vene farsi in terra laco.“<br />
85 Poi disse un altro: ” Deh, se quel disio<br />
si compia che ti tragge a l’alto monte,<br />
con buona pïetate aiuta il mio!<br />
88 Io fui di Montefeltro, io son Bonconte;<br />
Giovanna o altri non ha di me cura;<br />
per ch’io vo tra costor con bassa fronte.“<br />
91 E io a lui: ” Qual forza o qual ventura<br />
ti travïò sì fuor di Campaldino,<br />
che non si seppe mai tua sepultura?“<br />
94<br />
” Oh!“ rispuos’ elli, a piè del Casentino<br />
”<br />
traversa un’acqua c’ha nome l’Archiano,<br />
che sovra l’Ermo nasce in Apennino.<br />
97 Là ’ve ’l vocabol suo diventa vano,<br />
arriva’ io forato ne la gola,<br />
fuggendo a piede e sanguinando il piano.<br />
100 Quivi perdei la vista e la parola;<br />
nel nome di Maria fini’, e quivi<br />
caddi, e rimase la mia carne sola.<br />
103 Io dirò vero, e tu ’l ridì tra ’ vivi:<br />
l’angel di Dio mi prese, e quel d’inferno<br />
gridava: “O tu del ciel, perché mi privi?<br />
106 Tu te ne porti di costui l’etterno<br />
per una lagrimetta che ’l mi toglie;<br />
ma io farò de l’altro altro governo! ”<br />
109 Ben sai come ne l’aere si raccoglie<br />
quell’ umido vapor che in acqua riede,<br />
tosto che sale dove ’l freddo il coglie.
Fegefeuer: Sechster Gesang Pagina 131<br />
Zum Willen nun, der stets nur Böses sann,<br />
Fügt’ er Verstand, und Rauch und Sturm erregte<br />
<strong>Die</strong> Kraft in ihm, die sie erregen kann.<br />
Als drauf der Tag erloschen war, belegte<br />
Er Pratomagnos Tal mit schwarzem Duft,<br />
Der vom Gebirg sich drohend herbewegte.<br />
Zu Fluten wurde nun die schwangre Luft,<br />
Zum Strombett rann, was von den Regengüssen<br />
Der Grund nicht trank, hervor aus Tal und Kluft.<br />
Der Archian, gleich andern großen Flüssen,<br />
Ergoß zum Königsstrom den Sturmeslauf,<br />
Dem Fels und Baum zertrümmert weichen müssen.<br />
Wie nun den starren Leib, nicht weit herauf<br />
Von seiner Mündung, jene Flut gefunden,<br />
Da löste sie das Kreuz am Busen auf,<br />
Das ich gemacht, da Schmerz mich überwunden,<br />
Und wirbelte zum Strom die träge <strong>La</strong>st.<br />
Dort liegt sie nun im Grund, von Schlamm umwunden. ”<br />
Als drauf der dritte Geist das Wort gefaßt,<br />
Sprach er: “Wenn du, zur Welt zurückgekommen,<br />
Erst ausgeruht vom langen Wege hast,<br />
So laß dein Hiersein auch der Pia frommen.<br />
Siena gebar, Maremma tilgte mich,<br />
Und er, von dem ich einst den Ring bekommen,<br />
Der Treue Pfand, er weiß, wie ich erblich. ”<br />
112 Giunse quel mal voler che pur mal chiede<br />
con lo ’ntelletto, e mosse il fummo e ’l vento<br />
per la virtù che sua natura diede.<br />
115 Indi la valle, come ’l dì fu spento,<br />
da Pratomagno al gran giogo coperse<br />
di nebbia; e ’l ciel di sopra fece intento,<br />
118 sì che ’l pregno aere in acqua si converse;<br />
la pioggia cadde, e a’ fossati venne<br />
di lei ciò che la terra non sofferse;<br />
121 e come ai rivi grandi si convenne,<br />
ver’ lo fiume real tanto veloce<br />
si ruinò, che nulla la ritenne.<br />
124 Lo corpo mio gelato in su la foce<br />
trovò l’Archian rubesto; e quel sospinse<br />
ne l’Arno, e sciolse al mio petto la croce<br />
127 ch’i’ fe’ di me quando ’l dolor mi vinse;<br />
voltòmmi per le ripe e per lo fondo,<br />
poi di sua preda mi coperse e cinse.“<br />
130<br />
133<br />
” Deh, quando tu sarai tornato al mondo<br />
e riposato de la lunga via,“<br />
seguitò ’l terzo spirito al secondo,<br />
” ricorditi di me, che son la Pia;<br />
Siena mi fé, disfecemi Maremma:<br />
salsi colui che ’nnanellata pria<br />
136 disposando m’avea con la sua gemma.“<br />
Sechster Gesang Canto VI<br />
Wenn Spieler sich vom Würfelspiel entfernen,<br />
Bleibt, der verlor, betrübt und ärgerlich<br />
Und wirft und wirft, um’s besser zu erlernen<br />
Doch alles drängt um den Gewinner sich.<br />
Der folgt und sucht, wie er sein Kleid erlange,<br />
Ein andrer, seitwärts, spricht: Gedenk’ an mich.<br />
Doch er verweilt nicht, hört auf keinen lange,<br />
Und wem er etwas gibt, der macht sich fort;<br />
So kommt er los vom lästigen Gedrange.<br />
So war ich in dem dichten Haufen dort,<br />
Und mußte hier den Kopf und dorthin wenden<br />
Und löste mich durch manch Verheißungswort;<br />
Sah Benincasa, der den Wütrichshänden<br />
Des Ghin erlag, und sah darauf auch ihn,<br />
Des Los war, jagend in der Flut zu enden.<br />
1 Quando si parte il gioco de la zara,<br />
colui che perde si riman dolente,<br />
repetendo le volte, e tristo impara;<br />
4 con l’altro se ne va tutta la gente;<br />
qual va dinanzi, e qual di dietro il prende,<br />
e qual dallato li si reca a mente;<br />
7 el non s’arresta, e questo e quello intende;<br />
a cui porge la man, più non fa pressa;<br />
e così da la calca si difende.<br />
10 Tal era io in quella turba spessa,<br />
volgendo a loro, e qua e là, la faccia,<br />
e promettendo mi sciogliea da essa.<br />
13 Quiv’ era l’Aretin che da le braccia<br />
fiere di Ghin di Tacco ebbe la morte,<br />
e l’altro ch’annegò correndo in caccia.
Seite 132 Purgatorio: Canto VI<br />
Novelle bat mich flehend, zu verzieh’n;<br />
Auch der von Pisa dann, durch den der gute,<br />
Der wackere Marzucco stark erschien.<br />
Graf Orfo auch, und der im Frevelmute<br />
Vertilgt ward, wie er sagt’, aus Neid und Groll,<br />
Nicht weil auf ihm ein schwer Verbrechen ruhte,<br />
Den Broccia mein’ ich – mag sich demutsvoll<br />
Zur Reue die Brabanterin bequemen,<br />
Wenn sie zu schlechterm Troß nicht kommen soll.<br />
Kaum war ich frei von allen jenen Schemen,<br />
<strong>Die</strong> dort mich angefleht, zu fleh’n, daß sie<br />
Zur Heiligung mit größrer Eile kämen;<br />
Da sprach ich: ” Du, der stets mir Licht verlieh,<br />
Hast irgendwo in deinem Werk geschrieben,<br />
Den Schluß des Himmels beuge Flehen nie.<br />
Doch hörtest du, wozu mich diese trieben.<br />
Täuscht nun vielleicht die Hoffnung diese Schar?<br />
Ist unklar mir vielleicht dein Sinn geblieben?“<br />
” Nicht täuscht sie Hoffnung, und mein Wort ist klar,“<br />
So sprach er drauf, du magst es nur betrachten<br />
”<br />
Mit hellem Geist, so wird dir’s offenbar.<br />
Ist für gebeugt das strenge Recht zu achten,<br />
Wenn das erfüllt der Liebe heißer Trieb,<br />
Was jenen oblag und sie nicht vollbrachten?<br />
Da, wo ich jenen Grundsatz niederschrieb,<br />
Da sühnte man durch Bitten keine Sünden,<br />
Weil ungehört von Gott die Bitte blieb.<br />
Doch kannst du jetzt so tiefes nicht ergründen,<br />
So harr’ auf sie, die zwischen deinem Geist<br />
Und ew’ger Wahrheit wird ein Licht entzünden.<br />
Beatrix ist’s, wenn du’s vielleicht nicht weißt,<br />
<strong>Die</strong> Lächelnde, Beglückte, die zu sehen<br />
Des hohen Berges Gipfel dir verheißt.“<br />
Und ich: ” Mein Meister, laß uns schneller gehen!<br />
Mir kehrt die Kraft, die kaum noch unterlag,<br />
Und sieh, schon werfen Schatten jene Höhen.“<br />
” Wir gehn soweit als möglich diesen Tag,“<br />
Entgegnet’ er, doch andres wirst du finden,<br />
”<br />
Als eben jetzt dein Geist sich denken mag.<br />
<strong>Die</strong> Sonne, deren Strahlen jetzt verschwinden,<br />
So, daß zugleich dein Schatten flieht, sie kehrt,<br />
Bevor wir uns empor zum Gipfel winden.<br />
16 Quivi pregava con le mani sporte<br />
Federigo Novello, e quel da Pisa<br />
che fé parer lo buon Marzucco forte.<br />
19 Vidi conte Orso e l’anima divisa<br />
dal corpo suo per astio e per inveggia,<br />
com’ e’ dicea, non per colpa commisa;<br />
22 Pier da la Broccia dico; e qui proveggia,<br />
mentr’ è di qua, la donna di Brabante,<br />
sì che però non sia di peggior greggia.<br />
25 Come libero fui da tutte quante<br />
quell’ ombre che pregar pur ch’altri prieghi,<br />
sì che s’avacci lor divenir sante,<br />
28 io cominciai: ” El par che tu mi nieghi,<br />
o luce mia, espresso in alcun testo<br />
che decreto del cielo orazion pieghi;<br />
31 e questa gente prega pur di questo:<br />
sarebbe dunque loro speme vana,<br />
o non m’è ’l detto tuo ben manifesto?“<br />
34 Ed elli a me: ” <strong>La</strong> mia scrittura è piana;<br />
e la speranza di costor non falla,<br />
se ben si guarda con la mente sana;<br />
37 ché cima di giudicio non s’avvalla<br />
perché foco d’amor compia in un punto<br />
ciò che de’ sodisfar chi qui s’astalla;<br />
40 e là dov’ io fermai cotesto punto,<br />
non s’ammendava, per pregar, difetto,<br />
perché ’l priego da Dio era disgiunto.<br />
43 Veramente a così alto sospetto<br />
non ti fermar, se quella nol ti dice<br />
che lume fia tra ’l vero e lo ’ntelletto.<br />
46 Non so se ’ntendi: io dico di Beatrice;<br />
tu la vedrai di sopra, in su la vetta<br />
di questo monte, ridere e felice.“<br />
49 E io: ” Segnore, andiamo a maggior fretta,<br />
ché già non m’affatico come dianzi,<br />
e vedi omai che ’l poggio l’ombra getta.“<br />
52<br />
” Noi anderem con questo giorno innanzi,“<br />
rispuose, quanto più potremo omai;<br />
”<br />
ma ’l fatto è d’altra forma che non stanzi.<br />
55 Prima che sie là sù, tornar vedrai<br />
colui che già si cuopre de la costa,<br />
sì che ’ suoi raggi tu romper non fai.
Fegefeuer: Sechster Gesang Pagina 133<br />
Doch eine Seele sieh, uns zugekehrt,<br />
Allein, betrachtend, wie du dich bewegtest.<br />
Gewiß, daß sie den nächsten Weg uns lehrt.“<br />
O Geist von Mantua, wie du lebend pflegtest,<br />
So bliebst du stolzen, strengen Angesichts,<br />
Indem du langsam ernst die Augen regtest.<br />
Er ließ uns beide gehn und sagte nichts,<br />
Gleich einem Leu’n, der ruht, uns still betrachtend<br />
Mit scharfem Strahle seines Augenlichts.<br />
Allein Virgil, nur nach der Höhe trachtend,<br />
Befragt’ ihn: ” Wo erklimmt man diese Wand?“<br />
Doch jener, nicht auf seine Fragen achtend,<br />
Fragt’ uns nach unserm Leben, unserm <strong>La</strong>nd.<br />
Und: ” Mantua“ – begann nun mein Begleiter;<br />
Da hob der Schatten, erst in sich gewandt,<br />
Sich schnell vom Sitz und ward teilnehmend heiter.<br />
” Sordell bin ich, dein <strong>La</strong>ndsmann!“ rief er aus,<br />
Und, selbst umarmt, umarmt’ er meinen Leiter –<br />
Italien, Sklavin, Schlund voll Schmerz und Graus,<br />
Schiff ohne Steurer auf durchstürmten Meeren,<br />
Nicht Herrscherin der Welt, nein, Hurenhaus;<br />
Wie sah ich jenen Schatten dort, den hehren,<br />
Beim süßen Klange seiner Vaterstadt<br />
Hereilen, um den <strong>La</strong>ndsmann froh zu ehren.<br />
Doch deine Lebenden sind nimmer satt,<br />
Im tollen Kampf sich wechselweis zu morden,<br />
Selbst die umschlossen eine Mauer hat.<br />
Elende, such’ an deinen Meeresborden,<br />
Im Innern such’ und keinen Winkel letzt<br />
Des Friedens Glück im Süden und im Norden.<br />
Was hilft dir’s, da dein Sattel unbesetzt,<br />
Daß Justinian die Zügel dir erneute?<br />
Ohn’ ihn wär’ minder deine Schande jetzt.<br />
Ihr hattet längst mit frommem Sinn, ihr Leute,<br />
Zu Cäsars Sitz den Sattel eingeräumt,<br />
Verstündet ihr, was Gottes Wort bedeute.<br />
Seht, wie das wilde Tier sich tückisch bäumt,<br />
Seit niemand es die Sporen fühlen lassen,<br />
Und ihr es, die ihr’s zähmen wollt, entzäumt.<br />
O deutscher Albrecht, der dies Tier verlassen,<br />
Das drum nun tobt in ungezähmter Wut,<br />
Statt mit den Schenkeln kräftig es zu fassen,<br />
58 Ma vedi là un’anima che, posta<br />
sola soletta, inverso noi riguarda:<br />
quella ne ’nsegnerà la via più tosta.“<br />
61 Venimmo a lei: o anima lombarda,<br />
come ti stavi altera e disdegnosa<br />
e nel mover de li occhi onesta e tarda!<br />
64 Ella non ci dicëa alcuna cosa,<br />
ma lasciavane gir, solo sguardando<br />
a guisa di leon quando si posa.<br />
67 Pur Virgilio si trasse a lei, pregando<br />
che ne mostrasse la miglior salita;<br />
e quella non rispuose al suo dimando,<br />
70 ma di nostro paese e de la vita<br />
ci ’nchiese; e ’l dolce duca incominciava<br />
” Mantüa...,“ e l’ombra, tutta in sé romita,<br />
73 surse ver’ lui del loco ove pria stava,<br />
dicendo: ” O Mantoano, io son Sordello<br />
de la tua terra!“; e l’un l’altro abbracciava.<br />
76 Ahi serva Italia, di dolore ostello,<br />
nave sanza nocchiere in gran tempesta,<br />
non donna di province, ma bordello!<br />
79 Quell’ anima gentil fu così presta,<br />
sol per lo dolce suon de la sua terra,<br />
di fare al cittadin suo quivi festa;<br />
82 e ora in te non stanno sanza guerra<br />
li vivi tuoi, e l’un l’altro si rode<br />
di quei ch’un muro e una fossa serra.<br />
85 Cerca, misera, intorno da le prode<br />
le tue marine, e poi ti guarda in seno,<br />
s’alcuna parte in te di pace gode.<br />
88 Che val perché ti racconciasse il freno<br />
Iustinïano, se la sella è vòta?<br />
Sanz’ esso fora la vergogna meno.<br />
91 Ahi gente che dovresti esser devota,<br />
e lasciar seder Cesare in la sella,<br />
se bene intendi ciò che Dio ti nota,<br />
94 guarda come esta fiera è fatta fella<br />
per non esser corretta da li sproni,<br />
poi che ponesti mano a la predella.<br />
97 O Alberto tedesco ch’abbandoni<br />
costei ch’è fatta indomita e selvaggia,<br />
e dovresti inforcar li suoi arcioni,
Seite 134 Purgatorio: Canto VI<br />
Gerechtes Strafgericht fall’ auf dein Blut<br />
Vom Sternenzelt, auch sei es neu und offen,<br />
Dann ist dein Folger wohl auf seiner Hut.<br />
Was hat dich und den Vater schon betroffen,<br />
Weil ihr, verödend diese Gartenau’n,<br />
Nach jenseits nur gestellt das gier’ge Hoffen.<br />
Komm her, der Philipeschi Stamm zu schau’n<br />
Leichtsinniger, komm, sieh die Cappelletten,<br />
<strong>Die</strong> schon gebeugt, und die voll Angst und Grau’n!<br />
Komm, Grausamer, die Treuen zu erretten!<br />
Sieh, ungestraft drängt sie der schnöde Feind!<br />
Sieh Santafior in wilder Räuber Ketten!<br />
Komm her und sieh, wie deine Roma weint,<br />
Und höre Tag und Nacht die Witwe stöhnen:<br />
Mein Cäsar, ach, warum nicht mir vereint?<br />
Komm her und sieh, wie alle sich versöhnen,<br />
Komm her, und fühlst du dann auch Mitleid nicht,<br />
So schäme dich, daß alle dich verhöhnen.<br />
Verzeih, o höchster Zeus im ew’gen Licht,<br />
Der du für uns gekreuzigt wardst auf Erden,<br />
Ist anderwärts gewandt dein Angesicht?<br />
Wie? oder soll aus schrecklichen Beschwerden,<br />
Ein neues Heil, von keinem Aug’ entdeckt,<br />
Nach deinem tiefen Rat bereitet werden?<br />
Wie voll Italien von Tyrannen steckt!<br />
Will sich ein Bauer der Partei verschwören,<br />
Gleich heißt’s von ihm, Marcell sei auferweckt.<br />
Du, mein Florenz, du kannst dies ruhig hören,<br />
Da dieser Abschweif nimmer dich berührt.<br />
Nie ließ sich ja dein wackres Volk betören.<br />
Gerechtigkeit hegt vieler Herz, nur spürt<br />
Man etwas spät, wie sehr es ihr gewogen,<br />
Indes dein Volk sie stets im Munde führt.<br />
Wenn Bürgerämtern viele sich entzogen,<br />
Nimmt sie dein Volk freiwillig an und schreit:<br />
Seht her, mich hat die Bürde krumm gebogen!<br />
Nun freue dich, wenn du verdienest Neid,<br />
Du Reiche, du Friedselige, du Weise –<br />
Ich red’ im Ernst, die Wahrheit liegt nicht weit.<br />
Man spreche von Athen und Sparta leise!<br />
Sollt’ ihr Gesetz wohl wert der Rede sein,<br />
Wie sehr man’s anpreist, neben deinem Preise?<br />
100 giusto giudicio da le stelle caggia<br />
sovra ’l tuo sangue, e sia novo e aperto,<br />
tal che ’l tuo successor temenza n’aggia!<br />
103 Ch’avete tu e ’l tuo padre sofferto,<br />
per cupidigia di costà distretti,<br />
che ’l giardin de lo ’mperio sia diserto.<br />
106 Vieni a veder Montecchi e Cappelletti,<br />
Monaldi e Filippeschi, uom sanza cura:<br />
color già tristi, e questi con sospetti!<br />
109 Vien, crudel, vieni, e vedi la pressura<br />
d’i tuoi gentili, e cura lor magagne;<br />
e vedrai Santafior com’ è oscura!<br />
112 Vieni a veder la tua Roma che piagne<br />
vedova e sola, e dì e notte chiama:<br />
” Cesare mio, perché non m’accompagne?“<br />
115 Vieni a veder la gente quanto s’ama!<br />
e se nulla di noi pietà ti move,<br />
a vergognar ti vien de la tua fama.<br />
118 E se licito m’è, o sommo Giove<br />
che fosti in terra per noi crucifisso,<br />
son li giusti occhi tuoi rivolti altrove?<br />
121 O è preparazion che ne l’abisso<br />
del tuo consiglio fai per alcun bene<br />
in tutto de l’accorger nostro scisso?<br />
124 Ché le città d’Italia tutte piene<br />
son di tiranni, e un Marcel diventa<br />
ogne villan che parteggiando viene.<br />
127 Fiorenza mia, ben puoi esser contenta<br />
di questa digression che non ti tocca,<br />
mercé del popol tuo che si argomenta.<br />
130 Molti han giustizia in cuore, e tardi scocca<br />
per non venir sanza consiglio a l’arco;<br />
ma il popol tuo l’ha in sommo de la bocca.<br />
133 Molti rifiutan lo comune incarco;<br />
ma il popol tuo solicito risponde<br />
sanza chiamare, e grida: ” I’ mi sobbarco!“<br />
136 Or ti fa lieta, ché tu hai ben onde:<br />
tu ricca, tu con pace e tu con senno!<br />
S’io dico ’l ver, l’effetto nol nasconde.<br />
139 Atene e <strong>La</strong>cedemona, che fenno<br />
l’antiche leggi e furon sì civili,<br />
fecero al viver bene un picciol cenno
Fegefeuer: Siebter Gesang Pagina 135<br />
Das, was du vorkehrst, ist gar dünn und fein;<br />
Denn wenn du’s im Oktober angesponnen,<br />
Zerreißt es im November kurz und klein.<br />
Wie oft hast du geendet und begonnen,<br />
Hast über Münz’ und Art, Gesetz und Pflicht,<br />
Und Haupt und Glieder anders dich besonnen;<br />
Bist du nicht völlig blind für jedes Licht,<br />
So mußt du dich gleich einer Kranken sehen.<br />
Ruh’ findet sie auf ihren Kissen nicht<br />
142 verso di te, che fai tanto sottili<br />
provedimenti, ch’a mezzo novembre<br />
non giugne quel che tu d’ottobre fili.<br />
145 Quante volte, del tempo che rimembre,<br />
legge, moneta, officio e costume<br />
hai tu mutato, e rinovate membre!<br />
148 E se ben ti ricordi e vedi lume,<br />
vedrai te somigliante a quella inferma<br />
che non può trovar posa in su le piume,<br />
Und wendet sich, den Schmerzen zu entgehen. 151 ma con dar volta suo dolore scherma.<br />
Siebter Gesang Canto VII<br />
Nachdem sie würdig und voll Freudigkeit<br />
Drei-, viermal mit den Armen sich umgaben,<br />
Da trat Sordell zurück: ” Sprecht, wer ihr seid?“<br />
” Eh’ sich zu diesem Berg gewendet haben<br />
<strong>Die</strong> Seelen, welche Gott zu schauen wert,<br />
Hat Octavianus mein Gebein begraben.<br />
Ich bin Virgil. – Des Himmels Eingang wehrt<br />
Mir Glaubensmangel nur, nicht andre Sünde,“<br />
So sprach Virgil, als jener es begehrt.<br />
Als ob ein Wunder plötzlich hier entstünde,<br />
Bei dem man sagt: Es ist! dann: Es ist nicht!<br />
Und staunend glaubt, und nicht, daß man’s ergründe;<br />
So schien Sordell – dann neigt’ er das Gesicht,<br />
Worauf er zu den Knien Virgils sich beugte<br />
Und ihn umflocht, wo man den Herrn umflicht.<br />
” O <strong>La</strong>tiums Ruhm, du, dessen Werk bezeugte,<br />
Wie reich die Sprache sei an Kraft und Zier,<br />
O ew’ger Preis der Stadt, die mich erzeugte,<br />
Bringt mein Verdienst, mein Glück dich her zu mir?<br />
Und wenn ich wert mich solcher Huld erweise,<br />
So sprich, auf welchem Wege bist du hier?“<br />
Virgil darauf: ” Ich kam durch alle Kreise<br />
Des wehevollen Reichs in dieses <strong>La</strong>nd,<br />
Und Himmelskraft bewegte mich zur Reise.<br />
Nicht Tun, nein. Nichttun nur, hat mich verbannt,<br />
Hinab verbannt von hoher Sonne Strahlen,<br />
<strong>Die</strong> du ersehnst, die ich zu spät erkannt,<br />
Zu jenen tiefen nachterfüllten Talen,<br />
Zum Ort, wo leises Seufzen nur ertönt,<br />
Nicht Weheruf, noch Angstgeschrei von Qualen;<br />
1 Poscia che l’accoglienze oneste e liete<br />
furo iterate tre e quattro volte,<br />
Sordel si trasse, e disse: ” Voi, chi siete?“<br />
4<br />
” Anzi che a questo monte fosser volte<br />
l’anime degne di salire a Dio,<br />
fur l’ossa mie per Ottavian sepolte.<br />
7 Io son Virgilio; e per null’ altro rio<br />
lo ciel perdei che per non aver fé.“<br />
Così rispuose allora il duca mio.<br />
10 Qual è colui che cosa innanzi sé<br />
sùbita vede ond’ e’ si maraviglia,<br />
che crede e non, dicendo ” Ella è... non è...,“<br />
13 tal parve quelli; e poi chinò le ciglia,<br />
e umilmente ritornò ver’ lui,<br />
e abbracciòl là ’ve ’l minor s’appiglia.<br />
16<br />
” O gloria di <strong>La</strong>tin,“ disse, per cui<br />
”<br />
mostrò ciò che potea la lingua nostra,<br />
o pregio etterno del loco ond’ io fui,<br />
19 qual merito o qual grazia mi ti mostra?<br />
S’io son d’udir le tue parole degno,<br />
dimmi se vien d’inferno, e di qual chiostra.“<br />
22<br />
” Per tutt’ i cerchi del dolente regno,“<br />
rispuose lui, son io di qua venuto;<br />
”<br />
virtù del ciel mi mosse, e con lei vegno.<br />
25 Non per far, ma per non fare ho perduto<br />
a veder l’alto Sol che tu disiri<br />
e che fu tardi per me conosciuto.<br />
28 Luogo è là giù non tristo di martìri,<br />
ma di tenebre solo, ove i lamenti<br />
non suonan come guai, ma son sospiri.
Seite 136 Purgatorio: Canto VII<br />
Wo um mich her die Schar der Kindlein stöhnt,<br />
<strong>Die</strong> ungetauft aus jener Welt geschieden,<br />
Mit Gott für Adams Schuld noch unversöhnt.<br />
Wo die sind, die mit ird’schem Wert zufrieden,<br />
<strong>Die</strong> Tugenden, bis auf die heil’gen Drei,<br />
Sämtlich geübt und jede Schuld gemieden.<br />
Doch, wenn du kannst, so bring’ uns Kunde bei,<br />
Um schneller uns zu unserm Ziel zu leiten,<br />
Wo wohl der Läut’rung wahrer Anfang sei.“<br />
Und er: ” Ich darf umher und aufwärts schreiten,<br />
Denn kein gewisser Ort ist uns bestimmt.<br />
Soweit ich gehn darf, will ich dich begleiten.<br />
Doch sieh, wie schon des Tages Licht verglimmt,<br />
Drum ist auf guten Aufenthalt zu sinnen,<br />
Weil man bei Nacht nicht in die Höhe klimmt.<br />
Dort rechts sind Seelen, nicht gar weit von hinnen;<br />
Zu diesen, wenn du einstimmst, führ’ ich dich,<br />
Und denke wohl, du wirst dabei gewinnen.“ –<br />
Virgil: ” Wenn’s Nacht wird, steigt man nicht? So sprich,<br />
Erliegt vielleicht die Kraft dann der Beschwerde?<br />
Wie, oder widersetzt dann jemand sich?“<br />
Mit seinem Finger streifte nun die Erde<br />
Sordell und sprach: ” Nicht hoffe, daß bei Nacht<br />
Dein Fuß den Strich nur überschreiten werde.<br />
An Steigen hindert sonst dich keine Macht<br />
Als Dunkelheit, die, wie sie uns ermattet,<br />
Verwirrt durch Ohnmacht unsern Willen macht.<br />
Hinabzugehn und rückwärts ist gestattet,<br />
Und irrend ringsumher zu gehn am Bord,<br />
Wenn auch ihr Schleier noch die Welt umschattet.“<br />
Mein Meister stand erst wie bewundernd dort;<br />
” Wie du versprachst,“ So hört ich drauf ihn bitten,<br />
” Geleit’ uns an den angenehmen Ort.“<br />
Wir waren eben noch nicht weit geschritten,<br />
Da war ein hohler Raum am Berg zu sehn,<br />
Ein Tal, das dort den Felsenrand durchschnitten.<br />
” Dorthin“, So sprach der Schatten, laß uns gehn,<br />
”<br />
Seht dort den Berg von einer Höhlung teilen,<br />
Dort sehen wir den Morgen auferstehn.“<br />
Ein krummer Fußpfad führte zwischen steilen<br />
Felshöh’n und Ebene zum Rand der Schlucht,<br />
Da hieß Sordell am Abhang uns verweilen.<br />
31 Quivi sto io coi pargoli innocenti<br />
dai denti morsi de la morte avante<br />
che fosser da l’umana colpa essenti;<br />
34 quivi sto io con quei che le tre sante<br />
virtù non si vestiro, e sanza vizio<br />
conobber l’altre e seguir tutte quante.<br />
37 Ma se tu sai e puoi, alcuno indizio<br />
dà noi per che venir possiam più tosto<br />
là dove purgatorio ha dritto inizio.“<br />
40 Rispuose: ” Loco certo non c’è posto;<br />
licito m’è andar suso e intorno;<br />
per quanto ir posso, a guida mi t’accosto.<br />
43 Ma vedi già come dichina il giorno,<br />
e andar sù di notte non si puote;<br />
però è buon pensar di bel soggiorno.<br />
46 Anime sono a destra qua remote;<br />
se mi consenti, io ti merrò ad esse,<br />
e non sanza diletto ti fier note.“<br />
49<br />
” Com’ è ciò?“ fu risposto. Chi volesse<br />
”<br />
salir di notte, fora elli impedito<br />
d’altrui, o non sarria ché non potesse?“<br />
52 E ’l buon Sordello in terra fregò ’l dito,<br />
dicendo: ” Vedi? sola questa riga<br />
non varcheresti dopo ’l sol partito:<br />
55 non però ch’altra cosa desse briga,<br />
che la notturna tenebra, ad ir suso;<br />
quella col nonpoder la voglia intriga.<br />
58 Ben si poria con lei tornare in giuso<br />
e passeggiar la costa intorno errando,<br />
mentre che l’orizzonte il dì tien chiuso.“<br />
61 Allora il mio segnor, quasi ammirando,<br />
” Menane,“ disse, dunque là ’ve dici<br />
”<br />
ch’aver si può diletto dimorando.“<br />
64 Poco allungati c’eravam di lici,<br />
quand’ io m’accorsi che ’l monte era scemo,<br />
a guisa che i vallon li sceman quici.<br />
67<br />
” Colà,“ disse quell’ ombra, ” n’anderemo<br />
dove la costa face di sé grembo;<br />
e là il novo giorno attenderemo.“<br />
70 Tra erto e piano era un sentiero schembo,<br />
che ne condusse in fianco de la lacca,<br />
là dove più ch’a mezzo muore il lembo.
Fegefeuer: Siebter Gesang Pagina 137<br />
Gold, feines Silber und des Coccums Frucht,<br />
Bleiweiß und Indiens Blau in hellster Reine,<br />
Smaragd, zerbrochen kaum – in dieser Bucht,<br />
Bei dieses Grases, dieser Blumen Scheine<br />
Schwänd’ ihrer Farben ganzer Glanz dahin,<br />
Wie seinem Größern unterliegt das Kleine;<br />
Nicht war Natur allein hier Malerin,<br />
Mit laufend wunderbar gemischten Düften<br />
Ergötzte sie auch des Geruches Sinn.<br />
Salve, Regina, tönt’ es in den Lüften<br />
Von Seelen auf dem blumenreichen Beet,<br />
Versteckt hierinnen zwischen Felsenklüften.<br />
” Bevor die Sonne ganz zu Rüste geht,<br />
Gehn“, sprach Sordell, wir nicht hinab zu ihnen,<br />
”<br />
Denn, wenn ihr hier auf diesem Felsen steht,<br />
Erkennt ihr besser aller Art und Mienen,<br />
Als sie im Tale selber, im Gedrang<br />
So vieler großer Schatten euch erschienen.<br />
Der höher sitzt und scheint, als hätt’ er lang<br />
Versäumt, wozu ihn seine Pflicht verbunden,<br />
Und nicht den Mund regt bei der andern Sang,<br />
Jst Kaiser Rudolf, der Italiens Wunden<br />
Zu heilen zwar vermocht, doch nicht geheilt,<br />
So daß es spät durch andre wird gefunden.<br />
Der, dessen Anblick jetzt ihm Trost erteilt,<br />
Einst Herr des <strong>La</strong>ndes, das der Fluß durchschneidet,<br />
Der in die Elb’, in ihr zur Meerflut eilt,<br />
Hieß Ottokar – mit Windeln noch umkleidet,<br />
Weit besser doch, als Wenzeslaus, sein Sohn,<br />
Der Bärt’ge, der an Üppigkeit sich weidet.<br />
Der Kleingenaste dort – von Reich und Thron<br />
Scheint’s, daß er mit dem andern, Güt’gen spreche –<br />
Starb fliehend, zu der Lilien Schmach und Hohn.<br />
Er schlägt die Brust, als ob das Herz ihm breche.<br />
Den andern fehl – es ruhet sein Gesicht<br />
In seiner aufgestützten Linken Fläche.<br />
An Frankreichs Aussatz, an den Bösewicht,<br />
Den Sohn und Eidam, denken sie, des Leben<br />
Voll Schmutz und Schmach sie feindlich quält und sticht<br />
Den Gliederstarken sieh! Mit dem daneben,<br />
Dem Adlernas’gen, singt er im Akkord<br />
Und ragt’ einst hoch in jedem wackern Streben.<br />
73 Oro e argento fine, cocco e biacca,<br />
indaco, legno lucido e sereno,<br />
fresco smeraldo in l’ora che si fiacca,<br />
76 da l’erba e da li fior, dentr’ a quel seno<br />
posti, ciascun saria di color vinto,<br />
come dal suo maggiore è vinto il meno.<br />
79 Non avea pur natura ivi dipinto,<br />
ma di soavità di mille odori<br />
vi facea uno incognito e indistinto.<br />
82 ’Salve, Regina’ in sul verde e ’n su’ fiori<br />
quindi seder cantando anime vidi,<br />
che per la valle non parean di fuori.<br />
85<br />
” Prima che ’l poco sole omai s’annidi,“<br />
cominciò ’l Mantoan che ci avea vòlti,<br />
” tra color non vogliate ch’io vi guidi.<br />
88 Di questo balzo meglio li atti e ’ volti<br />
conoscerete voi di tutti quanti,<br />
che ne la lama giù tra essi accolti.<br />
91 Colui che più siede alto e fa sembianti<br />
d’aver negletto ciò che far dovea,<br />
e che non move bocca a li altrui canti,<br />
94 Rodolfo imperador fu, che potea<br />
sanar le piaghe c’hanno Italia morta,<br />
sì che tardi per altri si ricrea.<br />
97 L’altro che ne la vista lui conforta,<br />
resse la terra dove l’acqua nasce<br />
che Molta in Albia, e Albia in mar ne porta:<br />
100 Ottacchero ebbe nome, e ne le fasce<br />
fu meglio assai che Vincislao suo figlio<br />
barbuto, cui lussuria e ozio pasce.<br />
103 E quel nasetto che stretto a consiglio<br />
par con colui c’ha sì benigno aspetto,<br />
morì fuggendo e disfiorando il giglio:<br />
106 guardate là come si batte il petto!<br />
L’altro vedete c’ha fatto a la guancia<br />
de la sua palma, sospirando, letto.<br />
109 Padre e suocero son del mal di Francia:<br />
sanno la vita sua viziata e lorda,<br />
e quindi viene il duol che sì li lancia.<br />
112 Quel che par sì membruto e che s’accorda,<br />
cantando, con colui dal maschio naso,<br />
d’ogne valor portò cinta la corda;
Seite 138 Purgatorio: Canto VIII<br />
Und könnt’, als er verstarb, der Jüngling dort,<br />
Der hinten sitzt, den Königsthron ererben,<br />
So ging von Stamm zu Stamm die Tugend fort.<br />
Jakob und Friederich, die andern Erben,<br />
Sie sollten zwar des Thrones Herrlichkeit,<br />
Doch nicht des Vaters bessres Gut erwerben.<br />
Denn selten nur soll Menschenredlichkeit,<br />
Nach Gottes Schluß, neu aus der Wurzel Schlagen,<br />
Weil er sie nur auf frommes Fleh’n verleiht.<br />
Dem Adlernas’gen ist dies auch zu sagen,<br />
So gut als feiern, welcher mit ihm singt,<br />
Weshalb Provence und Puglien sich beklagen,<br />
Weil so viel schlechtem Keim sein Same bringt,<br />
Als höher sich Konstanzas Gatt’ im Preise<br />
Vor Beatrixens und Margretens schwingt.<br />
Den König seht von schlichter Lebensweise,<br />
Der einsam sitzt, Heinrich von Engelland,<br />
Vergnügt, daß sich ihm gleich sein Sproß erweise.<br />
Der tiefer sitzt, den Blick emporgewandt,<br />
Ist Markgraf Wilhelm, welchen noch die Seinen<br />
In Montferrat, in Canaveser <strong>La</strong>nd<br />
115 e se re dopo lui fosse rimaso<br />
lo giovanetto che retro a lui siede,<br />
ben andava il valor di vaso in vaso,<br />
118 che non si puote dir de l’altre rede;<br />
Iacomo e Federigo hanno i reami;<br />
del retaggio miglior nessun possiede.<br />
121 Rade volte risurge per li rami<br />
l’umana probitate; e questo vole<br />
quei che la dà, perché da lui si chiami.<br />
124 Anche al nasuto vanno mie parole<br />
non men ch’a l’altro, Pier, che con lui canta,<br />
onde Puglia e Proenza già si dole.<br />
127 Tant’ è del seme suo minor la pianta,<br />
quanto, più che Beatrice e Margherita,<br />
Costanza di marito ancor si vanta.<br />
130 Vedete il re de la semplice vita<br />
seder là solo, Arrigo d’Inghilterra:<br />
questi ha ne’ rami suoi migliore uscita.<br />
133 Quel che più basso tra costor s’atterra,<br />
guardando in suso, è Guiglielmo marchese,<br />
per cui e Alessandria e la sua guerra<br />
Und Alessandrias Tück’ und Krieg beweinen. 136 fa pianger Monferrato e Canavese.“<br />
Achter Gesang Canto VIII<br />
<strong>Die</strong> Stunde war es, die zu stillem Weinen<br />
Vor Heimweh den gerührten Schiffer zwingt,<br />
Am Tag, da er verließ die teuren Seinen,<br />
<strong>Die</strong> Liebesleid dem neuen Pilgram bringt,<br />
Wenn fernher, klagend ob des Tags Erbleichen,<br />
Der Abendglocken Trauerlied erklingt.<br />
Jedweder <strong>La</strong>ut schien mit dem Licht zu weichen,<br />
Und eine von den Seelen trat hervor<br />
Und heischt’ Aufmerksamkeit mit einem Zeichen<br />
Und naht’ und hob die beiden Händ’ empor,<br />
Als sagte sie: Du, Gott, nur bist mein Trachten!<br />
Indem ihr Blick im Osten sich verlor.<br />
Te Lucis Ante- diese Worte brachten<br />
Dann ihre Lippen vor. So fromm, so schön,<br />
Daß sie mich meiner Selbst vergessen machten.<br />
Mit andachtsvollem lieblichem Getön<br />
Stimmt’ ein der Chor zu reicher Wohllauts Fülle,<br />
Den Blick emporgewandt zu Himmelshöh’n.<br />
1 Era già l’ora che volge il disio<br />
ai navicanti e ’ntenerisce il core<br />
lo dì c’han detto ai dolci amici addio;<br />
4 e che lo novo peregrin d’amore<br />
punge, se ode squilla di lontano<br />
che paia il giorno pianger che si more;<br />
7 quand’ io incominciai a render vano<br />
l’udire e a mirare una de l’alme<br />
surta, che l’ascoltar chiedea con mano.<br />
10 Ella giunse e levò ambo le palme,<br />
ficcando li occhi verso l’orïente,<br />
come dicesse a Dio: ’D’altro non calme’.<br />
13 ’Te lucis ante’ sì devotamente<br />
le uscìo di bocca e con sì dolci note,<br />
che fece me a me uscir di mente;<br />
16 e l’altre poi dolcemente e devote<br />
seguitar lei per tutto l’inno intero,<br />
avendo li occhi a le superne rote.
Fegefeuer: Achter Gesang Pagina 139<br />
<strong>Die</strong> Wahrheit liegt hier unter leichter Hülle;<br />
Ist, Leser, jetzt dein Blick nur scharf und klar,<br />
So wirst du leicht erspäh’n, was sie verhülle.<br />
Demütig, bleich, sah ich die edle Schar<br />
Nach oben schau’n, erwartungsvoll und schweigend,<br />
Und sah aus himmlischem Gewölb’ ein Paar<br />
Von Engeln durch die Luft herniedersteigend,<br />
Zwei Flammenschwerter zwar in ihrer Hand,<br />
Allein mit abgebrochnen Spitzen zeigend;<br />
Grün wie das <strong>La</strong>ub, das eben erst entstand,<br />
Und, von der grünen Flügel Weh’n getrieben,<br />
Nach hinten zu leicht flatternd das Gewand.<br />
Der eine blieb nah über uns, und drüben,<br />
Jenseit des Tales, blieb der andre stehn,<br />
So, daß die Schatten in der Mitte blieben.<br />
Ich konnte wohl die blonden Häupter sehn,<br />
Doch am Gesicht verging mein Blick, geblendet,<br />
Wie oft die Sinn’ am Übermaß vergehn.<br />
” <strong>Die</strong>s Paar ist aus Marias Schoß gesendet,<br />
Zur Hut des Tales, weil die Schlange naht.“<br />
So sprach Sordell, uns beiden zugewendet.<br />
Und ich, der ich nicht wußt’, auf welchem Pfad,<br />
Ich schaut’ umher, indem ich starr vor Grauen<br />
Fest an des treuen Führers Rücken trat.<br />
Sordell begann aufs neu: ” Geht mit Vertrauen<br />
Jetzt zu den Großen hin und sprecht sie an,<br />
Denn lieb wird’s ihnen sein, euch hier zu schauen.<br />
Ich war im Grund, wie ich drei Schritt’ getan,<br />
Und nach mir forschend späh’n sah ich den einen,<br />
Als sah’ er ein bekanntes Antlitz nah’n.<br />
Schon schwärzte sich die Luft, doch zwischen seinen<br />
Und meinen Blicken ließ sie, nah, was sich<br />
Vorher durch sie verschlossen, klar erscheinen.<br />
Nun ging ich auf ihn zu und er auf mich.<br />
“Mein edler Richter Nin, o welch Vergnügen!<br />
Hier – nicht bei den Verdammten – find’ ich dich! ”<br />
Kein schöner Gruß ward zwischen uns verschwiegen.<br />
Und er: “Wann bist du aus dem weiten Meer<br />
Am Fuße dieses Berges ausgestiegen? ”<br />
“Heut morgen kam ich aus der Hölle her ” ,<br />
Entgegnet’ ich, “und bin im ersten Leben,<br />
Doch suche hier des künftigen Gewähr. ”<br />
19 Aguzza qui, lettor, ben li occhi al vero,<br />
ché ’l velo è ora ben tanto sottile,<br />
certo che ’l trapassar dentro è leggero.<br />
22 Io vidi quello essercito gentile<br />
tacito poscia riguardare in sùe,<br />
quasi aspettando, palido e umìle;<br />
25 e vidi uscir de l’alto e scender giùe<br />
due angeli con due spade affocate,<br />
tronche e private de le punte sue.<br />
28 Verdi come fogliette pur mo nate<br />
erano in veste, che da verdi penne<br />
percosse traean dietro e ventilate.<br />
31 L’un poco sovra noi a star si venne,<br />
e l’altro scese in l’opposita sponda,<br />
sì che la gente in mezzo si contenne.<br />
34 Ben discernëa in lor la testa bionda;<br />
ma ne la faccia l’occhio si smarria,<br />
come virtù ch’a troppo si confonda.<br />
37<br />
” Ambo vegnon del grembo di Maria,“<br />
disse Sordello, a guardia de la valle,<br />
”<br />
per lo serpente che verrà vie via.“<br />
40 Ond’ io, che non sapeva per qual calle,<br />
mi volsi intorno, e stretto m’accostai,<br />
tutto gelato, a le fidate spalle.<br />
43 E Sordello anco: ” Or avvalliamo omai<br />
tra le grandi ombre, e parleremo ad esse;<br />
grazïoso fia lor vedervi assai.“<br />
46 Solo tre passi credo ch’i’ scendesse,<br />
e fui di sotto, e vidi un che mirava<br />
pur me, come conoscer mi volesse.<br />
49 Temp’ era già che l’aere s’annerava,<br />
ma non sì che tra li occhi suoi e ’ miei<br />
non dichiarisse ciò che pria serrava.<br />
52 Ver’ me si fece, e io ver’ lui mi fei:<br />
giudice Nin gentil, quanto mi piacque<br />
quando ti vidi non esser tra ’ rei!<br />
55 Nullo bel salutar tra noi si tacque;<br />
poi dimandò: ” Quant’ è che tu venisti<br />
a piè del monte per le lontane acque?“<br />
58<br />
” Oh!“ diss’ io lui, ” per entro i luoghi tristi<br />
venni stamane, e sono in prima vita,<br />
ancor che l’altra, sì andando, acquisti.“
Seite 140 Purgatorio: Canto VIII<br />
Und wie ich ihnen den Bescheid gegeben,<br />
Da fuhr Sordell und er zurück, verstört,<br />
Als halt’ ein Wunder plötzlich sich begeben,<br />
Der dem Virgil, der einem zugekehrt,<br />
Der dorten saß, am grünen Talgestade:<br />
“Auf, Konrad, sieh, was uns der Herr beschert. ”<br />
Und drauf zu mir: “Erwies besondre Gnade<br />
Dir der, des erster Grund verborgen ruht,<br />
Wohin kein Geist je findet Furt und Pfade,<br />
So sag’ einst jenseits dieser weiten Flut<br />
Meiner Johanna, daß sie für mich flehe,<br />
Zu ihm, der nach dem Fleh’n der Unschuld tut.<br />
Nicht liebt die Mutter wohl mich noch wie ehe,<br />
Da sie den Witwenschleier abgelegt,<br />
Nach dem sie bald sich sehnt in ihrem Wehe.<br />
An ihr sieh, wie ein Weib zu lieben pflegt,<br />
Wenn ihre Liebesglut nicht um die Wette<br />
Jetzt Anschau’n, jetzt Betastung, neu erregt.<br />
Gewiß wird einstens ihre Grabesstätte<br />
Von Mailands Schlange nicht so schön geschmückt,<br />
Als sie geschmückt der Hahn Galluras hätte. ”<br />
Er sprach’s, und ihm im Antlitz ausgedrückt<br />
War ein gerechter Eifer, der dem Weisen<br />
Wohl durch das Herz, doch nur gemäßigt, zückt.<br />
Ich blickte sehnlich nach des Himmels Kreisen<br />
Dorthin, wo träger ist der Sterne <strong>La</strong>uf,<br />
So wie, der Achse nah, des Rades Kreisen.<br />
Mein Führer sprach: “Was blickst du dort hinauf? ”<br />
Und ich: “Nach den drei Lichtern, denn mit ihnen<br />
Geht ja am ganzen Pol ein Feuer auf. ”<br />
Und er: “<strong>Die</strong> vier, die dir heut morgen schienen,<br />
Sind tief jetzt unterm Horizont versteckt,<br />
Und diese sind an ihrer Stell’ erschienen. ”<br />
Hier ward ich durch den Ruf Sordells erschreckt:<br />
“Den Widersacher seht! ” Er sprach’s und zeigte<br />
Zur Gegend hin, den Finger ausgestreckt,<br />
Wo sich das kleine Tal geöffnet neigte;<br />
Dort war die Schlange, die wohl jener glich,<br />
<strong>Die</strong> Even einst die bittre Speise reichte.<br />
Wie sie daher durch Gras und Blumen strich,<br />
Hob sie von Zeit zu Zeit den Kopf zum Rücken<br />
Verdreht empor und leckt’ und putzte sich.<br />
61 E come fu la mia risposta udita,<br />
Sordello ed elli in dietro si raccolse<br />
come gente di sùbito smarrita.<br />
64 L’uno a Virgilio e l’altro a un si volse<br />
che sedea lì, gridando: ” Sù, Currado!<br />
vieni a veder che Dio per grazia volse.“<br />
67 Poi, vòlto a me: ” Per quel singular grado<br />
che tu dei a colui che sì nasconde<br />
lo suo primo perché, che non lì è guado,<br />
70 quando sarai di là da le larghe onde,<br />
dì a Giovanna mia che per me chiami<br />
là dove a li ’nnocenti si risponde.<br />
73 Non credo che la sua madre più m’ami,<br />
poscia che trasmutò le bianche bende,<br />
le quai convien che, misera!, ancor brami.<br />
76 Per lei assai di lieve si comprende<br />
quanto in femmina foco d’amor dura,<br />
se l’occhio o ’l tatto spesso non l’accende.<br />
79 Non le farà sì bella sepultura<br />
la vipera che Melanesi accampa,<br />
com’ avria fatto il gallo di Gallura.“<br />
82 Così dicea, segnato de la stampa,<br />
nel suo aspetto, di quel dritto zelo<br />
che misuratamente in core avvampa.<br />
85 Li occhi miei ghiotti andavan pur al cielo,<br />
pur là dove le stelle son più tarde,<br />
sì come rota più presso a lo stelo.<br />
88 E ’l duca mio: ” Figliuol, che là sù guarde?“<br />
E io a lui: ” A quelle tre facelle<br />
di che ’l polo di qua tutto quanto arde.“<br />
91 Ond’ elli a me: ” Le quattro chiare stelle<br />
che vedevi staman, son di là basse,<br />
e queste son salite ov’ eran quelle.“<br />
94 Com’ ei parlava, e Sordello a sé il trasse<br />
dicendo: ” Vedi là ’l nostro avversaro“;<br />
e drizzò il dito perché ’n là guardasse.<br />
97 Da quella parte onde non ha riparo<br />
la picciola vallea, era una biscia,<br />
forse qual diede ad Eva il cibo amaro.<br />
100 Tra l’erba e ’ fior venìa la mala striscia,<br />
volgendo ad ora ad or la testa, e ’l dosso<br />
leccando come bestia che si liscia.
Fegefeuer: Achter Gesang Pagina 141<br />
Nicht sah ich und vermag’s nicht auszudrücken,<br />
Wie die zwei Engel sich bewegt zum Flug,<br />
Doch deutlich sah ich sie herniederzücken.<br />
Und wie ihr Flügelpaar die Lüfte schlug,<br />
Entfloh die Schlang’, und jene beiden flogen<br />
Zu ihrem Platz zurück in gleichem Zug.<br />
Der Schatten, der von Ninos Ruf bewogen<br />
Sich uns genähert, hatte bei dem Strauß<br />
<strong>Die</strong> Blicke nimmer von mir abgezogen.<br />
“<strong>Die</strong> Leuchte, die dich führt zu Gottes Haus,<br />
Sie find’ in deinem Willen und Verstande<br />
Ihr Öl und gehe bis zum Ziel nicht aus. ”<br />
So sprach er, “doch wenn von der Magra Strande<br />
Du wahre Kunde hast, so gib sie mir,<br />
Denn wiss’, ich war einst groß in seinem <strong>La</strong>nde.<br />
Corrado Malaspina spricht mit dir,<br />
Der Alte bin ich nicht, doch ihm entsprungen;<br />
<strong>Die</strong> Meinen liebt’ ich stets, doch reiner hier. ”<br />
“Oh, ” sprach ich, “nimmer noch ist mir’s gelungen,<br />
<strong>Die</strong>s <strong>La</strong>nd zu sehn, allein sein Nam’ und Wert<br />
Ist, wo man in Europa sei, erklungen.<br />
Der Ruf, der euer Haus erhebt und ehrt,<br />
Schallt zu der Herrn, schallt zu des <strong>La</strong>ndes Preise,<br />
So daß, wer dort nicht war, davon erfährt.<br />
Ich schwör’ es dir beim Ziele meiner Reise,<br />
Daß dein Geschlecht in voller Blüte steht,<br />
Des Muts, der Gastlichkeit, der edlen Weise.<br />
Und wenn die Tollheit alle Welt verdreht,<br />
Sitt’ und Natur wird ihm den Vorzug schenken,<br />
Daß es allein den schlechten Weg verschmäht. ”<br />
Und er: “Jetzt geh, nicht siebenmal versenken<br />
Wird sich die Sonn’ im Bett an jenem Ort,<br />
Den ringsumher des Widders Füß’ umschränken,<br />
So wird dir diese gute Meinung dort<br />
In deinem Kopfe festgenagelt werden,<br />
Mit bessern Nägeln als mit andrer Wort,<br />
Wird nicht des Schicksals <strong>La</strong>uf gehemmt auf Erden. ”<br />
103 Io non vidi, e però dicer non posso,<br />
come mosser li astor celestïali;<br />
ma vidi bene e l’uno e l’altro mosso.<br />
106 Sentendo fender l’aere a le verdi ali,<br />
fuggì ’l serpente, e li angeli dier volta,<br />
suso a le poste rivolando iguali.<br />
109 L’ombra che s’era al giudice raccolta<br />
quando chiamò, per tutto quello assalto<br />
punto non fu da me guardare sciolta.<br />
112<br />
” Se la lucerna che ti mena in alto<br />
truovi nel tuo arbitrio tanta cera<br />
quant’ è mestiere infino al sommo smalto,“<br />
115 cominciò ella, ” se novella vera<br />
di Val di Magra o di parte vicina<br />
sai, dillo a me, che già grande là era.<br />
118 Fui chiamato Currado Malaspina;<br />
non son l’antico, ma di lui discesi;<br />
a’ miei portai l’amor che qui raffina.“<br />
121<br />
” Oh!“ diss’ io lui, per li vostri paesi<br />
”<br />
già mai non fui; ma dove si dimora<br />
per tutta Europa ch’ei non sien palesi?<br />
124 <strong>La</strong> fama che la vostra casa onora,<br />
grida i segnori e grida la contrada,<br />
sì che ne sa chi non vi fu ancora;<br />
127 e io vi giuro, s’io di sopra vada,<br />
che vostra gente onrata non si sfregia<br />
del pregio de la borsa e de la spada.<br />
130 Uso e natura sì la privilegia,<br />
che, perché il capo reo il mondo torca,<br />
sola va dritta e ’l mal cammin dispregia.“<br />
133 Ed elli: ” Or va; che ’l sol non si ricorca<br />
sette volte nel letto che ’l Montone<br />
con tutti e quattro i piè cuopre e inforca,<br />
136 che cotesta cortese oppinïone<br />
ti fia chiavata in mezzo de la testa<br />
con maggior chiovi che d’altrui sermone,<br />
139 se corso di giudicio non s’arresta.“
Seite 142 Purgatorio: Canto IX<br />
Neunter Gesang Canto IX<br />
Schon Thithons Buhlerin, entgleitend<br />
Dem Arm des süßen Freunds und einen Kranz<br />
Von weißem Licht im Orient verbreitend,<br />
Geschmückt die Stirn mit der Demanten Glanz,<br />
<strong>Die</strong> jenes kalten Tiers Gestaltung zeigen,<br />
Das tödlich sticht mit seinem gift’gen Schwanz.<br />
Zwei Schritte hatte, wo ich war, im Steigen<br />
<strong>Die</strong> Nacht getan, um sich beim dritten jetzt<br />
Mit ihren Fittichen herabzuneigen,<br />
Als meine Sinne, da ich herversetzt<br />
Mit Adams Erbschaft war, dem Schlaf erlagen<br />
Und ich ins Gras sank, wo wir uns gesetzt.<br />
Zur Stunde war es, wo mit bangen Klagen,<br />
Wenn sich der Morgen naht, die Schwalbe girrt,<br />
Vielleicht gedenkend ihrer ersten Plagen,<br />
Und wo der Geist, vom Leibe nicht verwirrt,<br />
Frei und entledigt von den Sorgen allen,<br />
Im Traumgesicht beinahe göttlich wird.<br />
Da sah ich, träumend, an des Himmels Hallen<br />
Mit goldenem Gefieder einen Aar,<br />
Gespreizt die Flügel, um herabzufallen.<br />
Mir schien’s der Ort, wo Ganymedes war,<br />
Als er, indem die Seinen ihn umfingen,<br />
Entrückt ward zu der ew’gen Götter Schar.<br />
” Er pflegt vielleicht sich hier herabzuschwingen“,<br />
So dacht’ ich, und verschmäht, von anderm Ort<br />
”<br />
In seinen Klauen uns emporzubringen.“<br />
Ein wenig kreist’ er erst im Bogen dort,<br />
Dann schoß er, schrecklich, wie ein Blitz, hernieder<br />
Und riß mich bis zum Feuer aufwärts fort.<br />
Mir schien, ich brenn’, auch brenne sein Gefieder,<br />
Und ganz erglüht von dem erträumten Brand,<br />
Erwacht’ ich jäh aus meinem Schlummer wieder.<br />
So fuhr Achill empor im fremden <strong>La</strong>nd<br />
Und drehte dann die wachen Blick’ im Kreise,<br />
Weil er nicht wußte, wo er sich befand,<br />
Als Thetis ihn im Schlaf dem Chiron leise<br />
Entführt und ihn nach Skyros hingebracht,<br />
Von wo Ulyß ihn rief zur großen Reise;<br />
Wie ich emporfuhr, da ich aufgewacht;<br />
Doch fühlt’ ich Frost sich über mich verbreiten,<br />
Gleich einem, den der Schreck erstarren macht.<br />
1 <strong>La</strong> concubina di Titone antico<br />
già s’imbiancava al balco d’orïente,<br />
fuor de le braccia del suo dolce amico;<br />
4 di gemme la sua fronte era lucente,<br />
poste in figura del freddo animale<br />
che con la coda percuote la gente;<br />
7 e la notte, de’ passi con che sale,<br />
fatti avea due nel loco ov’ eravamo,<br />
e ’l terzo già chinava in giuso l’ale;<br />
10 quand’ io, che meco avea di quel d’Adamo,<br />
vinto dal sonno, in su l’erba inchinai<br />
là ’ve già tutti e cinque sedavamo.<br />
13 Ne l’ora che comincia i tristi lai<br />
la rondinella presso a la mattina,<br />
forse a memoria de’ suo’ primi guai,<br />
16 e che la mente nostra, peregrina<br />
più da la carne e men da’ pensier presa,<br />
a le sue visïon quasi è divina,<br />
19 in sogno mi parea veder sospesa<br />
un’aguglia nel ciel con penne d’oro,<br />
con l’ali aperte e a calare intesa;<br />
22 ed esser mi parea là dove fuoro<br />
abbandonati i suoi da Ganimede,<br />
quando fu ratto al sommo consistoro.<br />
25 Fra me pensava: ’Forse questa fiede<br />
pur qui per uso, e forse d’altro loco<br />
disdegna di portarne suso in piede’.<br />
28 Poi mi parea che, poi rotata un poco,<br />
terribil come folgor discendesse,<br />
e me rapisse suso infino al foco.<br />
31 Ivi parea che ella e io ardesse;<br />
e sì lo ’ncendio imaginato cosse,<br />
che convenne che ’l sonno si rompesse.<br />
34 Non altrimenti Achille si riscosse,<br />
li occhi svegliati rivolgendo in giro<br />
e non sappiendo là dove si fosse,<br />
37 quando la madre da Chirón a Schiro<br />
trafuggò lui dormendo in le sue braccia,<br />
là onde poi li Greci il dipartiro;<br />
40 che mi scoss’ io, sì come da la faccia<br />
mi fuggì ’l sonno, e diventa’ ismorto,<br />
come fa l’uom che, spaventato, agghiaccia.
Fegefeuer: Neunter Gesang Pagina 143<br />
Mein treuer Hort allein war mir zur Seiten –<br />
Zwei Stunden aufwärts stieg die Sonne schon<br />
Und vor mir lagen frei des Meeres Weiten.<br />
Da sprach mein Herr: ” Nicht fürchte dich, mein Sohn.<br />
Mut, denn uns ist das Schwerste nun gelungen,<br />
Drum halte fest die Kraft, die fast entfloh’n.<br />
Zum Fegefeuer bist du nun gedrungen.<br />
Den Felsen sieh, der’s einschließt – sieh das Tor<br />
Dort, wo, wie’s scheint, der Stein entzweigesprungen,<br />
Noch glänzt’ Aurora nicht dem Tage vor,<br />
Du aber lagst, den Geist vom Schlaf befangen,<br />
Im Tale dort auf jenem Blumenflor,<br />
Da kam ein Himmelsweib dahergegangen.<br />
’Lucien seh- den Schläfer nehm’ ich fort,<br />
Und leichter soll er so zum Ziel gelangen.’<br />
Sordell blieb mit den andern Seelen dort;<br />
Sie faßte dich, und als der Tag begonnen,<br />
Stieg sie empor mit dir an diesen Ort.<br />
Ich folgt’ ihr; und als mir ihr Blick voll Wonnen<br />
Das Tor gewiesen, legte sie dich hin<br />
Und ging, und mit ihr war dein Schlaf entronnen.“<br />
Gleichwie wir, wenn uns offenen Gewinn<br />
<strong>Die</strong> Wahrheit zeigte. Sorg’ und Furcht verjagen,<br />
Von Mut und Lust erfüllt den freien Sinn,<br />
So ich – und da mich frei von Angst und Zagen<br />
Mein Meister sah, so schritt er zu den Höh’n,<br />
Und ich auch stand nicht an, den Gang zu wagen.<br />
Sieh, Leser, hier sich meinen Stoff erhöh’n,<br />
Drum staune nicht, wenn größre Kunst die Worte,<br />
Dem Stoff gemäß, sich aussucht, hoch und schön.<br />
Wir gingen fort und nahten einem Orte,<br />
Der erst als Felsenspalt’ erschien; doch nah<br />
Erkannt’ ich in der Öffnung eine Pforte.<br />
Drei Stufen von verschiednen Farben sah<br />
Ich unter ihr, um zu ihr aufzusteigen;<br />
Dann auch erkannt’ ich einen Pförtner da,<br />
Der auf der höchsten saß in tiefem Schweigen,<br />
Doch wie ich auf sein Antlitz hingewandt<br />
Mein Auge hatte, mußt’ ich’s wieder neigen.<br />
Er hatt’ ein nacktes Schwert in seiner Hand,<br />
Und wollt’ ich auf dies Schwert die Blicke kehren,<br />
So blitzt’ es her der Sonne Glanz und Brand.<br />
43 Dallato m’era solo il mio conforto,<br />
e ’l sole er’ alto già più che due ore,<br />
e ’l viso m’era a la marina torto.<br />
46<br />
” Non aver tema,“ disse il mio segnore;<br />
” fatti sicur, ché noi semo a buon punto;<br />
non stringer, ma rallarga ogne vigore.<br />
49 Tu se’ omai al purgatorio giunto:<br />
vedi là il balzo che ’l chiude dintorno;<br />
vedi l’entrata là ’ve par digiunto.<br />
52 Dianzi, ne l’alba che procede al giorno,<br />
quando l’anima tua dentro dormia,<br />
sovra li fiori ond’ è là giù addorno<br />
55 venne una donna, e disse: “I’ son Lucia;<br />
lasciatemi pigliar costui che dorme;<br />
sì l’agevolerò per la sua via. ”<br />
58 Sordel rimase e l’altre genti forme;<br />
ella ti tolse, e come ’l dì fu chiaro,<br />
sen venne suso; e io per le sue orme.<br />
61 Qui ti posò, ma pria mi dimostraro<br />
li occhi suoi belli quella intrata aperta;<br />
poi ella e ’l sonno ad una se n’andaro.“<br />
64 A guisa d’uom che ’n dubbio si raccerta<br />
e che muta in conforto sua paura,<br />
poi che la verità li è discoperta,<br />
67 mi cambia’ io; e come sanza cura<br />
vide me ’l duca mio, su per lo balzo<br />
si mosse, e io di rietro inver’ l’altura.<br />
70 Lettor, tu vedi ben com’ io innalzo<br />
la mia matera, e però con più arte<br />
non ti maravigliar s’io la rincalzo.<br />
73 Noi ci appressammo, ed eravamo in parte<br />
che là dove pareami prima rotto,<br />
pur come un fesso che muro diparte,<br />
76 vidi una porta, e tre gradi di sotto<br />
per gire ad essa, di color diversi,<br />
e un portier ch’ancor non facea motto.<br />
79 E come l’occhio più e più v’apersi,<br />
vidil seder sovra ’l grado sovrano,<br />
tal ne la faccia ch’io non lo soffersi;<br />
82 e una spada nuda avëa in mano,<br />
che reflettëa i raggi sì ver’ noi,<br />
ch’io dirizzava spesso il viso in vano.
Seite 144 Purgatorio: Canto IX<br />
” Von dorten sprecht: Was mögt ihr hier begehren?“<br />
Sprach er. Wer bracht’ euch bis zu mir empor?<br />
”<br />
Habt acht, sonst wird das Kommen euch beschweren.“<br />
Mein Meister drauf: ” Uns sagte kurz zuvor<br />
Ein Weib, vom Himmel selbst dazu berufen:<br />
’Kehrt dorthin euren Schritt, dort ist das Tor!’<br />
Da hört’ ich gleich den edlen Pförtner rufen:<br />
“So mögt ihr denn durch sie zum Heile ziehen;<br />
Kommt, schreitet weiter vor zu unsern Stufen! ”<br />
Wir kamen hin – die erste Stufe schien<br />
Von Marmor, weiß, von höchster Glätt’ und Reine,<br />
Drin spiegelt’ ich mich ab, wie ich erschien.<br />
<strong>Die</strong> zweite schien mir von verbranntem Steine,<br />
Rauh, lang und quer geborsten und zerschlitzt,<br />
Und ihre Farbe schwärzlichdunkle Bräune.<br />
<strong>Die</strong> dritte höchste Stuf erschien mir itzt<br />
Wie Porphyr, flammend, gleich des Blutes Quelle,<br />
<strong>Die</strong> frisch und warm aus einer Ader spritzt.<br />
Dem Pförtner diente sie zur Ruhestelle<br />
Für seine Fuß’, und höher saß er dann<br />
Auf der durchsicht’gen diamantnen Schwelle.<br />
Gern folgt’ ich meinem Führer dorthinan,<br />
Der sprach: “Jetzt geh, ihn flehend zu begrüßen,<br />
Denn er ist’s, der das Schloß dir öffnen kann. ”<br />
Demütig sank ich zu des Engels Füßen,<br />
Schlug dreimal erst auf meinen Busen mich<br />
Und bat ihn, aus Erbarmen aufzuschließen.<br />
Mit seines Schwertes scharfer Spitze strich<br />
Er sieben P auf meine Stirn und machte<br />
Sie wund und sprach: “Dort drinnen wasche dich. ”<br />
Noch, wenn ich Asch’ und Erdenstaub betrachte,<br />
Seh’ ich des Kleides Farb’, aus welchem er<br />
Mit seiner Hand hervor zwei Schlüssel brachte.<br />
Von Gold war dieser und von Silber der.<br />
Den weißen sah ich ihn, den gelben drehen,<br />
Und sieh, verschlossen war das Tor nicht mehr.<br />
Er sprach darauf: “Trifft einer von den zween<br />
Im Schloß beim Umdreh’n irgend Widerstand,<br />
So bleibt die Türe fest verschlossen stehen.<br />
Mehr Wert hat der von Gold, doch mehr Verstand<br />
Und Kunst wird jener, eh’ er schließt, bedürfen,<br />
Denn er nur löst das vielverschlungne Band.<br />
85<br />
88<br />
91<br />
” Dite costinci: che volete voi?“<br />
cominciò elli a dire, ov’ è la scorta?<br />
”<br />
Guardate che ’l venir sù non vi nòi.“<br />
” Donna del ciel, di queste cose accorta,“<br />
rispuose ’l mio maestro a lui, pur dianzi<br />
”<br />
ne disse: “Andate là: quivi è la porta .“<br />
”<br />
” Ed ella i passi vostri in bene avanzi,“<br />
ricominciò il cortese portinaio:<br />
” Venite dunque a’ nostri gradi innanzi.“<br />
94 Là ne venimmo; e lo scaglion primaio<br />
bianco marmo era sì pulito e terso,<br />
ch’io mi specchiai in esso qual io paio.<br />
97 Era il secondo tinto più che perso,<br />
d’una petrina ruvida e arsiccia,<br />
crepata per lo lungo e per traverso.<br />
100 Lo terzo, che di sopra s’ammassiccia,<br />
porfido mi parea, sì fiammeggiante<br />
come sangue che fuor di vena spiccia.<br />
103 Sovra questo tenëa ambo le piante<br />
l’angel di Dio sedendo in su la soglia<br />
che mi sembiava pietra di diamante.<br />
106 Per li tre gradi sù di buona voglia<br />
mi trasse il duca mio, dicendo: ” Chiedi<br />
umilemente che ’l serrame scioglia.“<br />
109 Divoto mi gittai a’ santi piedi;<br />
misericordia chiesi e ch’el m’aprisse,<br />
ma tre volte nel petto pria mi diedi.<br />
112 Sette P ne la fronte mi descrisse<br />
col punton de la spada, e ” Fa che lavi,<br />
quando se’ dentro, queste piaghe“ disse.<br />
115 Cenere, o terra che secca si cavi,<br />
d’un color fora col suo vestimento;<br />
e di sotto da quel trasse due chiavi.<br />
118 L’una era d’oro e l’altra era d’argento;<br />
pria con la bianca e poscia con la gialla<br />
fece a la porta sì, ch’i’ fu’ contento.<br />
121<br />
” Quandunque l’una d’este chiavi falla,<br />
che non si volga dritta per la toppa,“<br />
diss’ elli a noi, non s’apre questa calla.<br />
”<br />
124 Più cara è l’una; ma l’altra vuol troppa<br />
d’arte e d’ingegno avanti che diserri,<br />
perch’ ella è quella che ’l nodo digroppa.
Fegefeuer: Zehnter Gesang Pagina 145<br />
Beim Öffnen sollt’ ich eher irren dürfen,<br />
Sprach Petrus, der sie gab, als beim Verschluß,<br />
Wenn nur, die kämen, erst sich niederwürfen. ”<br />
Er stieß ans heil’ge Tor und sprach zum Schluß:<br />
“So geht denn ein, doch daß euch’s nie entfalle,<br />
Daß, wer rückblickt, nach außen kehren muß. ”<br />
Beim Öffnen drehte mit so lautem Schalle<br />
<strong>Die</strong> heil’ge Pfort’ in ihren Angeln sich,<br />
Gemacht von starkem, klingendem Metalle,<br />
Daß es dem Knarren jenes Tores glich,<br />
Vom Schloß Tarpeja, dessen Riegel sprangen,<br />
Als der Gewalt Metell, sein Wächter, wich.<br />
Ich horcht’ aufmerksam hin, denn Stimmen sangen,<br />
Und ein Tedeum schien mir, was man sang,<br />
Zu welchem volle süße Tön’ erklangen.<br />
Denn das, was jetzt zu meinen Ohren drang,<br />
War, wie wenn zu Gesängen Orgeln gehen,<br />
Und wir vor ihrem vollen hellen Klang<br />
127 Da Pier le tegno; e dissemi ch’i’ erri<br />
anzi ad aprir ch’a tenerla serrata,<br />
pur che la gente a’ piedi mi s’atterri.“<br />
130 Poi pinse l’uscio a la porta sacrata,<br />
dicendo: ” Intrate; ma facciovi accorti<br />
che di fuor torna chi ’n dietro si guata.“<br />
133 E quando fuor ne’ cardini distorti<br />
li spigoli di quella regge sacra,<br />
che di metallo son sonanti e forti,<br />
136 non rugghiò sì né si mostrò sì acra<br />
Tarpëa, come tolto le fu il buono<br />
Metello, per che poi rimase macra.<br />
139 Io mi rivolsi attento al primo tuono,<br />
e ’Te Deum laudamus’ mi parea<br />
udire in voce mista al dolce suono.<br />
142 Tale imagine a punto mi rendea<br />
ciò ch’io udiva, qual prender si suole<br />
quando a cantar con organi si stea;<br />
<strong>Die</strong> Worte halb verstehn, bald nicht verstehen. 145 ch’or sì or no s’intendon le parole.<br />
Zehnter Gesang Canto X<br />
Kaum war ich innerhalb der Tür der Gnade,<br />
<strong>Die</strong> selten aufgeht durch den schlechten Hang,<br />
Der g’rad’ erscheinen läßt die krummen Pfade,<br />
Da hört’ ich, wie sie beim Verschließen klang.<br />
Wie ward’s auch wohl entschuldigt, wie verziehen,<br />
Wenn nach ihr umzuschau’n mich Neugier zwang?<br />
Wir mußten durch gespaltnen Felsen ziehen,<br />
Der vor- und rückwärts sprang vor unsrer Bahn,<br />
Wie Wogen sich anwälzen erst, dann fliehen.<br />
” Jetzt gilt es“, also fing mein Führer an,<br />
” Wohl etwas Kunst, um hier und dort den Seiten,<br />
Da, wo sie rückwärts weichen, uns zu nah’n.“<br />
Wir durften drum nur Iangsam vorwärts schreiten,<br />
Und schon war Lunas Rand dem Meer genaht,<br />
Schon sah ich sie hinab ins Bette gleiten,<br />
Eh’ wir zurückgelegt den engen Pfad;<br />
Doch blieben wir an seinem offnen Rande,<br />
Da, wo der Berg etwas zurücke trat,<br />
Ich matt, und fremd wir beid’ in diesem <strong>La</strong>nde,<br />
In Zweifeln stehn auf einem ebnen Ort,<br />
Der öd war wie ein Berg in Lybiens Sande.<br />
1 Poi fummo dentro al soglio de la porta<br />
che ’l mal amor de l’anime disusa,<br />
perché fa parer dritta la via torta,<br />
4 sonando la senti’ esser richiusa;<br />
e s’io avesse li occhi vòlti ad essa,<br />
qual fora stata al fallo degna scusa?<br />
7 Noi salavam per una pietra fessa,<br />
che si moveva e d’una e d’altra parte,<br />
sì come l’onda che fugge e s’appressa.<br />
10<br />
” Qui si conviene usare un poco d’arte,“<br />
cominciò ’l duca mio, in accostarsi<br />
”<br />
or quinci, or quindi al lato che si parte.“<br />
13 E questo fece i nostri passi scarsi,<br />
tanto che pria lo scemo de la luna<br />
rigiunse al letto suo per ricorcarsi,<br />
16 che noi fossimo fuor di quella cruna;<br />
ma quando fummo liberi e aperti<br />
sù dove il monte in dietro si rauna,<br />
19 ïo stancato e amendue incerti<br />
di nostra via, restammo in su un piano<br />
solingo più che strade per diserti.
Seite 146 Purgatorio: Canto X<br />
Von wo sein Rand ans Leere grenzt, bis dort<br />
Zum Fuß der Felsen, die sich jenseits heben,<br />
Ging ebner Raum drei Menschenlängen fort.<br />
Soweit g’rad’aus der Blicke Flügel schweben,<br />
schien solch ein Raum zur recht’ und linken Hand<br />
Den Berg, gleich einem Kranze, zu umgeben.<br />
Wie ich dort still mit meinem Führer stand,<br />
Erkannt’ ich, daß der Felsrand, uns entgegen,<br />
Der steil sich hob, gleich einer schroffen Wand,<br />
Von weißem Marmor war und allerwegen<br />
Voll Bildnerei, um Polyklet zur Scham,<br />
Ja die Natur zum Neide zu erregen.<br />
Der mit dem Friedensfchluß, den längst in Gram<br />
<strong>Die</strong> Welt ersehnt, aufs irdische Gefilde,<br />
Den lang verschloßnen Himmel öffnend, kam,<br />
Der Engel war dort eingehau’n, und Milde<br />
Und Liebe tat so wahr sein Wesen kund,<br />
Daß niemand glaubt’, es sei ein stumm Gebilde.<br />
Man schwor, ein Ave schweb’ auf seinem Mund,<br />
Denn sie war dort, durch die des Himmels Riegel<br />
Der Höchste löst’ im neuen Liebesbund.<br />
Es zeigte der Gebärde reiner Spiegel<br />
Das Wort: Sieh Gottes Magd, so ausgeprägt,<br />
Wie sich im Wachs ausprägt das schöne Siegel.<br />
” Was schaust du“, sprach Virgil, so unbewegt,<br />
”<br />
Als ob nur diesem Bild dein Blick gebührte?“ –<br />
Ich ging zur Seit’ ihm, wo das Herz uns schlägt,<br />
Daher sich jetzt dorthin mein Auge rührte;<br />
Und hinter der Maria war der Stein,<br />
Zur andern Seite dessen, der mich führte,<br />
Geschmückt mit andern schönen Schilderei’n.<br />
Drum trat ich, vor Virgil vorbeigeschritten,<br />
Ihm näher, um zum Schau’n bequem zu sein.<br />
Der Wagen war, in Marmor eingeshnitten,<br />
<strong>Die</strong> stierbespannte Bundeslade da,<br />
Drob ungeheischtes <strong>Die</strong>nen Straf erlitten.<br />
Das Volk voraus, in sieben Chören, sah<br />
Ich jubelnd zieh’n und sagt’ ich: Ob sie singen?<br />
So sagt’ ein Sinn mir nein, der andre ja!<br />
Sah Weihrauchduft sich in die Lüfte schwingen,<br />
Und auch bei diesem Bilde ließen schwer<br />
Geruch sich und Gesicht zum Einklang bringen.<br />
22 Da la sua sponda, ove confina il vano,<br />
al piè de l’alta ripa che pur sale,<br />
misurrebbe in tre volte un corpo umano;<br />
25 e quanto l’occhio mio potea trar d’ale,<br />
or dal sinistro e or dal destro fianco,<br />
questa cornice mi parea cotale.<br />
28 Là sù non eran mossi i piè nostri anco,<br />
quand’ io conobbi quella ripa intorno<br />
che dritto di salita aveva manco,<br />
31 esser di marmo candido e addorno<br />
d’intagli sì, che non pur Policleto,<br />
ma la natura lì avrebbe scorno.<br />
34 L’angel che venne in terra col decreto<br />
de la molt’ anni lagrimata pace,<br />
ch’aperse il ciel del suo lungo divieto,<br />
37 dinanzi a noi pareva sì verace<br />
quivi intagliato in un atto soave,<br />
che non sembiava imagine che tace.<br />
40 Giurato si saria ch’el dicesse ’Ave!’;<br />
perché iv’ era imaginata quella<br />
ch’ad aprir l’alto amor volse la chiave;<br />
43 e avea in atto impressa esta favella<br />
’Ecce ancilla Deï’, propriamente<br />
come figura in cera si suggella.<br />
46<br />
” Non tener pur ad un loco la mente,“<br />
disse ’l dolce maestro, che m’avea<br />
da quella parte onde ’l cuore ha la gente.<br />
49 Per ch’i’ mi mossi col viso, e vedea<br />
di retro da Maria, da quella costa<br />
onde m’era colui che mi movea,<br />
52 un’altra storia ne la roccia imposta;<br />
per ch’io varcai Virgilio, e fe’mi presso,<br />
acciò che fosse a li occhi miei disposta.<br />
55 Era intagliato lì nel marmo stesso<br />
lo carro e ’ buoi, traendo l’arca santa,<br />
per che si teme officio non commesso.<br />
58 Dinanzi parea gente; e tutta quanta,<br />
partita in sette cori, a’ due mie’ sensi<br />
faceva dir l’un ’No’, l’altro ’Sì, canta’.<br />
61 Similemente al fummo de li ’ncensi<br />
che v’era imaginato, li occhi e ’l naso<br />
e al sì e al no discordi fensi.
Fegefeuer: Zehnter Gesang Pagina 147<br />
Im Tanze vor der heil’gen <strong>La</strong>de her,<br />
Sah ich erhöht in Demut den Psalmisten,<br />
Der minder hier, als König, war, und mehr,<br />
Und, wie erfüllt von Ränken und von Listen,<br />
Am Fenster des Palasts mit schnödem Wort<br />
spöttisch bewundernd sich die Michal brüsten.<br />
Darauf bewegt’ ich mich von meinem Ort,<br />
Um weiterhin ein andres Bild zu schauen,<br />
Und sah den edlen Römerherrscher dort<br />
Zu hohem Ruhm in Marmor eingehauen,<br />
Ihn, der zum großen Siege den Gregor<br />
Beseelt mit Kraft und gläubigem Vertrauen.<br />
Trajan, den Imperator, stellt’ es vor,<br />
Und eine Witw’, ihm in die Zügel fallend,<br />
<strong>Die</strong>, schmerzerfüllt, mit Flehen ihn beschwor.<br />
Rings Reiterei gedrängt. Trompeten schallend,<br />
-so schien’s dem Aug’ – im goldenen Panier<br />
<strong>Die</strong> Adler drüberhin im Winde wallend.<br />
<strong>Die</strong> Arme schrie mit Macht, so schien es mir:<br />
” Verweile, Herr, mir ward der Sohn erschlagen,<br />
Du räche mich, die Rache ziemet dir.“ –<br />
So warte, bis ich kehre! ” <strong>Die</strong>s zu sagen<br />
schien er, und sie darauf: “Und wenn du nun ”<br />
(Und ihre Worte schien der Schmerz zu jagen)<br />
“Nicht wiederkehrst? – So wird’s mein Folger tun!“<br />
”<br />
” Vertraust du, was dir obliegt, fremden Armen,<br />
Mag auch indes die Pflicht vergessen ruh’n?“ –<br />
” So tröste dich,“ entgegnet’ er der Armen,<br />
” Bevor ich ziehe, lös’ ich meine Pflicht,<br />
Gerechtigkeit gebeut’s, mich hält Erbarmen!“ –<br />
Sichtbar macht’ er die Red’, er, des Gesicht<br />
Von Ewigkeit nichts Neues noch gesehen,<br />
Doch uns ist’s neu, weil uns die Kunst gebricht.<br />
Indes ich mich ergötzte, hinzuspähen<br />
Nach solcher Demut Bildern, deren Wert<br />
Noch er erhöht, durch welchen sie entstehen,<br />
Da lispelte Virgil, mir zugekehrt:<br />
Sieh jene dort, die langsam, langsam schreiten,<br />
Von diesen wird uns wohl der Weg gelehrt. ”<br />
Ich ließ, da immer hier nach Neuigkeiten<br />
Mein ganzes Streben war, voll Ungeduld<br />
Nach dieser Seite hin die Blicke gleiten,<br />
64 Lì precedeva al benedetto vaso,<br />
trescando alzato, l’umile salmista,<br />
e più e men che re era in quel caso.<br />
67 Di contra, effigïata ad una vista<br />
d’un gran palazzo, Micòl ammirava<br />
sì come donna dispettosa e trista.<br />
70 I’ mossi i piè del loco dov’ io stava,<br />
per avvisar da presso un’altra istoria,<br />
che di dietro a Micòl mi biancheggiava.<br />
73 Quiv’ era storïata l’alta gloria<br />
del roman principato, il cui valore<br />
mosse Gregorio a la sua gran vittoria;<br />
76 i’ dico di Traiano imperadore;<br />
e una vedovella li era al freno,<br />
di lagrime atteggiata e di dolore.<br />
79 Intorno a lui parea calcato e pieno<br />
di cavalieri, e l’aguglie ne l’oro<br />
sovr’ essi in vista al vento si movieno.<br />
82 <strong>La</strong> miserella intra tutti costoro<br />
pareva dir: ” Segnor, fammi vendetta<br />
di mio figliuol ch’è morto, ond’ io m’accoro“;<br />
85 ed elli a lei rispondere: ” Or aspetta<br />
tanto ch’i’ torni“; e quella: ” Segnor mio,“<br />
come persona in cui dolor s’affretta,<br />
88<br />
” se tu non torni?“; ed ei: Chi fia dov’ io,<br />
”<br />
la ti farà“; ed ella: L’altrui bene<br />
”<br />
a te che fia, se ’l tuo metti in oblio?“;<br />
91 ond’ elli: ” Or ti conforta; ch’ei convene<br />
ch’i’ solva il mio dovere anzi ch’i’ mova:<br />
giustizia vuole e pietà mi ritene.“<br />
94 Colui che mai non vide cosa nova<br />
produsse esto visibile parlare,<br />
novello a noi perché qui non si trova.<br />
97 Mentr’ io mi dilettava di guardare<br />
l’imagini di tante umilitadi,<br />
e per lo fabbro loro a veder care,<br />
100<br />
” Ecco di qua, ma fanno i passi radi,“<br />
mormorava il poeta, molte genti:<br />
”<br />
questi ne ’nvïeranno a li alti gradi.“<br />
103 Li occhi miei, ch’a mirare eran contenti<br />
per veder novitadi ond’ e’ son vaghi,<br />
volgendosi ver’ lui non furon lenti.
Seite 148 Purgatorio: Canto XI<br />
Vernimmst du, Leser, wie sich Gott die Schuld<br />
Bezahlen läßt, nicht denke drum zu weichen<br />
Vom guten Pfad und trau’ auf seine Huld.<br />
Mag diese Qual auch der der Hölle gleichen,<br />
Denk’ an die Folg’ – im schlimmsten Falle wird<br />
Nur bis zum großen Spruch die Marter reichen.<br />
Ich sprach: “Nur unklar seh’ ich und verwirrt,<br />
Was dort sich naht. Sind’s menschliche Gestalten,<br />
Was unstet itzt vor meinem Auge flirrt? ” –<br />
“Kaum seh’ ich selbst ihr Bild sich klar entfalten, ”<br />
Entgegnet’ er, “weil erdwärts tiefgebückt<br />
Vor schwerer <strong>La</strong>st sie Haupt und Schultern halten.<br />
Sieh, was dort unter Steinen näher rückt,<br />
Sieh scharf, und du entwirrst gequälte Schatten<br />
Und siehst genau, was jeden niederdrückt. ” –<br />
Stolze Christen, o ihr Armen, Matten!<br />
Der Fuß schlüpft rückwärts, doch, an Geiste blind,<br />
Glaubt ihr, vortrefflich geh eu’r <strong>La</strong>uf vonstatten.<br />
Bemerkt ihr nicht, daß wir nur Würmer sind,<br />
Bestimmt zu jenes Schmetterlings Entfaltung,<br />
Des Flug nie der Gerechtigkeit entrinnt.<br />
Was tragt ihr hoch das Haupt in stolzer Haltung?<br />
Gewürm, das öfters, wenn’s der Pupp’ entflieht,<br />
Verkrüppelt ist zu schnöder Mißgestaltung;<br />
Wie man zuweilen wohl Gestalten sieht,<br />
Anstatt des Simses tragend Dach und Decken,<br />
Gekrümmt, daß sich das Knie zum Busen zieht,<br />
<strong>Die</strong> im Beschauer wahres Leid erwecken<br />
Durch falschen Schmerz – so könnt’ ich jetzo klar<br />
Bei schärferm Hinschau’n jene dort entdecken,<br />
Den mehr, den minder tiefgebogen zwar,<br />
Als ob die <strong>La</strong>st hier mehr, dort minder wiege,<br />
Doch der auch, der am meisten duldsam war,<br />
106 Non vo’ però, lettor, che tu ti smaghi<br />
di buon proponimento per udire<br />
come Dio vuol che ’l debito si paghi.<br />
109 Non attender la forma del martìre:<br />
pensa la succession; pensa ch’al peggio<br />
oltre la gran sentenza non può ire.<br />
112 Io cominciai: ” Maestro, quel ch’io veggio<br />
muovere a noi, non mi sembian persone,<br />
e non so che, sì nel veder vaneggio.“<br />
115 Ed elli a me: ” <strong>La</strong> grave condizione<br />
di lor tormento a terra li rannicchia,<br />
sì che ’ miei occhi pria n’ebber tencione.<br />
118 Ma guarda fiso là, e disviticchia<br />
col viso quel che vien sotto a quei sassi:<br />
già scorger puoi come ciascun si picchia.“<br />
121 O superbi cristian, miseri lassi,<br />
che, de la vista de la mente infermi,<br />
fidanza avete ne’ retrosi passi,<br />
124 non v’accorgete voi che noi siam vermi<br />
nati a formar l’angelica farfalla,<br />
che vola a la giustizia sanza schermi?<br />
127 Di che l’animo vostro in alto galla,<br />
poi siete quasi antomata in difetto,<br />
sì come vermo in cui formazion falla?<br />
130 Come per sostentar solaio o tetto,<br />
per mensola talvolta una figura<br />
si vede giugner le ginocchia al petto,<br />
133 la qual fa del non ver vera rancura<br />
nascere ’n chi la vede; così fatti<br />
vid’ io color, quando puosi ben cura.<br />
136 Vero è che più e meno eran contratti<br />
secondo ch’avien più e meno a dosso;<br />
e qual più pazïenza avea ne li atti,<br />
Schien tränenvoll zu sagen: Ich erliege! 139 piangendo parea dicer: ’Più non posso’.<br />
Elfter Gesang Canto XI<br />
” Oh Vater unser, in den Himmeln wohnend,<br />
Du, nimmer zwar von ihrer Schrank’ umkreist,<br />
Doch lieber bei den ersten Werken thronend,<br />
Es preis deinen Namen, deinen Geist,<br />
Was lebt, weil deinem süßen Hauch hienieden<br />
Der Mensch nur würdig dankt, wenn er ihn preist.<br />
1<br />
” O Padre nostro, che ne’ cieli stai,<br />
non circunscritto, ma per più amore<br />
ch’ai primi effetti di là sù tu hai,<br />
4 laudato sia ’l tuo nome e ’l tuo valore<br />
da ogne creatura, com’ è degno<br />
di render grazie al tuo dolce vapore.
Fegefeuer: Elfter Gesang Pagina 149<br />
Zu uns, Herr, komme deines Reiches Frieden,<br />
Den keiner je durch eigne Kraft errang,<br />
Und der zu uns nur kommt, von dir beschieden.<br />
Gleichwie die Engel beim Hosiannasang<br />
Ihr Wollen auf das Deine nur beschränken,<br />
So opfre dir der Mensch des Herzens Hang.<br />
Woll’ unser täglich Manna heut uns schenken;<br />
Zurückgeh’n ohne dies auf rauher Bahn<br />
<strong>Die</strong>, so am meisten vorzuschreiten denken.<br />
Wie wir, was andre Böses uns getan,<br />
Verzeih’n, oh so verzeih uns du in Hulden<br />
Und sieh nicht das, was wir verdienen, an.<br />
Nicht laß die schwanke Kraft Versuchung dulden<br />
Vom alten Feinde, sondern mache los<br />
Von ihm, des Arglist reizt zu Sünd’ und Schulden.<br />
Für uns nicht, teurer Herr, für jene bloß<br />
Geschieht, tut not die letzte dieser Bitten,<br />
<strong>Die</strong> dort noch sind in unentschiednem Los.“<br />
So für sich selbst, für uns auch betend, schritten<br />
<strong>Die</strong> Schatten langsam unter schwerer <strong>La</strong>st,<br />
Wie man im Traum oft ihren Druck erlitten,<br />
Im ersten Kreise, der den Berg umfaßt;<br />
Sie läutern sich vom Erdenqualm und tragen<br />
Ungleiche Bürden, matt, doch ohne Rast.<br />
Wenn stets für uns dort jene Gutes sagen,<br />
Was kann für sie von solchen hier gescheh’n,<br />
<strong>Die</strong> Wurzeln schon im bessern Sein geschlagen?<br />
Sie unterstütze treulich unser Fleh’n,<br />
Daß sie der Erdenschuld sich bald entringen<br />
Und leicht und rein die Sternenkreise sehn.<br />
” Euch möge Recht und Huld Erleicht’rung bringen,<br />
Um zu dem Ziel, daß euch die Sehnsucht zeigt,<br />
Mit freien Flügeln bald euch aufzuschwingen.<br />
Ihr aber zeigt uns, wo man aufwärts steigt,<br />
Weist uns den Weg, und gibt es mehr als einen,<br />
So lehrt uns den, der minder steil sich neigt.<br />
Denn dieser hier, mit Fleisch und mit Gebeinen<br />
Von Adam her bekleidet und beschwert,<br />
Muß wider Willen träg im Steigen scheinen.“<br />
So sprach mein Führer, jenen zugekehrt,<br />
Und diese Rede ward darauf vernommen,<br />
Doch wußt’ ich nicht, von wem ich sie gehört.<br />
7 Vegna ver’ noi la pace del tuo regno,<br />
ché noi ad essa non potem da noi,<br />
s’ella non vien, con tutto nostro ingegno.<br />
10 Come del suo voler li angeli tuoi<br />
fan sacrificio a te, cantando osanna,<br />
così facciano li uomini de’ suoi.<br />
13 Dà oggi a noi la cotidiana manna,<br />
sanza la qual per questo aspro diserto<br />
a retro va chi più di gir s’affanna.<br />
16 E come noi lo mal ch’avem sofferto<br />
perdoniamo a ciascuno, e tu perdona<br />
benigno, e non guardar lo nostro merto.<br />
19 Nostra virtù che di legger s’adona,<br />
non spermentar con l’antico avversaro,<br />
ma libera da lui che sì la sprona.<br />
22 Quest’ ultima preghiera, segnor caro,<br />
già non si fa per noi, ché non bisogna,<br />
ma per color che dietro a noi restaro.“<br />
25 Così a sé e noi buona ramogna<br />
quell’ ombre orando, andavan sotto ’l pondo,<br />
simile a quel che talvolta si sogna,<br />
28 disparmente angosciate tutte a tondo<br />
e lasse su per la prima cornice,<br />
purgando la caligine del mondo.<br />
31 Se di là sempre ben per noi si dice,<br />
di qua che dire e far per lor si puote<br />
da quei c’hanno al voler buona radice?<br />
34 Ben si de’ loro atar lavar le note<br />
che portar quinci, sì che, mondi e lievi,<br />
possano uscire a le stellate ruote.<br />
37<br />
” Deh, se giustizia e pietà vi disgrievi<br />
tosto, sì che possiate muover l’ala,<br />
che secondo il disio vostro vi lievi,<br />
40 mostrate da qual mano inver’ la scala<br />
si va più corto; e se c’è più d’un varco,<br />
quel ne ’nsegnate che men erto cala;<br />
43 ché questi che vien meco, per lo ’ncarco<br />
de la carne d’Adamo onde si veste,<br />
al montar sù, contra sua voglia, è parco.“<br />
46 Le lor parole, che rendero a queste<br />
che dette avea colui cu’ io seguiva,<br />
non fur da cui venisser manifeste;
Seite 150 Purgatorio: Canto XI<br />
” Ihr könnt mit uns zur rechten Seite kommen,<br />
Dort ist ein Paß, nicht steiler, als der Fuß<br />
Des Lebenden schon anderwärts erklommen.<br />
Und drückte nicht der Stein nach Gottes Schluß<br />
Den stolzen Nacken jetzt der Erd’ entgegen,<br />
So daß ich stets zu Boden blicken muß,<br />
So würd’ ich nach ihm hin den Blick bewegen,<br />
Zu sehn, ob ich ihn, der sich nicht genannt,<br />
Erkenn’, und um sein Mitleid zu erregen.<br />
Wilhelm Aldobrandeschi, der dem <strong>La</strong>nd,<br />
Das ihn geboren, Ruhm und Ehre brachte,<br />
Erzeugte mich, und ist euch wohl bekannt.<br />
Das alte Blut, der Ruhm der Ahnen machte<br />
So übermütig mich und stolz und roh,<br />
Daß ich nicht mehr der Mutter aller dachte.<br />
Und ich verachtete die Menschen so,<br />
Daß ich drum starb, wie die Sanesen wissen<br />
Und jedes Kind in Campagnatico.<br />
Omberto bin ich; nicht nur mein Gewissen<br />
Befleckt der Stolz, er hat auch alle schier<br />
Von meinem Stamm ins Elend fortgerissen.<br />
Bis ich dem Herrn genugtat, ruht auf mir<br />
<strong>Die</strong> schwere <strong>La</strong>st, und was ich dort im Leben<br />
Nicht tat, daß tu’ ich bei den Toten hier.“<br />
Ich horcht’ und ging gesenkten Blicks daneben,<br />
Ein andrer aber, unterm Steine, fing<br />
sich an zu winden, um den Blick zu heben.<br />
Er sah, erkannt’ und nannte mich und hing,<br />
Kaum fähig, doch den Blick vom Grund zu trennen,<br />
An mir, der ganz gebückt mit ihnen ging,<br />
” Du Odrisl“ rief ich, froh, ihn zu erkennen,<br />
Scheinst Gubbios Ruhm, der Ruhm der Kunst zu sein,<br />
<strong>Die</strong> Miniaturkunst die Pariser nennen.<br />
”<br />
“Ach, Bruder, heitrer sind die Schilderei’n, ”<br />
Versetzte jener, “Franks, des Bolognesen,<br />
Sein ist der Ruhm nun ganz, zum Teil nur mein.<br />
So edel war’ ich, lebend, nicht gewesen,<br />
<strong>Die</strong>s zu gestehn, denn ach! vor Ruhmgier schwoll<br />
Damals mein stolzes Herz, mein ganzes Wesen.<br />
Fürs solchen Stolz bezahlt man hier den Zoll.<br />
Wo ich, weil ich bereute, durch Beschwerden<br />
Von seinem finstern Dampf mich läutern soll.<br />
49 ma fu detto: ” A man destra per la riva<br />
con noi venite, e troverete il passo<br />
possibile a salir persona viva.<br />
52 E s’io non fossi impedito dal sasso<br />
che la cervice mia superba doma,<br />
onde portar convienmi il viso basso,<br />
55 cotesti, ch’ancor vive e non si noma,<br />
guardere’ io, per veder s’i’ ’l conosco,<br />
e per farlo pietoso a questa soma.<br />
58 Io fui latino e nato d’un gran Tosco:<br />
Guiglielmo Aldobrandesco fu mio padre;<br />
non so se ’l nome suo già mai fu vosco.<br />
61 L’antico sangue e l’opere leggiadre<br />
d’i miei maggior mi fer sì arrogante,<br />
che, non pensando a la comune madre,<br />
64 ogn’ uomo ebbi in despetto tanto avante,<br />
ch’io ne mori’, come i Sanesi sanno,<br />
e sallo in Campagnatico ogne fante.<br />
67 Io sono Omberto; e non pur a me danno<br />
superbia fa, ché tutti miei consorti<br />
ha ella tratti seco nel malanno.<br />
70 E qui convien ch’io questo peso porti<br />
per lei, tanto che a Dio si sodisfaccia,<br />
poi ch’io nol fe’ tra ’ vivi, qui tra ’ morti.“<br />
73 Ascoltando chinai in giù la faccia;<br />
e un di lor, non questi che parlava,<br />
si torse sotto il peso che li ’mpaccia,<br />
76 e videmi e conobbemi e chiamava,<br />
tenendo li occhi con fatica fisi<br />
a me che tutto chin con loro andava.<br />
79<br />
82<br />
” Oh!“ diss’ io lui, non se’ tu Oderisi,<br />
”<br />
l’onor d’Agobbio e l’onor di quell’ arte<br />
ch’alluminar chiamata è in Parisi?“<br />
” Frate,“ diss’ elli, più ridon le carte<br />
”<br />
che pennelleggia Franco Bolognese;<br />
l’onore è tutto or suo, e mio in parte.<br />
85 Ben non sare’ io stato sì cortese<br />
mentre ch’io vissi, per lo gran disio<br />
de l’eccellenza ove mio core intese.<br />
88 Di tal superbia qui si paga il fio;<br />
e ancor non sarei qui, se non fosse<br />
che, possendo peccar, mi volsi a Dio.
Fegefeuer: Elfter Gesang Pagina 151<br />
O eitler Ruhm des Könnens auf der Erden!<br />
Wie wenig dauert deines Gipfels Grün,<br />
Wenn roher nicht darauf die Zeiten werden.<br />
Als Maler sah man Cimabue blüh’n,<br />
Jetzt sieht man über ihn den Giotto ragen,<br />
Und jenes Glanz in trüber Nacht erglüh’n.<br />
Den Ruhm der Sprache nahm in diesen Tagen<br />
Ein Guid’ dem andern, und ein andrer lauscht<br />
Vielleicht versteckt, auch ihn vom Nest zu jagen.<br />
Ein Windstoß nur ist Erdenruhm. Er rauscht<br />
Von hier, von dort, um schleunig zu verhallen,<br />
Indem er Seit’ und Namen nur vertauscht.<br />
Wird lauter wohl dereinst dein Ruhm erschallen,<br />
Wenn du als Greis vom Leib geschieden bist,<br />
Als wenn du stirbst beim ersten Kinderlallen,<br />
Eh’ tausend Jahr’ entflieh’n? – wohl kürzre Frist<br />
Zur Ewigkeit, als zu dem trägsten Kreise<br />
Des Himmels deines Auges Blinken ist.<br />
Ganz Tuscien scholl einst laut von dessen Preise,<br />
Der dort vor mir so träg und langsam schleicht,<br />
Jetzt flüstert’s kaum von ihm in Siena leise.<br />
Dort herrscht’ er, als, von dem Geschick erreicht,<br />
Fiorenzas Wut erlag, der stolzen, kühnen,<br />
Der Stadt, die jetzt der feilen Hure gleicht.<br />
Dem Grase gleicht der Menschenruhm, dem Grünen,<br />
Das kommt und geht, und durch die Glut verdorrt,<br />
<strong>Die</strong> erst es mild hervorrief, zu ergrünen. ”<br />
Und ich: “Mir dämpft den Stolz dein wahres Wort<br />
Und weiß mir trefflich Demut einzuprägen;<br />
Doch sprich: Wer geht so schwer belastet dort? ”<br />
Silvani,“ sprach er, ” ist es, hier deswegen,<br />
Weil sich so weit sein toller Stolz vergaß,<br />
Dem freien Siena Ketten anzulegen.<br />
Drum ging er so und geht ohn’ Unterlaß,<br />
Seitdem er starb – der Zoll wird hier erhoben<br />
Von jedem, der sich dort zu hoch vermaß.“<br />
Und ich: ” Weilt jeder, welcher aufgeschoben<br />
Bis zu dem Rand des Lebens Reu’ und Leid.<br />
Dort unten erst und dringet nicht nach oben,<br />
Wenn ihm nicht Hilfe gläubig Fleh’n verleiht,<br />
Bis so viel Jahr’, als er gelebt, vergangen,<br />
Wie kam denn er herauf in kürzrer Zeit?“ –<br />
91 Oh vana gloria de l’umane posse!<br />
com’ poco verde in su la cima dura,<br />
se non è giunta da l’etati grosse!<br />
94 Credette Cimabue ne la pittura<br />
tener lo campo, e ora ha Giotto il grido,<br />
sì che la fama di colui è scura.<br />
97 Così ha tolto l’uno a l’altro Guido<br />
la gloria de la lingua; e forse è nato<br />
chi l’uno e l’altro caccerà del nido.<br />
100 Non è il mondan romore altro ch’un fiato<br />
di vento, ch’or vien quinci e or vien quindi,<br />
e muta nome perché muta lato.<br />
103 Che voce avrai tu più, se vecchia scindi<br />
da te la carne, che se fossi morto<br />
anzi che tu lasciassi il ’pappo’ e ’l ’dindi’,<br />
106 pria che passin mill’ anni? ch’è più corto<br />
spazio a l’etterno, ch’un muover di ciglia<br />
al cerchio che più tardi in cielo è torto.<br />
109 Colui che del cammin sì poco piglia<br />
dinanzi a me, Toscana sonò tutta;<br />
e ora a pena in Siena sen pispiglia,<br />
112 ond’ era sire quando fu distrutta<br />
la rabbia fiorentina, che superba<br />
fu a quel tempo sì com’ ora è putta.<br />
115 <strong>La</strong> vostra nominanza è color d’erba,<br />
che viene e va, e quei la discolora<br />
per cui ella esce de la terra acerba.“<br />
118 E io a lui: ” Tuo vero dir m’incora<br />
bona umiltà, e gran tumor m’appiani;<br />
ma chi è quei di cui tu parlavi ora?“<br />
121<br />
” Quelli è,“ rispuose, Provenzan Salvani;<br />
”<br />
ed è qui perché fu presuntüoso<br />
a recar Siena tutta a le sue mani.<br />
124 Ito è così e va, sanza riposo,<br />
poi che morì; cotal moneta rende<br />
a sodisfar chi è di là troppo oso.“<br />
127 E io: ” Se quello spirito ch’attende,<br />
pria che si penta, l’orlo de la vita,<br />
qua giù dimora e qua sù non ascende,<br />
130 se buona orazïon lui non aita,<br />
prima che passi tempo quanto visse,<br />
come fu la venuta lui largita?“
Seite 152 Purgatorio: Canto XII<br />
Und er: ” Er ist auf Sienas Markt gegangen<br />
Zur Zeit, da er den höchsten Ruhm erstrebt,<br />
Hat dort gestanden, nicht von Scham befangen,<br />
Und, weil sein Freund in <strong>Carl</strong>os Haft gelebt,<br />
Um Hilf ihm und Befreiung zu gewähren,<br />
Als Bettler dort an jedem Puls gebebt.<br />
Ich red’ unklar, doch wird’s nicht lange währen,<br />
So handelt also deine Nachbarschaft,<br />
Daß du vermagst, dir alles zu erklären –<br />
133<br />
” Quando vivea più glorïoso,“ disse,<br />
” liberamente nel Campo di Siena,<br />
ogne vergogna diposta, s’affisse;<br />
136 e lì, per trar l’amico suo di pena,<br />
ch’e’ sostenea ne la prigion di <strong>Carl</strong>o,<br />
si condusse a tremar per ogne vena.<br />
139 Più non dirò, e scuro so che parlo;<br />
ma poco tempo andrà, che ’ tuoi vicini<br />
faranno sì che tu potrai chiosarlo.<br />
<strong>Die</strong> Tat hat jene Schrank’ ihm weggeschafft.“ 142 Quest’ opera li tolse quei confini.“<br />
Zwölfter Gesang Canto XII<br />
Gleichmäßig, wie zwei Stier’ im Joche zieh’n,<br />
Ging ich dem schwerbeladnen Geist zur Seiten,<br />
Solang es gut dem süßen Lehrer schien.<br />
Doch als er sprach: ” <strong>La</strong>ß ihn, um vorzuschreiten,<br />
Hier gilt’s. soviel man immer kann, den Kahn<br />
Mit Segeln und mit Rudern fortzuleiten!“<br />
Da richtet’ ich mich auf zur weitern Bahn<br />
Mit meinem Leib, obwohl gebeugt und bange<br />
Des Geistes Blicke noch zu Boden sahn,<br />
Und folgte meinem Hort im regen Drange<br />
Der Wißbegier, und beide zeigten wir,<br />
Wie leicht wir waren, schon im raschen Gange;<br />
Bis daß er sprach: ” Zu Boden blicke hier,<br />
Um, was dein Fuß beschreitet, zu gewahren,<br />
Denn zu des Weges Kürzung frommt es dir.“<br />
Wie, um der Freund’ Erinnrung zu bewahren,<br />
Auf ird’schen Gräbern dargestellt erscheint,<br />
Was, die drin ruhen, einst im Leben waren,<br />
So daß bei diesem Anblick jeder weint,<br />
Gereizt vom Schmerz der aufgerißnen Wunde,<br />
Der’s gut und fromm mit ihnen einst gemeint;<br />
So wies der Vorsprung mir, der in der Runde,<br />
Den Pfad dort bildend, jenen Berg umschloß,<br />
Manch Bild, doch trefflicher, auf seinem Grunde<br />
Ihn, edler, als was je der Erd’ entsproß,<br />
Erschaffen, sah ich, welcher mit der Eile<br />
Des Blitzes hier vom Himmel niederschoß.<br />
Dort aber auf des Weges anderm Teile,<br />
In starrem Todesfrost und träg und schwer,<br />
<strong>La</strong>g Briareus, durchbohrt vom Himmelspfeile.<br />
1 Di pari, come buoi che vanno a giogo,<br />
m’andava io con quell’ anima carca,<br />
fin che ’l sofferse il dolce pedagogo.<br />
4 Ma quando disse: ” <strong>La</strong>scia lui e varca;<br />
ché qui è buono con l’ali e coi remi,<br />
quantunque può, ciascun pinger sua barca“;<br />
7 dritto sì come andar vuolsi rife’mi<br />
con la persona, avvegna che i pensieri<br />
mi rimanessero e chinati e scemi.<br />
10 Io m’era mosso, e seguia volontieri<br />
del mio maestro i passi, e amendue<br />
già mostravam com’ eravam leggeri;<br />
13 ed el mi disse: ” Volgi li occhi in giùe:<br />
buon ti sarà, per tranquillar la via,<br />
veder lo letto de le piante tue.“<br />
16 Come, perché di lor memoria sia,<br />
sovra i sepolti le tombe terragne<br />
portan segnato quel ch’elli eran pria,<br />
19 onde lì molte volte si ripiagne<br />
per la puntura de la rimembranza,<br />
che solo a’ pïi dà de le calcagne;<br />
22 sì vid’ io lì, ma di miglior sembianza<br />
secondo l’artificio, figurato<br />
quanto per via di fuor del monte avanza.<br />
25 Vedea colui che fu nobil creato<br />
più ch’altra creatura, giù dal cielo<br />
folgoreggiando scender, da l’un lato.<br />
28 Vedëa Brïareo fitto dal telo<br />
celestïal giacer, da l’altra parte,<br />
grave a la terra per lo mortal gelo.
Fegefeuer: Zwölfter Gesang Pagina 153<br />
Mars, Phöbus, Pallas standen hoch und hehr,<br />
Auf die zerstreuten Riesenglieder sehend,<br />
Bewaffnet noch, um ihren Vater her.<br />
Am Fuß des großen Werks den Nimrod stehend,<br />
Erblickt’ ich dann, und wie verwirrt und toll<br />
Nach den Genossen seiner Arbeit spähend.<br />
Dich Niobe, dich sah ich jammervoll,<br />
Hier sieben Kinder tot, dort andre sieben;<br />
Wie jedem Aug’ ein Tränenstrom entquoll.<br />
Saul, du schienst, ins eigne Schwert getrieben,<br />
Tot, wie auf Gilboa, das seit der Zeit<br />
Von Tau und Regen unbenetzt geblieben.<br />
Arachne, Törin, einst voll Eitelkeit,<br />
Halb Spinn’ itzt, auf den Fetzen vom Gewebe,<br />
Das du, o Arme, wobst zu deinem Leid.<br />
Rehabeam – es schien, als ob er bebe,<br />
Als ob er, statt wie immer sonst, zu droh’n,<br />
Im Wagen flüchtig, unverjagt, entschwebe.<br />
Man sah Eriphylen und ihren Lohn,<br />
Wie teuer das unselige Geschmeide<br />
Ihr hier bezahlt ward von dem eignen Sohn:<br />
Den Sanherib, den seine Söhne beide<br />
Im Tempel töteten voll Frevelmut<br />
Und liegen ließen in dem letzten Leide.<br />
Des Cyrus Tod und der Tomyris Wut –<br />
Sie schien zum abgeschnittnen Haupt zu sagen:<br />
Dein Durst war Blut, nun füll’ ich dich mit Blut.<br />
Dann der Assyrer Heer – es floh, geschlagen,<br />
Nach Holofernes’ Tod, und hinterdrein<br />
Sah man mit grimmer Wut die Feinde jagen.<br />
O Ilion, wie niedrig und wie klein!<br />
Wohl standest du auf Trojas Fluren dreister<br />
Als hier, in Asch’ und Schutt, auf dem Gestein!<br />
Wer war des Griffels und des Pinsels Meister,<br />
Der Formen und Gebärden ausgedrückt<br />
Selbst zur Bewunderung der feinsten Geister?<br />
Mir schien, wie ich dahinging, tiefgebückt,<br />
Was tot war, tot, was lebend war, zu leben,<br />
Nicht besser hat’s, wer’s wirklich sah, erblickt.<br />
Stolziert nur hin, fahrt fort, das Haupt zu heben,<br />
Senkt nicht den Blick, ihr, Evens Söhn’, er weist<br />
Euch sonst den schlechten Weg, das eitle Streben! –<br />
31 Vedea Timbreo, vedea Pallade e Marte,<br />
armati ancora, intorno al padre loro,<br />
mirar le membra d’i Giganti sparte.<br />
34 Vedea Nembròt a piè del gran lavoro<br />
quasi smarrito, e riguardar le genti<br />
che ’n Sennaàr con lui superbi fuoro.<br />
37 O Nïobè, con che occhi dolenti<br />
vedea io te segnata in su la strada,<br />
tra sette e sette tuoi figliuoli spenti!<br />
40 O Saùl, come in su la propria spada<br />
quivi parevi morto in Gelboè,<br />
che poi non sentì pioggia né rugiada!<br />
43 O folle Aragne, sì vedea io te<br />
già mezza ragna, trista in su li stracci<br />
de l’opera che mal per te si fé.<br />
46 O Roboàm, già non par che minacci<br />
quivi ’l tuo segno; ma pien di spavento<br />
nel porta un carro, sanza ch’altri il cacci.<br />
49 Mostrava ancor lo duro pavimento<br />
come Almeon a sua madre fé caro<br />
parer lo sventurato addornamento.<br />
52 Mostrava come i figli si gittaro<br />
sovra Sennacherìb dentro dal tempio,<br />
e come, morto lui, quivi il lasciaro.<br />
55 Mostrava la ruina e ’l crudo scempio<br />
che fé Tamiri, quando disse a Ciro:<br />
” Sangue sitisti, e io di sangue t’empio.“<br />
58 Mostrava come in rotta si fuggiro<br />
li Assiri, poi che fu morto Oloferne,<br />
e anche le reliquie del martiro.<br />
61 Vedeva Troia in cenere e in caverne;<br />
o Ilïón, come te basso e vile<br />
mostrava il segno che lì si discerne!<br />
64 Qual di pennel fu maestro o di stile<br />
che ritraesse l’ombre e ’ tratti ch’ivi<br />
mirar farieno uno ingegno sottile?<br />
67 Morti li morti e i vivi parean vivi:<br />
non vide mei di me chi vide il vero,<br />
quant’ io calcai, fin che chinato givi.<br />
70 Or superbite, e via col viso altero,<br />
figliuoli d’Eva, e non chinate il volto<br />
sì che veggiate il vostro mal sentero!
Seite 154 Purgatorio: Canto XII<br />
Schon hatten wir vom Berge mehr umkreist,<br />
Schon war die Sonne weiter fortgegangen,<br />
Als ich bemerkt mit dem befangnen Geist;<br />
Als er, des Fuß und Seele vorwärts drangen,<br />
Begann: ” Blick’ auf, erhebe Haupt und Sinn!<br />
Nicht ist’s mehr Zeit, den Bildern anzuhangen.<br />
Ein Engel naht – drum blick’ empor, dorthin!<br />
Schon kehrt, von schnellen Fittichen getragen,<br />
Zurück des Tages sechste <strong>Die</strong>nerin.<br />
Schmück’ itzt mit Ehrfurcht Antlitz und Betragen,<br />
Dann führt er wohl mit Freuden uns empor.<br />
Denk’, nie wird dieser Tag dir wieder tagen.“<br />
Und da er mich ermahnt schon oft zuvor,<br />
<strong>Die</strong> Zeit zu nutzen, kam es, daß ich nimmer<br />
Den Sinn, den solch ein Wort verschloß, verlor.<br />
Das schöne Wesen naht’ – ein weißer Schimmer<br />
War sein Gewand; dem Stern des Morgens war<br />
Sein Antlitz gleich an zitterndem Geflimmer.<br />
<strong>Die</strong> Arm’ erschloß er, dann das Flügelpaar,<br />
Und sprach: ” Kommt jetzt, denn nahe sind die Stufen<br />
Und leicht erklimmt ihr sie und ohne Fahr.<br />
Nur wen’ge nah’n von vielen, die berufen.<br />
O Mensch, du fällst bei jedes Windes Weh’n,<br />
Du, den zum Aufflug Gottes Händ’ erschufen.“<br />
Bald ließ er uns des Felsen Öffnung sehn.<br />
Dort schlug er meine Stirn mit seinem Flügel<br />
Und hieß mich dann gesichert weitergehn.<br />
Wie ob der Stadt, die ihrer Herrschaft Zügel<br />
So wohl zu führen weiß wie Recht und Pflicht,<br />
Am Weg zur Kirche, rechts am steilen Hügel,<br />
Den kühnen Schwung des Bergs die Treppe bricht,<br />
<strong>Die</strong> man gebaut in jenen guten Zeiten,<br />
Wo sicher war das Maß und das Gewicht;<br />
So war der Fels, durch Stufen zu beschreiten,<br />
Obwohl er jäh sich senkt als steile Wand,<br />
Doch streift man das Gestein von beiden Seiten.<br />
<strong>La</strong>ut klang’s, indem ich dort mich aufwärts wand,<br />
” Den geistlich Armen Heil!“ – mit einem Sange,<br />
Wie ich so süß noch keinen je empfand.<br />
Wie anders war es hier, als bei dem Gange<br />
Ins Höllenreich! Bei Liedern klomm ich auf,<br />
Und dort hinab bei wildem Jammerklange.<br />
73 Più era già per noi del monte vòlto<br />
e del cammin del sole assai più speso<br />
che non stimava l’animo non sciolto,<br />
76 quando colui che sempre innanzi atteso<br />
andava, cominciò: ” Drizza la testa;<br />
non è più tempo di gir sì sospeso.<br />
79 Vedi colà un angel che s’appresta<br />
per venir verso noi; vedi che torna<br />
dal servigio del dì l’ancella sesta.<br />
82 Di reverenza il viso e li atti addorna,<br />
sì che i diletti lo ’nvïarci in suso;<br />
pensa che questo dì mai non raggiorna!“<br />
85 Io era ben del suo ammonir uso<br />
pur di non perder tempo, sì che ’n quella<br />
materia non potea parlarmi chiuso.<br />
88 A noi venìa la creatura bella,<br />
biancovestito e ne la faccia quale<br />
par tremolando mattutina stella.<br />
91 Le braccia aperse, e indi aperse l’ale;<br />
disse: ” Venite: qui son presso i gradi,<br />
e agevolemente omai si sale.<br />
94 A questo invito vegnon molto radi:<br />
o gente umana, per volar sù nata,<br />
perché a poco vento così cadi?“<br />
97 Menocci ove la roccia era tagliata;<br />
quivi mi batté l’ali per la fronte;<br />
poi mi promise sicura l’andata.<br />
100 Come a man destra, per salire al monte<br />
dove siede la chiesa che soggioga<br />
la ben guidata sopra Rubaconte,<br />
103 si rompe del montar l’ardita foga<br />
per le scalee che si fero ad etade<br />
ch’era sicuro il quaderno e la doga;<br />
106 così s’allenta la ripa che cade<br />
quivi ben ratta da l’altro girone;<br />
ma quinci e quindi l’alta pietra rade.<br />
109 Noi volgendo ivi le nostre persone,<br />
’Beati pauperes spiritu!’ voci<br />
cantaron sì, che nol diria sermone.<br />
112 Ahi quanto son diverse quelle foci<br />
da l’infernali! ché quivi per canti<br />
s’entra, e là giù per lamenti feroci.
Fegefeuer: Dreizehnter Gesang Pagina 155<br />
<strong>Die</strong> heil’gen Stiegen klommen wir hinauf,<br />
Und leichter schien mir’s hier, emporzukommen,<br />
Als erst auf ebner Bahn der leichtste <strong>La</strong>uf.<br />
Sprich, Meister, welche <strong>La</strong>st ist mir entnommen, ”<br />
So rief ich, da ich dies bemerkt, zuletzt,<br />
“Daß ich fast mühelos emporgeklommen? ”<br />
Und er: sind diese P, die zwar noch jetzt<br />
Dein Antlitz trägt, doch die schon halb verschwunden,<br />
Erst, wie das eine, völlig ausgewetzt,<br />
Dann wird den Fuß dein Streben überwinden,<br />
So daß ihm Klimmen keine Mühe macht,<br />
Ja, Wonne wird er dann im Steigen finden.“<br />
Da tat ich jenen gleich, die, sonder Acht,<br />
Etwas mit sich am Haupte tragend, gehen,<br />
Bis sie bemerkt, daß man sich winkt und lacht;<br />
Drum sie die Hand gebrauchen, um zu spähen,<br />
Mit dieser suchen, finden und damit<br />
Zuletzt erschau’n, was nicht die Augen sehen.<br />
Denn mit den ausgespreizten Fingern glitt<br />
Ich an der Stirne hin, und sieh, vergangen<br />
War eins der Zeichen, das der Engel schnitt.<br />
115 Già montavam su per li scaglion santi,<br />
ed esser mi parea troppo più lieve<br />
che per lo pian non mi parea davanti.<br />
118 Ond’ io: ” Maestro, dì, qual cosa greve<br />
levata s’è da me, che nulla quasi<br />
per me fatica, andando, si riceve?“<br />
121 Rispuose: ” Quando i P che son rimasi<br />
ancor nel volto tuo presso che stinti,<br />
saranno, com’ è l’un, del tutto rasi,<br />
124 fier li tuoi piè dal buon voler sì vinti,<br />
che non pur non fatica sentiranno,<br />
ma fia diletto loro esser sù pinti.“<br />
127 Allor fec’ io come color che vanno<br />
con cosa in capo non da lor saputa,<br />
se non che ’ cenni altrui sospecciar fanno;<br />
130 per che la mano ad accertar s’aiuta,<br />
e cerca e truova e quello officio adempie<br />
che non si può fornir per la veduta;<br />
133 e con le dita de la destra scempie<br />
trovai pur sei le lettere che ’ncise<br />
quel da le chiavi a me sovra le tempie:<br />
Da schwebt’ ein Lächeln um des Meisters Wangen. 136 a che guardando, il mio duca sorrise.<br />
Dreizehnter Gesang Canto XIII<br />
Wir waren auf dem Gipfel jener Stiegen,<br />
Wo sich des Berges zweiter Abschnitt zeigt,<br />
Des Bergs, der läutert, die hinaufgestiegen.<br />
Hier, wo man auf den zweiten Vorsprung steigt,<br />
Der, gleich dem ersten, rings die Höh’ umwindet,<br />
Nur daß ein Bogen noch sich schneller beugt,<br />
Hier ist kein Bild, und jedes Zeichen schwindet,<br />
Daher man glatt den Weg und das Gestad<br />
Von des Gesteins schwarzgelber Farbe findet.<br />
” Dafern wir harrten, bis der Führer naht,“<br />
So sprach Virgil darauf, hier säumig stehend,<br />
”<br />
So wählten wir zu spät wohl unsern Pfad.“<br />
Dann macht’ er, festen Blicks zur Sonne sehend,<br />
Für die Bewegung seinen rechten Fuß<br />
Zum Mittelpunkt, sich mit dem linken drehend.<br />
” O süßes Licht, du flößest den Entschluß<br />
Zum neuen Weg mir ein, du führ’ uns weiter,“<br />
Begann er, wie ein treuer Führer muß.<br />
”<br />
1 Noi eravamo al sommo de la scala,<br />
dove secondamente si risega<br />
lo monte che salendo altrui dismala.<br />
4 Ivi così una cornice lega<br />
dintorno il poggio, come la primaia;<br />
se non che l’arco suo più tosto piega.<br />
7 Ombra non lì è né segno che si paia:<br />
parsi la ripa e parsi la via schietta<br />
col livido color de la petraia.<br />
10<br />
” Se qui per dimandar gente s’aspetta,“<br />
ragionava il poeta, io temo forse<br />
”<br />
che troppo avrà d’indugio nostra eletta.“<br />
13 Poi fisamente al sole li occhi porse;<br />
fece del destro lato a muover centro,<br />
e la sinistra parte di sé torse.<br />
16<br />
” O dolce lume a cui fidanza i’ entro<br />
per lo novo cammin, tu ne conduci,“<br />
dicea, ” come condur si vuol quinc’ entro.
Seite 156 Purgatorio: Canto XIII<br />
Du wärmst die Welt, du machst sie hell und heiter;<br />
Nie wandle man, wenn sich dein Glanz verhehlt,<br />
Drängt nicht die Not, und er sei unser Leiter.“<br />
Soviel man hier auf eine Miglie zählt,<br />
So weit schon gingen wir auf jenen Pfaden<br />
In wenig Zeit, vom regen Trieb beseelt.<br />
Ein Geisterzug flog längs den Felsgestaden,<br />
Gehört, doch nicht gesehn, herbei und schien<br />
Zum Tisch der Lieb’ uns freundlich einzuladen.<br />
Der erste Geist rief im Vorüberflieh’n:<br />
Sie haben keinen Wein! <strong>Die</strong> Worte klangen<br />
Dann nochmals hinter uns im Weiterzieh’n.<br />
Und eh’ sie, sich entfernend, ganz verklangen,<br />
Da rief: Ich bin Orest! – ein zweiter Geist,<br />
Und war im schnellen Flug vorbeigegangen.<br />
” O“, sprach ich, Vater, sage, was dies heißt?“<br />
”<br />
Da klang die dritte Stimm’ in meine Frage<br />
Und rief: Liebt den, der Böses euch erweist.<br />
Und er: ” Du findest hier des Neides Plage!<br />
Gegeißelt wird er hier, doch Liebe schwingt<br />
Der strengen Geißel Schnur zu jedem Schlage.<br />
Doch wisse, daß der Zügel anders klingt.<br />
Du wirst ihn hören, eh’ im Weitergehen<br />
Dein Fuß zum Passe der Verzeihung dringt.<br />
Versuch’ es jetzo, scharf dorthin zu spähen,<br />
Und vor uns wirst du Leute, langgereiht,<br />
An dieser Wand des Felsens sitzen sehen.<br />
Da öffnet’ ich sogleich die Augen weit<br />
Und sah die Schatten an der Felsenhalle,<br />
An Farbe dem Gesteine gleich ihr Kleid.<br />
Und näher hört’ ich sie mit lautem Schalle<br />
“Bitte für uns, Maria! ” brünstig schrei’n,<br />
“Michael und Petrus und ihr Heil’gen alle! ”<br />
Möcht’ einer noch so hart und grausam sein,<br />
Vor Mitleid wäre doch sein Herz entglommen,<br />
Hält’ er, wie ich, gesehn der Armen Pein.<br />
Denn als ich nun so nahe hingekommen,<br />
Daß ich Gebärd’ und Angesicht erkannt,<br />
Da ward mein Herz durchs Auge schwer beklommen.<br />
Ihr Anzug war ein schlechtes Bußgewand;<br />
Sie lehnten sich an sich und ihren Rücken<br />
Sie allesamt an jene Felsenwand;<br />
19 Tu scaldi il mondo, tu sovr’ esso luci;<br />
s’altra ragione in contrario non ponta,<br />
esser dien sempre li tuoi raggi duci.“<br />
22 Quanto di qua per un migliaio si conta,<br />
tanto di là eravam noi già iti,<br />
con poco tempo, per la voglia pronta;<br />
25 e verso noi volar furon sentiti,<br />
non però visti, spiriti parlando<br />
a la mensa d’amor cortesi inviti.<br />
28 <strong>La</strong> prima voce che passò volando<br />
’Vinum non habent’ altamente disse,<br />
e dietro a noi l’andò reïterando.<br />
31 E prima che del tutto non si udisse<br />
per allungarsi, un’altra ’I’ sono Oreste’<br />
passò gridando, e anco non s’affisse.<br />
34<br />
” Oh!“ diss’ io, padre, che voci son queste?“<br />
”<br />
E com’ io domandai, ecco la terza<br />
dicendo: ’Amate da cui male aveste’.<br />
37 E ’l buon maestro: ” Questo cinghio sferza<br />
la colpa de la invidia, e però sono<br />
tratte d’amor le corde de la ferza.<br />
40 Lo fren vuol esser del contrario suono;<br />
credo che l’udirai, per mio avviso,<br />
prima che giunghi al passo del perdono.<br />
43 Ma ficca li occhi per l’aere ben fiso,<br />
e vedrai gente innanzi a noi sedersi,<br />
e ciascun è lungo la grotta assiso.“<br />
46 Allora più che prima li occhi apersi;<br />
guarda’mi innanzi, e vidi ombre con manti<br />
al color de la pietra non diversi.<br />
49 E poi che fummo un poco più avanti,<br />
udia gridar: ’Maria, òra per noi’:<br />
gridar ’Michele’ e ’Pietro’ e ’Tutti santi’.<br />
52 Non credo che per terra vada ancoi<br />
omo sì duro, che non fosse punto<br />
per compassion di quel ch’i’ vidi poi;<br />
55 ché, quando fui sì presso di lor giunto,<br />
che li atti loro a me venivan certi,<br />
per li occhi fui di grave dolor munto.<br />
58 Di vil ciliccio mi parean coperti,<br />
e l’un sofferia l’altro con la spalla,<br />
e tutti da la ripa eran sofferti.
