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PM 130321 SRH Kliniken fuehren erste Stuhltransplantation durch

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PRESSEMITTEILUNG<br />

<strong>SRH</strong> <strong>Kliniken</strong> führen <strong>erste</strong> <strong>Stuhltransplantation</strong> <strong>durch</strong><br />

Ärzte am <strong>SRH</strong> Kurpfalzkrankenhaus Heidelberg haben zur Wiederh<strong>erste</strong>llung der<br />

Darmflora eine Stuhlspende von Familienangehörigen eingesetzt. Damit soll die<br />

unter Umständen lebensbedrohliche Zerstörung der Darmflora <strong>durch</strong> Antibiotika<br />

geheilt werden.<br />

Heidelberg 21. März 2013<br />

Am <strong>SRH</strong> Kurpfalzkrankenhaus Heidelberg ist erstmalig ein neues Verfahren zur<br />

Behandlung einer schweren Darmentzündung <strong>durch</strong>geführt worden. Der 79-jährige<br />

Patient leidet an einer bedrohlichen Infektion <strong>durch</strong> das Bakterium Clostridium difficile<br />

(pseudomembranöse Colitis).<br />

Dem Patienten wurde im Tiefschlaf während einer Magenspiegelung die gesunde<br />

Darmflora seiner 27-jährigen Enkelin übertragen. Dazu wurde die umfassend untersuchte<br />

Stuhlspende in Wasser aufgelöst, mehrfach gefiltert und über eine tief im<br />

Zwölffingerdarm liegende Sonde verabreicht. Der Patient konnte danach sofort wieder<br />

Nahrung und Flüssigkeiten zu sich nehmen.<br />

„Nach sorgfältiger Abwägung haben wir uns gemeinsam mit dem Patienten für die<br />

Transplantation entschieden. Das neue Verfahren bietet nach einer niederländischen<br />

Studie gute Heilungschancen“, sagte der Ärztliche Direktor des<br />

<strong>SRH</strong> Kurpfalzkrankenhauses, Dr. Philipp Ehlermann. Bei der im Januar im New England<br />

Journal of Medicine veröffentlichten Studie konnten 80 Prozent der Patienten <strong>durch</strong> eine<br />

<strong>Stuhltransplantation</strong> geheilt werden.<br />

Die Zerstörung der Darmflora als Nebenwirkung einer Antibiotikabehandlung kann zu<br />

schwerwiegenden Problemen führen. Es droht die Verbreitung von multiresistenten<br />

Erregern oder das Überwuchern des Darmes mit Clostridien. Diese Bakterien produzieren<br />

einen Giftstoff, der zu einer schweren Schädigung des Darmes führen kann. Im<br />

schlimmsten Fall kann der Darm einreißen und eine Ausschwemmung von Darmbakterien<br />

über die Blutbahn zum Tod führen.<br />

Um eine Entfernung des Dickdarms zu vermeiden, wurde in der Vergangenheit bereits der<br />

Einsatz verschiedener Probiotika wie Backhefe (Saccharomyces cerevisiae) erforscht,<br />

allerdings ohne dauerhaften Erfolg.<br />

Im vorliegenden Fall wurde der 79-jährige Patient nach Herzinfarkt, Lungenentzündung<br />

und Nierenversagen mit verschiedenen Antibiotika behandelt. Nachdem sich der bereits<br />

stark geschwächte Rentner mit dem Noro-Virus infizierte, musste erneut ein breit<br />

wirksames Antibiotikum eingesetzt werden. Durch die dauerhafte Antibiotika-Therapie<br />

war die Darmflora des Patienten so beeinträchtigt, dass es zu der bedrohlichen<br />

Ansprechpartner: Bonhoefferstraße 1 Telefon: +49 (0)6221 8223-158<br />

Nils Birschmann 69123 Heidelberg Telefax: +49 (0)6221 8223-126<br />

Direktor Kommunikation www.srh.de E-Mail: nils.birschmann@srh.de


Darmentzündung kam. Erst das Reserve-Antibiotikum<br />

Vancomycin brachte vorübergehend Besserung.<br />

In dieser Situation wählten die Ärzte des <strong>SRH</strong> Kurpfalzkrankenhauses gemeinsam mit dem<br />

Patienten und seiner Familie die neuartige „Fäkal-Therapie“. Ziel ist es, mithilfe der<br />

Darmflora eines gesunden Spenders das natürliche Gleichgewicht wiederherzustellen. Bei<br />

Geburt ist der Darm eines Menschen steril, also frei von Bakterien. Die Darmflora wird erst<br />

aus der Umwelt erworben. Daher kann man davon ausgehen, dass eng zusammenlebende<br />

Menschen eine ähnliche Darmflora aufweisen.<br />

Die Stuhltherapie wird in mehreren Ländern wie USA und Niederlande eingesetzt, in<br />

Deutschland gehört sie dagegen noch nicht zum Standard. Die Deutsche Gesellschaft für<br />

Infektiologie (DGI) arbeitet aber bereits an einer neuen Leitlinie zum Umgang mit<br />

Clostridium-difficile-Infektionen.<br />

Dem Patienten der <strong>SRH</strong> <strong>Kliniken</strong> geht es so gut, dass er jetzt in die Reha verlegt wird. Die<br />

nächsten Wochen müssen nun zeigen, ob die Darmflora der Enkelin den Kampf gegen die<br />

krankmachenden Clostridien gewinnen kann.<br />

<strong>SRH</strong> Bildung & Gesundheit<br />

Die <strong>SRH</strong> ist ein führender Anbieter von Bildungs- und Gesundheitsdienstleistungen. Sie betreibt bundesweit private Hochschulen,<br />

Bildungszentren, Schulen und Krankenhäuser. Vorstandsvorsitzender ist Prof. Klaus Hekking. Mit 8.800 Mitarbeitenden betreut die<br />

<strong>SRH</strong> 380.000 Bildungskunden und Patienten im Jahr und erwirtschaftet einen Umsatz von 650 Mio. Euro. Der Unternehmensverbund<br />

steht im Eigentum der <strong>SRH</strong> Holding, einer gemeinnützigen Stiftung mit Sitz in Heidelberg. Ziel der <strong>SRH</strong> ist es, die<br />

Lebensqualität und die Lebenschancen ihrer Kunden zu verbessern.

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