Fegefeuer: Dreizehnter Gesang Pagina 157<br />
Den Blinden gleich, die Not und Hunger drücken,<br />
Und die an Ablaßtagen bettelnd stehn,<br />
Und, Kopf an Kopf gedrängt, sich kläglich bücken,<br />
Indem sie, um das Mitleid zu erhöh’n,<br />
Nicht minder mit den jämmerlichen Mienen,<br />
Als mit den lauten Jammerworten fleh’n.<br />
Und, gleich den armen Blinden, war auch ihnen<br />
Den bangen Schatten, welchen ich genaht,<br />
Der Glanz des Himmelslichts umsonst erschienen.<br />
Gebohrt war durch die Augenlider Draht,<br />
Ihr Auge, wie des Sperbers, ganz vernähen;<br />
Der, wild, nicht nach des Jägers Willen tat.<br />
Mir aber schien es unrecht, daß ich sehend,<br />
Doch ungesehn dort ging, drum wandt’ ich mich<br />
Zum weisen Rat, nach seiner Meinung spähend.<br />
Er, der sogleich erriet, weswegen ich<br />
Noch stumm, auf ihn die Blicke fragend lenkte,<br />
Sprach: “Rede jetzt, doch kurz und sinnig sprich. ”<br />
An jener Seite, wo der Fels sich senkte,<br />
Ging mir Virgil, wo leicht zu fallen war,<br />
Weil kein Geländer dort den Rand verschränkte;<br />
Zur andern Seite saß die fromme Schar,<br />
Und durch die grause Naht gepreßte Zähren,<br />
<strong>Die</strong> ihre Wangen netzten, nahm ich wahr.<br />
“Ihr, sicher, euch im Lichte zu verklären, ”<br />
Begann ich nun, “das einzig euer Traum,<br />
Das einzig euer Wunsch ist und Begehren,<br />
<strong>Die</strong> Gnade lös’ euch des Gewissens Schaum<br />
Und mache drin auf reinem lauterm Grunde<br />
Der Seele klaren Fluß zum Strömen Raum.<br />
Doch bitt’ ich euch, gebt mir gefällig Kunde:<br />
Ist eine Seel’ aus <strong>La</strong>tium hier? – Ich bin<br />
Für sie vielleicht dann hier zur guten Stunde. ”<br />
“O Bruder, jede Seel’ ist Bürgerin<br />
Von einer wahren Stadt – doch willst du fragen,<br />
Ob ein’ in Welschland lebt als Pilgerin. ”<br />
So schien’s, von mir noch etwas fern, zu sagen,<br />
Daher ich, weil ich fast das Wort verlor,<br />
Sogleich beschloß, mich weiter vor zu wagen.<br />
Und eine wartete, so kam mir’s vor,<br />
Auf Antwort, und, um’s deutlicher zu zeigen,<br />
Hob sie, dem Blinden gleich, das Kinn empor.<br />
61 Così li ciechi a cui la roba falla,<br />
stanno a’ perdoni a chieder lor bisogna,<br />
e l’uno il capo sopra l’altro avvalla,<br />
64 perché ’n altrui pietà tosto si pogna,<br />
non pur per lo sonar de le parole,<br />
ma per la vista che non meno agogna.<br />
67 E come a li orbi non approda il sole,<br />
così a l’ombre quivi, ond’ io parlo ora,<br />
luce del ciel di sé largir non vole;<br />
70 ché a tutti un fil di ferro i cigli fóra<br />
e cusce sì, come a sparvier selvaggio<br />
si fa però che queto non dimora.<br />
73 A me pareva, andando, fare oltraggio,<br />
veggendo altrui, non essendo veduto:<br />
per ch’io mi volsi al mio consiglio saggio.<br />
76 Ben sapev’ ei che volea dir lo muto;<br />
e però non attese mia dimanda,<br />
ma disse: ” Parla, e sie breve e arguto.“<br />
79 Virgilio mi venìa da quella banda<br />
de la cornice onde cader si puote,<br />
perché da nulla sponda s’inghirlanda;<br />
82 da l’altra parte m’eran le divote<br />
ombre, che per l’orribile costura<br />
premevan sì, che bagnavan le gote.<br />
85 Volsimi a loro e: ” O gente sicura,“<br />
incominciai, ” di veder l’alto lume<br />
che ’l disio vostro solo ha in sua cura,<br />
88 se tosto grazia resolva le schiume<br />
di vostra coscïenza sì che chiaro<br />
per essa scenda de la mente il fiume,<br />
91 ditemi, ché mi fia grazioso e caro,<br />
s’anima è qui tra voi che sia latina;<br />
e forse lei sarà buon s’i’ l’apparo.“<br />
94<br />
” O frate mio, ciascuna è cittadina<br />
d’una vera città; ma tu vuo’ dire<br />
che vivesse in Italia peregrina.“<br />
97 Questo mi parve per risposta udire<br />
più innanzi alquanto che là dov’ io stava,<br />
ond’ io mi feci ancor più là sentire.<br />
100 Tra l’altre vidi un’ombra ch’aspettava<br />
in vista; e se volesse alcun dir ’Come?’,<br />
lo mento a guisa d’orbo in sù levava.
Seite 158 Purgatorio: Canto XIII<br />
“Du, ” sprach ich, “die sich beugt, um aufzusteigen,<br />
Warst du’s, die Antwort gab, so magst du mir<br />
Jetzt deinen Ort und Namen nicht verschweigen. ”<br />
“Ich war von Siena, und mit diesen hier ” ,<br />
So sprach sie, “läutr’ ich mich vom <strong>La</strong>sterleben,<br />
Und weinend fleh’n um Gottes Gnade wir.<br />
Sapia hieß ich, ob ich gleich ergeben<br />
Der Torheit war, denn mir schien andrer Leid<br />
Weit größre Lust, als eignes Glück zu geben.<br />
Doch zweifelst du an meinem tollen Neid,<br />
So höre nur! – <strong>Die</strong> Jugend war verflossen,<br />
Und abwärts ging der Bogen meiner Zeit,<br />
Als nah bei Colle meine <strong>La</strong>ndsgenossen<br />
Den kampfbereiten starken Feind erreicht;<br />
Da bat ich Gott um das, was er beschlossen.<br />
Drauf wird ihr Heer geschlagen und entweicht,<br />
Und ich, erblickend, wie der Feind es jage,<br />
Fühl’ eine Lust, der keine weiter gleicht,<br />
So daß ich kühn den Blick gen Himmel schlage<br />
Und rufe: Gott, nicht fürcht’ ich mehr dich jetzt!<br />
Der Amsel gleich am ersten warmen Tage.<br />
Nach Gottes Frieden sehnt’ ich mich zuletzt<br />
Am Rand des Lebens, aber meine Schulden,<br />
Durch Reue wären sie nicht ausgewetzt,<br />
Wenn Pettinagno meiner nicht in Hulden<br />
Gedacht in seinem heiligen Gebet;<br />
Noch müßt’ ich vor dem Tore harrend dulden.<br />
Doch wer bist du, der offnen Auges geht,<br />
So scheint’s, um unsern Zustand zu erkunden,<br />
Und dessen Atem noch beim Sprechen weht? ” –<br />
“Mit Draht wird einst mein Auge hier durchwunden, ”<br />
So sprach ich, “doch ich hoffe kurze Frist,<br />
Weil man’s nur selten scheel vor Neid gefunden.<br />
Mehr als das Leid, ob des du traurig bist,<br />
Hat Sorge mir die untre Qual bereitet.<br />
Schon fühl’ ich, wie die Bürde drückend ist. ”<br />
Und sie: “Wer also hat dich hergeleitet,<br />
Daß du, um rückzukehren, hier erscheinst? ”<br />
“Er, der dort schweigend steht, hat mich begleitet.<br />
Ich leb’, erwählter Geist, und wenn ich einst<br />
Jenseits als Sterblicher für dich bewegen<br />
<strong>Die</strong> Füße soll, so fordre, was du meinst. ”<br />
103<br />
106<br />
” Spirto,“ diss’ io, che per salir ti dome,<br />
”<br />
se tu se’ quelli che mi rispondesti,<br />
fammiti conto o per luogo o per nome.“<br />
” Io fui sanese,“ rispuose, e con questi<br />
”<br />
altri rimendo qui la vita ria,<br />
lagrimando a colui che sé ne presti.<br />
109 Savia non fui, avvegna che Sapìa<br />
fossi chiamata, e fui de li altrui danni<br />
più lieta assai che di ventura mia.<br />
112 E perché tu non creda ch’io t’inganni,<br />
odi s’i’ fui, com’ io ti dico, folle,<br />
già discendendo l’arco d’i miei anni.<br />
115 Eran li cittadin miei presso a Colle<br />
in campo giunti co’ loro avversari,<br />
e io pregava Iddio di quel ch’e’ volle.<br />
118 Rotti fuor quivi e vòlti ne li amari<br />
passi di fuga; e veggendo la caccia,<br />
letizia presi a tutte altre dispari,<br />
121 tanto ch’io volsi in sù l’ardita faccia,<br />
gridando a Dio: “Omai più non ti temo! ”<br />
come fé ’l merlo per poca bonaccia.<br />
124 Pace volli con Dio in su lo stremo<br />
de la mia vita; e ancor non sarebbe<br />
lo mio dover per penitenza scemo,<br />
127 se ciò non fosse, ch’a memoria m’ebbe<br />
Pier Pettinaio in sue sante orazioni,<br />
a cui di me per caritate increbbe.<br />
130 Ma tu chi se’, che nostre condizioni<br />
vai dimandando, e porti li occhi sciolti,<br />
sì com’ io credo, e spirando ragioni?“<br />
133<br />
” Li occhi,“ diss’ io, mi fieno ancor qui tolti,<br />
”<br />
ma picciol tempo, ché poca è l’offesa<br />
fatta per esser con invidia vòlti.<br />
136 Troppa è più la paura ond’ è sospesa<br />
l’anima mia del tormento di sotto,<br />
che già lo ’ncarco di là giù mi pesa.“<br />
139 Ed ella a me: ” Chi t’ha dunque condotto<br />
qua sù tra noi, se giù ritornar credi?“<br />
E io: ” Costui ch’è meco e non fa motto.<br />
142 E vivo sono; e però mi richiedi,<br />
spirito eletto, se tu vuo’ ch’i’ mova<br />
di là per te ancor li mortai piedi.“
Fegefeuer: Vierzehnter Gesang Pagina 159<br />
“So Neues sagtest du, ” sprach sie dagegen,<br />
“Daß es dir sicher Gottes Huld bewährt.<br />
Verwende drum dein Fleh’n zu meinem Segen.<br />
Ich bitte dich, bei allem, was dir wert,<br />
Wirst du dich je im Tuscierland befinden,<br />
So sei zum Bessern dort mein Ruf gekehrt.<br />
Beim eiteln Volk wirst du die Meinen finden,<br />
Das Talamon verlockt zum Hoffnungswahn;<br />
Und wie bei Dianas Quelle wird er schwinden,<br />
Doch setzen mehr die Admirale dran. ”<br />
145<br />
” Oh, questa è a udir sì cosa nuova,“<br />
rispuose, che gran segno è che Dio t’ami;<br />
”<br />
però col priego tuo talor mi giova.<br />
148 E cheggioti, per quel che tu più brami,<br />
se mai calchi la terra di Toscana,<br />
che a’ miei propinqui tu ben mi rinfami.<br />
151 Tu li vedrai tra quella gente vana<br />
che spera in Talamone, e perderagli<br />
più di speranza ch’a trovar la Diana;<br />
154 ma più vi perderanno li ammiragli.“<br />
Vierzehnter Gesang Canto XIV<br />
” Wer ist der, welcher unsern Berg umgeht,<br />
Eh’ ihn der Tod beschwingt – dem, nach Behagen,<br />
Das Auge bald sich schließt, bald offen steht?“<br />
” Daß er allein nicht ist, das kann ich sagen,<br />
Nicht wer er ist. Da ich ihm ferner bin,<br />
Magst du, damit er red’, ihn höflich fragen.“<br />
So redeten, von mir zur Rechten hin,<br />
Zwei Geister dort, sich zueinander neigend,<br />
Dann, um zu sprechen, hoben sie das Kinn.<br />
” O Seele, die, empor zum Himmel steigend,“<br />
Sprach dann der eine, noch im Körper steckt,<br />
”<br />
O sprich, dich hold und trostreich uns erzeigend,<br />
Woher? Wer bist du? Denn solch Staunen weckt<br />
<strong>Die</strong> Gnade, die wir an dir schauen sollen,<br />
Wie wenn, was nie gescheh’n, sich uns entdeckt.“<br />
Und ich: ” Ein Fluß, der Falteron’ entquollen,<br />
Lustwandelt mitten durch das Tuscierland,<br />
Dem hundert Miglien <strong>La</strong>ufs nicht g’nügen wollen.<br />
Ich bringe diesen Leib von seinem Strand.<br />
Doch sagt’ ich, wer ich sei – nicht würd’ euch’s frommen,<br />
Da wenig Ruhm bis jetzt mein Name fand.“<br />
” Bin ich auf deiner Meinung Grund gekommen,<br />
Meinst du den Arno und sein Talgebiet?“<br />
So sprach jetzt, der zuerst das Wort genommen.<br />
Der zweite sprach darauf: ” Warum vermied<br />
Er, jenes Flusses Namen zu verkünden,<br />
Wie’s sonst nur mit Abscheulichem geschieht?“<br />
Und jener sprach: ” Nicht kann ich dies ergründen,<br />
Doch wert des Untergangs ist jenes Wort,<br />
Das nur Erinnrung weckt an Schmach und Sünden.<br />
1<br />
4<br />
” Chi è costui che ’l nostro monte cerchia<br />
prima che morte li abbia dato il volo,<br />
e apre li occhi a sua voglia e coverchia?“<br />
” Non so chi sia, ma so ch’e’ non è solo;<br />
domandal tu che più li t’avvicini,<br />
e dolcemente, sì che parli, acco’lo.“<br />
7 Così due spirti, l’uno a l’altro chini,<br />
ragionavan di me ivi a man dritta;<br />
poi fer li visi, per dirmi, supini;<br />
10 e disse l’uno: ” O anima che fitta<br />
nel corpo ancora inver’ lo ciel ten vai,<br />
per carità ne consola e ne ditta<br />
13 onde vieni e chi se’; ché tu ne fai<br />
tanto maravigliar de la tua grazia,<br />
quanto vuol cosa che non fu più mai.“<br />
16 E io: ” Per mezza Toscana si spazia<br />
un fiumicel che nasce in Falterona,<br />
e cento miglia di corso nol sazia.<br />
19 Di sovr’ esso rech’ io questa persona:<br />
dirvi ch’i’ sia, saria parlare indarno,<br />
ché ’l nome mio ancor molto non suona.“<br />
22<br />
” Se ben lo ’ntendimento tuo accarno<br />
con lo ’ntelletto,“ allora mi rispuose<br />
quei che diceva pria, tu parli d’Arno.“<br />
”<br />
25 E l’altro disse lui: ” Perché nascose<br />
questi il vocabol di quella riviera,<br />
pur com’ om fa de l’orribili cose?“<br />
28 E l’ombra che di ciò domandata era,<br />
si sdebitò così: ” Non so; ma degno<br />
ben è che ’l nome di tal valle pèra;
Seite 160 Purgatorio: Canto XIV<br />
Denn von dem Ursprung im Gebirge dort,<br />
Von dem sich einst Pelorum trennen müssen,<br />
Dort wasserreich, wie sonst an keinem Ort,<br />
Bis dahin, wo der Fluß mit ew’gen Güssen<br />
Das, was dem Meer die Sonn’ entsaugt, ersetzt,<br />
Was Nahrung gibt den Bächen und den Flüssen,<br />
Wird, sei’s durch schlechte Sitt’ und Neigung jetzt,<br />
Sei’s, daß der Ort an einem Fluche leide,<br />
<strong>Die</strong> Tugend, gleich den Schlangen, fortgehetzt.<br />
Denn was im Tal, gedrückt von schwerem Leide,<br />
Nur irgend wohnt, hat die Natur verkehrt,<br />
Als hätt’ es mitgeschmaust auf Circes Weide.<br />
Zu garst’gen Schweinen, mehr der Eicheln wert<br />
Als dessen, was Natur den Menschen spendet,<br />
Ist erst sein wasserarmer <strong>La</strong>uf gekehrt.<br />
Dann, wie er weiter seine Wogen sendet,<br />
Trifft er ohnmächt’ge kleine Kläffer an,<br />
Von welchen er die Stirn unwillig wendet<br />
Je mehr er schwillt in seiner tiefern Bahn,<br />
Sieht der unsel’ge maledeite Graben<br />
<strong>Die</strong> Hund’ an Art sich mehr den Wölfen nah’n.<br />
In tiefen Tümpeln scheint er drauf vergraben<br />
Und trifft dann Füchs, in List so eingeweiht,<br />
Daß sie nicht scheu mehr vor dem Schlau’sten haben.<br />
Frei red’ ich. Sei der Horcher auch nicht weit,<br />
Und gut wird’s diesem sein, das zu behalten,<br />
Was der wahrhafte Geist mir prophezeit.<br />
Ich sehe deinen Neffen furchtbar schalten,<br />
Der jene Wölfe so zu jagen weiß,<br />
Daß sie vor grauser Todesangst erkalten.<br />
Denn er verkauft sie lebend scharenweis,<br />
Dann sticht er sie, gleich einem alten Schlachtvieh,<br />
nieder.<br />
Das Leben raubt er vielen, sich den Preis.<br />
Zuletzt verläßt er, blutbespritzt die Glieder,<br />
Den Wald gefällt, und ringsum öd und tot,<br />
Und tausend Jahr’ erneu’n sein <strong>La</strong>ub nicht wieder.“<br />
Wie bei Verkündigung zukünft’ger Not<br />
Des bangen Hörers Züge sich umschatten,<br />
Der sich gefährdet glaubt und rings bedroht,<br />
So sah ich jetzo jenen andern Schatten,<br />
Der zugehorcht, verstört und bange stehn,<br />
Wie seinen Geist erfüllt die Worte hatten.<br />
31 ché dal principio suo, ov’ è sì pregno<br />
l’alpestro monte ond’ è tronco Peloro,<br />
che ’n pochi luoghi passa oltra quel segno,<br />
34 infin là ’ve si rende per ristoro<br />
di quel che ’l ciel de la marina asciuga,<br />
ond’ hanno i fiumi ciò che va con loro,<br />
37 vertù così per nimica si fuga<br />
da tutti come biscia, o per sventura<br />
del luogo, o per mal uso che li fruga:<br />
40 ond’ hanno sì mutata lor natura<br />
li abitator de la misera valle,<br />
che par che Circe li avesse in pastura.<br />
43 Tra brutti porci, più degni di galle<br />
che d’altro cibo fatto in uman uso,<br />
dirizza prima il suo povero calle.<br />
46 Botoli trova poi, venendo giuso,<br />
ringhiosi più che non chiede lor possa,<br />
e da lor disdegnosa torce il muso.<br />
49 Vassi caggendo; e quant’ ella più ’ngrossa,<br />
tanto più trova di can farsi lupi<br />
la maladetta e sventurata fossa.<br />
52 Discesa poi per più pelaghi cupi,<br />
trova le volpi sì piene di froda,<br />
che non temono ingegno che le occùpi.<br />
55 Né lascerò di dir perch’ altri m’oda;<br />
e buon sarà costui, s’ancor s’ammenta<br />
di ciò che vero spirto mi disnoda.<br />
58 Io veggio tuo nepote che diventa<br />
cacciator di quei lupi in su la riva<br />
del fiero fiume, e tutti li sgomenta.<br />
61 Vende la carne loro essendo viva;<br />
poscia li ancide come antica belva;<br />
molti di vita e sé di pregio priva.<br />
64 Sanguinoso esce de la trista selva;<br />
lasciala tal, che di qui a mille anni<br />
ne lo stato primaio non si rinselva.“<br />
67 Com’ a l’annunzio di dogliosi danni<br />
si turba il viso di colui ch’ascolta,<br />
da qual che parte il periglio l’assanni,<br />
70 così vid’ io l’altr’ anima, che volta<br />
stava a udir, turbarsi e farsi trista,<br />
poi ch’ebbe la parola a sé raccolta.
Fegefeuer: Vierzehnter Gesang Pagina 161<br />
Was ich von dem gehört, von dem gesehn,<br />
Mich reizt’ es, ihren Namen nachzufragen,<br />
Und bittend ließ ich meine Frag’ ergehn.<br />
Und den, der erst gesprochen, hört’ ich sagen:<br />
” Du also willst, für dich tun soll ich dies,<br />
Was du für mich zu tun mir abgeschlagen?<br />
Doch kargen will ich nicht, denn herrlich ließ<br />
Gott in dir strahlen seine Huld und Güte.<br />
Drum wisse, daß ich Guid del Duca hieß.<br />
Von Neid verbrannt war also mein Gemüte,<br />
Daß, wenn ich sah, ein andrer sei erfreut,<br />
Ich schwarz vor Gall’ in bitterm Ingrimm glühte.<br />
Hier mäh’ ich Saat, die ich dort ausgestreut.<br />
O Sterbliche, was müßt ihr das begehren,<br />
Was Ausschluß der Genossenschaft gebeut!<br />
Der hier ist Rainer, der zu Preis und Ehren<br />
Das Haus von Calboli gebracht, des Mut<br />
Und Kraft und Wert die Erben ganz entbehren.<br />
Denn alle sieht man jetzt aus seinem Blut<br />
Das Schlechte tun, das Rechte träg versäumen,<br />
Und zwischen Po, Berg, Ren und Meeresflut<br />
Sieht man’s nur sprossen noch in gift’gen Bäumen,<br />
Und keinem Gärtner glückt’s, der schlechten Art<br />
Wildwucherndes Gewürzel wegzuräumen.<br />
Wo mag der wackre Licio, wo Manard,<br />
Wo Traversar, wo Guid Carpigna bleiben?<br />
Ist jeder Romagnol heut ein Bastard?<br />
Ein Schmied muß in Bologna Äste treiben,<br />
Und in Faenza jetzt ein Bernardin,<br />
Der edle Sproß aus niederm Keim, bekleiden!<br />
Nicht staune, Tuscier, daß ich traurig bin,<br />
Wenn ich des Guid von Prata noch gedenke,<br />
Und des, der mit uns war, des Ugolin.<br />
Dann auf Tignoso die Erinnrung lenke,<br />
Auf Traversars und Anastasens Haus,<br />
Und über den enterbten Stamm mich kränke;<br />
Auf Ritter, Frau’n, auf Ruhe, Müh’ und Strauß,<br />
Was wir aus Lieb’ und Edelsinn begannen,<br />
Wo jetzt die Herzen sind voll Tück’ und Graus.<br />
Brettinoro, fliehst du nicht von dannen,<br />
Da, um zu flieh’n Verderben, Schand und Hohn,<br />
<strong>Die</strong> Guten allesamt aus dir entrannen!<br />
73 Lo dir de l’una e de l’altra la vista<br />
mi fer voglioso di saper lor nomi,<br />
e dimanda ne fei con prieghi mista;<br />
76 per che lo spirto che di pria parlòmi<br />
ricominciò: ” Tu vuo’ ch’io mi deduca<br />
nel fare a te ciò che tu far non vuo’mi.<br />
79 Ma da che Dio in te vuol che traluca<br />
tanto sua grazia, non ti sarò scarso;<br />
però sappi ch’io fui Guido del Duca.<br />
82 Fu il sangue mio d’invidia sì rïarso,<br />
che se veduto avesse uom farsi lieto,<br />
visto m’avresti di livore sparso.<br />
85 Di mia semente cotal paglia mieto;<br />
o gente umana, perché poni ’l core<br />
là ’v’ è mestier di consorte divieto?<br />
88 Questi è Rinier; questi è ’l pregio e l’onore<br />
de la casa da Calboli, ove nullo<br />
fatto s’è reda poi del suo valore.<br />
91 E non pur lo suo sangue è fatto brullo,<br />
tra ’l Po e ’l monte e la marina e ’l Reno,<br />
del ben richesto al vero e al trastullo;<br />
94 ché dentro a questi termini è ripieno<br />
di venenosi sterpi, sì che tardi<br />
per coltivare omai verrebber meno.<br />
97 Ov’ è ’l buon Lizio e Arrigo Mainardi?<br />
Pier Traversaro e Guido di Carpigna?<br />
Oh Romagnuoli tornati in bastardi!<br />
100 Quando in Bologna un Fabbro si ralligna?<br />
quando in Faenza un Bernardin di Fosco,<br />
verga gentil di picciola gramigna?<br />
103 Non ti maravigliar s’io piango, Tosco,<br />
quando rimembro, con Guido da Prata,<br />
Ugolin d’Azzo che vivette nosco,<br />
106 Federigo Tignoso e sua brigata,<br />
la casa Traversara e li Anastagi<br />
(e l’una gente e l’altra è diretata),<br />
109 le donne e ’ cavalier, li affanni e li agi<br />
che ne ’nvogliava amore e cortesia<br />
là dove i cuor son fatti sì malvagi.<br />
112 O Bretinoro, ché non fuggi via,<br />
poi che gita se n’è la tua famiglia<br />
e molta gente per non esser ria?
Seite 162 Purgatorio: Canto XIV<br />
Wohl dir, Bagnacaval, dir fehlt der Sohn!<br />
Weh, Castrocaro, dir, da mit Verderben<br />
Dich solche Grafen, wie du zeugst, bedrohen!<br />
Gut handeln einst, wird erst ihr Dämon sterben,<br />
Faenzas Herr’n, doch nimmer werden sie<br />
Des Ruhmes reines Zeugnis sich erwerben.<br />
Dir, Ugolin von Fantoli, wird nie<br />
Des edlen Namens reiner Glanz gebrechen,<br />
Da dir das Schicksal keinen Sohn verlieh.<br />
Doch jetzt, Toskaner, geh; denn nicht zum Sprechen,<br />
Mich reizt zum Weinen nur mein armes <strong>La</strong>nd,<br />
Und preßt mein Herz durch Untat und Verbrechen.“<br />
Durchs Ohr ward jenen unser Gehn bekannt,<br />
Drum wußten wir, da sie es schweigend litten,<br />
Daß wir uns auf den rechten Weg gewandt.<br />
Indem wir einsam nun von dannen schritten,<br />
Scholl eine Stimm’ uns zu, eh wir’s gedacht,<br />
Gleich einem Blitze, der die Luft durchschnitten:<br />
Mich tötet, .wer mich trifft! Sie rief’s mit Macht<br />
Und floh im schnellen Flug dann und verhallte,<br />
Dem Donner gleich, der aus den Wolken kracht.<br />
Und wie sie kaum an uns vorüberwallte,<br />
Braust’ eine zweite schon an unser Ohr,<br />
<strong>Die</strong> schrecklich, wie ein zweiter Donner schallte:<br />
Ich bin Aglauros, die zum Stein erfror!<br />
Und als ich an Virgil mich drängen wollte,<br />
Schritt ich vor großer Angst zurück, nicht vor.<br />
Schon schwieg die Luft, kein dritter Donner rollte,<br />
Da sprach Virgil: ” <strong>Die</strong>s ist der harte Zaum,<br />
Der auf der rechten Bahn euch halten sollte.<br />
Doch winkt des alten Feindes Köder kaum,<br />
So laßt ihr euch in seinem Hamen fangen,<br />
Gebt nicht dem Rufe, nicht dem Zügel Raum.<br />
Euch rufend, hält der Himmel euch umfangen,<br />
Der, ewig schön, rings seine Kreise zieht,<br />
Doch euer Blick bleibt an der Erde hangen,<br />
115 Ben fa Bagnacaval, che non rifiglia;<br />
e mal fa Castrocaro, e peggio Conio,<br />
che di figliar tai conti più s’impiglia.<br />
118 Ben faranno i Pagan, da che ’l demonio<br />
lor sen girà; ma non però che puro<br />
già mai rimagna d’essi testimonio.<br />
121 O Ugolin de’ Fantolin, sicuro<br />
è ’l nome tuo, da che più non s’aspetta<br />
chi far lo possa, tralignando, scuro.<br />
124 Ma va via, Tosco, omai; ch’or mi diletta<br />
troppo di pianger più che di parlare,<br />
sì m’ha nostra ragion la mente stretta.“<br />
127 Noi sapavam che quell’ anime care<br />
ci sentivano andar; però, tacendo,<br />
facëan noi del cammin confidare.<br />
130 Poi fummo fatti soli procedendo,<br />
folgore parve quando l’aere fende,<br />
voce che giunse di contra dicendo:<br />
133 ’Anciderammi qualunque m’apprende’;<br />
e fuggì come tuon che si dilegua,<br />
se sùbito la nuvola scoscende.<br />
136 Come da lei l’udir nostro ebbe triegua,<br />
ed ecco l’altra con sì gran fracasso,<br />
che somigliò tonar che tosto segua:<br />
139<br />
” Io sono Aglauro che divenni sasso“;<br />
e allor, per ristrignermi al poeta,<br />
in destro feci, e non innanzi, il passo.<br />
142 Già era l’aura d’ogne parte queta;<br />
ed el mi disse: ” Quel fu ’l duro camo<br />
che dovria l’uom tener dentro a sua meta.<br />
145 Ma voi prendete l’esca, sì che l’amo<br />
de l’antico avversaro a sé vi tira;<br />
e però poco val freno o richiamo.<br />
148 Chiamavi ’l cielo e ’ntorno vi si gira,<br />
mostrandovi le sue bellezze etterne,<br />
e l’occhio vostro pur a terra mira;<br />
Und deshalb schlägt euch der, der alles sieht.“ 151 onde vi batte chi tutto discerne.“
Fegefeuer: Fünfzehnter Gesang Pagina 163<br />
Fünfzehnter Gesang Canto XV<br />
So viel, als bis zum Schluß der dritten Stunde,<br />
Vom Tagsbeginn des Wegs die Sphäre macht,<br />
<strong>Die</strong> wie ein Kindlein tanzt im ew’gen Runde,<br />
So viel des Weges halt’, eh’ noch vollbracht<br />
Ihr Tageslauf, die Sonne zu vollbringen;<br />
Dort war es Vesperzeit, hier Mitternacht.<br />
Auf jenen Pfaden, die den Berg umringen,<br />
Schien uns die Sonne mitten ins Gesicht,<br />
Weil wir jetzt g’rade gegen Westen gingen.<br />
Da fiel ein Glanz mit lastendem Gewicht<br />
Mir auf die Stirn, mich mehr als erst zu blenden.<br />
Ich staunt’, und was es war, begriff ich nicht.<br />
Schnell deckt’ ich mir die Augen mit den Händen<br />
Als wie mit einem Schirm, daß vor der Glut<br />
<strong>Die</strong> schwachen Blicke Schutz und Ruhe fänden.<br />
Gleich wie der Strahl vom Spiegel, von der Flut<br />
Nach jenseits hüpft, und dann beim Aufwärtssteigen,<br />
So wie vorher beim Niedersteigen tut,<br />
Weil er von Linien, die sich senkrecht neigen,<br />
So hier wie dort abweicht in gleichem Zug,<br />
Wie uns die Kunst und die Erfahrung zeigen;<br />
So ward mein Auge jetzt in jähem Flug<br />
Getroffen vom zurückgeworfnen Lichte,<br />
Drob ich’s in Eile schloß und niederschlug.<br />
” Was, süßer Vater, ist dies? Dem Gesichte<br />
Will, was ich tue, nicht zum Schutz gedeih’n.<br />
Es scheint, als ob der Glanz hierher sich richte!“<br />
Drauf er: ” Nicht staune, wenn in solchem Schein<br />
Noch blendend dir des Himmels <strong>Die</strong>ner nahen.<br />
Ein Bote kommt und lädt zum Steigen ein.<br />
Bald wird, was erst die Augen tränend sahen,<br />
Dir so zur Lust, als du nur Fähigkeit,<br />
Sie zu empfinden, von Natur empfahen.“<br />
Der Engel sprach zu uns voll Freudigkeit:<br />
” Geht dorten ein auf minder schroffen Stiegen,<br />
Als jene sind, die ihr gestiegen seid.“<br />
Indem wir nun zusammen aufwärts stiegen,<br />
Sang’s hinter uns: ” Heil den Barmherz’gen, Heil!“<br />
Und wieder klang’s: ” Sei froh in deinen Siegen!“<br />
Und da wir beid’ allein, und minder steil<br />
<strong>Die</strong> Treppen waren, dacht’ ich: Noch im Gehen<br />
Wird Lehre wohl vom Meister dir zuteil.<br />
1 Quanto tra l’ultimar de l’ora terza<br />
e ’l principio del dì par de la spera<br />
che sempre a guisa di fanciullo scherza,<br />
4 tanto pareva già inver’ la sera<br />
essere al sol del suo corso rimaso;<br />
vespero là, e qui mezza notte era.<br />
7 E i raggi ne ferien per mezzo ’l naso,<br />
perché per noi girato era sì ’l monte,<br />
che già dritti andavamo inver’ l’occaso,<br />
10 quand’ io senti’ a me gravar la fronte<br />
a lo splendore assai più che di prima,<br />
e stupor m’eran le cose non conte;<br />
13 ond’ io levai le mani inver’ la cima<br />
de le mie ciglia, e fecimi ’l solecchio,<br />
che del soverchio visibile lima.<br />
16 Come quando da l’acqua o da lo specchio<br />
salta lo raggio a l’opposita parte,<br />
salendo su per lo modo parecchio<br />
19 a quel che scende, e tanto si diparte<br />
dal cader de la pietra in igual tratta,<br />
sì come mostra esperïenza e arte;<br />
22 così mi parve da luce rifratta<br />
quivi dinanzi a me esser percosso;<br />
per che a fuggir la mia vista fu ratta.<br />
25<br />
28<br />
” Che è quel, dolce padre, a che non posso<br />
schermar lo viso tanto che mi vaglia,“<br />
diss’ io, e pare inver’ noi esser mosso?“<br />
”<br />
” Non ti maravigliar s’ancor t’abbaglia<br />
la famiglia del cielo,“ a me rispuose:<br />
” messo è che viene ad invitar ch’om saglia.<br />
31 Tosto sarà ch’a veder queste cose<br />
non ti fia grave, ma fieti diletto<br />
quanto natura a sentir ti dispuose.“<br />
34 Poi giunti fummo a l’angel benedetto,<br />
con lieta voce disse: ” Intrate quinci<br />
ad un scaleo vie men che li altri eretto.“<br />
37 Noi montavam, già partiti di linci,<br />
e ’Beati misericordes!’ fue<br />
cantato retro, e ’Godi tu che vinci!’.<br />
40 Lo mio maestro e io soli amendue<br />
suso andavamo; e io pensai, andando,<br />
prode acquistar ne le parole sue;
Seite 164 Purgatorio: Canto XV<br />
” Was mochte Guido bei dem Gut verstehen,<br />
Das Ausschluß der Genossenschaft gebeut?“<br />
Ich sprach’s, gewandt, ihm ins Gesicht zu sehen.<br />
” Weil stets sein Hauptfehl ihm den Schmerz erneut“<br />
Sprach drauf Virgil, will er dich weiser machen<br />
”<br />
Und tadelt drum, was er nun schwer bereut.<br />
Denn euer Sehnen geht nach solchen Sachen,<br />
<strong>Die</strong> Mitbesitz verringert, die durch Neid<br />
In eurer Brust der Seufzer Glut entfachen.<br />
Doch möchten in des Himmels Herrlichkeit<br />
Des Menschen Wünsch’ ihr rechtes Ziel erkennen,<br />
War’ eure Brust von solcher Angst befreit.<br />
Je mehrere dies Gut ihr eigen nennen,<br />
Je mehr besitzt des Guts ein jeder dort,<br />
Je stärker fühlt er sich in Lieb’ entbrennen.“<br />
” Noch fass ich nichts,“ versetzt’ ich meinem Hort,<br />
” Und mindre Zweifel hat vorher das Schweigen<br />
In meiner Seel’ erweckt, als jetzt dein Wort.<br />
Kann höher je der Reichtum vieler steigen,<br />
Wenn man ein Gut verteilt, als wenn es nicht<br />
Gemeinsam wäre. Sondern einem eigen?“<br />
Und er: ” Weil, nur auf Erdengut erpicht,<br />
Dein Geist noch nicht den höhern Flug gewonnen,<br />
Drum schöpfst du Finsternis aus wahrem Licht.<br />
Des Himmels unaussprechlich große Wonnen,<br />
Sie eilen so ins liebende Gemüt,<br />
Wie nach dem Spiegel hin der Strahl der Sonnen<br />
Sie geben sich je mehr, je mehr es glüht,<br />
Und reicher strömt die ew’ge Kraft hernieder,<br />
Je freudiger des Herzens Lieb’ erblüht.<br />
Erhebt die Seel’ erst aufwärts ihr Gefieder,<br />
Dann liebt sie mehr, je mehr zu lieben ist,<br />
Denn eine strahlt den Glanz der andern wieder –<br />
Und g’nügt mein Wort dir nicht, in kurzer Frist<br />
Wird dort von dir Beatrix aufgefunden,<br />
Durch welche du dann ganz befriedigt bist.<br />
Jetzt sorge nur, daß bald von deinen Wunden<br />
<strong>Die</strong> fünf sich schließen wie das erste Paar,<br />
Das von der Stirn durch Reu’ und Leid geschwunden.“<br />
Schon wollt’ ich sagen: Deine Red’ ist klar!<br />
Da war ich an des andern Kreises Saume,<br />
Wo schnell mein Wort gehemmt durch Schaulust war.<br />
43 e dirizza’mi a lui sì dimandando:<br />
” Che volse dir lo spirto di Romagna,<br />
e ’divieto’ e ’consorte’ menzionando?“<br />
46 Per ch’elli a me: ” Di sua maggior magagna<br />
conosce il danno; e però non s’ammiri<br />
se ne riprende perché men si piagna.<br />
49 Perché s’appuntano i vostri disiri<br />
dove per compagnia parte si scema,<br />
invidia move il mantaco a’ sospiri.<br />
52 Ma se l’amor de la spera supprema<br />
torcesse in suso il disiderio vostro,<br />
non vi sarebbe al petto quella tema;<br />
55 ché, per quanti si dice più lì ’nostro’,<br />
tanto possiede più di ben ciascuno,<br />
e più di caritate arde in quel chiostro.“<br />
58<br />
” Io son d’esser contento più digiuno,“<br />
diss’ io, che se mi fosse pria taciuto,<br />
”<br />
e più di dubbio ne la mente aduno.<br />
61 Com’ esser puote ch’un ben, distributo<br />
in più posseditor, faccia più ricchi<br />
di sé che se da pochi è posseduto?“<br />
64 Ed elli a me: ” Però che tu rificchi<br />
la mente pur a le cose terrene,<br />
di vera luce tenebre dispicchi.<br />
67 Quello infinito e ineffabil bene<br />
che là sù è, così corre ad amore<br />
com’ a lucido corpo raggio vene.<br />
70 Tanto si dà quanto trova d’ardore;<br />
sì che, quantunque carità si stende,<br />
cresce sovr’ essa l’etterno valore.<br />
73 E quanta gente più là sù s’intende,<br />
più v’è da bene amare, e più vi s’ama,<br />
e come specchio l’uno a l’altro rende.<br />
76 E se la mia ragion non ti disfama,<br />
vedrai Beatrice, ed ella pienamente<br />
ti torrà questa e ciascun’ altra brama.<br />
79 Procaccia pur che tosto sieno spente,<br />
come son già le due, le cinque piaghe,<br />
che si richiudon per esser dolente.“<br />
82 Com’ io voleva dicer ’Tu m’appaghe’,<br />
vidimi giunto in su l’altro girone,<br />
sì che tacer mi fer le luci vaghe.
Fegefeuer: Fünfzehnter Gesang Pagina 165<br />
In einen Tempel schien, von wachem Traume<br />
Dahingerissen, meine Seel’ entfloh’n,<br />
Und Leute sah ich viel in seinem Raume.<br />
Am Eingang schien mit süßem Mutterton<br />
Und zärtlicher Gebärd’ ein Weib zu sagen:<br />
” Was hast du dies an uns getan, mein Sohn?<br />
Wir suchten dich voll Angst seit dreien Tagen,<br />
Ich und der Vater“ – sprach’s, und wundersam<br />
Schien sie vom Weh’n der Luft davongetragen.<br />
Drauf vors Gesicht mir eine zweite kam,<br />
Von Zähren naß, die – wohl war’s zu erkennen –<br />
Dem Aug’ entpreßte zornerzeugter Gram.<br />
Sie rief: ” Willst du den Herr’n der Stadt dich nennen,<br />
Ob deren Namen Götter sich gegrollt,<br />
Wo Strahlen jeder Wissenschaft entbrennen,<br />
Dann, Pisistrat, zahl’ ihm der Frechheit Sold,<br />
Der’s wagte, deine Tochter zu umfassen!“<br />
Allein der Herr, der liebreich schien und hold,<br />
Entgegnet’ ihr, die also rief, gelassen:<br />
” Wird jener, der uns liebt, von uns verdammt,<br />
Was tun wir dann an solchen, die uns hoffen?“ –<br />
Dann sah ich eine Schar, von Zorn entflammt,<br />
Und einen Jüngling dort, von ihr gesteinigt,<br />
Tod! Tod! so schrien sie wütend allesamt.<br />
Er beugte sich, schon bis zum Tod gepeinigt,<br />
Des <strong>La</strong>st ihn zu der Erde niederrang,<br />
Doch seinen Blick dem Himmel stets vereinigt,<br />
Und fleht’ empor zu Gott in solchem Drang:<br />
” Vergib der Wut, die gegen mich entbrannte!“<br />
Mit einem Blicke, der zum Mitleid zwang.<br />
Als meine Seele sich von außen wandte<br />
Zurück zu dem, was wahr ist außer ihr,<br />
Und ich nun den nicht falschen Wahn erkannte,<br />
Da sprach mein Führer, der, nicht weit von mir,<br />
Mich gleich dem Schläfer, der erwacht, erblickte:<br />
” Nicht halten kannst du dich! Was ist mit dir?<br />
Bereits seit einer halben Stunde knickte<br />
Dein Knie, du taumeltest, dein Auge brach,<br />
Als ob dich Schlummer oder Wein bestrickte.“<br />
” O süßer Vater, hörst du’s an“ – dies sprach<br />
Ich drauf zu ihm – so will ich dir verkünden,<br />
”<br />
Was mir erschien, als mir die Kraft gebrach.“<br />
85 Ivi mi parve in una visïone<br />
estatica di sùbito esser tratto,<br />
e vedere in un tempio più persone;<br />
88 e una donna, in su l’entrar, con atto<br />
dolce di madre dicer: ” Figliuol mio,<br />
perché hai tu così verso noi fatto?<br />
91 Ecco, dolenti, lo tuo padre e io<br />
ti cercavamo.“ E come qui si tacque,<br />
ciò che pareva prima, dispario.<br />
94 Indi m’apparve un’altra con quell’ acque<br />
giù per le gote che ’l dolor distilla<br />
quando di gran dispetto in altrui nacque,<br />
97 e dir: ” Se tu se’ sire de la villa<br />
del cui nome ne’ dèi fu tanta lite,<br />
e onde ogne scïenza disfavilla,<br />
100 vendica te di quelle braccia ardite<br />
ch’abbracciar nostra figlia, o Pisistràto.“<br />
E ’l segnor mi parea, benigno e mite,<br />
103 risponder lei con viso temperato:<br />
” Che farem noi a chi mal ne disira,<br />
se quei che ci ama è per noi condannato?“<br />
106 Poi vidi genti accese in foco d’ira<br />
con pietre un giovinetto ancider, forte<br />
gridando a sé pur: ” Martira, martira!“<br />
109 E lui vedea chinarsi, per la morte<br />
che l’aggravava già, inver’ la terra,<br />
ma de li occhi facea sempre al ciel porte,<br />
112 orando a l’alto Sire, in tanta guerra,<br />
che perdonasse a’ suoi persecutori,<br />
con quello aspetto che pietà diserra.<br />
115 Quando l’anima mia tornò di fori<br />
a le cose che son fuor di lei vere,<br />
io riconobbi i miei non falsi errori.<br />
118 Lo duca mio, che mi potea vedere<br />
far sì com’ om che dal sonno si slega,<br />
disse: ” Che hai che non ti puoi tenere,<br />
121 ma se’ venuto più che mezza lega<br />
velando li occhi e con le gambe avvolte,<br />
a guisa di cui vino o sonno piega?“<br />
124<br />
” O dolce padre mio, se tu m’ascolte,<br />
io ti dirò,“ diss’ io, ” ciò che m’apparve<br />
quando le gambe mi furon sì tolte.“
Seite 166 Purgatorio: Canto XVI<br />
” Ob mir entgegen hundert Masken stünden,“<br />
Entgegnet’ er, und deckten dein Gesicht,<br />
”<br />
Doch würd’ ich, was du denkst, genau ergründen.<br />
Das, was du sahst, du sahst’s, damit du nicht<br />
Dich ungemahnt verschlössest jenem Frieden,<br />
Des Strom hervor aus ew’ger Quelle bricht.<br />
Was ist dir? fragt’ ich nicht, wie der danieden<br />
Zu fragen pflegt, des Auge nicht mehr schaut,<br />
Sobald die Seel’ aus seinem Leib geschieden.<br />
<strong>Die</strong> Füße dir zu kräft’gen, fragt’ ich laut,<br />
Denn treiben muß man so den wachen Trägen,<br />
Den Tag zu nützen, eh’ der Abend graut.“<br />
Wir gingen beid’ in sinnigem Erwägen<br />
Dem Abend zu und sah’n, soweit man kann,<br />
Der Sonne tiefem Strahlenglanz entgegen.<br />
Und sieh, ein Rauch kam nach und nach heran,<br />
Der, schwarz wie Nacht, sich bis zu uns erstreckte,<br />
Und nirgends traf man Raum zum Weichen an,<br />
127 Ed ei: ” Se tu avessi cento larve<br />
sovra la faccia, non mi sarian chiuse<br />
le tue cogitazion, quantunque parve.<br />
130 Ciò che vedesti fu perché non scuse<br />
d’aprir lo core a l’acque de la pace<br />
che da l’etterno fonte son diffuse.<br />
133 Non dimandai “Che hai? ” per quel che face<br />
chi guarda pur con l’occhio che non vede,<br />
quando disanimato il corpo giace;<br />
136 ma dimandai per darti forza al piede:<br />
così frugar conviensi i pigri, lenti<br />
ad usar lor vigilia quando riede.“<br />
139 Noi andavam per lo vespero, attenti<br />
oltre quanto potean li occhi allungarsi<br />
contra i raggi serotini e lucenti.<br />
142 Ed ecco a poco a poco un fummo farsi<br />
verso di noi come la notte oscuro;<br />
né da quello era loco da cansarsi.<br />
Daher er bald uns Aug’ und Himmel deckte. 145 Questo ne tolse li occhi e l’aere puro.<br />
Sechzehnter Gesang Canto XVI<br />
Das Schwarz der Höll’ und einer Nacht, durchfunkelt<br />
Nicht von des ärmsten Himmels bleichstem Schein,<br />
Vom dichtesten der Nebel rings umdunkelt,<br />
Nie schloß es mich in grobem Schleier ein,<br />
Als jener Rauch, der dorten uns umflossen;<br />
Nie schien es mir so schmerzlich rauh zu sein.<br />
Nicht könnt’ ich steh’n, die Augen unverschlossen,<br />
Drum nahte sich, und seine Schulter bot<br />
Mein Führer mir treu, weis’ und unverdrossen.<br />
So wie der Blinde gern in seiner Not<br />
Dem Führer nachfolgt, um nicht anzurennen<br />
An was Gefahr bring’ und vielleicht den Tod,<br />
So folgt’ ich ihm, ohn’ etwas zu erkennen,<br />
Durch widrig bittern Qualm und horcht’ auf ihn,<br />
Der sprach: ” Gib Achtung, daß wir uns nicht trennen.“<br />
Ich hörte Stimmen dort, und jede schien<br />
Um Gnad’ und Frieden zu dem <strong>La</strong>mm zu stöhnen,<br />
Ob des der Herr die Sünden uns verzieh’n.<br />
Agnus Dei hört’ ich den Anfang tönen,<br />
Wobei sich aller Wort und Weise glich,<br />
Und voller Einklang herrscht’ in ihren Tönen.<br />
1 Buio d’inferno e di notte privata<br />
d’ogne pianeto, sotto pover cielo,<br />
quant’ esser può di nuvol tenebrata,<br />
4 non fece al viso mio sì grosso velo<br />
come quel fummo ch’ivi ci coperse,<br />
né a sentir di così aspro pelo,<br />
7 che l’occhio stare aperto non sofferse;<br />
onde la scorta mia saputa e fida<br />
mi s’accostò e l’omero m’offerse.<br />
10 Sì come cieco va dietro a sua guida<br />
per non smarrirsi e per non dar di cozzo<br />
in cosa che ’l molesti, o forse ancida,<br />
13 m’andava io per l’aere amaro e sozzo,<br />
ascoltando il mio duca che diceva<br />
pur: ” Guarda che da me tu non sia mozzo.“<br />
16 Io sentia voci, e ciascuna pareva<br />
pregar per pace e per misericordia<br />
l’Agnel di Dio che le peccata leva.<br />
19 Pur ’Agnus Dei’ eran le loro essordia;<br />
una parola in tutte era e un modo,<br />
sì che parea tra esse ogne concordia.
Fegefeuer: Sechzehnter Gesang Pagina 167<br />
” <strong>Die</strong>s sind wohl Geister, Herr!“ so wandt’ ich mich<br />
An ihn, und er: Es ist, wie du entscheidest;<br />
”<br />
Sie lösen von der Zornwut Schlingen sich.“<br />
” Wer bist du, der du unsern Rauch durchschneidest,<br />
Von dem man, wie du von uns sprichst, vernimmt,<br />
Daß du die Zeit dir noch nach Monden scheidest?“<br />
<strong>Die</strong> Rede ward von einem angestimmt,<br />
Drum sprach mein Meister: ” Stille sein Begehren<br />
Und frag’ ihn, ob man hier nach oben klimmt.“<br />
” Geschöpf, das, um zum Schöpfer heimzukehren,<br />
Sich reiniget und schön wird wie zuvor,<br />
Begleite mich, dann sollst du Wunder hören!“<br />
So ich, und er: ” Ich schreite mit dir vor,<br />
So weit ich darf, und, um uns nicht zu scheiden,<br />
Führ’ uns im Rauch an Auges Statt das Ohr.“<br />
Drauf ich: ” Obschon die Hüllen mich umkleiden,<br />
<strong>Die</strong> nur der Tod löst, schreit’ ich doch hinauf<br />
Und drang bis hierher durch der Hölle Leiden.<br />
Und nahm der Herr mich so zu Gnaden auf,<br />
Daß ich vermag zu ihm emporzustreben,<br />
Ganz gegen dieser Zeit gewohnten <strong>La</strong>uf,<br />
So sage mir, wer warst du einst im Leben,<br />
Und ob ich hier die rechte Straße hielt,<br />
Denn unsre Richtung wird dein Wort uns geben.“ –<br />
” Mark hieß ich einst, und was die Welt enthielt,<br />
Ich konnt’ es wohl und strebte nach dem Preise,<br />
Nach welchem jetzt auf Erden keiner zielt.<br />
G’rad’ vor dir ist der Weg zum höhern Kreise.“<br />
Er sprach’s: Noch bitt’ ich dich,“ So fügt’ er bei,<br />
”<br />
” Fürbittend denke mein am Ziel der Reise.“<br />
Und ich zu ihm: ” Bei meiner Treu, es sei!<br />
Doch wisse, daß ich einen Zweifel finde,<br />
An dem ich berste, sag’ ich ihn nicht frei.<br />
Er war einst einfach; doppelt jetzt empfinde<br />
Ich ihn in mir, nach dem, was du gesagt,<br />
Sobald ich mit dem Dort das Hier verbinde.<br />
Wahr ist’s, die Welt, so wie du mir geklagt,<br />
Ist öd an jeder Tugend, jeder Ehre,<br />
Und ganz mit Bosheit schwanger und geplagt.<br />
Doch daß ich sie erkenn’ und ändern lehre,<br />
So bitt’ ich, deute jetzt die Ursach’ mir.<br />
Der sucht sie dort, der in des Himmels Sphäre.“<br />
22<br />
25<br />
” Quei sono spirti, maestro, ch’i’ odo?“<br />
diss’ io. Ed elli a me: Tu vero apprendi,<br />
”<br />
e d’iracundia van solvendo il nodo.“<br />
” Or tu chi se’ che ’l nostro fummo fendi,<br />
e di noi parli pur come se tue<br />
partissi ancor lo tempo per calendi?“<br />
28 Così per una voce detto fue;<br />
onde ’l maestro mio disse: ” Rispondi,<br />
e domanda se quinci si va sùe.“<br />
31 E io: ” O creatura che ti mondi<br />
per tornar bella a colui che ti fece,<br />
maraviglia udirai, se mi secondi.“<br />
34<br />
” Io ti seguiterò quanto mi lece,“<br />
rispuose; e se veder fummo non lascia,<br />
”<br />
l’udir ci terrà giunti in quella vece.“<br />
37 Allora incominciai: ” Con quella fascia<br />
che la morte dissolve men vo suso,<br />
e venni qui per l’infernale ambascia.<br />
40 E se Dio m’ha in sua grazia rinchiuso,<br />
tanto che vuol ch’i’ veggia la sua corte<br />
per modo tutto fuor del moderno uso,<br />
43 non mi celar chi fosti anzi la morte,<br />
ma dilmi, e dimmi s’i’ vo bene al varco;<br />
e tue parole fier le nostre scorte.“<br />
46<br />
” Lombardo fui, e fu’ chiamato Marco;<br />
del mondo seppi, e quel valore amai<br />
al quale ha or ciascun disteso l’arco.<br />
49 Per montar sù dirittamente vai.“<br />
Così rispuose, e soggiunse: ” I’ ti prego<br />
che per me prieghi quando sù sarai.“<br />
52 E io a lui: ” Per fede mi ti lego<br />
di far ciò che mi chiedi; ma io scoppio<br />
dentro ad un dubbio, s’io non me ne spiego.<br />
55 Prima era scempio, e ora è fatto doppio<br />
ne la sentenza tua, che mi fa certo<br />
qui, e altrove, quello ov’ io l’accoppio.<br />
58 Lo mondo è ben così tutto diserto<br />
d’ogne virtute, come tu mi sone,<br />
e di malizia gravido e coverto;<br />
61 ma priego che m’addite la cagione,<br />
sì ch’i’ la veggia e ch’i’ la mostri altrui;<br />
ché nel cielo uno, e un qua giù la pone.“
Seite 168 Purgatorio: Canto XVI<br />
Ein bang gepreßtes Ach! entwand sich hier<br />
<strong>La</strong>ut seiner Brust, und dann begann er: ” Wisse,<br />
<strong>Die</strong> Welt ist blind, und du, Freund, kommst von ihr.<br />
Ihr, die ihr lebt, sprecht immer nur, es müsse<br />
Der Himmel selber Schuld an allem sein,<br />
Als ob er euch gewaltsam mit sich risse.<br />
Wär’s also, sprich, wo wäre nur ein Schein<br />
Von freiem Willen? Wie entspräch’s dem Rechte,<br />
Daß Lust der Tugend folgt, dem <strong>La</strong>ster Pein?<br />
<strong>Die</strong> Triebe pflanzen ein des Himmels Mächte,<br />
Nicht sag’ ich all; allein auch dies gesetzt,<br />
Ward euch Erkenntnis auch fürs Gut’ und Schlechte,<br />
Und freier Will’ – und, wenn er, auch verletzt<br />
Und müde, standhaft mit dem Himmel streitet,<br />
So siegt er, wohlgenährt, doch stets zuletzt.<br />
<strong>Die</strong> Urkraft, welche sich durchs All verbreitet,<br />
Beherrscht die Freien und erschafft den Geist,<br />
Den nicht der Himmel mehr als Vormund leitet.<br />
Drum, wenn die Gegenwart euch mit sich reißt,<br />
In euch nur liegt der Grund, liegt in euch allen,<br />
Wie, was ich sage, deutlich dir beweist.<br />
Es kommt aus dessen Hand, des Wohlgefallen<br />
Ihr lächelt, eh’ sie ist, gleich einem Kind,<br />
Das lacht und weint in unschuldsvollem <strong>La</strong>llen,<br />
<strong>Die</strong> junge Seele, die nichts weiß und sinnt,<br />
Als daß, vom heitern Schöpfer ausgegangen,<br />
Sie gern dahin kehrt, wo die Freuden sind.<br />
Sie schmeckt ein kleines Gut erst, fühlt Verlangen<br />
Und rennt ihm nach, wenn sie kein Führer hält,<br />
Kein Zaum sie hemmt, der Neigung nachzuhangen.<br />
Gesetz, als Zaum, ist nötig drum der Welt,<br />
Ein Herrscher auch, der von der Stadt, der wahren,<br />
Im Auge mindestens den Turm behält.<br />
Gesetze sind, doch wer mag sie bewahren?<br />
Kein Mensch! Denn seht, ein Hirt, der wiederkaut,<br />
Doch nicht gespaltne Klau’n hat, führt die Scharen;<br />
Daher die Herde, die dem Führer traut,<br />
Der das verschlingt, wonach sie selber lüstert,<br />
Nur dies verzehrt und nicht nach Höherm schaut.<br />
Drum, was man auch von anderm Grunde flüstert,<br />
Nicht die Natur ist ruchlos und verkehrt,<br />
Nur schlechte Führung hat die Welt verdüstert.<br />
64 Alto sospir, che duolo strinse in ” uhi!“<br />
mise fuor prima; e poi cominciò: ” Frate,<br />
lo mondo è cieco, e tu vien ben da lui.<br />
67 Voi che vivete ogne cagion recate<br />
pur suso al cielo, pur come se tutto<br />
movesse seco di necessitate.<br />
70 Se così fosse, in voi fora distrutto<br />
libero arbitrio, e non fora giustizia<br />
per ben letizia, e per male aver lutto.<br />
73 Lo cielo i vostri movimenti inizia;<br />
non dico tutti, ma, posto ch’i’ ’l dica,<br />
lume v’è dato a bene e a malizia,<br />
76 e libero voler; che, se fatica<br />
ne le prime battaglie col ciel dura,<br />
poi vince tutto, se ben si notrica.<br />
79 A maggior forza e a miglior natura<br />
liberi soggiacete; e quella cria<br />
la mente in voi, che ’l ciel non ha in sua cura.<br />
82 Però, se ’l mondo presente disvia,<br />
in voi è la cagione, in voi si cheggia;<br />
e io te ne sarò or vera spia.<br />
85 Esce di mano a lui che la vagheggia<br />
prima che sia, a guisa di fanciulla<br />
che piangendo e ridendo pargoleggia,<br />
88 l’anima semplicetta che sa nulla,<br />
salvo che, mossa da lieto fattore,<br />
volontier torna a ciò che la trastulla.<br />
91 Di picciol bene in pria sente sapore;<br />
quivi s’inganna, e dietro ad esso corre,<br />
se guida o fren non torce suo amore.<br />
94 Onde convenne legge per fren porre;<br />
convenne rege aver, che discernesse<br />
de la vera cittade almen la torre.<br />
97 Le leggi son, ma chi pon mano ad esse?<br />
Nullo, però che ’l pastor che procede,<br />
rugumar può, ma non ha l’unghie fesse;<br />
100 per che la gente, che sua guida vede<br />
pur a quel ben fedire ond’ ella è ghiotta,<br />
di quel si pasce, e più oltre non chiede.<br />
103 Ben puoi veder che la mala condotta<br />
è la cagion che ’l mondo ha fatto reo,<br />
e non natura che ’n voi sia corrotta.
Fegefeuer: Sechzehnter Gesang Pagina 169<br />
Rom hatte, da’s zum Glück die Welt bekehrt,<br />
Zwei Sonnen, und den Weg der Welt hatt’ eine,<br />
<strong>Die</strong> andere den Weg zu Gott verklärt.<br />
Verlöscht ward eine von der andern Scheine,<br />
Und Schwert und Hirtenstab von einer Hand<br />
Gefaßt im übel passenden Vereine.<br />
Denn nicht mehr fürchten, wenn man sie verband,<br />
Sich Hirtenstab und Schwert – du kannst’s begreifen,<br />
Denn an den Früchten wird der Baum erkannt.<br />
Man sah im <strong>La</strong>nd, das Etsch und Po durchstreifen<br />
Eh’ man dem Kaiser Widerstand getan,<br />
Stets edle Sitt’ und Kraft und Tugend reifen.<br />
Jetzt finden, die den Guten sich zu nah’n<br />
Und sie zu sprechen, sich errötend scheuen,<br />
In jenem <strong>La</strong>nd vollkommen sichre Bahn.<br />
<strong>Die</strong> alten Zeiten schelten dort die neuen<br />
Noch durch drei Greise von der echten Art,<br />
<strong>Die</strong> sich des nahen Todes harrend freuen.<br />
Konrad Pallazzo ist es, und Gherard<br />
Und Guid Castel, der besser heißen würde<br />
Nach fränk’scher Art: der ehrliche Lombard.<br />
Roms Kirche fällt, weil sie die Doppelwürde,<br />
<strong>Die</strong> Doppelherrschaft jetzt in sich vermengt,<br />
In Kot, besudelnd sich und ihre Bürde“ –<br />
” Mein Marco,“ sprach ich, klares Licht empfängt<br />
”<br />
Durch deine Rede jetzt mein Geist – ich sehe,<br />
Was aus der Erbschaft Levis Stamm verdrängt.<br />
Doch sage, welcher Gherard, meinst du, stehe<br />
Als Trümmer noch versunkner guter Zeit,<br />
So, daß er dieser Zeit Verderbnis schmähe? –<br />
“Betrügst, versuchst du mich in meinem Leid? ”<br />
So er: “Du, Tuscisch sprechend, tust dergleichen,<br />
Als kenntest du nicht Gherards Trefflichkeit?<br />
Den Namen kenn’ ich, sonst kein andres Zeichen,<br />
Wenn man’s von seiner Gaja nicht entnimmt,<br />
Gott sei mit dir, hier muß ich von euch weichen.<br />
Sieh, wie in weißem Glanz der Rauch entglimmt.<br />
Fort muß ich, denn schon ist der Engel dorten;<br />
Ich scheid’, eh’ er mich wahr hier sprechend nimmt. ”<br />
106 Soleva Roma, che ’l buon mondo feo,<br />
due soli aver, che l’una e l’altra strada<br />
facean vedere, e del mondo e di Deo.<br />
109 L’un l’altro ha spento; ed è giunta la spada<br />
col pasturale, e l’un con l’altro insieme<br />
per viva forza mal convien che vada;<br />
112 però che, giunti, l’un l’altro non teme:<br />
se non mi credi, pon mente a la spiga,<br />
ch’ogn’ erba si conosce per lo seme.<br />
115 In sul paese ch’Adice e Po riga,<br />
solea valore e cortesia trovarsi,<br />
prima che Federigo avesse briga;<br />
118 or può sicuramente indi passarsi<br />
per qualunque lasciasse, per vergogna,<br />
di ragionar coi buoni o d’appressarsi.<br />
121 Ben v’èn tre vecchi ancora in cui rampogna<br />
l’antica età la nova, e par lor tardo<br />
che Dio a miglior vita li ripogna:<br />
124 Currado da Palazzo e ’l buon Gherardo<br />
e Guido da Castel, che mei si noma,<br />
francescamente, il semplice Lombardo.<br />
127 Dì oggimai che la Chiesa di Roma,<br />
per confondere in sé due reggimenti,<br />
cade nel fango, e sé brutta e la soma.“<br />
130<br />
” O Marco mio,“ diss’ io, bene argomenti;<br />
”<br />
e or discerno perché dal retaggio<br />
li figli di Levì furono essenti.<br />
133 Ma qual Gherardo è quel che tu per saggio<br />
di’ ch’è rimaso de la gente spenta,<br />
in rimprovèro del secol selvaggio?“<br />
136<br />
” O tuo parlar m’inganna, o el mi tenta,“<br />
rispuose a me; ché, parlandomi tosco,<br />
”<br />
par che del buon Gherardo nulla senta.<br />
139 Per altro sopranome io nol conosco,<br />
s’io nol togliessi da sua figlia Gaia.<br />
Dio sia con voi, ché più non vegno vosco.<br />
142 Vedi l’albor che per lo fummo raia<br />
già biancheggiare, e me convien partirmi<br />
(l’angelo è ivi) prima ch’io li paia.“<br />
Er sprach’s und horchte nicht mehr meinen Worten. 145 Così tornò, e più non volle udirmi.
Seite 170 Purgatorio: Canto XVII<br />
Siebzehnter Gesang Canto XVII<br />
Denk’, Leser, wenn dich Nebel je umstrickte,<br />
Auf Alpenhöh’n, durch den, wie durch die Haut<br />
Des Maulwurfs Auge blickt, das deine blickte,<br />
Wie, wenn der feuchte Qualm, der dich umgraut,<br />
Nun dünn wird und beginnt, sich zu erhellen,<br />
Dann matt hinein das Rund der Sonne schaut;<br />
Und doch vermagst du kaum, dir vorzustellen,<br />
Wie ich die Sonn’ itzt wiedersah, die sich<br />
Soeben senken wollt’ ins Bett der Wellen.<br />
So, gleichen Schritts mit meinem Hort, entwich<br />
Ich aus der Wolk’, als wie aus dunkler Klause,<br />
Zum Strahl, der sterbend schon am Strand erblich.<br />
Phantasie, die du aus ihrem Hause<br />
Weithin die Seel’ entrückst, daß man’s nicht spürt,<br />
Ob ringsumher Trompetenschall erbrause,<br />
Was regt dich auf, wenn nichts den Sinn berührt?<br />
Das Himmelslicht erregt dich, das hernieder<br />
Von selber strömt, das auch ein Wille führt.<br />
<strong>Die</strong> Arge sah ich, die sich im Gefieder<br />
Des Vogels barg, der ewig Reu’ und Gram<br />
Verhaucht im Klang der süßen Klagelieder.<br />
Und ganz zurückgedrängt ward wundersam<br />
Hier meine Seel’ in sich, zu nichts sich neigend<br />
Und nichts aufnehmend, was von außen kam.<br />
Darauf erschien, der Phantasie entsteigend,<br />
Ein Mann am Kreuz, so trotzig-stolz wie er<br />
Von Ansehn war, sich auch im Tode zeigend.<br />
Ich sah dabei den großen Ahasver,<br />
Esther, sein Weib, und Mardochai, den Frommen,<br />
In Wort und Tat so ganz, rund um ihn her.<br />
Und dieses Bild zersprang, kaum wahrgenommen,<br />
Gleich einer Blase, die mit kurzem Schein<br />
Im Wasser glänzt, wenn sie emporgeschwommen.<br />
Dann zeigte mein Gesicht ein Mägdelein.<br />
” O Fürstin, Mutter!“ rief die Tränenvolle,<br />
” Was wolltest du aus Zorn vernichtet sein!<br />
Du starbst, daß dein <strong>La</strong>vinia bleiben solle.<br />
Bin ich nun dein? Nicht andrer Tod, es zwingt<br />
Der deine mich zu bittrem Tränenzolle.“<br />
Gleich wie der Schlaf in jähem Schreck zerspringt,<br />
Wenn Strahlen an des Schläfers Antlitz prallen,<br />
Doch eh’ er ganz erstirbt, sich sträubt und ringt,<br />
1 Ricorditi, lettor, se mai ne l’alpe<br />
ti colse nebbia per la qual vedessi<br />
non altrimenti che per pelle talpe,<br />
4 come, quando i vapori umidi e spessi<br />
a diradar cominciansi, la spera<br />
del sol debilemente entra per essi;<br />
7 e fia la tua imagine leggera<br />
in giugnere a veder com’ io rividi<br />
lo sole in pria, che già nel corcar era.<br />
10 Sì, pareggiando i miei co’ passi fidi<br />
del mio maestro, usci’ fuor di tal nube<br />
ai raggi morti già ne’ bassi lidi.<br />
13 O imaginativa che ne rube<br />
talvolta sì di fuor, ch’om non s’accorge<br />
perché dintorno suonin mille tube,<br />
16 chi move te, se ’l senso non ti porge?<br />
Moveti lume che nel ciel s’informa,<br />
per sé o per voler che giù lo scorge.<br />
19 De l’empiezza di lei che mutò forma<br />
ne l’uccel ch’a cantar più si diletta,<br />
ne l’imagine mia apparve l’orma;<br />
22 e qui fu la mia mente sì ristretta<br />
dentro da sé, che di fuor non venìa<br />
cosa che fosse allor da lei ricetta.<br />
25 Poi piovve dentro a l’alta fantasia<br />
un crucifisso, dispettoso e fero<br />
ne la sua vista, e cotal si moria;<br />
28 intorno ad esso era il grande Assüero,<br />
Estèr sua sposa e ’l giusto Mardoceo,<br />
che fu al dire e al far così intero.<br />
31 E come questa imagine rompeo<br />
sé per sé stessa, a guisa d’una bulla<br />
cui manca l’acqua sotto qual si feo,<br />
34 surse in mia visïone una fanciulla<br />
piangendo forte, e dicea: ” O regina,<br />
perché per ira hai voluto esser nulla?<br />
37 Ancisa t’hai per non perder <strong>La</strong>vina;<br />
or m’hai perduta! Io son essa che lutto,<br />
madre, a la tua pria ch’a l’altrui ruina.“<br />
40 Come si frange il sonno ove di butto<br />
nova luce percuote il viso chiuso,<br />
che fratto guizza pria che muoia tutto;
Fegefeuer: Siebzehnter Gesang Pagina 171<br />
So sah ich jetzt mein Traumbild niederfallen,<br />
Als mir ein Licht ins Antlitz schlug, so klar,<br />
Wie’s nie zur Erde strömt aus Himmelshallen.<br />
Ich wandte mich, zu sehen, wo ich war,<br />
Als eine Stimm’ erklang: ” Hier müßt ihr steigen!“<br />
Und ich vergaß des andern ganz und gar.<br />
Sie zwang den Willen, sich dorthin zu neigen,<br />
Zu sehn, wer sprach, und ließ, bis ich belehrt,<br />
<strong>Die</strong> Unruh’ nicht in meinem Innern Schweigen.<br />
Wie von der Sonne, die den Blick beschwert,<br />
Durch zuviel Licht ihr eignes Bild bedeckend,<br />
Ward von dem Glanze meine Kraft verzehrt.<br />
” Ein Himmelsgeist ist’s, uns den Weg entdeckend,<br />
Der aufwärts führt, auch ohne daß wir fleh’n,<br />
Und selber sich in seinem Licht versteckend.<br />
Wie wir uns selber tun, ist uns gescheh’n,<br />
Denn wer die Not erblickt und harrt der Bitte,<br />
Ist böslich schon geneigt, sie zu verschmäh’n.<br />
Auf! Solchem Rufe nach mit raschem Tritte!<br />
Wir müssen aufwärts, eh’ das Dunkel naht,<br />
Sonst löst der Tag erst die gehemmten Schritte.“<br />
Mein Führer sprach’s, worauf zum Felsgestad’<br />
Wir, hingewandt nach einer Stiege, gingen,<br />
Und wie ich auf die erste Stufe trat,<br />
Fühlt’ ich ein Weh’n, wie von bewegten Schwingen<br />
Im Angesicht, und laut erklang’s, mir nah:<br />
” Heil den Friedfert’gen, die den Zorn bezwingen.“<br />
Der Sonne letzte bleiche Strahlen sah<br />
Ich über uns, gefolgt von nächt’gen Schatten.<br />
Und schon erschienen Sternlein hier und da.<br />
” O meine Kraft, was mußt du so ermatten!“<br />
So dacht’ ich still bei mir, denn ich empfand,<br />
Daß sich entstrickt der Füße Nerven hatten.<br />
Wir waren auf der höchsten Stufe Rand<br />
Und standen fest, wie angeheftet, dorten,<br />
Gleich einem Kahn in des Gestades Sand.<br />
Aufmerksam lauscht’ ich erst nach allen Orten,<br />
Ob nichts zu hören sei, und wandte nun<br />
Zu meinem Meister mich mit diesen Worten:<br />
” Mein süßer Vater, sprich, welch übles Tun<br />
Führt uns zur Läuterung in diesem Kreise.<br />
<strong>La</strong>ß nicht die Rede, gleich den Füßen, ruh’n.“<br />
43 così l’imaginar mio cadde giuso<br />
tosto che lume il volto mi percosse,<br />
maggior assai che quel ch’è in nostro uso.<br />
46 I’ mi volgea per veder ov’ io fosse,<br />
quando una voce disse ” Qui si monta,“<br />
che da ogne altro intento mi rimosse;<br />
49 e fece la mia voglia tanto pronta<br />
di riguardar chi era che parlava,<br />
che mai non posa, se non si raffronta.<br />
52 Ma come al sol che nostra vista grava<br />
e per soverchio sua figura vela,<br />
così la mia virtù quivi mancava.<br />
55<br />
” Questo è divino spirito, che ne la<br />
via da ir sù ne drizza sanza prego,<br />
e col suo lume sé medesmo cela.<br />
58 Sì fa con noi, come l’uom si fa sego;<br />
ché quale aspetta prego e l’uopo vede,<br />
malignamente già si mette al nego.<br />
61 Or accordiamo a tanto invito il piede;<br />
procacciam di salir pria che s’abbui,<br />
ché poi non si poria, se ’l dì non riede.“<br />
64 Così disse il mio duca, e io con lui<br />
volgemmo i nostri passi ad una scala;<br />
e tosto ch’io al primo grado fui,<br />
67 senti’mi presso quasi un muover d’ala<br />
e ventarmi nel viso e dir: ’Beati<br />
pacifici, che son sanz’ ira mala!’.<br />
70 Già eran sovra noi tanto levati<br />
li ultimi raggi che la notte segue,<br />
che le stelle apparivan da più lati.<br />
73 ’O virtù mia, perché sì ti dilegue?’,<br />
fra me stesso dicea, ché mi sentiva<br />
la possa de le gambe posta in triegue.<br />
76 Noi eravam dove più non saliva<br />
la scala sù, ed eravamo affissi,<br />
pur come nave ch’a la piaggia arriva.<br />
79 E io attesi un poco, s’io udissi<br />
alcuna cosa nel novo girone;<br />
poi mi volsi al maestro mio, e dissi:<br />
82<br />
” Dolce mio padre, dì, quale offensione<br />
si purga qui nel giro dove semo?<br />
Se i piè si stanno, non stea tuo sermone.“
Seite 172 Purgatorio: Canto XVII<br />
” Trägheit zum Guten“, Sprach darauf der Weise,<br />
” Zahlt hier die dort gemachten Schulden erst;<br />
Hier wird der träge Rudrer schnell zur Reife.<br />
Merk’ auf, damit du’s deutlicher erfährst,<br />
Weil ungenutzt sonst unser Stillstand bliebe –<br />
Frucht bringt dein Weilen, wenn du dich belehrst.<br />
Nicht Schöpfer, noch Geschöpf ist ohne Liebe,<br />
Noch war es je. Du weißt, in der Natur<br />
Und in der Seel’ entkeimen ihre Triebe.<br />
Nie irrt die erste von der rechten Spur.<br />
<strong>Die</strong> zweite kann im Gegenstande fehlen<br />
Und bald zu stark sein, bald zu lässig nur.<br />
Weiß sie zum Ziel das erste Gut zu wählen,<br />
Ist sie beim zweiten nicht zu heiß, zu kalt,<br />
Dann reizt sie nicht zu schlechter Lust die Seelen<br />
Doch schweift sie ab zum Bösen, ist sie bald<br />
Zum Guten lau, zu eifrig bald im Rennen,<br />
So tut dem Schöpfer das Geschöpf Gewalt.<br />
So muß die Liebe, wie du wirst erkennen,<br />
In euch die Saat zu jeder Tugend streu’n,<br />
Doch auch zu allem, was wir <strong>La</strong>ster nennen.<br />
Nun, weil ob ihres Gegenstands sich freu’n<br />
<strong>Die</strong> Liebe muß, an dessen Heil sich weiden,<br />
Drum hat kein Ding den eignen Haß zu scheuen.<br />
Und weil kein Sein sich kann vom Ursein scheiden<br />
Und ohne dieses für sich selbst bestehn,<br />
Muß dies zu hoffen jeder Trieb vermeiden.<br />
Drum kannst du, folgr’ ich richtig, deutlich sehn:<br />
Dem Nächsten gilt die Liebe nur zum Schlimmen<br />
Und kann aus dreifach schmutz’gem Quell entstehn.<br />
Der hofft zur Herrlichkeit emporzuklimmen<br />
Durch andrer Fall, und dieses muß zur Lust,<br />
<strong>Die</strong> Größe zu erniedrigen, ihn stimmen.<br />
Der Gunst, des Ruhmes und der Macht Verlust<br />
Scheut der, wenn sich ein andrer aufgeschwungen,<br />
Und liebt das Gegenteil mit banger Brust.<br />
Der ist entrüstet von Beleidigungen,<br />
Drob Durst nach Rach’ in ihm sich offenbart,<br />
Bis ihm dem andern weh zu tun gelungen.<br />
Ob dieser Liebe von dreifacher Art<br />
Weint man dort unten – jetzt vernimm von Liebe,<br />
<strong>Die</strong> nicht durch rechtes Maß geregelt ward.<br />
85 Ed elli a me: ” L’amor del bene, scemo<br />
del suo dover, quiritta si ristora;<br />
qui si ribatte il mal tardato remo.<br />
88 Ma perché più aperto intendi ancora,<br />
volgi la mente a me, e prenderai<br />
alcun buon frutto di nostra dimora.“<br />
91<br />
” Né creator né creatura mai,“<br />
cominciò el, figliuol, fu sanza amore,<br />
”<br />
o naturale o d’animo; e tu ’l sai.<br />
94 Lo naturale è sempre sanza errore,<br />
ma l’altro puote errar per malo obietto<br />
o per troppo o per poco di vigore.<br />
97 Mentre ch’elli è nel primo ben diretto,<br />
e ne’ secondi sé stesso misura,<br />
esser non può cagion di mal diletto;<br />
100 ma quando al mal si torce, o con più cura<br />
o con men che non dee corre nel bene,<br />
contra ’l fattore adovra sua fattura.<br />
103 Quinci comprender puoi ch’esser convene<br />
amor sementa in voi d’ogne virtute<br />
e d’ogne operazion che merta pene.<br />
106 Or, perché mai non può da la salute<br />
amor del suo subietto volger viso,<br />
da l’odio proprio son le cose tute;<br />
109 e perché intender non si può diviso,<br />
e per sé stante, alcuno esser dal primo,<br />
da quello odiare ogne effetto è deciso.<br />
112 Resta, se dividendo bene stimo,<br />
che ’l mal che s’ama è del prossimo; ed esso<br />
amor nasce in tre modi in vostro limo.<br />
115 È chi, per esser suo vicin soppresso,<br />
spera eccellenza, e sol per questo brama<br />
ch’el sia di sua grandezza in basso messo;<br />
118 è chi podere, grazia, onore e fama<br />
teme di perder perch’ altri sormonti,<br />
onde s’attrista sì che ’l contrario ama;<br />
121 ed è chi per ingiuria par ch’aonti,<br />
sì che si fa de la vendetta ghiotto,<br />
e tal convien che ’l male altrui impronti.<br />
124 Questo triforme amor qua giù di sotto<br />
si piange: or vo’ che tu de l’altro intende,<br />
che corre al ben con ordine corrotto.
Fegefeuer: Achtzehnter Gesang Pagina 173<br />
Nach einem Gute strebt mit dunkelm Triebe<br />
Der Mensch und fühlt, daß seiner Wünsche Glut,<br />
Erreicht’ er’s nicht, ihm unbefriedigt bliebe.<br />
<strong>Die</strong> träge Lieb’ ist’s zu dem wahren Gut,<br />
<strong>Die</strong> säumt, es zu erschau’n, es zu erringen,<br />
<strong>Die</strong> hier nach echter Reue Buße tut.<br />
Gut scheinen andre Güter, doch sie bringen<br />
Nicht wahres Glück, sind Stoff und Wurzel nicht,<br />
Aus welchen Früchte wahren Heils entspringen.<br />
<strong>Die</strong> Lieb’, auf solches Gut zu sehr erpicht,<br />
Büßt in drei Kreisen oberhalb mit Zähren;<br />
Doch wie sie dreifach irrt von Recht und Pflicht,<br />
127 Ciascun confusamente un bene apprende<br />
nel qual si queti l’animo, e disira;<br />
per che di giugner lui ciascun contende.<br />
130 Se lento amore a lui veder vi tira<br />
o a lui acquistar, questa cornice,<br />
dopo giusto penter, ve ne martira.<br />
133 Altro ben è che non fa l’uom felice;<br />
non è felicità, non è la buona<br />
essenza, d’ogne ben frutto e radice.<br />
136 L’amor ch’ad esso troppo s’abbandona,<br />
di sovr’ a noi si piange per tre cerchi;<br />
ma come tripartito si ragiona,<br />
Das sollst du selbst dir suchen und erklären.“ 139 tacciolo, acciò che tu per te ne cerchi.“<br />
Achtzehnter Gesang Canto XVIII<br />
Mein hoher Lehrer hatte seiner Lehre<br />
Ein Ziel gesetzt und blickt’ aufmerksam mir<br />
Ins Angesicht, ob ich zufrieden wäre.<br />
Ich, noch gereizt von frischem Durst nach ihr,<br />
Schwieg äußerlich, doch sprach bei mir im stillen:<br />
” Beschwert ihn wohl zu viele Wißbegier?“<br />
Doch der wahrhafte Vater, der den Willen,<br />
Den schüchternen, bemerkt, gab sprechend jetzt<br />
Mir neuen Mut, des Sprechens Lust zu stillen.<br />
Drum ich: ” Dein Licht, mein teurer Meister, letzt<br />
Mein Auge so, daß es an allen Dingen,<br />
<strong>Die</strong> du beschreibst, klar schauend sich ergötzt.<br />
Doch, süßer Vater, laß es tiefer dringen.<br />
Was ist doch jene Lieb’ – ich bitte, sprich! –<br />
Aus welcher gut’ und schlechte Werk’ entspringen?“<br />
” Scharf richte deines Geistes Aug’ auf mich,“<br />
Versetzt’ er, und den Irrtum jener Blinden,<br />
”<br />
<strong>Die</strong> sich zu Führern machen, lehr’ ich dich.<br />
Der Geist, geschaffen, Liebe zu empfinden,<br />
Bewegt sich schnell zu allem, was gefällt,<br />
Wenn Reize sich, ihn zu erwecken, finden.<br />
Was Wirklichkeit euch vor die Augen stellt,<br />
paßt der Begriff, um es dem Geist zu zeigen,<br />
Der dann dorthin nur sich gerichtet hält.<br />
Und diese Richtung, dies Entgegenneigen,<br />
Lieb’ ist es, ist Natur, die dem, was schön<br />
Und reizend ist, sich hingibt als ihm eigen.<br />
1 Posto avea fine al suo ragionamento<br />
l’alto dottore, e attento guardava<br />
ne la mia vista s’io parea contento;<br />
4 e io, cui nova sete ancor frugava,<br />
di fuor tacea, e dentro dicea: ’Forse<br />
lo troppo dimandar ch’io fo li grava’.<br />
7 Ma quel padre verace, che s’accorse<br />
del timido voler che non s’apriva,<br />
parlando, di parlare ardir mi porse.<br />
10 Ond’ io: ” Maestro, il mio veder s’avviva<br />
sì nel tuo lume, ch’io discerno chiaro<br />
quanto la tua ragion parta o descriva.<br />
13 Però ti prego, dolce padre caro,<br />
che mi dimostri amore, a cui reduci<br />
ogne buono operare e ’l suo contraro.“<br />
16<br />
” Drizza,“ disse, ver’ me l’agute luci<br />
”<br />
de lo ’ntelletto, e fieti manifesto<br />
l’error de’ ciechi che si fanno duci.<br />
19 L’animo, ch’è creato ad amar presto,<br />
ad ogne cosa è mobile che piace,<br />
tosto che dal piacere in atto è desto.<br />
22 Vostra apprensiva da esser verace<br />
tragge intenzione, e dentro a voi la spiega,<br />
sì che l’animo ad essa volger face;<br />
25 e se, rivolto, inver’ di lei si piega,<br />
quel piegare è amor, quell’ è natura<br />
che per piacer di novo in voi si lega.
Seite 174 Purgatorio: Canto XVIII<br />
Dann, wie die Flamm’ emporglüht zu den Höh’n<br />
Durch ihre Form bestimmt, dorthin zu streben,<br />
Wo ihre Stoffe minder schnell vergeh’n,<br />
So scheint der Geist der Sehnsucht nur zu leben,<br />
Der geistigen Bewegung, die nicht ruht,<br />
Bis, was er liebt, sich zum Genuß ergeben.<br />
Drum sieh, wie not die Wahrheit jenen tut,<br />
<strong>Die</strong>, lehren wollend, noch den Irrwahn hegen,<br />
Jedwede Lieb’ an sich sei recht und gut.<br />
Gut ist vielleicht ihr Grundstoff allerwegen;<br />
Doch sei das Wachs auch echt und gut, man preist<br />
Das Bild, drin abgedrückt, noch nicht deswegen.“<br />
Drauf ich: ” Dein Wort und mein folgsamer Geist,<br />
Sie lassen mich der Liebe Wesen sehen,<br />
Obgleich der Geist noch zweifelschwanger kreist.<br />
Denn, muß durch äußern Reiz die Lieb’ entstehen,<br />
Lenkt die Natur die Seele, wie ist’s dann<br />
Verdienstlich, ob wir krumm, ob g’rade gehen?“ –<br />
” Hör’ itzt, wie weit Vernunft hier schauen kann,“<br />
So er, dort stellt Beatrix dich zufrieden,<br />
”<br />
Denn jenseits fängt das Werk des Glaubens an.<br />
<strong>Die</strong> wesentliche Form – sie ist geschieden<br />
Vom Stoff und ihm vereint, und eine Kraft,<br />
<strong>Die</strong> ihr nur eigen ist, ist ihr beschieden.<br />
Sie kann, nicht fühlbar, bis sie wirkt und schafft,<br />
Durch Wirkung nur sich zeigen und bewähren,<br />
Wie durch das <strong>La</strong>ub des Baumes Lebenssaft.<br />
Daher vermag der Mensch nicht, zu erklären,<br />
Woher zuerst in ihm Begriff entstehn,<br />
Woher das erste Sehnen und Begehren.<br />
Denn wie den Trieb, dem Honig nachzugehn,<br />
<strong>Die</strong> Bien’ erhielt, so habt ihr sie erhalten,<br />
<strong>Die</strong> nicht zu loben ist und nicht zu schmäh’n.<br />
Doch fühlt ihr auch die Kraft, die Rat gibt, walten,<br />
Und sie, der andern Haupt und Herrscherin,<br />
Soll Wach’ an eures Beifalls Schwelle halten.<br />
Sie, des Verdienstes und der Schuld Beginn,<br />
Nimmt, wie euch gut’ und schlechte Lieb’ entzündet,<br />
Sie auf und lenkt zu eurer Wahl euch hin.<br />
Drum haben jene, so die Sach’ ergründet,<br />
<strong>Die</strong> angeborne Freiheit wohl bedacht,<br />
Und euch die Lehren der Moral verkündet.<br />
28 Poi, come ’l foco movesi in altura<br />
per la sua forma ch’è nata a salire<br />
là dove più in sua matera dura,<br />
31 così l’animo preso entra in disire,<br />
ch’è moto spiritale, e mai non posa<br />
fin che la cosa amata il fa gioire.<br />
34 Or ti puote apparer quant’ è nascosa<br />
la veritate a la gente ch’avvera<br />
ciascun amore in sé laudabil cosa;<br />
37 però che forse appar la sua matera<br />
sempre esser buona, ma non ciascun segno<br />
è buono, ancor che buona sia la cera.“<br />
40<br />
” Le tue parole e ’l mio seguace ingegno,“<br />
rispuos’ io lui, m’hanno amor discoverto,<br />
”<br />
ma ciò m’ha fatto di dubbiar più pregno;<br />
43 ché, s’amore è di fuori a noi offerto<br />
e l’anima non va con altro piede,<br />
se dritta o torta va, non è suo merto.“<br />
46 Ed elli a me: ” Quanto ragion qui vede,<br />
dir ti poss’ io; da indi in là t’aspetta<br />
pur a Beatrice, ch’è opra di fede.<br />
49 Ogne forma sustanzïal, che setta<br />
è da matera ed è con lei unita,<br />
specifica vertute ha in sé colletta,<br />
52 la qual sanza operar non è sentita,<br />
né si dimostra mai che per effetto,<br />
come per verdi fronde in pianta vita.<br />
55 Però, là onde vegna lo ’ntelletto<br />
de le prime notizie, omo non sape,<br />
e de’ primi appetibili l’affetto,<br />
58 che sono in voi sì come studio in ape<br />
di far lo mele; e questa prima voglia<br />
merto di lode o di biasmo non cape.<br />
61 Or perché a questa ogn’ altra si raccoglia,<br />
innata v’è la virtù che consiglia,<br />
e de l’assenso de’ tener la soglia.<br />
64 Quest’ è ’l principio là onde si piglia<br />
ragion di meritare in voi, secondo<br />
che buoni e rei amori accoglie e viglia.<br />
67 Color che ragionando andaro al fondo,<br />
s’accorser d’esta innata libertate;<br />
però moralità lasciaro al mondo.
Fegefeuer: Achtzehnter Gesang Pagina 175<br />
Mag wirklich nun im Innern, angefacht<br />
Von der Notwendigkeit, die Lieb’ entbrennen,<br />
So habt ihr doch auch sie zu zügeln Macht.<br />
<strong>Die</strong> edle Kraft wird Beatrice nennen,<br />
Wenn sie dir kund vom freien Willen tut,<br />
Drum merk’ es, um des Wortes Sinn zu kennen.“<br />
Der Mond, der fast bis Mitternacht geruht,<br />
Kam itzt hervor, der Sterne Zahl beschränkend,<br />
Gleich einem Kessel anzusehn von Glut,<br />
Den Pfad dem Himmelslauf entgegenlenkend,<br />
Den Pfad, den Sol, von Rom gesehn, durchglühe<br />
Inmitten Sard’ und Cors’ ins Meer sich senkend.<br />
Der edle Geist, ob des im Ruhme blüht<br />
Pietola vor Mantuas andern Orten,<br />
War jetzt nicht mehr durch meine <strong>La</strong>st bemüht.<br />
Ich, der die Zweifel all in seinen Worten<br />
Gelöset sah und alles hell und klar,<br />
Stand wie ein Schläfriger hinbrütend dorten.<br />
Doch plötzlich naht’ im Kreislauf eine Schar<br />
Und scheuchte diese Schläfrigkeit des Matten,<br />
Da sie bereits in unserm Rücken war.<br />
Und wie Böotiens Flüss’ in nächt’gen Schatten<br />
Ein wild Gedräng’ an ihrem Strande sah’n,<br />
Wenn die Thebaner Bacchus nötig hatten,<br />
So sah ich jen’ im Kreise trabend nah’n,<br />
Und alle trieb – so wollte mir’s erscheinen –<br />
Gerechte Lieb’ und wackrer Eifer an.<br />
Und schon bei uns, denn zögern sah ich keinen,<br />
War angelangt der ganze große Hauf,<br />
Da riefen die zwei Vordersten mit Weinen:<br />
” Rasch zum Gebirge ging Marions <strong>La</strong>uf;<br />
Und Cäsar, um Ilerda zu gewinnen,<br />
Umschloß Marseill und brach nach Spanien auf.“<br />
” Rasch, laßt aus Trägheit nicht die Zeit entrinnen,“<br />
Schrien alle nun, es macht der rege Fleiß<br />
”<br />
Zum Guten neu der Gnade Lenz beginnen.“ –<br />
” O ihr, in denen Eifer scharf und heiß<br />
Das, was ihr dort aus <strong>La</strong>uheit nicht vollbrachtet,<br />
Was ihr versäumt, wohl zu ersetzen weiß,<br />
Der, welcher lebt – nicht sag’ ich Lügen – trachtet<br />
Emporzusteigen, eh’ der Morgen wach,<br />
Drum sagt den Weg, den ihr den nächsten achtet.“<br />
70 Onde, poniam che di necessitate<br />
surga ogne amor che dentro a voi s’accende,<br />
di ritenerlo è in voi la podestate.<br />
73 <strong>La</strong> nobile virtù Beatrice intende<br />
per lo libero arbitrio, e però guarda<br />
che l’abbi a mente, s’a parlar ten prende.“<br />
76 <strong>La</strong> luna, quasi a mezza notte tarda,<br />
facea le stelle a noi parer più rade,<br />
fatta com’ un secchion che tuttor arda;<br />
79 e correa contra ’l ciel per quelle strade<br />
che ’l sole infiamma allor che quel da Roma<br />
tra ’ Sardi e ’ Corsi il vede quando cade.<br />
82 E quell’ ombra gentil per cui si noma<br />
Pietola più che villa mantoana,<br />
del mio carcar diposta avea la soma;<br />
85 per ch’io, che la ragione aperta e piana<br />
sovra le mie quistioni avea ricolta,<br />
stava com’ om che sonnolento vana.<br />
88 Ma questa sonnolenza mi fu tolta<br />
subitamente da gente che dopo<br />
le nostre spalle a noi era già volta.<br />
91 E quale Ismeno già vide e Asopo<br />
lungo di sè di notte furia e calca,<br />
pur che i Teban di Bacco avesser uopo,<br />
94 cotal per quel giron suo passo falca,<br />
per quel ch’io vidi di color, venendo,<br />
cui buon volere e giusto amor cavalca.<br />
97 Tosto fur sovr’ a noi, perché correndo<br />
si movea tutta quella turba magna;<br />
e due dinanzi gridavan piangendo:<br />
100<br />
103<br />
106<br />
” Maria corse con fretta a la montagna;<br />
e Cesare, per soggiogare Ilerda,<br />
punse Marsilia e poi corse in Ispagna.“<br />
” Ratto, ratto, che ’l tempo non si perda<br />
per poco amor,“ gridavan li altri appresso,<br />
” che studio di ben far grazia rinverda.“<br />
” O gente in cui fervore aguto adesso<br />
ricompie forse negligenza e indugio<br />
da voi per tepidezza in ben far messo,<br />
109 questi che vive, e certo i’ non vi bugio,<br />
vuole andar sù, pur che ’l sol ne riluca;<br />
però ne dite ond’ è presso il pertugio.“
Seite 176 Purgatorio: Canto XIX<br />
Mein Führer sagte dies, und einer sprach:<br />
” Wollt ihr zum Orte, wo der Fels, gespalten<br />
Zur Schlucht, euch durchzieh’n läßt. So folgt uns nach.<br />
Uns ist es nicht erlaubt, uns aufzuhalten,<br />
Denn Eile treibt uns fort, drum mögt ihr nicht,<br />
Was uns das Recht gebeut, für Grobheit halten.<br />
Ich übt’ in Zenos Haus des Abtes Pflicht,<br />
Unter des guten Rotbart Herrscherstabe,<br />
Von welchem Mailand noch mit Schmerzen spricht.<br />
Und einer, schon mit einem Fuß im Grabe,<br />
Er weint, gedenkend jenes Klosters, bald,<br />
Daß er gehabt dort Macht und Ansehn habe,<br />
Weil er den Sohn, verpfuscht an der Gestalt,<br />
Noch mehr verpfuscht an Geiste, schlechtgeboren,<br />
Anstatt des wahren Hirten dort bestallt.“<br />
Ob er noch sprach? Ob schwieg? – vor meinen Ohren<br />
Verklang, sich schnell entfernend, jener Ton.<br />
Doch merkt’ ich dies und hab’ es nicht verloren.<br />
Und er, in jeder Not mein Helfer schon,<br />
Sprach: ” Sieh dorthin, woher die beiden kommen,<br />
<strong>Die</strong> Trägheit scheuchend und ihr selbst entfloh’n.“<br />
Sie riefen jenen nach: ” Erst umgekommen<br />
War jenes Volk, dem sich das Meer erschloß,<br />
Bevor der Jordan seine Herr’n bekommen.<br />
Und jenes, das die edle Müh’ verdroß,<br />
Bis an sein Ziel Äneen zu begleiten,<br />
Es ward seitdem ein ruhmlos schlechter Troß.“<br />
<strong>Die</strong> Schatten schwanden kaum in fernen Weiten,<br />
Als ein Gedank’ aufs neu’ in mir entstand,<br />
Und dieser erste zeigte bald den zweiten,<br />
Dem sich verwirrt der dritte, viert’ entwand,<br />
Bis mir zuletzt die Augenlider sanken;<br />
Und wie verschmelzend Bild um Bild verschwand,<br />
112 Parole furon queste del mio duca;<br />
e un di quelli spirti disse: ” Vieni<br />
di retro a noi, e troverai la buca.<br />
115 Noi siam di voglia a muoverci sì pieni,<br />
che restar non potem; però perdona,<br />
se villania nostra giustizia tieni.<br />
118 Io fui abate in San Zeno a Verona<br />
sotto lo ’mperio del buon Barbarossa,<br />
di cui dolente ancor Milan ragiona.<br />
121 E tale ha già l’un piè dentro la fossa,<br />
che tosto piangerà quel monastero,<br />
e tristo fia d’avere avuta possa;<br />
124 perché suo figlio, mal del corpo intero,<br />
e de la mente peggio, e che mal nacque,<br />
ha posto in loco di suo pastor vero.“<br />
127 Io non so se più disse o s’ei si tacque,<br />
tant’ era già di là da noi trascorso;<br />
ma questo intesi, e ritener mi piacque.<br />
130 E quei che m’era ad ogne uopo soccorso<br />
disse: ” Volgiti qua: vedine due<br />
venir dando a l’accidïa di morso.“<br />
133 Di retro a tutti dicean: ” Prima fue<br />
morta la gente a cui il mar s’aperse,<br />
che vedesse Iordan le rede sue.<br />
136 E quella che l’affanno non sofferse<br />
fino a la fine col figlio d’Anchise,<br />
sé stessa a vita sanza gloria offerse.“<br />
139 Poi quando fuor da noi tanto divise<br />
quell’ ombre, che veder più non potiersi,<br />
novo pensiero dentro a me si mise,<br />
142 del qual più altri nacquero e diversi;<br />
e tanto d’uno in altro vaneggiai,<br />
che li occhi per vaghezza ricopersi,<br />
Da ward zum Traum das Wogen der Gedanken. 145 e ’l pensamento in sogno trasmutai.<br />
Neunzehnter Gesang Canto XIX<br />
Zur Stunde, da, vom Erdqualm überwunden,<br />
Oft vom Saturn, den Nachtfrost zu durchlau’n,<br />
Der Tagesglut die Kraft dahingeschwunden,<br />
Wenn in dem Osten vor des Frühlichts Grauen<br />
Ihr größtes Glück die Geomanten sehen,<br />
Wo’s kurze Zeit sich hält in nächt’gem Braun,<br />
1 Ne l’ora che non può ’l calor dïurno<br />
intepidar più ’l freddo de la luna,<br />
vinto da terra, e talor da Saturno<br />
4 quando i geomanti lor Maggior Fortuna<br />
veggiono in orïente, innanzi a l’alba,<br />
surger per via che poco le sta bruna – ,
Fegefeuer: Neunzehnter Gesang Pagina 177<br />
Sah ich ein Weib im Traume vor mir stehen,<br />
Kalkweiß, verstümmelt, stotternd, krummgebückt,<br />
Und schielend sah ich sie die Augen drehen.<br />
Ich schaut’ auf sie – wie der, den Nachtfrost drückt,<br />
Gestärkt wird und belebt vom Blick der Sonnen,<br />
So wurde sie von meinem Blick durchzückt.<br />
Schnell sprang das Band, das ihre Zung’ umsponnen;<br />
Sie richtete sich auf; ein roter Schein<br />
Färbt’ ihr Gesicht, wie Hauch der Liebeswonnen.<br />
Kaum fühlte sie die Zunge sich befrei’n,<br />
Als sie ein Lied begann, so holden Sanges,<br />
Daß ich auf nichts horcht’, als auf sie allein.<br />
” Ich, der Sirenen Süßeste,“ so klang es,<br />
” Ich bin’s, durch die vom Weg der Schiffer schweift;<br />
Denn wer mich hört, ist voll des Wonnedranges.<br />
Mir folgt’ Ulyß, der lang’ umhergestreift,<br />
Und wie Entzücken ihn und Wollust kirren,<br />
Verläßt mich keiner, der mich ganz begreift.“<br />
Noch hört’ ich in der Luft die Töne schwirren,<br />
Sieh, da erschien ein heil’ges Weib, mir nah,<br />
<strong>Die</strong> Sängerin beschämend zu verwirren.<br />
” Virgil! Virgil! sprich, wer ist diese da?“<br />
Sie rief’s mit Zorn, als sie dies Weib entdeckte<br />
Indes er fest nur ihr ins Auge fah.<br />
Sie aber riß das Kleid, das jene deckte,<br />
Ihr vorn entzwei, daß mir der Bauch erschien,<br />
Aus dem Gestank quoll, welcher mich erweckte.<br />
Ich schlug die Augen auf und sah auf ihn.<br />
” Schon dreimal rief ich dich,“ begann der Weise.<br />
” Auf, laß uns jetzt zur Felsenöffnung zieh’n.“<br />
Ich richtete mich auf, und alle Kreise<br />
Des heil’gen Bergs erfüllte Morgenpracht<br />
Und leuchtet’ hinter uns zu unsrer Reise.<br />
Ich folgt’ ihm nach und neigte, längst erwacht,<br />
<strong>Die</strong> Stirn, wie einer, der in schweren Sinnen<br />
Sich selbst zum halben Brückenbogen macht.<br />
” Kommt, hier steigt auf!“ So hört’ ich’s nun beginnen,<br />
Mit Tönen, wie sie nie im ird’schen <strong>La</strong>nd,<br />
So huldvoll und so süß, das Herz gewinnen.<br />
<strong>Die</strong> Flügel, wie des Schwanes, ausgespannt,<br />
Winkt’ uns der Engel vor, und beide gingen<br />
Wir durch des Felsens enge Doppelwand.<br />
7 mi venne in sogno una femmina balba,<br />
ne li occhi guercia, e sovra i piè distorta,<br />
con le man monche, e di colore scialba.<br />
10 Io la mirava; e come ’l sol conforta<br />
le fredde membra che la notte aggrava,<br />
così lo sguardo mio le facea scorta<br />
13 la lingua, e poscia tutta la drizzava<br />
in poco d’ora, e lo smarrito volto,<br />
com’ amor vuol, così le colorava.<br />
16 Poi ch’ell’ avea ’l parlar così disciolto,<br />
cominciava a cantar sì, che con pena<br />
da lei avrei mio intento rivolto.<br />
19<br />
” Io son,“ cantava, io son dolce serena,<br />
”<br />
che ’ marinari in mezzo mar dismago;<br />
tanto son di piacere a sentir piena!<br />
22 Io volsi Ulisse del suo cammin vago<br />
al canto mio; e qual meco s’ausa,<br />
rado sen parte; sì tutto l’appago!“<br />
25 Ancor non era sua bocca richiusa,<br />
quand’ una donna apparve santa e presta<br />
lunghesso me per far colei confusa.<br />
28<br />
” O Virgilio, Virgilio, chi è questa?“<br />
fieramente dicea; ed el venìa<br />
con li occhi fitti pur in quella onesta.<br />
31 L’altra prendea, e dinanzi l’apria<br />
fendendo i drappi, e mostravami ’l ventre;<br />
quel mi svegliò col puzzo che n’uscia.<br />
34 Io mossi li occhi, e ’l buon maestro: ” Almen<br />
tre<br />
voci t’ho messe!“ dicea, ” Surgi e vieni;<br />
troviam l’aperta per la qual tu entre.“<br />
37 Sù mi levai, e tutti eran già pieni<br />
de l’alto dì i giron del sacro monte,<br />
e andavam col sol novo a le reni.<br />
40 Seguendo lui, portava la mia fronte<br />
come colui che l’ha di pensier carca,<br />
che fa di sé un mezzo arco di ponte;<br />
43 quand’ io udi’ ” Venite; qui si varca“<br />
parlare in modo soave e benigno,<br />
qual non si sente in questa mortal marca.<br />
46 Con l’ali aperte, che parean di cigno,<br />
volseci in sù colui che sì parlonne<br />
tra due pareti del duro macigno.
Seite 178 Purgatorio: Canto XIX<br />
Er weht’ uns an mit den bewegten Schwingen<br />
Und sprach: ” Heil dem, der stark das Leid erträgt,<br />
Denn reichen Trost wird seine Seel’ erringen.“<br />
” Was hast du, das dich immer noch erregt?<br />
Was sinkt verworren noch dein Blick zur Erden?“<br />
So sprach Virgil, als wir uns fortbewegt.<br />
” Ein neu Gesicht – noch seh’ ich die Gebärden“ –<br />
Versetzt’ ich, macht mich so in Zweifeln gehn!<br />
”<br />
Noch kann ich dieses Bilds nicht ledig werden.“ –<br />
” <strong>Die</strong> alte Hexe – hast du sie gesehn,<br />
Ob der man dorten klagt, wohin wir reisen,“<br />
Sprach er, und wie man’s macht, ihr zu entgehn?<br />
”<br />
Doch weiter jetzt. Schau auf! In mächt’gen Kreisen<br />
Wird dort im klaren himmlischen Gebiet<br />
Lockbilder dir der ew’ge König weisen!“<br />
Wie erst der Falk auf seine Füße sieht,<br />
Doch dann nicht säumt, sich nach dem Ruf zu wenden,<br />
Sich streckt und fliegt, wohin die Beut’ ihn zieht.<br />
So ich – so klomm ich zwischen Felsenwänden,<br />
Soweit der Weg sich hebt im engen Schlund,<br />
Bis wo die Stiegen auf dem Vorsprung enden.<br />
Und als ich frei im fünften Kreise stund,<br />
Da lagen Leute, die sich weinend plagten,<br />
Das Auge ganz hinabgewandt, am Grund.<br />
” Ach, meine Seele klebt am Staube!“ klagten<br />
Sie all, und ihrer Seufzer laut Getön,<br />
Es ließ mich kaum vernehmen, was sie sagten.<br />
” Ihr Gotterwählte, deren Angstgestöhn<br />
Gerechtigkeit und Hoffnung mild versüßen,<br />
O sprecht, wo ist die Stiege zu den Höh’n?“<br />
” Kommt ihr, gewiß, nicht liegend hier zu büßen,<br />
So nehmt nur links den Felsen euren <strong>La</strong>uf,<br />
Dann liegt der Eingang bald vor euren Füßen.“<br />
So bat Virgil, und so versetzt’ es drauf<br />
Nicht weit von uns, und, schnell erratend, klärte<br />
Ich, was drin sonst verborgen war, mir auf.<br />
Als ich den Blick nach dem des Führers kehrte, .<br />
Stimmt’ er mit frohem Winke gern mir bei,<br />
Ich möge tun, was mein Gesicht begehrte.<br />
Kaum stand mir nun nach Wunsch zu handeln frei,<br />
So sucht’ ich ihn, des Wort den Sinn verborgen:<br />
Er wisse nicht, daß ich noch lebend sei.<br />
49 Mosse le penne poi e ventilonne,<br />
’Qui lugent’ affermando esser beati,<br />
ch’avran di consolar l’anime donne.<br />
52<br />
” Che hai che pur inver’ la terra guati?“<br />
la guida mia incominciò a dirmi,<br />
poco amendue da l’angel sormontati.<br />
55 E io: ” Con tanta sospeccion fa irmi<br />
novella visïon ch’a sé mi piega,<br />
sì ch’io non posso dal pensar partirmi.“<br />
58<br />
” Vedesti,“ disse, quell’antica strega<br />
”<br />
che sola sovr’ a noi omai si piagne;<br />
vedesti come l’uom da lei si slega.<br />
61 Bastiti, e batti a terra le calcagne;<br />
li occhi rivolgi al logoro che gira<br />
lo rege etterno con le rote magne.“<br />
64 Quale ’l falcon, che prima a’ pié si mira,<br />
indi si volge al grido e si protende<br />
per lo disio del pasto che là il tira,<br />
67 tal mi fec’ io; e tal, quanto si fende<br />
la roccia per dar via a chi va suso,<br />
n’andai infin dove ’l cerchiar si prende.<br />
70 Com’ io nel quinto giro fui dischiuso,<br />
vidi gente per esso che piangea,<br />
giacendo a terra tutta volta in giuso.<br />
73 ’Adhaesit pavimento anima mea’<br />
sentia dir lor con sì alti sospiri,<br />
che la parola a pena s’intendea.<br />
76<br />
79<br />
” O eletti di Dio, li cui soffriri<br />
e giustizia e speranza fa men duri,<br />
drizzate noi verso li alti saliri.“<br />
” Se voi venite dal giacer sicuri,<br />
e volete trovar la via più tosto,<br />
le vostre destre sien sempre di fori.“<br />
82 Così pregò ’l poeta, e sì risposto<br />
poco dinanzi a noi ne fu; per ch’io<br />
nel parlare avvisai l’altro nascosto,<br />
85 e volsi li occhi a li occhi al segnor mio:<br />
ond’ elli m’assentì con lieto cenno<br />
ciò che chiedea la vista del disio.<br />
88 Poi ch’io potei di me fare a mio senno,<br />
trassimi sovra quella creatura<br />
le cui parole pria notar mi fenno,
Fegefeuer: Neunzehnter Gesang Pagina 179<br />
Und sprach: ” O Geist, für den des Heiles Morgen<br />
Durch Tränen früher tagt, o laß für mich<br />
Ein wenig ab von deinen größern Sorgen.<br />
Wer warst du? Und was kehrt dein Rücken sich<br />
Empor? Und dort, woher ich, noch im Leben,<br />
Gekommen bin, dort bitt’ ich dann für dich.“<br />
” Wie wir hier liegen für verkehrtes Streben,<br />
Bald hörst du’s,“ sprach er, doch vernimm zuvor:<br />
”<br />
Mir waren Petri Schlüssel übergeben.<br />
Bei Siestri rollt aus einem Tal hervor<br />
Ein schöner Fluß, den das Geschlecht der Meinen<br />
Zu seinem ersten Titel sich erkor.<br />
Ich fühlt’ als Papst fünf Wochen lang, daß einen,<br />
Der rein die Stola hält, sie so beschwert,<br />
Daß leicht, wie Flaum, all andre Bürden scheinen.<br />
Und leider, ward ich nur zu spät bekehrt;<br />
Doch als ich zu dem Heil’gen Stuhl gelangte,<br />
Da ward ich von des Lebens Trug belehrt.<br />
Ich sah, daß dort das Herz nie Ruh’ erlangte,<br />
Daß jenes Leben mir nichts Höh’res bot,<br />
Daher ich heiß nach diesem nur verlangte.<br />
Bis dahin war ich arm, getrennt von Gott,<br />
Und völlig machte mich der Geiz zum Sklaven,<br />
Dafür sie mich bestraft mit dieser Not.<br />
<strong>Die</strong> Läutrungsqualen, die mich hier betrafen,<br />
Tun dir des Geizes Art und Wesen kund,<br />
Und auf dem Berg gibt’s keine härtern Strafen.<br />
Wie einst das Auge nicht nach oben stund,<br />
Und nur gefesselt war von ird’schen Dingen,<br />
So drückt’s Gerechtigkeit hier an den Grund.<br />
Und wie den Trieb, das Gute zu vollbringen,<br />
Der Geiz erstickt und nimmer handeln läßt,<br />
So hält Gerechtigkeit in festen Schlingen<br />
Hier Hand und Fuß gebunden und gepreßt;<br />
So liegen wir, bis uns der Herr die Glieder<br />
Einst wieder löst, hier unbeweglich fest.“<br />
Antworten wollt’ ich ihm und kniete nieder,<br />
Doch, da ich sprach und er durchs Ohr erkannt,<br />
Daß Ehrfurcht mich gebeugt, begann er wieder:<br />
” Was kniest du hier?“ Und ich drauf: Ich empfand<br />
”<br />
Ob deiner Würde Vorwürf im Gewissen,<br />
Daß ich vor dir noch g’rad’ und aufrecht stand.“<br />
91 dicendo: ” Spirto in cui pianger matura<br />
quel sanza ’l quale a Dio tornar non pòssi,<br />
sosta un poco per me tua maggior cura.<br />
94 Chi fosti e perché vòlti avete i dossi<br />
al sù, mi dì, e se vuo’ ch’io t’impetri<br />
cosa di là ond’ io vivendo mossi.“<br />
97 Ed elli a me: ” Perché i nostri diretri<br />
rivolga il cielo a sé, saprai; ma prima<br />
scias quod ego fui successor Petri.<br />
100 Intra Sïestri e Chiaveri s’adima<br />
una fiumana bella, e del suo nome<br />
lo titol del mio sangue fa sua cima.<br />
103 Un mese e poco più prova’ io come<br />
pesa il gran manto a chi dal fango il guarda,<br />
che piuma sembran tutte l’altre some.<br />
106 <strong>La</strong> mia conversïone, omè!, fu tarda;<br />
ma, come fatto fui roman pastore,<br />
così scopersi la vita bugiarda.<br />
109 Vidi che lì non s’acquetava il core,<br />
né più salir potiesi in quella vita;<br />
per che di questa in me s’accese amore.<br />
112 Fino a quel punto misera e partita<br />
da Dio anima fui, del tutto avara;<br />
or, come vedi, qui ne son punita.<br />
115 Quel ch’avarizia fa, qui si dichiara<br />
in purgazion de l’anime converse;<br />
e nulla pena il monte ha più amara.<br />
118 Sì come l’occhio nostro non s’aderse<br />
in alto, fisso a le cose terrene,<br />
così giustizia qui a terra il merse.<br />
121 Come avarizia spense a ciascun bene<br />
lo nostro amore, onde operar perdési,<br />
così giustizia qui stretti ne tene,<br />
124 ne’ piedi e ne le man legati e presi;<br />
e quanto fia piacer del giusto Sire,<br />
tanto staremo immobili e distesi.“<br />
127 Io m’era inginocchiato e volea dire;<br />
ma com’ io cominciai ed el s’accorse,<br />
solo ascoltando, del mio reverire,<br />
130<br />
” Qual cagion,“ disse, ” in giù così ti torse?“<br />
E io a lui: ” Per vostra dignitate<br />
mia coscïenza dritto mi rimorse.“
Seite 180 Purgatorio: Canto XX<br />
” Bruder, steh auf!“ – so er – du mußt ja wissen,<br />
”<br />
Dein Mitknecht bin ich nur von einer Macht,<br />
Der du und ich und all uns beugen müssen.<br />
Und hattest du des heil’gen Spruches acht:<br />
Sie freien nicht, so wirst du dir erklären,<br />
Was ich bei meiner Rede mir gedacht.<br />
Jetzt geh. Dein Weilen hemmt den <strong>La</strong>uf der Zähren,<br />
<strong>Die</strong> früher mir – denk’ an dein eignes Wort –<br />
Das Morgenlicht des ew’gen Heils gewähren.<br />
Alagia, eine Nichte, hab’ ich dort,<br />
Gut von Natur, reißt nicht zu schlechten Trieben<br />
Sie der Verwandten übles Beispiel fort,<br />
133<br />
” Drizza le gambe, lèvati sù, frate!“<br />
rispuose; non errar: conservo sono<br />
”<br />
teco e con li altri ad una podestate.<br />
136 Se mai quel santo evangelico suono<br />
che dice ’Neque nubent’ intendesti,<br />
ben puoi veder perch’ io così ragiono.<br />
139 Vattene omai: non vo’ che più t’arresti;<br />
ché la tua stanza mio pianger disagia,<br />
col qual maturo ciò che tu dicesti.<br />
142 Nepote ho io di là c’ha nome Alagia,<br />
buona da sé, pur che la nostra casa<br />
non faccia lei per essempro malvagia;<br />
Und sie allein ist jenseits mir geblieben.“ 145 e questa sola di là m’è rimasa.“<br />
Zwanzigster Gesang Canto XX<br />
Schwer kämpft der Wille gegen bessern Willen,<br />
Drum zog ich ungern jetzt vom Quell den Mund,<br />
Weil er es wünscht’, ohn’ erst den Durst zu stillen.<br />
Wir gingen einen Weg, wo frei der Grund<br />
Zum Gehen war, entlang dem Felsgestade,<br />
Gleich engem Steg am Mauerzinnenrund.<br />
Denn jene Schar, die sich im Tränenbade<br />
Vom Übel, das die Welt erfüllt, befreit,<br />
Versperrt’ uns mehr nach außen hin die Pfade.<br />
Du alte Wölfin, sei vermaledeit!<br />
Kein Tier erjagt sich Beute gleich der deinen,<br />
Doch bleibt dein Bauch noch endlos hohl und weit.<br />
O Himmel, dessen Kreislauf, wie wir meinen,<br />
Der Erde Sein und Zustand wandeln soll,<br />
Wann wird der Held, der sie vertreibt, erscheinen?<br />
Wir gingen langsam fort und mühevoll<br />
Ich, horchend, als aus jener Schatten Mitte<br />
Ein jammervoller Klageton erscholl.<br />
” Maria, Süße!“ klang’s vor meinem Schritte,<br />
Und wie ein kreißend Weib zu jammern pflegt,<br />
So kläglich schien der Ruf der frommen Bitte.<br />
” Du warst so arm!“ so sagt’ es dann bewegt,<br />
” Der Armut sehn wir jene Kripp’ entsprechen,<br />
In welche du die heil’ge Frucht gelegt.“<br />
” Fabricius, Wackrer!“ hört’ ich’s weiter sprechen,<br />
” Tugend mit Armut schien dir mehr Gewinn<br />
Als der Besitz des Reichtums mit Verbrechen.“<br />
1 Contra miglior voler voler mal pugna;<br />
onde contra ’l piacer mio, per piacerli,<br />
trassi de l’acqua non sazia la spugna.<br />
4 Mossimi; e ’l duca mio si mosse per li<br />
luoghi spediti pur lungo la roccia,<br />
come si va per muro stretto a’ merli;<br />
7 ché la gente che fonde a goccia a goccia<br />
per li occhi il mal che tutto ’l mondo occupa,<br />
da l’altra parte in fuor troppo s’approccia.<br />
10 Maladetta sie tu, antica lupa,<br />
che più che tutte l’altre bestie hai preda<br />
per la tua fame sanza fine cupa!<br />
13 O ciel, nel cui girar par che si creda<br />
le condizion di qua giù trasmutarsi,<br />
quando verrà per cui questa disceda?<br />
16 Noi andavam con passi lenti e scarsi,<br />
e io attento a l’ombre, ch’i’ sentia<br />
pietosamente piangere e lagnarsi;<br />
19 e per ventura udi’ ” Dolce Maria!“<br />
dinanzi a noi chiamar così nel pianto<br />
come fa donna che in parturir sia;<br />
22 e seguitar: ” Povera fosti tanto,<br />
quanto veder si può per quello ospizio<br />
dove sponesti il tuo portato santo.“<br />
25 Seguentemente intesi: ” O buon Fabrizio,<br />
con povertà volesti anzi virtute<br />
che gran ricchezza posseder con vizio.“
Fegefeuer: Zwanzigster Gesang Pagina 181<br />
Gar wohl gefiel mir dieser Rede Sinn,<br />
Und um zu sehn, wer von den Felsenbänken<br />
Sie ausgesprochen, wandt’ ich mich dahin.<br />
Und weiter sprach er noch von den Geschenken,<br />
<strong>Die</strong> Nikolaus gemacht den Mägdelein,<br />
Um sie zum Weg der Ehre hinzulenken.<br />
” O Geist, der du so wohl sprichst,“ fiel ich ein,<br />
” Sprich jetzt, wer warst du und aus welchem Grunde<br />
Erneust du hier so würd’ges Lob allein?<br />
Nicht unbelohnt soll bleiben solche Kunde,<br />
Kehr’ ich zurück zum Rest der kurzen Bahn<br />
Des Lebens, das da eilt zur letzten Stunde.“<br />
Und er: ” Nicht will von dort ich Hilf empfah’n,<br />
Doch red’ ich, denn mir strahlt im hellen Lichte<br />
<strong>Die</strong> Huld, die Gott dir vor dem Tod getan.<br />
Des Baumes Wurzel bin ich, der in dichte<br />
Umschattung hüllt die ganze Christenheit,<br />
Von dem man selten nur pflückt gute Früchte.<br />
Doch wäre schon die Rache nicht mehr weit,<br />
Wenn Macht Gent, Brügge, Lille und Douai hätten,<br />
Auch bitt’ ich drum des Herrn Gerechtigkeit.<br />
Hugo bin ich, der Stammherr der Capetten,<br />
Philipp’ und Ludwige, die auf den Thron<br />
Des schönen Frankreichs jetzt sich üppig betten.<br />
Als ich lebt’ in Paris, ein Metzgersohn,<br />
Erstarb der Königsstamm in allen Zweigen,<br />
Und nur noch einer lebt’ in Schmach und Hohn;<br />
Da macht’ ich mir des Reiches Zaum zu eigen,<br />
Und so vermehrt’ ich meine Macht alsdann,<br />
So sah ich sie durch <strong>La</strong>nd und Freunde steigen,<br />
Daß den verwaisten Thron mein Sohn gewann,<br />
Von welchem nach dem Walten ew’ger Mächte<br />
<strong>Die</strong> Reihe der Gesalbten dort begann.<br />
Bis der Provence Mitgift dem Geschlechte<br />
Der Meinen nicht die heil’ge Scham entriß,<br />
Galt’s wenig zwar, allein vermied das Schlechte.<br />
Seitdem verübt’ es Tat der Finsternis,<br />
Log, raubt’ und stahl, worauf’s, aus Reu’ und Buße,<br />
<strong>Die</strong> Normandie und Ponthieu an sich riß.<br />
Karl kam nach Welschland, und, aus Reu’ und Buße,<br />
Köpft’ er den Konradin und sandte drauf<br />
Den Thomas heim zu Gott, aus Reu’ und Buße.<br />
28 Queste parole m’eran sì piaciute,<br />
ch’io mi trassi oltre per aver contezza<br />
di quello spirto onde parean venute.<br />
31 Esso parlava ancor de la larghezza<br />
che fece Niccolò a le pulcelle,<br />
per condurre ad onor lor giovinezza.<br />
34<br />
” O anima che tanto ben favelle,<br />
dimmi chi fosti,“ dissi, e perché sola<br />
”<br />
tu queste degne lode rinovelle.<br />
37 Non fia sanza mercé la tua parola,<br />
s’io ritorno a compiér lo cammin corto<br />
di quella vita ch’al termine vola.“<br />
40 Ed elli: ” Io ti dirò, non per conforto<br />
ch’io attenda di là, ma perché tanta<br />
grazia in te luce prima che sie morto.<br />
43 Io fui radice de la mala pianta<br />
che la terra cristiana tutta aduggia,<br />
sì che buon frutto rado se ne schianta.<br />
46 Ma se Doagio, Lilla, Guanto e Bruggia<br />
potesser, tosto ne saria vendetta;<br />
e io la cheggio a lui che tutto giuggia.<br />
49 Chiamato fui di là Ugo Ciappetta;<br />
di me son nati i Filippi e i Luigi<br />
per cui novellamente è Francia retta.<br />
52 Figliuol fu’ io d’un beccaio di Parigi:<br />
quando li regi antichi venner meno<br />
tutti, fuor ch’un renduto in panni bigi,<br />
55 trova’mi stretto ne le mani il freno<br />
del governo del regno, e tanta possa<br />
di nuovo acquisto, e sì d’amici pieno,<br />
58 ch’a la corona vedova promossa<br />
la testa di mio figlio fu, dal quale<br />
cominciar di costor le sacrate ossa.<br />
61 Mentre che la gran dota provenzale<br />
al sangue mio non tolse la vergogna,<br />
poco valea, ma pur non facea male.<br />
64 Lì cominciò con forza e con menzogna<br />
la sua rapina; e poscia, per ammenda,<br />
Pontì e Normandia prese e Guascogna.<br />
67 <strong>Carl</strong>o venne in Italia e, per ammenda,<br />
vittima fé di Curradino; e poi<br />
ripinse al ciel Tommaso, per ammenda.
Seite 182 Purgatorio: Canto XX<br />
Bald bricht ein andrer Karl im vollen <strong>La</strong>uf,<br />
Denn besser sollt ihr seine Sitt’ erkennen<br />
Und seines Stammes Art, aus Frankreich auf.<br />
Zur Rüstung wird er nicht sich Zeit vergönnen,<br />
Und nur mit Judas <strong>La</strong>nze, so, daß dir,<br />
Florenz, der Wanst platzt, in die Schranken rennen.<br />
Nicht <strong>La</strong>nd, nur Sünd’ und Schmach gewinnt er hier.<br />
Und trägt er sie gar leicht und unbefangen,<br />
So wird er einst noch mehr gedrückt von ihr.<br />
Ein andrer Karl, im Seegefecht gefangen,<br />
Verschachert, wie die Sklavin der Korsar,<br />
<strong>Die</strong> Tochter, um das Kaufgeld zu empfangen.<br />
Ach, was vermagst nicht du, o Geiz! Sogar<br />
Sein eignes Fleisch beut, schmählich überwunden<br />
Von deiner Macht, mein Blut zum Kaufe dar.<br />
Doch ist der Frevel schon in nichts verschwunden;<br />
Ich seh’ Alagna, wo die Lilie weht!<br />
Seh’ im Statthalter Christum selbst gebunden.<br />
Seh’ ihn drauf verspottet und geschmäht!<br />
Seh’ ihn aufs neue Gall’ und Essig schmecken!<br />
Seh’ ihn, der unter Räubern dann vergeht!<br />
Den grimmigen Pilatus seh’ ich schrecken<br />
Und, noch nicht satt, ihn, ohne Kirchenschluß,<br />
<strong>Die</strong> gier’ge Hand nach Kirchengütern strecken.<br />
Gott, was säumt dein Rächerarm? Was muß<br />
So lang’ an mir gerechter Unmut nagen?<br />
<strong>Die</strong> Frevler strafend, stille den Verdruß! –<br />
Du hörtest mich vorhin von jener sagen,<br />
<strong>Die</strong> einzig ist des Heil’gen Geistes Braut,<br />
Und dies beweg dich, nach dem Grund zu fragen.<br />
Von ihr erklingt das Flehen leis und laut<br />
Beim Tageslicht, doch von den Gegensätzen<br />
Tönt unsre Klage, wenn die Nacht ergraut.<br />
Dann denken wir Pygmalions mit Entsetzen,<br />
Der ein Verwandtenmörder ward, ein <strong>Die</strong>b<br />
Und ein Verräter aus Begier nach Schätzen;<br />
Des Midas, der so lang im Elend blieb,<br />
Das jedem, der ihn sah, weil’s ihn nicht freute,<br />
Als er die Gier gestillt, zum <strong>La</strong>chen trieb;<br />
Des tollen Achan auch, des <strong>Die</strong>bs der Beute,<br />
Der, wie es scheint, noch hier nicht tragen kann<br />
Des Josua Zorn, der ihm im Leben dräute.<br />
70 Tempo vegg’ io, non molto dopo ancoi,<br />
che tragge un altro <strong>Carl</strong>o fuor di Francia,<br />
per far conoscer meglio e sé e ’ suoi.<br />
73 Sanz’ arme n’esce e solo con la lancia<br />
con la qual giostrò Giuda, e quella ponta<br />
sì, ch’a Fiorenza fa scoppiar la pancia.<br />
76 Quindi non terra, ma peccato e onta<br />
guadagnerà, per sé tanto più grave,<br />
quanto più lieve simil danno conta.<br />
79 L’altro, che già uscì preso di nave,<br />
veggio vender sua figlia e patteggiarne<br />
come fanno i corsar de l’altre schiave.<br />
82 O avarizia, che puoi tu più farne,<br />
poscia c’ha’ il mio sangue a te sì tratto,<br />
che non si cura de la propria carne?<br />
85 Perché men paia il mal futuro e ’l fatto,<br />
veggio in Alagna intrar lo fiordaliso,<br />
e nel vicario suo Cristo esser catto.<br />
88 Veggiolo un’altra volta esser deriso;<br />
veggio rinovellar l’aceto e ’l fiele,<br />
e tra vivi ladroni esser anciso.<br />
91 Veggio il novo Pilato sì crudele,<br />
che ciò nol sazia, ma sanza decreto<br />
portar nel Tempio le cupide vele.<br />
94 O Segnor mio, quando sarò io lieto<br />
a veder la vendetta che, nascosa,<br />
fa dolce l’ira tua nel tuo secreto?<br />
97 Ciò ch’io dicea di quell’ unica sposa<br />
de lo Spirito Santo e che ti fece<br />
verso me volger per alcuna chiosa,<br />
100 tanto è risposto a tutte nostre prece<br />
quanto ’l dì dura; ma com’ el s’annotta,<br />
contrario suon prendemo in quella vece.<br />
103 Noi repetiam Pigmalïon allotta,<br />
cui traditore e ladro e paricida<br />
fece la voglia sua de l’oro ghiotta;<br />
106 e la miseria de l’avaro Mida,<br />
che seguì a la sua dimanda gorda,<br />
per la qual sempre convien che si rida.<br />
109 Del folle Acàn ciascun poi si ricorda,<br />
come furò le spoglie, sì che l’ira<br />
di Iosüè qui par ch’ancor lo morda.
Fegefeuer: Zwanzigster Gesang Pagina 183<br />
Sapphiren tadeln wir und ihren Mann<br />
Und loben den, der hinwarf Heliodoren;<br />
Den ganzen Berg umkreist mit Schande dann<br />
Polynestor, der totschlug Polydoren.<br />
Zuletzt erklingt es: Crassus, sprich, wie schmeckt<br />
Das Gold, das du zur Lieblingsspeis’ erkoren?<br />
Der redet laut, der leis und unentdeckt,<br />
Je wie der Drang des Leids, das wir erproben,<br />
Uns minder oder mehr erregt und weckt.<br />
Ich sprach vom Heil, das wir am Tage loben,<br />
Hier nicht allein, nur daß zu lautem Klang,<br />
<strong>Die</strong> mir hier nah sind, nicht die Stimm’ erhoben.“<br />
Wir richteten nun vorwärts unsern Gang,<br />
Nachdem wir diesen Schatten kaum verlassen,<br />
So schleunig, als es nur der Kraft gelang.<br />
Da aber zitterten des Berges Massen,<br />
Als stürz’ er hin, und Furcht erfaßte mich,<br />
Wie sie den, der zum Tod geht, pflegt zu fassen.<br />
Nicht schüttelte so heftig Delos sich,<br />
Eh, beide Himmelsaugen zu gebären,<br />
Dorthin zum sichern Nest <strong>La</strong>ton’ entwich.<br />
Rings braust’ ein Ruf, um meine Furcht zu mehren,<br />
Doch näher trat zu mir mein Meister da:<br />
” Ich führe dichl – was magst du Sorgen nähren?“<br />
Und könnt’ ich aus den Stimmen, die mir nah o<br />
Erklangen, recht das ganze Lied verstehen,<br />
Klang’s: Deo in excelsis gloria!<br />
Wir blieben staunend, gleich den Hirten, stehen,<br />
<strong>Die</strong> diesen Sang zum erstenmal gehört,<br />
Und ließen Erdenstoß und Lied vergehen.<br />
Doch dann, zum heil’gen Weg zurückgekehrt,<br />
Sahn wir die Schatten, die am Boden lagen,<br />
Schon wieder vom gewohnten Leid beschwert.<br />
Noch nie bekämpften sich mit solchen Plagen<br />
In mir Unwissenheit und Wißbegier,<br />
Mag ich auch forschend die Erinnrung fragen:<br />
Wonach ich grübelnd je gespäht? – wie hier.<br />
Nicht fragen dürft’ ich, denn er ging von hinnen,<br />
Und nichts erklären könnt’ ich selber mir;<br />
112 Indi accusiam col marito Saffira;<br />
lodiam i calci ch’ebbe Elïodoro;<br />
e in infamia tutto ’l monte gira<br />
115 Polinestòr ch’ancise Polidoro;<br />
ultimamente ci si grida: “Crasso,<br />
dilci, che ’l sai: di che sapore è l’oro? ”<br />
118 Talor parla l’uno alto e l’altro basso,<br />
secondo l’affezion ch’ad ir ci sprona<br />
ora a maggiore e ora a minor passo:<br />
121 però al ben che ’l dì ci si ragiona,<br />
dianzi non era io sol; ma qui da presso<br />
non alzava la voce altra persona.“<br />
124 Noi eravam partiti già da esso,<br />
e brigavam di soverchiar la strada<br />
tanto quanto al poder n’era permesso,<br />
127 quand’ io senti’, come cosa che cada,<br />
tremar lo monte; onde mi prese un gelo<br />
qual prender suol colui ch’a morte vada.<br />
130 Certo non si scoteo sì forte Delo,<br />
pria che <strong>La</strong>tona in lei facesse ’l nido<br />
a parturir li due occhi del cielo.<br />
133 Poi cominciò da tutte parti un grido<br />
tal, che ’l maestro inverso me si feo,<br />
dicendo: ” Non dubbiar, mentr’ io ti guido.“<br />
136 ’Glorïa in excelsis’ tutti ’Deo’<br />
dicean, per quel ch’io da’ vicin compresi,<br />
onde intender lo grido si poteo.<br />
139 No’ istavamo immobili e sospesi<br />
come i pastor che prima udir quel canto,<br />
fin che ’l tremar cessò ed el compiési.<br />
142 Poi ripigliammo nostro cammin santo,<br />
guardando l’ombre che giacean per terra,<br />
tornate già in su l’usato pianto.<br />
145 Nulla ignoranza mai con tanta guerra<br />
mi fé desideroso di sapere,<br />
se la memoria mia in ciò non erra,<br />
148 quanta pareami allor, pensando, avere;<br />
né per la fretta dimandare er’ oso,<br />
né per me lì potea cosa vedere:<br />
So ging ich schüchtern fort in tiefem Sinnen. 151 così m’andava timido e pensoso.
Seite 184 Purgatorio: Canto XXI<br />
Einundzwanzigster Gesang Canto XXI<br />
Der Durst, den die Natur gegeben hat,<br />
Den nur das Wasser stillt, um dessen Gnade<br />
<strong>Die</strong> Samariterin den Heiland bat,<br />
Verzehrte mich, und auf verengtem Pfade<br />
Trieb Eile mich, dem Führer nachzuzieh’n,<br />
Voll Gram, daß Schuld uns so mit Leid belade.<br />
Und sieh, wie Kunde Lukas uns verlieh’n,<br />
Daß Christus zween, die unterweges waren,<br />
Erstanden aus dem Grabgewölb’, erschien;<br />
So uns ein Schatten – hinter uns, die Scharen,<br />
Dort ausgestreckt, betrachtend, ging er fort<br />
Und ließ sich sprechend erst von uns gewahren.<br />
” Gott geb’ euch Frieden, Brüder!“ war sein Wort,<br />
Das plötzlich hin zu ihm uns beide kehrte;<br />
Und ziemend dankt’ ihm mein getreuer Hort<br />
Und sprach: ” Zu denen, so der Herr verklärte,<br />
Versetz’ er dich, zu jenem sel’gen Chor,<br />
Des Frieden er auf ewig mir verwehrte.“<br />
Und jener sprach: Wenn Gott euch nicht erkor,“<br />
”<br />
(Doch säumte nicht, indessen fortzugehen,)<br />
” Wer leitet’ euch die heil’ge Stieg’ empor?“<br />
Virgil darauf: ” Sieh hier die Zeichen stehen,<br />
<strong>Die</strong> diesem eingeprägt vom Engel sind,<br />
Und daß er auserwählt ist, wirst du sehen.<br />
Allein weil sie, die unablässig spinnt, –<br />
Ihm noch nicht ganz den Rocken abgesponnen,<br />
Den Klotho anlegt, wenn ein Sein beginnt,<br />
Hätt’ er, allein, die Höhe nie gewonnen,<br />
Weil seine Seele, Schwester dir und mir,<br />
Noch nicht nach unsrer Art zu sehn begonnen.<br />
Drum bin ich aus dem Höllenschlunde hier,<br />
Und meine Schule wies und weist ihm alles,<br />
Was sie gewähren kann der Wißbegier.<br />
Doch sprich, was schwankte so gewalt’gen Pralles<br />
Vorhin der Berg? Was tönte bis zum Strand<br />
Der allgemeine Ruf so lauten Schalles?“<br />
Mein teurer Meister, also fragend, fand<br />
So meiner Sehnsucht Ohr, daß mein Begehren,<br />
Mein Durst durch Hoffnung Lindrung schon empfand.<br />
Und jener sprach: ” Den Berg, den heil’gen, hehren,<br />
Nichts trifft ihn sonder Ordnung, was es sei,<br />
Und ew’ge Regel herrscht in diesen Sphären.<br />
1 <strong>La</strong> sete natural che mai non sazia<br />
se non con l’acqua onde la femminetta<br />
samaritana domandò la grazia,<br />
4 mi travagliava, e pungeami la fretta<br />
per la ’mpacciata via dietro al mio duca,<br />
e condoleami a la giusta vendetta.<br />
7 Ed ecco, sì come ne scrive Luca<br />
che Cristo apparve a’ due ch’erano in via,<br />
già surto fuor de la sepulcral buca,<br />
10 ci apparve un’ombra, e dietro a noi venìa,<br />
dal piè guardando la turba che giace;<br />
né ci addemmo di lei, sì parlò pria,<br />
13 dicendo: ” O frati miei, Dio vi dea pace.“<br />
Noi ci volgemmo sùbiti, e Virgilio<br />
rendéli ’l cenno ch’a ciò si conface.<br />
16 Poi cominciò: ” Nel beato concilio<br />
ti ponga in pace la verace corte<br />
che me rilega ne l’etterno essilio.“<br />
19<br />
” Come!“ diss’ elli, e parte andavam forte:<br />
” se voi siete ombre che Dio sù non degni,<br />
chi v’ha per la sua scala tanto scorte?“<br />
22 E ’l dottor mio: ” Se tu riguardi a’ segni<br />
che questi porta e che l’angel profila,<br />
ben vedrai che coi buon convien ch’e’ regni.<br />
25 Ma perché lei che dì e notte fila<br />
non li avea tratta ancora la conocchia<br />
che Cloto impone a ciascuno e compila,<br />
28 l’anima sua, ch’è tua e mia serocchia,<br />
venendo sù, non potea venir sola,<br />
però ch’al nostro modo non adocchia.<br />
31 Ond’ io fui tratto fuor de l’ampia gola<br />
d’inferno per mostrarli, e mosterrolli<br />
oltre, quanto ’l potrà menar mia scola.<br />
34 Ma dimmi, se tu sai, perché tai crolli<br />
diè dianzi ’l monte, e perché tutto ad una<br />
parve gridare infino a’ suoi piè molli.“<br />
37 Sì mi diè, dimandando, per la cruna<br />
del mio disio, che pur con la speranza<br />
si fece la mia sete men digiuna.<br />
40 Quei cominciò: ” Cosa non è che sanza<br />
ordine senta la religïone<br />
de la montagna, o che sia fuor d’usanza.
Fegefeuer: Einundzwanzigster Gesang Pagina 185<br />
Stets ist er hier von jeder Störung frei;<br />
Wenn einen Geist von ihm Gott aufgenommen,<br />
Verkünden’s Erdenstoß und Jubelschrei.<br />
Wer jene kleine Stieg’ emporgeklommen<br />
Von dreien Stufen, sieht nicht Reif noch Tau,<br />
Nicht Hagel mehr, noch Schnee, noch Regen kommen.<br />
Kein Wölkchen trübt hier je des Himmels Blau,<br />
Nie blinkt des Blitzes Schnell verschwundne Helle’<br />
Nie baut sich Iris’ Brück’ auf dunkelm Grau.<br />
Kein trockner Dunst steigt über jene Stelle,<br />
Von der ich sprach, auf der die Füße stehn<br />
Des Pförtners von der diamantnen Schwelle.<br />
Von Stürmen, die im Erdenschoß entstehn,<br />
Mag’s sein, daß unten oft der Berg erdröhne,<br />
Hier – wie, begreif ich nicht – ist’s nie gescheh’n.<br />
Hier bebt er, wenn in neuer Rein’ und Schöne<br />
<strong>Die</strong> Seele fühlt, sie woll’ erhoben sein.<br />
Ihr Steigen fördern dann die Jubeltöne.<br />
Der Reinheit Prob’ ist dieser Will’ allein;<br />
Frei, treibt er sie, zum Zuge sich zu rüsten,<br />
Und er verleiht ihr sicheres Gedeih’n.<br />
Erst will sie zwar, doch fühlt’ auch, mit Gelüsten<br />
Nach längrer Qual, daß nach Gerechtigkeit,<br />
<strong>Die</strong>, so einst sündigten, erst leiden müßten.<br />
Ich lag fünfhundert Jahr’ in diesem Leid<br />
Und länger noch und fühlte mir soeben .<br />
Zum Aufwärtszieh’n den Willen erst befreit.<br />
Drum fühltest du den ganzen Berg erbeben,<br />
Drum pries den Herrn die ganze fromme Schar,<br />
In Hoffnung, bald sich selber zu erheben.“<br />
Sprach’s, und je heißer die Begierde war,<br />
Je mehr fühlt’ ich vom Tranke mich erquicken<br />
Und fühlte mich gestärkt und frei und klar.<br />
Virgil drauf: ” Welche Netz’ euch hier umstricken,<br />
Wie ihr entschlüpft, was durch den Berg gezückt,<br />
Was Jubeltön’ empor die Seelen schicken,<br />
Das hat dein Wort mir deutlich ausgedrückt.<br />
Jetzt sage mir: Wer bist du einst gewesen?<br />
Und was hat hier so lang dich schwer gedrückt?“<br />
Drauf jener: ” Damals, als das höchste Wesen,<br />
Das Blut zu rächen, das für schnödes Geld<br />
Judas verkauft, den Titus auserlesen,<br />
43 Libero è qui da ogne alterazione:<br />
di quel che ’l ciel da sé in sé riceve<br />
esser ci puote, e non d’altro, cagione.<br />
46 Per che non pioggia, non grando, non neve,<br />
non rugiada, non brina più sù cade<br />
che la scaletta di tre gradi breve;<br />
49 nuvole spesse non paion né rade,<br />
né coruscar, né figlia di Taumante,<br />
che di là cangia sovente contrade;<br />
52 secco vapor non surge più avante<br />
ch’al sommo d’i tre gradi ch’io parlai,<br />
dov’ ha ’l vicario di Pietro le piante.<br />
55 Trema forse più giù poco o assai;<br />
ma per vento che ’n terra si nasconda,<br />
non so come, qua sù non tremò mai.<br />
58 Tremaci quando alcuna anima monda<br />
sentesi, sì che surga o che si mova<br />
per salir sù; e tal grido seconda.<br />
61 De la mondizia sol voler fa prova,<br />
che, tutto libero a mutar convento,<br />
l’alma sorprende, e di voler le giova.<br />
64 Prima vuol ben, ma non lascia il talento<br />
che divina giustizia, contra voglia,<br />
come fu al peccar, pone al tormento.<br />
67 E io, che son giaciuto a questa doglia<br />
cinquecent’ anni e più, pur mo sentii<br />
libera volontà di miglior soglia:<br />
70 però sentisti il tremoto e li pii<br />
spiriti per lo monte render lode<br />
a quel Segnor, che tosto sù li ’nvii.“<br />
73 Così ne disse; e però ch’el si gode<br />
tanto del ber quant’ è grande la sete,<br />
non saprei dir quant’ el mi fece prode.<br />
76 E ’l savio duca: ” Omai veggio la rete<br />
che qui vi ’mpiglia e come si scalappia,<br />
perché ci trema e di che congaudete.<br />
79 Ora chi fosti, piacciati ch’io sappia,<br />
e perché tanti secoli giaciuto<br />
qui se’, ne le parole tue mi cappia.“<br />
82<br />
” Nel tempo che ’l buon Tito, con l’aiuto<br />
del sommo rege, vendicò le fóra<br />
ond’ uscì ’l sangue per Giuda venduto,
Seite 186 Purgatorio: Canto XXI<br />
Da lebt’ ich mit dem Namen, der bei Welt<br />
Und Nachwelt gilt, geschmückt mit höchstem Preise,<br />
Doch war noch nicht vom Glaubenslicht erhellt.<br />
So süß war des klangreichen Geistes Weise,<br />
Daß Rom mich Tolosanen rief und hoch<br />
Mich ehrte mit verdientem Myrtenreise.<br />
Mich, Statius, nennt man jenseits heute noch.<br />
Von Theben hob’ ich, vom Achill gesungen,<br />
Bis unterwegs ich sank dem zweiten Joch.<br />
Auch meine Glut ist an der Flamm’ entsprungen,<br />
Der göttlichen, die Funken ausgesprüht<br />
Und Tausende mit ihrem Licht durchdrungen.<br />
Sie, die Äneis, ist’s, die mich durchglüht,<br />
Sie nur war Mutter, Amme mir im Dichten,<br />
Und ohne sie war ich umsonst bemüht.<br />
O hätt’ ich mit Virgil gelebt! Mit nichten<br />
Schien mir’s zu schwer, ein Jahr lang, noch im Bann,<br />
Dafür auf die Befreiung zu verzichten.“<br />
Bei diesen Worten sah Virgil mich an<br />
Mit einem Blick, der schweigend sagte: Schweige!<br />
Doch weil die Kraft, die will, nicht alles kann,<br />
Nicht hindern kann, daß sich die Seele zeige,<br />
Und, wie durch sie die jähe Regung blitzt,<br />
Trän’ oder Lächeln uns ins Antlitz steige,<br />
So blinkt’ ich lächelnd mit den Augen itzt,<br />
Drum sah mir jener, dem dies nicht entgangen,<br />
Ins Auge, wo das Bild der Seele sitzt.<br />
” So wie du mögst zum großen Ziel gelangen,“<br />
Begann er drauf, mir zugewandt, So sprich:<br />
”<br />
Was schwebt’ ein Lächeln jetzt um deine Wangen?“<br />
Nun zeigen hier und dorten Schlingen sich.<br />
Der heißt mich schweigen, jener, offenbaren.<br />
Ich seufze nur, doch man ergründet mich.<br />
” Du magst dir jetzt das längre Schweigen sparen,“<br />
Begann Virgil, sprich nur, denn er beweist<br />
”<br />
Zu große Sehnsucht, alles zu erfahren.“<br />
” Vielleicht wohl wundert’s dich, du alter Geist,“<br />
Also begann ich jetzo, daß ich lachte,<br />
”<br />
Doch will ich, daß du mehr verwundert seist.<br />
Er, der mich aufwärts führt, wohin ich trachte,<br />
Es ist Virgil, der Quell, der deinen Sang<br />
Von Helden und von Göttern strömen machte.<br />
85 col nome che più dura e più onora<br />
era io di là,“ rispuose quello spirto,<br />
” famoso assai, ma non con fede ancora.<br />
88 Tanto fu dolce mio vocale spirto,<br />
che, tolosano, a sé mi trasse Roma,<br />
dove mertai le tempie ornar di mirto.<br />
91 Stazio la gente ancor di là mi noma:<br />
cantai di Tebe, e poi del grande Achille;<br />
ma caddi in via con la seconda soma.<br />
94 Al mio ardor fuor seme le faville,<br />
che mi scaldar, de la divina fiamma<br />
onde sono allumati più di mille;<br />
97 de l’Eneïda dico, la qual mamma<br />
fummi, e fummi nutrice, poetando:<br />
sanz’ essa non fermai peso di dramma.<br />
100 E per esser vivuto di là quando<br />
visse Virgilio, assentirei un sole<br />
più che non deggio al mio uscir di bando.“<br />
103 Volser Virgilio a me queste parole<br />
con viso che, tacendo, disse ’Taci’;<br />
ma non può tutto la virtù che vuole;<br />
106 ché riso e pianto son tanto seguaci<br />
a la passion di che ciascun si spicca,<br />
che men seguon voler ne’ più veraci.<br />
109 Io pur sorrisi come l’uom ch’ammicca;<br />
per che l’ombra si tacque, e riguardommi<br />
ne li occhi ove ’l sembiante più si ficca;<br />
112 e ” Se tanto labore in bene assommi,“<br />
disse, ” perché la tua faccia testeso<br />
un lampeggiar di riso dimostrommi?“<br />
115 Or son io d’una parte e d’altra preso:<br />
l’una mi fa tacer, l’altra scongiura<br />
ch’io dica; ond’ io sospiro, e sono inteso<br />
118 dal mio maestro, e ” Non aver paura,“<br />
mi dice, ” di parlar; ma parla e digli<br />
quel ch’e’ dimanda con cotanta cura.“<br />
121 Ond’ io: ” Forse che tu ti maravigli,<br />
antico spirto, del rider ch’io fei;<br />
ma più d’ammirazion vo’ che ti pigli.<br />
124 Questi che guida in alto li occhi miei,<br />
è quel Virgilio dal qual tu togliesti<br />
forte a cantar de li uomini e d’i dèi.
Fegefeuer: Zweiundzwanzigster Gesang Pagina 187<br />
Glaubst du, das andrer Grund des <strong>La</strong>chens Drang<br />
In mir erregt, magst du den Glauben lassen;<br />
Es war dein Wort, das mich zum <strong>La</strong>chen zwang.“<br />
Da neigt’ er sich, die Knie ihm zu umfassen,<br />
Zu meinem Hort, der sprach: ” <strong>La</strong>ß, Bruder, laß!<br />
Wir sind ja Schatten beid’ und nicht zu fassen.“<br />
Und er stand auf und sprach: ” Du wirst das Maß<br />
Der Liebe, die mich an dich zieht begreifen,<br />
Da ich der Körper Mangel ganz vergaß<br />
127 Se cagion altra al mio rider credesti,<br />
lasciala per non vera, ed esser credi<br />
quelle parole che di lui dicesti.“<br />
130 Già s’inchinava ad abbracciar li piedi<br />
al mio dottor, ma el li disse: ” Frate,<br />
non far, ché tu se’ ombra e ombra vedi.“<br />
133 Ed ei surgendo: ” Or puoi la quantitate<br />
comprender de l’amor ch’a te mi scalda,<br />
quand’ io dismento nostra vanitate,<br />
Und Schatten sucht’ als Festes zu ergreifen.“ 136 trattando l’ombre come cosa salda.“<br />
Zweiundzwanzigster Gesang Canto XXII<br />
Schon hinter uns geblieben war der Engel,<br />
Der unsern Schritt zum sechsten Kreis gekehrt<br />
Und mir getilgt ein Zeichen meiner Mängel.<br />
Sie, deren Wunsch Gerechtigkeit begehrt,<br />
Sie riefen: ” Heil dem Dürstenden!“ und schwiegen,<br />
Und ohne weitres war ihr Sinn erklärt.<br />
Ich, leichter als auf andern Felsenstiegen,<br />
Ging aufwärts, den behenden Geistern nach,<br />
Und sonder Mühe ward der Kreis erstiegen.<br />
” An Lieb’, entzündet von der Tugend,“ sprach<br />
Mein Meister nun, ist andre stets entglommen,<br />
”<br />
Wenn sichtbar nur hervor die Flamme brach.<br />
Darum, seit Juvenal hinabgekommen<br />
Zum Höllenvorhof, und mit uns vereint,<br />
Von dem ich, wie du mich geliebt, vernommen,<br />
War ich in Liebe dir so wohlgemeint,<br />
Wie wir sie selten Niegesehnen weihen,<br />
So, daß nun kurz mir diese Stiege scheint.<br />
Doch sprich und wolle mir als Freund verzeihen,<br />
Löst mir zu große Sicherheit den Zaum,<br />
Und wolle Kunde mir als Freund verleihen:<br />
Wie fand der Geiz doch – ich begreif es kaum –<br />
Bei solcher Weisheit, wie dein eifrig Streben<br />
Errungen hat, in deinem Busen Raum?“<br />
Hier sah ich Lächeln jenes Mund umschweben,<br />
Dann sprach er: ” Jedes Wort aus deinem Mund,<br />
Zeugt’s nur von Liebe, muß mir Freude geben.<br />
Oft werden uns von außen Dinge kund,<br />
<strong>Die</strong> falsche Zweifel in der Seel’ erregen,<br />
Weil tief verborgen ist ihr wahrer Grund.<br />
1 Già era l’angel dietro a noi rimaso,<br />
l’angel che n’avea vòlti al sesto giro,<br />
avendomi dal viso un colpo raso;<br />
4 e quei c’hanno a giustizia lor disiro<br />
detto n’avea beati, e le sue voci<br />
con ’sitiunt’, sanz’ altro, ciò forniro.<br />
7 E io più lieve che per l’altre foci<br />
m’andava, sì che sanz’ alcun labore<br />
seguiva in sù li spiriti veloci;<br />
10 quando Virgilio incominciò: ” Amore,<br />
acceso di virtù, sempre altro accese,<br />
pur che la fiamma sua paresse fore;<br />
13 onde da l’ora che tra noi discese<br />
nel limbo de lo ’nferno Giovenale,<br />
che la tua affezion mi fé palese,<br />
16 mia benvoglienza inverso te fu quale<br />
più strinse mai di non vista persona,<br />
sì ch’or mi parran corte queste scale.<br />
19 Ma dimmi, e come amico mi perdona<br />
se troppa sicurtà m’allarga il freno,<br />
e come amico omai meco ragiona:<br />
22 come poté trovar dentro al tuo seno<br />
loco avarizia, tra cotanto senno<br />
di quanto per tua cura fosti pieno?“<br />
25 Queste parole Stazio mover fenno<br />
un poco a riso pria; poscia rispuose:<br />
” Ogne tuo dir d’amor m’è caro cenno.<br />
28 Veramente più volte appaion cose<br />
che danno a dubitar falsa matera<br />
per le vere ragion che son nascose.
Seite 188 Purgatorio: Canto XXII<br />
Du scheinst – die Frage zeigt’s – den Wahn zu hegen,<br />
Daß mich der Geiz auf Erden einst geplagt,<br />
Vielleicht weil ich in diesem Kreis gelegen.<br />
Jetzt wisse, daß ich ihm zu sehr entsagt,<br />
Und dieses Unmaß hab’ ich hier in Schlingen<br />
So viele tausend Monden lang beklagt.<br />
Dort unten müßt’ ich, Steine wälzend, ringen,<br />
Hätt’ ich dein zürnend Warnen nicht gehört:<br />
Zu was kannst du die Menschenbrust nicht zwingen.<br />
Verfluchter Durst nach Gold, der uns betört! –<br />
<strong>Die</strong> ernste Mahnung hört’ ich dich verkünden<br />
Und ward aus eitlen Träumen aufgestört.<br />
Daß nur zu offen meine Hände stünden,<br />
<strong>Die</strong>s ward mir nun in meinem Geiste klar,<br />
Mit Reu’ ob dieser und der andern Sünden.<br />
Wieviel’ erstehn einst mit verschnittnem Haar,<br />
Weil bis zum Tod sie nicht erkannt, daß Sühne<br />
Durch Reu’ auch diesem Fehler nötig war.<br />
Wisse, die Schuld, die auf des Lebens Bühne<br />
Sich einer andern g’rad’ entgegensetzt,<br />
Verliert zugleich mit ihr hier ihre Grüne.<br />
Drum sahst du mich bei jenen Scharen jetzt<br />
Der Reuigen, die einst der Geiz bezwungen;<br />
Drum hat das Gegenteil mich herversetzt.“<br />
” Zur Zeit, da du der Waffen Graus gesungen.<br />
<strong>Die</strong> Jokasten Gram zu Gram gefügt,“<br />
Sprach jener, dem das Hirtenlied gelungen,<br />
” War, wenn, was Klio aus dir singt, nicht trügt,<br />
Nicht durch den Glauben noch dein Herz gelichtet,<br />
Bei dessen Mangel keine Tugend g’nügt.<br />
Nun, welche Sonne hat die Nacht vernichtet,<br />
Welch irdisch Licht, daß du an deinem Kahn<br />
<strong>Die</strong> Segel dann, dem Fischer nach, gerichtet?“<br />
Und er: ” Du zeigtest mir zuerst die Bahn<br />
Zu dem Parnaß und seinen süßen Quellen<br />
Und warst mein erstes Licht, um Gott zu nah’n.<br />
Dem, der bei Nacht geht, warst du gleichzustellen,<br />
Dem seine Leuchte selbst kein Licht verleiht,<br />
Um hinter ihm die Straße zu erhellen,<br />
Indem du sprachst: Erneuert wird die Zeit,<br />
Ich seh’ ein neu Geschlecht vom Himmel steigen<br />
Und Ordnung herrschen und Gerechtigkeit.<br />
31 <strong>La</strong> tua dimanda tuo creder m’avvera<br />
esser ch’i’ fossi avaro in l’altra vita,<br />
forse per quella cerchia dov’ io era.<br />
34 Or sappi ch’avarizia fu partita<br />
troppo da me, e questa dismisura<br />
migliaia di lunari hanno punita.<br />
37 E se non fosse ch’io drizzai mia cura,<br />
quand’ io intesi là dove tu chiame,<br />
crucciato quasi a l’umana natura:<br />
40 ’Per che non reggi tu, o sacra fame<br />
de l’oro, l’appetito de’ mortali?’,<br />
voltando sentirei le giostre grame.<br />
43 Allor m’accorsi che troppo aprir l’ali<br />
potean le mani a spendere, e pente’mi<br />
così di quel come de li altri mali.<br />
46 Quanti risurgeran coi crini scemi<br />
per ignoranza, che di questa pecca<br />
toglie ’l penter vivendo e ne li stremi!<br />
49 E sappie che la colpa che rimbecca<br />
per dritta opposizione alcun peccato,<br />
con esso insieme qui suo verde secca;<br />
52 però, s’io son tra quella gente stato<br />
che piange l’avarizia, per purgarmi,<br />
per lo contrario suo m’è incontrato.“<br />
55<br />
58<br />
” Or quando tu cantasti le crude armi<br />
de la doppia trestizia di Giocasta,“<br />
disse ’l cantor de’ buccolici carmi,<br />
” per quello che Clïò teco lì tasta,<br />
non par che ti facesse ancor fedele<br />
la fede, sanza qual ben far non basta.<br />
61 Se così è, qual sole o quai candele<br />
ti stenebraron sì, che tu drizzasti<br />
poscia di retro al pescator le vele?“<br />
64 Ed elli a lui: ” Tu prima m’invïasti<br />
verso Parnaso a ber ne le sue grotte,<br />
e prima appresso Dio m’alluminasti.<br />
67 Facesti come quei che va di notte,<br />
che porta il lume dietro e sé non giova,<br />
ma dopo sé fa le persone dotte,<br />
70 quando dicesti: ’Secol si rinova;<br />
torna giustizia e primo tempo umano,<br />
e progenïe scende da ciel nova’.
Fegefeuer: Zweiundzwanzigster Gesang Pagina 189<br />
Durch dich ward mir der Ruhm des Dichters eigen,<br />
Durch dich ward ich den Christen beigesellt;<br />
Wie? Soll sich dir in klarem Bilde zeigen.<br />
Vom wahren Glauben schwanger war die Welt<br />
Schon überall; es streuten diesen Samen<br />
<strong>Die</strong> Boten ew’gen Reichs ins weite Feld.<br />
Mit deinem oft berührten Worte kamen<br />
<strong>Die</strong> neuen Pred’ger sämtlich überein,<br />
Drum folgt’ ich denen, die ihr Wort vernahmen.<br />
Sie schienen mir so heilig und so rein –<br />
Und als sie Domitian verfolgte, machten<br />
Mich weinen ihre Klag’ und ihre Pein.<br />
Und ihnen beizustehn war all mein Trachten,<br />
Da mir so redlich ihre Sitt’ erschien;<br />
All andre Sekten mußt’ ich drum verachten.<br />
Eh’ dichtend, ich an Thebens Flüsse zieh’n<br />
<strong>Die</strong> Griechen ließ, hatt’ ich die Tauf empfangen,<br />
Obwohl ich äußerlich als Heid’ erschien,<br />
Und ein versteckter Christ verblieb aus Bangen;<br />
Und ob der <strong>La</strong>uheit hab’ ich mehr als vier<br />
Jahrhunderte den vierten Kreis umgangen.<br />
Sprich jetzo du, der du den Schleier mit<br />
Gehoben hast vom Heile, das ich preise,<br />
Denn Zeit genug beim Steigen haben wir:<br />
Wo Freund Terenz, wo Varro ist, der Weise,<br />
Cäcilius, Plautus? – sprich, ich bitte sehr,<br />
Ob sie verdammt sind und in welchem Kreise?“<br />
” Sie, ich und mancher sonst,“ erwidert’ er,<br />
” Wir sind beim Griechen, jenem blinden Alten,<br />
Den Musenmilch getränkt, wie keinen mehr,<br />
Im ersten Kreis der blinden Haft enthalten;<br />
Oft sprachen wir von jenem Berge schon,<br />
Wo unsre süßen Nährerinnen walten.<br />
Dort ist Euripides, Anakreon<br />
Mit vielen Griechen, die der Lorbeer krönte,<br />
Mit dem Simonides und Agathon.<br />
Auch sie, von welchen einst dein Lied ertönte,<br />
Antigone, Ismene, so gebeugt,<br />
Wie einst, da sie um den Verlobten stöhnte.<br />
Auch jene, die das Kind, das sie gesäugt,<br />
Rückkehrend von <strong>La</strong>ngia, tot gefunden,<br />
Und Daphne, von Tiresias erzeugt.“<br />
73 Per te poeta fui, per te cristiano:<br />
ma perché veggi mei ciò ch’io disegno,<br />
a colorare stenderò la mano.<br />
76 Già era ’l mondo tutto quanto pregno<br />
de la vera credenza, seminata<br />
per li messaggi de l’etterno regno;<br />
79 e la parola tua sopra toccata<br />
si consonava a’ nuovi predicanti;<br />
ond’ io a visitarli presi usata.<br />
82 Vennermi poi parendo tanto santi,<br />
che, quando Domizian li perseguette,<br />
sanza mio lagrimar non fur lor pianti;<br />
85 e mentre che di là per me si stette,<br />
io li sovvenni, e i lor dritti costumi<br />
fer dispregiare a me tutte altre sette.<br />
88 E pria ch’io conducessi i Greci a’ fiumi<br />
di Tebe poetando, ebb’ io battesmo;<br />
ma per paura chiuso cristian fu’mi,<br />
91 lungamente mostrando paganesmo;<br />
e questa tepidezza il quarto cerchio<br />
cerchiar mi fé più che ’l quarto centesmo.<br />
94 Tu dunque, che levato hai il coperchio<br />
che m’ascondeva quanto bene io dico,<br />
mentre che del salire avem soverchio,<br />
97 dimmi dov’ è Terrenzio nostro antico,<br />
Cecilio e Plauto e Varro, se lo sai:<br />
dimmi se son dannati, e in qual vico.“<br />
100<br />
” Costoro e Persio e io e altri assai,“<br />
rispuose il duca mio, siam con quel Greco<br />
”<br />
che le Muse lattar più ch’altri mai,<br />
103 nel primo cinghio del carcere cieco;<br />
spesse fïate ragioniam del monte<br />
che sempre ha le nutrice nostre seco.<br />
106 Euripide v’è nosco e Antifonte,<br />
Simonide, Agatone e altri piùe<br />
Greci che già di lauro ornar la fronte.<br />
109 Quivi si veggion de le genti tue<br />
Antigone, Deïfile e Argia,<br />
e Ismene sì trista come fue.<br />
112 Védeisi quella che mostrò <strong>La</strong>ngia;<br />
èvvi la figlia di Tiresia, e Teti,<br />
e con le suore sue Deïdamia.“
Seite 190 Purgatorio: Canto XXII<br />
<strong>Die</strong> Dichter schwiegen beide jetzt und stunden,<br />
Vom Steigen frei und von der Felsenwand,<br />
Und sah’n umher, das Weitre zu erkunden.<br />
<strong>Die</strong> fünfte <strong>Die</strong>nerin des Tages stand<br />
Am Wagen schon, um seinen <strong>La</strong>uf zu leiten,<br />
Der Deichsel Flammenspitz’ emporgewandt.<br />
” Wir kehren, denk’ ich, unsre rechten Seiten“,<br />
Begann mein Herr, zum freien Rande hin,<br />
”<br />
Um, wie wir pflegen, um den Berg zu schreiten.“<br />
So ward Gewohnheit unsre Führerin;<br />
Auch Statius winkte Beifall dem Genossen,<br />
Drum gingen wir mit sorgenfreiem Sinn,<br />
Sie mir voraus, ich einsam, unverdrossen,<br />
Ging hinterdrein, den Reden horchend, fort,<br />
<strong>Die</strong> meinem Geist der Dichtung Tief’ erschlossen.<br />
Doch machte bald der Dichter süßes Wort<br />
Ein Baum mit würzig duft’gen Äpfeln schweigen.’<br />
Inmitten unsers Weges stand er dort;<br />
Und wie die Tann’ aufwärts, von Zweig zu Zweigen<br />
Sich enger abstuft, so von Sproß zu Sproß<br />
Er niederwärts, erschwerend das Ersteigen.<br />
Auf jener Seite, wo der Weg sich schloß,<br />
Fiel klares Naß vom hohen Felsensaume,<br />
Das auf die Blätter sprühend sich ergoß.<br />
Da nahte sich das Dichterpaar dem Baume,<br />
Aus dessen Zweigen eine Stimm’ erscholl:<br />
” <strong>Die</strong> Speise hier wird teuer eurem Gaume.“<br />
” Der Hochzeit nur, um ganz und ehrenvoll<br />
Sie auszurichten, galt Marias Sinnen,<br />
Nicht ihrem Mund, der für euch sprechen soll. ,<br />
Nur Wasser tranken einst die Römerinnen;<br />
Nicht Königskost hat Daniel gewollt,<br />
Um reichen Schatz der Weisheit zu gewinnen.<br />
<strong>Die</strong> Urzeit war so schön wie lautres Gold,<br />
Als Eichen noch dem Hunger leckre Speisen<br />
Und Nektar jeder Bach dem Durst gezollt.<br />
Heuschrecken hat und Honig einst zu speisen<br />
Der Täufer in der Wüste nicht verschmäht,<br />
Und hoch und herrlich ist er drob zu preisen,<br />
115 Tacevansi ambedue già li poeti,<br />
di novo attenti a riguardar dintorno,<br />
liberi da saliri e da pareti;<br />
118 e già le quattro ancelle eran del giorno<br />
rimase a dietro, e la quinta era al temo,<br />
drizzando pur in sù l’ardente corno,<br />
121 quando il mio duca: ” Io credo ch’a lo stremo<br />
le destre spalle volger ne convegna,<br />
girando il monte come far solemo.“<br />
124 Così l’usanza fu lì nostra insegna,<br />
e prendemmo la via con men sospetto<br />
per l’assentir di quell’ anima degna.<br />
127 Elli givan dinanzi, e io soletto<br />
di retro, e ascoltava i lor sermoni,<br />
ch’a poetar mi davano intelletto.<br />
130 Ma tosto ruppe le dolci ragioni<br />
un alber che trovammo in mezza strada,<br />
con pomi a odorar soavi e buoni;<br />
133 e come abete in alto si digrada<br />
di ramo in ramo, così quello in giuso,<br />
cred’ io, perché persona sù non vada.<br />
136 Dal lato onde ’l cammin nostro era chiuso,<br />
cadea de l’alta roccia un liquor chiaro<br />
e si spandeva per le foglie suso.<br />
139 Li due poeti a l’alber s’appressaro;<br />
e una voce per entro le fronde<br />
gridò: ” Di questo cibo avrete caro.“<br />
142 Poi disse: ” Più pensava Maria onde<br />
fosser le nozze orrevoli e intere,<br />
ch’a la sua bocca, ch’or per voi risponde.<br />
145 E le Romane antiche, per lor bere,<br />
contente furon d’acqua; e Danïello<br />
dispregiò cibo e acquistò savere.<br />
148 Lo secol primo, quant’ oro fu bello,<br />
fé savorose con fame le ghiande,<br />
e nettare con sete ogne ruscello.<br />
151 Mele e locuste furon le vivande<br />
che nodriro il Batista nel diserto;<br />
per ch’elli è glorïoso e tanto grande<br />
Wie’s offenbart im Evangelium steht.“ 154 quanto per lo Vangelio v’è aperto.“
Fegefeuer: Dreiundzwanzigster Gesang Pagina 191<br />
Dreiundzwanzigster Gesang Canto XXIII<br />
Indes ins <strong>La</strong>ubwerk meine Blicke drangen,<br />
So scharf und spähend, wie sie einer spannt,<br />
Der seine Zeit verliert mit Vogelfangen,<br />
Rief er, der mehr als Vatersorg’ empfand:<br />
” Sohn, komm. <strong>Die</strong> Zeit, die uns verlieh’n zum Reisen,<br />
Sei eingeteilt und nützlicher verwandt.“<br />
Schnell wandt’ ich Blick und Schritt zu beiden Weisen,<br />
<strong>Die</strong> also sprachen, daß zum leichten Gang<br />
<strong>Die</strong> Mühe ward, den Felsen zu umkreisen.<br />
Sieh, da erklangen Klagen und Gesang:<br />
” Herr, meine Lippen,“ klang’s mit einem Stöhnen,<br />
Das mich zugleich mit Lust und Leid durchdrang.<br />
” Mein süßer Vater, welche Stimmen tönen?“<br />
Ich rief’s, und er drauf: Schatten sind’s, die nun<br />
”<br />
Für einst versäumte Pflicht den Herrn versöhnen.“<br />
Wie unterweges eil’ge Wandrer tun,<br />
<strong>Die</strong> Leut’ einholen, welche sie nicht kennen,<br />
Und sich zwar umsehn, doch nicht stehn und ruh’n;<br />
So kam jetzt hinter uns in schnellerm Rennen<br />
Ein frommer Haufe, lief vorbei und schaut’<br />
Uns staunend an, um schweigend fortzurennen.<br />
<strong>Die</strong> Augen tief und hohl und nachtumgraut,<br />
Erschienen sie, die Hagern, die Erblaßten,<br />
<strong>Die</strong> Knochen alle sichtbar durch die Haut.<br />
So mager, glaub’ ich, war nach langem Fasten,<br />
So ausgetrocknet nicht Erisichthon,<br />
Als nun sein eignes Fleisch die Zähn’ erfaßten.<br />
Sie gleichen jenen, dacht’ ich, da sie floh’n,<br />
<strong>Die</strong> einst Jerusalem verloren haben,<br />
Wo selbst die Mutter fraß den eignen Sohn.<br />
Tief war das Aug’ in seinem Rund vergraben,<br />
Das einem Ringe sonder Gemme glich,<br />
Und Nas’ und rings die Knochen scharf erhaben.<br />
Daß eines Apfels Duft so jämmerlich<br />
Zurichten könn’ und Duft von einer Quelle,<br />
Begier erzeugend, wer wohl dächt’ es sich?<br />
Schon staunt’ ich, wie der Hunger sie entstelle,<br />
Indem ich noch die Ursach’ nicht verstund,<br />
Von ihrem magern Leib und traur’gem Felle.<br />
Da sah ich, wie aus seines Hauptes Grund<br />
Ein Geist auf mich die Augen forschend richte,<br />
Der ausrief: Welche Gnade wird mir kund?<br />
1 Mentre che li occhi per la fronda verde<br />
ficcava ïo sì come far suole<br />
chi dietro a li uccellin sua vita perde,<br />
4 lo più che padre mi dicea: ” Figliuole,<br />
vienne oramai, ché ’l tempo che n’è imposto<br />
più utilmente compartir si vuole.“<br />
7 Io volsi ’l viso, e ’l passo non men tosto,<br />
appresso i savi, che parlavan sìe,<br />
che l’andar mi facean di nullo costo.<br />
10 Ed ecco piangere e cantar s’udìe<br />
’<strong>La</strong>bïa mëa, Domine’ per modo<br />
tal, che diletto e doglia parturìe.<br />
13<br />
” O dolce padre, che è quel ch’i’ odo?“<br />
comincia’ io; ed elli: Ombre che vanno<br />
”<br />
forse di lor dover solvendo il nodo.“<br />
16 Sì come i peregrin pensosi fanno,<br />
giugnendo per cammin gente non nota,<br />
che si volgono ad essa e non restanno,<br />
19 così di retro a noi, più tosto mota,<br />
venendo e trapassando ci ammirava<br />
d’anime turba tacita e devota.<br />
22 Ne li occhi era ciascuna oscura e cava,<br />
palida ne la faccia, e tanto scema<br />
che da l’ossa la pelle s’informava.<br />
25 Non credo che così a buccia strema<br />
Erisittone fosse fatto secco,<br />
per digiunar, quando più n’ebbe tema.<br />
28 Io dicea fra me stesso pensando: ’Ecco<br />
la gente che perdé Ierusalemme,<br />
quando Maria nel figlio diè di becco!’.<br />
31 Parean l’occhiaie anella sanza gemme:<br />
chi nel viso de li uomini legge ’omo’<br />
ben avria quivi conosciuta l’emme.<br />
34 Chi crederebbe che l’odor d’un pomo<br />
sì governasse, generando brama,<br />
e quel d’un’acqua, non sappiendo como?<br />
37 Già era in ammirar che sì li affama,<br />
per la cagione ancor non manifesta<br />
di lor magrezza e di lor trista squama,<br />
40 ed ecco del profondo de la testa<br />
volse a me li occhi un’ombra e guardò fiso;<br />
poi gridò forte: ” Qual grazia m’è questa?“
Seite 192 Purgatorio: Canto XXIII<br />
Nie hätt’ ich ihn erkannt am Angesichte,<br />
Doch durch die Stimme ward mir offenbart,<br />
Wie Hunger Ansehn und Gestalt vernichte.<br />
Und dieser Funke machte völlig klar<br />
Mir die Erinnrung, daß ich sein gedachte,<br />
Und sah, daß dies Foreses Antlitz war.<br />
Und er begann nun flehend: ” Ach, verachte<br />
<strong>Die</strong> dürre Haut nicht, noch mein blaß Gesicht,<br />
Ob auch die Schuld um alles Fleisch mich brachte.<br />
Gib wahrhaft mir von deinem Los Bericht,<br />
Und von den zwei’n, die bei dir sind – ich flehe! –<br />
Verweigre mir erwünschte Kunde nicht.“<br />
” Dein Angesicht, bei dem mit tiefem Wehe,“<br />
Begann ich, als ich’s tot sah, ich geklagt,<br />
”<br />
Betrübt mich mehr, da ich’s so hager sehe.<br />
Drum sprich, bei Gott, was so dein <strong>La</strong>ub zernagt.<br />
Nicht wolle, daß ich, weil ich staun’, erzähle,<br />
Denn übel spricht, wen selbst die Neugier plagt.“ –<br />
” Vom ew’gen Rat“, so sprach Foreses Seele,<br />
” Sinkt eine Kraft, die Bach und Baum durchdringt,<br />
Durch die ich hier mich abgemagert quäle.<br />
Sie ist’s, die jeden, der hier weinend singt,<br />
Zur Heiligkeit vom wüsten Schwelgerleben<br />
Durch Hunger und durch Durst zurückebringt.<br />
Der Duft, den jene Früchte von sich geben,<br />
Der Quell auch, der sie netzt, entflammt der Brust<br />
Nach Speis und Trank ein nie gestilltes Streben.<br />
Sooft im Kreis wir dorthin zieh’n gemußt,<br />
Wird immer diese Pein in uns erneuert.<br />
Ich sage Pein und sollte sagen: Lust,<br />
Weil nach dem Baum uns jener Drang befeuert,<br />
Der Christum froh dahin zum Kreuz gebracht,<br />
Wo unsrer Schmach sein teures Blut gesteuert.“<br />
Drauf ich: ” Forese, seit du jene Nacht<br />
Vertauscht mit diesem bessern Leben, zählte<br />
Man nur fünf Jahr’, die kaum den <strong>La</strong>uf vollbracht.<br />
Wenn dir die Kraft zu sünd’gen eher fehlte,<br />
Als du durchdrungen warst von gutem Leid,<br />
Das stets die Seele neu mit Gott vermählte,<br />
Wie stiegst du in so kurzer Frist so weit?<br />
Dort unten dich zu finden mußt’ ich meinen,<br />
Wo man verlorne Zeit ersetzt durch Zeit.“<br />
43 Mai non l’avrei riconosciuto al viso;<br />
ma ne la voce sua mi fu palese<br />
ciò che l’aspetto in sé avea conquiso.<br />
46 Questa favilla tutta mi raccese<br />
mia conoscenza a la cangiata labbia,<br />
e ravvisai la faccia di Forese.<br />
49<br />
” Deh, non contendere a l’asciutta scabbia<br />
che mi scolora,“ pregava, la pelle,<br />
”<br />
né a difetto di carne ch’io abbia;<br />
52 ma dimmi il ver di te, dì chi son quelle<br />
due anime che là ti fanno scorta;<br />
non rimaner che tu non mi favelle!“<br />
55<br />
” <strong>La</strong> faccia tua, ch’io lagrimai già morta,<br />
mi dà di pianger mo non minor doglia,“<br />
rispuos’ io lui, veggendola sì torta.<br />
”<br />
58 Però mi dì, per Dio, che sì vi sfoglia;<br />
non mi far dir mentr’ io mi maraviglio,<br />
ché mal può dir chi è pien d’altra voglia.“<br />
61 Ed elli a me: ” De l’etterno consiglio<br />
cade vertù ne l’acqua e ne la pianta<br />
rimasa dietro, ond’ io sì m’assottiglio.<br />
64 Tutta esta gente che piangendo canta<br />
per seguitar la gola oltra misura,<br />
in fame e ’n sete qui si rifà santa.<br />
67 Di bere e di mangiar n’accende cura<br />
l’odor ch’esce del pomo e de lo sprazzo<br />
che si distende su per sua verdura.<br />
70 E non pur una volta, questo spazzo<br />
girando, si rinfresca nostra pena:<br />
io dico pena, e dovria dir sollazzo,<br />
73 ché quella voglia a li alberi ci mena<br />
che menò Cristo lieto a dire ’Elì’,<br />
quando ne liberò con la sua vena.“<br />
76 E io a lui: ” Forese, da quel dì<br />
nel qual mutasti mondo a miglior vita,<br />
cinqu’ anni non son vòlti infino a qui.<br />
79 Se prima fu la possa in te finita<br />
di peccar più, che sovvenisse l’ora<br />
del buon dolor ch’a Dio ne rimarita,<br />
82 come se’ tu qua sù venuto ancora?<br />
Io ti credea trovar là giù di sotto,<br />
dove tempo per tempo si ristora.“
Fegefeuer: Dreiundzwanzigster Gesang Pagina 193<br />
Und er: ” Zum süßen Wermutstrank der Peinen<br />
Hat mich befördert meiner Nella Fleiß<br />
In frommem Fleh’n und ihr unendlich Weinen.<br />
Denn ihr Gebet, ihr Stöhnen fromm und heiß,<br />
Hat mich der Küste, wo man harrt, entzogen<br />
Und mich befreit aus jedem andern Kreis.<br />
Ihr. die ich so geliebt, ist Gott gewogen,<br />
Weil sie, der nur der Tugend Reiz gefällt,<br />
Sich ganz vom Pfad der andern abgezogen.<br />
Der Sarden rohes Bergesland enthält<br />
Mehr Scham und Sitte noch in feinen Frauen<br />
Als das, wo ich sie ließ in jener Welt.<br />
O süßer Bruder, soll ich dir’s vertrauen?<br />
Ich glaube schon die Zukunft, der das Heut<br />
Nicht alt erscheinen wird, vor mir zu schauen,<br />
Wo man den frechen Frau’n, die ungescheut<br />
Den Busen mit den Brüsten offenbaren,<br />
<strong>Die</strong>s von der Kanzel in Florenz verbeut.<br />
Wann mußten Frau’n von Türken und Barbaren,<br />
Um mit bedeckter Brust einherzugehn,<br />
Von Staat und Kirche Rügen erst erfahren?<br />
Doch könnten nur die Unverschämten sehn,<br />
Was ihnen schon der Himmel vorbereitet,<br />
Sie wurden heulend, offnen Mundes, stehn.<br />
Sie jammern, wenn kein Wahn mich hier verleitet,<br />
Eh’ auf des Wange, der jetzt eingelullt<br />
Von Eipopeia wird, sich Flaum verbreitet.<br />
Jetzt sprich von dir und zahle mir die Schuld.<br />
Sieh alle, die dorthin die Augen lenken,<br />
Wo du die Sonne deckst, voll Ungeduld.“<br />
Und ich versetzt’ ihm: ” Willst du des gedenken,<br />
Was du mit mir einst warst, und ich mit dir,<br />
So wird noch jetzt dich die Erinnrung kränken.<br />
Vor kurzem hat von dort er, der vor mir<br />
Als Führer geht, mich mit sich fortgenommen,<br />
Als rund euch schien der Bruder dieser hier.“<br />
- <strong>Die</strong> Sonne zeigt’ ich – ” Mir zum Heil und Frommen<br />
Bin ich durch wahren Todes tiefe Nacht<br />
Mit ihm in diesem wahren Fleisch gekommen.<br />
Er hat im Kreislauf mich emporgebracht<br />
Zu diesem Berg, wo die sich g’rad’ erheben,<br />
<strong>Die</strong> einst das Erdenleben krumm gemacht.<br />
85 Ond’ elli a me: ” Sì tosto m’ha condotto<br />
a ber lo dolce assenzo d’i martìri<br />
la Nella mia con suo pianger dirotto.<br />
88 Con suoi prieghi devoti e con sospiri<br />
tratto m’ha de la costa ove s’aspetta,<br />
e liberato m’ha de li altri giri.<br />
91 Tanto è a Dio più cara e più diletta<br />
la vedovella mia, che molto amai,<br />
quanto in bene operare è più soletta;<br />
94 ché la Barbagia di Sardigna assai<br />
ne le femmine sue più è pudica<br />
che la Barbagia dov’ io la lasciai.<br />
97 O dolce frate, che vuo’ tu ch’io dica?<br />
Tempo futuro m’è già nel cospetto,<br />
cui non sarà quest’ ora molto antica,<br />
100 nel qual sarà in pergamo interdetto<br />
a le sfacciate donne fiorentine<br />
l’andar mostrando con le poppe il petto.<br />
103 Quai barbare fuor mai, quai saracine,<br />
cui bisognasse, per farle ir coperte,<br />
o spiritali o altre discipline?<br />
106 Ma se le svergognate fosser certe<br />
di quel che ’l ciel veloce loro ammanna,<br />
già per urlare avrian le bocche aperte;<br />
109 ché, se l’antiveder qui non m’inganna,<br />
prima fien triste che le guance impeli<br />
colui che mo si consola con nanna.<br />
112 Deh, frate, or fa che più non mi ti celi!<br />
vedi che non pur io, ma questa gente<br />
tutta rimira là dove ’l sol veli.“<br />
115 Per ch’io a lui: ” Se tu riduci a mente<br />
qual fosti meco, e qual io teco fui,<br />
ancor fia grave il memorar presente.<br />
118 Di quella vita mi volse costui<br />
che mi va innanzi, l’altr’ ier, quando tonda<br />
vi si mostrò la suora di colui,“<br />
121 e ’l sol mostrai; ” costui per la profonda<br />
notte menato m’ha d’i veri morti<br />
con questa vera carne che ’l seconda.<br />
124 Indi m’han tratto sù li suoi conforti,<br />
salendo e rigirando la montagna<br />
che drizza voi che ’l mondo fece torti.
Seite 194 Purgatorio: Canto XXIV<br />
Er wird mir sein Geleit so lange geben,<br />
Bis ich gelangt zu Beatricen bin;<br />
Ohn’ ihn dann muß ich weiter aufwärts streben.<br />
Es ist Virgil“ – hier zeigt’ ich nach ihm hin –<br />
” Sieh auch den andern und erkenne diesen<br />
Als den, ob des der Berg gebebt vorhin,<br />
127 Tanto dice di farmi sua compagna<br />
che io sarò là dove fia Beatrice;<br />
quivi convien che sanza lui rimagna.<br />
130 Virgilio è questi che così mi dice,“<br />
e addita’lo; ” e quest’ altro è quell’ ombra<br />
per cuï scosse dianzi ogne pendice<br />
Da euer Reich ihn von sich weggewiesen.“ 133 lo vostro regno, che da sé lo sgombra.“<br />
Vierundzwanzigster Gesang Canto XXIV<br />
Nicht hemmt’ uns Gehn im Reden, Red’ im Gehn;<br />
Der <strong>La</strong>uf ging beim Gespräch so rasch vonstatten,<br />
Wie eines Schiffs bei guten Windes Weh’n.<br />
Und die, wie’s schien, zweimal gestorbnen Schatten,<br />
Sie sogen Staunen durch die Augen ein,<br />
Da sie bemerkt mein irdisch Leben hatten.<br />
” Wohl eil’ger“, sprach ich weiter, würd’ er sein,<br />
”<br />
Zum Platz zu zieh’n, der dort ihm angewiesen,<br />
War’ er nicht aufgehalten von uns zwei’n.<br />
Doch sprich, wo ist Piccarda? Wer von diesen,<br />
Von welchen jeder Blick jetzt auf mir ruht,<br />
Ward durch den Ruf im Leben einst gepriesen?“<br />
” Sie, meine Schwester, einst so schön als gut,<br />
Trägt dort, wo wir das ew’ge Licht erkennen,<br />
<strong>Die</strong> Krone des Triumphs mit heiterm Mut.“<br />
Sprach’s, und darauf: ” Hier darf man alle nennen,<br />
Denn, vom heilsamen Fasten abgezehrt,<br />
Würd’ einer sonst den andern nimmer kennen.<br />
Sieh dort“ – er sprach’s, den Finger hingekehrt –<br />
” Den Buonagiunta; sieh dort den Erblaßten,<br />
Vom Hunger mehr als jeden sonst, verheert,<br />
Des Arme dort die heil’ge Kirch’ umfaßten.<br />
Er war von Tours und büßt hier manchen Schmaus<br />
Von weinersäuften Aal mit schwerem Fasten.“<br />
Noch wählt’ er manchen von der Schar heraus<br />
Und nannt’ ihn mir, was jeden sehr erfreute,<br />
Und keiner sah drum trüb und finster aus.<br />
Ich Sah den Bonifaz, der viel Leute<br />
Mit Pfründenfett geatzt; den Ubaldin,<br />
Der an den Zähnen selbst vor Hunger käute;<br />
Sah den Marchese, den, trotz allem Zieh’n<br />
Aus seinem Krug, der Durst nur ärger brannte,<br />
Und dem der Mund beständig trocken schien.<br />
1 Né ’l dir l’andar, né l’andar lui più lento<br />
facea, ma ragionando andavam forte,<br />
sì come nave pinta da buon vento;<br />
4 e l’ombre, che parean cose rimorte,<br />
per le fosse de li occhi ammirazione<br />
traean di me, di mio vivere accorte.<br />
7 E io, continüando al mio sermone,<br />
dissi: ” Ella sen va sù forse più tarda<br />
che non farebbe, per altrui cagione.<br />
10 Ma dimmi, se tu sai, dov’ è Piccarda;<br />
dimmi s’io veggio da notar persona<br />
tra questa gente che sì mi riguarda.“<br />
13<br />
” <strong>La</strong> mia sorella, che tra bella e buona<br />
non so qual fosse più, trïunfa lieta<br />
ne l’alto Olimpo già di sua corona.“<br />
16 Sì disse prima; e poi: ” Qui non si vieta<br />
di nominar ciascun, da ch’è sì munta<br />
nostra sembianza via per la dïeta.<br />
19 Questi,“ e mostrò col dito, ” è Bonagiunta,<br />
Bonagiunta da Lucca; e quella faccia<br />
di là da lui più che l’altre trapunta<br />
22 ebbe la Santa Chiesa in le sue braccia:<br />
dal Torso fu, e purga per digiuno<br />
l’anguille di Bolsena e la vernaccia.“<br />
25 Molti altri mi nomò ad uno ad uno;<br />
e del nomar parean tutti contenti,<br />
sì ch’io però non vidi un atto bruno.<br />
28 Vidi per fame a vòto usar li denti<br />
Ubaldin da la Pila e Bonifazio<br />
che pasturò col rocco molte genti.<br />
31 Vidi messer Marchese, ch’ebbe spazio<br />
già di bere a Forlì con men secchezza,<br />
e sì fu tal, che non si sentì sazio.
Fegefeuer: Vierundzwanzigster Gesang Pagina 195<br />
Doch wie, wer viel sah, eins nur wählt. So wandte<br />
Ich mein Gesicht nun zu dem Buonagiunt,<br />
Der, wie es schien, mich dort am besten kannte.<br />
Er murmelt’ in sich, und von seinem Mund,<br />
An dem sich hier der Schlemmer Sünden rächen,<br />
Ward etwas wie das Wort Gentucca kund.<br />
Ich sprach: ” Der du das Schweigen abzubrechen<br />
So lüstern scheinst, sprich so, daß man’s versteht,<br />
Und dich und mich befriedige dein Sprechen.“<br />
Drauf er: ” Ein Weib, das noch entschleiert geht,<br />
Gibt dir dereinst an meiner Stadt Behagen,<br />
So sehr man diese Stadt auch immer schmäht.<br />
Du wirst dorthin die Rede mit dir tragen,<br />
Und trog mein Murmeln dich, in kurzer Zeit<br />
Wird dir die Wirklichkeit er klarer sagen.<br />
Doch sprich, erblick’ ich den in meinem Leid,<br />
Der jene neuen Weisen fand, beginnend:<br />
Ihr Frau’n, die ihr der Liebe kundig seid.“<br />
Drauf ich: ” Dem Hauch der Liebe lausch’ ich sinnend;<br />
Was sie mir immer vorspricht, nehm’ ich wahr<br />
Und schreib’ es nach, nichts aus mir selbst ersinnend.“<br />
” <strong>Die</strong> Schlinge, Bruder,“ sprach er, seh’ ich klar,<br />
”<br />
<strong>Die</strong> von dem neuen süßen Stil gehalten<br />
Mich diesseits hat, Guitton’ und den Notar.<br />
Ich seh’, ihr lasset nur die Liebe walten,<br />
Und eure Feder folgt, wie sie gebeut,<br />
Wir aber ließen sie nicht also schalten.<br />
Wer, Beifall suchend, keck sie überbeut,<br />
Gibt Schwulst, statt des, was euch Natur verliehen.“<br />
Er schwieg und schien befriedigt und erfreut.<br />
Wie Vögel, die zum Nil im Winter ziehen,<br />
Sich oft versammeln in gedrängtem Hauf<br />
Und schneller dann in Streifen weiterfliehen;<br />
So machten alle dort sich wieder auf,<br />
<strong>Die</strong>, abgewandt, sich eilig fort begaben,<br />
Durch Magerkeit und Willen leicht zum <strong>La</strong>uf.<br />
Und gleich wie einer, atemlos vom Traben,<br />
<strong>Die</strong> andern läßt, um ganz gemach zu gehn,<br />
Bis ausgeschnauft die heißen <strong>La</strong>ugen haben,<br />
So war es mit Forese jetzt gescheh’n;<br />
Er, hinter mir, ließ zieh’n die heil’ge Herde<br />
Und sprach: ” Wann werd’ ich wohl dich wiedersehn?“<br />
34 Ma come fa chi guarda e poi s’apprezza<br />
più d’un che d’altro, fei a quel da Lucca,<br />
che più parea di me aver contezza.<br />
37 El mormorava; e non so che ” Gentucca“<br />
sentiv’ io là, ov’ el sentia la piaga<br />
de la giustizia che sì li pilucca.<br />
40<br />
43<br />
” O anima,“ diss’ io, che par sì vaga<br />
”<br />
di parlar meco, fa sì ch’io t’intenda,<br />
e te e me col tuo parlare appaga.“<br />
” Femmina è nata, e non porta ancor benda,“<br />
cominciò el, che ti farà piacere<br />
”<br />
la mia città, come ch’om la riprenda.<br />
46 Tu te n’andrai con questo antivedere:<br />
se nel mio mormorar prendesti errore,<br />
dichiareranti ancor le cose vere.<br />
49 Ma dì s’i’ veggio qui colui che fore<br />
trasse le nove rime, cominciando<br />
’Donne ch’avete intelletto d’amore’.“<br />
52 E io a lui: ” I’ mi son un che, quando<br />
Amor mi spira, noto, e a quel modo<br />
ch’e’ ditta dentro vo significando.“<br />
55<br />
” O frate, issa vegg’ io,“ diss’ elli, il nodo<br />
”<br />
che ’l Notaro e Guittone e me ritenne<br />
di qua dal dolce stil novo ch’i’ odo!<br />
58 Io veggio ben come le vostre penne<br />
di retro al dittator sen vanno strette,<br />
che de le nostre certo non avvenne;<br />
61 e qual più a gradire oltre si mette,<br />
non vede più da l’uno a l’altro stilo“;<br />
e, quasi contentato, si tacette.<br />
64 Come li augei che vernan lungo ’l Nilo,<br />
alcuna volta in aere fanno schiera,<br />
poi volan più a fretta e vanno in filo,<br />
67 così tutta la gente che lì era,<br />
volgendo ’l viso, raffrettò suo passo,<br />
e per magrezza e per voler leggera.<br />
70 E come l’uom che di trottare è lasso,<br />
lascia andar li compagni, e sì passeggia<br />
fin che si sfoghi l’affollar del casso,<br />
73 sì lasciò trapassar la santa greggia<br />
Forese, e dietro meco sen veniva,<br />
dicendo: ” Quando fia ch’io ti riveggia?“
Seite 196 Purgatorio: Canto XXIV<br />
” Nicht weiß ich es. Doch glaub’ ich, daß der Erde“,<br />
Versetzt’ ich, nicht so schnell mein Geist entfleugt,<br />
”<br />
Als ich nach diesem Strand mich sehnen werde.<br />
Denn seh’ ich dort den Ort, der mich erzeugt,<br />
Tagtäglich mehr vom Guten sich entblößen<br />
Und jämmerlich bereits zum Sturz gebeugt!“<br />
Und er: ” Jetzt geh, den Stifter alles Bösen<br />
Seh’ ich am Schweif des Pferds geschleppt zum Ort,<br />
Von welchem Reu’ und Tränen nie erlösen.<br />
Stets schneller geht der <strong>La</strong>uf des Tieres fort,<br />
Und endlich läßt’s den Leib des Jammervollen<br />
Zerstampft, entstellt, ein widrig Scheusal, dort.<br />
Nicht lange werden diese Kreise rollen“<br />
-Zum Himmel blickt er auf – ” und klar wird dir,<br />
Was dämmernd nur mein Wort dir zeigen sollen.<br />
Du bleibe jetzt; die Zeit ist teuer hier,<br />
Und daß ich gleichen Schritts mit dir gegangen,<br />
<strong>Die</strong>s kostet mich bereits zuviel von ihr.“<br />
Wie einer, wenn die Reiter vorwärts drangen,<br />
Hervorsprengt aus der Reih’, in der er ritt,<br />
Den Ruhm des ersten Angriffs zu erlangen,<br />
So trennt’ er sich von uns mit größerm Schritt,<br />
Indes ich hinter ihm mit meinem Horte<br />
Und mit dem andern Meister weiterschritt.<br />
Schon war er vor uns an so fernem Orte,<br />
Daß ihm mein Blick dahin durch weiten Raum,<br />
Wie die Erinnrung folgte seinem Worte;<br />
Als wir voll Obstes einen andern Baum<br />
Mit üppigem Gezweig nicht fern entdeckten,<br />
Da wir uns bogen um des Kreises Saum.<br />
Und Leute, die hinauf die Hände streckten,<br />
Schrien auf zum <strong>La</strong>ub, das in die Lüfte steigt,<br />
Den Kindlein gleich, den gierigen, geneckten,<br />
<strong>Die</strong> bitten, während der Gebetne schweigt,<br />
Und, um zu schärfen die Begier, ihr Sehnen<br />
Hoch hinhält und es frei und offen zeigt.<br />
Dann gingen sie, geheilt vom eitlen Wähnen;<br />
Wir aber schritten zu dem Baum heran,<br />
Der alle Bitten abweist, alle Tränen.<br />
” Vorüber schreitet, denn ihr dürft nicht nah’n!<br />
Der Baum, der Even reizt’, ist weiter oben.<br />
Von ihm hat dieser seinen Keim empfah’n.“<br />
76<br />
” Non so,“ rispuos’ io lui, quant’ io mi viva;<br />
”<br />
ma già non fïa il tornar mio tantosto,<br />
ch’io non sia col voler prima a la riva;<br />
79 però che ’l loco u’ fui a viver posto,<br />
di giorno in giorno più di ben si spolpa,<br />
e a trista ruina par disposto.“<br />
82<br />
” Or va,“ diss’ el; che quei che più n’ha colpa,<br />
”<br />
vegg’ ïo a coda d’una bestia tratto<br />
inver’ la valle ove mai non si scolpa.<br />
85 <strong>La</strong> bestia ad ogne passo va più ratto,<br />
crescendo sempre, fin ch’ella il percuote,<br />
e lascia il corpo vilmente disfatto.<br />
88 Non hanno molto a volger quelle ruote,“<br />
e drizzò li occhi al ciel, ” che ti fia chiaro<br />
ciò che ’l mio dir più dichiarar non puote.<br />
91 Tu ti rimani omai; ché ’l tempo è caro<br />
in questo regno, sì ch’io perdo troppo<br />
venendo teco sì a paro a paro.“<br />
94 Qual esce alcuna volta di gualoppo<br />
lo cavalier di schiera che cavalchi,<br />
e va per farsi onor del primo intoppo,<br />
97 tal si partì da noi con maggior valchi;<br />
e io rimasi in via con esso i due<br />
che fuor del mondo sì gran marescalchi.<br />
100 E quando innanzi a noi intrato fue,<br />
che li occhi miei si fero a lui seguaci,<br />
come la mente a le parole sue,<br />
103 parvermi i rami gravidi e vivaci<br />
d’un altro pomo, e non molto lontani<br />
per esser pur allora vòlto in laci.<br />
106 Vidi gente sott’ esso alzar le mani<br />
e gridar non so che verso le fronde,<br />
quasi bramosi fantolini e vani<br />
109 che pregano, e ’l pregato non risponde,<br />
ma, per fare esser ben la voglia acuta,<br />
tien alto lor disio e nol nasconde.<br />
112 Poi si partì sì come ricreduta;<br />
e noi venimmo al grande arbore adesso,<br />
che tanti prieghi e lagrime rifiuta.<br />
115<br />
” Trapassate oltre sanza farvi presso:<br />
legno è più sù che fu morso da Eva,<br />
e questa pianta si levò da esso.“
Fegefeuer: Vierundzwanzigster Gesang Pagina 197<br />
So sprach, ich weiß nicht wer, vom Baume droben,<br />
Weshalb Virgil mit Statius, engverschränkt,<br />
Und mir hinging, wo sich die Felsen hoben.<br />
” An die verfluchten Wolkensöhne denkt,“<br />
Sprach’s, die dem Theseus mit den Doppelbrüsten<br />
”<br />
Im Kampf getrotzt, von zuviel Wein getränkt.<br />
An die Hebräer denkt und ihr Gelüsten,<br />
Und denkt, weshalb verschmäht hat Gideon,<br />
Mit ihnen gegen Midian sich zu rüsten.“<br />
So gingen wir, dem Felsen nah, davon,<br />
Und hörten aus des <strong>La</strong>ubs geheimer Regung<br />
Des Gaumens Schuld und ihren schlechten Lohn.<br />
Dann aber ging’s mit freierer Bewegung<br />
Auf breitem Pfad an laufend Schritte fort,<br />
Und jeder schwieg in sinniger Erwägung.<br />
” Was geht ihr drei so ernst erwägend dort?“<br />
Rief’s plötzlich nun, ich aber fuhr zusammen,<br />
Gleich einem scheuen Roß, bei diesem Wort.<br />
Mein Haupt kehrt’ ich dorthin, woher zu stammen<br />
<strong>Die</strong> Rede schien, und sah in rotem Schein<br />
Glas und Metall nie so im Ofen flammen,<br />
Wie einen hier, der sprach: ” Hier geht ihr ein,<br />
Wollt ihr empor zur freien Höhe kommen,<br />
Und im Genuß des ew’gen Friedens sein.“<br />
Mir hatte das Gesicht sein Glanz benommen,<br />
Drum wandt’ ich mich zu meinen Führern hin,<br />
Wie wer dem folgt, was er durchs Ohr vernommen.<br />
Und wie des Morgenrots Verkünderin,<br />
<strong>Die</strong>, Düfte raubend, in den Blüten wühlte,<br />
<strong>Die</strong> Mailuft, weht, die süße Schmeichlerin,<br />
So fühlt’ ich an der Stirn ein Weh’n, so fühlte<br />
Ich ein Gefieder, sanft bewegt, das mir<br />
Das Antlitz mit Ambrosiadüften kühlte.<br />
Und dann erklang dies Wort: ” O selig ihr,<br />
<strong>Die</strong> ihr die Gnad’ empfingt, daß unverdüstert<br />
Des Geistes Licht euch bleibt von der Begier,<br />
118 Sì tra le frasche non so chi diceva;<br />
per che Virgilio e Stazio e io, ristretti,<br />
oltre andavam dal lato che si leva.<br />
121<br />
” Ricordivi,“ dicea, d’i maladetti<br />
”<br />
nei nuvoli formati, che, satolli,<br />
Tesëo combatter co’ doppi petti;<br />
124 e de li Ebrei ch’al ber si mostrar molli,<br />
per che no i volle Gedeon compagni,<br />
quando inver’ Madïan discese i colli.“<br />
127 Sì accostati a l’un d’i due vivagni<br />
passammo, udendo colpe de la gola<br />
seguite già da miseri guadagni.<br />
130 Poi, rallargati per la strada sola,<br />
ben mille passi e più ci portar oltre,<br />
contemplando ciascun sanza parola.<br />
133<br />
” Che andate pensando sì voi sol tre?“<br />
sùbita voce disse; ond’ io mi scossi<br />
come fan bestie spaventate e poltre.<br />
136 Drizzai la testa per veder chi fossi;<br />
e già mai non si videro in fornace<br />
vetri o metalli sì lucenti e rossi,<br />
139 com’ io vidi un che dicea: ” S’a voi piace<br />
montare in sù, qui si convien dar volta;<br />
quinci si va chi vuole andar per pace.“<br />
142 L’aspetto suo m’avea la vista tolta;<br />
per ch’io mi volsi dietro a’ miei dottori,<br />
com’ om che va secondo ch’elli ascolta.<br />
145 E quale, annunziatrice de li albori,<br />
l’aura di maggio movesi e olezza,<br />
tutta impregnata da l’erba e da’ fiori;<br />
148 tal mi senti’ un vento dar per mezza<br />
la fronte, e ben senti’ mover la piuma,<br />
che fé sentir d’ambrosïa l’orezza.<br />
151 E senti’ dir: ” Beati cui alluma<br />
tanto di grazia, che l’amor del gusto<br />
nel petto lor troppo disir non fuma,<br />
Indem euch nur, wie’s ziemt, nach Speise lüstert.“ 154 esurïendo sempre quanto è giusto!“
Seite 198 Purgatorio: Canto XXV<br />
Fünfundzwanzigster Gesang Canto XXV<br />
<strong>Die</strong> Stund’ erheischte rasches Steigen schon,<br />
Nachdem die Sonne hier den Mittagsbogen<br />
Dem Stier geräumt, dort Nacht dem Skorpion.<br />
Drum, wie ein Mann, der, von nichts angezogen,<br />
Was sich auch zeige, seines Weges zieht<br />
Vom Drang der Not zu größter Eil’ bewogen,<br />
So drangen wir ins höhere Gebiet<br />
Durch eine Stiege, die uns so beschränkte,<br />
Daß uns die Enge voneinander schied.<br />
Und wie ein Störchlein, das die Flügel schwenkte,<br />
Aus Luft zum Flug, dann aber, sonder Mut,<br />
Vom Neste fortzuzieh’n, sie wieder senkte,<br />
So ich, bald lodernd, bald verlöscht die Glut<br />
Der Fragelust, das Antlitz also zeigend,<br />
Wie der, der sich zum Sprechen anschickt, tut.<br />
Da sprach mein Herr, obwohl voll Eifer steigend:<br />
” <strong>La</strong>ß nicht der Rede Pfeil unabgeschnellt,<br />
<strong>Die</strong> Sehne nur bis hin zum Drücker beugend.“<br />
Worauf ich, sicher durch dies Wort gestellt,<br />
Den Mund erschloß: ” Wie wird man hier so mager,<br />
Hier, wo kein Leib ist, welchen Speis erhält?“<br />
Drauf er: ” Gedächtest du an Meleager,<br />
Der eben, wie verzehrt ein Holzbrand ward,<br />
Sich abgezehrt, du wärst kein solcher Frager.<br />
Und dächtest du, wie gleich an Mien’ und Art<br />
Sich euer Antlitz regt in Spiegelbildern,<br />
Dann schiene lind und weich dir, was jetzt hart.<br />
Allein um alles dir nach Wunsch zu schildern,<br />
Sieh hier den Statius, welcher dir verspricht,<br />
Weil ich ihn bitte, deinen Durst zu mildern.“<br />
” Entwickl’ ich ihm das göttliche Gericht,“<br />
Sprach Statius drauf, hier, wo du gegenwärtig,<br />
”<br />
So sei’s verzieh’n – du willst, drum weigr’ ich nicht.“<br />
Und dann: ” Jetzt sei dein Geist bereit und fertig<br />
Für meine Rede, Sohn – dann sei des Wie?<br />
Das du erfragst, in vollem Licht gewärtig.<br />
Das reinste Blut, das von den Adern nie<br />
Getrunken wird, vergleichbar einer Speise,<br />
<strong>Die</strong> über den Bedarf Natur verlieh,<br />
Empfängt im Herzen wunderbarerweise ,<br />
<strong>Die</strong> Bildungskraft für menschliche Gestalt,<br />
Geht dann mit dieser durch der Adern Kreise,<br />
1 Ora era onde ’l salir non volea storpio;<br />
ché ’l sole avëa il cerchio di merigge<br />
lasciato al Tauro e la notte a lo Scorpio:<br />
4 per che, come fa l’uom che non s’affigge<br />
ma vassi a la via sua, che che li appaia,<br />
se di bisogno stimolo il trafigge,<br />
7 così intrammo noi per la callaia,<br />
uno innanzi altro prendendo la scala<br />
che per artezza i salitor dispaia.<br />
10 E quale il cicognin che leva l’ala<br />
per voglia di volare, e non s’attenta<br />
d’abbandonar lo nido, e giù la cala;<br />
13 tal era io con voglia accesa e spenta<br />
di dimandar, venendo infino a l’atto<br />
che fa colui ch’a dicer s’argomenta.<br />
16 Non lasciò, per l’andar che fosse ratto,<br />
lo dolce padre mio, ma disse: ” Scocca<br />
l’arco del dir, che ’nfino al ferro hai tratto.“<br />
19 Allor sicuramente apri’ la bocca<br />
e cominciai: ” Come si può far magro<br />
là dove l’uopo di nodrir non tocca?“<br />
22<br />
” Se t’ammentassi come Meleagro<br />
si consumò al consumar d’un stizzo,<br />
non fora,“ disse, a te questo sì agro;<br />
”<br />
25 e se pensassi come, al vostro guizzo,<br />
guizza dentro a lo specchio vostra image,<br />
ciò che par duro ti parrebbe vizzo.<br />
28 Ma perché dentro a tuo voler t’adage,<br />
ecco qui Stazio; e io lui chiamo e prego<br />
che sia or sanator de le tue piage.“<br />
31<br />
” Se la veduta etterna li dislego,“<br />
rispuose Stazio, là dove tu sie,<br />
”<br />
discolpi me non potert’ io far nego.“<br />
34 Poi cominciò: ” Se le parole mie,<br />
figlio, la mente tua guarda e riceve,<br />
lume ti fiero al come che tu die.<br />
37 Sangue perfetto, che poi non si beve<br />
da l’assetate vene, e si rimane<br />
quasi alimento che di mensa leve,<br />
40 prende nel core a tutte membra umane<br />
virtute informativa, come quello<br />
ch’a farsi quelle per le vene vane.
Fegefeuer: Fünfundzwanzigster Gesang Pagina 199<br />
Noch mehr verkocht, zu einem Aufenthalt,<br />
Den man nicht nennt, von wo’s zu anderm Blute<br />
In ein natürlich Becken überwallt.<br />
Daß beides zum Gebild zusammenflute,<br />
Ist leidend dies, und tätig das, vom Ort,<br />
In dem die hohe Bildungskraft beruhte.<br />
Drin angelangt, beginnt’s sein Wirken dort;<br />
Geronnen erst, erzeugt es junges Leben<br />
Und schreitet in des Stoffs Verdichtung fort.<br />
<strong>Die</strong> Seel entsteht aus tät’ger Kräfte Streben,<br />
Wie die der Pflanze, die schon stillesteht,<br />
Wenn jene kaum beginnt, sich zu erheben.<br />
Bewegung zeigt sich dann, Gefühl entsteht,<br />
Wie in dem Schwamm des Meers, und zu entfalten<br />
Beginnt die tät’ge Kraft, was sie gesät.<br />
Nun beugt, nun dehnt die Frucht sich aus, beim Walten<br />
Der Kraft des Zeugenden, die, nie verwirrt<br />
Von fremdem Trieb, nur ist, um zu gestalten.<br />
Doch, Sohn, wie nun das Tier zum Menschen wird,<br />
Noch siehst du’s nicht, und dies ist eine Lehre,<br />
Worin ein Weiserer als du geirrt.<br />
Er war der Meinung, von der Seele wäre<br />
Gesondert die Vernunft, weil kein Organ<br />
<strong>Die</strong> Äußerung der letztern uns erkläre.<br />
Jetzt sei dein Herz der Wahrheit aufgetan,<br />
Damit dein Geist, was folgen wird, bemerke!<br />
Wenn Bildung das Gehirn der Frucht empfah’n,<br />
Kehrt, froh ob der Natur kunstvollem Werke,<br />
Zu ihr der Schöpfer sich und haucht den Geist,<br />
Den neuen Geist ihr ein, von solcher Stärke,<br />
Daß er, was tätig dort ist, an sich reißt,<br />
Und mit ihm sich vereint zu einer Seele,<br />
<strong>Die</strong> lebt und fühlt und in sich wogt und kreist.<br />
Und, daß dir’s nicht an hellerm Lichte fehle,<br />
So denke nur, wie sich zum edlen Wein<br />
<strong>Die</strong> Sonnenglut dem Rebensaft vermalte.<br />
Gebricht es dann der <strong>La</strong>chesis an Lein,<br />
Dann trägt sie mit sich aus des Leibes Hülle<br />
Des Menschlichen und Göttlichen Verein;<br />
<strong>Die</strong> andern Kräfte sämtlich stumm und stille,<br />
Doch schärfer als vorher in Macht und Tat,<br />
Erinnerung, Verstandeskraft und Wille.<br />
43 Ancor digesto, scende ov’ è più bello<br />
tacer che dire; e quindi poscia geme<br />
sovr’ altrui sangue in natural vasello.<br />
46 Ivi s’accoglie l’uno e l’altro insieme,<br />
l’un disposto a patire, e l’altro a fare<br />
per lo perfetto loco onde si preme;<br />
49 e, giunto lui, comincia ad operare<br />
coagulando prima, e poi avviva<br />
ciò che per sua matera fé constare.<br />
52 Anima fatta la virtute attiva<br />
qual d’una pianta, in tanto differente,<br />
che questa è in via e quella è già a riva,<br />
55 tanto ovra poi, che già si move e sente,<br />
come spungo marino; e indi imprende<br />
ad organar le posse ond’ è semente.<br />
58 Or si spiega, figliuolo, or si distende<br />
la virtù ch’è dal cor del generante,<br />
dove natura a tutte membra intende.<br />
61 Ma come d’animal divegna fante,<br />
non vedi tu ancor: quest’ è tal punto,<br />
che più savio di te fé già errante,<br />
64 sì che per sua dottrina fé disgiunto<br />
da l’anima il possibile intelletto,<br />
perché da lui non vide organo assunto.<br />
67 Apri a la verità che viene il petto;<br />
e sappi che, sì tosto come al feto<br />
l’articular del cerebro è perfetto,<br />
70 lo motor primo a lui si volge lieto<br />
sovra tant’ arte di natura, e spira<br />
spirito novo, di vertù repleto,<br />
73 che ciò che trova attivo quivi, tira<br />
in sua sustanzia, e fassi un’alma sola,<br />
che vive e sente e sé in sé rigira.<br />
76 E perché meno ammiri la parola,<br />
guarda il calor del sole che si fa vino,<br />
giunto a l’omor che de la vite cola.<br />
79 Quando Làchesis non ha più del lino,<br />
solvesi da la carne, e in virtute<br />
ne porta seco e l’umano e ’l divino:<br />
82 l’altre potenze tutte quante mute;<br />
memoria, intelligenza e volontade<br />
in atto molto più che prima agute.
Seite 200 Purgatorio: Canto XXV<br />
Und ohne Säumen fällt sie am Gestad,<br />
An dem, an jenem, wunderbarlich nieder,<br />
Und hier erkennt sie erst den weitern Pfad.<br />
Kaum ist sie nun auf sicherm Orte wieder,<br />
Da strahlt die Bildungskraft rings um sie her,<br />
So hell wie einst beim Leben ihrer Glieder.<br />
Und wie die Luft, vom Regen feucht und Schwer.<br />
Sich glänzend schmückt mit buntem Farbenbogen<br />
Im Widerglanz vom Sonnenfeuermeer;<br />
So jetzt die Lüfte, so die Seel’ umwogen,<br />
Worein die Bildungskraft ein Bildnis prägt,<br />
Sobald die Seel’ an jenen Strand gezogen.<br />
Und gleich der Flamme, die sich nachbewegt,<br />
Wo irgendhin des Feuers Pfade gehen,<br />
So folgt die Form, wohin der Geist sie trägt.<br />
Sieh daher die Erscheinung dann entstehen,<br />
<strong>Die</strong> Schatten heißt; so bildet sich in ihr<br />
Jedwed Gefühl, das Hören und das Sehen.<br />
Und daher sprechen, daher lachen wir,<br />
Und daher weinen wir die bittern Zähren<br />
Und seufzen laut auf unserm Berge hier.<br />
Der Schatten bildet sich, je wie Begehren<br />
Und Leidenschaft uns reizt und Lust und Gram.<br />
<strong>Die</strong>s mag dir, was du angestaunt, erklären.“<br />
Und schon als ich zur letzten Marter kam,<br />
Indem wir, rechts gewandt, die Schlucht verließen,<br />
Ward ich auf das, was dort war, aufmerksam.<br />
Den Felsen sah ich Flammen vorwärts schießen,<br />
Der Vorsprung aber haucht’ empor zur Wand<br />
Windstöße, die zurück die Flammen stießen.<br />
Wir mußten einzeln gehn am freien Rand,<br />
Und ängstlich hört’ ich hier die Flamme schwirren,<br />
Indes sich dort ein tiefer Abgrund fand.<br />
Mein Führer sprach: ” Hier laß dich nichts verwirren<br />
Und halte straff der schnellen Augen Zaum,<br />
Denn leicht ist’s hier, mit einem Tritt zu irren.“<br />
Gott höchster Gnade! hört’ ich’s aus dem Raum,<br />
Den jene große Glut erfüllte, singen<br />
Und hielt den Blick an meinem Wege kaum.<br />
Ich sah dort Geister, die durchs Feuer gingen,<br />
Und sah auf meinen bald, bald ihren Gang<br />
Und ließ den Blick von hier nach dorten springen.<br />
85 Sanza restarsi, per sé stessa cade<br />
mirabilmente a l’una de le rive;<br />
quivi conosce prima le sue strade.<br />
88 Tosto che loco lì la circunscrive,<br />
la virtù formativa raggia intorno<br />
così e quanto ne le membra vive.<br />
91 E come l’aere, quand’ è ben pïorno,<br />
per l’altrui raggio che ’n sé si reflette,<br />
di diversi color diventa addorno;<br />
94 così l’aere vicin quivi si mette<br />
e in quella forma ch’è in lui suggella<br />
virtüalmente l’alma che ristette;<br />
97 e simigliante poi a la fiammella<br />
che segue il foco là ’vunque si muta,<br />
segue lo spirto sua forma novella.<br />
100 Però che quindi ha poscia sua paruta,<br />
è chiamata ombra; e quindi organa poi<br />
ciascun sentire infino a la veduta.<br />
103 Quindi parliamo e quindi ridiam noi;<br />
quindi facciam le lagrime e ’ sospiri<br />
che per lo monte aver sentiti puoi.<br />
106 Secondo che ci affliggono i disiri<br />
e li altri affetti, l’ombra si figura;<br />
e quest’ è la cagion di che tu miri.“<br />
109 E già venuto a l’ultima tortura<br />
s’era per noi, e vòlto a la man destra,<br />
ed eravamo attenti ad altra cura.<br />
112 Quivi la ripa fiamma in fuor balestra,<br />
e la cornice spira fiato in suso<br />
che la reflette e via da lei sequestra;<br />
115 ond’ ir ne convenia dal lato schiuso<br />
ad uno ad uno; e io temëa ’l foco<br />
quinci, e quindi temeva cader giuso.<br />
118 Lo duca mio dicea: ” Per questo loco<br />
si vuol tenere a li occhi stretto il freno,<br />
però ch’errar potrebbesi per poco.“<br />
121 ’Summae Deus clementïae’ nel seno<br />
al grande ardore allora udi’ cantando,<br />
che di volger mi fé caler non meno;<br />
124 e vidi spirti per la fiamma andando;<br />
per ch’io guardava a loro e a’ miei passi,<br />
compartendo la vista a quando a quando.
Fegefeuer: Sechsundzwanzigster Gesang Pagina 201<br />
Ich weiß von keinem Mann – dies Wort erklang<br />
Mit lautem Ruf, als jenes Lied verklungen,<br />
Und neu begannen sie’s mit leisem Sang,<br />
Und riefen wieder, als sie’s ausgesungen:<br />
” Diana blieb im Hain und jagt’ ergrimmt<br />
Kalisto fort, die Venus’ Gift durchdrungen.“<br />
Dann ward die Hymne wieder angestimmt,<br />
Dann riefen sie von keuschen Frau’n und Gatten,<br />
<strong>Die</strong> lebten, wie’s zu Eh’ und Tugend stimmt.<br />
Und dies nur tun sie, ohne zu ermatten,<br />
Wie’s scheint, solang die Flamme sie umfließt,<br />
Bis solche Pfleg’ und Arzenei den Schatten<br />
127 Appresso il fine ch’a quell’ inno fassi,<br />
gridavano alto: ’Virum non cognosco’;<br />
indi ricominciavan l’inno bassi.<br />
130 Finitolo, anco gridavano: ” Al bosco<br />
si tenne Diana, ed Elice caccionne<br />
che di Venere avea sentito il tòsco.“<br />
133 Indi al cantar tornavano; indi donne<br />
gridavano e mariti che fuor casti<br />
come virtute e matrimonio imponne.<br />
136 E questo modo credo che lor basti<br />
per tutto il tempo che ’l foco li abbruscia:<br />
con tal cura conviene e con tai pasti<br />
Zuletzt die Wund’ auf ewig wieder schließt. 139 che la piaga da sezzo si ricuscia.<br />
Sechsundzwanzigster Gesang Canto XXVI<br />
Indem wir, einer so dem andern nach,<br />
Am Rand hingingen, sprach mein treu Geleite:<br />
” Gib acht und nütze, was ich warnend sprach.“<br />
<strong>Die</strong> Sonne schlug auf meine rechte Seite<br />
Und übergoß, ein blendend Strahlenmeer,<br />
Mit lichtem Weiß des Westens blaue Weite.<br />
In meinem Schatten schien die Glut noch mehr<br />
Hochrot zu glüh’n, drum sah’n bei solchem Zeichen<br />
Der Schatten viel im Gehen nach mir her.<br />
Und dieses schien zum Anlaß zu gereichen,<br />
Daß über mich sich ein Gespräch erhob:<br />
” Der scheinet einem Scheinleib nicht zu gleichen.“<br />
Soviel sie konnten, richteten sie drob<br />
Sich zu mir hin, doch immer wohl beachtend,<br />
Daß nie ihr Fuß der Flamme sich enthob.<br />
” Du, der du wohl, sie ehrerbietig achtend,<br />
Und nicht aus Trägheit nachgehst diesen zwei’n,<br />
Oh, sieh mich hier in Durst und Feuer schmachtend<br />
Und sprich, uns allen <strong>La</strong>bung zu verleih’n;<br />
Denn wie wir jetzt nach deinem Wort verlangen,<br />
Kann durst’ger nach dem Quell kein Libyer sein.<br />
Wie machst du’s doch, die Strahlen aufzufangen,<br />
Gleich einer Wand, als wärest du dem Tod<br />
Bis jetzt noch nicht, wie wir, ins Netz gegangen.“<br />
So rief der ein’ in seiner Flammennot,<br />
Und eben wollt’ ich alles ihm verkünden,<br />
Als meinem Blick sich etwas Neues bot.<br />
1 Mentre che sì per l’orlo, uno innanzi altro,<br />
ce n’andavamo, e spesso il buon maestro<br />
diceami: ” Guarda: giovi ch’io ti scaltro“;<br />
4 feriami il sole in su l’omero destro,<br />
che già, raggiando, tutto l’occidente<br />
mutava in bianco aspetto di cilestro;<br />
7 e io facea con l’ombra più rovente<br />
parer la fiamma; e pur a tanto indizio<br />
vidi molt’ ombre, andando, poner mente.<br />
10 Questa fu la cagion che diede inizio<br />
loro a parlar di me; e cominciarsi<br />
a dir: ” Colui non par corpo fittizio“;<br />
13 poi verso me, quanto potëan farsi,<br />
certi si fero, sempre con riguardo<br />
di non uscir dove non fosser arsi.<br />
16<br />
” O tu che vai, non per esser più tardo,<br />
ma forse reverente, a li altri dopo,<br />
rispondi a me che ’n sete e ’n foco ardo.<br />
19 Né solo a me la tua risposta è uopo;<br />
ché tutti questi n’hanno maggior sete<br />
che d’acqua fredda Indo o Etïopo.<br />
22 Dinne com’ è che fai di te parete<br />
al sol, pur come tu non fossi ancora<br />
di morte intrato dentro da la rete.“<br />
25 Sì mi parlava un d’essi; e io mi fora<br />
già manifesto, s’io non fossi atteso<br />
ad altra novità ch’apparve allora;
Seite 202 Purgatorio: Canto XXVI<br />
Denn auf dem Weg, den Flammen rings entzünden,<br />
Entgegen jenen, kam ein zweiter Hauf,<br />
Drum späht ich hin, das Weitre zu ergründen.<br />
Und die und jene machten schnell sich auf<br />
Und küßten sich mit kurzer Lust und waren<br />
Zufrieden schon und floh’n im vollen <strong>La</strong>uf.<br />
So sieht man im Gewühl der braunen Scharen<br />
Sich Äms und Ämse mit den Rüsseln nah’n,<br />
Vielleicht: Wie’s geht? Wes Weges? zu erfahren,<br />
Sobald der Gruß der Freundschaft abgetan,<br />
Hob, eh’ sie weiterzog, nach kurzer Weile<br />
<strong>Die</strong> Schar wetteifernd laut zu schreien an.<br />
” Sodom! Gomorra!“ klang’s von diesem Teile;<br />
Von dort: Pasiphae kroch in die Kuh,<br />
”<br />
Und also lockt’ an sich den Stier die Geile.“<br />
Wie Kranichscharen teils nach kurzer Ruh’<br />
Gen Libyen fliegen, scheu vor Frost und Eise,<br />
Teils scheu vor Hitze den Riphäen zu,<br />
So zieh’n die hier-, die dortenhin im Kreise<br />
Und singen dann ihr Lied mit Reu’ und Gram<br />
Und schrei’n von ihrer Schuld nach alter Weise.<br />
Doch jener, der vorhin mir näher kam<br />
Und bat, blieb wieder mit den andern stehen,<br />
Dem Ansehn nach herhorchend, aufmerksam.<br />
Ich, der ich zweimal ihren Wunsch ersehen,<br />
Begann: ” O ihr, die Hoffnung aufrechthält,<br />
Sei’s, wann es sei, zum Frieden einzugehen,<br />
Nicht reif noch unreif ließ ich auf der Welt<br />
Den Leib zurück und hob’ auf diesen Wegen<br />
Mit Fleisch und Bein und Blut mich eingestellt.<br />
Ich stieg empor, die Blindheit abzulegen,<br />
Und geh’ – ein Himmelsweib erfleht’ es mir –<br />
Mit dem, was sterblich ist, dem Licht entgegen.<br />
Doch wie sich euch erfüllen mag, was ihr<br />
So heiß ersehnt: zum Himmel euch zu Schwingen,<br />
Dem lieberfüllten räumigen Revier;<br />
So sprecht, ich will’s zu aller Kunde bringen:<br />
Wer seid dort ihr, um die die Flamme schwirrt,<br />
Und wer sind die, die euch entgegengingen?“<br />
So stutzt, erstaunt, verblüfft, der Bergeshirt,<br />
Dem beim Umherschau’n selbst die Worte fehlen,<br />
Wenn, roh und wild, er sich zur Stadt verirrt,<br />
28 ché per lo mezzo del cammino acceso<br />
venne gente col viso incontro a questa,<br />
la qual mi fece a rimirar sospeso.<br />
31 Lì veggio d’ogne parte farsi presta<br />
ciascun’ ombra e basciarsi una con una<br />
sanza restar, contente a brieve festa;<br />
34 così per entro loro schiera bruna<br />
s’ammusa l’una con l’altra formica,<br />
forse a spïar lor via e lor fortuna.<br />
37 Tosto che parton l’accoglienza amica,<br />
prima che ’l primo passo lì trascorra,<br />
sopragridar ciascuna s’affatica:<br />
40 la nova gente: ” Soddoma e Gomorra“;<br />
e l’altra: ” Ne la vacca entra Pasife,<br />
perché ’l torello a sua lussuria corra.“<br />
43 Poi, come grue ch’a le montagne Rife<br />
volasser parte, e parte inver’ l’arene,<br />
queste del gel, quelle del sole schife,<br />
46 l’una gente sen va, l’altra sen vene;<br />
e tornan, lagrimando, a’ primi canti<br />
e al gridar che più lor si convene;<br />
49 e raccostansi a me, come davanti,<br />
essi medesmi che m’avean pregato,<br />
attenti ad ascoltar ne’ lor sembianti.<br />
52 Io, che due volte avea visto lor grato,<br />
incominciai: ” O anime sicure<br />
d’aver, quando che sia, di pace stato,<br />
55 non son rimase acerbe né mature<br />
le membra mie di là, ma son qui meco<br />
col sangue suo e con le sue giunture.<br />
58 Quinci sù vo per non esser più cieco;<br />
donna è di sopra che m’acquista grazia,<br />
per che ’l mortal per vostro mondo reco.<br />
61 Ma se la vostra maggior voglia sazia<br />
tosto divegna, sì che ’l ciel v’alberghi<br />
ch’è pien d’amore e più ampio si spazia,<br />
64 ditemi, acciò ch’ancor carte ne verghi,<br />
chi siete voi, e chi è quella turba<br />
che se ne va di retro a’ vostri terghi.“<br />
67 Non altrimenti stupido si turba<br />
lo montanaro, e rimirando ammuta,<br />
quando rozzo e salvatico s’inurba,
Fegefeuer: Sechsundzwanzigster Gesang Pagina 203<br />
Wie sie – ihr Ansehn könnt’ es nicht verhehlen –<br />
Allein sobald ihr trübes Staunen schwand,<br />
Das bald sich abklärt in erhabnen Seelen,<br />
” Heil dir, des Fuß den Weg in unser <strong>La</strong>nd,“<br />
Sprach er, den ich aus früh’rer Frage kannte,<br />
” Des Geist zur Besserung Erfahrung fand!<br />
Vernimm, daß jene Schar im Trieb entbrannte,<br />
Ob des man Cäsarn, so, daß er’s gehört,<br />
Einst beim Triumphe Königin benannte,<br />
Drum schrien sie: Sodom! – was sie einst betört,<br />
Voll Reue tadelnd, wie du jetzt vernommen;<br />
So wird der Brand durch Scham noch aufgestört.<br />
Im Zwittertriebe waren wir entglommen,<br />
Doch weil wir menschliches Gesetz verlacht,<br />
Von tierischen Gelüsten eingenommen.<br />
Drum rufen wir, auf eigne Schmach bedacht,<br />
Des Weibes Namen aus, wenn wir uns trennen,<br />
Das sich im Viehgebild zum Vieh gemacht.<br />
Nun hortest du mich unsre Schuld bekennen,<br />
Doch unsre Namen kundzutun verbeut<br />
<strong>Die</strong> Zeit; auch wüßt’ ich alle nicht zu nennen.<br />
Wer ich bin, höre, wenn es dich erfreut.<br />
Guid Guinicell, zur Läutrung zugelassen,<br />
Weil ich vor meinem Tod die Schuld bereut.“ –<br />
Wie hergestürzt, die Mutter zu umfassen,<br />
<strong>Die</strong> Söhne, da sein Schwert Lykurgus schwang,<br />
So wollt’ ich tun, doch mußt’ ich mehr mich fassen,<br />
Als meines Vaters Name mir erklang,<br />
Des Vaters manches, der vom süßen Minnen<br />
Besser als ich in holden Weisen sang.<br />
Ich ging und sah ihn an in tiefem Sinnen<br />
Und sagte nichts und hörte keinen <strong>La</strong>ut,<br />
Auch ließ die Glut nicht weiter mich nach innen.<br />
Doch als ich satt mich dann an ihm geschaut,<br />
Erbot ich mich, in allem ihm zu dienen,<br />
In solcher Art, der gern der andre traut.<br />
Und er: ” Wie du so freundlich mir erschienen.<br />
Tilgt deine Spur in mir nicht Leibes Flut,<br />
Und ewig wirst du meinen Dank verdienen.<br />
Doch meinst du’s wirklich denn mit mir so gut,<br />
So sprich, warum? Sprich, weshalb eben wieder<br />
So liebevoll auf mir dein Auge ruht?“<br />
70 che ciascun’ ombra fece in sua paruta;<br />
ma poi che furon di stupore scarche,<br />
lo qual ne li alti cuor tosto s’attuta,<br />
73<br />
” Beato te, che de le nostre marche,“<br />
ricominciò colei che pria m’inchiese,<br />
” per morir meglio, esperïenza imbarche!<br />
76 <strong>La</strong> gente che non vien con noi, offese<br />
di ciò per che già Cesar, trïunfando,<br />
“Regina ” contra sé chiamar s’intese:<br />
79 però si parton “Soddoma ” gridando,<br />
rimproverando a sé com’ hai udito,<br />
e aiutan l’arsura vergognando.<br />
82 Nostro peccato fu ermafrodito;<br />
ma perché non servammo umana legge,<br />
seguendo come bestie l’appetito,<br />
85 in obbrobrio di noi, per noi si legge,<br />
quando partinci, il nome di colei<br />
che s’imbestiò ne le ’mbestiate schegge.<br />
88 Or sai nostri atti e di che fummo rei:<br />
se forse a nome vuo’ saper chi semo,<br />
tempo non è di dire, e non saprei.<br />
91 Farotti ben di me volere scemo:<br />
son Guido Guinizzelli, e già mi purgo<br />
per ben dolermi prima ch’a lo stremo.“<br />
94 Quali ne la tristizia di Ligurgo<br />
si fer due figli a riveder la madre,<br />
tal mi fec’ io, ma non a tanto insurgo,<br />
97 quand’ io odo nomar sé stesso il padre<br />
mio e de li altri miei miglior che mai<br />
rime d’amore usar dolci e leggiadre;<br />
100 e sanza udire e dir pensoso andai<br />
lunga fïata rimirando lui,<br />
né, per lo foco, in là più m’appressai.<br />
103 Poi che di riguardar pasciuto fui,<br />
tutto m’offersi pronto al suo servigio<br />
con l’affermar che fa credere altrui.<br />
106 Ed elli a me: ” Tu lasci tal vestigio,<br />
per quel ch’i’ odo, in me, e tanto chiaro,<br />
che Letè nol può tòrre né far bigio.<br />
109 Ma se le tue parole or ver giuraro,<br />
dimmi che è cagion per che dimostri<br />
nel dire e nel guardar d’avermi caro.“
Seite 204 Purgatorio: Canto XXVI<br />
Und ich darauf: ” Ob deiner süßen Lieder,<br />
<strong>Die</strong> teuer sind den Herzen fort und fort,<br />
Sinkt nicht der neuern Sprache ganz danieder.“<br />
” Ach, Bruder,“ sprach er, und bei diesem Wort<br />
Zeigt’ er mit seinem Finger hin auf einen,<br />
” Der Sprache bessrer Schmied war jener dort,<br />
Der in Romanz’ und Liebesliedern keinen<br />
Unüberwunden ließ; und Toren sind,<br />
<strong>Die</strong> ihn von Giraut übertroffen meinen.<br />
Nicht nach der Wahrheit – nach des Rufes Wind<br />
Gerichtet werden Meinung und Gesichter;<br />
So läßt Vernunft und Kunst sie taub und blind.<br />
So machten’s mit Guitton viel alte Richter,<br />
Des Lob so viele schrien, weil andre schrien,<br />
Bis Wahrheit ihn besiegt und andre Dichter.<br />
Jetzt, wenn so weites Vorrecht dir verlieh’n,<br />
Daß dir’s erlaubt ist, zu dem Kloster droben,<br />
Wo Christus selber Abt ist, hinzuzieh’n,<br />
So bet’ ein Paternoster doch dort oben<br />
Bei ihm für mich, soweit’s in dieser Welt<br />
Noch not für uns, die wir der Sünd’ enthoben.“<br />
Drauf schwand er, jenem, der sich nah gestellt,<br />
Vielleicht Platz machend, in der Flammen Röte,<br />
Wie in der Flut ein Fisch, der niederschnellt.<br />
Und dem Gewiesnen naht’ ich mich und flehte<br />
Ihn inniglich um seinen Namen an,<br />
Dem schon Willkommen! meine Sehnsucht böte.<br />
Worauf er gleich mit frohem Mut begann:<br />
” <strong>Die</strong> edle Frage weißt du zu verschönen,<br />
Daß ich mich bergen weder will noch kann.<br />
Ich bin Arnald und geh’ in Schmerz und Stöhnen,<br />
Den Wahn erkennend der Vergangenheit,<br />
Und singe, hoffend, dann in Jubeltönen.<br />
Jetzt bitt’ ich dich, hast du die Herrlichkeit<br />
Auf dieses Berges Gipfel aufgefunden,<br />
Dann denke meines Leids zur rechten Zeit.“<br />
112 E io a lui: ” Li dolci detti vostri,<br />
che, quanto durerà l’uso moderno,<br />
faranno cari ancora i loro incostri.“<br />
115<br />
” O frate,“ disse, questi ch’io ti cerno<br />
”<br />
col dito,“ e additò un spirto innanzi,<br />
” fu miglior fabbro del parlar materno.<br />
118 Versi d’amore e prose di romanzi<br />
soverchiò tutti; e lascia dir li stolti<br />
che quel di Lemosì credon ch’avanzi.<br />
121 A voce più ch’al ver drizzan li volti,<br />
e così ferman sua oppinïone<br />
prima ch’arte o ragion per lor s’ascolti.<br />
124 Così fer molti antichi di Guittone,<br />
di grido in grido pur lui dando pregio,<br />
fin che l’ha vinto il ver con più persone.<br />
127 Or se tu hai sì ampio privilegio,<br />
che licito ti sia l’andare al chiostro<br />
nel quale è Cristo abate del collegio,<br />
130 falli per me un dir d’un paternostro,<br />
quanto bisogna a noi di questo mondo,<br />
dove poter peccar non è più nostro.“<br />
133 Poi, forse per dar luogo altrui secondo<br />
che presso avea, disparve per lo foco,<br />
come per l’acqua il pesce andando al fondo.<br />
136 Io mi fei al mostrato innanzi un poco,<br />
e dissi ch’al suo nome il mio disire<br />
apparecchiava grazïoso loco.<br />
139 El cominciò liberamente a dire:<br />
” Tan m’abellis vostre cortes deman,<br />
qu’ieu no me puesc ni voill a vos cobrire.<br />
142 Ieu sui Arnaut, que plor e vau cantan;<br />
consiros vei la passada folor,<br />
e vei jausen lo joi qu’esper, denan.<br />
145 Ara vos prec, per aquella valor<br />
que vos guida al som de l’escalina,<br />
sovenha vos a temps de ma dolor!“<br />
Hier war er in der Läutrungsglut verschwunden. 148 Poi s’ascose nel foco che li affina.
Fegefeuer: Siebenundzwanzigster Gesang Pagina 205<br />
Siebenundzwanzigster Gesang Canto XXVII<br />
Wie wenn der erste Strahl vom jungen Tage<br />
Im <strong>La</strong>nde glänzt, benetzt von Gottes Blut,<br />
Wenn Ebro hinfließt unter hoher Wage.<br />
Und Mittagshitz’ erwärmt des Ganges Flut,<br />
So stand die Sonn’ itzt, drob der Tag entflohe,<br />
Als uns ein Engel glänzt’ in heitrer Glut.<br />
Er sang am Felsrand, außerhalb der Lohe:<br />
” Beglückt, die reines Herzens sind!“ – und mehr<br />
Als menschlich war sein Ton, der mächt’ge, frohe.<br />
Drauf: ” Weiter nicht, ihr Heil’gen, bis vorher<br />
<strong>Die</strong> Glut euch nagte! Tretet in die Flammen,<br />
Und seid nicht taub dem Sang von dortenher!“<br />
<strong>Die</strong>s Wort ertönte jetzt, da wir zusammen<br />
Uns ihm genaht, so schrecklich in mein Ohr,<br />
Als hört’ ich mich zum schwersten Tod verdammen.<br />
Ich sank auf die gefaltnen Hände vor,<br />
Ins Feuer schauend – wen ich brennen sehen,<br />
Des Bild stieg jetzt vor meinem Geist empor.<br />
<strong>Die</strong> Führer nahten sich, mir beizustehen,<br />
Und tröstend sprach zu mir Virgil: ” Mein Sohn,<br />
Du kannst zur Qual hier, nicht zum Tode gehen.<br />
Gedenk’, gedenke – konnt’ ich früher schon<br />
Dich sicher auf Geryons Rücken führen<br />
Wie jetzt, viel näher hier bei Gottes Thron?<br />
War’ auch die Glut noch loher anzuschüren,<br />
Und stündest du auch tausend Jahre drin,<br />
Doch dürfte sie dir nicht ein Haar berühren.<br />
Glaubst du, daß ich nicht treu der Wahrheit bin,<br />
So nahe dich und halt, um selbst zu schauen,<br />
Des Kleides Saum mit deinen Händen hin.<br />
Leg’ ab, mein Sohn, leg’ ab hier jedes Grauen,<br />
Dorthin sei sicher jetzt dein Fuß gewandt!“<br />
Doch säumt’ ich, wider besseres Vertrauen.<br />
Er, sehend, daß ich starr und stille stand,<br />
Sprach, fast unwillig: ” Wie, Sohn, noch verdrossen?<br />
Von Beatricen trennt dich diese Wand!“<br />
Wie sterbend Ppyramus den Blick erschlossen,<br />
Da’s: Thisbe! klang, gekehrt zum teuren Bild,<br />
Als blut’ges Rot die Maulbeer’ übergossen;<br />
So kehrt’ ich, nicht mehr hart, nein, sanft und mild,<br />
Zum Führer mich, sobald der Nam’ erschollen,<br />
Der ewig frisch in meinem Herzen quillt.<br />
1 Sì come quando i primi raggi vibra<br />
là dove il suo fattor lo sangue sparse,<br />
cadendo Ibero sotto l’alta Libra,<br />
4 e l’onde in Gange da nona rïarse,<br />
sì stava il sole; onde ’l giorno sen giva,<br />
come l’angel di Dio lieto ci apparse.<br />
7 Fuor de la fiamma stava in su la riva,<br />
e cantava ’Beati mundo corde!’<br />
in voce assai più che la nostra viva.<br />
10 Poscia ” Più non si va, se pria non morde,<br />
anime sante, il foco: intrate in esso,<br />
e al cantar di là non siate sorde,“<br />
13 ci disse come noi li fummo presso;<br />
per ch’io divenni tal, quando lo ’ntesi,<br />
qual è colui che ne la fossa è messo.<br />
16 In su le man commesse mi protesi,<br />
guardando il foco e imaginando forte<br />
umani corpi già veduti accesi.<br />
19 Volsersi verso me le buone scorte;<br />
e Virgilio mi disse: ” Figliuol mio,<br />
qui può esser tormento, ma non morte.<br />
22 Ricorditi, ricorditi! E se io<br />
sovresso Gerïon ti guidai salvo,<br />
che farò ora presso più a Dio?<br />
25 Credi per certo che se dentro a l’alvo<br />
di questa fiamma stessi ben mille anni,<br />
non ti potrebbe far d’un capel calvo.<br />
28 E se tu forse credi ch’io t’inganni,<br />
fatti ver’ lei, e fatti far credenza<br />
con le tue mani al lembo d’i tuoi panni.<br />
31 Pon giù omai, pon giù ogne temenza;<br />
volgiti in qua e vieni: entra sicuro!“<br />
E io pur fermo e contra coscïenza.<br />
34 Quando mi vide star pur fermo e duro,<br />
turbato un poco disse: ” Or vedi, figlio:<br />
tra Bëatrice e te è questo muro.“<br />
37 Come al nome di Tisbe aperse il ciglio<br />
Piramo in su la morte, e riguardolla,<br />
allor che ’l gelso diventò vermiglio;<br />
40 così, la mia durezza fatta solla,<br />
mi volsi al savio duca, udendo il nome<br />
che ne la mente sempre mi rampolla.
Seite 206 Purgatorio: Canto XXVII<br />
Drob schüttelt er das Haupt und sagte: ” Sollen<br />
Wir diesseits bleiben?“ lächelnd, denn ich tat<br />
Wie Knaben, die, besiegt vom Apfel, wollen.<br />
Drauf trat er vor mir in die Flamm’ und bat<br />
Den Statius, uns folgend, nachzukommen,<br />
Der uns vorher getrennt den langen Pfad.<br />
Ich folgt’ und hätt’, um Kühlung zu bekommen,<br />
Mich in geschmolznes Glas gestürzt. So war<br />
Im höchsten Übermaß die Flamm’ entglommen.<br />
Doch bot mir Trost mein süßer Vater dar,<br />
Sprechend von ihr, und half mir weiter dringen,<br />
Und sprach: ” Ich seh’ im Geist ihr Augenpaar!“<br />
Wir hörten jenseits eine Stimme singen,<br />
Und dieser folgten wir, ihr horchend, nach,<br />
Indem wir, wo man stieg, der Flamm’ entgingen.<br />
” Gesegnete des Vaters, kommt!“ so sprach<br />
<strong>Die</strong> Stimm’ aus einem Licht, dort aufgegangen,<br />
Bei dessen Anschau’n mir das Auge brach.<br />
” <strong>Die</strong> Sonne geht, der Abend kommt“ – so klangen<br />
<strong>Die</strong> Töne fort – nicht weilt, beeilt den <strong>La</strong>uf,<br />
”<br />
Bevor den Westen dunkles Grau umfangen.“<br />
G’rad’ durch den Felsen ging der Weg hinauf,<br />
Und, ostwärts steigend, hielt vor meinen Tritten<br />
Ich die schon matten Sonnenstrahlen auf.<br />
Und als wir wenig Stufen aufgeschritten,<br />
Bemerkten wir am Schatten, der verging,<br />
Sol, uns im Rücken, sei ins Meer geglitten.<br />
Eh gleiches Grau den Horizont umfing<br />
In allen seinen unermeßnen Teilen,<br />
Eh Nacht um alles ihren Schleier hing,<br />
Da mußt’ auf einer Stufe jeder weilen,<br />
<strong>Die</strong> uns zum Bett ward, denn die Zeit benahm<br />
<strong>Die</strong> Macht mehr, als die Lust, empor zu eilen.<br />
Gleichwie die Ziegenherde, satt und zahm,<br />
Im Schatten wiederkäut in stillem Brüten,<br />
<strong>Die</strong>, hungrig, jähen Sprungs zur Höhe kam,<br />
Wenn nun im Mittagsbrand die Luft’ entglühten,<br />
Indes der Hirt den Stab zur Stütze macht,<br />
Und dorten steht, gestützt, um sie zu hüten;<br />
Und wie ein Hirt im freien Feld bei Nacht,<br />
Damit kein wildes Tier der Herde schade,<br />
Und sie zerstreu’, entlang der Hürde wacht;<br />
43 Ond’ ei crollò la fronte e disse: ” Come!<br />
volenci star di qua?“; indi sorrise<br />
come al fanciul si fa ch’è vinto al pome.<br />
46 Poi dentro al foco innanzi mi si mise,<br />
pregando Stazio che venisse retro,<br />
che pria per lunga strada ci divise.<br />
49 Sì com’ fui dentro, in un bogliente vetro<br />
gittato mi sarei per rinfrescarmi,<br />
tant’ era ivi lo ’ncendio sanza metro.<br />
52 Lo dolce padre mio, per confortarmi,<br />
pur di Beatrice ragionando andava,<br />
dicendo: ” Li occhi suoi già veder parmi.“<br />
55 Guidavaci una voce che cantava<br />
di là; e noi, attenti pur a lei,<br />
venimmo fuor là ove si montava.<br />
58 ’Venite, benedicti Patris mei’,<br />
sonò dentro a un lume che lì era,<br />
tal che mi vinse e guardar nol potei.<br />
61<br />
” Lo sol sen va,“ soggiunse, e vien la sera;<br />
”<br />
non v’arrestate, ma studiate il passo,<br />
mentre che l’occidente non si annera.“<br />
64 Dritta salia la via per entro ’l sasso<br />
verso tal parte ch’io toglieva i raggi<br />
dinanzi a me del sol ch’era già basso.<br />
67 E di pochi scaglion levammo i saggi,<br />
che ’l sol corcar, per l’ombra che si spense,<br />
sentimmo dietro e io e li miei saggi.<br />
70 E pria che ’n tutte le sue parti immense<br />
fosse orizzonte fatto d’uno aspetto,<br />
e notte avesse tutte sue dispense,<br />
73 ciascun di noi d’un grado fece letto;<br />
ché la natura del monte ci affranse<br />
la possa del salir più e ’l diletto.<br />
76 Quali si stanno ruminando manse<br />
le capre, state rapide e proterve<br />
sovra le cime avante che sien pranse,<br />
79 tacite a l’ombra, mentre che ’l sol ferve,<br />
guardate dal pastor, che ’n su la verga<br />
poggiato s’è e lor di posa serve;<br />
82 e quale il mandrïan che fori alberga,<br />
lungo il pecuglio suo queto pernotta,<br />
guardando perché fiera non lo sperga;
Fegefeuer: Siebenundzwanzigster Gesang Pagina 207<br />
So jetzt wir drei auf engem Bergespfade,<br />
Der Zieg’ ich gleich, den Hirten jenes Paar,<br />
Umschlossen hier und dort vom Felsgestade.<br />
Ob wenig gleich zu sehn nach außen war,<br />
Doch sah ich durch dies wenige die Sterne<br />
Weit mehr, als sonst gewöhnlich, groß und klar.<br />
Indes ich staunt’ in unermeßne Ferne,<br />
Befiel mich Schlaf, der öfters uns befällt,<br />
Damit der Geist die Zukunft kennen lerne.<br />
Zur Stunde, glaub’ ich, da vom Sternenzelt<br />
Cytherens erster Strahl die Höhe schmückte.<br />
Wie immerdar, von Liebesglut erhellt,<br />
Sah ich im Traum, der mich mir selbst entrückte,<br />
Ein schönes junges Weib, das hold bewegt,<br />
Durch Wiesen ging und singend Blumen pflückte.<br />
” Lea bin ich, dies wisse, wer mich fragt,<br />
Ich liebe, Kränze windend, hier zu wallen,<br />
Und emsig wird die schöne Hand geregt.<br />
Ich will, geschmückt, im Spiegel mir gefallen.<br />
<strong>Die</strong> Schwester Rahel liebt es, stets zu ruh’n,<br />
Und läßt dem Spiegel keinen Blick entfallen.<br />
Und freut sie sich der schönen Augen nun,<br />
So bin ich froh, mich mit den Händen schmückend,<br />
Denn schau’n befriedigt sie, und mich das Tun.“<br />
Des Tages Vorlicht, um so mehr entzückend,<br />
Je mehr des Pilgrims Nachtquartier dem Ort<br />
Der Heimat nah ist, scheuchte, höher ruckend,<br />
<strong>Die</strong> Finsternis von allen Seiten fort,<br />
Mit ihr den Traum; drum eilt’ ich, aufzusteigen,<br />
Und sah schon aufrecht beide Meister dort.<br />
” <strong>Die</strong> süße Frucht, die auf so vielen Zweigen<br />
Voll Eifer sucht der Sterblichen Begier,<br />
Bringt alle deine Wünsche heut zum Schweigen!“<br />
Mit dieser Rede sprach Virgil zu mir,<br />
Und nie empfand bei Erdenherrlichkeiten<br />
Ein Mensch noch solche Lust, als ich bei ihr.<br />
Hinauf! Mich trieb’s und trieb’s, hinauf zu schreiten!<br />
So fühlt’ ich nun mit jedem Schritt zum Flug<br />
<strong>Die</strong> Schwingen wachten und sich freier breiten.<br />
Und wie er mich empor die Stufen trug,<br />
Stand bald ich auf der höchsten dort mit beiden,<br />
Wo fest auf mich Virgil die Augen schlug.<br />
85 tali eravamo tutti e tre allotta,<br />
io come capra, ed ei come pastori,<br />
fasciati quinci e quindi d’alta grotta.<br />
88 Poco parer potea lì del di fori;<br />
ma, per quel poco, vedea io le stelle<br />
di lor solere e più chiare e maggiori.<br />
91 Sì ruminando e sì mirando in quelle,<br />
mi prese il sonno; il sonno che sovente,<br />
anzi che ’l fatto sia, sa le novelle.<br />
94 Ne l’ora, credo, che de l’orïente<br />
prima raggiò nel monte Citerea,<br />
che di foco d’amor par sempre ardente,<br />
97 giovane e bella in sogno mi parea<br />
donna vedere andar per una landa<br />
cogliendo fiori; e cantando dicea:<br />
100<br />
” Sappia qualunque il mio nome dimanda<br />
ch’i’ mi son Lia, e vo movendo intorno<br />
le belle mani a farmi una ghirlanda.<br />
103 Per piacermi a lo specchio, qui m’addorno;<br />
ma mia suora Rachel mai non si smaga<br />
dal suo miraglio, e siede tutto giorno.<br />
106 Ell’ è d’i suoi belli occhi veder vaga<br />
com’ io de l’addornarmi con le mani;<br />
lei lo vedere, e me l’ovrare appaga.“<br />
109 E già per li splendori antelucani,<br />
che tanto a’ pellegrin surgon più grati,<br />
quanto, tornando, albergan men lontani,<br />
112 le tenebre fuggian da tutti lati,<br />
e ’l sonno mio con esse; ond’ io leva’mi,<br />
veggendo i gran maestri già levati.<br />
115<br />
” Quel dolce pome che per tanti rami<br />
cercando va la cura de’ mortali,<br />
oggi porrà in pace le tue fami.“<br />
118 Virgilio inverso me queste cotali<br />
parole usò; e mai non furo strenne<br />
che fosser di piacere a queste iguali.<br />
121 Tanto voler sopra voler mi venne<br />
de l’esser sù, ch’ad ogne passo poi<br />
al volo mi sentia crescer le penne.<br />
124 Come la scala tutta sotto noi<br />
fu corsa e fummo in su ’l grado superno,<br />
in me ficcò Virgilio li occhi suoi,
Seite 208 Purgatorio: Canto XXVIII<br />
” Des zeitlichen und ew’gen Feuers Leiden<br />
Sahst du, und bist, wo weiterhin nichts mehr<br />
Ich durch mich selbst vermag zu unterscheiden.<br />
Durch Geist und Kunst geleitet’ ich dich her;<br />
Zum Führer nimm fortan dein Gutbedünken;<br />
Dein Pfad ist fürderhin nicht steil und schwer.<br />
Sieh dort die Sonn’ auf deine Stirne blinken,<br />
Sieh, durch des Bodens Kraft und ohne Saat<br />
Entkeimt, dir Gras, Gesträuch und Blumen winken.<br />
Bis sich dir froh ihr schönes Auge naht<br />
Das mich zu dir einst rief mit bittern Zähren,<br />
Ruh’ oder wandle hier auf heiterm Pfad.<br />
Nicht harre fürder meiner Wink’ und Lehren,<br />
Frei, g’rad’, gesund ist, was du wollen wirst,<br />
Und Fehler wär’ es, deiner Willkür wehren,<br />
127 e disse: ” Il temporal foco e l’etterno<br />
veduto hai, figlio; e se’ venuto in parte<br />
dov’ io per me più oltre non discerno.<br />
130 Tratto t’ho qui con ingegno e con arte;<br />
lo tuo piacere omai prendi per duce;<br />
fuor se’ de l’erte vie, fuor se’ de l’arte.<br />
133 Vedi lo sol che ’n fronte ti riluce;<br />
vedi l’erbette, i fiori e li arbuscelli<br />
che qui la terra sol da sé produce.<br />
136 Mentre che vegnan lieti li occhi belli<br />
che, lagrimando, a te venir mi fenno,<br />
seder ti puoi e puoi andar tra elli.<br />
139 Non aspettar mio dir più né mio cenno;<br />
libero, dritto e sano è tuo arbitrio,<br />
e fallo fora non fare a suo senno:<br />
Drum sei fortan dein Bischof und dein Fürst. 142 per ch’io te sovra te corono e mitrio.“<br />
Achtundzwanzigster Gesang Canto XXVIII<br />
Begierig schon, zu spähn umher und innen<br />
Im göttlichen, lebend’gen, dichten Wald,<br />
Der sanft den Morgen milderte den Sinnen,<br />
Verließ ich das Gestad nun alsobald,<br />
Um langsam, langsam in das Feld zu treten,<br />
Auf einem Grund, dem ringsum Duft entwallt.<br />
Von einem Lüftchen, einem sanften, steten,<br />
Ward leiser Zug an meiner Stirn erregt,<br />
Nicht mehr, als ob mich Frühlingswind’ umwehten.<br />
Er zwang das <strong>La</strong>ub, zum Zittern leicht bewegt,<br />
Sich ganz nach jener Seite hin zu neigen,<br />
Wohin der Berg den ersten Schatten schlägt.<br />
Doch nicht so heftig wühlt’ er in den Zweigen,<br />
Daß es die Vöglein hindert’, im Gesang<br />
Aus grünen Höh’n all ihre Kunst zu zeigen.<br />
Nein, wie der Lüfte Hauch ins Dickicht drang,<br />
Frohlockten sie ihr Morgenlied entgegen,<br />
Wozu, begleitend. <strong>La</strong>ubgeflüster klang,<br />
So klingt’s, wenn Zweig’ um Zweige sich bewegen<br />
Im Fichtenwald an Chiassis Meergestad,<br />
Sobald sich des Schirokko Schwingen regen.<br />
Schon war ich mit langsamem Schritt genaht,<br />
Und bald so dicht vom alten Hain umschlossen,<br />
Daß nicht zu sehn war, wo ich ihn betrat.<br />
1 Vago già di cercar dentro e dintorno<br />
la divina foresta spessa e viva,<br />
ch’a li occhi temperava il novo giorno,<br />
4 sanza più aspettar, lasciai la riva,<br />
prendendo la campagna lento lento<br />
su per lo suol che d’ogne parte auliva.<br />
7 Un’aura dolce, sanza mutamento<br />
avere in sé, mi feria per la fronte<br />
non di più colpo che soave vento;<br />
10 per cui le fronde, tremolando, pronte<br />
tutte quante piegavano a la parte<br />
u’ la prim’ ombra gitta il santo monte;<br />
13 non però dal loro esser dritto sparte<br />
tanto, che li augelletti per le cime<br />
lasciasser d’operare ogne lor arte;<br />
16 ma con piena letizia l’ore prime,<br />
cantando, ricevieno intra le foglie,<br />
che tenevan bordone a le sue rime,<br />
19 tal qual di ramo in ramo si raccoglie<br />
per la pineta in su ’l lito di Chiassi,<br />
quand’ Ëolo scilocco fuor discioglie.<br />
22 Già m’avean trasportato i lenti passi<br />
dentro a la selva antica tanto, ch’io<br />
non potea rivedere ond’ io mi ’ntrassi;
Fegefeuer: Achtundzwanzigster Gesang Pagina 209<br />
Da sieh die Bahn durch einen Bach verschlossen,<br />
Der links hin, mit der kleinen Wellen Schlag<br />
<strong>Die</strong> Gräser bog, die seinem Bord entsprossen.<br />
Das reinste Wasser hier am klarsten Tag,<br />
Trüb scheint es und vermischt mit fremden Dingen,<br />
Vergleicht man’s dem, wo nichts sich bergen mag,<br />
Obwohl, da Schatten ewig es umringen,<br />
Es dunkel, dunkel strömt und nie hinein<br />
Der Sonne noch des Mondes Strahlen dringen.<br />
Es stand mein Fuß; doch jenseits in den Hain<br />
Ließ übern Fluß ich meine Blicke schreiten,<br />
Und sah dort mannigfache grüne Mai’n.<br />
Und mir erschien – so stellt dem Blick zuzeiten<br />
Sich unversehn Erstaunenswertes dar,<br />
Den Geist von allem andern abzuleiten –<br />
Ein einsam wandelnd Weib, das wunderbar<br />
Im Gehen sang, aufsammelnd Blüt’ um Blüte,<br />
Womit vor ihr bemalt der Boden war.<br />
” O Schöne, die du, zeigt sich das Gemüte,<br />
Wie’s pflegt, im Äußern, mich zu glauben zwingst,<br />
Daß an der Liebe Strahl dein Herz entglühte,<br />
O käme Lust dir, daß du näher gingst,“<br />
Ich sprach’s zu ihr, den Fuß zum Bache lenkend,<br />
” Daß ich verstehen könne, was du singst.<br />
Dich seh’ ich jetzt, Proserpinens gedenkend,<br />
Des Orts auch, wo die Mutter sie verlor,<br />
Und sie den Lenz, sich in die Nacht versenkend.“<br />
Und wie die Tänzerin, die kaum empor<br />
<strong>Die</strong> Sohlen hebt, mit engen Schritten gleitend,<br />
Ein zartes Füßlein kaum dem andern vor;<br />
So sah ich sie, durch bunte Blumen schreitend,<br />
Jungfräulich bodenwärts den Blick gewandt,<br />
Und Ehrbarkeit und Würde sie begleitend,<br />
o daß ich bald den Wunsch befriedigt fand,<br />
Indem ich, wie sie näher hergezogen,<br />
Den Sinn des süßen Liedes wohl verstand.<br />
Sobald sie dort war, wo des Flusses Wogen<br />
Den grünen Rasen am Gestad besprüh’n,<br />
Erhob sie hold der Wimpern schöne Bogen.<br />
Nicht mocht’, als Amor, übermäßig kühn,<br />
<strong>Die</strong> Mutter wund mit seinem Pfeile machte,<br />
In solcher Lust Cytherens Auge glüh’n.<br />
25 ed ecco più andar mi tolse un rio,<br />
che ’nver’ sinistra con sue picciole onde<br />
piegava l’erba che ’n sua ripa uscìo.<br />
28 Tutte l’acque che son di qua più monde,<br />
parrieno avere in sé mistura alcuna<br />
verso di quella, che nulla nasconde,<br />
31 avvegna che si mova bruna bruna<br />
sotto l’ombra perpetüa, che mai<br />
raggiar non lascia sole ivi né luna.<br />
34 Coi piè ristetti e con li occhi passai<br />
di là dal fiumicello, per mirare<br />
la gran varïazion d’i freschi mai;<br />
37 e là m’apparve, sì com’ elli appare<br />
subitamente cosa che disvia<br />
per maraviglia tutto altro pensare,<br />
40 una donna soletta che si gia<br />
e cantando e scegliendo fior da fiore<br />
ond’ era pinta tutta la sua via.<br />
43<br />
” Deh, bella donna, che a’ raggi d’amore<br />
ti scaldi, s’i’ vo’ credere a’ sembianti<br />
che soglion esser testimon del core,<br />
46 vegnati in voglia di trarreti avanti,“<br />
diss’ io a lei, ” verso questa rivera,<br />
tanto ch’io possa intender che tu canti.<br />
49 Tu mi fai rimembrar dove e qual era<br />
Proserpina nel tempo che perdette<br />
la madre lei, ed ella primavera.“<br />
52 Come si volge, con le piante strette<br />
a terra e intra sé, donna che balli,<br />
e piede innanzi piede a pena mette,<br />
55 volsesi in su i vermigli e in su i gialli<br />
fioretti verso me, non altrimenti<br />
che vergine che li occhi onesti avvalli;<br />
58 e fece i prieghi miei esser contenti,<br />
sì appressando sé, che ’l dolce suono<br />
veniva a me co’ suoi intendimenti.<br />
61 Tosto che fu là dove l’erbe sono<br />
bagnate già da l’onde del bel fiume,<br />
di levar li occhi suoi mi fece dono.<br />
64 Non credo che splendesse tanto lume<br />
sotto le ciglia a Venere, trafitta<br />
dal figlio fuor di tutto suo costume.
Seite 210 Purgatorio: Canto XXVIII<br />
Am rechten Ufer stand sie dort und lachte,<br />
Und pflückte Blumen von der Wiese Saum,<br />
<strong>Die</strong> ohne Saat hervor die Höhe brachte.<br />
Das Bächlein trennt’ uns um drei Schritte kaum,<br />
Doch Hellespont, den Xexes überschritten,<br />
Noch jetzt dem höchsten Menschenstolz ein Zaum,<br />
Hat schärfer nicht Leanders Haß erlitten,<br />
Indem er Sestos und Abydos schied,<br />
Als meinen er, ein Hemmnis meinen Schritten.<br />
” Ihr seid hier neu und weil in dem Gebiet,“<br />
Begann sie nun, das an der Menschheit Morgen<br />
”<br />
Zu ihrer Wiege Gott, der Herr, beschied,<br />
Ich lächle, staunt ihr noch und seid in Sorgen.<br />
Doch zeigt der Psalm: Herr, du erfreutest mich –<br />
Euch klar das Licht, das Nebel noch verborgen.<br />
Du, der du vorn stehst und mich batest, sprich;<br />
Noch scheinst du einem Zweifel nachzuhängen,<br />
Drum frage nur, und ich befried’ge dich.“<br />
” Das Wasser,“ sprach ich, samt des Waldes Klängen,<br />
”<br />
Sie müssen das, worauf ich kaum getraut,<br />
Da sie ihm widersprechen, hart bedrängen.“<br />
Drum sie: ” Vom Grunde des, was du geschaut,<br />
Und was gehört, sei Kunde dir beschieden;<br />
Sie scheucht den Nebel, welcher dich umgraut.<br />
Das höchste Gut, allein in sich zufrieden,<br />
Den Menschen schuf’s zum Guten gut, und wies<br />
<strong>Die</strong>s <strong>La</strong>nd ihm an, als Pfand für ew’gen Frieden,<br />
Aus welchem bald ihn seine Schuld verstieß,<br />
<strong>Die</strong> Schuld, die süße Spiele mit Beschwerden,<br />
Mit Zähren ehrbar <strong>La</strong>chen wechseln ließ.<br />
Damit, entqualmt dem Wasser und der Erden<br />
<strong>Die</strong> Dünste, die der Hitze nach, so weit<br />
Es möglich ist, emporgezogen werden,<br />
Ihn nicht befehdeten mit ihrem Streit,<br />
Stieg himmelwärts der Berg in solcher Weise,<br />
Und ist vom Tor an ganz von Dunst befreit.<br />
Nun, weil noch immerfort im ersten Gleise<br />
Der Lüfte ganzer Zirkellauf sich dreht,<br />
Wenn nichts ihn unterbricht in seinem Kreise,<br />
Trifft diesen Gipfel, der frei ragend steht,<br />
<strong>Die</strong> Lebensluft, die, jedes Blatt bewegend,<br />
Den dichten Wald mit diesem Klang durchweht.<br />
67 Ella ridea da l’altra riva dritta,<br />
trattando più color con le sue mani,<br />
che l’alta terra sanza seme gitta.<br />
70 Tre passi ci facea il fiume lontani;<br />
ma Elesponto, là ’ve passò Serse,<br />
ancora freno a tutti orgogli umani,<br />
73 più odio da Leandro non sofferse<br />
per mareggiare intra Sesto e Abido,<br />
che quel da me perch’ allor non s’aperse.<br />
76<br />
” Voi siete nuovi, e forse perch’ io rido,“<br />
cominciò ella, in questo luogo eletto<br />
”<br />
a l’umana natura per suo nido,<br />
79 maravigliando tienvi alcun sospetto;<br />
ma luce rende il salmo Delectasti,<br />
che puote disnebbiar vostro intelletto.<br />
82 E tu che se’ dinanzi e mi pregasti,<br />
dì s’altro vuoli udir; ch’i’ venni presta<br />
ad ogne tua question tanto che basti.“<br />
85<br />
” L’acqua,“ diss’ io, e ’l suon de la foresta<br />
”<br />
impugnan dentro a me novella fede<br />
di cosa ch’io udi’ contraria a questa.“<br />
88 Ond’ ella: ” Io dicerò come procede<br />
per sua cagion ciò ch’ammirar ti face,<br />
e purgherò la nebbia che ti fiede.<br />
91 Lo sommo Ben, che solo esso a sé piace,<br />
fé l’uom buono e a bene, e questo loco<br />
diede per arr’ a lui d’etterna pace.<br />
94 Per sua difalta qui dimorò poco;<br />
per sua difalta in pianto e in affanno<br />
cambiò onesto riso e dolce gioco.<br />
97 Perché ’l turbar che sotto da sé fanno<br />
l’essalazion de l’acqua e de la terra,<br />
che quanto posson dietro al calor vanno,<br />
100 a l’uomo non facesse alcuna guerra,<br />
questo monte salìo verso ’l ciel tanto,<br />
e libero n’è d’indi ove si serra.<br />
103 Or perché in circuito tutto quanto<br />
l’aere si volge con la prima volta,<br />
se non li è rotto il cerchio d’alcun canto,<br />
106 in questa altezza ch’è tutta disciolta<br />
ne l’aere vivo, tal moto percuote,<br />
e fa sonar la selva perch’ è folta;
Fegefeuer: Achtundzwanzigster Gesang Pagina 211<br />
<strong>Die</strong> Pflanze, sich in ihrem Hauche regend,<br />
Beschwängert dann die Luft mit ihrer Kraft,<br />
Und diese streut sie aus in jede Gegend.<br />
<strong>Die</strong> Länder, wie ihr Boden wirkt und schafft,<br />
Ihr Himmelsstrich und ihre <strong>La</strong>ge, treiben<br />
Dann Bäume von verschiedner Eigenschaft.<br />
Nun wird dies fürder nicht ein Wunder bleiben,<br />
Wie manche Pflanzen, wo man nicht bestellt,<br />
Ja, ohne sichtbar’n Samen doch bekleiben.<br />
Und wissen sollst du, daß im heil’gen Feld,<br />
In dem du bist, die Samen alle sprießen,<br />
Und Früchte, nie gepflückt in eurer Welt.<br />
Den Fluß auch siehst du nicht aus Adern fließen,<br />
Genährt vom Dunst, den Kälte niederpreßt,<br />
<strong>Die</strong> bald vertrocknen, bald sich wild ergießen.<br />
Ihm ward ein Quell, aus welchem, stät und fest,<br />
<strong>Die</strong> Wässer, die dem Doppelarm entfluten,<br />
<strong>Die</strong> Wille Gottes neu ersetzen läßt.<br />
Der Arm hier hat die Kraft, daß in den Fluten<br />
Jedweder Schuld Erinnerung versinkt;<br />
Der andre dort erneuert die des Guten,<br />
Der hier heißt Lethe; aber dorten winkt<br />
Dir Eunoe – allein nur jenen letzen<br />
Wird seine Kraft, der aus dem erstem trinkt.<br />
Kein Wohlgeschmack ist seinem gleich zu schätzen;<br />
Und wäre schon genügend, was ich sprach,<br />
Vermöcht’ ich auch nichts weiter zuzusetzen,<br />
Doch bring’ ich gern noch einen Zusatz nach,<br />
Und deinen Dank vermein’ ich zu verdienen,<br />
Wenn ich dir mehr erfüll’, als ich versprach.<br />
Den alten Dichtern, glaub’ ich, wenn von ihnen<br />
Gepriesen ward das Glück der goldnen Zeit,<br />
War dieser Ort im Traumgesicht erschienen.<br />
Hier sproß die Menschheit ohne Schuld und Leid,<br />
Hier jede Frucht in ew’gem Frühlingsleben,<br />
Hier schmeckst du noch des Nektars Lieblichkeit.“<br />
Und als sie noch mir solches kundgegeben,<br />
Kehrt’ ich mich um, und sah ein Lächeln hier,<br />
Bei diesem Schluß, der Dichter Mund umschweben,<br />
109 e la percossa pianta tanto puote,<br />
che de la sua virtute l’aura impregna<br />
e quella poi, girando, intorno scuote;<br />
112 e l’altra terra, secondo ch’è degna<br />
per sé e per suo ciel, concepe e figlia<br />
di diverse virtù diverse legna.<br />
115 Non parrebbe di là poi maraviglia,<br />
udito questo, quando alcuna pianta<br />
sanza seme palese vi s’appiglia.<br />
118 E saper dei che la campagna santa<br />
dove tu se’, d’ogne semenza è piena,<br />
e frutto ha in sé che di là non si schianta.<br />
121 L’acqua che vedi non surge di vena<br />
che ristori vapor che gel converta,<br />
come fiume ch’acquista e perde lena;<br />
124 ma esce di fontana salda e certa,<br />
che tanto dal voler di Dio riprende,<br />
quant’ ella versa da due parti aperta.<br />
127 Da questa parte con virtù discende<br />
che toglie altrui memoria del peccato;<br />
da l’altra d’ogne ben fatto la rende.<br />
130 Quinci Letè; così da l’altro lato<br />
Eünoè si chiama, e non adopra<br />
se quinci e quindi pria non è gustato:<br />
133 a tutti altri sapori esto è di sopra.<br />
E avvegna ch’assai possa esser sazia<br />
la sete tua perch’ io più non ti scuopra,<br />
136 darotti un corollario ancor per grazia;<br />
né credo che ’l mio dir ti sia men caro,<br />
se oltre promession teco si spazia.<br />
139 Quelli ch’anticamente poetaro<br />
l’età de l’oro e suo stato felice,<br />
forse in Parnaso esto loco sognaro.<br />
142 Qui fu innocente l’umana radice;<br />
qui primavera sempre e ogne frutto;<br />
nettare è questo di che ciascun dice.“<br />
145 Io mi rivolsi ’n dietro allora tutto<br />
a’ miei poeti, e vidi che con riso<br />
udito avëan l’ultimo costrutto;<br />
Dann aber wandt’ ich wieder mich zu ihr. 148 poi a la bella donna torna’ il viso.
Seite 212 Purgatorio: Canto XXIX<br />
Neunundzwanzigster Gesang Canto XXIX<br />
In Sang, nach liebentglühter Frauen Art,<br />
ließ sie zuletzt der Rede Schluß verhallen:<br />
” Heil, wem bedeckt jedwede Sünde ward.“<br />
Und gleichwie Nymphen, in der Waldnacht Hallen,<br />
Hier vor der Sonne Strahlen fliehend, dort<br />
Aufsuchend ihren Schimmer, einsam wallen;<br />
Ging sie dem Strom entgegen hin am Bord,<br />
Ich, folgend kleinem Schritt mit kleinem Schritte,<br />
Ging sie begleitend gegenüber fort.<br />
Kaum hundert waren mein’ und ihrer Tritte,<br />
Da bog mit beiden Ufern sich der Bach,<br />
Und ostwärts ging ich durch des Waldes Mitte.<br />
Nicht lange zog ich dieser Richtung nach,<br />
Da sah ich sich zu mir die Schöne wenden:<br />
” Mein Bruder, halt’ itzt Ohr und Auge wach!“<br />
Sie sprach’s, und gleich durchlief von allen Enden<br />
Ein schnell entstandner Glanz den großen Hain;<br />
Ich glaubt’, es möge mich ein Blitzstrahl blenden,<br />
Doch weil, wie kommt, so geht des Blitzes Schein<br />
Und dieser Glanz sich dauernd nur vermehrte,<br />
So dacht’ ich still bei mir: Was mag das sein?<br />
Und durch die Luft, die helle, lichtverklärte,<br />
Zog süßer <strong>La</strong>ut, und eifrig schalt ich jetzt.<br />
Daß Evas Frevelmut zu viel begehrte.<br />
Wo Erd’ und Himmel nicht sich widersetzt,<br />
Da fühlt’ ein Weib sich, kaum der Ripp’ entsprossen,<br />
Vom Schleier, der ihr Aug’ umzog, verletzt.<br />
O hätte sie sich fromm in ihm verschlossen,<br />
Hätt’ ich die überschwänglich große Lust,<br />
Wohl früher schon und länger dann genossen.<br />
Nachdem ich zweifelnd, meiner kaum bewußt,<br />
In diesen Erstlingswonnen fortgegangen,<br />
Mit Drang nach größern Freuden in der Brust,<br />
Da glüht’, als war’ ein Feuer aufgegangen,<br />
<strong>Die</strong> Luft im <strong>La</strong>ubgewölb’ – es scholl ein Ton,<br />
Und deutlich hört’ ich bald, daß Stimmen sangen.<br />
Hochheil’ge Jungfrau’n, wenn ich öfter schon<br />
Frost, Hunger, Wachen treu für euch ertragen,<br />
Jetzt treibt der Anlaß mich, jetzt fordr’ ich Lohn.<br />
<strong>La</strong>ßt auf mich her des Pindus Wellen schlagen,<br />
Urania sei meine Helferin,<br />
Was schwer zu denken ist, im Lied zu sagen.<br />
1 Cantando come donna innamorata,<br />
continüò col fin di sue parole:<br />
’Beati quorum tecta sunt peccata!’.<br />
4 E come ninfe che si givan sole<br />
per le salvatiche ombre, disïando<br />
qual di veder, qual di fuggir lo sole,<br />
7 allor si mosse contra ’l fiume, andando<br />
su per la riva; e io pari di lei,<br />
picciol passo con picciol seguitando.<br />
10 Non eran cento tra ’ suoi passi e ’ miei,<br />
quando le ripe igualmente dier volta,<br />
per modo ch’a levante mi rendei.<br />
13 Né ancor fu così nostra via molta,<br />
quando la donna tutta a me si torse,<br />
dicendo: ” Frate mio, guarda e ascolta.“<br />
16 Ed ecco un lustro sùbito trascorse<br />
da tutte parti per la gran foresta,<br />
tal che di balenar mi mise in forse.<br />
19 Ma perché ’l balenar, come vien, resta,<br />
e quel, durando, più e più splendeva,<br />
nel mio pensier dicea: ’Che cosa è questa?’.<br />
22 E una melodia dolce correva<br />
per l’aere luminoso; onde buon zelo<br />
mi fé riprender l’ardimento d’Eva,<br />
25 che là dove ubidia la terra e ’l cielo,<br />
femmina, sola e pur testé formata,<br />
non sofferse di star sotto alcun velo;<br />
28 sotto ’l qual se divota fosse stata,<br />
avrei quelle ineffabili delizie<br />
sentite prima e più lunga fïata.<br />
31 Mentr’ io m’andava tra tante primizie<br />
de l’etterno piacer tutto sospeso,<br />
e disïoso ancora a più letizie,<br />
34 dinanzi a noi, tal quale un foco acceso,<br />
ci si fé l’aere sotto i verdi rami;<br />
e ’l dolce suon per canti era già inteso.<br />
37 O sacrosante Vergini, se fami,<br />
freddi o vigilie mai per voi soffersi,<br />
cagion mi sprona ch’io mercé vi chiami.<br />
40 Or convien che Elicona per me versi,<br />
e Uranìe m’aiuti col suo coro<br />
forti cose a pensar mettere in versi.
Fegefeuer: Neunundzwanzigster Gesang Pagina 213<br />
Ich glaubte sieben Bäume weiterhin<br />
Von Gold zu schau’n, allein vom Schein betrogen<br />
War durch den weiten Zwischenraum mein Sinn.<br />
Denn als ich nun so nahe hingezogen,<br />
Daß sich vom Umriß, der den Sinn betört,<br />
Gestalt und Art durch Ferne nicht entzogen,<br />
Da ließ die Kraft, die den Verstand belehrt,<br />
Anstatt der Bäume Leuchter mich erkennen,<br />
Und deutlich ward Hosiannasang gehört.<br />
Und oben sah ich das Geräte brennen,<br />
Und heller ward die Flamm’ als Lunas Licht<br />
In Monats Mitt’ um Mitternacht zu nennen.<br />
Zum Führer wandt’ ich staunend mein Gesicht,<br />
Doch nichts vermocht’ er weiter vorzubringen,<br />
Als was ein tief erstauntes Antlitz spricht.<br />
Da blickt’ ich wieder nach den hohen Dingen,<br />
<strong>Die</strong> langsamer als eine junge Braut,<br />
Sich stillbewegend, mir entgegengingen.<br />
” Was bist du doch“, so schalt die Schöne laut,<br />
” Für die lebend’gen Lichter so entglommen,<br />
Daß nicht auf das, was folgt, dein Auge schaut?“<br />
Und hinter ihnen sah ich Leute kommen,<br />
Wie man dem Führer folgt, weiß ihr Gewand,<br />
Weiß, wie man nichts auf Erden wahrgenommen.<br />
Das Wasser glänzte mir zur linken Hand,<br />
Worin, wenn ich in seinen Spiegel sähe,<br />
Ich meine linke Seite wiederfand.<br />
Als ich am rechten Platze war, so nahe,<br />
Daß nur der Fluß mich schied, hemmt’ ich den Schritt,<br />
Um besser zu erschau’n, was dort geschahe.<br />
Ich sah, wie jede Flamme vorwärts glitt,<br />
Und hinter jeder blieb ein helles Strahlen,<br />
Das, Pinselstrichen gleich, die Luft durchschnitt.<br />
So sah man sieben Streifen oben strahlen,<br />
Sie allesamt in jenen Farben bunt,<br />
<strong>Die</strong> Phöbes Gurt und Phöbus’ Bogen malen.<br />
Nicht ward ihr Ende meinem Auge kund,<br />
Doch sah ich, daß an beiden äußern Grenzen<br />
Zehn Schritt der erste von dem letzten stund.<br />
Und wie ich also sah den Himmel glänzen,<br />
Da zogen drunten, zwei an zwei gereiht,<br />
Zweimal zwölf Greise her in Lilienkränzen.<br />
43 Poco più oltre, sette alberi d’oro<br />
falsava nel parere il lungo tratto<br />
del mezzo ch’era ancor tra noi e loro;<br />
46 ma quand’ i’ fui sì presso di lor fatto,<br />
che l’obietto comun, che ’l senso inganna,<br />
non perdea per distanza alcun suo atto,<br />
49 la virtù ch’a ragion discorso ammanna,<br />
sì com’ elli eran candelabri apprese,<br />
e ne le voci del cantare ’Osanna’.<br />
52 Di sopra fiammeggiava il bello arnese<br />
più chiaro assai che luna per sereno<br />
di mezza notte nel suo mezzo mese.<br />
55 Io mi rivolsi d’ammirazion pieno<br />
al buon Virgilio, ed esso mi rispuose<br />
con vista carca di stupor non meno.<br />
58 Indi rendei l’aspetto a l’alte cose<br />
che si movieno incontr’ a noi sì tardi,<br />
che foran vinte da novelle spose.<br />
61 <strong>La</strong> donna mi sgridò: ” Perché pur ardi<br />
sì ne l’affetto de le vive luci,<br />
e ciò che vien di retro a lor non guardi?“<br />
64 Genti vid’ io allor, come a lor duci,<br />
venire appresso, vestite di bianco;<br />
e tal candor di qua già mai non fuci.<br />
67 L’acqua imprendëa dal sinistro fianco,<br />
e rendea me la mia sinistra costa,<br />
s’io riguardava in lei, come specchio anco.<br />
70 Quand’ io da la mia riva ebbi tal posta,<br />
che solo il fiume mi facea distante,<br />
per veder meglio ai passi diedi sosta,<br />
73 e vidi le fiammelle andar davante,<br />
lasciando dietro a sé l’aere dipinto,<br />
e di tratti pennelli avean sembiante;<br />
76 sì che lì sopra rimanea distinto<br />
di sette liste, tutte in quei colori<br />
onde fa l’arco il Sole e Delia il cinto.<br />
79 Questi ostendali in dietro eran maggiori<br />
che la mia vista; e, quanto a mio avviso,<br />
diece passi distavan quei di fori.<br />
82 Sotto così bel ciel com’ io diviso,<br />
ventiquattro seniori, a due a due,<br />
coronati venien di fiordaliso.
Seite 214 Purgatorio: Canto XXIX<br />
Und alle sangen: ” Sei gebenedeit<br />
In Adams Töchtern! Herrlich und gepriesen<br />
Sei deine Huld und Schön’ in Ewigkeit.“<br />
Und als nun die beblümten frischen Wiesen,<br />
<strong>Die</strong> jenseits das Gestad des Bachs begrenzt,<br />
<strong>Die</strong> Auserwählten nach und nach verließen,<br />
Sah ich, wie Stern um Stern am Himmel glänzt,<br />
Vier Tiere dort zunächst sich offenbaren,<br />
Und jedes ward mit grünem <strong>La</strong>ub bekränzt<br />
Und war versehn mit dreien Flügelpaaren,<br />
Mit Augen ihre Federn ganz besetzt,<br />
Wie die des Argus, als er lebte, waren.<br />
Nicht viel der Reime, Leser, wend’ ich jetzt<br />
Auf ihre Form, denn sparsam muß ich bleiben,<br />
Da größrer Stoff mich noch in Kosten setzt.<br />
<strong>La</strong>ß von Ezechiel sie dir beschreiben;<br />
Von Norden sah er sie, so wie er spricht,<br />
Mit Sturm, mit Wolken und mit Feuer treiben.<br />
Wie ich sie fand, beschreibt sie sein Bericht,<br />
Nur stimmt Johannes in der Zahl der Schwingen<br />
Mir völlig bei und dem Propheten nicht.<br />
Es stellt’ im Raum sich, den die Tier’ umfingen,<br />
Ein Siegeswagen auf zwei Rädern dar,<br />
Des Seil’ an eines Greifen Hälse hingen.<br />
Und in die Streifen ging der Flügel Paar,<br />
<strong>Die</strong> hoch, den mittelsten umschließend, standen,<br />
So, daß kein Streif davon durchschnitten war.<br />
Sie hoben sich so hoch, daß sie verschwanden;<br />
Gold schien, soweit er Vogel, jedes Glied,<br />
Wie sich im andern Weiß und Rot verbanden.<br />
Nicht solchen Wagen zum Triumph beschied<br />
Rom dem Augustus, noch den Afrikanen;<br />
Ja, arm erschiene dem, der diesen sieht,<br />
Sols Wagen, der, entrückt aus seinen Bahnen,<br />
Verbrannt ward auf der Erde frommes Fleh’n<br />
Durch Zeus’ gerechten Ratschluß, wie wir ahnen,<br />
Man sah im Kreis drei Frau’n sich tanzend dreh’n<br />
Am Rande rechts, und hochrot war die eine,<br />
Gleich lichter Glut der Flammen anzusehn.<br />
<strong>Die</strong> zweite glänzte hell in grünem Scheine,<br />
Gleich dem Smaragden, und die dritte schien<br />
Wie frisch gefallner Schnee an Weiß’ und Reine.<br />
85 Tutti cantavan: ” Benedicta tue<br />
ne le figlie d’Adamo, e benedette<br />
sieno in etterno le bellezze tue!“<br />
88 Poscia che i fiori e l’altre fresche erbette<br />
a rimpetto di me da l’altra sponda<br />
libere fuor da quelle genti elette,<br />
91 sì come luce luce in ciel seconda,<br />
vennero appresso lor quattro animali,<br />
coronati ciascun di verde fronda.<br />
94 Ognuno era pennuto di sei ali;<br />
le penne piene d’occhi; e li occhi d’Argo,<br />
se fosser vivi, sarebber cotali.<br />
97 A descriver lor forme più non spargo<br />
rime, lettor; ch’altra spesa mi strigne,<br />
tanto ch’a questa non posso esser largo;<br />
100 ma leggi Ezechïel, che li dipigne<br />
come li vide da la fredda parte<br />
venir con vento e con nube e con igne;<br />
103 e quali i troverai ne le sue carte,<br />
tali eran quivi, salvo ch’a le penne<br />
Giovanni è meco e da lui si diparte.<br />
106 Lo spazio dentro a lor quattro contenne<br />
un carro, in su due rote, trïunfale,<br />
ch’al collo d’un grifon tirato venne.<br />
109 Esso tendeva in sù l’una e l’altra ale<br />
tra la mezzana e le tre e tre liste,<br />
sì ch’a nulla, fendendo, facea male.<br />
112 Tanto salivan che non eran viste;<br />
le membra d’oro avea quant’ era uccello,<br />
e bianche l’altre, di vermiglio miste.<br />
115 Non che Roma di carro così bello<br />
rallegrasse Affricano, o vero Augusto,<br />
ma quel del Sol saria pover con ello;<br />
118 quel del Sol che, svïando, fu combusto<br />
per l’orazion de la Terra devota,<br />
quando fu Giove arcanamente giusto.<br />
121 Tre donne in giro da la destra rota<br />
venian danzando; l’una tanto rossa<br />
ch’a pena fora dentro al foco nota;<br />
124 l’altr’ era come se le carni e l’ossa<br />
fossero state di smeraldo fatte;<br />
la terza parea neve testé mossa;
Fegefeuer: Dreißigster Gesang Pagina 215<br />
<strong>Die</strong> Weiße sah man bald den Reigen zieh’n,<br />
<strong>Die</strong> Rote dann, und nach dem Sang der letzten<br />
<strong>Die</strong> andern langsam gehn und eilig flieh’n.<br />
Links vier im Purpurkleid, die sich ergötzten,<br />
Und, wie die eine, mit drei Augen, sang,<br />
Nach ihrer Weis im Tanz die Schritte setzten.<br />
Nach allen diesen kam den Pfad entlang,<br />
Ungleich in ihrer Tracht, ein paar von Alten,<br />
Doch gleich an Ernst und Würd’ in Mien’ und Gang.<br />
Der erste war für einen Freund zu halten<br />
Des Hippokrat, den die Natur gemacht,<br />
Um ihrer Kinder liebste zu erhalten.<br />
Der andre schien aufs Gegenteil bedacht,<br />
Mit einem Schwert, und durch das scharfe, lichte,<br />
Ward ich diesseits des Bachs in Angst gebracht.<br />
Dann kamen vier daher, demüt’ge, schlichte,<br />
Und hinter ihnen kam ein Greis, allein<br />
Und schlafend, mit scharfsinnigem Gesichte.<br />
<strong>Die</strong> sieben schienen gleich an Tracht zu sein<br />
Den ersten zweimal zwölf, doch nicht umblühten<br />
<strong>Die</strong> Häupter Lilienkränz’ in weißem Schein,<br />
Rosen vielmehr und andre rote Blüten,<br />
Und wer vom weiten sie erblickte, schwor,<br />
Daß oberhalb der Brau’n sie alle glühten.<br />
Mir gegenüber fuhr der Wagen vor,<br />
Worauf ein Donnerhall mein Ohr ereilte,<br />
Und sich des Zugs Bewegung schnell verlor,<br />
127 e or parëan da la bianca tratte,<br />
or da la rossa; e dal canto di questa<br />
l’altre toglien l’andare e tarde e ratte.<br />
130 Da la sinistra quattro facean festa,<br />
in porpore vestite, dietro al modo<br />
d’una di lor ch’avea tre occhi in testa.<br />
133 Appresso tutto il pertrattato nodo<br />
vidi due vecchi in abito dispari,<br />
ma pari in atto e onesto e sodo.<br />
136 L’un si mostrava alcun de’ famigliari<br />
di quel sommo Ipocràte che natura<br />
a li animali fé ch’ell’ ha più cari;<br />
139 mostrava l’altro la contraria cura<br />
con una spada lucida e aguta,<br />
tal che di qua dal rio mi fé paura.<br />
142 Poi vidi quattro in umile paruta;<br />
e di retro da tutti un vecchio solo<br />
venir, dormendo, con la faccia arguta.<br />
145 E questi sette col primaio stuolo<br />
erano abitüati, ma di gigli<br />
dintorno al capo non facëan brolo,<br />
148 anzi di rose e d’altri fior vermigli;<br />
giurato avria poco lontano aspetto<br />
che tutti ardesser di sopra da’ cigli.<br />
151 E quando il carro a me fu a rimpetto,<br />
un tuon s’udì, e quelle genti degne<br />
parvero aver l’andar più interdetto,<br />
Der jetzt zugleich mit seinen Fahnen weilte. 154 fermandosi ivi con le prime insegne.<br />
Dreißigster Gesang Canto XXX<br />
Sobald der Empyre’n Gestirn des Norden,<br />
(Das nimmer aufgeht, noch sich wieder senkt,<br />
Und das durch Sünden nur umnebelt worden;<br />
Bei welchem jeder dort der Pflicht gedenkt,<br />
Zu der es leitet, wie den Kahn hienieden,<br />
Das, welches tiefer steht, zum Hafen lenkt),<br />
Stillstand, da wandten, die’s vom Greifen schieden,<br />
<strong>Die</strong> zweimal zwölf und vier Wahrhaften, sich<br />
Zum Wagen hin als wie zu ihrem Frieden.<br />
Und einer, der des Himmels Boten glich,<br />
Rief dreimal singend zu der andern Sange:<br />
” Komm, Braut vom Libanon, und zeige dich!“<br />
1 Quando il settentrïon del primo cielo,<br />
che né occaso mai seppe né orto<br />
né d’altra nebbia che di colpa velo,<br />
4 e che faceva lì ciascuno accorto<br />
di suo dover, come ’l più basso face<br />
qual temon gira per venire a porto,<br />
7 fermo s’affisse: la gente verace,<br />
venuta prima tra ’l grifone ed esso,<br />
al carro volse sé come a sua pace;<br />
10 e un di loro, quasi da ciel messo,<br />
’Veni, sponsa, de Libano’ cantando<br />
gridò tre volte, e tutti li altri appresso.
Seite 216 Purgatorio: Canto XXX<br />
Wie bei des Weltgerichts Posaunenklange<br />
Der Sel’gen Schar, mit leichtem Leib umfahn,<br />
Dem Grab erstehen wird mit eil’gem Drange,<br />
So hoben von des heil’gen Wagens Bahn<br />
Wohl hundert sich bei solcher Stimme Schalle,<br />
Des ew’gen Lebens <strong>Die</strong>ner, himmelan.<br />
” Heil dir, der kommt!“ so klang’s im Widerhalle,<br />
” Streut Lilien jetzt mit vollen Händen hin!“<br />
Und Blumen warfen rings und oben alle.<br />
Schon sah ich bei des Tages Anbeginn<br />
Geschmückt den Osten sich mit Rosen zeigen,<br />
Sah klar den Himmel und die Königin<br />
Des Tages, sanft umschattet, höher steigen,<br />
So daß, da ihren Schimmer Dunst umfloß,<br />
Mein Blick ihn aushielt, ohne sich zu neigen.<br />
Hier, durch die. Blumenflut, die sie umschloß,<br />
Und niederstürzend um und in den Wagen,<br />
Sich aus der Himmelsboten Hand ergoß,<br />
Sah ich ein Weib in weißem Schleier ragen,<br />
Olivenzweig’ ihr Kranz, und ums Gewand,<br />
Das Feuer schien, des Mantels Grün geschlagen.<br />
Mein Geist, dem schon so manches Jahr entschwand,<br />
Seit er in ihrer Gegenwart mit Beben<br />
Demüt’gen Staunens bange Lust empfand,<br />
Fühlt’, eh das Aug’ ihm-Kunde noch gegeben,<br />
Durch die geheime Kraft, die ihr entquoll,<br />
<strong>Die</strong> alte Liebe mächtig sich erheben.<br />
Kaum war der hohen Kraft die Seele voll,<br />
Der Kraft, durch die, bevor ich noch entgangen<br />
Der Knabenzeit, mein wundes Herz erschwoll,<br />
So wandt’ ich links mich hin, mit dem Verlangen,<br />
Mit dem ein Kind zur Mutter läuft und Mut<br />
Im Schrecken sucht und Trost im Leid und Bangen,<br />
Um zu Virgil zu sagen: ” Ach mein Blut!<br />
Kein Tröpflein blieb mir, das nicht bebend zücke –<br />
Ich kenne schon die Zeichen alter Glut.“<br />
Doch sein beraubt ließ uns Virgil zurücke,<br />
Virgil, der väterliche Freund – Virgil,<br />
Dem sie mich übergab zu meinem Glücke.<br />
Was Eva einst verloren, da sie fiel,<br />
Nicht half es mir, die Tränen zu vermeiden,<br />
Wovon ein Strom die Wangen niederfiel.<br />
13 Quali i beati al novissimo bando<br />
surgeran presti ognun di sua caverna,<br />
la revestita voce alleluiando,<br />
16 cotali in su la divina basterna<br />
si levar cento, ad vocem tanti senis,<br />
ministri e messaggier di vita etterna.<br />
19 Tutti dicean: ’Benedictus qui venis!’,<br />
e fior gittando e di sopra e dintorno,<br />
’Manibus, oh, date lilïa plenis!’.<br />
22 Io vidi già nel cominciar del giorno<br />
la parte orïental tutta rosata,<br />
e l’altro ciel di bel sereno addorno;<br />
25 e la faccia del sol nascere ombrata,<br />
sì che per temperanza di vapori<br />
l’occhio la sostenea lunga fïata:<br />
28 così dentro una nuvola di fiori<br />
che da le mani angeliche saliva<br />
e ricadeva in giù dentro e di fori,<br />
31 sovra candido vel cinta d’uliva<br />
donna m’apparve, sotto verde manto<br />
vestita di color di fiamma viva.<br />
34 E lo spirito mio, che già cotanto<br />
tempo era stato ch’a la sua presenza<br />
non era di stupor, tremando, affranto,<br />
37 sanza de li occhi aver più conoscenza,<br />
per occulta virtù che da lei mosse,<br />
d’antico amor sentì la gran potenza.<br />
40 Tosto che ne la vista mi percosse<br />
l’alta virtù che già m’avea trafitto<br />
prima ch’io fuor di püerizia fosse,<br />
43 volsimi a la sinistra col respitto<br />
col quale il fantolin corre a la mamma<br />
quando ha paura o quando elli è afflitto,<br />
46 per dicere a Virgilio: ’Men che dramma<br />
di sangue m’è rimaso che non tremi:<br />
conosco i segni de l’antica fiamma’.<br />
49 Ma Virgilio n’avea lasciati scemi<br />
di sé, Virgilio dolcissimo patre,<br />
Virgilio a cui per mia salute die’mi;<br />
52 né quantunque perdeo l’antica matre,<br />
valse a le guance nette di rugiada<br />
che, lagrimando, non tornasser atre.
Fegefeuer: Dreißigster Gesang Pagina 217<br />
” O <strong>Dante</strong>, mag Virgil auch von dir scheiden,<br />
Nicht weine drum, noch jetzo weine nicht;<br />
Zu weinen ziemt dir über andres Leiden!“<br />
Und wie mit ernstgebietendem Gesicht<br />
Ein Admiral, der, musternd seine Scharen<br />
Vom hohen Bord, sie mahnt an ihre Pflicht,<br />
So war sie links im Wagen zu gewahren,<br />
Als ich nach meines Namens Klang mich bog,<br />
Den hier die Not mich zwang, zu offenbaren;<br />
Ich sah die Frau, die erst sich mir entzog,<br />
Als sie erschien, in jener Engelfeier,<br />
Wie nach mir her ihr Blick von jenseits flog.<br />
Doch ihr vom Haupte wallend ließ der Schleier,<br />
Der von Minervens <strong>La</strong>ub umkränzet ward,<br />
Mir ihren Anblick nur noch wenig freier.<br />
Stolz sprach sie nun mit königlicher Art,<br />
Gleich einem, der erst mild spricht, anzuschauen,<br />
Und sich das härtre Wort fürs Ende spart:<br />
” Schau’ her, Beatrix bin ich! Welch Vertrauen<br />
Führt dich zu diesen Höh’n? Wie? Weißt du nicht,<br />
Beglückte wohnen nur in diesen Auen.“<br />
Ich sah zum Bach hinab, sah mein Gesicht,<br />
Sah auf die Blumen dann, die mich umgaben,<br />
Gedrückt die Stirn von schwerer Scham Gewicht.<br />
So stolz erscheint die Mutter ihrem Knaben,<br />
Wie sie mir schien; denn ihr mitleidig Wort<br />
Schien den Geschmack der Bitterkeit zu haben.<br />
Sie schwieg, da sang der Engel Chor sofort<br />
Den Psalmen: Herr, auf dich nur steht mein Hoffen,<br />
Bis: Stellest meine Fuß auf weiten Ort.<br />
Wie auf den Rücken Welschlands, welcher offen<br />
Den Stürmen ragt, der Schnee, im Frost gehäuft,<br />
Zu Eis erstarrt, vom slaw’schen Wind getroffen,<br />
Dann, in sich selbst versickernd, niederträuft,<br />
Wenn laue Wind’ aus Libyen ihn verzeihen,<br />
So wie, dem Feuer nah, das Wachs zerläuft;<br />
So war ich ohne Seufzer, ohne Zähren,<br />
Bevor die Engel sangen, deren Sang<br />
Nur Nachklang ist vom Lied der ew’gen Sphären.<br />
Doch als im Lied ihr Mitleid mir erklang,<br />
Wohl heller klang, als hätten sie gesungen:<br />
” Was, Herrin, machst du ihm das Herz so bang?“<br />
55<br />
” <strong>Dante</strong>, perché Virgilio se ne vada,<br />
non pianger anco, non piangere ancora;<br />
ché pianger ti conven per altra spada.“<br />
58 Quasi ammiraglio che in poppa e in prora<br />
viene a veder la gente che ministra<br />
per li altri legni, e a ben far l’incora;<br />
61 in su la sponda del carro sinistra,<br />
quando mi volsi al suon del nome mio,<br />
che di necessità qui si registra,<br />
64 vidi la donna che pria m’appario<br />
velata sotto l’angelica festa,<br />
drizzar li occhi ver’ me di qua dal rio.<br />
67 Tutto che ’l vel che le scendea di testa,<br />
cerchiato de le fronde di Minerva,<br />
non la lasciasse parer manifesta,<br />
70 regalmente ne l’atto ancor proterva<br />
continüò come colui che dice<br />
e ’l più caldo parlar dietro reserva:<br />
73<br />
” Guardaci ben! Ben son, ben son Beatrice.<br />
Come degnasti d’accedere al monte?<br />
non sapei tu che qui è l’uom felice?“<br />
76 Li occhi mi cadder giù nel chiaro fonte;<br />
ma veggendomi in esso, i trassi a l’erba,<br />
tanta vergogna mi gravò la fronte.<br />
79 Così la madre al figlio par superba,<br />
com’ ella parve a me; perché d’amaro<br />
sente il sapor de la pietade acerba.<br />
82 Ella si tacque; e li angeli cantaro<br />
di sùbito ’In te, Domine, speravi’;<br />
ma oltre ’pedes meos’ non passaro.<br />
85 Sì come neve tra le vive travi<br />
per lo dosso d’Italia si congela,<br />
soffiata e stretta da li venti schiavi,<br />
88 poi, liquefatta, in sé stessa trapela,<br />
pur che la terra che perde ombra spiri,<br />
sì che par foco fonder la candela;<br />
91 così fui sanza lagrime e sospiri<br />
anzi ’l cantar di quei che notan sempre<br />
dietro a le note de li etterni giri;<br />
94 ma poi che ’ntesi ne le dolci tempre<br />
lor compatire a me, par che se detto<br />
avesser: ’Donna, perché sì lo stempre?’,
Seite 218 Purgatorio: Canto XXX<br />
Da ward das Eis, das fest mein Herz umschlungen,<br />
Zu Hauch und Wasser bald und kam durch Mund<br />
Und Auge bang aus meiner Brust gedrungen.<br />
Sie, welche, wie zuvor, im Wagen stund,<br />
Sie wandte sich dem Engelchor entgegen,<br />
Und tat den heil’gen Scharen dieses kund:<br />
” Ihr wacht im ew’gen Tag, und nimmer mögen<br />
Euch einen Schritt entziehen Schlaf und Nacht,<br />
Den das Jahrhundert tut auf seinen Wegen.<br />
Drum ist die Antwort wohl für ihn bedacht,<br />
Der drüben weint, damit sie klar beweise,<br />
Daß große Schuld auch große Schmerzen macht.<br />
Nicht durch die Kraft allein der ew’gen Kreise,<br />
<strong>Die</strong> jedes Wesen zu dem Ziele lenkt,<br />
Das ihm sein Stern gesteckt für seine Reise,<br />
Durch das auch, was die Gnade Gottes schenkt,<br />
Sie, deren Regen solche Dünst’ umgeben,<br />
Daß sich kein Blick in ihre Tiefen senkt,<br />
War dieser einst in seinem neuen Leben<br />
Gar hoch begabt, um sich zur Trefflichkeit<br />
Durch rechte Sitte mächtig zu erheben.<br />
Doch wilder wird in schnöder Üppigkeit<br />
Jedweder schlechte Same sich entfalten,<br />
Je kräft’ger ist des Bodens Fruchtbarkeit.<br />
Wohl wußt’ ich ein’ge Zeit ihn festzuhalten,<br />
Indem ich ihm die jungen Augen wies;<br />
Da ließ er gern als Führerin mich walten.<br />
Doch hatt’ er, als ich kaum die Welt verließ,<br />
Zum bessern Sein zu gehn, sich mir entzogen,<br />
Indem er andern ganz sich überließ.<br />
Als ich vom Fleisch zum Geist emporgeflogen,<br />
Und höh’re Tugend, höhern Reiz empfah’n,<br />
Da war er minder hold mir und gewogen.<br />
Er wandte seinen Schritt zur falschen Bahn,<br />
Trugbildern folgend schnöden Wonnelebens,<br />
Den falschen Lockungen und leerem Wahn.<br />
Im Traum und Wachen rief ich ihn vergebens,<br />
Und Mahnung haucht’ ich ihm und Warnung ein,<br />
Doch blieb er taub im Leichtsinn eiteln Strebens.<br />
Ein Mittel könnt’ ihm nur zum Heil gedeih’n,<br />
So tief schon hatt’ er sich im Wahn verloren,<br />
Und solches war der Anblick ew’ger Pein.<br />
97 lo gel che m’era intorno al cor ristretto,<br />
spirito e acqua fessi, e con angoscia<br />
de la bocca e de li occhi uscì del petto.<br />
100 Ella, pur ferma in su la detta coscia<br />
del carro stando, a le sustanze pie<br />
volse le sue parole così poscia:<br />
103<br />
” Voi vigilate ne l’etterno die,<br />
sì che notte né sonno a voi non fura<br />
passo che faccia il secol per sue vie;<br />
106 onde la mia risposta è con più cura<br />
che m’intenda colui che di là piagne,<br />
perché sia colpa e duol d’una misura.<br />
109 Non pur per ovra de le rote magne,<br />
che drizzan ciascun seme ad alcun fine<br />
secondo che le stelle son compagne,<br />
112 ma per larghezza di grazie divine,<br />
che sì alti vapori hanno a lor piova,<br />
che nostre viste là non van vicine,<br />
115 questi fu tal ne la sua vita nova<br />
virtüalmente, ch’ogne abito destro<br />
fatto averebbe in lui mirabil prova.<br />
118 Ma tanto più maligno e più silvestro<br />
si fa ’l terren col mal seme e non cólto,<br />
quant’ elli ha più di buon vigor terrestro.<br />
121 Alcun tempo il sostenni col mio volto:<br />
mostrando li occhi giovanetti a lui,<br />
meco il menava in dritta parte vòlto.<br />
124 Sì tosto come in su la soglia fui<br />
di mia seconda etade e mutai vita,<br />
questi si tolse a me, e diessi altrui.<br />
127 Quando di carne a spirto era salita,<br />
e bellezza e virtù cresciuta m’era,<br />
fu’ io a lui men cara e men gradita;<br />
130 e volse i passi suoi per via non vera,<br />
imagini di ben seguendo false,<br />
che nulla promession rendono intera.<br />
133 Né l’impetrare ispirazion mi valse,<br />
con le quali e in sogno e altrimenti<br />
lo rivocai: sì poco a lui ne calse!<br />
136 Tanto giù cadde, che tutti argomenti<br />
a la salute sua eran già corti,<br />
fuor che mostrarli le perdute genti.
Fegefeuer: Einunddreißigster Gesang Pagina 219<br />
Deswegen drang ich zu der Hölle Toren<br />
Und habe den, der ihn herauf geführt,<br />
Mit Bitten und mit Tränen dort beschworen.<br />
Nicht wär’s, wie sich’s nach ew’gem Rat gebührt,<br />
Wenn er durch Lethe ging’ und sie genösse,<br />
Und nicht vorher, bußfertig und gerührt,<br />
139 Per questo visitai l’uscio d’i morti,<br />
e a colui che l’ha qua sù condotto,<br />
li preghi miei, piangendo, furon porti.<br />
142 Alto fato di Dio sarebbe rotto,<br />
se Letè si passasse e tal vivanda<br />
fosse gustata sanza alcuno scotto<br />
In Reuezähren seine Schuld ergösse. 145 di pentimento che lagrime spanda.“<br />
Einunddreißigster Gesang Canto XXXI<br />
” Du, jenseits dort am heil’gen Strom,“ so kehrte<br />
Sie jetzt der Rede Spitze gegen mich,<br />
Nachdem die Schneide schon mich hart versehrte,<br />
Fortfahrend ohne Säumen: ” Sprich, o sprich,<br />
Ist dieses wahr? Erkennst du deine Fehle?<br />
Auf solche Klage ziemt die Beichte sich.“<br />
<strong>Die</strong> Stimme regte sich, doch in der Kehle<br />
Erstarb das Wort; denn, statt gehoffter Huld.<br />
Verwirrte finstre Strenge meine Seele.<br />
Nur wenig hatte sie mit mir Geduld:<br />
” Was sinnst du? Sprich! Noch tilgten nicht die Wogen<br />
Der Lethe die Erinnrung deiner Schuld.“<br />
Furcht und Verwirrung, sich vermischend, zogen<br />
Ein Ja! aus meinem Mund, das zwar erblickt<br />
Vom Auge ward, allein dem Ohr entzogen.<br />
Gleichwie zu scharf gespannt die Armbrust knickt,<br />
Und, wenn sich Sehn’ und Bogen überschlagen,<br />
Den Pfeil mit mindrer Kraft zum Ziele Schickt,<br />
So brach, zu schwach, so schwere <strong>La</strong>st zu tragen,<br />
Ich jetzt in Seufzer aus und Tränenflut<br />
Und ließ den Ton sich nicht ins Freie wagen.<br />
Drum sie zu mir: ” In meiner Wünsche Glut,<br />
<strong>Die</strong> einst dich jenes Gut zu lieben führte,<br />
Das unserm Wunsch entrückt all andres Gut.<br />
Welch eine Kette war’s, die dich umschnürte,<br />
Das auf den Fortschritt, mit verzagtem Sinn,<br />
<strong>Die</strong> Hoffnung abzulegen dir gebührte.<br />
Und welche Fördrung, welcherlei Gewinn,<br />
<strong>Die</strong> lockend dir von andrer Stirne lachten?<br />
Was führte dich zu ihrem Wege hin?“<br />
Nach einem tiefen, bittern Seufzer machten<br />
Sich Töne mühsam frei aus meiner Brust,<br />
<strong>Die</strong> kaum als Wort’ hervor die Lippen brachten.<br />
1<br />
” O tu che se’ di là dal fiume sacro,“<br />
volgendo suo parlare a me per punta,<br />
che pur per taglio m’era paruto acro,<br />
4 ricominciò, seguendo sanza cunta,<br />
” dì, dì se questo è vero; a tanta accusa<br />
tua confession conviene esser congiunta.“<br />
7 Era la mia virtù tanto confusa,<br />
che la voce si mosse, e pria si spense<br />
che da li organi suoi fosse dischiusa.<br />
10 Poco sofferse; poi disse: ” Che pense?<br />
Rispondi a me; ché le memorie triste<br />
in te non sono ancor da l’acqua offense.“<br />
13 Confusione e paura insieme miste<br />
mi pinsero un tal ” sì“ fuor de la bocca,<br />
al quale intender fuor mestier le viste.<br />
16 Come balestro frange, quando scocca<br />
da troppa tesa, la sua corda e l’arco,<br />
e con men foga l’asta il segno tocca,<br />
19 sì scoppia’ io sottesso grave carco,<br />
fuori sgorgando lagrime e sospiri,<br />
e la voce allentò per lo suo varco.<br />
22 Ond’ ella a me: ” Per entro i mie’ disiri,<br />
che ti menavano ad amar lo bene<br />
di là dal qual non è a che s’aspiri,<br />
25 quai fossi attraversati o quai catene<br />
trovasti, per che del passare innanzi<br />
dovessiti così spogliar la spene?<br />
28 E quali agevolezze o quali avanzi<br />
ne la fronte de li altri si mostraro,<br />
per che dovessi lor passeggiare anzi?“<br />
31 Dopo la tratta d’un sospiro amaro,<br />
a pena ebbi la voce che rispuose,<br />
e le labbra a fatica la formaro.
Seite 220 Purgatorio: Canto XXXI<br />
” <strong>Die</strong> Gegenwart, mit ihrer falschen Lust,“<br />
So weint’ ich, hat, als eure Blick’ entschwanden,<br />
”<br />
Rückwärts zu wenden meinen Schritt gewußt.“<br />
” Verschwiegst, vermeintest du, was du gestanden,“<br />
Sprach sie, nicht minder wär’s dem Richter kund,<br />
”<br />
Vor dessen Blick die Lüge nie bestanden.<br />
Doch wenn man sich verklagt mit eignem Mund.<br />
So wird hier abgestumpft das Schwert der Rache,<br />
Und Gnade macht des Sünders Herz gesund.<br />
Drum, daß dein Wahn dich mehr erröten mache,<br />
Und daß dein Herz zu jeder andern Zeit<br />
<strong>Die</strong> Lockung der Sirenen kühn verlache,<br />
<strong>La</strong>ß ab vom Weinen jetzt und Traurigkeit;<br />
Vernimm vielmehr, welch andern Weg zu wallen<br />
Dir ziemend war, als mich der Tod befreit.<br />
Nichts ließ Natur und Kunst dir je gefallen,<br />
Wie jenen Leib, in dem ich dort erschien,<br />
Des schöne Glieder jetzt in Staub zerfallen.<br />
Und sahest du die höchste Wonn’ entflieh’n<br />
Bei meinem Tod, was konnte dich besiegen?<br />
Welch ird’sche Lust dich fürder an sich zieh’n?<br />
Beim Reiz der Dinge, die das Herz betrügen,<br />
Bei ihrem ersten Pfeil, war’s ziemend, mir,<br />
<strong>Die</strong> ich mein Sein verwandelt, nachzufliegen.<br />
Nicht niederzieh’n sollt’ er die Schwingen dir,<br />
Nicht harren solltest du der andern Pfeile,<br />
Des Mägdleins nicht, nach andrer eitlen Zier.<br />
Der junge Vogel harrt in träger Weile<br />
Des zweiten Pfeils, doch der beschwingte flieht<br />
Und schützt vor Netz und Pfeilen sich durch Eile.“<br />
Gleichwie ein Knabe schweigend niedersieht,<br />
Wenn Vorwurf und Bewußtsein ihn verstören,<br />
Und Reue sein Gesicht zur Erde zieht;<br />
So stand ich dort: ” Betrübt dich schon das Hören,“<br />
Sie sprach’s, ” So sei emporgewandt dein Bart;<br />
Das Schauen wird noch deinen Schmerz vermehren.“ –<br />
In ihrem Widerstande minder hart,<br />
Läßt ihrem Grund die Eiche sich entreißen,<br />
Wenn sie von Nordsturms Macht durchschüttelt ward,<br />
Als ich das Kinn erhob, da sie’s geheißen.<br />
Auch fühlt’ ich, da sie Bart für Antlitz sprach,<br />
Des Wortes Gift an meinem Herzen reißen.<br />
34 Piangendo dissi: ” Le presenti cose<br />
col falso lor piacer volser miei passi,<br />
tosto che ’l vostro viso si nascose.“<br />
37 Ed ella: ” Se tacessi o se negassi<br />
ciò che confessi, non fora men nota<br />
la colpa tua: da tal giudice sassi!<br />
40 Ma quando scoppia de la propria gota<br />
l’accusa del peccato, in nostra corte<br />
rivolge sé contra ’l taglio la rota.<br />
43 Tuttavia, perché mo vergogna porte<br />
del tuo errore, e perché altra volta,<br />
udendo le serene, sie più forte,<br />
46 pon giù il seme del piangere e ascolta:<br />
sì udirai come in contraria parte<br />
mover dovieti mia carne sepolta.<br />
49 Mai non t’appresentò natura o arte<br />
piacer, quanto le belle membra in ch’io<br />
rinchiusa fui, e che so’ ’n terra sparte;<br />
52 e se ’l sommo piacer sì ti fallio<br />
per la mia morte, qual cosa mortale<br />
dovea poi trarre te nel suo disio?<br />
55 Ben ti dovevi, per lo primo strale<br />
de le cose fallaci, levar suso<br />
di retro a me che non era più tale.<br />
58 Non ti dovea gravar le penne in giuso,<br />
ad aspettar più colpo, o pargoletta<br />
o altra novità con sì breve uso.<br />
61 Novo augelletto due o tre aspetta;<br />
ma dinanzi da li occhi d’i pennuti<br />
rete si spiega indarno o si saetta.“<br />
64 Quali fanciulli, vergognando, muti<br />
con li occhi a terra stannosi, ascoltando<br />
e sé riconoscendo e ripentuti,<br />
67 tal mi stav’ io; ed ella disse: ” Quando<br />
per udir se’ dolente, alza la barba,<br />
e prenderai più doglia riguardando.“<br />
70 Con men di resistenza si dibarba<br />
robusto cerro, o vero al nostral vento<br />
o vero a quel de la terra di Iarba,<br />
73 ch’io non levai al suo comando il mento;<br />
e quando per la barba il viso chiese,<br />
ben conobbi il velen de l’argomento.
Fegefeuer: Einunddreißigster Gesang Pagina 221<br />
Das Antlitz hob ich zögernd und gemach,<br />
Und sieh, die schönen englischen Gestalten,<br />
Sie ließen jetzt im Blumenstreuen nach.<br />
Mein Blick, kaum fähig noch, ein Bild zu halten,<br />
Erschaute sie, dem Greifen zugewandt,<br />
In dem, dem einen, zwei Naturen walten.<br />
Sie schien, verschleiert, jenseits dort am Strand,<br />
Das, was sie einst war, jetzt zu überwinden,<br />
Wie sie vordem die andern überwand.<br />
Wie mußt’ ich da der Reue Schmerz empfinden!<br />
Wie, was mich von ihr abgewandt, die Lust<br />
Der eiteln Welt jetzt hassenswürdig finden!<br />
So nagte Selbstbewußtsein meine Brust,<br />
Daß ich hinsank – mit welchem innrem Beben,<br />
Ihr, die es mir erregt, ihr ist’s bewußt.<br />
Als äußre Kraft das Herz mir neu gegeben,<br />
Sprach über mir sie, die mir erst allein<br />
Erschienen war: ” Mich fass, um dich zu heben!“<br />
Sie zog mich bis zum Hals den Fluß hinein,<br />
Glitt, wie ein Webschiff, ohne sich zu senken,<br />
Auf seiner Fläch’ und zog mich hinterdrein,<br />
Um mich zum sel’gen Ufer hinzulenken.<br />
Dort klang’s: ” Entsünd’ge mich!“ so süß – ich kann<br />
Es nicht beschreiben, ja, nicht wieder denken.<br />
<strong>Die</strong> schöne Frau erschloß die Arme dann,<br />
Umschlang mein Haupt und taucht’ es in die Wogen,<br />
Drob ich vom Wasser trank, das mich umrann.<br />
Drauf, als sie mich gebadet vorgezogen,<br />
Bot sie zum Tanze mich den schönen vier,<br />
<strong>Die</strong> hold um meinen Hals die Arme bogen.<br />
” Wir sind am Himmel Sterne, Nymphen hier.<br />
Und als zur Welt Beatrix kam, so gingen<br />
Als ihre <strong>Die</strong>nerinnen wir mit ihr.<br />
Wir werden dich ihr vor die Augen bringen;<br />
Dir schärfen dann, fürs holde Licht darin<br />
Den Blick die drei, die schauend tiefer dringen.“<br />
Sie sangen diese Worte zum Beginn,<br />
Worauf sie mich zur Brust des Greifen brachten.<br />
Dort wandte sie nach uns das Antlitz hin.<br />
Sie sprachen dann: ” Hier darfst du frei betrachten,<br />
Wir stellten dich vor der Smaragden Licht,<br />
Woraus dich wund der Liebe Pfeile machten.“<br />
76 E come la mia faccia si distese,<br />
posarsi quelle prime creature<br />
da loro aspersïon l’occhio comprese;<br />
79 e le mie luci, ancor poco sicure,<br />
vider Beatrice volta in su la fiera<br />
ch’è sola una persona in due nature.<br />
82 Sotto ’l suo velo e oltre la rivera<br />
vincer pariemi più sé stessa antica,<br />
vincer che l’altre qui, quand’ ella c’era.<br />
85 Di penter sì mi punse ivi l’ortica,<br />
che di tutte altre cose qual mi torse<br />
più nel suo amor, più mi si fé nemica.<br />
88 Tanta riconoscenza il cor mi morse,<br />
ch’io caddi vinto; e quale allora femmi,<br />
salsi colei che la cagion mi porse.<br />
91 Poi, quando il cor virtù di fuor rendemmi,<br />
la donna ch’io avea trovata sola<br />
sopra me vidi, e dicea: ” Tiemmi, tiemmi!“<br />
94 Tratto m’avea nel fiume infin la gola,<br />
e tirandosi me dietro sen giva<br />
sovresso l’acqua lieve come scola.<br />
97 Quando fui presso a la beata riva,<br />
’Asperges me’ sì dolcemente udissi,<br />
che nol so rimembrar, non ch’io lo scriva.<br />
100 <strong>La</strong> bella donna ne le braccia aprissi;<br />
abbracciommi la testa e mi sommerse<br />
ove convenne ch’io l’acqua inghiottissi.<br />
103 Indi mi tolse, e bagnato m’offerse<br />
dentro a la danza de le quattro belle;<br />
e ciascuna del braccio mi coperse.<br />
106<br />
” Noi siam qui ninfe e nel ciel siamo stelle;<br />
pria che Beatrice discendesse al mondo,<br />
fummo ordinate a lei per sue ancelle.<br />
109 Merrenti a li occhi suoi; ma nel giocondo<br />
lume ch’è dentro aguzzeranno i tuoi<br />
le tre di là, che miran più profondo.“<br />
112 Così cantando cominciaro; e poi<br />
al petto del grifon seco menarmi,<br />
ove Beatrice stava volta a noi.<br />
115 Disser: ” Fa che le viste non risparmi;<br />
posto t’avem dinanzi a li smeraldi<br />
ond’ Amor già ti trasse le sue armi.“
Seite 222 Purgatorio: Canto XXXII<br />
Mir weckt’ ein glühend Sehnen ihr Gesicht<br />
Und band an ihrer Augen Glanz die meinen;<br />
<strong>Die</strong> ihren wichen vor dem Greifen nicht.<br />
Und drinnen sah ich den zwiefachen Einen,<br />
Gleichwie die Sonn’ im Spiegel, schimmernd klar,<br />
Als diesen bald, als jenen bald erscheinen.<br />
Nun denke, Leser, selbst, wie wunderbar,<br />
Das Abbild, sich verwandelnd, zu erblicken,<br />
Obwohl das Urbild stets dasselbe war.<br />
Indes die Seel’ in Staunen und Entzücken<br />
<strong>Die</strong> Speise kostete, die größern Drang<br />
Nach sich erweckt, je mehr wir uns erquicken,<br />
Da sah ich jene drei vom höchsten Rang,<br />
<strong>Die</strong>s zeigte die Gebärd’, uns nahe kommen,<br />
Den Engeltanz begleitend mit Gesang.<br />
” Beatrix, laß den Blick, den heil’gen, frommen,“<br />
So sangen sie, auf deinen Treuen sehn,<br />
”<br />
Der dich zu schau’n so hoch emporgeklommen.<br />
Enthüll’ aus Gnad’ ihm deinen Mund, wir fleh’nl<br />
<strong>Die</strong> zweite Schönheit, die du noch verborgen,<br />
O laß sie auf vor seinen Augen gehen!“<br />
O Glanz lebend’gen Lichts! o ew’ger Morgen!<br />
Wer trank so tief aus des Parnassus Flut,<br />
Wer ward so bleich in seinen Müh’n und Sorgen,<br />
Daß er vermag, mit freiem, kühnem Mut<br />
Sich deiner Schilderung zu unterfangen,<br />
Wenn du bei Himmelsharmonien in Glut<br />
118 Mille disiri più che fiamma caldi<br />
strinsermi li occhi a li occhi rilucenti,<br />
che pur sopra ’l grifone stavan saldi.<br />
121 Come in lo specchio il sol, non altrimenti<br />
la doppia fiera dentro vi raggiava,<br />
or con altri, or con altri reggimenti.<br />
124 Pensa, lettor, s’io mi maravigliava,<br />
quando vedea la cosa in sé star queta,<br />
e ne l’idolo suo si trasmutava.<br />
127 Mentre che piena di stupore e lieta<br />
l’anima mia gustava di quel cibo<br />
che, saziando di sé, di sé asseta,<br />
130 sé dimostrando di più alto tribo<br />
ne li atti, l’altre tre si fero avanti,<br />
danzando al loro angelico caribo.<br />
133<br />
” Volgi, Beatrice, volgi li occhi santi,“<br />
era la sua canzone, al tuo fedele<br />
”<br />
che, per vederti, ha mossi passi tanti!<br />
136 Per grazia fa noi grazia che disvele<br />
a lui la bocca tua, sì che discerna<br />
la seconda bellezza che tu cele.“<br />
139 O isplendor di viva luce etterna,<br />
chi palido si fece sotto l’ombra<br />
sì di Parnaso, o bevve in sua cisterna,<br />
142 che non paresse aver la mente ingombra,<br />
tentando a render te qual tu paresti<br />
là dove armonizzando il ciel t’adombra,<br />
Den unbewölkten Lüften aufgegangen? 145 quando ne l’aere aperto ti solvesti?<br />
Zweiunddreißigster Gesang Canto XXXII<br />
Den zehenjähr’gen Durst zu löschen, hingen<br />
An ihrem Reiz die Augen, so voll Gier,<br />
Daß mir die andern Sinne ganz vergingen.<br />
Seitwärts baut’ eine Mauer dort und hier<br />
Nichtachtung auf, denn mit dem Netz, dem alten,<br />
Zog mich ihr heil’ges Lächeln hin zu ihr.<br />
Da wandten mir die himmlischen Gestalten<br />
Mit Macht nach meiner Linken das Gesicht,<br />
Mit diesem Ruf: Im Schauen Maß gehalten!<br />
Nun stand ich dort wie einer, den das Licht<br />
Der Sonne mit dem Flammenpfeil geblendet,<br />
Und dem zunächst die Sehkraft ganz gebricht.’<br />
1 Tant’ eran li occhi miei fissi e attenti<br />
a disbramarsi la decenne sete,<br />
che li altri sensi m’eran tutti spenti.<br />
4 Ed essi quinci e quindi avien parete<br />
di non caler – così lo santo riso<br />
a sé traéli con l’antica rete! – ;<br />
7 quando per forza mi fu vòlto il viso<br />
ver’ la sinistra mia da quelle dee,<br />
perch’ io udi’ da loro un ” Troppo fiso!“;<br />
10 e la disposizion ch’a veder èe<br />
ne li occhi pur testé dal sol percossi,<br />
sanza la vista alquanto esser mi fée.
Fegefeuer: Zweiunddreißigster Gesang Pagina 223<br />
Doch als das wen’ge sie mir neu gespendet –<br />
Nach jenem vielen wenig und gering,<br />
Von dem ich mit Gewalt mich abgewendet –<br />
Da sah ich, das ruhmvolle Kriegsheer fing<br />
Sich rechts zu kehren an, indem’s den Lichten,<br />
Den sieben, nach, der Sonn’ entgegenging.<br />
Wie, wenn die Scharen auf den Sieg verzichten,<br />
Sie unterm Schild sich mit der Fahne dreh’n,<br />
Eh’ sie, geschwenkt, sich ganz zum Rückzug richten,<br />
So war die Schar des Himmelreichs zu sehn,<br />
Und eh’ sich um des Wagens Deichsel legte,<br />
Sah man den Zug vor’ und vorübergehn.<br />
<strong>Die</strong> sieben Frauen rechts und links, bewegte<br />
Der Greif die heil’ge <strong>La</strong>st mit stiller Macht,<br />
So daß an ihm sich keine Feder regte.<br />
Ich, Statius, sie, die mich zum Furt gebracht,<br />
Wir leiteten dem Rade nach die Schritte,<br />
Das, umgeschwenkt, den kleinern Bogen macht.<br />
So ging es durch des hohen Waldes Mitte,<br />
Öd’, weil der Schlang’ einst Eva Glauben gab,<br />
Und Engelsang gab Maß für unsre Tritte.<br />
Dreimal so weit nur, als ein Pfeil herab<br />
Vom Bogen fliegt, war nun der Zug gekommen,<br />
Und Beatrice stieg vom Wagen ab.<br />
” Adam!“ so ward ein Murmeln rings vernommen,<br />
Und einen Baum, von <strong>La</strong>ub und Blüten leer,<br />
Umringt’ im Kreise nun die Schar der Frommen.<br />
Sein Haar verbreitet sich so mehr, je mehr<br />
Er aufwärts steigt, hoch, daß er selbst den Indern<br />
Durch seine Höhe zum Erstaunen war’.<br />
” Heil dir, o Greif, mit deinem Schnabel plündern<br />
Willst du nicht diesen Baum, der Süßes zwar<br />
Dem Gaumen gibt, doch Marter dann den Sündern.“<br />
So rief rings um den starken Baum die Schar.<br />
Und er, in dem sich Leu und Aar verbunden:<br />
” So nimmt man jedes Rechtes Samen wahr.“<br />
<strong>Die</strong> Deichsel, wo ich ziehend ihn gefunden,<br />
Schob er zum öden Stamm und ließ am Baum,<br />
Aus ihm entnommen, sie an ihn gebunden.<br />
Wie unsre Pflanzen, wenn zum Meeressaum<br />
Das große Licht sich senkt, von dem umschlossen,<br />
Das nach den Fischen glänzt am Himmelsraum,<br />
13 Ma poi ch’al poco il viso riformossi<br />
(e dico ’al poco’ per rispetto al molto<br />
sensibile onde a forza mi rimossi),<br />
16 vidi ’n sul braccio destro esser rivolto<br />
lo glorïoso essercito, e tornarsi<br />
col sole e con le sette fiamme al volto.<br />
19 Come sotto li scudi per salvarsi<br />
volgesi schiera, e sé gira col segno,<br />
prima che possa tutta in sé mutarsi;<br />
22 quella milizia del celeste regno<br />
che procedeva, tutta trapassonne<br />
pria che piegasse il carro il primo legno.<br />
25 Indi a le rote si tornar le donne,<br />
e ’l grifon mosse il benedetto carco<br />
sì, che però nulla penna crollonne.<br />
28 <strong>La</strong> bella donna che mi trasse al varco<br />
e Stazio e io seguitavam la rota<br />
che fé l’orbita sua con minore arco.<br />
31 Sì passeggiando l’alta selva vòta,<br />
colpa di quella ch’al serpente crese,<br />
temprava i passi un’angelica nota.<br />
34 Forse in tre voli tanto spazio prese<br />
disfrenata saetta, quanto eramo<br />
rimossi, quando Bëatrice scese.<br />
37 Io senti’ mormorare a tutti ” Adamo“;<br />
poi cerchiaro una pianta dispogliata<br />
di foglie e d’altra fronda in ciascun ramo.<br />
40 <strong>La</strong> coma sua, che tanto si dilata<br />
più quanto più è sù, fora da l’Indi<br />
ne’ boschi lor per altezza ammirata.<br />
43<br />
” Beato se’, grifon, che non discindi<br />
col becco d’esto legno dolce al gusto,<br />
poscia che mal si torce il ventre quindi.“<br />
46 Così dintorno a l’albero robusto<br />
gridaron li altri; e l’animal binato:<br />
” Sì si conserva il seme d’ogne giusto.“<br />
49 E vòlto al temo ch’elli avea tirato,<br />
trasselo al piè de la vedova frasca,<br />
e quel di lei a lei lasciò legato.<br />
52 Come le nostre piante, quando casca<br />
giù la gran luce mischiata con quella<br />
che raggia dietro a la celeste lasca,
Seite 224 Purgatorio: Canto XXXII<br />
Sich üppig bläh’n zu neuen jungen Sprossen,<br />
Jede gefärbt nach der Natur Gebot, .<br />
Eh’ Sol den Stier erreicht mit seinen Rossen;<br />
So, mehr als Veilchen zwar, doch minder rot<br />
Als Rosenglut, erneute sich die Pflanze,<br />
<strong>Die</strong> erst verwaist erschien und kahl und tot.<br />
Und wie sie nun erblüht’ im neuen Glanze,<br />
Ertönt’ ein nie gehörter Lobgesang,<br />
Doch nicht ertrug mein müder Sinn das Ganze.<br />
Könnt’ ich euch malen, wie mit süßem Klang<br />
Von Pan und Syrinx einst Merkur den Späher,<br />
Den unbarmherz’gen, zum Entschlummern zwang,<br />
So zeigt’ ich, wie nach einem Urbild, eher,<br />
Wie jener Sang in Schlummer mich gebracht,<br />
Doch das Entschlummern sing ein bessrer Seher.<br />
Ich springe bis zur Zeit, da ich erwacht,<br />
Da mir ein Glanz zerriß den dunkeln Schleier,<br />
Und eine Stimme rief: Steh auf, hab’ acht!<br />
Wie zu der Blut’ des Baums, des Apfel teuer<br />
Den Engeln sind, den nichts erschöpfen kann,<br />
Der Speise gibt zur ew’gen Hochzeitsfeier,<br />
Geführt, Jakobus, Petrus und Johann<br />
Aus ihrer Ohnmacht bei dem Wort erstanden,<br />
Bei dessen Klang wohl tiefrer Schlaf entrann,<br />
Und nun vermindert ihre Schule fanden.<br />
Denn Moses und Elias waren fort,<br />
Und ihren Herrn in anderen Gewanden;<br />
So ich – und über mich gebogen dort<br />
Stand jetzt die Schöne, wie um mein zu hüten,<br />
<strong>Die</strong> mich geführt entlang des Flusses Bord.<br />
” Wo ist Beatrix?“ rief ich, und mir glühten<br />
Vor Angst die Wangen. Auf der Wurzel“, sprach<br />
”<br />
<strong>Die</strong> Schöne, sitzt sie unter neuen Blüten.<br />
”<br />
Sieh hin, wer sie umgibt. Dem Greifen nach<br />
Entfloh’n empor die anderen, mit Sange,<br />
Der süßer, tiefer klang, als dort am Bach.<br />
Ob sie noch mehr gesprochen und wie lange,<br />
Nicht weiß ich es, denn mir im Auge stand<br />
Sie, die mein Ohr versperrte jedem Klange.<br />
Sie saß allein auf jenem reinen <strong>La</strong>nd,<br />
Wie’s schien, zur Hut des Wagens dort gelassen,<br />
Den an den Baum der Zweigestalt’ge band.<br />
55 turgide fansi, e poi si rinovella<br />
di suo color ciascuna, pria che ’l sole<br />
giunga li suoi corsier sotto altra stella;<br />
58 men che di rose e più che di vïole<br />
colore aprendo, s’innovò la pianta,<br />
che prima avea le ramora sì sole.<br />
61 Io non lo ’ntesi, né qui non si canta<br />
l’inno che quella gente allor cantaro,<br />
né la nota soffersi tutta quanta.<br />
64 S’io potessi ritrar come assonnaro<br />
li occhi spietati udendo di Siringa,<br />
li occhi a cui pur vegghiar costò sì caro;<br />
67 come pintor che con essempro pinga,<br />
disegnerei com’ io m’addormentai;<br />
ma qual vuol sia che l’assonnar ben finga.<br />
70 Però trascorro a quando mi svegliai,<br />
e dico ch’un splendor mi squarciò ’l velo<br />
del sonno, e un chiamar: ” Surgi: che fai?“<br />
73 Quali a veder de’ fioretti del melo<br />
che del suo pome li angeli fa ghiotti<br />
e perpetüe nozze fa nel cielo,<br />
76 Pietro e Giovanni e Iacopo condotti<br />
e vinti, ritornaro a la parola<br />
da la qual furon maggior sonni rotti,<br />
79 e videro scemata loro scuola<br />
così di Moïsè come d’Elia,<br />
e al maestro suo cangiata stola;<br />
82 tal torna’ io, e vidi quella pia<br />
sovra me starsi che conducitrice<br />
fu de’ miei passi lungo ’l fiume pria.<br />
85 E tutto in dubbio dissi: ” Ov’ è Beatrice?“<br />
Ond’ ella: ” Vedi lei sotto la fronda<br />
nova sedere in su la sua radice.<br />
88 Vedi la compagnia che la circonda:<br />
li altri dopo ’l grifon sen vanno suso<br />
con più dolce canzone e più profonda.“<br />
91 E se più fu lo suo parlar diffuso,<br />
non so, però che già ne li occhi m’era<br />
quella ch’ad altro intender m’avea chiuso.<br />
94 Sola sedeasi in su la terra vera,<br />
come guardia lasciata lì del plaustro<br />
che legar vidi a la biforme fera.
Fegefeuer: Zweiunddreißigster Gesang Pagina 225<br />
<strong>Die</strong> sieben Nymphen sah ich sie umfassen,<br />
Im Kreis, die Lichter haltend, die vom Zwist<br />
Des Nord- und Südwinds nie sich löschen lassen.<br />
“Als Fremdling weilst du dort nur kurze Frist<br />
Und wirst mit mir als ew’ger Bürger bleiben<br />
In jenem Rom, wo Christus Römer ist.<br />
Zum Heil der Welt mit ihrem bösen Treiben<br />
Schau’ auf den Wagen, um, was du gesehn,<br />
Zurückgekehrt, den Menschen zu beschreiben. ”<br />
Beatrix sprach’s – wie könnt’ ich widerstehn?<br />
Ganz so, wie’s der Gebieterin gefallen,<br />
Ließ ich voll Demut Geist und Auge gehn.<br />
Nicht sah man je so schnell aus Himmels Hallen.<br />
Aus dichter Wölk’, ein flammendes Geschoß,<br />
Den Blitz aus fernster Höhe niederfallen,<br />
Als auf den Baum Zeus’ Vogel niederschoß,<br />
Nicht wühlend bloß in Blüten und in Blättern,<br />
<strong>Die</strong> Rind’ auch brechend, die sein Mark umschloß.<br />
Dann sah man ihn zum Wagen niederschmettern,<br />
Der bei dem Stoße rechts und links sich bog,<br />
Gleich einem Schiff im Kampf mit wilden Wettern.<br />
Dann war ein Fuchs, der jähen Sprunges flog,<br />
Ins Innre selbst des Wagens eingebrochen,<br />
Wohin ihn Gier nach beßrer Speise zog.<br />
Doch mit dem Vorwurf des, was er verbrochen,<br />
Trieb meine Herrin ihn so eilig fort,<br />
Als laufen konnten seine magern Knochen.<br />
Und nochmals stürzte von dem hohen Ort,<br />
Wie schon vorhin, der Adler in den Wagen,<br />
Und ließ ihm viel von seinen Federn dort.<br />
Und wie aus banger Brust der <strong>La</strong>ut der Klagen,<br />
Klang aus dem Himmel eine Stimm’ und sprach:<br />
“Mein Schifflein, schlechte <strong>La</strong>dung mußt du tragen! ”<br />
Und unten, zwischen beiden Rädern, brach<br />
Der Erde Grund, ausspeiend einen Drachen,<br />
Der nach dem Wagen mit dem Schwanze stach.<br />
Dann zog er ihn zurück, wie’s Wespen machen,<br />
Nahm einen Teil des Bodens mit und schien,<br />
Von dannen eilend, des Gewinns zu lachen.<br />
Der Rest des Wagens blieb, doch sah man ihn<br />
Mit Federn, die wohl reiner Sinn gespendet,<br />
Wie üppig <strong>La</strong>nd mit Gras, sich überzieh’n.<br />
97 In cerchio le facevan di sé claustro<br />
le sette ninfe, con quei lumi in mano<br />
che son sicuri d’Aquilone e d’Austro.<br />
100<br />
” Qui sarai tu poco tempo silvano;<br />
e sarai meco sanza fine cive<br />
di quella Roma onde Cristo è romano.<br />
103 Però, in pro del mondo che mal vive,<br />
al carro tieni or li occhi, e quel che vedi,<br />
ritornato di là, fa che tu scrive.“<br />
106 Così Beatrice; e io, che tutto ai piedi<br />
d’i suoi comandamenti era divoto,<br />
la mente e li occhi ov’ ella volle diedi.<br />
109 Non scese mai con sì veloce moto<br />
foco di spessa nube, quando piove<br />
da quel confine che più va remoto,<br />
112 com’ io vidi calar l’uccel di Giove<br />
per l’alber giù, rompendo de la scorza,<br />
non che d’i fiori e de le foglie nove;<br />
115 e ferì ’l carro di tutta sua forza;<br />
ond’ el piegò come nave in fortuna,<br />
vinta da l’onda, or da poggia, or da orza.<br />
118 Poscia vidi avventarsi ne la cuna<br />
del trïunfal veiculo una volpe<br />
che d’ogne pasto buon parea digiuna;<br />
121 ma, riprendendo lei di laide colpe,<br />
la donna mia la volse in tanta futa<br />
quanto sofferser l’ossa sanza polpe.<br />
124 Poscia per indi ond’ era pria venuta,<br />
l’aguglia vidi scender giù ne l’arca<br />
del carro e lasciar lei di sé pennuta;<br />
127 e qual esce di cuor che si rammarca,<br />
tal voce uscì del cielo e cotal disse:<br />
” O navicella mia, com’ mal se’ carca!“<br />
130 Poi parve a me che la terra s’aprisse<br />
tr’ambo le ruote, e vidi uscirne un drago<br />
che per lo carro sù la coda fisse;<br />
133 e come vespa che ritragge l’ago,<br />
a sé traendo la coda maligna,<br />
trasse del fondo, e gissen vago vago.<br />
136 Quel che rimase, come da gramigna<br />
vivace terra, da la piuma, offerta<br />
forse con intenzion sana e benigna,
Seite 226 Purgatorio: Canto XXXIII<br />
Und dieses Werk war so geschwind vollendet,<br />
Und voll die Deichsel und das Räderpaar,<br />
Bevor die Brust ein Oh! und Ach! beendet.<br />
Und Häupter trieb, als er verwandelt war,<br />
Der Wagen vor, an den vier Ecken viere,<br />
Drei aber nahm man auf der Deichsel wahr,<br />
<strong>Die</strong> letzten drei gehörnt wie die der Stiere,<br />
<strong>Die</strong> ersten vier mit einem Horn versehn;<br />
So glich er nie geschautem Wundertiere.<br />
Und sicher, wie auf Bergen Schlösser stehn,<br />
Saß eine zügellose Hure drinnen<br />
Und ließ umher die flinken Augen späh’n.<br />
Und, gleich, als solle sie ihm nicht entrinnen,<br />
Stand ihr zur Seit’ ein Ries’, und diese zwei<br />
Sah ich sich küssen und sich zärtlich minnen.<br />
Allein, weil sie die Augen gierig frei<br />
Auf mich gewandt, schlug sie der wilde Freier<br />
Vom Kopf zum Fuß mit wütendem Geschrei.<br />
Drauf löst’ er ab vom Baum das Ungeheuer,<br />
Von Argwohn voll und wildem Zorn und Arg,<br />
Und zog es durch den Wald, des dichter Schleier<br />
139 si ricoperse, e funne ricoperta<br />
e l’una e l’altra rota e ’l temo, in tanto<br />
che più tiene un sospir la bocca aperta.<br />
142 Trasformato così ’l dificio santo<br />
mise fuor teste per le parti sue,<br />
tre sovra ’l temo e una in ciascun canto.<br />
145 Le prime eran cornute come bue,<br />
ma le quattro un sol corno avean per fronte:<br />
simile mostro visto ancor non fue.<br />
148 Sicura, quasi rocca in alto monte,<br />
seder sovresso una puttana sciolta<br />
m’apparve con le ciglia intorno pronte;<br />
151 e come perché non li fosse tolta,<br />
vidi di costa a lei dritto un gigante;<br />
e basciavansi insieme alcuna volta.<br />
154 Ma perché l’occhio cupido e vagante<br />
a me rivolse, quel feroce drudo<br />
la flagellò dal capo infin le piante;<br />
157 poi, di sospetto pieno e d’ira crudo,<br />
disciolse il mostro, e trassel per la selva,<br />
tanto che sol di lei mi fece scudo<br />
<strong>Die</strong> Hure samt dem Wundertier verbarg. 160 a la puttana e a la nova belva.<br />
Dreiunddreißigster Gesang Canto XXXIII<br />
Herr, eingefallen sind die Heiden! fingen,<br />
Abwechselnd drei und vier, mit süßem Klang,<br />
Doch tränenvoll, die Frauen an zu singen.<br />
Beatrix horchte schweigend dem Gesang,<br />
Verwandelt wie Maria, die mit Grauen<br />
Des Mutterschmerzes unterm Kreuze rang.<br />
Doch als nun ihrem Wort die andern Frauen<br />
Erst Raum gegeben, sah ich sie erstehn,<br />
G’rad’, aufrecht, gleich dem Feuer anzuschauen.<br />
” Über ein kleines sollt ihr nicht mich sehn,<br />
Und wiederum, ihr Schwestern, meine Lieben,<br />
Über ein kleines werdet ihr mich sehn.“<br />
Sie sprach’s und stellte vor sich alle sieben,<br />
Und hinter sich, durch ihren Wink allein,<br />
<strong>Die</strong> Frau, mich und den Weisen, der geblieben.<br />
Sie ging, doch mochten’s kaum zehn Schritte sein,<br />
<strong>Die</strong> sie gegangen und uns gehen lassen,<br />
Da blitzt’ ins Auge mir des ihren Schein.<br />
1 ’Deus, venerunt gentes’, alternando<br />
or tre or quattro dolce salmodia,<br />
le donne incominciaro, e lagrimando;<br />
4 e Bëatrice, sospirosa e pia,<br />
quelle ascoltava sì fatta, che poco<br />
più a la croce si cambiò Maria.<br />
7 Ma poi che l’altre vergini dier loco<br />
a lei di dir, levata dritta in pè,<br />
rispuose, colorata come foco:<br />
10 ’Modicum, et non videbitis me;<br />
et iterum, sorelle mie dilette,<br />
modicum, et vos videbitis me’.<br />
13 Poi le si mise innanzi tutte e sette,<br />
e dopo sé, solo accennando, mosse<br />
me e la donna e ’l savio che ristette.<br />
16 Così sen giva; e non credo che fosse<br />
lo decimo suo passo in terra posto,<br />
quando con li occhi li occhi mi percosse;
Fegefeuer: Dreiunddreißigster Gesang Pagina 227<br />
” Geh itzt geschwinder,“ sagte sie gelassen,<br />
” Komm näher her, daß, red’ ich nun mit dir,<br />
Du wohl vermögend seist, mein Wort zu fassen.“<br />
Kaum war ich, wie ich sollte, nah bei ihr,<br />
Da sprach sie: ” Bruder, bist mir nah gekommen,<br />
Doch zu erfragen wagst du nichts von mir?“<br />
Wie wenn von zuviel Ehrfurcht schwer beklommen<br />
Mit seiner Obrigkeit ein niedrer Mann<br />
Halblaut und stockend spricht und kaum vernommen,<br />
So sprach ich jetzt, da ich zu ihr begann:<br />
” O Herrin, Ihr erkennt ja mein Verlangen,<br />
Und was ich brauch’, und was mir frommen kann.“<br />
Und sie: ” Mach’ itzt dich los von Scham und Bangen,<br />
Ich will’s, und rede sicher nun und klar,<br />
Und nicht wie einer, der im Traum befangen.<br />
Der Wagen, den die Schlange brach, er war,<br />
Doch wer dies zu verschulden sich nicht scheute,<br />
Er fürchte Gottes Rach’ auf immerdar!<br />
Nicht immer sonder Erben wird, wie heute<br />
Der Adler sein, der ihm die Federn ließ,<br />
Drob er erst Ungeheuer ward, dann Beute.<br />
Schon nahen Sterne sich – wie ich’s gewiß<br />
Im Geist erkannt, so sei es ausgesprochen –<br />
Da kommt, von Schranke frei und Hindernis,<br />
Fünfhundert fünf und zehn hervorgebrochen,<br />
Ein Gottgesandter, der die Dirn’ erschlägt<br />
Zusamt dem Riesen, der mit ihr verbrochen.<br />
Und hab’ ich jetzt dir Worte vorgelegt,<br />
Wie Sphinx und Themis, schwierig zu erraten,<br />
Daher dein Geist im Dunkel Zweifel hegt,<br />
So lösen bald dies Rätsel dir die Taten<br />
Statt der Najaden auf, und unbedroht<br />
Verbleiben drob die Herden und die Saaten.<br />
Merk’, was ich sagt’, und höre mein Gebot:<br />
Du sollst es dort den Lebenden erzählen,<br />
Im Leben, das ein Rennen ist zum Tod.<br />
Nicht sollst du, wenn du dorten schreibst, verhehlen,<br />
Wie du den Baum gesehn. Erinnre dich:<br />
Du sahst zu zweien Malen ihn bestehlen.<br />
Wer diesen Baum bestiehlt und freventlich<br />
Verletzt, kränkt Gott mit tät’gen Lästerungen,<br />
Denn er schuf heilig nur den Baum für sich.<br />
19 e con tranquillo aspetto ” Vien più tosto,“<br />
mi disse, ” tanto che, s’io parlo teco,<br />
ad ascoltarmi tu sie ben disposto.“<br />
22 Sì com’ io fui, com’ io dovëa, seco,<br />
dissemi: ” Frate, perché non t’attenti<br />
a domandarmi omai venendo meco?“<br />
25 Come a color che troppo reverenti<br />
dinanzi a suo maggior parlando sono,<br />
che non traggon la voce viva ai denti,<br />
28 avvenne a me, che sanza intero suono<br />
incominciai: ” Madonna, mia bisogna<br />
voi conoscete, e ciò ch’ad essa è buono.“<br />
31 Ed ella a me: ” Da tema e da vergogna<br />
voglio che tu omai ti disviluppe,<br />
sì che non parli più com’ om che sogna.<br />
34 Sappi che ’l vaso che ’l serpente ruppe,<br />
fu e non è; ma chi n’ha colpa, creda<br />
che vendetta di Dio non teme suppe.<br />
37 Non sarà tutto tempo sanza reda<br />
l’aguglia che lasciò le penne al carro,<br />
per che divenne mostro e poscia preda;<br />
40 ch’io veggio certamente, e però il narro,<br />
a darne tempo già stelle propinque,<br />
secure d’ogn’ intoppo e d’ogne sbarro,<br />
43 nel quale un cinquecento diece e cinque,<br />
messo di Dio, anciderà la fuia<br />
con quel gigante che con lei delinque.<br />
46 E forse che la mia narrazion buia,<br />
qual Temi e Sfinge, men ti persuade,<br />
perch’ a lor modo lo ’ntelletto attuia;<br />
49 ma tosto fier li fatti le Naiade,<br />
che solveranno questo enigma forte<br />
sanza danno di pecore o di biade.<br />
52 Tu nota; e sì come da me son porte,<br />
così queste parole segna a’ vivi<br />
del viver ch’è un correre a la morte.<br />
55 E aggi a mente, quando tu le scrivi,<br />
di non celar qual hai vista la pianta<br />
ch’è or due volte dirubata quivi.<br />
58 Qualunque ruba quella o quella schianta,<br />
con bestemmia di fatto offende a Dio,<br />
che solo a l’uso suo la creò santa.
Seite 228 Purgatorio: Canto XXXIII<br />
Für solchen Raub hat qualenvoll gerungen<br />
Fünftausend Jahr und mehr der erste Geist<br />
Nach ihm, des Tod des Bisses Fluch bezwungen.<br />
Wohl schlummert dein Verstand, wenn du nicht weißt,<br />
So hoch sei jener Baum aus tiefen Gründen,<br />
Wenn dir des Gipfels Bau dies nicht beweist.<br />
Und hätte nicht, wie Elsas Flut, mit Rinden<br />
Von Stein dein Grübeln die Vernunft bedeckt,<br />
Und war’ ihr Licht dir nicht getrübt von Sünden,<br />
So hättest du, was das Verbot bezweckt,<br />
Und wie darin der Herr gerecht erscheine,<br />
Am Baum durch solche Zeichen leicht entdeckt.<br />
Doch weil dein Geist verhärtet ist zum Steine,<br />
Befleckt von Schuld, verworren und berückt<br />
Und blöde bei der Wahrheit hellem Scheine,<br />
So nimm, zwar nicht als Wort, doch ausgedrückt<br />
Als Bild, in dir die Rede mit von hinnen,<br />
Wie man den Pilgerstab mit Palmen schmückt.“<br />
Und ich: ” So fest, als nur im Wachse drinnen<br />
Das Bild sich hält, das drein das Siegel gräbt,<br />
Trag’ ich, was ihr gezeichnet habt, hier innen.<br />
Doch was, wenn sich so hoch mein Blick nicht hebt,<br />
Fliegt eu’r ersehntes Wort in solche Sphären,<br />
Daß er es mehr verliert, je mehr er strebt.“<br />
” Auf, daß du wissest, welcher Schule Lehren“,<br />
So sprach sie, du gefolgt, und sehst, wie weit<br />
”<br />
Sie meinem Wort zu folgen sich bewähren;<br />
Und wie ihr fern mit eurem Wege seid<br />
Von Gottes Weg, so fern, wie von der Erden<br />
Des höchsten Himmels Glanz und Herrlichkeit.“<br />
Und ich: ” Nicht will’s mir klar im Geiste werden,<br />
Daß ich mich je entfernt von eurer Spur;<br />
Nicht fühl’ ich im Gewissen drob Beschwerden.“<br />
” Entsinnst du dessen dich nicht mehr?“ so fuhr<br />
Sie lächelnd fort; doch von der Lethe Fluten<br />
”<br />
Trankst du noch heute, des gedenke nur.<br />
Und, wie man richtig schließt vom Rauch auf Gluten,<br />
So siehest du durch dies Vergessen klar,<br />
Daß du dich abgewandt vom wahren Guten.<br />
Jetzt wahrlich stellt, von jeder Hülle bar,<br />
Soviel, im engsten Kreise sich bewegend,<br />
Dein Blick es fassen kann, mein Wort sich dar.“<br />
61 Per morder quella, in pena e in disio<br />
cinquemilia anni e più l’anima prima<br />
bramò colui che ’l morso in sé punio.<br />
64 Dorme lo ’ngegno tuo, se non estima<br />
per singular cagione essere eccelsa<br />
lei tanto e sì travolta ne la cima.<br />
67 E se stati non fossero acqua d’Elsa<br />
li pensier vani intorno a la tua mente,<br />
e ’l piacer loro un Piramo a la gelsa,<br />
70 per tante circostanze solamente<br />
la giustizia di Dio, ne l’interdetto,<br />
conosceresti a l’arbor moralmente.<br />
73 Ma perch’ io veggio te ne lo ’ntelletto<br />
fatto di pietra e, impetrato, tinto,<br />
sì che t’abbaglia il lume del mio detto,<br />
76 voglio anco, e se non scritto, almen dipinto,<br />
che ’l te ne porti dentro a te per quello<br />
che si reca il bordon di palma cinto.“<br />
79 E io: ” Sì come cera da suggello,<br />
che la figura impressa non trasmuta,<br />
segnato è or da voi lo mio cervello.<br />
82 Ma perché tanto sovra mia veduta<br />
vostra parola disïata vola,<br />
che più la perde quanto più s’aiuta?“<br />
85<br />
” Perché conoschi,“ disse, quella scuola<br />
”<br />
c’hai seguitata, e veggi sua dottrina<br />
come può seguitar la mia parola;<br />
88 e veggi vostra via da la divina<br />
distar cotanto, quanto si discorda<br />
da terra il ciel che più alto festina.“<br />
91 Ond’ io rispuosi lei: ” Non mi ricorda<br />
ch’i’ stranïasse me già mai da voi,<br />
né honne coscïenza che rimorda.“<br />
94<br />
” E se tu ricordar non te ne puoi,“<br />
sorridendo rispuose, or ti rammenta<br />
”<br />
come bevesti di Letè ancoi;<br />
97 e se dal fummo foco s’argomenta,<br />
cotesta oblivïon chiaro conchiude<br />
colpa ne la tua voglia altrove attenta.<br />
100 Veramente oramai saranno nude<br />
le mie parole, quanto converrassi<br />
quelle scovrire a la tua vista rude.“
Fegefeuer: Dreiunddreißigster Gesang Pagina 229<br />
Und flammender, sich trägem Schrittes regend,<br />
Betrat jetzt Sol des Meridians Gebiet,<br />
Das stets ein andres ist in andrer Gegend.<br />
Da standen still, wie, wer als Führer zieht<br />
Vor einer Schar, sich schickt zum Stillestande,<br />
Wenn er auf seinem Wege Neues sieht,<br />
<strong>Die</strong> sieben Frau’n an dichten Schattens Rande.<br />
Wie grünbelaubt schwarzästig Waldgeheg<br />
Auf kalte Flüss’ ihn fließt im Alpenlande.<br />
Euphrat und Tigris schien vor ihrem Weg<br />
Sich aus derselben Quelle zu ergießen,<br />
Sich dann, wie Freunde, trennend, still und träg.<br />
” O Licht, der Menschheit Ruhm, welch Wasser sprießen<br />
Seh’ ich aus einem Ursprung hier und dann<br />
Sich von sich selbst entfernend weiterfließen?“<br />
Auf diese Bitte hob Beatrix an:<br />
” Mathilden bitt’,“ – und diese sprach dagegen,<br />
Wie wer vom Vorwurf leicht sich lösen kann:<br />
” <strong>Die</strong>s und noch anderes ihm auszulegen,<br />
Versäumt’ ich nicht, was, des bin ich gewiß,<br />
Der Lethe Wässer nicht zu tilgen pflegen.“<br />
Beatrix drauf: ” <strong>Die</strong> größre Sorg’ entriß,<br />
Wie’s oft geschieht, dies seinem Angedenken<br />
Und ließ sein geistig Aug’ in Finsternis.<br />
Doch Eunoe sieh – eil’, ihn dahin zu lenken,<br />
Und, wie du immer pflegst, ihm durch die Flut<br />
Mit Leben die erstorbne Kraft zu tränken.“<br />
Wie ohn’ Entschuldigung, wer, mild und gut,<br />
Als eignen Willen fremden aufgenommen,<br />
Der sich durch Wink und Wort ihm zeigte, tut,<br />
So ging, nachdem sie mich am Arm genommen,<br />
<strong>Die</strong> schöne Frau und sagte weiblich mild<br />
Zu Statius: ” Auch du sollst mit ihm kommen.“<br />
Hätt’ ich, o Leser, Raum zu größerm Bild,<br />
So würd’ ich dir zum Teil die Wonnen singen<br />
Des Tranks, der Durst erregt, wenn er ihn stillt.<br />
Doch läßt sich nichts mehr auf die Blätter bringen,<br />
<strong>Die</strong> ich zu diesem zweiten Lied erkor,<br />
Drum hemmt der Zaum der Kunst mein Weiterdringen.<br />
Ich ging aus jener heil’gen Flut hervor,<br />
Wie neu erzeugt, von Leid und Schwäche ferne,<br />
Gleich neuer Pflanz’ in neuen Lenzes Flor,<br />
103 E più corusco e con più lenti passi<br />
teneva il sole il cerchio di merigge,<br />
che qua e là, come li aspetti, fassi,<br />
106 quando s’affisser, sì come s’affigge<br />
chi va dinanzi a gente per iscorta<br />
se trova novitate o sue vestigge,<br />
109 le sette donne al fin d’un’ombra smorta,<br />
qual sotto foglie verdi e rami nigri<br />
sovra suoi freddi rivi l’alpe porta.<br />
112 Dinanzi ad esse Ëufratès e Tigri<br />
veder mi parve uscir d’una fontana,<br />
e, quasi amici, dipartirsi pigri.<br />
115<br />
” O luce, o gloria de la gente umana,<br />
che acqua è questa che qui si dispiega<br />
da un principio e sé da sé lontana?“<br />
118 Per cotal priego detto mi fu: ” Priega<br />
Matelda che ’l ti dica.“ E qui rispuose,<br />
come fa chi da colpa si dislega,<br />
121 la bella donna: ” Questo e altre cose<br />
dette li son per me; e son sicura<br />
che l’acqua di Letè non gliel nascose.“<br />
124 E Bëatrice: ” Forse maggior cura,<br />
che spesse volte la memoria priva,<br />
fatt’ ha la mente sua ne li occhi oscura.<br />
127 Ma vedi Eünoè che là diriva:<br />
menalo ad esso, e come tu se’ usa,<br />
la tramortita sua virtù ravviva.“<br />
130 Come anima gentil, che non fa scusa,<br />
ma fa sua voglia de la voglia altrui<br />
tosto che è per segno fuor dischiusa;<br />
133 così, poi che da essa preso fui,<br />
la bella donna mossesi, e a Stazio<br />
donnescamente disse: ” Vien con lui.“<br />
136 S’io avessi, lettor, più lungo spazio<br />
da scrivere, i’ pur cantere’ in parte<br />
lo dolce ber che mai non m’avria sazio;<br />
139 ma perché piene son tutte le carte<br />
ordite a questa cantica seconda,<br />
non mi lascia più ir lo fren de l’arte.<br />
142 Io ritornai da la santissima onda<br />
rifatto sì come piante novelle<br />
rinovellate di novella fronda,<br />
Rein und bereit zum Flug ins <strong>La</strong>nd der Sterne. 145 puro e disposto a salire a le stelle.
III. Das Paradies II. Paradiso<br />
Erster Gesang Canto I<br />
Der Ruhm des, der bewegt das große Ganze,<br />
Durchdringt das All, und diesem Teil gewährt<br />
Er minder, jenem mehr von seinem Glanze.<br />
Im Himmel, den sein hellstes Licht verklärt, –<br />
War ich und sah, was wiederzuerzählen<br />
Der nicht vermag, der von dort oben kehrt.<br />
Denn, nah’n dem Ziel des Sehnens unsre Seelen,<br />
Das unsern Geist zur tiefsten Tiefe zieht,<br />
Dann muß der Rückweg dem Gedächtnis fehlen.<br />
Doch alles, was im heiligen Gebiet<br />
Nur einzusammeln war von sel’ger Schöne,<br />
Der edle Schatz, sei Stoff jetzt meinem Lied.<br />
Apollo, Güt’ger, leih mir deine Töne<br />
Zum letzten Werk – mach’ ein Gefäß aus mir,<br />
Wert, daß es dein geliebter Lorbeer kröne.<br />
Mir g’nügt’ ein Gipfel des Parnaß bis hier,<br />
Doch, soll der Rennbahn Ziel der Sieger grüßen,<br />
So fleh’ ich jetzt um beid’ empor zu dir.<br />
Den Odem hauch’ in mich, den reinen, süßen,<br />
Daß du hier stark, wie bei dem Wettkampf, seist,<br />
Den Marsyas kämpft’, um frevlen Stolz zu büßen.<br />
O Götterkraft, wenn du dich jetzt mir leihst,<br />
Den Nachschein von des sel’gen Reiches Glanze<br />
Zu malen aus dem Bild in meinem Geist,<br />
Dann siehest du mich nah’n der teuren Pflanze<br />
Und, durch den Stoff und dich des wert, geschmückt<br />
Und reichgekrönt mein Haupt mit ihrem Kranze.<br />
Wenn man ihr <strong>La</strong>ub, o Vater, selten pflückt,<br />
Um Cäsars und des Dichters Sieg zu ehren,<br />
Weil Schuld und Schmach den Willen niederdrückt,<br />
Muß Freud’ es wohl dem freud’gen Gott gewähren,<br />
Den Delphos preist, kehrt nun mit kühnem Mut<br />
Nach Daphnes <strong>La</strong>ub ein Herz all sein Begehren.<br />
Und weckt ein kleiner Funk’ oft große Glut,<br />
So fleht nach mir zu höherer Verkündung<br />
Ein andrer wohl um deine Hilf und Hut. –<br />
Den Sterblichen entsteigt aus mancher Mündung<br />
Das Licht der Welt; allein in einer sind<br />
Vier Kreise mit drei Kreuzen in Verbindung,<br />
1 <strong>La</strong> gloria di colui che tutto move<br />
per l’universo penetra, e risplende<br />
in una parte più e meno altrove.<br />
4 Nel ciel che più de la sua luce prende<br />
fu’ io, e vidi cose che ridire<br />
né sa né può chi di là sù discende;<br />
7 perché appressando sé al suo disire,<br />
nostro intelletto si profonda tanto,<br />
che dietro la memoria non può ire.<br />
10 Veramente quant’ io del regno santo<br />
ne la mia mente potei far tesoro,<br />
sarà ora materia del mio canto.<br />
13 O buono Appollo, a l’ultimo lavoro<br />
fammi del tuo valor sì fatto vaso,<br />
come dimandi a dar l’amato alloro.<br />
16 Infino a qui l’un giogo di Parnaso<br />
assai mi fu; ma or con amendue<br />
m’è uopo intrar ne l’aringo rimaso.<br />
19 Entra nel petto mio, e spira tue<br />
sì come quando Marsïa traesti<br />
de la vagina de le membra sue.<br />
22 O divina virtù, se mi ti presti<br />
tanto che l’ombra del beato regno<br />
segnata nel mio capo io manifesti,<br />
25 vedra’mi al piè del tuo diletto legno<br />
venire, e coronarmi de le foglie<br />
che la materia e tu mi farai degno.<br />
28 Sì rade volte, padre, se ne coglie<br />
per trïunfare o cesare o poeta,<br />
colpa e vergogna de l’umane voglie,<br />
31 che parturir letizia in su la lieta<br />
delfica deïtà dovria la fronda<br />
peneia, quando alcun di sé asseta.<br />
34 Poca favilla gran fiamma seconda:<br />
forse di retro a me con miglior voci<br />
si pregherà perché Cirra risponda.<br />
37 Surge ai mortali per diverse foci<br />
la lucerna del mondo; ma da quella<br />
che quattro cerchi giugne con tre croci,
Paradies: Erster Gesang Pagina 231<br />
Wo’s bessern <strong>La</strong>uf mit besserm Stern beginnt,<br />
So daß der Erde Wachs in diesem Zeichen<br />
Von ihm ein schöneres Gepräg gewinnt.<br />
In ihm hieß Sol den Tag bei uns erbleichen<br />
Und dort entglüh’n; und auf dem Halbkreis hier<br />
<strong>Die</strong> schwarze Nacht sich nah’n und dort entweichen.<br />
Und links gewandt erschien Beatrix mir,<br />
Und wie kein Aar je fest und ungeblendet<br />
Zur Sonne sah, so blickte sie zu ihr.<br />
Und wie der erste Strahl den zweiten sendet,<br />
Der, ihm entflammt, hell auf- und rückwärts blitzt,<br />
Dem Pilgrim gleich, der sich zur Heimat wendet,<br />
So macht’ ihr Blick, der durch die Augen itzt<br />
Mein Innres traf, zur Sonn’ auch meinen steigen,<br />
Mit größrer Kraft, als onst der Mensch besitzt.<br />
Viel darf man dort, was hier zu übersteigen<br />
<strong>Die</strong> Kraft pflegt, die uns nimmer dort gebricht,<br />
Am Ort, den Gott schuf als der Menschheit eigen.<br />
Nicht lang’ ertrug ich’s, doch so wenig nicht,<br />
Um nicht zu sehn, daß, wie dem Feu’r entnommen,<br />
Das Eisen sprüht, sie sprüht’ in Glut und Licht.<br />
Und plötzlich schien ein Tag zum Tag zu kommen,<br />
Als sei durch den, der’s kann, am Himmelsrand<br />
Noch eine zweite neue Sonn’ entglommen.<br />
Fest schauend nach den ew’gen Kreisen, stand<br />
Beatrix dort, und ihr ins glanzerhellte<br />
Gesicht sah ich, von oben abgewandt,<br />
Und fühlte, da mir Lust das Innre schwellte,<br />
Was Glaukus fühlt’, als er das Kraut geschmeckt,<br />
Das ihn im Meer den Göttern zugesellte.<br />
Verzückung fühlt’ ich. Was sie sei, entdeckt<br />
<strong>Die</strong> Sprache nicht, mag’s drum dies Beispiel Iehren,<br />
Wenn je in euch die Gnade sie erweckt.<br />
Ob ich nur Seele war? – Du magst’s erklären,<br />
O Liebe, Himmelslenkerin, die mich<br />
Mit ihrem Licht erhob zu jenen Sphären.<br />
Als nun der Kreis, der durch dich ewiglich<br />
In Sehnsucht rollt, mein Aug’ an sich gezogen<br />
Mit Harmonien, verteilt, gemischt durch dich,<br />
Durchflammte Sonnenglut des Himmels Bogen<br />
So weit hin, wie von Strom und Regenflut<br />
Kein See noch je erstreckt die breiten Wogen.<br />
40 con miglior corso e con migliore stella<br />
esce congiunta, e la mondana cera<br />
più a suo modo tempera e suggella.<br />
43 Fatto avea di là mane e di qua sera<br />
tal foce, e quasi tutto era là bianco<br />
quello emisperio, e l’altra parte nera,<br />
46 quando Beatrice in sul sinistro fianco<br />
vidi rivolta e riguardar nel sole:<br />
aguglia sì non li s’affisse unquanco.<br />
49 E sì come secondo raggio suole<br />
uscir del primo e risalire in suso,<br />
pur come pelegrin che tornar vuole,<br />
52 così de l’atto suo, per li occhi infuso<br />
ne l’imagine mia, il mio si fece,<br />
e fissi li occhi al sole oltre nostr’ uso.<br />
55 Molto è licito là, che qui non lece<br />
a le nostre virtù, mercé del loco<br />
fatto per proprio de l’umana spece.<br />
58 Io nol soffersi molto, né sì poco,<br />
ch’io nol vedessi sfavillar dintorno,<br />
com’ ferro che bogliente esce del foco;<br />
61 e di sùbito parve giorno a giorno<br />
essere aggiunto, come quei che puote<br />
avesse il ciel d’un altro sole addorno.<br />
64 Beatrice tutta ne l’etterne rote<br />
fissa con li occhi stava; e io in lei<br />
le luci fissi, di là sù rimote.<br />
67 Nel suo aspetto tal dentro mi fei,<br />
qual si fé Glauco nel gustar de l’erba<br />
che ’l fé consorto in mar de li altri dèi.<br />
70 Trasumanar significar per verba<br />
non si poria; però l’essemplo basti<br />
a cui esperïenza grazia serba.<br />
73 S’i’ era sol di me quel che creasti<br />
novellamente, amor che ’l ciel governi,<br />
tu ’l sai, che col tuo lume mi levasti.<br />
76 Quando la rota che tu sempiterni<br />
desiderato, a sé mi fece atteso<br />
con l’armonia che temperi e discerni,<br />
79 parvemi tanto allor del cielo acceso<br />
de la fiamma del sol, che pioggia o fiume<br />
lago non fece alcun tanto disteso.
Seite 232 Paradiso: Canto I<br />
Des Klanges Neuheit und die lichte Glut,<br />
Sie machten, daß ich vor Begierde brannte,<br />
Wie nimmer sie erweckt ein andres Gut;<br />
Drob sie, die mich, wie ich mich selbst, erkannte,<br />
Mir zu befried’gen den erregten Geist,<br />
Noch eh’ ich fragte, schon sich zu mir wandte<br />
Und sprach: ” Ein Wahn ist Schuld, daß du nicht weißt,<br />
Was du sogleich erkennen wirst und sehen,<br />
Sobald du dich von seinem Trug befreist.<br />
Du glaubst noch auf der Erde fest zu stehen,<br />
Doch flieht kein Blitz aus seinem Vaterland<br />
So schnell, wie du jetzt eilst, hinaufzugehen.“<br />
Kaum daß der erste Zweifel mir verschwand,<br />
Durchs kurze Wort und ihres Lächelns Frieden,<br />
Als wieder schon ein neuer mich umwand.<br />
Ich sprach: ” Vom Staunen ruht’ ich schon zufrieden;<br />
Doch steig’ ich jetzt durch leichte Stoff’ empor,<br />
Drum ist dazu mir neuer Grund beschieden.“<br />
Ein Seufzer weht’ aus ihrem Mund hervor,<br />
Dann sah sie hin auf mich, wie auf den Knaben<br />
<strong>Die</strong> Mutter blickt, die sagen will: Du Tor!<br />
” <strong>Die</strong> Dinge sämtlich“, so begann sie, ” haben<br />
Unter sich Ordnung, und das All ist nur<br />
Durch diese Form gottähnlich und erhaben.<br />
<strong>Die</strong> höhern Wesen sehn in ihr die Spur<br />
Der Kraft, der ew’gen, die zum Ziel gegeben<br />
Vom Schöpfer ward der Ordnung der Natur.<br />
Nach ihr nun sehn wir alle Wesen streben,<br />
Ob hoch ihr Los, ob niedrig sei; ob mehr,<br />
Ob minder nah sie ihrem Ursprung leben.<br />
Sie treiben durch des Seins unendlich Meer,<br />
Geleitet vom Instinkt, den Gott als Steuer<br />
Jedwedem gab, auf mancher Bahn daher.<br />
Er trägt zum Mond empor das rege Feuer,<br />
Er ist’s, der rund den Bau der Erde drückt,<br />
Er ist der Herzschläg’ Ordner und Erneurer.<br />
Nicht nur auf Wesen, die vernunftlos, zückt<br />
Er, wie ein Bogen, seine sichern Pfeile,<br />
Auf die auch, die Vernunft und Liebe schmückt.<br />
<strong>Die</strong> Vorsicht, die zum Ganzen eint die Teile,<br />
<strong>Die</strong> durch ihr Licht des Himmels Ruh’ erhält,<br />
In dem der Kreis sich dreht von größter Eile,<br />
82 <strong>La</strong> novità del suono e ’l grande lume<br />
di lor cagion m’accesero un disio<br />
mai non sentito di cotanto acume.<br />
85 Ond’ ella, che vedea me sì com’ io,<br />
a quïetarmi l’animo commosso,<br />
pria ch’io a dimandar, la bocca aprio<br />
88 e cominciò: ” Tu stesso ti fai grosso<br />
col falso imaginar, sì che non vedi<br />
ciò che vedresti se l’avessi scosso.<br />
91 Tu non se’ in terra, sì come tu credi;<br />
ma folgore, fuggendo il proprio sito,<br />
non corse come tu ch’ad esso riedi.“<br />
94 S’io fui del primo dubbio disvestito<br />
per le sorrise parolette brevi,<br />
dentro ad un nuovo più fu’ inretito<br />
97 e dissi: ” Già contento requïevi<br />
di grande ammirazion; ma ora ammiro<br />
com’ io trascenda questi corpi levi.“<br />
100 Ond’ ella, appresso d’un pïo sospiro,<br />
li occhi drizzò ver’ me con quel sembiante<br />
che madre fa sovra figlio deliro,<br />
103 e cominciò: ” Le cose tutte quante<br />
hanno ordine tra loro, e questo è forma<br />
che l’universo a Dio fa simigliante.<br />
106 Qui veggion l’alte creature l’orma<br />
de l’etterno valore, il qual è fine<br />
al quale è fatta la toccata norma.<br />
109 Ne l’ordine ch’io dico sono accline<br />
tutte nature, per diverse sorti,<br />
più al principio loro e men vicine;<br />
112 onde si muovono a diversi porti<br />
per lo gran mar de l’essere, e ciascuna<br />
con istinto a lei dato che la porti.<br />
115 Questi ne porta il foco inver’ la luna;<br />
questi ne’ cor mortali è permotore;<br />
questi la terra in sé stringe e aduna;<br />
118 né pur le creature che son fore<br />
d’intelligenza quest’ arco saetta,<br />
ma quelle c’hanno intelletto e amore.<br />
121 <strong>La</strong> provedenza, che cotanto assetta,<br />
del suo lume fa ’l ciel sempre quïeto<br />
nel qual si volge quel c’ha maggior fretta;
Paradies: Zweiter Gesang Pagina 233<br />
Läßt zum bestimmten Platz in jener Welt<br />
Uns jetzo durch die Kraft der Sehne bringen,<br />
<strong>Die</strong>, was sie treibt, nach heiterm Ziele schnellt.<br />
Wahr ist’s, daß, wie oft Formen nicht gelingen,<br />
Wie sie in sich des Künstlers Geist empfah’n,<br />
Wenn spröde mit der Kunst die Stoffe ringen, –<br />
So das Geschöpf oft weicht von seiner Bahn,<br />
Denn ihm ist von Natur die Kraft verliehen,<br />
Trotz jener Kraft, sich anderm Ziel zu nah’n,<br />
Wenn erdenwärts es falsche Reize ziehen;<br />
Wie aus der Wolke, wenn das Wetter grollt,<br />
Zum Boden hin des Feuers Strahlen fliehen.<br />
Nun staunst du, war ich klar, wie ich gewollt,<br />
So wenig drob, daß du emporgestiegen,<br />
Als daß der Bach vom Berg zur Tiefe rollt.<br />
Bliebst du, von Hemmnis frei, am Boden liegen,<br />
Erstaunenswerter wär’s, als sähest du<br />
Träg an den Grund sich lebend Feuer schmiegen.“<br />
124 e ora lì, come a sito decreto,<br />
cen porta la virtù di quella corda<br />
che ciò che scocca drizza in segno lieto.<br />
127 Vero è che, come forma non s’accorda<br />
molte fïate a l’intenzion de l’arte,<br />
perch’ a risponder la materia è sorda,<br />
130 così da questo corso si diparte<br />
talor la creatura, c’ha podere<br />
di piegar, così pinta, in altra parte;<br />
133 e sì come veder si può cadere<br />
foco di nube, sì l’impeto primo<br />
l’atterra torto da falso piacere.<br />
136 Non dei più ammirar, se bene stimo,<br />
lo tuo salir, se non come d’un rivo<br />
se d’alto monte scende giuso ad imo.<br />
139 Maraviglia sarebbe in te se, privo<br />
d’impedimento, giù ti fossi assiso,<br />
com’ a terra quïete in foco vivo.“<br />
Hier wandt’ ihr Antlitz sich dem Himmel zu. 142 Quinci rivolse inver’ lo cielo il viso.<br />
Zweiter Gesang Canto II<br />
O ihr, die ihr, von Hörbegier verleitet,<br />
Des Nachens Fahrt nach meinem Schiff gewandt,<br />
Das mit Gesange durch die Fluten gleitet,<br />
Kehrt wieder heim zu dem verlaßnen Strand,<br />
Schifft nicht ins Meer, denn, die mir folgen, wären<br />
Vielleicht verirrt, wenn meine Spur verschwand.<br />
Ich steure hin zu nie befahrnen Meeren;<br />
Minerva haucht, Apoll ist mein Geleit,<br />
Neun Musen zeigen mir am Pol die Bären.<br />
Ihr andern wen’gen, die zur rechten Zeit<br />
Ihr euch geneigt zum Engelsbrot, das Leben<br />
Hienieden uns nie Sättigung verleiht,<br />
Ihr könnt euch kühn aufs hohe Meer begeben,<br />
Wenn ihr daher auf meiner Furche fahrt,<br />
Eh’ wieder gleich das Wasser wird und eben.<br />
Anstaunen sollt ihr, was ihr bald gewahrt,<br />
Mehr als die Helden, die nach Kolchis zogen,<br />
Anstaunten, daß zum Pflüger Jason ward.<br />
So schnell fast, als des Himmels Kreise, flogen<br />
- Wir fort, zum Reich, dem Gott die Form verlieh,<br />
Vom angebornen, ew’gen Durst gezogen.<br />
1 O voi che siete in piccioletta barca,<br />
desiderosi d’ascoltar, seguiti<br />
dietro al mio legno che cantando varca,<br />
4 tornate a riveder li vostri liti:<br />
non vi mettete in pelago, ché forse,<br />
perdendo me, rimarreste smarriti.<br />
7 L’acqua ch’io prendo già mai non si corse;<br />
Minerva spira, e conducemi Appollo,<br />
e nove Muse mi dimostran l’Orse.<br />
10 Voialtri pochi che drizzaste il collo<br />
per tempo al pan de li angeli, del quale<br />
vivesi qui ma non sen vien satollo,<br />
13 metter potete ben per l’alto sale<br />
vostro navigio, servando mio solco<br />
dinanzi a l’acqua che ritorna equale.<br />
16 Que’ glorïosi che passaro al Colco<br />
non s’ammiraron come voi farete,<br />
quando Iasón vider fatto bifolco.<br />
19 <strong>La</strong> concreata e perpetüa sete<br />
del deïforme regno cen portava<br />
veloci quasi come ’l ciel vedete.
Seite 234 Paradiso: Canto II<br />
Beatrix blickt’ empor und ich auf sie,<br />
Doch kaum so lang, als sich ein Pfeil zu schwingen<br />
Vom Bogen pflegt und fliegt und ruht – da sieh<br />
Mich dort, wo mir der Blick von Wunderdingen<br />
Gefesselt ward, schon angelangt mit ihr;<br />
Und sie, gewohnt, mein Innres zu durchdringen,<br />
Sie wandte sich so froh, wie schön, zu mir:<br />
” Auf, bring’ itzt Gott des Dankes Huldigungen!<br />
Wir sind durch ihn im ersten Sterne hier.“<br />
Mir schien’s, als hielt’ uns eine Wolk’ umschlungen,<br />
Von Glanz durchstrahlt, dicht, ungetrennt und rein,<br />
Wie Diamant, vom Sonnenstrahl durchdrungen.<br />
<strong>Die</strong> ew’ge Perle nahm uns also ein,<br />
Gleichwie das Wasser, ohne sich zu trennen,<br />
In sich aufnimmt des Strahles goldnen Schein.<br />
Wenn ich nun Leib war, und wir nicht erkennen,<br />
Wie sich in einem Raum ein zweiter fand,<br />
So, daß im Körper Körper tauchen können,<br />
Was sind wir drum nicht mehr vom Trieb entbrannt,<br />
Das Ursein zu erschau’n, in dem wir schauen,<br />
Wie unserer Natur sich Gott verband.<br />
Dort wird uns das, worauf wir gläubig bauen,<br />
Nicht durch Beweis, nein, durch sich selber klar,<br />
Der ersten Wahrheit gleich, auf die wir trauen.<br />
” Ihm, Herrin,“ sprach ich, der mich wunderbar<br />
”<br />
Der Erd’ entrückt, ihm bring’ ich jetzt, entglommen<br />
Von frommer Glut, des Dankes Opfer dar.<br />
Doch sprecht, woher die dunkeln Flecken kommen<br />
Auf dieses Körpers Scheib’, aus welchen man<br />
Zur Kainsfabel dort den Stoff entnommen.“<br />
Sie lächelt’ erst ein wenig und begann:<br />
” Irrt sich des Menschen Geist in solchen Dingen,<br />
<strong>Die</strong> nicht der Sinne Schlüssel öffnen kann,<br />
So solltest du dein Staunen jetzt bezwingen,<br />
Erkennend, daß, den Sinnen nach, nicht weit<br />
Sich die Vernunft erhebt mit ihren Schwingen.<br />
Allein was meinst du selbst? Gib mir Bescheid!“<br />
Und ich: ” Von dünnern oder dichtern Stellen<br />
Kommt, wie mir scheint, des Lichts Verschiedenheit.“<br />
Drauf sie: ” Du wirst bald selbst das Urteil fällen,<br />
Daß falsch die Meinung sei, drum gib wohl acht,<br />
Was ich für Gründ’ ihr werd’ entgegenstellen.<br />
22 Beatrice in suso, e io in lei guardava;<br />
e forse in tanto in quanto un quadrel posa<br />
e vola e da la noce si dischiava,<br />
25 giunto mi vidi ove mirabil cosa<br />
mi torse il viso a sé; e però quella<br />
cui non potea mia cura essere ascosa,<br />
28 volta ver’ me, sì lieta come bella,<br />
” Drizza la mente in Dio grata,“ mi disse,<br />
” che n’ha congiunti con la prima stella.“<br />
31 Parev’ a me che nube ne coprisse<br />
lucida, spessa, solida e pulita,<br />
quasi adamante che lo sol ferisse.<br />
34 Per entro sé l’etterna margarita<br />
ne ricevette, com’ acqua recepe<br />
raggio di luce permanendo unita.<br />
37 S’io era corpo, e qui non si concepe<br />
com’ una dimensione altra patio,<br />
ch’esser convien se corpo in corpo repe,<br />
40 accender ne dovria più il disio<br />
di veder quella essenza in che si vede<br />
come nostra natura e Dio s’unio.<br />
43 Lì si vedrà ciò che tenem per fede,<br />
non dimostrato, ma fia per sé noto<br />
a guisa del ver primo che l’uom crede.<br />
46 Io rispuosi: ” Madonna, sì devoto<br />
com’ esser posso più, ringrazio lui<br />
lo qual dal mortal mondo m’ha remoto.<br />
49 Ma ditemi: che son li segni bui<br />
di questo corpo, che là giuso in terra<br />
fan di Cain favoleggiare altrui?“<br />
52 Ella sorrise alquanto, e poi ” S’elli erra<br />
l’oppinïon,“ mi disse, ” d’i mortali<br />
dove chiave di senso non diserra,<br />
55 certo non ti dovrien punger li strali<br />
d’ammirazione omai, poi dietro ai sensi<br />
vedi che la ragione ha corte l’ali.<br />
58 Ma dimmi quel che tu da te ne pensi.“<br />
E io: ” Ciò che n’appar qua sù diverso<br />
credo che fanno i corpi rari e densi.“<br />
61 Ed ella: ” Certo assai vedrai sommerso<br />
nel falso il creder tuo, se bene ascolti<br />
l’argomentar ch’io li farò avverso.
Paradies: Zweiter Gesang Pagina 235<br />
Der achte Kreis zeigt vieler Sterne Pracht,<br />
An Groß’ und Eigenschaften sehr verschieden,<br />
Wie ihr verschiednes Ansehn kenntlich macht.<br />
War’ dies durch Dünn’ und Dichtigkeit entschieden,<br />
So gäb’s in allen ja nur eine Kraft,<br />
Dem mehr, dem minder, jenen gleich beschieden.<br />
Doch der verschiedne Bildungsgrund erschafft<br />
Verschiedne Kräft’, und alle diese schwanden,<br />
Nach deinem Satz, vor einer Eigenschaft.<br />
Dann, wenn die Flecken durch die Dünn’ entständen,<br />
So denke, daß entweder hier und dort<br />
Sich durch und durch stoffarme Stellen fänden;<br />
Oder , gleichwie im Leib an manchem Ort<br />
<strong>Die</strong> Fettigkeit das Magre deckt, so gingen<br />
<strong>Die</strong> Schichten durch den Mond abwechselnd fort.<br />
Das Erste würd’ ans Licht die Sonne bringen,<br />
Wenn sie verfinstert ist – es ward’ ihr Schein<br />
Dann wie durch andre dünne Stoffs dringen.<br />
Doch dies ist nicht, drum bleibt das Zweit’ allein,<br />
Und wenn wir widerlegt auch dieses sehen,<br />
Dann wird dein Satz als falsch erwiesen sein.<br />
Kann durch und durch der dünne Stoff nicht gehen,<br />
So muß wohl eine Grenze sein, und hier<br />
Der dichte Stoff den Strahlen widerstehen.<br />
Zurücke blitzt sodann der Strahl von ihr –<br />
So wirft das Glas, auf seiner hintern Seite<br />
Mit Blei belegt, zurück dein Bildnis dir –<br />
Nun sagst du wohl, daß, weil aus größrer Weite<br />
Der Strahl sodann auf dich zurückeprallt,<br />
Er deshalb auch geringres Licht verbreite.<br />
Doch diesen Einwurf widerlegt dir bald<br />
Erfahrung, der, als seiner ersten Quelle,<br />
Jedweder Strom der Wissenschaft entwallt.<br />
Drei Spiegel nimm und zwei von diesen stelle<br />
Gleich weit von dir – dem dritten gib sodann<br />
Entfernter zwischen beiden seine Stelle.<br />
Kehrst du dich ihnen zu, so stelle man<br />
Drauf hinter dich ein Licht, das sich in allen<br />
Zum Widerstrahl des Schimmers spiegeln kann.<br />
Ins Auge wird der fernre kleiner fallen,<br />
Doch wird auf dich von ihnen allzumal<br />
Ein gleich lebendig Licht zurückeprallen.<br />
64 <strong>La</strong> spera ottava vi dimostra molti<br />
lumi, li quali e nel quale e nel quanto<br />
notar si posson di diversi volti.<br />
67 Se raro e denso ciò facesser tanto,<br />
una sola virtù sarebbe in tutti,<br />
più e men distributa e altrettanto.<br />
70 Virtù diverse esser convegnon frutti<br />
di princìpi formali, e quei, for ch’uno,<br />
seguiterieno a tua ragion distrutti.<br />
73 Ancor, se raro fosse di quel bruno<br />
cagion che tu dimandi, o d’oltre in parte<br />
fora di sua materia sì digiuno<br />
76 esto pianeto, o, sì come comparte<br />
lo grasso e ’l magro un corpo, così questo<br />
nel suo volume cangerebbe carte.<br />
79 Se ’l primo fosse, fora manifesto<br />
ne l’eclissi del sol, per trasparere<br />
lo lume come in altro raro ingesto.<br />
82 Questo non è: però è da vedere<br />
de l’altro; e s’elli avvien ch’io l’altro cassi,<br />
falsificato fia lo tuo parere.<br />
85 S’elli è che questo raro non trapassi,<br />
esser conviene un termine da onde<br />
lo suo contrario più passar non lassi;<br />
88 e indi l’altrui raggio si rifonde<br />
così come color torna per vetro<br />
lo qual di retro a sé piombo nasconde.<br />
91 Or dirai tu ch’el si dimostra tetro<br />
ivi lo raggio più che in altre parti,<br />
per esser lì refratto più a retro.<br />
94 Da questa instanza può deliberarti<br />
esperïenza, se già mai la provi,<br />
ch’esser suol fonte ai rivi di vostr’ arti.<br />
97 Tre specchi prenderai; e i due rimovi<br />
da te d’un modo, e l’altro, più rimosso,<br />
tr’ambo li primi li occhi tuoi ritrovi.<br />
100 Rivolto ad essi, fa che dopo il dosso<br />
ti stea un lume che i tre specchi accenda<br />
e torni a te da tutti ripercosso.<br />
103 Ben che nel quanto tanto non si stenda<br />
la vista più lontana, lì vedrai<br />
come convien ch’igualmente risplenda.
Seite 236 Paradiso: Canto II<br />
Jetzt aber, wie beim warmen Sonnenstrahl<br />
Des Schnees Massen in sich selbst zergehen,<br />
Und Farb’ und Frost zerrinnt im lauen Tal,<br />
So soll’s dem Wahn in deinem Geist geschehen,<br />
Und durch mein Wort sollst du lebend’ge Glut<br />
Vor deinem Blick in regem Schimmer sehen.<br />
Im Himmel, wo der Frieden Gottes ruht,<br />
Dreht sich ein Kreis, in dessen Kraft und Walten<br />
Das Sein all des, was er enthält, beruht.<br />
Der nächste Himmel, reich an Lichtgestalten,<br />
Verteilt dies Sein verschiednen Körpern drauf,<br />
Von ihm gesondert, doch in ihm enthalten.<br />
Aus ändern Kreisen von verschiednem <strong>La</strong>uf<br />
Nimmt die verschiedne Kraft, in ihnen lebend,<br />
Dann jeder Stern nach seinen Zwecken auf.<br />
So siehst du diese Weltorgane schwebend,<br />
In sich im Kreis bewegt von Grad zu Grad,<br />
Von oben nehmend und nach unten gebend.<br />
Betrachte wohl den Weg, den ich betrat,<br />
Auf dem ich dir erwünschte Wahrheit weise,<br />
Dann findest du wohl künftig selbst den Pfad.<br />
Kraft und Bewegung nehmen jene Kreise<br />
Von Lenkern an, die ew’ges Heil beglückt,<br />
Wie Stein sich formt nach seines Künstlers Weise.<br />
Den Himmel, den die Schar der Sterne schmückt,<br />
Wird von dem Geist, durch den sie rollend Schweben,<br />
Gepräg’ und Bildnis mächtig eingedrückt.<br />
Und wie die Seele, noch vom Staub umgeben,<br />
Durch Glieder von verschiedner Art beweist,<br />
Was in ihr für verschiedne Kräfte leben,<br />
So zeiget seine Huld der Weltengeist,<br />
Der ewig einer ist, hier, vielgestaltet,<br />
Im Sternenheer, das durch die Himmel kreist.<br />
Daher verschiedne Kraft verschieden waltet<br />
Im edlen Körper, welchen sie durchdrang,<br />
In dem sie, wie in euch das Leben, schaltet.<br />
Und da sie heiterer Natur entsprang,<br />
Glänzt diese Kraft in jedes Sternes Lichte,<br />
Gleichwie im Augenstern der Wonne Drang.<br />
Durch sie also, und nicht durchs Dünn’ und Dichte,<br />
Erhält verschiednen Glanz der Sterne Schar;<br />
Daß sie ein Denkmal ihrer Huld errichte,<br />
106 Or, come ai colpi de li caldi rai<br />
de la neve riman nudo il suggetto<br />
e dal colore e dal freddo primai,<br />
109 così rimaso te ne l’intelletto<br />
voglio informar di luce sì vivace,<br />
che ti tremolerà nel suo aspetto.<br />
112 Dentro dal ciel de la divina pace<br />
si gira un corpo ne la cui virtute<br />
l’esser di tutto suo contento giace.<br />
115 Lo ciel seguente, c’ha tante vedute,<br />
quell’ esser parte per diverse essenze,<br />
da lui distratte e da lui contenute.<br />
118 Li altri giron per varie differenze<br />
le distinzion che dentro da sé hanno<br />
dispongono a lor fini e lor semenze.<br />
121 Questi organi del mondo così vanno,<br />
come tu vedi omai, di grado in grado,<br />
che di sù prendono e di sotto fanno.<br />
124 Riguarda bene omai sì com’ io vado<br />
per questo loco al vero che disiri,<br />
sì che poi sappi sol tener lo guado.<br />
127 Lo moto e la virtù d’i santi giri,<br />
come dal fabbro l’arte del martello,<br />
da’ beati motor convien che spiri;<br />
130 e ’l ciel cui tanti lumi fanno bello,<br />
de la mente profonda che lui volve<br />
prende l’image e fassene suggello.<br />
133 E come l’alma dentro a vostra polve<br />
per differenti membra e conformate<br />
a diverse potenze si risolve,<br />
136 così l’intelligenza sua bontate<br />
multiplicata per le stelle spiega,<br />
girando sé sovra sua unitate.<br />
139 Virtù diversa fa diversa lega<br />
col prezïoso corpo ch’ella avviva,<br />
nel qual, sì come vita in voi, si lega.<br />
142 Per la natura lieta onde deriva,<br />
la virtù mista per lo corpo luce<br />
come letizia per pupilla viva.<br />
145 Da essa vien ciò che da luce a luce<br />
par differente, non da denso e raro;<br />
essa è formal principio che produce,<br />
Schafft diese Bildnerin, was trüb und klar.“ 148 conforme a sua bontà, lo turbo e ’l chiaro.“
Paradies: Dritter Gesang Pagina 237<br />
Dritter Gesang Canto III<br />
<strong>Die</strong> Sonne, die mich einst mit Glut erfüllt,<br />
Beweisend hatte sie und widerlegend<br />
Der Wahrheit holdes Antlitz mir enthüllt.<br />
Und ich, belehrt, nicht länger Zweifel hegend,<br />
Wollt’ eben, daß ich’s sei, gestehn und stand,<br />
Das Haupt, soweit sich’s ziemt, emporbewegend.<br />
Doch ein Gesicht erschien, und so gespannt<br />
Hielt ich den Blick darauf, um’s zu gewahren,<br />
Daß mein Geständnis der Erinnrung schwand.<br />
Und wie von Gläsern, von durchsicht’gen, klaren,<br />
Von Weihern, welche seicht, doch still und rein,<br />
Den Boden unverdunkelt offenbaren,<br />
Ein Antlitz widerstrahlt, so schwach und fein,<br />
Daß man erkennen würd’ in größrer Schnelle<br />
Auf weißer Stirn der Perle bleichen Schein;<br />
So sah ich manch Gesicht an jener Stelle<br />
Und war im Gegensatz des Wahns, durch den<br />
Einst Lieb’ entflammt ward zwischen Mann und Quelle.<br />
Denn plötzlich glaubt’ ich, wie ich sie ersehn,<br />
Es wären Spiegelbilder, und bemühte<br />
Mich, ringsumher ihr Urbild zu erspäh’n.<br />
Doch sah ich nichts, und, zweifelnd im Gemüte,<br />
Schaut’ ich ins Licht der süßen Führerin,<br />
<strong>Die</strong> lächelnd in den heil’gen Augen glühte.<br />
Und sie begann: ” Nicht staun’ in deinem Sinn.<br />
Belacht’ ich deine kindischen Gedanken.<br />
Noch gehst du auf der Wahrheit strauchelnd hin,<br />
Um, wie du pflegst, dem Wahne zuzuwanken.<br />
Wirkliche Wesen zeigt dir dies Gesicht,<br />
<strong>Die</strong>, untreu dem Gelübd’, in Schuld versanken.<br />
Sprich, hör’ und glaube; denn das wahre Licht,<br />
Das sie beseligt, wird es nie gestatten,<br />
Daß ihm zu folgen sich ihr Fuß entbricht.<br />
Ich wandte mich und sprach zu einem Schatten,<br />
Der sprechenslustig schien, schnell, als ein Mann,<br />
Den längst gequält der Neugier Stacheln hatten:<br />
“O Seele, die das ew’ge Licht gewann,<br />
<strong>Die</strong> selig hier die Süßigkeiten machten,<br />
<strong>Die</strong> nur, wer sie geschmeckt, begreifen kann,<br />
O sei jetzt freundlich mir. Mein ganzes Trachten<br />
Ist ja dein Nam’ und euer Los. Drum sprich! ” –<br />
Und sie, bereit, mit Augen, welche lachten,<br />
1 Quel sol che pria d’amor mi scaldò ’l petto,<br />
di bella verità m’avea scoverto,<br />
provando e riprovando, il dolce aspetto;<br />
4 e io, per confessar corretto e certo<br />
me stesso, tanto quanto si convenne<br />
leva’ il capo a proferer più erto;<br />
7 ma visïone apparve che ritenne<br />
a sé me tanto stretto, per vedersi,<br />
che di mia confession non mi sovvenne.<br />
10 Quali per vetri trasparenti e tersi,<br />
o ver per acque nitide e tranquille,<br />
non sì profonde che i fondi sien persi,<br />
13 tornan d’i nostri visi le postille<br />
debili sì, che perla in bianca fronte<br />
non vien men forte a le nostre pupille;<br />
16 tali vid’ io più facce a parlar pronte;<br />
per ch’io dentro a l’error contrario corsi<br />
a quel ch’accese amor tra l’omo e ’l fonte.<br />
19 Sùbito sì com’ io di lor m’accorsi,<br />
quelle stimando specchiati sembianti,<br />
per veder di cui fosser, li occhi torsi;<br />
22 e nulla vidi, e ritorsili avanti<br />
dritti nel lume de la dolce guida,<br />
che, sorridendo, ardea ne li occhi santi.<br />
25<br />
” Non ti maravigliar perch’ io sorrida,“<br />
mi disse, appresso il tuo püeril coto,<br />
”<br />
poi sopra ’l vero ancor lo piè non fida,<br />
28 ma te rivolve, come suole, a vòto:<br />
vere sustanze son ciò che tu vedi,<br />
qui rilegate per manco di voto.<br />
31 Però parla con esse e odi e credi;<br />
ché la verace luce che le appaga<br />
da sé non lascia lor torcer li piedi.“<br />
34 E io a l’ombra che parea più vaga<br />
di ragionar, drizza’mi, e cominciai,<br />
quasi com’ uom cui troppa voglia smaga:<br />
37<br />
” O ben creato spirito, che a’ rai<br />
di vita etterna la dolcezza senti<br />
che, non gustata, non s’intende mai,<br />
40 grazïoso mi fia se mi contenti<br />
del nome tuo e de la vostra sorte.“<br />
Ond’ ella, pronta e con occhi ridenti:
Seite 238 Paradiso: Canto III<br />
Sprach: “Unsre Lieb’ erschließt sich williglich<br />
Gerechtem Wunsch, gleich der, der Liebe Bronnen,<br />
<strong>Die</strong> ihr Gefolg gebildet will nach sich.<br />
Dort auf der Welt gehört’ ich zu den Nonnen,<br />
Doch wende nur mir die Erinnrung zu,<br />
Und durch die höh’re Schönheit, höhern Wonnen,<br />
Daß ich Piccarda bin, erkennest du,<br />
Mit diesen allen, die sich selig nennen,<br />
Zum trägsten Kreis versetzt in Wonn’ und Ruh’.<br />
All unsre Triebe, die allein entbrennen<br />
In Lust des Heil’gen Geist’s, sind hoch ergetzt,<br />
Weil sie in seiner Weihe sich erkennen.<br />
<strong>Die</strong>s Los, von dir vielleicht geringgeschätzt,<br />
Ward uns zuteile, weil wir dort auf Erden<br />
Verabsäumt die Gelübd’ und sie verletzt. ”<br />
Drauf ich: “Euch glänzt in Antlitz und Gebärden,<br />
Ich weiß nicht was, von Gottheit, wunderbar,<br />
Und läßt die ersten Züg’ unkenntlich werden,<br />
Drob ich so säumig im Erkennen war,<br />
Jetzt hilft mir, was du sprichst, dem Auge trauen<br />
Und stellt mir deutlicher dein Bildnis dar.<br />
Doch sprich: Ihr, glücklich hier in diesen Auen,<br />
Zieht euch nach höherm Ort nicht die Begier,<br />
Um mehr euch zu befreunden, mehr zu schauen? ”<br />
Ein wenig lächelten die Schatten hier,<br />
Denn, als ob sie in erster Liebe glühte,<br />
Erwiderte sie froh und wonnig mir:<br />
“Bruder, hier stillt die Kraft der Lieb’ und Güte<br />
Jedweden Wunsch, und völlig g’nügt uns dies,<br />
Und nicht nach anderm dürstet das Gemüte.<br />
Denn wenn es höherm Wunsch sich überließ,<br />
So würd’ es ja dem Willen widerstehen,<br />
Der uns in diesen niedern Kreis verwies.<br />
<strong>Die</strong>s kann in diesen Sphären nicht geschehen;<br />
Lieb’ ist das Band des ewigen Vereins,<br />
Mit der nicht Kampf noch Widerstand bestehen.<br />
Vielmehr ist’s Wesen dieses sel’gen Seins,<br />
Nur in dem Willen Gottes hinzuwallen,<br />
Drum schmilzt hier aller Wunsch und Trieb in eins.<br />
Und, wie wir sind von Grad zu Grad, muß allen<br />
Wie ihm, des Will’ allein nach seiner Spur<br />
Den unsern lenkt, dies ganze Reich gefallen.<br />
43<br />
” <strong>La</strong> nostra carità non serra porte<br />
a giusta voglia, se non come quella<br />
che vuol simile a sé tutta sua corte.<br />
46 I’ fui nel mondo vergine sorella;<br />
e se la mente tua ben sé riguarda,<br />
non mi ti celerà l’esser più bella,<br />
49 ma riconoscerai ch’i’ son Piccarda,<br />
che, posta qui con questi altri beati,<br />
beata sono in la spera più tarda.<br />
52 Li nostri affetti, che solo infiammati<br />
son nel piacer de lo Spirito Santo,<br />
letizian del suo ordine formati.<br />
55 E questa sorte che par giù cotanto,<br />
però n’è data, perché fuor negletti<br />
li nostri voti, e vòti in alcun canto.“<br />
58 Ond’ io a lei: ” Ne’ mirabili aspetti<br />
vostri risplende non so che divino<br />
che vi trasmuta da’ primi concetti:<br />
61 però non fui a rimembrar festino;<br />
ma or m’aiuta ciò che tu mi dici,<br />
sì che raffigurar m’è più latino.<br />
64 Ma dimmi: voi che siete qui felici,<br />
disiderate voi più alto loco<br />
per più vedere e per più farvi amici?“<br />
67 Con quelle altr’ ombre pria sorrise un poco;<br />
da indi mi rispuose tanto lieta,<br />
ch’arder parea d’amor nel primo foco:<br />
70<br />
” Frate, la nostra volontà quïeta<br />
virtù di carità, che fa volerne<br />
sol quel ch’avemo, e d’altro non ci asseta.<br />
73 Se disïassimo esser più superne,<br />
foran discordi li nostri disiri<br />
dal voler di colui che qui ne cerne;<br />
76 che vedrai non capere in questi giri,<br />
s’essere in carità è qui necesse,<br />
e se la sua natura ben rimiri.<br />
79 Anzi è formale ad esto beato esse<br />
tenersi dentro a la divina voglia,<br />
per ch’una fansi nostre voglie stesse;<br />
82 sì che, come noi sem di soglia in soglia<br />
per questo regno, a tutto il regno piace<br />
com’ a lo re che ’n suo voler ne ’nvoglia.
Paradies: Dritter Gesang Pagina 239<br />
Und unser Frieden ist sein Wille nur,<br />
<strong>Die</strong>s Meer, wohin sich alles muß bewegen,<br />
Was er schafft, was hervorbringt die Natur. ” –<br />
Nun sah ich: Paradies ist allerwegen<br />
Wo Himmel ist, strömt auch von oben her<br />
Vom höchsten Gut nicht gleich der Gnade Regen. –<br />
Wie bei verschiednen Speisen man nicht mehr<br />
Von dieser will und sich nach jener wendet,<br />
Für diese dankt und noch verlangt von der,<br />
So ich mit Wink und Wort, als sie geendet,<br />
Um zu erfahren, was sie dort gewebt,<br />
Allein verlassen, ehe sie’s vollendet.<br />
“Vollkommnes Leben und Verdienst erhebt<br />
Ein Weib ” , so sprach sie, “zu den höhern Kreisen,<br />
In deren Tracht und Schleier manche strebt,<br />
In Schlaf und Wachen treu sich zu erweisen<br />
Dem Bräutigam, dem jeder Schwur gefällt,<br />
Den reine Liebestrieb’ ihm schwören heißen.<br />
Ihr nachzufolgen floh ich jung die Welt,<br />
Weiht’ ihrem Orden mich und war beflissen,<br />
Dem g’nugzutun, was sein Gesetz enthält.<br />
Doch Menschen, ruchlos mehr, als gut, entrissen<br />
Gewaltsam dem Verlies, dem süßen, mich<br />
Wie drauf mein Leben war – Gott wird es wissen –<br />
Der andre Glanz, der mir zur Rechten dich<br />
So freudig hell bestrahlt, denn er entzündet<br />
In unsrer Sphäre ganzem Schimmer sich,<br />
Versteht von sich, was ich von mir verkündet.<br />
Denn man entriß, wie meinem, ihrem Haupt<br />
Den Schleier, der der Nonnen Stirn umwindet.<br />
Doch, ob man Rückkehr ihr zur Welt erlaubt,<br />
Blieb doch ihr Herz bekrönt mit jenem Kranze,<br />
Den ihrer Stirn verruchte Tat geraubt.<br />
Sie ist das Licht der trefflichen Konstanze,<br />
<strong>Die</strong> mit dem zweiten Sturm aus Schwabenland<br />
Den dritten zeugt’, umstrahlt vom letzten Glanze. ”<br />
Piccarda sprach’s, mir heiter zugewandt,<br />
Und fing ein Ave an, indem sie singend,<br />
Wie Schweres in der tiefen Flut, verschwand.<br />
Mein Blick, ihr nach, soweit er konnte, dringend,<br />
Erhob sich dann, sobald er sie verlor,<br />
Nach einem Ziele größern Sehnens ringend,<br />
85 E ’n la sua volontade è nostra pace:<br />
ell’ è quel mare al qual tutto si move<br />
ciò ch’ella crïa o che natura face.“<br />
88 Chiaro mi fu allor come ogne dove<br />
in cielo è paradiso, etsi la grazia<br />
del sommo ben d’un modo non vi piove.<br />
91 Ma sì com’ elli avvien, s’un cibo sazia<br />
e d’un altro rimane ancor la gola,<br />
che quel si chere e di quel si ringrazia,<br />
94 così fec’ io con atto e con parola,<br />
per apprender da lei qual fu la tela<br />
onde non trasse infino a co la spuola.<br />
97<br />
” Perfetta vita e alto merto inciela<br />
donna più sù,“ mi disse, a la cui norma<br />
”<br />
nel vostro mondo giù si veste e vela,<br />
100 perché fino al morir si vegghi e dorma<br />
con quello sposo ch’ogne voto accetta<br />
che caritate a suo piacer conforma.<br />
103 Dal mondo, per seguirla, giovinetta<br />
fuggi’mi, e nel suo abito mi chiusi<br />
e promisi la via de la sua setta.<br />
106 Uomini poi, a mal più ch’a bene usi,<br />
fuor mi rapiron de la dolce chiostra:<br />
Iddio si sa qual poi mia vita fusi.<br />
109 E quest’ altro splendor che ti si mostra<br />
da la mia destra parte e che s’accende<br />
di tutto il lume de la spera nostra,<br />
112 ciò ch’io dico di me, di sé intende;<br />
sorella fu, e così le fu tolta<br />
di capo l’ombra de le sacre bende.<br />
115 Ma poi che pur al mondo fu rivolta<br />
contra suo grado e contra buona usanza,<br />
non fu dal vel del cor già mai disciolta.<br />
118 Quest’ è la luce de la gran Costanza<br />
che del secondo vento di Soave<br />
generò ’l terzo e l’ultima possanza.“<br />
121 Così parlommi, e poi cominciò ’Ave,<br />
Maria’ cantando, e cantando vanio<br />
come per acqua cupa cosa grave.<br />
124 <strong>La</strong> vista mia, che tanto lei seguio<br />
quanto possibil fu, poi che la perse,<br />
volsesi al segno di maggior disio,
Seite 240 Paradiso: Canto IV<br />
Zu Beatricens Antlitz ganz empor,<br />
Doch als ihr Aug’, ein Blitz, in meins geschlagen,<br />
So daß zuerst es niedersank davor,<br />
127 e a Beatrice tutta si converse;<br />
ma quella folgorò nel mïo sguardo<br />
sì che da prima il viso non sofferse;<br />
Da macht’ es zögern mich mit weitern Fragen. 130 e ciò mi fece a dimandar più tardo.<br />
Vierter Gesang Canto IV<br />
Zwischen zwei Speisen, gleich entfernt und lockend,<br />
Ging hungrig wohl ein freier Mann zugrund’,<br />
Nicht von der einen noch der andern brockend.<br />
So stund’ ein Lämmchen zwischen Schlund und Schlund<br />
Von zweien Wölfen fest, in gleichem Zagen,<br />
So stund’ auch zwischen zweien Reh’n ein Hund.<br />
So ließ’ verschiedner Zweifel mich nicht fragen.<br />
Ich schwieg nur, weil ich mußt’, und kann davon<br />
Drum weder Gutes jetzt noch Böses sagen.<br />
Ich schwieg, doch ward mein Wunsch vom Antlitz schon<br />
Klar ausgedrückt und deutlicher vernommen,<br />
Als hätt’ ich ihn erklärt mit klarem Ton.<br />
Beatrix tat wie Daniel, als entglommen<br />
Nebukadnezar war in blinder Wut,<br />
<strong>Die</strong> des Propheten Deutung ihm benommen.<br />
” Daß dich zwei Wünsche drängen, seh’ ich gut,“<br />
Begann sie, die dich fesseln. So daß keiner<br />
”<br />
Von beiden sich nun kund nach außen tut.<br />
Du fragst: Bleibt unser Will’ ein guter, reiner,<br />
Wie macht Gewalttat andrer dann den Wert<br />
Und wie den Umfang des Verdienstes kleiner?<br />
Hiernächst auch zweifelst du, weil Plato lehrt,<br />
Daß, wie’s ihm scheint, zu ihrem Sternenkreise<br />
<strong>Die</strong> Seele von der Erde wiederkehrt.<br />
<strong>Die</strong> beiden Zweifel drängen gleicherweise<br />
Auf deinen Willen ein, daher ich Ietzt<br />
Der schlimmern Meinung Falschheit erst beweise.<br />
Der Seraph, den der reinste Schimmer letzt,<br />
Moses und Samuel – die je heilig waren,<br />
Ja, selbst Marien nenn’ ich dir zuletzt,<br />
Sind nicht in anderm Himmel als die Scharen<br />
Der sel’gen Geister, die du jetzt gesehn,.<br />
Sind reicher nicht und ärmer nicht an Jahren.<br />
<strong>Die</strong> erste Sphäre machen alle schön,<br />
Doch ist verschiedner Art ihr süßes Leben,<br />
Wie mehr und minder Gottes Hauche weh’n.<br />
1 Intra due cibi, distanti e moventi<br />
d’un modo, prima si morria di fame,<br />
che liber’ omo l’un recasse ai denti;<br />
4 sì si starebbe un agno intra due brame<br />
di fieri lupi, igualmente temendo;<br />
sì si starebbe un cane intra due dame:<br />
7 per che, s’i’ mi tacea, me non riprendo,<br />
da li miei dubbi d’un modo sospinto,<br />
poi ch’era necessario, né commendo.<br />
10 Io mi tacea, ma ’l mio disir dipinto<br />
m’era nel viso, e ’l dimandar con ello,<br />
più caldo assai che per parlar distinto.<br />
13 Fé sì Beatrice qual fé Danïello,<br />
Nabuccodonosor levando d’ira,<br />
che l’avea fatto ingiustamente fello;<br />
16 e disse: ” Io veggio ben come ti tira<br />
uno e altro disio, sì che tua cura<br />
sé stessa lega sì che fuor non spira.<br />
19 Tu argomenti: “Se ’l buon voler dura,<br />
la vïolenza altrui per qual ragione<br />
di meritar mi scema la misura? ”<br />
22 Ancor di dubitar ti dà cagione<br />
parer tornarsi l’anime a le stelle,<br />
secondo la sentenza di Platone.<br />
25 Queste son le question che nel tuo velle<br />
pontano igualmente; e però pria<br />
tratterò quella che più ha di felle.<br />
28 D’i Serafin colui che più s’india,<br />
Moïsè, Samuel, e quel Giovanni<br />
che prender vuoli, io dico, non Maria,<br />
31 non hanno in altro cielo i loro scanni<br />
che questi spirti che mo t’appariro,<br />
né hanno a l’esser lor più o meno anni;<br />
34 ma tutti fanno bello il primo giro,<br />
e differentemente han dolce vita<br />
per sentir più e men l’etterno spiro.
Paradies: Vierter Gesang Pagina 241<br />
Sie zeigten hier sich, nicht, weil ihnen eben<br />
Der Kreis zuteil ward, nein, weil dies beweist,<br />
Daß sie zum Höchsten minder sich erheben.<br />
So sprechen muß man ja zu eurem Geist,<br />
Den nur die Sinne zu dem allen leiten.<br />
Was die Vernunft sodann ihr eigen heißt.<br />
Drum läßt sich auch zu euren Fähigkeiten<br />
<strong>Die</strong> Schrift herab, wenn sie von Gott euch spricht,<br />
Von Hand und Fuß, um andres anzudeuten.<br />
<strong>Die</strong> Kirche zeigt mit menschlichem Gesicht<br />
Gabriel’ und Michael’ und Raphaelen,<br />
Der neu geklärt Tobias’ Augenlicht.<br />
Doch des Timäus Lehre von den Seelen<br />
Ist andrer Art. Er glaubt auch, was er lehrt,<br />
Und scheint darin kein Sinnbild zu verhehlen.<br />
Daß sich zu ihrem Stern die Seele kehrt,<br />
Er spricht’s und glaubt, daß sie von dort gekommen,<br />
Als die Natur sie uns zur Form gewährt.<br />
Allein wird dies nicht wörtlich angenommen,<br />
So kann er doch vielleicht mit dem Beweis<br />
Dem Ziel der Wahrheit ziemlich nahekommen,<br />
Dafern er meinte, daß aus jedem Kreis<br />
Das Gut’ und Böse stamm’, und deshalb lehrte,<br />
Dem kehre Schimpf zurück und jenem Preis.<br />
Und dieser schlechtverstandne Satz verkehrte<br />
Fast alle Welt, so daß in Sternen man<br />
Den Mars, Merkur und Jupiter verehrte. –<br />
Der andre Zweifel, welcher dich umspann,<br />
Hat mindres Gift, indem er nicht entrücken<br />
Dich meinem Pfad durch seine Schlingen kann.<br />
Denn scheint auch ungerecht den Menschenblicken<br />
Unsre Gerechtigkeit, nun, so beweist<br />
<strong>Die</strong>s Glauben nur, nicht ketzerische Tücken.<br />
Allein wohl fähig ist des Menschen Geist,<br />
In diese Wahrheit tiefer einzudringen,<br />
Drum will ich jetzt, daß du befriedigt seist.<br />
Ist das Gewalt, wenn jenen, welche zwingen,<br />
Der, welcher leidet, nie sich willig zeigt,<br />
So kann sie jenen nicht Entschuld’gung bringen.<br />
Denn Wille, der nicht will, bleibt ungebeugt,<br />
Wie Feuer, mag der Sturmwind tosend Schwellen,<br />
Oft hingeweht, neu in die Höhe steigt.<br />
37 Qui si mostraro, non perché sortita<br />
sia questa spera lor, ma per far segno<br />
de la celestïal c’ha men salita.<br />
40 Così parlar conviensi al vostro ingegno,<br />
però che solo da sensato apprende<br />
ciò che fa poscia d’intelletto degno.<br />
43 Per questo la Scrittura condescende<br />
a vostra facultate, e piedi e mano<br />
attribuisce a Dio e altro intende;<br />
46 e Santa Chiesa con aspetto umano<br />
Gabrïel e Michel vi rappresenta,<br />
e l’altro che Tobia rifece sano.<br />
49 Quel che Timeo de l’anime argomenta<br />
non è simile a ciò che qui si vede,<br />
però che, come dice, par che senta.<br />
52 Dice che l’alma a la sua stella riede,<br />
credendo quella quindi esser decisa<br />
quando natura per forma la diede;<br />
55 e forse sua sentenza è d’altra guisa<br />
che la voce non suona, ed esser puote<br />
con intenzion da non esser derisa.<br />
58 S’elli intende tornare a queste ruote<br />
l’onor de la influenza e ’l biasmo, forse<br />
in alcun vero suo arco percuote.<br />
61 Questo principio, male inteso, torse<br />
già tutto il mondo quasi, sì che Giove,<br />
Mercurio e Marte a nominar trascorse.<br />
64 L’altra dubitazion che ti commove<br />
ha men velen, però che sua malizia<br />
non ti poria menar da me altrove.<br />
67 Parere ingiusta la nostra giustizia<br />
ne li occhi d’i mortali, è argomento<br />
di fede e non d’eretica nequizia.<br />
70 Ma perché puote vostro accorgimento<br />
ben penetrare a questa veritate,<br />
come disiri, ti farò contento.<br />
73 Se vïolenza è quando quel che pate<br />
nïente conferisce a quel che sforza,<br />
non fuor quest’ alme per essa scusate:<br />
76 ché volontà, se non vuol, non s’ammorza,<br />
ma fa come natura face in foco,<br />
se mille volte vïolenza il torza.
Seite 242 Paradiso: Canto IV<br />
Der Wille wird zu der Gewalt Gesellen,<br />
Wenn er sich beugt; drum fehlte jenes Paar<br />
Rückkehren könnend zu den heil’gen Zellen.<br />
Blieb jener Nonnen Will’ unwandelbar,<br />
Wie auf dem Rost <strong>La</strong>urentius geblieben,<br />
Wie Scävola, der streng der Rechten war,<br />
So hätt’ er sie, befreit, zurückgetrieben<br />
Denselben Pfad, auf dem man sie entführt;<br />
Doch selten sind, die solchen Willen lieben.<br />
Noch hättest du den Zweifel oft gespürt,<br />
Der jetzt gewiß vor meinem Wort geschwunden,<br />
Wenn du wohl aufgemerkt, wie sich’s gebührt.<br />
Doch hält ein andrer schon dein Aug’ umwunden,<br />
Und gänzlich schwände deine Kraft dahin,<br />
Eh’ du dich Selbst aus ihm herausgefunden.<br />
Ich legt’ es als gewiß in deinen Sinn,<br />
<strong>Die</strong> Seele, die der ersten Wahrheit Pforten<br />
Stets nahe bleibt, sei niemals Lügnerin.<br />
Doch nun erfuhrst du durch Piccarda dorten,<br />
Daß ihren Schlei’r Konstanze nie vergaß,<br />
Und dies scheint Widerspruch mit meinen Worten.<br />
Oft, Bruder, die Gefahr zu flieh’n, geschah’s,<br />
Daß sich ein Mensch, auch wider Willen, dessen,<br />
Was nimmer sich zu tun geziemt, vermaß.<br />
So hat Alkmäon, welcher sich vermessen<br />
Des Muttermords, weil ihn sein Vater bat,<br />
<strong>Die</strong> Sohnespflicht aus Sohnespflicht vergessen.<br />
Daraus erkennst du diese Wahrheit: hat<br />
Der Wille sich vermischt dem äußern Drange,<br />
So liegt in ihm die Schuld der bösen Tat.<br />
Der unbedingte Wille trotzt dem Zwange,<br />
Doch stimmt insofern bei, als der Gefahr<br />
Er zagend weicht, vor größerm Schaden bange.<br />
Piccarda sprach, dies siehst du jetzo klar,<br />
Vom unbedingten Willen nur zum Guten,<br />
Vom zweiten Ich, und beider Wort ist wahr.“<br />
So war das Wogen jener heil’gen Fluten<br />
Dem Quell entströmt, dem Wahrheit nur entquillt,<br />
Daß süß befriedigt meine Wünsche ruhten.<br />
” Liebste des ersten Liebenden, o Bild<br />
Der Gottheit,“ rief ich, deren Rede regnet,<br />
”<br />
Erwärmt und mehr und mehr belebt und stillt.<br />
79 Per che, s’ella si piega assai o poco,<br />
segue la forza; e così queste fero<br />
possendo rifuggir nel santo loco.<br />
82 Se fosse stato lor volere intero,<br />
come tenne Lorenzo in su la grada,<br />
e fece Muzio a la sua man severo,<br />
85 così l’avria ripinte per la strada<br />
ond’ eran tratte, come fuoro sciolte;<br />
ma così salda voglia è troppo rada.<br />
88 E per queste parole, se ricolte<br />
l’hai come dei, è l’argomento casso<br />
che t’avria fatto noia ancor più volte.<br />
91 Ma or ti s’attraversa un altro passo<br />
dinanzi a li occhi, tal che per te stesso<br />
non usciresti: pria saresti lasso.<br />
94 Io t’ho per certo ne la mente messo<br />
ch’alma beata non poria mentire,<br />
però ch’è sempre al primo vero appresso;<br />
97 e poi potesti da Piccarda udire<br />
che l’affezion del vel Costanza tenne;<br />
sì ch’ella par qui meco contradire.<br />
100 Molte fïate già, frate, addivenne<br />
che, per fuggir periglio, contra grato<br />
si fé di quel che far non si convenne;<br />
103 come Almeone, che, di ciò pregato<br />
dal padre suo, la propria madre spense,<br />
per non perder pietà si fé spietato.<br />
106 A questo punto voglio che tu pense<br />
che la forza al voler si mischia, e fanno<br />
sì che scusar non si posson l’offense.<br />
109 Voglia assoluta non consente al danno;<br />
ma consentevi in tanto in quanto teme,<br />
se si ritrae, cadere in più affanno.<br />
112 Però, quando Piccarda quello spreme,<br />
de la voglia assoluta intende, e io<br />
de l’altra; sì che ver diciamo insieme.“<br />
115 Cotal fu l’ondeggiar del santo rio<br />
ch’uscì del fonte ond’ ogne ver deriva;<br />
tal puose in pace uno e altro disio.<br />
118<br />
” O amanza del primo amante, o diva,“<br />
diss’ io appresso, ” il cui parlar m’inonda<br />
e scalda sì, che più e più m’avviva,
Paradies: Fünfter Gesang Pagina 243<br />
Oh, war’ mit Inbrunst doch mein Herz gesegnet<br />
Zum Dank, der g’nügte deiner Huld – doch dir<br />
Sei nur von ihm, der sieht und kann, entgegnet.<br />
Nie sättigt sich der Geist, dies seh’ ich hier,<br />
Als in der Wahrheit Glanz, dem Quell des Lebens,<br />
<strong>Die</strong> uns als Wahn zeigt alles außer ihr.<br />
Doch fand er sie, dann ruht die Qual des Strebens,<br />
Und finden kann er sie, sonst wäre ja<br />
Jedweder Wunsch der Menschenbrust vergebens.<br />
Dann läßt der Geist, wenn er die Wahrheit sah,<br />
An ihrem Fuß den Zweifel Wurzel schlagen<br />
Und treibt von Höh’n zu Höh’n dem Höchsten nah.<br />
<strong>Die</strong>s ladet nun mich ein, dies heißt mich wagen,<br />
Nach einer andern dunkeln Wahrheit jetzt<br />
Voll Ehrfurcht, hohe Herrin, Euch zu fragen.<br />
Kann wohl der Mensch, der ein Gelübd’ verletzt,<br />
Durch andres gutes Werk dies so vergüten,<br />
Daß Ihr’s, nach Eurer Wag’, als g’nügend schätzt?<br />
Sie sah mich an, und Liebesfunken sprühten<br />
Aus ihrem Aug’ so göttlich klar hervor,<br />
Daß ich, besiegt, sobald sie mir erglühten,<br />
121 non è l’affezion mia tanto profonda,<br />
che basti a render voi grazia per grazia;<br />
ma quei che vede e puote a ciò risponda.<br />
124 Io veggio ben che già mai non si sazia<br />
nostro intelletto, se ’l ver non lo illustra<br />
di fuor dal qual nessun vero si spazia.<br />
127 Posasi in esso, come fera in lustra,<br />
tosto che giunto l’ha; e giugner puollo:<br />
se non, ciascun disio sarebbe frustra.<br />
130 Nasce per quello, a guisa di rampollo,<br />
a piè del vero il dubbio; ed è natura<br />
ch’al sommo pinge noi di collo in collo.<br />
133 Questo m’invita, questo m’assicura<br />
con reverenza, donna, a dimandarvi<br />
d’un’altra verità che m’è oscura.<br />
136 Io vo’ saper se l’uom può sodisfarvi<br />
ai voti manchi sì con altri beni,<br />
ch’a la vostra statera non sien parvi.“<br />
139 Beatrice mi guardò con li occhi pieni<br />
di faville d’amor così divini,<br />
che, vinta, mia virtute diè le reni,<br />
Gesenkten Blicks mich selber fast verlor. 142 e quasi mi perdei con li occhi chini.<br />
Fünfter Gesang Canto V<br />
” Wenn ich in Liebesglut dir flammend funkle,<br />
Mehr, als es je ein irdisch Auge sieht,<br />
So, daß ich deines Auges Licht verdunkle,<br />
Nicht staune drum – es macht, daß dies geschieht,<br />
Vollkommnes Schauen, welches, wie’s ergründet,<br />
In dem Ergründeten uns weiterzieht.<br />
Schon glänzt, ich seh’s in deinem Blick verkündet.<br />
In deinem Geist ein Schein vom ew’gen Licht,<br />
Das, kaum gesehen, Liebe stets entzündet.<br />
Und liebt ihr, weil euch andrer Reiz besticht,<br />
So ist’s, weil, unerkannt, vom Licht, dem wahren,<br />
Ein Strahl herein auf das Geliebte bricht.<br />
Ob andrer <strong>Die</strong>nst, dies willst du jetzt erfahren,<br />
Gebrochenes Gelübd’ ersetzen kann,<br />
Um vor dem Vorwurf euer Herz zu wahren.“<br />
So fing ihr heil’ges Wort Beatrix an<br />
Und setzte dann, die Rede zu vollenden,<br />
Ununterbrochen fort, was sie begann.<br />
1<br />
” S’io ti fiammeggio nel caldo d’amore<br />
di là dal modo che ’n terra si vede,<br />
sì che del viso tuo vinco il valore,<br />
4 non ti maravigliar, ché ciò procede<br />
da perfetto veder, che, come apprende,<br />
così nel bene appreso move il piede.<br />
7 Io veggio ben sì come già resplende<br />
ne l’intelletto tuo l’etterna luce,<br />
che, vista, sola e sempre amore accende;<br />
10 e s’altra cosa vostro amor seduce,<br />
non è se non di quella alcun vestigio,<br />
mal conosciuto, che quivi traluce.<br />
13 Tu vuo’ saper se con altro servigio,<br />
per manco voto, si può render tanto<br />
che l’anima sicuri di letigio.“<br />
16 Sì cominciò Beatrice questo canto;<br />
e sì com’ uom che suo parlar non spezza,<br />
continüò così ’l processo santo:
Seite 244 Paradiso: Canto V<br />
” <strong>Die</strong> größte Gab’ aus Gottes Vaterhänden<br />
Und seiner reichen Güte klarste Spur,<br />
Von ihm geschätzt als höchste seiner Spenden,<br />
Ist Willensfreiheit, so die Kreatur,<br />
Der er Vernunft verlieh, von ihm bekommen,<br />
Von diesen jede, doch auch diese nur.<br />
Hieraus ersieh den hohen Wert des frommen<br />
Gelübdes, wenn es so beschaffen ist,<br />
Daß Gott, was du geboten, angenommen.<br />
Denn, wer mit Gott Vertrag schließt, der vermißt<br />
Sich, diesen Schatz zum Opfer darzubringen,<br />
Mit dessen Werte sich kein andrer mißt.<br />
Wie kann drum je hier ein Ersatz gelingen?<br />
Brauchst du auch wohl, was du geopfert hast,<br />
So ist’s nur Wohltat mit gestohlnen Dingen.<br />
Du hast das Wichtigste nun aufgefaßt,<br />
Doch weil die Kirche vom Gelübd’ entbindet,<br />
So zweifelst du an meiner Wahrheit fast.<br />
Drum bleib am Tisch ein wenig noch. Hier findet,<br />
Ob du auch Unverdauliches gespeist,<br />
Das Mittel sich, vor dem der Schmerz verschwindet.<br />
Dem, was ich sag’, erschließe deinen Geist,<br />
Denn Hören gibt nicht Weisheit, nein, Behalten;<br />
Behalt es drum, damit du weise seist.<br />
In diesem Opfer sind zwei Ding’ enthalten;<br />
Das erste: des Gelübdes Gegenst and –<br />
Das zweite: der Vertrag, es treu zu halten.<br />
Der letztere hat ewigen Bestand,<br />
Bis er erfüllt ist, und wie er zu achten,<br />
<strong>Die</strong>s macht’ ich oben dir genau bekannt.<br />
Drum mußten die Hebräer Opfer schlachten,<br />
Obwohl für das Gelobte dann und wann<br />
Sie, wie du wissen mußt, ein andres brachten.<br />
Der Gegenstand kann also sein, daß man,<br />
Auch ohne Reu’ und Vorwurf zu empfinden,<br />
Mit einem andern ihn vertauschen kann.<br />
Nur mag sich dessen niemand unterwinden<br />
Nach eigner Wahl, wenn ihn der ersten <strong>La</strong>st<br />
Der gelb’ und weiße Schlüssel nicht entbinden.<br />
Und jeder Tausch der Bürd’ ist Gott verhaßt,<br />
Wenn, die wir nehmen, die wir von uns legen,<br />
Nicht wie die Sechs die Vier, voll in sich faßt.<br />
19<br />
” Lo maggior don che Dio per sua larghezza<br />
fesse creando, e a la sua bontate<br />
più conformato, e quel ch’e’ più apprezza,<br />
22 fu de la volontà la libertate;<br />
di che le creature intelligenti,<br />
e tutte e sole, fuoro e son dotate.<br />
25 Or ti parrà, se tu quinci argomenti,<br />
l’alto valor del voto, s’è sì fatto<br />
che Dio consenta quando tu consenti;<br />
28 ché, nel fermar tra Dio e l’omo il patto,<br />
vittima fassi di questo tesoro,<br />
tal quale io dico; e fassi col suo atto.<br />
31 Dunque che render puossi per ristoro?<br />
Se credi bene usar quel c’hai offerto,<br />
di maltolletto vuo’ far buon lavoro.<br />
34 Tu se’ omai del maggior punto certo;<br />
ma perché Santa Chiesa in ciò dispensa,<br />
che par contra lo ver ch’i’ t’ho scoverto,<br />
37 convienti ancor sedere un poco a mensa,<br />
però che ’l cibo rigido c’hai preso,<br />
richiede ancora aiuto a tua dispensa.<br />
40 Apri la mente a quel ch’io ti paleso<br />
e fermalvi entro; ché non fa scïenza,<br />
sanza lo ritenere, avere inteso.<br />
43 Due cose si convegnono a l’essenza<br />
di questo sacrificio: l’una è quella<br />
di che si fa; l’altr’ è la convenenza.<br />
46 Quest’ ultima già mai non si cancella<br />
se non servata; e intorno di lei<br />
sì preciso di sopra si favella:<br />
49 però necessitato fu a li Ebrei<br />
pur l’offerere, ancor ch’alcuna offerta<br />
sì permutasse, come saver dei.<br />
52 L’altra, che per materia t’è aperta,<br />
puote ben esser tal, che non si falla<br />
se con altra materia si converta.<br />
55 Ma non trasmuti carco a la sua spalla<br />
per suo arbitrio alcun, sanza la volta<br />
e de la chiave bianca e de la gialla;<br />
58 e ogne permutanza credi stolta,<br />
se la cosa dimessa in la sorpresa<br />
come ’l quattro nel sei non è raccolta.
Paradies: Fünfter Gesang Pagina 245<br />
Drum, ziehet das, was man gelobt, beim Wägen<br />
Jedwede Wag’ herab durch sein Gewicht,<br />
So gibt’s auch nirgendwo Ersatz dagegen.<br />
Scherzt, Sterbliche, mit dem Gelübde nicht.<br />
Seid treu, doch seht euch vor; denn schwer beklagen<br />
Wird’s jeder, der, wie Jephtha, blind verspricht.<br />
Ihm ziemt’ es besser: Ich tat schlimm! zu sagen,<br />
Als, haltend, schlimmer tun – und gleiche Scham<br />
Sah man davon den Griechenfeldherrn tragen;<br />
Drob Iphigenia weint’ in bitterm Gram<br />
Und um sich weinen Weis’ und Toren machte,<br />
Ja, jeden, der von solchem <strong>Die</strong>nst vernahm.<br />
Sei nicht leichtgläubig, Christenvolk, und trachte,<br />
Nicht wie der Flaum im Windeshauch zu sein;<br />
Daß dich nicht jedes Wasser wäscht, beachtet<br />
Das Alt’ und Neue Testament ist dein,<br />
Der Kirche Hirt ist Führer ihren Söhnen,<br />
Und dieses g’nügt zu eurem Heil allein.<br />
Und reizt euch jemand, schlechtem Trieb zu frönen,<br />
Nicht Schafe seid ihr, eurer unbewußt,<br />
Drum laßt vom Nachbar Juden euch nicht höhnen.<br />
Tut nicht dem <strong>La</strong>mm gleich, das der Mutter Brust<br />
Aus Einfalt läßt und, dumm und geil, vergebens<br />
Nur mit sich selber kämpft nach seiner Lust.“<br />
Beatrix sprach’s und wandte, regen Strebens,<br />
Ganz Sehnen, ihren Blick zum hellem Licht,<br />
Empor zur schönen Welt des höhern Lebens.<br />
Ihr Schweigen, ihr verwandelt Angesicht<br />
Geboten dem begier’gen Geiste Schweigen<br />
Und ließen mich zu neuen Fragen nicht.<br />
Und schnell, wie sich beschwingte Pfeile zeigen,<br />
Ins Ziel einbohrend, eh’ die Sehne ruht,<br />
So eilten wir, zum zweiten Reich zu steigen.<br />
<strong>Die</strong> Herrin sah ich so in frohem Mut,<br />
Da uns der Flug zum neuen Glänze brachte,<br />
Daß heller ward des Sternes Licht und Glut.<br />
Wenn der Planet nun, sich verwandelnd, lachte,<br />
Wie ward wohl mir, mir, den verwandelbar<br />
Schon die Natur auf alle Weisen machte?<br />
Gleichwie im Teich, der ruhig ist und klar,<br />
Wenn das, wovon die Fischlein sich ernähren,<br />
Von außen kommt, her eilt die muntre Schar,<br />
61 Però qualunque cosa tanto pesa<br />
per suo valor che tragga ogne bilancia,<br />
sodisfar non si può con altra spesa.<br />
64 Non prendan li mortali il voto a ciancia;<br />
siate fedeli, e a ciò far non bieci,<br />
come Ieptè a la sua prima mancia;<br />
67 cui più si convenia dicer ’Mal feci’,<br />
che, servando, far peggio; e così stolto<br />
ritrovar puoi il gran duca de’ Greci,<br />
70 onde pianse Efigènia il suo bel volto,<br />
e fé pianger di sé i folli e i savi<br />
ch’udir parlar di così fatto cólto.<br />
73 Siate, Cristiani, a muovervi più gravi:<br />
non siate come penna ad ogne vento,<br />
e non crediate ch’ogne acqua vi lavi.<br />
76 Avete il novo e ’l vecchio Testamento,<br />
e ’l pastor de la Chiesa che vi guida;<br />
questo vi basti a vostro salvamento.<br />
79 Se mala cupidigia altro vi grida,<br />
uomini siate, e non pecore matte,<br />
sì che ’l Giudeo di voi tra voi non rida!<br />
82 Non fate com’ agnel che lascia il latte<br />
de la sua madre, e semplice e lascivo<br />
seco medesmo a suo piacer combatte!“<br />
85 Così Beatrice a me com’ ïo scrivo;<br />
poi si rivolse tutta disïante<br />
a quella parte ove ’l mondo è più vivo.<br />
88 Lo suo tacere e ’l trasmutar sembiante<br />
puoser silenzio al mio cupido ingegno,<br />
che già nuove questioni avea davante;<br />
91 e sì come saetta che nel segno<br />
percuote pria che sia la corda queta,<br />
così corremmo nel secondo regno.<br />
94 Quivi la donna mia vid’ io sì lieta,<br />
come nel lume di quel ciel si mise,<br />
che più lucente se ne fé ’l pianeta.<br />
97 E se la stella si cambiò e rise,<br />
qual mi fec’ io che pur da mia natura<br />
trasmutabile son per tutte guise!<br />
100 Come ’n peschiera ch’è tranquilla e pura<br />
traggonsi i pesci a ciò che vien di fori<br />
per modo che lo stimin lor pastura,
Seite 246 Paradiso: Canto V<br />
So sah ich hier zu uns sich Strahlen kehren<br />
Wohl Tausende, von welchen jeder sprach:<br />
” Seht, der da kommt, wird unser Lieben mehren!“<br />
Und wie sie uns sich nahten nach und nach,<br />
Da sah ich süßer Wonne voll die Seelen,<br />
Im Glanz, der hell hervor aus jeder brach.<br />
Bedenke, Leser, wollt’ ich dir verhehlen,<br />
Was ich noch sah, und schweigend von dir gehn,<br />
Wie würde dich der Durst nach Wissen quälen?<br />
Du wirst daraus wohl durch dich selbst verstehn,<br />
Wie ich ihr Los mich sehnte zu erfahren,<br />
Sobald mein Aug’ in ihren Glanz geseh’n.<br />
” Begnadigter, dem hier sich offenbaren<br />
Des ewigen Triumphes Thron’, eh’ dort<br />
Du noch verlassen hast der Krieger Scharen,<br />
Wir sind entglüht vom Licht, das fort und fort<br />
Den Himmel füllt – drum, wünschest du Erklärung,<br />
So sättige nach Wunsch dich unser Wort.“<br />
Ein frommer Geist verhieß mir so Gewährung,<br />
Beatrix drauf: ” Sprich, sprich und glaub’ ihm fest,<br />
So fest, als war’ es göttliche Belehrung.“<br />
” Ich sehe, würd’ger Geist, du hast dein Nest<br />
Im eignen Licht, das, wie du lächelst, immer<br />
Mit hellerm Glanz dein Auge strahlen läßt,<br />
Doch wer bist du? Was ward der schwache Flimmer<br />
Der niedern Sphäre dir zum Sitz gewährt,<br />
<strong>Die</strong> uns umschleiert wird durch fremden Schimmer?“<br />
So sprach ich, jenem Lichte zugekehrt,<br />
Das erst gesprochen hatt’, und sah’s in Wogen<br />
Von Strahlen drum weit mehr als erst verklärt.<br />
Denn gleichwie Sol, von dichtem, Dunst umzogen,<br />
In zu gewalt’gen Glanz sich selber hüllt,<br />
Wenn Glut der Nebel Schleier weggesogen,<br />
So barg sich jetzt, von größrer Lust erfüllt,<br />
<strong>Die</strong> heilige Gestalt im Strahlenringe,<br />
Und sie entgegnete mir, so verhüllt,<br />
103 sì vid’ io ben più di mille splendori<br />
trarsi ver’ noi, e in ciascun s’udia:<br />
” Ecco chi crescerà li nostri amori.“<br />
106 E sì come ciascuno a noi venìa,<br />
vedeasi l’ombra piena di letizia<br />
nel folgór chiaro che di lei uscia.<br />
109 Pensa, lettor, se quel che qui s’inizia<br />
non procedesse, come tu avresti<br />
di più savere angosciosa carizia;<br />
112 e per te vederai come da questi<br />
m’era in disio d’udir lor condizioni,<br />
sì come a li occhi mi fur manifesti.<br />
115<br />
” O bene nato a cui veder li troni<br />
del trïunfo etternal concede grazia<br />
prima che la milizia s’abbandoni,<br />
118 del lume che per tutto il ciel si spazia<br />
noi semo accesi; e però, se disii<br />
di noi chiarirti, a tuo piacer ti sazia.“<br />
121 Così da un di quelli spirti pii<br />
detto mi fu; e da Beatrice: ” Dì, dì<br />
sicuramente, e credi come a dii.“<br />
124<br />
” Io veggio ben sì come tu t’annidi<br />
nel proprio lume, e che de li occhi il traggi,<br />
perch’ e’ corusca sì come tu ridi;<br />
127 ma non so chi tu se’, né perché aggi,<br />
anima degna, il grado de la spera<br />
che si vela a’ mortai con altrui raggi.“<br />
130 Questo diss’ io diritto a la lumera<br />
che pria m’avea parlato; ond’ ella fessi<br />
lucente più assai di quel ch’ell’ era.<br />
133 Sì come il sol che si cela elli stessi<br />
per troppa luce, come ’l caldo ha róse<br />
le temperanze d’i vapori spessi,<br />
136 per più letizia sì mi si nascose<br />
dentro al suo raggio la figura santa;<br />
e così chiusa chiusa mi rispuose<br />
Das, was ich bald im nächsten Sange singe. 139 nel modo che ’l seguente canto canta.
Paradies: Sechster Gesang Pagina 247<br />
Sechster Gesang Canto VI<br />
” Nachdem der Kaiser Konstantin, entgegen<br />
Der Himmelsbahn, gewendet jenen Aar,<br />
Der einst ihr folgt’ auf des Äneas Wegen,<br />
Da sah man mehr als schon zweihundert Jahr’<br />
Zeus’ Vogel an Europens Rand verbringen,<br />
Nah dem Gebirg, dem er entflogen war.<br />
Beherrschend unterm Schatten heil’ger Schwingen<br />
Von dort die Welt, ging er von Hand zu Hand,<br />
Bis ihm beim Wechsel meine Hand’ empfingen.<br />
Cäsar war ich, Justinian genannt,<br />
Der, nach der ersten heil’gen Liebe Walten,<br />
Unmaß und Leeres ins Gesetz gebannt.<br />
Und eh’ ich’s unternahm, dies zu gestalten,<br />
Lebt’ ich zufrieden in dem Wahne fort,<br />
Ein Wesen sei in Christo nur enthalten.<br />
Doch Agapet, der höchste Hirt und Hort,<br />
Er lenkte mich zurück zum Echten, Wahren,<br />
Zum rechten Glauben durch sein heilig Wort.<br />
Ich glaubt’ ihm und bin jetzt ob des im klaren,<br />
Was er mir sagt’ – und du auch wirst nun sehn,<br />
Daß Wahr und Falsch im Gegensatz sich paaren.<br />
Kaum fing ich an, der Kirche nachzugehn,<br />
So flößt’ es Gott mir ein, mich aufzuraffen,<br />
Und nur dem hohen Werke vorzustehn.<br />
Dem Belisar vertraut’ ich meine Waffen,<br />
Und ihm verband des Himmels Rechte sich<br />
Zum Zeichen mir, ich soll’ in Ruhe schaffen.<br />
Befriedigt hab’ ich nun im ersten dich,<br />
Was du gefragt; allein die Art der Frage<br />
Verbindet noch zu einem Zusatz mich,<br />
Damit du sehst, welch Unrecht jeder trage,<br />
Der dieses hehren, heil’gen Zeichens Macht<br />
An sich zu zieh’n und ihr zu trotzen wage.<br />
Du siehst die Kraft, die’s wert der Ehrfurcht macht,<br />
Seit seiner Herrschaft Pallas, überwunden,<br />
Sein Leben selbst zum Opfer dargebracht;<br />
Weißt, daß es drauf den Aufenthalt gefunden,<br />
Dreihundert Jahr’ und mehr in Albas Au’n,<br />
Bis drei und drei dafür den Kampf bestunden;<br />
Weißt, was vom Raube der Sabinerfrau’n<br />
Es tat bis zu Lukreziens Schmerz, durch sieben,<br />
<strong>Die</strong> ringsumher besiegt die Nachbargau’n.<br />
1<br />
” Poscia che Costantin l’aquila volse<br />
contr’ al corso del ciel, ch’ella seguio<br />
dietro a l’antico che <strong>La</strong>vina tolse,<br />
4 cento e cent’ anni e più l’uccel di Dio<br />
ne lo stremo d’Europa si ritenne,<br />
vicino a’ monti de’ quai prima uscìo;<br />
7 e sotto l’ombra de le sacre penne<br />
governò ’l mondo lì di mano in mano,<br />
e, sì cangiando, in su la mia pervenne.<br />
10 Cesare fui e son Iustinïano,<br />
che, per voler del primo amor ch’i’ sento,<br />
d’entro le leggi trassi il troppo e ’l vano.<br />
13 E prima ch’io a l’ovra fossi attento,<br />
una natura in Cristo esser, non piùe,<br />
credea, e di tal fede era contento;<br />
16 ma ’l benedetto Agapito, che fue<br />
sommo pastore, a la fede sincera<br />
mi dirizzò con le parole sue.<br />
19 Io li credetti; e ciò che ’n sua fede era,<br />
vegg’ io or chiaro sì, come tu vedi<br />
ogni contradizione e falsa e vera.<br />
22 Tosto che con la Chiesa mossi i piedi,<br />
a Dio per grazia piacque di spirarmi<br />
l’alto lavoro, e tutto ’n lui mi diedi;<br />
25 e al mio Belisar commendai l’armi,<br />
cui la destra del ciel fu sì congiunta,<br />
che segno fu ch’i’ dovessi posarmi.<br />
28 Or qui a la question prima s’appunta<br />
la mia risposta; ma sua condizione<br />
mi stringe a seguitare alcuna giunta,<br />
31 perché tu veggi con quanta ragione<br />
si move contr’ al sacrosanto segno<br />
e chi ’l s’appropria e chi a lui s’oppone.<br />
34 Vedi quanta virtù l’ha fatto degno<br />
di reverenza; e cominciò da l’ora<br />
che Pallante morì per darli regno.<br />
37 Tu sai ch’el fece in Alba sua dimora<br />
per trecento anni e oltre, infino al fine<br />
che i tre a’ tre pugnar per lui ancora.<br />
40 E sai ch’el fé dal mal de le Sabine<br />
al dolor di Lucrezia in sette regi,<br />
vincendo intorno le genti vicine.
Seite 248 Paradiso: Canto VI<br />
Weißt, wie es Brennus, Pyrrhus auch vertrieben,<br />
Getragen vor der wackern Römer Schar<br />
Und siegreich noch in manchem Kampf geblieben;<br />
Drob Quinctius, benannt vom wirren Haar,<br />
Drob auch Torquatus, Decier, Fabier glänzen<br />
In freud’gem Ruhme durch den heil’gen Aar.<br />
Er schlug der Libyer Stolz, die, Welschlands Grenzen<br />
Einst Hannibal verführt, zu überzieh’n,<br />
Wo Alpen deinen Quell, o Po, umkränzen.<br />
Ein Jüngling noch, hob Scipio sich durch ihn.<br />
Pompejus auch, zu des Triumphes Ehren,<br />
Der bitter deinem Vaterlande schien.<br />
Dann, nah der Zeit, in der die Welt verklären<br />
Der Himmel wollt’ in seinem eignen Schein,<br />
Nahm Julius Cäsar ihn auf Roms Begehren.<br />
Was er dann tat vom Varus bis zum Rhein,<br />
Jser’ und Seine sahn’s, es sahns, bezwungen,<br />
<strong>Die</strong> Tale, die der Rhon’ ihr Wasser Ieih”n.<br />
Wie er den Rubikon dann übersprungen,<br />
Was er dann tat, das war von solchem Flug,<br />
Daß Zung’ und Feder nie sich nachgeschwungen.<br />
Nach Spanien lenkt’ er dann den Siegerzug,<br />
Dann nach Durazz’ und traf Pharsaliens Auen<br />
So, daß man Leid am heißen Nile trug.<br />
Sah wieder dann den Simois, die Gauen,<br />
Von wo er kam, wo Hektor ruht und schwang<br />
Sich auf dann, zu des Ptolemäus Grauen.<br />
Worauf er blitzend hin zum Juba drang;<br />
Dann sah man ihn die Flügel westwärts schlagen,<br />
Wo ihm Pompejus’ Kriegsdrommet’ erklang.<br />
Was er mit dem tat, der ihn dann getragen,<br />
Bellt Brutus, Cafsius noch in ew’ger Not,<br />
Sagt Modena, Perugia noch mit Klagen.<br />
Kleopatra beweint’s noch, die, bedroht<br />
Von seinem Zorn, entfloh und an die Brüste<br />
<strong>Die</strong> Schlange nahm zu schnellem, schwarzem Tod.<br />
Mit diesem eilt’ er bis zur roten Küste,<br />
Mit diesem schloß er fest des Janus Tor,<br />
Weil Fried’ und Ruh’ den ganzen Erdball küßte.<br />
Doch was der Adler je getan zuvor,<br />
Und was noch drauf getan dies hohe Zeichen,<br />
Das Gott zur Herrschaft ird’schen Reichs erkor,<br />
43 Sai quel ch’el fé portato da li egregi<br />
Romani incontro a Brenno, incontro a Pirro,<br />
incontro a li altri principi e collegi;<br />
46 onde Torquato e Quinzio, che dal cirro<br />
negletto fu nomato, i Deci e ’ Fabi<br />
ebber la fama che volontier mirro.<br />
49 Esso atterrò l’orgoglio de li Aràbi<br />
che di retro ad Anibale passaro<br />
l’alpestre rocce, Po, di che tu labi.<br />
52 Sott’ esso giovanetti trïunfaro<br />
Scipïone e Pompeo; e a quel colle<br />
sotto ’l qual tu nascesti parve amaro.<br />
55 Poi, presso al tempo che tutto ’l ciel volle<br />
redur lo mondo a suo modo sereno,<br />
Cesare per voler di Roma il tolle.<br />
58 E quel che fé da Varo infino a Reno,<br />
Isara vide ed Era e vide Senna<br />
e ogne valle onde Rodano è pieno.<br />
61 Quel che fé poi ch’elli uscì di Ravenna<br />
e saltò Rubicon, fu di tal volo,<br />
che nol seguiteria lingua né penna.<br />
64 Inver’ la Spagna rivolse lo stuolo,<br />
poi ver’ Durazzo, e Farsalia percosse<br />
sì ch’al Nil caldo si sentì del duolo.<br />
67 Antandro e Simeonta, onde si mosse,<br />
rivide e là dov’ Ettore si cuba;<br />
e mal per Tolomeo poscia si scosse.<br />
70 Da indi scese folgorando a Iuba;<br />
onde si volse nel vostro occidente,<br />
ove sentia la pompeana tuba.<br />
73 Di quel che fé col baiulo seguente,<br />
Bruto con Cassio ne l’inferno latra,<br />
e Modena e Perugia fu dolente.<br />
76 Piangene ancor la trista Cleopatra,<br />
che, fuggendoli innanzi, dal colubro<br />
la morte prese subitana e atra.<br />
79 Con costui corse infino al lito rubro;<br />
con costui puose il mondo in tanta pace,<br />
che fu serrato a Giano il suo delubro.<br />
82 Ma ciò che ’l segno che parlar mi face<br />
fatto avea prima e poi era fatturo<br />
per lo regno mortal ch’a lui soggiace,
Paradies: Sechster Gesang Pagina 249<br />
Muß dem gering erscheinen und erbleichen,<br />
Der’s in der Hand des dritten Cäsar schaut<br />
Mit klarem Blick, dem Wahn und Irrtum weichen.<br />
Denn die Gerechtigkeit, die jeden <strong>La</strong>ut<br />
Mir einhaucht, hat ihn, ihren Zorn zu rächen.<br />
Der Hand des, den ich dir benannt, vertraut.<br />
Jetzt staun’ ob dessen, was ich werde sprechen:<br />
Er nahm, begleitend dann des Titus Bahn,<br />
Rach’ an der Rache für ein alt Verbrechen.<br />
Und als darauf der <strong>La</strong>ngobarden Zahn<br />
<strong>Die</strong> Kirche biß, sah unter seinen Schwingen<br />
Man Karl den Großen ihr mit Hilfe nah’n.<br />
Nun siehst du selbst, wie jene sich vergingen,<br />
Von denen ich, sie hart anklagend, sprach,<br />
<strong>Die</strong> über euch all euer Übel bringen.<br />
Der trachtet selbst dem Reicheszeichen nach,<br />
Der will es durch die Lilien überwinden,<br />
Und schwer zu sagen ist, wer mehr verbrach.<br />
Der Ghibellin mög’ andres Zeichen finden,<br />
Denn schlechte Folger sind dem heil’gen Aar,<br />
<strong>Die</strong> standhaft nicht das Recht und ihn verbinden.<br />
Der neue Karl mit seiner Guelfenschar,<br />
Nicht trotz’ er ihm, der wohl schon stärkerm Leuen<br />
Das Vlies abzog mit seinem Klauenpaar.<br />
Oft muß der Sohn des Vaters Fehl bereuen.<br />
Nicht glaub’ er seine Lilien Gott so lieb,<br />
Um ihrethalb sein Zeichen zu erneuen –<br />
Der kleine Stern, der fern und dämmernd blieb,<br />
Ist Wohnsitz derer, die zum tät’gen Leben<br />
Der Durst allein nach Ruf und Ehre trieb.<br />
Und wenn so falsch gelenkt die Wünsche streben,<br />
So muß sich wohl der wahren Liebe Licht<br />
Mit minderm Glanz zum rechten Ziel erheben.<br />
Doch wägen wir dann des Verdiensts Gewicht<br />
Mit dem des Lohns, so wird uns Wonn’ und Frieden,<br />
Weil eins dem andern so genau entspricht.<br />
Dann stellt uns die Gerechtigkeit zufrieden<br />
Und sichert uns vor jedem sünd’gen Hang,<br />
Denn glücklich macht uns das, was uns beschieden.<br />
Verschiedne Tön’ erzeugen süßen Klang;<br />
So bilden hier die Harmonie der Sphären<br />
<strong>Die</strong> lichten Kreise von verschiednem Rang.<br />
85 diventa in apparenza poco e scuro,<br />
se in mano al terzo Cesare si mira<br />
con occhio chiaro e con affetto puro;<br />
88 ché la viva giustizia che mi spira,<br />
li concedette, in mano a quel ch’i’ dico,<br />
gloria di far vendetta a la sua ira.<br />
91 Or qui t’ammira in ciò ch’io ti replìco:<br />
poscia con Tito a far vendetta corse<br />
de la vendetta del peccato antico.<br />
94 E quando il dente longobardo morse<br />
la Santa Chiesa, sotto le sue ali<br />
<strong>Carl</strong>o Magno, vincendo, la soccorse.<br />
97 Omai puoi giudicar di quei cotali<br />
ch’io accusai di sopra e di lor falli,<br />
che son cagion di tutti vostri mali.<br />
100 L’uno al pubblico segno i gigli gialli<br />
oppone, e l’altro appropria quello a parte,<br />
sì ch’è forte a veder chi più si falli.<br />
103 Faccian li Ghibellin, faccian lor arte<br />
sott’ altro segno, ché mal segue quello<br />
sempre chi la giustizia e lui diparte;<br />
106 e non l’abbatta esto <strong>Carl</strong>o novello<br />
coi Guelfi suoi, ma tema de li artigli<br />
ch’a più alto leon trasser lo vello.<br />
109 Molte fïate già pianser li figli<br />
per la colpa del padre, e non si creda<br />
che Dio trasmuti l’armi per suoi gigli!<br />
112 Questa picciola stella si correda<br />
d’i buoni spirti che son stati attivi<br />
perché onore e fama li succeda:<br />
115 e quando li disiri poggian quivi,<br />
sì disvïando, pur convien che i raggi<br />
del vero amore in sù poggin men vivi.<br />
118 Ma nel commensurar d’i nostri gaggi<br />
col merto è parte di nostra letizia,<br />
perché non li vedem minor né maggi.<br />
121 Quindi addolcisce la viva giustizia<br />
in noi l’affetto sì, che non si puote<br />
torcer già mai ad alcuna nequizia.<br />
124 Diverse voci fanno dolci note;<br />
così diversi scanni in nostra vita<br />
rendon dolce armonia tra queste rote.
Seite 250 Paradiso: Canto VII<br />
Du siehst in dieser Perle sich verklären<br />
Romeos Licht, mußt’ auch sein schönes Tun<br />
Auf Erden des verdienten Lohns entbehren.<br />
Allein die Pprovenzalen lachen nun<br />
Nicht ihres Grolls, denn solche nah’n dem Falle,<br />
<strong>Die</strong> sich in andrer Guttat Schaden tun.<br />
Vier Töchter hatt’, und Königinnen alle,<br />
Graf Raimund, und Romeo tat ihm dies,<br />
Der niedre Fremd’ in stolzer Fürstenhalle.<br />
Und jener folgt’, als ihm die Scheelsucht hieß,<br />
Dem Biedermanne Rechnung anzusinnen,<br />
Der acht und vier für zehn ihm überwies.<br />
Arm und veraltet ging er dann von hinnen;<br />
Und wußte man, mit welchem Herzen er<br />
fortzog, sein Brot als Bettler zu gewinnen,<br />
127 E dentro a la presente margarita<br />
luce la luce di Romeo, di cui<br />
fu l’ovra grande e bella mal gradita.<br />
130 Ma i Provenzai che fecer contra lui<br />
non hanno riso; e però mal cammina<br />
qual si fa danno del ben fare altrui.<br />
133 Quattro figlie ebbe, e ciascuna reina,<br />
Ramondo Beringhiere, e ciò li fece<br />
Romeo, persona umìle e peregrina.<br />
136 E poi il mosser le parole biece<br />
a dimandar ragione a questo giusto,<br />
che li assegnò sette e cinque per diece,<br />
139 indi partissi povero e vetusto;<br />
e se ’l mondo sapesse il cor ch’elli ebbe<br />
mendicando sua vita a frusto a frusto,<br />
Man preist ihn hoch und pries’ ihn dann noch mehr. 142 assai lo loda, e più lo loderebbe.“<br />
Siebter Gesang Canto VII<br />
Hosianna dir, du Gott der Macht und Wahrheit,<br />
Dir, der du hier der sel’gen Flammen Glanz<br />
Reich überströmst mit Fülle deiner Klarheit! ”<br />
So schien, zurückgewandt zu ihrem Tanz,<br />
<strong>Die</strong> Seel’ im Lied den höchsten Herrn zu feiern,<br />
Umringt ihr Licht von neuem Strahlenkranz.<br />
Den Reigen sah ich alle nun erneuern,<br />
Und Funken gleich, die durch die Lüfte flieh’n,<br />
Von plötzlicher Entfernung sie verschleiern.<br />
Ich zweifelte. “Sprich, sprich, zur Herrin, ” schien<br />
Mein Herz zu sprechen bei des Mundes Schweigen,<br />
“<strong>Die</strong> stets dir <strong>La</strong>b’ in süßem Tau verlieh’n. ”<br />
Allein die Ehrfurcht, der ich immer eigen<br />
Als Sklav’ war, wo nur be nd ice klang,<br />
Ließ, gleich dem Schläfrigen, das Haupt mich neigen.<br />
Sie aber duldete mich so nicht lang;<br />
In Lächeln strahlte mir das hohe Wesen,<br />
Das Feuerpein umschüf in Wonnedrang.<br />
Sie sprach: “Ich hab’ in deiner Brust gelesen,<br />
Wie ist – dies ist’s, was dir im Haupte kreist –<br />
Gerechter Rache Zücht’gung Recht gewesen.<br />
Doch bald entwirren will ich deinen Geist,<br />
Damit du, wenn dein Sinn sich mir erschlossen,<br />
Um eine große Wahrheit reicher seist.<br />
1<br />
” Osanna, sanctus Deus sabaòth,<br />
superillustrans claritate tua<br />
felices ignes horum malacòth!“<br />
4 Così, volgendosi a la nota sua,<br />
fu viso a me cantare essa sustanza,<br />
sopra la qual doppio lume s’addua;<br />
7 ed essa e l’altre mossero a sua danza,<br />
e quasi velocissime faville<br />
mi si velar di sùbita distanza.<br />
10 Io dubitava e dicea ’Dille, dille!’<br />
fra me, ’dille’ dicea, ’a la mia donna<br />
che mi diseta con le dolci stille’.<br />
13 Ma quella reverenza che s’indonna<br />
di tutto me, pur per Be e per ice,<br />
mi richinava come l’uom ch’assonna.<br />
16 Poco sofferse me cotal Beatrice<br />
e cominciò, raggiandomi d’un riso<br />
tal, che nel foco faria l’uom felice:<br />
19<br />
” Secondo mio infallibile avviso,<br />
come giusta vendetta giustamente<br />
punita fosse, t’ha in pensier miso;<br />
22 ma io ti solverò tosto la mente;<br />
e tu ascolta, ché le mie parole<br />
di gran sentenza ti faran presente.
Paradies: Siebter Gesang Pagina 251<br />
Der Mensch, der nicht geboren ward, verdrossen,<br />
Zu dulden, sich zum Heil, des Willens Zaum,<br />
Verdammte sich und mit sich seine Sprossen;<br />
Drob das Geschlecht in Wahn und falschem Traum<br />
Viel hundert Jahre krank lag, matt und trübe,<br />
Bis sich das Wort geneigt zum niedern Raum,<br />
Wo’s der Natur, die sich im irren Triebe<br />
Vom Schöpfer abgekehrt, sich ganz verband,<br />
Bloß durch das Walten seiner ew’gen Liebe.<br />
Scharf sei dein Blick jetzt auf mein Wort gespannt.<br />
<strong>Die</strong>se Natur, dem Schöpfer hingegeben<br />
Und ihm vereint, war rein, wie sie entstand.<br />
Doch durch sie selbst war sie für falsches Streben<br />
Vom Paradies verbannt, weil sie die Bahn<br />
Verlassen, wo nur Wahrheit ist und Leben.<br />
Drum ward die Strafe, durch das Kreuz empfah’n,<br />
Mit größerm Recht, als jemals irgendeine,<br />
Der angenommenen Natur getan.<br />
So war die Straf auch ungerecht wie keine,<br />
In Hinsicht des, der sie erlitten hat,<br />
Mit der Natur, der ird’schen, im Vereine.<br />
Verschieden war die Wirkung einer Tat.<br />
Gott und den Juden mußt’ ein Tod gefallen,<br />
Drob Erd’ erbebt’ und Himmel auf sich tat.<br />
Schwer wird dir’s nicht mehr zu begreifen fallen,<br />
Wenn man von dem gerechten Richter spricht,<br />
Des Rach’ auf rechte Rache schwer gefallen.<br />
Doch deinen Geist, gleich einem Netz, umflicht<br />
Gedank’ itzt und Gedank’ in engem Kreise,<br />
Aus dem er sehnlich Lösung sich verspricht.<br />
Der Rache Recht war klar in dem Beweise,<br />
Denkst du; doch weshalb wählt’ in seiner Macht<br />
Gott zur Erlösung ebendiese Weise?<br />
Der Schluß, mein Bruder, birgt sich dem in Nacht,<br />
Dem nicht, wenn hell der Liebe Flammen brennen,<br />
<strong>Die</strong> Glut den Geist zur Mündigkeit gebracht.<br />
Vernimm deshalb, weil wenig zu erkennen,<br />
Wo viel der Blick umsonst sich spähend müht,<br />
Warum die Art die würdigste zu nennen.<br />
<strong>Die</strong> ew’ge Gut’, in sich nie zornentglüht,<br />
Zeigt, wenn im All sich ihre Schönheit spiegelt,<br />
Wie sie die Funken eigner Glut versprüht.<br />
25 Per non soffrire a la virtù che vole<br />
freno a suo prode, quell’ uom che non nacque,<br />
dannando sé, dannò tutta sua prole;<br />
28 onde l’umana specie inferma giacque<br />
giù per secoli molti in grande errore,<br />
fin ch’al Verbo di Dio discender piacque<br />
31 u’ la natura, che dal suo fattore<br />
s’era allungata, unì a sé in persona<br />
con l’atto sol del suo etterno amore.<br />
34 Or drizza il viso a quel ch’or si ragiona:<br />
questa natura al suo fattore unita,<br />
qual fu creata, fu sincera e buona;<br />
37 ma per sé stessa pur fu ella sbandita<br />
di paradiso, però che si torse<br />
da via di verità e da sua vita.<br />
40 <strong>La</strong> pena dunque che la croce porse<br />
s’a la natura assunta si misura,<br />
nulla già mai sì giustamente morse;<br />
43 e così nulla fu di tanta ingiura,<br />
guardando a la persona che sofferse,<br />
in che era contratta tal natura.<br />
46 Però d’un atto uscir cose diverse:<br />
ch’a Dio e a’ Giudei piacque una morte;<br />
per lei tremò la terra e ’l ciel s’aperse.<br />
49 Non ti dee oramai parer più forte,<br />
quando si dice che giusta vendetta<br />
poscia vengiata fu da giusta corte.<br />
52 Ma io veggi’ or la tua mente ristretta<br />
di pensiero in pensier dentro ad un nodo,<br />
del qual con gran disio solver s’aspetta.<br />
55 Tu dici: “Ben discerno ciò ch’i’ odo;<br />
ma perché Dio volesse, m’è occulto,<br />
a nostra redenzion pur questo modo. ”<br />
58 Questo decreto, frate, sta sepulto<br />
a li occhi di ciascuno il cui ingegno<br />
ne la fiamma d’amor non è adulto.<br />
61 Veramente, però ch’a questo segno<br />
molto si mira e poco si discerne,<br />
dirò perché tal modo fu più degno.<br />
64 <strong>La</strong> divina bontà, che da sé sperne<br />
ogne livore, ardendo in sé, sfavilla<br />
sì che dispiega le bellezze etterne.
Seite 252 Paradiso: Canto VII<br />
Was ihr unmittelbar entströmt – verriegelt<br />
Ist dem des Todes Tür, und fest und treu<br />
Ist das Gepräge, wenn sie selber siegelt.<br />
Was ihr unmittelbar entströmt, ist frei,<br />
Ist völlig frei, und deshalb wohnt dem Neuen<br />
<strong>Die</strong> Kraft nicht, es zu unterjochen, bei.<br />
Je mehr’s ihr gleicht, je mehr muß sie’s erfreuen,<br />
Drum will die heil’ge Glut, das Licht der Welt,<br />
Aufs ähnlichste den hellsten Schimmer streuen.<br />
In allem dem ist hoch der Mensch gestellt,<br />
Der aber, wenn nur eins ihm fehlt, entweihet,<br />
Mit Schmach herab von seinem Adel fällt.<br />
<strong>Die</strong> Sünd’ allein ist das, was ihn entfreiet.<br />
Unähnlich macht sie ihn dem höchsten Gut,<br />
Das wenig drum von seinem Glanz ihm leihet.<br />
Nie kehrt zurück ihm seine Würde, tut<br />
Er dem nicht G’nüge durch gerechte Leiden,<br />
Was er gefehlt in sünd’ger Lüste Glut.<br />
Eure Natur, die in den ersten beiden<br />
Ganz sündigte, ward, wie der Würd’ entsetzt,<br />
So auch verdammt, das Paradies zu meiden.<br />
Und Möglichkeit, dahin zurückversetzt<br />
Dereinst zu sein, gab’s nur auf zweien Pfaden,<br />
Wenn scharf dein Geist der Dinge Wesen schätzt:<br />
Entweder Gott verzieh allein aus Gnaden,<br />
Oder es mußte sich, der ihn gekränkt,<br />
Der Mensch, g’nugtuend, selbst der Schuld entladen.<br />
Dein Blick sei in den Abgrund jetzt versenkt<br />
Des ew’gen Rates, und mit ernstem Schweigen<br />
Sei ganz dein Geist nach meinem Wort gelenkt.<br />
G’nugtuung konnte nie der Mensch erzeigen,<br />
Und, eng beschränkt, so tief nicht niedergehn,<br />
Gehorchend, nicht sich so in Demut neigen,<br />
Als, ungehorsam, er sich wollt’ erhöh’n;<br />
Drum könnt’ er nie sich von der Schuld befreien,<br />
Genugtuung nicht durch ihn selbst gescheh’n.<br />
Drum wählt’, ihn neu zum Leben einzuweihen,<br />
Gott, so gerecht wie gnädig, seinen Pfad<br />
Und führt’ auf diesem ihn, vielmehr auf zweien.<br />
Doch weil so werter ist des Täters Tat,<br />
Je heller strahlt die Gut’ in dem Gemüte,<br />
In dem die Handlung ihre Quelle hat,<br />
67 Ciò che da lei sanza mezzo distilla<br />
non ha poi fine, perché non si move<br />
la sua imprenta quand’ ella sigilla.<br />
70 Ciò che da essa sanza mezzo piove<br />
libero è tutto, perché non soggiace<br />
a la virtute de le cose nove.<br />
73 Più l’è conforme, e però più le piace;<br />
ché l’ardor santo ch’ogne cosa raggia,<br />
ne la più somigliante è più vivace.<br />
76 Di tutte queste dote s’avvantaggia<br />
l’umana creatura, e s’una manca,<br />
di sua nobilità convien che caggia.<br />
79 Solo il peccato è quel che la disfranca<br />
e falla dissimìle al sommo bene,<br />
per che del lume suo poco s’imbianca;<br />
82 e in sua dignità mai non rivene,<br />
se non rïempie, dove colpa vòta,<br />
contra mal dilettar con giuste pene.<br />
85 Vostra natura, quando peccò tota<br />
nel seme suo, da queste dignitadi,<br />
come di paradiso, fu remota;<br />
88 né ricovrar potiensi, se tu badi<br />
ben sottilmente, per alcuna via,<br />
sanza passar per un di questi guadi:<br />
91 o che Dio solo per sua cortesia<br />
dimesso avesse, o che l’uom per sé isso<br />
avesse sodisfatto a sua follia.<br />
94 Ficca mo l’occhio per entro l’abisso<br />
de l’etterno consiglio, quanto puoi<br />
al mio parlar distrettamente fisso.<br />
97 Non potea l’uomo ne’ termini suoi<br />
mai sodisfar, per non potere ir giuso<br />
con umiltate obedïendo poi,<br />
100 quanto disobediendo intese ir suso;<br />
e questa è la cagion per che l’uom fue<br />
da poter sodisfar per sé dischiuso.<br />
103 Dunque a Dio convenia con le vie sue<br />
riparar l’omo a sua intera vita,<br />
dico con l’una, o ver con amendue.<br />
106 Ma perché l’ovra tanto è più gradita<br />
da l’operante, quanto più appresenta<br />
de la bontà del core ond’ ell’ è uscita,
Paradies: Siebter Gesang Pagina 253<br />
Hat, die die Welt gestaltet, Gottes Güte,<br />
Auf jedem Wege, der ihr offen lag,<br />
Euch neu erhöht zu eurer ersten Blüte.<br />
Und zwischen letzter Nacht und erstem Tag<br />
Ist nie so Hohes, Herrliches gediehen<br />
Für sie und euch, was er auch schaffen mag.<br />
Freigeb’ger war’s, daß Gott sich selbst verliehen,<br />
Drob zu erstehn der Mensch genügend ward,<br />
Als hätt’ er ihm nur aus sich selbst verziehen,<br />
Karg war’ erfüllt in jeder andern Art<br />
Das Recht, wenn Gottes Sohn um euretwillen<br />
Nicht demutsvoll dem Fleische sich gepaart.<br />
Jetzt, um noch besser deinen Wunsch zu stillen,<br />
Und daß du seh’st, gleich mir, das volle Licht,<br />
Will ich noch eins dir deutlicher enthüllen.<br />
Ich sehe Feuer, sehe Luft – so spricht<br />
Dein Zweifel – Wasser, Erd’, in mannigfachen<br />
Vermischungen, und alle dauern nicht.<br />
Geschöpfe sind ja alle diese Sachen;<br />
Und sollte dies, wenn ich dich recht verstand,<br />
Sie nicht vor der Verderbnis sicher machen?<br />
<strong>Die</strong> Engel, Bruder, und dies reine <strong>La</strong>nd,<br />
Sie dürfen wohl sich für erschaffen halten,<br />
Weil, wie sie sind, ihr volles Sein entstand.<br />
Doch alles, was die Element’ entfalten,<br />
<strong>Die</strong> Elemente selbst, sie läßt allein<br />
Der Höchste durch geschaffne Kraft gestalten.<br />
Geschaffen ward ihr Stoff, ihr erstes Sein,<br />
Geschaffen ward die Bildungskraft dem Tanze<br />
Der Sterne, die um eure Welt sich reih’n.<br />
<strong>Die</strong> Seele jedes Tiers und jeder Pflanze<br />
Zielet nach verschiedner Bildungsfähigkeit<br />
Regung und Licht aus ihrem heil’gen Glanze.<br />
Allein der höchsten Güte Hauch verleiht<br />
Unmittelbar uns selber unser Leben<br />
Und Liebe, die dann ihr sich sehnend weiht.<br />
Wie aus der Gruft die Leiber sich erheben,<br />
Erkennst du, wenn du denkest, wessen Ruf<br />
Dem Menschenleib sein erstes Sein gegeben,<br />
109 la divina bontà che ’l mondo imprenta,<br />
di proceder per tutte le sue vie,<br />
a rilevarvi suso, fu contenta.<br />
112 Né tra l’ultima notte e ’l primo die<br />
sì alto o sì magnifico processo,<br />
o per l’una o per l’altra, fu o fie:<br />
115 ché più largo fu Dio a dar sé stesso<br />
per far l’uom sufficiente a rilevarsi,<br />
che s’elli avesse sol da sé dimesso;<br />
118 e tutti li altri modi erano scarsi<br />
a la giustizia, se ’l Figliuol di Dio<br />
non fosse umilïato ad incarnarsi.<br />
121 Or per empierti bene ogne disio,<br />
ritorno a dichiararti in alcun loco,<br />
perché tu veggi lì così com’ io.<br />
124 Tu dici: “Io veggio l’acqua, io veggio il foco,<br />
l’aere e la terra e tutte lor misture<br />
venire a corruzione, e durar poco;<br />
127 e queste cose pur furon creature;<br />
per che, se ciò ch’è detto è stato vero,<br />
esser dovrien da corruzion sicure. ”<br />
130 Li angeli, frate, e ’l paese sincero<br />
nel qual tu se’, dir si posson creati,<br />
sì come sono, in loro essere intero;<br />
133 ma li alimenti che tu hai nomati<br />
e quelle cose che di lor si fanno<br />
da creata virtù sono informati.<br />
136 Creata fu la materia ch’elli hanno;<br />
creata fu la virtù informante<br />
in queste stelle che ’ntorno a lor vanno.<br />
139 L’anima d’ogne bruto e de le piante<br />
di complession potenzïata tira<br />
lo raggio e ’l moto de le luci sante;<br />
142 ma vostra vita sanza mezzo spira<br />
la somma beninanza, e la innamora<br />
di sé sì che poi sempre la disira.<br />
145 E quinci puoi argomentare ancora<br />
vostra resurrezion, se tu ripensi<br />
come l’umana carne fessi allora<br />
Als er die beiden ersten Eltern schuf. 148 che li primi parenti intrambo fensi.“
Seite 254 Paradiso: Canto VIII<br />
Achter Gesang Canto VIII<br />
<strong>Die</strong> Welt glaubt’ einst, unsel’gen Irrtum hegend,<br />
Daß Cypris toller Liebe Glut entflammt,<br />
Im dritten Epizyklus sich bewegend.<br />
Drob nicht zu ihr allein mit Opferamt<br />
Und Weiherufen sich anbetend kehrte<br />
Das alte Volk, im alten Wahn verdammt;<br />
Nein, auch Dionen und Cupiden ehrte,<br />
Als ihre Mutter sie, ihn als das Kind,<br />
Dem Dido ihren Schoß zum Sitz gewährte.<br />
So ward nach ihr, von der mein Sang beginnt,<br />
Der Stern benannt, der, bald der Sonn’ im Rücken,<br />
Bald ihr im Angesicht liebäugelnd minnt.<br />
Nicht fühlt’ ich mich in diesen Stern entrücken,<br />
Doch daß ich wirklich drinnen sei, entschied<br />
Der Herrin höh’res, schöneres Entzücken.<br />
Und wie man Funken in der Flamme sieht,<br />
Und wie wir Stimmen in der Stimm’ erkennen,<br />
<strong>Die</strong> aushält, wenn die andre kommt und flieht;<br />
So sah ich Lichter hier im Lichte brennen,<br />
Und, nach dem Maß des innern Schau’ns erregt,<br />
So schien’s, im Kreis mehr oder minder rennen.<br />
Kein Wind, unsichtbar oder sichtbar, pflegt<br />
So schnell aus kalter Wolk’ herabzugleiten,<br />
Daß er nicht langsam schien’ und schwer bewegt<br />
Dem, der die Lichter uns entgegenschreiten<br />
Im Flug gesehn, aus jenem Kreis hervor,<br />
Den hohe Seraphim bewegend leiten.<br />
Und hinter diesen ersten klang’s im Chor:<br />
Hosianna! Und seit ich den Ton vernommen,<br />
Sehnt stets nach ihm sich brünstig Herz und Ohr.<br />
Und einen sah ich dann uns näher kommen,<br />
Und er begann allein mit frohem Klang:<br />
” Willfährig sind wir alle, dir zu frommen.<br />
Wir wandeln hin, ein Kreis, ein Schwung, ein Drang,<br />
Uns nie vom Pfad der Himmelsfürsten trennend,<br />
Zu welchem du gejagt in deinem Sang:<br />
<strong>Die</strong> ihr den dritten Himmel lenkt, erkennend;<br />
Für dich wird uns nicht schwer ein Stillestand,<br />
Für dich in so inbrünst’ger Liebe brennend.“<br />
Als ich zu ihr voll Ehrfurcht mich gewandt,<br />
Und so der Herrin Blick sich ausgesprochen,<br />
Daß ich mich sicher und befriedigt fand,<br />
1 Solea creder lo mondo in suo periclo<br />
che la bella Ciprigna il folle amore<br />
raggiasse, volta nel terzo epiciclo;<br />
4 per che non pur a lei faceano onore<br />
di sacrificio e di votivo grido<br />
le genti antiche ne l’antico errore;<br />
7 ma Dïone onoravano e Cupido,<br />
quella per madre sua, questo per figlio,<br />
e dicean ch’el sedette in grembo a Dido;<br />
10 e da costei ond’ io principio piglio<br />
pigliavano il vocabol de la stella<br />
che ’l sol vagheggia or da coppa or da ciglio.<br />
13 Io non m’accorsi del salire in ella;<br />
ma d’esservi entro mi fé assai fede<br />
la donna mia ch’i’ vidi far più bella.<br />
16 E come in fiamma favilla si vede,<br />
e come in voce voce si discerne,<br />
quand’ una è ferma e altra va e riede,<br />
19 vid’ io in essa luce altre lucerne<br />
muoversi in giro più e men correnti,<br />
al modo, credo, di lor viste interne.<br />
22 Di fredda nube non disceser venti,<br />
o visibili o no, tanto festini,<br />
che non paressero impediti e lenti<br />
25 a chi avesse quei lumi divini<br />
veduti a noi venir, lasciando il giro<br />
pria cominciato in li alti Serafini;<br />
28 e dentro a quei che più innanzi appariro<br />
sonava ’Osanna’ sì, che unque poi<br />
di rïudir non fui sanza disiro.<br />
31 Indi si fece l’un più presso a noi<br />
e solo incominciò: ” Tutti sem presti<br />
al tuo piacer, perché di noi ti gioi.<br />
34 Noi ci volgiam coi principi celesti<br />
d’un giro e d’un girare e d’una sete,<br />
ai quali tu del mondo già dicesti:<br />
37 ’Voi che ’ntendendo il terzo ciel movete’;<br />
e sem sì pien d’amor, che, per piacerti,<br />
non fia men dolce un poco di quïete.“<br />
40 Poscia che li occhi miei si fuoro offerti<br />
a la mia donna reverenti, ed essa<br />
fatti li avea di sé contenti e certi,
Paradies: Achter Gesang Pagina 255<br />
Schaut’ ich zum Licht, das mir in sich versprochen<br />
So vieles hatt’, und sprach: ” Wer bist du, sprich!“<br />
Den Ton vor großer Inbrunst fast gebrochen.<br />
O wie vermehrte, wie verschönte sich<br />
Der frohe Glanz in Mienen und Gebärden<br />
Bei meinem Wort! – Dann sprach er freudiglich:<br />
” Nur kurze Zeit verweilt’ ich auf der Erden,<br />
Verweilt’ ich mehr, dann wären viele nicht<br />
Der Übel, die dich noch betreffen werden.<br />
Nur meine Freude birgt dir mein Gesicht,<br />
Nur sie verhüllt mich rings im Strahlenrunde,<br />
So wie den Seidenwurm die Seid’ umflicht.<br />
Du liebtest mich, und wohl aus gutem Grunde;<br />
Denn lebt’ ich noch, gewiß dir keimten jetzt<br />
Nicht Blätter nur aus unserm Liebesbunde.<br />
Der linke Strand, den Rhodanus benetzt,<br />
Nachdem er mit der Sargue sich verbündet,<br />
Sah einst im Geist durch mich den Thron besetzt;<br />
So auch Ausoniens Horn, wo, festbegründet,<br />
Bari, Gaëta und Crotona droh’n,<br />
Von wo im Meere Verd’ und Tronto mündet.<br />
Auch schmückte mich des <strong>La</strong>ndes Krone schon,<br />
Das längs durchstreift der Donau Wogenfülle,<br />
Nachdem sie aus Germaniens Gau’n entflob’n.<br />
Trinacria – bedeckt von schwarzer Hülle<br />
Zwischen Pachino und Pelor, am Schlund<br />
Des Meers, das schäumt bei Eurus’ Wutgebrülle,<br />
Durch Typhöus nicht, nein, durch den Schwefelgrund<br />
Der Fürsten harrt’ es noch, der edeln Sprossen<br />
Rudolfs und Karls aus meinem Ehebund,<br />
Wenn schlechte Herrschaft, welche stets verdrossen<br />
Der Unterworfne trägt, zum Mordgeschrei<br />
Nicht in Palermo jeden Mund erschlossen.<br />
Ging’ Ahnung dessen meinem Bruder bei,<br />
So würd’ er Kataloniens Bettler jagen,<br />
Damit ihr Geiz kein Sporn zum Aufruhr sei.<br />
Nottut’s fürwahr, daß ihm die Freund es sagen,<br />
Wenn er’s nicht sieht: daß volle <strong>La</strong>dung schon<br />
Sein Nachen hat, und nichts kann weiter tragen.<br />
Er, des freigeb’gen Vaters karger Sohn,<br />
Braucht <strong>Die</strong>ner, die nicht Gold nur zu gewinnen<br />
Begierig sind, nicht bloß erpicht auf Lohn.“ –<br />
43 rivolsersi a la luce che promessa<br />
tanto s’avea, e ” Deh, chi siete?“ fue<br />
la voce mia di grande affetto impressa.<br />
46 E quanta e quale vid’ io lei far piùe<br />
per allegrezza nova che s’accrebbe,<br />
quando parlai, a l’allegrezze sue!<br />
49 Così fatta, mi disse: ” Il mondo m’ebbe<br />
giù poco tempo; e se più fosse stato,<br />
molto sarà di mal, che non sarebbe.<br />
52 <strong>La</strong> mia letizia mi ti tien celato<br />
che mi raggia dintorno e mi nasconde<br />
quasi animal di sua seta fasciato.<br />
55 Assai m’amasti, e avesti ben onde;<br />
che s’io fossi giù stato, io ti mostrava<br />
di mio amor più oltre che le fronde.<br />
58 Quella sinistra riva che si lava<br />
di Rodano poi ch’è misto con Sorga,<br />
per suo segnore a tempo m’aspettava,<br />
61 e quel corno d’Ausonia che s’imborga<br />
di Bari e di Gaeta e di Catona,<br />
da ove Tronto e Verde in mare sgorga.<br />
64 Fulgeami già in fronte la corona<br />
di quella terra che ’l Danubio riga<br />
poi che le ripe tedesche abbandona.<br />
67 E la bella Trinacria, che caliga<br />
tra Pachino e Peloro, sopra ’l golfo<br />
che riceve da Euro maggior briga,<br />
70 non per Tifeo ma per nascente solfo,<br />
attesi avrebbe li suoi regi ancora,<br />
nati per me di <strong>Carl</strong>o e di Ridolfo,<br />
73 se mala segnoria, che sempre accora<br />
li popoli suggetti, non avesse<br />
mosso Palermo a gridar: “Mora, mora! ”<br />
76 E se mio frate questo antivedesse,<br />
l’avara povertà di Catalogna<br />
già fuggeria, perché non li offendesse;<br />
79 ché veramente proveder bisogna<br />
per lui, o per altrui, sì ch’a sua barca<br />
carcata più d’incarco non si pogna.<br />
82 <strong>La</strong> sua natura, che di larga parca<br />
discese, avria mestier di tal milizia<br />
che non curasse di mettere in arca.“
Seite 256 Paradiso: Canto VIII<br />
” Herr, weil ich glaube, daß die Lust hierinnen,<br />
<strong>Die</strong> deine Rede strömt in meine Brust,<br />
Du, wo die Güter enden und beginnen,’<br />
So deutlich schauest, wie sie mir bewußt,<br />
Wird sie mir werter – daß du beim Betrachten<br />
Des Herrn sie schauest, gibt mir neue Lust.<br />
Mach’ itzt, wie froh mich deine Worte machten,<br />
Mich klar und schaffe noch dem Zweifel Ruh’:<br />
Wie süße Saaten bittre Früchte brachten?“<br />
So ich – und er: ” <strong>Die</strong> Wahrheit fasse du,<br />
Und dem. was du gefragt, kehrst du zufrieden,<br />
Wie jetzt den Rücken, dann das Antlitz zu.<br />
Das Gut, das ihren <strong>La</strong>uf und ihren Frieden<br />
Den Himmeln gab, hat jedem Stern den Schein<br />
Und eine Kraft, als Vorsehung, beschieden.<br />
Nicht nur der Wesen vorbestimmtes Sein<br />
Hat der durch sich vollkommne Geist erwogen,<br />
Er schließt in sich auch ihre Wohlfahrt ein.<br />
Drum, was nur immer fliegt von diesem Bogen,<br />
Kommt, gleich dem Pfeil, auf vorbestimmtem Gang<br />
Gewiß herab zu seinem Ziel geflogen.<br />
War’ dieses nicht, dann würd’ im wirren Drang,<br />
Was diese Himmel irgend wirkend schaffen,<br />
Kein Kunstwerk sein, nein, Graus und Untergang.<br />
<strong>Die</strong>s kann nicht sein, wenn jene nicht erschlaffen,<br />
<strong>Die</strong> Geister, lenkend diese Sternenschar,<br />
Der Urgeist auch, der dann sie schlecht erschaffen.<br />
Ist diese Wahrheit nun dir völlig klar?“<br />
Und ich: ” Gewiß, ich seh’s, Natur bleibt immer<br />
In dem, was nötig ist, unwandelbar;“<br />
Drum er: ” Nun sprich, wär’s für den Menschen<br />
schlimmer,<br />
Wenn er nicht Bürger ward und einsam blieb’?“<br />
Ich: ” Ja, und weitern Grund begehr’ ich nimmer!“<br />
” Und wär’ ein Staat, wenn in verschiednem Trieb<br />
<strong>Die</strong> Menschen nicht verschieden sind erwiesen?<br />
Nein, wenn die Wahrheit euer Meister schrieb!“<br />
So folgert’ ich bis jetzt, um hier zu schließen:<br />
” Drum also muß der Menschen Tun hervor<br />
Verschieden aus verschiedner Wurzel Sprießen.<br />
Und Solon sproßt’ und Xerres so empor,<br />
Also Melchisedek, und der Erfinder,<br />
Der bei dem luft’gen Flug den Sohn verlor.<br />
85<br />
” Però ch’i’ credo che l’alta letizia<br />
che ’l tuo parlar m’infonde, segnor mio,<br />
là ’ve ogne ben si termina e s’inizia,<br />
88 per te si veggia come la vegg’ io,<br />
grata m’è più; e anco quest’ ho caro<br />
perché ’l discerni rimirando in Dio.<br />
91 Fatto m’hai lieto, e così mi fa chiaro,<br />
poi che, parlando, a dubitar m’hai mosso<br />
com’ esser può, di dolce seme, amaro.“<br />
94 Questo io a lui; ed elli a me: ” S’io posso<br />
mostrarti un vero, a quel che tu dimandi<br />
terrai lo viso come tien lo dosso.<br />
97 Lo ben che tutto il regno che tu scandi<br />
volge e contenta, fa esser virtute<br />
sua provedenza in questi corpi grandi.<br />
100 E non pur le nature provedute<br />
sono in la mente ch’è da sé perfetta,<br />
ma esse insieme con la lor salute:<br />
103 per che quantunque quest’ arco saetta<br />
disposto cade a proveduto fine,<br />
sì come cosa in suo segno diretta.<br />
106 Se ciò non fosse, il ciel che tu cammine<br />
producerebbe sì li suoi effetti,<br />
che non sarebbero arti, ma ruine;<br />
109 e ciò esser non può, se li ’ntelletti<br />
che muovon queste stelle non son manchi,<br />
e manco il primo, che non li ha perfetti.<br />
112 Vuo’ tu che questo ver più ti s’imbianchi?“<br />
E io: ” Non già; ché impossibil veggio<br />
che la natura, in quel ch’è uopo, stanchi.“<br />
115 Ond’ elli ancora: Or dì: sarebbe il peggio<br />
”<br />
per l’omo in terra, se non fosse cive?“<br />
” Sì,“ rispuos’ io; e qui ragion non cheggio.“<br />
”<br />
118<br />
” E puot’ elli esser, se giù non si vive<br />
diversamente per diversi offici?<br />
Non, se ’l maestro vostro ben vi scrive.“<br />
121 Sì venne deducendo infino a quici;<br />
poscia conchiuse: ” Dunque esser diverse<br />
convien di vostri effetti le radici:<br />
124 per ch’un nasce Solone e altro Serse,<br />
altro Melchisedèch e altro quello<br />
che, volando per l’aere, il figlio perse.
Paradies: Neunter Gesang Pagina 257<br />
Natur, im Kreislauf, so die Menschenkinder<br />
Wie Wachs ausprägt, übt ihre Kunst und sieht<br />
Auf dies und jenes Haus nicht mehr noch minder.<br />
<strong>Die</strong>s ist’s, was Esaus Keim von Jakobs schied,<br />
Drob auch Quirin entsproß so niedrer Lende,<br />
Daß man als Vater ihm den Mars beschied.<br />
Und stets auf der Erzeuger Wegen fände<br />
Man die, so sie erzeugten, nur, wenn nicht<br />
<strong>Die</strong> Vorsehung des Höchsten überwände.<br />
Was hinter dir war, sieh jetzt im Gesicht;<br />
Doch wie ich dein mich freue, geb’ ich Kunde<br />
Und dir durch einen Zusatz beßres Licht.<br />
Ist die Natur nicht mit dem Glück im Bunde,<br />
Dann kommt sie übel fort, wie jede Saat,<br />
<strong>Die</strong> man gesät auf fremdem, falschem Grunde.<br />
Und folgte der Natur des Menschen Pfad,<br />
Suchtet auf ihrem Grund ihr nach dem Rechten,<br />
Dann gab’ es gute Leut’ und wackre Tat.<br />
Doch solche, die geboren sind, zu fechten,<br />
Macht ihr zu Priestern wider die Natur<br />
Und macht zu Fürsten die, so pred’gen möchten,<br />
127 <strong>La</strong> circular natura, ch’è suggello<br />
a la cera mortal, fa ben sua arte,<br />
ma non distingue l’un da l’altro ostello.<br />
130 Quinci addivien ch’Esaù si diparte<br />
per seme da Iacòb; e vien Quirino<br />
da sì vil padre, che si rende a Marte.<br />
133 Natura generata il suo cammino<br />
simil farebbe sempre a’ generanti,<br />
se non vincesse il proveder divino.<br />
136 Or quel che t’era dietro t’è davanti:<br />
ma perché sappi che di te mi giova,<br />
un corollario voglio che t’ammanti.<br />
139 Sempre natura, se fortuna trova<br />
discorde a sé, com’ ogne altra semente<br />
fuor di sua regïon, fa mala prova.<br />
142 E se ’l mondo là giù ponesse mente<br />
al fondamento che natura pone,<br />
seguendo lui, avria buona la gente.<br />
145 Ma voi torcete a la religïone<br />
tal che fia nato a cignersi la spada,<br />
e fate re di tal ch’è da sermone;<br />
Und deshalb schweift ihr von der rechten Spur. 148 onde la traccia vostra è fuor di strada.“<br />
Neunter Gesang Canto IX<br />
Noch sprach dein Karl, als er mich aufgeklärt,<br />
Schöne Clemenza, von den Ränkevollen,<br />
Durch welche schnöden Trug sein Sam’ erfährt.<br />
Doch sagt’ er: ” Schweig und laß die Jahre rollen!“<br />
Drum sag’ ich nur, daß eurem Schaden bald<br />
Gerechte Straf und Klage folgen sollen.<br />
Schon war das Leben jener Lichtgestalt<br />
Zur Sonn’, in deren Strahl es ganz genesen,<br />
Zum Gut, das allem g’nügt, zurückgewallt.<br />
Betrogne Seelen, gottvergeßne Wesen!<br />
Was wendet ihr das Herz von solchem Gut<br />
Und habt nur Eitelkeit zum Ziel erlesen!<br />
Und sieh, ein andres jener Lichter lud<br />
Mich, nahend, ein und zeigte seinen Willen,<br />
Mich zu befriedigen, in hellrer Glut.<br />
Beatrix, die den Blick, den heil’gen, stillen,<br />
Auf mich gewandt, wie erst, erlaubte mir,<br />
Durch teure Zustimmung, den Wunsch zu stillen.<br />
1 Da poi che <strong>Carl</strong>o tuo, bella Clemenza,<br />
m’ebbe chiarito, mi narrò li ’nganni<br />
che ricever dovea la sua semenza;<br />
4 ma disse: ” Taci e lascia muover li anni“;<br />
sì ch’io non posso dir se non che pianto<br />
giusto verrà di retro ai vostri danni.<br />
7 E già la vita di quel lume santo<br />
rivolta s’era al Sol che la rïempie<br />
come quel ben ch’a ogne cosa è tanto.<br />
10 Ahi anime ingannate e fatture empie,<br />
che da sì fatto ben torcete i cuori,<br />
drizzando in vanità le vostre tempie!<br />
13 Ed ecco un altro di quelli splendori<br />
ver’ me si fece, e ’l suo voler piacermi<br />
significava nel chiarir di fori.<br />
16 Li occhi di Bëatrice, ch’eran fermi<br />
sovra me, come pria, di caro assenso<br />
al mio disio certificato fermi.
Seite 258 Paradiso: Canto IX<br />
Ich sprach: ” O g’nüge meiner Wißbegier,<br />
Bewähr’, o Geist, den Fried’ und Lust durchdringen,<br />
Daß, was ich denke, widerstrahl’ in dir.“<br />
Das Licht, das ich aus seinem Innern singen<br />
Vorher gehört, sprach, mir noch unbekannt,<br />
Wie der, den’s freut, das Gute zu vollbringen:<br />
” Doch im verkehrten schnöden welschen <strong>La</strong>nd<br />
Zwischen der Brenta und der Piave Quelle<br />
Und des Rialto meerumfloßnem Strand,<br />
Dort hat ein niedrer Hügel seine Stelle;<br />
Von ihm herab stürzt’ eine Fackel sich<br />
Und macht’ in grausem Brand die Gegend helle.<br />
Aus einer Wurzel sproßten sie und ich.<br />
Ich, einst Cunizza, glänz’ in diesem Sterne,<br />
Denn seines Schimmers Reiz besiegte mich.<br />
Und meines Schicksals Grund verzeih’ ich gerne<br />
Mir selber hier, da’s mir nicht bitter dünkt,<br />
So schwer eu’r Pöbel dies auch fassen lerne.<br />
Sieh diesen Glanz, der mir am nächsten blinkt<br />
In unserm Kreis, den leuchtenden, den teuern!<br />
Groß blieb sein Ruhm, und, eh’ er ganz versinkt,<br />
Wird fünfmal das Jahrhundert sich erneuern.<br />
Sieh, wenn das erste Sein ein zweites schenkt,<br />
Soll dies zur Trefflichkeit euch nicht befeuern?<br />
Doch dies ist’s nicht, woran die Rotte denkt,<br />
<strong>Die</strong> Tagliamento hier, dort Etsch umfließen,<br />
<strong>Die</strong> selbst das Unglück nicht zur Reue lenkt.<br />
Doch färbend wird sich Paduas Blut ergießen<br />
Zum Sumpfe, der Vicenzas Mauer wahrt,<br />
Weil die Verstockten sich der Pflicht verschließen.<br />
Und dort, wo sich Tagnan mit Sile paart,<br />
Herrscht einer, hoch die stolze Stirne tragend,<br />
Zu dessen Fang das Netz schon fertig ward.<br />
Schon seh’ ich Feltre, den Verrat beklagend<br />
Des Hirten, der dort herrscht, an Schändlichkeit,<br />
Was je geführt nach Malta, überragend.<br />
Kein Paß auf Erden ist so hohl und weit,<br />
Um alles Ferrareser Blut zu fassen,<br />
Das zum Geschenk der wackre Pfaff verleiht,<br />
Um als Parteiglied recht sich sehn zu lassen;<br />
Und solcherlei Geschenk wird wohl zum Geist<br />
Und zu des <strong>La</strong>ndes Art und Leben passen.<br />
19<br />
” Deh, metti al mio voler tosto compenso,<br />
beato spirto,“ dissi, e fammi prova<br />
”<br />
ch’i’ possa in te refletter quel ch’io penso!“<br />
22 Onde la luce che m’era ancor nova,<br />
del suo profondo, ond’ ella pria cantava,<br />
seguette come a cui di ben far giova:<br />
25<br />
” In quella parte de la terra prava<br />
italica che siede tra Rïalto<br />
e le fontane di Brenta e di Piava,<br />
28 si leva un colle, e non surge molt’ alto,<br />
là onde scese già una facella<br />
che fece a la contrada un grande assalto.<br />
31 D’una radice nacqui e io ed ella:<br />
Cunizza fui chiamata, e qui refulgo<br />
perché mi vinse il lume d’esta stella;<br />
34 ma lietamente a me medesma indulgo<br />
la cagion di mia sorte, e non mi noia;<br />
che parria forse forte al vostro vulgo.<br />
37 Di questa luculenta e cara gioia<br />
del nostro cielo che più m’è propinqua,<br />
grande fama rimase; e pria che moia,<br />
40 questo centesimo anno ancor s’incinqua:<br />
vedi se far si dee l’omo eccellente,<br />
sì ch’altra vita la prima relinqua.<br />
43 E ciò non pensa la turba presente<br />
che Tagliamento e Adice richiude,<br />
né per esser battuta ancor si pente;<br />
46 ma tosto fia che Padova al palude<br />
cangerà l’acqua che Vincenza bagna,<br />
per essere al dover le genti crude;<br />
49 e dove Sile e Cagnan s’accompagna,<br />
tal signoreggia e va con la testa alta,<br />
che già per lui carpir si fa la ragna.<br />
52 Piangerà Feltro ancora la difalta<br />
de l’empio suo pastor, che sarà sconcia<br />
sì, che per simil non s’entrò in malta.<br />
55 Troppo sarebbe larga la bigoncia<br />
che ricevesse il sangue ferrarese,<br />
e stanco chi ’l pesasse a oncia a oncia,<br />
58 che donerà questo prete cortese<br />
per mostrarsi di parte; e cotai doni<br />
conformi fieno al viver del paese.
Paradies: Neunter Gesang Pagina 259<br />
Von hohen Spiegeln, die ihr Throne heißt,<br />
Glänzt Gott, der Richtende, zu uns hernieder,<br />
Worin als wahr sich, was ich sprach, erweist.“<br />
Sie sprach’s, von mir gekehrt, und wandte wieder<br />
Sich hin zu ihrem Kreis, wo sie verschwand,<br />
So wie sie kam, beim Klang der Himmelslieder.<br />
<strong>Die</strong> andre Wonne, mir bereits bekannt,<br />
Ward leuchtender in Mienen und Gebärden,<br />
Wie in der Sonne Blitz der Diamant.<br />
Dort gibt die Wonne Glanz, wie sie auf Erden<br />
Das Lächeln zeugt, indes bei innrer Pein<br />
<strong>Die</strong> äußern Schatten unten dunkler werden.<br />
” Alles sieht Gott – du siehst in seinen Schein,“<br />
Sprach ich, und kann in ihn dein Auge dringen,<br />
”<br />
So muß dir klar sein ganzer Wille fein.<br />
Drum deine Stimme, die im frommen Singen<br />
Den Himmel mit dem Sang der Feuer letzt.<br />
<strong>Die</strong> sich bekleiden mit sechsfachen Schwingen,<br />
Warum nicht g’nügt sie meinen Wünschen jetzt?<br />
Auch ungefragt harrt’ ich so lang nicht säumend,<br />
War’ ich in dich, wie du in mich versetzt.“ –<br />
” Das größte Tal, worin das Wasser schäumend<br />
Sich ausgedehnt,“ begann des Sel’gen Wort,<br />
” Außer dem Meere, rings die Erd’ umsäumend,<br />
Geht zwischen Feindesufern westlich fort,<br />
So weit, daß hier, an seinem letzten Strande,<br />
Gesichtskreis ist, was Mittagsbogen dort.<br />
Ich lebt’ an dieses großen Tales Rande<br />
Zwischen Ebro und Magra, die, nicht lang,<br />
Trennt Genuas Gebiet vom Tuskerlande.<br />
Fast einen Aufgang hat und Niedergang<br />
Buggéa und die Stadt, der ich entsprossen,<br />
Sie, deren Blut einst warm den Port durchdrang.<br />
Mich hießen Folco meine Zeitgenossen<br />
Und diesen Stern schmückt meine Freudigkeit,<br />
Wie dort sein Licht sich in mein Herz ergossen.<br />
Nicht zu Sichäus’ und Creusas Leid<br />
Fühlt’ in sich Dido solche Flammen wogen,<br />
Wie ich einst fühlt’ in meiner Jugendzeit;<br />
Nicht Phyllis, von Demophoon betrogen;<br />
Und nicht Alcid, nachdem in seine Brust<br />
Eurytos’ Tochter siegend eingezogen.<br />
61 Sù sono specchi, voi dicete Troni,<br />
onde refulge a noi Dio giudicante;<br />
sì che questi parlar ne paion buoni.“<br />
64 Qui si tacette; e fecemi sembiante<br />
che fosse ad altro volta, per la rota<br />
in che si mise com’ era davante.<br />
67 L’altra letizia, che m’era già nota<br />
per cara cosa, mi si fece in vista<br />
qual fin balasso in che lo sol percuota.<br />
70 Per letiziar là sù fulgor s’acquista,<br />
sì come riso qui; ma giù s’abbuia<br />
l’ombra di fuor, come la mente è trista.<br />
73<br />
” Dio vede tutto, e tuo veder s’inluia,“<br />
diss’ io, beato spirto, sì che nulla<br />
”<br />
voglia di sé a te puot’ esser fuia.<br />
76 Dunque la voce tua, che ’l ciel trastulla<br />
sempre col canto di quei fuochi pii<br />
che di sei ali facen la coculla,<br />
79 perché non satisface a’ miei disii?<br />
Già non attendere’ io tua dimanda,<br />
s’io m’intuassi, come tu t’inmii.“<br />
82<br />
” <strong>La</strong> maggior valle in che l’acqua si spanda,“<br />
incominciaro allor le sue parole,<br />
” fuor di quel mar che la terra inghirlanda,<br />
85 tra ’ discordanti liti contra ’l sole<br />
tanto sen va, che fa meridïano<br />
là dove l’orizzonte pria far suole.<br />
88 Di quella valle fu’ io litorano<br />
tra Ebro e Macra, che per cammin corto<br />
parte lo Genovese dal Toscano.<br />
91 Ad un occaso quasi e ad un orto<br />
Buggea siede e la terra ond’ io fui,<br />
che fé del sangue suo già caldo il porto.<br />
94 Folco mi disse quella gente a cui<br />
fu noto il nome mio; e questo cielo<br />
di me s’imprenta, com’ io fe’ di lui;<br />
97 ché più non arse la figlia di Belo,<br />
noiando e a Sicheo e a Creusa,<br />
di me, infin che si convenne al pelo;<br />
100 né quella Rodopëa che delusa<br />
fu da Demofoonte, né Alcide<br />
quando Iole nel core ebbe rinchiusa.
Seite 260 Paradiso: Canto IX<br />
Doch fühlt man hier nicht Reue drob, nein Lust,<br />
Ganz die Erinnerung der Schuld verlierend,<br />
Und nur des ew’gen Ordners sich bewußt.<br />
Und jene Kunst, die Welten herrlich zierend,<br />
Sehn wir, und sehn zu gutem Zwecke nun<br />
<strong>Die</strong> obre Welt die untere regierend.<br />
Doch um dem Wunsche ganz genugzutun,<br />
Der dich durchdrungen hat in dieser Sphäre,<br />
Darf ich noch nicht in meiner Rede ruh’n.<br />
Du möchtest wissen, wer der Schimmer wäre,<br />
Der nahe hier so strahlt, als ob die Glut<br />
Der Sonn’ in reinem Wasser sich verkläre.<br />
So wisse, daß darinnen Rahab ruht,<br />
<strong>Die</strong> hier, in unsern Orden aufgenommen,<br />
Sich kund im höchsten Glanz des Sternes tut.<br />
Vor jedem andern Geist der Höll’ entrommen,<br />
Ist sie zum Stern, wo sich vom Erdenrund<br />
Der Schatten spitzt, durch Christi Sieg gekommen.<br />
Der Sieg, den er, an beiden Händen wund,<br />
Errungen hat, wird hier von ihr verkündet;<br />
Den Himmeln tut sie, als Trophä’, ihn kund,<br />
Weil sie des Josua ersten Ruhm begründet<br />
Durch ihre Hilf in jenem heil’gen <strong>La</strong>nd,<br />
Das jetzt der Papst kaum wert der Sorge findet.<br />
Und deine Stadt, die einst durch den entstand,<br />
Des Neid euch alles Mißgeschick bereitet,<br />
Und der zuerst von Gott sich abgewandt,<br />
Sie ist’s, die das verfluchte Geld verbreitet,<br />
Das einzig, weil’s zum Wolf den Hirten macht,<br />
Vom rechten Wege Schaf und Lämmer leitet.<br />
Drum wird nicht an die Bibel mehr gedacht,<br />
Doch hat man sehr genau – war’s zu verhehlen,<br />
So zeigt’s der Rand – der Dekretalen Acht.<br />
Drin wird studiert von Papst und Kardinälen<br />
Und Nazareth, wo Gabriel das Wort<br />
Verkündigt hat, wird fremd den geiz’gen Seelen.<br />
Doch Vatikan, samt jedem heil’gen Ort<br />
In Rom, wo Petri Folger einst gepredigt,<br />
Der Märtyrer geweihte Gräber dort,<br />
103 Non però qui si pente, ma si ride,<br />
non de la colpa, ch’a mente non torna,<br />
ma del valor ch’ordinò e provide.<br />
106 Qui si rimira ne l’arte ch’addorna<br />
cotanto affetto, e discernesi ’l bene<br />
per che ’l mondo di sù quel di giù torna.<br />
109 Ma perché tutte le tue voglie piene<br />
ten porti che son nate in questa spera,<br />
proceder ancor oltre mi convene.<br />
112 Tu vuo’ saper chi è in questa lumera<br />
che qui appresso me così scintilla<br />
come raggio di sole in acqua mera.<br />
115 Or sappi che là entro si tranquilla<br />
Raab; e a nostr’ ordine congiunta,<br />
di lei nel sommo grado si sigilla.<br />
118 Da questo cielo, in cui l’ombra s’appunta<br />
che ’l vostro mondo face, pria ch’altr’ alma<br />
del trïunfo di Cristo fu assunta.<br />
121 Ben si convenne lei lasciar per palma<br />
in alcun cielo de l’alta vittoria<br />
che s’acquistò con l’una e l’altra palma,<br />
124 perch’ ella favorò la prima gloria<br />
di Iosüè in su la Terra Santa,<br />
che poco tocca al papa la memoria.<br />
127 <strong>La</strong> tua città, che di colui è pianta<br />
che pria volse le spalle al suo fattore<br />
e di cui è la ’nvidia tanto pianta,<br />
130 produce e spande il maladetto fiore<br />
c’ha disvïate le pecore e li agni,<br />
però che fatto ha lupo del pastore.<br />
133 Per questo l’Evangelio e i dottor magni<br />
son derelitti, e solo ai Decretali<br />
si studia, sì che pare a’ lor vivagni.<br />
136 A questo intende il papa e ’ cardinali;<br />
non vanno i lor pensieri a Nazarette,<br />
là dove Gabrïello aperse l’ali.<br />
139 Ma Vaticano e l’altre parti elette<br />
di Roma che son state cimitero<br />
a la milizia che Pietro seguette,<br />
Bald werden sie des Ehebruchs entledigt. 142 tosto libere fien de l’avoltero.“
Paradies: Zehnter Gesang Pagina 261<br />
Zehnter Gesang Canto X<br />
Urkraft, der Liebe voll den Sohn beschauend,<br />
<strong>Die</strong> ihr und ihm allewiglich entweht,<br />
<strong>Die</strong> Unaussprechliche, das All erbauend,<br />
Schuf, was ihr nur mit Geist und Aug’ erseht<br />
So ordnungsvoll, daß sie mit Wonneregung<br />
Den ganz durchdringt, der ihre Werk’ erspäht.<br />
Erheb, o Leser, Blick und Überlegung<br />
Miit mir zum Himmel jetzt, gerad’ dahin,<br />
Wo sich durchkreuzt die doppelte Bewegung.<br />
Von dort an letz’ am Kunstwerk deinen Sinn,<br />
Denn selbst der Meister sieht es mit Vergnügen<br />
Und spiegelt liebend seinen Blick darin.<br />
Von dort verteilt sich zu verschiednen Zügen<br />
Der schiefe Kreis, der die Planeten trägt,<br />
Um denen, die sie rufen, zu genügen.<br />
Und war’ ihr <strong>La</strong>uf von dort nicht schief bewegt,<br />
So wäre viele Himmelskraft verschwendet,<br />
Und nichts beinah auf Erden angeregt.<br />
Und war’ er mehr und minder abgewendet<br />
Vom g’raden Weg, so blieb’ auf Erden dort,<br />
Wie hier, die Weltenordnung unvollendet.<br />
Jetzt bleib, o Leser, still auf deinem Ort,<br />
Um dem, was du gekostet, nachzudenken,<br />
Und eh’ du matt wirst, reißt dich Wonne fort.<br />
Ich gab dir Wein – du magst dich selber tränken,<br />
Denn alle meine Sorgen muß ich nur<br />
Auf jenen Stoff, den ich beschreibe, lenken.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Die</strong>nerin, die größte, der Natur,<br />
<strong>Die</strong> sich die Himmelskraft zum Spiegel machte,<br />
<strong>Die</strong> leuchtend zeigt der Zeiten Maß und Spur.<br />
Vereint dem Orte, dessen ich gedachte,<br />
Sah man in schraubenförm’gem Kreis sich dreh’n,<br />
In dem sie schneller hier die Tage brachte.<br />
Ich war in ihr – allein wie dies gescheh’n,<br />
Das spürt’ ich nur, wie wir Gedanken spüren,<br />
Bevor sie noch in unserm Geist entstehn.<br />
Beatrix, die so schnell uns weiß zu führen,<br />
Vom Guten uns zum Bessern einzuweih’n,<br />
Daß sich indessen nicht die Stunden rühren,<br />
Wie leuchtend mußte sie von selber sein!<br />
Und was ich drinnen in der Sonne schaute,<br />
Durch Farbe nicht, durch hellen Glanz allein,<br />
1 Guardando nel suo Figlio con l’Amore<br />
che l’uno e l’altro etternalmente spira,<br />
lo primo e ineffabile Valore<br />
4 quanto per mente e per loco si gira<br />
con tant’ ordine fé, ch’esser non puote<br />
sanza gustar di lui chi ciò rimira.<br />
7 Leva dunque, lettore, a l’alte rote<br />
meco la vista, dritto a quella parte<br />
dove l’un moto e l’altro si percuote;<br />
10 e lì comincia a vagheggiar ne l’arte<br />
di quel maestro che dentro a sé l’ama,<br />
tanto che mai da lei l’occhio non parte.<br />
13 Vedi come da indi si dirama<br />
l’oblico cerchio che i pianeti porta,<br />
per sodisfare al mondo che li chiama.<br />
16 Che se la strada lor non fosse torta,<br />
molta virtù nel ciel sarebbe in vano,<br />
e quasi ogne potenza qua giù morta;<br />
19 e se dal dritto più o men lontano<br />
fosse ’l partire, assai sarebbe manco<br />
e giù e sù de l’ordine mondano.<br />
22 Or ti riman, lettor, sovra ’l tuo banco,<br />
dietro pensando a ciò che si preliba,<br />
s’esser vuoi lieto assai prima che stanco.<br />
25 Messo t’ho innanzi: omai per te ti ciba;<br />
ché a sé torce tutta la mia cura<br />
quella materia ond’ io son fatto scriba.<br />
28 Lo ministro maggior de la natura,<br />
che del valor del ciel lo mondo imprenta<br />
e col suo lume il tempo ne misura,<br />
31 con quella parte che sù si rammenta<br />
congiunto, si girava per le spire<br />
in che più tosto ognora s’appresenta;<br />
34 e io era con lui; ma del salire<br />
non m’accors’ io, se non com’ uom s’accorge,<br />
anzi ’l primo pensier, del suo venire.<br />
37 È Bëatrice quella che sì scorge<br />
di bene in meglio, sì subitamente<br />
che l’atto suo per tempo non si sporge.<br />
40 Quant’ esser convenia da sé lucente<br />
quel ch’era dentro al sol dov’ io entra’mi,<br />
non per color, ma per lume parvente!
Seite 262 Paradiso: Canto X<br />
Ob ich auf Geist und Kunst und Übung baute,<br />
Nie stellt’ es doch mein Wort euch deutlich vor,<br />
Drum sehne sich, zu schau’n, wer mir vertraute.<br />
Nicht staunt, wenn Phantasie die Kraft verlor,<br />
Daß sie zu solchen Höh’n sich schwach erweise;<br />
Kein Blick fliegt über diesen Stern empor.<br />
So war ich nun im vierten Kinderkreise<br />
Des Vaters, der, ihm zeigend, wie er weht,<br />
Und wie er zeugt, ihn nährt mit ew’ger Speise.<br />
Beatrix sprach: ” Dank, Dank sei dein Gebet.<br />
Zur Engelsonne laß ihn sich erheben,<br />
<strong>Die</strong> dich zu dieser sichtbaren erhöht.“<br />
Kein Menschenherz war je mit allem Streben<br />
Zur Andacht noch so freudig hingewandt,<br />
Keins noch so ganz und innig Gott ergeben,<br />
Als ich bei diesem Worte meins empfand,<br />
Das so zu ihm hin all sein Lieben wandte,<br />
Daß in Vergessenheit Beatrix schwand.<br />
Sie zürnte nicht; ihr lächelnd Aug’ entbrannte<br />
Drob so in Glanz, daß nun mein Geist, der nicht<br />
An andres dacht’, itzt andres doch erkannte.<br />
Und sieh, viel siegendes lebend’ges Licht<br />
Macht’ uns zum Mittelpunkt und sich zur Krone<br />
Süßer im Sang, als leuchtend im Gesicht.<br />
So schmückt ein Kranz die Tochter der <strong>La</strong>tone,<br />
Wenn dunstgeschwängert sie die Luft umzieht,<br />
<strong>Die</strong> widerstrahlt den Streif der lichten Zone.<br />
Am Himmelshof, von dem ich wieder schied,<br />
Gibt’s viele Schöne, köstliche Juwelen,<br />
Nicht auszuführen aus des Reichs Gebiet.<br />
Dergleichen eins war der Gesang der Seelen;<br />
Doch wer nicht selbst zu jenen Höh’n sich schwang.<br />
Der lasse von den Stummen sich’s erzählen.<br />
Nachdem dreimal die Sonnen mit Gesang,<br />
Gleich Nachbarsternen, die den Pol umkreisen,<br />
Uns rings umtanzt in Glut und Wonnedrang,<br />
Da schienen sie wie Frau’n sich zu erweisen,<br />
<strong>Die</strong> horchend stehn, noch nicht gelöst vom Tanz,<br />
Bis sie gefaßt das Maß der neuen Weisen.<br />
” Wenn, wahre Lieb’ entzündend, dir der Glanz<br />
Der Gnade lacht, der sich durch Liebe mehret,“<br />
So sprach ein Licht aus jenem Strahlenkranz,<br />
43 Perch’ io lo ’ngegno e l’arte e l’uso chiami,<br />
sì nol direi che mai s’imaginasse;<br />
ma creder puossi e di veder si brami.<br />
46 E se le fantasie nostre son basse<br />
a tanta altezza, non è maraviglia;<br />
ché sopra ’l sol non fu occhio ch’andasse.<br />
49 Tal era quivi la quarta famiglia<br />
de l’alto Padre, che sempre la sazia,<br />
mostrando come spira e come figlia.<br />
52 E Bëatrice cominciò: ” Ringrazia,<br />
ringrazia il Sol de li angeli, ch’a questo<br />
sensibil t’ha levato per sua grazia.“<br />
55 Cor di mortal non fu mai sì digesto<br />
a divozione e a rendersi a Dio<br />
con tutto ’l suo gradir cotanto presto,<br />
58 come a quelle parole mi fec’ io;<br />
e sì tutto ’l mio amore in lui si mise,<br />
che Bëatrice eclissò ne l’oblio.<br />
61 Non le dispiacque; ma sì se ne rise,<br />
che lo splendor de li occhi suoi ridenti<br />
mia mente unita in più cose divise.<br />
64 Io vidi più folgór vivi e vincenti<br />
far di noi centro e di sé far corona,<br />
più dolci in voce che in vista lucenti:<br />
67 così cinger la figlia di <strong>La</strong>tona<br />
vedem talvolta, quando l’aere è pregno,<br />
sì che ritenga il fil che fa la zona.<br />
70 Ne la corte del cielo, ond’ io rivegno,<br />
si trovan molte gioie care e belle<br />
tanto che non si posson trar del regno;<br />
73 e ’l canto di quei lumi era di quelle;<br />
chi non s’impenna sì che là sù voli,<br />
dal muto aspetti quindi le novelle.<br />
76 Poi, sì cantando, quelli ardenti soli<br />
si fuor girati intorno a noi tre volte,<br />
come stelle vicine a’ fermi poli,<br />
79 donne mi parver, non da ballo sciolte,<br />
ma che s’arrestin tacite, ascoltando<br />
fin che le nove note hanno ricolte.<br />
82 E dentro a l’un senti’ cominciar: ” Quando<br />
lo raggio de la grazia, onde s’accende<br />
verace amore e che poi cresce amando,
Paradies: Zehnter Gesang Pagina 263<br />
” Wenn er in dir vervielfacht sich verkläret,<br />
So, daß er dich empor die Stiege lenkt,<br />
<strong>Die</strong> niemand absteigt, der nicht aufwärts kehret,<br />
So wird der, welcher deinen Durst nicht tränkt<br />
Mit seinem Wein, so wenig Freiheit zeigen,<br />
Als Wasser, das sich nicht zum Meere senkt.<br />
Erfahren möchtest du, von welchen Zweigen<br />
Des Kranzes Blumen sind, der feiernd sich<br />
Um sie schlingt, die dich stärkt, emporzusteigen.<br />
Von Dominiks geweihter Schar war ich,<br />
Der solche Wege leitet seine Herden,<br />
Wo wohl gedeiht, wer nicht dem Wahne wich.<br />
Man hieß mich Thomas von Aquin auf Erden,<br />
Und meines Meisters, meines Bruders Schein,<br />
Albrechts von Köln, sieh rechts hier heller werden<br />
Und willst du aller andern sicher sein,<br />
So folge mit den Augen meinen Worten<br />
Auf diese Blumen, die zum Kranz sich reih’n.<br />
Den Gratian sieh wonneflammend dorten;<br />
Dem doppelten Gerichtshof dienend, fand<br />
Er frohen Einlaß an des Himmels Pforten.<br />
Auch jenen Petrus sieh von Lust entbrannt;<br />
Als Scherflein bot er, nach der Witwe Weise,<br />
Der Kirche seinen Schatz mit treuer Hand.<br />
Der fünfte Glanz, der schönste hier im Kreise,<br />
Haucht solche Liebe, daß die ganze Welt<br />
Nach Kunde gierig ist von seinem Preise.<br />
So tiefes Wasser ist’s, das er enthält,<br />
Daß, ist das Wahre wahr, ihm nie ein zweiter<br />
Als Weiser sich und Seher gleichgestellt.<br />
Sieh neben ihm den leuchtenden Begleiter.<br />
Niemand war je auf Erden noch im Amt<br />
Und der Natur der Engel eingeweihter.<br />
Das kleinre Licht, das dorten lächelnd flammt,<br />
Des Glaubens Anwalt ist’s, aus des <strong>La</strong>teine<br />
In Augustini Schriften manches stammt.<br />
Verfolgend nun mein Lob von Schein zu Scheine<br />
Mit geist’gem Blick, erspähst du dürstend jetzt,<br />
Wer in dem achten Lichte dir erscheine.<br />
Jedwedes Gut in sich zu schau’n, ergetzt<br />
<strong>Die</strong> heil’ge Seele, die den Trug danieden<br />
Dem offen kund tut, der sie hört und schätzt.<br />
85 multiplicato in te tanto resplende,<br />
che ti conduce su per quella scala<br />
u’ sanza risalir nessun discende;<br />
88 qual ti negasse il vin de la sua fiala<br />
per la tua sete, in libertà non fora<br />
se non com’ acqua ch’al mar non si cala.<br />
91 Tu vuo’ saper di quai piante s’infiora<br />
questa ghirlanda che ’ntorno vagheggia<br />
la bella donna ch’al ciel t’avvalora.<br />
94 Io fui de li agni de la santa greggia<br />
che Domenico mena per cammino<br />
u’ ben s’impingua se non si vaneggia.<br />
97 Questi che m’è a destra più vicino,<br />
frate e maestro fummi, ed esso Alberto<br />
è di Cologna, e io Thomas d’Aquino.<br />
100 Se sì di tutti li altri esser vuo’ certo,<br />
di retro al mio parlar ten vien col viso<br />
girando su per lo beato serto.<br />
103 Quell’ altro fiammeggiare esce del riso<br />
di Grazïan, che l’uno e l’altro foro<br />
aiutò sì che piace in paradiso.<br />
106 L’altro ch’appresso addorna il nostro coro,<br />
quel Pietro fu che con la poverella<br />
offerse a Santa Chiesa suo tesoro.<br />
109 <strong>La</strong> quinta luce, ch’è tra noi più bella,<br />
spira di tale amor, che tutto ’l mondo<br />
là giù ne gola di saper novella:<br />
112 entro v’è l’alta mente u’ sì profondo<br />
saver fu messo, che, se ’l vero è vero,<br />
a veder tanto non surse il secondo.<br />
115 Appresso vedi il lume di quel cero<br />
che giù in carne più a dentro vide<br />
l’angelica natura e ’l ministero.<br />
118 Ne l’altra piccioletta luce ride<br />
quello avvocato de’ tempi cristiani<br />
del cui latino Augustin si provide.<br />
121 Or se tu l’occhio de la mente trani<br />
di luce in luce dietro a le mie lode,<br />
già de l’ottava con sete rimani.<br />
124 Per vedere ogne ben dentro vi gode<br />
l’anima santa che ’l mondo fallace<br />
fa manifesto a chi di lei ben ode.
Seite 264 Paradiso: Canto XI<br />
Der Leib, von dem sie durch Gewalt geschieden<br />
Liegt in Cield’or, und sie kam aus Gefahr<br />
Und Bann und Märtyrtum zu diesem Frieden.<br />
Bedo und Isidor sieh hell und klar,<br />
Sieh Richard dann die Liebesstrahlen spenden,<br />
Der mehr als Mensch einst im Betrachten war.<br />
Das Licht, von dem zurück zu mir sich wenden<br />
Dein Auge wird, rief, bei der Erde Gram<br />
Tiefsinnig ernst, den Tod, um ihn zu enden.<br />
Sigieri ist’s, der zu der Toren Scham<br />
Einst im Strohgäßchen las und, streng und trübe,<br />
Durch Folgerung auf bittre Wahrheit kam.“ –<br />
Dann wie, uns rufend, früh der Uhr Getriebe,<br />
Wenn Gottes Braut aufsteht, das Morgenlied<br />
Singend dem Bräutigam, daß er sie liebe,<br />
Hierhin und dorthin kreisend drängt und zieht<br />
Tini tin! verklingend in so süßem Tone,<br />
Daß frische Lieb’ in frommen Herzen blüht;<br />
So regte sich die edle Strahlenkrone,<br />
Mit Süßigkeit im himmlischen Gesang,<br />
<strong>Die</strong> nur begreift, wer dort am Sternenthrone<br />
127 Lo corpo ond’ ella fu cacciata giace<br />
giuso in Cieldauro; ed essa da martiro<br />
e da essilio venne a questa pace.<br />
130 Vedi oltre fiammeggiar l’ardente spiro<br />
d’Isidoro, di Beda e di Riccardo,<br />
che a considerar fu più che viro.<br />
133 Questi onde a me ritorna il tuo riguardo,<br />
è ’l lume d’uno spirto che ’n pensieri<br />
gravi a morir li parve venir tardo:<br />
136 essa è la luce etterna di Sigieri,<br />
che, leggendo nel Vico de li Strami,<br />
silogizzò invidïosi veri.“<br />
139 Indi, come orologio che ne chiami<br />
ne l’ora che la sposa di Dio surge<br />
a mattinar lo sposo perché l’ami,<br />
142 che l’una parte e l’altra tira e urge,<br />
tin tin sonando con sì dolce nota,<br />
che ’l ben disposto spirto d’amor turge;<br />
145 così vid’ ïo la gloriosa rota<br />
muoversi e render voce a voce in tempra<br />
e in dolcezza ch’esser non pò nota<br />
<strong>Die</strong> ewig ungetrübte Lust errang. 148 se non colà dove gioir s’insempra.<br />
Elfter Gesang Canto XI<br />
O menschliche Begier voll Wahn und Trug,<br />
Wie mangelhaft sind doch die Syllogismen,<br />
<strong>Die</strong> dir herabzieh’n des Gefieders Flug!<br />
Der ging dem Jus nach, der den Aphorismen;<br />
Der sucht’ als Priester Ehren und Gewinn;<br />
Der herrschte durch Gewalt, der durch Sophismen;<br />
Der stahl, der hatt’ ein Staatsamt nur im Sinn;<br />
Der mühte sich, in Fleischeslust befangen,<br />
Und jener gab dem Müßiggang sich hin;<br />
Indes ich, allem diesem Tand entgangen,<br />
Im Himmel oben mit Beatrix war,<br />
So herrlich und so ruhmvoll dort empfangen.<br />
Still stand nun jeder von der sel’gen Schar<br />
Im Kreis zurückgekehrt zur ersten Stelle,<br />
Und stellte sich, wie Licht auf Leuchtern, dar.<br />
Da schien es mir, aus jenem Schimmer quelle,<br />
Der mich zuerst gesprochen, neuer <strong>La</strong>ut,<br />
Und lächelnd sprach er dann in reinrer Helle:<br />
1 O insensata cura de’ mortali,<br />
quanto son difettivi silogismi<br />
quei che ti fanno in basso batter l’ali!<br />
4 Chi dietro a iura e chi ad amforismi<br />
sen giva, e chi seguendo sacerdozio,<br />
e chi regnar per forza o per sofismi,<br />
7 e chi rubare e chi civil negozio,<br />
chi nel diletto de la carne involto<br />
s’affaticava e chi si dava a l’ozio,<br />
10 quando, da tutte queste cose sciolto,<br />
con Bëatrice m’era suso in cielo<br />
cotanto glorïosamente accolto.<br />
13 Poi che ciascuno fu tornato ne lo<br />
punto del cerchio in che avanti s’era,<br />
fermossi, come a candellier candelo.<br />
16 E io senti’ dentro a quella lumera<br />
che pria m’avea parlato, sorridendo<br />
incominciar, faccendosi più mera:
Paradies: Elfter Gesang Pagina 265<br />
” Wie, wenn ins ew’ge Licht mein Auge schaut,<br />
Mich dieses ganz mit seinem Strahl entzündet,<br />
So ist mir deines Denkens Grund vertraut.<br />
Du zweifelst noch und hörtest gern verkündet<br />
In offnen Worten und verständlich breit,<br />
So, daß sie deine Fassungskraft ergründet,<br />
Was wohl mein ob’ges Wort: Wo wohl gedeiht –<br />
Und dann: Kein zweiter kam ihm gleich – bedeutet.<br />
Und hier ist nötig scharfer Unterscheid.<br />
<strong>Die</strong> ew’ge Vorsicht, die das Weltall leitet,<br />
Mit jener Weisheit, die in Tiefen ruht,<br />
Zu welchen kein erschaffnes Auge gleitet,<br />
Damit sich dem Geliebten ihre Glut,<br />
<strong>Die</strong> Glut der Braut, die er mit lautem Schreie<br />
Sich anvermählt hat durch sein heil’ges Blut,<br />
Sichrer in sich und ihm getreuer, weihe,<br />
Hat, ihr zur Gunst, zwei Fürsten ihr bestallt.<br />
Und hier und dorten führen sie die zweie.<br />
Der eine war von Seraphsglut umwallt,<br />
Der andre zeigt’ im Glanz der Cherubinen<br />
<strong>Die</strong> Weisheit dort im ird’schen Aufenthalt.<br />
Von einem sprech’ ich, weil, wen man von ihnen<br />
Auch preisen mag, man nie vom andern schweigt,<br />
Da beide wirkten, einem Zweck zu dienen.<br />
Beim Bach, der von Ubaldos Hügel steigt,<br />
Und dem Tupino, hebt sich, zwischen beiden,<br />
Ein Berg, des Abhang fruchtbar grün sich neigt.<br />
Von ihm muß Hitz’ und Frost Perugia leiden,<br />
Und hinter diesem Berg liegt Gualdo dicht,<br />
Und fühlt mit Nocera des Joches Leiden.<br />
Dort, wo sich seines Abhangs jähe bricht,<br />
Dort sah man einer Sonne Glanz entbrennen,<br />
Gleich der am Ganges klar im hellsten Licht.<br />
Nicht möge man den Ort Ascesi nennen,<br />
Denn wenig sagt, wer also ihn benannt;<br />
Nein, was er war, gibt Orient zu erkennen.<br />
Schon als der Glanz nicht fern dem Aufgang stand,<br />
Begann er solche Kraft zu offenbaren,<br />
Daß sich dadurch erquickt die Erde fand.<br />
Denn mit dem Vater stritt er, jung an Jahren,<br />
Für eine Frau, vor der der Freuden Tor<br />
<strong>Die</strong> Menschen fest, wie vor dem Tod, verwahren,<br />
19<br />
” Così com’ io del suo raggio resplendo,<br />
sì, riguardando ne la luce etterna,<br />
li tuoi pensieri onde cagioni apprendo.<br />
22 Tu dubbi, e hai voler che si ricerna<br />
in sì aperta e ’n sì distesa lingua<br />
lo dicer mio, ch’al tuo sentir si sterna,<br />
25 ove dinanzi dissi: “U’ ben s’impingua, ”<br />
e là u’ dissi: “Non nacque il secondo ” ;<br />
e qui è uopo che ben si distingua.<br />
28 <strong>La</strong> provedenza, che governa il mondo<br />
con quel consiglio nel quale ogne aspetto<br />
creato è vinto pria che vada al fondo,<br />
31 però che andasse ver’ lo suo diletto<br />
la sposa di colui ch’ad alte grida<br />
disposò lei col sangue benedetto,<br />
34 in sé sicura e anche a lui più fida,<br />
due principi ordinò in suo favore,<br />
che quinci e quindi le fosser per guida.<br />
37 L’un fu tutto serafico in ardore;<br />
l’altro per sapïenza in terra fue<br />
di cherubica luce uno splendore.<br />
40 De l’un dirò, però che d’amendue<br />
si dice l’un pregiando, qual ch’om prende,<br />
perch’ ad un fine fur l’opere sue.<br />
43 Intra Tupino e l’acqua che discende<br />
del colle eletto dal beato Ubaldo,<br />
fertile costa d’alto monte pende,<br />
46 onde Perugia sente freddo e caldo<br />
da Porta Sole; e di rietro le piange<br />
per grave giogo Nocera con Gualdo.<br />
49 Di questa costa, là dov’ ella frange<br />
più sua rattezza, nacque al mondo un sole,<br />
come fa questo talvolta di Gange.<br />
52 Però chi d’esso loco fa parole,<br />
non dica Ascesi, ché direbbe corto,<br />
ma Orïente, se proprio dir vuole.<br />
55 Non era ancor molto lontan da l’orto,<br />
ch’el cominciò a far sentir la terra<br />
de la sua gran virtute alcun conforto;<br />
58 ché per tal donna, giovinetto, in guerra<br />
del padre corse, a cui, come a la morte,<br />
la porta del piacer nessun diserra;
Seite 266 Paradiso: Canto XI<br />
Bis vor dem geistlichen Gericht und vor<br />
Dem Vater sie zur Gattin er sich wählte<br />
Und täglich lieber hielt, was er beschwor.<br />
Sie, des beraubt, der sich ihr erst vermählte,<br />
Blieb ganz verschmäht mehr als elfhundert Jahr’,<br />
Da, bis zu diesem, ihr der Freier fehlte,<br />
Obgleich durch sie Amicias in Gefahr<br />
So sicher ruht’, als dessen Stimm’ erklungen,<br />
Des Mächt’gen, der der Erd’ ein Schrecken war;<br />
Obgleich sie standhaft, kühn und unbezwungen,<br />
Als selbst Maria unten blieb, sich dort,<br />
An Christi Kreuz, zu ihm emporgeschwungen.<br />
Allein nicht mehr in Rätseln red’ ich fort;<br />
Franziskus und die Armut sieh in ihnen,<br />
<strong>Die</strong> dir geschildert hat mein breites Wort.<br />
Der Gatten Eintracht, ihre frohen Mienen<br />
Und Lieb’ und Wunder und der süße Blick<br />
Erweckten heil’gen Sinn, wo sie erschienen.<br />
Und solchem Frieden eilte, solchem Glück<br />
Barfuß erst Bernhard nach, der Ehrenwerte,<br />
Und glaubte doch, er bliebe träg zurück.<br />
O neuer Reichtum! Gut von echtem Werte!<br />
Egid, Silvester folgten bald dem Mann<br />
Barfuß, weil hoher Reiz die Frau verklärte.<br />
Der Vater und der Meister ging sodann<br />
Nach Rom mit deiner Frau und mit den Seinen,<br />
<strong>Die</strong> schon des niedern Strickes Band umspann.<br />
Nicht feig sich beugend sah man ihn erscheinen,<br />
Als Peter Bernardones niedrer Sohn,<br />
Mocht’ er auch ärmlich und verächtlich scheinen,<br />
Nein, kund tat er vor Innocenzens Thron<br />
Den strengen Plan mit königlicher Würde,<br />
Und der besiegelte die Stiftung schon.<br />
Dann, als die Schar der Armen in der Hürde<br />
Des Hirten wuchs, des Wunderleben hier,<br />
Im Himmelsglanz, man besser singen würde,<br />
Verlieh der frommen heiligen Begier,<br />
Auf Gottes Eingebung, zum Eigentume<br />
Honorius der zweiten Krone Zier.<br />
Dann predigend, aus Durst nach Märtyrtume,<br />
Kühn in des stolzen Sultans Gegenwart,<br />
Von Christi und von seiner Folger Ruhme,<br />
61 e dinanzi a la sua spirital corte<br />
et coram patre le si fece unito;<br />
poscia di dì in dì l’amò più forte.<br />
64 Questa, privata del primo marito,<br />
millecent’ anni e più dispetta e scura<br />
fino a costui si stette sanza invito;<br />
67 né valse udir che la trovò sicura<br />
con Amiclate, al suon de la sua voce,<br />
colui ch’a tutto ’l mondo fé paura;<br />
70 né valse esser costante né feroce,<br />
sì che, dove Maria rimase giuso,<br />
ella con Cristo pianse in su la croce.<br />
73 Ma perch’ io non proceda troppo chiuso,<br />
Francesco e Povertà per questi amanti<br />
prendi oramai nel mio parlar diffuso.<br />
76 <strong>La</strong> lor concordia e i lor lieti sembianti,<br />
amore e maraviglia e dolce sguardo<br />
facieno esser cagion di pensier santi;<br />
79 tanto che ’l venerabile Bernardo<br />
si scalzò prima, e dietro a tanta pace<br />
corse e, correndo, li parve esser tardo.<br />
82 Oh ignota ricchezza! oh ben ferace!<br />
Scalzasi Egidio, scalzasi Silvestro<br />
dietro a lo sposo, sì la sposa piace.<br />
85 Indi sen va quel padre e quel maestro<br />
con la sua donna e con quella famiglia<br />
che già legava l’umile capestro.<br />
88 Né li gravò viltà di cuor le ciglia<br />
per esser fi’ di Pietro Bernardone,<br />
né per parer dispetto a maraviglia;<br />
91 ma regalmente sua dura intenzione<br />
ad Innocenzio aperse, e da lui ebbe<br />
primo sigillo a sua religïone.<br />
94 Poi che la gente poverella crebbe<br />
dietro a costui, la cui mirabil vita<br />
meglio in gloria del ciel si canterebbe,<br />
97 di seconda corona redimita<br />
fu per Onorio da l’Etterno Spiro<br />
la santa voglia d’esto archimandrita.<br />
100 E poi che, per la sete del martiro,<br />
ne la presenza del Soldan superba<br />
predicò Cristo e li altri che ’l seguiro,
Paradies: Elfter Gesang Pagina 267<br />
Fand zur Bekehrung er das Volk zu hart,<br />
Drob, da ihm hier sein edles Werk nicht glückte,<br />
Von ihm bebaut Italiens Garten ward.<br />
Und auf Alvernas Felsenböhen drückte<br />
Das letzte Siegel noch ihm Christus ein,<br />
Das dann zwei Jahre seine Glieder schmückte.<br />
Als der, der ihn berufen, aus der Pein<br />
Zur Wonn’ ihn rief, den Lohn hier zu erwerben,<br />
Daß er sein Knecht war, niedrig, arm und klein,<br />
Empfahl er noch, als seinen rechten Erben,<br />
Den Brüdern seine Frau, ihm lieb und wert,<br />
Zu treuer Lieb’ im Leben und im Sterben.<br />
Eh’ ihrem Schoß die Seele, schon verklärt,<br />
Entfloh, heimkehrend zu des Vaters Reiche,<br />
Ward nur die Erd’ als Sarg von ihm begehrt.<br />
Jetzt denke selbst, wer dem an Würde gleiche,<br />
Der, sein Genoß, durchs Meer führt Petri Kahn,<br />
Daß er auf g’radem Weg das Ziel erreiche.<br />
<strong>Die</strong>s Amt hatt’ unser Patriarch empfah’n,<br />
Und gute Ware trägt auf deiner Reise,<br />
Wer treu ihm folgt auf der befohlnen Bahn.<br />
Doch deine Herd’ ist jetzt nach neuer Speise<br />
So lüstern, daß sie üppig hüpft und springt<br />
Und sich zerstreut und irrt vom rechten Gleise.<br />
Je weiter hin der Schäflein Herde dringt,<br />
Dem Hirten fern sich irrend zu zerstreuen,<br />
Je minder Milch zum Stalle jedes bringt.<br />
Wohl gibt’s noch welche, die den Schaden scheuen.<br />
<strong>Die</strong> folgen, angedrängt dem Hirten, nach,<br />
Doch wenig Tuch gibt Kutten diesen Treuen.<br />
Jetzt aber, war mein Wort nicht trüb und schwach,<br />
Verblieb dein Ohr, aufmerksam meinen Lehren,<br />
Rufst du zurück dem Geiste, was ich sprach,<br />
Dann wird’s Befried’gung deinem Wunsch gewähren,<br />
Dann zeigt der Baum, von dem ich pflückte, sich,<br />
Und meines Tadels Grund wird sich erklären:<br />
103 e per trovare a conversione acerba<br />
troppo la gente e per non stare indarno,<br />
redissi al frutto de l’italica erba,<br />
106 nel crudo sasso intra Tevero e Arno<br />
da Cristo prese l’ultimo sigillo,<br />
che le sue membra due anni portarno.<br />
109 Quando a colui ch’a tanto ben sortillo<br />
piacque di trarlo suso a la mercede<br />
ch’el meritò nel suo farsi pusillo,<br />
112 a’ frati suoi, sì com’ a giuste rede,<br />
raccomandò la donna sua più cara,<br />
e comandò che l’amassero a fede;<br />
115 e del suo grembo l’anima preclara<br />
mover si volle, tornando al suo regno,<br />
e al suo corpo non volle altra bara.<br />
118 Pensa oramai qual fu colui che degno<br />
collega fu a mantener la barca<br />
di Pietro in alto mar per dritto segno;<br />
121 e questo fu il nostro patrïarca;<br />
per che qual segue lui, com’ el comanda,<br />
discerner puoi che buone merce carca.<br />
124 Ma ’l suo pecuglio di nova vivanda<br />
è fatto ghiotto, sì ch’esser non puote<br />
che per diversi salti non si spanda;<br />
127 e quanto le sue pecore remote<br />
e vagabunde più da esso vanno,<br />
più tornano a l’ovil di latte vòte.<br />
130 Ben son di quelle che temono ’l danno<br />
e stringonsi al pastor; ma son sì poche,<br />
che le cappe fornisce poco panno.<br />
133 Or, se le mie parole non son fioche,<br />
se la tua audïenza è stata attenta,<br />
se ciò ch’è detto a la mente revoche,<br />
136 in parte fia la tua voglia contenta,<br />
perché vedrai la pianta onde si scheggia,<br />
e vedra’ il corrègger che argomenta<br />
Wo wohl gedeiht, wer nicht dem Wahne wich.“ 139 “U’ ben s’impingua, se non si vaneggia ” .“
Seite 268 Paradiso: Canto XII<br />
Zwölfter Gesang Canto XII<br />
Sobald mir nur das letzte Wort erschollen,<br />
Das aus der sel’gen Himmelsflamme drang,<br />
Begann die heil’ge Mühl’ im Kreis zu rollen.<br />
Doch eh’ sie rundherum sich völlig schwang,<br />
War sie umringt von einem zweiten Kranze,<br />
Eingreifend Tanz in Tanz und Sang in Sang;<br />
Sang, hold verhaucht bei diesem Strahlentanze,<br />
Dem unsrer Musen und Sirenen Lied<br />
So weicht, wie Widerschein dem ersten Glanze.<br />
Wie auf Gewölk, das leicht das Blau umsieht,<br />
Man zwei gleichfarb’ge, gleichgespannte Bogen,<br />
Wenn Juno ihrer Magd befiehlt, ersieht,<br />
Erzeugt vom innern der, der ihm umzogen –<br />
Der Rede jener gleich, die Liebesglut,<br />
Wie Sonnenglut die Dünste, weggesogen –<br />
<strong>Die</strong> Bogen, die nach allgemeiner Flut<br />
Der Herr dem Noah zeigte, zum Beweise<br />
Des Bunds, durch den die Erde sicher ruht; –<br />
So drehte jetzt um uns sich gleicherweise<br />
Der ew’gen Rosen schöner Doppelkranz,<br />
So glich der äußere dem innern Kreise.<br />
Und als zuletzt der festlich frohe Tanz,<br />
<strong>Die</strong> Lust des Sangs, der lichten Flammen schweben,<br />
Das Spiegeln einer in der andern Glanz,<br />
Still ward in einem Nu, mit gleichem Streben,<br />
Wie sich die Augen, wenn es dem gefällt,<br />
Der sie bewegt, verschließen und erheben;<br />
Klang aus dem Kreis, von neuem Licht erhellt,<br />
Ein <strong>La</strong>ut, nach dem ich mich so eilig kehrte,<br />
Wie der Magnet nach seinem Sterne schnellt.<br />
Er sprach: <strong>Die</strong> Liebe, die mich schön verklärte,<br />
Ist’s, die vom zweiten Hort mich sprechen heißt,<br />
Durch den man hier so hoch den meinen ehrte.<br />
Vom andern spreche, wer den einen preist,<br />
Zusammen glänzt’ ihr Ruhm, so wie sie stritten<br />
Für einen Zweck und mit gleich tapferm Geist.<br />
Des Heilands Heer, für welches schwer gelitten,<br />
Der’s neu bewehrt, zog zweifelnd und voll Leid<br />
Der Fahne nach, schwach und mit trägen Schritten,<br />
Als er, der herrscht in Zeit und Ewigkeit,<br />
Den Kriegern half, die hart gefährdet waren,<br />
Aus Gnad’ und nicht ob ihrer Würdigkeit;<br />
1 Sì tosto come l’ultima parola<br />
la benedetta fiamma per dir tolse,<br />
a rotar cominciò la santa mola;<br />
4 e nel suo giro tutta non si volse<br />
prima ch’un’altra di cerchio la chiuse,<br />
e moto a moto e canto a canto colse;<br />
7 canto che tanto vince nostre muse,<br />
nostre serene in quelle dolci tube,<br />
quanto primo splendor quel ch’e’ refuse.<br />
10 Come si volgon per tenera nube<br />
due archi paralelli e concolori,<br />
quando Iunone a sua ancella iube,<br />
13 nascendo di quel d’entro quel di fori,<br />
a guisa del parlar di quella vaga<br />
ch’amor consunse come sol vapori,<br />
16 e fanno qui la gente esser presaga,<br />
per lo patto che Dio con Noè puose,<br />
del mondo che già mai più non s’allaga:<br />
19 così di quelle sempiterne rose<br />
volgiensi circa noi le due ghirlande,<br />
e sì l’estrema a l’intima rispuose.<br />
22 Poi che ’l tripudio e l’altra festa grande,<br />
sì del cantare e sì del fiammeggiarsi<br />
luce con luce gaudïose e blande,<br />
25 insieme a punto e a voler quetarsi,<br />
pur come li occhi ch’al piacer che i move<br />
conviene insieme chiudere e levarsi;<br />
28 del cor de l’una de le luci nove<br />
si mosse voce, che l’ago a la stella<br />
parer mi fece in volgermi al suo dove;<br />
31 e cominciò: ” L’amor che mi fa bella<br />
mi tragge a ragionar de l’altro duca<br />
per cui del mio sì ben ci si favella.<br />
34 Degno è che, dov’ è l’un, l’altro s’induca:<br />
sì che, com’ elli ad una militaro,<br />
così la gloria loro insieme luca.<br />
37 L’essercito di Cristo, che sì caro<br />
costò a rïarmar, dietro a la ’nsegna<br />
si movea tardo, sospeccioso e raro,<br />
40 quando lo ’mperador che sempre regna<br />
provide a la milizia, ch’era in forse,<br />
per sola grazia, non per esser degna;
Paradies: Zwölfter Gesang Pagina 269<br />
Und, wie gesagt, um seine Braut zu wahren.<br />
Zwei Kämpfer rief, durch deren Wort und Tat<br />
Gesammelt wurden die zerstreuten Scharen.<br />
Woher der Zephir haucht, um am Gestad’<br />
In Tal und Au die Knospen froh zu schwellen,<br />
Wenn sich der Lenz im Schmuck Europen naht,<br />
Dort, nah dem Strand, wo hochgetürmte Wellen<br />
Weit hergewälzt, von Sturmeswut bekriegt,<br />
Dem Sonnenstrahl sich oft entgegenstellen,<br />
Dort ist der Platz, wo Callaroga liegt,<br />
Beschützt und wohlgedeckt vom großen Schilde,<br />
Auf dem der Leu obsiegt und unterliegt.<br />
Dort ward erzeugt im glücklichen Gefilde<br />
Der Glaubenstreue Buhle, der Athlet,<br />
Dem Feind ein Graus, den Seinigen voll Milde. ’<br />
Dem Geist, erschaffen kaum, ward zugeweht<br />
Vom höchsten Geiste Kraft und hohe Gabe,<br />
Und ungeboren war er schon Propbet.<br />
Als mit der Glaubenstreue drauf der Knabe<br />
Verlöbnis hielt, vom heil’gen Quell benetzt,<br />
Wo gegenseit’ges Heil die Morgengabe,<br />
Da ward die Zeugin, die Sein Ja! ersetzt,<br />
Schon von der Wunderfrucht, die ihm entsprieße,<br />
Und seiner Schul’, im Traumgesicht ergetzt.<br />
Und daß sich, was er war, erkennen ließe,<br />
Gebot ein Geist, vom Himmel hergesandt,<br />
Daß man nach ihm, der ihn besaß, ihn hieße.<br />
Dominikus ward er darum benannt,<br />
Der Gärtner, welchen als Gehilfen Christus<br />
Für seinen Garten wählt’ und sich verband.<br />
Wohl schien er Bot’ und treuer Knecht von Christus,<br />
Wie das, was er zuerst geliebt, bezeugt,<br />
Denn er vollzog den ersten Rat von Christus.<br />
Wohl fand ihn öfters die, so ihn gesäugt,<br />
Am Boden liegend, wach, in tiefem Schweigen,<br />
Als spräch’ er aus: Hierzu bin ich gezeugt.<br />
O du, sein Vater, Felix wahr und eigen!<br />
O Mutter, wahrhaft als Johann’ erblüht,<br />
Wenn wir bis zu des Namens Wurzel steigen!<br />
Nicht für die Welt, für die man jetzt sich müht,<br />
Nach des von Ostia, des Thaddäus Lehren,<br />
Nein, fürs wahrhafte Manna nur entglüht,<br />
43 e, come è detto, a sua sposa soccorse<br />
con due campioni, al cui fare, al cui dire<br />
lo popol disvïato si raccorse.<br />
46 In quella parte ove surge ad aprire<br />
Zefiro dolce le novelle fronde<br />
di che si vede Europa rivestire,<br />
49 non molto lungi al percuoter de l’onde<br />
dietro a le quali, per la lunga foga,<br />
lo sol talvolta ad ogne uom si nasconde,<br />
52 siede la fortunata Calaroga<br />
sotto la protezion del grande scudo<br />
in che soggiace il leone e soggioga:<br />
55 dentro vi nacque l’amoroso drudo<br />
de la fede cristiana, il santo atleta<br />
benigno a’ suoi e a’ nemici crudo;<br />
58 e come fu creata, fu repleta<br />
sì la sua mente di viva vertute,<br />
che, ne la madre, lei fece profeta.<br />
61 Poi che le sponsalizie fuor compiute<br />
al sacro fonte intra lui e la Fede,<br />
u’ si dotar di mutüa salute,<br />
64 la donna che per lui l’assenso diede,<br />
vide nel sonno il mirabile frutto<br />
ch’uscir dovea di lui e de le rede;<br />
67 e perché fosse qual era in costrutto,<br />
quinci si mosse spirito a nomarlo<br />
del possessivo di cui era tutto.<br />
70 Domenico fu detto; e io ne parlo<br />
sì come de l’agricola che Cristo<br />
elesse a l’orto suo per aiutarlo.<br />
73 Ben parve messo e famigliar di Cristo:<br />
ché ’l primo amor che ’n lui fu manifesto,<br />
fu al primo consiglio che diè Cristo.<br />
76 Spesse fïate fu tacito e desto<br />
trovato in terra da la sua nutrice,<br />
come dicesse: ’Io son venuto a questo’.<br />
79 Oh padre suo veramente Felice!<br />
oh madre sua veramente Giovanna,<br />
se, interpretata, val come si dice!<br />
82 Non per lo mondo, per cui mo s’affanna<br />
di retro ad Ostïense e a Taddeo,<br />
ma per amor de la verace manna
Seite 270 Paradiso: Canto XII<br />
Sollt’ er als Lehrer bald sich groß bewähren,<br />
Den Weinberg pflegend, der bald Unkraut trägt,<br />
Wenn nicht des Winzers Hand’ ihm emsig wehren.<br />
Vom Stuhl, der einst die Armen mild gehegt –<br />
Einst, nicht durch Schuld des Stuhls – durch dessen<br />
Sünden<br />
Der sitzt, und aus der Art der Väter schlägt,<br />
Erbat er Zehnten nicht, noch fette Pfründen,<br />
Erlaubnis nicht, Ablaß und Heil für Geld,<br />
Um drei und vier für zehen, zu verkünden;<br />
Nein die, zu kämpfen mit der irren Welt,<br />
Durch jenen Samen, dem die Bäum’ entspringen,<br />
<strong>Die</strong>, zweimal zwölf, sich um dich her gestellt,<br />
<strong>Die</strong> Pflichten des Apostels zu vollbringen,<br />
Strebt’ auf sein Will’ und seine Wissenschaft,<br />
Gleich Strömen, die aus tiefer Ader Springen.<br />
Und ihre Wellen stürzten grausenhaft<br />
Auf ketzerisch Gestrüpp, es auszubrechen,<br />
Und mit dem Widerstand wuchs ihre Kraft.<br />
Er gab darauf den Ursprung manchen Bächen,<br />
<strong>Die</strong> hinzieh’n durch der Kirche Gartenland,<br />
Drob ihre Bäume schönre Frucht versprechen –<br />
Wenn so ein Rad des Kriegeswagens stand,<br />
Auf dem den Kampf die heil’ge Kirche wagte,<br />
Als sie die innern Meut’rer überwand,<br />
So muß dir jetzt, wie hoch das andre ragte<br />
An Trefflichkeit, vollkommen deutlich sein,<br />
Und was von ihm dir Thomas Gutes sagte.<br />
Allein das Gleis hält jetzo niemand ein,<br />
Das in den Grund der Schwung des Rades prägte,<br />
Und Essig wird, was vormals süßer Wein.<br />
<strong>Die</strong> Schar, die seiner Spur zu folgen pflegte,<br />
Hat jetzt der Füße Stellung ganz gewandt<br />
Und geht zurück, wo er sich vorbewegte.<br />
Wie schlecht die Saat ist, wird euch bald bekannt,<br />
Denn bei der Ernte wird das Korn erlesen<br />
Und eingescheuert, doch der Lolch verbrannt.<br />
Zwar, will man Blatt für Blatt das Buch durchlesen,<br />
Das unsre Namen zeigt, so sagt ein Blatt<br />
Noch hier und dort: Ich bin, was ich gewesen.<br />
Doch nicht Casal, noch Aquasparta hat<br />
Dergleichen Glieder unsrer Schar gegeben,<br />
Da der zu streng ist, der zu schlaff und matt.<br />
85 in picciol tempo gran dottor si feo;<br />
tal che si mise a circüir la vigna<br />
che tosto imbianca, se ’l vignaio è reo.<br />
88 E a la sedia che fu già benigna<br />
più a’ poveri giusti, non per lei,<br />
ma per colui che siede, che traligna,<br />
91 non dispensare o due o tre per sei,<br />
non la fortuna di prima vacante,<br />
non decimas, quae sunt pauperum Dei,<br />
94 addimandò, ma contro al mondo errante<br />
licenza di combatter per lo seme<br />
del qual ti fascian ventiquattro piante.<br />
97 Poi, con dottrina e con volere insieme,<br />
con l’officio appostolico si mosse<br />
quasi torrente ch’alta vena preme;<br />
100 e ne li sterpi eretici percosse<br />
l’impeto suo, più vivamente quivi<br />
dove le resistenze eran più grosse.<br />
103 Di lui si fecer poi diversi rivi<br />
onde l’orto catolico si riga,<br />
sì che i suoi arbuscelli stan più vivi.<br />
106 Se tal fu l’una rota de la biga<br />
in che la Santa Chiesa si difese<br />
e vinse in campo la sua civil briga,<br />
109 ben ti dovrebbe assai esser palese<br />
l’eccellenza de l’altra, di cui Tomma<br />
dinanzi al mio venir fu sì cortese.<br />
112 Ma l’orbita che fé la parte somma<br />
di sua circunferenza, è derelitta,<br />
sì ch’è la muffa dov’ era la gromma.<br />
115 <strong>La</strong> sua famiglia, che si mosse dritta<br />
coi piedi a le sue orme, è tanto volta,<br />
che quel dinanzi a quel di retro gitta;<br />
118 e tosto si vedrà de la ricolta<br />
de la mala coltura, quando il loglio<br />
si lagnerà che l’arca li sia tolta.<br />
121 Ben dico, chi cercasse a foglio a foglio<br />
nostro volume, ancor troveria carta<br />
u’ leggerebbe “I’ mi son quel ch’i’ soglio ” ;<br />
124 ma non fia da Casal né d’Acquasparta,<br />
là onde vegnon tali a la scrittura,<br />
ch’uno la fugge e altro la coarta.
Paradies: Dreizehnter Gesang Pagina 271<br />
Jetzt wiss’, ich bin Buonaventuras Leben,<br />
Von Bagnoregio, und gering erschien<br />
Beim großen Amt mir jedes andre Streben.<br />
Hier sind Jlluminat und Augustin,<br />
Zwei von den ersten barfußarmen Scharen,<br />
<strong>Die</strong> durch den Strick in Gottes Huld gedieh’n.<br />
Hier sind der von Sankt Viktor zu gewahren,<br />
Und Mangiador, der Spanier Peter dann,<br />
Des Ruhm der Welt zwölf Bücher offenbaren.<br />
Nathan der Seher, Erzbischof Johann,<br />
Anselm, Donat, der sich dem Werke weihte,<br />
Des sich die erste Kunst berühren kann.<br />
Ruban ist hier; und solchen Brüdern reihte<br />
Sich dieser an, begabt mit Sehergeist<br />
Abt Joachim, helleuchtend mir zur Seite.<br />
Wenn solchen Kämpfer meine Rede preist,<br />
So ist’s des Thomas liebentflammte Weise,<br />
<strong>Die</strong> mit sich fort auch meine Rede reißt,<br />
127 Io son la vita di Bonaventura<br />
da Bagnoregio, che ne’ grandi offici<br />
sempre pospuosi la sinistra cura.<br />
130 Illuminato e Augustin son quici,<br />
che fuor de’ primi scalzi poverelli<br />
che nel capestro a Dio si fero amici.<br />
133 Ugo da San Vittore è qui con elli,<br />
e Pietro Mangiadore e Pietro Spano,<br />
lo qual giù luce in dodici libelli;<br />
136 Natàn profeta e ’l metropolitano<br />
Crisostomo e Anselmo e quel Donato<br />
ch’a la prim’ arte degnò porre mano.<br />
139 Rabano è qui, e lucemi dallato<br />
il calavrese abate Giovacchino<br />
di spirito profetico dotato.<br />
142 Ad inveggiar cotanto paladino<br />
mi mosse l’infiammata cortesia<br />
di fra Tommaso e ’l discreto latino;<br />
Und mit mir fortzieht all in diesem Kreise. 145 e mosse meco questa compagnia.“<br />
Dreizehnter Gesang Canto XIII<br />
Wer wohl verstehn will, was ich nun gesehen,<br />
Bild’ itzt sich ein und lass im Geist das Bild,<br />
Indes ich spreche, fest, wie Felsen, stehen,<br />
Fünfzehen Sterne, die man am Gefild<br />
Des Himmels in verschiedner Gegend findet,<br />
So glanzvoll, daß ihr Licht durch Nebel quillt;<br />
Den Wagen, der um unsern Pol sich windet,<br />
Und sein Gewölb’ bei Tag und Nacht durchreist,<br />
Drob er beim Deichselwenden nicht verschwindet;<br />
Bild’ ein sich, was der Mund des Hornes weist,<br />
Das anfängt an der Himmelsachse Grenzen,<br />
Um die das erste Rad nie rastend kreist;<br />
<strong>Die</strong> Sterne denk’ er sich in zweien Kränzen,<br />
<strong>Die</strong>, dem gleich, der sich zur Erinnrung flicht<br />
An Ariadnens Tod, am Himmel glänzen,<br />
Umringt den einen von des andern Licht,<br />
Und beid’ im Kreis gedreht in solcher Weise,<br />
Daß dem, der vorgeht, der, so folgt, entspricht;<br />
Dann glaub’ er, daß sich ihm ein Schatten weise<br />
Des wahren Sternbilds, welches, zweigereiht,<br />
Den Punkt, auf dem ich stand, umtanzt’ im Kreise.<br />
1 Imagini, chi bene intender cupe<br />
quel ch’i’ or vidi – e ritegna l’image,<br />
mentre ch’io dico, come ferma rupe – ,<br />
4 quindici stelle che ’n diverse plage<br />
lo ciel avvivan di tanto sereno<br />
che soperchia de l’aere ogne compage;<br />
7 imagini quel carro a cu’ il seno<br />
basta del nostro cielo e notte e giorno,<br />
sì ch’al volger del temo non vien meno;<br />
10 imagini la bocca di quel corno<br />
che si comincia in punta de lo stelo<br />
a cui la prima rota va dintorno,<br />
13 aver fatto di sé due segni in cielo,<br />
qual fece la figliuola di Minoi<br />
allora che sentì di morte il gelo;<br />
16 e l’un ne l’altro aver li raggi suoi,<br />
e amendue girarsi per maniera<br />
che l’uno andasse al primo e l’altro al poi;<br />
19 e avrà quasi l’ombra de la vera<br />
costellazione e de la doppia danza<br />
che circulava il punto dov’ io era:
Seite 272 Paradiso: Canto XIII<br />
Denn was wir kennen, steht ihm nach, so weit,<br />
Als nur der Chiana träger <strong>La</strong>uf dem Rollen<br />
Des fernsten Himmels weicht an Schnelligkeit.<br />
Dort sang man nicht von Bacchus, von Apollen,<br />
Nein, drei in einem – Gott und Mensch nur eins,<br />
<strong>Die</strong> Lieder waren’s, welche dort erschollen.<br />
Als Sang und Tanz des heiligen Vereins<br />
Vollbracht war, wandt’ er sich zu uns, von Streben<br />
Zu Streben, ewig froh des sel’gen Seins.<br />
Und jenes Licht hört’ ich die Stimm’ erheben<br />
Im eintrachtsvollen Kreis, das mir vorher<br />
Erzählt des heil’gen Armen Wunderleben.<br />
Es sprach zu mir: Das eine Stroh ist leer<br />
Und wohlverwahrt die Saat, allein entglommen<br />
Von süßer Liebe, dresch’ ich dir noch mehr.<br />
Du glaubst: Der Brust, aus der die Ripp’ entnommen<br />
Zum Stoff des Weibes, deren Gaum hernach<br />
Der ganzen Welt so hoch zu stehn gekommen,<br />
Und jener, die, als sie der Speer durchstach,<br />
So nach wie vor so große G’nüge brachte,<br />
Daß sie die Macht jedweder Sünde brach,<br />
Sei alles Licht, das je dem Menschen lachte,<br />
Und des er fähig ist, voll eingehaucht<br />
Von jener Kraft, die jen’ und diese machte;<br />
Und staunst, daß ich vorhin das Wort gebraucht:<br />
Der fünfte Glanz sei bis zum tiefsten Grunde<br />
Der Weisheit, wie kein zweiter mehr, getaucht.<br />
Erschließ itzt wohl die Augen meiner Kunde;<br />
Mein Wort und deinen Glauben siehst du dann<br />
Im Wahren, wie den Mittelpunkt im Runde.<br />
Das, was nicht stirbt, und das, was sterben kann,<br />
Ist nur als Glanz von der Idee erschienen,<br />
<strong>Die</strong>, liebreich zeugend, unser Heer ersann.<br />
Denn jenes Licht des Lebens, das entschienen<br />
Dem ew’gen Lichtquell, ewig mit ihm eins,<br />
Und mit der Lieb’, als dritter, eins in ihnen,<br />
Eint gnädiglich die Strahlen seines Scheins<br />
Sie, wie in Spiegeln, in neun Himmeln zeigend,<br />
Im ewigen Verein des einen Seins.<br />
Von dort sich zu den letzten Kräften neigend,<br />
Wird schwächer dann der Glanz von Grad zu Grad,<br />
Zuletzt nur Dinge kurzer Dauer zeugend.<br />
22 poi ch’è tanto di là da nostra usanza,<br />
quanto di là dal mover de la Chiana<br />
si move il ciel che tutti li altri avanza.<br />
25 Lì si cantò non Bacco, non Peana,<br />
ma tre persone in divina natura,<br />
e in una persona essa e l’umana.<br />
28 Compié ’l cantare e ’l volger sua misura;<br />
e attesersi a noi quei santi lumi,<br />
felicitando sé di cura in cura.<br />
31 Ruppe il silenzio ne’ concordi numi<br />
poscia la luce in che mirabil vita<br />
del poverel di Dio narrata fumi,<br />
34 e disse: ” Quando l’una paglia è trita,<br />
quando la sua semenza è già riposta,<br />
a batter l’altra dolce amor m’invita.<br />
37 Tu credi che nel petto onde la costa<br />
si trasse per formar la bella guancia<br />
il cui palato a tutto ’l mondo costa,<br />
40 e in quel che, forato da la lancia,<br />
e prima e poscia tanto sodisfece,<br />
che d’ogne colpa vince la bilancia,<br />
43 quantunque a la natura umana lece<br />
aver di lume, tutto fosse infuso<br />
da quel valor che l’uno e l’altro fece;<br />
46 e però miri a ciò ch’io dissi suso,<br />
quando narrai che non ebbe ’l secondo<br />
lo ben che ne la quinta luce è chiuso.<br />
49 Or apri li occhi a quel ch’io ti rispondo,<br />
e vedräi il tuo credere e ’l mio dire<br />
nel vero farsi come centro in tondo.<br />
52 Ciò che non more e ciò che può morire<br />
non è se non splendor di quella idea<br />
che partorisce, amando, il nostro Sire;<br />
55 ché quella viva luce che sì mea<br />
dal suo lucente, che non si disuna<br />
da lui né da l’amor ch’a lor s’intrea,<br />
58 per sua bontate il suo raggiare aduna,<br />
quasi specchiato, in nove sussistenze,<br />
etternalmente rimanendosi una.<br />
61 Quindi discende a l’ultime potenze<br />
giù d’atto in atto, tanto divenendo,<br />
che più non fa che brevi contingenze;
Paradies: Dreizehnter Gesang Pagina 273<br />
<strong>Die</strong> Dinge, die mein Wort bezeichnet hat,<br />
Sind die Erschaffnen, welche die Bewegung<br />
Des Himmels zeugt, so mit wie ohne Saat.<br />
Ihr Wachs ist ungleich, und die Kraft der Prägung<br />
Und von des Urgedankens Glanz gewahrt<br />
Man drum hier schwächere, dort stärkre Regung;<br />
Daher denn auch von Bäumen gleicher Art<br />
Bald bessere, bald schlechtre Früchte kommen,<br />
Und euch verschiedne Kraft des Geistes ward –<br />
War’ irgendwo das Wachs rein und vollkommen,<br />
Und ausgeprägt mit höchster Himmelskraft,<br />
Rein würde das Gepräg’ dann wahrgenommen.<br />
Doch die Natur gibt’s immer mangelhaft<br />
Und wirkt dem Künstler gleich, der wohl vertrauen<br />
Der Übung kann, doch dessen Hand erschlafft.<br />
Drum, bildet heiße Lieb’ und klares Schauen<br />
Der ersten Kraft, dann wird sie, rein und groß,<br />
Vollkommenes erschaffen und erbauen.<br />
So ward gewürdiget der Erdenkloß,<br />
<strong>Die</strong> tierische Vollkommenheit zu zeigen,<br />
Und so geschwängert ward der Jungfrau Schoß.<br />
Darum ist deine Meinung mir auch eigen:<br />
Daß menschliche Natur in jenen zwei’n<br />
Am höchsten stieg und nie wird höher steigen.<br />
Hielt’ ich mit meinen Lehren jetzo ein,<br />
So würdest du die Frage nicht verschieben:<br />
Wie könnt’ ein dritter ohnegleichen sein?<br />
Doch, daß erscheine, was versteckt geblieben,<br />
So denke, wer er war, und was zum Fleh’n,<br />
Als ihm gesagt ward: ” Bitt’!“ ihn angetrieben.<br />
Aus meiner Rede konntest du ersehn:<br />
Als König fleht’ er um Verstand, beflissen,<br />
Damit dem Reiche g’nügend vorzustehn,<br />
Nicht um der Himmelslenker Zahl zu wissen,<br />
Nicht, ob Notwend’ges und Zufälligkeit<br />
Notwendiges als Schluß ergeben müssen;<br />
Nicht, was zuerst bewegt, Bewegung leiht;<br />
Nicht, ob ein Dreieck in dem halben Kreise<br />
Noch anderen, als rechten Winkel, beut –<br />
Was ich gemeint, erhellt aus dem Beweise.<br />
Du siehst: eine Seher sondergleichen war<br />
Durch Königsklugheit jener hohe Weise,<br />
64 e queste contingenze essere intendo<br />
le cose generate, che produce<br />
con seme e sanza seme il ciel movendo.<br />
67 <strong>La</strong> cera di costoro e chi la duce<br />
non sta d’un modo; e però sotto ’l segno<br />
idëale poi più e men traluce.<br />
70 Ond’ elli avvien ch’un medesimo legno,<br />
secondo specie, meglio e peggio frutta;<br />
e voi nascete con diverso ingegno.<br />
73 Se fosse a punto la cera dedutta<br />
e fosse il cielo in sua virtù supprema,<br />
la luce del suggel parrebbe tutta;<br />
76 ma la natura la dà sempre scema,<br />
similemente operando a l’artista<br />
ch’a l’abito de l’arte ha man che trema.<br />
79 Però se ’l caldo amor la chiara vista<br />
de la prima virtù dispone e segna,<br />
tutta la perfezion quivi s’acquista.<br />
82 Così fu fatta già la terra degna<br />
di tutta l’animal perfezïone;<br />
così fu fatta la Vergine pregna;<br />
85 sì ch’io commendo tua oppinïone,<br />
che l’umana natura mai non fue<br />
né fia qual fu in quelle due persone.<br />
88 Or s’i’ non procedesse avanti piùe,<br />
’Dunque, come costui fu sanza pare?’<br />
comincerebber le parole tue.<br />
91 Ma perché paia ben ciò che non pare,<br />
pensa chi era, e la cagion che ’l mosse,<br />
quando fu detto “Chiedi, ” a dimandare.<br />
94 Non ho parlato sì, che tu non posse<br />
ben veder ch’el fu re, che chiese senno<br />
acciò che re sufficïente fosse;<br />
97 non per sapere il numero in che enno<br />
li motor di qua sù, o se necesse<br />
con contingente mai necesse fenno;<br />
100 non si est dare primum motum esse,<br />
o se del mezzo cerchio far si puote<br />
trïangol sì ch’un retto non avesse.<br />
103 Onde, se ciò ch’io dissi e questo note,<br />
regal prudenza è quel vedere impari<br />
in che lo stral di mia intenzion percuote;
Seite 274 Paradiso: Canto XIII<br />
Auch ist mein Wort: dem nie ein zweiter, klar;<br />
Von Kön’gen sprach ich nur an jenem Orte,<br />
<strong>Die</strong> selten gute sind, ob viele zwar.<br />
Mit diesem Unterschied nimm meine Worte,.<br />
Daß nicht im Streit damit dein Glaube sei<br />
Vom ersten Vater und von unserm Horte.<br />
Und dieses leg’ an deine Füße Blei<br />
Und mache schwer dich, gleich dem Müden, gehen<br />
Zum Ja! und Nein! wo nicht dein Auge frei,<br />
Weil die selbst unter Toren niedrig stehen,<br />
<strong>Die</strong> sich zum Ja und Nein, ohn’ Unterschied,<br />
Gar schnell entschließen, eh’ sie deutlich sehen;<br />
Drob sich die Meinung, wie es oft geschieht,<br />
Zum Irrtum neigt, und dann im Drang des Lebens<br />
<strong>Die</strong> Leidenschaft das Urteil mit sich zieht –<br />
Wer nach der Wahrheit fischt und, irren Strebens,<br />
<strong>Die</strong> Kunst nicht kennt, der kehrt nicht, wie er geht,<br />
Und schifft vom Strand drum schlimmer als vergebens,<br />
Wie ihr dies an Melissus deutlich seht<br />
Und an Parmenides und andern vielen,<br />
<strong>Die</strong> gingen, eh’ sie nach dem Ziel gespäht;<br />
Drob Arius und Sabell in Torheit fielen.<br />
Gleich Schwertern waren sie dem heil’gen Wort<br />
Und machten die geraden Blicke schielen.<br />
Nicht reiß’ euch Wahn zum schnellen Urteil fort,<br />
Gleich denen, die das Korn zu schätzen wagen,<br />
Das eh’ es reift, vielleicht im Feld verdorrt.<br />
Denn öfters sah ich erst in Wintertagen<br />
Den Dornenbusch gar rauh und stachlicht stehn.<br />
Und auf dem Gipfel dann die Rose tragen.<br />
Und manches Schiff hab’ ich im Meer gesehn,<br />
Gerad’ und flink auf allen seinen Wegen,<br />
Und doch zuletzt am Hafen untergehn.<br />
Nicht glauben möge Hinz und Kunz deswegen,<br />
Weil dieser stiehlt und der als frommer Mann<br />
Der Kirche schenkt, mit Gott schon Rat zu pflegen.<br />
106 e se al “surse ” drizzi li occhi chiari,<br />
vedrai aver solamente respetto<br />
ai regi, che son molti, e ’ buon son rari.<br />
109 Con questa distinzion prendi ’l mio detto;<br />
e così puote star con quel che credi<br />
del primo padre e del nostro Diletto.<br />
112 E questo ti sia sempre piombo a’ piedi,<br />
per farti mover lento com’ uom lasso<br />
e al sì e al no che tu non vedi:<br />
115 ché quelli è tra li stolti bene a basso,<br />
che sanza distinzione afferma e nega<br />
ne l’un così come ne l’altro passo;<br />
118 perch’ elli ’ncontra che più volte piega<br />
l’oppinïon corrente in falsa parte,<br />
e poi l’affetto l’intelletto lega.<br />
121 Vie più che ’ndarno da riva si parte,<br />
perché non torna tal qual e’ si move,<br />
chi pesca per lo vero e non ha l’arte.<br />
124 E di ciò sono al mondo aperte prove<br />
Parmenide, Melisso e Brisso e molti,<br />
li quali andaro e non sapëan dove;<br />
127 sì fé Sabellio e Arrio e quelli stolti<br />
che furon come spade a le Scritture<br />
in render torti li diritti volti.<br />
130 Non sien le genti, ancor, troppo sicure<br />
a giudicar, sì come quei che stima<br />
le biade in campo pria che sien mature;<br />
133 ch’i’ ho veduto tutto ’l verno prima<br />
lo prun mostrarsi rigido e feroce,<br />
poscia portar la rosa in su la cima;<br />
136 e legno vidi già dritto e veloce<br />
correr lo mar per tutto suo cammino,<br />
perire al fine a l’intrar de la foce.<br />
139 Non creda donna Berta e ser Martino,<br />
per vedere un furare, altro offerere,<br />
vederli dentro al consiglio divino;<br />
Da der erstehn und jener fallen kann. 142 ché quel può surgere, e quel può cadere.“
Paradies: Vierzehnter Gesang Pagina 275<br />
Vierzehnter Gesang Canto XIV<br />
Vom Rand zur Mitte sieht man Wasser rinnen<br />
Im runden Napf, vom Mittelpunkt zum Rand,<br />
Je wie man’s treibt nach außen oder innen.<br />
<strong>Die</strong>s war’s, was jetzt vor meiner Seele stand,<br />
Als stille schwieg des Thomas heil’ges Leben<br />
Und süß verhallend seine Stimme schwand,<br />
Ob jener Ähnlichkeit, die sich ergeben,<br />
Da er erst sprach, dann Beatricens Mund,<br />
Der’s jetzt gefiel, die Stimme zu erheben:<br />
” Ihm tut es not, obwohl er’s euch nicht kund<br />
In Worten gibt, noch läßt im Innern lesen,<br />
Zu späh’n nach einer andern Wahrheit Grund.<br />
Sagt ihm, ob dieses Licht, das euer Wesen<br />
So schön umblüht, euch ewig bleiben wird<br />
Im selben Glanze, wie’s bis jetzt gewesen.<br />
Und, bleibt’s. So sagt, damit er nimmer irrt,<br />
Wie, wenn ihr werdet wieder sichtbar werden,<br />
Es euren Blick nicht blendet und verwirrt.“<br />
Wie mit verstärkter Lust oft hier auf Erden<br />
<strong>Die</strong> Tanzenden im heitern Ringeltanz<br />
<strong>Die</strong> Stimm’ erhöh’n und froher sich gebärden;<br />
So zeigte neue Lust der Doppelkranz,<br />
Als sie ihn bat, so rasch, doch fromm-bescheiden,<br />
In freud’gem Dreh’n und Wundersang und Glanz –<br />
Wer klagt, daß wir den Tod auf Erden leiden,<br />
Um dort zu leben, oh, der fühlt und denkt<br />
Nicht, wie wir dort am ew’gen Tau uns weiden.<br />
Daß drei und zwei und eins, das alles lenkt<br />
Und ewig lebt in einein, zwei’n und dreien,<br />
Und, ewig unumschränkt, das All umschränkt,<br />
Gesungen ward’s in solchen Melodeien<br />
Dreimal im Chor, um vollen Lohn der Pflicht<br />
Und jeglichem Verdienste zu verleihen.<br />
Und eine Stimm’ entklang dem hellem Licht<br />
Des kleinern Kreises dann und wich an Milde<br />
Wohl der des Engels der Verkündung nicht.<br />
” Solang die Lust im himmlischen Gefilde,<br />
So lange währt auch unsre Lieb’ und tut<br />
Sich kund um uns in diesem Glanzgebilde.<br />
Und seine Klarheit, sie entspricht der Glut,<br />
<strong>Die</strong> Glut dem Schau’n, und dies wird mehr uns frommen,<br />
Je mehr auf uns die freie Gnade ruht.<br />
1 Dal centro al cerchio, e sì dal cerchio al centro<br />
movesi l’acqua in un ritondo vaso,<br />
secondo ch’è percosso fuori o dentro:<br />
4 ne la mia mente fé sùbito caso<br />
questo ch’io dico, sì come si tacque<br />
la glorïosa vita di Tommaso,<br />
7 per la similitudine che nacque<br />
del suo parlare e di quel di Beatrice,<br />
a cui sì cominciar, dopo lui, piacque:<br />
10<br />
” A costui fa mestieri, e nol vi dice<br />
né con la voce né pensando ancora,<br />
d’un altro vero andare a la radice.<br />
13 Diteli se la luce onde s’infiora<br />
vostra sustanza, rimarrà con voi<br />
etternalmente sì com’ ell’ è ora;<br />
16 e se rimane, dite come, poi<br />
che sarete visibili rifatti,<br />
esser porà ch’al veder non vi nòi.“<br />
19 Come, da più letizia pinti e tratti,<br />
a la fïata quei che vanno a rota<br />
levan la voce e rallegrano li atti,<br />
22 così, a l’orazion pronta e divota,<br />
li santi cerchi mostrar nova gioia<br />
nel torneare e ne la mira nota.<br />
25 Qual si lamenta perché qui si moia<br />
per viver colà sù, non vide quive<br />
lo refrigerio de l’etterna ploia.<br />
28 Quell’ uno e due e tre che sempre vive<br />
e regna sempre in tre e ’n due e ’n uno,<br />
non circunscritto, e tutto circunscrive,<br />
31 tre volte era cantato da ciascuno<br />
di quelli spirti con tal melodia,<br />
ch’ad ogne merto saria giusto muno.<br />
34 E io udi’ ne la luce più dia<br />
del minor cerchio una voce modesta,<br />
forse qual fu da l’angelo a Maria,<br />
37 risponder: ” Quanto fia lunga la festa<br />
di paradiso, tanto il nostro amore<br />
si raggerà dintorno cotal vesta.<br />
40 <strong>La</strong> sua chiarezza séguita l’ardore;<br />
l’ardor la visïone, e quella è tanta,<br />
quant’ ha di grazia sovra suo valore.
Seite 276 Paradiso: Canto XIV<br />
Wenn wir den heil’gen Leib neu angenommen,<br />
Wird unser Sein in höhern Gnaden stehn,<br />
Je mehr es wieder ganz ist und vollkommen.<br />
Drum wird sich das freiwill’ge Licht erhöh’n,<br />
Das wir vom höchsten Gut aus Huld empfangen,<br />
Licht, welches uns befähigt, ihn zu sehn,<br />
Und höher wird zum Schau’n der Blick gelangen,<br />
Höher die Glut sein, die dem Schau’n entglüht,<br />
Höher der Strahl, der von ihr ausgegangen.<br />
Doch, wie die Kohle, der die Flamm’ entsprüht,<br />
Sie an lebend’gem Schimmer überwindet<br />
Und wohl sich zeigt, wie hell auch jene glüht;<br />
So wird der Glanz, der jetzt schon uns umwindet,<br />
Dereinst besiegt von unsres Fleisches Schein,<br />
Wenn Gott es seiner Grabeshaft entbindet.<br />
Nicht wird uns dann so heller Glanz zur Pein;<br />
Denn stark, um alle Wonnen zu genießen,<br />
Wird jedes Werkzeug unsers Körpers sein.“ –<br />
Und Amen riefen beide Chör’ und ließen<br />
Durch Einklang wohl den Wunsch ersehn, den Drang,<br />
Sich ihren Leibern wieder anzuschließen.<br />
Und wohl für sich nicht nur, nein, zum Empfang<br />
Der Väter, Mütter und der andern Teuern,<br />
<strong>Die</strong> sie geliebt, eh’ sie die Flamm’ umschlang.<br />
Und sieh, zum Glanz von diesen ew’gen Feuern<br />
Kam gleiche Klarheit rings, wie wenn das Licht<br />
Des Tags der Sonne goldne Pfeil’ erneuern.<br />
Wie, wenn allmählich an der Abend bricht,<br />
Am Himmel Punkte, klein und bleich, erglänzen,<br />
So daß die Sach’ als wahr erscheint und nicht;<br />
So glaubt’ ich jetzt in neuen Ringeltänzen<br />
Noch zweifelnd, neue Wesen zu erspäh’n,<br />
Weit außerhalb von jenen beiden Kränzen.<br />
O wahrer Schimmer, angefacht vom Weh’n<br />
Des Heil’gen Geist’s so plötzlich hell! – Geblendet<br />
Könnt’ ihm mein Auge jetzt nicht widerstehn.<br />
Doch als ich zu Beatrix mich gewendet,<br />
War sie so lachend schön, so hochbeglückt,<br />
Daß solches Bild kein irdisch Wort vollendet.<br />
Da ward von neuer Kraft mein Aug’ entzückt;<br />
Ich schlug es auf und sah mich schon nach oben<br />
Mit ihr allein zu höherm Heil entrückt.<br />
43 Come la carne glorïosa e santa<br />
fia rivestita, la nostra persona<br />
più grata fia per esser tutta quanta;<br />
46 per che s’accrescerà ciò che ne dona<br />
di gratüito lume il sommo bene,<br />
lume ch’a lui veder ne condiziona;<br />
49 onde la visïon crescer convene,<br />
crescer l’ardor che di quella s’accende,<br />
crescer lo raggio che da esso vene.<br />
52 Ma sì come carbon che fiamma rende,<br />
e per vivo candor quella soverchia,<br />
sì che la sua parvenza si difende;<br />
55 così questo folgór che già ne cerchia<br />
fia vinto in apparenza da la carne<br />
che tutto dì la terra ricoperchia;<br />
58 né potrà tanta luce affaticarne:<br />
ché li organi del corpo saran forti<br />
a tutto ciò che potrà dilettarne.“<br />
61 Tanto mi parver sùbiti e accorti<br />
e l’uno e l’altro coro a dicer ” Amme!“<br />
che ben mostrar disio d’i corpi morti:<br />
64 forse non pur per lor, ma per le mamme,<br />
per li padri e per li altri che fuor cari<br />
anzi che fosser sempiterne fiamme.<br />
67 Ed ecco intorno, di chiarezza pari,<br />
nascere un lustro sopra quel che v’era,<br />
per guisa d’orizzonte che rischiari.<br />
70 E sì come al salir di prima sera<br />
comincian per lo ciel nove parvenze,<br />
sì che la vista pare e non par vera,<br />
73 parvemi lì novelle sussistenze<br />
cominciare a vedere, e fare un giro<br />
di fuor da l’altre due circunferenze.<br />
76 Oh vero sfavillar del Santo Spiro!<br />
come si fece sùbito e candente<br />
a li occhi miei che, vinti, nol soffriro!<br />
79 Ma Bëatrice sì bella e ridente<br />
mi si mostrò, che tra quelle vedute<br />
si vuol lasciar che non seguir la mente.<br />
82 Quindi ripreser li occhi miei virtute<br />
a rilevarsi; e vidimi translato<br />
sol con mia donna in più alta salute.
Paradies: Vierzehnter Gesang Pagina 277<br />
Wohl nahm ich wahr, ich sei emporgehoben.<br />
Denn glühend lächelte der neue Stern<br />
Und schien von ungewohntem Rot umwoben.<br />
Von Herzen, in der Sprache, welche fern<br />
Und nah gemeinsam ist den Völker Scharen,<br />
Bracht’ ich Dankopfer dar dem höchsten Herrn.<br />
Und lustentzündet könnt’ ich schon gewahren,<br />
Eh’ ich die ganze Glut ihm dargebracht,<br />
Daß angenehm dem Herrn die Opfer waren.<br />
Denn Lichter, in des Glanzes höchster Macht,<br />
Sah ich aus zweien Schimmerstreifen scheinen,<br />
Und rief: O Gott, du Schöpfer solcher Pracht! –<br />
So tut, besät mit Sternen, groß’ und kleinen, ’<br />
Galassia zwischen Pol und Pol sich kund,<br />
Von welcher dies und das die Weisen meinen,<br />
Wie diese Streifen, bildend auf dem Grund<br />
Des roten Mars das hochgeehrte Zeichen,<br />
Gleich vier Quadranten, wohlgefügt im Rund.<br />
Wohl muß die Kunst hier dem Gedächtnis weichen,<br />
Denn von dem Kreuz hernieder blitzte Christus;<br />
Wo gäb’s ein Bild, ihm würdig zu vergleichen?<br />
Doch wer sein Kreuz nimmt, folgend seinem Christus,<br />
Von ihm wird das, was ich verschwieg, verzieh’n,<br />
Denn blitzen sieht auch er im Glanze Christus.<br />
Von Arm zu Arm, vom Fuß zur Höh’ erschien<br />
Bewegtes Licht, hier hell in Glanz entbrennend,<br />
Weil sich’s verband, dort beim Vorüberzieh’n.<br />
So sieht man wohl, hier träg bewegt, dort rennend,<br />
Atome, hier g’rad’, dort krummgeschweift,<br />
Und lang und kurz, sich einend und sich trennend,<br />
Wirbelnd im Strahl, der durch den Schatten streift,<br />
Nach dem, wenn heiß die Sonnengluten flirren,<br />
Der Mensch mit Witz und Kunst begierig greift. –<br />
Und wie harmonisch <strong>La</strong>ut’ und Harfe schwirren,<br />
Sind nur die vielen Saiten rein gespannt,<br />
Ob auch im Ohr die Töne sich verwirren;<br />
So hört’ ich jetzt den Sang vom Kreuz und stand,<br />
Als ob in Lust die Sinne sich verlören,<br />
Obwohl ich von der Hymne nichts verstand.<br />
Doch hohen Preis vernahm ich in den Chören,<br />
Denn: Du erstehst und siegst! – erklang’s, und ich<br />
Glich denen, welche nicht verstehn, doch hören.<br />
85 Ben m’accors’ io ch’io era più levato,<br />
per l’affocato riso de la stella,<br />
che mi parea più roggio che l’usato.<br />
88 Con tutto ’l core e con quella favella<br />
ch’è una in tutti, a Dio feci olocausto,<br />
qual conveniesi a la grazia novella.<br />
91 E non er’ anco del mio petto essausto<br />
l’ardor del sacrificio, ch’io conobbi<br />
esso litare stato accetto e fausto;<br />
94 ché con tanto lucore e tanto robbi<br />
m’apparvero splendor dentro a due raggi,<br />
ch’io dissi: ” O Elïòs che sì li addobbi!“<br />
97 Come distinta da minori e maggi<br />
lumi biancheggia tra ’ poli del mondo<br />
Galassia sì, che fa dubbiar ben saggi;<br />
100 sì costellati facean nel profondo<br />
Marte quei raggi il venerabil segno<br />
che fan giunture di quadranti in tondo.<br />
103 Qui vince la memoria mia lo ’ngegno;<br />
ché quella croce lampeggiava Cristo,<br />
sì ch’io non so trovare essempro degno;<br />
106 ma chi prende sua croce e segue Cristo,<br />
ancor mi scuserà di quel ch’io lasso,<br />
vedendo in quell’ albor balenar Cristo.<br />
109 Di corno in corno e tra la cima e ’l basso<br />
si movien lumi, scintillando forte<br />
nel congiugnersi insieme e nel trapasso:<br />
112 così si veggion qui diritte e torte,<br />
veloci e tarde, rinovando vista,<br />
le minuzie d’i corpi, lunghe e corte,<br />
115 moversi per lo raggio onde si lista<br />
talvolta l’ombra che, per sua difesa,<br />
la gente con ingegno e arte acquista.<br />
118 E come giga e arpa, in tempra tesa<br />
di molte corde, fa dolce tintinno<br />
a tal da cui la nota non è intesa,<br />
121 così da’ lumi che lì m’apparinno<br />
s’accogliea per la croce una melode<br />
che mi rapiva, sanza intender l’inno.<br />
124 Ben m’accors’ io ch’elli era d’alte lode,<br />
però ch’a me venìa ” Resurgi“ e ” Vinci“<br />
come a colui che non intende e ode.
Seite 278 Paradiso: Canto XV<br />
Und so durchdrang hier süße Liebe mich,<br />
Daß, welche holde Band’ auch mich umfingen,<br />
Doch keins bis dahin diesem Bande glich.<br />
Vielleicht scheint sich zu kühn mein Wort zu schwingen,<br />
Nachsetzend selbst der schönen Augen paar,<br />
<strong>Die</strong> jeden Wunsch in mir zur Ruhe bringen.<br />
Doch nimmt man die lebend’gen Stempel wahr,<br />
<strong>Die</strong>, höher, immer schöneres gestalten,<br />
Und denkt, daß ich gewandt von jenen war,<br />
So wird man drob mich für entschuldigt halten<br />
Und sehn, daß ich vom Wahren nicht geirrt;<br />
Doch dürft’ auch hier die heil’ge Wonne walten,<br />
127 Ïo m’innamorava tanto quinci,<br />
che ’nfino a lì non fu alcuna cosa<br />
che mi legasse con sì dolci vinci.<br />
130 Forse la mia parola par troppo osa,<br />
posponendo il piacer de li occhi belli,<br />
ne’ quai mirando mio disio ha posa;<br />
133 ma chi s’avvede che i vivi suggelli<br />
d’ogne bellezza più fanno più suso,<br />
e ch’io non m’era lì rivolto a quelli,<br />
136 escusar puommi di quel ch’io m’accuso<br />
per escusarmi, e vedermi dir vero:<br />
ché ’l piacer santo non è qui dischiuso,<br />
<strong>Die</strong>, wie man aufsteigt, immer reiner wird. 139 perché si fa, montando, più sincero.<br />
Fünfzehnter Gesang Canto XV<br />
Gewogner Will’, in welchem immer dir<br />
Sich offen wird die echte Liebe zeigen,<br />
Wie böser Wille kund wird durch Begier,<br />
Gebot der süßen Leier Stilleschweigen<br />
Und hielt im Schwung der heil’gen Saiten ein,<br />
<strong>Die</strong> Gottes Rechte sinken macht und steigen.<br />
Wie werden taub gerechter Bitte sein<br />
Sie, die einhellig den Gesang itzt meiden,<br />
Um Mut zur Bitte selbst mir zu verleih’n.<br />
Oh, wohl verdienen ewiglich zu leiden<br />
<strong>Die</strong>, weil die Lieb’ in ihrer Brust erwacht<br />
Für Irdisches, sich jener Lieb’ entkleiden.<br />
Wie durch die Heiterkeit der stillen Nacht<br />
Oft Feuer läuft, vom Augenblick geboren,<br />
Und des Beschauers Augen zücken macht,<br />
Gleich einem Stern, der andern Platz erkoren,<br />
Nur, daß an jenem Ort, wo er entbrannt,<br />
Sich nichts verliert und er sich schnell verloren;<br />
So sah ich aus dem Arm zur rechten Hand<br />
Jetzt einen Stern zum Fuß des Kreuzes wallen,<br />
Aus jenem Sternbild, das dort glänzend stand.<br />
<strong>Die</strong> Perl’ war nicht aus ihrem Band gefallen;<br />
Sie lief am lichten Streif dahin und war<br />
Wie Feuer hinter glänzenden Kristallen.<br />
So, redet unsre größte Muse wahr,<br />
Stellt’ in Elysiums Hainen seinem Sprossen<br />
Anchises sich mit frommer Liebe dar.<br />
1 Benigna volontade in che si liqua<br />
sempre l’amor che drittamente spira,<br />
come cupidità fa ne la iniqua,<br />
4 silenzio puose a quella dolce lira,<br />
e fece quïetar le sante corde<br />
che la destra del cielo allenta e tira.<br />
7 Come saranno a’ giusti preghi sorde<br />
quelle sustanze che, per darmi voglia<br />
ch’io le pregassi, a tacer fur concorde?<br />
10 Bene è che sanza termine si doglia<br />
chi, per amor di cosa che non duri<br />
etternalmente, quello amor si spoglia.<br />
13 Quale per li seren tranquilli e puri<br />
discorre ad ora ad or sùbito foco,<br />
movendo li occhi che stavan sicuri,<br />
16 e pare stella che tramuti loco,<br />
se non che da la parte ond’ e’ s’accende<br />
nulla sen perde, ed esso dura poco:<br />
19 tale dal corno che ’n destro si stende<br />
a piè di quella croce corse un astro<br />
de la costellazion che lì resplende;<br />
22 né si partì la gemma dal suo nastro,<br />
ma per la lista radïal trascorse,<br />
che parve foco dietro ad alabastro.<br />
25 Sì pïa l’ombra d’Anchise si porse,<br />
se fede merta nostra maggior musa,<br />
quando in Eliso del figlio s’accorse.
Paradies: Fünfzehnter Gesang Pagina 279<br />
” O du, mein Blut, auf welches sich ergossen<br />
<strong>Die</strong> Gnade hat, wem hat der höchste Hort<br />
Zweimal, wie dir, des Himmels Tür erschlossen?“<br />
Mir zog den Geist zum Lichte dieses Wort;<br />
Drauf, als ich mich zu meiner Herrin wandte,<br />
Ward mir Entzückung, Staunen, hier wie dort,<br />
Weil ihr im Auge solch ein Lächeln brannte,<br />
Daß, wie ich glaubte, meins den Grund darin<br />
Von meinem Himmel, meiner Gnad’ erkannte.<br />
Der Geist dann fügte Dinge zum Beginn,<br />
Er, angenehm zu hören und zu sehen,<br />
<strong>Die</strong> ich nicht faßte vor zu tiefem Sinn.<br />
Doch wollt’ er nicht, ich soll’ ihn nicht verstehen;<br />
Es mußte sein, weil Reden solcher Art<br />
Weit übers Ziel der Menschenfassung gehen.<br />
Doch als der Schwung, in dem sich offenbart<br />
Der Liebe Glut, insoweit nachgelassen,<br />
Daß jenes Ziel nicht überflogen ward,<br />
Sprach er, was ich nun fähig war, zu fassen:<br />
” Preis dir, Dreieiner, der du auf mein Blut<br />
So reich an Gnade dich herabgelassen.“<br />
Und dann: ” Der Sehnsucht lange, süße Glut.<br />
Entflammt, da ich im großen Buch gelesen,<br />
Das kund unwandelbar die Wahrheit tut,<br />
Stillst du, mein Sohn, im Licht, aus dem mein Wesen<br />
Jetzt freudig zu dir spricht; Dank ihr, die dich<br />
Zum Flug beschwingt und dein Geleit gewesen!<br />
Du glaubst, daß alles, was du denkst, in mich<br />
Vom Urgedanken strömt; denn es entfalten<br />
<strong>Die</strong> fünf und sechs ja aus der Einheit sich;<br />
Drum fragst du nicht nach mir und meinem Walten,<br />
Und weshalb höher meine Freude scheint<br />
Als die der andern dieser Lichtgestalten.<br />
Dein Glaub’ ist wahr, weil groß und klein vereint<br />
In diesem Reich, nach jenem Spiegel blicken,<br />
Wo, eh’ du denkest, der Gedank’ erscheint,<br />
Doch, um die Lieb’, in die mit wachen Blicken<br />
Ich ewig schau’, und die die Süßigkeit<br />
Der Sehnsucht zeugt, vollkommner zu erquicken,<br />
Erklinge sicher, kühn, voll Freudigkeit<br />
<strong>Die</strong> Stimm’ in deinem Willen, deinem Sehnen,<br />
Und die Entgegnung drauf ist schon bereit.“<br />
28<br />
” O sanguis meus, o superinfusa<br />
gratïa Deï, sicut tibi cui<br />
bis unquam celi ianüa reclusa?“<br />
31 Così quel lume: ond’ io m’attesi a lui;<br />
poscia rivolsi a la mia donna il viso,<br />
e quinci e quindi stupefatto fui;<br />
34 ché dentro a li occhi suoi ardeva un riso<br />
tal, ch’io pensai co’ miei toccar lo fondo<br />
de la mia gloria e del mio paradiso.<br />
37 Indi, a udire e a veder giocondo,<br />
giunse lo spirto al suo principio cose,<br />
ch’io non lo ’ntesi, sì parlò profondo;<br />
40 né per elezïon mi si nascose,<br />
ma per necessità, ché ’l suo concetto<br />
al segno d’i mortal si soprapuose.<br />
43 E quando l’arco de l’ardente affetto<br />
fu sì sfogato, che ’l parlar discese<br />
inver’ lo segno del nostro intelletto,<br />
46 la prima cosa che per me s’intese,<br />
” Benedetto sia tu,“ fu, trino e uno,<br />
”<br />
che nel mio seme se’ tanto cortese!“<br />
49 E seguì: ” Grato e lontano digiuno,<br />
tratto leggendo del magno volume<br />
du’ non si muta mai bianco né bruno,<br />
52 solvuto hai, figlio, dentro a questo lume<br />
in ch’io ti parlo, mercé di colei<br />
ch’a l’alto volo ti vestì le piume.<br />
55 Tu credi che a me tuo pensier mei<br />
da quel ch’è primo, così come raia<br />
da l’un, se si conosce, il cinque e ’l sei;<br />
58 e però ch’io mi sia e perch’ io paia<br />
più gaudïoso a te, non mi domandi,<br />
che alcun altro in questa turba gaia.<br />
61 Tu credi ’l vero; ché i minori e ’ grandi<br />
di questa vita miran ne lo speglio<br />
in che, prima che pensi, il pensier pandi;<br />
64 ma perché ’l sacro amore in che io veglio<br />
con perpetüa vista e che m’asseta<br />
di dolce disïar, s’adempia meglio,<br />
67 la voce tua sicura, balda e lieta<br />
suoni la volontà, suoni ’l disio,<br />
a che la mia risposta è già decreta!“
Seite 280 Paradiso: Canto XV<br />
Ich sah auf sie, die, eh’ die Wort’ ertönen,<br />
Mich schon versteht, und lächelnd im Gesicht,<br />
Hieß sie mich frei des Willens Flügel dehnen.<br />
Ich sprach: ” <strong>Die</strong> Neigung und des Geistes Licht<br />
Sind, seit die erste Gleichheit ihr ergründet,<br />
Bei jeglichem von euch im Gleichgewicht,<br />
Weil euch die Sonne, die euch hellt und zündet<br />
Mit Licht und Glut, damit sogleich durchdringt,<br />
Daß man, was sonst sich gleicht, hier ungleich findet.<br />
Doch Will’ und Witz, wie sie der Mensch erringt,<br />
Sie sind aus dem euch offenbaren Grunde<br />
Mit sehr verschiedner Kraft zum Flug beschwingt.<br />
<strong>Die</strong>s fühl’ ich Sterblicher in dieser Stunde,<br />
Und danke deine Vaterliebe dir<br />
Drum mit dem Herzen nur, nicht mit dem Munde.<br />
O du lebendiger Topas, du Zier<br />
Des edlen Kleinods, hell in Glanz entglommen,<br />
Still’ itzt, dich nennend, meine Wißbegier!“<br />
” Mein Sproß, längst froh erwartet, jetzt willkommen,<br />
In mir sieh deine Wurzel!“ So der Geist,<br />
Und setzt’ hinzu, nachdem ich dies vernommen:<br />
” Und er, nach welchem dein Geschlecht sich heißt,<br />
Der hundert Jahr’ und mehr für stolzes Wesen<br />
Des Berges ersten Vorsprung schon umkreist,<br />
Er ist mein Sohn, dein Urgroßahn, gewesen,<br />
Und dir geziemt’s, von solcher langen Pein<br />
Durch gute Werk’ ihn schneller zu erlösen.<br />
Florenz, im alten Umkreis, eng und klein,<br />
Woher man jetzt noch Terzen hört und Nonen,<br />
War damals friedlich, nüchtern, keusch und rein.<br />
Nicht Kettchen hatt’ es damals noch, nicht Kronen,<br />
Nicht reichgeputzte Frau’n – kein Gürtelband,<br />
Das sehenswerter war als die Personen.<br />
Bei der Geburt des Töchterleins empfand<br />
Kein Vater Furcht, weil man zur Mitgift immer,<br />
So wie zur Zeit, die rechten Maße fand.<br />
Und öde, leere Häuser gab’s da nimmer;<br />
Nicht zeigte dort noch ein Sardanapal,<br />
Was man vermag in Üppigkeit der Zimmer.<br />
Nicht übertroffen ward der Montemal<br />
Von dem Uccellatojo noch im Prangen,<br />
Und wie im Steigen, also einst im Fall.<br />
70 Io mi volsi a Beatrice, e quella udio<br />
pria ch’io parlassi, e arrisemi un cenno<br />
che fece crescer l’ali al voler mio.<br />
73 Poi cominciai così: ” L’affetto e ’l senno,<br />
come la prima equalità v’apparse,<br />
d’un peso per ciascun di voi si fenno,<br />
76 però che ’l sol che v’allumò e arse,<br />
col caldo e con la luce è sì iguali,<br />
che tutte simiglianze sono scarse.<br />
79 Ma voglia e argomento ne’ mortali,<br />
per la cagion ch’a voi è manifesta,<br />
diversamente son pennuti in ali;<br />
82 ond’ io, che son mortal, mi sento in questa<br />
disagguaglianza, e però non ringrazio<br />
se non col core a la paterna festa.<br />
85 Ben supplico io a te, vivo topazio<br />
che questa gioia prezïosa ingemmi,<br />
perché mi facci del tuo nome sazio.“<br />
88<br />
” O fronda mia in che io compiacemmi<br />
pur aspettando, io fui la tua radice“:<br />
cotal principio, rispondendo, femmi.<br />
91 Poscia mi disse: ” Quel da cui si dice<br />
tua cognazione e che cent’ anni e piùe<br />
girato ha ’l monte in la prima cornice,<br />
94 mio figlio fu e tuo bisavol fue:<br />
ben si convien che la lunga fatica<br />
tu li raccorci con l’opere tue.<br />
97 Fiorenza dentro da la cerchia antica,<br />
ond’ ella toglie ancora e terza e nona,<br />
si stava in pace, sobria e pudica.<br />
100 Non avea catenella, non corona,<br />
non gonne contigiate, non cintura<br />
che fosse a veder più che la persona.<br />
103 Non faceva, nascendo, ancor paura<br />
la figlia al padre, ché ’l tempo e la dote<br />
non fuggien quinci e quindi la misura.<br />
106 Non avea case di famiglia vòte;<br />
non v’era giunto ancor Sardanapalo<br />
a mostrar ciò che ’n camera si puote.<br />
109 Non era vinto ancora Montemalo<br />
dal vostro Uccellatoio, che, com’ è vinto<br />
nel montar sù, così sarà nel calo.
Paradies: Fünfzehnter Gesang Pagina 281<br />
Ich sah vom schlichten Ledergurt umfangen<br />
Bellincion Berti noch und sah sein Weib<br />
Vom Spiegel gehn mit ungeschminkten Wangen.<br />
Ich sah ein unverbrämtes Wams am Leib<br />
Des Nerli und des Vecchio – und den Frauen<br />
War Spill’ und Rocken froher Zeitvertreib.<br />
Glücksel’ge Fraun! In eurer Heimat Auen<br />
War euch ein Grab gewiß – durch Frankreichs Schuld<br />
War keiner noch das öde Bett zum Grauen.<br />
<strong>Die</strong>, wach und emsig an der Wiege, lullt’<br />
In jener Sprach’ ihr Kindlein ein, die jeden<br />
Der Vater ist, entzückt in Süß’ und Huld.<br />
<strong>Die</strong>, ziehend aus dem Rocken glatte Fäden,<br />
Letzt’ ihrer Kinder Kreis von Römertat,<br />
Von Troja, Fiesole mit klugen Reden.<br />
Was ihr an einer Cianghella saht,<br />
An Salterell, solch Wunder hätt’s gegeben,<br />
Als itzt Cornelia gab’ und Cincinnat.<br />
So ruhigem, so schönem Bürgerleben,<br />
So treuer Bürgerschaft, so teurem <strong>La</strong>nd,<br />
Gab mich Maria, die mit Angst und Beben<br />
<strong>Die</strong> Mutter anrief, als sie Weh’n empfand,<br />
Und dort, in unserm Taufgebäu, dem alten,<br />
Ward ich ein Christ und Cacciaguid genannt.<br />
Zwei Brüder hatt’ ich, und zu treuem Walten<br />
Im Haufe kam die Gattin mir vom Po,<br />
Von der den zweiten Namen du erhalten.<br />
Den Kaiser Konrad folgt’ und dient’ ich, so,<br />
Daß er mich weihte zu des Ritters Ehren,<br />
Und immer blieb ich seiner Gnade froh.<br />
Mit ihm wollt’ ich des Greuels Reich zerstören,<br />
Des Volk, durch eurer Hirten Fehler, sich<br />
Der Länder anmaßt, die euch angehören.<br />
Und dort, von jenem schnöden Volk, ward ich<br />
Vom Trug der Welt entkettet und geschieden,<br />
Der viele Herzen jeder Zeit beschlich,<br />
112 Bellincion Berti vid’ io andar cinto<br />
di cuoio e d’osso, e venir da lo specchio<br />
la donna sua sanza ’l viso dipinto;<br />
115 e vidi quel d’i Nerli e quel del Vecchio<br />
esser contenti a la pelle scoperta,<br />
e le sue donne al fuso e al pennecchio.<br />
118 Oh fortunate! ciascuna era certa<br />
de la sua sepultura, e ancor nulla<br />
era per Francia nel letto diserta.<br />
121 L’una vegghiava a studio de la culla,<br />
e, consolando, usava l’idïoma<br />
che prima i padri e le madri trastulla;<br />
124 l’altra, traendo a la rocca la chioma,<br />
favoleggiava con la sua famiglia<br />
d’i Troiani, di Fiesole e di Roma.<br />
127 Saria tenuta allor tal maraviglia<br />
una Cianghella, un <strong>La</strong>po Salterello,<br />
qual or saria Cincinnato e Corniglia.<br />
130 A così riposato, a così bello<br />
viver di cittadini, a così fida<br />
cittadinanza, a così dolce ostello,<br />
133 Maria mi diè, chiamata in alte grida;<br />
e ne l’antico vostro Batisteo<br />
insieme fui cristiano e Cacciaguida.<br />
136 Moronto fu mio frate ed Eliseo;<br />
mia donna venne a me di val di Pado,<br />
e quindi il sopranome tuo si feo.<br />
139 Poi seguitai lo ’mperador Currado;<br />
ed el mi cinse de la sua milizia,<br />
tanto per bene ovrar li venni in grado.<br />
142 <strong>Die</strong>tro li andai incontro a la nequizia<br />
di quella legge il cui popolo usurpa,<br />
per colpa d’i pastor, vostra giustizia.<br />
145 Quivi fu’ io da quella gente turpa<br />
disviluppato dal mondo fallace,<br />
lo cui amor molt’ anime deturpa;<br />
Und kam vom Märtyrtum zu diesem Frieden. 148 e venni dal martiro a questa pace.“
Seite 282 Paradiso: Canto XVI<br />
Sechzehnter Gesang Canto XVI<br />
O du geringer Adel unsers Bluts,<br />
Kannst du hienieden uns zum Stolz verführen,<br />
Wo wir noch fern vom Schau’n des wahren Guts.<br />
So werd’ ich nimmer drob Verwundrung spüren;<br />
Denn dort, wo falsche Lust uns nicht erreicht,<br />
Fühlt’ ich darob in mir den Stolz sich rühren.<br />
Du bist ein Mantel, der, sich kürzend, weicht,<br />
Setzt man nicht Neues zu von Tag zu Tagen,<br />
Weil rings die Zeit mit ihrer Schere schleicht –<br />
Mit jenem ihr, das Rom zuerst ertragen,<br />
Das jetzt die Römer minder brauchen, trat<br />
Ich näher hin, beginnend neue prägen.<br />
Beatrix drum, zur Seite stehend, tat,<br />
Lächelnd, gleich jener, die beim ersten Fehle<br />
Ginevrens, wie man schreibt, gehustet hat.<br />
” Ihr seid mein Vater; Ihr erhebt die Seele,<br />
Daß ich mehr bin als ich; Ihr gebt mir Mut<br />
Mit Euch zu sprechen frei und sonder Hehle.<br />
Mir strömt zur Brust vielfacher Wonne Flut,<br />
Doch sie erträgt es, ohne zu zerspringen,<br />
Weil süß das Herz in eigner Freude ruht.<br />
Drum sprecht, mein Urahn, welche Vordern gingen<br />
Euch noch voraus, und wie bezeichnet man<br />
<strong>Die</strong> Jahre, die Euch hier itzt Früchte bringen?<br />
Vom Schafstall sprecht des heiligen Johann;<br />
Wie groß war er? Wer ist, den, hochzustehen<br />
In jenem Volk, man würdig preisen kann?“<br />
Gleichwie, belebt von frischen Windeswehen,<br />
<strong>Die</strong> Kohl’ in Flammen glüht, so war das Licht<br />
Bei meinem Liebeswort in Glanz zu sehen.<br />
Und so verschont er jetzt sich dem Gesicht,<br />
Wie seine Sprache sich dem Ohr verschönte;<br />
Doch war’s nicht jene, die man jetzo spricht.<br />
Er sprach: ” Seitdem des Engels Ave tönte,<br />
Bis meine Mutter, heilig itzt, in Qual<br />
Sich meiner <strong>La</strong>st entledigend, erstöhnte,<br />
Kam allbereits fünfhundertachtzigmal<br />
<strong>Die</strong>s Feuer zu den Füßen seines Leuen,<br />
Dort zu erneuern seinen Flammenstrahl.<br />
Des ersten Lichts sollt’ ich am Ort mich freuen,<br />
Den Vätern gleich, wo man das Sechsteil fand.<br />
In dem sich eure Jahresläuf’ erneuen.<br />
1 O poca nostra nobiltà di sangue,<br />
se glorïar di te la gente fai<br />
qua giù dove l’affetto nostro langue,<br />
4 mirabil cosa non mi sarà mai:<br />
ché là dove appetito non si torce,<br />
dico nel cielo, io me ne gloriai.<br />
7 Ben se’ tu manto che tosto raccorce:<br />
sì che, se non s’appon di dì in die,<br />
lo tempo va dintorno con le force.<br />
10 Dal ’voi’ che prima a Roma s’offerie,<br />
in che la sua famiglia men persevra,<br />
ricominciaron le parole mie;<br />
13 onde Beatrice, ch’era un poco scevra,<br />
ridendo, parve quella che tossio<br />
al primo fallo scritto di Ginevra.<br />
16 Io cominciai: ” Voi siete il padre mio;<br />
voi mi date a parlar tutta baldezza;<br />
voi mi levate sì, ch’i’ son più ch’io.<br />
19 Per tanti rivi s’empie d’allegrezza<br />
la mente mia, che di sé fa letizia<br />
perché può sostener che non si spezza.<br />
22 Ditemi dunque, cara mia primizia,<br />
quai fuor li vostri antichi e quai fuor li anni<br />
che si segnaro in vostra püerizia;<br />
25 ditemi de l’ovil di San Giovanni<br />
quanto era allora, e chi eran le genti<br />
tra esso degne di più alti scanni.“<br />
28 Come s’avviva a lo spirar d’i venti<br />
carbone in fiamma, così vid’ io quella<br />
luce risplendere a’ miei blandimenti;<br />
31 e come a li occhi miei si fé più bella,<br />
così con voce più dolce e soave,<br />
ma non con questa moderna favella,<br />
34 dissemi: ” Da quel dì che fu detto ’Ave’<br />
al parto in che mia madre, ch’è or santa,<br />
s’allevïò di me ond’ era grave,<br />
37 al suo Leon cinquecento cinquanta<br />
e trenta fiate venne questo foco<br />
a rinfiammarsi sotto la sua pianta.<br />
40 Li antichi miei e io nacqui nel loco<br />
dove si truova pria l’ultimo sesto<br />
da quei che corre il vostro annüal gioco.
Paradies: Sechzehnter Gesang Pagina 283<br />
Und dies sei von den Ahnen dir bekannt;<br />
Wer sie gewesen, und woher entsprossen,<br />
Wird schicklicher verschwiegen als benannt.<br />
Was da, von Mars und Täufer eingeschlossen,<br />
Befähigt war, sich zum Gefecht zu reih’n,<br />
Ein Fünfteil war’s der jetzigen Genossen.<br />
Allein die Bürgerschaft, jetzt groß zum Schein,<br />
Vermischt mit Campis und Certaldos Scharen,<br />
War noch im letzten Handwerksmanne rein.<br />
Wohl besser wären, die einst Nachbarn waren,<br />
Es jetzo noch – wohl besser war’s, Galluzz<br />
Und Trespian als Grenzen zu bewahren,<br />
Als innerhalb der Bauern Stank und Schmutz<br />
Von Aguglion und Signa zu ertragen,<br />
<strong>Die</strong> listig schachern allem Recht zum Trutz.<br />
Wenn sich, der gänzlich aus der Art geschlagen,<br />
Am Kaiser nicht stiefväterlich verging,<br />
Statt ihn am Herzen väterlich zu tragen,<br />
War’ mancher Schachrer, den Florenz empfing,<br />
Bereits zurückgekehrt nach Simifonte,<br />
Wo sein Großvater schmählich betteln ging.<br />
Wie Montemurlo Grafschaft bleiben konnte,<br />
So wären noch die Cerchi in Acon,<br />
Vielleicht in Valdigriev die Buondelmonte.<br />
In Volksvermischung fand man immer schon<br />
Den ersten Keim zu einer Stadt Verfalle,<br />
Wie Speis auf Speisen unsern Leib bedroh’n.<br />
Ein blinder Stier stürzt hin in jäherm Falle<br />
Als blindes <strong>La</strong>mm, und öfters ist ein Schwert<br />
Mehr wert als fünf und schneidet mehr als alle.<br />
Sieh Luni, Urbifaglia schon verheert,<br />
Sieh Chiusi in derselben Not sich winden,<br />
<strong>Die</strong> Sinigaglia, jenen gleich, erfährt;<br />
Dann wirst du’s nicht mehr neu und schrecklich finden,<br />
Hüllt Nacht des Todes die Geschlechter ein,<br />
Da Städte selbst vom festen Grund verschwinden.<br />
Was euer ist, das trägt, wie euer Sein,<br />
Den Tod in sich; doch, was sich minder wandelt,<br />
Verbirgt ihn euch, denn eure Zeit ist klein.<br />
Und wie des Mondes <strong>La</strong>uf den Strand verwandelt<br />
Und ihn in Ebb’ und Flut entblößt und deckt, –<br />
So ist’s, wie das Geschick Florenz behandelt.<br />
43 Basti d’i miei maggiori udirne questo:<br />
chi ei si fosser e onde venner quivi,<br />
più è tacer che ragionare onesto.<br />
46 Tutti color ch’a quel tempo eran ivi<br />
da poter arme tra Marte e ’l Batista,<br />
eran il quinto di quei ch’or son vivi.<br />
49 Ma la cittadinanza, ch’è or mista<br />
di Campi, di Certaldo e di Fegghine,<br />
pura vediesi ne l’ultimo artista.<br />
52 Oh quanto fora meglio esser vicine<br />
quelle genti ch’io dico, e al Galluzzo<br />
e a Trespiano aver vostro confine,<br />
55 che averle dentro e sostener lo puzzo<br />
del villan d’Aguglion, di quel da Signa,<br />
che già per barattare ha l’occhio aguzzo!<br />
58 Se la gente ch’al mondo più traligna<br />
non fosse stata a Cesare noverca,<br />
ma come madre a suo figlio benigna,<br />
61 tal fatto è fiorentino e cambia e merca,<br />
che si sarebbe vòlto a Simifonti,<br />
là dove andava l’avolo a la cerca;<br />
64 sariesi Montemurlo ancor de’ Conti;<br />
sarieno i Cerchi nel piovier d’Acone,<br />
e forse in Valdigrieve i Buondelmonti.<br />
67 Sempre la confusion de le persone<br />
principio fu del mal de la cittade,<br />
come del vostro il cibo che s’appone;<br />
70 e cieco toro più avaccio cade<br />
che cieco agnello; e molte volte taglia<br />
più e meglio una che le cinque spade.<br />
73 Se tu riguardi Luni e Orbisaglia<br />
come sono ite, e come se ne vanno<br />
di retro ad esse Chiusi e Sinigaglia,<br />
76 udir come le schiatte si disfanno<br />
non ti parrà nova cosa né forte,<br />
poscia che le cittadi termine hanno.<br />
79 Le vostre cose tutte hanno lor morte,<br />
sì come voi; ma celasi in alcuna<br />
che dura molto, e le vite son corte.<br />
82 E come ’l volger del ciel de la luna<br />
cuopre e discuopre i liti sanza posa,<br />
così fa di Fiorenza la Fortuna:
Seite 284 Paradiso: Canto XVI<br />
Drum werde dir kein Staunen mehr erweckt,<br />
Sprech’ ich von Edeln deiner Stadt, von ihnen,<br />
<strong>Die</strong> in Vergessenheit die Zeit versteckt.<br />
<strong>Die</strong> Ughi hob’ ich und die Catellinen<br />
Der Greci und Ormanni Stamm gesehn,<br />
<strong>Die</strong> selbst im Fall erhabne Bürger schienen.<br />
Mocht’ alt, wie hoch, der von Sanella stehn,<br />
Er mußte mit Soldanier, den von Arke<br />
Und den Bostichi kläglich untergehn.<br />
Am Tor, das jetzt an Hochverrat so starke<br />
Belastung hat, daß in den Wogen bald<br />
Versinken wird die überladne Barke,<br />
Dort war der Ravignani Aufenthalt,<br />
Das Stammhaus derer, so den Namen führen<br />
Des Bellincion, der edel ist und alt.<br />
Wohl wußte, wie sich’s zieme, zu regieren,<br />
Der della Pressa – Galigajo nahm<br />
Das Schwert, das goldnes Blatt und Knauf verzieren.<br />
Groß war die graue Säul’ und wundersam,<br />
Groß waren die Sachetti, die Barucci<br />
Und die ein Scheffel jetzt durchglüht mit Scham.<br />
Groß war vordem der Urstamm der Calfucci;<br />
Zu jeglichem erhabnen Platz im Staat<br />
Rief man die Sizii, die Arrigucci.<br />
Wie groß war’t ihr! Allein des Stolzes Saat<br />
Trug Untergang – wie blüht auf allen Ästen<br />
So edler Stämme Mut und große Tat!<br />
So waren deren Väter, die in Festen,<br />
Wenn man den Sitz des Bischofs ledig sieht,<br />
Im Konsistorium sich behaglich mästen.<br />
Das prahlende Geschlecht, das dem, der flieht,<br />
Zum Drachen wird, doch sanft wird, gleich dem <strong>La</strong>mme,<br />
Wenn man die Zahne weist, den Beutel zieht<br />
Kam schon empor, allein aus niederm Stamme,<br />
Drum zürnt’ Ubert dem Bellincion, daß er<br />
Zu solcherlei Verwandtschaft ihn verdamme.<br />
Von Fiesole kam Caponsacco her<br />
Auf euren Markt und trieb in jenen Tagen,<br />
Wie Infangato bürgerlich Verkehr.<br />
Unglaubliches, doch Wahres werd’ ich sagen:<br />
Ein Tor des Städtchens ließ man ungescheut<br />
Den Namen des Geschlechts der Pera tragen.<br />
85 per che non dee parer mirabil cosa<br />
ciò ch’io dirò de li alti Fiorentini<br />
onde è la fama nel tempo nascosa.<br />
88 Io vidi li Ughi e vidi i Catellini,<br />
Filippi, Greci, Ormanni e Alberichi,<br />
già nel calare, illustri cittadini;<br />
91 e vidi così grandi come antichi,<br />
con quel de la Sannella, quel de l’Arca,<br />
e Soldanieri e Ardinghi e Bostichi.<br />
94 Sovra la porta ch’al presente è carca<br />
di nova fellonia di tanto peso<br />
che tosto fia iattura de la barca,<br />
97 erano i Ravignani, ond’ è disceso<br />
il conte Guido e qualunque del nome<br />
de l’alto Bellincione ha poscia preso.<br />
100 Quel de la Pressa sapeva già come<br />
regger si vuole, e avea Galigaio<br />
dorata in casa sua già l’elsa e ’l pome.<br />
103 Grand’ era già la colonna del Vaio,<br />
Sacchetti, Giuochi, Fifanti e Barucci<br />
e Galli e quei ch’arrossan per lo staio.<br />
106 Lo ceppo di che nacquero i Calfucci<br />
era già grande, e già eran tratti<br />
a le curule Sizii e Arrigucci.<br />
109 Oh quali io vidi quei che son disfatti<br />
per lor superbia! e le palle de l’oro<br />
fiorian Fiorenza in tutt’ i suoi gran fatti.<br />
112 Così facieno i padri di coloro<br />
che, sempre che la vostra chiesa vaca,<br />
si fanno grassi stando a consistoro.<br />
115 L’oltracotata schiatta che s’indraca<br />
dietro a chi fugge, e a chi mostra ’l dente<br />
o ver la borsa, com’ agnel si placa,<br />
118 già venìa sù, ma di picciola gente;<br />
sì che non piacque ad Ubertin Donato<br />
che poï il suocero il fé lor parente.<br />
121 Già era ’l Caponsacco nel mercato<br />
disceso giù da Fiesole, e già era<br />
buon cittadino Giuda e Infangato.<br />
124 Io dirò cosa incredibile e vera:<br />
nel picciol cerchio s’entrava per porta<br />
che si nomava da quei de la Pera.
Paradies: Siebzehnter Gesang Pagina 285<br />
Wen nur des schönen Wappens Schmuck erfreut,<br />
Des großen Freiherrn, dessen Preis und Ehren<br />
Alljährlich noch das Thomasfest erneut.<br />
Ließ Ritterwürden sich von ihm gewähren,<br />
Mag der auch, der’s mit goldner Zier umwand,<br />
Jetzt im Vereine mit dem Volk verkehren.<br />
Da hoch der Stamm der Gualterotti stand,<br />
So würd’ in Kriegsnot Borgo minder beben,<br />
Wenn er sich mit den Nachbarn nicht verband.<br />
Das Haus, das euch zum Weinen Grund gegeben,<br />
Da’s in gerechtem Grimm euch Tod gebracht<br />
Und ganz beendigt euer heitres Leben,<br />
Stand mit den Seinen fest in Ehr’ und Macht.<br />
Buondelmont, was hattest du Verlangen<br />
Nach andrer Braut? Was fremden Antriebs acht?<br />
Wohl viele würden froh sein, die jetzt bangen,<br />
Wenn Gott der Ema dich vermählt, als du<br />
Zum ersten Male nach der Stadt gegangen.<br />
Doch wohl stand dieser Stadt das Opfer zu,<br />
Das sie der Brückenwacht, dem wüsten Steine,<br />
Mit Blut gebracht in ihrer letzten Ruh’.<br />
Mit diesen und mit andern im Vereine<br />
Sah ich Florenz des süßen Friedens wert,<br />
Indem’s nie Ursach’ fand, weshalb es weine.<br />
Mit diesem sah ich hoch sein Volk geehrt,<br />
Gerecht und treu, in ruhig stiller Haltung,<br />
Und nie am Speer die Lilie umgekehrt’<br />
127 Ciascun che de la bella insegna porta<br />
del gran barone il cui nome e ’l cui pregio<br />
la festa di Tommaso riconforta,<br />
130 da esso ebbe milizia e privilegio;<br />
avvegna che con popol si rauni<br />
oggi colui che la fascia col fregio.<br />
133 Già eran Gualterotti e Importuni;<br />
e ancor saria Borgo più quïeto,<br />
se di novi vicin fosser digiuni.<br />
136 <strong>La</strong> casa di che nacque il vostro fleto,<br />
per lo giusto disdegno che v’ha morti<br />
e puose fine al vostro viver lieto,<br />
139 era onorata, essa e suoi consorti:<br />
o Buondelmonte, quanto mal fuggisti<br />
le nozze süe per li altrui conforti!<br />
142 Molti sarebber lieti, che son tristi,<br />
se Dio t’avesse conceduto ad Ema<br />
la prima volta ch’a città venisti.<br />
145 Ma conveniesi, a quella pietra scema<br />
che guarda ’l ponte, che Fiorenza fesse<br />
vittima ne la sua pace postrema.<br />
148 Con queste genti, e con altre con esse,<br />
vid’ io Fiorenza in sì fatto riposo,<br />
che non avea cagione onde piangesse.<br />
151 Con queste genti vid’ io glorïoso<br />
e giusto il popol suo, tanto che ’l giglio<br />
non era ad asta mai posto a ritroso,<br />
Und nimmer rotgefärbt durch innre Spaltung. 154 né per divisïon fatto vermiglio.“<br />
Siebzehnter Gesang Canto XVII<br />
Wie der, der Väter karg gemacht den Söhnen,<br />
An Climene um Kunde sich gewandt<br />
Von dem, was man gejagt, ihn zu verhöhnen;<br />
So war ich jetzt in mir, und so empfand<br />
Beatrix mich und er, des Liebesregung<br />
Vom Flammenkreuz ihn zu mir hergebannt.<br />
Drum sie: ” Folg’ itzt der inneren Bewegung<br />
Und laß den Wunsch hervor, nur sei er rein<br />
Bezeichnet durch des innern Stempels Prägung.<br />
Er soll nicht größre Kenntnis uns verleih’n,<br />
Doch mutig sollst du deinen Durst bekennen,<br />
Als ob ein Mensch ihn stillen sollt’ in Wein.“<br />
1 Qual venne a Climenè, per accertarsi<br />
di ciò ch’avëa incontro a sé udito,<br />
quei ch’ancor fa li padri ai figli scarsi;<br />
4 tal era io, e tal era sentito<br />
e da Beatrice e da la santa lampa<br />
che pria per me avea mutato sito.<br />
7 Per che mia donna ” Manda fuor la vampa<br />
del tuo disio,“ mi disse, ” sì ch’ella esca<br />
segnata bene de la interna stampa:<br />
10 non perché nostra conoscenza cresca<br />
per tuo parlare, ma perché t’ausi<br />
a dir la sete, sì che l’uom ti mesca.“
Seite 286 Paradiso: Canto XVII<br />
” O teurer Ahn, hochragend im Erkennen,<br />
Gleich wie der Mensch sieht, daß im Dreieck nicht<br />
Zwei stumpfe Winkel sich gestalten können,<br />
So siehst du, was da sein wird, das Gesicht<br />
Dem Spiegel zugewandt, der alle Zeiten<br />
Als Gegenwart dir zeigt im klaren Licht.<br />
Als noch Virgil bestimmt war, mich zu leiten,<br />
Um auf den Berg, der unsre Seelen heilt,<br />
Und zu der toten Welt hinabzuschreiten,<br />
Ward von der Zukunft Kunde mir erteilt,<br />
<strong>Die</strong> hart ist, mag ich auch als Turm mich fühlen,<br />
Der trotzend steht, wenn ihn der Sturm umheult.<br />
Drum wüßt’ ich gern, um meinen Wunsch zu kühlen,<br />
Welch ein Geschick mir naht. Vorausgeschaut,<br />
Scheint minder tief ein Pfeil sich einzuwühlen.“<br />
Ich sprach’s zum Licht, das mir mit süßem <strong>La</strong>ut<br />
Gesprochen hatt’, und hatt’ ihm nun vollkommen,<br />
Nach meiner Herrin Wink, den Wunsch vertraut.<br />
In Rätseln nicht, wie man sie einst vernommen,<br />
Bestimmt, ein Netz für Torenwahn zu sein,<br />
Eh’ Gottes <strong>La</strong>mm die Sünd’ auf sich genommen,<br />
In klarem Wort und bündigem <strong>La</strong>tein,<br />
Antwortete mir jene Vaterliebe<br />
Verschlossen in der eignen Wonne Schein:<br />
” Der Zufall, Werk allein der Erdentriebe,<br />
Malt sich im ew’gen Blick, wie vorbestimmt,<br />
Und keiner ist, der ihm verborgen bliebe,<br />
Obwohl er euch die Freiheit nicht benimmt<br />
So wenig, als das Aug’ ein Schifflein leitet,<br />
Das drin sich spiegelt, wenn’s stromunter schwimmt.<br />
Wie Orgelharmonie zum Ohre gleitet,<br />
So kann mein Aug’ im ew’gen Blicke sehn,<br />
Welch ein Geschick die Zukunft dir bereitet.<br />
Wie Hippolyt, vertrieben aus Athen<br />
Von der Stiefmutter treulos argen Ränken,<br />
So mußt du aus dem Vaterlande gehn.<br />
<strong>Die</strong>s wollen sie, dies ist’s, worauf sie denken;<br />
Und wo man Christum frech zu Markte trägt,<br />
Dort wird zur Tat, was nottut, dich zu kränken.<br />
Und dem verletzten Teil folgt, wie er pflegt,<br />
Der Ruf der Schuld – allein die Wahrheit künden<br />
Wird Gottes Rache, die den Argen schlägt.<br />
13<br />
” O cara piota mia che sì t’insusi,<br />
che, come veggion le terrene menti<br />
non capere in trïangol due ottusi,<br />
16 così vedi le cose contingenti<br />
anzi che sieno in sé, mirando il punto<br />
a cui tutti li tempi son presenti;<br />
19 mentre ch’io era a Virgilio congiunto<br />
su per lo monte che l’anime cura<br />
e discendendo nel mondo defunto,<br />
22 dette mi fuor di mia vita futura<br />
parole gravi, avvegna ch’io mi senta<br />
ben tetragono ai colpi di ventura;<br />
25 per che la voglia mia saria contenta<br />
d’intender qual fortuna mi s’appressa:<br />
ché saetta previsa vien più lenta.“<br />
28 Così diss’ io a quella luce stessa<br />
che pria m’avea parlato; e come volle<br />
Beatrice, fu la mia voglia confessa.<br />
31 Né per ambage, in che la gente folle<br />
già s’inviscava pria che fosse anciso<br />
l’Agnel di Dio che le peccata tolle,<br />
34 ma per chiare parole e con preciso<br />
latin rispuose quello amor paterno,<br />
chiuso e parvente del suo proprio riso:<br />
37<br />
” <strong>La</strong> contingenza, che fuor del quaderno<br />
de la vostra matera non si stende,<br />
tutta è dipinta nel cospetto etterno;<br />
40 necessità però quindi non prende<br />
se non come dal viso in che si specchia<br />
nave che per torrente giù discende.<br />
43 Da indi, sì come viene ad orecchia<br />
dolce armonia da organo, mi viene<br />
a vista il tempo che ti s’apparecchia.<br />
46 Qual si partio Ipolito d’Atene<br />
per la spietata e perfida noverca,<br />
tal di Fiorenza partir ti convene.<br />
49 Questo si vuole e questo già si cerca,<br />
e tosto verrà fatto a chi ciò pensa<br />
là dove Cristo tutto dì si merca.<br />
52 <strong>La</strong> colpa seguirà la parte offensa<br />
in grido, come suol; ma la vendetta<br />
fia testimonio al ver che la dispensa.
Paradies: Siebzehnter Gesang Pagina 287<br />
Du wirst dich allem, was du liebst, entwinden<br />
Und wirst, wenn dies dir bittern Schmerz erweckt,<br />
Darin den ersten Pfeil des Banns empfinden.<br />
Wie fremdes Brot gar scharf versalzen schmeckt,<br />
Wie hart es ist, zu steigen fremde Stiegen,<br />
Wird dann durch die Erfahrung dir entdeckt.<br />
Doch wird so schwer nichts seinen Rücken biegen,<br />
Als die Gesellschaft jener schlechten Schar,<br />
Mit welcher du dem Bann wirst unterliegen.<br />
Ganz toll und ganz verrucht und undankbar<br />
Bekämpft sie dich; doch zeiget bald, zerschlagen,<br />
Ihr Kopf, nicht deiner, wer im Rechte war.<br />
Wie dumm sie ist, das wird ihr Tun besagen;<br />
Und daß du für dich selbst Partei gemacht,<br />
Wird dir erwünschte, schöne Früchte tragen.<br />
<strong>Die</strong> erste Zuflucht in der harten Acht<br />
Wird dir der herrliche Lombard gewähren,<br />
Den heil’ger Aar und Leiter kenntlich macht.<br />
Zwischen euch wird von Geben und Begehren<br />
Das, was sonst später kommt, das erste sein,<br />
So sorgsam wird auf dich sein Blick sich kehren.<br />
Dort siehst du ihn, dem dieses Sternes Schein<br />
Bei der Geburt im hellsten Licht entglommen,<br />
Ihm das Gepräg’ zu hoher Tat zu leih’n.<br />
Und hat die Welt noch nichts davon vernommen,<br />
So ist’s, weil eben erst zum neuntenmal<br />
<strong>Die</strong> Sonn’ um ihm den Zirkellauf genommen.<br />
Doch glänzt er, ungerührt durch Gold und Quäl,<br />
Bevor sich des Gascogners Tücken zeigen<br />
Bei Heinrichs Zug, in heller Tugend Strahl.<br />
Hochherrlich wird sein Ruhm zum Himmel steigen;<br />
Der Feind selbst kann, obwohl voll Ungeduld<br />
Bei seiner Taten Lob, es nicht verschweigen.<br />
Gewärtig sei denn sein und seiner Huld;<br />
Aus Armen macht er Reich’ und Arm’ aus Reichen,<br />
Hebt arme Tugend, stürzt die reiche Schuld.<br />
<strong>La</strong>ß nicht dies Wort aus dem Gedächtnis weichen,<br />
Doch sage nichts!“ Dann sagt’ er Dinge mir,<br />
<strong>Die</strong> dem selbst, der sie sah, noch Wundern gleichen.<br />
” Sohn,“ also sprach er weiter, siehe hier,<br />
”<br />
Zu dem, was dir verkündet ward, die Glossen.<br />
Schon droht man aus dem Hinterhalte dir.<br />
55 Tu lascerai ogne cosa diletta<br />
più caramente; e questo è quello strale<br />
che l’arco de lo essilio pria saetta.<br />
58 Tu proverai sì come sa di sale<br />
lo pane altrui, e come è duro calle<br />
lo scendere e ’l salir per l’altrui scale.<br />
61 E quel che più ti graverà le spalle,<br />
sarà la compagnia malvagia e scempia<br />
con la qual tu cadrai in questa valle;<br />
64 che tutta ingrata, tutta matta ed empia<br />
si farà contr’ a te; ma, poco appresso,<br />
ella, non tu, n’avrà rossa la tempia.<br />
67 Di sua bestialitate il suo processo<br />
farà la prova; sì ch’a te fia bello<br />
averti fatta parte per te stesso.<br />
70 Lo primo tuo refugio e ’l primo ostello<br />
sarà la cortesia del gran Lombardo<br />
che ’n su la scala porta il santo uccello;<br />
73 ch’in te avrà sì benigno riguardo,<br />
che del fare e del chieder, tra voi due,<br />
fia primo quel che tra li altri è più tardo.<br />
76 Con lui vedrai colui che ’mpresso fue,<br />
nascendo, sì da questa stella forte,<br />
che notabili fier l’opere sue.<br />
79 Non se ne son le genti ancora accorte<br />
per la novella età, ché pur nove anni<br />
son queste rote intorno di lui torte;<br />
82 ma pria che ’l Guasco l’alto Arrigo inganni,<br />
parran faville de la sua virtute<br />
in non curar d’argento né d’affanni.<br />
85 Le sue magnificenze conosciute<br />
saranno ancora, sì che ’ suoi nemici<br />
non ne potran tener le lingue mute.<br />
88 A lui t’aspetta e a’ suoi benefici;<br />
per lui fia trasmutata molta gente,<br />
cambiando condizion ricchi e mendici;<br />
91 e portera’ne scritto ne la mente<br />
di lui, e nol dirai“; e disse cose<br />
incredibili a quei che fier presente.<br />
94 Poi giunse: ” Figlio, queste son le chiose<br />
di quel che ti fu detto; ecco le ’nsidie<br />
che dietro a pochi giri son nascose.
Seite 288 Paradiso: Canto XVII<br />
Doch nicht beneide deine <strong>La</strong>ndsgenossen,<br />
Denn lang, bevor du sinkst ins dunkle Grab,<br />
Ist dem Verrat gerechte Rach’ entsprossen.“<br />
Hier brach die heil’ge Seel’ ihr Reden ab<br />
Und hatte das Gewebe ganz vollendet,<br />
Wozu ich fragend ihr den Aufzug gab.<br />
Und wie man zweifelnd sich an jemand wendet,<br />
Der innig liebt und Rechtes will und sieht,<br />
Nach gutem Rat – so ich, als er geendet:<br />
” Ich seh’s, wie rasch heran die Stunde zieht,<br />
Um gegen mich den scharfen Pfeil zu kehren,<br />
Der schwerer trifft, wen die Besinnung flieht.<br />
Drum muß ich wohl mit Vorsicht mich bewehren,<br />
Um fern dem Ort, der, was ich lieb’, enthält,<br />
Nicht durch mein Lied der Zuflucht zu entbehren.<br />
Denn reifend durch die endlos bittre Welt,<br />
Dann auf die Höh’, wo mich vom Angesichte<br />
Der Herrin Licht zum höhern Flug erhellt,<br />
Dann durch den Himmel selbst von Licht zu Lichte,<br />
Erfuhr ich, was wohl manchen brennt und beißt<br />
Durch ätzenden Geschmack, wenn ich’s berichte.<br />
Und zagt, der Wahrheit feiger Freund, mein Geist,<br />
Dann, fürcht’ ich, bin ich tot bei jenen allen,<br />
Bei welchen diese Zeit die alte heißt.“<br />
Und neuen Glanz sah ich dem Licht entwallen,<br />
Das Strahlen, wie ein goldner Spiegel, warf,<br />
Auf den der Sonne Feuerblicke fallen.<br />
” Wer rein nicht sein Gewissen nennen darf,“<br />
Sprach er, wen eigne Schmach, wen fremde drücket,<br />
”<br />
Dem schmeckt wohl deine Rede streng und scharf.<br />
Dennoch verkünde ganz und unzerstücket<br />
Was du gesehn, von jeder Lüge frei<br />
Und laß nur den sich kratzen, den es jücket.<br />
Ob schwer dein Werk beim ersten Kosten sei,<br />
Doch Nahrung hinterläßt’s zu kräft’germ Leben,<br />
Ist des Gerichts Verdauung erst vorbei.<br />
Dein <strong>La</strong>ut wird sich, dem Sturme gleich, erheben,<br />
Der hohe Gipfel stärker schüttelnd faßt,<br />
Und dies wird Grund zu größrer Ehre geben.<br />
Drum sind berühmte Seelen alle fast,<br />
<strong>Die</strong> du im dunkeln, wehevollen Schlunde<br />
Und auf dem Berg und hier gesehen hast.<br />
97 Non vo’ però ch’a’ tuoi vicini invidie,<br />
poscia che s’infutura la tua vita<br />
vie più là che ’l punir di lor perfidie.“<br />
100 Poi che, tacendo, si mostrò spedita<br />
l’anima santa di metter la trama<br />
in quella tela ch’io le porsi ordita,<br />
103 io cominciai, come colui che brama,<br />
dubitando, consiglio da persona<br />
che vede e vuol dirittamente e ama:<br />
106<br />
” Ben veggio, padre mio, sì come sprona<br />
lo tempo verso me, per colpo darmi<br />
tal, ch’è più grave a chi più s’abbandona;<br />
109 per che di provedenza è buon ch’io m’armi,<br />
sì che, se loco m’è tolto più caro,<br />
io non perdessi li altri per miei carmi.<br />
112 Giù per lo mondo sanza fine amaro,<br />
e per lo monte del cui bel cacume<br />
li occhi de la mia donna mi levaro,<br />
115 e poscia per lo ciel, di lume in lume,<br />
ho io appreso quel che s’io ridico,<br />
a molti fia sapor di forte agrume;<br />
118 e s’io al vero son timido amico,<br />
temo di perder viver tra coloro<br />
che questo tempo chiameranno antico.“<br />
121 <strong>La</strong> luce in che rideva il mio tesoro<br />
ch’io trovai lì, si fé prima corusca,<br />
quale a raggio di sole specchio d’oro;<br />
124 indi rispuose: ” Coscïenza fusca<br />
o de la propria o de l’altrui vergogna<br />
pur sentirà la tua parola brusca.<br />
127 Ma nondimen, rimossa ogne menzogna,<br />
tutta tua visïon fa manifesta;<br />
e lascia pur grattar dov’ è la rogna.<br />
130 Ché se la voce tua sarà molesta<br />
nel primo gusto, vital nodrimento<br />
lascerà poi, quando sarà digesta.<br />
133 Questo tuo grido farà come vento,<br />
che le più alte cime più percuote;<br />
e ciò non fa d’onor poco argomento.<br />
136 Però ti son mostrate in queste rote,<br />
nel monte e ne la valle dolorosa<br />
pur l’anime che son di fama note,
Paradies: Achtzehnter Gesang Pagina 289<br />
Denn niemand traut beruhigt einer Kunde,<br />
Verbirgt das Bild, das sie vor Augen stellt,<br />
<strong>Die</strong> Wurzel tief im unbekannten Grunde,<br />
139 che l’animo di quel ch’ode, non posa<br />
né ferma fede per essempro ch’aia<br />
la sua radice incognita e ascosa,<br />
Und nur was schimmert überzeugt die Welt.“ 142 né per altro argomento che non paia.“<br />
Achtzehnter Gesang Canto XVIII<br />
Schon freute sich der sel’ge Geist alleine<br />
An seinem Wort. und ich, mit Süßigkeit<br />
Das Bittre mäßigend, genoß das meine.<br />
Und jene Frau, zum Höchsten mein Geleit,<br />
Sprach: ” Wechsle die Gedanken – denk’, ich wohne<br />
Dem nah, der mildert unverdientes Leid.“<br />
Ich, hingewandt zum süßen Liebestone,<br />
Konnt’ in den heil’gen Augen Liebe schau’n,<br />
<strong>Die</strong> ich nicht sing’ in dieser niedern Zone.<br />
Denn nicht der Sprache nur muß ich mißtrau’n;<br />
Selbst das Gedächtnis kehrt nicht, ungetragen<br />
Vom Flug der Gnade, zu den sel’gen Au’n.<br />
Ich kann von jenem Augenblick nur sagen:<br />
Ich fühlte jeden Wunsch der Brust entflieh’n,<br />
Als ich den Blick zur Herrin aufgeschlagen,<br />
Bis, die nun selbst aus ihrem Auge schien,<br />
<strong>Die</strong> ew’ge Luft, vom schönen Angesichte<br />
Im zweiten Anblick G’nüge mir verlieh’n,<br />
Besiegend mich mit eines Lächelns Lichte.<br />
” Nicht mir im Aug’ allein ist Paradies.“<br />
Sie sprach’s. Horch auf! Dorthin die Augen richte!“<br />
”<br />
Wie Lieb’ auf Erden wohl sich mir erwies,<br />
<strong>Die</strong> lächelnd glänzt’ auf eines Freundes Zügen,<br />
Der seine Seele ganz ihr überließ,<br />
So zeigt’ in Glanz und wonnigem Vergnügen<br />
Des Urahns Geist die liebende Begier,<br />
Mir noch durch ein’ge Reden zu genügen:<br />
” In dieses Baumes fünfter Stufe hier,<br />
Der von dem Gipfel Nahrung zieht und Leben,<br />
Stets reich an Frucht und frischer Blätter Zier,<br />
Sind Sel’ge, die, eh’ sie emporzuschweben<br />
Der Himmel rief, in eurem Erdental<br />
Durch Ruhm der Muse reichen Stoff gegeben.<br />
Sieh auf die Arme hin am Kreuzesmal,<br />
Und zeigen wird sich jeder, den ich nannte,<br />
Wie in der Wolk’ ihr schneller Feuerstrahl.<br />
1 Già si godeva solo del suo verbo<br />
quello specchio beato, e io gustava<br />
lo mio, temprando col dolce l’acerbo;<br />
4 e quella donna ch’a Dio mi menava<br />
disse: ” Muta pensier; pensa ch’i’ sono<br />
presso a colui ch’ogne torto disgrava.“<br />
7 Io mi rivolsi a l’amoroso suono<br />
del mio conforto; e qual io allor vidi<br />
ne li occhi santi amor, qui l’abbandono:<br />
10 non perch’ io pur del mio parlar diffidi,<br />
ma per la mente che non può redire<br />
sovra sé tanto, s’altri non la guidi.<br />
13 Tanto poss’ io di quel punto ridire,<br />
che, rimirando lei, lo mio affetto<br />
libero fu da ogne altro disire,<br />
16 fin che ’l piacere etterno, che diretto<br />
raggiava in Bëatrice, dal bel viso<br />
mi contentava col secondo aspetto.<br />
19 Vincendo me col lume d’un sorriso,<br />
ella mi disse: ” Volgiti e ascolta;<br />
ché non pur ne’ miei occhi è paradiso.“<br />
22 Come si vede qui alcuna volta<br />
l’affetto ne la vista, s’elli è tanto,<br />
che da lui sia tutta l’anima tolta,<br />
25 così nel fiammeggiar del folgór santo,<br />
a ch’io mi volsi, conobbi la voglia<br />
in lui di ragionarmi ancora alquanto.<br />
28 El cominciò: ” In questa quinta soglia<br />
de l’albero che vive de la cima<br />
e frutta sempre e mai non perde foglia,<br />
31 spiriti son beati, che giù, prima<br />
che venissero al ciel, fuor di gran voce,<br />
sì ch’ogne musa ne sarebbe opima.<br />
34 Però mira ne’ corni de la croce:<br />
quello ch’io nomerò, lì farà l’atto<br />
che fa in nube il suo foco veloce.“
Seite 290 Paradiso: Canto XVIII<br />
Und sieh, ein Licht, gleich schnellem Blitz, entbrannte,<br />
Beim Namen Josua – so daß ich Wort<br />
Und Tat in einem Augenblick erkannte.<br />
Den Makkabäus nannt’ er dann, und dort<br />
War kreisend Feuer glänzend vorgedrungen,<br />
Und Freude trieb den heil’gen Kreisel fort.<br />
Als Karl der Groß’ und Roland dann erklungen,<br />
Folgt’ ich so aufmerksam dem Glanz, als man<br />
Dem Falken folgt, der sich emporgeschwungen.<br />
Wilhelm zog meinen Blick zum Kreuz hinan,<br />
Und Rinoard, bei ihres Namens Klange.<br />
Auch Herzog Gottfried, Robert Guiscard dann.<br />
Drauf mischte sich dem schimmernden Gedrange<br />
<strong>Die</strong> Seele, die erst sprach, als Meisterin<br />
Sich zeigend in dem himmlischen Gesange.<br />
Ich kehrte mich zur rechten Seite hin,<br />
Um in Beatrix; meine Pflicht zu lesen,<br />
In Wink und Wort der heil’gen Führerin,<br />
Und sah so rein ihr Aug’, ihr ganzes Wesen<br />
So hold, daß, was ich hab an Himmelsluft,<br />
Sie übertraf, ja, was sie je gewesen.<br />
Und, wie des guten Wirkens sich bewußt,<br />
In größrer Wonne man von Tag zu Tagen<br />
Der Tugend Wachstum merkt in eigner Brust;<br />
So merkt’ ich jetzt, vom Himmel fortgetragen<br />
In seinem Schwung, gewachsen sei der Kreis,<br />
Sobald ich sah dies schönre Wunder tagen.<br />
Und wie das Rot der Scham, die glühend heiß<br />
Gefärbet hat der zarten Jungfrau Wangen,<br />
Bald wieder schwindet vor dem lautern Weiß;<br />
So, nach dem roten Licht, das mich umfangen,<br />
Sah ich mich in den Silberglanz entrückt<br />
Des sechsten Sterns, der mich in sich empfangen.<br />
Und in dem Stern des Zeus, den Freude schmückt,<br />
War frohes Liebesfunkeln zu gewahren,<br />
Durch unsrer Sprache Zeichen ausgedrückt.<br />
Wie Vögel, die empor vom Strande fahren,<br />
Gemeinsam neuer Weide froh, sich bald<br />
In runden, bald in langen Haufen scharen;<br />
So flatterten, von Himmelslicht umwallt,<br />
In Sängen Sel’ge hin, im Fluge zeigend<br />
Des D und dann des I und L Gestalt,<br />
37 Io vidi per la croce un lume tratto<br />
dal nomar Iosuè, com’ el si feo;<br />
né mi fu noto il dir prima che ’l fatto.<br />
40 E al nome de l’alto Macabeo<br />
vidi moversi un altro roteando,<br />
e letizia era ferza del paleo.<br />
43 Così per <strong>Carl</strong>o Magno e per Orlando<br />
due ne seguì lo mio attento sguardo,<br />
com’ occhio segue suo falcon volando.<br />
46 Poscia trasse Guiglielmo e Rinoardo<br />
e ’l duca Gottifredi la mia vista<br />
per quella croce, e Ruberto Guiscardo.<br />
49 Indi, tra l’altre luci mota e mista,<br />
mostrommi l’alma che m’avea parlato<br />
qual era tra i cantor del cielo artista.<br />
52 Io mi rivolsi dal mio destro lato<br />
per vedere in Beatrice il mio dovere,<br />
o per parlare o per atto, segnato;<br />
55 e vidi le sue luci tanto mere,<br />
tanto gioconde, che la sua sembianza<br />
vinceva li altri e l’ultimo solere.<br />
58 E come, per sentir più dilettanza<br />
bene operando, l’uom di giorno in giorno<br />
s’accorge che la sua virtute avanza,<br />
61 sì m’accors’ io che ’l mio girare intorno<br />
col cielo insieme avea cresciuto l’arco,<br />
veggendo quel miracol più addorno.<br />
64 E qual è ’l trasmutare in picciol varco<br />
di tempo in bianca donna, quando ’l volto<br />
suo si discarchi di vergogna il carco,<br />
67 tal fu ne li occhi miei, quando fui vòlto,<br />
per lo candor de la temprata stella<br />
sesta, che dentro a sé m’avea ricolto.<br />
70 Io vidi in quella giovïal facella<br />
lo sfavillar de l’amor che lì era<br />
segnare a li occhi miei nostra favella.<br />
73 E come augelli surti di rivera,<br />
quasi congratulando a lor pasture,<br />
fanno di sé or tonda or altra schiera,<br />
76 sì dentro ai lumi sante creature<br />
volitando cantavano, e faciensi<br />
or D, or I, or L in sue figure.
Paradies: Achtzehnter Gesang Pagina 291<br />
Im Sang, erst bald gesenkt, bald wieder steigend,<br />
Und war die Ordnung diesen Zeichen gleich,<br />
Einhaltend in des Fluges Schwung und schweigend.<br />
Kalliope, die du die Geister reich<br />
An Ruhme machst, sie ewig zu erhalten,<br />
<strong>Die</strong> du erhältst mit ihnen Stadt und Reich,<br />
Erleuchte mich, damit ich die Gestalten<br />
Getreu beschreibe, jetzt mit deinem Strahl;<br />
<strong>La</strong>ß deine Kraft in kurzen Reimen walten! –<br />
Vokal’ und Konsonanten – siebenmal<br />
Fünf waren’s, die mein Auge dort ergötzten,<br />
Auch merkt’ ich wohl die Ordnung dieser Zahl.<br />
Diligite iustitiam – So setzten<br />
Erst Haupt’ und Zeitwort sich; dann sieh sofort:<br />
Qui iudicatis terram – als die letzten.<br />
Und alles blieb beim M im fünften Wort<br />
Geordnet stehn, hiermit das Werk vollbringend.<br />
So stand die Schrift wie Gold in Silber dort.<br />
Ich sah viel andres Licht, sich niederschwingend<br />
Zum Haupt des M, dort still und unbewegt,<br />
Vom Gut, so schien es, das sie anzieht, singend.<br />
Dann, wie wenn man mit Feuerbränden schlägt,<br />
Draus unzählbare Funken sprühend flammen,<br />
Woraus die Torheit wahrzusagen pflegt;<br />
So hoben dort sich mehr als tausend Flammen,<br />
Und die stieg mehr, und minder die empor,<br />
Wie sie die Sonne trieb, aus der sie stammen.<br />
Als jed’ an ihrer Stelle war, verlor<br />
Sich das Gewühl – da trat in Flammenzügen<br />
Der Kopf und Hals von einem Adler vor.<br />
Der dorten malt, weiß selbst sich zu genügen;<br />
Er, ungeleitet, lenkt des Künstlers Hand,<br />
Damit der Form sich die Gebilde fügen.<br />
<strong>Die</strong> sel’ge Schar, die dort zufrieden stand,<br />
Das M bekrönend mit dem Lilienkranze,<br />
Vollendete das Bild jetzt, leicht gewandt.<br />
So sah ich, schöner Stern, der Himmel pflanze<br />
In uns die Keime der Gerechtigkeit,<br />
Der Himmel, den du schmückst mit deinem Glanze.<br />
Zum Geist, der Kraft dir und Bewegung leiht,<br />
Fleh’ ich, nach jenem Rauche hinzuschauen,<br />
Der deinen Strahl verdunkelt und entweiht.<br />
79 Prima, cantando, a sua nota moviensi;<br />
poi, diventando l’un di questi segni,<br />
un poco s’arrestavano e taciensi.<br />
82 O diva Pegasëa che li ’ngegni<br />
fai glorïosi e rendili longevi,<br />
ed essi teco le cittadi e ’ regni,<br />
85 illustrami di te, sì ch’io rilevi<br />
le lor figure com’ io l’ho concette:<br />
paia tua possa in questi versi brevi!<br />
88 Mostrarsi dunque in cinque volte sette<br />
vocali e consonanti; e io notai<br />
le parti sì, come mi parver dette.<br />
91 ’DILIGITE IUSTITIAM’, primai<br />
fur verbo e nome di tutto ’l dipinto;<br />
’QUI IUDICATIS TERRAM’, fur sezzai.<br />
94 Poscia ne l’emme del vocabol quinto<br />
rimasero ordinate; sì che Giove<br />
pareva argento lì d’oro distinto.<br />
97 E vidi scendere altre luci dove<br />
era il colmo de l’emme, e lì quetarsi<br />
cantando, credo, il ben ch’a sé le move.<br />
100 Poi, come nel percuoter d’i ciocchi arsi<br />
surgono innumerabili faville,<br />
onde li stolti sogliono agurarsi,<br />
103 resurger parver quindi più di mille<br />
luci e salir, qual assai e qual poco,<br />
sì come ’l sol che l’accende sortille;<br />
106 e quïetata ciascuna in suo loco,<br />
la testa e ’l collo d’un’aguglia vidi<br />
rappresentare a quel distinto foco.<br />
109 Quei che dipinge lì, non ha chi ’l guidi;<br />
ma esso guida, e da lui si rammenta<br />
quella virtù ch’è forma per li nidi.<br />
112 L’altra bëatitudo, che contenta<br />
pareva prima d’ingigliarsi a l’emme,<br />
con poco moto seguitò la ’mprenta.<br />
115 O dolce stella, quali e quante gemme<br />
mi dimostraro che nostra giustizia<br />
effetto sia del ciel che tu ingemme!<br />
118 Per ch’io prego la mente in che s’inizia<br />
tuo moto e tua virtute, che rimiri<br />
ond’ esce il fummo che ’l tuo raggio vizia;
Seite 292 Paradiso: Canto XIX<br />
Sein Zorn mach’ einmal noch dem Volke Grauen,<br />
Das in dem Tempel schachert und verkehrt,<br />
Den er aus Wundern ließ und Martern bauen.<br />
Himmelskriegerschar, dort hellverklärt,<br />
Bitte für die, so noch der Leib umschlossen,<br />
<strong>Die</strong> schlechtes Beispiel falsche Wege lehrt.<br />
Einst kriegte man mit Schwertern und Geschossen,<br />
Doch jetzt, das Brot wegnehmend dort und hie,<br />
Das unser frommer Vater nie verschlossen.<br />
Du, der du schreibst, um auszustreichen, sie:<br />
Für jenen Weinberg, welchen du verdorben,<br />
Starb Paul und Petrus, doch noch leben sie.<br />
Du aber denkst: Hab’ ich nur den erworben,<br />
Der in die Einsamkeit der Wüst’ entrann,<br />
Und der zum Lohn für einen Tanz gestorben,<br />
121 sì ch’un’altra fïata omai s’adiri<br />
del comperare e vender dentro al templo<br />
che si murò di segni e di martìri.<br />
124 O milizia del ciel cu’ io contemplo,<br />
adora per color che sono in terra<br />
tutti svïati dietro al malo essemplo!<br />
127 Già si solea con le spade far guerra;<br />
ma or si fa togliendo or qui or quivi<br />
lo pan che ’l pïo Padre a nessun serra.<br />
130 Ma tu che sol per cancellare scrivi,<br />
pensa che Pietro e Paulo, che moriro<br />
per la vigna che guasti, ancor son vivi.<br />
133 Ben puoi tu dire: ” I’ ho fermo ’l disiro<br />
sì a colui che volle viver solo<br />
e che per salti fu tratto al martiro,<br />
Was kümmern Paulus mich und Petrus dann? 136 ch’io non conosco il pescator né Polo.“<br />
Neunzehnter Gesang Canto XIX<br />
Vor mir erschien mit offnem Flügelpaar<br />
Das schöne Bild, wo, selig im Vereine,<br />
Der Geister lichter Kranz verflochten war.<br />
Jedweder war wie ein Rubin, vom Scheine<br />
Der Sonne so in Licht und Glut entbrannt,<br />
Als ob sie selbst mir in die Augen Scheine.<br />
Der Schilderung, zu der ich mich gewandt,<br />
Wie kann die Sprache sie, die Feder wagen,<br />
Da Phantasie dergleichen nie erkannt? –<br />
Ich sah den Aar und hört’ ihn Worte sagen,<br />
Und in der Stimm’ erklangen Ich und Mein,<br />
Als Wir und Unser ihm im Sinne lagen:<br />
Er sprach: ” Für frommes und gerechtes Sein<br />
Sollt’ ich zu dieser Glorie mich erheben,<br />
<strong>Die</strong> jeden Wunsch uns zeigt als arm und klein.<br />
Und solch Gedächtnis ließ ich dort im Leben,<br />
Daß es für rühmlich selbst den Bösen gilt,<br />
<strong>Die</strong> nicht auf meiner Spur zu wandeln streben.“<br />
Wie vielen Kohlen eine Glut entquillt,<br />
So tönte jetzt von vielen Liebesgluten<br />
Ein einz’ger Ton mir zu aus jenem Bild.<br />
” Ihr ew’ge Blüten des endlosen Guten,“<br />
Begann ich, die ihr mir als einen jetzt<br />
”<br />
<strong>La</strong>ßt eure Wohlgerüch’ entgegenfluten,<br />
1 Parea dinanzi a me con l’ali aperte<br />
la bella image che nel dolce frui<br />
liete facevan l’anime conserte;<br />
4 parea ciascuna rubinetto in cui<br />
raggio di sole ardesse sì acceso,<br />
che ne’ miei occhi rifrangesse lui.<br />
7 E quel che mi convien ritrar testeso,<br />
non portò voce mai, né scrisse incostro,<br />
né fu per fantasia già mai compreso;<br />
10 ch’io vidi e anche udi’ parlar lo rostro,<br />
e sonar ne la voce e ” io“ e ” mio,“<br />
quand’ era nel concetto e ’noi’ e ’nostro’.<br />
13 E cominciò: ” Per esser giusto e pio<br />
son io qui essaltato a quella gloria<br />
che non si lascia vincere a disio;<br />
16 e in terra lasciai la mia memoria<br />
sì fatta, che le genti lì malvage<br />
commendan lei, ma non seguon la storia.“<br />
19 Così un sol calor di molte brage<br />
si fa sentir, come di molti amori<br />
usciva solo un suon di quella image.<br />
22 Ond’ io appresso: ” O perpetüi fiori<br />
de l’etterna letizia, che pur uno<br />
parer mi fate tutti vostri odori,
Paradies: Neunzehnter Gesang Pagina 293<br />
Ich bitt’ euch nun, mit eurem Hauch ergetzt<br />
Mich Hungrigen und reicht mir jene Speise,<br />
Mit welcher mich die Erde nie geletzt.<br />
Wohl weiß ich, spiegelt sich in anderm Kreise<br />
Des Himmels ab des Herrn Gerechtigkeit,<br />
Daß sie sich euch nicht unterm Schleier weise.<br />
Ihr wißt, zum Hören bin ich schon bereit,<br />
Auch wißt ihr, welch ein Zweifel mich befangen,<br />
Der unbefriedigt ist seit langer Zeit.“<br />
Gleichwie ein edler Falk, der Kapp’ entgangen,<br />
Das Haupt bewegt, sich schön und freudig macht,<br />
Stolz mit den Flügeln schlägt und zeigt Verlangen,<br />
So machte sich des hohen Zeichens pracht,<br />
Das Gottes Gnade laut dem All verkündet,<br />
Mit Sang, wie der nur hört, der dort erwacht.<br />
Und es begann: ” Er, der die Welt gerundet<br />
Und sie begrenzt, hat viel Geheimes drin<br />
Und Offenbares viel darin begründet;<br />
Doch hat er seine Kraft vom Anbeginn<br />
Nicht völlig ausgeprägt im Weltenaue,<br />
Denn endlos überragt’s sein hoher Sinn.<br />
Der erste Stolze, welcher höh’r als alle<br />
Geschöpfe stand, sank drum im frevlen Zwist,<br />
Des Lichts nicht harrend, früh in jähem Falle.<br />
Denn jegliches der kleinern Wesen ist<br />
Zu eng, um jenes Gut darein zu bringen,<br />
Das, endlos, sich nur mit sich selber mißt,<br />
Drum kann so weit der Menschenblick nicht dringen,<br />
Er, nur ein Strahl von jenes Geistes Schein,<br />
Der Urstoff ist und Grund von allen Dingen,<br />
Kann nie durch eigne Kraft so mächtig sein,<br />
Um Seinen Ursprung deutlich zu ersehen,<br />
Denn Nebel hüllt für ihn so Tiefes ein;<br />
Drob zu der Urgerechtigkeit das Spähen<br />
Des Menschenblicks sich nur so weit erstreckt,<br />
Als in den Grund des Meers die Augen gelten.<br />
Leicht wird der Grund am Strand vom Aug’ entdeckt,<br />
Doch nie im Meer, wie sehr sich’s müh’ und übe;<br />
Grund ist dort, doch zu tief und drum versteckt.<br />
Nur aus der Heiterkeit, die nimmer trübe,<br />
Kommt Licht – all andres ist nur Dunkelheit,<br />
Ist Schatten oder Gift der Fleischestriebe.<br />
25 solvetemi, spirando, il gran digiuno<br />
che lungamente m’ha tenuto in fame,<br />
non trovandoli in terra cibo alcuno.<br />
28 Ben so io che, se ’n cielo altro reame<br />
la divina giustizia fa suo specchio,<br />
che ’l vostro non l’apprende con velame.<br />
31 Sapete come attento io m’apparecchio<br />
ad ascoltar; sapete qual è quello<br />
dubbio che m’è digiun cotanto vecchio.“<br />
34 Quasi falcone ch’esce del cappello,<br />
move la testa e con l’ali si plaude,<br />
voglia mostrando e faccendosi bello,<br />
37 vid’ io farsi quel segno, che di laude<br />
de la divina grazia era contesto,<br />
con canti quai si sa chi là sù gaude.<br />
40 Poi cominciò: ” Colui che volse il sesto<br />
a lo stremo del mondo, e dentro ad esso<br />
distinse tanto occulto e manifesto,<br />
43 non poté suo valor sì fare impresso<br />
in tutto l’universo, che ’l suo verbo<br />
non rimanesse in infinito eccesso.<br />
46 E ciò fa certo che ’l primo superbo,<br />
che fu la somma d’ogne creatura,<br />
per non aspettar lume, cadde acerbo;<br />
49 e quinci appar ch’ogne minor natura<br />
è corto recettacolo a quel bene<br />
che non ha fine e sé con sé misura.<br />
52 Dunque vostra veduta, che convene<br />
esser alcun de’ raggi de la mente<br />
di che tutte le cose son ripiene,<br />
55 non pò da sua natura esser possente<br />
tanto, che suo principio non discerna<br />
molto di là da quel che l’è parvente.<br />
58 Però ne la giustizia sempiterna<br />
la vista che riceve il vostro mondo,<br />
com’ occhio per lo mare, entro s’interna;<br />
61 che, ben che da la proda veggia il fondo,<br />
in pelago nol vede; e nondimeno<br />
èli, ma cela lui l’esser profondo.<br />
64 Lume non è, se non vien dal sereno<br />
che non si turba mai; anzi è tenèbra<br />
od ombra de la carne o suo veleno.
Seite 294 Paradiso: Canto XIX<br />
Sieh das Versteck, das die Gerechtigkeit<br />
Dir lang verhehlt, jetzt offen dem Verstande,<br />
Und ruh’n wird nun in dir der Zweifel Streit.<br />
Erzeugt wird jemand an des Indus Strande,<br />
So sprachst du, doch wer spricht von Jesus Christ,<br />
Wer liest und schreibt von ihm in jenem <strong>La</strong>nde?<br />
Wenn er, soweit es die Vernunft ermißt,<br />
In Tat und Willen rein und unverdorben<br />
Und ohne Sünd’ in Wort und Leben ist<br />
Und er ungläubig, ungetauft gestorben,<br />
Wo ist dann wohl ein Recht, dem er verfällt?<br />
Wo Schuld, daß er den Glauben nicht erworben? –<br />
Und wer bist du, der sich so hoch gestellt,<br />
Um, richtend, tausend Meilen weit zu springen,<br />
Da eine Spanne kaum dein Blick enthält?<br />
Gewiß, daß die mir nach im Forschen ringen,<br />
War’ über euch nicht Gottes heil’ges Wort,<br />
Zum Zweifel und Erstaunen Grund empfingen.<br />
O Tier aus Erd’! Ihrr groben Geister dort!<br />
Der erste Wille, gut von selber, gehet<br />
Nie aus sich selbst, dem höchsten Gute, fort.<br />
Gerecht ist, was mit ihm in Einklang stehet.<br />
Ihn kann nicht anzieh’n ein erschaffnes Gut,<br />
Das nur aus seiner Strahlenfüll’ entstehet.“ –<br />
Wie über ihrem Nest die Störchin tut,<br />
Wenn sie die Brut gespeist, im Kreise schwebend,<br />
Und wie nach ihr hinschaut die satte Brut;<br />
So tat – und so auch ich, das Aug’ erhebend –<br />
Das heil’ge Bild, das seine Flügel Schwang,<br />
Den Willen kund der freud’gen Scharen gebend,<br />
Indem’s, im Kreis sich schwingend, also sang:<br />
” So wie du nicht verstehst, was ich verkündet,<br />
So kennt ihr nicht des ew’gen Urteils Gang.“<br />
Dann, noch im Zeichen, das den Ruhm begründet<br />
Der Römer hat, stand still die sel’ge Schar,<br />
Von lichter Glut des Heil’gen Geists entzündet.<br />
” In dieses Reich“, begann aufs neu’ der Aar,<br />
” Stieg keiner je, der nicht geglaubt an Christus,<br />
Vor oder nach, als er gekreuzigt war.<br />
Doch siehe, viele rufen: Christus! Christus!<br />
Und stehn ihm ferner einst beim Weltgericht<br />
Als jene, welche nichts gewußt von Christus.<br />
67 Assai t’è mo aperta la latebra<br />
che t’ascondeva la giustizia viva,<br />
di che facei question cotanto crebra;<br />
70 ché tu dicevi: “Un uom nasce a la riva<br />
de l’Indo, e quivi non è chi ragioni<br />
di Cristo né chi legga né chi scriva;<br />
73 e tutti suoi voleri e atti buoni<br />
sono, quanto ragione umana vede,<br />
sanza peccato in vita o in sermoni.<br />
76 Muore non battezzato e sanza fede:<br />
ov’ è questa giustizia che ’l condanna?<br />
ov’ è la colpa sua, se ei non crede? ”<br />
79 Or tu chi se’, che vuo’ sedere a scranna,<br />
per giudicar di lungi mille miglia<br />
con la veduta corta d’una spanna?<br />
82 Certo a colui che meco s’assottiglia,<br />
se la Scrittura sovra voi non fosse,<br />
da dubitar sarebbe a maraviglia.<br />
85 Oh terreni animali! oh menti grosse!<br />
<strong>La</strong> prima volontà, ch’è da sé buona,<br />
da sé, ch’è sommo ben, mai non si mosse.<br />
88 Cotanto è giusto quanto a lei consuona:<br />
nullo creato bene a sé la tira,<br />
ma essa, radïando, lui cagiona.“<br />
91 Quale sovresso il nido si rigira<br />
poi c’ha pasciuti la cicogna i figli,<br />
e come quel ch’è pasto la rimira;<br />
94 cotal si fece, e sì leväi i cigli,<br />
la benedetta imagine, che l’ali<br />
movea sospinte da tanti consigli.<br />
97 Roteando cantava, e dicea: ” Quali<br />
son le mie note a te, che non le ’ntendi,<br />
tal è il giudicio etterno a voi mortali.“<br />
100 Poi si quetaro quei lucenti incendi<br />
de lo Spirito Santo ancor nel segno<br />
che fé i Romani al mondo reverendi,<br />
103 esso ricominciò: ” A questo regno<br />
non salì mai chi non credette ’n Cristo,<br />
né pria né poi ch’el si chiavasse al legno.<br />
106 Ma vedi: molti gridan “Cristo, Cristo! ”<br />
che saranno in giudicio assai men prope<br />
a lui, che tal che non conosce Cristo;
Paradies: Neunzehnter Gesang Pagina 295<br />
Das Strafurteil für solche Christen Spricht<br />
Der Heid’ einst aus, wenn sich die Scharen trennen,<br />
<strong>Die</strong> zu der ew’gen Nacht und die zum Licht.<br />
Wie wird ein Perser eure Fürsten nennen,<br />
Zeigt ihm sich aufgeschlagen jenes Buch,<br />
In dem er ihre Schmach wird lesen können?<br />
<strong>Die</strong> Tat des Albrecht wird mit hartem Spruch<br />
Er in dem Buch dann eingetragen sehen,<br />
Ob der ihn trifft, des Böhmerreiches Fluch.<br />
Auch Frankreichs Schmerz wird aufgezeichnet stehen,<br />
In den es durch den Münzverfälscher fällt,<br />
Der durch des Ebers Stoß wird untergehen.<br />
Dort steht der Stolz, der Durst nach <strong>La</strong>nd und Geld,<br />
Drob Schott’ und Engelländer tun gleich Tollen,<br />
Und keiner sich in seiner Grenze hält.<br />
Dort wird die Üppigkeit sich zeigen sollen<br />
Des Spaniers und des Böhmen, welcher nie<br />
<strong>Die</strong> Trefflichkeit gekannt, noch kennen wollen.<br />
Dort, <strong>La</strong>hmer von Jerusalem, dort sieh<br />
Mit einem M bezeichnet deine Sünden,<br />
Und deine Tugenden mit einem I.<br />
Dort wird sich auch der niedre Geiz verkünden<br />
Des, der dort herrschet, wo Anchises ruht<br />
Nach langer Fahrt, bei Ätnas Feuerschlünden.<br />
Und wie gering er ist an Kraft und Mut,<br />
Das wird die abgekürzte Schrift bezeugen,<br />
<strong>Die</strong> vieles kund auf engem Raums tut.<br />
Auch wird das schmutz’ge Tun des Ohms sich zeigen,<br />
Und das des Bruders kund sein überall,<br />
<strong>Die</strong> mit dem edlen Stamm zwei Kronen beugen.<br />
Auch den von Norweg, den von Portugal<br />
Und den von Rascia wird man unterscheiden,<br />
Der Schuld ist an Venedigs Münzverfall.<br />
Mög’ Ungarn fernerhin nicht Unbill leiden!<br />
Navarra, es verteidige getrost<br />
<strong>Die</strong> Bergesreih’n, die es von Frankreich scheiden!<br />
Und Nicosia ist und Famagost,<br />
Vorläufig und als Angeld, sehr mit Fuge,<br />
Wie jeder zugibt, auf ihr Vieh erbost,<br />
109 e tai Cristian dannerà l’Etïòpe,<br />
quando si partiranno i due collegi,<br />
l’uno in etterno ricco e l’altro inòpe.<br />
112 Che poran dir li Perse a’ vostri regi,<br />
come vedranno quel volume aperto<br />
nel qual si scrivon tutti suoi dispregi?<br />
115 Lì si vedrà, tra l’opere d’Alberto,<br />
quella che tosto moverà la penna,<br />
per che ’l regno di Praga fia diserto.<br />
118 Lì si vedrà il duol che sovra Senna<br />
induce, falseggiando la moneta,<br />
quel che morrà di colpo di cotenna.<br />
121 Lì si vedrà la superbia ch’asseta,<br />
che fa lo Scotto e l’Inghilese folle,<br />
sì che non può soffrir dentro a sua meta.<br />
124 Vedrassi la lussuria e ’l viver molle<br />
di quel di Spagna e di quel di Boemme,<br />
che mai valor non conobbe né volle.<br />
127 Vedrassi al Ciotto di Ierusalemme<br />
segnata con un i la sua bontate,<br />
quando ’l contrario segnerà un emme.<br />
130 Vedrassi l’avarizia e la viltate<br />
di quei che guarda l’isola del foco,<br />
ove Anchise finì la lunga etate;<br />
133 e a dare ad intender quanto è poco,<br />
la sua scrittura fian lettere mozze,<br />
che noteranno molto in parvo loco.<br />
136 E parranno a ciascun l’opere sozze<br />
del barba e del fratel, che tanto egregia<br />
nazione e due corone han fatte bozze.<br />
139 E quel di Portogallo e di Norvegia<br />
lì si conosceranno, e quel di Rascia<br />
che male ha visto il conio di Vinegia.<br />
142 Oh beata Ungheria, se non si lascia<br />
più malmenare! e beata Navarra,<br />
se s’armasse del monte che la fascia!<br />
145 E creder de’ ciascun che già, per arra<br />
di questo, Niccosïa e Famagosta<br />
per la lor bestia si lamenti e garra,<br />
Das mit dem andern geht in gleichem Zuge.“ 148 che dal fianco de l’altre non si scosta.“
Seite 296 Paradiso: Canto XX<br />
Zwanzigster Gesang Canto XX<br />
Wenn sie, die hell die ganze Welt verklärt,<br />
Von unsrer Hemisphär’ herabgeschwommen<br />
Und rings der Tag ersterbend sich verzeiht,<br />
Dann zeigt der Himmel, erst von ihr entglommen,<br />
Von ihr allein, viel Sterne rings im Rund,<br />
<strong>Die</strong> all ihr Licht von einem Licht entnommen.<br />
<strong>Die</strong>s war’s, was jetzt vor meiner Seele stund,<br />
Als unsrer Welt und ihrer Herrscher Zeichen<br />
Stillschweigen ließ den benedeiten Mund.<br />
Denn alle Lichter, jene wonnereichen,<br />
Erglänzten mehr im Sang, an dessen Macht<br />
Nicht irdischer Erinnrung Schwingen reichen.<br />
O Lieb’, umkleidet mit des Lächelns Pracht,<br />
Wie sah ich Glanz dich in die Funken gießen,<br />
<strong>Die</strong> heil’ger Sinn allein dort angefacht!<br />
Dann, als die Edelsteine, die mit süßen<br />
Lichtstrahlen hold das sechste Licht erhöh’n,<br />
<strong>Die</strong> Engelsglocken wieder schweigen ließen,<br />
Schien mir’s, es zeig’ in murmelndem Getön<br />
Ein Fluß, von Fels zu Felsen niederfallend,<br />
Wie reich sein Quell entstand auf Bergeshöh’n.<br />
Und wie ein Ton, aus reiner <strong>La</strong>ute schallend,<br />
An ihrem Hals sich formt und wie der Wind<br />
Durchs Mundloch eindringt, die Schalmei durchhallend;<br />
So hatte jener Murmelton geschwind<br />
Sich bis zum Hals des Adlers aufgeschwungen<br />
Und drang, wie aus der Kehle, süß und lind<br />
Und ward zur Stimm’, und, dort hervorgedrungen,<br />
Ward er gebildet zum erwünschten Wort,<br />
Und wohl behält mein Herz, was mir erklungen.<br />
” Den Teil in mir, der bei den Adlern dort<br />
<strong>Die</strong> Sonne sieht und trägt, schau’ an!“ so hoben<br />
<strong>Die</strong> Wort’ itzt an und fuhren weiter fort:<br />
” Denn von den Feuern, die mein Bild gewoben,<br />
Stehn, die hier glänzen an des Auges Statt,<br />
In allen Würden vor den andern oben.<br />
Der, so den Platz des Augenapfels hat,<br />
Des Heil’gen Geistes Sänger war’s und brachte<br />
<strong>Die</strong> Bundeslade fort von Stadt zu Stadt.<br />
Wie der, der ihn begeistert, seiner achte<br />
Und seines Sangs, das kann er jetzo sehn,<br />
Da er dem Wert gleich die Belohnung machte.<br />
1 Quando colui che tutto ’l mondo alluma<br />
de l’emisperio nostro sì discende,<br />
che ’l giorno d’ogne parte si consuma,<br />
4 lo ciel, che sol di lui prima s’accende,<br />
subitamente si rifà parvente<br />
per molte luci, in che una risplende;<br />
7 e questo atto del ciel mi venne a mente,<br />
come ’l segno del mondo e de’ suoi duci<br />
nel benedetto rostro fu tacente;<br />
10 però che tutte quelle vive luci,<br />
vie più lucendo, cominciaron canti<br />
da mia memoria labili e caduci.<br />
13 O dolce amor che di riso t’ammanti,<br />
quanto parevi ardente in que’ flailli,<br />
ch’avieno spirto sol di pensier santi!<br />
16 Poscia che i cari e lucidi lapilli<br />
ond’ io vidi ingemmato il sesto lume<br />
puoser silenzio a li angelici squilli,<br />
19 udir mi parve un mormorar di fiume<br />
che scende chiaro giù di pietra in pietra,<br />
mostrando l’ubertà del suo cacume.<br />
22 E come suono al collo de la cetra<br />
prende sua forma, e sì com’ al pertugio<br />
de la sampogna vento che penètra,<br />
25 così, rimosso d’aspettare indugio,<br />
quel mormorar de l’aguglia salissi<br />
su per lo collo, come fosse bugio.<br />
28 Fecesi voce quivi, e quindi uscissi<br />
per lo suo becco in forma di parole,<br />
quali aspettava il core ov’ io le scrissi.<br />
31<br />
” <strong>La</strong> parte in me che vede e pate il sole<br />
ne l’aguglie mortali,“ incominciommi,<br />
” or fisamente riguardar si vole,<br />
34 perché d’i fuochi ond’ io figura fommi,<br />
quelli onde l’occhio in testa mi scintilla,<br />
e’ di tutti lor gradi son li sommi.<br />
37 Colui che luce in mezzo per pupilla,<br />
fu il cantor de lo Spirito Santo,<br />
che l’arca traslatò di villa in villa:<br />
40 ora conosce il merto del suo canto,<br />
in quanto effetto fu del suo consiglio,<br />
per lo remunerar ch’è altrettanto.
Paradies: Zwanzigster Gesang Pagina 297<br />
Von fünf, die um mein Aug’ als Braue stehn,<br />
Sieh nächst dem Schnabel den, der eh’mals Weile<br />
Dem Heer gebot auf einer Witwe Fleh’n.<br />
Wie, wer nicht Christo folgt zu seinem Heile,<br />
<strong>Die</strong>s teuer büßt, das hat er nun erkannt<br />
In dieser Wonn’ und in dem Gegenteile.<br />
Der Nächst’ im Kreise, der mein Aug’ umspannt,<br />
Ist jener, der den Tod auf fünfzehn Jahre<br />
Durch wahre Reue von sich abgewandt.<br />
Jetzt sieht er ein, der Herr, der ewig Wahre,<br />
Bleib’ ewig wahr, obwohl sein Urteil sich<br />
Auf würd’ges Fleh’n von heut auf morgen spare.<br />
Der nachfolgt, führte das Gesetz und mich,<br />
Durch guten Sinn zu schlimmem Tun bewogen,<br />
Nach Griechenland, weil er dem Hirten wich.<br />
Jetzt sieht er, daß, vom Guten abgezogen,<br />
Das Übel, das in Trümmern euch begräbt,<br />
Ihm dennoch nichts von seiner Wonn’ entzogen.<br />
Sieh Wilhelm, wo der Bogen abwärts strebt,<br />
Ob dessen Tod des <strong>La</strong>ndes Bürger weinen,<br />
Das weint, weil Karl und Friederich gelebt.<br />
Jetzt sieht er, Gott liebt zärtlich, als die Seinen,<br />
Gerechte Fürsten, und, in Glanz erhellt,<br />
Läßt er dies hier in frohem Blitz erscheinen.<br />
Wer glaubt’ es in der wahnbefangnen Welt,<br />
Daß Ripheus, den Trojaner, hier im Runde<br />
Des fünften Lichtes heil’ger Glanz enthält?<br />
Jetzt hat er wohl von Gottes Gnade Kunde<br />
Und siehet mehr, als eurer Welt sich zeigt,<br />
Dringt auch sein Blick nicht bis zum tiefsten Grunde.“<br />
Wie in die Luft die kleine Lerche steigt,<br />
Erst singend flattert, aber dann, zufrieden,<br />
Vom letzten süßen Ton gesättigt, schweigt;<br />
So schien mir jenes Bild, durch das hienieden<br />
Des Höchsten ew’ger Wille zu uns spricht,<br />
Der jedem Ding das, was es ist, beschieden.<br />
Und barg ich auch den Zweifel minder dicht,<br />
Als Glas die Farbe, litt er doch mein Schweigen,<br />
Und längres Harren auf Verkündung nicht.<br />
Er zwang dies Wort, dem Munde zu entsteigen:<br />
” Was sah ich dort!“ durch seines Dranges Macht,<br />
Denn Freudenfunkeln sah ich dort sich zeigen.<br />
43 Dei cinque che mi fan cerchio per ciglio,<br />
colui che più al becco mi s’accosta,<br />
la vedovella consolò del figlio:<br />
46 ora conosce quanto caro costa<br />
non seguir Cristo, per l’esperïenza<br />
di questa dolce vita e de l’opposta.<br />
49 E quel che segue in la circunferenza<br />
di che ragiono, per l’arco superno,<br />
morte indugiò per vera penitenza:<br />
52 ora conosce che ’l giudicio etterno<br />
non si trasmuta, quando degno preco<br />
fa crastino là giù de l’odïerno.<br />
55 L’altro che segue, con le leggi e meco,<br />
sotto buona intenzion che fé mal frutto,<br />
per cedere al pastor si fece greco:<br />
58 ora conosce come il mal dedutto<br />
dal suo bene operar non li è nocivo,<br />
avvegna che sia ’l mondo indi distrutto.<br />
61 E quel che vedi ne l’arco declivo,<br />
Guiglielmo fu, cui quella terra plora<br />
che piagne <strong>Carl</strong>o e Federigo vivo:<br />
64 ora conosce come s’innamora<br />
lo ciel del giusto rege, e al sembiante<br />
del suo fulgore il fa vedere ancora.<br />
67 Chi crederebbe giù nel mondo errante<br />
che Rifëo Troiano in questo tondo<br />
fosse la quinta de le luci sante?<br />
70 Ora conosce assai di quel che ’l mondo<br />
veder non può de la divina grazia,<br />
ben che sua vista non discerna il fondo.“<br />
73 Quale allodetta che ’n aere si spazia<br />
prima cantando, e poi tace contenta<br />
de l’ultima dolcezza che la sazia,<br />
76 tal mi sembiò l’imago de la ’mprenta<br />
de l’etterno piacere, al cui disio<br />
ciascuna cosa qual ell’ è diventa.<br />
79 E avvegna ch’io fossi al dubbiar mio<br />
lì quasi vetro a lo color ch’el veste,<br />
tempo aspettar tacendo non patio,<br />
82 ma de la bocca, ” Che cose son queste?“<br />
mi pinse con la forza del suo peso:<br />
per ch’io di coruscar vidi gran feste.
Seite 298 Paradiso: Canto XX<br />
Im Auge hellre Gluten angefacht,<br />
Sprach drauf der Adler, um mich aufzuregen,<br />
Den Staunen fesselte bei solcher Pracht:<br />
” Ich sah, du glaubest dies, doch nur deswegen,<br />
Weil ich’s gesagt, und siehest nicht das Wie?<br />
Wie wir Verborgenes zu glauben pflegen,<br />
Wie man der Sache Namen lernt, doch sie<br />
Nicht kann nach ihrem Wesen unterscheiden,<br />
Wenn nicht ein anderer uns Licht verlieh.<br />
Das Reich der Himmel muß Gewalt erleiden,<br />
Wenn Kraft der Lieb’ und Hoffnung es bekriegt,<br />
Denn Gottes Wille wird besiegt von beiden;<br />
Nicht wie ein Mensch dem Stärkern unterliegt;<br />
Nein, er siegt, denn er will sich ja ergeben.<br />
Drob er, besiegt durch seine Güte, siegt.<br />
Du staunst beim ersten und beim fünften Leben<br />
In meiner Brau’ und nennst es wunderbar,<br />
Daß beide hier in hellem Glanze schweben.<br />
Als Christen, nicht als Heiden, starb dies Paar.<br />
Der glaubt’ ans Leiden, das schon eingetroffen,<br />
Der zweit’ an das, das noch zu dulden war.<br />
Der ist vom Höllenschlund, der nimmer offen<br />
Zur Rückkehr war, zum Leib zurückgekehrt,<br />
Und dies verdankt er nur lebend’gem Hoffen;<br />
Lebend’gem Hoffen, das von Gott begehrt,<br />
Ihn zu befreien aus des Todes Banden,<br />
Damit er lebe, wie das Wort gelehrt.<br />
Und die ruhmwürd’ge Seele kehrt’ erstanden<br />
Auf kurze Zeit zum Leib und glaubt’ an ihn,<br />
Des Allmacht auf ihr Fleh’n ihr beigestanden.<br />
Und fühlte, glaubend, sich so hell erglüh’n<br />
In wahrer Liebe, daß sie dieser Wonnen<br />
Bei ihrem zweiten Tode wert erschien.<br />
Der zweit’, aus Gnade, die so tiefem Bronnen<br />
Entquollen ist, daß nie die Kreatur<br />
<strong>Die</strong> Quell’ erspähen kann, wo er begonnen,<br />
Weiht’ all sein Lieben einst dem Rechte nur,<br />
Drum hob ihn Gott empor zu Gnad’ und Gnaden<br />
Und zeigt’ ihm künftiger Erlösung Spur.<br />
Er glaubt’ an sie und schalt sodann, entladen<br />
Des Heidentums, von seinem Stanke frei,<br />
<strong>Die</strong>, so noch wandelten auf falschen Pfaden.<br />
85 Poi appresso, con l’occhio più acceso,<br />
lo benedetto segno mi rispuose<br />
per non tenermi in ammirar sospeso:<br />
88<br />
” Io veggio che tu credi queste cose<br />
perch’ io le dico, ma non vedi come;<br />
sì che, se son credute, sono ascose.<br />
91 Fai come quei che la cosa per nome<br />
apprende ben, ma la sua quiditate<br />
veder non può se altri non la prome.<br />
94 Regnum celorum vïolenza pate<br />
da caldo amore e da viva speranza,<br />
che vince la divina volontate:<br />
97 non a guisa che l’omo a l’om sobranza,<br />
ma vince lei perché vuole esser vinta,<br />
e, vinta, vince con sua beninanza.<br />
100 <strong>La</strong> prima vita del ciglio e la quinta<br />
ti fa maravigliar, perché ne vedi<br />
la regïon de li angeli dipinta.<br />
103 D’i corpi suoi non uscir, come credi,<br />
Gentili, ma Cristiani, in ferma fede<br />
quel d’i passuri e quel d’i passi piedi.<br />
106 Ché l’una de lo ’nferno, u’ non si riede<br />
già mai a buon voler, tornò a l’ossa;<br />
e ciò di viva spene fu mercede:<br />
109 di viva spene, che mise la possa<br />
ne’ prieghi fatti a Dio per suscitarla,<br />
sì che potesse sua voglia esser mossa.<br />
112 L’anima glorïosa onde si parla,<br />
tornata ne la carne, in che fu poco,<br />
credette in lui che potëa aiutarla;<br />
115 e credendo s’accese in tanto foco<br />
di vero amor, ch’a la morte seconda<br />
fu degna di venire a questo gioco.<br />
118 L’altra, per grazia che da sì profonda<br />
fontana stilla, che mai creatura<br />
non pinse l’occhio infino a la prima onda,<br />
121 tutto suo amor là giù pose a drittura:<br />
per che, di grazia in grazia, Dio li aperse<br />
l’occhio a la nostra redenzion futura;<br />
124 ond’ ei credette in quella, e non sofferse<br />
da indi il puzzo più del paganesmo;<br />
e riprendiene le genti perverse.
Paradies: Einundzwanzigster Gesang Pagina 299<br />
Anstatt der Taufe standen ihm die drei,<br />
<strong>Die</strong> du am rechten Rad im Tanz gesehen,<br />
Wohl tausend Jahre vor der Taufe bei.<br />
O Gnadenwahl, wie tief verborgen stehen<br />
Doch deine Wurzeln jenem Blick, der nicht<br />
Vermag den Urgrund völlig zu erspähen!<br />
Kurz sei dein Urteil, Mensch, wie dein Gesicht,<br />
Da wir nicht all die Auserwählten wissen,<br />
Wir, die wir schau’n in Gottes ew’ges Licht.<br />
Und süß ist uns auch das, was wir vermissen,<br />
Da daraus uns das höchste Heil entquillt,<br />
Daß dessen, was Gott will, auch wir beflissen.“<br />
So reichte jenes gottgeliebte Bild,<br />
Der schwachen Sehkraft Stärkung zu bereiten,<br />
Mir Arzeneien, wundersüß und mild.<br />
Und wie mit lieblichem Geschwirr der Saiten<br />
<strong>Die</strong> guten <strong>La</strong>utner guter Sänger Lied<br />
Zu größrer Süßigkeit des Sangs begleiten;<br />
So regt’, indes der Adler mich beschied,<br />
Der benedeiten Lichter Paar, zusammen,<br />
Wie man die Augen blicken sieht,<br />
127 Quelle tre donne li fur per battesmo<br />
che tu vedesti da la destra rota,<br />
dinanzi al battezzar più d’un millesmo.<br />
130 O predestinazion, quanto remota<br />
è la radice tua da quelli aspetti<br />
che la prima cagion non veggion tota!<br />
133 E voi, mortali, tenetevi stretti<br />
a giudicar: ché noi, che Dio vedemo,<br />
non conosciamo ancor tutti li eletti;<br />
136 ed ènne dolce così fatto scemo,<br />
perché il ben nostro in questo ben s’affina,<br />
che quel che vole Iddio, e noi volemo.“<br />
139 Così da quella imagine divina,<br />
per farmi chiara la mia corta vista,<br />
data mi fu soave medicina.<br />
142 E come a buon cantor buon citarista<br />
fa seguitar lo guizzo de la corda,<br />
in che più di piacer lo canto acquista,<br />
145 sì, mentre ch’e’ parlò, sì mi ricorda<br />
ch’io vidi le due luci benedette,<br />
pur come batter d’occhi si concorda,<br />
Bei seinem Wort die hellen Wonneflammen. 148 con le parole mover le fiammette.<br />
Einundzwanzigster Gesang Canto XXI<br />
Schon heftet’ ich die Augen aufs Gesicht<br />
Der Herrin wieder, Augen und Gemüte,<br />
Und dachte drum an alles andre nicht.<br />
Sie lächelte mir nicht, doch sprach voll Güte:<br />
” Dafern ich lachte, würde dir gescheh’n<br />
Wie Semelen, als sie in Staub verglühte.<br />
Wenn meine Schönheit, die, wie du gesehn,<br />
Beim Steigen in dem ewigen Palaste<br />
Sich mehr entflammt, je mehr wir uns erhöh’n,<br />
Sich deinem Blick nicht mäßigte, sie faßte<br />
Dich wie ein Blitz – du wärst von ihr erdrückt,<br />
Zerschmettert, gleich dem blitzgetroffnen Aste.<br />
Wir sind zum Glanz, dem siebenten, entrückt,<br />
Der vom Gebild des Himmelsleu’n umgeben,<br />
Aus seiner Glut den Strahl herniederzückt.<br />
<strong>La</strong>ß itzt den Geist, dem Blicke nach, sich heben;<br />
Und deinen Blick – mach’ itzt zum Spiegel ihn<br />
Fürs Bild, das kund wird dieser Spiegel geben.“<br />
1 Già eran li occhi miei rifissi al volto<br />
de la mia donna, e l’animo con essi,<br />
e da ogne altro intento s’era tolto.<br />
4 E quella non ridea; ma ” S’io ridessi,“<br />
mi cominciò, ” tu ti faresti quale<br />
fu Semelè quando di cener fessi:<br />
7 ché la bellezza mia, che per le scale<br />
de l’etterno palazzo più s’accende,<br />
com’ hai veduto, quanto più si sale,<br />
10 se non si temperasse, tanto splende,<br />
che ’l tuo mortal podere, al suo fulgore,<br />
sarebbe fronda che trono scoscende.<br />
13 Noi sem levati al settimo splendore,<br />
che sotto ’l petto del Leone ardente<br />
raggia mo misto giù del suo valore.<br />
16 Ficca di retro a li occhi tuoi la mente,<br />
e fa di quelli specchi a la figura<br />
che ’n questo specchio ti sarà parvente.“
Seite 300 Paradiso: Canto XXI<br />
Wer wüßte, wie ihr Blick so selig schien,<br />
Wie er dem meinen ward zur süßen Weide,<br />
Als sie gebot, ihn wieder abzuzielen,<br />
Oh, der erkennt auch wohl, mit welcher Freude<br />
Ich dem gehorcht, was sie mir auferlegt,<br />
Denn Wonne hielt das Gleichgewicht dem Leide.<br />
In dem Kristall, das, um die Welt bewegt,<br />
Vom teuren Führer, unter dem entweichen<br />
<strong>Die</strong> Bosheit mußte, noch den Namen trägt,<br />
Erblickt’ ich einer Leiter schimmernd Zeichen,<br />
An Farbe gleich dem Gold, durchglänzt vom Strahl,<br />
Hoch, daß zur Höh’ nicht Menschenblicke reichen.<br />
Und auf den Sprossen stieg in solcher Zahl<br />
<strong>Die</strong> Schar der sel’gen Himmelslichter nieder,<br />
Als ström’ hier alles Licht mit einemmal.<br />
Und wie, nach ihrer Art, die Kräh’n, wenn wieder<br />
Der Tag beginnt, sich rasch bewegend zieh’n.<br />
Um zu erwärmen ihr erstarrt Gefieder,<br />
Und die von dannen ohne Rückkehr flieh’n,<br />
<strong>Die</strong> rückwärts fliegen, andre dann, im Bogen<br />
<strong>Die</strong>selbe Stell’ umkreisend, dort verzieh’n;<br />
So sah ich’s jetzt in jenem Glanze wogen,<br />
Der sich als Strom ergoß. Sobald die Flut<br />
Bis zu gewissen Stufen hergezogen.<br />
Und einer glänzte, der, uns nah, geruht,<br />
Drum wollte schon dies Wort der Lipp’ entsteigen:<br />
” Ich seh’ es wohl, du zeigst mir Liebesglut.“<br />
Doch sie, die mir zum Sprechen und zum Schweigen<br />
Das Wie und Wann bestimmt, sie schwieg, und ich<br />
Tat wohl, nicht fragend meinen Wunsch zu zeigen.<br />
Doch sie erklärte wohl mein Schweigen sich,<br />
In ihm, der alles sieht, mich klar erschauend,<br />
Und sprach: ” Still’ itzt den heißen Wunsch und sprichl“<br />
Und ich begann: ” Nicht dem Verdienste trauend,<br />
Halt’ ich von dir mich einer Antwort wert;<br />
Ich frag’, auf sie, die mir’s gestattet, bauend,<br />
O sel’ges Leben, das du schön verklärt<br />
Dich in der Freude birgst, aus welchem Grunde<br />
Hast du zu mir dich liebevoll gekehrt?<br />
Und sage mir, weswegen diesem Runde<br />
<strong>Die</strong> Paradiessymphonie gebricht,<br />
<strong>Die</strong> tiefer dort erklang im frommen Bunde?“<br />
19 Qual savesse qual era la pastura<br />
del viso mio ne l’aspetto beato<br />
quand’ io mi trasmutai ad altra cura,<br />
22 conoscerebbe quanto m’era a grato<br />
ubidire a la mia celeste scorta,<br />
contrapesando l’un con l’altro lato.<br />
25 Dentro al cristallo che ’l vocabol porta,<br />
cerchiando il mondo, del suo caro duce<br />
sotto cui giacque ogne malizia morta,<br />
28 di color d’oro in che raggio traluce<br />
vid’ io uno scaleo eretto in suso<br />
tanto, che nol seguiva la mia luce.<br />
31 Vidi anche per li gradi scender giuso<br />
tanti splendor, ch’io pensai ch’ogne lume<br />
che par nel ciel, quindi fosse diffuso.<br />
34 E come, per lo natural costume,<br />
le pole insieme, al cominciar del giorno,<br />
si movono a scaldar le fredde piume;<br />
37 poi altre vanno via sanza ritorno,<br />
altre rivolgon sé onde son mosse,<br />
e altre roteando fan soggiorno;<br />
40 tal modo parve me che quivi fosse<br />
in quello sfavillar che ’nsieme venne,<br />
sì come in certo grado si percosse.<br />
43 E quel che presso più ci si ritenne,<br />
si fé sì chiaro, ch’io dicea pensando:<br />
’Io veggio ben l’amor che tu m’accenne.<br />
46 Ma quella ond’ io aspetto il come e ’l quando<br />
del dire e del tacer, si sta; ond’ io,<br />
contra ’l disio, fo ben ch’io non dimando’.<br />
49 Per ch’ella, che vedëa il tacer mio<br />
nel veder di colui che tutto vede,<br />
mi disse: ” Solvi il tuo caldo disio.“<br />
52 E io incominciai: ” <strong>La</strong> mia mercede<br />
non mi fa degno de la tua risposta;<br />
ma per colei che ’l chieder mi concede,<br />
55 vita beata che ti stai nascosta<br />
dentro a la tua letizia, fammi nota<br />
la cagion che sì presso mi t’ha posta;<br />
58 e dì perché si tace in questa rota<br />
la dolce sinfonia di paradiso,<br />
che giù per l’altre suona sì divota.“
Paradies: Einundzwanzigster Gesang Pagina 301<br />
Und er: ” Dein Ohr ist schwach, wie dein Gesicht,<br />
Weshalb Beatrix nicht gelacht, deswegen<br />
Ertönt der Sang in diesem Kreise nicht.<br />
Ich kam von heil’ger Leiter dir entgegen,<br />
Um mit der Red’ und mit dem Licht, das mir<br />
Zum Kleide dient, dich freudig aufzuregen.<br />
Und nicht aus größrer Liebe bin ich hier;<br />
Nein, mehr und gleiche Liebe glüht in ihnen,<br />
<strong>Die</strong> dorten sind, und Schimmer zeigt sie dir.<br />
Doch höchste Liebe, die uns treibt, zu dienen<br />
Dem ew’gen Rat, braucht, wen sie wählt, dabei,<br />
Wie dir in dem, was du gesehn erschienen.“<br />
” Ich sehe,“ sprach ich, daß die Liebe, frei,<br />
”<br />
An diesem Hof den Schlüssen nachzugehen<br />
Der ew’gen Vorsehung, genügend sei.<br />
Doch bleibt mir eins noch schwierig zu verstehen:<br />
Warum bist du von allen jenen dort<br />
Schon im voraus zu diesem Amt ersehen?“<br />
Noch war ich nicht gelangt zum letzten Wort,<br />
Da drehte sich, sich um sich selber schwingend,<br />
Das Licht im Kreis gleich einer Mühle fort.<br />
” Da jenes Licht, dem Urquell selbst entspringend,“<br />
Antwortete die Liebe drin, mir scheint,<br />
”<br />
Das, welches mich in sich verschließt, durchdringend,<br />
Hebt seine Kraft, mit meinem Schau’n vereint,<br />
Mich über mich, so daß in seinem Schimmer<br />
Das Ursein, das ihn ausströmt, mir erscheint.<br />
Und daher kommt mein freudiges Geflimmer,<br />
Denn wie des Blickes Klarheit sich vermehrt,<br />
Vermehrt sich auch der Flammen Klarheit immer.<br />
Doch der, der sich im reinsten Licht verklärt,<br />
Der Seraph selbst, der Gott am hellsten siebet,<br />
Genügt dir nicht in dem, was du begehrt.<br />
Denn in dem Abgrund ew’gen Rats umziehet<br />
Das, was du fragtest, Nacht, die, nie erhellt,<br />
Es jeglichem geschaffnen Blick entziehet.<br />
Verkünde dies, zurückgekehrt, der Welt<br />
Und warne sie vor jenem stolzen Streben,<br />
Das so Erhabnes sich zum Ziele stellt.<br />
Der Geist, von Licht hier, dort von Rauch umgeben,<br />
Sucht, wie er kann, zum höchsten Ziel hinauf,<br />
Das er nicht sehn kann, dort den Blick zu heben.“<br />
61<br />
” Tu hai l’udir mortal sì come il viso,“<br />
rispuose a me; onde qui non si canta<br />
”<br />
per quel che Bëatrice non ha riso.<br />
64 Giù per li gradi de la scala santa<br />
discesi tanto sol per farti festa<br />
col dire e con la luce che mi ammanta;<br />
67 né più amor mi fece esser più presta,<br />
ché più e tanto amor quinci sù ferve,<br />
sì come il fiammeggiar ti manifesta.<br />
70 Ma l’alta carità, che ci fa serve<br />
pronte al consiglio che ’l mondo governa,<br />
sorteggia qui sì come tu osserve.“<br />
73<br />
” Io veggio ben,“ diss’ io, sacra lucerna,<br />
”<br />
come libero amore in questa corte<br />
basta a seguir la provedenza etterna;<br />
76 ma questo è quel ch’a cerner mi par forte,<br />
perché predestinata fosti sola<br />
a questo officio tra le tue consorte.“<br />
79 Né venni prima a l’ultima parola,<br />
che del suo mezzo fece il lume centro,<br />
girando sé come veloce mola;<br />
82 poi rispuose l’amor che v’era dentro:<br />
” Luce divina sopra me s’appunta,<br />
penetrando per questa in ch’io m’inventro,<br />
85 la cui virtù, col mio veder congiunta,<br />
mi leva sopra me tanto, ch’i’ veggio<br />
la somma essenza de la quale è munta.<br />
88 Quinci vien l’allegrezza ond’ io fiammeggio;<br />
per ch’a la vista mia, quant’ ella è chiara,<br />
la chiarità de la fiamma pareggio.<br />
91 Ma quell’ alma nel ciel che più si schiara,<br />
quel serafin che ’n Dio più l’occhio ha fisso,<br />
a la dimanda tua non satisfara,<br />
94 però che sì s’innoltra ne lo abisso<br />
de l’etterno statuto quel che chiedi,<br />
che da ogne creata vista è scisso.<br />
97 E al mondo mortal, quando tu riedi,<br />
questo rapporta, sì che non presumma<br />
a tanto segno più mover li piedi.<br />
100 <strong>La</strong> mente, che qui luce, in terra fumma;<br />
onde riguarda come può là giùe<br />
quel che non pote perché ’l ciel l’assumma.“
Seite 302 Paradiso: Canto XXI<br />
<strong>Die</strong>s trug das Wort des Seligen mir auf,<br />
Drum ließ ich demutsvoll von diesen Fragen<br />
Und fragte nur nach seinem Lebenslauf.<br />
” Zwischen Italiens beiden Küsten ragen<br />
Gebirge, Tuscien nah, so hoch empor,<br />
Daß unter ihren Höh’n die Wolken jagen.<br />
In ihnen springt ein Bergeshöcker vor,<br />
Catria genannt, und drunter liegt die Öde,<br />
<strong>Die</strong> Gott zu seinem echten <strong>Die</strong>nst erkor.“<br />
Also begann er seine dritte Rede<br />
Und fuhr dann fort: ” Dort stärkt’ ich meine Kraft<br />
Im <strong>Die</strong>nste so, daß ich der Speisen jede<br />
Mit nichts mir würzt’ als mit Olivensaft;<br />
Dort hat Beschauung mir in vielen Jahren<br />
Bei Hitz’ und Frost Zufriedenheit verschafft.<br />
Fruchtbare Felder für den Himmel waren<br />
Im Klosterbann – jetzt wuchert Unkraut dort,<br />
Und wohl geziemt sich’s, dies zu offenbaren.<br />
Pier Damian war ich an jenem Ort.<br />
(Petrus Peccator lebt’ in Unsrer Lieben<br />
Frau’n heil’gem Kloster an Ravennas Bord.)<br />
Nur wenig Leben war mir noch geblieben,<br />
Da rief, ja zog man mich zu jenem Hut,<br />
Der jetzt zu Schlimmen reizt und schlimmem Trieben.<br />
Petrus war mager einst und unbeschuht,<br />
Paulus ging so einher in jenen Tagen<br />
Und fand die Kost in jeder Hütte gut.<br />
<strong>Die</strong> neuen Hirten, feist, voll Wohlbehagen,<br />
Sieht man gestützt, geführt und schwerbewegt,<br />
Und hinten läßt man gar die Schleppe tragen.<br />
Wenn übers Prachtroß sich ihr Mantel schlägt,<br />
Sind zwei Stück Vieh in einer Haut beisammen.<br />
O göttliche Geduld, die viel erträgt!“ –<br />
Hier stiegen von der Leiter viele Flammen<br />
Und kreisten dort, so daß sie mehr und mehr<br />
Bei jedem Kreis in schönem Lichte schwammen.<br />
Sie stellten sich um jenen Schimmer her,<br />
Mit einem Rufe von so lautem Schalle,<br />
Daß nichts auf Erden tönt so laut und schwer.<br />
103 Sì mi prescrisser le parole sue,<br />
ch’io lasciai la quistione e mi ritrassi<br />
a dimandarla umilmente chi fue.<br />
106<br />
” Tra ’ due liti d’Italia surgon sassi,<br />
e non molto distanti a la tua patria,<br />
tanto che ’ troni assai suonan più bassi,<br />
109 e fanno un gibbo che si chiama Catria,<br />
di sotto al quale è consecrato un ermo,<br />
che suole esser disposto a sola latria.“<br />
112 Così ricominciommi il terzo sermo;<br />
e poi, continüando, disse: ” Quivi<br />
al servigio di Dio mi fe’ sì fermo,<br />
115 che pur con cibi di liquor d’ulivi<br />
lievemente passava caldi e geli,<br />
contento ne’ pensier contemplativi.<br />
118 Render solea quel chiostro a questi cieli<br />
fertilemente; e ora è fatto vano,<br />
sì che tosto convien che si riveli.<br />
121 In quel loco fu’ io Pietro Damiano,<br />
e Pietro Peccator fu’ ne la casa<br />
di Nostra Donna in sul lito adriano.<br />
124 Poca vita mortal m’era rimasa,<br />
quando fui chiesto e tratto a quel cappello,<br />
che pur di male in peggio si travasa.<br />
127 Venne Cefàs e venne il gran vasello<br />
de lo Spirito Santo, magri e scalzi,<br />
prendendo il cibo da qualunque ostello.<br />
130 Or voglion quinci e quindi chi rincalzi<br />
li moderni pastori e chi li meni,<br />
tanto son gravi, e chi di rietro li alzi.<br />
133 Cuopron d’i manti loro i palafreni,<br />
sì che due bestie van sott’ una pelle:<br />
oh pazïenza che tanto sostieni!“<br />
136 A questa voce vid’ io più fiammelle<br />
di grado in grado scendere e girarsi,<br />
e ogne giro le facea più belle.<br />
139 Dintorno a questa vennero e fermarsi,<br />
e fero un grido di sì alto suono,<br />
che non potrebbe qui assomigliarsi;<br />
Doch nichts verstand ich in dem Donnerhalle. 142 né io lo ’ntesi, sì mi vinse il tuono.
Paradies: Zweiundzwanzigster Gesang Pagina 303<br />
Zweiundzwanzigster Gesang Canto XXII<br />
Ich kehrte mich, vom Staunen überwunden,<br />
Zu meiner Führerin, gleich einem Kind,<br />
Das Hilfe sucht, wo’s immer sie gefunden.<br />
Sie sprach, der Mutter gleich, die sich geschwind<br />
Zum Knaben kehrt, der atemlos, beklommen<br />
In ihrer Stimme frischen Mut gewinnt:<br />
” Bedenk’s, dich hat der Himmel aufgenommen,<br />
Wo alles heilig ist, wo heißem Drang<br />
Gerechten Eifers, was geschieht. entglommen.<br />
Wie dich mein Lächeln, wie dich der Gesang<br />
Verwandelt hätten, wirst du jetzt verstehen,<br />
Da jener Ruf dich so mit Graus durchdrang.<br />
Verstündest du das drin enthaltne Flehen,<br />
So wäre dir die Rache schon erklärt,<br />
<strong>Die</strong> du noch wirst vor deinem Tode sehen.<br />
Von droben fällt zu frühe nicht das Schwert,<br />
Und nicht zu spät, wie’s dem scheint, der mit Grauen<br />
Es harrend fürchtet oder es begehrt.<br />
Jetzt blicke nur auf andres mit Vertrauen,<br />
Sieh dortenhin; du wirst in großer Zahl<br />
Dort hochberühmte sel’ge Geister chauen.“<br />
Ich sah, den Blick gewandt, wie sie befahl,<br />
Wohl hundert Kreise, welche Funken Sprühten,<br />
Verschönert von dem gegenseit’gen Strahl.<br />
Wie auch in mir der Sehnsucht Stacheln glühten,<br />
Doch wagt’ ich keine Frag’ und hieß sie ruh’n,<br />
Um vor zu großer Kühnheit mich zu hüten.<br />
<strong>Die</strong> größte, hellste Perle nahte nun,<br />
Um jenem Wunsch, den sie in mir ergründet,<br />
Mit süßem Liebeswort genugzutun.<br />
” Wenn du die Liebe säh’st, die uns entzündet,“<br />
So sprach die Stimme jetzt aus jenem Licht,<br />
” Du hättest, was du denkst, mir frei verkündet.<br />
Doch horch, auf daß du, harrend, später nicht<br />
Zum hohen Ziel gelangest, und ich deute<br />
Dir, was zu fragen dir der Mut gebricht.<br />
Des Berges Höh’, an dessen Abhang heute<br />
Cassino liegt, war einst Versammlungsort<br />
Für viel Betrüger und betrogne Leute.<br />
Der erste, nannt’ ich dessen Namen dort,<br />
Der jene Wahrheit, die uns hoch erhoben,<br />
Der Erde bracht’ in seinem heil’gen Wort.<br />
1 Oppresso di stupore, a la mia guida<br />
mi volsi, come parvol che ricorre<br />
sempre colà dove più si confida;<br />
4 e quella, come madre che soccorre<br />
sùbito al figlio palido e anelo<br />
con la sua voce, che ’l suol ben disporre,<br />
7 mi disse: ” Non sai tu che tu se’ in cielo?<br />
e non sai tu che ’l cielo è tutto santo,<br />
e ciò che ci si fa vien da buon zelo?<br />
10 Come t’avrebbe trasmutato il canto,<br />
e io ridendo, mo pensar lo puoi,<br />
poscia che ’l grido t’ha mosso cotanto;<br />
13 nel qual, se ’nteso avessi i prieghi suoi,<br />
già ti sarebbe nota la vendetta<br />
che tu vedrai innanzi che tu muoi.<br />
16 <strong>La</strong> spada di qua sù non taglia in fretta<br />
né tardo, ma’ ch’al parer di colui<br />
che disïando o temendo l’aspetta.<br />
19 Ma rivolgiti omai inverso altrui;<br />
ch’assai illustri spiriti vedrai,<br />
se com’ io dico l’aspetto redui.“<br />
22 Come a lei piacque, li occhi ritornai,<br />
e vidi cento sperule che ’nsieme<br />
più s’abbellivan con mutüi rai.<br />
25 Io stava come quei che ’n sé repreme<br />
la punta del disio, e non s’attenta<br />
di domandar, sì del troppo si teme;<br />
28 e la maggiore e la più luculenta<br />
di quelle margherite innanzi fessi,<br />
per far di sé la mia voglia contenta.<br />
31 Poi dentro a lei udi’: ” Se tu vedessi<br />
com’ io la carità che tra noi arde,<br />
li tuoi concetti sarebbero espressi.<br />
34 Ma perché tu, aspettando, non tarde<br />
a l’alto fine, io ti farò risposta<br />
pur al pensier, da che sì ti riguarde.<br />
37 Quel monte a cui Cassino è ne la costa<br />
fu frequentato già in su la cima<br />
da la gente ingannata e mal disposta;<br />
40 e quel son io che sù vi portai prima<br />
lo nome di colui che ’n terra addusse<br />
la verità che tanto ci soblima;
Seite 304 Paradiso: Canto XXII<br />
Und solche Gnade glänzt’ auf mich von oben,<br />
Daß ich das <strong>La</strong>nd umher vom <strong>Die</strong>nst befreit,<br />
Der mit verruchtem Trug die Welt umwoben.<br />
Wer hier glänzt, lebt’ einst in Beschaulichkeit,<br />
Und keiner ließ in sich die Flamm’ erkalten,<br />
<strong>Die</strong> Blüten treibt und heil’ge Frucht verleiht.<br />
Sieh des Maccar, des Romuald Lichtgestalten,<br />
Sieh meine Brüder, die im Klosterbann<br />
Den Fuß gehemmt und fest das Herz gehalten.“<br />
” Dein liebevolles Wort“, so hob ich an,<br />
” Und diese Freundlichkeit, die es begleitet,<br />
<strong>Die</strong> ich an jedem Glanz bemerken kann,<br />
Sie haben also mein Vertrau’n erweitet,<br />
Wie Sonnenschein die Rose, welche sich,<br />
Soweit sie kann, erschließet und verbreitet.<br />
Und, so vertrauend, Vater, bitt’ ich dich,<br />
Dich meinen Blicken unverhüllt zu zeigen,<br />
Ist solche Gnade nicht zu groß für mich.“<br />
” Wenn so hoch“, sprach er, deine Wünsche steigen,<br />
”<br />
Beut dir der letzte Kreis Erfüllung dar.<br />
Durch sie wird jeder Wunsch, auch meiner, schweigen.<br />
Dort wird vollkommen, reif und ganz und wahr,<br />
Was nur das Herz ersehnt – und dort nur findet<br />
Sich jeder Teil da, wo er ewig war,<br />
Weil jener Kreis sich nicht im Raum befindet;<br />
Doch unsrer Leiter Höh’ erreichet ihn,<br />
Daher sie also deinem Blicke schwindet.<br />
Als sie dem Jakob einst im Traum erschien,<br />
Sah er die Spitze bis zum Himmel streben<br />
Und drauf die Engel auf und nieder zieh’n.<br />
Jetzt mag man nicht den Fuß vom Boden heben,<br />
Um sie zu steigen, und bei Schreiberei’n<br />
Bleibt an der Erde träg mein Orden kleben.<br />
Denn Räuberhöhlen sind, was einst Abtei’n,<br />
Und ihrer Mönche weiße Kutten pflegen<br />
Nur Säcke, voll von dumpf’gem Mehl, zu sein.<br />
Kein Wucher ist so sehr dem Herrn entgegen<br />
Als jene Frucht, auf die die Mönch’ erpicht,<br />
Drob sie im Herzen solche Torheit hegen.<br />
Das, was die Kirche wahrt, gehört nach Pflicht<br />
Den Armen nur zur Lind’rung der Beschwerden,<br />
Nicht Vettern, noch auch schlechterem Gezücht.<br />
43 e tanta grazia sopra me relusse,<br />
ch’io ritrassi le ville circunstanti<br />
da l’empio cólto che ’l mondo sedusse.<br />
46 Questi altri fuochi tutti contemplanti<br />
uomini fuoro, accesi di quel caldo<br />
che fa nascere i fiori e ’ frutti santi.<br />
49 Qui è Maccario, qui è Romoaldo,<br />
qui son li frati miei che dentro ai chiostri<br />
fermar li piedi e tennero il cor saldo.“<br />
52 E io a lui: ” L’affetto che dimostri<br />
meco parlando, e la buona sembianza<br />
ch’io veggio e noto in tutti li ardor vostri,<br />
55 così m’ha dilatata mia fidanza,<br />
come ’l sol fa la rosa quando aperta<br />
tanto divien quant’ ell’ ha di possanza.<br />
58 Però ti priego, e tu, padre, m’accerta<br />
s’io posso prender tanta grazia, ch’io<br />
ti veggia con imagine scoverta.“<br />
61 Ond’ elli: ” Frate, il tuo alto disio<br />
s’adempierà in su l’ultima spera,<br />
ove s’adempion tutti li altri e ’l mio.<br />
64 Ivi è perfetta, matura e intera<br />
ciascuna disïanza; in quella sola<br />
è ogne parte là ove sempr’ era,<br />
67 perché non è in loco e non s’impola;<br />
e nostra scala infino ad essa varca,<br />
onde così dal viso ti s’invola.<br />
70 Infin là sù la vide il patriarca<br />
Iacobbe porger la superna parte,<br />
quando li apparve d’angeli sì carca.<br />
73 Ma, per salirla, mo nessun diparte<br />
da terra i piedi, e la regola mia<br />
rimasa è per danno de le carte.<br />
76 Le mura che solieno esser badia<br />
fatte sono spelonche, e le cocolle<br />
sacca son piene di farina ria.<br />
79 Ma grave usura tanto non si tolle<br />
contra ’l piacer di Dio, quanto quel frutto<br />
che fa il cor de’ monaci sì folle;<br />
82 ché quantunque la Chiesa guarda, tutto<br />
è de la gente che per Dio dimanda;<br />
non di parenti né d’altro più brutto.
Paradies: Zweiundzwanzigster Gesang Pagina 305<br />
Schwach ist des Menschen Fleisch, so, daß auf Erden<br />
Ein guter Urspung nicht genügen kann,<br />
Bis Eichensprossen Eichenbäume werden.<br />
Petrus fing ohne Gold und Silber an,<br />
Und ich begann mit Fasten und mit Flehen,<br />
Franz seinen Orden als ein niedrer Mann.<br />
Willst du nach eines jeden Ursprung spähen,<br />
Dann sehn, wie ihn verführt der Übermut,<br />
So wirst du Schwarzes statt des Weißen sehen.<br />
Traun! daß sich aufgetürmt des Jordans Flut<br />
Auf Gottes Wink, ist wunderbar zu finden,<br />
Mehr als die Hilfe, die euch nötig tut.“<br />
Sprach’s, um mit seiner Schar sich zu verbinden;<br />
Zusammen drängte sich die Schar und fuhr<br />
Vereint empor, gleich schnellen Wirbelwinden.<br />
Und ihnen nach, mit einem Winke nur,<br />
Trieb mich die Herrin aufwärts jene Stiegen;<br />
So zwang jetzt ihre Kraft mir die Natur.<br />
Hienieden, wo bald sinkt, was erst gestiegen,<br />
Gibt die Natur nie solche Schnelligkeit,<br />
Daß sie vergleichbar ist mit meinem Fliegen.<br />
So wahr ich, Leser, zu der Herrlichkeit<br />
Einst kehren will, für die ich oft in Zähren<br />
Den Busen Schlag’ in Reu’ und tiefem Leid;<br />
Du kannst ins Feu’r den Finger tun und kehren<br />
So schnell nicht, als ich war im Sterngebild,<br />
Das nach dem Stier durchrollt die Himmelssphären.<br />
O edle Sterne, kraftgeschwängert Bild,<br />
Dem das, was ich an Geist und Witz empfangen,<br />
Sei’s wenig oder sei es viel, entquillt,<br />
In euch ist auf-, in euch ist untergangen<br />
<strong>Die</strong> Mutter dessen, was auf Erden lebt,<br />
Als mich zuerst Toskanas Luft umfangen.<br />
Als ich zum hohen Kreis, in dem ihr schwebt,<br />
Geführt von reicher Gnad’, emporgeflogen,<br />
Da ward zuteil mir, daß ich euch erstrebt.<br />
Fromm seufz’ ich jetzt zu euch, seid mir gewogen!<br />
Wollt Kraft zum schweren Pfade mir verleih’n,<br />
Der meine Seele ganz an sich gezogen,<br />
” Zum letzten Heile führ’ ich bald dich ein,“<br />
Sie sprach’s, die mich zu diesen Höhen brachte,<br />
” Und scharf und klar muß itzt dein Auge sein.<br />
85 <strong>La</strong> carne d’i mortali è tanto blanda,<br />
che giù non basta buon cominciamento<br />
dal nascer de la quercia al far la ghianda.<br />
88 Pier cominciò sanz’ oro e sanz’ argento,<br />
e io con orazione e con digiuno,<br />
e Francesco umilmente il suo convento;<br />
91 e se guardi ’l principio di ciascuno,<br />
poscia riguardi là dov’ è trascorso,<br />
tu vederai del bianco fatto bruno.<br />
94 Veramente Iordan vòlto retrorso<br />
più fu, e ’l mar fuggir, quando Dio volse,<br />
mirabile a veder che qui ’l soccorso.“<br />
97 Così mi disse, e indi si raccolse<br />
al suo collegio, e ’l collegio si strinse;<br />
poi, come turbo, in sù tutto s’avvolse.<br />
100 <strong>La</strong> dolce donna dietro a lor mi pinse<br />
con un sol cenno su per quella scala,<br />
sì sua virtù la mia natura vinse;<br />
103 né mai qua giù dove si monta e cala<br />
naturalmente, fu sì ratto moto<br />
ch’agguagliar si potesse a la mia ala.<br />
106 S’io torni mai, lettore, a quel divoto<br />
trïunfo per lo quale io piango spesso<br />
le mie peccata e ’l petto mi percuoto,<br />
109 tu non avresti in tanto tratto e messo<br />
nel foco il dito, in quant’ io vidi ’l segno<br />
che segue il Tauro e fui dentro da esso.<br />
112 O glorïose stelle, o lume pregno<br />
di gran virtù, dal quale io riconosco<br />
tutto, qual che si sia, il mio ingegno,<br />
115 con voi nasceva e s’ascondeva vosco<br />
quelli ch’è padre d’ogne mortal vita,<br />
quand’ io senti’ di prima l’aere tosco;<br />
118 e poi, quando mi fu grazia largita<br />
d’entrar ne l’alta rota che vi gira,<br />
la vostra regïon mi fu sortita.<br />
121 A voi divotamente ora sospira<br />
l’anima mia, per acquistar virtute<br />
al passo forte che a sé la tira.<br />
124<br />
” Tu se’ sì presso a l’ultima salute,“<br />
cominciò Bëatrice, ” che tu dei<br />
aver le luci tue chiare e acute;
Seite 306 Paradiso: Canto XXIII<br />
Darum, bevor du tiefer dringst, betrachte<br />
Was unten liegt, und sieh, wie viele Welt<br />
Ich unter deinem Fuß schon liegen machte.<br />
Damit dein Herz, soviel es kann, erhellt,<br />
Bereit sei, vor den Siegern zu erscheinen,<br />
<strong>Die</strong> fröhlich sich in diesem Kreis gesellt.“<br />
Durch alle sieben Sphären warf ich meinen<br />
Blick nun zurück und sah dies Erdenrund,<br />
So daß ich lächelt’ ob des niedern, kleinen.<br />
Und jener Rat beruht’ auf gutem Grund,<br />
Denn die dies Rund verschmäh’n in höherm Streben,<br />
Nur ihnen wird die echte Weisheit kund.<br />
Ich sah in Glut <strong>La</strong>tonas Tochter schweben,<br />
Von jenem Schatten frei, der mir zum Wahn<br />
Vom Dünnen und vom Dichten Grund gegeben.<br />
Dich, strahlenreicher Sohn Hvperions, sahn<br />
Jetzt meine Blicke fest und ungeblendet,<br />
Und um dich Majas und Diones Bahn.<br />
Dich sah ich, Zeus, der mäß’gen Schimmer spendet,<br />
Zwischen Saturn und Mars, auch ward mir klar,<br />
Wie seinen Wechsellauf ein jeder wendet.<br />
Wie groß die sieben sind, ward offenbar,<br />
Wie schnell sie sind, den Weltenraum durchreisend,<br />
Auch stellte mir sich ihre Ferne dar.<br />
Und mit dem ew’gen Zwillingspaare kreisend,<br />
Sah ich die Scheibe, die so stolz uns macht,<br />
Mir <strong>La</strong>nd und Meer und Berg’ und Täler weisend.<br />
127 e però, prima che tu più t’inlei,<br />
rimira in giù, e vedi quanto mondo<br />
sotto li piedi già esser ti fei;<br />
130 sì che ’l tuo cor, quantunque può, giocondo<br />
s’appresenti a la turba trïunfante<br />
che lieta vien per questo etera tondo.“<br />
133 Col viso ritornai per tutte quante<br />
le sette spere, e vidi questo globo<br />
tal, ch’io sorrisi del suo vil sembiante;<br />
136 e quel consiglio per migliore approbo<br />
che l’ha per meno; e chi ad altro pensa<br />
chiamar si puote veramente probo.<br />
139 Vidi la figlia di <strong>La</strong>tona incensa<br />
sanza quell’ ombra che mi fu cagione<br />
per che già la credetti rara e densa.<br />
142 L’aspetto del tuo nato, Iperïone,<br />
quivi sostenni, e vidi com’ si move<br />
circa e vicino a lui Maia e Dïone.<br />
145 Quindi m’apparve il temperar di Giove<br />
tra ’l padre e ’l figlio; e quindi mi fu chiaro<br />
il varïar che fanno di lor dove;<br />
148 e tutti e sette mi si dimostraro<br />
quanto son grandi e quanto son veloci<br />
e come sono in distante riparo.<br />
151 L’aiuola che ci fa tanto feroci,<br />
volgendom’ io con li etterni Gemelli,<br />
tutta m’apparve da’ colli a le foci;<br />
Dann kehrt’ ich mich zu ihrer Augen Pracht. 154 poscia rivolsi li occhi a li occhi belli.<br />
Dreiundzwanzigster Gesang Canto XXIII<br />
Gleichwie der Vogel, der, vom <strong>La</strong>ub geborgen,<br />
Im Nest bei seinen Jungen süß geruht,<br />
Indes die Nacht die Dinge rings verborgen,<br />
Um zu erschauen die geliebte Brut<br />
Und ihr zu bringen die willkommne Speise,<br />
Um die bemüht, er selbst sich gütlich tut,<br />
Noch vor der Zeit, sobald am Himmelskreise<br />
Aurora nur erschien, in Lieb’ entbrannt,<br />
Der Sonn’ entgegenschaut vom offnen Reife;<br />
So, aufmerksam, .das Haupt erhebend, stand<br />
<strong>Die</strong> Herrin, nach dem Teil der Himmelsauen,<br />
Wo minder eilig Sol sich zeigt, gewandt.<br />
1 Come l’augello, intra l’amate fronde,<br />
posato al nido de’ suoi dolci nati<br />
la notte che le cose ci nasconde,<br />
4 che, per veder li aspetti disïati<br />
e per trovar lo cibo onde li pasca,<br />
in che gravi labor li sono aggrati,<br />
7 previene il tempo in su aperta frasca,<br />
e con ardente affetto il sole aspetta,<br />
fiso guardando pur che l’alba nasca;<br />
10 così la donna mïa stava eretta<br />
e attenta, rivolta inver’ la plaga<br />
sotto la quale il sol mostra men fretta:
Paradies: Dreiundzwanzigster Gesang Pagina 307<br />
Ich konnte harrend sie und sehnend schauen,<br />
Und war gleich dem, der anderes begehrt,<br />
Doch freudig ist in Hoffnung und Vertrauen.<br />
Und bald ward Schau’n für Hoffen mir gewährt,<br />
Denn fort und fort sah ich den Glanz sich mehren<br />
Und sah den Himmel mehr und mehr verklärt.<br />
Beatrix sprach: ” Sieh in den sel’gen Heeren<br />
Christi Triumph und sieh geerntet hier<br />
<strong>Die</strong> ganze Frucht des Rollens dieser Sphären!“<br />
Als reine Glut erschien ihr Antlitz mir,<br />
Als reine Wonn’ ihr Blick – und nimmer brächten<br />
<strong>Die</strong> Wort’ hervor ein würdig Bild von ihr.<br />
Wie in des Vollmonds ungetrübten Nächten<br />
Luna inmitten ew’ger Nymphen lacht,<br />
<strong>Die</strong> das Gewölb’ des Himmels rings durchflechten;<br />
So über tausend Leuchten stand in Pracht<br />
<strong>Die</strong> Sonne, so die Gluten all erzeugte,<br />
Wie unsre mit den Himmelsaugen macht.<br />
Und, glänzend durch lebend’gen Schimmer, zeigte<br />
Der Lichtstoff sich, in solcher Herrlichkeit<br />
Mir im Gesicht, daß es, besiegt, sich neigte.<br />
O Herrin! teures, himmlisches Geleit! –<br />
Sie sprach zu mir: ” Was hier dich überwunden,<br />
Ist Kraft, vor der nichts Hilf und Schutz verleiht.<br />
Hier ist’s, wo Weisheit sich und Macht verbunden;<br />
Sie machten zwischen Erd’ und Himmel Bahn,<br />
Nach welcher Sehnsucht längst die Welt empfunden.“<br />
Wie wenn der Wolken Schoß sich aufgetan,<br />
<strong>Die</strong> Feuer sich, sie sprengend, niedersenken<br />
Und gegen ihren Trieb der Erde nah’n;<br />
So rang mein Geist, von diesen Himmelstränken<br />
Gestärkt, vergrößert, aus sich selber sich,<br />
Doch, wie ihm ward, wie könnt’ er des gedenken?<br />
” Sieh auf, und wie ich bin, erschaue mich!<br />
Durch das Erschaute hast du Kraft empfangen,<br />
Und nicht vernichtet mehr mein Lächeln dich.“<br />
Ich war, wie einer, dem sein Traum entgangen, ”<br />
Und der, vom dunklen Umriß nur betört,<br />
Umsonst sich müht, die Bilder zu erlangen,<br />
Als ich dies Wort, so wert des Danks, gehört,<br />
Daß in dem Buch, das den vergangnen Dingen<br />
Gewidmet ist, es keine Zeit zerstört.<br />
13 sì che, veggendola io sospesa e vaga,<br />
fecimi qual è quei che disïando<br />
altro vorria, e sperando s’appaga.<br />
16 Ma poco fu tra uno e altro quando,<br />
del mio attender, dico, e del vedere<br />
lo ciel venir più e più rischiarando;<br />
19 e Bëatrice disse: ” Ecco le schiere<br />
del trïunfo di Cristo e tutto ’l frutto<br />
ricolto del girar di queste spere!“<br />
22 Pariemi che ’l suo viso ardesse tutto,<br />
e li occhi avea di letizia sì pieni,<br />
che passarmen convien sanza costrutto.<br />
25 Quale ne’ plenilunïi sereni<br />
Trivïa ride tra le ninfe etterne<br />
che dipingon lo ciel per tutti i seni,<br />
28 vid’ i’ sopra migliaia di lucerne<br />
un sol che tutte quante l’accendea,<br />
come fa ’l nostro le viste superne;<br />
31 e per la viva luce trasparea<br />
la lucente sustanza tanto chiara<br />
nel viso mio, che non la sostenea.<br />
34 Oh Bëatrice, dolce guida e cara!<br />
Ella mi disse: ” Quel che ti sobranza<br />
è virtù da cui nulla si ripara.<br />
37 Quivi è la sapïenza e la possanza<br />
ch’aprì le strade tra ’l cielo e la terra,<br />
onde fu già sì lunga disïanza.“<br />
40 Come foco di nube si diserra<br />
per dilatarsi sì che non vi cape,<br />
e fuor di sua natura in giù s’atterra,<br />
43 la mente mia così, tra quelle dape<br />
fatta più grande, di sé stessa uscìo,<br />
e che si fesse rimembrar non sape.<br />
46 Â ” Apri li occhi e riguarda qual son io;<br />
tu hai vedute cose, che possente<br />
se’ fatto a sostener lo riso mio.“<br />
49 Io era come quei che si risente<br />
di visïone oblita e che s’ingegna<br />
indarno di ridurlasi a la mente,<br />
52 quand’ io udi’ questa proferta, degna<br />
di tanto grato, che mai non si stingue<br />
del libro che ’l preterito rassegna.
Seite 308 Paradiso: Canto XXIII<br />
Und möchten mit mir alle Zungen singen,<br />
<strong>Die</strong> von der hohen Pierinnen Schar<br />
<strong>Die</strong> reinste Milch zum <strong>La</strong>betrunk empfingen,<br />
Doch stellt’ ich’s nicht zum Tausendteile dar,<br />
Wie hold ihr heil’ges Lächeln, wie entzündet<br />
In lauterm Glanz ishr heil’ges Wesen war.<br />
Und so, da’s Paradieses Lust verkündet,<br />
Muß jetzo springen mein geweiht Gedicht,<br />
Gleich dem, der seinen Weg durchschnitten findet.<br />
Doch wer bedenkt des Gegenstands Gewicht,<br />
Und daß es schwache Menschenschultern tragen,<br />
Der schilt mich, wenn ich drunter zittre, nicht.<br />
Durch Wogen, die mein kühnes Fahrzeug schlagen,<br />
Darf sich kein Schiffer, scheu vor Not und Müh’n,<br />
Darf sich kein kleiner schwanker Nachen wagen.<br />
“Was macht mein Blick dich so in Lieb entglüh’n,<br />
Um nicht zum schönen Garten hinzusehen,<br />
Wo unter Christi Strahlen Blumen blüh’n.<br />
<strong>Die</strong> Rose siehe dort, in der’s geschehen,<br />
Daß Fleisch das Wort ward – sieh die Lilien dort,<br />
Bei deren Duft wir gute Wege gehen. ”<br />
Beatrix sprach’s,- ich aber, ihrem Wort<br />
Gehorsam stets, erneute, mit den matten<br />
Besiegten Augen doch den Kampf sofort.<br />
Wie ich besonnt oft sah beblümte Matten,<br />
Besonnt vom Strahl aus einer Wolke Spalt,<br />
Indes bedeckt mein Auge war von Schatten;<br />
So sah ich Scharen dort, von Glanz umwallt,<br />
Der, Blitzen gleich, auf sie von oben sprühte,<br />
Doch sah ich nicht den Quell, dem er entwallt.<br />
Du, die du ihn verströmst, o Kraft voll Güte,<br />
Du bargst dich in den Höh’n, so daß mein Sinn<br />
Ertragen konnte, was dort strahlend blühte.<br />
Der Name klang der Blumenkönigin,<br />
Zu der ich ruf in allen Erdenleiden,<br />
Und zog mich ganz zum größten Feuer hin.<br />
Kaum malte sich in meinen Augen beiden<br />
<strong>Die</strong> Größ’ und Glut des Sterns, den Strahl und Glanz<br />
Siegreich, wie hier einst, so itzt dort umkleiden,<br />
Da kam, gleich einer Kron’, ein Feuerkranz<br />
Vom Himmel her, die Blume zu bekrönen,<br />
Umwand sie auch mit Strahlenkreisen ganz.<br />
55 Se mo sonasser tutte quelle lingue<br />
che Polimnïa con le suore fero<br />
del latte lor dolcissimo più pingue,<br />
58 per aiutarmi, al millesmo del vero<br />
non si verria, cantando il santo riso<br />
e quanto il santo aspetto facea mero;<br />
61 e così, figurando il paradiso,<br />
convien saltar lo sacrato poema,<br />
come chi trova suo cammin riciso.<br />
64 Ma chi pensasse il ponderoso tema<br />
e l’omero mortal che se ne carca,<br />
nol biasmerebbe se sott’ esso trema:<br />
67 non è pareggio da picciola barca<br />
quel che fendendo va l’ardita prora,<br />
né da nocchier ch’a sé medesmo parca.<br />
70<br />
” Perché la faccia mia sì t’innamora,<br />
che tu non ti rivolgi al bel giardino<br />
che sotto i raggi di Cristo s’infiora?<br />
73 Quivi è la rosa in che ’l verbo divino<br />
carne si fece; quivi son li gigli<br />
al cui odor si prese il buon cammino.“<br />
76 Così Beatrice; e io, che a’ suoi consigli<br />
tutto era pronto, ancora mi rendei<br />
a la battaglia de’ debili cigli.<br />
79 Come a raggio di sol, che puro mei<br />
per fratta nube, già prato di fiori<br />
vider, coverti d’ombra, li occhi miei;<br />
82 vid’ io così più turbe di splendori,<br />
folgorate di sù da raggi ardenti,<br />
sanza veder principio di folgóri.<br />
85 O benigna vertù che sì li ’mprenti,<br />
sù t’essaltasti, per largirmi loco<br />
a li occhi lì che non t’eran possenti.<br />
88 Il nome del bel fior ch’io sempre invoco<br />
e mane e sera, tutto mi ristrinse<br />
l’animo ad avvisar lo maggior foco;<br />
91 e come ambo le luci mi dipinse<br />
il quale e il quanto de la viva stella<br />
che là sù vince come qua giù vinse,<br />
94 per entro il cielo scese una facella,<br />
formata in cerchio a guisa di corona,<br />
e cinsela e girossi intorno ad ella.
Paradies: Dreiundzwanzigster Gesang Pagina 309<br />
Was auch hienieden klingt von süßen Tönen,<br />
Von Harmonie, die hold das Herz erweicht,<br />
Scheint wie zerrißner Wolke Donnerdröhnen,<br />
Wenn man’s mit jener Leier Ton vergleicht,<br />
Der Leier, den Saphir als Krön’ umgebend,<br />
Der zu des klarsten Himmels Schmuck gereicht.<br />
“Ich bin die Engelslieb’, im Kreise schwebend,<br />
Und von der Lust, die uns der Leib gebracht,<br />
Der unser Sehnen aufnahm, Kunde gebend.<br />
Und kreisen werd’ ich, wenn in höh’rer Pracht,<br />
Weil, Herrin, du dem Sohn dich nachgeschwungen,<br />
Bei deinem Nah’n die höchste Sphäre lacht.<br />
”<br />
Hier war des Kreises Melodie verklungen.<br />
Maria! tönt’ es aus dem andern Licht<br />
Mit einem Klang, doch wie von tausend Zungen.<br />
Der Königsmantel, der die Stern’ umflicht,<br />
Entglüht in lebensvollerm Strahlenbrande<br />
In Gottes Hauch und Strahlenangesicht,<br />
War über uns mit seinem innern Rande<br />
So weit entfernt, daß er noch nicht erschien,<br />
Noch nicht erkennbar war von meinem Stande.<br />
Drum war dem Auge nicht die Kraft verlieh’n,<br />
Um, als sie sich erhob zu ihrem Sprossen,.<br />
Der Flamme, der bekrönten, nachzuzieh’n.<br />
Und wie das Kindlein, wenn’s die Milch genossen,<br />
Zur Brust, aus der es trank, die Arme reckt,<br />
Von Liebesglut auch außen übergossen;<br />
So sah ich hier, die Flamm’ emporgestreckt,<br />
Jedweden Glanz; so ward sein innig Lieben<br />
Zur hohen Jungfrau-Mutter mir entdeckt.<br />
Worauf sie noch mir im Gesichte blieben,<br />
Als ihr Regina coeli! – mir erscholl<br />
Im Sang, des Lust mir keine Zeit vertrieben.<br />
O wie sind dorten doch die Scheuern voll<br />
Von reicher Frucht, die jeder, der hienieden<br />
Gut ausgesät, in Lust genießen soll.<br />
Dort lebt bei solchem Schatz in sel’gem Frieden,<br />
Der weinend ihn erlangt in Babylon<br />
Und sich im Bann vom Erdengut geschieden;<br />
Dort triumphieret unterm hohen Sohn<br />
Der Jungfrau und des Herrn, und mit dem Alten<br />
Und Neuen Bund, so nah dem ew’gen Thron,<br />
97 Qualunque melodia più dolce suona<br />
qua giù e più a sé l’anima tira,<br />
parrebbe nube che squarciata tona,<br />
100 comparata al sonar di quella lira<br />
onde si coronava il bel zaffiro<br />
del quale il ciel più chiaro s’inzaffira.<br />
103<br />
” Io sono amore angelico, che giro<br />
l’alta letizia che spira del ventre<br />
che fu albergo del nostro disiro;<br />
106 e girerommi, donna del ciel, mentre<br />
che seguirai tuo figlio, e farai dia<br />
più la spera supprema perché lì entre.“<br />
109 Così la circulata melodia<br />
si sigillava, e tutti li altri lumi<br />
facean sonare il nome di Maria.<br />
112 Lo real manto di tutti i volumi<br />
del mondo, che più ferve e più s’avviva<br />
ne l’alito di Dio e nei costumi,<br />
115 avea sopra di noi l’interna riva<br />
tanto distante, che la sua parvenza,<br />
là dov’ io era, ancor non appariva:<br />
118 però non ebber li occhi miei potenza<br />
di seguitar la coronata fiamma<br />
che si levò appresso sua semenza.<br />
121 E come fantolin che ’nver’ la mamma<br />
tende le braccia, poi che ’l latte prese,<br />
per l’animo che ’nfin di fuor s’infiamma;<br />
124 ciascun di quei candori in sù si stese<br />
con la sua cima, sì che l’alto affetto<br />
ch’elli avieno a Maria mi fu palese.<br />
127 Indi rimaser lì nel mio cospetto,<br />
’Regina celi’ cantando sì dolce,<br />
che mai da me non si partì ’l diletto.<br />
130 Oh quanta è l’ubertà che si soffolce<br />
in quelle arche ricchissime che fuoro<br />
a seminar qua giù buone bobolce!<br />
133 Quivi si vive e gode del tesoro<br />
che s’acquistò piangendo ne lo essilio<br />
di Babillòn, ove si lasciò l’oro.<br />
136 Quivi trïunfa, sotto l’alto Filio<br />
di Dio e di Maria, di sua vittoria,<br />
e con l’antico e col novo concilio,<br />
Er, der die Schlüssel solchen Reichs erhalten. 139 colui che tien le chiavi di tal gloria.
Seite 310 Paradiso: Canto XXIV<br />
Vierundzwanzigster Gesang Canto XXIV<br />
” O auserwählte Tischgenossenschaft<br />
Beim großen Mahl des <strong>La</strong>mms, daß solcherweise<br />
Euch speiset, daß euch’s voll G’nüge schafft,<br />
Wenn er, durch Gottes Huld’ sich an der Speise,<br />
<strong>Die</strong> eurem Tisch entfällt, vorkostend stillt,<br />
Eh’ ihn der Tod beschwingt zur letzten Reise<br />
So denkt, wie seine Brust vor Sehnen schwillt;<br />
Netzt ihn mit eurem Tau – auch letzt die Quelle,<br />
Der alles, was er sinnt und denkt, entquillt.“<br />
Beatrix sprach’s – wie um des Poles Stelle<br />
Sich Sphären dreh’n, so jene Sel’gen nun,<br />
Flammend, Kometen gleich, in Glut und Helle.<br />
Wie, wohlgefügt, der Uhren Räder tun –<br />
In voller Eil’ zu fliegen scheint das letzte,<br />
Das erste scheint, wenn man’s beschaut, zu ruh’n<br />
Also verschieden in Bewegung setzte<br />
Sich jeder Kreis, drob, wie er sich erwies,<br />
Schnell oder trag, ich seinen Reichtum schätzte.<br />
Und aus dem Kreis, den ich den schönsten pries,<br />
Sah ich ein so beseligt Feuer schweben,<br />
Daß es nichts Klareres drin hinterließ.<br />
Um Beatricen Schwang dies heil’ge Leben<br />
Sich erst dreimal, und Sang entquoll dem Licht,<br />
Den keine Phantasie kann wiedergeben.<br />
Drum springt die Feder hier und schreibt es nicht,<br />
Weil, wo der Phantasie die Kraft benommen,<br />
Sie noch weit mehr dem armen Wort gebricht.<br />
” O heil’ge Schwester, die du in so frommen<br />
Gebeten flehst, durch deine Liebesglut<br />
Bin ich aus schönerm Kreis herabgekommen!“<br />
Nachdem das heil’ge Feu’r im Tanz geruht,<br />
Wandt’ es den Hauch zur Herrin mit den Worten,<br />
<strong>Die</strong> mein Gedicht euch kund hier oben tut.<br />
” O ew’ges Licht des großen Manns, dem dorten“<br />
- Sie sprach’s – der Herr die Schlüssel ließ, die er<br />
”<br />
Getragen, zu des Wunderreiches Pforten,<br />
Prüf ihn mit ein’gen Fragen, leicht und schwer,<br />
Wie dir’s gefällt, ob jener Glaub’ ihm eigen,<br />
Durch welchen du gegangen auf dem Meer.<br />
Ob er gut liebt, gut hofft und glaubt – verschweigen<br />
Kann er dir’s nicht, denn dort ist dein Gesicht,<br />
Wo abgemalt sich alle Dinge zeigen.<br />
1<br />
” O sodalizio eletto a la gran cena<br />
del benedetto Agnello, il qual vi ciba<br />
sì, che la vostra voglia è sempre piena,<br />
4 se per grazia di Dio questi preliba<br />
di quel che cade de la vostra mensa,<br />
prima che morte tempo li prescriba,<br />
7 ponete mente a l’affezione immensa<br />
e roratelo alquanto: voi bevete<br />
sempre del fonte onde vien quel ch’ei pensa.“<br />
10 Così Beatrice; e quelle anime liete<br />
si fero spere sopra fissi poli,<br />
fiammando, volte, a guisa di comete.<br />
13 E come cerchi in tempra d’orïuoli<br />
si giran sì, che ’l primo a chi pon mente<br />
quïeto pare, e l’ultimo che voli;<br />
16 così quelle carole, differente –<br />
mente danzando, de la sua ricchezza<br />
mi facieno stimar, veloci e lente.<br />
19 Di quella ch’io notai di più carezza<br />
vid’ ïo uscire un foco sì felice,<br />
che nullo vi lasciò di più chiarezza;<br />
22 e tre fïate intorno di Beatrice<br />
si volse con un canto tanto divo,<br />
che la mia fantasia nol mi ridice.<br />
25 Però salta la penna e non lo scrivo:<br />
ché l’imagine nostra a cotai pieghe,<br />
non che ’l parlare, è troppo color vivo.<br />
28<br />
” O santa suora mia che sì ne prieghe<br />
divota, per lo tuo ardente affetto<br />
da quella bella spera mi disleghe.“<br />
31 Poscia fermato, il foco benedetto<br />
a la mia donna dirizzò lo spiro,<br />
che favellò così com’ i’ ho detto.<br />
34 Ed ella: ” O luce etterna del gran viro<br />
a cui Nostro Segnor lasciò le chiavi,<br />
ch’ei portò giù, di questo gaudio miro,<br />
37 tenta costui di punti lievi e gravi,<br />
come ti piace, intorno de la fede,<br />
per la qual tu su per lo mare andavi.<br />
40 S’elli ama bene e bene spera e crede,<br />
non t’è occulto, perché ’l viso hai quivi<br />
dov’ ogne cosa dipinta si vede;
Paradies: Vierundzwanzigster Gesang Pagina 311<br />
Doch weil man hier durch wahren Glaubens Licht<br />
Zum Bürger wird, so wird es Früchte tragen,<br />
Wenn er mit dir zu seinem Preise spricht.“<br />
Gleichwie der Bakkalaur, des Meisters Fragen<br />
Erwartend, stillschweigt, denn er rüstet sich,<br />
Entscheidung nicht, doch den Beweis zu wagen;<br />
So rüstet’ ich mit jedem Grunde mich,<br />
Indes sie sprach, um schnell und wohlerfahren<br />
Zu reden, wenn der Meister spräche: Sprich!<br />
” Sprich, guter Christ, um dich zu offenbaren:<br />
Was ist der Glaub’?“ – Ich hob die Stirne schnell<br />
Zum Lichte, dem entweht die Worte waren.<br />
Zur Herrin blickt’ ich dann, die, froh und hell,<br />
Mir Mut verlieh, die Flut hervorzulassen,<br />
Wie sie entströmte meinem innern Quell.<br />
” Hat Gnade“, fing ich an, mich zugelassen<br />
”<br />
Zur Beichte bei der Streiter hohem Hort,<br />
So lasse sie mich klar die Antwort fassen.<br />
<strong>Die</strong> Wahrheit, Vater,“ also fuhr ich fort,<br />
” Hab’ ich in deines Bruders Buch getroffen,<br />
Der Rom bekehrt hat durch sein heilig Wort.<br />
Glaub’ ist der Stoff des, was wir fröhlich hoffen,<br />
Ist der Beweis von dem, was wir nicht sehn.<br />
Und hierin zeigt sich mir sein Wesen offen.“<br />
” Wohl richtig denkst du,“ hört’ ich’s jetzo weh’n,<br />
” Wenn du den Grund erkennst. Darum verkünde:<br />
Was mocht’ er bei Beweis und Stoff verstehn?“<br />
Drauf ich: ” <strong>Die</strong> Dinge, die ich hier ergründe,<br />
<strong>Die</strong> ihres Anblicks Wonne mir verleih’n,<br />
Sind so versteckt dem Blick im <strong>La</strong>nd der Sünde,<br />
Daß dorten nur im Glauben ist ihr Sein,<br />
Auf welchen wir die hohe Hoffnung bauen,<br />
Und deshalb ist er auch ihr Stoff allein.<br />
Auch muß dann, ohn’ auf anderes zu schauen,<br />
Vom Glauben aus nur folgern der Verstand;<br />
Drum muß man ihm auch als Beweise trauen.“<br />
Ich hörte drauf: ” Würd’ alles so erkannt,<br />
Was dort auf Erden die Gelehrten lehren,<br />
So wäre der Sophisten Witz verbannt.“<br />
Den Hauch ließ jene Liebesglut mich hören<br />
Und fuhr dann fort: ” Fürwahr, ich sehe dich<br />
<strong>Die</strong> Münz’ als echt in Schrot und Korn bewähren.<br />
43 ma perché questo regno ha fatto civi<br />
per la verace fede, a glorïarla,<br />
di lei parlare è ben ch’a lui arrivi.“<br />
46 Sì come il baccialier s’arma e non parla<br />
fin che ’l maestro la question propone,<br />
per approvarla, non per terminarla,<br />
49 così m’armava io d’ogne ragione<br />
mentre ch’ella dicea, per esser presto<br />
a tal querente e a tal professione.<br />
52<br />
” Dì, buon Cristiano, fatti manifesto:<br />
fede che è?“ Ond’ io levai la fronte<br />
in quella luce onde spirava questo;<br />
55 poi mi volsi a Beatrice, ed essa pronte<br />
sembianze femmi perch’ ïo spandessi<br />
l’acqua di fuor del mio interno fonte.<br />
58<br />
” <strong>La</strong> Grazia che mi dà ch’io mi confessi,“<br />
comincia’ io, da l’alto primipilo,<br />
”<br />
faccia li miei concetti bene espressi.“<br />
61 E seguitai: ” Come ’l verace stilo<br />
ne scrisse, padre, del tuo caro frate<br />
che mise teco Roma nel buon filo,<br />
64 fede è sustanza di cose sperate<br />
e argomento de le non parventi;<br />
e questa pare a me sua quiditate.“<br />
67 Allora udi’: ” Dirittamente senti,<br />
se bene intendi perché la ripuose<br />
tra le sustanze, e poi tra li argomenti.“<br />
70 E io appresso: ” Le profonde cose<br />
che mi largiscon qui la lor parvenza,<br />
a li occhi di là giù son sì ascose,<br />
73 che l’esser loro v’è in sola credenza,<br />
sopra la qual si fonda l’alta spene;<br />
e però di sustanza prende intenza.<br />
76 E da questa credenza ci convene<br />
silogizzar, sanz’ avere altra vista:<br />
però intenza d’argomento tene.“<br />
79 Allora udi’: ” Se quantunque s’acquista<br />
giù per dottrina, fosse così ’nteso,<br />
non lì avria loco ingegno di sofista.“<br />
82 Così spirò di quello amore acceso;<br />
indi soggiunse: ” Assai bene è trascorsa<br />
d’esta moneta già la lega e ’l peso;
Seite 312 Paradiso: Canto XXIV<br />
Allein hast du sie auch im Beutel? Sprich!“<br />
Und ich drauf: ” Ja, so hell und so gerundet,<br />
Daß beim Gepräg’ nie Zweifel mich beschlich.“<br />
Da sprach es aus dem Licht, dort hellentzündet:<br />
” Wie ward dies teure Kleinod dein, dies Gut,<br />
Auf welches sich jedwede Tugend gründet?“<br />
Und ich: ” Des Heil’gen Geistes Regenflut,<br />
<strong>Die</strong> sich so reich aufs Pergament ergossen,<br />
Das kund den Alten Bund und Neuen tut,<br />
Sie ist der Grund, aus dem ich es geschlossen<br />
So scharf, daß anderer Beweis und Grund<br />
Mir stumpf erscheint wie Tand und leere Possen.“ .<br />
Ich hörte drauf: ” Der Alt’ und Neue Bund,<br />
Durch den dein Geist, so folgernd, dieses dachte.<br />
Wie wurden sie als Gottes Wort dir kund?“<br />
Und ich: ” Das, was mir klar die Wahrheit machte,<br />
<strong>Die</strong> Werke sind’s, von der Art, daß Natur<br />
Sie nie hervor in ihrer Werkstatt brachte.“<br />
Drauf klang’s: ” Wo aber ist die klare Spur,<br />
Daß sie gescheh’n? <strong>Die</strong>s wäre zu bewähren,<br />
Da’s niemand dir bezeugt mit sicherm schämt.“ –<br />
” Daß ohne Wunder sich zu Christi Lehren<br />
<strong>Die</strong> Welt bekehrt – dies Wunder schon bezeugt<br />
<strong>Die</strong> Wahrheit sichrer, als wenn’s hundert waren.<br />
Denn du betratest arm und tiefgebeugt<br />
Das Feld, den guten Samen dreinzubringen,<br />
Der einst die Reb’ und jetzt den Dorn erzeugt.“<br />
Ich sprach’s und hörte durch die Sphären klingen<br />
Der Sel’gen Lied: Herr Gott, dich loben wir!<br />
In Melodien, wie sie nur jene singen.<br />
Und jener Herr, der Zweig um Zweig mit mir<br />
Emporklomm und mich prüfend also führte,<br />
Daß ich erreicht des Gipfels Höhe schier,<br />
Sprach weiter: ” Wie dein Herz die Gnade rührte,<br />
Erschloß sie dir den Mund auch wundersam,<br />
Drum öffnet’ er sich jetzt, wie sich’s gebührte;<br />
Drum billigt’ ich, was ich aus ihm vernahm.<br />
Doch was du glaubst, das sollst du jetzt bekunden,<br />
Und auch woher dir dieser Glaube kam.“ –<br />
” O Heil’ger,“ sprach ich, der du hier gefunden,<br />
”<br />
Was du so fest geglaubt, daß du den Fuß<br />
Des Jüngern einst am Grabmal überwunden,<br />
85 ma dimmi se tu l’hai ne la tua borsa.“<br />
Ond’ io: ” Sì ho, sì lucida e sì tonda,<br />
che nel suo conio nulla mi s’inforsa.“<br />
88 Appresso uscì de la luce profonda<br />
che lì splendeva: ” Questa cara gioia<br />
sopra la quale ogne virtù si fonda,<br />
91 onde ti venne?“ E io: ” <strong>La</strong> larga ploia<br />
de lo Spirito Santo, ch’è diffusa<br />
in su le vecchie e ’n su le nuove cuoia,<br />
94 è silogismo che la m’ha conchiusa<br />
acutamente sì, che ’nverso d’ella<br />
ogne dimostrazion mi pare ottusa.“<br />
97 Io udi’ poi: ” L’antica e la novella<br />
proposizion che così ti conchiude,<br />
perché l’hai tu per divina favella?“<br />
100 E io: ” <strong>La</strong> prova che ’l ver mi dischiude,<br />
son l’opere seguite, a che natura<br />
non scalda ferro mai né batte incude.“<br />
103 Risposto fummi: ” Dì, chi t’assicura<br />
che quell’ opere fosser? Quel medesmo<br />
che vuol provarsi, non altri, il ti giura.“<br />
106<br />
” Se ’l mondo si rivolse al cristianesmo,“<br />
diss’ io, sanza miracoli, quest’ uno<br />
”<br />
è tal, che li altri non sono il centesmo:<br />
109 ché tu intrasti povero e digiuno<br />
in campo, a seminar la buona pianta<br />
che fu già vite e ora è fatta pruno.“<br />
112 Finito questo, l’alta corte santa<br />
risonò per le spere un ’Dio laudamo’<br />
ne la melode che là sù si canta.<br />
115 E quel baron che sì di ramo in ramo,<br />
essaminando, già tratto m’avea,<br />
che a l’ultime fronde appressavamo,<br />
118 ricominciò: ” <strong>La</strong> Grazia, che donnea<br />
con la tua mente, la bocca t’aperse<br />
infino a qui come aprir si dovea,<br />
121 sì ch’io approvo ciò che fuori emerse;<br />
ma or convien espremer quel che credi,<br />
e onde a la credenza tua s’offerse.“<br />
124<br />
” O santo padre, e spirito che vedi<br />
ciò che credesti sì, che tu vincesti<br />
ver’ lo sepulcro più giovani piedi,“
Paradies: Fünfundzwanzigster Gesang Pagina 313<br />
In meinem Wort soll, dies ist dein Beschluß,<br />
Auch meines Glaubens Form dir klar erscheinen,<br />
So auch, warum ich also glauben muß.<br />
So hör’: Ich glaub an Gott, den Ew’gen, Einen,<br />
Der, unbewegt, des Himmels All bewegt,<br />
Durch Lieb’ und Trieb zu ihm, dem Ewigreinen.<br />
Und nicht Vernunft nur und Natur erregt<br />
Den Glauben mir und gibt mir die Beweise;<br />
<strong>Die</strong> Offenbarung auch, so dargelegt<br />
Moses, Propheten, Davids Sangesweise,<br />
Das Evangelium, und was ihr, vom Schein<br />
Des Geists erleuchtet, schriebt zu Gottes Preise.<br />
Ich glaub’ an drei Personen, eins in drei’n,<br />
Dreifach in einem Wesen, einem Leben,<br />
Und Ist und Sind gestattet ihr Verein.<br />
Von dieser Gotteseigenschaft, die eben<br />
Mein Wort berührt, hat meinem innern Sinn<br />
Das Evangelium das Gepräg’ gegeben,<br />
<strong>Die</strong>s ist der Funke, dies der Glut Beginn,<br />
<strong>Die</strong> dann lebendig in mir aufgestiegen,<br />
Der Stern, von welchem ich erleuchtet bin.“<br />
So wie der Herr, erst horchend mit Vergnügen,<br />
pur gute Nachricht in der Freude Drang,<br />
Zuletzt den Knecht umarmt, wenn er geschwiegen;<br />
Also das Licht, das dreimal mich umschlang,<br />
Als ich geendet, was es mir befohlen,<br />
Mich segnend mit dem himmlischen Gesang –<br />
127 comincia’ io, ” tu vuo’ ch’io manifesti<br />
la forma qui del pronto creder mio,<br />
e anche la cagion di lui chiedesti.<br />
130 E io rispondo: Io credo in uno Dio<br />
solo ed etterno, che tutto ’l ciel move,<br />
non moto, con amore e con disio;<br />
133 e a tal creder non ho io pur prove<br />
fisice e metafisice, ma dalmi<br />
anche la verità che quinci piove<br />
136 per Moïsè, per profeti e per salmi,<br />
per l’Evangelio e per voi che scriveste<br />
poi che l’ardente Spirto vi fé almi;<br />
139 e credo in tre persone etterne, e queste<br />
credo una essenza sì una e sì trina,<br />
che soffera congiunto ’sono’ ed ’este’.<br />
142 De la profonda condizion divina<br />
ch’io tocco mo, la mente mi sigilla<br />
più volte l’evangelica dottrina.<br />
145 Quest’ è ’l principio, quest’ è la favilla<br />
che si dilata in fiamma poi vivace,<br />
e come stella in cielo in me scintilla.“<br />
148 Come ’l segnor ch’ascolta quel che i piace,<br />
da indi abbraccia il servo, gratulando<br />
per la novella, tosto ch’el si tace;<br />
151 così, benedicendomi cantando,<br />
tre volte cinse me, sì com’ io tacqui,<br />
l’appostolico lume al cui comando<br />
So hatte, was ich sprach, mich ihm empfohlen. 154 io avea detto: sì nel dir li piacqui!<br />
Fünfundzwanzigster Gesang Canto XXV<br />
Zwäng’ einst dies heil’ge Lied, zu dem die Erde,<br />
Zu dem der Himmel mir den Stoff gereicht,<br />
Durch das auf lang’ ich blaß und mager werde,<br />
<strong>Die</strong> Grausamkeit, die mich von dort verscheucht,<br />
Wo ich, ein <strong>La</strong>mm, geruht in schöner Hürde,<br />
Jedwedem Wolfe feind, der sie umschleicht,<br />
Mit anderm Ton und Haar, als Dichter, würde<br />
Ich kehren und am Taufquell dort empfah’n<br />
Im Lorbeerkranz des Dichters höchste Würde.<br />
Denn dort betrat ich jenes Glaubens Bahn,<br />
Durch welchen Gott bekannt die Seelen werden,<br />
Für den mit Petri Licht die Stirn umfah’n.<br />
1 Se mai continga che ’l poema sacro<br />
al quale ha posto mano e cielo e terra,<br />
sì che m’ha fatto per molti anni macro,<br />
4 vinca la crudeltà che fuor mi serra<br />
del bello ovile ov’ io dormi’ agnello,<br />
nimico ai lupi che li danno guerra;<br />
7 con altra voce omai, con altro vello<br />
ritornerò poeta, e in sul fonte<br />
del mio battesmo prenderò ’l cappello;<br />
10 però che ne la fede, che fa conte<br />
l’anime a Dio, quivi intra’ io, e poi<br />
Pietro per lei sì mi girò la fronte.
Seite 314 Paradiso: Canto XXV<br />
Da naht’ ein Licht aus der der sel’gen Herden,<br />
Aus der der Erste derer vorgewallt,<br />
<strong>Die</strong> Christ als Stellvertreter ließ auf Erden.<br />
Beatrix sprach, umstrahlt die Lichtgestalt<br />
Von neuer Lust: ” Sieh ihn, sich zu uns neigend,<br />
Den Herrn, für den man nach Galizien wallt.“<br />
Wie wenn die Taub’, aus hohen Lüften steigend,<br />
Zur Taube fliegt, wie sich das Paar umkreist,<br />
Und fröhlich girrt, die heiße Liebe zeigend;<br />
So war’s, wie jetzo der und jener Geist<br />
Der hohen Fürsten freudig sich empfingen,<br />
Lobend die Kost, die man dort oben speist.<br />
Dann standen nach dem Freudentanz und Singen<br />
<strong>Die</strong> beiden Lichter schweigend vor mir dort,<br />
So feurig, daß die Augen mir vergingen.<br />
Und selig lächelnd fuhr Beatrix fort:<br />
” Der du geschrieben hast, erlauchtes Leben,<br />
Was gut sei, komm’ allein von diesem Ort,<br />
O laß dein Wort die Hoffnung hier erheben;<br />
Du stellst ja, wie du weißt, so oft sie vor,<br />
Als Jesus sich den dreien kundgegeben.“ –<br />
” Du, fasse Mut – das Antlitz heb empört<br />
An unserm Strahl muß reisen der Beglückte,<br />
Der von der Erde kommt zum sel’gen Chor.“<br />
Als so das zweite Feuer mich erquickte,<br />
Hob ich die Augen zu den Bergen auf,<br />
Vor deren <strong>La</strong>st ich erst das Antlitz bückte.<br />
” Läßt unsers Kaisers Gnade deinen <strong>La</strong>uf,<br />
Bevor du stirbst, zu seinem Hofe gehen,<br />
Führt er zu seinen Grafen dich herauf,<br />
Um, wenn du das Geheimste hier gesehen,<br />
<strong>Die</strong> Hoffnung, die euch dort im Herzen blüht<br />
In dir und andern heller anzuwehen,<br />
So sage, was sie ist? Ob im Gemüt<br />
Sie dir entkeimt? Woher du sie entnommen?“<br />
Das zweite Feuer sprach’s, in Licht entglüht.<br />
Und sie, durch die in mir die Kraft entglommen<br />
Zum hohen Flug, war mit der Antwort schon<br />
In diesen Worten mir zuvorgekommen:<br />
” <strong>Die</strong> Kirche, die da kämpft, hat keinen Sohn<br />
Von stärkrer Hoffnung – also zeigt’s geschrieben<br />
<strong>Die</strong> Sonn’ auf unsres Freudenreiches Thron.<br />
13 Indi si mosse un lume verso noi<br />
di quella spera ond’ uscì la primizia<br />
che lasciò Cristo d’i vicari suoi;<br />
16 e la mia donna, piena di letizia,<br />
mi disse: ” Mira, mira: ecco il barone<br />
per cui là giù si vicita Galizia.“<br />
19 Sì come quando il colombo si pone<br />
presso al compagno, l’uno a l’altro pande,<br />
girando e mormorando, l’affezione;<br />
22 così vid’ ïo l’un da l’altro grande<br />
principe glorïoso essere accolto,<br />
laudando il cibo che là sù li prande.<br />
25 Ma poi che ’l gratular si fu assolto,<br />
tacito coram me ciascun s’affisse,<br />
ignito sì che vincëa ’l mio volto.<br />
28 Ridendo allora Bëatrice disse:<br />
” Inclita vita per cui la larghezza<br />
de la nostra basilica si scrisse,<br />
31 fa risonar la spene in questa altezza:<br />
tu sai, che tante fiate la figuri,<br />
quante Iesù ai tre fé più carezza.“<br />
34<br />
” Leva la testa e fa che t’assicuri:<br />
ché ciò che vien qua sù del mortal mondo,<br />
convien ch’ai nostri raggi si maturi.“<br />
37 Questo conforto del foco secondo<br />
mi venne; ond’ io leväi li occhi a’ monti<br />
che li ’ncurvaron pria col troppo pondo.<br />
40<br />
” Poi che per grazia vuol che tu t’affronti<br />
lo nostro Imperadore, anzi la morte,<br />
ne l’aula più secreta co’ suoi conti,<br />
43 sì che, veduto il ver di questa corte,<br />
la spene, che là giù bene innamora,<br />
in te e in altrui di ciò conforte,<br />
46 dì quel ch’ell’ è, dì come se ne ’nfiora<br />
la mente tua, e dì onde a te venne.“<br />
Così seguì ’l secondo lume ancora.<br />
49 E quella pïa che guidò le penne<br />
de le mie ali a così alto volo,<br />
a la risposta così mi prevenne:<br />
52<br />
” <strong>La</strong> Chiesa militante alcun figliuolo<br />
non ha con più speranza, com’ è scritto<br />
nel Sol che raggia tutto nostro stuolo:
Paradies: Fünfundzwanzigster Gesang Pagina 315<br />
Drum aus Ägypten, nach des Herrn Belieben,<br />
Kommt er nach Zion, wo das Licht ihm tagt,<br />
Eh’ ihn des Kampfes Ende vorgeschrieben.<br />
Zwei andre Punkt’, um die du ihn befragt,<br />
Nicht um zu wissen, nein, damit er sage,<br />
Wie diese Tugend hier noch dir behagt,<br />
<strong>La</strong>ss’ ich ihm selbst; denn nicht, wie jene Frage,<br />
Sind sie ihm schwer, nicht Reiz zur Prahlerei;<br />
Und helf ihm Gott, daß er sie würdig trage.“<br />
Dem Schüler gleich, der seinem Meister frei<br />
Entgegenkommt und freudig und besonnen,<br />
Daß, was er weiß, kund in der Antwort sei,<br />
Sprach ich: ” <strong>Die</strong> Hoffnung ist der künft’gen Wonnen<br />
Erwartung und gewisse Zuversicht,<br />
Durch Gnad’ und früheres Verdienst gewonnen.<br />
Von vielen Sternen kam mir dieses Licht;<br />
Der höchste Sänger macht’ es mir entbrennen,<br />
Der im Gesang vom höchsten Horte spricht.<br />
Oh’ alle die, so deinen Namen nennen,<br />
Hoffen auf dich – so sang der Gottesmann –<br />
Und wer, der glaubt, wie ich, sollt’ ihn nicht kennen.<br />
Du träufeltest mir feine Tropfen dann<br />
Ins Herz durch deinen Brief, mit solchem Segen,<br />
Daß ich die Flut auf andre gießen kann.“<br />
Indem ich sprach, sah ich’s im Licht sich regen,<br />
Und, wie ein Blitz, schnell und von Glanz umsprüht,<br />
Mit zitterndem Gefunkel sich bewegen.<br />
” <strong>Die</strong> Liebe,“ weht’ es, die mich noch durchglüht<br />
”<br />
Für jene Tugend, welche mir durchs Grauen<br />
Des Kampfs gefolgt, bis mir die Palm’ erblüht,<br />
Heißt mich durch sie dich letzen und erbauen,<br />
Und gern vernehm’ ich dieses noch von dir:<br />
Auf was heißt deine Hoffnung dich vertrauen?“ –<br />
” <strong>Die</strong> alt’ und neuen Schriften zeigen mir“,<br />
Sprach ich, das Ziel, das denen Gott bescheidet,<br />
”<br />
<strong>Die</strong> er geliebt, und dieses seh’ ich hier.<br />
Jesajas zeigt vom Doppelkleid bekleidet,<br />
Sie all in ihrem <strong>La</strong>nd – und dieses <strong>La</strong>nd,<br />
Das süße Leben ist’s, das hier euch weidet.<br />
In denen, so, die Palmen in der Hand,<br />
In weißen Kleidern vor dem <strong>La</strong>mme stehen,<br />
Macht’s klarer noch dein Bruder mir bekannt.“ –<br />
55 però li è conceduto che d’Egitto<br />
vegna in Ierusalemme per vedere,<br />
anzi che ’l militar li sia prescritto.<br />
58 Li altri due punti, che non per sapere<br />
son dimandati, ma perch’ ei rapporti<br />
quanto questa virtù t’è in piacere,<br />
61 a lui lasc’ io, ché non li saran forti<br />
né di iattanza; ed elli a ciò risponda,<br />
e la grazia di Dio ciò li comporti.“<br />
64 Come discente ch’a dottor seconda<br />
pronto e libente in quel ch’elli è esperto,<br />
perché la sua bontà si disasconda,<br />
67<br />
” Spene,“ diss’ io, è uno attender certo<br />
”<br />
de la gloria futura, il qual produce<br />
grazia divina e precedente merto.<br />
70 Da molte stelle mi vien questa luce;<br />
ma quei la distillò nel mio cor pria<br />
che fu sommo cantor del sommo duce.<br />
73 ’Sperino in te’, ne la sua tëodia<br />
dice, ’color che sanno il nome tuo’:<br />
e chi nol sa, s’elli ha la fede mia?<br />
76 Tu mi stillasti, con lo stillar suo,<br />
ne la pistola poi; sì ch’io son pieno,<br />
e in altrui vostra pioggia repluo.“<br />
79 Mentr’ io diceva, dentro al vivo seno<br />
di quello incendio tremolava un lampo<br />
sùbito e spesso a guisa di baleno.<br />
82 Indi spirò: ” L’amore ond’ ïo avvampo<br />
ancor ver’ la virtù che mi seguette<br />
infin la palma e a l’uscir del campo,<br />
85 vuol ch’io respiri a te che ti dilette<br />
di lei; ed emmi a grato che tu diche<br />
quello che la speranza ti ’mpromette.“<br />
88 E io: ” Le nove e le scritture antiche<br />
pongon lo segno, ed esso lo mi addita,<br />
de l’anime che Dio s’ha fatte amiche.<br />
91 Dice Isaia che ciascuna vestita<br />
ne la sua terra fia di doppia vesta:<br />
e la sua terra è questa dolce vita;<br />
94 e ’l tuo fratello assai vie più digesta,<br />
là dove tratta de le bianche stole,<br />
questa revelazion ci manifesta.“
Seite 316 Paradiso: Canto XXV<br />
Als ich geendet, tönt’ es aus den Höhen:<br />
Ihr Hoffen sei auf dich! – und aus dem Tanz<br />
Der Sel’gen hört’ ich die Erwid’rung wehen.<br />
Dann zwischen beiden drin entglüht’ ein Glanz,<br />
So hell, daß, wär’ dem Krebs ein solcher eigen,<br />
Es würd’ ein Wintermond zum Tage ganz.<br />
Wie froh aufsteht und geht und in den Reigen<br />
<strong>Die</strong> Jungfrau tritt, aus eitelm Triebe nicht,<br />
Nur dem Verlobten Ehre zu erzeigen;<br />
So schwebte zu den zwei’n das neue Licht,<br />
<strong>Die</strong> ich so eilig in lebend’gem Kreise<br />
Sich schwingen sah, wie’s heißer Lieb’ entspricht.<br />
Einstimmt’ es zu dem Lied und zu der Weise;<br />
Und, gleich der Braut, sah sie die Herrin an,<br />
Stillschweigend, unbewegt bei solchem Preise.<br />
” Er ruht’ am Busen unsers Pelikan;<br />
Ihn hat der Herr zur großen Pflicht erlesen,<br />
Als er den Martertod am Kreuz empfah’n.“<br />
Sie sprach’s; ihr Blick war, wie er erst gewesen;<br />
Nicht mehr Aufmerksamkeit war jetzt darin<br />
Als erst, bevor sie dies gesagt, zu lesen.<br />
Wie der, der nach dem Sonnenrande hin,<br />
Der sich verfinstern soll, die Blicke sendet<br />
Und, um zu sehn, verliert des Auges Sinn;<br />
So stand ich, zu dem letzten Glanz gewendet.<br />
Da klang es: ” Was nicht ist an diesem Ort,<br />
Was suchst du’s hier und stehst drum hier geblendet?<br />
Mein Leib ist jetzt noch Erd’ auf Erden dort,<br />
Und bleibt’s mit andern, bis die sel’gen Scharen<br />
<strong>Die</strong> Zahl erreicht, gesetzt vom ew’gen Wort.<br />
Zum Himmel sind zwei Lichter nur gefahren,<br />
Bekleidet mit dem doppelten Gewand:<br />
Und dieses laß einst deine Welt erfahren.“<br />
Als dieses Wort gesprochen war, da stand<br />
Der Kreis der Flammen still, samt dem Gesange,<br />
Zu welchem sich dreifaches Weh’n verband,<br />
Gleichwie nach Müh’n und schwerem Wogendrange,<br />
<strong>Die</strong> Ruder, so die Flut durchwühlt, zugleich<br />
Allsämtlich ruh’n bei einer Pfeife Klange,<br />
Ach, wie ward ich vor Angst und Sorge bleich,<br />
Als ich mich nun zu Beatricen kehrte,<br />
Und, zwar ihr nah und im beglückten Reich,<br />
97 E prima, appresso al fin d’este parole,<br />
’Sperent in te’ di sopr’ a noi s’udì;<br />
a che rispuoser tutte le carole.<br />
100 Poscia tra esse un lume si schiarì<br />
sì che, se ’l Cancro avesse un tal cristallo,<br />
l’inverno avrebbe un mese d’un sol dì.<br />
103 E come surge e va ed entra in ballo<br />
vergine lieta, sol per fare onore<br />
a la novizia, non per alcun fallo,<br />
106 così vid’ io lo schiarato splendore<br />
venire a’ due che si volgieno a nota<br />
qual conveniesi al loro ardente amore.<br />
109 Misesi lì nel canto e ne la rota;<br />
e la mia donna in lor tenea l’aspetto,<br />
pur come sposa tacita e immota.<br />
112<br />
” Questi è colui che giacque sopra ’l petto<br />
del nostro pellicano, e questi fue<br />
di su la croce al grande officio eletto.“<br />
115 <strong>La</strong> donna mia così; né però piùe<br />
mosser la vista sua di stare attenta<br />
poscia che prima le parole sue.<br />
118 Qual è colui ch’adocchia e s’argomenta<br />
di vedere eclissar lo sole un poco,<br />
che, per veder, non vedente diventa;<br />
121 tal mi fec’ ïo a quell’ ultimo foco<br />
mentre che detto fu: ” Perché t’abbagli<br />
per veder cosa che qui non ha loco?<br />
124 In terra è terra il mio corpo, e saragli<br />
tanto con li altri, che ’l numero nostro<br />
con l’etterno proposito s’agguagli.<br />
127 Con le due stole nel beato chiostro<br />
son le due luci sole che saliro;<br />
e questo apporterai nel mondo vostro.“<br />
130 A questa voce l’infiammato giro<br />
si quïetò con esso il dolce mischio<br />
che si facea nel suon del trino spiro,<br />
133 sì come, per cessar fatica o rischio,<br />
li remi, pria ne l’acqua ripercossi,<br />
tutti si posano al sonar d’un fischio.<br />
136 Ahi quanto ne la mente mi commossi,<br />
quando mi volsi per veder Beatrice,<br />
per non poter veder, benché io fossi<br />
Doch sie nicht sah, die ich zu sehn begehrte. 139 presso di lei, e nel mondo felice!
Paradies: Sechsundzwanzigster Gesang Pagina 317<br />
Sechsundzwanzigster Gesang Canto XXVI<br />
Ob des erloschnen Augenlichts voll Gram,<br />
Hört’ ich ein Weh’n aus jener Flamme kommen,<br />
<strong>Die</strong> mir’s verlöscht’, und horcht’ ihm aufmerksam.<br />
Es sagte: ” Bis das Licht, das dir verglommen<br />
In meinem Schimmer ist, dir wiederkehrt,<br />
Wird sprechen zum Ersatz des Schauens frommen.<br />
Drum sprich: Was ist es, das dein Herz begehrt?<br />
Und möge deinen Mut der Trost erheben:<br />
Dein Aug’ ist nur verwirrt und nicht zerstört.<br />
Denn sie, die dich geführt ins höh’re Leben,<br />
Hat jene Kraft im Blicke, die der Hand<br />
Des Ananias unser Herr gegeben.“ –<br />
” Sie helfe dann, wann sie’s für gut erkannt,“<br />
Sprach ich, den Augen, die ihr Pforten waren,<br />
”<br />
Als sie, einziehend, ewig mich entbrannt.<br />
Das Gut, das froh macht dieses Reiches Scharen,<br />
Das A und O der Schriften ist’s, die hier<br />
Mir Lieb’ andeuten, dort sie offenbaren.“<br />
<strong>Die</strong>selbe Stimm’ erklang – wie sich an ihr<br />
Mein Mut, als ich mich blind fand, aufgerichtet,<br />
Gebot sie jetzo weitres Sprechen mir.<br />
” Durch engres Sieb sei, was du meinst, gesichtet,<br />
Und klarer sei von dir noch dargelegt,<br />
Was dein Geschoß auf solches Ziel gerichtet?“ –<br />
” Durch das, was Weltweisheit zu lehren pflegt,“<br />
Versetzt’ ich, und durch Himmelsoffenbarung<br />
”<br />
Ward solche Liebe mir ins Herz geprägt.<br />
Je mehr ein Gut, soweit es die Erfahrung<br />
Uns kennen lehrt, der Güt’ in sich enthält,<br />
Je stärker gibt’s der Liebesflamme Nahrung.<br />
Das Wesen drum. So gut, daß, was der Welt<br />
Sich außer ihm noch als ein Gut verkündet,<br />
Ein Strahl nur ist, der seinem Licht entfällt,<br />
<strong>Die</strong>s ist es, das die höchste Lieb’ entzündet.<br />
Und wohl erkennt es liebend jeder Geist,<br />
Der jene Wahrheit kennt, die dies begründet;<br />
Und jener ist’s, der’s der Vernunft beweist,<br />
Der die für alle Göttlichen entglühte<br />
Erhabne Liebesbrunst die erste heißt.<br />
Er selbst erweckte sie mir im Gemüte,<br />
Der einst zu Moses sprach, der wahre Hort:<br />
Dein Angesicht schau’ alle meine Güte.<br />
1 Mentr’ io dubbiava per lo viso spento,<br />
de la fulgida fiamma che lo spense<br />
uscì un spiro che mi fece attento,<br />
4 dicendo: ” Intanto che tu ti risense<br />
de la vista che haï in me consunta,<br />
ben è che ragionando la compense.<br />
7 Comincia dunque; e dì ove s’appunta<br />
l’anima tua, e fa ragion che sia<br />
la vista in te smarrita e non defunta:<br />
10 perché la donna che per questa dia<br />
regïon ti conduce, ha ne lo sguardo<br />
la virtù ch’ebbe la man d’Anania.“<br />
13 Io dissi: ” Al suo piacere e tosto e tardo<br />
vegna remedio a li occhi, che fuor porte<br />
quand’ ella entrò col foco ond’ io sempr’ ardo.<br />
16 Lo ben che fa contenta questa corte,<br />
Alfa e O è di quanta scrittura<br />
mi legge Amore o lievemente o forte.“<br />
19 Quella medesma voce che paura<br />
tolta m’avea del sùbito abbarbaglio,<br />
di ragionare ancor mi mise in cura;<br />
22 e disse: ” Certo a più angusto vaglio<br />
ti conviene schiarar: dicer convienti<br />
chi drizzò l’arco tuo a tal berzaglio.“<br />
25 E io: ” Per filosofici argomenti<br />
e per autorità che quinci scende<br />
cotale amor convien che in me si ’mprenti:<br />
28 ché ’l bene, in quanto ben, come s’intende,<br />
così accende amore, e tanto maggio<br />
quanto più di bontate in sé comprende.<br />
31 Dunque a l’essenza ov’ è tanto avvantaggio,<br />
che ciascun ben che fuor di lei si trova<br />
altro non è ch’un lume di suo raggio,<br />
34 più che in altra convien che si mova<br />
la mente, amando, di ciascun che cerne<br />
il vero in che si fonda questa prova.<br />
37 Tal vero a l’intelletto mïo sterne<br />
colui che mi dimostra il primo amore<br />
di tutte le sustanze sempiterne.<br />
40 Sternel la voce del verace autore,<br />
che dice a Moïsè, di sé parlando:<br />
’Io ti farò vedere ogne valore’.
Seite 318 Paradiso: Canto XXVI<br />
Du prägst sie ein, dein hohes Heroldswort<br />
Beginnend vom Geheimnis dieser Sphären.<br />
<strong>La</strong>uter als andres tönt’s auf Erden fort:“<br />
Da sprach’s: ” Nach menschlichen Verstandes Lehren<br />
Und höherm Wort, das beistimmt dem Verstand,<br />
Muß sich zu Gott dein höchstes Lieben kehren.<br />
Doch fühlst du nicht noch manches andre Band<br />
Zu ihm dich zieh’n? Du sollst mir jedes nennen,<br />
Mit welchem diese Liebe dich umwand.“<br />
Nicht war der heil’ge Wille zu verkennen<br />
Des Adlers Christi, ja, ich sah, wohin<br />
Er mich gelenkt zum weiteren Bekennen.<br />
Und wieder sprach ich: ” Was nur Herz und Sinn<br />
Hinlenkt zu Gott, erzeugt hat’s im Vereine<br />
<strong>Die</strong> Lieb’, in welcher ich entzündet bin.<br />
Denn durch des Weltalls Dasein und das meine<br />
Und durch den Tod des, der mich leben macht,<br />
Durch das, was hofft die gläubige Gemeine,<br />
Und die Erkenntnis, deren ich gedacht,<br />
Bin ich dem Meer der falschen Lieb’ entgangen<br />
Und an der echten Liebe Strand gebracht.<br />
<strong>Die</strong> Blätter, die im ganzen Garten prangen<br />
Des ew’gen Gärtners, lieb’ ich auch, je mehr<br />
Des Guten sie aus seiner Hand empfangen.“<br />
Ich schwieg – und durch die Himmel, süß und hehr,<br />
Hört’ ich der Herrin sang und aller klingen,<br />
Erschallend: Heilig, heilig, heilig er! –<br />
Und, wie wir uns dem schweren Schlaf entringen<br />
Beim scharfen Licht, das unsre Sehkraft weckt,<br />
Wenn uns von Haut zu Haut die Strahlen dringen,<br />
Und, was er sieht, den jäh Erwachten schreckt,<br />
Der sich noch nicht besinnt, vom Schlafe trunken,<br />
Bis der Verstand die Wahrheit ihm entdeckt;<br />
So war die Decke meinem Aug’ entsunken<br />
Vor Beatricens Strahlenangesicht,<br />
Auf tausend Meilen streuend Glanzesfunken.<br />
Drum sah ich klar, wie vorhin nimmer nicht,<br />
Und fragte staunend noch und kaum besonnen,<br />
Nach einem vierten uns gesellten Licht.<br />
” Aus diesen Strahlen schaut in Liebeswonnen“,<br />
Sprach sie, zum Schöpfer hin der erste Geist,<br />
”<br />
Des Dasein durch die erste Kraft begonnen.“<br />
43 Sternilmi tu ancora, incominciando<br />
l’alto preconio che grida l’arcano<br />
di qui là giù sovra ogne altro bando.“<br />
46 E io udi’: ” Per intelletto umano<br />
e per autoritadi a lui concorde<br />
d’i tuoi amori a Dio guarda il sovrano.<br />
49 Ma dì ancor se tu senti altre corde<br />
tirarti verso lui, sì che tu suone<br />
con quanti denti questo amor ti morde.“<br />
52 Non fu latente la santa intenzione<br />
de l’aguglia di Cristo, anzi m’accorsi<br />
dove volea menar mia professione.<br />
55 Però ricominciai: ” Tutti quei morsi<br />
che posson far lo cor volgere a Dio,<br />
a la mia caritate son concorsi:<br />
58 ché l’essere del mondo e l’esser mio,<br />
la morte ch’el sostenne perch’ io viva,<br />
e quel che spera ogne fedel com’ io,<br />
61 con la predetta conoscenza viva,<br />
tratto m’hanno del mar de l’amor torto,<br />
e del diritto m’han posto a la riva.<br />
64 Le fronde onde s’infronda tutto l’orto<br />
de l’ortolano etterno, am’ io cotanto<br />
quanto da lui a lor di bene è porto.“<br />
67 Sì com’ io tacqui, un dolcissimo canto<br />
risonò per lo cielo, e la mia donna<br />
dicea con li altri: ” Santo, santo, santo!“<br />
70 E come a lume acuto si disonna<br />
per lo spirto visivo che ricorre<br />
a lo splendor che va di gonna in gonna,<br />
73 e lo svegliato ciò che vede aborre,<br />
sì nescïa è la sùbita vigilia<br />
fin che la stimativa non soccorre;<br />
76 così de li occhi miei ogne quisquilia<br />
fugò Beatrice col raggio d’i suoi,<br />
che rifulgea da più di mille milia:<br />
79 onde mei che dinanzi vidi poi;<br />
e quasi stupefatto domandai<br />
d’un quarto lume ch’io vidi tra noi.<br />
82 E la mia donna: ” Dentro da quei rai<br />
vagheggia il suo fattor l’anima prima<br />
che la prima virtù creasse mai.“
Paradies: Sechsundzwanzigster Gesang Pagina 319<br />
Gleichwie der Baum, an dem der Sturmwind reißt,<br />
Den Gipfel beugt, dann, wenn der Sturm vergangen,<br />
Sich wieder hebt, wie innre Kraft ihn heißt;<br />
So tat jetzt ich, der, als sie sprach, befangen,<br />
Erstaunt, gebückt, jetzt in die Höhe fuhr,<br />
Denn mich erhob nun Sprechlust und Verlangen.<br />
Ich sprach: ” O Frucht, die als die einz’ge nur<br />
Schon reif entstand, o alter Vater, sage<br />
Du dem, was Weib heißt, Tochter ist und Schnur,<br />
Sag’ an, was ich dich fromm zu bitten wage.<br />
Du siehst ja, welch ein Sehnen mich bewegt,<br />
Und schneller hör’ ich, wenn ich dich nicht frage.“<br />
Wie ein bedecktes Tier sich rückt und regt<br />
Und so die Neigung zeigt, dem nachzurennen,<br />
Der um dasselbe die Verhüllung legt;<br />
So ließ durch ihre Hülle jetzt erkennen<br />
<strong>Die</strong> erste Seele, wie so froh sie war,<br />
Mir das, was ich gebeten, tun zu können.<br />
” Dein Sehnen“, weht’ es, nehm’ ich besser wahr,<br />
”<br />
Magst du’s auch nicht bekennen und gestehen,<br />
Als du, was noch so sicher ist und klar.<br />
Im wahren Spiegel kann ich es erspähen,<br />
Der jedes Dinges Bildnis in sich faßt,<br />
Doch seines läßt in keinem Dinge sehen.<br />
Du fragst: Wieviel der Zeitraum wohl umfaßt,<br />
Seit Gott mich in den hohen Garten setzte,<br />
Aus dem du dich mit ihr erhoben hast?<br />
Wie lange mir sein Reiz die Augen letzte?<br />
Was eigentlich den großen Zorn erweckt?<br />
Und welche Sprach’ ich mir zusammensetzte?<br />
Mein Sohn, nicht daß ich jene Frucht geschmeckt,<br />
War Grund des Zorns an sich – daß ich entronnen<br />
Den Schranken war, die mir der Herr gesteckt.<br />
Mich hat viertausend und dreihundert Sonnen<br />
Und zwei, im Höllenvorhof sonder Qual<br />
Sehnsucht erfüllt nach diesen Himmelswonnen.<br />
Auch sah ich, daß neunhundertdreißigmal<br />
Zu jedem Sterngebild die Sonne kehrte,<br />
Indes ich lebt’ in eurem Erdental.<br />
<strong>Die</strong> Sprache, die ich einst gesprochen, hörte<br />
Schon vor dem Bau auf, der, wie schwach die Kraft<br />
Des Menschen sei, das Volk des Nimrod lehrte.<br />
85 Come la fronda che flette la cima<br />
nel transito del vento, e poi si leva<br />
per la propria virtù che la soblima,<br />
88 fec’ io in tanto in quant’ ella diceva,<br />
stupendo, e poi mi rifece sicuro<br />
un disio di parlare ond’ ïo ardeva.<br />
91 E cominciai: ” O pomo che maturo<br />
solo prodotto fosti, o padre antico<br />
a cui ciascuna sposa è figlia e nuro,<br />
94 divoto quanto posso a te supplìco<br />
perché mi parli: tu vedi mia voglia,<br />
e per udirti tosto non la dico.“<br />
97 Talvolta un animal coverto broglia,<br />
sì che l’affetto convien che si paia<br />
per lo seguir che face a lui la ’nvoglia;<br />
100 e similmente l’anima primaia<br />
mi facea trasparer per la coverta<br />
quant’ ella a compiacermi venìa gaia.<br />
103 Indi spirò: ” Sanz’ essermi proferta<br />
da te, la voglia tua discerno meglio<br />
che tu qualunque cosa t’è più certa;<br />
106 perch’ io la veggio nel verace speglio<br />
che fa di sé pareglio a l’altre cose,<br />
e nulla face lui di sé pareglio.<br />
109 Tu vuogli udir quant’ è che Dio mi puose<br />
ne l’eccelso giardino, ove costei<br />
a così lunga scala ti dispuose,<br />
112 e quanto fu diletto a li occhi miei,<br />
e la propria cagion del gran disdegno,<br />
e l’idïoma ch’usai e che fei.<br />
115 Or, figliuol mio, non il gustar del legno<br />
fu per sé la cagion di tanto essilio,<br />
ma solamente il trapassar del segno.<br />
118 Quindi onde mosse tua donna Virgilio,<br />
quattromilia trecento e due volumi<br />
di sol desiderai questo concilio;<br />
121 e vidi lui tornare a tutt’ i lumi<br />
de la sua strada novecento trenta<br />
fïate, mentre ch’ïo in terra fu’mi.<br />
124 <strong>La</strong> lingua ch’io parlai fu tutta spenta<br />
innanzi che a l’ovra inconsummabile<br />
fosse la gente di Nembròt attenta:
Seite 320 Paradiso: Canto XXVII<br />
Denn was nur irgend die Vernunft erschafft,<br />
Ist, weil die Neigung nach der Sterne Walten<br />
Zu wechseln pflegt, nur wenig dauerhaft.<br />
<strong>Die</strong> Sprache habt ihr von Natur erhalten,<br />
Allein so oder so – euch läßt hierin<br />
Sodann Natur nach Gutbedünken schalten.<br />
Eh’ ich zur Hölle sank, im Anbeginn<br />
Hieß El das höchste Gut, an dem entglommen<br />
Der Glanz, mit welchem ich umkleidet bin.<br />
Den Namen Eli hat man drauf vernommen,<br />
Weil Menschenbrauch sich gleich den Blättern zeigt,<br />
Von welchen jene gehn, wenn diese kommen.<br />
Auf jenem Berge, der am höchsten steigt,<br />
Hab’ ich, rein und befleckt, mich sieben Stunden<br />
Von früh, bis wieder sich die Sonne neigt,<br />
127 ché nullo effetto mai razïonabile,<br />
per lo piacere uman che rinovella<br />
seguendo il cielo, sempre fu durabile.<br />
130 Opera naturale è ch’uom favella;<br />
ma così o così, natura lascia<br />
poi fare a voi secondo che v’abbella.<br />
133 Pria ch’i’ scendessi a l’infernale ambascia,<br />
I s’appellava in terra il sommo bene<br />
onde vien la letizia che mi fascia;<br />
136 e El si chiamò poi: e ciò convene,<br />
ché l’uso d’i mortali è come fronda<br />
in ramo, che sen va e altra vene.<br />
139 Nel monte che si leva più da l’onda,<br />
fu’ io, con vita pura e disonesta,<br />
da la prim’ ora a quella che seconda,<br />
Wenn sie im zweiten Vierteil steht, befunden.“ 142 come ’l sol muta quadra, l’ora sesta.“<br />
Siebenundzwanzigster Gesang Canto XXVII<br />
Dem Vater, Sohn und Heil’gen Geiste fang<br />
Das ganze Paradies; ihm jubelt’ alles,<br />
So daß ich trunken ward vom süßen Klang.<br />
Ein Lächeln schien zu sein des Weltenalles,<br />
Das, was ich sah, drum zog die Trunkenheit<br />
Durch Aug’ und Ohr im Reiz des Blicks und Schalles.<br />
O Lust! O unnennbare Seligkeit!<br />
O friedenreiches, lieberfülltes Leben!<br />
O sichrer Reichtum sonder Wunsch und Neid!<br />
Ich sah vor mir die Feuer glühend Schweben,<br />
Und das der vier, das erst gekommen war,<br />
Sah ich in höherm Glanze sich beleben.<br />
Und also stellt’ es sich den Blicken dar,<br />
Wie Jupiter, nahm’ man an seinen Gluten<br />
Das hohe Rot des Marsgestirnes wahr.<br />
Und jetzt gebot der Wink des ewig Guten,<br />
Des Vorsicht dort verteilet Pflicht und Amt,<br />
Daß aller Sel’gen Wonnechöre ruhten.<br />
Da hört’ ich: ” Siehst du höher mich entflammt,<br />
So staune nicht – bei meinen Worten werden<br />
Sich diese hier entflammen allesamt.<br />
Der meines Stuhls sich anmaßt dort auf Erden,<br />
Des Stuhls, des Stuhls, auf dem kein Hirt itzt wacht,<br />
Vor Christi Blick, zum Schutze seiner Herden,<br />
1 ’Al Padre, al Figlio, a lo Spirito Santo’,<br />
cominciò, ’gloria!’, tutto ’l paradiso,<br />
sì che m’inebrïava il dolce canto.<br />
4 Ciò ch’io vedeva mi sembiava un riso<br />
de l’universo; per che mia ebbrezza<br />
intrava per l’udire e per lo viso.<br />
7 Oh gioia! oh ineffabile allegrezza!<br />
oh vita intègra d’amore e di pace!<br />
oh sanza brama sicura ricchezza!<br />
10 Dinanzi a li occhi miei le quattro face<br />
stavano accese, e quella che pria venne<br />
incominciò a farsi più vivace,<br />
13 e tal ne la sembianza sua divenne,<br />
qual diverrebbe Iove, s’elli e Marte<br />
fossero augelli e cambiassersi penne.<br />
16 <strong>La</strong> provedenza, che quivi comparte<br />
vice e officio, nel beato coro<br />
silenzio posto avea da ogne parte,<br />
19 quand’ ïo udi’: ” Se io mi trascoloro,<br />
non ti maravigliar, ché, dicend’ io,<br />
vedrai trascolorar tutti costoro.<br />
22 Quelli ch’usurpa in terra il luogo mio,<br />
il luogo mio, il luogo mio che vaca<br />
ne la presenza del Figliuol di Dio,
Paradies: Siebenundzwanzigster Gesang Pagina 321<br />
Hat meine Grabstatt zur Kloak’ gemacht<br />
Von Blut und Stank, drob der zu ew’gen Qualen<br />
Einst von hier oben fiel, dort unten lacht.“<br />
Wie früh und abends sich die Wolken malen,<br />
<strong>Die</strong> g’rad’ der Sonne gegenüberstehn,<br />
So sah ich jetzt den ganzen Himmel stralhlen.<br />
Wie wir ein ehrbar Weib sich wandeln sehn,<br />
Das, sicher seiner selbst, nichts zu verschulden,<br />
Nur hörend, schüchtern wird durch fremd Vergehn;<br />
So meiner Herrin Angesicht voll Hulden;<br />
Und so verfinstert, glaub’ ich, wie sie dort,<br />
War einst der Himmel bei der Allmacht Dulden.<br />
Er aber fuhr in seiner Rede fort,<br />
Und wie verwandelt erst der heitre Schimmer,<br />
So war verwandelt jetzt das heil’ge Wort.<br />
” <strong>Die</strong> Braut des Herrn hat zu dem Zwecke nimmer<br />
Mein Blut, des Lin und Cletus Blut, genährt,<br />
Daß man durch sie erwerbe Gold und Flimmer,<br />
Nein, dieses frohe Sein, das ewig währt;<br />
Dem hat des Sirt und Pius Blut gegolten,<br />
<strong>Die</strong>s hat Calixt, dies hat Urban begehrt.<br />
Das war’s nicht, was wir von den Folgern wollten,<br />
Daß sie um sich das Christenvolk getrennt<br />
Zur Rechten und zur Linken setzen sollten.<br />
Nicht sollten jene Schlüssel, mir vergönnt,<br />
Als Kriegeszeichen in den Fahnen stehen,<br />
Woran man der Getauften Feind’ erkennt.<br />
Nicht sollte man mein Bild auf Siegeln sehen,<br />
Erkauftem Lügenfreibrief beigedrückt,<br />
Drob ich erröt’ und glüh’ in diesen Höhen.<br />
Jetzt sieht man, mit dem Hirtenkleid geschmückt,<br />
Raubgier’ge Wölfe dort die Herden hüten.<br />
O Gott, was ruht dein Schwert noch ungezückt!<br />
Und Caorsiner und Gascogner brüten<br />
Schon Tücken aus, voll Gier nach meinem Blut.<br />
Schnöde, schlechte Frucht von schönen Blüten!<br />
Allein die Vorsicht, die durch Scipios Mut<br />
Den Ruhm der Welt beschützt in Romas Siegen,<br />
Bald hilft sie, wie mir kund mein Spiegel tut.<br />
Du, Sohn, wenn du zur Erd’ hinabgestiegen,<br />
Erschleuß den Mund und sprich, wie sich’s gebührt,<br />
Und nicht verschweige, was ich nicht verschwiegen.“<br />
25 fatt’ ha del cimitero mio cloaca<br />
del sangue e de la puzza; onde ’l perverso<br />
che cadde di qua sù, là giù si placa.“<br />
28 Di quel color che per lo sole avverso<br />
nube dipigne da sera e da mane,<br />
vid’ ïo allora tutto ’l ciel cosperso.<br />
31 E come donna onesta che permane<br />
di sé sicura, e per l’altrui fallanza,<br />
pur ascoltando, timida si fane,<br />
34 così Beatrice trasmutò sembianza;<br />
e tale eclissi credo che ’n ciel fue<br />
quando patì la supprema possanza.<br />
37 Poi procedetter le parole sue<br />
con voce tanto da sé trasmutata,<br />
che la sembianza non si mutò piùe:<br />
40<br />
” Non fu la sposa di Cristo allevata<br />
del sangue mio, di Lin, di quel di Cleto,<br />
per essere ad acquisto d’oro usata;<br />
43 ma per acquisto d’esto viver lieto<br />
e Sisto e Pïo e Calisto e Urbano<br />
sparser lo sangue dopo molto fleto.<br />
46 Non fu nostra intenzion ch’a destra mano<br />
d’i nostri successor parte sedesse,<br />
parte da l’altra del popol cristiano;<br />
49 né che le chiavi che mi fuor concesse,<br />
divenisser signaculo in vessillo<br />
che contra battezzati combattesse;<br />
52 né ch’io fossi figura di sigillo<br />
a privilegi venduti e mendaci,<br />
ond’ io sovente arrosso e disfavillo.<br />
55 In vesta di pastor lupi rapaci<br />
si veggion di qua sù per tutti i paschi:<br />
o difesa di Dio, perché pur giaci?<br />
58 Del sangue nostro Caorsini e Guaschi<br />
s’apparecchian di bere: o buon principio,<br />
a che vil fine convien che tu caschi!<br />
61 Ma l’alta provedenza, che con Scipio<br />
difese a Roma la gloria del mondo,<br />
soccorrà tosto, sì com’ io concipio;<br />
64 e tu, figliuol, che per lo mortal pondo<br />
ancor giù tornerai, apri la bocca,<br />
e non asconder quel ch’io non ascondo.“
Seite 322 Paradiso: Canto XXVII<br />
Wie, wenn der Wolken feuchter Dunst gefriert,<br />
Durch unsre Luft die Flocken niederfallen,<br />
Zur Zeit, da Sol des Steinbocks Horn berührt;<br />
So, aufwärts, sah ich an des Äthers Hallen<br />
Mit jenem Licht, das eben zu mir sprach,<br />
Der andern Schar, wie Schimmerflocken, wallen.<br />
Mein Auge folgte diesem Anblick nach,<br />
Bis sie so weit im Raum emporgeflogen,<br />
Daß er den Pfad des Blickes unterbrach.<br />
Da sprach die Herrin, die mich abgezogen<br />
Von oben sah: ” Jetzt schau’ hinab – hab’ acht,<br />
Wie weit du fortzogst mit des Himmels Bogen.“<br />
Vom ersten Rückblick an, des ich gedacht,<br />
Hatt’ ich den Weg der Hälft’ im halben Kreise<br />
Von seiner Mitte bis zum Rand gemacht.<br />
Von Kadix jenseits lag das Furt zur Reise<br />
Ulyß, des Toren – diesseits nah der Strand,<br />
Dem Zeus entrann, beschwert mit süßem Preise.<br />
Noch mehr von unserm Ball hätt’ ich erkannt,<br />
Doch unten war die Sonne vorgegangen,<br />
Der fern um mehr noch als ein Zeichen stand.<br />
Mein liebend Herz, das immer mit Verlangen<br />
Der Herrin schlug, war mehr als je entglüht,<br />
Ihr wieder mit den Augen anzuhangen.<br />
Was jemals der Natur und Kunst entblüht<br />
An Leib und Bild, dem Aug’ als Reiz zu dienen<br />
Und durch den Blick zu fesseln das Gemüt,<br />
Vereint war’ alles dies als nichts erschienen<br />
Bei jener Götterlust, die mich beglückt’,<br />
Als ich hinschaut’ ins Lächeln ihrer Mienen.<br />
Und durch die Kraft, die aus dem Blicke zückt,<br />
Hatt’ ich dem Nest der Leda mich entrungen<br />
Und war zum schnellsten Himmelskreis entrückt.<br />
Ich weiß, da er von Lebensglanz durchdrungen<br />
Gleichförmig war, nicht, wo mit mir in ihn,<br />
Nach ihrer Wahl, die Herrin eingedrungen.<br />
Doch sie, der klar mein Herzenswunsch erschien,<br />
Begann jetzt lächelnd in so sel’gen Wonnen,<br />
Daß Gott in ihrem Blick zu lächeln schien:<br />
” Sieh hier des Zirkellaufs Natur begonnen,<br />
Durch die der Mittelpunkt in Ruhe weilt,<br />
Und alles rings umher den Flug gewonnen.<br />
67 Sì come di vapor gelati fiocca<br />
in giuso l’aere nostro, quando ’l corno<br />
de la capra del ciel col sol si tocca,<br />
70 in sù vid’ io così l’etera addorno<br />
farsi e fioccar di vapor trïunfanti<br />
che fatto avien con noi quivi soggiorno.<br />
73 Lo viso mio seguiva i suoi sembianti,<br />
e seguì fin che ’l mezzo, per lo molto,<br />
li tolse il trapassar del più avanti.<br />
76 Onde la donna, che mi vide assolto<br />
de l’attendere in sù, mi disse: ” Adima<br />
il viso e guarda come tu se’ vòlto.“<br />
79 Da l’ora ch’ïo avea guardato prima<br />
i’ vidi mosso me per tutto l’arco<br />
che fa dal mezzo al fine il primo clima;<br />
82 sì ch’io vedea di là da Gade il varco<br />
folle d’Ulisse, e di qua presso il lito<br />
nel qual si fece Europa dolce carco.<br />
85 E più mi fora discoverto il sito<br />
di questa aiuola; ma ’l sol procedea<br />
sotto i mie’ piedi un segno e più partito.<br />
88 <strong>La</strong> mente innamorata, che donnea<br />
con la mia donna sempre, di ridure<br />
ad essa li occhi più che mai ardea;<br />
91 e se natura o arte fé pasture<br />
da pigliare occhi, per aver la mente,<br />
in carne umana o ne le sue pitture,<br />
94 tutte adunate, parrebber nïente<br />
ver’ lo piacer divin che mi refulse,<br />
quando mi volsi al suo viso ridente.<br />
97 E la virtù che lo sguardo m’indulse,<br />
del bel nido di Leda mi divelse,<br />
e nel ciel velocissimo m’impulse.<br />
100 Le parti sue vivissime ed eccelse<br />
sì uniforme son, ch’i’ non so dire<br />
qual Bëatrice per loco mi scelse.<br />
103 Ma ella, che vedëa ’l mio disire,<br />
incominciò, ridendo tanto lieta,<br />
che Dio parea nel suo volto gioire:<br />
106<br />
” <strong>La</strong> natura del mondo, che quïeta<br />
il mezzo e tutto l’altro intorno move,<br />
quinci comincia come da sua meta;
Paradies: Siebenundzwanzigster Gesang Pagina 323<br />
In diesem Himmel, der am schnellsten eilt,<br />
Wohnt Gottes Geist nur, der die Lieb’ entzündet,<br />
<strong>Die</strong> ihn bewegt – die Kraft, die er verteilt.<br />
Ein Kreis von Licht und Liebesglut umwindet<br />
Ihn, wie die andern er; allein verstehn<br />
Kann diesen Kreis nur er, der ihn gerundet.<br />
Nichts läßt das Maß von seinem <strong>La</strong>uf uns sehn;<br />
Nach ihm nur mißt sich der der andern Sphären,<br />
Wie man nach Hälft’ und Fünfteil mißt die Zehn.<br />
Wie sich in diesem Kreis die Wurzeln nähren<br />
Der Zeit, wie ihr Gezweig zu ändern strebt,<br />
Das kannst du jetzt dir selber leicht erklären.<br />
Gier, die tief die Sterblichen begräbt<br />
In ihrem Schlund, so kraftlos fortgerissen,<br />
Daß sich kein Blick aus deinem Wirbel hebt!<br />
Wohl blüht des Menschen Will’, allein in Güssen<br />
Strömt Regen drauf, der unaufhörlich rinnt,<br />
Drob echte Pflaumen Butten werden müssen.<br />
Unschuld und Treue trifft man nur im Kind,<br />
Doch sie entweichen von den Kindern allen,<br />
Bevor mit Flaum bedeckt die Wangen sind.<br />
<strong>Die</strong> fasten noch beim ersten Kinderlallen,<br />
<strong>Die</strong>, mit gelösten Zungen, gierig dann<br />
In jedem Mond auf jede Speise fallen.<br />
Der liebt die Mutter noch und hört sie an,<br />
Solang er lallt, der ihren Tod im Herzen<br />
Bei voller Sprache kaum erwarten kann.<br />
Drum muß, erst weiß, das Angesicht sich schwärzen<br />
Der schönen Tochter des, der, kommend, bringt<br />
Und, gehend, mit sich nimmt des Tages Kerzen.<br />
Du denke, wenn dich dies zum Staunen zwingt,<br />
Daß dort kein Herrscher ist, um euch zu leiten,<br />
Drob das Geschlecht, verirrt, mit Jammer ringt,<br />
Doch eh’ der Jänner fällt in Frühlingszeiten<br />
Durch das von euch vergeßne Hundertteil,<br />
Wird dieser Kreise <strong>La</strong>uf Gebrüll verbreiten,<br />
Daß das Geschick, erharrt zu eurem Heil,<br />
Damit’s auf g’raden <strong>La</strong>uf die Flotte richte,<br />
Den Spiegel dreht, wo jetzt das Vorderteil,<br />
109 e questo cielo non ha altro dove<br />
che la mente divina, in che s’accende<br />
l’amor che ’l volge e la virtù ch’ei piove.<br />
112 Luce e amor d’un cerchio lui comprende,<br />
sì come questo li altri; e quel precinto<br />
colui che ’l cinge solamente intende.<br />
115 Non è suo moto per altro distinto,<br />
ma li altri son mensurati da questo,<br />
sì come diece da mezzo e da quinto;<br />
118 e come il tempo tegna in cotal testo<br />
le sue radici e ne li altri le fronde,<br />
omai a te può esser manifesto.<br />
121 Oh cupidigia, che i mortali affonde<br />
sì sotto te, che nessuno ha podere<br />
di trarre li occhi fuor de le tue onde!<br />
124 Ben fiorisce ne li uomini il volere;<br />
ma la pioggia continüa converte<br />
in bozzacchioni le sosine vere.<br />
127 Fede e innocenza son reperte<br />
solo ne’ parvoletti; poi ciascuna<br />
pria fugge che le guance sian coperte.<br />
130 Tale, balbuzïendo ancor, digiuna,<br />
che poi divora, con la lingua sciolta,<br />
qualunque cibo per qualunque luna;<br />
133 e tal, balbuzïendo, ama e ascolta<br />
la madre sua, che, con loquela intera,<br />
disïa poi di vederla sepolta.<br />
136 Così si fa la pelle bianca nera<br />
nel primo aspetto de la bella figlia<br />
di quel ch’apporta mane e lascia sera.<br />
139 Tu, perché non ti facci maraviglia,<br />
pensa che ’n terra non è chi governi;<br />
onde sì svïa l’umana famiglia.<br />
142 Ma prima che gennaio tutto si sverni<br />
per la centesma ch’è là giù negletta,<br />
raggeran sì questi cerchi superni,<br />
145 che la fortuna che tanto s’aspetta,<br />
le poppe volgerà u’ son le prore,<br />
sì che la classe correrà diretta;<br />
Und auf die Blüten folgen echte Früchte.“ 148 e vero frutto verrà dopo ’l fiore.“
Seite 324 Paradiso: Canto XXVIII<br />
Achtundzwanzigster Gesang Canto XXVIII<br />
Nachdem sie tadelnd mir das jetz’ge Leben<br />
Der armen Menschen wahrhaft kundgemacht,<br />
Sie, welche mir das Paradies gegeben,<br />
Da, dem gleich, der im Spiegelglas bei Nacht<br />
Der Fackel Schein sieht hinter sich entglommen,<br />
Bevor er sie gesehn und dran gedacht,<br />
Und rückblickt, ob das, was er wahrgenommen,<br />
Auch wirklich sei, und sieht, daß Glas und Tat<br />
So überein, wie Ton und Tonmaß, kommen;<br />
War ich, und seinem Tun gleich, was ich tat,<br />
Als ich ins Auge sah, woraus die Schlingen,<br />
Um mich zu sah’n, die Lieb’ entnommen hat.<br />
Ich sah itzt das mir in die Augen dringen,<br />
Als ich die Blicke suchend rückwärts warf,<br />
Was die erspäh’n, die diesen Kreis erringen.<br />
Mir strahlt’ ein Punkt, so glanzentglüht und scharf,<br />
Daß nie ein Auge, das er mit dem hellen<br />
Glutschein bestrahlt, ihm offen trotzen darf.<br />
Ließ sich zu ihm das kleinste Sternlein stellen,<br />
Ein Mond erschien’ es, könnt’ es seinem Licht<br />
So nah wie Stern dem Stern sich beigesellen.<br />
So weit, als Sonn’ und Mond ein Hof umflicht,<br />
Vom eignen Glanz der beiden Stern’ entsprungen,<br />
Wenn sich in dichtem Dunst ihr Schimmer bricht,<br />
War um den Punkt ein Kreis, so schnell geschwungen<br />
In reger Glut, daß er auch überwand<br />
Den schnellsten Kreis, der rings die Welt umschlungen.<br />
Und dieser war vom zweiten rings umspannt,<br />
Um den der dritte dann, der vierte wallten,<br />
<strong>Die</strong> dann der fünfte, dann der sechst’ umwand.<br />
Drauf sah man sich den siebenten gestalten,<br />
So weit, daß Iris halber Kreis, auch ganz,<br />
Doch viel zu enge war’, ihn zu enthalten.<br />
Dann wand der achte sich, der neunte Kranz,<br />
Je träger jeder Kreis im Schwung, je weiter<br />
Er ferne stand von jenem einen Glanz.<br />
Mehr ist des Kreises Flamme rein und heiter,<br />
Je minder fern er ist von seiner Spur,<br />
Und in der reinen Glut je eingeweihter.<br />
Sie, die, mich sehend, meinen Wunsch erfuhr,<br />
Sprach ungefragt: ” Von diesem Punkte hangen<br />
<strong>Die</strong> Himmel ab, die sämtliche Natur.<br />
1 Poscia che ’ncontro a la vita presente<br />
d’i miseri mortali aperse ’l vero<br />
quella che ’mparadisa la mia mente,<br />
4 come in lo specchio fiamma di doppiero<br />
vede colui che se n’alluma retro,<br />
prima che l’abbia in vista o in pensiero,<br />
7 e sé rivolge per veder se ’l vetro<br />
li dice il vero, e vede ch’el s’accorda<br />
con esso come nota con suo metro;<br />
10 così la mia memoria si ricorda<br />
ch’io feci riguardando ne’ belli occhi<br />
onde a pigliarmi fece Amor la corda.<br />
13 E com’ io mi rivolsi e furon tocchi<br />
li miei da ciò che pare in quel volume,<br />
quandunque nel suo giro ben s’adocchi,<br />
16 un punto vidi che raggiava lume<br />
acuto sì, che ’l viso ch’elli affoca<br />
chiuder conviensi per lo forte acume;<br />
19 e quale stella par quinci più poca,<br />
parrebbe luna, locata con esso<br />
come stella con stella si collòca.<br />
22 Forse cotanto quanto pare appresso<br />
alo cigner la luce che ’l dipigne<br />
quando ’l vapor che ’l porta più è spesso,<br />
25 distante intorno al punto un cerchio d’igne<br />
si girava sì ratto, ch’avria vinto<br />
quel moto che più tosto il mondo cigne;<br />
28 e questo era d’un altro circumcinto,<br />
e quel dal terzo, e ’l terzo poi dal quarto,<br />
dal quinto il quarto, e poi dal sesto il quinto.<br />
31 Sopra seguiva il settimo sì sparto<br />
già di larghezza, che ’l messo di Iuno<br />
intero a contenerlo sarebbe arto.<br />
34 Così l’ottavo e ’l nono; e chiascheduno<br />
più tardo si movea, secondo ch’era<br />
in numero distante più da l’uno;<br />
37 e quello avea la fiamma più sincera<br />
cui men distava la favilla pura,<br />
credo, però che più di lei s’invera.<br />
40 <strong>La</strong> donna mia, che mi vedëa in cura<br />
forte sospeso, disse: ” Da quel punto<br />
depende il cielo e tutta la natura.
Paradies: Achtundzwanzigster Gesang Pagina 325<br />
Sieh jenen Kreis, der ihn zunächst umfangen;<br />
Das, was ihn treibt, daß er so eilig fliegt,<br />
Es ist der heil’gen Liebe Glutverlangen.“<br />
Und ich zu ihr: ” Wäre die Welt gefügt<br />
Nach dem Gesetz, das herrscht in diesen Kreisen,<br />
So hätte völlig mir dein Wort genügt.<br />
Doch in der Welt, der fühlbaren, beweisen<br />
<strong>Die</strong> Schwingungen je größre Göttlichkeit,<br />
Je ferner sie vom Mittelpunkte kreisen.<br />
Drum soll in diesem Bau voll Herrlichkeit,<br />
Im Tempel, den nur Lieb’ und Licht umschränken,<br />
Ich ruhig sein, von jedem Wunsch befreit,<br />
So sprich: Wie-kommt’s – ich kann mir’s nicht erdenken<br />
Daß Abbild sich und Urbild nicht entspricht.<br />
Und andere Gesetze beide lenken?“<br />
” Genügt dein Finger solchem Knoten nicht,<br />
So ist’s kein Wunder – weil ihn zu entstricken<br />
Niemand versuchte, ward er fest und dicht.“<br />
Sie sprach’s, und dann: ” Nimm, um dich zu erquicken,<br />
Das, was ich dir verkünden werd’; allein<br />
Betracht’ es ganz genau mit scharfen Blicken.<br />
Ein Körperkreis muß weiter, enger sein,<br />
Je wie die Kraft, die sich durch seine Teile<br />
Gleichmäßig ausdehnt, groß ist oder klein.<br />
<strong>Die</strong> größre Güte wirkt in größerm Heile,<br />
Und größres Heil füllt größeres Gebiet,<br />
Ward jeder Gegend gleiche Kraft zuteile.<br />
Der Kreis drum, der das Weltall mit sich zieht<br />
In seinem Schwung, entspricht in seiner Weise<br />
Dem, der am meisten liebt, am tiefsten sieht.<br />
Darum, wenn du dein Maß dem Innern preise,<br />
Und nicht dem äußern Umfang angelegt<br />
Von dem, was dort erscheint, wie runde Kreise,<br />
So wirst du, zur Bewunderung erregt,<br />
Das Mehr und Minder sich entsprechen sehen<br />
In jedem Kreis und dem, was ihn bewegt.“<br />
Wie rein das Blau erglänzt aus Äthers Höhen,<br />
Wenn Boreas Luft aus jener Backe stößt,<br />
Aus der gelinder seine Hauche wehen,<br />
So, daß vom Dunst gereinigt und gelöst,<br />
Der ihn getrübt, in seinen weiten Auen<br />
Der Himmel lächelnd jeden Reiz entblößt;<br />
43 Mira quel cerchio che più li è congiunto;<br />
e sappi che ’l suo muovere è sì tosto<br />
per l’affocato amore ond’ elli è punto.“<br />
46 E io a lei: ” Se ’l mondo fosse posto<br />
con l’ordine ch’io veggio in quelle rote,<br />
sazio m’avrebbe ciò che m’è proposto;<br />
49 ma nel mondo sensibile si puote<br />
veder le volte tanto più divine,<br />
quant’ elle son dal centro più remote.<br />
52 Onde, se ’l mio disir dee aver fine<br />
in questo miro e angelico templo<br />
che solo amore e luce ha per confine,<br />
55 udir convienmi ancor come l’essemplo<br />
e l’essemplare non vanno d’un modo,<br />
ché io per me indarno a ciò contemplo.“<br />
58<br />
” Se li tuoi diti non sono a tal nodo<br />
sufficïenti, non è maraviglia:<br />
tanto, per non tentare, è fatto sodo!“<br />
61 Così la donna mia; poi disse: ” Piglia<br />
quel ch’io ti dicerò, se vuo’ saziarti;<br />
e intorno da esso t’assottiglia.<br />
64 Li cerchi corporai sono ampi e arti<br />
secondo il più e ’l men de la virtute<br />
che si distende per tutte lor parti.<br />
67 Maggior bontà vuol far maggior salute;<br />
maggior salute maggior corpo cape,<br />
s’elli ha le parti igualmente compiute.<br />
70 Dunque costui che tutto quanto rape<br />
l’altro universo seco, corrisponde<br />
al cerchio che più ama e che più sape:<br />
73 per che, se tu a la virtù circonde<br />
la tua misura, non a la parvenza<br />
de le sustanze che t’appaion tonde,<br />
76 tu vederai mirabil consequenza<br />
di maggio a più e di minore a meno,<br />
in ciascun cielo, a süa intelligenza.“<br />
79 Come rimane splendido e sereno<br />
l’emisperio de l’aere, quando soffia<br />
Borea da quella guancia ond’ è più leno,<br />
82 per che si purga e risolve la roffia<br />
che pria turbava, sì che ’l ciel ne ride<br />
con le bellezze d’ogne sua paroffia;
Seite 326 Paradiso: Canto XXVIII<br />
So ward mir jetzt beim Worte meiner Frauen,<br />
Denn dieses ließ die Wahrheit mich so klar,<br />
Wie einen Stern am reinen Himmel schauen.<br />
Und als ihr heil’ges Wort beendet war,<br />
Da stellten anders nicht als siedend Eisen<br />
Sich jene Kreise, funkensprühend, dar.<br />
<strong>Die</strong> Funken folgten den entflammten Kreisen<br />
In größrer Meng’, als durch Verdoppelung<br />
Schachfelder sich vertausendfacht erweisen.<br />
Dem festen Punkt, der sie ohn’ Änderung<br />
Dort, wo er sie erhält, auch wird erhalten,<br />
Scholl Lobgesang aus dieser Kreise Schwung.<br />
” Zwei Kreise sieh dem Punkt zunächst sich halten,“<br />
Sie sprach’s, stets wissend, was mein Geist ersinnt,<br />
” Und Seraphim und Cherubim drin walten.<br />
Sie folgen ihren Fesseln so geschwind,<br />
Um, wie sie können, ihm sich anzuschließen,<br />
Und können, wie sie hoch im Schauen sind.<br />
<strong>Die</strong> Gluten drauf, die diese rings umfließen,<br />
<strong>Die</strong> Throne sind’s von Gottes Angesicht,<br />
Benannt, weil sie die erste Dreizahl schließen.<br />
So groß ist aller Wonn’, als ihr Gesicht<br />
Tief in die ew’ge Wahrheit eingedrungen,<br />
<strong>Die</strong> alle Geister stillt mit ihrem Licht.<br />
Durch Schau’n wird also Seligkeit errungen,<br />
Nicht durch die Liebe; denn sie folgt erst dann,<br />
Wenn sie dem Schau’n, wie ihrem Quell, entsprungen.<br />
Und das Verdienst, das durch die Gnade man<br />
Und Willensgüt’ erwirbt, ist Maß dem Schauen.<br />
So steiget man von Grad zu Grad hinan.<br />
<strong>Die</strong> andre Dreizahl, die in diesen Auen<br />
Des ew’gen Lenzes blüht, und welcher nie<br />
Das <strong>La</strong>ub entfällt bei nächt’gen Widders Grauen,<br />
Singt ewig in dreifacher Melodie<br />
Hosiannagesang in dreien sel’gen Scharen,<br />
Und also eins aus dreien bilden sie.<br />
Herrschaften sind’s, die erst sich offenbaren,<br />
<strong>Die</strong> Tugenden sind dann im zweiten Kranz,<br />
Im dritten sind die Mächte zu gewahren.<br />
<strong>Die</strong> Fürstentümer sieh zunächst im Tanz,<br />
Dann die Erzengel ihre Lieb’ erproben;<br />
Den letzten Kreis füllt Engelsfeier ganz.<br />
85 così fec’ïo, poi che mi provide<br />
la donna mia del suo risponder chiaro,<br />
e come stella in cielo il ver si vide.<br />
88 E poi che le parole sue restaro,<br />
non altrimenti ferro disfavilla<br />
che bolle, come i cerchi sfavillaro.<br />
91 L’incendio suo seguiva ogne scintilla;<br />
ed eran tante, che ’l numero loro<br />
più che ’l doppiar de li scacchi s’inmilla.<br />
94 Io sentiva osannar di coro in coro<br />
al punto fisso che li tiene a li ubi,<br />
e terrà sempre, ne’ quai sempre fuoro.<br />
97 E quella che vedëa i pensier dubi<br />
ne la mia mente, disse: ” I cerchi primi<br />
t’hanno mostrato Serafi e Cherubi.<br />
100 Così veloci seguono i suoi vimi,<br />
per somigliarsi al punto quanto ponno;<br />
e posson quanto a veder son soblimi.<br />
103 Quelli altri amori che ’ntorno li vonno,<br />
si chiaman Troni del divino aspetto,<br />
per che ’l primo ternaro terminonno;<br />
106 e dei saper che tutti hanno diletto<br />
quanto la sua veduta si profonda<br />
nel vero in che si queta ogne intelletto.<br />
109 Quinci si può veder come si fonda<br />
l’esser beato ne l’atto che vede,<br />
non in quel ch’ama, che poscia seconda;<br />
112 e del vedere è misura mercede,<br />
che grazia partorisce e buona voglia:<br />
così di grado in grado si procede.<br />
115 L’altro ternaro, che così germoglia<br />
in questa primavera sempiterna<br />
che notturno Arïete non dispoglia,<br />
118 perpetüalemente ’Osanna’ sberna<br />
con tre melode, che suonano in tree<br />
ordini di letizia onde s’interna.<br />
121 In essa gerarcia son l’altre dee:<br />
prima Dominazioni, e poi Virtudi;<br />
l’ordine terzo di Podestadi èe.<br />
124 Poscia ne’ due penultimi tripudi<br />
Principati e Arcangeli si girano;<br />
l’ultimo è tutto d’Angelici ludi.
Paradies: Neunundzwanzigster Gesang Pagina 327<br />
<strong>Die</strong> Ordnungen schau’n allesamt nach oben;<br />
Nach unten wirken sie, was lebt, mit sich<br />
Zu Gott erhebend und zu ihm erhoben.<br />
Und Dionysius rang so brünstiglich,<br />
Damit sein Blick die Ordnungen betrachte,<br />
Daß er sie nannt’ und unterschied wie ich.<br />
Wahr ist es, daß Gregorius anders dachte,<br />
Doch er belächelte dann seinen Wahn.<br />
Sobald er erst in diesem Reich erwachte.<br />
Hat solch Geheimnis kund ein Mensch getan,<br />
So staune nicht; von ihm, der alles schaute,<br />
Hatt’ er davon auf Erden Kund’ empfah’n,<br />
127 Questi ordini di sù tutti s’ammirano,<br />
e di giù vincon sì, che verso Dio<br />
tutti tirati sono e tutti tirano.<br />
130 E Dïonisio con tanto disio<br />
a contemplar questi ordini si mise,<br />
che li nomò e distinse com’ io.<br />
133 Ma Gregorio da lui poi si divise;<br />
onde, sì tosto come li occhi aperse<br />
in questo ciel, di sé medesmo rise.<br />
136 E se tanto secreto ver proferse<br />
mortale in terra, non voglio ch’ammiri:<br />
ché chi ’l vide qua sù gliel discoperse<br />
Der sonst auch viel vom Himmel ihm vertraute.“ 139 con altro assai del ver di questi giri.“<br />
Neunundzwanzigster Gesang Canto XXIX<br />
So lang, wenn beide Kinder der <strong>La</strong>tone<br />
Bedeckt von Wag’ und Widder stehn, am Rand<br />
Des Horizonts, vereint in einer Zone,<br />
<strong>Die</strong> Wage des Zenit in gleichem Stand<br />
Sie beide zeigt, bis dann vom Gleichgewichte,<br />
Den Halbkreis tauschend, sie sich abgewandt:<br />
So lang, des Lächelns Glut im Angesichte,<br />
Sah schweigend fest den Punkt Beatrix an,<br />
Der meinen Blick besiegt mit seinem Lichte.<br />
” Ich red’ und frage nicht,“ so sprach sie dann,<br />
” Da, was du hören willst, ich dort erkenne<br />
Im Punkt, wo anhebt jedes Wo und Wann.<br />
Nicht daß er – was nicht sein kann – selbst gewönne,<br />
Nein, daß der Glanz von seiner Herrlichkeit<br />
Im Widerglanz ich bin verkünden könne,<br />
Hat er, der Ew’ge, außerhalb der Zeit<br />
Und des Begriffs, wie’s ihm gefiel, die Gluten<br />
Erschaffner Lieb’ an ewiger geweiht.<br />
Nicht daß, wie starr, erst seine Kräfte ruhten;<br />
Denn früher nicht und später nicht ergoß<br />
Der Geist des Herrn sich, schwebend ob den Fluten.<br />
Auch Form und Stoff, vermischt und rein, entsproß<br />
Zugleich, vortretend herrlich und vollkommen,<br />
Drei Pfeile von dreisehnigem Geschoß.<br />
Und wie im Widerschein des Strahls, vom Kommen<br />
Zum vollen sein, kein Zwischenraum zu sehn,<br />
Wenn rein Kristall im Sonnenglanz entglommen;<br />
1 Quando ambedue li figli di <strong>La</strong>tona,<br />
coperti del Montone e de la Libra,<br />
fanno de l’orizzonte insieme zona,<br />
4 quant’ è dal punto che ’l cenìt inlibra<br />
infin che l’uno e l’altro da quel cinto,<br />
cambiando l’emisperio, si dilibra,<br />
7 tanto, col volto di riso dipinto,<br />
si tacque Bëatrice, riguardando<br />
fiso nel punto che m’avëa vinto.<br />
10 Poi cominciò: ” Io dico, e non dimando,<br />
quel che tu vuoli udir, perch’ io l’ho visto<br />
là ’ve s’appunta ogne ubi e ogne quando.<br />
13 Non per aver a sé di bene acquisto,<br />
ch’esser non può, ma perché suo splendore<br />
potesse, risplendendo, dir “Subsisto, ”<br />
16 in sua etternità di tempo fore,<br />
fuor d’ogne altro comprender, come i piacque,<br />
s’aperse in nuovi amor l’etterno amore.<br />
19 Né prima quasi torpente si giacque;<br />
ché né prima né poscia procedette<br />
lo discorrer di Dio sovra quest’ acque.<br />
22 Forma e materia, congiunte e purette,<br />
usciro ad esser che non avia fallo,<br />
come d’arco tricordo tre saette.<br />
25 E come in vetro, in ambra o in cristallo<br />
raggio resplende sì, che dal venire<br />
a l’esser tutto non è intervallo,
Seite 328 Paradiso: Canto XXIX<br />
So ließ der Herr hervor drei Strahlen gehn,<br />
All im vollkommnen Glanz zugleich gesendet,<br />
Und sonder Unterscheidung im Entstehn.<br />
Der Wesen Ordnung ward zugleich vollendet,<br />
Und hoch am Gipfel wurden die gereiht,<br />
Welchen er reine Tätigkeit gespendet.<br />
<strong>Die</strong> Tiefe ward reiner Empfänglichkeit,<br />
Empfänglichkeit und Tatkraft ist mittinnen,<br />
Verknüpft und nie von diesem Band befreit.<br />
Zwar Hieronymus läßt vom Beginnen<br />
<strong>Die</strong> Engel bis von dem der andern Welt<br />
Den Zeitraum von Jahrhunderten entrinnen;<br />
Doch läßt die Wahrheit, die ich dargestellt,<br />
Sich vielfach aus der Heil’gen Schrift bewähren,<br />
Wie’s dir auch, wenn du wohl bemerkst, erhellt.<br />
Auch die Vernunft kann dies beinah erklären;<br />
Nicht konnten ja so lang, so folgert sie,<br />
<strong>Die</strong> Lenker des, was lenkbar ist, entbehren.<br />
Der Liebesschöpfung Wo und Wann und Wie<br />
Erkennst du – nun, so daß in dem Gehörten<br />
Dir schon dreifache <strong>La</strong>bung angedieh.<br />
Allein bevor man zwanzig zählt’ empörten<br />
<strong>Die</strong> Engel sich zum Teil, so daß sie nun<br />
Im Fall der Elemente trägstes störten.<br />
<strong>Die</strong> Bleibenden begannen drauf das Tun,<br />
Das du erkennst, so selig in Entzücken,.<br />
Daß sie in ihrem Kreislauf nimmer ruh’n.<br />
Grund war des Falls, daß jener sich berücken<br />
Von frevlem Hochmut ließ, der dir erschien,<br />
Dort, wo auf ihn des Weltalls Bürden drücken –<br />
<strong>Die</strong> du bei Gott hier siehest, sah’n auf ihn<br />
Bescheiden und mit Dank für seine Gaben,<br />
Da er nur Kraft zu solchem Schau’n verlieh’n.<br />
Drum wurden sie zum Schauen so erhaben<br />
Durch Gnadenlicht und ihr Verdienst gestellt,<br />
Daß sie vollkommen festen Willen haben.<br />
Und zweifelfrei verkünd’ es einst der Welt:<br />
Verdienstlich ist’s, die Gnade zu empfangen,<br />
Je wie sich offen ihr die Lieb’ erhält.<br />
Jetzt, wenn ins Herz dir meine Lehren drangen,<br />
Errennst du ganz den englischen Verein<br />
Und brauchst nicht andre Hilfe zu verlangen.<br />
28 così ’l triforme effetto del suo sire<br />
ne l’esser suo raggiò insieme tutto<br />
sanza distinzïone in essordire.<br />
31 Concreato fu ordine e costrutto<br />
a le sustanze; e quelle furon cima<br />
nel mondo in che puro atto fu produtto;<br />
34 pura potenza tenne la parte ima;<br />
nel mezzo strinse potenza con atto<br />
tal vime, che già mai non si divima.<br />
37 Ieronimo vi scrisse lungo tratto<br />
di secoli de li angeli creati<br />
anzi che l’altro mondo fosse fatto;<br />
40 ma questo vero è scritto in molti lati<br />
da li scrittor de lo Spirito Santo,<br />
e tu te n’avvedrai se bene agguati;<br />
43 e anche la ragione il vede alquanto,<br />
che non concederebbe che ’ motori<br />
sanza sua perfezion fosser cotanto.<br />
46 Or sai tu dove e quando questi amori<br />
furon creati e come: sì che spenti<br />
nel tuo disïo già son tre ardori.<br />
49 Né giugneriesi, numerando, al venti<br />
sì tosto, come de li angeli parte<br />
turbò il suggetto d’i vostri alimenti.<br />
52 L’altra rimase, e cominciò quest’ arte<br />
che tu discerni, con tanto diletto,<br />
che mai da circüir non si diparte.<br />
55 Principio del cader fu il maladetto<br />
superbir di colui che tu vedesti<br />
da tutti i pesi del mondo costretto.<br />
58 Quelli che vedi qui furon modesti<br />
a riconoscer sé da la bontate<br />
che li avea fatti a tanto intender presti:<br />
61 per che le viste lor furo essaltate<br />
con grazia illuminante e con lor merto,<br />
sì c’hanno ferma e piena volontate;<br />
64 e non voglio che dubbi, ma sia certo,<br />
che ricever la grazia è meritorio<br />
secondo che l’affetto l’è aperto.<br />
67 Omai dintorno a questo consistorio<br />
puoi contemplare assai, se le parole<br />
mie son ricolte, sanz’ altro aiutorio.
Paradies: Neunundzwanzigster Gesang Pagina 329<br />
Doch weil den Engeln jene, die ihr Sein<br />
Auf Erden dort in Schulen euch erklären,<br />
Verstand, Erinnerung und Willen leih’n,<br />
So zeig’ ich, um dich völlig zu belehren,<br />
Dir noch die Wahrheit rein und unbefleckt,<br />
<strong>Die</strong> jene dort verwirren und verkehren.<br />
<strong>Die</strong> Wesen, die des Anschau’ns Lust geschmeckt,<br />
Verwenden nie den Blick vom ew’gen Schimmer<br />
Des Angesichts, in dem sich nichts versteckt.<br />
Drum unterbricht das Neu’ ihr Schauen nimmer,<br />
Drum brauchen sie auch die Erinnrung nicht,<br />
Denn ungeteilt bleibt ja ihr Denken immer.<br />
So träumt ihr unten wach beim Tageslicht;<br />
Ihr glaubt und glaubt auch nicht, was ihr verbreitet,<br />
Doch ärger kränkt dies Letzte Recht und Pflicht.<br />
Der eine Weg ist’s nicht, auf dem ihr schreitet<br />
Bei eurem Forschen; drob ihr irregeht,<br />
Von Lust am Schein und Eitelkeit verleitet.<br />
Doch, wer dies tut, wird minder hier verschmäht,<br />
Als wer die Heil’gen Schriften leeren Possen<br />
Hintansetzt und sie freventlich verdreht.<br />
Nicht denkt man, wieviel teures Blut geflossen,<br />
Sie auszusäh’n; nicht, wie Gott dem geneigt,<br />
Der demutsvoll an sie sich angeschlossen.<br />
Zu glänzen strebt ein jeder itzt und zeigt<br />
Sich in Erfindungen, die der verkehrte<br />
Pfaff predigt, der vom Evangelium schweigt.<br />
Der sagt, daß rückwärts Lunas <strong>La</strong>uf sich kehrte<br />
Bei Christi Leiden und sich zwischenschob<br />
Und drum der Sonn’ herabzuscheinen wehrte.<br />
Der, daß von selbst das Licht erlosch und drob<br />
Den Spanier, den Juden und den Inder<br />
Zu gleicher Zeit die Finsternis umwob.<br />
<strong>La</strong>pi und Bindi hat Florenz weit minder,<br />
Als Fabeln, die man von den Kanzeln schreit<br />
Das Jahr hindurch, des Aberwitzes Kinder,<br />
So daß die Schäflein, blind zu ihrem Leid,<br />
Wind schlucken, wo sie sich zu weiden meinen.<br />
Und nicht entschuldigt sie Unwissenheit.<br />
Nicht sprach der Herr zur Ersten der Gemeinen:<br />
Geht hin und tut der Erde Possen kund! –<br />
Nein, wahre Lehre spendet er den Seinen.<br />
70 Ma perché ’n terra per le vostre scole<br />
si legge che l’angelica natura<br />
è tal, che ’ntende e si ricorda e vole,<br />
73 ancor dirò, perché tu veggi pura<br />
la verità che là giù si confonde,<br />
equivocando in sì fatta lettura.<br />
76 Queste sustanze, poi che fur gioconde<br />
de la faccia di Dio, non volser viso<br />
da essa, da cui nulla si nasconde:<br />
79 però non hanno vedere interciso<br />
da novo obietto, e però non bisogna<br />
rememorar per concetto diviso;<br />
82 sì che là giù, non dormendo, si sogna,<br />
credendo e non credendo dicer vero;<br />
ma ne l’uno è più colpa e più vergogna.<br />
85 Voi non andate giù per un sentiero<br />
filosofando: tanto vi trasporta<br />
l’amor de l’apparenza e ’l suo pensiero!<br />
88 E ancor questo qua sù si comporta<br />
con men disdegno che quando è posposta<br />
la divina Scrittura o quando è torta.<br />
91 Non vi si pensa quanto sangue costa<br />
seminarla nel mondo e quanto piace<br />
chi umilmente con essa s’accosta.<br />
94 Per apparer ciascun s’ingegna e face<br />
sue invenzioni; e quelle son trascorse<br />
da’ predicanti e ’l Vangelio si tace.<br />
97 Un dice che la luna si ritorse<br />
ne la passion di Cristo e s’interpuose,<br />
per che ’l lume del sol giù non si porse;<br />
100 e mente, ché la luce si nascose<br />
da sé: però a li Spani e a l’Indi<br />
come a’ Giudei tale eclissi rispuose.<br />
103 Non ha Fiorenza tanti <strong>La</strong>pi e Bindi<br />
quante sì fatte favole per anno<br />
in pergamo si gridan quinci e quindi:<br />
106 sì che le pecorelle, che non sanno,<br />
tornan del pasco pasciute di vento,<br />
e non le scusa non veder lo danno.<br />
109 Non disse Cristo al suo primo convento:<br />
’Andate, e predicate al mondo ciance’;<br />
ma diede lor verace fondamento;
Seite 330 Paradiso: Canto XXX<br />
Von ihr ertönt’ im Kampf des Jüngers Mund,<br />
Wenn er, die Welt zum Glauben hinzulenken,<br />
Mit Schild und Speer des Evangeliums stund.<br />
Jetzt predigt man von Possen und von Schwänken,<br />
Und die Kapuze schwillt, wenn alles lacht,<br />
Und, der sie trägt, braucht sonst an nichts zu denken.<br />
Drin hat solch Vögelein sein Nest gemacht,<br />
Daß, säh’ man’s, es den Wert dem Ablaß raubte,<br />
Den man beim Volk so hoch in Preis gebracht.<br />
Drob wuchs die Dummheit so in manchem Haupte,<br />
Daß, möcht’ ein Priesterwort das tollste sein,<br />
Man ohne Prüfung und Beweise glaubte.<br />
Und damit mästet Sankt Anton das Schwein,<br />
Und andre, die noch ärger sind denn Sauen,<br />
Falschmünzer, reich an trügerischem Schein.<br />
Doch seitwärts führt’ ich dich von diesen Auen;<br />
Drum, daß zugleich sich kürze Zeit und Pfad,<br />
Mußt du jetzt wieder g’rade vorwärts schauen –<br />
So sehr vervielfacht sind von Grad zu Grad<br />
Der unzählbaren sel’gen Engel Scharen,<br />
Daß ihrer Zahl nicht Sinn noch Sprache naht.<br />
Und Daniel will, dies kannst du wohl gewahren,<br />
Wenn er zehntausendmal zehntausend spricht,<br />
Uns nicht bestimmte Zahlen offenbaren.<br />
Das ihnen allen strahlt, das erste Licht,<br />
So vielfach wird’s von ihnen aufgenommen,<br />
Als Engel schau’n in Gottes Angesicht.<br />
Drum, da vom Schau’n der Liebe Gluten kommen,<br />
Ist auch verschieden ihre Süßigkeit<br />
Hier lauer, dorten glühender entglommen.<br />
Sieh jetzt die Hoheit, die Unendlichkeit<br />
Der ew’gen Kraft, die, teilend ihren Schimmer,<br />
So unzählbaren Spiegeln ihn verleiht,<br />
112 e quel tanto sonò ne le sue guance,<br />
sì ch’a pugnar per accender la fede<br />
de l’Evangelio fero scudo e lance.<br />
115 Ora si va con motti e con iscede<br />
a predicare, e pur che ben si rida,<br />
gonfia il cappuccio e più non si richiede.<br />
118 Ma tale uccel nel becchetto s’annida,<br />
che se ’l vulgo il vedesse, vederebbe<br />
la perdonanza di ch’el si confida:<br />
121 per cui tanta stoltezza in terra crebbe,<br />
che, sanza prova d’alcun testimonio,<br />
ad ogne promession si correrebbe.<br />
124 Di questo ingrassa il porco sant’ Antonio,<br />
e altri assai che sono ancor più porci,<br />
pagando di moneta sanza conio.<br />
127 Ma perché siam digressi assai, ritorci<br />
li occhi oramai verso la dritta strada,<br />
sì che la via col tempo si raccorci.<br />
130 Questa natura sì oltre s’ingrada<br />
in numero, che mai non fu loquela<br />
né concetto mortal che tanto vada;<br />
133 e se tu guardi quel che si revela<br />
per Danïel, vedrai che ’n sue migliaia<br />
determinato numero si cela.<br />
136 <strong>La</strong> prima luce, che tutta la raia,<br />
per tanti modi in essa si recepe,<br />
quanti son li splendori a chi s’appaia.<br />
139 Onde, però che a l’atto che concepe<br />
segue l’affetto, d’amar la dolcezza<br />
diversamente in essa ferve e tepe.<br />
142 Vedi l’eccelso omai e la larghezza<br />
de l’etterno valor, poscia che tanti<br />
speculi fatti s’ha in che si spezza,<br />
Und ein’ in sich bleibt ewiglich und immer.“ 145 uno manendo in sé come davanti.“<br />
Dreißigster Gesang Canto XXX<br />
Uns fern, etwa sechstausend Meilen, steiget<br />
Der Mittag auf, indes schon diese Welt<br />
Den Schatten fast zum ebnen Bette neiget,<br />
Wenn nach und nach sich uns der Ost erhellt;<br />
Dann wird der Glanz erst manchem Stern benommen,<br />
Des Strahl nicht mehr bis zu uns niederfällt,<br />
1 Forse semilia miglia di lontano<br />
ci ferve l’ora sesta, e questo mondo<br />
china già l’ombra quasi al letto piano,<br />
4 quando ’l mezzo del cielo, a noi profondo,<br />
comincia a farsi tal, ch’alcuna stella<br />
perde il parere infino a questo fondo;
Paradies: Dreißigster Gesang Pagina 331<br />
Und wie Aurora mehr emporgeklommen,<br />
Verschließt der Himmel sich von Glanz zu Glanz,<br />
Bis auch des schönsten Sternes Licht verglommen.<br />
So der Triumph, der ewiglich im Tanz<br />
Den Punkt umkreist, der alles hält umschlungen,<br />
Was scheinbar ihn umschlingt als lichter Kranz.<br />
Er schwand allmählich, meinem Aug’ entschwungen,<br />
Drum kehrt’ ich zu der Herrin das Gesicht,<br />
Von Nichtschau’n und von Liebesdrang gezwungen.<br />
War’ alles, was bis jetzo mein Gedicht<br />
Von ihr gelobt, in ein Lob einzuschließen,<br />
Doch g’nügend wär’s für diesen Anblick nicht.<br />
Denn Reize, wie sie hier sich sehen ließen,<br />
Weit überschreiten sie der Menschen Art;<br />
Ihr Schöpfer nur kann ihrer ganz genießen.<br />
Ich bin besiegt von dem, was ich gewahrt,<br />
Mehr als ein Komiker von seinen Stoffen,<br />
Als ein Tragöd’ je überwunden ward.<br />
Gleichwie ein Blick, den Sonnenstrahlen offen,<br />
Vergeht vor ihren- Blitzen, so geschieht<br />
Dem Geist, von dieses Lächelns Reiz getroffen.<br />
Vom ersten sag, da mir der Herr beschied,<br />
Ihr Angesicht zu schau’n in diesem Leben,<br />
Folgt ihr bis hin zu diesem Blick mein Lied.<br />
Doch muß ich jetzt des Folgens mich begeben,<br />
Ein Künstler, der sein höchstes Ziel errang,<br />
Und hoher nicht vermag emporzustreben.<br />
Und so, wie ich sie lasse vollerm Klang,<br />
Als meiner Tuba, die ich also richte,<br />
Wie sie beenden kann den schweren Sang,<br />
Sprach sie, mit Ton, Gebärd’ und Angesichte<br />
Eifrigen Führers froh zu mir: ” Du bist<br />
Gelangt zum Himmel nun von reinem Lichte,<br />
Von geist’gem Licht, das nur ein Lieben ist,<br />
Ein Lieben jenes Gut’s, des ewig wahren,<br />
Von Luft, mit der kein Erdenglück sich mißt.<br />
Du siehst hier beide Himmelskriegerscharen<br />
Und siehst die ein’ in dem Gewande heut,<br />
Wie du sie wirst beim Weltgericht gewahren.“<br />
Wie jäher Blitz des Auges Kraft zerstreut,<br />
So daß er jeden Gegenstand umdunkelt,<br />
Den stärksten Selbst, der sich dem Blicke beut;<br />
7 e come vien la chiarissima ancella<br />
del sol più oltre, così ’l ciel si chiude<br />
di vista in vista infino a la più bella.<br />
10 Non altrimenti il trïunfo che lude<br />
sempre dintorno al punto che mi vinse,<br />
parendo inchiuso da quel ch’elli ’nchiude,<br />
13 a poco a poco al mio veder si stinse:<br />
per che tornar con li occhi a Bëatrice<br />
nulla vedere e amor mi costrinse.<br />
16 Se quanto infino a qui di lei si dice<br />
fosse conchiuso tutto in una loda,<br />
poca sarebbe a fornir questa vice.<br />
19 <strong>La</strong> bellezza ch’io vidi si trasmoda<br />
non pur di là da noi, ma certo io credo<br />
che solo il suo fattor tutta la goda.<br />
22 Da questo passo vinto mi concedo<br />
più che già mai da punto di suo tema<br />
soprato fosse comico o tragedo:<br />
25 ché, come sole in viso che più trema,<br />
così lo rimembrar del dolce riso<br />
la mente mia da me medesmo scema.<br />
28 Dal primo giorno ch’i’ vidi il suo viso<br />
in questa vita, infino a questa vista,<br />
non m’è il seguire al mio cantar preciso;<br />
31 ma or convien che mio seguir desista<br />
più dietro a sua bellezza, poetando,<br />
come a l’ultimo suo ciascuno artista.<br />
34 Cotal qual io la lascio a maggior bando<br />
che quel de la mia tuba, che deduce<br />
l’ardüa sua matera terminando,<br />
37 con atto e voce di spedito duce<br />
ricominciò: ” Noi siamo usciti fore<br />
del maggior corpo al ciel ch’è pura luce:<br />
40 luce intellettüal, piena d’amore;<br />
amor di vero ben, pien di letizia;<br />
letizia che trascende ogne dolzore.<br />
43 Qui vederai l’una e l’altra milizia<br />
di paradiso, e l’una in quelli aspetti<br />
che tu vedrai a l’ultima giustizia.“<br />
46 Come sùbito lampo che discetti<br />
li spiriti visivi, sì che priva<br />
da l’atto l’occhio di più forti obietti,
Seite 332 Paradiso: Canto XXX<br />
So ward ich von lebend’gem Licht umfunkelt,<br />
Des Glanz mir tat, wie uns ein Schleier tut,<br />
Denn alles außer ihm war mir verdunkelt.<br />
” <strong>Die</strong> Lieb’, in welcher dieser Himmel ruht<br />
Pflegt so in sich zum Heile zu empfangen<br />
Und macht die Kerz’ empfänglich ihrer Glut.“<br />
Wie mir die kurzen Wort’ ins Innre drangen,<br />
Da fühlt’ ich, daß sich Geist mir und Gemüt<br />
Weit über die gewohnten Kräfte schwangen.<br />
Und neue Sehkraft war in mir entglüht,<br />
So, daß mein Auge, stark und ohne Qualen,<br />
Dem Licht sich auftat, das am reinsten blüht.<br />
Ich sah das Licht als einen Fluß von Strahlen<br />
Glanzwogend zwischen zweien Ufern zieh’n,<br />
Und einen Wunderlenz sie beide malen<br />
Und aus dem Strom lebend’ge Funken sprüh’n;<br />
Und in die Blumen senkten sich die Funken,<br />
Gleichwie in goldne Fassung der Rubin.<br />
Dann tauchten sie, wie von den Düften trunken,<br />
Sich wieder in die Wunderfluten ein,<br />
Und der erhob sich neu, wenn der versunken.<br />
” Dein heißer Wunsch, in dem dich einzuweih’n,<br />
Was deine Blicke hier auf sich gezogen,<br />
Muß mir, je mehr er drängt, je lieber sein.<br />
Doch trinken mußt du erst aus diesen Wogen,<br />
Eh’ solch ein Durst in dir sich stillen kann.“<br />
So sprach die Sonn’, aus der ich Licht gesogen.<br />
” Der Fluß und diese Funken“, sprach sie dann,<br />
” Und dieser Pflanzen heitre Pracht, sie zeigen<br />
<strong>Die</strong> Wahrheit dir voraus, wie Schatten, an.<br />
An sich ist ihnen zwar nichts Schweres eigen,<br />
Sie zu erkennen, fehlt nur dir die Macht,<br />
Weil noch so stolz nicht deine Blicke steigen.“<br />
Kein Kind, das durstig langer Schlaf gemacht,<br />
Kann sein Gesicht zur Brust so eilig kehren,<br />
Wenn’s über die Gewohnheit spät erwacht,<br />
Als, um der Augen Spiegel mehr zu klären,<br />
Ich mein Gesicht zu jenem Flusse bog,<br />
Dort strömend, um der Seele Kraft zu mehren.<br />
Und wie der Rand der Augenlider sog<br />
Von seiner Flut, da war zum Kreis gewunden,<br />
Was sich zuvor in langen Streifen zog.<br />
49 così mi circunfulse luce viva,<br />
e lasciommi fasciato di tal velo<br />
del suo fulgor, che nulla m’appariva.<br />
52<br />
” Sempre l’amor che queta questo cielo<br />
accoglie in sé con sì fatta salute,<br />
per far disposto a sua fiamma il candelo.“<br />
55 Non fur più tosto dentro a me venute<br />
queste parole brievi, ch’io compresi<br />
me sormontar di sopr’ a mia virtute;<br />
58 e di novella vista mi raccesi<br />
tale, che nulla luce è tanto mera,<br />
che li occhi miei non si fosser difesi;<br />
61 e vidi lume in forma di rivera<br />
fulvido di fulgore, intra due rive<br />
dipinte di mirabil primavera.<br />
64 Di tal fiumana uscian faville vive,<br />
e d’ogne parte si mettien ne’ fiori,<br />
quasi rubin che oro circunscrive;<br />
67 poi, come inebrïate da li odori,<br />
riprofondavan sé nel miro gurge,<br />
e s’una intrava, un’altra n’uscia fori.<br />
70<br />
” L’alto disio che mo t’infiamma e urge,<br />
d’aver notizia di ciò che tu vei,<br />
tanto mi piace più quanto più turge;<br />
73 ma di quest’ acqua convien che tu bei<br />
prima che tanta sete in te si sazi“:<br />
così mi disse il sol de li occhi miei.<br />
76 Anche soggiunse: ” Il fiume e li topazi<br />
ch’entrano ed escono e ’l rider de l’erbe<br />
son di lor vero umbriferi prefazi.<br />
79 Non che da sé sian queste cose acerbe;<br />
ma è difetto da la parte tua,<br />
che non hai viste ancor tanto superbe.“<br />
82 Non è fantin che sì sùbito rua<br />
col volto verso il latte, se si svegli<br />
molto tardato da l’usanza sua,<br />
85 come fec’ io, per far migliori spegli<br />
ancor de li occhi, chinandomi a l’onda<br />
che si deriva perché vi s’immegli;<br />
88 e sì come di lei bevve la gronda<br />
de le palpebre mie, così mi parve<br />
di sua lunghezza divenuta tonda.
Paradies: Dreißigster Gesang Pagina 333<br />
Dann, Leuten gleich, die sich verlarvt befunden,<br />
Verändert erst, wenn sie auszieh’n das Kleid,<br />
Worin sie unter fremdem Schein verschwunden;<br />
Verwandelten zu größrer Herrlichkeit<br />
Sich Blumen mir und Funken, und ich schaute<br />
<strong>Die</strong> Himmelsscharen beide dort gereiht.<br />
O Gottes Glanz, o du, durch den ich schaute<br />
Des ewig wahren Reichs Triumphespracht,<br />
Gib jetzt mir Kraft, zu sagen, wie ich schaute.<br />
Licht ist dort, das den Schöpfer sichtbar macht,<br />
Damit er ganz sich dem Geschöpf verkläre,<br />
Dem nur in seinem Schau’n der Friede tacht.<br />
Es dehnt sich weithin aus in Form der Sphäre<br />
Und schließt so viel in seinem Umkreis ein,<br />
Daß es zu weit als Sonnengürtel wäre.<br />
Und einem Strahl entquillt sein ganzer Schein,<br />
Rückscheinend von des schnellsten Kreises Rande,<br />
Um Sein und Wirkung diesem zu verleih’n.<br />
Und wie ein Hügel, an der Wogen Strande,<br />
Sich spiegelt, wie um sich geschmückt zu sehn<br />
Im blütenreichen, grünenden Gewande;<br />
Also sich spiegelnd, sah ich in den Höh’n<br />
In tausend Stufen die das Licht umringen,<br />
<strong>Die</strong> von der Erd’ in jene Heimat gehn.<br />
Und kann der tiefste Grad solch Licht umschlingen,<br />
Zu welcher Weite muß der letzte Kranz<br />
Der Blätter dieser Himmelsrose dringen?<br />
Mein Aug’ ermaß die Weit’ und Höhe ganz<br />
Und unverwirrt, und konnte sich erheben<br />
Zum Was und Wie von diesem Wonneglanz.<br />
Nicht Fern noch Nah kann nehmen dort noch geben,<br />
Denn da, wo Gott regiert, unmittelbar,<br />
Tritt fürder kein Naturgesetz ins Leben.<br />
Ins Gelb der Rose, die sich immerdar<br />
Ausdehnt, abstuft und Duft des Preises sendet<br />
Zur Sonne, die stets heiter ist und klar,<br />
Zog, wie wer schweigt, doch sich zum Sprechen wendet,<br />
Beatrix mich und sprach: ” Sieh hier verschönt<br />
In weißem Kleid, die dorten wohl geendet.<br />
Sieh, wie so weithin unsre Stadt sich dehnt,<br />
Sieh, so gefüllt die Bänk’ in unserm Saale,<br />
Daß man jetzt hier nach wenigen sich sehnt.<br />
91 Poi, come gente stata sotto larve,<br />
che pare altro che prima, se si sveste<br />
la sembianza non süa in che disparve,<br />
94 così mi si cambiaro in maggior feste<br />
li fiori e le faville, sì ch’io vidi<br />
ambo le corti del ciel manifeste.<br />
97 O isplendor di Dio, per cu’ io vidi<br />
l’alto trïunfo del regno verace,<br />
dammi virtù a dir com’ ïo il vidi!<br />
100 Lume è là sù che visibile face<br />
lo creatore a quella creatura<br />
che solo in lui vedere ha la sua pace.<br />
103 E’ si distende in circular figura,<br />
in tanto che la sua circunferenza<br />
sarebbe al sol troppo larga cintura.<br />
106 Fassi di raggio tutta sua parvenza<br />
reflesso al sommo del mobile primo,<br />
che prende quindi vivere e potenza.<br />
109 E come clivo in acqua di suo imo<br />
si specchia, quasi per vedersi addorno,<br />
quando è nel verde e ne’ fioretti opimo,<br />
112 sì, soprastando al lume intorno intorno,<br />
vidi specchiarsi in più di mille soglie<br />
quanto di noi là sù fatto ha ritorno.<br />
115 E se l’infimo grado in sé raccoglie<br />
sì grande lume, quanta è la larghezza<br />
di questa rosa ne l’estreme foglie!<br />
118 <strong>La</strong> vista mia ne l’ampio e ne l’altezza<br />
non si smarriva, ma tutto prendeva<br />
il quanto e ’l quale di quella allegrezza.<br />
121 Presso e lontano, lì, né pon né leva:<br />
ché dove Dio sanza mezzo governa,<br />
la legge natural nulla rileva.<br />
124 Nel giallo de la rosa sempiterna,<br />
che si digrada e dilata e redole<br />
odor di lode al sol che sempre verna,<br />
127 qual è colui che tace e dicer vole,<br />
mi trasse Bëatrice, e disse: ” Mira<br />
quanto è ’l convento de le bianche stole!<br />
130 Vedi nostra città quant’ ella gira;<br />
vedi li nostri scanni sì ripieni,<br />
che poca gente più ci si disira.
Seite 334 Paradiso: Canto XXXI<br />
Auf jenem großen Stuhl, wo du dem Strahle<br />
Der Krone, die dort glänzt, dein Auge leihst,<br />
Dort, eh’ du kommst zu diesem Hochzeitsmahle,<br />
Wird sitzen des erhabnen Heinrichs Geist,<br />
Des Cäsars, der Italien zu gestalten<br />
Kommt, eh’ es sich dazu geneigt beweist.<br />
<strong>Die</strong> blinde Gier ist’s, die mit Zauberwalten<br />
Euch gleich dem Kind macht, das die Brust verschmäht,<br />
<strong>Die</strong> Nahrung hat, sein Leben zu erhalten.<br />
Dem göttlichen Gerichtshof aber steht<br />
Solch Obrer vor dann, daß er im Geheimen<br />
Und offen nie mit ihm zusammengeht.<br />
Doch stürzt des Himmels Räch’ ihn ohne Säumen<br />
Vom Heil’gen Stuhl zur qualenvollen Welt,<br />
Wo Simon Magus stöhnt in dunkeln Räumen,<br />
133 E ’n quel gran seggio a che tu li occhi tieni<br />
per la corona che già v’è sù posta,<br />
prima che tu a queste nozze ceni,<br />
136 sederà l’alma, che fia giù agosta,<br />
de l’alto Arrigo, ch’a drizzare Italia<br />
verrà in prima ch’ella sia disposta.<br />
139 <strong>La</strong> cieca cupidigia che v’ammalia<br />
simili fatti v’ha al fantolino<br />
che muor per fame e caccia via la balia.<br />
142 E fia prefetto nel foro divino<br />
allora tal, che palese e coverto<br />
non anderà con lui per un cammino.<br />
145 Ma poco poi sarà da Dio sofferto<br />
nel santo officio; ch’el sarà detruso<br />
là dove Simon mago è per suo merto,<br />
Drob tiefer noch der von Alagna fällt.“ 148 e farà quel d’Alagna intrar più giuso.“<br />
Einunddreißigster Gesang Canto XXXI<br />
So sah ich denn, geformt als weiße Rose,<br />
<strong>Die</strong> heil’ge Kriegsschar, die als Christi Braut<br />
Durch Christi Blut sich freut in seinem Schoße.<br />
Allein die andre, welche, fliegend, schaut’<br />
Und singt des Ruhm, der sie in Lieb’ entzündet,<br />
<strong>Die</strong> Huld, die hehre Kraft ihr anvertraut,<br />
Sie senkt, ein Bienenschwarm, der jetzt ergründet<br />
Der Blüten Kelch, jetzt wieder dorthin eilt,<br />
Wo würz’ger Honigseim sein Tun verkündet,<br />
Sich in die Blum’, im reichen Kelch verteilt,<br />
Und flog dann aufwärts aus dem schönen Zeichen,<br />
Dorthin, wo ihre Lieb’ all-ewig weilt;<br />
Lebend’ger Flamm’, ihr Antlitz zu vergleichen,<br />
<strong>Die</strong> Flügel Gold, das andre weiß und rein,<br />
So daß nicht Reif noch Schnee den Glanz erreichen.<br />
Und in die Rose zog von Reih’n zu Reih’n<br />
Frieden und Glut, von ihnen eingesogen<br />
Im Flug zur Hohe, stets mit ihnen ein.<br />
Und, ob sie zwischen Blum’ und Höhe flogen,<br />
Doch ward durch die beschwingte Menge nicht<br />
Des Höchsten Blick und Glanz der Ros’ entzogen.<br />
Denn so durchdringend ist das höchste Licht,<br />
Das seinen Schimmer nach Verdienste spendet,<br />
Daß nichts im Weltenall es unterbricht.<br />
1 In forma dunque di candida rosa<br />
mi si mostrava la milizia santa<br />
che nel suo sangue Cristo fece sposa;<br />
4 ma l’altra, che volando vede e canta<br />
la gloria di colui che la ’nnamora<br />
e la bontà che la fece cotanta,<br />
7 sì come schiera d’ape che s’infiora<br />
una fïata e una si ritorna<br />
là dove suo laboro s’insapora,<br />
10 nel gran fior discendeva che s’addorna<br />
di tante foglie, e quindi risaliva<br />
là dove ’l süo amor sempre soggiorna.<br />
13 Le facce tutte avean di fiamma viva<br />
e l’ali d’oro, e l’altro tanto bianco,<br />
che nulla neve a quel termine arriva.<br />
16 Quando scendean nel fior, di banco in banco<br />
porgevan de la pace e de l’ardore<br />
ch’elli acquistavan ventilando il fianco.<br />
19 Né l’interporsi tra ’l disopra e ’l fiore<br />
di tanta moltitudine volante<br />
impediva la vista e lo splendore:<br />
22 ché la luce divina è penetrante<br />
per l’universo secondo ch’è degno,<br />
sì che nulla le puote essere ostante.
Paradies: Einunddreißigster Gesang Pagina 335<br />
<strong>Die</strong>s Freudenreich, gesichert und vollendet,<br />
Bevölkert von Bewohnern, neu und alt,<br />
Hielt Lieb’ und Blick ganz auf ein Ziel gewendet.<br />
O dreifach Licht, du, einem Stern entwallt,<br />
Dort, wo man dich schaut, sel’gen Frieden hegend,<br />
Schau’ her auf uns, die wilder Sturm umbaut. –<br />
Wenn die Barbaren, kommend aus der Gegend,<br />
<strong>Die</strong> stets die Bärin deckt, in gleicher Bahn<br />
Sich mit dem lieben Sohn im Kreis bewegend,<br />
Zu jenen Zeiten, als der <strong>La</strong>teran<br />
<strong>Die</strong> Welt beherrscht’, von Staunen überwunden,<br />
Rom und der Römer große Werke sah’n;<br />
Wie ich, der ich, dem Menschlichen entwunden,<br />
Zum Höchsten kam, von Zeit zur Ewigkeit,<br />
Von Florenz zu Gerechten und Gesunden,<br />
Wie mußt’ ich staunen solcher Herrlichkeit?<br />
Lust fühlt’ ich, nicht zu sprechen, nichts zu hören,<br />
Geteilt in Staunen und in Freudigkeit.<br />
Gleichwie ein Pilgrim, der sein lang Begehren<br />
Im Tempel des Gelübdes, schauend, letzt,<br />
Und hofft von ihm einst andre zu belehren;<br />
So war ich, zum lebend’gen Licht versetzt,<br />
Den Blick, lustwandelnd, durch die Stufen führend,<br />
Jetzt auf, jetzt nieder und im Kreise jetzt.<br />
Gesichter sah ich hier, zur Liebe rührend,<br />
In fremdem Licht und eignem Lächeln schön,<br />
Gebärden, sich mit jeder Tugend zierend.<br />
Im allgemeinen könnt’ ich schon ersehn,<br />
Wie sich des Paradieses Form gestalte,<br />
Doch blieb mein Blick noch nicht beim einzlen stehn;<br />
Und da mir neuer Wunsch im Herzen wallte,<br />
So kehrt’ ich, um zu fragen, mich nach ihr,<br />
Wie das, was ich nicht einsah, sich verhalte.<br />
Sie fragt’ ich, und ein andrer sprach zu mir.<br />
Sie suchend, fand ich mich bei einem Greise,<br />
Gekleidet in der andern Sel’gen Zier.<br />
Auf Aug’ und Wang’ ergoß sich gleicherweise<br />
So Gut’ als Freude – fromm war Art und Tun,<br />
Wie’s Vätern ziemt, in lieber Kinder Kreise.<br />
” Und wo ist sie?“ so sprach ich eilig nun.<br />
Drum er: Beatrix hat mich hergesendet<br />
”<br />
Von meinem Platz, um dir genugzutun.<br />
25 Questo sicuro e gaudïoso regno,<br />
frequente in gente antica e in novella,<br />
viso e amore avea tutto ad un segno.<br />
28 Oh trina luce che ’n unica stella<br />
scintillando a lor vista, sì li appaga!<br />
guarda qua giuso a la nostra procella!<br />
31 Se i barbari, venendo da tal plaga<br />
che ciascun giorno d’Elice si cuopra,<br />
rotante col suo figlio ond’ ella è vaga,<br />
34 veggendo Roma e l’ardüa sua opra,<br />
stupefaciensi, quando <strong>La</strong>terano<br />
a le cose mortali andò di sopra;<br />
37 ïo, che al divino da l’umano,<br />
a l’etterno dal tempo era venuto,<br />
e di Fiorenza in popol giusto e sano,<br />
40 di che stupor dovea esser compiuto!<br />
Certo tra esso e ’l gaudio mi facea<br />
libito non udire e starmi muto.<br />
43 E quasi peregrin che si ricrea<br />
nel tempio del suo voto riguardando,<br />
e spera già ridir com’ ello stea,<br />
46 su per la viva luce passeggiando,<br />
menava ïo li occhi per li gradi,<br />
mo sù, mo giù e mo recirculando.<br />
49 Vedëa visi a carità süadi,<br />
d’altrui lume fregiati e di suo riso,<br />
e atti ornati di tutte onestadi.<br />
52 <strong>La</strong> forma general di paradiso<br />
già tutta mïo sguardo avea compresa,<br />
in nulla parte ancor fermato fiso;<br />
55 e volgeami con voglia rïaccesa<br />
per domandar la mia donna di cose<br />
di che la mente mia era sospesa.<br />
58 Uno intendëa, e altro mi rispuose:<br />
credea veder Beatrice e vidi un sene<br />
vestito con le genti glorïose.<br />
61 Diffuso era per li occhi e per le gene<br />
di benigna letizia, in atto pio<br />
quale a tenero padre si convene.<br />
64 E ” Ov’ è ella?“ sùbito diss’ io.<br />
Ond’ elli: ” A terminar lo tuo disiro<br />
mosse Beatrice me del loco mio;
Seite 336 Paradiso: Canto XXXI<br />
Du wirst, den Blick zum dritten Sitz gewendet<br />
Des höchsten Grads, sie auf dem Throne schau’n,<br />
Der ihren Lohn für ihr Verdienst vollendet.“<br />
Ohn’ Antwort hob ich rasch die Augenbrau’n –<br />
Sah sie – sah ew’ge Strahlen ihr entwallen<br />
Im Widerschein und ihr die Krone bau’n.<br />
Vom Raum, aus dem die höchsten Donner hauen,<br />
War nimmer noch ein Menschenblick so weit,<br />
Und war’ er auch ins tiefste Meer gefallen,<br />
Als ich von meiner Herrin Herrlichkeit,<br />
Doch sah ich klar ihr Bildnis niederschweben<br />
Rein, unvermischt, in lichter Deutlichkeit.<br />
” O Herrliche, du, meiner Hoffnung Leben,<br />
Du, der’s zu meinem Heile nicht gegraut,<br />
Dich in den Schlund der Hölle zu begeben,<br />
Dir dank’ ich alles, was ich dort geschaut,<br />
Wohin du mich durch Macht und Güte brachtest,<br />
Und deine Gnad’ und Tugend preis’ ich laut.<br />
<strong>Die</strong> du zum Freien mich, den Sklaven, machtest,<br />
Mir halfst auf jedem Weg, in jeder Art,<br />
<strong>Die</strong> du zu diesem Zweck geeignet dachtest,<br />
Hilf, daß, was du geschenkt, mein Herz bewahrt,<br />
Damit sich dir die Seele dort geselle,<br />
<strong>Die</strong> Seele, die gesund durch dich nur ward.“<br />
So fleht’ ich heiß – und sie, von ferner Stelle,<br />
Sie lächelte, wie’s schien, und sah mich an,<br />
Dann schaute sie zurück zur ew’gen Quelle.<br />
” Damit du ganz vollendest deine Bahn,“<br />
Begann der Greis, auf der dich fortzuleiten<br />
”<br />
Ich Auftrag von der heil’gen Lieb’ empfah’n,<br />
<strong>La</strong>ß deinen Blick durch diesen Garten gleiten,<br />
Denn stärken wird dir dies des Auges Sinn,<br />
Und ihn auf Gottes Strahlen vorbereiten.<br />
Und sie, die mich entflammt, die Königin<br />
Des Himmels, läßt uns ihre Gnade frommen,<br />
Weil ich ihr vielgetreuer Bernhard bin.“<br />
Wie der, der von Kroatien hergekommen,<br />
Um unser Schweißtuch zu betrachten, nicht<br />
Satt wird, zu sehn, wovon er längst vernommen,<br />
Und, wenn man’s zeigt, zu sich im Innern spricht:<br />
Herr Jesus Christus, wahrer Gott, hienieden<br />
War wirklich so geformt dein Angesicht?<br />
67 e se riguardi sù nel terzo giro<br />
dal sommo grado, tu la rivedrai<br />
nel trono che suoi merti le sortiro.“<br />
70 Sanza risponder, li occhi sù levai,<br />
e vidi lei che si facea corona<br />
reflettendo da sé li etterni rai.<br />
73 Da quella regïon che più sù tona<br />
occhio mortale alcun tanto non dista,<br />
qualunque in mare più giù s’abbandona,<br />
76 quanto lì da Beatrice la mia vista;<br />
ma nulla mi facea, ché süa effige<br />
non discendëa a me per mezzo mista.<br />
79<br />
” O donna in cui la mia speranza vige,<br />
e che soffristi per la mia salute<br />
in inferno lasciar le tue vestige,<br />
82 di tante cose quant’ i’ ho vedute,<br />
dal tuo podere e da la tua bontate<br />
riconosco la grazia e la virtute.<br />
85 Tu m’hai di servo tratto a libertate<br />
per tutte quelle vie, per tutt’ i modi<br />
che di ciò fare avei la potestate.<br />
88 <strong>La</strong> tua magnificenza in me custodi,<br />
sì che l’anima mia, che fatt’ hai sana,<br />
piacente a te dal corpo si disnodi.“<br />
91 Così orai; e quella, sì lontana<br />
come parea, sorrise e riguardommi;<br />
poi si tornò a l’etterna fontana.<br />
94 E ’l santo sene: ” Acciò che tu assommi<br />
perfettamente,“ disse, ” il tuo cammino,<br />
a che priego e amor santo mandommi,<br />
97 vola con li occhi per questo giardino;<br />
ché veder lui t’acconcerà lo sguardo<br />
più al montar per lo raggio divino.<br />
100 E la regina del cielo, ond’ ïo ardo<br />
tutto d’amor, ne farà ogne grazia,<br />
però ch’i’ sono il suo fedel Bernardo.“<br />
103 Qual è colui che forse di Croazia<br />
viene a veder la Veronica nostra,<br />
che per l’antica fame non sen sazia,<br />
106 ma dice nel pensier, fin che si mostra:<br />
’Segnor mio Iesù Cristo, Dio verace,<br />
or fu sì fatta la sembianza vostra?’;
Paradies: Zweiunddreißigster Gesang Pagina 337<br />
So ich, als mir der Anblick ward beschieden<br />
Der Liebe dessen, der in dieser Welt,<br />
Betrachtend, schon gekostet jenen Frieden.<br />
Er sprach: ” Was Schönes dieses Reich enthält,<br />
Wird, Sohn der Gnade, sich dir nimmer zeigen,<br />
Wenn sich dein Blick nur tief am Grunde hält.<br />
Doch laß den Blick von Kreis zu Kreise steigen,<br />
Bis daß er sich zur Königin erhöht,<br />
Vor der sich fromm des Himmels Bürger neigen.“<br />
Aufschaut’ ich, und, wie, wenn die Früh’ ersteht,<br />
Der Ost den Himmelsteil mit goldnen Strahlen<br />
Besiegt, in dem die Sonne niedergeht,<br />
So, steigend mit dem Blick, wie wir aus Taten<br />
<strong>Die</strong> Berg’ ersteigen, sah ich einen Ort<br />
Im höchsten Rand all andres überstrahlen.<br />
Und als ob früh der Ost, da, wo sofort<br />
<strong>Die</strong> Sonne steigen soll, sich mehr entflamme,<br />
Wenn sich das Licht vermindert hier und dort;<br />
So sah ich jene Friedens-Oriflamme<br />
Inmitten mehr erglüh’n, und bleicher ward<br />
Bei ihrem Glanz der andern Lichter Flamme.<br />
Ich sah viel tausend Engel, dort geschart,<br />
Sie feiernd, mit verbreitetem Gefieder,<br />
Verschieden jeglichen an Glanz und Art.<br />
Und Schönheit lachte bei dem Klang der Lieder<br />
Und bei dem Spiel und strahlt’ in Seligkeit<br />
Aus aller andern Sel’gen Augen wieder.<br />
Und reichte meiner Sprache Kraft so weit,<br />
Als meine Phantasie, doch nie beschriebe<br />
Ich nur den kleinsten Teil der Herrlichkeit.<br />
Bernhard, bemerkend, daß mit heil’gem Triebe<br />
An seiner glüh’nden Glut mein Auge hing,<br />
Erhob auch sein’s zu ihr mit solcher Liebe,<br />
109 tal era io mirando la vivace<br />
carità di colui che ’n questo mondo,<br />
contemplando, gustò di quella pace.<br />
112<br />
” Figliuol di grazia, quest’ esser giocondo,“<br />
cominciò elli, non ti sarà noto,<br />
”<br />
tenendo li occhi pur qua giù al fondo;<br />
115 ma guarda i cerchi infino al più remoto,<br />
tanto che veggi seder la regina<br />
cui questo regno è suddito e devoto.“<br />
118 Io levai li occhi; e come da mattina<br />
la parte orïental de l’orizzonte<br />
soverchia quella dove ’l sol declina,<br />
121 così, quasi di valle andando a monte<br />
con li occhi, vidi parte ne lo stremo<br />
vincer di lume tutta l’altra fronte.<br />
124 E come quivi ove s’aspetta il temo<br />
che mal guidò Fetonte, più s’infiamma,<br />
e quinci e quindi il lume si fa scemo,<br />
127 così quella pacifica oriafiamma<br />
nel mezzo s’avvivava, e d’ogne parte<br />
per igual modo allentava la fiamma;<br />
130 e a quel mezzo, con le penne sparte,<br />
vid’ io più di mille angeli festanti,<br />
ciascun distinto di fulgore e d’arte.<br />
133 Vidi a lor giochi quivi e a lor canti<br />
ridere una bellezza, che letizia<br />
era ne li occhi a tutti li altri santi;<br />
136 e s’io avessi in dir tanta divizia<br />
quanta ad imaginar, non ardirei<br />
lo minimo tentar di sua delizia.<br />
139 Bernardo, come vide li occhi miei<br />
nel caldo suo caler fissi e attenti,<br />
li suoi con tanto affetto volse a lei,<br />
Daß mein’s zum Schauen neue Glut empfing. 142 che ’ miei di rimirar fé più ardenti.<br />
Zweiunddreißigster Gesang Canto XXXII<br />
Indes sein Blick nach seiner Wonne flammte,<br />
Tat er mit heil’gem Wort mir dieses kund,<br />
Sich unterziehend freiem Lehreramte:<br />
” Sie zu Mariens Fuß, die euch gesund<br />
Und heil gemacht, die Erste dort der Frauen,<br />
<strong>Die</strong> Schönste, die euch krank gemacht und wund.<br />
1 Affetto al suo piacer, quel contemplante<br />
libero officio di dottore assunse,<br />
e cominciò queste parole sante:<br />
4<br />
” <strong>La</strong> piaga che Maria richiuse e unse,<br />
quella ch’è tanto bella da’ suoi piedi<br />
è colei che l’aperse e che la punse.
Seite 338 Paradiso: Canto XXXII<br />
Im Range, den die dritten Sitze bauen,<br />
Wirst du sodann die Rahel unter ihr,<br />
Mit Beatricen, deiner Herrin, schauen.<br />
Sara, Rebekka, Judith zeigen dir<br />
Sich mit des Ahnfrau, der im Bußgesange<br />
Voll Reu’ ausrief: Herr, schenk’ Erbarmen mir!<br />
Absteigend stufenweis von Rang zu Range,<br />
Gereiht, wie Kunde dir mein Wort verlieh,<br />
Von Blatt zu Blatt mit ihrer Namen Klange.<br />
Hebräerfrau’n, vom siebten Kreis ab, wie<br />
Bis hin zu ihm, ward dieser Sitz zuteile,<br />
Und dieser Blume Locken scheiden sie,<br />
Weil sie, wie gläubig sich der Blick zum Heile,<br />
Das Christus gab, gewandt, als Mauer stehn,<br />
Daß sich durch sie die heil’ge Stiege teile.<br />
Hier, wo die Blume reich und voll und schön<br />
Entfaltet ist, hier sitzen die Verklärten,<br />
<strong>Die</strong> gläubig auf den künft’gen Christ gesehn.<br />
Dort, wo noch leerer Raum für viel Gefährten<br />
Im Halbkreis ist, dort sitzen die gereiht,<br />
<strong>Die</strong> ihren Blick auf den Gekommnen kehrten.<br />
Wie hier der Fürstin Stuhl in Herrlichkeit<br />
Und unter ihr die ändern zu gewahren,<br />
Und wie sie bilden solchen Unterscheid;<br />
So dort der Stuhl des Täufers, der erfahren,<br />
Der immer Heil’ge, Wüst’ und Märtyrpein<br />
Und dann der Hölle Nacht in zweien Jahren.<br />
Franz, Benedikt und Augustin – sie reih’n<br />
Sich unter ihm, die Scheidewand zu bauen,<br />
Mit andern unterhalb von Reih’n zu Reih’n.<br />
Hier magst du Gottes hohe Vorsicht schauen,<br />
Denn Glaube, welcher vor- und rückwärts sieht,<br />
Erfüllt gleich zahlreich diese Gartenauen.<br />
Und von der Stieg’ abwärts, die dies Gebiet<br />
In zwei geschieden, sitzen solche Seelen,<br />
<strong>Die</strong> eigenes Verdienst nicht herbeschied,<br />
Nein, fremdes – nur darf der Beding nicht fehlen –<br />
Denn hier sind alle, die dem Leib entfloh’n,<br />
Bevor sie noch vermochten, selbst zu wählen.<br />
<strong>Die</strong>s merkst du an den Angesichtern schon<br />
Und an den Stimmen, die noch kindlich klingen,<br />
Wenn du wohl spähst und horchst auf ihren Ton.<br />
7 Ne l’ordine che fanno i terzi sedi,<br />
siede Rachel di sotto da costei<br />
con Bëatrice, sì come tu vedi.<br />
10 Sarra e Rebecca, Iudìt e colei<br />
che fu bisava al cantor che per doglia<br />
del fallo disse ’Miserere mei’,<br />
13 puoi tu veder così di soglia in soglia<br />
giù digradar, com’ io ch’a proprio nome<br />
vo per la rosa giù di foglia in foglia.<br />
16 E dal settimo grado in giù, sì come<br />
infino ad esso, succedono Ebree,<br />
dirimendo del fior tutte le chiome;<br />
19 perché, secondo lo sguardo che fée<br />
la fede in Cristo, queste sono il muro<br />
a che si parton le sacre scalee.<br />
22 Da questa parte onde ’l fiore è maturo<br />
di tutte le sue foglie, sono assisi<br />
quei che credettero in Cristo venturo;<br />
25 da l’altra parte onde sono intercisi<br />
di vòti i semicirculi, si stanno<br />
quei ch’a Cristo venuto ebber li visi.<br />
28 E come quinci il glorïoso scanno<br />
de la donna del cielo e li altri scanni<br />
di sotto lui cotanta cerna fanno,<br />
31 così di contra quel del gran Giovanni,<br />
che sempre santo ’l diserto e ’l martiro<br />
sofferse, e poi l’inferno da due anni;<br />
34 e sotto lui così cerner sortiro<br />
Francesco, Benedetto e Augustino<br />
e altri fin qua giù di giro in giro.<br />
37 Or mira l’alto proveder divino:<br />
ché l’uno e l’altro aspetto de la fede<br />
igualmente empierà questo giardino.<br />
40 E sappi che dal grado in giù che fiede<br />
a mezzo il tratto le due discrezioni,<br />
per nullo proprio merito si siede,<br />
43 ma per l’altrui, con certe condizioni:<br />
ché tutti questi son spiriti asciolti<br />
prima ch’avesser vere elezïoni.<br />
46 Ben te ne puoi accorger per li volti<br />
e anche per le voci püerili,<br />
se tu li guardi bene e se li ascolti.
Paradies: Zweiunddreißigster Gesang Pagina 339<br />
Noch seh’ ich schweigend dich mit Zweifeln ringen,<br />
Doch lösen werd’ ich dir das feste Band,<br />
Mit welchem dich die Grübelei’n umschlingen.<br />
Aus unsers ew’gen Königs weitem <strong>La</strong>nd<br />
Ist auch des kleinsten Zufalls blindes Walten,<br />
Wie Hunger, Durst und Traurigkeit, verbannt.<br />
Nach ewigem Gesetz muß sich gestalten<br />
Was du hier siehst, und muß sich, wie der Ring<br />
Zum Finger paßt, so unter sich verhalten.<br />
Daher auch, wer dem Truge früh entging<br />
Und zu der Wahrheit kam, nicht ohne Gründe<br />
Mehr oder minder Herrlichkeit empfing.<br />
Der Fürst, durch den dies Reich, entrückt der Sünde,<br />
In solcher Lieb’ und solcher Wonne ruht,<br />
Daß keiner ist, des Wille höher stünde,<br />
Verteilt den Seelen, seiner heitern Glut<br />
Entstammt, nach eigner Willkür seine Gaben;<br />
Und g’nüge hier, was kund die Wirkung tut.<br />
Und hiervon legt in jenen Zwillingsknaben<br />
<strong>Die</strong> Heil’ge Schrift ein deutlich Beispiel dar,<br />
<strong>Die</strong> sich bekämpft im Leib der Mutter haben.<br />
Und also krönt der Gnade Schein ihr Haar,<br />
Und also scheint das höchste Licht in ihnen<br />
Nach ihrem Werte mehr und minder klar.<br />
Verschieden, nicht nach dem, was sie verdienen,<br />
Sind sie von Grad zu Grade hier gestellt,<br />
Nur wie auf sie des Schöpfers Huld geschienen.<br />
So g’nügt’ es in der Jugendzeit der Welt<br />
Unschuld’gen, um zum Heile zu gelangen,<br />
Daß Glaubenslicht der Eltern Geist erhellt.<br />
Dann mußte, wie die erste Zeit vergangen,<br />
Was männlich war, zuvor zur Seligkeit<br />
Durch die Beschneidung noch die Kraft empfangen.<br />
Doch, als gekommen war der Gnade Zeit,<br />
Blieb ohne die vollkommne Taufe Christi<br />
<strong>Die</strong> Unschuld in der ew’gen Dunkelheit.<br />
Jetzt schau’ ins Antlitz, das dem Antlitz Christi<br />
Am meisten gleicht, und deine Kraft erhoh’n<br />
Wird seine Klarheit zu dem Anschau’n Christi.“<br />
Lust strahlt’ aus dem Gesicht, so klar und schön,<br />
<strong>Die</strong> er zu ihr durch jene Heil’gen schickte,<br />
Erschaffen, zu durchfliegen jene Höh’n,<br />
49 Or dubbi tu e dubitando sili;<br />
ma io discioglierò ’l forte legame<br />
in che ti stringon li pensier sottili.<br />
52 Dentro a l’ampiezza di questo reame<br />
casüal punto non puote aver sito,<br />
se non come tristizia o sete o fame:<br />
55 ché per etterna legge è stabilito<br />
quantunque vedi, sì che giustamente<br />
ci si risponde da l’anello al dito;<br />
58 e però questa festinata gente<br />
a vera vita non è sine causa<br />
intra sé qui più e meno eccellente.<br />
61 Lo rege per cui questo regno pausa<br />
in tanto amore e in tanto diletto,<br />
che nulla volontà è di più ausa,<br />
64 le menti tutte nel suo lieto aspetto<br />
creando, a suo piacer di grazia dota<br />
diversamente; e qui basti l’effetto.<br />
67 E ciò espresso e chiaro vi si nota<br />
ne la Scrittura santa in quei gemelli<br />
che ne la madre ebber l’ira commota.<br />
70 Però, secondo il color d’i capelli,<br />
di cotal grazia l’altissimo lume<br />
degnamente convien che s’incappelli.<br />
73 Dunque, sanza mercé di lor costume,<br />
locati son per gradi differenti,<br />
sol differendo nel primiero acume.<br />
76 Bastavasi ne’ secoli recenti<br />
con l’innocenza, per aver salute,<br />
solamente la fede d’i parenti;<br />
79 poi che le prime etadi fuor compiute,<br />
convenne ai maschi a l’innocenti penne<br />
per circuncidere acquistar virtute;<br />
82 ma poi che ’l tempo de la grazia venne,<br />
sanza battesmo perfetto di Cristo<br />
tale innocenza là giù si ritenne.<br />
85 Riguarda omai ne la faccia che a Cristo<br />
più si somiglia, ché la sua chiarezza<br />
sola ti può disporre a veder Cristo.“<br />
88 Io vidi sopra lei tanta allegrezza<br />
piover, portata ne le menti sante<br />
create a trasvolar per quella altezza,
Seite 340 Paradiso: Canto XXXII<br />
Daß nichts, was ich noch je zuvor erblickte,<br />
Mich also mit Bewunderung durchdrang,<br />
Nichts mich so sehr durch Gottes Bild erquickte.<br />
<strong>Die</strong> Liebe, die zuerst sich niederschwang,<br />
Verbreitete vor ihr jetzt das Gefieder,<br />
Indem sie – Sei begrüßt, Maria! sang.<br />
Und alsogleich antworteten die Lieder<br />
Der Sel’gen Geister diesem Himmelslied, –<br />
Und heitrer strahlten rings die Wonnen wider.<br />
” O Heil’ger, du, den Lieb’ herniederzieht,<br />
Der du für mich dem süßen Ort entronnen,<br />
Wo ew’ge Vorsicht dir den Sitz beschied;<br />
Wer ist der Engel, der mit solchen Wonnen<br />
Im Blick Marias mit dem seinen ruht<br />
Und scheint an ihr in Liebe sich zu sonnen?“<br />
So wandt’ ich mich zu ihm mit heiterm Mut<br />
Und sah ihn in Marias Glanz entbrennen,<br />
Gleichwie den Morgenstern in Sonnenglut.<br />
Und er: ” Was Seel’ und Engel haben können<br />
Von Zuversicht und Schönheit, er bekam<br />
Es ganz von Gott, wie wir’s ihm alle gönnen,<br />
Weil er zu ihr einst mit der Palme kam,<br />
Als Gottes Sohn die <strong>La</strong>sten, die euch drücken,<br />
Nach seinem heil’gen Willen übernahm.<br />
Doch folge meinem Wort mit deinen Blicken,<br />
Und von dem frommen und gerechten Reich<br />
Wirst du den hohen Adel jetzt erblicken.<br />
<strong>Die</strong> zwei dort, an der höchsten Wonne reich,<br />
Weil sie die Nächsten sind der Benedeiten,<br />
Sind zweien Wurzeln dieser Rose gleich.<br />
Der Vater sitzt zu, ihrer linken Seiten,<br />
Des kühner Gaum der Menschheit fort und fort<br />
Zu kosten gibt so herbe Bitterkeiten.<br />
Sieh rechts der heil’gen Kirche Vater dort,<br />
Dem dieser Blume Schlüssel übergeben<br />
Auf Erden hat der Heiland, unser Hort.<br />
Und jener, welcher noch im Erdenleben<br />
Das Mißgeschick der schönen Braut erblickt,<br />
<strong>Die</strong> Wundenmal’ erwarben, sitzt daneben.<br />
Neben dem andern sitzt, in Ruh’ beglückt,<br />
Des Volkes Führer, das der Herr mit Manna<br />
Trotz Undanks, Tück’ und Wankelmuts erquickt<br />
91 che quantunque io avea visto davante,<br />
di tanta ammirazion non mi sospese,<br />
né mi mostrò di Dio tanto sembiante;<br />
94 e quello amor che primo lì discese,<br />
cantando ’Ave, Maria, gratïa plena’,<br />
dinanzi a lei le sue ali distese.<br />
97 Rispuose a la divina cantilena<br />
da tutte parti la beata corte,<br />
sì ch’ogne vista sen fé più serena.<br />
100<br />
” O santo padre, che per me comporte<br />
l’esser qua giù, lasciando il dolce loco<br />
nel qual tu siedi per etterna sorte,<br />
103 qual è quell’ angel che con tanto gioco<br />
guarda ne li occhi la nostra regina,<br />
innamorato sì che par di foco?“<br />
106 Così ricorsi ancora a la dottrina<br />
di colui ch’abbelliva di Maria,<br />
come del sole stella mattutina.<br />
109 Ed elli a me: ” Baldezza e leggiadria<br />
quant’ esser puote in angelo e in alma,<br />
tutta è in lui; e sì volem che sia,<br />
112 perch’ elli è quelli che portò la palma<br />
giuso a Maria, quando ’l Figliuol di Dio<br />
carcar si volse de la nostra salma.<br />
115 Ma vieni omai con li occhi sì com’ io<br />
andrò parlando, e nota i gran patrici<br />
di questo imperio giustissimo e pio.<br />
118 Quei due che seggon là sù più felici<br />
per esser propinquissimi ad Agusta,<br />
son d’esta rosa quasi due radici:<br />
121 colui che da sinistra le s’aggiusta<br />
è il padre per lo cui ardito gusto<br />
l’umana specie tanto amaro gusta;<br />
124 dal destro vedi quel padre vetusto<br />
di Santa Chiesa a cui Cristo le chiavi<br />
raccomandò di questo fior venusto.<br />
127 E quei che vide tutti i tempi gravi,<br />
pria che morisse, de la bella sposa<br />
che s’acquistò con la lancia e coi clavi,<br />
130 siede lungh’ esso, e lungo l’altro posa<br />
quel duca sotto cui visse di manna<br />
la gente ingrata, mobile e retrosa.
Paradies: Dreiunddreißigster Gesang Pagina 341<br />
Dort sitzt, dem Petrus gegenüber, Anna<br />
Und blickt die Tochter so zufrieden an,<br />
Daß sie den Blick nicht abkehrt beim Hosianna.<br />
Und gegenüber sitzt dem ersten Ahn<br />
Lucia, die die Herrin dir gesendet,<br />
Als du den Blick gesenkt zur schlimmen Bahn.<br />
Doch bald ist nun dein hoher Traum beendet,<br />
Drum tun wir, wie der gute Schneider tut,<br />
Der, soviel Zeug er hat, ins Kleid verwendet.<br />
<strong>Die</strong> Augen richten wir aufs höchste Gut<br />
Und dringen so, indem wir nach ihm sehen,<br />
So tief als möglich in die reine Glut.<br />
Gewiß, und nicht vielleicht, muß rückwärts gehen,<br />
Wer vorwärts hier die kühnen Flügel schwingt,<br />
Denn Gnad’ erlangt man hier allein durch Flehen;<br />
Gnade von jener, die dir Hilfe bringt,<br />
Und folgen wirst du mir, wenn deine Liebe<br />
Zu ihr empor mit meinem Worte dringt.“<br />
133 Di contr’ a Pietro vedi sedere Anna,<br />
tanto contenta di mirar sua figlia,<br />
che non move occhio per cantare osanna;<br />
136 e contro al maggior padre di famiglia<br />
siede Lucia, che mosse la tua donna<br />
quando chinavi, a rovinar, le ciglia.<br />
139 Ma perché ’l tempo fugge che t’assonna,<br />
qui farem punto, come buon sartore<br />
che com’ elli ha del panno fa la gonna;<br />
142 e drizzeremo li occhi al primo amore,<br />
sì che, guardando verso lui, penètri<br />
quant’ è possibil per lo suo fulgore.<br />
145 Veramente, ne forse tu t’arretri<br />
movendo l’ali tue, credendo oltrarti,<br />
orando grazia conven che s’impetri<br />
148 grazia da quella che puote aiutarti;<br />
e tu mi seguirai con l’affezione,<br />
sì che dal dicer mio lo cor non parti.“<br />
Und also betet’ er mit brünst’gem Triebe: 151 E cominciò questa santa orazione:<br />
Dreiunddreißigster Gesang Canto XXXIII<br />
” O Jungfrau Mutter, Tochter deines Sohns,<br />
Demüt’ger, höher, als was je gewesen,<br />
Ziel, ausersehn vom Herrn des ew’gen Throns,<br />
Geadelt hast du so des Menschen Wesen,<br />
Daß, der’s erschaffen hat, das höchste Gut,<br />
Um sein Geschöpf zu sein, dich auserlesen.<br />
In deinem Leib entglomm der Liebe Glut,<br />
An der die Blume hier äu ew’gen Wonnen<br />
Entsprossen ist, in ew’gem Frieden ruht.<br />
<strong>Die</strong> Lieb’ entflammst du, gleich der Mittagssonnen,<br />
In diesem Reich; dort, in der Sterblichkeit,<br />
Bist du der frommen Hoffnung Lebensbronnen.<br />
Du giltst so viel, ragst so in Herrlichkeit,<br />
Daß Gnade Suchen und zu dir nicht flehen,<br />
Wie Flug dem Unbeflügelten gedeiht.<br />
Du pflegst dem Armen huldreich beizustehen,<br />
Der zu dir fleht, ja öfters pflegt von dir<br />
<strong>Die</strong> Gabe frei dem Fleh’n vorauszugehen.<br />
In dir ist Huld, Erbarmen ist in dir,<br />
In dir der Gaben Fülle – ja, verbunden.<br />
Was Gutes das Geschöpf hat, ist in dir.<br />
1<br />
” Vergine Madre, figlia del tuo figlio,<br />
umile e alta più che creatura,<br />
termine fisso d’etterno consiglio,<br />
4 tu se’ colei che l’umana natura<br />
nobilitasti sì, che ’l suo fattore<br />
non disdegnò di farsi sua fattura.<br />
7 Nel ventre tuo si raccese l’amore,<br />
per lo cui caldo ne l’etterna pace<br />
così è germinato questo fiore.<br />
10 Qui se’ a noi meridïana face<br />
di caritate, e giuso, intra ’ mortali,<br />
se’ di speranza fontana vivace.<br />
13 Donna, se’ tanto grande e tanto vali,<br />
che qual vuol grazia e a te non ricorre,<br />
sua disïanza vuol volar sanz’ ali.<br />
16 <strong>La</strong> tua benignità non pur soccorre<br />
a chi domanda, ma molte fïate<br />
liberamente al dimandar precorre.<br />
19 In te misericordia, in te pietate,<br />
in te magnificenza, in te s’aduna<br />
quantunque in creatura è di bontate.
Seite 342 Paradiso: Canto XXXIII<br />
Er, der vom tiefsten Schlund sich eingefunden<br />
Des Weltalls hat, der Geister Art und Sein,<br />
Von Reich zu Reich zu sehn und zu erkunden,<br />
Er fleht zu dir, ihm Kräfte zu verleih’n,<br />
Daß er die Augen höher heben könne,<br />
Und seinen Blick für’s höchste Heil zu weih’n.<br />
Und ich, der ich mehr für sein Schauen brenne,<br />
Als für mein eignes je, wie dir bewußt,<br />
Ich fleh’, und das, was ich gefleht, vergönne!<br />
Nimm ihm der Erde Nacht von Aug’ und Brust<br />
Und flehe du für ihn, daß sich entfalten<br />
Vor seinen Augen mag die höchste Lust.<br />
Noch bitt’ ich, Königin, dich, die du walten<br />
Kannst, wie du willst, in ihm und solchem Sehn,<br />
Gesund des Herzens Neigung zu erhalten.<br />
<strong>La</strong>ß ihn der ird’schen Regung widerstehn;<br />
Sieh Beatricen, sieh so viel Verklärte<br />
Mit mir zugleich, die Hände faltend, fleh’n!“<br />
<strong>Die</strong> Augen, die Gott liebt und wert halt, kehrte<br />
Sie fest dem Redner zu und zeigte drin,<br />
Ihr sei das fromme Fleh’n von hohem Werte.<br />
Dann blickten sie zum ew’gen Lichte hin;<br />
Und einen Blick so klar dorthin zu senden<br />
Wie sie, vermag nicht des Geschöpfes Sinn.<br />
Dem Ziel, zu dem sich alle Wünsche wenden,<br />
Mich nähernd, fühlt’ in meinem Innern ich<br />
So, wie ich mußte, jede Sehnsucht enden.<br />
Und lächelnd winkte Bernhard mir, daß sich<br />
Mein Auge nun empor zum Höchsten richte;<br />
Doch, wie er wollte, war ich schon durch mich.<br />
Denn stets ward’s klarer mir vorm Angesichte,<br />
Und mehr und mehr drang durch den Glanz hinan<br />
Mein Blick zum hohen, in sich wahren Lichte.<br />
Und tiefer, größer war mein Schau’n fortan,<br />
Daß solchen Blick die Sprache nicht bekunden,<br />
Nicht die Erinnerung ihn fassen kann.<br />
Wie der, dem nach dem Traum, was er empfunden,<br />
Tief eingeprägt, das Herz noch lang erfüllt,<br />
Wenn das, was er geträumt, ihm schon entschwunden;<br />
So bin ich, dem beinah sein Traumgebild<br />
Entschwunden ist, und dem die Lust, geboren<br />
Aus jenem Traum, noch stets im Herzen quillt.<br />
22 Or questi, che da l’infima lacuna<br />
de l’universo infin qui ha vedute<br />
le vite spiritali ad una ad una,<br />
25 supplica a te, per grazia, di virtute<br />
tanto, che possa con li occhi levarsi<br />
più alto verso l’ultima salute.<br />
28 E io, che mai per mio veder non arsi<br />
più ch’i’ fo per lo suo, tutti miei prieghi<br />
ti porgo, e priego che non sieno scarsi,<br />
31 perché tu ogne nube li disleghi<br />
di sua mortalità co’ prieghi tuoi,<br />
sì che ’l sommo piacer li si dispieghi.<br />
34 Ancor ti priego, regina, che puoi<br />
ciò che tu vuoli, che conservi sani,<br />
dopo tanto veder, li affetti suoi.<br />
37 Vinca tua guardia i movimenti umani:<br />
vedi Beatrice con quanti beati<br />
per li miei prieghi ti chiudon le mani!“<br />
40 Li occhi da Dio diletti e venerati,<br />
fissi ne l’orator, ne dimostraro<br />
quanto i devoti prieghi le son grati;<br />
43 indi a l’etterno lume s’addrizzaro,<br />
nel qual non si dee creder che s’invii<br />
per creatura l’occhio tanto chiaro.<br />
46 E io ch’al fine di tutt’ i disii<br />
appropinquava, sì com’ io dovea,<br />
l’ardor del desiderio in me finii.<br />
49 Bernardo m’accennava, e sorridea,<br />
perch’ io guardassi suso; ma io era<br />
già per me stesso tal qual ei volea:<br />
52 ché la mia vista, venendo sincera,<br />
e più e più intrava per lo raggio<br />
de l’alta luce che da sé è vera.<br />
55 Da quinci innanzi il mio veder fu maggio<br />
che ’l parlar mostra, ch’a tal vista cede,<br />
e cede la memoria a tanto oltraggio.<br />
58 Qual è colüi che sognando vede,<br />
che dopo ’l sogno la passione impressa<br />
rimane, e l’altro a la mente non riede,<br />
61 cotal son io, ché quasi tutta cessa<br />
mia visïone, e ancor mi distilla<br />
nel core il dolce che nacque da essa.
Paradies: Dreiunddreißigster Gesang Pagina 343<br />
So schmilzt der Schnee, wenn aus des Ostens Toren<br />
<strong>Die</strong> Sonn’ erwärmend steigt; so war beim Wind<br />
In leichtem Staub Sibyllas Spruch verloren. –<br />
O höchstes Licht, das, was der Mensch ersinnt,<br />
So weit zurückläßt, leih itzt meiner Seele<br />
Ein wenig nur von dem, was ihr verrinnt.<br />
Mach’ itzt, daß Kraft die Zunge mir beseele,<br />
Damit ein Funke deiner Glorie nur<br />
Der Nachwelt bleib’ in dem, was ich erzähle.<br />
Wenn deine Huld von dem, was ich erfuhr,<br />
Nur schwachen Nachhall diesem Liede spendet,<br />
Dann sieht man klarer deiner Siege Spur.<br />
Mich hätte, glaub’ ich, ganz der Blitz geblendet,<br />
Den ich von dem lebend’gen Strahl empfand,<br />
Hätt’ ich von ihm die Augen abgewendet.<br />
Und ich erinnre mich: mein Mut erstand<br />
Durch ihn, die Blitze kühner zu ertragen,<br />
Bis sich mein Blick der ew’gen Kraft verband.<br />
O überreiche Gnad’! Ich dürft’ es wagen,<br />
Fest zu durchschau’n des ew’gen Lichtes Schein<br />
Und ins Unendliche den Blick zu tragen.<br />
Er drang bis zu den tiefsten Tiefen ein;<br />
<strong>Die</strong> Dinge, die im Weltall sich entfalten,<br />
Sah ich durch Lieb’ im innigsten Verein.<br />
Wesen und Zufall, ihre Weis’, ihr Walten,<br />
<strong>Die</strong>s alles war in eines Lichtes Glanz,<br />
In eines unvermischten Lichts, enthalten.<br />
<strong>Die</strong> Form, die allgemeine, dieses Bands,<br />
Ich sah sie, glaub’ ich; denn den Schatten gleichen<br />
<strong>Die</strong> Bilder nur, und Wonne füllt mich ganz.<br />
Mehr macht mein Bild ein Augenblick erbleichen,<br />
Als drittehalb Jahrtausende die Fahrt<br />
Der Argo nach Neptunus’ fernsten Reichen.<br />
Scharf, unbeweglich schaut’ in solcher Art<br />
<strong>Die</strong> Seele nach dem göttlichen Gesichte,<br />
Drob sie stets mehr im Schau’n entzündet ward.<br />
Und also wird man dort bei jenem Lichte,<br />
Daß es nicht sein kann, daß man, abgewandt<br />
Von ihm, je anderwärts die Augen richte,<br />
Weil es das Gut, des Wollens Gegenstand,<br />
Ganz in sich faßt und ärmlich und voll Schwächen<br />
All andres zeigt, was man vollkommen fand.<br />
64 Così la neve al sol si disigilla;<br />
così al vento ne le foglie levi<br />
si perdea la sentenza di Sibilla.<br />
67 O somma luce che tanto ti levi<br />
da’ concetti mortali, a la mia mente<br />
ripresta un poco di quel che parevi,<br />
70 e fa la lingua mia tanto possente,<br />
ch’una favilla sol de la tua gloria<br />
possa lasciare a la futura gente;<br />
73 ché, per tornare alquanto a mia memoria<br />
e per sonare un poco in questi versi,<br />
più si conceperà di tua vittoria.<br />
76 Io credo, per l’acume ch’io soffersi<br />
del vivo raggio, ch’i’ sarei smarrito,<br />
se li occhi miei da lui fossero aversi.<br />
79 E’ mi ricorda ch’io fui più ardito<br />
per questo a sostener, tanto ch’i’ giunsi<br />
l’aspetto mio col valore infinito.<br />
82 Oh abbondante grazia ond’ io presunsi<br />
ficcar lo viso per la luce etterna,<br />
tanto che la veduta vi consunsi!<br />
85 Nel suo profondo vidi che s’interna,<br />
legato con amore in un volume,<br />
ciò che per l’universo si squaderna:<br />
88 sustanze e accidenti e lor costume<br />
quasi conflati insieme, per tal modo<br />
che ciò ch’i’ dico è un semplice lume.<br />
91 <strong>La</strong> forma universal di questo nodo<br />
credo ch’i’ vidi, perché più di largo,<br />
dicendo questo, mi sento ch’i’ godo.<br />
94 Un punto solo m’è maggior letargo<br />
che venticinque secoli a la ’mpresa<br />
che fé Nettuno ammirar l’ombra d’Argo.<br />
97 Così la mente mia, tutta sospesa,<br />
mirava fissa, immobile e attenta,<br />
e sempre di mirar faceasi accesa.<br />
100 A quella luce cotal si diventa,<br />
che volgersi da lei per altro aspetto<br />
è impossibil che mai si consenta;<br />
103 però che ’l ben, ch’è del volere obietto,<br />
tutto s’accoglie in lei, e fuor di quella<br />
è defettivo ciò ch’è lì perfetto.
Seite 344 Paradiso: Canto XXXIII<br />
Kurz werd’ ich nun von dem Geschauten sprechen,<br />
Und sprechend stell’ ich mich als Kindlein dar,<br />
Dem noch Erinnerung und Wort gebrechen.<br />
Nicht weil ein andrer jetzt, als einfach klar,<br />
Der Schimmer ward, zu dem mein Blick sich kehrte;<br />
Denn jener bleibt so, wie er immer war,<br />
Nur weil im Schau’n sich meine Sehkraft mehrte,<br />
Schien’s, daß verwandelt jener eine Schein,<br />
Sich mir, der selbst verwandelt war, verklärte.<br />
Zum tiefen, klaren Lichtstoff drang ich ein,<br />
Da schienen mir drei Kreise, dort zu sehen,<br />
Dreifarbig und an Umfang gleich zu sein.<br />
Wie Iris in der Iris glänzt, so zween<br />
Im Widerschein – der dritte, Glut und Licht,<br />
Schien gleich von hier aus und von dort zu wehen.<br />
Wie kurz, wie rauh mein Wort für solch Gesicht!<br />
Und dem, was zu erschau’n mir ward beschieden,<br />
Genügen wenig schwache Worte nicht.<br />
O ew’ges Licht, allein in dir in Frieden,<br />
Allein dich kennend und von dir erkannt,<br />
Dir selber lächelnd und mit dir zufrieden,<br />
Als ich zur Kreisform, die in dir entstand,<br />
Wie widerscheinend Licht, die Augen wandte,<br />
Und sie verfolgend mit den Blicken stand,<br />
Da schien’s, gemalt in seiner Mitt’ erkannte,<br />
Mit eigner Farb’, ich unser Ebenbild,<br />
Drob ich nach ihm die Blicke gierig spannte.<br />
Wie eifrig strebend, aber nie gestillt,<br />
Der Geometer forscht, den Kreis zu messen,<br />
Und nie den Grundsatz findet, welcher gilt;<br />
So ich beim neuen Schau’n – ich wollt’ ermessen,<br />
Wie sich das Bild zum Kreis verhielt’, und wie<br />
<strong>Die</strong> Züge mit dem Licht zufammenflössen.<br />
Doch dies erflog der eigne Fittich nie,<br />
Ward nicht mein Geist von einem Blitz durchdrungen,<br />
Der, was die Seel’ ersehnt hatt’, ihr verlieh.<br />
Hier war die Macht der Phantasie bezwungen,<br />
Doch Wunsch und Will’, in Kraft aus ew’ger Ferne,<br />
Ward, wie ein Rad, gleichmäßig umgeschwungen,<br />
106 Omai sarà più corta mia favella,<br />
pur a quel ch’io ricordo, che d’un fante<br />
che bagni ancor la lingua a la mammella.<br />
109 Non perché più ch’un semplice sembiante<br />
fosse nel vivo lume ch’io mirava,<br />
che tal è sempre qual s’era davante;<br />
112 ma per la vista che s’avvalorava<br />
in me guardando, una sola parvenza,<br />
mutandom’ io, a me si travagliava.<br />
115 Ne la profonda e chiara sussistenza<br />
de l’alto lume parvermi tre giri<br />
di tre colori e d’una contenenza;<br />
118 e l’un da l’altro come iri da iri<br />
parea reflesso, e ’l terzo parea foco<br />
che quinci e quindi igualmente si spiri.<br />
121 Oh quanto è corto il dire e come fioco<br />
al mio concetto! e questo, a quel ch’i’ vidi,<br />
è tanto, che non basta a dicer ’poco’.<br />
124 O luce etterna che sola in te sidi,<br />
sola t’intendi, e da te intelletta<br />
e intendente te ami e arridi!<br />
127 Quella circulazion che sì concetta<br />
pareva in te come lume reflesso,<br />
da li occhi miei alquanto circunspetta,<br />
130 dentro da sé, del suo colore stesso,<br />
mi parve pinta de la nostra effige:<br />
per che ’l mio viso in lei tutto era messo.<br />
133 Qual è ’l geomètra che tutto s’affige<br />
per misurar lo cerchio, e non ritrova,<br />
pensando, quel principio ond’ elli indige,<br />
136 tal era io a quella vista nova:<br />
veder voleva come si convenne<br />
l’imago al cerchio e come vi s’indova;<br />
139 ma non eran da ciò le proprie penne:<br />
se non che la mia mente fu percossa<br />
da un fulgore in che sua voglia venne.<br />
142 A l’alta fantasia qui mancò possa;<br />
ma già volgeva il mio disio e ’l velle,<br />
sì come rota ch’igualmente è mossa,<br />
Durch Liebe, die beweget Sonn’ und Sterne. 145 l’amor che move il sole e l’altre stelle.